Gruenderwoche mifitto

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Gruenderwoche mifitto
Existenzgründer - gefördert von der Bürgschaftsbank NRW
Dominic Köhler und Thomas Harmes (rechts)
scannen die Artikelnummern auf den Kartons,
bevor der Röntgentomograph im Hintergrund
3D-Bilder von den Schuhen macht.
RETOUREN VERMEIDEN: DIE MIFITTO GMBH BIETET SCHUHKÄUFERN EINEN ONLINE-GRÖSSENBERATER
Für jeden Fuß den passenden Schuh finden
„Schrei vor Glück“ - den eigenen Werbeslogan dürfte der Online-Schuhversandhändler selbst mit gemischten Gefühlen sehen. Und auch bei vielen anderen Schuhverkäufern im Internet dürften sich die
Glücksgefühle in Grenzen halten. Zwar erwirtschaftet der deutsche Versandhandel im
Onlinegeschäft allein mit Schuhen einen
Jahresumsatz von mehr als 2,5 Milliarden
Euro, doch Verdruss bereitet ihm eine Retourenquote von mehr als 50 Prozent: Jedes
zweite Paar Schuhe wird zurückgeschickt,
weil es dem Käufer nicht gefällt oder - in
etwa der Hälfte aller Fälle - nicht passt. Bei
einem Durchschnittspreis von 75 Euro für
ein Paar Schuhe werden also jährlich 33
Millionen Paar Schuhe an den Versandhändler retourniert - das sind mehr als
82.000 Pakete pro Tag! Und das Handling
dieser Retouren schlägt mit etwa sieben Euro je Paar zu Buche, das sind acht bis zehn
Prozent des Nettoumsatzes. „Retouren“,
„Wir haben das Gründertrio begleitet, weil
es sich um eine innovative Geschäftsidee
mit Potenzial und Vorteilen für OnlineHandel, Konsumenten und Umwelt handelt.“
Bettina Bilstein
Bürgschaftsbank Nordrhein-Westfalen
sagt Dominic Köhler, „sind ein Margenkiller
par excellence.“
Ihre Hauptursache: Die Größen der
Schuhhersteller differieren, was der eine als
Größe 44 anbietet, entspricht bei einem anderen Produzenten der Größe 46. Auch die
Art eines Schuhs ist für seine Passform ausschlaggebend: Fußball- und Skischuhe sitzen
eher eng am Fuß, Lauf- und Business-Schuhe sollen eine bequeme Weite bieten. Onlinekäufer aber können Schuhe nicht anprobieren und gehen deshalb auf Nummer sicher:
Sie bestellen von einem Schuh gleich zwei
Paar in unterschiedlichen Größen - und ein
Paar tritt immer den Rückweg an.
Wie lässt sich die Retourenquote Kosten
sparend und Gewinn steigernd senken? Diese Frage haben Thomas Harmes, Dominic
Köhler und Dominik Lessel, Gründer und Geschäftsführer der mifitto GmbH in Duisburg,
zuverlässig beantwortet.
b.w.
Existenzgründer - gefördert von der Bürgschaftsbank NRW
FORTSETZUNG
Sie lässt sich senken, wenn der Käufer für
seinen Fuss den passenden Schuh findet und zwar auf Anhieb. Damit ein Schuh ohne
Anprobe passt, müssen seine Innenmaße sowie Länge und Breite des Fußes bekannt
sein. Letzteres ist das kleinere Problem: Dominik Lessel hat eine Smartphone-App entwickelt, mit der ein Schuhkäufer seinen Fuß
auf einem DIN-A4-Blatt fotografieren kann;
die App zeigt anschließend die Fußmaße an.
Messung im Schuhkarton
Wie aber findet man nun heraus, welcher Sport-, Lauf-, Fußball- oder Damenschuh zu diesem Fuß passt? Indem man
auch den Schuh vermisst - und dies ist das
schwierigere Problem. Für seine Lösung haben die mifitto-Gründer das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen gewonnen. Es entwickelte in anderthalb Jahren einen Computerröntgentomographen, mit
dem ein Paar Schuhe im Verpackungskarton
dreidimensional vermessen werden kann.
Inzwischen kann die Anlage bis zu 10.000
Paar Schuhe täglich messen.
Der Röntgentomograph steht in einer
800 Quadratmeter großen Halle in Duisburg-Wanheimerort. „Wir brauchen so viel
Platz, weil zum Saisonwechsel Dutzende Paletten mit Tausenden Schuhkartons gelagert
werden müssen“, erläutert Thomas Harmes,
dessen Familie auf eine 80-jährige Schuhtradition zurückblickt. Es gibt Hunderte
Schuhhersteller mit Dutzenden Produktreihen, die in jeweils sechs bis acht Größen angeboten werden. Deshalb werden die
Schuhkollektionen schon Monate, bevor sie
in den Onlinehandel kommen, vermessen.
Wie funktioniert nun die Online-Größenberatung? Auf der Internetseite eines
Schuhanbieters, zum Beispiel bei goertz.de,
tennis-point.de oder shop.bild.de, ist das mifitto-Tool integriert. Über eine Schnittstelle
ist es mit der Datenbank des Duisburger Unternehmens verbunden, in der aktuell
150.000 Produkte gespeichert sind. Der Käufer wählt
den von ihm gewünschten
Schuh aus und gibt seine mit
der App ermittelten Fußmaße ein. Das Tool, für dessen Nutzung der Anbieter bezahlt, empfiehlt nun die zum Fuß
passende Schuhgröße.
Bürgschaft ersetzte Sicherheiten
Für die Gründung ihres Unternehmens
haben Harmes, Köhler und Lessel einen
deutlich sechsstelligen Kredit der NRW.BANK
in Anspruch genommen, für den die Bürgschaftsbank eine 80-prozentige Ausfallbürgschaft zusagte. „Andernfalls wäre die
Finanzierung sehr problematisch gewor-
den“, sagt Harmes, „weil wir nicht genügend Sicherheiten stellen konnten.“ Die Gesamtinvestition belief sich auf einen niedrigen, siebenstelligen Betrag, wobei das
Fraunhofer Institut nicht nur den Röntgentomographen ins Unternehmen einbrachte,
sondern auch eine Beteiligung an mifitto
einging. Letztere ist nach den Worten von
Prof. Randolf Hanke, Leiter des FraunhoferEntwicklungszentrums Röntgentechnik, „ein
gutes Beispiel für die anwendungsorientierte Arbeit des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen“.
Schwierige Namensfindung
Die Namensfindung übrigens war „einer
der längsten Prozesse bei der Firmengründung“, erläutert Dominik Lessel. Die Gründer
entschieden sich schließlich für das japanische Wort „fitto“, was soviel wie „perfekt sitzend“ bedeutet und die Silbe „mi“ als eine
phonetische „Assoziation des Nutzers zu
sich selbst“. Das englische „my“ kam nicht in
Frage: „Das hat ja fast jeder im Namen.“
Links zum mifitto-Größenberater
http://www.goertz.de/Schuhe/Damen/Melvi
n-Hamilton/Schn%C3%BCrer-AMELIE-3/
schwarz/0000042400902,de_DE,pd.html
http://www.tennis-point.de/lotto-raptor-ultra-iv-clay-herren-orange-weiss-02412801
237000.html
Eine von mifitto-Mitarbeiter Dr. Michael Müller
entwickelte Software misst das Innenvolumen
der Schuh-Röntgenbilder.
http://shop.bild.de/adidas-copa-fussballschuh-mundial-schwarz-weiss--23654/
?ref=exorbyte
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