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459 DIE BAUTECHNIK IB. Jah rg a n g B E R L IN , 16. August, 1935 H eft 35 W ichtige Fragen beim Bau der ostpreußischen Reichsautobahn. Von R e ic hsba hn oberra t L e w e r e n z , K önig sberg (Pr.). im Ja h re 1933 w u r d e d e r Bau de r e rsten A uto b a h n strec k e in O s t p re u ß e n b e g o n n e n . Wie ü berall im D eutschen Reiche h a tte auch in O s tp re u ß e n die M otorisierung des S tra ßenve rk ehrs langsam , a b e r sicher z u g e n o m m e n und d a m it die V e rk e h r s b e d e u t u n g der L andstraße w ie d e r g e h o b e n . Auch je t z t erschließt die erste A utob ahn streck e a n n ä h e rn d das gleiche V e r k e h r s g e b ie t wie se inerz eit die erste E isenbahn. W äh re nd a b er d a m a ls diese ostp re ußische E is en b a h n erst 18 J a h r e sp äter e n ts ta n d als die e rste d e u ts ch e Eis enbahn (1835), ist diesm al O stpre uß en d a n k e n s w e r te rw e ise zu d e r se lb e n Zeit wie das übrig e Reichsgebiet in d e n g e waltigen A u fbauplan de s F ühre rs A d o l f H i t l e r mit e inbe zoge n w orden. W elch e n Zw eck h a t nun e in e A u toba h n in O s tp re u ß e n ? In erster Linie soll dieses alte Kulturland einen noch e n g e re n Z u s a m m e n h a n g m it d e m ü b rigen Reiche erhalten als bisher, in zw eiter Linie soll a uch d e r innere V e rk e h r v e rb e ss e rt und be sc h le un igt und d a m it die Wirtschaft b e le b t w erd en . Endlich soll ein so um fangreic hes B a u vo rh a b en m öglichst viele A rbeitslo se w ie d e r in Lohn und Brot bringen. I. T e c h n i s c h e G r u n d l a g e n . Die tech nischen G r u n d la g e n h a b e n sich, da de r Bau von A u to b a h n en in D e utsc hla n d etw as N e u e s ist, zum Teil aus de r e rsten Baupraxis herau s erst allm ählich fortentw ickelt und k önn e n w o h l auch h e u te noch nicht in allen E in zelh eiten als unab än derlich ge lte n. In sb e so n d e re n im m t O s t p re u ß en ein e g e w is s e So n d e rste llu n g ein, weil für die ersten J a h re h ie r noch nicht die leb hafte B e n u tz u n g de r A u tobahn zu e rw arten ist wie an derw ä rts. Abb. 1 zeigt d e n B a h n q u ers ch n itt in de r g e r a d e n Strecke. G e sa m te K ron e nbreite 24 m. Ein M ittelstreifen von 5 m, a nschließ end je eine D op pe lfahrba h n von 7,5 m u n d je ein A u ß e n b a n k e l t von 2 m Breite. Q u e r n e i g u n g 1,5 °/0 mit Gefälle nach a u ßen zur raschen E ntw ässerun g. Von d e m M ittelstreifen wird de r m ittlere, 3 m b re ite Teil bepflanzt. Seine A u ß e n te ile w e r d e n zum Teil be g rünt, zum Teil leicht befestigt, so daß ein seitlich a b g le i te n d e r K raftw agen nicht sofort ein sin ken kann. E benso w e rd en d ie 2 m breiten A u ß e n b a n k e t te zum Teil leicht befestigt, zum Teil b e g r ü n t u n d bepflanzt. Z w isc hen F a h rb a h n d e c k e u n d Erdkö rper wird ein e Kiesfilterschicht gelegt, die d e n Zweck hat, de r Decke eine sichere und trockene U n te r lage zu g e b e n . Die Dicke d ieser Schicht richtet sich nach de r Beschaffen heit d e s E rd körpers, in sb e so n d e re nach der F ä h ig k eit d e s B odens, das W asser h och zu s au g e n , so w ie nach de r L age d e s G ru n d w as se rs p ieg e ls . endgültiger Abb. 1 u. 2. a u sg e sp ü lt wird, d a ß ferner sich im Laufe d e r J a h re ein w ilder Pflanzen w uc hs a u sb re ite n u n d schließlich d ies e Schicht für ihren eig entlichen Zw eck unb ra u ch b a r m ac h en w ürde, auch w ü r d e d ie s e r unfertige Z ustand ke in e n erfreulichen Anblick b iete n . S ta tt d e sse n w ird e in e leichte M u t t e r b od enschicht a ufgebrach t u n d durch A nsäen ein bre iter Rasen geschaffen. Dieser M u tte r b o d e n kann später b e im A u s b a u d e r z w e ite n Decke für die Anlage d e s M ittelstreifens v e r w e n d e t w e rd en . Es e n ts te h t also für die o stpreußische A uto b a h n d e r in A b b. 2 d a rgeste llte Ü b e rg an g s q u ers ch n itt, d e r hoffentlich nicht lange b e s te h e n bleibe n wird. F ü r die W ahl de r kleinsten K r ü m m u n g s h a lb m e s s e r sin d drei A u to b a h n kiassen festgesetzt w o r d e n : K lasse 1: R > 2000 m für e b e n e Landschafte n, 2 : R > 1000 m für hü g lig e s G e lä n d e o d e r dic h tb e sie d e lte s Gebiet, » 3 : R > 300 m für G e b ir g sg e g e n d e n . W enn auch die o stpre u ßische A u to b a h n ein z eln e h ü glig e G e b ie te durchsch neid et, so hat doch d e r N ord en d e r Provin z m e h r F la chla n d ch arakter, d ie Strecke ist d a h e r zu Klasse 1 g e r e c h n e t w orden. Tatsächlich ist de r kleinste H a lb m e ss e r von 2000 m nu r se lte n a n g e w e n d e t w orden , im a llg e m e in e n sind die Bogen flacher (bis R — 5000 m) h e rg este llt w orden. Das Querprofil in d e n K rü m m u n g e n ist in Abb. 3 dargestellt. Z ur Ü b e r w i n d u n g d e r Fliehkräfte e rhält die F a h rb a h n nach d e r I n ne nseite de r K r ü m m u n g zu ein Q u e rg efä lle von 1 , 5 % bei 7 ? = - 5 0 0 0 m bis 4 % bei R = 2000 m. Dort, w o eine Filte rsc hicht v o rh a n d en ist, wird die Ü b e r h ö h u n g in d e n K r ü m m u n g e n durch e n ts p re c h e n d e A u s g e s ta ltu n g d ieser Schicht erzielt, w ä h re n d das Erdprofil, a b g e s e h e n von einer n o tw e n d ig e n V erb reiteru n g , seine Dachform be ib e hält. Beim Ü b e rg a n g von d e n G e r a d e n in die K r ü m m u n g b e h a l t e n die inneren K a nten d e r b e id e n 7,5 m b re iten F a h rb a h n e n ihre durch das Längenprofil v org e sch rie ben e H öh e n lag e bei, w ä h re n d die A u ß e n k a n te n allmählich a nsteigen. Die h ierb e i e n ts te h e n d e n windschiefen Flüchen m ü sse n vo lls tä n d ig in d e r g e r a d e n Fläche u n terg e b rac h t w e r d e n , damit beim K rü m m u n g sa n fan g b e reits die v o rg e sch rie b en e Q u e r n e ig u n g vor h a n d e n ist. Die für das Flach land zu g elas se n e H ö c h stste igun g von 5 % ist an einigen S te lle n n a h e z u erreicht w orden. S e h r wichtig ist es, zw eck s g u t e r Übersicht d e n N e ig u n g sw e ch s el in d e n K uppen mit eine m g ro ß e n H a lb m e ss e r a u sz u ru n d e n . F ü r die A u t o b a h n k la ss e 1 ist hierfür ein H a lb m e ss e r von 17 000 m vo rg e sch rie b en . in der Kurve mH H- IDOOrri Ausbau Q u e rsc h n itt de r A utobahn in de r G erad en. W o d e r U n te r g ru n d a u s Sand o de r Kies b e steh t, wird auf ein e be so n d e re Fiiterschicht v erzichtet. Bei d e n in O s tp re u ß e n ü b e rw ie g e n d v o rk o m m e n d e n tonig en B od e narten wird d ie Filterschicht m in d e ste n s 30 cm, bei schlechtem Boden u n d bei ho h e m G ru n d w a s se rs ta n d e bis zu 60 cm dick. Die O b e r fläche d e s E rd k ö rp ers erhält zu r raschen W asserabführung ein Q u e rgefä lle von 2,5 °/0. D er Q u e rsc h n itt nach Abb. 1 stellt für die ostpreuß ische A u toba h n zunächst n u r ein Z ukunftsbild dar. D enn in O s tp r e u ß e n wird vorerst nicht mit d e m leb ha fte n V e rk e h r g e rec h n et un d d a h e r vorläufig n u r e i n e de r b e id e n F a h r b a h n e n a usg e bau t. H ingegen wird de r E rd k ö rp er sogleich für die volle Bre ite hergestcllt. Auf die B e pflanzun g d e s M ittelstreifens wird e in s tw eilen verzichtet, d e n n als T r e n n u n g d e r b e id e n F a h rb a h n en kann er ja noch nicht wirksam w e rd en , auch w ü rd e die B epflanzun g den späteren A us b au d e r z w e ite n F a h rb a h n d e c k e erheblich be hinde rn . E benso wird auf die Kiesfilterschicht für die z w eite F a h rba hn noch verzichtet, weil zu b e fürc h ten ist, d aß de r Kies be i starken R e g en g ü s se n teilweise Abb. 3. Q u e rsc h n itt d e r A u to b a h n in Kurven. V on d e r G rö ße dieses H a lb m e ss e r s h ä ngt die Sichtw eite ab, u n d da diese m in d e ste n s gleich de r B re m s lä n g e sein m uß, h ä ngt von ihr die zu lässige F a h r ge schw indig ke it ab. F ü r 7 ? = 17 000 m hat d e r Autofahrer eine B o d e n sich tw e ite von 200 m b ei w a a g e r e c h te r Strecke. Auf diese B re m slä n ge kann bei tro ck e n em W e tte r de r F a h re r ein en W agen von e in e r A nfa n gsg e sc hw ind igk e it von 200 k m /h rechtzeitig z um H alten bringen. Beim T rassieren d e r A u toba h nlin ie w u r d e a n g e s tre b t, sow ohl auf den K ra ftw a g e n v e rk e h r als a u ch auf die E in p a ss u n g in die Landschaft sow ie endlich auf die B a uko sten Rücksicht z u n e h m e n u nd d a b e i die sich z u m Teil w id e rs p re c h e n d e n Interessen g e g e n e in a n d e r a b zu w ä g e n . Im Sinne des K ra ftw ag enfah rers w u r d e die Linie m öglichst g e strec k t ge führt, w o b e i a b e r ü b e r m ä ß ig lange G e rad e n v e r m ie d e n w u r d e n , dam it d e r Kraftfahrer nicht schläfrig wird. Ind essen e rg a b e n sich die K rü m m u n g e n schon in g e n ü g e n d e r Zahl durch d e n Zwang, b e s t im m te H in d e r n is se zu u m g e h e n , so w ie durch das B e strebe n, a u s wirtsc haftlichen und landschaft- 460 L e w e r c n z , Wichtige Fragen beim Bau der ostpreußischen Reichsautobahn Suuau ' \ Lenzen Fochschrm i. d. ges. Bouingenicurwescn Kodieren Ludndgsort Königsberg Anschlußstelle Elbing-West/ Anschlußstelle /N « T S Kl.Rautenberg / Or.Stoboy J tr örunau- V«i- Wolfsdarf-< PomeSfendorf höhe /L W*.Anschlußstelle ^y-^fTiedmajinsdorfs1 ' Munsterberg Anschlußstelle 'Rödersdorf y \\G r Rcdersdo R oukde^^S ^^^, ''yfS Dedmannsdorfh Mühlhausen' yfreodenk. Undenau' fa/sperre PrSetkau T-^fC'0 ^ 1 . «'"^^Anschlußstelle*; ' ‘ -itVessetshofcn Düsferira/de/ U tah IhJefou > r~ r\. ... Anschlußstelle s\ \ Schönfließ'} Ktingbeck ' ^ tnha2en4nnnnbt% ^ ///£f ~~~~\>*-^J^raitsxa!dejr' •. ' ]>\Wcbbtlbude 6> 'Ama/iehira/de Schneien : ^ Matfostdd x , /. 'hermsdorf' Kreuzburg nChrutburg Pr hohand B Pr hoHand n V/ormditt Abb. 4. n MeMsack n Mthhack n Landsberg n bndsberg R e ic h sa u to b ah n E ib in g — K ö n ig sb e rg (Pr.). liehen G rü n d e n die Linie m öglichst de m G e l ä n d e a n zu s ch m ie g e n . Was d e n letzten P u n k t betrifft, k o n n te allerding s bei d e n g ro ß e n K r ü m m u n g s h a lb m e s s e r n nicht allzuviel erre icht w e rd e n . E tw as g ü n stig e r ließ sich infolge d e r z u g e la s s e n e n sta rken S te ig u n g die H ö h e n lin ie de r A u to b a h n d e n H e b u n g e n u n d S e n k u n g e n des G e lä n d e s a n p as sen . J e d o c h w a r auch h ier ein e G r e n z e dort g e se tz t, w o d ie G e l ä n d e k u p p e n nicht flach g e n u g sind, so d a ß d e r Verlauf de r flachen A u s r u n d u n g d e r H ö h e n lin ie vom G e l ä n d e erh eb lic h a b w e ic h e n m u ßte. B e so n d e rs im G e b i e t e d e r Eibin ger H ö h e n , a b e r auch an zahlreic h en a n d e r e n Stellen ließen sich d a h e r g r ö ß e re Ab- u n d A ufträge nicht v e r m e ld e n . Recht k ostspie lig w irkt sich d ie flache A u s ru n d u n g d e r H ö he n linie a n solc hen S te lle n aus, w o die A u to b a h n e in e n im G e lä n d e o d e r gar e tw as ü b e r de m G e l ä n d e lie g e n d e n V e r k e h r s w e g m it ein em B rü c ken b a u w e rk ü be rschre ite t. N a m entlic h b e im Ü b e r q u e r e n von E is en b a h n en , wo ja die b e trä ch tlic h e freie H ö h e von 6 m e in g e h alten w e r d e n m uß, e r g e b e n sich im Z u g e d e r A u to b a h n lange Ram pen von g e w a ltig e m R a u m inhalt. ln d e n m eiste n solcher R a m p e n sind w e it ü b e r 100 000 m 3 E rd b o d e n e in g e b a u t w o rd e n . II. L i n i e n f ü h r u n g . a) A l l g e m e i n e s . Bei d e r A usw a hl d e r e rsten o stp re u ß is ch e n A u to b a h n s tr e c k e w a r es schwierig, infolge d e r a b g e s c h lo ss e n e n L age d e s L an d e s die v e rsch ie d en e n , sich z u m Teil w id e rs p re c h e n d e n Rücksichten a u sz ug le ic h e n. M an entschloß sich d a h er, als e r ste Linie die Streck e E lb in g — K ö n ig sb e rg a u s z u b a u e n . H ie rd u rc h w e r d e n die b e id e n w ic h tig ste n H a n d els - u n d I n d u s trie m itte l p u n k te d e s L an d e s m ite in a n d e r v e r b u n d e n , u n d es w ird ein e V e r lä n g e ru n g nach W e s te n (zum G e b i e t e d e r Fre ien S t a d t Danzig) u n d nach O sten (Richtung I n ste rb u rg — Tilsit) für sp ä ter o ffcn g e h a lte n . V orläufig ist nu r die rd. 96 km lange S tre ck e vom E lb ingflu ß bis z um vo rläufig en E n d p u n k t e im S ü d e n K önig sbe rg s festgelegt. A bb. 4 z eig t d e n G e sa m tv e r la u f d e r Linie u n d g e s t a t t e t gleic hze itig e in e n aufschlu ßre ic h e n Vergleich m it d e r F ü h r u n g de r b e id e n bisher z w isc hen E lb in g u n d K ö n ig sb e r g v o r h a n d e n e n V e rk e h rs stre c k e n , nämlich d e r E is e n b a h n lin ie u n d d e r R eichsstraße. Die E i s e n b a h n l i n i e legt sich n a h e an die g r ö ß e re n Ortschaften E lb in g , B rau nsb erg, H eiligenbeil, L u d w ig so rt u n d Königsberg. Da sie a b e r als H a u p t b a h n an flache S t e ig u n g e n g e b u n d e n ist (0,5°/o)> u m g e h t sie in scharfem Bogen das östlich von E lbin g g e le g e n e H ö h e n g e b i e t, d e sse n h ö c h ste r P u n k t auf e tw a + 200 ü b e r NN liegt, n ä h e r t sich dan n d e m P a ss arg e tal, tritt bei B ra u n sb e rg in ein e m e h r flach g e le g e n e Landschaft, w e ic h t östlich von H e ilig e n b ell e in e m ku p p ig en G e l ä n d e n ach N o rd e n a u s u n d bieg t bei L u d w ig so rt w ie d e r scharf nach O s te n ab, um die tief liegen de, von H o c h w a ss e r u n d Haffrückstau b e d r o h t e F risc h in g e b e n e z u v e r m e id e n . F ü r eine S c h n e llz u g stre c k e h a t d iese Bahnlinie also eine u n g e w ö h n lic h g e w u n d e n e Form . Im V ergleich d a zu verläuft d ie a lte R e i c h s s t r a ß e ü b e r Trunz, F ra u e n b u rg , B r a unsbe rg , H e ilige nb eil, L u d w ig so rt b e d e u t e n d g e str e c k te r u n d v e r m e id e t auch nich t die E ibing e r H ö h e n . Diese Straße h a t a b e r w ie d e r a n d e r e M ä ng e l, w ie z. B. u n ü b e rsich tlic h e S trecken, g e rin g e Breite usw ., v o r a lle m a b e r führt sie durch z ahlreic h e g r ö ß e re und k lein e re O rtsc h afte n hin d u rch u n d ist som it für ein en S c h n e llv e rk e h r w e nig g e e ig n e t. Die A u t o b a h n ist no ch m e h r ge strec kt, d e n n sic b ra u c h t w e g e n de r sta rk en zulässigen S t e ig u n g e n d ie H ö h e n g e b i e te nicht z u s c h e u e n u n d ist auch nicht an die O rtschaften g e b u n d e n . Im G e g en te il, es ist z w ec km äßige r, w e n n e ine A u to b a h n z w ar die w ich tigeren Ortschaften in ihr V e r k e h r s g e b i e t ein s ch ließ t, a b e r doch einige K ilo m e te r von diesen e ntfe rnt bleibt. T rotz d e r im a llg e m e in e n z ü g ig e n L in ie n fü h ru n g e n th ä lt d ie s e Stre cke e in e g r ö ß e re Z ahl von k le in e re n W in d u n g e n , die d urc h örtliche U m s tä n d e , wie z. B. die B o d e n v e r h ä ltn iss e , b e d in g t sind. D a d urch , d a ß die A u to b a h n vo n d e r H affkü ste w e ite r a b g e r ü c k t ist als die alte Straße, wird ein größere s V e r k e h r s g e b i e t erschlossen. b) B o d e n v e r h ä l t n i s s e . Der g e olo gisc h e Au fbau de r von d e r A u to b a h n d urc hschn ittene n G e b i e t e ist auf A b b. 5 erkennb a r. W estlich u n d südlich v o n E lbin g liegt die N o g a tn ie d eru n g , die ein Teil de r W e i c h s e ln ie d e ru n g ist, ein altes S e n k u n g s g e b ie t, aufg efüllt mit F e in s a n d e n , Schlic ktonen u n d Alluvial m ooren. In ziem lich schroffem Ü b e rg a n g schließt d a s G e b i e t d e r E ibinger H ö h e n an, eine ste ilk u p p ig e G ru n d m o r ä n e , die v o n stark a u sg e w a s c h e n e n Tälern d u rc h b ro c h e n ist. Der Bo den ist m eist ein s c h w a ch s an d ig e r Ton, häufig a u ch ein fe tter Ton u n d M e rg el, oft m it z a h lre ic h e n Findlingen durchsetzt. In d e n S e n k e n ist häufig M o o r v o r h a n d e n , S a n d e in la g e ru n g e n nu r selte n. Bei B ludau b e g in n t ein e flachkuppige G r u n d m o rä n e , die von z ahlreic h en S c h luch te n m it e tw a n o r d sü d lic h e r R ichtung durchschnitten wird. A uch hier w e r d e n v ie le F la c h m o o r e angetroffen. D ie B oden ve rh ältn is se sind ähnlich w ie v orher. S üd östlich von H e ilig e nbeil beginnt d e r sog. Stablack, ein k u p p ig es E n d m o rä n e n g e b i e t , das viel G e s c h i e b e m erg el en thä lt. E tw a bei P e r w ilte n b e g in n t die S ta u b ec k en z o n e , die im N o rd e n vom Pregeltal b e g r e n z t wird. D er Boden w ird recht ungünstig, viel w e ic h e r Ton, Schlickton sowie k lein e re M o o rg e b iete. Bel Kobbelb u d e w ird die F risc h in g n ie d e ru n g d urc h sch nitten , d a h in t e r ste ig t das G e l ä n d e w ie d e r ein w e n ig an. Im g a n z e n be tra ch te t, sind die B o d e n v e r h ä ltn iss e ü b e r w i e g e n d u n g ü n stig u n d e rfordern sorgfä ltige P rü fu n g durch fachlich v o rg e b il d e t e '¿Am&ckse.s, xM Ä Alluvium Fläche jüngster Aufschüttung ~ ------- tP’y I Staubecken Zone FSv*] Endmoränengebiet, Geschiebemergel, Grand oder Sand p . ^ i rregelurstromtal iiiiiiü 1Grundmoräne, Geschiebemergel P I l f %• *5 y / f-nrn Grundmoräne, GeschiebemergeJ * I in d e r Elbing f /lin n eer n Höhe ne h rh e n in der Höhe gehoben fteichsau/okhn A bb . 5. / G e olo gische V e rhältnisse im Z u g e de r A u to b a h n . B o d e n k u n d le r . In d e n a u s g e s p r o c h e n e n N ie d e r u n g s g e b i e t e n kann de r zur D a m m s c h ü t t u n g b e n ö ti g t e E rd b o d e n nicht aus d e n A b trä g en de r A u to ba hn se lb st g e w o n n e n w e rd e n , s o n d e r n er m u ß aus w e ite r e n tfe rn t ge le g en e n S a n d g r u b e n e n tn o m m e n u n d teils mit F e l d b a h n e n , teils m it Vo llbahnen h e r a n g e h o lt w e r d e n . c) L i n i e n v e r l a u f im e in z e ln e n . S ü d w e s tlic h Elb ings ist d ie e r s t e A n s ch lu ß ste lle an d e r Stra ße nach M a r i e n b u r g g e pla n t. Es folgt d ie Ü b e r q u e r u n g des E lbingflusses, der Reichsbah n M a r i e n b u r g — E lb ing so w ie eine s B aches d u rc h e in e n längeren Jahrgang 13 Heft 35 16. August 1935 Abb. 6. L e w e r c n z , Wichtige Fragen beim Bau der ostpreußischen Reichsautobahn A ltgerm an ische H erdstellen. V ia d u k t. Die Linie ist d a n n m it Rücksicht auf die E n tw ic k lu n g d e s S ta d t g e b ie t e s so w eit nach S ü d e n zu abgerückt, als e s d a s im m e r ung ü n stig er werdende B a u g elän d e noch e b en g e stattet. Hier im nördlichen Rand g e b ie te d e s D ra u se n se es sind zwischen dem Schlickton m äc htige Torf ein la g e ru n g e n vo rh a n d en . Diese k o n n te n nicht g anz v e rm ied e n w e rd e n , e tw a 80 000 m 3 T orfbo den in Tiefen bis zu 3 m m ü sse n a u sge scha c h te t w e rd en . Das G e lä n d e liegt zum Teil u n t e r NN, ist a b er g e g en H och w asser e ingedeicht. T rotzdem wird die K ro n e d e r A u to b a h n hochwasserfrei ge le gt, w as eine D a m m h ö h e bis z u 3 m erfordert. Ü b rige ns darf de r D a m m schon w e g e n d e r leicht a u ftr e te n d e n B o d e n n e b e l nicht zu niedrig w erd en . D er S c h ü ttb o d e n für diesen Abschnitt (rd. 500 000 m 3) w ird einige K ilo m e ter en tfernt aus ein em S a n d b e r g in der N ä he de r E lb inge r H ö h e n g e w o n n en . Nach Ü be rsc h reiten de r E isen bah nlin ie E lbing— K önigsberg wird die z w e i t e A n s ch lu ß ste lle (Elbing-Ost) erreicht. Diese lie gt an e in er n e u e n D urc h g an g s tra ß e (nur für Kraftw agen), die zur U m g e h u n g des Dorfes G runauH ö h e u n d zur V e r m e i d u n g d e r v o rh a n d e n e n u n g ü n stig en K rü m m u n g en u n d S t e ig u n g e n a n g e le g t wird. N u n m e h r b e g in n t de r A nstieg d e r A u to b a h n in das G e b i e t d e r E l b i n g e r H ö h e n . O b w o h l m eh re re Vcrgleichslinien u n te r s u c h t w u rd e n , g e h t es w e g e n des ste ilkup pigen u n d m it Tälern d u rc h setz te n G e lä n d e s nicht o h n e g rö ße re E r d b e w e g u n g ab. Abb. 8. L andschaft in de r Elbing er H ö h e . —. Eiza Torf PTgl Torfirde Egel M ich /a m M fetter Ton i sandiger Ton f ■■■■.-■■) Inniger Sand sandiger Ton mH Sltinta IF P ä Inniger Sand mit S/einen ES3 Kies ssgiso süsj ss,3 Abb. 10. „ Der w eiter durc h zog e ne L andstrich ist recht fruchtbar u n d landschaftlich ab w ech slun gsreich. Bäuerlicher K lein besitz he rrs ch t im a llg e m e in e n vor. Nach einigen S te ig u n g e n erreicht die Linie b e im Dorf G r o ß - S to b o y d e n h ö c h sten P u n k t (rd. 172 m ü b e r NN). V e r sc h ie d e n e A u s b e u lu n g e n in der L in ienführun g zeig en a n , daß m anche S tellen m it ung ü n stig em B oden, m eist g röß e re M oorg e biete, u m g a n g e n w e rd e n m uß ten . Abb. 8 zeigt ein Landschafts bild a u s d ieser G e g en d . E tw a bei km 30 steig t d ie Linie in ein e m b e w a ld e te n A b h a n g allm ählich herab. J e t z t g e h t e s durch ein schön es W a ldg ebie t, dann ü b e r das B a udetal, im scharfen B ogen am R ande ein es gro ßen '• M oo sbruche s vorbei, d a n n w i e d e r d u rc h A ltg erm an is ch e Urne. W älder bis zur K r e u z u n g mit d e r Straße B ra u n sb e rg — T iedm annsdorf, w o die d r i t t e A n s ch lu ß ste lle e n ts te h e n soll. W eiter g e h t es an M ooren vorbei, d a n n ü b e r die Reic hsbahnstrecke E lb in g — K önig sberg zu d e m w e i te n , w a ld ig e n Tal d e s P a s s a r g e f l u s s e s , L andschaftsbild s. Abb. 9. D ieses Tal wird m it e inem 255 m la n g e n stä h le rn en V ia d u k t übe rsch ritte n. Die H ö h e d e r F a h r b a h n ü b e r d e m F lu ßsp ie gel b e trä g t rd. 18 m. Nicht w e it d a v o n wird d a s tief e in g e sc h n itten e Tal d e s Lastb aches mit ein em länge ren, ebenfalls aus Stahl h e r g e s te llte n V ia d u k t übe rspan nt. Abb. 9. Passargetal. U n w eit M a tte rn höfen d u rc h q u e rt die A u to b a h n das w eite b e w a l d e te Beh w e rta l m it e in e m g rö ß e re n D a m m u n d führt dan n u n te r d e r Reichs b a h n str e c k e B ra u n sb e rg — M eh lsack hindurch. An d e r K re u z u n g der d a h in te rlie g e n d e n Straße e n ts te h t die v i e r t e A nschlußstelle. Die G ru n d b e sitz v e rh ä ltn is se w e ch s eln jetz t zw ischen E rbhö fen und g rö ß e re m G ru n d b e sitz. Die Linie ü b e r s c h r e ite t nun die tiefe, b e w a l d e te B a hn auschlucht u n d ein ige K ilo m e te r w e ite r das Tal d e r O m a z a mit e in e m 220 m lan gen S ta hlv ia duk t. B eid e T äler sind von g ro ß e r land schaftlicher Schönheit. Bei D e u t s c h - T h i c r a u wird ein g rö ß e re s M o o r g e b ie t erreicht, d a s w e g e n seiner beträchtlichen A u s d e h n u n g nicht u m g a n g e n w e r d e n k o n n te. Die o b e r e m e h r e r e M e ter . . „ dich te Torfschicht ließ sich u n t e r W a s s e r h a ltu n g leicht m it H a n d ausschachten. U n t e r d e m Torf liegt a b er e in e m ächtige F a u lsc h la m m s c h ic h t (bis 8 m Tiefe), die so leicht a u se ina nd erfließ t, daß b e im A u ssch achten des S c h la m m e s de r u n t e r d e m N a ch b a rlan d lie g e n d e F a u l s c hlam m nach d e r Sc h a ch tg ru b c hin ausfließt, so daß die darauf la s te n d e E rdschicht nachsin kt. E s w u rd e d a h e r durch E in bau ein er h o h e n S a n d sc h ü ttu n g be i lan g s am em F ortsc hre iten von d e r e in e n Seite d e r G r u b e d e r Fa u lsc hla m m so h e rau sg e d rü c k t, d a ß er m it H a n d a u sg e sch a c h te t w e r d e n k o n n te (Abb. 10). Bei de r A u s sc h ac h tu n g w u rd e n Eich- u n d R e n n tie rg ew e ih e g e funden, d e r e n A lter auf rd. 8000 Ja h r e g e sc h ä tz t wird (Abb. 11). ss,iiio N u n w e r d e n w i e d e r z ahlreic he W a l d g e b ie te d u r c h Läng enschn itt durch das M o or bet D e utsc h-T hiera u . schnitten, die v o rw ie g e n d Kiefern u n d Fichte n, g e m isc h t Bei d e n A ussc h ac h tu n g e n stieß m an h ie r dicht u n te r de r E rdoberfläche auf re g e lm ä ß ig g e fo rm te S te in pa c ku ngen u n d k o h leh a ltige G ru b e n . Der S a c hv erstä n dig e für vorgeschichtliche F u n d e stellte fest, daß h ier etw a 65 a ltg e rm a n is ch e H e rd ste lle n m it eine m Brennofen g e le g e n h a b e n (Abb. 6). Auch G e fäß re ste w u r d e n entd eckt, v e rsch ie d en e Stücke davon lie ßen sich zu e in e r U rn e w ie d e r z u sa m m e n fü g e n (Abb. 7). M an schätzt das Alter dieser F u n d e auf rd. 2000 Ja h re. Nach Ü b e rb r ü c k u n g ein er b e w a ld e te n tiefen Schlucht wird in der N ä h e d e s Dorfes Wolfsdorf-Höhe ein tiefer, sa n diger Einschnitt erreicht, hier w u rd e n die Ba uarbe ite n im D e z e m b e r 1933 be g o n n en . Bahr/ A 461 AOn 4bz L e w e r e n z , Wichtige Fragen beim Bau der ostpreußischen Reichsautobahn m it L au bho lz, e n tha lte n. Bei G u t G roß-Rödersdorf ü b e r s c h re i te t d ie Linie das Tal d e r Jarft, kre u zt b e i G ro ß-K llng beck (L an d schaftsbild Abb. 12) die Stra ße L u d w i g s o r t - Z i n t e n (hier die f ü n f t e An schluß stelle), ü b e rs p a n n t da n n das tief e in g e s c h n itte n e w a ld ig e Tal ein es M ü h le n flie ß es mit einem 140 m langen S ta h l viadukt (g röß te Höhe ü b e r T alsoh le rd. 22 m) u n d k re u z t südlich Perw ilte n die R eichsbahn Abb. 11. F u n d e be im M o o ra u sh u b . Kö nigsberg — Allenste in. Bald d a h in te r wird die w eite, w e id e n re ic h e T ie feb e n e des Stradick u n d Frisch ing bei K obbelb u d e erreicht. Z ur S c h ü ttu n g de r D ä m m e in d ie s e m N ie d e r u n g sg c b ie t m ü s s e n b e d e u t e n d e , sa n dige B o d e n m a s s e n a u s S e i te n e n tn a h m e n h e r a n gesc hafft w e rd en . Zwischen A lte n b c rg u n d L u d w ig sw a ld e e n ts te h t d ie s e c h s t e und vorläufig letz te A n s c h l u ß s t e l l e , u n d z w ar für d e n A nschluß de r Stadt Königsberg. Z ur V e r b i n d u n g de r S ta d t mit d e r A u to b a h n wird e in e n e u e Z u b rin g e rstraß e (nur für Kraftw agen) vo m H a u p tb a h n h o f K ö nigsberg he r a n g eleg t. Die A u to b a h n erreicht hier vorläufig ihren E n d p u n k t. E ine kurze Rum pfstrecke d e r sp ä te r e n östlichen F o rtse tz u n g wird noch bis zur Stra ße K ö n ig sb e rg — Bartenstein a u s g e b a u t, w o b e i die R eichsbahnstrecke K ö n ig sb e rg — P ro s tk c n m it ein em K r e u z u n g s b a u w e r k ü b e rsch ritte n wird. D iese R u m pfstrecke gilt e in s tw e ile n nicht als A u to b a h n , so n d e rn als Z u brin ge rstraße für d e n V e r k e h r aus d e m süd östliche n Teil von K önigs b e rg u n d d e m a n g r e n z e n d e n ländlichen V e rk eh rs g eb ie te . fasc/ifoSilelle A nsdilM It [H in)-fitst Bbinj-Os! km 8,6. km ns . . rL>r'. Anschlußstelle hedmnnsdopf Abb. 12. Anschlußsiek Anschlußstelle Anschlußstelle Kh'ngbeck Königsberg km 73,1 rcatmum LnslbachfluO Abb. 13. L andschaft bei Gr. K ü n g b e ck . 1. Die g e s a m t e A nla ge mit Straßen, R a m p e n usw . ist so einfach und übersichtlich als möglich z u entw ickeln. 2. Auf de r A u to b a h n d ü rfen sich zu- u n d a b f a h re n d c W age n an keiner S te lle k re u ze n . 3. An d e r E i n m ü n d u n g de r A n s ch lußstra ße in die A u to b a h n soll die elnm ii n d e n d e F a h r b a h n ein l ä n g e r e s S tü c k n e b e n d e r d u r c h g e h e n d e n F a h r b a h n h erlaufen, d a m it ein g u t e r Ü be rblic k erreicht w ird u n d d e r e in m ü n d e n d e V e r k e h r sich gefahrlos in d e n D u rc h g an g v e rk e h r ein fädeln läßt. 4. Auf d e n A n s c hluß fahrb a hne n sind Ü b e r h o lu n g e n auszuschließen. Die F a h r b a h n e n sollen a b e r so breit sein, daß ein Kraftw agen an ein em l ie g e n g e b lie b e n e n F a h r z e u g noch langsam v orb eifahren kann. 5. Die K r ü m m u n g d e r A n schlu ßstra ß en ist an de r E in m ü n d u n g ss te lle so au sz u b ild en , d a ß g ro ß e L astkraftw agen noch g u t durch die K r ü m m u n g k o m m e n , a b e r auch nicht flacher, d e n n cs sollen die e in b i e g e n d e n W ag e n g e z w u n g e n sein, an dieser Stelle langsam z u fahren. kmW Oäudeflw D IE B A U T E C H N IK F a c h s c h r i f t f. d . g e s . B a u ln g e n ie u r w c s e n SabmltuB ' mmum Jarftfluß Verlauf d e r H ö h e n lin ie d e r A uto ba hn . Abb. 13 zeigt d e n Verlauf de r H ö h e n lin ie d e r g e s a m t e n A u t o b a h n strecke. III. Z u b r i n g e r n e t z , A n s c h l u ß ste lle n . Abb. 4 g ib t gleic hze itig einen g u t e n Ü b e rb lic k ü b e r das an die A u to b a h n a n g e s c h lo s s e n e V erkehrs- g e b i e t u n d die Z u b ring e rstraß e n, die an d e n v o rh e r g e n a n n t e n se c hs A n sc h lu ß ste lle n d e n V e r k e h r vo n u n d A n schlu ßste lle z ur A u to b a h n ve rm itte ln. Außer E lb ln g-O st. d ies en sechs H a u p tan s ch lu ß stellen sind noch w e i te r e A n s c h lu ß ste lle n einfacherer Form an so lc h en P u n k t e n g e p la n t , an d e n e n g r ö ß e re S t r a ß e n u m le g u n g e n für die A n la g e d e r S tr a ß e n u n te r - o d e r -Ü b erführung en n o t w e n d ig geworden sind. D ie w ichtigsten G r u n d s ä t z e für die A u s b ild u n g ein er A n s ch lu ß ste lle sind f o lg e n d e : Vielfach wird sich hinsichtlich d e r K rü m m u n g e n u n d S te ig u n g e n die a n g e s tr e b te Id e allö s u n g nicht erre ichen l a s s e n , m an m uß sich v i e l m e h r d e n örtlichen V erh ältn issen anpassen. Stradidi/uß Jahrgang 13 Heft 35 16. A ugust 1935 463 L e w e r e n z , Wichtige Fragen beim Bau der ostpreußischen Rcichsautobahn Als Beispiel ein er A nschlußstelle zeigt Abb. 14 d en Lagepla n der A n s c h lu ß ste lle E lb in g Ost. Von de r n e u e n Z u b rin g e rstraß e E lb in g — Pr. H o lla n d z w eig e n die A nschlu ßstraßen nach S ü d w e s te n hin ab, steigen dann bis zur H ö h e de r A u toba h n langsam an u n d m ü n d e n hier mit tro m p e te n a rtig e n E rw eiteru n g e n ein. Dam it de r D u rc h g an g s v erk e h r de r Z u b rin g e rstraß e nicht durch den von de r A u tob a hn k o m m e n d e n V erkehr g e fäh rd e t w e r d e n kann, ist de r A nschluß pun kt von de m die Übersicht v e rs p e rr e n d e n K r e u zu n g s b au w erk ein g u te s Stück entfernt. Der Lageplan zeigt ein e rse its den en d g ü ltig en Z ustand, wie er beim A us b au be ide r F a h r b a h n e n erreicht wird, anderseits auch den vorläufigen A usb au zustan d. ln ähnlicher Weise, je nach L age de r örtlichen V e rhältnisse m it g e w issen A bw eich ung e n w e rd e n die ü b rig en A nsch lußste lle n a usg e bau t. Tafel über B odenarten. <u Je ° U bf .i q 'B o d e n art CO <U N C <U fc) C3 CO ^cO NW % Moor -i. 5 (L) V) <D 3 kV PlRr Rlgr ° /o °/n 274,0 . X N CJ > Cu ^ 5, o N C <U O CL t-. C Ü b e s o n d e re E ig enschaften ' e 5,29 1,4 i a) F o r m g e b u n g . Faulschlam m Von g ro ß e m Einfluß auf die Standsicherheit de r D ä m m e u n d Ein sc hnitte ist d ie W ahl ein er g e eig n ete n Querschnittform, die durch die B ö sc h u n g sn e ig u n g b e d in g t ist. J e nach de r B ode n art schw an kt diese N e ig u n g zw isch en 1 : 1,5 u n d 1 : 3 . Im a llge m e in e n sind die Einschnitt bö sc h u n g e n m it Rücksicht auf die sc hw ierigere T rock e n h altu n g u n d die d a m it v e r b u n d e n e Rutschgefahr sow ie zur V e rm e id u n g von S c h n e e v e r w e h u n g e n e tw as flacher g e h a lte n als die D a m m b ö s ch u n g e n . Beim Ü b e r g a n g von d e r Böschung zum G e lä n d e wird die N e ig u n g auf 1 : 3 a b geflacht. H ierdurc h w ird a u ß e r g rö ß e re r Stan dsicherheit ein für das Auge a n g e n e h m e r a llm ählich e r Ü b e r g a n g in die Landschaft erreicht. Zum g leichen Zw eck w ird b e i ho hen D ä m m e n in reizvollen L andschaften de r D a m m fuß nach e iner Seillinie g e fo rm t und g e h t som it unm erklich in das a n sc h lie ß e n d e G e lä n d e über. Ü b e rh a u p t richtet sich die F o r m g e b u n g des E rd k ö rp ers m öglichst nach d e n im G e lä n d e a u ftre te n d e n natürlichen F a ltu n g e n , so daß die A uto bah n nicht zu se h r als F re m d k ö rp e r in d e r L andschaft wirkt. b) B o d e n p r ü f u n g . Daß d ie B o d e n u n te r s u c h u n g bei der o stpreuß ischen A u to b a h n b e so n d e rs sorgfältig ausgefü hrt w erd en m uß, g e h t schon a us d e m anfänglich e rlä u te r te n geologischen Ü b e rsich tsbild e h ervor. Sow ohl bei den Vor a rbeiten als auch beim Bau se lbst w e r d e n fortlaufend zahlreiche B o d e n pro b e n e n tn o m m e n u n d in ein em b eso ndere n, mit In stru m en ten reich 1 a nd mittel 's M ehlsand fein grob\ fein •0-. x -N _ \ * !< ... \ \ \ \ r SN \ n z qs Abb. 15. \ \. \ \ \ io s Ion ■ \ Jl« Schl u f f grob fein . ........... ;; sx o,z 0,1 o,os qoi o.sos qooz um mm K orn ve rte ilung skurv en. a u sg e sta tte te n L aboratorium ein g e h en d untersucht. In v ielen Fälle n ist cs wichtig, daß die Proben aus de m E rdkörper in u n g e s t ö r t e m Z u st a n d e h e r a u s g e h o b e n w e rd e n , w ozu b e so n d e re S tahlzylinder v e rw e n d e t w e r d e n . Diese w e r d e n vor d e m A b s en d e n mit Paraffin u m h ü llt, dam it die B o d e n p r o b e nicht a ustrocknen kann. Bei d e n ostp reu ßischen B o d e n p ro b en w e r d e n in erster Linie folgende E ig e nsc h afte n g e p rü ft: 1. V e rte ilu n g d e r Korng röß en (Abb. 15), 2. Spez. G e w ich t, 3. Porenziffer = -n Hohlraum a[s M aß für die Djchte, Raum d e r festen Teile , , G e w icht d e r W a s se rm e n g e i a ür ic er asserge a G e w ich t des trockenen Prob e körp ers ’ 5. B e m e r k e n s w e r te Grenzfälle des u n d die Ausrollgrenze, 6. W a sserd urc hlässigk eit, 7. kapillare S te igh öhe (Frostgefahr). W as serg e h a lts: Los 2, E lbing, D ra u se n n ie d c r u n g weich, S e tz u n g bei 1,6 k g /c m 2 2 5 % IV. B ehandlung d es Erdkörpers. 'es mitte! fein H e rk u n ft die F ließ gre nze In folg end e r Tafel sind für m eh re re P ro b e n d e r am häufig ste n vo r k o m m e n d e n B o de narten die w ichtigsten E igenschaften z u sa m m e n g e ste llt und mit ein em g ü n stig e n Boden (Naturkies) in V ergleich gebracht. Man e rk e n n t daraus, wie u n g ü n stig im a llg e m e in e n die B o d e nverhä ltn isse in O s tp r e u ß e n liegen. w eich er Ton Schluff S and, Ton D eutsch-T hierau 163,0 v o llk o m m e n weich 36,9 57,0 23,7 0,985 2,69 20,9 25,4 18,3 0,712 2,68 6,17 _ Stradicktai Z in tc n — H eilsberg, km 9,4 frost- und rutschgefährlich BW 150. 16,8 27,0 11,45 Passarge fest, frost- u n d rutschgefä hrlich 1 N aturkie s BW 66. lan g sam e, g roß e S e tz u n g e n 0 ,4 8 0 2 ,6 5 Los 18. Schönfließ fest, frost- u n d rutschsicher Bei d e r A u s w e r tu n g d e r U n te rs u c h u n g e n ist f o lgen de s zu b e a c h te n : U nte r den D a m m s c h ü ttu n g e n m u ß ein tragfähig er U n te rg ru n d auf grö ßere Tiefe v o rh a n d e n sein. Bei d e n E in schnitte n ist a u ß e r d e m auf folgend es zu a ch ten : 1. ob de r E inschn iltbo dcn sich z u r D a m m s c h ü ttu n g eig net, 2. ob d e r Boden in d e n B öschungen bei e in e r w irtschaftlichen N e igun g sicher ste h en wird o d e r ob er e tw a z u R u tschungen neigt, 3. ob das G ru n d w a s s e r etw a so hoch ste h t, daß die E in sch nittso hle nicht g e n ü g e n d trocken wird u n d daß de r Bo den hoch frieren kann. Bei d e r N atu r de r v o rw ie g en d tonigen B o d e n arten O s tp r e u ß e n s e r g e b e n sich m anch erlei S chw ierigkeiten, z. B. gib t es z ahlreic he Einschnitte, deren Bod en nicht o h n e w e ite res z u S c h ü ttu n g e n g e b r a u c h t w e r d e n ka nn , teils weil er in feuchtem Z u s ta n d e auseinanderfließ t, teils weil er in trocken em Z u stan d e in solchen K lu m p en g e lö s t wird, daß be im S c h ütte n g rö ß e re H o h lrä u m e auftreten, teils weil die S e tz u n g d e s B od e ns z u l a n g sam vor sich g e h t. Solche B ö d e n m ü sse n e n tw e d e r ga n z a u sg e setz t o d e r w e n ig ste n s mit g e e i g n e t e n Böden, wie z. B. e inem nicht zu feinen Sand, in e inem n ä h e r zu b e s t im m e n d e n V e rh ältnis g e m isc h t w e rd en . Häufig hat es sich auch als z w e c k m ä ß ig erw iese n, a u s d e m tonigen Boden l e d ig lich e ine n Kern d e s D a m m e s he rzu ste lle n u n d d ies en m it e in e r h ö h e re n Schicht von S a n d b o d e n zu ü b e r d e c k e n . Vielfach kann d e r für die A u t o bahn u n g e e i g n e t e Boden noch zu W eg e r a m p e n , S e ite n w e g e n u n d zum E in e b n en von S e n k e n v e r w e n d e t w e rd en . A uch de r aus d e n S e i te n e n tn a h m e n g e w o n n e n e S a n d b o d e n ist k e in e s w e g s erstklassig. Mit w e n ig en A u s n a h m e n ist er so fein körnig w ie D ü n e n sand. W ä h r e n d d e r Bauzeit b r in g t d e r in O s tp re u ß e n fast stä n d ig w e h e n d e sta rke W in d d e n Sa nd d a u e r n d in B e w e g ung , so d a ß häufig förmliche Sa n d w o lk e n die Luft erfüllen u n d die a n lie g e n d e n L ä n d e reie n m it Sand be d ec k en . H ie rdurc h e n ts te h t für die H e rste llu n g d e r D ä m m e ein u n erw ü n sc h te r M e h rv erb ra u c h an Boden. F e rn e r kann ein plötzlich cintre te n d e s H o c h w a ss er d ie unfertigen S a n d sc h ü ttu n g e n erheblich b e schädigen. Erst nach v o lls tä n d ig er E in d e c k u n g u n d B e g rü n u n g de r Bösch ung en sow ie F e rtig s te llu n g de r F a h r b a h n d e c k e n ist zu hoffen, daß die S a n d d ä m m e k e ine n w e se ntliche n S c h a d en m e h r erleiden. A u ß e r d e n V e rsuc h en im Laborato rium w e r d e n fortlaufend folgend e V e rsuc h e auf d e r B a u stelle se lb st v o r g e n o m m e n : 1. B e o b ac h tu h g d e r B o de nse tz un g, 2. B e o b a c h tu n g von Fro sta uftreibu ngen. Die E rg eb n iss e z u 1. fallen se hr v e r sc h ie d e n aus, nach B e e n d ig u n g de r d ie s jä h rig e n F ro s tp e rio d e sind je nach d e r H ö h e , B o d e n a r t und nä h ere n B e h a n d lu n g d e r D ä m m e S e tz u n g e n v on u n g e fäh r 0 bis 2 m b e ob a ch tet worden. B e so n d e res A u g e n m e r k m u ß bei de m o stp re ußische n Klima d e r E in w i rk u n g d e s Froste s z u g e w e n d e t w e rd e n . Hierzu w u r d e n v o r E in tritt des W inte rs an v e rsch ie d en e n fro stverd äch tigen Stellen P ro b e p la tte n aus Beton a n g eleg t, und z w a r u n t e r Z w isc h en s ch a ltu n g von Filterschichten v e r sc h ie d e n e r Dicke. W äh r e n d d e r ve rflossene n Frostzelt k o n nte d ie H e b u n g d e r Platte u n d d e r Einfluß d e r Filterschicht g u t b e o b a c h te t w e rd e n . Die E rg ebn isse w e r d e n bei d e r B e s tim m u n g d e r nötigen Dicke d e r Filte r schicht ve rw erte t. 464 L e w e r e n z , Wichtige Fragen beim Bau der ostpreußischen Rcichsautobahn D e r Sa nd u n d Kies hat die Eigenschaft, bei F ro s t im g a n z e n zu e rstarren, o h n e d a b e i A u ftre ib u n g e n zu e rze u g en . Bei d e n b in dig e n B öden b ild e n sich d a g eg e n so g e n a n n te E islinsen, die eine e rhebliche Raum V ergrößerung m it sich bringen. Im L aboratorium w u rd e n in e in e m G e frierschrank v e rsch ie d en e B o d e n pro be n, die in g lä s e rn e n K o lb e n u n te rg e b r a c h t w a ren , u n d z w a r m it ihrem na tü rliche n F e u c h tig k e itsg e h alt, a llm ählich bis auf — 3 5 ° C g e k ü h lt . Auch h i e r z e ig te sich deutlich d ie B ild u n g v o n E islinsen und ein e stärk ere A u ftr e ib u n g b ei d e n b in d ig e n B ö d e n im G e g e n s ä t z e zu sa n d ig en Böden. c) B e h a n d l u n g d e r E i n s c h n i t t e . M it b e s o n d e re r V o rsic ht sind die E inschnitte ü b e ra ll da zu w o das G r u n d w a s s e r in g e rin g e r Tiefe u n t e r dem P la n u m wird. H ie r sp ie lt d ie kapillare S te ig h ö h e d e s B o de ns ein e g e b e n d e Rolle. Ist diese g r ö ß e r als die G ru n d w as se rtiefe , b e h a n d e ln , angetroffen a ussc hlag so ist mit O.K. vor der Sprengung Sand A bb. 16. Längsprofil vo r u n d n ach d e r M oorsp reng ung . F ro s ta u ftreib u n g en zu rechnen. U m dies zu v e r m e id e n , w e r d e n e n tw e d e r im ä u ß e re n P l a n u m s ra n d , g e g e b e n e n f a lls auch im S e ite n g r a b e n tief r e ic h en d e Sickerschichten mit D rä n ro h ren a n g eleg t, die d e n G ru n d w a s s e r sp ie g el a b s e n k e n sollen, ode r es wird die o b e n b e s c h r i e b e n e Filtersc hicht so dick und a u s solchem Material h e rg este llt, daß das W asser nicht bis an die O berflä c he steigen kann. Ü b e r die B e h a n d l u n g de r a n g e s c h n itte n e n M oorflächen ist bei d e r B e s c h r e ib u n g d e r L in ie n fü h ru n g ein iges g e s a g t w o rd e n . A u ß e r d e m A us s c h a ch ten m it H a n d o d e r B a gger u n d d e m V e rd r ä n g e n durch S a n d sc h ü ttu n g e n ist b e i e in e m M oor südlich v o n E lb in g v e r su c h s w e is e das S p re n g v e rfa h re n a n g e w e n d e t w o r d e n . H ie r lie gt u n t e r de m a u f g e s c h ü tte te n S a n d d a m m von e tw a 3 m H ö h e eine m itte lw e ic h e Schlicktonschicht v o n 1 m H ö h e u n d d a ru n te r eine 1,50 m h o h e Torfschicht. Es w u r d e n m e h r e r e Reihen von Bohrlöchern mit 3,50 m A b s ta n d so tief h e r u n te r g e t ri e b e n , daß die Torfschicht g e r a d e durc hstoßen w u r d e . In je d e s Bohrloch w u r d e ein e b r is a n te S p r e n g la d u n g ein gesetz t, so d a ß sie e tw a in d e n Bereich des Torfes zu liegen kam . N ach H e r a u s z i e h e n d e r Rohre w u r d e n die Z ü n d e r a n g e s e t z t u n d m it Z ü n d sc h n u r m it e in a n d e r v e r b u n d e n . Nach de m Sprengschuß z eig te sich in d e r O b e rflä c h e d e s D a m m e s ein d e u tlich e s A b sac ken d e r S a n d s c h ü t tu n g e n um etw a 0,5 m m it klein e n K ra te rb ild u n g e n . D er g e w ü n s c h t e Erfolg, n äm lich d e n Torf nach den Se ite n zu d rä n g en u n d d u rc h d e n n a c h s in k e n d e n S c h ü ttb o d e n zu e rsetz en, ist le id e r nicht e in g e tre te n . S p ä ter v o r g e n o m m e n e B o h ru n g e n h a b e n e r g e b e n , daß der Torf z w a r in d e r N ä h e d e r S p re ng löch e r b e is e i t e g e s c h o b e n war, a b e r er ist infolg e se in e r in nere n Verfilzung nicht so w e ich wie M o o r b o d e n u n d s e tz t de m V e r d rä n g e n ein en g e w is s e n W id e rsta n d e n tg e g en . Zwischen d e n Bo hrlö ch ern w u r d e d e r T orfbo den z u s a m m e n m it d e m Schlickton d u rc h e in a n d e rg e w ir b c lt (Abb. 16). U n g ü n s tig für die S p re n g u n g ist a u ch die g e ring e Ü b e isc h ü tt u n g s h ö h e u n d die d a d u r c h b e d in g t e se h r Fachschrift r’d. ges. Baulngenleurwcscn l e ic h te Aufiast. Das V e r fahren w ird a b e r sicher an a n d e r e n S te lle n , wo die V e r h ä ltn is se gü n stig er l ie g e n , mit b e s s e re m Erfolg v e r w e n d e t w e r d e n könn en. d) B e h a n d l u n g d e r D äm m e. Bekanntlic h ist es für den K raftverkehr w e n i g e rw ü n s c h t, w e n n s tä rk ere S e tz u n g e n auft reten . Bei d e r B o d e n b e sc haffe nheit de r ost Abb. 17. S c h w e rer B ode n stam pfer. p reu ßischen A u to b a h n m u ß be fü rc h tet w e rd en , d a ß die D a m m s c h ü t t u n g e n , w e n n m an sich mit de m n a tü r lic h e n , durch R e gen u n d F ro s t b e e i n flußte n S e tz u n g s v o r g a n g b e g n ü g t, erst n ach J a h re n allm ählich zur R uhe k o m m e n w e rd e n . Es m u ß te d a h e r d e r D a m m b o d e n an v ielen S te lle n künstlich v e r d ic h te t w e r d e n . Da das W a lz e n sich hierz u w e n ig b e w ä h r t hat, w u r d e n die D ä m m e durch S ta m p fe n b e h a n d e lt. Es sind so w o h l sc h w e r e wie a uch leich te S t a m p f e r 1) v e r w e n d e t w o rd e n . Die s c h w e r e n S ta m p fe r b e s te h e n in ein e m auf R aupen l au fe n d en Kran, Abb. 18. L eich te r B o d e n stam p fer, d e r am A u s le g e r ein e e iserne S ta m p fp la ttc von 2,5 t G e w ich t trägt (Abb. 17). Durch F a lle n lassen d ies er P la tte a u s H ö h e n v o n 1 bis 2 m wird d e r frisch g e sc h ü ttete B o d e n ziem lich g u t v e rd ic h te t. Die l e i c h t e n S ta m p fe r h a b e n ein G e w icht v o n 90 bis 500 kg. Sie w e r d e n durch G a se x p lo sio n a n g e h o b e n u n d fallen du rch ihre e ig e n e S chw ere h e ra b (Abb. 18). Sie e ig n e n sich b e so n d e rs für solche B o d e n m a ss e n , die v o m s c h w e ren G e rä t w e g e n sch w ieriger Z u g än glich ke it n ich t erfaßt w e r d e n , z. B. b e i H in terfü llu n g von W ide r lag e rn de r B a u w e rk e so w ie bei sc h m alen S tra ß e n r a m p e n . Nach b e e n d e t e r S ta m p fa rb eit w u r d e n a u s Tiefen bis zu 2 m u n g e s t ö rte P r o b e n e n tn o m m e n u n d auf ihre D ichte (Porenziffer) un tersucht. D a b ei e r g a b sich die stä rk ste V e rd i c h t u n g in de r Tiefe von 0,5 bis 0,7 m. Bei e in ige n B o d e n a rte n w a r so ga r ein e Dichte erreicht w o rd e n , d ie ü b e r die d e s g e w a c h s e n e n Z u s ta n d e s teilw e is e hinausg ing . Die g e n a u e Nachp rüfung d e s V e rd ic h tu n g se rf o lg e s hat ge z e ig t, daß m an im a llg e m e in e n z u r K o s te n e rs p arn is d ie S ta m p fa rb e it bei h ö h e r e n D ä m m e n auf die o b e r e n S c hich te n (2 bis 3 m) b e sc h rä n k e n kann, d enn d ie u n te r e n Schichten w e r d e n schon d urc h d ie A uflast d e r o b e r e n Schichten stark z u s a m m e n g e d r ä n g t. (Schluß folgt.) !) Vgl. B a u te ch n . 1934, H e ft 35, S. 481. Heft 15, S. 2 1 4 , Heft 3 9 , S. 5 00 ; 1935, Bau der R eichsstraßenbrücke in K önigsberg (Pr.). V on M a g istra tsb a u ra t K. M ü l l e r , K ö n ig s b e r g (Pr.). 1. A l l g e m e i n e s . W ie in a n d e r e n F e s t u n g s s tä d t e n leid e n d ie V e rk e h r s v e rh ä ltn iss e K ö nig sbe rg s d a r u n te r, daß d e r S ta d tk e r n m it d e n H a u p tg e s c h ä fts te lle n vo n S tra ß e n von u n g e n ü g e n d e r B reite d u rc h zo g e n wird. Dazu k o m m t in K ö n ig sb e rg d e r b e s o n d e rs s tö r e n d e U m s t a n d , d a ß d a s S ta d tin n e re von zwei P r e g e la rm e n in O st-W est-R ichtung durchflossen wird. Die den V e rk e h r v e r m i t te ln d e n K la p p b rü ck e n m ü sse n z eitw e ise für d e n Schiffs v e r k e h r geöffnet w e r d e n , so daß d e r N o rd -S ü d -V e rk e h r auf län g e re Z eit la h m g e le g t wird. Erst nach d e m Fall d e r F e s t u n g s w e r k e 1910 ko n n te daran g e d a c h t w e r d e n , hier A bhilfe zu schaffen u n d a llm ählich e ine n S t r a ß e n z u g a u sz u b au e n , d e r einen gro ß e n Teil d e s N o rd-S üd -V erkeh rs an sich z ie h t u n d so die In n e n stad t e ntla stet. Das S c h lu ß stü ck d ie s e s S tr a ß e n z u g e s b ild e t d ie R eichsstraße mit de r Brücke ü b e r die G le is e de s G ü t e r b a h n h o f e s d e r Reic hsbahn. D urch d ie s e n e u e S tra ß e w e r d e n d e r Nord- b a h n h o f u n d d e r H a u p tb a h n h o f v e r b u n d e n u n te r U m g e h u n g d e r In n e n sta d t (Abb. 1), u n d für alle w e stlic h d ies er n e u e n V e r b i n d u n g lie g e n d en Stadtteile, die e in e E in w o h n e r z a h l v on etw a 6 0 0 0 0 M e n sc h e n aufw eisen, ist die M ö glichkeit g e g e b e n , nach d e m S ü d e n u n d O s te n d e r S ta d t zu g e la n g e n , o h n e das S t a d ti n n e re z u b e r ü h re n . V o r b e d i n g u n g d ie s e s S tra ß en z u g es w ar die V o l l e n d u n g d e r Reichs b a h n b rü c k e ü b e r d e n P re g e l, die im Ja h re 1926 fertig w u rd e . 2. L a g e u n d A b m e s s u n g e n d e r B r ü c k e . Die L ag e u n d A b m e s s u n g e n d e r Brücke h i n g e n v o n d e n A nla g en der R eichsbahn ab. Die V e rh a n d l u n g e n m it d e r R eichsb ahn w a r e n recht s c h w ie rig u n d z e itra u b e n d , da die G le is p lä n e d a u e r n d g e ä n d e r t w u rd e n . U rsprüng lich sollte die S tra ß e n b rü c k e m it einer R e ic h sb a h n b rü ck e auf eine m g e m e i n s a m e n F u n d a m e n t v e r le g t w e r d e n und e tw a 50 m lichte W elte Jahrgang 13 H eit 3 5 16. A ugust 1 9 3 5 M ü lle r , Bau der Reichsstraßenbrücke in Königsberg (Pr.). 465 Mordbahnhof Bahnhof " U HoHonderbaum j ' ' ' ^ yReicbsstraß7j^ 'iReichsstraßenbrücke f Hauptbohnhof Abb. 1. Lageplan. mit Zwischenstützen erhalten. Abänderungen in der Gleisführung führten schließlich dahin, daß die Straßenbrücke als selbständiges Bauwerk etwa 100 m westlich der Bahnüberführung mit einer lichten Weite von rd. 75 m ohne Zwischenstützen ausgeführt werden mußte. Daneben stellte die Reichsbahn noch die Bedingung, daß das nördliche Widerlager so zu be messen sei, daß später im Anschluß an die Brücke nach Norden zu eine zw eite Brücke von etwa 30 m lichter Weite angeschiossen werden kann. 3. F in an zieru n g . Die Finanzierungsverhandlungen zogen sich lange hin und kamen erst zu einem Ergebnis, als durch das Reinhardt-Programm der national sozialistischen Regierung Mittel für die Brücke bereitgestellt werden konnten. Auch das Landesarbeitsamt förderte den Bau durch Bewilligung einer Grundförderung von 3 RM je Arbeitslosentagewerk. So konnte erst im Dezember 1933 mit dem eigentlichen Bau angefangen werden. 4. Gründung. ■Mit den Untersuchungen des Baugrundes war bereits im Jahre 1931 begonnen worden. Da das Bauwerk im alten Pregeltal liegt, war voraus zusehen, daß tragfähiger Baugrund erst in größerer Tiefe anzutreffen ist. Durch Bohrungen wurde im Bereich des Nordwiderlagers, in einer Tiefe von 9 bis 10 m unter Gelände beginnend, eine etwa 2 m mächtige, mit grobem Kies durchsetzte Steinschicht festgestellt, die nur mit großen Schwierigkeiten durchfahren werden konnte. Auf Grund der Erfahrungen, die die Reichsbahn bei einem unmittelbar benachbarten Widerlager ge macht hatte, durfte angenommen werden, daß diese Steinschicht genügend tragfähig ist. Um an Gewicht und damit an Kosten zu sparen, wurden für dieses Widerlager Eisenbetonpfähle gewählt, wodurch es möglich wurde, die Sohle des Bauwerks über Grundwasser zu legen. rpo/z- — luftseifig m it Bodeneingeschlittet / Insicht Steinpackung jo /jo IJ !• Pfahlhoh weich u. ausge/augt Schnitt jd-Bl D raufsicht fundamentreste x alter festungsbauten Hauptträger Abb. 3. Südliches Widerlager. Abb. 2. Fundament für den Portalrahmen (südlicher Hauptpfeiler). Zustand vor der Verfüllung mit Boden. Schwieriger war die Untersuchung der Untergrundverhältnisse für den südlichen Hauptpfeiler und das Endwiderlager, w eil hier Fundament reste früherer Festungsbauten vorgefunden wurden. Diese mußten erst freigelegt und beseitigt werden, damit untersucht werden konnte, ob der darunter befindliche Pfahlrost, dessen Oberfläche etwa 3 m unter Grund wasserspiegel liegt, mit zum Tragen der Brückenlast herangezogen werden konnte. Es stellte sich heraus, daß das Kern- und besonders das Splint holz der freigelegten tannenen Pfähle von etwa 25 cm starke Zersetzungs erscheinungen aufwies. Das Holz war weich und ausgelaugt. Es scheint, daß sich Tannenholz, zumal es sich wie hier um schnell gewachsene Stämme handelt, zu solchen Grundbauten nicht eignet. Das zur Verzimme rung verwendete Kiefernholz war gesund. Um Platz für die zum südlichen Widerlager notwendigen Schrägpfähle zu schaffen, wurde versucht, die alten Rostpfähle zu ziehen. D iese Versuche waren aber ergebnislos, da die Pfähle entweder abrlssen oder überhaupt nicht nachgaben. Da nun der alte Pfahlrost das Rammen von Schrägpfählen zur Auf nahme von waagerechten Kräften unmöglich machte, wurde das südliche Widerlager in aufgelöster Bauweise ausgeführt. Ein Sonderangebot, das für das Widerlager Druckluftgründung vorsah, mußte der höheren Kosten wegen ausscheiden. Es wurde hier eine stählerne Portalrahmenkonstruktion angeordnet, die die Brückenlasten der Hauptöffnung aufnimmt und gleich zeitig das eine Widerlager für den etwa 12 m weit gespannten, nach dem Straßendamm zu anschließenden Schleppträger bildet. Das feste Lager der Brücke wurde aus oben angegebenen Gründen nach dem Nordwider lager verlegt. Für den den Portalrahmen tragenden südlichen Hauptpfeiler wurden kieferne Rundholzpfähle von 35 bis 40 cm Durchm. gewählt, weil hier zur Beseitigung der alten Bauwerkreste und einer noch vor diesen liegenden künstlich eingebrachten 2 m mächtigen Steinpackung sowieso eine tiefe Baugrube unter Wasserhaltung ausgehoben werden mußte (Abb. 2). Die Gründung des Endwiderlagers stieß auch auf Schwierigkeiten, da die Fundamente der alten Stadtbefestigung sich auch bis hierhin ausbreltcten, so daß auch hier keine Schrägpfähle gerammt werden konnten. Die waagerechten Kräfte hätten also durch eine Verankerungskonstruktion auf genommen werden müssen, die in den neu auf geschütteten Straßendamm zu liegen kam. Bei der notwendigen Länge der Anker lag also die Gefahr vor, daß bei Setzungen im Straßendamm die Anker Überbeanspruchungen ausgesetzt g e wesen wären. Es wurde daher folgende Kon struktion gewählt (Abb. 3): Das den Brückenabschluß auf der Südseite bildende Endwiderlager steht auf zw ei senkrecht gerammten Pfahlbündeln von je 20 Stück Eisenbetonpfählen mit einer 2 m dicken Elsenbetonverteiiungsplatte. Auf jede dieser Platten sind vier Stück 5 m hohe Eisenbetonstützen von 5 0 X 8 0 cm Querschnitt aufgesetzt, die die Fundamentplatten der Schleppträgerauflager tragen und in zw ei Rich tungen Rahmen bilden. Die so geschaffenen beiden Auflagerpunkte des Schleppträgers sind dann durch einen 80 cm breiten und 3,3 m hohen Eisenbetonbalken biegungsfest miteinander verbunden. Der auf den Balken und die Stützen wirkende Erddruck wird durch die untere Verteilungsplatte und ihre seitlichen Flügel in den Boden über tragen und findet seinen Ausgleich Im passiven Bodenwiderstand. Um 466 M ü lle r , Bau der Reichsstraßenbrücke In Königsberg (Pr.). Abb. 4. Südliches Endwiderlager vor der Einschüttung. die von oben kommenden Momente auszugleichen, sind in den unteren Verteilungsplatten Gegengewichte angeordnet, so daß eine gleichmäßige Lastenverteilung in den Pfählen entsteht (Abb. 4). Abb. 6. 6. B eton arb eiten . Die aufgehenden Teile der Widerlager sind als Schwergewichtmauern mit den erforderlichen geringen Eiseneinlagen ausgeführt worden. Die Mischungsverhältnisse des Betons wurden auf Grund umfangreicher Ver suche von der städtischen Materialprüfungsstelle vorgeschrieben, die Zuschlagstoffe für jeden Zweck und Bauteil besonders bestimmt. Zement Abb. 5. Hauptträger des Fachwerks in der Werkstatt behelfmäßig zusammengesetzt. Gesamtansicht von Westen gesehen. und Zuschläge wurden fortlaufend untersucht. Diejenigen Teile, die vom Grundwasser umspült werden, wurden zur Sicherheit gegen etwa auf tretende Aggressivität des Grundwassers in Schmelzzcment ausgeführt. Die Ansichtflächen wurden steinmetzmäßig bearbeitet. 5. R am m arbeiten. Die für das Nordwiderlager vorgesehenen Eisenbetonpfähle haben einen Querschnitt von 32 X 32 cm mit vier Längseisen von 22 mm Durchm. Sie haben einen größten Druck von 33 t und einen Zug von 12 t auf zunehmen. Die Rammung geschah ohne Schwierigkeiten, so daß jeder Pfahl genau an seinen Platz kam. Auch die Neigung der Schrägpfähle konnte überall genau innegehalten werden. Während gegen die Druckbelastung keine Bedenken bestanden, erschien es zweifelhaft, ob die Pfähle auch der verhältnismäßig hohen Zugbeanspruchung standhalten würden, zumal die oberen durchrammten Schichten aus lockerem Material bestanden und die Pfähle erst im letzten Meter in eine wirklich widerstandsfähige Schicht eindrangen. Durch die städtische Materialprüfungsstelle wurden daher Zugversuche vorgenommen, bei denen die einzelnen Pfähle einer Zugbeanspruchung bis zu 20 t aus gesetzt wurden. Alle Versuche verliefen günstig. Die Herstellung der Eisenbetonpfähle geschah auf der Baustelle. Das von der Material prüfungsstelle angeordnete Mischungsverhältnis, das auf besonders dichten Beton abzielte, ergab große Druckfestigkeiten. Schon nach drei Tagen wurden Festigkeiten über 400 kg/cm2 und nach 1/2 Jahr über 1000 kg/cm2 gem essen. DIE BAUTECHNIK Fachschrift f. d. ges. Bauingenieurwesen 7. S tählerner Ü berbau. Dadurch, daß zur schlankeren Durchführung der Gleise das nördliche Widerlager schräg zur Brückenachse gelegt werden mußte, während auf der Südseite die Pendelstützen als Portalrahmen senkrecht zur Brücken achse angeordnet sind, ergaben sich für die Hauptträger des Fachwerk überbaues verschiedene Stützweiten, und zwar ist der westliche Haupt träger 74 m, der östliche 83,25 m weit gespannt. Der Überbau ist in St 52 in genieteter Ausführung errichtet. Jede Öffnung hat zwei im System 14,70 m voneinander entfernte Hauptträger. Die Hauptträger des Haupt überbaues sind trapezförmige, wegen Vereinheitlichung der Querträger anschlüsse schwach parabelförmige Parallelträger mit Zwischenfachwerk von 11 m Systemhöhe, die des Schleppträgers sind vollwandige Blech träger. Der Hauptüberbau ist mit oberem und unterem Wlndverbande versehen. Zur besseren Kräfteübertragung an den schiefwinkligen Anschlüssen der Endknotenpunkte am Nord Widerlager wurden besondere Stahlguß schotte eingebaut. Die Montage geschah auf einem Lehrgerüst mittels eines Wolff-Drehkranes. Nach dem Absenken der Brücke, das genau kontrolliert wurde, ergaben sich für die Durchbiegung nur ganz geringe Abweichungen gegenüber der Rechnung, Die Tragkonstruktion entspricht in den statischen Erfordernissen der Brückenklasse I neuester DIN-Ausgabe. Als Material für die Brückenlager ist Stahlguß 52.81 S, für die zugehörigen Rollen St C 35.61 verwendet. Es gelangten zum Einbau: 568 t Stahlkonstruktion in St 52, 32 t Stahlkonstruktion in St 37 und 20 t Stahlguß. Abb. 7. Montagebeginn des stählernen Überbaues von der Nordrampe aus gesehen. J a h r g a n g 13 H e it 3 5 16. A u g u st 1935 M ü lle r , Bau der Reichsstraßenbrücke in Königsberg (Pr.). 467 Die Fuß- und Radfahrwege sind wegen der Rissegefahr als doppelt bewehrte Eisenbetondecken ausgeführt und haben eine 3 cm dicke Basaltsplittbetonschicht als Belag erhalten. Die Trennfugen sind in ihrem oberen Teile mit heißem Asphalt bitumen ausgegossen. Die Durchdringungsstellen der Hauptträger des Fachwerk überbaues haben auf den Fuß- und Radfahrwegen Einfassungen erhalten, die aus Winkeleisenrahmen mit Riffelblechabdeckungcn bestehen. 9. V e r s c h i e d e n e s . -kombinierte Asphaltschicht u. zwar untere tage Asphaltfeinbeton u. darüber tiartguBasphaft, in komprimiertem Zustand zus. 6 cm st. 4cm stark. Scbuhbeton m it 3mm Drahtnetzeinlage von rd. Sem Haschenweite im M ischungsverhältnis300kg hachw. Zement/m3 Beton vJodierung m it O.imm stk.geriffelten Heku-Metollbahnen ouf Spezial- Bitumenmasse u. Asphattbitumen-Oeckaufstrich r Betondecke m it Klinkern zw Zoreseisen 300 kg Zement/m.3 Beton [isenbetondecke des Granitbordstein 20/20cm WO kg Zem/m,3Beton a) A n s tr ic h . Der erste Grundanstrich mit Bleimennige wurde auftragsgemäß bereits in der Werkstatt der Eisenbau firma aufgebracht. Nach der Montage der Stahlkonstruktion erhielten die über der Fahrbahn liegenden Stahlteile einen zweiten Grundanstrich mit B leim ennige, Stoff Nr. 4634.13, sow ie zw ei Deckanstriche mit Bleiwelß-Eiscnglimmer-Farben, und zwar Stoff Nr. 4635.15 und 4635.35, den ReichsbahnVorschriften entsprechend. Die unterhalb der Fahrbahn liegenden Stahlteile haben zunächst einen Bindcanstrich mit Zimmcrit erhalten, auf dem als Schutz gegen Rauchgase Plomblt I der Chemischen Werke Zimmer & Co., Berlin-Plötzensee, aufgetragen wurde. b) An V e r s o r g u n g s l e it u n g e n wurden auf den östlich gelegenen Fußwegkonsolen eine aus Mannesmann-Schweiß muffenrohr bestehende, mit mehreren Wellrohrausdehnungs stücken versehene 250 mm Durchm. w eite Hochdruckgasleitung sowie zwei Kabelschutzrohre für Hoch- und Niederspannung über die Brücke geführt. c) Zur Revision der Fahrbahnkonstruktion am Hauptüberbau dient ein den Reichsbahn-Vorschriften entsprechender, von Hand betriebener B e s ic h t ig u n g s w a g e n . Er ist so kon struiert, daß auch der Schrägzwickel am Nordwiderlager in allen seinen Teilen befahren werden kann. 10. R a m p e n . — 235— 8. Brückenfahrbahn (Abb. 9). Die Fahrbahn hat eine Breite von l i m , woran sich beiderseits — innerhalb der Hauptträger liegend — Radfahrwege von je 1,50 m nutz barer Breite anschließen. Die beiden je 2,50 m breiten Fußwege sind auf außerhalb der Hauptträger auskragenden Konsolen gelagert. Die Brückenfahrbahn ist als Betondecke auf Zoreseisen ausgeführt. Letztere sind auf den Zwischenlängsträgern durch kurze Schweißnähte befestigt. Als Fahrbahnbefestigung wurde eine 6 cm dicke, kombinierte Asphalt schicht gewählt, die aus 3 cm Asphaltbeton und darüber 3 cm Hart asphaltguß besteht. Diese Asphaltdecke liegt über einer 4 cm dicken Schutzschicht aus fettem Beton mit eingelegtem 3 mm dicken Draht geflecht von 8 cm Maschenweite; die Schutzschicht schützt die darunter liegende Isolierschicht gegen mechanische Angriffe. Zur Isolierung wurden 0,1 mm dicke, geriffelte Heku-Metallbahnen verwendet, die im Stoßversatz auf einer Spezial-Bitumen-Klebemasse auf gewalzt wurden und einen Asphalt-Bitumen-Deckanstrich als Schutzlage erhielten. Die Betonfläche wurde vor dem Aufbringen durch Isolierung mit Inertol vorgestrichen. An das Brückenbauwerk schließen sich nach Norden und Süden Rampen an; die Südrampe ist 250 m lang und hat eine Steigung von etwa 1 : 30, die Nordrampe ist 750 m lang mit einer Steigung von höchstens 1 :4 0 . Die Nordrampe mußte anschließend an das Brückenwiderlager nach Osten zu durch eine bis zu 9 m hohe Flügelmauer abgegrenzt werden. Sie Ist als Winkel stützmauer in Eisenbeton ausgeführt und auf Eisenbetonpfählen gegründet (Abb. 11). Auf der W estseite der Nordrampe war zum Abschluß gegen das Tilsiter Gütergleis die Errichtung einer 210 m langen Stützmauer er forderlich, die als Eisenbetonwinkelstützmaucr in Flachgründung aus geführt wurde. Die für die Schüttung der Rampen erforderlichen großen Bodenmassen wurden zum größten Teil bei der Niederlegung alter Festungswälle g e wonnen, die ein vorzüglich lagerhaftes Material enthielten. Dadurch, daß die Schüttung schon jahrelang vor dem Brückenbau ausgeführt wurde, hatten die Rampen Zeit, sich zu setzen, so daß nach der Inbetriebnahme des Straßenzuges Setzungen nur in ganz geringem Maße auftraten. Die Südrampe wurde mit Kopfsteinpflaster, die Nordrampe in der Hauptsache mit Chaussierung befestigt, worauf in diesem Jahre eine Walzasphalt schicht gelegt wurde. Montage des stählernen Überbaues. Abb. 10. Isolierung der Fahrbahn mit 0,1 mm dicken Heku-Metallbahnen. -1,534/2 ■ Abb. 9. Querschnlttt. 2 4 68 M ü lle r , Bau der Reichsstraßenbrücke in Königsberg (Pr.). 11. A usführende Firm en und B au leitu n g. Die Arbeiten wurden auf Grund einer öffent lichen Ausschreibung ver geben. Dabei erhielten den stählernen Überbau die Firma F. Schichau, G. m.b. H., Elbing/Königs berg, das Nordwiderlager die Firma Beton- und Monierbau AG, Zweig niederlassung Königs berg , das Südwideriager Firma Dyckerhoff & Widmann AG, Königs berg, D iese drei Fir men hatten Arbeits gemeinschaften mit an deren Firmen und Hand werkern geschlossen, so daß im ganzen etwa 30 Firmen am Bau be teiligt waren. Die Brücke wurde Abb. 11. Verlegen der Bewehrungseisen im Aufträge des Tiefbau und Schalungsarbeiten für die an das Nord amtes der Stadt Königs widerlager anschließende, auf Eisenbeton berg, Dezernent Stadt pfählen gegründete Eisenbeton-Flügelmauer. baurat ®r.=3ng. K u n ze , ausgeführt. Die Bauleitung war dem Verfasser übertragen, der durch Bauingenieur B e c k e r weitgehend unterstützt wurde. An» Rechte Vorbehalten. Abb. 12. DIB BAUTECIINIK Fachschrift f. d. ge*;. Bauingenieurwesen Durchblick durch die Brücke von Süd nach Nord. 12. A rb eitszeit und B aukosten. Die Brücke konnte trotz der vielen unvorhergesehenen Hindernisse infolge der ungewöhnlich günstigen Witterung entsprechend dem auf gestellten Arbeitsplan in 270 Arbeitstagen vollendet werden. Es wurden hierbei, abgesehen von den bei der Lieferindustrie an fallenden Tagewerken, einschl. Werkstattarbeiten insgesamt rd. 30 000 Tage werke geleistet, wovon 80% auf Erwerbslose entfallen. Die Baukosten betrugen rd. 880 000 RM. Am 30. Oktober 1934 wurde die Brücke feierlich dem Verkehr übergeben. B em erkens w erte A usführungen n euzeitlicher H olzbauten. Von ®r.=3>ttg. T h eod or G estesch i, Beratender Ingenieur, Berlin. Wenn auch die Ausführung neuzeitlicher Holzbauten in den letzten Jahren ihr Tempo verlangsamt hat, da der Stahlbau und Eisenbetonbau wieder ihren Platz im Bauwesen eingenommen haben, insbesondere dort, wo sie w egen der hohen Belastungen, der großen Stützweiten und aus anderen Gründen, z. B. Feuersicherheit, die gegebene Ausführungsart sind, so haben die Holzbauweisen wieder andere Gebiete erobert (Funktürme, Bauten der chemischen Industrie), auf denen sie neben der wohlfeilen Herstellung ganz besondere Vorteile bieten, w ie z. B. Unempfindlichkeit gegen elektrische und chemische Einflüsse. Vielfach kommen hierbei auch die alten zimmermannmäßigen Ausführungsweisen zur A nwendung, die teils infolge der feineren statischen Untersuchungen und teils infolge der neuzeitlichen Ver- Aufsicht A ~tS ,Q f. .............................. Aufsicht C-0 e Abb. 2. Montagemast. Ausbildung des Fußes. bindungsmittel in modernere und zweckmäßigere Bauformen umgestaltet werden können. Vielfach ist es auch die Schnelligkeit der Ausführung infolge der leichteren Bearbeitung des Baustoffs, z. B. für Ausstellungshallen und Tribünen, die zuweilen dem Holzbau vor dem Stahlbau einen Vorsprung gibt, oder man verwendet die Holzbauweise, um dem Zweck des Bau werks entsprechend diesem ein gew isses ausdrucksvolles, stimmungs mäßiges Aussehen zu verleihen (Hallen für Ausstellungen, Reitvorführungen, Sängerfeste u. dgl.). Nicht zu vergessen sind die Holzbauten für vorüber gehende Zwecke, die schnell wieder abgebrochen werden können und bei denen es möglich ist, sie wieder für andere Zwecke nutzbar zu'machen, z. B. Aufstell- und Arbeitsgerüste, Bau- und Betonierbrücken1). Bei den nachstehend beschriebenen Ausführungen handelt es sich um Holz bauten, die den verschie densten Zwecken dienen und den Beweis liefern, daß diese Bauweise in den besprochenen Turmu TurmI Fällen durchaus zweckmäßig ist. Bei allen Ausführungen ist natürlich, wie bei den Stahl- und Eisenbetonbauten \ | / ja auch, Voraussetzung, daß M ontogeturm-A i / die ausführende Firma für solche Bauweisen eingerichtet und auch in der Lage ist, / den Entwurf ingenieurmäßig /Ibsponntoue durchzubilden und die Aus führung verständnisvoll zu bewerkstelligen. Ist dies der Fall, so können, wie die nachstehenden Beispiele erkennen lassen, Holzbauten hergcsteilt werden, die konstruktiv auf einer ganz anderen Stufe stehen als die älteren Bauten ähnlicher Art, bei denen nur die einfachere, zimmermannmäßige Ausführungsweise zur Anwendung ge langen konnte2). <) Bauing. 1929, Heft 5, S. 79. -) Die Veranschaulichung dieser mustergültigen Holzbauten wurde nur durch das Entgegenkommen einer Reihe auf diesem Gebiete führender Firmen, indem sie die Entwurfsunterlagen zur Verfügung stellten, er möglicht; der Verfasser möchte daher an dieser Stelle den Firmen, die überall genannt sind, seinen Dank aussprechen. Jahrgang 13 Heft 35 16. A ugust 1935 G e s t e s c h i , Bemerkenswerte Ausführungen neuzeitlicher Holzbauten 469 er bei der Probcbelastung eine Nutzlast von etwa 5 t heben. Abb. 8 zeigen den Funk turm während der Aufstellung, die acht Tage dauerte. /¡uFsicht von oben \.ZOO-100'10 Blech lOmmst. F u tter SS/160 Fußgelenk. Abb. 3. Montagemast. stm-W tö&k Kopfpunkt, Schwenkbarer Ausleger. 1. M o n t a g e m a s t v o n 67,5 m H ö h e f ü r F u n k t ü r m e . Ausgeführt 1934 von der Firma Christoph & Unmack AG, Niesky O.-L. Der Montagemast diente zur Aufstellung eines 107 m hohen hölzernen Funkturmes. Er ist bemerkenswert, weil er durch seine einfache Aus bildung einen schnellen Aufbau gestattet und die Montage des mit ihm errichteten Funkturmes erheblich erleichtert und beschleunigt. Der Mast hat quadratischen Grundriß und besteht aus vier Fachwerk wänden von 1,20 m Systemhöhe und 1,50 m Feidweite (Abb. 1). In 55,5 m Höhe sind auf eisernen Traversen zwei 9 m lange Auslegerträger (Abb. 3) durch Gelenke so befestigt, daß sie in waagerechter Richtung um 180°, in lotrechter um 90° geschwenkt werden können. Die Ausleger haben ebenfalls quadratischen Querschnitt. Ihre Eckstiele haben 6/6 cm Quer schnitt erhalten, die Diagonalen und Riegel durchweg 3/5 cm. Die Unverschieblichkeit des quadratischen Querschnitts des Turmes und der Ausleger wird durch zahlreiche waagerechte Verbände gesichert. Als Verbindungsmittel der Hölzer wurden am ganzen Mast nur Bolzen verwendet, und zwar in den einzelnen Stößen des Turmes möglichst Bolzen gleichen Durchmessers. Lediglich in den Waagerechten, die die Traversen und Ausleger aufnehmen, wurden patentierte eiserne Stufendübei3) eingebaut (Abb. 4), außerdem noch in dem waagerechten Kranz am Mastfuß (Abb. 2). Der ganze Mast steht auf einem hölzernen Schwellrost, der durch T -E isen-Pfähle zusammengehalten wird (Abb. 2). Der Turm ist für eine Nutzlast von 3,5 t am Hebelarm von 8,50 m gebaut. Er nimmt außer seiner Eigenlast noch 150 kg/m2 Wind druck auf. Das Aufziehen der Lasten geschah mit zwei Elcktrowinden, die die Nutzlasten mit 7,5 m/sek Hubgeschwindigkeit beförderten. Die Be wegungen der Ausleger wurden mit Handwinden vorgenommen. Die Hubund Schwenkseile laufen im Turminnern (Abb. 6). In Abb. 7 ist die Tau befestigung an den Pfählen und alten Turmfundamenten schematisch dar gestellt. Der Montagemast selbst wurde durch Drahtseile, die an den Eckstielen mittels eiserner Schellen (Abb. 5) befestigt waren, gehalten. Die statische Berechnung des Mastes wurde zur Sicherheit für zwei verschiedene Annahmen durchgeführt. Im ersten Falle wurde der Turm ln drei statisch bestimmte Träger zerlegt gedacht, deren Auflagerkräfte die Seilzüge sind. Im zweiten Falle wurde der Mast als durchlaufender Träger auf vier Stützen berechnet. Drei davon wirken als elastische Stützen und sollen auf einer Geraden liegen. Das Maß der Stützenverschiebung ergab sich aus der waagerechten Seitenkraft der Dehnung der Drahtseile und der Veränderlichkeit des Seiidurchhanges bei verschiedenen Seilspannungen. Der Mast hat während der winterlichen Montagezeit zahlreiche Stürme bis zu Windstärke 11 nach Beaufort gut überstanden; außerdem konnte 3) Vgl. Th. G e s t e s c h i, Hölzerne Dachkonstruktionen. 4. Aufl., S. 68. Berlin 1928, Wilh. Ernst & Sohn. — D e r s., Grundlagen des Holzbaues. 3. Aufl., S. 51. Berlin 1930, Wilh. Ernst & Sohn. Der hier mit .Stufendübel* bezeichnete Dübel ist der Tellerdübel mit "L-Querschnitt. 470 G e s t e s c h i , Bemerkenswerte Ausführungen neuzeitlicher Holzbauten OIE BAUTECHNIK Fachschrift f. d. ges. Bnulngenicurwesen ZC^P16 il S /u fend übe/ Stützlager auf Punkt 37, K o n ih o lz 16/16 Stufendübel Querholz bei Punkt 44. Abb. 4. Montagemast. Einzelheiten der Lagerung der Ausleger, Abb. 6. Montagemast. Schematische Angabe der Tauführung und der Rollen Sendehaus Pfahlstelle 3 a lter Turm Turm eut! hier Pfahlstelle Z 'a lt e r Turn Abb. 5. Montagemast. Schelle für die Eckstiele, 2, Sch w efelsäu refab rik für die Firm a B ram billa, M ailand. Ausgeführt 1932 von der Firma Christoph & Unmack AG, Turm eite A Niesky O.-L. W irden h ier Der Schwefelsäureturm, der für eine italienische chemische hnr Gegenseite Turmseite B Fabrik aus Holz erbaut wurde, umschließt die Anlagen zur Her Turm sei/e B stellung von 60 t Schwefelsäure je Tag. Er hat eine Höhe von 31,6 m , eine rechteckige Grundrißform von 3 0 X 2 5 m (Abb. 9) furm fundam enf und enthält vier Gaillard-Türme, zwei Gay-Lussac- und einen Turm seile A Glover-Turm. Zwischen den Gaillard-Türmen ist ein Raum für die Säurepumpenanlage, zwischen der Gaillard-Gruppe und der GloverGay-Lussac-Gruppe geht das Treppenhaus hoch. Die Gaillard-Türme haben im Grundriß 9 X 9 m und tragen 20 m hohe Bleizylinder von 3 mm Dicke. Die Zylinder hängen an ver bleiten eisernen Konsolen (Abb. 10) und haben einen Durchmesser Abb. 7. Montagemast. von 7 m. Die Konsolen sind an den Stielen der Gaillard-Türme Schematische Angabe der Tau befestigt. Die vier Wände dieser Türme bestehen aus hölzernen Pfahlstelle Z befestigungen an den Pfählen K-förmigen Fachwerken, die die Versteifung gegen den Wind P fo h /stellef bzw. alten Turmfundamenten. übernehmen und die Knickaussteifung der Stäbe besorgen. Pfahlstelle 1 P fa h ls/el/eJ ln 21 m Höhe tragen die Gaillard-Türme eine Decke, aus eisernen Trägern und Bohlen gebildet. D iese Decke nimmt die Abschlußhaube der Bielzylinder auf, auf der die Ventilatoren und Düsen der Bleizylinder auf. Die Achteckringversteifung macht diese Stiele zu zur Verteilung von Wasserstaub sitzen. durchlaufenden Trägern auf sieben Stützen, deren Feldweiten gleich Um die Bleizylinder möglichst frei von Erschütterungen und Ver den Geschoßhöhen sind. Das Wandgewicht für die Stiele wurde mit formungen zu halten, wurden sechs hölzerne Versteifungsringe (Abb. 11 u. 14) 50 kg/m2 angenommen. D ie äußere Wandverkleidung wurde mit Fulguritin gleichmäßigen Abständen vorgesehen. D iese Ringe haben symmetrische platten ausgeführt. Der Winddruck ist wegen der starken Winde, die in Achteckform und wurden als dreifach statisch unbestimmte Ringe b e der dortigen Gegend herrschen, mit 150 kg/m2 angenommen und der rechnet. Die mittleren Stiele der Gaillard-Turmwände nehmen die Schneedruck wegen der Gebirgslage mit 80 kg/m 2 in die Rechnung ein Wand- und Windlasten und die Gratmomentc durch die Konsollasten gesetzt worden. Jahrgang 13 Heft 35 16. A ugust 1935 G e s t e s c h i , Bemerkenswerte Ausführungen neuzeitlicher Holzbauten WandA-A Abb. 9 b, WandE-E Abb. 9e. fachmd A-A Gaillard GaiHord ■>i ■v Grundriß Abb. 9. Abb. 9c. K Wind- und Versteifungsverbände in Ordinaten + 4,0 bis + 24,0 m. Schwefelsäurefabrik Brambilla, Mailand. Allgem eine Anordnung, WandJ-J Abb. 9f. flacheisen 5-50-780,. L70-7Û7 \ 70-70-7 120/g. -7 x 0 - Eiserne Konsole zur Aufhängung der Zylinder. Abb. 8. Aufstellung des Funkturmes mittels des Montagemastes. Anordnung im Grundriß. Abb. 10. Schwefelsäurefabrik. Konsole an den Längswänden. 472 G e s t e s c h i , Bemerkenswerte Ausführungen neuzeitlicher Holzbauten 2 Zangen 10/20 ü t e Bauingenieurwesen c m n ik Fachschriftd if.e d.b ages. /Löschen ibergurt . Dübdbalken Schnitt /,1-B + 21,00 '2 Zangen 10/20 ^futter zwischen M Obergurt Abb. 12. Schwefelsäurefabrik. Dachbinderkonstruktion, Untergurt ■Stiel 20/20 — — -Knaggen ~~ — -Wondstie! Futtermischen laschen 2 Zangen 10/20 Flacheisen Zangen2*6/10 ■Versteifungsrin g ■Versteifungsring Flacheisen 60/1 '2 Zangen 10/20 -S tie l 20/20 ßübeiboiken. Untergurt 2*1/13 ■Stiet 22/22 Abb. 14. Schwefelsäurefabrik. Anordnung eines Dübelbalkens in Wand M — M (Abb. 9, Grundriß). Zangen tO/n k— ---- OSO----------Abb. 13. Schwefelsäurefabrik. Eiserne Konsole an den Gay-Lussac-Türmen. Anordnung im Grundriß. Horizontale 11/26 2 Zangen 12/20 ' Horizontale t2/U Bolzen 20' Knagge 12/16 ~ ■Knagge 16/25 i~ 2 Balzen 20* v - 1 Bolzen 23* /io riz ontaie 12/iS 2 Zangen S/12 2 2anqen 10/20 1Bolzen 20' 1 Flacheisen 60/10 1 Flacheisen 60/20 V ' R* Schlüsselschrauben 120 Abb. II . Schwcfelsäurefabrik. Ausbildung der Versteifungsringe. Abb. I5. Schwefelsäurefabrik. Konstruktion der äußeren Fachwerkwand E — E (vgl. Abb. 9, Grundriß). Jahrgang 13 Heft 35 16. August 1935 G e s t e s c h i , Bemerkenswerte Ausführungen neuzeitlicher Holzbauten Abb. 16. Schwefelsäureturm. Blick in den Gaillard-Turm mit Versteifungsringen. Abb. 17. Schwefelsäureturm. Teilansicht einer Fachwerkwand. Über den Turmwänden liegt in 24 m Höhe der Dachbinder mit der Laterne (Abb. 12). Unter der Laterne liegen zwischen den Türmen Dübel balkenträger, auf denen eine Plattform zur Aufnahme von Schwefelsäure bottichen befestigt ist (Abb. 12). Die Turmgruppe der Gay-Lussac- und Glover-Türme liegt auf einem erhöhten Eisenbetonrahmen-Unterbau. Die Gay-Lussac-Türme sind K-förmige Fachwerkgerüste von 6 X 6 m Grundfläche und 20 m Höhe. Sie tragen einen Bleizylinder von 20 m Höhe und etwa 5 m Durchm. Das Gewicht des Bleizylinders wird durch eiserne Konsolen auf die Wandstiele übertragen (Abb. 13). Die Gaillard-Türme werden in Geschoßhöhe durch waagerechte Rahmen mit Eckstielen ausgesteift. Diese Rahmen wurden so berechnet, daß bei symmetrischer Belastung zwei Eckstiele des Rahmens als statisch unbestimmte Größe aufgefaßt wurden. Der Glover-Turm besteht aus einem gemauerten Kamin, der mit einem Bleimantel von 5 m Durchm. und 20 m Höhe umschlossen ist. Der Turm trägt sich selbst, so daß das Holzgerüst nur die Winddrücke auf die Wände und die lotrechten Belastungen des Daches zu übernehmen hat. A lle R e c h te V o r b e h a lte n . 473 Abb. 18. Schwefelsäureturm. Außenansicht der Holzkonstruktion. Zwischen der Glover- und Gaillard-Gruppe wurde in 24 m Höhe des Turmes eine Plattform auf Dübelbalken angeordnet (Abb. 14), die zw ei Säurebecken mit je 7000 kg Belastung aufnimmt. Die gesam te hölzerne Turmkonstruktion wurde aus Nadelholz jugo slawischer Herkunft hergestellt und mit den Teller- und Stufcndübeln4) der Firma Christoph & Unmack AG konstruiert. Die Montage geschah unter Leitung dieser Firma in Oberitalien und erforderte insgesamt sechs Monate. Zur Beleuchtung der Halle dienen Drahtglasfenster mit eisernen Sprossen, die durch starke Verbleiung gegen die Angriffe der Schwefel säuredämpfe geschützt werden. Bel dem Bau wurde Holz als hauptsächlichster Baustoff verwendet, um die Angriffe der Schwefelsäure auf die Baukonstruktion möglichst zu vermelden. Abb. 15 zeigt die konstruktive Ausbildung der äußeren Fachwerkwand E — E, und Abb. 16, 17 u. 18 geben Bilder von der Ausführung der Holz konstruktion. (Schluß folgt.) 4) s. Fußnote 3, S. 469. Die Elbbrücke der R eichsautobahn bei D resden. Von Reichsbahnoberrat W eiß, Dresden. I. T eil. anderen Großstädten einen unmittelbaren Anschluß an das Netz der Reichsautobahnen erhält. Die erste in Sachsen in Angriff genommene Rcichsautobahnstrecke von Dresden über Chemnitz nach Meerane ist ein Glied der großen Während auf dem rechten Elbufer die schon erwähnte Baulücke die ungehinderte Fortführung der Autobahn auf einem Damm ermöglicht, O st-W est-Linie von Schlesien über Sachsen und Thüringen nach Westsind auf dem linken Ufer im deutschland. Für den Übergang dieser Anschluß an die Elbwiesen noch drei wichtige Verkehrs Linie über die Elbe ergaben die g ^ jy S c im w ege zu überbrücken, die Geländeverhältnisse eine über Flensburger Straße, die Reichs aus günstige Stelle zwischen bahnlinie Dresden — Elsterden Dresdener Vororten Kem werda und die Meißner Land nitz und Kaditz. ln dem straße. Der Umstand, daß sonst dicht besiedelten Ge das Gelände der Elbwiesen biete zwischen Dresden und bedeutend tiefer als die drei Meißen befindet sich hier auf Verkehrswege liegt, ergab dem rechten Elbufer eine Bau zwangläufig eine Zweiteilung lücke, die es gestattet, die der Brücke. Denn es war zur Autobahn unmittelbar am Nord 1obscha/z Wahrung der lichten Durch rande von Dresden nach Rade fahrthöhe über den drei Ver beul und weiter durch die '~-~WLJeitfc»fz kehrswegen nicht möglich, die Dresdner Heide nach Osten Konstruktionshöhe der eigent zu führen (Abb. 1). Auf dem lichen Elbbrücke auch bei der linken Elbufer ermöglichen hier Anschlußbrücke durchzufiihren. die Geländeverhältnisse einen Durch diese Verhältnisse günstigen Aufstieg auf die "n e zde n wurde die Aufgabe des g e Mobschatzer Höhen. Der be Podemus staltenden Ingenieurs bedeu deutendste Vorzug der Bau tend erschwert. Es galt zu stelle ist aber ihre große Nähe nächst, die beiden verschieden an Dresden, das damit im Abb. 1. hohen Brückenkonstruktionen Gegensätze zu den meisten 474 W eiß, Die Elbbrücke der Reichsautobahn bei Dresden Abb. 2. Ansicht der Brücke. harmonisch zu einem Gesamtbauwerk zu vereinen. Die zw eite Aufgabe war die Wahl der richtigen Systeme für die beiden Brückenteile. Bei der Lösung der ersten Aufgabe wurde nach verschiedenen Miß erfolgen erkannt, daß der Vereinigung der beiden Brückenteile zunächst Fachschrift f. d. ges. Baulngcnlcurwcscn trennt die beiden Brücken derart, daß jede für sich, den ihr gestellten Aufgaben entsprechend, wirkt. Und doch wirkt das Ganze durch die harmonische Einschal tung des Zwischenbauwerks als etwas Einheitliches. Die Wirkung des Zwischenbau werks ist also sowohl tren nend als auch, zum min desten im übertragenen Sinne, vereinigend. Bei der Wahl der Brückensysteme, besonders des Systems der Haupt brücke, war zunächst grund sätzlich zu klären, ob sich die Brücke der Landschaft unterzuordnen hat oder ob sie sie beherrschen darf. Der Bauingenieur wird sich in,Zukunft mehr als bisher mit diesen Fragen beschäftigen müssen, w ill er nicht Gefahr laufen, daß ihm beim Entwerfen das Heft aus der Hand genommen wird. von Dresden nach Meerane 3-H.H.W. 103,61 vN.WtOt.50 AnscMuß-Brücke - t30,00Ą- Abb. 3. Querschnitt über den Widerlagern Normaler Querschnitt cberer Zu Abb. 3. eine sinnfällige Trennung vorauszugehen hatte. Die Vereinigung in einem Punkte konnte noch so geschickt gelöst werden, sie ergab immer einen harten Sprung, der unschön wirkte. So entschlossen wir uns zur Trennung der Brücken durch ein massives, wuchtig wirkendes Zwischen bauwerk von 14 m Breite. Abb. 2 zeigt die Lösung. Das Zwischenbauwerk Abb. 4. Abb. 5. Die Brücke hat sich überall dort der Landschaft unterzuordnen, wo die Reize der Landschaft nicht durch einen Fremdkörper gefährdet oder gar zerstört werden dürfen. Das ist besonders in Slädten der Fall, deren uns oft seit Jahrhunderten vertrautes Bild gewahrt werden muß, ferner in lieblichen Flußtälern, Im Hügellande und im Gebirge. Anders ist es im Flachlande, ln einer unendlich weiten, eintönigen und abwechslungslosen Tiefebene darf die Brücke die Landschaft be herrschen, ja vielleicht m uß sie es sogar. Die Dresdner Elbbrücke liegt im lieblichen Hügellande der Lößnitz mit ihren Landhäusern und Gärten und Weinbergen. Da war es von vornherein klar, daß ein Brückensystem gewählt werden mußte, das den Reiz der Landschaft nicht gefährdet. Wie aber die richtige Lösung finden? Hier wurde die Aufgabe in sofern erleichtert, als die hohe Lage der Fahrbahn über der Elbe von vornherein eine Deckbrücke vorschrieb. Es waren daher in der Hauptsache nur die Unterteilung der Stützweiten und die Art des Trägers zu bestimmen. Die Wasserbauverwaltung forderte für die Hauptbrücke eine Länge von 378 m zwischen den beiden Hochwasscrbegrenzungslinien und die Überbrückung des Stromes mit einer einzigen Öffnung von 130 m. Da nach kamen die Uferpfeiler landwärts der Leinpfade zu stehen. Die verbleibenden Seitenöffnungen wurden nochmals unterteilt, und zwar abklingend mit 73 und 51 m Stützweite (Abb. 3 u. 7). Das Entwerfen ln der Natur. 1. Entwurf: Strebenfachwerk mit Vouten über den Uferpfeilern. Jahrgang 13 Heft 35 1 6 .A ugust 1935 W eiß , Die Elbbrücke der Reichsautobahn bei Dresden Abb. 6. 475 Gegenentwurf als Blechträger. Abb. 7. Ausführungsentwurf. Die Entscheidung über die Art der Tragkonstruktion war nicht leicht, Da es sich hier um eine der größten Brücken der Reichsautobahnen, obgleich nur ein Balken in Frage kam. Auf dem Reißbrett entstanden und zwar um eine Brücke im Weichbilde des schönen Dresden handelt, die einzelnen Entwürfe, Fachwerkbalken mit den verschiedensten Aus mußten wir danach trachten, unter allen Umständen die richtige Lösung fachungen und Blechbalken, beides mit parallelen Gurtungen und mit zu finden. Wir haben deshalb, um nicht zu falschen Schlüssen zu Vouten über den Uferpfeilcrn. kommen, die Entwurfsarbeiten vom Reißbrett in die Natur verlegt. Es ist aber sehr schwer, von der Wirkung auf dem Papier auf die Zu diesem Zwecke haben wir auf der Baustelle die beiden Uferpfeiler in Wirkung in der Natur zu schließen. Erstens, weil der Maßstab nur zu natürlicher Größe ln Holz aufgebaut. In den Pfeilern wurden hohe Masten errichtet, an denen leicht vernachlässigt Brückenunterkante wird. Wenn man ein und Brückenober Bild von 1 m Größe, kante durch lange das eine Brücke von waagerechte Hölzer 400 m Länge dar gekennzeichnet wa stellt, betrachtet, ist ren. Auch das Gelän man dem Bilde der der Brücke war gegenüber ein ins in natürlicher Größe 400fache vergrößer dargestellt (Abb. 4). ter Riese, und da Nun hatte man den besteht die Möglich Entwurf im Maßstab keit, daß man sich in 1:1 vor sich, und man der Beurteilung des konnte ihn von allen Dargestellten ent Seiten betrachten. scheidend irrt. Es Man brauchte sich kann Vorkommen, bloß ein Lineal oder daß das kleine Bild Abb. g. Gipsmodell der Anschlußbrücke. den Spazierslock vor durchaus befriedigt, die Augen zu halten, und man hatte ein untrügliches Bild über das Ver während der Gegenstand des Dargestellten in seiner richtigen Größe hältnis der Brückenabmessungen zur Landschaft, über die Raumverhältnisse geradezu brutal erscheint. unter und über der Brücke und konnte schließlich erkennen, was die Die zweite Schwierigkeit, von der Wirkung auf dem Papier auf die Brücke von der Landschaft verdeckt, wenn man sie vollwandig ausbildet, Wirkung in der Natur zu schließen, besteht in dem Umstande, daß eine und was sie durchschimmern läßt, wenn man sie als Fachwerk gestaltet. zeichnerische Darstellung immer nur von einem bestimmten Punkte aus Auf Grund dieser Untersuchungen kamen wir zu dem Ergebnis, daß gesehen ist. Je nach der Wahl des Punktes kann die Darstellung als Tragkonstruktion ein niedriger, durchsichtiger, feingegliederter und besonders günstig oder ungünstig wirken. Abb. 9. Das Widerlager an der Meißner Landstraße. Abb. 10. Modell des bildhauerischen Schmuckes. 3 4 /b W eiß , Die Elbbrücke der Reichsautobahn bei Dresden Abb. 11. Ein Zwischenpfciler. möglichst leicht wirkender Balken zu wählen Ist. Wir entschieden uns daher zu einem weitmaschigen Strebenfachwerk mit Pfosten nur ln jedem zweiten Felde. Als System höhe wühlten wir 5,20 m, das ist V25 der größten Stützweite. Wir brachten der Wirtschaftlichkeit dieses Opfer, um den Brückenzug so schnittig als möglich zu gestalten und um mög lichst w enig von der reiz vollen Landschaft zu ver decken. Auf den Ufer pfeilern wurden Vouten angeordnet, einmal, um die Mittelöffnung zu be tonen, dann aber auch, um die Brücke leicht und über dem Strom schwebend erscheinen zu lassen. Der Entwurf wurde, um seine Wirkung gut beurteilen zu können, photogram metrisch dargestellt(Abb.5). Den Gegen entwurf als Blechträger zeigt Abb. 6. Bei der weiteren Durcharbeitung des Ent wurfs wurde unter der Ein wirkung namhafter Archi tekten auf die Vouten verzichtet. Dadurch er höhte sich die System höhe von 5,20 m auf 5,60 m, das ist V22 der größten Stützweite. Die Gesamthöhe der Brücke ist rd. 7 m. Den end, gültigen AusführungsentAbb‘ 12‘ Einzelheiten des Mauerwerks. wurf zeigt Abb. 7. Für die Anschlußbrücke wählten wir einen Blechbalken auf vier Stützen mit einer Stegblechhöhe von 1,80 m, An Hand eines Gipsmodells im Maßstabe 1:100 konnten die Größenverhältnisse geprüft und harmonisch zueinander abgestimmt werden (Abb. 8). Die Gesamtbrücke einschließlich der Anschlußbrücke ist annähernd 500 m lang. Außer der Autobahn von 24 m Breite überführt die Brücke Abb. 14. Der Beginn des freien Vorbaues. Abb. 16. DIE BAUTECHNIK Fachschrift r. d. Ees. B auinscnieurw csen 40 m frei vorgebaut. noch je einen städtischen Fuß- und Radfahrweg von 2,25 m Breite, so daß die Gesamtbreite der Brücke 28,5 m beträgt (s. Abb. 3). Auf dem linken Elbufer wird der Fußweg durch eine Treppenaniage nach der Meißner Landstraße hinabgeführt (Abb. 8 links u. Abb. 9). ln Höhe des Podestes der Treppe ist eine kleine Terrasse angeordnet, die nach der Straße zu durch eine 3 m hohe Stützmauer abgeschlossen wird. Die ^ stadtwärts gelegene Ecke der Terrasse wurde zur Aufnahme eines bild hauerischen Schmuckes ausersehen. Aus einem Wettbewerb unter Dres dener Künstlern ist die Wahl auf eine 3 m hohe Hermesfigur gefallen (Abb. 8 links u. Abb. 10). Bei der Gestaltung der Pfeiler und Wider lager sow ie des Zwischen bauwerks wurden wir von Prof. B on a tz beraten. Diese Bauteile wurden mit besonderer Liebe be handelt. An den Pfeilern wurden alle Ecken und Kanten vermieden. Sie ragen senkrecht aus dem Boden heraus, die Vor köpfe sind halbkreisförmig ausgebildet. Die Schau seiten sind sämtlich mit dem rötlichen Meißner -7 u , Granit verkleidet. Die bis Abb. 13. Das Zwischenbauwerk. zu j m großen std n e sind sauber vermauert und geben mit ihren rauhen Bossen den Pfeilern ein wuchtiges Aussehen. Den oberen Abschluß der Pfeiler bildet ein 70 cm hoher Rundstab, der steinmetzmäßig, roh gespitzt, bearbeitet ist (Abb. 11 bis 13). Am 15. September 1934 wurde der erste Spatenstich für den Bau der Pfeiler getan. Es waren zu bauen: das Widerlager auf Kaditzer Seite, vier Pfeiler, das große Zwischenbauwerk, die Gründungen für die beiden Abb. 15. Fortschreiten des freien Vorbaues. 13 H e ft 36 16. A ugust 1935 Jah rg an g Abb. 17. W eiß , Die Elbbrücke der Reichsautobahn bei Dresden 4 77 Die Mittelöffnung ist geschlossen. Säulenreihen und das Widerlager an der Meißner Landstraße. Das Kaditzer Widerlager ist wegen seiner großen Höhe von 10 m in aufgelöster Bau w eise in Eisenbeton ausgeführt worden. Alle übrigen Bauten sind massiv. Die Gründungsarbeiten gingen ohne Schwierigkeiten vonstatten. Alle Pfeiler konnten in offener Baugrube ausgeführt werden. An den Ufer pfeilern wurden die Baugruben mit eisernen Spundwänden gegen das Erdreich abgeschlossen, um das Eindringen des Elbwasscrs zu verhindern. Diese Pfeiler sind bis auf den festen Pläner hinabgeführt worden, der tief unter der Elbsohle liegt. Während in der Obersten Bauleitung und in den Werken an der Berechnung der Stahlkonstruktion, an der Materialbestellung bei den Walzwerken und schließlich in der Werkstatt am Bau der einzelnen Teile der Brücke gearbeitet wurde, schufen viele fleißige Hände die Pfeiler. Ein straffer, bis in alle Einzelheiten festgelegter Baufolgeplan war ein zuhalten. Am 2. Januar 1935 sollten die ersten Stahltelle auf der Bau stelle eintreffen, und bis dahin mußten die Pfeiler fertig sein. Durch Aufteilung der Arbeiten unter drei Firmen und vor allem durch die besonders günstigen Witterungsverhältnisse ist es möglich gew esen, die Pfeiler bis zum 31. Dezember 1934 fertigzustellen. Abb. 18. Draufsicht auf die Brücke bei der Montage. Anfang Januar 1935 begann die Aufstellung der Stahikonstruktion der Hauptbrücke. Es wurde gleichzeitig auf beiden Elbufern gearbeitet. Die vier Landöffnungen wurden auf festen Gerüsten erstellt, die Mittelöffnung von beiden Seiten aus frei vorgebaut. Am 15. Februar 1935 waren die ersten Pfeiler, am 15. April 1935 die Uferpfeiler erreicht. Ende April begann der freie Vorbau (Abb. 14). Abb. 15 u. 16 zeigen das Fort schreiten des freien Vorbaues im Mai. Am 14. Juni war die Brücke geschlossen (Abb. 17). Eine Draufsicht auf die Brücke zeigt Abb. 18. Mit dem Aufbau der Anschlußbrücke, die vollständig geschweißt wurde, wurde im März 1935 begonnen. Sic ist Ende Juni beendet worden. Das Stahlgewicht der gesamten Überbauten beträgt 5300 t, davon sind 2325 t in St 52 und 2725 t in St 37 hergestellt, der Rest entfällt auf Stahlguß. So ist in knapp neun Monaten ein gewaltiger Bau entstanden. (Fortsetzung folgt.) Drei neue D ieselm otorb oote zum L otsen versetzen und B ereisen. Von Regierungs- und Baurat L asser VDI, Königsberg (Pr,). Der Verwaltungsbezirk der Wasserbaudirektion Königsberg umfaßt nicht nur die großen ostpreußischen Binnenwasserstraßen, sondern außer dem Frischen und Kurischen Haff auch den Königsberger Seekanal und die Samlandküste. Hieraus ergeben sich für die Neubeschaffung schwimmender Geräte besondere Anforderungen. In den letzten Jahren wurden unter anderen Geräten drei Motorboote neuer Art gebaut, nämlich ein see tüchtiges Motorboot zum Lotsenversetzen für das Hafenbauamt Piliau, ein schnelles Motorboot für Bereisungen auf dem Frischen Haff und im See kanal und ein kleineres Bereisungsboot für das Wasserbauamt Tilsit mit einem nach neuem Verfahren geschweißten Schiffskörper und neuer elastischer Motorlagerung. Für die Lotsung der nach Königsberg gehenden Schiffe ankerte früher der Lotsendampfer .D elphin' ständig auf der Außenreede vor Piliau. Nur an außerordentlichen Sturmtagen lag er zwischen den Molen im Seetief. Die Dampfbarkasse .M öw e“ hatte die Aufgabe, die Lotsen der von Königsberg kommenden Schiffe in See abzunehmen und bei Bedarf Lotsen für die nach Königsberg gehenden Schiffe zur Auffüllung zum Lotsen dampfer „Delphin“ zu bringen. Als die Dampfbarkasse „Möwe“ abgängig wurde, entstand bei Prüfung der Ersatzbeschaffung die Frage, ob nicht durch das Lotsen vom Hafen aus mit einem geeigneten Motorboot gegenüber dem Lotsen von der Außenreede Ersparnisse gemacht werden könnten, zum mindesten in der günstigen Jahreszeit. Die beteiligten Kreise der Schiffahrt hatten keine Bedenken und erklärten sich mit einer Aufenthaltverzögerung bei der Elnlotsung durch ein nicht immer rechtzeitiges Eintreffen des Motorbootes auf der Außenreede, z. B. bei Seegang oder Nebel, im Hinblick auf die zu erwartenden erheblichen Ersparnisse für die Staatskasse versuchsweise einverstanden. Nach Klärung dieser Grundlagen wurden die Abmessungen und Ein richtungen des Ersatzgerätes für diesen Fall des Lotsenbetriebes durch praktische Versuche mit einem der beiden Motorschlepper des .Hafenbau amts Piliau im Winter 1931/32 eingehend geprüft. Auf Grund eines Entwurfes der Wasserbaudirektion Königsberg (Pr.) wurde die Schiffswerft Otto Kuczewski in Königsberg (Pr.) mit dem Bau des nachstehend be schriebenen Motorbootes „ M ö w e“ als Ersatzfahrzeug beauftragt. Entsprechend seinem Verwendungsgebiet im Frischen Haff, im See tief und auf See vor Piliau war Bedingung, das Motorboot so seetüchtig zu bauen, daß es auf See noch bei Windstärke 5 bis 6 verwendungsfähig und voll manövrierfähig bleibt. Besonderer Wert wurde auf seine Ver wendbarkeit auch bei leichtem Eis gelegt. Die Bauform war so zu gestalten, daß das Fahrzeug möglichst weich und trocken im Seegang arbeitet. Die Hauptabmessungen und wichtigsten Daten sind aus Abb. 1 ersichtlich. Das Schiff ist auf Kiel gebaut und entspricht hinsichtlich Bauart, Werkstoff und Ausrüstung mindestens den Vorschriften des Germanischen A Lloyd für die Klasse 100 - - k (E + ), sofern nicht für einzelne Schiffsteile andere Stärken vorgeschrieben waren. Das Schiff wird durch vier wasser dichte Schotten in fünf Abteilungen gegliedert: 1. Vorpick, 2. Aufenthalt raum für den Lotsen, Vorraum mit Schrank und Kleiderablage, an gebautem W. C. und auf der Steuerbordseite eine Maschinistenkammer, 3. Maschinenraum, 4. Mannschaftsraum für zwei Mann mit Kochherd und anschließendem Inventarraum, 5. Achterpiek. ' Entsprechend seinem Verwendungszweck wurde das Fahrzeug beider seits ohne Außenhaut-Bullaugen gebaut. Die Belüftung und Beleuchtung mit Tageslicht geschieht durch aufklappbare Oberlichter und im Deck ein gebaute Prismengläser. Abgesehen vom Mannschaftsraum und dem Not ausgang aus dem Maschinenraum können alle Räume zwischen Vorpiek und Mannschaftsraum nur vom Steuerhaus betreten werden. Um ein bequemes Versetzen der Lotsen vom Schiff aus zu ermög lichen, ist das Geländer der „Möwe“ an beiden Längsseiten unterbrochen und von der Bordwand zurückgesetzt (Abb. 2). Zum Antriebe dient ein kompressorloser, umsteuerbarer Diesel-RohölSchiffsmotor mit angehängtem Luftkompressor, Bauart RA 6 M 124 a der Firma Humboldt-Deutzmotoren AG, der unmittelbar auf die Schraube aus Nickclstahl arbeitet. Die Leistung des sechszylindrigen Motors betrug bei der Abnahme 150 PSe bei 600 Umdreh./min und 172,5 PSe bei 630 Umdreh./min. Die geringste Drehzahl des Motors war bei der Ab nahme 114/mln. Mit dieser Motorleistung wurde bei der endgültigen Abnahmefahrt im Januar 1933 im Seekanal im eisfreien Wasser eine durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit von 10 sm/h festgestellt. Im Vertrag waren als M indestgeschwindigkeit 9 sm/h gefordert. Das Anlassen des Motors geschieht, w ie üblich, durch Druckluft von 30 atü, die aus zw ei vom Hilfskompressor geladenen Luitflaschen von je 500 1 Inhalt entnommen wird. Für ein Preßlufthorn steht eine besondere 30-i-Flasche bereit. Als Hilfsmaschine ist ein einzylindriger 8-PS-ViertaktRohöl-Dieselmotor von der Firma Jastram in Hamburg aufgestellt, der eine Kreiselpumpe von 8 atü zum Lenzen, Deckwaschen und Feuerlöschen antreibt, ferner den Hilfskompressor für 30 atü und schließlich eine 4-kWGleichstromdynamo, Sämtliche Räume des Bootes sind elektrisch be- 478 L a s s e r , Drei neue Dieselmotorboote zum Lotsenversetzen und Bereisen F a c h s c h rift Hauptforderungen gestellt. Ober leuchtet; ein 400-Watt-Scheinwerfer kann vom Inneren des Steuerhauses und Unterdeckskajüte müssen aus bedient werden. Als Spannung sind für das ganze Schiff 24 V vor zusammen liegen, und zwar so, gesehen, auch für die elektrisch angetriebene Doppelankerwinde. Eine daß beide Räume benutzt werden Sammlerbatterle für 300 Amperestunden ist eingebaut. können, ohne den gedeckten Ein im hinteren Wohnraum aufgestellter koksgefeuerter Narag-Ofen Raum zu verlassen. Ferner versorgt sämtliche Wohn- und Aufenthalträume des Schiffes mit einer sollte es vermieden werden, Warmwasserheizung. Ein Gegenstromapparat ermöglicht die Beheizung daß zum Bedienen des Schiffes des Schiffes auch von Land aus mit Dampf von 6 atü aus der Heizzentrale und der Maschine oder zum Auf der Staatswerft Pillau. Für die W aschgelegenheiten in den Wohnräumen suchen der Mannschaftsräume der und im W. C. kann fließendes Wasser aus einem Frisch Wassertank ent Beamtenraum betreten wird, um nommen werden. Eine elektrische Morselampe dient zur Verständigung Störungen, besonders bei gevom Steuerhaus aus mit den lotsenden Schiffen. Im übrigen ist das Schiff w ie üblich ausgestattet. Das Motorboot »Möwe“ versieht seit Beginn 1933 dauernd den Lotsen versetzdienst in Pillau, auch in den Wintermonaten. Die zu lotsenden Schiffe werden bei klarem Wetter vom Leuchtturm in Pillau aus gesichtet, worauf sich das Lotsenboot nach fernmündlicher Benachrichtigung so fort in Marsch setzt. Bei unsichtigem Wetter liegt die »M öwe“ draußen vor Anker. Die Lotsen können bis zu Wind stärke 8 ohne Gefahr für das Boot bei größeren Schiffen versetzt werden, Lufíílaschen 5001 Laffflasche JOI /Brennstoff die eine gute Leeseite bieten. Bei kleineren Schiffen muß vorgelaufen werden, da ein Versetzen längsseits wegen der kurzen Bewegungen dieser Maschinen - Baum Fahrzeuge für die »M öve“ havarieVorraum gefährlich werden könnte. In dem Weh Heizkörper Seegang entsprechend der erwähnten TiäjipMaschinisf. Windstärke ist das Boot dank seiner richtigen Formgebung und seiner kräftigen Maschine fähig, noch mit voller Fahrt gegenan zu gehen, auch nimmt es w enig Wasser über. Es hat daher über die seinerzeit gehegten Erwartungen hinaus, selbst in den Wintermonaten, bisher keine Veran lassung Vorgelegen, den Lotsen dampfer »Delphin* zur Ausübung des Lotsendienstes einzusetzen, sofern nicht eine Überholung der „Möwe* dies erforderte. — Für den dienstlichen Verkehr zwischen Pillau und Königsberg und für Bereisungen auf dem Frischen Haff bestand ferner das Bedürfnis H a u p t a b m e s s u n g e n : nach einem schnellfahrenden kräf L än g e ü b e r a l l e s ............................................................................... 18,00 m T ie fg a n g , g rö ß te r h in te n . . tigen Bereisungsboot mit Übernach L än g e z w isch en d e n L o t e n ............................................................ 16,60 rn M a sc h ln e n le lstu n g . . . . G r. B reite ü b e r a lle s . . . .................................................. 4 ,5 5 m F a h rtg e s c h w in d ig k e it . . . tungsgelegenheit für mindestens zwei G r. B re ite a u f d e n S p a n t e n .............................................................. 4 ,2 0 m „ , , „ „ . ... 0 B a u k l a s s c ................................................ Beamte und die Mannschaft. Im Seitenhöhe . . . - .................................................................................2 , 1 5 m Winter mußte dieses Fahrzeug Eis N am e d e s E rb a u e rs : S c h iffsw erft O . K u czew skl, K ö n ig sb e rg (P r.). bis zu 6 cm Dicke brechen können. Abb. 1. Lotsenversetzboot »Möwe*, Gesamtplan. Außerdem wurden noch folgende r. d . g es. B a u in g e n ie u rw e se n . . . . 1,50 m . 150 Ps . 10 sm /h 1 0 0 - ' . k “ (E + ) 4 meinsamen Bereisungen, zu vermeiden. Ferner sollte der freie Blick voraus nicht gehemm t sein. Die bereisenden Beamten sollten sitzend von der Oberdeckskajüte aus die Strecke gut übersehen können. Schließlich sollte das Schanzkleid vorn möglichst hoch heraufgezogen werden, um bei Fahrten über die m eist unruhige Fischhausener Wiek oder das Frische Haff nicht zu viel Spritzwasser zu übernehmen. Allen diesen Forderungen wurde durch das von der Wasserbaudirektion Königsberg entworfene Bereisungsboot .S t ö r “ (Abb. 3) ln folgender Weise entsprochen. Das Schiff wird durch vier wasserdichte Schotten in folgende fünf Abteilungen eingeteilt: 1. Vorpiek mit Trimmtank, 2. Beamtenkammer, 3. Maschinenraum, 4. Mannschaftsraum mit W.C., 5. Achterpiek mit In ventar und Trimmtank. Das Schiff ist auf Baikenkiel gebaut und ent spricht hinsichtlich Bauart, Werkstoff und Ausrüstung mindestens den Vorschriften des Germanischen Lloyd für die Klasse 100 — Abb. 2. Lotsenversetzboot „Möwe“. W (E + ) , wobei jedoch die einzelnen Schiffsteile stets im Querschnitt um 10°/o stärker als nach den Vorschriften des Germanischen Lloyd zu wählen waren. W egen des besonders angreifenden Wassers im Verwendungs bezirk war die Außenhaut in den schwächsten Platten noch mindestens 5 mm dick zu halten. Elektrische Schweißung war weitgehend zu gelassen. Johrnnnfj 13 H eft 35 16. August 1935_______________ L a s s e r , Drei neue Dieselmotorboote zum Lotsenversetzen und Bereisen 479 kuppelten Hilfsmaschinen ist derselbe wie bei der .M öw e“. Beide D iesel motoren werden mit Druck luft von 30 atü angclassen, die in zwei Flaschen mit zusammen 500 1 zur Ver fügung steht. Der mit dem Hauptdiesel gekuppelte Kompressor ist außerdem besonders leistungsfähig be messen. Zur Feststellung der Zylinderleistung ist bei dem Hauptdiesel eine voll ständige Thermoanlagc ein gebaut. Ursprünglich war beabsichtigt, beide Motoren durch Druckknöpfe elek trisch anzulassen. Da je doch Anwurfmotoren nur für 24 V, nicht aber für 110 V zu beschaffen waren, wurde hiervon abgesehen, um nicht zw ei Netze mit verschiedener Spannung an Bord zu haben. Bel der von den Siemens-Schuckert-Werken ausgeführten elektrischen Anlage ist die Schaltung so angeordnet, daß Be dienungsfehler keine Schädi gung der Anlage hervor rufen können. Für den Luftftaschen 2501_ _ _ Warm asser Wassertank Heizstrom der Anlaßglimm p=ÜD IßrmM ddtlr.fimpi-a kerzen der beiden D iesel =: » \'USI ---- — 1 T Jfa t/e/i \1_ Akkumulatoren | motoren ist ein besonderer kleiner Einankerumformer i \ Maschinen - Raum ( von 0,5 kW Leistung im Beamten -Kammer Maschinenraum aufgcstellt, Vorhm**r<r^/ der bei Anschluß an 110 V Gleichstrom die nötigen 12 V jederzeit mit Sicher heit abgeben kann. Die Kohtenkasten Petroleum Bauart und Schaltung des H a u p t a b m e s s u n g e n : Umformers sind so, daß er T iefg an g , g rö ß te r L ange ü b e r a l l e s ............................................................ 20,34 m 1,45 m mit einem einfachen Dreh L3nge z w isch e n d en L o t e n ................................................19,78 m M a sc h ln e n le lstu n g . . 190 PS schalter unmittelbar ange G r. B reite ü b e r a l l e s ............................................................. 4 ,27 m F a h rg e sc h w in d ig k e it 10 sm /h lassen werden kann, ohne AW G r. B reite a u f d en S p a n i e n ................................................. 4 ,0 0 m B a u k la sse -7-<E+) S e i t e n h ö h e ............................................................................ 1,89 m daß eine besondere Rege N am e d e s E rb a u e rs : S ch llfsw erft O. K u czew sk l, K ö n ig sb e rg (Pr.). lung erforderlich ist. Abb. 3. Berelsungsschiff .Stör“, Gesamtplan. Da die Unterbringung der Frischwassertanks für Um der Forderung nach Abgeschlossenheit des Beamtenraumes zu natürliches Gefälle schwer durchführbar war, wurde ein Tank von genügen, ist die Anordnung so getroffen worden, daß die Deckskajüte 1460 1 vorn im Maschinenraum aufgestellt. Eine Elmo-Kreiselpumpe für nur von einem Gang aus betreten werden kann, der durch zw ei Türen 20 1/mln mit Druckregelschalter und Druckkcssel versorgt sämtliche Spülbeiderseits nach außen abgeschlossen wird. Durch eine verschließbare und Zapfstellen an Bord mit fließendem Wasser. Ein elektrischer Klappe zur Küche können Speisen und Getränke vom Gang aus entnommen 10-1-Warmwasserspeicher für die Beamtenkammer ist an die Druckwerden; die Zwischenwand zur Kajüte ist mit besonderer Schalldämpfung ausgeführt. Ebenso ist nach dem Maschinenraum zu durch Einbau von Isolierplatten für möglichste Schalldämpfung Sorge getragen. Die ge räumige Deckskajüte gewährt völlig freien Ausblick nach allen Seiten. Eine bequeme Treppe führt zum tiefer liegenden Schlafraum, der, durch vier Bullaugen belichtet und belüftet, mit zwei geräumigen Schlafkojen und einer Wascheinrichtung hinter Vorhängen ausgestattet ist. Um bei Bereisungen die Geräusche von der Maschinenanlage möglichst zu dämpfen und ein praktisch schwingungsfreies Schiff zu haben, ist die Hauptantriebmaschine auf Pockholzklötze gelagert, was sich auch hier gut bewährt hat. Der Hilfsdiesel ist in der Mitte des Schiffes, nicht an einer der Längsseiten, aufgestellt und durch untergelegte Weco-Platten schall gedämpft. Seine Aufstellung unter der Kajüte mit geringerer Stehhöhe in diesem Teile des Maschinenraums ist belanglos, da der Maschinist hier nur vorübergehend zu tun hat. Um beim Stilliegen des Schiffes nicht durch das Arbeiten des Hilfsdiesels, besonders für die Erzeugung elektrischen Stromes, gestört zu werden, wird vom Hauptdieselmotor ein kleiner Dauerladungsgenerator mit Keilriemen angetrieben, so daß die Sammler batterie auch bei längerem Stilliegen des Schiffes auf alle Fälle ausreicht. Zum Einbau gelangte hier derselbe umsteuerbare Dieselmotor mit unmittelbarem Antrieb der Schraube wie bei der .M ö w e“, der aber bei Abb. 4. Bereisungsschiff .Stör“. 750 Umdreh./min 190 PS leistet. Auch der Hilfsdiesel mit seinen ge 480 L a s s e r , Drei neue Dieselmotorboote zum Lotsenversetzen und Bereisen DIE BAUTECHNIK Fachschrift f. d. ges. Bauingenieurwesen Wasserleitung angeschlossen. Das gesam te Schiff Ist mit Warmwasserheizung versehen. Verlangt war, daß das Schiff eine M indestgeschwin digkeit von 10 sm/h bei 8 m Wassertiefe in einem gebagger ten Profil des Königsberger Seekanals bis zur Windstärke 2 erreicht. Um eine Überlastung der Maschine zu vermeiden, war gefordert, daß die Maschine nur mit rd. 90°/0 belastet sein darf, wenn die Vertragsgeschwindigkeit von 10 sm/h er Iktenfach Schrank frisch m ser I Akku 1 1M u \ füllt ist. < Maschinen - ftam ^eventi! Bei denAbnahmeversuchen im August 1933 wurde eine größte Fahrgeschwindigkeit des „Stör* von 19,6 km/h im See Schrank kanal unter den vertraglichen Seeventit VentilkostenVerhältnissen erreicht bei einer .«Ht» Frischmser mittleren effektiven Leistung Heizkörper Hand-Lenzpumpe der Antriebmaschine von 205 PS. Bei einer Geschwindigkeit von 19,05 km/h betrug die effektive Leistung der Haupt maschine 171 PS bei 720 Umdreh./min. Die vertraglichen Bedingungen sind somit er füllt, bezüglich der Geschwin digkeit sogar überschritten worden. Schwingungen und Er Hauptabmessungen: schütterungen des Schiffs L an g e ü b e r D eck 15,54 m Or. B re ite o. S p t. 2 ,9 0 m S e ite n h ö h e B. D. 2 ,0 4 5 m T ie fg a n g , g rö ß te r 1,13 m körpers treten infolge der Abb. 5. Bereisungsboot „Sturmvogel", Gesamtplan. vorgesehenen Lagerung und Schalldämpfung nicht auf. Auch bei voller Belastung des Motors läuft ist elektrisch. Der Eingang des Maschinenraumes liegt an Hinterkante Back das Schiff (Abb. 4) ruhig. Es befindet sich seit der Abnahme in ständigem und ist durch eine Schiebekappe verschließbar. Der Raum erhält Luft Betrieb. und Licht durch runde Bullaugen und besondere Lüfter. Das dritte Motorboot „ S t u r m v o g e l“ ist wesentlich kleiner. Es ist Der Motor wird in der Regel von dem oberhalb des Motorraumes mit nur zw ei Mann Besatzung und Übernachtungsmöglichkeit für Dienst gelegenen Steuerhaus aus bedient, kann aber auch vom Maschinenraum reisen auf dem Kurischen Haff und dem Memelstrom bestimmt. Die im aus bedient werden. westlichen und mittleren Deutschland für solche Zwecke vielfach üblichen Der Aufenthaltraum für die Beamten enthält zum Arbeiten einen hölzernen Boote, zum Teil in Limusinenform, kommen für die östlichen Tisch mit längsseits in die Schiffswand eingebautem Aktenfach und drehWasserstraßen wegen der weniger günstigen klimatischen Verhältnisse und der oft steinigen Buhnenfelder nicht in Betracht. Der eiserne Schiffskörper (Abb. 5) ist vollkommen elektrisch geschweißt, weicht aber in seiner Unterteilung der Außenhautbeplattung von der üblichen Art insofern ab, als die Schweißnähte in schräger Richtung zum Kiel gelegt wurden. Hieraus ergaben sich für die Festigkeit’ des Schiffs körpers und für den Spannungsausgleich günstige Ergebnisse. Das Schiff ist vollkommen gedeckt mit Backdeck und Spiegel gebaut und wird durch vier eiserne Schotten in fünf Abteilungen geteilt, die Vorpiek, den Mannschaftsraum, den Maschinenraum, den hinteren Wohnraum und die Kockpit. Im Mannschaftsraum sind als Schlafgelegenheit an den Wänden hochklappbare Gasrohrkojen vorgesehen. Der Raum ist durch eine Luke Im Deck begehbar. Hinter dem Mannschaftsraum liegt der Maschinenraum mit dem Antriebmotor, einem Acht-Zylinder-Rohöl-Dieselmotor, Bauart SA 8 M 317 der Humboldt-Deutzmotoren AG, der bei 1300 Umdreh./min Abb. ö. Bereisungsboot „Sturm vogel“. 120 PS leistet. An den Motor ist eine Untersetzung und ein Wende getriebe unmittelbar angebaut. Die Schiffschraube macht 700 Umdreh./min. barem Armstuhl, die erforderlichen Schränke und zwei Polsterbänke, von Um bei dem verhältnismäßig leichten Schiffskörper und dem schnelldenen eine zum Liegen eingerichtet werden kann. laufenden Dieselmotor einen möglichst ruhigen und schwingungsfreien An Nebenanlagen wäre noch außer dem kleinen Herd zur Bereitung Gang des Bootes zu erreichen, wurde der Motor mit einer Dämpfungs einfacher Mahlzeiten die Sammelheizung für die Wohnräume und den anlage eingebaut. Sie besteht darin, daß der Motor an vier Punkten in Maschinenraum durch einen Heizofen neben dem Herd zu erwähnen. starkwandigen Gummihülsen schwebend gelagert Ist (s. Abb. 5). Ferner ist in die W ellenleitung dicht hinter dem Getriebe — in Anlehnung an Verlangt wurde von dem Boote der Nachweis einer Geschwindigkeit Bauweisen im Kraftfahrzeugbau — eine Kirchbachsche Dreiklauenkupplung von 10 sm/h auf dem oberen Pregel oder dem Königsberger Seekanal. mit Seilscheibe eingebaut worden, eine Ausführung, die ln ihrer Gesamt Bei den Abnahmefahrten im Sommer 1934 ergab sich ein Mittelwert von heit bei einem Motorboot zum erstenmal ausgeführt sein dürfte und den 21,48 km/h. Das Boot (Abb. 6) hat bei Dienstfahrten auf der Memel und angestrebten Zweck erfüllt hat. dem Kurischen Haff allen Anforderungen entsprochen. Der Motor wird mit Boschanlasser mit 24 V elektrisch angelasscn. Die Ausführung des Baues der beiden Motorboote „Stör“ und „Sturm Die im Maschinenraum geteilt aufgestellte Sammlerbatterie von 150 Ampere v o g e l“ nach den Entwürfen der Wasserbaudirektion Königsberg war der stunden entlüftet nach außenbords. D ie gesam te Beleuchtung des Bootes Schiffswerft Otto KuczewskI in Königsberg (Pr.) übertragen worden. Jahrgang 13 Heft 35 16. Auijust 1935 Vermischtes ._ i 4ol V erm ischtes. B etonm ischer für den Straßenbau. Die Herstellung von Beton decken als Straßenbelag erfordert größere Betonmengen von gleich bleibender Beschaffenheit, so daß für diese Arbeiten hauptsächlich größere Mischer besonderer Bauart in Frage kommen. Eine solche Beton mischmaschine (von Otto Kaiser, St. Ingbert) zeigt Abb. 1. Der Unterwagen, auf dem die Mischtrommel und die Beschick einrichtung aufgebaut sind, kann mechanisch oder von Hand auf Schienen in gerader Strecke oder in Kurven vor- und rückwärts verfahren werden, wobei sich verschiedene Spurweiten und Neigungen einstellen lassen. 1, 2 W a sse ra b m c ß v o rrlc h tu n g e n , T ro m m e l fü llu n g a W a sse rb e h älte r, G ew ich t L e istu n g d es m it U n lcrw ag en j A n trie b m o to rs / D ieselm o to r. B etonle lstu n g 1 t j PS m3/h 500 750 750 10ü0 1250 7 ,5 8,7 5 10 11.2 13,7 1 12 16 16 18 24 12,5 18 18 22 25 Abb. 1. Betonmischer für Straßenbauten. werden. Jede Wasserabmeßeinrichtung (Abb. 2) besteht aus dem Kessel (c), dem Wasserrohr (r) und der Einstellvorrichtung (d, e). Durcli den Hand hebel (d) wird nach der Skala (e) an einer Raste die Neigung des Rohres (») verstellt, so daß aus dem gefüllten Kessel (c) immer nur die Wassermenge vom oberen Kesselrande bis zur Mündung des Rohres (/) ausfließen kann. An die Rohre, die für den Zu- und Abfluß des Wassers nach den Kesseln dienen, ist ein Vierwegehahn (/) angeschlossen. Das Wasser fließt gleich zeitig vom Behälter (a) nach der Abmeßvorrichtung (I) undvon der Abmeßvorrichtung (2) nach der Mischtrommel oder umgekehrt, je nach der Stellung des Handhebels (g), der auf das Hahnküken (//) aufgesteckt ist. Damit der Behälter (a) nicht überfließt, ist in der Wasserzuleitung ein mit einem Schwimmer versehenes Absperrventil (6) eingebaut. Etwa zuviel den Kesseln (c) zufließendes Wasser gelangt durch die Rohre (k ) in den Behälter (a) zurück. Gesteuert wird die Wasseranlage vom Bedienungsstande der Maschine aus. Über die Straßenbreite wird der in dem Mischer erzeugte Beton durch einen Verteilerwagen1) verteilt. R.— Stam pfer für V erdichtungsarbeiten. Die bei Verdichtungen aller Art oft angewendeten Druckluftgeräte erfordern immer als Zusatzeinrichtung einen Drucklufterzeuger, durch den der Betrieb bis zu einem gewissen Grade schwerfällig wird. Besonders bei Arbeiten geringeren Ümfanges wirkt sich diese Tatsache nach teilig aus. Da auf vielen Bau stellen elektrischer Strom zur Verfügung steht, sind daher für Verdichtungsarbeiten aller Art die elektrisch betriebenen Stampfer entstanden. Ein solches Gerät (von Robert Wacker, Dresden) für Beton verdichtung zeigt Abb. 1. Die Verlängerung der Stampfplatte ist ln einer Hülse federnd be festigt, die durch eine in rasche Umdrehung versetzte, außermittiggclagerte Schwung masse in auf- und abwärts gehende Sch wingungen versetzt wird. Zum Antrieb dient ein kl^ n^ Elektromotor mit KurzAbb , Elektrostampfer Schlußläufer, der an jede vor, . , r ,. , . . , r ~ 1u , handene elektrische Leitung be,m Verdichten einer ebenen Fläche. angeschlossen werden kann. Die Umschaltung bei ver schiedenen Stromarten ge- Querschnitt durch die Mmelivorrichtung Maßstab) Abb. 2. Elektrostampfer beim Verdichten der Füllung einer Form schieht durch den unter dem Motor angebrach ten Schaltkasten. Das Gewicht des Gerätes be trägt je nach Größe 13 bis 26 kg, und die Be triebskosten werden je nach den Strompreisen mit 2 bis 3 Rpf/h angegeben. Die Geräte eignen sich nicht nur für ebene Stampfarbeiten, sondern auch für Verdichtungen 1, 2 W a ss e ra b m c ß v o rrlc h tu n g e n , a W a sse rb e h älte r, Abb. 2. von Material in Formen (Abb. 2). Je nach der b A b s p e rrv e n til, C K essel, d H a n d h eb el ru m E in stellen § j y j Skizze der doppelten Wasserabmeßvorrichtung. Beschaffenheit der Form wird dann ein anderes d e r W a sse rm e n g e n , e S k a len , / V ierw eg eh ah n , g H a n d h ebel zum E in ste lle n d e s W a sse rw e g e s, h H u h n k u k en , Stampfstück eingesetzt. i ln d e r N eigung v e rs te llb a re Rohre, k Ü b erlau fro h re. Nach demselben Grundgedanken sind die Rüttler für die Behandlung größerer Oberflächen (z. B. Beton) gebaut, bei denen der mechanische Teil auf eine Platte aufgesetzt Während des Arbeitens wird der Unterwagen durch Spindeln abgestützt. ist. Das Gerät wird während des Betriebes an Holmen durch einen Mann Die waagerecht liegende Mischtrommel wird durch einen hochziehbaren hin und her geschoben. An Betriebskosten entstehen 3 bis 5 Rpf/h. R.— Vorfüllkasten mit Endausschaltung in der höchsten Stellung beschickt. Nach Beendigung des Mischens kehrt man die Drehrichtung der Trommel um, wodurch der Beton von den im Inneren angebrachten, schräg Zuschrift an d ie Schriftleitung. stehenden Mischblechen aus der Trommel heraus befördert wird. Beim B em erkungen ü b erlln terw a sserg u ß b eto n . In Bautechn. 1935, Heft 10, Mischen dagegen wird der Beton von den Blechen in der Trommel S. 123, weist Herr Oberregierungs- und -baurat T rier darauf hin, daß vielfach zurückgehalten. Zum Antrieb dient ein Dieselmotor. die Meinung verbreitet sei, das „Kontraktorverfahren* sei durch Patente Das Mischwasser wird selbsttätig je nach der eingestellten Menge geschützt. D iese irrige Meinung ist tatsächlich in weite Kreise der Bauabgemessen. Über der Mischtrommel befinden sich zwei Abmeßvor richtungen (1 und 2), die aus dem Behälter (a) mit Wasser gespeist ■) Bautechn. 1934, Heft 37, S. 485. 482 DIE BAUTECHNIK Fachschrift f. d. ges. Bauingenieurwesen Zuschrift an die Schriftleitung — Patente behörde eingedrungen. Einzelne Ausschreibungen der allerjüngsten Zeit enthalten sogar die Bedingung, daß die Lizenzkosten für die Anwendung des „Kontraktorverfahrens“ in dem Preise einbegriffen sein müssen. Anscheinend ist diese irrige Meinung auf die Bezeichnung „Kontraklorverfahren“ zurückzuführen, die Herr Oberbaurat T r ie r in seinem Auf sätze in der Bautechn. 1931, Heft 12, S. 176 ff., erstmalig angewendet hat. Die Bezeichnung „Kontrakiorverfahren“ ist m. E. nicht besonders glücklich gewühlt, weil hierdurch der Eindruck entsteht, als ob dieses Verfahren von der schwedischen Firma „Byggnads-Aktiebolaget-Kontraktor“ erfunden und ausgearbeitet sei. Hierzu ist aber zu bemerken, daß dasselbe Verfahren schon v iele Jahre vorher von deutschen Groß bauunternehmungen ausgeführt wurde. Auch von ihnen wurden die Vor aussetzungen erkannt, von denen die Herstellung eines einwandfreien Unterwasserbetons abhängig ist. Ihre Ingenieure wußten auch, daß die Rohrunterkante stets möglichst tief unter der Betonoberfläche zu halten ist, daß der Beton eine gew isse Plastizität nicht überschreiten darf, daß nur ein beschränkter Raum von einer Rohrstellung ausgefüllt werden kann, usw. Ein Fallen des Betons durch das Wasser wurde als größter Fehler angesprochen. Sehr häufig wurde dieser Unterwasserbeton bei Herstellung von Fangedämmen, zur Ausfüllung von Rohren, von Dichtungs zwickeln u. dgl. verwendet. Für die deutsche Bauindustrie bestand keine Veranlassung, ein Unterwasserbetonierverfahren aus dem Auslande zu übernehmen. Die jenigen deutschen Bauunternehmungen, die sich auf dem Gebiete des Unter wasserbetons Erfahrungen erworben hatten, stellten einen völlig einwand freien Unterwasserbeton her. Nur dadurch, daß Bauunternehmungen ohne Erfahrungen und ohne entsprechend geschultes Personal sich die Ausführung von Unterwasserbeton zumuteten, stellten sich infolge un sachgemäßer Arbeit Mißerfolge ein. Als sich der größte Mißerfolg im Zusammenbruch der Gartzer Brücke katastrophal auswirkte, wurde von der Baubehörde zunächst jeder Unterwasserbeton abgelehnt. Die deutschen Bauunternehmungen mit Erfahrungen auf dem Gebiete des Unterwasser betons erkannten, als die Arbeitsvorgänge an der Gartzer Brücke bekannt wurden, sofort die Ursachen des Einsturzes in unsachgemäßem Unter wasserbeton. Neben dem „Kontrakiorverfahren* gibt es noch den Unterwasser kübelbeton, der bei vielen Bauten sehr gute Festigkeiten und Dichtig keiten ergeben hat, die auf die richtige Anwendung des Kübels zurück zuführen sind. Auch hier ist ein Fallen des Betons durch das Wasser unbedingt zu vermeiden. Die Schnauze des besonders geformten Kübels muß um ein bestimmtes Maß in den Beton eingedrungen sein, che sie geöffnet wird. Der Kübel muß nach dem Öffnen langsam aus dem Beton herausgezogen werden. Dann kommt, ebenso w ie bei dem „Kontraktorverfahren", der neu eingebrachte Beton gar nicht mit dem Wasser in Berührung, sondern quillt von unten her in den vorhandenen Beton ein. Der Aufsatz von Herrn Oberbaurat T r ie r hat zweifellos das große Verdienst, Behörden und Unternehmer einerseits auf die Gefahr eines schlechten Unterwasserbetons, anderseits auf die Anwendungsmöglichkeit von Unterwasserbeton hingewiesen zu haben. Es wäre aber wohl zw eck mäßig gew esen, für das Verfahren eine andere Bezeichnung zu wählen, die Mißverständnisse vermieden hätte. Es sei zum Schluß nochmals darauf hingewiesen, daß Unterwasser beton nach diesem oder jenem Verfahren nur von einer erfahrenen Bau unternehmung mit theoretisch und praktisch vorgebildetem Personal durchgeführt werden sollte. Ist dies nicht der Fall, werden auch bei dem „Kontraktorverfahren* Mißerfolge nicht ausgeschlossen sein. F. S ie m o n s e n , Mannheim. E r w id e r u n g . Die Mitteilung des Herrn S i e m o n s e n , daß dasselbe Verfahren, wie es von mir erstmals in Bautechn. 1930, Heft 8 u. 10, n ic h t erst in Bautechn. 1931, Heft 12, S. 176 ff, beschrieben ist, schon viele Jahre vorher von deutschen Großbauunternehmungen ausgeführt wurde, hat mich sehr überrascht. Ich behaupte im Gegensätze zu Herrn Siemonsen, daß bis zu meiner Bekanntgabe dieser Bauweise kein Unternehmer oder Ingenieur in Deutschland wußte, wie sie anzuwenden sei. Bei dieser Feststellung geht es mir weniger um die Frage der Priorität als darum, das Kontraktorverfahren in einen scharfen Gegensatz zu allen v o r meinen Veröffentlichungen in Deutschland üblichen Arten der Betonierung unter Wasser zu stellen. Bei diesen älteren Bauweisen ist der Beton regelmäßig lagenw eise unter Wasser eingebracht worden, wenn es sich um Baukörper handelte, die größere Grundrißabmessungen hatten als die von Herrn Siemonsen erwähnten Fangedämme, Rohre und Dichtungszwickel. Das zur Herstellung der einzelnen Lagen dienende Gerät, sei es ein Schüttrohr oder ein Kübel, wurde in waagerechtem Sinne nach bestimmten Regeln allmählich über die ganze Grundfläche des Bauwerks hin und her bewegt. Eine teilw eise Entmischung und Schlammblldung in den Teilschüttungen einer Lage und zwischen den einzelnen Lagen war unvermeidlich. Im Gegensätze dazu wird beim Kontraktorverfahren der Beton durch in waagerechtem Sinne nicht ver schiebliche Rohre und nicht lagenweise, sondern im ununterbrochenen Guß als ein homogener Körper eingebracht. Nur bei d ie s e m Verfahren wird ein einwandfreier Beton erzielt, und mit Recht lassen die Be stimmungen des Deutschen Ausschusses für Eisenbeton 1932 die früheren Herstellungsarten, auch wenn sie von erfahrenen Unternehmern und von geschultem Personal angewendet werden, für im Wasser freistehende Baukörper nicht zu. Das gilt auch für die von Herrn Siemonsen er wähnten besonders geformten Kübel, die also nicht das Kontraktor verfahren ersetzen können. T rier. Äußerung zu v o rsteh en d er E rw iderung. Auch nach Kenntnisnahme der E r w id e r u n g von Herrn Oberbaurat T rier schlage ich wiederholt vor, die Bezeichnung „Kontraktorbeton“ durch einen mehr berechtigten Ausdruck zu ersetzen, der nicht zu Miß deutungen Anlaß geben kann. Herr Regierungsbaumcistcr B o r n e m a n n hat im Bauing. 1930, S. 886, die Bezeichnung „Unterwassciquellbeton“ vorgeschlagcn, die zweckmäßig zu kürzen ist in „Quellbeton“. Dieser Ausdruck trifft das Verfahren sehr gut und dürfte für eine allgemeine Einführung geeignet sein. Der Übergang von Unterwasserschüttbeton zum Quellbeton liegt auch in Deutschland wesentlich vor 1930. Bereits im Jahre 1921/22 hat z. B. die Grün & Bilfinger AG ihn im größeren Maße angewandt, und zwar bei 10 Dichtungszwickeln in Jettenbach, die fast dieselben Abmessungen hatten wie die in dem Aufsatze Bautechn. 1930, Heft 8, S. 112, erwähnten Pfeiler an dem Kai in Oskarhamm. Nachher ist z. B. im Jahre 1924 bei auf Pfählen ruhenden Brückenpfeilern der Beton in derselben Weise her gestellt, wie bei der Lilje-Holm-Brücke’). Wenn der Unterwasserbeton in Deutschland nicht in größerem Maße ausgeführt wurde, so liegt das zum Teil an dem Fortschritt der Leistungs fähigkeit der Pumpen, der immer weiteren Verbreitung der Grundwasser senkung und vor allem an Bedenken, die von Seiten der Baubehörde gegen Unterwasserbeton geltend gemacht wurden. Hier hat Herr Oberbaurat T rier außerordentlich aufklärend gewirkt. S ie m o n s e n. Oberbaurat T rier hält eine Erwiderung auf die vorstehende Äußerung nicht für erforderlich. D ie S c h r i f t l e i t u n g . P aten tsch au . V orrichtung zum H erstellen von O rtpfählen aus B eton . (Kl. 84c, Nr. 593620 vom 23. 4. 1931 von R e u th e r , Tiefbau G. m. b. H. in Mannheim-Waldhof.) Nach dem Versenken des Vortreibrohres 1 in den trag fähigen Untergrund wird eine Betonschicht 2 auf die Sohle des Bohrloches gebracht. Hierauf wird ein etwas engeres Rohr am unteren Ende mit einem Pfropfen 3 wasserdicht verschlossen und als Schütt- bzw. Tauch rohr 4 in das Vortreibrohr bis auf die Betonschicht 2 eingelassen, und zwar unter fast vollständiger Ver drängung des im Bohrrohr befindlichen Grundwassers. Der Pfropfen 3 des Schüttrohrs 4 ist im oberen Teil kegelförmig gehalten, damit er sich dichtschließend in das Tauchrohr eintreiben läßt. Nach Einlassen des Schüttrohrs wird am oberen Teil des Vortreibrohres der stopfbüchsenartige Rohrverschluß 5 zur Abdichtung des Raumes zwischen Schüttrohr und Vortreibrohr an gebracht, sodann wird das Vortreibrohr durch eine Rohr schellenkupplung 6 mit dem Schüttrohr gekuppelt. Bei der erstmaligen Pressung löst sich der Kegel 3 und treibt den zuvor in die Bohrung eingcbrachten Beton 2 schlagartig zu einem wulstartig verstärkten Pfahlfuß mit vergrößerter Tragfläche auseinander. Der Rohrverschluß 5 verhindert das Entweichen der Preßluft und des Betonbreies durch den Raum zwischen Vortreibrohr und Schüttrohr. E inrichtung an Senkk asten für die Gründung von B auw erken. (KL 84c, Nr. 593664 vom 9. 9. 1928 von G rün & B ilf in g e r AG in Mannheim.) Um den Wasserzufluß zu vermindern oder völlig zu drosseln und damit Druckluftgründungen in größerer Tiefe aus führen zu können, wird rings um den Senkkasten 2 eine als biegungsfeste Schürze ausgebildete, von außen her absenkbare Wand 3 angeordnet, die am oberen Ende mit dem Senkkasten luftdicht verbunden ist und mit ihrer Unterkante tiefer liegt als der untere Rand des Senkkastens. Die Arbeitskammer 7 des Senkkastens 2 ist w ie üblich ausgebildet; der Wasserspiegel ist mit A, der weiche Boden mit B und der tragfähige Boden mit C bezeichnet. Die Schürze 3 besteht aus einzelnen mit einander verbundenen Zellen. Beim Absenken wird zuerst der Boden aus den einzelnen Zellen der Schürze entfernt, und nach Erreichen der Gründungstiefe werden die Zellen ausbetoniert, indem sie Verlängerungen 4 erhalten, die bis über den Wasserspiegel hinausgreifen und nach Vollendung der Giündung über dem ersten Fundamentabsatz wieder entfernt werden. Nach Er härtung des Betons der Schürze wird das Wasser aus dem Arbeitsraum des Senkkastens durch Einblasen von Druckluft entfernt. *) Bautechn. 1930, Heft 10, S. 143. IN H A L T : W ichtige F ragen beim Bau d e r o slp re u ß lsc h e n R elch sa u fo b ah n . — Bau der R e i c h s s t r a ß e n b r ü c k e in K ö n i g s b e r g (Pr.). — B e m e r k e n s w e r t e A u s f ü h r u n g e n n e u z e i t l i c h e r H o l z b a u te n . — Die E lb b rü c k e d e r R e ic h s a u to b a h n hei D resd en . — Drei n e u e D ie s e lm o to rb o o te zum L o tse n v e rse tz e n u n d B ereisen. — V e r m i s c h t e s : B e to n m is c h e r für d e n S traß en b a u . — S ta m p fer fü r V e r d i c h t u n g s a r b e i t e n . Z u s c h rift an d ie S c h riftle itu n g . — P a te n ts c h a u . Schriftleitung: A. L a s k u s , Geh. Regierungsrat, B erlin-P riedenau. Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin. Druck der Buchdruckerei G ebrüder Ernst, Berlin.