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Newsletter Newsletter_OnkoKrebszentr_2_2015_Layout 1 04.12.2015 09:04 Seite 1 DES ONKOLOGISCHEN ZENTRUMS TRAUNSTEIN Ausgabe: November 2015 Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, Sehr geehrte Damen und Herren, Die Qualität der Behandlung hat für Patienten mit einer Krebserkrankung in Umfragen höchste Priorität. Ganz klar. Es geht um Viel, manchmal um Alles! Und so verwundert es nicht, wenn die Deutsche Krebsgesellschaft von ihren zertifizierten Onkologischen Zentren diese Qualität ständig und unnachgiebig einfordert. Jedes Zentrum muss einen Katalog von Qualitätskriterien erfüllen, der jährlich abgeprüft, mit anderen Zentren verglichen und letztlich veröffentlicht wird. Für die Zentren bedeutet dies tagtäglich exakt zu arbeiten, die Sinnhaftigkeit der eigenen Abläufe ständig zu hinterfragen und den Qualitätsanspruch immer neu zu justieren. Das deckt sich auf den ersten Blick mit den Zielen der Krankenkassen und der Bundesregierung. Im neuen Krankenhausstrukturgesetz, das Anfang November im Bundestag diskutiert wurde, steht hohe Qualität ganz oben auf der Agenda. Für planbare, komplizierte Eingriffe mit modernsten Methoden soll es Spezialisierungen geben. Qualität steht schließlich für Patientensicherheit und gute Behandlungsergebnisse. Genau die Philosophie unseres Zentrums, die wir seit Jahren täglich neu versuchen umzusetzen! Die entscheidende Frage aber ist: Wer bezahlt das? Die logische Antwort wäre hier: Die Krankenkassen. Denn wer Qualität einfordert, muss auch für sie aufkommen bzw. die Kosten mittragen. Bislang war das in Bayern auch so. Onkologische Zentren haben für Ihren erhöhten Aufwand einen finanziellen Zuschlag bekommen. Man möchte seinen Mitgliedern ja schließlich Qualität bieten. www.onkologischeszentrum-traunstein.de Aber weit gefehlt: Die Kostenträger haben sich zweitinstanzlich vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht durchgesetzt, in dem Sie gegen die Zuschläge für spezialisierte Zentren klagen, obwohl diese bereits grundsätzlich durch die Regierung von Oberbayern genehmigt waren. Was bedeutet das? Das öffentliche Bekenntnis zu qualitativ hochwertiger Spitzenmedizin vor Ort scheint für die Kostenträger nur vordergründig. Fordern ohne dafür zu zahlen scheint die Devise. Hier trifft man sich dann auch schon mit dem Vorhaben der Bundesregierung, die derweil selbst mit ihrem neuen Gesetz versucht, die Kompetenzen der Zentren zu beschneiden: Qualitätsmedizin soll nur noch in Universitäten stattfinden, Patienten dürfen zukünftig in die Unikliniken pilgern. Hier darf man sich ruhig die Frage stellen, ob es tatsächlich so viel Sinn ergibt, XXX Patienten auf X Unikliniken zu verteilen, anstatt kompetente Behandlung vor Ort zu ermöglichen und entsprechend zu fördern. Die Scheinheiligkeit der Kassen und die Zentralisierungsbestrebungen der Regierung könnten also bald dazu führen, dass man für angemessene Behandlung in die Ballungsräume muss. Wer schon einmal die heimelige Atmosphäre eines überfüllten Wartesaales einer universitären Großklinik genossen hat, weiß was das bedeutet. Kliniken Südostbayern AG Cuno-Niggl-Straße 3 83278 Traunstein T 0861 1533 F 0861 705-2465 E [email protected] Doch wozu, wenn hochwertige Qualität direkt vor Ort zu finden ist? Beispiele finden Sie genug in unserem aktuellen Newsletter, der Ihnen unter anderem einen Überblick über die Etablierung neuer Diagnose- und Therapietechnologien in unserem Zentrum bietet. Der feine Unterschied zu den Bestrebungen der Kostenträger und der Politik wird aber erst so richtig deutlich, wenn man mit den Personen spricht, für die wir dieses Zentrum ins Leben gerufen haben. Unsere Patienten. 100% haben in einer Umfrage angegeben, dass sie sich wieder in unserem Zentrum behandeln lassen würden. Auch auf diese Umfrage gehen wir natürlich in diesem Heft ein. Und, dass nicht alles, aber vieles mit Herzblut zu erreichen ist, das hat uns wieder der „Lauf fürs Leben“ im Herbst in Siegsdorf gezeigt. Initiiert von unserem Partner, der Wohlfühlwerkstätte, sind mehr als 300 Teilnehmer für die gute Sache gelaufen und haben ihre Solidarität mit denen bekundet, um die es letztlich geht: Unsere Patienten. Nach 3 Jahren der Zertifizierung und umfassendem Arbeiten aller Beteiligten an einer patientenorientierten Zentrumsstruktur hat sich das Bewusstsein für Qualität und Nähe in unserem Onkologischen Zentrum wunderbar entwickelt. Zu wünschen wäre dies auch den Kostenträgern und Politkern, jedenfalls ein wenig.... Für Ihr Vertrauen, auch in diesem Jahr darf ich mich Im Namen des gesamten Teams sehr herzlich bei Ihnen bedanken. Ihr Prof. Dr. Dirk Zaak Sprecher des Onkologischen Zentrums Newsletter_OnkoKrebszentr_2_2015_Layout 1 04.12.2015 09:04 Seite 2 Prostatakrebszentrum Prostatakrebs noch gezielter diagnostizieren 2016 wird ein computergestütztes Biopsiesystem im Prostatakrebszentrum des Klinikums Traunstein eingesetzt Prostatakrebs (Prostatakarzinom = PCa) ist der häufigste bösartige Tumor des Mannes in den westlichen Industrienationen. Mittlerweile werden allein in Deutschland etwa 65.000 Neuerkrankungen pro Jahr diagnostiziert. Obwohl sich die tumorbedingte Sterblichkeit in Europa durch intensivierte Vorsorgemaßnahmen um 20 Prozent reduziert hat, versterben immer noch ca. 12.000 Männer jährlich in der BRD an aggressiven Formen des Prostatakrebses. Einer frühzeitigen Diagnosestellung kommt somit eine entscheidende Bedeutung für die Einleitung einer potentiell kurativen (= heilenden) Behandlung zu. Die Diagnose eines Prostatakarzinoms wird über die Entnahme von Gewebeproben (= Biopsie) gestellt. Diese erfolgen ultraschallgesteuert über einen transrektalen (= durch den Enddarm) oder einen perinealen (= Damm) Zugang. In aller Regel werden 12 Biopsien aus verschiedenen, standardisierten Arealen der Prostatadrüse entnommen. Dieses Biopsieschema hat, im Falle des Vorliegens eines Prostatakarzinoms, eine statistische Trefferquote von 60-70 Prozent. Aufgrund der bildgebenden Limitationen des transrektalen Ultraschalles, werden immer wieder aggressive Karzinome aufgrund ihrer geringen Größe und/oder ihrer z.T. atypischen Lage übersehen und mittels der Biopsie nicht erfasst. Für diese Männer kann eine adäquate Tumortherapie nicht frühzeitig eingeleitet werden. Vor diesem Hintergrund hat sich in den letzten Jahren die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT) der Prostata als zusätzliches Diagnostikum etabliert1. Das mpMRT bietet durch spezifische Untersuchungstechniken die Möglichkeit aggressive Karzinome mit einer Empfindlichkeit von bis zu 80-85 Prozent zu erkennen. Beweisen kann dies allerdings nur eine daran sich anschließende Biopsie. Eine direkte Biopsie der Prostata während der mpMRT ist zwar möglich, hat sich aber aufgrund der räumlichen Limitationen gegenüber der klassischen ultraschallgesteuerten Biopsie nicht durchgesetzt. Problematisch war es bislang, die bildgebenden Informationen des mpMRT in die ultraschallgeführte Biopsie zu integrieren. Mit der technischen Entwicklung der Bildfusion stehen nun erstmals die technischen Voraussetzungen zur Verfügung, diese beiden unterschiedlichen bildgebenden Verfahren in der sogenannten MRT-Fusionsbiopsie der Prostata miteinander zu verknüpfen. Hierzu werden mittels einer spezifischen Software, die mpMRT-Bilder der Prostata mit den Ultraschallbildern direkt verschmolzen, sodass der Operateur während der Biopsie direkt die Möglichkeit hat, die im mpMRT verdächtigen Areale mittels der Biopsie exakt zu erfassen1. Die aktuelle internationale Datenlage hat gezeigt, dass mit dieser Methode die Anzahl der diagnostizierten aggressiven Prostatakarzinome deutlich zunimmt2,3. Die Urologische Abteilung im Klinikum Traunstein und ihre niedergelassenen Kooperationspartner sind als Prostatakrebszentrum nebst Partnerpraxen nach den Vorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. Ziel des Klinikums und dessen Zentrum ist es, zeitgemäße onkologische Diagnostik und Therapie regional zu implementieren. Fusion eines MR-verdächtigen Befundes während des transrektalen Ultraschalls ("Real time) 2 Newsletter November 2015 ONKOLOGISCHES ZENTRUM TRAUNSTEIN Durch den Einsatz der fusionsgesteuerten Biopsie der Prostata ab 2016 kann nun auch im Prostatakrebszentrum Traunstein eine qualitativ hochwertige und innovative Biopsiediagnostik angeboten werden. In erster Linie soll das Verfahren bei Männern, bei denen bereits eine konventionelle Biopsie durchgeführt wurde, aber weiterhin der Verdacht auf das Vorliegen eines Prostatakrebses besteht, eingesetzt werden. Gleichzeitig bietet es den Vorteil die Prostata nicht nur transrektal, sondern auch über den Damm zu biopsieren. Möglicherweise gelingt es hiermit das Entzündungsrisiko noch weiter zu minimieren und gleichzeitig auch sehr schwer zugängliche Tumore besser zu erfassen. Zukünftig könnte das Verfahren auch für diejenigen Patienten interessant sein, bei denen bereits ein Prostatakrebs bekannt ist und dieser lediglich überwacht wird. Mit der Fusionsbiopsie können Krebsherde im Verlauf erneut gezielt biopsiert werden, um deren Entwicklung besser einzuschätzen. ■ D. Zaak und J. Schuhbeck Literatur: 1. Puech et al. Multiparametric MRI-Targeted TRUS Prostate Biopsies Using Visual Registration. BioMed Research International 2014 2. Fütterer et al. Can Clinically Significant Prostate Cancer Be Detective with Multiparametric Magnetic Resonance Imaging? A Systematic Review of the Literature. Eur Urol 2015 3. Valerio et al. Detection of Clinically Significant Prostate Cancer Using Magnetic Resonance Imaging–Ultrasound Fusion Targeted Biopsy: A Systematic Review. Eur Urol 2014 KONTAKT Prostatakrebszentrum Dr. Josef Schuhbeck Prof. Dr. D. Zaak T 0861 705-1197 F 0861 705-1469 E [email protected] Newsletter_OnkoKrebszentr_2_2015_Layout 1 04.12.2015 09:04 Seite 3 Prostatakrebszentrum Frühe Chemotherapie beim metastasierten Prostatakarzinom verlängert das Überleben Die Therapie des metastasierten kastrationsresistenten (d.h. nach Versagen der Androgenentzugsbehandlung) Prostatakarzinoms hat in den letzten 5 Jahren bereits einen einschneidenden Wandel erfahren. Standen bis dato nur die palliative Chemotherapie mit Docetaxel sowie supportive Maßnahmen zur Verfügung, eröffnen neue orale Substanzen wie Abiraterone und Enzalutamid, das Radiopharmazeutikum Ra-223 oder die second-line Chemotherapie mit Cabazitaxel, vollkommen neue Behandlungsansätze und Therapiesequenzen mit signifikant verlängerten Überlebenszeiten. Doch, die erstmals auf dem ASCO 2014 präsentierten und nun im N Eng J Med. veröffentlichten Daten der sogenannten CHAARTED-Studie (Sweenney et al.1) stellen alles bislang Publizierte zum metastasierten Prostatakarzinom in den Schatten. In der multizentrischen prospektiv randomisierten Studie wurde an 790 Patienten mit einem metastasierten und noch hormon-empfindlichen Prostatakarzinom untersucht, ob sich die Überlebenszeit verlängert, wenn bereits frühzeitig zur Hormontherapie zusätzlich das Chemotherapeutikum Docetaxel appliziert wird. 17 Monate (!) signifikant verbessertes Gesamtüberleben für die Patienten, die zur Hormontherapie auch eine frühe Chemothe- rapie erhielten, haben ein weltweites Echo in der Fachwelt hervorgerufen. Insbesondere Patienten mit einer hohen Tumorlast profitierten von dieser neuen Therapieoption im hormonnaiven Tumorstadium. Unterstützt werden die Ergebnisse der CHAARTED-Studie von ganz aktuellen vorläufigen Daten der sogenannten STAMPEDE Studie (Systemic Therapy in Advancing or Metastatic Prostate Cancer: Evaluation of Drug Efficacy), die im Juni erstmals auf dem ASCO 2015 vorgestellt wurden. In dieser vierarmigen randomisierten Untersuchung an mehr als 6500 Patienten geht aus dem bereits jetzt veröffentlichten Abstract hervor, dass Patienten die frühzeitig Docetaxel erhielten, deutlich länger leben als bei einer alleinigen Hormonentzugstherapie. Auf der Basis der vorliegenden Studienergebnisse ist allerdings eine weitergehende Identifikation von Patienten, die von einer kombinierten Chemohormontherapie profitieren und nicht unter die Definition einer hohen Tumorlast fallen, noch nicht möglich. Ob sich auch für die Patienten mit niedriger Tumorlast ein Überlebensvorteil in der Studie zeigen wird, kann erst mit einem längeren Follow-up und Erreichen des medianen Überlebens in den Therapiearmen beurteilt werden. Aufgrund der fehlenden Zulassung für Docetaxel im hormon-naiven Stadium stellt die The- Zweiter Siegsdorfer „Lauf für’s Leben“ Knapp 350 Teilnehmer – vom Kleinkind bis zu den Senioren – begaben sich beim „Lauf für‘s Leben“ auf die einen Kilometer lange Runde im Siegsdorfer Ortskern. Für jede gelaufene Runde spendeten sie mindestens einen Euro. So konnten die Veranstalterin Annemarie Emmer am Ende des Tages etwa 3000 Euro an die »Wohlfühlwerkstatt Traunstein« übergeben. Die „Wohlfühl-Werkstatt“ verbessert mit einer Vielzahl von Angeboten die Lebensqualität von Krebspatienten und begleitet neben dem Patienten auch den Menschen beim Kampf gegen seine Krankheit. Auf dem Rathausplatz waren zahlreiche Infostände aufgebaut, dort informierte das Onkologische Zentrum Traunstein zur angebotenen Versorgung die Berchtesgadener Milchwerke, die VR-Bank Oberbayern Südost sowie der Ski & Sporttreff Siegsdorf. Für die musikalische Umrahmung sorgten zwei Nachwuchsbands und die Siegsdorfer Bäuerinnen unterstützten die Aktion, die unter dem Titel „mit-Laufen statt weg-Laufen“ mit einem Kuchenverkauf. Einige Läufer taten sich mit mehr als 40 Runden hervor, viele lieferten sich auf über 20 Runden spannende Duelle oder legten ihre Distanzen im angeregten Gespräch mit den Mitläufern oder Mit-Walkern zurück. Auch eine 2. Klasse der Mittelschule beteiligte sich am Lauf und konnte am Ende 260 Runden absolvieren. Ebenfalls hatten sich einige Mitglieder des Onkologischen Zentrums Traunstein als Läufer und Zuschauer vor Ort eingefunden. ONKOLOGISCHES ZENTRUM TRAUNSTEIN rapie derzeit einen „Off-lable-use dar und muss im Individualfall mit einer Kostenübernahmeerklärung bei den Krankenkassen geklärt werden. Es scheint sich also abzuzeichnen, dass neben den neuen Therapieoptionen beim kastrationsresistenten metastasierten Prostatakarzinom, nun auch beim hormon-naiven Karzinom eine weitere Möglichkeit zur Verfügung steht, die fortgeschrittene Erkrankung substantiell und effizient frühzeitiger zu behandeln. Die Komplexität des Krankheitsbildes und die Palette der sequentiellen Möglichkeiten stellen jedoch große Herausforderungen in der Therapiefestlegung dar und sollten somit in interdisziplinären Tumorkonferenzen indiziert werden. ■ D. Zaak, J. Schuhbeck, T. Hofmann 1 Sweeney CJ, Chen YH, Carducci M, Liu G, Jarrard DF, Eisenberger M, Wong YN, Hahn N, Kohli M, Cooney MM, Dreicer R, Vogelzang NJ, Picus J, Shevrin D, Hussain M, Garcia JA, DiPaola RS Chemohormonal Therapy in Metastatic Hormone-Sensitive Prostate Cancer. N Engl J Med. 2015 Aug 20;373(8):737-46 KONTAKT Prostatakrebszentrum Dr. Josef Schuhbeck Prof. Dr. D. Zaak Dr. Thomas Hofmann T 0861 705-1197 F 0861 705-1469 E [email protected] Das Leitungsteam des Onkologischen Zentrums beim Zieleinlauf. Dezember 2014 3 Newsletter_OnkoKrebszentr_2_2015_Layout 1 04.12.2015 09:04 Seite 4 Strahlentherapie und Radioonkologie Chiemseetage des Klinikums Traunstein – Lebhafte Diskussionen um neue Methoden der Krebsbehandlung Zum dritten Mal konnte die Abteilung Strahlentherapie-Radioonkologie des Klinikums Traunstein vom 17.-19. September hochrangige Krebsspezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu den ChiemseeTagen der Bayerischen und Baden-Württembergischen Radioonkologen auf die Fraueninsel einladen. Unter dem Motto „Praxis trifft Universität“ wurden von mehr als 130 Teilnehmern die neuesten Behandlungsmethoden für Krebserkrankungen der Brust, der Prostata, der Leber und des Hals-NasenOhren-Bereiches diskutiert. Ziel dieser sich in zweijährigen Abständen wiederholenden Veranstaltung ist es, die an Universitäten und Forschungszentren neu gewonnenen Erkenntnisse möglichst schnell in die Routine der akut versorgenden Kliniken und Praxen einzuführen. Da in klinischen Studien meist speziell ausgewählte Patientengruppen untersucht werden und Behandlungstechniken eingesetzt werden, die nicht überall zur Verfügung stehen, ist es nötig, unter Experten zu diskutieren, welche Patienten für die eine oder andere Therapie auch im klinischen Alltag geeignet sind, und ob die Behandlungsmethoden nur an speziell ausgestatteten Zentren, wie dem Onkologischen Zentrum Traunstein, oder auch an kleineren Häusern sicher und erfolgreich angeboten werden können. Zu den neu vorgestellten Methoden gehörte die Behandlung von Lymphknotenmetastasen beim Prostatakarzinom nach einer vorangegangenen Operation oder Strahlentherapie, die durch die erheblich verbesserte Sensitivität der PET-CT-Diagnostik mittels PSMA und durch die wesentlich höhere Treffsicherheit der Strahlentherapie mittels der neuen Präzisionstechniken (VMAT) in ersten Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt hat. Noch ist dies keine Standardtherapie, kann aber gerade jüngeren Patienten angeboten werden, um die Anwendung einer antihormonellen Therapie auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Weitere Schwerpunkte waren die Verkürzung der Bestrahlungszeit beim Mammakarzinom, die heutzutage heiß diskutiert wird. Durch die sogenannte SIB-Methode, bei der die Tumorregion gleichzeitig eine höhere Dosis als das restliche Brustgewebe erhält, ist es möglich, die Therapiezeit um mehr als 10Tage zu verkürzen, ohne die Nebenwirkungen zu erhöhen. Mit dieser Behandlungstechnik, die heute bereits in vielen bayerischen Therapiezentren angeboten wird, gehörten die Kliniken Traunstein und Bamberg zu den Vorreitern in Bayern. Bei den HNO-Tumoren haben in den letzten Jahren die HPV-induzierten Karzinome deutlich an Zahl zugenommen. Sie treten vorwiegend bei jüngeren Patienten und auch bei Nichtrauchern ohne Alkoholkonsum auf. Obwohl diese Tumore wesentlich bessere Heilungsraten aufweisen, benötigen sie doch eine gleich intensive Behandlung wie die durch Rauchen und andere Umweltfaktoren bedingten Plattenepithelkarzinome. Wie Prof. Belka, Klinikum Großhadern, darstellte, ist es deshalb wichtig, dass auch diese Tumore in onkologischen Zentren behandelt werden, die über eine stationäre Betreuung und intensive Supportivtherapie verfügen. Von zunehmen- der Bedeutung für die Behandlung fortgeschrittener HNO-Tumore ist auch die Kombination von Strahlen- und Immuntherapie, wie sie am Klinikum Traunstein bereits erfolgreich zur Anwendung kommt. Einig waren sich die Experten auch, dass für die Behandlung von primären Lebertumoren (HCC) und Lebermetastasen ein enges Zusammenspiel zwischen viszeraler Chirurgie, interventioneller Radiologie, innerer Medizin und Strahlentherapie erforderlich ist. Gerade die Abstimmung der Therapiemethoden bei inoperablen Tumoren, die von der Chemo-Embolisation über Radiofrequenz- und Mikrowellentherapie zur stereotaktischen Strahlentherapie reichen, ist therapieentscheidend. Hier konnte die Arbeitsgruppe des Traunsteiner Darmzentrums (R. Schauer, A. Kreuzmayr, Heiler, W. Weiss, T. Auberger) in der gemeinsamen Diskussion die enge Vernetzung der Therapiemethoden und die fließende Zusammenarbeit am Onkologischen Zentrum Traunstein zeigen, die für die Behandlung solcher Tumore nötig sind. Neben dem Expertentreffen wurde erstmals von der Strahlentherapie Traunstein zusammen mit den Kollegen der Universität Innsbruck ein gesonderten Ausbildungs-Kurs für Radiologisch-Technische Assistenten/innen abgehalten, um auch diese Berufsgruppe auf die ständig wachsenden Anforderungen der modernen Krebsbehandlung vorzubereiten. ■ Th. Auberger KONTAKT Dr.med. Thomas Auberger Chefarzt Strahlentherapie-Radioonkologe und Ärztlicher Leiter Fachärztezentrum der Kliniken Südostbayern GmbH T 0861 705-1293 F 0861 705-1751 E [email protected] 4 Newsletter November 2015 ONKOLOGISCHES ZENTRUM TRAUNSTEIN Newsletter_OnkoKrebszentr_2_2015_Layout 1 04.12.2015 09:04 Seite 5 Gemeinsam besser Rückmeldungen von Patientinnen und Patienten Ergebnisse von Patientenbefragungen sind wichtige Informationsquellen für die Ermittlung von Potentialen zur Qualitätsverbesserung. Im Behandlungsprozess spielt die Wahrnehmung des Patienten eine zentrale Rolle. Sie liefert Einblicke in kleinste Teilprozesse der Versorgung und stellt für Patienten gleichzeitig den Maßstab dar, an dem er die Qualität der erlebten Behandlung misst. Somit ist die Patientenperspektive eine der wertvollsten Indikatoren für die umfassende und detaillierte Analyse der Versorgungsqualität. Darüber hinaus lassen sich nur durch die Messung der Patientenerfahrung patientenzentrierte und somit kundenorientierte Dienstleistungen anbieten. Die hier veröffentlichten Ergebnisse stammen aus der Patientenbefragung von Januar – März 2015. Insgesamt wurden 155 Fragebögen an unsere onkologischen Patienten ausgeteilt, davon konnten 94 ausgewertet werden. Dies entspricht einer durchaus positiven Rücklaufquote von 60,7 Prozent für das gesamte onkologische Zentrum. Die höchste Rücklaufquote konnte im Bereich des Schwerpunktes Lymphome, Leukämien, Plasmozytom mit 80 Prozent erzielt werden. Der Fragebogen war überwiegend einheitlich nach den Qualitätsdimensionen: Information und Kommunikation, medizinisch pflegerische Versorgung und einem allgemeinen Fragenteil gegliedert und hatte mehrstufige Antwortskalen sowie die Möglichkeit einer Freitextrückmeldung. Die Antwortskalen wurden mit Zahlenwerten codiert und jeweils eine Maximalpunktzahl (100 Prozent) pro Item definiert. Die erreichte Punkte in Prozent ausgedrückt sind für die letzten drei Jahre in der nachfolgenden Grafik für das gesamte Onkologische Zentrum dargestellt. In der Weiterempfehlungsrate von 100 Prozent zeigt sich die insgesamt positive Bewertung unserer Patientinnen und Patienten. Die Rückmeldungen zu den Bereichen Information, Einbindung des Patienten in die Behandlung, Organisation, Sauberkeit und Wartezeit fallen in diesem Jahr deutlich kritischer als im Vorjahresvergleich aus. Die Verbesserungspotentiale fließen in die aktuell laufenden Struktur- und Ablaufoptimierungsprojekte der Kliniken Südostbayern AG ein. Um zukünftig valide, kontinuierliche und vergleichbare Befragungsergebnisse generieren zu können, wird das Onkologsiche Zentrum ab dem kommenden Jahr auf die Befragungsmethode im Rahmen des Befragungsprojektes der Klinik-Kompetenz Bayern(KKB) umstellen. Diese Art der Befragung wird zeitgleich an allen Standorten der Kliniken Süd- ostbayern AG für alle Patienten eingeführt. Die KKB-Patientenbefragung wird als kontinuierliche, papiergebundene Patientenbefragung aller stationären Patienten des jeweils teilnehmenden Krankenhauses durchgeführt. Die Anzahl der auszugebenden Fragebögen pro Kalenderjahr entspricht somit der stationären Fallzahl des einzelnen Hauses. Alle Rückläufe werden mittels Scannertechnologie erfasst und automatisiert ausgewertet und in ein regelmäßiges Berichtswesen überführt. Die KKB stellt einen validen und umfassenden Benchmark-Datenpool aus den anonymisierten Ergebnissen der Patientenbefragungen Ihrer Mitgliedhäuser zur Verfügung, was dem Onkologischen Zentrum die Möglichkeit gibt, sich mit anderen Zentren zu Vergleichen und Ziele in Form von zu erreichenden Befragungsergebnissen zu formulieren. ■ R. Frank KONTAKT Koordinator Onkologisches Zentrum Traunstein Reinhold Frank T 0861 705-1533 F 0861 705-2465 E [email protected] ONKOLOGISCHES ZENTRUM TRAUNSTEIN Newsletter November 2015 5 Newsletter_OnkoKrebszentr_2_2015_Layout 1 04.12.2015 09:04 Seite 6 Immunonkologie - die neue Säule in der Behandlung von Krebserkrankungen Immunonkologie – die neue Säule in der Behandlung von Krebserkrankungen Es war schon immer ein Traum von Ärzten und Patienten, dass der Körper selber mit Hilfe seines Immunsystems eine Krebserkrankung erkennen, bekämpfen und eliminieren könnte. Dies erfolgreich zu unterstützen ist auch die Hoffnung vieler naturheilkundlich orientierter Behandler. Jahrzehntelang hat die Schulmedizin mit sehr geringem Erfolg versucht, auf diesem Gebiet Erfolge zu schreiben. In der Literatur gibt es tausende von Berichten über alle möglichen Stimulationen des körpereigenen Abwehrsystems speziell gegen Tumorerkrankungen mit Hilfe von Zytokinen wie Interferonen oder Interleukinen, Tumorvakzinierungen und Zelltherapien, z.B. mit dendritischen Zellen und T-Lymphozyten, die ex vivo expandiert wurden. Ansprechraten von deutlich unter 10 Prozent zeigten sich lediglich beim Nierenzellkarzinom und dem malignen Melanom. Viele Tumoren weisen eine bessere Prognose auf, wenn sie histologisch eine hohe lymphozytäre Infiltration durch T-Lymphozyten aufweisen, was wahrscheinlich anzeigt, dass diese Tumoren vom Immunsystem als „krank“ erkannt werden. Dendritische Zellen können Antigene eines Tumors den körpereigenen TZellen präsentieren, diese werden dann durch spezielle Rezeptorbindungen gegen den Tumor scharf geschaltet. Damit eine laufende Immunreaktion auch wieder abgeschaltet wird und eine überschießende Reaktion ver- 6 Newsletter November 2015 mieden wird, hat die Evolution des menschlichen Körpers spezielle Mechanismen etabliert. Nach spätestens einigen Tagen werden auf der Zelloberfläche neue Rezeptoren (z.B. CTLA-4) oder Antigene (z.B. PD-1-Liganden) exprimiert, die die genannten anderen Rezeptorbindungen ersetzen und damit die aktivierten T-Zellen wieder abschalten. Da Tumorzellen aus körpereigenen Zellen hervorgehen, besitzen sie ebenso diese Fähigkeit und können damit anlaufende Immunreaktionen gegen sich selbst wieder abschalten und sich damit der zerstörenden Wirkung durch das Immunsystem entziehen (sog. Immun-Escape). In den letzten Jahren wurden nun spezielle Antikörper gegen diese, die Wirkung der T-Zellen wieder abschaltenden Rezeptoren entwickelt, womit eine laufende Immunreaktion immer weiter erhalten werden sollte. Solche Antikörper, sog. Immuncheckpoint-Inhibitoren, konnten bislang gegen den CTLA-4 Rezeptor (Ipilimumab) und gegen den PD-1-Rezeptor (Nivolumab, Pembrolizumab und weitere) hergestellt werden. In klinischen Studien wurde die Fähigkeit, wirksam in die Regulation des Immunsystems einzugreifen belegt und die Antikörper mittlerweile für die ersten Tumorarten zur Anwendung zugelassen. Insbesondere bei besonders immunogenen Tumoren wie dem malignen Melanom, in dem besonders viele Mutationen nachgewiesen werden können, konnten Remissionen in 30 bis 50 Prozent der Fälle erzielt werden. Dabei erreicht man mit dem Ipilimumab bis zu 30 ONKOLOGISCHES ZENTRUM TRAUNSTEIN Prozent, mit Nivolumab oder Pembrolizumab bis zu 40 Prozent und mit einer Kombination aus beiden Checkpoint-Inhibitor-Gruppen bis zu 50 Prozent signifikante Tumorregressionen. Noch beeindruckender ist die Induktion von z.T. langjährig anhaltenden Remissionen unter fortlaufender Therapie, aber nicht selten auch nach Absetzen der Therapie. So können nach 3 Jahren selbst bei Patienten mit primär multipel metastasierten Melanomen durch Ipilimumab Gesamtüberlebensraten von 22 Prozent erreicht werden, wobei die Überlebenskurve auf diesem Niveau ein Plateau erreicht zu haben scheint, d.h. es handelt sich möglicherweise um Dauerremissionen. Die Daten für die PD-1-Inhibitoren sehen noch besser aus, hier liegen die 18 Monate Überlebensraten in Studien derzeit bei bis zu über 70 Prozent, das progressionsfreie Überleben immerhin bei ca. 50 Prozent. Die Immuncheckpoint-Inhibitoren werden mittlerweile an fast allen Tumorarten getestet. Erst vor 3 Monaten erfolgte nun auch in Europa die Zulassung zur Behandlung von Bronchialkarzinomen mit Plattenepithelhistologie. Für das Adenokarzinom der Lunge sowie für das Nierenzellkarzinom stehen die Zulassungen an. Es gibt aber auch weitere Tumorarten mit sehr vielversprechenden Ergebnissen, was die generelle Bedeutung des Immunsystems bei der Tumorkontrolle unterstreicht. Positive Daten gibt es derzeit auch für das Urothelkarzinom, für HNO-Tumoren, mit Einschränkungen auch für das Hepatozelluläre Karzinom, Magenkrebs, triple-negativen Brustkrebs, Pleuramesotheliom und weiteren Tumoren. Auch bei Hirnmetastasen sind eine ganze Reihe von Falldokumentationen mit kompletten Remissionen beschrieben, allerdings ist hier die Ansprechrate etwas geringer. Bei Patienten mit angeborenem Defekt, DNASchäden zu reparieren werden in den hier entstehenden Tumoren viel mehr Mutationen gefunden als in den sonst spontan entstehenden Tumoren. Die Tumoren bei Patienten mit sog. „Mismatch-repair-Gen-Defekten“ sprechen im Mittel zu 60 Prozent auf PD-1-Inhibitoren an, während ohne diesen Defekt kaum ein Response zu dokumentieren war. Ein Highlight ist auch die Behandlung des re- Newsletter_OnkoKrebszentr_2_2015_Layout 1 04.12.2015 09:04 Seite 7 ◄ T-Zell-Antwort gegen Tumoren fraktären Hodgkin-Lymphoms, bei dem nach Versagen aller etablierter Therapien inklusive der Hochdosischemotherapie mit autologer Blutstammzell-Transplantation und zielgerichteter Radiochemotherapie Ansprechraten von 87 Prozent mit einer Ansprechdauer von derzeit 2 bis über 91 Wochen dokumentiert werden konnten. Das therapeutische Arsenal der Immunonkologie wird nun durch die molekularbiologischen Erkenntnisse und Möglichkeiten in raschen Schritten erweitert. Erste Erfolge werden durch bispezifische Antikörper berichtet, die durch 2 Bindungsarme die zytotoxischen T-Zellen direkt an die Tumorzellen heranbringen. Auch speziell beeinflusste T-Zellen, sog. CAR-T-Zellen, die durch einen Virus genetisches Material für einen neuen, krankheitsspezifischen Rezeptor bekommen haben zeigen außergewöhnliche Wirkungen, wie z.B. die Behandlung der refraktären akuten lymphatischen Leukämie. Diese in wenigen Monaten zum Tod führende Krankheit zeigte in ersten Studien bei 24 von 27 behandelten Patienten ein Ansprechen, bei 6 Patienten derzeit schon für über ein Jahr. Mit diesen neuartigen Therapien müssen wir uns auch auf völlig neue Nebenwirkungen wie die Auslösung von Autoimmunerkrankungen einstellen. Die Nebenwirkungsrate liegt bei über 40 - 60 Prozent für Grad 1 bis 2 Nebenwirkungen, Grad 3 bis 4 Nebenwirkungen sind allerdings meist bei unter 10 Prozent dokumentiert. Am häufigsten finden sich Hautaus- schläge und Fatigue, nach 3 -6 Monaten der Therapie treten die Nebenwirkungen deutlich seltener auf. Allerdings können z.B. schwere Kolitiden, Autoimmunhepatitis oder Pneumonitis auch zu Todesfällen führen, wenn die Nebenwirkungen nicht sehr rasch erkannt und mit Immunsuppressiva abgefangen werden. Prinzipiell gibt es kaum Strukturen im Körper, die nicht betroffen werden können. So gehören das Ausbrennen von hormonproduzierenden Drüsen wie Schilddrüse, Hypophyse oder Pankreas, Auslösung oder Nervenlähmungen zu den seltenen, aber sehr einschneidenden und mitunter auch irreversiblen Nebenwirkungen im niedrigen Prozentbereich. Zusammengefasst kann man bereits heute feststellen, dass die Immunonkologie eine neue tragende Säule in der Behandlung von ONKOLOGISCHES ZENTRUM TRAUNSTEIN Krebspatienten neben Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie/zielgerichteter Therapie darstellen wird. Indikationen, Entdeckung von Biomarkern zur Voraussage für eine hohe Ansprechwahrscheinlichkeit, Kombinationstherapien, Etablierung weiterer Immuncheckpoint-Inhibitoren, ggf. kombiniert mit spezifischen Immunaktivatoren und der Umgang mit Nebenwirkungen sind Gegenstand intensiver Forschung. Derzeitige Medikamentenkosten von ca. 100.000 Euro/Jahr stellen eine weitere große Herausforderung für einen effektiven Einsatz dar. ■ T. Kubin Literatur: Schadendorf et al, annual presentation at ECCO/ESMO 2013, abstract # 24 LBA Larkin J, N Engl J Med 2015; 373: 23-34 Postow M.A., N Engl J Med 2015, 372: 2006-17 Brahmer J, N Engl J Med 2015, 373: 123-35 ▼ Die Hochregulation von PD-L1 ist Teil der Antwort des Tumors auf die Anti-Tumor Immunantwort. Wenn PD-L1 an die Rezeptoren PD-1 und B7.1 auf aktivierten T-Zellen bindet, dann werden diese tumorspezifischen T-Zellen inaktiviert. Dies ist einer der Hauptmechanismen, mit der sich der Tumor dem Immunsystem des Menschen entziehen kann („Immun escape Mechanismus“). KONTAKT Dr. Thomas Kubin T 0861 705-1243 F 0861 705-1729 E [email protected] Studiensekretariat, Ursula Ghasemi T 0861 705-2153 E [email protected] Newsletter November 2015 7 Newsletter_OnkoKrebszentr_2_2015_Layout 1 04.12.2015 09:04 Seite 8 Darmkrebszentrum Mikrowellenablation und endoskopische Radiofrequenzablation Zwei neue Verfahren zur lokalen Tumortherapie im Darmzentrum des Klinikums Traunstein Mit der Mikrowellenablation können insbesondere das Hepatozelluläre Karzinom (Leberkrebs) und Metastasen von kolorektalen Karzinomen (Darmkrebs) in der Leber therapiert werden. Voraussetzung dafür ist, dass eine lokale Therapie dieser Tumoren aufgrund des Ausbreitungsmusters der Krebserkrankung sinnvoll ist und eine Operation der Tumoren in der Leber wegen der anatomischen Lage oder aufgrund der Begleiterkrankungen des Patienten nicht, oder nur unter hohem Risiko, möglich ist. In diesem Fall kann der Lebertumor durch die Haut mit einer dünnen Sonde punktiert werden. Damit der Tumor sicher getroffen wird und keine anderen Organe verletzt werden, geschieht dies unter Ultraschallkontrolle. Sobald die Sonde im Tumor liegt wird über eine Mikrowelle (ähnlich wie bei Dr. Klaus Heiler (Leitender Oberarzt Gastroenterologie) bei der Mikrowellenablation eines Lebertumors. den bekannten Haushaltsgeräten) starke Hitze an der Spitze der Sonde erzeugt und der Tumor dadurch „verkocht“. Es kommt zum Absterben der Tumorzellen. Da die Hitze sehr gezielt abgegeben werden kann, werden benachbarte Strukturen weitgehend geschont. Eine Behandlung dauert ca. 30 Minuten und die Patienten erhalten hierfür eine Narkose. In der Regel können die Patienten bereits wenige Tage nach der Behandlung aus dem Krankenhaus entlassen werden. Die endoskopische intraduktale Radiofrequenzablation ist eine Therapieoption bei Gallengangstumoren. Tumoren im Gallengang führen dazu, dass die Galle aus der Leber und der Gallenblase nicht mehr ungehindert in den Zwölffingerdarm abfließen kann. Dies führt zu einem Ikterus (Gelbsucht) und häufig zu einer Entzündung der Gallenwege mit schwerem Krankheitsbild. Wenn ein Gallenwegstumor früh genug erkannt wird, kann versucht werden durch eine Operation eine Heilung herbeizuführen. Oft ist jedoch eine Operation bei Beschwerdebeginn aufgrund der Ausbreitung des Tumors bereits nicht mehr möglich. Es kann dann eine Chemotherapie durchgeführt werden, außerdem muss der Abfluss der Galle wieder hergestellt werden. Meist werden die tumorbedingten Engstellen im Gallengang mit Stents (Plastik- oder Metallgitterröhrchen) überbrückt. Dies geschieht über eine endoskopische Gallenwegsspiegelung (ERCP) in Kurznarkose. Mit der endoskopischen Radiofrequenzablation ist es nun möglich ONKOLOGISCHES ZENTRUM TRAUNSTEIN STRUKTUR DES ONKOLOGISCHEN ZENTRUMS Sprecher: Prof. Dr. Dirk Zaak Stellv. Sprecher: Dr. Thomas Kubin Koordinator: Reinhold Frank T 0861 705-1533 E [email protected] www.onkologischeszentrum-traunstein.de über einen Katheter den Tumor im Gallengang direkt zu veröden und damit die Engstelle, zumindest passager, zu beseitigen. Hierdurch kann eine bessere Kontrolle der Tumorerkrankung erreicht werden. Es gibt auch Hinweise auf eine mögliche Verlängerung des Überlebens. Das Verfahren der Radiofrequenztherapie wird schon seit Jahren zur Verödung von Tumoren in der Leber (ähnlich der Mikrowellenablation) verwendet und steht jetzt auch zur Verödung von Tumoren im Gallengang zur Verfügung. Wir freuen uns, dass wir unseren Patienten mit der Mikrowellenablation und der endoskopischen Radiofrequenzablation zwei innovative Verfahren zur lokalen Tumortherapie jetzt auch im Klinikum Traunstein anbieten können. ■ M. Buchhorn KONTAKT Darmzentrum PD Dr. Drs. h.c. Rolf Schauer Koordinatoren: Dr. Matthias Buchhorn Dr. Cornelia Kneisl T 0861 705-1201 F 0861 705-1470 E [email protected] SAVE THE DATE! 11. Chiemgau er Krebsko am 9. Apri ngress l 2016 in G Impressum Leitungsteam: Dr. Thomas Auberger Reinhold Frank Dr. Anton Kreuzmayr Dr. Thomas Kubin PD. Dr. Rolf Schauer PD. Dr. Christian Schindlbeck Prof. Dr. Dirk Zaak T T T T T T T 0861 705-1293 0861 705-1533 0861 705-1261 0861 705-1243 0861 705-1201 0861 705-1097 0861 705-1197 In Zusammenarbeit mit dem Ärztlichen Kreisverband Traunstein Seit Anfang des Jahres stehen im Klinikum Traunstein zwei neue Verfahren zur lokalen Therapie von Tumoren der Leber und des Gallenwegsystems zur Verfügung – die Mikrowellenablation zur Behandlung maligner Neoplasien in der Leber und die intraduktale Radiofrequenzablation zur Therapie von Tumoren des Gallengangs. ut Ising Redaktion (verantw.): + Reinhold Frank + Ralf Reuter + Prof. Dr. Dirk Zaak Für die Inhalte der einzelnen Beiträge sind die Ärzte des Onkologischen Zentrums Traunstein verantwortlich Redaktionsanschrift: Informations- und Öffentlichkeitsarbeit der Kliniken Südostbayern AG Ralf Reuter Klinikum Traunstein, Cuno-Niggl-Str. 3, 83278 Traunstein T 0861 705-1530 E [email protected]