Die Fußball-WM 2006 und das Deutschlandbild in der
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Die Fußball-WM 2006 und das Deutschlandbild in der
Saskia Brauer und Gernot Brauer: Was ist bloß los mit den Deutschen? Die Fußball-WM 2006 und das Deutschlandbild in der Welt Einleitung Zwei internationale Sportereignisse aus dem deutschsprachigen Raum interessierten und intere ssieren in diesen Jahren nicht nur sportbegeisterte Menschen in aller Welt: die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland und die Fußball-Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz. Deutschland war sich im Vorfeld der WM 2006 sehr schnell bewusst, dass solche globalen Sportereignisse nicht ohne Rückwirkungen auf das internationale Bild vom Land bleiben würden, dass man mit dem Sport also nationale Imagepolitik machen 2 kann. Das ist auch geschehen. Im Jahr der EM 2008 liegt mit dieser Publikation nun eine Analyse von Außenwirkungen auf, die die WM zu erzielen versprach, erzielen sollte und in durchaus überraschender Art und Weise auch erzielt hat. Im Folgenden zeichnen wir nach, wie Deutschland aus der Sicht von WM-Beobachtern und ausgewählten Teilnehmern zu Beginn der Weltmeisterschaft einge schätzt wurde, was sich ändern sollte und was sich wie änderte. Dazu erörtert der folgende Text den Imagebegriff1 und das Ansehen Deutschlands im Ausland. Er stellt dar, welche Vorstellungsbilder über Land und Leute bestanden, wie es zu diesen nationalen Stereotypen kam und welche Möglichkeiten es gab, sie zu wandeln. Die Analyse zeigt, dass der Massensport die heute am besten geeignete Plattform ist, um die Reputation2 eines Landes auf globaler Basis breitenwirksam zu verbessern. Im Einzelnen resümiert der Text, mit welchen Kampagnen die Bundesregierung, das Organisationskomitee der WM und andere auf das Deutschlandbild3 Einfluss nehmen wollten. Anhand einer Stichprobe aus der weltweiten WM-Medienberichterstattung arbeitet er das Vorstellungsbild heraus, das bei Journalisten, die aus Deutschland in ihre Heimatländer berichteten, zu Beginn der WM vom WM-Gastgeberland bestand. Er zeigt Veränderungen dieses Deutschlandbildes durch jenes sportliche Großereignis nach und vergleicht sie mit Daten, die der Weltfußballverband4 und die Deutsche Zentrale für Tourismus5 zu diesem Themenkreis in vier Kontinenten hatten erarbeiten lassen. Er ergänzt diese Analyse dann durch eigene Recherchen auf dem fünften Kontinent Australien.6 Die Interviews sollten Aufschluss darüber liefern, ob und wie weit die Fußball-WM 2006 auch down under ihre Spuren im Vorstellungsbild der Menschen von Deutschland hinterlassen hat. Gleichzeitig boten sie Gelegenheit zu untersuchen, ob die Medien grundsätzlich anders berichteten als Fans, die selbst zur WM nach Deutschland gereist waren und einen unmittelbaren Eindruck von Land und Leuten gewonnen hatten. 1 vgl. Grunig 1992a. Auf die zahlreiche Literatur hierzu können wir hier nicht näher eingehen. vgl. Fombrun 2001, 2000, 1996, 1990. 3 Andere Analysen des Deutschlandbildes hat es selbstredend auch weit vorher sowie während und nach der W M 2006 gegeben. Es war nicht beabsichtigt, sie hier einzubeziehen und eine repräsentative Gesamtdarstelllung zu geben. Wer das tun möchte, findet eine zusammenfassende Literaturdarstellung bei http://cms.ifa.de/pub0/biblio/stereotyp-bib/ (vgl. IFA 2006a). Das Institut für Auslandsbeziehungen hat während der WM das Bild Deutschlands auch in Einzelanalysen untersucht, so bei Meinungsbildnern im Maghreb (vgl. IFA 2006), im Nahen und Mittleren Osten. Dabei hat sich ergeben, dass die Daten mit aus anderen Quellen gewonnenen Eindrücken korrespondieren und diese ergänzen. Weitere Belege nennt auch http://cms.ifa.de/info/nachrichten-presseschau/deutschlandbild-in-der-presse. 4 Die Fédération Internationale de Football Associations (FIFA) hatte vor und nach der WM 2006 bei einem Bevölkerungsquerschnitt ein Meinungsbild zum Fußball erhoben. In zwölf Ländern auf vier Kontinenten wurden vor der WM im September/Oktober 2005 und nach Ende der WM im Juli 2006 mindestens jeweils 500 Personen befragt, in China, Deutschland und den USA jeweils 1000. (vgl. FIFA 2006) 5 Die Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) analysierte die Ausstrahlung des Deutschlandbildes und fragte nach Auswirkungen auf den Tourismus. Sie untersuchte dazu vor und nach der WM die Faktoren „Image des Reiselandes Deutschland“ und „Kenntnis über die FIFA WM-Städte und die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 allgemein“ in den sieben Ländern, deren Fußball-Nationalmannschaften sich für die WM 2006 qualifiziert hatten (Brasilien, Frankreich, Italien, Japan, Niederlande, Polen, Schweden), jedoch ebenfalls nicht in Australien. Durchgeführt wurde die Studie von TNS Infratest. Befragt wurden jeweils tausend Personen. 6 Dazu liefen von September bis Dezember 2006 Leitfadeninterviews auf dem australischen Kontinent. 2 3 Die Kernfrage lautete: Was kennzeichnete vor der WM 2006 das Deutschlandbild, welches Wissen oder welche Klischees blieben dauerhaft erhalten, was wandelte sich und wie lässt sich das möglicherweise begründen? Das Kernantwort lautet, in zwei Sätzen verdichtet: Sportliche Ereignisse dieser Größenordnung können über nationale Grenzen hinweg das Vorstellungsbild von einer Nation wesentlich mitgestalten. Daher kann eine geplante und intensive Kommunikation über ein solches sportliches Großereignis das Vorstellungsbild von einer Nation auch positiv prägen. Inhalt 1. 1.1 1.2 1.3 1.4 Sport und nationale Reputation Das Image von Nationen Deutschland als Marke Historische Erfahrungen mit dem Sport Der Massensport Fußball Seite 4 4 6 10 14 2 Die Fußball-WM 2006 2.1 Die WM im Überblick 2.2 Kampagnen vor der WM 17 17 17 3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 Das Deutschlandbild in den Medien Land und Leute Nationalcharakter Geschichte und Politik Gründe für den Imagewandel Zugewinn an Reputation Verbleibende Ängste 21 23 25 29 34 37 39 4 4.1 4.2 4.3 4.4 Das Deutschlandbild in australischen Interviews Land und Leute Nationalcharakter Geschichte und Politik Das Deutschlandbild der Alteingesessenen und der Einwanderer 40 42 44 48 48 5 Schlussfolgerungen und Ausblick 50 6 Anhang: Analysierte Medien und Literatur 53 4 1 Sport und nationale Reputation 1.1 Das Image von Nationen Images entstehen nicht zufällig. Das gilt für Unternehmen und deren Marken ebenso wie für Nationen und ihre Menschen.7 Sie lassen sich gezielt erzeugen und zum Nutzen derer, die das tun, entwickeln und verbreiten. Man spricht deshalb nicht zufällig von Imagepolitik. Trotzdem: Images entwickeln sich auch, ohne dass jemand sie plant oder steuert. Das kann sehr wohl gegen den Willen und zum Schaden derer geschehen, die davon betroffen sind. Deutschland ist dafür ein gutes Beispiel. Als Mitauslöser des Ersten und als Auslöser des Zweiten Weltkriegs galt Deutschland im 20. Jahrhundert in vielen Ländern der Welt als militaristisch. Der Holocaust be lastet das Deutschlandbild auf Generationen. Die erfolgreiche Exportwirtschaft hat diese dunkle Vergangenheit zwar allmählich immer stärker überdeckt und das ursprünglich einmal vom Ausland abwehrend eingesetzte Label Made in Germany zu einem Gütezeichen gemacht. Mit ihm hat sich auch das Bild des Herstellerlandes Deutschland entwickelt. Was aus Deutschland kommt, gilt als technisch gut, und die Menschen, die solche Produkte hervorbringen, gelten als tüchtig. Der Ruf des ordnungsliebenden und effizienten Deutschen machte ihn aber keineswegs auch schon beliebt. Nun setzen Unternehmen ihre strategische Markenführung gezielt dazu ein, ihre Marken im Vorstellungsbild von Käufern und Nutzern zu prägen. Sie organisieren das über Erle bniswelten. Denn sie wissen, dass besonders das nachhaltig wirkt, was jemand persönlich erlebt hat – sehr viel stärker als das, was ihm nur erzählt wird oder was er den Medien entnimmt. Ähnlich lassen sich auch Vorstellungsbilder von Nationen entwickeln und transportieren; dann nämlich, wenn möglichst viele Menschen einen möglichst authentischen Eindruck von Menschen in anderen Ländern gewinnen. Die heute am besten geeignete Plattform für einen solchen Imagewandel ist der Sport. Wer Images verändern will, muss vorsichtig sein, dass er nicht nur eine Fassade verändert, sondern auch eine Substanz. Ein Image ist es ein „vereinfachtes, überverdeutlichtes und bewertetes Vorstellungsbild.“8 Es kann stimmen, aber muss das keineswegs. Es kann nicht nur falsch sein, sondern auch gezielt gefälscht werden. Der renommierte amerikanische Wissenschaftler James Grunig unterstellte , dass ein Akteur ein Image aus dem Nichts kreieren könne.9 Grunig erinnerte an Edward Bernays, der hinter Images allenfalls Schatten und Illusionen vermutete. 7 8 9 vgl. Davison 1973. Bentele 1999: 159 nach Bergler 1991; vgl. Bentele 1992. Grunig 1992b: 1. 5 Auch für Cutlip ist Image das Gegenteil von Wirklichkeit.10 Der frühere amerikanische Präsident Ronald Reagan, der als ehemaliger Filmschauspieler genau wusste, wie man aus bloßen Kulissen den Eindruck von Wirklichkeit hervorzaubern kann, sagte sogar kurz und bündig: „Fakten sind ganz dumme Sachen.“11 Um in einer „pluralistischen Welt frei verfügbarer Bedeutungen“12 nicht auf be liebige Image -Kulissen herein zu fallen, ziehen Kommunikatoren für realitätsnahe Vorstellungsbilder einen anderen Begriff vor, den der Reputation. Sie entsteht, wenn jemand das, was er beurteilt, selbst einschätzen kann und dabei zu vorteilhaften Ergebnissen kommt. Wer Vorstellungsbilder von Menschen oder Sachverhalte n seriös entwickeln will, darf, um mit Dozier zu sprechen, kein Image vortäuschen, sondern muss Reputation entwickeln. Das nennt Dozier „in Organisationen etwas völlig anderes als das, was Imagemacher anbieten.”13 Das gilt wie schon erwähnt nicht nur für Produkte und Marken, sondern auch für ganze Nationen.14 Nationale Images fußen auf Ansichten über eine gewachsene, von den Menschen dieser Nation bewohnte Landschaft, auf Überlieferungen zur deren Herkunft und auf ihren gemeinsamen Erinnerungen, auf einer von allen geteilten Kultur, einer Wirtschaft sowie allgemein verbindlichen Rechtsnormen und Plichten gegenüber der Gemeinschaft.15 Jede Nation glaubt in dieser Hinsicht anders als andere zu sein. Ihre Bürger fühlen sich zur nationalen Gemeinschaft zugehörig und sind mit ihr solidarisch. Im Großen und Ganzen sehen sie mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Nicht selten sind sie auf die Leistung ihrer Nation auch so stolz, dass sie anderen davon abgeben wollen - freiwillig oder unfreiwillig, letzteres oft in missionarischem Anspruch, die Welt zu beglücken oder vor Verderben zu bewahren. Die eigene Nation ist dann etwas Besseres, und andere tun gut daran, das an zuerkennen.16 So entstehen nationale Stereotypen. Sie sind keineswegs nur ein Korsett. Sie erleichtern es Menschen auch, Zugang zu fremden Nationen und deren Kulturen zu finden. Denn wer ein Klischee sieht, sieht zunächst das, was er kennt, und fühlt sich nicht fremd. Klischees erleichtern die Orientierung, weil sie die Bürger „mit vorgefertigte n Bezugsrahmen versorgen, die sie befähigen, das fremde Land und dessen Bewohner sozial einzuordnen und zu strukturieren.“17 Weil Klischees eigene Gewohnheiten und Werte von denen anderer abgrenzen, stiften sie Identität. Das stärkt normalerweise das Gefühl zusammen zu gehören. Natürlich können solche Klischees aber auch abgrenzen, andere schlecht aussehen lassen, ja sogar Verachtung e rzeugen.18 10 Alle Zitate ibid., für diese Darstellung ins Deutsche übersetzt. Time Magazine vom 29.8.1988. 12 Siemons, 1991. 13 Dozier, a.a.O., vgl. Peetz et al. 2003, zur globalen Dimension von Reputation vgl. auch Morley 1998. 14 vgl. Anholt -GMI 2006, The Pew 2006, Kunczik 1990a,b, 1989. 15 vgl. Anderson 1983: 1. 16 vgl. ibid.: 20 f. 17 Müller 2004: 48. 18 vgl. Holzhawm 1991. 11 6 Klischees prägen bis zu einem gewissen Grade das kollektive Gedächtnis einer Nation. Es ist ein kommunikatives und ein kulturelles Gedächtnis. Kommunikativ kann es genannt werden, weil der einzelne Bürger Erinnerungen mit anderen teilt. Solche Erinnerungen reichen aber nur so weit zurück, wie Me nschen leben, also etwa drei Generationen. Länger wirkt dagegen das kulturelle Gedächtnis schriftlicher, künstlerischer und anderer Artefakte. Hebt man sie sorgsam auf und zeigt man sie immer wieder einmal öffentlich vor, überdauert es Jahrhunderte. 1.2 Deutschland als Marke Was als regelrecht deutsch gilt, zeigt sich in verschiedenen Untersuchungen19 ziemlich ähnlich: Als typisch deutsch eingeschätzt werden Eifer und Disziplin, Arbeitsamkeit und Wille.20 Als wenig typisch gelten dagegen Kreativität und Unbekümmertheit. Deutsche, so sagt dieses Bild, sind effizient und deshalb erfolgreich; sie müssen es sein, weil Menschen in anderen Nationen weniger Effizienz durch mehr Brillanz zu ersetzen vermögen. Im Umgang mit anderen zeigen die Deutschen sich diesem Stereotyp zufolge rau und hart, was sich auch in der Art ausdrückt, wie sie sprechen. Ihre äußere Erscheinung ist eher groß und ihr Auftritt wenig elegant, eher behäbig.21 Symbole des herkömmlichen Deutschlandklischees sind Bratwurst, Bier und Gartenzwerg. 19 Müller 2004, Stierstorfer 2003, Olins 1999, Süssmuth 1996, Mahle 1995. Als typisch deutsch galten Arbeit, Industrie, Technologie, Verkehr, Sportartikel sowie Medien, Kunst, Architektur und Design; vgl. Schnepper 1990. 21 vgl. Müller 2004: 535. 20 7 In einzelnen Ländern wird dieses Bild von zusätzlichen Facetten geprägt. So ist das Deutschlandbild in Großbritannien stark von der deutschen Geschichte abhängig22 sowie vom Bildungswesen, von Gebäuden und Städten, vom Essen und Trinken und vom Sport. Diese Ausprägungen bestimmen das Bild am stärksten. In zweiter Linie prägt die Wirtschaft, besonders gute Autos. Erst danach folgen aus britischer Sicht die deutsche Mentalität, die überwiegend positiv eingeschätzt wird (nett und sympathisch, effektiv und gut organisiert), in geringerem Maß die Politik (friedliche Außenpolitik, engagierte Mitgliedschaft in der EU, gute Umweltpolitik). Für die Briten ist Deutschland machtvoll und einflussreich. Das hat positive, aber ebenso sehr negative Ausprägungen. Bei letzteren denken Briten vor allem an die Rolle der Deutschen in den beiden Weltkriegen, besonders an die NS-Zeit. Aber auch schlechtes Essen und schlechter Fußball gelten als typisch deutsch, ebenso wie ein unhöflicher, ja rüder Umgangston, Humorlosigkeit sowie Arroganz mit teilweise rassistischen bis hin zu rechtsextremistischen Zügen.23 Deutsch ist im Ausland fast gleichbedeutend mit süddeutsch und süddeutsch abgesehen von etwas Schwarzwaldromantik (Bild oben) weitgehend mit Bayern. „Bayerns Erfolg war so überragend, dass es fast dem ganzen Land ein Markenimage verpasst hat, ähnlich wie die Automobilindustrie auf dem Sektor des Güterexports. Für viele Ausländer sind Lederhosen fast gleichbedeutend mit Deutschland, und das Münchner Oktoberfest ist die einzige Veranstaltung, von der fast jeder im Ausland schon einmal gehört hat.“24 Es gibt aber auch Anzeichen dafür, dass sich Elemente eines frischen, aufge schlossenen, weltoffenen Deutschlandbildes verbreiten, etwa über die Werbung. Bei internationalen Wettbewerben gewannen deutsche Einreicher 2006 so viele Medaillen wie noch nie.25 Beim Wettbewerb des europäischen Art Directors Club etwa erreichte die deutsche Werbung Platz 1. Jede dritte Auszeichnung (42 von 125) ging nach Deutschland. Ähnlich erfolgreich waren deutsche Einreicher beim Werbefilmfestival in Cannes und bei Internationalen Preisen für Design, Druck und Außenwerbung der New York Festivals. Ein Grund war nach Einschätzung des Präsidenten des europäischen Art Directors Club Johannes Newrkla der 22 Der deutsche Botschafter Thomas Matussek sprach in einer britischen Tageszeitung von nicht „zu viel Hitler“, sondern „zu wenig Bundesrepublik". Die Lehren, die Deutschland aus dem Holocaust und aus dem Zweiten Weltkrieg gezogen hätte, blieben etwa im Geschichtsunterricht britischer Schulen fast vollständig unbeachtet. Mattuseks Minister, der damalige Außenminister Joschka Fischer, fügte in einem BBC-Interview im Jahr 2005 hinzu, den traditionellen preußischen Stechschritt könne man am besten im britischen Fernsehen lernen, „denn in Deutschland weiß in der jüngeren Generation - sogar in meiner Generation - niemand mehr, wie das geht." 23 vgl. Goethe-Institut 2005a. 24 Olins 1999: 63. 25 vgl. Innovations-Report 2006. 8 humorvolle und selbstkritische Ansatz, den die prämierten Leistungen zeigten. Die Deutschen, sagte er, lernten das Augenzwinkern, und das mache sie erfolgreich. Einen augenzwinkernden Umgang sogar mit nationalen Symbolen zeigten der gebürtige Ulmer Bernhard Wilhelm mit traditionellen Trachtenelementen in seinen Kollektionen, ferner die die zuvor bei Yamamoto, Galliano und Hermès tätig gewesene Kölner Modedesignerin Eva Gronbach in modischen Experimenten mit deutschen Symbolen und die Designer Hugo Schneider und Uli Dziallas mit ihrer Mode in schwarz-rot-gold. Die Schmuckdesignerin Jette Joop hatte eine ihrer Schmuckkollektionen schon 2001 I love Germany genannt.26 Das alles ist sehr viel mehr als ein Spiel. Ist eine Marke das dynamische Resultat der Wechselwirkung von Image und Kultur, unterstützt durch eine Vision27, dann kann die „Marke Deutschland“ mehr leisten als nur folkloristische Versatzstücke oder die Farben einer Landesflagge neu zu arrangieren und sie in spielerischer Verwandlung als Produkt auf den Markt zu bringen. Was angeboten wird, muss dann nämlich das Selbstverständnisses eines Landes widerspiegeln, die nationale Vision spielerisch, aber eben keineswegs zufällig verwandeln. Eine solche Vision ist eine komplizierte Mischung aus tief verwurze lten, kaum oder gar nicht veränderbaren Elementen und anderen, die eher unbeständig sind.28 Es ist also schwer, sie zu fassen. D 26 27 28 alle Belege: ibid. Olins 1999: 48. ibid. 9 Deutschland ist mit Einschränkungen eine starke Marke. Die erwähnten Beispiele zeigen, dass erfolgreich versucht wird, sie für eine ne ue Generation neu zu interpretieren und sie auf diese Weise weiter zu entwickeln. Das ist jenseits von Werbung und Mode auch anderswo möglich, etwa im Sport. Auch ein solcher Wandel, sagen Experten, wirkt sich breit aus29 und ermöglicht neue Geschäfte. „Anstelle eines maskulinen und technikorientierten Profils ließe sich eine realistischere und vielfältigere Vorstellung von Deutschland vermitteln, wodurch deutlich mehr Hersteller ihre nationale Herkunft als Imagefaktor nutzen könnten.“30 Auch wenn ein Land normalerweise eine Marke darstellt, die durch Diplomatie und Werbung gepflegt und verbreitet werden kann, entwickeln erst wenige Staaten ihre nationale Markenführung genauso strategisch wie Unternehmen ihre Marken gestalten.31 Natürlich gibt es stets eine Flagge, ein Hymne und 29 Kunczik betont, es sei fast unmöglich, die international ausgerichteten PR-Botschaften von Staaten von solchen zu unterscheiden, die wirtschaftliche oder sozial ausgerichtete Verbände wie die UNESCO oder die Weltbank, Greenpeace, der World Wildlife Fund oder Amnesty International aussendeten. (Kunczik 1997: 27) Den Sport erwähnt Kunczik nicht ausdrücklich; er ist aber ganz ähnlich zu werten. 30 ibid.: 67. 31 vgl. Schweiger 1990. 10 andere Symbole. Diese herkömmliche Methode, eine Nation als Marke zu ge stalten, hält Olins jedoch rundheraus für überholt.32 Das zeigt ein nochmaliger Vergleich mit der Wirtschaft. Sie hat längst Konsequenzen daraus gezogen, dass Zustimmung und Treue zu einer Marke vor allem durch Erlebniswelten gefördert werden.33 Die Strahlkraft einer Marke gewinnt viel weniger durch symbolische Handlungen von Repräsentanten (Vorstände von Unternehmen oder Politikern) als vielmehr dadurch, dass man Menschen nicht zu bloßen Zuschauern macht, sondern sie in Ereignisse einbindet. Dies gilt negativ wie positiv. Negative Erfahrungen haben Menschen aus vielen Staaten sehr direkt mit dem früher militaristischen Deutschland gemacht. Später haben persönliche Erlebnisse mit Produkten aus dem Land des Wirtschaftswunders dieses historische Bild überlagert. Heute setzen sportliche Großereignisse Massen in Bewegung und erreichen sie emotional. Es macht daher viel Sinn, den Sport als Instrument der nationalen Markenführung34 zu nutzen; mehr noch: Es ist so etwas wie der Königsweg für neue emotionale Erfahrung. Das gilt nicht nur im eigenen Land, sondern – wie die WM 2006 exemplarisch gezeigt hat – weltweit. 1.3 Historische Erfahrungen mit dem Sport Der Sport war in der Vergangenheit in manchen Gegenden populär, in anderen galt er wenig. In der Antike war er geschätzt. Griechische Statuen sind bis heute Sinnbilder sportlicher Körper. Die Olympischen Spiele gehen bekanntlich bis in diese Zeitspanne zurück. In den meisten Jahrhunderten danach galt der Sport aber wenig. Erst im 19. Jahrhundert erlebte er in Europa eine Renaissance.35 Die moderne Sportbewegung hat sich damals nämlich in England entwickelt. Dort verbanden sich „körperliche Übungen und Kampfspiele aus vorindustrieller Zeit mit dem Leistungs-Ethos und der Wettbewerbs-Ideologie des Manchester-Kapitalismus.“36 Das hat nichts daran geändert, dass der Sport noch im 20. Jahrhundert als eine „Rest-Barbarei in der Moderne“ eingeschätzt werden konnte.37 Theodor Adorno, der in der jungen Bundesrepublik Deutschland die kritische Theorie maßgeblich mitgeprägt hat, hielt Sportereignisse für totalitäre Massenversammlungen und den Sport deshalb für eine Erziehung des Menschen zu e iner Maschine.38 Erst seit den 1960er Jahren wird der Sport als ein Spiegelbild der 32 Olins 1999: 23. Besonders konsequent und erfolgreich tut dies die Automobilmarke MINI; vgl. Kleebinder 2008. 34 vgl. Kahle/Riley 2004. 35 vgl. Krüger 1980, Stollenwerk 1996. 36 Elias 1971, zit. nach Müller 2004: 70. 37 So der US-Soziologe Thorstein Veblen, cit. nach Ott 2003: 16. Auf dieses Urteil dürften die sportlichen Massenauftritte in totalitären Regimen in der ersten Hälfte des Jahrhunderts eingewirkt haben. 38 ibid. 33 11 Gesellschaft eingeschätzt und geachtet.39 Für den deutschen Soziologen Helmuth Plessner galt er als ein geeignetes Feld, um sie zu untersuchen.40 Wie sehr heute der Sport die Mitte der Gesellschaft erreicht hat, zeigt bereits ein einziger Blick auf die Statistik: Jeder dritte Deutsche ist über einen Sportverein im Deutschen Sportbund organisiert. Der Sport wurde schon seit der Antike dazu instrumentalisiert, die Herrschenden strahlen zu lassen. Bereits im Altertum haben Politiker in reichen Städten Sportler dafür bezahlt, sich dieser Sportler rühmen zu können und sich selbst rühmen zu lassen.41 In jüngerer Zeit haben die Medien diese Aufgabe übernommen, zuerst Zeitungen. Schon im Jahr 1817 begann die britische Zeitung Morning Herald damit, Sportberichte abzudrucken. Bereits vier Jahre später erschien erstmals eine eigene Sportzeitung, genannt Sporting Life . Bis das nach Deutschland ausstrahlte, dauerte es allerdings noch zwei Generationen. Erst 1885 leistete sich der Berliner Börsencourier einen eigenen Sportredakteur. Parallel zum wachsenden Volumen von Sportberichten in Zeitungen42 hat auch die Politik den Sport wiederentdeckt. Das hängt mit der Neugründung der Olympischen Spiele im Jahr 1896 zusammen. Sie entwickelten sich schnell zu Plattformen nationalen Wettbewerbs und damit politischen Ehrgeizes. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg stockte die deutsche Reichsregierung die finanziellen Mittel für die 1916 in Berlin geplanten Olympischen Spiele mehrmals auf, um Frankreich auszustechen.43 Wegen de s Krieges gab es diese Olympischen Spiele dort be kanntlich erst 1936; sie hatten die Rüstung für den Zweiten Weltkrieg auf kurze Zeit vergessen zu machen, was ja auch gelang. Insoweit waren sie ein politisch groß angelegtes Täuschungsmanöver.44 Diese Spiele förderten jedoch die nationale Identität ebenso wie dies der Sport ganz allgemein soll und vermag.45 Was den einen dabei half, ihre nationalen Gefühle auszudrücken, beobachteten die anderen mit äußerst gemischten Gefühlen. Das zeigt sehr schön eine Schilderung aus jenen 1930er Jahren: „Auf der Gegentribüne war gerade die rote Hake nkreuzfahne eines deutschen Schlachtenbummlers erschienen. Einsam und ve rlassen ragte sie aus einer Zone noch leerer Ränge hervor. Alle Blicke wandten sich ihr zu, verblüfft, fast ungläubig. Zum ersten Mal hatte das französische Volk Muße, einen echten Vertreter des neuen Deutschland zu betrachten. Fünf Minuten später strömten sie zu Hunderten, ja zu Tausenden heran, nahmen gut ein Viertel des weiten Runds in Beschlag. Die schwarze Menge war gespickt mit 39 vgl. Rowe 1999, Elias 2003. cit. nach Binnewies 1973: 8. 41 vgl. Krüger 1996: 70 ff. 42 vgl. Schramm/Marr 2008. 43 ibid. 44 vgl. Güldenpfennig 1992. 45 vgl. Krüger 1997, 1980, Seitz 1997, 1987, Settekorn 2006, Skibowski 1999. 40 12 einem Wald r oter Fähnchen, die sich wie Mohnblumen unter einem Gewitter wiegten. Einen Moment lang verstummte die Geräuschkulisse und ließ einer Totenstille Platz, einem Schweigen, das die teutonischen Kohorten sich zur Pflicht machten mit lauten Gesängen zu brechen, deren Disziplin, Präzision und Schwere uns buchstäblich die Eingeweide zusammenzogen. Nach einem Moment der Verblüffung versuchte Frankreich dagegen anzusingen, aber den schweren rheinischen Liedern waren wir nicht ge wachsen.“46 Weil der Sport in so großem Maß politisch instrumentalisiert werden kann, haben ihn die alliierten Mächte nach 1945 nur sehr vorsichtig zugelassen und die Sportkommunikation sorgsam kontrolliert. Damals ist das zuvor deutsch gewesene Elsass wieder zu Frankreich gekommen. Deutschsprachige Zeitungen durften dort zwar weiter erscheinen. Ihr Sportteil musste aber französisch sein, wusste man doch, dass gerade der Sport nationale Gefühle transportiert.47 Erst sieben Jahre später, 1952, gab es wieder ein deutsch-französisches Länderspiel, und zwar in Paris. Die Vorsichtsmaßnahmen waren so groß, dass Frankreich darauf verzichtete, die Nationalhymne zu spielen, um die eigenen Fans nicht in nationale Wallung zu bringen. So viel Vorsicht hatte man niemals zuvor walten lassen. Die deutschen Fans wurden von einer deutschen Zeitung ebenfalls ermahnt, sie „sollten sich nicht, wie es bei früheren Anlässen beobachtet worden ist, im Absingen von Massenchören hervortun, weder beim Spiel noch auf den Boulevards.“48 Zwei Jahre später hat dann der Sieg Deutschlands über Ungarn in 46 François Boyer, cit. nach Müller 2004: 99, vgl. auch Bassewitz 1990 sowie generell Preisinger 1999 und Kozminski/Kropf/Roessner 2006. 47 vgl. Wahl 1995: 349. 48 Sonntag 1998: 242. 13 der Fußballweltmeisterschaft das „Wunder von Bern“ möglich gemacht. Es brachte den im Krieg besiegten Deutschen erstmals ein Stück Selbstvertrauen zurück. Und es bot der Nation nach den Worten des Franzosen Raymond Aron zugleich „die Rückkehr in die Gemeinschaft der zivilisierten Völker.“49 Mit bisher drei Weltmeistertiteln ist Deutschland eine der großen Fußball-Nationen. Nur 1930 und 1950 hatte Deutschland an FIFA Fußballweltmeisterschaften nicht teilgenommen. Nach dem Erfolg der „Walter-Elf“ in Bern gegen Ungarn ge wann die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im Jahr 1974, also zwanzig Jahre später, im eigenen Land gegen die Niederländer. 1990 siegte Deutschland in Italien durch Elfmeter gegen Argentinien. 2002 kam Deutschland bei der Weltmeisterschaft in Korea und Japan ins Finale, verlor jedoch gegen Brasilien. Der Sport säte aber auch Zwiespalt. Ende der 1960er Jahre lösten Qualifikationsspiele zur Fußballweltmeisterschaft zwischen Honduras und Salvador so große Spannungen aus, dass es am 14. Juli 1969, dem französischen Nationalfeiertag, zwischen beiden Ländern zu einem kurzen Krieg kam. Er dauerte vier Tage. Trotz solcher beschämender Ereignisse: Der Sport hat die Verständigung und damit den Frieden auch gefördert. In den 1970er Jahren entwickelten sich Tischtennis-Kontakte zwischen den USA und China. Diese seither sprichwörtliche „PingPong-Diplomatie“ näherte mitten im Kalten Krieg beide Länder aneinander an. Ebenfalls in den 70er Jahren wurde der Sport sogar per Gesetz zu einer nationalen Sache gemacht. Denn 1975 verabschiedete Frankreich das sogenannte loi Mazeaud. In se iner ersten Bestimmung heißt es: Die Entwicklung und Ausübung physischer und sportlicher Aktivitäten ist ein grundlegendes Element der Kultur und deswegen eine nationale Verpflichtung.50 In vielen seinerzeit sozialistischen Ländern diente der Sport dazu, mangelnde diplomatische Anerkennung oder zu geringe wirtschaftliche Macht durch Sporterfolge zu kompensieren und wenn möglich diesen Plan sogar überzuerfüllen. Die Sportpolitik der DDR diente ausdrücklich diesem „nationalen“ Prestige. Bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 war die DDR äußerst erfolgreich. Rein rechnerisch errang sie eine Goldmedaille pro 70.000 DDR-Einwohnern. Verglichen mit einer Goldmedaille auf je 1,8 Millionen US-Amerikaner war das ein bemerkenswertes und entsprechend breit kommuniziertes Ergebnis.51 Auch in jüngster Zeit hat der Sport seine nationale Faszination in keiner Weise verloren. In den 1990er Jahren, nach dem Auseinanderfallen der Sowjetunion, 49 cit. nach Pfeil 1998. vgl. Caillat 1989: 14. 51 vgl. Inst. Int. de Geopolitique 1999. 50 14 von Jugoslawien und der Tschechoslowakei, beantragten die neuen Einzelstaaten als eine ihrer ersten Handlungen die Aufnahme in den Weltfußballverband FIFA noch vor dem Aufnahmeantrag in die Vereinten Nationen. Und noch im zu Ende gehenden 20. Jahrhundert, 1998, zeigte ein vergleichender Blick auf die FIFA und auf die UNO: Der Weltfußballverband hatte 198 Mitglieder, zwölf mehr als die UNO.52 1.4 Der Massensport Fußball Fußball ist der Massensport Nummer 1. Seine Wurzeln liegen in England. Dort entwickelte er sich in teuren Internaten als ein Freizeitvergnügen junger Burschen aus guten Familien. Heute ist er in allen Schichten und beiden Geschlechtern be liebt. Ein World Cup machte diese Sportart selbst in einem Land bekannt, in dem er zuvor wenig populär war, in den Vereinigten Staaten.53 Die Fußball-WM 1994 wurde von Radio und Fernsehen bereits weltweit übertragen.54 Jeweils rund eine Milliarde Menschen sahen die Finalspiele 1998 und 2002 an den Fernsehgeräten.55 Bereits im Jahr 1998 sollen die Menschen in allen Kontinenten ihre Fernseher deswegen 37 Milliarden Mal eingeschaltet haben.56 Schon seit längerer Zeit wird die Ausstrahlung Olympischer Spiele – das Wort Ausstrahlung ist hier durchaus in seinem doppelten Wortsinn gemeint – relativ genau analysiert.57 Die Menge an Menschen, die sich seit 1998 für die Fußball-Weltmeisterschaften interessierte, stellt aber die Breitenwirkung selbst olympischer Spiele weit in den Schatten.58 Kein anderes politisches, kulturelles oder sportliches Ereignis wird weltweit so stark beachtet. Das hat hierzulande wie anderswo auch einen einfachen Grund: In Deutschland erklärte schon vor einem Jahrzehnt jeder zweite Bürger über 14 Jahre, er sei „sehr fußballinteressiert“ oder sogar „fußballbegeistert“.59 Als eine Konsequenz gilt er Zugang zu Fußballereignissen gilt in Deutschland ge radezu als „Grundrecht“.60 Denn die vierte Änderung des deutschen Rundfunkstaatsvertrags vom April 2000 legte fest, dass das deutsche Fernsehen außer Olympischen Sommer- und Winterspielen auch Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften für jedermann frei empfangbar übertragen muss, und zwar „alle Spiele mit deutscher Beteiligung sowie unabhängig von einer deutschen Beteiligung das Eröffnungsspiel, die Halbfinalspiele und das Endspiel“ sowie zahlreiche weitere genau festgelegte Spiele.61 52 vgl. Müller 2004: 20. vgl. Merkel 1994. 54 vgl. Daehmen 1999. 55 vgl. FIFA 2006. 56 ibid. 57 vgl. Real 1986. 58 50 gegenüber 35 Milliarden Stunden, vgl. FIFA 2006. 59 Rahmann 1998: 5. 60 Kurbjuweit 1997: 1. 61 vgl. Breith 2002: 4 f. 53 15 Vor und nach der WM 2006 hat der Weltfußballverband international untersuchen lassen, wie populär sein Sport aktuell ist. Das geschah in den Ländern, die sich an der WM 2006 mit eigenen Mannschaften beteiligten: in Europa (Deutschland, Großbritannien, Italien, Spanien, Russland), in Amerika (Brasilien, Mexiko, USA), in Asien (China, Japan, Südkorea) sowie in Südafrika. Die Basis waren direkte Interviews bei einem Bevölkerungsquerschnitt. Sportjournalisten, Sportmarketingund -werbeleute waren ausgeschlossen, weil man bei ihnen Interesse am Fußball hatte voraussetzen können.62 Auf Australien hatte FIFA diese Analyse nicht ausgedehnt. Das Ergebnis war deutlich: Mit Ausnahme der USA war der Fußball überall der Sport Nummer 1. Der Fußball ist so bekannt wie Olympische Spiele, aber interessiert noch mehr Menschen. Er hat mehr glühende Anhänger als jede andere Sportart gelegentliche.63 Die meisten Befragten, mehr als zwei Drittel, interessierten sich vor allem für die eigene Nationalmannschaft. Aber auch ausländische Teams wurden interessiert beobachtet, freundlich begrüßt und bei Erfolgen begeistert gefeiert. Die französische, spanische, brasilianische oder japanische Nationalmannschaft wurden während der WM 2006 sehr populär, und dies be sonders in Deutschland, Frankreich und Italien. Weil der Fußball so viele Menschen bewegt, ist er geradezu naturgemäß auch ein bede utender Wirtschaftsfaktor. Besonders in England ist der Fußball ein RiesenGeschäft.64 Weltweit schätzte man den Umsatz, den er pro Jahr generiert, schon in den späten 1990er Jahren auf 250 Milliarden Euro.65 Das entspricht etwa dem deutschen Bundeshaushalt. Der Sport erzeugt etwa eineinhalb Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts; das sind rund 30 Milliarden Euro, und beschäftigt in diesem Land fast zweieinhalb Prozent der Erwerbstätigen. Das ist nicht einmal erstaunlich, wenn man diese Werte mit folgenden Zahlen vergleicht: Der Deutsche Fußball-Bund hat in über 26.000 Vereinen mit 150.000 Mannschaften mehr als sechs Millionen Mitglieder. So weit dieses zusammenfassende Bild. Im Hinblick auf die später in dieser Publikation verarbe itete Fallstudie Australien sind nun einige kurze Angaben zum Fußball auf dem fünften Kontinent nötig. Dort gibt es zwei Sportarten, die mit dem Wort Fußball übersetzt werden: Australian rules football und Soccer. Australian rules football ist dem Rugby sehr ähnlich und in Australien äußerst be 62 vgl. FIFA 2006. Nur jeder fünfte Befragte sagte nach der WM 2006, er interessiere sich für Fußball wenig oder gar nicht. Bei Leichtathletik zeigte sich dagegen jeder dritte, beim Segeln deutlich mehr als die Hälfte desinteressiert. Umgekehrt sahen vor der WM schon fast die Hälfte (49 Prozent) der Befragten Fußballspiele im Fernsehen, danach sogar 55 Prozent. 64 vgl. Blain 1993, Boyle/Haynes 2006. 63 65 vgl. Vassort 1999:9. 16 liebt.66 Als Soccer bezeichnen die Australier die in Europa übliche Form des Fußballs;67 ihre Aktiven und Anhänger werden deshalb Socceeros genannt. Um beide klar voneinander abgrenzen zu können, werden im folgenden Text für Fußball die englischen Begriffe Soccer und Australian rules football benutzt. Soccer galt in Australien lange als Sport europäischer Einwanderer. Am stärksten wurde er von Italienern und Griechen geprägt. Generell ist Soccer im Süden des Kontinents – schon wegen der klimatischen und geographischen Bedingungen verbreiteter als im subtropischen und tropischen Norden. Populär ist er am ehe sten in den südaustralischen Großstädten Sydney und Melbourne und dort meist unter Jugendlichen. Von professioneller Qualität war er lange recht weit e ntfernt. Noch 2006 urteilte ein Kenner: „Die meisten Teams waren schlecht gemanagt.“68 Aber das hat sich geändert. In Brisbane und Sydney ist Soccer mittlerweile populärer als Australian rules football. Dieser europäische Sport bekam in den letzten Jahre n vor allem deshalb mehr Aufmerksamkeit, weil der australische Fernsehsender SBS Soccer-Spiele ausstrahlte. Motor dieser Popularisierungskampagne war der SBS-Journalist Les Murray. Den Durchbruch zu breiter Popularität schaffte Soccer in Australien 2006, nachdem sich die australische Nationalmannschaft für die FIFA-WM hatte qualifizieren können. Auch in Australien gilt: Je populärer ein Sport wird, desto stärker wird in ihn investiert. 2006 beliefen sich die vertraglich gesicherten Fördermittel auf ca. 150 Millionen australische Dollar für einen Zeitraum von sieben Jahren. Noch zu Anfang des 21. Jahrhunderts69 hatte das als völlig unrealistische Summe gegolten: „It’s jumping over the moon.70 Der Australian rules football bekommt allerdings nach wie vor de utlich mehr Geld: 780 Mio. A$ in einem halben Jahrzehnt. Gestiegen sind in Australien auch die Zuschauerzahlen für Soccer. Nahezu drei Viertel der Bevölkerung schauten sich im Fernsehen die Fußball-Weltmeisterschaft an – jedenfalls so lange ihre Nationalmannschaft mit von der Partie war. 13 Millionen TV-Zuschauer hat man ermittelt. Der erwähnte Sender SBS hatte die Ausstrahlungsrechte für die WM erworben. Parallel zur Übertragung der Spiele verbreitete er eine Vielzahl von Beiträgen über das Gastgeberland Deutschland und dessen Kultur. Insgesamt hat SBS im Zeitraum der Fußball-WM 64 Features gesendet, einen Beitrag pro Fußballspiel. Dabei ging es um Stadtportraits, um Architektur, um landschaftliche Besonderheiten, um den deutschen Alltag und, wie nicht anders zu erwarten, um Bier (Münchner und Kölsch). 66 Es gibt 16 Clubs, zehn von ihnen im Bundestaat Victoria. Mit sechs Millionen Zuschauern in drei Jahren ist dieser Sport der beliebteste in Australien. 67 Es gibt acht Clubs. Seit 2005 veranstalt et die Football Federation Australia (FFA) eine nationale Meisterschaft. 68 Mark van Aken, Pressesprecher des Fußballverbandes Victoria. 69 Noch 2004 waren gerade einmal ein paar Tausend Dollar für Soccer ausgegeben worden. 70 Mark van Aken, Pressesprecher des Fußballverbandes Victoria. 17 2 Die Fußball-WM 2006 Alle 64 Spiele waren ausverkauft. Die durchschnittliche Zuschauerzahl von 52491 Personen war die zweithöchste in der 76-jährigen Geschichte des Turniers.71 Das ergibt eine Auslastung von 99,98 %. Die WM 2006 war aber nicht nur ein Sportereignis, sondern zugleich das bis dahin weltweit größte Medienereignis. Das Public Viewing außerhalb der Stadien übertraf alle Prognosen. Denn 3,3 Millionen Menschen reisten zu den Spielorten an. 76 Prozent der ausländischen Gäste waren nach DZT-Angaben eigens wegen dieses Public Viewing gekommen. Dazu gab es spezielle Fanfeste. Sie wurden wegen ihres großen Erfolges gegen Ende der WM sogar nochmals erweitert. 18 Millionen Zuschauer erlebten die Spiele auf den Fanfesten, in Cafés, Bars und Restaurants, in Biergärten und auf Sommerfesten vor öffentlichen Bildschirmen. Im Fernsehen haben – alle Einschaltungen addiert - 26,3 Milliarden TV-Zuschauer die 64 WMSpiele verfolgt – das wäre rund viermal die Weltbevölkerung. 2.2 Kampagnen zur WM Die Organisatoren in Deutschland – die Bundesregierung, ihre Zentrale für Tourismus und das Organisationskomitee für die WM – begriffen diese sportliche Großveranstaltung als Chance, das bisherige Deutschlandbild zu konkretisieren, zu modernisieren und insgesamt zu verbessern. Sie wollten ein neues und posi tiveres Deutschland präsentieren72 und setzten sich dazu vier Ziele: eine perfekte Organisation, gute Arbeitsbedingungen für die Medien, eine fangerechte Programmgestaltung sowie ein ausgefeiltes Kommunikations- und Marketingkonzept. Das Organisationskomitee wurde dem Bundesministerium des Inneren zugeordnet. Dieser Stab begann seine Arbeit rund drei Jahre vor der WM. Die Regierung setzte politisch-administrative Ziele und gab sogar Garantien. Sie versprach, Visa schnell und servicegeprägt auszustellen, das Arbeitsrecht ebenso wie das Zoll- und Steuerrecht speziell für die ausländischen Gäste zu vereinfachen und die Sicherheit der Aktiven und der Fans zu gewährleisten. Außerdem wollte die Regierung auf Deutschland neugierig machen, Vorfreude entstehen lassen, Deutschland als Gastgeberland international positionieren und dazu das WMMotto Wirklichkeit werden lassen: „Die Welt zu Gast bei Freunden“.73 Das hieß im Klartext: Ehe Ausländer Deutschland positiv beurteilen konnten, mussten sich die Deutschen erst einmal klar machen, dass ein positives Verhalten nötig war. 71 vgl. Chronik 2006: 79. „Die moderne Marke für eine Organisation funktioniert auf eine ähnliche Weise wie ein natio nales Image. Beide reduzieren komplexe Zusammenhänge auf eine minimale Anzahl von Symbolen. Beide haben Bedeutungsinhalte, die durch die jeweiligen Symbole unmittelbar kommuniziert werden. Beide sind Mittel der Verständigung. Beide müssen sich an unterschiedliche Zielgruppen wenden.“ (Olins 1999: 29) 73 vgl. Bundesregierung (Hrsg.) 2006: 9. 72 18 Mit dieser Botschaft wandten sich die genannten Gremien gle ichermaßen an ihre Landsleute wie an Menschen, die erwogen, aus Anlass der WM nach Deutschland zu reisen, sowie an die Fans vor den Bildschirmen in aller Welt. Für Multiplikatoren-Zielgruppen gab es Sonderprogramme. Überall, drinnen wie draußen, sollte das Gastgeberland Deutschland als „weltoffenes, tolerantes, modernes sowie innovatives und leistungsstarkes“74 Land dargestellt und verstanden werden. Das Organisationskomitee und seine Partner arbeiteten mehrere Jahre an zahlreichen Projekten, die Deutschland als aufgeschlossenes, fre undliches Gastgeberland und insgesamt als einen guten Standort präsentieren sollten. Zum wichtigsten Projekt wurde das WM-Gastgeberkonzept.75 Es hatte vier Schwerpunkte. Der erste bestand aus Leistungen der Bundesregierung, beispielsweise aus den erwähnte n Regierungsgarantien, aus Plänen und Konzepten einzelner Ressorts wie zum Beispiel „KinderLeicht“ oder „Green Goal“76 sowie einem ausgefeilten Sicherheitskonzept. Zweiter Schwerpunkt war die Standortwerbung für Deutschland. Sie fächerte sich in eine Reihe von Einzelprojekten auf, die teilweise auch zwei Jahre nach der WM noch nicht beendet waren. Zu ihnen gehörte etwa die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“.77 In eine Standortinitiative der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft78 waren die Standort-Marketing79-Gesellschaft des Bundes80, die Invest in Germany GmbH und die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) eingebunden. Die DZT organisierte unter anderem Events für Investoren. Sie warb für das Reiseziel Deutschland.81 Die Initiative sollte langfristige Investitionszuflüsse sicherstellen und die Attraktivität des Wirtschafts- und Tourismusstandorts Deutschland weiter steigern. Kooperationspartner aus Kultur und Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft wirkten mit. Zu den Projekten gehörten eine Begrüßungsinitiative ‚Welcome to Germany – Land of Ideas‘“82, ein ‚Walk of Ideas‘, eine Veranstaltungsreihe ‚365 Orte im Land der Ideen‘, ein FanClub, ein internationaler Medienservice sowie gemeinsame Maßnahmen mit der Standortmarketingagentur des Bundes ‚Invest in Germany – Land of Ideas‘. 2005 gab es zu den wesentlichen WM-Standorten und -Ereignissen Investorenseminare. Einbezogen waren auch die Deutschen Botschaften und Außenhandelskammern. Diese global angelegte Stand74 Bundesregierung (Hrsg.) 2006: 9. Die finanziellen Mittel für die Umsetzung des Gastgeberkonzeptes stellte der Sportausschuss des Deutschen Bundestages zur Verfügung. 76 Die WM-Arbeit der Bundesregierung wurde sowohl bei Veranstaltungen wie auch Messen präsentiert (z.B. Tage der offenen Tür der Bundesregierung, Investorenkongress Leipzig, Sport -Ökonomie-Kongress Bayreuth, CeBIT). 77 Das BMI stellte dafür 10 Mio. Euro bereit. 78 Vgl. http://wm2006.deutschland.de/DE/Content/Gastgeber-Deutschland/Regierungsgarantien/Regierungsgarantien/kunst -und-kulturprogramm.html. 79 „Tatsache ist, dass jedes Land eine Marke darstellt, die es durch Diplomatie und Werbung so gut wie möglich pflegt. Aber nur wenige Länder haben es gelernt, die Frage der Marke auf die gleiche konsequente und zielgerichtete Weise anzugehen, wie das bei professionellen Gestaltung einer Marke der Fall ist.“ (Olins 1999: 25) 80 Bundesregierung 2006: 10. 81 Diese Werbung wurde vom Bundeswirtschaftsministerium finanziert. 82 Vgl. Bundesregierung 2006: 28. 75 19 ortkampagne hat sich als Kommunikationsplattform Deutschlands bewährt. Ein Trägerve rein betreut sie auch nach der WM. Zum genannten zweiten Aktionsschwerpunkt gehörte auch die Marketing- und Vertriebsstrategie der Deutschen Zentrale für Tourismus. Sie hatte die FußballWM 2006 schon ab 2001 in ihre Planung eingefügt und kommunizierte stark auch über das Inte rnet. Basismedium war das DZT-Deutschland-Portal unter www.deutschland-tourismus.de bzw. www.germany-tourism.de . Seit 2004 gab es eine vom Auswärtigen Amt und nachgeordneten Dienststellen betreute Website www.socceringermany.info in neun Sprachen, darunter arabisch, chinesisch, japanisch und russisch. Als dritter Schwerpunkt ist das Kunst- und Kulturprogramm83 zu nennen. Es be stand aus etwa 50 Projekten verschiedenster Bereiche der Kultur. Sie sollten im In- und Ausland die kulturelle Besonderheit und Vie lfalt des Gastgeberlandes wie auch Weltoffenheit zeigen. Es kostete rund 31 Millionen Euro. Trägerin war die Nationale DFB Kulturstiftung gGmbH. Insgesamt kamen ca. 3,5 Millionen Be sucher. In Deutschland wurden 4,2 Milliarden Kontakte in den Medien gemessen. Einzelheiten würden hier zu weit führen. Näheres ist aus den angegebenen Websites zu entnehmen. Schließlich entwickelten die Organisatoren für WM-Gäste eine Nationale Service und Freundlichkeitskampagne.84 Die DZT setzte sie um. Ihr Motto hieß: ‚Deutschland rollt den roten Teppich aus‘. Kennzeichen war ein Logo mit einem ausge rollten Teppich in schwarzrotgolden Farben. Während sich die bisher genannten Aktionen vorwiegend an das Ausland richteten, zielte diese Kampagne auf die deutsche Bevölkerung, besonders auf Medien und andere Multiplikatoren, auf die Tourismus-Branche und auf Personen, die überdurchschnittlich häufig und direkt zu ausländischen Gästen Kontakt haben wurden wie etwa Flughafen-Angestellte und Taxifahrer. Die Kampagne sollte die Deutschen darauf aufmerksam machen, dass sie zur WM Gastgeber sein würden. Sie sollte die Bevölkerung animieren, den Gästen mehr Service zu offerieren. Auf allen Ebenen sollte der Ruf Deutschlands bei den WM-Gästen steigen. Auch langfristig sollte die Kampagne das Verhalten der deutschen Bevölkerung internationalen Gästen gegenüber positiv beeinflussen. Als Konsequenz sollte Deutschland für noch mehr Gäste ein Reiseland werden. Die Kampagne sollte also auch den Tourismus fördern. Die Tourismuszentrale ließ Werbemittel und Schulungsunterlagen entwickeln, in denen das Land und die zwölf WM-Städte vorgestellt wurden. 83 „Während manche Leute ‚Marke’ mit ‚Image’ gleichsetzen und sie ganz klar und eindeutig im ‚weichen/ externen’ Quadranten der Matrix platzieren, ist es sinnvoller, eine Marke als dynamisches Resultat der Interaktionen von Image und Kultur zu sehen, unterstützt durch eine Vision.“ (Olins 1999: 48) 84 Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) finanzierte diese Kampagne mit drei Milionen Euro. 20 Zunächst sollten alle WM-Besucher so herzlich wie möglich empfangen werden, sich gut orientieren können und sich rundum wohl fühlen. Überall wo internationale Gäste besonders häufig versorgt werden müssen, bildete die DZT Personen zu sogenannten „Service -Botschaftern“ aus – im Ganzen zehntausend. Zehnmal so viele, nämlich über hunderttausend Menschen, wurden in Freundlichkeit sowie in fußballerischer und interkultureller Kompetenz unterwiesen.85 Die Koordinationsstelle Fan-Projekte (KOS)86 entwickelte ein Fan- und Besucherbetreuungsprogramm mit den Schwerpunkten Gastfreundschaft durch Freundlichkeit, Vertrauen und offenes, interkulture lles Verhalten. Unabhängig von ihrer Herkunft sollten alle Fans und Gäste tolerant und respektvoll aufgenommen werden. Vorurteile sollten abgebaut werden.87 Viele bekannte Persönlichkeiten aus Sport, Politik und Kultur sprachen positiv über Deutschland. Den Medien schließlich bot das Organisationskomitee optimale Arbeitsbedingungen: In München schuf es ein temporäres rund 40.000 Quadratmeter großes Fernsehzentrum, und an jedem Spielort gab es ein weiteres Medienzentrum. So weit die Planung. Die Umse tzung zeigte, dass sich die Planung bewährte. Alle Informationen über Deutschland und über die WM waren auf Fußballfans abgestimmt. An jedem Austragungsort gab es zumindest eine Fan-„Botschaft“, insgesamt 17. Zusätzlich versorgten mobile Fanstationen verschiedener Gastnationen der Fußballfans. Insgesamt arbeiteten die deutschen Organisatoren mit Fanbetreuern aus elf Nationen zusammen.88 Das Organisationskomitee bildete 800 freiwillige Gästebe treuer aus und setzte sie ein. Hinzu kam Personal aus vielen Vereinen. Dieses Team aus über tausend Personen versorgte die in- und ausländischen Fußballfans mit Informationen, beispielsweise mit einem auf die Fans zugeschnittenen 132 Seiten starken Fan-Guide auf deutsch und englisch mit Informationen zu Deutschland und der WM. Er wurde in einer Auflage von knapp 500.000 Exemplaren kostenlos verteilt. 89 Das Team erteilte Ratschläge und unterstützte bei Problemen. Mit diesen Services erreichte es mehr als eine Million Fans. Zu seinen Ausgaben gehörte es auch, sonstiges Informationsmaterial (Filme, Flyer, Give aways) einzusetzen, Fragen zu beantworten sowie Delegationen aus den anreisenden Fußballnationen und da und dort auch einmal Journalistengruppen zu empfangen, sofern die Pressevertreter die WM und ihr Gastgeberland nicht lieber auf eigene Faust kennen lernen wollten. Ein Redaktionsteam Stab WM/Bundespresseamt pflegte in erster Linie die WMHomepages der Bundesregierung. Für Minister, Staatssekretäre und Koopera85 vgl. Bundesregierung (Hrsg.) 2006: 10. Es wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem DFB gefördert. 87 Teil des Fan- und Besucherbetreuungsprogramm war das Projekt ´Football Unites – Gemeinsam gegen Rassismus´ in Kooperation mit der europaweit aufgestellten Fanorganisation FARE (Football Against Racism in Europe). Es wurde vom WM-Organisationskomitee finanziert. 88 Die Organisation Football Supporters International (FSI) half den Mitarbeitern des deutschen Fan- und Besucherbetreuungsprogramms. 89 vgl. Bundesregierung 2006: 64. 86 21 tionspartner erschien während der WM ein Tägliches Bulletin. Die Fans wurden im Internet täglich in vier Sprachen versorgt.90 Ein dort integriertes Frage -Tool der Website wurde rege genutzt. Fragen wurden zu unterschiedlichsten Themen gestellt. Etwa jede vierte (23,8 %) betraf Eintrittskarten, jede sechste (17,5 %) die Stadionordnung und Stadioninfos bzw. Sicherheitsbestimmungen, jede zwölfte (8,2 %) Trainingszeiten oder Trainingsquartiere der Mannschaften, etwa ebenso viele (8 %) die Unterkünfte sowie weitere 8 % das Public Viewing auf den vielen Fan-Festen. Durchschnittlich nutzten 3.500 Menschen pro Tag die Möglichkeit, sich auf diese Weise zu informieren. Insgesamt gab es 1,5 Millionen Seite naufrufe.91 Nach Ablauf der Weltmeisterschaft publizierte die Bundesregierung eine WM-Bilanz und ein WM-Abschlussbericht und stellte ihn ins Netz.92 Der wesentliche Erfolgsfaktor in diesem Gesamtpaket waren jedoch weder Internetse iten noch Broschüren oder Flyer oder Filme. So wichtig solche Instrumente auch sind – was letztendlich zählte und den Ausschlag für die gute Grundstimmung gab, war die Haltung dahinter: Auf allen Ebenen begegnete man den Fußballfans mit Respekt. Sie waren kein Sicherheitsrisiko, sondern eine Bereicherung – eben Gäste. Aus dieser Haltung heraus wurde das Fan- und Besucherbetreuungsprogramm der WM 2006 ein voller Erfolg. Und nicht nur das: Die WM brachte dem Bund auch 57,3 Millionen Euro Steuereinnahmen. Allerdings waren das nur ein bis zwei Prozent der zuvor getätigten Investitionen. Denn im Vorfeld der WM hatte der Bund rund 3,7 Milliarden Euro für Verkehrswege ausgegeben, die für die WM wichtig waren, aber selbstverständlich nicht nur ihr zugute kamen, sondern das Land insgesamt weiter entwickelten. 370 km Autobahnstrecken wurden neu gebaut oder erweitert. 802 Millionen Euro kostete der Ausbau des Nahverkehrs. Telematiksysteme zur optimierten Verkehrssteuerung verschlangen ebenfalls viele Millionen. Auch die Großbildwände auf den Fan-Fasten waren nicht billig. Alle diese Investitionen modernisierten das Land und verbesserten seinen Ruf als ein modernes, sicheres und gästefreundliches Land. Auch der Arbeitsmarkt profitierte. Denn die Weltmeisterschaft gab befristet mehr als 85.000 Menschen Arbeit und Einkommen.93 3 Das Deutschlandbild in den Medien So weit ein Überblick über dieses Mega-Ereignis von 2006. Wir wenden uns nun dem engeren Thema zu, der Frage also, welchen Einfluss es auf das internationale Deutschlandbild hatte und warum dieser Einfluss so durchschlagend war. 90 siehe auch http://fanguide2006.fifaworldcup.com/de. vgl. Bundesregierung 2006: 64. 92 Vgl. Bundesregierung 2006: 10 f. 93 Leibfried 2006: 187. 91 22 Etliche Sportarten sind erstklassige Medienthemen.94 Die Fußball-WM 2006 war ein globales Medienereignis.95 Rund 30.000 Medienvertreter waren akkreditiert. Ihre Berichterstattung floss in 215 Länder. Die Mehrzahl der weltweit veröffentlichten Medienberichte betraf direkt die Fußballspiele. Diese rein sportliche Berichterstattung war nicht Gegenstand der anschließenden Medienanalyse. Die folgenden Angaben beziehen sich vielmehr auf Berichte über Deutschland allgemein oder jedenfalls auf Passagen in Berichten von der WM zum generellen Deutschlandbild.96 Sie entstammen 52 internationalen Medien97 aller Kontinente und acht deutschen Medien, die solche internationalen Stimmen aufgegriffen und verdichtet hatten, insgesamt also aus 60 Quelen. Zerlegt man die Zusammenfassungen in ihre Bestandteile, dann standen für eine Auswertung aus dem WM-Zeitraum insgesamt 78 Quellen zur Verfügung.98 Diese Quellenauswahl wurde am 15. Juli 2006 abgeschlossen und danach quantitativ ausgewertet. Vollständig oder repräsentativ will sie nicht sein. Sie vermittelt vielmehr das Deutschlandbild in diesen ausgewählten Medien während und kurz nach der WM 2006. Davon handelt Abschnitt 3 dieser Publikation. In Abschnitt 4 lesen Sie dann Ergebnisse aus Interviews in Australien. Kurz noch einmal die beiden wesentlichen Gründe für dieses Vorgehen: Erstens hatten der Weltfußballverband FIFA und die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) Australien in ihren Untersuchungen ausgelassen. Und zweitens ist davon auszugehen, dass Wirkungen, die noch im von Deutschland am weitesten entfernten Kontinent, Australien also, nachweisbar sind, auf geringere Entfernung in anderen Ländern eher noch stärker spürbar sein sollten. Sowohl die Medienberichte wie auch die Interviews sind deduktiv ausgewertet, und zwar anhand strukturierender Kategorien. Hier eine kurze Übersicht. Die Kategorien sind: • Land und Leute mit den Facetten (A1) Landschaft/Städte, (A2) Essen/ Trinken, (A3) Sitten/Gebräuche sowie (A4) bekannte Personen, • Nationalcharakter mit den Facetten (B1) Organisation/Tüchtigkeit, (B2) Verschlossenheit/Offenheit, (B3) Ernst/Freundlichkeit, (B4) Technologie/Made in Germany, 94 vgl. Krüger/Scherenberg 1993, Crolly/Hand 2002. vgl. Hafkemeyer 2003; zur Resonanz in Deutschland vgl. Anschlag 2006, Helios Media 2006, Leibfried 2006. 96 Die Daten wurden vom Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart zusammengestellt. Sie bestehen aus Zeitungsartikeln in deutscher und englischer Sprache aus Printmedien und deren Internet-Ausgaben aus dem Zeitraum der WM (9. Juni bis 9. Juli 2006) sowie eine Woche danach. Sie werden in deutscher Übersetzung wiedergegeben. 97 Eine alphabetisch geordnete Liste findet sich im Anhang. 98 Eine Übersicht ist im Anhang beigefügt. Zweimal zwei wortgleiche Berichte in verschiedenen Medien wurden jeweils nur einmal berücksichtigt; ein Aufsatz von ex-Außenminister Joschka Fischer in einer libanesischen Zeitung wurde nicht ausgewertet, da es sich hierbei um eine rein deutsche Stimme ohne redaktionelle Eingriffe des ausländischen Mediums handelte. 95 23 • Geschichte und Politik mit den Facetten (C1) Geschichte, (C2) Krieg, (C3) Patriotismus, (C4) Internationalität, • Die WM mit den Facetten (D1) sportliche Ereignisse, (D2) funktionelle Betrachtung (Planung/Organisation/Ablauf), (D3) atmosphärische Betrachtung (Stimmung, Fan-Feste) sowie (D4) persönliche Erlebnisse (Sprache/Verständigung, Begegnungen, Gastfreundschaft). Diese Kategorien waren das Ordnungsschema für eine quantifizierende Inhaltsanalyse.99 Was diese Analyse ergeben hat, wird anschließend dargestellt. Die Ergebnisse lassen sich als Trendaussagen werten, erheben aber wie schon gesagt keinen Anspruch auf Repräsentativität. Um die Daten plastischer zu machen, sind sie durch eingedeutschte Zitate ergänzt. Insgesamt ging es nicht um eine vollständige Ergebnispräsentation, sondern um die wesentlichen Trends. Sie werden klar sichtbar. Um das Material und seine Auswertung nicht weiter zu verkomplizieren, wurde auf eine zusätzliche Kontigenzanalyse100 verzichtet. 3.1 Land und Leute Gibt es ein Klischeebild von Land und Leuten in Deutschland? Eindeutig ja: Schon in den ersten Tagen der WM-Berichterstattung tauchte es auf. „Alles was ich jemals über Deutschland erfahren habe ”, schrieb beispielsweise der polnische Journalist Nick Lipski, „waren schöne Autos, phantastische Straßen und hübsche Häuser, hervorragendes Bier, ein Grundzug von Ordnung und Geschmack, nette Leute und Qualität, wohin man sieht.” (Quelle 2a)101 „Die Deutschen haben wirklich viel, worauf sie stolz sein können“, urteilte auch der Brite Christopher Lamb, „ihr Land, ihre Industrie, die Wiedervereinigung, Bier, Fußball, die Lufthansa und noch vieles mehr.” (Quelle 2c) Man darf sich von solchen pauschalen Statements aber nicht täuschen lassen; sie sind zwar typisch, aber deswegen noch nicht unbedingt häufig. Land und Leute (Kategorie A) wurden in den statistisch ausgewerteten Medienberichten nämlich nur wenig dargestellt, Land/Straßen/Häuser nur in einem einzigen Be richt thematisiert. Die Themen Essen und Trinken spielten ebenfalls nur eine kleine Rolle; lediglich das brasilianische Blatt O Globo schrieb nämlich: „Der Fußball wird nun im Land von Bier, Wurst und Kartoffel herrschen.“ (Quelle 10) Auch das als typisch deutsch geltende Eisbein wurde nur in einer Quelle erwähnt, was in beiden Fällen einer Häufigkeit von 1,6 Prozent entspricht. In einem Be99 Dazu wurden alle zu berücksichtigenden Aussagen ins Deutsche übertragen. Kontingenzanalysen stellen fest, „ob bestimmte Textelemente (z.B. zentrale Begriffe) besonders häufig im gleichen Zusammenhang auftauchen, im T ext auf irgend eine Weise miteinander verbunden sind, kontingent sind.“ (Mayring 2003: 17). Diese Analyse könnte über das Meinungsbild hinaus feststellen, welche Elemente des Meinungsbildes mit welchen anderen besonders eng verknüpft sind. 101 Die Verweisziffern beziehen sich auf die Liste der analysierten Beiträge im Anhang. 100 24 richt war von „schwarzwaelderkirschtorte“ die Rede (55), dem „bekanntesten deutschen Kuchen“, in immerhin vier Berichten von Bier; das entspricht 6,6 Prozent der Nennungen. Einige australische Medien machten den systematischen Versuch, ihren Lesern das WM-Gastgeberland näher zu bringen: Besucher, so konnte man in einer Artikelserie des Geelong Advertiser lesen, könnten bei einem Besuch in Deutschland „großartige Kunstwerke bewundern, über mittelal- terliche Marktplätze bummeln und einige der besten Biersorten der Welt ausprobieren.” (51) Das Stereotyp deutscher Präzisionstechnik (37) kam jedoch nur selten vor, ebenso selten wie die im obigen Zitat genannten deutschen Automobile, die Lufthansa und pünktliche Züge.102 Diese überraschend seltenen Erwähnungen lassen den Schluss zu, dass die berichtenden Journalisten es kaum für erforderlich hielten, die „klare Identität“ (19) des deutschen Nationalcharakters durch Beispiele zu belegen. 102 Die Erwähnungen tauchen jeweils nur in 1,6 Prozent der ausgewerteten Berichte auf. 25 3.2 Nationalcharakter Nach den ausgewerteten Berichten anlässlich der Fußball-WM 2006 zu urteilen sind die Deutschen vor allem gut organisiert (18,3%), ja sogar „OrganisationsWeltmeister (3,3 %).103 Dazu passen Urteile wie gründlich und diszipliniert, sauber und ordentlich, arbeitsam und tüchtig, effizient, ja sogar „klinisch effizient“ (4). Dass solche Einschätzungen nicht immer nur lobend gemeint sind, w ird aus gleichzeitig benutzten Begriffen deutlich, die eindeutig kein Lob enthalten: Die Deutschen gelten demnach nämlich auch als hart, ja „stahlhart“. Solche Beurteilungen bewegen sich jeweils in der Größenordnung von fünf Prozent der Berichte. Das ist pro Begriff nicht viel; aber die Addition macht das Charakterbild aus. In einigen wenigen Berichten werden militärisch-zackige und sogar an gewalttätig-feindselige Vorstellungsbilder in Erinnerung gerufen (je 3,3 %). Nur eine der ausgewerteten Quellen spricht dagegen in Bezug auf den deutschen Nationalcharakter von Wissen und von Kultur (23f). Man sieht: Ordnung und Tüchtigkeit machen die Menschen einer Nation noch keineswegs beliebt. Das unterstreichen auch die folgenden Begriffe, die in den ausgewerte ten und teilweise als Quelle ausgewiesenen Medien zwar jeweils nur einmal vorkamen, in ihrer Vielfalt jedoch ebenfalls typisch sind, nämlich Worte wie zurückhaltend, wenig gastfreundlich (35f), humorlos, dumpf (30), grau und melancholisch (12), unflexibel, förmlich (30), bürokratisch, vorschriftengläubig, stur regelgeleitet, unnahbar und herrisch, kleinbürgerlich (4), üblicherweise de moralisiert, pessimistisch, ängstlich, erbärmlich (41). Ein Medienbericht be 103 „Deutschland als Marke ist eine etablierte Realität, und mit gewissen Einschränkungen handelt es sich auch um eine starke Marke. Deutschland muss die Welt nicht mehr davon überzeugen, dass es Organisationstalent besitzt.“ (Olins 1999: 33) 26 zeichnete die Deutschen dem Stereotyp zufolge rundheraus als miesepetrige Bedenkenträger (40). Dieses insgesamt wenig freundliche Klischeebild spiegelt sich in Begriffen wie langweilig, humorlos und superernst. Sie tauchen in jedem zehnten der Berichte auf (Quellen 4,8,23,33,35f,41). Begriffe wie kalt, selbstgerecht, laut und arrogant, ungeeignet sich Freunde zu machen, ungeliebter großer Nachbar und international wenig akzeptiert tauchen zwar nur in je 1,6 Prozent der Berichte auf; sie sind also keineswegs häufig. Auch solche Nennungen summieren sich aber zusammen mit Aussagen wie „die Deutschen gehen zum Lachen in den Keller“ und „es ist ein ungutes Gefühl, ein Deutscher zu sein“ zu weiteren zehn Prozent der Nennungen. Die Briten Roger Cohen und Jerry Lampen (Quelle 8) sprachen in Bezug auf das Klischeebild der Deutschen ausdrücklich von Dumpfheit, Ordnungsliebe, Förmlichkeit und wurden damit prompt in der New York Times zitiert (30). Das Klischee einer kalten, humorlosen, hochnäsigen Nation (8) war ebenso zu finden das von dem „seltsamen Zweifüßler, der am Zebrastreifen wartet, bis die Ampel auf Grün schaltet“ (35e). Wer wollte in einer so eingeschätzten Nation schon zu Gast sein, selbst wenn sie eine Weltmeisterschaft ausrichtet? Es passt in dieses wenig ansprechende Bild, dass den Deutschen am Beginn der WM nach Ausweis der analysierten Medienberichte nur sehr wenig Zutrauen zu sich selbst bzw. nur in Ausnahmefällen Zukunftsorientierung zugesprochen wird (je 3,3 % der Nennungen). Dagegen e rscheint der Begriff Rumpelfüßler (Quelle 23h) noch harmlos. Er spielt auf mangelnde spielerische Eleganz beim Fußball an. Die Medienberichte über das Deutschland im Weltmeisterschaftsjahr äußerten solche Standardvorstellungen freimütig, weil sie sie fast durchweg nicht mehr bestätigt fanden. Im Gegenteil: Fast alle Journalisten aus dem Ausland, deren 27 Berichte in die Analyse einflossen, berichteten über eine unerwartet heitere Grundstimmung, über eine Festlaune, eine Partystimmung. „Unser Stereotyp von den Deutschen war das von vorschriftengläubigen und humorlosen Bürokraten, die stur und rechthaberisch auf ihre knallharten Vorschriften pochen ”, schrieb Jim White im Londoner Telegraph.104 „Was Zehntausende von Besuchern von überall her auf der Welt jedoch feststellen, war, wie überholt dieses Image ist. Denn was wir erlebten, war eine Nation, der nichts wichtiger war als eine gute Zeit“ (31). Auch die Moskauer Iswestija schrieb, Deutschland habe in nur einem Monat das Vorurteil widerlegt, seine Bewohner seien langweilig, verschlossen und wenig gastfreundlich (35f). Die statistische Auswertung der Medienberichte bietet hierfür viele Belege. Denn die Medien sprechen von Wirgefühl und nennen die Deutschen, die sie erlebt haben, zugehörig, einfühlsam, sympathisch, gefühlvoll und warm (13,3 %). Sie sprechen von Bonhomie und nennen den Umgangsstil, der ihnen begegnete, tolerant, freundschaftlich, ja brüderlich (15 %). Sie bezeichnen die Menschen als freundlich (19,9 %) und sogar als liebenswert oder heiter (8,3 %) und ihren Auftritt als unbeschwert und glücklich (5 %). Der „neue“ Deutsche der WM-Tage galt den Beobachtern als unaggressiv (19,9 %), als spontan und flexibel (5 %), ja einmal sogar als selbstironisch. Der damalige britische Premierminister Tony Blair fasste das so zusammen: „Das altbackene Klischee von früher ist weg und ersetzt durch ein neues Bild von Deutschland”. Er wurde weltweit zitiert (Quelle 37). In einer scharfsichtigen Schilderung berichtete der britische Korrespondent des Telegraph, Miles Clery-Fox, er habe elf Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet. In all diesen elf Jahren, habe er (frei übersetzt) nicht ein einziges Mal einen Deutschen sagen hören, er sei stolz auf sein Land. Der berüchtigte stählerne Charakter der Deutschen kontrastiere eigenwillig mit ihrer offensichtlichen Unsicherheit. Bei aller ihrer gesellschaftlichen und politischen Seelensuche hätten die Deutschen, wenn es ernsthaft um ihr Selbstverständnis ging, keinen Zentimeter Boden preiszugeben. Spielten sie eine sportliche Rolle, schienen sie sich von ihrem Perfektionsdrang allerdings zu befreien. Clery-Fox erinnerte an das in seinem Land verbreitete Zerrbild des Deutschen am Strand: Auftrumpfend beansprucht er Strandkörbe oder Sonnenliegen für sich. Hat er es zuhause mit Fremden zu tun, heischt er Beifall, stets eingedenk dessen, was sein Land im Sport und in der Wirtschaft zu leisten vermag. Was aber fehle, so Clery-Fox, sei die Anerkennung durch Menschen in aller Welt. Zähle man den Deutschen auf, was man an ihrem Land alles toll fände, seien sie zwar durchaus geschmeichelt, aber dabei mokierten sie sich über ihre selbstempfundene Sturheit, ihre kleinbürgerliche Art, ihre Humorlosigkeit (31). 104 Ganz ähnlich lautete das Stereotyp des Deutsche in der Schweiz, nämlich „ laut und arrogant“ (35g). 28 „Bleiben die Deutschen weiterhin die harten willensstarken und bierernsten Germanen, die Ordnung und Disziplin mehr lieben als alles andere...? Werden ... [die ausländischen Medien] in ostdeutschen Städten in besonderem Maße auf die deutsch-deutsche Geschichte eingehen? Werden sie in Bezug auf die Lebensarten und Gewohnheiten in den unterschiedlichen deutschen Regionen (Ost-West, NordSüd) differenzieren oder ändert sich nichts am Biertrinkerland Deutschland“, hatte Müller im Vorfeld der WM gefragt.105 Die Antwort war eindeutig. 105 2004: 544 29 Deutschland zeigte nach den Worten von Jack Leslie, dem Chef einer der weltweit größten PR-Agenturen, „eine perfekte Liaison zwischen effektiver Organisation und mediterraner Heiterkeit“ – die Selbstfindung eines bisher völlig anders wahrgenommenen Landes. (49) Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel berichtete vom EU-Rat, viele Teilnehmer hätten es toll gefunden, dass Deutsche so fröhlich sein können. „Wenn es weiter so gut läuft, wird unser Land großen Nutzen von dieser WM haben.“106 Der Slogan „Die Welt zu Gast bei Freunden“ erwies sich als keine bloße Beschwörung, sondern als Beschreibung der Realität. André Heller, Planer der Freundlichkeitskampagne und „Erfinder“ dieses Slogans, zitierte viele seiner Ge sprächspartner mit dem Satz, sie stünden „regelrecht unter Schock: Die Deutschen sind uns plötzlich sympathisch!" (56) „Ganz Deutschland wundert sich und die Welt ringsum erst recht. So viel fröhlicher Patriotismus und schwarz-rot-goldene Begeiste rung, gepaart mit offenherziger Gastfreundschaft, hätte den Gastgebern der Fußballweltmeisterschaft niemand zugetraut.“ (7) 3.3 Geschichte und Politik Die Lebensart fanden die berichtenden Journalisten also deutlich verändert. Auch den belastenden Rang der Geschichte? Zahlreiche ausländische Medien gingen auf die deutsche Historie 107 ein und empfahlen auch ihren Lesern, in die deutsche Vergangenheit einzutauchen. Der australische Geelong Advertiser (51) empfahl beispielsweise Berlin mit seinen historischen Bauwerken zu besuchen (ohne übrigens mit einem Wort auf die NS-Lasten der Stadt einzugehen), München („Das Hofbräuhaus aus dem Jahr 1589 ist das Musterbeispiel eines Münchner Bierkellers“) und Nürnberg („Die Stadt hat ernüchternde Denkmäler der Nazi-Vergangenheit“). Diese Vergangenheit kam in zahlreichen Medienbe richten zur Sprache. „Die Deutschen wissen, dass sie die wahrscheinlich unbe liebteste Nation in Europa sind – aus offensichtlichen historischen Gründen“, 106 Bekannte Deutsche spielten im dargestellten Deutschlandbild eine zu vernachlässigende Rolle; abgesehen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und WM-Organisator Franz Beckenbauer fanden sich in der Medienauswahl lediglich je eine Erwähnung von Boris Becker, von Boris (Becker) und Steffi (Graf) sowie von Michael Schumacher. Dabei sind allerdings Erwähnungen von Fußballspielern nicht mit berücksichtigt, weil sie in der Regel im Zusammenhang mit fußballerischen Leistungen und nicht im Kontext des allgemeinen Deutschlandbildes genannt wurden. 107 vgl. Dann 1994. 30 schrieb beispielsweise Glen Moore in der britischen Zeitung The Independent (32) und wortgleich im nordirischen Belfast Telegraph (44). In fast einem Viertel aller analysierten Beiträge (23,3 %) wurde die NS-Zeit direkt angesprochen. In 16,6 Prozent der Berichte wurde Hitler erwähnt. Immer wieder kam dabei zum Ausdruck, dass diese Last der Geschichte einen unbefangenen Umgang mit dem deutschen Nationalgefühl stark erschwert.108 „Seit dem Ende Adolf Hitlers und dem Zusammenbruch des Dritten Reichs gilt der Satz ‚Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein‘, als neonazistisch“, hieß es beispielsweise auf www.charlotte.com (6). Die deutsche Geschichte der Weimarer Republik, des Kaiserreichs oder der Zeit davor spielte dagegen ebenso wie die Geschichte seit 1945 – abgesehen vom Fall der Mauer und von der Wiedervereinigung – eine weit geringere Rolle. Einige Angaben aus der statistischen Auswertung im Einzelnen: Auch wenn das Wort Teutonen nur einmal auftauchte (1,6 %) und das Wort Hunnen gar nicht, auch wenn nur einmal von einer Pickelhaube und nur einmal vom Ersten Weltkrieg die Rede war: In sechs Berichten (10 %) wurden Lasten des Nationalismus erwähnt, die Geschichte generell in neun Beiträgen (15 %), in fünf (8 %) der Holocaust, je einmal Dachau und Auschwitz. Der Zweite Weltkrieg kommt elf Beiträgen vor (18,3 %), die Erwähnung von Deutschland als Friedenstaube nur einmal. Denn es gab „zwei Weltkrie ge und nur eine WM“ (42). 108 „Es dient Deutschland nicht, noch immer in erster Linie mit dem letzten Weltkrieg und mit dem Wirtschaft swunder der Nachkriegszeit assoziiert zu werden. Werder das eine noch das andere ist für die heutige Position des Landes von besonderer Bedeutung, aber abgesehen von der Wiedervereinigung wird Deutschland im Ausland kaum mit etwas anderem in Verbindung gebracht.“ (Olins 1999: 35) 31 Die Nachkriegszeit spielte in der analysierten Berichterstattung dagegen kaum eine Rolle (nur eine Erwähnung der Zeit „nach 1945“, nur einmal DDR, nur einmal Olympische Spiele von München). Dagegen wurden der Fall der Berliner Mauer fünfmal (8,3 %) und die Wiedervereinigung zehnmal genannt (16,6 %). Um stereoptyp vergangenheitsgeprägte Vorstellungen von Deutschland überwinden helfen, hatte der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) schon im Vorfeld der WM 2006 in Großbritannien unter der Überschrift „But don't mention the war" an britischen Universitäten zu einem studentischen Essay-Wettbe werb aufgerufen. Dieser Satz spielt auf die wohl berühmteste Episode der legendären britischen Comedy-Serie Fawlty Towers an, in der der jähzornige britische Hotelier Basil Fawlty alias John Cleese seine deutschen Gäste durch ständige Erwähnung des Krieges erzürnt. Den Dialog kennt in Großbritannien jedes Kind. Cleese, Altmeister des Stechschritts, fungierte als Schirmherr des DAAD-Wettbewerbs: Er sei froh, sagte er, helfen zu können, die lächerlichen Vorurteile der Revolverblätter und solcher Clowns wie Basil Fawlty zu brechen. Sie seien einer Weltsicht von vor 50 Jahren verhaftet (vgl. 4, 45). Um angesichts der NS-Historie nicht erneut in Problemzonen zu stoßen, hatte Deutschland weltweit Verhaltensregeln empfohlen. Wir zitieren sie hier einmal aus einem Bericht von Phillip Hudson im Sydney Morning Herald: „Die deutsche Regierung hat Fußballfans, die nach Deutschland reisen, davor gewarnt, über den Krieg zu reden oder den Hitlergruß zu zeigen. In einer Empfehlung an die Tausende von Australiern, die zur WM nach Deutschland kommen wollen, haben das Außen- und das Wirtschaftsministerium erklärt, es sei auch für Touristen provozierend und gesetzeswidrig, Zeichen aus der Nazizeit zu benutzen, selbst wenn das als Parodie gemeint sei (55). Denn “sechzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg blicken die Deutschen immer noch argwöhnisch auf demonstrative Zeichen nationalen Stolzes; und die nationale Flagge zu zeigen gilt weithin als ein faux pas“, als ein Fehlgriff (11). Die französische Tageszeitung Le Monde hatte sich zu Beginn der WM noch ausführlich über e inen deutschen Balljungen mokiert, der sich stur geweigert hatte, seinen ihm angewiesenen Platz auf einem Sportareal zu verlassen, um einem Touristen ein Foto möglich zu machen. „Willkommen in Deutschland“, kommentierte das Blatt. Und der Fußball-Funktionär und -Trainer Guy Roux wurde zum WM-Start mit den Worten zitiert: „So lange die Deutschen nicht die Pickelhaube aufsetzen, geht’s.“ All das galt plötzlich nicht mehr. „Die Deutschen haben massenhaft wiederentdeckt, dass man die wegen der Vergangenheit Jahrzehnte lang verpönten Ze ichen nationalen Stolzes wieder vorzeigen kann.“ (22) Einen Monat nach dem Balljungenbericht in Le Monde später räumte das ebenfalls in der französischen Haupt- 32 stadt erscheinende Blatt Le Parisien dem deutsch-französischen Grünen-Politiker im EU-Parlament Daniel Cohn-Bendit eine halbe Seite ein, um den Franzosen das „WM-Phänomen Deutschland“ zu erklären. „Auf viele Franzosen wirkt die Fußball-WM wie ein Kulturschock. Dieses fröhliche Vielvölkergemisch in den WM-Städten hatten sie nicht erwartet“ (35). In Großbritannien bescheinigte die Times den Deutschen, ihr Land sei gut 60 Jahre nach dem Krieg „reif für ein neues Markenimage“ (18). Das Markenimage von Deutschland wandelte sich; ganz anders als von den Be obachtern im Ausland wie im Inland erwartet und desto überraschter und breiter kommuniziert. Die offensichtlichste Veränderung ging von dem plötzlichen schwarzrotgoldenen Flaggenmeer aus, das die Spiele der Fußball-WM 2006 kennzeichnete. Das Thema Nationalfarben tauchte denn auch in über der Hälfte der ausgewerteten Medienberichte (57 %) ausdrücklich auf. 1989, im Jahr der Wiedervereinigung, sei es noch etwas riskant, gar gefährlich gewesen, die deutsche Flagge zu schwenken. „Normale Deutsche scheuten sich damals noch, Stolz auf ihr Land auszudrücken – bisweilen sah es so aus, als seien Neonazis die einzigen gewesen, die nationale Symbole mit Stolz vorzeigten“ (28).109 Jetzt hieß es hingegen: „Mitten im strahlenden Sonnenlicht dieser WM zeigt sich das Flaggenschwenken, zeigen sich Hochrufe und das Absingen der Nationalhymne der unbekümmerten Menge als Zeichen eines ungezügelten Patriotismus in einem Maße wie nie zur seit dem Zweiten Weltkrieg.“ (5) „Man kann gar nicht den Kopf wenden, ohne schwarzrotgoldene Flaggen jeder Größe aus Fenstern, Geschäften und Autos wehen zu sehen“ (11). „Weder die Olympischen Spiele von 1972 von München – besudelt von durch die Ermordung der israelitischen Athleten – noch die [ebenfalls in Deutschland abgelaufene] Weltmeisterschaft von 1974 waren vergleichbar, noch nicht einmal der Moment, als in Berlin die Mauer fiel“ (28). Fast alle von der WM ins Ausland berichtenden Journalisten waren sich einig: Ein neuer Nationalstolz hatte das Land erfasst und geprägt. Von ihm sprachen über ein Drittel der Berichte (35 %), von einem neuen Patriotismus sogar fast die Hälfte (43,3 %), von einem neuen nationalen Gesicht weitere fünf Prozent, zusammen also rund 80 Prozent. So meinte die russische Iswestija: „Die WM war seit 16 Jahren der erste Ausbruch von Patriotismus in Deutschland. Den letzten hatte es zur Wiedervereinigung des Landes gegeben, aber die Bevölkerung wurde wieder still und ließ die nationale Zugehörigkeit nicht mehr heraushängen“ (35f). Auch die kroatische Zeitung Jutarnji list sprach von der „Geburt eines neuen deutschen 109 Eine Reihe von Berichten grenzte die schwarzrotgoldenen Nationalfarben ausdrücklich gegen schwarzweißrot ab. Rechtsextreme Befürchtungen wurden nämlich häufig mit thematisiert. In zwölf Berichten wurden sie direkt angesprochen, jedoch durchweg als unbegründet klassifiziert. In einigen Berichten ist ausdrücklich vermerkt, dass Neo-Nazis keine schwarzrotgoldenen, sondern schwarzweißrote Flaggen zeigen und dass auch die Nazis selbst die schwarzrotgoldene Flagge ebenfalls nicht benutzten, sondern ein rotes Banner mit dem schwarzweißen Hakenkreuz. Auch die Kampagne Say No To Racism (14) wird in einigen Berichten ausdrücklich erwähnt und gelobt. Die kaum bemerkbaren Neo-Nazi-Auftritte wurden überrascht und erleichtert zur Kenntnis genommen. 33 Patriotismus“; ihr Berichterstatter erlebte diesen als „ganz frei, ohne Scham und ohne die bisher verbreiteten Schuldgefühle“ (23p). Die Nachrichtenagentur Reuters verbreitete die folgende Einschätzung des Emnid-Forschers Klaus Schöppner: „Mit dieser Weltmeisterschaft haben es die Deutschen aus ausländischer Perspektive geschafft, das bisher herrschende Gefühl von Schuld am Zweiten Weltkrieg zu überwinden.“ (17) Eine populäre britische Zeitung, die vor Jahren unmittelbar vor Beginn eines Fußballspiels gegen die Deutschen den Nationalspieler Paul Gascoigne mit Stahlhelm auf der Tite lseite abgebildet hatte, zeigte nun ein Bild von deutschen Polizisten, die auf einer Straße in Frankfurt mit englischen Fans tanzten (4). „Das flaggenschwenkende Deutschland“, fasste die die New York Times zusammen, „war das dominierende Ereignis dieser WM. Stereotypen über das Land wie beispielsweise die ausgeprägte Liebe zur Disziplin und Ordnung erwiesen sich als größter Irrtum eines Turniers, das mit festivem Charakter und überschwänglicher Generosität der Deutschen ausgetragen wurde“ (35). Der deutsche Nachrichtensender N24 fasste einen Querschnitt ausländischer Stimmen mit den Worten zusammen: „Das Klischeebild vieler Ausländer über Deutschland scheint kaum noch Bestand zu haben“ (10). Dieser Stimmungswandel ist keine bloße Medien-Interpretation. Das zeigt ein vergleichender Blick auf Einschätzungen von politischer Seite: „Nach einer erfolgreichen WM bringt Patriotismus das Land nach vorne“, hieß es in der Deutschen Botschaft in London.110 Nach der Einschätzung des Deutschen Generalkonsulats in New York erlebte Deutschland nicht einen ausgrenzenden Nationalismus111, sondern, wie die Deutsche Botschaft in Paris es ausdrückte, einen „patriotisme bon-enfant“.112 110 Deutsche Botschaft London/Großbritannien. In: Bundesregierung 2006. Deutsches Generalkonsulat New York/USA. 112 Deutsche Botschaft Paris/Frankreich. ibid. 111 34 Zustimmende politische Reaktionen kamen aus aller Welt. UN-Generalsekretär Kofi Annan fand einen „freundschaftlichen Geist […] eingefangen.“ Die Welt habe keine Angst mehr vor übertriebenem Patriotismus in Deutschland und ein vereintes und glückliches Volk erlebt. (43) Bundespräsident Horst Köhler sprach von „gutem Patriotismus“. (43) Der Wiesbadener Landtag begrüßte in einer Entschlie ßung ausdrücklich und einstimmig, dass Flagge und Hymne zu selbstverständlichen Symbolen geworden seien (7). Roger Cohen und Jerry Lampen von Reuters setzten allerdings hinzu: „Die deutsche Normalität ist noch nicht normal genug, um übersehen werden zu können“ (8); eine Aussage, die die New York Times nachdruckte. (30) Die führende israe litische Zeitung Haaretz sah in dieser neuen Normalität „den Teil eines modernen deutschen Mythos“ (12). Auch die zum Zeitpunkt der WM 2006 frisch gewählte Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland Charlotte Knobloch sprach sich in einem Interview für mehr Patriotismus aus – Worte, die nach Einschätzung der New York Times „von einer solchen Quelle noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären“ (25). Nur ganz vereinzelt übten Beobachter an diesem Wandel Kritik. Der holländische Trouw-Journalist Eric Brassem kleidete sie in die Worte: „Die Nazis haben Schwarz-Rot-Gelb113 niemals benutzt. Die Deutschen sollten jetzt mit dem Gesülze über die Fahne aufhören“ (23l). 3.4 Gründe für den Imagewandel Die Gastgeberrolle hatte auf das Bild der Nation großen Einfluss. Sie war klug gewählt. In fast jedem vierten Medienbericht (23,3 %) wurde Deutschland ausdrücklich gastfreundlich genannt. Das Gastgeber-Motto „A time to make friends – Die Welt zu Gast bei Freunden'' wurde bis in die australische Provinz zitiert (54). Ein Journalist wertete es ausdrücklich als Mittel „um das Image der effizienten, aber deshalb noch längst nicht gastfreundlichen Deutschen zu überwinden”. In 18,3 Prozent der ausgewerteten Berichte wurde das Gastgeber-Motto deutsch oder englisch direkt zitiert. Die englischsprachige Yemen Times publizierte es sogar auf deutsch: „‘Zu Gast Bei Freunden’. Germany is re -branding its image in order to be known as a friendly nation” (21). Deutschland schaffte es also, den bisher imageprägenden Gegensatz von tüchtig, aber nicht freundlich zu überwinden – die Times erle bte „vergnügt tüchtige Gastgeber“. Über „vorbildliche Gastgeber weit über den Fußball hinaus“ berichtete die dänische Jyllands-Posten (23o) ebenso wie der Zürcher Tages-Anzeige. (35g). Für die Ausrichter der nachfolgenden Fußball-EM in Österreich und in der Schweiz wurde das Maßstab.114 113 Niederländische Medien sprachen mehrfach von schwarzrotgelb statt von schwarzrotgold. Diese Gastgeberrolle habe „das Bild des Landes in aller Welt positiv verändert“, sagte Friedrich Stickler, der Präsident des Österreichischen Fußballverbandes (Quelle 18). Sein Schweizer Amtskollege Ralph Zloczkower nannte das Ergebnis „überwältigend“. (ibid.) 114 35 Die Stimmung machte die WM zu einer einzigen großen Party. Nach den Worten der Neuen Zürcher Zeitung erlebte Deutschland ein „Volksfest, als wären Fassnacht, Love Parade und Oktoberfest auf denselben Tag gefallen“ (7). India eNews sprach von einer „Karneval-Atmosphäre, die die legendäre deutsche Effizienz als den ursprünglich erwarteten positivsten Eindruck in den Hintergrund drängte“ (26). Der Londoner Telegraph berichtete von einer „40-Tage-Fiesta, die das Land überrollte ”, der britische Independent von „Wärme und Freundlichkeit” und die New York Times von „Bonhomie in diesem Narben tragenden Land”. Ein kanadischer Journalist sprach gar von einem „Ozean der Liebe ” (45), in dem „die Deutschen auf Party aus sind und diese richtig auskosten, bevor die in die Realität zurück finden.“ Immerhin handele es sich dabei um Deutschland und nicht um die Karibik, ergänzte die israelitische Zeitung Haaretz (12). Statistisch betrachtet zeigten sich Bewertungen wie gefühlvoll, passioniert, euphorisch, begeistert oder ausgelassen in jedem fünften Medienbericht, Einschätzungen wie humorvoll, fröhlich, lustig oder Freude ebenfalls in fast jedem fünften Text, die Begriffe Fest bzw. feiern können in jedem sechsten, die Adjektive stimmungsvoll oder farbig in jedem zwölften und die Schlüsselwörter Party bzw. Spaß sogar in deutlich mehr als jedem vierten Bericht. Das ergibt addiert fast hundert Prozent – praktisch jeder Bericht machte also die gute Stimmung zum Thema. Der ehemalige Außenminister Joschka Fischer fühlte sich „an Shakespeares Sommernachtstraum erinnert, gemischt mit einem Schuss Woodstock“ – mit diesen Worten wurde er sogar vom libanesischen Daily Star zitiert (34). Ein „Woodstock des Sports“ war die WM 2006 auch für die Pariser Zeitung L’Exprès (23b). Im ame rikanischen Christian Science Monitor urteilte Andreas Tzortzis, das Deutschlandbild habe „immense Fortschritte“ gemacht. Besonders hübsch war seine Begründung: Das Land habe das ausgegebene Motto “Die Welt zu Gast bei Freunden” ebenso ernst genommen wie sonst den Fußball (39). Ausländische Berichterstatter zum Beispiel in der italienischen Gazzetta dello Sport, im ebenfalls italienischen Fernsehsender RAI 2, in der New York Times und in der kanadischen Zeitung Ottawa Sun hielten es für besonders positiv und deshalb erwähnenswert, dass die Stimmung auch dann nicht kippte, als feststand, dass Deutschland nicht Weltmeister wurde. Nicht zuletzt deshalb stellte die Deutsche Zentrale für Tourismus fest, dass sich 91 Prozent der Gäste in Deutschland willkommen fühlten und dass 93 Prozent bestätigten, die WM in Deutschland sei ein tolles Ereignis.115 115 Durchschnittswerte (nach Schulnoten) zwischen 1,3 und 1,8 belegten dieses allgemeine Stimmungs-Hoch. Es w urde auch durch eine andere Studie bestätigt: Im Rahmen einer WM-Konzept -Controlling-Studie befragten Studenten der Reinhold-Würth-Hochschule Künzelsau/Heilbronn 5000 ausländische WM-Gäste. 95,3 Prozent bewerteten die Stimmung im Gastgeberland mit den Noten sehr gut und gut. (Quelle 13). 36 Eine neue Generation sah in der Art und Weise, wie sie sich bei der WM präsentierte, nichts was man angreifen könnte. Für das gewandelte Verhalten galten auch in den internationalen Medien die Deutschen unter 30 Jahren116 als zentrale Erklärung.117 „Die Anzahl an Deutschen mit Erinnerungen an den Krieg schrumpft, und jüngere Jahrgänge haben begonnen, ein völlig natürliches Verhältnis zu Ihrer Nation und zu ihrer Nationalflagge zu zeigen“, urteilte die britische Nachrichtenagentur Reuters (17). Und der nordamerikanische Boston Globe stellte fest, dass „Deutschland einen politisch-demografischen Wandel erlebt, weil die Führer der sogenannten 68er-Generation Platz machen für eine jüngere Generation“ (5). Diese Einschätzung entspricht Ergebnissen aus einer Untersuchung des deutschen Instituts für Demoskopie in Allensbach. Nach seinen Feststellungen waren zwar 58 Prozent, also eine Mehrheit der Bevölkerung, überrascht, dass das Land plötzlich Flagge zeigte. Nur 37 Prozent, also ein Drittel, empfanden das während einer Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land als ein normales Phänomen. Vor allem die ältere Generation traute kaum ihren Augen. Aber „die junge Generation kann die Überraschung mehrheitlich nicht nachempfinden. Sind es doch vor allem die Jüngeren, die die Welle der Begeisterung so sichtbar gemacht haben. 58 Prozent der Bevölkerung unter 30 Jahren haben während der WM selbst eine deutsche Fahne oder andere Dinge mit Nationalfarben getragen oder angebracht. […] Die Fahnen wurden als Zeichen eines angenehmen, fröhlichen Patriotismus empfunden“ (43). Eine neue Normalität breitete sich aus. „Die Deutschen scheinen verwirrt, ein wenig benommen, und trotzdem erfreut, dass ihr Land wieder strahlt“, schrieb der Boston Globe (5). Auch der amerikanische Nachrichtensender CNN berichte te über „eine Nation mit neu gefundenem Selbstvertrauen, ja Stolz“ (22). Einen Vorschlag zur Begründung offerierte die Londoner Times mit dem Satz „Die Deutschen lernen sich wieder zu lieben.“ Der US-Nachrichtensender ABC News drückte es plastischer, drastischer und unübersetzbar aus: “Proud to be a Kraut” (11). Während Associated Press noch überrascht zur Kenntnis nahm, dass „die Deutschen den massenhaften Einsatz von Zeichen nationalen Stolzes wiederentdeckten, die wegen der Nazi -Vergangenheit für Jahrzehnte unterdrückt worden waren“, fand gerade die führende israelitische Zeitung Haaretz das in keiner Weise erstaunlich: „Deutschland fühl wie ein ganz normales Land“ (25). Das Allensbach-Institut belegte auch diesen Befund mit Ergebnissen aus einer Bevölkerungsumfrage: 79 Prozent der Deutschen, also fast vier Fünftel, sahen demnach „in der Identifikation mit dem eigenen Land grundsätzlich etwas Posi116 laut Allensbach 90 Prozent dieser Altersgruppe. Auf eine neue, junge, an historischen Lasten nicht mehr unmittelbar beteiligte Generation verwiesen 19,9 Prozent der ausgewerteten Quellen. Von neuer Normalität sprachen 11,6 Prozent, von neuem Selbstbewusstsein fünf Prozent, zusammen also mehr als ein Drittel der ausgewerteten Berichte. 117 37 tives, das die Haltung zu anderen Nationen in keiner Weise negativ prägt.“ Verglichen mit anderen Nationen halten die Deutschen dem Allensbach-Befund zufolge „sich selbst nach wie vor für eher unpatriotisch“. Trotzdem sagten sie in dieser Befragung: „Die Art und Weise, wie Deutschland sich bei der Fußballweltmeisterschaft präsentierte und sich mit unbefangen-fröhlichem Patriotismus selbst überraschte, hat den Stolz auf das eigene Land gefestigt und vergrößert“ (43). 1990, als die deutsche Einheit eine nur kurzfristige Welle nationaler Begeisterung ausgelöst hatte, waren politische Auftritte erstmals in einem schwarzrotgolde nen Fahnenmeer abgelaufen. Das hatte die Grundeinstellung der deutschen Bevölkerung zu nationalen Symbolen aber noch kaum berührt. Das damalige de monstrative Bekenntnis der DDR-Bevölkerung zu Deutschland hatte nach Analyse des Instituts für Demoskopie noch überwiegend Beklemmungen hervorgerufen. Nur 22 Prozent aller Deutschen quittierten diese Anzeichen eines neuen Patriotismus damals mit Sympathie, 43 Prozent, dagegen mit Unbehagen (43). Auch fünf Jahre später, 1994, waren noch 44 Prozent der Bevölkerung, also nahezu die Hälfte, davon überzeugt, dass die deutsche Geschichte weitgehend verbiete, Nationalgefühl und nationale Symbole zu pflegen. Im Jahr 2006 teilten hingegen nur noch 22 Prozent der Bevölkerung diese Meinung, während die Mehrheit, nämlich 58 Prozent, entschieden widersprach. Für diese Mehrheit ge hörten die Lasten der Historie einer Vergangenheit an, die sich nicht mehr betraf. 3.5 Ein Zugewinn an Reputation Nach den ausgewerteten Medienberichten hat die WM 2006 den Ruf des Gastge berlandes ohne Zweifel gehoben. „Die Macht des Sports, das Bild eines Landes in der Breite der Bevölkerung verändern zu können, wird seit langem erörtert. Nie mand hat die Richtigkeit dieser Ansicht klarer belegt als die Deutschen“, schrieb Jim White im Londoner Telegraph (31). Auch für den US-Nachrichtenkanal CNN bedeutete die Weltmeiste rschaft „einen Boom für das deutsche Image ” (22). Ob dieser Boom das Image indessen nur „poliert“ (26) oder ob diese neue Erfahrung zum Verhalten der Deutschen die Haltung anderer Nationen den Deutschen ge genüber nachhaltig verändert hat, müsste in einer Langzeitstudie erst noch untersucht werden. Das einstweiliges Ergebnis lässt sich jedoch schon jetzt in die folgenden vier Punkte verdichten: Klischeeabbau: Der damalige Bundesaußenminister Joschka Fischer hatte sein Land „ein junges, cooles, entspanntes, sorgenfreies Deutschland“ genannt, „kosmopolitisch, freundlich und in guter Stimmung“ (34). Wenn das ein Außenminister sagt, mögen solche Sätze als Schönwetterworte erscheinen. Die Welt stimmte ihm jedoch weitgehend zu. „Deutschland macht Eindruck mit Spaß ebenso wie mit Fußball“ war sogar in der Zeitung China Daily zu lesen (33). Das Klischee 38 des fleißigen, aber langweiligen, konzentrierten, aber auch ruppigen Deutschen ist blasser geworden. Ein neues, freundlicheres hat sich entwickelt. Weltweite Ausstrahlung: Dieses neue Deutschlandbild hat sich mit Hilfe der globalen Medienwirkung der WM weltweit verbreitet. „Alles in allem haben geschätzt zwei Millionen ausländischer Touristen Deutschland im Monat der Weltmeisterschaft überflutet, doppelt so viele wie erwartet“, berichtete Associated Press (48). Die britischen Journalisten Roger Cohen und Jerry Lampen rechneten im Nachrichtendienst Reuters nach, „vielleicht ein Sechstel der Menschheit auf unserem Planeten“ habe die „flaggenschwenkende deutsche Selbstfindung“ zur Kenntnis genommen. Addiert man Stadionbesucher, Fanfest-Gäste und das weltweite TVPublikum, erlebten „geschätzt 32 Milliarden Menschen“118 ein „gewandeltes und demokratisiertes Deutschland“ (8). Im Durchschnitt hat sich damit jeder Erdenbürger – Kind, Erwachsener und Greis – viermal in einen dieser Berichte eingeschaltet. Das war für die Breitenwirkung des Deutschland-Images im Urteil der Zeitung Trumpet aus Philadelphia schlicht „unbezahlbar“ (3). Nachhaltige Wirkung: Schon während der WM-Vorrunde hatte die Deutsche Zentrale für Tourismus 1.281 Personen aus aller Welt, die in Hamburg, Berlin, Dortmund, Köln oder München zu Gast waren, nach ihren Erfahrungen im Gastland gefragt.119 Die Resultate waren weit überwiegend positiv. Was die Gäste dann während der WM erlebten, verstärkte dieses erfreuliche Bild. Internationale Nachrichtenagenturen fassten es in Worte wie „Die positiven Eindrücke, die die Fans mit nach Hause nehmen, dürften wichtiger sein als jedes einzelne Spielergebnis“ (Reuters, 8) oder „So wie das Turnier organisiert worden ist, wird es das Image der Deutschen auf Jahre hinaus verändern“ (BBC, 4). Die Londoner Tageszeitung Guardian fand es zwar „zu einfach zu sagen, dass die WM Deutschland ermöglicht hat, sich selbst wie der zu mögen“, hielt es aber für wesentlich festzustellen, „dass dieses Land in den vergangenen fünf Wochen eine unumkehrbare und grundlegende Veränderung durchgemacht hat“ (35b). Reiseland Deutschland: Die Ergebnisse zeigen auch einen klar messbaren wirtschaftlichen Effekt. 43 Prozent der WM-Besucher waren nach Angaben der Nachrichtenagentur AP (48) zum ersten Mal in Deutschland gewesen und hatten deshalb auch zum ersten Mal das zuvor nur von anderen übernommene Klischeebild persönlich überprüfen können. Die für viele angenehme Überraschung führte dazu, dass Deutschland als Reiseland stark an Attraktivität gewann. „Das war der Urlaub unseres Lebens“, urteilte beispielsweise der 51 Jahre alte Australier Micha118 119 nach vorsichtigeren Angaben der FIFA 26,3 Milliarden, eine immer noch fast unvorstellbare Zahl. Drei Viertel der Befragten w aren eigens für die WM nach Deutschland gekommen und fast die Hälfte (43 %) der Befragten zum ersten Mal nach Deutschland gereist. 16 Prozent hatten das WM-Erlebnis mit einem Deutschland-Urlaub kombiniert, zehn Prozent besuchten bei der Gelegenheit Verwandte oder Freunde. Knapp die Hälfte der Befragten blieb länger als eine Woche in Deutschland, fast ein Drittel (27 %) – überwiegend aus Übersee –zwei Wochen und länger. 39 el O’Neill rückblickend.120 Im Hinblick auf Deutschland als touristische Destination zählt aber vor allem, ob dieser günstige Eindruck anhält. Glaubt man dem britischen Telegraph, ist das so: Jeder, der in diesen vier sonnensatten Wochen in Deutschland gewesen sei, schrieb diese Zeitung, sei mehr als bereit, nochmals hinzufahren und das Land detaillierter zu erleben (41). Die Deutsche Zentrale für Tourismus teilte mit, dass über 90 Prozent der ausländischen Gäste Deutschland als Reiseland weiterempfehlen wollten.121 3.6 Verbleibende Ängste Trotz aller Zustimmung zum neuen, erfreulicheren Deutschlandbild sind nicht alle kritischen Stimmen verstummt. So befürchtete der Boston Globe nach der dunklen Vergangenheit Deutschlandes im 20. Jahrhundert – nach der Nazi -Ära, der Zerstörung Europa, dem Holocaust – dass die Stimmen neuen nationalen Stolzes doch auch Ängste wachrufen könnten (5). Er fuhr daher fort: „Erwägt man die Übel, die der deutsche Nationalismus schon einmal ausgelöst hat, wäre es naiv, die ersthaften Konsequenzen dieses Trends im Deutschland von heute zu ignorieren.“ Dort, bei den Deutschen also, traf diese Kritik und Befürchtung je doch auf „völliges Unverständnis“ (43). Die in Philadelphia / USA erscheinende Zeitung Trumpet sprach von „German aggrandizement“, was wörtlich Machterweiterung heißt, aber neue Größe ebenso wie neue Großmannssucht bedeuten kann, und von dem Herzklopfen, das dies auslösen müsse. Deutschland beginne zum vierten Mal in seiner Geschichte einen neuen Höheflug (3), schrieb das Blatt, ohne dabei auf ein Viertes Reich anzuspielen – viele Leser dürften diesen Schluss trotzdem gezogen haben. Die römische Zeitung La Repubblica fragte ihre Leser, was von der WM in Deutschland wohl in Erinnerung bleiben werde, und gab folgende Antwort: „Die deutsche Menschenmenge etwa. Ein diszipliniertes Meer von Fans. Sie wirken immer so, als hätten sie eine natürliche Fernbedienung. Die Furcht, die daraus entsteht, ist, in wessen Händen der Kontrollknopf letztlich landet“ (36e). Milde las sich dagegen die Einschätzung des Sozialwissenschaftlers Andrei Markovitz (6): „Das ist alles harmlos, wahrscheinlich gesund und wird wahrscheinlich vorbei sein, sobald Deutschland ein WM-Spiel verliert oder die WM selbst vorbei 120 www.woche.com.au Rund zwei Drittel der Gäste besuchten nach einer DZT -Analyse (vgl. DZT 2006 a,b,c) neben WM-Ereignissen auch Sehenswürdigkeiten in Deutschland, mehr als die Hälfte nutzten ihren Aufenthalt auch für Shopping-Ausflüge. Vor allem bei den Amerikanern und Australiern wurde der WM Besuch mit 31 Prozent bzw. 43 Prozent mit einer Urlaubsreise verbunden. Die teils aufwendigen Kulturprogramme der WM-Städte interessierten zwar nach Angaben einer WM-Konzept -Controlling-Studie nur am Rande. Kunst und Kultur sind aber dieser Analyse zufolge ein starker Faktor für einen Wiederholungsbesuch. (Quelle 13) 121 In einer DZT-Analyse erklärten 66 Prozent der Befragten, sie würden nach der WM Deutschland wieder besuchen, dann oft mit Frauen und Kindern. (13) – ein Ergebnis, das bis nach Neuseeland ausstrahlte: „A huge majority of those who Germany for the soccer World Cup would recommend the nation as a travel destination.” (Quelle 38) 40 ist.“ Mit dieser Prognose hatte Markovitz zu pessimistisch geurteilt. Verlorene Spiele dämpften die gute Stimmung des Fußballpublikums nicht, und Normalität kehrte nach dem Ende der WM erst allmählich zurück. 4 Das Deutschlandbild in australischen Interviews Ist es zulässig, aus den analysierten Berichten in den Medie n auf die Meinung der Bevölkerung zu schließen, oder überbetonen Journalisten bestimmte Facetten bzw. lassen sie andere, ebe nfalls wichtige, unerwähnt? Und würde das, was diese Medienanalyse bisher an Stimmungswandel ergeben hat, wirklich den Erdball umrunden? Wie bereits erwähnt sollten sich Antworten auf diese beiden Fragen aus einer Analyse von Interviews ableiten lassen, die in den Monaten nach der WM das Deutschlandbild im fünften Kontinent Australien refle ktierten. Auf diesem Kontinent hatte es vor der WM zu Deutschland fast nur kurze Meldungen gegeben. In australischen Zeitungen gab es Hinweise auf das WM-Gastgeberkonzept und im Besonderen Berichte zum Sicherheitskonzept der Bundesregierung. Denn Terrorismus und innere Sicherheit waren zu diese m Zeitpunkt in Australien wichtige Themen. In den Interviews spielte das jedoch praktisch keine Rolle; nur ein Gesprächspartner ging hierauf ein. Kurz vor und während der WM gab es in australischen Zeitungen teilweise sogar relativ ausführliche Reiseberichte bzw. Reisempfehlungen. Denn Australier verreisen sehr gern. Zugleich brachten einige Blätter kurze Beiträge zur deutschen Küche. Der Fernsehsender SBS zeigte sogar 64 Beiträge – je einen pro Spiel – zur deutschen Landschaft und zur deutschen Kultur (einschließlich Münchner und Kölner Bier, aber auch zur Architektur). Diese Fernsehbeiträge sind nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung. Es würde aber sicher weiter führen, würde man diese Untersuchung noch auf den Bereich TV-Berichterstattung ausweiten. Basis der Untersuchung in Australien war ein Forschungsdesign.122 Analysiert werden sollte vor allem, welche Aspekte in Australien das Deutschlandbild in den Medien und in der Bevölkerung kennzeichnen, welche von ihnen stabil waren und welche sich wie veränderten. Trendaussagen hierzu waren anhand von Zeitungsberichten und Interviews möglich; sie werden gleich zusammenfassend dargestellt. 122 Forschungsdesigns sind ein Mittel, um Forschungsziele zu erreichen. „Sie binden Theorierahmen, Fragestellung, Forschungs-, Generalisierungs- und Darstellungsziel mit den verwendeten Methoden und verfügbaren Ressourcen unter dem Focus der Zielerreichung zusammen.“ (Flick 2007: 264) Zur Erstellung eines Forschungsdesigns vgl. auch LeCompte/Preissle 1993. 41 Zunächst waren das Sampling123 und die Zugänglichkeit124 zu den Gesprächspartnern sicher zu stellen. Als Inte rviewform wurde das Leitfadeninterview125 gewählt. Es ist die gebräuchlichste Form qualitativer Befragungen. Die Interviews liefen einerseits mit Experten, nämlich Deutschland-Promotoren im Dienst der Deutschen Botschaft, der Außenhandelskammer bzw. der Deutschen Zentrale für Tourismus, dann mit australischen Fußball-Funktionären und Journalisten sowie ferner mit Personen, die einerseits aufgrund ihres Lebenslaufs über eine besondere Kenntnis deutsch-australischer Themen verfügen, etwa Manager deutscher Clubs in Australien, sowie andererseits mit „Normalbürgern“ in Großstädten wie in ländlichen Regionen, und zwar (alphabetisch geordnet) in Airlie Beach, Broome, Bunberry, Cairns, Cooktown, Darwin, Melbourne, Mission Beach, Sydney und Turnburry. Bei den Interviews ging es weniger um eine möglichst große Fallzahl als um eine optimale Variation.126 Bei der Anzahl und Auswahl der Interviewpartner stand eine möglichst variantenreiche Aussagequalität127 im Vordergrund – in anderen Worten: Gesucht wurde ein möglichst facettenreiches Bild. Vor allem interessierten Argumente und Begründungen für oder gegen einen Wandel des australischen Deutschlandbildes. Einbezogen wurden daher nicht nur Gesprächspartner, die einen Wandel des Deutschlandbildes voraussichtlich bestätigen würden, sondern auch in dieser Hinsicht kritische.128 Die Gesprächsprotokolle selbst sind vertraulich; sie werden nicht veröffentlicht. Als Basis für ihre nachvollziehbare Auswertung129 galt es, die Intersubjektivität der Untersuchung sicherzustellen.130 Das Befragungsmaterial wurde dazu dokumentiert, die zunächst akustischen Aufzeichnungen also schriftlich transkribiert131. Die anschließende Auswertung erfolgte systematisch und regelgelei- 123 Beim Sampling wurde beachtet, „dass der Fall facettenreich erfasst“ wurde (Merkens 2007: 291. Zu Stichproben extremer, typischer, kritischer Fälle vgl. Patton 1990) und dass besonders Personen befragt wurden, die an zentralen Punkten eines Netzwerks arbeiten; denn “Informationen sind einerseits an Funktionen und damit ve rbundenes Wissen gebunden, sie können andererseits bei Personen besonders gut abgerufen werden, die in Netzen eine zentrale Position einnehmen.“ (Me rkens 2007: 294) 124 Bei der Analyse in Australien wurde darauf geachtet, dass Personen nicht nur über Zugänglichkeit ausgewählt wurden, sondern dass soziale und regionale Aspekte mit berücksichtigt wurden. 125 vgl. Helfferich 2005, Mey 2007 und Bortz/Döring 42006: 311. Die Methode orientierte sich an journalistischen Gewohnheiten. Das ist zulässig; denn „betrachtet man die qualitative Forschung auf der operativen Ebene, so ist Denzin (1997) zu folgen, der einen Bezug zum investigativen Journalismus herstellt. Die journalistische Recherche, die mehr die soziale Szene als einzelne Fakten fokussiert, hat danach enge Berührungspunkte.“ (Moser 2007: 215) 126 Denn für eine theoretische Generalisierung „ist weniger die Zahl der untersuchten Personen oder Situationen entscheidend als die Unterschiedlichkeit der einbezogenen Fälle (maximale Variation) oder die theoretische Reichweite der durchgeführten Fallinterpretationen.“ (Flick 2007; 260) 127 Im Sinne von Mayring, der sagt: „Fallanalysen sind ein hervorragendes Anwendungsgebiet ihrer eher offenen, eher deskriptiven, eher interpretativen Methodik.“ (Mayring 2003: 21) 128 Bei der Auswahl von Zitaten wurde auf diese Auswahlprinzipien geachtet, sodass nicht etwa nur die prägnantesten bzw. „stimmigen“ Zitate ausgewählt wurden. Auch widersprüchliche Zitate wurden einbezogen, wenn solche vorlagen, um dem Leser eine eigene Einschätzung zu ermöglichen. (vgl. Bortz/Döring 2006: 330) 129 z Methoden der Auswertung vgl. Schmidt 2007. 130 Dazu sind Kriterien erforderlich, die die Entscheidungen der Untersuchung leiten, damit andere bei gleicher Vorgehensweise zu einem ähnlichen Ergebnis gelangen können. (vgl. Merkens 2007: 286) 131 zur Transkription vgl. Boehm et al. 1990; Ehlich/Switalla, 1976; Ramge 1978. 42 tet.132 Auch hier wurden Kategorien gebildet. Damit die Ergebnisse möglichst vergleichbar sind, wurden die selben Kategorien wie bei der Medienanalyse verwendet. Die folgenden Abschnitte bringen wiederum sinngemäße Zusammenfassungen von Einzelaussagen. Sie erheben wie schon die früheren Angaben aus der Medienanalyse ke inen Anspruch darauf, repräsentativ für das Deutschlandbild in Australien zu sein. Erneut handelt es sich vielmehr um Trendaussagen. Zur Erläuterung werden auch hier einzelne Zitate wiedergegeben. 4.1 Land und Leute Die internationalen Medien hatten anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft ein Deutschlandbild transportiert, in dem die Überwindung historischer Lasten die prägende Rolle spielte. Land und Leute waren dagegen nur von geringer Bedeutung. Das stellte sich in den Interviews jedoch ganz anders dar: Von Australien aus gesehen ist Deutschland erst einmal räumlich weit weg. Das Interesse an Deutschland ist in Australien generell nicht sehr groß, Deutschland ist „einfach zu weit weg“, so eine junge Australierin. Eine Vorstellung ist aber durchaus vorhanden. Und wieder spielt die Geschichte eine tragende Rolle, diesmal aber nicht die be lastende des 20. Jahrhunderts sondern die länger zurück liegende. Deutschland gilt als ein Land, in dem man in die Historie zurück finden kann, in eine Zeit, als Australien noch gar nicht von Europäern besiedelt war. Deutschland ist für die Menschen des fünften Kontinents nicht nur ein Teil Europas133, sondern für die unter ihnen, die sich für Deutschland als Reiseland interessieren, eines mit „alten Sachen“. Jede m vierten Interview wurde die Historie ausdrücklich angesprochen, aber eben nicht in erster Linie die politische oder militärische, sondern die allgemeine, zivile, zu besichtigen in alten Schlössern und Städten. In erster Linie verwiesen die Interviewpartner dabei auf Berlin. Außer der deutschen Hauptstadt wurden wie zu erwarten auch Bayern genannt, dort die Landeshauptstadt München und das in aller Welt bekannte Königsschloss Neuschwanstein, ferner Hamburg, der Rhein und die Mosel sowie ohne beson- 132 Es galt die Intersubjektivität der Untersuchung sicherzustellen, um intuitive Deutungen mit dem Charakter der Beliebigkeit zu vermeiden, die weder objektiv bzw. intersubje ktiv nachvollziehbar noch zuverlässig wären. Üblich sind kurze Fallbeschreibungen. Eine Darstellung aller in Kategorienlisten übertragenen Einzelaussagen ist hier aus Platzgründen nicht möglich. „Qualitative Auswertungsverfahren interpretieren verbales bzw. nichtnumerisches Material und gehen dabei in intersubjektiv nachvollziehbaren Arbeitsschritten vor. Gültige Interpretationen müssen konsensfähig sein, d. h. von mehreren Forschern, von Experten, Laien und/oder den Betroffenen selbst als zutreffende Deutungen akzeptiert werden.“ (S. 331) 133 dessen Attraktivität allerdings hinter Paris, London und Rom zurück steht. 43 dere geografische Eingrenzung „viele gute Campingplätze“ und ganz allgemein „Natur + Kultur + Mega-Events“. Anders als in der Auswertung der Medienberichterstattung spielte auch der The menkreis Essen und Trinken eine nennenswerte Rolle. Dabei dominierte eindeutig deutsches Bier (es wurde in 60 % der Gespräche erwähnt, zweimal nannten Gesprächspartner ausdrücklich die Biermarke Becks) vor Wein, Eisbein und Sauerkraut, Schnitzel, Würstchen und Senf sowie Kaffee und Kuchen. Sofern deutsches Essen in allgemeinen Worten charakterisiert wurde, galt es als gesund. In dieses insgesamt folkloristisch geprägte Bild passt, dass bei Sitten und Ge bräuchen das Oktoberfest134 mit weitem Abstand (40 %) am häufigsten genannt wurde, vor weiteren ebenfalls bayerischen Stereotypen wie Schuhplattlern, vor dem Schwarzwald, vor Rheinfahrten und der Loreley, vor deutscher Blasmusik, Sängerfesten und Seemannsliedern (was dem im Allgemeinen von Süddeutschland, vor allem von Bayern geprägten Deutschlandklischee ein Stück weit auch eine norddeutsche Anmutung gibt) und der Love Parade in Berlin. Generell ge nießen deutsche Feste hohe Popularität; jeder zweiten Gesprächspartner sprach in den Interviews davon. 134 „Bayerns Erfolg war so überragend, dass es fast dem ganzen Land ein Markenimage verpasst hat, ähnlich wie die Automobilindustrie auf dem Sektor des Güterexports. Für viele Ausländer sind Lederhosen fast gleichbedeutend mit Deutschland, und das Münchner Oktoberfest ist die einzige Veranstaltung, von der fast jeder im Ausland schon einmal gehört hat.“ (Olins 1999: 63) 44 Ebenso eingeschränkt wie typisch war in den Interviews der Fokus auf bekannte deutsche Personen. Es sind, wie ein Interviewpartner sich ausdrückte, fast ausschließlich zwei Berufsgruppen: Musiker und Sportler. Letztere sind in diesem leidenschaftlich sportlichen Land eindeutig am bekanntesten. In jedem dritten Interview wurde Michael Schumacher erwähnt, in jedem vie rten, überwiegend verkürzt auf die Vornamen, Boris Becker und Steffi Graf, aber in nur jedem achten die Bundeskanzlerin Angela Merkel und zu jeweils einmal Mozart, Beethoven oder Wagner. „Nur in kleineren Kre isen nimmt man deutsche Kultur wahr“, sagte einer der Gesprächspartner. 4.2 Nationalcharakter Würden sich auch im Hinblick auf den Nationalcharakter deutliche Unterschiede zur internationalen Medienberichterstattung ergeben? Würde der schwarzrotgoldene Grundzug auch hier das Gesamtbild bestimmen? Es war nicht der Fall. Vielmehr zeigte sich in den Interviews ein manife ster Imagebestandteil, der in der Medienberichterstattung nur eine marginale Rolle gespielt hatte: Deutschland gilt zunächst einmal als ein enorm entwickeltes Land, als dicht bevölkert und nicht nur als sauber und diszipliniert (12 %), sondern auch als gut organisiert und als stark technisch geprägt (beides wird zu 19 % genannt) – lauter Einschätzungen also, die in den Weiten des australischen Kontinents ein ausgesprochenes Kontrastprogramm zu den alltäglichen Erfahrungen abgeben. Es ist ein „Made in Germany“-Bild. In den Interviews zeigte es sich manifest. Am populärsten war der Verweis auf deutsche Automobile. Jeder fünfte Gesprächspartner erwähnte sie, ohne dabei ein bestimmte Marke zu nennen135, jeder dritte sprach konkret von BMW oder Mercedes, jeder fünfte von Volkswagen, jeweils einer von Audi und Porsche. Technische Güter trugen auch jenseits der Autobranche zum Vorstellungsbild von Deutschland stark bei. Das zeigen folgende Zahlen: In zwölf Prozent der Gespräche erwähnten die Interviewpartner Siemens oder Miele, halb so häufig Bosch. Als erwähnenswert gelten konsequenterweise deutsche Technikmuseen. Einen starken Eindruck hinterließ für die, die Deutschland persönlich erlebt hatten, der in Australien kaum vorstellbar dichte Zugve rkehr und die entwickelte Kommunikation. Gelobt wurde auch das in Deutschland verwendete giftfreie, umweltfreundliche Material. Alle diese Aussagen festigen das Nationalbild eines technisch führenden Landes. 135 „Da dieses Image, zumindest in den Augen der Verbraucher von der Automobilindustrie dominiert wird, hat es kaum emotionale Facetten, ist überwiegend maskulin orientiert und daher stark begrenzt. Deshalb wirkt es auch beschränkend auf die Möglichkeiten des Landes, sich im Ausland in seiner ganzen Vielfalt darzustellen.“ (Olins 1999: 35) 45 Dieses nationale Bild wird auch in Australien mit folgenden Begriffen umschrie ben: pünktlich, ordentlich, sicher, verlässlich, fleißig, gut ausgebildet, gute Arbeiter, pragmatisch, kreativ, modern, genau, präzise, professionell, methodisch, qualitätsvoll, zuverlässig, erfolgreich. Dass in Deutschland alles vergleichsweise gut organisiert ist, dass ein Rädchen ins andere greift, löst bei den befragten Australiern jedoch keineswegs einhellige Begeisterung aus: „In Deutschland rennt immer alles.“ Aber Kritik wurde in den Gesprächen durchweg relativiert: Dort leben „auch nur Menschen“ mit „guten Eigenschaften, man kann sich auf sie verlassen, sie hinterlassen bei allen Australiern einen guten Eindruck“. Sie gelten als positiv, wenn auch in allem als ein starker Wettbewerber. Frühere, vor allem in der NS-Zeit wurzelnde negative Konnotationen des Deutschlandbildes spielten in den Interviews keine nennenswerte Rolle mehr. Eine deutsche Einwanderin sagte sogar: Das Deutschlandbild war immer sehr gut. Die meisten Australier seien begeistert. Die deutschen Einwanderer sehen dieses Bild durch deutsche Einrichtungen der politischen und kulturellen Repräsentanz sowie der Brauchtumspflege geprägt, vor allem durch das Goethe-Institut, deutsche Clubs, Chöre und die australischen Oktoberfeste.136 Rangliste ausgewählter Imageausprägungen in der Medienberichterstattung zur Fußball-WM 2006 (in %) 136 An der generellen Sichtbarkeit Deutschlands äußerte die Mehrzahl der Gesprächspartner dagegen massive Unzufriedenheit: „Deutschland präsentiert sich nicht; es müsse in Australien ein Tourist Bureau haben“ (tatsächlich existiert es, weit über 50 % der Befragten nahmen seine Arbeit aber nicht wahr und sagten deshalb: es „macht seine Arbeit nicht“). Nach Ansicht der Befragten sollte mehr Deutschland-Marketing geben. Vom Land müsse mehr gezeigt werden, man müsse muss es anpreisen, mehr über touristische Möglichkeiten aufzeigen. Da geschehe zu wenig. Jeder dritte Interviewpartner verwies hierbei auf das Problem der Sprachbarriere. 46 Das in den Medien immer wieder dargestellte veraltete 137 Klischeebild des ve rschlossenen, teilweise muffigen Deutschen hat sich im Verlauf der Weltmeiste rschaft in Australien zum Besseren gewandelt: „Ja, die Reputation Deutschlands hat sich verändert“, sagte zum Beispiel ein australischer Journalist, der zur WM aus Deutschland berichtet hatte. Er erläuterte: „Die Australier hielten Deutschland für einen trostlosen Ort. Sie dachten nicht, dass es ein fröhlicher Ort sei. Aber in den Medien sah man viele Menschen auf den Straßen, die fröhlich waren und die Stimmung genossen.“ Diese Bilder hätten sich in den Köpfen seiner Landsleute festgesetzt. Ein seit 50 Jahren in Australien lebender deutscher Einwande rer urteilte ganz ähnlich: Die Deutschen gälten als „nicht mehr so spießig“, als „lockerer“; denn australische WM-Gäste seien während dieses Fußballfestes „positiv und offen aufgenommen" worden. Zwar finden sich in der Auswertung der Interviews auch Einschätzungen des deutschen Charakters wie „grimmig, nicht fröhlich“, „nicht sehr begeistert“, „zu ernst, nicht wirklich freundlich“, ja gerade zu als „Spaßbremse“; aber es heißt auch: „Im Befehlston reden: darüber werden viele Witze gemacht“. Das historische Klischee zumindest des überaus zackigen Deutschen wird also nur mehr belächelt. 19 % der Interviewpartner nannten den deutschen Charakter grundsätzlich „freundlich“, einer sprach sogar von Spaß. Rangliste ausgewählter Imageausprägungen in den Interviews zur Fußball-WM 2006 (in %) 137 „Das nationale Image ist veraltet. Es hat zwei Hauptkomponenten: Technik und Volkstümelei. Solange dieses Image keine lebendigeren, der heutigen Realität entsprechenden Züge annimmt, wird das stereotype Bild des Deutschen als distanziert, kontrolliert, arrogant und gefährlich weiter unangefochten bestehen bleiben.“ (Olins 1999: 37) 47 War dieser Wandel nur mit Hilfe des Fußballs erreichbar? Nein, meinte eine professionelle Beobachterin des Deutschlandbilds in Australien. Jedes ähnlich große Mega-Event werde das auch tun. An dieser Einschätzung sind jedoch Zweifel e rlaubt. Denn erstens gibt es vergleichbar bedeutende Mega-Events kaum. Und zweitens interessierten sich die fast durchweg sportbegeisterten Australier sehr für alles, was die „Sportnation“ Deutschland ausmacht. Gerade als Folge der WM hat sich deshalb ihr Bild von Deutschland deutlich entwickelt. Vor der WM war die ses Land „irgend ein Land mit einer großen Fußballtradition.” Danach hatte sich das Bild konkretisiert. Etwa so: Nach Meinung mehrerer Gesprächspartner spielte die deutsche Elf „verwegen“ Fußball, „wie ein frischer Atemzug“. Ähnliche Image -Erfolge wären für australische Beobachter sicherlich auch möglich gewesen, wäre ein anderer Sport in Deutschland Nationalsport. Aber nur der Sport wäre zumindest auf diesem Kontinent geeignet, einen massenhaften Einstellungswandel zu fördern, vor allem dann, wenn im jeweiligen Gastgeberland auch Landsleute auftreten. Dass Deutschland in Australien verstärkt wahrgenommen wurde, war nach übereinstimmender Ansicht der Interviewpartner nämlich eine Folge der Tatsache, dass die australische Mannschaft an der WM in Deutschland teilnahm und auch noch gut spielte. Erst das lenkte das Interesse auf das Gastgeberland. Zuvor galt Deutschland in Australien eher als Tennis- und Motorsportland. Imageprägend war der Rennsport, zum Beispiel der Hockenheimring, der Grand Prix und insgesamt der Motorsport. De utschland galt als „gut für alle Arten von Rennen, beispielsweise für Autorennen.“ Man erinnere sich an die populärsten Deutschen auf diesem Kontinent: Noch vor „Boris und Steffi“ rangiert Michael Schumacher. Die meisten der Gesprächspartner empfanden die WM als so organisiert, wie sie das generell von Deutschland erwarteten: gut. Nur ein Australier, der das Land zur WM besucht hatte, übte Kritik. Auch in australischen Augen zeigte sich Deutschland zur WM im Übrigen gastfreundlich, ohne dass diese Bewertung einen ähnlich hohen Stellenwert wie in der Medienanalyse einnahm. Grundsätzlich bewerteten die australischen WMGäste jedoch sehr positiv, was sie erlebt hatten; hier eine kennzeichnende Auswahl einer Reihe von Stimmen: „Die Deutschen können nicht nur arbeiten, sondern auch fe iern. Sie können auch Party machen. Es gab viele glückliche junge Leute, die ihr Leben genossen. Es war großartig, aufregend, es hat einfach Spaß gemacht. Alle haben sich wohl gefühlt. Wir hatten so viel Spaß. Es war das Beste überhaupt. Besser geht’s nicht. Ich konnte es nicht glauben. Es war rundum toll. Die Fanfe ste waren gut besucht. Sie barsten den ganzen Tag vor Besuchern.“ 48 Andere sagten: „Die Deutschen haben sich von ihrer besten Seite gezeigt. Es hat ja alles gestimmt: das Wetter, die Atmosphäre. Die Deutschen waren während der WM so gastfreundlich, in jeder Stadt war die Freundschaft zu spüren.”138 4.3 Geschichte und Politik Frühere militaristische und nazistische Prägungen des Deutschlandbildes spielten in den Inte rviews keine nennenswerte Rolle mehr. Einige sagten sogar, das Deutschlandbild sei in Australien immer sehr gut gewesen. Die meisten Australier seien von Deutschland begeistert. Zwar erwähnte jeder dritte der australischen Interviewpartner noch das Thema Krieg, jeder fünfte direkt den Zweiten Weltkrieg und ebenso viele den Namen Hitler. In zwölf Prozent der Interviews kam auch der Holocaust vor, doppelt so häufig übrigens wie der Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung. Diese belastenden Elemente aus der Ge schichte werteten jedoch alle der Gesprächspartner selbst als ein überbewertetes Element des Deutschlandbildes. Weder bei den älteren noch bei jüngeren Gesprächspartnern spielten ein alter oder ein neuer Nationalismus eine Rolle. Die Themen Nationalflagge und Nationalhymne kamen – ganz im Gegensatz zur internationalen Medienberichterstattung – weder in den Aussagen der befragten deutschen Einwanderer noch bei den alteingesessenen Australiern vor. Das könnte daran liegen, dass politische The men in der australischen Öffentlichkeit einen deutlich anderen Stellenwert haben als in vielen anderen Ländern und schon gar einen anderen als in den Medien: Die Politik wird längst nicht so wichtig genommen. Die Mehrzahl der Gesprächspartner nannte sich unpolitisch und als an politischen Themen wenig oder gar nicht interessiert. Und die befragten Immigraten aus Deutschland lebten in Australien schon zu lange, als dass sie die Zeit vor 1945 für ihr heutiges Erleben noch als wichtig betrachteten. 4.4 Das Deutschlandbild der Alteingesessenen und der Einwanderer Diese Charakteristica im Deutschlandbild der schon seit Generationen in Australien lebenden Menschen (die früher überwiegend aus Großbritannien kamen, das traditionell kein Freund Deutschlands war) mit dem der Einwanderer lohnt es noch kurz zu vertiefen. Vergleicht man die Aussagen alteingesessener Australier mit denen von Einwanderern, zeigen sich nämlich typische Unterschiede. Für die Alteingesessenen hat sich Deutschlands Image in den letzten Jahren verändert, besonders bei denen, die nach Deutschland gereist waren. Ihr Bild von Deutschland hat neue und positive Aspekte gewonnen und klischeehafte Alt138 Alle Zitate außer dem letzten aus den Interviews, das letzte aus: Heinz, C.: Rückblick auf WM bei Empfang des Generalkonsuls. In: http://www.woche.com.au/_inhalt/indexcnd.htm, 20.08.2006. 49 ansichten damit überlagert. Bei Einwanderern aus Deutschland – auch bei solchen, die schon Jahrzehnte in Australien leben – fällt hingegen keine große Veränderung auf. Auch wenn sie aus Deutschland hatten fliehen müssen: Ihr Deutschlandbild war immer sehr gut. Ob da Verklärung mitspielt, lässt sich aus den Interviews nicht belegen und ist auch nicht entscheidend. Als ex-Deutsche gelten sie natürlicherweise in ihrer Umgebung als Deutschland-Experten und prägen das allgemeine Verständnis dieses Landes daher überproportional. Verändert hat sich jedoch die Art, wie diese Einwanderer das Deutschlandbild bei ihren alteingesessenen Landleuten wahrnehmen, und zwar „zum Besseren hin.” Dabei spielen persönliche Erfahrungen mit: ”Meine eigene Erfahrung als Deutscher in Australien ist positiv, ich habe wegen meiner Herkunft nur einmal eine negative Erfahrung gemacht.“ Früher, so sagten Einwanderer, habe Kriegspropaganda das Deutschlandbild beherrscht. Jetzt präge es die deutsche Industrie. ”Die gute Produkterfahrung hat sich nie verändert.” Deutschland wird – und damit schließt sich ein Kreis – außerdem als Land angesehen, in dem Disziplin herrscht, Qualität und Disziplin. Wenn Einwanderer das Deutschlamndbild ihrer alteingesessenen Landleute zusammenfassten, sagten sie: „Man kann sich auf Deutschland verlassen, haben die Australier gemerkt.“ Dass das ein Entwicklungsprozess war, der von einer schwierigen Basis aus startete, veranlasste einen der interviewten Einwanderer, ausdrücklich hinzuzusetzen: „Menschlich und wirtschaftlich wurden wir respektiert. Politisch waren wir vielleicht anders einge stellt. Wir wurden anerkannt und respektiert, vielleicht allerdings nicht gerne gemocht.“ Bei den Einwanderern gelten Deutsche in erster Linie als gute, fleißige Arbeiter. Bei den alteingesessenen Australiern gelten sie in erster Linie als ernst. Einwanderer verbinden Deutschland vor allem mit deutschen Marken, Alteingesessene eher mit deutschem Essen und Trinken (Bier), mit historischen Gebäuden und generell der deutschen Historie. Einwanderer registrieren auch, wie Deutschland in Australien auftritt und ob und wie weit das im Lande bemerkt wird. Alteingessene Australier nehmen diese Botschaften in der Regel nicht wahr. Viele Interviewpartner wünschen sich, dass die deutsche Lebensart und deutsche Gewohnheiten mehr dargestellt werden. Sie möchten den Alltag in Deutschland und die Le bensweise der Deutschen genauer kennen lernen. Gleichzeitig betonten sie aber, dass sich Australier vor allem für landschaftliche Besonderheiten interessieren – das sind sie vom eigenen Land so gewohnt. Landschaften kennenzulernen hat außerdem einen großen Vorzug: Kulturelle Besonderheiten sind aufgrund der mehrfach beklagten Sprachbarriere nur schwer aufzunehmen. Spricht man alteingessene Australier auf die deutsche Geschichte an, stellen sie Vergleiche mit Vietnam oder Singapore an, die früher ebenfalls ein belastetes Image hatten, aber es geschafft haben, nun gut dazustehen. Diese Relativierung dessen, was einmal war, lässt auch die Erwähnung des Zweiten Weltkriegs in Be- 50 zug auf Deutschland als eine Überbetonung erscheinen. Dagegen ist das Bild von der Lebensart der Deutschen unterentwickelt. Und das gilt auch ganz gene rell für die Tatsache, dass Deutschland heute, wie sich einer der Gesprächspartner ausdrückte, „eine offene, liberal denkende Gesellschaft ist“. Eine gezielte Weiterentwicklung des nationalen Bildes bleibt deshalb eine Aufgabe. Die WM hat gezeigt, dass ihre massenhafte Mobilisierung von Menschen eine gute Möglichkeit ist, überlieferte Klischees durch neue Erfahrungen zu relativieren und zunehmend zu ersetzen. 5 Schlussfolgerungen und Ausblick Die Analyse hat gezeigt, dass der Massensport Fußball wegen seiner emotionalisierenden Kraft und seiner weltweiten Ausstrahlung nationale Imageverände rungen zu transportieren vermag. „Fußball ist eine große Sache“, urteilten australische Gesprächspartner. Das betrifft nicht zuletzt sein Einfluss auf eine nationale Reputation. Gerade auch in Australien gilt Deutschland als sportliche Nation, als Land des Fußballs. Die WM hat gezeigt: Der Sport kann ein wichtiger, zu Zeiten der wichtigste Botschafter eines Landes sein. Gezielt geplante Sportdiplomatie ist deshalb sehr wichtig.139 Der Sport bringt Nationen einander näher: „Er bringt Beziehungen zur Geltung, entwickelt irgendwie alles“ - die Politik selbst bezeichnet ihn als den „vermutlich größten Wundenhe iler“.140 Nie zuvor wurde den Menschen durch eine Weltmeisterschaft so vor Augen ge führt und damit bewusst gemacht, urteile die Wiener Presse (36b), „dass Fußball nicht nur ein Mannschaftssport ist, sondern ein Gesellschaftsspiel.“ Zumindest temporär sei er in der Lage, setzte die Zeitung hinzu, sowohl Perspektiven der Gesellschaft als auch das Image eines Landes zu verändern. „Der World Cup kriegt hin, was Jahrzehnte zuvor nicht vermochten“, urteilte auchwww.charlotte.com (6). Nach Überzeugung der deutschen Regierung festigte die WM die positive Einstellung Deutschland gegenüber in den Ländern, in denen Deutschland bereits großes Ansehen genoss, und e rweiterte sie um neue Aspekte. In Ländern mit traditionell eher kritischer Sicht stellte sie Stereotype vielfach zumindest infrage. Die deutsche Bundesregierung kam zusammenfassend zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie sie sich aus der Analyse der internationalen Medienstimmen und aus den Australien-Interviews ableiten ließen: Die als typisch deutsch geltenden Tugenden Ordnung, Gründlichkeit, Sauberkeit, Pünktlichkeit und Sicherheitsbewusstsein wurden um die bisher weniger gesehenen die Attribute Herzlichkeit, Offenheit, Gastfreundschaft, Lebensfreude und Fairness ergänzt. Alte Vorurteile 139 140 Alle diese Begriffe entstammen den Interviews. Auch diese Aussagen entstammen den Interviews. 51 wie Sturheit, Humorlosigkeit, Fremdenhass, emotionale Kälte, sagte die Bundesregierung, seien fallen gelassen worden. Weltweite Sympathien errang Deutschland nach Ansicht der Bundesregierung durch eine Kombination gut vorbereiteter und mit Glück erzielter Bedingungen: durch die erfolgreiche Absicht, ein guter Gastgeber zu sein, durch das mitreißende Spiel der deutschen Nationalmannschaft und durch die Begeisterung der vielen meist jugendlichen Zuschauer auf den Fan-Meilen. Ergebnis war, was die Regierung als unverkrampften Patriotismus bezeichnet.141 Deutschland gelang es gewisse rmaßen, ein neues Markenbild zu kreieren und sein zuvor verzerrtes Bild ganz im Sinne von Olins „in den Augen der ausländischen Konsumenten in ein neues Gleichgewicht bringen. Anstelle eines maskulinen und technikorientierten Profils“ habe sich „eine realistischere und vielfältigere Vorstellung von Deutschland“ vermitteln lassen. Und so hätten auch „deutlich mehr Hersteller ihre nationale Herkunft als Imagefaktor nutzen“ können.142 Als politische Belege für diesen von allen Beobachtern wahrgenommen Wandel zitierte die Regierung einige Deutsche Botschaften. Sie werteten den Einfluss der WM als „ohne Zweifel die be ste PR-Maßnahme für die Bundesrepublik seit Beste hen.“143 Sie maßen der WM mehr imageprägenden Einfluss zu „als es eine Million politischer Pressekampagnen bewirkt hätte.“144 „Kein Ereignis“, heißt es im Abschlussbericht der Regierung, „dürfte seit dem Mauerfall das Deutschland-Image so intensiv und so positiv beeinflusst haben.“ Solche Gesamturteile spiegeln die Bandbreite von Einzelbildern selbstverständlich nicht wider. Deshalb lohnt sich abschließend ein kurzer Blick auf Großbritannien. Dort waren Stechschritt und Nazi-Vergangenheit, ja sogar die seit fast hundert Jahren ausgemusterte Pickelhaube auch im beginnenden 21. Jahrhundert noch imageprägend gewesen.145 Um so signifikanter erscheint, dass sich das Deutschlandbild als Folge der Fußball-Weltmeisterschaft gerade in Großbritannien am stärksten zum Positiven gewandelt hat.146 In London wurden deutsche Diplomaten dazu immer wieder beglückwünscht. Die dortige Deutsche Botschaft urteilte: „Das Deutschlandbild hat sich zu einer fast überschwänglichen Wahrnehmung entwickelt.“ Und selbst noch im entfernten Neuseeland hieß es: „Die Fußball-WM war für das Deutschlandbild von unschätzbarem Wert. Es kann kein besseres Ergebnis geben.“ 147 141 vgl. Bundesregierung 2006. Olins 1999: 67 143 Deutsche Botschaft Abu Dhabi. In: Bundesregierung 2006. 144 Deutsche Botschaft Stockholm/Schweden. ibid. 145 vgl. Wendt 1994. 146 Deutsche Botschaft London/Großbritannien. ibid 147 Deutsche Botschaft Wellington/Neuseeland. Ibid. 142 52 Zur Bandbreite gehört, dass es Länder gab, die sich von diesem Stimmungswandel gewissermaßen nicht anstecken ließen. Berichte aus Polen und Italien deuten nach Ansicht der deutschen Regierung darauf hin, dass bestehende Vorurteile dort nicht entkräftet werden konnten.148 Trotz dieser vereinzelten Negativbefunde ist das Gesamtbild sehr gut. Das in der vorliegenden Analyse ausgewertete Material aus globalen Medienberichten sowie aus Interviews im fünften Kontinent bestätigt diese Einschätzung nicht nur. Es liefert auch Hinweise zur Begründung. Statistisch belastbare Ergebnisse waren dabei wie erwähnt nicht beabsichtigt149, Trendaussagen dagegen schon. Sie haben sich eingestellt. Die Signifikanz des Massensports für die nationale Reputation ist offensichtlich. 148 vgl. Bundesregierung 2006. Auf der Basis der vorliegenden Materialien, also der FIFA- und der DZT -Aussagen sowie des Berichts der Bundesregierung, auf Basis der Medienanalyse und der qualitativen Untersuchung in Australien ließe sich in einem späteren Untersuchungsschritt eine quantifizierende Vertiefung aufbauen. Ähnliche Vorhaben laufen auch andernorts. An der Universität Klagenfurt wurde eine englischsprachige Dissertation zum Themenkreis verfasst, die aber zum Zeitpunkt, als dieser Bericht abgeschlossen wurde, noch nicht freigegeben war. Eine kurze Studie zu Nachwirkungen der Fußball WM 2006 in Deutschland legte der Innovations-Report vor (http://www.umfragen.info/online/umfrage/archiv/2007/02/18/studie-nachwirkungen-der-fussball-wm-2006-in-deutschland) 149 53 Analysierte Medien (alphabetisch) abc/ USA, Associated Press/ USA, Belfast Telegraph/ Nordirland, Blick/ Schweiz, The Boston Globe/ USA, Business Day/ Südafrika, Alastair Campbell/ Großbritannien, CanWest News Service/ Kanada, www.charlotte.com/ USA, China Daily/ China, The Christian Science Monitor/ USA, CNN/ USA, Daily Mail/ Großbritannien, The Daily Star/ Libanon, Deutsche Welle, Deutschlandradio, Diário de Notícias/ Portugal, L’Exprès/ Frankreich, Frankfurter Allgemeine Zeitung, La Gazzeta dello Sport/ Italien, Geelong Advertiser/ Australien, O Globo/ Brasilien, The Guardian/ Großbritannien, Haaretz/ Israel, The Independent/ Großbritannien, India News/ Indien, International Herald Tribune/ USA, Iswestija/ Russland, Jyllands Posten/ Dänemark, Jutarnji List/ Kroatien, Libération/ Frankreich, Mirror/ Großbritannien, Le Monde/ Frankreich, El Mundo/ Spanien, N24, netzeitung, Neue Zürcher Zeitung/ Schweiz, The New York Times/ USA, The New Zealand Herald/ Neuseeland, NRC Handelsblad/ Niederlande, Ottawa Sun/ Kanada, El Pais/ Spanien, People’s daily/ China, Die Presse/ Österreich, RAI 2/ Italien, La Repubblica/ Italien, Reuters/ Großbritannien, Der Standard/ Österreich, Sydney Morning Herald/ Australien, Tages-Anzeiger/ Schweiz, Der Tagesspiegel, The Telegraph/ Großbritannien, The Times/ Großbritannien, Toronto Sun/ Kanada, The Scotsman/ Großbritannien, Der Spiegel, SWR, taz, De Telegraaf/ Niederlande, Trouw/ Niederlande, The Trumpet/ USA, De Volkskrant/ Niederlande, yahoo Sport, Washington Post/ USA, Yemen Times/ Yemen, Die Woche/ Australien. Statistisch analysierte Beiträge aus Medien 1 SWR online, posted 20.07.06 2 Deutsche Welle World online, posted 22.06.06, mit Beiträgen von (a) Nick Lipsi/ Polen, (b) Jim Ritchey/ USA, (c) Christopher Lamb/ Großbritannien, (d) Veril Scott/ USA u.a. 3 The Trumpet.com, Philadelphia/USA, posted 23.06.06 4 Die Tageszeitung online, Zugriff 22.06.06, mit Bericht aus Dublin/ Irland über Großbritannien 5 The Boston Globe online, USA, Zugriff 24.06.06 6 www.charlotte.com, USA, posted 25.06.06 7 Neue Zürcher Zeitung online, Schweiz, posted 25.06.06 8 Reuters online, Großbritannien, posted 28.06.06 9 The Scotsman online, Großbritannien, Zugriff 28.06.06 10 N24 online, Zugriff 29.06.06, über die US-Resonanz auf die WM 11 abc News online, USA, Zugriff 11.07.06 12 Haaretz online, Israel, Zugriff 13.07.06 13 netzeitung.de, posted 03.07.06 14 Ottawa Sun online, Kanada, posted 07.07.06 15 Toronto Sun online, Kanada, posted 07.07.06 (inhaltsgleich mit 14) 16 Washington Post online, USA, posted 04.07.06 17 Reuters online, Großbritannien, posted 05.07.06 18 yahoo Sport, Zugriff 11.07.06 19 Mirror online, Großbritannien, posted 06.07.06 20 People’s daily online, China, Zugriff 06.07.06 21 Yemen Times, Yemen, Zugriff 11.07.06 22 CNN online, USA, Zugriff 11.07.06 23 Deutsche Presse-Agentur, veröffentlicht vom Kölner Stadtanzeiger online, posted 07.07.06, mit folgenden Zitaten: (a) Le Monde/ Frankreich, (b) L’Exprès/ Frankreich, (c) El Mundo/ Spanien, (d) Diário de Notícias/ Portugal, (e) Tages-Anzeiger/ Schweiz, Blick/ Schweiz, (g) Neue Zürcher Zeitung/ Schweiz, (h) Daily Mail/ Großbritannien, (i) Independent/ Großbritannien, (j) Alastair Campbell/ Großbritannien, (k) Volkskrant/ Niederlande, (l) Trouw/ Niederlande, (m) Telegraaf/ Niederlande, (n) NRC Handelsblad/ Niederlande, (o) Jyllands Posten/ Dänemark,(p) Jutarnji List/ Kroatien, (q) RAI 2/ Italien 24 Frankfurter Allgemeine Zeitung online, posted 10.07.06, mit folgenden Zitaten: (a) UN-Generalsekretär Kofi Annan, (b) Außenminister Frank-Walter Steinmeier, (c) Bundespräsident Horst Köhler, (d) SPD-Generalsekretär Heil, (e) Präsidentin des Zentralrats der Juden Charlotte Knobloch 25 Haaretz online, Israel, posted 02.9.06 26 India News online, posted 09.07.06 27 International Herald Tribune online, USA, posted 16.06.06 28 Times online, Großbritannien, posted 20.06.06 54 29 ipsnews online, posted 16.06.06 30 The New York Times online, USA, posted 09.07.06 31 Telegraph online, Großbritannien, posted 07.07.06 32 The Independent online, Großbritannien, posted 11.07.06 33 China Daily online, China, posted 10.07.06 34 The Daily Star online, Libanon, posted 10.07.06, mit Beitrag von ex-Außenminister Joschka Fischer 35 Deutsche Presse-Agentur, veröffentlicht vom Kölner Stadt-Anzeiger, posted 10.07.06, mit folgenden Zitaten: (a) The Times/ Großbritannien, (b) The Guardian/ Großbritannien, (c) El Pais/ Spanien, (d) Standard/ Österreich, (e) Libération/ Frankreich, (f) Iswestija/ Russland, (g) Tages-Anzeiger/ Schweiz 36 Volksstimme online, Zugriff 11.07.06, mit folgenden Zitaten: (a) Der Standard/ Österreich, (b) Die Presse/ Österreich, (c) Tages-Anzeiger/ Schweiz, (d) Neue Zürcher Zeitung/ Schweiz, (e) La Repubblica/ Italien, (f) La Gazzeta dello Sport/ Italien, (g) De Telegraaf/ Niederlande, (h) De Volkskrant/ Niederlande, (i) The New York Times/USA 37 Business Day/ Südafrika, posted 11.07.06 38 The New Zealand Herald/Neuseeland online, posted 11.07.06 39 The Christian Science Monitor/ USA, posted 12.07.06 40 Deutschlandradio online, posted 13.07.06 41 The Telegraph online/ Großbritannien, posted 02.08.07 42 Der Tagesspiegel online, Zugriff 16.08.07, mit einem Beitrag von Mark Perrryman, Großbritannien 43 FAZnet posted 16.08.06, mit einem Beitrag von Renate Köcher 44 Belfast Telegraph online/ Nordirland, posted 10.07.06 (identisch mit 32) 45 CanWest News Service online/ Kanada, posted 08.07.06 weitere Medienberichte außerhalb der statistischen Auswertung 46 The Advertiser, Adelaide/ Australien, 08.03.06 (Section Sport: “Yorke back”); 10.03.06 (Section News: “Thugs out”); 11.07.06 (World Cup The Final - Fireworks, flags and tears of happiness”); 12.07.06 (Section Sport: “World cup final - Four years to clean up”) 47 The Age, Melbourne/Australien,14.06.06 (Section News: “All aboard the Aussie express – focus – history making socceeros“) 48 Associated Press, 07.09.06 49 Canberra Times/ Australien,01.05.06 (“Canberra looking to Bangladesh, Germany and Belgium to recruit skilled workers”); 17.06.06 (“Turn on, tune in, then drop out”); 18.06.06 (“Truth stretched all the way to Germany”) 50 Courier Mail, Brisbane/ Australien, 8.05.06 (Section World: “Berlin priests and imams have a ball”) 51Geelong Advertiser/ Australien, Big Weekend Edition vom 03.06.06 (Reiseempfehlungen) 52 Herald Sun, Melbourne/ Australien, 09,06.06 (Section Theeye: “Up for the cup”) 53 MX/ Australien, 13.04.06 8Section News: “Nice one”); 20.04.06 (Section News: “What the?”); 08.05.06 (Section Sport: „ Nice one”); 30.05.06 (Section Sport: „Start spreading the news, Germany Kahn do it”); 02.06.06 (Section Sport: “The kickoff's so close we can almost taste it”) 54 Northern Territory News, Darwin/Australien, 19.05.06 (Section Sport: “Brazil outright favourite...”) 55 Sydney Morning Herald/ Australien, vom 17.05.06 (Section Ne: “Fans warned: we have ways of making you shut up”); 10.06.06 (Section News and Features: “Ready for kick-off - The only true World Cup”); 07.10.06 (Section News and Features: “Angela's ashes unlike Schroeder, who sued a newspaper that wrote that he dyed his hair, Merkel seems oblivious to how she is portrayed”); 28.11.06 („Black forest cake - history of a dish”) 56 Spiegel online, 10.07.06 57 Sunday Age, Melbourne/ Australien, 5.03.06 (Section Extra: “The cannibal camp”) 58 Sunday Magazine, Perth/ Australien, 16.07.06 (Section Sunday Magazine: “HOT 100”) 59 Sunday Mail, Brisbane/ Australien, 02.07.06 (Section Escape: “Christmas with real trimmings”) 60 Sunday Times, Perth/ Australien, 03.09.06, Seite 40 61 Sun Herald, Sydney/ Australien, 03.09.06 (Section Insert: “10 Tenors album launch...”) 62 Die Woche/ Australien, 20.08.06 (Bericht über Empfang beim deutschen Generalkonsul in Sydney) 55 Literatur: Anderson, B. 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