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Reisetagebuch:
Amalfiküste,
März 2013
Amalfiküste, März 2013
Jürgen, Jürgen
<span>Copyright</span> -- 2013
Positano, Amalfi, Sorrent
Table of Contents
Auf zum Golf von Neapel
Buon Giorno, Positano
Nein, das sind keine Regenwolken
Logbuchvermerk: Tag 3, Regen
Suchbild
Tag 3 gerettet: prächtiges Amalfi
Regenschirmkaufzauber
Tag 4 in fünf Akten
Nachtrag Fiordo di Furore
Tag 5: Torna a Surriento
Neapel
Bella Napoli, wir kommen (Tag 6)
Ankunft in Neapel (Sofortbild)
Über die neapolitanische Krippe
Generalprobe der Marienprozession
Trance und Raserei in Neapel (7)
Wetterwechsel: Napoli – Berlino
7 Lehren von der Halbinsel
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Positano, Amalfi, Sorrent
Auf zum Golf von Neapel
Positano, Amalfi, Sorrent
Auf zum Golf von Neapel
Was uns auch immer nach der Ankunft morgen in Neapel erwartet: Eine
schöne Einstimmung ist ein Weitblick auf den Golf von Neapel via Google
Earth. Wir sehen die beliebten Urlaubsinseln Ischia und Capri, den Vesuv mit
seinen mächtigen Ausläufern, und die Sorrentinische Halbinsel mit unserem
Zielort Positano, gelegen an der göttliche Küste (Costa Divina) von Amalfi.
Schwindelerregende Ausblicke werden uns die steilen Höhen an der
Amalfiküste (Costa Amalfitano) bieten … das erkennt man bereits von zu
Hause aus mit Google Streetview. Dort können wir auf alten Maultierpfaden
durch Zitronenhaine hoch über den pastellfarbenen Städtchen wandern. Vor
der Spitze der Halbinsel, der Punta Campanella, liegt Capri zum Greifen nah.
Die Insel werden wir bei schönem Wetter sicherlich besuchen. Weiter gen
Osten verläuft die Amalfitana, die schmale, gewundene, 40 km lange
Traumstraße an der Klippenküste über dem azurblauen Meer.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Auf zum Golf von Neapel
Blick auf Positano, dem entschleunigten Städtchen an der Amalfiküste
Positano wird von steilen Gassen und ungezählten Treppen durchzogen. Der
Schriftsteller John Steinbeck bezeichnete das Städtchen als »den einzigen
senkrechten Ort der Welt«. Es ist aus einem kleinen Fischerdorf entstanden,
dessen historischer Ortskern oberhalb der Küstenstraße liegt. Positano ist
Mitglied der Cittàslow (= langsame Stadt: ital. città = Stadt, engl. slow =
langsam), einer 1999 in Italien gegründeten Bewegung zur Entschleunigung
von Städten durch Umweltpolitik, kluge Infrastrukturplanung, urbane
Qualität, Aufwertung der heimischen Erzeugnisse, Gastfreundschaft,
Bewusstsein und landschaftliche Qualität.
Abbildungen: Google Earth (1, Montage 1), Wikipedia (2)
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Positano, Amalfi, Sorrent
Buon Giorno, Positano
Buon Giorno, Positano
Der heutige Sonntag startete eigentlich wie ein Schultag: Aufstehen um
6:30 Uhr, Frühstück gegen 7:00 Uhr, danach ins Bad, anziehen, fertig
machen, Haus verlassen. Allerdings steigen wir diesen Morgen nicht aufs Rad
oder in den Wagen, sondern in ein Taxi zum Flughafen. Und noch etwas ist
anders: Binnen 3 Stunden werden wir dem endlosen Berliner Winter
2012/2013 ein Schnippchen schlagen. Eben waren es -11° C in Zehlendorf …
jetzt addiert bitte mal 34 Grad dazu, und ihr habt die Temperatur bei unserer
Landung in Neapel.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Buon Giorno, Positano
Nachdem wir Berliner uns damit abgefunden haben, dass die Eröffnung des
neuen Flughafens auf den St.-Nimmerleins-Tag verschoben ist, besuchen wir
Tegel und Schönefeld wie zwei rüstige Opis im Altenheim, die den Laden
immer noch besser rocken als die jungen Pfleger. »Cindy's Diner« in der ollen
Abfertigungshalle von Schönefeld funktioniert wie geschmiert. Die
90er-Jahre-Architektur des Airports hat zwar den Charme eines Plattenbaus,
doch was soll's … Hauptsache die Flieger starten pünktlich. Und das tun sie.
Heute auch bei -11° C.
Wooooosh, Zeitsprung. Wir landen pünktlich um 13:15 Uhr in Neapel.
Direkt neben dem Vesuv. Das hat Stil. Ein Bus bringt uns zum Terminal, dann
noch 20 Minuten Fußweg zur Autovermietung. Wie haben einen Wagen in der
VW-Golf-Klasse reserviert, und sollen gleich einen Fiat 500L
bekommen. Bevor wir anfangen zu protestieren, klärt uns die Dame hinter
dem Tresen auf: Wichtig sei das L hinter der Ziffer 500. Es handele sich nicht
um einen Kleinwagen, sondern einen Mittelklasse-5-Türer. Und genau so ist
es. Mit dem winzigen Fiat Nuova 500 hat der neue Fiat 500L nichts mehr
gemeinsam, außer das knuffige Design.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Buon Giorno, Positano
Erster Stop mit unserem Mietwagen auf der Halbinsel von Sorrent: raus aus
der Kiste und den schönen Blick auf die Bucht von Neapel genießen
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Positano, Amalfi, Sorrent
Buon Giorno, Positano
Manche Villen auf der Straße nach Sorrent sehen auf den ersten Blick
verfallen aus, sind aber gesichert wie ein Bankgebäude: Aufgrund ihrer
herrlichen Lage sind Haus und Grundstück ein Vermögen wert
Die Fahrt vom Flughafen nach Positano dauert etwa anderthalb Stunden. Wir
lassen uns Zeit und halten zwischendurch immer wieder mal an, um den
schönen Blick von der Steilküste aufs Meer zu genießen. Die Nationalstraße
ist sehr gut ausgebaut, aber enorm kurvig. Wir nähern uns Positano von
Sorrent aus, so dass wir das wirklich atemberaubende Teilstück der
kurvenreichsten Straße Italiens - der Amalfitana - heute noch gar nicht
befahren. Und trotzdem reißt uns das, was wir heute sehen, immer wieder
aus den (Auto-)Sitzen.
Dann endlich taucht die vielversprechende Ortseingang-Beschilderung von
Positano auf. Allein das Städtchen ist in dem zerklüfteten Vulkanschluchten
noch nicht zu sehen, weil uns Berghänge den Blick versperren. Wir müssen
noch einige Kurven durchfahren, bevor die ersten Häuser an den Hängen
sichtbar werden. Dann sind wir mitten drin, genauer gesagt: Die Stadt liegt
uns zu Füßen. Wie Skifahrer auf einer steilen Slalompiste schlängeln wir uns
mit dem Wagen den Berg hinunter, durch das enge Einbahnstraßen-Gässchen
Richtung Altstadt.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Buon Giorno, Positano
Beim Auffinden unseres Hotels »Posa-Posa« hilft das iPhone mit der
Karten-App. Immer näher rückt der blau blinkende »Aktuelle Aufenthaltsort«
an die rote Ziel-Nadel. Dann sieht Greta als erste das Schild mit dem
Hotelnamen an einem Parkplatz, zu dem wir gerade noch die Kurve kriegen.
Zwei Parkwärter nehmen den Wagen in Empfang, einer bringt unsere Koffer
in das 30 Meter entfernte Hotel. Es liegt wunderbar, in einer Kurve an der
Hauptstraße, vor einem Felsen mit Heiligenfiguren.
Das Innere des Hotels überrascht uns dann doch, weil es sehr luxuriös wirkt,
geradezu großräumig … das erwartet man in den engen, steilen Gässchen
nicht. Nach dem Einchecken werden wir Giuseppe vorgestellt, ein netter,
älterer Hotelangestellter in Uniform, der uns das Zimmer im 2. Stock zeigen
soll. Doch zuerst führt uns Giuseppe in den 4. Stock, wo das Restaurant und
die Aussichtsterrasse liegen. Als wir die Terrasse betreten, fehlen uns die
Worte um zu beschreiben, was wir sehen: Wir befinden uns in Augenhöhe mit
der steilsten Stadt Italiens, geradezu unwirklich schmiegen sich die
pastellfarbenen Häuschen an den Steilhang. Über uns die Häuser, unter uns
das brausende Meer … es ist wirklich atemberaubend.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Buon Giorno, Positano
Auf der Terrasse unseres Hotels bietet sich ein faszinierender Blick über die
ganze Stadt, das Meer und die sich hinter dem Hotel aufbäumenden Berge
Wir bleiben nicht lange in unserem Zimmer Nº 104. Erstens haben wir
Hunger, und zweitens wollen wir den Ort erkunden. Also lautet die allgemeine
Marschrichtung: Hinunter in die Altstadt, und damit an den Strand und die
Restaurants, die heute geöffnet haben. Die Gaststätten auf der Höhe des
Hotels sind noch geschlossen, hier startet die Saison erst am kommenden
(Oster-)Wochenende. Wir laufen zunächst ein paar hundert Meter auf der
Straße, dann nehmen wir die steilen Treppen zwischen den kleinen Häuschen
und folgen der Beschilderung zum Strand. Greta führt uns.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Buon Giorno, Positano
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Positano, Amalfi, Sorrent
Buon Giorno, Positano
Spaziergänger in Positano werden an allen Ecken und Enden das Opfer
optischer Verführungen: Während sie sich bergab dem Zentrum des
Städtchens nähern wollen, lockt jenseits des Ziels die ansteigende
Schönheit alle Blicke auf sich, um vom Weg abzulenken
Am Strand stoßen wir auf die ersehnte Pizzeria, die uns eine Napolitano in der
zu erwartenden Qualität serviert. Das Eis in der Bar Buca di Bacco ein paar
Schritte weiter ist hausgemacht und super lecker; die Spezialität sind
handgefertigte Eis am Stiel im Magnum-Stil, mit knuspriger Füllung. Am
Strand aus braunem Kies erwartet uns gerade die Flut mit meterhohen
Wellen. Hier unten steht auch die Kirche Santa Maria dell'Assunta mit ihrer
charakteristischen Majolikakuppel. Wir genießen die angenehme
Menschenleere. Laut Reiseführer leben zur Zeit 4000 Menschen in Positano,
während der Saison sollen es zehn mal so viele sein.
Blick von der Oberstadt auf die Marina von Positano, die im Hochsommer von
Menschen überfüllt ist, die für 15 €/Tag im Liegestuhl braten
Auf dem Weg zurück zum Hotel kommen wir an liebevoll dekorierten
Boutiquen vorbei, die bunte Positano-Mode anbieten, wie sie in den
70er-Jahren berühmt wurde. Auch die typischen handgefertigten Sandalen
gibt es in fast jedem Laden. Unten am Strand konnten wir einem
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Positano, Amalfi, Sorrent
Buon Giorno, Positano
Schuhmacher dabei zusehen, wie sie entstehen.
Greta und Marie am Strand von Positano, hier fallen die weißen und
rosa-farbenen Häuser des Städtchens terrassenartig vom Monte
Sant'Angelo zum Meer ab
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Positano, Amalfi, Sorrent
Buon Giorno, Positano
Als wir zu unserem Hotel zurückkehren, dämmert es bereits
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Positano, Amalfi, Sorrent
Nein, das sind keine Regenwolken
Nein, das sind keine Regenwolken
In Reiseführern liest man oft vom »azurblauen Meer«. Die Bezeichnung
leitet sich vom lateinischen Wort azzurum (blau) ab, das seinerseits
vom persischen ‫‏ﻻﮊﻭﺭﺩ‬‎ / lāžward / ›himmelsblau‹ abstammt und als »azur« ins
Französische Einzug hielt (vgl. Côte d'Azur = azurblaue
Küste = französischen Riviera) und als »azzurro« ins Italienische. Um ein
azurblaues Meer zu erleben, muss die Sonne scheinen und zur passenden
Tageszeit im richtigen Blickwinkel über dem Wasser stehen. Das Meer an der
Amalfiküste ist heute herrlich blau, ohne Sonnenschein. Die daheim
gebliebenen Designer können den Farbton unter 7459C in ihrem
Pantonefächer nachschlagen.
Der Tag beginnt mit der ins Hotelzimmer hineinzitierten Wettervorhersage
aus dem Internet: »Heute soll's regnen!«. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt
hohe Regenwahrscheinlichkeit. Noch ist es trocken.
Um 8:45 sitzen wir am Frühstückstisch in der 4. Etage. Um uns herum
überwiegend Gäste aus den USA. Die Auswahl am Büffet ist bescheiden, für
ein 4-Sterne-Hotel. Der Cappuccino ist eine Katastrophe, Made by
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Positano, Amalfi, Sorrent
Nein, das sind keine Regenwolken
Nescafé. Wenigstens die Brötchen sind erstklassig. Wenn man sie durch das
Toast-Laufband schickt, schmecken sie noch leckerer. Während des
Frühstücks genießen wir den wunderbaren Blick auf Positano, und wir zählen
schon mal die Sonnenminuten. Viele scheinen es an diesem Tag nicht zu
werden.
Der Weg vom Städtchen hinunter zum ruhigen Strand Spiaggia di Fornillo
führt vorbei an Kakteen und Zitronenbäumen
Unser erstes Ziel heute soll der ruhigere Strand von Positano sein, der
Spiaggia di Fornillo. Wir entscheiden uns für die Treppen-Route, die an
Zitronenbäumen und verwilderten Gemüsebeeten vorbeiführt. Von hier oben
fallen uns zuerst die drei Felsinseln Li Galli (ital. ›die Hähne‹) dicht vor der
Küste ins Auge. Die größte der Inseln, Gallo Lungo, ist als einzige seit antiker
Zeit besiedelt, sie ist rund 400 Meter lang und bis zu 200 Meter breit. Die
Einheimischen nennen das Inseltrio auch »Le Sirenuse«, denn laut der Sage
Homers sollen hier einst die Sirenen verweilt haben, die mit ihrem Gesang
den Seeleuten den Kopf verdrehten. Die Felsen seien die Stein gewordenen
Überreste der drei Sirenen des Odysseus.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Nein, das sind keine Regenwolken
Odysseus und die drei Sirenen (Vasenbild, ca. 475-450 v. Chr., Quelle:
Wikipedia)
Der Zauber, den die Inselchen bis heute umweht, hat Anfang des 20
Jahrhunderts auch Künstler infiziert. 1924 erwarb der russische Choreograf
und Tänzer Léonide Massine die Inselgruppe und ließ auf Gallo Lungo eine
pompöse Villa errichten, die dreizehn Jahre später durch Le Corbusier
umgebaut wurde. 1989 kaufte sie Rudolf Nurejew. Nach dessen Tod 1993
erwarb ein italienischer Touristikunternehmer die Inseln und bietet sie seither
zur Vermietung an. Hier eine Beschreibung der Inseln im Magazin Private
Islands, und hier kann man sie buchen: www.luxuryitalianisland.com.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Nein, das sind keine Regenwolken
Der etwas abgelegene Strand von Positano, Spiaggia di Fornillo: Man erreicht
ihn nur über verschlungene Pfade
Nach 20 Minuten erreichen wir Spiaggia di Fornillo. Es ist wirklich ruhig hier,
wir begegnen keiner Menschenseele. Die beiden Lokalitäten dort, ein
Restaurant und eine Bar, sind noch nicht in Betrieb. Im Sommer muss es hier
gut auszuhalten sein, fern ab vom touristischen Zentrum … und doch
bewirtschaftet. Greta sucht im Sand, oder besser: im Kies, außergewöhnliche
Steine. Sie müssen »bunt, schön und toll« sein. Am besten gefallen ihr rund
gewaschene Kachelstücke mit einem Rest farbiger Glasur.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Nein, das sind keine Regenwolken
Greta sortiert ihre Fundstücke vom Strand: bunte, rund gewaschene
Kachelreste, eines sogar herzförmig
Am Vormittag zieht es uns wieder zurück ins Hotel. Wir haben Hunger, also
machen wir einen kurzen Stop in einer Latteria, einem Milchgeschäft, das
noch weitere Lebensmittel führt und belegte Brote zaubert (Panini). Wir
lassen uns ein Panino mit Tomaten und Mozzarella anrichten. Mozzarella
wurde hier in Kampanien, so heißt die Region, erfunden. Puristen unter den
Feinschmeckern gestatten ausschließlich dem aus Büffelmilch gewonnenen
»Mozzarella« diesen Namen, während der aus Kuhmilch »Fior di Latte«
genannt wird.
Die Herstellungsmethode von Mozzarella di Bufala aus Kampanien folgt der
Verordnung des Konsortiums für dessen Schutz, das 1981 gegründet wurde.
Dem Konsortium verdankt der Mozzarella auch die europäische Anerkennung
DOP (Denominazione di Origine Protetta). Für die Produktion sieht die
Verordnung allein die Verwendung von Büffelmilch (plus Lab und Salz) vor,
die im Vergleich zu einfacher Kuhmilch reicher an Eiweiß, Fett und
Mineralstoffen ist. Es werden 4 Liter Milch für die Herstellung von 1
Kilogramm Mozzarella benötigt.
Es war übrigens der italienische Diktator Mussolini, der den Grundstein für die
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Positano, Amalfi, Sorrent
Nein, das sind keine Regenwolken
industrielle Produktion des Mozzarella di Bufalo legte. Wo heute Büffel
grasen, südlich von Salerno, war früher Sumpf. In den 1930er Jahren ließ
Mussolini im Rahmen eines Landgewinnungsprogramms die Sümpfe in
Kampanien trockenlegen, um sie später für Ackerbau und Viehzucht zu
nutzen.
In der Latteria vom Positano lassen wir uns ein frisches
Tomaten-Mozzarella-Sandwich anfertigen
Am Mittag regnete es doller. Als wir gegen 13:00 Uhr noch mal die Altstadt
besuchten, fing es richtig an zu schütten. Wir suchten ein Restaurant auf,
denn es war sowieso Zeit für ein Mittagessen. Das Wasser prasselte laut auf
die überdachte Terrasse, so dass man sich kaum unterhalten konnte.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Nein, das sind keine Regenwolken
Na gut, dann soll es eben so sein: Regen in Positano … immer noch besser
als Schnee in Berlin
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Positano, Amalfi, Sorrent
Nein, das sind keine Regenwolken
Dieses Panorama zieht uns immer wieder magisch an: Blick vom Marina
Grande auf die Häuserkaskade von Positano
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Positano, Amalfi, Sorrent
Nein, das sind keine Regenwolken
Der Tag endet mit einem fast-Vollmond über den Hügeln der Amalfiküste
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Positano, Amalfi, Sorrent
Logbuchvermerk: Tag 3, Regen
Logbuchvermerk: Tag 3, Regen
Maßnahme I, Regenschirm kaufen*.
Maßnahme II, die positiven Seite von Regen herausarbeiten, also die
Vegetation freut sich, die Luft ist nicht so trocken, was wiederum gut
für die Atemwege ist …
* Immer wenn ich mir einen Schirm gekauft habe, hat es aufgehört zu regnen
(außer einmal in Paris).
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Positano, Amalfi, Sorrent
Suchbild
Suchbild
Szene nahe eines positanischen Fischgeschäfts: Finde 5 Katzen und einen
Hund! (Abbildung anklicken oder -tippen, um das Bild zu vergrößern)
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 3 gerettet: prächtiges Amalfi
Tag 3 gerettet: prächtiges Amalfi
Nachdem wir das diesige Wetter am Morgen vom Balkon aus ein paar
Minuten beobachten, entschließen wir uns zu einem Ausflug nach Amalfi, der
Namensgeberin der Costiera. Das Städtchen liegt 15 Kilometer entfernt von
Positano. Ein Katzensprung, eigentlich. Aber auf der kurvenreichen
Küstenstraße Amalfitana ist der Weg das Ziel. Wir nehmen uns Zeit.
Nach dem Durchfahren von Positano erreichen wir die legendäre
Küstenstraße Amalfitana. Die 50 Kilometer lange Route bietet einen
dauerhaft freien Blick auf die steil abfallende Küste und den Golf von Salerno.
Sie verläuft etwa 100 Meter über dem Meeresspiegel. Die Fahrbahn ist
teilweise in den Fels gearbeitet und meist sehr schmal. Oberhalb und
unterhalb befinden sich Siedlungen, die nur zu Fuß, teilweise über Treppen,
erreicht werden können. Von Amalfi ostwärts führt die Straße weiter vorbei
an Atrani, Minori und Maiori nach Vietri sul Mare.
Blick zurück in Freude: Nach 5 Kilometern machen wir einen ersten Halt, um
einen Blick auf das zurückliegende Gelände zu genießen
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 3 gerettet: prächtiges Amalfi
Die erste Sehenswürdigkeit entdecken wir per Zufall von einer kleinen Brücke
aus, den dramatischen Fjord von Furore. Wir staunen über die Häuser, die
links an den Kalkfelswänden hängen und bewundern den Wildbach, der am
Auslauf entsteht, weil das Meer mit Getöse in die Schlucht schießt. Von der
Straße aus führen kleine Treppenwege in den Fjord hinein, über die man auf
der anderen Seite die weiter oben liegenden Ortsteile erreichen kann.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 3 gerettet: prächtiges Amalfi
Der Fjord von Furore, ein fesselnde Schlucht mit wildem Naturhafen
Der landschaftliche Einschnitt bildet einen natürlichen Hafen, und so diente
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 3 gerettet: prächtiges Amalfi
der Fjord seit dem frühen Mittelalter als Umschlagsplatz für Waren aller Art.
Dabei trieb das Wasser des Flusses Schiato die Papier- und Getreidemühlen
an. Ende der 1940er Jahre bot der Furore-Fjord die wildromantische Kulisse
für zahlreiche italienische Filme. So drehte Roberto Rossellini hier mit Anna
Magnani einen Teil des Episodenfilms »L'Amore« (1948, 78 min).
Der Film setzt sich aus zwei Teilen zusammen, »Una Voce Umana« (»Die
menschliche Stimme«) und »Il Miracolo« (»Das Wunder«). Die erste Episode
ist ein Monodrama, ein 33-minütiger Telefon-Monolog, in dem eine
niedergeschlagene Frau (Anna Magnani) ein letztes Mal mit ihrem Geliebten
spricht, der sie verlassen will. Der zweite Teil (42 min) spielt an der
amalfitanischen Küste und handelt von einer Hirtin die glaubt, in einem
Vagabunden den Heiligen Josef zu erkennen. Der Fremde verwirrt sie mit
seinem Schweigen, macht sie mit Wein betrunken und verbringt eine Nacht
mit ihr.
Hier der Vorspann und die ersten 3 Minuten von »Il Miracolo«; man kann auch
den ganzen Film auf Youtube ansehen (5 Teile, italienisch):
Auch im weiteren Verlauf zeigt sich uns die Costiera Amalfitana von ihrer
schönsten Seite: umgeben von Zitronen- und Weinterrassen schmiegen sich
verstreut liegende Häuser an die Berghänge. In der Ferne sehen wir bereits
das Häusermeer von Amalfi. Noch wenige enge Kurven, und wir sind da.
Geht es nach unserem Reiseführer, so ist Amalfi in wenigen Worten
beschrieben: »Zwei Plätze und eine Hauptstraße, ein Auf und Ab von
Treppen, die die übereinandergestapelten weißen Häuser, sieben Kirchen,
den prächtigen Dom und den Hafen miteinander verbinden, und durchs
Häusergewirr bohrt sich die Rua Nova Mercantorum, ein mittelalterlicher
Gassentunnel.« Die Beschreibung ist präzise, aber ohne Bilder wenig wert.
Wir holen sie uns.
Die aufgezählten Besonderheiten der Stadt drängeln sich zwischen dem Meer
und dem Tal der Mühlen, das wir - nach einem warmen Getränk im Café
Royal - ansteuern. Das Tal heißt Valle dei Mulini (Tal der Mühlen) und führt
wie ein schmaler Trichter die Felsküste hinauf. Heute leben in Amalfi rund
6000 Menschen, im Mittelalter sollen es über 50.000 gewesen sein. Damals
gehörte die Stadt zu den vier großen Seerepubliken, mit Pisa, Genua und
Venedig. Über den Hafen von Amalfi wurde der Warenverkehr zwischen Asien
und Europa abgewickelt.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 3 gerettet: prächtiges Amalfi
Kurzer Fotostop auf dem Domplatz von Amalfi: oberhalb der breiten, steilen
Treppe erhebt sich der Dom mit seinem schwarz-weißen Marmordekor und
den bunt schillernden Giebelmosaiken
Mitte des 14. Jahrhunderts versanken große Teile der Stadt bei einer
Sturmflut im Meer. In den darauffolgenden Jahrzehnten verlor Amalfi an
Bedeutung und geriet als Handelsstadt ins Abseits. Die Menschen lebten vom
Fischfang, der Goldschmiedekunst und vor allem von der Papierherstellung,
die man von den Arabern importiert hatte. Bis zu 16 Papiermühlen standen in
der Blütezeit an den reißenden Bergbächen des Valle dei Mulini. Ihre
Erzeugnisse wurden wegen ihrer Langlebigkeit vor allem von Künstlern
geschätzt. Eine der Mühlen ist heute ein Papiermuseum, das wir besuchen.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 3 gerettet: prächtiges Amalfi
Blick in die historische Papiermühle des Museo della Carta, im Vordergrund
ein Lumpen-Schredder, mit dem Fasern zum Beimischen hergestellt wurden
Die Eingangshalle des Museo della Carta (Papiermuseum) steht auf den
Werkstätten einer mittelalterlichen Papiermühle, die noch bis 1969 von
Liebhabern betrieben wurde. Danach verfiel sie, und zuletzt wurde sie als
Museum teilweise wieder aufgebaut. Unser Führer ist ein Italiener, der uns in
gebrochenem Deutsch die Stufen der Papierherstellung erläutert, vom
Maischen über das Schöpfen bis zum Trocknen. Wir dürfen sogar selbst aus
einem großen Kessel Papier schöpfen. Am Ende der Führung kaufen wir uns
noch Büttenpapier für den heimischen Tintenstrahldrucker. Die Kindern
bekommen - noch feuchtes - Büttenpapier geschenkt.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 3 gerettet: prächtiges Amalfi
Selbst geschöpftes Papier im Sieb
Jetzt haben wir aber richtig Hunger. Es ist auch Zeit zum Mittagessen. Marie
hat morgens im Reiseführer eine Empfehlung gelesen, an die wir uns
erinnern, als wir durch die steilen Treppengässchen schleichen. Die Pizzeria
»Il Teatro« sei sehr zu empfehlen, nicht nur wegen des Essens, sondern weil
der Hausherr gerne Schauspieleinlagen darbietet. Von diesen haben wir zwar
nichts gesehen, er schien am Mittag noch keinen Dienst zu haben, aber das
Essen ist wirklich vorzüglich. Wir können dem Koch in der offenen Küche
zuschauen, wie er unentwegt Speisen für neue Gäste zubereitet.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 3 gerettet: prächtiges Amalfi
Lecker Pizza im Il Teatro: Wir bestellten die Sorten Prosciutto (Greta),
Prosciutto e Funghi (Jürgen), Parma (Marie) und Amalfitana (Judith)
Nun sind wir gestärkt für das bauliche und touristische Zentrum Amalfis, den
Dom. Am Ende der großen Freitreppe überragt er den Vorplatz aus dem 18.
Jahrhundert mit dem Brunnen und der Figur des heiligen Andreas, dem der
Dom geweiht ist. Der daher auch Cattedrale di Sant'Andrea genannte Bau
wurde 987 auf Wunsch des Duca Mansone neben der frühchristlichen Basilica
del Crocifisso aus dem 6. Jahrhundert errichtet. Die Bauherren verbanden die
beiden Gotteshäuser mit einem Säulengang, den sie sich von
nordafrikanischen Moscheen abgeschaut hatten. Nach vielen baulichen
Veränderungen am Dom sind die beiden Kirchen äußerlich zu einer
verwachsen.
Die prächtige Barockverkleidung des Doms geht auf den Anfang des 18.
Jahrhunderts zurück und verbirgt die romanische Kirche. Eingangsbereich und
Fassade mussten 1889-1891 nach einem Einsturz neu aufgebaut werden.
Geradezu mystisch wirkt die Atmosphäre im angrenzenden
Paradieskreuzgang aus dem 13. Jahrhundert, ein Friedhof für amafiltinische
Edelleute. Durch die Bögen schimmert das Grün eines zentralen
südländischen Gärtchens. An der nördlichen Seite halten wir inne, um den
Blick auf den Glockenturm zu genießen, dekoriert im maurischen Stil mit
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 3 gerettet: prächtiges Amalfi
Majolikakacheln.
Im Chiostro del Paradiso (Paradieskreuzgang) ließ sich Mitte des 13.
Jahrhunderts die amalfitinische Aristokratie zwischen arabisch-spanischen
Säulen begraben, mit Aussicht auf das Paradies
Vom Paradieskreuzgang kommen wir in die Kruzifixbasilika, deren
Originalkern auf das Jahr 596 zurückgeht. Die ursprüngliche Domkirche ist
heute ein Museum, in dem Prunkstücke vom Domschatz ausgestellt sind, teils
hinter Panzerglas. Sehenswert sind ein mit Goldblättern belegtes
Messgewand flämischer Herkunft, ein Kelch aus dem 14. Jahrhundert und
zwei Reliquienschreine aus Ochsenknochen, ebenfalls 14. Jahrhundert.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 3 gerettet: prächtiges Amalfi
Kirche oder Moschee? Barocke und orientalische Baustile vermischen sich an
der Cattedrale di Sant'Andrea in Amalfi
Am Ende unserer Amalfi-Tour werfen wir einen Blick in den Hafen, und zurück
auf das Städtchen. Es ist ein wunderbarer Anblick, fast dramatisch, mit den
dicken Wolken am Himmel. Wir haben den Tag doch tatsächlich überstanden,
ohne ein einziges Mal unseren neuen Schirm zu benutzen, den wir heute
morgen gekauft haben.
Unser Blick auf Amalfi am Nachmittag des heutigen Tages (klickt/tippt auf
das Panoramafoto um die Großdarstellung zu öffnen):
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 3 gerettet: prächtiges Amalfi
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Positano, Amalfi, Sorrent
Regenschirmkaufzauber
Regenschirmkaufzauber
Heute Morgen hat uns die Sonne aus dem Bett gerissen. Wir haben
beschlossen in ein Bergdörfchen zu wandern.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 4 in fünf Akten
Tag 4 in fünf Akten
Der Tag beginnt mit gleißendem Sonnenschein, der direkt in unser
Hotelzimmer fällt. Darum sind wir auch schon alle kurz nach 7:00 Uhr wach
um zu beschließen: Das muss ein Wandertag werden. Wir hatten schon
einiges über das Örtchen Montepertuso gehört und gelesen, das oberhalb
von Positano in den Bergen liegt. Dieses soll heute unser Ziel sein.
Kurz nach dem Frühstück beobachten wir direkt vorm Hotel ein
abenteuerliches Parkmanöver. Ein Heizöltankwagen manövriert sich
zentimetergenau in den Seitenstreifen der Haarnadelkurve zu unseren Füßen,
direkt vor die Grotte. Rund 20 Meter höher im Berg entdecken wir einen Art
Flaschenzug, an dem zwei Anwohner herumfummeln. Anscheinend wollen sie
irgend etwas mit einem Seil hinaufziehen. Nach ein paar Minuten wissen wir,
dass es der Schlauch des Tankwagens ist, der senkrecht nach oben verlegt
wird. Na klar, zu den Häusern im Berg führt keine Straße, also muss das Öl
über eine längere Strecke hochgepumpt werden.
1. Die ganze Geschichte ist in der folgenden Abbildung dargestellt (Anklicken
zum Vergrößern):
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 4 in fünf Akten
Hier seht ihr unser Hotel »Posa Posa« in voller Pracht, es ist das in den Berg
hinein gebaute gelbe Gebäude. Leicht unterschätzt man seine Größe. Das
Hotel erstreckt sich über 9 Etagen, auf jeder 4 bis 5 Zimmer, auf dem Dach
sogar ein kleiner Pool. Die weiße gestrichelte Linie zeigt den Verlauf der
Einbahnstraße durch Positano, einschließlich der sichtbaren engen Kurve an
der Grotte. Dort parkt der rote Avia-Öltankwagen, dessen Schlauch senkrecht
nach oben zu einer Seilwinde führt (rote gepunktete Linie). Die weißen
Häuser am oberen Bildrand bekommen die Öllieferung. Zu ihnen führt keine
Straße, nur eine Treppe. Rechts im Bild ist auch der Parkplatz zu sehen, bei
dem wir unser Auto abgegeben haben.
Da man in Positano ständig irgendwelche Treppen auf- und abgehen muss,
halten sich die meisten Besucher in der unteren Hälfte des Städtchens auf.
Auch wir haben uns in den ersten drei Tagen stets abwärts bewegt. Doch
heute geht es bergauf. Wir laufen zunächst auf der einzigen Straße, die sich
durchs Dorf schlängelt. Unsere erste Station ist die Chiesa Nuova, also die
Neue Kirche. Bevor wir die Treppen hinter der Kirche besteigen, nehmen wir
auf einer Bank des kleinen Kirchplatzes ein kurzes Sonnenbad. Danach
suchen wir die Landstraße in Richtung Montepertuso und Nocelle, die wir
laufen möchten.
Den berühmten »Weg der Götter« (Sentiero degli Dei), der Wanderer in eine
Höhe von 770 Metern bringt, meiden wir aus mehreren Gründen. Erstens liegt
der Berg ab 400 Metern im Nebel, zweitens sind wir nicht richtig ausgerüstet
(Trekkingschuhe und bequeme Kleidung sind ein Muss), und drittens wollen
wir keine 6 Stunden laufen. Aber auch die leicht ansteigende Straßenroute
erfreut uns mit tollen Perspektiven und netten Überraschungen am
Wegesrand.
2. Schon nach 20 bis 30 Minuten bietet sich uns dieses Bild von Positano:
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 4 in fünf Akten
Positano war vor Jahrhunderten ein Fischerdorf, was man dem Ort längst
nicht mehr ansieht. Er liegt herrlich im Zentrum der Bucht zwischen der
Punta Germano und dem Capo Sottile. Stufenweise fällt die Kaskade der
würfelförmigen Häuser an zwei Hängen zum Meer hinab. Wir blicken auf
weiße und rosa Fassaden, bogenüberspannte Loggien und Balkone, an denen
sich Bougainvilleen und Wildrosen entlang ranken. Schräg gegenüber liegen
die Felsinseln von La Galli, angeblich die versteinerten Sirenen des Odysseus.
In der Ferne erhebt sich das 10 km² Kalkfelsen von Capri, der hier im Bild
verdeckt ist.
Je höher wir wandern, um so feuchter und kühler wird die Luft. Wir kommen
vorbei an teils verwilderten, teils liebevoll gepflegten Gärten. Ab und zu
begegnet uns auch ein Auto. Zwischendurch tauchen immer wieder Stationen
mit Mutter-Gottes-Figuren oder Heiligenbildern auf. Dann endlich erblicken
wir die nächste Sehenswürdigkeit, das Naturspektakel der Montagna Forata,
eine durchlöcherte Felswand. Unser Reiseführer schreibt, dass diese Art von
Berg sehr selten sei; zwei weitere davon gäbe es nur noch in Indien.
Sogar in dieser wilden Region gibt es jede Menge Treppenwege. Ein schmaler
rechts vor uns, der abwärts führt, ist sogar mit einer Glühlampen-Girlande
beleuchtet, die man selbst einschalten kann.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 4 in fünf Akten
3. Was es mit dem riesigen Loch in der Felswand auf sich hat, erfahrt ihr in
der Bildunterschrift:
Die Europäische Union will die Glühbirne verbieten. Hier in den Monti Lattari
(Milchberge) weist sie den Wanderern im Dunkeln den Weg auf engen, steilen
Treppen. Seinen Namen erhielt das Lattari-Gebirge bereits in der Antike, in
Anlehnung an den Lactarius Mons (Milchberg), den die Römer wegen seiner
fetten Weiden und des milchreichen Viehs schätzten. Steile Felsformationen
machen die Berge zur spektakulärsten Steilküste Italiens. Im Mittelalter
flüchteten die Bewohner Positanos bei Piratenangriffen in die schwer
zugänglichen Höhen. Ein seltenes Naturphänomen ist die hier zu sehende
Felswand mit dem klaffenden Loch, das die Madonna im Kampf mit dem
Teufel in den Berg geschlagen haben soll.
Nach rund anderthalb Stunden Wanderschaft haben wir das Bergdorf
Montepertuso erreicht. Wir suchen zunächst die kleine, gemütliche Bar »Il
Pertuso« auf, um Cappuccino und heiße Schokolade zu uns zu nehmen. Wir
werden sehr nett bedient, von der Inhaberin Teresa Criscuolo. Danach
marschieren wir noch ein Stück nach oben zur Kirche »Madonna delle
Grazie«. Sie liegt direkt neben einem Fußballplatz; ein zweiter, kleinerer
Trainingsplatz reicht sogar bis ans Kirchengemäuer. Wir wollen um 12:00 Uhr
im zentralen Restaurant zu Mittag essen, doch leider öffnet es erst am
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 4 in fünf Akten
Karfreitag. Aus diesem Dilemma gibt es nur einen Ausweg: Zurück nach
Positano, aber über die schnellste Route, das sind die 1000 Treppen durchs
Gebirge.
4. Was uns auf den 1000 Treppen zurück nach Positano so alles begegnete:
Wir hätten nie gedacht, dass Treppen abwärts laufen so anstrengend sein
kann. Am Anfang faszinierten uns die tiefen Stufen, die man nicht schnell
heruntergehen kann, weil stets ein Zwischenschritt nötig ist. Wir kommen
vorbei wilden Gärten, Zitronenbäumen und seltenen Pflanzen. Es duftet nach
Ginster, Myrte, Laub und Kräutern. Am Wegesrand stehen wilder Spargel und
Knoblauch. Ein Einheimischer mit Hund, der uns entgegenkommt, zeigt uns
stolz einen Bund mit dünnem, grünen Spargel - frisch gepflückt. Die Treppen
führen in Serpentinen bergab. Irgendwann nach 15 Minuten hören wir wieder
die Geräusche des quirligen Städtchens Positano. Doch noch sind wir nicht
am Ziel. Wir passieren zwei Tropfsteinhöhlen, weitere Gärten und
Gemüseterrassen. Nach rund 30 Minuten stehen wir endlich wieder auf der
Straße.
Wir wollen ein kleines Café aufsuchen, an dem wir schon öfters vorbei
gelaufen sind: eine Mischung aus Einrichtungs-Boutique und Trattoria. So wie
unser geliebtes Freu Dich, in Bad Camberg. Vorher zapfen wir noch einen
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 4 in fünf Akten
Geldautomaten an, der uns gleich nach dem Betreten des Sträßchens an
einer Hauswand ins Auge fällt.
5. Warum das Geldabheben in Italien lebensgefährlich sein kann:
Sehr euch das an … die Deutsche Bank hat eine Filiale in Positano, Via
Colombo Nummer 73. Diese Straße ist sehr schmal, nur rund 3 Meter. Das
Problem für Bankkunden: Es gibt keinen Bürgersteig vor der Bank. Treten sie
aus der Filiale, stehen sie unmittelbar auf der Fahrbahn. Heben sie ihr Geld
am Automaten ab, tun sie das in der ständigen Gefahr, von breiten
Fahrzeugen gestreift zu werden. Zum Glück ist das nicht passiert. Uns geht
es gut, aber wir sind erschöpft von einem 3-stündigen Marsch.
---★★★--Nachtrag 1: Sicher wollt ihr jetzt noch wissen, wie es uns im oben
erwähnten Café ergangen ist. Es heißt übrigens Casa e Bottega und ist ganz
wunderbar. Drei Damen mit Hut schmeißen den Laden, ein Einrichtungshaus
mit Küche. Wir haben ganz toll gegessen, Pasta, Salat und ein köstliches
Tiramisu:
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 4 in fünf Akten
Nachtrag 2: Wie sieht es denn nun aus, unser Tagesziel Montepertuso? Wir
haben viele Fotos gemacht und wollen ein davon hier zeigen. Ihr seht hier die
zentrale Kurve des Bergdorfes. Vor uns der über fünf Stufen zu erreichende
Marktplatz, mit einem kleinen Lebensmittelladen und einem Restaurant, das
aber erst übermorgen seine Saison eröffnet. Hinter uns (und nicht im Bild) die
Kirche »Madonna delle Grazie«. Die Fattoria La Tagliata haben wir nicht
besucht, aber ihr Besitzer fuhr fleißig Reklame mit seinem orangen Fiat 500.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 4 in fünf Akten
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Positano, Amalfi, Sorrent
Nachtrag Fiordo di Furore
Nachtrag Fiordo di Furore
Unser Video vermittelt einen tieferen Eindruck vom dramatischen Fjord von
Furore, als die Fotos von vorgestern:
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 5: Torna a Surriento
Tag 5: Torna a Surriento
Denk' ich an Sorrent, denk' ich an Sonne, Gärten, Orangen und ›Komm'
bald wieder …‹. Genau davon erzählt das 1902 von Ernesto De Curtis
komponierte und von seinem Bruder Giambattista getextete neapolitanische
Lied »Torna a Surriento« (Komm' zurück nach Sorrent). Es ist eines der
romantischsten Lieder der Welt, und wurde von Caruso, Dean Martin, Mario
Lanza, José Carreras, Plácido Domingo, Luciano Pavarotti, Franco Corelli, Elvis
Presley (als »Surrender«) und vielen anderen Künstlern interpretiert. Claude
Aveling schrieb den englischen Text mit dem Titel »Come Back to Sorrento.«
Hört und seht im folgenden Video die Fassung von Luciano Pavarotti, live
gesungen bei einem Freiluftkonzert in Rom 1992:
Die Entscheidung für eine Tour nach Sorrent, das nur 40 Autominuten von
Positano entfernt liegt, fiel bereits gestern. Heute morgen ist unser
Fluchtwille ungebrochen, zumal es in unserem Städtchen so trübe und
regnerisch ist, wie an keinem der Tage zuvor. Gleich nach dem Frühstück
steigen wir ins Auto und kriechen die Berge von Positano hinauf zur
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 5: Torna a Surriento
Küstenstraße Amalfitana.
Als wir ganz dicht an den Sireneninseln Li Galli vorbeifahren, machen wir
einen kurzen Fotostopp. Greta verlässt den Wagen mit Schirm und Kamera
(Foto oben), um die drei Felsinseln im Nebel festzuhalten (hier ist ihr Foto zu
sehen). Vor Jahrhunderten betörten an dieser Stelle die Gesänge der Sirenen
die vorbeifahrenden Seeleute … bis zur Selbstaufgabe und
Navigationsunfähigkeit.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde haben wir die Sorrentinische
Halbinsel überquert, die Wolkendecke wird immer lichter. Sollten wir etwa
von der Schattenseite auf die Sonnenseite der Monti Lattari gewechselt sein?
Genau so ist es.
Sorrent wurde, auf einem Felsplateau aus Tuffstein über dem Meer
schwebend, von griechischen Siedlern gegründet. Aufgrund ihrer
vorzüglichen Lage hoch über dem Golf von Neapel, wurde die Stadt im 18.
Jahrhundert von den Engländern »entdeckt«. Unter deren Regie entstanden
Prachthotels und Villen mit herrlichen Parks. Noch heute zieren sie die Kante
der Steilküste und lassen den alten Zauber Sorrents verspüren. In den
vergangenen Jahrzehnten sind ungezählte Hotelbauten hinzugekommen. Das
Ergebnis sind Zersiedelung und Verkehrschaos. Auch wir kommen in den
Genuss dieser Schattenseiten. Vom Stadtrand bis zum Erreichen eines
Parkhauses im Zentrum brauchen wir fast eine halbe Stunde.
Der berühmteste Sohn von Sorrent ist der Dichter Torquato Tasso. Und so
startet unser erster Rundgang ganz selbstverständlich an der Piazza Tasso.
Ein Denkmal in der Mitte erinnert an den weltberühmten Renaissancedichter.
1544 wurde er in der Via Vittorio Veneto Nº 11 geboren, direkt neben dem
heutigen Hotel Tramontano. Wir durchwandern das Luxushotel-Viertel von
Sorrent und kommen an den wunderbar gelegenen Palästen des Hotel
Bellevue Syrene, Hotel Continental, Excelsior Vittorio, dem Tramontano und
dem Grand Hotel la Favorita vorbei.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 5: Torna a Surriento
Neben dem Hotel Tramontano, in der Via Vittorio Veneto, wurde der
berühmteste Sohn der Stadt Sorrent geboren, Torquato Tasso
Nach so viel Luxus steht uns der Sinn nach einer kleinen,
typisch-sorrentinischen Café-Bar, falls es so etwas überhaupt im Centro gibt.
Die Gassen der Stadt sind überfüllt mit austauschbaren Touristenangeboten,
wie sie auch in anderen Brennpunkten am Mittelmeer anzutreffen sind. Doch
wer sucht, der findet. Ein Einheimischer gibt uns in einer schmalen Gasse den
Rat, den 5 Meter entfernten Garten des Cafè Latino aufzusuchen, ein Treppe
oberhalb der Straße gelegen. Genau das machen wir, und stellen auf den
ersten Blick fest: Das war ein wunderbarer Vorschlag.
Man merkt dem hektischen Treiben im Café zwar an, dass es sich - wie
tausende andere gastronomischer Betriebe auf der Halbinsel -, für die
morgen beginnende Saison vorbereitet, aber die Generalprobe läuft bereits,
und wir sind gern gesehene Gäste. Und so sitzen wir unversehens in der
Mittelmeersonne unter Zitronen- und Orangenbäumen, genießen Cappuccino
und Fruchtmixgetränke, die uns ein Kellner bringt, der heute seinen ersten
Arbeitstag angetreten hat. Salve.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 5: Torna a Surriento
Ein Blick nach oben im Cafè Latino bestätigt uns: Wir sind am Ziel: Sonne +
Zitronen + Lebensfreude = Sorrent
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 5: Torna a Surriento
Der duftende Garten des Cafè Latino hat uns in Empfang genommen, mit
blühenden Beeten und Zitrusfrüchten an den Bäumen
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 5: Torna a Surriento
Während sich in Positano der Nebel in den Bergen festgesetzt hat, scheint in
Sorrent die Sonne; wir genießen Fruchtmixe, Cappuccino und Limoncello
Sorrent existiert nicht nur oben, auf dem ebenen Tuffblock, sondern auch
eine Etage tiefer am Meer. Und diese besichtigen wir nach der Kaffeepause.
In Marina Grande, dem charmanten Fischer-Treffpunkt der Stadt, vermischt
sich der maritime Lebens- und Arbeitsrhythmus mit den Gepflogenheiten des
Tourismus. Es gibt kaum Badestellen an der schroffen Küste, dafür jede
Menge Restaurants und Snack-Bars, die ihre Fischgerichte den
vorbeilaufenden Besuchern anpreisen.
Die benachbarte neuere Marina Piccola erreichen wir über 200 steile Stufen,
die vom Stadtzentrum nach unten führen. Hier befindet sich der Anlegehafen
für Fähren und Tragflächenboote, aber auch ein kleiner Badestrand mit
grauem Sand und Klippenstegen. Wir laufen vor bis zum Ende der
Anlegepromenade und verweilen dort auf Bänken in der Sonne.
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 5: Torna a Surriento
Marie am Pier des Hafens von Sorrent, im Hintergrund säumen Luxushotels
den Klippenrand
Langsam wird es Zeit für den Mittagstisch. Die Auswahl an Restaurants ist
groß, im Zentrum von Sorrent. Wir landen in einer Gaststätte mitten auf
einem kleinen Platz, wo wir, von Zeltplanen überdacht, im Freien essen.
Danach durchforsten wir weitere Sträßchen des Zentrums. Am Ende einer
Gasse werfen wir einen letzten Blick aufs Meer, und kehren danach zu
unserem Wagen zurück.
Letzte Station des Tages: Auf dem Rückweg wollen wir eine nette Bar in
den Bergen aufsuchen, um einen landestypischen Kaffee zu trinken. Wir
landen in einem verschlafenen Ortsteil von Massa Lubrense, in der »Bar
Monticchio« von Benedetto de Gregorio. Zunächst denken wir, das Lokal, das
an einem Kirchplatz liegt, ist gar nicht geöffnet: alles dunkel, keine Aufsteller
draußen. Nur ein BAR-Schild leuchtet im Fenster. Als wir die angelehnte Tür
aufdrücken, und diese sich mit einem jämmerlichen Quietschton öffnet,
kamen wir uns wie in einem Italo-Western vor. In der Bar keine
Menschenseele. Aus einer Ecke quäkte eine sicher ständig wiederholende
Frauenstimme, wie aus einem Grammophon, dessen Nadel sich aufgehängt
hat. Dann plötzlich erhob sich Benedetto hinterm Tresen aus seinem Sessel.
Er ist ein Netter, macht sich irre Mühe mit den Kaffees und bedient uns
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Positano, Amalfi, Sorrent
Tag 5: Torna a Surriento
freundlich.
Hört euch die quietschende Pforte einer Bar in den Bergen der
Sorrentinischen Halbinsel an, die wie ein Saloon-Tür in ›Spiel mir das Lied
vom Tod‹ klingt …
In der Ecke des Kirchplatzes Piazza S. Pietro empfängt Benedetto de Gregorio
seine Gäste in der Bar Monticchio; im Bildvordergrund die beiden häufigsten
Fahrzeugtypen der Region, der Kleintransporter Ape (italienisch für Biene)
und der Fiat 500
Wir fahren gestärkt nach Hause und lassen den Tag ausklingen. Morgen
reisen wir nach Neapel, Standortwechsel.
Neapel
Bella Napoli, wir kommen (Tag 6)
Heute ist so viel passiert, dass wir unseren Reisebericht aus Zeitgründen
zweiteilen müssen: Die Bilder sind für die Daheimgebliebenen, die Texte
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Neapel
Bella Napoli, wir kommen (Tag 6)
dazu - meist in Stichworten - sind eher für uns selbst, um nichts zu vergessen
(aber trotzdem für Außenstehende nett zu lesen).
Erste Etappe: Jawoll, heute ist es soweit, zum ersten Mal Frühstück im
Freien, auf der Terrasse unseres Hotels. Wir sitzen dort schon kurz nach 8:00
Uhr vor einer atemberaubenden Kulisse, weil uns das helle Licht und Baulärm
auf der Straße um 7:30 aus dem Bett geworfen haben. Der Kellner wollte uns
wegen feuchter, glitschiger Kacheln in den Frühstücksraum zurück
komplementieren. Lächerlich. Wir machen Rambazamba an der äußersten
Kante der Terrasse.
Uns erwartet ein Urlaubstag mit Ortswechsel … das sind die besten
Voraussetzungen für einen erlebnisreichen Karfreitag.
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Neapel
Bella Napoli, wir kommen (Tag 6)
Zweite Etappe: Koffer packen, zum Wagen laufen, Gepäck einladen und
losfahren. Wir halten eine Ansichtskarte in den Händen, die für Oma Eschborn
bestimmt ist, uns aber aufgrund eines falschen Briefmarken-Einkaufs schon
seit 3 Tagen unbeschrieben bei jeden Spaziergang begleitet. Nun, bei der
Abreise, dient sie als Vorlage für das Abschiedsbild von Positano (siehe
oben).
Als wir den Ort verlassen, ein kurzer Halt an den Klippen, Blick zurück und
Bingo: Genau so sieht die Karte aus … und jetzt ist sie hier im Blog eingebaut
und schneller bei Oma als jede Postkarte,
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Neapel
Bella Napoli, wir kommen (Tag 6)
Dritte Etappe: Die Amalfiküste zeigt sich heute von ihrer besten Seite. Man
kann sich gar nicht sattsehen, an Meer und Klippen. Immer wieder halten wir
an, um in die Tiefe oder in die Ferne zu schauen. Die Fernsicht ist
unbeschreiblich. Wir halten aber auch an, weil die Kurven am
Gleichgewichtssinn zehren.
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Neapel
Bella Napoli, wir kommen (Tag 6)
Wenn man Glück nicht mehr beschreiben kann, müssen Bilder sprechen …
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Neapel
Bella Napoli, wir kommen (Tag 6)
Wir fragen uns, wenn wir eines der Küstendörfer durchfahren, und ein altes
Männlein von der Straße aus sein Haus betritt, dessen Rückseite direkt über
den Klippen steht, also freier Blick aus allen Fenstern aufs azurblaue Meer:
Kann man sich an diesen herrlichen Ausblick gewöhnen? Ja und nein …
Nicht im Bild: Erste Kaffeepause in Furore, aber nicht unten am Ausgang des
Fjords, sondern hoch oben im Zentrum des Dörfchens. Extrem surreal, die
Umgebung.
Vierte Etappe: Gegen 11:00 Uhr haben wir die Sorrentinische Halbinsel
überschritten, sind also von der Amalfiküste zur Sorrentküste gewechselt,
woran uns immer wieder der Anblick des Vesuvs erinnert. Unser nächstes Ziel
ist Pompei, eine Stadt am Fuße des Vulkans mit 25.000 Einwohnern. Ja, sie
existiert immer noch und lebt im Schatten ihrer eigenen Vergangenheit, denn
weltweit denken die Menschen beim Namen Pompei an die beim
Vesuvausbruch 79 nach Christus verschüttete und später wiederentdeckte
und ausgegrabene Stadt, das antike Pompeji.
Hier gehört noch die Anekdote erzählt, vom dicken Wirtshausbesitzer in
Pompei, der uns einen Parkplatz vor seinem Restaurant schenkte, und die
Kochkünste seiner Frau in höchsten Tönen lobte, damit wir nach der
Besichtigung der Ausgrabungen bei ihm einkehren.
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Neapel
Bella Napoli, wir kommen (Tag 6)
Fünfte Etappe: Der Ausbruch am 24. August 79 begrub die blühende Stadt
Pompeji und die sie umgebende fruchtbare Landschaft mit einer sechs Meter
dicken Ascheschicht. Der gesamte Landstrich wurde für Jahrhunderte
unbewohnbar. Erst im 3. bis 4. Jahrhundert finden sich Belege für vereinzelte
Besiedlung. Auch während des gesamten frühen Mittelalters blieben die
Lebensbedingungen auf dem Gebiet äußerst ungünstig. Wiederholte
Ausbrüche des Vesuvs, Einfälle von Barbarenstämmen, Überfälle von
Sarazenen und Piraten sowie ein ungesundes Klima durch malariaverseuchte
Sümpfe behinderten das Entstehen einer neuen Siedlung auf dem Territorium
der untergegangenen Stadt.
Nach ihrer Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert begann die zweite
Geschichte von Pompeji, in deren Verlauf der Ort zu einem zentralen Objekt
der Archäologie und der Erforschung der antiken Welt wurde. Pompeji, eine
der am besten erhaltenen antiken Stadtruinen, wurde zu einer wichtigen
Stätte, um das Leben der Menschen vor 2000 Jahren zu verstehen.
Achtung, Quizfrage … Die Ausgrabungen von Pompeji beweisen, dass es
schon zur damaligen Zeit ausgeklügelte Verkehrssysteme gab. Die Straßen
von waren bemerkenswert konzipiert, mit Fahrbahnen für Kutschen,
Bürgersteigen, Abflüssen, Einbahnstraßen und weiteren Raffinessen. Sogar
Zebrastreifen gab es, hier eine Demonstration …
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Neapel
Bella Napoli, wir kommen (Tag 6)
Die Fußgängerüberwege in Pompeji waren komfortabler und prominenter als
die heutigen … man musste keinen Bordstein verlassen, sondern überquerte
die Straße in Bürgersteighöhe:
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Neapel
Bella Napoli, wir kommen (Tag 6)
Sechste Etappe: Nach Pompei, wo wir auch zu Mittag aßen, fahren wir
endlich Richtung Neapel … ins höchste Hotel der Stadt, und dort bezogen wir
unsere Zimmer im obersten Stockwerk (29. Etage).
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Neapel
Bella Napoli, wir kommen (Tag 6)
Siebte Etappe: Neapel bei Nacht …
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Neapel
Bella Napoli, wir kommen (Tag 6)
Quirliges Geschäftsleben in der Haupteinkaufsstraße von Neapel, wo viele
Leckereien angeboten werden …
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Neapel
Bella Napoli, wir kommen (Tag 6)
Unser Abendessen verlegten wir ins Rossopomodoro, einer Mischung aus
American Diner und Trattoria
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Neapel
Bella Napoli, wir kommen (Tag 6)
Wahrscheinlich die größte Einkaufsgalerie in Europa: Galleria Umberto
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Neapel
Ankunft in Neapel (Sofortbild)
Ankunft in Neapel (Sofortbild)
(anklicken/-tippen zum Vergrößern)
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Neapel
Über die neapolitanische Krippe
Über die neapolitanische Krippe
Die neapolitanische Krippe »il presepio« hat auf der Sorrentinischen Halbinsel
einen höheren Stellenwert als der Weihnachtsbaum, der erst nach dem
zweiten Weltkrieg in den Familien Einzug hielt. Sie bildet das Alltagsleben der
Menschen ab und ist nicht vergleichbar mit der in Deutschland bekannten
Weihnachtskrippe, bestehend aus Marie, Josef, dem Christuskind und ein paar
Nebenrollen. Natürlich spielen auch in Süditalien das Jesuskind und die hier
besonders verehrte Madonna eine wichtige Rolle. Doch die Heilige Familie
bildet allenfalls geometrisch das Zentrum des Interesses. Um sie herum
treten Handwerker und eine spaghettikochende Bäuerin gemeinsam mit
Hirten und den heiligen drei Königen auf. Die volkstümlichen Charaktere
machen das Besondere der neapolitanischen Krippe aus.
Die neapolitanische Krippe wird bereits am 8. Dezember aufgestellt. Das
Christuskind kommt allerdings erst in der Nacht des 24. Dezembers in die
Krippe. Am 6. Januar (Dreikönigstag) gesellen sich die drei Könige dazu. Doch
wie geht es dann weiter? Eigentlich sollte das Thema Krippe um die Osterzeit
vergessen sein. Nicht so in Neapel und Umgebung. In Amalfi haben wir vor 3
Tagen diese Krippe gesehen, die sich an der Wand eines Wohnhauses
befand:
Bei unserem Spaziergang durch die Altstadt Neapels kamen wir an
ungezählten Krippen-Geschäften vorbei. Sie konzentrieren sich in der Via
San Gregoria Armeno, die in der ganzen Welt als die Straße der
Krippenbauer bekannt ist. In den kleinen, überladenen Geschäften der
Kunsthandwerker kann man zauberhafte Figurengruppen, Nachbildungen von
Haushaltsgegenständen und exotischen Tieren in allen Variationen
bewundern. Nicht die religiösen Figuren bilden den Schwerpunkt, sondern
Szenen und Helden des täglichen Lebens: Käse- und Obsthändler,
Kastanienverkäufer, Pizzabäcker mit flackernden Pizzaöfen, Metzger und
Bäcker. Schaut euch das Video an:
Die großen Figuren für die Kirchen sind in Neapel nicht aus Holz, sondern aus
Ton gefertigt und handbemalt. Die individuell angefertigten Kleider wurden
früher in eigenen Manufakturen gewebt. Die Hautfiguren sind etwa 35 bis 40
cm hoch, kleinere Figuren werden in den Hintergrund gestellt, um einen
bessere Tiefenwirkung zu erzielen. Als Kulisse dient meist ein weitläufiger
Palast im Stil der Hochrenaissance. So ein Prunkstück von Neapolitanischer
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Neapel
Über die neapolitanische Krippe
Krippe nennt sich »Pastorello«. Eine der größten ihrer Art, die Cuciniello wird
im Museo Nazionale di San Martino auf dem Hügel Sant' Elmo ausgestellt. In
ihr befinden sich 162 Menschen, 80 Tiere, 28 Engel und etwa 450
Miniaturgegenstände. Hier ein paar Bilder von der Cuciniello …
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Neapel
Generalprobe der Marienprozession
Generalprobe der Marienprozession
Neapel, Via dei Tribunali
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Neapel
Trance und Raserei in Neapel (7)
Trance und Raserei in Neapel (7)
Das Wahrzeichen Neapels, Castel Nuovo, hat schon 700 Jahre auf dem Buckel
Der Tag in Neapel startet bedeckt, aber trocken. Beim Frühstück beschließen
wir, am Morgen eine Stadtrundfahrt zu unternehmen. Vorher geben wir noch
den Leihwagen ab, mit dem wir im Stadtzentrum nicht viel anfangen können:
keine Parkplätze, Tagesgebühr im Parkhaus 25 €, und den Tripp morgen früh
zum Flughafen überlassen wir lieber einem erfahrenen Taxifahrer.
In der Autovermietung lassen wir uns noch verraten, wo die Touristenbusse
starten. Ihre Basis ist das nahgelegene Neue Schloss (Castel Nuovo, siehe
Abbildung oben). Und dort stehen sie dann auch, die roten Doppeldecker,
ohne Dach in der oberen Etage. Wir wählen aus drei Touren die Kunstroute
aus und besteigen gleich den bereitstehenden Bus von CitySightseeing
Napoli. Im Oberdeck in der ersten Reihe sitzen wir windgeschützt hinter einer
Scheibe, die Kameras schussbereit in Händen.
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Neapel
Trance und Raserei in Neapel (7)
Fast an jedem Wohnungsfenster in Neapel hängt Wäsche zum Trocknen, die
bei Regen mit einer Folie abgedeckt wird
Die Route führt über die Piazza Gesù Nuova hinaus zum Museum und
Stadtpark von Capodimonte. Der Park, in dem wir einen kurzen
Zwischenstopp einlegen, ist überwältigend in seiner geplant angelegten
Schönheit und Größe. Für einen Besuch des Museums (der »Louvre Neapels«)
fehlt uns leider die Zeit. Über die Piazza Sanità, den Dom und die Piazza
Nicola Ammore kommen wir wieder in die Nähe unseres Hotels, wo wir uns
erst mal in einer Bar aufwärmen: Der Wind oben im Bus hat uns ziemlich
ausgekühlt. Aber wir waren total froh, die Stadtrundfahrt unternommen zu
haben. Neapel hat uns einen Großteil seiner widersprüchlichen Vielfalt
gezeigt, die sich uns zu Fuß nie erschlossen hätte.
Kurz ein paar Fakten. Neapel ist die drittgrößte Stadt Italiens, zehnmal so
dicht besiedelt wie Florenz. Im Zentrum zählt sie 1 Million Einwohner; zählt
man die wild zersiedelten Peripheriezonen dazu, sind es 3 Millionen
Menschen. Im dichten Geflecht der Gebäude verbergen sich 300 Kirchen,
Burgen, Klöster und ungezählte Paläste. Jede Epoche, jede Herrschaft hat ihre
Spuren hinterlassen. Auf den ersten Blick wirkt die Stadt chaotisch, doch auf
den zweiten erkennt man, dass sie nach eigenen praktischen Gesetzen
funktioniert. Wenn es die nicht gäbe, würde gar nichts funktionieren.
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Neapel
Trance und Raserei in Neapel (7)
Das Leben und der Verkehr finden in Neapel auf vielen Ebenen statt …
Zum Mittag wollen wir eine echt napolitanische Pizza essen. Sie besteht in
ihrer klassischen Form aus einem sehr dünnen Teig, belegt mit ganzen oder
pürierten San-Marzano-Tomaten, Büffelmozarella, Basilikum und nativem
Olivenöl. Die empfohlene Pizzeria in der Via dei Tribunali ist hoffnungslos
überlastet, vor dem Laden stehen die Touristen Schlange. Wir finden eine
kleine, feine Alternative neben der Kirche San Maria Maggiore. Greta bestellt
sich Spaghetti, der Rest der Familie entscheidet sich für Pizzen.
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Neapel
Trance und Raserei in Neapel (7)
Mittagessen in der Pizzeria Locanda del Grifo …
Neapolitaner gelten in Italien als freundlich, hilfbereit, gesellig, manchmal
vielleicht auch aufdringlich. Auf uns haben die Menschen einen
sympathischen Eindruck hinterlassen. Der Neapolitaner bewegt sich langsam,
wenn er zu Fuß unterwegs ist. Für deutsche Verhältnisse so als habe er kein
Ziel, keine Eile, keine Verpflichtungen. Dieses Tempo sollte man genießen, ja
annehmen. Eile ist Stress und Stress muss unbedingt vermieden werden in
Neapel. Zur Entschleunigung dienen auch Gespräche aller Art: persönlich mit
den Menschen auf der Straße, mit sich selbst, oder am Handy mit
Familienmitgliedern und Geschäftspartnern.
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Neapel
Trance und Raserei in Neapel (7)
Immer offen für ein Gespräch … ein naplitanischer Straßenhändler teilt mit
Kunden seine Sorgen
Neapel ist ein Einkaufsparadies für Schuhe und Kleidung aller Preislagen. Die
bekannten Einkaufsstraßen sind die Via Scarlatti auf dem
bürgerlichen Vomero, die Via Toledo im unteren Teil Neapels (Centro) und die
Via Chiaia. Beeindruckend ist die Galleria Umberto I, unweit von unserem
Hotel. Sie ist mit einer großen Kuppel überdacht und liegt direkt gegenüber
dem weltberühmten Opernhaus Teatro San Carlo. Die Galerie wurde in den
Jahren 1887 bis 1890 erbaut und war Teil der Stadterneuerung nach der
Choleraepidemie von 1884. Die Passage besteht aus zwei sich kreuzenden
Armen, die mit einem tonnenförmigen Glasdach überdacht worden sind.
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Neapel
Trance und Raserei in Neapel (7)
Typisch für Neapel sind enge Gässchen und viele kleine Geschäfte mit oft
skurrilen Auslagen
Als wir am Mittag durch die Altstadt schlendern, hören wir auf der Via dei
Tribunali plötzlich Blasmusik und Trommeln. Aus der Ferne sind Fahnen zu
erkennen. Eine Prozession? Später lesen wir in unserem Reiseführer, dass es
sich um einen neapolitanischen Osterkult handelt. Eine Gruppe Gläubiger, die
squadra, weiß gekleidet, zieht fahnenschwingend durch die Gassen. Es sind
Teilnehmer einer Art religiösen Wettkampfs, der der Madonna dell'Arco
geweiht ist und am Ostermontag seinen Höhepunkt erlebt. Bis dahin kämpfen
die Mannschaften, die aus verschiedenen Stadtteilen kommen, um die beste
Darbietung. Auch Kinder und Jugendliche sind mit dabei und tragen
Standarten und Fahnen.
Am Montag führt sie die Prozession nach Sant Anastasia, zur Wallfahrtskirche
der Madonna dell'Arco am Fuße des Vesuvs. Barfuß oder auf Strümpfen
werden die Gläubigen bis dahin schon kilometerlange Strecken zurückgelegt
haben, wenn sie vor der Kirche ankommen. Manche Pilger verlieren seine
letzte Kraft, sobald er das Gotteshaus betritt. Andere rutschen auf Knien die
letzten Meter. Dies alles wird begleitet von tranceartigen Gesängen und
Gestammel.
74
Neapel
Trance und Raserei in Neapel (7)
Aber warum machen die Gläubigen diese Umzüge? Die Ursache liegt in einer
Geschichte begründet, die im Jahre 1450 stattfand. Ein Junge hatte einem
Madonnenbild in der kleinen Straßenkapelle seiner Ortschaft
Arco-Sant'Anastasia bei Neapel einen Ball ins Gesicht geschleudert, zornig
über ein verlorenes Spiel. Die Madonna fing an der Wange an zu bluten, der
Sportler drehte daraufhin durch, vor lauter Verzweiflung. Später wurde er für
seine Untat geköpft. Zur Erinnerung an den Vorfall errichteten Gläubige
zunächst eine kleine Marienkapelle, worauf sich diese Geste im Laufe der Zeit
zu den heutigen Dimensionen ausgebaut hat.
Wir haben heute Mittag ein kleines Video aufgenommen, dass die Intensität
und den Prunk der Madonnen-Verehrung zeigt, und mit welcher Energie die
Gläubigen ihrem Kult nachgehen:
Das war's soweit aus Neapel. Eine abschließenden Beurteilung und bisher
unveröffentlichte Fotos folgen über die Osterfeiertage.
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Neapel
Wetterwechsel: Napoli – Berlino
Wetterwechsel: Napoli – Berlino
Wir sind wieder zurück, in der Berliner Kälte. Alle Erinnerungsstücke
ausgepackt. Jetzt lassen wir es auch mal in Amalfi und Neapel schneien …
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Neapel
7 Lehren von der Halbinsel
7 Lehren von der Halbinsel
1. Die Zitrone von Sorrent
Sorrent und die Amalfiküste sind bekannt für ihre Zitronen (ital. limoni). Die
ovale Zitrone aus Sorrent, auch ›Zitrone aus Massa Lubrense‹ genannt (nach
einem Nachbarort in den Bergen), trägt aufgrund ihrer hohen Qualität das
geschützte geografische Gütesiegel IGP (Indication Géographique Protégée).
Die duftende Frucht zeichnet sich durch ihr süßes und saftiges Fruchtfleisch
sowie die wenigen Kerne aus. Das Gewicht muss mindestens 85 Gramm
betragen, denn es handelt sich um eine mittelgroße Zitrone.
Die Frucht reift auf den Terrassengärten der Sorrentinischen Halbinsel unter
den typischen Pagliarelle, das sind auf Holzpfähle gespannte Netze, die dazu
dienen, die Baumspitzen vor Witterungseinflüssen zu schützen. Mit dieser
Methode wird die Reifezeit verlängert, so dass die Sorrent-Zitrone auch zu
unüblichen Zeiten geerntet werden kann. Typische Produkte aus diesen
Früchten sind Limoncello, ein schmackhafter Zitronenlikör, die Zitronentorte,
Konfitüre und die Zitronenschokolade.
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Zwischen Sorrent und Amalfi gibt es an jeder Straßenecke und auf
Parkplätzen die typischen Zitronenarten frisch geerntet zu kaufen
2. Endlose Pasta-Vielfalt
Neben der Pizza zählt die Pasta zu den Nationalgerichten Italiens. Jeder
Italiener verzehrt im Jahr durchschnittlich rund 25 Kilogramm Pasta, das ist 5
mal so viel wie wir Deutschen. Italienische Nudeln bestehen zu 100 Prozent
aus Hartweizengries. Seit dem 16. Jahrhundert wird in der Gegend von
Neapel großflächig Hartweizen angebaut. Hier entwickelte sich auch die
maschinelle Herstellung der Nudeln. Pasta gibt es in allen möglichen Sorten,
Farben, Formen und Größen. Aus der riesigen Auswahl an Pasta-Sorten
nachfolgend die wichtigsten Typen, die man sich nicht merken muss, denn es
gibt wenige wiederkehrende Namensendungen, die einem bei der Wahl
helfen (siehe weiter unten; Quelle: Netzwissen.com):
Anelli (Ringe), Anellini (kleine Ringe), Agnolotti (runde gefüllte Nudeln),
Barbine (Nudelnester aus Fadennudeln), Bavette (schmale Bandnudeln),
Bavettine (kleine, schmale Bandnudeln), Bigoli (dicke Spaghetti), Bucatini
(dünne Hohlnudeln), Campanelle (kurze gerollte Röhrennudeln), Canalini
(dünne Nudel mit Kanalform), Cannelloni (dicke Nudelröhren zum Füllen),
Capellini (lange Fadennudeln, Engelshaar), Capelli D'Angelo (Nudelnester aus
Fadennudeln), Cappelletti (gefüllte Hütchen), Castellane (gedrehte Nudeln),
Cataneselle (leicht gebogene Röhren), Cavatelli (Röhrennudeln), Cellentani
(Locken), Chifferi (Hörnchen), Chitarrine Caserecce (Bandnudeln,
Apfelstrudelförmig aufgerollt), Conchiglie (Muschelnudeln), Cotelli
(Korkenzieher), Creste di Gallo (Hahnenkämme), Ditali (Hütchen), Ditalini
(Fingerhütchen, sehr kurze Hohlnudeln), Eliche (Spiralnudeln), Fagottini
(kleine gefüllte Teigtäschchen), Farfalle (Schmetterlinge), Farfalle Tonde
(seitlich runde Farfalle), Farfalline (kleine Schmetterlinge), Farfalloni (große
Schmetterlinge), Fiocchi Rigati (wie Farfalle, aber ohne Zacken), Fettuccine
(Bandnudeln), Filini (dünne, schmale Suppennudeln), Fisarmoniche (gedrehte
Nudel mit Wellen), Fusilli (spiralenförmig), Fusilli Lunghi (lange Spiralnudeln),
Fusilli Lunghi Bucati (gedrehte Nudel), Fusilli Napoletani (gedrehte
Hohlnudel), Fusilli Spirale, Garganelli (kurze gerollte Röhrennudeln), Gemelli
(gedrehte Nudeln), Girandole (kleine gedrehte Nudeln), Gnocchi (Nockerl, aus
Kartoffelmehl), Gnocchetti Sardi (schmale Öhrchen), Gobetti (kleine, stark
gedrehte Nudeln), Gramigna (sehr kurze dünne Hohlnudeln), Grattini (kleine
Klumpen aus Nudelteig), Lancette (kleine schmale Schmetterlingsnudel),
Lasagne (Nudelteigplatten (gibt es auch in Spinatgrün), Lasagnette
(Bandnudeln), Lasagnette Caserecce (Bandnudeln, Apfelstrudelförmig
aufgerollt), Linguine (schmale Bandnudeln), Maccheroni (lange Hohlnudeln),
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Mafaldine (Bandnudeln, am Rand geriffelt), Maltagliati (wörtlich: schlecht
geschnittene Nudeln), Mezzelune (halbmondförmige Nudeln), Orecchiette
(Öhrchen), Paglia e Fieno (gelbe und grüne Bandnudeln), Paglia e Fieno
Caserecce (gelbe und grüne Bandnudeln, Apfelstrudelförmig aufgerollt),
Pappardelle (breite Bandnudeln), Pasta Integrale (generell für
Vollkornnudeln), Penne (schräg abgeschnittene Röhren), Penne Lisce (glatte
Penne), Penne Rigate (geriffelte Penne), Mezze Penne Rigate (wie Penne, nur
kürzer), Pennette (kleine Penne mit kurzer Garzeit), Pipe Rigate (stark
gebogene, geriffelte Röhren), Pipette Rigate (stark gebogene, kleine geriffelte
Röhren), Puntine (sehr kleine Suppennudeln), Pizzoccheri
(Buchweizennudeln), Quadretti (viereckige Suppennudeln), Ravioli
(rechteckige, gefüllte Nudeltaschen), Reginette (Bandnudeln am Rand
geriffel), Riccioli (gedrehte Nudeln), Rigatoni (dicke, geriffelte Röhren), Mezze
Maniche Rigate (wie Rigatoni, nur kurzer), Risi (kleine, reiskornförmige
Nudeln), Risoni (reiskornförmige Nudeln), Rotelle/Ruote (Räder), Sedani
(leichte gebogene, dicke Röhren), Sedanini (leichte gebogene dünne Röhren),
Sorprese (gedrehte Suppennudeln), Spaccatelle (kurze gebogene Nudeln),
Spaghetti (lange bis extralange Nudeln), Spaghetti alla Chitarra (viereckige
Spaghetti), Spaghettini (sehr dünne Spaghetti), Spaghettoni (dicke
Spaghetti), Stellione (Sternchen), Stringoli (kurze Nudelröllchen), Tagliatelle
(Bandnudeln), Taglierini (dünne Bandnudeln), Tempestine (sehr kleine runde
Nudeln), Torchietti (gedrehte Nudeln), Tortellini (ringförmige Nudeltaschen),
Tortelloni (große, gefüllte Teigtaschen), Tortiglioni (gerippte und gedrehte
Hohlnudeln), Tripolini (lange, breite, gewellte Nudel), Trenette (schmale
Bandnudeln mit Wellenrand), Vermicelli (sehr dünne Spaghetti), Vermicellini
(sehr, sehr dünne Spaghetti), Ziti/Zitoni (dicke, kurze Maccheroni)
Diese Endungen der Pastanamen bzw. Namenszusätze verraten ihre Form:
-elle: breit
-ette: schmal z. B.: Lasagnette
-ine/ini: klein bzw. dünn z. B.: Spaghettini, Tortellini
-oni: groß z. B.: Cannelloni, Tortelloni
-nidi: Enden formen sich zu Nestern
Rigate: geriffelt
Lisce: glatt
Mezze: abgeschnitten/verkürzt
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Ein typisches Pastaregal in einem kleinen Supermarkt in Positano, das einen
Großteil der Ladenfläche einnimmt
3. Regelloses Autofahren
Während das Autofahren in den engen, bergigen Städtchen der Halbinsel nur
schwierig ist, erweist sich der Stadtverkehr Neapels als eine abenteuerliche
Herausforderung. Die Dimensionen der meisten Straßen in der
Vesuv-Metropole stammen aus dem Mittelalter und sind nicht auf den
Autoverkehr ausgelegt. Enge Gassen, kleine Plätze, fehlende Gehwege und
tausende Mopedkünstler machen den Verkehr zu einem waghalsigen
Abenteuer, das allein die Neapolitaner verstehen und beherrschen. Dabei ist
ihr Fahrstil keineswegs rücksichtslos oder aggressiv, sondern hat schlichtweg
seinen eigenen Rhythmus und eigene Umgangsformen. Dabei betrachten die
Einheimischen Ampeln und Schilder bestenfalls als Empfehlung.
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Straßenschilder betrachtet der Süditaliener sowieso als Empfehlung, so dass
ihre Leserlichkeit keine große Bedeutung hat
4. Familienmitglied Fiat 500
Für das britische Automagazin »Top Gear« ist der Fiat 500 das »Sexiest Car in
the World«. Mit diesem Urteil spricht die Zeitschrift einer weltweiten
Fangemeinde aus der Seele, vor allem aber den Italienern. Die meisten der
zum Teil über 50 Jahre alten Fahrzeuge sind in Süditalien im Einsatz, wo sie
angesichts enger Gässchen und fehlender Parkplätze lebensnotwendig für die
Mobilität der Bevölkerung sind. Der Cinquecento, wie er in Italien genannt
wird, ist überall zu sehen, nicht nur auf der Straße, sondern in Höfen,
Garagen, Vorgärten, auf Dächern, Treppen, in Nischen und Ecken.
Sein sympathisches Erscheinungsbild und seine unverwüstliche Vielseitigkeit
machten den Fiat 500 für die Italiener zu einer Art Familienmitglied. Neben
den kompakten Abmessungen (Länge 3 m, Breite 1,3 m) und dem
Altstadt-gerechtem Wendekreis (8,60 m) war der Preis ein weiterer Trumpf:
Zunächst 465.000 Lire, nach ersten Änderungen dann 490.000 Lire (rund
1.500 €) kostet der Fiat 500 damals.
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Wer einen hat, pflegt ihn wie ein altes Familienmitglied: dieser mit
Ersatzteilen am Leben gehaltener Fiat 500 fanden wir in den Bergen bei
Montepertusa
5. Sichtblenden aus künstlichen Blättern
Der aktuellste Verkaufsschlager für Eigenheimbesitzer, Garten- und
Hoffreunde sind naturidentische Sichtblenden aus künstlichen Efeu oder
Weinblättern. Man kriegt sie entweder am laufenden Meter zum
Selbstflechten, oder aber gleich breitflächig von der Rolle. Manchmal sind die
Plastikblätter in trauter Eintracht mit lebendigen Pflanzen zu bewundern und
man fragt sich: Warum nicht gleich echtes Efeu pflanzen, das wie Teufel
wächst und sich binnen weniger Jahre zu einem dichten Sichtschutz
entwickelt. Vielleicht ist es gerade diese Unberechenbarkeit, die an echten
Kletterpflanzen nervt.
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Künstliche Weinblätter dienen als Sichtschutz bei fehlenden Fenstern,
kaputten Zäunen und zum Verdecken maroder Hauswände
6. Es gibt immer was zu bestaunen
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Ohne Worte
7. Innehalten und genießen
Einfach mal anhalten, stehen bleiben, die schöne Aussicht genießen …
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Eine David-Figur aus Gips, entdeckt auf einer Hotelterrasse an der Steilküste
bei Praiano
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