steglitzer heimat - Heimatverein Steglitz
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STEGLITZER HEIMAT Mitteilungsblatt des Heimatvereins Steglitz e.V. 54. Jahrgang . Januar - Juni 2009 Lankwitz Lichterfelde Steglitz Südende Nr. 1 2009 Die neue Ausstellung im Steglitz-Museum ab 22. März 2009: Silhouetten und Profile Die Welt der Scherenschnitte Ein Wort vorweg … Es war ein Jahr mit Höhen und Tiefen. Nun liegt 2008 schon mehrere Wochen hinter uns, insgesamt war es hinsichtlich Veranstaltungen und Aktivitäten des Heimatvereins ausgewogen. Einen kurzen Rückblick hat bereits der Rundbrief zu Weihnachten gegeben. Eine ausführlichere Rückschau erfolgt in der Mitgliederversammlung am 31. März in der Schwartzschen Villa. Nun liegen schon die ersten Etappen des Jahres 2009 hinter uns. Es ist bereits das dritte und damit letzte Jahr in der Amtszeit des jetzigen Vorstands. Das vorliegende Programm für das 1. Halbjahr enthält eine Reihe interessanter Veranstaltungen. Ab 22. März startet eine neue Sonderausstellung über die „Welt der Scherenschnitte“, für die wir auf zahlreiche Besucher hoffen. Besonders freuen wir uns über Ihren Besuch, liebe Mitglieder und Freunde des Heimatvereins, und wir hoffen natürlich, dass Sie uns weiter empfehlen. Für die Gestalter einer Ausstellung ist die schönste Belohnung für ihre mühevolle Arbeit nun einmal eine große Zahl von Museumsbesuchern. Berlin vertraut auf die Zukunft. Wir bieten sichere und individuelle Lösungen für Ihr Geld. Lassen Sie sich persönlich beraten! Auch wenn der Heimatverein in diesem Jahr bereits seit 25 Jahren in der Drakestraße zu Hause ist, hören wir häufig von Besuchern, die schon viele Jahre in der Nähe leben, dass sie nur zufällig den Weg zu uns gefunden haben. Wir müssen also in der Öffentlichkeit und auch in unserer unmittelbaren Umgebung mehr „Flagge zeigen“. Das soll in der Zukunft einer der Schwerpunkte unserer Arbeit sein, denn „nur wer sich zeigt, wird auch gesehen“. Weitere wichtige Arbeitsgebiete betreffen die Fortsetzung der Aufarbeitung unserer Archivbestände für die Internetnutzung, die sich steigender Nachfrage erfreut. Hinzukommt die Weiterentwicklung unserer Internetseiten: Dabei geht es vor allem um die weitere inhaltliche Ergänzung, daneben um die Optimierung der Gestaltung. Zum Schluss: Unser Dank gilt den ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihren engagierten Einsatz im Museum und in der Vereinsarbeit. Auch Ihnen, unseren Mitgliedern und Freunden danken wir für die nachhaltige Unterstützung. Bleiben Sie uns treu und besuchen Sie mal wieder „Ihr“ Steglitz-Museum in der Drakestr. 64A in Lichterfelde. Es lohnt sich. Ihr Wolfgang Schönebeck 3 www.berliner-bank.de Inhaltsverzeichnis: Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Vorzugsweise ein Ort für Damen in Lichterfelde, das Rotherstift . . . . . . . . .5 100 Jahre Mädchen Wandervogel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9 Carl Friedrich von Beyme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11 Siegfried Lövinson und das Steglitzer Gut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16 Friedrich Paulsen zum 100. Todestag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21 Die Steglitzer Bade-Basilika wurde 100 Jahre alt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26 Steglitz - damals und heute: 1. Folge: Steglitzer Damm 89, 91 . . . . . . . . .30 Die ersten Steglitzer Festwochen 1934 und 1935 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32 Die historische Straßenbeleuchtung in Berlin-Lankwitz . . . . . . . . . . . . . . . .37 Wo sie ruhen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .45 Lichterfelde-West nach 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46 Persönliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .47 Veranstaltungsvorschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48 Silhouetten und Profile - Die Welt der Scherenschnitte . . . . . . . . . . . . . . . .50 Impressum Herausgeber: Redaktion: Heimatverein Steglitz e.V. Angelika Fuhrmann, Thomas Protz, Wolfgang Schönebeck (V.i.S.d.P.), Dietrich Seidlitz, Dr. Christian Simon Geschäftsstelle: Drakestraße 64 A, 12205 Berlin Tel.: 833 21 09, Fax: 843 06 309 E-Mail: [email protected] Internet: www.heimatverein-steglitz.de Archiv/Museum: Öffnungszeiten Montag 16 bis 19 Uhr Mittwoch 15 bis 18 Uhr Sonntag 14 bis 17 Uhr (nur Museum) oder nach Vereinbarung 1. Vorsitzender: Schatzmeisterin: Geschäftsführerin: erweiterter Vorstand: Wolfgang Schönebeck Monika Ziwicki Barbara Paul-Glantz Johanna Rödiger, Dietrich Seidlitz Vereinskonto: Berliner Bank AG (BLZ: 100 200 00) Kontonummer: 24 80 370 705 4 Bauzeichnung der 1896-98 von Alfred Körner errichteten Wohnanlage. Archiv Geschichtswerkstatt Rotherstift Vorzugsweise ein Ort für Damen in Lichterfelde, das Rotherstift Eines der markantesten historischen Gebäude von Lichterfelde-West befindet sich etwas abgelegen in der Kommandantenstraße/Ecke Friedrichstraße. Ein fast geheimnisvoll wirkendes neugotisches Bauensemble, teils verborgen durch Büsche und hohen Baumbestand und zur Straße hin geschützt durch einen kunstvoll geschmiedeten Gitterzaun. Diese Wohnanlage ist bereits 110 Jahre alt, sie wurde für bedürftige, unverheiratete Töchter von Beamten und höheren Offizieren in Preußen erbaut. Der Name Rother-Stiftung geht auf Christian von Rother zurück, der als Staatsminister und Präsident der Seehandlung deren Errichtung beim preußischen König angeregt und durchgesetzt hatte. Am 5. Januar 1842 wurde das erste Stiftshaus am Halleschen Thor vor den Toren Berlins eröffnet, in diesem Haus wohnten 40 Damen, darüber hinaus wurden so genannte Jahrgelder (Renten) vergeben. Im Jahr 1895 wurde der Umzug des Stiftshauses nach Lichterfelde in Angriff genommen. Das erste Stiftshaus hatte mehr als das Hundertfache an Wert gewonnen, sodass es verkauft wurde. Der Erlös wurde genutzt, um das 3 ha große Areal in Groß-Lichterfelde zu erwerben, und jetzt konnte mit dem Bau des fächerförmig verbundenen Haupthauses für 45 Personen in der Kommandantenstraße 9-12 durch den königlichen Baurat Alfred Koerner begonnen werden. Die feierliche Einweihung erfolgte am 5. Oktober 1898, also vor 110 Jahren. Nach Fertigstellung blieb noch rund eine Million Mark übrig, deren Zinsen es gestatteten, die auch bisher gezahlten „Jahrgelder“ (Renten) beträchtlich 5 zu erhöhen. Durch den Ersten Weltkrieg und die nachfolgende Inflation verlor die Rother-Stiftung den größten Teil ihres Barvermögens. Der Verkauf einiger Parzellen an der Kommandantenstraße/Ecke Pfleidererstraße und die Überschüsse des Leihamtes halfen jedoch, die Zeit zu überstehen. Am 5. Oktober 1931 konnte gar ein zweites Stiftshaus mit 23 Wohnungen in der Köhlerstraße 31 bezogen werden. Im Jahr 1934 wurde dann das Leihamt nach hundertjährigem Bestehen von der Stadt Berlin übernommen, und deren Überschüsse entfielen damit für die Stiftung. Die Stadt verpflichtete sich zwar zu einem Ausgleich, der aber nach dem Jahr 1945 völlig eingestellt wurde. Die Jahre ab 1940 hat bislang kein Chronist ausreichend bearbeitet, sie beinhalten allerdings die Zeit, die wir nachhaltig bis in die Gegenwart spüren. Am 13. August 1940 bekam die Stiftung ein neues Statut. Da hieß es dann in § 3 (Zweck der Stiftung), dass nur noch nationalsozialistische zuverlässige deutsche Volksgenossinnen, sofern sie arischer Abstammung und solche bereits verstorbener Väter sind, Aufnahme in das Stift finden dürfen. Vor Ausführung der Statutenänderung war die Jüdin Betti Kierski, geb. am 29. Juli 1863, die am 8. Februar 1934 in das Stiftshaus aufgenommen wurde, von dieser Maßnahme betroffen. Sie musste die Stiftung am 20. Dezember 1938 auf Verlangen der Gauleitung der NSDAP verlassen. Allerdings hat ihr das Kuratorium weiterhin bis zu ihrem Tode am 26. September 1942 in Berlin eine Rente von 15,- RM pro Monat gewährt. Ob es sich dabei um ein Einzelschicksal gehandelt hat, geht aus den vorhandenen Akten im Hause nicht hervor. Vielleicht können die Akten beim Geheimen Preußischen Staatsarchiv hierüber Auskunft geben. Nach Auslösung des Zweiten Weltkrieges durch das Deutsche Reich im Jahr 1939 und der Eroberung Deutschlands und seiner Hauptstadt Berlin durch die Siegermächte erfolgte dann im Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation. Deutschland wurde in Besatzungszonen aufgeteilt und Berlin gar in Sektoren zerrissen. Lichterfelde fiel dabei an die USA, deren Truppen besetzten das Gebäude der RotherStiftung in der Koehlerstraße. Die Bewohnerinnen mussten das Haus verlassen und fanden Herberge im Haupthaus (Kommandantenstr. 9-12), in dem jede Wohnung mit zwei Personen belegt wurde. Dies führte dann auch zu sozialen Spannungen, zumal die Damen aus sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammten und unter dem beengten Lebensraum zu leiden hatten. Dazu schreibt Käthe Meisner in einem Brief am 16.11.1952: „Über mein Stiftsdamenleben kann ich Dir nur berichten, dass es an sich gut und auch praktisch ist und vor allem doch billiger, als wenn ich ein eigenes Zimmer bei fremden Leuten hätte. Nur, wie immer in meinem Leben, hat es in sofern einen Pferdefuß, als durch die sehr schlechte finanzielle Lage in Berlin auch dieses Vermögen von den Russen geschluckt ist - wir wurden von den Überschüssen des 6 Schreiben der NSDAP-Gauleitung Archiv Geschichtswerkstatt Rotherstift 7 Städtischen Leihamtes finanziert und waren das reichste Stift in ganz Berlin - aber das Leihamt war in der Nähe der Dreifaltigkeitskirche, Kanonierstr. und da sind eben die Russen. Nun musste man auch hier einsparen und hat deshalb in die reizenden kleinen Wohnungen, die für eine Person gedacht waren und dann direkt ein Idyll sind, zwei Weibsen setzen müssen, und das ist höchst unerquicklich, da sie meist aus ganz verschiedenen Schichten kommen und oft recht ungebildete und schlechte Manieren haben. Ich habe natürlich wie immer in solchen Dingen, auch wieder Pech gehabt, und das beeinträchtigt manchmal die Gemütlichkeit. Na ja, es ist eben nicht zu ändern, und man muss sich schicken wie schon das ganze Leben lang.“ Berlin lag in weiten Bereichen in Schutt und Asche, es wurde dringend Wohnraum gesucht. Das Rotherstift, das weitgehend verschont geblieben war, verzeichnete rund 250 Bewerbungen, dies entsprach einer Wartezeit von etwa 8 Jahren. Die Verwaltung befand sich unmittelbar im Haus und wurde durch einen geschäftsführenden Kurator und die Stiftsvorsteherin wahrgenommen. Am 13. Dezember 1949 wurde durch das Kuratorium ein neues Statut verfügt, mit welchem dem Unrecht des Dritten Reiches begegnet wurde. Außerdem wurde es auf Witwen ausgedehnt, deren Männer zumeist im Kriege gefallen waren. Das Kuratorium setzte sich aus den Herren: D. Dr. Otto Dibelius (Bischof), Tecklenburg, Dr. Friedensburg (Bürgermeister), Vogel und Soldat zusammen. Mittelzuflüsse verebbten, die Aktivitäten der Seehandlung als Preußische Staatsbank und des Leihamtes hatten aufgehört zu existieren. Das Rotherstift musste alle Rentenzahlungen an die Benefiziantinnen einstellen und von den Bewohnerinnen des Hauses ein Wohngeld fordern. 100 Jahre Mädchen Wandervogel Wandervogel für Mädchen e.V. von Groß-Lichterfelde bei Berlin, gegr. am 01. Sept. 1909 Als eigener Verein begann er am 01. September 1909 mit einer Dreitagefahrt in den Harz unter Leitung der Begründerin Paula Kreßner, Pek genannt. Der Wanderweg führte von Goslar über Schierke, von Elend, Blankenburg, Treseburg bis nach Thale. Mit dabei waren die Kameradinnen Pek, Zöller, Friedel Vorwerg, Johanna von Forstner, Erna Zwirner, Elisabeth Hermsen, Frida Wachter, Elisabeth Knothe, Mutter der Verfasserin, Martha Erbkam, Lotte Zipfel, Irmgard Berlin, die daher Bärchen genannt wurde, und noch neun andere. Eine kleine lebensfrohe Gemeinschaft, die sich am 21. Dezember 1909 erneut auf den Weg zum Krähenberg bei Potsdam machte. In den folgenden Jahren waren sie regelmäßig an den Wochenenden auf der Wanderschaft, und in den Ferien ging es auf große Fahrt, so 1912 in den Böhmerwald. In den Jahren nach dem Krieg bis in das Jahr 2007 hat die Stiftung dauerhaft um ihre Existenz kämpfen müssen, die Mieten deckten weder die Betriebskosten noch die Sanierungsmaßnahmen (Umbauten im Altbau und in der Köhlerstraße sowie Ergänzung mit zwei Neubauten im Jahre 1997). Vorangegangene Verkäufe der Randflächen in der Pfleiderer- und Köhlerstraße hatten das ursprünglich 3 ha große Grundstück bereits auf etwa die Hälfte reduziert, es entstanden private Zweifamilienhäuser und das Aquinata-Pflegeheim. Das Anwesen Köhlerstaße 31 wurde von Schöneberger Kirchengemeinden erworben. Im Oktober 2007 wurde das Restvermögen an die Beamten-Wohnungs-Verein zu Berlin eG veräußert und trägt seitdem die Bezeichnung Hausgruppe Rotherpark. Seit dem Jahr 2007 kann sich jede Frau und jeder Mann um Aufnahme in diese Wohnanlage bewerben. Ich selber wohne bereits seit 1999 hier, engagiere mich in der Gemeinschaft und leite die Geschichtswerkstatt des Rotherstifts. Michael Appenroth Quellen: Archiv Geschichtswerkstatt Rotherstift 8 Maifahrt 1916 / Anna, Th. Heinrich und Marthchen Möller (v. l. n. r.), im Siethener Elsbruch (Archiv Heimatverein Steglitz) 9 Die Wandervogel-Mädels von Groß-Lichterfelde bewiesen ein Leben hindurch Zusammengehörigkeit ohne Konkurrenz und ohne Hierarchie, niemals Zank, trotz der großen Zahl von 40 Mädels, geprägt durch den selbsterwählten Eid auf dem Hohen Meißner im Jahre 1913. - War der Wandervogel für Mädchen eine Schwärmerei? Nein, Selbsterziehung und Disziplin prägten ihr Leben. Sie stiegen in das Berufsleben ein - damals etwas Neues, entweder als Lehrerin, zum Teil mit einem Schwimmund Sportexamen in Bonn verbunden, andere studierten, und einige von ihnen promovierten zum Doktor. Ada Klett wurde Professorin am New Yorker College. Olga Halle-Lilienthal, eine der fünf Töchter von Anna und Gustav Lilienthal, wurde Quäkerin. Die Töchter waren ohne Ausnahme Lichterfelder Wandervögel. Trotz des Weltkriegs und der Kriegswirren führte die nicht abgerissene Verbindung zwischen Ada Klett und Olga Halle-Lilienthal zu der weltweiten Care-Aktion 1945/ 46 und zu den Einrichtungen der Nachbarschaftsheime. Das Nachbarschaftsheim im Carstenn-Schloss in Lichterfelde-West (Schlösschen genannt) wurde zum Nest der 1951 geschlüpften Jung-Wandervögel. Ein Jahr später zum Wandervogel Deutscher Bund. (?) 1954 wurde das Nachbarschaftsheim zum Treffpunkt der Mädchen - Wandervögel von 1909, nun sich „Lichterfelder Frauen“ nennend. Das oft sehr schwere Dasein in den dazwischenliegenden Jahren hatte ihr Leben nicht zerstört. Eine kleine Episode aus dem Wandervogeldasein: Ada wollte ihre Schwester Thea, die Elevin bei Karl Förster war, in Potsdam besuchen. Sie und die anderen Wandervogel-Mädels kletterten über den Zaun und gerieten direkt in die Arme des berühmten Staudenzüchters. „Was sucht ihr hier?“, wurde gefragt. Ada, um die Antwort nicht verlegen: „die Blumenschönheit“, und meinte ihre Schwester. Wiederum für andere waren jegliche Formen der Kunst, der Erziehungsreformen, der Land- und Gartengestaltung, der Religion, der Politik, Schwerpunkte ihres Lebens, auch die Ferne; das Ausland: China, Japan, Amerika, Brasilien, Afrika, Frankreich, England usw. …. Kein Zaun war ihnen in ihrem Leben zu hoch. Carl Friedrich von Beyme Wer war Carl Friedrich von Beyme? Sein Name ist allgemein bekannt als Bauherr des so genannten Wrangelschlösschens in Steglitz, nach ihm wurde eine Straße benannt und im Heimatverein hängt ein repräsentables Ölbild dieses Adligen, das wenig Beachtung findet. Ich will versuchen, ein Bild dieser herausragenden Persönlichkeit wiederzugeben, die vor rund zwei Jahrhunderten hier gelebt hat. Blicken wir zunächst zurück auf die Jahre nach 1819. Beyme bewohnt seit kurzem dauerhaft sein Schlösschen in Steglitz, das von einem gepflegten Park umgeben ist. Er ist ein kundiger Landwirt, kümmert sich um Aussaat und Ernte und versucht sich sogar im Weinbau. Wie bei all seinem Tun in seinem bisherigen Leben betreibt er auch diese Tätigkeit mit Interesse und Engagement. Er entlohnt seine Hilfskräfte, denn er hatte seine Steglitzer Bauern bereits 1805/1806 aus der Leibeigenschaft entlassen. Daher gibt es schon seit 1806 eine selbständige Gemeinde Steglitz. Carl Friedrich von Beyme (1830) (Archiv Heimatverein Steglitz) Aber nicht nur seine Ländereien beschäftigten den Hausherrn. In seinem Schlösschen, das David Gilly entworfen hatte und unter der Leitung von Heinrich Gentz 1804 gebaut worden war, befand sich eine umfangreiche Bibliothek, die Beyme mit großem Interesse nutzte. Er bevorzugte die lateinischen Klassiker, insbesondere den Historiker Tacitus, er sprach französisch, englisch und italienisch. Und im Alter hat er noch spanisch gelernt, um den Don Quichote im Urtext lesen zu können. Edmuth Kuckenburg-Knothe Die Nähe seines Wohnsitzes zu Berlin machte es möglich, gute Beziehungen zum Zentrum des preußischen Geschehens aufrechtzuerhalten. Viele Gäste mit bekannten Namen sind in Steglitz aus- und eingegangen, vornehmlich Vertreter 10 11 von Wissenschaft, Kultur und gehobener Verwaltung. Auf Betreiben Alexander von Humboldts fand hier 1828 eine Versammlung namhafter Naturforscher der Zeit statt. Zu den Teilnehmern zählten außer Humboldt der Mathematiker Gauß, der Geograph Ritter, der Dichter und Forschungsreisende Chamisso. Beyme hat aber auch zusammen mit seiner Frau weite Reisen unternommen. Er ist in der Schweiz und in Italien gewesen und hat sich längere Zeit in Österreich aufgehalten. Dieses in vieler Hinsicht reiche und vielfältige Leben war Beyme nicht in die Wiege gelegt worden. Er war der Sohn eines Regimentschirurgen, geboren am 10. Juli 1765 in Königsberg in der Neumark. Frühzeitig fiel er unter seinen zahlreichen Geschwistern als hoch begabt auf. Und dank seiner klugen und tüchtigen Mutter - der \/ater war früh verstorben - wurde er für einige Jahre auf die damals höchst angesehenen Franckeschen Stiftungen in Halle geschickt, die in christlichem und tolerantem Geist geführt wurden. Hier erhielt der junge Beyme seine charakterliche Prägung, die sein Denken und Handeln bis zu seinem Tod bestimmt haben. Nach einem glänzenden Abschluss des nachfolgenden Jurastudiums in Halle wurde der Dreiundzwanzigjährige 1788 mit der Stelle eines Assessors am Berliner Kammergericht, dem höchsten preußischen Gerichtshof, betraut, und nach sehr erfolgreicher Tätigkeit auch dort berief ihn König Friedrich Wilhelm III. 1798 als Kabinettsrat für das Justizwesen in die Regierung. Beyme trug Verantwortung in hohen und höchsten Ämtern in schwerster Zeit. Er war am Vorabend einer Zeitenwende geboren worden: Ausgelöst durch Aufklärung und Französische Revolution, war die geistige Welt erfüllt vom Bild eines neuen Menschen, des freien, mündigen Bürgers in Stadt und Land. Und der vom Machtrausch besessene französische Feldherr Napoleon zerstörte im Handstreich die in Jahrhunderten gewachsene Ordnung Europas. Die revolutionären französischen Ideen hatten auch den jungen Beyme tief beeindruckt, und er hat sich als Jurist, wo immer er tätig war, um die Umsetzung dieser Ideen in die Realität, um Reformen, insbesondere um die Bauernbefreiung, erfolgreich bemüht. Als Kabinettsrat, als Präsident des Kammergerichts, als Justizminister und Großkanzler hat er bis 1810 wesentlichen Einfluss ausgeübt auf den König und die preußische Politik. Doch große Erfolge waren ihm nicht beschieden. Er hat es hinnehmen müssen, dass man die Katastrophe von 1806, die totale Vernichtung der preußischen Armee und die Besetzung des Landes durch die französische Soldateska, im Wesentlichen ihm anlastete. Er hatte damals geglaubt, im Bunde mit Frankreich gegen Österreich und Russland Preußen „durchwinden“ zu können. Das war eine folgenreiche Fehleinschätzung. Er besaß nicht den politischen Weitblick und das Durchsetzungsvermögen eines Reichsfreiherrn vom Stein, Beymes persönliche Verhältnisse hatten sich inzwischen verändert. Er hatte 1791 geheiratet, und dank der Mitgift seiner Frau war es ihm möglich geworden, Grundbesitz zu erwerben. 1801 kaufte er Gut und Dorf Steglitz, 1804 folgte der Erwerb von Dahlem. Beyme hat ca. 17 Jahre im Regierungsgeschäft verbracht, viele Jahre in höchster Position und in nächster Nähe zum König. Doch in der Welt, in die er durch sein neues Amt versetzt worden war, die von der Rangordnung des Adels geprägt wurde, fand der Kabinettsrat, der aus bescheidenen Verhältnissen aufgestiegen war, nur schwer die gebotene Anerkennung. Er war klein und von gedrungener Gestalt. Nur seine großen dunklen Augen waren beeindruckend. Ihm wurden gelegentlich Herrschsucht, Eitelkeit und mangelnder Takt nachgesagt, sicherlich nicht immer zu Unrecht. Und nicht nur Stein und Hardenberg empfanden Abneigung gegen ihn. Zu seinem König, der fünf Jahre jünger war als er selbst, pflegte Beyme ein von Verehrung und gegenseitigem Vertrauen getragenes Verhältnis. Das bewährte sich in besonderer Weise, als nach der Katastrophe von Jena und Auerstedt 1806 Friedrich Wilhelm Ill. mit seinem Hof in den äußersten Winkel Preußens, nach Memel fliehen musste. Beyme blieb an seiner Seite und, wie die Königin schrieb, habe nur er es vermocht, den König von seiner Verzweiflung abzulenken. 12 Gäste Carl Friedrich von Beyme`s anlässlich einer Naturforscher-Versammlung in Steglitz 1828. (Archiv Heimatverein Steglitz) 13 der etwas später für eineinhalb Jahre die Führung des Staates übernahm und in kurzer Zeit grundlegende Reformen für ein erneuertes Preußen in Gesetzeskraft umzuwandeln wusste. Beyme war in der großen Politik der Mann für die zweite Reihe, einer, der sich durch Bildung und sein ungewöhnlich breit gefächertes juristisches Wissen, das der inneren Verwaltung zugute kam, auszeichnete. Diese zu nutzen hatte er Gelegenheit 1813-1814 als Zivilgouverneur von Pommern. Später wurde er u. a. mit einer Justizreform in den Rheinprovinzen beauftragt. schen verloren habe, lautete die Begründung. War vielleicht Beyme der geistige Vater dieser Erkenntnis? 1810 wurde in Berlin die Universität eröffnet, Beyme hatte dieses Projekt, das ihm so sehr am Herzen lag, bis 1808, bis er Präsident des Kammergerichts wurde, vorangetrieben. Sein Nachfolger war Wilhelm von Humboldt, dessen Namen die Hochschule seit 1949 trägt. Bedeutender als seine politische Tätigkeit, aber weniger bekannt, sind Beymes Bemühungen, in Preußen einen Mittelpunkt des geistigen Lebens zu schaffen. Schon als junger Kabinettsrat zu Beginn des neuen Jahrhunderts trat er mit herausragenden PerFriedrich-Wilkelms-Universität zu Berlin, sönlichkeiten seiner Zeit in VerStudienbuch der Autorin (1942/43) bindung, u. a. mit dem jungen Philosophen Fichte, mit Schelling, mit Thaer und Hufeland, mit Johannes von Müller, damals sehr bekannte Namen. Er förderte den Schauspieler Iffland, ebenso auch die Singakademie unter Zelter. Schiller war einst bei ihm in Potsdam zu Gast, ehe der König den Dichter in Sanssouci empfing, um ihm eine sorgenfreie Existenz in Preußen anzubieten. Auf seinem Landsitz nahe der Stadt verbrachte Beyme noch viele Jahre, die bereichert wurden durch das innige Verhältnis, das er mit seiner Tochter Charlotte von Beyme pflegte. Sie war von klein auf sein geliebtes Kind gewesen. Und als verheiratete von Gerlach wurde sie schließlich seine Erbin. Ein Sohn war mit dreieinhalb Jahren verstorben. Beyme hat aber auch Kontakte gepflegt zu den jüdischen Salons in Berlin, wo die Intelligenz der Stadt sich traf, und wo philosophische wie künstlerische Fragen diskutiert wurden. Rahel Varnhagens Ehemann war sein geistiger Freund. Ich danke Dietrich Seidlitz für seine Recherchen im Internet. Nach der Niederlage von 1806, als Preußen um seine Existenz bangen musste, geschah etwas äußerst Unerwartetes: Der König beauftragte Beyme, Vorschläge zur Gründung einer Universität in Verbindung mit der Akademie der Wissenschaften auszuarbeiten. Der Staat müsse durch geistige Kräfte ersetzen, was er an physi14 Am letzten Dezembertag des Jahres 1819 schied Beyme endgültig aus dem Staatsdienst aus. Mit ihm andere Reformer der Zeit, so auch Wilhelm von Humboldt und der Kriegsminister Boyen. Die Reformgegner hatten sich nach dem Wiener Kongress 1815 und den Karlsbader Beschlüssen 1819 auch in Preußen durchgesetzt, Beyme hat seine Entlassung schwer getroffen, „mit zerrissenem Herzen“ habe er die Nachricht aufgenommen, heißt es in einem seiner Briefe. Von nun an lebte er in Steglitz, ausgestattet mit einem staatlichen Gehalt und geehrt durch die Verleihung des erblichen Adels im Jahre 1816, ein Privilegium, das er nie angestrebt hatte. Und in Anbetracht seiner Verdienste um die Gründung der Berliner Universität verlieh ihm die Hochschule als Ausdruck ihres Dankes die Ehrendoktorwürde, den Doctor honoris causa. 1828, nach 73 erfüllten Jahren, fand das Leben dieses geistreichen und engagierten Preußen sein Ende, eines Christen im Geiste Luthers, eines Menschenfreundes. In Dahlem, vermutlich im damaligen Gruftanbau der St.-Annen-Kirche, fand Beyme seine letzte Ruhestätte. 1894 wurden sein Sarg und der seiner Frau nach Pasow (Wartenberg) in Ost-Pommern überführt, an den Ort, in dem seine Tochter mit ihrer großen Familie gelebt hatte. Erika Reinhold Literatur Werner von Beyme, Carl Friedrich von Beyme, Berlin 1987 Hans Saring, Carl Friedrich von Beyme, in: Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte VII, 1956 Carl Philipp Melms, Chronik von Dahlem, Berlin 1957 und 1982 Akte des Landesarchivs Berlin, Findbücher Rep. 212, Bd. 1, S. 86 - 89 (Beyme`sches Patrimonial-Gericht zu Steglitz) „Rezess“ zwischen Beyme und den Bauern von 1806, angedruckt in: 1. Verwaltungsbericht der Landgemeinde Steglitz, 1911 15 Siegfried Lövinson und das Steglitzer Gut Der Gutshof und der Gutspark umfassten zur damaligen Zeit ein Areal, das zwischen der Wrangel- und der Braille- (früher Kurfürstenstraße) sowie zwischen der Rothenburg- und der Schloßstraße lag. Ein Streifzug durch die Zeit der Begeisterung für die Deutschen Einigungskriege (1866-1890) Der Weinberg zwischen der Rothenburg- und der Lepsius- (früher Fichtestraße) kam später in den Besitz der Preußisch-Königlichen Blindenanstalt. Heute wird das Grundstück von der Zeunepromenade begrenzt, damals ein sandiger Weg von der Bäke begleitet, der hoch zum Fichtenberg und zur Bäke-Quelle führte. Als der Königlich Preußische Domänenfiskus im Mai 1872 das Restgrundstück der Domäne Steglitz zum Kauf anbot, waren von den 89 Parzellen des Fichtenbergs bereits 20 verkauft. Den Gutshof, auf welchem sich das Gutshaus und neun zum Teil zum Abbruch bestimmte Wirtschaftsgebäude befanden, und den Gutspark, der im englischen Stil angelegt war, hatte der Kaufmann Siegfried Lövinson 1871 erworben. Ferner erwarb er den ehemaligen Weinberg, der jetzt mit Obstbäumen bepflanzt war. Im Situationsplan vom Königlichen Domänen-Vorwerk Steglitz im März 1872 ist „Löwinson“ bereits als Eigentümer der Parzellen Nr. 1 und Nr. 20 eingetragen. Der Schreibfehler im Namen, mit „w“ geschrieben, ist dem Königlichen Kataster-Kontrolleur Pohl anzulasten. 16 Doch kehren wir zu Siegfried Lövinson zurück. Er und sein älterer Bruder Louis Lövinson, aus einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie in Danzig stammend, gründeten 1858 in Berlin eine Fabrik für geschnitzte Möbel aus Eichenholz. Die Firmierung ist der nachstehenden Annonce aus dem Jahr 1864 zu entnehmen. Es war das Jahr des DeutschDänischen Krieges, dessen siegreiches Ende mit einem prächtigen Truppeneinzug durch das Brandenburger Tor und „Unter den Linden“ gefeiert wurde. Hier im Haus Nummer 8 hatte die „RENAISSANCE Kommanditgesellschaft für Holzschnitzkunst“ ihre Geschäftsräume, und so konnte man aus unmittelbarer Nähe den großen Jubel der Berliner miterleben, mit dem sie die siegreichen Soldaten empfingen. Siegfried Lövinson war von so hoher patriotischer Begeisterung über den glänzenden Verlauf des Krieges erfüllt, dass er das Holz erbeuteter Lafetten von der Heeresverwaltung erwarb und daraus allerhand kleine Andenken in der Fabrik schnitzen ließ, die zu Gunsten der Kriegsopfer verkauft wurden. Siegfried Lövinson Das Geschäft hatte in dieser Zeit einen guten Aufschwung genommen. Das Unternehmen gehörte zu den begehrtesten Einrichtungsfirmen in Berlin und in Deutschland. Im Hause verkehrten namhafte Architekten und Persönlichkeiten. Wilhelm I. beauftragte gern lokale Firmen, so auch die „RENAISSANCE Kommanditgesellschaft für Holzschnitzkunst“ der Gebrüder Louis & Siegfried Lövinson. Siegfried Lövinson stattete seinen Steglitzer Sommersitz ebenso geschmackvoll und komfortabel mit geschnitzten Möbeln aus eigener Produktion aus wie schon 17 seine Häuser in Berlin und in Charlottenburg. Die Familie wohnte in Charlottenburg am Luisenplatz Nr. 1. Erst zwei Jahre später zog sie wieder nach Berlin in die Dorotheenstraße Nr. 28. Im Jahr der Firmengründung heiratete er Rosalie Hirschberg. Mit ihr hatte er sieben Kinder. Oskar, das zweitjüngste Kind, wurde in dem Jahr geboren, in dem der Vater das Anwesen in Steglitz erwarb. Martin (12) war der älteste, danach folgten Emil, Henriette (9), Hermann, Teodore und Oskar. Die siebente im Bunde, Johanna, wurde 1873 geboren. [Die Namensnennung erfolgte in der Folge der Geburt der Kinder; nur von dreien waren das Geburts- und das Sterbejahr zu erfahren.] Dr. Martin Lövinson, der älteste Sohn, schreibt in seinen Aufzeichnungen: „So bin ich denn in meiner Erzählung bis zum Jahre 1871, d. h. bis zu meinem 12. Lebensjahr gekommen, und ich muss nun den Abschied von diesen in der Erinnerung schönsten Jahren nehmen.“ Der Steglitzer Sommersitz wird in den Aufzeichnungen nicht erwähnt. Er schreibt darin, dass „der Haushalt der Eltern den Charakter eines recht wohlhabenden, wenn auch nicht üppigen Bürgerhauses angenommen hatte. Die Mittel dazu gewann unser Vater durch das sichtlich aufblühende Geschäft. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, wie meine Mutter es fertigbrachte, neben dem Fortgang der Wirtschaft auch die vielen Gäste in jeder Weise aufmerksam aufzunehmen.“ Haben die Lövinsons in Steglitz ein großes Haus geführt oder hier die Ruhe in dem schönen und weitläufigen Gutspark sowie in der ländlichen Umgebung von Steglitz gesucht? Wohlhabende Steglitzer schickten damals schon ihre Kinder mit der Eisenbahn in die Berliner Schulen. Warum nicht auch die älteren Kinder Martin, Emil und Henriette, lag doch die Eisenbahnstation gar nicht weit vom Gutshof? All das bleibt Spekulation. Schauen wir auf die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen in jener Zeit. Die Beseitigung des Zunftzwanges in seinen letzten Ausläufern hatte es ermöglicht, sich geschäftlich den Wünschen des Publikums ganz frei anzupassen, so gingen aus der Fabrik neben den Möbeln auch Uhren und Musikinstrumente, Elfenbeinschnitzereien und Ähnliches hervor. Mit solchen Neuheiten bezog das Geschäft anfangs die Leipziger Messe, später aber die in jenem Jahrzehnt aufkommenden Welt- und Landesausstellungen. So findet sich der Name der Firma unter den Ausstellern in London 1863, aber auch auf der großen Weltausstellung 1867 in Paris. In den ereignisreichen Jahren der Reichsgründung „Bismarcks Deutschland 18661890“ blieben dem Unternehmen Schwierigkeiten nicht erspart, während der Kriege mit den unvermeidlichen Kredit- und Absatzstockungen sowie einem verheerenden Brand, der in der Neujahrsnacht 1868/69 die Fabrik in Asche legte, und 18 dann nach dem Kriege 1870/71 ein großer Streik der Arbeiter der ganzen Branche. Als der Möbelverkauf stockte, gleichzeitig aber die Cholera drohend in Berlin auftrat und in der noch nicht kanalisierten Stadt Schrecken verbreitete, erfand Siegfried Lövinson ein Desinfektionsmittel, das aus Torfstreu und Eisenvitriol bestand, und in die in Wohnungen fast allgemein im Gebrauch stehenden Nachtstühle geschüttet werden sollte. Der Verkauf geschah in großen Papiertüten mit der Aufschrift „Antimiasmaticum“. Der siegreiche Deutsch-Französische Krieg 1870/71 hatte die politischen und sozialen Verhältnisse im Land verändert. Es fand seinen Abschluss in dem ruhmreichen Frankfurter Frieden und der Gründung des neuen Deutschen Kaiserreiches. Der Einzug der stolzen Truppen in die neue Kaiserstadt war überwältigend. Der Weg führte vom Kreuzberg über die Belle-Alliance-Straße (heute Mehringdamm), die Königgrätzer Straße (heute Stresemannstraße), am Potsdamer Tor vorbei durch das Brandenburger Tor nach den Linden. Den Schlussakt bildete die Enthüllung des Denkmals für Friedrich Wilhelm II. gegenüber dem Stadtschloß. (Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.) Durch das Gesetz über die Gleichberechtigung der Bekenntnisse vom Jahre 1869 waren in ganz Deutschland nunmehr die Schranken für Juden gefallen, die in den Gesetzen gegen den Zugang zu Ämtern für sie aufgerichtet waren; man konnte nicht ahnen, dass die Gesellschaft und die Praxis der Behörden noch lange diese Schranken beachten und neue aufrichten würden. In der Familie Lövinson und in dem Freundeskreis waren die Freude und die Hoffnung eine fast unbeschreibliche. Nicht, dass jeder Jude eine Staatsstellung ersehnt hätte; aber dass das Gefühl der grundsätzlichen Entrechtung, eines Helotentums, von ihnen genommen schien, das hob den Sinn und spornte zu Leistungen im Dienste des Vaterlandes an. Im Juni 1872 war die Kommanditgesellschaft von den Brüdern in die RENAISSANCE Aktiengesellschaft für Holzarchitektur und Möbelfabrikation mit einem Grundkapital von 500.000 Talern überführt worden. Die Gründer waren Siegfried Lövinson und drei weitere namhafte Persönlichkeiten. Als Direktoren fungierten die bisherigen Gesellschafter Louis Lövinson und Robert Kemnitz. Im Prospekt wurden gleich 14 % Dividenden zugesichert, daher sollten von den Vorbesitzern 30.000 Taler zugeschossen werden. Annonce aus dem Jahr 1864 19 Siegrfried Lövinson verkaufte so gleich drei Grundstücke in der Holzmarktstraße (Berlin - Mitte) für 280.000 Taler an die neue Gesellschaft, die er zuvor für 160.000 Taler erworben hatte. Die auf den Grundstücken lastenden Hypotheken hatte er dabei verschwiegen. Man spekulierte darauf, dass die Berliner Stadtbahn die Grundstücke für den Ausbau der Stadtbahntrasse benötigen würde. Leider ein Irrtum, man blieb auf den Grundstücken sitzen. Zwei Jahre später schloss die Aktiengesellschaft mit einem Verlust von 112.000 Talern ab. Erst 1875 auf der Generalversammlung kam es zu ersten Enthüllungen und die Staatsanwaltschaft wurde eingeschaltet. Die Gesellschaft hat das Ende der 1870er Jahre nicht mehr erlebt. Im Steglitzer Adressbuch von 1875 wird Siegfried Lövinson als Direktor und Eigentümer der Schloßstraße 36 (heute 48) und mit seiner Berliner Anschrift Dorotheenstraße 28 geführt. Bereits vier Jahre später wird das schöne Steglitzer Anwesen versteigert. Den Zuschlag erhielt 1879 die Norddeutsche Grund Credit Bank. Siegfried Lövinson war danach kein armer Mann, denn in den Berliner Adressbüchern der nachfolgenden Jahre ist er als Eigentümer der Gasanstalt Eisleben zu finden. Er starb 1907 in Berlin als Privatier. Friedrich Paulsen zum 100. Todestag Friedrich Paulsen, seinerzeit wohnhaft auf dem Fichtenberg in Steglitz, war Professor für Philosophie und Pädagogik an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Geboren wurde er am 16. 07. 1846 in Langenhorn (Nordfriesland), er verstarb am 14. 08. 1908 in Steglitz und erhielt auf dem Alten Kirchhof der Matthäus-Gemeinde, der sich in Schöneberg befindet, ein Ehrengrab. Schon zu seinen Lebzeiten, 1901, benannten die Steglitzer eine Straße nach ihm, und das am 8. Oktober 1908 eröffnete Gymnasium in der Gritznerstraße erhielt zu seiner Erinnerung seinen Namen. Seit dem Sommersemester 1875 hielt er zunächst als Privatdozent Vorlesungen in Philosophie. Seinen großen Durchbruch und beruflichen Erfolg hatte Friedrich Paulsen aber im Bereich der Pädagogik. Nachdem er sich der geschichtlichen Betrachtung des deutschen Bildungswesens, der verschiedenen Ideale und thematischen Schwerpunkte, wie sie seit der Zeit Karls des Großen vermittelt wurden, zugewandt hatte, war er 1878 zum außerordentlichen Professor ernannt worden. Dietrich Seidlitz Quellen: Dr. Martin Lövinson, Geschichte meines Lebens, Teil 1, Die goldene Jugendzeit. Berlin 1924 A54 Holzverarbeitung, Möbel und Musikinstrumente, Papierindustrie, Verlagsgesell-schaften. Akademie Verlag, Möbel des Spätbiedermeier und Historismus von Jörg Meiner 2007 Zentale Landesbibliothek Berlin, Lexikon Berliner Straßen und Plätze Kulturamt Steglitz-Zehlendorf, Das Schlosspark-Ensemble in Steglitz. Archiv, Heimatverein Steglitz Prospect zum Verkaufe eines Theiles des Restgrundstücks der Königlichen Preußi-schen Domaine Steglitz bei Berlin, Mai 1872 1885 erschien die erste Auflage seines Werks „Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen und Universitäten vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart“. In dem letzten Kapitel zu den gegenwärtigen Fragen sprach er sich auch für die Weiterentwicklung des Realschulwesens aus. Seitdem war er als ein Reformer bekannt. Paulsen vertrat aber keine extremen Positionen, er war ein gemäßigter Reformer. Als einen Höhepunkt beschreibt er selbst seine Teilnahme als Referent an der Schulkonferenz im Jahre 1890, der Dezemberkonferenz. Das Thema dieses Fachkongresses war die Reform des humanistischen Gymnasiums, des Realgymnasiums und der Realschule. Kaiser Wilhelm II. wollte bekanntlich „nationale junge Deutsche erziehen und nicht junge Griechen und Römer“, wie er in seiner Eröffnungsrede zur Schulkonferenz verkündete. Nach seinem Willen hätten die humanistischen Gymnasien deutscher und die Realgymnasien abgeschafft werden sollen. Dennoch war am Ende der Konferenz unter den gefassten Beschlüssen auch dieser. Im letzten Augenblick eingebracht, wurde der Antrag von der Versammlung im Drang des Aufbruchs einstimmig angenommen: „Bei der notwendigen Regelung des Berechtigungswesens ist zu erstreben, dass eine möglichst gleiche Wertschätzung der realistischen Bildung mit der humanistischen angebahnt werde.“ Und was auf den Konferenzen beschlossen worden war, floss dann in den königlichen Erlass ein. 20 21 In den Diskussionen der folgenden Jahre wurde Paulsen von Althoff aus dem Kultusministerium, der ja auch Nachbar in Steglitz war und zu dem die meiste Zeit eine freundschaftliche Beziehung bestand, wiederholt als fachlich kompetenter Berater zu Fragen der Schulorganisation herangezogen. Für Paulsen war es nicht eine Frage des entweder Humanismus oder Realismus, sondern die jeweils andere Schulart neben sich anzuerkennen. So setzte sich Paulsen für die gleichberechtigte Stellung der naturwissenschaftlich orientierten Realgymnasien mit den altsprachlich orientierten humanistischen Gymnasien ein. Weitere Anliegen waren ihm u. a. die freiere Gestaltung des Unterrichts auf der gymnasialen Oberstufe. Was er vorschlug, kennen viele von uns aus eigener Erfahrung: 1. Ausbau des Systems der Kompensation minderer Leistungen in einem Fach durch sehr gute oder hervorragende in einem anderen durch die Wahl von Neigungsfächern. 2. Größere selbstständige Ausarbeitungen über einen frei gewählten Gegenstand. 3. Freie Studientage, an denen es dem Einzelnen überlassen ist, einem Gegenstand seiner Wahl freie Arbeit zu widmen. 4. Wissenschaftliche Sodalitäten der Schüler, Verbände zur Förderung wissenschaftlicher oder literarischer Interessen (Paulsen kannte den Begriff AG, Arbeitsgemeinschaft noch nicht). Zur Leistungsbewertung stand auch schon das Punktesystem bereit. Nun stellt sich zu einem solchen Jubiläum unweigerlich die Frage, was würde Friedrich Paulsen zu den Problemen und der Organisation des heutigen Schulwesens sagen? Nein, konkrete Antworten, etwa auf die Verkürzung der Schuljahre von dreizehn auf zwölf Jahre, oder die Vereinheitlichung der Prüfungsfragen darf man nicht erwarten. Aber: In seiner Widmung der zweiten Auflage des 'Gelehrten Unterrichts' von 1896, gerichtet an seinen Freund Friedrich Reuter, fand ich eine passende - weil menschliche und daher zeitlose - Antwort. Dort schreibt er: „Du hast mir gezeigt, was in der Jugendbildung allein wesentlich und wahrhaftig wirkt: die lebendige Teilnahme des Lehrers für die Sache und für die Schüler. Sie weckt lebendige Kräfte in den Seelen. Der Lehrplan tut's nicht, und auch der Lehrstoff und die Methode tut's nicht, die vollkommenste Methode und der schönste ‚Gesinnungsstoff' ist tot an ihm selber. Noch weniger tun's Aufsicht und Kontrolle. Der Mensch tut's, der, selbst von der Sache erfüllt, den der Menschenseele eingebornen Trieb zum Wahren und Guten und Schönen zu wecken weiß. Hierfür aber ist Freiheit die Bedingung. Freie Selbständigkeit ist das Wesen des Geistes. Darum ist Freiheit die Lebenslust der Schule; ohne sie kann Lehren und Lernen nicht gedeihen. Ein mechanistischer Unterrichtsbetrieb, der mit den Mitteln der Aufsicht und des Zwangs Lehrer und Schüler auf der hartgetretenen Straße gebotener und kontrollierter Pensenarbeit vorwärts treibt, der tötet Lust und Liebe und mit ihnen das Leben. Freilich, Jugend hat eine zähe Lebenskraft; ist in der Schule kein Raum für Lebendiges, so sucht und findet sie es außerhalb. Aber der Schule und dem Lehrer, der in ihr seinen Lebensberuf hat, wird mit der Freiheit die 22 Friedrich Paulsen um 1906 23 Freude an der Arbeit, die Freude am Leben genommen: denn was hat der Mensch vom Leben, als daß er froh sei bei seiner Arbeit?“ Der so schreibt, war bis zu seinem 16. Lebensjahr in zwei Volksschulen seines Heimatdorfs in Nordfriesland gegangen. Der erste Lehrer nutzte den hochbegabten Friedrich, der schon vor der Einschulung lesen konnte, als „Untergehülfen“. Der zweite Lehrer, Küster Brodersen, begeisterte die Kinder, da er nicht nur das Gedächtnis, sondern auch den Verstand ansprach. Damit er in die Sekunda des Altonaer Gymnasiums wechseln konnte, gab ihm der Pastor von Langenhorn zunächst Einzelunterricht in Latein und nach der Konfirmation, zusammen mit einem weiteren Kandidaten für das Gymnasium, Griechisch, Hebräisch, Französisch, Englisch und Dänisch. Eigentlich hätte er in Langenhorn den väterlichen Bauernhof übernehmen sollen - aber er wollte studieren. Und den Begriff ‚Überbürdung', der später in Berlin das Schlagwort der Forderungen einer Schulreform war, kannte man in Langenhorn nicht. Nachdem er 1866 die Abiturprüfungen abgelegt hatte, schrieb er sich an der Universität ein, und es begann nun, man würde es wohl heute eine Orientierungsphase nennen. Nach drei Semestern Theologie in Erlangen und ersten Erfahrungen in einer Burschenschaft wechselte er zur Philosophie und zog nach Berlin. Er las Langes „Geschichte des Materialismus“, ein Buch, das ihm zunächst viel bedeutete, und er begeisterte sich für die Reden Ferdinand Lasalles. Er studierte ein Semester in Bonn und verbrachte ein weiteres halbes Jahr in Kiel, wo sein Freund Reuter lebte. Nachdem er nach Berlin zurückgekehrt war, intensivierte er seine Studien und promovierte 1871 bei Professor Trendelenburg mit historisch-kritischen Beiträgen zu den Systemen der Moralphilosophie. Trendelenburg war einer der wenigen, die auch zu Pädagogik lasen. Als sein Doktorvater verstorben war, entstand hier eine Lücke, sechs Semester lang war gar nicht über Pädagogik gelesen worden, und so wurde Paulsen gefragt, ob er das übernehmen wolle. Er nahm die neue Aufgabe zum Wintersemester 1877/78 an und arbeitete aus den Vorlesungen die oben genannte historische Untersuchung aus, die später erweitert wurde. Auch die Vorlesungen in Philosophie arbeitete er schriftlich aus. Seine beiden Hauptwerke sind „System der Ethik“, erste Auflage 1889, und „Einleitung in die Philosophie“, erste Auflage 1892. Diese entstanden bereits in der Villa in Steglitz, in die die Familie Paulsen 1887 einziehen konnte. Im Jahre 1893 wurde er zum ordentlichen Professor für Philosophie und Pädagogik ernannt. Seine Vorlesungen waren im Laufe der Jahre immer stärker besucht. Er zählte bis zu 268 Hörer, damals eine hohe Anzahl. Von seinen vielen Hörern und Schülern seien nur drei bekannte Namen genannt: Eduard Spranger, Ferdinand Tönnies und Albert Schweitzer. 24 Spranger gibt uns einen Eindruck von der Atmosphäre im Hörsaal. Spranger meint, Paulsen sei kein brillanter Redner gewesen, er hätte eine auffallend zarte Stimme gehabt, was man bei seiner stattlichen Figur nicht unbedingt vermutete. „Im Sitzen sprechend, zog er die Anwesenden in ein intimes Gespräch hinein, dem sie folgen konnten; und sie spürten, daß sie die Sache anging.“ Friedrich Paulsen seinerseits ging die Sache auch an. Als Universitätslehrer, als Experte, fühlte er sich verpflichtet, besonders in der Diskussion um die Schulreformen öffentlich das Wort zu ergreifen. Er hielt Vorträge, schrieb Artikel für Fachzeitschriften und für Tageszeitungen. In der Steglitzer Gemeinde war er Mitglied des Kuratoriums für die höheren Lehranstalten. Wer über den privaten Paulsen mehr erfahren möchte, dem sei die neue, aus dem Nachlass erweiterte Ausgabe seiner Autobiografie empfohlen, die das Nodfriisk Instituut 2008 herausgegeben hat. Man findet darin Beschreibungen seiner friesischen Heimat, seiner Eltern, Reiseeindrücke, über seinen Bekanntenkreis, seine Familie und seine vielen Wanderungen, die er unternommen hat. Barbara Rieprecht Quellen: Grothusen, Andreas, Die dort droben, Berlin, 2000 Kränsel, Reinhard, Die Pädagogik Friedrich Paulsens, Bredstedt, 1973 Lohmeier, D. und Steensen (Hrsg.), Friedrich Paulsen: Aus meinem Leben, Nordfriisk Instituut, Bredsted 2008 Paulsen, Friedrich, Geschichte des Gelehrten Unterrichts auf den Deutschen Schulen und Universitäten vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart, Leipzig, 1885 und 1896; System der Ethik (1889), Einleitung in die Philosophie (1892), Immanuel Kant (1899), Pädagogik (Gesammelte Schriften, 1911), Richtlinien der jüngsten Bewegung im höheren Schulwesen Deutschlands, Berlin, 1909; Aus meinem Leben (1909) Spranger, Eduard, Erinnerungen an meinen Lehrer, Tagesspiegel vom 14.8.1958 Der Heimatverein Steglitz sucht Mitarbeiter… Wir suchen ehrenamtliche Mitarbeiter für - die Betreuung und Führung von Besuchern im Steglitz-Museum - die Mitarbeit bei Entwicklung und Gestaltung von Ausstellungen - Öffentlichkeitsarbeit Was wir erwarten - Interesse an unserer Stadtgeschichte und Stadtentwicklung - Engagement bei der Mitgestaltung unserer Aktivitäten Interessiert? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf! Heimatverein Steglitz e.V. - Drakestr. 64 A - 12205 Berlin-Lichterfelde Telefon: (030) 833 21 09 - E-Mail: [email protected] Montag 16-19 Uhr, Mittwoch 15-18 Uhr oder Sonntag von 14-17 Uhr 25 Die Steglitzer Bade-Basilika wurde 100 Jahre alt Vorgeschichte Vor einem Jahrhundert - am 8. Juli 1908 - wurde das Stadtbad Steglitz in der Bergstraße 90 eröffnet. Bis dahin konnte man nur im Dorfteich baden. Er lag dort, wo sich heute der Carmerplatz befindet. Um 1870 hatte der Steglitzer Landwirt Schröder (Hof Schloßstraße 70/Wolfensteindamm) den Teich gepachtet, um darin Fische zu züchten. Außerdem richtete er eine verschlossene, zweiteilige Bretterbude ein, so dass man - gegen Entgelt - züchtig in einer Badezelle baden konnte. Der Teich ist vermutlich um 1900 zugeschüttet worden. Am 2. Juli 1887 wurde eine Schwimmschule in der Oberlinstraße eröffnet. Das Bad, dessen Wasser die Bäke lieferte, war nach Geschlechtern getrennt, verfügte aber schon über Sprungeinrichtungen. Vom Bahndamm her war die Einsicht durch Bäume, Fahnen und Leinwandflächen versperrt. Um 1900 plante die Gemeindevertretung eine Gemeindebadeanstalt. Immerhin hatte Steglitz mittlerweile über 20.000 Einwohner und die Zahl sollte sich in den nächsten 20 Jahren vervierfachen. In Berlin gab es seit 1878 das Kaiser-WilhelmBad in der Lützowstraße und seit 1888 Hoffmanns Römerbad in der Zimmerstraße (beide privat). Das Stadtbad in der Moabiter Turmstraße eröffnete 1892 (1985 abgerissen) und das Stadtbad Charlottenburg in der Krummen Straße 1898 - um nur einige Bespiele zu nennen. Ob die Steglitzer Gemeindevertreter mit einem richtig schicken Ganzkörperbadeanzug im Wortsinne baden gegangen sind, um die verschiedenen Bäder zu testen, können wir nur vermuten. Jedenfalls setzte Gemeindevorsteher Buhrow 1902 eine Bäderamtskommission ein, und 1906 beschloss die Gemeindeversammlung den Bau des Bades. Bei der Suche nach einem Standort wurde man auf dem dreieckigen Gelände zwischen Berg- und Körnerstraße sowie der Berlin-PotsdamerEisenbahn fündig. Das Grundstück, das bis 1907 noch die Nr. 12a hatte, gehörte dem evangelischen Vaterländischen Frauenverein. Im Berliner Adressbuch findet sich 1899 folgender Eintrag: Zweigverein des Vaterländischen Frauenvereins Ev. Jünglingsverein Volkskindergarten „Kinderheim“ Witwe Bleschke Diakonissin Hoffmann Schwester Kappsch 26 Stadtbad Steglitz um 1920 Archiv Heimatverein Steglitz Etwa im Jahr 1900 kaufte der Papierfabrikant Max Krause das Grundstück, der ja auf dem Fichtenberg wohnte. Es war wohl ein Spekulationsgeschäft, denn 1904 verkaufte er es - sicher mit Gewinn - an die Gemeinde Steglitz weiter. Das über drei Höfe 1888 errichtete Missionsgebäude wurde abgetragen. Nur das Schwesternhaus blieb bestehen und wurde in den Neubau integriert. Auch das Wohnhaus der dort ansässigen Gärtnerfamilie blieb noch bis in die 20er Jahre erhalten. Günstig war der Standort, weil die längliche Parzelle rückwärtig an den Güterbahnhof grenzte. Von hier wurde das benachbarte Elektrizitätswerk in der Körnerstraße mit Kohle versorgt und nun auch die Kesselanlagen des Stadtbades. Zudem stellte das Kraftwerk Kondenswasser zur Verfügung, das bei der Stromgewinnung mit der Dampfmaschine entstand. So konnte das Badewasser energiesparend vorgewärmt werden. Diese versorgungstechnischen Anbindungen erklären auch, warum das Bad nicht direkt an der Straße erbaut wurde, sondern auf dem hinteren Grundstücksteil. Der Gemeindebaurat Richard Blunck konzipierte eine großzügige Anlage, unterstützt vom Lichterfelder Architekten Münzenberger. Dabei dürften die Bäder in der Baerwald- und Oderberger Straße (eröffnet 1901 bzw. 1902) Vorbild gewesen sein. 27 ren. So ist auch das Steglitzer Stadtbad wie eine Emporenbasilika aufgebaut. Das von zehn Stützen getragene Tonnengewölbe mit eingeschnittenen Obergadenfenstern, die Halbkugel in der Apsis, das Mittelschiff, die zwei Seitenschiffe (Umkleidekabinen) und die offenen Emporen geben der Halle eine sakrale Note. Die 1913 entstandene Erweiterung mit dem Russisch-Römischen Bad ist mit roten Granitsäulen, bronzevergoldeten Kapitellen und mosaizierten Wandbrunnen ausgestaltet. Wechselvolle Geschichte Doch schon am 7. Dezember 1916 wurde das Bad geschlossen, weil man es während des Ersten Weltkrieges als Lebensmittellager benötigte. Am 5. Juli 1920 erfolgte die Wiedereröffnung. 1929 entstand an der Straße ein viergeschossiges Wohn- und Bürohaus des Architekten Fritz Freymüller. Das Stadtbad rückte so in eine Hinterhofposition und war von der Straße aus nicht mehr zu sehen. Stadtbad Steglitz um 1907 Archiv Heimatverein Steglitz Am 19. Januar 1940 musste das Bad wegen Kohlenmangels schließen. Nach Beseitigung einiger Kriegsschäden konnte die Schwimmhalle am 10. Oktober 1949 zum dritten Mal eröffnet werden. Doch der Zahn der Zeit hatte dem Bad zugesetzt; im Februar 1955 drohten die Behörden mit der Schließung. Daher kam es im September zu ersten Instandsetzungsarbeiten, 1955-57 zu einem Umbau und 1971-79 zu einer Generalinstandsetzung. 1982 stellte man das Gebäude unter Denkmalschutz und 1988 erfolgte eine Asbestsanierung. Aber alle Mühe war vergebens: Am 30. April 2002 musste das Stadtbad Steglitz aus finanziellen Gründen geschlossen werden. Die Gemeinde wollte das Projekt je nach Finanzlage in mehreren Bauabschnitten errichten. Ab Dezember 1906 entstand zunächst die große Schwimmhalle (ursprünglich nur für Männer geplant), die Wannen- und Heilbäderabteilung sowie die Wäscherei und das Maschinenhaus. Da die Baukosten von 350 000 Mark auf über 438 000 Mark gestiegen waren, wurde die Frauenschwimmhalle ebenso gestrichen wie eine öffentliche Lesehalle an der Straße. Mit einer Feier wurde das Bad am 8. Juli 1908 eröffnet. Baubeschreibung Das Becken mit marmorgefassten Überläufen mit seinen 9 x 21 Metern wird mitunter als „stattlich“ bezeichnet. Doch die Becken der Stadtbäder in der Neuköllner Ganghoferstraße, in der Weddinger Gerichtstraße und in der Charlottenburger Krumme Straße waren mit 25 x 10 bzw. 11 Metern etwas größer. Zu jener Zeit war es „in“, Hallenbäder in der Tradition des basilikanischen Kirchenbaus zu konzipie28 Die Besitzerin des Bewegungsbades Marienfelde, Gabriele Berger, erwarb das Bad 2004 und veranstaltet seither hier Lesungen, Theateraufführungen, Konzerte und Privatfeiern. Langfristig ist aber die Wiedereröffnung als Bad vorgesehen. Näheres zu dem Konzept von Gabriele Berger findet man unter www.stadtbad-steglitz.de. Der Heimatverein Steglitz wünscht ihr viel Erfolg. Die Steglitzer werden die Entwicklung interessiert verfolgen. Christian Simon Quellen: Bauakte Bergstraße 90, Band 2 Berliner Adressbuch, versch. Jahrgänge Glüsing, Meike: Berlin-Steglitz. Stadtbad Steglitz, Schwimmhalle - Bauforschung und Sanierungskonzeption. Masterarbeit an der TU Berlin im WS 2003/04. Rüter, Jörg: Stadtbad Steglitz, Bergstraße. In: Das Jahrbuch für Steglitz, 1999, S. 43 - 45. Simon, Christian: Steglitz im Wandel der Geschichte. Berlin 1997. 29 Steglitz - damals und heute 1. Folge: Steglitzer Damm 89, 91 Die in den Bildhintergrund verlaufende Straße ist die Steglitzer Straße (seit 1957 Steglitzer Damm) Richtung Halskestraße/Munsterdamm. Links geht die Buhrowstraße ab (bis 1957 Bahnstraße). Das etwa 1904 entstandene Eckhaus (ganz links) steht noch heute. Hier befand sich jahrzehntelang das Café Steuer. Ganz rechts mündet die Grabertstraße ein. Sie hieß bis 1893 Lankwitzer Straße, dann bis 1957 Wilhelmstraße. Steglitzer Straße, 1910 Archiv Wolfgang Holtz Die Pläne für das im Vordergrund stehende Wohn- und Geschäftshaus entwarf Max Trinkkeller. Die Baufirma Papenfuss aus der Halskestraße 53 stellte den Rohbau im Sommer 1899 fertig. Die Rückfront des Hauses war etwa halbrund; ein Lichtschacht in der Mitte sorgte für die Beleuchtung innen liegender Räume. Auf dem unterkellerten Hof stand hinten auch ein Stallgebäude. Wegen leer stehender Läden gab es 1912 Pläne zur „Einrichtung von Räumlichkeiten zur Vorführung von kinematographischen Lichtbildern im Kellergeschoss“. Unter Hinzunahme des Tapezierladens sollte das Kino 164 Sitze haben. Es gibt aber keine Hinweise darauf, dass es hier je Kintopp gab. Aber genau an der Ecke war über vier Jahrzehnte das 1898 gegründete Delikatessengeschäft von Karl Huschke. Das schöne Eckhaus sank im Zweiten Weltkrieg genauso in Trümmer wie das anschließende Wohn- und Geschäftshaus mit dem hohen Dach. Es wurde 1910/11 nach Plänen von Hermann Paulini gebaut. Im Juli 1943 sollte dort ein kleinerer Bombenschaden behoben werden. Doch die Eigentümer teilten der Baupolizei Steglitz am 6. September 1943 Folgendes mit: „Zu dem unter dem 12. Juli 1943 erteilten Bauschein teile ich mit, dass sich die Angelegenheit durch Totalschaden am Hause Südende, Steglitzer Str. 15a durch Terrorangriff in der Nacht vom 23. zum 24. August 1943 erledigt hat. Heil Hitler.“ In jener Nacht wurde die gesamte Häuserzeile zwischen Grabert- und Sembritzkistraße zerstört. Die heutigen auf dem Foto sichtbaren schmucklosen Mietshäuser entstanden 1961. Da der Steglitzer Damm in den 1970er Jahren verbreitert wurde, stand das zerstörte Eckhaus ursprünglich mit der Vorderfront auf der heutigen rechten Fahrbahn. Christian Simon Steglitzer Damm Ecke Buhrowstraße 30 Foto: Christian Simon 31 Die ersten Steglitzer Festwochen 1934 und 1935 Die meisten Steglitzer Bürger haben sicher schon von der Steglitzer Festwoche gehört oder sie selbst besucht. Sie fand zunächst seit Ende der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts am Händelplatz in Lichterfelde statt, wurde aber nach kurzer Zeit von dort verlegt auf das Gelände, auf dem heute der Campus „Benjamin Franklin“ der Charité steht. Auch dort musste das Gelände geräumt werden wegen des Baus des Universitätsklinikums. Seit Anfang der 60er Jahre finden die Steglitzer Festwochen jährlich um Pfingsten herum im Lichterfelder Bäkepark an der Krahmerstraße statt. Während es früher in ihrem Rahmen auch viele kulturelle und sportliche Veranstaltungen gab, ist die Festwoche heutzutage eigentlich nur noch ein Rummelplatz. Doch sie war nicht erstmalig nach dem Zweiten Weltkrieg durchgeführt worden, sie hatte bereits zwei Vorläufer in nationalsozialistischer Zeit, die in wesentlich größerem Rahmen durchgeführt wurden: öffentlichen Lebens berufen wurden. Seine erste Aufgabe war die Erarbeitung einer Festschrift; sie erschien Anfang April 1934 in einer Auflage von 10.000 Stück und wurde zum Preis von 0,50 Reichsmark verkauft. Neben einem geschichtlichen Abriss aller vier Ortsteile des Bezirks Steglitz enthielt sie u. a. auch Aufsätze über „Papa Wrangel als Steglitzer“, „Die Grünanlagen des Bezirks Steglitz“, über die städtischen Einrichtungen sowie ein umfangreiches Verzeichnis „empfehlenswerter Geschäfte und Gaststätten“; empfehlenswert freilich im nationalsozialistischen Sinne, so dass Gaststätten und Geschäfte von jüdischen Eigentümern in dem Verzeichnis nicht enthalten sind. Die Ausgrenzung der jüdischen Bürger, die bekanntlich später in der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 und im Holocaust gipfelte, begann schon damals, auch im Stadtbezirk Steglitz: Auf ein konkretes Beispiel wird später eingegangen. Steglitzer Heimatwoche vom 13. - 20. April 1934 Heimat- und Trachtenfest vom 29. Mai - 4. Juni 1935 Als äußeren Anlass für die erstmalige Steglitzer Heimatwoche wählte man den 150. Geburtstag des Generalfeldmarschalls Friedrich Heinrich Ernst Freiherr (seit 1864 Graf) Wrangel (1784-1877); nach ihm wurde das Gutshaus Steglitz später (nicht ganz zutreffend) „Wrangelschlösschen“ genannt. Veranstaltet wurden sowohl die Heimatwoche 1934 als auch das Heimat- und Trachtenfest 1935 vom Bezirksamt Steglitz in Zusammenarbeit mit Vereinen und Verbänden in allen vier Ortsteilen Steglitz, Lichterfelde, Lankwitz und Südende. Zweck sollte laut Bekundung des Veranstalters die „Wiedererweckung und Vertiefung des Heimatgedankens“ sein und die Vertiefung des Zusammengehörigkeitsgefühls in der Bevölkerung. Dementsprechend hieß es: „Wer die Volksgemeinschaft (ein typisches Wort aus der nationalsozialistischen Ideologie, U. Roeske) will, muss zuerst das Volk seiner Heimat näherbringen“. Die Einnahmen aus allen Veranstaltungen beider Feste - darauf wird später kurz gesondert eingegangen - dienten dem Ziel, ein Ehrenmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges zu errichten. Dieses sollte durch Ausgestaltung des Wasserturms auf dem größten Steglitzer Friedhof in der Bergstraße errichtet werden. Das Ehrenmal ist dann später tatsächlich dort gebaut und am 30.08.1936 eingeweiht worden (Näheres muss einem späteren Aufsatz vorbehalten bleiben). Für die Leitung und Durchführung der Veranstaltungen wurde ein ca. 30-köpfiger Arbeitsausschuss gebildet, in den Beamte des Bezirksamts und Personen des 32 Darstellung von 1935 auf Festabzeichen, Festschriften und Briefverschlussmarken. Diese waren zum Teil mit einem NS-Symbol zu sehen. 33 An „ „ „ „ „ „ „ „ allen Tagen beider Feste fanden statt: ein Schaufensterwettbewerb die Beflaggung und Ausschmückung der Häuser mit Fähnchen und Girlanden Betrieb auf der Festwiese (siehe unten) Besichtigungen, Führungen und Rundfahrten; eine Rundfahrt dauerte ca. 2 Stunden und kostete 1 Reichsmark (das war damals sehr teuer) sportliche Veranstaltungen verschiedener Vereine eine Heimatausstellung im Rathaus Steglitz Ausstellung von Arbeiten des Kunst-, Werk- und Handarbeitsunterrichts in der Oberrealschule Steglitz und in der Goetheschule Lichterfelde der Verkauf von Festabzeichen, Festschriften und Briefverschlussmarken. Am 15. April 1934 und am 02. Juni 1935 fand jeweils ein großer historischer Festumzug statt, an dem 30-40 Wagen, Kapellen und Spielmannszüge sowie mehrere hundert Personen in historischen Kostümen (Ritter, Bauern, Landsknechte, Burschenschafter, Kadetten, Soldaten, Handwerker usw.) teilnahmen. Auf einer Wegstrecke von ca. 10 km führte der Zug durch alle vier Ortsteile. Eine besondere Attraktion des Festumzugs 1935 war der „Erste Fernsehwagen Europas“. Auf der Festwiese, die sich in der Birkbuschstraße 31-34 gegenüber der Einmündung Gravelottestraße befand (heute ist dort ein großer Wohnblock), standen im April 1934 mehr als 40 Schaubuden, Bierzelte, Fahrgeschäfte (Luftschaukel, Karussell) und Verkaufsstände. Es wurde von Seiten des Bezirksamts betont, dass die Festwiese keinesfalls ein Rummelplatz sein sollte, sondern ein Ort, der dem Charakter der Veranstaltung(en) angepasst werden sollte. hatte: „Wir brauchen den Juden Wolfenstein nicht“, wurde das Schreiben nicht abgesandt, so dass Wolfensteins Brief unbeantwortet blieb. Viele Prominente, die ihren Wohnsitz in Steglitz hatten, wurden schriftlich gebeten, für die Heimatwoche zu spenden und sich für Autogrammwünsche zur Verfügung zu stellen, darunter z. B. die Schauspieler Käthe Dorsch, Bernhard Minetti, Aribert Mog und Rottraut Richter. Es ist jedoch von keinem eine Reaktion überliefert. Alle Steglitzer Schulkinder waren zu einem Liederwettbewerb aufgerufen. Sie sollten Texte schreiben für ein lustiges Volks- oder Heimatlied nach den Beispielen: „In Rixdorf ist Musike“ oder „Im Grunewald, im Grunewald ist Holzauktion“. Bedingung war, dass der Ort der Handlung Steglitz, Lankwitz, Lichterfelde oder Südende sein musste. Als Preis winkte die Teilnahme an einem Rundflug über Steglitz, der von der Deutschen Lufthansa veranstaltet werden sollte. Über den Erfolg oder Misserfolg dieses Liederwettbewerbs ist leider nichts bekannt. Heimat- und Trachtenfest 1935 In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Volkskunde, dem Märkischen Volksliedarchiv und dem Brandenburgischen Archiv für Volkskunde wurden volkskundliche Vorträge mit Lichtbildern bzw. Liedern oder Chorgesang veranstaltet, beispielsweise zu folgenden Themen: Märkische Volkstrachten, Deutsche Maibräuche, Das Volkslied in der Mark Brandenburg und Berlin, Berliner Sagen und Schwänke u. v. a. Außerdem wurden an Schulen und Vereine ca. 12.000 volkskundliche Fragebogen versandt, in denen nach Spielen, Liedern, Gesten, Sprüchen und Bräuchen gefragt wurde, z. B: Platzkonzerte mit Blas- und Militärkapellen fanden auf dem Astern-, Breitenbach-, Händel-, Kranold- und Lauenburger Platz sowie im Stadtpark Steglitz statt. Das meiste Geld wurde eingenommen während beider Feste durch Spenden sowie durch den Verkauf von Festabzeichen und Briefverschlussmarken. Nach Abzug der Ausgaben ist für die Heimatwoche 1934 ein Gewinn von knapp 20.000 Reichsmark und für das Heimat- und Trachtenfest 1935 ein solcher von etwas mehr als 21.000 Reichsmark in den Akten verzeichnet. - Im Folgenden soll auf einige Besonderheiten beider Feste hingewiesen werden. Eine Auswertung dieser Fragebogen ist nicht gefunden worden. Steglitzer Heimatwoche 1934 Zu den Vorbereitungen für das Fest waren 134 Vereine, Verbände, Arbeitsgemeinschaften, Innungen und Clubs eingeladen, davon 95 aus Steglitz, 30 aus Lichterfelde und 9 aus Lankwitz. In den Listen ist jede(r) Einzelne mit den jeweiligen Namen der Vorsitzenden und mit Adresse genannt, so dass diese Listen eine sehr wertvolle Quelle für künftige Forschungen über Steglitzer Vereine bilden! 36 Handwerkerinnungen wurden speziell angesprochen mit einem Fragebogen, der folgende drei Fragen enthielt: Der nachweislich älteste Geschäftsbetrieb in Steglitz, M. Wolfenstein, bot dem Arbeitsausschuss in einem Brief seine Mitwirkung an der Heimatwoche an. Dieser riet dem Inhaber Kurt Wolfenstein im Entwurf des Antwortschreibens, sich am Schaufensterwettbewerb zu beteiligen, und nannte ein Spendenkonto. Da aber der nationalsozialistische Bürgermeister Treff an den Rand des Entwurfs geschrieben 34 - Wie nennt man das Spiel, einen flachen Stein über eine glatte Wasserfläche zu werfen? Welches Spiel spielst du am liebsten und warum? Was bedeutet es, wenn man einer Brautkutsche begegnet? Zum Volksglauben etwa Fragen wie die folgenden: Welche Vorbedeutung hat es, wenn… man Hände besieht… auf dem Kaffee Blasen schwimmen… man Salz verschüttet… Schuhe auf dem Tisch stehen… usw. 35 Was ist heute und was war in Berlin üblich an 1. Gebräuchen a) in der Lehrzeit c) bei den Meistern 2. Feiern und Festen 3. Kleidung und Trachten b) in der Gesellenzeit d) sonst Nur sechs Innungen hatten den Fragebogen ausgefüllt und zurückgesandt. Die meisten schrieben, dass es sich um eine verhältnismäßig junge Innung handele, die auf eigentliche Traditionen nicht zurückgreifen könne: Das, wonach gefragt wurde, werde „nach neuzeitlichem Empfinden erledigt“, oder es kam die Antwort, dass in dem betreffenden Gewerbe keine Bräuche und Trachten üblich waren. Speziell zum Heimat- und Trachtenfest 1935 wurde der sog. „Wrangelstiebel“ geschaffen, ein Spezialgebäck, das nur Steglitzer Bäcker backen durften, und das mit einem Warenzeichen geschützt - für 0,10 RM pro Stück verkauft wurde. Geplant war ein „Tag der Künstler“, weil die Nationalsozialisten angeblich angefangen hätten, „den verschütteten Weg zwischen der Seele des Volkes und dem Schaffen des Künstlers wieder freizulegen.“ (!). Ob und in welcher Form ein solcher Tag durchgeführt wurde, war aus den einschlägigen Quellen leider nicht zu entnehmen. Abschließend darf eingeschätzt werden, dass die Steglitzer, Lichterfelder, Lankwitzer oder Südender Bürger sich nicht im erwünschten Maß für die hier beschriebenen Festwochen interessierten, denn es ist bekannt, dass nur durchschnittlich 10 % der Berliner in ihrem damaligen Wohnort geboren wurden, so dass sie nicht mit den hier üblichen Trachten und Volksbräuchen aufgewachsen waren und mit ihnen - wenn überhaupt - dann erst in späteren Lebensjahren in Berührung kamen. Trachten und Volksbräuche sind in der Regel auf dem Lande und nicht in der Stadt verwurzelt. Nun könnte eingewandt werden, Steglitz und seine Ortsteile waren ja bis 1920 selbst noch Dörfer, aber diese Tatsache bezog sich nur auf die verwaltungsrechtliche Form; der städtische Charakter vor allem von Steglitz und Lichterfelde war schon lange vorher nicht zu übersehen. Ebenso dürfte der damals viel zitierte Heimatgedanke kaum etwas anderes als eine nationalsozialistische Propagandaaktion gewesen sein und durch beide Feste kaum vertieft worden sein, denn die wirkliche, eigentliche Heimat der meisten Bewohner lag damals wahrscheinlich nicht im Stadtbezirk Steglitz, sondern in anderen Regionen Deutschlands, aus denen sie oder ihre Eltern massenhaft nach Berlin zugezogen waren. Ulrich Roeske Quellen: 1. Landesarchiv Berlin, A Rep. 042-08 Nr. 449-460, speziell zu der oben zitierten Vereinsliste siehe A Rep 04208 Nr. 453 2. Wolfgang Becker-Brüser/Stephan Lepiorz (Hrsg.), Der Wasserturm auf dem Friedhof Bergstraße in Steglitz, A.V.I. Arzneimittel-Verlags GmbH, Berlin 2005 36 „Wie in der Residenz!“ Die historische Straßenbeleuchtung in Berlin-Lankwitz In Lankwitz wird eine öffentliche Straßenbeleuchtung seit 130 Jahren betrieben. Der Blick auf die Straßenlaternen ist neben der Erforschung der heimatkundlichen Kultur- und Technikgeschichte auch hilfreich für die Bestimmung von Ort und Datum historischer Ansichtskarten, Fotos sowie Ruinenbildern. Auf letzteren sind oft Straßenleuchten zu erkennen, da deren schlanke Konstruktionen einem Explosionsdruck eher standhalten. Die frühere Landgemeinde Lankwitz im Kreise Teltow legte als aufstrebender Vorort der Reichshauptstadt auch bei der Straßenbeleuchtung Wert auf Repräsentation, Unverwechselbarkeit und technischen Fortschritt. Das führte zu sechs Generationen historischer Straßenleuchten: Öllampen, elektrische Bogenlampen, Richtleuchten, Schwertleuchten, Wappenleuchten und Bischofsstableuchten. Lankwitz war am 1. April 1908 unter seinem ersten Bürgermeister Rudolf Beyendorff ein eigener Amtsbezirk geworden und gestaltete seine Infrastruktur weitgehend selbst, wie die Nachbargemeinden auch. Das alte Dorf mit seinen Öllampen „Ich wäre in der Dunkelheit an Lankwitz vorbeigegangen, wenn nicht das Hundegebell im Dorfe mich darauf aufmerksam gemacht hätte, dass hier in der Nähe Leute wohnen müssen“, berichtet Lehrer Bernhard Berkholz, als er am 8. Oktober 1882 seine erste Stelle antrat. Das Bauerndorf Lankwitz hatte eine unzureichende Straßenbeleuchtung. In dunklen Nächten, bei Nebel und Schneefall war es außer Haus gefährlich. Der Lankwitzer Hauptgraben (heute Teltowkanal) und die Telte im alten Upstall waren Gefahrenstellen. Entwässerungsgräben, Teiche, Wassertümpel und die Lanke mit ihren sumpfigen Ufern, die südlich und östlich um das Dorf herum floss, konnten böse Fallen sein. Man orientierte sich an Zäunen, Häusern, der Kirche und an den Fenstern der mit Kerzen oder Öllichtern spärlich erhellten Stuben. Die 1880 an den Fassaden der Bauernhäuser angebrachten vier Petroleumlaternen hatten an dem Zustand, den Lehrer Berkholz angetroffen hatte, nichts verbessert. Die Leuchten blinzelten des Abends dem Wanderer entgegen, wenn sie nicht der Wind oder die Dorfjugend ausgeblasen hatten, sehr zum Verdruss des Nachtwächters. Der versorgte die Ölleuchten neben seinen Ämtern als Gemeindediener, Totengräber und Balgentreter der Kirchenorgel. Der Anbau der Lampen kostete jedem Anlieger 47,75 Mark. Das Öl bezog die Gemeinde vom Kaufmann Karl Luchterhand für 20 Pfennig je Liter. Der Gemeindeetat 1888/89 wies für die Straßenbeleuchtung 70 Mark aus. Im Jahr 1893 wurden weitere 40 Petroleumlampen im Rosenthalschen Villenviertel (Komponistenviertel) und dem Zietemannschen Viertel an der Kurfürstenstraße „für verkehrsbelebte Punkte“ aufgestellt. 37 Die Gartenstadt Lankwitz wird elektrisch beleuchtet Die Bauern lebten bescheiden am Dorfanger, ungepflasterte Straßen genügten ihnen. Die neuen Siedler waren ruhebedürftige und naturliebende Berliner, die sich prächtige Häuser in den neuen Wohnvierteln abseits des alten Dorfes bauten. Sie verlangten nach gepflasterten Straßen mit Bäumen und Bürgersteigen, nach einer Wasserversorgung, Kanalisation und nach einer besseren Straßenbeleuchtung. „Mehr Licht!“ war die Parole. Die Petroleumbeleuchtung genügte nicht mehr. Der Entscheidung für Gas- oder elektrische Beleuchtung gingen „heftige Wortkämpfe“ in der Gemeindeversammlung voraus; mit Gas gab es Erfahrung, mit der Elektrizität weniger. Obwohl das Gaswerk Mariendorf auf Lankwitzer Grund lag und Gas schon seit 1893 billiger in die hiesigen Haushalte lieferte, schloss die Gemeinde nach knapper Entscheidung 1897 mit der Kommanditgesellschaft Tempelhofer Elektrizitätswerke einen Vertrag für eine elektrische Straßenbeleuchtung ab, der am 10.05.1907 mit demselben Werk (jetzt Berliner-Vorortselektrizitätswerke) erneuert wurde. Am 16. November 1898 wurde Lankwitz zum ersten Mal elektrisch beleuchtet, und zwar durch Bogenlampen - „wie in der Residenz!“. Der ehemalige Gemeindevorsteher Friedrich Dillges wurde 1912 geehrt mit den Worten: „… die wichtigste seiner Errungenschaften ist die Beseitigung der Öllampen von den Straßen und ihre Ersetzung durch elektrische“. Lankwitz hatte den Anspruch, „ein vornehmer aufblühender Vorort im Südwesten, und seiner ganzen Lage und Ausstattung nach eine der ruhigsten, schönsten und gesündesten Gartenstädte“ zu sein. Eine Gasbeleuchtung gab es nie. Lankwitz wird von dem aktuellen Streit über den Erhalt von Gasleuchten daher nicht berührt. Die Bogenlampe Die 1898 erstmals aufgestellten Bogenlampen (Bild 1) standen an repräsentativen Orten wie Bernkastler Platz, Rathausplatz, Nicolai- Ecke Kaulbachstraße, Realgymnasium, Lankwitz-Kirche, Mühlen- Ecke Schulstraße und Gemeindepark. Abgespannt hingen sie über der Fahrbahn der Kaiser-Wilhelm-Straße. Bogenlampen nannten sich diese hängenden Straßenleuchten nach der Lichtquelle, die durch einen elektrischen Lichtbogen zwischen zwei Kohlestiften erzeugt wurde. Die langsam abbrennenden spitzen Stifte wurden mittels automatischen Regulierwerks auf gleichen Abstand gesteuert. Die Technik war in einer ringverzierten 60 cm langen und 15 cm dicken Blechhülse (Tubus) eingebaut. Das gleißend weiße Licht mit einer Lichtstärke von 2.000 Kerzen schien unter einem kleinen Schirm (Reflektor) durch eine Glasglocke, die mit einem Drahtnetz als Splitterfang ummantelt war. Abends eingeschaltet, waren die Elektroden morgens abgebrannt und mussten erneuert werden. An einem Seil wurde die Leuchte täglich auf und ab bewegt. Der sockelbetonte Leuchtenmast aus Rohren war mit zwei Wülsten über Kränze mit vertieften Vierecken gegliedert. Die Leuchte hing an einem gekrümmten Kragträger mit Zug- und Stützstab, aber auch an ornamentartig ausgebildeten Kragarmen (Bild 3). Die Lichtpunkthöhe betrug 8 bis 12 m. Die „Lankwitzer Nachrichten“ berichten von Kritik an den Bogenlampen in der Gemeindevertreterversammlung am 38 Historische elektrische Straßenleuchten in Berlin-Lankwitz von 1898 bis 1980er Jahre 2. März 1909: „Im Rosenthalschen Gelände sind an den Straßenkreuzungen Bogenlampen aufgestellt, die durch Glühlampen (Kohlestiftlampen, d. Verf.) erzielte Beleuchtung ein besonders intensives Licht werfen, welches störend wirkt und eine recht ungleichmäßige Beleuchtung schafft. Im Sommer kommt außerdem infolge der stark entwickelten Baumkronen der Lichteffekt der Bogenlampe nicht so zur Geltung. Es ist deshalb erwogen worden, die Bogenlampen zu beseitigen und durch Glühlampen zu ersetzen. Der Beleuchtungs-Ausschuß schlägt vor, an der Ecke Luisen-(heute Nicolai-) und Calandrellistraße Glühlampen von je 50 Kerzen Stärke an den 4 Eckpunkten zusätzlich anzubringen. Die GVV erklärte die jetzige Beleuchtung im Rosenthalschen Gebiet für vorzüglich und sprach sich dagegen aus, dass die kaum angeschafften teuren Bogenlampen wieder ausgemustert werden sollen“. Um 1912 wurden an den Bogenlampen wegen des zehnfach höheren Stromverbrauchs und des aufwendigen Unterhalts die Kohlenstiftlampen gegen Glühlampen (Bild 1) ausgetauscht, jede hatte eine Lichtstärke von 50 Kerzen. Die hohen Schmuckmasten blieben. Die Leitungen sind nun als Erdkabel verlegt worden. 39 Die Richtleuchte An Eckpunkten der Straßenkreuzungen und zusätzlich zu den Bogenlampen sind so genannte Richtleuchten (Bild 1) aufgestellt worden, um mehr Fläche zu beleuchten. Ein spiralförmiger Kragarm aus unterschiedlich dicken Rohren mit gotischem Kleeblattschmuck trug eine schräg nach unten hängende Glühlampe in einem Glaskolben unter großem Schirm. Die Richtleuchten wurden an mehrfach gegliederten Stromleitungs- oder den Straßenbahnmasten montiert. Die Richtleuchten sind nur wenige Jahre von etwa 1905 bis 1915 betrieben worden. Der „Dorfkrug“ und der „Gasthof zur grünen Linde“ beleuchteten ihren Gehweg mit Schinkelleuchten an mit floralen Ornamenten verzierten Kragarmen. Schwertleuchte und Bischofsstableuchte (rechts) Frobenstraße Ecke Seydlitzstraße 1951 Die Schwertleuchte Für die „Trottoirs“ fehlte eine ausreichende Beleuchtung. Ab 1910 wurden zusätzlich zu den Bogenlampen so genannte Schwertleuchten (Bild 1) an den Straßenecken und in größeren Abständen auf Gehwegen aufgestellt. Die Schwertleuchten waren niedrigere Hängeleuchten mit einer Lichtpunkthöhe von ca. 3,50 m. Der Mast aus zwei geraden Rohrteilen bestand aus einem hohen betonten Sockel mit kurzem dickeren Mastfuß. Der Sockel hatte an der Rundung oben als Schmuckelement einen Kranz vertiefter Rechtecke und Quadrate. An dem gebogenen Ausleger hing unter einem flachen Schirm in einem geschlossenen Glaskolben die Glühlampe. Der Mastauslauf wurde mit einem geschwungenen schwertartigen 40 Blechstreifen gestützt, daher der Name. An den Lichtmasten der Kreuzungen und Einmündungen waren Straßenbenennungsschilder angebracht worden, das sparte Schilderpfosten und wies sichtbar auf die Straßennamen hin - auch „wie in der Residenz!“ (Bild 2). Die neuen Schwertleuchten sind aufgestellt worden im Komponisten- und Thüringer-Viertel, in der Dillgesstraße, Seydlitz-, Kurfürsten-, KaiserWilhelm-Straße, Derfflinger-, Bruchwitz-, Mühlen-, Emmich-, Dessauer-, Leonorenstraße (Viktoriastraße) und Alt-Lankwitz; auch im Gemeinde- und Rathauspark, vor dem Bahnhof und vor der Ratswaage. Die Wappenleuchte Lankwitz nahm 1913 ein eigenes Wappen an. Stolz wurde es auf den 1914 neu entworfenen Straßenleuchten (Bild 1) an besonders wichtigen Orten gezeigt, so vor dem Parkhaus auf dem Bernkastler Platz. Diese Grünanlage gegenüber vom Bahnhof mit Pergola, Statuen und Rosengarten, mit Rathaus und Vierwindebrunnen, war das schmuckvolle Entree der Gartenstadt. Ansichtskarten zeigen Wappenleuchten vor der Kraftfahrerkaserne in der Emmichstraße und der Leonorenstraße, Ecke Kaiser-Wilhelm-Straße. Der Leuchtenmast bestand aus einem Rohr mit Palmettenzierrat im klassizistischen Stil. Auf dem Rohr hing in einem mehrfach geknickten Rahmen unter einem flachen Schirm die Glühlampe in einer Glasglocke. Das Wappen war als etwa 30 x 40 cm großes lochgestanztes Blechschild auf dem Rahmen aufgesetzt. Es zeigte im geteilten Schild oben einen blauen Löwen auf gelbem Grund und unten drei gelbe Ähren im blauen Feld. Die Lichtpunkthöhe war ca. 3,50 m. Die Straßenbeleuchtung diente eher der Orientierung als einer umfassenden Beleuchtung. Die Bischofsstableuchte Diese letzte Generation von Straßenleuchten vor dem Zweiten Weltkrieg wurde um 1925 aufgestellt, nun aber flächendeckend in dem Regelabstand von 30 m. Die bisherige Beleuchtung mit Bogen- und Schwertleuchten wurde nicht abgebaut. Die Bischofsstableuchten (Bild 1) mit einer Lichtpunkthöhe von 4,00 m bis 5,50 m wurden am Bordstein zur Fahrbahnseite, oft auch zur Gehwegseite hin, angeordnet. An einem konischen Mast aus Stahl mit zweiteiligem Sockel aus Grauguß hing an einem bischofsstabförmig gekrümmten Mastauslauf aus Schmiedeeisen unter einem flachen Blechschirm die Glühlampe in runden nach unten offenen Opalglasschirmen. Lankwitz gehörte ab 1920 zwar zu Groß-Berlin, trotzdem entschied man sich hier für Bischofsstableuchten. Diese Straßenleuchte wurde zur Standardausrüstung in den Lankwitzer Straßen. Von den Bischofsstableuchten (ManfeyLeuchten genannt) ist der Hersteller bekannt: Firma Lehmann und Feyerabend GmbH, Berlin-Lichtenberg, Herzbergstraße 127. Nachbarortsteile haben vornehmlich auch andere Leuchtenformen. Nach dem Motto „Licht lockt Leute“ trauten sich die Berliner nach der Jahrhundertwende öfter über den vormals dunklen Stadtrand; sie entdeckten den schönen Vorort Lankwitz und besuchten seine Sehenswürdigkeiten, Kaffeegärten und 41 im Beyendorffpark die „vollkommenste Rodelbahn Groß-Berlins“. Insbesondere mit der Zunahme der Straßenbeleuchtung entwickelte sich Lankwitz rasch. Die Einwohnerzahl von 892 im Jahr 1880 stieg bis 1912 steil auf 10.295 und 1930 auf 12.403 Einwohnern und dann bis 1936 auf rund 30.000. Diagramm und Tabelle zeigen die Zahl der Straßenlampen, den Stromverbrauch und die Beleuchtungskosten. Im Jahre 1911 betrieb Lankwitz für 24.000 Mark 18 Bogenlampen und 761 Glühlampen, jede mit 50 Watt. 1936 waren es 1.753 Glühlampen für 98.000 RM; die Lichtstärken betrugen 60 Watt und 75 Watt. Den elektrischen Strom lieferte das Berliner Vorortselektrizitätswerk (AEG) in der Steglitzer Körnerstraße mit einer Spannung von 6000 Volt, der anfangs von der Transformatorenstation Lankwitz an der Kaiser-Wilhelm-Straße/ Ecke Schulstraße auf 220 Volt umgeformt wurde. Lankwitzer Straßenbeleuchtung im Zweiten Weltkrieg und danach Nach Kriegsbeginn wurde eine Verdunklungsbeleuchtung gestaltet. Lankwitzer erinnern sich an einen punktförmigen Lichtstrahl aus den Straßenlaternen, der nicht in die Breite wirkte. Heller als jede Straßenbeleuchtung es vermochte, leuchtete Lankwitz in der Nacht vom 23. zum 24. August 1943. Die einstige Gartenstadt war durch einen Luftangriff zu 90 % vernichtet worden. Eine behelfsmäßig installierte Straßenbeleuchtung an stehengebliebenen Lichtmasten wies die Wege durch die Ruinenlandschaft. Das genügte: „Man ging abends sowieso nicht aus!“ Nach dem Krieg konnte jede Leuchtenart wieder in Betrieb genommen werden. Verbliebene Schwertleuchten erhielten Schirme aus Opalglas. Die „Schwerter“ wurden meist entfernt, sie waren nur Zierrat. Die Bischofsstableuchten standen 1951 komplett wieder in den aufgeräumten, aber von Ruinen begleiteten Straßen. Die Notbeleuchtung der Kriegs-, Nachkriegszeit und der Sperrstunden in der Blockade hatte die Verwaltung ab 1949 im Bezirk Steglitz zu 40% (1952 zu 74 %) des Friedensstandes mit Bischofsstableuchten ersetzt. Die Bischofsstableuchten sind auch 1953 im schon frühzeitig wieder aufgebauten Wohnviertel Havensteinstraße - Renatenweg installiert worden. Bis auf die Öllampen und Richtleuchten standen alle Straßenleuchtenarten noch bis in die 1980er Jahre, auch die Masten der früheren Bogenlampen. Dann wurden sie gegen moderne Leuchten ausgetauscht. Damit endet die Kulturgeschichte der historischen Lankwitzer Straßenbeleuchtung. Eine Bogenlampe steht in Lankwitz als Technisches Denkmal (Bild 3) Zur 750-Jahrfeier von Lankwitz 1989 wurde vom Arbeitskreis Historisches Lankwitz beim Senator für Bau- und Wohnungswesen angeregt, eine Bogenlampe als Denkzeichen an die einstige Gartenstadt Lankwitz aufzustellen und zu betreiben. Mit besonderer Förderung durch Herrn Dipl.-Ing. Herbert Liman wurde das technische Denkmal aufgestellt; es beleuchtet nahe der Dorfaue das so genannte „Schuldreieck“ Mühlen- Ecke Schulstraße. Die technischen Daten sind: Aufstellungsdatum am 01.08.1990, Kennzeichnungsnummer 31, Masthöhe 7,90 m, Lichtpunkthöhe 5,40 m, Kragarmlänge 2,30 m, Leuchtenauskragung 1,95 m, 1 Glühlampe 125 Watt Hd, Leuchtdauer 7 bzw. 12 Stunden. Die Bogenlampe wurde am 42 43 historischen Ort, aber nicht wie früher auf der verkehrsgefährdeten Mittelinsel, sondern auf dem Gehweg errichtet. Bei Vorträgen und Führungen wird sie bewundert: „Eine sehr schöne alte Straßenleuchte, die ins Ortsbild passt!“ Auch die Bischofsstableuchte blieb so bekannt, dass sie 1979 in einer Bürgerbefragung im Bezirk Schöneberg für neue Straßenlaternen als „Lankwitzleuchte“ mit anderen Leuchten zur Auswahl stand. Leider gewann sie nicht. Ausgewählt wurde die konstruktiv einfachere so genannte Steglitz-Leuchte, die wir heute noch im alten Ortsteil Steglitz sehen. Auf dem Kirchengelände der Lankwitzer Evangelischen Paul-Schneider-Gemeinde in der Belßstraße sind drei Bischofsstableuchten erhalten geblieben. Die Lankwitzer wünschen sich zur Erinnerung an diese Leuchten eine am Schuldreieck. Das ergebe ein kleines Lampenmuseum. Wolfgang Friese Historische Bogenlampe Mühlenstraße Ecke Schulstraße 2008 Quellen: Sabine Röck, Berliner Außenraumleuchten, Eine Geschichte der öffentlichen Beleuchtung Berlins von 1826-1989, Dissertation 2002 Sabine Röck, Die Behrensleuchte, Deutsches Technikmuseum Berlin, 2003 Sabine Röck, Berlin beleuchtet. Die Semperlux-Geschichte, 2004 Herbert Liman, Zur Geschichte der Straßenbeleuchtung in Berlin-Steglitz, Manuskript 2000 Hans Heckmann, Archiv für Kulturgeschichte der Beleuchtung, Berlin 2008 Haushaltsplan der Gemeinde Berlin-Lankwitz, 1914,1915 Haushaltsplan für den Verwaltungsbezirk Steglitz, 1924 - 1936 Karl Helmstädt „Lankwitz. Geschichte in Wort u. Bild aus Vergangenheit und Gegenwart“, 1911 „Ortsbeschreibung und Ratgeber bei der Wahl des Wohn- und Ruhesitzes“ Werbeschrift, 1914 „25 Jahre Arbeit des Grundbesitzervereins Lankwitz Süd e.V“., 1903 - 1928 „Haus- und Grundbesitzerverein zu Berlin-Lankwitz“, 1890 - 1930 „Chronik von Lankwitz“ Arbeitskreis Historisches Lankwitz, 1989 Senator für Bau- und Wohnungswesen „300 Jahre Straßenbeleuchtung in Berlin“, 1979 André Körner, Nuon Stadtlicht GmbH Berlin 2008 Elektrodienst Heinz Iland, Berlin 2008 Zeichnungen vom Verfasser WO SIE RUHEN Ist der Titel eines neuaufgelegten Buches aus dem Stapp-Verlag. Darin führt uns Christian Simon zu den Gräbern von 1.500 bedeutenden Persönlichkeiten in Berlin und Umgebung. Ein unveränderter Nachdruck der 1. Ausgabe von 1986 verbot sich, inzwischen waren etliche Persönlichkeiten verstorben. Für die Neubearbeitung mussten umfangreiche Recherchen durchgeführt werden, ebenso waren Angaben zu einzelnen Persönlichkeiten nachzurecherchieren. Dafür einen Bearbeiter zu finden, war nicht leicht, zumal der Personenkreis ein weites Spektrum umfasst. Christian Simon, wagte sich an die Neubearbeitung und schreibt im Vorwort: „Ihre Ruhestätten sind die letzten Spuren, die von den Verstorbenen bleiben. Es sind Orte des Nachdenkens, der Erinnerung und der Besinnung.“ In dem Buch werden neben den Lebensdaten jeweils Beruf, wichtige Stellungen und Publikationen sowie die Lage der Grabstätten genannt. Es ist ein Nachschlagewerk für den Heimatfreund und Heimatkenner, mit dem er eine große Anzahl von Persönlichkeiten aufspüren kann. Über die getroffene Auswahl ließe sich vortrefflich streiten, bleiben doch einige Persönlichkeiten ungenannt, wie z. B. „Fidus“, der Künstler und Maler Hugo Höppner, der auf dem Waldfriedhof Woltersdorf seit 1948 begraben liegt; ein erster Nachtrag für eine 3. Auflage. Das broschierte Buch, 552 Seiten, kostet im Buchhandel 14,80 EURO. ISBN: 978 3 87776 009 7 Dietrich Seidlitz 44 45 Ein neues Buch Wir danken und gratulieren … Lichterfelde-West nach 1945 Annerose Bethke Menschen - Erlebnisse - Erinnerungen Der Herausgeber Harald Hensel, der seit 1950 in Lichterfelde lebt, trägt mit dieser Sammlung von Zeitzeugenberichten dazu bei, eine Lücke zu füllen, denn über die Geschichte von Lichterfelde nach 1945 wurde nur wenig niedergeschrieben. Das Buch wendet sich nicht nur an die Lichterfelder, die gern eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit unternehmen möchten, auch an alle heimatkundlich Interessierten. Das Buch hat bei mir Erinnerungen geweckt, die ich ähnlich im Hause meiner Großmutter in Berlin-Hohenschönhausen erlebte. Viele der Erzählungen haben sich sicher in ähnlicher Form auch in anderen Stadtteilen Berlins und Umgebung wiederholt. Die 33 Berichte sind eine wahre Bereicherung für jeden Heimatfreund. Erzählen sie uns von den Schwierigkeiten der Nachkriegsgeneration, die diese täglich zu meistern hatten. Die Fotos zu den Artikeln runden das Ganze und geben ihm ein Gesicht. Am 1. Januar 2009 konnte Frau Annerose Bethke auf eine 50-jährige Mitgliedschaft im Heimatverein Steglitz zurückblicken. Sie ist damit sozusagen das „dienstälteste“ Mitglied. Wir gratulieren der Jubilarin, die wir leider für ein Interview nicht erreichen konnten, ganz besonders herzlich. Wir danken ihr für diese lange Zeit der Treue und Verbundenheit zu unserem Verein und das Interesse an der Steglitzer Geschichte. Unsere besten Wünsche begleiten sie ins neue Jahr. Der Vorstand Nachruf Adda Zeising Geboren wurde Adda Zeising am 27. Dezember 1908. Im Jahre 1967 trat sie als Mitglied in den Heimatverein Steglitz ein. Als Mitarbeiterin des Vereins war sie mit Initiative und Tatkraft beim Aufbau des Archivs tätig. An seiner Einrichtung und der weiteren Entwicklung im vereinseigenen Haus in der Lichterfelder Drakestraße, an der sie über viele Jahre mit viel Engagement mitarbeitete, hatte sie großen Anteil. Am 10. Januar 2009, zwei Wochen nach ihrem 100. Geburtstag, starb sie. Beigesetzt wurde sie auf dem Lichterfelder Parkfriedhof. Der Heimatverein Steglitz wird ihr ein ehrendes Andenken bewahren. Der Vorstand Dietrich Seidlitz Der gebundene Sammelband „LichterfeldeWest nach 1945“ enthält 180 Abbildungen, ist 188 Seiten stark und kostet 18 EUR. Sie erhalten das Buch in der „Lichterfelder Buchhandlung“ Oberhofer Weg 15, 12209 Berlin, Tel: 831 50 01, Fax: 831 39 62, E-Mail: [email protected], sowie bei den bekannten Buchhändlern Nähe Bahnhof Lichterfelde-West, im Büro der Evangelischen Johannesgemeinde, Ringstr. 36 und im Heimatverein Steglitz, Drakestraße 64A. 46 Linden Apotheke Lichterfelde Klaus Purand Lindenstraße 1 a 12207 Berlin Tel. (030) 712 35 50 Fax (030) 71 38 96 83 47 VERANSTALTUNGSVORSCHAU Leistungen: Busfahrt im bequemen Reisebus, Übernachtung/ Frühstück, alle Eintrittsund Führungsgebühren. Preis pro Person: 130,00 Euro für Mitglieder, 145,00 Euro für Nichtmitglieder Einzelzimmerzuschlag: 13,00 Euro Samstag, 14. März 2009 Konzert mit dem Seniorenchor Steglitz Der Seniorenchor Steglitz unter seiner neuen Leiterin Maria Grimm ist mit seinem breiten Repertoire über die Grenzen des Bezirks hinaus bekannt. Im Festsaal des traditionsreichen Rotherstifts in Lichterfelde stellt er sein neues Programm mit bekannten Frühlingsliedern, klassischen Volksliedern und "Ohrwürmern" aus der Welt der leichten Muse vor. Eintritt: 4,00 Euro - Kartenverkauf: Im Büro des Heimatvereins oder auf telefonische Bestellung unter 833 21 09. Zeit: 16.00 Uhr, Ort: Seniorenwohnheim Rotherstift, Kommandantenstr. 9-12, Berlin Lichterfelde Freitag, 8. Mai 2009 Besuch beim Bundesnachrichtendienst (BND) Samstag, 18. April 2009 Der Hauptsitz des BND befindet sich noch in Pullach bei München. Ein Teil der Organisation hat seit 2003 seinen Sitz in der ehemaligen Gardeschützenkaserne in Lichterfelde. Nach Fertigstellung des Neubaus in der Chausseestraße in BerlinMitte (ehem. Stadion der Weltjugend) wird der größte Teil der Organisation dorthin umziehen. Aufgaben und Arbeitsweise des BND führen zu einer ständigen Gratwanderung zwischen der notwendigen Geheimhaltung und dem Anspruch nach Transparenz seitens des Parlamentes und der Öffentlichkeit. Nicht vergessen wird bei diesem Besuch die vor 125 Jahren erbaute Gardeschützenkaserne und ihre wechselvolle Geschichte. Begrenzte Teilnehmerzahl, Anmeldung erforderlich Aus Sicherheitsgründen ist die Anmeldung nur mit der vollständigen Angabe der Personaldaten möglich. Das angegebene Dokument (Personalausweis oder Reisepass) muss beim Einlass vorgelegt werden. Zeit: 14.00 Uhr, Teilnahme kostenlos Treffpunkt: Haupteingang am Tietzenweg, Berlin-Lichterfelde Führung durch Südende mit Dr. Christian Simon Samstag, 30. Mai 2009 Dienstag, 31. März 2009 Mitgliederversammlung Für die Mitglieder des Heimatvereins Steglitz liegt die Einladung zur Mitgliederversammlung einschließlich der Tagesordnung der Steglitzer Heimat bei. Zeit: 18.30 Uhr, Ort: Schwartzsche Villa, Schloßstr. 55, Ecke Grunewaldstraße Im kleinsten Stadtteil von Steglitz, der "Landhauskolonie Südende" entstanden vor etwa 135 Jahren die ersten Häuser. Viele bekannte Persönlichkeiten lebten hier: der Schriftsteller und Maler George Grosz, die Politikerin Rosa Luxemburg, der Flugpionier Freiherr v. Hünefeld, der Schriftsteller und Kirchenliederdichter Jochen Klepper, Admiral Canaris, der Chef der Abwehr und Widerstandskämpfer. Bei einem schweren Bombenangriff im August 1943 wurde Südende wie auch Lankwitz weitgehend zerstört. Nur wenig ist von der einstigen Landhauskolonie geblieben. Christian Simon, der selber in Südende lebt, führt auf die Spuren der Geschichte dieses Stadtteils und weiß viel darüber zu erzählen. Teilnahme kostenlos, Anmeldung nicht erforderlich. Zeit: 14.00 Uhr, Dauer etwa 1 ½ bis 2 Stunden. Treffpunkt: Bahnhof Südende Führung auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf Samstag/Sonntag, 25./26. April 2009 „Ein Stück märkischen Waldes, parkartig behandelt, die Gräberplätze weit auseinander, herrlich, schön, friedlich.“ So beschreibt Victor Klemperer den 206 ha großen Friedhof. Wegen seiner einzigartigen Gestaltung erlangte er schnell große Bedeutung und wurde zur letzten Ruhestätte von vielen Persönlichkeiten: Baronin von Ardenne, Rudolf Breitscheid, Theodor Fontane, Walter Gropius, Engelbert Humperdinck, Ferdinand von Richthofen, Heinrich Zille und viele andere. Der Friedhof dokumentiert aber auch die Bestattungskultur aus zwei Jahrhunderten. Zeit: 14.15 Uhr, Führungsgebühr: 4,00 Euro. Anmeldung erforderlich. Treffpunkt: Haupteingang am Rudolf-Breitscheid-Platz Fahrverbindung: Bushaltestelle Stahnsdorf Bahnhofstraße Wochenendfahrt nach Stralsund und Rügen Samstag, 13. Juni 2009 In Stralsund verbindet sich Altes mit Neuem: die Altstadt, eine Perle der Backsteingotik und Weltkulturerbe der UNESCO neben dem einzigartigen Ozeaneum des Deutschen Meeresmuseums. Beides werden wir am Samstag unter sachkundiger Führung erkunden. Am Sonntag erleben wir die landschaftliche Vielfalt der größten Insel Deutschlands: Rügen. Weiße Steilküsten, charmante Bäderarchitektur, verträumte Fischerdörfer, idyllische Buchten und Binnenseen sowie üppige Buchenwälder prägen die Insellandschaft und warten auf unsere Entdeckung. Die Übernachtung erfolgt im Parkhotel in Bergen auf Rügen. Den genauen Reiseablauf erhalten die Teilnehmer rechtzeitig vor Reiseantritt. 48 Tagesfahrt nach Buckow, der Perle der Märkischen Schweiz Buckow am Schermützelsee ist ein idyllisches Ausflugsziel in der Märkischen Schweiz. Sehenswert ist das Brecht-Weigel-Haus, das Bertolt Brecht und Helene Weigel von 1952 an als „Sphäre der Isolation“ nutzten, bevor es 1977 zur Gedenkstätte wurde. Nach dem Mittagessen können Sie Dietrich Seidlitz auf einem Spaziergang durch die Stadt Buckow begleiten, die viel Sehens- und Bemerkenswertes bietet. Wer es bequemer mag, kann an einer Dampferfahrt teilnehmen. 49 Abfahrt: 9.00 Uhr am Steglitzer Kreisel, Rückkehr ca. 19.00 Uhr Leistungen: Busfahrt, Führung im Brecht-Weigel-Haus, Mittagessen (2-Gang-Menü) Preis: 55,- Euro für Mitglieder, 60,- Euro für Nichtmitglieder. Anmeldung erforderlich. Donnerstag bis Sonntag, 20. - 23. August 2009 Wochenendreise ins Münsterland Citroen Die Reise im kommenden Jahr wird uns ins Münsterland führen. Höhepunkte bilden dabei die Domstadt Münster, wo 1648 mit dem Westfälischen Frieden der 30jährige Krieg beendet wurde, mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten und der Besuch einiger der vielen Schlösser und Burgen in der Umgebung. Einzelheiten zu dieser Busreise werden so bald als möglich bekannt gegeben. Anmeldungen werden schon entgegengenommen. 55 Jahre Kompetenz und Erfahrung Wir freuen uns auf Ihren Besuch!!! Neue Ausstellung im Steglitz-Museum Ab Sonntag, 22. März 2009 Silhouetten und Profile Die Welt der Scherenschnitte Die Wiege des Scherenschnitts stand in Nordchina und ist eine der ältesten Volkskünste. Die alten Chinesen schnitten zuerst Silhouetten aus Leder, verwendeten später Pergament und schließlich Papier, mit denen hauptsächlich Fenster und Türen dekoriert wurden. Außerdem waren sie als Schattenspielfiguren und als Schmuck auf den eckigen Laternen sehr beliebt. Dieses Handwerk breitete sich nach Westen aus und kam über den Orient Anfang des 17. Jahrhunderts nach Europa. Hier entwickelte sich der Scherenschnitt als eine „Liebhaberkunst“, die durch den französischen Finanzminister Etienne de Silhouette (1701-1767) einen Höhepunkt erlebte. Aus Sparsamkeit empfahl er anstelle von teuren Porträtgemälden doch Porträtrisse aus Papier herstellen zu lassen. Später setzten sich auch Darstellungen von Pflanzen, Tieren, Menschen und Szenen aus dem täglichen Leben durch. In Deutschland waren Scherenschnitte besonders zur Goethezeit sehr beliebt. Bedeutende Künstler, u. a. Paul Konewka, Luise Hensel, Adele Schopenhauser und Marcus Behmer, vertraten diese Kunst bis hin zum Jugendstil. Mit dem Aufkommen der Fotografie ging die Bedeutung weitgehend verloren. Aber heutzutage haben klassische und moderne Scherenschnitte wieder einen großen Liebhaberkreis. Das Steglitz-Museum stellt Ihnen im Frühjahr und Sommer 2009 einen Querschnitt von Original-Scherenschnitten zu verschiedenen Themen vor. Außerdem erzählen wir über die verschiedenen Techniken, die Künstler, die Geschichte und Entwicklung. Dazu sind auch einige Rahmenveranstaltungen vorgesehen, über die wir Sie zu einem späteren Zeitpunkt informieren werden. 50 Vertragshändler Testen & Probefahrten aller neuen Modelle! 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