Mein Praktisches Jahr an der University of Florida in Gainesville, Fl

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Mein Praktisches Jahr an der University of Florida in Gainesville, Fl
Erfahrungsbericht
Mein Praktisches Jahr an der
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University of Florida in Gainesville,
Fl
J. Hillis Miller Health Center,
Room P3-20,
1600 SW Archer Rd
Lena Kapitz
November 2014 – April 2015
1) Planung
a. Bewerbung und Visum
Die Bewerbung für eine Praktikumsstelle an der University of Florida sollte relativ zeitig (etwa
eineinhalb Jahre vor Antritt des Praktikums) geschehen, da die Plätze sehr begehrt sind. Sie
enthält neben einem englischen Lebenslauf ein Empfehlungsschreiben eines Professors und
eine finanzielle Bürgschaft (diese erhält man bei der Landesapothekerkammer). Ist die erste
Hürde genommen, fängt die Planung erst richtig an. Als Praktikant benötigt man ein J-1Visum (Studentenvisum). Einige Monate vor Antritt des Praktikums bekommt man eine Liste
mit allen nötigen Infos von einer der Sekretärinnen per mail zugeschickt, die es dann
abzuarbeiten gilt. Unter anderem schickt man
- eine Kopie seines Reisepasses,
- das Zeugnis,
- den letter of invitation,den man ebenfalls per mail zugeschickt bekommt,
- die Bestätigung, dass man während des Auslandaufenthaltes über mindestens 1500
Dollar pro Monat verfügt (Bestätigung wird von der Bank ausgestellt),
- den Nachweis über gezahlte Service fees, sowie
- das ausgefüllte Formular Exchange visitor form ,welches auf der homepage der UF zu
finden ist.
Ist alles zusammengetragen, ausgefüllt und per mail nach Gainesville geschickt, bekommt
man einige Wochen später sein DS-2019 per Post zugeschickt – das Dokument, welches Dich
von nun an immer begleiten wird. Als nächstes vereinbart man einen Termin mit der
amerikanischen Botschaft (wahlweise Frankfurt oder München), ganz einfach auf deren
Internetseite (http://german.germany.usembassy.gov/). Hier findet man auch eine
Checkliste, an was alles zu denken ist, bevor man zum Interview erscheint (Gültiger
Reisepass, Antragsformular DS-160 - Bestätigungsseite, Passbild , Terminbestätigung, DS2019). Alle Antragsteller für ein Nicht-Einwanderungsvisum müssen das Formular DS-160
ausfüllen, welches man ebenfalls auf der Internetseite der amerikanischen Botschaft findet.
Für dieses Dokument wird ein Passbild bestimmter Abmessung benötigt (5x5 cm), es ist aber
auch ein spezielles tool zum Zuschneiden eines Bildes vorhanden, mit welchem man den
gewünschten Gesichtsausschnitt auswählen kann.
Während des gesamten Prozesses fallen immer wieder sogenannten Service-fees an, die
bezahlt werden müssen; man muss hier mit einigen hundert Dollar rechnen.
Vor dem Interview in der amerikanischen Botschaft sollte man keine Bange haben.
Empfehlenswert ist es, sich ein paar Sätze über sich und das Praktikum in Amerika zu
überlegen; hierüber wird man kurz (!) befragt. Nach diesem letzten Schritt wird das Visum
dann per Post nach Hause geschickt.
Ein weiterer Aspekt ist die Auslandskrankenversicherung, die man unbedingt benötigt.
Hierfür erkundigt man sich bei seiner Versicherung (DEBEKA in meinem Fall) über die
Machbarkeit und lässt sich eine Bestätigung für den gesamten Zeitraum ausstellen. Diese
Bestätigung kann man vorsichtshalber noch an die University of Florida schicken, die Dir
dann ihr OK geben (oder nicht). Die email-Adresse hierfür ist [email protected].
b. Sonstiges
Um eine Unterkunft müsst ihr euch in der Regel nicht kümmern, diese werden für euch im
Appartmentkomplex Countryside bereitgestellt. Die Wohnungen sind 4er Wgs, in denen
jeder sein eigenes Zimmer mit Bad und begehbarem Kleiderschrank besitzt. Küche und
Wohnzimmer sind Gemeinschaftsräume. In Amerika gibt es sehr selten Bettdeckenüberzüge
wie man sie aus Deutschland kennt. Da nicht jede WG solche besitzt, würde ich empfehlen
euch vorher zu erkundigen – in meinem Fall gab es keine, deshalb habe ich mir meine aus
Deutschland nachliefern lassen.
Die Appartments befinden sich etwas außerhalb des Campus, mit dem Fahrrad ist das Shands
Hospital aber sehr gut in ca. 20 Minuten zu erreichen (keine Berge hier  ). Ansonsten
fahren auch ständig Busse, die euch zur Uni (Linien 35, 36 und 9) und auch zu anderen
Plätzen in Gainesville bringen.
Was den Flug angeht, hat man mehrere Möglichkeiten: Entweder man fliegt direkt nach
Gainesville z.B. über Charlotte, was in der Regel etwas teurer ist, dafür wird man dort
angekommen aber von „alten“ Interns abgeholt und zum Appartment gebracht. Fliegt man
nach Orlando, Jacksonville, Tampa oder Miami muss man sich selbst um die Fahrt nach
Gainesville kümmern. Hierfür kommen z.B. Busse von Megabus in Frage oder ein Mietwagen.
2) Erste Aufgaben vor Ort
In Gainesville angekommen gilt es erst einmal sich im International Office anzumelden. In der
Regel werdet ihr von einem der „alten“ Interns oder bereits von einem „neuen“ am Campus
herumgeführt. Ihr bekommt alles Wichtige gezeigt und könnt euch schon einmal einen
ersten Eindruck von der Uni machen. Am International Office müsst ihr dann euren
Reisepass, euer DS-2019 und die Bestätigung der Versicherung vorzeigen.
Als nächstes besorgt ihr euch eine Gator-ID, die es euch erlaubt kostenlos Bus zu fahren oder
gratis verschiedene Sportveranstaltungen zu besuchen.
Weiterhin ist es empfehlenswert sich um ein Auto zu kümmern. Einkaufsmöglichkeiten sind
von Countryside etwa 2,5 Meilen entfernt, auch um essen zu gehen oder nach Downtown zu
kommen ist ein Auto sehr praktisch. Auch kürzere Trips wie z.B. nach St. Augustine Beach
oder an verschiedene Springs in der Nähe können mit den Autos gemeistert werden.
Lediglich für längere Fahrten wie nach Miami sollte aufgrund des Alters der Fahrzeuge über
ein Mietauto nachgedacht werden. In der Regel übernehmen drei bis vier Interns ein Auto
von den vorherigen Interns, damit erspart man sich die Neuanmeldung. Unser Auto belief
sich pro Person inklusive Versicherung auf ca. 650 €; Wobei natürlich bedacht werden muss,
dass man das Auto nach dem halben Jahr (sehr wahrscheinlich) wieder weiterverkaufen
kann. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen es lohnt sich!
Auch ein Fahrrad ist eine gute Investition, zur Uni fährt man ca. 20 Minuten, auch
Sportstätten sind gut zu erreichen. Walmart bietet Fahrräder ab ca. 70 Dollar an, aber auch
hier verkaufen ehemalige Interns wieder ihre Räder an euch.
Mit einem Handyvertrag von Ultramobile seid ihr gut aufgehoben. Ihr bekommt 500 MB
Internet, könnt kostenlos SMS schreiben und kostenlos innerhalb Amerikas und international
telefonieren. Pro Monat kostet der Vertrag ca. 30 Dollar und ist jederzeit kündbar - alles zu
haben z.B. im Elektrogeschäft Retech (@ 3634 SW Archer Rd). Auch andere Verträge mit
mehr oder weniger Extras sind vorhanden.
3) Praktikum
Am Anfang unseres Aufenthaltes in Gaineville trafen sich alle Praktikanten zusammen mit
Herrn Prof. Dr. Derendorf sowie einigen seiner Doktoranden, um das bevorstehende halbe
Jahr zu besprechen. Hierzu wurden alle Arbeitskreise des Department of pharmacy mit ihren
Projekten vorgestellt, sodass sich jeder Praktikant einen Eindruck verschaffen konnte.
Anschließend stellte jeder sich und seine Interessen an der Pharmazie vor und erwähnte
hierbei schon das ein oder andere Projekt, in dem er gerne mitarbeiten würde. Einige kamen
schon vor diesem Treffen mit Doktoranden in Kontakt und sicherten sich so einen Platz in
deren Projekt, daher ist es empfehlenswert sich vorher schon einmal Gedanken darüber zu
machen, in welchem Bereich man gerne arbeiten würde und sich gegebenenfalls schon
etwas über die Projekte zu informieren. Nichtsdestoweniger war Dr. Derendorf sehr bemüht,
jedem etwas seinen Interessen entsprechendes zu finden, auch denjenigen, die an diesem
Treffen noch nicht genau sagen konnten, in welchem Arbeitskreis oder an welchem Projekt
sie gerne mitwirken würden.
Prinzipiell ist dieses halbe Jahr an der University of Florida dazu gedacht, einen Einblick in die
Forschungsarbeit zu bekommen und damit für sich selbst zu entscheiden, ob eine
Promotionsstelle nach dem 3. Staatsexamen eine Option darstellt oder nicht.
Dementsprechend wurde uns in unserem Praktischen Jahr hier die Welt der Forschung näher
gebracht, inklusive Laborarbeit, Meetings über Versuchsplanungen, -durchführungen und ergebnisse, Arbeit mit wissenschaftlichen Artikeln zu einem bestimmten Thema, sowie deren
Präsentation. Aufgrund dieser Tatsache unterschied sich die Arbeit hier sehr von der
normalen Apothekerpraxis in einer öffentlichen Apotheke. Die Arbeitszeiten sind auf das
individuelle Projekt ausgerichtet und damit sehr flexibel, mitunter kam es vor, dass man in
Schichten arbeitet oder am Wochenende Vorbereitungen für die kommende Versuchswoche
zu treffen. Im Folgenden werde ich über meine persönlichen Erfahrungen im Arbeitskreis von
Herrn Prof. Dr. Derendorf berichten.
Am ersten Treffen entschied ich mich dazu am Projekt einer von Herrn Prof. Dr. Derendorfs
Doktorandinnen teilzunehmen. Das Ziel des Projekts war es, einen Synergismus zweier
Antibiotika genauer zu untersuchen. In den nächsten Wochen waren ich und zwei weitere
Praktikanten im Labor damit beschäftigt, MICs (Minimal Inhibitory Concentrations) der
Arzneistoffe sowie einer Kombination aus beiden mithilfe der broth dilution Methode
herauszufinden. Der Test besteht aus einer mehrstündigen Vorbereitung aller notwendigen
Agenzien sowie der Autoklavierung aller nötigen Versuchsmaterialien. Anschließend werden
bestimmte Konzentrationen der Antibiotika durch Verdünnen hergestellt und mit
Bakteriensuspension versetzt. Nach einer gewissen Inkubationszeit kann man aus den
Trübungen der Flüssigkeiten die MIC ablesen. Dieser Versuch ist eine wichtige Voraussetzung
für den nächsten Schritt, denn nachdem gute Ergebnisse bei den MICs erhalten wurden,
starteten wir sogenannte time-kill-curves. Hierbei handelt es sich um die graphische
Darstellung des antimikrobiellen Verhaltens von Antibiotika gegen die Zeit (Logarithmus der
koloniebildenden Einheiten (CFU = Colony Forming Units) pro Milliliter gegen die Zeit), wobei
in unserem Fall eine Zeitspanne von 24 Stunden gewählt wurde. Das bedeutet, dass zu
verschiedenen Zeitpunkten (nach 0,2,4,6,… bis 24 Stunden) Proben von BakterienAntibiotika-Mischungen verschiedener Konzentrationen entnommen werden, die verdünnt
und auf Agarplatten aufgetragen werden. Diese müssen nach bestimmten Zeiten (sobald
Wachstum zu erkennen ist) ausgezählt (es werden also die CFU bestimmt) und ausgewertet
werden. Somit erhält man nach ca. zwei Tagen einen Graphen, aus dem man Schlüsse über
einen möglichen Synergismus ziehen kann.
Da sich der Versuch wie gesagt über 24 Stunden hinzieht, mussten wir einen Schichtplan
ausarbeiten, in den meist drei bis vier Leute aufgenommen wurden. So muss zunächst
jemand zum Vorbereiten der Kurve um die Mittagszeit ins Labor, der dann auch den
Nachmittag übernimmt. Es schließen sich Nacht- und Frühschicht an, anschließend wird den
Tag und den Abend über ausgezählt. Je nachdem wie viele Kurven pro Woche durchgeführt
wurden, konnten es stressige oder weniger stressige Tage bzw. Nächte werden. Auch
mussten wir öfter sehr flexibel auf kurzfristige Planungen oder Planänderungen reagieren,
was im Bereich der Forschung nun mal vorausgesetzt wird. Jedoch bekamen wir durch diese
Arbeit einen sehr guten Einblick in die Forschungswelt und können uns so nun überlegen, ob
eine derartige Arbeit eine Option für unsere pharmazeutische Zukunft wäre.
Neben dieser Laborarbeit bekam ich auch die Möglichkeit zwei Wochen lang
Krankenhausapothekern über die Schulter zu schauen. Da das Shands Hospital direkt mit der
Universität verbunden ist und auch die Pharmazeuten der beiden Bereiche in engem Kontakt
stehen, wurde ich von Herrn Prof. Dr. Derendorf an die Apotheker dort weitergeleitet. Es
wurde ein Plan ausgearbeitet, der es mir erlaubte in den zwei Wochen verschiedene
Apotheker zu begleiten und so einen Überblick über die Arbeitsfelder eines
Krankenhausapothekers zu bekommen.
Im Shands Hospital arbeiten weit mehr Apotheker als in deutschen Krankenhäusern, davon
sehr viele auf Station. Es gibt die sogenannten Satellites, die für die Bearbeitung der
Arzneimittelbestellungen sowie die Auslieferung der Medikamente zu den einzelnen Betten
verantwortlich sind; Diese befinden sich direkt auf mehreren Stationen, sodass sie von
Schwestern und Ärzten jederzeit erreichbar für Nachfragen sind. Des Weiteren arbeiten
mehrere Apotheker als Spezialisten im Krankenhaus, so zum Beispiel im Bereich der
Pediatrics oder der Intensive Care Unit. Ich bekam die Möglichkeit, diese auf ihren Visiten
gemeinsam mit Ärzten, Assistenzärzten und Schwestern zu begleiten und die Wichtigkeit
dieser Arbeit kennenzulernen. In Amerika ist es gang und gäbe, dass Apotheker für das Wohl
des Patienten eng in diesem Team zusammenarbeiten und die Meinung und das Wissen der
Arzneimittel-Spezialisten sehr geschätzt wird. Nicht selten hört man Ärzte hier sagen:
„Where is my pharmacist?“!
4) Freizeit
Die Freizeitaktivitäten gestalten sich in der Studentenstadt Gainesville vielseitig: Immer mal
wieder einen Besuch wert ist der La Chua- oder Gator-Trail, auf dem man neben anderen
Wildtieren frei lebende Alligatoren beobachten kann. Abends kann man im Bat house
Fledermäuse sehen. Weiterhin gibt es den Florida Pool, zu dem man als Student kostenlosen
Zugang hat, egal ob zum Schwimmen oder einfach zum entspannen. Es gibt Bike trails in das
nahe gelegene Hawthorne sowie zum Lake Wauburg, an dem sich Studenten der UF
kostenlos Kajaks, Tretboote und anderes ausleihen können. Nach Downtown verschlägt es
einen normalerweise erst nachts – hier findet man viele Bars und Diskos, aber auch gute
Restaurants (für den Fall, dass man die vorhandenen Fast-Food-Ketten irgendwann einmal
satt hat).
Während des ganzen Jahres finden an den Sportstätten der Uni Wettkämpfe statt. Je nach
Jahreszeit werden die Florida Gators dann im American Football, Basketball, Baseball,
Softball, Gymnastics, Tennis und vielem weiteren von ihren Fans unterstützt, die als
Studenten meist (außer beim Football) gratis zu den Veranstaltungen gehen können.
Am Wochenende bieten sich kürzere Trips wie zum Beispiel nach Saint Augustine (AtlantikKüste) oder nach Clearwater Beach, Saint Petersburg oder Anna Maria Island (Golfküste) an.
Für das weiter entfernte Miami oder die Keys sollte man, um Stress zu vermeiden auf jeden
Fall ein verlängertes Wochenende zur Verfügung haben. Mit noch etwas mehr Zeit ist eine
Reise nach New York (zum Beispiel über Silvester) sehr zu empfehlen und von den vielen
Flughäfen in der Nähe (Orlando, Jacksonville, Tampa) relativ gut auch ohne Umsteigen zu
erreichen. Auch eine Fahrt (entweder mit dem Auto oder dem Bus) nach New Orleans lohnt
sich!
Wichtige Internetadressen:
-
College of pharmacy, UF: http://pharmacy.ufl.edu/
Email Dr. Derendorf: [email protected]
Exchange Visitor Form für J1-Visum: http://www.ufic.ufl.edu/evs/J1scholarForm.html
Versicherungs-Informationen: http://www.ufic.ufl.edu/EVS/Insurance.html
Amerikanische Botschaft: http://german.germany.usembassy.gov/
Hiermit erkläre ich mein Einverständnis, dass sich Interessenten für gleichartige Projekte mit Fragen
unter der folgenden Kontaktadresse an mich wenden können.
[email protected]
Lena Kapitz
30.04.2015