hoerbiger@motion 2013-02

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hoerbiger@motion 2013-02
02/13
AG15IM015dE201305
FORT LAUDERDALE, FLORIDA, USA: Die 2002 für
den Verkehr geöffnete 17th street Causeway Bridge
der Florida state road a1a über den new river in
Fort lauderdale symbolisiert die Entwicklung der
HoErBIGEr Corporation of america: Die vor 50 Jahren
in new York gegründete Gesellschaft war der Brückenschlag in die neue Welt. Bis heute ist sie führend bei der
Entwicklung von innovativen Produkten und leistungen –
nicht nur für den amerikanischen Markt.
CAMEROn IntERnAtIOnAl CORPORAtIOn:
MOdERnstE tECHnIK FüR
KOMPREssOREn
seite 40
ARIEl CORPORAtIOn:
tOP-lOGIstIK FüR dAs
„GOldEn AGE OF GAs“ seite
48
GE OIl & GAs:
WEll PREPAREd FüR dAs
IntERnEt OF EnERGY seite
54
sPECIAl EdItIOn
das Kundenmagazin von
HOustOn, tExAs, usA
[29° 44’ n, 95° 20’ W]
EdItORIAl
sehr geehrte damen und Herren,
HOERBIGER feiert 2013 den 50. Jahrestag der Gründung der HOERBIGER
Corporation of America. Aus diesem Anlass widmen wir diese Ausgabe
unseres Kundenmagazins unseren Geschäftspartnern sowie unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Nordamerika.
Die Vereinigten Staaten sind mit einer Fördermenge von jährlich rund 650
Milliarden Kubikmetern und einem Eigenverbrauch von rund 680 Milliarden Kubikmetern Erdgas pro Jahr die größte Gas-Nation der Welt. Mit der
zunehmenden Erschließung der großen Schiefergasfelder in Pennsylvania,
in Texas sowie an der Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada
wird Nordamerika auch in den kommenden Jahrzehnten eine Führungsrolle in der Gasindustrie einnehmen.
In dieser Ausgabe von HoErBIGEr@MotIon beschäftigen wir uns zunächst mit der Frage, wie sich das mit der extensiven Schiefergasförderung
angebrochene „Golden Age of Gas“ auf die Weltwirtschaft auswirken wird.
Als Autoren konnten wir zu diesem Thema unter anderem angesehene
Experten wie den Analysten G. Allen Brooks, Managing Director Consulting
bei der Investmentbank Parks Paton Hoepfl & Brown in Houston und
Herausgeber des Branchen-Newsletters „Musings from the Oil Patch“,
und Philip Whittaker, Associated Diretor bei der Boston Consulting Group
in London, gewinnen.
Einen zweiten Schwerpunkt dieser Ausgabe bilden wieder spannende
Industriereportagen, in denen wir Ihnen drei aus Nordamerika geführte,
global agierende Hersteller von Kolbenkompressoren vorstellen: CAMERON,
Ariel und GE Oil & Gas. Sie alle sind langjährige Kunden von HOERBIGER
und begleiten seit vielen Jahren insbesondere die Entwicklung der
HOERBIGER Corporation of America in auf gegenseitiger Wertschätzung
und Vertrauen beruhenden, partnerschaftlichen Geschäftsbeziehungen.
Als Lieferanten und Partner der weltweiten Gasindustrie setzen sich
CAMERON, Ariel und GE Oil & Gas ebenso wie HOERBIGER intensiv mit
den Herausforderungen auseinander, die mit der weltweiten Schiefergasnutzung einhergehen.
HOustOn, tExAs, usA: 1212, Milby street – eine erste Adresse, wenn es im HOERBIGER
Konzern um die Entwicklung von dichtungsringen aus Hochleistungs-Kunststoffen geht:
Innerhalb des unternehmensbereichs Kompressortechnik nimmt der standort Houston bei
der Entwicklung von Ringen und Packungen eine führende Rolle ein. Grundlegende Forschungsarbeiten für den innovativen HOERBIGER BCd-Ring wurden hier erbracht. der patentierte,
segmentierte dichtring für Kolbenstangen ist auf einen langen, wartungsfreien Betrieb bei
geringster leckagerate ausgelegt. sein segmentkonzept übertrifft deutlich die Eigenschaften
aller bisherigen Industriestandards. Im April feierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus
Houston gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen den 50. Jahrestag der Gründung der
HOERBIGER Corporation of America. Am 1. september wird auch in Houston gefeiert. An diesem
tag gehört 1212, Milby street seit 10 Jahren zum HOERBIGER Konzern.
Derzeit entwickeln alle Hersteller von Kolbenkompressoren neue, auf die
regionale Verteilung der Schiefergasvorkommen abgestimmte Globalisierungsstrategien. HOERBIGER verfügt bereits heute über ein weltweites
Netz von Produktionsstandorten und Service-Niederlassungen. Wir sind
damit sehr gut aufgestellt, um das weitere Wachstum der nordamerikanischen OEM-Hersteller von Kolbenkompressoren zu begleiten: als Lieferant
von innovativen Ventilen, Ringen und Packungen ebenso wie als zuverlässiger Servicepartner.
Die HOERBIGER Corporation of America konnte seit ihrer Gründung im
Jahr 1963 mit innovativer Technologie, hohen Qualitätsstandards und
ebenso engagierten wie zuverlässigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 02
das Vertrauen aller führenden OEM-Hersteller in Nordamerika gewinnen.
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Heute ist die HOERBIGER Corporation of America die größte Landesgesellschaft des HOERBIGER Konzerns. Sie hat entscheidend dazu beigetragen,
dass die Marke HOERBIGER in der Öl- und Gasindustrie Nordamerikas für
Innovation und Qualität bürgt.
Bereits wenige Jahre nach ihrer Gründung wurde die HOERBIGER Corporation of America zum Wegbereiter der seit Jahrzehnten sehr erfolgreichen
Entwicklung des HOERBIGER Konzerns auch in Mittel- und Lateinamerika.
Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der HOERBIGER Corporation of
America verdanken wir, dass die Marke HOERBIGER in Nord- und Lateinamerika bei Komponenten und Serviceleistungen für Kolbenkompressoren
als Gütesiegel gilt. Der gute Ruf der Marke HOERBIGER hat dazu beigetragen, dass inzwischen alle Unternehmensbereiche von HOERBIGER erfolgreich Kundenbeziehungen in den Vereinigten Staaten, in Kanada sowie
den Ländern Lateinamerikas aufbauen konnten.
So ist es mir eine Freude, den Führungskräften, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der HOERBIGER Corporation of America zum 50. Jahrestag zu
gratulieren. Unseren Kunden danke ich für das Vertrauen, das sie seit
Jahrzehnten in die Kompetenz und Technologie von HOERBIGER setzen.
Dr. Martin Komischke
CEO und Vorsitzender der Konzernleitung
HOERBIGER Holding AG
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sEItE
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dOssIER:
tHE „GOldEn AGE OF GAs“
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CAMEROn IntERnAtIOnAl CORPORAtIOn:
MOdERnstE tECHnIK FüR BEWÄHRtE und nAGElnEuE KOMPREssOREn
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FüR dEn HOERBIGER trivAx
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EIn nACHMIttAG IM MusEuM: dIE GEsCHICHtE dER KOMPREssORIndustRIE In AMERIKA
ARIEl CORPORAtIOn:
Just In tIME – tOP-lOGIstIK FüR dAs „GOldEn AGE OF GAs“
GE OIl & GAs:
WEll PREPAREd FüR dAs IntERnEt OF EnERGY
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sHORtCuts: HOERBIGER CORPORAtIOn OF
AMERICA – stEP AWARds FüR ERFOlGREICHE FRAuEn // AusZEICHnunG vOM CRF InstItutE – HOERBIGER GEHÖRt Zu dEn BEstEn ARBEItGEBERn dEutsCHlAnds // lEHRlInGsOFFEnsIvE 2013 In WIEn – vEntIlE MOntIEREn und lEHRstEllE sICHERn // REd dOt dEsIGn AWARd
AntRIEBstECHnIK
vEnEdIG BOOMt
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50 JAHRE HOERBIGER CORPORAtIOn OF AMERICA:
PIOnIERGEIst und Mut In EInER nEuEn WElt
WIEn-AsPERn: HOERBIGER InvEstIERt 45 MIllIOnEn EuRO FüR EInEn nEuEn stAndORt
FOTO: fotolia
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FOTO: Ralf Baumgarten
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FOTO: HOERBIGER
FOTO: HOERBIGER
FOTO: Chrysler
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FOTO: Ralf Baumgarten
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Illustration: Schreinerkastler (Wien, Österreich)
InHAlt AusGABE 02/13
HOERBIGER AntRIEBstECHnIK: On tHE ROAd – AKtuEllE FAHRZEuGMOdEllE MIt HOERBIGER
GREnZEnlOsE tHEMEnvIElFAlt: HOERBIGER ZuM 9. MAl sPOnsOR BEI „JuGEnd FORsCHt“
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FORt lAudERdAlE: dAs MOdERnE
Wien-Aspern
HOERBIGER investiert 45 Millionen Euro
In einen neuen Standort
Guter Start für Betriebsansiedlungen in der Seestadt
Neben der hochmodernen Produktion in der Kompressortechnik setzt
HOERBIGER in Wien vor allem auf Forschung und Entwicklung. Im neuen
Gebäude werden dafür umfangreiche Einrichtungen geschaffen. „HOERBIGER
setzt damit eine Initialzündung für weitere Betriebsansiedlungen in der
Seestadt“, erklärt dazu Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien. „Die Entscheidung verdeutlicht das Potenzial des Standortes und zeigt die Chancen, die sich hier für Unternehmen bieten.“
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Infolge sehr guter Wachstumsraten in den vergangenen Jahren sind die
verschiedenen Abteilungen von HOERBIGER derzeit an mehreren Standorten im Wiener Stadtgebiet untergebracht. Der als Campus konzipierte
neue Gebäudekomplex wird Administration, Entwicklung und Produktion
zusammenführen.
Illustration: Schreinerkastler (Wien, Österreich)
Generalplanerwettbewerb
Mit 240 Hektar Fläche und rund 20.000 Menschen, die dort wohnen und 20.000 Menschen,
die dort arbeiten werden, zählt aspern Die Seestadt Wiens zu den größten Stadtentwicklungsprojekten Europas. Auf dem Gelände des ehemaligen Wiener Stadtflughafens entsteht ein
­völlig neuer Stadtteil mit einem Wohn- und Geschäftszentrum, aber auch Bildungsein­rich­
tungen und Produktionsbetrieben. Eine eigene U-Bahn-Linie verbindet die Seestadt in ­wenigen
Minuten mit dem Zentrum der österreichischen Hauptstadt.
D
er erste Großbetrieb, der sich in der Seestadt ansiedelt, ist
­HOERBIGER. Ab 2016 werden die in Wien beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konzerns, die heute noch an mehreren Standorten im Stadtgebiet untergebracht sind, in der Seestadt arbeiten. Der seit 1931 genutzte traditionsreiche Standort in Wien-Simmering
wird dann aufgegeben.
Moderne Arbeitswelt für die Zukunft
HOERBIGER ist in Wien tief verwurzelt. Das Engagement der Mitarbeiter­
innen und Mitarbeiter am Standort ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für
HOERBIGER – insbesondere für den Unternehmensbereich Kompressortechnik, der strategisch weltweit von Wien aus gesteuert wird. Mit der Entscheidung für einen Neubau in der aspern Seestadt verfolgt HOERBIGER
das Ziel, den Standort Wien in seinem weiteren Wachstum zu unterstützen
und zu stärken.
In der Seestadt stellt HOERBIGER auf rund 24.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche rund 300 Arbeitsplätze im Verwaltungsbereich sowie
230 Arbeitsplätze im Produktionsbereich zur Verfügung. „Wir werden
­allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Standort Wien-Aspern sehr
attraktive Arbeitsplätze und zukunftsorientierte Arbeitsmöglichkeiten
­
­bieten. Unser Ziel ist es, in der Seestadt eine moderne Arbeitswelt für die
Zukunft zu entwerfen, die unserem Lebensgefühl, unseren Unternehmenswerten, unserem Leistungsethos und dem Anspruch, den wir an uns
selbst als Innovations- und Technologieführer stellen, entspricht“, so­
Dr. Martin Komischke, CEO und Vorsitzender der Konzernleitung der
HOERBIGER Holding AG. Darüber freut sich auch die Wiener Vize­
­
bürgermeisterin Renate Brauner: „Mit dem Umzug nach Aspern setzt
­HOERBIGER ein weithin sichtbares Zeichen für die Standortqualität Wiens
und die Attraktivität der Seestadt. Unsere Vision eines neuen Stadtteils
nimmt immer konkretere Formen an.“
Auf der Suche nach der besten architektonischen Lösung für das Bauvorhaben wurde der Wiener Strategie- und Objektberater M.O.O.CON mit der
­Koordination eines Generalplanerwettbewerbs beauftragt. M.O.O.CON unterstützt seit Jahrzehnten Unternehmen bei der Entwicklung von Objektstrategien im Einklang mit ihren strategischen Zielen: „Ein international erfolgreiches Unternehmen wie HOERBIGER muss sich auf sein Kerngeschäft
konzentrieren können“, so Karl Friedl, Geschäftsführer von M.O.O.CON.
„Wir vertreten die Interessen unserer Kunden bei der Entwicklung, Planung,
Ausführung und Betriebsvorbereitung von Immobilienprojekten bis hin zum
Abwicklungsmanagement bei einem Standortwechsel.“
Aus dem Generalplanerwettbewerb ging das Wiener Architekturbüro querkraft architekten zt gmbh unter der Leitung des Architekten DI Jakob
Dunkl als Sieger hervor. Überzeugen konnte der Entwurf von querkraft
­architekten insbesondere mit der gleichwertigen Gewichtung und Bedeutung aller Gebäudebereiche. „Unser Entwurf unterscheidet nicht in einer
klassischen Industriebautypologie zwischen Produktion und Büro,
­sondern setzt alle Einheiten räumlich in Verbindung“, so DI Jakob Dunkl.
Im Oktober 2013 werden HOERBIGER und das beauftragte Architekturbüro die Detailplanung aufnehmen. Die Bauarbeiten auf dem 44.000
Quadratmeter großen Grundstück beginnen gegen Ende des 1. Quartals
2014. Ende 2015 soll das neue Gebäude bezugsfertig sein. Mit dem
­HOERBIGER Forum wird ein innovativer Erlebnis- und Kommunikationsraum in den Standort integriert, der Herkunft und Zukunft von ­HOERBIGER
verbindet.
Die künftige Seestadt verbindet Wohnen und Arbeiten.
Illustration: Schreinerkastler (Wien, Österreich)
Kräftiger Impuls für die Donaustadt
In der aspern Seestadt wird aktuell mit Hochdruck an der technischen Infrastruktur gearbeitet. Die ersten Wohnbauten werden Ende 2014 fertiggestellt, der erste Teil eines großen Bildungscampus für den Südteil wird im
Herbst 2015 eröffnet. Bereits seit Herbst 2012 ist mit dem Technologiezentrum aspern IQ der Wirtschaftsagentur Wien das erste Gebäude in der
Seestadt in Betrieb.
Bezirksvorsteher Norbert Scheed ist überzeugt: „Der junge Standort Seestadt setzt einen weiteren kräftigen Impuls für die Donaustadt – in Wiens
dynamischstem Bezirk. Das Engagement internationaler Unternehmen
wie HOERBIGER zeugt von seiner Kraft, die auch weit über die Bezirksgrenzen hinaus spürbar sein wird.“
Auszeichnung vom CRF Institute
HOERBIGER GEHÖRt Zu dEn BEstEn
ARBEItGEBERn dEutsCHlAnds
HOERBIGER ist top Arbeitgeber 2013. Bereits zum
zweiten Mal in Folge wurde das unternehmen vom CRF
Institute, einem spezialisten für Personalmanagementstudien, mit dem begehrten titel ausgezeichnet.
Insgesamt 118 deutsche Firmen erhielten diesmal das
Zertifikat, mit dem eine hohe Mitarbeiterorientierung
und überdurchschnittliche Arbeitgeberleistungen belohnt werden.
In Washington besuchten die Preisträgerinnen von HoErBIGEr die Büros der national association of Manufacturers (naM). seitdem schmückt ein zur uhr
umgebautes HoErBIGEr Ventil dort die Büros. V.l.n.r.: ngoc Kim tran, Charlotte Pett, Donna shinkunas, Claire Jones Barboni, Molly Conn, Michelle Helm.
HOERBIGER Corporation of America
stEP AWARds FüR ERFOlGREICHE FRAuEn
die Beschäftigung von Frauen in der Produktion ist bei HOERBIGER seit vielen Jahren eine selbstverständlichkeit.
Ebenso erfolgreich sind Frauen im Management von HOERBIGER: in der leitung des Geschäftsfeldes Industrieller
Maschinenbau im unternehmensbereich Automatisierungstechnik, in den Rechtsabteilungen und im Controlling der
unternehmensbereiche, im Konzernbereich Human Ressources und bei Corporate Communications.
I
n den USA beteiligt sich die HOERBIGER Corporation of America mit
großem Engagement an der von der internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte, der Universität Phoenix, der Society of
Manufacturing Engineers sowie der National Association of Manufacturers
geförderten STEP Ahead Initiative des Manufacturing Institutes, Washington, D.C. Ziel der Initiative ist es, die Rolle von Frauen in der Wissenschaft,
in der Technik, im Ingenieurwesen und in der Produktion zu fördern. Mit
dem STEP Award werden Unternehmen und Frauen ausgezeichnet, die in
exzellenter Weise zum Unternehmenserfolg beigetragen haben. Gleich
sieben Mitarbeiterinnen der HOERBIGER Corporation of America gehörten zu den Preisträgerinnen, die Anfang 2013 während eines Gala-Abends
im National Museum of Women in the Arts, Washington, D.C., USA, für ihre außerordentlichen Beiträge zum Unternehmenserfolg gewürdigt und
gefeiert wurden.
20 JAHRE HOERBIGER dE MÉxICO
HOERBIGER de México S.A. de C.V., die mexikanische
Tochtergesellschaft des HOERBIGER Konzerns, konnte
Ende 2012 ihr 20-jähriges Bestehen feiern. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich HOERBIGER in
México eine führende Marktposition als Anbieter von
Serviceleistungen für Kompressoren erarbeitet. Heute ist
das Unternehmen mit drei Standorten in Mexiko präsent.
HOERBIGER de México hat sich für die Zukunft ehrgeizige Ziele gesetzt. Die Voraussetzungen für profita-
bles Wachstum sind gegeben: Das Unternehmen hat
eine führende Technologieposition, seine Mitarbeiter
sind qualifiziert und überdurchschnittlich motiviert. Robuste Geschäftsprozesse, die in Kürze nach ISO 9001
zertifiziert sein werden, stellen die hohe Qualität der Serviceleistungen sicher.
„Wir werden auch in Zukunft die Chancen, die uns der
mexikanische Markt bietet, konsequent nutzen“, sagt
General Manager Gabriel Davila.
B
ereits im vergangenen Jahr war HOERBIGER als einer der besten
Arbeitgeber Deutschlands zertifiziert und mit dem Titel „Top Arbeitgeber“ ausgezeichnet worden. Das damalige Ergebnis – 3,3 Sterne
– hat das Unternehmen nun nochmals gesteigert. HOERBIGER kam in der
Gesamtbewertung auf 4 Sterne, verbesserte sich in vier der fünf Kategorien und erhielt in den Segmenten „Primäre Benefits“ sowie „Sekundäre
Benefits & Work-Life-Balance“ jeweils die Höchstpunktzahl von 5 Sternen.
„Bei HOERBIGER stehen seit jeher die Menschen im Mittelpunkt. Sie sind
diejenigen, die den Unternehmenserfolg langfristig sichern. Deshalb fördern
wir deren Entwicklung und setzen auf verantwortungsbewusste Führung“,
sagt Chief Human Ressources Officer Gerhard Wagner. Er ergänzt: „Die
Bewertung zeigt, dass diese Personalpolitik in die richtige Richtung geht.
Wir sind sehr stolz auf die Bewertung als herausragender Arbeitgeber.“
Schon zum zehnten Mal hat das CRF Institute den Titel „Top Arbeitgeber“
vergeben. Bewertet wurden die Bereiche „Karrieremöglichkeiten“,
„Primäre Benefits“, „Sekundäre Benefits & Work-Life-Balance“, „Training
& Entwicklung“ sowie „Unternehmenskultur Management“. Nur Unternehmen, die die strengen Kriterien der Untersuchung erfüllt haben,
erhielten nach einem vertieften Fragebogen- und Auditprozess die Zertifizierung. Laut Dennis Uttar, Country Manager Top Arbeitgeber Deutschland & Schweiz, erfüllen alle Sieger-Firmen internationale Top Standards 08
im Personalmanagement. Uttar betont: „Mit ihrer erfolgreichen Zertifizierung erhalten alle Top Arbeitgeber Deutschlands einen wichtigen Vergleich 09
ihrer Angebote zu anderen exzellenten Arbeitgebern. Damit sind sie national und international sehr gut für den Wettbewerb um die besten Talente
aufgestellt.“
red dot design
AWARd FüR dEn HOERBIGER trivAx
red dot für das design des neuen HOERBIGER trivAx
Armaturenantriebs: Eine Fachjury aus 37 international
anerkannten, unabhängigen Experten verlieh dem
HOERBIGER trivAx für seine einzigartige Gestaltung
den red dot award product design 2013. der red dot ist
seit Jahren der bekannteste designpreis für gutes
Industriedesign. nur die Besten der Besten dürfen ihre
Produkte mit dem roten Punkt labeln. Entsprechend begehrt ist die Auszeichnung für Produktdesigner weltweit.
D
esign Tech, ein international führendes Designbüro für zielorientiertes Maschinendesign mit Sitz in Ammerbuch, Deutschland, entwickelte für HOERBIGER das Gehäuse des TriVAX. Der innovative
Armaturenantrieb vereint erstmals Hydraulik, Mechanik und Elektronik in
einem kompakten Gehäuse und reduziert damit die Komplexität vergleichbarer Aggregate des Wettbewerbs. Das monolithische Design des
TriVAX wirkt wertig, aufgeräumt und präzise. Um dies zu erreichen, hat
HOERBIGER alle Komponenten unter dem Gesichtspunkt einer ganzheitlichen Design-Philosophie von Grund auf neu durchdacht und sinnvoll
angeordnet. Dies schuf die Voraussetzung für die einfache modulare
Erweiterbarkeit des Systems.
Der TriVAX ist mit einem hochwertigen Explosionsschutz versehen, der ihn
wie ein schützender Panzer umgibt. Dadurch strahlt der TriVAX extreme
Robustheit und Zuverlässigkeit aus – ganz im Sinne des Leistungsanspruchs, den der HOERBIGER Unternehmensbereich Automatisierungstechnik für sich formuliert hat: leistungsstark und einfach,
einzigartig und zuverlässig.
Der red dot Designwettbewerb für Produkte
besteht bereits seit 1955. Eine Auszeichnung mit dem red dot ist ein weltweit
anerkanntes Qualitätssiegel. Die
besten Produkte erhalten die Auszeichnung mit dem red dot: best
of the best. Alle eingereichten Produkte werden nach höchsten
Maßstäben von einer international
mit hochkarätigen Designern
besetzten Jury bewertet. Das
Jurierungsverfahren folgt einem
Kanon strenger Beurteilungskriterien, der ständig den aktuellsten Erkenntnissen hinsichtlich
formaler, technischer, fertigungsspezifischer, gesellschaftlicher,
ökonomischer und ökologischer
Anforderungen angepasst wird.
On tHE ROAd:
Range Rover
In seiner vierten Modellgeneration ist der Range Rover leistungsfähiger, effizienter und luxuriöser als je
zuvor: Moderne technik in Fahrwerk und Antriebsstrang, die vollaluminium-Karosserie sowie ein entspanntes Ambiente verleihen ihm ein hohes Maß an Kultiviertheit. Zum entspannten Cruisen ebenso wie
zum sportlichen Antritt lädt das 8-Gang-Automatikgetriebe (8HP) von ZF ein. Es verbindet weiche Gangwechsel mit reaktionsschneller leistung und hoher Wirtschaftlichkeit. die stahl-lamellen für die verbrauchssparende Wandler-überbrückungskupplung des 8HP liefert der HOERBIGER standort Penzberg,
deutschland. dort hat sich HOERBIGER über Jahre eine starke Feinschneid-Kompetenz aufgebaut.
AKtuEllE FAHRZEuGMOdEllE
MIt HOERBIGER AntRIEBstECHnIK
FOTOS: land rover, ZF
sRt viper
die fünfte Generation der viper wird unter der Marke sRt des Chrysler Konzerns gebaut. das Fahrzeug
wurde im Chrysler Hauptquartier in Auburn Hills, Michigan, usA, entwickelt. Angetrieben wird die neue
sRt viper vom bekannten, nochmals optimierten, v10-Motor mit 8,4 liter Hubraum und einer leistung
von 477 kW (649 Ps). das verbesserte tREMEC tR-6060 6-Gang-schaltgetriebe überträgt diese Kraft
auf die Hinterräder und beschleunigt die sRt viper von 0 auf 100 km/h in 3,4 sekunden. der HOERBIGER
unternehmensbereich Antriebstechnik liefert hochbelastbare Reibsysteme für den stark geforderten
Antriebsstrang.
FOTOS: Chrysler, trEMEC
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Das 8-Gang-automatikgetriebe von ZF
vereint komfortable schaltvorgänge mit
einem direkten Fahrgefühl.
Opel Mokka
Von 0 auf 100 in 3,4 sekunden: In
der neuen srt Viper überträgt ein
trEMEC schaltgetriebe mit sechs
Gängen das Motor-Drehmoment.
Mit dem Mokka steigt Opel als erster deutscher Hersteller
in den schnell wachsenden Markt der subkompakten sports
utility vehicles (suv-B-segment) ein. neben günstigen
verbrauchswerten und einem kraftvollen suv-design überzeugt auch das Komfort- und sicherheitsangebot des Mokka zahlreiche Käufer. Im turbo-Benziner mit 103 kW (140
Ps) leistung sowie in den dieselvarianten mit 96 kW (130
Ps) ist in den front- und allradgetriebenen Modellen serienmäßig das manuelle sechsganggetriebe M20/32 verbaut.
HOERBIGER liefert für die Inhouse-Fertigung des Getriebes
bei Opel Komplett-synchrosysteme, welche seine positiven
Eigenschaften unterstützen: exzellenter schaltkomfort und
hohe Belastbarkeit bei gleichzeitig niedrigem verbrauch
und geringer Geräuschentwicklung.
FOTOS: opel
FORt lAudERdAlE, FlORIdA, usA: die „Queen Mary 2“ in Port Everglades. Als umschlagplatz für
Container und als bedeutende Basis der Kreuzfahrtindustrie ist der Hafen von Fort lauderdale weithin
bekannt. nahezu täglich starten hier in der saison Kreuzfahrtschiffe zu Zielen in der Karibik.
darüber hinaus ist der Hafen ein wichtiger Ausgangspunkt für die transatlantikroute.
HOERBIGER Entlastungsventile vom typ 224 EVN schützen jeden der vier Wärtsilä 16V46cR Dieselmotoren der „Queen Mary 2“ vor Ölnebel-Explosionen im Kurbelwellengehäuse. Pro Motor gibt es
acht Entlastungsventile. Bevor das Schiff seine Motorleistung von insgesamt 67.200 Kilowatt nutzen kann, sorgen Startluft-Kompressoren dafür, dass die Maschinen überhaupt anspringen. Lieferant
der Startluft-Kompressoren der „Queen Mary 2“ ist Sperre Industri AS aus Ellingsøy in Norwegen. Die Kompressorventile wurden von HOERBIGER in Wien entwickelt. Foto: Frieder Blickle
seit 1979 ist Fort lauderdale auch sitz der HOERBIGER Corporation of America. das 1963 in new York
gegründete unternehmen feiert 2013 den 50. Jahrestag. (seite 18)
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FORt lAudERdAlE, FlORIdA, usA
[26° 12’ n, 80° 10’ W]
Wyoming ist einer der bevölkerungsärmsten Bundesstaaten in den USA, bietet aber zahlreiche Rohstoffvorkommen. Wichtigster Wirtschaftszweig ist daher der Bergbau – auch Fracking wird hier seit einigen Jahren intensiv betrieben. Foto: fotolia
WYOMInG, usA: Mit einer jährlichen Fördermenge von rund 650 Milliarden Kubikmeter Erdgas
und einem verbrauch von rund 680 Milliarden Kubikmeter Erdgas sind die usA derzeit die größte
Gasnation der Welt. die neu entdeckten schiefergas-vorkommen werden dazu führen, dass das
land künftig vom Erdgas-Importeur zum Erdgas-Exporteur wird. Welche globalen veränderungen
bringt das „Golden Age of Gas“ darüber hinaus? G. Allen Brooks, Herausgeber des Informationsdienstes „Musings from the Oil Patch“, wagt einen Ausblick. (seite 25)
WYOMInG, usA [43° 04’ n, 107° 17’ W]
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Eine klassische Lagerhalle in texas ist mit vier elektrisch betriebenen Dresser Rand HOS 6 Kompressoren mit einer Antriebsleistung von jeweils 6.000 PS ausgestattet.
HOERBIGER testet in diesen Kompressoren die neu entwickelten BcD Packungsringe. Mit einer Stärke von 6 mm wurden die Packungsringe exakt an die Standardpackung
von Dresser Rand angepasst. Foto: ralf Baumgarten
tExAs, usA: die HOERBIGER Corporation of America bürgt mit ihrer technologischen stärke, aber
auch aufgrund ihrer nähe zu den regionalen Märkten für den guten Ruf der Marke HOERBIGER in nord-,
Mittel- und lateinamerika. Mitarbeiter wie Allan Machann aus Houston, texas, usA, die mit land und
leuten vertraut sind, prägen seit 50 Jahren die Partnerschaft mit der Gas- und Kompressorindustrie in
Amerika. Alle namhaften Hersteller von Kolbenkompressoren setzten auf die Qualität der Produkte von
HOERBIGER. Beispiele dafür sind unternehmen wie CAMEROn (seite 40), Ariel (seite 48) und
GE Oil & Gas (seite 54).
tExAs, usA [31° 58’ n, 99° 54’ W]
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W
PIOnIERGEIst und Mut
In EInER nEuEn WElt
Rund 1.000 der insgesamt 6.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des HOERBIGER Konzerns arbeiten aktuell
in nordamerika. die HOERBIGER Corporation of America ist die Keimzelle von HOERBIGER in der neuen Welt.
2013 feiert das unternehmen den 50. Jahrestag seiner Gründung am 9. April 1963 in new York.
TEXT: ludwig schönefeld · FOTOS: HoErBIGEr
„Globalisierung und eine
internationale Aufstellung
waren für HOERBIGER
bereits gelebte Wirklichkeit
zu einer Zeit, als es dieses
Wort im allgemeinen
sprachgebrauch noch gar
nicht gab. Bereits 1970,
wenige Jahre nach der
Gesellschaftsgründung
in den vereinigten staaten,
hat HOERBIGER auch in
Japan, der damals
wichtigsten Industrienation
in Asien, eine eigene
Gesellschaft gegründet.
Inzwischen ist die Marke
HOERBIGER in ganz
nord- und lateinamerika
vertreten. unser weltweiter
unternehmenserfolg belegt,
dass die mit großem
Engagement vorangetriebene
Internationalisierung von
HOERBIGER ein richtiger
schritt war – in Europa, in
Amerika und in Asien.“
ie kaum eine andere Landesgesellschaft von
HOERBIGER verkörpert die HOERBIGER
Corporation of America die Unternehmenswerte des HOERBIGER Konzerns – Pioniergeist, Mut, Nähe und Fairness. Dem Engagement der rund 440 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der
Qualität der an den Standorten Fort Lauderdale und Houston
hergestellten Ventile, Ringe und Packungen und nicht zuletzt
der engen Partnerschaft mit Lieferanten und Kunden ist es zu
verdanken, dass die Marke HOERBIGER in Nord- und Lateinamerika als Gütesiegel gilt.
Und das nicht nur, wenn es um Komponenten und Serviceleistungen für Kolbenkompressoren geht. In den fünf Jahrzehnten, in denen HOERBIGER in Nordamerika tätig ist, konnten
alle Unternehmensbereiche des Konzerns erfolgreich Kundenbeziehungen in die Vereinigten Staaten, nach Kanada sowie in
die Länder Lateinamerikas aufbauen.
Pioniering spirit
Es war Anfang der 1950er-Jahre – HOERBIGER hatte zu diesem Zeitpunkt bereits durch das damalige Stammhaus in Wien
in den wichtigsten europäischen Ländern eigene Gesellschaf- 018
ten gegründet – als Martina Hörbiger, Eigentümerin der
Firmengruppe und weitsichtige Unternehmerpersönlichkeit, 019
erkannte, dass man auch in Nordamerika präsent sein müsse,
um die dort rasant wachsende Kompressorenindustrie besser
beliefern zu können.
Für den Aufbau des Unternehmens hat Martina Hörbiger in
diesen frühen Jahren junge, unternehmerisch denkende und
von Mut und Pioniergeist beseelte Mitarbeiter in diesen damals
noch sehr fernen Markt geschickt, um möglichst nahe bei ihren Kunden zu sein. Einer von diesen Männern der ersten
Stunde war Hubert Wagner. Er gründet am 9. April 1963 in
New York die HOERBIGER Corporation of America.
dR. MARCus FluBACHER
Präsident des Stiftungsrates der
HOERBIGER Stiftung und des
Verwaltungsrates der
HOERBIGER Holding AG
3350 Gateway Drive,
Fort Lauderdale:
1998 wurde ein neues
Produktionsgebäude mit
19.500 square Feet
1961 | Hubert Wagner
Produktionsfläche und
tritt bei HOERBIGER ein.
rund 10.000 square Feet
Im Dezember wird Hubert
Bürofläche in Fort
Wagner als Industriekauf-
lauderdale bezogen.
mann bei HoErBIGEr
Hier ist die HoErBIGEr
eingestellt. Er überzeugt
Corporation of america
Martina Hörbiger, in den
bis heute zuhause.
usa zu investieren.
1967 | Produktionsbeginn in Woodside,
Queens, New York.
an der Maschine Gehard
Huber, einer der
Mitarbeiter der ersten
stunde.
Zunächst konzentrierte sich das junge Unternehmen auf den Verkauf der in Europa hergestellten
Ventile. Zu den ersten Kunden gehörte damals
COOPER Industries. Wenig später konnte Hubert
Wagner Jim Buchwald, Gründer der Ariel Corporation, als Kunde gewinnen. Die Geschäftsbeziehungen
mit CAMERON, dem Rechtsnachfolger von COOPER
Industries, und Ariel haben bis heute ununterbrochen Bestand.
Hubert Wagner erkannte sehr schnell die Nachteile
des Imports aus Europa: komplizierte Abstimmungswege, lange Lieferzeiten über den Seeweg
und umfangreiche Einfuhrformalitäten. Deshalb engagierte er sich bereits sehr früh für eine Produktion
vor Ort.
„unsere Kunden erwarten
von uns sehr gute Produkte,
in verlässlicher Qualität und
zu einem angemessenen
Preis. Wirklich gemessen
werden wir aber an der
Extrameile, die wir gehen.
In diesem sinn wollen und
werden wir unsere Partnerschaft mit unseren Kunden
in nordamerika fortsetzen.“
dR. MARtIn KOMIsCHKE
CEO und Vorsitzender der
Konzernleitung der
HOERBIGER Holding AG
neugründungen in Kanada, Mittel- und
lateinamerika
Parallel dazu wuchs das Unternehmen durch Akquisitionen. Wichtige Meilensteine waren 1973 der
Erwerb der Ventilproduktions-Firma HUBCO Corporation in Fort Lauderdale, Florida. 1993 folgte der
Erwerb der Firma HARCO Manufacturing Inc. in
Denver, Colorado. Er markiert den Beginn der
Eigenfertigung von Ventilplatten aus Kunststoffen.
Mutige Entscheidungen
In der Geschichte der HOERBIGER Corporation of
America hat das jeweils verantwortliche Management immer wieder mutige Entscheidungen getroffen, um die Entwicklung der Gesellschaft voranzutreiben.
1974 bot HOERBIGER erstmals Serviceleistungen
für Kolbenkompressoren in den USA an. Den ersten
drei, durch die Akquisition eines Service-Unternehmens in Texas erworbenen Standorten in Houston,
Odessa und Baton Rouge, folgte 1977 die erste aus
eigener Kraft aufgebaute Service-Niederlassung in
Oklahoma City. Bis heute ist die Zahl der ServiceStandorte in Nordamerika, für deren Management
1990 eine eigenen Gesellschaft, die HOERBIGER
Service Inc. gegründet wurde, auf 19 gestiegen.
1967 nahm HOERBIGER im New Yorker Stadtteil
Queens die Eigenproduktion von Ventilen in den
USA auf. Mit der Ausweitung des Produktport folios
auf weitere Ventiltypen, Steuerungen und Sicherheitsprodukte wurde die Werkstatt in Queens schon
innerhalb weniger Monate zu eng. 1969 zog das
Unternehmen in eine angemessenere Produktionshalle nach Roslyn, New York, um.
In den folgenden Jahren konnte die HOERBIGER
Corporation of America das Vertrauen von immer
mehr Kunden gewinnen. Und sie wurde zum Wegbereiter der bis heute überaus erfolgreichen Entwicklung des HOERBIGER Konzerns, zunächst 1969 in
Mexiko, 1972 in Kanada und wenig später in Lateinamerika. 1976 gründete HOERBIGER ein eigenes
Unternehmen in Brasilien, 1992 in Venezuela, 1995
in Argentinien, 2001 in Bolivien und Kolumbien,
2006 in Peru, 2007 in Ecuador und zuletzt 2012 in
Chile.
2003 schließlich folgte die Akquisition von Morgan
Advanced Material Technologies in Houston, Texas.
Der Standort Houston ist nach wie vor führend bei
der Entwicklung von Ringen und Packungen und
zudem ein bedeutendes Kompetenzzentrum für
Hochleistungs-Polymere.
„sowohl bei unseren Produkten als auch bei unseren
Geschäftsmodellen, in der
Produktion und in der supply Chain dürfen unsere
Kunden in nordamerika in
den nächsten Jahren immer
wieder richtungsweisende
Akzente von der HOERBIGER
Corporation of America
erwarten. Ich danke unseren Geschäftspartnern für
das vertrauen, das sie seit
Jahrzehnten in unsere
Kompetenz und technologie
setzen.“
JOHAnn HIPFl
Leiter des Unternehmensbereichs
Kompressortechnik und Mitglied
der Konzernleitung der
HOERBIGER Holding AG
Eine der größten Herausforderungen war 1979 der
Umzug von Roslyn, New York, an den Standort Fort
Lauderdale in Florida. Es spricht sehr für die
Firmenkultur, dass 54 der damals 109 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus New York das Unternehmen nach Florida begleiteten.
technologieführer und trendsetter
In der Zusammenarbeit mit ihren Kunden hat die
HOERBIGER Corporation of America immer wieder
ihre Rolle als Technologieführer und Trendsetter
bewiesen. Bei vielen Neuentwicklungen war die
Gesellschaft treibende Kraft und Vorreiter: insbesondere bei Ventilplatten aus Kunststoff, später bei
der Entwicklung von Ringen und Packungen auf
Basis von Hochleistungs-Polymeren.
020
021
1969 | Umzug nach
1972 | Gründung der
Roslyn, New York.
HOERBIGER canada Ltd.
HoErBIGEr bezieht
HoErBIGEr eröffnet in
ein größeres
Mississauga, ontario, die
Produktionsgebäude an
erste service-niederlassung
der lumber road in
in Kanada.
roslyn, new York.
1979 | Florida.
1979 | Ventilproduktion.
HoErBIGEr zieht von
54 der 109 Mitarbeiterinnen
roslyn, new York, nach
und Mitarbeiter aus
Fort lauderdale, Florida,
new York begleiteten das
um.
unternehmen nach
Fort lauderdale.
1985 | Ein neuer
Messestand.
Mit einem zeitgemäßen
Gemeinsam mit den Kunden in Nordamerika
wurden neue Geschäftsprozesse entwickelt. Ein
Beispiel ist das Valve Selection Program, das es den
Kunden erlaubt, auf Basis der Standards von
HOERBIGER selbst Ventile auszulegen.
Design präsentiert sich
HoErBIGEr 1985 auf
den Fachmessen in
nordamerika.
„WE ARE A GOOd HOERBIGER CItIZEn.“
Im April 2013 feiert die HOERBIGER Corporation of America ihr 50-jähriges Bestehen.
HOERBIGER@MOTION sprach mit Hannes Hunschofsky, Präsident der HOERBIGER
INTERVIEW: ludwig schönefeld · FOTO: HoErBIGEr
Corporation of America.
HOERBIGER@MOTION: 50 Jahre HOERBIGER corporation of America. Was waren in
den zurückliegenden fünf Jahrzehnten die entscheidenden Meilensteine?
Hannes Hunschofsky: Nach der Gründung der HOERBIGER Corporation of America Inc.
in New York im Jahr 1963 sicher der 1973 erfolgte Umzug von der Ostküste an den heutigen Standort Fort Lauderdale in Florida. An diesem neuen Standort hatten wir die Chance,
eine sehr leistungsfähige Produktion aufzubauen. Die heute intensiv mit der Region verbundene, lokale Produktion ist das Rückgrat des Erfolgs von HOERBIGER in Nordamerika.
Wir sind sehr stolz darauf und es spricht für die Unternehmenskultur von HOERBIGER,
dass damals, Anfang der siebziger Jahre, eine Reihe von Mitarbeitern den Umzug des
Unternehmens begleitet haben und mit uns auch heute noch in Verbindung stehen.
Weitere wichtige historische Meilensteine waren die Firmengründungen in Nord-, Mittel- und Lateinamerika, die von der
HOERBIGER Corporation of America
vorbereitet und begleitet wurden:
1969 in Mexico, 1972 in Kanada,
1976 in Brasilien und darauf
folgend in vielen weiteren Ländern
Lateinamerikas.
Bei der Einführung neuer Ventilgenerationen, insbesondere des
HOERBIGER CT-Ventils, hat die
HOERBIGER Corporation of America innerhalb des Konzerns eine Vorreiterrolle eingenommen. Ebenso
wichtig war unser Beitrag zur Entwicklung der HOERBIGER PolymerVentilplatten sowie für innovative
Ringe und Packungen aus Hochleistungskunststoffen.
Die Übernahme des Standortes
1212, Milby Street von Morgan
Advanced Materials and Technology im Jahr 2003 war der Startschuss für den globalen Einstieg
HAnnEs HunsCHOFsKY
ist nach Hubert Wagner, der die HOERBIGER Corporation of von HOERBIGER in das Geschäft
America 1963 in New York gründete, der dritte Präsident
mit Ringen und Packungen. Bis
der Gesellschaft.
heute haben wir unsere Kompetenz
auf dem Gebiet der Hochleistungskunststoffe ausgebaut – bis hin zu den innovativen BCD Packungen.
Persönlich bin ich besonders stolz auf die Auszeichnung zum „Florida Manufacturer of the Year“, die uns
2008 von der Manufacturing Association of Florida
verliehen wurde.
HOERBIGER@MOTION: Was macht HOERBIGER in
Nordamerika über Jahre so erfolgreich?
Hannes Hunschofsky: Es sind vor allem die leistungsbestimmenden Alleinstellungsmerkmale unserer Produkte, die HOERBIGER weltweit und selbstverständlich auch die HOERBIGER Corporation of America hier
in Nordamerika über die Jahre zu einem wichtigen und
anerkannten Partner bei unseren Kunden gemacht
haben. Darüber hinaus tun wir alles dafür, mit innovativem Denken und Handeln die Anforderungen unserer Kunden nach höchster Qualität, schneller Verfügbarkeit und erstklassigem Service zu erfüllen. Ein
Beispiel dafür ist, dass wir mit einigen unserer Kunden
eine sehr weitreichende, automatisierte Integration
unserer Logistik-Prozesse in die Supply Chain unserer
Kunden umgesetzt haben.
HOERBIGER@MOTION: Was erwarten die Kunden?
Hannes Hunschofsky: Nach 13 Berufsjahren bei der
HOERBIGER Corporation of America bin ich davon
überzeugt, dass unsere Kunden neben Qualität und
Liefertreue vor allem einen Partner schätzen, der langfristig und zielgerichtet die Strategien der Kunden mitträgt, der offen ist für stetige Erneuerungen, der aber
auch rasch und tatkräftig Unterstützung in schwierigen Situationen bietet.
HOERBIGER@MOTION: Im Laufe der vergangenen
Jahrzehnte hat die HOERBIGER corporation of
America für die Entwicklung einer Reihe weiterer
Das CP-Ventil ist im Bereich der Kompressorventile die jüngste Innovation von HOERBIGER.
1993 | ISO 9001
HOERBIGER Gesellschaften die Patenschaft
übernommen, insbesondere für die Gesellschaften
in Lateinamerika. Sie alle sind in ihren Märkten
sehr erfolgreich. Welche Stärken hat die Marke
HOERBIGER, dass ihr Kunden in Nord- und
Südamerika so sehr vertrauen?
Hannes Hunschofsky: Die HOERBIGER Corporation
of America ist aufgrund ihrer technologischen Stärke,
aber auch aufgrund ihrer Nähe zu den regionalen
Märkten in Nord-, Mittel- und Lateinamerika das
Rückgrat für den Auf- und Ausbau unserer Produktions- und Serviceaktivitäten in der gesamten Region
Amerika. Hier zahlt sich unser Engagement in der
Vergangenheit aus: 50 Jahre Partnerschaft mit unseren Kunden, innovative Produkte, kundennaher
Service und das alles geprägt und getragen von
hochmotivierten, engagierten Führungskräften, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
HOERBIGER@MOTION: Was sind die wichtigsten
Herausforderungen für die HOERBIGER corporation
of America in der Zukunft?
Hannes Hunschofsky: Einerseits die Globalisierung
unserer Kunden und die damit verbundene Notwendigkeit, nicht nur hier vor Ort in den USA, sondern
weltweit den gleichen, hohen Service-Standard zu gewährleisten, den unsere Kunden mit der Marke
HOERBIGER verbinden. Darüber hinaus wird das,
durch die Schiefergas-Förderung getriebene, starke
Wachstum im Erdgasbereich auch in den nächsten
Jahren zu zusätzlichen Herausforderungen führen.
Um dieses Wachstum zu begleiten, ist der rechtzeitige
Auf- und Ausbau unseres Unternehmens mit qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für
HOERBIGER ein wichtiger Aspekt. Wir sind mit unseren Produkten, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und unserer Organisation bestens gerüstet,
um uns den großen Herausforderungen in unseren
Märkten zu stellen: der Erhöhung der Verfügbarkeit
und Effizienz von Kolbenkompressoren, Motoren und
rotierenden Maschinen sowie der weiteren Reduktion
diffuser Emissionen durch diese Maschinen. Darüber
hinaus werden wir weiter an innovativen Geschäftsmodellen arbeiten, um den Erwartungen unserer Kunden
in jeder Hinsicht auch in Zukunft zu entsprechen.
Wesentliche Entwicklungsarbeit für den innovativen
Aktuell wird dieses Ventil auch in Nordamerika in den Markt eingeführt. Es zeichnet sich durch eine
HOERBIGER BCD-Ring leistete das Werk in
hohe Effizienz und Standfestigkeit aus. Sein Herzstück ist die aerodynamisch profilierte Ventilplatte
Houston. Die Lebensdauer eines BCD-Dichtrings
aus einem in der HOERBIGER Forschung entwickelten, kohlefaserverstärkten Kunststoff. Sie
liegt etwa zwei- bis dreimal höher als bei bisherigen
gewährleistet niedrige Wartungskosten und hohe Standzeiten. Das Fundament für die Entwicklung
Lösungen, die in der Regel problemlos durch den
von Ventilplatten aus Kunststoff wurde bei der HOERBIGER Corporation of America gelegt.
BCD-Dichtring ersetzt werden können.
Zertifizierung.
HoErBIGEr richtet alle
Geschäftsprozesse konsequent
an den anforderungen der
internationalen Qualitätsnorm
Iso 9001 aus. Über 20 Jahre
besteht das unternehmen alle
Wiederholungs-audits mit
Bravour.
1998 | Einführung des
Mt-Materials.
Im Januar 1998 wird ein
neues Polymer-Material
für Ventilplatten und
-dichtungen eingeführt:
HoErBIGEr Mt.
022
1998 | HOERBIGER und
Altronic entwickeln das
„HIGH PRESSURE FUEL
INJEctION SYStEM“.
Das elektrische Einspritzventil
und das elektronische
Kontrollsystem werden zur
Hochdruck-Einspritzung
bei großen Erdgas-Motoren
eingesetzt.
2003 | Houston
1212 Milby Street.
am 1. september 2003
übernimmt HoErBIGEr
den standort Houston von
Morgan advanced Materials
and technology – und wird
damit ein führender
anbieter von ringen und
Packungen.
023
2005 | 3X Material.
HoErBIGEr stellt das in
der eigenen Forschung
entwickelte 3X Material vor,
eine weitere Innovation für
Hochleistungs-Ventilplatten
und -dichtungen.
Preiswerte, verfügbare und saubere
In der jüngsten Vergangenheit setzte sich die HOERBIGER
Corporation of America innerhalb des Unternehmensbereichs
Kompressortechnik an die Spitze des Projektes Masterplan
Produktion. Ziel dieses Projektes war die Entwicklung weltweit
standardisierter Prozesse in der Produktion.
2008 | Florida
Energie ist eine der wichtigsten
Manufacturer of the Year.
voraussetzungen für Wohlstand. die
HoErBIGEr wird mit dem
riesigen schiefergas-vorkommen der
Florida Manufacturer of the
Year award ausgezeichnet.
Welt verändern global den Energiemix
und beflügeln den traum von einem
Kundennähe und faire Partnerschaft
„goldenen Gaszeitalter“. Geo- und
Von Anfang an war die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit
den Kunden ein prägendes Element der Marke HOERBIGER in
Nordamerika: vom Aufbau der lokalen Produktion in den USA
Ende der 1960er-Jahre bis zum „Field Engineering“. In diesem
neuen Geschäftsmodell erarbeiten Ingenieure von HOERBIGER
für und gemeinsam mit den Kunden technische Lösungen für
schwierige Herausforderungen im Feld.
energiepolitisch werden die Karten
global neu gemischt.
024
2009 | HOERBIGER
akquiriert Altronic, Inc.
025
HoErBIGEr übernimmt
Hinter diesem Engagement steht ein Geschäftsverständnis, für
das Hannes Hunschofsky, President der HOERBIGER Corporation of America, den Begriff „faire Partnerschaft“ nutzt: „Fairness ist einer unserer Unternehmenswerte“, so Hunschofsky.
„Wir interpretieren den damit verbundenen Anspruch als langfristig ausgeglichene Balance der Vorteile unserer Unternehmenstätigkeit für alle Beteiligten – Kunden und Lieferanten,
Shareholder, Management und Mitarbeiter.“
Because Performance counts
Seit ihrer Gründung im Jahr 1963 konnte die HOERBIGER
Corporation of America mit innovativer Technologie, hohen
Qualitätsstandards, zuverlässigen Lieferanten und ebenso engagierten wie zuverlässigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
das Vertrauen aller Hersteller und Anwender von Kolbenkompressoren in Nordamerika gewinnen.
altronic, Inc. in Girard, ohio
zum 1. Januar 2009 und
REPORt vOn G. AllEn BROOKs:
GOldEn AGE OF GAs
seite
26
WEltKARtE:
dIE sCHIEFERGAs-GEWInnER
seite
30
IM dIAlOG:
HOERBIGER und dIE
sCHIEFERGAs-REvOlutIOn
seite
34
IntERvIEW MIt
PHIlIP WHIttAKER:
„Es GIBt EntsCHEIdEndE
untERsCHIEdE“
seite
35
HIntERGRund:
vOn MAltHus BIs PEAK OIl
seite
37
EssAY vOn dIRK MAxEInER:
ZWIsCHEn nACHHAltIGKEIt
und WAndEl
seite
38
baut damit das
Geschäftsfeld Engine
solutions nachhaltig aus.
2010 | Produktionsbeginn für den BcD Ring.
In Houston beginnt
HoErBIGEr mit der
Produktion des Balance
Cap Design Packing rings.
Der BCD ring sorgt bei
Kolbenkompressoren für
signifikant geringere
Gasleckagen.
2012 | Emerald Award.
Die HoErBIGEr
Corporation of america wird
für ihr recycling Engagement mit dem Emerald
award ausgezeichnet.
dOssIER
Dossier
REPORT
Golden
Age of Gas?
Revolutionen beginnen meist mit einem Big Bang –
die amerikanische mit Schüssen auf ­Lexington, die
französische mit dem Sturm auf die Bastille und
die russische mit der Eroberung des Winterpalastes.
Ganz anders die Schiefergas-Revolution. Sie
schlich sich leise an. Gleichsam „auf Samtpfoten“,
so wie der amerikanische Schriftsteller Carl
Sandburg einmal das Aufziehen eines Nebels
­beschrieb.
TEXT: G. Allen Brooks
T
PORTRAIT
rotz ihres katzengleichen Er-
sind das ­Ursprungsgestein für Erdöl und
scheinens stellt diese Revolution
Erdgas. Mit anderen Worten: Das im
das Denken im Energiebereich
Schiefer ­eingebettete Erdöl und Erdgas
auf den Kopf. Fast nichts ist
wanderte langsam in Becken und konnte
mehr, wie es war. So manche für sicher
somit ­konventionell gefördert werden.
gehaltene Zukunftsprognose landet auf
dem Müll der gescheiterten Vorhersagen.
Schieferformationen wurden in der Ver-
Für viele wirtschaftliche Akteure tun sich
gangenheit als „wertlose Zonen“ betrach-
neue Chancen auf, andere geraten in
tet und von den Bohrteams gemieden.
­Bedrängnis.
Geologen und Erd­ölingenieure kannten
die Formationen, hätten allerdings im
Wie kam es zu dieser ebenso überra-
Traum nicht daran gedacht, dass sie uns
schenden wie dynamischen Entwicklung?
eines Tages Erdgas liefern würden.
Das Fundament bildete zunächst einmal
Der große Schiefergas-Pionier war
die Tatsache, dass die Schiefergas-­
der heute 93-jährige texanische Ölsucher
Formationen Amerikas seit langer Zeit
und Milliardär George Mitchell. Vor rund
wirklich gut erforscht sind. Sie liegen in
30 Jahren sah er das Problem auf sich
der Regel einige Etagen unter den meis-
­zukommen, dass seine Gasfelder in ab-
ten Kohlenwasserstofflagerstätten und
sehbarer Zeit versiegen würden. Aus der
G. Allen
Brooks
G. Allen Brooks (65) v­ erfügt über mehr als 40
Jahre Berufserfahrung
als Analyst und ­Berater
von Energieversorgungsunternehmen sowie als
Manager und Aufsichts-
FOTO: © Gittings
ratsmitglied von mehreren
in der Ölförderung tätigen Service-Unternehmen. Er gilt als ­eine der
­kompetentesten und ­einflussreichsten Stimmen im amerikanischen
­Energie-Sektor. Seit 2005 ­arbeitet Brooks als Managing Director im Consulting der Investmentbank Parks Paton Hoepfl & Brown, die sich stark im
­Ölgeschäft engagiert. Für die Investmentbank schreibt Brooks auch den
Newsletter „Musings from the ­Oil Patch“, der zur Pflichtlektüre der
Branche ­gehört. Brooks lebt mit seiner Familie in Houston, Texas.
Not wurde eine Vision geboren: Mitchell
wollte versuchen, die Barnett-Shale-Formation in Texas zu erschließen. Das galt
unter Fachleuten als hoffnungs­loses Unterfangen, als „lost cause“. Doch der
­gelernte Geologe ließ sich nicht beirren. ­
In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts begannen er und seine Mitarbeiter mit ihren Experimenten. Mit Hilfe
der staatlichen amerikanischen Bohr­
forschung, und der Unterstützung eines
­privaten Erdgas-Industriekonsortiums
startete Mitchell ein „Trial and Error“-­
Programm, um die Barnett-Schieferformation zu erschließen.
­
Die Geologie dieser alten Lagerstätte war
sehr gut bekannt. Mitchell entschied sich
dafür, gerade bis hinunter zum Schiefer
Das galt damals als die beste ­Methode,
FOTO: Damien Donck
„Außer den
Vorteilen für
Amerika hat
Schiefergas
das Potenzial,
die gesamte
Geopolitik ­
in Sachen
Energie zu
­verändern.“
Fareed Zakaria
CNN World, Atlanta
um das Gestein zu brechen. ­Die Ausbeute war aber so gering, dass Mitchell und
seine Forscher sich entschlossen, den
Schiefer durch hydraulisches Aufbrechen
(Fracking) ­weiter zu behandeln. Dabei
­werden große Mengen Wasser und
­Chemikalien mit hohem Druck in die
­Gesteinsformation gepresst.
Die Ingenieure verfolgten gebannt, wie die
Bohrlöcher begannen, erhebliche Mengen
an Erdgas freizusetzen. Das Experiment an
sich war erfolgreich, die Methode ­deshalb
aber noch lange nicht wirtschaftlich.
zu bohren und anschließend horizontal
Der Erdgasboom in den Vereinigten Staaten ist auch einer leistungsfähigen Infrastruktur zu verdanken. Zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen
sind auf die Suche und Erschließung von Energievorräten spezialisiert. Tausende verfügbare Bohranlagen und ein gut ausgebildetes nationales
­Pipeline-Netzwerk sind weitere Stärken Amerikas. FOTO: fotolia
fortzufahren, um zu sehen, ob das einge-
Mitchells Unternehmen begann, die
bettete Erdgas auf diese Weise freigesetzt
Methode durch weitere Versuche zu
werden könne.
­verfeinern. Wie lang sollte »
026
027
» ein Fracking-Abschnitt idealerweise
Gleichsam offiziell wurde die „Schiefergas-
Wettbewerb um die Erschließung von
Und es gab genügend Investoren, die be-
Produzenten wird jetzt sein, die Nachfrage
sein? Wie viel ­Flüssigkeit ist optimal? Wel-
Re­volution“ im Jahr 2006. Das amerikani-
Schieferformationen entbrannt,
reit w
­ aren, mit auf die Zukunft zu wetten.
nach Schiefergas als sauberen, fossilen
che Chemika­lien bringen das beste Ergeb-
sche „Potential Gas Committee“, das der
­inzwischen sind die Explorateure weltweit
nis? Mit ­welchem Druck sollte gearbeitet
­Colorado School of Mines angegliedert ist
unterwegs.
werden? Wie viele Bohrlöcher sollten an-
und das Ressourcenpotenzial der
gelegt ­werden?
­Vereinigten Staaten bereits seit 1964
Brennstoff zu steigern. Dabei kann man
aus historischen Fehlern lernen.
Der Geldsegen am Ende des Gas-Schiefer-Regenbogens war so verlockend, dass
Das Geheimnis der amerikanischen
­Schiefergas-Revolution basiert auf der
die Investoren den Unternehmen das
Die riesigen, in den vierziger Jahren des
­beurteilt, sprach in einem Bericht von
Geld bereitwillig zur Verfügung stellten. Im
letzten Jahrhunderts entdeckten konventi-
Letztendlich konnte über Versuch und
­ungefähr 200 Billionen Kubikfuß (Tcf)
­lückenlosen Kenntnis der Geologie und
Gegenzug ­erhielten sie nicht viel mehr als
onellen Erdgasvolumen verliehen der In-
­Irrtum ein Standardschema entwickelt
­potenzieller Schiefergas-Ressourcen. Be-
­einer großen Anzahl unabhängiger kleiner
Versprechungen und Hoffnungen. In der
dustrie schon einmal einen Impuls, Gas
werden, das ausreichende Gasvolumen
reits zwei Jahre später hatte sich dieses
und risikofreudiger Unternehmen im Erdöl-
Folge produzierten noch mehr Bohrbrun-
als günstigen, sauberen Brennstoff für die
produzierte, um das Verfahren rentabel
potenzielle Volumen mehr als verdreifacht
und Erdgasbereich.
nen noch mehr Erdgas, was die Preise
Heizung von Häusern und im Haushalt zu
zu machen.
und erhöhte sich bis 2010 um weitere 12
weiter drückte.
fördern. Pipelines mit großem Volumen
Prozent.
Was als einsames Experiment einer
einzelnen Firma begann, setzte eine
Die Aussicht auf einen neuen Energie-
Revolution in Gang, die den Energiekurs
boom und die damit verbundenen Milliar-
der Vereinigten Staaten von Nordamerika
dengewinne löste einen internationalen
Solides Forschungswissen, unternehmeri-
wurden installiert, um Erdgas aus den
sches Know-how und Mut ergänzen sich
Es gibt inzwischen einige Lehren aus
südwestlichen Regionen und von der
erfolgreich.
­diesen Erfahrungen. Erstens: Das
Golfküste in die mittleren und nordöstli-
­Erschließen von Schiefergas erfordert
chen Staaten zu befördern. Ein aufgrund
Anfänglich sicherten die h
­ ohen Erdgas-
Bohr- und Produktionsrausch aus. Ausge-
preise das Cashflow-Polster für eventuelle
teres Verbesserungspotenzial hinsichtlich
veränderten sollte.
hend von Nordamerika ist ein heftiger
Rückschläge. Ein wichtiger Erfolgsfaktor
der Bohr- und Fertigstellungstechniken,
war auch die Bereitschaft von Grundbesit-
um Kosten zu reduzieren.
zern, die über Abbaurechte unter Tage
verfügten, entsprechende R
­ isiken mitzu-
Das riesige ­Volumen der nordamerikani-
tragen. Und noch zwei A
­ spekte trugen
schen ­Schiefervorkommen macht auch
zum Durchbruch in Nordamerika bei: ­Das
große ­Investitionen langfristig rentabel.
Vorhandensein eines großen nationalen
Aufgrund dieser Faktoren entschieden
Pipeline-Netzes sowie die Verfügbarkeit
sich große integrierte Ölfirmen (IOCs) und
von genügend Bohranlagen, die diese
nationale Ölfirmen (NOCs) in das Ge-
technische Herausforderung bewältigen
schäft einzusteigen. Sie verfügen über
konnten.
große finan­zielle Ressourcen und sind es
gewohnt, in beträchtliche Forschungs-
FOTO: Pressefoto
„Nordamerika
steht an
vorderster
Front einer
rasanten
Transformation
der Öl- und
Gasproduktion,
die alle
Weltregionen
­beeinflusst.“
Maria van der
Hoeven
Exekutivdirektorin der
­Internationalen Energie
Agentur (IEA), Paris
stickte jedoch neue Bohrvorhaben. Bald
sah sich das Land mit Versorgungs-Engpässen konfrontiert.
Aktuell sagt Christophe de Margerie,
­Vorsitzender und Geschäftsführer von
­Total S.A. deshalb, dass sein Unternehmen Schiefergasbohrungen in der texanischen Barnett-Shale-Formation aufgrund
der niedrigen Erdgaspreise solange auf Eis
lege, bis die Preise wieder rentabel seien.
Sein Unternehmen habe auf der Basis
von 6 US-Dollar pro British Thermal Unit
Doch dann geschah etwas Paradoxes:
und Entwicklungsprogramme zu investie-
Alle mussten lernen, dass der Erfolg der
ren. Darüber hinaus ist ihr Kapitalaufwand
Schieferrevolution seine eigene Basis
im Verhältnis geringer, als der der kleinen
­untergrub – hohe Gaspreise. In weniger
Explorations- und Produktions-Unterneh-
als zwei Jahren fielen die Erdgaspreise in
men. Das kommt ihnen im Kampf gegen
diese nicht rentabel ist. Die Felder wird es
den USA von über 12 auf weniger als 3
die niedrigen Erdgaspreise zugute. Auch
weiterhin geben, die Bohrgenehmigungen
US-Dollar pro tausend Kubikfuß (Mcf).
erschien die Schiefergas-Revolution ge-
werden immer noch gültig sein und die
Was anfangs komfortable Gewinne brachte,
nau zum richtigen Zeitpunkt am ­Horizont.
Produktion wird wieder anlaufen, wenn
wurde plötzlich wieder unrentabel. Opti-
Die großen Ölfirmen hatten zu dieser Zeit
die Gaspreise auf ein Niveau zurückge-
mistische Manager der Explorations- und
nur wenig andere attraktive Investment-
hen, das über den Kosten liegt.“
Produktions-Unternehmen setzten jedoch
Möglichkeiten.
darauf, dass sich die Erdgaspreise schnell
Schematische Darstellung einer Bohrung. ILLUSTRATION: fotolia
staatlicher Regulierung niedriger Preis er-
erheb­liches Kapital. Zweitens: Es gibt wei-
und der weltweiten Öl- und Gasindustrie
028
(Btu) investiert, doch die Preise sind nun
auf 3,20 US-Dollar pro Btu, also etwa die
Hälfte, gesunken: „Ich sehe keinen Sinn
und Zweck in einer Investition … wenn
Dieses Vorgehen wird zunehmend zur
wieder erholen würden. Um weitermachen
Die entscheidende Herausforderung
Maxime für große Explorations- und
zu können, wurden Kredite aufgenommen.
für die nordamerikanischen Schiefergas-­
Produktions-Unternehmen werden, »
029
+26,2%
25%
20%
15%
Öl -und Gasförderung
10%
5%
0%
Zahl der nichtlandwirtschaftlichen -2,3%
Beschäftigten in den USA
-5 %
Die Schiefergas-Gewinner
Bestätigte Vorkommen
in Billionen Kubikfuß
Bevölkerungsdichte
in Menschen pro
Quadratkilometer
die landkarte der globalen Energievorräte wird neu gezeichnet.
unter China, nordamerika und Argentinien schlummern die größten
schiefergas-vorkommen der Welt, es gibt aber zahlreiche weitere
Gewinner.
-10 %
2008 2009 2010 2011 2012 2013
228
Aufwärtstrend: Arbeitsplätze rund um das Erdgas-
8
geschäft (usA). Quelle: U.S. Bureau of Labor Statistics
Milliarde
Btu
2011
Historie
Erwartungen
35
30
Erdgas
25 Kohle
20
15
flüssiger Kraftstoff
10
Nuklear
5
Wasserkraft
0
1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040
Strom
aus erneuerbaren Energien
388
102
34
108
16
14
12
10
8
6
4
2
0
42
Polen
74
ukraine
140
usA
862
libyen
59
Erdgas und erneuerbare Energien gewinnen (usA).
Quelle: www.eia.gov
deutsch- 187
land
Frankreich
3
Kanada
123
Mexiko
15
681
231
Algerien
China
1275
030
031
4
290
in US-Dollar / $2012 per 1,000 cu. ft
Brasilien
24
226
3
Australien
2002 2004 2006 2008 2010 2012
volatil: der reale Erzeugerpreis von Erdgas (usA).
Quelle: ELA
6.000
15
774
Argentinien
396
40
485
südafrika
in Mio. Tonnen
5.800
5.600
5.400
5.200
5.000
1992 1996 2000 2004 2008 2012
Abwärtstrend: die Kohlendioxidemissionen (usA)
sinken dank Erdgas. Quelle: Department of Energy
QUELLE: Citigroup, Bloomberg
» die es sich leisten können, abzuwarten.
Auch die Vorbereitungen für den Export
ge nach Gas weltweit zwischen 2010 und
Dies wird die Erdgaspreise letztendlich
von Erdgas aus den USA in Form von
2035 um mehr als ­50 Prozent steigen
wieder steigen lassen.
Flüssig-Erdgas (LNG) laufen bereits. ­
wird. Unkonventio­nelles Gas wird 32 Pro-
Die Regierung in Washington ­genehmigte
zent der Nachfrage decken, gegenüber
bereits zwei Exporteinrichtungen.
14 Prozent zum ­gegenwärtigen Zeitpunkt.
Ein im Regierungsauftrag erstellter
Bericht widmet sich den potenziellen
Global gibt es einige wesentliche
­Unterschiede gegenüber den Verhältnis-
Auswirkung von erhöhten LNG-Exporten
sen in Amerika. So sind die internationa-
auf den e­ inheimischen Markt und die
len S
­ chiefergas-Vorkommen bei weitem
­heimischen Gaspreise. Die Studie ergab,
nicht so gut erforscht wie die amerikani-
dass ­umfangreichere LNG-Exporte keine
schen. Ein ungelöstes Problem ist in vie-
­negativen Auswirkungen auf die inländi-
len Ländern auch die Trennung von Ober-
schen Erdgasvorräte und -preise haben
flächen-Grundbesitz und unterirdischen
werden. Doch dies ist umstritten. Eine
Vorkommen. Wenn die Bodenschätze un-
neue, aus Anwendern von chemischem
ter ihrem Areal den Landbesitzern nicht
und industriellem Gas bestehende Organi-
gehören, gibt es für sie kaum Anreiz, mit
Fuhrparks, der einen zentralen Ort ver-
sation, möchte die neuen Exportterminals
der Gasindustrie zusammenzuarbeiten,
lässt und auch wieder dorthin zurück-
am liebsten verhindern: Die Erdgasvorräte
die an einer Nutzung der Schiefergas-
kehrt, ist mit überschau­baren Mitteln zu
sollten im Lande bleiben, um die Preise
Ressourcen interessiert sind. Auch ist in
bewerkstelligen. Auch die Einrichtung von
niedrig zu halten. Eine aufgrund billiger
vielen L­ ändern die Infrastruktur bei wei-
Russland, das über bedeutsame Schiefer-
Erdgas in Europa erscheint. Die ersten
Erdgastankstellen und Tankeinrichtungen
Energie florierende Industrie sei volks­
tem nicht so gut ausgebildet wie in den
vorkommen verfügt, hat diese bisher nur
amerikanischen LNG-Verträge sind zu
an Lastwagenrast­stätten auf den High-
wirtschaftlich wichtiger als zusätzliche
USA, es fehlt an geeigneten Bohranlagen
langsam erschlossen und verlässt sich
Preisen abgeschlossen worden, die mit
ways ist absehbar. ­Im Nutzfahrzeug-Sek-
Gasexporte.
und Pipeline-Netzen.
stattdessen auf seine alten, großen kon-
den einheimischen, derzeit sehr niedrigen
ventionellen Gasfelder für die Versorgung
Erdgaspreisen in den Vereinigten Staaten
Auf längere Sicht müssen die Erdgasproduzenten daran arbeiten, neue Märkte
für Erdgas zu erschließen, einschließlich
des Exports.
Bis dato hat Gas in den USA ­bereits Kohle
als Hauptbrennstoffversorgungsquelle für
die Stromerzeugung ­verdrängt. Erdgas ist
nicht nur kostengünstiger als Kohle, es
emittiert auch ­weniger Schadstoffe. Jetzt
ist die Erdgasindustrie dabei, ihren Marktanteil im ­Verkehrswesen zu erhöhen.
Eine Infrastruktur zum Auftanken eines
FOTO: Thomas Fasting, Shell
„Europa muss
sich darüber
im Klaren sein,
dass es auch
um die Wettbewerbsfähigkeit seiner
­Industrie
geht.“
Peter Voser
CEO Royal Dutch Shell,
Den Haag
tor lässt sich Erdgas ­schneller kosten­
deckend etablieren als im allgemeinen
Personenverkehr. Die gigantische amerikanische Automobilflotte ist aber sicherlich das Endziel der Bemühungen.
Die Erschließung neuer SchiefergasVor­räte zwingt auch die Anbieter konventionellen Erdgases, ihre Infrastruktur zu
modernisieren oder neu zu installieren.
Für den Markt rund um Pipelines und
Kompressoren wird prognostiziert, dass
dieser eineinhalb bis zwei Mal so schnell
wie die übrige Wirtschaft der Vereinigten
Staaten wachsen wird. Zulieferer und
­Ausrüster dürfen sich auf einen robusten
Markt freuen.
FOTO: © John Harrington
„Erdgas und
erneuerbare
Energien
ergänzen sich
sehr gut. Ich
glaube es ist
machbar: In den
nächsten 30
Jahren ­werden
wir 50 Prozent
erneuerbare
Energien
­haben und 50
Prozent Gas.“
Rohne Resch
CEO Solar Industries
­Association, Washington
024
032
Die amerikanische Truck-Flotte und große Fuhrparks gelten als erste Anwärter für eine
Umstellung auf Erdgasbetrieb. FOTO: fotolia
Der Erfolg der nordamerikanischen
­Schiefergas-Revolution macht weltweit
Die beiden aussichtsreichsten internatio-
der europäischen Kunden. Russland ver-
in direkter Verbindung stehen und nicht
nalen Märkte für Schiefer sind China und
fügt über ausgedehnte Pipelines mit gro-
an den hohen Ölpreis gekoppelt sind. ­
als ein Vorbote eines „goldenen Zeitalters
Europa. China, das angeblich über die
ßer Kapazität zum Transport von Erdgas.
des Gases – The Golden Age of Gas“
weltweit größten Schiefergasvorkommen
Deshalb ­fürchtet man die neue Konkur-
Auch das teurere ­flüssige Erdgas aus dem
Schlagzeilen. Nach einer Studie der U.S.
verfügt, lenkt drastische Summen in seine
renz. Die finanziellen Probleme der Euro-
Nahen Osten und Afrika wird Marktanteile
Energy Information Adminstration aus
Bohrarbeiten. Chinesische Unternehmen
Zone haben sich obendrein in einer nied-
an das amerikanische flüssige Erdgas
dem Jahr 2011, in der 42 Schieferlager-
haben aggressiv investiert, um Techno­
rigeren Nachfrage nach Gas der
(LNG) verlieren.
stätten in 32 Ländern untersucht wurden,
logien und Herausforderungen des
Mitgliedstaaten niedergeschlagen. Preis-
gibt ­es weltweit etwa die gleichen Mengen
­Business zu beherrschen. Bislang sind
günstige Kohle, die durch noch preisgüns-
Die Schiefergas-Revolution ­in Nord­
an unkonventionellem und konventionel-
sie noch von westlichem Know-how und
tigeres nordamerikanisches Schiefergas
amerika wirbelt den Weltenergiemarkt
lem Gas. Bei derzeitigen Verbrauchsraten
internationalen Dienstleistungsfirmen
vom Energiemarkt der Vereinigten Staaten
kräftig durch. Unternehmen, die der
­verfügt die Welt über einen Gasvorrat von
­abhängig, um von diesen zu lernen. ­
verdrängt wurde, ­gewinnt einen zuneh-
Erdgas­industrie gute Produkte und Lösun-
mehr als 116 Jahren.
In Europa ist die Situation komplizierter.
menden Anteil auf dem europäischen
gen ­anbieten, dürften zu den wirtschaftli-
Die Bedenken über Umweltrisiken durch
Energiemarkt.
chen Siegern dieser Revolution zählen. «
Eine andere Studie der Internationalen
Schiefergas haben mehrere europäische
Energieagentur (International Energy
Länder dazu veranlasst, Hydrofracking zu
Der ­russisches Gaspreis wird unter Druck
Agency, IEA) sagt aus, dass die Nachfra-
verbieten.
­geraten, wenn amerikanisches, flüssiges
033
Dr. Bernhard Spiegl
Head of R & D and Technology
HOERBIGER Kompressortechnik
Holding GmbH
STAT E M E NTS
HOERBIGER im Dialog
Produkte und das Know-how von HOERBIGER spielen seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle
bei der effizienten und umweltfreundlichen Nutzung von Erdgas. Welche Auswirkungen hat
das „Golden Age of Gas“ auf HOERBIGER? FOTOS: HOERBIGER
Johann Hipfl
Mitglied der Konzernleitung und
Leiter des Unternehmensbereichs
Kompressortechnik
HOERBIGER Holding AG
Fortschritt braucht Verantwortung.
„Erdgas ist ein Energieträger mit
Zukunft: Die Internationale
Energieagentur (IEA) mit Sitz in
Paris schätzt die weltweit nutzbaren
Ressourcen aktuell auf 752 Billionen Kubikmeter. Erdgas leistet
darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Kohlendioxid-Reduktion, weil es deutlich sauberer als andere fossile Energieträger ist.
Die Treibhausgas-Emissionen von Gas liegen bei etwa der Hälfte
des Kohlendioxid-Ausstoßes von Kohle. Länder, die auf Erdgas
setzen, haben in ihrer weiteren Entwicklung einen Kosten- und
damit auch einen Wettbewerbsvorteil. Im Sinne einer nachhaltigen globalen Entwicklung sollten wir auf Gas als umweltfreundlichen Energieträger setzen. Die heute zur Verfügung stehenden
Fördermethoden für Erdgas machen sowohl konventionelle Gas­
vorkommen als auch Schiefergas sicher und umweltverträglich erschließbar. Internationale Standards fördern gezielt effiziente und
umweltschonende Technologien. Die IEA beispielsweise, der sich
inzwischen 28 Staaten angeschlossen haben, hat 2012 unter dem
Titel ‚Golden Rules for a Golden Age of Gas‘ einen Verhaltenskodex
für eine gesellschaftlich und ökologisch verträgliche Nutzung von
Schiefergas entwickelt. Wenn die technisch verfügbaren Verfahren im Sinne dieses Kodex verantwortungsbewusst eingesetzt
werden, erwarte ich, dass die Unternehmen, Politik und Gesellschaft in Abwägung aller Argumente zu dem Punkt kommen werden, Schiefergas als ökologisch sinnvolle Alternative zu Öl und
Kohle, vor allem aber auch zur Atomenergie, zu akzeptieren.“
Dr. Peter Steinrück
Leiter des Zentralbereichs
­Forschung und Entwicklung
HOERBIGER Holding AG
Effizienz erwächst aus
permanenter Infragestellung.
„Ein Beispiel für unsere Kompetenz in Sachen E
­ ffizienz ist
die HOERBIGER eHydroCOM,
eine elektronische Ventilsteuerung für die Regelung von
Großkompressoren. Solche Kompressoren werden bei der
Speicherung von Erdgas, aber auch bei der Entschwefelung
von Kraftstoffen eingesetzt. Mit einem typischen Kompressor
wird mit e­ iner solchen Regelung innerhalb von 12 Monaten
die ­Leistung einer großen Windkraftanlage eingespart.“
Dr. Gunther Machu
Head of Global
Product Management
Compressor Solutions HOERBIGER
Ventilwerke GmbH & Co KG
Habe Mut zur Zukunft.
„Die größte Herausforderung für
­unsere Produkte sind die im
Schiefergas in weitaus ­höherem Maß
­enthaltenen flüssigen Bestandteile
sowie mit dem Gas-Flüssigkeits-­
Gemisch geförderte Sedimente. Deshalb mussten wir für die
Schiefergasförderung spezielle Ventile entwickeln. Damit
waren in der Forschung und Entwicklung erhebliche Investitionen
verbunden – ein Entwicklungsaufwand, der in den nächsten
Jahren im Markt wieder eingespielt werden muss.“
I NT E R V I E W
„Es gibt entscheidende Unterschiede“
Erkenne die Chancen hinter der Chance. „HOERBIGER
hat sich der zuverlässigen, umweltfreundlichen und
nachhaltigen Nutzung und Bereitstellung von Energie
verpflichtet. Technologisch sehen wir die Chance, die
weltweite Kompressorflotte technisch aufzuwerten und
damit auch Effizienz und Umweltverträglichkeit deutlich
zu verbessern. Für Schiefergas werden derzeit von
nahezu allen Herstellern neue Kolbenkompressoren
entwickelt. HOERBIGER entwickelt dafür neue Ventile
und Dichtungen. Sie führen zu weit geringeren
Leckageverlusten. Wir sind sehr daran interessiert, dass
neue Technologien wie die Schiefergastechnologie
unter angemessenen Umweltauflagen eingeführt werden,
denn der Einsatz fortschrittlicher Technik kann die
Nutzung der heute verwendeten Energie wesentlich
effizienter und umweltfreudlicher gestalten. Ökonomie
und Ökologie profitieren davon gleichermaßen.“
Wage das Neue, aber schätze das Alte nicht gering. „Wir sind weltweit einer der führenden Hersteller
von Ventilen für Kolbenkompressoren. Kolbenkompressoren werden sowohl für die Förderung und
den Transport von konventionell gefördertem Gas eingesetzt als auch zur Förderung und zum
Transport von unkonventionell gefördertem Gas – so auch von Schiefergas. Insbesondere in den USA
investiert die Gasindustrie derzeit intensiv in neue Anlagen zur Förderung von Schiefergas. Investitionen in
die ­bestehenden Altanlagen werden derzeit eher zurückgestellt. Nach einigen Jahren wird, sobald die ­
im Schiefergas eingesetzten neuen Kolbenkompressoren gewartet werden müssen, das Pendel wieder
­zurückschwingen.“
Die Europäer schauen gebannt auf den Shalegas-Boom in den USA, reagieren aber
selbst vorsichtiger und verhaltener auf die neue Entwicklung. Philip Whittaker von der
Boston Consulting Group analysiert, warum das so ist.
INTERVIEW: Dirk Maxeiner
Laut britischen Medienberichten soll Großbritannien Schiefer-
Die Nachfrage und der Wunsch nach sauberen, unabhängi-
gasvorkommen für 1.500 Jahre haben. Hat Europa tatsächlich
gen Energiequellen ist in Europa sicher stark, insbesondere auf-
derart bahnbrechende Reserven?
grund der Verpflichtung zum Klimawandel und ­aufgrund der
Wenn wir ehrlich sind, müssen wir sagen, dass wir über mögli-
Abhängigkeit von den Energieressourcen aus ­politisch wenig
che Schiefergasvorkommen außerhalb der USA nur wenig
stabilen Regionen. Aber beim Schiefergas gibt es entschei-
­zuverlässige Informationen besitzen. Es gibt praktisch in jeder
dende Unterschiede, die wahrscheinlich dazu ­führen, dass die
Woche neue Schätzungen. Sie schwanken erheblich, unser
Schiefergasförderung in Europa wesentlich langsamer voran-
geologisches Wissen ist immer noch sehr beschränkt. Selbst
schreiten wird, als dies in den USA der Fall ist. Dazu gehören
in r­ elativ gut erforschten Gebieten, zum Beispiel in Polen,
eine größere Bevölkerungsdichte, weniger Industrieverbun-
reicht die Anzahl der Probebohrungen bei Weitem noch nicht
denheit und eine stärkere Umweltlobby. Diese Faktoren
aus, um zuverlässige Aussagen über die kommerzielle Ver­
werden den Zugang zu Land und unter dem Meeresboden –
wertbarkeit der vorhandenen Ressourcen machen zu können.
das ist auch in den USA eine Herausforderung – in Europa
Und dennoch: In einigen Regionen sieht es wirklich vielver-
noch schwieriger gestalten. Es fehlen teilweise auch Mittel
sprechend aus, insbesondere in Polen, in der Ukraine und –
und ­Kapazitäten im Dienstleistungssektor – nämlich Förder­
allerdings gegen­wärtig gesetzlich unterbunden – in Frankreich.
anlagen, Fracking-Teams sowie ein dichtes Gastransportnetz.
„Verhaltener Optimismus“ ist im Moment wohl die beste Stra­
Es wird in Europa einige Zeit in Anspruch nehmen, diese
tegie. Viele unserer Kunden bereiten sich darauf vor, an einem
­Infrastruktur zu schaffen, während in den USA bereits zu Be-
möglichen Boom in Europa teilzuhaben – richten
ginn des Booms 1.500 Förderanlagen zur Verfügung standen.
aber nicht ihre gesamte Strategie danach aus.
Wird Europa zu einer Energiepreissenkung gezwungen sein?
Don York
Chief Operating Officer
HOERBIGER Corporation of America
Wird Europa den USA auf ihrem Weg folgen oder gibt es da
Diese Frage impliziert automatisch, dass die Kosten der
wesentliche Unterschiede?
Schiefergasförderung im Vergleich zu alternativen Quellen »
024
034
035
niedrig sein werden – wie das in den USA der Fall ist, wo
Förderanlagen, Frackingpumpen, Ausrüstung für das Einze­
­Importe vollständig durch eigene kostengünstige Bestände
mentieren und die Handhabung von Flüssigkeiten ­sowie
­ersetzt wurden. In Europa stellt sich die Situation nicht ganz
Transportmittel, wirtschaftlich profitieren.
so dar. Die Kosten für die Schiefergasförderung werden auf­
grund von technischen und umweltschutzrechtlichen Kosten-
In den USA sind die Direktausgaben einfach enorm – der Inves-
treibern mit höchster Wahrscheinlichkeit höher ausfallen als in
titionsaufwand für unkonventionelle Energiegewinnung wurde in
den USA – insbesondere in den ersten Jahren der Förderung,
den USA im Jahr 2012 auf 87 Millionen Dollar geschätzt und
wenn noch Erfahrungen gesammelt werden müssen.
Russland bleibt deshalb ein wichtiger Gaslieferant für Europa
mit äußerst wettbewerbsfähigen Förderkosten.
H in t ergr u n d
Von Robert Malthus bis zum Peak Oil
­Revolution“ rettete mehr Menschenleben als jede andere
soll bis 2020 auf 172 Milliarden ansteigen. Das ist ganz klar eine
Das Pferdeauktionshaus Fiss, Doerr und Caroll in
New York zog Ende des 19. Jahrhunderts Tausende
Käufer an. Der siebenstöckige Stall platzte aus allen Nähten.
enorme Einnahmequelle für die Lieferanten der Ausrüstungs-
Allein in der Innenstadt produzierten Pferde täglich 1.100 Ton-
Nach den „Grenzen des Wachstums“ sollten bis zum Jahr
und Dienst­leistungsunternehmen. Aber die niedrigen Gaspreise
nen Mist und 270.000 Liter Urin. Fachleute sagten voraus: Im
2000 auch viele wichtige Rohstoffe, darunter Erdöl, erschöpft sein.
in den USA bedeuten auch, dass die Margen in der Wertschöp-
20. Jahrhundert werde der Pferdemist die Fenstersimse im
Die Angst vor der Erschöpfung der Ressourcen ist seitdem ein
Auf nationaler ­Ebene hätte die Schiefergaserschließung aber
fungskette der Dienstleistungen und Technologien für unkonven-
­ersten Stock erreichen und New York daran ersticken.
Leitmotiv vieler Vorhersagen. So galt bis vor Kurzem als ausge-
durchaus ­erhebliche Auswirkungen. Insbesondere für einige
tionelle Gasgewinnung unter Druck geraten.
Länder, die Gas bislang importieren. Wenn sie in der Lage
­Erfindung der Menschheitsgeschichte.
macht, dass die Menschheit bald den „Peak Oil“ erreicht, nach
Ein Ingenieur im fernen Stuttgart sollte aus der Zukunftsprogno-
dem es nur noch bergab gehen könne. Doch neue Fördermethoden und Funde werfen die bisherigen Annahmen über den
wären, ­eigene Quellen zu wettbewerbsfähigen Preisen zu er-
Längerfristig und interessante Gewinnmöglichkeiten werden
se Makulatur machen. 1886 setzte sich dort mit Carl Benz am
schließen, würde sich das sicher positiv bemerkbar machen.
sich dann für technisch orientierte Unternehmen ergeben, ­
Steuer das erste Automobil in Bewegung.
­Haufen. Je seltener eine Ressource wird,
Tatsächlich werden in Europa die Energiekosten aber weiterhin
die in der Lage sind, die Leistungsfähigkeit der Hersteller
Der Erfinder selbst ahnte nicht, dass er so-
desto teurer ist ihr Verbrauch. Das führt
von einer ganzen Reihe von Faktoren beeinflusst: Dazu ­gehören
­erheblich zu steigern oder ihre Kosten zu senken.
eben begonnen hatte, die New Yorker
­immer wieder dazu, dass alte Ressourcen
­Arbeitspferde in Pension zu schicken. Das
durch neue ­ersetzt werden. Etwa so, wie ­
Trotz innovativer Technik bei den heutigen Bohrlochkonstruk-
Automobil revolutionierte das Transport­
das Walöl, das einst als Brennstoff für die
tionen und Förderverfahren ist das Bohren selbst seit Mitte
wesen und veränderte nicht nur die Infra-
Lampen diente, durch Erdöl ersetzt wurde.
Könnten die Gaspreise in Europa infolge einer
des 20. Jahrhunderts im Wesentlichen unverändert ­geblieben.
struktur unserer Städte, sondern auch
Überproduktion sinken?
Auch das horizontale Bohren ist eine sehr ausgereifte Technik.
die Gesellschaft. ­Vorhergesehen hat das
Das Denken in „Grenzen“ geht auf den
niemand. Genauso wenig wie die Kern-
schottischen Geistlichen Robert Malthus
spaltung oder den Computer.
zurück. Der lebte im 18. Jahrhundert und
die Politik, die Subventionen und die allgemeine Wirtschaftslage.
Schiefergas bringt einfach noch eine weitere Dimension hinzu.
Ich halte das, ehrlich gesagt, in den nächsten zehn Jahren für
sehr unwahrscheinlich.
Unternehmen, die in der Lage sind, durch neue Materialien,
drastische Effizienzsteigerung oder die Einsparung von
sah sich von Armut und Hunger umgeben.
Werden sich die amerikanische Industrie und auch der ameri-
­Ar­beitskraft Mehrwert zu schaffen, werden große Chancen
Die Konkurrenz um möglichst spektaku-
kanische Arbeitsmarkt – langfristig gesehen – wieder erholen?
­haben – sowohl in Europa als auch weltweit.
läre Voraussagen führte seitdem immer
Robert Malthus (*1766 – †1834). FOTO: dpa
Malthus suchte nach den Ursachen und
formulierte seine Gedanken in seinem
Ich würde sagen Ja, es gibt positive Anzeichen dafür. Unser
wieder zu Fehleinschätzungen. Der Biologe Paul Ehrlich veröffent-
­„Essay on the Principle of Population“. Seine Kernthese lautete,
jüngster Bericht „Made in America, Again“ (The Boston Con-
lichte 1968 ein Buch mit dem Titel „The Population Bomb“. „Mehr
dass sich die Bevölkerungszahl exponentiell vergrößere, ­
als dreieinhalb Milliarden Menschen bevölkern bereits unseren
während sich die Ernte allenfalls linear steigern lasse. Deshalb
sterbenden Planeten – und etwa die Hälfte von ihnen wird ver-
müsse man die Geburtenrate senken. Die industrielle R
­ evolution,
hungern“, prophezeite Ehrlich. „Es wird dann in den zuerst be-
Fortschritte in der Landwirtschaft und gesellschaft­liche Verände-
sulting Group) ist optimistisch im Hinblick auf einen möglichen
Wiederaufstieg der amerikanischen Industrie, da Chinas Vorteil bei den Lohnkosten allmählich schwindet. Die ameri-
Philip Whittaker
Boston Consulting Group
Philip Whittaker ist Associate Director für den Bereich Energy Practice bei
kanischen Ressourcen und Kompetenzen bei komplexen Her-
der Boston Consulting Group. Dort beschäftigt er sich insbesondere mit
troffenen Regionen wie etwa Indien zu M
­ illiarden Toten kom-
rungen verbesserten die ­Lebensgrundlagen auch der unteren
stellungsverfahren gewinnen immer mehr an Bedeutung.
dem Bereich „Erforschung und Produktion“. In den vergangenen 20 Jahren
men“, glaubte auch Dennis Meadows, der im Auftrag des Club of
Schichten. Zur Zeit von ­Malthus lebten etwa ­750 Millionen Men-
Auch die Nähe zu den Märkten ist oft ein Vorteil. Aktuellen
war Philip Whittaker insbesondere als Berater für die Erdöl- und Erdgasbran-
Rome „die Grenzen des Wachstums“ ­berechnet hatte. Die bei-
schen, heute sind es über sechs Milliarden. Malthus hatte den
den Forscher sagten Millionen von H
­ ungertoten ausgerechnet für
menschlichen Erfindungsgeist weit unterschätzt. Sein gedankli-
Schätzungen zufolge geht man davon aus, dass die unkon­
che tätig. Er hat mit Energieunternehmen, in der Ölförderung tätigen Servicegesellschaften und Regierungen in über 25 Gastländern im Bereich Strategie,
ventionelle Energie­gewinnung im Jahr 2012 mehr als 1,7 Mil-
Organisation und Performance gearbeitet. Vor seiner Beraterkarriere war
die Weltregion voraus, die bald den rasantesten Aufschwung
cher Ansatz behauptet sich jedoch bis ­heute. Der Mensch wird
lionen Arbeitsplätze schuf, die bis zum Jahr 2020 auf 3 Mil-
Philip Whittaker für sieben Jahre als Leiter von Bohrarbeiten bei Shell tätig.
nahm: Südostasien. Statt in Hunger und Depression zu verfallen,
meist nur als ­Verbraucher und Zerstörer gesehen, nicht als
nahmen Chinesen, Koreaner und Malaien den ehemaligen Kolo-
Schöpfer und ­Gestalter. Der induktive Sprung, der plötzliche
nialherren die Märkte ab.
Geistesblitz, das Revolutionäre entzieht sich der Simulation. So
lionen ansteigen werden. Davon 80 Prozent sind indirekt dem
Boom der u
­ nkonventionellen Energiegewinnung zu verdanken.
In dieser Funktion war er für Offshoreund Wüstenbohrungen, aber auch für
abgelegene, nur mit dem Hubschrau-
wie einst das knatternde Automobil des Carl Benz die Pferde-
ber erreichbare Bohrstellen in Europa,
Worin liegen die größten Chancen für Unternehmen, Lieferanten
Südamerika und im Nahen Osten
Die vielleicht größte Revolution des 20. Jahrhunderts ist vielen
mistprognose über den Haufen warf, so kann der Geistesblitz ei-
und Erfinder?
­verantwortlich. Er ­besitzt ein Ingenieur-
Menschen in Europa bis heute so gut wie unbekannt. Es war die
nes einzigen Forschers heutige Prog­nosen überholen. Überall auf
Entwicklung ertragreicherer Sorten und effizienterer Anbau­
der Welt ­suchen einfallsreiche Menschen nach neuen Lösungen.
methoden für Getreide in den Sechzigerjahren. Diese „Grüne
TEXT: Dirk Maxeiner
Zunächst werden Unternehmen, die in der Lage sind, die Betriebsmittel für die Schiefergasförderung bereitzustellen –
diplom und ist ­Mitglied der Society of
Petroleum ­Engineers.
036
037
E SS AY
Eine preußische
Erfindung
„Für augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die
­Zukunft nicht“, wusste schon im 19. Jahrhundert der
deutsche Technikpionier und Unternehmer Werner
von Siemens. Heute umschreiben wir ­diesen
Gedanken mit dem Begriff der Nachhaltigkeit. Seine
Bedeutung ist jedoch einem ständigen Wandel
unterworfen. TEXT: Dirk Maxeiner
D
Dirk Maxeiner
Deutscher Journalist und Publizist
Dirk Maxeiner, geboren 1953,
­arbeitet als freier Publizist. Er verfasst Sachbücher zu wissenschaftlichen und politischen Themen und
schreibt für große Zeitungen und
Zeitschriften. Er veröffentlicht eine
wöchentliche Kolumne in der
­deutschen Tageszeitung DIE WELT
und ist Mitherausgeber eines der
einflussreichsten deutschen PolitBlogs „Die Achse des Guten“
www.achgut.com sowie Chefredakteur der Zeitschrift Neugier.de.
as Wort Nachhaltigkeit kommt ursprünglich aus dem
­richtig anzupacken, es gibt gute Methoden, Fracking sicher zu
Waldbau und meint dort, dass man nicht mehr Holz
machen, die auch sorgfältig befolgt werden sollten.“ Wir sollten
­einschlagen solle, als nachwächst oder aufgeforstet wird.
mehr Achtung vor kleinen Experimenten und graduellem Fort-
Dies ist – um einem verbreiteten Missverständnis vorzu-
schritt haben, nur sie ermöglichen die schrittweise Lösung
beugen – kein natürliches, sondern ein betriebswirtschaftliches
038
­komplexer Probleme.
039
Prinzip. Preußische Forstmeister verhalfen ihm im 18. Jahrhundert
erstmals zur Geltung. Im Ursprung bedeutet es Bestandwahrung.
Der Begriff Nachhaltigkeit transportiert jedoch für viele auch
Die Natur selbst ist nicht unbedingt nachhaltig. Sie setzt auf ein
die Sehnsucht, alles möge bleiben, wie es ist. Die Angst vor Ver-
anderes Erfolgsprinzip: die Evolution, also die permanente Verän-
änderung und ein tiefes Misstrauen gegen das Neue erscheinen
derung. Wald dehnte sich im Verlauf der Erdgeschichte immer
uns ebenfalls in diesem Gewand. Nachhaltigkeit wird dann bei-
wieder aus oder schrumpfte, 98 Prozent aller jemals auf der Erde
spielsweise gegen neue Technologien und Globalisierung in Stel-
existenten Arten sind ausgestorben, bevor der Mensch über-
lung gebracht. Doch das Festhalten am Althergebrachten ist auf
haupt auf der Bildfläche erschien. Hätte sich die Natur zu Zeiten
­Dauer überhaupt nicht nachhaltig.
der Dinosaurier entschieden, im klassischen Sinne nachhaltig zu
sein, dann dominierten heute noch die Dinosaurier den Planeten.
FOTO: Ralf Baumgarten
Die Vorstellung, man müsse die vorhandenen Ressourcen nur
gleichmäßig verteilen und ihren Verbrauch reduzieren, genügt
Und auch die Karriere des Menschen ist von permanenter
nicht. Grenzen und Beschränkungen sind manchmal gut, aber ­
Veränderung und dem Lernen durch Versuch und Irrtum ge-
es müssen auch die Spielräume erweitert werden. Es geht um
kennzeichnet. Die Tatsache, dass der Wald in Mitteleuropa nicht
­Zukunftsoptionen. Je mehr Möglichkeiten die Menschen haben,
gänzlich abgeholzt wurde, verdankt er beispielsweise der Entde-
desto besser. Wir sollten die Freiheit künftiger Generationen, selbst
ckung der Kohle als Brennstoff und ihrer nicht nachhaltigen Aus-
zu entscheiden, nicht einschränken, indem wir Optionen zerstören
beutung. Nachhaltigkeit im heutigen Sinne sollte man deshalb
und unumkehrbare Entscheidungen treffen. Und deshalb ist es
vielleicht nicht als paradiesischen Endzustand sehen, sondern als
wichtig, darauf zu achten, dass die Zukunft offen bleibt.
eine kontinuierliche Verbesserung hin zu mehr Effizienz und Umweltschutz. Und dies gilt sicherlich auch für die verschiedenen
Hubert Markl, der ehemalige Präsident der Max-Planck-­
Formen der Bereitstellung von Energie. Regenerative Energien
Gesellschaft, formulierte das einmal so: „Wer wirklich für mehr
sind nicht automatisch nachhaltig und fossile Energien sind nicht
Nachhaltigkeit sorgen will, muss vor allem dafür Sorge tragen,
­automatisch unnachhaltig – es kommt immer auf die Umstände
dass – und zwar nachhaltig – der sich schnell globalisierenden
an und darauf, die jeweils bestmögliche Technik anzuwenden.
Wirtschaft in unseren hoch entwickelten Volkswirtschaften genü-
„Die amerikanische Verwaltung führt stärkere Kontrollen ein“,
gend forschende Naturwissenschaftler und entwicklungsfähige
sagt George Pydias Mitchell, Schiefergaspionier und der Vater
Ingenieure zur Verfügung stehen werden.“ Und er fügt hinzu:
des Frackings, „und ich glaube, dass das eine gute Idee ist.“
„Denn der wichtigste, der tatsächlich völlig unentbehrliche
Und er fügt hinzu: „Es gibt keine Entschuldigung, die Dinge nicht
­nachwachsende Rohstoff ist der vernünftige Mensch selbst.“
CAMEROn International Corporation –
Raising Performance. togethertM.
040
041
QUALITÄT UND WERTERHALT:
MODERnStE tEChnIK
FÜR BEWÄHRTE UND
NAGELNEUE KOMPRESSOREN
Mit ihrer über 180 Jahre reichenden Unternehmensgeschichte
ist die CAMERON International Corporation, Houston, USA, einer
der traditionsreichsten Industriekonzerne der Welt. Die rund 18.000
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konzerns fühlen sich ihrer
Geschichte verpflichtet – und damit auch den unternehmerischen
Maximen, die bereits für den CAMERON-Vorgänger COOPER Industries
handlungsleitend waren: Qualität und Leistung.
TEXT: Ludwig Schönefeld · FOTOS: Ralf Baumgarten
ILLUSTRATIONEN: CAMERON International Corporation
www.c-a-m.com
D
er aktuelle Firmenname von
­CAMERON geht auf die 1989 erfolgte Akquisition der CAMERON
Iron Works durch COOPER
­Industries zurück. Durch diese
bedeutendste Akquisition in der Geschichte des
1833 durch die Brüder Charles und Elias
COOPER in Mount Vernon, Ohio, ­begründeten
Industriekonzerns entstand ein Unternehmen,
das aktuell mit seinen drei ­Operating Groups –
Drilling & Production ­Systems, Valves & Measurements und Compression Systems – einen
Umsatz von über ­5 Milliarden US-Dollar erzielt.
Rund zwei Drittel des Umsatzes erwirtschaftet
CAMERON außerhalb der Vereinigten Staaten.
Immer wichtiger wird dabei China – sowohl als
Absatzmarkt, als auch als Produktionsstandort.
Ein ausgewogenes Portfolio
Everette Johnson ist als VP Engineering für die
weltweite Entwicklung von Kolbenkompressoren
verantwortlich. CAMERON ist mit bewährten
technischen Lösungen sowohl für die Förderung, als auch für den Transport und die
­Nutzung von Gas in der Prozessindustrie gut
aufgestellt: „Wir haben ein ausgewogenes Portfolio, mit dem wir die Gaskompression von der
Quelle bis zum Endverbraucher abdecken.“ In
den letzten Jahren hat CAMERON insbesondere
in die kontinuierliche Optimierung des Portfolios
investiert. Im Zentrum stand dabei zunächst die
Effizienzsteigerung der CAMERON Kompressoren: „Wir haben erhebliche Mittel in die Entwicklung hoch effizienter Produkte investiert“,
berichtet Johnson. Ein weiterer Schwerpunkt
war die Minimierung von Treibhausgasen durch
diffuse Emissionen an den Kompressoren: „Der
Druck hin zu niedrigeren Emissions-Standards
wird in den nächsten Jahren nicht nachlassen.
Darauf sind wir gut vorbereitet.“
AJAX® – Champion im Gasfeld
Einen wesentlichen Beitrag zum weltweiten Erfolg
von CAMERON leistet bis heute der AJAX®Integral Engine Kompressor: „Der AJAX®Kompressor ist eine der ältesten, aber auch
erfolgreichsten Maschinen der Welt“, erklärt
­
Everette Johnson, VP Engineering bei CAMERON.
Die Marke AJAX® geht zurück auf die Ajax Iron
Works. Das 1877 in Corry, Pennsylvania, USA,
gegründete Unternehmen nahm 1895 die Produktion von Gaskompressoren auf. Nach dem
Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der AJAX®Kompressor aufgrund seiner kompakten Bauweise zum führenden Kompressor-Modell in der
amerikanischen Öl- und Gasindustrie.
Der AJAX® DPC-2804LE
im Querschnitt: Auch das
aktuelle Spitzenmodell
bleibt dem einfachen
Konstruktionsprinzip treu.
Mit einem Leistungsspektrum zwischen 30 und
360 PS konnte AJAX® praktisch alle damals
gestellten Anforderungen der Industrie ab­
­
decken. 1963 wurde AJAX® von COOPER übernommen. COOPER und CAMERON haben die
Produktlinie systematisch ausgebaut – bis hin
zum aktuellen Spitzenmodell, dem AJAX® 2804
mit einer Leistung von 845 PS. Mit maximal 525
Umdrehungen pro Minute gehören die AJAX®Kompressoren zu den Slow Speed Kompressoren. Das besondere des AJAX®-Prinzips ist die
Kombination von Antrieb und Kompressor auf
einem Rahmen, wobei als Antrieb sowohl Gasals auch Elektromotoren verwendet werden.
Das einfache Konstruktionsprinzip verspricht
geringste mechanische Verluste durch den
zwingend aufeinander abgestimmten Gleichlauf
aller Komponenten und entsprechend geringe
Vibrationen.
Werthaltigkeit und Innovation
Das im Grundsatz zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte technische Design des AJAX®Kompressors wird bis heute angewendet. Das
liegt einerseits am einfachen Aufbau und der
Werthaltigkeit der Konstruktion. Andererseits
haben es AJAX®, COOPER und CAMERON immer verstanden, ihre Maschine mit kontinuierlicher Innovation erfolgreich weiterzuentwickeln.
Dabei setzt CAMERON auf starke Partner wie
HOERBIGER. Everette Johnson: „Wir arbeiten
mit HOERBIGER seit vielen Jahren in einer für
beide Seiten sehr anregenden Partnerschaft zusammen. Für die AJAX®-Kompressoren beziehen wir alle Ventile sowie die Packungs- und
Dichtungsringe von HOERBIGER.“
042
043
HOERBIGER und CAMERON arbeiteten im Geschäftsbereich CAMERON AJAX in Oklahoma
­City, Oklahoma, USA, drei Jahre im Rahmen eines
­gemeinsamen Projekts zusammen mit dem Ziel,
durch die Entwicklung eines zuverlässigeren,
­abnutzungsresistenten Ringdesigns die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der AJAX integralen® Kompressoren weiter zu verbessern.
„Alles, was der Betreiber über
die Lebensdauer eines AJAX®Kompressors, die leicht 50 Jahre
und mehr ­betragen kann, benötigt, sind ein jährlicher Ölwechsel
und ein paar Spezialwerkzeuge.”
AJAX® Produktbroschüre 2012
Everette Johnson in der Ausstellungshalle
von CAMERON hinter einem historischen
AJAX®-Modell.
„Die Energieversorgung
von Chicago ­basiert
­weitgehend auf Gas. Hier
werden Cooper Kompressoren® eingesetzt, die
zum Teil über 70 Jahre in
­Betrieb sind. Haben Sie
schon einmal in der
­Zeitung gelesen, dass in
­Chicago die Gasversorgung ausgefallen wäre?
Verlässlichkeit, Verfügbarkeit und Werterhalt.
Das zählt in unserem
­Geschäft. Und dafür stehen wir bei CAMERON ein.”
vestition für den Betreiber liegt bezogen auf die
Leistung bei maximal 25 Prozent der Investitionssumme, die für eine neue Maschine benötigt
würde. Everette Johnson: „Wir haben es gemeinsam geschafft, unsere Kunden zu überzeugen, dass die Investition in die Aufarbeitung
eines a­ lten Kompressors neue Werte schafft –
und zudem e­ ine außergewöhnlich verlässliche
Maschine.“
Ambivalente Perspektiven
Everette Johnson
Dank der gemeinsam entwickelten ReigniteTM Lösung erfüllen alte COOPER-BESSEMER®
Integralkompressoren die neuen strengen
Umweltnormen – statt einer Neuanschaffung
eine nachhaltige Investition.
EverettE Johnson
Director of Engineering
CAMERON International Corporation
Everette Johnson absolvierte seine Grundausbildung in Maschinenbau an der Purdue
University. Anschließend arbeitete er für
kurze Zeit im Bereich Forschung und
­Entwicklung bei Schwitzer (Hersteller von
Fahrzeugturboladern), danach bei ­Detroit
Diesel und Cummins Engine Company,
­bevor er 1975 eine Anstellung in Mount Vernon, Ohio, annahm, wo er bei der Cooper
Bessemer Engine Company mit
­einigen Legenden der Branche wie Mel
Helmich, John Konkler und dem berüchtigten Norm Shade zusammenarbeitete. In
seinen ersten Jahren bei Cooper arbeitete
Everette Johnson sowohl mit Rotations­
produkten als auch mit Kolbenprodukten,
wobei er sich während seiner Karriere
hauptsächlich mit Turboladern für Zwei-
Bei dieser Entwicklung ging es im Wesentlichen
darum, das bisher konische Ringdesign an der
Zylinderseite durch einen Ferrox-Ring zu ersetzen. Zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit
weist die Lauffläche des oberen Rings mehrere
umlaufende Rillen auf, die mit Ferrox gefüllt sind.
Dies verhindert den Verschleiß und ermöglicht
der Ringvorderseite, Öl zurückzuhalten. Folglich
wird dadurch sowohl an der Ringvorderseite als
auch an der Zylinderbohrung die Abnutzung
­reduziert. Der Houston, Texas, Standort der
HOERBIGER Corporation of America hat mit
­
­Cameron Ajax bei Einsatzprüfungen zusammengearbeitet. Die neuen Ringdichtungen zeigten an verschiedenen Einsatzorten durchweg
­erfolgreiche Ergebnisse. Der Ferrox-Ring ist kein
neues Konzept. Es gibt ihn schon seit vielen
­Jahren, wobei viele andere alte Erdgasmotoren
erfolgreich davon profitierten, und er wird auch in
Zukunft weiterhin ein zuverlässiger, abnutzungsresistenter Kolbenring sein.
taktmaschinen mit Großbohrung beschäftigte. Im Jahr 1999 verließ er seine Wurzeln
Qualität und Leistung
und wechselte in den Bereich der Zentri­
Qualität und Leistung waren für COOPER und
sind für CAMERON bis heute die wichtigsten
­Argumente der Marketingstrategie. „Wir wollen
unseren Kunden Werte verkaufen“, so Everette
Johnson. „Weil die Marke HOERBIGER für verlässliche und langlebige Qualität steht, verlassen wir uns auf dieses Leistungsversprechen.“
Seit Jahrzehnten ist die HOERBIGER Corporation of America bei CAMERON der bedeutendste
fugalkompressoren, der von Rolls-Royce
aufgekauft wurde, und so kam Johnson
schließlich als Director für Europa, Afrika
und den Nahen Osten nach UK. Nach
­seiner Rückkehr im Jahr 2003 ging er
­zurück zu Cameron, wo er heute als
­Director of Engineering für Prozesssysteme
und Kolbenkompressoren zuständig ist.
Zulieferer für Ventile, Ringe und Packungen.
Everette Johnson: „Die Qualität des Produkts
steht für uns an erster Stelle. Und auf die Qualität von HOERBIGER konnten wir uns immer verlassen.“
Mehr als gutes Marketing
Ein weiteres Beispiel für die enge Zusammenarbeit zwischen CAMERON und HOERBIGER ist
das ReigniteTM-Projekt. Im Oktober 2009 vereinbarten HOERBIGER Engineering Services,
Houston, USA, und CAMERON, Technologie zur
Ertüchtigung älterer Integralkompressoren über
die Vertriebskanäle von CAMERON gemeinsam
zu vermarkten. „Das war weit mehr als eine gemeinsame Marketing-Initiative“, berichtet Everette
Johnson. „Wir waren überzeugt, dass es uns gemeinsam gelingen würde, ein hervorragendes
Produkt für in die Jahre gekommene Kompressoren zu entwickeln.“ Im Fokus des ReigniteTM-Projektes stehen die riesigen COOPER-BESSEMER®
Integralkompressoren. Sie sind in den meisten
Fällen seit Jahrzehnten im Einsatz.
COOPER-BESSEMER® –
das Schwergewicht
Die schweren Maschinen gehen auf ein 1909
von COOPER erstmals realisiertes Konstruk­
tionsprinzip zurück. Sie gleichen eher einem
Schiffsdieselmotor als einem Kompressor. Tatsächlich vereint der COOPER-BESSEMER®
­Integralkompressor – die Bessemer Gas Engine
Company war ein 1899 in Grove City, Pennsylvania, USA, gegründetes Unternehmen, das
1929 von COOPER übernommen wurde – Motor
und Kompressor auf einer Kurbelwelle.
Allein aufgrund der Konstruktion, der Abmessungen und des Gewichts benötigen COOPERBESSEMER® Integralkompressoren eine spezielle Infrastruktur. Für jeden Betreiber war die
Anschaffung des Kompressors und die Bereitstellung der Infrastruktur eine kapitalintensive
Investition. Entsprechend groß ist das Interesse
der heutigen Betreiber, diese Maschinen langfristig zu nutzen. Das geht allerdings nur, wenn
die Motoren auch weiterhin alle EmissionsRichtlinien erfüllen. „Das war für uns­
alle ­
eine Herausforderung“, berichtet Everette
Johnson. Da mit ReigniteTM bestehende Kompressoren optimiert werden sollten, durfte deren grundlegende Konstruktion nicht verändert
werden. Mit Unterstützung von HOERBIGER
Engineering Services optimierte CAMERON die
Lage der Einspritzventile an der Verbrennungskammer. HOERBIGER stellte einen neu ent­
wickelten Gasinjektor und mit dem Electronic
Pre-Chamber Control System (ePCC) auch ein
innovatives Zündsystem.
Die Ergebnisse der Zusammenarbeit waren weit
besser als erwartet. Die mit dem ReigniteTM-­
Paket nachgerüsteten Maschinen halten selbst
die strengsten Umweltnormen sicher ein. Die In-
Sorgen bereitet Everette Johnson das wirtschaftliche Umfeld der traditionellen Gasindustrie.
„Mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung
­unserer Technologie bieten wir die besten Voraussetzungen, um die Wertschöpfung in unseren Märkten zu optimieren.“ Das Problem ist der
Druck auf den Gaspreis: „Die niedrigen Gaspreise werden für uns alle eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre sein.“ Dazu
trägt in nicht unerheblichem Maß die in greifbare Nähe gerückte, weltweite Verfügbarkeit von
Schiefergas bei. Obwohl noch längst nicht alle
Probleme im Zusammenhang mit der Förderung
von Schiefergas gelöst sind, investiert die Branche in Schiefergas. Aufgrund der niedrigen Gaspreise werden demgegenüber Investitionen in
traditionelle Technologie reduziert oder zurückgestellt. Für die Firmen, die wie CAMERON
­sowohl im konventionellen Gasgeschäft als auch
im Schiefergas engagiert sind, bietet das
­„Golden Age of Gas“ in jedem Fall Ent­wicklungsChancen. ­
Everette Johnson: „Die Menschen
werden stärker als bisher auf Gas als
Primär-Ressource für die Energieerzeugung
­
setzen. Davon werden wir profitieren, auch
­
wenn die Intensität bei der Entwicklung der
neuen Gasfelder zunächst noch unter den
­
­wirtschaftlichen Rahmenbedingungen leidet.“
Der COOPER-BESSEMER® W-330C3
im Querschnitt: Motor und Kompressor
werden auf einer Kurbelwelle
ange­trieben.
Everette Johnson ist seit Jahrzehnten in der Ölund Gasindustrie verwurzelt. Und Realist. Er
weiß, dass die Erschließung der neuen Öl- und
Gasfelder ebenso wie die Installation der notwendigen Infrastruktur eine der größten Herausforderungen für eine wirtschaftliche Nutzung
der neu entdeckten Gasressourcen sein wird.
Darüber hinaus sieht er die Veränderungen auf
dem globalen Gasmarkt auch mit den Augen
des Technikers: „Das Gas, das wir bisher gefördert haben, war trockenes Gas.“ Schiefergas sei
demgegenüber feuchtes Gas. Um die bisherige
Kompressortechnologie an die Anforderungen
des feuchten Gases zu adaptieren, sei ein nicht
zu unterschätzender Entwicklungsaufwand erforderlich.
Neuordnung der Gasindustrie
Nordamerika, der Heimatmarkt von CAMERON,
ist reich an Schiefergas-Lagerstätten. Die Verteilung der Schiefergasvorkommen wird dennoch
weltweit zu einer Neuordnung der Gasindustrie
führen. CAMERON hat für diese Entwicklung 044
die Weichen bereits gestellt. „Wir haben uns
langfristig auf die neue Situation eingestellt und 045
intensiv nach den zu unserem Leistungsport­
folio passenden Geschäftsmodellen für die Nutzung von Schiefergas gesucht. Die wirtschaftliche Nutzung von Schiefergas“, so Johnson,
„wird in Nordamerika und Europa beginnen. Wir
müssen gleichermaßen aber auch Produkte für
Indien und China entwickeln – mit unterschiedlichen Leistungsklassen, für die Gasförderung
ebenso wie für die Gasverteilung.“ Bei der Entwicklung dieser neuen Kompressoren setzt
­CAMERON auf die Kompetenz, die sich das Unternehmen über Jahrzehnte mit den schnell laufenden Kompressoren des SUPERIOR® Port­
folios aufgebaut hat.
Ausgezeichnete Kompressoren werden in Houston,
Part
Texas und im neusten Werk
von CAMERON in Gaomi,
HOERBIGER stellt der CAMERON International Corpo-
China, hergestellt.
ration seit Jahrzehnten modernste Kompressorkompo-
Entscheidene Teile werden
nenten zur Verfügung. Für die jüngste Entwicklung
von HOERBIGER in den
von CAMERON, den schnell laufenden ­C-Force Kom-
USA und in China geliefert.
pressor adaptierte HOERBIGER das innovative CP-Ven-
Sie wurden speziell für
til. Das CP-Ventil zeichnet sich durch eine hohe Effizi-
Schiefergas-Anwendungen
enz und Standfestigkeit aus. Sein Herzstück ist die
entwickelt.
aerodynamisch profilierte Ventilplatte aus einem
in der HOERBIGER Forschung entwickelten,
kohlefaserverstärkten Kunststoff. Sie gewährleistet niedrige Wartungskosten und
hohe Standzeiten.
SUPERIOR® – die große Marke
www.hoerbiger.com
Die Marke SUPERIOR® geht zurück auf ein
1889 von Patrick J. Shouvlin in Springfield,
Ohio, USA, gegründetes Unternehmen, aus
dem 1892 die Superior Engine und Compressor
Company hervorging. Neben dem Bau von
Kompressoren mit 20 bis 100 PS Leistung beschäftigte sich das Unternehmen in den folgenden Jahren vor allem mit dem Bau von Diesel­
motoren. 1928 wurde das Unternehmen von
seinem stärksten Vertriebspartner, der 1894 gegründeten National Supply Company, Houston,
Texas, USA, übernommen. Der neue Eigentümer konzentrierte sich auf die Motorenfertigung.
Demgegenüber wurde das Kompressorgeschäft
an die AJAX Iron Works verkauft. 1955 veräußerte National Supply auch die Diesel Division:
an die White Motor Company, Cleveland, Ohio.
Part OF
Die Vereinigten Staaten von Amerika gehören mit einer Fördermenge von rund 650 Milliarden Kubikmetern und einem
Eigenverbrauch von rund 680 Milliarden Kubikmetern Erdgas (Zahlen von 2011 bzw. 2010) zu den größten Gas-Nationen der Welt. COOPER, heute CAMERON, hat die Entwicklung der Gasindustrie in Amerika seit dem ausgehenden
19. Jahrhundert begleitet. Die ältesten Maschinen sind seit
über 100 Jahren zuverlässig im Einsatz. CAMERON bürgt dafür, dass sowohl diese bewährten Maschinen als auch die
heute gefertigten neuen Maschinen für ihre Betreiber ein
nachhaltiges Investment sind: Kontinuierliche Innovation
und Modernisierung des technischen Designs tragen dazu
bei, dass CAMERON Kompressoren bis heute als führende
Die White Motor Company e­ rkannte die Syner­
gien von Motor und Kompressor. Sie reaktivierte
das im Unternehmen vorhandene Know-how
und begann Anfang der 60er-Jahre, schnell laufende Kompressoren für die rasant wachsende
Gasindustrie in Nordamerika zu entwickeln. Unter der traditionsreichen Marke SUPERIOR®
wurden nun Kompressoren – angetrieben durch
eine Turbine oder einen Motor – mit einer Leistung zwischen 400 und 2.600 PS angeboten.
Die für das Kompressorgeschäft 1965 neu aufgestellte White Superior Division geriet Mitte der
70er-Jahre in finanzielle Probleme. COOPER Industries erkannte die Chance, sich durch eine
Akquisition im wachsenden Markt für schnell
laufende ­
Kompressoren zu engagieren. 1976
konnte COOPER Industries das ­
SUPERIOR®
Portfolio durch die Akquisition der White Superior
Division schließlich übernehmen.
Technologie gelten. Innovative Lösungen für das Upgrade
bewährter Maschinen erhalten den Wert der Kapitalanlage.
www.c-a-m.com
Partnership
Die CAMERON International Corporation, Houston, USA,
arbeitet mit HOERBIGER seit Jahrzehnten zusammen. Für
­
­alle Marken des Konzerns – COOPER-BESSEMER®, AJAX® und
SUPERIOR® – gehört HOERBIGER zu den Premium-Lieferanten. Bei Ventilen, Packungs- und Dichtungsringen konnte
HOERBIGER mit neuen technischen Designs und innovativen
Werkstoffen immer wieder zur Weiterentwicklung der
bewährten CAMERON Kompressoren beitragen. Seit 2005
­
kooperieren CAMERON und HOERBIGER Engineering Ser­
vices, Houston, USA, bei der Modernisierung von Integralkompressoren. Die Technologie, mit der die Effizienz, Flexibilität und Verlässlichkeit von Integralkompressoren deutlich
gesteigert
werden
kann,
vermarkten
CAMERON
und
Produktion in China
­HOERBIGER seit 2009 gemeinsam unter der Marke ReigniteTM.
Die Kosten für ein Upgrade eines Intergralkompressors
­liegen bei maximal 25 Prozent des Investitionsvolumens für
Neben den langsam laufenden Modellen aus der AJAX -Reihe
einen neuen Kompressor mit vergleichbarer Leistung.
bietet das CAMERON Portfolio schnell laufende Kompressoren
®
unter der Marke SUPERIOR®. Über 10.000 dieser Kompressoren
wurden ­bereits gefertigt.
Über 10.000 SUPERIOR®-Kompressoren mit
­einer Leistung von bis zu 9.000 PS wurden seither von COOPER/CAMERON hergestellt. Mit
­ihnen hat CAMERON die Erfahrung gesammelt,
die jetzt in die Entwicklung neuer Kompressoren
für den globalen Markt einfließen. Die neueste
Entwicklung ist ein weiterer schnell laufender
Kompressor. Derzeit werden die Prototypen am
Standort Houston, Texas, USA, produziert.
Zukünftig werden diese Kompressoren am
­
Standort Houston und einem neuen, ­
gerade
­fertiggestellten Werk in Gaomi, in der ostchinesischen Provinz Shandong, China, hergestellt.
„China ist für CAMERON eine große Chance“,
erklärt Everette Johnson. „Wir sind überzeugt,
dass China in Zukunft eine bedeutende Rolle für
die Gasindustrie spielen wird.“ Die HOERBIGER
Corporation of America hat sowohl die Entwicklung dieser neuen Baureihe von Anfang an
­begleitet als auch für den Technologietransfer
nach China gesorgt: Für die Kompressoren, die
CAMERON künftig in China produzieren wird,
werden die Ventile, Ringe und Packungen von
der HOERBIGER Shanghai Co. Ltd., einem der
modernsten ­Produktionswerke im HOERBIGER
Konzern, g­ eliefert. Die tech­nischen Spezifikationen ­werden exakt dem ­zwischen ­HOERBIGER
und CAMERON in den USA entwickelten D
­ esign
entsprechen. Das ­
garantieren die globalen
­Qualitätsstandards von HOERBIGER.
Der Global Player
„Wir haben den neuen Kompressor vor allem­
für Schiefergas-Anwendungen, die hohe Anforderungen an die Maschine stellen, entwickelt“,
erläutert Everette Johnson. Das gelte für die
Ventile und Packungen ebenso wie für die
­Lebensdauer der Zylinder. Ein wichtiger Aspekt
sei insbesondere die Berücksichtigung der bei
der Schiefergas-Förderung auftretenden, hohen
Druckschwankungen. Everette Johnson: „Wir
­haben nach einem Partner gesucht, der uns bei
der Lösung dieser Probleme helfen kann:
­HOERBIGER war sofort zur Stelle.“ In Pilotanwendungen hat ­HOERBIGER bei vergleichbaren
Anforderungen bereits sehr gute Erfahrungen
mit dem neu entwickelten CP-Ventil gesammelt.
Vor allem im Hinblick auf die Druckfestigkeit
überzeugen das Gesamtdesign und insbesondere die aerodynamisch profilierte Ventilplatte
aus kohlefaserverstärktem Kunststoff. Die Anwendungsentwickler der HOERBIGER Corporation of America konstruierten für die neuen Kompressoren eine neue Variante des CP-Ventils.
Seit Ende 2012 werden die Ventile im Hinblick
auf die bevorstehende Serienproduktion intensiv geprüft. Auch die letzte technische Hürde für
die neue K
­
ompressor-Baureihe konnten
CAMERON und ­
­
HOERBIGER im Verlauf des
Jahres 2012 gemeinsam bewältigen: „Schiefergas“, so Everette Johnson, „hat nicht nur sehr
unterschiedliche Brennwerte. Es enthält auch,
je nach Lagerstätte, zum Teil äußerst korrosive
Inhaltsstoffe.“ Um das Problem zu lösen, entwi- 046
ckelte CAMERON eine spezielle Innenbeschichtung für die Zylinder – und HOERBIGER die 047
passenden Kolbenringe. „Unser Ziel ist es, mit
der Kombination aus Beschichtung und Kolbenring ­Betriebszeiten von mehr als 50.000 Stunden ohne Wartung zu erzielen“, so Johnson.
Globale Partnerschaft
„CAMERON versteht sich als Solutions Provider
von der Quelle bis zum Endverbraucher“, so
Everette Johnson. Langjährige und verlässliche
Partner, die globale Qualitätsstandards garantieren können, seien unerlässlich, um diesen Leistungsanspruch zu erfüllen. Für die Zukunft sei
darüber hinaus entscheidend, neben bewährten Konzepten und Produkten kontinuierlich an
neuen Lösungen zu forschen. Das Ziel: Bewährtes noch besser zu machen. „Wir brauchen
­Unternehmen, die weiterhin in die Öl- und GasIndustrie investieren, in neue Produkte mit
hohem Wert für die OEM und ihre Kunden.“
­
­HOERBIGER ist ein solcher Partner – seit Jahrzehnten. Somit bleibt Everette Johnson, dem
­erfahrenen Chefentwickler bei CAMERON, nur
noch eine Sorge: der ­„Silver Tsunami“. „Unsere
Branche steht vor einem Generations­wechsel“,
erklärt er. „Die meisten von uns werden bald gehen und wir haben kaum erfahrene Nachwuchskräfte.“ Erneut kann HOERBIGER punkten: „HOERBIGER hat erfahrene Mitarbeiter in
der F
­ orschung und Entwicklung und weltweit
die richtigen Talente, um auch künftig unsere
Ansprüche zu erfüllen.“
Ariel Corporation, Mount vernon, Ohio, usA
Just in time –
top-Logistik für das „golden age of gas“
Die Ariel Corporation, Mount Vernon, Ohio, USA, ist weltweit einer der führenden
Hersteller schnell laufender Kolbenkompressoren. Bis heute produziert Ariel
ausschließlich in Ohio, USA. Hier wurde das Unternehmen 1966 von Jim Buchwald,
einem der erfolgreichsten Kompressor-Konstrukteure der Geschichte, gegründet.
Obwohl die Kleinstadt im Herzen des US-Bundesstaates Ohio nicht in den aktuellen
Zentren der Öl- und Gasindustrie liegt, hält Ariel am Traditionsstandort Mount
Vernon fest. Dank eines hoch modernen Logistikzentrums werden nahezu alle
Ersatzteile für Ariel-Kompressoren innerhalb von 24 Stunden an jedes Ziel der Welt
TEXT: Ludwig Schönefeld • FOTOS: Ralf Baumgarten
ausgeliefert.
www.arielcorp.com
„eS ISt Kaum mÖgLIch,
aLLe varIanten auF
Lager zu haLten.
hoerBIger LeIStet
hIer WIrKLIch gute
arBeIt unD Sorgt
DaFÜr, DaSS WIr auch
SeLtene erSatzteILe
In angemeSSener zeIt
LIeFern KÖnnen.“
„Früher hatte ein normales ventil eine
Lieferzeit von 13 Wochen – heute sind
es drei. ersatzteile werden innerhalb
von 24 Stunden versendet.“
steve thompson
logistik Hand in Hand: Während Bryan Moore (links)
Steve thompson
vice President Supply chain
ariel corporation
W
ir sind weltweit die erste
Adresse für schnell laufende Kolbenkompressoren“, erklärt Steve
Thompson, Vice President Supply Chain bei der Ariel Corporation.
„Diese Position im Markt haben wir uns über
Jahre hart erarbeitet. Wir sind sehr stolz darauf,
dass wir vor Kurzem unseren 40.000. Kompressor ausliefern konnten.“
Mit der weltweiten Marktführerschaft geht eine
erhebliche logistische Herausforderung einher.
Mit dem vor Kurzem ausgelieferten
40.000. Kompressor unterstreicht
eine HoErBIGEr lieferung im Warenbestand
erfasst, stellt seine Kollegin Hilary Matthews eine
Kundenbestellung zusammen (Mitte). steve sheets
(rechts) nimmt Ersatzteile vom spiralförderband.
„Wir haben einen sehr ansehnlichen Marktanteil, den wir weiter ausbauen wollen,“ erklärt
Steve Thompson. Das Leistungsversprechen,
das Ariel den Kunden gibt, reicht von der Auslieferung des Kompressors bis zum Service im
täglichen Betrieb. Seit vielen Jahren gehört es
deshalb zu den strategischen Zielen von Ariel,
auch für den Aftermarket die besten Systeme zu
entwickeln. „In den Anfangsjahren von Ariel
konnte die Bearbeitung eines Auftrags mehrere
Monate in Anspruch nehmen. Die normale
Lieferzeit von Ventilen beispielsweise lag bei 13
Wochen“, erzählt Steve Thompson. „Heute er-
halten wir die meisten Teile von HOERBIGER innerhalb von drei Wochen, bei speziell angefertigten Produkten liegt der Zeitraum bei neun bis
zwölf Wochen.“ Mit dem neuen, 2012 eröffneten
Logistik-Zentrum ist Ariel bei Ersatzteillieferungen inzwischen deutlich schneller als die meisten Wettbewerber. Die meisten Teile werden innerhalb von 24 Stunden versendet. „In wenigen
Einzelfällen können es auch einmal 48 Stunden
sein.“ Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet
die HOERBIGER Corporation of America, die für
Ariel Kompressoren den Löwenanteil aller Ventile
liefert. „HOERBIGER ist für uns ein ausgespro-
chen wichtiger Lieferant“, so Steve Thompson.
„Immerhin haben wir eine lange gemeinsame
Geschichte.“
Partnerschaft verpflichtet
Diese gemeinsame Geschichte begann bereits
unmittelbar nach der Firmengründung. Damals
lernte Jim Buchwald den für den Aufbau der
1963 gegründeten HOERBIGER Handelsvertretung in den USA verantwortlichen Hubert
Wagner kennen. Hubert Wagner ließ sich von
Jim Buchwalds Idee begeistern, einen Kolbenkompressor mit einer Drehzahl von 1.800 Um-
drehungen pro Minute zu bauen. Er setzte sich
bei HOERBIGER in Wien dafür ein, ein passendes Ventil zu entwickeln. Die Grundkonstruktion
war das bewährte RX-Ventil. Es wurde mit einer
neu entwickelten Federplatte ausgerüstet. Sie
sorgte dafür, dass das Ventil auch bei 1.800
Umdrehungen pro Minute sicher funktionierte:
bei 3.600 Kolbenhüben pro Minute entsprach
das einer Steigerung der bis dahin üblichen
Leistungsfähigkeit um mehr als 100 Prozent.
vICE PREsIdEnt suPPlY CHAIn
ARIEl CORPORAtIOn
Steve Thompson arbeitet seit 32 Jahren in
der Öl- und Gasindustrie, 27 davon für
Ariel. Seit 2000 ist er bei Ariel für die
Logistikkette verantwortlich.
Ariel und HOERBIGER haben in den folgenden
Jahrzehnten immer wieder gemeinsam an innovativen Lösungen gearbeitet. Im Fokus standen
dabei bald nicht mehr nur technische Aspekte,
sondern zunehmend auch die logistischen Anforderungen der Supply Chain.
ariel seine führende Position am
Weltmarkt.
steVe thOmPsOn
Ein Beispiel ist das „IN-SYNC“-Programm im
Jahr 2004. „Damals haben wir den bis dahin
manuellen Prozess der Ventilbestellungen durch
ein elektronisches Ordersystem abgelöst“, berichtet Steve Thompson. Inzwischen wurde das
System weiter ausgebaut: „Mittlerweile werden
die Ventile einbaufertig und bereits mit der
Ariel-Seriennummer geliefert.“
Alex Wright, ältester Sohn von Ariel CEO
­Karen Buchwald Wright, leitet das im Januar
2012 eröffnete neue Logistikzentrum. 120
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen hier
rund um die Uhr – 24/7 – dafür, dass das
Distributoren-Netzwerk von Ariel innerhalb
kürzester Frist mit allen Komponenten ­eines
Ariel Kompressors beliefert werden kann –
vom Standard-Ersatzteil bis hin zu maschinell bearbeiteten Fertigteilen. „Wir bearbeiten hier pro Woche derzeit rund 800
Aufträge“, erklärt Alex Wright. Gleichwohl
verfügt die über 4.600 Quadratmeter
(50.000 Square Feet) große Halle über ausreichend Kapazität, um in den nächsten
Jahren mit dem erwarteten, starken Markt-
Part
wachstum mitzuhalten. „Bisher standen für
die Logistik gerade einmal knapp 800 Quad-
Ariel und HOERBIGER arbeiten seit der Gründung der Ariel
­Corporation im Jahr 1966 eng zusammen. Die Standardventile für
Ariel Kompressoren werden zu nahezu 100 Prozent von der
­HOERBIGER Corporation of America in Pompano Beach, Florida,
USA, hergestellt. Bei der Neuentwicklung von Ventilen arbeitet
Ariel eng mit der Forschung und Entwicklung von HOERBIGER zusammen. „Für uns ist diese enge Zusammenarbeit entscheidend“,
erklärt Karen Buchwald Wright, CEO der Ariel Corporation.
„Ein gemeinsames Verständnis von modernem Produktdesign,
Qualität und Service haben beide Unternehmen angetrieben, ihre
Produkte und Geschäftsprozesse immer wieder zu verbessern.“
ratmeter (8.500 square feet) zur Verfügung“, berichtet Alex Wright. „Die größere
Fläche erlaubt es uns jetzt, die Aufträge wesentlich effizienter und vor allem schneller
abzuwickeln.“ Bei der Planung der Abläufe
orientierte sich Ariel an den Benchmarks der
Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie: Der
100 Prozent Performance
Automobil-Retailer AutoZone, der Indus­
„Für die Zusammenarbeit in der Supply Chain
war 90 Prozent On-Time-Performance unser Ziel.
HOERBIGER hat bereits in der ersten Phase des
Programms – IN-SYNC 1 – nahezu 100 Prozent
erzielt. Das war und ist eine herausragende
Leistung.“ Diese hohe Performance, so Steve
­
Thompson, sei für den Aftermarket entscheidend: „Das Aftermarket-Geschäft ist für alle Beteiligten eine große logistische Herausforderung,
vor allem für die Teile, die HOERBIGER herstellt.“
Denn gerade bei den Ventilen gibt es – je nach
Leistung und Anwendung der Kompressoren –
trotz eines weitgehend standardisierten Portfolios
zahlreiche V
­ arianten. „Es ist unmöglich, alle Varianten von HOERBIGER-Ventilen auf Lager zu
halten. HCA bemüht sich sehr darum, Ariel dabei
behilflich zu sein, den Kundenbedürfnissen in
angemessener Zeit gerecht zu werden.“ Und das
weltweit. HOERBIGER hat über Jahre in ein
globales Netz von Produktions­
­
standorten und
Service-Nieder­lassungen investiert. Sie ergänzen
das Distributoren-Netzwerk der Ariel Corporation.
trieausrüstungs-Hersteller Caterpillar und
der Motorrad-Hersteller ­
Harley Davidson
standen für die Entwicklung des neuen
Logistikzentrums Pate. „Wir haben uns
­
ganz bewusst an Unternehmen orientiert,
deren ­Geschäft eine globale Ersatzteilversorgung ist“, so Alex Wright.
Alex Wright
Director Aftermarket Operations
Ariel Corporation
Immer nah am Kunden
„Das Logistik-zentrum
kann sich sehen lassen.
Wir erreichen Jetzt
­e ine hervorragende
Logistik-Qualität – ­
und das zählt.“
Alex Wright
„Wir müssen uns darauf einstellen, dass unsere
Märkte in den nächsten Jahren zunehmend
­internationaler sein werden“, erklärt Steve Thompson. Das neue Logistik-Zentrum in Mount Vernon wird die zunehmende Globalisierung des
Ariel-Geschäfts unterstützen, ist aber nur ein
Teil der strategischen Vorbereitung auf die Herausforderungen der Zukunft. Steve Thompson:
„Für uns ist es ausgesprochen wichtig, dass wir
rund um die Welt überall vertreten sind, wo unsere Kompressoren im Einsatz stehen. HOERBIGER
ist Teil dieses Netzwerkes und trägt dazu bei,
dass wir die notwendigen Komponenten immer
in der Nähe unserer Kunden beziehen können.“
Wie alle Marktteilnehmer beschäftigt sich auch
Ariel intensiv mit den Auswirkungen der wirtschaftlichen Nutzung von Schiefergas. Wesentliche Impulse erwartet S
­ teve Thompson insbesondere im nordamerikanischen Markt: „Wir
sind ein amerikanisches Unternehmen und deshalb natürlich ganz besonders daran interessiert, die Entwicklung des amerikanischen
Marktes zu unterstützen.“ Obwohl in den USA
aktuell noch nicht klar abzusehen sei, inwieweit
die Regierung die Nutzung von Schiefergas
­aktiv fördern werde, so müsse man doch feststellen, dass die Nutzung von Schiefergas in
­erheblichem Umfang positive Impulse auf die
nationale Wirtschaft haben werde. Durch die
eigenen Schiefergas-Vorkommen h
­
­aben die
USA die Chance, die Abhängigkeit von EnergieImporten zu reduzieren. Darüber hinaus werde
Schiefergas dazu beitragen, die Arbeitslosenzahlen zu senken.
Wachstum durch Schiefergas
„Schiefergas“, davon ist Steve Thompson überzeugt, wird die Wirtschaft wie kein anderer Impuls der vergangenen Jahrzehnte antreiben.“
Mit erheblichen Auswirkungen nicht nur auf die
an der Gasförderung beteiligten Unternehmen,
sondern auch auf Gas verarbeitende Industrien
wie die Chemieindustrie: „In diesem Wirtschaftszweig gibt es viele Standorte an der Golfküste, die in den letzten Jahren stillgelegt wurden. Diese Anlagen können jetzt wieder in
Betrieb genommen werden.“ So hätten zahlreiche Unternehmen in Zeiten hoher Gaspreise
das Land verlassen. „Jetzt, nachdem die Preise
John Wise, Valve Cell Engineer, beim Funktions-Check des Ventils (links),
bevor es verpackt und eingelagert wird (rechts).
für Erdgas fallen, kommen diese Unternehmen zurück. Und sie werden
andere Unternehmen mitbringen“, sagt Steve Thompson. Für Ariel sei entscheidend, auf ein schnelles Wachstum vorbereitet zu sein. Deshalb hat
sich das Unternehmen intensiv vorbereitet: „Wir haben uns sehr genau
überlegt, wie wir auf die neue Entwicklung im Gasmarkt reagieren und auf
welche Strategien wir setzen müssen, um die neuen Chancen, die uns das
Erdgas bietet, zu nutzen“, sagt Steve Johnson. „Entscheidend ist, dass wir
in der Produktion und in der Logistik die richtigen Prozesse haben, um
auch bei einer stark steigenden Nachfrage mithalten zu können.“ Ariel hat
nicht nur in das neue Logistik-Zentrum investiert. Auch das Team der
­Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurde aufgestockt.
Selbstredend global
Darüber hinaus arbeitet Ariel an neuen Entwicklungen für High Speed
Kompressoren, speziell abgestimmt auf die Wertschöpfungskette des
Schiefergases, von der Förderung bis zum Endverbraucher. Dabei baut
Ariel auch weiterhin auf die langjährige Partnerschaft mit HOERBIGER:
„Wir sehen in HOERBIGER ein ausgesprochen von Forschung und Entwicklung angetriebenes Unternehmen“, so Steve Thompson. ­„HOERBIGER
hat es verstanden, kontinuierlich neue Produkte mit besserer Leistung
und höherer Zuverlässigkeit zu entwickeln. Damit belegt ­
HOERBIGER
sehr deutlich den Anspruch technologischer Marktführerschaft.“ „Gemeinsam sind wir für die Zukunft gut vorbereitet“, sagt Steve Thompson.
Erdgas ist der Treiber dieser Zukunft. Auch ein Treiber der ­Globalisierung?
Steve Thompson lässt daran keinen Zweifel: „Ariel ist ein weltweit aktives
Unternehmen. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, unsere Präsenz
international auszubauen. Das war schon immer der ­Fokus von Ariel.“
Part OF
Die Ariel Corporation gilt weltweit als Marktführer bei schnell laufenden Kompressoren. Zunächst stand die Industrie der Idee von Jim
Buchwald, handelsübliche Gasmotoren mit schnell laufenden Kolbenkompressoren zu einer leistungsfähigen Einheit zu kombinieren, skeptisch gegenüber. Inzwischen haben nahezu alle n
­ amhaften
Hersteller von Kolbenkompressoren High Speed Kolbenkompressoren, die diesem Konstruktionsprinzip folgen, im Portfolio. „Für
Trendsetter ist es entscheidend, unermüdlich die Anforderungen
der Kunden zu ergründen und mit maßgeschneiderten Lösungen
darauf zu antworten“, erklärt Steve Thompson, Vice President Supply Chain bei der Ariel Corporation. „Weil wir das tun, sind wir, was
die Zukunft unserer Industrie angeht, optimistisch.“
Partnership
Die Partnerschaft zwischen Ariel und HOERBIGER geht auf ein
sehr enges, freundschaftliches Verhältnis zwischen Jim Buchwald,
dem Gründer der Ariel Corporation, und Hubert Wagner, der für
die 1963 gegründete Handelsvertretung von HOERBIGER in der
„neuen Welt“ nach neuen Geschäftspartnern suchte, zurück.
­Hubert Wagner schätzte die Persönlichkeit des visionären Konstrukteurs aus Ohio. Aus der Geschichte der HOERBIGER Ventilwerke in Wien wusste er, welche Schwierigkeiten Pioniere überwinden müssen, um Erfolg zu haben. Deshalb und wohl auch, weil er
die Vision der Ariel Gründer teilte, unterstützt er das Vorhaben,
einen Kompressor zu entwickeln, der schneller und leistungsfähiger
werden sollte, als alle bis dahin angebotenen Kolbenkompressoren. Der Pioniergeist von damals kennzeichnet die Zusammenarbeit von Ariel und HOERBIGER bis heute – auch bei der Entwicklung innovativer logistischer Abläufe für die Supply Chain.
052
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GE Oil & Gas, Houston, usA
054
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wEll PREPaRED FÜR
DaS IntERnEt
oF EnERGY
Die General Electric Company, Fairfield, Connecticut, USa – kurz GE – gehört mit einem
Umsatz von rund 147 milliarden US-Dollar und rund 300.000 mitarbeitern (2011) zu den
größten Industriekonzernen weltweit. Das 1892 aus dem zusammenschluss der General
Electric Company, gegründet 1890 in Schenectady, new York, und der thomson-Houston
Electric Company, gegründet 1883 in lynn, massachusetts, hervorgegangene Unternehmen ist weltweit einer der marktführer in der modernen technologieausstattung und
von Dienstleistungen für alle Bereiche der Öl-und Gasindustrie, von der Exploration und
Produktion bis Downstream. HoERBIGER liefert seit jahrzehnten Ventile, Ringe und
Packungen an die turbomachinery-Division von GE oil & Gas. Eine Partnerschaft, die sich
auch bei innovativen Projekten wie dem neuen Geschäftsmodell CnG in a Boxtm bewährt.
TEXT: Ludwig Schönefeld · FOTOS: Ralf Baumgarten
www.ge.com/oilandgas
S
eit der Firmengründung engagiert
sich General Electric auch im Bereich
der Turbomaschinen. Mit 35 Produktionsstandorten und Niederlassungen in 120 Ländern ist GE Oil & Gas
einer der Big Player im welt­weiten Kompressormarkt. Die entscheidenden Weichenstellungen
für diese weltweite Präsenz erfolgten in den
90er-Jahren.
(HSR)“ ist seit der Übernahme der G
­ emini Kompressor-Produktlinie im Jahr 1999 Teil des GE
Oil & Gas Portfolios. Die Bezeichnung „Gemini“
wurde von der Gas Compressors Inc., Corpus
Christi, Texas, seit 1978 verwendet, insbesondere für das MOC Kompressordesign; diese
Einheit kombiniert einen einfachwirkenden
­
­Gaskompressor-Zylinder mit einem trennbaren
Kompressorrahmen.
1994 übernahm General Electric den italienischen
Kompressorhersteller Nuovo Pignone S.P.A., Das
aus einer Eisengießerei hervorgegangene, traditionsreiche Unternehmen mit Sitz in Florenz, Italien,
gehört seit Generationen zu den führenden Herstellern von Prozessgas-Kolbenkompressoren in
Europa. Mit der viel beachteten Akquisition ­gelang
GE der nachhaltige Einstieg in den europäischen
Prozessgas-Kompressorenmarkt und startete,
­was später als GE Oil & Gas bekannt wurde. GEs
­Produkt „High-Speed Reciprocating Compressor
Eine weitere Wurzel der heute von General
­Electric hergestellten, schnelllaufenden ErdgasKompressoren ist der 1950 von Chicago Pneumatic ent­wickelte High Speed Kolbenkompressor.
Wie das Know-how und die Marke Gemini von
Gas Compressors Inc. gelangte auch die Kompetenz von Chicago Pneumatic über mehrere
Unternehmens-Transaktionen 1999 zu General
Electric. Im Jahr 2000 konzentrierte der GE
Konzern alle Kompressor-Aktivitäten unter der
fortan weltweit einheitlich genutzen neuen Marke
GE Oil & Gas.
GE High-Speed
Reciprocating Compressors
Die schnell laufenden Gemini Kompressoren
werden seit 2005 als GE High Speed Reciprocating Compressors weltweit vermarktet. Das Produktportfolio umfasst schnelllaufende Kompressoren mit einer Leistung von bis zu 7.200 PS.
Eingesetzt werden sie sowohl bei Gasförderung,
-speicherung und -transport an Land und auf
See sowie insbesondere auch für die Ausstattung
von Erdgastankstellen. Während die Produktion
der großen Prozessgas-Kolbenkompressoren
nach wie vor in Florenz erfolgt, ent­wickelte sich in
den USA der GE-Standort ­Oshkosh, Wisconsin,
zum Leitwerk für Kompressoren. 2003 wurde die
Produktion der schnell laufenden Kolbenkompressoren vom ehemaligen Gas Compressors
Standort Corpus Christi nach Oshkosh verlagert.
Um mit der ­
Produktion näher am Kunden zu
sein, erfolgte Anfang 2012 erneut ein Umzug.
Seither werden die schnell laufenden Kompressoren am ­GE-Standort Jacinto Port bei Houston,
Texas, USA, hergestellt.
Aktuell (Zahlen von 2011) verfügt GE Oil & Gas
über eine installierte Technologiebasis von
19.000 Hochgeschwindigkeits-Kolbenkompressoren. Rund 33.000 GE-Mitarbeiter und damit
etwas mehr als 10 Prozent aller GE-Mitarbeiter
sind im Bereich Oil & Gas beschäftigt. Sie erwirtschafteten 2011 einen Umsatz von 13,7 Milliarden US-Dollar.
Fertig für den Versand: die GE HSR Kompressoren.
056
Part
Anfang 2012 verlagerte GE Oil & Gas die Produktionsanlagen zur H
­ erstellung schnell laufender Kolbenkompressoren von Oshkosh, ­Wisconsin, USA, an den Standort Jacinto Port bei
Houston, Texas, USA. Hier stehen dem Unternehmen rund 47 Acres, das entspricht e
­ twa
4.000 Quadratmetern, Produktionsfläche zur Verfügung.
Das aktuelle Spitzenprodukt ist der CNG High Speed Kompressor H 304 für das neue Produkt
CNG in A BoxTM. Omar A. Jimenez ist bei GE Oil & Gas als Product Leader High-Speed Reciprocating Processors für den gesamten Bereich der schnell laufenden Kolbenkompressoren (HSR - High
Speed Recips) verantwortlich. Er erklärt: „Mit diesen Kompressoren können mit einem Druck
von rund 250 bar (3.600 psi) pro ­Minute ein Gasequivalent von rund 7,66 Gallonen Benzin
­gefördert wurden. Das sind etwa 29 Liter.“
ecomagination
GE Oil & Gas hat dem Anspruch, Emissionen zu reduzieren, einen N
­ amen gegeben:
ecomagination. Einerseits versteht sich General Electric als Treiber bei der Umstellung von
Kraftfahrzeugen von Benzin und Diesel auf Erdgas. Andererseits legt GE Oil & Gas Wert
­darauf, dass auch bei der Förderung, beim Transport sowie bei der Abfüllung von Erdgas so
wenig Erdgas wie möglich freigesetzt wird.
„Die mit CNG in A BoxTM ausgerüsteten Tankstellen liegen häufig in der unmittelbaren N
­ ähe
von Wohngebieten“, so Omar A. Jimenez. „Hier wären L­ eckagen oder nicht kontrollierbare,
diffuse Gasaustritte ein schwerwiegendes Problem“. Bei der Entwicklung der H 304 Kompressoren habe man deshalb nach einem Partner gesucht, der wie General Electric weltweit aufgestellt ist, führend in Forschung und Entwicklung ist und herausragende Umweltstandards
garantieren kann. „Ein Partner wie HOERBIGER.”
„Dank der von HOERBIGER entwickelten BCD Technologie sind die diffusen Emissionen an
­unseren High Speed Kompressoren deutlich ­geringer als bei allen konventionellen Technologien“, erläutert Manufacturing Cell Leader ­Julie Lanear. „Die neu entwickelten BCD Packungen, die
für die Abdichtung der Kolbenstangen des H 304 Kompressors eingesetzt werden, sind weitgehend gasdicht.“
www.ecomagination.com/portfolio/cng-in-a-box
057
lagerung und dem Gastransport beschäftigt.
Das war ein überschaubares Geschäft.“
Ujjwal Kumar, General Manager North America Operations, ist seit 2011 im Geschäftsfeld
GE Oil & Gas Turbomachinery verantwortlich.
Kontinuierliche Veränderung
Zu den Stärken von General Electric gehört die
hohe Flexibilität des Konzerns – und damit die
Fähigkeit, schnell auf neue Chancen im Markt
zu reagieren. Ujjwal Kumar, General Manager
North America Operations, ist dafür seit 2011
im Geschäftsfeld GE Oil & Gas Turbomachinery
verantwortlich. Gefördert durch das Nachwuchs-Management Programm von General
Electric hat der international erfahrene Manager
vor seiner aktuellen Aufgabe bei GE Oil & Gas
zahlreiche Geschäftsfelder des Weltkonzerns
kennengelernt. Seine familiären Wurzeln liegen
in Indien. Globalität ist Teil seiner beruflichen
und persönlichen Identität.
Seitdem die Öl- und Gasindustrie über Technologien verfügt, mit denen sogenannte „unkonventionelle“ Gasvorkommen in Sedimentgesteinen wirtschaftlich genutzt werden können, hat
sich die Welt verändert. Das in Tonschieferschichten auffindbare Schiefergas bringt nicht
nur Nordamerika zurück an die Spitze der weltweit führenden Energienationen. SchiefergasVorkommen sind weltweit deutlich weiter verbreitet als die bisher genutzten „konventionellen“
Gaslagerstätten. „Unsere Zukunftsmärkte sind
vollständig fragmentiert. Das wird die Welt
verändern: Es eröffnen sich Möglichkeiten in
­
weniger traditionellen Gebieten, da sich die
­L änder in Lateinamerika, Nordafrika und Asien
zu neuen Akteuren im Öl- und Gasgeschäft
entwickeln“, erklärte Kumar. Experten gehen
­
davon aus, dass die weltweit im Schiefergas
­
verfügbaren Erdgasreserven die bis heute
­
­konventionell geförderten Mengen deutlich übertreffen werden. Für globale Energieunternehmen
wie General Electric ergeben sich daraus völlig
neue Geschäftsperspektiven.
The Internet of Energy
Ujjwal Kumar hat das Ziel, GE Oil & Gas Turbomachinery mit neuen, unkonventionellen Geschäftsmodellen in den nächsten Jahren zu
einem weltweit führenden Hersteller von Kol­
benkompressoren zu entwickeln. Die gravierenden Veränderungen im Marktumfeld macht er
sich dabei zunuzte: „Die Öl- und Gasindustrie
hat sich grundlegend verändert“, so Ujjwal Kumar.
„Rund ein Jahrhundert haben wir uns im
­Wesentlichen mit der Gasförderung, der Gas­
„Was wir aktuell erleben, ist die Entstehung eines neuen Internets – des Internets of Energy.
Was bedeutet das für uns? Unser Markt wird
sich vollkommen verändern. Gas wird dort verbraucht werden, wo es gefördert wird. Ujjwal
Kumar ist sich sicher: Die Nationen, die durch
ihre Schiefergas-Vorkommen von Gaskonsumenten zu Gaserzeugern werden, werden alles
tun, um ihre jetzt zugänglichen Bodenschätze
zu Geld zu machen. „Aus dieser Situation her-
„Unsere
Zukunftsmärkte
sind vollständig
fragmentiert.
Das wird die Welt
v­erändern:
Es gibt nicht mehr
ausschliesslich
die groSSen
Gasproduzenten …“
Ujjwal Kumar
Houston – CNG Gas Truck
Erik Barton, Head of HSR (High Speed Recips) Global Sales, mit seinem brandneuen Dienstwagen, einem
Ford F-250 Super Duty Truck. Der Truck gehört zum Pool von GE Capital Fleet und wird mit CNG betrieben.
052
053
aus entstehen für Unternehmen wie General
Electric völlig neue Märkte. Dafür benötigen wir
nicht zwingend völlig neue technische Lösungen, aber zumindest Lösungen, die es uns ermöglichen, diese neuen Märkte angemessen zu
bedienen.“
In der Öl- und Gasindustrie habe die Verfügbarkeit von Schiefergas zu einiger Aufregung geführt, erläutert Kumar. „Das Öl- und Gas­
geschäft ist ein Matured Market. Es gilt, den
erreichten hohen Standard zu erhalten.
­ iemand möchte hier mit neuen technischen
N
Lösungen einen Fehler machen.“
Ujjwal Kumar
General Manager North
Auf der anderen Seite werden im „Golden Age
of Gas“ nur die Unternehmen zu den Gewinnern
gehören, die sich schnell und flexibel mit der
neuen Situation arrangieren. „Es geht somit um
die Geschwindigkeit, mit der wir neue Lösungen
entwickeln“, so Kumar. „Das bedeutet im Kern,
dass wir unsere Geschäftsmodelle ändern, unser Rollenverständnis neu definieren und unsere erprobten Tools neu kombinieren.“
America Operations
GE OIL & GAS ­TURBOMACHINERY
Ujjwal Kumar absolvierte nach dem Bachelor-Studium am Indian Institute of Technology in Mumbai ein MBA-­Studium an der
University of Michigan, Ann Arbor, Michigan,
USA. Anschließend erwarb er ­einen Master
Degree in Mechanical En­gineering an der
University of Maryland in College Park,
Maryland, USA. Nach ersten Berufserfahrungen in der Strategieentwicklung von
General Motors in Detroit wechselte er
2005 in das Experienced Commercial
­Leadership Program (ECLP) von General
Electric. Wichtige Stationen seiner GELaufbahn waren anschließend das Business Development bei GE in ­Indien, sowie
die Globale Produktentwicklung bei GE Oil
& Gas in Florenz, Italien. Als General
­Manager North America Operations bei GE
Oil & Gas Turbomachinery gehört aktuell
die Weiterentwicklung des Portfolios der
GE High Speed Kolbenkompressoren zu
seinen wichtigsten Aufgaben.
„Ventile, Ringe und
Packungen sind
die wichtigsten
­Verschleissteile
von Kolbenkompressoren.
HOERBIGER verfügt
über die Expertise,
um diesen Raum
auszufüllen.
­Deshalb haben wir
uns für HOERBIGER
als Servicepartner
entschieden.“
Schlank – Modular – Plug & Play
„Alles wird schlanker, modular“, fuhr Kumar fort.
„Um diese Ressourcen in Gebieten mit ­geringer
Infrastruktur gewinnbringend zu ­
fördern, brauchen wir keine High-Volume-Kolbenkompressoren, sondern kleine, kompatible, standardisierte,
einfach gestaltete, Plug & Play, ökologisch nachhaltige Lösungen.“ Die Umrüstung von Tankstellen von konventionellen Kraftstoffen wie Benzin
und Diesel auf Erdgas ist dafür ein Beispiel. General Electric rechnet damit, dass klassische
Treibstoffe wie Benzin und Diesel mit der globalen Verfügbarkeit von Schiefergas zunehmend
durch Erdgas (Compressed Natural Gas/CNG)
und verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas/
LNG) verdrängt werden wird. Vor diesem Hintergrund haben Ujjwal Kumal und sein Team innerhalb weniger Monate neue Geschäftsmodelle
entwickelt, mit denen General Electric zum weltweit führenden Ausrüster für Erdgastankstellen
werden will: Micro LNGTM, CNG in A BoxTM und
LNG in A BoxTM. Ziel ist es, in kürzester Zeit weltweit so viele konventionelle Tankstellen wie möglich mit Kompakt­aggregaten zur Gasbetankung
auszurüsten.
Omar A. Jimenez
Omar A. Jimenez
CNG in A BoxTM
George Villareal (vorne) und Mike Davies bei den Montagearbeiten am HSR Kompressor.
Product Leader GE Oil & Gas HighSpeed Reciprocating Processors
Omar A. Jimenez ist als Product Leader ­
GE Oil & Gas High-Speed Reciprocating
Processors für die weltweite Produkt­
strategie von GE Oil & Gas im Segment der
schnell laufenden Kolbenkompressoren
verantwortlich – von der Markteinführung
bis zum Service im Aftermarket. Sein Weg
zu General Electric führte nach dem
­Studium an der University of Houston,
Houston, Texas, das er mit einem Master
in Business Administration und einem
­Bachelor of Science in Mechanical
­Engineering abschloss, zunächst zu
­CONMEC, Inc. Nach der Übernahme
­dieses, auf Turbo­machinery re-engineering
spezialisierten Unternehmens durch GE Oil
& Gas im Jahr 2001 war Omar A. Jimenez
bis 2007 in verschiedenen kaufmännischen
Funktionen für GE ­tätig. 2009 wechselte er
als Vice President Oil & Gas zu Synchrony,
Inc., ­einem Hersteller für Magnetlager und
Starkstrom-Elektronik. 2011 kehrte Omar
A. Jimenez zu GE Oil & Gas zurück, um
seine aktuelle Aufgabe zu übernehmen.
PARTNERSHIP
Die Partnerschaft zwischen General Electric und HOERBIGER hat sich über Jahrzehnte
­bewährt. Bei Schlüsselkomponenten für Kolbenkompressoren ist HOERBIGER weltweit einer
der wichtigsten Zulieferer für GE Kompressoren.
Neben den neuen High Speed Kompressoren für CNG in A BoxTM werden in Westport auch die
Kolbenkompressoren der DS-, ES- und FS-Serie für verschiedenste Anwendungen im
Downstream-, Midstream- und Upstream-Markt m
­ ontiert. Auch sie werden mit Komponenten von HOERBIGER ausgerüstet. Julie Lanear: ­„Die Mehrzahl aller bei uns hergestellten
­Kompressoren sind mit Ventilen, Ringen und Packungen von HOERBIGER ausgestattet.“
Globaler Servicevertrag
2010 hat GE Oil & Gas mit HOERBIGER einen Vertrag abgeschlossen, der HOERBIGER erlaubt,
weltweit Serviceleistungen für GE High Speed Kompressoren (HSR) zu erbringen. Dazu gehören
sowohl die regelmäßige Wartung der schnell laufenden Kolbenkompressoren als auch – bei
älteren Kompressoren – Upgrades der Ventile, Ringe und Packungen mit modernen Komponenten aus dem HOERBIGER Portfolio. Zugleich qualifiziert der Vertrag HOERBIGER als
­weltweiten Ersatzteil-Distributor für die GE HSR Product Line.
Ventile, Ringe und Packungen sind die wichtigsten Verschleißteile von K
­ olbenkompressoren.
„HOERBIGER verfügt über die Expertise, um diesen Raum auszufüllen“, erklärt
­Jimenez. „Deshalb haben wir uns für HOERBIGER als Servicepartner
entschieden.“
www.hoerbiger.com
CNG in A BoxTM ist die derzeit am intensivsten
verfolgte neue Produktidee. Kernstück ist ein in
einem 20’ ISO-Container installiertes Kompaktaggregat, bestehend aus einem schnell laufenden GE Kompressor zur Gasförderung, Pumpen
und Absperrventilen – als Plug & Play Lösung.
Weitere Komponenten, die benötigt werden, um
eine konventionelle Tankstelle für den Betrieb
von Erdgasfahrzeugen umzurüsten, sind Erdgastanks und Zapfsäulen. Letztere werden von
Wayne, A GE Energy business geliefert.
General Electric bietet die gesamte Konzernkompetenz auf, um Tankstellen-Betreibern die Umrüs-
tung so einfach wie möglich zu machen: GE Oil &
Gas Turbomachinery liefert die schnell laufenden
Kompressoren (High Speed Reciprocating Compressors/HSR). GE Oil & Gas ­
Measurement &
Control sowie GE Power C
­ onversion die Antriebs-,
Mess- und Regeltechnik, GE Electrical die elektrische Installation und GE Capital – falls erforderlich
– passende Finanzierungsmodelle.
Flexible Standardlösungen
In der Fähigkeit, zuverlässige, schnell laufende
Kolbenkompressoren für CNG in A BoxTM zu entwickeln, sieht Ujjwal Kumar eine der Schlüsselkompetenzen von GE Oil & Gas für die neuen
Geschäftsmodelle. „Es geht uns nicht darum,
völlig neue Spielregeln zu erfinden“, erklärt
­Kumar. „Wir haben nach einer Lösung gesucht,
die exakt auf unser neues Geschäftsmodell zugeschnitten ist, eine Standardlösung mit hoher
Flexibilität und – da wir diese ja nicht irgendwo
im Niemandsland betreiben werden – sicher
und umweltverträglich.“
Auf Basis bestehender Kolbenkompressoren
wurde für CNG in A BoxTM ein adaptierter, schnell
laufender Kolbenkompressor entwickelt. Seine
wesentlichen Komponenten sind „factory tested“,
also langjährig erprobt. Für die absehbare Großserienfertigung wurden sie allerding noch weiter
als bisher standardisiert. Im Februar 2012 war
das neue Produkt CNG in A BoxTM ausreichend
ausgereift, um mit der Markteinführung zu beginnen. „Wir haben bereits mehr als 25 CNG In A
installieren eine
BoxTM Einheiten geliefert. Wir ­
neue CNG In A BoxTM-Einheit wöchentlich an einer
Tankstelle – eine direkte Steigerung der Infrastruktur der Erdgastankstellen in den Vereinigten
Staaten.“ Der Kunde erhält von GE Oil & Gas eine
einsatzbereite Anlage: „Standard Per­
formance,
verlässliche Leistung, das ist unser Versprechen
an unsere Kunden“, so Kumar.
GE – ein Erfolgsmodell
„In der Lage zu sein, das Unternehmen jederzeit
neu zu erfinden – das war von Anfang an und ist
bis heute das Erfolgsmodell von General Electric“,
erklärt Ujjwal Kumar. „Am Anfang stehst Du
­allein mit dem Auftrag, ein neues Team aufzubauen. Mit dem Wissen, dass wir für den neuen
Markt neue Fähigkeiten benötigen würden, aber
ebenso auch unsere bewährten Werkzeuge, dass
wir in Compliance mit den ­geltenden und künftigen Umweltschutz- und ­Sicherheits-Regularien
etwas Neues schaffen müssen, sind wir an unseren Auftrag herangegangen.“
In seinem Team hat Ujjwal Kumar ­bewusst „new
age thinkers“ und „conservative people“ zusammengeführt. „Das erzeugt anfangs einigen
Stress, ist aber entscheidend für eine Team-­
Architektur, die am Ende funktioniert und deshalb ein Ansatz, dem wir folgen mussten.“
Wenn es darum geht, neue Märkte zu erschließen,
darf sich ein Unternehmen wie General Electric
keine Fehler leisten. Deshalb folgt GE ­
einem 060
360-Grad-Ansatz, bringt die fähigsten Ingenieure
und Kaufleute zusammen. „CNG in A BoxTM ist 061
das Baby des gesamten Teams“, sagt Kumar.
„Und darauf sind wir alle stolz.“
Links: Mike Davies bei der Erhitzung der ­Zylinder, um
den Liner zur Führung des Kolbens einzubringen.
Rechts: Karl Daigle am Kompressorenprüfstand.
Die wesentlichen Komponenten des schnell laufenden Kolbenkompressors sind factory tested.
Motorregelung mit
HOERBIGER DriveCOM-System
GE Transportation und HOERBIGER Control Systems (HCO) stehen
schon lange in Geschäftsbeziehung. Im Jahr 2000 begann HCO, an
der Entwicklung der Motorregelungseinheit (ECU) für die EvolutionReihe der Lokomotiven zu arbeiten. GE Transportation führte dieses
Lokomotivenmodell in Reaktion auf die Tier 2 Abgaswerte im Jahr
2005 ein. HCO rüstete die Tier 2 ECU sogar soweit auf, dass sie die
Anforderungen der Tier 3 Grenzwerte erfüllt.
Der Tier 4 Motor ist ein V-12 Dieselmotor mit mittlerer Geschwindigkeit
(1.050 RPM). Die Motorleistung beträgt 4.400 PS. Der neue Motor hat
viele neue Konstruktionsmerkmale sowie ein zusätzliches Abgasnachbehandlungssystem, um die Anforderungen von Tier 4 erfüllen zu
können. Die bedeutet, dass die ECU der Tier 4 Lokomotive eine leistungsstärkere Computertechnik erfordert als die bisherigen Tier 2 und
Tier 3 ECUs.
Die neue Tier 4 ECU nutzt ein modulares HOERBIGER DriveCOMGE transportation geht davon aus, dass seine lok-Prototypen auf Basis der Evolution-serie die ersten der Branche sein werden, die die tier 4 abgasnorm erfüllen.
System als Plattform. Der modulare Ansatz ermöglicht die Anpassung
062
der ECU an viele verschiedene Motorkonfigurationen. Zusätzlich zur
vollständigen Modularität verfügt das DriveCOM-System über eine
BIttE EInstEIGEn In dEn „uMWElt“-ZuG
Eisenbahngesellschaften rüsten sich für die tier 4 Abgasnorm.
TEXT: Bill siuru · FOTO: union Pacific · HoErBIGEr
D
ie Tier 4 Abgasnorm für Lokomotiven der U.S. Environmental
Protection Agency (amerikanische Umweltschutzbehörde)
tritt 2015 in Kraft. Für diese Tier 4 Grenzwerte müssen Hersteller von Dieselmotoren für Lokomotiven die Partikelemissionen und NOx-Emissionen gegenüber Tier 2 Lokomotivenmotoren, die erstmals im Jahr 2005 in Betrieb genommen wurden, um
70 Prozent bzw. 76 Prozent reduzieren. Auch die HC2-, C02- und weitere
Abgasemissionen müssen erheblich reduziert werden. Die Tier 4 Norm gilt
für alle Arten von Diesellokomotiven, auch für Lokomotiven, die im Linienverkehr, für Rangierfahrten und im Personenverkehr eingesetzt werden.
30 dieser Prototypen im tatsächlichen Einsatz im Schienenverkehr zu testen, bevor sie die EPA-Zertifizierung beantragen. Union Pacific investiert
20 Millionen US-Dollar in die Erprobung neuer Techniken zur Reduzierung
von Dieselemissionen in Güterzuglokomotiven, die ausschließlich in Kalifornien eingesetzt werden. In den nächsten 18 Monaten werden Union Pacific
und der California Air Resources Board (CARB) die Kapazität, Leistungsfähigkeit, den Kraftstoffwirkungsgrad und Wartungsaufwand der UP 9900
auswerten, während die Lokomotiven im normalen Betrieb zwischen Roseville und der San Francisco Bay Area eingesetzt werden.
Neun der testlokomotiven, die mit der AGR-Technik ausgestattet werUm die Anforderungen erfüllen zu können, entwickelte Union Pacific
Railroad in Zusammenarbeit mit Electro-Motive Diesel (EMD) die UP 9900,
den Prototyp einer Lokomotive mit niedrigen Emissionen. Mit der UP 9900,
die in Union Pacific's Betriebswerk J.R. Davis in Roseville, Kalifornien,
USA, vorgestellt wurde, werden drei emissionsreduzierende Techniken
getestet – Abgasrückführung (AGR), Dieseloxidationskatalysatoren (DOC)
und Dieselpartikelfilter (DPF). Die Lokomotive der EMD-Reihe SD59MX –
SD60s nachgerüstet mit einem EMD V12 710ECO Motor – ist die erste von
25 Testlokomotiven, die für die Erprobung der emissionsreduzierenden
Techniken eingesetzt werden.
Mit einer vergleichbaren Aktion stellte GE transportation den
Prototyp ihrer nächsten Lokomotive der Evolution-Reihe vor, die ebenfalls
die Tier 4 Anforderungen erfüllen soll. GE plant, in den nächsten zwei Jahren
den sollen, befinden sich in der Region Colton, Kalifornien, und werden beim
Einsatz in Südkalifornien getestet. Die übrigen 16 werden vom Betriebswerk
in Roseville aus in Betrieb genommen. Die Erprobung der 25 Lokomotiven
mit einer Reichweite von 322 km soll bis Ende 2014 andauern.
Um den für die Installation der Nachbehandlungssysteme AGR, DOC und
DPF erforderlichen Platz zu schaffen, musste bei der UP 9000 der Motor
mit einer maximalen Breite von 3,1 m und einer Höhe von 4,9 m verkleinert werden. Dadurch büßte der Motor ein Viertel seiner Leistungsfähigkeit
ein und ist somit nicht mehr für Langstrecken oder Fahrten durch die
Berge der Sierra Nevada geeignet.
skalierbare Steuerung, ein Überwachungssystem für Verbrennungs-
schaffen muss für die Emissionsausrüstung – hauptsächlich diese drei
Filter – ohne den Motor zu vergrößern.
motoren und Nutzlaststeuerung. Der Produktname Drive bezieht sich
auf die Verwendung für Verbrennungsmotoren und COM auf die bestehenden computergesteuerten HOERBIGER Produkte. Das DriveCOM-
Union Pacific und EMD schätzen aufgrund einer vorläufigen Analyse, dass
die UP 9900 mit einer Reduzierung der NOx-Emissionen um 45 Prozent
im Vergleich zur Tier 2 Norm und einer Reduzierung der Rußpartikelemissionen um 85 Prozent auf dem besten Weg zur Tier 4 Norm ist.
Der Prototyp der von GE transportation entwickelten
Lokomotive, der 0.91 Tonnen mehr als 203 km/l Dieselkraftstoff
ziehen kann, gehört zu den Lokomotiven der Evolution-Reihe des Unternehmens. GE investierte über einen Zeitraum von acht Jahren 600 Millionen US-Dollar in Forschung und Entwicklung, um mit ihrer Technik die Tier
4 Norm erfüllen zu können. Das Unternehmen berücksichtigte auch
Anregungen seiner nordamerikanischen Kunden der Class I Eisenbahngesellschaften im Hinblick auf Sicherheit, Zuverlässigkeit, Kraftstoffverbrauch und Betriebsanforderungen, was zu einer möglichen Reduzierung
der einzelnen Emissionen um mehr als 70 Prozent führen könnte. Laut GE
könnten die Eisenbahngesellschaften durch die Technologie Einsparungen
bei den Kosten für Infrastruktur und Betrieb von mehr als 1,5 Milliarden
US-Dollar erzielen.
System umfasst sowohl die Entwicklung neuer Funktionen als auch die
Einbindung bestehender eigenständiger HOERBIGER und AltronicProdukte in einen neuen Formfaktor.
HOERBIGER hat fünf Platinen entwickelt, die auf die spezielle Kombination von Sensor und Aktuator in der Lokomotive zugeschnitten sind.
GE Transportation hat eine Platine entwickelt, die bei der gelieferten
DriveCOM-Architektur als Hauptplatine dient. Während GE Transportation eigene Steueralgorithmen entwickelt, liefert HOERBIGER
Gerätetreiber, Diagnosesoftware für elektrische Systeme sowie das
Betriebssystem. Die Option, eigene Elemente in ein standardisiertes
modulares System zu integrieren, ist für Kunden ein sehr wichtiger
Faktor und mitausschlaggebend für den Erfolg von DriveCOM.
Für beide Unternehmen bietet dieser
Innovationsvorsprung große Geschäftsvorteile, denn nach Prognosen der U.S.
Bahnindustrie müssen in den nächsten Jahren etwa ein Drittel aller diesel-
Die Lokomotive wird diese Emissionsgrenzwerte durch neue Techniken
anstelle von anderen Alternativen wie den Einsatz eines Harnstoffadditivs
erfüllen. Die NOx-Emissionen werden nicht durch den Einsatz von Harnstoff-SCR-Technik, sondern vollständig durch Systeme im Zylinder gesteuert, wodurch spezielle Abgasadditive und Investitionen in Infrastruktur, wie
zum Beispiel der Ausbau eines Netzes an Füllstationen in Nordamerika,
nicht mehr erforderlich sind.
elektrischen Lokomotiven – derzeit etwa 24.500 Fahrzeuge – ausgetauscht,
viele weitere nachgerüstet werden. Insgesamt werden in den USA jedes Jahr
500 bis 1.000 neue Lokomotiven in
Betrieb genommen.
Das DriveCoM Motorsteuerungssystem
Neue Tier 4 Motoren müssen jedoch die Leistungsfähigkeit der gegenwärtig eingesetzten 16-Zylinder-Motoren erreichen, womit Union Pacific Platz
© Diesel & Gas turbine Publications, gedruckt in den usa,
nachdruck aus der ausgabe vom november 2012
von HoErBIGEr.
063
HOERBIGER zum 9. Mal sponsor bei
Grenzenlose
Themenvielfalt
Mit 64 Arbeiten haben sich 2012 insgesamt 124 junge Menschen zu den Wettbewerben „Jugend
forscht“ und „schüler experimentieren“ im voralpenland angemeldet. Ausgerichtet und gesponsert werden die Wettbewerbe bereits zum neunten Mal von HOERBIGER in deutschland.
A
uch in dieser Wettbewerbsrunde zeigten die Teilnehmer eine große
Bandbreite spannender und innovativer Forschungsarbeiten in den
sieben von der Wettbewerbsleitung vorgegebenen Fachgebieten.
Am 28. Februar wurden die diesjährigen Sieger der von HOERBIGER
gesponserten Regionalwettbewerbe „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ im Voralpenland ausgezeichnet. Zehn Nachwuchswissenschaftler erhielten ihre Siegerurkunden während einer Feierstunde in der
Schlossberghalle Peiting. Sie haben sich damit für die Landeswettbewerbe in Straubing und Dingolfing qualifiziert. 112 junge Leute mit insgesamt
59 Arbeiten nahmen 2013 an den Wettbewerben im Voralpenland teil.
Neun junge Forscher erhielten einen ersten Preis.
Ob ausgezeichnet oder nicht: „Die Themenvielfalt der Projekte ist grenzenlos“, so Kerstin Giebel, Mitarbeiterin der HOERBIGER Deutschland
Holding GmbH und Patin der Wettbewerbe. Eine junge Studentin aus
Schongau untersuchte die Struktur von Antiwasserstoff. Drei Realschülerinnen aus Weilheim entwickelten einen Härtetest für Kürbiskerne. Zwei
junge Männer aus Bernbeuren, die alle die Pfaffenwinkel-Realschule
Schongau besuchen, überlegten sich, wie man Ziegelsteine, die vorab mit
Paraffinwachs behandelt wurden, zur Wärmedämmung verwenden kann.
Zusätzliche Auszeichnungen von HOERBIGER
Die 14-jährige Schülerin Hanna Burggraf aus Tutzing und ihr 16-jähriger
Bruder Max erhielten für ihre herausragenden Forschungsarbeiten, mit
denen sie bereits seit mehreren Jahren am Wettbewerb teilnehmen und
immer erste Plätze belegen, von HOERBIGER eine besondere Auszeichnung. Die HOERBIGER Stiftung, Mehrheitsaktionär der HOERBIGER
Holding AG, sponsert den beiden Geschwistern ein einwöchiges Schnupperpraktikum im JKU HOERBIGER Institute for Smart Actuators an der
Johannes Kepler Universität in Linz. Das Institut ist eine von der HOERBIGER
Stiftung in Zug unterstützte, weltweit führende Hochschuleinrichtung im
Bereich mechatronischer und elektrischer Antriebe.
Hanna Burggraf bewarb sich im Wettbewerb „Schüler experimentieren“
im Fachgebiet „Mathematik/Informatik“. Sie entwickelte ein intelligentes
Heizungssystem für Einfamilienhäuser, bei dem Wettervorhersagen aus
dem Internet zur vorausschauenden Steuerung mit einbezogen werden.
Max Burggraf hat in seiner Forschungsarbeit Roboter konstruiert, mit
diesem das Schwarmverhalten von Individuen simuliert und damit im
Fachgebiet „Mathematik/Informatik“ des Wettbewerbs „Jugend
forscht“ seinen Sieg erzielt.
Die HOERBIGER Holding AG ehrt außerdem den Träger des ersten
Preises im Bereich „Technik“. Der 19-jährige Jonas Scharpf, der die
Technische Universität München besucht und damit zu den ältesten
Wettbewerbsteilnehmern zählt, entwickelte „VICTOR“, einen ferngesteuerten, intelligenten, computergestützten, tragbaren, optimierten
Roboter, der menschliche Bewegungsabläufe nachempfindet. Jonas
Scharpf erhält von HOERBIGER eine Kurzreise zum Otto Bock Science Center für Medizintechnik in Berlin. Mithilfe von HOERBIGER
Piezoventilen wurde dort ein weltweit einmaliger Rollstuhlsimulator
realisiert, mit dem Menschen ohne Behinderung erfahren können,
wie Menschen mit Behinderung ihren Alltag in der Stadt erleben.
„HOERBIGER leistet als Pate und Sponsor der Wettbewerbe Jugend
forscht und Schüler experimentieren im Voralpenland einen wichtigen
Beitrag zur Förderung des Bildungsstandorts Deutschland“, sagt Dr.
Stefan Felber, Leiter der Regionalwettbewerbe im Voralpenland. Thomas Englmann, Geschäftsführer der HOERBIGER Kompressortechnik
GmbH in Schongau und Laudator bei der Preisverleihung ergänzt:
„Jugend forscht ist deutschlandweit der bekannteste und größte Wissenswettbewerb für Naturwissenschaft und Technik. HOERBIGER ist in
vielen Segmenten dieser beiden Bereiche Innovations- und Technologieführer. Daher haben wir großes Interesse daran, das Know-how und die
Forschung in den beiden Gebieten voranzutreiben.“
Seit über vier Jahrzehnten unterstützt „Jugend forscht“ die Förderung naturwissenschaftlich begabter Jugendlicher. Hinter der Initiative stehen die
deutsche Bundesregierung, das Magazin „stern“, die Wirtschaft und die
Schulen in Deutschland. Beim Wettbewerb gibt es zwei Alterssparten:
Schüler bis 14 Jahre treten in der Juniorsparte „Schüler experimentieren“
an, Teilnehmer bis 21 Jahre in der Sparte „Jugend forscht“.
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Die Infostände der 64 teams waren stets dicht umlagert. ludwig schönefeld,
leiter der unternehmenskommunikation von HoErBIGEr, überreichte Jonas
scharpf (19), Max (16) und Hanna Burggraf (14), die alle bereits mehrfach im
Wettbewerb erfolgreich waren, sonderpreise der HoErBIGEr stiftung und der
HoErBIGEr Holding aG (Bild unten).
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Ein Nachmittag im Museum
Die Geschichte der Kompressorindustrie in Amerika
Das kleine, sorgsam gepflegte Museum der Knox County Historical Society am Ortsrand von Mount Vernon, Ohio, USA,
ist auf den ersten Blick ein typisches amerikanisches Heimatmuseum. In der liebevoll zusammengestellten Sammlung
finden sich ­Zeitzeugen aus allen Lebensbereichen der Kleinstadt: Puppenstuben, alte Möbel, Küchenutensilien, auch
Artefakte aus der Stadtgeschichte – etwa das Kreuz und ein Chorfenster der ersten, bescheidenen Holzkirche. Schätze
für Liebhaber alter ­Technik bewahrt Kurator Jim Gibson im hinteren Teil des Museums auf: Kutschen und Automobile,
Dampfmaschinen und ­Kompressoren ebenso wie Baupläne und historische Fotos von fantastischen Stahlkonstruktionen – Erinnerungen an eine Zeit, in der Mount Vernon ein Zentrum der amerikanischen Eisen- und Stahlindustrie war. TEXT: Ludwig Schönefeld · FOTOS: Ralf Baumgarten
Der ehemalige Cooper Ingenieur William O. Ferguson im Museum der Knox County Historical Society.
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„Sehen Sie hier: Der junge Mann auf dem Foto,
das bin ich. Sie können sich nicht vorstellen, wie es war,
wenn so ein großer Kompressor hier mit Spezialfahrzeugen der Bahn abgeholt wurde.“
Zu den Exponaten im Museum der Knox County Historical Society gehören
­einer der ältesten erhaltenen COOPER BESSEMER Kompressoren (Bild 1)
­sowie ­einer der Prototypen des Ariel Kompressors (Bild 2). Neben Exponaten
aus der Geschichte der Kompressorindustrie in Amerika fanden auch andere
Artefakte einen Platz im Museum: etwa der 1984 auf den Markt gekommene
Kaypro IV Computer (Betriebssystem CP/M mit zwei 390 KB DS/DD Floppy
Drives, Bild 3). Oder der PKW des legendären Showmasters Paul Edward
­Lynde (Bild 4).
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ktueller Vorsitzender der Knox County
Historical Society ist Jim Buchwald,
Gründer der Ariel Corporation und zugleich einer der weltweit erfahrensten Kompressor-Konstrukteure.
Jim Buchwald entwickelte Anfang der 60er-Jahre,
finanziert aus eigenen Ersparnissen und unterstützt von zwei gleichgesinnten Freunden, Jim
Doane und George Woodmann, im Keller seines
Wohnhauses in Mount Vernon einen v­ öllig neuartigen Kolbenkompressor. Die Drehzahl von 1.800
U/min war höher als die der schnellsten seinerzeit am Markt angebotenen Wettbewerbsprodukte. Sie orientierte sich an der neuesten Generation schnell laufender Gasmotoren.
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Im Museum der Knox County Historical Society
ist einer der drei Prototypen von Ariel zu sehen.
Der „JG“, benannt nach den Gründern von­
Ariel – Jim Buchwald, Jim Doane und George
Woodman – hat unmittelbar neben einem
„Cooper GMV-4 gas line compressor“ einen
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Platz in der Sammlung gefunden. Als der großvolumige Integralkompressor 1938 bei Cooper
Industries in Mount Vernon ausgeliefert wurde,
lag seine Leistung um 38 Prozent über der Leistung des besten Wettbewerbers. „Erzielt wurde
diese Leistung durch die Verzahnung von Antrieb und Kompressor über eine gemeinsame
Kurbelwelle“, erklärt William „Bill“ O. Ferguson,
ein ehemaliger Cooper Ingenieur. „Das war
­damals eine Sensation.“
„Sehen Sie hier: Der junge Mann auf dem Foto,
das bin ich“, begeistert sich William Ferguson.
„Sie können sich nicht vorstellen, wie es war,
wenn so ein großer Kompressor hier mit Spezialfahrzeugen der Bahn abgeholt wurde.“ Heute
sind große Teile der Bahnstrecke stillgelegt. Sie
wurden zum Fahrrad- und Wanderweg um­
gebaut. Nur noch eine historische Dampflokomotive erinnert als Denkmal an die große Vergangenheit von Mount Vernon als Industriestadt.
www.knoxhistory.org
IMPREssuM
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vEnEdIG BOOMt
nahezu endlose weiße strände und subtropisches Klima – selten unter 20 Grad – erklären,
warum Fort lauderdale als eines der beliebtesten touristenziele in den usA gilt. doch die
stadt 30 Kilometer nördlich von Miami hat deutlich mehr zu bieten als Meer.
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Foto: © Daniel schwen
TEXT: Guido schweiß-Gerwin · FOTOS: fotolia · Daniel schwen
D
ie Gründung der Stadt Fort Lauderdale liegt kaum
mehr als 100 Jahre zurück. 1911 bekam sie das
Stadtrecht – mit weniger als 500 Einwohnern. Als
eigentlicher Gründervater gilt nach mehreren Einfriedungsversuchen ab 1838 im Kampf gegen die
Seminolen-Indianer der Pionier Frank Stranahan, der 1893
einen Fährbetrieb über den New River startete. Sein Haus ist
heute das älteste Gebäude der Stadt und dient als Museum. Als
1896 die Eisenbahnstrecke der Florida East Coast Railway von
Norden her verlängert wurde, ging es mit der Besiedlung rasant
weiter. Die größten Zuwachsraten machte die Stadt in den
1920er-Jahren durch den Florida-Landboom mit teilweise bis
zu 600 Prozent Bevölkerungszunahme. In den folgenden Jahrzehnten verdoppelte sich die Bevölkerung jeweils bis in die
1960er-Jahre mit über 80.000 Einwohnern, dann ging die Entwicklung Stück für Stück zurück. Heute zählt Fort Lauderdale
165.000 Einwohner (laut Volkszählung 2010) und ist Hauptstadt
von Broward County mit insgesamt 1,8 Millionen Menschen.
HOERBIGER Corporation of America, der seit 13 Jahren im
Umland der Stadt lebt. „Alles wirkt sehr großzügig, ausgehend
von einem kleinen Stadtzentrum. Wir haben hier viel Platz“,
erzählt er weiter. Mit einem durchschnittlichen Haushaltseinkommen von über 50.000 US-Dollar zählt Fort Lauderdale zu
den reicheren Städten in den USA.
Autoren und Fotografen
touristenattraktionen: stranahan House,
Wirtschaftsfaktor schiffsbau
das älteste Haus von Broward County und heutige
stadtmuseum, sowie sandstrand, so weit das auge reicht.
Großzügige stadtplanung
Der Seehafen von Fort Lauderdale, Port Everglade, bietet neben
klassischen Verlademöglichkeiten für Stück- und Massengut
wie Öl, Treibstoffe und Chemikalien auch einen großen Containerhafen. Neben den rund 100 Marinas und Bootswerften für
die Liebhaber des Yachtsports hat sich Fort Lauderdale in den
vergangenen Jahren auch zum Zentrum für Kreuzfahrtschiffe
entwickelt. Am Pier von Port Everglade können zehn Schiffe der
größten Kategorie gleichzeitig abgefertigt werden. Unter anderen hat auch die Queen Elizabeth 2 hier ihren Winterhafen. Der
Bau und die Wartung von Schiffen ist ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor in Broward County. Der Industriezweig beschäftigt
etwa 109.000 Menschen.
Etwa 42.000 Boote haben in Fort Lauderdale ihren Heimathafen. Das Stadtgebiet besteht aus einem Gitternetz von fast
400 Kilometer schiffbaren Wasserkanälen. „Es klingt etwas
kitschig, aber Fort Lauderdale wird als Venedig Amerikas
bezeichnet“, erzählt Hannes Hunschofsky, Präsident der
Neben dem Wasserweg ist Fort Lauderdale ebenso gut über
Straße, Schiene oder per Flugzeug zu erreichen. Als HOERBIGER
1979 von New York an den heutigen Standort in Pompano
Beach im Norden von Fort Lauderdale übersiedelte, lag dies
1/5 Ralf Baumgarten (52) und ludwig schönefeld (49) waren Ende
2012 für gut eine Woche in den USA unterwegs. Für HoErBIGEr@
MotIon sprachen sie mit Führungskräften von Ariel, CAMERON und
GE Oil & Gas über die Perspektiven der Öl- und Gasindustrie sowie der
Kompressorindustrie. Der in Köln lebende Fotograf Ralf Baumgarten
interpretierte die Statements der Gesprächspartner mit der Kamera,
während Ludwig Schönefeld, Leiter der Unternehmenskommunikation des HOERBIGER Konzerns, die zum Teil sehr intensiven Gespräche
in seinen Reportagen zu einer journalistischen Momentaufnahme des
„Golden Age of Gas“ verdichtete.
2 Frieder Blickle (56) hat sich als Reportagefotograf weltweit einen
Namen gemacht. Er arbeitet für Magazine (alPs, Der Feinschmecker,
Focus, GEo, saveur) ebenso wie für große Unternehmen (BMW,
ERCO, SMG). Seit 2008 ist er Mitglied der Fotoagentur LAIF, Köln.
www.newyorkfotos.de
aber nicht an den guten Verkehrsverbindungen. 1973 hatte
HOERBIGER den Ventilhersteller HUBCO Corporation erworben. „Als später in direkter Nachbarschaft eine Halle frei wurde, haben wir die günstige Situation genutzt und die Ventilproduktion 1979 dort zusammengezogen“, erzählt Hannes
Hunschofsky. Einen Standortvorteil sieht Hunschofsky vor
allem im Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
„Die Menschen schätzen HOERBIGER, weil es hier nur wenige
ähnliche Arbeitsmöglichkeiten in der Industrie gibt.“ Die meisten
Menschen sind im Tourismus beschäftigt. Doch manche
möchten eben mehr als nur Meer.
3 G. Allen Brooks (65) verfügt über mehr als 40 Jahre Berufserfahrung
als Analyst und Berater von Energieversorgungsunternehmen sowie als
Manager und Aufsichtsratsmitglied von mehreren in der Ölförderung
tätigen Servicegesellschaften. Seit 2005 arbeitet Allen Brooks als
Managing Director im Consulting von Parks Paton Hoepfl & Brown in
Houston, Texas. Die Investmentbank engagiert sich insbesondere bei
Servicegesellschaften, die in der Ölförderung tätig sind. Für Parks Paton
Hoepfl & Brown publiziert Allen Brooks den in der Branche viel beach-
Herausgeber
HOERBIGER Holding AG
Baarerstraße 18
6304 Zug, Schweiz
Internet: www.hoerbiger.com
E-Mail: [email protected]
Konzernleitung
Dr. Martin Komischke (Vorsitz)
Charles Friess
Norbert Gauß
Johann Hipfl
Dr. Siegmar Schlagau
Gerhard Wagner
Handelsregister-nummer
CH-270.3.003.156-2
Handelsregisteramt des Kantons Zug,
Schweiz
Mehrwertsteuer-nummer
194 609
Redaktion
HOERBIGER Holding AG
Unternehmenskommunikation
Baarerstraße 18
6304 Zug, Schweiz
Ludwig Schönefeld (Leitung)
Telefon: + 41 / 41 / 560-75 79
[email protected]
Jens Geisel
Telefon: + 41 / 41 / 560-10 19
[email protected]
Simon Schmid
Telefon: + 41 / 41 / 560-75 71
[email protected]
Anja Aurbacher
(Redaktionsassistenz und Distribution)
Telefon: + 49 / 8861 / 25 66-21 88
[email protected]
new river statt Canale Grande: liebhaber des
Yachtsports sind in Fort lauderdale zu Hause. rund
42.000 Boote haben hier ihren Heimathafen.
teten Newsletter Musings from the Oil Patch. Darüber hinaus unterstützt er die Partner der Bank mit branchenspezifischen Recherchen.
Vor seiner Berufskarriere studierte Allen Brooks Wirtschaftswissenschaften an der University of Conneticut, Storrs, Conneticut, USA,
sowie an der Cornell University, Ithaca, New York, USA.
4 Keith douglas ist als Meister seines Fachs in Bezug auf Belichtung
und Bildkomposition bekannt. Seine zahlreichen Projekte haben ihn
unter anderem von den Straßen in San Francisco zu den ältesten
Städten in Südamerika und Europa geführt. Keiths Werke wurden
bereits in Conde nast Publications, architectural Digest, Florida
Design, l.a. Magazine und Palm Beach life veröffentlicht. Er hat einen
Ehrenplatz in der Hall of Fame des Fort Lauderdale Art-Institutes und
ist ehemaliger Präsident der American Society of Media Photographers (ASMP), South Florida Chapter. Sein Studio befindet sich in
der Nähe der Innenstadt von Fort Lauderdale. www.keithdouglas.com
6 Guido schweiss-Gerwin (46) studierte Geografie, Neue Geschichte
und Medienwissenschaften in Paderborn und durchlief anschließend
die klassischen Stationen als Journalist bevor er bei einer BertelsmannTochter die Produktion von Kundenmagazinen übernahm. Heute leitet
er als Blattmacher bei CP/COMPARTNER in Essen den PublishingBereich. Neben HoErBIGEr@MotIon, HoErBIGEr@MotIoninside
(seit 2007) und weiteren Kundenmagazinen realisiert er mit seinem
Team regelmäßig Magazine und Verlagsbeilagen für die F.a.Z., die
süddeutsche Zeitung, die WElt am sonntaG sowie DIE ZEIt.
Wir danken den folgenden Institutionen und
Personen – soweit nicht bereits als Autoren
oder Fotografen im Zusammenhang mit den
Artikeln erwähnt – für ihre Mitarbeit:
Ariel Corporation: Karen Buchwald Wright,
Alex Wright, Steve Thompson.
CAMERON International Corporation:
Everett Johnson, Mark Thayer.
Fiat Group Automobiles Switzerland SA:
Helen Schneider.
GE Oil & Gas: Ujjwal Kumar, Omar A. Jimenez,
Gina Pittarelli, Caitlin Shaw.
Jaguar Land Rover Schweiz AG: Karin Held.
Knox County Historical Society:
William O. Ferguson, Jim Gibson.
Opel Suisse/General Motors Suisse SA:
Christoph Bleile, Maria Danner.
TREMEC Torque TransferSolutions:
Jeremy Holt, Michael Kvicala.
ZF Friedrichshafen AG: Robert Buchmeier.
layout
HOERBIGER Antriebstechnik: Wolfgang Beck.
HOERBIGER Automatisierungstechnik:
Marcus Groedl, Melanie Salcher.
HOERBIGER Kompressortechnik:
Tim Coons, Simone Dingman, Hannes
Hunschofsky, Chris Kapp, Sigrid Krebs,
Allan Machann, Hans Mathews,
Rick Robertson, Barten Scarbrough,
Dr. Peter Steinrück.
Die Inhalte der Beiträge, insbesondere Zitate,
Meinungen und Einschätzungen zu Märkten
und Technologien, geben nicht in jedem Fall
die Meinung des Herausgebers wieder.
übersetzungen
Kerstin Roland
Maintal Translations Inc.
Virginia Beach, VA 23452, USA
Andrea Rogney
97074 Würzburg, Deutschland
CP/COMPARTNER
Agentur für Kommunikation GmbH
45127 Essen, Deutschland
Guido Schweiß-Gerwin, Carsten Cimander,
Stephanie Globert
titelbild: 17th Street Causeway Bridge in
Fort Lauderdale, Florida, USA
Foto: Keith Douglas
druck
Gotteswinter und Aumaier GmbH
80807 München, Deutschland
Auflage: 25.000
verbreitung: 42 Länder weltweit
sprachen: Deutsch, Englisch
Copyright: HOERBIGER Holding AG, 2013
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AG15IM015dE201305
FORT LAUDERDALE, FLORIDA, USA: Die 2002 für
den Verkehr geöffnete 17th street Causeway Bridge
der Florida state road a1a über den new river in
Fort lauderdale symbolisiert die Entwicklung der
HoErBIGEr Corporation of america: Die vor 50 Jahren
in new York gegründete Gesellschaft war der Brückenschlag in die neue Welt. Bis heute ist sie führend bei der
Entwicklung von innovativen Produkten und leistungen –
nicht nur für den amerikanischen Markt.
CAMEROn IntERnAtIOnAl CORPORAtIOn:
MOdERnstE tECHnIK FüR
KOMPREssOREn
seite 40
ARIEl CORPORAtIOn:
tOP-lOGIstIK FüR dAs
„GOldEn AGE OF GAs“ seite
48
GE OIl & GAs:
WEll PREPAREd FüR dAs
IntERnEt OF EnERGY seite
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sPECIAl EdItIOn
das Kundenmagazin von