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Jubiläumsausgabe | Rückblick Markt und Menschen | Januar 2014
Markt und
Menschen
zum Thema
aus den letzten
99 Ausgaben
von OTX World
«Detailhandel –
Zusammenarbeit»
zum Thema
Auszüge aus OTX World:
«Detailhandel –
Umsätze»
Nr. 77
Februar
2012
Auszüge aus OTX World:
Nr. 92
Mai
2013
Nr. 64
Januar
2011
Nr. 93
Juni
2013
Nr. 72
September
2011
Nr. 77
Februar
2012
Nr. 79
April
2012
Nr. 80
Mai
2012
Nr. 84
September
2012
Nr. 85
Oktober
2012
zum Thema
«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszüge aus OTX World:
Nr. 10
Mai
2005
Nr. 28
März
2007
Nr. 29
Mai
2007
Nr. 31
September
2007
zum Thema
Nr. 38
Mai
2008
Nr. 48
Mai
2009
Nr. 49
Juni
2009
«Detailhandel –
Entwicklung»
Nr. 51
September
2009
Nr. 52
Oktober
2009
Nr. 53
November
2009
Nr. 55
Februar
2010
Nr. 60
September
2010
Nr. 66
März
2011
Nr. 75
Dezember
2011
Auszüge aus OTX World:
Nr. 59
Juni
2010
Nr. 90
März
2013
Nr. 91
April
2013
Nr. 93
Juni
2013
Nr. 97
Oktober
2013
«Detailhandel»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN / POLITIK
OTX World Nr. 100
Januar 2014
Markt, Umsätze, Kooperationen & Co.
Der Handel ist die vielleicht wichtigste Drehscheibe im Gesundheitswesen – da verschmelzen
Produkte und Dienstleistungen. Zugunsten nicht nur der kranken Bevölkerung, sondern in immer
grösserem Masse für Gesunde, die bewusst gesund bleiben wollen. Darum schenken wir dem
Fachhandel seit 99 Ausgaben sehr viel Raum. Das wird so bleiben.
Hans Wirz
POLITIK
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Bildungspolitik im Gesundheitswesen
Glossar
1 gemischtes Lernen
OTX World | Nr. 91
| April 2013
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Bezüglich Information gibt es auch beim Magazin OTX World zwei Bereiche, die (journalistisch gleichberechtigt) zuhanden der Leserschaft im Vordergrund stehen: Die kurzfristige
Aktualität und mittelfristige Trends. In unserem
Fall kommt dazu, dass wir als einziges Fachblatt
wirklich branchenübergreifend agieren. Was dem
schnell wachsenden Bedürfnis nach effizienter
Zusammenarbeit maximal entgegen kommt.
Fokussiert auf Entwicklungen
Blättert man die 99 Ausgaben von OTX World
nach rückblickwürdigen Texten bezüglich Handel durch, findet man in praktisch jeder Aus-
26
OTX World | Nr. 100 | Januar 2014
gabe echt interessanten Stoff. Entscheidendes
passierte etwa in Apotheken und Drogerien;
erstere mussten Umsatz- und Gewinnmöglichkeiten abschreiben, letztere verloren massiv an
Standorten. In beiden Bereichen sind die Gruppierungen und Ketten heute tonangebend. Weil
der Detailfachhandel je länger desto weniger eine
Insel ist, haben wir in den letzten Jahren vermehrt über Player berichtet, die als Konkurrenten und Partner zunehmend wichtig werden
(können): Hausärzte, Spitex, Spitäler. Ein deutliches Zeichen für die wachsende Wichtigkeit der
Zusammenarbeit auf allen Ebenen hat der Verlag mit dem OTX World Swiss Pharma Forum,
der Vista EXPO und verschiedenen Roundtables – etwa im Bundeshaus – gleich selber gesetzt.
Zunehmend wichtiger bezüglich Themen wurden beispielsweise die Komplementärmedizin,
Kooperationen, Prävention, Weiterbildung und
die Gesundheitsförderung. In der Folge nun einige Hinweise zu Inhalten.
Umsätze
Eine Branche floriert – oder überlebt zumindest –, solange eine genügende Anzahl von Unternehmen ihre Leistungen mit Gewinn verkaufen kann. Diese Binsenwahrheit ist zentral,
darum haben wir viel dazu geschrieben. Haupt-
Ausführliche
Berichte
Ausführliche Berichte
zu
ausden
den
zudiesem
diesem Thema
Thema aus
letzten
von
letzten 99
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den
folgenden Seiten
Woher sollen die Umsätze kommen?
Allein im Kanton Zürich könnten sich in den nächsten fünf bis sieben Jahren je Jahr bis zu 100 Mio.
Franken Umsatz von den Apotheken zu den Ärzten verschieben – Selbstdispensation sei Dank.
Wo liegt denn die wirtschaftliche Zukunft der Apotheken? Angesichts der gleichzeitig stattfindenden Preissenkungen und Margenerosionen? OTX World hat nachgefragt.
Hans Wirz
MARKT UND MENSCHEN
Umsatzeinbussen in Apotheken
Die Medikamentenabgabe durch Ärzte ist für die Städte Zürich und Winterthur beschlossene
Sache, auch wenn sie nicht, wie vorgesehen, ab Januar 2012 in Kraft tritt. Eine Beschwerde von
drei Apotheken verzögert den Regierungsratsbeschluss. OTX World sprach mit drei Apothekern
über die Bedeutung des Aufschubs und über Umsatzeinbussen in Apotheken. Athena Tsatsamba Welsch
Fotos: zVg
MARKT U
(V. l.): Eva Candrian ist eidg. dipl. Apothekerin ETH, Inhaberin der Steinberg Apotheke in Winterthur und seit 2008 CEO der
steinberg pharma AG.
Dr. Roman Schmid ist eidg. dipl. Apotheker
ETH und Inhaber der Bellevue Apotheke
in Zürich.
Dr. René Jenni ist eidg. dipl. Apotheker
ETH und Inhaber der Leonhards-Apotheke
in Zürich.
Laut einem Bericht des Tages-Anzeigers
im Dezember 2011 verzögert die Beschwerde
von drei Apothekern den Regierungsratsbeschluss, dass Ärzte in den Städten Zürich
und Winterthur bereits ab Januar 2012 Medikamente abgeben können. Wie schätzen Sie
diesen Aufschub ein und wie werden Sie die
Umsatzeinbussen, wenn die Selbstdispensation (SD) eingeführt wird, kompensieren?
Eva Candrian: Die Diskussion um die SD wird
seit Jahren geführt – genug Zeit, um sich Gedanken zu machen, wie Umsatzverluste zu kompensieren sind. Das ist grundsätzlich nicht ganz
einfach. Der Markt wird nicht grösser und es ist
zwingend notwendig, Marktanteile im OTCBereich zu gewinnen. Margenoptimierung und
effizientes Kostenmanagement sind weitere
Massnahmen. Ob SD, Preissenkungen, erhöhte
Auflagen durch Behörden, QMS-Anforderungen
oder Margensenkungen, die Antwort bleibt dieselbe: Ideen sind gefragt.
Dr. Roman Schmid: Der Aufschub der SD bedeutet ein Aufschieben des Problems mit den
positiven Folgen, dass die Rezeptverschreibung
weitergeht und wir noch nicht mit Umsatzeinbussen rechnen müssen. Bei der Einführung
werden wir weiterhin auf unsere Stärken setzen:
Wir haben 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr
geöffnet. Darüber hinaus bieten wir ein breites
Sortiment sowohl herkömmlicher als auch
komplementärmedizinischer Präparate an und
verfügen über ein sehr breites Wissen. Trotz
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zentraler Lage arbeiten wir sehr gut mit einigen
Ärzten zusammen und wir versuchen, weitere
Ärzte für eine gute, kundenorientierte Zusammenarbeit zu gewinnen.
Dr. René Jenni: Ich hoffe, dass das Verwaltungsgericht den beantragten Aufschub von
fünf Jahren gewährt. SD-Ärzte erhalten bspw.
im Kanton Bern zehn Jahre Aufschub, wenn sie
die SD-Bewilligung durch eine zweite Apotheke
im Ort verlieren. Der Aufschub ist immens
wichtig, da die Apotheke ihr A- und B-Lager
nicht ohne Rezepte ausverkaufen kann.
Ende letzten Jahres hat der US-Pharmakonzern Pfizer den Patentschutz für das
weltweit umsatzstärkste Medikament
Lipitor in den USA verloren. In der Schweiz
läuft das Patent des Cholesterinsenkers,
das hierzulande unter dem Namen Sortis
bekannt ist, voraussichtlich Mitte dieses Jahres aus. Wie reagieren Sie auf den Umsatzverlust durch den Patentablauf von Statinen
und die Preissenkung von Generika?
Eva Candrian: Die Problematik von Generika
und deren Preissenkungen begleiten uns schon
länger. Wir sind grundsätzlich gefordert, anhaltenden Preissenkungen und Margenminderungen entgegenzuwirken. Die Existenzbedrohung diverser Apotheken ist Realität und nicht
Schwarzmalerei. Laut diesjähriger ROKA-Studie der ETH Zürich sind 30 Prozent der Apotheken in ihrer Existenz bedroht. Das fordert
neue Ideen, Aktivitäten in Marketing, Werbung
und Kreativität. In unserer Apotheke haben wir
die Weichen schon vor längerer Zeit gestellt; wir
konzentrieren uns immer mehr auf alternative
und komplementärmedizinische Aspekte und
suchen vermehrt die Zusammenarbeit sowohl
mit Heilpraktikern als auch mit Ärzten.
Dr. Roman Schmid: Preissenkungen von Originalpräparaten und Generika sowie Verluste
bei Patentabläufen von umsatzstarken Präparaten konnten wir bisher durch Mengenausweitung und bessere Margen ausgleichen. Durch
einen Umbau vor ca. zwei Jahren haben wir unsere Kundenzahlen im Rx- und OTC-Bereich
erhöhen können. Die Wahl des Einkaufskanals,
Grossist versus Direkteinkauf, hat ebenfalls zur
«Margenerhaltung» beigetragen. Irgendwann
aber sind die Verluste durch immer wiederkehrende Preissenkungen nicht mehr auszugleichen. Daher setzen wir vermehrt auf unsere
zweite Stärke, die Komplementärmedizin.
Dr. René Jenni: Wir werden verstärkt neue
bezahlbare Dienstleistungen anbieten, z. B. den
Polymedikationscheck, die Wundversorgung,
Impfen und netCare. In unserem Gesundheitszentrum bieten wir bereits Massagen, Kosmetikbehandlungen und Fusspflege an. Zudem werden wir unter Berücksichtigung der Personalplanung die Abläufe in der Apotheke straffen,
was zum Teil schon durch den Einbau eines Medikamentenroboters umgesetzt wurde. Das Sortiment wird durch Artikel in den Bereichen
OTX World | Nr. 77 | Februar 2012
sächlich darüber, wie sich Trends und branchenübergreifende Zusammenarbeit in Umsätze umwandeln lassen. Oder spezifisch, mit welchen
Angeboten gutes Geld verdient werden kann,
etwa im Kosmetikmarkt. NetCare ist ein anderer Trendbereich. Was aktuell ist und nachhaltig Sorge macht, sind die Käufe der Bevölkerung
von Medikamenten und Pflegeprodukten im
Ausland. Wichtig in diesem Zusammenhang ist
die angestrebte (und durch die Politik geförderte) Positionierung der Apotheke als Grundversorger. Und die Drogerien, können sie in
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«Seit OTX World Nr. 4 bin ich mit dabei und finde
es spannend, wie sich OTX World immer wieder
weiterentwickelt. Die 100. Ausgabe ist daher für
mich etwas ganz Spezielles, und dies wollen wir
mit allen feiern.»
Fabienne Fuchs
Product Manager OTX World
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Die «Kleine der Grossen» im Apothekenmarkt
Dr. Bähler AG baut in Basel aus
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Mit drei Apotheken und zwei Drogerien in der Stadt Basel setzt die
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Schweizer Apothekenmarkt, den gemächlichen, aber kontinuierlichen
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Monique Stidel Noverraz
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Bellinzona
Zukunft ihre Chancen als Grundversorger im
Bereich Gesundbleiben und Prävention noch
besser bewirtschaften? Sicher ist: Die Bevölkerung wird in Sachen Gesundheit immer sensibler und (hoffentlich) mündiger.
Gruppierungen
Die Geschichte der Gruppierungen ist mit Erfolgen und weniger glücklichen Ereignissen gespickt. So kam etwa der vorzeitig angekündigte
Zusammenschluss der Impuls-Drogerien mit
TopPharm nicht zustande. Dafür wurde das
IMPULS Franchising als selbstständiger Verbund
unter dem Hut der DR. BÄHLER DROPA AG mit
Erfolg gestartet. Sunstore begab sich in den Familienkreis der Galenica, die (mit rund 400 Out-
«Mit OTX World ist man über das Geschehen im
Gesundheitswesen immer aktuell informiert. Die
spannenden Artikel rund um die Gesundheit sind
informativ und bieten einen grossen Nutzen.
Durch den neuen Online-Auftritt ist man nun zusätzlich noch umfassender über den Gesundheitsmarkt im Bilde. Einfach top.»
Debora Zarriello, Junior Product Manager Vista
Sanatrend AG
4
lets) inzwischen der grösste Verbund geworden
ist. Swidro wiederum, eine Gruppierung, die
schwergewichtsmässig in der Ostschweiz operiert, trat 2009 erstmals mit einer swidro Drogerie als Marke an die Öffentlichkeit. Eher noch
weniger bekannt ist die Gruppe Capitole, heute
BENU Apotheken (der deutschen Gruppe Phoenix gehörend), obwohl sie über 80 Geschäfte
umfasst. Die Topwell-Apothekenvereinigung ist
über 100 Jahre alt. Heute sind über 80 Prozent
aller Apotheken und Drogerien in Gruppierungen oder Ketten organisiert. Die Hauptargumente
sind immer die gleichen: Mehr Zeit haben für
die Kunden, gleichzeitig Professionalisierung der
Administration und des Marketings, inklusive
Sortimentsbewirtschaftung. Die Verbunde las-
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Freiheiten. Gegenüber dem Grosshandel (und
damit auch der Industrie) sind sie zu mächtigen
Partnern geworden. Die in manchen Belangen
mitbestimmen. Wie lange es noch wirklich
selbstständige Detailhändler geben wird?
Zusammenarbeit
Ohne Zweifel gehört die Zukunft der Vernetzung. Immer deutlicher ist es die Konzentration
der Leistungserbringer auf ihre Kernkompetenzen, die gefragt ist. Gefragt in einer «neuen
Welt», die auf Effizienz setzt – unter Beibehaltung einer hohen Qualität. Die Gesundheitskosten wachsen unaufhörlich überproportional,
weshalb die Überschreitung der Branchengren-
«Seit dem Mai bin ich nun im
Team, komme aus einer ganz
anderen Branche. Die Artikel von
OTX World finde ich sehr interessant und breit gefächert. Ich bin
stolz, dass ich im Hintergrund
auch einen kleinen Teil zum Magazin beitragen darf. 99 Ausgaben liegen hinter uns, freuen
wir uns auf die kommenden
100 Ausgaben.»
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Ausgaben immer häufiger neue Modelle der
Zusammenarbeit vorgestellt. Was die Zusammenarbeit, beispielsweise zwischen Ärzten und
Apotheken und Apotheken und Drogerien
schwer macht, ist wohl zu einem schönen Teil
der wirtschaftliche Druck, unter dem heute
praktisch alle Leistungserbringer leiden.
Noch sehr ungewohnt ist auch die «richtige»
Kommunikation zwischen den Kontrahenten;
da gibt es noch deutlichen Ausbildungs- und
Foto: Hans Wirz
zum Standard werden.»
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wird Zusammenarbeit mit Organisationen, wie
beispielsweise Gesundheitsförderung Schweiz.
Die ihrerseits breitflächige Aktivitäten mit den
Gesundheitsdirektionen der Kantone betreibt.
Wohin geht die Reise?
Wir von OTX World sind der Überzeugung,
der Fachhandel habe auf allen Ebenen Zukunft. Wenn er denn den Bildungsbereich noch
verstärkt, sich flexibel, aktiv und marktorientiert konsequent vernetzt. Dabei einiges riskiert und sich immer wieder neu orientiert
und informiert. Beispielsweise in OTX World
mit seinen konsequent erweiterten Angeboten
des Verlags.
Martin Bangerter (SDV)
, Dominique Jordan
und Marcel Mesnil
Das von Verleger Danie
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«Detailhandel – Ketten
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Auszug aus
OTX World Nr. 10
Mai 2005
Ketten und Gruppierungen auf dem Vormarsch
Das «Lädelisterben» nach Apothekerart
Die grossen Ketten und Gruppierungen rollen den Markt der Apotheken auf. Die Strategie ist bei
allen ähnlich: Jede will möglichst attraktive Standorte und rentable Geschäfte in ihrem Netz haben.
Unterschiede gibt es aber doch, etwa beim Marketing oder der Preispolitik.
Unabhängigkeit war einst der Traum jedes
Apothekers. Sein eigenes Geschäft mit ein paar
Angestellten zu führen, den persönlichen Kontakt zu den Kundinnen und Kunden zu pflegen
und frei zu sein bezüglich Lieferanten und
Pharmaindustrie. Diesen Traum haben heute
viele Apotheker ausgeträumt. Alle zehn Tage
entschliesst sich in der Schweiz ein Apotheker
oder eine Apothekerin, das eigene Geschäft einer Kette zu verkaufen und die Unabhängigkeit zu Gunsten einer Stange Geld zu opfern.
Von den 1650 Apotheken befinden sich heute
rund 260 im Schoss einer Kette – Tendenz steigend. Und 60 % des Restes gehören einer
Gruppierung an.
Am aggressivsten auf Expansionskurs ist Sun
Store. Die Waadtländer Drogerie-, Parfümerieund Apothekenkette hat es in kurzer Zeit auf
die stattliche Zahl von 70 Filialen mit 1300
Mitarbeitern gebracht. Nachdem Sun Store
zuerst in der Westschweiz Fuss gefasst hat, geht
die Expansion nun Richtung Deutschschweiz.
Nach Basel und Egerkingen ist die Gruppe vor
den Toren Zürichs angelangt, in der ShoppingMeile der Autobahnbrücke bei Würenlos.
Markenzeichen von Sun Store ist der Produktemix. Verschreibungspflichtige Medikamente
machen nur einen kleinen Teil des Umsatzes
von rund 260 Mio Fr. aus. Drogerie- und Parfümerieartikel sowie rezeptfreie Medikamente
haben grösseres Gewicht. Dies erlaubt der Kette,
bei einzelnen Krankenkassen auf die Apothekerpauschale zu verzichten. Diese macht immerhin einen Drittel der Marge aus bei den rezeptpflichtigen Medikamenten.
Die offensive Rabattpolitik von Sun Store verärgert die eigene Zunft. Klagen wegen unlaute-
6
rem Wettbewerb und Vorwürfe der Quersubventionierung machen die Runde – bisher
erfolglos. Der Vorwärtsdrang von Sun Store
erhält durch die Preisdiskussion in der Öffentlichkeit gar noch Unterstützung.
Alle wollen wachsen
Weniger die Preise, sondern vielmehr die
Qualität eines Standortes und Geschäfts sind
für GaleniCare die entscheidenden Kriterien in
ihrer Strategie, eine nationale Apothekenkette
aufzubauen. Und daran arbeitet GaleniCare
ziemlich erfolgreich. 86 Filialen zählt das Netz
des grössten Grossisten in der Schweiz, hälftig
je in der Deutsch- und der Westschweiz. Dazu
kommen 11 Apotheken, die als Joint Venture
mit Coop betrieben werden (Coop Vitality)
und 8 Apotheken, an denen GaleniCare eine
Minderheit hält. «Natürlich wollen wir weiter
wachsen», sagt Philippe Milliet, Chef von GaleniCare. Die kritische Grösse sei noch nicht
erreicht. Bei der Auswahl der einzelnen Apotheken entscheide eine Kombination von
Standortqualität, zu erwartender Rentabilität
und Flächenexpansion.
GaleniCare hat im letzten Jahr einen Umsatz
von 292 Mio. Franken erzielt (+7,9 %) und
schwarze Zahlen geschrieben. Allein für die
Expansion beschäftigt GaleniCare 4 Personen;
insgesamt sind es 1300.
Milliet will in diesem Jahr eine neue Marke für
alle Apotheken einführen. Auch der optische
Auftritt der einzelnen Filialen soll einheitlicher
daherkommen. Zur Marketingpolitik zählt,
parallel zur StarCard, die gesamtschweizerische Einführung einer neuen Treuekarte. Starcard wurde vor einem Jahr in der Romandie
lanciert und bis heute über 74 000 Mal abgegeben. Die Verwaltung der Apotheken von GaleniCare wird in diesem Jahr zudem mit dem
Managementsystem von Triamun ausgerüstet.
Laut Milliet kaufen die Ketten in der Schweiz
jedes Jahr rund 30 Apotheken auf. Trotz dieser
Marktverschiebung ist Milliet felsenfest überzeugt, dass auch in Zukunft der unabhängige
Apotheker in der Mehrheit sein wird. Und an
ein Apothekensterben, ausgelöst durch die
Ketten, glaubt Milliet ohnehin nicht – auch
wenn dies immer wieder prophezeit werde.
Neben Sunstore und GaleniCare befindet sich
auch der Dritte im Bunde, die Capitole-Gruppe, im Vorwärtsgang. Ihr Gründer und Chef
Pascal Blanquet hat es mittlerweile auf 52
Apotheken gebracht, die meisten davon in der
Westschweiz. Doch nun rückt der Deutschschweizer Markt ins Interesse von Blanquet.
Erste Erfolge hat er auszuweisen – immerhin
zählen 8 Apotheken in der Deutschschweiz
zur Capitole-Gruppe – und die Expansion
geht weiter (siehe Interview mit Pascal Blanquet auf Seite 15).
Ohne ausländische Partner
Still und heimlich und im Schatten der grossen Ketten, die sich auf ausländische Partner
wie Alliance UniChem oder Phoenix stützen,
ist die Bähler-Gruppe zu einem namhaften
Player im Apothekengeschäft gewachsen.
«Dabei war es gar nicht unsere Absicht, so viele
Apotheken zusammenzukaufen», sagt Werner
Bähler, Patron der Apotheken Drogerien Dr.
Bähler AG. Doch als Galenica mit der eigenen
Expansion im Retailgeschäft begann, wollte
Bähler reagieren – und tat dies auch. Heute ge-
KETTEN / GRUPPIERUNGEN
hören 27 Filialen zu Apotheken Drogerien Dr.
Bähler AG, von Steffisburg über die OdeonApotheke in Zürich bis nach Rapperswil. Der
Schwerpunkt liegt in der Deutschschweiz.
Bähler kauft bei allen drei Grossisten ein
(Galexis, Amedis, Voigt) und hat dank seiner
Grösse bessere Einkaufskonditionen als eine
einzelne Apotheke. Skaleneffekte erzielt Bähler auch bei den Versicherungen, den Verwaltungs- und Personaleinsatzplanungskosten.
Das Marketing soll noch gestärkt werden, um
SAV kritisiert Sun Store
Der Schweizerische Apothekerverband (SAV)
verfolgt die Kettenbildung mit wachsamem
Auge. Die Entwicklung sei an sich kein Problem, erklärt SAV-Generalsekretär Marcel
Mesnil, schliesslich gelte auch unter den Apotheken die Handels- und Gewerbefreiheit. Weniger Freude hat der SAV aber an den Strategien, die gewisse Ketten verfolgen, allen voran
Sun Store. «Wer allein auf das Produkt setzt
und zum Ziel hat, möglichst viel davon zu verkaufen, verstösst gegen unsere leistungsorientierte Bestrebung, die vom Händlerimage Abstand nehmen will», sagt Mesnil. Sun
Store sei der Prototyp einer Kette, die sich in
die falsche Richtung bewege und mit einer
Lockvogel-Politik Banalisierung der Medikamente betreibe. Dass Sun Store auf die LOAPauschalen verzichtet, die den Lohn des Apothekers als Medizinalberuf darstellen, ist aus
der Sicht des SAV ein besonders falsches Signal.
Weniger kritisch verfolgt der SAV die Entwicklung bei Capitole. Die Rabatte bei den rezeptfreien Produkten würden von einer mengenund preisaktiven Politik zeugen, die dem SAV
nicht gefällt. Korrekt verhalte sich Capitole
hingegen im Bereich der sozialen Krankenversicherung, also bei den rezeptpflichtigen Produkten. Galenicare mit den Victoria-Apotheken und Coop Vitality stehe auch unter der
Lupe, während Mesnil bei Bähler nichts auszusetzen hat. (res)
einen gemeinsamen Auftritt der Filialen zu ermöglichen. Heute tritt Dr. Bähler als Dachmarke nicht gross in Erscheinung. Das zeigt
sich auch in der aktuellen Imagebroschüre, in
der selbst auf der Titelseite der Name des
Unternehmens nicht einmal erwähnt ist.
Gruppen forcieren das Marketing
Neben diesen vier Ketten gibt es noch eine
Reihe von Gruppierungen in der Apothekenlandschaft, bei denen die Eigentümerschaft
nach wie vor bei den Apothekern liegt. Lose ist
der Zusammenschluss bei den Rotpunkt Apotheken. Oberste Maxime ist die Selbständigkeit, deshalb gibt es auch keine Zentrale, die
dirigistisch eingreift. Laut Ruedi Andres von
der Stadelhofen Apotheke in Zürich ist der
Rotpunkt-Vereinigung die lokale Verwurzelung jeder einzelnen Apotheke wichtig. Der
«Zusammenschluss führender Apotheken in
der Region Zürich-Ostschweiz und Mittelland»
(eigene Deklarierung auf der Homepage)
zählt heute über 40 Mitglieder. Gemeinsam
sind den Rotpünktlern ihre wechselnden Aktionen bei gewissen Produkten sowie das Rotpunkt-Journal.
Viel mehr als eine gemeinsame Kundenzeitschrift produziert auch eine andere Vereinigung nicht, die Winconcept AG unter dem Label Feelgood’s. Die Gruppierung, die gleich
wie Rotpunkt bei Galexis einkauft, vereinigt
über 90 selbständige und unabhängige Apotheker. Neben dem Kundenmagazin werden
Aus- und Fortbildungen zentral angeboten
und ein Qualitätssicherungssystem unterhalten. Der Jahresbeitrag für eine Apotheke beträgt bei Winconcept 10 000 bis 20 000 Franken, je nach Umsatz. Dieser Beitrag decke sich
ungefähr mit den finanziellen Erleichterungen,
die dank besseren Einkaufskonditionen bei
Galexis erzielt würden, erklärt Pierre-André Jud
von der Feelgood’s Apotheke Zürich-Witikon.
Ähnlich hoch sind die Jahresbeiträge bei
TopPharm, einer der ersten Gruppierungen in
der Schweiz. 1993 gegründet, zählt der Verein
heute 76 eigenständige Apotheker. Auch Top
Pharm produziert ein Kundenmagazin, das
POLITIK UND WIRTSCHAFT
sechs Mal pro Jahr erscheint. Der kleine
Unterschied gegenüber Winconcept besteht
darin, dass die Form des Zusammenschlusses
(ein Verein) demokratischere Spielregeln zulässt. Zudem verfolgt TopPharm eine Dachmarken-Strategie, der Brand TopPharm soll
in den Apotheken deutlich sichtbar sein.
Auf dem Vormarsch befindet sich die Gruppierung PharmaciePlus, der 50 Apotheken angehören. PharmaciePlus ist eine Genossenschaft, die ausschliesslich in der Westschweiz
aktiv ist. Sie publiziert ein eigenes Journal und
bündelt die Kräfte beim Marketing. Seit kurzem besitzt sie unter dem Dach einer Holding
eine eigene Apotheke, jene im Bahnhof Yverdon. Laut ihrem Direktor Jacques Spengler
soll die Holding über weitere Zukäufe wachsen; das Kapital beträgt zurzeit 1 Mio Fr. Die
Produkte bezieht PharmaciePlus vor allem,
aber nicht nur bei Amedis.
Schliesslich ist die Gruppierung Conpharm
hauptsächlich in der Region Nordwestschweiz
präsent. Sie zählt 27 Apotheken und lässt sich
am ehesten mit Rotpunkt vergleichen.
Zwar sind zwei Drittel aller Apotheken in
irgend einer Form eingebunden in eine Kette
oder eine Gruppierung, die Mehrheit aber
operiert immer noch selbständig und auf
eigenes Risiko. «Das wird auch so bleiben»,
prophezeit Milliet von GaleniCare. Eine Kette
werde es nie auf 300 Apotheken bringen. Zurzeit schaffen dies ja nicht einmal vier Ketten
zusammen.
■
Reto Schlatter
7
«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
CAPITOLE-GRUPPE
POLITIK UND WIRTSCHAFT
OTX World Nr. 10
Mai 2005
Interview mit Pascal Blanquet
Ziel sind mindestens 100 Apotheken
Die Capitole-Gruppe wächst rasant. Nach der Westschweiz ist jetzt die Deutschschweiz an der
Reihe. Ihr Gründer, Chef und Mehrheitsbesitzer Pascal Blanquet nennt die Hintergründe seines
Erfolges.
Pascal Blanquet
Warum soll ein Apotheker sein Geschäft
der Capitole-Gruppe verkaufen?
Der Apotheker ist und bleibt der Boss innerhalb seines Geschäfts, auch nach dem Verkauf
an die Capitole-Gruppe. Diese Selbständigkeit
garantieren die andern Ketten nicht.
Doch auch bei Ihnen ist der Apotheker primär
Angestellter, seine Unabhängigkeit ist nichts
mehr wert.
Ja und nein. Der Apotheker bestimmt und leitet sein Team. Die administrativen Tätigkeiten
überlässt er einer professionellen Zentrale. Der
Apotheker kann sich so auf seine Kernkompetenzen, die Beratung der Kundschaft und die
fachgerechte Abgabe der Medikamente, konzentrieren.
Beziehen Ihre Apotheker fixe Löhne?
Im ersten Jahr ja, ab dem zweiten Jahr besteht
ihr Lohn aus einem Fixum und einer Leistungskomponente. Die Leistungsziele legt der
Apotheker selber fest.
Offenbar hat dieses Modell Erfolg.
Wie lautet Ihr Erfolgsrezept?
Unsere Stärke liegt im Motto, dass wir die
Nachbarschaftsapotheke sind. Kundennähe ist
unsere oberste Maxime. Wie wollen keine
anonymen Drug Stores sein – und auch kein
Basar, in dem es alles zu kaufen gibt.
Wie viele Apotheken gehören denn
heute zur Capitole-Gruppe?
Es sind gut 50 Apotheken, die meisten davon in
der Westschweiz. Aber seit einiger Zeit sind wir
auch in Zürich, Basel und Luzern vertreten.
Und da treiben wir die Expansion jetzt auch
voran.
Und wie viele sollen es einmal werden?
Wir müssen mindestens 100 Apotheken haben.
Dieses Ziel wollen wir in den nächsten vier
8
Jahren erreichen. Nur so können wir passende Antworten liefern auf die Entwicklungen
im Markt.
Was meinen Sie damit?
Es macht mir Angst, was die einzelnen Krankenkassen ihren Versicherten schreiben. Sie
wollen unseren Berufsstand kaputt machen,
indem sie empfehlen, Medikamente nur noch
via Versandhandel oder selbstdispensierende
Ärzte zu beziehen. Darauf müssen wir Apotheker eine Antwort geben.
Eine Antwort geben Sie ja gleich selbst, indem
Sie in der Westschweiz zünftige Rabatte auf
einzelne Medikamente zulassen.
Tatsächlich geben wir bei 450 OTC-Produkten Rabatte; diese liegen zwischen 10 und
30 %. Das geschieht aber nur in der Westschweiz und ist als Antwort auf die Preispolitik der andern Ketten zu verstehen. Begonnen
hat der Preiskampf bei den Victoria-Apotheken. Und Sunstore hat weitergezogen.
Warum geben Sie in der
Deutschschweiz keine Rabatte?
Weil Rabatte in der Deutschschweiz noch
nicht existieren. Wenn aber jemand damit beginnen sollte, dann müssen wir wohl auch
nachziehen.
Mit andern Worten: Es hat noch
Luft in den Medikamentenpreisen?
Es hat noch Spielraum.
1983 gründeten Sie Ihre erste,eigene Apotheke.
Stehen Sie heute selber ab und zu noch hinter
der Theke?
Ich würde lügen, wenn ich ja sagen würde.
Nein, in meiner Funktion als Chef und Besitzer
von 50 Apotheken ist das schlicht nicht mehr
möglich.
Ganz allein besitzen Sie diese vielen Filialen
ja nicht. Wie gross ist eigentlich der Einfluss
von Phoenix?
Phoenix besitzt 12,5 % der Holding. Grund
dafür war die Übernahme der 8 Apotheken
von Amedis Pharmafit, die seit kurzem zu uns
gehören. Phoenix nimmt aber keinerlei Einfluss auf unser Geschäft.
Immerhin beziehen Sie sämtliche Medikamente bei Amedis, die wiederum zu Phoenix
gehört.
Wir haben schon früher bei Amedis eingekauft. Noch früher war der Grossist UE, doch
dieser wurde ja von Amedis übernommen.
Mittlerweile sind wir aber so stark, dass wir
bei der Industrie auch direkt einkaufen.
Worin liegt denn Ihre Motivation für diese
Kette, die in der Schweiz zur Nummer drei
avanciert ist?
Ich war mir immer sicher, dass früher oder
später die Ketten in der Schweiz ein Thema
würden. Und da sagte ich mir, warum wollen
wir diese Entwicklung den grossen Konzernen
überlassen und es nicht selber versuchen?
Mein Beispiel und auch jenes von Dr. Bähler
zeigt doch, dass Apotheker durchaus auch als
Unternehmer Erfolg haben können.
Und wann übernehmen Sie Galenicare?
(Lacht) Davon träume ich nicht. Aber wahrscheinlich träumt Galenicare davon, Capitole
zu übernehmen – allerdings vergeblich.
Verraten Sie uns zum Schluss noch
einen Blick in Ihre Buchhaltung?
Normalerweise spreche ich nicht darüber. Nur
soviel: Der Umsatz der Gruppe liegt über 150
Millionen Franken. Und wir schreiben schwarze Zahlen.
Und wofür steht der Apfel
im Logo von Capitole?
Er steht für Gesundheit und gesunde Lebensweise. Genau das wollen wir unseren Kunden
bieten.
■
Interview: Reto Schlatter
«Weiter so! Mit breiter Berichterstattung aus dem Markt und
Industrie. Auch der Blick über die
Landesgrenzen ist geschätzt.»
Tanja Zimmermann-Burgerstein
Antistress AG –
Burgerstein Vitamine
«Packt weiterhin viele heisse Eisen
an, hinterfragt die Strukturen und
Gegebenheiten und lässt den Exponenten der Brache viel Platz in
Euren Spalten. Ich freue mich auf
die nächsten 100 Ausgaben.»
Ueli Burkhardt
Nutrexin
«Ich schätze den Informationsgehalt und die Breite der Berichterstattung. Wertvoll ist zudem die
Integration von Themen über ausländische Marktstrukturen und
-neuheiten. Für mich ist die OTX
World eine gern gelesene Informationsquelle.»
«Der OTX-Award müsste ja eigentlich Dani Späni und seinem Team
überreicht werden. Wie sähe denn
die Medienlandschaft aus ohne
OTX World? Vielleicht kommt aber
ja vielleicht die Branche, also Apotheke und Industrie, mal auf die
Idee einer Ehrung!»
Danny L. Chandler
DL Consulting GmbH
«Bleibt auch künftig verbindende
Brückenbauer, bleibt agile Pulsnehmer des Marktes, seid weiterhin quirlig und überraschend und
springt immer wieder ins kalte
Wasser. Gute Schwimmer seid ihr
alleweil. Das habt ihr unserer Branche immer wieder bewiesen!»
Johnny Schuler
DR. BÄHLER DROPA AG
«Wir wünschen OTX World weiterhin viele Leser und spannende
Artikel.»
Ramona Küng, Céline Jost
und Tanja Schneider
Storchen Apotheke + Drogerie
Frick
Jürg Frommlet
Melisana AG, Zürich
«Ich wünsche der OTX World weiterhin so viele spannende Berichterstattungen und Beiträge.»
Isabelle Steiner
Drogerie Wyss AG
Sursee
«Ich gratuliere zum Jubiläum und
wünsche der OTX World und dem
gesamten Team auch für die nächsten 100 Ausgaben weiterhin viel
Freude, Spürsinn und journalistischen Tiefgang.»
Rinaldo Just
Topwell-Apotheken AG
9
«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
OTX World Nr. 28
März 2007
Roundtable mit führenden Drogisten
«Drogerie: Anlaufstelle für Lebensqualität»
OTX World hat vier Experten zum Thema «Drogerie der Zukunft» ins Verlagshaus in Neerach eingeladen. Das Roundtable-Gespräch mit den Gruppierungsvertretern zeigt das unterschiedliche
Verständnis der Drogerie entsprechend den vielen Farben im Stern. Allen gemeinsam ist aber der
Wunsch, die Drogistenmarke inhaltlich zu stärken.
Christian Grütter,
Dropa, Vorsitzender
der Geschäftsleitung
Christian Lampert,
Impuls, Präsident
des Verwaltungsrates
Heinz Rothenberger,
Swidro, Präsident
Wie definieren Sie die Drogerie?
Christian Lampert, Impuls: Es ist die Anlaufstelle für mehr Lebensqualität.
Vielfalt. Es wäre gefährlich, das Angebot noch
weiter auszudünnen, da wir sonst ein Klumpenrisiko bekommen.
Michael Moser, Dromenta: Künftig soll sie die
erste Anlaufstelle zu allen Fragen um Gesundheit und Schönheit sein.
Und wie beurteilen Sie die
Lage bei Dromenta?
Moser: Die grösste Schwierigkeit, die wir haben, ist endlich einmal Abschied zu nehmen
von Altem. Wenn wir nicht Ballast abwerfen,
dann geht es nicht vorwärts. Der Kunde kann
nicht kompetent beraten werden bei einem
ernsthaften Gesundheitsproblem, wenn die
Drogerie zu sehr mit gesundheitsfremden
Aussagen auftritt.
Heinz Rothenberger, Swidro: Anlaufstelle ist
mir zu abgehoben. Die Drogerie ist vielmehr
das Fachgeschäft für Gesundheit und Schönheit.
Christian Grütter, Dropa: Erste Anlaufstelle
für Gesundheitsfragen, wobei ich Gesundheit
breit definiere.
Sehen Sie die Zukunft des Drogeriemarktes
optimistisch oder pessimistisch?
Grütter: Wenn es uns nicht gelingt, uns beim
Kunden als ein wichtiger Anbieter im an Bedeutung gewinnenden Gesundheitsmarkt zu
verankern, dann sehe ich schwarz. Aber auch
die Chancen sind riesengross, bloss müssen
wir weg vom Warenhändler hin zum Anbieter
im Gesundheitswesen.
Ist das ähnlich bei Swidro?
Rothenberger: Wir sind nicht nur im Gesundheitsmarkt, wie es Dropa sieht. Wir haben verschiedene Sortimentsteile, wie Schönheit,
Sachpflege, die wir glaubwürdig verkaufen
können. Unser nationales Markenlogo, der
Drogistenstern, versinnbildlicht diese bunte
10
Michael Moser,
Dromenta, Leiter Marketing,
Mitglied der GL
Lampert: Wir sehen bei Impuls beide Seiten.
Ich glaube, die grosse Stärke der Drogerie ist,
dass wir sehr anpassungsfähig und innovativ
sind. Gesundheit allein reicht aber nicht für
die Drogerie.
Was ist aber überhaupt Gesundheit?
Lampert: Neben der Gesundheit von innen
gibt es auch die Schönheit von aussen, die uns
auch sehr wichtig ist. In der Impuls Gruppe
haben wir ganz unterschiedliche Geschäfte,
weil auch das Umfeld unterschiedlich ist.
Eine Landdrogerie hat sicher ein anderes Sortiment als meine Bahnhofdrogerie. Wenn
man zu stark harmonisiert, geht es in Richtung Ketten – denen ich eine schlechte
Chance gebe.
Wie nehmen Konsument und Öffentlichkeit
die Drogerie überhaupt wahr?
Moser: Wenn wir als Branche wahrgenommen werden wollen, dann müssen wir es
schaffen, eine gewisse Harmonisierung in wenigen Bereichen hinzubringen. Doch wegen
der grossen Heterogenität und dem ungünstigen Erscheinungsbild, das viele Standorte immer noch abgeben, ist es der Branche nicht
möglich, als Anbieterin von Gesundheit und
Schönheit klar wahrgenommen zu werden.
Grütter: Ich kann das unterstützen: Es geht
darum, proaktiv Themen zu besetzen und zu
verankern, die beim Konsumenten für die
Drogerie stehen sollen.
Rothenberger: Ihr tut jetzt so, als hätte man in
den letzten zwanzig Jahren im Zusammenhang mit der Drogerie nicht von Gesundheit
und Schönheit gesprochen. Ich betrachte es
aber in erster Linie als Unternehmer und Geschäftsmann: Mit welchen Kunden machen
wir ein Geschäft?
Besteht also gar kein Problem, und den Drogerien geht es blendend?
Grütter: Die Situation ist doch so, dass über
die ganze Branche hinweg die Frequenzen
hinuntergehen und die Drogerie im Markt an
Bedeutung verliert. Um Änderungen kommen wir nicht herum.
Rothenberger: Aus meiner Sicht ist das Image
der Drogerie gut. Aber wir verlieren an Frequenz: Tatsache ist, dass in neuen Zentren die
traditionelle Drogerie gegenüber grossflächigen Drogeriemärkten Mühe hat, die Standorte
zu bekommen.
Wie schnell müssen Veränderungen umgesetzt werden – ist ein Zeithorizont wie in der
Drogovision 2010 nicht zu langfristig?
Grütter: Als nächsten Schritt diskutieren wir
jetzt mit dem Verband, ob wir einen gemeinsamen Inhalt finden. Wenn uns dies gelingt,
dann kann es zügig vorwärts gehen …
Lampert: … und ein Meilenstein ist 2010, wenn
es darum geht, wer den Drogistenstern als Qualitätsmarke noch aufhängen darf und wer nicht.
Ich bin aber auch der Meinung, dass wir uns
sehr schnell über den Inhalt einig werden und in
Fotos: Jürg Lendenmann
DROGERIEMARKT
MARKT
Lampert: Bei Politik und Lobbying muss die
Federführung sicher beim SDV liegen. In den
Gruppierungsmedien kann man zwar auch
mitpolitisieren, aber dies sollte mit dem Verband abgestimmt sein. Langfristig werden die
Verbandsaufgaben von selber gesteuert, indem die Werbegelder nicht mehr automatisch
giesskannenmässig fliessen. Ich sehe eine klare
Konzentration des Verbandes auf seine Kernaufgaben: Ausbildung und politische Arbeit.
Mit der DMZ-Stiftung hatten wir ja früher
diesbezüglich eine klare Abgrenzung.
der Umsetzung dynamischer vorwärts machen
müssen. Denn 2010 ist in der heutigen Schnelligkeit des Marktes zu langfristig.
Rothenberger: Ich halte den Zeithorizont
2010 grundsätzlich für gut. In erster Linie geht
es darum, Gemeinsamkeiten zu suchen und
gemeinsam den Drogistenstern entsprechend
mit Inhalten zu füllen, so dass er für alle passt.
Was ist überhaupt die Drogistenmarke: der
Drogistenstern, die Person im Geschäft oder
die Gruppierungsmarke?
Grütter: Für mich gibt es einen Unterschied
zwischen einem Branchensignet und einer
Marke. Der Stern soll signalisieren: das ist
eine Drogerie. Aber wie es der Konsument erlebt, seine Gefühle, welche Art der Beratung
stattfindet, das sind Aufgaben der Gruppierungsmarke. Aus meiner Sicht kann auch langfristig der Drogistenstern nicht die Marke sein.
Moser: Der Stern ist jetzt nicht die Marke, aber
ich hoffe, dass er es einmal sein wird. Keine
andere Marke können wir so hinkriegen – mit
den entsprechenden finanziellen Mitteln –,
wie es der Drogistenstern in fünf Jahren sein
kann, vorausgesetzt, alle ziehen am gleichen
Strick.
Was bedeutet das in der bisherigen Diskussion Gesagte für die Stellung der Zeitschrift
Drogistenstern?
Lampert: Wir fokussieren auf unser eigenes
Magazin, daneben hat noch knapp das Medium Drogistenstern Platz. Ich will ein Kommunikationsmittel, zu dem ich stehen kann.
Moser: Ich denke, das Medium Drogistenstern
hat eine Zukunft, wenn auch dort eine noch
stärkere Fokussierung auf die Kerninhalte
Gesundheit und Schönheit stattfindet. Die
Dromenta prüft für die Zukunft eine stärkere
Zusammenarbeit mit dem Drogistenstern.
Grütter: Für den Markenaufbau braucht es
ein Kommunikationsinstrument. Ich will diejenigen Werte kommunizieren, die unserer
Gruppierung wichtig sind. Man kann nicht
erwarten, dass das der SDV für uns macht.
Rothenberger: Mit der DMZ-Stiftung war ich
aber nicht glücklich, die heutigen Strukturen
halte ich für bedeutend besser. Anderseits
haben wir dem Verband klar gesagt, dass wir
mit der Kidzz-Kampagne nicht zufrieden sind,
denn wir machen schon selber marketingmässig sehr viel. Wenn man Dachmarkenwerbung machen will, muss ein gutes Konzept
dahinter stecken. Wir sind aber mit dem SDV
im Gespräch und werden von ihm auch ernst
genommen.
Moser: Wenn der Verband Kommunikation
betreibt, dann muss der Inhalt stimmen. Es ist
fraglich, ob der SDV zusätzlich zu den Kernaufgaben noch viele Marketingleistungen erbringen muss. Solange die Marke nicht klar
ist, sollte man besser sehr zurückhaltend kommunizieren. Dass der Verband aber für die
Dachmarke ein wirklich passendes Thema
pro Jahr bringt, kann ich mir durchaus vorstellen.
I
Philipp Kämpf
Was soll dann überhaupt noch beim SDV
angesiedelt sein?
Grütter: Im Bereich Politik haben wir Vertrauen in die Arbeit des Verbandes. Aber gerade
der Marketingbereich ist umstrittener, denn
unsere Mitglieder entlöhnen die Gruppierung
für Marketingleistungen – und gleichzeitig
den Verband, der teilweise an unseren Schwerpunkten vorbeikommuniziert.
Pharma
BLOG FÜR DEN PHARMA-MARKT
www.pharma-blog.ch
11
«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
OTX World Nr. 29
Mai 2007
Die «Kleine der Grossen» im Apothekenmarkt
Dr. Bähler AG baut in Basel aus
Franklin Schatzmann,
GeschäftsleitungsMitglied der Apotheken
Drogerien Dr. Bähler AG.
Die Dr. Bähler AG hat in Basel in drei Geschäften von Michel Schaer und Margrit
Bühlmann die Führung übernommen: in
der kürzlich eröffneten Bahnhofapotheke,
der Apotheke/Drogerie im Einkaufscenter
Gundelitor und der traditionsreichen Drogerie Wenger an der Schifflände. Wie ist es
dazu gekommen?
Franklin Schatzmann: Mit Michel Schaer verbindet uns seit Langem eine Industriepartnerschaft. Weil er sich vom Retail trennt, macht es
Sinn, dass Bähler jetzt die Geschäfte führt.
Mit 36 Filialen ist Bähler – nach Amavita,
Capitole, Sunstore – die Nummer 4 auf dem
Schweizer Apothekenmarkt.
Die Anzahl Standorte ist für uns nicht das Mass
aller Dinge. Wichtig ist die Qualität bzw. die
Umsatzgrösse pro Standort und deren Ertrag.
12
Das Unternehmen Bähler besteht seit über 60
Jahren. Wie soll das Wachstum weitergehen?
Wir konzentrieren uns auf die Deutschschweiz. Wenn man hier aber eine One-BrandStrategie durchziehen wollte, dann würde
man bis zu 200 Standorte benötigen. Unsere
Philosophie ist vielmehr: Der Name Dr. Bähler tritt zwar gegenüber Lieferanten und
Drittpersonen auf, nicht aber gegenüber Kunden. Im Apothekengeschäft ist die persönliche
Beziehung des Personals mit dem Kunden
entscheidend – zusammen mit guten Standorten.
Im Jahresdurchschnitt übernehmen wir drei
bis fünf Apotheken oder Drogerien. Es gibt
zwei begrenzende Faktoren für dieses Wachstum: Der wichtigere ist die Integrationskapazität, damit die Bähler-Familienmitglieder in
den Geschäften vor Ort präsent sein können,
wie jetzt zum Beispiel in Basel. Unter anderem
schaut derzeit auch eine Parfumerie-Spezialistin aus einer anderen Filiale öfter in Basel
vorbei, um mögliche Verbesserungen vorzuschlagen. Und der zweite Faktor ist das
Finanzielle: Das Kapital zur Reinvestition in
Modernisierungen und Neuakquisitionen
stammt aus dem laufenden Geschäft. Es ist
uns wichtig, dass wir unabhängig bleiben.
Was heisst das konkret?
Im Normalfall interessieren wir uns nicht für
kleinere Standorte. Es sei denn, es ergeben sich
Synergien mit einem Standort in unmittelbarem Umfeld. Es ist uns beim Ausbau wichtig,
dass wir auch mal Nein sagen können.
Wie ist der Markt der zum Verkauf stehenden
Geschäfte?
Momentan gibt es einen regen Markt beim
Kauf und Verkauf von Geschäften. Sollte es
aber einmal ein Jahr geben, in dem Bähler keine
Apotheke oder Drogerie kauft, dann spielt das
keine Rolle, da wir diesbezüglich kein Plansoll
haben und aus der Stärke heraus operieren
können.
Mit welchen Veränderungen haben die drei
neuen Bähler-Geschäfte in Basel jetzt zu
rechnen?
Mit wenig Veränderungen – das ist typisch für
unser Unternehmen: Wir kommen nicht am
ersten Tag und ändern alles, was über Jahre
hinweg gut gelaufen ist. Wir kaufen ja oft alteingesessene Geschäfte: Eine solche langjährige
Kultur zu zerschlagen wäre fatal.
Wir verfügen aber über ein fundiertes Knowhow beispielsweise aus Geschäften, die täglich
oder 24 Stunden geöffnet sind. Solche Erfahrungen können wir jetzt im Fall der Basler
Bahnhofapotheke einfliessen lassen.
Achten die Besitzer beim Verkauf bloss auf
den bestmöglichen Preis oder spielen da auch
– positive oder negative – Emotionen mit – im
Stil: «Dieser Kette verkaufe ich nicht!»?
Beides kommt vor. Bezüglich Bähler hat sich
die Wahrnehmung in den letzten Jahren etwas
geändert.Vor 10 Jahren betrachtete man Bähler
als Inbegriff der Kette, was wir auch gespürt
haben. Heutzutage nehmen uns viele Marktbeobachter wohl eher als die «Kleinen der
Grossen» wahr. Dass wir unabhängig sind und
unsere Betriebe sehr selbständig arbeiten können, dürfte uns im Markt ein positives Image
vermitteln.
Fotos: zVg
Mit drei Apotheken und zwei Drogerien in der Stadt Basel setzt die Dr. Bähler AG, die Nr. 4 im
Schweizer Apothekenmarkt, den gemächlichen, aber kontinuierlichen Ausbau fort. Mit starken
Standorten und dem Fokus auf die Werte des Familienunternehmens trotzt das Unternehmen den
schweren Zeiten für den Fachhandel.
Wie steht es mit dem Umwandeln von Drogerien in Apotheken, setzen Sie künftig
mehr auf Rx statt OTC?
Wir passen uns der lokalen Situation an. Um
auf Basel zurückzukommen: Das Gundelitor
ist eine klassische Apotheke/Drogerie. Es gibt
nicht das Schema Dr. Bähler, sondern wir verfügen bewusst über Apotheken, reine Drogerien und auch über grossflächigere Apotheken/Drogerien. Vielleicht ist diese kombinierte
Apotheke/Drogerie im Trend und künftig
sehr erfolgreich. Man könnte ein solches Geschäft als eigentliches «Gesundheitscenter»
definieren.
GESUNDHEITSMARKT
MARKT
Basler Bahnhofapotheke mit warmer Atmosphäre
Die Basler Bahnhofapotheke empfängt den Kunden in einer warmen Atmosphäre. Bei der Innendekoration wurde mit Wänden und Korpusoberflächen in verschiedenen Farbtönen ein Akzent
gesetzt. Ins Konzept, das die moderne Apotheke
gleichzeitig gemütlich herüberbringen soll, gehören zudem ein heller Granitboden und Nussbaummöbel. Eine grosszügige Showzone für Promotionen, Degustationen oder Events gibt es ebenfalls
in der Apotheke der Basler Railcity. Die Inneneinrichtung stammt von der seit über 60 Jahren im Ladenbau tätigen Nützi AG. Die Bahnhofapotheke,
neu von Dr. Bähler geführt, setzt auf den USP der
Öffnungszeiten: 365 Tage durchgehend von 7 bis
22 Uhr.....
Geben Sie, in der ganzen Branche, dem Apotheker oder dem Drogisten die besseren
Chancen?
Sowohl der Drogist als auch der Apotheker
haben bei einem funktionierenden Konzept in
Zukunft eine Chance. Wichtig ist, dass er an
seinem Standort die Bedürfnisse der Kunden
erkennt und befriedigen kann.
Marktbeobachter sagen, dass in den Städten
jede dritte Apotheke aus wirtschaftlichen
Gründen wird schliessen müssen ...
… Ich kann mir schon vorstellen, dass es eine
Bereinigung gibt, man sagte aber schon vor 10
Jahren, dass es innert zweier Jahre 300 Apo-
theken weniger geben würde. In der Tat ist
aber der Markt unter Druck, und die Tendenz
geht in Richtung Konzentration. Wenn es
mehrere Apotheken innerhalb von ein paar
hundert Metern gibt, werden gewisse schliessen oder sich zusammenlegen. Wichtig ist aber
Folgendes: Diejenigen, die überleben, gehen
aus der Bereinigung gestärkt hervor.
Wir setzen bewusst auf Fachwissen, Dienstleistung und Qualität. Wenn es gelingt, den Kundennutzen in der Beratung aufzuzeigen, wird
er auch honoriert. Dank unseren engagierten,
kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben wir eine sehr grosse Kundentreue.
Müsste der Apothekerverein solche Botschaften nicht verstärkt kommunizieren?
Primär ist jede Apotheke für ihre lokale Kommunikation selber verantwortlich. Ich bin der
Meinung, der SAV sollte noch mehr in Öffentlichkeitsarbeit, die alle Mitglieder betrifft, investieren. Gelder, die man für das Design eines
neuen Kreuzes oder die Kreation eines neuen
Namens gebraucht hat, wären dort bestimmt
besser angelegt gewesen. Wir sind SAV-Mitglied und finanzieren bei unserer Grösse nicht
unbedeutend mit.
Zurück zu Bähler: Wie läuft das Geschäft?
Wichtig ist, dass man den Erfolg expansionsbereinigt anschaut – alles andere ist Schönfärberei. Wir haben expansionsbereinigt ein sehr
schönes Wachstum. Jedes einzelne Geschäft
muss bei uns funktionieren, deshalb arbeiten
wir mit Profitcentern. Es mag aber auch bei
uns das eine oder andere kleinere Geschäft geben – das ist Teil der sozialen Verantwortung.
Sie könnten die Liegenschaften im Eigenbesitz ja auch anderweitig vermieten; wäre das
heute nicht rentabler, als eine Apotheke zu
führen?
Unser Kerngeschäft ist das Führen von Apotheken und Drogerien. Dies ist das Business
der Familie Bähler, das wir nun schon seit über
60 Jahren erfolgreich machen.
I
Philipp Kämpf
13
«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
OTX World Nr. 31
September 2007
Roundtable zur Zukunft der Apotheke
«Stärke der Apotheke ist die Kundennähe»
OTX World hat erneut zum Roundtable eingeladen. Fünf Experten aus dem Apothekenmarkt, darunter auch ein Vertreter der pharmaSuisse, diskutieren über Schwierigkeiten im Markt und innovative Mehrwertmodelle. Auch wenn das Rollenverständnis der Apotheke unterschiedlich ist,
sind sich alle einig: Wer bestehen will, muss sich profilieren.
Wie definieren Sie die Apotheke?
Bruno Rüegg: Die Apotheke ist die einzige
qualitativ hochstehende Medikamentenabgabestelle.
Dr. Andreas Tempini: Gäbe es die Apotheke
nicht, dann müsste man sie jetzt erfinden! Sie
ist ein Problemlöser. Hier bekommt der Kunde auf jede gesundheitsbezogene Frage eine
lösungsorientierte Antwort – zum Nulltarif.
Franklin Schatzmann: Sie ist die erste qualitativ hochstehende Anlaufstelle im Gesundheitswesen.
Dr. Valeria Dora, Morgenthal Apotheke Zürich
(TopPharm), Präsidentin des Apothekerverbandes
des Kantons Zürich.
Didier Ray, Apotheke zum Mohrenkönig in Stein
am Rhein (Rotpunkt), HealthCare Consultant und
Geschäftsleiter Abteilung Politik & Wirtschaft
pharmaSuisse.
Bruno Rüegg, Apotheke Märtegge Rüti und Apotheke
Wald (beide Winconcept).
Franklin Schatzmann, Geschäftsleitungsmitglied
Apotheken Drogerien Dr. Bähler AG.
Wie schätzen Sie die aktuelle Lage
der Apotheke ein?
Dr. Valeria Dora: Wir sind zum Teil abhängig
von den Ärzten, weil diese den Patienten die
Rezepte ausstellen. Wir Apotheker könnten
diesbezüglich neue Dienstleistungen bringen,
aber leider fehlen die politischen Rahmenbedingungen. Auch die Dauerpreisrabatte der
Ketten sind gefährlich: In der Folge müssen alle
preisaktiv werden. Für den einzelnen, unabhängigen Apotheker wird es immer schwieriger.
Schatzmann: Die Preisaktivität erachte ich für
den Gesamtmarkt ebenfalls als eine Gefahr.
Durch die Preissenkungen werden ja schliesslich nicht mehr Medikamente gekauft. Generell
bin ich nicht der Meinung, dass sich der Apotheker neue Funktionen aneignen muss, doch
wir sollten unsere bestehenden umfangreichen
Dienstleistungen vermehrt kommunizieren.
Tempini: Wir bei Rotpunkt sind preisaktiv.
Aber ich positioniere mich nicht auf dem Preis,
sondern klar auf guter Beratung und persönlichem Engagement. Temporäre Preissenkungen
können tatsächlich auch zu einem nachhaltigen Mehrumsatz verhelfen. Auch der Verzicht
auf die Taxen im Barverkauf erhöht die Kundenbindung und führt sogar zu Kundenrückgewinnung. Die Kunden sind mit dem
Tarifsystem überfordert – es wurde unklar
kommuniziert und ändert von Jahr zu Jahr.
Sehr viele Kunden glauben auch auf OTC-Produkte und «Pille» Taxen bezahlen zu müssen.
Didier Ray: Wer die Taxen nicht verrechnet,
schadet dem Verband, vor allem aber dem Berufsstand, und ist dabei nicht einmal konkurrenzfähig zu Versandhandel oder Ketten, die
14
Dr. Andreas Tempini, Anfos Apotheke
Basel (Rotpunkt).
totalen Taxen- und Leistungsverzicht betreiben. Anspruchsvolle Patienten verstehen seit
jeher, dass gute Dienstleistungen einen adäquaten Marktwert haben.
Rüegg: Das halte ich für eine unrealistische
Wahrnehmung. Apotheken, die alle Taxen
verrechnen, haben einfach keine Kunden
mehr … Die Preisaktivität ist eine Markttendenz, die man nicht aufhalten kann.
Gibt es denn andere Mehrwertmodelle
zur Kundenbindung?
Tempini: Apotheken müssen lebensnäher
werden. Wir bieten zum Beispiel FSME-Impfungen, die durch einen Arzt ausgeführt werden. Bei gefragten Dienstleistungen spielt der
Preis für die Kunden eine untergeordnete
Rolle. Neben einer optimierten medizinischen Dienstleistung darf auch vermehrt
Platz in der Apotheke für ein animiertes An-
E XPERTENGESPRÄCH
gebot wie zum Beispiel Ohrlochstechen und
medizinischer Schmuck sein.
Ray: PharmaSuisse befürwortet eine Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker.
Der Patient bekommt so das Beste aus zwei
medizinischen Bereichen. Eine solche Zusammenarbeit ist aber oft schwer realisierbar,
besonders in den durch die scharfe Konkurrenz geprägten SD-Gebieten.
Wo genau sehen Sie da die Schwierigkeiten?
Ray: In SD-Gebieten sieht der Patient den
Arzt häufiger als den Apotheker; der Arzt hat
strukturbedingt mehr Einfluss. Darum ist es
wichtig, dass die Rolle des Apothekers gestärkt
wird und er etwa im Bereich Managed Care
und Therapiebegleitung der Patienten einen
wichtigen Platz einnimmt.
Dora: Die Abgrenzung zwischen Arzt und
Apotheker muss leider, aufgrund der politischen Rahmenbedingungen mit dem ärztlichen Rezept- und Verschreibungsmonopol,
auf politischem Weg erzwungen werden. Ich
bin überzeugt, dass es weniger Landärzte
brauchen würde, wenn sich diese auf ihre
Kernkompetenzen beschränken würden.
Tempini: Ich beurteile die Lage etwas anders:
Die Innovationen müssen von uns kommen,
nicht von den Politikern. Wir müssen uns verstärkt in die Lage des Kunden versetzen. Wir
müssen vermehrt ökonomisch denken, Strategien entwickeln und auch selbstkritisch sein.
Rüegg: Das kann ich nur unterstützen. Gerade weil in SD-Gebieten die Zusammenarbeit
nicht funktionieren wird, muss der Apotheker
den Kunden durch Überzeugung gewinnen.
Wenn der Patient feststellt, dass der Apotheker
besser beraten kann als der Arzt, dann geht er
das nächste Mal zuerst zum Apotheker.
Müssen die Apotheken ihr Marketingkonzept überdenken?
Ray: PharmaSuisse ist es ein Anliegen, auch den
unabhängigen, qualitätsorientierten Apotheken Marketinginstrumente zur Differenzierung gegenüber den sich etablierenden Ketten
zu liefern.
Welche Rolle soll künftig der Verband
einnehmen?
Rüegg: PharmaSuisse sollte der kleinste gemeinsame Nenner aller Apotheken sein. Auch
der Ketten. Für den Konsumenten ist die Apothekenlandschaft zu undurchsichtig und er
benötigt eine Orientierungshilfe.
Ray: Das neue Apothekerkreuz ist eine solche
Orientierungshilfe. Bisher konnte jede Apotheke das Kreuz benutzen, auch kommerziell
orientierte Ketten, die dem Verband nicht angeschlossen sind. Heute bekennen sich Apotheken zu definierten Qualitätsstandards, wenn
sie das neue Kreuz aushängen.
Dora: Das Redesign des Kreuzes war notwendig, gerade weil es jetzt geschützt ist. Mit dem
neuen Kreuz kommuniziert pharmaSuisse
aber auch die innere Erneuerung der Branche
nach aussen.
Schatzmann: Ich bin mit dem Redesign nicht
zufrieden. Mit dem grünen Kreuz mit Schlange
assoziiert jeder die Apotheke – und jetzt wird
es geändert; sinnbildlich in ein gespaltenes
Kreuz! Die Bevölkerung wird nicht unterscheiden, dass nur «bessere» Apotheken ein
neues Kreuz bekommen. Für die Kunden ist es
nicht ersichtlich, was sie dank dem neuen
Kreuz für eine Mehrleistung erhalten.
Tempini: Ich denke, das neue Kreuz wird vom
Kunden kaum wahrgenommen, geschweige
denn mit den wertorientierten Inhalten assoziiert, die sich der Verband wünscht.
Schatzmann: … da müsste der Verband schon
in eine grosse Kampagne investieren. Dieses
Geld wäre aber in politischen Kampagnen –
gerade im Schlüsselkanton Zürich – besser investiert. Wenn sich die Selbstdispensation der
Ärzte dort kantonsweit durchsetzt, könnte ein
schweizweiter Flächenbrand entstehen.
Zurück zu den Profilierungsmöglichkeiten:
Ist eine eigene Versandapotheke sinnvoll?
Ray: Das ist ein interessanter Ansatz. Ich
persönlich denke, dass die Apotheker mit ihrem flächendeckenden Vertriebsnetz grundsätzlich einen effizienteren, besseren Versandhandel aufziehen könnten, der erst noch ein
höheres Mass an direktem Kundenkontakt
gewährleistet.
Was halten Sie von «Shop in Shop»-Konzepten innerhalb von Coop oder Migros?
Dora: Für Unabhängige wäre es schwierig, einen solchen Standort im Grossverteiler zu bekommen. Bezüglich Lage würde ich vielmehr
auf Flexibilität setzen, denn ein Topstandort
kann sich innert zwei Jahren in einen schlechten Standort verwandeln. Zwanzigjährige
Mietverträge sind daher nicht mehr sinnvoll.
Was ist denn das Erfolgsmodell
für die Zukunft?
Rüegg: Lokal vor Ort mit gut ausgebildeten
Apothekerinnen! Die Ausbildung ist aber
momentan ein Problem in der Schweiz. Die
Offizinapotheker sind häufig an den Anforderungen in einer Offizinapotheke vorbei ausgebildet. Praxisorientiert ausgebildete Apotheker sind aber die Grundpfeiler der Apotheke.
Sie tragen massgeblich zur Qualität der Apotheke bei und prägen ihr Image.
MARKT
zeuten oft in die Industrie gehen. Früher hatten die Studenten im dritten Ausbildungsjahr
die Möglichkeit, die Offizin kennenzulernen
und Geld zu verdienen. Heute ist das anders.
Nach dem vierten Jahr kommen sie ohne
Praxiserfahrung in die Offizin, oder sie gehen
direkt in die Industrie.
Welchen Stellenwert wird die
Apotheke künftig haben?
Rüegg: Der Markt zeigt: Wir werden gebraucht. Hoffentlich rücken neue, innovative
Apotheker nach. Sie werden aber eher in Ketten oder Gruppierungen Platz finden. Die Zeit
der einzelnen Apotheke läuft langsam ab.
Tempini: In Zukunft werden Ketten den Markt
monopolisieren und polarisieren. Einzelne
Apotheker müssen sich der Situation anpassen
und einer Gruppierung beitreten. Das Tempo
im Markt ist nicht zu unterschätzen.
Schatzmann: Einerseits steigen die Auflagen
der Kantone und Behörden, andererseits
nimmt der Preisdruck zu. Diese Schere darf
man in der Apotheke nicht unterschätzen.
Durch den Kostendruck im Schweizer Gesundheitswesen wird der Stellenwert der Apotheke in Zukunft an Bedeutung gewinnen.
Ray: Gut laufende Apotheken an guter Lage
mit guter Bedienung brauchen auch in Zukunft keine Kette. Wichtig ist, dass die medizinische Unabhängigkeit des Apothekers gewährleistet ist.Wir sehen immer mehr Verträge,
in denen die von Swissmedic und den kantonalen Heilmittelbehörden geforderte Unabhängigkeit der fachtechnischen Leitung unterwandert wird. Schade ist aber auch, dass sich
viele Apotheker erst gar nicht die Mühe nehmen, für die Nachfolgeregelung einen unabhängigen Apotheker zu suchen. Die Apothekenbörse von pharmaSuisse ist eine unserer
Antworten auf diese Entwicklung.
Dora: Die Stärke der Apotheke liegt in der
Kundennähe. Die Convenience lässt sich aber
noch verbessern. Wir müssen noch mehr auf
die Bedürfnisse der Kunden eingehen, auf eine
unkomplizierte Art. Natürlich müssen unsere
Leistungen abgegolten werden. Gruppierungen werden zudem immer wichtiger, gerade in
Bezug auf Marketing und Kommunikation.I
Philipp Kämpf
Miriam Röthlisberger
Dora: Der politische Kampf ist leider auch
nicht gerade förderlich, um neue, motivierte
Studierende zu gewinnen.
Schatzmann: Tatsache ist, dass die frisch ausgebildeten Pharmazeutinnen und Pharma-
15
«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
."3,5
OTX World Nr. 38
Mai 2008
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«Bei den verkauften Aktien handelt es sich um
die Anteile der vier Gründungsfamilien. Nach 37
Jahren wollen sie sich altershalber ganz aus
dem Geschäft zurückziehen», erklärt der Vorsitzende der Dropa-Geschäftsleitung, Christian
Grütter. Vor drei Jahren sei Leopold Manz aus
dem Verwaltungsrat ausgeschieden. Manz hatte
die Idee und das Konzept für die Dropa-Drogerien entwickelt und noch bis 2005 als letztes Mitglied der Gründerfamilie im Unternehmen mitgearbeitet. «Mit dem Aktienverkauf wurde nun
offiziell die neue Ära eingeläutet», so Grütter.
Die Bähler-Gruppe besitzt eine Zwei-DrittelMehrheit am Dropa-Unternehmen. Noch offen
ist, ob auch die restlichen Anteile verkauft werden. Ein entsprechendes Angebot vonseiten der
Dr. Bähler AG wird derzeit von den Aktionären
geprüft.
Der Aktienverkauf war schon seit dem Jahr
2000 geplant. Damals wollten die Gründerfamilien ihre Anteile an Mitarbeitende und Franchisenehmer abtreten. «Doch das ist trotz drei
Versuchen nie zustande gekommen. Daher
wurde jetzt an die Bähler-Gruppe verkauft», erklärt Grütter.
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Die Dropa-Gruppe ist mit ihrem Umsatz von
jährlich rund 103 Millionen Franken die Nummer eins im Drogeriemarkt. Sie verfügt über 16
eigene Standorte und bedient 52 selbständige
Franchisenehmer mit betriebswirtschaftlichen
Leistungen. Im Unternehmen werden insgesamt
600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Die Gruppe hat sich vor zwei Jahren mit
ihrer Spezialisierung auf Naturheilmittel und
Naturkosmetik im Markt neu positioniert und
zusammen mit Dromenta mit der Naturathek
ein neues Ladenformat eingeführt.
Das Zusammengehen der beiden Firmengruppen ergebe laut Dropa-Verwaltungsratspräsidentin Arianne Moser Sinn. «Die beiden Unternehmen ergänzen sich gut», führt sie aus. Mit
der Bähler-Gruppe habe Dropa einen Partner
aus der Branche gefunden und zudem einen, der
langfristige Pläne zum Ausbau und zur Weiterentwicklung der Gruppe habe.
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Claudia Benetti
Mit ihrem breitgefächerten Angebot nehmen Drogerien einen wichtigen Platz im Gesundheitsmarkt ein.
Wie die Dropa ist auch die Bähler-Gruppe ein
Familienunternehmen. Es wurde 1945 gegründet und wird heute in dritter Generation geführt.
Das Unternehmen betreibt in der Deutschschweiz 38 Apotheken und Drogerien, darunter
12 Apotheken-Drogerien-Kombiläden und drei
Drogerien.
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«Der Kauf der Aktienmehrheit der Dropa Holding AG ist ein grosser Schritt in eine gemeinsame Zukunft», sagt Franklin Schatzmann, Mitglied der Bähler-Geschäftsleitung. Im Rahmen
des Zusammenschlusses würden laut einer Medienmitteilung keine Kündigungen ausgesprochen. Auch komme es zu keinen Betriebsschliessungen. Marktauftritt und das FranchisingSystem bleibe unter der Marke Dropa erhalten,
so Schatzmann.
«Mittelfristig werden Doppelspurigkeiten beseitigt und Synergien genutzt», erklärt Christian
Grütter. Diese ergäben sich vor allem beim Wareneinkauf und im Marketing. Dass mit der
Übernahme des Unternehmens nun vermehrt
Apotheken in Dropa-Drogerien integriert würden, glaubt Grütter nicht. «Wir werden jede Verkaufsstelle prüfen und überlegen, wie wir sie al-
lenfalls noch optimieren können. Doch das
geschieht unabhängig von der Übernahme und
ist seit Jahren ein laufender Prozess im DropaUnternehmen.»
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Für den Schweizerischen Drogistenverband (SDV)
kommt die Übernahme der Dropa-Gruppe nicht
überraschend. «Es war bekannt, dass einige grosse
Aktionäre der Dropa bereits seit geraumer Zeit
nach einem Käufer für ihr Aktienpaket gesucht
haben. Überraschend ist lediglich der Zeitpunkt»,
erklärt Zentralpräsidentin Johanna Bernet. Über
die Auswirkungen der Übernahme auf die Branche könne momentan nur spekuliert werden. Der
Verband hoffe jedoch, die Dr. Bähler Holding AG
sehe die Möglichkeiten, die die Drogeriebranche
biete, sodass möglichst viele Dropa-Standorte als
eigenständige Drogerien erhalten blieben. «Trotz
der Entwicklung zu grösseren Einheiten werden
die Drogerien weiterhin eine wichtige Rolle im
Gesundheitsmarkt Schweiz spielen», ist sie überzeugt. «Drogerien sind kompetent, haben ein niederschwelliges Angebot und sind kostengünstig.
Sie haben darum als Fachgeschäfte für Gesundheit
und Schönheit mit einer starken Gewichtung im
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Bereich Natur ihren festen Stellenwert.»
«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
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OTX World Nr. 38
Mai 2008
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Miriam Röthlisberger
Es tut sich was in der Drogerie-Branche. Neben
der Fusion von Bähler und Dropa (OTX World
berichtet darüber auf Seite 15) gibt es einen weiteren Zusammenschluss: Die Organisationen
Impuls und Dromenta beabsichtigen, in Zukunft zusammenzuarbeiten. «Es handelt sich
dabei aber nicht um eine Fusion, sondern um
die Neuorganisation der Dienstleistungszentrale. Dromenta, eine Gruppierung mit 54 Mitgliedern, die im Milizsystem organisiert war und
über keine eigenen Kommunikationsmittel verfügte, hatte im Vorfeld einige Möglichkeiten für
eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Dienstleistungsanbietern geprüft», erklärt Peter Binggeli, Geschäftsführer der Impuls Service Genossenschaft. Man habe festgestellt, dass zwischen
Impuls und Dromenta verschiedene Synergien
bestehen. Diese sollen nun genutzt werden.
Die Dienstleistungszentrale soll, getreu dem
Motto «Only the Best», von beiden Gruppierungen das Beste vereinen. Sie wird als Genossenschaft auftreten und klar mitgliederorientiert
sein. Bei der Neuorganisation der Dienstleistungszentrale steht die Frage im Mittelpunkt,
weshalb sich eine Drogerie einer Gruppierung
anschliesst. «Ertragsoptimierung für das eigene
Geschäft und die Bewahrung der Eigenständigkeit sind die gewichtigsten Gründe dafür», sagt
Peter Binggeli. Diese Ziele stünden an sich im
Widerspruch zueinander; sie zu vereinen sei die
grösste Herausforderung bei der Planung der
neuen Dienstleistungszentrale.
Selbstverständlich stellt sich die Frage, unter
welchem Namen die Mitglieder auftreten sollen.
Werden die Dromenta-Drogerien zu ImpulsGeschäften oder wird eine neue Marke für alle
Geschäfte lanciert? «Die Marke Impuls wollen
wir weiterhin pflegen», so Peter Binggeli. Die 50
Impuls-Geschäfte sollen also weiterhin als solche auftreten; auch das bekannte Kommunikationsmittel, das Impuls-Magazin wird bestehen
bleiben. Die 54 Dromenta-Drogerien, die bisher
einen eigenständigen Auftritt hatten, werden
dies auch in der Zusammenarbeit mit der neuen
Dienstleistungszentrale so handhaben.
tion. Im nächsten Jahr wird man aber noch bei
den alten Kommunikationsmitteln bleiben: die
Impuls-Drogerien beim Impuls-Magazin und
die bisher der Dromenta angeschlossenen Geschäfte beim Drogistenstern.
Zusätzlich zum Basismodul wird die Dienstleistungszentrale weitere Module anbieten. Ein
Natur-Modul, das so angedacht ist, dass das
Naturathek-Konzept integriert werden kann,
das Lifestyle-Modul sowie das Beauty-Modul.
Aufgrund der Tatsache, dass bei bestehenden
Standorten sich Drogerien in eine Apotheke
umwandeln werden, wird es ausserdem ein
APO-Modul geben.
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Die neue Dienstleistungszentrale wird ein für
alle Mitglieder gültiges Basismodul anbieten.
«Selbstverständlich gibt es einen Vertrag über
ein Basismodul. Dieses ist jedoch so gestaltet,
dass es von den angeschlossenen Drogerien gut
umzusetzen ist», erklärt Peter Binggeli.
Zum Basismodul gehört die Zusammenarbeit
mit einem Grossisten. Impuls arbeitet mit dem
Grossisten Voigt zusammen, Dromenta mit Galexis. «Mit der neuen Dienstleistungszentrale
soll nur noch ein Grossist in Anspruch genommen werden», so Binggeli. Zurzeit laufen die
Verhandlungen. Auch die Zusammenarbeit mit
dem Lieferanten, «dem klare Leistungsdefinitionen abgeben, die zu hundert Prozent umgesetzt werden», ist im Basismodul geregelt. Weitere Bestandteile des Basismoduls sind die
Ausbildung und die Konsumentenkommunika-
6NTFU[VOHCJT"OGBOH
«Bei allem gilt: Only the Best. Wir wollen noch
attraktiver werden für die Mitglieder. Unser Ziel
ist ganz klar, noch mehr Drogerien als Mitglieder zu gewinnen», erklärt Peter Binggeli.
Doch vorerst soll das Konzept für das neue
Dienstleistungspaket verfeinert und abgeschlossen werden. Bis zum 1. Januar 2009 soll ein
Grossteil des Konzepts umgesetzt sein, die vollumfängliche Umsetzung ist auf den 1. Januar
2010 terminiert. Der Aufbau und die Weiterentwicklung des Dienstleistungsangebots mit den
verschiedenen Modulen werden nun mit zwei
Task Forces weiter vorangetrieben um den Zeitplan einzuhalten. Die heutige Dienstleistungszentrale der Impuls wird aktiv miteinbezogen
und möglicherweise je nach Bedarf ausgebaut.
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17
«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
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OTX World Nr. 48
Mai 2009
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Hans Wirz
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Das Gipfeltreffen war eine Mischung von Auslegeordnung der momentanen Situation und
von Ideen zur Zukunftsentwicklung. Erstmals
branchenübergreifend, denn aus der Sicht der
Patienten und Konsumenten werden die Differenzierungen zwischen Apotheke und Drogerie
nicht als so stark wahrgenommen, wie das die
Branchen selbst gerne sehen. Beide Branchen
werden mehr Innovationen brauchen – um diesen bereits leicht inflationären Begriff zu verwenden. Nicht vertreten am Gipfeltreffen war
die Dropa Management AG; ihr Vorsitzender
der Geschäftsleitung, Franklin Schatzmann, hat
sich bereits im letzten OTX World Nr. 47 zur
Strategie seiner Gruppe geäussert.
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Eine GFK-Studie im vergangenen Dezember
macht es deutlich: 50 Prozent der insgesamt
2100 Befragten wünschen sich mehr Wettbewerb im gesundheitsorientierten Detailhandel.
Von denen, die gelegentlich in Versandapotheken einkaufen, fordern sogar 70 Prozent mehr
Konkurrenz. Während auf Gruppierungen bei
rückläufigem Wachstum 52 Prozent des Umsatzes entfällt (gemäss ASSGP), machen Ketten 30
Prozent bei steigendem Wachstum.
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Allen ist klar: Die Kundinnen und Kunden müssen sich im Laden wohlfühlen. Von Vorteil ist,
wenn die Inhaberin oder der Inhaber der Apotheke oder Drogerie möglichst häufig präsent
ist. Denn mit einer klaren Ausrichtung auf den
Kunden ist nicht nur das Sortiment gemeint,
sondern auch der vertrauensbildende persönli-
che Kontakt – den Grossverteiler eben nicht bieten können. Alles besser machen und mittelfristig gut sein – spezielle Qualitäten entwickeln:
Das betonten Daniel Fontolliet und Felix Küng
gleich zu Beginn.
So wichtig die Glaubwürdigkeit und das «richtige» Angebot sind, so entscheidend ist auch der
Standort. Ist dann die Qualität entsprechend
und die Bedienung freundlich, kommen die
Kunden wieder.
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«Gibt es in fünf Jahren nur noch Ketten und
Gruppierungen?», fragte Tagungsleiter Daniel
Späni. Das würden nicht alle Anwesenden unterschreiben. «Aber es wird zunehmend schwieriger, als Einzelner mit den immer grösser werdenden administrativen Arbeiten fertig zu
werden und gleichzeitig vermehrt im Laden präsent zu sein», so Heinz Rothenberger. Ganz
abgesehen von der finanziellen Seite: Gruppierungsmitglieder profitieren einfach von besseren Konditionen.
Was von Peter Binggeli aufgezeigt und von
den meisten Gipfeltreffen-Teilnehmern bejaht
wurde: Die Anzahl der Gruppierungen wird
sich vermindern. Zusammenschlüsse werden ja
auch seit längerer Zeit immer wieder erwogen
– und dann doch verworfen. Bisher scheiterten
sie an den «unterschiedlichen Kulturen», wie
man hört. Alle sind einverstanden damit, dass
grössere Gruppierungen gegenüber der Industrie ein grösseres Gewicht haben. Nicht alle
Anwesenden sind einverstanden damit, dass
Gruppierungen weit über hundert Mitglieder
haben müssen.
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Meistens fehlt den Gruppierungen das Geld für
Kampagnen in «richtigen» nationalen Medien,
davon ist Michael Moser überzeugt. (Fast) alle
haben aber ihre eigenen nationalen Medien,
schön vierfarbig, mit ähnlichen saisonalen-fachlichen Inhalten, unterschiedlich (fast nur) in den
Aktionsankündigungen und der entsprechenden Verkaufsförderung. Gruppierungszeitschriften sind nicht nur Profilierungsmittel, sondern
auch willkommener Geldbringer für die Grup-
18
pierungszentralen. Markus Koch weist darauf
hin, dass der «Drogistenstern» keine Marketingzeitschrift, sondern ein Branchen-Profilierungsmittel ist. Die Gruppierungen können
die nationalen Themen des Verbands in ihre
gruppenspezifische Verkaufsförderung aufnehmen und so profitieren.
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Die Ketten sind rasant im Vormarsch, können
schneller entscheiden und ihre Ziele konsequenter angehen als Gruppierungen. «Aber auch in
Ketten lässt sich nicht alles befehlen; letztlich
zählt für den Geschäftserfolg auch dort die Leistung jeder einzelnen Mitarbeiterin, jedes einzelnen Mitarbeiters.» Das meint Peter Lüscher –
und er muss es ja wissen. Auch in einer Kette
gebe es die Identifikation mit der Unternehmung, mit dem Geschäftsführer. Natürlich ist es
für diesen schwieriger, ein persönlichkeitsorientiertes Profil zu leben respektive in «seinem»
Laden umzusetzen.
«Ob Einzelkämpfer, gruppiert oder in einer
Kette, ist letztlich nicht so wichtig. Was für den
Erfolg zählt, ist der Mix von Standort, Sortiment, Vertrauenswürdigkeit, Dienstleistungsbereitschaft, Preiswürdigkeit und einigen weiteren Qualitäten,» sagte sinngemäss Christoph
Mäder. Und fügte an, dass Apotheken und Drogerien immer mehr verschmelzen werden. Dem
Votum von Bruno Rüegg, dass Ketten besser
geworden sind und nicht nur finanziell noch
weiter zulegen werden, stimmten die meisten
Anwesenden zu.
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Der Kunde kaufe eigentlich Problemlösungen,
der Preis sei Nebensache, davon ist Peter Lüscher
überzeugt. In der Tat weisen alle Untersuchungen darauf hin, dass die Schweizerinnen und
Schweizer, verglichen etwa mit den Deutschen,
nicht sehr preissensibel sind. Trotzdem spielen
die Preisaktivitäten im schweizerischen Gesundheitsfachhandel eine wichtige Rolle – die Aktionsanzeigen in den einschlägigen Gruppierungs-Zeitschriften zeugen davon.
Es mache wenig Sinn, sich preislich ständig nach
unten auszurichten. «Fachgeschäft» und «billig»,
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das gehe irgendwie nicht zusammen, sei völlig
unglaubwürdig, meinte Daniel Fontolliet. Einer
der Teilnehmer am Gipfeltreffen, Christoph Mäder, schliesst Preisaktivitäten sogar grundsätzlich aus – kein «Preis-Slalom», bitte!
Michael Moser: «Eine Möglichkeit ist, zusammen mit verbilligten Produkten gezielt Zusatzverkäufe zu fördern. Eine andere, statt der her-
abgesetzten Produkte normalpreisige Konkurrenzprodukte zu verkaufen.» Was aus Kundensicht problematisch sein könne. Ein interessante
Frage von Christoph Mäder: «Ob die Branche
der Politik mit ständigen Aktionspreisen nicht
signalisiere, sie verdiene zu viel?»
Apropos Preise: Lorenz Schmid wies darauf hin,
dass wegen sinkender Margen SD für Ärzte nicht
mehr attraktiv sein werde. Andererseits rechne
er mit Vorschlägen von PharmaSuisse für neue
Aktivitäten in den Schweizer Apotheken.
Lesen Sie im nächsten OTX World die Fortsetzung. Es geht um Themen wie Grossverteiler,
Leistungen für die Industrie und Strategien. Q
19
«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
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OTX World Nr. 49
Juni 2009
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Weil der Gesundheitsmarkt enorm in Bewegung ist, nicht zuletzt an den Verkaufsfronten
der Apotheken und Drogerien, bieten sich
Chancen für jene Detaillisten, die die richtigen
Strategien entwickeln und den Willen und das
Können zur Umsetzung derselben haben. In
der Folge nun die diesbezüglichen Meinungen
der zehn Exponenten, die eingeladen waren.
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Alle haben Respekt vor den Aktivitäten der
Grossverteiler im Bereich Gesundheit. Nicht
nur, weil sie immer mehr Produkte der Fachgeschäfte verkaufen, beispielsweise Meridol
oder Vita Merfen, sondern auch, weil sie «die
Mittel haben, eine Sache konsequent um- und
durchzusetzen» – Geld scheint dabei kaum eine
Rolle zu spielen. Die Grossverteiler rechnen
zudem damit, dass die Konsumenten automatisch davon ausgehen, die gleichen Produkte
seien bei den Orangen eh günstiger zu haben.
Obwohl das überhaupt nicht stimmen muss.
Peter Lüscher drückt aus, was die anderen
mehrheitlich auch wissen: Convenience spielt
20
eine grosse Rolle. Die Kundinnen und Kunden
sind oft eher bequemer als fachhandelstreu;
man will zumindest problemlose Produkte
möglichst «nebenbei mitlaufen lassen», beim
Grosseinkauf eben. Dieser Trend wird vermutlich eher noch stärker werden, beispielsweise beim Grosseinkauf via Internet.
Einig sind sich auch alle darin, dass die Qualität eine immer grössere Rolle spielen wird.
Nicht (nur) die der Produkte, sondern die
der Beratung und der Bedienung. Deshalb, so
Daniel Fontolliet, gibt es zum Glück immer
wieder Kundinnen und Kunden, die vom Wissensmanko des Personals der Grossverteiler in
Sachen Gesundheit enttäuscht und ernüchtert
in das Fachgeschäft zurückkehren.
Ob denn die Qualität der Fachberatung den
«Niedergang» bei den OTC-Produkten aufhalten könne, will Gesprächsleiter Daniel Späni
wissen. Je mehr Produkte die Grossverteiler aus
dem Fachhandel übernehmen und ebenfalls verkaufen können, desto unsicherer wird die Kundschaft, meint Felix Küng. Beratung hat ihren
Wert, aber dann sollte man nicht noch mit her-
abgesetzten Preisen Geld verschenken. Dass die
Position der Fachgeschäfte immer mehr geschwächt wird, je mehr die Grossverteiler Fachhandelsprodukte verkaufen, ist allen klar.
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Kann man bei der Industrie mit grösseren Einkaufsmengen Druck aufbauen, was die Preise
anbelangt? Die Frage will Lorenz Schmid beantwortet wissen. Man ist skeptisch, sieht aber
auch Möglichkeiten: «Starke Marken brauchen
starke Partner!» Aber das sind die Grossverteiler natürlich auch ... Deshalb ist Heinz
Rothenberger skeptisch: «Die Industrie macht
schon mit, wenn es um Einführungen geht, und
dann gehen sie zum Grossverteiler.» Eigentlich
war das schon immer so.
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Sollten sich nicht die Gruppierungen gruppieren? Um stärker auftreten zu können? Die
Frage stellt Bruno Rüegg. Auch ein verbessertes
Benchmarking wäre dann möglich, und mehr
Professionalität. Es brauche zwar mehr Ein-
kaufsmacht mit mehr Bestellungswert, aber es
brauche auch die laufenden Qualitätssteigerungen, also den befruchtenden Wettbewerb der
Gruppierungen untereinander. Was die Industrie
anbelangt, habe man zwar gewisse Konditionen
erreicht; umgekehrt sei es aber auch wichtig,
dass die Gruppierungen ihre Versprechungen
gegenüber der Industrie einhalten.
Der Wert der Gruppierungen wird an diesem
Treffen nicht infrage gestellt. Im Gegenteil. Im
Vordergrund stehen dabei nicht nur finanzielle
Vorteile im Einkauf, sondern auch die Motivation und die Kontrolle. Ob das alle auch machen,
das Controlling? Im Plenum gibt es Zweifel.
Die Industrie werde in längerfristige Entwicklungen investieren, meint Peter Lüscher; nach
seiner Einschätzung werden aber die Promotionsbeiträge wegfallen. Wichtiger als diese
Aspekte sei sowieso, dass die Mitglieder von
Gruppierungen die Strategien wahrnehmen
und im einzelnen Geschäft deutlich machen
kann. In dieser Richtung werde bei der Dromenta
viel gemacht, darauf weist Michael Moser hin.
Und meint damit die Aktivitäten, mit denen
man sich im Naturbereich gezielt und nachhaltig positioniert.
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Das fragt Daniel Späni provokativ. Für standespolitische Anliegen sicher, es brauche auch Kommunikation, beantwortet Lorenz Schmid die
Frage aus seiner Sicht. Aber jede Branche werde
vom Publikum aufgrund der individuellen Erfahrungen am Verkaufspunkt wahrgenommen.
Jede Apotheke müsse sich selbst profilieren.
Bei den Drogerien setze der Verband mit viel
Erfolg einen Qualitätsaufbau und eine Qualitätskontrolle um. Der ganze Aus- und Weiterbildungseffekt des Verbandes sei enorm und
das Signet und die Zeitschrift «Drogistenstern»
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setzen starke Signale, das ist die Meinung von
Heinz Rothenberger. Hingegen sieht Felix Küng
keinen Bedarf für ein nationales Medium bei
den Apothekern. Was einleuchtet: Es ist tatsächlich nicht unproblematisch, mehrere Marken (Branchen- und Gruppierungslogos) und
das eigene Geschäftslogo gleichzeitig zu verwenden. Für Amavita ist es wichtig, so Peter Lüscher,
dass die Kundinnen und Kunden nicht in «die
Apotheke» kommen, sondern zu «Amavita».
Aber alle Apothekengruppierungen und -ketten
wollen offensichtlich nicht (ganz) auf das grüne
Kreuz verzichten – eine positive Signalwirkung
hat es alleweil.
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Da bieten sich die Grossverteiler an; sicher
muss man über die eigenen Branchen hinaussehen – erst dann kommt die Fachkonkurrenz
innerhalb der Branche oder in anderen Fachkanälen. Weshalb es richtig erscheint, innerhalb der Branchen so gut wie möglich zu
kooperieren. Am Treffen redete man von «Bekenntnis zur Branche» und «Bekenntnis zu
Marken».
Bilder: Weitere Informationen zu den Teilnehmern, siehe OTX World Nr. 48, Mai 2009,
Q
Seite 19.
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«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
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OTX World Nr. 51
September 2009
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Monique Stidel Noverraz
Wie viele Apotheken sollte eine Gruppe wie
die Ihre idealerweise besitzen?
Zwischen ein- und zweihundert, würde ich sagen. Eine Zahl über einhundert und unter zweihundert.
Werden sich die deutschen Geldgeber
weiter beteiligen?
Ja sicher, denn sie sind ja künftig alleinige Anteilseigner.
Wollen Sie Apotheken in der Schweiz
verkaufen?
Ganz sicher nicht! Wie bereits gesagt, wollen wir
zukaufen, die Gruppe entwickeln, Wachstum
steigern. Unsere aktuellen Zielsetzungen? Etwa
sechs bis zehn Übernahmen oder Neugründungen pro Jahr.
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Danach gefragt, wie er sich denn in seiner neuen
Rolle als Generaldirektor fühle, antwortet er lächelnd und ohne zu zögern: «Sehr gut, danke!»
Und als guter Kapitän seines Schiffs fügt der aus
Lausanne stammende Absolvent der Universität
Genf, Sohn von Ärzten und vierfache Familienvater sofort hinzu, dass ein Unternehmen vor
allem aus einer Mannschaft - einem Team - besteht, mit dem er nun bereits seit fünf Jahren,
seit seiner Zeit als Finanzchef, zusammenarbeitet. Personenkult? Nicht mit Bogdan Ljubibratic. Der sprachgewandte Vielreisende (er spricht
Französisch, Englisch, Italienisch, Kroatisch und
etwas Deutsch) isst und kocht leidenschaftlich
gerne. Vor allem am Wochenende! Interview.
Wie wird die Entwicklung von Capitole unter
der neuen Führung vorangetrieben?
Ohne grosse Veränderungen, ausser dass vor
allem in der Deutschschweiz, wo wir nicht ausreichend vertreten sind, weitere Apotheken hinzukommen werden und – in einer mehr oder
weniger fernen Zukunft – möglicherweise auch
im Tessin.
22
Welches war die letzte?
Die Apotheke von Epalinges, unmittelbar über
Lausanne, in der Metrostation M2.
Weshalb sollte ein Apotheker seine Apotheke
an die Capitole-Gruppe verkaufen? Welchen
Vorteil hätte er davon?
Es gibt keine besonderen Gründe. Allerdings bietet sich ein Verkauf als Alternative für Apotheker, die aus dem Berufsleben ausscheiden und
deren Nachfolge nicht gesichert ist. Oder für solche, die ihre Zukunft planen und den Fortbestand des Geschäfts gewährleisten möchten. Sie
können verkaufen und dennoch weiterhin die
Geschäfte führen. Die Vorteile? So lässt sich die
Dynamik einer grossen Gruppe nutzen, ohne
dass dazu die Zügel aus der Hand gegeben werden müssen. Gleichzeitig kann das Angebot an
die lokalen Bedürfnisse der Kundschaft angepasst werden – Bedürfnisse, die in urbaner oder
ländlicher Region nicht zwingend gleich sind.
Wie sehen Sie die Zukunft der Apotheken
und Drogerien? Wie viele wird es geben und
wie viele sind wirklich notwendig?
Hier gilt das Sprichwort «Vorbeugen ist besser
als Heilen». Heute will man länger und gesünder leben. Die Menschen kommen daher auch
zu uns, wenn sie gesund sind. In diesem Zusammenhang sind meines Erachtens vor allem Flexibilität und Anpassung relevant. Es braucht
genügend Flexibilität, um sich schnell an unvermeidliche strukturelle Änderungen anpassen zu
können. Da ich noch keine Kristallkugel besitze,
kann ich zur Anzahl leider keine Angaben machen. Doch es scheint unvermeidlich, dass bestimmte kleine Apotheken verschwinden werden, vor allem Geschäfte mit einem Jahresumsatz
unter CHF 2,5 Millionen.
Was tut Capitole, um sich die Treue der
Kundschaft zu sichern?
Wir setzen auf Werte wie Zuhören, Nähe und
einen umfassenden, qualitativ hochwertigen
Service. Darauf kann der Kunde zählen. Bei uns
wird Beratung gross geschrieben. Mit Hilfe von
Treuekarten (Fidelity Card) kann der Kunde
beim jedem Kauf in einer Capitole-Apotheke
Punkte sammeln. Auch für Geburtstage und jedes eingereichte Rezept werden Punkte verteilt.
Beim zehnten Kauf innerhalb von zwölf aufeinander folgenden Monaten werden die angesammelten Punkte in Bares verwandelt und sofort ausgezahlt. Ausserdem gibt es alle drei
Monate ein Gewinnspiel mit zahlreichen interessanten Preisen. Alle Kunden, die das entsprechende Teilnahmeformular in einer Apotheke der Gruppe abgeben, können daran
teilnehmen.
Weitere Pluspunkte?
Fünfmal jährlich erscheint ein Apothekenmagazin (in Französisch und Deutsch) für die
ganze Familie. Es informiert und nennt günstige Preise für bestimmte Produkte. Ausserdem
kann beispielsweise ein waadtländischer Kunde,
der sich in Zürich aufhält und ein wichtiges Medikament vergessen hat, als Unterzeichner der
abilis-Charta den zuständigen Apotheker einer
Capitole-Apotheke vor Ort bitten, in seiner
Medikamentenakte nachzuschauen und ihm
das wichtige Medikament zu geben.
Unser Gesundheitsminister Pascal Couchepin
wird bald aus dem Amt scheiden. Welchen
Rat können Sie seinem Nachfolger geben?
Es ist leicht, zu kritisieren und belehrende Ratschläge zu geben. Wir tun dies nicht. Die Beteiligten sollten nicht gegeneinander arbeiten, sondern sich an einen Tisch setzen und gemeinsam
intelligente, optimale Lösungen suchen.
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«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
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OTX World Nr. 52
Oktober 2009
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Athena Tsatsamba Welsch
Eröffnungsfeier der swidro Drogerie Heidegger im Einkaufszentrum ceha! in Kreuzlingen. Weitere Bilder gibt es auf www.pharma-blog.ch.
«Swidro ist ein pfiffiger Name, der als Marke
Karriere machen sollte! ‹Swi› steht für swiss und
‹dro› für Drogerie», betont Heinz Rothenberger in seiner Rede anlässlich der EröffnungsFeierlichkeiten in Kreuzlingen. «Die Zeit ist reif,
um den Markt zu beleben und aktiv in Erscheinung zu treten», fährt der Präsident der swidro
Drogeriegruppierung fort. Der erste Schritt dahin ist getan. Am 9. September 2009 eröffnete
die erste von insgesamt 73 Drogerien unter dem
Gruppennamen ihre Pforten. «Die Eröffnung
der swidro Drogerie Heidegger stellt in unserer
Geschichte einen Meilenstein dar und läutet
eine neue Zeitrechnung ein», sagt Rothenberger vor den 80 geladenen Gästen.
Im Gegensatz zu bereits etablierten Geschäften
können neue Drogerien, die noch keinen Namen
haben, von der Marke profitieren. «Dort, wo die
swidro Beteiligungs AG aktiv ist, wie hier, werden wir versuchen, die neuen Partner als swidro
Geschäfte zu positionieren.» Die Verwendung
des Logos ist laut Beschluss der Generalversammlung freiwillig. Auch bestehende Drogerien können den Gruppennamen nachträglich
einführen. Im Thurgau wird wieder Pionierarbeit geleistet. In den nächsten Monaten soll ein
weiterer Standort nach dem Muster von Kreuzlingen folgen. Den Wachstumsprozess will die
Gruppierung mit Werbung in eigener Sache und
dem neuen Magazin «fit&munter» forcieren. Q
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Herr Stefan Christinger, Leiter Geschäftsstelle (041 740 44 50)
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23
«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
."3,56/%.&/4$)&/
OTX World Nr. 53
November 2009
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Monique Stidel Noverraz
in Kürze und drei Filialen wurden in diesem
Herbst vergrössert: Pully, Genf (rue de Lyon)
und Steffisburg.
Wie viele Apotheken sollten zu einer Kette
wie der Ihren idealerweise gehören?
Es gibt keine Begrenzung. Viel wichtiger ist es,
eine Reihe von Kriterien in Betracht zu ziehen:
Einwohnerzahl, Standorte, Verkaufsflächen etc.
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Marcel Séverin ist ein echter Macher, impulsiv
und bedingungslos scheut er keine Mühe, damit
sein Kind an der Spitze bleibt. Dabei setzt sich
Séverin nach eigenen Worten in erster Linie für
den Konsumenten ein. Wie? Indem er unermüdlich nach Möglichkeiten sucht, die Gesundheitskosten zu senken. Dieser Herausforderung will
er sich stellen, obgleich er sich damit die gesamten unabhängigen Apotheker, einige Kantonsund Bundesbehörden, die Gewerkschaften und
die Konsumentenschutzorganisationen zum
Gegner gemacht hat.
Wie positioniert sich Sun Store seit der Übernahme durch Galenica auf dem Markt?
Laut Etienne Jornod, dem CEO von Galenica,
steht Sun Store an der Spitze der Apothekenbranche.
Welche Strategien haben Sie für die Zukunft?
Sun Store bleibt Sun Store, das ist vertraglich
festgelegt und Galenica kann die von mir entwickelte Geschäftspolitik für mindestens fünf
Jahre nicht ändern. Sun Store wird sich weiterentwickeln. Zum 1. Juli 2009 wurden einhundert Filialen übernommen und neun Mietverträge sind bereits wieder unterschrieben.
Kürzlich wurden drei Standorte eröffnet: eine
in Etoy, eine weitere in Lugano und eine
schliesslich in Zermatt. Zwei Filialen entstehen
24
Was bedeutet die Bezeichnung einer starken
Apotheke konkret?
Der Kunde entscheidet, wohin er geht. Er ist der
Schlüssel zum Erfolg von Sun Store oder jeder
anderen Apotheke. Wenn ein Konkurrent – oder
die meinungskonformen Mitglieder des Schweizerischen Apothekerverbands (SAV) – uns kritisieren, kurbeln sie unseren Erfolg an, denn die
Personen, die verschiedene Apotheken besuchen, sehen den Unterschied. Sie merken, dass
sie bei Sun Store freundlich empfangen und gut
beraten werden und dazu noch weniger bezahlen müssen!
Warum sollte ein Apotheker seine Apotheke
an Sun Store verkaufen? Welche Vorteile
bietet es ihm?
Grundsätzlich eröffnet Sun Store neue Apotheken mit Ladenflächen von 200 bis 500m2. Wir
haben aber auch Apotheken mit guten Standorten übernommen, die umgebaut werden können, und werden dies auch weiterhin tun (Anmerkung der Redaktion: die Raumaufteilung ist
in allen Filialen von Sun Store identisch). Mit
Galenica können die Apotheken auch als neue
Filiale der Amavita-Kette übernommen werden.
Der Apotheker hat also durchaus die Wahl.
Die Vorteile? Der Apotheker zieht Kapital aus
dem Geschäft, das er gewinnbringend einsetzen
kann. Ohne sich um die Zukunft seiner Apotheke Sorgen machen zu müssen, kann er seinen
Beruf als Geschäftsführer, verantwortlicher Apotheker, weiter ausüben und erhält ein festes Salär und eine ganze Reihe an Sozialleistungen.
Wie sieht die Zukunft im Drogerie- und
Apothekensektor Ihrer Meinung nach aus?
Wie viele werden bleiben und wie viele
werden tatsächlich gebraucht?
Ich bin Drogist. Sun Store beschäftigt einschliesslich der Direktion rund einhundert
Drogisten. Meiner Ansicht bietet die Drogerie
viele Möglichkeiten, sofern man sich Neuem
öffnet. In der Westschweiz gibt es quasi keine
Drogerien mehr!
Einige Übernahmen wurden und werden noch
von Sun Store getätigt, um diese Drogerien in
Apotheken umzuwandeln. Die Drogisten bleiben in der Geschäftsführung, das Personal wird
übernommen. Das ist ein Erfolg, der den Drogerien die Existenz sichert. Zwar im Rahmen einer anderen Geschäftsform, aber einer, die den
Kunden zufriedenstellt.
Die Apotheken, die sich nicht weiterentwickelt,
nicht angepasst haben, werden verschwinden.
Bei den anderen wird der Kunde entscheiden. In
der Ostschweiz geben Ärzte die Medikamente
direkt an ihre Patienten ab: Das ist absurd, aber
Realität. Und in Zürich hat das Volk zweimal
entschieden. Einige Sun Store Apotheken in der
Deutschschweiz haben Räume eingerichtet, die
von einem Arzt genutzt werden können …
Was tut Sun Store für die Kundenbindung?
Viel! Denn wir sind uns bewusst, dass ein Kunde
nur dann treu bleibt, wenn er mit der Bedienung, der Beratung, dem Sortiment und der Gesamtatmosphäre zufrieden ist. Deshalb bemühen wir uns, alle diese Kriterien zu erfüllen!
Was empfehlen Sie dem neuen Bundesrat
Didier Burkhalter im Hinblick auf die
Eindämmung der Gesundheitskosten?
Dieselben Empfehlungen, die ich bereits Pascal
Couchepin gegeben und in meinen Editorials in
unserem Magazin «for me» (Anmerkung der
Redaktion: erscheint sechsmal jährlich mit einer
Auflage von 920 000) gegeben habe:
]Man muss sich vor Augen führen, dass für
Natels mehr ausgegeben wird als für die Gesundheit.
]Jeder Versicherte muss Eigenverantwortung
übernehmen. Man pflegt sein Auto, warum
also nicht auch seinen Körper? Man bezahlt
für die Unterhaltung seines Autos, warum
nicht auch für die Gesundheitsvorsorge?
]Mir ist alles egal, denn ich muss nicht bezahlen; oder weil ich bezahle, habe ich ein Recht
darauf!
]Ein Bonus-/Malussystem, wie eine Kaskoversicherung, würde das Bewusstsein aller schärfen und Missbrauch eindämmen.
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Mit anderen Worten: Ich würde die Krankenkasse aufspalten. In einer ersten Sparte würden
die Versicherten wie derzeit auch, die Prämien
für die Kosten der Solidargemeinschaft einzahlen. Eine zweite Sparte würde ich zum einen
Teil vom Bund finanzieren und von den Krankenkassen verwalten lassen oder es wäre ein Invalidenversicherungssystem, eine Unfallversicherung. Diese Sparte könnte zu einem Teil aus
Steuern auf Alkohol, Tabak, Benzin etc. finanziert werden, der Rest insbesondere aus der
Mehrwertsteuer, den Lohnabzügen. In diese
Kasse würden Kinder, die bleibende Schäden
haben, bereits bei der Geburt aufgenommen
werden, ebenso Personen mit einer schweren
Krankheit, die dauerhaft hospitalisiert werden
müssen, und Personen im letzten Lebensabschnitt, die in derselben Lage sind.
Jeder von uns kann hoffen, dass er davon nicht
Gebrauch machen muss. Diese Versorgungsleistungen sind zwar teuer, erlauben aber eine
Verlängerung des Lebens um praktisch zwei
Monate pro Jahr. Das ist doch wunderbar! Q
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25
«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
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OTX World Nr. 55
Februar 2010
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Athena Tsatsamba Welsch
Der Schweizer Apotheken- und Drogeriemarkt
befindet sich in einer Phase des Umbruchs.
Gründe dafür gibt es zuhauf: Einerseits ändern
sich die Rahmenbedingungen im Gesundheitsmarkt, andererseits das Marktumfeld. Heute ist
die Apotheken- und Drogerielandschaft nicht
mehr nur von Einzelunternehmern mit eigenem Verkaufsgeschäft geprägt, sondern von
starken Ketten, die den Markt dominieren. Auch
das Kundenbedürfnis hat sich gewandelt. Immer mehr Kunden fordern heutzutage eine
exklusive und individuelle Beratung und wünschen ein breites, hochwertiges Produktsortiment, das ihnen eine gute Auswahl bietet. Apotheken und Drogerien sind heute mehr denn je
mit neuen Herausforderungen konfrontiert.
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Die Vorstände beider Dienstleister – TopPharm
für Apotheken und Impuls für Drogerien – prüfen derzeit einen Zusammenschluss der Unternehmen. Entsprechende Gespräche der Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen finden bereits
seit vergangenem August statt. «Die Führungs-
gremien von beiden Unternehmen sind davon
überzeugt, dass die Zukunft dem sogenannten
Mischbetrieb gehört, einem Unternehmen also,
welches das Beste vom Modell ‹Apotheke› und
Modell ‹Drogerie› vereinigt und damit die Bedürfnisse unserer Kundschaft am besten befriedigen kann», erklärt TopPharm-Verwaltungsratspräsident Felix Küng. Auch Daniel Fontolliet,
Verwaltungsratspräsident von Impuls, ist vom
neuen Modell überzeugt: «Der angestrebte Zusammenschluss ermöglicht den gegenseitigen
Austausch von vorhandenem Know-how. Dadurch können die angestrebten Ziele schnell,
effizient und am erfolgversprechendsten erreicht werden.» Ziel ist es, die besten Qualitäten der Apotheke und der Drogerie in einem
Mischbetrieb zusammenzuführen und den
Kunden zu helfen, sich besser und gesünder zu
fühlen.
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TopPharm und Impuls sehen den Mischbetrieb
als Zukunftsmodell. «Es handelt sich um keine
Übernahme, sondern um eine Neuausrichtung
mit gemeinsamen Zielsetzungen, um Synergien
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zu nutzen», betont Fontolliet. Ein TopPharmbzw. Impuls-Geschäft wird vom Inhaber persönlich und unabhängig geführt. Dabei trägt
der Inhaber unternehmerisch die Verantwortung und steht auch im Geschäft. Der TopPharm- und Impuls-Geschäftsinhaber kann
sich dadurch besser als die Wettbewerber der
Ketten auf die lokale Gegebenheit einstellen.
Vom Zusammenschluss sollen alle Betriebsmodelle gleichermassen, also Apotheke, Drogerie
und der neue Mischbetrieb, durch ein breites
Angebot und wichtige Wachstumsimpulse profitieren. «Die neue Rolle des Unternehmers
eines TopPharm- oder Impuls-Geschäftes wird
die eines ‹Gesundheitscoaches› und ‹Schönheitscoaches› sein», erklärt Küng. Die Kunden
sollen eine neue Erlebniswelt mit klar definierten Kompetenzzentren im Bereich Apotheke,
Drogerie, Schönheit, Parfümerie und ergänzende Dienstleistungen vorfinden.
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Die klassischen TopPharm-Apotheken und Impuls-Drogerien werden weiterhin ihren Namen
behalten. Nur die neuen Mischbetriebe werden
künftig mit dem Markennamen «TopPharm
Apotheke & Drogerie» auf das besondere Angebot hinweisen. Das Ziel des Zusammengehens
der beiden Dienstleister ist, die Ertragslage der
angeschlossenen Apotheken und Drogerien nachhaltig zu verbessern. «Sie sollen über das kompetenteste, effizienteste und flexibelste Dienstleistungsangebot im Markt verfügen», betont
Küng. Unterstützt werden die TopPharm- und
Impuls-Geschäftsinhaber von einer leistungsstarken Dienstleistungsgruppe, die durch das
vereinigte Marktpotenzial bessere Konditionen
erwirken kann und damit gesteigerte Margen.
Geht es nach den Führungsgremien der beiden
Organisationen, soll die Zusammenarbeit noch
in der ersten Hälfte dieses Jahres beginnen.
Während bei TopPharm eine ausserordentliche
Generalversammlung am 2. März dieses Jahres
über den Zusammenschluss befinden muss,
wird der Verwaltungsrat der Impuls die Zustimmung anlässlich von Informations-Veranstaltungen bei den Mitgliedern einholen.
«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 60
Sept. 2010
«Ein unabhängiges Netzwerk»
Foto: zVg
Feelgood’s richtet sich an Apotheker, die zwar vernetzt, aber unabhängig sein möchten. Der
Gruppierung gehören rund 120 selbstständige Apotheken aus der Deutsch- und Westschweiz an.
OTX World sprach mit Christian Bueche von der Apotheke PharmaGranges über die strategische
Ausrichtung, gebotene Dienstleistungen und Vorteile einer Mitgliedschaft.
Athena Tsatsamba Welsch
Christian Bueche ist Apotheker und
Inhaber der Apotheke PharmaGranges SA
im waadtländischen Gebiet La Broye.
Was hat Sie dazu bewogen, einer Gruppierung unabhängiger Apotheken beizutreten?
Der Preiskampf zwischen den grossen Ketten
schadet den unabhängigen Apotheken erheblich. Wer überleben will, muss einerseits Nischen besetzen; ich habe mich beispielsweise
auf ätherische Öle spezialisiert. Andererseits
muss man seinen Kunden ähnliche Preise wie
Apothekenketten anbieten, um erster Ansprechpartner in Gesundheitsfragen zu bleiben.
Unser Studium bereitet uns auf diese Anforderungen nicht ausreichend vor. Deshalb habe ich
nach einem bewährten Konzept gesucht, das
mir Unterstützung bietet, ohne meine Identität
zu verlieren.
Welche konkreten Vorteile sprechen
für Feelgood’s?
Feelgood’s ist eine Gruppierung, die auf der erfolgreiche Struktur von GaleniCare basiert und
in der ich unabhängig bleibe. Dank der grossen
Mitgliederzahl werden die Verhandlungen mit
der Industrie zentral geführt, was mich sehr entlastet. Die Konditionen sind für mich sehr vorteilhaft und sie ermöglichen mir, ein angemessenes Warenangebot zu führen.
Aufgrund der Gruppierungsgrösse erhalten wir
viele Dienstleistungen zur sehr günstigen Konditionen, wie zum Beispiel Marketing, Beratung
usw. Unsere Ansprechpartner sind stets erreich-
bar und sie unterstützen und beraten uns kompetent in unserem Arbeitsalltag.
Von welchen Marketingdienstleistungen
profitieren selbstständige Apotheken, wenn
sie unter dem Winconcept-Label Feelgood’s
auftreten?
Innerhalb von zwei Jahren haben qualifizierte
Personen sechs Testkäufe bei uns getätigt. Ich
konnte mir jeweils ein aktuelles Bild von unserer Beratungsqualität machen und habe sehr
von dieser Dienstleistung profitiert. Darüber
hinaus wurden unsere Kunden anhand eines
Fragebogens (PharmaQuest) zur Kundenzufriedenheit befragt. Die Antworten hat das Institut
LINK professionell ausgewertet. Das gab mir die
Möglichkeit, bestimmte Fehler zu beheben.
Meine Kunden schätzen das individuell gestaltete Magazin und den digitalen Gesundheitskanal als TV-Screen. Die Leistungen des Winconcept Art Studios habe ich ebenso genutzt,
um ein neues Logo und neue Schilder für meine
Apotheke entwerfen zu lassen. Das Category
Management von Winconcept war beim Umzug
der Apotheke im Jahr 2002 eine grosse Hilfe.
Derzeit überlege ich, ob ich das Angebot der
Feelgood’s Kundenkarte nutzen sollte, um den
Verkauf weiter anzukurbeln.
Was schätzen Sie besonders: die Kostenoptimierung, die Dienstleistungen oder beides?
Beides. Schrumpfende Margen zwingen uns
heute zur Kostenoptimierung. Der Kunde darf
diese Entwicklung aber nicht bemerken, sondern muss vielmehr eine Verbesserung der
Dienstleistungsqualität spüren. Die regelmässigen Tipps meiner Beraterin sind von grossem
Vorteil, um den Verkauf anzukurbeln.
Welche Funktion erfüllt das Kundenmagazin
Feelgood’s News?
Feelgood’s News ist das Magazin der Apothekengruppierung und erscheint achtmal im Jahr.
Durch den individuell gestalteten Umhefter
kann ich ein eigenes Editorial verfassen, die
Fotos meiner Mitarbeiter abbilden und dem
Magazin eine persönliche Note geben. Es bildet
die Grundlage für die diversen Verkaufsförderungs-Instrumente. Über Wettbewerbe und
Gutscheine erhalten wir das entsprechende
Feedback von unseren Kunden.
Können die einzelnen Apotheken ihre Individualität trotz einheitlichem Label wahren?
Die Stärke von Feelgood’s liegt gerade darin,
dass jede Apotheke ihre Identität bewahren
kann, gleichzeitig aber einer gemeinsamen Linie
zum Beispiel mit Verkaufsstellern und dem
Aktualitätenregal usw. folgt, um gegenüber der
Industrie glaubwürdig zu bleiben. Dabei ist es
möglich, die Präsentationen und Schaufenster
auf die Apotheke abzustimmen. Einerseits verkaufe ich weiterhin meine selbst hergestellten
Präparate und berate die Kunden andererseits
über das Produktangebot der Pharmaindustrie.
Welche Funktion erfüllt das Label Feelgood’s
Apotheken neben der Eigenmarke?
Das Label Feelgood’s versteht sich als eine dynamische, offene und schweizweite Marke, wenngleich sie weniger bekannt ist als die Marken von
grossen Ketten.
Wie schätzen Sie Ihr Marktumfeld und
Ihre Mitbewerber ein?
Da meine Apotheke in einem kleinen Dorf liegt,
haben wir noch mehr Zeit für unsere Kunden
und ich leide etwas weniger als andere unter der
direkten Konkurrenz der Ketten. Allerdings vergeht auch bei mir kein Tag ohne Aktionshinweise oder der Nachfrage nach Rabatten.
Auf dem Apothekenmarkt herrscht wie überall
ein massiver Preiskampf. Das Produkt bzw. die
Serviceleistung haben keinen echten Wert mehr.
Ich hoffe, dass sich dieser Trend noch umkehren wird und alle Apotheken wieder den Menschen und nicht den Konkurrenzkampf sehen,
damit wir auch weiterhin allen Kunden unsere
Q
Beratung anbieten können.
27
«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 66
März 2011
Eine Partnerschaft mit Erfolg!
Fotos: zVg
Seit 2006 bietet Amavita selbstständigen Apothekern eine einzigartige Lösung: die Amavita
Partnerschaft. Mit diesem Franchise-System können sie unabhängig bleiben und gleichzeitig
alle Vorteile einer grossen Marke nutzen. 2009 haben zwei junge Genfer Apotheker den Schritt
gewagt und ihre eigene Apotheke eröffnet – mit unglaublichem Erfolg.
Manuel Lüthy
Nadine Torkomian (Bild) und Aram Torkomian, Apothekerin und Apotheker, haben trotz hart umkämpftem Marktumfeld mit Erfolg ihr eigenes Geschäft eröffnet: die
Pharmacie Amavita du Pommier in Le Grand-Saconnex.
Sie sind zwei junge Apotheker.
Was hat Sie dazu bewogen, eine Apotheke
in Le Grand-Saconnex zu eröffnen?
Ein Fünkchen Wahnsinn oder echter Unternehmergeist. Wir wollten unabhängig sein, eine Apotheke eröffnen und dort unseren Beruf nach unseren eigenen Werten und unserer Ethik ausüben.
Angesichts der Marktlage war dies im Februar
2005 eine grosse Herausforderung. Wir eröffneten unsere Apotheke in einem neuen Stadtviertel in einem Gebiet, das noch im Bau war.
Unter den neuen Anwohnern bestand also eine
echte Nachfrage.
Hatten Sie bereits bei Eröffnung
Ihrer Apotheke den Wunsch, sich einer
Apothekengruppe anzuschliessen?
Ja, uns war sehr schnell klar, dass unsere Einkaufskonditionen sehr ungünstig waren und wir
hier unbedingt etwas ändern mussten, um konkurrenzfähig und attraktiv zu bleiben.
Warum haben Sie sich für eine Amavita
Partnerschaft entschieden?
Im Jahr 2008 bot sich uns die Gelegenheit, uns
in demselben Viertel mit einer grösseren Verkaufsfläche zu platzieren. Das Gebäude lag
gleich gegenüber der Migros und befand sich
noch im Bau. Die Amavita Partnerschaft war
für uns eine grosse Chance, denn Amavita unterstützte uns beim Aushandeln und Abschluss
28
unseres neuen Mietvertrags ohne irgendeine
Beteiligung am Kapital unserer Gesellschaft.
Und wir wurden von einem wirklich professionell konzipierten, starken Marketing unterstützt. Hätten wir dieses Projekt innerhalb unserer früheren Gruppe durchführen wollen,
dann hätten wir leider unsere Unabhängigkeit
aufgeben müssen.
Haben Sie noch das Gefühl, unabhängig
zu sein, seitdem Sie Teil des Amavita
Apotheken-Netzwerkes sind?
Ja. Die Verbindung unseres Apothekennamens
mit dem Namen Amavita, das Prinzip des CoBrandings, hat das, was wir bereits erreicht hatten, nochmals deutlich gestärkt. Dabei hat sich
unsere Identität nicht verändert. Wir sind dasselbe Team – zwei Apotheker, die ihre Kunden
ebenso intensiv betreuen wie vorher.
Mit der StarCard bieten Sie Ihren Kunden
beachtliche Vorteile. Wirken sich alle
diese Marketinginstrumente für Sie wirklich
positiv aus?
Die Wirkung ist sehr positiv. Die Zahl unserer
Kunden und unseres Umsatzes steigt kontinuierlich – trotz der wiederholten Preissenkungen
in den letzten zwei Jahren. Dank der Umsatzsteigerung konnten wir unseren Lagerbestand
aufstocken.
Gleichzeitig konnten wir unsere Sortimente
an Hautpflegeprodukten und Parapharmazie
vergrössern oder neue einführen und damit
die volle Zufriedenheit unserer Kunden gewährleisten.
Wie haben Ihre Kunden auf Ihren
Markenwechsel reagiert?
Die Reaktionen waren sehr positiv. Unsere
Kunden haben sofort verstanden, dass wir uns
einem Apothekennetz angeschlossen haben,
um ihnen noch mehr Vorteile und Dienstleistungen anzubieten.
Viele Amavita-Kunden kennen die Vorteile seit
Langem und sind sogar zu uns gekommen, um
uns dafür zu danken, jetzt Mitglied von Amavita zu sein!
Im Frühjahr 2009, kurz bevor Sie ein paar
Häuser weiter in grössere Räumlichkeiten
umzogen, sind Sie Amavita Partner
geworden. Welche Bilanz ziehen Sie nach
knapp zwei Jahren?
Unsere Bilanz ist positiv. Wir haben unseren
Umsatz um mehr als das Zweieinhalbfache gesteigert. Diesen Erfolg verdanken wir zum
grossen Teil unserem neuen Standort und den
Instrumenten, die wir dank der Amavita PartQ
nerschaft nutzen können.
Alles für Ihren Erfolg. Die Amavita Partnerschaft im Überblick.
Alles für die Steigerung Ihrer Attraktivität
]Umfassender Einsatz des Kundenbindungsprogramms «StarCard»; mit
über 500 000 Haltern ist das StarCard
Treueprogramm die Nr. 1 schweizweit.
]Das Amavita Kundenmagazin, als Kerninstrument zur Profilierung, erscheint
7 x pro Jahr und wird in dieser Rolle durch
einen hohen Werbedruck in TV-Spots
beworben.
]Zugang zu den attraktiven (Marge &
Design) Amavita Eigenmarken in den
wichtigsten Anwendungsbereichen.
Alles für eine starke Einheit mit Ihrer
Apotheke und einer starken Marke
]Exklusiver Gebrauch der führenden Marke
Amavita, als Leader im nationalen Apothekenmarkt.
]Die Möglichkeit eines «Co-Branding»
als Verbindung zwischen Ihrem Namen
und Amavita.
Alles für eine erstklassige Qualität –
für Mitarbeitende und Prozesse
]Sie profitieren vom etablierten Amavita
Qualitätsmanagementsystem.
]Sie profitieren vom umfassenden und
zielgerichteten Fortbildungskonzept
für Apothekerinnen und Apotheker,
Assistentinnen und Auszubildende.
Als Amavita Partner profitieren Sie von
den Vorteilen eines nationalen ApothekenNetzwerkes mit über 250 Apotheken.
Für weitere Informationen:
[email protected]
29
«Detailhandel – Ketten
und Gruppierungen»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 75
Dezember 2011
Mit IMPULS in die Zukunft!
Die Spannung steigt: IMPULS Franchising wird per 1. Januar 2012 operativ. Mit 20 Geschäften.
Die offensichtlich mit grosser Überzeugung und viel Pep das neue Jahr als «das beste je» angehen
wollen. Umso mehr, als man einen «Bruder» neben sich weiss. Das hat eine Umfrage ergeben,
die OTX World durchgeführt hat.
Hans Wirz
Foto: zVg
DROPA AG. Man gibt der Mannschaft und der
Führung dieses Verbunds allen Kredit. Es sei auch
ein gutes Gefühl, jetzt in einer Umgebung zu sein,
die von der Grösse her «Zukunft habe». Alle sagen, bei DR. BÄHLER DROPA AG fühlen sie sich
schon heute wie bisher bei IMPULS – ganz zu
Hause. Man kenne und schätze sich. Alle erwarten einen noch intensiveren Erfahrungsaustausch;
man will voneinander lernen.
Und die bisherige IMPULS?
Der «grosse Bruder» hinter IMPULS heisst
DR. BÄHLER DROPA AG und ist stolz auf den
Zuwachs. Was bedeutet der allfällige Wechsel
für die bisherigen «Impulsler»? OTX World hat
mit einigen von ihnen gesprochen.
Keine Katze im Sack …
Man kennt DR. BÄHLER Apotheken Drogerien
und DROPA Drogerien Apotheken. Wer sich
also für IMPULS Franchising entschieden hat
oder sich noch entscheidet, weiss in grossen Zügen und von der gelebten Unternehmensphilosophie her, was zu erwarten ist. Diese gründet
auf dem Vertrauen in die Qualität und den Erfolgswillen von selbstständigen Familienbetrieben. Wer sich zum IMPULS Franchising bekennt, wird zwar stark gefordert, kann aber auch
mit einer auf nachhaltigen Erfolg ausgerichtete
Weiterentwicklung rechnen.
… aber doch eine Umstellung
Nicht alle der am Schluss noch verbliebenen
42 IMPULS-Genossenschafter haben sich für das
IMPULS Franchising entschlossen. Die Gründe
sind verschieden: Baldiger Rückzug aus dem Geschäftsleben, angeschlagener Glaube an die Zukunft der Branche, Angst vor Umstellungen, fehlende Begeisterung für die neuen Partner. Oder
Unsicherheit in Bezug auf das Franchise-System
an sich. Denn die Drogerien behalten zwar rechtlich ihre 100%-ige Selbstständigkeit, aber es gibt
natürlich Regeln, die einzuhalten sind.
30
Sehr grosser Freiraum
Die Befragten äussern sich in Sachen unternehmerischer Freiheit alle gleich. Nämlich, dass sie
beispielsweise ihre Sortimente weitgehend beibehalten und auch sonst im Betrieb so weiterfahren können wie bis anhin. Einschneidende
Änderungen zeichnen sich ganz offensichtlich
nicht ab.
Die Frage der Kosten
Natürlich kostet Franchising etwas. Übereinstimmend schätzen aber alle befragten Teilnehmer/-innen im neuen IMPULS Franchising,
dass sich der finanzielle Einsatz mehr als lohnt.
Dass man also für die bezahlten Gebühren eine
sehr eindrückliche Leistung erhält, die sich wirtschaftlich lohne. Das ist ja das, was auch Drogisten und Apotheker von anderen Gruppierungen und Organisationen sagen: Der positive
Einfluss auf die Rentabilität ist unverkennbar.
Noch höher wird von IMPULS FranchisingPartnern der Wert der Schulung und der kreativen Entwicklung eingeschätzt.
Die Zukunft beginnt jeden Tag
So unabdingbar der tägliche Erfolg über die
Kasse ist, so wichtig ist einerseits eine mittelfristige Ausrichtung, andererseits die rasche Reaktion auf Entwicklungen im Gesundheitsbereich.
Es geht um Kernkompetenzen im Fachlichen, im
Angebot und im Verkauf. Und da gibt es ein
grosses Vertrauen in die Gruppe DR. BÄHLER
Per Ende Juni haben alle Gesellschafter der Genossenschaft IMPULS ihre Anteilscheine an die
DR. BÄHLER DROPA AG verkauft. Die damit
alleinige Inhaberin der Marke IMPULS wurde.
DR. BÄHLER DROPA AG entschied, den bisherigen Anteilinhabern den Beitritt ins neue
IMPULS Franchising zu offerieren.
Mit dem Verkauf der Anteilscheine lösten sich
der Verwaltungsrat und alle Gremien der bisherigen Genossenschaft auf. In der momentanen
Übergangsphase werden alle disponierten Aktivitäten der «alten» IMPULS ordnungsgemäss realisiert, inklusive beispielsweise den Schulungsprogrammen und der Herausgabe des «IMPULS
Magazins». Dann, per 1. Januar 2012, geht es
richtig los mit IMPULS Franchising ...
Meinung der OTX World
Nach dem gescheiterten Versuch, die
Geschäfte von IMPULS zusammen mit
TopPharm in die Zukunft zu schicken, kam
die Lösung mit der DR. BÄHLER DROPA AG
etwas überraschend. Sie ist aber von der
Logik her bestechend. Nach unserer
Überzeugung ist es wichtig, dass der
Fachkanal «Drogerie» als Fachgeschäft
mit dieser Lösung gestärkt wird. Gleichzeitig macht es echt Sinn, das zu fördern, was früher – vor allem auf dem
Land – sehr häufig der Fall war, nämlich
die Mischform Apotheke/Drogerie unter
einem Dach. Diese zukunftsträchtige Formel wird mit dem erweiterten Verbund
positiv unterstützt.
«Detailhandel –
Umsätze»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 72
Sept. 2011
Fachgeschäfte als Grundversorger?
Foto: zVg
Hausärzte sehen sich als die Grundversorger im Gesundheitswesen. Das ist nicht ganz falsch,
aber halt doch nicht die ganze Wahrheit – andere Fachleute haben den gleichen Anspruch. Für
diesen zweiten Beitrag zum Thema haben wir mit einem Praktiker an der Detailhandelsfront
gesprochen, Franklin Schatzmann von der Dr. Bähler Dropa AG.
Hans Wirz
Gesprächspartner Franklin Schatzmann
ist Vorsitzender der Geschäftsleitung
der Dr. Bähler Dropa AG. «Natürlich sind
wir Grundversorger!»
Bundesrat Burkhalter sieht nicht nur die
Hausärzte als «Grundversorger». Könnten
das aus Ihrer Sicht auch Apotheken und
Drogerien sein?
Ganz klar. Wegen der patientenfreundlichen
Öffnungszeiten, des breiten Sortiments, der
fachlichen Kompetenz und um Kosten zu sparen. Aber das ist nicht einfach, denn die Anreize liegen falsch.
Konkret?
Das Problem ist grundlegender Art: Wer so hohe
Krankenkassenprämien zahlt wie wir alle, will,
dass sich das «lohnt». Prämien werden wie eine
Investition angesehen, die rentieren sollte. Also
geht man schnell zum Arzt, der dann ein Rezept
verschreibt – oder gleich Medikamente abgibt –,
auf Kosten der Versicherung. Man muss neue
Wege finden, welche die Selbstmedikation fördern. Apotheken und Drogerien könnten da
sinnvollerweise in noch mehr Fällen eine positive Rolle spielen.
Welche anderen Leistungen und Angebote
könnten Sie sich denn vorstellen?
Neben der Förderung der Selbstmedikation und
damit der Triage bietet sicher auch die Prävention noch viele Möglichkeiten. Das ist keine
neue Aufgabe. Aber ich bin eher skeptisch, wenn
man nun eifrig neue Geschäftsmöglichkeiten
sucht, in denen wir gar keine Kernkompetenzen
haben. Mein Vorschlag wäre, statt viel Neuem
für das hinzustehen, was seit jeher unsere Stärken sind und für das wir ausgebildet sind.
Wie ist das zu verstehen?
Wir müssen unsere Position als Abgabe- und
Beratungsstelle für verschriebene Medikamente
in der ganzen Schweiz stärken und die Patientinnen und Patienten betreuen. Bei Bagatellerkrankungen zur Selbstmedikation anregen, Triage machen und vermehrt auch fachmännisch
zur Prävention anregen. Das sind zwar Kernkompetenzen, aber wir nutzen sie nicht konsequent genug, wir vermarkten sie zu wenig, wir
stehen nicht für unser Können ein. Wir sollten
beispielsweise auf dem politischen Parkett klare
Forderungen stellen oder die Angebote je nach
örtlicher Situation verstärken oder verlängern.
Oder sollten sogar Apotheker in gewissen
Fällen selber Rezepte ausstellen dürfen?
«Wer verschreibt, verkauft nicht und wer verkauft, verschreibt nicht.» Diese Regel ist nützlich und stellt die optimale Medikamentenwahl
für die Patienten sicher. Denkbar wäre, dass es
für die Versicherten in der Apotheke eine Bezugslimite zulasten der Krankenkassen gibt,
ohne dass der Arzt für ein Rezept aufgesucht
werden müsste.
Und die Drogerien?
Die sind häufig sehr stark im Bereich natürliche
Therapien und könnten im Bereich Prävention
noch bedeutend mehr machen.
tinnen und Drogisten beschäftigt. Aber die Verbände müssten unbedingt zum Nutzen beider
Branchen und des Gesundheitswesens zusammenarbeiten. Aber leider redet man nicht zusammen über zentrale Anliegen. Themen gäbe
es genug. Wieso gegeneinander kämpfen, statt
zusammen neue Vorteile entwickeln? Es sollten
vermehrt umfassende nationale Konzepte der
Apotheken und Drogerien ausgedacht, regional
angepasst und umgesetzt werden.
Beide Verbände entwickeln ja – unabhängig
voneinander – Kooperationen innerhalb
des Gesundheitswesens, beispielsweise mit
Ligen. Auch scheint die Zusammenarbeit
zwischen Apotheken und Drogerien regional
hier und dort zu funktionieren …
Das stimmt, aber wir brauchen eben mehr nationale Kooperationen, auf denen man dann regional oder örtlich aufbauen kann. Wir sollten
in diesem Sinn zwar ganzheitlich beraten können, müssen aber nicht alles selber machen.
Sich ergänzen macht – auch unternehmerisch
– Sinn, sofern die qualitative Leistung der ausgesuchten Partner stimmt.
Eine letzte Frage: Sind Preisaktivitäten,
also Aktionen, noch zeitgemäss für Fachgeschäfte? Kann man Geld verschenken
und gleichzeitig andere Preise hochhalten,
weil man eben «Fachgeschäft» ist?
Das Verhältnis zwischen den Anreizen muss
stimmen. Die Kundinnen nehmen gerne einen
Preisvorteil mit. Zu viele Preisnachlässe können
das Image als Fachgeschäft schwächen. Man
muss sich disziplinieren. Aber wir alle wissen,
dass gewisse Artikel praktisch nur noch über
Aktionen verkauft werden können.
Danke für das Gespräch, Herr Schatzmann.
Es gibt ja noch immer die Konkurrenz
zwischen Apotheken und Drogerien.
Ist das nicht etwas gar zu kleinkrämerisch
angesichts des riesigen Umfelds «Gesundheit» – da gibt es doch viel gewichtigere
Konkurrenten?
Hinter den Kulissen funktioniert die Zusammenarbeit. Zum Beispiel werden in manchen
Apotheken zum Vorteil der Kundschaft Drogis-
31
«Detailhandel –
Umsätze»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 64
Januar 2011
«Wir zahlen nur noch für Leistung!»
Wie steht es mit der Rentabilität von Apotheken und Drogerien? Reichen die Margen noch aus? Und:
Wie lange zahlt die Industrie – teilweise zähneknirschend – noch Werbebeiträge an Gruppierungen
und Ketten? OTX World hat sich umgehört und berichtet. Unsere Bitte vorweg: Erschiessen Sie nicht
den Überbringer der schlechten Nachrichten!
Hans Wirz
Ob eine Branche erfolgreich überleben kann,
hängt längerfristig von der erarbeiteten Rendite
einer genügenden Zahl von einzelnen Unternehmen ab. Akteure und Betrachter des Detailhandels-Fachkanals «Gesundheit» fragen sich zunehmend, ob und wie Apotheken und Drogerien
sich mittelfristig auf dem Markt behaupten können? Wir sprachen mit mehreren Herstellern,
Apothekern, Drogisten und anderen Involvierten. Die alle nur offen ihre Meinung bekundeten, weil wir ihnen Anonymität zusicherten. Alle
antworteten kühl, sachlich – und mit ernster Besorgnis als hauptsächlichste Emotion. Denn der
Befund ist nicht erfreulich. Aber unser Bericht
ist nicht negativ gedacht als «Branchen-Bashing», sondern als Auslöser für Umdenken zum
Positiven hier und dort. Unsere Gesprächspartner waren ausnahmslos der Meinung, dass eine
rechte Zahl von Apotheken und Drogerien gut
aufgestellt ist für eine erfolgreiche Zukunft, die
Mehrheit aber Gefahr läuft, den Anschluss zu
verpassen.
Spontane erste Antworten
Der Druck auf die Rentabilität der Apotheken
und Drogerien wächst. «Was fällt Ihnen dazu
spontan ein?» Das war unsere erste Frage. Und
es begann zu sprudeln ... Es werde wohl einen
«normalen» Schrumpfungsprozess geben, wie
ihn andere Fachgeschäfte (etwa Sportgeschäfte)
längst hinter sich hätten. Es gebe einen «Markenkampf», wobei die Ketten gut positioniert
seien. Die an sich sehr starke Marke «Drogerie»
existiere in der Realität kaum mehr: Es würden
die Gruppierungsnamen in den Vordergrund
gestellt, etwa mittels Zeitschriften. Die «Drogerie» sei meilenweit von einem klaren Profil entfernt, da habe die DrogoVision 2010 fast nichts
gebracht. Die Ketten wüchsen schnell, aber nur
durch Zukäufe. Was leicht zu bewerkstelligen sei,
denn sehr viele Apotheker und Drogisten träumten davon, an eine Kette zu verkaufen zu können und dann nur noch «Angestellte» zu sein.
Man empfinde die «Herausforderung Unternehmer» zunehmend als Belastung. Und: Wer
bringe schon neue Kunden in die Läden?
Kämpfen gelernt?
Vom zu erwarten Schrumpfungsprozess seien
vor allem Apotheken betroffen; die Drogerien
hätten den Prozess teilweise schon hinter sich
und zu kämpfen gelernt – was die Apotheken
noch nicht könnten. Im Drogeriebereich werde
zwar gekämpft, aber es gehe immer nur um
Tagesumsätze – eine nachhaltige Profilierung
sei nur selten sichtbar. Man mache alles, ver-
kaufe alles, statt dass man auf den Bauchladen
verzichte und sich auf besondere Stärken einschränke. An die Zukunft der Drogerien denken,
mache dem freundlich gesinnten Betrachter
Angst. Spagyrik und Hausspezialitäten seien
Trumpf, die Breite im eigentlichen Fachbereich
gehe verloren; auch, weil Beratungskapazität
und -qualität nicht vorhanden seien. Es werde
absehbar, dass die Industrie die Werbegelder
für Gruppenmedien streichen werde, weil der
Fachkanal die Umsätze nicht (mehr) bringe. Die
Hersteller würden lieber vom Markt her Druck
aufbauen. Die eigentlichen Feinde des Fachkanals seien nicht Grossverteiler und andere,
sondern fehlende Konzepte und deren nachhaltige Umsetzung.
Einschätzung der Rentabilität
Es brauche heute den doppelten Aufwand,
wenn man die Rentabilität behalten wolle. Wobei, wie gesagt, die Margen nur ein Teil der Problematik darstelle. Wenigstens bei den Drogerien. Den Apotheken bereite die Margenkürzung
allerdings echt Kopfzerbrechen; man könne
nicht einfach Leute entlassen. Weil sonst die Beratungskompetenz sinken würde – «wir müssen eher mehr Zeit für Kundengespräche aufwenden können!» Mehr OTC verkaufen, lautet
Die Kritik in Kürze
Die an unserer anonymen Umfrage am häufigsten geäusserten Meinungen lassen sich
wie folgt bündeln:
]Bei den meisten Apotheken und Drogerien
scheine die Rentabilität im Moment noch
zu stimmen. Wobei die Kürzung der Marge
bei verschreibungspflichtigen Medikamenten von 15 auf 12 Prozent die Apotheken
sehr hart getroffen habe. Denn die Margenkürzung betrage nicht einfach 3 Prozent,
sondern 20 Prozent des Betriebsgewinns.
Alle Befragten rechnen mittelfristig mit einer schmerzhaften Strukturbereinigung im
Apothekenbereich.
32
]Wenn (speziell) die Drogerie-Branche nicht einen nahezu totalen Existenzverlust erleiden
wolle, müsse sie gewaltig zulegen im Verkauf.
Und zwar nicht (mehr) über Rabatte, sondern
mit ganz anderen Mitteln. Zwar gäbe es die
Tüchtigen – man redet von 10 Prozent der Geschäfte –, aber die Masse profiliere sich viel
zu wenig mit einem klar erkennbaren und gekonnt umgesetzten Profil. Rabatte geben sei
für Fachgeschäfte keine Profilierung, sondern
ein überholtes Hilfsmittel.
]Die Stimmung kippt offenbar: Die Industrie
werde sich bald nur noch zu «Werbebeiträgen» verpflichten lassen, wenn der Kanal –
knallhart gemessen – entsprechend mehr ver-
kaufe. Goodwill alleine genüge nicht mehr,
denn die Hersteller stünden kostenmässig
selber immer mehr unter Druck.
]Wegen nicht erreichten Umsatzerwartungen – «dank» allgemeiner Passivität im
Kanal – würden immer mehr Hersteller
gezwungen, auch die Grossverteiler und
andere Kanäle zu beliefern.
]Die Rentabilität einer Apotheke oder Drogerie hänge nur zu einem kleinen Teil von
den Margen und Rabattverkäufen ab, sondern von der Gesamtleistung des einzelnen
Geschäfts, insbesondere bezüglich einem
klaren optischen Profil und einem gekonnten Verkauf, inklusive Fachberatung.
Standpunkt OTX World
eine weitere Forderung. Und grössere Mengen
einkaufen, unbedingt. Was eine viel sorgfältigere Sortimentspolitik und einen aktiveren Verkauf voraussetze.
Was ist von der Industrie zu erwarten?
Jeder im Fachkanal wolle Eigenlösungen, die
Aktivitäten der Industrie (mit Stellern, Posters
usw.) werden immer weniger unterstützt. Das
heisse für die Industrie mittelfristig: Immer weniger Geld und andere Mittel in den Fachkanal
investieren. Dafür mehr umsatzbezogene Vergünstigungen für Ketten und die beiden Orangen. «Da verkaufe ich mit wenigen Gesprächen
grosse Mengen, mit realistischen Rabatten.»
Demgegenüber stünden rund 100 kleinste und
grössere Gruppierungen und ähnliche Gebilde,
die Vorgaben schlecht umsetzen. Kurz und
bündig: Man müsse aufgrund von Versprechungen Geld für den Fachkanal locker ma-
chen, das sich «eigentlich nie auszahlt». Das
könne nicht mehr lange gut gehen. Auch die
Unterstützung von Schulungen und anderen
Aktivitäten der Verbände und Gruppierungen
müsste man wohl in nächster Zukunft «realistischer anschauen». Sehr kritisch ist die Industrie bezüglich der Intensität von Rabatt-Aktionen. «Heilmittel über den Preis und Rabatte
passt doch überhaupt nicht zum Image eines
Fachgeschäftes. Da verschenkt man einfach
Marge. Denn die Konsumentinnen kommen
doch nicht wegen Prozenten extra ins Fachgeschäft.» Man solle doch lieber zusätzliche Leistungen kostenlos anbieten ...
Was meinen Sie zum Thema Rentabilität und zu
den protokollierten Meinungen im Text? Schreiben Sie uns! [email protected] oder unter
www.pharma-blog.ch
Q
Wir sind der Meinung, dass im Fachkanal
die Rentabilität gehalten werden kann
und die Zukunft gut ist – wenn sich die einzelnen Akteure zeitgemäss den Herausforderungen stellen. Was heisst: Über den
Alltag hinaus ein klares Profil entwickeln
und zäh und sehr aktiv nachhaltig umsetzen. Wissen aufnehmen, Konzepte umsetzen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so führen, dass sie sich wohlfühlen
und eine beratende und verkäuferische
Topleistung erbringen wollen. Die Leistungen von Gruppierungen voll nutzen und
sich auf die Kundinnen und Kunden konzentrieren. Werbung so gestalten, dass
immer wieder neue Kundinnen und Kunden mehr Umsätze bringen.
Wir wissen: Ratschläge erteilen ist einfacher als sie umzusetzen. Aber Umsetzen
bringt mehr Zufriedenheit, Spass an der Arbeit und kaufmännischen Erfolg. Den der
Fachkanal zunehmend dringend braucht.
Pharma-Blog
FÜR DEN PHARMA-MARKT
Ihre Meinung zu diesem Thema können Sie unter www.pharma-blog.ch abgeben.
33
«Detailhandel –
Umsätze»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 77
Februar 2012
Umsatzeinbussen in Apotheken
Die Medikamentenabgabe durch Ärzte ist für die Städte Zürich und Winterthur beschlossene
Fotos: zVg
Sache, auch wenn sie nicht, wie vorgesehen, ab Januar 2012 in Kraft tritt. Eine Beschwerde von
drei Apotheken verzögert den Regierungsratsbeschluss. OTX World sprach mit drei Apothekern
über die Bedeutung des Aufschubs und über Umsatzeinbussen in Apotheken. Athena Tsatsamba Welsch
(V. l.): Eva Candrian ist eidg. dipl. Apothekerin ETH, Inhaberin der Steinberg Apotheke in Winterthur und seit 2008 CEO der
steinberg pharma AG.
Dr. Roman Schmid ist eidg. dipl. Apotheker
ETH und Inhaber der Bellevue Apotheke
in Zürich.
Dr. René Jenni ist eidg. dipl. Apotheker
ETH und Inhaber der Leonhards-Apotheke
in Zürich.
Laut einem Bericht des Tages-Anzeigers
im Dezember 2011 verzögert die Beschwerde
von drei Apothekern den Regierungsratsbeschluss, dass Ärzte in den Städten Zürich
und Winterthur bereits ab Januar 2012 Medikamente abgeben können. Wie schätzen Sie
diesen Aufschub ein und wie werden Sie die
Umsatzeinbussen, wenn die Selbstdispensation (SD) eingeführt wird, kompensieren?
Eva Candrian: Die Diskussion um die SD wird
seit Jahren geführt – genug Zeit, um sich Gedanken zu machen, wie Umsatzverluste zu kompensieren sind. Das ist grundsätzlich nicht ganz
einfach. Der Markt wird nicht grösser und es ist
zwingend notwendig, Marktanteile im OTCBereich zu gewinnen. Margenoptimierung und
effizientes Kostenmanagement sind weitere
Massnahmen. Ob SD, Preissenkungen, erhöhte
Auflagen durch Behörden, QMS-Anforderungen
oder Margensenkungen, die Antwort bleibt dieselbe: Ideen sind gefragt.
Dr. Roman Schmid: Der Aufschub der SD bedeutet ein Aufschieben des Problems mit den
positiven Folgen, dass die Rezeptverschreibung
weitergeht und wir noch nicht mit Umsatzeinbussen rechnen müssen. Bei der Einführung
werden wir weiterhin auf unsere Stärken setzen:
Wir haben 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr
geöffnet. Darüber hinaus bieten wir ein breites
Sortiment sowohl herkömmlicher als auch
komplementärmedizinischer Präparate an und
verfügen über ein sehr breites Wissen. Trotz
34
zentraler Lage arbeiten wir sehr gut mit einigen
Ärzten zusammen und wir versuchen, weitere
Ärzte für eine gute, kundenorientierte Zusammenarbeit zu gewinnen.
Dr. René Jenni: Ich hoffe, dass das Verwaltungsgericht den beantragten Aufschub von
fünf Jahren gewährt. SD-Ärzte erhalten bspw.
im Kanton Bern zehn Jahre Aufschub, wenn sie
die SD-Bewilligung durch eine zweite Apotheke
im Ort verlieren. Der Aufschub ist immens
wichtig, da die Apotheke ihr A- und B-Lager
nicht ohne Rezepte ausverkaufen kann.
Ende letzten Jahres hat der US-Pharmakonzern Pfizer den Patentschutz für das
weltweit umsatzstärkste Medikament
Lipitor in den USA verloren. In der Schweiz
läuft das Patent des Cholesterinsenkers,
das hierzulande unter dem Namen Sortis
bekannt ist, voraussichtlich Mitte dieses Jahres aus. Wie reagieren Sie auf den Umsatzverlust durch den Patentablauf von Statinen
und die Preissenkung von Generika?
Eva Candrian: Die Problematik von Generika
und deren Preissenkungen begleiten uns schon
länger. Wir sind grundsätzlich gefordert, anhaltenden Preissenkungen und Margenminderungen entgegenzuwirken. Die Existenzbedrohung diverser Apotheken ist Realität und nicht
Schwarzmalerei. Laut diesjähriger ROKA-Studie der ETH Zürich sind 30 Prozent der Apotheken in ihrer Existenz bedroht. Das fordert
neue Ideen, Aktivitäten in Marketing, Werbung
und Kreativität. In unserer Apotheke haben wir
die Weichen schon vor längerer Zeit gestellt; wir
konzentrieren uns immer mehr auf alternative
und komplementärmedizinische Aspekte und
suchen vermehrt die Zusammenarbeit sowohl
mit Heilpraktikern als auch mit Ärzten.
Dr. Roman Schmid: Preissenkungen von Originalpräparaten und Generika sowie Verluste
bei Patentabläufen von umsatzstarken Präparaten konnten wir bisher durch Mengenausweitung und bessere Margen ausgleichen. Durch
einen Umbau vor ca. zwei Jahren haben wir unsere Kundenzahlen im Rx- und OTC-Bereich
erhöhen können. Die Wahl des Einkaufskanals,
Grossist versus Direkteinkauf, hat ebenfalls zur
«Margenerhaltung» beigetragen. Irgendwann
aber sind die Verluste durch immer wiederkehrende Preissenkungen nicht mehr auszugleichen. Daher setzen wir vermehrt auf unsere
zweite Stärke, die Komplementärmedizin.
Dr. René Jenni: Wir werden verstärkt neue
bezahlbare Dienstleistungen anbieten, z. B. den
Polymedikationscheck, die Wundversorgung,
Impfen und netCare. In unserem Gesundheitszentrum bieten wir bereits Massagen, Kosmetikbehandlungen und Fusspflege an. Zudem werden wir unter Berücksichtigung der Personalplanung die Abläufe in der Apotheke straffen,
was zum Teil schon durch den Einbau eines Medikamentenroboters umgesetzt wurde. Das Sortiment wird durch Artikel in den Bereichen
Drogerie, Wellness und Komplementärmedizin
erweitert. Nicht zu vergessen ist der Einkauf, der
in vielen Apotheken immer noch sträflich vernachlässigt wird und dadurch viel Geld verloren
geht. Bei uns wird der Einkauf durch eine speziell dafür geschulte Apothekerin ausgeführt.
Wirkstoffe: Codeini phosphas hemihydricus 13,6 mg/g. Indikation: Zur Linderung von Husten und Hustenreiz, insbesondere bei trockenem Reizhusten. Dosierung: Erwachsene: 3-4 × täglich 15-20 Tropfen (bis höchstens
30 Tropfen auf einmal). Kinder von 3-5 Jahren: 3-4 × täglich 5 Tropfen. Kinder von 6-12 Jahren: 3-4 × täglich 5-10 Tropfen (bis höchstens 15 Tropfen auf einmal). Kontraindikation: Überempfindlichkeit auf Codein; Fruktoseunverträglichkeit; akute Phase eines Asthmaanfalles; Divertikulitis; unmittel-bar nach Darmoperationen; bei Abhängigkeit von Opioiden; Kinder unter 3 Jahren. Nebenwirkungen: Es können Obstipation, gastrointestinale Symptome,
leichte Somnolenz, leichte Kopfschmerzen, Erhöhung des Tonus verschiedener Schliessmuskeln auftreten. Interaktionen: Gleichzeitige Verabreichung anderer Arzneimittel mit sedierender Wirkung kann zu einer Verstärkung
der atemdepressorischen und sedierenden Wirkung führen. Gleichzeitige Verabreichung von MAO-Hemmern kann zu einer Verstärkung der zentralnervösen Wirkung führen. Bei gleichzeitiger Einnahme von Analgetika kann sich
die analgetische Wirkung gegenseitig verstärken. Packung: Tropfflasche à 30 g. Verkaufs-kategorie: Liste C, kassenzulässig, 10 % Selbstbehalt. Weitere Informationen finden Sie im ArzneimittelKompendium der Schweiz.
Werden Sie folgende Profilierungsmöglichkeiten nutzen: Polymedikationscheck, netCare, pharmazeutische
Mehrverantwortung durch LOA IV,
Grundkurs in i. m./i. v. Medikamentenverabreichung und Blutentnahme?
Eva Candrian: Selbstverständlich werden wir
die Profilierungsmöglichkeiten nutzen. Ein
Nein zu dieser Frage kann meiner Ansicht nach
höchstens mit Ressourcenknappheit sowohl in
personeller als auch in finanzieller Hinsicht begründet werden.
Dr. Roman Schmid: Als 24-Stunden-Apotheke
versuchen wir weiterhin, die pharmazeutische
Mehrverantwortung voll auszuschöpfen, Impfungen inklusive. Im Hinblick auf die SD werden wir dies noch vermehrt tun.
Dr. René Jenni: Wir werden diese Profilierungsmöglichkeiten auf jeden Fall nutzen, auch durch
die Unterstützung von TopPharm. Mein Personal wird diesbezüglich bereits von TopPharm
geschult.
Vertreten Sie die Meinung des Apothekerverbands des Kantons Zürich (OTX World
berichtete in Ausgabe Nr. 75) im Hinblick
auf die Profilierungsmöglichkeiten der
Apothekenschaft?
Eva Candrian: Ich bin der gleichen Meinung
wie der Apothekerverband des Kantons Zürich.
Die Apothekenschaft muss sich neu positionie-
Bus
Makatussin® Tropfen neue Formel
stoppt gezielt den Hustenreiz.
Tram
Zug
Kino
Theater
ren und weitere Bereiche der Kundenbetreuung
und Dienstleistungsangebote erschliessen. Ob
allerdings die zögerliche Haltung diverser Apotheker bedeutet, dass sie die Zeichen der Zeit
nicht verstanden haben, möchte ich nicht einfach unterschreiben. Ein möglicher Grund kann
eine gewisse Überforderung sein.
Dr. Roman Schmid: Ich bin mit Lorenz Schmids
Äusserungen voll einverstanden.
Dr. René Jenni: Auf jeden Fall. Innovative
Apotheken werden im heutigen Umfeld des
Hausärztemangels viele Gesundheitsaufgaben
übernehmen können und müssen. Der Apotheker ist prädestiniert für diese Aufgaben und
nicht nur für das Ausführen von Rezepten –
packen wir es an!
Stoppt den
Hustenreiz
Makatussin® Tropfen
neue Formel
ŝ Für Erwachsene und Kinder
ŝ Zuckerfrei
ŝ Alkoholfrei
ŝ Konservierungsmittelfrei
ŝ Kassenzulässig
nachts
Mehr vom Leben
35
«Detailhandel –
Umsätze»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 80
Mai 2012
Welche Bildung bieten Fachverbände?
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Fazit
Auffallend am Bildungsangebot des SAV ist die
streng wissenschaftliche Ausrichtung, die Breite
der Themen und der grosse Fächer der Möglichkeiten. Auch Pharma-Assistentinnen können an
Weiterbildungsprogrammen teilnehmen.
Schweizerischer Drogistenverband
Martin Bangerter, Präsident des Schweizerischen
Drogistenverbandes und Leiter des Geschäftsfeldes Aus-, Fort-, Weiterbildung und HRM, hat
uns Auskunft gegeben.
Das System: Basis der Ausbildung bildet die
vierjährige Grundbildung (früher «Lehre» genannt). Anschliessend folgen zwei Jahre Berufspraxis und die zweijährige Vollzeitausbildung an der höheren Fachschule in Neuenburg
mit Abschluss zum dipl. Drogisten HF/zur
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Universität
Wir befragten Frau Dr. Astrid Czock, Leiterin
Wissenschaft, Bildung und Qualität des Schweizerischen Apothekerverbandes pharmaSuisse.
Die Ziele: Die Aus-, Weiter- und Fortbildung
verfolgt die vom Medizinalberufe-Gesetz vorgegebenen Ziele: die universitäre Ausbildung vermittelt die Grundlagen zur Berufsausübung als
Apotheker und Pharmazeut. Die Weiterbildung
FPH dient der Erhöhung der Kompetenz und
der Spezialisierung auf einem entsprechenden
Fachgebiet, lebenslange Fortbildung gewährleistet die Aktualisierung des Wissens und der
beruflichen Kompetenz.
Ausbildung: Das Bachelorstudium dauert drei
Jahre, das darauffolgende Masterstudium eineinhalb bis zwei Jahre, je nachdem, ob ein Master für Medizinalpersonen mit eidgenössischem
Apothekerdiplom angestrebt wird oder ein wissenschaftlicher Master ohne Praktikum in der
Apotheke. Und ohne eidgenössische Prüfung
für eine wissenschaftliche Laufbahn. Nur nach
dem erfolgreichen Abschluss erstgenannten
Masterstudiums wird man zur gesamtschweizerisch durchgeführten eidgenössischen Prüfung zugelassen. Das eidgenössische Diplom ermöglicht die selbstständige Berufsausübung als
Apotheker/-in in der Offizin oder im Spital. Die
Ausbildung liegt in der Verantwortung der Universitäten. Die Organisation der praktischen
Assistenzzeit in der Apotheke hingegen ist an
pharmaSuisse delegiert.
Weiterbildung: Die strukturierten Weiterbildungen FPH in Offizin- und Spitalpharmazie und
klassischer Homöopathie sind berufsbegleitend
und werden mit einer Prüfung abgeschlossen.
Die FPH-Titel in Offizin- und Spitalpharmazie
sind eidgenössisch anerkannt. Die Weiterbildungen dauern zwei bis sechs Jahre. Der FPH Offizinpharmazie setzt sich aus 400 Stunden theoretischer Weiterbildung, 100 Stunden Praxisarbeiten, 150 Stunden Selbststudium und 150
Stunden für die Diplomarbeit zusammen. An
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Schweizerischer Apothekerverband
den 50 Kurstagen theoretischer Weiterbildung
werden vier Kompetenzkreise abgedeckt: Pharmazeutische Kompetenz, Public-Health, Management und persönliche Kompetenzen. In
den Kompetenzkreisen hat es Pflicht- und
Wahlmodule. Neu organisiert pharmaSuisse
zwei Kurswochen pro Jahr, die zweisprachig geführt werden, um das Networking unter den
Teilnehmern zu fördern. Die restlichen Kurse,
gemäss Kursplan, werden meist einzeln absolviert. Neben einem 50- bis 80-Prozent-Arbeitspensum in der Apotheke müssen vier Praxisarbeiten inklusive einer Diplomarbeit verfasst
werden.
Fortbildung: Pro Kalenderjahr müssen 500
FPH-Kreditpunkte an Fortbildung nachgewiesen werden. Davon 200 FPH-Kreditpunkte
(vier Tage) in Form von Kontaktstudium, wobei maximal 100 FPH-Kreditpunkte durch
Fernstudien, e-learning und interdisziplinäre
Diskussionsgruppen erworben werden können.
Der Rest muss mit Präsenzschulungen abgedeckt werden. Die übrigen 300 FPH-Kreditpunkte in Form vom Selbststudium können das
Studium von Fachliteratur, Lehr-, Forschungsund Gutachtertätigkeit oder eine Kampagnenteilnahme beinhalten. Für die Fortbildung muss
die Kommission FPH Offizin alle Kurse akkreditieren und die Qualität der FPH-Kurse
überprüfen.
Z
Der Fach-Detailhandel wird zunehmend als kreativer Anbieter von neuen, erweiterten Angeboten wahrgenommen. Neue Kompetenzen erfordern Schulung, Schulung, Schulung. Welcher
Verband macht was?
Foto: © Jan Engel, Fotolia.com
Für den Schweizerischen Apothekerverband und den Schweizerischen Drogistenverband hat das
Thema «Bildung» einen zentralen Stellenwert. Erfolgreich in der Schulung sind beide Verbände.
Welches sind die Zielsetzungen, was bieten Sie an und wie funktioniert das System? Wir bringen
die Übersicht und weisen auf Details hin.
Hans Wirz
dipl. Drogistin HF, der zur Führung einer Drogerie berechtigt. Dazu kommt die pflichtige
Fort- und individuelle Weiterbildung.
Grundbildung: Die vierjährige Grundbildung
ist der Start einer drogistischen Ausbildung. Als
Basis dienen die Leit-, Richtungs- und Leistungsziele. «Leitziele» umschreiben Handlungsfelder, «Richtziele» die Verhaltenseigenschaften
und «Leistungsziele» konkretes, beobachtbares
Verhalten (Konkretisierung der Richtziele).
«Lernorte»: Die «Triale» Grundbildung erfolgt
an den drei Lernorten Lehrbetrieb, Berufsfachschule und an überbetrieblichen Kursen. Die
sieben Grundthemen: Fachberatung, Verkauf,
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Produkteherstellung (hauseigene Spezialitäten
usw.), Warenbewirtschaftung, Verkaufsförderung und Werbung, Betriebsorganisation und
Berufliche Identität und Umfeld. Es gibt eine
bestmögliche zeitliche und inhaltliche Koordination an den drei Lernorten.
Vorschriften: Die Grundbildung basiert auf
drei hauptsächlichen Säulen: 1. der «Verordnung» des Bundesamtes für Berufsbildung und
Technologie; 2. dem «Bildungsplan» mit den
bereits erwähnten drei Zielvorstellungen; 3.
der auf dem Standardlehrplan basierenden
«Lerndokumentation», in der praxisnah, laufend und detailliert Rechenschaft abgelegt
wird über die betrieblichen Lernvorgänge in
den vier Lehrjahren.
Berufsmaturität: Bei sehr guten schulischen
Leistungen kann während oder nach der beruflichen Grundbildung die Berufsmaturitätsschule besucht und die eidgenössische Berufsmaturität erworben werden. Sie ermöglicht
nach einem Jahr Praxis in einer Drogerie den
prüfungsfreien Eintritt an die Höhere Fachschule für Drogisten (ESD) in Neuchâtel.
Höhere Fachschule ESD: zweijährige Vollzeitausbildung in Naturwissenschaft und Laborpraxis (800 Lektionen), Berufskunde (760) und Unternehmen (1220).
Fortbildung: Sinn und Zweck der Pflichtausbildung des SDV ist es in erster Priorität, die Fähigkeiten und das Wissen bezüglich aller im Zusammenhang mit der Qualitätssicherung, der
Abgabe- und der Herstellungskompetenz von
Arzneimitteln, Medizinprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln theoretischen und
praktischen Grundlagen zu vermitteln, zu aktualisieren und zu ergänzen. Die entsprechenden
Fortbildungsschritte werden mit einem Punktesystem belohnt, respektive kontrolliert.
Weiterbildung: Sie dient der Aneignung neuer
Kenntnisse und Fertigkeiten. Zu erwähnen
sind etwa die Stellvertreterkurse (Selbstausbildung mittels e-Learning, Basisseminare und
Abschlussprüfung; Dauer: neun bis zwölf Monate). Oder «QSS», Seminare in Komplementärmedizin oder das jährlich stattfindende viertägige «SchulungsForum».
Fazit
Auffallend am Bildungsangebot des SDV sind
die konsequente Systematik, die detaillierten
Unterlagen, die durchgehende Praxisorientierung und das Tempo, mit der die Ausrichtung
auf die Zukunft erfolgt.
Andere Player
Parallel zu den beiden Fachverbänden
gibt es eine Reihe von Anbietern von Bildung für mehr Wissen.
Verbände: Die meisten Regional- und
Kantonalverbände der Apotheker und
Drogisten führen ihre spezifischen Weiterbildungen durch. Beispielsweise im
Zusammenhang mit kantonalen Marketingaktivitäten.
Kettenläden und Gruppierungen haben
alle ihre eigenen und teilweise sehr umfassenden Weiterbildungsprogramme.
Zulieferer: Auch die Industrie bietet einiges an Weiterbildung an, häufig zusammen mit Verbänden und/oder Kettenläden und Gruppierungen.
Ein grosses Anliegen ist die praktische
Umsetzung des Gelernten in die alltägliche Praxis. Um wirtschaftlich eine Zukunft zu haben: Mehr Kompetenz bringt
dringend nötige Mehrumsätze und profiliert weg von den Grossverteilern.
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37
«Detailhandel –
Umsätze»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 84
Sept. 2012
netCare gestartet – mit Erfolg?
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Die
Erosion der Margen bei den Medikamenten ist
nicht zu stoppen und die Zahl der selbstdispensierenden Ärzte wird noch zügig zunehmen.
Also brauchen Apotheken neue Einnahmequellen, um längerfristig überleben zu können.
Foto: © goodluz, Fotolia.com
Apotheken testen mit Medgate und Helsana über zwei Jahre das integrierte Versorgungsmodell
netCare. Offeriert wird dem Publikum eine medizinische Konsultation im «Apotheken-Sprechzimmer». Spannend! OTX World informierte sich bei Akteuren darüber, wie das neue Angebot
angelaufen ist. Top oder Flop? Lesen Sie die Zusammenfassung der Stellungnahmen*. Hans Wirz
Trend aufnehmen
Erfolge mit Neuem können sich nur einstellen,
wenn dahinter entsprechend starke, längerfristige
Trends stehen. Für pharmaSuisse und ihr Testprojekt sind es die folgenden: prognostizierter Rückgang bei den Hausärzten, steigende Belastung der
Notfallzentren mit Bagatellfällen und das wachsende Bedürfnis der Bevölkerung nach neuen
Versorgungsdienstleistungen, beispielsweise nach
Konsultationen ohne Anmeldung. Die «Apotheke
als Zugangstor zum Gesundheitstor» funktioniert
seit April in 200 Apotheken denkbar einfach. Die
Kundinnen und Kunden kommen unangemeldet
in die «Sprechstunde», werden in geschützter
Atmosphäre befragt und je nachdem mit Medikamenten versorgt, via Bildschirm mit einem Arzt
verbunden oder zum Arzt oder in ein Spital überwiesen. Das Gespräch kostet 15 Franken, respektive ist gratis für Helsana-Kunden. Wird ein Arzt
aus dem Callcenter zugezogen, sind weitere 48
Franken fällig, die direkt bezahlt werden müssen
oder von Helsana (oder anderen Krankenkassen)
übernommen werden. Lesen Sie die Antworten
auf unsere kleine Umfrage.
Wurden die Zielvorstellungen
bezüglich der Anzahl Nutzer erreicht?
Niemand erwartete einen Ansturm, vielmehr
rechnen die meisten mit einer längeren Anlaufzeit. Die Zahl der Fälle liegt offenbar bei einem
bis zwei Besuchen pro Woche. Rund die Hälfte
der Nutzerinnen beanspruchen den Arzt online.
Wie bewerben Sie netCare?
Praktisch alle setzen die klassischen Werbemittel ein und sprechen die Leute direkt an, das Angebot persönlich erklärend.
Wie äussern sich Kunden, die netCare
im Moment nicht nutzen wollen?
Da die Triage Zeit braucht, ist das ein häufiger
Grund der Ablehnung. Einige gehen lieber zum
38
Arzt, wenn sie selber bezahlen müssen. «Es
herrscht eine gewisse Offenheit gegenüber netCare, zugleich aber auch Unwissen.» Die Kunden schätzen den Nutzen als hoch ein, finden
das Angebot «sehr innovativ».
Wie beurteilen Sie die Dienstleistung
von der Idee her und bezüglich dem
Nutzen für die Apotheke?
«Eine gute Sache, denn wir haben endlich die
Chance, seriös unsere Triagefunktion wahrzunehmen und auch noch zu verrechnen.» Man
wünscht sich, dass mehr Krankenkassen mitma-
chen. Offenbar hat die Leistung des Videoanbieters enttäuscht («zu lange Wartezeiten»), inzwischen soll es «besser» geworden sein. Als Ganzes
wird das Angebot sehr positiv beurteilt, weil die
Kunden die Dienstleistung als «sehr nützlich,
unkompliziert und effizient» klassieren.
Gibt es Diskussionen zu den Kosten?
«Nur ganz selten. Die meisten schätzen diese
Dienstleistung und sind bereit, zu zahlen». Einige
wenige Antworten bestätigen allerdings auch
das Gegenteil. Manche Kundinnen zeigen sich
befremdet darüber, dass sie jetzt plötzlich für
etwas zahlen müssen, das sie bisher gratis erhielten – wenn auch nicht im «Sprechzimmer».
Gewünscht wird eine einheitliche Abrechnung /
Rückerstattung aller Krankenkassen.
Welches sind die Kundenreaktionen?
Durchwegs alle Antworten bestätigen, dass die
Kundinnen und Kunden dankbar und sehr zufrieden sind mit der Leistung, die sie erhalten.
Und das Angebot bei Gelegenheit wieder nutzen wollen.
Wie alt sind die Nutzerinnen?
Das Angebot spricht alle Alterskategorien an,
wobei die Jüngeren aufgeschlossener sind.
Haben Sie Reaktionen von Ärzten?
Wenige. Wenn, dann negative, obwohl die Ärzte
mit der Medikamentenabgabe ja ebenfalls eine
Grenze überschreiten. Viele Ärzte seien offenbar gar nicht oder nicht richtig über netCare
informiert.
haften». Es gebe aber laufend Verbesserungen,
nötig sei «schon noch» eine nachhaltige, intensive Werbekampagne für netCare. Man sieht
den Einstieg in das Angebot als positive Investition und rechnet mit einem Jahr (oder mehr)
Anlaufzeit.
■
*Stellung bezogen zum Thema und ja gesagt zur Veröffentlichung haben Romina Alimonti, Geschäftsleiterin, topwell-Apotheke, Grenchen; Dr. Anabel Felix, Geschäftsleiterin Amavita
Apotheke Stücki, Basel; Dr. Alain Guntern, Geschäftsführer
TopPharm AG; Daniel Hugentobler, Verantwortlicher Qualitätsmanagement GaleniCare Management AG; Christina Kaufmann, Geschäftsleiterin Coop Vitality Apotheke Kriens; Cornelia Lübbers, Betriebsleiterin Zug Apotheke, Zug und Dr. C.
Model, Eidg. dipl. Apothekerin FPH, Bernina Apotheke, Zürich.
Standpunkt OTX World
Mit einer Ausnahme haben aus Kantonen ohne Selbstmedikation alle fünf angefragten Apotheken abgelehnt, zu unseren Fragen Stellung zu nehmen. Wohl aus politischen Gründen –
man will vermutlich die Ärzteschaft nicht unnötig reizen. Die Medien hingegen müssen keine
Stellungen verteidigen; über die neuen Zusatzangebote in 200 Apotheken, respektive die
Initiative von pharmaSuisse, wurde in den grossen Medien tendenziell sehr positiv berichtet.
Wobei der Verband vermutlich nicht sehr viel Freude hatte am Titel des Beitrags im «Bund»,
«Wenn der Apotheker zum Hausarzt wird.» Aber eine Aufweichung der Grenzen ist der Test
ja schon. Zwei der Befragten äusserten sich denn auch klar in dem Sinne, dass die Apotheken beim Abgeben und die Ärzte beim Verschreiben bleiben sollten. Wobei die entsprechenden Grenzen durch die Ärzte bekanntlich längst überschritten worden sind. Aus unserer
Sicht ist der Test auch deshalb eine gute Sache, weil die Entwicklung der Kundenbedürfnisse
Vorrang haben muss – und die verlangt eben nach neuen Angebotsformen.
Wie ist die Aktivität im heutigen
Zeitpunkt zu bewerten?
Man akzeptiert grosszügig die Kinderkrankheiten, die «halt am Anfang jedem Projekt an-
Neu. Fieberbläschen verhindern.
Cremolan® Lipivir – beugt vor.
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Neu.
Fieberbläschen
verhindern.
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Verhindert 88 % der
Lippenherpes-Ausbrüche
Mehr vom Leben
39
«Detailhandel –
Umsätze»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 85
Oktober 2012
Woher sollen die Umsätze kommen?
Allein im Kanton Zürich könnten sich in den nächsten fünf bis sieben Jahren je Jahr bis zu 100 Mio.
Franken Umsatz von den Apotheken zu den Ärzten verschieben – Selbstdispensation sei Dank.
Wo liegt denn die wirtschaftliche Zukunft der Apotheken? Angesichts der gleichzeitig stattfindenden Preissenkungen und Margenerosionen? OTX World hat nachgefragt.
Hans Wirz
Fotos: zVg
effekte nutzen. Kundenorientierte und deshalb
erfolgreiche Abendveranstaltungen können nicht
nur die Kundenbildung fördern, sondern auch
zu mehr Zusammenarbeit in regionalen Netzwerken führen. Beispielsweise mit Ärzten und
den lokalen Sektionen von Organisationen, die
die bereits erwähnten Kampagnen durchführen.
Spitex wäre ein guter Dauerpartner für ergänzende Dienstleistungen.
Fabian Vaucher:
«Die Chancen sind intakt»
Martin Hofstetter, Inhaber der
Mistel-Apotheke in Hombrechtikon (ZH).
Wenn es schwierig wird, wächst die Entschlossenheit, sich am Markt zu behaupten. Diesen positiven Eindruck erhält man immer wieder im
Gespräch mit Apothekerinnen und Apothekern.
Und: Die Situation ist von Apotheke zu Apotheke sehr verschieden, aber kuschelige Ecken
gibt es kaum noch. In dieser und in der nächsten OTX World bringen wir je zwei Vorschläge
von ganz unterschiedlich gelagerten Unternehmen mit klaren Strategien.
Martin Hofstetter:
«Bei den Kernkompetenzen bleiben»
Die Mistel-Apotheke von Martin Hofstetter in
Hombrechtikon (Zürcher Oberland) ist auf Natur ausgerichtet – man soll den Organismus im
Gleichgewicht behalten. In erster Linie müssen
die Selbstheilungskräfte und die Selbstregulation des Menschen gestärkt werden. «Gesund
durch ganzheitliche Pharmazie» ist das kommunizierte Motto des Hauses. Für Martin Hofstetter wird denn auch in Zukunft die Fachkompetenz den höchsten Stellenwert einnehmen.
«Wir sollten uns auf unsere Kernkompetenzen
als Apotheker beschränken und nicht alles mitmachen, was im Moment als Zusatzgeschäft attraktiv erscheint.» Die erwähnte Fachkompetenz ermögliche es, in Gesundheitsfragen erste
Anlaufstelle zu sein – «das muss aber von einzelnen Apotheken noch besser gepflegt und ver-
40
Fabian Vaucher, Inhaber der
TopPharm Apotheke Buchs (AG).
mittelt werden». Der Beratungsanteil werde
steigenund die Kundinnen und Kunden seien –
wenigstens in seinem Fall – auch gerne bereit,
für umfassende Beratungsleistungen zu zahlen.
Eine Herausforderung sei, dass der Patient zwar
offiziell die Freiheit habe, Medikamente dort zu
kaufen, wo er wolle, viele (SD-)Ärzte aber mit
starkem Druck die eigenen Umsätze forcieren.
Weiter werde der Umfang an Administration
und seitens des Gesetzgebers immer grösser.
Martin Hofstetter sieht die (auch wirtschaftliche) Zukunft in der Spezialisierung, die allerdings «Jahre zur Bekanntheit» brauche. Als
Spezialisierungsbereiche nennt er etwa den
Anti-Aging-Bereich und Nahrungsergänzungsmittel. Verbunden mit entsprechenden Produkte- und Dienstleistungsangeboten, gekonnt
kommuniziert, beispielsweise auf der Website
(www.mistel-apotheke.ch). «Da sollte man – als
Ergänzung zur persönlichen Kommunikation –
unbedingt dabei sein. Die Leute googeln!» Denn
die Konkurrenz schläft nie. Als Hauptkonkurrenten für morgen sieht er die gleichen wie
schon heute: Grossverteiler (Nahrungsergänzungsmittel und Drogerieprodukte), Franchisesysteme (Nahrungsergänzungsmittel), zunehmend Internet und Versandhandel. Die
kantonalen Verbände und pharmaSuisse müssten sich vermehrt Kampagnen von Organisationen anschliessen und entsprechende Synergie-
Die Apotheke von Fabian Vaucher liegt an der
Hauptstrasse in Buchs, einem lebhaften Vorort
von Aarau. Der Apotheker ist im Dienst; während des Gesprächs kommen immer wieder
Mitarbeiterinnen mit Fragen – die Nützlichkeit
und Unentbehrlichkeit der Apotheke bestätigt
sich laufend. Es überrascht denn auch nicht,
dass Fabian Vaucher Kommunikationsvermögen und Fachkompetenz «für schnelle, aber qualitativ hochwertige Sofortlösungen» als ein
wichtiger Faktor für zukünftigen Erfolg benennt. Darüber hinaus erwarten die Kunden innovative Lösungen, beispielsweise im Impfbereich. «Es macht Sinn, gewisse neue Angebote
als Pilotversuche zu deklarieren und zu testen –
nicht alles ist überall gleich gefragt.» Für ihn stehen umfassende, begleitende Dienstleistungen
zukünftig noch mehr im Vordergrund, «aber
immer in Verbindung mit dem Verkauf von Produkten». Unter dem verstärkt anzubietenden
«Medikamenten-Management» versteht er nicht
die Logistik, sondern die Beantwortung sämtlicher Fragen um Medikamente.
Als grosse Herausforderungen nennt Fabian
Vaucher die umfängliche Positionierung als Leistungserbringer in der Grundversorgung und
die «erweiterte Integration» im entsprechenden
Umfeld der Gesundheits- und Krankheitswelt.
Diese «erweiterte Integration» steht in einem gewissen Gegensatz zur traditionellen «Abkapselung» der Apotheker, die sich bisher – genau
wie andere Berufsfachleute – lieber ausgrenzen
statt mit anderen Leistungserbringern zusammen eine umfassendere Dienstleistung anzubieten. Das heisst, dass die Apotheker zwar weiterhin genau das tun sollen, worin sie kompetent
sind, aber gleichzeitig die Schnittstellen (zu an-
Fotos: © Gina Sanders / © contrastwerkstatt, Fotolia.com
deren Fachgebieten) gezielt und gekonnt ausbauen. Also nicht Rückzug und Beschränkung
sind angesagt, sondern ausgreifen, besser kommunizieren (www.apobuchs.ch) und partnerschaftliches Agieren. Insbesondere heute, wo
sich die Berufsbilder tiefgreifend verändern
(siehe dazu OTX World Nr. 83, S. 22), können
Apothekerinnen und Apotheker – basierend auf
soliden Weiterbildungsprogrammen – neue Aufgaben übernehmen. Beispielsweise bietet der sich
klar abzeichnende Hausärztemangel zahlreiche
Möglichkeiten für neue Funktionen, die bereits
teilweise von qualifizierten Hilfskräften in Spitälern und Praxen wahrgenommen werden. Ärztebesuche reduzieren, zugunsten von kostengünstigen und unkomplizierten Besuchen in der
Apotheke? «Dieses Ziel ist zukunftsträchtig.»
Die Apotheke «müsste und könnte sich tatsächlich zur bestpositionierten, niederschwelligen
und kompetenten Eintrittspforte» bei gesundheitlichen Störungen entwickeln. Etwa im dermatologischen Bereich, wo die Übergänge von
optischen Wünschen zu medizinischen Situationen oft fliessend sind – Dermatika für die
kranke Haut als Spezialgebiet. Bieten die Gruppierungen und Ketten genügend Möglichkeiten für die individuelle Spezialisierung je nach
Standort? «Die Gruppierungen müssen Nachfolgeregelungen angehen, sonst fährt der Zug
ohne uns ab. Wer will denn für die letzten Jahre
noch ins Geschäft investieren, wenn die Verkaufsaussichten so unsicher sind?» Vielleicht
braucht es auch «Mini-Untergruppierungen»
für Apotheken mit ähnlichen Spezialisierungen.
Beispielsweise in der Zusammenarbeit mit Ärzten, Permanences oder anderen Gemeinschaften. «Die Herausforderung für die verschiedenen Kleingruppierungen wäre dann, sich –
unter dem Schirm der Gruppierung – als Marke
zu positionieren und damit die Unterschiede in
Dienstleistung, Sortiment und Preispolitik fühlund sichtbar zu machen.» Bezüglich Erfolg in
Zukunft ist Kommunikation überhaupt ein wichtiges Anliegen für Fabian Vaucher: «Die Position
der Apotheke als engagierter Grundversorger
und als Fachperson für Gesundheit muss immer
wieder neu aufgezeigt werden – speziell jetzt,
wo wir im Begriff sind, neue Aufgaben übernehmen zu können.»
Die Perspektiven in Kürze
Die wirtschaftlichen Aussichten einer traditionell geführten Apotheke sind eher
unterdurchschnittlich. Was es wohl für die
meisten Apotheken jetzt braucht, ist eine
nachhaltige Neuausrichtung, die sich beispielsweise an folgenden Möglichkeiten
orientiert:
❚ Ergänzung der traditionellen Leistungen
durch neue, basierend auf den ausgewiesenen Kernkompetenzen.
❚ Ausnützung der Verlagerung von Tätigkeiten von angrenzenden Berufen. Wie
z. B. vertiefte Beratung in «ApothekenSprechzimmern», Wundpflege, Gesundheits-Coaching, Impfen oder vertiefte
(regionale) Zusammenarbeit mit anderen Leistungserbringern.
❚ Erarbeitung der entsprechenden neuen Kernkompetenzen. Insbesondere
auch in Sachen Kommunikation und
Vernetzung.
❚ Kurzum: Gezielte, fundierte und nachhaltige Schaffung der Position als erste
Anlaufstelle im Gesundheitswesen –
mit entsprechendem Leistungsauftrag.
Pharma-Blog
FÜR DEN PHARMA-MARKT
Ihre Meinung zu diesem Thema können Sie unter www.pharma-blog.ch abgeben.
41
«Detailhandel –
Umsätze»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 79
April 2012
Gemeinsames Lobbying wäre cool!
Unter dem Titel «Die überholte Feindschaft» präsentierten wir Ihnen in der Februar-Ausgabe der
OTX World ein Gespräch mit den Spitzen des Schweizerischen Drogistenverbandes und des Apothekerverbandes. Inzwischen hat Sanatrend mit ihrem Umfragetool die Verbandsmitglieder
einbezogen. Sind sie gleicher Meinung wie ihre Präsidenten? Wo nicht?
Hans Wirz
«Sollte der Schweizerische Apothekerverband mit dem Schweizerischen Drogistenverband fusionieren?
Diese wahrlich provokative Frage wurde von den
Präsidenten glattweg verneint, von Mitgliedern
jedoch überraschend beurteilt: Ein gutes Drittel
der Antwortenden sagte nämlich JA. Damit betrachten die Akteure im fachlichen Detailhandel
das Thema offensichtlich viel kühler als die Verbandsspitzen. Was könnten die Gründe für diese
überraschende Gewichtung sein? Einige Möglichkeiten:
Die Anforderungen an die Berufe sind zwar
unterschiedlich, aber die hervorragende Ausbildung in beiden Berufen hat doch auch sehr
viele Prallelen und setzt ähnliche berufliche
Interessen voraus.
Beide Branchen bieten ein Sortiment von Produkten an, das sich letztlich grossteils überschneidet.
Die beiden Spezialbranchen des Detailhandels
der Sparte «Gesundheit» geniessen ein hohes
Ansehen in der Bevölkerung.
Seit jeher ist die Mischform «Apotheke-Drogerie» in der Bevölkerung ebenso selbstverständlich akzeptiert wie populär.
Örtlich haben sich Apotheker und Drogisten
selten untereinander angefeindet, dasselbe gilt
teilweise (je nach Medikamentenabgabe) auch
für das Verhältnis zu den Ärzten.
Andererseits stehen die trennenden Elemente
nach wie vor im Vordergrund, beispielsweise die
Strahlkraft der universitären Ausbildung der
Apotheker. Eine Fusion scheint in weiter Ferne
– bis sich die offensichtlichen Nutzen einer gemeinsamen Organisation massiv entwickeln?
Oder wirtschaftlicher Druck die berühmten
Sachzwänge schafft? Alles eine Frage der Zeit?
Keine Frage der Zeit hingegen ist offensichtlich
eine verstärkte Zusammenarbeit.
«Auf welchen Gebieten sollten die beiden
Verbände eng zusammenarbeiten?»
Die Präsidenten waren im Bereich der Zusammenarbeit positiv, aber nicht überaus enthusiastisch. Auch hier wird von den Mitgliedern
mehr erwartet: Fünf der vorgeschlagenen Bereiche einer engeren Zusammenarbeit fanden hohe
Zustimmung (über 80 Prozent):
42
Welche werden zunehmend Ihre Hauptkonkurrenten sein? (Mehrfachnennung möglich)
32%
Grossverteiler
29%
Versandapotheken
19%
Hausärzte
12%
Apotheken
Drogerien
7%
Als wichtigster Hauptkonkurrent der Zukunft werden mit 32% die Grossverteiler genannt.
Knapp dahinter (29%) folgen die Versandapotheken. Vielleicht, weil man mit dem eigenen
Onlinegeschäft guten Erfolg hat? An dritter Stelle (19%) folgt die Gruppe der Hausärzte;
offensichtlich rechnet man mit mehr Aktivitäten als bis jetzt. Nur 12% sehen Apotheken
noch als wichtigste Konkurrenten, respektive 7% die Drogerien. Grössen also, die eine
deutliche Sprache sprechen: Die «Feindschaft» zwischen den Fachspezialisten hat keinen
Boden mehr.
Quelle
OTX World-Umfrage
Eine enge Zusammenarbeit in der Aus- und
Weiterbildung in Fachbereichen (z. B. in der
Komplementärmedizin).
Gewünscht wird eine enge Zusammenarbeit
beim Lobbying für den Fach-Detailhandel
(Gesundheit). Apotheken und Drogerien mit
gemeinsamer Interessenvertretung in Bern
und in den Kantonen?
Als dritten «selbstverständlichen» Bereich der
Zusammenarbeit sieht man die Durchführung
von gemeinsamen Dienstleistungen. Beispielsweise in Präventionskampagnen? Oder im Rahmen der Betreuung von chronisch Kranken?
Gemeinsames Lobbying für die Bezahlung der
Fachberatung. Die Situation ist ja insofern
festgefahren, als immer noch der grösste Teil
der Fachgeschäfte Gratisberatung in einem
Mass anbietet, das durch Produkteverkäufe
nicht mehr finanziert werden kann. Es könnte
eine gute Sache sein, mit einer gemeinsamen,
einfühlsamen Politik die Kunden daran zu
gewöhnen, dass die «ausführliche Beratung»
nicht länger gratis sein könne. Ein Weg, den
einzelne Apotheken und Drogerien übrigens
seit Jahren mit Erfolg bereits gehen.
Gemeinsame PR-Auftritte als «Fachhandel
Gesundheit» sind für viele vorstellbar, weil
effizient.
«Sind die Massnahmen Ihres Verbandes
für mehr Qualität spürbar und nützlich?»
Beide Präsidenten sehen die beste Qualität als
Voraussetzung für die Zukunft ihrer Branche.
Ein Dämpfer für sie ist wohl, dass nur genau die
Hälfte der Befragten die Massnahmen des Verbandes für mehr Qualität bewusst wahrnimmt.
«Wie viel macht der Umsatzanteil der
Hausspezialitäten bei Ihnen aus?»
Dominique Jordan sieht die Hausmarken als
Nischenprodukte, «mengenmässig nicht von
zentraler Bedeutung». Martin Bangerter geht
davon aus, dass sie für die Profilierung sehr
wichtig sind, aber «wohl kaum mehr als 20 Prozent des Drogerieumsatzes» ausmachen. Tatsächlich sind es nur 12 Prozent, die diesen Wert
übertreffen. 60 Prozent setzen bis 5 Prozent mit
Hausmarken um.
«Detailhandel –
Zusammenarbeit»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 77
Februar 2012
Managed Care und andere Chancen
Foto: zVg
Einige Verbände haben das Referendum gegen Managed Care ergriffen. Die Ärztekammer FMH
unterstützt das Referendum und investiert viel Geld. Pikant: Der Verband Hausärzte Schweiz stellt
sich gegen die Dachorganisation und stimmt der entsprechenden KVG-Teilrevision zu. Warum?
Das Gespräch mit Dr. med. Marc Müller, Präsident der Hausärzte Schweiz.
Hans Wirz
Dr. med. Marc Müller, Grindelwald,
Präsident Hausärzte Schweiz:
«Die Vorteile von Managed Care
überwiegen.»
Die Hausärzte Schweiz stützen den
Beschluss des Parlaments bezüglich
Managed Care. Was hat den Verband
zu diesem Schritt bewogen?
Die Vorlage führt zu einer Stärkung der Hausarztmedizin. Natürlich finden wir nicht alle
Punkte optimal, aber die Vorteile überwiegen
aus unserer Sicht ganz klar. Der Kompromiss
ist also gut vertretbar.
Werden Sie aktiv in den Abstimmungskampf eingreifen?
Ja. Nach unserer Meinung ist es sehr wichtig,
dass die Bevölkerung über Vor- und Nachteile
der Vorlage umfassend informiert wird, das
sehen wir als unsere Aufgabe. Unsere Delegiertenversammlung hat dies mit grosser Mehrheit
beschlossen.
Ziehen Sie die Volksinitiative
«Ja zur Hausarztmedizin» zurück?
Nein. Mit Managed Care fährt der Zug zwar in
die richtige Richtung, aber die Anliegen der
Hausarztmedizin sind damit nur zu einem kleinen Teil erfüllt. Die KVG-Revision «macht»
noch keine neuen Hausärzte und Manged Care
funktioniert nur unter der Voraussetzung, dass
es auch in Zukunft genügend gut ausgebildete
Hausärzte gibt. Entsprechend müssen wir den
Druck aufrechterhalten.
Sie sprechen Mangelsituationen an?
Auch, ja. Gegenwärtig werden in der Schweiz generell zu wenig Ärzte ausgebildet – nicht nur
Hausärzte. Ein ähnlicher Mangel besteht auch
bei den Pflegeberufen. Das muss sich ändern.
Um in Zukunft eine genügende Versorgung mit
Hausärzten sicherzustellen, muss aber auch über
die Gesundheitsversorgung insgesamt nachgedacht werden: wer kann welche Aufgaben am
besten wahrnehmen? Neue Versorgungsmodelle
sind gefragt.
Was sind die Vorteile der KVG-Teilrevision
aus der Sicht der Hausärzte?
Zusätzlich zu den erwähnten Punkten sind drei
Positionen entscheidend wichtig: Die Unabhängigkeit der Ärztenetze von den Kassen, die Steuerungsfunktion der Hausärzte und verbindliche
Verträge der Versicherer mit den Netzwerken.
Ab sofort können Ärzte aus dem Ausland
in der Schweiz wieder unbeschränkt neue
Praxen eröffnen. Hilft das Ihrem Anliegen?
Wohl kaum. Das Verbot, Praxen zu eröffnen,
galt ja für den Hausarztbereich schon länger
nicht mehr.
Dass Sie Budget-Mitverantwortung
haben, stört Sie nicht?
Im Gegensatz zu den Spezialärzten wird diese
Verantwortung – im Rahmen von Netzwerken
– von sehr vielen Hausärzten bereits wahrgenommen. Wir haben damit keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Werden sich Gemeinschaftspraxen durchsetzen, ist die traditionelle Einmann-Hausarztpraxis ein Auslaufmodell?
Das kann man generell wohl schon so sagen.
Wir stehen mitten in einem markanten Umwälzungsprozess. Junge Ärzte und Ärztinnen haben
neue Vorstellungen von Privatleben und Zu-
sammenarbeit. Aus unserer Sicht sind darum
Gemeinschaftspraxen positiv, sie helfen mit, den
Berufsstand wieder attraktiver zu machen.
Also müssen Nachfolgeprobleme durch
die Umwandlung von Einzelpraxen in
Gemeinschaftspraxen gelöst werden?
Das tönt logisch, ist aber in der Praxis oft
schwierig, weil beispielsweise die bestehenden
Räumlichkeiten dafür nicht geeignet sind. Da
hat ein einzelner Arzt in der Regel sehr viel in
Praxisräume und Einrichtungen investiert und
kann diese dann nicht verkaufen, wenn er in den
Ruhestand will. Die Einkommen der Hausärzte
sind eben nicht so hoch, wie sie aus betriebswirtschaftlicher Sicht sein sollten.
Können Sie sich vorstellen, dass die Hausärzte mehr verdienen, indem die Spezialärzte ihre Taxpunktwerte senken? Ist da eine
gewisse Solidarität zu erwarten?
Das hat mit Solidarität nichts zu tun, es kann
schon rein mengenmässig nicht funktionieren:
Hausärzte gibt es rund 7000, Spezialärzte je
Bereich einige Hundert. Nach unserer Meinung
braucht es einen eigenen Tarif für Hausärzte, basierend auf neuen Berechnungsgrundlagen. Die
berechtigten wirtschaftlichen Anliegen der
Hausarztmedizin müsste in die aktuelle Tarifrevision (TARMED) einfliessen.
Noch eine drängende letzte Frage:
Zwischen den Hausärzten und den Apotheken sind die Beziehungen ja sehr
angespannt. Könnte man sich da nicht
eine positive Haltung – zugunsten einer
optimalen Versorgung – vorstellen?
Auseinandersetzungen, wenn es solche gibt,
finden vor allem auf der Verbandsebene statt,
bei der direkten Zusammenarbeit gibt es selten
Probleme. Bezüglich der Medikamentenabgabe
sollen nach unserer Meinung die Umstände
und die Bedürfnisse der Patienten entscheiden.
Aber es ist schon so, eine sachgerechte engere
Vernetzung wird immer wichtiger; was wir
dringend brauchen, sind neue, integrierte Versorgungsmodelle. Dann wird sich vieles klären.
43
«Detailhandel –
Zusammenarbeit»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 77
Februar 2012
Die überholte Feindschaft
Foto: Hans Wirz
Apotheken und Drogerien sind zwar teilweise Konkurrenten. Feindschaftliche Gefühle müssen
aber – im Hinblick auf den gesamten Gesundheitsmarkt – nicht sein. Was ist die momentane
Situation? Ist mit verstärkter Konfrontation zu rechnen? Oder gar mehr Kooperation? OTX World
traf sich mit den beiden Verbandspräsidenten zu einem Gedankenaustausch.
Hans Wirz
Martin Bangerter (SDV), Dominique Jordan und Marcel Mesnil (SAV) trafen sich im Schweizerhof zum interessanten Gespräch.
Das von Verleger Daniel Späni moderiert wurde.
Wer sind in Zukunft die wichtigsten Konkurrenten der Apotheken und Drogerien?
Dominique Jordan: Wir befinden uns in einem
liberalen System. Es gibt Platz für viele verschiedene Anbieter mit unterschiedlichen Zielen.
Jene, die im Vordergrund in Richtung Erbringung von Medizinalleistungen (um ein Produkt)
in erster Linie auf der wissenschaftlichen Beratungsebene basieren. Dann Drugstore-ähnliche
Anbieter, die vornehmlich auf der Produktebene
mit Marketingmassnahmen wirken, wie etwa
Sunstore. Die Geschäftsform Apotheke-Drogerie erachte ich als zukunftsträchtig; um das Angebot der Produkte für die Bevölkerung zu erhöhen. In meiner eigenen Apotheke verkaufen
wir schon jetzt eine Reihe von «Drogeriewaren»
aber wir nehmen nicht den Namen «Drogerie»
in Anspruch, ohne einen Drogisten anzustellen.
Dass Ärzte uns mit der Medikamentenabgabe
44
konkurrenzieren dürfen, passt eigentlich nicht
in die Qualitätsstrategie des Bundes, da die gleichen Spielregeln nicht für beide Berufe gelten.
Sie nehmen vor allem die Rechte, ohne die
Pflichten zu erfüllen. Es ist eine klare Verzerrung der Konkurrenzsituation.
Martin Bangerter: Bei den Drogerien liegt der
Konkurrenzfokus weniger auf der Ärzteschaft,
sondern eher auf dem Konsumentenmarkt. Solange unsere Beratungsqualität gut bleibt und
von den Konsumenten honoriert wird, müssen
die Drogerien vor der Zukunft keine Angst haben. Zurzeit sehr unklar ist die Situation bezüglich der Anpreisung von Medizinalprodukten:
Hier sind die Spiesse nicht gleich lang und der
Gesetzesvollzug ist unklar und sehr zögerlich.
Die Integration eines Apothekensortiments in
eine Drogerie setzt allerdings ein genügend
grosses Rx-Potenzial voraus.
Drogerien und Apotheken haben also
ganz andere Hauptkonkurrenten.
Welche Rolle spielt denn die Qualität?
Martin Bangerter: Natürlich ist das Verständnis für umfassende Qualität absolut zentral. Die
Kundinnen und Kunden suchen unser Fachwissen, das unsere Mitglieder fortlaufend aktualisieren und ausbauen. Speziell in unseren
zukunftsträchtigen Bereichen Komplementärmedizin und Selbstmedikation, aber auch in der
Pflege und Schönheit.
Dominique Jordan: Auch für uns steht die
Qualität im Zentrum, sie ist vordringlich. Qualität speziell in der Beratung ist auch eine langfristige Investition. Man kann nicht alles beherrschen, deshalb braucht es für jede neue
Dienstleistung die entsprechende Ausbildung
und Zertifizierung. Für alle Tools, die wir entwickeln, steht die Fachkompetenz an erster
Stelle. Wobei wir dafür noch nicht bezahlt werden. Es ist eine Investition des Berufsstandes in
die Zukunft.
Welche Rolle spielen in Zukunft
die Versandapotheken?
Dominique Jordan: Versandhandel ist im
HMG Art. 27 klar geregelt. Wir haben da eine
komische Situation im Kanton Thurgau mit
dem Versandangebot von rezeptfreien Medikamenten durch «Zur Rose» – wer müsste da
eingreifen? Zuständig sind die Kantone, Swissmedic müsste aber Verstösse melden. Unser
Verband hat geklagt, aber das kann ja lang dauern bis zu einem Urteil.
Es gibt nicht nur die «Zur Rose»,
sondern rund 80 Anbieter im
Versandhandel mit Medikamenten ...
Martin Bangerter: Auch wir haben gegen die
Apotheke «Zur Rose» und einen Arzt geklagt.
Solange die heute gültigen Regeln eingehalten
werden – die eine Arztkonsultation vor der Bestellung verlangen – ist das nicht unser vordringlichstes Problem. Die Apotheke «Zur Rose» ist
ein Problem, weil sie sich unserer Auffassung
nach nicht an das Gesetz hält.
Dominique Jordan: Was gefährlich ist, sind die
längerfristigen Konsequenzen. Denn da wird
mit juristischen Tricks gearbeitet, um die vom
Parlament gewollten Sicherheiten des Gesetzes
zu umgehen.
Aber das grundsätzliche Problem der
Umsatzabwanderung weg vom Fachhandel
ist trotzdem nicht gelöst ...
Martin Bangerter: Wenn Umsatz abwandert,
tut das natürlich sehr weh. Aber schauen Sie
nach Deutschland: Der Trend zum Günstigeinkauf beim Grossverteiler hat sich nicht bestätigt,
die Konsumenten kaufen wieder vermehrt dort
ein, wo Beratungskompetenz vorhanden ist. Das
zeigt, dass der Preis nicht entscheidend ist, wenn
die Beratung stimmt und gewünscht wird.
Dominique Jordan: Ich bin nicht mehr bereit,
meine Zeit für Rosinenpicker-Konsumenten
einzusetzen, die von uns die Gratisberatung
wollen und anderswo kaufen. Wir müssen zunehmend die Möglichkeit haben, die Beratung
extra zu verkaufen.
Die Szene ist heterogen, es gibt doch
gute und weniger gute Fachgeschäfte?
Martin Bangerter: Natürlich. Gerade deshalb
arbeiten wir auf verschiedenen Ebenen intensiv
und mit erheblichen finanziellen Mitteln an einheitlichen Qualitätsstandards und bieten unseren Mitgliedern bereits seit längerer Zeit die entsprechenden Tools zur Umsetzung an.
Welches sind die kritischen Grössen
bezüglich Anzahl Ihrer Fachgeschäfte
in der Schweiz?
Dominique Jordan: Diese Frage lässt sich nicht
einfach so beantworten. Zentral ist etwa, wie viel
an Ertrag oder Gewinn ein Apotheker oder eine
Apothekerin aus ihrem Geschäft herausnehmen
will. Aufgrund der Konkurrenzsituation oder
der Nachfrage entscheidet in unserem liberalen
System primär der Markt. Es ist völlig unmöglich, eine Zahl von Apotheken zu nennen, die in
Zukunft erfolgreich sein werden, da es so viele
Parameter gibt, die hier einen Einfluss haben.
Wir führen dafür eine permanente wissenschaftliche «rollende Kostenanalyse» der Apotheken.
Martin Bangerter: Die neueste unserer regelmässig und gründlich durchgeführten Situationsanalysen zeigt für die nächsten drei Jahre
eine stabile Zahl von ungefähr 430 Drogerien
mit einer sehr guten Zukunft, die rund 80 Prozent unseres Branchenumsatzes erwirtschaften.
Unsere Erfahrung ist zudem, dass durch Betriebsschliessungen erlittene Umsatzverluste
von anderen, gut positionierten Drogerien seit
Jahren glücklicherweise kompensiert werden.
Eine ketzerische Frage: Könnte man
nicht die beiden Verbände SAV und SDV
zusammenlegen? Und so an Schlagkraft
für den Fachdetailhandel gewinnen?
Martin Bangerter: Manche Anliegen haben wir
wohl gemeinsam, andere überhaupt nicht. Nein,
eine Zusammenlegung bringt nichts. Aber mehr
fachhandels- und themenorientierte Allianzen
können durchaus Sinn machen
Dominique Jordan: Abgesehen davon, dass die
Statuten das gar nicht zuliessen, brächte auch
sonst ein Zusammenschluss viel zu wenig. Aber
man könnte sich eine institutionalisierte Zusammenarbeit vorstellen.
Also keine Fusion, aber mehr Zusammenarbeit. Wo, beispielsweise?
Dominique Jordan: Die Aufgabenteilung müsste
neu definiert werden. Beispielsweise haben die
Vorstände der beiden Verbände in den Neunzigerjahren die Listen C und D zusammen entwickelt. Wichtig wäre die Abgrenzung zu den
Grossverteilern, speziell für die Drogerien. Denn
die Streichung der Liste C könnte den Grossver-
teilern die Tür zu allen OTC-Produkten öffnen.
Eine zunehmende «Banalisierung» zugunsten
der Grossverteiler scheint möglich oder sogar
wahrscheinlich.
Martin Bangerter: Die Forderung nach einer
umfassenden OTC-Abgabekompetenz ist für
uns zentral und die dazu lancierten politischen
Vorstösse waren der richtige Schritt. Die Ausbildung der Drogistinnen und Drogisten umfasst
sämtliche Wirkstoffe und Indikationen der
Selbstmedikation und garantiert deshalb eine
einwandfreie Fachberatung für diese Produkte.
Der Druck der Grossverteiler war schon immer
da und würde sich bei der HMG-Revision auch
ohne die erwähnten Vorstösse manifestieren.
Dominique Jordan: Aber es ist schade um die
Zerstörung der Struktur, inhaltliche Veränderungen hätten genügt. Die Drogisten werden
durch die resultierende generelle Banalisierung
die Liste D verlieren und die Liste C nicht gewinnen. Mein Angebot ist immer gewesen, dass
wir die Sache zusammen anschauen und dann
zusammen zu den Behörden gehen. Wir müssen die Fachkompetenzen in Fachgeschäften für
die Sicherheit der Bevölkerung primär in Vordergrund bringen.
Martin Bangerter: Sofern der in der HMGRevision überwiesene Vorschlag in das zukünftige HMG übernommen wird, ist das Problem
gelöst. Ich bin bereit, über Abgrenzungsfragen
zu sprechen, schlage aber vor, dies gemeinsam
mit Swissmedic und allenfalls anderen betroffenen Verbänden zu tun.
Ein letzter Themenbereich: Die Industrie
stellt mit Skepsis fest, dass sowohl Apotheken als auch Drogerien sich immer
mehr über Hausspezialitäten zu profilieren
versuchen. Ihre Meinung dazu?
Dominique Jordan: Hausmarken sind mengenmässig nicht von zentraler Bedeutung. Aber oft
sind es Nischenprodukte, die die Industrie gar
nicht herstellt, und in jedem Fall stärken sie das
individuelle Profil und die Kundenbindung.
Martin Bangerter: Dieser Eindruck täuscht.
Auch wenn man subjektiv das Gefühl hat, es
würden fast nur noch Hausspezialitäten verkauft, entspricht das nicht der Realität. Bei genauem Hinsehen stellt man fest, dass diese kaum
mehr als 20 Prozent des Drogerieumsatzes ausmachen. Hausspezialitäten sind für unsere Profilierung und für die individuelle Beratung
unverzichtbar. Die dadurch ausgestrahlte Kompetenz wirkt sich auch auf die zugelassenen
OTC-Produkte positiv aus.
45
«Detailhandel –
Zusammenarbeit»
Auszug aus
POLITIK
OTX World Nr. 92
Mai 2013
Die Zukunft heisst «Zusammenarbeit»
Foto: zVg
Die Verstärkung, sogar Neuaufgleisung der Zusammenarbeit zwischen Leistungserbringern,
Organisationen, Ausbildnern und Regierungsstellen wird dringender – auch aus Effizienz- und
Kostengründen. Weshalb «gelebte Netzwerke» in den nächsten Jahren eine Blütezeit erleben
werden. Vorausgesetzt, Leistungserbringer wagen, ihre Existenzängste zu überwinden. Hans Wirz
Sehen Sie als Gesundheitsdirektor eine
Entwicklung hin zu mehr Vernetzung?
Im stationären und ambulatorischen Bereich?
Ja, und in beiden Bereichen ist mehr Zusammenarbeit nötig. Im Vordergrund muss dabei
immer der Nutzen für die Patientin und den Patienten stehen. Hier kommt beispielsweise dem
Hausarzt, oft auch dem Spezialisten als Vertrauensperson, die wichtige Rolle als Gatekeeper zu.
Gerade zur Sicherstellung einer möglichst nahtlosen Behandlungskette ist Vernetzung zwingend. Dem hat der Kanton Zürich im Spitalplanungs- und -finanzierungsgesetz Nachachtung
verschafft: Alle Spitäler mit kantonalem Leistungsauftrag müssen garantieren, dass sie über
ein Patientenversorgungskonzept verfügen, das
die vor- und nachgelagerten Leistungserbringer
einbezieht. Wenn man von intensiverer Zusammenarbeit spricht, müssten allerdings auch die
Finanzierungswege und -systeme genauer angeschaut werden; in ihrer Vielfalt sind sie diesem
Gedanken nicht immer förderlich.
Was wäre «förderlich» aus Ihrer Sicht?
Man könnte sich die Schaffung von «KomplettPauschalen» vorstellen, also die Abgeltung der
Behandlung inklusive Vor- und Nachsorgeleistungen.
Regierungsrat Dr. Thomas Heiniger (FDP),
Vorsteher der Gesundheitsdirektion des Kantons
Zürich, sagt: «Es braucht immer Anreize,
damit sich etwas bewegt.»
Entsprechend ihrer Position in unserer Demokratie steuern die Kantone das Gesundheitswesen – so gut es im Spannungsfeld der auseinanderdriftenden, naturgemäss egoistischen
Interessen der Leistungserbringer und der politischen Parteien eben geht. Einig sind sich allerdings alle: Es braucht sehr viel mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit zugunsten der (noch)
gesunden und der kranken Bevölkerung. Einerseits zwecks Qualitätsabsicherung, andererseits
im Sinne von mehr Effizienz – und damit sinnvoller Kostendämpfung ohne Nachteile. OTX
World hat mit Regierungsrat Dr. Thomas Heiniger (FDP), Vorsteher der Gesundheitsdirektion
des Kantons Zürich, gesprochen.
46
Dann würden wohl manche Diskussionen
mit den Versicherern wegfallen, beispielsweise bezüglich Kostenübernahme von
Reha-Leistungen. Gibt es denn schon
Gespräche bezüglich «Komplett-Pauschalen»?
Das Thema wird diskutiert. Die Frage betrifft aber
nicht nur die Abgeltung der stationären Spitalbehandlung, sondern auch der ambulanten Leistungen. Sicher ist, dass SwissDRG und Tarmed als
«lernende Systeme» weiterentwickelt werden
müssen. Kompatibilität muss das Ziel sein.
Bedeutet mehr Zusammenarbeit für Sie
eine Ausweitung der «Plattform Spital»?
Die Spitäler werden zunehmend ambulante
Leistungen anbieten und sich stärker zu Gesundheitszentren entwickeln, die als Kompetenzzentren funktionieren. Bereits sichtbar ist
auch, dass Rehabilitationsangebote verstärkt innerhalb oder in unmittelbarer Nähe zu Akut-
spitälern aufgebaut werden. Im ambulanten Bereich kann ich mir das «Gesundheitshaus» als
innovatives Zukunftsmodell einer integrierten
Versorgung vorstellen: Alle Leistungen, von der
Beratung, zur Behandlung über die Therapie,
würden unter demselben Dach erbracht und
auch dort abgerechnet.
Wie wichtig ist für den Kanton Vernetzung
in der Gesundheitsförderung?
Was unternimmt da der Kanton Zürich?
Gerade vor Kurzem hat der Zürcher Präventionstag stattgefunden: Eine Veranstaltung mit jeweils
rund 300 Fachleuten – das ist gelebte Netzwerkarbeit. Thema des diesjährigen Präventionstages
war die Bedeutung der Gesundheitsligen. Auch
sie leisten wichtige Netzwerkarbeit. Ganz grundsätzlich gilt: Gesundheitsförderung und Präventionsarbeit im Kanton Zürich, für die das Institut
für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich einen umfassenden Leistungsauftrag
des Regierungsrats hat, stützen sich auf die Möglichkeiten der Vernetzung und fördern diese
gleichzeitig. Dies zeigt sich etwa im breiten Angebot in den Bereichen Ernährung und Bewegung oder im gut funktionierenden Netz von
Sucht- und Präventionsstellen.
Gibt es eine Zusammenarbeit
mit der Gesundheitsförderung Schweiz?
Wie sieht sie aus?
Die Zusammenarbeit ist vielfältig. Ein konkretes Beispiel: Zwischen 2009 und 2012 führte der
Kanton Zürich das Aktionsprogramm für ein
gesundes Körpergewicht «Leichter leben» durch.
In diesem Rahmen fand eine enge Kooperation
mit Gesundheitsförderung Schweiz statt. Zurzeit ist eine Fortsetzung des Programms in Arbeit, wiederum mit Unterstützung von Gesundheitsförderung Schweiz. Andererseits geben wir
auch etwas zurück, etwa Forschungsresultate.
Themenwechsel. Können Sie sich vorstellen, zusammen mit anderen kantonalen
Gesundheitsdirektionen Teil einer von
mehreren schweizerischen «Gesundheitsregionen» zu werden?
Die Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsdirektionen wird bereits intensiv gepflegt
– nicht zuletzt im Rahmen der Gesundheitsdirektorenkonferenz oder in Konkordaten und
verschiedensten Organisationen. Gerade im Bereich der Spitalplanung hatte der Kanton Zürich
eine aktive Rolle inne; seine Methodik wurde
und wird von zahlreichen anderen Kantonen
übernommen. Noch mehr als an Zusammenarbeit über die Kantonsgrenzen hinaus fehlt es
aber wahrscheinlich an einer kohärenten nationalen Gesundheitspolitik. Ich habe schon vor
einigen Jahren für ein nationales Gesundheitsgesetz plädiert. Das würde die Steuerung über die
gesamte Schweiz eher ermöglichen. Ob daraus
Gesundheitsregionen folgen können, müsste genauer geprüft werden.
Man kennt ja bereits den Begriff
der Metropolitan-Regionen …
… ein interessanter Ansatz. Ich bin überzeugt,
dass die Metropolitan-Regionen auch im Bereich der Gesundheit eine wichtige Rolle übernehmen können. Gerade weil sie nicht nur kantonsübergreifend, sondern auch Staatsebenen
übergreifend Wirkung entfalten – denn auch die
Städte sind darin vertreten. Will man die grossen
politischen Herausforderungen von heute meis-
tern, dann reicht es nicht, nur auf den Ebenen
Kantone und Bund zu handeln.
Wäre beispielsweise eHealth, das elektronische Patientendossier, eine echte Chance
zur Verbesserung der Zusammenarbeit?
Ja, selbstverständlich. Denn die Vernetzung der
verschiedenen Leistungserbringer zum Nutzen
und Wohl der Patientinnen und Patienten – und
das muss im Mittelpunkt stehen – kann nur
funktionieren, wenn auch die richtigen und
wichtigen Informationen fliessen können. Zürich ist auch hier im Sinne der Koordination und
Unterstützung aktiv. So hat die Gesundheitsdirektion eine Kontaktstelle eHealth geschaffen.
Sie gewährleistet den Zugang zu Informationen,
koordiniert kantonale Projekte und stellt die
Vernetzung auf nationaler Ebene sicher.
Wo sehen Sie ganz allgemein
die «Bremsklötze» bezüglich
verstärkter Zusammenarbeit?
In einem föderalistischen System sind gewisse
Bremswirkungen oder -mechanismen ganz normal. Ausserdem ist das Finanzierungssystem des
Gesundheitswesens in der Schweiz fragmentiert
und entsprechend komplex. Als «Bremsklötze»
wirken schliesslich immer wieder auch die Eigeninteressen der verschiedenen Akteure.
Was könnte die Bremsen lösen?
Es braucht immer auch Anreize, damit sich etwas bewegt. Netzwerke können aber nicht einfach von oben verordnet werden. Sie müssen,
um wirkungsvoll und erfolgreich zu sein, aus einem Bedürfnis der Akteure heraus entstehen.
Besonders anspruchsvoll wird ja die
Langzeitpflege, inklusive der von mehrfach
chronisch Kranken. Könnten sich da neue
Formen der Vernetzung bilden?
Bestimmt. Und da läuft ja auch schon sehr viel.
Gerade die Behandlung chronisch kranker Patienten stellt das Gesundheitswesen vor zunehmend schwierige Herausforderungen. Der
Kanton Zürich beteiligt sich beispielsweise am
Projekt «QualiCCare» des Bundes. Zusammen
mit dem Institut für Hausarztmedizin der Uni
Zürich hat die Gesundheitsdirektion soeben ein
Pilotprojekt dazu gestartet. Im Zentrum steht
die integrierte Behandlung von Patienten mit
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47
«Detailhandel –
Zusammenarbeit»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 93
Juni 2013
Miteinander, statt sich zu bekämpfen
Foto: Hans Wirz
Das offizielle Nebeneinander von Apotheken und Hausärzten ist nachhaltig geprägt vom Streit
über Abgaberechte von Medikamenten. Zum Glück aber gibt es erfreuliche Zusammenarbeit
lokal und regional. Die Rede ist von Qualitätszirkeln, in denen Hausärzte und Apotheken ihre
Erfahrungen und neuen Erkenntnisse austauschen. Mit praktischen Nutzen für alle.
Hans Wirz
Prof. Dr. Olivier Bugnon, Pharmacien chef, Polyclinique Médicale Universitaire (PMU), Lausanne,
sagt: «Interdisziplinäre Zusammenarbeit muss
zum Standard werden.»
Greifbare Resultate
... und enorme Nebenwirkungen
Die Qualitätszirkel Ärzte /Apotheker (QZÄA)
beweisen, dass die Verbesserung der Behandlungsqualität und die gleichzeitige Senkung der
Kosten absolut möglich sind. Um das zu belegen und um von Spekulationen wegzukommen,
wird in den Gruppen Buch geführt. Beispielsweise über die Auswirkungen der Zusammenarbeit von 1999 bis 2010 in Fribourg auf die Medikamentenverschreibungen. Analysiert wurden
die Verschreibungszahlen der beteiligten Ärzte
mit denen einer Kontrollgruppe von rund 650
Allgemeinärzten, die nicht in QZÄA organisiert
waren. Das Resultat in Kürze: Innert zwölf
Jahren der Untersuchung lagen die Verschreibungskosten der Kontrollgruppe 38 Prozent höher als die der QZÄA. Im ambulanten Bereich
ergab sich wenigstens Kostenstabilität, was ja
auch als Erfolg gewertet werden kann. Man hat
sehr früh angefangen, systematisch Daten zu
sammeln, um erstens den Erfolg der Zusammenarbeit zu belegen, damit zweitens der Aufwand finanziert werden konnte. PharmaSuisse
unterstützte denn auch die Bildung von QZÄA
mit Überzeugung und schuf ein entsprechendes Weiterbildungsmodul, das über zwei Jahre
läuft und 13 Kurse umfasst.
Die QZÄA verfolgen also in der Regel einen
ganzheitlichen Ansatz. Was die Teilnehmenden
von QZÄA-Veranstaltungen in ihrer Praxis umsetzen, welche Schlüsse sie ziehen, bleibt jedem
Einzelnen überlassen – es gibt weder Druck
noch Zwang. Es geht also um «solide Pädagogik, wobei das Wohlbefinden und die Gesundheit der Patientinnen und Patienten immer im
Vordergrund stehen». Vor diesem Hintergrund
entwickeln sich in der Regel vertrauensvolle Beziehungen, die auf gegenseitigem Respekt beruhen. Von Problemen ist nicht die Rede. Zwar
kann der Start eines QZÄA schwierig sein, aber
sobald sich Vertrauen entwickelt, ist die gegenseitige Offenheit gegeben. Denn alle wollen ja
lernen und weiterkommen. Auf dieser Vertrauensbasis wird es möglich, neue innovative interdisziplinäre Projekte zu starten, beispielsweise
für chronisch Kranke. Investitionen in QZÄA
sind also gut angelegte Mittel für Weiterbildung,
Forschung und ein gutes Klima der Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern. Abgesehen
eben von erhöhter Effizienz, mehr Qualität und
mehr Sicherheit für die Patientinnen und Patienten. In Kanada zum Beispiel steht es besser in
Sachen Zusammenarbeit. Studenten werden bereits im ersten Semester in die interdisziplinäre
Zusammenarbeit eingeführt. Im zweiten Jahr
dann wird die Zusammenarbeit praktisch geübt
und so wächst ganz natürlich eine selbstverständliche Partnerschaft heran. Eine Vision für
die Schweiz?
Die Themen ...
«Interdisziplinäre Zusammenarbeit» ist ein
Thema, das immer wichtiger wird. Anhand von
entsprechenden Beispielen sind wir in den letzten
Ausgaben von OTX World vermehrt auf das
Thema eingegangen. Berufsgrenzen überschreitende Zusammenarbeit ist allerdings schwierig.
Auch deshalb, weil dabei häufig Existenzängste
aufkommen: Praktisch alle Leistungserbringer
sind mit sinkenden Margen und gleichzeitig
starkem Kostendruck konfrontiert. Umso erfreulicher, dass es zahlreiche Hausärzte und Apotheker gibt, die offen und interessiert zusammenarbeiten – letztlich zugunsten der Bevölkerung. In
der Schweiz gibt es (laut pharmaSuisse) ungefähr
50 solcher Qualitätszirkel. Was wird da besprochen, was sind die Resultate und wie funktioniert
die Zusammenarbeit? OTX World hat sich mit
Prof. Dr. Olivier Bugnon über die Wirksamkeit
und Nebenwirkungen von grenzüberschreitenden Gesprächen unterhalten.
48
Priorität an den vier bis fünf jährlichen Treffen
der QZÄA hat die Verschreibung. «Aber nicht
nur die individuellen Zahlen oder die Verschreibungsqualität, sondern auch die Verschreibungsmenge, die in Jahresstatistiken mündet», stellt
Bugnon klar. «Andere wichtige Themen sind beispielsweise die Wahl der Produkte, Sicherheitsfragen, neue Produkte, der Einsatz von Generika,
Weiterbildung oder Kosten-Nutzen-Betrachtungen.» Und Kostenfragen? «Dass mithilfe der
QZÄA Kosten gesenkt werden, ist eigentlich kein
einziges Ziel, aber die willkommene Kostensenkung ergibt sich sozusagen als Nebenprodukt.
Man hat häufig weniger Verschreibungen oder
ändert die Frequenzen. Der vermehrte Einsatz
von Generika wirkt sich ebenfalls positiv auf
die Kosten aus und manchmal führen die Gespräche zu Optimierung der Therapien. Beispielsweise können Therapien kürzer werden,
oder man halbiert die Dosis.»
«Detailhandel –
Entwicklung»
Auszug aus
POLITIK
OTX World Nr. 90
März 2013
Hausärztliches Coaching in Aktion
Foto: © Gina Sanders, Fotolia.com
Wer genauer hinschaut, wird sich wundern: Die Hausärzte sind im Begriff, ihre Funktion ebenso
gezielt wie nachhaltig in Richtung Gesundheitsförderung und Prävention auszuweiten. Mit einem
Projekt, das wir im letzten OTX World vorgestellt haben. Lesen Sie in der Folge mehr zum aktuellen
Entwicklungsschritt.
Hans Wirz
Hausärztliches Gesundheits-Coaching ist ein
systemorientiertes Angebot, das sich individuell am Patienten orientiert und diesem sogar
die Steuerung überlässt – was für die «Götter
in Weiss» doch ein erstaunlicher Ansatz ist.
Zum Tragen kommt ein neues, modernes Konzept der Gesprächsführung. Das hausärztliche
Coaching wurde in einem gross angelegten
Versuch im Kanton St. Gallen durchgeführt
und mit Forschung begleitet.
Rechtsumkehrt?
Die ganzheitliche Betrachtung des Patienten
durch Ärztinnen und Ärzte könnte mit dem
neuen Angebot zur Regel werden: Eine gewünschte Entwicklung auf breiterer Basis mit
den zwei deutlich verstärkten «Pfeilern» Gesundheitsförderung / Prävention und stärkerer
Einbezug des ganzen Menschen statt (infolge
Zeitdrucks) nur Fokussieren auf die aktuelle
Krankheitssituation. Eine Aufwertung, die wohl
nicht nur den Bedürfnissen der Bevölkerung
entgegenkommt, sondern auch den Beruf des
Mediziners attraktiver machen wird.
Was die beteiligten Ärzte zum
Pilotversuch sagen
Für jede Ärztin und jeden Arzt gestaltete sich
diese Versuchsphase – mit 954 teilnehmenden
Patienten – natürlich anders. Aber alle erlebten sie als spannende und belebende Herausforderung. Manche bekamen mehr Freude an
ihrer Praxis, erfuhren sie als Burn-out-Prophylaxe oder erlebten eine wohltuende Ausweitung
ihrer Tätigkeit vom schnellen Macher zum einfühlsamen Begleiter. Der auch mal gerne (und
zum Vorteil des Prozesses) Verantwortung abgibt. Aussagen wie «Die Beziehung zwischen
Arzt und Patient veränderte sich» oder «Ein
solches Angebot gehört in die Hausarztpraxis»
deuten auf erfreuliche Kompetenzerweiterungen hin. Ein Hausarzt fasste seine Erfahrungen so zusammen: «Gesundheits-Coaching
ist wirksam, effizient und macht erst noch
Freude.» Nicht zuletzt wohl auch, weil die Patientinnen und Patienten das Angebot mehrheitlich sehr begrüssten – 91 Prozent der angesprochenen liessen sich für das Gesundheits-Coaching motivieren. Wie äusserten sie
sich zum Erfolg?
Das schätzten die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer
Vermutlich war es für viele überraschend, dass
ihr Hausarzt plötzlich mehr Zeit für sie hatte.
Man lobte jedenfalls das offene Gespräch, das
ärztliche Engagement, die Verbindlichkeit des
Projektes und den erzielten Fortschritt. Wobei
es seitens der Beteiligten eine positive Einstellung, oft einen starken Willen und die Unterstützung anderer Personen brauchte – man
weiss, wie hartnäckig sich alte Gewohnheiten
halten. Viele Patientinnen und Patienten waren
allerdings auch überrascht davon, wie viel mit
relativ wenig Aufwand erreicht werden kann.
Manche erkannten und anerkannten die Dringlichkeit, selber Schritte zugunsten ihrer Gesundheit zu unternehmen.
Und die «Aussteiger»?
37 Prozent der Eingestiegenen blieben dran,
was eine erstaunlich hohe Zahl ist. Man sollte
sich davor hüten, die Aussteiger als Versager zu
sehen. «Es gibt keine Drop-outs – jeder Schritt
ist wichtig für eine Phase der Veränderung. Es
ist ganz normal, dass gewisse Schritte mehrmals
gemacht werden», schreibt dazu die Projektleitung. Es gibt natürlich in so einem Projekt
Hunderte von vorgeschobenen oder echten
Gründen zum Ab- oder Unterbruch. Vom erfolgreichen Pilotversuch wird es wohl in Zukunft in vielen Praxen das Standardangebot
«Hausärztliches Gesundheits-Coaching» geben
– sobald es dafür eine Tarmed-Finanzierungslösung geben wird.
Die Philosophie dahinter
Das Projekt Gesundheits-Coaching KHM
bezweckt die Verbreitung der von den
Hausärzten durchgeführten Beratungen
für gesundheitsrelevante Verhaltensweisen, die das ganze Spektrum ihrer
medizinischen Tätigkeit betreffen, also
Prävention, Diagnostik, Therapie und
Rehabilitation.
Es geht mit diesem Angebot nicht um
eine neue Profilierung der Hausärzte,
sondern um die Gesundheit des Patienten, und wie er mit seinem Arzt zusammen dazu gelangt, selber etwas dafür
tun zu können.
Das Gesundheits-Coaching will also die
Erfahrungen und Potenziale in jedem
Menschen aktivieren und ihm ermöglichen, diese zu nutzen. Damit er sein Gesundheitsverhalten in Selbstverantwortung nachhaltig ändern kann. Dafür
brauchen Menschen für regelmässige
Besprechungen in den meisten Fällen
Bezugspersonen.
Gesundheits-Coaching setzt eine seriöse
Bestandesaufnahme und medizinische
und psychologische Grundkenntnisse
voraus und braucht zusätzliche, systematische Ausbildung, damit die Patienten optimal betreut werden können.
49
«Detailhandel –
Entwicklung»
Auszug aus
POLITIK
OTX World Nr. 59
Juni 2010
Bremser und Antreiber am Werk
Das schweizerische Stimmvolk hat sich am 17. Mai 2009 mit einem wuchtigen, sogar überwältigenden Ja zur Komplementärmedizin bekannt. Man will das Natürliche, ohne Zweifel. Was ist seither
in der Sache passiert? Scheinbar nichts. Jedenfalls nicht vor den Kulissen. OTX World ist dem Thema
nachgegangen und berichtet über den Stand der Dinge.
Hans Wirz
Hinter den Kulissen der Initianten lief am Tag
nach der Abstimmung ein neues Programm an.
Denn man wusste: Ohne die energische Weiterverfolgung des Themas würde in Sachen Neupositionierung der Komplementärmedizin im
schweizerischen Gesundheitswesen wenig bis
gar nichts passieren. Der Druck musste also
nicht nur aufrechterhalten, sondern sogar verstärkt werden. Nach dem positiven Abstimmungsresultat haben sich auf der politischen,
der unternehmerischen und der Verbandsebene
neue Bündnisse gebildet. Man schloss sich der
Effizienz und der Stosskraft willen enger zusammen. Das Netzwerk der Förderer der Komplementärmedizin ist enger geworden.
Aktive Politik ...
Sehr schnell bildete sich eine parlamentarische
Gruppe für Komplementärmedizin; eine Delegation der Gruppe bekam am 28. Februar die
Gelegenheit, Bundesrat Didier Burkhalter die
Anliegen der Komplementärmedizin und den
konkreten Handlungsbedarf auf Stufe Bund
darzulegen. Das Resultat: Der Bundesrat will das
50
Grundwissen der Komplementärmedizin ins
Studium von Ärzten, Zahnärzten und Apothekern in die Revision des Medizinalberufsgesetzes aufnehmen. Die Anliegen der Komplementärmedizin sollen auch im neuen Heilmittelgesetz
deutliche Spuren hinterlassen. Co-Präsident der
parlamentarischen Gruppe ist Ständerat Rolf
Büttiker, zusammen mit Co-Präsidentin und
Nationalrätin Edith Graf-Litscher.
Apothekerverband nicht mit von der Partie ist,
erstaunt. Sind doch viele Apotheken sehr stark im
Komplementärmedizin-Bereich. Ob sich wohl
bald ein Apotheken-Unterverband bildet? CoPräsidenten des Dachverbands Komplementärmedizin DAKOMED sind Nationalrätin Edith
Graf-Litscher und Lukas Rist, der schon das Initiativkomitee geleitet hat.
Das BAG blockt ab
... auch in den Kantonen
Der neu gegründete «Dachverband Komplementärmedizin» koordiniert an oberster Stelle und
legt momentan die Anliegen der Komplementärmedizin den Gesundheitsdirektoren in den Kantonen vor. Da geht es vor allem um die Schaffung
von Lehrstühlen für Komplementärmedizin an
den Universitäten. Dem Dachverband Komplementärmedizin gehören komplementärmedizinische Ärzte- und Therapeutenorganisationen,
Spitäler, Gesundheitsorganisationen, der Schweizerische Drogistenverband, der Verband für komplementärmedizinische Heilmittel und weitere
Organisationen an. Dass der Schweizerische
Volkswille hin, parlamentarische Aufträge her,
das Bundesamt für Gesundheit bremst, wo es
kann, wenn es um die Förderung der Komplementärmedizin geht. «Das wäre zu schwach
ausgedrückt; das BAG übt sich in aktivem Widerstand!», verbessert mich Walter Stüdeli,
Förderer der ersten Stunde der Initiative und
Sprecher des Dachverbands Komplementärmedizin DAKOMED. Offenbar treibt es die
Bürokratie immer bunter, «es wird immer
schlimmer». Wieso wird beispielsweise dem
Auftrag des Parlaments, die Zulassung von
Medikamenten aus dem komplementärmedizinischen Bereich zu erleichtern, nicht nach-
gekommen? Wo genau sitzen die Verhinderer?
Es darf doch nicht sein, dass Ämter mit fadenscheinigen «Gründen» den Volkswillen
torpedieren und das Parlament ins Leere laufen lassen? Immerhin – und das wird letztlich
massgebend sein – zeigt sich der oberste Chef,
Bundesrat Didier Burkhalter, offen für sachliche Argumente und für die Entwicklung
pragmatischer Lösungen, die dem Gesundheitswesen und den Bürgerinnen und Bürgern
Fortschritte bringen.
Komplementärmedizin wieder in die
Grundversicherung?
Ende April haben die Fachgesellschaften für anthroposophische Medizin, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie und der traditionellen chinesischen Medizin beim Bundesamt für
Gesundheit Gesuche um Aufnahme ihrer komplementärmedizinischen Leistungen in den
Leistungskatalog der Grundversicherung eingereicht. Gemäss Medienmitteilung will das Departement des Innern (EDI) «den Entscheid voraussichtlich bis Ende des Jahres» abschliessend
fällen. Nach wie vor gelten die Kriterien Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit. Unter anderem wird die «Alltagswirksamkeit» berücksichtigt – was immer man darunter
verstehen mag. Die zuständige Eidgenössische
Kommission für allgemeine Leistungen und
Grundsatzfragen (ELGK) zieht entsprechende
Expertinnen und Experten bei. Das BAG prüft
dann die Gesuche auf ihre Vollständigkeit hin
und beurteilt zuhanden des EDI die Anträge.
Ebenfalls äussert sich das BAG zur Qualität des
Antrags sowie zu einzelnen Dimensionen der
beantragten Leistungen, gibt aber keine Empfehlungen ab. Dies tut anschliessend das ELGK
zuhanden des EDI.
Die Beweislage ...
Um die drei Hauptanforderungen Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit
belegen zu können, haben die fünf Ärztegesellschaften entsprechende Belege geliefert. Die
sind vorhanden, denn seit dem Ausschluss aus
der Grundversicherung 2005 sind über 200 kli-
nische Studien, darunter 50 Doppelblindstudien, gemacht worden. 80 Prozent der Studien
weisen nach, dass ärztliche Komplementärmedizin wirksam ist.
... und Diplome
Was im Moment offensichtlich (wieder) aktuell
wird, ist die Schaffung einer gesamtschweizerisch gültigen Reglementierung für nicht ärztliche Berufe im komplementärmedizinischen
Bereich. Dieses existenzielle Bedürfnis der Berufsverbände nach Definitionen, Prüfungen und
Diplomen wurde vom damaligen Bundesrat
Couchepin willkürlich gestoppt.
Fünf Kernforderungen
Die Anliegen der Verfechter der Komplementärmedizin sind nach der Abstimmung die gleichen wie vor der Abstimmung:
]Integrative Medizin fördern (Zusammenarbeit Schul- und Komplementärmedizin)
]Fünf ärztliche Komplementärmedizinen
in die Grundversicherung aufnehmen
]Nationale Diplome und kantonale Praxisbewilligungen für nicht ärztliche
Therapeutinnen und Therapeuten schaffen
]Heilmittelschatz bewahren
]Lehre und Forschung für Komplementärmedizin sicherstellen
Q
Who’s Who
Eine grosse Zahl von Einzelpersonen und Organisationen geben den Anliegen der Komplementärmedizin möglichst viel Schub. Ein
komplexes Netz ist am Wirken! Und das sind
die drei Dachorganisationen, die sich entschlossen für die Umsetzung des Volkswillens zur Stärkung der Komplementärmedizin einsetzen:
Dachverband Komplementärmedizin
DAKOMED
Das erfolgreiche Abstimmungskomitee der
Volksinitiative «Ja zur Komplementärmedizin» hat sich umfirmiert und erweitert. Die Organisation heisst jetzt «Dachverband Komplementärmedizin». Das Ziel des Verbandes
ist, die Umsetzung der fünf Kernforderungen
der Initiative politisch voranzutreiben und die
Öffentlichkeit gezielt über die entsprechenden Schritte zu informieren.
Kontakte:
] Lukas Rist, Co-Präsident,
[email protected]
] Nationalrätin Edith Graf-Litscher,
[email protected]
] www.dakomed.ch
UNION komplementärmedizinische
Ärzteorganisationen
Besteht aus den sechs Mitgliedern Assoziation Schweizerischer Ärztegesellschaften für
Akupunktur und Chinesische Medizin; SAGEM
Schweizerische Ärztegesellschaft für Erfahrungsmedizin; SANTH Schweizerische Ärztegesellschaft für Neutraltherapie nach Huneke;
SMGP Schweizerische Medizinische Gesellschaft für Phytotherapie; SVHA Schweizer Verein homöopathischer Ärztinnen und Ärzte
und VAOAS Vereinigung anthroposophisch
orientierter Ärzte in der Schweiz.
Kontakte:
] Walter Stüdeli, Dachverband Komplementärmedizin, [email protected]
] Dr. med. Hansueli Albonico,
[email protected]
OdA AM Organisation der Arbeitswelt
Alternativmedizin Schweiz
Die OdA AM ist ein Zusammenschluss der Berufs- und Schulverbände der Alternativmedizin. In Kooperation mit dem Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) erarbeitet
sie die Berufsreglementierung im Bereich der
Alternativmedizin. Das Ziel ist ein eidgenössisch anerkanntes Diplom. www.oda-am.ch
Pharma-Blog
FÜR DEN PHARMA-MARKT
Ihre Meinung zu diesem Thema können Sie unter www.pharma-blog.ch abgeben.
51
«Detailhandel –
Entwicklung»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 91
April 2013
Das Beste aus beiden Welten
In den USA ist Webinar als Ausbildungsplattform für sehr viele Berufe längst selbstverständlich und sehr weit verbreitet. Jetzt gibt es das optimale Lerninstrument auch in der Schweiz.
Drogist Donat Baur, seit jeher «angefressen» von
den neuen Medien und Internettechnik, hat mit
Partnern die neue Ausbildungsplattform gegründet und erklärt gegenwärtig in der deutschen
Schweiz das System – auch uns von OTX World.
Foto: © momius, Fotolia.com
eLearning ist eine gute Sache – wir haben darüber in den letzten beiden Ausgaben berichtet. Aber
jetzt kommt eine neue Dimension ins Spiel: Webinar. Dieses neue Angebot kombiniert eLearning
mit Frontalunterricht. Ist aber preislich interessanter als beides, bietet in mancher Hinsicht mehr
Nutzen und ist deshalb zukunftsträchtig. Wie funktioniert es?
Hans Wirz
Das System
Wer dann lernen (oder Wissen auffrischen) will,
wann es ihr oder ihm zeitlich passt, liebt eLearning. Also das Lernen auf einer elektronischen
Plattform mit Erfolgskontrolle. Wer interaktives
Lernen bevorzugt, aber nach Feierabend nicht
noch zu Abendkursen reisen will oder kann, bevorzugt eine Ausbildungsplattform. Im Webinar-Seminarraum treffen sich bis zu hundert
Interessierte, lassen sich informieren, stellen
Fragen und bekommen augenblicklich Antworten, also wie am Seminar vor Ort. Erhalten später eine Zusammenfassung («Protokoll») – und
die Ausbildungspunkte werden automatisch
und fein säuberlich an die Fachverbände gelie-
Die Angst und die Lust ...
Alles Neue und Ungewohnte löst bei Unternehmen erst mal fragende Reaktionen aus: Haben
wir das im Griff? Kommt es an? Haben wir
genügend Teilnehmerinnen und Teilnehmer?
Nicht zurückschrecken die Nutzerinnen und
Nutzer: Sie kennen kaum Berührungsängste
mit neuen Techniken und Lernformen, sie haben Spass. Imagemässig kommt das System bei
den Usern sehr gut an. Nach wie vor bleibt
allerdings das Schwierige des elektronischen
Fernlernens: Es braucht viel Selbstdisziplin
und Konzentration. Die übrigens während dem
Unterricht immer wieder «getestet» wird.
Der beste Einstieg
fert. Firmen, die Webinare veranstalten, stellen
den Seminarleiter und seine Präsentation zur
Verfügung. Die Ausbildungsplattform ist sozusagen die «Schaltstelle» für den Anlass und unterstützt sowohl den firmeneigenen Referenten,
als auch die Nutzer. Diese geben nach jedem Seminar ihr Feedback.
Für umfassende Information empfiehlt Donat
Baur den Klick auf www.swisswebinar.ch. Dort
finden sich alle wichtigen Informationen. «Am
besten registriert man sich anschliessend für
den Newsletter, dann bekommt man immer
wieder die aktuellen Informationen per E-Mail
zugestellt». Es gibt in monatlichem Rhythmus
eine Übersicht über alle Seminare, die man in
der Regel gratis buchen kann.
Die ersten Echos
«Sie haben sich entschlossen, die Ausbildungsplattform Swisswebinar zu nutzen. Was
waren die Gründe dafür und was sind Ihre
Ziele mit dem neuen Tool?» Das haben wir
drei Anwender gefragt. Hier ihre Antworten:
Nicolai Zanetti, Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung der ebi-pharm ag:
«Wir wollen mit dieser neuen Online-Dienstleistung unser äusserst breites Angebot an
Präsenzschulungen sinnvoll ergänzen und
unsere Kompetenz in der komplementärmedizinischen Fortbildung weiter ausbauen.
Die Kombination von Präsenzschulung und
Webinar im Sinne eines Blended Learning 1
ist eines unserer weiteren Ziele. Das System
macht Sinn. Die vorteilhafte Arbeitsteilung
und die Möglichkeit, ohne grosse Vorinvesti-
52
tionen erste Erfahrungen im eLearning zu sammeln, sind weitere Gründe, weshalb wir uns für
Swisswebinar entschieden haben.»
Perry Kollbrunner, Leiter Marketing und
Verkauf, Dr. Dünner AG:
«Webinar ist modern, also zeitgemäss, weil es
ein interaktives Tool ist. Es ist auch modern,
weil es – wie unser Unternehmen – Rücksicht
nimmt auf die Umwelt: Statt zu Seminaren zu
fahren, kann man seine ganze Energien in den
Lernprozess stecken. Webinar ist demnach
auch einfach praktisch. Wir gehen davon aus,
dass das die Nutzer schätzen und umso lieber
mitmachen, wenn es um die Vertiefung von
Wissen bezüglich Heilpflanzen, Vitaminen,
lebenswichtigen Mineralien und speziellen
Vitalstoffe geht.»
Claudia Meier, Ausbildungskoordinatorin
des Schweizerischen Drogistenverbands:
Das Swisswebinar ist eine innovative und
zukunftsweisende Form des Lernens. Das
Lernziel steht im Vordergrund. Lange Anfahrtswege fallen weg. Es wird deshalb möglich sein, Webinare die 45 Minuten und mehr
dauern, beim Schweizerischen Drogistenverband validieren zu lassen. Den Absolventinnen und Absolventen wird 1 Punkt gutgeschrieben. Zudem sehen wir die Webinare
als sinnvolle Erweiterung zu unserer eLearning-Plattform DrogoBrain. Die Kombination
dieser beiden Elemente ergibt einen attraktiven Lern-Mix, den es zu nutzen gilt.
Glossar
1 gemischtes Lernen
«Detailhandel –
Entwicklung»
Auszug aus
MARKT UND MENSCHEN
OTX World Nr. 93
Juni 2013
Leben ohne Verfallsdaten
«Die Gesellschaft des langen Lebens» lautete der Titel einer Tagung am GDI in Rüschlikon im
Frühling dieses Jahres. Ein brandaktuelles Thema. Nicht nur wegen der zu erwartenden sehr
hohen Kosten, sondern, weil einige Weichen gestellt werden müssen, die das soziale Umfeld
der älter werdenden Menschen betreffen. Eine Studie erhellt das Thema.
Hans Wirz
Resultate der Studie
Die Studie, auf deren Ergebnissen die Tagung am
GDI basierte, wurde von senesuisse, dem Verband wirtschaftlich unabhängiger Alters- und
Pflegeeinrichtungen, in Auftrag gegeben. Wie
sieht alt werden und alt sein in Zukunft aus?
Diese Frage wird zunehmend offen, öffentlich
und ohne Tabus diskutiert – ähnlich wie das
Thema Sterben. Zum Glück, da die Menschen
in unseren Breitengraden mit einem immer längeren Leben rechnen dürfen, werden die entsprechenden Thematiken zunehmend wichtiger. Die
Studie umfasst je zwei Thesen in den drei Bereichen «Alter», «Wohnen» und «Pflegen»; an der
Tagung wurden sie in Form von sechs Thesen
vorgestellt. Zusammen mit grundsätzlichen Aussagen von verschiedenen Referentinnen und Referenten zum Thema.
Grundsätzliche Aussagen
Persönliche Einstellungen und das Umfeld bestimmen weitgehend die Situation der älter werdenden Bevölkerung. Dazu einige konkrete
Aussagen:
Zu viele ältere (an sich gesunde Menschen) befinden sich in Spitälern, weil geeignete Wohn-,
Pflege- und Dienstleistungsstrukturen fehlen.
Viele ältere Menschen fühlen sich bis 80 nicht
«alt», da sie geistig und körperlich recht fit
sind – halt mit akzeptierbaren, natürlichen
«Abnützungserscheinungen». Entsprechend
mehr wollen Ältere mit neuen Lösungen experimentieren.
Alternde Menschen wollen möglichst lange im
gewohnten Umfeld bleiben, also zu Hause, sich
aber (zunehmend selbstbewusst) frei bewegen
können, weil sie sich ihre «Neugierde am Leben» erhalten haben.
Älter werden ist komplizierter geworden,
die Übergänge sind fliessend, die Ansprüche
bedeutend höher; Demenz und chronische
Krankheiten sind zum Schicksal vieler älterer
Menschen geworden.
Älter werden geht mit Verlusten und hauptsächlich gesundheitlichen Beeinträchtigungen einher. «So what!» sagen sich immer mehr
Alternde und beschliessen, sich trotzdem seelisch wohl zu befinden und ihren persönlichen
Lebensstil zu leben. Möglichst in grösserem
Masse als in ihrem jüngeren Leben.
Mobilität und leichte Zugänglichkeit zu kulturellen Anlässen steigern das Wohlbefinden
und sind positiv für die Gesundheit im Alterungsprozess.
Bei der Studie haben sich wie erwähnt sechs
Thesen in den drei Bereichen «Alter», «Wohnen»
und «Pflegen» herauskristallisiert. War der Begriff Altwerden früher mit Niedergang und
Verfall besetzt, sehen «die Alten» heute gesund,
kräftig, lebenslustig und gepflegt aus. Klar ist inzwischen, dass «Alter» nicht mehr als Kategorie
definiert werden kann. Altern ist fliessend und
damit grenzenlos geworden, heterogen und individueller denn je. Rente und Ruhestand sind
Begriffe der Vergangenheit, neben und nach
der Erwerbsarbeit sind wir anderweitig aktiv
und produktiv. Alles wird möglich sein: «gogo», «slow-go», «no-go». Heim und daheim verschmelzen zu Quartieren, das Bedürfnis nach
Mobilität bleibt konstant. Gewünschte Pflegeleistungen können (im Rahmen eines ServicePaketes) einfach bestellt werden. Das Reisen
hört nicht auf; wo es geeignete Orte gibt, fühlt
man sich zu Hause. Altern wird allerdings immer anstrengender, entsprechend wächst das
Bedürfnis nach Services nicht nur im eigentlichen Pflegebereich, sondern nach allem, was
das Altern vereinfacht. Schliesslich werden wir
uns damit abfinden müssen, dass mehr und
mehr der Pflegearbeit von Robotern übernommen werden wird – immerhin sollen sie nicht
wie solche aussehen. Schöne neue Welt!
Welche Potenziale sieht senesuisse?
Senesuisse ist ein Verein, der die Interessen von 320 wirtschaftlich unabhängigen Altersund Pflegeeinrichtungen in der Deutschschweiz und der Romandie vertritt. Sowie sich
(unter anderem) mit längerfristigen Fragestellungen zum Thema «Alter» befasst. Als Initiantin der vorgestellten Studie sieht sie folgende hauptsächliche Notwendigkeiten, damit die «Potenziale einer Gesellschaft des langen Lebens» realisiert werden können:
Starre Einteilung in Lebensphasen beseitigen und die Organisation der
Arbeitswelt entsprechend anpassen.
Modulare Dienstleistungen kreieren, die die Frage «Daheim oder im Heim?»
weitgehend obsolet macht.
Offene Plattformen für Anbieter aufbauen.
Mit technischen Innovationen das Pflegesystem entlasten, um im Alter
Selbstständigkeit und Kontrolle über das eigene Leben zu erhalten.
53
«Detailhandel –
Entwicklung»
Auszug aus
POLITIK
OTX World Nr. 97
Okt. 2013
Bildungspolitik im Gesundheitswesen
Neuartige Therapien, Kostendruck und Mengenausweitung erzwingen im Bildungsbereich der
Krankheitsbewältigung völlig neue Lösungsansätze. Gefragt ist ein Wechsel der Perspektiven und
der Bildungsschwerpunkte. Im Zentrum einer neuen Bildungspolitik soll neuerdings die professionelle Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Leistungserbringern stehen.
Hans Wirz
wichtig, Lösungen für einzelne Berufsgruppen
zu finden. Denn Patientinnen und Patienten
wollen einfach möglichst beschwerdefrei und
ohne Nebenwirkungen wieder gesund werden – egal durch wen. Wobei rasant steigende Kosten den teilweise ausufernden
Wünschen bald Grenzen setzen dürften.
Umso wichtiger, dass beispielsweise
Doppelspurigkeiten durch sektorenübergreifende Zusammenarbeit möglichst vermieden werden können.
das Papier erstellt haben. Die Ausbildung für
neues Funktionieren im Gesundheitswesen
müsse neben der fachlichen Expertise «prioritär die Kooperations-Kompetenzen fördern».
Was neue methodische und didaktische Ansätze
erfordert. Dazu braucht es wohl Definitionen
und Beschreibungen der sektorenübergreifenden Prozesse.
Dann müssen interprofessionelle Lernarrangements, neue Lernorte und -mittel geschaffen
werden. Gefragt sind die Fähigkeiten zu hinterfragen und zu reflektieren.
Illustration: © Scanrail, Fotolia
Fünf Postulate
Damit im komplexer werdenden Gesundheitswesen
die zahlreichen Zahnrädchen optimal ineinander
greifen, braucht es gut ausgebildete Fachleute.
Die Stiftung Careum fördert in erster Linie die
Bildung im Gesundheits- und Sozialwesen durch
Innovation und Entwicklung. Ihr Ansatz ist gesamtheitlich, nachhaltig und praktisch orientiert. So kann es nicht erstaunen, dass im neuesten «Careum Working Paper 7» die Umrisse
einer neuen Gesundheitsbildungspolitik umfassend dargestellt werden. Es wurde über zwei
Jahre kontrovers diskutiert und reflektiert, basierend auf den Vorstellungen einer neuen Gesundheitspolitik.
Was die Patienten wollen
Im Zentrum des Papiers steht der Nutzen für
die Bevölkerung. Aus deren Optik ist es ja nicht
54
Die Autoren schlagen fünf Postulate
zugunsten einer zukunftsfähigen
Gesundheitsbildungspolitik vor.
❚ Als erstes wird die Ausrichtung der
Gesundheitsbildungsziele auf die Innovationsfähigkeit der Gesellschaft und
die Gesundheitskompetenz der Bürger
genannt. Mehr erwartet soll und kann
auch werden in Sachen Gesunderhaltung,
statt der dominierenden kurativen Ausrichtung der Bildung. Noch muss sich also die Erkenntnis durchsetzen, dass das Gesundheitssystem mehr beinhaltet als Krankenbehandlung.
❚ Ein zweites Erfordernis wäre, nebst der Bildung für patientenbezogene Funktionen auch
andere Erfordernisse gleichwertig einzubeziehen: Populationsentwicklung, Organisation,
Erkenntniserweiterung, Regulierung und Finanzierung.
❚ In einem dritten Postulat werden Kantone und
Bund aufgefordert, durch entsprechende Legislaturziele und Budgetsteuerung die vorgenannten Erfordernisse zu verwirklichen.
❚ Viertens sollen nicht nur die Ausbildungsziele
neu definiert werden, sondern eine neue Weiterbildungsstrategie.
❚ Der vielleicht wichtigste fünfte Punkt ist die
Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten.
Kooperations-Kompetenzen
Mit Blick auf die Praxis stellt man fest: Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Leistungserbringern ist noch sehr minim. Das Konkurrenzdenken dominiert. Respektive die Angst,
die Hoheit über den Heilungsprozess abzugeben.
Das scheinen auch die Autoren so zu sehen, die
Mangelsituationen neu ansehen
Die gegenwärtigen Bildungsstrategien reflektieren die Versorgungsprioritäten des frühen 20.
Jahrhunderts. Man konzentriert sich auf die kurative Situation, schliesst andere Aspekte weitgehend aus oder definiert sie als «Kleinigkeiten».
Man denke nur etwa an Gesundheitsförderung
und Prävention, mentale Gesundheit, Palliativversorgung, Systemsteuerung, Forschung über
die Gesundheitsversorgung oder Bildungsstrategien sowie dringende Diskussionen über das
Wünschbare und das Machbare.
Was dominiert, sind – nebst dem Kurativen –
die Hinweise auf Mangelerscheinungen bei den
verschiedenen Leistungserbringern. Beispielsweise, dass es zu wenige Ärzte und zu wenig
Pflegepersonal gebe. Das Papier hält auch fest,
das Gesamtsystem habe kaum Fürsprecher.
Sondern werde «stets von neuem auf die Definitionsmacht der einflussreichen Professionen»
zurückgeworfen. «Ebenso wird dadurch die
Frage nach allen anderen derzeit notwendigen
und künftig erforderlichen Berufen für ein wirkungsvolles und bedarfsorientiertes Gesundheitssystem in den Hintergrund gedrängt.»
Bemängelt wird der fehlende Bezug der Bildung
auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Diese Situation wird sich mit diesem Careum-Papier nicht gross ändern. Aber
als wertvollen Beitrag zu den anstehenden Debatten ist es sehr willkommen und kann alle
Akteure im Gesundheitswesen zum Nachdenken – und Schlüsseziehen – anregen.
Laden Sie das «Careum Working Paper 7» herunter unter www.careum.ch.