Vom Maschinenbauer zum Servicemanager
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Vom Maschinenbauer zum Servicemanager
SALES MANAGEMENT Servicegeschäft in der Industrie Vom Maschinenbauer zum Servicemanager Der deutsche Maschinenbau nutzt die Chancen des Servicegeschäfts nur zu einem Viertel und verschenkt so bis zu 50 Prozent seiner Erträge. Systematischer After Sales-Service steigert zudem die Kundenbindung und sichert Folgegeschäft. Von Volker Hassmann G ewinne im Maschinenbau entstehen nur noch zum kleineren Teil durch den Verkauf neuer Maschinen. Den Löwenanteil erzielt das Folgegeschäft mit Dienstleistungen wie Diagnose, Wartung, Teilverkauf, Beratung oder Betrieb der Maschine im Auftrag des Kunden. Von den 4,6 Prozent, die der Umsatz der Branche in den letzten fünf Jahren zulegte, stammen fast drei Prozent aus dem Servicegeschäft. Beim Ertrag ist der Anteil des Service noch höher: Im Bis zu 18 Prozent Umsatzrendite im Servicegeschäft. Maschinengeschäft liegt die Umsatzrendite durchschnittlich bei zwei Prozent, bei Ersatzteilen dagegen sind es 18 Prozent, bei Beratungsleistungen 16 Prozent und bei Reparatur elf Prozent. Belegt wird das durch unterschiedliche Studien. 16 In vielen Fertigungsbetrieben dient der Kundenservice lediglich zur Unterstützung des Produktvertriebs. Umfragen der Hamburger Beratungsfirma SoftSelect GmbH haben ergeben, dass viele Maschinenbauer immer noch Produkteigenschaften wie Technologievorsprung oder Qualität als Alleinstellungsmerkmal nennen. Lediglich ein Drittel stellt die Fähigkeit, Produkte optimal auf den Kunden abstimmen zu können in den Vordergrund. Und weniger als zehn Prozent identifizieren ihre Servicekompetenz als Wettbewerbsvorteil. Bei fast drei Viertel aller Maschinenbauer liegt der Serviceumsatz laut einer Analyse der Münchner Mercer Management Consulting von 200 Maschinenbauern unter 20 Prozent. Die Spitzenperformer erwirtschaften dagegen durchweg zwischen 40 und 60 Prozent ihres Umsatzes im Service. Dieselbe Analyse zeigt, dass die meisten Maschinenbauer ihre Servicepotenziale nur zu 25 Prozent ausschöpfen. Nur 23 Prozent der Firmen, so eine weitere Studie der Impuls Management Consulting und des Branchenverbandes VDMA kennen überhaupt ihr Servicepotenzial. Die Gewinnpotenziale liegen in den wertschöpfenden Leistungen, die im Anschluss an das Produktgeschäft verkauft werden können. Die Differenzierung im Service bekommt somit strategischen Charakter: Denn die wachsende Annäherung im Produktbereich verstärkt den Preisdruck und lässt kaum noch Spielräume für die Förderung und Unterstützung einer nachhaltigen Kundenbindung. Von der Kostenstelle zum profitablen Geschäftsfeld, lautet daher der Leitsatz im Kundendienst von Unternehmen mit ausgeprägter Serviceorientierung. Service wird mehr und mehr zum Kerngeschäft erfolgreicher Maschinenbauer. »After Sales-Service ist sehr wichtig«, sagt Dominic Meier, Leiter Kundendienst des weltweit tätigen Maschinenbauers Aebi & Co. AG mit Hauptsitz im schweizerischen Burgdorf und deutscher Niederlas- Maschinenbau muss sich vom traditionellen Geschäftsmodell lösen. tungsgeschäft baute GE durch Akquisitionen aus und erweiterte es durch innovative Dienstleistungen wie etwa die Fernüberwachung während des Flugs. IBM macht inzwischen fast 60 Prozent seines Umsatzes durch das Servicegeschäft, bei GE Medical (medizinische Geräte) sind es 50 Prozent. Aber auch viele mittelständische Unternehmen haben den Schritt vom reinen Hersteller zum kombinierten Herstellungs- und Serviceunternehmen erfolgreich beschritten. So erzielt Kone (Aufzüge, Rolltreppen) 58 Prozent seines Umsatzes im Service, Hanover Compressor (Kompressoren) 72 Prozent und Zeppelin (Baumaschinen) 50 Prozent. Neben den hohen Service-Margen von bis zu 18 Prozent gibt es noch eine Reihe weiterer Gründe, die das Servicege- Maschinenbauer als Dienstleister Die Heidelberger Druckmaschinen AG berät Kunden auch bei der ArbeitsflussOptimierung und Druckereiplanung. salesBusiness Oktober 2004 Fotos: Heidelberger Druckmaschinen, Kone, SIG Corpoplast Servicetechniker von Kone Der Hersteller von Aufzug- und Rolltreppentechnik macht heute 58 Prozent seines Umsatzes im Service. sung. »Guter Service ist für uns ein Verkaufsargument und das Instrument zur Kundenbindung. Außerdem haben wir die Möglichkeit, vom Service auf Entwicklung und Produktion einzuwirken. Wir möchten Fehler in der Produktion nur einmal machen und erhalten über das Service Management viele Informationen zur Verbesserung unserer Produkte.« Um die Chancen des Servicegeschäfts in vollem Ausmaß zu nutzen, müssen die gewöhnlich traditionell denkenden Fertigungsunternehmen ihr Geschäftsmodell radikal umbauen. Führende Investionsgüterhersteller zeigen, wie es geht: Der Schwerpunkt liegt nicht mehr auf der Herstellung, sondern auf den nachgelagerten Dienstleistungen und Ersatzteilen. So hat GE Aero Engines, ein bedeutender Hersteller von Flugzeugtriebwerken, sein Servicegeschäft zwischen 1995 und 1998 von 29 Prozent des Umsatzes auf 99 Prozent gesteigert. Das traditionelle War- 17 SALES MANAGEMENT nternehmen, die in der Lage sind, ihr Dienstleistungsgeschäft zu einem vom Kunden anerkannten Nutzen zu entwickeln, profitieren in mehrfacher Hinsicht: ● Differenzierung, die schwieriger über die Produkte zu erreichen ist. ● Reduzierung der Kosten, die aus fälschlichen Fehlerbehebungen u.ä. entstehen. ● Höhere Kundenbindung mit entsprechend höheren Umsätzen und Margen je Kunde. ● Bessere Kundenzufriedenheit mit positivem Einfluss auf Mundpropaganda, Marketing und Marge. ● Abfederung des sprunghaften Maschinengeschäftes. ● Verbesserungspotenzial in der Produktentwicklung durch Rückfluss der Kundenerfahrungen. VORTEILE U schäft attraktiv machen. Service-Umsätze sind weniger stark zyklisch, in einigen Branchen verhält sich der Service aufgrund von mehr Nachrüstungen und Umbauten sogar antizyklisch. Richtig angelegt, ermöglichen Servicekonzepte eine hervorragende Möglichkeit zur strategischen Absicherung der Kundenbeziehung. Die Heidelberger Druckmaschinen AG erreicht dies beispielsweise durch Druckfarben-Management, langjährige Full-Service-Verträge mit Fernunterstützung sowie Arbeitsfluss-Optimierung über alle Produktionsstufen bis hin zur Druckereiplanung. Um die produzierten Anlagen für den Kunden im After Sales-Service zu betreuen, ist ein professionelles Servicemanagement erforderlich. Kunden fordern von ihren meist international tätigen Lieferanten heute vor allem schnellere Reaktionszeiten, das heißt den LINKS Bei der SIG Corpoplast werden alle Serviceeinsätze elektronisch gesteuert. Im Bild eine Maschine zur PET-Flaschenproduktion. 18 Einen herstellerneutralen Überblick über das Angebot und Hilfe bei der Auswahl von ServiceManagement-Lösungen bietet die kostenlose Matching-Plattform SoftSelect an. www.softselect.de Service-Portalanbieter: www.untersee.com www.actricity.de www.innosoft-do.de salesBusiness Oktober 2004 weltweiten 24/7-Zugriff (24 Stunden, an sieben Tagen) bei Anfragen sowie eine verbesserte Erreichbarkeit über die verschiedenen Kontaktkanäle Telefon, Fax, E-Mail und Internet. Dazu müssen alle Prozessbeteiligten (die Entwickler, die Techniker – zentral oder vor Ort –, die beteiligten Drittunternehmen oder die Kunden) schneller und einfach einbezogen werden. Die wichtigsten Abläufe im Servicegeschäft – Dokumentation, Ersatzteillogistik, Einbindung der Service-Techniker – lassen sich über so genannte Service-Portale koordinieren. Mit solchen auf Internet-Technologie basierenden Systemen kann man nicht nur den mobilen Einsatz von Servicetechnikern planen und führen. Alle Beteiligten haben über die Datenbank auf Knopfdruck Einblick in Daten und Dokumente zu Maschinen und Anlagen oder in die Vertragsverwaltung. Kunden können bei Bedarf Ersatzteile direkt auffinden und bestellen. »Jeder im Unternehmen kann entsprechend seinem Status Informationen einpflegen« sagt Aebi-Kundendienstleiter Meier, der mit dem E-Service-Portal des Anbieters Untersee arbeitet. »Dieser Workflow wird weitergeleitet. Einmal im Monat führen Projektleiter und Kundendienstleiter eine SMS-Konferenz durch, in der die akutesten Fälle bearbeitet werden und ent- Kunden fordern schnelle Reaktionszeiten und bessere Erreichbarkeit. sprechende Maßnahmen eingeleitet werden. So gewährleisten wir die Verfügbarkeit unserer Maschinen bei Kunden zu einem höchsten Maß.« Auch der Anlagenbauer Gebr. Schmid aus Freudenstadt bildet den gesamten Service über ein Service ManagementPortal von Actricity ab. »Alle Anfragen über Telefon, Fax und E-Mails, die über das Portal eingehen, werden an die zuständigen Mitarbeiter weitergeleitet«, erklärt Helmut Rauch, Leiter Produktion und Service. »Erst wenn Probleme nicht über diesen Datenpool zu lösen sind, nehmen unsere Experten direkt Kontakt mit dem Kunden auf.« Eingehende Anfragen werden nach A-B-C-Kategorien abgearbeitet; der Status eines Projektes oder einer Kundenanfrage ist an jeder Stelle abrufbar und für alle Abteilungen einzusehen. »Man kann schneller reagieren«, so Rauch. »Alle Informationen bleiben im System erhalten und können bei sich wiederholenden Störungen immer wieder abgerufen werden.« Frank Göbel, stellvertretender ServiceLeiter der SIG Corpoplast GmbH & Co. KG aus Hamburg, nutzt die elektronische Serviceplanung des Anbieters Innosoft: »Wir haben eine wesentlich verbesserte Übersicht und können jederzeit detailliert Auskunft über die Auslastung unserer Service-Mitarbeiter geben. Die Einsätze werden schneller und flexibler abgewickelt, Leistungen werden detailliert und umgehend fakturiert und im Kundengespräch ist man immer über den aktuellen Status informiert.« Erfolgreich verkaufen! Der Leitfaden gibt praxiserprobte Anregungen und Hinweise für jede Phase der Verkaufstagung, Vertreterkonferenz oder Außendienstbesprechung. Michael Gams Klaus-J. Fink Klaus-J. Fink Vertriebstagungen perfekt organisieren Empfehlungsmarketing Bei Anruf Termin Königsweg der Neukundengewinnung 2. Aufl. 2003. 147 S. Br. EUR 22,00 ISBN 3-409-21547-6 Telefonisch neue Kunden akquirieren 2. Aufl. 2002. 131 S. Br. EUR 22,00 ISBN 3-409-21476-3 Mehr Verkaufserfolg durch effiziente Konferenzen und Meetings 2004. 188 S. Br. EUR 25,90 ISBN 3-409-12514-0 Martin Maas Roger Rankel Praxiswissen Vertrieb Das OSKAR-Prinzip Berufseinstieg, Tagesgeschäft und Erfolgsstrategien 2. Aufl. 2004. 232 S. Geb. EUR 32,90 ISBN 3-409-21776-2 Die besten Gewinnerstrategien für Ihren Erfolg 2004. 176 S. Geb. EUR 26,90 ISBN 3-409-12529-9 In „Das OSKAR-Prinzip“ gibt Ihnen der Autor wertvolle Instrumente an die Hand, mit denen Sie Ihre individuelle Gewinnerstrategie gestalten können. Das Buch richtet sich an Vertriebseinsteiger – auch aus nicht-kaufmännischen Bereichen – die sich den Herausforderungen des modernen Vertriebs stellen wollen. FAX-BESTELLUNG 0611. 78 78-412 Bitte kopieren und faxen! Ja, ich bestelle zur sofortigen Lieferung: Fink Expl. Bei Anruf Termin 2. Aufl. 2002. Br. EUR 22,00, ISBN 3-409-21476-3 Rankel Name, Vorname Expl. Das OSKAR-Prinzip 2004. Geb. EUR 26,90, ISBN 3-409-12529-9 Firma Expl. Fink Empfehlungsmarketing 2. Aufl. 2003. Br. EUR 22,00, ISBN 3-409-21547-6 Gams Expl. 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