Qualitäts- management - Alpen-Adria

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Qualitäts- management - Alpen-Adria
UNIsono
Juni | Juli 2014
Zeitschrift der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
www.aau.at/unisono
Plan
Act
Do
Nr. 101/2-2014 | Jg. 27 | Preis: 1,80 Euro
Check
Qualitätsmanagement
Weiterentwicklungen in der qualitätsvollen Lehre
Rektor Oliver Vitouch im Interview
4
Joseph A. Schumpeter: Eine universelle Sozialwissenschaft
9
Spionage in Literatur und Film
11
Neuer Studienzweig „Internationale Betriebswirtschaft“
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AUS DEM INHALT
Zum Thema
Hochschulpolitik
Rektor Oliver Vitouch im Interview über wichtige
Eckpunkte der Universitätsentwicklung
4
Qualitätsmanagement in Lehre & Studium
Vizerektorin Cristina Beretta im Gespräch
6
Forschung
Plan
Joseph A. Schumpeter: Eine universelle Sozialwissenschaft
Spionage in Literatur und Film
Wohlfahrt, Reichtum und Arbeit für Europa
Energie sparen mit Smart Homes
9
11
14
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Studium und Lehre
Neuer Studienzweig „Internationale Betriebswirtschaft“
Mobilität in Lehre und Forschung: Alpen-Adria-Gastprofessorinnen
im Interview
Lehrende vor den Vorhang
Neue ProfessorInnen im Kurzporträt
Act
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Do
Kultur
Die Bäume klingen nach: Eine Wissenschaft-Kunst-Ausstellung
zum Thema Baum
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Alumni und Karriere
Alumni Business Tour zur Diakonie de La Tour
Absolventin Melanie Aldrian erzählt über ihren Karriereweg
Campus
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Check
Rückblick: 30 Jahre Angewandte Betriebswirtschaft und 40 Jahre
Anglistik und Amerikanistik
Ausblick: Die wichtigsten Termine
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IMPRESSUM
Vaclavek Fotolia
Herausgeberin: Alpen-Adria-Universität Klagenfurt I Redaktionsleitung: Lydia
Krömer I Redaktionsteam: Annegret Landes, Barbara Maier (Kultur), Romy Müller, Katharina Banfield-Mumb (Forschung); weitere AutorInnen: Wolfgang Hoi,
Tanja Lederer-Wenzel I Grafik, Layout & Satz: Susanne Banfield-Mumb I Titelbild: Vaclavek Fotolia I Akquisition: Elfi Steiner I Vertrieb: Tatjana Valentinitsch I
Fotos ohne Vermerk: aau/archiv I Alle: Universitätsstraße 65–67, 9020 Klagenfurt, Austria I T.: 0463/2700-9304 I www.aau.at/unisono I [email protected]
Druck: 1aDruck, Hans-List-Straße 6, A-8750 Judenburg
Wir danken den Autorinnen und Autoren für die Bereitstellung der veröffentlichten Texte und Fotos. Die Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Manuskripte zu
kürzen und zu bearbeiten.
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Unisono 2/2014
HOCHSCHULPOLITIK
UMWELTPOLITIK DER ALPEN-ADRIA-UNIVERSITÄT
KLAGENFURT
Die Alpen-Adria-Universität hat sich zum Ziel gesetzt, neben ihren Leistungen in Forschung und Lehre
DXFKHLQHDNWLYHXQGQDFKKDOWLJH8PZHOWSROLWLN]XEHWUHLEHQ'LH9HUSÀLFKWXQJHQLQ6DFKHQ8PZHOWschutz sind wichtige Grundwerte für die Universität und ihre Angehörigen. Im Grundverständnis eines
aktiven Umweltschutzes sollen Gefahren und Belastungen für Mensch und Umwelt vermieden und ResVRXUFHQHI¿]LHQWHLQJHVHW]WZHUGHQ
Ausgehend von der Überzeugung, dass
eine Universität auch im Alltag in Umweltbelangen vorbildlich und richtungweisend agieren muss, gestaltet die
AAU ihre Tätigkeiten unter Beachtung
aller internen und externen Anforderungen nachweisbar umweltgerecht und
nachhaltig. Vor diesem Hintergrund
bekennt sich die AAU zu folgenden
Maximen ihres Handelns:
Nachhaltigkeit ist an der AAU integraler
Bestandteil von Forschung, Lehre und
Weiterbildung
Eine aktive Umweltpolitik im täglichen Tun und Handeln aller Organisationseinheiten zu verankern ist ein
vorrangiges Ziel. Im Dialog mit ihren
MitarbeiterInnen, Studierenden und
der Öffentlichkeit kommuniziert die
AAU die Handlungsgrundsätze ihrer
Umweltpolitik nach innen und außen.
Damit kann die AAU den wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Diskurs in Richtung nachhaltige
Entwicklung beeinflussen und umgekehrt aus ihrem Umfeld auch Anregungen aufnehmen.
Unisono 2/2014
den sich ändernden Rechtsvorschriften
im Hinblick auf umweltrelevante Aspekte sowie auf ihre Geschäftsprozesse
weiter.
Die Universitätsleitung der Alpen-AdriaUniversität Klagenfurt
Die AAU kauft nach ökologischen Kriterien ein
Für Beschaffungen und Investitionen
werden Umweltauswirkungen bei Ausschreibung, Herstellung, Lieferung,
Verwendung und Entsorgung erwogen
und umwelt- und sozialverträgliche Varianten bevorzugt. Bei der Auswahl der
Unternehmen wird der gesamte Produktlebenszyklus und die Schaffung
lokaler Wertschöpfung berücksichtigt.
Die AAU bezieht MitarbeiterInnen, Studierende und die Öffentlichkeit in das
Umweltmanagement mit ein
Die AAU informiert die Universitätsangehörigen regelmäßig und fördert
damit Partizipation, Bewusstseinsbildung und vorbildliches Verhalten im
Umweltschutz. Die Umweltpolitik und
die damit verbundenen Aktivitäten werden regelmäßig nach innen und außen
kommuniziert. Die AAU veröffentlicht
jährlich eine Umwelterklärung, die neben der Berichtsfunktion über ergriffene Maßnahmen weitere Potenziale
zur Verbesserung des Umweltschutzes
aufzeigt. Die Umweltpolitik wird im jeweiligen Entwicklungsplan der AAU
festgehalten.
Die Einhaltung sämtlicher Rechtsvorschriften ist an der AAU selbstverständlich. Die AAU entwickelt ihre Legal Compliance laufend entsprechend
UMWELTPOLITIK AN DER AAU
Die Alpen-Adria-Universität führt
ein Umweltmanagementsystem nach
EMAS III ein. EMAS wurde von der
EU entwickelt und ist ein System aus
Umweltmanagement und -betriebsprüfung mit dem Ziel, den Umweltschutz in Organisationen kontinuierlich zu verbessern. Die vorliegende
„Umweltpolitik der AAU“ wurde am
4. Juni 2014 im Mitteilungsblatt veröffentlicht.
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Drubig Fotolia
Die AAU verpflichtet sich zu Ressourceneffizienz
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten setzt
die AAU Ressourcen sorgsam und
sparsam ein, um ihren ökologischen
Fußabdruck kontinuierlich zu verkleinern. Dies wird durch den effizienten
Einsatz von elektrischer Energie und
Heizwärme, durch Abfallvermeidung
und -trennung sowie durch ein ökologisch nachhaltiges Mobilitätsmanagement erreicht. Bei Neubauten und der
Sanierung von Gebäuden wird eine an
ökologischen Kriterien orientierte Vorgangsweise gewählt.
Die Umweltauswirkungen der AAU
werden regelmäßig erfasst und bewertet. Daraus werden Verbesserungsbzw. Vermeidungsmaßnahmen und
Ziele abgeleitet, deren Erreichung evaluiert wird und die zur kontinuierlichen
Reduktion der Umweltauswirkungen
führen sollen.
HOCHSCHULPOLITIK
Rektor Oliver Vitouch im Gespräch über wichtige Eckpunkte der Universitätsentwicklung
Herr Vitouch, die Arbeiten am Entwicklungsplan für die Jahre 2016–18 sind im
Gange. Wie ist der derzeitige Stand?
Der Entwicklungsplanprozess läuft seit
Jänner; in der Senatsklausur Anfang
Mai wurde eine Vorhabensliste diskutiert. Der Entwicklungsplan für 2016–
2018 soll kompakter, stärker an der
Struktur der Leistungsvereinbarung
orientiert und realistischer hinsichtlich
des tatsächlich budgetär Machbaren
sein als bisher. Wir haben dafür auch
„Entwicklungsplankomparatistik“ betrieben, also die Pläne anderer österreichischer Universitäten verglichen.
Natürlich ist die Versuchung groß, die
Wünsche über die Wirklichkeit zu stellen. Das endet aber in einer ernüchternd harten Landung, die wir diesmal
vermeiden wollen.
Was werden die nächsten Schritte sein?
Über den Sommer wird das Rektorat,
basierend auf den Inputs der Fakultäten und der außerfakultären Einrichtungen, den Volltextentwurf erarbeiten.
Wir werden daher eine fristgerechte
formale Befassung von Senat und Universitätsrat im Herbst schaffen. Bis
Ende 2014 haben sich Wissenschaftsund Finanzminister gesetzesgemäß auf
den Bundesfinanzrahmen 2016–2018
für die Universitäten zu einigen. Plus
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600 Millionen Euro braucht es bundesweit für die drei Jahre in Summe als
„Unterkante“ für den Teuerungsausgleich. Alles darüber, etwa eine abermalige „Universitätsmilliarde“, bedeutet, dass in der Leistungsvereinbarung
tatsächlich auch Neuvorhaben umgesetzt werden können. Andernfalls sind
neue Vorhaben nur durch Umschichtungen, also durch Verteilungskampf,
realisierbar. Das wäre kein guter Pfad
für Österreichs Universitäten.
In der nächsten Zeit stehen große Bundesinvestitionen im Bereich der universitären Infrastruktur bevor. Wofür werden die Mittel verwendet?
Minister Mitterlehner hat den Universitäten 200 Millionen Euro aus den
Mietgewinnen der Bundesimmobiliengesellschaft für Sanierungsprojekte
zugesprochen. Davon entfallen gemäß
aktualisiertem Bauleitplan 26 Millionen
auf die Universität Klagenfurt. Sie dienen der Generalsanierung von Zentral-
„International konkurrenzfähige Leistungen in
Forschung und Lehre sind entscheidend.“
Wo sehen Sie die mittelfristige Positionierung der Universität?
Für die AAU entscheidend sind international konkurrenzfähige Leistungen
in Forschung und Lehre. Zugleich geht
es natürlich immer auch darum, kreative Nischen zu besetzen; aber das darf
nicht auf Kosten der Substanz gehen.
Die letzte Wissensbilanz weist einen
echten Aufwärtstrend auf. Auch die Berufungen und Habilitationen der letzten
Zeit stimmen mich zuversichtlich. Es
geht, semper per aspera ad astra, gut
bergauf. Das ist auch im Ministerium
nicht unbemerkt geblieben.
und Nordtrakt, beide aus den 1970er
Jahren. Dabei spielt neben der thermischen Sanierung zum Beispiel auch
die Neugestaltung der von mir liebevoll
„Pharaonengräber“ genannten Hörsäle 1 bis 4 im Zentralgebäude eine besondere Rolle.
Gibt es dazu einen Zeitplan?
Ziel ist, bereits den Sommer 2015 für
Sanierungsetappen des Zentraltrakts
zu nutzen. Das ist engagiert, aber nicht
unmöglich. Geplant ist eine Universitätsversammlung mit Ende des laufenden Sommersemesters, um über den
Unisono 2/2014
HOCHSCHULPOLITIK
„Berufungen und Habilitationen
stimmen mich zuversichtlich“
Maurer
Zeitplan und die Rahmenbedingungen
zu informieren.
Und wie steht es um das Mensagebäude?
Das Hörsaal- und Mensagebäude in
der Universitätsstraße wurde Ende
Mai von der Akademikerhilfe, dem
Studierenden-Wohnheimbetreiber, ins
Eigentum der Universität übertragen.
Nun bedarf es noch einiger weiterer
Schritte, darunter der Übertragung des
Grundstücks durch die Stadt Klagenfurt, wobei ein diesbezüglicher Stadtsenatsbeschluss bereits gefasst ist. Die
Universität wird durch diese Schenkungen erstmals Eigentümerin von Grund
und Gebäude. Das ist, neben der symbolischen Ebene, gut für das Eigenkapital und erleichtert die Aufwendung
liquider Mittel in anderen Bereichen.
Die Aufnahmeverfahren bei den Wirtschaftsstudien sind abgeschlossen,
andere laufen noch. In der Wirtschaftswissenschaft haben sich die Zahlen stabilisiert. Wie steht es um die Sanierung
der Betreuungsrelationen?
Die Betreuungsrelationen haben sich
zuletzt in den meisten diesbezüglich
„krisenhaften“ Bereichen maßgeblich
gebessert. Das ist ein echter Quantensprung in Österreichs Universitätsgeschichte der letzten 30 Jahre, in der das
Unisono 2/2014
„Elend der Massenfächer“ die längste Zeit hindurch ignoriert wurde. Nun
ist es gelungen, die Situation durch
beidseitige Maßnahmen – Aufnahmeverfahren wo nötig, Personalzuwächse
wo wohlbegründet – ansatzweise zu
sanieren.
schaftstheorie – Popper-Gesellschaft,
Popper-Sammlung der Bibliothek und
Verwertungsrechte seiner Werke –
noch klarer hervorzuheben. Die Nutzung der Namensrechte hierfür wird
gerade angefragt. Dem Modell der Uni
Wien mit ihren „Initiativkollegs“ folgend,
wird ein vom FWF sehr positiv bewertetes DoktorandInnenkolleg der Mathematik den Auftakt machen, das mit dem
neuen Wissenschaftskolleg, konkret
mit einer/m Fellow und einer/m Senior
Fellow, gekoppelt wird. In den Folgeperioden soll es dann ein universitätsweites Ausschreibungsverfahren geben.
Starten wird das Wissenschafts- und
DoktorandInnenkolleg, zusätzlich unterstützt durch Mittel des KWF, 2015.
Stichwort Universitätsrat: Wie geht es
hier mit der Arbeit voran?
Das müssen Sie, mutatis mutandis, eigentlich den Universitätsrat fragen: Er
kontrolliert die Arbeit des Rektorats,
nicht umgekehrt. Insgesamt habe ich
aber den Eindruck einer sehr gedeihlichen Arbeitsbasis. Der Universitätsrats-Vorsitzende, Robert Rebhahn,
hat ein erfrischend klares, fast schon
„klassisches“ Bild der Aufgaben und
Ziele einer Universität. Und auch die
ministeriellen Rückmeldungen aus
dem Leistungsvereinbarungs-Begleitgespräch am 28. Mai waren überaus
erfreulich.
„Die Betreuungsrelationen haben sich maßgeblich gebessert.“
Natürlich gibt es immer noch Problembereiche, etwa „Wirtschaft und Recht“
oder die Erziehungswissenschaften.
Die Weichen sind aber entsprechend
gestellt, und zwar in Klagenfurt konsequenter als anderswo. Das halte ich
nicht zuletzt für eine Frage der Fairness den Studierenden und den WissenschaftlerInnen gegenüber; umso
mehr, als sich die AAU seit jeher gute
Studienbedingungen auf die Fahnen
geschrieben hat. Wir lösen das auch
ein.
Ein erklärtes Ziel von Ihnen war und ist
es, ein Wissenschaftskolleg zu etablieren. Wann wird es soweit sein?
Das Wissenschaftskolleg soll den Namen Karl-Popper-Kolleg tragen, um
die vielfältigen Beziehungen der AAU
zu diesem Säulenheiligen der Wissen-
Was gibt es Neues im Bereich der ProfessorInnenberufungen?
Hier ist ein all-time high zu verzeichnen:
Zuletzt waren, von der Stellenfreigabe
bis zur Rufannahme, 17 Berufungsverfahren parallel am Laufen. Das erklärt
sich aus vier Faktoren: Generationswechsel, neu geschaffene Professuren, Auslaufen befristeter Stellen und
Wegberufungen. Neuberufungen sind
aufwendig, für die Berufungskommissionen des Senats und die beteiligten
Fachbereiche ebenso wie in den Verhandlungen. Sie stehen aber in der
Priorisierung ganz oben, weil sie für
die nachhaltige Qualität von Lehre und
Forschung entscheidend sind. Die Erfolge sprechen für sich.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Lydia Krömer.
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ZUM THEMA
„LEHRENDE SIND AUCH LERNENDE“
Cristina Beretta, Vizerektorin für Lehre und Internationales, im Gespräch über die Verfahren des Qualitätsmanagements in der Lehre und die Weiterentwicklung der Lehrqualität.
Frau Beretta, die Alpen-Adria-Universität
ist nach dem Universitätsgesetz 2002 verpflichtet, ein Qualitätsmanagementsystem aufzubauen. Dieses beinhaltet unter anderem die Qualitätssicherung und
-entwicklung in der Lehre. Warum ist das
so wichtig?
Weil es Aufgabe der Universität ist, Qualitätsstandards insbesondere in Lehre
und Forschung einzuhalten und dafür
zu sorgen, dass Strukturen, Prozesse
und Verfahren geschaffen werden, damit WissenschaftlerInnen optimale Bedingungen vorfinden und Unterstützung
für ihre Vorhaben erhalten. Den Aufbau
eines so genannten Qualitätsmanagementsystems sehe ich als Chance, um
zu überprüfen, wie wir diese Aufgabe
am besten erfüllen können.
Was waren die ersten Schritte beim Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems
für die Lehre?
Das war die Einrichtung zweier Arbeitsgruppen im März 2013, bestehend aus
Kolleginnen und Kollegen aus dem administrativen und wissenschaftlichen
Personal, die im Bereich der Lehre bzw.
der Weiterbildung auf diversen Ebenen
aktiv sind. Diese Gruppen haben die
Aufgabe, den Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems zu unterstützen und
die Universität gezielt auf die Auditierung vorzubereiten. In diesem Zusammenhang wurden bestehende Prozesse
und Verfahren analysiert. Dabei hat sich
herausgestellt, dass an der AAU zwar
bereits diverse Maßnahmen im Bereich
6
der Qualitätssicherung angewendet
werden, etwa die Evaluierung von Lehrveranstaltungen, dass aber auch Verbesserungspotenzial vorhanden ist.
Wo beispielsweise?
Die Konzeption von Studien nimmt eine
sehr zentrale Rolle für die Universität
ein, da ja in bzw. im Zusammenhang
mit den Studien gelehrt und geforscht
wird. Wir haben daher u. a. den Prozess
der Entwicklung und Begutachtung
von Curricula unter die Lupe genommen. Die Arbeit an einem Curriculum
sollte von Anfang an im Sinne eines
Austauschs begleitet, und nicht erst
an dessen Ende begutachtet werden.
Durch den neuen Prozess erhoffen wir
uns eine verbesserte Koordination der
einschlägigen AkteurInnen sowie mehr
Beratung und Unterstützung für die
Curricularkommissionen.
Welchen Stellenwert nimmt die Lehrendenversammlung an den jeweiligen Instituten ein?
Diese Maßnahme wurde neu konzipiert, da sie bislang nur darauf abzielte, die Ergebnisse der Lehrveranstaltungsevaluierungen zu reflektieren.
An vielen Instituten hatte dies produktive Debatten herbeigeführt, an vielen anderen war dies jedoch zu einer
ritualisierten, ergebnisarmen Pflichtübung geworden. Durch die thematische Erweiterung sowie den Einbezug
der Studierenden in die ursprüngliche
„Lehrenden“-Versammlung erhoffen
wir uns einen anregenderen Austausch. Den jeweiligen Organisationseinheiten haben wir einen Leitfaden
mit möglichen Themen und Fragen zur
Verfügung gestellt. Der neue Modus
wird nun angewendet und anschließend evaluiert.
Welche Maßstäbe gelten Ihrer Ansicht
nach für eine qualitätsvolle Lehre?
Ein Ziel sollte sein, dass Lehre eine Bereicherung nicht nur für Studierende,
sondern auch für WissenschaftlerInnen
darstellt und es WissenschaftlerInnen
gelingt, die eigene Forschung in die
Lehre mit einfließen zu lassen. Datenbasierte Analysen im Rektorat belegen
übrigens, dass dort, wo gelehrt, auch intensiv geforscht wird. Ein aufschlussreiches Stichwort ist der Bologna-Begriff
der „Studierendendezentrierung“; dabei
geht es im Grunde um nichts anderes
als eine Aktualisierung der sokratischen
Methode, d. h. darum, auf die Studierenden in der Lehre auf Augenhöhe einzugehen, sich auf ein Gespräch einzulassen und „entschult“ zu lehren.
Und wie werden die Lehrenden dabei unterstützt?
Wir verfolgen zwei wesentliche Ansätze: Kommunikation, Information bzw.
Beratung. Der Austausch von Ideen und
Erfahrungen in der Lehre soll gefördert
werden. Durch Workshops, Vorträge von
Expertinnen und Experten, das bald verfügbare „Handbuch Lehre“ sowie durch
Weiterbildungen im Bereich der HochUnisono 2/2014
ZUM THEMA
QUALITÄTSMANAGEMENT IN STUDIUM,
LEHRE UND WEITERBILDUNG
schuldidaktik soll den WissenschaftlerInnen eine „Werkzeugkiste“ mit
Tools und Tricks für die Lehre zur
Verfügung gestellt werden. Für die
nächste Leistungsperiode ist ein
„Lehr- und Lernservice“, wie es dies
an anderen Universitäten mit positiven Auswirkungen bereits seit längerem gibt, zur Unterstützung dieses
Vorhabens angedacht. WissenschaftlerInnen sind genuin Lernende, auch
als Lehrende befinden sie sich in einem kontinuierlichen Lernprozess.
Das Unterrichten ist aber ein „Handwerk“, zu dem WissenschaftlerInnen
nicht gesondert ausgebildet werden.
Als Studierende haben wir gelernt,
wissenschaftlich zu arbeiten und zu
forschen. Durch Imitation haben wir
sicher viel in Sachen Unterricht gelernt. Haben wir gute Lehrende gehabt, so haben wir uns auch deren
Methoden angeeignet und weiterentwickelt. Was ist aber, wenn ersteres
nicht der Fall ist? Und schließlich:
WissenschaftlerInnen sind ja per
definitionem ständig auf der Suche.
An einer Universität dürfte dies auch
die Vermittlung, zum Beispiel an die
Studierenden, der Fortschritte der
eigenen Suche nach mehr Wissen
betreffen. Ich wünsche uns allen viel
Freude dabei.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Lydia Krömer.
Unisono 2/2014
Die Kernprozesse in Studium, Lehre
und Weiterbildung
Die zentralen Prozesse umfassen das
Studienmanagement (Einrichtung und
Auflösung von Studien, Erlassung und
Änderung von Curricula), die Lehrangebotsplanung, das Studierendenmanagement (von Studienbewerbung,
Betreuung/Beratung von Studierenden,
Prüfungsdurchführung bis AlumniBetreuung), das Personalmanagement
(von Einstellung bis Lehrbetrauung) sowie das Facility Management. Um diese Aufgaben professionell zu erfüllen,
werden unterstützende Maßnahmen
gesetzt und ein Qualitätsmanagementsystem aufgebaut. So soll das gemäß
den Leistungsvereinbarungen mit dem
Ministerium vereinbarte strategische
Ziel der internationalen Konkurrenzund Kooperationsfähigkeit der Lehre
erreicht werden. Dazu zählen die Bereitstellung von fördernden Lehr- und
Lernbedingungen zur Unterstützung
des Studienerfolges und der persönlichen Kompetenzentwicklung der Studierenden.
Vorgangsweise
Unter Berücksichtigung der strategischen Ziele der Leistungsvereinbarung
wurden durch Strategiegruppen, bestehend aus Rektor/Vizerektorin, Studienrektorin/Vizestudienrektorin und
VertreterInnen aus Fachabteilungen,
Situationsanalysen durchgeführt, konkrete Entwicklungsbedarfe eruiert und
Projektzeitpläne mit Maßnahmenvor-
schlägen erarbeitet. Die identifizierten Handlungsfelder wurden in Workshops mit StudienprogrammleiterInnen, Vorsitzenden der Curricularkommissionen und StudierendenvertreterInnen reflektiert und um Bedarfe
ergänzt. Das Ergebnis waren detaillierte Maßnahmenpläne.
Die wichtigsten Maßnahmen
Zur Qualitätssicherung im Bereich
Studienmanagement wurden/werden
in Zusammenarbeit mit Senat, Rektorat, Studienrektorat und Fachabteilungen die Curriculumentwicklungsprozesse für ordentliche und
außerordentliche Studien neu aufgesetzt. Des Weiteren sollen folgende unterstützende Maßnahmen zur
Qualitätssicherung im Studierendenmanagement beitragen: Leitfaden zur
optimierten ECTS-Vergabe, regelmäßige Abstimmung der StudierendenberaterInnen und Erstellung eines
Wegweisers der Zuständigkeiten,
Erarbeitung eines „Qualitätshandbuchs Lehre“ als praktische Handreichung für Lehrende sowie Überarbeitung der internen und externen
OE-Evaluationsverfahren. Im Bereich
Weiterbildung werden zusätzlich ein
Mustercurriculum erarbeitet, die Darstellung der Bedarfserhebung und das
LV-Feedbackverfahren vereinheitlicht
sowie eine stärkere Verknüpfung von
Forschung und Lehre angestrebt.
7
ZUM THEMA
MULTISONO: STIMMEN ZUM THEMA
Maurer
QM: CUI BONO? Angesichts der weltweiten Ökonomisierung des Bildungs- und Hochschulwesens kann
Qualitätsmanagement nicht als neutraler Fachbegriff des Besser-machen-Wollens verstanden werden.
Auch wenn Qualitätsmanagement unterschiedlich gelebt werden kann, handelt es sich dabei um eine
Regierungstechnik der Produkt- und Prozessoptimierung mittels Standardisierung und Kontrolle. Solche
Praktiken werden von den Beteiligten verinnerlicht und mit hervorgebracht. Selbstverständlich soll Lehre
gut sein und besser werden. Doch nicht für Wettbewerbsindikatoren soll ihr mehr Aufmerksamkeit zuteil
werden. Für den fachlich und didaktisch sinngebenden Gehalt von forschungsgeleiteter Bildung selbst,
deretwegen Menschen als Lernende oder Lehrende seit jeher an eine Universität kommen, müssen wir
uns engagieren – mit oder auch gegen QM-Prozesse(n). Dazu bedarf es jedoch eines konsequenten Bekenntnisses zu Lehre als Kernaufgabe der gesellschaftlichen Institution Universität. Erst dann können
jene Rahmenbedingungen geschaffen werden, die „qualitätsvolle Lehre“ zu einem Wert machen, der
nicht nur wegen seiner Messbarkeit Anerkennung findet.
Claudia Brunner ist Studienprogrammleiterin des Wahlfachs Friedensstudien
Maurer
NIETZSCHE FÜR QUALITÄTSMANAGER. „Unsre ‚höheren’ Schulen sind allesammt auf die zweideutigste
Mittelmässigkeit eingerichtet, mit Lehrern, mit Lehrplänen, mit Lehrzielen. Und überall herrscht eine
unanständige Hast, wie als ob Etwas versäumt wäre, wenn der junge Mann mit 23 Jahren noch nicht
‚fertig’ ist, noch nicht Antwort weiss auf die ‚Hauptfrage’: welchen Beruf? – Eine höhere Art Mensch, mit
Verlaub gesagt, liebt nicht ‚Berufe’, genau deshalb, weil sie sich berufen weiss […] Sie hat Zeit, sie nimmt
sich Zeit, sie denkt gar nicht daran, ‚fertig’ zu werden, – mit dreissig Jahren ist man, im Sinne hoher Cultur, ein Anfänger, ein Kind“, heißt es in einem Text Nietzsches aus dem Jahre 1889. Wenn Nietzsche recht
hat, muss in der universitären Lehre sichtbar werden, dass Universitäten keine Fachhochschulen und
wissenschaftliche Studien keine Berufsausbildungen sind. Die universitäre Lehre vermittelt kein Können,
sondern Wissen, einschließlich des Wissens, wie man Wissen erlangt, und vor allem Wissen darüber, was
man nicht weiß, d. h. die Grundlagen wissenschaftlichen Forschens.
Martin G. Weiß ist Bologna-Koordinator der Alpen-Adria-Universität
Wallner
LEHRE – BILDUNG FÜR DIE ZUKUNFT. Qualität in der Lehre und qualitätsorientierte Curricula sind wesentliche Eckpunkte einer exzellenten universitären Ausbildung, um AbsolventInnen für gegenwärtige
und zukünftige Anforderungen vorzubereiten. Nur, was ist mit Qualität in der Lehre gemeint? Allgemeine
Antworten sind im Universitätsgesetz und im Leitbild der AAU zu finden, detaillierte Hinweise, Hilfen in
der Umsetzung im „Qualitätshandbuch Lehre“. Wenngleich forschungsgeleitete Lehre, die Vermittlung
von fachspezifischem/-übergreifendem Wissen und Methoden, Orientierung an (inter)nationalen Standards Grundprinzipien bilden, sind in diesem komplexen Wechselspiel vieler Faktoren zumindest vier
weitere anzuführen: Lehrmotivation wie Interesse an der Lehre; Fördern und Fordern von Selbstständigkeit/ Kompetenz-Erleben der Studierenden; innovativer Umgang mit Heterogenität; neue Prüfungskultur
u. a. durch eine optimale Abstimmung zwischen Lernergebnissen, Durchführung der Lehrveranstaltung
und Prüfung („Constructive Alignment“).
Kornelia Tischler ist Vizestudienrektorin der Alpen-Adria-Universität
Maurer
QUALITÄTSVOLLE LEHRE BENÖTIGT ZEIT. Die Lehre ist neben der Forschung eine Kernaufgabe von MitarbeiterInnen an Universitäten. Insbesondere in stark nachgefragten Studienrichtungen ist die individuell
verfügbare Zeit ein Engpassfaktor, der in den Bereichen Lehre, Forschung und universitäre Selbstverwaltung zum Einsatz kommt. Qualitätsvolle Lehre in Bezug auf die Abhaltung von Lehrveranstaltungen hat
meines Erachtens mit einem ausreichenden Einsatz individueller Zeitressourcen zu tun: Sich Zeit nehmen
für die Vorbereitung, Abhaltung und Nachbereitung sowie kritische Reflexion von Lehrveranstaltungen,
sich Zeit nehmen für Studierende und ihnen persönlich für Fragen und Anliegen zur Verfügung stehen,
spielt dabei eine große Rolle. Dies sollte auch entsprechend gefördert und geschätzt werden. Qualitätsmanagement in der Lehre beschränkt sich aber natürlich nicht auf die Durchführung des Studien- und
Prüfungsbetriebs, sondern muss bereits bei der Einrichtung und Änderung von Studiengängen ansetzen.
Es gibt schon eine Reihe von Instrumentarien, die an unserer Universität mit dem Ziel der Sicherung und
Verbesserung qualitativ hochwertiger Lehre im Einsatz sind, wie z. B. Evaluierungsverfahren, Feedbackschleifen innerhalb von MitarbeiterInnengesprächen, Lehrgang für NachwuchswissenschafterInnen und
Angebote der internen Weiterbildung. Im Rahmen des QMS der Lehre sollte aber auch beachtet werden,
dass sich die qualitätssichernden Prozesse und Verfahren im Rahmen halten und nicht zusätzlich an der
knappen Ressource „Zeit“ nagen.
Sabine Kanduth-Kristen ist Professorin am Institut für Finanzmanagement
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Unisono 2/2014
FORSCHUNG
EINE UNIVERSELLE SOZIALWISSENSCHAFT
Joseph A. Schumpeter vertrat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Idee einer universellen Sozialwissenschaft
und war damit seiner Zeit voraus. Dieter Bögenhold hat seine Ideen nun in einem Artikel zusammengefasst.
Disziplinen zusammengedacht und in
eine kohärente universelle Sozialwissenschaft integriert werden können.
Während Schumpeter als ein Theoretiker von Wirtschaftstheorie, Innovation
und Unternehmertum gilt, ist weniger
bekannt, wie sehr er auch als Wissenschaftstheoretiker brillierte.
Österr. Nationalbibliothek
Joseph A. Schumpeter (1883-1950) war
ein österreichischer Ökonom und Politiker; später nahm er die deutsche,
dann die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Er gilt als einer der herausragenden Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Ab 1932 war er Professor an
der Harvard-Universität.
Dieter Bögenhold (Institut für Soziologie) hat sich nun im Rahmen eines
Beitrags im Atlantic Economic Journal (Special Issue zu „Austrian Economics“) mit den Ideen einer universellen Sozialwissenschaft beschäftigt, die
Schumpeter vor allem in einem 80 Seiten umfangreichen Vorwort zu seinem
1.200 Seiten umfassenden Werk „Geschichte der ökonomischen Analyse“
(History of Economic Analysis) darlegte. Das Buch konnte Schumpeter nicht
mehr fertigstellen; es wurde nach
Schumpeters Tod im Jahre 1950 dann
1954 von seiner Witwe veröffentlicht.
„Schumpeter ist ein interdisziplinärer
Theoretiker“, so Dieter Bögenhold.
So könne das analysierte Vorwort als
Handbuch gelesen werden, das vorschlägt, wie verschiedene akademische
Unisono 2/2014
Eine besondere Rolle spiele für Schumpeter die Auseinandersetzung mit historischen Tatsachen. Aus vier Gründen sei es für ihn notwendig, sich mit
der Geschichte zu befassen, wenn es
darum gehe, ökonomische Rahmenbedingungen zu verstehen: Erstens
sieht er pädagogische Vorteile. Um
die Zusammenhänge zu verstehen, sei
es für ihn notwendig, die historischen
Rahmenbedingungen einer Zeit zu kennen. Zweitens ermögliche das Lesen
„alter“ Theorien das Entdecken neuer
Interpretationen oder Ideen. So könne
das Alte als Ausgangsbasis für Innovatives angesehen werden. Drittens gäbe
die historische Wissenschaft Einblicke
darin, wie der menschliche Geist unter
welchen Bedingungen funktioniert und
arbeitet. Viertens, und das betreffe die
Ökonomie im Besonderen, ist sie nach
Schumpeter ein einziger historischer
Prozess, der sich nicht von anderen
analogen Prozessen trennen lässt. Die
Wirtschaft hänge mehr als alles andere mit dem gesamten Leben einer Zeit
zusammen.
Zusammenfassend führt Bögenhold
aus: „Brillante Ideen sind oft lange Zeit
verdeckt. Wenn jemand ein Gemälde
an einer Wand analysieren will, muss
er auch ein paar Schritte zurückgehen,
um das Bild als Ganzes betrachten zu
können und einen Eindruck von der Gesamtkomposition zu erhalten. Ähnlich
verhält es sich im Umgang mit Wissenschaft, insbesondere mit der Ökonomik. Die Geschichte der Ökonomik
ist ein wissenschaftliches Gebiet, das
umfassender und in größeren Kontexten betrachtet werden muss, so dass
die Untersuchenden lernen, dass viele
Faktoren mit vielen anderen Faktoren
zusammenhängen.“
Diverse Disziplinen müssten in diese
Betrachtung einfließen: Schumpeter
nennt hier die ökonomische Soziologie,
Wirtschafts- und Sozialgeschichte,
Psychologie, politische Ökonomie, Statistik und andere geeignete Techniken der ökonomischen Analyse. Auch
auf den Begriff der „Theorie“, den er
selbst unter Anführungszeichen setzt,
wirft er einen ganzheitlichen Blick.
Theorie sei demnach nicht nur das Gegenteil von Praxis, sondern eine Erklärung von kausalen Zusammenhängen.
Theorie sei weiterhin eine Methodologie auf der Ebene von Paradigmen, Ansätzen und Prozessen, die akademisch
diskutiert werden müsse.
Sichtbar wird dieser ganzheitliche Zugang unter anderem in der Bewertung
des Unternehmertums, das Bögenhold in seinem Artikel exemplarisch
anführt. „Schumpeter argumentiert,
indem er sich am realen Leben orientiert“, so Bögenhold. So gäbe es für
Schumpeter drei zentrale Motive für
unternehmerisches Handeln: Erstens
gäbe es den Traum des Unternehmers
oder der Unternehmerin, ein privates
Königreich zu begründen. Die Faszination, ein eigenes Reich zu beherrschen,
wäre besonders reizvoll für Menschen,
die keine anderen Chancen auf soziale
Unterscheidung haben. Zweitens wäre
der Unternehmer jemand, der sich gerne konkurriert. Ihm gehe es nicht nur
um die Früchte des Erfolges (das Geld),
sondern insbesondere um den Erfolg
an sich. Drittens genieße die Unternehmerin die Freude daran, etwas zu (er-)
schaffen.
„Schumpeter liefert damit insgesamt
sehr wichtige Elemente einer Psychologie des Unternehmertums, genauso
wie er den Bedarf aufzeigt, in die Forschung einer verhaltenswissenschaftlichen Ökonomik insgesamt zu investieren“, so Dieter Bögenhold. Es wird
sichtbar, dass dieser interdisziplinäre
Zugang mehr Perspektiven aufzuzeigen vermag als eine isolierte ökonomische Betrachtung. Schumpeter war mit
seinen Ausführungen einer der Vorreiter heutiger interdisziplinärer Arbeiten
in dem Bereich.
Bögenhold, D. (2014). Schumpeter’s idea
of a Universal Social Science. Atlantic
Economic Journal, (3), http://link.springer.com/article/10.1007/s11293-014-94093#page-1.
9
FORSCHUNG
GRUNDFREIHEITEN UND GRUNDRECHTE ZWISCHEN
PRIVATPERSONEN
'HQ(LQÀXVVYRQZLUWVFKDIWVEH]RJHQHQ*UXQGIUHLKHLWHQXQGYRQ(XURSlLVFKHQ*UXQGUHFKWHQDXIGDV3ULYDWUHFKW
untersuchte Stefan Perner (Institut für Rechtswissenschaft) in seiner mehrfach ausgezeichneten Habilitationsschrift.
Fineas Fotolia
Im Jahr 2009 trat mit dem lang diskutierten Vertrag von Lissabon die Europäische Grundrechte-Charta in Kraft.
Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keinen
Katalog, der die Grundrechte zusammenfasste. Stefan Perner nahm dies
zum Anlass, um in seiner Habilitation
„Grundfreiheiten, Grundrechte-Charta
und Privatrecht“ zunächst eine übergreifende Dogmatik der Grundfreiheiten
herauszuarbeiten. Ausgehend davon
analysiert er ihren Einfluss auf die nationalen Privatrechte.
Im Weiteren beschreibt Perner die
Auswirkungen von Grundfreiheiten
und Europäischen Grundrechten im
Privatrechtsverhältnis, d. h. zwischen
Privatpersonen. Er nimmt damit das
aktuelle und umstrittene Problem der
Drittwirkung konstitutioneller Gewährleistungen auf. Die Frage, die im Mittelpunkt dieser Diskussion steht: Gelten
Grundfreiheiten und Grundrechte auch
zwischen Privatpersonen oder nur im
Verhältnis zum Staat? Stefan Perner
kommt zu dem Schluss, dass die Europäische Grundrechte-Charta für diese
Fälle meist keine Bedeutung hat. Angenommen jemand sucht eine Mieterin
oder einen Mieter für eine Wohnung
und gibt an, nur an Inländerinnen oder
Inländer zu vermieten, dann ist dies zulässig, da es sich um zwei Privatpersonen handelt.
Kardinal-Innitzer-Förderungspreis, mit
dem hervorragende österreichische
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die nicht älter als 40 Jahre
sind, ausgezeichnet werden. Bei einem
feierlichen Festakt im Empfangssalon des Parlaments erhielt Perner im
Mai von Vizekanzler Michael Spindelegger und Innenministerin Johanna
Mikl-Leitner den Leopold-KunschakWissenschaftspreis. Mit den LeopoldKunschak-Preisen werden wissenschaftliche Arbeiten von hohem Niveau
auf dem Gebiet der Geistes-, Sozial- und
Wirtschaftswissenschaften prämiert.
Perners Arbeit wurde in diesem Jahr bereits mit zwei anerkannten Preisen gewürdigt. Anfang des Jahres überreichte
ihm Kardinal Christoph Schönborn den
Perner, S. (Hrsg.) (2013). Grundfreiheiten,
Grundrechte-Charta und Privatrecht. Tübingen: Mohr Siebeck
KREATIVITÄT UND INNOVATION IM ARBEITSLEBEN
Wie und durch wen entsteht Innovatives? Eine aktuelle Publikation liefert eine Bestandsaufnahme zur Forschung
zu den Themenfeldern Kreativität, Innovation und Entrepreneurship.
Kreativität, Innovation und Entrepreneurship sind Phänomene, die aktuell
den wissenschaftlichen Diskurs über
die Zukunft von Teams, Organisationen
und der Gesellschaft bestimmen. Ziel
dieses Buches ist es, Kreativität und
Innovation besser zu verstehen und
besser vorherzusagen. Dazu integriert
dieses Buch aktuelle Perspektiven der
personal- und organisationsbezogenen
Betriebswirtschaftslehre und der Psychologie, speziell der Personal- und Organisationspsychologie.
Das Buch von Diana Krause (Leitung
der Abteilung für Personal, Führung
und Organisation) richtet sich primär an
WissenschaftlerInnen, HabilitandInnen,
DoktorandInnen und Studierende, die
an einer Bestandsaufnahme zur Kreativitäts- und Innovationsforschung interessiert sind. Um auf Forschungsbedarf
in den jeweiligen Teilbereichen hinzuweisen, wird in einzelnen Kapiteln dar10
gelegt, welche Fragen bislang ungeklärt sind bzw. aus welchen Gründen
inkonsistente Befunde vorliegen. Weiters werden Vorschläge unterbreitet,
wie sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diesen Fragestellungen
zukünftig annähern können. Das Buch
richtet sich auch an in der Praxis tätige
Führungskräfte und Teammitglieder,
die an einer Bereicherung ihres Wissensstands interessiert sind und auf der
Basis von Theorie und Empirie Möglichkeiten generieren wollen, um Kreativität
und Innovation in ihren Arbeitseinheiten
zu stimulieren.
Beispiele für Themen, die in dem Buch
behandelt werden, sind: Kreativität und
Innovation im Arbeitsleben, Selbstregulation kreativer Leistung, Führung
und Kreativität, Kreativitätsbarrieren
in Gruppen und ihre Überwindung,
Arbeitsgestaltung und Kreativität, organisationale Innovation, innovations-
bezogene Personalauswahl, Teams, heterogene Teams und Diversity und Innovation, organisationales Lernen sowie
Grundlagen des Entrepreneurship.
Krause, D. (Hrsg.) (2014). Kreativität, Innovation, Entrepreneurship. Heidelberg:
Springer.
Unisono 2/2014
FORSCHUNG
SPIONAGE IN
LITERATUR
UND FILM
Piai Fotolia
Seit März 2014 arbeitet Alan Burton als FWF Senior Research Fellow
am Institut für Anglistik und Amerikanistik an einem Projekt über BritiVFKH6SLRQDJHURPDQHXQG¿OPH
Geheimagenten
und
Spionagegeschichten in Literatur und Film üben
schon seit jeher eine Faszination auf
ihr Publikum aus. Besonders in Großbritannien haben Spionageromane und
-filme einen wichtigen Stellenwert, da
sie quasi dort erfunden wurden. Eine
der ersten klassischen Spionagegeschichten war Erskine Childers Riddle
of the Sands (1903), gefolgt von Autoren wie John Buchan, Graham Greene,
Ian Fleming, Len Deighton und John le
Carré. Auf der Leinwand zählten Alfred Hitchcocks Filme zu den einflussreichsten des Spionagegenres.
lungen Großbritanniens und den unterschiedlichen Umgang mit Themen
wie Klassenunterschiede, Nationalität,
Männlichkeit und Gender. „Die Popularität von Spionagegeschichten entstand
vor allem aus der Nachfrage nach Thrillern seit dem Zweiten Weltkrieg. Spionageliteratur war und ist eine wichtige
Gattung des Thrillers. In den 1960ern
waren ein Viertel aller verkauften Bücher Thriller, die die Leserinnen und
Leser mit ihrem Tempo, der Aufregung
und dem Exotischen als Kontrast zum
grauen Alltag in ihren Bann zogen“, so
Burton.
Das wissenschaftliche Interesse hat
sich bisher meist auf diese frühe Zeit
des Spionageromans und -films gerichtet. Das aktuelle FWF-Projekt widmet
sich der Neukonzeption klassischer
Spionagenarrative seit den 1980er Jahren und dem Umgang mit Bedrohungen
und Sicherheitsfragen seit dem Beginn
von Glasnost und dem Ende des Kalten
Kriegs. Im Zuge des Projekts wird Alan
Burton ein Historical Dictionary of British
Spy Fiction erstellen, das erstmals sowohl Literatur als auch Film und Fernsehen zum Thema Spionage beinhalten
wird.
Faszination James Bond
Spione und Geheimagenten sind beim
Publikum besonders beliebt. James
Bond ist die bekannteste Figur dieses
Genres und wurde durch die zahlreichen Verfilmungen der Romane Ian
Flemings seit den 1960ern zu einer
britischen Ikone. Der Erfolg der BondReihe lässt sich unter anderem durch
die historische Situation erklären. „In
den Sechzigerjahren ging es mit dem
imperialen Großbritannien bergab, und
ein moderner Held wurde benötigt, um
das Fantasiebild von Stärke und Macht
Bei der Analyse von Spionagegeschichten in Großbritannien ist die Beziehung
zwischen Zeitgeschichte und Literatur
bzw. Film unübersehbar. Vom laienhaften Gentleman-Spion bei William
LeQueux, über den professionellen
Geheimagenten à la James Bond und
Harry Palmer, hin zu den kritischeren
und zynischeren Werken von le Carré –
die Entwicklung dieses Genres zeigt
immer auch die veränderten DarstelUnisono 2/2014
aufrechtzuhalten“, erläutert Burton.
Hinzu kam, dass James Bond einen modernisierten Geheimagenten verkörperte, der sich durch Geltungskonsum
und einen „Playboy“-Lebensstil auszeichnete. Teure und schnelle Autos,
schöne Frauen, technische Spielereien
und gutes Essen und Trinken zähl(t)en
zu den wichtigsten Bestandteilen der
James-Bond-Geschichten. Mit jedem
neuen Bond-Darsteller konnte der stereotype Agent an seine Zeit angepasst
werden.
Seit den Sechzigerjahren entwickelte
sich die Parodie von Geheimagenten
als Subgenre. Dies erklärt sich aus der
Vertrautheit des Publikums mit dem
Spionage-Genre, mit seinen Handlungen und den verwendeten Stereotypen.
Beispiele für Parodien sind Casino Royale (1967) und die Johnny English-Filme
(2003, 2011). In den letzten Jahren gibt
es außerdem zwei weitere beachtenswerte Trends. Erstens, anerkannte
Romanautoren – Ian McEwan (The Innocent, 1993), William Boyd (Restless,
2012), Sebastian Faulks (Charlotte Gray,
2001) – verfassen Spionageliteratur, die
meist mit einer historischen Spionagegeschichte verfilmt wird. Der zweite
Trend zeigt sich in der nostalgischen
Wiederkehr des Kalten Kriegs und Spionagegeschichten, die in den 1950er
bis 1970er Jahren spielen.
Unser Service für Ihre Gesundheit:
Für eine persönliche Beratung steht Ihnen das
Team der Uni-Apotheke gern zur Verfügung.
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FORSCHUNG
MIGRATION, MOBILITÄT UND RAUM
Das inter- und transdisziplinäre EU-Projekt „Performigrations: People Are the Territory“ untersucht die gesellschaftlich relevanten Themen der Mobilität von Menschen und Kulturen in der zunehmend durch Medien vernetzten Gegenwart. Durch diese Mobilität werden neue Territorien jenseits nationalstaatlicher Grenzen geschaffen.
Das internationale Projekt wird eine interaktive Online-Plattform sowie eine
performative Kunstinstallation entwickeln. Mithilfe von Technologien der Positionsbestimmung sollen traditionelle
und neue Formen des Storytelling präsentiert und verschiedene Narrative wie
ein Netz miteinander verknüpft werden.
Menschen und ihre Geschichten werden
so zu Territorien, die sich fortan fließend
weiterbewegen, verändern und verschmelzen und neue Räume entstehen
lassen.
Die aus der Kooperation von Wissenschaft, Kunst und Technik entstehende
Kunstinstallation wird 2015 und 2016
in Klagenfurt, Athen, Bologna, Lissabon, Montreal, Toronto und Vancouver
ausgestellt. Sieben Künstlerinnen und
Künstler wurden ausgewählt, die mit
den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammenarbeiten und die
Themen Mobilität, Migration und Identität in Bezug zum jeweiligen Standort setzen und so ein gemeinsames,
mobiles Werk entstehen lassen wollen. In Klagenfurt wird die rumänische
Intermedia-Künstlerin Ioana Paun, die
sich vor allem mit Migration und Arbeit auseinandersetzt, bei den „Tagen
der deutschsprachigen Literatur” 2015
und im Rahmen einer eigens organisierten Veranstaltungsreihe des Vereins
lend|hauer ihre Arbeit ausstellen.
mobilen Territorien, die aus den Migrationsbewegungen innerhalb der EU sowie
zwischen der EU und Kanada entstehen,
sichtbar machen. Ziel ist es, neue Perspektiven auf Migration, Mobilität und
Raum durch einen Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst zu eröffnen.
Das Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft (Rainer Winter,
Matthias Wieser und Eve Schiefer) ist
Partner des Projekts und möchte diese
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FORSCHUNGSSTIPENDIUM DES KÄRNTNER
UNIVERSITÄTSBUNDES
Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens hat der Kärntner Universitätsbund ein Jahresstipendium in der
Höhe von 7.500 Euro zur Förderung
des wissenschaftlichen Nachwuchses
vergeben. Die Ausschreibung richtete
sich an Bewerberinnen und Bewerber,
die eine Dissertation oder ein ähnliches Forschungsvorhaben an der
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
durchführen und deren Arbeit sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befindet.
Zusammen mit dem Forschungsrat
der AAU erfolgte die Vergabe des Stipendiums an die Historikerin Marion
Koschier. Ihr Dissertationsprojekt „Österreichische Staatsschulden und internationales Finanzsystem (1790–1830)“,
das von Reinhard Stauber vom Institut
für Geschichte betreut wird, beschäftigt sich einerseits mit der Frage, wie
die Habsburgermonarchie auf innenpolitischer Ebene mit der seit den Revolutionskriegen konstant wachsenden
Staatsschuld umgegangen ist. Anderer-
seits untersucht die Arbeit die Rolle, die
britische Bankhäuser wie Baring und
Rothschild bei der finanziellen Konsolidierung des europäischen Kontinents
nach dem endgültigen Sturz Napoleons
eingenommen haben. Zu diesem Zweck
werden Quellen aus sowohl nationalen
als auch internationalen Archiven gesichtet und ausgewertet.
KONFERENZ ZU KORPUSLINGUISTIK
25. bis 27. September 2014
Am Institut für Anglistik und Amerikanistik findet vom 25. bis 27. September
2014 die erste Klagenfurt Conference
on Corpus-based Applied Linguistics (CALK14) statt. Gegenstand der
Korpuslinguistik und der Tagung sind
sprachliche Phänomene von soziokultureller Relevanz, die mithilfe linguistischer Analysen von authentischen
Sprachdaten schriftlicher und mündlicher Art und dokumentiert in großen
Korpora untersucht werden.
12
Der Fokus der Tagung liegt auf den
vier inhaltlichen Schwerpunkten Corpus Linguistics and Language Assessment (Leitung: Günther Sigott & Nikola
Dobrić), Discursive Practices across
Professional Fields (Leitung: Eva-Maria
Graf), Language Contact and Multilingualism in World Englishes (Leitung:
Alexander Onysko), The Sociolinguistics of Multilingual (e-)Writing (Leitung:
Allan James).
Die Plenarvorträge von Christiane
Dalton-Puffer (Universität Wien) und
Bernd Kortmann (Universität Freiburg)
ergänzen das Vortrags- und Workshop-Programm und widmen sich der
Vielschichtigkeit und Relevanz angewandt-sprachwissenschaftlicher und
korpus-basierter Zugänge.
Informationen unter:
www.aau.at/iaa
Unisono 2/2014
FORSCHUNG
FRIEDEN UND KONFLIKTBEARBEITUNG
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internationalen Konferenz an der Harvard University, die vom Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik (ZFF) mitorganisiert wurde.
Vom 27. bis zum 29. März 2014 fand
die Konferenz „The Transformation of
Intractable Conflicts. Perspectives and
Challenges for Interactive Problem Solving” statt. Die Veranstaltung zu Ehren
von Professor Herbert C. Kelman wurde
in Kooperation mit dem Weatherhead
Centre for International Affairs (Harvard) und dem H. C. Kelman Institute
for Interactive Conflict Transformation
Vienna-Jerusalem abgehalten.
Kelman hat sich mit Konfliktbearbeitung wissenschaftlich und praktisch
auseinandergesetzt – besonders zwischen Israel und Palästina. Dabei hat
er die Methode der so genannten Interactive Problem Solving Workshops
auf „Track Two“-Ebene entwickelt, die
international eine sehr breite Anerkennung gefunden hat. Mit „Track TwoDiplomatie“ ist der Kontakt zwischen
einflussreichen, aber nicht direkt in politische Entscheidungen eingebundenen
Menschen zweier Konfliktparteien gemeint. Dadurch gehen die Beteiligten
flexibler miteinander um und können
so neue Ideen und Lösungswege produzieren.
Werner Wintersteiner die Rolle Kelmans als einen Begründer moderner
Friedensforschung und präsentierte
eine Agenda heutiger Herausforderungen.
Die einzelnen Panels gingen auf diverse Aspekte des Nahostkonflikts ein,
ebenso wie auf Methoden und Strategien der Konfliktbearbeitung. Das erste
Panel, „Reframing Negotiations: New
Approaches to a Two-State Solution for
the Israeli-Palestinian Conflict”, diskutierte die von Herbert Kelman ins Spiel
gebrachte „One country, two states”Option. Es ist der Versuch, den Identitätskonflikt, der durch das Festhalten
beider Parteien am Anspruch auf das
ganze Land „zwischen dem Fluss und
dem Meer” verschärft wird, auf kreative Weise zu entspannen. Ein abschließendes Panel beschäftigte sich mit der
Rolle des Interactive Problem Solving in
derr Friedensforschung.
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Die Konferenz brachte über 35 hochrangige WissenschaftlerInnen, NGORepräsentantInnen und DiplomatInnen
aus Belgien, England, Israel, Österreich, Palästina, der Schweiz und den
USA zusammen. Sie wurde von dem
österreichischen Diplomaten Wolfgang
Petritsch eröffnet, und auch Bundesminister Josef Ostermayer hielt eine
Ansprache. Die direkte Zusammenarbeit zwischen Klagenfurt und Kelman
wird weitergehen. Für das nächste
Jahr ist die Herausgabe eines Sammelbandes mit Schriften Kelmans geplant, eingeleitet von Wilfried Graf und
Werner Wintersteiner.
JUGENDLICHE IM UMGANG MIT DIGITALEN MEDIEN
Subjektkonstruktionen im Kontext digitaler Medien stehen im Zentrum eines Buches, das Christina Schachtner
(Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft) mitherausgegeben hat.
Dies habe weitreichende Folgen, so
Schachtner weiter: „Das Tempo, das die
Unisono 2/2014
digitalen Technologien ermöglichen,
führt zur Beschleunigung von Kommunikation; in den medialen Anwendungen des Internets entstehen neue
Sprach- und Kommunikationsmuster.
Carstensen, T.,
Schachtner, C.,
Schelhowe, H. &
Beer, R. (Hrsg.)
(2013). Digitale
Subjekte. Praktiken
der Subjektivierung
im Medienumbruch
der Gegenwart.
Bielefeld:transcript.
Auch Erwerbsarbeit hat sich in vielen
Bereichen gewandelt: Mit dem Internet
sind neue Tätigkeiten und Anforderungen entstanden, außerdem haben sich
neue Berufsbilder wie Social-MediaManagement, Webdesign und Communitymanagement entwickelt. Lebenslanges und oftmals autodidaktisches
Lernen, das einen hohen Grad an Selbst-
verantwortung und Eigenständigkeit
sowie den Gebrauch digitaler Medien
und Lernmedien voraussetzt, wird in
vielen Bereichen erwartet.“
Die Auswirkungen auf das Subjekt
beobachten KommunikationswissenschaftlerInnen aus zweierlei Perspektiven: Einerseits wird der Einfluss der
Sozialen Medien als Beitrag zur Partizipation, Ent-Hierarchisierung und
User-Beteiligung gefeiert, andererseits befürchten KulturpessimistInnen
Informationsflut sowie Überforderung
durch Multitasking.
Anhand von Analysen der zentralen gesellschaftlichen Felder Arbeit, Lernen
und Kommunikation zeigen die Beiträge dieses Bandes, welche neuen Praktiken – und damit auch neue Selbstund Weltbilder – Subjekte im Umgang
mit digitalen Medien entwickeln.
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Wie gehen junge Menschen mit den
Herausforderungen der digitalen Medien um, wie verändern sich ihr Alltag
und ihre Lebenswirklichkeiten? Diese
Fragen stellen sich die Autorinnen und
Autoren dieser neuen Publikation. Sie
gehen davon aus, dass sich im Kontext
der gegenwärtigen gesellschaftlichen,
medien- und technikbasierten Umbrüche neue Subjektformen herausbilden.
So sind beispielsweise durch die Entwicklung des Internets die traditionellen Grenzen zwischen Privatem und
Öffentlichem infrage gestellt. „Diese
Verschiebungen haben sich mit Weblogs und den Sozialen Netzwerken in
den letzten Jahren noch einmal zugespitzt; es ist mittlerweile weit verbreitete Praxis, in (Teil-)Öffentlichkeiten über
‚Privates‘ zu kommunizieren. Kommunikation hat durch die digitalen Technologien neue Impulse und Formen
erhalten“, so Christina Schachtner.
FORSCHUNG
EUROPA – QUO VADIS?
Europa steht heute vor vielen Herausforderungen – Globalisierung, Arbeitslosigkeit, Zuwanderung, Ressourcenknappheit. Ein länderübergreifendes
Projekt mit Forscherinnen und Forschern aus zwölf Nationen beschäftigt
sich mit diesen Themenfeldern und entwickelt Strategien hin zu einem lebenswerten und nachhaltigen Europa.
Kann Europa auf den Weg zurück, den
es vor der Wirtschaftskrise gegangen
ist, oder muss es eine grundlegende
Veränderung geben? Das ist eine der
zentralen Fragen, die sich die 33 wissenschaftlichen Institutionen im Projekt „Welfare, Wealth and Work for Europe“ am Beginn des Projekts im Jahr
2012 stellten. Marina Fischer-Kowalski
und ihre KollegInnen vom Institut für
Soziale Ökologie sind im Projekt, das im
7. Rahmenprogramm der EU (FP7) gefördert wird, für Umwelt-, Ressourcenund Energiefragen in der Wirtschaftsentwicklung Europas verantwortlich.
„Die bisherigen Analysen haben gezeigt, dass es kein Zurück geben kann,
sondern dass ein neuer Weg für Europa
zu suchen ist, der in eine sozialökologische Transition führt“, erklärt FischerKowalski.
Tryfonov Fotolia
Die Projektleitung, das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung
(WIFO), stellt diesen Weg unter den Titel „Wachstum“. Dabei geht es nicht um
Wachstum, das sich lediglich im Bruttosozialprodukt ausdrückt, sondern es
beinhaltet ein breiteres Verständnis in
Bezug auf Lebensqualität, Zufriedenheit und Arbeitsmöglichkeiten.
Europa schrumpft, Rohstoffpreise steigen
In einem ersten Arbeitsschritt hat sich
das Team rund um Marina FischerKowalski mit dem globalen Umfeld
Europas beschäftigt. Die WissenschaftlerInnen sind der Frage nachgegangen,
welche globalen Bedingungen in Bezug
auf Demographie, Ressourcen und
Markt- bzw. Wettbewerbschancen,
die seinen Weg wesentlich mitbestimmen, Europa bis 2050 voraussichtlich
vorfinden wird. Die bisherigen Untersuchungen haben signifikante Diagnosen
14
hervorgebracht: Erstens, Europa hat
schrumpfende
Bevölkerungszahlen
und wird auch in Zukunft nur durch
Einwanderung wachsen, was Anlass
für politische Konflikte sein könnte.
„Die zweite wichtige Erkenntnis ist,
dass Europa im gesamten 20. Jahrhundert auf immer billigere Rohstoffe
wie Öl, Kohle, Gas, aber auch Sand,
Getreide oder Biomasse bauen konnte.
Diese Zeit ist vorbei und die Rohstoffpreise steigen, auch wenn sie während
der Wirtschaftskrise kurzzeitig gesunken sind. Das heißt für Europa, dass
es wirtschaftlich zunehmend rentabel
und sinnvoll wird, an Ressourcen und
nicht in erster Linie an Arbeitskraft zu
sparen“, erklärt Fischer-Kowalski. Die
Verteuerung der Ressourcen belastet
überdies besonders die Einkommen
der NiedrigverdienerInnen. Marina
Fischer-Kowalski plädiert dafür, dass
Europa die Probleme der sozialen Ungleichheit und der Ressourcenknappheit gemeinsam betrachten soll, da
beide Probleme ansonsten eine explosive Gemengelage ergeben können.
1970er Jahre als gutes Beispiel
Auf der Suche nach zukunftsträchtigen Strategien haben die Forscherinnen und Forscher historische Situationen, z. B. die Ölpreiskrisen der 1970er
Jahre, analysiert, in denen Länder vor
ähnlich schwierigen Situationen gestanden sind wie Europa heute. „Es
hat sich gezeigt, dass ab den 1970er
Jahren in allen hochentwickelten Industrieländern eine Stagnation bzw. in
manchen Ländern sogar ein Rückgang
des Ressourcenverbrauchs (in Tonnen)
stattfand, während die Einkommen
weitergestiegen sind. Erklärungen dafür sind einerseits Effizienzsteigerungen in der Industrie, eine gewisse ma-
terielle Sättigung in Bezug auf Infrastruktur und Haushaltsausstattung,
aber auch die Auslagerung von Produktionsprozessen von Europa in die
Entwicklungsländer“, so FischerKowalski. Politische Programme und
Entscheidungen in dieser Zeit hatten
an der Beendigung des bis dahin rapiden Anstiegs im Energie- und Ressourcenverbrauchs durchaus ihren
Anteil.
Dreifacher Bedarf an Ressourcen im
Jahr 2050
Daher schlagen die ForscherInnen
der EU vor, sich an den Maßnahmen
in den 1970ern zu orientieren und
nach Wegen zu suchen, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Viele
Entwicklungs- und Schwellenländer
sind dabei, ihren Verbrauch erheblich
zu steigern, was im Sinne einer Verringerung internationaler Ungleichheit durchaus zu begrüßen ist. Eine
weltweite Konvergenz der Pro-Kopf
Verbräuche auf dem gegenwärtigen
Niveau der Industrieländer hätte allerdings zur Folge, dass im Jahr 2050
dreimal so viele Ressourcen benötigt
würden als derzeit – was sich auf diesem einen Planeten nicht ausgeht.
Angesichts zu erwartender Knappheits-, Preis- und demographischer
Verhältnisse täte Europa gut daran,
einen neuen, nicht auf quantitatives
Wachstum fixierten Entwicklungspfad
einzuschlagen; dabei könnte es an die
Erfahrungen in den 70er Jahren gut
anschließen.
Unisono 2/2014
FORSCHUNG
SMART HOMES: ENERGIE SPAREN LEICHT GEMACHT?
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und Eingebettete Systeme untersuchen, wie elektrische Energie speziell in den Regionen Kärnten und FriaulJulisch Venetien verbraucht wird.
Mit den erhobenen Daten werden
im Zuge des Forschungsprojekts
MONERGY Konzepte zum energieeffizienteren Umgang mit (elektrischer)
Energie entworfen, um das Energiebewusstsein in den Regionen zu steigern
und den Energieverbrauch langfristig
zu reduzieren. Wilfried Elmenreich
sprach mit UNIsono über die bisherigen Projektergebnisse.
Herr Elmenreich, welche Daten haben
Sie bisher erhoben?
Wir haben eine anonyme Umfrage unter 340 Haushalten durchgeführt, bei
der es hauptsächlich um die Anzahl
und die Art der vorhandenen Elektrogeräte und mögliche Unterschiede zwischen Italien und Kärnten ging.
Wie unterscheiden sich die Ergebnisse
der beiden Regionen?
In den Kärntner Haushalten werden
größtenteils Elektroboiler und Elektroherde eingesetzt, während die meisten
Haushalte in Friaul-Julisch Venetien sowohl beim Herd als auch bei der
Warmwasseraufbereitung Gas nutzen.
Die Befragung hat deutlich gezeigt,
dass in Kärnten mehr Haushalte verbrauchsstarke Elektrogeräte verwenden als in Friaul. Dazu kommt, dass in
Italien die Maximalleistung der Geräte,
die an einen Haushalt angeschlossen
werden können, viel stärker begrenzt
ist als in Österreich. Es muss dort daher sparsamer mit der Maximalleistung umgegangen werden.
Was verbirgt sich hinter dem Begriff
Smart Meter?
Smart Meter sind intelligente, digitale
Unisono 2/2014
Welche Vorteile könnten das sein?
Durch kurzfristigere Updates zum eigenen Energieverbrauch, d. h. nicht nur
einmal im Jahr, wie es bei den derzeitigen Stromzählern üblich ist, können
„Energiefresser“ schneller erkannt
und ausgetauscht werden. Der Umgang mit dem Energieverbrauch wird
bewusster, weil die Konsumentinnen
und Konsumenten mehr Informationen
darüber haben, welches Gerät wie viel
Energie benötigt. Auch für den Energieanbieter entstehen Vorteile, da er
in kürzeren Abständen Informationen
über den Verbrauch bekommt und diesen nicht auf ein Jahr schätzen muss.
Zusätzlich könnten Energieversorger
mehrere Tarife pro Tag anbieten, was
Nutzerinnen motivieren würde, Energie
zu bestimmten Tageszeiten zu verbrauchen. So kann Ökostrom besser gefördert werden, da beispielsweise bei
Photovoltaikanlagen am meisten Strom
um die Mittagszeit produziert wird.
mit dem diese Informationen verschlüsselt werden können.
In welcher Form kommen Smart Meter
bei MONERGY zum Einsatz?
Im Projekt wird eine Messkampagne
mit Smart Metern in derzeit neun Haushalten in Kärnten und Friaul durchgeführt. Wir untersuchen dabei über den
Zeitraum von einem Jahr, welche Geräte wie stark zum Einsatz kommen und
welchen Verbrauch diese Geräte haben.
Die meisten existierenden Messdaten
zum Energieverbrauch kommen aus
amerikanischen Haushalten, die andere Gerätearten verwenden und ganz
andere Verbrauchsmuster haben und
daher kaum auf europäische Haushalte
anwendbar sind. Aus dem generierten
Datensatz können wir dann zum nächsten Schritt übergehen und einen PrePaid-Ansatz entwickeln.
Was versteht man unter dem Pre-PaidAnsatz?
Die NutzerInnen planen den Einsatz ihrer Geräte, indem sie eine bestimmte
Menge an Energie zu einem bestimmten Zeitpunkt im Voraus kaufen. Sollten
sie mehr verbrauchen, erhalten sie eine
Nachricht und können ihre Planung und
den Einsatz ihrer Geräte überdenken.
Dies ruft einen sehr bewussten Umgang
mit Haushaltsgeräten hervor, hat aber
„In Kärnten werden sehr viele energieintensive Geräte
eingesetzt. Hier gäbe es ein hohes Energiesparpotenzial.“
Gibt es auch Nachteile, die aus dem
Smart Metering entstehen?
Sollte es Nutzerinnen und Nutzern
nicht möglich sein, sich diesen Tarifen
anzupassen, könnten sie am Ende des
Jahres einen höheren Durchschnittstarif haben als ohne Smart Meter. Und das
Thema Privatsphäre spielt bei diesem
Konzept eine große Rolle. Wenn mein
Energieanbieter weiß, wann ich welche
Geräte nutze, kann er daraus Schlüsse
über mich und mein Nutzerverhalten
ziehen: Wann bin ich zu Hause, welche
Geräte besitze ich und einiges mehr.
Hier ist Datenschutz ein sehr wichtiges
und heiß diskutiertes Thema, das wir
auch im Projekt MONERGY aufgreifen
werden. Wir arbeiten an einem System,
auch starken Einfluss auf das tägliche
Leben. Studien haben bereits gezeigt,
dass dieser Ansatz sehr vielversprechend ist und Einsparungen von ungefähr elf Prozent erreicht werden können.
Wilfried Elmenreich forscht am Institut
für Vernetzte und Eingebettete Systeme.
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Macrovector Fotolia
Wie kann mit diesen Erkenntnissen
Energie eingespart werden?
In Kärnten werden sehr viele energieintensive Geräte eingesetzt, d. h. hier gäbe
es ein hohes Energiesparpotenzial. Je
nachdem welche Geräte in welchen
Regionen am häufigsten zum Einsatz
kommen und die meiste Energie benötigen, können unterschiedliche Energiesparkonzepte für jede Region vorgeschlagen werden. In Italien wurden
außerdem bereits Smart Meter eingeführt, welche ebenfalls helfen sollen,
Energie einzusparen.
Stromzähler, die Verbrauchsdaten in
kürzeren Intervallen als mit herkömmlichen Zählern an den Energieanbieter
schicken. Die EU setzt sich dafür ein,
Smart Meter flächendeckend in Europa
einzuführen, und verspricht sich davon
zahlreiche Vorteile sowohl für den Endverbraucher als auch für den Energieanbieter.
FORSCHUNG
KOOPERATION UND SELBST-ORGANISATION BEI
APP-ENTWICKLUNG
Ein Forschungsprojekt bringt technische und soziale Aspekte bei der App-Entwicklung zusammen.
Smartphones und Tablets sind zu einem wichtigen Bestandteil des Alltagslebens avanciert. Der technische
wie auch der soziale Aspekt dieser
Medien rückt ins Zentrum eines interdisziplinären Vorhabens mit dem Titel
„Cooperation, Resource-Optimization,
and Self-Organization in Mobile, MixedReality Environments (CROSMOS)“. Das
von den Lakeside Labs finanzierte Projekt startete im Jänner 2014.
Die Projektbeteiligten erforschen und
entwickeln kooperative Multi-UserApps, bei denen Selbst-Organisation
und Interaktion zwischen menschlichen Gruppen und technischen Geräten im Fokus stehen. Zum Einsatz
kommt die innovative Methode der „Social Analytics“. Technische wie auch sozialwissenschaftliche Perspektiven auf
Mobile Apps greifen ineinander, um gemeinsam mit dem Anwendungspartner
Stadtwerke Klagenfurt eine „Ecotainment App“ zu erarbeiten, die Jugendliche zu ressourcenbewusstem Handeln
motivieren soll.
Im Projekt arbeiten die Institute für Informationstechnologie, Vernetzte und
Eingebettete Systeme sowie Medienund Kommunikationswissenschaften
zusammen.
KURZINTERVIEW MIT BERNHARD RINNER
Wie funktioniert die Methode der „Social
Analytics“?
„Social Analytics“ versucht Verfahren
zur Messung des Benutzerverhaltens
in digitalen Systemen auch für die Beobachtung in der realen Welt anzuwenden. Damit können „cyber world“ und
„physical world“ gemeinsam betrachtet und die Beobachtung noch genauer durchgeführt werden. Ermöglicht
wird dies durch die Vielzahl der in den
Smartphones eingebauten Sensoren.
Was ist innovativ an dieser Form der
App-Entwicklung?
Neu ist die Auswertung der Sensordaten für die Bestimmung der Interaktion
in Gruppen. Kann ich das Verhalten der
Benutzer gut vorhersagen, kann ich die
INTERAKTIVE TASCHENPROJEKTOREN FÜR UNTERWEGS
Wie kleine Handybildschirme mithilfe von Taschenprojektoren zu großen
Bildschirmen erweitert werden können, ist Thema einer Dissertation am
Institut für Informatik-Systeme.
Die relativ kleine Bildschirmgröße mobiler Endgeräte wird bei vielen Anwendungen zum Problem. Zu kleine Schriften
oder Schaltflächen, die mit der Fingerspitze bedient werden müssen, erschweren den Umgang mit den Geräten.
Die Lösung dieses Problems könnten so
genannte Taschenprojektoren sein, die
in Mobiltelefone integriert werden.
Kaufmann
In seiner Dissertation befasst sich Bonifaz Kaufmann (Institut für Informatik16
Systeme) mit der Handhabung sowie
den Vor- und Nachteilen dieser Projektoren und hat selbst einen Prototyp
eines Taschenprojektors entwickelt.
Gewöhnlich verwendet man einen Projektor, um Bilder oder Videos an die
Wand „zu werfen“. Der von Kaufmann
entworfene Projektor ist jedoch darüber hinaus auch interaktiv einsetzbar,
um zum Beispiel projizierte Schaltflächen auszuwählen. Die dafür von
Kaufmann implementierte Interaktionstechnik nennt sich Schlüssellochinteraktion („peephole interaction“) und
funktioniert ähnlich wie die Bedienung
einer Taschenlampe. „Bei der Schlüssellochinteraktion verschiebt sich zwar
der Lichtkegel, aber der dargestellte
Inhalt erscheint der Betrachterin oder
dem Betrachter statisch. Es ist, als wür-
App besser abstimmen, die Interaktion
in der Gruppe stimulieren oder die Benutzerführung erleichtern.
Inwiefern sollen menschliche Gruppen
und technische Geräte beim Endprodukt
interagieren?
Wir verwenden „Social Analytics“ in
mobilen Spielumgebungen, bei der
Teams gemeinsam unterschiedliche
Aufgaben in der realen Welt bewältigen
müssen. Die Interaktion der Spieler
mithilfe ihrer Smartphones stellt ein
zentrales Element bei diesen Aufgaben
dar. Ganz wichtig: „Social Analytics“ ist
kein neues Überwachungstool. Es kann
von den Spielern jederzeit deaktiviert
werden.
de man mit einer Taschenlampe in einem dunklen Raum ein großes Bild ‚abfahren’- es ist nur der Teil sichtbar, der
gerade angeleuchtet wird“, erläutert
Bonifaz Kaufmann. Bisher war Schlüssellochinteraktion nur in speziell präparierten Labors möglich. Mit dem von
Kaufmann entwickelten Prototypen
kann diese innovative Technologie nun
auch außerhalb in natürlichen Umgebungen eingesetzt werden.
Moderne Projektoren verwenden Laserlicht, das beim Auftreffen auf die
Netzhaut zu Schädigungen führen
kann. Um dieses Problem zu vermeiden, entwarf Kaufmann im Zuge seiner
Dissertation „Eye-Shield“. Eye-Shield
detektiert Gesichter, welche in den
Lichtkegel des Projektors eintreten,
und schaltet daraufhin den Bereich, wo
das Licht die Augen treffen würde, sofort aus, um schwerwiegende gesundheitliche Folgen zu vermeiden.
Unter youtu.be/pmV267uAy_4 finden
Sie ein Video, das den Projektor in Aktion zeigt.
Unisono 2/2014
FORSCHUNG
AKTIONSFORSCHUNG VERÄNDERT
Eine Neuerscheinung versammelt internationale Perspektiven auf Veränderungspotenziale dieses Forschungsansatzes.
Im Paradigma der Aktionsforschung
werden Forschung und Praxis iterativ
miteinander verbunden. Es wird Wissen im Praxiskontext generiert, das
Beiträge für die Lösung praktischer
Probleme leistet. Akademische WissenschaftlerInnen und forschende
PraktikerInnen arbeiten in Aktionsforschungsprojekten zusammen.
Ein aktuelles Buch – herausgegeben
von Thomas Stern, Andrew Townsend,
Franz Rauch und Angela Schuster –
versammelt aktuelle internationale Bei-
spiele zum Veränderungspotenzial
der Aktionsforschung. Die AutorInnen
stammen aus den Bereichen Bildung,
Gesundheitsversorgung, Palliativpflege, Sozialarbeit und Gemeindeentwicklung. In den Texten beantworten
sie Fragen wie „Wie kann Aktionsforschung Veränderungsprozesse substanziell unterstützen?“, „Wie wird Aktionsforschung in den verschiedensten
Disziplinen und unterschiedlichen
Ländern konzeptualisiert?“ sowie „Was
kann aus diesen Beispielen über Aktionsforschung gelernt werden?“
Die Basis für die Kapitel bilden Beiträge, die im Rahmen der internationalen
CARN Conference 2011 in Wien präsentiert wurden.
Stern, T., Townsend, A., Rauch,
F. & Schuster, A.
(2014). Action
Research, Innovation and Change:
International and
Interdisciplinary
Perspectives.
London, UK: Routledge.
KURZINTERVIEW MIT FRANZ RAUCH
Was ist das Besondere an der Aktionsforschung?
In der Aktionsforschung geht es nicht
nur darum, wissenschaftliches Wissen
zu generieren und zu verallgemeinern,
sondern darum, konkrete praktische
Fragestellungen zu bearbeiten, weiterzuentwickeln und reflektiert zu
deren Lösung beizutragen. Ein Aktionsforschungsprozess ist nicht linear, sondern iterativ im Sinne einer Spiralentwicklung von Planung – Aktion
– Beobachtung – Analyse – Planung Aktion … Das Erkenntnisinteresse steht
GANZHEITLICH
MIT TEXTEN
UMGEHEN
Eine Ausgabe der „ide – Informationen zur Deutschdidaktik“ widmet
sich dem Thema „Textkompetenz“.
Textkompetenz wird in einigen Lesarten
immer noch mit Lesekompetenz gleichgesetzt, während es vor allem durch
die Diskussion von literacy-Konzepten
mittlerweile unumgänglich ist, von einer
ganzheitlichen Kompetenz zu sprechen,
die a) Lesen und Schreiben zusammen
denkt und für den Unterricht zusammen
gestaltet und b) nicht alleine Detailkompetenzen abarbeiten soll, sondern den
Umgang mit Texten als ganzheitliche
Handlungskompetenz versteht.
Herausgeber Jürgen Struger (Institut
für Deutschdidaktik) dazu: „Insofern
muss man von einer literalen Kompetenz ausgehen, also der Fähigkeit, geschriebene und gesprochene Texte zu
Unisono 2/2014
in enger Verbindung zum Entwicklungsinteresse.
Für welche Anwendungsfelder eignet
sich die Methode am besten?
Aktionsforschung eignet sich besonders in sozialen Praxisfeldern mit hoher Komplexität. Es haben sich daher
Communities vor allem im Bildungs-,
Sozial- und Gesundheitsbereich und in
der Organisationsentwicklung gebildet.
Aktuelle Themenfelder sind Unterrichtsund Schulentwicklung, Soziale Netzwerke, Nachhaltigkeit, Fachdidaktik u. ä.
verwenden: für das eigene Lernen, für
das Verständnis von Zusammenhängen
und Diskursen und für die Teilnahme an
diesen Diskursen.“ „Das bedeutet konsequenterweise“, so Struger weiter, „Leseund Schreibkompetenz nicht allein über
Könnenserwartungen zu thematisieren,
sondern über die Prozesse, in denen sie
erlernt bzw. vermittelt werden können,
da Kompetenzen schließlich nur prozesshaft realisiert werden können.“
In dem Heft wird der Begriff von Textkompetenz sehr breit angelegt. So seien für das Erlangen von Textkompetenz
unterschiedliche Teilkompetenzen, die
in Wechselwirkung zueinander stehen,
notwendig.
Ausgangsbasis für die erste Perspektive sind Texte. Im Leseprozess werden
schulische LeserInnen zu MitautorInnen des Textes und treten in Kommunikation mit ihm. Textverständnis
bedeutet über die Entnahme von Informationen hinaus das Erfassen der
Textstruktur, der Indikatoren für die
jeweilige Textsorte bzw. das Genre, die
Können Sie ein internationales Beispiel
für Aktionsforschung nennen, das wichtige Veränderungsprozesse unterstützt
hat?
Das internationale Programm ENSI
(Environment and School Initiatives)
(www.ensi.org): In diesem seit vielen
Jahren bestehenden Netzwerk werden
mit Methoden der Aktionsforschung Innovationen im Bereich der Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung erprobt und erforscht.
Textziele und seine sprachlichen Besonderheiten. Über Anschlusskommunikationen, speziell über schriftliche
Aufgabenstellungen, können SchülerInnen ihr Textverständnis präzisieren
und ihren Leseprozess intensivieren.
Schreiben wird so zum Medium für intensive Lese- und Lernprozesse und
zur Aneignung von Kompetenzen im
Umgang mit Texten.
Ausgangsbasis für die zweite Perspektive ist das Schreiben. Schülerinnen und
Schüler verfassen Texte, damit sie gelesen werden, von den VerfasserInnen
selbst und von potenziellen AdressatInnen. Das Optimieren und Überarbeiten
erfolgt mithilfe von Informationen aus
gelesenen Texten, durch Rückmeldungen von Peers etc. Die Optimierungsverfahren schließlich lassen den endgültigen Text erneut zum Ausgangspunkt
für Kommunikationen und neuerliche,
intensivierte Leseprozesse werden.
Struger, J. & Witschel, E. (2013). Textkompetenz. Textkompetenz als Verbindung von
Lese- und Schreibprozessen. ide. informationen zur deutschdidaktik, 37(4).
17
FORSCHUNG
WHEN WE WERE GENDER
Wen erinnert das kollektive Gedächtnis der Geschichtsschreibung?
Und welche Rolle spielt Geschlecht dabei?
In einem aktuellen Buch, herausgegeben von Jacob Guggenheimer, Utta Isop,
Doris Leibetseder und Kirstin Mertlitsch
(Zentrum für Frauen- und Geschlechterstudien), gehen die Autorinnen und
Autoren dem Verhältnis von Politik, Geschlecht und Gedächtnis nach.
Die Gender-Diskurse haben seit ihren
Neu-Anfängen in der zweiten Frauenbewegung nicht aufgehört, sich mit
Fragen der Zeitlichkeit auseinanderzusetzen. Deren Perspektiven haben sich
aber verschoben und vervielfältigt. Nach
wie vor wird das Verhältnis der Begriffe
„Geschlecht“ und „Gedächtnis“ vor dem
moralischen Hintergrund der Frage diskutiert, wie sich jener Menschen erinnert werden kann, die in einer hegemonialen Geschichtsschreibung unerwähnt
bleiben. Gemeint sind beispielsweise
Frauen, transgender Personen, queere
Personen, homosexuelle Personen, polyamouröse Personengruppen, alternative Lebensformen und viele mehr.
Hinzugekommen sind u. a. Forschungen
nach den vergeschlechtlichten Kodierungen des Gedächtnisses, aber auch
Fragen nach der Materialität von Körpern, nach Prozessen und dem Eingriff dieser Prozesse in Empfindungen.
Schließlich wird das Verhältnis von Geschlecht, Erinnerung und Geschichte
für die machtbesetzten Themenfelder
„Identität“ und „Subjektwerdung“ untersucht, besonders weil hier unter Geschichtsschreibung in erster Linie die
Konstruktion von Genealogien und unter
biografischen Erzählungen Selbst-Technologien verstanden werden.
Darüber hinaus werden in den Beiträgen anhand konkreter Beispiele aus gelebten Praxen, Politik und politischem
Engagement, Literatur und Film Fragen
danach aufgeworfen, inwiefern politische Forderungen nach Gerechtigkeit
und sozialen Rechten an diesen Diskussionsbereich anknüpfen können.
Guggenheimer, J., Isop, U., Leibetseder,
D. & Mertlitsch, K. (Hrsg.) (2013). When
we were gender … - Geschlechter erinnern
und vergessen. Analysen von Geschlecht
und Gedächtnis in den Gender Studies,
Queer Theorien und feministischen Politiken. Bielefeld: transcript.
Das Titelbild zeigt die Hauptdarsteller_in
aus dem Film „N.O. Body“ von Renate
Lorenz und Pauline Baudry, wie sie auf ein
Porträt der Bartdame Annie Jones-Elliott
weist. Dieses Porträt ist im Buch „Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere“ von Magnus Hirschfeld aus dem Jahr
1905 enthalten. Dieses Buchcover stellt den
aktuellen Bezug auf eine historische Infragestellung von geschlechterstereotypen Bildern her.
FORSCHUNG BEGEISTERT - BEI DER LANGEN NACHT
DER FORSCHUNG IN KLAGENFURT
An der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und dem Lakeside Science & Technology Park konnten Besucherinnen
und Besucher am 4. April in die Welt der Wissenschaft eintauchen.
Schon zum vierten Mal fand die Lange Nacht der Forschung in Kärnten
statt und erwies sich erneut als Publikumsmagnet für Interessierte aller
Altersgruppen. Rund 7.500 Besucherinnen und Besucher strömten zu 75
Forschungsstationen an die Alpen-Adria-
Universität und den Lakeside Park
und erlebten Forschung zum Anfassen.
Sie hatten unter anderem die Möglichkeit, einen 3D-Drucker bei der Arbeit zu
beobachten, probierten, ein Autorennen
mit Solarstrom zu gewinnen, lernten,
wie Sprachvariationen entstehen und
erlebten, was die Forschung von Ameisen lernen kann. Die vielfältigen Forschungsprojekte präsentierten Ergebnisse und Antworten auf Fragen wie
„Gibt es Anonymität im Internet?“, „Was
bewirken Dokumentarfilme bei den
ZuseherInnen?“, „Warum kehren Menschen nach Kärnten zurück?“, und vieles mehr.
Per SMS wählten die BesucherInnen
die beliebtesten Stationen der Langen
Nacht. Die meisten Stimmen erhielten die Stationen des Instituts für Mathematik der Alpen-Adria-Universität
(„Wer bringt Ruhe ins Tierheim?“) und
des build! Gründerzentrums Kärnten
(„Wie unternehmungs-lustig ist Kärnten?“).
Hoi
18
Fotos zur Langen Nacht gibt es unter
www.aau.at/fotos/2014/lnf
Unisono 2/2014
STUDIUM & LEHRE
NEUER STUDIENZWEIG „INTERNATIONALE
BETRIEBSWIRTSCHAFT“
Ab dem Wintersemester 2014/15 wird der Studienzweig „Internationale Betriebswirtschaft“ im Rahmen des Bachelorstudiums Angewandte Betriebswirtschaft angeboten. Eine hohe internationale Ausrichtung des Studiums
steht dabei im Vordergrund.
Der Studienzweig „Internationale Betriebswirtschaft“ schafft für Studierende eine zusätzliche Wahlmöglichkeit im
Rahmen ihrer wirtschaftlichen Ausbildung. Mit der Einführung der Internationalen Betriebswirtschaft (kurz IBW)
kommt man den Bedürfnissen der Wirtschaft nach qualifizierten, international
erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entgegen. Die Studierenden erwerben im Studium jene Kompetenzen,
die notwendig sind, um selbstständig
betriebswirtschaftliche Probleme lösen
in Österreich. Durch den interkulturellen
Austausch und den Erwerb von Sprachkenntnissen werden AbsolventInnen
bestmöglich auf Karrieren in einer globalisierten Wirtschaft vorbereitet. Für
den Nachweis der Auslandserfahrung
müssen Prüfungen im Umfang von mindestens 20 ECTS im Ausland absolviert
werden. So genannte „International
Courses“ im Ausmaß von 10 ECTS können aus dem Fächerangebot einer ausländischen Universität gewählt werden.
Durch die Integration der Auslandser-
enzweigs wird durch verpflichtende
Lehrveranstaltungen wie „Interkulturelle Kompetenz“ und „Selected Issues
of International Business“ hervorgehoben. Zudem ist die Bachelorarbeit
verpflichtend in englischer Sprache zu
verfassen und sollte inhaltlich international ausgerichtet sein. „Wir haben
hier ein rundes Programm geschnürt,
in dem Studierende ein wesentliches
Rüstzeug für das internationale Business mitbekommen“, ist Gernot Mödritscher überzeugt.
Puch
zu können, und in weiterer Folge in ihrem Berufsleben bestens für Führungsaufgaben und Projektmanagement
qualifiziert zu sein. „Der Blick über die
Grenzen hinaus ist – sowohl für Unternehmen als auch für Studierende – für
eine gute Zukunftsentwicklung von sehr
hoher Bedeutung. Je früher internationale Erfahrungen gesammelt werden,
desto besser“, sagt Gernot Mödritscher,
Studienprogrammleiter für Angewandte
Betriebswirtschaft.
Auslandssemester und Fremdsprachen
Ein verpflichtendes Auslandssemester
sowie mehr Fremdsprachen machen
das Studium einzigartig in dieser Form
Unisono 2/2014
fahrung in das Curriculum wird die Anerkennung der externen Prüfungen gewährleistet und es entsteht kein Zeitverlust für die Studierenden.
Im Laufe des Studiums setzen sich die
Studierenden des Studienzweigs IBW
unter anderem mit betrieblichem Rechnungswesen, allgemeiner Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaft, Recht, der
englischen Wirtschaftssprache sowie
einer zweiten fremden Wirtschaftssprache auseinander und eignen sich interkulturelle Kompetenzen an. Im Rahmen
des gebundenen Wahlfachs kann auch
eine dritte Wirtschaftssprache gewählt
werden. Die Internationalität des Studi-
CHE-RANKING 2014
Spitzenwert für die Betriebswirtschaft in der internationalen Ausrichtung
Das Masterstudium International Management und das Bachelorstudium
Angewandte Betriebswirtschaft erreichten ein Spitzenergebnis beim letzten CHE-Ranking im Mai 2014 beim
Indikator „Internationale Ausrichtung
von Studium und Lehre“.
Mehr dazu unter: ranking.zeit.de
19
STUDIUM & LEHRE
MOBILITÄT IN FORSCHUNG UND LEHRE
Den Alpen-Adria-Schwerpunkt der Universität Klagenfurt begleitet die Fakultät für Kulturwissenschaften mit
einer dauerhaft eingerichteten Alpen-Adria-Gastprofessur. Seit 2005 werden Professorinnen und Professoren aus
dem Alpen-Adria-Raum in die Lehre eingebunden. Die Gastprofessur unterstreicht das Engagement der Universität und dient der Erweiterung der Kenntnisse über den Alpen-Adria-Raum und zum wissenschaftlichen Gedankenaustausch im Bereich der Forschung und Lehre. Im Jahr 2013 und 2014 waren vier GastprofessorInnen für ein
Semester an der AAU. Zwei davon stellen wir vor:
that educational cultures vary, as do
expectations and practices. Hence,
my concerns were how to: engage the
students, meet the students’ expectations, and create a meaningful learning experience. Overall, I have learned
much from working with the students in
Klagenfurt and their contributions. Indeed, they have helped me expand my
knowledge and understanding of the
different contexts of English language
learning.
Irena Vodopija-Krstanović
Universität Rijeka
Gastprofessorin am Institut für Anglistik und Amerikanistik (SS 2014)
Why have you accepted this professorship in the English Department at AAU?
I obtained my PhD from Klagenfurt
so when I was invited to teach in the
English and American Studies Department, I was excited at the possibility of
returning as a lecturer. Teaching an internationally diverse group of students
in a different educational context was
particularly appealing to me as I knew
it would be a new learning experience,
and I hoped the students would also
benefit from being taught by a lecturer
from a different context.
What are your links with this specific department?
It started back in 2005 when I was considering my options for PhD studies and
came into contact with Werner Delanoy
and Allan James. Since then we have
collaborated. I attended conferences
organized by the English Department.
In fact, it was through Klagenfurt that
I established many of our contacts with
other universities in the Alpine-Adriatic
region.
What expectations did you have when you
started your professorship at Klagenfurt
University?
Given my research interest in the socio-cultural implications of language
learning/teaching and my personal experience of studying in different educational contexts, I was also well aware
20
What are your plans for your visiting professorship? What have you already put
into practice?
Apart from the teaching aspect, I hope
that we can increase student and staff
mobility and extend collaboration between our two institutions in the field of
research to establish a joint research
project, and organize a summer school.
And furthermore, looking long term, I
would personally like to see a joint-degree offered by Klagenfurt and Rijeka.
Puškarić
Ana Petravić
Universität Zagreb
Gastprofessorin am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung (WS 2013/14)
Warum haben Sie die Einladung für eine
Gastprofessur angenommen?
Ich betrachte dies als Anerkennung
meiner wissenschaftlichen Arbeit. Insbesondere ist die internationale Zusammenarbeit gerade in unserer Region von großer Bedeutung. Wir stehen
vor ähnlichen Herausforderungen und
verfügen über ein breites Spektrum
gemeinsamer historischer Erfahrungen.
Was verbindet Sie mit dem Institut?
Bei Konferenzen und Sitzungen haben
wir mit Kolleginnen und Kollegen die
Probleme der Region besprochen und
dabei festgestellt, dass wir viel zu sagen haben: wissenschaftlich, bildungspolitisch und auch menschlich.
Wie könnte man den Austausch von
Lehrenden und Studierenden im AlpenAdria-Raum intensivieren?
Hier bedarf es meiner Meinung nach
Institutionen, die diese Aufgabe übernehmen. Internationalisierung oder
regionale Zusammenarbeit im Hochschulwesen geht nicht so nebenbei. In
Zagreb ist es uns gelungen, ein Zentrum
für Europäische Bildung aufzubauen.
Es wäre mein Wunsch, das Institut für
Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung noch stärker als bisher in die
Arbeit des Zentrums einzubinden, um
gemeinsame Arbeits- und Forschungsvorhaben zu generieren. Dann könnte
so etwas wie ein Alpen-Adria-Netzwerk
für europäische Bildung in unserer Region entstehen.
Wie könnte man Forschungsschwerpunkte zwischen den Universitäten im
Alpen-Adria-Raum entwickeln?
Die langjährige gemeinsame Arbeit
im Zentrum für Europäische Bildung
hat uns gezeigt, dass Arbeits- und
Forschungsschwerpunkte im AlpenAdria-Raum über Gespräche und das
Aushandeln gemeinsamer Interessen
ermittelt werden können. Da in der
Region ein offensichtliches Interesse
an Kooperation besteht, sollten wir
versuchen, neue und kreative Wege zu
finden, solche Kooperationen zu schaffen. Es liegt letztlich an uns, ob wir
diese Möglichkeiten nutzen, um eine
Netzwerk-Struktur für gemeinsame
Arbeits- und Forschungsschwerpunkte
und für den Studierenden- und Lehrendenaustausch aufzubauen.
Unisono 2/2014
STUDIUM & LEHRE
LEHRENDE VOR DEN VORHANG
Jedes Semester haben Studierende die Möglichkeit, Feedback zu den Lehrveranstaltungen zu geben. Im letzten
Semester wurden 885 Lehrende beurteilt und knapp 9.900 Fragebögen ausgefüllt. Für die Auswahl der Lehrenden
werden neben der Bewertung der Studierenden auch Kriterien wie die Feedbackquote oder die Anzahl der Lehrveranstaltungen und Semester mit guten Ergebnissen berücksichtigt. Drei hervorragende Lehrende unterschiedlicher Fakultäten werden jeweils im Unisono vorgestellt. Natalie Unterberger (Zentrum für Gebärdensprache und
Hörbehindertenkommunikation), Winfried Müller (Institut für Mathematik) und Joulia Köstenbaumer (Institut für
Slawistik).
STOLZ AUF DIE HÄNDE
Natalie Unterberger
EINANDER VERSTEHEN
Joulia Köstenbaumer
FORSCHUNGSBASIERT
Winfried Müller
Hoi
„Gehörlose Personen leben in einer
stillen Welt. Wir reagieren nicht auf
gesprochene Sprache und Geräusche,
weil wir sie nicht hören. Für hörende
Studierende ist das meist eine ganz
neue Erfahrung“, sagt Natalie Unterberger. Im Erstkontakt setzt die Lehrende in ihren Kursen ganz besonders
auf Offenheit, Freundlichkeit, Geduld
und Humor, um sich an diese Art des
„miteinander Sprechens“ anzunähern.
Die Teilnehmenden erfahren von Beginn an, wie sie Mimik und Körper bei
den einzelnen Gebärden einsetzen.
„Eine Kommunikation ist nur möglich,
wenn man sich ansieht.“ Praktische
Übungen, visuelles Material und Aufgaben in Kleingruppen erleichtern das
Vorankommen beim Erlernen neuer Vokabeln. Die Schönheit und Lebendigkeit
der Sprache mitsamt dem Stolz auf die
eigenen Hände stehen dabei immer im
Mittelpunkt. Spannendes Hintergrundwissen über die Gehörlosenkultur und
-geschichte, Bildungsmöglichkeiten,
der Kontakt mit anderen Gehörlosen
sowie technische Hilfsmittel ergänzen
die Lehre. „Viele können sich nicht vorstellen, wie man lebt, wenn man nicht
hören kann“, meint Unterberger, die
selbst gehörlos ist und bei solchen Fragen viel „Praktisches“ aus ihrem Leben
erzählen kann.
Unisono 2/2014
„Ich habe das Glück Lehrveranstaltungen halten zu dürfen, bei denen ich
auch über eigene Forschungen und Erfahrungen berichten kann“, beschreibt
Winfried Müller seinen Zugang. Kryptographie, Codierungstheorie und Datensicherheit sind hochaktuelle Themen,
zu denen der Lehrende nicht nur den
theoretischen Überbau liefert, sondern
auch aus authentischer Praxis erzählt.
Die Inhalte sind dabei strukturiert,
trotzdem hat der Professor den „Mut zur
Lücke“. „Eine 2.000 Jahre alte Disziplin
kann nicht immer zur Gänze abgedeckt
sein“, sagt Müller und zeigt bei seinen
Veranstaltungen auch die „menschliche Seite“ der Mathematik. Ermutigung
zum eigenständigen Lernen steht dabei
ebenso im Fokus wie auch die Sensibilisierung im Umgang mit eigenen Daten.
„Auf den ersten Blick mag es ungewöhnlich sein, aber Mathematik verbindet auch Kulturen“, ist Müller überzeugt.
Die Studierenden lernen, dass viele Probleme international ident sind und ein
gemeinsames „menschliches Knowhow“ zu Lösungen führt. „Eigene Fehler
zu korrigieren und sich stetig zu verbessern“, ist für den Professor in den Vorlesungen selbstverständlich.
„Die russische Sprache und die zugehörige Volkskultur, das sind zwei
unzertrennliche Dinge“, sagt Joulia
Köstenbaumer. Bräuche oder Redewendungen, über Land und Leute und
deren Eigenheiten zu berichten, bildet
einen zentralen Anknüpfungspunkt
in den Kursen der gebürtigen Russin.
„Die Studierenden sollen den russischen Charakter und die Leidenschaft,
die dahintersteckt, erfahren und mit
der Sprache aufnehmen.“ Mit Exkursionen, Liedern, Filmen, dem Feiern des
russischen Neujahrs und kulinarischen
Spezialitäten führt die Lehrende das
rein technische Lernen von Ausdrucksweisen hin zu einer Sensibilisierung,
die Interesse an der Buntheit schafft
und Akzeptanz fördert. „Toleranz und
das einander Verstehen ist sehr bedeutend“, meint Köstenbaumer. Sich selbst
zu vertrauen, kritisch zu sein und das
ganze Wesen von Texten erfassen zu
können, sind Kernpunkte in den Lehrveranstaltungen. Auch der Interaktivität wird genügend Raum gegeben. „Die
Atmosphäre des Gemeinsamen unter
der Berücksichtigung unterschiedlicher
Lerntypen ist mir dabei sehr wichtig“, so
Köstenbaumer.
21
NEUBERUFUNGEN
„PHILOSOPHIE IST AUSDRUCK DER MENSCHLICHEN NATUR“
„Für mich ist mein Beruf wahrlich eine Berufung“, freut sich Mayya Soboleva. Schon mit 13 Jahren hatte
die gebürtige Russin ihr erstes philosophisches Buch in der Hand und ihre Affinität für die besondere Art
des Denkens entdeckt. In ihren Forschungen rückt sie Fragen der Erkenntnistheorie mit der Konstruktion
von Bedeutungen und sprachphilosophische sowie philosophiehistorische Schnittstellen in das Zentrum
ihres Schaffens. „Die Disziplin der Philosophie lebt vom Dialog“, ist die Lehrende überzeugt.
Nach ihrem Studium der Naturwissenschaft führte Soboleva ihr ursprünglicher Gedanke in ein Philosophiestudium an die Universitäten in Marburg, Nürnberg und St. Petersburg, wo sie ihre Leidenschaft
mit einer Abschlussarbeit über Ernst Cassirers „Theorie des Mythos“ zu Papier brachte. Nur wenige
Jahre später promovierte die Professorin mit einer Betrachtung von Cassirer und dessen „Philosophie
der symbolischen Formen“. Ihre Verschriftlichung erschien im Jahr 2000 und ist bis heute eines der
Standardwerke in Russland. „In der Soviet Union war ich die dritte Person, die derartige Forschungen
unternommen hat“, so die Philosophin. Nach einem Aufenthalt an der Columbus State University war
Soboleva bis 2009 an der Universität Marburg als Dozentin tätig.
Mayya Soboleva „Philosophie ist nicht nur die Disziplin über die Welt, sie ist vor allem der Ausdruck der menschlichen
Institut für Philosophie Natur und somit die Selbsterkenntnis des Menschen. Als eine solche gehört sie zu den Grundlagendisseit März 2014 ziplinen.“ Den Studierenden möchte die Lehrende die Vielfältigkeit von Erkenntnissen vermitteln und die
abstrakte Vorstellung des Philosophiebegriffs nehmen. In zukünftigen Projekten wird sich die Professorin
unter einem interdisziplinären Aspekt dem „modernen Menschen“ mit seiner medialen Konstituierung
widmen.
Hoi
Michael Gaidoschik
Institut für Didaktik der
Mathematik
seit März 2014
„BEREITS BEI KINDERN DAS VERSTÄNDNIS FÜR ZAHLEN VERANKERN“
„Schon gegen Ende meines Studiums habe ich mich vor allem für die Lernschwierigkeiten von Kindern
interessiert“, sagt Michael Gaidoschik. Der Forscher rückt mit seinen Untersuchungen die besonderen
Schwierigkeiten mancher Kinder beim Erlernen des Rechnens im frühen Schulalter in den Mittelpunkt.
Wie der Mathematikunterricht in Volksschulen besser gestaltet werden kann, bildet dabei einen Schwerpunkt in der Zusammenarbeit mit Lehrenden. „Es handelt sich hierbei um entscheidende Lernjahre,
die das zukünftige Mathematikverständnis wesentlich prägen“, ist der gebürtige Hainburger überzeugt.
Unmittelbar nach seinem AHS-Lehramtsstudium der Philosophie, Pädagogik und Psychologie an der
Universität Wien absolvierte Gaidoschik eine Ausbildung für die mathematikspezifische Förderung von
Kindern in München und gründete 1995 das in Wien und Graz aktive „Recheninstitut zur Förderung mathematischen Denkens“. „In Österreich war das Feld damals noch kaum erforscht“, bekräftigt Gaidoschik
seinen Schritt. Seit 1997 fungierte der Professor als Referent in der Fortbildung von Lehrkräften allgemeiner Pflichtschulen und war seit 2004 auch als Lehrbeauftragter im Lehramt an der Pädagogischen
Hochschule Wien tätig. „Gemeinsam mit engagierten Lehrkräften arbeiten wir an Rahmenbedingungen,
damit der Bedarf an zusätzlichen Fördermaßnahmen reduziert werden kann.“
Im Rahmen eines geplanten Projekts zum Lernen des kleinen Einmaleins soll die Entwicklung von Operationsverständnis ebenso untersucht werden wie das fortschreitende Automatisieren der Einmaleinsaufgaben. „Die Grundvorstellung ist hier gleichermaßen wichtig wie das Faktenwissen.“ Die Entwicklung von
Verständnis für das Dezimalsystem und die Entwicklung und Evaluierung neuer Angebote zur Förderung
dieses Verständnisses sind für ihn weitere Forschungsthemen.
„LITERATUR IST EIN WICHTIGER FAKTOR IM KULTURELLEN GEDÄCHTNIS“
Die Germanistin Barbara Neymeyr, die zum April 2013 an die Klagenfurter AAU berufen wurde, setzt
sich in Forschung und Lehre mit der Literatur- und Kulturgeschichte vom 18. bis 20. Jahrhundert auseinander. „Die Literatur ist Teil unseres kulturellen Gedächtnisses“, sagt die gebürtige Hannoveranerin,
„literarische Texte beeinflussen auf vielfältige Weise die Wirklichkeit; sie bieten ein großes Reservoir von
Ideen und Mentalitäten und laden dadurch zu Gedankenexperimenten ein.“
Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie, Latinistik und Pädagogik an der Universität Münster
promovierte Neymeyr 1993 mit einer philosophischen Dissertation über Schopenhauers Ästhetik, wechselte dann aber in die Germanistik, um sich im Jahr 2000 an der Universität Freiburg mit einer Arbeit
über Robert Musil zu habilitieren, die 2005 und 2009 in zwei Bänden erschienen ist. „Im Laufe der Zeit
inspirierte mich ein Spektrum sehr unterschiedlicher Autoren, darunter auch E.T.A. Hoffmann, Schnitzler, Thomas Mann und Kafka“, berichtet die Professorin, die in zwei weiteren Büchern Kafkas Phantastik
und das Phänomen der Intertextualität analysiert hat. Werke der Klassischen Moderne und der Romantik
Hoi
faszinieren sie ebenso wie Aspekte der literarischen Psychologie und die interdisziplinären Vernetzungen
Barbara Neymeyr zwischen Literatur und Philosophie. Gerade bringt Barbara Neymeyr ihren Kommentar zu Nietzsches
Institut für Germanistik „Unzeitgemäßen Betrachtungen“ zum Abschluss, den sie 2008 im Forschungsprojekt „Nietzsche-Komseit April 2013 mentar“ der Heidelberger Akademie der Wissenschaften begonnen hat.
Den Studierenden in Klagenfurt möchte sie bei der gemeinsamen Textarbeit Fachkompetenz und Urteilsvermögen, Begeisterung für die Literatur und Sensibilität für sprachliche Strukturen vermitteln.
22
Unisono 2/2014
AAU GOES STADTTHEATER
STUDIUM & LEHRE
Theaterprojekt am Institut für Anglistik und Amerikanistik
Zunehmende Bedeutung gewinnt in
jüngerer Zeit der Aspekt des „Wissenstransfers“, also die Frage, wie die
Alpen-Adria-Universität in die Region
hineinwirken kann. Ein praktisches
Beispiel hierfür liefert das Institut für
Anglistik und Amerikanistik. Dort hat
Jörg Helbig eine Kooperation mit dem
Stadttheater Klagenfurt und dem
Institut initiiert und eine innovative
Lehrveranstaltung entwickelt, die den
Studierenden außergewöhnliche Einsichten in die Theorie und Praxis des
Theaters bietet.
Im Mittelpunkt der Lehrveranstaltung
steht das Schauspiel „End of the Rainbow“ von Peter Quilter, das im Stadttheater Klagenfurt aufgeführt wurde.
Das Stück behandelt die letzten Wochen im Leben von Judy Garland, die in
beeindruckender Weise von der amerikanischen Sängerin Helen Schneider
dargestellt wird.
Die Lehrveranstaltung ist als Doppelseminar mit einem theoretischen und
einem praktischen Teil konzipiert. Der
theoretische Teil wird von sechs Dozen-
WWW.LANDESMUSEUM.KTN.GV.AT
tInnen von vier verschiedenen Instituten bestritten, die ganz unterschiedliche Ansätze mitbringen und eine
abwechslungsreiche Mischung aus
Dramenanalyse, Theatergeschichte und
Übersetzungstheorie bieten. Zudem erhalten die Studierenden biographische
Informationen über Judy Garland und
lernen ihre Filme kennen. Mehrere dieser Sitzungen wurden auch eigens für
Schulklassen geöffnet, die von diesem
Angebot reichlich Gebrauch machen.
Der praxisorientierte Teil der Lehrveranstaltung bildet eine hervorragende
Ergänzung, indem Studierenden ein
tiefgehendes Verständnis für die technischen und zeitlichen Abläufe des Theaters vermittelt wird. Im Rahmen einer
Führung durch das Stadttheater erfuhren viele erstmals, wie viel Logistik,
Technik und Arbeitskraft hinter jeder
Produktion stecken.
Zum praktischen Teil zählte der Besuch
der Eröffnungsmatinee, der eine gute
Einführung in das Stück bot und den
Studierenden den Regisseur und die
Schauspieler zum ersten Mal live prä-
18. 05. _
31. 10. 14
Fessl
sentierte. Die anschließenden Besuche der Hauptprobe, der Generalprobe
sowie einer regulären Aufführung verdeutlichten, welche verschiedenen Stadien eine Inszenierung durchläuft.
Kathrin Hehn, Lisa Oberberger, Franziska
Ranacher (Studierende der Anglistik
und Amerikanistik)
PETER
KRAWAGNA
12. Juni bis
31. August 2014
BIS KRAWAGNA
12. Juni bis
31. August 2014
RUDOLFINUM
Museumgasse 2, 9021 Klagenfurt
Interventionsprojekt zum 130-Jahr-Jubiläum
an verschiedenen Standorten
Burggasse 8 · 9021 Klagenfurt am Wörthersee
Di–So 10.00–18.00 Uhr · Do 10.00–20.00 Uhr
T. +43(0)50.536.16252
www.mmkk.at
KULTUR
AUSSTELLUNG „RAHM-BA-ZAM-BA“
ULRIKE MÜLLER
IM KUNSTRAUM
LAKESIDE
Im kunstraum lakeside wird derzeit
ein Werkquerschnitt von Ulrike Müller
gezeigt (noch bis 5. Juli). Die in Vorarlberg geborene und in New York lebende
Künstlerin überträgt „Malerisches“ in
Wandbilder, Publikationen, Druckgrafiken, Performances oder Emailtafeln. In
ihrer klein- und großformatigen EmailSerie geht es weniger um weiblichen
Schmuck, der damit gerne assoziiert
wird, sondern um eine Verkehrung der
Produktionswelten. Sie versetzt dem
teilweise sehr männerdominierten
KOOPERATION
MIT DEM STADTTHEATER
KLAGENFURT
Am 4. Juni unterzeichneten Rektor
Oliver Vitouch, Vizerektorin Cristina
Beretta und Intendant Florian Scholz
einen Kooperationsvertrag zwischen
der AAU und dem Stadttheater Klagenfurt. Beide Institutionen verbindet die
Vermittlung und Förderung von Kultur.
Das Ziel der Zusammenarbeit ist es, die
kulturelle Landschaft Klagenfurts und
Kärntens gemeinsam zu profilieren und
zu stärken. Beide Partner unterstützen
sich gegenseitig in dem Anliegen, ihre
Kultur- und Bildungsangebote auszu24
mk-ARTE
Fürhapter, Jörg Helbig (Bild links), Axel
Krefting, Désirée Kriesch, Marie Magdalena Majer (Bild rechts), Ebba Alexandra Najem-Pucher, Silvija Petrović Savić,
Andrea Popelka, Barbara Schlesinger
Kunstbetrieb deutlich feministische
Konnotationen. So ist sie Schöpferin
und überlässt die Ausführung männlichen Arbeitern und Heimwerkern,
wie bei den textilen Wandbildern, die
in Mexiko gewebt werden. Die großen
Emailtafeln stammen aus industrieller Produktion. Sie schleust damit die
„klassische“ Produktionsform dieser
Medien in ein kollaboratives System ein
und löst die übliche Rollenzuschreibung
als „Künstlerin“ auf vielfältige Weise
auf. Müllers Arbeiten dienten den SeminaristInnen der Lehrveranstaltung
„Körper Bilder Blicke“ von Jutta Steininger und Matthias Wieser als Studienmaterial und als Gegenstand zur eigenen
künstlerischen Reflexion.
bauen und bekannt zu machen. Konkret
vereinbart wurde neben vergünstigten
Eintritten für Studierende die inhaltliche
Zusammenarbeit in der Lehre und Forschung.
WISSEN SCHAFFT
BÜCHER MAL 2
Das jüngste Umwelt-Buch von Verena
Winiwarter und die neu begründete
Buchreihe zum Forschungscluster Visuelle Kultur konnten im Sommersemester vorgestellt werden.
Gemeinsam mit dem Kieler Ökosystemforscher Hans-Rudolf Bork hat die
Österreichische Wissenschaftlerin des
Jahres 2013 sechzig „Umweltgeschich-
Gomez, Manuela Vielhaber, Christina Schuller, Annika Verter & Günther
Sturmlechner, Matthias Wieser, Erhard
Zauner und Helga Zauner.
Ulrike Müller
mk-ARTE, die Kunstinitiative des Instituts für Medien- und Kommunikationswissenschaft, hatte unter dem Motto
„Rahm-ba-zam-ba“ zur Einreichung
von künstlerischen Werken jeglicher
Thematik und Art aufgerufen. Der Inspiration von Studierenden und UniversitätsmitarbeiterInnen wurden, bis
auf die Rahmengröße 50 x 70 cm, keine Grenzen gesetzt. Die Werkschau in
der Aula des Vorstufengebäudes reichte von Fotografien über Gemälde und
Zeichnungen bis hin zu einer Komposition mit Gedicht sowie einem Objekt
aus dem Genre der „Arte Povera“. Die
Vielfalt an ausgestellten Techniken
spiegelte sich auch in der Variation
der Arbeitsthemen wider. Zu sehen
waren Werke von Tina Baumgartner,
Eva Brunner, Florian Börschlein, Ruth
Ulrike Müller: Aus der Serie „Mirrors“, Emaille auf Stahl, 2013
ten“ in jahrelanger, sorgsamer Arbeit
zusammengetragen und nun mit vielen Illustrationen als Prachtband im
Primus-Verlag für ein interessiertes
Publikum – auch bei der gut besuchten
Präsentation am 13. Mai an der AlpenAdria-Universität – vorgelegt.
Am 5. Juni stellte der Kölner Verleger
und Inhaber des gleichnamigen Wissenschaftsverlages Herbert von Halem
hier seine jüngste Publikationsreihe
vor. Gemeinsam mit den HerausgeberInnen skizzierte er Intention und Inhalt
der ersten vier Bände der „Klagenfurter Beiträge zur Visuellen Kultur“. Hier
versammeln sich thematische Einzelausgaben mit Essays und Beiträgen,
die im Rahmen des 2005 begründeten
interfakultären Arbeitskreises „Visuelle
Kultur“ entstanden sind.
Unisono 2/2014
KULTUR
DIE BÄUME KLINGEN NACH
Was kommt heraus, wenn Studierende den Auftrag zum künstlerischen Experiment ernst nehmen? Eine einmalige
Wissenschaft-Kunst-Ausstellung zum Thema Baum am Uni-Campus.
Im Mai dieses Jahres wurden Uni-Gäste, Studierende und MitarbeiterInnen
absichtlich oder zufällig HörerInnen
der vielfältigen Klänge von Bäumen.
Am Campus hatte das BAAUm-Orchester Platz genommen, im Foyer hörte
man eine walliserische Flaumeiche
wachsen. In der Aula erzeugten die
Jahresringe von Tanne und Birke sanfte Melodien, unter dem Woodscratcher
kreischte eine Fichtenstammscheibe.
Im westlichen Glasgang wehklagten ein
Naturbaum und ein Metallbaum, daneben entsprangen aus FichtenstammLautsprecherboxen
schönste
und
höchste Töne. Im Foyer des Südtrakts
hielten sechs Bonsais ganz leise und
fremdartig eine Konferenz der Bäume
ab.
Noch nie hat im deutschsprachigen
Raum eine Ausstellung stattgefunden,
die sich dem Klang des Baumes auf
diese Weise näherte: physisch, klanglich und musikalisch aus der Sicht der
Wissenschaft und der Kunst. Christoph
Flamm, Professor für Angewandte
Musikwissenschaft an der AAU, wagte
sich im letzten Studienjahr an dieses
Großprojekt mit Lehrveranstaltung,
Publikation und Ausstellung. Gestartet
hat er sein Seminar „Baum / Mensch /
Klang. Kunst hört (auf die) Natur“ konventionell mit einer Themenliste. Mit
zwölf Studierenden begab er sich auf
die Suche nach musikalischen und
klangkünstlerischen Werken in Zusammenhang mit dem Baum. Schon
bald zeigte sich, dass methodisch eine
offene Seminarstruktur auf Basis wissenschaftlicher Ansätze gute Früchte
und reale Ausstellungsobjekte bringen
könnte.
Maurer
Ganz spezielle Inspirationen brachten
die von Flamm vorgestellten prominenten Klanginstallationen von Christina Kubisch, Marcus Maeder, Winfried
Unisono 2/2014
Ritsch und Bartholomäus Traubeck.
„Derartige Werkkomplexe können
bei den Studierenden schon kreative
Energie auslösen. Manche Arbeiten
entwickelten sich stufenweise, andere passierten völlig überraschend und
plötzlich“, sagt Flamm, der selber vor
25 Jahren sein persönliches und nachhaltig wirksames „Kubisch-Erlebnis“
hatte.
Nachträglich hält Flamm, der in Heidelberg Musikwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte studiert hat,
sein arbeitsintensives Ausstellungsseminar für „ein bisschen tollkühn“.
Als Dozent haben ihn das Seminar
und das Ausstellungmachen jedoch
positiv transformiert. Er wird mit Wintersemester an die Universität Lübeck
wechseln und die Klagenfurter Universität als ein anderer verlassen als er
beim Herkommen vor über einem Jahr
war. „Es gibt für Lehrende ein Normalprogramm, aber es kann noch viel
mehr geben, wenn alle gut zusammen
spielen.“ Flamm ist hier zum Anhänger des kollektiven Tuns geworden: im
Team Kunstideen entwickeln und eine
professionelle Ausstellung machen
(hier gemeinsam mit der Uni-Reihe
Wissen schafft Kunst). Er würde bei
einem nächsten Mal die Lehrveranstaltung jedoch um ein zweites Semester
verlängern und sich bei der Publikation
auf ein Redaktionskollektiv einlassen.
Die Studentin Doriana Holeček war in
der LV erstmals außerhalb ihres eigentlichen Metiers – des Gesangs – künstlerisch tätig. „Zuerst war nur eine winzige Idee im Kopf, die Schritt für Schritt
größer und größer geworden ist.“ Herausgekommen sind zwei klanglich perfekte, hüfthohe Lautsprecherboxen aus
unbearbeiteten Fichtenstämmen. Mit
dem Ergebnis ist sie sehr zufrieden. Sie
kann sich nicht vorstellen, die Erstrea-
lisation jemals herzugeben – Kaufinteressenten gäbe es schon. Holeček
hat sich beim Projekt zum ersten Mal
auch als Buchautorin erprobt: „Das
ist eine ernste Sache und schon etwas
ganz anderes, als eine Seminararbeit
nur für die Schublade zu schreiben!“
Sie weist mit Stolz auf den in der Gruppe entwickelten Titel hin. Die sperrige
und eigentlich für Ausstellungen ungeeignete Wortfolge BAUM MENSCH
KLANG KUNST wurde von den beiden
Grafikerinnen Gudrun Becker und Johanna Lambrecht in bestechender
Ästhetik umgesetzt: „Damit hat unser
Projekt so etwas wie eine Wort-BildMarke erhalten, die am Begleitband
für lange Zeiten bestehen kann,“ meint
Holeček, für die Ausstellung und Buch
nicht nur Erinnerung an harte Arbeit,
sondern auch an die vielen Facetten
der eigenen Kreativität bedeutet.
Die 176 Seiten umfassende, illustrierte Publikation BAUM MENSCH KLANG
KUNST ist im Ritter-Verlag, Klagenfurt,
erschienen und enthält elf Essays von
Christoph Flamm und den Studierenden sowie Texte von und Interviews mit
den externen KünstlerInnen Christina
Kubisch, Marcus Maeder, Bartholomäus Traubeck und Winfried Ritsch.
25
ALUMNI & KARRIERE
ALUMNI BUSINESS TOUR: ZU BESUCH BEI DER
DIAKONIE DE LA TOUR
Am 5. Mai haben rund 30 Studierende und AbsolventInnen der AAU im Rahmen der 3. Alumni Business Tour hinter
die Kulissen der Diakonie de La Tour geblickt.
Die Führungen durch die Wohngemeinschaften kids, teens und Wifzack vermittelten den TeilnehmerInnen einen
realitätsnahen Eindruck über Tätigkeitsbereiche, Tagesstrukturen, Herausforderungen und Zielsetzungen der Wohnangebote des Fachbereichs Kind, Jugend &
Familie.
„Als Studierende der Pädagogik habe
ich großes Interesse an der Arbeit mit
Kindern und Jugendlichen, weshalb ich
an der Alumni Business Tour teilgenommen habe. Besonders gefallen hat
mir der positive, freundliche und familiäre Umgang mit den Bewohnerinnen“,
so Tamara Kahlbacher.
die Alumni der AAU Klagenfurt in der
Diakonie de la Tour begrüßen zu dürfen.
Als Absolventin ist es mir wichtig, diese
Treffen als Plattform zu nutzen, um für
unser Berufsfeld Interesse zu wecken“,
so Bettina Malle. Beim anschließenden
Get-together im Rektorat der Diakonie
de La Tour rundeten Fachbereichsleiter Matthias Liebenwein und Susanne
Harringer die Veranstaltung mit allgemeinen Informationen zum Fachbereich, zur Geschichte der Diakonie und
zu Karriereeinstiegsmöglichkeiten ab.
VORMERKEN UND PLATZ SICHERN!
KONTAKT
Florian Köfler, Martina Hermann, Bettina Malle, selbst AbsolventInnen der
AAU, sprachen über ihren Jobeinstieg
bei der Diakonie de La Tour und stellten
ihre Arbeitsbereiche und Aufgabengebiete vor. „Es war mir eine große Ehre,
Die nächsten Alumni Workshops im Wintersemester 2014:
ɒ
ɒ
ɒ
ɒ
Die Kraft des Wortes. Spontan reden & klug formulieren (31. Oktober 2014)
PR und Medienarbeit für Klein- und Mittelbetriebe (20. November 2014)
Texten fürs Web und Social Media (21. November 2014)
Moderationstraining. Die Kunst zu steuern und effektiv zu moderieren (16.
Jänner 2015)
Informationen zu unseren Workshops finden Sie unter www.aau.at/alumni oder
im Alumni-Newsletter.
'14
Ein herzliches Dankeschön an die Diakonie de La Tour und die BewohnerInnen der Wohngemeinschaften für den
interessanten Nachmittag!
ALUMNI der Alpen-Adria-Universität
T 0463/2700/9319
[email protected]
Facebook: www.facebook.com/alumni.
uniklagenfurt
XING: www.xing.com/net/alumni-uniklagenfurt
Öffnet Türen und Potenziale!
DIE JOB- & KARRIEREMESSE IN KÄRNTEN
26
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13. November 2014 | 9-15 Uhr
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Unisono 2/2014
ABSOLVENTIN IM PORTRÄT
UNTERWEGS FÜR EINE BESSERE WELT
„Ein schwankendes Schiff, limitiertes Internet und immer wieder
Schlauchbooteinsätze zwischen
der eigentlichen Pressearbeit“,
so beschreibt die Absolventin der
Alpen-Adria-Universität Melanie
Aldrian ihren Arbeitsalltag, wenn
sie für Greenpeace International
unterwegs ist. Seit Februar 2011
ist die gebürtige Steirerin Pressesprecherin bei Greenpeace CEE in
Wien und bei Greenpeace International.
Ihr frühes Interesse am geschriebenen
und gesprochenen Wort war für Melanie
Aldrian ausschlaggebend für die Wahl
ihres Studiums. „Als Kind war mir schon
klar, dass ich diese Leidenschaft zu meinem Beruf machen werde“, erzählt die
Publizistik- und Kommunikationswissenschafts-Absolventin. Nach drei Semestern belegte sie zusätzlich das Anglistik und Amerikanistikstudium, da sie
die Studieninhalte gut verbinden konnte
und ihr das Institut durch die Qualität
der Lehre und Lehrenden sehr sympathisch war. Das Wissen über Kommunikation, Film Studies, Journalismus
und PR, welches sie in ihrem Studium
erworben hat, ist heute sehr nützlich:
„Immer wieder gab und gibt es Situationen, in denen ich mich an die eine oder
andere Seminararbeit oder Vorlesung
erinnere – das Studium hat immer noch
Einfluss auf meine Arbeit.“
Pierre Gleizes/Greenpeace
Jahren von der PR-Assistentin zur Junior Consultant, weiter zu Consultant
aufstieg. Die Arbeit in der PR-Agentur
machte Freude, jedoch war diese für
sie nicht gänzlich erfüllend. So begab
sie sich auf die Suche nach dem Sinn
in ihrem beruflichen Tun und landete
schließlich beim Hauptsitz von Greenpeace in Zentral- und Osteuropa in
Wien. Dort ist die 32-jährige Pressesprecherin für die Medienarbeit zuständig. Zu ihrem Aufgabenbereich
zählen unter anderem Presseaussendungen, Interviews, Kommunikations-
„Die besonderen Momente sind jene Momente, in denen
unsere Arbeit Früchte trägt, man sieht und spürt, dass man
etwas bewegt und die Welt zumindest ein kleines Stück zum
Besseren verändert.“
Besonders wertvoll erachtet Melanie
Aldrian die Lehrveranstaltungsangebote, die Exkursionen, die Möglichkeit,
an Projekten mitzuarbeiten, aber auch
die persönlichen Kontakte zu den ProfessorInnen und AssistentInnen an der
AAU. Im Studium erlangte Eigenschaften, wie Selbstständigkeit, Flexibilität,
Langatmigkeit und kritische Reflexion,
sind auch sehr wertvoll für ihre jetzige
Tätigkeit.
Auf der Suche nach dem Sinn
Nach Abschluss der beiden Studien
fing Aldrian bei der PR-Agentur Pleon
Publico an, wo sie innerhalb von drei
Unisono 2/2014
konzepte und Pressekonferenzen. Jedoch sind die Inhalte, Orte und Vorgehensweisen anders und abwechslungsreicher, manchmal auch ein wenig
schräg: „So finde ich mich plötzlich im
Schlauchboot vor riesigen Fangschiffen
wieder oder stecke im Eisbärenkostüm,
um auf die bedrohte Arktis aufmerksam zu machen.“
Internationale Zusammenarbeit
Bei Greenpeace ist Melanie Aldrian
laufend an internationalen Projekten
beteiligt. Als spannend empfindet sie
die Zusammenarbeit mit den internationalen Medien, wie BBC, Guardian oder
auch Reuters. Ihre bis jetzt prägendste
Zeit hat sie in internationalen Gewässern auf Greenpeace-Schiffen verbracht, wo sie über das Leerfischen
westafrikanischer Gewässer durch die
europäische Fischereiflotte berichtet
hat, das Ökosystem und Lebensgrundlage afrikanischer Fischer zerstört. Wenn
dann beispielsweise der neugewählte
Präsident im Senegal 29 internationale
Fischereilizenzen aufgrund der Kampagnen und Aktionen von Greenpeace
cancelt, sind das die Momente, in denen
Melanie Aldrian sieht und spürt, dass
ihre Arbeit etwas bewirkt.
Danach befragt, welche Erfordernisse
für ihren Job besonders wichtig sind,
nennt die Wahlwienerin: Flexibilität,
Mobilität, Improvisation, aber auch
Idealismus. Das Wichtigste ist für Aldrian aber, dass man hinter den Inhalten steht, die man kommuniziert, und
die damit verbundene Leidenschaft für
den Beruf.
Ist Melanie Aldrian einmal nicht beruflich für Greenpeace unterwegs, liebt
sie es, sich auf Reisen anzusehen, für
was sie sich einsetzt – die vielen einzigartigen Orte dieser Welt.
Wer mehr über Melanie Aldrians Abenteuer auf hoher See wissen möchte, kann dies auf der Homepage von
Greenpeace Österreich nachlesen.
27
RÜCKBLICK
30 JAHRE WIRTSCHAFT STUDIEREN
Im Studienjahr 1983/84 wurden an
der Universität Klagenfurt die ersten
betriebswirtschaftlichen Lehrveranstaltungen abgehalten und damit
das Studium der Angewandten Betriebswirtschaft begründet. Die nunmehrige Fakultät für Wirtschaftswissenschaften lud am 13. Juni zu
einer großen Jubiläumsfeier.
„Das Studium der Angewandten Betriebswirtschaft mit bislang 3.524 AbsolventInnen zählt zu den erfolgreichsten
Studienrichtungen der Alpen-AdriaUniversität. Unsere AbsolventInnen prägen die Wirtschaft in Kärnten und weit
darüber hinaus“, so Erich Schwarz, der
seit 2009 als Dekan die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften leitet. Im Namen
der gesamten Fakultät bedankte er sich
bei allen Wegbereitern und Wegbegleitern für ihr großes Engagement in Forschung und Lehre.
Moderiert wurde die Feier von Mike Diwald, ABW-Absolvent der ersten Stunde, der die Veranstaltung zusammen
mit den Gründungsprofessoren eröffnete. „Gemeinsam mit den Kollegen
der Betriebswirtschaft Dietrich Kropf-
berger, Dieter J. G. Schneider, Herbert Kofler, dem Informatiker Roland
Mittermeir und dem 2008 verstorbenen
Heijo Rieckmann ist es gelungen, die
wirtschaftlichen Studien in Klagenfurt
zu einer besonderen Erfolgsgeschichte
der Universität zu machen“, freut sich
Hans-Joachim Bodenhöfer, einer der
Gründungsväter. Die AbsolventInnen
Erlfried Taurer, Susanne PrentnerVitek, Reinhard Zechner und Maria
Wohlgemuth erzählten, wie die Universität Klagenfurt sie und ihren weiteren
Berufs- und Lebensweg prägte.
Anfangs mit fünf Professoren für 320
Studierende ausgestattet, besteht die
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften heute aus 16 ProfessorInnen, sechs
DozentInnen, 74 wissenschaftlichen
MitarbeiterInnen, 19 administrativen
Mitarbeiterinnen und rund 3.200 Studierenden. Den Studierenden steht ein
attraktives, gleichermaßen theorieund anwendungsorientiertes Studienangebot mit 13 Studienprogrammen
zur Verfügung.
Neumüller
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und Bernd Kaluza
40 JAHRE ANGLISTIK & AMERIKANISTIK IN KLAGENFURT
Am 9. Mai feierte das Institut für Anglistik und Amerikanistik (IAA) sein
40-jähriges Bestehen. Im Beisein des
Gründungsprofessors William Nemser sowie vieler früherer KollegInnen,
Alumni, Institutsmitglieder und Studierender präsentierte sich das Fach
in seiner Vielfalt mit einer Reihe von
Vorträgen, Film- und Theaterprojekten
sowie interaktiven Lerneinheiten.
Nach 40 Jahren kontinuierlicher und
konstruktiver Entwicklung verbindet das Institut heute die Traditionen
des Fachs mit der Innovation neuer
Perspektiven und neuer Forschungsschwerpunkte und ist dabei immer ein
guter Platz zum Forschen und Lehren,
Studieren und Lernen geblieben. Diese positive und kollegiale Atmosphäre
war auch ein zentrales Thema im Austausch mit den Alumni während der abschließenden Podiumsdiskussion. Das
IAA hat sich eine gute Basis für eine
konstruktive Weiterarbeit geschaffen
und freut sich auf zukünftige Herausforderungen.
Gründungsprofessor William Nemser mit
Helga Klopcic und Susanne Schlagg
GESUNDHEITSTAG 2014
Der neunte Gesundheitstag an der AAU
fand Ende Mai zum Thema „Kernkompetenz Resilienz: Was hält Menschen
und Organisationen gesund – trotz Belastungen und Krisen?“ statt. Christian
Fazekas von der MedUni Graz erläuterte die Bedeutung des Begriffs Resilienz
und präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse zu dem Thema. Judith Glück
28
stellte einen spannenden Vergleich
zwischen Weisheit und Resilienz her
und ging auf die spezielle Frage ein, wie
im universitären Arbeitsalltag Resilienzentwicklung und resilientes Verhalten
durch die Rahmenbedingungen gefördert bzw. verhindert werden. Rund
700 Studierende und MitarbeiterInnen
besuchten die Gesundheitsstraße und
informierten sich u. a. bei folgenden
Einrichtungen: Schule für Gesundheits- und Krankenpflege Villach, BVA,
Uni-Apotheke, Caritas, USI und AVS.
Unisono 2/2014
AUSBLICK
VORSCHAU
5. JAHRESTAGUNG FÜR
FANTASTIKFORSCHUNG
11.-14. September
Die Konferenz findet heuer zum fünften Mal statt, und Gastgeber ist diesmal die AAU | Institut für Anglistik und
Amerikanistik. Der Titel der diesjährigen Jahrestagung lautet „Fantastische
Spiele: Imaginäre Spielewelten und
ihre soziokulturelle Bedeutung“. Das
komplizierte und komplexe Netzwerk
von Querverbindungen zwischen spielerischen Anderswelten und dem Alltag von Individuen und Gruppen bildet
das Kerninteresse der Tagung der Gesellschaft für Fantastikforschung. Der
Focus liegt auf den Möglichkeiten des
sozialen und kulturellen Austausches
zwischen den Sekundär- oder Tertiärrealitäten, die geschaffen werden, und
der Primärrealität, in der sie wiederum
geschaffen, gespielt und beobachtet
werden. Die Tagung ermöglicht einen
Überblick über die Möglichkeiten, Probleme und zukünftigen Potenziale von
Spielen und spielbaren Medien, indem
sie zwischen fantastischen Welten und
dem Alltagsleben vermittelt.
gff2014.aau.at
'Ȍ$Ȍ&+6(&85,7<
16.-17. September
'LH$UEHLWVNRQIHUHQ]'ɒ$ɒ&+6HFXULW\
2014 wird von der Forschungsgruppe
Systemsicherheit | Institut für Angewandte Informatik der AAU veranstaltet und findet am 16. und 17. September an der TU Graz statt. Sie soll eine
interdisziplinäre Übersicht zum aktuellen Stand der IT-Sicherheit in Industrie,
Dienstleistung, Verwaltung und Wissenschaft in Deutschland, Österreich
und der Schweiz geben und relevante
Anwendungen, rechtliche Rahmenbe-
dingungen und neue Technologien darstellen
www.syssec.at/dachsecurity2014
IMST-TAGUNG 2014
23.-25. September
Das österreichweite Projekt „Innovationen Machen Schulen Top“ (IMST)
veranstaltet diese Fachtagung rund
um das Thema Schulpraxis, Fachdidaktik und Qualität („Schule als Lebensraum“) mit dem Ziel, Innovationen im österreichischen Mathematik-,
Naturwissenschafts-, Informatik- und
Deutschunterricht sichtbar zu machen.
Außerdem fördert die Tagung den Erfahrungsaustausch sowie die Kooperationsbereitschaft im österreichischen
Bildungswesen und trägt zur Vernetzung zwischen Fachdidaktik und Schulpraxis bei.
www.imst.ac.at/tagung2014
Austausch beizumessen?
Kontakt: Arno Rußegger, Institut für Germanistik, [email protected]
www.aau.at/germ
SYMPOSIUM 10 JAHRE
SCHREIBCENTER
14.-15. November
Seit zehn Jahren lehrt und forscht
das SchreibCenter der AAU zum wissenschaftlichen und professionellen
Schreiben und ist im Uni-Geschehen
zu einer festen Größe geworden. Am
14. und 15. November wird dieses Jubiläum mit einer Leistungsschau, einer
Langen Nacht des Schreibens und der
Jahrestagung der Gesellschaft für wissenschaftliches Schreiben (GEWISSS)
begangen. Mitwirken werden u. a. Otto
Kruse, Gerd Bräuer und Katrin Girgensohn.
www.aau.at/sc
„DAS BILDERBUCH – GESCHICHTE,
ÄSTHETIK, MEDIEN“
25.-26. September
6. BUSINESSMANAGEMENTKONGRESS 2014
28.-29. November
Von 25. bis 26. September findet an der
AAU die Tagung „Das Bilderbuch – Geschichte, Ästhetik, Medien“ statt. Das
Bilderbuch wird als Ausdruck sowohl
visueller als auch literarischer Kultur
positioniert, unter Berücksichtigung
ökonomischer Rahmenbedingungen.
Dementsprechend reflektieren die
Tagungsbeiträge Positionen buch-,
medien-, literatur- und kunstwissenschaftlicher Fächer: Welche medialen
Veränderungen betreffen das traditionelle Konzept des Bilderbuchs? Bringt
die Internet-Kultur neue Erzähltypen
im Bilderbuch hervor? Gibt es Bilderbücher für Erwachsene? Welche Leistungen sind Bilderbüchern im intergenerationellen bzw. im interkulturellen
Der alljährliche Managementkongress
der M/O/T® Management School findet heuer am 28. und 29. November
an der AAU zum Thema „Excellence
of Change“ – Bewährte Rezepte zukunftsfähig machen, statt. Wie finden
UnternehmerInnen und Führungskräfte ihren Weg durch raue Gewässer?
Erfolgreich navigieren jene, die schneller als andere lernen, Veränderung
als Normalität zu begreifen und eine
gewisse Souveränität, also „Ruhe im
Sturm“, zu entwickeln. Wie Sie große
und kleine Change-Prozesse im Unternehmen mit sicherer Hand steuern, ist
das Thema des heurigen Businessmanagement-Kongresses.
www.mot.ac.at
Verdrängte Jahre
Bahn und Nationalsozialismus in
Österreich 1938 – 1945
Foto: Österreichische Nationalbibliothek
Unisono 2/2014
Landesmuseum Kärnten - Rudolfinum,
Museumgasse 2, 9021 Klagenfurt
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr
Ausstellungsdauer: 03.06. bis 13.08.2014
29
LANDSCHAFT DES WISSENS.
GESELLSCHAFTLICHE VERÄNDERUNGEN VERSTEHEN
UND GESTALTEN
Unter dem Motto „Wage zu denken“ stellt der Universitäts.
club|Wissenschaftsverein Kärnten in Kooperation mit der Alpen-AdriaUniversität Klagenfurt und weiteren engagierten Partnern seit 2013 auch
in Kärnten eine Plattform zur Verfügung, die einen neuen Diskurs über
Möglichkeiten der Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung in
Gang setzen soll.
Nach dem erfolgreichen Abschluss des
inzwischen bereits 19. Top-Management-Symposiums auf der Abbazia di
Rosazzo laufen nunmehr die Vorbereitungen für die zweite Tagung „Landschaft des Wissens“ vom 8. bis 10. Oktober 2014 am Weißensee in Kärnten
auf Hochtouren. Ziel ist es, damit vor
allem ein jüngeres Publikum aus so unterschiedlichen gesellschaftlichen Systemen wie Wirtschaft, Wissenschaft,
Verwaltung, Politik, Medien und zivilgesellschaftlichen Organisationen anzusprechen: „Wir wollen mit engagierten Menschen aus diesen Bereichen
lokale und globale Herausforderungen
der Zeit diskutieren, um daraus Beiträge und Lösungsansätze im Sinne der
Wahrnehmung gesamtgesellschaftlicher Verantwortung zu finden“, erklärt
Horst P. Groß, Präsident des Universitäts.club|Wissenschaftsverein Kärnten,
und verweist auf das handlungsorientierte Setting dieser Veranstaltung.
„Aus Krisenherden Handlungsfelder
machen!“
Ganz im Sinne dieses auffordernden
„Leitspruchs“ von Oskar Negt soll das
Potenzial künftiger Führungskräfte und
engagierter Mitbürger in die Gestaltung
und Umsetzung konkreter Zukunftsprojekte gelenkt werden. Hochkarätige Impulse – unter anderem von Friedrich von
Borries, Erhard Busek, Peter Heintel,
Hubert Canaval, Heike Egner, Andreas
Novy, Franz Radermacher und vielen
anderen – wechseln sich ab mit Berichten über interessante, in Realisierung
begriffene Praxisbeispiele durch die jeweiligen Projektträger.
Wie schon im Vorjahr – die Beiträge der
Impulsgeber 2013 können Sie übrigens
über den Youtube-Link auf unserer
Homepage www.uniclub.aau.at abrufen – soll auch bei der „Landschaft des
Wissens 2014“ der Versuch fortgeführt
werden, die dort eröffneten Denkräume
und Denkprozesse in Follow-up-Veranstaltungen innerhalb der jeweiligen
Institutionen oder Unternehmen weiterzuführen.
Die AAU ist wiederum mit einer Studierendengruppe vertreten, welche die
Veranstaltung im Rahmen einer Lehrveranstaltung begleitend beforschen
bzw. reflektieren wird. Neben den Studierenden sind aber auch VertreterInnen der Universität, AssistentInnen und
ProfessorInnen herzlich eingeladen,
sich aktiv in die „Landschaft des Wissens“ einzubringen.
Maurer
Horst P. Groß: „Wir wollen Lösungsansätze
im Sinne der Wahrnehmung gesamtgesellVFKDIWOLFKHU9HUDQWZRUWXQJ¿QGHQ³
Universitäts.clubTipps:
„Dem Mutigen gehört die Welt“:
8. Carinthische Dialoge, in Kooperation mit dem Universitäts.
club|Wissenschaftsverein Kärnten:
25. bis 27. Juli 2014
Schloß Bach /St. Urban.
www.carinthische-dialoge.at
„Nahverkehr“:
Rupert Henning und Mercedes Echerer
beim Satirefrühstück im Rahmen des
Humorfestivals Velden:
21. September 2014, 11:00 Uhr,
Casineum Velden.
www.humorfestival-velden.at
Das Gesamtprogramm ist ab Mitte Juni
auf www.uniclub.aau.at/ldw-2014 abrufbar.
Helmut Friessner
PR-Text
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Retouren an: Alpen-Adria-Universität Klagenfurt | Universitätsstraße 65-67 | 9020 Klagenfurt