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Stadtführer Prag
Wiedergeburt an der Moldau: Es ist alles Gold, was glänzt
In der eleganten Weltstadt erinnert heute nichts mehr an das Grau der kommunistischen
Ära, die mit der »samtenen« Revolution im November 1989 endgültig zu Ende gegangen ist
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Einstieg - Wiedergeburt an der Moldau: Es
ist alles Gold, was glänzt
Verkehr: Vom Flughafen in die Stadt und
ohne Auto mobil
Kaffeehaus-Kultur
Kinder an Bord? – Nichts wie hin!
Nachtschwärmerei mit Stil und Kunst zum
Kennenlernen
Tipps - Wie, wo, was?
Gaumenschmaus garantiert: Böhmens
köstliche Küche
Lebensstil im Hopfen-Takt: Bier ist mehr
als ein Getränk
Einkaufen: Die geschliffene Schönheit
einer zerbrechlichen Kunst
Das blieb vom jüdischen Prag
Einstieg - Wiedergeburt an der Moldau: Es ist alles Gold, was glänzt
In der eleganten Weltstadt erinnert heute
nichts mehr an das Grau der
kommunistischen Ära, die mit der
»samtenen« Revolution im November 1989
endgültig zu Ende gegangen ist.
Ausnahmsweise einmal hinkt der Vergleich
nicht: Wie Phönix aus der Asche stieg die
»Goldene Stadt« in geradezu
atemberaubender Geschwindigkeit aus der
Tristesse der jahrzehntelangen Verbannung
hinter dem Eisernen Vorhang erneut zu einer der elegantesten Metropolen im Herzen
Europas auf. Dass diese freilich nicht schmerz- und reibungsfreie Wiedergeburt auch Nörgler
und Kritiker auf den Plan rief, versteht sich von selbst.
Voll Häme stimmen auch viele Massenmedien in den Chor der Miesmacher mit ein, indem
sie jede Meldung über einen ausgeraubten Urlauber geradezu genussvoll ausschlachten:
Das heutige Prag mit seinen nunmehr 1,22 Mio. Einwohnern sei ein Hort der Kriminalität,
Touristen wären vor allem in der Nacht ihrer Brieftasche, ja sogar ihres Lebens nicht mehr
sicher. Außerdem regiere der Nepp allerorts, sei es in den unverschämt teuren Stadthotels,
sei es bei den Eintrittskarten für sämtliche Sehenswürdigkeiten, bei denen mit zweierlei Maß
– einem niedrigen Preis für Einheimische und einem hohen für Fremde – gemessen werde.
Wer sich in Gefahr begibt …
Um es gleich vorwegzunehmen, das alles ist wahr – und doch sieht die Realität ganz anders
aus. Wie in jeder Millionenstadt der Welt gibt es eine dunkle, eine kriminelle Seite. Und wie
überall gilt es auch in Prag (Praha), bei einem Ausflug ins Rotlichtmilieu gewisse Spielregeln
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einzuhalten. Im Klartext: Ein Katzenjammer ist garantiert, wenn man in zweifelhaften
Nachtlokalen zu tief ins Glas schaut und überdies mit Geld nur so um sich wirft.
Wer sich hingegen nicht anders verhält als daheim, wer seine Devisen auf der Bank und
nicht in einem düsteren Hauseingang bei einem obskuren Geldhändler eintauscht, wer nur
offizielle Taxis und nicht als dubiose Mietdroschken fungierende Privatfahrzeuge besteigt,
wer nachts nicht mit Schmuck behängt durch menschenleere Viertel schlendert, der wird
auch in Prag kaum negative Erfahrungen machen.
Dass Prag auch abgesehen von den teuren Innenstadthotels, deren Kostenniveau ebenso
wie deren Ausstattung jedoch durchaus internationalen Standards entsprechen, im
Gegensatz zur tschechischen Provinz längst kein Billigziel mehr ist, hat sich mittlerweile nicht
nur im Ausland herumgesprochen. In Wahrheit kann sich ein Tscheche mit
durchschnittlichem Einkommen heutzutage eine Besichtigung seiner eigenen Hauptstadt nur
noch dank der für Einheimische stark reduzierten Eintrittsgebühren leisten. Und (zumeist
kostenpflichtige) Sehenswürdigkeiten gibt es hier wahrlich genug.
Von Weltkriegsbomben verschont
Auf Schritt und Tritt wird die bis ins 8. Jh. zurückreichende Vergangenheit einer Metropole
lebendig, die sich wie kaum eine andere ihre städtebauliche Struktur, ihre Juwele der
Architektur und Kunst bewahren konnte. Verschont vom Bombardement des Zweiten
Weltkriegs, blieb in Prag fast jeder Stein auf dem anderen. Deswegen ist hier alles echt, die
einzigartigen Fassaden-Ensembles aus Gotik, Renaissance, Barock und Rokoko am
Altstädter Ring ebenso wie die verspielten Jugendstilbauten am Moldaukai und in der
Josephstadt rund um die Synagogen des uralten Judenviertels.
Noch immer könnte der Golem, jenes nach der mittelalterlichen Legende aus Lehm geformte
Geschöpf des hoch verehrten Rabbi Löw, auf dem buckeligen Pflaster umgehen, sobald
dichte Nebelschwaden über dem Fluss aufsteigen und sich wie Schleier über die rostroten
Dachlandschaften und die vergoldeten Turmspitzen legen. Wer weiß, vielleicht begibt sich
der Golem nach wie vor auf nächtliche Wanderschaft, doch würde er allerdings bei solch
einem Ausflug nicht schlecht staunen, wie viel sich innerhalb weniger Jahre doch verändert
hat.
Waren zu kommunistischen Zeiten die Straßen Prags bereits kurz nach Einbruch der
Dunkelheit wie leer gefegt, so herrscht heute in den von exquisiten Restaurants, eleganten
Boutiquen und sündhaft teuren Läden flankierten Straßen und Gassen zwischen Graben und
Altstädter Ring noch am späten Abend fröhliches Leben und Treiben. Freilich, die meisten
Nachtschwärmer sind Fremde oder Studenten, denn die Prager mit ihrem zumeist recht
frühen Arbeitsbeginn müssen nach wie vor zeitig aus den Federn.
Dem Golem auf der Spur
Erst weit nach Mitternacht versiegt auch der stetige Menschenstrom auf der Karlsbrücke, der
wohl berühmtesten Verbindung zwischen der Altstadt und der von der Prager Burg und dem
St.-Veits-Dom gekrönten Kleinseite. Doch zu der barocken Heiligenparade auf diesem
steinernen Steg aus dem Mittelalter, der sich in 16 Bögen elegant über die Moldau schwingt,
zieht es unseren Golem ohnedies nicht.
Statt dessen bleibt er lieber in seinem angestammten Viertel rund um den Alten Jüdischen
Friedhof inmitten der Josephstadt. 1849 zum Prager Bezirk erhoben, trägt die einstige
Judenstadt den Namen des toleranten Sohns (und späteren Kaisers Joseph II.) der weit
weniger judenfreundlichen Habsburgerin Maria Theresia. Doch auch im ehemaligen Getto
kehrt nunmehr lediglich am Sabbat (Samstag) nach wie vor Ruhe ein. An allen anderen
Tagen der Woche gleichen die engen Gassen zwischen den beeindruckenden Zeugnissen
der für immer versunkenen Welt des jüdischen Prags einem Tummelplatz des internationalen
Tourismus.
Schlange stehen gehört dazu
Vor dem berühmtesten Friedhof der Stadt stehen die Besucher ebenso Schlange wie vor den
Synagogen, und ein Souvenirstand reiht sich an den anderen. In jüdischer Variante wird hier
angeboten, was Prag allerorts an geschmackvollem Kunsthandwerk und natürlich auch an
unvermeidlichem Kitsch zu bieten hat: Holzfiguren vom Drachen bis zum Kasperl,
mundgeblasene Gegenstände aus Glas, Keramikarbeiten, Stickereien, handbemalte
Ansichtskarten und natürlich Marionetten über Marionetten, in allen Größen und nur
erdenklichen Ausführungen.
Das als bewegliche Puppe gestaltete Konterfei des »braven Soldaten Schwejk« grinst an
jeder Ecke Prags verschmitzt in die Welt, Rabbi Löw und seine Amtskollegen im
Spielzeugformat findet man jedoch ausschließlich in der Josephstadt. Und während sich der
Original-Golem der Sage entsprechend auf dem Dachboden der Altneusynagoge von seinen
nächtlichen Ausflügen erholt, verführen seine schaurig-schönen Nachahmungen in Gips,
Holz oder Keramik die Getto-Besucher von heute zum Kauf einer Erinnerung an das Prag
von gestern.
Tipps - Wie, wo, was?
Prager Informationsdienst (PIS): Das
offizielle Tourismusbüro der Stadt stellt auf
Anfrage auch autorisierte Fremdenführer, die
sich mit einer Dienstplakette des PIS
ausweisen. Anfragen: Staromestské nám. 1
und Na Príkope 20, von Deutschland aus
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unter Tel. (00420) 2 24 48 20 18.
Öffnungszeiten: Die meisten Museen sind
montags geschlossen. Banken haben 9 bis 17
Uhr, samstags bis 13 Uhr geöffnet. Die Läden
sind Montag bis Freitag ab 6 oder 7 Uhr bis 18
oder 19 Uhr, Samstag bis 14 Uhr - im Zentrum
meist durchgehend - geöffnet. Keine
Sonntagsruhe halten viele Supermärkte,
Warenhäuser und Souvenirboutiquen. Da die
Ladenschlußzeiten freigegeben sind, gibt es
keine generellen Regelungen.
Verkehr: Vom Flughafen in die Stadt und ohne Auto mobil
In Prags Zentrum geht es so zu wie in
anderen Citys auch: Staus nicht nur zur
Hauptverkehrszeit, Parkplatzmangel und
teure, meist volle Parkhäuser.
Die Alternative ist einfach und billig: Man
steige auf die gut funktionierenden,
preiswerten öffentlichen Verkehrsmittel um.
Zwar verfügen nur wenige Hotels über eigene
Garagen, doch es gibt eine Reihe bewachter
offener Parkplätze – z.B. beim Hauptbahnhof
oder am Kleinseitner Ring. Kostengünstig sind
die Park&Ride-Plätze am Stadtrand (Metro C:
Station Opatov, Metro B: Stationen Nové
Butovice, Radická und Zlicín, Metro A: Station Hradcanská bzw. Station Skalka).
Keine Chance für Autodiebe
Die Angst, dort Opfer eines Autodiebstahls zu werden, ist nicht ganz unberechtigt, doch auch
hier gibt es Abhilfe: Gegen eine geringe Gebühr kann man »Stiefel« an den Rädern seines
Fahrzeugs anbringen lassen, mit denen auch die Polizei Parksünder am Wegfahren hindert
(Firma SEZAM, Tel. 156). Dass im geparkten Fahrzeug keine Wertsachen zurückbleiben
dürfen, versteht sich von selbst.
Mit Metro, Bus und Standseilbahn
Metro, Straßenbahn, Standseilbahn oder Bus der Prager Verkehrsgesellschaft befördern
jährlich mehr als eine Milliarde Fahrgäste. Straßenbahnen und Busse sind von 4.30 bis 24
Uhr in Betrieb, in den übrigen Nachtstunden verkehren die Straßenbahnlinien 51-58 und die
Buslinien 501-512. Zentrale Umsteigestation der Nachtlinien ist die Haltestelle Lazarská. Die
Metro fährt von 5 bis 24 Uhr im Zwei- bis Zehn-Minuten-Takt. Für alle städtischen
Verkehrsmittel gelten die selben Fahrscheine, die in großen Metro-Stationen (für
Einzelfahrkarten an Automaten), Tabakläden, Zeitungskiosken und z.T. in Hotels und
Reisebüros erhältlich sind. Praktisch sind Touristentickets für 1-15 Tage.
Vom Flughafen in die Stadt
Der etwa 15 km vom Zentrum entfernte Flughafen Praha-Ruzynn im Westen der Stadt ist
sehr gut erreichbar. Bis in die späten Abendstunden verkehrt ein Airport-Shuttle der Firma
CEDAZ alle 30 Minuten bis zum Námestí republiky. Unkompliziert ist auch die Verbindung
mit städtischen Bussen: Innerhalb von 20 Minuten erreicht man mit dem Bus Nr. 119 die
Metro-Station Dejvická (Linie A) und mit Bus Nr. 179 die Metro-Station Nové Butovice (Linie
B). Von dort gelangt man in 10 Minuten mit der Metro zur Station Mustek (Ecke
Graben/Wenzelsplatz).
Taxifahrer sind verpflichtet, einen Beleg aus dem Taxameter auszustellen und erwarten ein
Trinkgeld von etwa 10 Prozent.
Gaumenschmaus garantiert: Böhmens köstliche Küche
Bereits der erste Besuch in einem der
Lokale beweist: Prags Gastronomieszene
muss internationale Vergleiche nicht mehr
länger scheuen. Nach jahrzehntelanger
kulinarischer Wüste bietet die
Moldaumetropole nunmehr Oasen der
Gaumenfreuden für jeden Geschmack und
jede Brieftasche.
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Zugegeben, 40 Jahre kommunistisches
Regime haben Schlimmeres angerichtet als
Verbrechen gegen den guten Geschmack.
Glücklicherweise aber gehört heute auch der
Anschlag auf Böhmens hohe Schule der
Kochkunst, der in gummiartigen Knödeln aus
der Fabrik, kaum gewürztem Fleisch in fetter
Sauce, gezuckertem Gurkensalat und an
Frisbee-Scheiben erinnernde Pfannkuchen
gipfelte, der Vergangenheit an.
Wer Prag noch von früher kannte, erinnert
sich nicht nur an die unsägliche
Einheitsküche, sondern auch an die
staatlichen Restaurantbetriebe, in denen
gelangweilte Kellner Hungrige und Durstige trotz gähnender Leere kaltherzig abwiesen, denn
mehr als einmal pro Abend wurde ein Tisch nicht neu gedeckt und ohne entsprechende
Vorbestellung ging sowieso überhaupt nichts.
Trinkgeld kann Wunder wirken
Reservieren muss man auch heute noch, sofern man in einem der Top-Restaurants wie dem
eleganten Opera Grill (Praha 1, Karoliny Svetlé 35, Tel. 2 26 55 08) bei dezenter
Klaviermusik Ente oder Lamm auf böhmische Art oder im »Zu den Straußen« (U Pstrosu,
Praha 1, Drazického nám. 12, Tel. 2 57 53 32 17) stilvoll unter einer bemalten
Renaissancedecke aus dem 16. Jh. im Schatten der Karlsbrücke raffiniert zubereitete
Wildspezialitäten genießen möchte. Oft sind die begehrtesten Lokale der Stadt wie z.B.
»Zum Mäzen« (U Mecenáse, Praha 1, Malostranské nám. 10, Tel. 53 38 81) allerdings
immer für Wochen ausgebucht, ein entsprechendes Trinkgeld an der richtigen Stelle – am
besten beim Hotelportier – kann jedoch manchmal Wunder wirken.
Doch nützt das alles nichts, keine Sorge, vor lauter Verzweiflung muss man jetzt keineswegs
auf die mittlerweile auch an der Moldau allgegenwärtigen Fastfood-Ketten ausweichen. In
einer der vielen Weinstuben (Vinárna), die sich nicht nur als simple Kneipen, sondern als
zumeist gut geführte Restaurants entpuppen, finden sich garantiert landestypische Gerichte
auf den Speisekarten, allen voran »veprová mit kyselé zelí« (Schweinebraten mit Sauerkraut)
und »svicková mit knedlíky« (zarte Rinderfilets in Sahnesauce mit Serviettenknödel).
Bömisches Mehlspeisparadies
Vor dem obligaten Verdauungsschnaps, dem gelblichen Kräutergebräu Becherovka, begehe
man – wenn schon, denn schon – einen süßen Sündenfall. Naschkatzen kommen angesichts
der jahrzehntelang nur noch in Wien gepflegten und nun auch in Prag wieder entdeckten
Köstlichkeiten der böhmischen »Mehlspeisküche« garantiert auf ihre Kosten. Noch heute
singt man an der Donau von den »Powidltascherln aus der schönen Tschechoslowakei«, ein
Lied, das an die Zeit der Monarchie erinnert, als böhmische Köchinnen in jedem besseren
Haushalt beschäftigt waren.
Jetzt aber bereitet man auch an der Moldau so wie einst Buchteln (Dampfnudeln) in
Vanillesauce und Powidl-Liwanzen (mit Pflaumenmus bestrichene und mit Schlagsahne
gekrönte Pfannküchlein aus Eier-, Hefe- oder Kartoffelteig), Dalken (kleine, mit zerlassener
Butter getränkte und mit Konfitüre oder frischen Beeren belegte Hefeteigkuchen),
böhmischen Kaiserschmarrn (mit geschlagenem Eiweiß, Sauerkirschen und Rosinen
unterzogener Pfannkuchenteig, in Butter herausgebacken, in mundgerechte Stücke zerteilt
und mit Puderzucker bestreut) und natürlich Powidltascherl (mit Pflaumenmus gefüllte und
mit Zucker und Zimt oder geröstetem Paniermehl bestreute Mehlteigtaschen) zu.
Edle Tropfen in Weiß und Rot
Auch die Auswahl an exzellenten Weinen zu vernünftigen Preisen kann sich in den Vinárnas
sehen lassen. Sie reicht bei den Weißen von »Bzenecká lipka« (Lindenblütler, ein nur in
Südmähren gedeihender Rheinriesling mit feinem Bukett) über »Rulandské« (grüngelber bis
goldfarbener Ruländer oder Burgunder, aromatisch, halbtrocken, einer der besten des
Landes) bis zu »Zlaty hrozen« (Goldene Rebe, ein mehrfach preisgekrönter Verschnitt aus
Rheinriesling, Traminer, Sauvignon und Ruländer). Unter den bemerkenswerten Roten finden
sich »Frankova« (rubinroter Blaufränkischer, Spitzenjahrgänge mit ausgeprägtem Bukett),
»Portugal« (süffiger Portugieser) und »Vavrinecké« (Saint Laurent, dunkelrot mit samtigem,
rundem Bukett).
Interessanterweise führen die meisten Weinstuben Vertreter der Tierwelt in ihren Namen,
weshalb man am besten nach Hauszeichen mit Bären, Löwen, Hirschen, Geiern, Fröschen,
Spinnen oder einfach allem was sonst noch so kreucht und fleucht Ausschau hält.
»Tierische« Kneipen
Zoologische Richtlinien gelten ebenfalls bei der Suche nach einem der unzähligen Bierlokale
(Pivnice), wo es zumeist jedoch nur eine kleine Auswahl an einfachen Gerichten gibt. Als ein
wahres Juwel dieser Spezies gilt nach wie vor der »Goldene Tiger« (U zlatého tygra, Praha
1, Husova 17), eine urige Kneipe, die nicht rein zufällig zu den Lieblingsorten des ehemaligen
tschechischen Präsidenten zählte. Protokollarische Spielregeln außer Acht lassend,
verschleppte Václav Havel Mitte der 90er Jahre niemand geringeren als seinen USAmtskollegen Bill Clinton bei dessen Staatsbesuch in sein stets verrauchtes und gut
besuchtes Stammlokal. Wem es gelingt, in dem uralten Gewölbe hinter dem gotischen Portal
einen Sitzplatz zu ergattern, der trinkt sein Bier – in diesem Fall ein zwölfprozentiges Pilsner
Urquell – in der Gesellschaft von mehr Pragern als Fremden.
Ebenso verirren sich nur wenige Touristen in die zwei Bezirke Vinohrady und Zizkov (beide
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östl. des Hauptbahnhofs). Hier, wo die Prager zu Hause sind, kann man sich in den Kneipen
noch preiswert verköstigen. Und das, obwohl man normalerweise von nur einer Portion
Schweinebraten, die eigentlich bloß als Bei- bzw. Unterlage zum Bier gedacht ist, nicht
unbedingt satt wird.
Einheimische wird man hingegen dort, wo einst der Schriftsteller und Schwejk-Schöpfer
Jaroslav Hasek verkehrte, kaum finden: Busweise werden Touristen »Zum Kelch« (U kalicha,
Praha 2, Na bojisti 12-14) gekarrt – und geneppt.
Kaffeehaus-Kultur
»Im Kaffeehaus wird geschrieben,
korrigiert, geredet. Im Kaffeehaus spielen
sich Familienszenen ab, im Kaffeehaus
wird geweint und über das Leben und auf
das Leben geschimpft. Im Kaffeehaus isst
man auf Pump, im Kaffeehaus wird gelebt,
gefaulenzt, die Zeit totgeschlagen«, so
umriss die tschechische Publizistin und
Franz Kafka-Brieffreundin Milena Jesenská
(1896-1944) die Welt der Prager Boheme in
der Zwischenkriegsära.
Viel hat sich seither allerdings nicht verändert,
sieht man von den heutzutage allgegenwärtigen Errungenschaften wie Laptops oder Handys
einmal ab. Nach wie vor scheint die Zeit im verspiegelten Ambiente des »Slavia« (Praha 1,
Národní trída 1) gleich gegenüber dem Nationaltheater oder inmitten der vergoldeten
Jugendstilpracht des »Café Nouveau« (Praha 1, Námesti Republiky 5) im
Repräsentationshaus (Obecní dum) still zu stehen.
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, denn viele der altehrwürdigen Etablissements
gerieten zum Glück nicht unter die Spitzhacke bzw. Abrissbirne, sondern in die Hände
fachkundiger Restauratoren. Wer also auf den Spuren von großen Literaten wie
beispielsweise Franz Werfel oder Franz Kafka, Rainer Maria Rilke oder Karel Capek wandeln
möchte, wer wie sie einen ganzen Tag mit der Lektüre von Zeitungen und Diskussionen
gleichermaßen träge wie inspiriert verbringen will, braucht nur sämtliche TraditionsKaffeehäuser in der Prager Altstadt aufzusuchen. Sie sind (fast) alle noch da.
Und nicht nur die Lokale haben sich ins 21. Jh. herüber retten können, auch die einzigartige
Atmosphäre des zeitlosen Zeitgeistes überlebte – zwischen Plüsch, Stuck und Art Nouveau.
Lebensstil im Hopfen-Takt: Bier ist mehr als ein Getränk
Eine simple Faustregel besagt: In Bierstuben geht man, um
Bier zu trinken, alles andere ist Nebensache. Deswegen
spielt in diesen Gastwirtschaften das Essen nur eine
Neben- und das edle Brauereiprodukt die Hauptrolle.
Die zweite Lektion lautet: Bier ist niemals gleich Bier, selbst
wenn es sich um die selbe Marke handeln sollte. Denn nicht nur
auf den Unterschied zwischen den beliebtesten Sorten wie
Pilsner Urquell, Gambrinus, Budweis, Popovice, Rakovník oder
Staropramen kommt es an, sondern auch auf die Lagerung bei
optimaler Temperatur, das fachgerechte Anzapfen und das
ebenso gekonnte Ausschenken. Biergenuss in höchster
Vollendung gilt an der Moldau als Wissenschaft – und von allen
Wissenschaften, die hier seit Alters her gelehrt werden, ist sie
eine der ältesten und auch amüsantesten.
Seinem Stammlokal – und damit gleichzeitig den mehreren
hundert Bierstuben Prags – setzte der tschechische
Schriftsteller Bohumil Hrabal in seinen »Kneipengeschichten« ein literarisches Denkmal:
»Und ich saß im Goldenen Tiger, sah mir die Gesichter der Gäste an, ja wahrhaftig kein
Gefasel, kein Kneipengeschwätz, denn dieses lärmende Wirtshaus ist eine kleine Universität,
wo sich die Leute, angeregt vom Bier, Geschichten und Geschehnisse erzählen, welche die
Seele verwunden, wobei sich über den Köpfen das große Fragezeichen der Absurdität und
Bewunderungswürdigkeit des menschlichen Lebens in Gestalt von Zigarettenrauch erhebt.«
Ein köstliches Gebräu
Wann sich auf böhmischem Boden erstmals Hopfen und Malz in schäumendes Bier
verwandelt haben, weiß niemand so genau zu sagen, die erste urkundliche Erwähnung der
Braukunst stammt jedenfalls aus dem Jahre 1052. Überliefert ist auch, dass bereits im 14.
Jh. dem böhmischen Hopfenanbau größte wirtschaftliche Bedeutung zukam: Auf Schmuggel
des an Qualität konkurrenzlosen Pflanzgutes ins Ausland stand unter Kaiser Karl IV. die
Todesstrafe.
Ein ganzes Leben – oder vielmehr eine einzige Leber – reichen vermutlich nicht aus, sich
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durch alle einschlägigen Lokale der tschechischen Hauptstadt durchzukosten. Deshalb etwas
Theorie vorweg: Die meisten tschechischen Biere, sowohl das Helle (svetlé) als auch das
Dunkle (tmavé) sind untergärig und weisen einen Alkoholgehalt zwischen 3 und 5 Prozent
auf. Zu Missverständnissen führen oft die Gradangaben, die sich nicht auf die alkoholische
Stärke, sondern auf die Dichte des Bieres (Anteil der löslichen Stoffe der Stammwürze vor
der Gärung) beziehen.
Auch das Ambiente stimmt
Solcherart belehrt, darf man sich nun Grad für Grad des Hopfensaftes auf der Zunge
zergehen lassen, und zwar am besten im »U Fleku« (Praha 1, Kremencova 11). Dass es das
13-gradige dunkle Lagerbier mit dem besonderen Geschmack von Rauchkaramel, von dem
hier seit 1843 pro Jahr nicht weniger als 20 000 hl gebraut werden, durchaus in sich hat,
merkt man spätestens nach der ersten Maß. Die Qualität kommt nicht von ungefähr, zehn
Liter Wasser ergeben einen Liter Bier, der Rest verdunstet während des Brauprozesses.
Nicht nur Touristen, auch die Prager selbst lieben den schattigen Gasthausgarten und die
gotischen Gewölbe der wohl berühmtesten Stadtbrauerei, die bereits 1499 ihre Pforten
geöffnet hat. Gedränge gehört im »U Fleku« ebenso dazu wie das Zusammenrücken an
bereits belegten Tischen, was die Kommunikation sehr fördert.
Wer jetzt noch mag oder kann, auf den wartet wiederum ein theoretischer Exkurs und zwar
gleich im angeschlossenen Biermuseum (Mo-Fr 10-17 Uhr, Sa und So 10-16 Uhr), wo auch
das Rezept des herrlichen Haustrunks verraten wird.
Leichtes, helles und schweres, dunkles Bier (12 Grad) aus der Brauerei Velké Popovice wird
im »U Glaubicu« (Praha 1, Malostranské nám. 5), einem restaurierten Gebäude aus dem 17.
Jh., ausgeschenkt. Radegast-Bräu mit 10, 12 und 18 Grad gibt es in der neugotischen
Bierhalle »Pivnice Radegast« (Praha 1, Templová 2). Pilsner Urquell verkoste man im »U
Pinkasu« (Praha 1, Jungmannovo nám. 15) und Budweiser im »U Kocoura« (Praha 1,
Nerudova 2).
Kinder an Bord? – Nichts wie hin!
Ekoexpress: Rund eine Stunde dauert die
Rundfahrt in den offenen Wägelchen einer
Bimmelbahn, die nicht nur Kindern Spaß
macht: Eine bequemere Art, sich einen ersten
Überblick zu verschaffen, gibt es nicht (Praha
1, Staromestské nám., Abfahrt von April bis
Oktober stündlich vom Altstädter Ring).
Spielzeug-Museum: Die Präsentation der
weltweit zweitgrößten Sammlung alter
Spielzeuge auf der Burg beweist, dass
Museen keineswegs langweilig oder verstaubt
sein müssen (Praha 1, Jirská 6, tgl. außer Mo
9-17 Uhr).
Puppenmuseum: Nicht nur an Regentagen ist die gelungen aufbereitete Entwicklung der
Marionettenkultur vom 17. bis ins 21. Jh., die traditionelle und moderne tschechische Puppen
zeigt, einen Besuch wert. Die Sammlung bezaubert Groß und Klein gleichermaßen (Praha 1,
Karlova 12, tgl. 11-20 Uhr).
Puppentheater Spejbl & Hurvínek: Prags berühmteste Bühne dieser Art bietet auch
Vorstellungen in deutscher Sprache. Ein stilvolles Vergnügen für Kinder und Erwachsene
(Praha 6, Dejvická 38, nördl. Hradschin, Spielplan bei den Informationsstellen erhältlich).
Sommer-Events: Jährlich variiert das Programm der Märchen- und Ritterspiele, die in den
Monaten Juli und August beim Aussichtsturm auf dem Petrín-Hügel in Szene gehen.
Auskünfte in allen Prager Informationsstellen.
Parks und Grünanlagen: Wer den Bewegungsdrang seiner Kinder stillen möchte, für den
halten eine Reihe von Parks, in denen sich die Kleinen nach Herzenslust austoben können,
ihre Pforten offen. Niemand stößt sich in den Grünanlagen am Petrín, Letna oder auf den
Moldauinseln an den zwischen Rosenbeeten und Parkbänken umherflitzenden Kindern und
Rollschuh-Fahrern.
Einkaufen: Die geschliffene Schönheit einer zerbrechlichen Kunst
Souvenir gefällig? Nichts leichter als das.
Mag es in anderen Städten mitunter
schwierig sein, etwas Gefälliges in
entsprechender Preislage zu finden, so
steht man an der Moldau einzig und allein
vor der Qual der Wahl.
In den Schaufenstern funkelt die Verführung in
allen Farben des Regenbogens, wobei sie
sich dezent und elegant, bisweilen aber auch
grell und aufgedonnert geben kann: Ob
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Weinglas, Sektkelch oder Cognacschwenker,
ob Obstschale, Aschenbecher oder
Kerzenhalter, schier unerschöpflich erscheint
das Repertoire aus kunstvoll geschliffenem
Bleikristall, dem konkurrenzlos beliebtesten
Mitbringsel aus böhmischen Landen.
Freilich, nicht alles was glänzt muss auch
gleich edel sein. Weil es den Massen oft nicht
bunt und verschnörkelt genug sein kann,
verstecken sich schlichte, geschmackvolle
Erzeugnisse häufig im Hintergrund. Doch wer
sucht, der findet – vor allem in renommierten
Innenstadtläden wie dem Traditionshaus
»Moser«, die erste Adresse für erlesene
Markenerzeugnisse (Praha 1, Na príkope 12 und Malé nám. 11) oder bei »Bohemia
crystal« (Praha 1, Celetná 5 und Parízská 12). Eine Riesenauswahl in allen Preisklassen
findet sich auch wenige Schritte weiter im »Cristallino« (Praha 1, Celetná 12).
Falsche Juwelen, echter Ruhm
Auch eine Entdeckungsreise auf eigene Faust lohnt durchaus, denn ständig sprießen kleine
Läden, in denen interessante Glasarbeiten junger Künstler angeboten werden, wie Pilze aus
dem Waldboden. Für die handwerkliche Ausbildung der Glasschleifer und Designer sorgen
die vielen Fachschulen des Landes, allen voran jene in Gablonz an der Neiße (Jablonec nad
Nisou). In dem nordböhmischen Städtchen arbeiteten bereits im 16. Jh. die ersten
Glashütten, die bald weithin bekannt für ihre Qualitätsprodukte wurden.
Zu Weltruhm aber brachten es die Gablonzer erst 300 Jahre später, als sie mit falschen
Juwelen einen echten Hit landeten: Böhmische Bijouterie, wie der glitzernde Modeschmuck
genannt wird, trat einen Siegeszug um die Welt an. In 120 Länder der Erde werden die mit
gläsernen »Edelsteinen« verzierten Broschen, Ketten, Ohrringe und Diademe exportiert. Die
komplette Kollektion umfasst 150 000 (!) verschiedene Schmuckstücke, jedes Jahr ersetzen
40 000 neue Kreationen veraltete Modelle.
Kein Wunder also, dass es in den Schaufenstern exquisiter Prager Souvenirläden nur so
glänzt und gleißt. Zum Staunen sind jedoch die nach wie vor verblüffend niedrigen Preise der
kunstvoll ausgeführten Bijouterie.
Karlsbader Zwiebelmuster
Erfolg lässt sich auch in Zahlen messen: Mehr als 1000 t Porzellan mit dem Markenzeichen
»Karlsbader Zwiebelmuster« verlassen alljährlich die Fabrik, die sich allerdings nicht in dem
berühmten Kurort, sondern im rund 95 km nordöstlich von Karlovy Vary gelegenen und
gänzlich unbekannten Städtchen Dubi befindet.
Egal, das bei Kaisern und Königen als Kurort beliebte Karlsbad kannte jedermann, als man
im 19. Jh. in großem Stil auch in Böhmen die Herstellung von edlem Tafelgeschirr zu
bürgerlichen Preisen aufnahm und dafür die Werbetrommel rühren musste. Dass der blauweiße Exportschlager erster Güte eigentlich im sächsischen Meißen kreiert wurde, geriet
ebenso in Vergessenheit wie der Ursprung des Namens.
Tatsächlich zeigt das nach chinesischem Vorbild gestaltete Dekor neben Astern und
Pfirsichen auch Granatäpfel. Und diese in Mitteleuropa damals unbekannten Früchte hielt
man schlichtweg für Zwiebeln.
Evergreen in Blau-Weiß
Nicht weniger als 237 verschiedene Stücke können Sammler des Evergreens mit dem nach
wie vor manuell aufgetragenen Design erwerben. Entscheidend ist nur, dass die Tassen und
Teller, Kannen, Schalen, Schüsseln, Platten, Gewürz- und Zuckerdosen auf der Rückseite
eine Königskrone mit dem darunter stehenden Buchstaben D sowie ein Oval mit dem
Schriftzug »Original Zwiebelmuster« aufweisen. Keine Nachahmungen, sondern garantierte
Qualität findet man bei »Karlovarsky porcelán« (Praha 1, Parízská 2), der am besten
sortierten Prager Verkaufsstelle von Karlsbader Porzellan.
Auch jene Artikel, die unter den Sammelbegriff »zweite Wahl« fallen, lohnen durchaus einer
näheren Betrachtung. Viele Läden führen diese Ware, allerdings muss man meist gezielt
danach fragen. Wen es nicht stört, dass in diesem Fall die Blautöne des Musters nicht immer
einheitlich dunkel gehalten sind, der kann für weniger als die Hälfte des Originalpreises
wahre Gelegenheitskäufe tätigen.
Nachtschwärmerei mit Stil und Kunst zum Kennenlernen
Ob Theater oder Konzert, Oper oder Operette, Galerie oder
Nachtlokal, das Kaleidoskop des Prager Kulturlebens
funkelt in allen nur denkbaren Facetten.
Aktuelle Informationen über Unterhaltungsmöglichkeiten aller
Art bietet der Prager Informationsdienst (PIS) in der
vierteljährlich erscheinenden deutschsprachigen Broschüre
»Willkommen in Prag«. Auch im Monatsheft »Prague this
month« (englisch und deutsch) kann man fündig werden.
Allerdings sind die offensichtlich an Inserate gebundenen Tipps
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Reiseführer Prag
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zuweilen mit Vorsicht zu betrachten.
Seriöser erweist sich der Veranstaltungskalender in den beiden
fremdsprachigen Wochenzeitungen »The Prague Post« und
der »Prager Zeitung«. Dort findet man u.a. Hinweise, wo Musik
ein Schlüssel zu versperrten Palasttüren und Klosterpforten
werden kann: Während der beiden Festivals »Prager Frühling«
und »Prager Herbst« sowie im Rahmen des offiziellen
Sommerprogramms finden in einigen sonst nicht zugänglichen
Palais und Abteien Konzertaufführungen statt.
Für Auskünfte, aber auch für Kartenreservierungen und
Verkauf ist man bei »Bohemia Ticket International« (BTI, Praha
1, Malé nám. 13 und Na príkope 16) richtig. Vorab- und
Reserverierungsinformationen können auch über das Internet
in Deutsch unter der Homepage www.pix.cz eingeholt werden.
Zur Orientierung hier einige Vorschläge quer durch das
Angebot:
Laterna Magica: Die perfekte Symbiose von Musik,
Schauspiel, Pantomime, Tanz und Film wurde oft kopiert – und doch nie erreicht (Praha 1,
Národní 4, siehe Bild).
Klub Lávka: »The Best of Mozart« wird in einer guten Show vom Ensemble »Opera
Mozart« präsentiert (Praha 1, Novotného lávka 1).
Image: Ein Mix aus Schwarzem Theater, Pantomime und Modern Dance (Praha 1, Parízská
4).
Rudolfinum (Dum umelcu): Stilvoller Rahmen im Haus der Tschechischen Philharmonie
(Praha 1, Nám. Jana Palacha).
Gemeindehaus (Obecní dum): Prachtvoller als in diesem Jugendstil-Gebäude, der
Heimstatt der Prager Symphoniker, kann ein Konzert nicht in Szene gehen (Praha 1, Nám.
Republiky).
Ständetheater (Stavovske dívadlo): Keine Spitzenproduktionen, aber durchaus gute
Opern- und Ballett-Aufführungen in dem vorbildlich restaurierten Gebäude, das mehr
Atmosphäre besitzt als die große Staatsoper (Praha 1, Ovocny trh 1).
AghaRTA Jazz Centrum: Konkurrenzlos bester Jazz der Stadt. Angeschlossen ist ein
einschlägig sortierter Plattenladen mit viel Auswahl (Praha 1, Krakovská 5).
Rock Café: In der Disco legen prominente DJs die Platten auf, auch Live-Musik von hohem
Niveau (Praha 1, Národni 20).
Das blieb vom jüdischen Prag
Geschieht kein Wunder, so wird nach
Befürchtungen des Oberrabbiners der
teuflische Plan der Nationalsozialisten, das
jüdische Prag für immer auszulöschen,
letztlich doch noch traurige Realität. Zu
Beginn des dritten Jahrtausends zählt die
mosaische Religionsgemeinde an der
Moldau – einst eine der
bedeutendsten Europas – kaum mehr als
1000 Mitglieder und 80 Prozent davon sind
älter als 60 Jahre.
An den Wänden der Pinkas-Synagoge künden die Namen von 77 297 ermordeten Juden aus
Böhmen und Mähren von den Gräueltaten der braunen Horden, die makabererweise jedoch
die jüdischen Baudenkmäler verschont hatten. Ausgerechnet den Nazis verdankt das
Jüdische Museum – übrigens das meistbesuchte der Stadt – seine 200 000 Exponate und ist
weltweit die größte Sammlung an Kult-, Kunst- und Kulturgegenständen dieser Art. Weil sich
das »Herrenvolk« nach dem »Endsieg« an der Dokumentation einer »ausgestorbenen
Rasse« ergötzen sollte, ließen Hitlers Schergen nicht nur die Hände von Prags Synagogen,
akribisch trugen sie sogar sämtliches Inventar aus den zerstörten Tempeln ihres
»Protektorates« zusammen.
Platzmangel auf dem Friedhof
Unberührt blieb auch der nur 11 000 qm umfassende »Alte Jüdische Friedhof« (Stary
zidovsky hrbitov) mit seinen etwa 12 000 noch erhaltenen Grabsteinen, unter denen seit dem
15. Jh. rund 100 000 Menschen zur letzten Ruhe gebettet wurden. Bis zu zwölf
Begräbnisstätten mussten im Laufe der Jahrhunderte übereinander geschichtet werden, weil
die religiöse Vorschrift die Auflösung von Gräbern nicht erlaubt und der Platz einfach nicht
ausreichte.
Die hebräischen Inschriften auf den oft bloß noch mit der Spitze herausragenden Steintafeln
sind großteils verwittert, nur ab und zu trotzen eingemeißelte Worte der Vergänglichkeit. »Im
Himmel beliebt und den Menschen ein Schmuck« ist da zu lesen oder »Kein Gedanke an
Unrecht kam in ihr Herz« – berührende Botschaften aus längst entschwundener Zeit.
Pilgerziel Nummer eins aber ist das hervorragend erhaltene Renaissance-Grabmal des
wundertätigen Rabbi Löw, das jährlich abertausende Besucher mit zusammengefalteten
Wunschzettelchen aufsuchen. Die Zettelchen enthalten persönliche Wünsche um deren
Erfüllung gebeten wird. Sie werden mit kleinen Kieselsteinen beschwert am Grab abgelegt.
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Ebenso auffallend ist auch die letzte Ruhestätte des reichen Kaufmanns und
Gemeindevorstehers Mordechai Maisl, bei dem sogar der permanent unter Geldnöten
leidende Kaiser Rudolf II. in der Kreide stand. Für die großzügig gewährten – und nie
zurückbezahlten – Kredite revanchierte sich der Habsburger mit einer Reihe von Privilegien,
zu denen auch die Bewilligung zum Bau einer eigenen Synagoge sowie eines »Jüdischen
Rathauses« zählte.
Das im 16. Jh. errichtete und Ende des 18. Jh. im Rokokostil umgestaltete Amtsgebäude,
dem eine Uhr mit hebräischem Ziffernblatt und nach links laufenden Zeigern eine eigenwillige
Note verleiht, dient bis heute nicht nur der Verwaltung der jüdischen Gemeinde, sondern
auch dem leiblichen Wohl. 1954 wurde der Rathaussaal in eine koschere
Gaststätte umgewandelt (Zidovská radnice, Praha 1, Maislova ulice 18, Tel. 2 24 81 09 29),
die für ihre jüdischen Spezialitäten wie z.B. »gefüllter Fisch« oder »Huhn auf polnische Art«
so bekannt wurde, dass man erst nach vorheriger Reservierung in das Lokal eintreten darf.
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