Das Kundenmagazin der Andreas Messerli AG
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Das Kundenmagazin der Andreas Messerli AG
Nummer 3, Juli 07 ......................................................... ...................................................................................... Das Kundenmagazin der Andreas Messerli AG With English Summary ............................... ................................................. .......................... Roger Bächtold: Kreatives Multitalent jenseits gängiger Konventionen Wie aus Produkten Erlebniswelten geschaffen werden Established & Sons – das britische Designlabel sorgte in Milano für Furore 2 Foto: Damaris Betancourt Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Ereignisreiche Messe- und Eventmonate haben uns seit unserer letzten Ausgabe von Brandworld ununterbrochen in Atem gehalten. Viel Aufund Anregendes war dabei, über das wir Ihnen gerne in dieser Ausgabe berichten. Die Uhren- und Schmuckmesse, die im April in Basel über die Bühne ging, war sogar so intensiv und umfassend an Eindrücken, dass wir uns entschlossen haben, dieser Messe das beiliegende, reich bebilderte Sonderheft zu widmen. Wir gehorchen damit der Aussage, dass ein Bild mehr sagt als tausend Worte, und präsentieren Ihnen einige unserer dortigen «StandBauWerke». An Etienne Russo kommt derzeit keiner der grossen Modeschöpfer vorbei. Der Italo-Belgier kreiert nämlich die wohl spektakulärsten Dekors für Fashion-Shows und verzaubert mit seiner unerschöpflichen Fantasie die ganze Modewelt. Werfen Sie einen Blick auf seine Kreationen ab Seite 6. Mit Roger Bächtold stellen wir Ihnen auch in dieser Ausgabe einen facettenreichen Schweizer Kreativen vor, der mit seiner eigenwilligen Denk- und Designart immer wieder überrascht. Und der renommierte Kommunikationsspezialist Pius Sidler lässt uns einen Blick in die Trickkiste erfolgreicher Markenführung werfen. Die spielerische Leichtigkeit seiner Analysen gründen in einem ausserordentlich umfassenden und profunden Wissen. Alljährlich sorgen die extravaganten Veranstaltungen rund um die Mailänder Möbelmesse in der Designerwelt für Aufregung. Dieses Jahr gelang es der Londoner Established & Sons, an ihrem Event fast das gesamte Who is who der internationalen Architektur- und Designerszene zu versammeln. Ich hoffe, wir haben mit diesen Häppchen Ihren Appetit auf mehr aus unserer dreidimensionalen Küche angeregt! Andreas Messerli Inhalt 3 6 11 14 16 19 20 .......... Novum .......... People .......... Eyecatcher .......... Report .......... Scene .......... Style .......... Wetzerlis Abenteuer .......... 3 Novum Designpreisträger Pon Extrem leicht, filigran in der Erscheinung und gleichzeitig äusserst stabil – constructiv PON ist das neuste modulare Architektursystem für Messe-, Display-, Shop-in-Shop- und Office-Anwendungen von Burkhardt Leitner constructiv. constructiv PON zeichnet sich durch extreme Leichtigkeit bei hoher Stabilität aus. Dank seiner Hightech-Präzisionsrohre aus Aluminium erreicht es eine ungewöhnlich hohe Festigkeit, die äusserst weite, freitragende Aufbauten ermöglicht. Seiner filigranen Struktur zum Trotz ist constructiv PON für höchste Belastbarkeit geschaffen und zeichnet sich durch sehr geringes Transportgewicht und Ladevolumen aus. In der Schweiz vertrieben durch die Tochterfirma der Andreas Messerli AG: retailpartners ag, Motorenstrasse 35, 8623 Wetzikon, +41 43 244 74 00, [email protected] ................................................... Soaring high in the sky For the past year, Messerli’s lounge sounds have been featured in the audio system of Swiss Airbus machines on long-haul flights. They have been so popular that the channel will be reserved for these chill-out sounds for another year. A fifth CD will be launched this summer – this time a double CD with the sounds of Messerli to properly celebrate the momentous occasion! .................................... Rundflüge Unsere Messe-Bilder haben laufen gelernt. Der neuste Messerli Podcast nimmt Sie mit auf eine Besichtigungstour zu einigen unserer Stände an der Baselworld 2007, auf die wir ganz besonders stolz sind. Zu aktuellen und besonders interessanten Projekten sind auf der Messerli Website www.messerli3D.com immer wieder neue Podcasts anzuschauen. ....................................................... .......... 4 Novum Zusammentreffen in den Wolken Den Namen Cloud trägt auch die Kreation der Designerin Monica Förster für Offecct und verkörpert alle Eigenschaften ihrer himmlischen Vorbilder: Sie ist leicht, weiss, und prädestiniert, ständig unterwegs zu sein. Cloud ist schnell und flexibel einsetzbar, überall dort, wo gerade ein abgegrenzter Raum gebraucht wird, etwa als mobiles Sitzungszimmer, zur Entspannung und Konzentration. Ein Ort mit einmaliger Atmosphäre für informelle, inspirierende Begegnungen. Einmal ausgepackt füllt ein leises Gebläse die Wolke mit Luft, die dann wie ein Zelt begehbar wird. Innerhalb von drei Minuten ist sie komplett installiert und nach Gebrauch ebenso schnell wieder in der dazugehörigen Tragetasche versorgt. Die Wolke wird durch eine Falte in der «Aussenwand» betreten. Ihr Innenraum ist rund 21 m2 gross, 230 cm hoch und bietet bequem Platz für bis zu vier Personen. Der Wolkenkörper besteht aus feinem Nylonstoff, der trotz seiner Leichtigkeit geräuschdämpfend wirkt. Vermietung durch Andreas Messerli AG. .................................... [email protected] Himmelskörper: Cloud von Cappellini Cloud von Cappellini ist viel mehr als nur ein Regal. Beliebig viele Wolkenelemente, ganz nach Lust und Laune zusammengesteckt, schaffen breite wie auch hohe Regalstrukturen, die auch als Raumteiler mit Durchblick funktionieren. Die zahlreichen Ablageflächen sind von beiden Seiten zu bedienen. Auf der Messe oder beim Event eingesetzt, wirkt das spielerische Element durch seine ungewöhnliche Form und verleiht dem Auftritt das gewisse optische Etwas. Die Wolke aus Polyethylen gabs ursprünglich nur in Weiss. Zwischenzeitlich sind die Module auch in den Trendfarben Rot, Hellgrün und Dunkelgrün erhältlich. Eine optionale Innenbeleuchtung kann interessante Lichtakzente setzen. Ronan und Erwan Bouroullec, das bretonische Brüderpaar, hat 2004 das verspielte Regalsystem Could für Cappellini entworfen. Überraschend in Form und Material sind sämtliche Kreationen der zwei jungen Designer. Mit ihren Algen – einem unkonventionellen, hängenden Paravent (siehe Brandworld Nr. 1/05) – haben sie in der Designerwelt ebenfalls für grosses Aufsehen gesorgt. Die Masse von Cloud betragen 187,5 x 45 x 105 cm. Vermietung durch Andreas Messerli AG. ....... [email protected] .......... 5 Asian Games – top athletic and logistical performances The Asian Games which were held last December in Doha (Qatar) set new standards in the world of mobile structures. Everybody involved had to overcome major logistical hurdles over a period of months: 5000 athletes, all at the same time, had to be served high-quality, healthy food to suit their palate; 3000 journalists required a professional work environment to process and pass on the information they had gathered; functionaries and VIPs needed suitable sitting and meeting rooms – all of this in a city of tents where the air conditioning system battled the sweltering heat outside. The temporary city, which took seven months to build on an area of more than 23,000 m2, served as venue for athletic competitions for about two weeks. Within two months it vanished again without a trace from the prosperous desert nation. Andreas Messerli AG supplied the entire infrastructure for the dining and lounge areas as well as the media center. ......................... [email protected] .......... 6 People .......... Etienne Russo Er kleidet die Haute Couture stimmungsvoll ein ............. ............................. .................... ............................................................................. Obwohl er keine Kleider entwirft, ist Etienne Russo derzeit eine der gefragtesten Personen im Modezirkus. Denn als Magier des Catwalks hüllt er die Kreationen der grossen Modeschöpfer in sinnliche Welten und verhilft ihnen zum grossartigen Auftritt. Für die renommiertesten Modehäuser entwirft das italo-belgische Multitalent spektakuläre Shows. Foto: By2 Photographers Emotionen wecken Bevor an den Modeschauen in Mailand oder Paris die Lichter angehen, die Models über den Runway schreiten, die Mödeschöpfer die Lorbeeren der anspruchsvollen Kunden und Kritiker ernten, gehört die Bühne vor allem einem Mann: Etienne Russo. Er ist der Schöpfer des kreativen Universums, in dem die Grössten der Modewelt ihre Haute Couture und ihr Prèt-àporter präsentieren. Chanel, MiuMiu, Dries van Noten, Lanvin, Hermès, Hugo Boss oder Sonja Rykiel – Russo inszeniert ihre wichtigsten Shows, erschafft für jeden seiner Kunden einen Kosmos, in den die versammelte Modegilde für ein paar Stunden eintaucht und die Welt rundherum vergisst. Mit Licht, Farben und Materialien schafft Etienne Russo Decors, deren Magie sich niemand zu entziehen vermag, da sie eine ungebremste Sinnlichkeit ausströmen, die Emotionen wecken und die Besucher verzaubern. Über diese Inszenierung kommuniziert der Modeschöpfer mit dem Publikum. Russos Rezept: Wer den Raum betritt, soll durch alles, was er sieht, hört, riecht oder schmeckt, erkennen, was der Designer mit seiner Kollektion will. Ob Industrieruine oder Palast: Russo versteht es wie kein anderer, Decors zu gestalten, die – mal schlicht, mal opulent und ausschweifend – die textilen Kreationen stimmungsvoll einkleiden, ohne sie in den Hintergrund zu drängen. Dabei outet er sich als kompromissloser Ästhet und Perfektionist und setzt seine Ideen konsequent um. Das geht bis hin zum Schokoladekuchen, den er – passend zum goldenen Laufsteg – mit Goldstaub pudern lässt. Russo versteht es, mit Stilen zu spielen. Ob barocke Opulenz, Kitsch oder absoluter Minimalismus, es gibt anscheinend keine Stilrichtung, die ihm nicht behagt. So liess er etwa für Dries van Noten die Models über eine weisse Festtafel defilieren, über ihnen eine Reihe üppiger Kronleuchter. Und für Hugo Boss entwarf er – inspiriert von Tim Burtons «Edward Scissorhands» – einen Garten mit einer märchenhaften Fauna inklusive Drachen, Eichhörnchen und Hirschen. Abenteuerliches Curriculum Russo ist ein harter Arbeiter, ein Phantast und ein unerschrockener Abenteurer. Da erstaunt es nicht, dass sich sein Lebenslauf mit einigen unerwarteten Wendungen liest: Als Sohn italienischer Eltern in Belgien aufgewachsen, macht er eine Ausbildung an der Hotelschule von Namur. In den frühen 80er-Jahren wird er Model und arbeitet gleichzeitig als Barkeeper im Mirano, dem angesagtesten Club Brüssels. Hier kann er seinen kreatives Flair beim Mixen der Drinks ausleben. Bald wird er künstlerischer Leiter des Clubs und das Mirano zu seinem Experimentierlabor. Er organisiert Partys, Events, Performances und Ausstellungen, wie man sie in der belgischen Hauptstadt selten gesehen hat. In dieser Zeit erobert der einheimische Modeschöpfer Dries van Noten die internationale Fashion-Szene. Er zieht Russo bei, um seine erste Modeschau 1991 in Paris zu inszenieren. 1995 gründet das Multitalent Russo, das sich auch schon als Koch, Licht-Ingenieur oder Produzent durchs Leben geschlagen hat, sein eigenes Unternehmen, das er zur Ehre des Hauses, in dem er sich einrichtet, Villa Eugenie nennt. Heute ist der Belgier ein gefragter Mann: Mit seine Ideen, ob für Corporate Events, Produktlancierungen, Boutique-Eröffnungen, Installationen oder eben Modeschauen hat er den Erdball umrundet. Allein für Dries van Noten hat er schon 63 Shows inszeniert, aber noch immer überrascht sein neugieriger Geist mit neuen Ideen. Auch wenn seine Kreationen meist nur von kurzer Dauer sind – in der Modewelt hat Russo die Massstäbe, was die Inszenierungen rund um die Kleider angeht, weit nach oben versetzt und damit die FashionSzene nachhaltig bereichert. .................. 7 English Summary Etienne Russo – Outfitter of High Fashion Russo is not a designer, and yet he is in high demand in the fashion world. Before the lights go on in Milan or Paris, before the models walk across the runway, the stage belongs to one man: Etienne Russo – the creator of a universe where top designers present haute couture. He stages original shows for his clientele, which includes Chanel, MiuMiu, Lanvin, Hermès, Hugo Boss and Sonja Rykiel. Foto: By2 Photographers Russo evokes emotions. Nobody is immune to the magical, enchanting worlds he creates with light, colors and materials to communicate with his audience. Russo’s secret to success: the intent of a designer’s collection should be seen, heard, smelled and tasted the moment one enters a room. Russo is a perfectionist who puts his ideas into practice with utmost consistency, and at times to the extreme: a chocolate cake dusted with gold, for example, to match a golden catwalk. From baroque opulence to absolute minimalism – there is no style with which he is not comfortable, while always focusing on the essential. Spiel mit Stil – Etienne Russos Inszenierungen für Dries van Noten (oben) und für Hugo Boss. Foto: Rainer Hofmann Russo is a hard worker, an adventurer with a multifaceted background. The son of Italian parents, he was raised in Belgium where he first studied hotel management, then turned to modeling while at the same time tending bar in a trendy club in Brussels. Eventually, he became artistic director of the club and began organizing parties, events, performances and exhibits, the likes of which had not been seen before. When the local fashion designer Dries van Noten rose to stardom, he asked Russo to produce his first Paris show. In 1995, the multitalented Russo established his own firm and now travels around the globe to organize corporate events, launch products, open up boutiques, or stage fashion shows. His curiosity and creativity are always good for a surprise. While his creations are usually short-lived, Russo has raised the bar in the world of fashion and thus permanently enriched it. .......... 8 People .......... Roger Bächtold Freidenker zwischen Mainstream und Avantgarde ................................... ............................................... ............................... ......................................... Roger Bächtold ist ein kreatives Multitalent, das sich frisch und unverkrampft jenseits aller Designer-Konventionen bewegt und dennoch den Zeitgeist punktgenau trifft. Gleich mehrere der angesagtesten Bars und Restaurants in Europas Hauptstädten hat er gestaltet und legt zwischendrin am Plattenteller auch mal selber Hand an. Was einem als Kopf der Innenarchitekturfirma P.5 entgegentritt, entspricht erfreulicherweise nicht dem gewohnten Bild eines Vertreters der Zürcher Kreativgilde. Roger Bächtold ist unprätentiös, völlig frei vom weitverbreiteten Designerhabitus und von Starallüren. Kein Pfau schlägt hier sein Rad, sondern ein Teamplayer mit motivierter Mannschaft tut begeistert seine Arbeit. Viel wachsen will er mit seiner jetzigen fünfköpfigen Besatzung nicht mehr. Frei bleiben soll seine Kreativschmiede und es sich leisten können, auch mal einen Auftrag nicht zu kriegen oder gar abzulehnen. Schnörkellos und direkt wie er selber ist auch seine Art der Konversation. Er verliert sich nicht in Plattitüden, sondern setzt punktgenau an. Sein schneller Geist und die sprunghafte Denkart sind anspruchsvoll für seine Gesprächspartner. Er ist ein Mensch, der seine Balance in den Extremen findet und somit in kein Schema passt, der Dolcefarniente und sportliche Selbstkasteiung zeitgleich lebt und liebt. Ein Amphibium und Freidenker, der sich in komplett verschiedenen Welten wohlund einfühlen kann. Roger Bächtold ist ein Kreativer mit wirtschaftlicher Bodenhaftung. Er weiss, dass ohne seriösen Background auf lange Frist keine Lorbeeren zu verdienen sind. Eine rare Mischung, die geniale Gestaltungsideen samt realisierbaren Lösungen hervorbringt, kompromisslos in Schönheit und Funktionalität. Funktion an erster Stelle Seine Designhandschrift ist nicht offensichtlich erkennbar. Entsprechend der Anforderung fällt seine Umsetzung aus, ist nie stereotyp. Stets hat die Funktionalität allererste Priorität. Die Lösung muss sich am Schluss wie aus einem Guss präsentieren. Einzelheiten müssen nicht zwanghaft auffällig sein. Seiner Meinung nach hat ein Raumkonzept dann gewonnen, wenn nicht einzelne Designstücke als Blender den Blick des Besuchers gefangen nehmen, sondern wenn ein undefinierbares Rundum-Wohlgefühl entsteht. Libero mit Bodenhaftung Sein Werdegang ist nicht abenteuerlich, trotzdem aber aussergewöhnlich: Der Sprung vom gelernten Hochbauzeichner in die renommierte Designagentur DAI gelingt Roger Bächtold, weil seine Bewerbung unter vielen durch eine auffallende Handschrift hervorsticht. Nach sieben lehrreichen Jahren will er nicht mehr dienen, sondern möglichst seine eigenen Ideen durchsetzen. Sein unruhiger Geist, getrieben durch die eigene Unzufriedenheit und den Anspruch, Neues stets noch besser zu machen, braucht frische Herausforderungen. Das Sprungbrett in die Eigenständigkeit schafft er sich selber mit der Eröffnung seiner eigenen Bar 0815. Dort kann er kompromisslos seine Vorstellungen umsetzen – und seine Kreativität auch als DJ ausleben. Die Gestaltung des Lokals verbindet Bekanntes und Vertrautes mit Neuem und Überraschendem und findet sein wohltuendes Gleichgewicht im Durchschnitt, eben 0815. Mit der Gründung von P.5 untermauert er seine Selbständigkeit. Das P steht ganz geerdet für Produktion, die 5 für die Nummerierung des Liberos im Fussball – Roger Bächtolds eigener Lieblingsposition im aktiven Spiel und diesem Freigeist ganz und gar auf den Leib geschneidert. Umfassende und komplexe Aufgaben fordern ihn heraus. Den Zugang zu den Projekten findet er über den Kunden. Den will er gut kennen, bevor er für ihn wirkt und werkt. Ein Vorprojekt bildet die Basis zur Entscheidung des Kunden zum Go oder No Go. Den unabdingbaren Rückhalt bei der Umsetzung seiner kapriziösen Designideen gibt ihm sein sorgfältig aufgebautes und gepflegtes Netzwerk von Handwerkern. Reicht bei einem Projekt das Budget nicht für alles, wird nur partiell, aber dort umso rigoroser eingespart, um am anderen Ende das nötige Mehr an Mitteln freizumachen. Sparaktionen über ein ganzes Projekt hinaus führen nach Meinung von Roger Bächtold nur zu unbefriedigenden Kompromisslösungen und einem nichtssagenden Endresultat. ( Fortsetzung Seite 10 ) .......... Foto: P5 9 10 People English Summary Free spirit between mainstream and avant-garde Foto: P5 Roger Bächtold, the owner of the interior design firm P.5 is not a typical representative of Zurich’s creative world. He is unpretentious and exhibits none of the behavior which is so widespread in these circles. He is a team player with a motivated crew of five and he intends to keep it that way. Edel adlig: die Weinbar Procacci der Familie Antinori in Wien. Foto: P5 Procacci: Wein mit Begleitung b fine: Fein, schnell und doch gesund Ausgezeichnet, gesund und schnell: drei Adjektive, die bis anhin kaum in Zusammenhang mit «kurz etwas essen gehen» gebracht werden konnten. Abhilfe schafft ab sofort das neu eröffnete Restaurant b fine an der Seefeldstrasse in Zürich mit seiner Philosophie «Wohlbefinden und Gesundheit mit Genuss verbinden». Auch diese neue Essadresse trägt die Handschrift von Roger Bächtold und seinem Team. Unter dem Credo, die Last zur Lust zu machen, ist ein raffiniert funktionelles und klares Design entstanden. So erfüllen zum Beispiel die eigens entworfenen Sitze nebst ihrer angestammten Aufgabe noch eine weitere Funktion: Ein integrierter Känguru-Beutel bietet sicheren Stauraum für die Handtasche. Selbst Zahnstocherdispenser und Trinkglasregale erreichen Designstatus! Die italienische Adelsfamilie Antinori eröffnete in Wien eine neue Weinbar, das Procacci. Verantwortlich für den Umbau war auch hier das Zürcher Büro P.5. Das spartanisch klösterliche Ambiente als Ursprung der Räumlichkeiten musste erhalten bleiben. Die traditionelle italienische Wein- und Esskultur präsentiert sich hochmodern und einladend, aber im Ganzen sehr zurückhaltend. Die Anerkennung der Gäste sollte einzig über den Genuss erstklassiger Speisen und Getränke kommen. Auffällig sind Transparenz und Leichtigkeit, welche die hohen Räume durchziehen. «Die Innenarchitektur lebt mit den Menschen, die in der Bar einkehren», erklärt Roger Bächtold seine Philosophie. «Gleichzeitig aber muss das Design Rücksicht auf die Abläufe innerhalb der Gaststätte nehmen.» Mit dem Umbau wurde auch dem alten Gewölbekeller ein Facelifting verpasst. Der wunderschön renovierte Raum eignet sich ideal für Degustationen und Sitzungen. Music: Chillout vom Feinsten Als gefragter Chillout-DJ der Zürcher Clubszene lebt Roger Bächtold ein weiteres Talent aus. Seine musikalische Kreativität mündet unter anderem in CDs unter dem Label 0815 und auch in den gefragten Sounds of Messerli. Bereits ist die fünfte Ausgabe der Messerli Compilations mit trendigen Loungeklängen in Entstehung. ................................. His conversations are direct and to the point, his quick mind and mental leaps a challenge for anybody trying to keep up. Bächtold is a hard worker, a free spirit, a chameleon who fits in anywhere, while keeping his feet firmly on the ground. His style is not obviously recognizable. Functionality takes top priority. He refuses to focus on details, aiming instead for a complete, well-rounded final product. An architectural draftsman by trade, Bächtold applied for a position at a well-known design agency and was selected due to his distinct handwriting. He is a restless spirit, driven by his own dissatisfaction and desire to excel. He designed and opened up a bar, which proved to be the springboard to independence, culminating in his own design studio. One of his secrets to success is that he insists on getting to know his clients before he accepts an assignment. He combines old and new, established and surprising elements. His often whimsical designs are implemented by a carefully developed and maintained network of craftsmen based on solid workmanship. “b fine”, an innovative restaurant offering fast, yet healthy food, which recently opened in Zurich, reflects the philosophy of Roger Bächtold and his team. Specially designed chairs, for example, featuring a kangaroo pouch where purses can be safely stored. Even the toothpick dispensers have designer status! Another recently completed project is Procacci, a wine bar in Vienna opened up by an Italian noble family. The challenge in this case was to retain the original stark monastic environment while at the same time showcasing the sophisticated food and wine culture of Italy with transparence and subtlety. Bächtold is also a popular DJ in Zurich’s nightclubs and contributed to the fifth Messerli CD featuring trendy chill-out sounds. .......... 11 Foto: Andreas Starlay Eyecatcher Sorba Foto: Andreas Starlay Logisch strukturiert und funktional – durchdacht zeigt sich der Softwarehersteller SORBA in seinen Firmenfarben. Ein souveräner Messeauftritt, dessen Wirkung durch das reduzierte Design unterstützt wird. Zusätzliche optische Tiefe für diesen eher schmalen Stand schaffte das für die Fassade auf Distanzhülsen montierte Glas. .............................. [email protected] Schweizer Baudokumentation Das Credo des Ausstellers – klare Struktur und perfekte Organisation – widerspiegelt sich in der kompromisslosen Standanordnung und Umsetzung des Messeauftritts. Die Formen- und Farbsprache des Firmenlogos ist in der Ausgestaltung des Standes ausnahmslos weitergeführt. Der Stand wirkt homogen und nichts lenkt vom Produkt und dessen Kernaussage ab. .............................................. [email protected] Procter & Gamble Showroom, lounge and test studio all in one – three different areas housed within one open zone. Different flooring materials, semi-transparent string curtains and ceiling suspensions were used to make the space separation fluid. Round, seemingly organic shapes are repeated throughout the rooms. Foto: Andreas Starlay ....................... [email protected] Erdgas Grün wie die Natur, die durch den vielfältigen Einsatz von Erdgas geschont wird, präsentiert sich unübersehbar der VSG (Verband der schweizerischen Gasindustrie). Die gerundeten Formen der Elemente wirken organisch und verleihen dem Stand einen ganz besonderen Look. Die verschiedenen Grünschattierungen harmonieren und schaffen eine sehr entspannte Atmosphäre. ................................ [email protected] .......... 12 Foto: Andreas Starlay Eyecatcher IWC Hoval Perhaps the most exciting event during the Geneva Watch Show was the launching party for the new IWC Da Vinci family of watches. To provide a suitable backdrop for this VIP gathering, the exhibit hall was transformed into a Roman temple and theater area. A generous white sofa oasis was arranged as a separate celebrity section to offer Very VIPs an opportunity to relax in private. (The event structures were developed on behalf of Rufener Events Ltd. BSW.) Der Raumklimaspezialist passt die Farben seines Messestandes den Temperaturzonen seiner Produkteschau an. Ein harmonisches Zusammenspiel von Wärme und Kälte in Rot und Blau. Besprechungs- und Hospitalityzonen gruppieren sich um das logistische Herzstück des Inselstandes. [email protected] [email protected] ................. Foto: CS Foto Studio ......................... Egypt Shooting star Karim Rashid dominates the Arabian design world. He celebrates the decorative art of the Orient. At the same time, he breaks with traditional forms and reinterprets them in a surprising new way. The exhibit he designed for the Egyptian Exporters Association is pink, his preferred color, and received rave reviews from the Western world during the last Milan Furniture Fair. ......................................................................................... [email protected] .......... Foto: Fotodesign Schiemann 13 Chevrolet Sky-blue color touches liven up the car manufacturer’s new elegant exhibit. Chevrolet is heading into an entirely new direction with flowing lines and exciting materials and sets a pleasing counterpoint to the high-tech environment of the automotive industry. ............................................................................................... Foto: Andreas Starlay Foto: Andreas Starlay [email protected] Galvolux Was wie Kunst anmutet, ist die Präsentation der neuesten Spielarten moderner Bauglasverarbeitung. Spektakulär wirken die ausgestellten Anwendungsbeispiele: Blumenbouquets oder Lederpolsterungen hinter Glas als Hingucker der ganz besonderen Art. ............. [email protected] Kaba Das neue Gesicht des Schliesssystemprofis trägt zu den bestehenden Hausfarben Blau und Grau das erfrischende und warme Orange. Mit der zusätzlichen Farbe erhält der sehr technisch anmutende Messeauftritt eine einladende Note. Die grafischen Elemente auf den einzelnen Systemelementen von Pila Petite fügen sich zu einem grossflächigen Ganzen. Glas in verschiedener Transparenz ermöglicht einen Überblick über die gesamte Standfläche und grenzt gleichzeitig die verschiedenen Teilbereiche ab. ..................................................... [email protected] .......... 14 Report .......... Von der Marke zur Erlebniswelt Aufbruchstimmung in der Markenwelt .......................................... .................... ..................................................... .............................. Wenn Sie heute in einem Restaurant einen Milchkaffee bestellen, so ist die Zeit an Ihnen vorbeigegangen. Denn dieser hat einen neuen, italienischen Namen erhalten, Caffè Latte. Und mit diesem neuen Kaiserskleid ist er nun so populär wie nie zuvor. Ein Artikel darüber, wie Marken gelernt haben Lebensgefühl zu vermitteln. Von Pius Sidler. Der Pionier hinter dieser Entwicklung, das 1971 gegründete Unternehmen Starbucks, hat viele Dinge richtig getan, die als wegweisend für unsere Arbeit gelten können: Starbucks hat sich nicht nur daran gemacht, die Unterversorgung der USA mit anständigem Kaffee zu beheben, sondern hat ab den Achtzigerjahren, als Howard Schultz zum Unternehmen stiess, aus Kaffee und dem Kaffeekonsum ein neuartiges, eigenständiges Erlebnis konzipiert. «Bei Starbucks finden Sie mehr als ausgezeichneten Kaffee», meint Schultz. «Sie finden tolle Leute, Topmusik und einen bequemen, fröhlich gestimmten Treffpunkt.» Lebensgefühl vermitteln Was lehrt uns der Erfolg von Starbucks? Wenn Sie hinter der Extramarge her sind, wie sie Starbucks mit seinem Kaffee täglich kassieren darf, wenn Sie Märkte neu aufrollen möchten, wenn Sie Nischen erobern oder Ihrer Marke Differenzierung verleihen wollen, so lohnt es sich, über die funktionale Befriedigung von Kundennutzen hinauszugehen, sich zu überlegen, wie Sie Ihren Kunden ein radikal neues, gewinnendes Kunden- oder Produkterlebnis oder Lebensgefühl vermitteln können. Der Nischen sind genug und zwar nicht nur in der bunten und geschmackreichen Welt von Lebensmitteln, Konsumgütern oder Mode. Zwei Beispiele: Warum berühren uns Versicherer kaum? Warum sind sie unwillig oder unfähig, ihren Topos des Helfenden oder Voraussehenden attraktiver zu inszenieren, dass wir sie lieben würden? Oder, warum verstecken sich Private Banker, in dreiteilige Nadelstreifenanzü- Pius Sidler studierte Kunstgeschichte und Betriebswirtschaft. Nach Abstechern in die Unternehmensberatung und das Marketing holte ihn Pipilotti Rist 1997 als ihr Stellvertreter an die Expo.01. Seither hat er sich zu einem der profiliertesten Spezialisten für erlebnisorientierte Marketingkommunikation entwickelt. Pius Sidler ist Partner bei McKinivan Moos und berät Unternehmen und Marken auf ihrem Weg in die Erlebnisökonomie. Zu seinen Kunden zählen grosse börsenkotierte Unternehmen und öffentliche Institutionen in der Schweiz sowie im Mittleren Osten. ge verpackt, hinter schweren Möbeln auf noch schwereren Teppichen? Würde Ihre Kundschaft von zeitgenössischerem Design, wie sie es bei Boutiquehotels oder Lounges schätzen, abgeschreckt? Wäre ein individuelleres, entspannteres Ambiente der Kundenbeziehung nicht förderlich? Wohin wir blicken, den Möglichkeiten, sein Geschäft zu überdenken und neue Beziehungen zu Kunden aufzubauen, neue Werte zu besetzen und neue Margen zu erobern, sind kaum Grenzen gesetzt. Grosse Konkurrenz Was heisst das für uns in der Live-Kommunikation an Messen und bei Events? Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute vorweg: Wenn es uns gelingt, unsere Botschaften prägnant in Räume und Dramaturgien umzusetzen, werden weiterhin ausreichend Gelder aus der Marken-, Unternehmens- und Marketingkommunikation in unser Segment investiert. Sogar eher mehr, als weniger. Die schlechte Nachricht lautet: So wie Starbucks heute letztlich ein besseres Produkterlebnis verkauft, werden zunehmend Unternehmen mit ihren Produkten und Dienstleistungen in «unseren» Erlebnismarkt drängen. Die faszinierende Welt der halb künstlichen, halb echten Inszenierung von Messe und Events wird Konkurrenz erhalten von grossen und kleinen Erlebnissen, von noch mehr Lounges, Bars, Restaurants, Flagship Stores, Shopping Malls, Brand Lands und all diesen bunten, neuen kommerziellen Erlebnisräumen. Und auf der anderen Seite wird die Film- und Spieleindustrie noch faszinierendere, überzeugendere virtuelle Erlebnisse schustern, denen wir mit unseren fliegenden Bauten und Licht-Tonkünsten kaum mehr nachhalten mögen. Beide, die neuen kommerziellen Räume und die Film- und Spieleindustrie werden in wachsendem Masse in ihre Produkte kommerzielle Drittbotschaften übernehmen. Neue Partnerschaften werden entstehen und uns in der Messe oder am Event konkurrenzieren. Darum heisst der Ausweg für unsere Industrie, Botschaften noch präziser in die Räume und Zeitachsen unserer Inszenierungen zu übersetzen. Und wir müssen uns alle dahinter machen, zu Erlebnisdesignern zu werden, um mit Hollywood, Nintendo, Ian Schrager oder wie all die Helden der neuen Erlebniswelt heissen, mitziehen zu können. ................... 15 English Summary “A new era is dawning in the brand world” by Pius Sidler, Partner at McKinivan Moos and corporate and brand consultant. Foto: Marco Blessano If you order a cup of coffee with milk nowadays, you are behind times. It’s called a latte these days and more popular than ever. Starbucks, established in 1971, could be considered a trendsetter in our business. In the process of supplying the USA with decent coffee, the company has elevated the consumption of coffee to an entirely new level. Starbucks has taught us how to achieve higher margins and open up new markets. We are well advised to go beyond the functional use of our products and turn them into a whole new experience for our customers. Foto: Marco Blessano Lifestyle statt blosses Produkt – die Markenwelt hat einen sichtbaren Wandel vollzogen. Opportunities to cultivate new relationships and develop innovative ideas abound, not only in the consumer goods industry. Two examples come to mind: Why are we left cold by insurance companies? Why are they unwilling or unable to look more attractive by portraying themselves as a helping hand, concerned about our future? Why are pinstriped private bankers hiding behind heavy furniture and even heavier carpeting? Would their clientele be put off by a more contemporary design, which has come to be expected in boutique hotels? Wouldn’t their client relationships benefit from a more relaxed atmosphere? What does this mean for those engaged in the live communications of tradeshows and events? There is good news and bad: First the good news: If we are able to convey our messages concisely, corporate funds will continue to flow in. The bad news is that more and more companies will invade “our” market, offering more restaurants, more flagship stores and brand lands along with colorful commercial adventures. The movie and gaming industry will develop more fascinating virtual experiences, and we will find it difficult to keep up with the tools we have available. New partnerships will spring up, competing with us, and therefore, the way out of the dilemma for our industry means expressing our messages even more succinctly in the three-dimensional space and timelines of our world. We have to turn into designers of feelings and sensations to be able to hold Hollywood, Nintendo and all the other modern heroes at bay. .......... 16 Scene .......... Möbelmesse Milano 2007 Established & Sons – Väter und Söhne ........................... ..................................... ..................... .............................................................................................................. Mit einem unkonventionellen Event hat die junge britische Designfirma Established & Sons an der Mailänder Möbelmesse das Publikum begeistert. Um dem Ausstellungssystem – einfachen Kartonboxen – Stabilität zu verleihen, hat Messerli ein Innenleben kreiert, das technisch sehr anspruchsvoll ist. In einer engen Gasse mitten in Milano hält unser Taxi am 18. April 2007 morgens um elf Uhr. Nichts deutet auf eine Ausstellungshalle oder hippe Event-Location hin. Durch einen hier typischen Hausdurchgang gelangen wir in einen grünen Hinterhof und stehen ganz unverhofft vor dem Eingang einer stillgelegten Pelota-Halle. Pelota ist eine Art mediterranes Squash, das mit Fang- und Wurfkorb in einer Halle von rund 50 Meter Länge gespielt wird. Hier stellt das junge britische Designlabel Established & Sons im Rahmen der zahlreichen, über die ganze Stadt verteilten Nebenevents der Mailänder Möbelmesse seine Kreationen aus. Boxenstop Viel Betrieb herrscht bereits jetzt in und um die Halle. Vor dem Eingang wachen drei Totems aus Kartonboxen, die vier Meter hoch aufgetürmt wie überdimensionales Kinderspielzeug wirken und auf die Ausstellung hinweisen. Caterer schlängeln sich mit Wagenladungen von Getränken durch die zahlreichen Besucher, die sich die Kreationen der britischen Design-Abenteurer nicht entgehen lassen wollen. Aus dem hellen Sonnenlicht treten wir in die dämmrige Halle ein. Von der Decke herab schweben Relikte aus den 60er-Jahren – Neonleuchtkörper, die in ihrer Form an überdimensionale, schimmernde Schwimmringe erinnern und die Lokalität in schwaches Licht tauchen. Punktuell ausgerichtete Spots rücken jedes Designwerk für sich ins Rampenlicht. Drei rund 20 Meter lange Mauern aus Kartonboxen unterteilen die Ausstellungsfläche, oder besser gesagt: das ehemalige Spielfeld. Im Zentrum präsentieren sich die neusten Möbelstücke der Kollektion, in den Abteilen links und rechts stehen die letztjährigen Kreationen. Durchgänge und Fenster in den Riegeln aus Kartons geben den Blick vom einen zum anderen Bereich frei. Regale und Uhren, ebenfalls zur Kollektion von Established & Sons gehörend, sind an den Kartonboxen befestigt. Die einzelnen braunen Kartonboxen sind mit Teilstücken von schwarzen und weissen Bildern sowie Texten bedruckt. Wie zu einem Mosaik zusammengefügt ergeben sie über die gesamte Baulänge diverse grossflächige Grafiken und Zitate. Die Boxen, an sich unauffällige Massenprodukte, fügen sich zu einem beeindruckenden Bauwerk zusammen. Aufgrund ihrer Alltäglichkeit stehlen sie den Exponaten trotzdem nicht die Show. Und dem Grafiker boten sie einen fast unbegrenzten Kreativ-Tummelplatz. Dass der Idee mit den Kartonschachteln als Ausstellungssystem ursprünglich die beschränkten finanziellen Mittel zugrunde lagen, stört niemanden. Denn mit diesem genial einfachen Mittel hat der Ausstellungsdesigner eine Lösung gefunden, die den Produkten eine Bühne bietet, die das eindrückliche Design unterstreicht und sie nicht erdrückt. Die Tatsache, dass die vom Kunden bestellten Möbel in ebensolchen Boxen ausgeliefert werden, verstärkt den Erinnerungswert und schliesst den Kreis punkto Corporate Identity geradezu lehrbuchmässig. Darüber hinaus trägt das verwendete Material auch der Ökologie Rechnung. Artenvielfalt Die Exponate beeindrucken durch ihre Vielfalt an Form, Farbe und Material. ( Fortsetzung Seite 18) 17 English Summary Established & Sons The creations of the young British design label Established & Sons are shown in a former “pelota” court (a Mediterranean type of squash), one of the numerous side events of the Milan Furniture Fair. The exhibit attracts a great deal of attention. Three totem poles made of cardboard boxes tower over the entrance. Neon lights suspended from the ceiling and resembling oversized inflatable swimming aids cast a dim light on the room. Each exhibit is highlighted by spot lights. The room is separated by long walls of cardboard boxes, featuring the latest collection in the center, while last year’s creations are placed to the left and right. Heavy shelves and clocks are mounted to the boxes. Text and black and white pictures are printed on the outside of the brown boxes, which are arranged to look like a mosaic. While forming a striking structure, they are inconspicuous and take nothing away from the exhibits. In actuality, the idea was originally developed because finances were limited. The boxes create a stunningly simple stage for the exhibits. The fact that the furniture is delivered in precisely such boxes intensifies the effect and makes this a virtual text book case of corporate identity and even environmental compatibility. In addition to the wooden crates of Jasper Morrison, the show features the work of architect Zaha Hadid and Marc Holmes, a founding member of the firm. Most visitors wonder how the cardboard boxes are able to hold up the massive pieces of furniture. The key is an invisible, sophisticated high-tech system developed by Messerli. Furthermore, Messerli used state-of-the-art inkjet flatbed printers to individually apply the graphics to the boxes, which arrived in the form of bare packaging material. These digital printers are capable of handling any type of material up to 5 cm in thickness. Established & Sons was founded by four Englishmen and has grown into a 17-member firm in just two years. The name is a stroke of genius as the company consists of well-known (established) as well as young (sons) designers. .......... 18 Scene Nebst Jasper Morrisons Holzkisten, die stark und bewusst an die Einrichtung von Studentenzimmern erinnern, sticht besonders die kreative Handschrift der Werke von Zaha Hadid ins Auge. Die renommierte Architektin hat für Established & Sons eine Reihe von Möbeln entworfen, die genauso atemberaubend sind wie ihre Bauwerke. Aber ob Haus oder Tisch – ihre Designstücke aus auffälligen Werkstoffen verlangen trotz ihrer Aussergewöhnlichkeit keinerlei Abstriche punkto Funktionalität. Das findige Pult und Ablagesystem von Marc Holmes, Gründungsmitglied von Established & Sons, begeistert uns durch seine klare Funktionalität und Logik, das futuristische Sitzmöbel von Future Systems durch seine «gegossene» Form und Textur. Hightech im Hintergrund Wie die grossen und schweren Möbelstücke an den Kartonboxen halten, ist wohl den meisten Betrachtern rätselhaft. Was sie nicht sehen: Unter der Oberfläche verbirgt sich unsichtbare Hightech. Erst ein ausgeklügeltes, von Messerli entwickeltes Engineering im Inneren gibt den Kartons nämlich die Festigkeit, die es erlaubt, die daran befestigten, massiven Möbelkreationen zu tragen oder sie als breite Torbogen zu spannen. Die vielen Boxen – als nacktes und dick zusammengefaltetes Verpackungsmaterial bei Messerli angeliefert – mussten jede einzeln mit unterschiedlicher Grafik bedruckt werden. Ein Unterfangen, das nur auf dem neusten Inkjet-Flachbettdrucker möglich wurde. Dieser Digitaldrucker kann jegliches Material bis zu einer Dicke von rund 5 cm und den Ausmassen von 1,5 auf 3 m direkt und individuell bedrucken. Die geplante Gestaltungsidee hätte andernorts nur mittels aufwändigster und fast unbezahlbarer Siebdrucktechnik realisiert werden können. Nomen est Omen Den Schöpfern von Established & Sons ist mit ihrem Firmennamen und dem dahinterstehenden Geschäftskonzept ein Kabinettsstückchen gelungen. So arbeiten einerseits bereits renommierte Designer (established) andererseits aber auch Junge (sons) für die erst zweijährige Firma. Der Verkauf eines des Prototyps von Zaha Hadids Tisch «Aquatable» über eine Auktion hatte echten Testcharakter für die Firmengründer. Der Erfolg, ein Verkaufserlös von 296 000 US Dollar, bestätigte die jungen Briten in ihrer Geschäftsidee, die zu viert begann und heute bereits 17 Mitarbeiter intensiv beschäftigt hält. ................. [email protected] .......... 19 Style Modulbox – mobile Leichtigkeit erobert Schweizer Eventszene Ursprünglich als mobile Wohnbox konzipiert, hat sich die so Reiselust genannte Modulbox mit ihrer vielseitigen Ausstattung inzwi- Auch im echten Leben, dann, wenn sich der Kleinstraum auf Reise begeben muss, macht die Modulbox ihrem Namen alle Ehre. Ihre Aussenmasse sind auf den Transport im geschlossenen LKW abgestimmt. Bis zu fünf Stück passen auf die Ladefläche. Mit Gabelstapler oder Ladekran lassen sich die Modulboxen am einfachsten verladen. Aber auch als Huckepack auf einem PKW-Anhänger kann eine einzelne Box unterwegs sein. Ihre Masse entsprechen der maximalen Fahrzeugbreite, welche ohne Sonderzulassung unterwegs sein darf. Vier integrierte Hubantriebe ermöglichen das einfache Be- und Entladen. schen zum Designobjekt etabliert und ihre neue Bestimmung als Event- und Messesystem gefunden. Beinahe unbegrenzte Mobilität und ein unkomplizierter Aufbau machen die Modulbox als Standsystem unverwechselbar. Das Grundmodul, ein einfacher kompakter Würfel, misst zusammengeklappt lediglich 2,48 x 2,48 m. Werden die Seitenwände aufgeklappt, verfünffacht sich die Nutzfläche. Durch die Kombination mehrerer Module wird die Box zu einem grosszügigen und flexiblen Raumsystem. So werden aus 5 m2 bis zu 500 m2 Ausstellungsfläche, Verkaufsraum, mobile Gastronomie, Treffpunkt, Kiosk, Bühne, Pavillon oder einfach «all in one». Garantiert wetterfest und standhaft. Im Jahr 2004 hatten zwei junge Berliner Architekten die Idee und das fachliche Rüstzeug für die Umsetzung der Modulbox. Nebenher zu ihrem Engagement bei internationalen Architekturfirmen ist in der Freizeit nicht etwa ein klappriges Teil der Marke Eigenbau, sondern eine durchdachte, formschöne und funktionale Box entstanden, die bereits kurz nach ihrer Entstehung mit dem Innovationspreis «Architektur & Präsentation» ausgezeichnet wurde. Chamäleon in Form und Farbe Die Grundform erhält die Modulbox von Hohlprofilen aus Stahl – sehr stabil und trotzdem leicht transportabel. Für die Fassadenflächen kann aus diversen Materialien ausgewählt werden: Kunststoff, Aluminium, Komposite, Hölzer, Plexiglas etc. Die grossen Wandflächen sind mit Grafiken oder Licht oder Grafik und Licht frei gestaltbar. Je nach Einsatzzweck werden die Wände ausgeklappt oder angestellt, die Fassade nach Bedarf geteilt, um z. B. eine Bar oder Verkaufstheke entstehen zu lassen. Strom ein – und ab geht die Show. Auf Wunsch ist die Box mit Solartechnik ausgestattet und somit absolut autonom. Auch an die Inneneinrichtung haben die zwei findigen Unternehmer gedacht. Zur Ausstattung der Modulbox gehören Schränke, Vitrinen, Regalsysteme, Sitz- und Stehmöbel, Küchen, Shopsysteme, Bartheken und Multimediatechnik. Nach Veranstaltungsende werden alle Seiten wieder eingeklappt und die ganze Sache sicher verschlossen. Bekanntheitsgrad Prominent wurde die Modulbox durch den Auftritt des früheren deutschen Aussenministers Joschka Fischer, der zum 48-Stunden-Redemarathon der «Bundesgrünen» im Jahr 2005 auf der Modulbox-Bühne sprach. Legendär war auch die Fifa WM-Tour, bei der 10 Modulboxen im grossen Fussballfieber mit dem original WM World Cup durch 21 Städte der Bundesrepublik Deutschland tourten und für grosses Aufsehen sorgten. Für Aufsehen könnte die Modulbox auch an «unserer» Fussball Europameisterschaft sorgen – ganz im Gegensatz zu den herkömmlichen Sponsorenauftritten, Merchandising- und Gastro-Ständen, die im optischen Einerlei ihrer Umgebung versinken und aufgrund ihres unattraktiven Äusseren vom Publikum gänzlich unbeachtet bleiben. .............................................................. Vertrieb Schweiz: Andreas Messerli AG, Motorenstrasse 35, CH-8623 Wetzikon Tel. +41 43 931 43 43, [email protected] .......... Wetzerlis Abenteuer Monteur Wetzerli beim Aufbau der Ausstellung von Established & Sons … Was ist das? Hinsehen und beim Wettbewerb gewinnen! Erkennen Sie, was auf dem Bildausschnitt gezeigt wird? Falls nicht, hier eine kleine Hilfe: Blättern Sie durch das Messerli-Magazin und Sie werden die richtige Antwort finden. Raten Sie mit, schreiben Sie die Lösung mit Angabe der Seitennummer und mit Ihrer kompletten Adresse (inkl. Telefonnummer, E-Mail) auf eine Postkarte und senden Sie diese an folgende Adresse: Andreas Messerli AG, Wettbewerb, Motorenstrasse 35, 8623 Wetzikon oder per Mail: [email protected] Unter den richtigen Einsendungen werden 3 x 2 Tickets für die AVO Session 2007 in Basel verlost. Einsendeschluss ist der 14. September 2007. Impressum brandworld – das Kundenmagazin der Andreas Messerli AG Andreas Messerli AG Motorenstrasse 35 CH-8623 Wetzikon/ Zürich Telefon +41 43 931 43 43 Telefax +41 43 931 43 00 [email protected] www.messerli3D.com Abdruck nur mit Erlaubnis des Herausgebers. Gesamtverantwortung: Andreas Messerli. Projektteam, Text: Karin Ayar, Andreas Messerli. Konzept, Gestaltung: TBS Identity, Zürich. Druck: Häfiger Druck AG, Wettingen Titelseite: Dolce & Gabanna-Stand, Baselworld 2007, Foto: Marco Blessano.