Von den drei Weisen und den drei Gaben

Transcription

Von den drei Weisen und den drei Gaben
„Von den drei Weisen
und den drei Gaben“
Eine Arbeitshilfe mit Bausteinen zur Vorbereitung
von Frauenhilfestunden
am Nachmittag und Abend
zur Advents- und Weihnachtszeit
„Von den drei Weisen und den drei Gaben“
Von den drei Weisen und den drei Gaben - Gruppenstunde
Anlage 1:
Anlage 2:
Anlage 3:
Anlage 4:
Anlage 5:
Die Bibel in der Einheitsübersetzung (Matthäus 2, 1 - 12)
Lutherübersetzung von 1912 (Matthäus 2, 1 - 12)
„Bibel in gerechter Sprache“ von 2007 (Matthäus 2, 1 - 12)
Von den drei Weisen und den drei Gaben
Kreis
Gold, Weihrauch und Myrrhe - Von den Gaben der drei Weisen - Gruppenstunde
Anlage 1:
Anlage 2:
Anlage 3:
Anlage 4:
3
12
Gold
Weihrauch - Olibanum (Gummiharz)
Myrrhe
Die Weisen und ihre Geschenke - Andacht
Die Weisen aus dem Morgenland - Eine weihnachtliche Duftreise
26
Einem Stern folgen - Gruppenstunde
28
Anlage 1:
Anlage 2:
Anlage 3:
Lied „Heimat, deine Sterne“
Sternentanz
Sternbilder
Die Weisen aus dem Morgenland - Vorschlag für eine Sprechmotette
36
Die drei Weisen - Ein Quiz
37
Geschichten
39
Gedichte
50
Quellen
57
Impressum
Herausgeberin:
Inhaltlich verantwortlich:
Redaktionelle Arbeit, Druck:
Preis:
Titelbild:
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V., Postfach 13 61, 59473 Soest
Manuela Schunk
Manuela Beckheier, Sabine Falcone
6,00 € für Mitglieder, 9,00 € für Nichtmitglieder, Stand: 01/2013
Wolfgang Erk, Weihnachtsveranstaltungen, J. F. Steinkopf Verlag Stuttgart, 1977
Trotz intensiver Bemühungen ist es uns leider nicht gelungen, die Rechtsinhaberinnen und Rechtsinhaber
einiger Quellen zu ermitteln. Wir bitten diese, sich mit uns in Verbindung zu setzen.
Copyright: Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., Soest
-2-
Von den drei Weisen und den drei Gaben
- Gruppenstunde
Diese Gruppenstunde hat das Ziel, die Anwesenden mit der besonderen Bedeutung der
Jesus-Begegnung und mit den verschiedenen Bibelübersetzungen von Matthäus 2, 1 - 12,
der Geschichte der Namensgebung und der Bedeutung der Zahl „3“ bekannt zu machen.
Einführung:
„Ich bin Gott noch nicht begegnet“, sagt mancher Zeitgenosse und
fügt zweifelnd hinzu: „falls es ihn denn überhaupt gibt“. Damit steht
eine zentrale Frage der Menschen im Raum: Wie können wir Gott in
unserem Leben erfahren? Diese Frage stellt sich heute wieder drängender.
Wie anders ist da die Einstellung der Drei Weisen aus dem Morgenland, von denen das Matthäus-Evangelium in seinem zweiten Kapitel
berichtet: Sie orientieren sich am Himmel, deuten seine Zeichen, sie
fragen und suchen und machen sich auf den Weg. So finden sie
schließlich Gott in ganz überraschender Gestalt: als Kind, in einer
Krippe, in Bethlehem. Es ist auffallend: Ihre Gottesbegegnung steht
nicht am Beginn des Weges, sie ist am Ende gleichsam seine Frucht.
Sie bringen auf ihrer Suche den Mut und das Vertrauen mit, sich auf
ihrem Lebensweg auf Erfahrungen mit Gott einzulassen. Ohne diese
Bereitschaft und ohne diese Offenheit wäre ihnen die Begegnung mit
Gott im Stall von Bethlehem versagt geblieben.
Das vertraute Evangelium von den drei Weisen aus dem Osten, die
zum neugeborenen König nach Bethlehem kommen, wird nur von
Matthäus überliefert (Mt 2, 1 - 12). Das Lukasevangelium kennt es so
wenig wie Matthäus die Szene mit der Darstellung Jesu im Tempel
kennt, die mit der Gestalt des greisen Simeon sowie der Hanna verbunden ist (Lk 2, 21 - 40).
Als ersten Schritt lassen Sie uns die Geschichte lesen. Ich habe Ihnen mehrere Übersetzungen mitgebracht: Den Text in der Einheitsübersetzung (Anlage 1), den Text in der Lutherübersetzung von 1912
(Anlage 2) und den Text in der Übersetzung der „Bibel in gerechter
Sprache“ von 2007 (Anlage 3).
Teilen Sie die Anlagen jeder Teilnehmerin aus.
Lesen Sie anschließend Anlage 1, 2 und 3 vor.
Was wird uns nun in allen drei Übersetzungen des MatthäusEvangeliums berichtet? Waren es drei Weise, drei Könige oder drei
Sterndeuter? Und heute – heute haben Sie doch Namen: Caspar,
Melchior und Balthasar? Wie kam es zu diesen Namen?
Das möchte ich Ihnen nun erzählen...
Fassen Sie nun die Informationen aus Anlage 4 zusammen. Fragen
Sie immer wieder in der Gruppe nach, ob die Anwesenden etwas
schon wussten oder beisteuern können... Mögliche Fragen sind:
•
In der Bibel ist nicht die Rede von Königen und auch nicht davon, dass es Drei waren. Und Namen hatten sie auch nicht...
Woher ist dieses Wissen?
Copyright: Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., Soest
-3-
•
•
•
Warum ist einer der Drei von dunkler Hautfarbe und welcher ist
es?
Warum brachten die Drei gerade diese Geschenke mit?
Wann ist der Gedenktag der Heiligen Drei Könige und warum?
Hinführung:
Zwei Denkwelten werden uns vor Augen gestellt, die durch das göttliche Kind zu Tage treten: Die einen sehen in dem unscheinbaren,
hilflosen, äußerlich sich wohl von keinem anderen Baby unterscheidenden Säugling den neugeborenen König.
Umstände und Zeitpunkt lassen sie nicht zweifeln, in ihm einen Großen zu sehen, an dem die Zukunft hängt. Das Kind wird für sie zum
Zeichen, zu geben; der zu ihm hinführende Stern wird zum Zeichen
des Aufbruchs. Dies konnte nur geschehen, weil sie angefüllt waren
mit Sehnsucht und Erwartung, die dem anderen, Herodes, und seinem Stab abgingen. Dem es nur um sich selbst und seine Macht
geht, der erwartet nichts von woanders her. Den Komet, das Zeichen
der Zeit, nimmt er nicht wahr; der Säugling entlockt ihm keine Gabe.
Er kann in ihm kein positives Zeichen erkennen, sondern wittert nur
Gefahr.
So steht der Haltung des Gebens bei den Weisen die Haltung des
Nehmens gegenüber. Herodes will sich und der Welt den Retter
nehmen, weil er ihn nicht erkennt und nicht erkennen kann. Er erwartet nämlich von keinem anderen Rettung als von sich selbst. Für ihn
gibt es nicht die Rettung des anderen, sondern nur die Rettung vor
dem anderen. Wer nur die Logik des Machterhalts kennt, nach der
alles immer auf Kosten anderer geht, setzt keine Zeichen der Hingabe für andere und kann sich nicht vorstellen, dass ihm jemand in der
Haltung der Großzügigkeit, der Barmherzigkeit und der liebenden
Zuwendung begegnen will.
Hinführung:
Die Sterndeuter kommen, um dem neugeborenen König der Juden
zu huldigen. Sie finden Jesus als Kind in der Krippe. Danach stellt
uns das Evangelium Jesus in verschiedensten Situationen vor Augen, so z.B.:
Jesus als Lehrer
(z.B. Bergpredigt, Mt 5, 1 - 7, 29)
Jesus als Heiler
(z.B. Mt 8, 1 - 9, 34)
Jesus als leidender Herr
(z.B. Joh 18, 1 - 19, 30)
Jesus als Auferstandener (z.B. Lk 24, 1 - 53)
Impuls:
Welcher Jesus ist mir am nächsten?
Wie begegne ich ihm? Partnerschaftlich, fragend, ehrfürchtig, anbetend…?
Sie können das folgende Schema zur Hilfe nehmen: In dem gerasterten Abschnitt können Sie eintragen, welche Facette Jesu Ihnen am
nächsten ist, in dem Teil darunter, wie Sie ihm begegnen.
Es ist auch möglich, die Teile des Kreises mit Buntstiften farblich zu
gestalten.
Lassen Sie sich 10 Minuten Zeit. Ich werde zum Ende einen Text von
Kurt Marti sprechen und überlasse es Ihnen, ob Sie Ihre Eindrücke
anderen zeigen oder mitteilen wollen im Anschluss.
Teilen Sie nun Anlage 5 aus und Buntstifte.
Nach 10 Minuten lesen Sie das Gedicht von Kurt Marti und lassen
sie weitere Minuten vergehen, um Frauen die Gelegenheit zu geben,
über ihre Notierungen miteinander zu sprechen.
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jesus
mit einer schar von freunden (freundinnen auch)
durch galiläas dörfer und städte ziehend
hat er kranke geheilt und geschichten erzählt
von der weltleidenschaft des ewigen gottes
privilegien der klasse der bildung galten ihm nichts
zu seinem umgang zählten tagelöhner und zöllner
wo mangel sich zeigte an nahrung oder getränk
teilte er fische, brot und wein aus für viele
die gewalt von gewalthabern verachtete er
gewaltlosen hat er die erde versprochen
sein thema: die zukunft gottes auf erden
das ende von menschenmacht über menschen
in einer patriarchalischen welt blieb er der sohn
und ein anwalt unmündiger frauen und kinder
wollten ihn galiläer gar zum könig erheben?
er aber ging hinauf nach jerusalem: direkt seinen gegnern ins garn
auf einem jungesel kam er geritten - kleineleute messias:
die finger einer halbweltdame vollzogen die salbung an ihm...
bald verwirrt bald euphorisch folgten ihm die freunde, die jünger
um bei seiner verhaftung ratlos unterzutauchen ins dunkel
über sein schweigen hin rollte der schnelle prozess
ein afrikaner schleppte für ihn den balken zum richtplatz hinaus
stundenlang hing er am kreuz: folter mit tödlichem ausgang
drei tage später die nicht zu erwartende wendung
anstatt sich verstummt zu verziehen ins bessere jenseits
brach er von neuem auf in das grausame diesseits
zum langen marsch durch die vielen labyrinthe
der völker der kirchen und unserer unheilsgeschichte
oft wandelt uns jetzt die furcht an er könnte
sich lang schon verirrt und verlaufen haben
entmutigt verschollen für immer vielleicht oder bricht er noch einmal (wie einst an ostern) den bann?
und also erzählen wir weiter von ihm
die geschichten seiner rebellischen liebe
die uns aufwecken vom täglichen tod und vor uns bleibt: was möglich wär noch
Kurt Marti
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Anlage 1
Die Bibel in der Einheitsübersetzung
Das Evangelium nach Matthäus 2, 1 - 12
Die Huldigung der Sterndeuter
1
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren worden war,
kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem
2
und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
3
Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
4
Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und
erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
5
Sie antworteten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:
6
Du, Bethlehem im Gebiet von Juda, / bist keineswegs die unbedeutendste / unter
den führenden Städten von Juda; / denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, / der Hirt
meines Volkes Israel.
7
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau
sagen, wann der Stern erschienen war.
8
Dann schickte er sie nach Bethlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo
das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe
und ihm huldige.
9
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den
sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort
blieb er stehen.
10
Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
11
Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie
nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm
Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
12
Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen
sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
Quelle: www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/mt2.html
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Anlage 2
Lutherübersetzung von 1912
Das Evangelium nach Matthäus 2, 1 - 12
Die Weisen aus dem Morgenland
1
Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenland nach Jerusalem und sprachen:
2
Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.
3
Da das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm das ganze Jerusalem.
4
Und ließ versammeln alle Hohenpriester und Schriftgelehrten unter dem Volk und
erforschte von ihnen, wo Christus sollte geboren werden.
5
Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande; denn also steht geschrieben
durch den Propheten:
6
„Und du Bethlehem im jüdischen Lande bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten
Juda's; denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein
HERR sei.“
7
Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernte mit Fleiß von ihnen, wann der
Stern erschienen wäre,
8
und wies sie gen Bethlehem und sprach: Ziehet hin und forschet fleißig nach dem
Kindlein; wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass ich auch komme und es anbete.
9
Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im
Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis dass er kam und stand oben
über, da das Kindlein war.
10
Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut
11
und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen
nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
12
Und Gott befahl ihnen im Traum, dass sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken; und sie zogen durch einen anderen Weg wieder in ihr Land.
Quelle: www.bibel-online.net/buch/luther_1912/matthaeus/2/
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Anlage 3
„Bibel in gerechter Sprache“ von 2007
Das Evangelium nach Matthäus 2, 1 - 12
1
Als Jesus in Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen des Königs Herodes,
seht, da kamen königliche Magier aus dem Osten nach Jerusalem.
2
Sie sagten: „Wo ist der neugeborene König des jüdischen Volkes? Wir haben seinen
Stern im Osten aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“
3
Als König Herodes davon hörte, erschrak er zutiefst - und ganz Jerusalem auch.
4
Er berief eine Versammlung aller Hohenpriester und Toragelehrten aus dem Volk,
um von ihnen zu erfahren, wo der Messias geboren werden sollte.
5
Sie sagten ihm: „In Bethlehem in Judäa. Denn so steht es beim Propheten:
6
Und du, Bethlehem im Land Juda, keineswegs bist du die unbedeutendste unter den
führenden Städten Judas. Denn aus dir wird ein Herrscher hervorgehen, der mein
Volk Israel behütet.“
7
Da ließ Herodes die königlichen Magier heimlich rufen, um von ihnen in Erfahrung zu
bringen, zu welcher Zeit der Stern erschienen war.
8
Dann schickte er sie nach Bethlehem und sagte: „Geht! Stellt genaue Nachforschungen über das Kind an. Wenn ihr es gefunden habt, gebt mir Bescheid, damit auch ich
kommen kann, um ihm zu huldigen.“
9
Als sie das vom König gehört hatten, brachen sie auf. Und seht, der Stern, dessen
Aufgang sie beobachtet hatten, zog vor ihnen her, bis er ankam und über dem Ort
stillstand, an dem das Kind war.
10
Als sie den Stern dort sahen, waren sie überwältigt vor Freude.
11
Sie gingen in das Haus und sahen das Kind zusammen mit Maria, seiner Mutter. Sie
fielen vor ihm nieder, ihm zu huldigen. Sie breiteten ihre Schätze aus und überreichten dem Kind Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
12
Im Traum aber erhielten sie die Weisung, nicht zu Herodes zurückzugehen. So kehrten sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück.
Quelle: Bibel in gerechter Sprache von 2007
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Anlage 4
Von den drei Weisen und den drei Gaben
Die „Heiligen drei Könige“ waren die Weisen aus dem Morgenland, von denen das Matthäus-Evangelium berichtet: „Und sahen das Kindlein, warfen sich nieder, huldigten ihm,
taten ihre Schätze auf und brachten ihm Gold und Weihrauch und Myrrhe“. (MatthäusEvangelium 2, 11)
An diese Textstellen schlossen sich schon früh Ausdeutungen an
•
Die Zahl der Weisen war zunächst noch nicht auf drei festgelegt.
•
Der Ausdruck „Könige“ wurde dann im 3. Jahrhundert von Tertullian und anderen Kirchenschriftstellern gebraucht.
•
Ihre heutigen Namen tauchten erstmals im 6. Jahrhundert auf und wurden im 9.
Jahrhundert volkstümlich.
Als Sterndeuter, Philosophen und Zauberer versucht sie die „Legende Aurea“ - lateinisch
für Goldene Legende, ist eine von dem Dominikaner Jacobus de Voragine (um 1230 1298) verfasste Sammlung u.a. von Heiligenlegenden - zu erklären. Zahlreiche Legenden
und Kommentare erzählen das von Wundern erfüllte Leben der drei Weisen, ehe ihnen
der Stern erschien, sie die Reise nach Jerusalem unternahmen, vor Herodes standen und,
nach der Verehrung des Kindes und durch einen Engel im Traumgesicht gewarnt, einen
anderen Rückweg in die Heimat einschlugen.
Aus frühchristlichen Quellen stammt die Erzählung von ihrer Taufe durch den Apostel
Thomas und von ihrer Bischofswürde, von einem gemeinsamen Weihnachtsfest im Jahr
54 und ihrem unmittelbar darauf folgenden Tod, vom Auffinden ihrer Gebeine und deren
Überführung nach Konstantinopel durch Kaiserin Helena.
Verschieden wurden im Schrifttum des Mittelalters die Namen und Geschenke gedeutet.
Aus der Zahl der Gaben Myrrhe, Gold und Weihrauch schloss man im 3. Jahrhundert auf
die Dreizahl der Magier. Die Gaben der drei Magier werden am Vorabend ihres Festes
(heute am 06.01.) in der Kirche gesegnet. Im Volksglauben wird der Weihrauch wegen
seiner Unheil abwehrenden Wirkung genutzt. Das „Räuchern“ von Haus und Hof beruht
auf dem alten Volksglauben, der in den zwölf Rau(c)hnächten zwischen Weihnachten und
Epiphanie das Wirken dämonischer Mächte fürchtet.
Das Geschenk der Heiligen drei Könige besteht aus drei einzelnen Teilen, womit die Symbolik der Zahl Drei angesprochen ist. Die Drei galt bei vielen Völkern als heiligste Zahl, sie
kennzeichnet in Mythos und Religion häufig göttliche Konstellationen (die ägyptische Dreiheit von Osiris, Isis und Horus, die römische Triade Jupiter, Juno und Minerva, die christliche Trinität) und die Einteilung der Welt (Himmel, Erde, Unterwelt). Die Bedeutung der
Drei spiegelt sich auch im Volksmärchen (drei Wünsche, drei Brüder) und in Redewendungen („aller guten Dinge sind drei“, „in drei Teufels Namen“).
Ab dem 6. Jahrhundert bekamen sie ihre Namen, zunächst „Thaddadia, Melchior und Balytora“. Seit dem 8. Jahrhundert heißen sie „Caspar, Melchior und Balthasar“, zugleich
wurden sie in den Stand der Könige erhoben.
Nach einer armenischen Kindheitsgeschichte (um 500) soll Melkon aus Persien, Gaspar
aus Indien und Balthasar aus Arabien stammen. - Wie die Herkunft der Namen zeigt,
dachte man aber ursprünglich, die Drei wären alle aus Mesopotamien gekommen, wo
Ostsemiten (Balthasar), Westsemiten (Melchior) und Perser (Kaspar) lebten. Ursprünglich
kamen die Magier aber aus dem Iran und werden schon im Hebräer-Evangelium mit der
iranischen Tracht beschrieben.
Im „Malerbuch vom Berg Athos“ des Malermönchs Dionysios von Phourna - vermutlich
aus dem 8. Jahrhundert - ist die Folge Caspar, Melchior, Balthasar festgelegt.
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Außer der Unterscheidung in drei Lebensalter, die sich im 12. Jahrhundert einbürgerte, trat
um 1300 der jüngste als Mohr auf. Nachhaltiger wirkte jedoch die Zuordnung zu den drei
bekannten Erdteilen. Beda Venerabilis teilte um 700 die Magier ein: Der junge Caspar vertritt als Schwarzer Afrika; der greise Melchior ist geschmückt wie ein europäischer König;
Balthasar steht in den besten Jahren und repräsentiert den asiatischen Kontinent. Dass
zuweilen auch Balthasar der älteste der Könige sein kann, geht auf den großen Einfluss
des „Altars der Stadtpatrone“ (1445) von Stephan Lochner zurück, der seit 1809 unter dem
traditionellen Namen „Kölner Dombild“ den Dom schmückt. Kaspar wurde bis zu den Spanischen Befreiungskriegen gegen den Islam zum „Mohrenkönig“, dessen Rolle seitdem
meist Melchior übernimmt.
Die drei Könige wurden als Vertreter der damals bekannten drei Weltteile Asien, Europa
und Afrika angesprochen, aber auch zurückgeführt auf die drei Söhne Noahs (Semiten,
Chamiten und Japhetiten, als die Nachfahren der Söhne Noahs).
Die Geschenke sind am verständlichsten in den „Gesta Romanorum“ - (deutsch: Die Taten
der Römer), eine spätmittelalterliche Sammlung von beispielhaften Erzählungen aus der
ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts - gedeutet: Das Gold bezeichnet den einem König gebührenden Weisheitsschatz, der Weihrauch das ergebungsvolle Opfer und Gebet, die
Myrrhe die reinhaltende Kraft der Selbstbeherrschung.
Die „Drei aus dem Morgenland“
„Morgenland“ ist eine alte Bezeichnung für „Orient“. Das Wort „Orient“ kommt aus dem
lateinischen von oriens - „aufgehend“.
Morgenland bezeichnet zunächst die Himmelsgegend, wo die Sonne scheinbar aufgeht
aus Sicht der Europäerinnen und Europäer, also den Europäern nach Morgen gelegenen
Länder. Zum Orient zählen oft der vorderasiatische Raum und die islamischen Länder im
Nahen Osten und in Nordafrika. Weder geographisch noch politisch bildet der Orient eine
Einheit.
Angebliche Reliquien der drei Weisen aus dem Morgenland wurden ursprünglich in Mailand aufbewahrt. Nach der Unterwerfung Mailands brachte der Kanzler Barbarossas die
Reliquien als Geschenk nach Köln, wo seither das Fest dieser Überführung am 23. Juli
1164 gefeiert wird.
Wegen ihrer Reise zum neugeborenen Jesuskind wurden sie zu Patronen der Reisenden
und Pilger, besonders auch als Patrone für die „letzte Reise“, den Tod.
Die Namen vieler Gaststätten haben hier ihre Wurzel: „Stern“, „Drei Kronen“, „Mohr“ u.a.
Schon um 378 wurden Wechselgesänge zwischen Maria und den Magiern bezeugt. Dreikönigsspiele waren bis in die Neuzeit beliebt.
Noch heute weit verbreitet ist in der katholischen Kirche der Brauch der von Haus zu Haus
ziehenden Sternsinger, die um eine Gabe bitten und das Haus segnen, wobei die jeweilige
Jahreszahl und die Initialen C + M + B an die Haustür geschrieben werden. Das Sternsingen wurde im 16. Jahrhundert erstmals urkundlich vermerkt und war bald schon sehr verbreitet. Zunächst wurde ein Kreuz auf die Türen gemalt, daraus entwickelten sich der
Haussegen „C + M + B“, „Christus Mansionem Benedicat“, „Christus segne das Haus“,
welcher das Böse abhalten soll.
Später hat man den 6. Januar, also den 13. Tag nach der Geburt, als Gedenktag an die
„Heiligen drei Könige“ festgelegt. Dieser Tag galt ursprünglich als Tauftag Jesu, auch als
Tag des Weinwunders von Kana (Joh 2) und der Speisung der 5.000 und heißt griechisch
Theophania „Erscheinung Gottes“. Auf Lateinisch heißt der Tag Epiphanias „Erscheinungsfest“.
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Anlage 5
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Gold, Weihrauch und Myrrhe - Von den Gaben der drei Weisen
- Gruppenstunde
Ziel der Gruppenstunde ist es, sich über die Bedeutung der drei Geschenke der Sterndeuter bewusst zu werden und die Bedeutung von Gold, Weihrauch und Myrrhe heute kennen
zu lernen.
Hinführung:
Mt. 2, 11
„Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre
Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als
Gaben dar.“
So lautet das Matthäus-Evangelium in der Lutherübersetzung und
berichtet uns von den Drei Weisen, die dem Kind in der Krippe ihre
Geschenke mitbrachten.
Es ist schon merkwürdig: Haben Sie sich schon mal gefragt, was ein
Kind in einer Krippe mit solchen Geschenken soll?
Als Sie das letzte Mal zur Geburt eines Kindes eingeladen waren,
was haben Sie als Geschenk mitgebracht?
Lassen Sie die Teilnehmerinnen eine Weile erzählen. (5 Minuten)
Heute wollen wir uns mit den Geschenken der drei Weisen beschäftigen: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Gehen wir die Geschenke einmal durch.
Was wissen Sie über die Bedeutung von Gold?
Was meinen Sie, hat es für eine Bedeutung zur Geburtszeit Jesu gehabt?
In welchem Zusammenhang taucht es Ihrem Wissen nach in der Bibel und den Religionen auf?
Was bedeutet Gold heute?
Das werden wir nicht im Plenum sammeln, sondern Sie erhalten nun
Papier und besprechen mit Ihrer Nachbarin zur linken, was Sie alles
wissen. Nehmen Sie sich dafür 10 Minuten Zeit.
Nach 10 Minuten fragen Sie die Teilnehmerinnen, was Sie zusammengetragen haben. Zum Schluss ergänzen Sie die Sammlung
durch die Informationen in Anlage 1 „Gold“.
Nach diesem ersten Durchgang singen Sie ein Lied mit den Anwesenden.
Dann gehen Sie mit den gleichen Fragestellungen zum zweiten Geschenk über, zu „Weihrauch“, und füllen eventuell fehlende Informationen mit den Hinweisen aus Anlage 2 „Weihrauch“ und so verfahren Sie schließlich mit der dritten Gabe, der Myrrhe (Anlage 3).
Zum Abschluss des Gruppentreffens können Sie die Andacht „Die
Weisen und ihre Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe“ (Anlage
4) aus diesem Heft halten.
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Anlage 1
Gold
Ein Mythos oder mythisch
Gold gehört zu den ältesten von Menschen genutzten Materialien. Seit mehr als 6.000
Jahren ist es der Menschheit bekannt und wird zu Schmuck verarbeitet. Wie kaum eine
andere Materie beeinflusste das „heilige" Gold den Kult und die Kultur.
Gold ist vor allem Sinnbild des himmlischen Elements, des reinen Lichtäthers, in welchem
Gott wohnt. Daher gibt es die goldnen Decken in den älteren, noch nicht gewölbten Kirchen und den Goldgrund, auf dem die göttlichen Personen und Heiligen im Mittelalter gemalt wurden sowie die goldnen Nimben und Glorien, welche Kopf und Gestalt derselben
umgeben.
Gold ist aber ferner auch Sinnbild der Tugend, die sich in schwerer Prüfung bewährt: Gott
prüft den Menschen wie Gold im Ofen. (Buch der Weisheit 3, 6. Sirach 2, 5.) Gold aber
auch Sinnbild der weltlichen Üppigkeit im goldnen Kalbe.
Patron des Goldes ist der heilige Eligius, weil er ein Goldschmied war.
Viele Festtage werden als goldne im christlichen Kalender bezeichnet, nur um sie auszuzeichnen, so z.B. der goldne Sonntag (je nach einem Quatember), der goldne Samstag
(der dritte nach Michaelis) mit der dabei gelesenen goldnen Messe; die goldne Woche
(Quatemberwoche); Goldfasten (Frohnfasten); das goldne Jahr (Jubeljahr).
Seine außergewöhnliche Farbe bringt das Gold der Sonne nahe. Sein Symbol ist das
Sonnenzeichen. Das beständige Gelb, der immerwährende Glanz, hebt es hervor. Als
Edelmetall ist es gegen Umwelteinflüsse beständig.
Gold befriedigte die Eitelkeit, schützte vor bösen Geistern und betonte persönliche Eigenschaften wie Reichtum, sozialen Rang, Religionszugehörigkeit, persönliche Stärke und vor
allem Schönheit. Es war und ist Symbol-Pfand der Liebe und Belohnung für die Tugend,
Amulett und Talisman, Geschenk und Auszeichnung. Goldmedaillen, die goldene Schallplatte oder goldene Orden zeigen auch heute noch den besonderen Wert des Goldes.
In der ägyptischen Kultur - ca. ab 3.000 vor Christus - war Gold der „dehnbare Stein“, der
in der hierarchischen Gesellschaft den gottähnlichen Pharaonen und den Priestern vorbehalten war. Die Beigaben für das Weiterleben nach dem Tode wurden mit dem beständigen, ewigen Metall ausgestattet. Die Pyramiden, die riesigen Ruhestätten, waren Schatzkammern und Zeugnis der hohen Goldverarbeitungskunst. Die Minen in Nubien und Oberägypten lieferten das Material.
Die Geschichte Israels nach der biblischen Überlieferung zeugt von der Wertigkeit des
Goldes in der Verehrung Gottes. Wichtige Ereignisse sind mit dem Gold verknüpft, etwa
der Tanz um das Goldene Kalb und die Einsetzung der Werkmeister Bezaleel und Oholiab
als erste benannte Goldschmiede der Geschichte.
Das „Bild“ der Christus huldigenden Magier ist aus der aus der Antike bekannten Zeremonie des „aurum coronarium“, der Goldkranzspende: Dabei überreicht in der Regel ein Barbar dem Triumphator einen goldenen Siegeskranz, Gaben oder Geld als Geschenk zu
dessen Anfertigung. Die Gabe von Gold ist eine symbolische Handlung: Gottes Sohn wird
durch das Kostbarste geehrt, was die Erde bietet. Die Propheten - so interpretieren es
Christinnen und Christen - beschreiben schon vorausschauend die messianische Endzeit,
indem sie die Heiden mit Gaben und Schätzen in das Reich Gottes ziehen sehen: (vgl. Jes
60, 3 und Ps 72, 10). Die Kirchenväter sehen die erste, symbolische Erfüllung dieser
Weissagung in den Gaben der Magier an den neugeborenen Messiaskönig: „Die Weisen
bringen Gold, Weihrauch und Myrrhe dar. Gold gebührt dem König [...] Die Weisen verkünden also den, den sie anbeten, auch mit geheimnisvollen Geschenken: durch das Gold
den König. Auch wir opfern dem neugeborenen Herrn Gold, indem wir ihn als den König
des Weltalls anerkennen“ (Gregor der Große). Die erste Goldgabe der Magier korrespondiert mit dem siegreichen Messias der Apokalypse:
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Sein Haupt ziert eine goldene Krone (Offb 14, 14). 24 Älteste beten ihn an und legen ihre
Kronen vor den Thron und dem Lamm nieder und opfern Räucherwerk in goldenen Schalen (Offb 4, 10; 5, 8).
Gold - immer schon ein Traum?
Es ist schwer nachzuweisen, wann das Gold vom Menschen entdeckt wurde. Die ältesten
datierten Funde gehen zurück auf das Jahr 5.000 vor Christus. Dank der Unvergänglichkeit des Goldes gibt es noch Zeugnisse der Kultur der Sumerer (ab 2.800 vor Christus),
deren Stadtstaaten in Mesopotamien, dem heutigen Irak, lagen.
Das alte Ägypten und das Gold
Die altägyptischen Pharaonen hielten sich für Abkömmlinge des Himmelsgottes Horus und
dementsprechend überhäuften sie sich und ihre Umgebung mit Gold. Im alten Ägypten,
wo Silber viel seltener war und teuer importiert werden musste, erhielt das Gold eine wichtige Rolle im Mythos und Glauben. Nicht der Wert, sondern die Schönheit und Symbolik
machten Gold zum Kennzeichen der Könige und Götter. Alle Opfer- und Schmuckgegenstände, die Könige und Priester benötigten, waren aus Gold. Im 15. Jahrhundert vor Christus eroberte Pharao Thutmosis III. in einem goldenen Streitwagen Babylon. Er brachte
eine Menge Gold nach Ägypten, das stetig durch die Förderung aus den Minen in Nubien
(dem heutigen Sudan) und der arabischen Halbinsel ergänzt wurde. Die Ägypter unterhielten einen professionellen Bergbau, in dem Tausende Sklaven unter erbärmlichen Bedingungen arbeiteten. Gold war ein Symbol von Macht, Prestige und Unsterblichkeit.
Geld und Gold im Altertum
Bereits 550 vor Christus hat wohl der legendäre Herrscher Krösus in Lydien (an der Mittelmeerküste Kleinasiens in der heutigen Türkei gelegen) die ersten Münzen aus Gold und
Silber prägen lassen. Es gibt jedoch Wissenschaftler, die annehmen, dass in anderen Teilen der Welt und in China bereits viel früher Münzen benutzt worden sind. Da im Chinesischen das Wort für „Gold“ und andere Metalle gleich ist, kann man über die Beschaffenheit der Münzen nichts sagen. Die Ägypter trieben Handel mit Ringen und Edelmetallbarren, den so genannten „Talenten“. Ein Talent wog etwa 8,5 Gramm. Athen wurde durch
den Abbau von Silber reich. Dank der Silbervorkommen im Laurion-Gebirge konnten die
Athener eine einheitliche Währung - die Drachme - schaffen. Die Eule auf der Münze garantierte von Staatswegen das Gewicht und den Metallgehalt der Münze.
Gold und der Kampf um die Weltherrschaft
Im 4. Jahrhundert vor Christus strebte Alexander der Große (356 - 323 vor Christus) die
Eroberung weiter Gebiete der damals bekannten Welt an. Um Kriege zu führen brauchte
er Gold und das hatte ihm bereits sein Vater Phillip II. von Makedonien in Form von Goldminen vererbt. Alexander musste jedoch seine Macht durch die Eroberung anderer reicher
Staaten stützen. Er besetzte die reichen Ländereien des Nahen Ostens: Persien (Iran) und
Baktrien (heute Afghanistan), dann Ägypten. Nachdem er die persischen Reichsschätze
erobert hatte, strebte er immer weiter gen Osten. Er brachte ungeheure Reichtümer nach
Hause und verteilte sie großzügig an das Volk. Dadurch wurde die Wirtschaft angekurbelt.
Er starb mit nur 33 Jahren, doch die Auswirkungen seines Handelns überdauerten ihn für
lange Zeit.
Das Römische Imperium
Rom benötigte enorm viel Gold, um das riesige und stetig wachsende Weltreich unterhalten zu können. Innerhalb weniger Jahrhunderte gelang es den Römern alle ergiebigen
Edelmetallvorkommen von Spanien über Britannien und Dakien (Rumänien) bis Kleinasien
zu kontrollieren. Aber nicht nur dem Imperium brachte das Gold Vorteile, auch einzelne
Personen konnten davon profitieren. Gaius Julius Caesar (100 - 44 vor Christus) war zum
Beispiel hoch verschuldet, als er im Jahre 61 vor Christus als Statthalter nach Spanien
ging. Es war ein einträgliches Geschäft, denn in nur einem Jahr schaffte er es seine
Schulden zu bezahlen und ein Bündnis mit seinen Gegenspielern Crassus und Pompeius
einzugehen, das unter dem Namen „Triumvirat“ (Dreimännerherrschaft) in die Geschichte
einging und in den nächsten Jahren Rom regierte.
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Durch Eroberungskriege brachten die römischen Feldherren das Edelmetall in das Reich.
Cäsar war in diesem Punkt sehr erfolgreich. Er verteilte die Beute unter das Volk, das ihn
sehr schätzte und auch nicht rebellierte, als er sich zum Diktator ernennen ließ.
Luxus und Dekadenz beherrschten Rom in den folgenden Jahrhunderten, doch außer
Gold besaß das Weltreich kaum eigene Güter. Die Herrscher vernachlässigten die Modernisierung der Minen. Die Edelmetallvorräte gingen zur Neige und es wurde immer schwieriger, das Reich zu unterhalten. Mit der schwindenden wirtschaftlichen Kraft verschwand
auch zunehmend die militärische Stärke bis das Römische Reich im 4. Jahrhundert nach
Christus langsam zerfiel.
Die Alchimie und das Gold
Die völkertümliche Wurzel des Wortes „Alchimie“ liegt im arabischen „Al-Kimiya“, was soviel wie „Die Kunst der Ägypter“ bedeutet. Aus dem alten Ägypten gelangte sie über Spanien nach Europa. Es ist eine alte chemische und naturphilosophische Lehre, die mit Stoffen und Elementen experimentierte. Praktiziert wurde sie bereits im Altertum, erfuhr ihre
Blüte im Mittelalter und wurde in der Neuzeit schrittweise von der modernen Chemie abgelöst.
Die naturphilosophische Lehre von Aristoteles (384 - 322 vor Christus) gab Grund zu der
Annahme, dass das Gold im Innern des Erdreiches aus anderen Metallen gebildet wird.
Der Mensch wollte diesen Prozess in einem Labor nachahmen und Gold künstlich herstellen. Könige und Päpste haben Alchimisten eingestellt, um sich wirtschaftliche Vorteile zu
verschaffen. Zudem wollten sie den „Stein der Weisen“ finden, wenn es ihnen gelänge, ein
unedles Metall in Gold zu „transformieren“ oder ein „Lebenselixier“ zu brauen. Viele Fürsten im Mittelalter litten an Goldmangel, deshalb unterstützten sie die Alchimisten oder sie
jagten sie. Johann Friedrich Böttger (1682 - 1719) wurde vom Kurfürsten Friedrich August
von Sachsen („August der Starke“) gefangen genommen und gezwungen, Gold zu erzeugen. 1708 gelang es ihm dabei durch Zufall, das Porzellan zu erfinden, das später das
„weiße Gold“ genannt wurde. Der Fürst war zufrieden und begann in Meißen mit der Produktion. Böttger starb verarmt einige Jahre später. Die moderne Chemie verdankt der Alchimie viele Verfahren, wie das Destillieren und Filtrieren, und Verbindungen, wie zum
Beispiel Ammoniak, Äther oder Phosphor. Es ist den Alchimisten jedoch nie gelungen,
Gold künstlich herzustellen.
Kolumbus und die spanischen Eroberer
Als Christoph Kolumbus (1451 - 1506), der Mann aus Genua, 1492 zu seiner ersten Reise
über den Atlantik aufbrach, träumte er neben dem Beweis einer direkten Seeroute nach
Asien auch von Gold und Ehrentiteln, wie zum Beispiel „Admiral des Ozeans“ und Vizekönig der von ihm entdeckten Gebiete. Insgesamt brach er vier Mal zu Kreuzfahrten auf, um
Gold und exotische Waren ins spanische Königreich zu bringen. Das Königspaar Isabella
und Ferdinand von Spanien finanzierte mal willig, mal unwillig diese Reisen. Kolumbus
und seine Besatzung eroberten und unterwarfen Inseln wie Puerto Rico, Kuba und Jamaika.
Ihnen folgten in den nächsten Jahrzehnten erbarmungslose und gierige Eroberer, deren
Namen sich blutig in die Geschichte eingeschrieben haben: Hernán Cortéz (1485 - 1547)
und Francisco Pizarro (1478 - 1541).
Sie dezimierten die indianische Bevölkerung der Azteken, der Maya und der Inka. Sie
raubten und zerstörten ihre Kultur und ermordeten ihre Häuptlinge, immer auf der Suche
nach Gold und Reichtum. Doch keiner dieser Eroberer ist vermögend und glücklich geworden. Spanien wurde durch die Beutezüge zur reichsten Nation des 16. Jahrhunderts.
Die Konquistadoren haben dabei eine Spur der Verwüstung von Mexiko bis Peru hinterlassen.
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Die Neue Welt und das Gold
Als die Vereinigten Staaten von Amerika 1776 ihre Unabhängigkeit von der britischen Krone erklärten, besaß der junge Staat keine eigenen Gold- und Silbervorräte. Das herausgegebene Papiergeld hatte keine Deckung und führte zur Inflation. Die einzigen bedeutenden Goldvorkommen wurden in North Carolina entdeckt. Die USA beendeten 1848 ihre
Kämpfe mit Mexiko, indem sie 15 Millionen Dollar für ein großes Gebiet (von Texas bis
Kalifornien) bezahlten. Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, dass in Kalifornien Tage
zuvor in der Nähe einer Sägemühle Gold gefunden worden war. Die Entdeckung führte
zum ersten und größten Goldrausch in der Geschichte der USA. Hunderttausende Menschen zog es mit dem Schiff oder über Land nach Kalifornien. Im Jahrzehnt nach der Entdeckung wurde in Kalifornien Gold im Wert von über einer halben Milliarde Dollar gefunden - fast das 35fache des Betrags, den die USA für die Gebiete an Mexiko gezahlt hatte.
Wegen der hohen Goldvorkommen und der zunehmenden Besiedlung wurde Kalifornien
bereits 1850 zum 31. Bundesstaat der USA erklärt. In den 60er und 70er Jahren des 19.
Jahrhunderts fand der nächste Goldrausch am South Platte River in Colorado statt. Auch
hier führten das Goldvorkommen und die steigende Bevölkerungszahl schnell zur Erklärung Colorados zum Bundesstaat. Der letzte große Goldrausch in der Geschichte der USA
fand am Klondike River in Alaska statt. Nennenswerte Goldfunde beschränkten sich zwar
auf die Jahre 1896 - 1898, doch der Goldrausch am Klondike River fand in vielen Werken
der Literatur und Filmgeschichte Einzug und wurde dadurch zum bekanntesten.
Heute lagern die US-Goldreserven im Militärstützpunkt Fort Knox im Bundesstaat Kentucky. Rund 500 Eisenbahnwaggons waren seit 1936 nötig, um nach und nach sämtliche
Goldbarren des Landes dorthin zu verfrachten. Fort Knox gilt seitdem als das am besten
bewachte Gebäude der Welt, ein Diebstahl des Goldes ist sowohl wegen der hohen Sicherheitsvorkehrungen als auch wegen des enormen logistischen Aufwandes nahezu
ausgeschlossen.
Lydia Drozdzynski
Stand vom 01.06.2009
aus:
http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/gold/index.jsp
Goldenes Dilemma
Viele Entwicklungsländer setzen auf den Abbau von Rohstoffen, um die notwendigen Devisen zu erwirtschaften. Bis vor wenigen Jahrzehnten lag der Bergbau in den meisten Ländern in staatlicher Hand. Auf Anraten und Zureden der Weltbank wurde seit den 1980er
Jahren der Bergbausektor in fast allen Entwicklungsländern privatisiert. Ausländische Investoren wurden gesucht, mit dem Ziel, den Sektor zu revitalisieren. Diese Entwicklung
verlief zeitgleich mit der Entwicklung neuer Technologien, der Tagebau wurde attraktiv.
Die Staaten gerieten mehr und mehr in ein Dilemma: zum einen sollen sie durch gute
Konditionen Investoren anlocken, zum anderen ist der Bergbau eine Industrie, die einer
besonderen staatliche Kontrolle unterworfen werden muss, damit die negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt gering gehalten werden. Die meisten Entwicklungsländer
sind dazu jedoch nicht in der Lage.
Auch stellt sich die Frage, wer die Kosten für die Umsiedlung und Entschädigung der
Menschen und wer die Kosten für die Umweltfolgen übernehmen soll. Die Bergbaugesetzgebungen sehen oft keine angemessene Entschädigung für die Bauern, die ihr Land verlieren, vor. Um die Umweltfolgeschäden abzudecken, haben einige Länder inzwischen
Fonds aufgelegt, in die Unternehmen einzahlen. Diese funktionieren jedoch oft nur in der
Theorie. Gewinner sind die transnationalen Bergbauunternehmen, die in den Ländern
Tochterunternehmen gründen und bei Problemen aus dem Land gehen und sich damit der
Haftung entziehen.
aus:
Arbeitshilfe zum Weitergeben, 3/2007, Seite 78/79
Evangelische Frauenhilfe in Deutschland e.V.
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Weltweite Unterstützung
Das FoodFirst Informations- und Aktionsnetzwerk (FIAN) unterstützt Kleinbauern, die
durch den industriellen Goldabbau ihr Land verlieren. FIAN ist eine internationale Menschenrechtsorganisation, die sich in erster Linie für das Menschenrecht auf Nahrung und
Wasser einsetzt. FIAN arbeitet dabei eng mit lokalen Organisationen zusammen. In Ghana ist dies die Wassa Association for Communities affected by Mining (WACAM). WACAM
unterstützt die Betroffenen dabei, sich selbst zu organisieren. Die Organisation lebt davon,
dass Menschen ihre Erfahrungen an andere weitergeben - z.B. darüber, wie man am besten über Entschädigungen verhandelt. So ist WACAM inzwischen in vielen Landesteilen
aktiv und konnte landesweit Gehör erlangen.
FIAN Ghana dokumentiert Verletzungen des Menschenrechts auf Nahrung und Wasser in
den Bergbauregionen, macht diese öffentlich und organisiert internationale politische Unterstützung. FIAN Deutschland versucht in der deutschen Öffentlichkeit ein Bewusstsein
dafür zu schaffen, dass im industriellen Goldabbau heute regelmäßig Menschenrechte
verletzt werden. FIAN geht es dabei nicht in erster Linie darum, dass die Konsumentinnen
und Konsumenten ihr Verhalten ändern. Sicher sollte jede und jeder sich heute überlegen,
ob ein weiteres neues Schmuckstück notwendig ist, oder ob ebenso gut ein altes recycelt
werden kann. Auch die Unterstützung von privaten Initiativen, die Gold aus Projekten zur
Unterstützung von Kleinschürfern beziehen, ist ein guter Ansatzpunkt. Gleichzeitig ist es
jedoch so, dass Deutschland beim Goldverbrauch keine zentrale Rolle spielt. 80 % des
heute produzierten Goldes wird zu Schmuck verarbeitet, gekauft wird er in erster Linie in
Asien, den USA und den arabischen Staaten. FIAN versucht daher, die nationalen Gesetzgebungen und internationale Standards so zu beeinflussen, dass sie einen wirklichen
Schutz für die Rechte der von Bergbau betroffenen Menschen darstellen. Solange dies
nicht der Fall ist, dürfen - so die Forderung von FIAN - keine deutschen Gelder in den
Goldabbau in anderen Ländern fließen. FIAN fordert zudem von der Bundesregierung,
sich dafür einzusetzen, dass die Weltbank keine weiteren Goldprojekte finanziert.
aus:
Arbeitshilfe zum Weitergeben, 3/2007, Seite 81/82
Evangelische Frauenhilfe in Deutschland e.V.
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Anlage 2
Weihrauch - Olibanum (Gummiharz)
Weihrauch (arabisch: ‫ ﻟُﺒﺎن‬oder ‫ ) ُآ ْﻨﺪُر‬ist das getrocknete Harz des Strauches Boswellia, der
in Südarabien angebaut wird und sehr kostbar war. Das deutsche Wort stammt aus dem
Althochdeutschen und bedeutet „heiliger Rauch“. So beschreibt Ibn Baitar: „Abu Hanifa
(Ad-Dinuri) sagt: Es erzählten mir einige Araber vom Volk Oman und sagten, dass Luban
(arabisch für Weihrauch) ein großer Baum sei. Der Baum in Oman ist klein, mit Dornen
versehen, erhebt sich nicht über zwei Ellen und wächst nur auf Bergen, von dem man in
den Ebenen nie eine Spur findet.“
http://www.islam-pedia.de/index.php5?title=Weihrauch
Der Begriff Weihrauch (von althochdeutsch wîhrouch ,heiliges Räucherwerk‘; zu wîhen
,heiligen, weihen‘) bezeichnet zum Räuchern verwendete Harze (Olibanum) sowie die
Pflanzenarten, aus denen diese Harze gewonnen werden (auch Weihrauchbaum, Weihrauchpflanze), und schließlich den Rauch selbst.
Weihrauch ist ein Milchsaft aus den Rinden des Weihrauchbaumes (Boswellia carteri).
Es ist ein aus mehreren Weihrauchstraucharten gewonnenes, an der Luft getrocknetes
Gummiharz; bildet gelbliche, rötliche, bräunliche oder schwarze Körner, die bei normaler
Temperatur fast geruchlos sind, beim Erhitzen auf glühenden Kohlen jedoch einen aromatischen Duft entwickeln.
Handelsüblicher Weihrauch für kultische Zwecke besteht meist aus einer Mischung verschiedener Harze (z. B. Olibanum, Myrrhe, Storax und Tolubalsam) und getrockneter Heilkräuter (Zimtrinde, Lavendelblüten u.a.). Diese Mischung entwickelt beim Verbrennen einen sehr charakteristischen, balsamisch-narkotischen Duft. Öle aus Weihrauch gewonnen,
spielen auch in der Parfümerie eine wichtige Rolle.
Dass Weihrauch fast nur im Oman hergestellt wird, hat einen einfachen Grund: Echte
Weihrauchbäume (Boswellia sacra/Boswellia carteri) lassen sich weder züchten noch verpflanzen.
Die arabischen Stämme in den Karabergen, an der Grenze zum Jemen, schneiden die
Rinde der Bäume ein und sofort tritt ein weißlicher Saft aus. Der trocknet zu Weihrauchkörnchen, die nach einigen Wochen geerntet werden. Die zweite Ernte ist übrigens die
Beste. Von hier aus geht der Weihrauch in alle Welt - 700.000 Tonnen jährlich.
Im 4. und 5. Jahrtausend vor Christus wurde Weihrauch zu ehren orientalischer Götter
geopfert. Die Ägypter verwendeten ihn auch als Heilmittel und zum Einbalsamieren. In
dieser Zeit gab es auch eine Weihrauchstrasse welche in der frühislamischen Zeit an Bedeutung verlor.
Erst seit der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts wird Weihrauch auch in der Kirche gebraucht.
Dass man dann doch den Weihrauch in der Kirche (wieder-)entdeckte hat drei Gründe:
•
Zunächst ist er ein Symbol für die Gebete der Glaubenden, die aufsteigen wie der
helle aromatische Rauch,
•
dann ist das Verbrennen des kostbaren Weihrauchs ein Opfer, etwas, auf das ich für
Gott verzichte,
•
und zu guter Letzt sollte es im Hause Gottes auch angenehm riechen.
Im Zeitalter der kostbaren Parfüms ist die letzte Wirkung heute nicht mehr so notwendig.
Früher war das etwas anders.
In Santiago de Compostela, dem berühmten Pilgerort Spaniens wurde und wird ein gewaltiges, mannshohes Rauchfass quer durch die Kirche geschwungen. Angesichts der vielen
verschwitzten Pilger, die in ihrer Pilgerkleidung monatelang unterwegs waren, wird das
Domkapitel dort wissen, warum.
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Im Alten Testament diente Weihrauch allein zum Tempelkult. Er wurde - mit den Opfergaben - auf dem Altar verbrannt.
In neuesten Forschungen wird die Wirkung von Weihrauch „H 15“ bei Morbus-CrohnPatienten getestet und auch Neurochirurgen wurden auf die Substanz aufmerksam. An
der Uniklinik Gießen wurde „H 15“ z.B. an Patienten mit aggressiven Hirntumoren erprobt.
Bei der höchsten Dosierung soll sich das Ödem um ein Drittel zurückgebildet haben, auch
bei der mittleren war noch eine Verringerung um ein gutes Zehntel messbar. Die operative
Entfernung verkrebsten Gewebes gelang angeblich leichter, die Überlebenschancen der
Patienten stiegen.
Kultische Verwendung
Ursprünge
Der Rauch und der Duft, die sich beim Verbrennen von Weihrauch entwickeln, machten
den Weihrauch von alters her zu einer Komponente bei kultischen Vollzügen. Historisch
wird die Verwendung von Weihrauch im Christentum auf die Parallele im Kult der Israeliten
zurückgeführt, in deren Tempel zweimal täglich Ketoret (hebräisches Wort, das übersetzt
kleben, verbinden und Weihrauch heißen kann) verbrannt wurden. Als Nebeneffekt vertreibt Weihrauch auch Fliegen, die sonst bei Tieropfern sehr lästig wären.
In den verschiedenen Epochen der ägyptischen Pharaonen wurde Weihrauch bei vielen
Kulthandlungen und bei der Mumifizierung verwendet. So nannten die alten Ägypter die
Harzperlen des Weihrauchs den „Schweiß der Götter“. Viele andere antike Religionen und
der orientalische und römische Herrscherkult kannten den Weihrauch. Während der republikanischen Zeit ersetzte bei den Römern das Verbrennen von Weihrauch die alten,
vorgeschriebenen Opfer. Bei Bitt- und Dankesgebeten ließ man die Weihrauchkörner in
speziell dafür bestimmten Gefäßen, acerra, im Feuer verbrennen. Kaisern und Statthaltern
wurde beim Einzug in eine Stadt Weihrauch vorangetragen - als Zeichen der Huldigung,
aber auch zur Verdrängung des Kloakengestanks. Einige römische Kaiser ließen sich als
„Dominus et Deus“ („Herr und Gott“) verehren und hatten Rauchopfer vor ihrem Bild.
Bei den frühen Heidenchristen stand dagegen die göttliche Verehrung des Christus Jesus
von Nazareth im Vordergrund. Aus diesem Grunde war der Weihrauch in der christlichen
Liturgie zunächst verpönt; einige Kirchenväter sprachen sich dagegen aus. Bei Begräbnisfeiern wurde der Weihrauch allerdings auch von den frühen Heidenchristen verwendet.
Erst mit zeitlichem Abstand zu den frühen Christen, der Entstehung des Christusmythos
und mit der Übernahme von Elementen des römischen Kaiserkultes und heidnischer Religionen in den christlichen Gottesdienst wurde der Weihrauch zur Tradition.
Ausschlaggebend war die Förderung und Formung des Christentums durch Kaiser Konstantin und in der damit einhergehenden Änderung der Organisation der Kirchenführung.
Die Geistlichen, vor allem die Bischöfe, erhielten einen völlig neuen Rechtsstatus. Sie waren nun Reichsbeamte geworden und zwar in einer sehr hohen Stellung.
Dazu erhielten die Bischöfe 318 von Konstantin den Auftrag, in bestimmten Zivilprozessen
der Heidenchristen höchstinstanzlich Recht zu sprechen. Mit dieser Rangerhöhung ging
wohl auch das Recht auf die dazugehörigen Statussymbole einher. Daher ist wohl auch
der Brauch zu erklären, beim Einzug des Bischofs Leuchterträger und Weihrauchfassträger vorauszuschicken. Das ist die Form, in der uns der Weihrauch zum ersten Mal in einer
schriftlichen Quelle in der christlich-römischen Liturgie begegnet. Das Beräuchern des Altars war hingegen in Rom Mitte des neunten Jahrhunderts noch unbekannt. Die heutige
Verwendung des Weihrauchs in der katholischen Kirche ist vor allem durch die gallikanische Liturgie in die römische eingedrungen. Das muss nicht heißen, dass diese spätere
Entwicklung ausschließlich das Resultat karolingischer Liturgieveränderung war. Denn die
gallischen Formen der westlichen Liturgie waren stark von Konstantinopel beeinflusst.
Beispielsweise bringt die Liturgie von St. Denis viele direkte Zitate aus der griechischen
Liturgie; darunter finden sich auch vier Formen der Räucherung.
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Auch privat war das regelmäßige Ausräuchern des Hauses mit verschiedenen aromatischen Mischungen in der Antike verbreitet. Im altägyptischen Totenkult wurde dem Weihrauch eine bannende (apotropäische) Wirkung gegen die Macht und den Geruch des Todes zugesprochen. Auch die Sumerer, Babylonier und Perser kannten den Weihrauch.
Katholische Liturgie
In der katholischen Liturgie wird Weihrauch vor allem in der Messe und im Stundengebet namentlich im Morgenlob und im Abendgebet - verwendet, wenn sie feierlich zelebriert
werden. Daneben kommt Weihrauch auch zur Verehrung des Abendmahls (Eucharistie)
außerhalb der Heiligen Messe zum Einsatz, etwa bei Prozessionen oder Andachten. Die
eucharistischen Gaben sowie alle Christussymbole - wie der Altar, das Evangeliar, der
bzw. die Priester, das Altarkreuz, die Osterkerze und die Weihnachtskrippe - und die
Gläubigen werden mit einem Weihrauchfass beweihräuchert („inzensiert“).
Bei der Begräbnisfeier werden auch der Sarg und das offene Grab mit dem Sarg darin
inzensiert, mit den Worten „Dein Leib war Gottes Tempel. Der Herr schenke Dir ewige
Freude.“ Symbolisch steht der Weihrauch zunächst für Reinigung, Verehrung und Gebet.
Nach Psalm 141 (und weiteren Bibeltexten, etwa Offb 8, 3) bezeichnet er das zu Gott aufsteigende Gebet der Gläubigen.
Die mindestens seit 1570 geltende Vorschrift, im Hochamt Weihrauch verwenden zu müssen, ihn aber ansonsten nicht verwenden zu dürfen, machte den Weihrauch zu einem
zentralen Merkmal der Festlichkeit. Seit 1970 kann Weihrauch wieder - wie in den Ostkirchen seit je üblich - in allen Gottesdiensten verwendet werden. Dadurch kommen seine
symbolischen Bezüge wieder deutlicher zur Geltung.
Die katholische Liturgie macht mit der Weihrauchverwendung zudem deutlich, dass der
Mensch eine Geist-Leib-Seele-Einheit ist. Der Gottesdienst ist ein Gottesdienst für alle
Sinne, auch für das Auge und den Geruchssinn. Weil Gottes Wort in Jesus Christus
Mensch geworden ist (Inkarnation - lat. Fleischwerdung), muss sich auch der Gottesdienst
leiblich erfahrbar ausdrücken (inkarnatorisches Prinzip). Weihrauch gilt daher auch als ein
Zeichen der Gegenwart Gottes bzw. des Wehens des Heiligen Geistes: Nach katholischer
Auffassung ist in der Heiligen Messe Jesus Christus als wahrer Gott und wahrer Mensch
in den äußeren Zeichen von Brot und Wein gegenwärtig.
Andere Liturgien
Unter den evangelischen Kirchen zählen die evangelisch-lutherischen Kirchen den
Gebrauch von Weihrauch als unverbindliche Zeremonie zu den Adiaphora - Dinge, die
sich einer Zuordnung als gut oder böse entziehen. Zum Teil mit der katholischen Lehre
vom Messopfer verbunden, wurde sein Gebrauch im Zeitalter der Aufklärung zurückgedrängt. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verschwand er fast völlig aus dem evangelischlutherischen Gottesdienst. In neuerer Zeit wird zuweilen wieder Weihrauch in Anlehnung
an Psalm 141 als Zeichen des Gebetes verwendet.
Wie fast aller sinnlicher Schmuck des Gottesdienstes wurde der Weihrauch in den reformierten Kirchen von Beginn an abgelehnt.
In der orthodoxen Liturgie, z.B. im byzantinischen Ritus und in der orientalischen Liturgie,
wird Weihrauch als Duft des Himmels verwendet. Nach alter orientalischer Vorstellung ist
eine Gottesbegegnung mit einem Dufterlebnis verbunden. In den slawisch-orthodoxen Kirchen enthält die Räuchermischung allerdings oft hauptsächlich Benzoe und wenig oder
keinen eigentlichen Weihrauch.
Weihrauchstraße
In der Antike war Weihrauch ein hoch bezahltes und begehrtes Handelsgut und wurde auf
der Weihrauchstraße und im Fernhandel bis in fast alle Gegenden der alten Welt gehandelt und spielte in den allermeisten Religionen und Kulten der damaligen Zeit eine Rolle.
Der Ursprung des Weihrauchs wurde geheim gehalten und die Handelwege überwacht.
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Die Weihrauchstraße von Südarabien zum Mittelmeer ist eine der ältesten Handelsrouten
der Welt.
Über sie wurde der Weihrauch aus seinem Ursprungsland Dhofar im heutigen Oman über
den Jemen, Asir und den Hedschas zum Mittelmeerhafen von Gaza und nach Damaskus
transportiert. Wichtige Handelsstationen an der Karawanenroute waren Schabwa, Sanaa,
Medina und Petra.
Die Erschließung der Weihrauchstraße wurde erst durch die Domestizierung des Dromedars in der Mitte des 2. Jahrtausends vor Christus ermöglicht. Mit der Nutzung der Dromedare als Lasttiere sank die Abhängigkeit der Karawanen von den Wasserstellen in der
Wüste.
Außer dem Weihrauch gelangten über den Karawanenweg auch Gewürze und Edelsteine
aus Indien und Südostasien nach Palästina und Syrien. Bei Petra, nördlich des Golfs von
Akaba, teilte sich die Weihrauchstraße in einen nördlichen Zweig mit dem Endpunkt Gaza
und in einen östlichen, der nach Damaskus führte. Nach Berichten antiker Autoren benötigten Kamelkarawanen 100 Tagesmärsche für die 3.400 km lange Strecke zwischen Dhofar und Gaza.
Die Weihrauchstraße wurde wahrscheinlich im 10. Jahrhundert vor Christus erstmals genutzt. Zu einem Aufschwung des Handels kam es jedoch erst nach der Entstehung der
südarabischen Königreiche Saba, Qataban, Hadramaut und Ma'in im 8. Jahrhundert vor
Christus. Der hohe Bedarf an Weihrauch bei kultischen Handlungen im Mittelmeerraum
führte seit dem 5. Jahrhundert vor Christus zu einer Blüte der Route sowie der Städte und
Reiche, die sie verband. Um die Zeitenwende soll allein das Römische Reich 1.500 Tonnen der geschätzten Jahresproduktion von 2.500 bis 3.000 Tonnen Weihrauch konsumiert
haben. Die Römer bezeichneten das Herkunftsgebiet des kostbaren Rohstoffs daher als
Arabia felix - glückliches Arabien.
Kurz zuvor begann allerdings bereits der langsame Niedergang der Weihrauchstraße. Die
ptolemäischen Herrscher Ägyptens hatten im 1. Jahrhundert vor Christus den Seeweg
durch das Rote Meer erschließen lassen. Dadurch konnten sie in den Weihrauchhandel
einsteigen und die hohen Zölle und Abgaben umgehen, die auf der Landroute erhoben
wurden. Damit verlor nicht nur der alte Karawanenweg seine Bedeutung. Auch den antiken arabischen Königreichen wurde allmählich die wirtschaftliche Grundlage entzogen.
Dies führte im 3. Jahrhundert zum Aufstieg der Himjariten im Jemen. Sie stützen sich nun
verstärkt auf die Landwirtschaft im klimatisch günstigeren Bergland und auf die Kontrolle
des Seehandels.
Der Siegeszug des Islam seit dem 7. Jahrhundert bedeutete einen weiteren schweren
Rückschlag für den Handelsweg. Zwar fand Weihrauch auch in der islamischen Medizin
weiterhin Verwendung, nicht jedoch in der religiösen Sphäre der Moscheen. Im Islam besonders in den Arabischen Ländern wird Weihrauchduft vor allem in Wohnräumen verwendet. Er hat seine religiöse Bedeutung hier verloren.
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Anlage 3
Myrrhe
Natürliche Medizin - seit Jahrtausenden
Seit Jahrtausenden nutzen die Menschen Weihrauch und Myrrhe als Arzneimittel. Die unterschiedlichsten Krankheiten wurden damit behandelt. Heute sind die Wundermittel weitgehend in Vergessenheit geraten - außer in der Adventszeit.
Weihrauch als Geschenk verweist auf die Göttlichkeit des Beschenkten. Es gilt als Gottesduft mit geheimen Kräften, bannender Wirkung und der Fähigkeit, Verbindung mit göttlichen Menschen herzustellen. Das Aufsteigen des Weihrauchs symbolisiert die Entfaltung
der Gottheit - dem Menschen sinnlich erfahrbar. Weihrauch, das sakrale Symbol Gottes.
Die Zeichenhaftigkeit von Myrrhe basiert auf ihrer Bitterkeit, der Heilung körperlicher Leiden sowie ihrer Wirkung bei der Leichenkonservierung. In der Bibel steht die Myrrhe in
Verbindung mit der menschlichen Natur und dem Leiden und Sterben Christi.
Weihrauch und Myrrhe sind Harze. Weihrauch-Bäume und Myrrhe-Sträucher sind eng
miteinander verwandt und gedeihen vor allem in Nordostafrika, auf der Arabischen Halbinsel und im Fernen Osten. Die alten Ägypter nannten die Harze „Tränen des Horus“. Horus
war der Gott der Sonne und des Mondes. Die alten Ägypter benutzten zur Einbalsamierung unter anderem die Myrrhe.
Bereits 1500 vor Christus beschrieben Priester die segensreichen Wirkungen der Harze
bei der Behandlung von Wunden und Hautausschlägen. Anderthalb Jahrtausende später
wurde in Rom Weihrauch zur Behandlung von Wunden und zur Stillung von Blutungen
empfohlen. Im 16. Jahrhundert galten aus Weihrauch zubereitete Substanzen in England
als probates Mittel gegen Magengeschwüre und Blutergüsse; indische Ärzte behandelten
mit Weihrauch Rheumatismus, Chinesen Hautkrankheiten, darunter auch die Lepra.
Myrrhe war noch vielseitiger: Bei den Sumerern, vor 5.000 Jahren, wurde die Wirksamkeit
einer Myrrhe-Tinktur gegen Zahn-, bzw. Zahnfleisch- und Wurmkrankheiten beschrieben.
Griechen und Römer waren überzeugt, dass Myrrhe gegen den Biss giftiger Schlangen
helfe. Asiatische Heilkundige empfahlen vor ca. 1.000 Jahren Myrrhe gegen Husten und
Brustbeschwerden, gegen Hautinfektionen und gegen gefährliche Pilzkrankheiten bei Kindern. Schon im frühen Mittelalter gelangten Rezepte für die Zubereitung von MyrrheArzneien aus dem Nahen Osten nach England. Unter den Angelsachsen war Lepra eine
häufige Krankheit und Wissenschaftler vermuten, dass Myrrhe-Tinkturen als Heilmittel dagegen eingesetzt wurden. Später wurde Myrrhe gegen Übelkeit und Durchfall, gegen Blutungen und zur Behandlung von Skorbut gebraucht. Im vergangenen Jahrhundert diente
eine Mischung aus Myrrhe und Borax als „Zahnpasta“.
Weihrauch und Myrrhe scheinen zu vielerlei brauchbar - schon deshalb, weil die Zahl ihrer
Bestandteile sehr groß ist. Biochemiker können noch nicht genau eingrenzen, welche der
Substanzen in Weihrauch und Myrrhe den größten Effekt haben. So gesehen wissen wir
heute auch nicht viel mehr als die Weisen aus dem Morgenland vor zwei Jahrtausenden.
Da schon in der Bibel steht, dass die Heiligen Drei Könige dem neugeborenen Jesus Myrrhe gebracht haben, sieht man, dass die Myrrhe eine sehr alte Heilpflanze ist. Sie wird
schon seit über 3.000 Jahren als Heilmittel verwendet. Die alten Ägypter benutzten zur
Einbalsamierung auch die Myrrhe.
In der Antike war Myrrhe sowohl als kosmetisches als auch als medizinisches Mittel sehr
beliebt. Der Jesus vor seiner Kreuzigung angebotene Myrrhe-Wein (vgl. Mk 15, 23) war
ein Betäubungsmittel. Myrrhe war zugleich aber auch für die Einbalsamierung notwendig.
Nach mosaischem Gesetz war die Myrrhe auch Hauptbestandteil eines heiligen Salböls
(Ex 30, 22 - 33).
In der Bibel wird die Myrrhe mehrfach erwähnt, im Hohenlied allein siebenmal (Hld 1, 12;
3, 6; 4, 6. 14; 5, 1.5. 13), oft in Verbindung mit anderen Wohlgerüchen (Sir 24, 20). Unabhängig von der Bedeutung der Myrrhe besteht ihre Zeichenhaftigkeit in ihrer Bitterkeit und
ihrer heilenden Wirkung körperlicher Leiden sowie ihrer Wirkung bei der LeichenkonservieCopyright: Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., Soest
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rung. In der Bibel steht sie in Verbindung mit der menschlichen Natur und dem Tode
Christi, angedeutet durch die Myrrhe der Magier (Mt 2, 11) und durch den Myrrhenberg
(gedeutet als Golgotha) des Hohenliedes (Hld 4, 6).
Das Gedenken des Leidens Christi gibt Kraft zur Entsagung und Askese. Abtötung bewahrt vor der Fäulnis des Lasters, wie Myrrhe den Leichnam vor Verwesung schützt. Gregor von Nyssa erläutert diese Symbolik anhand eines Verses aus dem Hohenlied 3, 6:
„Wer ist sie, die da aus der Steppe heraufsteigt in Säulen von Rauch, umwölkt von Myrrhe
und Weihrauch, von allen Wohlgerüchen der Händler? [...] Myrrhe ist erforderlich zur Einbalsamierung von Leichen. Weihrauch aber ist in gewissem Sinn der Ehre Gottes geweiht.
Wer sich also in dem göttlichen Dienst hingeben will, wird nicht anders ein gottgeopferter
Weihrauch sein, als wenn er zuerst Myrrhe wird, dass heißt, seine Glieder hier auf Erden
abtötet, mitbegraben mit dem, der für uns den Tod erduldet, und jene Myrrhe, die bei der
Bestattung des Herrn gebraucht wurde, an seinem eigenen Fleisch zur Tötung der Begierden anwendet.“ (In Cant. Hom. VI; PG 44, 897).
Myrrhe ist das Harz des Myrrhenbaums. Dieser wird bis zu 3 m hoch und wächst in den
Wüstenregionen rund um das rote Meer. Der Name kommt übrigens von dem semitischen
Wort murr, was so viel wie bitter bedeutet.
Myrrhe ist eine sagenumwobene und kostbare Pflanze. Die Myrrhe ist auch einer der Gaben der Heiligen Drei Könige, Caspar, Melchior und Balthasar. Zusammen mit Weihrauch
und Gold galt Myrrhe als besonders wertvolles Geschenk.
Die Kostbarkeit der Myrrhe ist auch der Grund, einen Myrrhe-Zweig der Braut an ihrem
Hochzeitstag zu schenken. Der Myrrhe-Zweig steht für Reichtum und Erfolg und Glück.
Wünsche von Eltern und Freunden an das erwartungsfrohe Brautpaar.
Das Öl der Myrrhe hat einen wunderbaren Duft. Dieser wunderbare weiche und feine Duft
wird deshalb oft als Kopfnote von Parfums verwendet. Das Harz wird traditionell zum Räuchern als Myrrhe Weihrauch eingesetzt.
Die Myrrhe Pflanze
Die Stammpflanze wächst in Somalia, Äthiopien, dem Jemen und im Sudan. Myrrhe ist ein
kaum 3 m hohes Bäumchen. Die Myrrhe ist mit kleinen, oft gedrehten Blättern besetzt. Sie
hat rispenartige Blütenstände. Geerntet wird der zu einem Harz eingetrocknete Sekretsaft
aus Sekretgängen der Rinde.
Verwendete Pflanzenteile
Für den Weihrauch von Myrrhe wird das Harz verwendet. Für das Öl der Myrrhe wird das
Harz und die Pflanze als Ganzes verwendet. Das Harz wird an der Luft getrocknet. Die
Pflanze wird destilliert, um das begehrte Öl zu gewinnen.
Wirkung der Myrrhe
Die Hauptursache der Wirkung der Myrrhe dürfte wohl auf das darin enthaltene ätherische
Öl zurückzuführen sein. Dieses wirkt desinfizierend und ist auch hautreizend. Verwendung
findet es als Tinktur, besonders im Mund und Rachenraum, aber auch bei Krankheiten und
Entzündungen des Zahnfleisches leistet die Myrrhe wunderbare Dienste. Zum Beispiel
heilt entzündetes Zahnfleisch schnell und nachhaltig ab, wenn man die betroffenen Stellen
mehrmals täglich mit einer Tinktur aus Myrrhe massiert. Bei Zahnfleischproblemen ist eine
Mundspülung aus Myrrhe hilfreich.
Volksnamen
Echte Myrrhe, Männliche Myrrhe, Rote Myrrhe
Wirkung von Myrrhe
•
appetitanregend
•
desinfizierend
•
entzündungshemmend
•
Wundheilung
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Anlage 4
Die Weisen und ihre Geschenke - Andacht
Matthäus 2, 9 - 11
9
10
11
Als sie das vom König gehört hatten, brachen sie auf. Und seht, der Stern, dessen
Aufgang sie beobachtet hatten, zog vor ihnen her, bis er ankam und über dem Ort
stillstand, an dem das Kind war.
Als sie den Stern dort sahen, waren sie überwältigt vor Freude.
Sie gingen in das Haus und sahen das Kind zusammen mit Maria, seiner Mutter. Sie
fielen vor ihm nieder, ihm zu huldigen. Sie breiteten ihre Schätze aus und überreichten dem Kind Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
aus: „Bibel in gerechter Sprache“ von 2007
Das erste Geschenk: Gold
Gold, das wissen wir, ist das wertvollste, edelste und teuerste Edelmetall. Es ist beständig
in seinem Wert. Die Währungen in den meisten Ländern dieser Erde haben ihre Absicherung, ihre Garantie in entsprechenden Goldbeständen. Das Geschenk Gold ist ein königliches Geschenk, gerade gut für einen König. Die Weisen aus dem Morgenland bekunden
mit diesem Geschenk: wir sind gekommen, um einen König zu ehren. Schon als sie bei
dem König Herodes sich nach dem Kind erkundigen, sagen sie: wir suchen den neugeborenen König.
Und wie recht haben sie: in der Krippe liegt ein königliches Kind. Der Sohn des Königs
Himmels und der Erde, Gottes Sohn. Gott schenkte uns das Edelste, das Beste und Wertvollste, was er hatte: seinen eigenen Sohn. Und diese klugen Männer sind nicht enttäuscht
von der so wenig königlichen Kulisse. Gott hatte ihnen durch den Stern den Weg zu einem
König gewiesen. Und als sie hier das Kind einfacher Eltern finden, sind sie nicht enttäuscht oder ungläubig, sondern fallen nieder und beten an.
Es symbolisiert, dass in der Krippe nicht irgendein Kind liegt, sondern der König aller Welten. Und Königtum symbolisiert auch Macht. Und hier haben wir es mit dem göttlichen Königtum zu tun. Das heißt, Jesus ist König, Herrscher über alles: über Hölle, Tod und Teufel. Und darum ist es wichtig, dass die Geschichte von Jesus nicht am Kreuz endet, sondern in der Auferstehung am Ostermorgen ihren Abschluss findet. Gott hat sich nicht nur
ein Opferlamm erkoren, sondern einen Auferstehungssieger.
Das zweite Geschenk: Weihrauch
Weihrauch ist ein Produkt, das dem Harz ähnlich ist und von einem Strauch gewonnen
wird. Es wird in hellgelben Stücken gehandelt und aufs Feuer gelegt, wo es knisternd verbrennt. Ätherische Öle werden freigesetzt, die einen wohlriechenden Duft verbreiten und
einen ganzen Raum erfüllen können und in den Kleidern haften bleibt. Die Israeliten gebrauchten Weihrauch in ihren Gottesdiensten und brachten mit ihm das Rauchopfer dar,
was nur den Priestern erlaubt war. Weihrauch symbolisierte Vergebung, Versöhnung, aber
auch die bewahrende Kraft Gottes an seinem Volk. Weihrauch symbolisierte auch: Gott
löst von den Banden des Teufels. Aber auch die Anbetung der Heiligen wird hier symbolisiert. Dieses Geschenk macht uns darauf aufmerksam, dass Jesus der Priester Gottes ist,
der Hohepriester, wie er im Hebräerbrief genannt wird.
Das lateinische Wort für Priester lautet „Pontifex“, das heißt Brückenbauer und bezeichnet
die Aufgabe des Priester: er baut eine Brücke zu Gott. Mit ihm bedürfen wir keines
menschlichen Priesters mehr, der zwischen Gott und Mensch vermittelt.
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Die „goldene Brücke“ ist gebaut: Jesus ist da, der vermittelt hat zwischen Gott und uns.
Aus diesem Grunde sandte Gott seinen Sohn. Das Allerwertvollste, was die Weisen zu
bringen hatten, wertvoller als alle materiellen Geschenke, die einen beträchtlichen Wert
ausmachten, war das, was uns in dem Text der Bibel über sie gesagt wird:
Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das
Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an!
Die Weisen suchten einen König. Von daher ist es nicht unbedingt verwunderlich, dass sie
vor dem Kinde niederfielen. Das ist eine übliche Geste vor einem König. Aber sie taten ja
mehr: sie beteten an. Und damit erkennen sie ihn an als Gott, als den Retter und Heiland,
als den Sohn Gottes, denn nur einem Gott gebührt Anbetung.
Das dritte Geschenk: Myrrhe
Myrrhe ist vielleicht die eigenartigste Gabe der Weisen, die uns noch einmal belegt, dass
die Geschenke symbolischen Charakter haben. Zwar wurde Myrrhe auch zu medizinischen Zwecken verwendet, aber auch als Totengabe. Wenn ein Verstorbener in Tücher
gewickelt wurde - wie es bei den Israeliten üblich ist - wurde auch Myrrhe verwendet. So
lesen wir in Johannes 19, 39, dass Nikodemus bei der Zubereitung des Leichnams Jesu
reichlich Myrrhe spendete. So symbolisiert diese Totengabe: Jesus ist in die Welt gekommen, um zu sterben!
Auf einem berühmten englischen Jesus Gemälde ist Jesus als Knabe dargestellt, der an
der Tür einer Zimmerwerkstatt in Nazareth steht. Die Abendsonne scheint zur Tür herein,
in der der junge Jesus seine Glieder streckt, um sich von der Arbeit an der Werkbank zu
entspannen. Während er mit ausgestreckten Armen in der Türe steht, wirft die Abendsonne seinen Schatten an die Rückwand: ein Kreuz. (beschrieben nach Berichten des Theologen William Barclay). Auf anderen alten Gemälden ist manchmal die Krippe im Stall dargestellt und an einer Wand hängt ein Kreuz mit dem Gekreuzigten, was natürlich sachlich
unrichtig, theologisch aber von tiefer Bedeutung ist. Das ist bittere Wahrheit und doch
Evangelium, frohe Botschaft: Jesus kam in diese Welt, um zu sterben.
Und so ist dem Leichnam Jesu einmal wirklich Myrrhe, die Totengabe, beigegeben worden, weil er hingerichtet am Kreuz starb.
Paulus sagt von sich: Ich lebe; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.
(Galater 2, 20)
Freuen wir uns über das beste Geschenk Gottes an uns: Jesus Christus, der sich uns
selbst geschenkt hat und der uns alles schenkt, was das Leben wertvoll macht: Liebe,
Friede, Schutz und Kraft in dieser Zeit und darüber hinaus: ein Leben in Ewigkeit.
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Die Weisen aus dem Morgenland
- Eine weihnachtliche Duftreise
Zur Vorbereitung:
Diese Duftreise lässt die Weisen aus dem Osten durch die Regionen
nach Bethlehem ziehen, aus denen unsere gebräuchlichsten Weihnachtsdüfte herstammen. Beginnend in China, über Hinterindien
zieht der erste Weise bis Indien, wo er seinen Kollegen mitnimmt.
Der dritte Weise, welcher von Süden, aus Ägypten anreist, treffen
sie erst im Heiligen Land.
Herstellung:
Zur Herstellung der Düfte wird benötigt:
Filmdöschen oder Pappbecher
Watte
Duftöle mit den entsprechenden Aromen
gegebenenfalls Ingwerkekse oder -kuchen, Kardamom-Kapseln
Wer sich an das Schwenken einer Weihrauch-Ampel herantraut,
braucht:
Weihrauch- oder Myrrhenharz
eine Weihrauch-Ampel oder eine Weihrauchpfanne
spezielle (geruchsfreie) Kohle-Tabletten
Diese Ingredienzien gibt es zum Teil als Set in zahlreichen Weltläden zu erwerben.
Achtung:
Achten Sie darauf, ob sich in Ihrer Gruppe Frauen mit Geruchsallergie oder sonstigen Unverträglichkeiten gegen Duftaromen bzw.
Weihrauch befinden!
Besonderheit:
Fett und in Klammern sind Produkte genannt, die sie an entsprechender Stelle in der Gruppe herumreichen können (als Aroma oder
Gegenstand).
Fragen Sie am Ende der Duftreise, ob die Gruppe anhand der Düfte
und Reihenfolge den Reiseweg nachvollziehen kann.
Weit weg von hier, in einem fernen Land, in dem die Menschen ganz anders aussehen als
bei uns, lebte ein berühmter alter Mann, von dem man sagte, dass er die Zukunft vorhersehen konnte. Er sah jedoch in Wirklichkeit nicht die Zukunft, sondern nur den Sternhimmel, und deutete das, was er dort fand.
Eines Tages, nachdem er einige Früchte seines Landes gegessen hatte [Mandarinen]
[Orangen], entdeckte er zwei Planeten am Himmel, die zu einem hellen Stern verschmolzen. Er holte seine Sternkarten und Tabellen hervor, fragte und forschte und stellte fest,
dass ein ganz wichtiges Ereignis bevorstand, weit weg, im Lande der Abendsonne. Er
wusste nicht genau, was, aber er wollte es auf keinen Fall verpassen. So reiste er nach
Westen. Dort wohnte ein Freund von ihm: Auch ein berühmter Sterndeuter. Als er ankam,
lud ihn der Freund zum Essen und Trinken ein. [Weihnachtstee, Ingwerkuchen]
Auch er hatte den Stern gesehen und sagte: „Die beiden Planeten haben sich im Sternbild
der Fische vereint. Das bedeutet: Es wird ein wichtiger Mensch geboren werden, ein großer König!“ Der Freund beschloss, mit dem alten Mann in das Land des Sonnenuntergangs zu ziehen.
Sie reisten durch die Städte seines großen Landes und rochen zahlreiche Düfte [Nelken,
Zimt] und kauten öfters dies [Kardamon], von dem man sagte, dass es gut für die Zähne
sei. Viele tausend Meilen weit ritten sie nach Westen, durch fruchtbares Land und durch
Wüsten, durch Ebenen und Berge, aber auch durch Wälder [Tannenduft], und sie folgten
dem Stern.
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Als sie nicht mehr weit entfernt waren von der Stadt Jerusalem, sahen sie einen dunkelhäutigen Mann mit weißem Bart auf einem Kamel durch die Einöde reiten. Wie ein Räuber
sah er nicht aus. Sie fragten ihn:
„Was suchst du, alter Mann?“ Er antwortete: „Ich folge diesem Stern.“
Es stellte sich heraus, dass auch er ein kluger Mann war, der den Himmel deuten konnte.
„Weißt du denn, was der Stern bedeutet?“ fragten ihn die beiden.
„Ich weiß nur, dass der Stern für einen großen Herrscher aus dem Land der Juden steht,
und nun reise ich dorthin, um ihn anzubeten. Der König dieses Landes hat den Namen
Herodes.“ sagte der dunkelhäutige Mann, der nach einem Gewürz duftete, das in dem
Land wächst, aus dem er kam. [Anis]
Die beiden anderen antworteten: „Wir haben herausgefunden, dass der Stern nicht auf
einen König weist, der schon regiert, sondern auf einen Menschen, der jetzt erst geboren
wird!“ Die drei beschlossen, in die große Stadt zu gehen und die Menschen nach dem königlichen Kinde zu fragen.
Als Jesus geboren wurde in Bethlehem in Judäa (zu der Zeit des Königs Herodes), siehe,
da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.“
Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von
ihnen, wo der Gesalbte geboren werden sollte.
Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten: „Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.“
Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der
Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht
fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete.
Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein
war.
Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das
Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre
Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen
auf einem andern Weg wieder in ihr Land.
Fragen:
Aus welchem Land kam der erste Sternendeuter?
Aus welchem der zweite?
Aus welchem der dritte?
Duftspuren zum Reiseweg:
Mandarinen - China
Orangen - China
Ingwer - Indien
Nelken - Indonesien, Indien
Zimt - Indien
Kardamon - Indien
Anis - Ägypten
Weihrauch - Arabien
Myrrhe - Arabien
aus:
http://www.religionsunterricht-pfalz.de/bibliothek/texte/weihnachten-duftreise.pdf
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Einem Stern folgen
- Gruppenstunde
Ziel:
Anhand der Gestalt der Heiligen drei Könige sollen die Teilnehmerinnen angeregt werden, wichtige Stationen und Aufbruchsituationen ihres eigenen Lebens zu erinnern und davon zu erzählen.
Die biblische Geschichte von den „Drei Weisen“ erzählt von
Menschen, die aufbrechen und sich auf den Weg machen. Am
Beginn ihres Aufbruchs steht ein Stern. Sie lassen sich von diesem Stern ansprechen. Eine Sehnsucht keimt auf; dieser folgend brechen sie auf und machen sich auf den Weg. Der Stern
wird zu ihrem „Orientierungsstern“, dem sie folgen.
Menschen haben in ihrem Leben viele „Aufbrüche“ zu verzeichnen. Im wörtlichen Sinn kann es ein Ortswechsel sein (Krieg,
Vertreibung, Evakuierung, Umzug durch Heirat, Beruf etc.), im
übertragenen Sinn der Eintritt in eine neue Lebensphase (Ausbildung, Heirat, Kinder, Ruhestand etc.) oder der Umgang mit
Lebensbrüchen und -krisen.
„Einem Stern folgen“ möchte Stationen sichtbar machen, die die
einzelne in ihrem Leben durchlaufen hat. Es soll zur Sprache
kommen, was sie in der jeweiligen Situation zum Aufbruch bewegt hat. Welche Hoffnungen und Sehnsüchte haben einen solchen Aufbruch begleitet oder gar erst möglich gemacht? Welchem Stern ist die einzelne gefolgt?
Der Vorschlag geht von einem ganzheitlichen Ansatz aus. Die
inhaltliche Arbeit und das Gespräch werden durch Übungen aus
dem Gedächtnistraining und mit Bewegungsimpulsen ergänzt.
Ablauf:
Die Leiterin führt in den Nachmittag ein.
Am heutigen Nachmittag möchten wir uns auf eine ungewöhnliche Weise mit den Heiligen drei Königen befassen.
D. h., wir folgen dem Weg der Heiligen drei Könige in der Art,
dass wir die bekannte Geschichte auf unser eigenes Leben übertragen.
Das ist nicht so schwierig, wie es sich vielleicht anhört. Zu Beginn
der Erzählung brechen die drei Könige auf.
Auch wir kommen irgendwo her. Wir kennen uns und wissen vielleicht voneinander, wo wir zurzeit wohnen. Heute soll darum einmal die Möglichkeit sein, zu erfahren, wo die andere geboren ist.
Dann sehen die drei Weisen einen Stern und brechen auf - verlassen ihre Heimat, gehen einen weiten Weg: auch darüber können wir einander viel aus eigener Erfahrung erzählen.
Die Könige finden schließlich, was sie gesucht haben. Und sie
machen sich erneut auf - dieses Mal auf einem anderen Weg.
Auch unsere Wege gehen weiter - sind noch nicht zu Ende.
Soviel zu dem, was Sie heute erwartet. Ich freue mich auf einen
interessanten Nachmittag, an dem wir hoffentlich viel Neues voneinander erfahren werden.
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Bewegungsimpuls: Fußübungen
Die Leiterin:
Die drei Könige haben am Beginn ihrer Reise einen weiten Weg
vor sich. Für solch eine weite Wanderung sind die Füße wichtig.
Deshalb tun wir jetzt zuerst etwas für unsere Füße.
Zu rhythmischer Musik (z.B. Wanderlieder) werden im Sitzen folgende Übungen angeleitet: Gehbewegung im Rhythmus, dazu
Arme „schlenkern" Fuß auf der Ferse aufsetzen und bewusst
über die gesamte Fußsohle abrollen. Am Ende sich auf den Zehenballen stützen und Ferse hochheben. Gegengleich.
Den Fuß strecken und anziehen. Im Wechsel rechts und links
Fußgelenke kreisen lassen (nach innen und nach außen)
Einen Fuß fest aufstellen. Den anderen Fuß abwechselnd mit der
Außenkante und der Innenkante aufsetzen. Wechsel.
Die Zehen krallen und strecken.
Material:
Thematischer
Einstieg:
Rhythmische Musik, z.B. Wanderlieder
Heimatkarte
Vorbereitung: auf Plakatpapier wird eine Deutschlandkarte groß
aufgezeichnet (eventuell mit Hilfe eines Overheadprojektors), an
die Wand geheftet oder in die Mitte gelegt. Man kann auch eine
Übersichtskarte aus einem Straßenkarten-Set (Deutschland oder
Europa) verwenden. Oder Sie leihen sich eine Wandkarte aus einer Schule, auf die Sie dann allerdings nur Sterne aus Haftnotizzettel kleben sollten, die leicht wieder abgehen.
Die Teilnehmerinnen werden gebeten, den Ort ihrer Geburt in die
Karte einzutragen und kurz etwas darüber zu erzählen. Sie überlegen, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbracht haben - sind
dies andere Orte, werden sie ebenfalls in die Karte eingezeichnet
und mit einer Linie verbunden.
Material:
Pro Teilnehmerin einen andersfarbigen Stift,
Deutschlandkarte
Unter der Bestellnummer 5651 kann bei der Bundeszentrale für politische Bildung, Adenauerallee 86, 53113 Bonn oder www.bpb.de eine
Deutschlandkarte ca. 40 x 55 cm gratis bestellt werden (Versandkosten!).
Lied:
An dieser Stelle kann gemeinsam ein Lied gesungen werden.
(Liedblätter)
Gedächtnisübung
zum Thema:
Die Leiterin: Die drei Könige haben ihre Heimat verlassen, weil sie
einen ungewöhnlichen Stern gesehen haben. Wir möchten nun
auch „Sterne entdecken“, indem wir nach Worten suchen, in denen
sich das Wort „Stern“ verbirgt.
Beispiel: geSTERN, FinSTERNis, 0-STERN usw.
Auf Zuruf schreibt die Leiterin die gefunden Begriffe auf.
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Nun suchen wir Redensarten mit „Stern“,
Beispiel:
„Sterne vom Himmel holen“
„in die Sterne schauen“
„unter keinem guten Stern stehen“
Alternativ: Lieder mit „Stern“
Beispiel:
Weißt du, wie viel Sternlein stehen
Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein...
Stern über Bethlehem
Material:
Plakat, Stift
Thematische Arbeit
Gesprächsimpuls: Lebenswege
Die Leiterin:
Auch in unserem Leben hat es manchen Aufbruch gegeben. Wenn ich
die unterschiedlichen Geburtsstädte auf unserer Karte betrachte, interessiert es mich, wie die einzelne hierher nach N.N. gekommen ist.
Welcher Weg hat sie hierher geführt? Vielleicht war es ein direkter
Weg - vielleicht aber auch einer mit vielen Zwischenstationen.
Aber auch diejenigen, die hier am Ort geboren sind, haben Aufbruch
erlebt. Vielleicht erinnern Sie sich an Situationen in Ihrem Leben, in
denen Sie neu angefangen haben, sozusagen bei „Null“ beginnen
mussten, oder in denen Sie einen wichtigen Schritt getan haben, der
ihr Leben verändert hat o.ä.
Ich möchte Sie bitten, eine Situation, ein Ereignis oder eine Station Ihres Lebensweges auszuwählen, von der Sie uns berichten möchten.
Denken Sie bitte einen Moment nach:
Was hat Sie zu diesem Aufbruch / Neuanfang bewogen? Was war sozusagen Ihr persönlicher „Stern", der sie „gelockt" hat? Welche Hoffnungen / Wünsche waren mit dem Aufbruch verbunden? (Die Teilnehmerinnen erhalten einen Papierstern und werden gebeten, ihre
Gedanken darauf festzuhalten.)
Eine Teilnehmerin beginnt und erzählt etwas von einer „Aufbruchsituation" ihres Lebens. Ist das Erzählte mit einem bestimmten Ort verbunden, wird er auf der Karte eingezeichnet und mit dem vorherigen verbunden. Der Stern wird mit einer Stecknadel dazu geheftet. Die anderen Teilnehmerinnen dürfen Fragen stellen und dadurch zu weiteren
Erklärungen anregen. Ist die Erzählung abgeschlossen, folgt die
nächste Teilnehmerin dem Beispiel.
Material:
Pro Teilnehmerin einen andersfarbigen Stift
Deutschlandkarte
Papiersterne
Stecknadeln oder Klebeband
Sternentanz:
Unter fremden Sternen (Musik: Freddy Quinn)
Musik (Anlage 1)
Tanzbeschreibung (Anlage 2)
Sternbilder
erkennen:
Vorbereitung: Papiersterne ausschneiden
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Die Leiterin fragt, welche Teilnehmerin aus der Erinnerung ein Sternbild
kennt. Die Teilnehmerin wird gebeten, mit den Papiersternen das Sternbild in die Mitte zu legen. Die übrigen Teilnehmerinnen erraten das
Sternbild. Eine andere Teilnehmerin legt ein neues Sternbild, usw.
Alternativ kann die Leiterin Sternbilder vorgeben und die Gruppe versucht, diese zu erraten. Einige Beispiele finden sie in Anlage 3.
Material:
Sterne aus Papier
alternativ:
Papier und Stifte
bzw. Tafel zum Auszeichnen
Die Leiterin:
Nachdem die drei Könige ihr Ziel erreicht haben, heißt es, dass sie auf
einem anderen Weg in ihr Land heimkehren.
Auch unser gemeinsamer Nachmittag geht jetzt leider zu Ende und wir
müssen uns verabschieden. Wir hatten zwar nicht Gold, Weihrauch und
Myrrhe zu verschenken, haben aber einander dennoch viel gegeben
und ich denke, dass auch jede von uns etwas vom heutigen Nachmittag
mit nach Hause nimmt.
So kehren auch wir - wie die drei Könige - anders nach Hause zurück.
nach: Birgit Altmeyer in: Geistliche Hilfe zur Vorbereitung auf den XX. WJT 2005, S. 89-92
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Anlage 1
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Anlage 2
Sternentanz
Unter fremden Sternen - Musik: Freddy Quinn
(enthalten auf der CD Deutsche Schlager 1959 - 1960, Polydor Hamburg, Set-Nr. 539 408-2)
Takt:
4/4 Takt (mit Auftakt)
Schritt:
Taktschlag
1 rechter Fuß Schritt
2 linker Fuß „tippen“
3 linker Fuß Schritt
4 rechter Fuß “tippen”
Sternformation:
Aufstellung (Abb. 1)
Abb. 1
In gleich großen Gruppen sternförmig nebeneinander
Handfassung, Blick in Tanzrichtung
Tanz beginnt mit Einsatz der Instrumente (auf „Tag“)
Bewegungsfolge:
Strophe (Abb. 2)
Abb. 2
16 Schritte (= 8 Takte) in Tanzrichtung
Drehung um 180 °
16 Schritte (= 8 Takte) gegen Tanzrichtung
Die äußeren Teilnehmerinnen schreiten große, die inneren entsprechend kleine Schritte,
um die Sternformation zu wahren.
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Abb. 3
Drehung um 45 ° (Blick nach außen) Refrain
16 Schritte (= 8 Takte) nach außen (Abb. 3)
Abb. 4
Drehung um 180 ° (Blick nach innen)
16 Schritte (= 8 Takte) nach innen (Abb. 4)
Zwischenspiel
Teilnehmerinnen formieren sich zu einem Kreis
Handfassung
Wiegen im Rhythmus
Refrain
16 Schritte (8 Takte) im Kreis nach rechts gehen
Wendung
Ca. 11 Schritte im Kreis nach links gehen
Wird die Musik langsamer, Bewegung langsam ausklingen lassen und am Platz wiegen.
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Anlage 3
Sternbilder
Sternbild Kleiner Bär
Sternbild Widder
Sternbild Leier
Sternbild Großer Wagen
Sternbild Löwe
Sternbild Kassiopeia / Himmels-W
Sternbild Waage
nach: Birgit Altmeyer in: Geistliche Hilfe zur Vorbereitung auf den XX. WJT 2005, S. 94
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Die Weisen aus dem Morgenland
- Vorschlag für eine Sprechmotette
Erzählerin, die 3 Weisen bilden eine Gruppe,
Hohepriester und Schriftgelehrte bilden die 2. Gruppe, Herodes
Erzählerin:
Die Weisen aus dem Morgenland
Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und
sprechen:
Die Weisen stehen in einer Gruppe, mit dem Rücken zum Publikum.
Sie wenden sich nacheinander um, indem sie den folgenden Satz sprechen:
1. Weiser:
Wo ist der neugeborene König? (leise)
2. Weiser:
Wo ist der neugeborene König? (etwas lauter in andere Richtung)
3. Weiser:
Wo ist der neugeborene König? (laut ins Publikum)
alle Weisen:
Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.
Erzählerin:
Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
Herodes befiehlt:
„Holt die Hohepriester und Schriftgelehrten."
(Sie kommen als Gruppe und sehen Herodes an.)
„Die drei Weisen haben eine lange Reise hinter sich. Sie folgten einem
Stern und suchen einen neugeborenen König. Forscht in der Schrift und
findet den Ort, wo der Christus geboren wird."
(Die Gruppe bildet einen Kreis und berät sich.)
1. Schriftgelehrter:
In Bethlehem.
leise
2. Schriftgelehrter:
In Bethlehem in Judäa.
laut
3. Schriftgelehrter:
In Bethlehem in Judäa.
lauter
Erzählerin:
So steht es geschrieben bei dem Propheten Micha.
Gruppe Priester und
Schriftgelehrter:
„Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste
unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein
Volk Israel weiden soll.“
Erzählerin:
Herodes zu
den Weisen:
Erzählerin:
aus:
Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von
ihnen, wann der Stern erschienen wäre.
Geht nach Bethlehem. Zieht hin und sucht eifrig nach dem Kind. Wenn
ihr's findet, so sagt es mir, dass auch ich hingehe und es anbete.
Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der
Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er
über dem Ort stand, wo das Kindlein war.
Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut und gingen in das
Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen
nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten
ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht
wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern
Weg wieder in ihr Land.
Unterwegs mit den Menschen der Weihnachtsgeschichte.
Adventsmappe der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Nach der Idee, die bei der Weihnachtstagung 1999 entwickelt wurde.
Copyright: Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., Soest
- 36 -
Die drei Weisen - Ein Quiz
Frage 1:
Im Gedicht von Heinrich Heine heißt es in der ersten Strophe: „Die Heiligen
drei Könige aus Morgenland, sie frugen in jedem Städtchen: Wo geht der Weg
nach Bethlehem, ...“ Wie aber lautet der letzte Vers?
…
…
…
Frage 2:
Gold, Weihrauch und Myrrhe hatten die drei Weisen aus dem Morgenland als
Gaben im Gepäck. Myrrhe ist unter anderem für seine heilende Wirkung bekannt. Wo wird es eingesetzt?
…
…
…
Frage 3:
Köln
Hamburg
München
Welcher Partei dient das jährliche Dreikönigstreffen am 6. Januar als politischer Jahresauftakt?
…
…
…
Frage 8:
Caspar, Melchior, Balthasar
Christus Mansionem Benedicat
Christus ist geboren
Die menschlichen Überreste von Caspar, Melchior und Balthasar wurden im
Laufe der Zeit mehrfach transportiert. Mit Hilfe der heiligen Helena, des Bischofs Eustorgius sowie des Erzbischofs Rainald von Dassel fanden sie ihren
Weg von Palästina über Mailand bis in eine deutsche Großstadt. In welche?
…
…
…
Frage 7:
Epiphanias
Opiphanias
Apiphanias
Um die frohe Botschaft von der Geburt Jesu zu verkünden, ziehen Jahr für
Jahr die Sternsinger von Haus zu Haus. Dabei hinterlassen sie traditionell mit
geweihter Kreide eine Segensbitte an der Haustür. Wofür steht die Inschrift
*C+M+B?
…
…
…
Frage 6:
Johannes-Evangelium
Matthäus-Evangelium
Lukas-Evangelium
Dreikönigsfest, Dreikönigstag, das Fest der heiligen drei Könige - der 6. Januar ist den meisten Menschen unter den gängigen Namen geläufig. Welcher
Begriff aus dem Griechischen beschreibt das christliche Fest ebenfalls?
…
…
…
Frage 5:
Regelschmerzen
Entzündungen in Hals und Rachen
Migräne
Die Geschichte von Caspar, Melchior und Balthasar wird jedes Jahr aufs Neue
verlesen. In welchem Evangelium tauchten ihre Namen erstmals auf?
…
…
…
Frage 4:
…ihr lieben Buben und Mädchen?“
…wohin dreht es, das Rädchen?“
…wo fließt es lang, das Bädchen?“
CDU
SPD
FDP
In vielen Ländern ist das Dreikönigsfest ein staatlicher Feiertag. In Deutschland hingegen gilt dies lediglich für drei Bundesländer. Baden-Württemberg,
Bayern und ...?
…
…
…
Nordrhein-Westfalen
Sachsen-Anhalt
Niedersachsen
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Lösungen:
Frage 1:
…ihr lieben Buben und Mädchen?“
Frage 2:
Entzündungen in Hals und Rachen
Frage 3:
Matthäus-Evangelium
Frage 4:
Epiphanias
Frage 5:
Christus Mansionem Benedicat
Frage 6:
Köln
Frage 7:
FDP
Frage 8:
Sachsen-Anhalt
aus:
http://www.brigitte.de/kultur/quiz/heilige-drei-koenige-545632/
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Geschichten
Kind und König - Eine Geschichte zu Matthäus 2
Er war ein König von großer Gestalt. Sein Königreich lag im fernen Osten hinter den Bergen, die auch von den Sterndeutern keiner je überstiegen hatte. Ob sein Königreich überhaupt existierte? Ob es winzig war oder groß? Der König tauchte jeweils plötzlich auf. Er
ritt auf einem Kamel. Er kannte die Welt wie kein anderer im Morgenlande. Er war fast
immer unterwegs.
Als der König von der bevorstehenden Reise der Sterndeuter hörte, kam er mitten in der
Nacht. Sie standen auf einem kleinen Hügel und zeigten auf das Gestirn am Himmel, als
sich der große Schatten des Kamels näherte. Jetzt wussten sie: Der König ist wieder da;
denn niemand sonst in der Gegend besaß ein Kamel.
Dass der König gerade jetzt kam, bereitete ihnen Schwierigkeiten. Denn der Stern deutete
auf einen andern König, weit im Westen: den König der Juden. Ihn wollten sie besuchen.
Aber sie konnten dem König aus den Bergen nicht verbieten mitzukommen. Und wer weiß
- vielleicht war ihnen sein Kamel auf der Reise von Nutzen? In seine Satteltaschen konnten sie die Geschenke packen, die sie dem neugeborenen König der Juden bringen wollten: Gold, Weihrauch, Myrrhe und Perlen.
Nach Tagen und Wochen näherten sie sich der großen Stadt Jerusalem. Der König aus
den Bergen trieb die Sterndeuter an. Er war ungeduldig. Er war an schnelleres Reisen
gewöhnt. Ungestüm, wie er war, begehrte er sofort, von König Herodes empfangen zu
werden. Überzeugt, am Ziel seiner Reise zu sein, schenkte er Herodes seinen goldenen
Reisebecher, während die Sterndeuter mit dem Kamel vor dem Palast warteten. Erst als
er im Palast nichts über ein Königskind erfahren konnte, bereute er seine Voreiligkeit, ließ
sich aber den prächtigen Palast zeigen und verabschiedete sich nach einem festlichen
Mahl. Da er ein König war und viel vom fernen Morgenland erzählen konnte, erhielt auch
er ein königliches Geschenk von Herodes: eine große goldene Münze mit dem Bildnis des
römischen Kaisers.
Die Sterndeuter erhielten den Hinweis, der neugeborene König sei weiter im Süden zu
suchen. Sie zogen nach Bethlehem und fanden das Jesuskind mit Maria und Josef. Der
große Stern war über dem Haus stehengeblieben, und die Sterndeuter leerten die Satteltaschen des Kamels. Der König aus den Bergen aber blieb nur kurz im Eingang des kleinen Hauses stehen. Sieht es so bei Königen aus? „Ich reise weiter, noch weiter nach Süden! Dort will ich das Königskind suchen!“
Der König setzte sich auf sein Kamel. Er ritt durch die Wüste. Er ritt über ein Gebirge, weiter und weiter. Ein Händler, den er unterwegs traf, sagte, dies sei der Weg nach Ägypten.
Da der König von den Pyramiden und dem mächtigen Nilstrom gehört hatte, war er begierig, dies berühmte Land zu sehen. Er betrachtete die Gärten und Paläste, auch die Sphinx.
Ein königliches Kind? Nein, darüber erfuhr er nichts. Hatten die Sterndeuter recht gehabt
mit ihrer Prophezeiung? Was war wohl so besonders an dem Kind, das sie suchten? Dem
König mit seinem Kamel waren die Pyramiden und Sphinx genug. Er machte sich auf den
Rückweg durch die Wüste.
Als er in einer Oase ausruhte, traf er ein junges Paar. Die Leute waren erschöpft und fragten: „Guter Herr, ist es weit nach Ägypten? Sind wir auf dem richtigen Weg?“ Er war stolz,
dass er den Weg kannte und erzählen konnte über das bunte ferne Ägypten. Er sah große
Angst in den Augen der jungen Frau. Sie aber fasste Vertrauen und sagte: „Du bist doch
der König, der mit den Sterndeutern gekommen ist. Ich habe dich im Eingang unseres
Hauses gesehen. Sicher bist du mächtig. König Herodes will unser Kind töten. Hilf uns!“
Erst da bemerkte er das Kind, das unter dem Mantel der Frau versteckt war. Sie streckte
es ihm voller Vertrauen hin. Er wiegte es unbeholfen hin und her, während sie sich am
Brunnen wusch und der Mann den Esel tränkte.
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Da ließ das Nahen der Pferde sie alle drei aufschrecken. Im letzten Augenblick setzte der
König das Kind in eine der Satteltaschen seines Kamels und tat, als sei er damit beschäftigt, die leeren Wassersäcke abzuladen, um sie am Brunnen neu zu füllen. Aber er wich
nicht von seinem Tier.
„Wir kommen vom König Herodes. Holla! Gebt das Kind her, das ihr bei euch habt!“ Das
junge Paar wurde untersucht, während sich die Soldaten vor dem König aus den Bergen
verneigten. Sie hatten ihn erkannt. „O Herr, du hast Herodes den goldenen Becher geschenkt“, sagten sie ehrfürchtig. Als sie wieder wegtrabten, begann das Kind zu weinen.
Um es zu übertönen, rief der König den Soldaten mit lauter Stimme nach: „Holla! Gute
Reise, ihr Freunde! Und grüßt euren König Herodes!“
Als er den kleinen Jungen behutsam aus der Satteltasche hob, kam es ihm vor, als ob er
einen wertvollen verborgenen Schatz aus einem Versteck heben würde. Er gab das Kind
seiner Mutter zurück. Und schnell verschwand das Paar mit dem Esel und dem Kind auf
dem Weg nach Ägypten.
Der König aber legte für einen Augenblick seine Hand in die noch warme Satteltasche.
Nachdenklich, langsamer als sonst, ritt er zurück durch die Wüste. Soll ich traurig sein,
weil ich das Königskind nicht gefunden habe? fragte er sich. Er entdeckte, dass er nicht
traurig war; der kleine Junge dieser armen Wanderer hatte etwas in ihm verändert.
Doch da schreckte er auf. Die Soldaten des Herodes trabten ihm von neuem entgegen
und riefen: „Die müssen eben doch ein Kind bei sich haben. Wir haben ihre Spur im Sand
zurückverfolgt bis nach Bethlehem. Dort haben alle Nachbarn das Kind gesehen. Wir werden sie mit unsern Pferden bald eingeholt haben.“ „Lasst sie doch in Ruhe ziehen“, erwiderte der König ruhig. „Es sind arme Leute. Der Mann ist Zimmermann und sucht eine
Stelle in Ägypten. Das Kind ist ihre einzige Freude.“ „Aber wir müssen das Kind haben.
Wir müssen es töten“, gab einer der Soldaten zurück. Der andere fügte hinzu: „Es fällt uns
schwer, großer Herr; wir haben selbst Kinder. Aber wir brauchen das Geld, das Herodes
uns versprochen hat.“ „Wenn es nur das ist“ - der König zog aus seiner Tasche die römische Goldmünze mit dem Bild des Kaisers Augustus. „Nehmt sie und geht eures Weges!
Sagt niemandem, was ihr gehört habt! Sagt niemandem, wer euch die Münze gegeben
hat!“
Die Soldaten verstummten. Noch nie hatten sie so viel Geld besessen. Goldmünzen mit
dem Kaiserbild kannten sie nur vom Hörensagen. Sie steckten ihre Köpfe zusammen über
dem Bild des Kaisers Augustus. Und sie wurden froh. „Endlich - neue Sandalen für meine
Kinder!“ „Endlich - Geld, um mein Hausdach zu erneuern!“ Auf einem großen Umweg
kehrten sie nach Jerusalem zurück.
Der König aus dem fernen Bergland ritt auf seinem Kamel wieder nach Osten. Und merkwürdig: seine rechte Hand blieb warm, auch im kältesten Winter. Es war, als ob er das
Kind auf seinem Arm immer noch spürte und die Wärme der Satteltasche nicht vergessen
könnte.
Seine Reisen wurden langsamer. Seine Neugierde für fremde Länder und Paläste wurde
kleiner. Er sah dafür die Kinder, kleine und große, überall, wo er hinkam. Und seine warme
Hand verteilte, was er hatte.
Als er als alter Mann starb, hatten manche Leute vergessen, dass er eigentlich König war;
denn er war arm geworden. Manche nannten ihn den Kinderkönig, weil er sich überall um
Kinder in Not kümmerte. Als letztes soll er zu den Sterndeutern im Morgenlande, die ihn
am Schluss pflegten, leise gesagt haben: „Ja, das Kind habe ich in meinen Armen gehalten. Da wurde mein Leben neu. Und jetzt weiß ich: Es war das Königskind. Es wird ein
größerer König sein als ich, auch größer als Herodes, ja größer als der mächtige Kaiser
von Rom.“
aus:
Kind und König, Ungewöhnliche Weihnachtsgeschichten
Regine Schindler
Friedrich Reinhardt Verlag Basel, 1987
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Unser Weg zum Weihnachtsstern
Kamel nennen mich die einen, Dromedar die anderen. Wieder andere finden klingende,
lyrische Namen, und alle meinen, mich zu kennen. Wie es aber ist, den Sand unter den
Hufen zu spüren, in milde schaukelndem Schritt die Weite zu gewinnen und in der Kühle
des Abends den Himmel zu fühlen, das wissen sie nicht.
Häufiger rufen die Treiber ihr hektisches „Heik! Heik!“, der Weg wird steiniger. Dornenbüsche und Disteln säumen die alte Karawanenstraße. Verdorrte Gräser. Dann wieder finde
ich Schneckenklee und wilde Levkojen, ein annehmbarer Fraß. Der alte Mann auf meinem
Rücken ist eingenickt, wie schon so oft. Ab und zu schreckt er auf und sucht den Himmel
ab, als ob er den Stern verlieren könnte, seinen Stern. Die drei reden ja von nichts anderem, und das schon seit sieben Wochen. Da ist von einem tönernen Sternenkalender die
Rede, von Bewegungen am Himmel und bevorstehenden Ereignissen. „Wenn sich der
Stern der Endzeit mit dem Planeten Palästinas vereint, wird dort der Herrscher aller Zeiten
geboren“, sagt Melchior manchmal eindringlich und schaut die anderen beschwörend an.
Und dann blicken sie wieder gemeinsam nach oben. Ich verstehe nichts davon, aber ich
höre an den Stimmen, dass ihre Spannung steigt und ihre Neugierde auf den jüdischen
König, dessen Geburt sie am Himmel entdeckt haben wollen.
Oft übernachten wir auf dem Felde. Wenn wir aber in den Innenhöfen einer Karawanserei
liegen, die Vorderbeine zusammengebunden, dann sehe ich manchmal, wie sich der Alte
oben in seinem Schlafgemach erhebt. In seinem gelben Gewand tritt er auf die Galerie
hinaus und schaut gebannt auf den Stern. Lange Zeit steht er da, in sich versunken wie
eine Statue.
Feierlich und still ist es ringsum, bis auf das Lastkamel El Aschal, das neben mir vor sich
hinbrummt, und seinen Neffen El Chasid, der sein gedämpftes Gurgeln anstimmt. Ich
möchte dem Melchior wünschen, dass seine Beobachtungen wahr sind und dass er sein
Ziel erreicht. An mir sollen seine Träume nicht scheitern.
Mit Städten habe ich eigentlich nicht viel am Hut, aber Jerusalem, das ist eine besondere
Stadt! Schon von ferne leuchten die hochgebauten Stadtmauern herüber, die Umrisse des
Königspalastes mit seinem aufragenden Turm und die gewaltige Baustelle des Tempels.
Kaum merklich beschleunigt unsere Karawane den Schritt. „Tscha! Tscha!“ rufen die Treiber und versuchen vergeblich, uns zum Galopp anzutreiben. Kaum erreichen wir die
Stadtmauer, erregen wir bereits Aufsehen. Leute strömen zusammen. Selbst die Bauarbeiter am Tempel lassen für einen Hammerschlag ihre Arbeit ruhen.
Ehrenvoll der Empfang im Palast des Herodes! Großzügig werden wir im königlichen Stall
behandelt: Man reibt uns mit Olivenöl ab, mischt wohlschmeckende Gerstengrütze ins Futter und behängt uns sogar mit buntem Leder! Unseren Sterndeutern geht's sicherlich ähnlich. Wenn ich sie sehe, tragen sie ein geschmeicheltes Lächeln zur Schau, aber liegt hier
die Erfüllung ihrer Wünsche? Ich habe Zweifel. Am Himmel mögen sie sich ja auskennen,
aber von Menschen verstehen sie weniger.
Man sieht und hört im Stall nämlich einiges, und das hört sich nicht gut an. König Herodes
soll ein schlimmer Bluthund sein, erzählt man. Gerade ließ er zwei seiner Söhne erdrosseln, und das mit Billigung des Kaisers Augustus! Folter, Feuersbrände und Hinrichtungen
scheinen seinen Weg zu pflastern. Ich rieche geradezu das Misstrauen, das hier in den
Mauern nistet. Womöglich lässt er auch noch Kamele schlachten, um ihr Fleisch an die
Fremdarbeiter des Tempels zu verkaufen?
Beunruhigend auch, was man sich von den Pharisäern erzählt: Einige hätten die Geburt
des messianischen Wunderkönigs vorausgesagt und würden nun dafür verfolgt. Ob das
mit Melchiors Beobachtungen zusammenhängt? Mir ist nicht wohl zumute, und die königliche Gerste schmeckt mir gar nicht mehr so gut...
Tags darauf kommt Leben in den Stall. Proviant wird herangeschleppt, Wasserschläuche
aus Ziegenhäuten. Erst am späten Nachmittag brechen wir auf, endlich! Zu einem Marktflecken gar nicht weit von hier soll es gehen. „Bethlehem“, den Namen habe ich nie gehört.
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Als wir aber die Stadtmauern hinter uns haben, den hohen Tempelberg im Rücken, wird
mir wohler ums Herz. Endlich wieder frei atmen können, frei schauen und schreiten, im
wiegenden Rhythmus durch das schöne Tal. Ein herrlicher Abend, die Luft ist rein und
nicht mehr heiß. Zur Linken im zarten Dunst der Ferne bläuliche Bergzüge, dicht neben
uns das Grün der Feigen- und Olivenbäume. Auch Melchior ist aufgeräumt, er redet in einem fort. Die Schriftgelehrten des Herodes haben offenbar in heiligen Büchern gesucht
und die alten Weissagungen der Propheten befragt. Dabei sind sie auf die Verheißung
eines gewissen Micha gestoßen, Melchior kann sie inzwischen auswendig: „Du aber,
Bethlehem, du kleinste unter den Städten Judas, aus dir soll hervorgehen der Herrscher
Israels, dessen Herkunft von Ewigkeit her war.“ Bethlehem also, von mir aus auch Bethlehem.
Die Schatten werden länger. Ab und zu ein Brunnen, ein Haus. Wir kommen auf dem
Hochgebirgsrücken nur langsam voran. Als der Abend hereinbricht, haben sie ihn endlich
wieder, ihren Stern, klarer als je zuvor. Da liegt auch schon Bethlehem, ein Haufen Lehmwände und Flachdächer. Die Kunde von unserem Kommen ist uns vorausgeeilt. Auf dem
Marktplatz herrscht Aufregung. Überall Hunde, Ziegen und Menschen. Selbst Neugeborene sind dabei, klein und krähend, eines gleicht dem anderen.
Die Sterndeuter sind ratlos. Sie hasten von einem zum anderen, befragen die Eltern. Der
neue König ist nicht dabei, das spüre ich gleich. Melchior bekommt hektische Flecken im
Gesicht, und der Stern verschwindet hinter einer Wolkenwand. Was nun? Die Weisen
steigen wieder auf, die Karawane zieht weiter. Aber wohin? Doch dann entdecke ich am
Ortsrand jenen Stall, nicht bedeutend zwar, eher schäbig. Kein König würde je seinen Fuß
da reinsetzen. Aber ich spüre, dass dort etwas Besonderes geschieht: Das Licht fällt so
wärmend aus dem Tor, die beiden Hirten davor sehen richtig andächtig aus. „Da ist er
wieder unser Königsstern!“ Melchiors Stimme klingt heiser vor Aufregung: „Meine Sehnsucht, die weite Reise...“ flüstert er und wendet sich um: „Schnell, die Geschenke!“ Das
Tor schwenkt auf. Das Lastkamel El Chasid gurgelt vor Freude. Nein, hier wird man uns
nicht mit Olivenöl abreiben, hier mischt man uns keine Leckerbissen ins Futter. Aber hier
riecht es nach Nestwärme und Vertrauen, hier schmeckt es nach Frieden, nach Erlösung.
Ich falle in die Knie, bevor Melchior etwas sagt.
aus:
Wie schön leuchtet der Morgenstern, Erzählungen zwischen Advent und Neujahr
Hinrich C. G. Westphal
Agentur des Rauhen Hauses Hamburg
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Die Heiligen Drei Könige
Den Tag vorher, als es Abend wurde, war in dem fallenden Schnee ein knarrendes Kirmeswägelchen, das ein alter Mann und ein Hund zogen, die Straße entlanggefahren, und
hinter der Fensterscheibe hatte man das bleiche Gesicht einer schmalen, jungen Frau gewahrt, die schwanger war und große, betrübte Augen hatte. Sie waren vorbeigezogen, und
wer sie gesehen hatte, dachte nicht mehr darüber nach.
Am Tag darauf war Weihnachten, und die Luft stand glasklar gefroren, zartblau über der
weiten, in weißen Pelz vermummten Welt. Und der lahme Hirt Suskewiet, der Aalfischer
Pitjevogel mit seinem Kahlkopf und der triefäugige Bettler Schrobberbeeck gingen zu dritt
die Höfe ab, als die Heiligen Drei Könige verkleidet. Sie hatten mit sich einen Pappstern,
der sich auf einer hölzernen Stange drehte, einen Strumpf, das gesammelte Geld darein
zu bergen, und einen Doppelsack, um die Esssachen hineinzustecken. Ihre armseligen
Röcke hatten sie umgekehrt; der Hirt hatte einen hohen Hut auf, Schrobberbeeck trug eine
Blumenkrone von der Prozession her auf dem Kopf, und Pitjevogel, der den Stern drehte,
hatte sein Gesicht mit Schuhwichse eingeschmiert. Es war ein gutes Jahr gewesen mit
einem fetten Herbst; die Bauern hatten alle ein Schwein ins Pökelfass gelegt und saßen,
ihre Pfeife schmauchend, mit Speckbäuchen vor dem heißen Herd und warteten sorglos
auf den Frühling.
Der Hirte Suskewiet kannte so schöne, fromme Lieder aus alten Zeiten, Pitjevogel
verstand den Stern so gleichmäßig zu drehen, und der Bettler wusste so echte, traurige
Bettleraugen zu ziehen, dass, als der Mond rot heraufkam, der Fuß des Strumpfes voller
Geld saß und der Sack sich blähte wie ein Blasebalg. Es steckte Brot darin, Schinkenknochen, Äpfel, Birnen und Wurst. Sie waren in fröhlichster Laune, stießen sich wechselseitig
mit den Ellbogen und genossen bereits das Vergnügen, am Abend einmal ein ordentliches
Glas „Vitriol“ in der „Wassernixe“ zu trinken und sich mit dem guten und leckeren Essen
den leeren Bauch so zu runden und zu prallen, dass man einen Floh darauf würde zerquetschen können.
Erst als die Bauern die Lampe ausdrehten und gähnend schlafen gingen, hörten sie mit
ihrem Singen auf und begannen ihr Geld in dem hellen Mondenschein zu zählen. Jungens, Jungens! Genever für eine volle Woche! Und dann konnten sie sich noch frisches
Fleisch dazukaufen und Tabak!
Den Stern auf der Schulter, stapfte der schwarze Pitjevogel flink vorauf; die beiden anderen folgten, und das Wasser lief ihnen im Munde zusammen. Aber ihre rauhen Seelen
überfiel nach und nach eine seltsame Bedrücktheit. Sie schwiegen. Kam das von all dem
weißen Schnee, auf den der hohe Mond so starr und bleich guckte? Oder von den mächtigen, gespenstigen Schatten der Bäume? Oder von ihren eigenen Schatten? Oder von der
Stille, dieser Stille von mondbeschienenem Schnee, in der nicht einmal eine Eule sich hören ließ und kein Hund nah oder fern bellte? Dennoch waren sie, Schwärmer und Schweifer der abgelegenen Straßen, der einsamen Ufer und Felder, so leicht nicht einzuschüchtern. Sie hatten viel Wunderbares in ihrem Leben gesehnt Irrlichter, Spuk und sogar leibhaftige Gespenster. Aber nun war es etwas anderes, etwas wie die würgende Angst vor
dem Nahen eines großen Glückes. Es drückte ihnen das Herz zusammen.
Der Bettler sagte mutig: „Ich bin nicht bange!“
„Ich auch nicht“, sagten die beiden anderen zu gleicher Zeit mit zitternden Kehlen.
„Es ist Weihnachten heute“, tröstete Pitjevogel.
„Und dann wird Gott von neuem geboren“, fügte der Hirt kindlich-fromm hinzu.
„Ist es wahr, dass die Schafe dann mit dem Kopf nach Osten stehen?“ fragte Schrobberbeeck.
„Ja, und dann singen und fliegen die Bienen.“
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„Und dann könnt ihr mitten durchs Wasser sehen“, bestätigte Pitjevogel, „aber ich hab' es
niemals getan.“
Es war wieder diese Stille, die etwas anderes war als Stille, wie wenn eine fühlbare Seele
im Mondenschein zitterte. „Glaubt ihr, dass Gott nun wieder auf die Welt kommt?“ fragte
ängstlich der Bettler und dachte dabei an seine Sünden. „Ja“, sagte der Hirt, „aber wo, das
weiß niemand... er kommt nur für eine Nacht.“
Ihre harten Schatten liefen nun vor ihnen her, und das vermehrte noch ihre Furcht. Auf
einmal merkten sie, dass sie sich verlaufen hatten. Schuld daran war der unendliche
Schnee, der die gefrorenen Bäche, die Wege und das ganze Land überdeckt hatte. Sie
blieben stehen und sahen sich um; überall Schnee und Mondenschein und hier und da
Bäume, aber kein Hof, so weit man blickte, und auch die wohlbekannte Mühle war nirgends sichtbar. Sie hatten sich verirrt, und bei dem Mondenlicht sahen sie einer in des
anderen Auge die Angst.
„Lasst uns beten“, flehte Suskewiet, der Hirt, „dann kann uns nichts Böses begegnen.“
Der Hirt und der Bettler murmelten ein Ave Maria; Pitjevogel brummte nur so etwas vor
sich hin, denn seit der ersten Kommunion hatte er das Beten verlernt. Sie gingen um ein
Gebüsch herum, und da war es, dass Pitjevogel in der Ferne friedliches Abendlicht aus
einem Fensterlein strahlen sah. Ohne ein Wort zu sagen, nur froh aufatmend, gingen sie
darauf zu. Und da geschah etwas Wunderbares. Sie sahen und hörten es alle drei, aber
keiner wagte davon zu sprechen. Sie hörten Bienen summen, und unter dem Schnee, da,
wo die Gräben waren, schimmerte es so hell, als brennten Lampen darunter. Und an einer
Reihe träumender Weiden stand ein lahmer Kirmeswagen, aus dessen Fenster Kerzenlicht kam.
Pitjevogel ging das Trepplein hinauf und klopfte an die Tür. Ein alter Mann mit einem harten Stoppelbart kam vertrauensvoll herbei und öffnete. Er wunderte sich gar nicht über die
tollen Gewänder, den Stern und das schwarze Gesicht.
„Wir kommen, um Euch nach dem Weg zu fragen“, stotterte Pitjevogel.
„Der Weg ist hier“, sagte der Mann, „kommt nur herein!“ Verwundert über diese Antwort,
folgten sie gehorsam, und da sahen sie in der Ecke des kalten, leeren Wagens eine sehr
junge Frau sitzen, in blauem Kapuzenmantel, die einem ganz kleinen, eben geborenen
Kinde ihre fast leere Brust gab. Ein großer, gelber Hund lag daneben und hatte seinen
treuen Kopf auf ihre mageren Knie gelegt. Ihre Augen träumten voller Trübsal; aber als sie
die Männer sah, kam Freundschaft hinein und Zuneigung. Und siehe, auch das Kindlein,
noch mit Flaum auf dem Kopfe und mit Augen wie kleine Spalten, lachte ihnen zu, und
besonders hatte das schwarze Gesicht des Pitjevogel es ihm angetan.
Schrobberbeeck sah den Hirten knien und seinen hohen Hut abnehmen; er kniete auch
nieder, nahm seine Prozessionskrone vom Kopf und bereute plötzlich tief seine Sünden,
deren er viele auf dem Gewissen hatte, und Tränen kamen in seine entzündeten Augen.
Dann bog auch Pitjevogel das Knie.
So saßen sie da, und süße Stimmen umklangen ihre Köpfe, und eine wundersame Seligkeit, größer als alle Lust, erfüllte sie. Und keiner wusste, warum.
Unterdessen versuchte der alte Mann in dem eisernen Herdlein ein Feuer anzumachen.
Pitjevogel, der sah, dass es nicht ging, fragte dienstfertig: „Darf ich Euch helfen?“
„Es nützt doch nichts, es ist nasses Holz“, antwortete der Mann.
„Aber habt ihr denn keine Kohlen?“
„Wir haben kein Geld“, sagte der Alte betrübt.
„Aber was esst ihr denn?“ fragte der Hirt. „Wir haben nichts zu essen.“
Die Könige schauten verwirrt und voller Mitleid auf den alten Mann und die junge Frau,
das Kind und den spindeldürren Hund. Dann sahen sie sich alle drei untereinander an.
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Ihre Gedanken waren eins, und siehe, der Strumpf mit dem Geld wurde ausgekehrt in den
Schoß der Frau, der Sack mit den Esssachen wurde geleert und alles, was darin war, auf
ein wackliges Tischlein gelegt. Der Alte griff gierig nach dem Brot und gab der jungen Frau
einen rosigen Apfel, den sie, bevor sie hineinbiss, vor den lachenden Augen ihres Kindes
drehte.
„Wir danken euch“, sagte der alte Mann, „Gott wird es euch lohnen!“
Und sie machten sich wieder auf den Weg, den Weg, den sie kannten, wie von selbst in
der Richtung auf die „Wassernixe“, doch der Strumpf steckte zusammengerollt in Suskewiets Tasche, und der Sack war leer. Sie hatten keinen Pfennig, kein Krümelchen mehr.
„Wisst ihr eigentlich, warum wir alles diesen armen Menschen gegeben haben?“ fragte
Pitjevogel. „Nein“, sagten die anderen.
„Ich auch nicht“, schloss Pitjevogel.
Bald darauf sagte der Hirt: „Ich glaube, dass ich es weiß! Sollte dieses Kind nicht vielleicht
Gott gewesen sein?“
„Was du nicht denkst!“ lachte der Aalfischer; „Gott hat einen weißen Mantel an, mit goldenen Rändern besetzt, und hat einen Bart und hat eine Krone auf, wie in der Kirche.“
„Er ist früher zur Weihnacht doch in einem Stall geboren“, behauptete der Hirt.
„Ja damals!“ sagte Pitjevogel, „doch das ist schon hundert Jahre her und noch viel länger.“
„Aber warum haben wir denn alles weggegeben?“
„Ich zerbreche mir auch den Kopf darüber“, sagte der Bettler, dem der Magen knurrte.
Und schweigend, mit Gaumen, die nach einem tüchtigen Schluck Genever und dick mit
Senf bestrichenem Fleisch lechzten, kamen sie an der „Wassernixe“ vorbei, wo Licht
brannte und gesungen und Harmonika gespielt wurde.
Pitjevogel gab den Stern dem Hirten wieder, der ihn aufzubewahren pflegte, und ohne
noch ein Wort zu sprechen, aber zufrieden in ihrem Herzen, gingen sie am Kreuzweg auseinander, jeder zu seiner Lagerstätte. Der Hirt zu seinen Schafen, der Bettler unter eine
Strohmiete, und Pitjevogel in seine Dachkammer, in die der Schnee hineinwehte.
aus:
Und sie fanden das Kind, Weihnachtsgeschichten aus aller Welt
Felix Timmermans
Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh 1991
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Der Stern des Weisen
„Ottar ist so dumm“, sagten die anderen Schulkinder.
In jeder Schule muss natürlich einer der Dümmste sein, und hier war es Ottar. Er war außerdem neu, ein Junge aus der Stadt, den seine Mutter in diesem kleinen Tal bei einigen
guten Leuten untergebracht hatte, da sie selbst krank geworden war und ins Sanatorium
musste. Einen Vater hatte er nicht. Das wusste man schon.
Eines Tages hörte die Lehrerin diese Redensart, dass Ottar so dumm wäre. Einige andere
Schulkinder standen auf einem Haufen zusammen und waren alle viel, viel klüger.
Da wurde die Lehrerin böse: „Still, Kinder!“ sagte sie. „Ich glaube fast, Ottar ist der Klügste
von euch allen. Er ist nur anders. Spielt nun schön und sprecht nicht schlecht von dem
neuen Kameraden!“
Es wurde ein wenig unruhig in dem Haufen, und ein paar Kinder haben vorsichtig gelächelt. Denk mal: Ottar, der Klügste! Dieser Junge aus der Stadt, der kaum wusste, was
vorn oder hinten bei einem Schwein ist. Und bedeutete es gar nichts, dass er vor einigen
Tagen die Apostel nicht richtig aufsagen konnte? Dann war es ja auch nicht notwendig,
dass die anderen ihre Schularbeiten richtig konnten. Jetzt war die Lehrerin böse, und Ottar
war schuld daran.
Auf dem Heimweg bekam Ottar es zu hören. Er war ja immer eine fremde Ameise im
fremden Haufen - jetzt aber kannte er sie ein wenig, und er ahnte, es würde etwas geschehen; doch versuchte er, sich nichts merken zu lassen, und er sprach vorsichtig von
Wind und Wetter.
„Es scheint schönes Skiwetter über Weihnachten zu werden“, äußerte er mitten im
Schweigen der anderen. Die Kinder sagten nichts, sondern fingen an, Schneebälle nach
ihm zu werfen.
„Haha!“ lachte Ottar und versuchte fröhlich zu sein. Da zielten sie besser und trafen ihn
mitten ins Gesicht. Er lachte noch immer, aber mit Angst im Herzen. „Der traf gut, haha!“
Dann kam es: „He, wie heißt denn dein Vater?“ rief einer. Und alle stimmten ein. An und
für sich waren sie alle nette kleine Kinder, aber jetzt im Haufen war es etwas anderes.
Ottar fing an zu laufen. Er war leicht und hatte sich zum reinsten Marathonläufer ausgebildet. Er lief, bis das Herz klopfte und der Hals ganz trocken war. Dann war er aber so weit
weg, dass er die anderen nicht mehr sehen und hören konnte.
„Warum bist du wieder von den anderen weggelaufen?“ sagte verärgert die Frau auf
Langset, wo Ottar wohnte. „Warum kannst du nicht mit Petter und Anna zusammenbleiben, dass wir alle auf einmal essen können? Weißt du nicht, das man hier auf dem Lande
schwer schuften muss, und doppelter Mittag ist doppelte Arbeit. Hier ist es nicht wie in der
Stadt.“
Er sah sie an mit seinen merkwürdigen, großen, dunklen Augen - da konnte sie nicht mehr
böse sein.
„Ich kann ja in der Zwischenzeit den Kuhstall ausfegen“, sagte er vorsichtig.
„Tu das mal, dann bist du tüchtig“, sagte sie milder. Sie wusste ja, dass der Junge von
seiner Mutter verwöhnt worden war; aber er musste doch die Welt kennen lernen. Darum
versuchte sie, ihn verschiedene Kleinarbeiten zu lehren. Das jüngste Kind zu hüten, Holz
zu tragen oder den Stall auszukehren. Aber er fing an zu grübeln und zu träumen und vergaß, wo er ging und stand. Es schien, als lebte er in einer anderen Welt, so meinte sie.
Ottar ging über den Hof, wo der Schnee tief lag. Der Kuhstall gefiel ihm. Er war so freundlich. Und die Kühe waren so gut, sie guckten ihn an und machten Platz, dass er zwischen
ihnen fegen konnte.
Ich möchte lieber hier im Kuhstall schlafen, dachte er. Mit genügend Heu würde es schön
sein. Da drinnen in seinem Bett hatte er oft böse Träume, dass er wach wurde, und er
konnte nicht wieder einschlafen. Aber wenn die Kühe dalagen und ruhig atmeten, war alles Friede und Sicherheit.
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Plötzlich wurde er durch ein Geschrei aus seiner Träumerei geweckt. Es kam vom Ziegenstall. Eine kleine weiße Ziege wurde von den anderen von Horn zu Horn geworfen, sie
schrie hilflos und verzweifelt.
Ottar schrie auch. So was hatte er früher nicht gesehen. Er sprang unter sie, und es wurde
auf einmal still. Die ganze Bande kam und wollte ihm die Hände lecken und suchte nach
Salz. Ottar aber war so aufgeregt, dass er weinen musste; er setzte sich mitten im Stall
nieder, mit den Armen um die kleine weiße Ziege, und schluchzte.
„Warum kannst du nicht auf die Zeit achten? Mutter glaubte, du wärst hier, um zu fegen!“
Ottar sprang auf. Es war Anna, die sich eingeschlichen hatte. Sie stand da, stumm. So, er
weinte. Saß mitten im Schmutz und heulte. Jetzt hatte sie das gesehen. Es war wohl die
Geschichte auf dem Weg nach Hause.
„Aber ich war nicht dabei“, sagte sie mit ihrer kleinen scharfen Stimme. „Und Peter auch
nicht. Es waren nur die anderen. Denn Vater und Mutter haben gesagt, wir sollen nicht
über dich lachen, weil du ... so bist ... ohne Vater also. Dafür kannst du ja nichts, verstehst
du ...“
Sie wollte ihm die Hand reichen, aber er stand nur schnell auf und ging hinaus. Anna blickte ihm nach. „So ein Wichtigtuer!“ murmelte sie.
Die anderen saßen schon am Tisch. Ottar musste dumm sein. Er war so einer, der bei den
Kühen ausfegen sollte und später weinend mitten unter den Ziegen gefunden wurde. Und
er war schon neun Jahre alt - wie Anna, die eben mit einem energischen Ausdruck die
heißen Kartoffeln auf den Tisch stellte. Sie dachte nur daran, aufzupassen, dass keine
herunterfielen. Sie und Petter und die anderen hatten helle Augen ohne Traum, sie waren
schnell und tüchtig wie die Mutter und rötlich im Haar wie der Vater. Ottar saß da und
wusste sich schuldig, weil er anders war, wie die Lehrerin gesagt hatte.
Ottar blieb sitzen, mit Augen, die weit weg waren. Wenn ich nur einen Vater gehabt hätte!
dachte er. Ja, dann wäre er nicht hierher geschickt worden, als die Mutter krank wurde.
Sonst hatte es ihn nicht gekümmert, dass er keinen Vater hatte, nur hier im Tal war es so
notwendig. Was einer hatte, musste der andere auch haben. Er musste an alles zu Hause
denken, an die Tür mit dem kleinen Schild: Elise Pedersen - Waschen und Bügeln, an die
kleine saubere Küche, an das Schlafzimmer, wo nichts gefährlich war, und an die Wohnstube, wo die Mutter immer stand und bügelte: Hemden, Kragen, Gardinen und alle möglichen anderen Sachen, die sie erst im Keller gewaschen hatte. Er erinnerte sich, dass sie
jung und hübsch war. Aber morgens war sie blass und hustete. Zuletzt war sie ganz krank
geworden. Es war so traurig, aber wenn sie wieder gesund war, würde alles wie früher
sein.
„Iß doch“, sagte Annas und Petters Vater, „oder willst du nicht fertig werden?“
Ottar fuhr zusammen und schluckte schnell das Essen. Die anderen lachten - er war ja so
merkwürdig.
Es war kurz vor Weihnachten. Die Weihnachtsbäume wurden aus dem Wald geholt, bald
sollten sie geschmückt mitten in den Stuben stehen. In der Schule erzählte die Lehrerin
am letzten Tag vor den Ferien von dem Kind, das in einem Stall geboren wurde, von den
Hirten, die draußen auf dem Felde ihre Ziegen hüteten und sahen, wie der Sternhimmel
sich öffnete und von Engeln und Gesang erfüllt war. Sie erzählte auch von den drei weisen
Königen aus dem Osten, die einen großen Stern sahen, und wie sie dem wandernden
Stern folgten, bis er stehen blieb über einem kleinen Stall in einem fremden Land.
Die Kinder hatten alles schon früher gehört, aber sie sagen ganz still und horchten.
Ottar vergaß ganz und gar, wo er war, denn als die Lehrerin fertig war, ging er zu ihr hin
und fragte: „Ist das alles ganz wahr?“
„Ja doch.“
„Auch mit dem Stern? Aber dann mussten sie wohl nachts wandern und tagsüber schlafen?“
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Die anderen Kinder lächelten. So benahm man sich nicht da im Tal. Dort saß man still in
der Schule und kam nicht mit unnötigen Fragen. Und Ottar, der so plötzlich aus dem Wunderland zurückgeholt worden war, ging beschämt zurück auf seinen Platz.
Auf Langset war es der Vater selbst, der den Weihnachtsbaum schmückte. Eine unendlich
lange Zeit war er allein da drinnen in der Stube, während die Mutter das Essen zubereitete
und die Kinder nur saßen und warteten.
„Du wirst auch was bekommen“, sagten sie Ottar. Ottar lächelte, alle waren heute so gut
zu ihm, aber er war von seiner eigenen Erwartung erfüllt. Er wartete auf einen Brief von
seiner Mutter, denn jetzt war es so lange Zeit her ... Und in diesem Brief würde wohl stehen, dass es ihr besser ginge und sie bald nach Hause käme. Er war überzeugt, dass sie
zu Weihnachten schreiben würde. Darum war er froh, dass er ausgeschickt wurde, um
Holz zu holen. Da konnte er den Briefträger sehen, wenn er käme.
Der Brief war aber gestern schon gekommen, doch Ottar wusste das nicht. Der Brief war
nicht von seiner Mutter. Und die Familie auf Langset wollte erst darüber mit dem Jungen
sprechen, wenn Weihnachten vorbei war. Dann musste es aber zu einer Änderung kommen, denn die Mutter von Ottar hatte für ihn nur bis Weihnachten bezahlt. Und sie hatte
bestimmt nichts hinterlassen, wovon für ihn weiterbezahlt werden konnte. Aber erst sollte
er Weihnachten feiern können.
Als Ottar da in der Dämmerung das Holz herein trug, war er einsamer, als er selbst wusste. Seine Mutter war kurz vor Weihnachten im Sanatorium gestorben.
Als er am Fenster vorbeiging, konnte er drinnen in der Stube den Weihnachtsbaum sehen
und den Vater, der die Hände voll Glaskugeln und Kuchenmännern hatte. Aber es war
eigentlich verboten, das schon jetzt zu sehen, so blickte Ottar rasch weg.
Da! Da plötzlich entdeckte er den Stern. Zwischen den Wolken segelte ein großer, heller
Stern. Ottar blieb stehen, sein Herz klopfte. Konnte es wahr sein, wäre es ... Jetzt verschwand der Stern wieder, aber im nächsten Augenblick tauchte er abermals auf und glitt
langsam weiter, immer in derselben Richtung. Es musste der Weihnachtsstern sein. Der
Stern der Weisen, der aus dem Osten kam und über den Himmel wanderte. Da war er
wieder.
Als Ottar sich darüber klar wurde, dass es der Stern der Weisen war, ließ er das Holz liegen, sprang aus dem Hof und den Weg entlang. Wie der Stern zeigte...
Solange er lief, versuchte er die ganze Zeit den Stern zu beobachten, aber er fiel und blieb
im Schnee liegen. Als er wieder weiterlief, konnte er nur zwischendurch aufblicken, um zu
sehen, dass die Richtung dieselbe war. Hier war es weit zwischen den Höfen, und der
Weg lag wie ausgestorben. Die Höfe lagen ganz still, aber drinnen waren schon die Kerzen angezündet. Drinnen waren alle, die zusammengehörten, zum Weihnachtsfest versammelt: Vater, Mutter und Kinder. Nur Ottar lief einsam den Weg entlang. Aber daran
dachte er nicht, auch nicht, dass er vielleicht auf Langset gesucht würde, auch nicht, dass
es immer dunkler wurde. Auch den erwarteten Brief von der Mutter hatte er vergessen. Er
kannte nur ein großes Glück: Der Stern der Weisen strahlte wieder, und er strahlte für ihn.
Wohin würde er ihn führen? Vielleicht zur Mutter oder zu einem Stall mit einem kleinen
Kind - was wusste er! Mit klopfendem Herzen eilte er dem Wunder nach durch die kalte
Winternacht.
Ottar war lange gelaufen. Er war in eine fremde Gegend gekommen. Vielleicht musste er
sogar in ein fremdes Land wandern. Das würde doch schwierig werden, fühlte er. Denn
jetzt fing er an zu frieren, und hungrig war er auch. Der Stern wanderte aber ruhig weiter
von Süden nach Norden. Es schien nicht, als würde er über einem Haus oder einer Hütte
am Wege haltmachen. Ottar steckte die Hände in die Hosentaschen und wanderte weiter.
Inzwischen war es ganz dunkel geworden. Die Tannen am Wegrande standen immer dichter, und er merkte jetzt, dass auf beiden Seiten tiefer Wald stand. Er war früher nie nachts
allein im Wald gewesen, und wäre nicht der Stern da gewesen, hätte er Angst gehabt.
Er sah nochmals zum Himmel auf, aber er blieb stehen. Da oben war nicht mehr ein Stern
nur allein, es waren eine ganze Menge. Und zwischen den Wolken, wo der Stern der Weisen einsam gewandert war, zog jetzt eine große Schar Sterne denselben Weg.
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Und plötzlich verstand er den unbarmherzigen Zusammenhang: Es waren die Wolken, die
wanderten - die Sterne standen still. Auch der Stern der Weisen stand still, er war nur größer und heller als die anderen.
Da brach etwas in ihm zusammen, die Spannung verschwand, das Wunder war nur Betrug. Brennend heiß an den Ohren, blieb er stehen, mitten im dunklen Wald, obwohl er vor
Kälte zitterte. „Ottar ist so dumm, Ottar ist so dumm“, schien es zu tönen, als er mechanisch den Weg fortsetzte. Jetzt umkehren und nach Hause gehen konnte er nicht. Dann
musste er alles erklären - und das eben konnte er nicht...
Und dennoch, eine halbe Stunde später lag Ottar in einem warmen Bett und erzählte alles
einem Mann und einer Frau, die daneben sagen.
Es war so geschehen: Nils und Oline saßen eben am Weihnachtstisch, als es zaghaft an
die Tür klopfte. Es hätte ein kleiner Vogel sein können. Der Hof lag am Wegrande, aber
wer kam denn so spät am Heiligen Abend? Und erstaunt sahen sie einen kleinen Jungen
aus der Dunkelheit und Kälte in die Stube hereinkommen.
„Verzeihung ... ich weiß nicht, ob ich richtig ... ob ich richtig gekommen bin“, stotterte er
verwirrt.
Hier war es aber so schön und warm, es roch so gut nach warmem Essen. Die beiden am
Tisch sahen so freundlich aus, und in einer Ecke stand ein kleiner Weihnachtsbaum mit
brennenden Kerzen. Es könnte doch vielleicht nicht richtig sein?
Und doch war es richtig. Die beiden alten Leute hatten alles, was zu Weihnachten gehört,
es fehlte nur so ein kleiner Ottar. Da stand er mitten in der Stube, hungrig wie ein Wolf, um
vorn guten Essen gesättigt zu werden, durchgefroren, um von ihnen aufgewärmt zu werden, und ebenso todmüde, um gleich ins Bett gelegt zu werden.
Unterdessen stellten sie ihm vorsichtig einige Fragen. Was er erzählte, ging ihnen so
merkwürdig direkt ins Herz. Ein Kind, das so einsam war, dass es am Weihnachtsabend
allein im Wald umherirrte, war zu ihnen gekommen. Und plötzlich, als er da im Bett lag und
erzählte, fielen ihm die Augen zu, und er schlief fest ein.
Am nächsten Tag kam der Vater von Langset. Dort hatte es große Aufregung gegeben,
als Ottar verschwunden war. Der ganze Weihnachtsabend war regelrecht schiefgelaufen,
des fremden Knaben wegen. Sie hatten überall gesucht, aber erst heute war man so weit
nach Norden, zum Hof von Nils und Oline, gekommen. Und jetzt müsste der Flüchtling
wieder mit nach Langset kommen, bis auf weiteres. „Nein“, sagte Ottar. Es kam ohne
Überlegung; er sah erschrocken die anderen an und verschwand zwischen den Betten.
Es gab aber keinen Streit, der Vater von Langset ging allein nach Hause. Nils sprach lange mit ihm draußen im Gang, und es ist schwer zu sagen, wer zufriedener war: der, der
ging, oder der, der zurückblieb...
„Jetzt haben wir eine kleine Stärkung nötig“, sagte Mutter Oline, holte Kaffee und Kuchen
und schenkte ein.
Vater Nils kam und setzte sich auf die Bank; man sah, dass er ein Freund von Kaffee und
Weihnachtskuchen war. Ottar hatte schon seinen festen Platz neben ihm. Er saß mit einem großen Stück Kuchen in der Hand und vergaß zu essen. Sein Blick ging mehr und
mehr in die Ferne.
„Jetzt musst du essen, Junge, dass du groß wirst wie ich“, sagte Nils.
Da sah Ottar auf: „Ich sitze nur und denke, ob...“
„Ob was?“
„Ich denke, ob es nicht doch der Stern der Weisen war?“
aus:
Nordische Weihnachtserzählungen
Marie Hamsun
Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh 1991
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Gedichte
Die heiligen drei Könige
Legende
Einst als am Saum der Wüsten sich
auftat die Hand des Herrn
wie eine Frucht, die sommerlich
verkündet ihren Kern,
da war ein Wunder: Fern
erkannten und begrüßten sich
drei Könige und ein Stern.
Drei Könige von Unterwegs
und der Stern Überall,
die zogen alle (überlegs!)
so rechts ein Rex und links ein Rex
zu einem stillen Stall.
Was brachten die nicht alles mit
zum Stall von Bethlehem!
Weithin erklirrte jeder Schritt,
und der auf einem Rappen ritt,
saß samten und bequem.
Und der zu seiner Rechten ging,
der war ein goldner Mann,
und der zu seiner Linken fing
mit Schwung und Schwing
und Klang und Kling
aus einem runden Silberding,
das wiegend und in Ringen hing,
ganz blau zu rauchen an.
Da lachte der Stern Überall
so seltsam über sie,
und lief voraus und stand am Stall
und sagte zu Marie:
Da bring ich eine Wanderschaft
aus vieler Fremde her.
Drei Könige mit Magenkraft +,
von Gold und Topas schwer
und dunkel, tumb und heidenhaft, erschrick mir nicht zu sehr.
Sie haben alle drei zuhaus
zwölf Töchter, keinen Sohn,
so bitten sie sich deinen aus
als Sonne ihres Himmelblaus
und Trost für ihren Thron.
Doch musst du nicht gleich glauben: bloß
ein Funkelfürst und Heidenscheich
sei deines Sohnes Los.
Bedenk, der Weg ist groß.
Sie wandern lange, Hirten gleich,
inzwischen fällt ihr reifes Reich
weiß Gott wem in den Schoß.
Und während hier, wie Westwind warm,
der Ochs ihr Ohr umschnaubt,
sind sie vielleicht schon alle arm
und so wie ohne Haupt.
Drum mach mit deinem Lächeln licht
die Wirrnis, die sie sind,
und wende du dein Angesicht
nach Aufgang und dein Kind;
dort liegt in blauen Linien,
was jeder dir verließ:
Smaragda und Rubinien
und die Tale von Türkis.
(+ mittelhochdeutsch: Macht)
Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
aus:
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/rilke.php
Der Stern
Hätt einer auch fast mehr Verstand,
Als wie die drei Weisen aus Morgenland,
Und ließe sich dünken, er wär wohl nie
Dem Sternlein nachgereist wie sie;
Dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest
Seine Lichtlein wonniglich scheinen läßt,
Fällt auch auf sein verständig Gesicht,
Er mag es merken oder nicht,
Ein freundlicher Strahl
Des Wundersternes von dazumal.
Wilhelm Busch (1832 - 1908)
aus:
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/wilhelm_busch.php
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Die Könige
Drei Könige wandern aus Morgenland,
ein Sternlein führt sie zum Jordanstrand,
in Juda fragen und forschen die drei,
wo der neugeborne König sei.
Sie wollen Weihrauch, Myrrhen und Gold
zum Opfer weihen dem Kindlein hold.
Und hell erglänzet des Sternes Schein,
zum Stalle gehen die Könige ein,
das Knäblein schauen sie wonniglich,
anbetend neigen die Könige sich,
sie bringen Weihrauch, Myrrhen und Gold
zum Opfer dar dem Knäbelein hold.
O Menschenkind, halte treulich Schritt,
die Könige wandern, o wandere mit!
Der Stern des Friedens, der Gnade Stern
erhelle dein Ziel, wenn du suchest den Herrn;
und fehlen dir Weihrauch, Myrrhen und Gold,
schenke dein Herz dem Knäblein hold!
Peter Cornelius (1824 - 1874)
Epiphaniasfest
Die heiligen drei König' mit ihrem Stern,
sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht
gern;
sie essen gern, sie trinken gern,
sie essen, trinken und bezahlen nicht gern.
Ich endlich bin der schwarz' und bin der
klein',
und mag auch wohl einmal recht lustig sein.
Ich esse gern ich trinke gern,
ich esse, trinke und bedank mich gern.
Die heilgen drei König' sind gekommen allhier,
es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;
und wenn zu dreien der vierte wär,
so wär ein heilger drei König mehr.
Die heilgen drei König' sind wohlgesinnt,
sie suchen die Mutter und das Kind;
der Joseph fromm sitzt auch dabei,
der Ochs und Esel liegen auf der Streu.
Ich erster bin der weiß' und auch der schön',
bei Tage solltet ihr mich erst sehn!
Doch ach, mit allen Spezerein
werd ich sein Tag kein Mädchen mir erfreun.
Ich aber bin der braun' und bin der lang',
bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang.
Ich bringe Gold statt Spezerein,
da werd ich überall willkommen sein.
Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,
dem Weihrauch sind die Damen hold;
und haben wir Wein von gutem Gewächs,
so trinken wir drei so gut als ihrer sechs.
Da wir nun hier schöne Herrn und Fraun,
aber keine Ochsen und Esel schaun;
so sind wir nicht am rechten Ort
und ziehen unseres Weges weiter fort.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
aus: www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/goethe.php
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Geburt Christi
Weihnachten
Hättest du der Einfalt nicht, wie sollte
dir geschehn, was jetzt die Nacht erhellt?
Sieh, der Gott, der über Völkern grollte,
macht sich mild und kommt in dir zur Welt.
Nikolaus der Gute
Hast du dir ihn größer vorgestellt?
dir ein Päckchen - mir ein Pack.
Was ist Größe? Quer durch alle Maße,
die er durchstreicht, geht sein grades Los.
Selbst ein Stern hat keine solche Straße.
Siehst du, diese Könige sind groß,
und sie schleppen dir vor deinen Schoß.
Schätze, die sie für die größten halten,
und du staunst vielleicht bei dieser Gift -:
aber schau in deines Tuches Falten,
wie er jetzt schon alles übertrifft.
kommt mit einer Rute,
greift in seinen vollen Sack Ruth Maria kriegt ein Buch
und ein Baumwolltaschentuch,
Noske einen Ehrensäbel
und ein Buch vom alten Bebel,
sozusagen zur Erheiterung,
zur Gelehrsamkeitserweiterung ...
Marloh kriegt ein Kaiserbild
und nen blanken Ehrenschild.
Aller Amber, den man weit verschifft,
Oberst Reinhard kriegt zum Hohn
jeder Goldschmuck und das Luftgewürze,
das sich trübend in die Sinne streut:
alles dieses war von rascher Kürze,
und am Ende hat man es bereut.
die gesetzliche Pension ...
Aber (du wirst sehen): Er erfreut.
kriegt von mir ein dickes Kissen. –
Tante Lo, die, wie ihr wisst,
immer, immer müde ist,
Und auch hinter die Kulissen
Rainer Maria Rilke (1875 - 1926) kommt der gute Weihnachtsmann:
aus:
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/rilke.php
Nimmt sich mancher Leute an,
schenkt da einen ganzen Sack
guten alten Kunstgeschmack.
Schenkt der Orska alle Rollen
Wedekinder, kesse Bollen (Hosenrollen mag sie nicht:
dabei sieht man nur Gesicht ...).
Der kriegt eine Bauerntruhe,
Fräulein Hippel neue Schuhe,
jener hält die liebste Hand Und das Land? Und das Land?
Bitt ich dich, so sehr ich kann:
Schenk ihm Ruhe - lieber Weihnachtsmann!
Kurt Tucholsky (1890 - 1935)
aus: www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/kurt_tucholsky.php
Copyright: Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., Soest
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Der Trost der Welt
Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?
Herberg' ist dir schon längst bestellt.
Verlangend sieht ein jedes dich
Und öffnet deinem Segen sich.
Geuß, Vater, Ihn gewaltig aus,
Gib Ihn aus deinem Arm heraus.
Nur Unschuld, Lieb' und süße Scham
Hielt Ihn, dass Er nicht längst schon kam.
Treib Ihn von dir in unsern Arm,
Dass Er von deinem Hauch noch warm;
In schweren Wolken sammle Ihn
Und lass Ihn so herniederziehn.
In kühlen Strömen send' Ihn her,
In Feuerflammen lodre Er,
In Luft und Öl, in Klang und Tau
Durchdring' Er unsrer Erde Bau.
So wird der heil'ge Kampf gekämpft,
So wird der Hölle Grimm gedämpft,
Und ewig blühend geht allhier
Das alte Paradies herfür.
Die Erde regt sich, grünt und lebt,
Des Geistes voll ein jedes strebt.
Novalis
Die Heil’gen drei Könige
Aus fernen Landen kommen wir gezogen,
Nach Weisheit strebten wir seit langen Jahren,
Doch wandern wir in unsern Silberhaaren,
Ein schöner Stern ist vor uns hergeflogen.
Nun steht er winkend still am Himmelsbogen:
Den Fürsten Judas muss dies Haus bewahren.
Was hast du, kleines Bethlehem, erfahren?
Dir ist der Herr vor allen hoch gewogen.
Holdselig Kind, lass auf den Knien Dich grüßen!
Damit die Sonne unsre Heimat segnet,
Das bringen wir, obschon geringe Gaben.
Gold, Weihrauch, Myrrhen liegen Dir zu Füßen,
Die Weisheit ist uns sichtbarlich begegnet,
Willst Du uns nur mit einem Blicke laben.
August Wilhelm Schlegel
Copyright: Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., Soest
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Dreikönigslied: Aus des Knaben Wunderhorn
Gott so wollen wir loben und ehrn,
Die heiligen drei König' mit ihrem Stern,
Sie reiten daher in aller Eil'
In dreißig Tagen vierhundert Meil',
Sie kamen in Herodis Haus,
Herodes sahe zum Fenster 'raus:
Ihr meine lieben Herrn, wo wollt ihr hin?
Nach Bethlehem steht unser Sinn.
Da ist geboren ohn alles Leid
Ein Kindlein von einer reinen Maid.
Herodes sprach aus großem Trotz:
Ei warum ist der hinter so schwarz?
O lieber Herr, er ist uns wohlbekannt,
Er ist ein König im Mohrenland,
Und wöllend Ihr uns recht erkennen
Wir dörffend uns gar wohl nennen.
Wir seind die König' vom finstern Stern
Und brächten dem Kindlein ein Opfer gern,
Myrrhen, Weihrauch und rotes Gold,
Wir seind dem Kindlein ins Herz 'nein hold.
Herodes sprach aus Übermut:
Bleibend bei mir, und nehmt für gut,
Ich will euch geben Heu und Streu,
Ich will euch halten Zehrung frei.
Die heiligen drei König' täten sich besinnen:
Fürwahr, wir wollen jetzt von hinnen.
Herodes sprach aus trutzigem Sinn:
Wollt ihr nicht bleiben, so fahret hin.
Sie zogen über den Berg hinaus,
Sie funden den Stern ob dem Haus,
Sie traten in das Haus hinein,
Sie funden Jesum in dem Krippelein.
Sie gaben ihm ein' reichen Sold,
Myrrhen, Weihrauch und rotes Gold.
Joseph bei dem Kripplein saß,
Bis dass er schier erfroren was.
Joseph nahm ein Pfännelein
Und macht dem Kind ein Müselein.
Joseph, der zog seine Höselein aus,
Und mach' dem Kindlein zwei Windelein draus.
Joseph, lieber Joseph mein,
Hilf mir wiegen mein Kindelein.
Es waren da zwei unvernünftige Tier',
Sie fielen nieder auf ihre Knie.
Das Öchslein und das Eselein,
Die kannten Gott den Herren rein.
Amen.
Copyright: Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., Soest
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Die Reise der drei Könige
Einen kalten Weg hatten wir hin,
Just des Jahres schlechteste Zeit
Für eine Reise, und eine so lange Reise:
Die Wege tief und das Wetter schneidend,
Mitten im strengsten Winter.
Und die Kamele sattelwund, huflahm, störrisch
Sich in den schmelzenden Schnee werfend.
Stunden gab es, da bangten wir uns
Nach den Sommerpalästen am Berghang, den Terrassen
Und seidenen Mägden, den Sorbet bringenden.
Dann die Kameltreiber fluchend und polternd
Die fortliefen, auf ihren Schnaps und Weiber bedacht
Und Nachtfeuer wieder ausgehend, und rings kein Obdach,
Und Festen feindlich und Städte unfreund
Und Dörfer schmutzig und die Zölle hoch:
Eine schwere Zeit hatten wir hin.
Schließlich dünkte es besser die Nacht zu reisen,
Stundenwels schlafend,
Immer im Ohr die Stimmen singend, sagend
Dies alles wär Wahnsinn.
Dann eines Dämmerns ging es hinab in ein mildes Tal,
Feucht, unter der Schneegrenze, Fruchtbarkeit duftend,
Wo ein Strom zog und eine Wassermühle das Dunkel schlug,
Und drei Bäume gegen den niedren Himmel standen
Und ein alter Schimmel über die Wiesen trabte.
Und dann eine Schenke mit Weinlaub über dem Pfosten,
Sechs Hände bei offner Tür um Silberlinge würfelnd
Und Füße, nach leeren Weinschläuchen tretend.
Doch keinerlei Auskunft und so ritten wir fürbaß
Und abends kamen wir an, nicht einen Augenblick zu früh,
Und fanden den Ort; es war (man kann sagen) befriedigend.
All dies war vor langer Zeit, ich erinnere mich,
Und ich würd es noch einmal tun, doch schreibe dir auf,
Dies schreib auf,
Dies: führte uns all dieser Wege zu
Geburt oder Tod? Da war Geburt, gewiss, uns wurde
Augenschein, zweifelsohne. Ich hatte Geburt gesehn und Tod
Doch immer geglaubt, sie seien verschieden; diese Geburt war
Harter und bitterer Schmerz für uns, wie Tod, unser Tod.
Wir kehrten nach Hause, in diese Königreiche,
Doch hier war uns nicht mehr wohl, in der alten Ordnung,
Bei einem fremden Volk, das sich an seine Götter klammert.
Ich wäre froh um einen andern Tod.
T. S. Eliot
Copyright: Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., Soest
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Am Feste der Heiligen drei Könige
Durch die Nacht drei Wandrer ziehn,
Um die Stirnen Purpurbinden,
Tiefgebräunt von heißen Winden
Und der langen Reise Mühn.
Durch der Palmen säuselnd Grün
Folgt der Diener Schar von weiten;
Von der Dromedare Seiten
Goldene Kleinode glühn,
Wie sie klirrend vorwärts schreiten,
Süße Wohlgerüche fliehn.
Finsternis hüllt schwarz und dicht,
Was die Gegend mag enthalten;
Riesig drohen die Gestalten:
Wandrer, fürchtet ihr euch nicht?
Doch ob tausend Schleier flicht
Los und leicht die Wolkenaue:
Siegreich durch das zarte Graue
Sich ein funkelnd Sternlein bricht.
Langsam wallt es durch das Blaue,
Und der Zug folgt seinem Licht.
Horch, die Diener flüstern leis:
„Will noch nicht die Stadt erscheinen
Mit den Tempeln und den Hainen,
Sie, der schweren Mühe Preis?
Ob die Wüste brannte heiß,
Ob die Nattern uns umschlangen,
Uns die Tiger nachgegangen,
Ob der Glutwind dörrt' den Schweiß:
Augen an den Gaben hangen
Für den König, stark und weis'.“
O ihr hohen heilgen Drei!
In der Finsternis geboren,
Hat euch kaum ein Strahl erkoren,
Und ihr folgt so fromm und treu!
Und du, meine Seele, frei
Schwelgend in der Gnade Wogen,
Mit Gewalt ans Licht gezogen,
Suchst die Finsternis aufs neu!
O wie hast du dich betrogen;
Tränen blieben dir und Reu!
Dennoch, Seele, fasse Mut!
Magst du nimmer gleich ergründen,
Wie du kannst Vergebung finden;
Gott ist über alles gut!
Hast du in der Reue Flut
Dich gerettet aus der Menge,
Ob sie dir das Mark versenge
Siedend in geheimer Glut,
Lässt dich nimmer dem Gedränge,
Der dich warb mit seinem Blut.
Einen Strahl bin ich nicht wert,
Nicht den kleinsten Schein von oben.
Herr, ich will Dich freudig loben,
Was Dein Wille mir beschert!
Sei es Gram, der mich verzehrt,
Soll mein Liebstes ich verlieren,
Soll ich keine Tröstung spüren,
Sei mir kein Gebet erhört:
Kann es nur zu Dir mich führen,
Dann willkommen Flamin und Schwert!
Sonder Sorge, sonder Acht,
Wie drei stille Monde ziehen
Um des Sonnensternes Glühen,
Ziehn die Dreie durch die Nacht,
Wenn die Staublawine kracht,
Wenn mit grausig schönen Flecken
Sich der Wüste Blumen strecken,
Schaun sie still auf jene Macht,
Die sie sicher wird bedecken,
Die den Stern hat angefacht.
Annette von Droste-Hülshoff
aus:
Weihnachtsveranstaltungen
Wolfgang Erk
J. F. Steinkopf Verlag Stuttgart, 1977
Copyright: Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., Soest
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Quellen
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www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/mt2.html
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www.bibel-online.net/buch/luther_1912/matthaeus/2/
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Bibel in gerechter Sprache von 2007
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http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/gold/index.jsp
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Arbeitshilfe zum Weitergeben, 3/2007, Seite 78/79, Evangelische Frauenhilfe in
Deutschland e.V.
•
Arbeitshilfe zum Weitergeben, 3/2007, Seite 81/82, Evangelische Frauenhilfe in
Deutschland e.V.
•
www.religionsunterricht-pfalz.de/bibliothek/texte/weihnachten-duftreise.pdf
•
Birgit Altmeyer, Geistliche Hilfe zur Vorbereitung auf den XX. WJT 2005, S. 89 - 92
•
Birgit Altmeyer, Geistliche Hilfe zur Vorbereitung auf den XX. WJT 2005, S. 94
•
Unterwegs mit den Menschen der Weihnachtsgeschichte, Adventsmappe der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., Nach der Idee, die bei der Weihnachtstagung
1999 entwickelt wurde.
•
www.brigitte.de/kultur/quiz/heilige-drei-koenige-545632/
•
Regine Schindler, Kind und König, Ungewöhnliche Weihnachtsgeschichten, Friedrich
Reinhardt Verlag Basel, 1987
•
Hinrich C. G. Westphal, Wie schön leuchtet der Morgenstern, Erzählungen zwischen
Advent und Neujahr, Agentur des Rauhen Hauses Hamburg
•
Felix Timmermans, Und sie fanden das Kind, Weihnachtsgeschichten aus aller Welt,
Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh 1991
•
Marie Hamsun, Nordische Weihnachtserzählungen, Gütersloher Verlagshaus Gerd
Mohn, Gütersloh 1991
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Wolfgang Erk, Weihnachtsveranstaltungen, J. F. Steinkopf Verlag Stuttgart, 1977
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