on focus - Interprint

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on focus - Interprint
02 2016
on focus
02 2016
Authentizität im Fokus
Authenticity on Focus
Wir leben im Hier und Jetzt. Aber unsere Fähigkeit, in zeitlichen Dimensionen zu denken, lässt
das „Hier und Jetzt“ sehr leicht zwischen Erinnerung und Planung verschwinden. Dabei sind
diese nicht mehr oder noch nicht existent. Wir sollten unseren Blick wieder mehr auf jenen zugestanden kurzen Zeitraum der Wirklichkeit konzentrieren. Diesen Moment zu gestalten und
zu genießen, heißt leben. Grund genug für den Oberflächenspezialisten Interprint unter dem
Titel „on focus“ während der Möbeltage 2015 den Blick der Besucher auf diesen Moment der
Authentizität zu lenken. Das ist zwangsläufig zugleich eine Reflexion über das Thema Zeit, das
selbst den Gesetzen der Zeit unterliegt.
We are living in the here and now. But our ability to think in temporal dimensions easily permits
the “here and now“ to disappear between memory and planning. And yet, these are no longer
or not yet in existence. We should once again concentrate our attention more upon the permitted
short timeframe of reality. To shape and to enjoy means to live – reason enough for the surfaces
specialist Interprint, under the title “on focus”, during the Furniture Days 2015, to steer the attention of the visitors to this moment of authenticity. That is also inevitably a reflection upon the
topic “time”, which itself is subject to the laws of time.
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Übersicht
Overview
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Authentizität im Fokus / Authenticity on Focus
Ein Tag wie eine Stunde
A Day like an Hour
The Six Pack 2016:
Emotionen gegen das Vergessen
Emotions against Forgetting
„Please, Mr. Postman...“
– so klang der „Smombie“ vor 50 Jahren
– that was the „Smombie“ 50 Years ago
Einfach und komplex
Simple and Complex
Reditional
Impressum/Imprint
Herausgeber und Chefredakteur/Publisher and chief editor
Frank Stein, [email protected]
Layout/Layout
Tocologo Kommunikationsdesign
stein-publishing
Hochstr. 33, D-90429 Nürnberg
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Frank Stein, [email protected]
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Fotos/Photos:
Interprint (Seite/page 6 - 13, 16, 18)
Ein Tag wie eine Stunde –
Eine Stunde wie ein Tag
diiip.net (Titelseite/front cover, Rückseite/back cover, Seite/page 2, 5)
clases de periodismo via visual hunt (Seite/page 14)
KLM (Seite/page 19)
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Ein Tag wie eine Stunde eine Stunde wie ein Tag
A Day like an Hour In Thomas Manns „Zauberberg“ erfährt
man, dass Langeweile eigentlich „Kurzeweile“ heißen müsste, denn Zeiträume, in denen wenig Spannendes geschieht, also wo wir nur wenig im Hier
und Jetzt gelebt haben, erscheinen uns
im Nachhinein kurz. Intensiv gelebte
Zeitspannen dagegen in der Erinnerung
lang. Deshalb ist es durchaus denkbar,
dass, wenn man sich an einen normalen
Werktag zurückerinnert, dieser auf nur
noch eine Stunde erinnerungswürdiger
Dinge zusammenschmilzt. Einen solch
komprimierten Tag durften die Besucher der jüngsten Interprint Möbeltage
erleben.
an Hour like a Day
In Thomas Mann‘s novel “The Magic
Mountain“, we find that “Langeweile“ (boredom) should in fact be called
„Kurzeweile“(diverting), because periods of time, in which little that is exciting happens – i.e. times, during which
we have lived only a short time in the
“Here and Now“ – seem to us, in retrospect, short. Conversely, periods of
time that we have lived through intensively seem, in our memory, long. It is
therefore quite conceivable that, when
we look back upon a normal working
day, it melts down into only an hour of
memorable items. The visitors to the
latest Interprint Furniture Days might
well have experienced such a compressed day.
Kurzer Zwischenstopp auf dem Weg zur Arbeit am Kiosk: Gelegenheit für weitere Zeit-Geschichten und Dekorthemen
Short stopover on the way to work at the kiosk: opportunity for further time stories and décor topics
Die Besucher erleben einen Tagesablauf
komprimiert in etwa einer Stunde. Erste Station am Morgen: das Bad. Das Thema hier
Akzent- und Flächenfarben.
The visitors experience the course of a day in
about one hour. First station in the morning:
the bathroom. The topic here: accent colours
and main colours.
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Auf den Interprint Möbeltagen 2014 drehte
sich unter dem Motto „Into Spaces“ alles um
die Materialisierung von Raum. 2015 stand
jetzt mit „on focus“ die Sichtbarmachung
und Erfahrbarkeit von Zeit im Mittelpunkt. In
einer rasant beschleunigten Lebenswirklichkeit konzentriert sich der Meta-Trend Zeit auf
die Suche nach der Wirklichkeit des Moments
und die Momente, die über den Augenblick
hinaus Bestand haben. Es könnte sein, dass
genau die Momente, die es schaffen, uns
At the Interprint Furniture Days 2014, under
the motto “Into Spaces“, everything revolved
around the materialisation of space. In 2015,
with “on focus“, the visualisation and experience of time was the focus of attention. In
an enormously accelerated reality of living,
the megatrend time is concentrated upon
the search for the reality of the moment and
the moments, which endure over and beyond
the instant. It is possible that precisely the
moments, which succeed in removing
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eines Tages von rund 60 Minuten. Fensterlos
und abgeschieden vom Tageslicht konnten die
Teilnehmer ungestört die ganze Dosis Tagkonzentrat in sechs Portionen aufgeteilt auf sich
wirken lassen: Ein Traum-Raum, ein Badezimmer, ein Kiosk im Park, ein Büro, eine Bar,
ein Zuhause. An den sechs visuell und auditiv
inszenierten Tagesstationen verknüpften sich
erinnerungswürdige Zeit-Geschichten mit der
Präsentation der Interprint-Dekore, die das IPDesignteam in wechselndem Kontext erlebbar
machte.
shielded from daylight, participants were able
to experience the full dose of a concentrated
day, divided into six portions: a dream room, a
bathroom, a kiosk in the park, an office, a bar,
a home. At the six visually and audibly presented day-stations, memorable chronicles were
linked with a presentation of the Interprint
decors, which the IP design team brought to
life in an ever-changing context.
Film-Impressionen mit Hintergrund-Informationen zu den Interprint-Möbeltage 2015 finden Sie unter:
Film impressions with background information
on the Interprint Furniture Days 2015 can be
found here:
https://www.interprint.de/
onfocus#behindTheScenes
https://www.interprint.com/
onfocus/index#behindTheScenes
Neue Formen der Oberflächengestaltung sowie das Zusammenspiel von Optik und Haptik
sind die Schwerpunktthemen an der Station „Büro“.
New types of surface design and the interplay of visual and haptic effects are the
main topics at the ‘office’ station.
dieser beschleunigten Lebenswirklichkeit zu
entziehen, also für Sekunden aufwecken können, auch jene Momente sind, an die wir uns
später noch erinnern.
Die Wertschätzung von erlebter Gegenwärtigkeit ist auch bei der Gestaltung von Wohnund Lebenswelten zentrales Thema. Inspiriert
von diesem Trend konzipierte das InterprintTeam einen Workshop, der Geschichten zum
Thema Zeit aufspürte und neu interpretierte.
Eine alte Lagerhalle in unmittelbarer Nähe des
Design Centers wurde zur Bühne für eine besondere Zeitreise, zu der die Besucher der Möbeltage per (Time)Shuttle gebracht wurden:
In einer nur punktuell illuminierten Kulisse
durchschritten sie die 24 Stunden eines Tages
im Zeitraffer oder, man könnte auch sagen,
die Zeit-Essenz (die erinnerbaren Momente)
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us from this accelerated reality of living, i.e.
which can awaken us for a few seconds, are
the very moments, which we remember later.
The value of perceived presence is also a central topic in the shaping of worlds of dwelling
and living. Inspired by this trend, the Interprint
team conceived a workshop, which tracked
down and newly interpreted tales relating to
the topic of time.
An old warehouse near to the Design Center, was converted into a stage for a special
journey through time, to which the visitors to
the Furniture Days were transported by (time)
shuttle. Against a selectively illuminated backdrop, visitors passed through the 24 hours of
a single day in fast motion – or, we might say,
the essence of time (the memorable moments)
of a day of 60 minutes. Without windows and
Auf dem Weg nach Hause noch ein Abstecher in die „Bar“
A visit to the ‘bar’ on the way home
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The Six Pack 2016
Emotionen gegen das Vergessen
Emotions against Forgetting
EUREKA
AlLTENDORF
PORDOI
VENETO
Die zunehmende Menge an Eindrücken,
die täglich auf uns einstürmen, macht
uns mehr und mehr immun gegen die
Zeichen, mit denen die Geschehnisse
um unsere Aufmerksamkeit buhlen, und
verkürzt ihre Halbwertszeit in unserem
Bewusstsein dramatisch. Erst wenn diese in der Lage sind, auch unsere Gefühle
anzusprechen, haben sie eine Chance,
nicht so schnell vergessen zu werden.
Das kann entweder durch ihre besondere Erscheinungsweise sein oder durch
die Story, die dieses Geschehnis oder
dieser Gegenstand transportiert.
Das ist auch ein entscheidender Faktor für
den Erfolg von Dekoren und Oberflächen. Das
„Six Pack 2016“ ist eine Auslese von sechs
Interprint-Dekorneuheiten, die es geschafft
haben, sich innerhalb der Fülle an Dekorneuheiten bemerkbar zu machen, und die von
den Besuchern der Möbeltage 2015 als etwas
Besonderes wahrgenommen wurden. Deshalb
sind es für das Interprint-Designteam „sechs
selbstbewusste und international erfolgversprechende Dekore“. Mit entsprechenden
Worten präsentiert das Team die Auswahl:
The increasing number of impressions
which, overwhelm us every day, makes
us more and more immune to the signs,
with which rivalling events compete
for our attention, dramatically shortening their half-life in our consciousness.
Only when they are able to appeal to
our emotions they will have a chance
of not being forgotten so quickly. This
can happen either because of their particular frequency of appearance or the
story, which transports this event or
object.
This is also a decisive factor for the success of
decors and surfaces. The “Six Pack 2016” is a
selection of six new Interprint decors, which
have been successful in attracting attention
in the midst of a wide range of new decors
and being seen by visitors to the Furniture
Days 2015 as something very special. For that
reason, they represent for the Interprint design
team “six powerful, internationally promising
decors”. The team presents the selection with
an appropriate message:
„Gekonnt: CLARK
Einfach nicht unterzukriegen, dieser Ahorn.
Kernig, eigenständig, verrückt. Unbeirrt auf
dem Weg zum großen Ruhm: Garantiert genial auf flächigen Möbelfronten. Ein Dekor,
das sich auch schneidetechnisch in Szene zu
setzen weiß.“
“Skilful: CLARK
This maple stands its ground. Robust, independent, mad. Persistent on the way to
great success: Definitely ideal on large furniture fronts. A décor that also knows how to
put the cuts into the limelight.“
CLARK
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RAVELLO
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“Tested: ALTENDORF
„Geadelt: RAVELLO
Heroic epic of a tree. It is really hard-wearing:
Der unbekannte Schöne. Erobert jeden Raum im Sturm. Farbe
The cutting blades of a circular saw. Sand-
und Struktur erinnern an von der Sonne ausgeblichene Plan-
blasted finishing. And finally the rising up like
ken. Kontextwechsel gewagt – und gewonnen: vom Exoten
a Phoenix from the ashes as if nothing had
zum Europäer. Mit diesem Dekor können Mensch und Möbel
happened. Experimental décor art at its best.“
sich nur wohlfühlen.“
“Ennobled: RAVELLO
The handsome unknown: Takes any room by storm. Colour
and texture remind you of planks faded by the sun, a change of
context dared and won, exotic wood becoming European. People and furniture can only feel comfortable with this décor.“
„Geprüft: ALTENDORF
Heldenepos eines Baumes. Der kann richtig was ab: Die fräsenden Sägeblätter einer Kreissäge.
Finish mit dem Sandstrahler. Und dann wie Phönix aus der Asche, als wäre nichts gewesen.
Experimentelle Dekor-Art vom Feinsten.“
„Gefunden: EUREKA
Was für eine Entdeckung! Eiche mit Potenzial zum urbanen Trendsetter. Der natürlich-authentische Charakter des Dekors vertieft
sich in einer markanten Porigkeit und akzentuierten Ästen. Ein
echtes Allround-Talent der neuen Eleganz.“
“Found: EUREKA
What a discovery! Oak with the potential to become the urban
trendsetter. The natural, authentic character of the décor is deepened by a distinctive porosity and accentuated knots. A real trans„Geadert: VENETO
formation of the new elegance.“
Der Überflieger. Eine Marmor-Struktur wie ein Luftbild: Flussadern und
Gebirgszüge. Lebendig die Wolkigkeit der Grau-Braun-Schattierungen, in
unaufdringlich großem Rapport. Renaissance-Villa in Florenz muss nicht
sein. Geht auch woanders.“
„Geschützt: PORDOI
Klar wie ein Gebirgsbach, die Maserung dieser edlen Zirbelkiefer. Duftet es hier nach Wald? Keine Einbildung die beru-
“Veined: VENETO
higende Aura des Dekors: Facetten¬reiches Farbspiel mit Ast-
The high flyer. A marble structure like an aerial
Kontrapunkten.“
view: River arms and mountain ranges. A lively
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cloud effect of the grey and brown shades in
“Protected: PORDOI
large unobtrusive repeats. It does not have to
As clear as a mountain stream is the grain of this fine Swiss
be the renaissance villa in Florence. It also fits
stone pine. Does it smell of forest? The calming aura of the
elsewhere.“
décor is no imagination: Multifaceted play of colour with knots
as contrast points.“
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„Please, Mr. Postman...“
– so klang der „Smombie“ vor 50 Jahren
– that was the „Smombie“ 50 Years ago
Das deutsche Jugendwort des Jahres
2015 „Smombie“ zeigt, wie sich die Zeiten geändert haben. Bettelten noch vor
rund 50 Jahren die Beatles in ihrem Lied
„Please, Mr. Postman, look and see – is
there a letter in your bag for me?“, so
klebt in diesen Tagen der Blick des Ungeduldigen auf dem Screen des Smartphones, um die ersehnten Botschaften
im Sekundentakt zu empfangen. Doch
bei genauerer Analyse zeigt sich, dass
sich im Grunde doch weniger geändert
hat, als man glauben möchte.
„On focus“ lenkt unseren Blick auf die entscheidenden Momente. Es sind jene im Grunde wenigen Momente, in denen uns eine Botschaft, wenn sie dafür geeignet ist, trifft und
wir in irgendeiner Form darauf reagieren und
sei es nur, dass wir sie unter einer Überschrift
in unserem Gedächtnis platzieren.
Die Art der Vermittlung von Botschaften hat
sich in den letzten 50 Jahren zum Teil erheblich verändert. Das lässt sich sehr gut an
dem in Deutschland ermittelten „Jugendwort
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“Please Mr Postman…” – that was the
“Smombie” 50 years ago. The German
youth word of the year 2015 shows
how times have changed. 50 years
ago, in their song, the Beatles begged
“Please Mr. Postman, look and see – is
there a letter in your bag for me?”, while
nowadays young people stare impatiently at the screens of their smartphones to receive the eagerly awaited
messages every second. But a careful
analysis reveals that basically there
have been less changes than we like to
believe.
“On focus” directs our eyes to the decisive
moments – those basically few moments, in
which a message reaches us, if appropriate
and if we react in some way or other, if only by
storing it under a title in our memories.
The means of transmitting messages has
changed considerable over the last 50 years.
This can be very well demonstrated by the
“youth word of the year“ selected in 2015
in Germany. The word is “Smombie“, a crea-
des Jahres 2015“ verdeutlichen: Das Wort
„Smombie“ ist eine Kreation aus den Wörtern
Smartphone und Zombie. Es bezieht sich auf
Menschen, die, wie es scheint, nur noch auf
ihr Handy starren. Der Grund für dieses Verhalten dürfte in den meisten Fällen der gleiche
sein. Über Facebook, Twitter, WhatsApp oder
einfach per E-Mail und SMS können wir heute
ständig mit Menschen auf der ganzen Welt im
Sekundentakt kommunizieren. Jederzeit kann
die alles entscheidende Botschaft auf dem
Smartphone erscheinen.
Das war vor knapp 50 Jahren noch anders
als die Beatles sangen: „Please, Mr. Postman,
look and see – is there a letter in your bag
for me?“ Es waren Zeiten, in denen man sich
noch gedulden musste. Man schrieb einen
Brief und warf ihn in einen Briefkasten. Der
Adressat musste ihn bekommen und, wenn er
oder sie antworten wollte, musste ein neuer
Brief geschrieben werden. Selbst bei schneller Antwort und kurzer Entfernung dauerte es
mehrere Tage. Die zunehmende Installation
von Telefonen in den Privathaushalten – am
Anfang waren es nicht selten Doppelanschlüsse, die man, wenn man Pech hatte, mit ewig
telefonierenden Nachbarn teilen musste –
verkürzte die Zeit. Aber einerseits musste der
Adressat zu Hause sein und zudem ist es für
schüchterne Menschen angenehmer, eine Botschaft in Abwesenheit, also schriftlich oder per
Bild/Emoji zu übermitteln.
Doch damit sind wir wieder am Anfang. „On
focus“ setzt den Blick auf die entscheidenden
Momente und deren Zahl ist unabhängig von
dem Träger und damit der Überbringungsdauer der Botschaft. Allein die Qualität der
Botschaft und das kognitive Vermögen des
Adressaten sind entscheidend. Wer das versteht, setzt weniger auf die Schnelligkeit der
Vermittlung als auf Qualität und Verständlichkeit der Botschaft.
Kleiner Nachtrag zum „Smombie“: Das Erleben realer, wirklich authentischer Momente
wird für manche Menschen, die die Geschehnisse der Welt nur noch durch den Filter sozialer Netzwerke und die Natur nur noch durch
die Linse des Handys wahrnehmen, zum unkalkulierbaren Abenteuer.
tion derived from the words smartphone and
zombie. It refers to people who, so it seems,
do nothing but stare at their cell phones. The
reason for this behaviour is probably the same
in most cases. Today, via Facebook, Twitter,
WhatsApp or simply by e-mail and SMS we
can communicate continually with people all
over the world at one-second intervals. The
all-determining message can appear on the
screen of the Smartphone at any minute.
That was quite different almost 50 years ago,
when the Beatles sang “Please Mr Postman,
look and see – is there a letter in your bag
for me?“ Those were times when you had to
be patient. You wrote a letter and posted it
in a letter box. The addressee had to receive
the letter and, if he or she wanted to reply,
another letter had to be written. Even with a
quick reply and over a short distance, it took
several days. The increasing number of telephones in private homes – at first it was
often a party line, which, if you were unlucky,
had to be shared with a neighbour who was
always using the phone – shortened the time
required. But on the one hand, the addressee
had to be at home, and on the other hand,
for shy persons it is often more pleasant to
send a message in writing or by image / Emoj
(„Smileys“).
And with that we are back at the beginning.
“On focus” attracts the eye to the decisive
moments and their number is independent
of the bearer and hence of the transmission
time of the message. Only the quality of the
message and the cognitive ability of the receiver is important. Anyone who understands
that relies less upon the speed of transmission
than upon quality and clarity of the message.
A brief PS regarding the “Smombie”: For many
people who see world events only through
the filter of social networks and nature only
through the lens of a Smartphone, experiencing real, authentic moments can become an
incalculable adventure.
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Produkt bekommen, das ohne weiteres Knowhow ein optimales Ergebnis garantiert. Wenn
es nun zwei Wege gibt, ein Ergebnis zu erreichen, und ein Weg komplexer als der andere
ist, so bietet man wohl dem Kunden im Sinne
des Servicegedankens den einfacheren Weg
an. Nicht selten verlagert sich damit die Komplexität des Vorgangs auf die Seite des Anbieters. Aber nicht immer dient die Vorenthaltung
von Komplexität dem Kunden und der Sache.
Salvatore Figliuzzi und Daniel Heitkamm erläutern das Thema „Einfachheit oder Komplexität“
Salvatore Figliuzzi and Daniel Heitkamm explain the ‘Simplicity or Complexity’ topic
Einfach und komplex
Simple and Complex
Häufig führen mehrere Wege zum Ziel.
Die Frage ist nur, welcher Weg komplex
und welcher einfach ist und welchen
Weg oder Teil des Weges ich bereit bin,
alleine zu gehen, welchen gemeinsam
und welchen überlasse ich anderen. Es
zeigt sich, dass es für alle Optionen Argumente gibt.
Wie geht man mit der Zeit des Kunden um?
Das hört sich nach einer Frage zu dem Thema
Service an. Schließlich spart man dem Kunden
wertvolle Zeit, wenn ihm so viel Arbeit, wie
möglich abnimmt. Er sollte also bestenfalls ein
It often happens that several ways lead
to the same result. The question is only:
At which point is which way complex
and which is simple, and which way or
part of the way am I prepared to travel
alone, which way jointly, and which way
leave to the other person. It becomes
clear that there are arguments in favour
of all options.
Im Rahmen der Zeitreise erläuterte InterprintDesignchef Salvatore Figliuzzi zusammen mit
seinem Teamkollegen Daniel Heitkamm anhand von zwei Taschenmesser-Klassikern und
der Aufgabe, eine Flasche vom Kronkorken zu
befreien, das Thema „einfach und komplex“.
Das komplex aufgebaute Schweizer Taschenmesser mit seinen unzähligen, ausklappbaren
Werkzeugen ermöglicht es selbst dem unbeholfensten Durstigen eine Flasche zu öffnen,
während es eines gewissen handwerklichen
Geschicks und einiger Übung bedarf, dieselbe
Flasche mit einem Opinel zu öffnen – einem
preiswerten Klappmesser mit Holzgriff, seit
Ende des 19. Jahrhunderts hergestellt vom
gleichnamigen Unternehmen im französischen
Savoyen.
An dieser Stelle lässt sich zudem erklären, dass
nicht immer der einfachere Weg dem Kunden
den größeren Nutzen bringt. Denn der Nutzer
des Opinel-Messers ist durch sein Know-how
nicht so abhängig von dem jeweiligen Messerdesign wie der Nutzer des Schweizer Messers.
Auch wenn eine sinnvolle Reduzierung von
Komplexität unbestritten ein wichtiger Faktor ernst genommenen Services ist, so kann
doch eine übertriebene Vorenthaltung von
Komplexität zur „Entmündigung“ des Kunden
führen – zu Lasten beider Seiten. Auch im Bereich Oberflächen kann gerade die Zumutung
von Komplexität ein Ausdruck von Vertrauen
zum Kunden sein. Die Zeit, die bei komplexen
Themen und Fragenstellungen gemeinsam mit
dem Kunden verbracht wird, kann für beide
Seiten wertvoller sein als die möglicherweise gesparte Zeit durch ein Rundum-SorglosPaket.
as much work as possible. That means, he
shouldat best receive a product, which gives
an optimum result without further know-how.
If there are two ways of reaching a particular
result, and one way is more complex than the
other, we offer the customer the simpler way
as part of the concept of service. But withholding complexity is not always of advantage for
the customer and the solution.
During the journey through time, Interprint
head of design Salvatore Figliuzzi and his
team colleague explained the theme “simple
and complex“, using two classical pocket knives, the task being to take off a crown cap
from a bottle. The Swiss Army knife of complex
construction, with its many fold-away tools,
enables even the clumsiest user to open a
bottle and quench his thirst, whereas a certain degree of manual dexterity and practice
is necessary to open the same bottle with an
Opinel knife – an inexpensive jackknife with a
wooden handle, manufactured since the end
of the 19th century by the maker of the same
name in Savoy/France.
At this point, it may be explained that it is not
always the simpler way that ensures the customer of the greater advantage – because the
user of the Opinel knife, due to his know-how,
is not as dependent on the knife design at the
user of the Swiss Army knife.
Even if reducing the degree of complexity
is undoubtedly an important factor of service that is taken seriously, the exaggerated
withholding of complexity can result in the
customer being “disempowered“ – to the
disadvantage of both sides. In the field of surface materials too, insistence upon a complex
solution can be an expression of trust to the
customer. The time spent with the customer in
discussing complex themes and asking questions can be more valuable for both sides than
the time possibly saved by an all-round, noproblem package deal.
How do we deal with the customer‘s time?
That sounds like a question dealing with the
topic of service. After all, we save the customer valuable time when we relieve him of
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Erfolg dokumentieren würde. Aber so lange
kann man nicht warten, wenn immer mehr
Menschen heute schon nach solchen Werten
suchen. Zeitschriften, wie z. B. „The Heritage
Post“, bedienen mit Berichten über erhaltene Traditionen, wertorientierte Produkte und
Dienstleistungen die zunehmende Sehnsucht
der Verbraucher nach Zuverlässigkeit und
Qualität in einer schnelllebigen Zeit.
Vor noch nicht allzu langer Zeit wäre ein Restaurant mit dem Hinweis: „Gegründet 1922“
bei trendbewussten Personen out gewesen.
Aber es ist auch nicht ausgeschlossen, dass es
heute immer noch out ist, wenn das Restaurant nicht gleichzeitig mit anderen essentiellen
Bedürfnissen der heutigen Zeit kompatibel ist.
Es bedarf also noch einer Übersetzung in die
Sprache der heutigen Zeit.
Reditional
„Reditional“ ist etwas anderes als „retro“. Wenn wir einen Trend aus einer
vergangenen Epoche wieder für aktuell erklären, sprechen wir von retro.
Aber dieser Griff in die Klamottenkiste wurde in den letzten Jahren immer
häufiger vollzogen. Die Fünfzigerjahre
feiern schon ihr x-tes Revival und auch
die anderen Dekaden werden immer
ungehemmter zitiert. Wenn man aber
erkennt, dass nicht einzelne vergangene Epochen, sondern der Blick zurück
an sich im Trend liegt, befreit man sich
von der Frage, welche Epoche diesmal
angesagt ist, und fragt vielmehr nach
den Dingen, die das mitbringen, was
wir in der heutigen, schnelllebigen Zeit
vermissen. Diese Dinge müssen aber
noch in die Sprache der heutigen Zeit
übersetzt werden. Das nennt Interprint
„reditional“.
„Gegrillt seit 2011“ – ein angesagtes Lokal,
mit einem entsprechenden, für alle Besucher
sichtbaren Hinweis zeigt, dass es nicht nur
hip, sondern auch traditionsbewusst sein will.
Es vermittelt zudem einen Blick in eine etwas
entferntere Zukunft, in der dieser Hinweis
Erfahrung, Beständigkeit und langjährigen
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“Reditional“ is something other than
“retro“. When we declare a trend from
a past epoch to be a current trend once
again, we speak of retro. But rummaging through the “old clothes chest”
has become more and more frequent
during recent years. The 1950´s celebrate their umpteenth revival and the
other decades are cited more and more
uninhibitedly. But when we realise that
it is not individual past epochs, but the
look-back itself, which is in trend, we
abandon the question, as to which epoche is called for this time, and instead
ask for the things, which embody what
we miss in this short-lived time today.
That is what Interprint calls “reditional”.
“Grilled since 2011” – a hip restaurant, with
an appropriate indication visible to all guests
that it wishes to be known not only as hip, but
also conscious of tradition. It also provokes a
look into the somewhat more distant future,
in which this indication will document experience, permanence and long-term success. But
we cannot wait so long, when more and more
people today are in search of such values. Magazines such as, for example, “The Heritage
Der Begriff „reditional“ ist eine Wortschöpfung aus dem Hause Interprint und bezieht
sich genau auf diesen Trend: sich wieder eigener Traditionen und der Wertigkeit althergebrachter Dinge bewusst zu werden und diese
in einen neuen Kontext zu stellen. So hat die
niederländische Fluggesellschaft KLM bei der
Entwicklung ihres neuen Videos zu den Sicherheitsanweisungen an Bord, auf die traditionelle Herstellung der Delfter Kacheln zurückgegriffen. Und hat jede einzelne Einstellung des
Films im Stil dieser Kacheln per Hand malen,
auf einen Kachelrohling brennen lassen, abfotografiert und zu einer Film-Sequenz hintereinandergeschaltet.
Entscheidend ist hier, dass das traditionelle
Herstellungsverfahren der Delfter Kacheln
unverändert übernommen wird und in einem
neuen Kontext der Filmproduktion zum Einsatz
kommt. Zudem erinnert KLM an ein weltberühmtes Produkt des Landes und suggeriert,
– die Sehnsucht von immer mehr Menschen
nach alten Werten bedienend – den gleichen
Qualitätsanspruch zu haben, wie es viele dem
zitierten Herstellungsverfahren unterstellen.
Man könnte also sagen, dass „reditional“
nicht nur den Wunsch nach alten Werten und
Traditionen bedient, sondern auch den Eindruck, dass sich der aktuelle Kontext der einbezogenen Rückbesinnung anpasst und nicht
umgekehrt.
Post“, with reports on preserved tradition,
value-oriented products and services, respond
to the increasing desire of consumers for reliability and quality in a short-lived time.
Not so long ago, a restaurant making the claim
“Established 1922” would have been “out”
for trend-conscious people. But this does not
exclude the possibility that it is still “out” if
the restaurant is not at the same time compatible with other essential needs of the present
time.It therefore still needs to be translated
into the language of the present time.
The term “reditional” is a word creation from
the house of Interprint and refers precisely to
this trend: to become once again conscious
of its own traditions and place these in a
new context. For example, when developing
its new video film for safety instructions on
board, the Dutch airline KLM has fallen back
on the traditional manufacture of Delft tiles.
Every single shot of the film was painted by
hand in the traditional style of these tiles,
baked on a blank tile, then photographed and
chronologically assembled into a complete
film sequence.
The decisive point here is that the traditional
manufacturing process of Delft tiles has been
taken over completely unchanged and is being
used in a new context of film production. At
the same time, KLM recalls a world-famous
product of the Netherlands, suggesting – fulfilling the desire of more and more people for
older values – that it has the same quality
standards as those, which many ascribe to the
tile-making process already described.
We might therefore say that “reditional” not
only responds to the wish for old values and
traditions, but also to the impression that the
present context adapts to a return to the implied memory, and not vice versa.
Hier finden Sie das erwähnte Video von KLM
und das „Making-of“:
bit.ly/1Nih6hX und bit.ly/20jfoUy
The KLM video described and the “making-of“
can be found here:
bit.ly/1Nih6hX and bit.ly/20jfoUy
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