Januar - Euroregion Elbe/Labe

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Januar - Euroregion Elbe/Labe
Briefe aus der Elbe
Donnerstag, 01.01.2015
Sächsische Zeitung
Öfter als gedacht treibt die Strömung eine Flaschenpost bis nach Radebeul.
Manche erweist sich als kleiner Schatz.
Von Ulrike Keller
Routinierter Finder: Simon Löffelmann entdeckte auf
seinen Spaziergängen mit Terrier-Hündin Ellie allein im
vergangenen Jahr sieben Flaschenpostsendungen am
Radebeuler Elbufer.
© arvid müller
Inzwischen hat er einen Blick dafür: Genauer sieht Simon Löffelmann hin, sobald ihm ein
aufwendig zugeklebter Verschluss oder eine Papierrolle im Flaschenbauch auffällt.
Siebenmal entdeckte der Radebeuler vergangenes Jahr eine Flaschenpost, hat sich
mittlerweile sogar eine Mehrzahl für das Wort überlegt: Flaschenpostsendungen.
Mehrmals täglich ist der 30-jährige Übersetzer mit seiner Terrier-Hündin Ellie am Elbufer
unterwegs, nutzt die Gassi-Runden, um einen freien Kopf zu bekommen. „Andere
Hundebesitzer haben schon Geldbörsen und Fahrräder gefunden“, erzählt er. „Deshalb
habe ich auch mal geguckt, aber nie an eine Flaschenpost gedacht“. Bis zu jenem Tage
im Sommer, als er nahe der früheren Anlegestelle am Ende der Panzerstraße auf eine
solche wasserdicht verschlossene Glassendung stieß. Der Inhalt: Ein kariertes DIN-A4Blatt, zerknüllt, darauf rotes Filzstiftgekrakel mit weiblichen und männlichen Vornamen
plus Herzen. Offenbar die Skizze eines „Wer mit wem“.
Am häufigsten fündig wurde der Dolmetscher jedoch bislang an anderer Stelle. Der UferAbschnitt zwischen dem Restaurant Dampfschiff und der Baumgruppe vor der
Niederwarthaer Brücke hat sich als wahre Schatzstrecke erwiesen. Noch relativ weit vorn
holte er aus einer Flaschenpost eine rosafarbene Postkarte mit einem CartoonKatzenhochzeitspaar. Über dem Bild der Spruch „Wenn man heiratet hat man immer
wen, der Schuld ist.“ Adressat: eine Familie in Bayern.
Ein ganzes Stück weiter, nahe der Brücke, hat Simon Löffelmann am 14. Dezember
gleich vier geheimnisvolle Plastikflaschen aus angeschwemmtem Treibgut geangelt. Eine
enthielt eine völlig durchweichte Seite aus einem linierten Block. Darauf stellen sich zwei
Achtklässlerinnen aus Dresden vor. Eine würde sich über eine Brieffreundschaft freuen.
Die übrigen drei Flaschen gleichen sich durch ihr weißes Fähnchen und die rote Karte im
Bauch. Gut lesbar ist, dass sie am 13. Dezember von einer Hochzeitsgesellschaft
aufgegeben wurden. Diese bittet um Grüße und Wünsche für das frisch vermählte
Dresdner Paar.
Diese Botschaft muss als Massen-Sendung zu Wasser gegangen sein. Ein weiteres
Exemplar fällt ebenfalls Mitte Dezember zwei Jungen in Serkowitz in die Hände, als sie
beim Hunde-Familien-Ausflug Steine in die Elbe werfen. Der neunjährige Jerry Andrae
erspäht sie zuerst zwischen den Steinen an der ehemaligen Anlegestelle gegenüber der
Gohliser Windmühle. Er zeigt sie seinem zwölfjährigen Bruder Freddy und ruft Mama
Kristin herbei. Diese kauft wenig später eine Karte voller roter Rosen und hilft den Buben
beim Formulieren: „Liebes Brautpaar! Wir wünschen euch ein langes gemeinsames
fröhliches Leben und eine zahlreiche Kinderschar.“ Die Flaschenpost übergeben sie im
ungeöffneten Originalzustand wieder der Elbe.
Auf wundervolle Weise an die eigenen Kindertage zurück erinnert, fühlt sich die 26jährige Susanna aus Radebeul, jedes Mal, wenn sie eine Flaschenpost entdeckt: „Man
stromert durch die Natur und kommt mit kleinen ideellen Kostbarkeiten in den
Hosentaschen nach Hause.“ Auch sie zieht es durch ihren Vierbeiner regelmäßig ans
Elbufer. Und zwei- bis dreimal im Jahr hat sie Glück. „Einmal saß ich eine halbe Stunde
im Gras und habe das Papier mit einem Stock aus der Flasche gepult“, erzählt sie
lachend. Ihr tollster Schatz bisher: die Botschaft einer Musikband. Dem Finder wurde ein
Album versprochen.
Zu den fleißigen Absendern der „Piraten-Post“ gehört wiederum Antje Herklotz aus
Weinböhla. Sie leitet die Dresdner Kita „Kinderhaus Sonnenschein“ und hat, neben
anderen Mitarbeitern, schon Dutzende Flaschen mit Kindergrüßen von der
Flügelwegbrücke versandt. Mit überraschender Erfolgsquote. Im Mai 2005 wurden 18
Botschaften mit gemalten Bildern der Strömung überlassen. Auf eine flatterte im August
des Jahres die Antwort eines Radebeulers ins Haus. „Er hatte dem fünfjährigen Jungen
sogar eine ganz alte Münze als Piratenschatz hineingesteckt“, berichtet sie. „Die Kinder
waren total begeistert.“
Eine kleine Sensation brachte dann das vergangene Jahr mit sich: Eine Flaschenpost, im
August aufgegeben, schaffte es bis nach Plotha in der Nähe von Torgau. Eine
Gassigängerin meldete sich Anfang Dezember bei den Kleinen. Zuvor war dieselbe
Flaschenpost schon Mitte August bei Meißen von einem paddelnden Brüderpaar aus der
Elbe gefischt, sehr lieb beantwortet und wieder auf Wasserreise geschickt worden. „Das
Staunen war riesengroß“, erzählt Antje Herklotz. „Eine Flaschenpost gleich zweimal zu
finden, ist mehr als Glück.“
Vielfinder Simon Löffelmann hält die Augen nach weiteren Briefen aus der Elbe ständig
offen. Vielleicht geht es bei einer der nächsten Botschaften auch mal etwas mehr in
Richtung des Hollywood-Streifens „Message in a bottle“, hofft er. Zu gern würde er eine
Nachricht durch den Flaschenhals ziehen, die eine besondere Geschichte enthält. Oder
eine Einladung zu einem Kennenlernen. Doch absoluter Höhepunkt für den Englisch- und
Tschechisch-Übersetzer wäre es, eines Tages über eine Flaschenpost aus Tschechien zu
stolpern.
Partnerschaft eingeschlafen
Freitag, 02.01.2015
Sächsische Zeitung
Hat Dippoldiswalde eine Städtepartnerschaft vergessen? Reinhard Gröger, der frühere
katholische Pfarrer von Dippoldiswalde, ergänzte zu den Überlegungen, nächstes Jahr
zwei Jubiläen der Städtepartnerschaften zu feiern, dass Dippoldiswalde noch eine dritte
Partnerschaft geschlossen hat. Dippoldiswalde pflegt seit 25 Jahren regelmäßige
Kontakte mit Bösel in Niedersachsen und hat vor zehn Jahren eine Partnerschaft mit
Bilina (Bilin) in Tschechien vereinbart.
Vor 15 Jahren waren der damalige Bürgermeister Horst Bellmann mit Stadträten und
Pfarrer Gröger in Stronie Slaskie (Seitenberg) und haben dort auch eine Partnerschaft
vereinbart, wie Gröger berichtet. Er stammt aus dem polnischen Städtchen. Nach dem
Bürgermeisterwechsel in Dippoldiswalde geriet diese Partnerschaft allerdings in den
Hintergrund. Es gab auch keine offiziellen Kontakte mehr zwischen der polnischen und
der deutschen Partnerstadt.
Ganz vergessen ist die Partnerstadt allerdings nicht. Auf der Homepage der Stadt
Dippoldiswalde ist sie noch als Partnerschaft vermerkt. Dort wird auch auf die
Sehenswürdigkeiten von Stronie Slaskie hingewiesen. Allerdings steht auch hier nichts
von aktiven Kontakten zwischen den beiden Kommunen. (SZ/fh)
Freitag, 02.01.2015
Sächsische Zeitung
„Wir wollen gleiche Rechte wie Innenstadthändler“
Immer mehr Kunden kommen in den Kaufpark Nickern. Investiert wird
trotzdem nicht. Centermanager Mathias Nathansen sagt, warum.
Centermanager Mathias Nathansen ärgert sich, dass es
2015 keinen verkaufsoffenen Sonntag im Nickerner
Einkaufszentrum geben soll. Foto: Christian Juppe
Herr Nathansen, waren Sie schon in Dresdens Primark
in der Centrum-Galerie einkaufen?
Einkaufen nicht. Aber ich habe mich natürlich dort
umgesehen. Ich wollte das System von Primark selbst erleben. Die Marke steht für hohe
Kundenfrequenz und für Mode für ein jüngeres Publikum. Für wenig Geld kann man sich
dort modisch kleiden.
Das wissen auch Kunden, die extra aus Tschechien nach Dresden kommen, um bei
Primark einzukaufen. Auch der Kaufpark ist ein beliebtes Ziel der Kunden aus dem
Nachbarland. Fürchten Sie die neue Konkurrenz?
Eine Gefahr ist Primark für uns nicht. Der Standort stärkt den Handel in der Innenstadt,
auch was die Kunden aus Tschechien betrifft. Alternativen dazu gibt es bei uns viele. Wir
bieten Markenmode zum Beispiel bei C & A oder H & M, ebenfalls zu günstigsten Preisen
für unsere jungen Kunden. Diese Konkurrenz fürchten wir nicht.
Trotz der großen Konkurrenz in der Dresdner Innenstadt war der Kaufpark gerade in der
Weihnachtszeit voll. Zeigen das auch die Zahlen für das gesamte Jahr?
Wir werden 2014 mit insgesamt 5,7 Millionen Kunden abschließen. Das sind zwei Prozent
mehr als im Vorjahr. Allein im Dezember werden es 640 000 Menschen sein, die bei uns
eingekauft haben. Das zeigt uns, dass unsere Botschaften und Angebote ankommen. Die
sind auch attraktiv für Kunden aus Tschechien. 2014 kamen 60 000 Menschen von dort
nach Nickern zum Einkaufen.
Den neuen Besitzer vom Kaufpark hat das offenbar überzeugt. Seit dem Frühjahr betreibt
die Firma mfi den Standort. Sie hat damit jetzt deutschlandweit 29 moderne Center. Wird
sich der Wechsel auf das Angebot und die Ausstattung im Kaufpark auswirken?
Ein Umbau des Centers ist in den nächsten Jahren vorgesehen. Sicher wird auch der
Kaufpark sukzessive modernisiert und soll so gestärkt werden. Vorbild dafür könnte der
Center-Kaufpark Eiche in Berlin sein, der ebenfalls zu mfi gehört. Dort beginnt Ende 2015
der Umbau. Die gewünschten Veränderungen in Dresden müssen mit der Stadt
abgestimmt werden. Das geht nicht so schnell.
Trotzdem muss doch an einem 18 Jahre alten Gebäude von Zeit zu Zeit etwas repariert
werden. Geht das schneller?
Dafür haben wir unser eigenes Haustechnikteam. Überwiegend sind die Mitarbeiter von
Anfang an dabei. Kontinuierlich arbeiten wir an der Werterhaltung des Gebäudes. In
diesem Jahr mussten wir die Rolltreppen im Außenbereich reparieren. Auch am Parkdeck
ist immer wieder etwas zu tun. Generell sind wir aber mit dem Zustand des Hauses
zufrieden.
An welchen Stellen wünschen Sie sich denn eine Veränderung?
Im Sortiment fehlen uns Händler im Garten-, Freizeit- und Spielwarenbereich. Weitere
junge Modelabels und einen trendigen Foodcourt haben wir auch noch nicht im Angebot.
Was uns aber besonders fehlt, ist Platz. Der Kaufpark ist mit seinen 72 Geschäften voll
vermietet. Interessenten, die sich durchaus hier melden, müssen wir vertrösten.
Deswegen muss einem Umbau zwingend die Vergrößerung des Standortes folgen.
Darüber entscheidet allerdings die Stadt. In Dresden ist das ein heikles Thema.
Ein anderes heikles Thema sind die verkaufsoffenen Sonntage. Mit dem Beschluss des
Stadtrates müssen Sie und die Händler im Kaufpark darauf ab 2015 verzichten.
Das ist eine absolute Ungleichbehandlung. Wir wollen die gleichen Rechte genießen wie
die Wettbewerber in der City. Wir wollen bei diesem Thema nicht außen vor bleiben. Den
verkaufsoffenen Sonntag haben auch unsere Kunden gut genutzt. Allein zum
Centergeburtstag Anfang Oktober kamen 52 000 Menschen in den Kaufpark. Das ist ein
toller Erfolg. Wir haben versucht, Stadt und Politiker von unserem Anliegen zu
überzeugen. Dass es jetzt doch anders gekommen ist, ist sehr ärgerlich.
Wie wollen Sie trotz dieser Einschränkung auch im nächsten Jahr die Zahl der Kunden
steigern?
Wir halten an unserem Marketingkonzept fest. Die Kunden sollen bei uns etwas erleben.
Der Kaufpark soll für sie Treffpunkt und Marktplatz sein. Wir verstehen uns als
Kümmerer, auch für die Mitarbeiter in den Geschäften. Immerhin gibt es 650 Jobs im
Kaufpark. Die Kunden merken, wenn die Mitarbeiter zufrieden sind. Dazu haben wir auch
im nächsten Jahr zehn verschiedene Aktionen geplant. Los geht’s am 16. Januar mit dem
großen Kunden-Neujahrs-Sektempfang. Und natürlich werden im neuen Jahr wieder viele
Stars und Sänger im Kaufpark auftreten, natürlich kostenlos für unsere Besucher .
Gespräch: Annechristin Bonß
Samstag, 03.01.2015
Sächsische Zeitung
Elbe-Staustufe soll 2019 gebaut werden
Das Verkehrsministerium in Prag hält die ökologischen Probleme für gelöst.
Von Hans-Jörg Schmidt,SZ-Korrespondent in Prag
Prag macht jetzt Ernst mit dem Bau der umstrittenen Staustufe in der Elbe zwischen
Decín (Tetschen) und der tschechisch-sächsischen Grenze. Das zuständige
Verkehrsministerium rechnet nach einem Bericht der Zeitung „Právo“ vom Freitag mit
dem Beginn der Bauarbeiten im Jahre 2019. Dem Bericht zufolge ist die Dokumentation
der Umweltverträglichkeitsprüfung fertiggestellt. Auf deren Grundlage soll das
tschechische Umweltministerium bis Mitte 2016 seine Entscheidung treffen.
Nach Angaben eines Sprechers des Prager Verkehrsministeriums werden die Bauarbeiten
bis 2021 dauern. Die Kosten bezifferte er auf fünf Milliarden Kronen (etwa 180 Millionen
Euro). „Wenn es möglich ist, würden wir eine Ko-Finanzierung aus EU-Mitteln annehmen.
Entsprechende Fonds gibt es dort.“
Über die Staustufe wird bereits seit zehn Jahren debattiert. Seither musste die
Dokumentation über die Umweltverträglichkeitsprüfung mehrfach nachgebessert werden.
Sachsen hatte über Jahre Bedenken gegen die Staustufe angemeldet, von der sich die
tschechische Seite eine ganzjährige Schiffbarkeit der Elbe erhofft.
Zweifel am ökonomischen und ökologischen Sinn der Staustufe kommt von
Umweltschützern. Die Umweltgruppe Arnika beispielsweise verwies darauf, dass die
Staustufe die Elbbiber ebenso gefährden würde wie die Aufzucht der Elblachse.
Das Verkehrsministerium hält diese Probleme für gelöst. So sei geplant, für die Elblachse
und andere Fische zwei kleine „Treppen“ im Fluss zu errichten, die sie zu ihren
Laichplätzen führen. Dort soll die Durchflussgeschwindigkeit des Wassers auf zehn
Kubikmeter pro Sekunde reduziert werden. Für die Elbbiber sind ebenfalls zwei
„Übergänge“ am Ufer vorgesehen, versicherte der Sprecher des Verkehrsministeriums.
Die tschechischen Reeder – wie ihre in Tschechien aktiven deutschen Kollegen – drängen
auf den Ausbau der Elbe. Der könnte ihrer Ansicht nach zu einem kostengünstigen
Export- und Importgeschäft auf dem Fluss führen, der häufig durch Niedrigwasser
behindert wird.
Mittwoch, 07.01.2015
DNN
Dresdner Zoll stellt 1,3 Kilo Crystal und 5,6
Kilo Marihuana sicher
dbr
Foto: Zoll Dresden
Das Zollfahndungsamt Dresden hat bei den Ermittlungen gegen zwei
Verdächtige aus Dresden und Radeberg insgesamt 1,3 Kilogramm Crystal
und 5,6 Kilo Marihuana gefunden.
Dresden. Das Zollfahndungsamt Dresden hat bei den Ermittlungen gegen zwei
Verdächtige aus Dresden und Radeberg insgesamt 1,3 Kilogramm Crystal und 5,6 Kilo
Marihuana gefunden. Nach Angaben der Zöllner sei monatelang gegen die Personen im
Alter von 31 und 44 Jahren ermittelt worden. Sie sollen Crystal und Marihuana zum
illegalen Verkauf aus Tschechien eingeschmuggelt und im Raum Dresden verkauft haben.
Am Montag wurden die Verdächtigen bei der Fahrt von Tschechien nach Deutschland
kontrolliert. Bei ihrer Wiedereinreise über den Grenzübergang Seifhennersdorf
durchsuchten die Beamten das Fahrzeug der beiden deutschen Staatsangehörigen. Sie
fanden in einem offen auf dem Rücksitz mitgeführten Weihnachtspaket mehr als 1
Kilogramm Crystal und über 5 Kilogramm Marihuana. Daraufhin erfolgte die Festnahme
der
beiden
Täter.
Im Anschluss durchsuchten die Beamten die Wohnungen der Schmuggler in Dresden und
Radeberg sowie drei Garagen. Insgesamt fanden die Ermittler 550 Gramm Marihuana,
270 Gramm Crystal, Ecstasy-Tabletten, eine Geldzählmaschine, zwei ungeladene
Schreckschusspistolen sowie Bargeld. Die Ermittler gehen bei den gefundenen Drogen
von einem Verkaufserlös in Höhe von rund 100.000 Euro aus. Die beiden Beschuldigten
wurden am 06.01.2015 dem Ermittlungsrichter am Amtsgericht Dresden vorgeführt, der
auf Antrag der Staatsanwaltschaft Dresden Untersuchungshaft anordnete.
Mittwoch, 14.01.2015
Wochenkurier Dresden
Montag, 05.01.2015
Sächsische Zeitung
Ulbig setzt im
Zusammenarbeit
Kampf
gegen
Crystal
auf
internationale
Dresden. Im Kampf gegen die synthetische Droge Crystal setzt Sachsen auf eine
verstärkte internationale Zusammenarbeit. Innenminister Markus Ulbig (CDU) erhofft sich
dabei von einem deutsch-tschechischen Polizeiabkommen, das schon in Kürze
unterzeichnet werden soll, Fortschritte. „Wenn wir den Polizeivertrag auch mit Tschechien
haben und damit die Eingriffsbefugnisse der deutschen und tschechischen Polizei noch
größer sind, werden wir noch ein ganzes Stück weiter vorankommen“, sagte er der
Deutschen Presse-Agentur. Außerdem forderte Ulbig eine zumindest EU-weite Kontrolle
des Handels mit Grundstoffen zur Crystal-Herstellung. (dpa)
Wie die Welt Pegida sieht
Mittwoch, 07.01.2015
Sächsische Zeitung
Ausländische Medien berichten über die Demonstrationen in Dresden – nicht nur
besorgt und kritisch.
Die Demonstrationen vom 5. Januar
„Das moderne Deutschland ist Szenen wie
diese nicht
gewohnt.“
So
lautet
die
Einschätzung des britischen Senders BBC
News über die Pegida-Kundgebungen in
Dresden. Auch in anderen Ländern werden
die Proteste aufmerksam beobachtet.
© Ronald Bonß
Auch die Mahnungen der Kanzlerin helfen nicht: In Dresden sind bei der PegidaDemonstration am Montagabend 18 000 Menschen durch die Straßen gezogen.
Inzwischen blicken auch ausländische Medien auf die Demonstrationen. Internationale
Nachrichtensender haben ausführlich berichtet. Auch die Presse in Europa und weltweit
setzt sich mit der islamfeindlichen Bewegung auseinander – zumeist kritisch, teils aber
auch verständnisvoll.
In einem Interview des US-Nachrichtensenders CNN äußerte sich Bundesinnenminister
Thomas de Maizière besorgt über die islamfeindlichen Tendenzen der PegidaDemonstrationen. Der Minister räumte ein, dass es in Deutschland kritische Fragen zu
Asyl und zu Gefahren des Islams gebe. Diese Fragen müssten beantwortet werden –
nicht wegen Pegida, sondern für die deutsche Politik. Allerdings hätten Politik und auch
Medien derzeit Probleme, „einige Teile der Gesellschaft zu erreichen – wie in anderen
Demokratien auch“.
In die Leitartikelspalten britischer Zeitungen hat es das Thema noch nicht geschafft. Aber
die Presse beobachtet aufmerksam und auch etwas erschrocken, wie die
Demonstrationen in Dresden an Fahrt gewinnen. Die Times widmete dem Thema gestern
den Aufmacher auf ihren Auslandseiten. Bei Pegida, schreibt der Times-Korrespondent
David Charter, handele es sich um eine Gruppe, „die die Uhren im modernen Deutschland
stoppen will“. Man höre „Parolen, die an die dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte
erinnern“, schreibt Charter: „Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg verlangt eine
populistische Bewegung das Recht, sich offen über eine ethnische Minderheit zu
beschweren – und das politische Establishment ist in Panik.“ BBC News befindet: „Was
schockiert, sind die Zahlen bei den Demonstrationen. Das moderne Deutschland ist
Szenen wie diese nicht gewohnt.“
In Spanien brachten die beiden wichtigsten Zeitungen das Thema gestern groß mit Bild
auf der Titelseite. Die rechtsliberale El Mundo schrieb, Pegida sei dabei, „die dunkelsten
rassistischen Vorurteile im tiefsten Deutschland aufzuwärmen“.
Die niederländische Zeitung Volkskrant mutmaßt über die Bewegründe für die Dresdner
Kundgebungen: „Der „Wutbürger“ fürchtet, sein Land zu verlieren.“
Die türkische Hürriyet brachte ein Foto vom unbeleuchteten Kölner Dom auf der
Titelseite. Überschrift: „Verdunkelung der Islamophobie“. Auf seiner Internetseite meint
das Blatt mit Blick auf die vielen Anti-Pegida-Demonstrationen: „Deutschland lässt Pegida
nicht passieren.“
Und die türkisch-sprachige Zeitung Kibris aus Nordzypern stellt fest: „Zwar gibt es unter
den Pegida-Demonstranten auch Neonazis, aber die meisten kommen wohl aus der Mitte
der Gesellschaft. Aber wie groß müssen die Demonstrationen noch werden, bis man sich
effektiv damit auseinandersetzt? Unentschlossenheit und zu spätes Handeln können
gefährlich werden“, schreibt das Blatt.
Die konservative Zeitung Lidove noviny aus Tschechien äußert auch Verständnis für die
Pegida-Demonstranten und meint, Ziel seien nicht Muslime als solche, „sondern das
gesamte Regierungs- und Medienestablishment der Bundesrepublik“. Weiter heißt es: „Es
ist das Problem einer Gesellschaft, in der die Schere zwischen den Meinungen der Eliten
und den Meinungen eines immer größer werdenden Teils der Gesellschaft
auseinandergeht.“ Die Demonstranten übertrieben zwar demagogisch die Zahlen und die
Gefahren. „Aber seit wann entscheidet die Bundeskanzlerin – und nicht die Gerichte –
darüber, wo die Grenze zwischen Freiheit der Kritik und Hetzerei verläuft?“, fragt Lidove
noviny.
Auch die russische Zeitung Moskowski Komsomolez sucht nach Gründen für das
Phänomen: „Überall in Europa stieg zuletzt die Anti-Islam-Stimmung, Grund ist wohl
auch eine wachsende Zahl illegaler Einwanderer.“
Der Fernsehsender Al-Dschasira mit Sitz in Katar legt den Akzent auf die
Gegendemonstrationen und überschreibt einen Online-Artikel: „Deutsche Städte erheben
sich gegen Islamfeindlichkeit von Pegida.“
Die dänische Tageszeitung Politiken macht sich Gedanken über die Motive der
Demonstranten. „Viele Europäer fühlen sich entfremdet von den Entwicklungen in der
Welt (...). Sie erleben nicht, dass die politischen Prozesse zu ihrer Wirklichkeit passen
und haben vielleicht das Gefühl, dass die Systeme die direkte Ursache für den Verlust
ihres Arbeitsplatzes oder schlechtere Arbeitsbedingungen sind. Sie fühlen sich nicht
repräsentiert.“ (dpa/SZ)
Freitag, 09.01.2015
Sächsische Zeitung
Weniger schlechter Kraftstoff in Tschechien
Regelmäßige Überprüfungen machen es den Spritpanschern schwer. Der Staat
verhängt gegen sie Millionenstrafen.
Von Katja Zimmermann
Und plötzlich bleibt das Auto stehen. Diagnose: Motorschaden, verursacht durch
„schlechten“ Kraftstoff. Dieses Horrorszenario hatte es 2011 oft durch in Tschechien
gekauftes Benzin gegeben. Die Sächsische Zeitung hat sich nun kundig gemacht, ob es
immer noch so viele schwarze Schafe unter den tschechischen Tankstellen gibt wie vor
ein paar Jahren.
Wie Miloslava Fleglova von der Tschechischen Handelsinspektion (COI) auf SZ-Nachfrage
schildert, haben im Jahr 2013 von 2 495 an tschechischen Tankstellen entnommenen
Proben 73 nicht den Qualitätsansprüchen genügt, das sind 2,9 Prozent. Im Jahr zuvor
waren es noch 3,1 Prozent gewesen (98 von 3 172 Stichproben). Konkret bedeutet das:
Bei Diesel und gemischtem Kraftstoff sank der Anteil von „schlechten“ Proben leicht, bei
Ethanol wurde nicht mehr gepanscht.
Etwas gestiegen war 2013 hingegen die Verunreinigung bei Benzin (um 0,7 Prozent) und
bei Gas – dort um 0,6 Prozent. 2011 hatte die Handelsinspektion bei der Auswertung von
2 303 Kraftstoffproben noch 102 als schlecht eingestuft. Insgesamt sei der Anteil von
minderwertigem Kraftstoff im Nachbarland in den vergangenen drei Jahren aber
gesunken. Die Tschechische Handelsinspektion hat eigenen Angaben zufolge im Jahr
2013 für den Verkauf von qualitativ schlechtem Kraftstoff rechtskräftig insgesamt 60
Geldbußen in einer Höhe von 11,813 Millionen Kronen (etwa 430 000 Euro) verhängt.
2014 rund 2 650 Proben
Für das Jahr 2014 hatte COI sich vorgenommen, mindestens 2 650 Proben zu
kontrollieren. Beispielsweise hat die Auswertung der im Juni 2014 entnommenen 236
Stichproben ergeben, dass neun davon nicht den Qualitätsansprüchen genügt haben. Im
ersten Halbjahr 2014 waren 51 von 1 365 Proben „schlecht“, das entspricht 3,7 Prozent.
Das betraf vor allem Gas, bei dem oft der Schwefelgehalt zu hoch war, haben die
Experten festgestellt. Bis 30. Juni verhängte die Handelsinspektion 29 Strafen in einer
Höhe von 6,331 Millionen Kronen (umgerechnet etwa 230 470 Euro).
Und wie können Deutsche, die in Tschechien tanken, Probleme umgehen? Miloslava
Fleglova rät deutschen Autofahrern: „Sie sollten abgelegene Tankstellen meiden.“ Fahrer
sollten nur an beglaubigten Tankstellen tanken. Dort wird mit Verplombungen und
Aufklebern auf regelmäßige Überprüfungen hingewiesen.
Die Beglaubigung zeigt: An dieser Tankstelle gab es lange kein Problem mit gepanschtem
Sprit. Fehlen Aufkleber und Plomben, könnte an der Tanke qualitativ schlechter Kraftstoff
verkauft werden. Das muss aber nicht so sein. Vorsichtig sollte man sein, wenn das
Niveau der Dienstleistung und auch der Preis sehr niedrig sind, sagt Miloslava Fleglova.
Freitag, 09.01.2015
Sächsische Zeitung
Kommt Goethe in Karlovy Vary wieder auf den Sockel?
In der Bäderstadt entdeckte jetzt ein Bauarbeiter den Marmor-Sockel einer
1946 abgebauten Goethe-Büste.
Von Hans-Jörg Schmidt,SZ-Korrespondent in Prag
Ein Baggerführer sorgt derzeit in Tschechien für Schlagzeilen. Marek Koks buddelte bei
Arbeiten für einen neuen Parkplatz in der Bäderstadt Karlovy Vary (Karlsbad) zufällig
einen ziemlich großen Marmorblock aus. Da er damit nichts anfangen konnte, fragte er
einen befreundeten Bildhauer, ob er nicht Verwendung für seinen Fund habe. Als der
Bildhauer Karel Meloun dann den Quader bekam, staunte er nicht schlecht. Koks hatte
einen sensationellen Fund gemacht. Bei dem Marmorbrocken handelte es sich um nichts
anderes als den seit der Nachkriegszeit verschwunden geglaubten Sockel der berühmten
Goethe-Büste von Karlsbad.
Johann Wolfgang von Goethe hatte in seiner Weimarer Zeit eine besondere Beziehung zu
Karlsbad. 13-mal war er hier. 50 Jahre nach seinem Tod beschloss die böhmische
Kurstadt, dem Dichterfürsten ein Denkmal zu setzen. Das vom deutschen Bildhauer Adolf
Donndorf aus Stuttgart geschaffene Denkmal erhielt seinen Platz 1883 im Park vor dem
Nobelhotel Pupp.
Als sich die Tschechen nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit Macht von allem
Deutschen trennten, machten sie auch vor Goethe nicht halt. Zunächst wurde das
Denkmal unter einer Holzkonstruktion versteckt. Der damalige Leiter des Bauamtes,
Ladislav Kozak, sagte seinerzeit auf einer Versammlung: „Obwohl er ein großer Literat
war, ist uns sein menschliches Profil fremd und nicht sonderlich sympathisch. Er war ein
typischer Deutscher.“ Das war das Todesurteil für das Goethe-Denkmal. Ein halbes Jahr
später, 1946, wurde es entfernt. Die Büste verschwand in einem Museum, der Sockel
galt seither als verschollen. Das merkte man aber erst 1952, als man sich eines Besseren
besann und den ausreichend „entnazifizierten“ Goethe doch wieder aufstellen wollte. Da
der alte Sockel fehlte, schuf man einen neuen. Der war aber kleiner als der alte und auch
nicht aus Marmor. Goethe fand zudem nicht wieder seinen alten Platz, sondern wurde in
eine Ecke Karlsbads gestellt, die etwas abseits der üblichen Touristenwege liegt.
Ob der ausgebuddelte Original-Sockel nun irgendwann wieder die Büste tragen und an
den alten Platz vor dem Hotel Pupp kommen soll, ist offen. Bildhauer Meloun erhielt auf
sein entsprechendes Angebot von den Stadtoberen bislang keine Antwort. Derzeit steht
der Sockel in der Bildhauerwerkstatt von Meloun. Auf ihm steht ein Topf mit
überwinternden Geranien.
Freitag, 09.01.2015
Sächsische Zeitung
Die gute Seele der deutschen Minderheit
Otto Richter lebt seit 90 Jahren bei Tanvald. Sein Leben widmet er der
Fotografie und dem Orgelspiel.
Von Katja Zimmermann
Der 90-jährige Otto Richter aus Velke
Hamry
ist
Dichter,
Maler
und
Orgelspieler.
Bis
heute
ist
er
gelegentlich an der Orgel in Hejnice
zu erleben. Foto: Jan Skvara
Ein unscheinbarer Wiesenweg zwischen zwei Straßengrundstücken führt zu diesem
kleinen, lustig rot und gelb gestrichenen Holzhaus direkt am Waldesrand. Es wirkt wie
aus einer anderen Zeit, in der Frauen die Wäsche zum Bleichen auf die Wiese legen und
Butter im Fass stampfen.
Ähnliche Szenen hat Otto Richter tatsächlich mit seinem Fotoapparat festgehalten. Viele
Bilder im Inneren seines rotgelben Hauses in Velke Hamry (früher Großhammer) südlich
von Tanvald (Tannwald) im heutigen Tschechien sind der Beweis: Jahrzehntelang hat er
das Alltagsleben seiner deutschen Landsleute in den umliegenden Dörfern dokumentiert.
Hat ihnen die entwickelten Fotos dann überreicht. Hat für sie beispielsweise in Josefuv
Dul (Josephsthal), Desna (Dessendorf) oder Vratislavice (Maffersdorf) Dia-Shows
veranstaltet. Dafür ließ er sich sogar eine musikalische Umrahmung einfallen. „Oft bin ich
nach Zittau gefahren und habe Schallplatten gekauft“, erinnert sich der Greis und lächelt
in sich hinein: „Hier auf dem Foto: Die blauen Schürzen und so einen Wagen gab es
überall.“
Einen Moment später wird er ernst, zeigt auf die Menschen auf den Bildern und sagt
traurig: „Diese sind schon heimgegangen. Jetzt werde ich wohl bald an der Reihe sein.“
Vor Kurzem hat er seinen 90. Geburtstag gehabt. Genauso lange lebt er in diesem Haus,
seinem Elternhaus. Sein Vater wurde in Zittau geboren. Seine Mutter stammte aus
Böhmen. Otto Richter besuchte bis zur dritten Klasse die deutsche Schule, danach zwei
Jahre die tschechische Volksschule. Er ging aufs Gymnasium in Turnau (Turnov) und
später in Reichenberg (Liberec), im Zweiten Weltkrieg wurde er zur Wehrmacht
eingezogen. In der Normandie geriet er in Gefangenschaft der Amerikaner, die ihn bald
an die Russen übergaben. Vor dem geplanten Transport nach Sibirien konnte er fliehen,
weil ihm eine Dolmetscherin heimlich sein Soldbuch übergeben hatte. „Zu Hause in
Hammer nahmen mich jedoch die tschechischen Partisanen fest“, erzählt der Herr mit
den eisgrauen Augen. Als Kriegsgefangener arbeitete er nun in der Glasfabrikation im
heutigen Rychnov (Reichenau) als Englisch-Korrespondent.
„Dann habe ich endlich die tschechische Staatsbürgerschaft bekommen und konnte sogar
Theologie studieren“, erzählt er. „Bald kamen aber die Geheimdienstler und wollten mich
als Spion verpflichten.“ Da er das ablehnte und einen der beiden Männer sogar erkannte,
durfte er nicht weiterstudieren. Das war 1955. Bis zur Rente musste der tiefgläubige
Mann, der davon geträumt hatte, katholischer Priester zu werden, dann als Hilfsarbeiter
im Kreisbauunternehmen seinen Lebensunterhalt verdienen. Er hat nie geheiratet oder
Kinder gehabt, sich aber bis zu deren Tod um seine Mutter im Haus gekümmert.
Maler und Dichter
Erfüllung fand er sein Leben lang darin, seine Landsleute glücklich zu machen. Die
Fotografie war das eine. Das andere sein Orgelspiel. „Das habe ich mir selbst
beigebracht“, verrät er, der zum Üben meist sein Keyboard benutzt. Gleich nach der
politischen Wende sei er bei der ersten kleinen deutschsprachigen Wallfahrtsmesse in der
Basilika von Hejnice (Haindorf) im Friedländer Zipfel dabei gewesen. Es gab zwar einen
Priester, aber keinen, der die Orgel spielte. „Der Richter ist da“, hieß es plötzlich und –
kaum dass er sich versah – saß er auch schon an dem Instrument, spielte Schubert und
sang dazu. „Am Ende ist vor Freude geklatscht worden“, erzählt Otto Richter. Und das in
einer Heiligen Messe! Noch heute zaubert ihm diese Erinnerung ein glückserfülltes
Lächeln ins Gesicht.
Manchmal Kirchenmusiker
Seit diesem Erlebnis spielte er einmal im Jahr, dazu singend, die Orgel zur Haindorfer
Wallfahrt. „Auch heute orgele ich noch“, erzählt der Greis, „der hiesige Pfarrer holt mich
dazu ab.“ Donnerstags, sonnabends und sonntags spiele er die „varhany“, wie das
Tasteninstrument mit den Pedalen und vielen Manualen im Tschechischen heißt, in
verschiedenen umliegenden Orten. Er bedauert: „Ich kann nur nicht mehr so laut singen
wie früher.“ Außerdem habe er vor Kurzem wegen eines Augenleidens ins Krankenhaus
gemusst.
In dem Raum, der seiner Mutter als Schlafzimmer gedient hatte und der mit schönen,
das Isergebirge zeigenden Aquarellen geschmückt ist, stapeln sich die Kisten. Akribisch
hat Otto Richter hier die Abzüge seiner Fotos gesammelt. Zu vielen hat er sogar Gedichte
geschrieben oder Bilder gemalt. So finden sich selbst gestaltete, professionell gedruckte
Karten genauso wie gekaufte Kunstkarten. „So etwas lege ich immer meinen Briefen bei“,
erzählt er und beugt sich über seine Schätze. Brieffreundschaften unterhält er mit vielen,
vielen Menschen, die damals Böhmen verlassen mussten und sich irgendwo in
Deutschland niedergelassen haben.
In letzter Zeit fällt ihm das Schreiben zwar immer schwerer. Er versucht jedoch zu
antworten, wenn er Post bekommen hat. Außerdem hat er als Informationsquelle die
deutsche, katholische Zeitung „Die Tagespost“ abonniert.
Glücklich und dankbar ist er auch über den Bekannten, der ihm zur Hand geht. Der habe
einen Betrieb, ein Auto – mit dem er ihn auch mal mitnehme – und käme am
Wochenende immer vorbei, um beispielsweise das Gras auf dem Grundstück zu hauen.
Oder, um die Schwengelpumpe hinter dem Haus zu bedienen und ihm das Wasser ins
Haus zu tragen. Eine Wasserleitung ist schließlich nie in sein Haus verlegt worden, das in
zweiter Reihe hinter viel neueren Häusern steht.
Als es im August letzten Jahres mal richtig kalt war, hat Otto Richter kurzerhand sein
mitten in der Wohnküche stehendes Öfchen geheizt. Das Wasser in den darauf stehenden
zwei Riesentöpfen hat dann eine wohlige Wärme verbreitet.
So wie die Schwengelpumpe im Garten leisten auch der Wasserkocher und die Mikrowelle
auf seiner Küchenanrichte gute Dienste. „Mein Mittagessen hole ich jeden Tag aus dem
Altersheim“, erzählt Otto Richter. Das liegt keine 50 Meter von seinem Häuschen entfernt
genau gegenüber. Dorthin umziehen wird der agile Otto Richter aber wohl nicht.
Samstag, 10.01.2015
Sächsische Zeitung
Tschechischer Erzieher soll in deutscher Kita lernen
Die Oberbürgermeisterin von Pirnas Partnerstadt Decin, Marie Blazkova, hat den
Koordinator der SPD-Arbeitsgemeinschaft Euroregion Elbe-Labe, Klaus Fiedler,
empfangen. Dabei war nach dessen Angaben Konsens, dass die Bildungsarbeit eine
zentrale Aufgabe für die Integration der Roma in Tschechien ist. Deshalb will Klaus
Fiedler ein EU-Projekt mit dem Roma-Zentrum Decin anstoßen. Dessen Ziel sei es, dass
ein tschechischer Erzieher in einer deutschen Kindertagesstätte im grenznahen Raum ein
Jahr lang weitergebildet wird. (SZ)
Dienstag, 13.01.2015
Sächsische Zeitung
Zemans sonderbare Genetik-Lehre
Tschechiens Präsident würde Migranten aus Europa am liebsten generell
verbannen.
Von Hans-Jörg Schmidt, SZ-Korrespondent in Prag
Tschechiens Staatschef Milos Zeman hat nach den terroristischen Anschlägen in Paris
empfohlen, Einwanderer und deren Nachkommen aus Europa zurück in ihre
„Ursprungsländer“ zu deportieren. In einem Interview für die Tageszeitung Denik sagte
er: „Jeder sollte in seinem Ursprungsland leben, seine Religion ausüben und nicht das
normale Leben in Ländern stören, die eine andere Kultur haben.“ Einwanderer hätten
eine „genetische Abhängigkeit“, die sie nicht leugnen könnten. Das treffe auch auf die
Kinder oder Enkel der ersten Einwanderungsgeneration zu. „Menschen aus islamischen
Ländern haben keine Fähigkeit, sich zu adaptieren“, fügte Zeman hinzu. Dass Muslime in
europäischen Großstädten in Gettos leben, hätten sie sich selbst zuzuschreiben.
Zemans „Gen-Abhängigkeits-Theorie“ stieß in Kommentaren auf scharfe Ablehnung. Die
linksgerichtete Zeitung Pravo merkte beispielsweise an, der Präsident werde damit zum
Helden einer bestimmten Sorte von Leuten. Die Zeitung fügte hinzu, man müsse froh
sein, dass nicht Zeman die Tschechische Republik bei der Manifestation in Paris vertreten
habe.
Es ist nicht das erste Mal, dass Zeman anderen die Deportation von Missliebigen rät. Bei
einem Israel-Besuch 2002 als tschechischer Regierungschef hatte er in einem Interview
Palästinenser-Chef Arafat mit Hitler verglichen und den Israelis nahe gelegt, die
Palästinenser ebenso zu vertreiben wie die Tschechen nach dem Zweiten Weltkrieg die
Deutschen „ausgesiedelt“ hätten.
Allerdings wächst auch in Tschechien die Zahl derer, die sich vor einer „Islamisierung“
ihres Landes fürchten. Eine entsprechende Facebook-Seite hat mittlerweile mehr als
100 000 Unterstützer. Zulauf hat auch eine Seite, die die Pegida-Bewegung unterstützt.
Deren Zahl beläuft sich derzeit auf 2 600. Über eine Live-Kamera kann man dort auch die
montäglichen Aufmärsche in Dresden verfolgen. Für diesen Freitag haben tschechische
Islamisierungs-Gegner eine eigene Demonstration auf der Prager Burg geplant. Bislang
haben knapp 3 000 Menschen ihr Kommen angekündigt.
Polizeiticker
Mittwoch, 14.01.2015
DNN online
Zwei Kilo Crystal am Stadtrand von Dresden
sichergestellt – zweitgrößter Fund in
Sachsen
Foto: dpa
Crystal Meth macht sofort süchtig. Foto: David Ebener
Dresden. Drogenfahnder haben rund zwei Kilogramm Crystal und damit die bisher
zweitgrößte Menge der Droge in Sachsen sichergestellt. Zwei 27 und 33 Jahre alte
Männer wollten den synthetischen Stoff am vergangenen Freitag von Tschechien nach
Deutschland schmuggeln, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Dresden am Mittwoch
mitteilten. Ihre Autos wurden auf der Bundesstraße 6 am Dresdner Stadtrand gestoppt,
nachdem Ermittler Wind von der geplanten Lieferung bekommen hatten.
Das Crystal, das laut Polizei einen Marktwert von rund 100.000 Euro hat, war im
Hohlraum eines Transporters versteckt, dem ein „Aufklärungswagen“ vorausfuhr. Die
Fahrer wurden festgenommen, wenig später noch ein Mann und eine Frau in Dresden, die
Ermittler schon länger wegen Drogenhandels im Visier hatten. Die 24-Jährige und der 26Jährige sitzen wie die mutmaßlichen Drogenschmuggler in Untersuchungshaft.
Beamte stellten bei Wohnungsdurchsuchungen zudem Kokain, Marihuana, EcstasyTabletten sowie Schreckschusswaffen, Springmesser und eine größere Menge Bargeld
sicher. Den bislang größten Fang im Freistaat - 2,6 Kilogramm Crystal - hatten Fahnder
2014 gemacht.
Donnerstag, 15.01.2015
Manager-magazin.de
Pilsen
- Kulturhauptstadt
Bierkultur und Maori-Geister
2015
TMN
Pilsen ist neben Mons eine der zwei
Kulturhauptstädte 2015. In der viertgrößten Stadt Tschechiens hat das
kulturelle Leben von jeher einen hohen Stellenwert - auch wenn die Industrie
das Stadtbild bestimmt. Das kommende Jahr wartet mit einzigartigen Projekten
auf.
Pilsen - Jarda ist Rentner. 65 Jahre alt, ein lustiger Mann. Und einer, der sein gesamtes
Arbeitsleben in den Skoda-Werken in Pilsen verbracht hat. Autos hat er da nicht gebaut,
denn die wurden in der Stadt in Westböhmen nie hergestellt, sondern Motoren für
Straßenbahnen und andere Maschinen. Vaclav ist 55. Auch er ist bei einem Unternehmen
angestellt, das traditioneller nicht sein könnte: Er ist Böttcher bei der Pilsner-UrquellBrauerei.
Was haben die beiden nun gemeinsam? Auch mit Tereza, Robert, Erik, Tonny, Marketa,
Irina und Veronika? Sie alle erzählen Geschichten, die unmittelbar mit dem Leben in der
Europäischen Kulturhauptstadt 2015 verknüpft sind. Jarda nimmt die Besucher mit in die
Welt der Industrie, in die Skoda-Werke, die im Jahr 1859 in Pilsen gegründet wurden und
zunächst Einrichtungen für Zuckerfabriken, Brauereien und Bergwerke sowie Kessel und
Dampfmaschinen herstellten. Vaclav erzählt von der Wiege des Bieres - denn das Pilsner
Urquell trägt seinen Namen nicht von ungefähr.
Das Plzenský Prazdroj - so der tschechische Name dieses untergärigen Bieres - gilt als
erstes Bier Pilsner Brauart. Es ist eher durch einen Zufall entstanden. Das sagt zumindest
Jan Bierwirt. Er führt Besucher durch die Brauerei. "Man holte den bayerischen
Braumeister Josef Groll 1842 nach Pilsen, damit er für das Bürgerliche Brauhaus ein
schmackhaftes helles Bier braue." Der nahm das weiche Wasser aus der Umgebung, den
Malz und Saazer Hopfen aus Nordböhmen. Die Maische kochte er drei Mal, so oft wie
niemand vor ihm. Heraus kam ein goldenes Bier, dessen Rezept bis heute Grundlage für
die meisten Biersorten auf der Welt ist.
Auf einer Handy-App oder im Internet kann man sich die Geschichten der neun
verschiedenen Pilsner Charaktere anschauen. Sie alle sind fiktiv, zusammengebaut aus
vielen wahren Geschichten der Einwohner. "Das ist eine ganz neue Art, die Stadt
kennenzulernen", sagt Petr Forman. Er ist der künstlerische Leiter der Kulturhauptstadt
"Pilsen 2015" und nicht nur in Tschechien bekannt als Theatermacher, Schauspieler,
Puppenspieler und Regisseur.
Mehr Theater, mehr Kunst
Die Geschichten lassen die Gäste eintauchen in die reiche Geschichte Tschechiens
viertgrößter Stadt, die während der Monarchie zur Industriestadt auserkoren wurde und
das bis heute geblieben ist. Die erstaunlich viele Jugendstil-Gebäude in ihrem Zentrum
hat, aber auch Bausünden aus Zeiten des Kommunismus. Und die ein buntes kulturelles
Leben vorweisen kann, nicht nur zur Feier der Kulturhauptstadt im kommenden Jahr.
Doch dafür putzt sie sich groß raus.
Zwei Theater besitzt Pilsen seit September 2014: das Große Theater und das Neue
Theater. Ersteres gehört zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern der Stadt. Das
Sandsteingebäude wurde vom Architekten Antonín Bal?ánek errichtet und im Jahr 1902
eröffnet. Das Neue Theater, in Sichtweite des historischen, nahm erst vor wenigen
Monaten den Betrieb auf. Es ist eines der Projekte, das unter anderem mit Geldern für
die Kulturhauptstadt finanziert wurde. Und es ist ultramodern: 22 mal 14 Meter groß ist
allein die von 40 ovalen Öffnungen durchbrochene Betonwand, die als Fassade dient.
Man habe dieses Theater gebraucht, um das marode Kammertheater zu ersetzen, sagt
Eva Ichová, die Sprecherin der beiden Häuser. "Beide Theater sind sehr gut besucht." Die
vier Ensembles - Ballett, Schauspiel, Oper und Musical - spielen an der neuen und der
alten Bühne. Doch nicht alles soll klassisch sein, betont Petr Forman. "Wir wollen vor
allem die Leute begeistern, die eher nicht ins Theater oder in ein Konzert gehen", sagt
der Sohn des oscarprämierten Regisseurs Milos Forman. Dazu setzt er vor allem auf
Vorstellungen, die unabhängig von Sprache sind. Tschechisch sprechen die wenigsten
ausländischen Besucher, eher Englisch und Deutsch. "Doch in vielen Fällen handelt es
sich um Kunst, die keiner Worte bedarf, vor allem in Theater-, Musik- und
Tanzprojekten."
Donnerstag, 15.01.2015
Sächsische Zeitung
Crystal-Schmuggel über Sebnitz
Die Polizei hat am vergangenen Freitag eine 24-jährige Frau und einen 26-jährigen Mann
auf der B 6 in Dresden-Rossendorf mit zwei Kilogramm Crystal gestellt. Nach den ersten
Ermittlungen steht fest, dass das junge Pärchen zwei Helfer hatte, es somit vier Täter
gab. Ein 33-Jähriger habe laut Polizei das Duo mit Crystal beliefern sollen, und der vierte
Mann (27) hatte dazu das Transportfahrzeug, einen Mercedes-Kleinbus, besorgt.
Wie die Beamten bislang ermittelten, begaben sich die beiden letzten Freitag in den
Vormittagsstunden mit zwei Fahrzeugen über den Grenzübergang Sebnitz nach
Tschechien. Dort besorgten sie das Crystal, welches sie in einem Hohlraum des
Mercedes-Transporters versteckten. Der 33-Jährige fuhr anschließend mit einem Pkw,
einem sogenannten Aufklärungsfahrzeug, voraus zurück nach Dresden.
Mittlerweile durchsuchte die Polizei Wohnungen der Verdächtigen und stellte dabei 400
Gramm Marihuana und weitere Betäubungsmittel wie Ecstasytabletten sowie Kokain
sicher. Zudem wurden bei den Durchsuchungen Schreckschusswaffen, Springmesser und
ein Schlagring festgestellt. Letztlich fanden die Ermittler auch noch einen höheren
Geldbetrag. Gegen alle vier Tatverdächtigen erließ das Amtsgericht Dresden Haftbefehle.
(SZ)
Donnerstag, 15.01.2015
Tschechien online
Kommt in Tschechien totales Rauchverbot?
Gesundheitsminister will ab 1. Januar 2016 Tabaksqualm aus allen
gastronomischen Betrieben verbannen
Prag - Der tschechische Gesundheitsminister Svatopluk Němeček will ein umfassendes
Rauchverbot in gastronomischen Einrichtungen in Tschechien durchsetzen.
Das sagte der sozialdemokratische Politiker in einem Interview gegenüber der
tschechischen Wirtschaftszeitung Hospodářské noviny.
In dem Interview kündigte Němeček an, dass sein Ministerium dem Prager
Abgeordnetenhaus einen Gesetzentwurf vorlegen werde, der ein komplettes Rauchverbot
in Kneipen und Restaurants ab 1. Januar 2016 vorsehe.
Der Minister zeigte sich überzeugt, dass sein Entwurf trotz starker Widerstände, mit
denen er rechne, quer durch alle Fraktionen eine Mehrheit im Abgeordnetenhaus erhalten
werde: "Ich glaube, dass das durchgeht. Auch die Öffentlichkeit ist bereits reif dafür und
fordert das." (nk)
Tschechien Online, 15.1.2015
Freitag, 16.01.2015
Sächsische Zeitung
Polizei stellt Crystal-Banden
In Ustek und Trmice klickten die Handschellen. Eine Familie und sogar ein
Lehrer waren darunter.
Von Steffen Neumann
Crystal im großen Stil wird in Tschechien nicht nur von Personen vietnamesischer
Herkunft produziert und vertrieben. Davon konnte sich die tschechische Antidrogenpolizei
überzeugen, als sie Anfang Januar zwei Gangs stellte. Die eine in Ustek (Auscha) bei
Litomerice (Leitmeritz) stützte sich auf Familienstrukturen. Alle waren an der Produktion
und dem Verkauf beteiligt und nahmen die Drogen auch selbst ein, darunter auch eine
schwangere Frau. „Wir haben insgesamt sechs Personen festgenommen, Hunderte Dosen
Crystal, Marihuana sowie Utensilien zur Herstellung von Crystal sichergestellt“,
dokumentierte ein Polizeisprecher.
Überrascht waren die Beamten von der Zahl der Crystalabhängigen in Ustek. „Wir waren
von 40 ausgegangen, aber bis jetzt haben wir schon 130 gezählt. Einige begannen mit
Marihuana und wechselten dann schnell zu Crystal“, so der Sprecher. Besonders gut lief
das Geschäft im Sommer, wo die Gang ihre Ware unter Besuchern des örtlichen
Zeltplatzes absetzte. In einem halben Jahr verkauften die Dealer Drogen im Wert von
umgerechnet 50 000 Euro. Den Drogenhandel in Ustek hatte die Polizei schon einige
Jahre im Visier.
Es drohen zehn Jahre Haft
Bereits einen Tag nach dem Einsatz in Ustek, klickten die Handschellen noch einmal in
Trmice (Türmitz) bei Usti nad Labem (Aussig), wo drei Personen festgenommen wurden.
Sie sind der illegalen Verbreitung von Crystal verdächtig. Besonders schockierend ist der
Fall, weil es sich bei einem der Festgenommenen um einen Grundschullehrer und
kommunalen Abgeordneten handelt. Wie die Polizei andeutete, ist nicht auszuschließen,
dass beide Fälle zusammenhängen. Den Verdächtigen drohen bis zu zehn Jahre Haft.
Samstag, 17.01.2015
Sächsische Zeitung
Tschechien wird billiger
Der Wert der Tschechischen Krone bleibt auf Talfahrt. Eine Wende ist kaum
absehbar.
Von Steffen Neumann, SZ-Korrespondent in Prag
Der Shopping-Trip nach Prag ist
beliebt - mit fallender Krone noch
mehr.
© PR/C.T.
In Tschechien kann wieder Benzin für unter einem Euro
getankt werden. An der Tankstelle Ono bei Usti nad
Labem, die in der Mehrheit von Kunden aus Sachsen genutzt wird, kostet der Liter nur
27,50 Kronen. Umgerechnet waren das vergangene Woche bereits knapp 1 Euro. Doch
als sich am Freitag der Wert der Tschechischen Krone auf Talfahrt begab, wurde das
Benzin zusehends billiger. Am Montag lag die Krone schon bei über 28,50 für einen Euro.
Was war passiert? Das Statistikamt hatte die Dezemberdaten zur Entwicklung der
Verbraucherpreise veröffentlicht. Die waren noch langsamer gestiegen als erwartet. Auf
Jahressicht nur 0,1 Prozent. Verglichen mit dem vorherigen Monat sanken die Preise
sogar um 0,1 Prozent. Wenn Preise dauerhaft sinken, nennt man das Deflation, eine
Erscheinung, die ein Teil der Volkswirtschaftler unbedingt verhindern will, um nicht in
eine Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen, sinkenden Löhnen und damit sinkender
Kaufkraft zu verfallen. Zu diesen Volkswirtschaftlern gehören mehrheitlich die Chefs der
tschechischen Notenbank CNB.
Viele Tschechen haben das Wirken ihrer Währungshüter noch ungut in Erinnerung. Am 7.
November 2013 hatten sie durch den massiven Umtausch von Kronen gegen Euro dafür
gesorgt, dass die tschechische Krone binnen weniger Stunden zehn Prozent ihres Wertes
verlor. Auch damals drohte eine Deflation. Dem wollten die Notenbanker entgegenwirken
und die Kauflaune der Verbraucher ankurbeln. Auch wenn sie sich dafür Kritik von fast
allen Seiten einhandelten, die Tschechen stürmten daraufhin aus Angst, ihre Ersparnisse
zu verlieren, die Läden. Vor allem bei Importwaren wie Elektronik war abzusehen, dass
sich ihr Preis bald erhöhen würde. Andererseits freuten sich tschechische Firmen, dass sie
international konkurrenzfähiger wurden.
Doch die Preisentwicklung bekam die Notenbank nicht in den Griff. Zwar stiegen die
Preise für Importe tatsächlich, aber nicht so stark wie erhofft. Außerdem war weder die
russische Besetzung der Krim vorherzusehen, noch der Einbruch des Ölpreises. Vor allem
Lebensmittel, die sonst nach Russland exportiert wurden, überschwemmten aufgrund
gegenseitiger Embargos den EU-Markt und sorgten für sinkende Preise. Dazu kam der
ohnehin schwache Preisauftrieb auf EU-Niveau aufgrund der immer noch schlechten
Konjunkturentwicklung. Und eine Umkehrung dieser Entwicklung ist nicht abzusehen,
weshalb sich Währungshändler im Wissen um die Abwertungsfreudigkeit der Notenbanker
vorsorglich von der Krone trennten. Damit war der Weg frei für die aktuelle Abwertung.
Zwar hat sich die Krone inzwischen um die Marke von 28,2 Kronen je Euro stabilisiert.
Dafür sorgte nicht zuletzt der Aufruf des Staatspräsidenten Milos Zeman, die Intervention
gegen die Krone unverzüglich einzustellen. Aber die Notenbank hat wiederholt betont,
dass eine Aufwertung der Krone zum jetzigen Zeitpunkt das falsche Signal sei. „Den Wert
über 27 Kronen je Euro behalten wir bis 2016 bei“ bestätigte Gouverneur Miroslav
Singer. Und auch eine weitere Abwertung sei nicht ausgeschlossen.
Freuen können sich Hotels und Restaurants in Tschechien. Zehn Prozent mehr Tschechen
wollen wegen der schwachen Krone dieses Jahr ihren Urlaub in der Heimat verbringen.
Mehr Interesse dürfte auch aus dem Ausland kommen.
Donnerstag. 22.01.2015
Prager Zeitung
Der schwimmende Musikklub
Freitag, 23.01.2015
Sächsische Zeitung
Ein umgebauter Elbfrachter bringt in Zukunft tschechische und deutsche Kultur
zusammen.
Von Steffen Neumann
Bringt bald tschechische Kultur nach Sachsen und
sächsische nach Tschechien: Der Fotograf und Musiker Dan
Adam leitet den Umbau des Frachters zu einem Kulturschiff.
Fotos: Petr Spanek
Ein Frachtschiff, das auf der Elbe zwischen Tschechien und Sachsen Kultur transportiert.
Authentischer lässt sich der Begriff Kulturtransfer nicht in die Realität umsetzen. „Wir
kommen für drei Tage nach Decin, es gibt ein Konzert, eine Ausstellungseröffnung oder
auch ein Theaterstück. Dann legen wir wieder ab und gehen für drei Tage in Pirna vor
Anker und es gibt wieder Kultur“, skizziert Dan Adam die künftige Route des deutschtschechischen Kulturschiffs zwischen Litomerice (Leitmeritz) und Dresden.
Am Anfang war der Traum der Fotografen Milos Burkhardt, Dan Adam, Kvetoslav
Vrsovsky und des Münchners Kurt Winkels, in Prag eine eigene Galerie zu eröffnen.
„Doch schnell merkten wir, dass es dort schon viele Galerien gab. Dann hatten wir die
Idee mit dem Schiff“, erinnert sich Kvetoslav Vrsovsky. Als sie dann ein Schiff fanden,
das einen Motor und eine Lizenz hatte, lag nichts näher, als daraus eine schwimmende
Galerie zu machen.
Inzwischen wird der Traum langsam wahr. Wer im Internet auf die Webseite
Cargogallery.eu klickt, sucht zwar noch vergeblich nach Programm-Einträgen. Aber es
gibt eine Karte, auf der angezeigt wird, wo das Schiff gerade ankert: derzeit im Stadtteil
Decin-Kresice (Tetschen-Krischwitz). Dort befindet sich eine traditionsreiche Werft der
böhmischen Elbe-Schifffahrt. Noch wird das Kulturschiff, das seine Erfinder Cargo Gallery
(Frachtgalerie) nennen und auf den Namen Niké getauft haben, umgebaut.
Niké heißt die griechische Siegesgöttin, und ein Sieg ist es für Adam und seine Mitstreiter
tatsächlich, dass das ehemalige Güterschiff nun im Deciner Hangar steht. Vor einem Jahr
lag es noch schrottreif im Hafen. Doch dann ging alles sehr schnell. Die Initiatoren um
Dan Adam haben eine EU-Grenzraumförderung von 400 000 Euro in der Tasche und
weitere 300 000 sind zugesichert. Das hat den Umbau endlich angestoßen. Den Rest der
Kosten von etwa einer halben Million Euro müssen sie selbst aufbringen.
Ihren Lebensunterhalt verdienen die drei nicht mit der Fotografie. Zwei von ihnen
betreuen Bauprojekte, Kurt Winkels hat eine Messebaufirma, doch mit Schiffen hatten sie
bisher nichts zu tun. „Am Anfang war das eine romantische Idee. Aber die Ernüchterung
kam bald“, spielt Adam auf die Suche nach einem geeigneten Schiff an. Sie begann vor
vier Jahren. Schon ein Schiff zu bekommen, war nicht einfach, und als dann ein Angebot
vorlag, klappte das nicht. Zum Glück, sagt Adam heute. „Das wäre überhaupt nicht
geeignet gewesen.“
Elbreeder trifft Künstler
Deshalb waren sie froh, als sie Jaroslav Soukup trafen, der Niké gerade in den Schrott
geben wollte. „Es war nicht mehr wirtschaftlich“, sagt der ehemalige Reeder. Und wenn
ein Schiff nicht mehr gebraucht wird, hat es keine Chance. Es sei denn, ein erfahrener
Elbreeder trifft auf künstlerische Idealisten. „Als ich hörte, was sie vorhaben, sagte ich,
das ist unmöglich“, erzählt Soukup. Doch im Unmöglichen liegt der Reiz, es doch zu
versuchen. Soukup verkaufte ihnen den Frachter und sitzt heute als wertvoller Ratgeber
sprichwörtlich mit im Boot. Und zukünftig als Kapitän, der die Niké in der Euroregion
Elbe-Labe hin und her steuern wird.
Das 67 Meter lange Güterschiff wurde extra für den Elbverkehr gebaut und hat deshalb
im Leerzustand mit 70 Zentimetern einen rekordverdächtig geringen Tiefgang. „Nach
dem Umbau wird unsere Niké zehn Zentimeter tiefer im Wasser liegen. Das erlaubt uns
trotzdem, auch bei niedrigem Elbpegel unterwegs zu sein“, erzählt Adam. Er versucht
den Lärm zu übertönen. Im Schiffsbauch werden gerade durch die Zwischenwände
Durchlässe für Versorgungsleitungen eingebrannt. Es wird gehämmert und geschweißt.
Der Rohbau ist abgeschlossen. Die Kästen für das Schüttgut wurden zu einem großen
Veranstaltungsraum umgebaut. Hinter der Bühne ist Platz für die Garderoben und den
Sanitärbereich. Fensterlöcher wurden in die Bordwand geschnitten, eine Treppe vom
Deck ins Schiffsinnere eingebaut und ein massives Dach aufgesetzt. „Das hat statische
Funktion und kann außerdem als Sonnendeck oder Bühne für größere Konzerte genutzt
werden, wenn das Publikum an Land ist“, erklärt Adam. Der gesamte Innenausbau steht
noch bevor.
Parallel laufen die inhaltlichen Vorbereitungen. Das Schiff soll Kulturzentrum für alle
Sparten sein. So sind Konzerte, Festivals und Ausstellungen, aber auch Theater- und
später einmal Filmvorführungen geplant. Im Juni will das Schiff die Feste der
Partnerstädte Pirna und Decin miteinander verbinden. Adam sieht die Niké auch als
Plattform für Debatten.
Deutsche Partner
Auf deutscher Seite wurde der Dresdner Verein Kultur Aktiv als Partner gefunden, der
schon seit Jahren den Kulturaustausch mit Mittel- und Osteuropa fördert. Für den
Stapellauf sucht Kultur Aktiv noch Bands, die sich an einem Musikfestival beteiligen
wollen. Für die Zeit danach laufen bereits Gespräche mit möglichen Veranstaltern.
Bevor Niké ihren kulturellen Pendelverkehr aufnimmt, müssen noch einige Fragen geklärt
werden. Wie etwa die nach den Liegeplätzen. Spätestens im Mai wird es ernst. Dann wird
sich zeigen, ob das Schiff dazu beiträgt, die Kulturräume in Böhmen und Sachsen
miteinander zu verbinden, wie sich Kvetoslav Vrsovsky wünscht.
Tschechische Lehrerinnen in der Sebnitzer Klinik
Freitag, 23.01.2015
Sächsische Zeitung
Das Krankenhaus ist an Fachkräften aus Böhmen interessiert, die dortigen
Schulen an neuen Erfahrungen.
In der Sächsische-Schweiz-Klinik in Sebnitz waren fünf Lehrerinnen der Höheren
Fachschule für medizinische Berufe und der Krankenpflegeschule Most aus Böhmen zu
Gast. Die Lehrerinnen haben sich auf den Weg vom tschechischen Most aus nach Sebnitz
gemacht, um die Klinik kennenzulernen und um zu erfahren, wie die Ausbildung von
Gesundheits- und Krankenpflegern in Deutschland abläuft. Dabei kam es zu einem regen
Erfahrungsaustausch, informiert Kliniksprecherin Daniela Bollmann.
In Tschechien erfolgt die Ausbildung in der Krankenpflege zum Beispiel in zwei Stufen. In
der ersten Stufe erlernen die Schüler pflegerisches Basiswissen und schließen diese Stufe
mit dem Abitur ab. Die zweite Stufe ist eine akademische Ausbildung, ein Studium, und
damit über der Ausbildung in Deutschland anzusiedeln. Allerdings sei der praktische
Anteil der Ausbildung in Tschechien geringer und die Absolventen brauchen im Anschluss
etwas länger, um im Beruf das Laufen zu erlernen, erzählten die Lehrerinnen.
Beim anschließenden Rundgang durch das Krankenhaus zeigten sich die Gäste
beeindruckt von der Klinik in Sebnitz und haben viele Fragen gestellt. Zum Beispiel:
Welche Farben hat die Berufsbekleidung der Pflegerinnen und Pfleger, dürfen Väter bei
der Geburt ihres Kindes dabei sein oder gibt es ein Abschiedszimmer für Angehörige von
Verstorbenen?
Nach dem Rundgang betonten die Besucherinnen, dass sie glauben, dass eine künftige
Kooperation gut sei. Tschechische Schülerinnen und Schüler seien oft sehr interessiert
daran, ihre praktische Ausbildung nicht nur in Tschechien, sondern auch im Ausland zu
absolvieren. Sie würden gern über den Tellerrand schauen, sagte eine der Lehrerinnen.
Damit wären sie in Sebnitz in jedem Fall willkommen. „Bei uns arbeiten zwei tschechische
Hebammen, ohne die wir die Geburtshilfe im Haus keinesfalls organisieren könnten.
Bedingt durch den Fachkräftemangel in Deutschland müssen auch wir immer intensiver
um Fachkräfte kämpfen“, erklärte Pflegedienstleiter Hein Wolf. (SZ)
Tschechische Urologen bei Pirnaer Kollegen
Mittwoch, 28.01.2015
Sächsische Zeitung
In Tschechien werden bestimmte urologische Techniken nur selten angewendet. Deshalb
waren zwei Urologen aus dem Nachbarland zu Gast im Helios-Klinikum Pirna, berichtet
das Krankenhaus. Die tschechischen Ärzte beobachteten die Kollegen bei endoskopischen
Operationen. Sie hospitierten unter anderem bei einer flexiblen endoskopischen
Laserbehandlung. Dabei wurden unter anderem Nierensteine entfernt. (SZ)
Mittwoch, 28.01.2015
Sächsische Zeitung
Fahrschul-Tourismus nach Tschechien
Wer hierzulande seinen Führerschein abgeben muss, erwirbt im Ausland einen
neuen. Das soll unmöglich werden.
Von Matthias Brunnert, Goslar
Viele Deutsche, die wegen Verkehrsdelikten ihren
Führerschein verloren haben, nehmen in Tschechien oder
anderswo einen neuen Anlauf. Der Widerstand gegen den
Führerschein-Tourismus wächst.
© CTK
Früher war es noch ganz leicht: Wer in Deutschland mit
Alkohol oder Drogen am Steuer erwischt wurde und seinen
Führerschein verlor, konnte in ein Nachbarland reisen und dort eine neue Fahrerlaubnis
erwerben. Das ist heute anders. „Die schlimmsten Auswüchse des FührerscheinTourismus hat die EU inzwischen zum Glück beseitigt“, sagt Kay Nehm. Zufrieden ist der
Präsident des Verkehrsgerichtstages trotzdem nicht.
Ein Grund dafür ist die sogenannte 185-Tage-Frist. Wer nach einem Führerschein-Entzug
in Deutschland ein halbes Jahr in einem anderen Land der EU gelebt hat, kann dort die
Fahrerlaubnis wieder erwerben – und damit in Deutschland fahren, ohne die
vorgeschriebene, umgangssprachlich Idiotentest genannte Untersuchung bestanden zu
haben. Nehm hat das Thema Führerschein-Tourismus deshalb auf die Tagesordnung des
Verkehrsgerichtstages setzen lassen. Die 53. Auflage des Verkehrsexperten-Treffens wird
morgen in Goslar offiziell eröffnet.
Nicht nur Nehm sieht das Problem. Die Voraussetzungen zum erneuten Erwerb einer
Fahrerlaubnis seien in den verschiedenen Staaten jedenfalls sehr unterschiedlich,
bemängelt der Automobilclub von Deutschland (AvD). In Deutschland sei nach einem
alkohol- oder drogenbedingten Führerschein-Entzug die medizinisch-psychologische
Untersuchung in jedem Fall fällig. Im Ausland sei der Idiotentest dagegen keine Pflicht.
Ungeeignete Fahrer dürften aus Gründen der Verkehrssicherheit aber keinen
Führerschein bekommen, fordert der AvD.
Auch der Auto Club Europa (ACE) sieht Handlungsbedarf: Mit der jüngsten EUFührerscheinrichtlinie werde die Erschleichung eines Führerscheins im EU-Ausland zwar
formal unterbunden, rechtlich lasse sich dies aber nicht immer umsetzen, bemängelt
ACE-Jurist Sammy Urcun. Es sei noch immer möglich, sich bei Verlust des Führerscheins
in Deutschland eine Fahrerlaubnis in anderen Ländern zu besorgen. „Wir brauchen
endlich einen europäischen Standard, der überall gilt.“ Dies diene der Verkehrssicherheit.
Der AvD verlangt darüber hinaus ein zentrales elektronisches Führerschein-Register für
Europa, damit für jeden Bürger nur ein Führerschein ausgegeben werden kann. Nur
damit könne der Führerschein-Tourismus wirksam bekämpft und eingedämmt werden.
(dpa)
Donnerstag. 29.01.2015
Prager Zeitung
Donnerstag. 29.01.2015
Prager Zeitung
Donnerstag. 29.01.2015
Prager Zeitung
Freitag, 30.01.2015
Radio.cz
Anteil der Schattenwirtschaft am BIP in Tschechien liegt bei 15
Prozent
30-01-2015 17:57 | Markéta Kachlíková
Der Anteil der grauen Wirtschaft am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Tschechien beträgt 15
Prozent. Der europäische Durchschnitt liegt noch höher. Das geht aus einer Studie der
Kreditkarten-Gesellschaft Visa hervor, die von ihr am Freitag veröffentlicht wurde.
Foto: Kristýna Maková
Das Volumen der Schattenwirtschaft in Tschechien ist im
vergangenen Jahr um zirka zehn Milliarden Kronen (ca.
360 Millionen Euro) gestiegen. Das Gesamtvolumen
betrug daher 612 Milliarden Kronen (ca. 22 Milliarden
Euro). Für dieses Jahr wird ein leichter Anstieg auf 614
Milliarden Kronen (23 Milliarden Euro) erwartet. Das geht
aus einer Studie der Kreditkarten-Gesellschaft Visa
hervor, die von ihr am Freitag veröffentlicht wurde.
Anhand dieser Studie beträgt der Anteil der grauen Wirtschaft am Bruttoinlandsprodukt
(BIP) im vergangenen Jahr 15 Prozent. Der Durchschnitt innerhalb der EU liegt bei 18,5
Prozent. In Tschechien sank der Wert seit 2009 um fast zwei Prozent.
Foto: Archiv Radio Prag
In der Studie wird unter anderem das Verhältnis zwischen
der Schattenwirtschaft und den elektronischen Zahlungen
analysiert. Der Studie zufolge könnte der Staat bei einem
Zuwachs der elektronischen Zahlungen die
Schattenwirtschaft besser kontrollieren. Sollten beispielweise
in der Bevölkerung zehn Prozent mehr Einwohner
elektronische Zahlungen vornehmen, dann würde der Anteil der vom Staat nicht
kontrollierten Wirtschaft binnen vier Jahren um vier bis sechs Prozent reduziert werden.
Mit der erhöhten Durchführung elektronischer Transaktionen könnten so in Tschechien
bis zu 40 Milliarden Kronen (1,4 Milliarden Euro) mehr versteuert werden, so der VisaBericht.
Foto: Tomáš Adamec, Archiv des Tschechischen
Rundfunks
In die hiesige Schattenwirtschaft fließt mit rund zwei
Dritteln die Schwarzarbeit ein, durch die dem Staat
Steuereinnahmen entgehen. Weitere Verluste entstehen
bei Barzahlungen zum Beispiel in kleinen Geschäften,
Bars und Taxis, bei denen anschließend nur ein Teilbetrag
versteuert wird. Zu den Bereichen mit dem höchsten
Anteil an Schattenwirtschaft gehören die Produktion, der Groß- und Kleinhandel,
Bauwesen, Verkehr, Lagerung und Kommunikation. Zur Bildung der Grauzone tragen
hierzulande mehrere Faktoren bei. Dazu gehören Versicherungsbetrüge der Arbeitsgeber
ebenso wie die Angewohnheit, Arbeitnehmer in Bargeld und ohne Rechnung zu
entlohnen.
„Die graue Wirtschaft ist ein massenhaftes Phänomen, das auf der Schwarzarbeit basiert
und bei der nur ein Teil der Einkommen versteuert wird. Die Wirtschaftsbedingungen in
Tschechien und die Anstrengungen der Regierung haben seit 2011 eine schrittweise
Reduzierung der Schattenwirtschaft zur Folge gehabt“, heißt es in einer Presseerklärung
der Visa Europe.
Freitag, 30.01.2015
Tschechien online
Faire Konditionen für Überweisungen nach Tschechien
Verbraucher werden bei Geldtransfers oft mit versteckten Kosten zur Kasse
gebeten
Prag - Wer hätte gedacht, dass die Beträge, welche Migranten von ihrem Arbeitslohn
abzweigen und in ihre Heimat zu Familie und Angehörigen senden, in ihrer Gesamtheit
häufig die Einkünfte des jeweiligen Herkunftslandes aus Auslandsinvestitionen sowie aus
Entwicklungshilfezahlungen übersteigen?
Es sind also mittlerweile enorme Geldsummen, welche in die wirtschaftlich schwächere
Länder, darunter auch Tschechien, beständig Jahr für Jahr aus den sogenannten
Rücküberweisungen der Migranten einfließen.
Dazu liefert die Weltbank genaue Zahlen für die Tschechische Republik: Das Maximum
der von Migranten geleisteten Rücküberweisungen wurde 2012 erreicht mit umgerechnet
691,05 Millionen US-Dollar! 2005 war der Betrag noch geringer mit 510.82 Millionen USDollar und die durchschnittliche Summe der jährlichen Rücküberweisungen betrug im
Zeitraum 2005 bis 2012 etwa 657,55 Millionen US-Dollar. (Quelle: die Weltbank,
http://de.theglobaleconomy.com/Czech-Republic/Remittances/).
Diese Tendenz steigender Rücküberweisungen ist auch dem UN-Berricht von 2012 im
"Migazin" zu entnehmen: http://www.migazin.de/2012/12/17/ruckuberweisungen-vonmigranten-steigen/.
Das Hauptmotiv für die Geldtransfers nach Hause liegt für die allermeisten tschechischen
wie auch für andere Migranten in der Unterstützung ihrer Angehörigen, Familie und
Freunde, die im Ursprungsland geblieben sind. In Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit
stellen diese Einkünfte durch einen im Ausland arbeitenden Angehörigen häufig sogar die
einzige Einnahmequelle einer ganzen Familie dar.
Leider ist oft kaum kalkulierbar, welche Kosten bei der Auslandsüberweisung entstehen
und wie diese Gebühren den schwer verdienten Betrag mindern. Ob Sparkassen, Banken
oder andere Dienstleister für Geldtransfers, allen gemeinsam ist, dass die Gebühren für
eine Überweisung oft "ungebührlich" hoch sind und es kaum möglich scheint, die
sogenannten versteckten Kosten im Vorhinein zu kalkulieren. Der Überweisende wird
nicht darüber aufgeklärt und kann nicht berechnen, wie hoch die Abzüge sein werden.
Während die
- Überweisungsgebühren einen fixen Betrag darstellen, der zwar häufig hoch aber
bekannt ist und sich somit transparent darstellt, sind die aus den
- Wechselkursdifferenzen entstehenden Kosten versteckte Summen und damit
intransparent. Hinzu kommt, dass die Wechselkurse laufenden Schwankungen
unterliegen, ein Fakt, den sich manche Anbieter zunutze machen, indem sie in diesen
Posten versteckte Provisionen und Gebühren mit einbringen.
- Generell muss man wissen, dass Überweisungen in Drittländer von vornherein schon
viel teurer sind als SEPA-Geldtransfers in Euro zwischen zwei Ländern. Daher macht es
für in Deutschland arbeitende Tschechen Sinn, nach Alternativen zu den herkömmlichen
Geldinstituten und Anbietern für Geldtransfers zu suchen, um konkret günstig kalkulierte
Überweisungen ins Heimatland zu tätigen:
Als ein rein digitaler Geldtransferservice mit fairen und transparenten Konditionen will
das Online-Angebot von Azimo in diesem unübersichtlichen Markt Abhilfe schaffen. Azimo
wirbt mit bis zu 85 % niedrigeren Gebühren im Gegensatz zu den traditionellen
Überweisungsinstituten und einer Überweisungsdauer von durchschnittlich 1 Werktag.
Die Anmeldung bei Azimo ist kostenfrei und kann vom PC oder Smartphone aus mithilfe
der E-Mailadresse durchgeführt werden, es reicht aber auch ein Facebook-Profil.
Eventuellen Sicherheitsbedenken trägt das Unternehmen Rechnung, indem es auf seinem
klar strukturierten Internetportal Hilfe-Information und praxisbezogene
Sicherheitsrichtlinien eingestellt hat. (Online-Service von Azimo für Überweisungen nach
Tschechien: https://azimo.com/de/geld-senden-nach-tschechien.html). (dap)
Tschechien Online, 30.1.2015
Kein Mindestlohn für Transit-Lkw-Fahrer
Freitag, 30.01.2015
Sächsische Zeitung
In Polen und Tschechien gingen die Spediteure gegen den deutschen
Mindestlohn auf die Barrikaden. Und auch in Brüssel stießen die neuen
Regelungen auf wenig Gegenliebe. Nun stoppt Berlin die umstrittenen
Regelungen erst einmal.
© Symbolfoto: pa
Berlin. Im Streit um Mindestlohn für Transit-Lkw-Fahrer lenkt
die Bundesregierung ein. Berlin setzt die Anwendung des
Mindestlohns für ausländische Lkw-Fahrer im reinen
Transitverkehr durch Deutschland vorerst aus. Dies gelte bis
zur Klärung europarechtlicher Fragen, sagte Arbeitsministerin
Andrea Nahles (SPD) nach einem Treffen mit ihrem polnischen
Amtskollegen am Freitag in Berlin. Nicht ausgesetzt werden die Mindestlohn-Regeln für
Lkws, die in Deutschland be- und entladen werden.
Nahles sprach von einem „Zeichen guter Nachbarschaft“. In Polen und anderen
Nachbarländern war Kritik laut geworden, auch wegen der Vorgaben für Kontrollen und
Dokumentationspflichten.
Nahles begrüßte, dass die EU-Kommission ein Verfahren zur Prüfung strittiger
Rechtsfragen eingeleitet habe. Dies dürfte vor dem Sommer abgeschlossen sein.
Deutschland halte die Regelungen für europarechtskonform.
Druck von der EU-Kommission
Die EU-Kommission hatte bereits in der vergangenen Woche den Druck auf die
Bundesregierung erhöht und angekündigt, die Beschwerden aus Deutschlands
Nachbarländern ernsthaft zu prüfen. Die Bundesregierung hatte zunächst dennoch weiter
auf eine Durchsetzung des Mindestlohns gepocht.
Die entsprechenden Branchenverbände Polens und Tschechiens fürchten um die
Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmen. Sie warnten davor, dass höhere Kosten im
Transportgewerbe polnische und tschechische Unternehmen in die Pleite treiben würden.
Die deutsche Mindestlohngrenze liegt bei 8,50 Euro pro Stunde. Für die MindestlohnKontrolle zuständig ist auch in diesen Fällen der Zoll. Mögliche Bußgelder bei Verstößen
können Zehntausende Euro betragen. (dpa)