Heinrich Recken

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Heinrich Recken
Die Bedeutung von
AAL für die Pflege
im Quartier
Mainz
07.03.2014
Heinrich Recken
Hamburger Fern-Hochschule
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Zur Person
 Heinrich Recken
 Krankenpfleger, Lehrer für Pflegeberufe,
Soziologe (B.A.)
 Studienzentrumsleiter HFH Essen
Gesundheit und Pflege
 Mitglied im Vorstand der Deutschen
Gesellschaft für Pflegewissenschaft
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Gliederung
• Der pflegewissenschaftliche
Diskurs
• Ein Blick in die Pflegepraxis
– Der Versorgungsbedarf
– Lösungsansätze
Abbildung 22: Professionelle Ernährungspflege
© AGAPLESION gAG Geriatrisches Netzwerk im Alten- und Pflegeheim
15. April 2013
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Pflegewissenschaftlicher
Diskurs
• DGP Fachtagung 2012
– Technologieentwicklung in
der Pflege –
Herausforderungen für die
Pflegewissenschaft
• Schwerpunktheft Pflege
und Gesellschaft
– Technik und Pflege
Heft 4/2010
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Standpunkte
• Manfred Hülsken –Giesler Universität Osnabrück:
Technikkompetenzen in der Pflege – Anforderungen im Kontext der
Etablierung Neuer Technologien in der Gesundheitsversorgung
„ Dabei entsteht bisweilen der Eindruck, dass
Technikkompetenzen in der Pflege in erster Linie dazu
genutzt werden sollen, die zunehmenden systemischen
Bedarfe an gesundheitsrelevanten Daten zu bedienen.
In dieser Perspektive läuft eine professionelle Pflege
Gefahr, ihre Professionalisierung mit einer weiteren
Unterwerfung unter pflegefremde Interessen zu
erkaufen.“
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Standpunkte
Heiner Friesacher Universität Bremen
Pflege und Technik – eine kritische Analyse
Dieser Diskurs sollte als ein kritischer und normativer geführt
werden, denn die Technisierung berührt zentrale Fragen des
Menschseins, und
diese sind aufs Engste mit normativen Fragen verknüpft.
So geht es im Kern um die Frage nach dem guten Leben und die
sozialen Bedingungen, unter denen gelingendes menschliches
Leben möglich ist.
Die Lebens- und Leidenserfahrungen der betroffenen Menschen
bilden dabei den Ankerpunkt für die Maßstäbe der Kritik.
Die zentralen Kategorien für eine sozialkritische bzw. pflegekritische
Analyse der Technisierungsprozesse im Gesundheitsbereich sind die
Entfremdung und die Beschleunigung.
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Technik-Akzeptanz in
emp. Befunden
Professionalierung
•
Faktoren für eine Akzeptanz
– Die Bedienung der Systeme
leicht zu erlernen ist
– Zeitersparnis zu erzielen ist
– Eine Unterstützung durch das
Management erfolgt
– Keine Doppeldokumentation
geführt werden muss
Deprofessionalisierung
•
Bedenken
– Verringerter Beziehungsaufbau
zwischen Patient und
Pflegeperson
– Vernachlässigung der körperlichen Aspekte von Pflegearbeit
– Vernachlässigung der kontextuellen Lebensbedingungen
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Versorgungsstruktur der zuhause
lebenden Pflegebedürftigen
1,76 Millionen Pflegebedürftige, die zuhause
versorgt werden
1,18 Millionen
0,58 Millionen
Pflegebedürftige, die durch Pflegebedürftige, die
Angehörige versorgt werden zusammen mit/durch
ambulante Pflegedienste
versorgt werden
Ambulante Pflegedienste
12 300 Betriebe
Träger
Privat: 63 %
Freigemeinn. 36 %
Durchschnittl.
Klientenzahl
36
65
(Quelle: Stat. Bundesamt 2013: 5, 10)
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Erhöhte Versorgungsintensität
in der ambulanten Versorgung
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Die Betreuung allein lebender pflegebedürftiger Klienten
Die Unterstützung bei Menschen mit Demenz
Die palliative Versorgung
Die Unterstützung pflegender Angehöriger
Die kultursensible Pflege
Die zunehmende Versorgung von Menschen mit technikintensivem
Pflegebedarf
• Komplexe pflegerisch/therapeutische Versorgungsbedarfe.
• Die Notwendigkeit der Vernetzung und Abstimmung mit anderen
Versorgungsanbietern.
Institut für Pflegewissenschaft Bielefeld (vgl. Büscher/Horn 2010: 19f)
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Ein Beispiel
Politik - 27 | 3 | 2013
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Koalitionsvertrag:
Pflegebedürftigkeit
• Im Sinne einer sozialräumlichen Pflege, werden
wir die Zuschüsse für Wohnumfeld verbessernde
Maßnahmen oder die Anschubfinanzierung
für ambulant betreute Wohnformen ausbauen.
• Wir wollen, dass ältere und pflegebedürftige
Menschen ihren Alltag in der eigenen Wohnung weitgehend
selbstbestimmt bewältigen können. Die Entwicklung von
Angeboten altersgerechter Begleitung und technischer
Unterstützungssysteme wollen wir daher weiter fördern und
sie in den Leistungskatalog der Pflegeversicherung aufnehmen.
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Beispiele für AALLösungen
Abbildung 20: Die berühmteste Stolperfalle der Welt
© AGAPLESION gAG Geriatrisches Netzwerk im Alten- und Pflegeheim
15. April 2013
Seite 6
• Problem
– Eingeschaltete Herdplatte
– Medikamenteneinnahme
– Nicht wahrgenommene Stürze
– Sturzgefährdung
– Eingeschränkte körperliche
Kräfte
– Zu hohe Arbeitsflächen und
Schränke
• Lösung
– Herd schaltet nach Minuten der
Nichtnutzung ab
– App-Medikamentenerinnerung
– Sensoren in Teppichmatten
senden Signale
– Intelligente Lichtsysteme,
– Automatische Tür- und
Fenstersysteme, die durch
Fingerabdruckscan sich
automatisch öffnen oder
schließen
– Höhenverstellbare Möbel
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Ambulanter Pflegedienst
Bindeglied zwischen pflegerischer Versorgung und technischer Hilfe
• Ambulante Pflegedienste - Pflegerische Kunden
– Kennen die Versorgungssituation Ihrer Kunden
– Kennen die individuellen Selbstpflegefähigkeiten und –
defizite
– Können das Umfeld des Kunden einschätzen
– Ermitteln Beratungsbedarfe und stellen sie sicher
– Kennen technische Möglichkeiten, die ein
selbstbestimmtes Wohnen auch bei Pflegebedürftigkeit
unterstützen
AAL-Koordinator
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Zusammenspiel
Mensch-Technik-Organisation
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Die AAL-Einstiegsberatung
• Die AAL-Einstiegsberatung ist Teil des Dienstleistungsgeschehens und wird
von dem AAL Koordinator geleistet.
• Dieser betrachtet dabei
–
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–
–
–
die Informationssammlung,
die Kundenberatung,
die Kostenkalkulation,
den Einbau der AAL Technik,
die Einbindung von Dienstleistern,
– die Unterstützung der Nutzer in der Eingewöhnungsphase und
– die Dokumentation des Geleisteten als kleines oder größeres Projekt.
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Soziale Erfordernisse
• Die Aufgaben lassen sich grob auf die Felder soziale, technische und
organisationale Erfordernisse aufteilen lassen
• Die erfolgreiche Lösung von sozialen Aufgabenbereichen ist ein wichtiger
Faktor für das Gelingen einer AAL-Fachberatung.
• Essenziell für einen AAL-Koordinator ist es, sich auf die individuellen
Fähigkeiten, Einschränkungen und Probleme der hilfsbedürftigen Person
und die Erwartungen der Angehörigen einzustellen, um daraus angepasste
Lösungen zu erzeugen, die das Leben dieser Person erleichtern.
• Dazu gehört ein Gespür für die Bedürfnisse der pflegebedürftigen
Menschen.
• Informationen über die Möglichkeiten und über die Technik von AAL
Leistungen müssen gegeben werden und die erzielbaren Vorteile der
einzelnen Lösungen müssen den Nachteilen gegenübergestellt werden.
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Technische Erfordernisse
• AAL Koordinator als Vermittler
– Hierfür ist es wichtig, dass der AAL-Koordinator über einen weiten
Überblick vorhandener Technologien verfügt und sich darüber im
Klaren ist, wie diese Technologien eingesetzt und kombiniert werden
könnten.
– Bedarfe und Technik müssen schließlich passend zusammengebracht
werden.
– Ein AAL-Koordinator übernimmt die Beratung von potenziellen Kunden
und erstellt Pläne für eine mögliche, kombinierte Anwendung von
AAL-Technik, abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse einer
Person.
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Organisationale Erfordernisse
Der gekonnte Umgang mit organisationalen/ projektbezogenen
Aufgabenbereichen rundet das Wissen und die Fähigkeiten des AAL
Koordinators ab.
• Auf dem Weg, eine AAL-Lösung zu entwickeln, ist der AAL-Koordinator
nicht alleine auf die eigene Beurteilung angewiesen. Er kann sich
Informationen sowie Unterstützung von anderen holen.
• So kann beispielweise die Expertise von bewährten Dienstleistern
eingeholt werden, wenn es um die Umsetzbarkeit und letztlich auch die
Umsetzung bestimmter AAL-Anwendungen geht.
• Die Entwicklung von auf die jeweilige Versorgungssituation adaptierter
AAL-Lösungen gleicht einen Projektmanagementzyklus.
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Zusammenfassende Thesen
• AAL-Lösungen
– tragen dazu bei, dass Menschen länger in ihrer gewohnten
Lebensumwelt bleiben können
– Unterstützen die Lebensqualität von aktivitätseingeschränkten
Menschen
– Unterstützen das Konzept einer Quartiers bezogenen
Versorgungslösung.
– Sind ein neues Geschäftsmodell ambulanter pflegerischer
Unternehmen
– und tragen somit zur Professionsentwicklung in der Pflege bei.
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Vielen Dank für
Ihre Aufmerksamkeit
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