Katalog - Montag Stiftungen

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Katalog - Montag Stiftungen
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9 Positionen junger Kunst
Malerei
Zeichnung
Objekte
Installationen
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elisabeth montag stiftung
Die Ausstellung „DD-B-MS“ ist ein Kooperationsprojekt der
Elisabeth Montag Stiftung mit dem Verein Galerie Münsterland, Emsdetten,
und der Hochschule für Bildende Künste Dresden.
29. April - 10. Juni 2001, Galerie Münsterland, Emsdetten
11. Oktober - 4. November 2001, Hochschule für Bildende Künste Dresden
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Künstler und Künstlerinnen:
Markus Draper, Joachim Merbitz, Georg Sadowicz
Heike Gallmeier, Olf Kreisel, Dorothea Neitzert
Maike Kloss, Saskia Niehaus, Bettina Wächter
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Seite 24 – 43
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Seite 44 – 63
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„DD-B-MS“ – 9 Positionen junger Kunst
Dresden – Berlin – Münster, 3 Standorte
in Deutschland, in den neuen und alten
Bundesländern, 3 Kunsthochschulen, 3
Professoren, 9 KünstlerInnen – dies sind
die Grundkomponenten für das nunmehr
dritte Ausstellungsprojekt der Elisabeth
Montag Stiftung.
Dieses Mal steht der Fördergedanke
im Mittelpunkt. Die Aufmerksamkeit
wird auf junge Kunst gelenkt, wobei unterschiedliche künstlerische Strömungen im
Bereich der bildenden Kunst berücksichtigt
und aktuelle Positionen und Entwicklungen
betont werden.
Die Elisabeth Montag Stiftung führt
das Projekt, in dem wiederum KünstlerInnen
aus den alten und neuen Bundesländern
zusammengeführt werden, in Zusammenarbeit mit Professoren von drei deutschen
Kunsthochschulen durch: der Hochschule
für Bildende Künste Dresden, der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und der Kunstakademie Münster.
Ralf Kerbach aus Dresden, Werner
Liebmann aus Berlin und Udo Scheel aus
Münster, die aufgrund ihrer Lehrtätigkeit
einen unmittelbaren Einblick in aktuelle
künstlerische Strömungen haben, benannten
in Kooperation mit der Elisabeth Montag
Stiftung junge förderungswürdige KünstlerInnen. Das Höchstalter beträgt 35 Jahre
und alle TeilnehmerInnen sind Absolventen
der jeweiligen Kunsthochschulen.
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Zu den Projekten der Stiftung
Obwohl die drei Professoren Lehrstühle für Malerei innehaben, handelt es
sich bei ihren Vorschlägen überraschenderweise nicht nur um malerische Positionen.
Die getroffene Auswahl bietet einen Vergleichskontext: Gibt es standortbedingte
Gemeinsamkeiten? Wie sehen die Professoren als Maler den Stellenwert der Malerei
im aktuellen Kunstgeschehen? Was wird
bei der jüngeren Generation als innovativ
und zukunftsweisend verstanden? Ausgewählt wurden KünstlerInnen, die bereits ein
künstlerisches Werk vorzuweisen haben.
Die Ausstellung wird an zwei
Orten gezeigt, um eine große Öffentlichkeit
für junge noch nicht arrivierte Kunst herzustellen. Gleichzeitig wird dem Gedanken
eines geistigen Brückenschlages von Ost
nach West Rechnung getragen. Einige
KünstlerInnen gehen in ihren Arbeiten speziell auf den jeweiligen Ausstellungsort
ein, so dass die beiden Ausstellungen sich
auch durch diesen Aspekt auf spannende
Weise von einander unterscheiden.
Ingrid Raschke-Stuwe
Ort, Raum und Zeit, Vielfalt in der Einheit
werden zum Thema. Ein spannender Prozess beginnt, in dem die TeilnehmerInnen
ihre Ideen und Arbeiten entwickeln, bereits arrivierte Künstler, aber auch jüngere,
noch nicht so bekannte aus verschiedenen
Regionen; alle aber mit starker Gestaltungskraft und untereinander kooperativ.
So kamen die Projekte „An Elbe und Rhein“,
1998, und „Verborgene Orte: Brückenköpfe Erpel-Remagen“,1999, zustande.
Die Begeisterung der Beteiligten, die
lebhaften Diskussionen über die für ungewöhnliche Orte entwickelten Arbeiten
und die positive Reaktion in der Öffentlichkeit ermutigen uns, auch in den kommenden
Jahren unter der fachkundigen Leitung
von Ingrid Raschke-Stuwe zu solchen Projekten einzuladen. Dabei begreifen wir die
zunehmende Globalisierung und die europäische Zusammenarbeit als eine Chance,
die wir nutzen wollen.
Mit der Ausstellung „DD-B-MS“,
2001, will die Stiftung junge, noch wenig
bekannte Künstlerinnen und Künstler, die
an den Akademien Dresden, Berlin-Weißensee und Münster studierten, vorstellen.
Ich danke den Professoren Ralf
Kerbach, Werner Liebmann und Udo Scheel
für ihre engagierte Mitarbeit.
Carl Richard Montag
Vorstand der Elisabeth Montag Stiftung
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Markus Draper, Joachim Merbitz, Georg Sadowicz
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Astlöcher
Markus Draper
1969
1991-96
1996-97
1998-00
Pyrotechnik, 2000; Courtesy Galerie Gebr. Lehmann, Dresden
(M. Richter) geboren in Görlitz
HfBK, Dresden
Central St. Martins College, London
Meisterschüler bei Prof. Kerbach
Einzelausstellungen
2000
Echo, HfBK Dresden
nächtelang, Galerie Gebr. Lehmann, Dresden
Schnittstellen (Negativland), Kunsthandlung Höhne, Cuxhaven
Gruppenausstellungen (Auswahl)
1994
1995
1996
1997
1998
06
1999
2000
2001
Part Maudite, HfBK Dresden
Fantastic - Elastic, Kunst-Konsum, Dresden
Heimfrost, HfBK Dresden
Bildbetrachtung, Stadtmuseum Bautzen
Pfelder, Richter, Schön, Sonntag, Galerie Stil und Bruch, Berlin
Kunststudenten stellen aus, Bundeskunsthalle Bonn
Home Exit, Goethe - Institut, London
Vier / VI, Leonhardi - Museum, Dresden
ZwischenFormen, Freunde aktueller Kunst, Zwickau
gesund und munter, temporäre Galerie, Dresden
nichts, Büro für Kunst, Dresden
zauberhaft, Waldschlösschen, Dresden
Bildwechsel, Aktuelle Malerei aus Sachsen und Thüringen,
Städtisches Museum Zwickau und Kunstsammlung Gera
dynamo.eintracht, Altes Hauptzollamt, Ausstellungsraum
Schulstrasse, Galerie ak, Frankfurt/M; Oktogon, Dresden
Schock Sensor, AR/GE Kunst, Bozen
Stipendien
1995
1996-97
1999
2001
ERASMUS-Stipendium, London
DAAD-Stipendium, London
Philip-Morris-Stipendium, New York
Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen
Preise
1997
Förderpreis des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft,
Forschung und Technologie
In verschiedener Form verwendet Markus
Draper hölzerne Wände: Paneele werden
als Trennwände aufgestellt oder als Wandverkleidung angepasst, Schalholz kann
Fenster und Türen überdecken oder Billboards stehen frei im Raum, wobei das
Fehlen jeglicher Plakatierung sie latent zu
raumgliedernden Stellwänden umfunktioniert. Dass diese hölzernen Flächen auch
als bildliche, bzw. verschiedentlich auch als
reliefartige Repräsentationen leerer Materialflächen aufgefasst werden können,
scheint dabei von geringerer Bedeutung
zu sein als ihre Fähigkeit und ihr Einsatz
zur Verbergung von tatsächlich oder vermeintlich Hinterliegendem.
Dieses Prinzip hat entfernte Vorläufer in der Malerei, wo Überschneidungen
insbesondere tiefenräumlicher oder perspektivisch gesehener Sujets die Entscheidung des Malers darüber verlangten, was
auf der Bildfläche zu sehen, was nur ausschnittweise zu erspähen oder gar nur vorzustellen sei. Und obwohl Drapers ebenso
düster wie klinisch durch die Ritzen von
Paneelwänden durchsuppenden MDF-Pfützen unter der Hinsicht der Disproportion
zwischen dem großflächig – jedoch banal –
Sichtbaren und dem winzig – jedoch interesseerweckend – Hervorlugenden in Übermalungen Arnulf Rainers präfiguriert scheinen,
erinnert das handwerklich präzise, bisweilen
humorvolle Auskosten dieses Kontrastes
eher an Magritte.
Allerdings war es nicht ein Werk
der Malerei, sondern der Plastik, welches
– den Möglichkeiten dieser Gattung entsprechend – tatsächlich Hinterliegendes
verbergen und durch ein winziges Loch dem
Betrachterblick preisgeben konnte, nämlich
Duchamps „Étant donnés“ (1946/66),
das noch Haim Steinbachs „Black forest
wall“ (1992 ) inspirierte. Anlässlich der
documenta IX hatte er im zweiten Stock
der Neuen Galerie einen unmittelbar vom
zweiläufigen Treppenhaus her sich öffnenden Raum für moderne Werke durch eine
großflächige Bretterwand versperrt, die nur
eine kleine Sichtklappe für Neugierige
enthielt.
Wenn ich recht sehe, profitiert
Drapers Vorgehensweise von den aufgezeigten Möglichkeiten beider Gattungen,
indem in plastischer Weise tatsächlich
Hinterliegendes thematisiert wird, in zugleich bildlicher Weise aber auch die
mannigfachen Durchbrechungen der vordergründig sichtbaren Holzfläche das
Hinterliegende optisch in jene integrieren.
Typischerweise sind es mithin keine
weiten Räume, die sich hinter Ritzen, über
Stellwänden oder hinter Fensterscheiben
öffnen, sondern selbst wiederum Folien von
Welt oder – z.B. in „Erlebnispark“ – attrappenhaft und wie zur Reliefschichtung
eines Bilderbogentheaters zusammengeschobene Formverschnitte. Als nurmehr
erspähbare „Plastik“ wollen sie etwas
präsentieren, als Teile eines „Bildes“ vermögen sie etwas zu repräsentieren. So
können beispielsweise die rückseitigen, nun
zum Betrachter sich spreizenden Streben
der aus Billboards gebauten Wand ebenso
sehr als Vordergrundpartien eines Combine,
also eines reliefartig in den Raum sich
erstreckenden Bildes, wie auch als plastische, in diesem Falle aber sichtverblendete
Installation gelesen werden.
Die surreale Spannung vieler
Arbeiten Drapers entstammt daher nicht
erst den einschlägigen Diskrepanzen
zwischen Sichtbarem und nur Hervorlugendem oder erst etwaigen „unheimlichen“
Inhalten, sondern sie verdankt sich bereits
der Stauchung plastischer Elemente zu
einem Bild, welches dennoch weder in
bildlichen Flächenauftrag noch in ein klares Relief sich sublimieren will.
Christian Janecke
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billboards, 1999, im Hintergrund: Abziehbild, 2000; Courtesy Galerie Gebr. Lehmann, Dresden
Negativland (Psychedelic Graffiti), 2000
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Erlebnispark, 2000; Courtesy Galerie Gebr. Lehmann, Dresden
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Auf und zu – Körper und Raum
Zu den Arbeiten von Joachim Merbitz
Joachim Merbitz
1968
1984-86
1986-90
1990-92
1992-99
Seit 1999
in Dresden geboren
Lehre als Gestellbauer
Tätigkeit als Tischler in Dresden und Hamburg
Gasthörer an der HBK Braunschweig
Studium an der HfBK Dresden
Meisterschüler bei Prof. Ralf Kerbach
Ausstellungen
1995
1998/99
1999
2000
core-tex, mit Ulrike Urban und Jörg Hamann,
Galerie Brühlsche Terasse Dresden
AL 2, mit Jens Herrmann, Bruno Raetsch und
Jan Grossmann in Dresden, Freital und Halle
pitstops, Diplomausstellung, Kaufhaus Esders in Dresden
Barockhaus, Gemeinschaftsausstellung in Moritzburg
Projekte
2000
Der große Brüter, Wandinstallation, Dr. Külzring, Dresden
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Wandbilddepot, Objekt, 2000
50 x 50 x 53 cm
Die Arbeiten, die Joachim Merbitz in den
vergangenen Jahren in Ausstellungen und
im öffentlichen Raum präsentiert hat,
hatten etwas gemeinsam: sie bewegten
sich in den Zwischenbereichen von Skulptur,
Architektur und Möbel.
Das galt insbesondere für transPORTAL von 1999, ein etwa 2 Meter hohes
Pavillonobjekt entwickelt aus der Grundform eines griechischen Kreuzes, dessen
Wände durch auf- und zuklappbare Türen
durchlässig wurden und dessen Ausrichtung durch die Platzierung mehrerer Sitzkreuze noch einmal betont wurde. Die
identische Orientierung in vier Richtungen
ließ den Architekturhistoriker unwillkürlich
an Palladios Villa Rotonda in Vicenza
denken. Aktueller Ausgangspunkt war jedoch ein in Kroatien entdecktes Piktogramm mit Anweisungen für Fluchtwege,
entsprechend entstanden als drittes Element
daraus abgeleitete Zeichnungen, auf
denen Gruppenprozesse organisiert sind.
Doch auch ohne alle Reminiszenzen
erschloss sich der Zusammenhang zwischen
strenger Vorgabe und möglicher Korrektur, der Durchdringung von Außen- und
Innenraum und schließlich dem dezenten
Hinweis auf ein theatralisches Element,
auf jene amüsanten Stücke, deren Handlung zuallererst durch das beständige
Schlagen und Öffnen zahlloser Türen vorangetrieben wird.
Mit den Sitzkreuzen und der Außenarbeit: Tischordnung, für die Gemeinde
Moritzburg bei Dresden im letzten Jahr
näherte sich Merbitz am weitesten dem an,
was Manfred Schneckenburger einmal für
Siah Armajani und andere als die ‚Plastik
als Handlungsform’ beschrieb, die dem
passiven Betrachter Angebote zur aktiven
Aneignung des Werks offeriert. Gerade
im Vergleich zu Armajani lässt sich aber
auch der Unterschied festmachen. Hatte
dieser etwa für die Skulptur Projekte in
Münster 1987 eine ‚Parkbank’ fertigen
lassen, die keine Parkbank war, doch wie
eine Parkbank aussah und auch so funktionierte, legt Merbitz dem Rezipienten
immer noch einen distanzierteren Zugang
nahe: die Erkundung eines tektonischen
Zusammenhangs, der Entscheidungen
innerhalb eines vorgegebenen Spektrums
von Kombinationen, der Formulierung von
Volumen oder der Durchdringung stereometrischer Formen, mit einem Wort: der
klassischen Topoi einer (Baukasten) –
Architektur, wie sie seit Gropius als Referenz
bereitsteht. Daneben stand gleichberechtigt die Lesart als minimalistische Objekte,
für die andere Parameter in Anschlag
gebracht werden müssten. Und schließlich
schlichen sich gelegentlich erzählerische
Momente hinein, etwa wenn die erwähnten,
kräftig roten Sitzkreuze an ihrem derzeitigem Standort in einer sanierten, ehemaligen
Kaserne sich in Beziehung setzen zur ‚roten’
Propaganda des erhaltenen sowjetischen
Wandbilds.
In der aktuellen Arbeit: Schlachtbank,
sind wesentliche Elemente der vorangehenden aufgenommen: eine klare Grundform,
ihre mögliche ‚Auslegung’ mittels eines
einfachen Klappmechanismus, Anspielungen auf den Minimalismus im Material.
Und doch ist einiges anders. Durch die
‚Intarsie’ zweier Körperschemen auf den
entweder kisten- oder – ausgeklappt –
tischähnlichen Metallkörper wird die oben
umrissene Grundfigur der Interpretation
unterlaufen. Der Betrachter ist nicht mehr
potentieller Handlungsträger im Geschehen, kann es nicht mehr sein, denn das in
Besitz zu nehmende Werk ist schon
besetzt und erzählt eine eigene Geschichte von Introspektion und Entäußerung,
von Vertrauen und Fragment. Die Schärfe
und das Desinfizierte der Metallbeschläge
rühren an Traumata von Verletzung und
Ohnmacht, nicht zuletzt aus diesem
Grund gewinnt so der untergründige Verweis auf Rhetorik und Psychologie des
Altarbildes im Klappmechanismus unweigerlich an Kraft.
So erweist sich das visuell scheinbar
so einfach zu Erfassende jeweils als hochkomplexes Gebilde, dessen Charakter je
nach Präsentationszusammenhang variiert,
aber in seinem Kern fortgeschrieben wird:
der Formulierung eines Verhältnisses von
Körper und Raum, dass über kurz oder lang
eine ‚leibliche’ Antwort erfordert.
Torsten Birne
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Schlachtbank, Ansichten
Schlachtbank, Objekt, 2001, 220 x 80 x 90 cm
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Großer Brüter, Wandinstallation, 2000, 250 x 350 x 30 cm
Sitzkreuz, 1999, 120 x 120 x 90 cm
(Propagandabild: „Du mußt das Militärwesen gewissenhaft lernen.“ W.I. Lenin)
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Die Strategie des Beharrens
Hand, Tempera auf Papier, 2000, 130 x 97 cm
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Georg Sadowicz
1972
1994-99
1999
geboren in Liegnitz
Studium an der HfBK Dresden, Fachklasse Prof. R. Kerbach
Diplom
Stipendiat des Landes Sachsen
1999-01
2000
Meisterschüler bei Prof. R. Kerbach
Umzug nach Berlin
Ausstellungen
1998
1999
2000
CARGO, Villa Richter, Prag
Senatsaal der HfBK Dresden
PIT STOP, Diplomausstellung, Kaufhaus Esters, Dresden
PREVIEW, Kunsthaus Wiesbaden
Kommt man in das Atelier Georg Sadowicz’
in Berlin Mitte ist man zuerst verwundert.
Schließt sich die Tür, konstatiert man verwirrt, dass man im Atelier eines KunstProfis steht, der gerade nach Berlin in
eben jenen technoiden Molloch gezogen
ist und nicht in Dresden Hellerau. Mitten
in der hippesten Kunstszene Berlins malt
da noch einer so vor sich hin. So scheint
es zumindest auf den ersten Blick. Georg
Sadowicz wirkt neben seinen Kollegen,
die im gleichem Haus wohnen und ebenfalls frisch gebackene Absolventen der
Kunsthochschule Dresden sind, wie ein
kleiner Anachronismus. Im Gegensatz zu
dem Dresdener Poptrio Eberhard Havekost, Frank Nitzsche und Thomas Scheibitz, welche im Bezug auf eine mediale
Praxis Furore mit ihren bildnerischen
frisch wirkenden Bildwelten machen und
als Hype der neuen sächsischen Malerei
neben dem Leipziger Neo Rauch, mit seinen eigentümlichen Bildwelten, durch
Europa und in die USA touren, erinnern
die stillen wuchtigen Köpfe Sadowicz’ an
ein liegengebliebenes Bildarchiv der achtziger Jahre. Aber es stellt sich heraus,
dass dieses eine Strategie des Künstlers
ist. Das Verharren im Bekannten, das
immer wiederkehrende Untersuchen der
Beziehungen von Fläche zu Raum, der
nicht enden wollende grundsätzliche Versuch der Ordnung von Farbe und Form,
beschränkt sich auf Weniges. Es ist ein
sich dem schnellen Trend und dem
Anpassungsdruck verweigernder Arbeitsstil. Rundum ist Hektik, der Takt der
immer schnelleren medialen Wechsel und
Trockenduschen und Georg Sadowicz
dekliniert seine großen, an dunkle kubistische Gebilde erinnernden Köpfe immer
wieder durch. Viel Dunkel, viel Stille entsteht da inmitten in der Grelle der schlagenden Beats der Neuen Berliner Mitte.
Eine Dunkelheit und ein Versenken in das
fiktive Antlitz, welches einen an die
Laboratorien gemahnt, aus denen dann
die Gesichte des Golem erwachsen. Wie
ein Meister der Alchemie, der die immer
gleichen Substanzen mischt, um den
Stein der Weisen zu erlangen, benutzt
Sadowicz die erprobten Medien Ölfarbe
und Leinwand, versucht mit den erlernten
Fähigkeiten, die bildnerische Tiefe und ästhetische Stärke eines von allem überflüssig
Narrativen befreiten Bildes zu entdecken.
Bewußtermaßen eine Beschränkung auf
Weniges, das in immer neuen Ansätzen
geformt und überprüft wird. Hierin ist er
durchaus den sächsischen Gründlern im Malerischen verwandt. Die Schule des Malerischen, der Wertschätzung des klassischen
Mediums, zeitigt wie bei vielen seiner Kollegen ihre Spuren. Doch Sadowicz’ Studien
über das Verhältnis von Fläche zu Raum
und den Klang der Farben wirkt stringenter, weil reduzierter. Er beschränkt sich in
seiner jetzigen künstlerischen Phase auf
die Darstellung oder das Benutzen von
abstrakten Kopfformen für seine Bildwerke. Nun scheint beim Betrachter, aus den
Tiefen der Genese kommend, das Abbild
eines Kopfes immer wieder verborgene
Gesichte heraufzurufen. Je dunkler und
ungewisser die Abbildung, desto schamanischer wirkt der Akt der Erzeugung.
Afrikanische Masken waren nicht ohne
Grund die Lieblingsbegleiter in den Ateliers
der expressionistischen und kubistischen
Maler. Das Nichtbekannte, das in den
Tiefen Ruhende und Beunruhigende, nur
kurz Aufscheinende, welches man in
diesen kultischen Gegenständen zu entdecken glaubte, sollte in den eigenen
Werken wieder erweckt werden. Allerdings
sind Sadowicz’ Bilder von der expressionistischen Geste weit entfernt und stehen
viel eher einer analytischen abstrakten,
fast unterkühlten Malerei nahe. Wie ein
Koch, einer Berufung, der er in künstlerischen Events auch zuneigt, fügt er die
bekannten Bestandteile immer wieder neu
zusammen, stimmt ab, kontrolliert und
führt das gesamte Unterfangen in ständig
neuen Facetten weiter. Noch in diesem
Jahr soll das Pastose, das genüßliche Detail
der Oberfläche, dem besser geeigneten,
kühlen Material des bedruckten Filzes weichen. Aus diesem, in der Kunstgeschichte
nicht unbekannten Material, werden dann
die Bilder analog eines Schnittmusterbogens zusammengefügt. So könnte sich der
analytische Ansatz der Bildforschung
Sadowicz’ noch mehr verdeutlichen und
zu dem Malerischen des Bildes treten.
Peter Lang
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o.T., Öl auf Hartfaser, 1999, 100 x 73 cm
o.T., Öl auf Hartfaser, 1999, 100 x 73 cm
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Kopf, Öl auf Leinwand, 1999, 81 x 65 cm
Schwarzer Kopf, Öl auf Leinwand, 2000, 162 x 130 cm
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Heike Gallmeier, Olf Kreisel, Dorothea Neitzert
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Heike Gallmeier
1972
1994-99
geboren in Berlin
Studium der Malerei bei Prof. Friedemann Hahn an der Akademie
in der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
1997
Geburt der Tochter Greta
Seit 1999 Fortsetzung des Studiums an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee
bei Prof. Inge Mahn
1998
Kunstpreis Junger Westen der Stadt Recklinghausen
Ausstellungsbeteiligungen
1995
1996
1997
1998
1999
40 in 4, Kunst im Sakralen Raum, Karmeliterkirche Mainz
Sterne in Chicago, ehemaliges Umspannwerk Singen
Klasse für Malerei Friedemann Hahn, Galerie Timm Gierig,
Leinwandhaus, Frankfurt am Main
Nordwestpassage, Museen der Stadt Lüdenscheid;
für den Moment genügt die Behauptung,
Städt. Galerie Villa Streccius Landau
Heike Gallmeier, Ulrike Kessl, Tamara K.E., Katharina Wibmer,
Kim Zieschang, Kunsthalle Göppingen
Junge Kunst, Döser Amereller Noack Baker & McKenzie,
Frankfurt am Main
Kunstpreis Junger Westen, Kunsthalle Recklinghausen
2. International student triennial, Marmara University, Istanbul
Einzelausstellungen
2000
Nordwestpassage (mit Gregor Hildebrandt), Museen der Stadt Lüdenscheidt
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Löwe, Fotografie, 1998, 40 x 56 cm
Als im Jahr 30 vor der Zeitrechnung ein
Engel der Anna die Geburt einer Tochter
verkündet, hat das - wenn man den Christen glaubt - weitreichende Auswirkungen für unsere weitere Entwicklung. Wohl
deshalb hat der Maler Giotto im Jahr
1305 ein Bild von dem Vorgang gemalt,
das wir noch heute kennen. Wenn die
28-jährige Heike Gallmeier fast 700 Jahre
später den Bildstoff des Giotto noch einmal
bearbeitet, stellt sich natürlich die Frage
nach dem Warum: Hat die Künstlerin Erfahrung mit einer Verkündigung oder
ersehnt sie diese? Soll in einer von wissenschaftlichen Notwendigkeiten diktierten
Zeit an den Glauben erinnert werden, oder
äußert sich hier ganz einfach die Sehnsucht
nach Vergangenem? So sehr man die
Möglichkeiten auch ansatzweise mitdenken mag, scheint die Lösung zu einfach.
Die Künstlerin führt uns in den Bereich der Wahrnehmung. Im Wissen darum,
dass wir bei der heutigen Bilderfülle zu
mancherlei optischen Abkürzungen und
Vervollständigungen bereit sind, bietet sie
uns ein Bildmuster an und überprüft, wie
weit dieses verstanden wird. Dazu wird die
Vorlage weitestgehend modifiziert und
vereinfacht: An die Stelle, an der Giotto
einen Vorhang malt, wird jede bildnerische
Behandlung ausgespart, die im Gemälde
sichtbaren aufwendigen Faltenwürfe
ersetzt Heike Gallmeier durch Plasttüten
und anstelle des Engels, der bei Giotto
durch das Fenster hereinschwebt, wird in
der Adaptation ein Pappschild angebracht.
Sind wir noch vervollständigungsbereit?
Zudem treten die Figuren in verschiedenen Ausführungsformen auf. Während
Anna noch durch eine realistische Person
verkörpert wird, ist die Spinnerin maskiert, der verkündende Engel aber ist – als
Pappfigur – reine Fiktion. Ist der Ablauf
trotzdem als zusammenhängende Handlung zu verstehen?
Auch wenn Heike Gallmeier Verunsicherung verbreitet und kaum eine
Vorgabe aus dem Giotto-Bild einhält, gelingt ihr die Darstellung einer ganzheitlichen Bildstruktur. Die Faszination, die von
dieser ausgeht, beruht also auf mehreren
Komponenten:
1. auf der Komposition Giottos
2. auf der Vereinfachung und Originalität
der Arbeit von Heike Gallmeier
3. auf der Darstellung eines ungeheuren
Vorgangs
4. auf der optischen und inhaltlichen Vervollständigungsfähigkeit des Betrachters.
Heike Gallmeier benutzt für ihre Arbeiten
verschiedenstes Bildmaterial als Ausgangspunkt. Bekannte Werke aus der Bildenden
Kunst können ebenso zur Grundlage der
Arbeit werden wie völlig unbekannte
Bildvorlagen aus Fotoalben oder Zeitungen.
Dass sie vornehmlich auf vorhandene
Bildstoffe zurückgreift, entspringt ihrer
Skepsis gegenüber Neuerfindungen in der
Kunst (alles ist vorhanden, wir können es
nur anders anordnen, dadurch anders
sehen und vielleicht auch neu begreifen).
Als Malerin interessieren sie komplexe
bildnerische Gedanken, die weder auf Farbe
noch auf den Raum verzichten können
und in denen die Erzählung ein wichtiger
Bestandteil ist.
Mögliche Analogien zu Joel Peter
Wittkin und Cindy Sherman sollte man
vernachlässigen. Die Bilder sind eigenständig. Den Vorgang der Bildherstellung
kann man auch so beschreiben:
Die Bilder von Heike Gallmeier sind Fotografien. Besser: Die Bilder von Heike Gallmeier sind fotografiert. Sie stellen Realität
dar, nämlich zwei Frauen, die verkleidet
sind. Oder richtiger: Wir sehen eine Spinnerin und Anna, dargestellt durch zwei Frauen.
Anna heißt jetzt Heike Gallmeier und
auch die bislang unbekannte Spinnerin ist
nicht mehr namenlos. Der Gedanke an sie
stammt von einem vor 700 Jahren lebenden
Maler namens Giotto. Die Frauen sitzen in
einer Pappdekoration vom OBI-Markt, die
den Raum darstellt, der auf der Bildfläche
des Giotto eine Illusion war. Während die
Spinnerin dasitzt, betet Frau Gallmeier in
der Nebenkammer ein Stück Pappe an,
auf das sie zuvor einen Engel gemalt hat.
Während die Spinnerin es hinter einem
gelben Bild verkünden hört, klickt der
Selbstauslöser und hält innerhalb der halben
Sekunde, die wir als Gegenwart empfinden können, eine Zeitspanne von tausend
Jahren fest. Oder, überlegen die beiden
Handelnden, als sie Schminke und falsche
Gewänder ablegen – sind erst 700 Jahre
vergangen?
Werner Liebmann
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Seite 28
An Bord der Victory , Fotografie, 1998, 171 x 229 cm
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An Anna, Fotografie, 1999, 180 x 230 cm
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Das Goethe-Zimmer, Fotografie, 1999, 180 x 267 cm
Katalog Innen
26.08.2005
11:05 Uhr
Seite 30
Blaue Augen und Eismeer, Gouache auf Fotografie, 1999, 15 x 20,5 cm
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Mailand 97, Fotografie, 1998, 116 x 160 cm
Venus, Fotografie, 2000, 220 x 163 cm
Katalog Innen
26.08.2005
11:05 Uhr
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Olf Kreisel
1965
1986-93
1993
geboren
Bühnenbildner am Kleist-Theater Frankfurt/Oder
Studium der Bildhauerei/Freie Kunst an der Kunsthochschule
Berlin/Weißensee bei Prof. I. Mahn, Meisterschüler
seit 1994 zahlreiche Ausstellungen, Performances, Aktionen,
u. a. Kunstpreis Progetto Venezia 98,
Kunstpreis der Stadt Groß-Gerau/Hessen 1998,
NGBK-Preisträger 1996
Ausstellungen (Auswahl)
1998
1999
2000
Kunstpreis Progetto Venezia 98, Venedig/Italien,
Albrecht Berblinger und ab durch die Löffel, Galerie Nuova Icona,
Venedig/Italien,
Kreisel, la beffa della Giudecca, Vaporetto-Station Giudecca/Venedig,
Groß-Dings meets Groß-Gerau, Stadtmuseum Groß-Gerau
Anläßlich des 31. Kriegstages: Vorschlag zur Verbesserung der Gestalt des
Platzes „Europa-Platz“ in Braunschweig, Aktion am 24. April 1999,
Braunschweig,
Slobodan’s Bier-Bar „Mira“, Kulturcenter Pfefferberg/Berlin,
Gipfel ohne Gnade, Galerie Pankow/Berlin,
III. Internationale Print Triennale 1999, Giza/Ägypten
Wer eine Karte kauft, bekommt eine geschenkt oder was macht eigentlich
Tobias Rehberger?, Forum Guardini/Guardinistiftung, Berlin,
Wieder Nordlichter am Polarhimmel (nebenan trainieren die Mädchen) II.Internationales Gedächtnisbasteln-, Kunsthalle Karlshorst, Berlin,
Treffpunkt Atelier. Wir modellieren zum Thema: Woran glaubt Europa?,
Heimausstellung - Tage der offenen Ateliers, Berlin,
II. Internationale Kunst-Triennale 2000 Istanbul,
Der nice türkisch-deutschen Freundschaft gewidmet: Mann-über-BordPerformance, 10. Mai 2000, Bosporus/Türkei,
Gießt Du meine Blumen, nehm’ ich Deine Katze., Reinwasserfilterhalle
Dresden-Hosterwitz
32
Slobodan’s Bier-Bar „Mira“, Kulturcenter Pfefferberg/Berlin
Eine Ausstellungseröffnung in Berlin. Die
vielen Gäste drängeln sich mit Sektgläsern
an den Exponaten entlang, während in
einem winzigen Abstellraum ein Gespräch
stattfindet. Olf Kreisel redet mit einem
ausländischen Arbeiter, der über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme Hilfsarbeiten
für die Galerie auszuführen hat. In dem
käfigartigen Zimmer von 1,50 m Breite
befinden sich an beiden Seiten Regale für
Utensilien aus dem Galeriealltag. Unberührt von den Gesprächsfetzen der Eröffnungsredner entsteht zwischen den beiden
Männern eine Intimität, die sie ermuntert,
von den eigenen Situationen zu reden.
Als das Gespräch beim Bergsteigen angekommen ist, haben sie auch die mitlaufende
Kamera vergessen. Während der Lärm
der Ausstellungsbesucher von „draußen“
immer lauter wird, spricht der „ABM“–
Galeriemitarbeiter (wie sich herausstellt ein
passionierter Bergsteiger) über die Möglichkeiten, Notwendigkeiten und Gefahren
des Bergsteigens. Am Schluss scheint es
so logisch wie grotesk, dass der Ausländer an den Regalen der Abstellkammer
klettert und dabei von der Herausforderung
und den berauschenden Gefühlen des
„Auf-sich-gestellt-seins“ redet.
So und ganz anders sind die Arbeiten
von Olf Kreisel. Gerade ist man bereit
einzusehen, dass sich heutige Kunst –
wenn sie nicht Schnittstellen zur Wissenschaft sucht – vor allem um ästhetische
Belange und Wahrnehmungsphänomene
kümmert, da begegnet man diesem jungen
Mann, der in Wort und Handlung eine
Utopie mit sich herumzutragen scheint, die
wir (wehmütig) zu vergessen bereit
waren. Ihm ist es durchaus logisch, dass
Kunst an gesellschaftliche Entwicklung
anbindet und Eingefahrenes zu bewegen
vermag. Allerdings liegt man falsch,
wenn man an Filz und Vieltaschenweste
denkt, und eine Verbindung zu den Veränderern der späten sechziger Jahre herstellen will. Bei Kreisel gerinnt keine Utopie
zum Manifest, und keine als Ziel zu definierende Linie ermöglicht es, aus Vergan-
genheit und Gegenwart Aussagen über
weitere Aktionen zu treffen. Bei allem spürbaren Drang zur Selbstverwirklichung
scheint hier die „reine Idee“ tabu. Kreisel
agiert nicht im Kunstkontext, sondern
gerät bei Widersprüchen unter Reaktionsnotstand. Und zum Widerspruch taugen
ihm Fehlstellen, Brüche und Unzulänglichkeiten genauso wie Gesichertes, Festgefügtes und Abgeschlossenes.
Olf Kreisel speichert Erfahrungen
als wiederverwendbare Kopie in sich
und verfügt inzwischen über einen beeindruckenden Fundus an plastischen und
bildnerischen Vorstellungen von Objekten,
Räumen, Menschen und deren Handlungsweisen, die er wie in einem Musterbuch verwaltet.
Ungeduldig, ständig fokussierend
und wertend bewegt er sich im Realraum, wobei er ständig über Auffälligkeiten
stolpert, die er als Ansatzpunkte für die
weitere Tätigkeit gebrauchen kann. Als
wäre die Welt bereits verstanden worden,
ihr ursprünglicher Gedanke aber abhanden
gekommen, werden entdeckte Fehlstellen
mit dem Fundus seiner gespeicherten Erfahrungsmuster verglichen und in einem als
„Aufpfropfung“ zu verstehenden Verfahren (gemäß der Notwendigkeiten Kreiselscher déjà vu – ähnlichen Erinnerungs - und
Ganzheitsvorstellungen) zusammengefügt.
Was Kreisel hier tut, ist nicht Restauration,
nicht das Aufdecken versteckter Zusammenhänge, es ist Eroberung als radikaler
und produktiver Vorgang. Die Dinge werden
vom Sockel geholt, modifiziert und wieder
aufgestellt. Dabei erfährt oft der alte Gedanke neue Beachtung, meistens erlangt
die neue Verbindung Wichtigkeit, es
kommt aber auch vor, dass das Staunen auf
Olf Kreisel fällt. So wird aus dem, der nicht
um des Spektakels willen handelt, sondern
aus einem Verantwortungsnotstand,
doch ein richtiger Künstler, mit dem Teil
Skandal, der ihm gebührt.
Werner Liebmann
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Katalog Innen
26.08.2005
11:05 Uhr
Seite 34
Wer eine Karte kauft, bekommt eine geschenkt oder was macht eigentlich Tobias Rehberger?, Forum Guardini/Guardinistiftung, Berlin, 2000
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11:05 Uhr
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26.08.2005
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Dorothea Neitzert
1968
in Göttingen geboren
seit 1993 Studium Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee (Klasse Liebmann)
Ausstellungsbeteiligungen
1996
1997
1998
1999
2000
2001
Berlin /Rüdersdorf, Z1
Naxos, Griechenland
Berlin, K2 Kulturbaracke
Berlin, Galerie Waszkowiak, Junge Kunst aus Berlin
Frankfurt/Oder, Kunstverein
Berlin/Mitte, Urbane Interventionen
Berlin, Verborgenes Museum, bleuling
Recklinghausen, Kunsthalle, Junger Westen
Bonn, Kunsthalle, Kunststudenten Stellen Aus
Diplom, Kunsthochschule Berlin
Berlin, Akademie der Künste, Junge Akademie in Buch
Meisterschülerstipendium des Senats
Meisterschülerpräsentation
38
Vermeer/Unbekannt, Photo, 1999, 168 x 168 cm
An der Wand kleben sauber verschliffene
plastische Formen in Rot, Blau und Gelb.
Es handelt sich um Schnitte aus Rotationskörpern verschiedener Formungen,
die aufdringlich ihre visuellen Rufe im
Raum verbreiten. Wenn man sich nähert,
sieht man kleine beigefarbene Papierstückchen mit gezacktem Rand in buchhalterisch gleichmäßiger Beziehung zu den
Körpern. Der Aufforderung nach Nähe
folgend, erkennt man verblichene 6 x 6
Fotos, die eine seltsam ernste Gesellschaft
zeigen: Mehrere Personen agieren in
einer karnevalähnlichen Situation auffallend verunsichert zwischen Luftballons
und Lampenschirmen. Im Nachdenken über
das Missverhältnis von lauten Gegenständen und hilflosen Personen stößt man
an die nächste Gipsform, die aus der
Wand herausragt und die weitere Betrachtung der Fotos unterbricht.
Beschäftigt sich Dorothea Neitzert
mit der Vergangenheit? Sie sucht Vergessenes, Übersehenes, vielleicht sogar
Verlorengegangenes innerhalb einer auf
Erfolg orientierten Entwicklung. Die Vergangenheit dient als Plattform und bietet
einen Ausblick auf die Gegenwart abseits
von den Übereinkünften der Moderne.
Fundstücke, überlieferte Dokumente und
Fotos werden von ihr als Belege von Individualität und Kultur außerhalb des Mainstream anerkannt. Die Auswahl der
Dokumente zur Arbeitsgrundlage erfolgt
entsprechend der kompositionellen Dramaturgie, der Aussagefähigkeit des Bildstoffes und der künstlerischen Erfahrung
(der gefühlsmäßig erfassten Realität) von
Dorothea Neitzert. Die gesuchte Symbiose
von Ausgangsmaterial und emotionaler
Erwartungshaltung findet über einen Erkenntnisprozess eine Symbiose im Werk.
Ob zur Verarbeitung die Malerei,
die Installation, die Fotografie oder das
Video genutzt wird, hängt allein von der
Aussagekräftigkeit des Mediums hinsichtlich des erwarteten Ergebnisses ab. Dieser
Logik folgend, verwandte die Künstlerin
in ihren bisherigen Arbeiten stets unterschiedliche Techniken, wodurch sich jegliche
Kategorisierung verweigert. In der Fähigkeit der angemessenen Wahl der Mittel,
wie in den stets erreichten klaren Formulierungen, liegt ihre Stärke.
Während sie bei der Arbeit mit
den faschingsartigen Fotografien plastische
Formfragmente mit Fotografien zu einer
Installation vereint, zwingt sie sich beim
Versuch der Darstellung von Arbeitstischen
einer Nonnenschule zu Strenge und geradezu rituellem Handeln. Um die empfundene Emotionalität nicht in der erwarteten
und platten „lockeren Strichführung“
nachzukommen, zwingt sie sich zur Reduktion auf Lineal, Pergamentpapier und
Bleistift und erreicht in einem spartanischen und mühevollen Prozess ständigen
Überarbeitens (sicher auch in Anlehnung
an die Arbeit der Nonnen) eine verblüffende Darstellungsqualität. Später findet
sie ein Schwarzweiss-Foto, das eine Prozession darstellt und zu dem sie die handelnden Personen sucht und findet. Sie
erkundigt sich nach der Art und der Farbe
der Gewänder und beginnt einen nun
bereits seit Jahren dauernden Malprozess,
der eher rituelle Handlung ist als Durchführung einer kompositorischen und
farblichen Bildlösung. Eine der wichtigsten
Arbeiten aus dem letzten Jahr bietet einen
Bezug zu Vermeer van Delft.
Als sie auf zufällig gefundenen
Fotos eine unerwartete Nähe zu den Genreszenen in den Gemälden Vermeers feststellt, arbeitet sie an vielen verschiedenen
Darstellungsvarianten, bis sie in einer
digitalen Lösung die Fotos und die Bilder
verschmilzt. Die Fundstücke vergrößert
sie, um den Eindruck des „Dabeiseins“ zu
erwecken. Durch das Einbinden Vermeerscher Bilder in die Bilderrahmen über
den Köpfen der auf Fotos Handelnden entsteht eine Brücke zwischen Realität und
Kunstwerk. Die dadurch initiierten emotionalen und bildlogischen Beziehungen
gestatten, neben der Spannung innerhalb
des Anschauens, eine Fülle von Beziehungsstrukturen. Gleichen sich neben den
Gesten auch die Handlungsmuster? Welche Beziehung bestand und besteht zwischen Kunst und Realität? ....
Wer Dorothea Neitzert kennt, versteht zudem die mediale Verbeugung vor
Vermeer. Schließlich ist dieser durch die
Verwendung der Fotografie in der Malerei
und durch seinen Umgang mit dem Spiegel einer der ersten „Medien – Künstler“.
Werner Liebmann
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Katalog Innen
26.08.2005
11:05 Uhr
Seite 40
Vor-Bilder, weiße Dispersionsfarbe auf Spiegel – Ritzungen, 2000, je 40 x 50 cm
40
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42
26.08.2005
11:05 Uhr
Seite 42
43
Katalog Innen
26.08.2005
11:05 Uhr
Seite 44
Maike Kloss, Saskia Niehaus, Bettina Wächter
MS
Katalog Innen
26.08.2005
11:05 Uhr
Seite 46
Maike Kloss’ Thema ist der Mensch. Weder
das Übermalen, Wegmalen und Auflösen
der menschlichen Figur, noch das ironische
Zitat oder das sinn-neutrale Klischee ist
ihre Sache. Es gelingt ihr – direkt, unverblümt und entschieden – menschliche
Figurenkonstellationen als Malerei zu inszenieren. Ohne in die semantisch- narrative
Falle zu gehen, aber auch ohne Figuren nur
zum Mal-Vorwand zu benutzen.
Von brillanten Kleinformaten aus
bürstigem Duktus und griffiger Materialität
schafft sie den Sprung aufs große Format
ohne Verlust von Frische, Gestik und
Schwung. Die suggestive Kraft nimmt mit
der Annäherung an Lebensgröße eher
noch zu. Ornament und Farbfläche umfließen die oft nur zeichnerisch fixierten
Figuren und lassen die erotisch Verzückten
oder von Kinderträumen Verzauberten
wie im siebten Himmel schweben oder in
Unnahbarkeit erstarren.
Die Weiterführung der alltäglichen
Erlebnisse in die Welt der Wunschbilder
und Tagträume sind die Initialzündung und
Kern ihrer Arbeiten. Indem Sie mit Witz
und Feingefühl die thematischen Tiefen
und Untiefen auslotet, bindet sie zugleich
ihre Einfälle in das malerische Experiment
ein. Es handelt sich um eindrucksvolle
und ausdrucksstarke Malerei, die zugleich
Beziehungserfahrungen exemplarisch
ausleuchtet.
Maike Kloss
1971
1992-99
geboren in Herne
Studium an der FH Münster: Visuelle Kommunikation,
künstlerische Betreuung: Prof. Galli
seit 1995 Studium an der Kunstakademie Münster bei Prof. Udo Scheel
1999
Ernennung zur Meisterschülerin
Preise und Stipendien
2000
1999
Europa-Stipendium der Kunstakademie Münster
Asia-Europe young artists meeting Seoul, Korea
Förderpreis der Fördergesellschaft der Kunstakademie Münster e. V.
Ausstellungen (Auswahl seit 1997)
2000
1999
1998
46
1997
Differenzen, Museum Abtei Liesborn, Kreis Warendorf
Bilder einer Ausstellung, Stadttheater Münster,
in Verbindung mit dem 10. Tanzfestival Münster
Karl-Schwesig-Preis Ausstellung, Städtisches Museum Gelsenkirchen
Meisterschüler in Westfälischen Schlössern, Haus Opherdicke, Unna
Many Poppins, Galerie Zwischenraum
The New Millenium in my Dreams, Asia-Europe Young Artists
Painting Competition, Seoul und Kunstverein Bielefeld
Nationale der Zeichnung, Augsburg
Schöne Frauen machen schöne Kunst, Cuba, Münster
Kunst aus dem Koffer, Minsk
Förderpreisausstellung, Städtische Ausstellungshalle am Hawerkamp, Münster
PSM, Künstler in privaten Räumen, Köln (E)
Galerie Zwischenraum, alter WCG-Speicher, Münster
Wie das Leben so spielt, Musikhochschule Detmold, Abt. Münster
Das schöne neue Bild, Alpirsbacher Galerie, Alpirsbach
unverblümt, Artefakt Galerie, Bad Oeynhausen
Udo Scheel
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Schneeblumen, Mischtechnik auf Leinwand, 1999, 180 x 280 cm
Katalog Innen
26.08.2005
11:05 Uhr
Seite 48
o.T. (Striche), Mischtechnik auf Leinwand, 2000, 180 x 280 cm
48
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Roter Sessel, Mischtechnik auf Leinwand, 2000, 180 x 150 cm
Katalog Innen
26.08.2005
11:05 Uhr
Seite 50
Gitter 2, Mischtechnik auf Leinwand, 2000, 230 x 190 cm
50
51
9 x o.T. Mischtechnik auf Papier, 2000, je 50 x 70 cm
Kugeln, Mischtechnik auf Leinwand, 2000, 180 x 280 cm
Katalog Innen
26.08.2005
11:05 Uhr
Seite 52
Mensch, Tier und Gerät haben ihren
stummen Auftritt auf weißem Bildgrund.
Frauen, Männer und Tiere, mit sicherer
Kontur fixiert, beherrschen in kreatürlicher
Nacktheit die Bild-Szenarien: zugespitzt
oder ausgewalzt, gedehnt oder geschrumpft,
fragmentiert oder ausgeweitet. Saskia
Niehaus geht an die Grenze des Grotesken
und Absurden: Reptilien pendeln am
Bildrand, Igel laufen aus dem Bild – seltsam
isoliert erscheint der Mensch. Die farbigen Zeichnungen und Skulpturen sagen
viel über die menschliche Tragikomödie,
über Lust und Last der Geschlechtlichkeit,
aber sie erzählen nichts. Der Betrachter
mag Verbindungslinien ziehen, das Ensemble in seiner Phantasie in Bewegung
setzen und zwischen den vereinzelten
Figuren Dialoge imaginieren, im Grunde
herrscht Schweigen und jedes Ding folgt
seinem eigenen Gesetz.
Während in Saskia Niehaus’ Arbeiten
Tiere stets Tiere bleiben, können Menschen allzu menschlich werden, befremdlich
komisch in ihrer Geschlechtlichkeit. Schonungsloser Sarkasmus verbindet sich mit
liebevoller Vertrautheit. Die spitze Feder
oder der treffsichere Stift eines Chodowiecki,
eines Daumier oder Grandville kommen
in Erinnerung.
Saskia Niehaus bezieht sich nicht
auf nachvollziehbare Situationen, sondern
verlässt sich ganz auf den Einfall und
folgt im Bild der künstlerischen Logik. Ihre
Arbeiten gehen unter die Haut.
Saskia Niehaus
1989-96
1993
1996
1996
1999
2000
Studium an der Kunstakademie Münster bei Ludmilla v. Arseniew
und Timm Ulrichs
Meisterschülerin
Reisestipendium (Rom) der Kunstakademie Münster
Stipendiatin im Künstlerdorf Schöppingen (K)
Stipendiatin auf Schloß Ringenberg (NRW)
Arbeitsstipendium des Kunstfonds e.V., Bonn
Gastatelier in der Villa Romana, Florenz
Albert-Stuwe-Preis für Zeichnung, Ennigerloh
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
1998
1999
2000
2001
Miszellen I\II, Galerie Joachim Blüher, Köln
pet-shop, Sies und Höke Galerie, Düsseldorf
Jahresgaben, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf
Neuerwerbungen der Sammlung Hanck, Kunstmuseum Düsseldorf
Celeste, Galerie Joachim Blüher, Köln
mode of art, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf (K)
Stipendiaten auf Schloß Ringenberg 1999, Schloß Ringenberg, Hamminkeln
Eros, Galerie Joachim Blüher, Köln
Kabinett der Zeichnungen des Kunstfonds Bonn, Kunstverein
Düsseldorf, Kunstverein Lingen, Kunstsammlungen Chemnitz,
Kunstverein Stuttgart (K)
Von Matisse bis Morimura, Museum Ludwig, Köln (K)
Im Alltag, West LB Istanbul, Türkei (K)
DD-B-MS, Elisabeth Montag Stiftung, Galerie Münsterland, Emsdetten,
Hochschule für Bildende Künste Dresden (K)
Udo Scheel
Einzelausstellungen (Auswahl)
1998
2000
2001
52
Projektraum, Museum Ludwig, Köln (K)
Neue Zeichnungen, Galerie Joachim Blüher, Köln
Neue Zeichnungen und Skulpturen, Galerie Joachim Blüher, Köln
Zeichnungen und Skulpturen, Sinclairhaus, Bad Homburg v.d. Höhe (K)
Auf Reisen, neueste Zeichnungen und Skulpturen,
Galerie Joachim Blüher, Köln
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o.T., Zeichnung auf Papier mit Wachshaut überzogen,
1999, 29,7 x 21 cm
Katalog Innen
26.08.2005
11:05 Uhr
Seite 54
o.T., Kohle und Gouache auf Papier, 1999, 101,5 x 75,5 cm
o.T., Zeichnung auf Papier mit Wachshaut überzogen, sechsteilig, 1999, je 29,7 x 21 cm
54
55
Katalog Innen
26.08.2005
11:05 Uhr
Seite 56
o.T., Papiermaché-Wachsfiguren auf Kissen, 1999, 12 x 55 x 40 cm
56
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o.T., Draht, Papier, Wachs, 1997, 25 x 13 x 49 cm
o.T., gebrannter Ton, Wachs, Betttuch, Wäschekorb, 1998, 25 x 40 x 67 cm
Katalog Innen
26.08.2005
11:05 Uhr
Seite 58
Der Malerin gelingt es, reale Malfläche mit
scheinbarem Raum und gemaltem Licht
zur Einheit zu verschmelzen. Trompe
l’Oeil und pure Abstraktion in einem. In
der neuen Werkgruppe, den Transparenten,
geht sie noch einen Schritt weiter. Hier
durchleuchtet das Tageslicht die Malschicht
und bewirkt eine kontinuierliche Modulation
des Farbklangs. Leicht und durchscheinend, verschmelzen je zwei übereinander
gelegte und frei im Raum schwebende
Transparente durch eine Lichtquelle zu
einem Bild. In konsequenter Weiterentwicklung ihrer Thematik wird also das
reale Licht in die Bildwirkung miteinbezogen.
In ihren großen Tableaus tragen
reflektierende Flächen: Wände, Ecken,
Balken, Bänder die Lichterscheinungen.
Indem sich die gemalte Lichtform an den
Flächengrenzen bricht und durch Richtungswechsel der Ebenen Gestalt annimmt,
wird Raum sichtbar und zugleich flächig
eingebunden.
Wächters Bilder erreichen mit einem
äußerst sparsam und präzise arrangierten
Formbestand ein Höchstmaß an Prägnanz
und Strahlkraft. Dichte und Materialität
der Oberflächen sind Schicht für Schicht
erarbeitet, die so entstehenden Feinabstufungen der Farbe potenzieren sich zum
Klang, die konstruktive Präzision trägt
vom Grundriss des Bildes bis in die Details
der Farbfeldgrenzen. Bilder und Transparente zeichnen sich durch Schönheit
und Maß aus. Überdies sind sie Ausdruck
einer grundlegenden Seherfahrung.
o.T. (Balken), Mischtechnik auf Leinwand, 2001, 150 x 290 cm
Bettina Wächter
1969
1990-97
1995
1997
in Troisdorf geboren
Studium an der Kunstakademie Münster bei Prof. Udo Scheel
Ernennung zur Meisterschülerin
Akademiebrief (Diplom)
lebt und arbeitet in Berlin und Münster
Preise und Stipendien
1995
1996
Europastipendium der Kunstakademie Münster, Rom
Studiogalerie XIX, Förderpreis des
Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
1998
Kulturförderstipendium der westfälischen Wirtschaft
1998/99 Stipendium des Landes NRW
Einzelausstellungen
1997
1998
1999
2000
2001
Farbräume, Galerie upstairs, Münster
Studiogalerie XIX, Museum Abtei Liesborn (EK)
Studiogalerie XIX, Robert-Koepke-Haus, Schieder-Schwalenberg
Lichteinfälle, Kunst-Museum Ahlen (EK)
Geformtes Licht, Elektromark Galerie, Hagen
Schloßgalerie Nordkirchen
Galerie Palais Walderdorff, Trier
LichtRaumBilder, Schloß Detmold, Lippische Gesellschaft für Kunst e.V.
Udo Scheel
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
1995
1996
58
1997
1998
1999
2000
2001
Monumental-Minimal, Kunstverein Oberhausen, Burg Vondern
Unterwegs, Künstlerwerkstatt Lothringerstraße, München (K)
Kunst aus dem Koffer, Königliche Kunsthochschule Stockholm (K)
Karl-Schwesig-Preis Ausstellung, Städtisches Museum Gelsenkirchen (K)
Förderpreisausstellung, Städtische Ausstellungshalle am Hawerkamp, Münster
Alles Malerei, Gerichtslaube, Hansestadt Wismar
Meisterschüler in Westfälischen Schlössern, Haus Opherdicke (K)
VIII. Internationale Kunstmesse Dresden (Galerie Schlieper)
Auf der Bildfläche, Heiligenkreuzerhof, Wien (K)
Art Frankfurt (Galerie Schlieper)
Kunst Köln 2000 (Galerie Schlieper)
Differenzen, Museum Abtei Liesborn (K)
Art Basel (Galerie Löhrl)
Art Cologne (Galerie Löhrl)
Die Kunstsammlung der Westfälischen Provinzial-Versicherungen,
Landesmuseum Münster (K)
DD-B-MS, Elisabeth Montag Stiftung, Galerie Münsterland, Emsdetten,
Hochschule für Bildende Künste Dresden (K)
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o.T. (Unterbrechung), Mischtechnik auf MDF, 2000, 95 x 155 cm
Katalog Innen
26.08.2005
11:06 Uhr
Seite 60
60
61
o.T. , Ölpastell auf Papier, 2000, je 21 x 14,8 cm
o.T. (Transluzide III) ,
Öl auf zwei Transparenten, Leisten,
2000, 205 x150 cm
Katalog Innen
26.08.2005
11:06 Uhr
Seite 62
62
63
o.T. (Transluzide IV) , Öl auf zwei Transparenten, Leisten, 2001, 280 x 150 cm
o.T. (Transluzide I) , Öl auf zwei Transparenten, Leisten, 2000, 140 x 220 cm
Katalog Innen
26.08.2005
11:06 Uhr
Seite 64
Impressum
Konzeption und Leitung des Projektes: Ingrid Raschke-Stuwe
64
Fotografie: Willi Ahlmer, Rheine (S. 61- 63); Bildermann, Dresden (S. 16);
Markus Draper, Dresden (S. 6, 8); Heike Gallmeier, Berlin (S. 26 - 31);
Norbert Gerhardus, Münster (S. 54, 56); Olf Kreisel, Berlin (S. 32 - 37);
Achim Kukulies , Düsseldorf (S.53, 55); Kunert, Berlin (S.18, 20 - 23);
Joachim Merbitz, Dresden (S. 12, 14, 15, 17);
Dorothea Neitzert, Berlin (S. 40 - 43); Inken Reinert, Berlin (S. 38);
B. Schöner, Dresden (S. 9 - 11); Joachim Schulz, Münster (S. 47 - 51);
Eberhard Weible, Köln (S. 57)
Texte: Torsten Birne, Dresden; Dr. Christian Janecke, Berlin; Peter Lang, Berlin;
Prof. Werner Liebmann, Berlin; Prof. Udo Scheel, Münster
Gestaltung / Layout: [designbüro], münster
Druck / Litho: Lensing-Druck, Ahaus
Copyright: Elisabeth Montag Stiftung und Autoren, 2001
Herausgeber:
Elisabeth Montag Stiftung (gemeinnützige Stiftung, Sitz Dresden)
Verwaltung: Villa Prieger, Raiffeisenstr. 2, 53113 Bonn
Projektbüro: Westladbergen 170, 48369 Saerbeck, Tel: 0 25 74/88 80 01
Titel
26.08.2005
11:11 Uhr
Seite 2
elisabeth montag stiftung
Die Ausstellung „DD-B-MS“ ist ein Kooperationsprojekt der
Elisabeth Montag Stiftung mit dem Verein Galerie Münsterland, Emsdetten,
und der Hochschule für Bildende Künste Dresden.
29. April - 10. Juni 2001, Galerie Münsterland, Emsdetten
11. Oktober - 4. November 2001, Hochschule für Bildende Künste Dresden
Titel
26.08.2005
11:11 Uhr
Seite 1
DD
9 Positionen junger Kunst
Malerei
Zeichnung
Objekte
Installationen
DD
B
MS
B
MS