O - Salzburger Festspiele
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26. 5. 2012 Salzburger Festspiele Stars wie Piotr Beczala auf Entdeckungsreise durch den FESTSPIEL-SOMMER – Auftakt zur Ära Alexander Pereira an der Salzach. kSS_Cover_c ll.indd 1 15.05.2012 13:44:05 Inhalt 8 04 Alexandra Pereira. Der neue Intendant der Salzburger Festspiele im Gespräch. 20 44 Cover: Ken Howard; F otos: Lu igi Ca pu to (2), APa /schlager, epa/ Ry bczy ns ki Zubin Mehta. Der Maestro feiert ein rundes Jubiläum bei den Salzburger Festspielen. 12 Piotr beczala in „LA BohÈme“ Der Tenor als Rodolfo an der Seite von Anna Netrebko als Mimì in Puccinis Oper. 16 „Zauberflöte“ und „Labyrinth“ Mozarts „Zauberflöte“, musiziert mit historischen Instrumenten, und Peter von Winters Fortsetzung „Das Labyrinth“. 28 „Der Prinz von Homburg“ Peter Simonischek und August DiehI als Gegenspieler in einer Neuinszenierung von Andrea Breth. 32 Young Directors Project Vier junge Avantgarde-Theatermacher mit ihren Produktionen zu Gast bei den Salzburger Festspielen. 36 Ouverture Spirituelle Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg und der evangelische Bischof Michael Bünker im Gespräch. 40 salzburg contemporary Die neue Konzertreihe widmet zum Auftakt Heinz Holliger einen Schwerpunkt. Sven-Eric Bechtolf. Schauspieler, Regisseur und neuer Schauspielchef in Salzburg. 35 Helga Rabl-Stadler. Die Präsidentin geht mit einem guten Gefühl in die neue Saison. „Ich bin überzeugt, dass ein Festspiel jedes Jahr einmalig sein sollte.“ Al e x a n d e r P e r e i r a Auf dem Cover: Piotr Beczala im Central Park in New York, fotografiert von Ken Howard. impressum Frauen in der Oper Ein Rundblick auf die Opernheldinnen und ihr Schicksal im Programm der Salzburger Festspiele. A u s g a b e 2 6 . 5 . 2 0 1 2 Medieninhaber und Herausgeber: „Die Presse“ Verlags-Ges.m.b.H. & Co KG, 1030 Wien, Hainburger Straße 33, Tel.: 01/514 14-Serie. Geschäftsführung: Reinhold Gmeinbauer, Michael Fleischhacker. Redaktion: Barbara Petsch, Dr. Wilhelm Sinkovicz, Siobhan Geets, Helmar Dumbs, Mag. Norbert Mayer, Eva Winroither. „Die Presse“ Content Engine Gmbh & Co KG. Redaktion: Dr. Walter Dobner, Mag. Stefan Musil, Walter Weidringer. M.S.C. Medien Service GmbH. Art Direction: Matthias Eberhart. Produktion/Layout: Thomas Kiener, Christian Stutzig, Patricia Varga. Anzeigen: „Die Presse“ Media GmbH & Co KG. Geschäftsführer: Peter Syrch. Projektleitung: Adelheid Liehr. Koordination: Michaela Sollfrank Hersteller: Niederösterreichisches Pressehaus,Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., 3100 St. Pölten, Gutenbergstr. 12. Eine Sonderbeilage der „Presse“ Verlags GmbH & Co KG in Kooperation mit den Salzburger Festspielen. Kultur Spezial 3 KSS_Inhalt_c ll.indd 3 14.05.2012 15:51:59 Comeback für Puccini Intendant Alexander Pereira über Gott und die Festspiel-Welt. Er möchte der geistlichen Musik eine Renaissance bescheren, freut sich über zusätzliche Sponsorengelder und erzählt, wie er zur Musik gekommen ist. t e x t: B a r ba r a P e t s c h 4 Kultur Spezial KSS_Pereira_c ll.indd 4 14.05.2012 17:29:33 Sie waren schon für viele wichtige Kulturpositionen im Gespräch, in Österreich, aber nicht nur. Freuen Sie sich, dass Sie zu guter Letzt doch noch Salzburger FestspielIntendant geworden sind? Hat Ihre Zeit als Opernchef in Zürich Ihre Sicht auf die Festspiele verändert? Alexander Pereira: Natürlich freue ich mich, in Salzburg zu sein! Offensichtlich hat mich meine Zeit in Zürich bereit gemacht für diese Aufgabe. Ich bin mir ja immer selbst im Weg gestanden in den Jahren davor, indem ich immer Forderungen erhoben habe, die für die Salzburger nicht erfüllbar waren. Diesmal habe ich, als man mich gefragt hat, nur gesagt, ich habe ohnehin keine Chance. Brigitte Fassbaender, die Vorsitzende der Findungskommission, hat mich gebeten, wenigstens ein Gespräch zu führen. Dieses fand Anfang Februar 2009 statt. Ich bin danach abgefahren und habe mir gedacht: Das war eine gute Diskussion. Am 17. Mai 2009 war ich dann im Dreiervorschlag und am 19. Mai Intendant. Sie haben das Programm stark erweitert und es ist auch teurer geworden. Werden Sie das schaffen? Ich gebe fünf Millionen Euro mehr aus, damit es nur mehr Neuproduktionen gibt. Das ist notwendig für Salzburg! Es gibt einen zusätzlichen Hauptsponsor, Rolex, und etliche weitere Sponsoren, die jeweils 200.000 bis 600.000 Euro bereitstellen. Ich habe 40.000 Karten bzw. 25 Prozent mehr aufgelegt. Der Vorverkauf läuft sehr gut: Mozarts „Zauberflöte“ unter Nikolaus Harnoncourt ist ausverkauft, auch „Das Labyrinth“, die Fortsetzung der „Zauberflöte“, ist faktisch voll, um nur zwei Beispiele zu nennen. Über die letzten zehn Jahre haben die Subventionsgeber die Tariflohnerhöhungen (Kollektivvertrag) nur zweimal ausgeglichen, das sind jährlich ca. 500.000 Euro. Die Festspiele waren infolgedessen gezwungen, dieses Geld der Kunst wegzunehmen und haben daher immer weniger produziert, weil eine Neuproduktion rund 700.000 bis 800.000 Euro kostet. Wenn wir so weitergemacht hätten, hätten wir demnächst gar nichts mehr Neues produzieren können. Das ist ein Teufelskreis, aus dem wollte und musste ich ausscheren. Sie eröffnen die heurigen Festspiele mit einer Reihe geistlicher Musik. Was ist Ihnen da wichtig? Salzburg hat eine große geistliche Tradition. Da scheint mir ein Programm wie die „Ouverture spirituelle“ logisch. Sehr viele herrliche Werke wurden ursprünglich für die Kirche geschrieben, sie werden aber dort nicht mehr aufgeführt, weil die Gemeinden das Geld nicht mehr haben, und auch viele Konzertveranstalter sind in einer schwierigen Lage: Sie sind heilfroh, wenn sie sich ein Orchester und einen Dirigenten leisten können, sind aber nicht imstande, auch noch Solisten zu bezahlen. Wenn die Festspiele dieses Signal mit der „Ouverture spirituelle“ setzen, wird das vielleicht andere Veranstalter anregen, sich um diesen Bereich wieder stärker zu kümmern. Glauben Sie an Gott? w Kultur Spezial 5 KSS_Pereira_c ll.indd 5 14.05.2012 17:29:36 w Ja, ich bin ein alter Jesuitenschüler, ich war in Kalksburg, aber auch im Akademischen Gymnasium. Ist Gott ein Trost in schwierigen Lebenslagen? Ich glaube, es schadet nicht, wenn man diese Vorstellung mit sich trägt. Beim „Award Concert Weekend“ Ende April in der Felsenreitschule haben Sie sich auf eine ziemlich selbstironische Weise vorgestellt: „Mein Name ist Alexander Pereira, ich bin der Vogel, mit dem Sie die nächsten Jahre auskommen müssen.“ War das Koketterie oder denken Sie ernsthaft, dass Sie schon jetzt Feinde haben? Das war nicht kokett gemeint. Ich habe einfach nur gesagt: Hier bin ich, gebt’s mir eine Chance. Was können Sie dem Festspiel-Publikum heuer besonders empfehlen? Das ist immer die gemeinste Frage, es ist einem doch jedes einzelne Kind besonders lieb. Ich denke, dass „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal etwas ganz Besonderes ist, was man in dieser Form nur in Salzburg wird erleben können. Die Urfassung von „Ariadne“ ist nicht das Vorspiel und die Oper, sondern die Urfassung ist vor der Pause „Bourgeois Gentilhomme“ von Molière in der Hofmannsthal-Bearbeitung bzw. Übersetzung mit Schauspielern, Tänzern, Sängern. Ein Operndirektor hat keine Schauspieler, ein Theaterdirektor keine Opernsänger. Hier in Salzburg, wo die größten Schauspieler und Sänger zusammenkommen, kann man nun dieses Gesamtkunstwerk erfahren. Dafür sind Festspiele der ideale Ort. Sie haben heuer „La Bohème“ im Programm. In einer Radiosendung haben Sie erwähnt, dass es kaum Puccini in Salzburg gegeben hat. Warum nicht? Es gab meines Wissens „Tosca“ und „Turandot“, auf Puccini liegt bei den Festspielen seit 91 Jahren ein Bann. Gerard Mortier hat sogar gemeint, Puccini sei ein Komponist, den er nie aufführen würde. Ich möchte jetzt nichts gegen Mortier sagen, er kann gern seine Meinung haben, aber ich finde das grotesk, ich hasse solche Vorverurteilungen. Mozarts „Zauberflöte“ dagegen wird viel gespielt, jetzt auch wieder in Salzburg. Das ist logisch, weil die Festspiele in den letzten Jahren „Don Giovanni“, „Così fan tutte“ und „Die Hochzeit des Figaro“ gezeigt haben. Ich freue mich, dass ich Nikolaus Harnoncourt überreden konnte, das erste Mal in seinem Leben eine große späte Mozartoper auf historischen Instrumenten zu machen. Was macht diesen besonderen Glamour von Anna Netrebko aus? Um die Diven gibt es immer einen besonderen Hype. Anna Netrebko ist sehr gut, eine wunderbare Sängerin. Die Festspiele gelten als Hochkulturfestival. Wer kommt hierher, wie sehen Sie das? Der Opernbesucher in Zürich ist der normale Arbeiter und Angestellte, der den schweizerischen Durchschnittslohn verdient, er macht 65 bis 70 Prozent der Besucher aus. In Salzburg ist das ähnlich, die Leute leisten sich diese Ausnahmesituation in den Ferien einmal im Jahr. Natürlich gibt es auch Betuchte, vielleicht ist ihr Prozentsatz ein wenig höher als in Zürich, aber an der Grundstruktur ändert das nichts. Wie kommen Sie mit Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler aus, die ja das Sponsoring aufgebaut hat, das auch eine Force von Ihnen ist? Gibt es da nicht Rivalitäten? Wir sind ein Team und versuchen die Festspiele attraktiv zu machen. Im Übrigen kann sie nichts dagegen haben, wenn ich Geld auftreibe. Sie ist genauso froh über jeden Euro, der in die Kasse kommt wie ich, weil das unsere Unabhängigkeit und unsere Bewegungsfreiheit stärkt. Was war die erste Oper, die Sie gehört haben? Das war Wagners „Walküre“. Zum Abgewöhnen. Ich weiß es nicht. Meine Mutter ging gern in die Oper und ich musste mitgehen, weil ich noch zu klein war, um allein zu Hause zu bleiben. Wollten Sie nie selbst Musiker werden? Und ob! Ich habe grauenhaft Klavier gespielt. Aber was ich wirklich wollte, das war Sänger werden. Es wurde mir dann bedeutet, dass ich erstmal etwas Vernünftiges lernen und einen Beruf ergreifen soll, um mich zu ernähren. Es hat mich aber nicht losgelassen. Ich habe zwölf Jahre Gesang studiert, immer in der Hoffnung, ein berühmter Sänger zu werden. Es hat dann eine Weile gedauert, bis ich kapiert habe, dass es offensichtlich einen anderen Grund gegeben hat, dass ich Gesang studiere. Im Konzerthaus und in der Zürcher Oper hat mir diese Erfahrung dann sehr genützt. Waren Sie je verbittert, weil Sie in Wien keine tolle Position bekommen haben, nicht Staatsoperndirektor geworden sind? Nein. Immerhin bin ich mit 33 Jahren Konzerthaus-Generalsekretär geworden. Ich kann mich also nicht beschweren. Ich wurde nur mit 17 zu 16 Stimmen gewählt. Meine Gegner haben versucht, „Presse“-Musikkritiker Franz Endler (1937– 2002) aufzuhetzen, er hat sich aber nicht einspannen lassen und gesagt: Ich schaue mir erst einmal an, was der kann. Nach acht Jahren hat er dann geschrieben: Er hat dem Konzerthaus nicht geschadet. Das war für mich das schönste Kompliment. e Alexander Pereira Für die Festspiele. Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf und Indentdant Alexander Pereira. F otos : Lu igi Ca put o Ich habe einfach nur gesagt: Hier bin ich, gebt’s mir eine Chance. 6 Kultur Spezial KSS_Pereira_c ll.indd 6 14.05.2012 17:29:39 Julia Kleiter singt die Partie der Pamina in „Die Zauberflöte“. Elena Moşuc (oben) singt die Zerbinetta in „Ariadne auf Naxos“ Laura Aikin (re) wird als Marie in „Die Soldaten“ zu sehen und zu hören sein. Emilly Magee wird die Titelpartie in „Ariadne auf Naxos“ singen. 8 Kultur Spezial KSS_Frauenschicksale_c ll.indd 8 14.05.2012 17:28:16 F otos : Sal zburger Fests piele (3 ), epa/d ed er t, Werner Kmet itsch Anna Netrebko wird in „La Bohème“ als Mimì auf der Bühne stehen. „Ich wollt, ich wär ein Mädchen“ Carmen, Ariadne, Mimì, Marie, Cleopatra und Pamina: Ein Rundblick auf die Opernheldinnen und deren Bühnenschicksale im Salzburger Festspielsommer. te x t: S te fan M u s i l D ie süßen Triebe mitzufühlen, ist dann der Weiber erste Pflicht“, singt Papageno im Duett mit Pamina in Mozarts „Zauberflöte“. Ja, die Liebe – und die Frauen auf der Opernbühne. Wohl kaum eine singende Frauengestalt, deren Handlungen, deren Fühlen, deren Schicksal sich nicht um die Liebe dreht. Doch Achtung: „Bewahret euch vor Weibertücken“, mahnen schon die „Zauberflöten“-Priester. Tamino weiß es noch genauer: „Sie ist ein Weib, hat Weibersinn!“ Papageno, der hat es verstanden: „Ich wollt, ich wär ein Mädchen!“ Recht so. Denn schönere als weibliche Opernrollen gibt es wohl kaum. Das wusste auch Célestine Galli-Marié. Die Sängerin war Bizets erste Carmen, stand dem Komponisten zur Seite bei der Aufgabe, seine letzte Oper zur Uraufführung zu bringen, regte auch die Komposition der Habanera an. F otos : Sal zburger Fests piele (3 ), epa/d ed er t, Werner Kmet itsch Sie kreierte 1875 eine Frauenrolle, die es so auf der Opernbühne noch nie gegeben hatte, eine Figur, die das damaligen, bourgeoise Publikum gehörig vor den Kopf stoßen musste. Schon das Milieu, in dem „Carmen“ spielt, ist außergewöhnlich. Figuren aus unteren und höchstens mittleren sozialen Schichten bevölkern die Bühne. Arbeiterinnen, Soldaten und Schmuggler. Und dann noch diese Hauptfigur, ein zügelloses, selbstbestimmtes Wesen, das keiner Konvention entsprechen mag. Sie wählt sich ihre Liebhaber, sie nutzt ihre erotische Ausstrahlung, indem sie Don José den Kopf verdreht, um aus dem Polizeigewahrsam zu entkommen. Sie zieht ihn hinab, er deser- tiert und schließt sich den Schmugglern an. Doch am Ende weist sie ihn zurück, weil sie einen anderen liebt. Ein grausames Finale folgt, das keine Läuterung bringt, sondern Carmen den Tod und José die Verhaftung. So ist es auch auf der Bühne des Großen Festspielhauses zu erleben. Magdalena Kožená ist die Carmen – und hat in dieser für sie neuen Partie ihr Debüt bereits bei den Osterfestspielen gegeben . Aus ganz anderem Holz geschnitzt ist die Mimì in Puccinis „La Bohème“. Arm sind auch hier die Verhältnisse. Allerdings sind es Künstler aller Richtungen, die die Bühne bevölkern. Puccinis Textdichter Giuseppe Giacosa und Luigi Illica haben sich dafür beim Roman „La vie de bohème“ von Henri Murger bedient und das wohl herrlichste Opernrührstück geschaffen. „Ja, man nennt mich Mimì, doch mein Name ist Lucia“, so tritt die weibliche Hauptfigur ins Leben des Bohemiens und Dichters Rodolfo. Eiskalt ist ihr Händchen, es ist Weihnachten in Paris, und das Stiegensteigen hat sie so angestrengt, dass sie einen Schwächeanfall erleidet. „Meine Geschichte ist kurz. Auf Leinen oder auf Seide sticke ich daheim und auswärts. Ich bin ruhig und heiter und am liebsten sticke ich Lilien und Rosen“, erzählt sie. Dass sie den Winter nicht lange überleben wird, weiß die kleine Näherin zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ein wenig Glück darf sie noch erleben. Rodolfo und sie verlieben sich. Eine kurze Liaison folgt. Rodolfo ist eifersüchtig und verlässt die schwerkranke Mimì bald wieder, weil er meint, er könne ihr nicht mehr helfen. tErmine „Die Zauberflöte“ von W. A. Mozart 27. 7. 2012 Premiere in der Felsenreitschule Vorstellungen: 30. 7., 2., 4., 6., 11., 13., 17. und 19. 8. 2012 „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss 29. 7. 2012 Premiere im Haus für Mozart Vorstellungen: 31. 7., 3., 5., 8., 10. und 15. 8. 2012 „La Bohème“ von Giacomo Puccini 1. 8. 2012 Premiere im Großen Festspielhaus Vorstellungen: 4., 7., 10., 13., 15. und 18. 8. 2012 „Das Labyrinth oder der Kampf mit den Elementen“ von Peter von Winter 3. 8. 2012 Premiere im Residenzhof Vorstellungen: 9., 14., 16., 21., 24. und 26. 8. 2012 www.salzburgfestival.at Schuld daran ist die Tuberkulose, die „weiße Pest“. Als Mimì am Ende in die Mansarde der Bohemiens zurückkehrt, bekommt sie kurz vor ihrem letzten Atemzug noch den langersehnten Muff, damit ihre Hände nicht mehr frieren. Unter der Leitung des großen Arturo Toscanini starb die erste Mimì der Geschichte, Cesira Ferrani, 1896 im Teatro Regio in Turin. Seither gehört die Mimì zu jenen Partien, an denen kaum ein Sopran vorbeikann. Das gilt natürlich auch für Anna Netrebko, die sich in dieser Rolle längst auf vielen großen Bühnen bewegt, auf CD und sogar im Filmstudio verewigt hat. Jetzt folgt das Große Festspielhaus, in dem sie an der Seite von Piotr Beczala als Rodolfo zu erleben sein wird. Alle seine Personen geraten „unentrinnbar in eine Zwangssituation, unschuldig mehr als schuldig, die zu Vergewaltigung, Mord und Selbstmord und letzten Endes in die Vernichtung alles Bestehenden führt“, meinte Bernd Alois Zimmermann zu seiner 1965 uraufgeführten Oper „Die Soldaten“. Solches verspricht wenig Gutes für Marie, die weibliche Hauptperson in diesem Musiktheaterklassiker des 20. Jahrhunderts nach dem gleichnamigen Stück des Stürmers und Drängers Jakob Michael Reinhold Lenz. Es ist das wohl grausamste Opernfrauenschicksal der diesjährigen Festspiele. Marie, Tochter eines Galanteriehändlers in Lille, ist zunächst in den Tuchhändler Stolzius verliebt. Doch auch Baron Desportes macht ihr Avancen. Der Vater wittert die Möglichkeit des sozialen Aufstieges. Marie erhört also den Baron, w Kultur Spezial 9 KSS_Frauenschicksale_c ll.indd 9 14.05.2012 17:28:16 . . . Gelegenheiten für Händel, einige der schönsten Sopranarien der barocken Opernliteratur zu schreiben. w der jedoch nur sexuell an ihr interessiert ist. Ein Verhängnis, das sie immer tiefer ins Verderben reißt, sie zur „Soldatenhure“ macht und zur Bettlerin, die am Ende nicht einmal mehr vom eigenen Vater erkannt wird. In der Regie von Alvis Hermanis und unter der musikalischen Leitung von Ingo Metzmacher wird die Sopranistin Laura Aikin die Marie interpretieren. Ihrer Kollegin Emily Magee geht es ein- deutig besser. Sie darf Primadonna und Prinzessin der griechischen Mythologie sein. Ein Werk der beiden Festspielväter Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal macht das möglich. Deren „Ariadne auf Naxos“ ist diesmal in ihrer ursprünglichen Form zu erleben, nämlich als Kombination von Schauspiel, Oper und Tanz, ohne das später hinzukomponierte Vorspiel. All das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Ariadne die Tochter des kretischen König Midos ist. Sie hilft in der Sage, Stichwort „Ariadne-Faden“, dem Königssohn Theseus dabei, Minotaurus zu töten. Auf der Flucht mit Theseus, der ihr die Ehe versprochen hat, landet sie jedoch auf Naxos. Allein und ihrem Geliebten nachtrauernd. So begegnet man ihr auch in der Oper, oder der Primadonna in der Rolle der Ariadne, bei diesem raffinierten „Theater im Theater“-Spiel. Bis Bacchus erscheint und sich in sie verliebt. Nur kurz hält Ariadne den Gott für den Todesboten. Das Ende ist glücklich. legenheiten für Händel, um einige der schönsten Sopranarien der barocken Opernliteratur zu schreiben, wie geschaffen für die Stimme von Cecilia Bartoli, die nach Pfingsten auch im Sommer in diese Rolle schlüpfen wird. Nicht mythologisch, aber zumindest antik ist das nächste Rollenschicksal: Cleopatra. Plinius der Ältere nannte sie „Regina meretrix“, also „Königin Hure“. Die historische Kleopatra VII. regierte im 1. Jahrhundert vor Christus, residierte in einem Palast in Alexandria und wurde in einer Herbstnacht des Jahres 48 die Geliebte des Julius Caesar. Womit sich eines der berühmtesten Liebespaare der Geschichte gefunden hätte. Auf Caesar folgte dann Marcus Antonius, und mit ihrem sagenumwobenen Selbstmord durch Schlangenbiss ging sie in die Literatur- und Kunstgeschichte ein. Georg Friedrich Händels Oper „Giulio Cesare in Egitto“ greift nur einen kurzen Moment im Leben der Kleopatra auf, nämlich das Jahr 48 und ihre Begegnung mit Caesar. Die Historie dient in dem 1724 in London uraufgeführten Dramma per Muscia dabei nur als Folie, um komplizierte Liebeskonflikte und höfische Intrigen auf die Bühne zu bringen. Kleopatra hat unter falschem Namen das Interesse Caesars geweckt, ihn in ihren Bann gezogen, bis sie merkt, dass sie sich tatsächlich verliebt hat. Schließlich trauert sie um den tot geglaubten Caesar, jubelt, als er lebendig zurückkehrt und schwört ihm am Ende ewige Liebe und Treue. Alles Ge- termine Pamina ist dann die lichteste, reinste Frau- Fortsetzung engestalt im Programm. Mozart und Schikaneder haben sie mit ihrer „Zauberflöte“ unsterblich gemacht, und Peter von Winter hat sie in seine Fortsetzung „Das Labyrinth“ übernommen. Nachdem die Tochter der Königin der Nacht im ersten Teil alles auf sich nimmt, sogar vor Selbstmord nicht zurückschreckt, um das Herz Taminos zu gewinnen, geht ihr Kampf um die Liebe in der Fortsetzung weiter. Jetzt, da sich das Paar endlich gefunden hat, versucht die böse Mutter Paminas, die Königin der Nacht, die Hochzeit der beiden zu vereiteln. Pamina muss neuerlich Prüfungen bestehen, wird von ihrer Mutter entführt, kann aber von Tamino gerettet werden. Am Ende ist dann das Reich der Finsternis endgültig bezwungen, die Königin der Nacht an einen Felsen geschmiedet, und Tamino und Pamina sind endlich vereint. Damit hätte sie also „der Weiber erste Pflicht“ getan. So wie die anderen Opernheldinnen auch, die geliebt und gelitten haben, gestorben oder glücklich geworden sind. Die Salzburger Festspiele 2012 führen den Beweis. e „Carmen“ von Georges Bizet 14. 8. 2012 im Großen Festspielhaus Vorstellungen: 17., 19. und 25. 8. 2012 „Die Soldaten“ von Bernd Alois Zimmermann 20. 8. 2012 Vorstellungen: 22., 24., 26. und 28. 8. 2012 „Giulio Cesare in Egitto“ von Georg Friedrich Händel 23. 8. 2012 Premiere im Haus für Mozart Vorstellungen: 25., 27., 29. und 31. 8. 2012 www.salzburgfestival.at F otos : Forster, epa/n eu ba uer Cecilia Bartoli wird auch im Sommer in die Rolle der Cleopatra schlüpfen. Carmen 2012. Kostas Smoriginas (Escamillo) und Magdalena Kožená (Carmen) 10 Kultur Spezial KSS_Frauenschicksale_c ll.indd 10 14.05.2012 17:28:18 Die Freude an den Tönen Tenor Piotr Beczala singt den Rodolfo in Giacomo Puccinis „La Bohème“ in der Opernpremiere bei den Salzburger Festspielen. T e x t: W i l h e l m S i n k o v i c z F oto: Herm ann, C lärchen & Mat thias Bau s W ie kommt ein Tenor nach Salzburg? Das ist eigentlich eine verrückte Geschichte. Ich bin eingesprungen. Michael Schade war damals erkrankt und ich sollte den Tamino singen. Das war 1997. Ich war ja engagiert, aber als Cover und nicht für die ,Zauberflöte‘, sondern als Belmonte in der ,Entführung aus dem Serail‘. Man musste mich erst überreden, das zu wagen. Und ich werde es auch nie vergessen: Ich war ganz verrückt, als ich nach einem langen Flug ankam und mich partout nicht an das zweite Quintett erinnern konnte. Es wollte mir nicht einfallen. Ich grübelte und grübelte, hatte ja keinen Klavierauszug bei mir. Nach einer schlaflosen Nacht – die Musik fiel mir bis in der Früh nicht ein – kam ich zur Probe!“ 12 Kultur Spezial KSS_Beczalall_c.indd 12 14.05.2012 15:58:08 Traumpaar auf den Opernbühnen. Anna Netrebko und Piotr Beczala (hier 2010 in „Roméo et Juliette“ bei den Salzburger Festspielen). miere gehen. Dann ist es aufregend und macht Spaß.“ Bei Festspielen aufzutreten, sagt Piotr Beczala, sei für ihn „eine Bedeutungsfrage. Salzburg wird für mich sowieso immer das wichtigste Festival der Welt bleiben. Ich bin ja in Wahrheit ein Sänger, der ganz in die Vergangenheit orientiert ist und die Interpretationsgeschichte von der Perspektive eines Fritz Wunderlich betrachtet. Deshalb ist es für mich wichtig, in Salzburg zu singen und es bedeutet für mich eine ganz besondere Spannung, wenn ich die große Geschichte der Festspiele sozusagen im Rücken spüre.“ Wie es im Fall von Hermann Prey bei Beczalas Debüt sogar im wahrsten Sinn des Wortes der Fall war . . . „Hermann Prey war dann so nett zu mir. Er hat sogar auf mich gewartet, bis die Vorstellung zu Ende war, um mir zu gratulieren. Das war ein Jahr bevor er starb. Das ist wirklich ein bewegender Moment in meinem Leben gewesen.“ Was so aufregend anfing, ging mit attraktiven Aufgaben weiter: „Da war der Jaquino im ,Fidelio‘, dann Konzerte, der italienische Sänger im ,Rosenkavalier‘ und dann natürlich ,Rusalka‘ und schließlich der Roméo von Gounod.“ Anna Netrebko, die Julia, kennt Beczala seit Langem. Bei den Festspielen haben die beiden auch in der konzertanten Wiederabe von Tschaikowskys letzter Oper „Iolanta“ duettiert. Es ist also ein fast familiäres Wiedersehen, wenn die beiden zum Auftakt der Ära Pereira als Mimi und Rodolfo in Puccinis „La Bohème“ auf der Bühne des Großen Festspielhauses stehen. „Ich kann mich glücklich schätzen“, kom- Dann war die Sache mit der Regie: „Es war die Inszenierung von Achim Freyer, sehr bunt, sehr aufwendig und höchst kompliziert. Gott sei Dank habe ich die gleiche Schuhgröße wie Michael Schade, denn es waren so fantasievolle Kreationen – aus Eisen . . .“ Für Piotr Beczala bedeutet dieser erste Salzburger Festspielauftritt ein ganzes Konglomerat aus Erinnerungen: „Es war damals meine erste Begegnung mit dem wunderbaren Hermann Prey. Ich wusste ja nicht, dass er in dieser Produktion den Sprecher sang. Plötzlich stand er hinter mir, ich konnte ihn nicht sehen, aber ich erkannte die Stimme sofort: diese Stimme! Und ich dachte: Mein Gott, ich! Ich stehe mit einem meiner Idole auf der Bühne!“ mentiert der sympathisch uneitle Tenor seine bisherige Salzburger Bilanz. Ob es bei Festspielen mehr Proben gäbe als im gewöhnlichen Opernrepertoirebetrieb? „Na, schön wär’s, wenn mehr Zeit wäre. Selbst bei meinem Rollendebüt als Roméo gab es damals weniger Proben, als mir lieb gewesen wäre, weil ich ja nicht im ersten Jahr der Produktion gesungen habe, sondern nur bei der Wiederaufnahme. Wenn eine Inszenierung einmal steht, dann arbeitet man natürlich nicht mehr so ausführlich daran. Das bedeutet dann für einen Quereinsteiger auch Stress. Wie im normalen Saisonbetrieb. Andererseits habe ich es auch gar nicht so gern, wenn eine Inszenierung zu lange probiert wird. Mehr als fünf Wochen, das habe ich schon festgestellt, sind nicht gut. Die Regisseure sind natürlich glücklich, wenn man ihnen ausführliche Vorbereitungszeit bietet. Aber ehrlich gesagt: Wenn man gute Partner hat, die alle positiv eingestellt sind, dann braucht man nicht so lange. Man sollte doch immer irgendwie hungrig in die Pre- tipp La Bohème von Giacomo Puccini 1. 8. 2012 Premiere im Großen Festspielhaus Vorstellungen: 4., 7., 10., 13., 15. und 18. 8. 2012 www.salzburgfestival.at Mit dem großen Vorbild Wunderlich hat sich der Tenor seit Langem befasst. „Ich habe seine Aufnahmen in meinen ersten Studienjahren entdeckt – und dann gelesen, dass er wichtige Produktionen in Salzburg gesungen hat. Dann habe ich auch Meisterkurse bei meiner geliebten Sena Jurinac absolviert, die mir viel von ihren Salzburger Erfahrungen erzählt hat. Damals dachte ich, es würde für mich immer unerreichbar bleiben, bei den Salzburger Festspielen engagiert zu werden. Deshalb ist es für mich so schön, hier auftreten zu dürfen. Deshalb war es auch so eine Riesengeschichte, dass man mich 1997 gebeten hat einzuspringen: ein Pole für eine Mozart-Oper! In Salzburg!“ Dass Beczala ein weltbekannter Tenor geworden ist, dass er überhaupt mit dem Singen begonnen hat, das war „purer Zufall“, wie er erzählt: „Ich habe nach meiner technischen Ausbildung bei einem Chor vorgesungen – und mich dort mit dem Virus angesteckt: Das Produzieren von Tönen bereitet mir einfach ungeheure Freude.“ Er ließ sich Zeit, um vom Chorsänger zum Solisten zu werden: „Das predige ich auch meinen jungen Kollegen: Arbeit und Geduld sind die wichtigsten Tugenden für einen Sänger.“ e Kultur Spezial 13 KSS_Beczalall_c.indd 13 14.05.2012 15:58:09 Laura Aikin singt die Partie der Marie, Wesners Tochter, in „Die Soldaten“. Der Marsch in den Abgrund Bernd Alois Zimmermanns Oper „Die Soldaten“ zählt zu den bedeutendsten und aufwendigsten Musiktheaterstücken des 20. Jahrhunderts. t e x t: W a lt e r w e i d r i n g e r D er Außenseiter: Bernd Alois Zimmermann, der sich selbst einmal als „eine sehr rheinische Mischung aus Mönch und Dionysos“ charakterisiert hat, hat diese Rolle wie kaum ein anderer kultiviert – und ist schließlich doch an ihr zugrunde gegangen: Psychische und gesundheitliche Probleme ließen den lange Zeit schwer depressiven Zimmermann 1970 mit 52 Jahren den Freitod wählen. In der Avantgardehochburg Darmstadt sah er sich zwanzig Jahre zuvor zwischen Stockhausen, Nono, Boulez und Konsorten als den „Ältesten unter den jungen Komponisten“ – kein Wunder, gehörte er doch einer Generation an, die die Nazis bewusst erlebt hatte und noch zum Kriegsdienst eingezogen worden war, dem er durch eine chronische Krankheit entkommen konnte. Doch nicht nur altersmäßige, auch ästhetische Differenzen trennten ihn von der Speerspitze der Moderne: Er lehnte die „Verwechslung von Stil und Kunstmittel“ ab. Er hielt sich mit Arrangements und Unterhaltungsmusik über Wasser, konnte 1950 etwa mit einem Violinkonzert nachdrücklich auf sich aufmerksam machen und fand 1957 bei einem Studienaufenthalt in Rom den lang gesuchten Opernstoff: in dem vom Autor als „Komödie“ bezeichneten bürgerlichen Trauerspiel „Die Soldaten“ des Sturm-und-Drang-Dichters Jakob Michael Lenz. Darin macht ein Offizier einer Bürgerstochter den Hof, wendet sich aber von ihr ab, worauf sie als Hure gebrandmarkt wird. „Nicht das Zeitstück, das Klassendrama, nicht der soziale Aspekt, auch nicht die Kritik an dem Soldatenstand (zeitlos vorgestern wie übermorgen) bildeten für mich den unmittelbaren Beziehungspunkt“, erklärte Zimmermann, „sondern der Umstand, wie alle Personen . . . unentrinnbar in eine Zwangssituation geraten, unschuldig mehr als Alfred Muff – hier 2003 in „L’Upupa und der Triumph der Sohnesliebe“ bei den Festspielen – übernimmt den Part des Wesner in „Die Soldaten“. termine „Die Soldaten“ von Bernd Alois Zimmermann 20. 8. 2012 Premiere in der Felsenreitschule Vorstellungen: 22. 24., 26. und 28. 8. 2012 www.salzburgfestival.at Ingo Metzmacher übernimmt die musikalische Leitung. schuldig, die zu Vergewaltigung, Mord und Selbstmord und letzten Endes in die Vernichtung des Bestehenden führt.“ Die Zahl und die extremen Schwierigkeiten der Gesangspartien, die riesige Orchesterbesetzung mit enormem Schlagzeugarsenal, die von einem einzigen Dirigenten kaum zu bewältigenden, komplexen Schichtungen selbstständiger, aber simultan ablaufender Szenen in der Partitur, die Tonbandzuspielungen (Marschtritte, Motoren u. a.), vor allem aber die damals unerhörte Zitat- und Collagetechnik der Komposition, die zwar von einer symmetrischen Allintervallreihe ausgeht, somit zwölftönig organisiert ist und barocke Formen verwendet, darüber hinaus aber quer durch alle Stile Gregorianik, Bach-Choral, Jazz kommentierend in die Gesamtanlage verstrickt – all das ließ die Oper Köln das Werk vorzeitig als „unspielbar“ ablehnen, wodurch Zimmermann in eine Krise stürzte. Erst mit fünf Jahren Verspätung konnte die höchst erfolgreiche Uraufführung erfolgen – und die zukunftsweisende Qualität der „Soldaten“ wurde sofort erkannt. Das von Zimmermann geprägte, viel zitierte philosophische Schlagwort von der „Kugelgestalt der Zeit“ bildet dabei nicht nur die Realität der Partitur, sondern auch unserer klingenden Umwelt ab: Die Musik der Vergangenheit umgibt uns ebenso wie die der Gegenwart – und die Verknüpfung der in alle Richtungen weisenden Fäden kann die tiefsten Sinneseindrücke schaffen. Das macht das enorme emotionale Potenzial der „Soldaten“ aus. Alvis Hermanis inszeniert, es spielen die Wiener Philharmoniker unter Ingo Metzmacher. e F otos : APA / Gindl (2), APA/ Meu mayer, APA/Neu bau er Alvis Hermanis zeichnet für Regie und Bühne verantwortlich. 14 Kultur Spezial KSS_DieSoldaten_c ll.indd 14 14.05.2012 15:55:36 Die Fantasie wachhalten G oethe hat es versucht, und ist gescheitert. Hugo von Hof mannsthal und Richard Strauss haben es versucht – und es ist die „Frau ohne Schatten“ dabei he rausgekommen. Eine „zweite Zauber flöte“ ist auch den klügsten und krea tivsten Köpfen der Theatergeschichte nie gelungen. Dennoch gibt es nur we nig spannendere Fantasiespiele als je nes: Was wird aus Tamino und Pamina, nachdem sie in den Tempel eingezo gen sind? Überleben die Königin der Nacht und ihr Gefolge; wenn ja, kehren sie zurück? Die „Zauberflöte“ gehört zu den gro ßen Rätselspielen unserer Kulturge schichte. Das hat schon das Wiener Vorstadtpublikum des Jahres 1791 be griffen, das die Uraufführungsproduk tion im Theater auf der Wieden stürm te. Komponist Mozart erlebte noch, wie sein Meisterwerk von Reprise zu Repri se mehr gefeiert wurde. Textdichter Emanuel Schikaneder wurde mit der „Zauberflöte“ zur lebenden Legende – seinem Ruhm verdanken wir die Ent stehung des Theaters an der Wien. Wenn der geniale Impresario, Dichter und Schauspieler, der selbst bei der Ur aufführung den Papageno verkörperte, sein Glück später auch wieder verspiel te – die „Zauberflöte“ ist nie wieder aus den Opernspielplänen verschwunden Michael Schade übernimmt in der Inszenierung „Das Labyrinth“ den Part des Tamino (hier 2008 als Tamino in „Die Zauberflöte“ bei den Salzburger Festspielen). und gilt als meistgespieltes Werk des ganzen Musiktheater-Genres. Und das, obwohl – apropos Rätselspiel – vom ersten Moment an sich Kritik regte, obwohl man behauptete, die Au toren hätten da ein „Machwerk“ schnell zusammengezimmert, dem es an innerer Folgerichtigkeit, an drama turgischer Stringenz gebricht. Vielleicht sind es aber gerade diese scheinbaren Brüche der Handlung, die unsere Fantasie bis heute wachhalten. Die Frage, wie es nach dem Schlusstakt der Mozart-Oper eigentlich weitergeht, suchte Schikaneder selbst seinem wissbegierigen Publikum zu beantwor ten. Er ließ eine Fortsetzung namens F otos : Cl ärchen Bau s-Mattar & Matth ia s Bau s, M arco Borggreve for Sony C las sical Wenn sich Nikolaus Harnoncourt zu einer neuen Opernproduktion entschließt, ist ein Ereignis vorprogrammiert. Zur Festspieleröffnung wird er erstmals ein Spätwerk Mozarts, „Die Zauberflöte“, in der Felsenreitschule mit seinem Concentus Musicus Wien aufführen. text: Wilhelm Sinkovicz 16 Kultur Spezial KSS_Labyrinth_gh_c.indd 16 14.05.2012 17:30:20 Was wird aus Pamina und Tamino, nachdem sie in den Palast eingezogen sind? „Das Labyrinth“ folgen. Weil Mozart schon gestorben war, verfasste der damals durchaus erfolgreiche Peter von Winter die Musik. Der 200. Todestag Schikaneders liefert dem frischgebackenen Salzburger Festspiel-Intendanten, Alexander Pereira, den Anlass, beide „Zauberflöten“, die originale und das Nachfolgewerk, ins sommerliche Programm aufzunehmen. Und was erleben die FestspielBesucher da? Die Königin der Nacht, versteht sich, ist nicht untergegangen, sondern ficht mit ihren Freischärlern einen erbitterten Untergrundkampf gegen Sarastros Macht – und sie ver- sucht, wie schon im ersten Stück, ihre Tochter und den nunmehrigen Schwiegersohn mittels erotischer Versuchungen zu entzweien. Auch auf der populären Ebene geht es turbulent zu, denn auch der „böse Mohr“ Monostatos treibt nach wie vor sein Unwesen, hat sich bei Papageno abgeschaut, dass man im Vogelkostüm Narrenfreiheit genießt und bringt auf diese Weise alle durcheinander. Der Weise Sarastro, der einst den unbotmäßigen Monostatos bereits verprügeln ließ, obwohl man doch in den „heiligen Hallen“ seines Palasts „die Rache nicht kennt“, ist kriegerischer geworden, ruft zur Verteidigung des Vaterlandes auf. Das hatte seinen Grund. Die Nachwehen der Französischen Revolution waren in ganz Europa zu verspüren und mündeten in die Napoleonischen Kriege. Nach der Uraufführung des „Labyrinths“ sollte es nur noch knapp sieben Jahre dauern, dass die Franzosen Wien besetzten. Überdies stand das österreichische Heer beständig gegen die Türken in Alarmbereitschaft. Friedlich ging es also nicht zu. Da mussten auch die aufklärerischen Galionsfiguren reagieren. Und das Labyrinth? Es ist das Prüfungs- gelände für jene Erlösungsaspiranten, die schon Feuer- und Wasserprobe siegreich überstanden haben. Im neuen Stück verschlingt Mutter Erde den Prinzen und die Prinzessin. Versteht sich, dass am Ende auch bei Peter von Winter alles gut ausgeht. Fragen bleiben freilich auch hier offen – vielleicht schafft es Alexander Pereira Nikolaus Harnoncourt wird mit seinem Concentus Musicus Wien Mozarts „Die Zauberflöte“ auf historischen Instrumenten erarbeiten. termine „Die Zauberflöte“ von W. A. Mozart 27. 7. 2012: Premiere in der Felsenreitschule Vorstellungen: 30. 7., 2., 4., 6., 11., 13., 17., und 19. 8. 2012 „Das Labyrinth oder der Kampf mit den Elementen“ von Peter von Winter 3. 8. 2012: Premiere im Residenzhof Vorstellungen: 9., 14., 16., 21., 24. und 26. 8. 2012 www.salzburgfestival.at ja, für eine der kommenden Spielzeiten einen zeitgenössischen Poeten zur „Zauberflöte III“ zu animieren – und einen lebenden Komponisten zum Wagnis, Mozart zu beerben. Diesmal erleben wir im Residenzhof Schikaneders Zweitversuch, verfasst anno 1798, geleitet von Dirigent Ivor Bolton und Regisseurin Alexandra Liedtke. Die Besetzung liest sich zum Teil wie ein exquisites Aufgebot zur „echten Zauberflöte“ – mit Christof Fischesser als Sarastro und Julia Novikova als Königin der Nacht, Michael Schade als Tamino und Malin Hartelius als Pamina. Dann ist Anton Scharinger mit von der Partie, der an der Seite von Ute Gfrerer als alter Papageno in seine angestammte Rolle schlüpft: Die beiden haben aber, wie bei Mozart duettweise versprochen, „erst eine kleine Papagena, dann einen kleinen Papageno“ gezeugt, sodass sie nunmehr als eine Art komödiantisches Philemon-und-Baucis-Pärchen die Streiche ihrer Nachkommen begutachten können. An künstlerischem Aufwand wird jedenfalls nicht gespart, um der „Zauberflöte“ unter Nikolaus Harnoncourt mit seinem Concentus Musicus Wien ein ebenbürtiges Schwesterstück an die Seite zu stellen. e Kultur Spezial 17 KSS_Labyrinth_gh_c.indd 17 15.05.2012 15:06:28 Gipfeltreffen der Countertenöre Im Opernprogramm der Salzburger Festspiele buhlen gleich sechs Countertenöre aus drei „Sänger generationen“ um die Gunst des Publikums. t e x t: s t e fa n m u s i l H ändel sei dank: Countertenöre in einer solchen Massierung wie in diesem Sommer dürften noch nie bei den Salzburger Festspielen aufgetreten sein. Die in den letzten Jahren in Mode gekommene Alte Musik macht es möglich. Dort wo früher in den Opern Händels, Vivaldis, Hasses, Glucks und auch Mozarts vornehmlich Kastraten gesungen haben, wird heute gern mit Countertenören besetzt. Egal, ob man nun unter anderem Falsettist, Countertenor, Altus oder Contralto sagt, es handelt sich um eine Männerstimme, die im Falsett singt. Was vor gar nicht so langer Zeit noch als exotisch angesehen wurde, ist heute nichts Ungewöhnliches mehr, sondern erlebt geradezu einen Boom. Immer neue, junge Countertenöre rittern um die Gunst des Publikums. Die Pioniere unter ihnen stammen aus England, wo diese Stimmlage eine weit größere Tradition als auf dem Kontinent hat. Vor allem Alfred Deller war hier ab Mitte der 1940er-Jahre ein Wegbereiter, ebenso Russel Oberlin, etwas später dann auch Paul Esswood. termine Giulio Cesare in Egitto von Georg Friedrich Händel 23. 8. 2012: Premiere im Haus für Mozart Vorstellungen: 25., 27., 29. und 31. 8. 2012 Tamerlano von Georg Friedrich Händel in einer konzertanten Aufführung 9. + 12. 8. 2012 im Großen Festspielhaus www.salzburgfestival.at Ein früher Star unter den Countertenören ist Jochen Kowalski, der sich auf seiner Website als „Altist“ bezeichnet. Er, der bisher nur einmal, in Monteverdis „L’Incoronazione di Poppea“ 1993 unter Harnoncourt, in Salzburg auf der Bühne gestanden ist, kehrt nun für den Nireno in Händels „Giulio Cesare“ nach Salzburg zurück. Er ist dabei einer von insgesamt vier Stimmfachkollegen in dieser Aufführung. In der Titelrolle, einst für den gefeierten Kastraten Senesio komponiert, ist Andreas Scholl zu erleben. Der 1967 geborene Scholl gehört, wenn man so will, der heute mittleren Generation der Countertenöre an, die schon auf eine stattliche Karriere zurückblicken können. Zur jungen Generation zählt Philippe Jarouss- ky, der den Sesto gibt – übrigens die einzige mit Countertenor besetzte Partie, die bei der Uraufführung von Händel nicht für einen Kastraten, sondern für Margherita Durastanti kreiert wurde. Es war nämlich neben der Besetzung mit Kastraten auch durchaus üblich, Männerrollen für Frauenstimmen zu schreiben. Jaroussky wurde 1978 in Frankreich geboren, studierte zunächst Geige und Klavier, dann Komposition, Orchesterleitung und Musikpädagogik, bis er die Sängerlaufbahn einschlug. Heute zählt er zu den meistgefeierten unter den jungen Countern. Ein Jahr jünger ist Christophe Dumaux, der vierte im Falsett-Bunde beim Salzburger „Giulio Cesare“. Er wird als ägyptischer König Tolomeo zu erleben sein. Auch in den beiden konzertanten Aufführungen von Händels „Tamerlano“ stehen an der Seite von Plácido Domingo zwei Countertenöre. Der eine ist Bejun Mehta, der ein Jahr nach Andreas Scholl 1968 in Laurinburg in North Carolina zur Welt kam. Heute gehört er so wie Scholl zu den Großen in seinem Stimmfach und wurde in Salzburg als Farnace in Mozarts „Mitdridate, re di Ponto“ und Didymus in Händels „Theodora“ bejubelt. Mit Franco Fagioli, 1981 in Argentinien geboren, ist schließlich der jüngste unter den Countertenören in der Partie des Andronico wiederum auf den Spuren des großen Senesino unterwegs. e F oto: SF/ Klau s Lef ebvre Bejun Mehta gehört zu den großen in seinem Stimmfach (hier als Farnace in „Mitridate, re di Ponto“ 2005 und 2006 bei den Salzburger Festspielen). 18 Kultur Spezial KSS_Händl_c_cs.indd 18 14.05.2012 15:53:19 Der Vielfältige Sven-Eric Bechtolf ist ein Mann mit vielen Karrieren: gefeierter Schauspieler, Regisseur und seit diesem Sommer neuer Schauspielchef der Festspiele. te x t: ste fa n m u s i l Zur Regie hat es ihn bereits am Hambur- ger Thalia-Theater gezogen. „Das ist so ein Glücksfall“, meint dazu Rolf Glittenberg, der Bechtolfs Regiekarriere als Bühnenbildner schon lange begleitet, und erinnert sich an den Beginn: „Er kam zu mir und sagte: ,Ich möchte gern ,Romeo und Julia‘ inszenieren. Komm doch nach der Vorstellung auf die Probebühne, ich zeig dir ein paar Sachen.‘ Die ganze Probebühne war bedeckt mit Fotos, Zeichnungen, Textausschnitten, mit einem ganzen Storyboard. Ich fand das so beeindruckend, dass jemand sagt, so stell ich mir das vor. Das habe ich noch nie erlebt. Ich war dann am nächsten Tag beim Intendanten Jürgen Flimm und hab das sehr unterstützt. Flimm hatte ohnehin schon damit geliebäugelt.“ Weitere Regiearbeiten fürs Sprechtheater folgten, am Wiener Burgtheater etwa „Cyrano“ und Schnitzlers „Reigen“. Intendant Alexander Pereira bot ihm dann seine erste Musiktheaterinszenierung am Opernhaus Zürich: Bergs „Lulu“. In Salzburg spielte er u. a. den Teufel im „Jedermann“ und den Friedrich Hofreiter in Andrea Breths Regie von Schnitzlers „Das weite Land“. An der Wiener Staatsoper hat er neben Wagners „Ring“ Richard Strauss’ „Arabella“ und zuletzt Hindemiths „Cardillac“ inszeniert, 2013 folgt Rossinis „La Cenerentola“. S o lesen sich die Fakten zu SvenEric Bechtolf: „Geboren 1957 in Darmstadt, Schauspieler und Regisseur. Zahlreiche Theaterarbeiten an renommierten deutschsprachigen Bühnen, u. a. am Zürcher Schauspielhaus, am Schauspielhaus Bochum und am Hamburger Thalia Theater. Von 1999 bis 2006 festes Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater, daneben Engagements bei den Salzburger Festspielen. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Nestroy als bester Schauspieler 2001 und 2002.“ Das steht im Klappentext zu dem Buch „Vorabend. Eine An- eignung“. Geschrieben hat es Sven-Eric Bechtolf, als literarisches „Nebenprodukt“ zu seiner Inszenierung von Wagners „Ring des Nibelungen“ an der Wiener Staatsoper. Mit diesem Sommer kann er sich auch noch den Schauspielchef bei den Salzburger Festspielen in den Lebenslauf schreiben. Das ist so etwas wie eine Rückkehr zu den Wurzeln. Denn am Salzburger Mozarteum hat er studiert. Eigentlich könnte er sich auf seinen Erfolgen als Schauspieler ausruhen, sich seine Rollen aussuchen. Multitalent. Der neue Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf (hier als Teufel im „Jedermann“ 2007). burg auch gleich sein Debüt als Opernregisseur: „Ariadne auf Naxos“. Diese Koproduktion mit der Wiener Staatsoper bearbeitet er in der Urfassung, also anstelle des später hinzu komponierten Vorspiels mit dem von Hofmannsthal übersetzten „Bürger als Edelmann“. In einer Bearbeitung die Bechtolf selbst vornimmt. Oper, Schau spiel und das Schreiben treffen hier zu sammen für den Umtriebigen und Vielfältigen. Bleibt zu hoffen, dass er dabei nicht aufs Schauspielen, auch am Burgtheater, das ihm, wie er sagt, „so etwas wie Heimat bedeutet“, vergisst. Das Publikum wird es ihm danken. e F oto: Clä rchen Ba us-Matta r & Matthias Ba us Als neuer Schauspielchef feiert er in Salz- 20 Kultur Spezial KSS_Bechtolf_c ll.indd 20 15.05.2012 14:12:12 Irina Brook mal zwei. Bei den Proben zu „Peer Gynt“ in Paris mit Sam Shepard (oben). Eindrücke aus „La Tempête“ (l. oben, r. unten). Ein Antiheld auf Identitätssuche E r ist wohl einer der größten Egomanen der Weltliteratur, ein notorischer Lügner, ein opportunistischer Antiheld, ein Exzentriker auf Identitätssuche. Auch in Irina Brooks Neuinszenierung von Henrik Ibsens Klassiker „Peer Gynt“ hat dieser vor allem eines im Sinn: die Flucht vor der Realität. Aber wer ist Peer Gynt heute, im 21. Jahrhundert? „Er ist ein Rockstar“, sagt Brook, denn ein orientierungsloser Musiker sei das passende moderne Äquivalent für den Bauernsohn aus Ibsens Stück. Als Brook Peer Gynt als 18-jährige „New Yorker RockChick“ zum ersten Mal las, war sie überzeugt, dass es ein „unglaubliches Rockmusical abgeben würde“. Rund 20 Jahre später suchte sie nach „etwas Großem“ für die Salzburger Festspiele. Zuerst dachte sie an Shakespeare, dann aber las sie Peer zum zweiten Mal, verschlang ihn regelrecht. „Ich liebe das Ende“, sagt Brook, „es ist eine Erlösung, wunderschön und außergewöhnlich, ein Geschenk.“ Für den zweiten Teil des Stückes, das die Geschichte nach einem Sprung von etwa zwei Jahrzehnten fortsetzt, hat Iggy Pop (der „Godfather of Punk“) einen Song geschrieben. Diesen wird Peer-Darsteller Ingvar E. Sigurdsson singen, mit einer „tollen Rock’n’RollStimme“. Unterstützung erhielt Brook auch vom US-amerikanischen Dramatiker und Schauspieler Sam Shepard: Er schreibt zwölf Gedichte für Peer Gynt. Die Geschichte folgt dem Titelhelden von seiner Jugend an bis ins hohe Alter, um die halbe Welt und wieder zurück nach Hause. Ausgehend von einer traditionellen norwegischen Volkserzählung verfasste Ibsen 1867 das dramatische Gedicht. Peers Reisen erzählen von Irrsinn und Maßlosigkeit, von Kolonisierung und unternehmerischem Genie, und vom seelenlosen Individualismus dahinter. Dabei folgt Ibsens Geschichte keiner chronologischen Reihenfolge und die Szenen wechseln zwischen Bewusstem und Unterbewusstem. Dies hat Brook beibehalten: „Es ist der Gedankenstrom eines Wahnsinnigen, fantastisch! Das Irina Brook sieht das Theater als Erweiterung des täglichen Lebens. tipp Irina Brook „Peer Gynt“ von Henrik Ibsen 30. 7. 2012 Premiere auf der Perner-Insel Vorstellungen: 1.–5. 8., 14., 15., 17. und 18. 8. 2012 „La Tempête“ nach William Shakespeare 24. 8. 2012 Premiere auf der Perner-Insel Vorstellungen: 25., 26. und 28. 8. 2012 www.salzburgfestival.at lässt mir die Möglichkeit, modern zu sein, lebensnah und nonlinear.“ Derzeit finden die Proben in Paris statt, in einem „privilegierten Raum, besser als das echte Leben“. Als Regisseurin sei es ihre Aufgabe, den Schauspielern eine gute Atmosphäre zu liefern, sagt Brook. Für sie sei das Theater eine Erweiterung des täglichen Lebens, sie habe eine „sehr feminine Art, zu arbeiten“. „Ich ziehe Kinder und Schauspieler gleichzeitig groß.“ Das Ensemble ist multikulturell, die Schauspieler kommen unter anderem aus Frankreich, Indien, Spanien, Japan, Australien und Norwegen. „Wir leben in einer facettenreichen Welt“, sagt Brook. „Das Theater sollte diese Tatsache widerspiegeln.“ Als Tochter des Regisseurs Peter Brook und der Schauspielerin Natasha Parry stand Irina Brook zeitlebens in Kontakt mit dem Theater. Ihre großen Erfolge feierte sie vor allem in Frankreich, ihre Muttersprache ist aber Englisch. Bei den Salzburger Festspielen wird Peer Gynt auf Englisch mit deutschen Übertiteln inszeniert. Um eine breitere Sicht auf Irina Brooks Arbeit zu ermöglichen, zeigen die Salzburger Festspiele heuer auch ihre üppig-komische Version von „La Tempête“ (Der Sturm), Shakespeares letztem großen Stück, die mit Elementen aus Zirkus, Slapstick und Clownerien arbeitet und in der nur fünf Schauspieler alle Rollen übernehmen. e F otos : Patric k Lazic(4 ), Irina Brook Com pagnie Irina Brook inszeniert „Peer Gynt“ als egozentrischen Rockstar, der seine besten Zeiten lange hinter sich hat. t e x t: S i o b h a n g e e t s 22 Kultur Spezial KSS_PeerGynt_c ll.indd 22 14.05.2012 15:56:54 Reif für die Insel und für großes Theater Von der Saline zu einem TheaterOrt – die Salzburger Festspiele feiern 2012 ihre 20-jährige Präsenz auf der Perner-Insel. t e x t: N o r b e r t m ay e r F otos : Sal zburger Fests piele/Mon ika Rit tershau s, Sal zburger Fes tsp iel e/ bernd U hl ig „Libussa“, 1997 auf der Perner-Insel mit Dörte Lyssewski (l.) in der Titelrolle in einer Inszenierung von Peter Stein. 24 Kultur Spezial KSS_Pernerinsel_c ll.indd 24 14.05.2012 17:06:26 W oran denken Besucher der Salzburger Festspiele, wenn man ihnen das Stichwort Perner-Insel gibt? Die Umfrage ist vielleicht nicht repräsentativ, aber unter Kritikern heißt es ziemlich oft: „Schlachten!“ von Tom Lanoye und Luk Perceval, das Letzterer 1999 in Hallein inszeniert hat, als deutsche Erstaufführung. Zwölf Stunden inklusive Pausen dauerte die Vorführung dieser Melange aus acht Königsdramen William Shakespeares. Und sie ist insofern typisch, als auf der Perner-Insel seit 20 Jahren das Außergewöhnliche gezeigt werden soll, wie 1999 in der Spätphase der Intendanz von Gérard Mortier, als Frank Baumbauer bis 2001 in Salzburg fürs Theater verantwortlich war. Und das Außergewöhnliche gelingt auch. Wenn zum Beispiel Peter Stein 2010 den „Ödipus auf Kolonos“ des Sophokles inszeniert, mit Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle. Dann sieht man ein Schauspiel, das mehr bietet als das gewöhnliche Stadttheater. Und dafür ist die Perner-Insel genau der richtige Ort. Begonnen hat dort der Betrieb für die Salzburger Festspiele just mit Stein, der 1991 bis 1997 Schauspielchef bei Mortier war – ein Glücksfall für das Festival, denn Hallein prägt seither die Spiele stark mit, zumindest im Bereich Schauspiel, der damals aufgewertet wurde. Bis 1989 war die Perner-Insel ein Wahr- zeichen der Industrie. Dort wurde in einer großen Halle Salz verarbeitet. Das Areal ist denkmalgeschützt. Als dann die Salinenanlage aufgelassen wurde, nutzte die szene salzburg Teile davon für Aufführungen. Bald aber nahmen sich auch die Salzburger Festspiele der großen Sudhalle an und brauten dort großes Theater. Unter Peter Stein wurde 1992 der regelmäßige Betrieb im Sommer aufgenommen, 1997 verabschiedete er sich mit seiner Inszenierung von Grillparzers „Libussa“ und Shakespeares „Othello“ in einer Koproduktion mit dem Royal National Theatre unter der Regie von Sam Mendes. Welttheater in Hallein. Die Perner-Insel war seit jeher für Großereignisse vorgesehen, das ist bis heute so geblieben. Bis zu 800 Besucher kom- „Ödipus auf Kolonos“, 2010 auf der Perner-Insel mit Klaus Maria Brandauer, ebenfalls in einer Inszenierung von Peter Stein. men inzwischen pro Aufführung nach Hallein. Für den Theaterbereich ist die Perner-Insel wesentlich. Vom Erfolg der Aufführungen auf der Perner-Insel hängt maßgeblich ab, wie gut es dem Schauspiel geht. Begonnen hat Stein mit einer fantastischen Antikentrilogie aus Stücken von Seneca, Euripides und Sophokles. Zweienhalb Jahre nach dem Fall des Kommunismus und der Liquidierung des rumänischen Diktators Ceausescu lud der Schauspielchef den rumänischen Regisseur Andrei Serban zu den Salzburger Festspielen ein, der mit dem Nationaltheater Bukarest eine vierstündige Fassung von „Medea“, den „Troerinnen“ und „Elektra“ erarbeitet hat. Das Resultat: eine legendäre Aufführung, ein Markstein. Die Kritiker der Fachzeitschrift „Theater heute“ wählten die Inszenierung 2000 zur besten des Jahres. Viermal wurde der Abend damals gegeben. Inzwischen haben die Theaterchefs auf der Perner-Insel aufgerüstet, unter Ivan Nagel, Jürgen Flimm, Martin Kušej und Thomas Oberender, zumindest mit mehr Aufführungsterminen und mehr Plätzen fürs Publikum, aber auch termine Perner-Insel, Hallein „Peer Gynt“ von Henrik Ibsen 30. 7. 2012 Premiere Vorstellungen: 1.–5. und 14., 15., 17. und 18. 8. 2012 „Mojo“ von Theater-Rites 9. 8. 2012 Premiere Vorstellungen: 11. und 12. 8. 2012 „La Tempête“ nach William Shakespeare 24. 8. 2012 Premiere Vorstellungen: 25., 26. und 28. 8. 2012 www.salzburgfestival.at mit eindrucksvollen Inszenierungen wie Marlowes „Edward II.“, Grillparzers „König Ottokar“, Molières „Tartuffe“. Oder Jan Lauwers intensiver Trilogie „Sad Face/Happy Face“: Drei volle Stücke wurden da an einem Abend durchgespielt und duchgetanzt. Und auch wenn es Goethes „Faust“ gab, waren es gleich Teil I und II am Stück. Um Mitternacht war man da noch lange nicht im Hotel in Salzburg. Die Inszenierungen in Hallein sind als Zugpferd gedacht und deshalb auch als Höhepunkte für das Festspiel-Theater angesagt. Das wird auch beim neuen Theaterdirektor Sven-Eric Bechtolf so gepflogen, der nun seine erste Saison vorstellt. Für die Insel sind von ihm insgesamt 18 Aufführungen von drei Stücken geplant. Bei vollem Haus können dann an die 12.000 Besucher innerhalb von nur vier Wochen die Aufführungen genießen. Die erste Premiere auf der Perner-Insel unter Theaterchef Bechtolf wird am 30. Juli 2012 Henrik Ibsens Riesendrama „Peer Gynt“ sein, in einer englischen Fassung, die von Irina Brook, der Tochter des Regisseurs Peter Brook und der Schauspielerin Natasha Parry, für die Festspiele neu inszeniert wird. Das Ensemble: kosmopolitisch. Vor allem für das junge Publikum sind dann ab 9. August als leichtes Zwischenspiel die fünf Auftritte von Theatre-Rites mit „Mojo“ gedacht. Unter der Leitung von Sue Buckmaster hatte das Spiel ohne Worte im Dezember im Barbican Centre in London Pemiere. Wirklich nur für Kinder? Nein. Dieses sinnliche Theater, das von Musik, Licht und Bewegung lebt, ist auch für Erwachsene zugelassen. Ab 24. August beschließt dann ein Zauberspiel die Saison der Festspiele in Hallein: „La Tempête“. Wieder inszeniert Irina Brook, das Gastspiel ihrer Compagnie ist eine französische Fassung nach William Shakespeares Spätwerk „Der Sturm“. Bei Brook ist der Zauberer Prospero Inhaber eines italienischen Restaurants. Versprochen werden großer Zirkus, Clownerie und Slapstick. Das hat wohl auch schon das Publikum unter dem Stuart-König Jakob so erwartet, und Verzauberung erhoffen auch jedesmal die Besucher der Perner-Insel. e Kultur Spezial 25 KSS_Pernerinsel_c ll.indd 25 14.05.2012 17:06:30 Uraufführung. Brigitte Hobmeier übernimmt die Rolle der Kathrin im neuen Stück von Händl Klaus. Salzburgs fesche Biene Schauspielerin Brigitte Hobmeier gibt ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen. Für sie ist die Rolle in Salzburg der vorläufige Höhepunkt ihrer Karriere. t e x t: E va W i n r o i t h e r termine Brigitte Hobmeier „Meine Bienen. Eine Schneise“ von Händl Klaus 23. 8. 2012 Premiere im Salzburger Landestheater Vorstellungen: 25., 27., 29., 30. und 31. 8. 2012 Ein Auftragswerk der Salzburger Festspiele. www.salzburgfestival.at Interessant wird das Stück in jedem Fall werden, ist „Meine Bienen. Eine Schneise“ doch nicht nur ein Theater-, sondern auch ein Musikstück und damit eines der gewagtesten Projekte in Salzburg: „Die Band Franui ist gerade dabei, eine Partitur für das Stück zu schreiben. Da das ganze Stück einem einzigen großen Gedicht gleicht, werden viele Passagen, so wurde es mir geschildert, sehr musikalisch gehalten sein.“ Dass Hobmeier in dem Stück also vor eine große Herausforderung gestellt wird, ist klar – trotzdem freut sie sich schon: Auch weil sie ein großer Fan der Arbeiten von Händl Klaus ist. „Ich schätze seinen Wahnsinn. Seine Sprache ist überwältigend. Die schauspielerische Leistung wird bestimmt mitunter sein, Figuren zu schaffen, die eben nur so sprechen können“, sagt sie. Dementsprechend aufgeregt sei sie schon, gesteht Hobmeier schließlich, auch wenn ihr die Atmosphäre in Salzburg dann doch schon längst vertraut sei. „Ich besuche seit Jahren die Salzburger Festspiele als Gast. Ich mag das Ambiente ungemein, dieses Aufeinandertreffen so vieler Künstler aus den verschiedensten Sparten legt eine wunderbare Atmosphäre über die Stadt.“ Verstecken braucht sich Hobmeier, die sich zwar eher als Stadtkind bezeichnet, aber im kleinstädtischen bayerischen Ismaning aufgewachsen ist, jedenfalls nicht neben österreichischen Kapazundern wie Nicholas Ofczarek oder Birgit Minichmayr. Hobmeier kann selbst schon auf eine beachtenswerte schauspielerische Karriere zurückblicken: Einem breiteren Publikum wurde sie erstmals Anfang der 2000er-Jahre am Schauspielhaus Düsseldorf im Ensemble von Peter Steins Faust-Projekt bekannt. Später übernahm sie zahlreiche bekannte Rollen wie die der Lulu oder die der Viola in Shakespears „Was ihr wollt“. Ebenso konnte Hobmeier als bodenständige „Geierwally“ brillieren oder als Warja in Tschechows „Der Kirschgarten“. Auch in für Deutschland eher schwierigen Rollen, wie die der „Gudrun Ensslin“ in Elfride Jelineks „Ulrike Maria Stuart“, konnte Hobmeier überzeugen. Und nicht nur das. Neben ihren Erfolgen am Theater konnte Hobmeier, die sich selbst gern als bodenständig bezeichnet, auch das Fernsehen erobern. So spielte sie unter anderem im Tatort und machte sich im ZDF-Drama „Die Hebamme – Auf Leben und Tod“ einen Namen. Was von anderen Schauspielern oft als schwierig angesehen wird – die Arbeit beim Film und im Theater gestaltet sich sehr unterschiedlich – bringt Hobmeier locker unter einen Hut. Ihr gefällt es sogar: „Gott sei Dank löst sich diese Barriere stückweise auf. Ich bin Schauspielerin und nicht Filmoder Theaterschauspielerin. Dass ich beides machen darf, ist für mich ein großes Geschenk“, erzählt sie. Bleibt ihr dann bei all der Arbeit überhaupt noch Zeit für ein Privatleben? Ja. Hobmeier ist mit einem Schriftsteller verheiratet und Mutter eines sechsjährigen Sohnes. Was tut sie mit ihm in ihrer Freizeit am liebsten? „Da wird dann gesportelt.“ e Fotos:Epa/ kalaene S ie ist eines der neuen Gesichter in Salzburg und sicherlich eines der aufregendsten. Die deutsche Schauspielerin Brigitte Hobmeier wird in diesem Sommer die Rolle der Kathrin in Händl Klaus’ Stück „Meine Bienen. Eine Schneise“ übernehmen – ein eher kryptisch anmutendes Stück, in dem Natur und Bienen eine große Rolle spielen. Für die 36-Jährige sind die Salzburger Festspiele damit der vorläufige Höhepunkt ihrer Karriere. Auch wenn die gebürtige Bayerin noch gar nicht so genau weiß, worauf sie sich eingelassen hat. „Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit dem Regisseur über das Stück zu sprechen. Aber ein HändlKlaus-Stück ist keines von den leichten und es wird ein Haufen Arbeit auf uns warten“, sagt sie im Gespräch mit „Kultur Spezial“. 26 Kultur Spezial KSS_Hobmaier_c ll.indd 26 14.05.2012 15:55:04 August Diehl wird in der Inszenierung von Andrea Breth den Part des Titelhelden übernehmen. Der Diehl mit dem Simonischek Der eine fährt das erste Mal hin, der andere kehrt nach drei Jahren zurück. Peter Simonischek und August Diehl spielen heuer gemeinsam in Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“. t e x t: e va w i n r o i t h e r Auch sonst freut sich Simonischek auf Salzburg, das er vor allem wegen des Ambientes sehr schätze: „Dort muss man nicht an einem Vormittag das eine Stück proben und am Abend ein anderes Stück in der Vorstellung spielen, sondern kann sich ganz auf eine Rolle konzentrieren.“ In „Prinz Friedrich von Homburg“ wird Simonischek den Kurfürsten spielen, einen strengen Mann, der den Prinzen zum Tode verurteilt, F otos : Clem ens Fabry, Alexa ndra Kinga Fekete S ie haben beide etwas zu feiern. Der eine, der Ältere, kehrt nach drei Jahren wieder zu den Salzburger Festspielen zurück; der andere, der Jüngere, hat dort heuer seinen ersten Auftritt. Die Rede ist von den beiden Schauspielern Peter Simonischek und August Diehl, die heuer gemeinsam in Kleists Stück „Prinz Friedrich von Homburg“ unter der Regie von Andrea Breth zu sehen sein werden. „Ich freu mich sehr, das ist ein tolles Stück, die Weichen sind so gestellt, dass das was werden könnte“, sagt Peter Simonischek dann auch prompt im Gespräch mit „Salzburg Spezial“. Was wohl auch daran liegen mag, dass Simonischek und August Diehl mehr verbindet als die gleiche Profession, haben sie doch eine gemeinsame Vorgeschichte: Simonischek kennt den jungen Deutschen nämlich schon, seit der ein kleiner Junge war. „Mit seinem Vater (Hans Diehl, Anm.) habe ich viel gemeinsam gespielt, wir waren ja zusammen an der Schaubühne Berlin“, erzählt Simonischek und streut dem jungen Diehl prompt Rosen: „Der August ist ein ganz ein toller Schauspieler.“ 28 Kultur Spezial KSS_Simonicek_Diehl_c_gh.indd 28 14.05.2012 17:07:17 weil der sich nicht an seine Befehle gehalten hat. Insofern gilt der Kurfürst als eher „böser“ Charakter in dem Stück, aber ausgerechnet als „böse“ möchte Simonischek den Kurfürsten nicht verstanden wissen. „Der ist einfach preußisch. Er setzt auf Recht und Ordnung. Er ist eben ein Soldat“, sagt Simonischek. Und fügt hinzu: „Er lässt sich im Nachhinein ja auch widerlegen.“ Überhaupt könne man ihn nicht davon überzeugen, dass der Kurfürst „ein mieser Vogel“ sei, wie er selbst sagt. „Und selbst wenn, würde ich alles da ran setzen, ihn zu verteidigen.“ Denn als Schauspieler müsse man seine Rollen lieben, sonst könne man sie ja nicht spielen. Lieben wird wohl auch August Diehl sei- ne Rolle. Der Deutsche spielt den impulsiven Prinz Friedrich von Homburg, der um sein Leben fürchten muss. Eine Traumrolle für den 36-Jährigen. Und eine, die er unbedingt spielen wollte. Obwohl er früher eigentlich den Graf Hohenzollern als bessere Rolle empfand, wie Diehl in einem Gespräch mit Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf zugibt. Einem breiten Publikum ist Diehl wohl seit dem Film „Inglourious Basterds“ bekannt, in dem er als SS-Sturmbannführer Dieter Hellstrom an der Seite von Brad Pitt gespielt hat. Mit dem Film hat Diehl auch den Grundstein für seine internationale Filmkarriere gelegt. Bei „Inglourious Basterds“ hat er Pitts Freund und baldige Ehefrau Angelina Jolie kennengelernt. 2010 war Diehl dann als Jolies Ehemann in dem Thriller „Salt“ zu sehen. Doch August Diehl ist nicht nur Filmschauspieler, er zählt auch zu den bedeutendsten Theaterschauspielern der jüngeren Generation. Dem Wiener Publikum dürfte er schon länger ein Begriff sein: Das erste Mal war er 1998 in „Gesäubert“ von Sarah Kane zu sehen. Die Inszenierung von Peter Zadek an den Hamburger Kammerspielen war bei den Wiener Festwochen im Theater in der Josefstadt zu sehen. Im Jahr 2000 erlebte er wohl einen persönlichen Hö- Peter Simonischek kehrt mit der Rolle des Kurfürsten nach Salzburg zurück. „Der ist einfach preußisch. Er setzt auf Recht und Ordnung. Er ist eben ein Soldat.“ P e t e r S i m o n i s c h e k ü b e r s e i n e R o l l e D ES K u r f ü r s t e n tipp Prinz Friedrich von Homburg von Heinrich von Kleist 28. 7. 2012 Premiere im Salzburger Landestheater Vorstellungen: 30.– 31. 7.; 1., 3., 4., 5., 7., 8., 9., 11. und 12. 8. 2012 Kleist-Lesungen 29. 7. 2012 mit Ulrich Matthes 6. 8. 2012 mit Hans-Michael Rehberg www.salzburgfestival.at hepunkt. Er spielte mit Gert Voss, den er als sein großes schauspielerisches Vorbild bezeichnet, in Luc Bondys gefeierter Interpretation von Tschechows „Möwe“ im Akademietheater. Diehl hatte die Rolle des gescheiterten Künstlers inne, der den Freitod wählt. Abgesehen davon, war er in Wien noch in Bernard Marie Koltés „Roberto Zucco“ im Akademietheater, Zadeks Inszenierung des „Juden von Malta“ als Marlowe oder in „Ödipus auf Kolonos“ an der Seite von Bruno Ganz im Burgtheater zu sehen. Sein Talent hat Diehl, der übrigens seit 1999 mit der Schauspielerin Julia Malik verheiratet ist, zwar sicherlich in die Wiege gelegt bekommen, sich den Feinschliff aber auch in der ErnstBusch-Schule in Berlin hart erarbeitet. Im Gespräch mit Sven-Eric Bechtolf lobt er den Drill der Schule: „Ich hatte am Anfang den Eindruck, an einer Sportschule zu sein: tagaus, tagein Bewegung – Fechten, Akrobatik. Und so sahen wir irgendwann dann alle auch dementsprechend aus.“ Auch im Rollenstudium sei es sehr unsentimental zugegangen. Mit Sätzen wie: „Nicht du da oben sollst heulen, sondern ich da unten will heulen.“ „Es wurde einem klargemacht“, sagt Diehl, „dass der Beruf ein Handwerk ist. Das war auch der Grund, warum ich dorthin wollte. Ich wollte keine Esoterik.“ Nun hat er in Salzburg einmal mehr die Gelegenheit, sein handwerkliches Können unter Beweis zu stellen. Neben seinem alten Bekannten Peter Simonischek, aber auch unter den kritischen Augen der Besucher und Kritiker. e Kultur Spezial 29 KSS_Simonicek_Diehl_c_gh.indd 29 14.05.2012 17:07:19 Der Bauer als Kasperl Thalias Kompagnons bringen mit „Der Bauer als Millionär“ das romantische Zaubermärchen Ferdinand Raimunds als Puppenspiel zu den Salzburger Festspielen. t e x t: S i o b h a n G e e t s Thalias Kompagnons bewegen sich im Grenzbereich zwischen Schauspiel, Figuren- und Musiktheater. (Bild aus der Produktion „Kafkas Schloss“) W ie überträgt man ein Stück aus der Biedermeierzeit in die moderne Welt? Am besten mit Puppen, finden Tristan Vogt und sein Figurentheater „Thalias Kompagnons“. Mit „Das Mädchen aus der Feenwelt oder der Bauer als Millionär“ erwecken die Nürnberger Puppenspieler ein Stück Ferdinand Raimunds zu neuem Leben. „Es ist eine Mischung aus Kasperltheater und großem Ausstattungszauber“, sagt Vogt. Die Bühne ist minimalistisch: In der Mitte der Bühne wird eine Leinwand aufgebaut, darauf wird das Bühnenbild projiziert. Die Bilder entstehen im Moment ihrer Übertragung: Am Trickfilmtisch, gut sichtbar, stehen die Puppenspieler. Und über ihnen, in der inszenierten Welt, schweben die Figuren – große Puppen aus Pappmaschee, Holz, Stoff und Draht. Dazu spielen ein Pianist und ein Schlagzeuger „schräge, surreale Musik“. Durch Darsteller und Spiel ergeben sich mehrere Ebenen, auch die Puppen bewegen sich in mehreren Welten, projiziert auf die Leinwand, sowie dahinter und termine Thalias Kompagnons Das Mädchen aus der Feenwelt oder der Bauer als Millionär von Ferdinand Raimund 7. 8. 2012 Premiere im Schauspielhaus Salzburg Vorstellungen: 8., 10. und 13.–17. 8. 2012 Kafkas Schloss nach Franz Kafka 19. 8. 2012 Premiere im Schauspielhaus Salzburg Vorstellungen: 20. und 21. 8. 2012 www.salzburgfestival.at davor. So können die Bilder zerbröckeln, die Figuren von einer Ebene in die andere rutschen. In dem steten Wandel tun sich neue Welten auf, Räume kommen von unten und verschwinden wieder nach oben. „Das Wichtigste für uns ist aber, dass die Welt der Menschen eigentlich genauso Illusion ist wie die andere, auch sie kann auf einen Schlag verschwinden“, sagt Vogt. Der Wandel passt gut zu Bauer Wurzels Geschichte: Zuerst wird er mit Reichtum überhäuft, dann wird ihm alles genommen. Über allem stehen die Feen, sie lenken das Schicksal der Menschen. Davon ahnen die Puppen nichts, die Feen geben vor, nur das Beste im Sinn zu haben. In Wahrheit nutzen sie die Menschen als Spielbälle für ihre Intrigen. „Wir wollen den traurigen Humor zeigen, den Raimund hatte.“ Handpuppen, das klingt nach Kasperltheater. Aber ist es nicht so, dass Raimund sich abgrenzen wollte von den Satiren und Parodien seiner Zeit, dass er ein romantisches Märchen schaffen wollte, ein Zaubermärchen? Die Vorstadtbühnen, auf denen Raimunds Stücke aufgeführt wurden, kannten die Tradition des Kasperls, sagt Vogt, „damals war es der Hanswurst“. In der deutschsprachigen Commedia dell’arte war der Kasperl eine wichtige Figur. „Und der Bauer trägt in sich Elemente des Hanswurst“, ist er überzeugt. Vogt hat nicht vor, Raimund zu demontieren, seine Figuren bleiben erhalten. „Wir erfinden nichts Neues, sondern nehmen jene Elemente heraus, die uns moderne Menschen interessieren.“ So bleibt das Stück in der Märchenwelt verankert, diese ist aber keine altmodische, sondern so frisch wie damals, ausgestattet mit einem modernen Lebensgefühl. „Wir wollen die Ausweglosigkeit des Stückes zeigen, den traurigen Humor, den Raimund hatte.“ In dem Sinne ist es eine Tragikomödie: Für die Menschen eine Tragödie, für die Feen eine Komödie. e F otos : Tha lias Kompagnon s, Nürnberg „Der große Vorteil der Puppen“, sagt Vogt, „ist, dass sie die Figuren sind, durch und durch“. Denn bei bekannten Schauspielern sähe man immer auch die Person hinter der Figur. Das sei bei Puppen anders, diese könnten besser leiden. „Wenn den Bauern der Schlag trifft, fliegt er in den Dreck. Das sind Bilder, die man sonst nicht zu sehen bekommt.“ Es ist eine andere Spielweise: Puppen haben eine andere Körperlichkeit, sie schweben im Raum, entwickeln ihr Eigenleben. „Wir sind selbst immer wieder verblüfft und verzaubert zu sehen, was die Puppen können, das Menschen nicht können“, meint Vogt. 30 Kultur Spezial KSS_thalia Kompagnonsr_c_gh.indd 30 14.05.2012 17:03:50 S Verbrechen im Wald. „This Is How You Will Disappear“ von Gisèle Vienne. ie sind bestens ausgebildet, fantasievoll, von postmoderner Zitierwut beseelt. Sie mischen Theater mit Tanz, Musik, bildender Kunst und den Erscheinungsformen des Pop. Und sie haben dramatische Power: Beim Young Directors Project (YDP) in Salzburg stellen sich junge Avantgardetheatermacher vor. Weckruf der Avantgarde! Künstler aus Südafrika, Korea, Frankreich und Österreich mischen heuer das young directors project kräftig auf. t e x t: b a r b a r a p e t s c h Hamlet Cantabile. Der Südkoreaner Bae Yo-Sup definiert Shakespeare geisterhaft neu. „Ich wollte meine eigene Theatergruppe, weniger, um mich zu entwickeln, als mein eigenes Empire, mein Reich zu haben“, sagt etwa die Südafrikanerin Princess Zinzi Mhlongo, die mit ihrer Company Tick Tock Productions u. a. Sarah Kanes „4.48 Psychosis“ herausgebracht hat. Mhlongos Kreation „Trapped“ ist ein Auftragswerk F otos : Silveri/St eirisch er Herbs t, Patric ch ih a, privat, gu nda d ittrich, si lvia lel li Spitzensport. Choreografin Gisèle Vienne orientiert sich an Eistanz und Hockey. 32 Kultur Spezial KSS_YDP_c_fro.indd 32 14.05.2012 16:02:37 der Salzburger Festspiele und eine Uraufführung. Es geht darin um das, was die Südafrikaner nach der langen Zeit der Apartheid am meisten beschäftigt: Freiheit – und wie man damit umgeht. „Es gibt so viel moderne Sklaverei, unabhängig von Rasse und Hauttfarbe, die wir gar nicht bemerken“, sagt Princess Zinzi Mhlongo. „Trapped“, „In der Falle“, führt Prototypen wie die Diva oder Mr. Personality vor, die mit den Ambivalenzen der Freiheit Bekanntschaft machen: Dass man alles tun kann, heißt noch lange nicht, dass man alles tun darf, aber auch nicht, dass man imstande ist, alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Fühlt sich Zinzi Mhlongo, die heuer den „Standard Bank Young Artist“-Preis für Theater gewonnen hat, angesichts ihrer Erfolge wie in „Plötzlich Prinzessin“? „Ich war immer das Gegenteil einer Prinzessin“, lacht sie. „Ich war viel zu burschikos. Ich fühlte mich auch keineswegs wie das hübscheste Mädchen. Darum habe ich versucht, meine Persönlichkeit zu entwickeln, damit die Leute mich mögen.“ om Dänenprinzen bleibt der Totenkopf. V Eines Katastrophenkindes der Literaturgeschichte nimmt sich die Österreicherin Cornelia Rainer an: Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–1792) war ein Jugendfreund Goethes, der sich von ihm lossagte; Büchner widmete Lenz eine Novelle, Brecht verschärfte den „Hofmeister“ von Lenz zur Parabel über das Zerschellen eines Sturm und Drang. Cornelia Rainer erzählt vom poetischen Katastrophenkind Lenz. Plötzlich Prinzessin. Ein Empire für ihre Kunst wünscht sich Princess Zinzi Mhlongo. sensiblen Intellektuellen an einer verknöcherten Gesellschaft. Cornelia Rainer, die auch Musikerin ist, will nun ein vollständiges Bild des Sturm-undDrang-Dichters zeichnen, indem sie ihn selbst, Büchner, aber auch Johann Friedrich Oberlin zu Wort kommen lässt. Der Pfarrer und Sozialpionier nahm Lenz auf, als dieser an Schizophrenie erkrankte. bedeutend sind und den Aufführungen den Charakter eines Rituals verleihen. Der Südkoreaner Bae Yo-Sup hat sich einen neuen „Hamlet Cantabile“ gedichtet: Darin findet ein Geisterseher auf einer einsamen Wanderung einen Schädel, und es ist nicht Yorick wie bei Shakespeare, sondern Hamlet selbst, ein Wiedergänger, der zum Narren wird, weil er sich nicht von der Welt lösen kann. In der komischen Tragödie spielen auch Puppen mit. Puppentheater ist heuer ein Schwerpunkt der Festspiele im ersten Jahr ihres neuen Schauspieldirektors, Sven-Eric Bechtolf. Puppen, Masken, Menschen, die wie Puppen agieren, sind im asiatischen Theater wichtig. Bae Yo-Sups Truppe Tuida bedient sich der festgelegten Bewegungsabläufe, die für chinesische oder japanische Bühnenkunst Es gibt heute so viel Sklaverei, die wir gar nicht bemerken! termine Young Directors Project powered by Montblanc „Trapped“ 31. 7. 2012: Premiere im republic Vorstellungen: 1.–3. 8. 2012 „Jakob Michael Reinhold Lenz“ 10. 8. 2012: Premiere im republic Vorstellungen: 11.–13. 8. 2012 „Éternelle Idole & This Is How You Will Disappear“ 18. 8. 2012: Premiere in der Eisarena, im Volksgarten und im republic Vorstellungen: 19., 21., 22. 8. 2012 „Hamlet Cantabile“ 27. 8. 2012: Premiere im republic Vorstellungen: 28.–30. 8. 2012 www.salzburgfestival.at chlittschuhe und Verführung. Wie die S Persönlichkeit der Frau mittels Schönheit zum Verschwinden gebracht wird, beschäftigt den neueren Feminismus und auch die französisch-österreichische Choreografin Gisèle Vienne, die heuer mit zwei Kreationen beim YDP zu Gast ist: „Éternelle Idole“ und „This Is How You Will Disappear“. Bei ihrer Arbeit lässt sich Vienne u. a. von Eiskunstläufern und Hockeyspielern inspirieren. Es geht um die Schwelle von der Kindheit zum Erwachsensein und um Männerfantasien rund um den Geist einer ermordeten Lolita. „Éternelle Idole“ und „This Is How You Will Disappear“ – das klingt fast wie ein Gedicht: Ewiges Idol, so wirst du verschwinden, lautet die freie Übersetzung. Vienne will ihr Publikum animieren, seine Leidenschaften kennenzulernen, sich mit Tod, Sex und Gewalt auseinanderzusetzen, die unter der schönen Oberfläche lauern. Viennes Kreationen wirken jedoch nicht offensiv brutal, eher bescheiden und eindringlich. Ihr Stil erinnert von fernher an die US-Choreografin Meg Stuart, die ihre Tänzer Menschen als „Damaged Goods“ darstellen lässt. Einen Ausschnitt der Performance „This Is How You Will Disappear“ kann man auf YouTube sehen, sieht aus wie ein alter Horrorfilm, und man denkt an Falcos skandalumwitterte „Jeanny“. e Kultur Spezial 33 KSS_YDP_c_fro.indd 33 14.05.2012 16:02:42 Musik hat keine Grenzen 2012 feiert Maestro Zubin Mehta ein rundes Jubiläum bei den Salzburger Festspielen – vor 50 Jahren gab er sein Debüt im Mozarteum. t e x t: W i l h e l m S i n k o v i c z F otos : Dim o D imov (2), EPA/ Rybczy nski E in besonderes Jubiläum feiert in diesem Sommer Zubin Mehta: Seit einem halben Jahrhundert ist der Maestro ständiger Gast bei den Salzburger Festspielen, als Operndirigent ebenso wie im Konzert. Schon als junger Absolvent der Wiener MusikAkademie galt er als herausragendes Talent, das sogleich den Weg auf die internationalen Podien fand. Herbert von Karajan holte ihn zu den Festspielen – Konzerten der Wiener Philharmoniker folgte 1965 die erste Einstudierung einer Oper, Mozarts „Entführung aus dem Serail“ in der legendären Inszenierung Giorgio Strehlers. An sein Debüt im Großen Saal des Mozarteums – es war eine Matinee der Philharmoniker mit dem Solisten Geza Anda – erinnert sich Mehta noch sehr genau: „Es war ein schwieriges Programm, nach Mozarts Prager-Symphonie das sehr heikle Zweite Klavierkon- 34 Kultur Spezial KSS_Metha_c ll.indd 34 14.05.2012 16:01:20 zert von Bartók und Dvořáks Siebente Symphonie. Mit beiden Werken waren die Philharmoniker damals nicht vertraut. Und meine Probenerfahrungen waren ja noch nicht so groß . . .“ Jedenfalls nicht die, die man bei der eigenen Einstudierungsarbeit machen kann. Mehta war damals noch begeisterter Stehplatzbesucher und leidenschaftlicher Probenkiebitz. „In Wien“, erinnert er sich, „war damals alles sehr kompakt. Die größten Dirigenten, Sänger, Musiker waren da. Man konnte auf dem Stehplatz alle wichtigen Künstler erleben. In der Wiener Oper bin ich nie gesessen. Jetzt stehe ich ja noch immer . . .“ Nur bei seltenen Gelegenheiten war Zubin Mehta einmal auf einem Sitzplatz anzutreffen. „Nathan Milstein hat mich in einer Probenphase zu einem gemeinsamen philharmonischen Konzert einmal zu einer ,Tristan‘-Aufführung unter Karajan eingeladen, das war 1963, also nach meinem Salzburger Debüt. Das war tatsächlich das erste Mal, dass ich in der Staatsoper einen Sitzplatz hatte. Und es war Milsteins erster ,Tristan‘. Er hat die Intensität dieser Musik nicht ausgehalten und ist weggegangen! Ich bin natürlich geblieben: Birgit Nilsson und Wolfgang Windgassen haben gesungen. Und das fantastische Orchester unter Karajan . . .“ Zubin Mehta kommt mit dem Israel Philharmonic Orchestra zu den Salzburger Festspielen . Als junger Mann am Pult der Philharmo- „Der Nationalismus in der Musik gilt nicht.“ z u b i n m e h ta Das österreichische Musikleben hat sich Zubin Mehta sozusagen durch die Hintertür erobert. „Als ich das erste Mal in den Musikverein kam, hatte ich keine Ahnung von diesem Saal. Ich kam über die Hintertreppe und schaute durch das kleine Guckloch jener Tür, durch die der Dirigent das Podium betritt. Da erblickte ich Karajan, der gerade dabei war, mit den Symphonikern die Vierte Tschaikowsky zu proben. Es war faszinierend. Als ich ihn später fragte, ob ich bei einer Probe zuhören dürfte, hatte er nur ein Wort für mich: ,Ausgeschlossen‘. In diese Probe bin ich dann wirklich nicht gegangen. Aber viele andere habe ich erlebt und unendlich viel dabei gelernt. Ich habe mich in den oder es sogar spielen lassen muss! Wo man zuhören muss, um die Ruhe zu bewahren, die einem erst ermöglicht, die Spannung aufrechtzuerhalten! Die langen Pausen zwischen den ersten Celloeinsätzen im Tristan-Vorspiel . . .“ termine Zubin Mehta und das Israel Philharmonic Orchestra Sheriff: „Mechaye Hametim“ 24. 7. 2012 in der Felsenreitschule 25. und 26. 7. 2012 im Großen Festspielhaus www.salzburgfestival.at Sophiensälen versteckt, wenn die Philharmoniker Schallplattenaufnahmen gemacht haben.“ Nicht nur bei Proben lernt der angehende Orchestererzieher viel. Mehta ist als begabter junger Student nach Wien gekommen, um hier in der legendären Kapellmeisterklasse von Hans Swarowsky zu studieren. „Swarowsky hat die Meisterwerke genauestens durchleuchtet. Ich habe noch die Partituren mit den Detailanalysen. Es gab aber Musik, für die er sich nicht interessiert hat. Bartóks Konzert für Orchester zum Beispiel, an dessen Wiener Erstaufführung ich mich noch sehr genau erinnern kann, weil ich Rafael Kubeliks Probenarbeit begeistert mitverfolgt habe.“ Eine der grundlegenden Lehren, die Mehta fürs Leben mitgenommen hat: „Swarowsky war es wichtig, dass der Dirigent innere Ruhe und die absolute Kontrolle bewahrt. Er hat mich einmal beobachtet, als ich die Kleine Nachtmusik dirigierte und danach völlig verschwitzt war. Da hat er mich gefragt: ,Was machen Sie erst, wenn sie Tristan dirigieren?‘ Über weite Strecken ist es wichtig zu wissen, wo man das Orchester spielen lassen kann, niker, bald schon bei den Salzburger Festspielen, war für Mehta doch nicht vorherzusehen, dass das Wiener Orchester ihn auch einmal am Neujahrsmorgen ans Pult bitten würde: „Ich konnte es zuerst gar nicht glauben! Ich saß ja in der allerersten Probe, die Willi Boskowsky je für das Neujahrskonzert geleitet hat. Er hat das Konzert damals ja von Clemens Krauss übernommen. Ich erinnere mich noch an seine erste Worte bei dieser Probe: ,Meine Herren, ich will nichts übertreiben.‘ Dass meine Philharmoniker mir dieses Konzert je anbieten würden! Ich war wirklich gerührt.“ Seinen fünfzigsten Salzburger Festspiel-Geburtstag feiert Mehta im Rahmen der erstmals veranstalteten „Ouverture spirituelle“ – gleich mit drei Konzerten seines Israel Philharmonic. Die neue Konzertreihe soll religionsübergreifend metaphysische Kunsterlebnisse bieten. Das ist auch an den Programmen der Gäste aus Israel abzulesen, deren Spannweite von jüdischen Gebeten in den Fassungen von Arnold Schönberg und Ernst Bloch bis zu Anton Bruckners katholischem Gotteslob „Te Deum“ und der „dem lieben Gott“ gewidmeten Neunten Symphonie reicht. Mehtas Persönlichkeit symbolisiert vielleicht wie die keines anderen Musikers jene geistige Universalität, um die es dem Intendanten, Alexander Pereira, mit seinem Konzept für das neue Festspiel-„Vorspiel“ geht: Geboren als Parse – also Anhänger des Zoroastrismus in Indien – erzogen ausschließlich in Schulen von Jesuiten, wurde er Chefdirigent von Israel Philharmonic auf Lebenszeit. „Das ist wohl ein Signal“, sagt er, „das bedeutet: Musik hat keine Grenzen. Der Nationalismus in der Musik gilt nicht!“. e Kultur Spezial 35 KSS_Metha_c ll.indd 35 14.05.2012 16:01:26 Der liebe Gott hört jeden Tag etwas anderes Erstmals bieten die Salzburger Festspiele heuer eine „OUVERTURE SPIRITUELLE“. Der evangelische Bischof Michael Bünker und Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg teilten mit Helmar Dumbs ihre Ansichten über das „Heilige“ in der Musik und die Probleme mit der Johannes-Passion. F o t o s : k at h a r i n a r o SS b o t h 36 Kultur Spezial KSS_Overturespiritus_c_fro.indd 36 14.05.2012 17:05:32 Kennen Sie den? Ein Musiker kommt in den Himmel und hofft, dort endlich Antwort auf eine wesentliche Frage zu bekommen: Hört Gott lieber Bach oder Mozart? Als er zum Allmächtigen vorgelassen wird, vernimmt er Mozarts „Musikalischen Spaß“. Er nimmt allen Mut zusammen und sagt: „Herr, wir dachten immer, Du würdest sicher Bach hören. Wir haben uns getäuscht.“ Darauf Gott mit nachsichtiger Stimme: „Mein Sohn – ich BIN Bach.“ Bischof Michael Bünker: Das ist ja sehr evangelisch, es erinnert mich an den berühmten Theologen Karl Barth. Er war ein großer Fan von Mozart und hat einmal gemeint, die Engel im Himmel spielen zu ihrem Vergnügen Mozart, zur Ehre Gottes aber Bach. Mit „Soli Deo Gloria“ hat Bach ja auch immer seine Kompositionen signiert. Musik verbindet. Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg: Ich würde diesen Witz Bischof Michael umdrehen und auf die Erde transponieren: Dass Bach sagt: Bünker (links) und „Ich bin Gott.“ Oberrabbiner Paul Was hört Gott denn Ihrer Meinung nach? Mozart? Bach? Chaim Eisenberg (rechts). Oder vielleicht etwas ganz anderes? Eisenberg: Ich glaube, der liebe Gott hört jeden Tag etwas anderes. Er ist ja der Gott der ganzen Welt, also hört er einmal ein bisschen Jazz, dann klassische Sachen. Man soll Gott nicht auf eine Schiene einschränken, er ist vielseitiger, als wir manchmal glauben. Bünker: Jedenfalls wird es nicht europäische klassische Musik allein sein, sondern World Music oder gar eine Trans World Music, Gott ist ja jenseits der Welt, von daher müsste es eine Musik sein, die wir vielleicht noch gar nicht kennen. Eisenberg: Im israelischen Radio habe ich vor Kurzem eine verjazzte Mozart-Symphonie gehört . . . Bünker: Das ist ja das Kennzeichen guter Musik, dass sie auch in einem anderen Genre noch gute Musik ist. Darf man das auch mit geistlicher Musik machen? Bünker: Die Reformation begann ja als Lied-, Sing- und Musikbewegung, Da wurden ungeniert weltliche Texte umgedichtet, da finden sich Schlagermelodien der damaligen Zeit in Passionsliedern. „O Haupt voll Blut und Wunden“ ist nach einem alten Liebeslied geschrieben. So ungeniert würde ich mir manchmal die kirchlichen Musiker heute wünschen. Eisenberg: Die religiöse Musik ist oft mit der allgemeinen Musik der jeweiligen Gegend verwandt. Salomon Sulzer, der erste Kantor von Wien, war eng mit Franz Schubert befreundet, und in den alten Klängen der Synagogen hört oberrabbiner eisenberg man die Klassik oder Schubert heraus. Bei der Synagogenmusik der Juden im arabischen Raum glauben Sie manchmal, Sie sind im Basar. Man darf die Bereiche nicht so scharf abtrennen, Mozart und Bach haben sowohl Messen als auch säkulare Dinge geschrieben, das klingt manchmal ganz ähnlich. Aber was, wenn man etwa synagogalen Gesang verweltlicht? Ist auch das erlaubt? Eisenberg: Es gab einige puristische Kantoren, die gesagt haben: „Wer mich hören will, muss in die Synagoge kommen.“ Aber bei Konzerten, wenn man die Stücke etwas aufbereitet, ohne sie gleich zu verjazzen, kann man sie etwas lockerer darbringen. Die religiöse Musik ist oft mit der allgemeinen Musik der jeweiligen Gegend verwandt. In der „Ariadne“ heißt es ja, „Musik ist eine heilige Kunst“. Ist sie das? Und was heiligt sie? Eisenberg: Mit Musik kann man mehr ausdrücken als mit Worten. Bei den Chassiden gibt es viele Lieder mit Worten, aber auch solche ohne Worte. Und die Rabbis haben gesagt, diejenigen ohne Worte dringen höher hinauf zum lieben Gott. Musik kann trösten, Musik kann helfen. Man soll bei uns am Tag eines Begräbnisses keine Musik hören, weil man noch nicht getröstet werden soll. Musik ist sicher eine ganz heilige Sache. Bünker: Da gibt es auch eine Gemeinsamkeit von Judentum und Protestantismus: Wir sind beide bildfern, das Bild ist nicht unser Medium, die Religion darzustellen. Wir sind stärker mit dem Wort beschäftigt. Und mit dem Gesang. Ist geistliche Musik vor allem eine Dienerin, Ausdeuterin des Textes, oder kommt da noch etwas dazu? Und kann reine Instrumentalmusik auch geistlich sein? Eisenberg: Bei den klassischen Synagogengesängen am Sabbat und am Feiertag werden keine Instrumente gespielt. Aber es gibt fast keinen Text, der nicht gesungen wird. Die wöchentliche Tora-Lesung wird zwar nicht so kunstvoll gestaltet, aber wenn es zu einer dramatischen Stelle kommt, sind auch die Noten dramatischer. In der Synagoge spricht nur der Rabbiner während der Predigt – und die Leute sprechen miteinander. Die Melodie ist immer da, sie unterstützt aber mehr den Text. Bünker: In der evangelischen Tradition hat die Musik eine dienende Funktion. Bei Calvin in Genf etwa gab es keine Orgel in der Kirche. Es durften dort auch nur die Psalmen gesungen werden, aber sie mussten dafür von allen gesungen werden. Das war der klassische reformierte Gottesdienst. Instrumente allein, das war lange ungewöhnlich. Etwa, dass Bach eine Kantate seines Weihnachtsoratoriums mit einer Pastorale beginnt. Wir können uns ja überhaupt nicht vorstellen, wie herausfordernd Bachs Musik für seine Zeitgenossen war – und für die Pfarrer. Wir täten uns heute sehr schwer, wenn wir jeden Sonntag zeitgenössische Musik im Gottesdienst hätten. Damals war das der Fall. Kriegen wir diesen Zugang wieder? Wir versuchen seit einigen Jahren, am Karfreitag den Abend mit zeitgenössischer Musik zu gestalten. Wir freuen uns, dass wir in zwei Jahren auch einen Kompositionsauftrag vergeben werden. Das ist ungewöhnlich für die Leute: Die einen kommen, weil der Bischof spricht, und erwarten sich einen Gottesdienst, die anderen sind mit den Musikern befreundet und erwarten sich ein Konzert. Das reibt sich dann. w Kultur Spezial 37 KSS_Overturespiritus_c_fro.indd 37 14.05.2012 17:05:34 w Wie innovationsfreudig ist da der synagogale Gesang? Eisenberg: Es ist lockerer, wenn wir nicht direkt in der Synagoge singen. Wir singen ja auch an allen Feiertagen und am Sabbat bei Tisch. Da sind alte Gesänge dabei, aber auch alte Texte mit neuen Melodien. Es gibt einige klassische Stücke, zu denen ich 30 Melodien kenne. Welche man nimmt, hängt auch davon ab, wer am Tisch sitzt. Der Rabbiner Schlomo Karlebach hat begonnen, die Ketten zu sprengen, er ist sogar in Tanzlokale gegangen und hat dort gesungen, mit unglaublichem Erfolg. Eine Grenzsprengung findet auch statt, wenn die großen geistlichen Werke im Konzertsaal gespielt werden, was heute ja überwiegend der Fall ist. Geht dabei nicht etwas Wesentliches verloren? Bünker: Ja. Es gibt da eine Stelle in der Matthäus-Passion, in der es heißt: „Und Jesus neigte sein Haupt und verschied.“ Es folgt der Choral „Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht Bischof von mir“. Was tut das in einem Konzertsaal? Da geht vom Tieferen etwas verloren, Bach hat sich schon etwas dabei gedacht, wenn er das schneidet wie in einem Film. Potenziell ist es immer mehr als das, was man im Konzert hört. Eisenberg: Vielleicht kann man sagen, wir machen aus dem Konzertsaal eine Kirche? Bünker: Dann landen wir bei Richard Wagner, das möchte ich auch nicht. Da ist es mir lieber, wir machen’s! Aber besteht nicht die Chance, dass jemand, der zunächst religiös unmusikalisch ist, im Konzert spirituell gepackt wird? Über die Musik zur Religion findet? Eisenberg: Man kann nicht jede Woche im Sonntagsgottesdienst ein Riesenoratorium spielen. Und das ist gut so. Eine gewisse Schlichtheit muss bleiben. Bünker: „Halleluja“ von Leonard Cohen besteht fast nur aus biblischen Zitaten, das könnte man jederzeit im Gottesdienst aufführen. Da bleibt kein Auge trocken, die Leute sind bewegt, aber sie haben deswegen im Allgemeinen keinen neuen Zugang zu Kirche und Religion. Was diesen Zugang schafft, ist es, selbst Musik zu machen. In Chören singen auch viele nicht religiöse Menschen mit, und 80 Prozent bleiben es auch nach zehn Jahren Bach-Kantaten. Aber es gibt immer ein paar, die sagen, sie haben dadurch einen neuen Zugang zur Botschaft der Religion gefunden. In Deutschland wurde kürzlich bei einer Aufführung der Johannes-Passion der Text durch jüdische, islamische, „Halleluja“ von Leonard Cohen besteht fast nur aus biblischen Zitaten. Bünker hinduistische Texte und Gedichte etwa von Paul Celan ergänzt. Der Hintergedanke: Unkommentiert grenze das Werk an Antisemitismus. Bünker: Grenzt nicht, ist es. Es ist klar, dass wir das nicht mehr unkommentiert lassen dürfen, auch nicht im Sinne historischer Authentizität. Ob man die Texte austauscht, ist eine Frage im Umgang mit den Evangelien. Wenn klar, wird, dass die Kirchen heute anders damit umgehen, ist das, glaube ich, eine angemessene Form. Eisenberg: Man kann Evangelientexte nicht austauschen. Aber viele Passionsspiele kamen aus einer Zeit, in der die Kirche ungeniert antijüdisch war. Da bin ich sehr dafür, dass man es überarbeitet. Sie musizieren in letzter Zeit gelegentlich gemeinsam: Wie kam es dazu? Eisenberg: Ich wurde überfallen. Von Herrn Bünker? Eisenberg: Nein, von einem Herrn Himmelbauer, der im interreligiösen Dialog sehr aktiv ist. Bünker: Und ich wurde erpresst. Es hat geheißen, wenn ich nicht mitmache, macht der Herr Oberrabbiner nicht mit. Klingt nach einer ziemlich kriminellen Angelegenheit. Bünker (lacht): Es geht ja auch um Rockmusik. Eisenberg: Einige Leute sind schockiert, dass ich da BeatlesSongs singe. Wieso, darf das ein Oberrabbiner nicht? Bünker: Wir singen ja nicht „Loosing My Religion“. Eisenberg (unterbricht ihn singend): „Lucy in the sky with diamonds.“ Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Mit welchem Musiker – lebend oder tot – würden Sie gern einmal musizieren? Eisenberg: Ich habe viel mit dem Rabbi Karlebach gesungen, das würde ich gern weiter tun. Wenn nicht hier, dann drüben. Da fällt mir ein Witz ein: Hat ein Musiker gefragt, ob es auch im Jenseits Musik gibt, und bekam zur Antwort: Es gebe fantastische symphonische Konzerte. Die schlechte Nachricht sei, er spiele schon nächste Woche mit. Wir aber wollen noch hier auf Erden musizieren. e terminE „Ouverture spirituelle“ Haydn: „Die Schöpfung“, 20. 7. 2012, Gr. Festspielhaus Händel: „Der Messias“, 21., 22. 7. 2012, 24. 7. 2012, Felsenreitschule Dvořák: „Messe DDur“, 25. 7. 2012, Stiftung Mozarteum Stiftung Mozarteum Gebots“, 28., 29. 7. 2012, Stiftung Mozarteum Schubert: „Messe Es-Dur“, 28. 7. 2012, Haus für Mozart Kollegienkirche Bloch: „Avodath Hakodesh“, 25. 7. 2012, Gr. Festspielhaus Mozart: „c-MollMesse“, 23. 7. 2012, St. Peter Bruckner: „Te Deum“, 26. 7. 2012, Gr. Festspielhaus Strawinsky: „Psalmensymphonie“, 29., 30. 7. 2012, Gr. Festspielhaus Sheriff: „Mechaye Hametim“, Mozart: „Die Schuldigkeit des ersten „Sacred Enchantment“, 21. 7. 2012, Mozart: „Litaniae“, 29. 7. 2012, Dom www.salzburgfestival.at 38 Kultur Spezial KSS_Overturespiritus_c_fro.indd 38 14.05.2012 17:05:35 Dem Hagen Quartett wird ab Sommer 2012 jährlich ein eigener Zyklus anvertraut. „Tanzmacher“ Heinz Spoerli kommt am 28. 7. mit dem Zürcher Ballett nach Salzburg. meinsam – bei Proben, Konzerten, Plattenaufnahmen. Die übrige Zeit steht jedem von ihnen zur eigenen Verfügung. Sie nützen sie intensiv: als international gesuchte Lehrer, Kammermusiker und Solisten – bei den weltbesten Orchestern, versteht sich. Auch als Quartett suchen die „Hagen“ immer die Sicht anderer kennenzulernen. Prominente Beispiele sind gemeinsame Auftritte mit den Pianisten Maurizio Pollini, Mitsuko Uchida und Krystian Zimerman, dem Cellisten Heinrich Schiff oder den Klarinettenvirtuosen Jörg Widmann und Sabine Meyer. Wesentliche Impulse. Womit wir auch Höchste Kunst des Miteinander Das Hagen Quartett bei den Salzburger Festspielen – mit einem eigenen Zyklus, mit prominenten Kollegen und unterstützt von einer Choreografie. t e x t: W a lt e r d o b n e r F otos : Haral d Hoffma nn, Peter Schnetz V orstellen braucht man es nicht näher, längst ist das seit über dreißig Jahren musizierende Hagen Quartett ein Begriff. Der Vater Solobratschist im Mozarteumorchester, die Kinder musikalisch höchst begabt. Was lag da näher als eine anspruchsvolle Kammermusikformation? Das war die Geburtsstunde des Hagen Quartetts, ursprünglich ein reines Familienquartett. Bald tauschte die älteste Schwester, Angelika, das zweite Geigenpult gegen ein Ethnologiestudium. Annette Bik wurde ein vorzüglicher Ersatz. Aber auch sie hielt es nicht lange, ihr Faible, und das bis heute, gilt der zeitgenössischen Musik. So kam es zum dritten Wechsel: Seit 1987 sitzt Rainer Schmidt am zweiten Pult, agiert mit den übrigen drei HagenGeschwistern – dem Primgeiger Lukas, der Bratschistin Veronika und dem Cellisten Clemens – in solch selbstverständlicher Harmonie, dass man auch in ihm ein Familienmitglied wähnt. Tatsächlich fühlte er sich von Beginn an in den Familienverband der Hagens eingebunden. Insgesamt fünf Monate im Jahr verbringen die Mitglieder des Quartetts ge- termine Zyklus Hagen Quartett Tanz & Quartett 28. 7. 2012 Felsenreitschule – es tanzt das Zürcher Ballett. Quartett & Kollegen 31. 7. 2012 Mozarteum – es dirigiert Daniel Harding. Beethoven & Quartett 10. 8. 2012 11. 8. 2012 Mozarteum www.salzburgfestival.at schon inmitten der Salzburger Festspielaktivitäten dieses WeltklasseQuartetts sind. Denn mit Sabine Meyer, mit der sie dieses Werk längst exzellent eingespielt haben, sind sie am 31. Juli mit Mozarts Klarinettenquintett zu hören. Nachher werden sie sich mit einer Reihe anderer prominenter Kollegen im Großen Saal des Salzburger Mozarteums dem Dirigenten Daniel Harding anvertrauen – dann sind sie Teil jenes illustren Kammerorchesters, das Schönbergs 1. Kammersymphonie, Opus 9, aufführen wird. Hatto Beyerle, der einstige Bratschist des Alban Berg Quartetts, Nikolaus Harnoncourt oder György Ligeti waren jene Musikerpersönlichkeiten, von denen die „Hagen“ im Laufe ihrer seit 1981 professionellen Karriere immer wieder wesentliche Impulse erhalten haben. Das verrät auch etwas über deren weiteres interpretatorisches Interesse, das – vorzügliche Aufnahmen beweisen es – vom Barock bis in die unmittelbare Gegenwart reicht. Die Quartettklassiker kommen dabei nie zu kurz, wie auch das Konzert am 28. Juli zeigt – mit dem auch „Intime Briefe“ genannten, zweiten JanácekQuartett, Schuberts „Der Tod und das Mädchen“ und dem „Amerikanischen Streichquartett“ von Dvořák, für die Heinz Spoerli für das Zürcher Ballett entsprechende choreografische Lösungen gefunden hat. Was erklärt, warum dieser Quartett-Abend nicht im kleinen Ambiente, sondern in der Felsenreitschule stattfindet. e Kultur Spezial 39 KSS_Hagenfour_c_hel.indd 39 14.05.2012 15:57:37 Elína Garanča tritt am 31. 7. im Rahmen von Salzburg contemporary auf. Mozarts & Hölderlins klingende Schatten „Salzburg contemporary“. Die neue Konzertreihe verknüpft einige thematische Fäden des Festspiel-Sommers – und widmet Heinz Holliger einen Schwerpunkt. t e x t: W a lt e r w e i d r i n g e r Musik aus allen Epochen vereint auch „Salzburg contemporary“, führt die thematischen Linien des FestspielSommers aber prononciert in die Gegenwart weiter oder umspielt das Opernprogramm: Die heurige Ausein- F otos : apa /neubau er, P ris ka Ketterer (2) U s däm use het d Musig gredt – aus dem heraus hat die Musik gesprochen.“ Das soll ein Besucher jenes Konzerts im schweizerischen Dorf Langenthal (Kanton Bern) am 20. April 1952 festgestellt haben, in dem ein 13-jähriger Bub nicht nur als Sopransolist des Kinderchores zu hören war, sondern auch mit dem obligaten Oboenpart in Bachs Kantate „Was Gott tut, das ist wohlgetan“. Bis zum heutigen Tag spricht aus Heinz Holliger die Musik: ureigene, selbst erhörte Klänge ebenso wie jene großer Komponistenkollegen aus Vergangenheit und Gegenwart, für die er sich als Oboist und Dirigent einsetzt und vielfach aufregend neu deutet. Die Oboe, zunächst nur über Platten und Radio hörend erfahren, wurde ihm zum Schicksal – und Heinz Holliger zu einem ihrer berühmtesten Interpreten. Von Anfang an aber erwachsen aus den charakteristischen Klängen des Instruments auch kompositorische Vorstellungen. Schon während seiner Gymnasialzeit studierte Holliger am Berner Konservatorium nicht nur bei Émile Cassagnaud Oboe, sondern auch Komposition bei Sándor Veress. Die Faszination für das „Utopische, Zerrissene, Experimentelle . . . und die unauflösbare Rätselhaftigkeit“ begleitet ihn von nun an bei Musik aus allen Epochen. 40 Kultur Spezial KSS_Contemprary_c ll.indd 40 14.05.2012 17:04:40 andersetzung mit dem Judentum im Rahmen der „Ouverture spirituelle“ wird von Klassikern wie Mahler und Schönberg bis zu Musik von Noam Sheriff geführt, Bernd Alois Zimmermann, dessen Oper „Die Soldaten“ ein szenisches Zentrum bildet, tritt mit Bach, aber auch mit Ligeti oder Hanns Eisler in Beziehung. Dabei sind auch einige Überraschungen zu erleben: Denn wer hätte etwa gedacht, dass der für seine düster-depressiven Werke bekannte Zimmermann auch eine heiter-ironische Wilhelm-Busch-Vertonung geschaffen hat? „Die fromme Helene“ steht denn auch in einem „Familienkonzert“ im Mittelpunkt, das in Friedrich Cerhas „1. Keintate“ ihr satirisches Pendant findet – nach den „Wiener Sprüchen“ des Ernst Kein. Und Witold Lutosławski wiederum, dem sich besonders die Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle und das Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst widmen, ließe sich im westslawischen Raum als polnischer Vetter jener Tschechen begreifen, die bei „Über die Grenze“ im Mittelpunkt stehen: insgesamt eine bunte, rundherum noch reich garnierte thematische Palette, die Intendant Pereira mit dem Leiter der Konzertplanung Matthias Schulz zusammengestellt hat. Über die Grenzen reichen auch die Inter- essen von Heinz Holliger, der sich als Nachfolger von Robert Schumann, als Vertreter einer „Romantik der Gegenwart“ begreifen lässt. Um schönen Schein und Realitätsflucht geht es dabei nicht, sondern im Gegenteil um die Verwirklichung eines kühnen Programms: die Überführung der Kunst in die Lebenspraxis, das Verwischen der Gattungsgrenzen und das neu Zusammenführen aller Disziplinen im Sinn einer „progressiven Universalpoesie“, wie sie Friedrich Schlegel postuliert hat, und die man zusammenfassen könnte im Schlachtruf: „Alle Macht dem Genie!“ Solcher Emphase ist jedoch das Scheitern von vornherein miteingeschrieben, denn die Nachtseiten des menschlichen Daseins können nicht verleugnet und ausgeblendet werden: Teufelspakte, Wahnsinn, Gespenster, Schuld und Tod zählen zu den unvermeidlichen dunklen Begleitern auf dem romantischen Weg. Es sind diese Außenseiterfiguren, mit denen sich Heinz Holliger, ob nun be- Heinz Holliger ist bei Salzburg contemporary ein Schwerpunkt gewidmet. Violonist Thomas Zehetmaier musiziert am 7., 11. und 12. 8 in Salzburg. Heinz Holliger lässt sich als Nachfolger von Robert Schumann begreifen. wusst oder unbewusst, immer identifiziert hat. Er sucht und findet sie nicht nur in der Musik, sondern bei seinem Faible für Literatur auch in der Dichtkunst: beim Inbegriff der romantischen Janusköpfigkeit, nämlich Friedrich Hölderlin, aber auch bei dessen späterem Schweizer Pendant Adolf Wölfli, bei Robert Walser und anderen. Sie alle haben als Opfer institutionalisierter Psychiatrie in Extremsituationen gelebt – und sie alle haben den Komponisten Holliger zu großen Werken inspiriert: etwa zum über Jahrzehnte hin entstandenen „Scardanelli-Zyklus“, der Hölderlins Pseudonym im Titel trägt und den ewigen Winter der Seele beklemmend in Töne fasst. Dieses vielgestaltige Werk nimmt auch beim diesjährigen Holliger-Schwerpunkt der Salzburger Festspiele einen zentralen Platz ein (5. 8.) – unter der Leitung des Komponisten, der übrigens durch Zufall zum Dirigieren gekommen war, als er 1962 bei einer Aufführung seines „Himmel und Erde“ einspringen musste, längst aber auch in diesem Metier die höheren Weihen empfangen hat. Gemeinsam mit den kammermusikalisch besetzten Wiener Philharmonikern hebt er eines von zwei neuen Werken aus der Taufe, die sich beide auf Mozart beziehen und von den Festspielen in Auftrag gegeben wurden: eine Reflexion der herrlich schwerblütig dunklen „Gran Partita“ KV 361, die hernach auf dem Programm steht (21. 8.). Die zweite Uraufführung ist ein Doppelkonzert, das Mozarts „Sinfonia concertante“ gleichsam umkehrt: „Violine und Bratsche werden räumlich und klanglich auseinandergerissen. Die Soloinstrumente werden mit je einem kleinen Ensemble umgeben, das sie verstärkt und zugleich in ein flimmerndes Klangnetz einbindet . . . Ein kleines Orchester in der Mitte vermittelt zwischen diesen beiden Positionen.“ (Roman Brotbeck) Thomas Zehetmair und Ruth Killius sind die Solisten, Holliger leitet das Mozarteumorchester Salzburg (11. und 12. 8.). Während in einem Konzert des ORF RSO Wien Holliger seinen weiträumig subtilen „Atembogen“ zu Musik von Lutosławski und B. A. Zimmermann in Beziehung setzt (28. 7.), darf in Salzburg freilich auch der Kammermusiker und Kammermusikkomponist Heinz Holliger nicht fehlen: Das Zehetmair Quartett spielt etwa sein 2. Streichquartett, ergänzt u. a. durch das Oboenquartett des 103-jährigen Elliott Carter und, wie könnte es anders sein, ein Werk von Robert Schumann: Freunde und musikalische Gesinnungsgenossen über Zeit und Raum hinweg. e termine Salzburg contemporary 24. 7. 2012 in der Felsenreitschule 12. 8. 2012 in der Felsenreitschule 28. 7. 2012 in der Kollegienkirche 13. 8. 2012 in der Stiftung Mozarteum, Großer Saal 31. 7. 2012 in der Kollegienkirche 15. 8. 2012 Familienkonzert in der Großen Universitätsaula 5. 8. 2012 in der Kollegienkirche 7. 8. 2012 in der Großen Universitätsaula 10. 8. 2012 in der Kollegienkirche 21. 8. 2012 in der Stiftung Mozarteum, Großer Saal Informationen zu Programm und Künstlern der jeweiligen Termine unter: www.salzburgfestival.at 11. + 12. 8. 2012 in der Stiftung Mozarteum, Großer Saal Kultur Spezial 41 KSS_Contemprary_c ll.indd 41 14.05.2012 17:04:44 t e x t: E va w i n r o i t h e r F otos : Su sanne Sc hwier tz, Patrick Ba ld win Romantik, nein danke Action, ja super Nicht nur Erwachsene, auch Kinder und Jugendliche können sich auf die Salzburger Festspiele freuen. Die dürfen im eigenen Kinderprogramm oft selbst Teil der Aufführungen werden. 42 Kultur Spezial KSS_Kinder_cs_c ll.indd 42 15.05.2012 14:10:33 W as wären die Salzburger Festspiele ohne ihre Schauspieler, Sänger, Künstler und Musiker? Was wären sie ohne Fans und Besucher, die bei Regen und Hitze zu den Spielstätten pilgern – und so für eine Atmosphäre sorgen, die ein bisschen an Hollywood, nur eben in Österreich, erinnert? Aber eine Besuchergruppe geht im Blitzlichtgewitter meist unter: die Kinder und Jugendlichen. Dabei bieten die Salzburger Festspiele auch für diese Gruppe ein vielfältiges Programm. So findet heuer zum ersten Mal das Projekt „Opera viva“, ein Mitspieltheater für Kinder, statt. Darin haben Kinder zwischen sieben und 14 Jahren die Möglichkeit, selbst Opern wie „Die Zauberflöte“, „La Bohème“ oder „Carmen“ nachzuspielen. Begeisterung brauchen sie und die Bereitschaft singen, spielen, musizieren und tanzen zu wollen. „Die Opera viva ist eine Art Improvisationstheater“, sagt Musikerin und Autorin Klaudia Kadlec, die das Konzept entwickelt hat. „Die Kinder spielen die Rollen und übernehmen die Musik, das Tanzen und das Singen. Ich bin immer überrascht, wie gut das funktioniert“, sagt Kadlec. „Die Kinder glauben dann tatsächlich, dass sie ihr Leben lang schon die Rolle verkörpert haben.“ Auch wenn die Zeit mit circa vier Stunden, also einem Nachmittag, relativ knapp bemessen ist, wird in der Opera viva eine gesamte Oper, natürlich in gekürzter Fassung, durchgenommen. Möglich machen das freilich nur die gute Ausbildung der Betreuer (ein Schauspieler, eine Choreografin und drei bis fünf Musiker) – und das Improvisationstalent der Kinder. Da wird dann schnell über romantische Szenen gespielt, weil kaum ein Kind gern Kussszenen spielt und dafür das Sterben auf der Bühne ausgiebig zelebriert. „Alle Kinder wollen Leichen sein. Das ist sehr beliebt“, sagt Kadlec schmunzelnd. Damit alle drankommen, werden häufig Rollen, Noten und Instrumente getauscht. „Jedes Kind kommt einmal zum Spielen und einmal zum Singen dran“, sagt Kadlec. „Damit verstehen die Kleinen die erarbeitete Oper besser.“ Doch es geht auch anders. Kinder, die lie- ber gleich in die Oper gehen, als sich selbst daran zu versuchen, können das in der Aufführung der „Zauberflöte für Kinder“ unter der Regie von Ulrich Peter tun. Die Solisten des Young Singers Project (eines Kulturengagements der Credit Suisse) übernehmen den Gesang, ein elfköpfiges Ensemble der Philharmonie Salzburg unter der Leitung von Elisabeth Fuchs musiziert. Wer sich Opern gern auf einer Leinwand ansieht, der kann das heuer auch wieder beim Siemens-Kinderfestival machen. Ab 27. Juli wird jeden Samstag- und Sonntagnachmittag eine Opernvorführung für Kinder auf dem Kapitelplatz gezeigt, bei freiem Eintritt. Neu ist, dass die Kinderopern während der gesamten Festspieldauer übertragen werden. Im Rahmen der Konzertserie „Salzburg contemporary“ können Familien am 15. August wieder das Familienkonzert besuchen, bei dem Bernd Alois Zimmermanns Rondo popolare nach der Bildergeschichte „Die fromme Helene“ von Wilhelm Busch gespielt wird. Eine Premiere feiert heuer auch das Theaterstück „Mojo“ auf der Perner-Insel. Diese Produktion wurde speziell für Kinder entwickelt. Die Schauspieler arbeiten daher viel mit Performance, Licht, Musik und Puppen. Das Stück handelt vom Erwachsenwerden, von der Aufgabe, das Besondere in einem selbst zu entdecken – eben das „Mojo“. Für Jugendliche, die sich für die Erwachsenenproduktionen der Salzburger Festspiele interessieren, gibt es das Jugendabo mit rund 3000 ermäßigten Karten aus allen Bereichen für Gäste unter 27 Jahren. „Mojo“ ist ein Stück für Kinder und Erwachsene. Aus London kommt das Ensemble Theatre-Rites zu den Salzburger Festspielen. über anmelden. In diesem Jahr wirkt der Chor u. a. bei den Produktionen „Carmen“, „La Bohème“ und „Das Labyrinth“ mit. Und dann gibt es noch die Operncamps, die heuer zum siebten Mal stattfinden und zu denen mittlerweile sogar Kinder und Jugendliche aus Ländern wie Mexiko, den USA und China anreisen. Rund 120 Teilnehmer erarbeiten gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern eine Woche lang eine Oper. „Mit den Camps wollen wir junge Menschen an die Oper heranführen“, sagt Leiterin Hanne Muthspiel-Payer. Eine einschlägige Musikausbildung ist dafür nicht notwendig, auch wenn viele Kinder schon etwas „vorbelastet“ seien, also Erfahrung im Bereich Schauspiel, Gesang oder Musik haben, meint Muthspiel-Payer und hofft, dass viele Menschen zur finalen Präsentation am 27. Juli („Ariadne auf Naxos“) und am 3. August („La Bohème“) kommen. Die Aufführungen finden jeweils um 16 Uhr in der Großen Universitätsaula statt. Was wäre denn das Kinderprogramm der Salzburger Festspiele ohne Publikum, das bei jedem Wetter zu den Spielstätten pilgert, um die kleinen Künstler ausgiebig zu bewundern? e terminE Salzburg für Kinder und Jugendliche „Carmen“ 21.–23. 8. 2012 „Giulio Cesare in Egitto“ 25.–27. 8. 2012 Operncamps Anmeldung für 2013 unter: www.salzburgfestival. at\jugend Auch der Salzburger-Festspiele- und „Die Zauberflöte für Kinder“ 28. 7. 2012: Premiere Gr. Universitätsaula Vorstellungen: 29. 7.,1., 2., 16., 17., 26. 8. 2012 Familienkonzert 15. 8. 2012 Theater-Kinderchor ist ein wichtiger Teil des Kinderprogramms. Der Chor wurde 2008 gegründet, um die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen zu unterstützen. So hat der Chor schon unter Dirigenten wie Riccardo Muti und Christian Thielemann gesungen. Kinder zwischen sechs und 16 Jahren können sich das ganze Jahr Opera viva „Die Zauberflöte“ 29.–31. 7 und 3.–5. 8. 2012 „La Bohème“ 10.–12. 8. 2012 „Ariadne auf Naxos“ 13.–15. 8. 2012 Jugendabos Anmeldung und Programm: 0662/80 45-500 www.salzburgfestival.at SalzburgerFestspiele- und Theater-Kinderchor Infos: kinderchor@ salzburgfestival.at Siemens Kinder> Festival ab 27. 7. 2012 auf dem Kapitelplatz www.siemens.at\ kinderfestival Kultur Spezial 43 KSS_Kinder_cs_c ll.indd 43 15.05.2012 14:10:36 F otos : Lu igi Ca put o 44 Kultur Spezial KSS_RablStadler-ITV_c_fro.indd 44 14.05.2012 17:50:16 „Ich melde mich zu Wort“ F otos : Lu igi Ca put o, D oris Wild & Team Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler geht mit einem guten Gefühl in die neue Saison und lobt Neointendant Alexander Pereira. In t e r v i e w : A n n a - M a ri a W a l l n e r In wenigen Wochen beginnen die Festspiele. Mit welchem Grundgefühl starten Sie in Ihre 18. Saison? Mit einem sehr guten. Es dürfte ein Rekordjahr werden. Wir haben offensichtlich das richtige Programm getroffen. Die Festspielgäste folgen uns begeistert bei einer Kartenzahlerhöhung von 218.000 auf 260.000. Ich war da sehr ängstlich und freue mich, dass Intendant Alexander Pereira mit seinem Wagemut recht gehabt hat. Apropos Intendant: Pereira ist der fünfte Intendant Ihrer Amtszeit, was unterscheidet ihn von seinen Vorgängern? Ich beschreibe ungern meine Partner, weil ich auch ungern in der Zeitung lesen möchte, wie diese mich empfinden. Wir stehen noch am Anfang unserer Zusammenarbeit, und Paarlauf muss gelernt werden. Pereira war bisher in Zürich Alleinherrscher und muss sich erst daran gewöhnen, dass er eine Partnerin hat. Laut Festspielgesetz sind Intendant und Präsidentin gesamtverantwortlich für Programm und Budget. Das ist vielleicht ein bisschen enervierender, als wenn man allein vorgehen kann, aber du hast den anderen auch als Partner, der mit dir die Sachen durchsetzt. Außerdem hat Pereira, den Ruf ein besonders guter Fundraiser zu sein. Den Ruf haben Sie aber auch. Den habe ich auch, ja. Ich habe schon früher, noch nicht wissend, dass wir je gemeinsam arbeiten werden, immer gesagt, wir zwei sind die Europameister im Gewinnen von Sponsoren und Fundraising. Man kann schon jetzt sagen, dass wir heuer einen Sponsoringrekord erzielen werden. Wie teilen Sie sich das Fundraising auf? Jeder nützt sein Netzwerk. Wenn ich nur das Beispiel „Labyrinth“ nehme: Diese Fortsetzung der „Zauberflöte“ im selben Jahr zu spielen wie die „Zauberflöte“ war Pereiras Idee und er wollte dafür den Festspielort Residenzhof reaktivieren. Dieser brauchte ein neues Dach und eine neue Tribüne. Das Kuratorium hat gesagt, das geht nicht aus dem Budget. Daher habe ich das Dach und Pereira die Aufführung mit privaten Sponsoren ausfinanziert. Der Residenzhof wurde seit 2006 nicht mehr bespielt. Die Dachkonstruktion war nicht geglückt, weil zu massiv. Die Akustik war schlecht. Das neue Dach wird den Regenlärm schlucken und ist innerhalb von zehn Minuten zu öffnen. 700 Plätze gehen sich dort aus, d.h., man braucht einen Sponsor, um in die schwarzen Zahlen zu kommen. Darf man wissen, wer das finanziert hat? Private. Der Trend bringt neben den Sponsoren Mäzene, die eine Freude an der Kunst haben. Gerade in Salzburg hat das private Sponsoring schon länger Tradition. Das liegt daran, dass man ohne Arroganz sagen kann: Salzburg is the hottest spot for festivals. Im Jänner die MozartWoche, dann kommt Ostern, das ab 2013, viel beneidet von allen, von Christian Thielemann und der Dresdner Staatskapelle bespielt wird. Jetzt haben Sie aber elegant umschifft, dass die neue Ausrichtung zu Ostern entstanden ist aus einer . . . . . . Krise, ja. Ich gehöre zu jenen, die in der Krise immer die Chance sehen. Aber ich muss Ostern nicht elegant umschiffen, wie Sie sich ausdrücken, da ich nicht deren Präsidentin bin. Unsere Festspiele sind Pfingsten und Sommer. Für Pfingsten hatte Alexander Pereira die wunderbare Idee, Cecilia Bartoli als Programmverantwortliche zu gewinnen. Dass das private Sponsoring bei uns so funktioniert, hat sicher mit so außergewöhnlichen Künstlerpersönlichkeiten und der Internationalität der Gäste zu tun. Denn die Leute wollen etwas fördern, was in die Welt ausstrahlt. Ich habe viel durch die Amerikaner gelernt, etwa, dass man den Mäzen mit einem tollen Projekt und einem „Matching gift“ locken muss – das heißt, sie geben dir Geld, wenn du selbst auch Geld investierst. Ich bin froh, dass ich mit Pereira einen Intendanten habe, der versteht, dass man mit attraktiven Projekten um Geld werben muss. Es gibt viele Intendanten, die sagen: „Ums Geld kümmere ich mich nicht, das soll ein anderer tun.“ Wie würden Sie das informelle Motto 2012 benennen: Alles wird neu? Alles einmalig. Weil nichts wiederaufgenommen wird. Aber frischen Wind haben die Festspiele nicht nötig. Denn jeder Intendant hat neuen Schwung gebracht. Peter Ruzicka ist „Mozart 22“ am besten gelungen. Jürgen Flimm hatte die Idee, aus den schwächelnden Pfingstfestspielen mit Riccardo Muti ein Juwel zu machen. Und niemand hat geglaubt, dass Markus Hinterhäuser in einem Jahr so viel Wunderbares, Neues zeigen kann. w „Wir zwei sind die Europameister im Sponsorengewinnen.“ Kultur Spezial 45 KSS_RablStadler-ITV_c_fro.indd 45 15.05.2012 14:11:05 Dennoch gibt es auffallend viele Neuerungen, wie die Verlängerung der Spielzeit. Das stimmt. Dennoch muss man sagen, Pereira hat das Glück, auf besonders erfolgreiche Festspielen aufbauen zu können. Im Vorjahr wurde Salzburg überall als Beziehungswunder gefeiert. Warum gerade letztes Jahr? Weil die Künstler besonders harmoniert haben. Es gab nicht eine oder einen, der abreisen wollte. Und sicher hat das ganze Haus gespürt, dass der Intendant (Hinterhäuser, Anm.) und ich besonders harmoniert haben. Heuer wird auch ein kleines Jubiläum gefeiert: 20 Jahre Spielstätte Perner-Insel in Hallein. Peter Stein hatte damals die Idee, die Perner-Insel als „Schmuddelecke für die Festspiele“ zu bespielen. Für eine Schmuddelecke haben wir ganz schön viel Geld hineingesteckt, aber es ist ein Experimentierfeld geblieben. Die Festspiele werden erstmals mit einem edlen Ball und einem Galadiner ausklingen. Soll Salzburg mehr glänzen? Mir glänzt Salzburg genug. Aber mir gefällt die Idee sehr gut, besinnlicher in die Saison hineinzugehen, mit der „Ouverture spirituelle“, und feiernd zu enden. Und wenn sie unter Glänzen verstehen, dass die Leute neben dem Kunstgenuss den Festspielbesuch auch als Gesamtkunstwerk sehen, in dem sie sich gut anziehen, dann begrüße ich das. Ich leide immer, wenn ich in den USA in die Oper gehe und die Leute neben mir während der Ouverture raschelnd den Regelmantel ausziehen und es manchmal riecht wie nach nassen Hunden. Der Skandal um die Osterfestspiele ist nun zwei Jahre her. Wie blicken Sie auf diese ganze Sache zurück? Dieser Skandal hat einen viel größeren Image- als finanziellen Schaden angerichtet. Wir litten darunter, dass Ostern und Sommer fälschlicherweise als ein Betrieb missverstanden werden. Plötzlich waren wir für alles Negative mitverantwortlich. Mein größter Kummer ist, dass die Mühlen der Justiz so langsam mahlen und es zu keiner Anklage kommt obwohl die Beweislage erdrückend ist. Es weiß niemand, wie es weitergehen soll. Alle Unterlagen, die wir von unserem Technischen Direktor liefern konnten, haben wir geliefert, das heißt es wäre genügend Material für die Justiz da. Worin besteht der Imageschaden konkret? Ich habe den Eindruck, dass sich manche Journalisten mehr für die Methoden des Rechungswesens der Salzburger Fest- „Es wird lächerlich, wenn einen die anderen vertreiben müssen.“ tipp Salzburger Festspiele Pfingsten: 25. bis 28. Mai, erstmals unter der künstlerischen Leitung von Cecilia Bartoli Sommer: erstmals schon von 20. Juli bis 2. September, unter der Intendanz von Alexander Pereira www.salzburgerfestspiele.at spiele als für das Programm interessieren. Und die Rechnungshofprüfung, die eine logische Folge des Osterfestpsielskandals war, fiel viel aggressiver aus als sonst. Ich bin jetzt dabei, die größte Organisationsreform in der Geschichte der Festspiele durchzuführen. Auch die Kunst ist offenbar nicht vor Korruptionsfällen gefeit. Die Gier ist kein Phänomen des Bereichs der Banken, sie hat die gesamte Gesellschaft erfasst. In der Kunst ist es deshalb so bedauerlich, weil man sich von ihr, ich will nicht sagen, eine heile Welt, aber höhere ethische Maßstäbe als in der Wirtschaft erwartet. In der Geschichte der Festspiele gab es bisher, außer Ihnen, kaum Frauen, die etwas zu sagen hatten. Ja, aber heuer tut sich da etwas: Ich, die Bartoli als Pfingsintendantin und dank Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf bringt so viele weibliche Regisseure wie noch nie. Wann kommt die erste Intendantin? In Salzburg ist sie in Bartoli schon hier. Es ist seltsam, dass Theater-, Opern- und Konzerthäuser immer nur männliche Chefs haben, obwohl es so gute weibliche Künstler und Manager gibt Liegt das an den Künstlerinnen selbst oder an den Gremien, die das entscheiden? Ich glaube, es liegt an den Gremien. Da sitzt meistens nur eine oder keine Frau drin. Sicher machen wir Frauen auch den Fehler, dass wir uns zu wenig zu Wort melden. Oder sagen wir: viele Frauen. Das ist ja eher kein Fehler von mir, ich melde mich zu Wort, sonst wäre ich nicht geworden was ich heute bin. Und ich habe sehr viele Frauen im Festspielhaus nachgezogen, sowohl in der Dramaturgie als auch in der Presse. Ich kann nicht prophezeien, ob mir eine Frau nachfolgen wird. Ich hoffe jedenfalls, dass das Geschlecht in allen Spitzenpositionen unerheblich wird. Ihr Vertrag läuft bis 2014 . . . . . . und ich werde nicht verlängern, wenn Sie das fragen wollen. Ich werde bis zum letzten Tag mit riesigem Engagement weiterarbeiten. Aber ich will den Schlusspunkt selbst setzen. Es wird lächerlich, wenn einen die anderen vertreiben müssen. Bei mir soll man sagen: Schade, die hat‘s so gut gemacht. e 46 Kultur Spezial KSS_RablStadler-ITV_c_fro.indd 46 14.05.2012 17:50:20 Die Hauptsponsoren der Salzburger Festspiele zum Aufbruch in eine neue Ära mit neuem Intendanten. Peter BrabeckLetmathe. Präsident des Verwaltungsrats von Nestlé S. A. F otos :Nestl e, Aud i, siemens, credit s uiss e, un iqu a Nestlé und die Salzburger Festspiele verbinden seit 21 Jahren nicht nur die Leidenschaft für außergewöhnliche Qualität, sondern auch gemeinsame Werte. So ist uns, wie auch den Salzburger Festspielen, das Engagement für Jugendund Nachwuchsförderung ein großes Anliegen. Talente aufzuspüren und ihnen Impulse für die weitere Karriere zu geben, ist uns besonders wichtig. Dies, verbunden mit dem Streben nach Spitzenleistung und dem Bemühen, Tradition und Innovation zu kombinieren, sind Grundpfeiler unseres Engagements bei den Salzburger Festspielen. Vor vier Jahren haben wir den „Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award“ ins Leben gerufen und dank Alexander Pereira konnten wir den Erfolg, den dieser internationale Nachwuchswettbewerb bis dato erzielt hat, heuer noch vergrößern. So konnten im Rahmen des „Award Concert Weekend“ Anfang Mai drei junge Dirigenten ihr Können mit renommierten Orchestern in der Felsenreitschule präsentieren. Es ist mir eine große Freude, dass unter den 91 Bewerbern des diesjährigen „Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award“ eine junge litauische Dirigentin, Mirga Gražinyte-Tyla, die Jury überzeugen konnte. Die Preisträgerin wird am 12. August um 11 Uhr das Gustav Mahler Jugendorchester in der Felsenreitschule dirigieren. Das vielfältige Programm von Alexander Pereira wird 2012 einen facettenreichen Festspielsommer mit musikalischen Highlights garantieren und die Verbindung von Tradition und Innovation erfolgreich fortsetzen. Audi Aufbruch bedeutet: Bewähr- tes hinterfragen, Grenzen überschreiten, vertrautes Terrain verlassen. Persönlichkeiten wie Christoph Kolumbus, Sir Edmund Hillary oder Neil Armstrong faszinieren uns, weil sie den ersten Schritt gewagt haben. Auch wenn nicht jeder, der Neuland betritt, gleich einen Platz in den Geschichtsbüchern findet: Es sind Tatendrang und Neugier, die unsere Gesellschaft voranbringen. Das gilt gerade für die Kultur, in der Querdenker seit jeher prägend waren. Mit Konventionen zu brechen, ist ein Kern künstlerischen Schaffens. Andererseits ist die Kultur ein Feld großer Tradition. Und die Salzburger Festspiele strahlen dabei eine besondere Symbolkraft aus. Diese Werte zu bewahren und die Festspiele dennoch künstlerisch und wirtschaftlich in eine zukunftsweisende Richtung zu lenken – das ist die Aufgabe des Intendanten. Aus meinem Metier weiß ich: Ein solcher Aufbruch ist eine große Aufgabe. Denn auch in der Automobilindustrie vollzieht sich ein Wandel. Der Schutz der Umwelt, nachhaltiges Handeln für kommende Generationen, die Endlichkeit fossiler Brennstoffe, die zunehmende Urbanisierung und der digitale Lebensstil unserer Kunden verändern die Anforderungen an die Mobilität grundlegend. Wir bei Audi arbeiten Tag für Tag daran, diese Zeitenwende zu prägen, ohne dabei die Werte unserer Marke aufzugeben. Solche Veränderungen erfordern Mut, Kraft und Geschick. Das alles wünsche ich dem neuen Intendanten Alexander Pereira für einen erfolgreichen Aufbruch in eine neue Salzburger Ära. Rupert Stadler. Vorsitzender des Vorstands der Audi AG. Siemens Veränderungen bringen im- Wolfgang Hesoun. Generaldirektor Siemens AG Österreich. mer auch Chancen mit sich – Chancen, sich von Gewohntem zu lösen, Neues zu entwickeln und vielleicht sogar in eine neue Ära aufzubrechen. Im Oktober 2011 hat bei den Salzburger Festspielen mit dem Intendanten Alexander Pereira und einem neuen künstlerischen Führungsteam eine solche Ära begonnnen. Das stetige Streben nach Weiterentwicklung und Innovation ist jedoch nicht nur den Salzburger Festspielen eigen, sondern auch Grundlage für den Erfolg von Siemens. Denn im gleichen Jahr erfolgte die weltweite Neuaufstellung und Ausrichtung der Siemens AG mit verstärktem Fokus auf die Bedürfnissen unserer Kunden und die Erschließung neuer Märkte und Wachstumsfelder. Hinzu kommt eine zunehmende Konzentration auf unser Kerngeschäft. Trotz aller Veränderungen legt Siemens stets großen Wert auf Kontinuität. Siemens Österreich engagiert sich bereits seit vielen Jahren im Bereich der Kulturförderung. Ein Beispiel für unser langjähriges Engagement sind die Salzburger Festspiele. Bereits seit 1996 haben wir hier eine Partnerschaft, seit 1999 ist Siemens Hauptsponsor. Durch die jährliche Unterstützung tragen wir dazu bei, die hohe künstlerische Qualität zu erhalten und eine kontinuierliche Weiterentwicklung sicherzustellen. Die Siemens Fest>Spiel> Nächte in der Salzburger Altstadt ermöglicht seit 2002 auf zentralen Plätzen der Stadt durch Liveübertragungen von Opernproduktionen das Festspielerlebnis für jedermann und tragen dazu bei, Kulturbarrieren abzubauen. Michael Rüdiger. CEO Zentraleuropa Credit Suisse. Credit Suisse Leidenschaft und Kreativität ebnen den Boden für Ausnahmeleistungen – das gilt in der Wirtschaft wie in den Künsten. Sie bei jungen Talenten zu fördern und gleichzeitig für das Publikum erlebbar zu machen, gehört zur unverzichtbaren Aufgabe künstlerischer Nachwuchsförderung. Als Förderprogramm, das seinen Anspruch an Exzellenz mit Leben füllt, hat sich das Young Singers Project im Lauf der letzten Jahre zu Recht internationales Renommee verschafft. Die Credit Suisse freut sich, diesen Werdegang als Hauptsponsor der Salzburger Festspiele auch 2012 begleiten zu dürfen. Über zwei Monate erhalten junge Sängerinnen und Sänger durch Rollenstudium, Schauspielunterricht und Interpretationsstudien das Rüstzeug für eine internationale Bühnenkarriere. Wie in den vergangenen Jahren werden die vier Meisterklassen von hochkarätigen Dozenten geleitet: Thomas Hampson, Christa Ludwig, Helmut Deutsch und Michael Schade. In der persönlichen Arbeit mit ihnen steckt für alle Teilnehmer der Schlüssel zur unmittelbaren Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten. Ein Durchbruch, der in diesem Kreis nicht wenigen auf großer Bühne gelingt. Weil nur Früchte tragen kann, was früh gefördert wird, liegt der Fokus in diesem Jahr erstmals auch auf dem Nachwuchs im Publikum. Das Mitspieltheater für Kinder, Opera viva, und eine spezielle Kinderfassung der „Zauberflöte“ wecken die Opernleidenschaft der nächsten Generation. Wir freuen uns, diesen essenziellen Impuls mit unserem Engagement mitzutragen. Andreas Brandstetter. CEO UNIQA Versicherungen AG. UNIQA Heuer erwarten uns beson- ders spannende Salzburger Festspiele. Die Festspielleitung setzt neben der bekannt hohen künstlerischen Qualität auf neue, frische Impulse. Das Programm 2012 ist vielfältig und zeigt Mut für Neues: So steht erstmals eine eigens für Kinder gestaltete Veranstaltungsreihe auf dem Spielplan. Zudem sind die Festspiele deutlich verlängert worden. Mit 232 Vorstellungen an 45 Tagen bietet sich noch mehr Kulturinteressierten die Möglichkeit zum Besuch. Ganz besonders freue ich mich über die Preisgestaltung: Die Hälfte der Karten befindet sich in einem günstigen Preissegment und ist damit für ein breites Publikum erschwinglich. Als größter heimischer Kunstversicherer, der seit vielen Jahren ganz gezielt österreichische Kunst und Kultur fördert, ist es uns ein besonders Anliegen, kulturelle Spitzenleistungen möglichst vielen Menschen zu fairen Preisen zugänglich zu machen. Ich habe großen Respekt vor den künstlerischen und organisatorischen Anforderungen, die dem gesamten Team der Salzburger Festspiele jedes Jahr alles abverlangen und wünsche ihm dabei weiterhin viel Erfolg! Kultur Spezial 47 KSS_Sponsorenkolumnen_c ll.indd 47 14.05.2012 16:02:02 Salzburger-Festspiele-Programm Salzburger-Festspiele-Programm GroSSeS feStSPielhAUS GroSSeS feStSPielhAUS hAUS für MozArt hAUS für MozArt Tag Date Peter (d) /(P) St. Peter (P) doM (d) / St. doM (d) (d) doMPlAtzdoMPlAtz felSenreitSChUle StiftUnG MozArteUM – felSenreitSChUle StiftUnG MozArteUM – kolleGie Tag Date (r) GroSSer SAAl (r) reSidenzhof GroSSer SAAlrePUbli reSidenzhof 1 – die Schöpfung 20.30 ouverture 1 –ouverture die Schöpfung 20.30 fr 20. fr 20. 20.30 20.30 ouv. 2 – Messias ouv. (MM 2 – Messias 1) (MM 11.00 1)ouv. 3 11.00 – Sacr SA 21. SA 21. 20.30 ouv. 2 – Messias (MM 1) 11.00 1)franui11.00 – Mah Jedermann (D) 20.30 ouv. 2 – Messias (MM So 22. So 22. ginas Kühmeier · Genia · Kühmeier · Jedermann (D) el hamer Frenkel · Rachel · Frenkel · ouverture 4 – ouverture c-Moll-Messe (P)*20.00 Mo(P)*20.00 4 – c-Moll-Messe 23. Mo 23. 5 – Mechaye 1) 20.30(SC 1) 20.30 franui – frisc 5 – Mechaye di 24. ouv.di 24. ouv.(SC ouverture 7 – ouverture Avodath hakodesh ouv. 6 – dvořák-Messe (G 1) 19.30 (G 1) 19.30 7 – Avodath20.30 hakodesh 20.30 ouv. 6 – dvořák-Messe Mi 25. Mi 25. ouverture 8 – ouverture te deum 8 – te deum 20.30 20.30 do 26. do 26. zauberflöte 19.00 über die 19.00 Grenze über 2 die Grenze 2 19.30 19.30 fr 27. die fr 27. die zauberflöte lA Garanča lA Garanča 11.00 SA 28. 11.00 SA 28. ouv. 9 – Schuldigkeit ouv. 9 –(MM Schuldigkeit 2) 11.00(MM 2) 11.00 iker 10 – Schubert-Messe 20.30 über 3 16.30 ouverture 10 –ouverture Schubert-Messe 20.30 über die Grenze 3 die Grenze 16.30 Salzburg con ernchor er Staatsopernchor Wiener Philharmoniker 1 (ouv. 12) 11.0011 –ouverture 11 – litaniae 16.00 3 ouv. 9 15.00 ouv. 9 –(MM Schuldigkeit Wiener Philharmoniker 1 (ouv. 12) 11.00 ouverture litaniae (D) 16.00 (D) überSo die Grenze 3 die Grenze 15.00 – Schuldigkeit 2) 11.00(MM 2) 11.00 So 29. 29. über nderchor Jedermann (D) 21.00 Ariadne auf naxos Jedermann (D) 21.00 Ariadne auf naxos 19.30 19.30 eal, demMadrid Teatro Real, Madrid Wiener Philharmoniker 1 (ouv. 12) 20.30 il 12) re pastore 20.00 Mo 30. die Mo zauberflöte 15.00 Wiener Philharmoniker 1 (ouv. 20.30 (konzertant) il re pastore (konzertant) 20.00 15.00 30. die zauberflöte Ariadne-Mat di 31. di 31. 12 17.00 17.00 ydP 1 (r) Jedermann (D) Jedermann (D) Sk Schiff 21.00 Ariadne auf naxos 19.00 kk hagen/Meyer/harding 18.00 Salzburg con Sk Schiff 21.00 Ariadne auf naxos 19.00 kk hagen/Meyer/harding 18.00 la bohème la bohème 19.30 il re pastore 19.30 (konzertant) il re pastore (konzertant) 20.00 Mi 1. 20.00 Mi 1. lA kožená (GlA 4) kožená (G 4) 19.30 ydP 1 19.30 (r) West-eastern divan orchestra 20.00 zauberflöte 18.30 Camerata – végh 1 ydP 1 16.00 (r) West-eastern divan orchestra 20.00 18.30 Camerata – végh16.00 1 do 2. die do 2. die zauberflöte Sk zukermanSk zukerman 20.00 Ariadne auf naxos 19.00 fr das fr labyrinth (R) labyrinth19.00 19.00 kk divan West-eastern orch. 19.30 divan orch. ydP 1 19.30 (r) 20.00 Ariadne auf naxos 19.00 (R) kk West-eastern 3. 3. das che Übertitel) und englische Übertitel) Wiener Philharmoniker 2 11.00 zauberflöte 15.00 Mozart-Matinee 3 11.00 Meisterkurs Wiener Philharmoniker 2 11.00 15.00 Mozart-Matinee 3 11.00 1 SA 4. die SA 4. die zauberflöte 20.00 lA hampson 20.30 über 19.30 2 la bohème la bohème 20.00 lA hampson 20.30 über die Grenze 5 die Grenze 5 19.30 Meisterkurs · Cornelia Kallisch · llisch · Wolfgang AblingeringerWiener Philharmoniker 2 11.00 Mozart-Matinee 3 11.00 3 Wiener Philharmoniker 2 11.00 Mozart-Matinee 3 11.00 Meisterkurs So 5. So 5. Jedermann (D) 21.00 Ariadne auf naxos 19.00 Jedermann (D) 21.00 Ariadne auf naxos 19.00 Salzburg con Moody · Gabriela ela riedl u. a. Schleswig-holstein orch./lupu orch./lupu 20.30 zauberflöte 19.00 über die Grenze 6 die Grenze 6 19.30 Schleswig-holstein 20.30 19.00 über 19.30 Mo 6. die Mo 6. die zauberflöte di 7. di 7. 20.00 la bohème la bohème 20.00 Salzburg con Ariadne-Matinee – dionysos 11.00 Ariadne-Matinee – dionysos 11.00 Mi 8. Mi 8. Jedermann (D) 20.30 Ariadne auf naxos 19.00 über die Grenze 7 die Grenze 7 19.30 Jedermann (D) 20.30 Ariadne auf naxos 19.00 über 19.30 iker tamerlano (konzertant) 19.30 labyrinth (R) labyrinth19.00 – végh 2 tamerlano (konzertant) 19.30 (R) Camerata 19.00 Camerata – végh16.00 2 16.00 do 9. das do 9. das 11.30 fr 10. lA Gerhaher lA Gerhaher 11.30 fr 10. ydP 2 (r) la bohème la bohème 19.30 Ariadne auf naxos 19.00 kk hagen Qu.kk – beethoven 19.30 Salzburg con 19.30 Ariadne auf naxos 19.00 hagen Qu.1 – beethoven 1 19.30 12 Mozart-Matinee 4 (SC 7) 11.00 Mozart-Matinee 4 (SC 7) 11.00 SA 11. SA 11. Jedermann (D) 21.00 die zauberflöte 18.30Qu.kk hagen Qu.2 – beethoven Jedermann (D) 21.00 die zauberflöte 18.30 kk hagen – beethoven 19.30 ydP2 2 19.30 (r) Conductors 11.00 Mozart-Matinee 4 (SC 7) 11.00 Award 11.00 Award Mozart-Matinee 4 (SC 7) 11.00 So 12. young SoConductors 12. young tamerlano (konzertant) 20.30 Salzburg contemporary 8 20.00 tamerlano (konzertant) 20.30 Salzburg contemporary 8 20.00 ydP 2 (r) la bohème la bohème 20.00 zauberflöte 15.00 Salzburg contemporary 9 19.30 9ydP 2 19.30 (r) 20.00 15.00 Salzburg contemporary Mo 13. die Mo 13. die zauberflöte utsche lische Übertitel) und englische Übertitel)Carmen 19.00 19.00 labyrinth (R) labyrinth19.00 (R) kk zimmermann-trio 19.00 kk zimmermann-trio 19.30 franui19.30 – bra Carmen di 14. das di 14. das rroussky · Philippe · Jaroussky · Wiener Philharmoniker 3 11.00 Ariadne auf naxos 15.00 Mi 15. Salzburg con Wiener Philharmoniker 3 11.00 Ariadne auf naxos 15.00 Mi 15. n · Peter Kálmán 17.00 la bohème la bohème 17.00 Familienkonz Sk barenboimSk 1 barenboim 1 21.00 lA Goerne (GlA 8) Goerne (G 8) 19.30 21.00 19.30 Jedermann (D) 17.00 Jedermann (D) 17.00 do 16. do 16. r Ce CAUrier Wiener Philharmoniker 3 21.00 (R) 20.00 Wiener Philharmoniker 3 21.00 das labyrinthdas (R) labyrinth20.00 At Wiener Philharmoniker 3 11.00 15.00 Wiener Philharmoniker 3 11.00 zauberflöte 15.00 fr 17. die fr 17. die zauberflöte Carmen 20.00 über 19.30 Carmen 20.00 über die Grenze 9 die Grenze 9 19.30 o Mozart-Matinee 5 11.00 Ariadne-Mat Mozart-Matinee 5 11.00 SA 18. SA 18. 19.30 lA volle/Quasthoff 20.00 kk Giardino la bohème la bohème 19.30 lA volle/Quasthoff 20.00 kk Giardino Armonico 1 Armonico 19.30 1ydP 3 19.30 (E) / yd 12 Carmen 15.00 Mozart-Matinee 5 11.00 Carmen 15.00 Mozart-Matinee 5 11.00 So 19. So 19. Sk Pollini 21.00 die zauberflöte 19.30 Abschlusskonzert ySP ydP 3 18.00 Sk Pollini 21.00 die zauberflöte 19.30 Abschlusskonzert ySP 18.00 (E) / yd Jedermann (D) 17.00 Jedermann (D) 17.00 Mo 20. Mo 20. 21.00 Sk barenboimSk 2 barenboim 2 21.00 die Soldaten die Soldaten 18.00 18.00 Gustav MahlerGustav Jugendorchester 20.00 labyrinth (R) labyrinth19.00 Philharm. 4 (SC 11) 18.00 ydP 3 18.00 (E) / yd Mahler Jugendorchester 20.00 (R) Wiener19.00 Wiener Philharm. 4 (SC 11) di 21. das di 21. das Sk zimermanSk zimerman 20.00 Soldaten 1 19.30 ydP 3 19.30 (E) / yd 20.00 20.30 kk kavakos/Pace 1 und englische Übertitel) Übertitel) Mi 22. die Mi 22. die Soldaten 20.30 kk kavakos/Pace a Trattnigg · london Symphony orchestra 21.00 Giulio21.00 Cesare Giulio Cesare 18.30 do 23. 18.30 do 23. kk kavakos/Pace kk kavakos/Pace 2 19.30 2 19.30 london Symphony orchestra Jedermann (D) 17.00 Soldaten Preisträgerko Jedermann (D) 17.00 19.00 24. die Soldaten 19.00 fr 24. die fr 21.00 (R) kk Giardino 20.00 Armonico kk Giardino 19.30 Sk barenboimSk 3 barenboim 3 21.00 das labyrinthdas (R) labyrinth20.00 2 Armonico 19.30 2Sommerakad Wiener Philharmoniker 5 11.00 Giulio11.00 Cesare Giulio Cesare 15.00 SA 25. Mozart-Matinee 6 11.00 Wiener Philharmoniker 5 15.00 SA 25. Mozart-Matinee 6 11.00 der Oper Zürich rllA Zürich Carmen 19.30 kk kavakos/Pace 3 19.30 Carmen 19.30 kk kavakos/Pace 3 19.30 Jedermann (D) 17.00 19.00 Mozart-Matinee 6 11.00 Jedermann (D) 17.00 Soldaten 6 11.00 26. die Soldaten 19.00 Mozart-Matinee So 26. die So berliner Philharmoniker (SC 12) 21.00 (R) 20.00 berliner Philharmoniker (SC 12) 21.00 das labyrinthdas (R) labyrinth20.00 Wiener Philharmoniker 5 20.00 Giulio20.00 Cesare Giulio Cesare 18.30 Mo 27. ydP 5 (r) Wiener Philharmoniker 5 18.30 Mo 27. Jedermann (D) 17.00 lA flórez 17.00 di 28. Jedermann (D) 17.00 lA flórez 17.00 di 28. Cleveland orchestra 121.00 (SC 13) 21.00 20.30 Cleveland orchestra 1 (SC 13) die Soldaten die Soldaten 20.30 ydP 5 (r) Cleveland orchestra 2 (SC 14) 20.00 Giulio Cesare 18.30 ydP 5 (r) Cleveland orchestra 2 (SC 14) 20.00 Giulio Cesare 18.30 Mi 29. Mi 29. Übertitel) und englische Übertitel) Jedermann (D) 17.00 Jedermann (D) 17.00 do 30. do 30. co chael Fagioli Volle · Michael u.a. Volle u.a.Gewandhausorchester leipzig 21.00 19.00 ydP 5 (r) Gewandhausorchester leipziglA Carreras 21.00 lA Carreras 19.00 Concertgebouworkest Amsterdam 20.00 Giulio20.00 Cesare Giulio Cesare 18.30 fr 31. Concertgebouworkest Amsterdam 18.30 fr 31. Uvre noble · Grenoble orchestra teatro alla Scala 11.00 Mozart-Matinee 7 11.00 orchestra teatro alla Scala 11.00 Mozart-Matinee 7 11.00 SA 1. SA 1. Sk Perahia Sk Perahia 17.00 festspiel-ball festspiel-ball19.00 17.00 19.00 Mozart-Matinee 7 11.00 Mozart-Matinee 7 11.00 So 2. So 2. Jedermann (D) Jedermann (D) glische utsche Übertitel) und englische Übertitel) • • • • nTO EGiTTO • • • • • • • • • • • • • • 48 Kultur Spezial Programm_c.indd 48 14.05.2012 16:55:00 fr 1)ouv. 3 11.00 – Sacred ouv. enchantment 3 – Sacred enchantment 20.30 SA 1)franui11.00 franui – (A) Mahlerlieder (A) So – Mahlerlieder 19.30 Mo franui frische Ware (A) di franui – frische Ware–(A) 19.30 e (G 1) 19.30 Mi do 19.30 fr MM 2) 11.00 SA Salzburg contemporary Salzburg contemporary 2 20.302 MM 2) 11.00 So 20. fr 20. 20.30 SA 21. 21. 19.30 So 22. 22. 23. Mo 23. 19.30 di 24. 24. 25. Mi 25. 26. do 26. 27. fr 27. 28. SA 28. 20.30 Prinz von homburg 19.00 Prinz von homburg 19.00 29. So 29. kleist-lesung kleist-lesung – U. Matthes – U. 19.30 Matthes 19.30 Prinz von homburg 19.00 von30. homburg 19.00 Peer Gynt Mo 30. Prinz Mo Ariadne-Matinee 11.00 di 31. Ariadne-Matinee – leben … (A)– leben 11.00 … di(A) 31. ydP 1 (r) ydP 1 (r) 20.00 20.00 ding 18.00 Salzburg contemporary 20.30 Prinz von homburg 19.00 Salzburg contemporary 3 20.303 Prinz von homburg 19.00 ydP 1 19.30 (r) ydP 1 (r) 20.00 Mi 1. 20.00 Prinz von homburg 19.00 Peer Gynt 19.00 Mi 1. Prinz von homburg ydP 1 (r) 20.00 do 2. ydP 1 16.00 (r) 20.00 do 2. Peer Gynt n orch. ydP 1 19.30 (r) ydP 1 (r) 20.00 fr 20.00 Prinz 19.00 Peer Gynt 19.00 3. frvon homburg 3. Prinz von homburg 11.00 1Meisterkurs 1 (A) 14.00 SA 14.00 SA Meisterkurs (A) 4. 4. Meisterkurs (A) Prinz von homburg 19.00 Peer Gynt 19.30 2Meisterkurs 2 (A) 17.00 17.00 Prinz von homburg 19.00 Meisterkurs (A) 14.00/17.00 11.00 3/4 Meisterkurs 3/4 (A) 14.00/17.00 So 5. So 5. Salzburg contemporary 4 20.304 Prinz von homburg 19.00 Peer Gynt Salzburg contemporary 20.30 Prinz von homburg 19.00 19.30 – h.-M. – h.-M. rehberg 19.30rehberg 19.30 Mo 6. kleist-lesung Mo 6. kleist-lesung 19.00 19.00 di 7. Prinz divon homburg 7. Prinz von homburg Salzburg contemporary 5 (A) 19.305 (A) der bauer als Millionär Salzburg contemporary 19.30 der bauer(S) als Millionär 19.30 19.30 (S) von homburg 19.00 19.00 nysos 11.00 Mi 8. Prinz Mi 8. Prinz von homburg 19.30 der bauer(S) als Millionär 19.30 (S) 19.30 der bauer als Millionär 16.00 von homburg 19.00 Mojo 19.00 do 9. Prinz do 9. Prinz von homburg 20.00 fr 10. 20.00 fr 10. ydP 2 (r) ydP 2 (r) oven 1 19.30 Salzburg contemporary 20.30 der bauer(S) als Millionär 19.30 19.30 (S) Salzburg contemporary 6 20.306 der bauer als Millionär 7) 11.00 Mojo SA 11. SA 11. ydP2 2 19.30 (r) 20.00 Prinz von homburg 19.00 Mojo 19.00 oven ydP 2 (r) 20.00 Prinz von homburg Mojo 7) 11.00 So 12. So 12. ydP 2 (r) 20.00 Prinz von homburg 19.00 Mojo 19.00 ydP 2 (r) 20.00 Prinz von homburg y 9ydP 2 19.30 ydP 2 (r) 20.00 der bauer(S) als Millionär 19.30 19.30 (S) (r) 20.00 Mo 13. der Mo bauer13. als Millionär franui19.30 – brahms franui volkslieder(A) – brahms volkslieder(A) 19.30 di 14. 19.30 der di bauer14. als Millionär der bauer(S) als Millionär 19.30 (S) Peer Gynt 19.30 Salzburg contemporary 15.00 Mi 15. Salzburg contemporary 10 15.0010 Mi 15. Familienkonzert (A) Familienkonzert (A) 19.30 der bauer(S) als Millionär 19.30 (S) Peer Gynt 19.30 der bauer als Millionär do 16. do 16. der bauer als Millionär der bauer(S) als Millionär 19.30 19.30 (S) fr 17. fr 17. der bauer als Millionär 19.30 der bauer(S) als Millionär 19.30 (S) Peer Gynt 19.30 11.00 Ariadne-Mat. – fliegenpalast 11.00 SA 18. Ariadne-Mat. – fliegenpalast (A) 11.00 SA(A)18. (E) / ydP 4 (r) o 1ydP 3 19.30 ydP 3 (E) / ydP 18.004/ (r)20.30 18.00 / 20.30 Peer Gynt 11.00 So 19. So 19. ydP 3 18.00 (E) / ydP 4 (r) 18.00 / 20.30 18.00 / 20.30 kafkas Schlosskafkas (S) Schloss (S) ydP 3 (E) / ydP 4 (r) 19.30 19.30 Mo 20. Mo 20. kafkas Schlosskafkas (S) Schloss (S) 19.30 19.30 C 11) ydP 3 (E) / ydP 4 (r) 18.0021. / 20.30 19.30 ydP 3 18.00 (E) / ydP 4 (r) 18.00 / 20.30 di kafkas (S) Schloss (S) 19.30 di Schloss 21. kafkas ydP 3 (E) / ydP 4 (r) 18.0022. / 20.30 Mi 22. ydP 3 19.30 (E) / ydP 4 (r) 18.00 / 20.30 Mi 19.30 eine Schneise bienen. eine 19.30 Schneise 19.30 do 23. Meine dobienen. 23. Meine Preisträgerkonzert Preisträgerkonzert fr 24. fr 24. (A) 19.30 la tempête o 2Sommerakademie 19.30 Sommerakademie (A) 19.30 11.00 SA 25. SA 25. Meine bienen.Meine eine Schneise 19.30 la tempête 19.30 bienen. eine Schneise 19.30 11.00 So 26. So 26. la tempête ydP 5 (r) 20.00 Mo 27. 20.00 Meine eine Schneise bienen. eine 19.30 Schneise 19.30 ydP 5 (r) Mobienen. 27. Meine di 28. di 28. ydP 5 (r) 20.00 la tempête ydP 5 (r) 20.00 ydP 5 (r) 20.00 bienen. eine Schneise 19.30 ydP 5 (r) 20.00 Mi 29. Meine eine Schneise 19.30 Mi bienen. 29. Meine do 30. do 30. ydP 5 (r) 20.00 bienen. eine Schneise 19.30 ydP 5 (r) 20.00 Meine bienen.Meine eine Schneise 19.30 bienen. eine Schneise 19.30 eine Schneise 19.30 fr 31. Meine fr bienen. 31. Meine 11.00 SA 1. SA 1. • • • • • • Martin Reinke ·· Peter Ben Becker Jordan · Nicholas Ofczar Martin Reinke · Ben Becker Jordan· ·Peter Nicholas Ofczarek · Elisabeth Robin Sondermann · Robert Reinagl · Birgit ·M Robin Sondermann · Britta Bayer ·· Britta RobertBayer Reinagl · Birgit Minichmayr Fe Vörtler · Thomas Limpinsel · Sascha Oskar Weis · Lina Beckm Vörtler · Thomas Limpinsel · Sascha Oskar Weis · Lina Beckmann · David S Kinder ·Austria, Ars Antiqua Austria, Leitung: Riederinger Riederinger Kinder · Ars Antiqua Leitung: Gunar LetzborGunar Le ChriStiAnChriStiAn StüCkl StüCkl Regie: Regie: Bühne /Kostüme: Bühne MArlene /Kostüme: Poley MArlene Poley Musik: Musik: MArkUS zWink MArkUS zWink • Peer Gynt 19.30 domplatz (bei domplatz Schlechtwetter (bei Schlechtwetter im Großen Festspielhaus) im Großen Festspielhaus) 21., 22., 29., 21., 31. Juli, 22., 29., 5., 8., 31.11., Juli, 16., 5.,20., 8., 11., 24., 16., 26., 20., 28., 24., 30. August 26., 28.,201 30 • 19.30 • • • So 2. So 2. h e i n r i Chhe ivnorni Ckhl evioSn t kleiSt FRiEdRiCH pRinZpRinZ FRiEdRiCH vOn HOMBURG vOn HOMBURG Peer Gynt 19.30 Peer Gynt 19.30 Peer Gynt 19.30 19.30 19.30 neuinszenierung neuinszenie 19.30 Peter Simonischek Peter Simonischek · Andrea Clausen · Andrea · Anne Clausen Ratte-Polle · Anne · Udo Ratte-Polle Samel ·· Ud · Hans-Michael Diehl · Hans-Michael Rehberg · Roland Rehberg Koch· ·Roland Elisabeth Koch Orth · Elisa u. a 19.30August Diehl August AndreA breth AndreA breth Regie: Regie: 19.30 Bühnenbild: Bühnenbild: MArtin zehetGrUber MArtin zehetGrUber Kostüme: Kostüme: Moidele biCkel Moidele biCkel Musik: Musik: bert Wrede bert Wrede 19.30 Peer Gynt 19.30 Peer Gynt • • • 11.00 JEdERMAnn JEdERMAnn Wiederaufnahme Wiederaufnahme • • S C H ASUCSHPAI U EL SPIEL h U G o vh on U Ghoo v fo Mn An hnoSftMhAAnl n S t h A l • • Stand: 11. Mai 2012 Änderungen vorbehalten lAndeStheAterPerner-inSel Perner-inSel lAndeStheAter Tag Date (S) (S) SChAUSPielhAUS SChAUSPielhAUS 20. Juli bis 2. September 2012 ArteUM – kolleGienkirChe kolleGienkirChe / AUlA (A) / AUlA Tag (A) Date(e) rePUbliC / eiSArenA (r) / (e) eiSArenA AAlrePUbliC (r) mit demWien Burgtheater Wien KoproduktionKoproduktion mit dem Burgtheater landestheater: landestheater: 28., 30., 31. Juli, 28., 30., 1., 3., 31.4., Juli, 5., 7., 1., 8., 3., 9., 4., 11., 5., 7., 12.8.,Augus 9., 1 • Mojo 18.00 Mojo Mojo Mojo Mojo • 18.00 h e n r i k hi e bn Se rn i k/ i irbi SneAn b/ irroi o nk A brook pEER GynT pEER GynT neuinszenierung neuinszenierung 14.00 18.00 (In englischer Sprache, (In englischer deutsche Sprache, Übertitel) deutsche Übertitel) 11.00Ingvar E. Sigurdsson Ingvar E.· Guillaume SigurdssonAntonini · Guillaume · Froydis Antonini Arntzen · Froydis Dale Arntzen · 15.00Helene Arntzen Helene · Diego Arntzen Asensio · Diego · Anne-Emmanuelle Asensio · Anne-Emmanuelle Davy · Jerry Di Davy Giac · Scott KoehlerScott · Mireille Koehler Maalouf · Mireille · Roméo Maalouf Monteiro · Roméo · Christophe MonteiroRodomist · Christo Augustin · Gen Ruhabura Shimaoka · Gen · Shantala Shimaoka Shivalingappa · Shantala Shivalingapp 19.30Augustin Ruhabura irinA brook irinA brook Regie: Regie: Bühnenbild: Bühnenbild: noËlle Ginefri noËlle Ginefri 19.30 Kostüme: Kostüme: MAGAli CAStellAn MAGAli CAStellAn Musikal.Leitung: Musikal.Leitung: GUillAUMe GUillAUMe Antonini Antonini 14.00 18.00 11.00 15.00 Peer Gynt 19.30 Peer Gynt 19.30 15., 1 Perner-insel,Perner-insel, hallein: 30. hallein: Juli, 1., 2., 30.3.,Juli, 4., 5., 1., 14., 2., 3., 15., 4.,17., 5., 14., 18. Augu Peer Gynt 19.30 19.30 Peer Gynt 19.30 19.30 W iSlhl A iA ke e /SiPrei A nk A bro WilliAM kM e SS Ph eAr nrAe b/ irroi o • lA TEMpêTE lA TEMpêTE Gastspiel Gastspiel (In französischer (InSprache, französischer deutsche Sprache, Übertitel) deutsche Übertitel) Renato Giuliani Renato · Ysmahane GiulianiYaqini · Ysmahane · Bartlomiej YaqiniSoroczynski · Bartlomiej· Soroczynski Scott Koehle irinA brook irinA brook Regie: Regie: Bühnenbild: Bühnenbild: noËlle Ginefri noËlle Ginefri Kostüme: Kostüme: Sylvie MArtin-hySzkA, Sylvie MArtin-hySzkA, • nAthAlie nAthAlie SAUlnier SAUlnier • la tempête 19.30 • Gastspiel Compagnie GastspielIrina Compagnie Brook und Irina Brook und 19.30Maison de la Maison Culture de de la Nevers Culture et de la Nevers Nièvre et de la Nièvre 19.30 la tempête Perner-insel, 25., 26.,2012 28. August 2012 hallein: 24.,hallein: 25., 26., 24., 28. August 19.30Perner-insel, 19.30 la tempête 19.30 19.30 la tempête 19.30 N U IS IMC U F R A NFURIA M B SAINCDBAA * In Zusammenarbeit mit der Stiftung mahlerlieder mahlerlieder * • MM: Mozart-Matineen 22. * Juli · Mit22. Texten Juli ·von MitWalter TextenKappache von Walt Mozarteum frischemit ware frische ware24. JuliSalzburg · Musik 24.• Juli für Totengräber · Musik für Totengräb dem Mozarteumorchester brahmsSC: volkslieder brahms volkslieder * 14. August * · 14. Mit Texten ·von MitÖdön Texten von von Ho Ö Salzburg contemporary • G: Über die August jeweils jeweils Uhr, 19.30 Universitätsaula Uhr, Große Uni Grenze • LA: Liederabend • SK:19.30 Solisten - Große * Rezitation: * Rezitation: Sven-eriC beChtolf beC konzert • KK: Kammerkonzert • YSP:Sven-eriC Detailliertes Programm Detailliertes unter Programm unter www.salzburgfestival.at Young Singers Project •www.salzburgfestival.at YDP: Young Directors Project Kultur Spezial 49 Programm_c.indd 49 14.05.2012 16:55:02 Festspielfans und Debütanten. Sollte die Dame (links) kein Glück haben, würde sich ein Besuch der Siemens Festspielnächte am Kapitelplatz anbieten, (rechts) ein Debütantenpaar des ersten Festspielballs 2012. Salzburg für jedermann Es muss ja nicht immer der Domplatz sein. Auch abseits von angesagten Spielstätten können FestspielFans kulturelle Veranstaltungen genießen. Viele davon sind gratis. t e x t: e va w i n r o i t h e r So bieten auch heuer wieder die Siemens Festspielnächte die Möglichkeit, sich unzählige Salzburger-Festspiele-Vorführungen zum Teil live, zum Teil Aufnahmen aus den Jahren davor täglich ab 20 Uhr auf einer Großbildleinwand am Kapitelplatz in Salzburg anzusehen – begleitet von gastronomischen Angeboten (ab 17 Uhr) und Musik (ab 18 Uhr). Der Vorführungszeitraum wurde dafür heuer extra auf die gesamte Festspieldauer (von 20. Juli bis 1. September) ausgeweitet. „Außerdem werden wir fünf Opern und fünf Konzerte aus dem Spielplan 2012 live übertragen, anstatt wie bisher nur eine bis drei Vorführungen“, sagt Anna Sebestyen von Siemens Österreich, die für die Siemens Festspielnächte verantwortlich ist. Welche Aufführungen nun tatsächlich übertragen werden, kann Sebestyen noch nicht sagen. „Das steht erst Anfang Juni fest“, aber natürlich hofft sie, dass große Opern wie Puccinis „La Bohème“ oder Mozarts „Zauberflöte“ dabei sind – schließlich wolle man den Zusehern einen großartigen Abend bieten. Und die nehmen das Angebot am Salzburger Kapitelplatz auch gerne an. Sehr zu Freuden von Sebestyen: „Viele Besucher ziehen sich für den Abend schön an, gehen vorher essen und genießen dann die Vorstellung.“ Das war freilich nicht immer so, gab es doch gerade zu Beginn der Salzburger Festspielnächte durchaus kritische Stimmen, die nicht verstehen konnten, wie ein so wichtiges kulturelles Event per Videoübertragung quasi jedermann zugänglich gemacht werden kann. „Dabei haben wir genau Wer dann noch immer nicht genug „Fest- tipp Festspielball 2012 1. 9. 2012 Galadiner in der Residenz, im Anschluss festliche Eröffnung und Tanz in der Felsenreitschule. www.salzburgfestival.at spielluft“ geatmet hat, der kann sich übrigens zum ersten Mal in der Geschichte der Salzburger Festspiele zum Festspielball wagen. Der findet am 1. September, also zum Abschluss der Festspiele, statt und soll auch in den kommenden Jahren jeweils am letzten Samstag der Saison abgehalten werden. Mit einem erlesenen Programm: Das Galadiner beginnt um 18 Uhr in der Fürsterzbischöflichen Residenz. Gemeinsam zieht dann das Ballpublikum in die Felsenreitschule, wo die Eröffnung durch die Debütanten und ein Festkonzert mit Festspielstars stattfinden wird. Die barocken Felsarkaden sollen als Kulisse den Rest dazu beitragen, dass Salzburg für die Festspielballbesucher unvergesslich wird. Auch wenn sie dafür nicht im Zuschauerbereich einer Aufführung der Salzburger Festspiele gesessen sind. e F otos : Sal zburger Fests piele / A ndreas Kol arik, Apa /Gindl N ein, nicht jeder kann sich eine Karte für die Salzburger Festspiele leisten. Und nein, nicht alle haben das Glück, ihre gewünschten Festspielkarten auch zu bekommen. Das Platzkartenangebot ist immerhin beschränkt. Nun gibt es aber Alternativen, die es trotzdem erlauben, bei den Salzburger Festspielen dabei zu sein, ohne gleich direkt im Zuschauerraum bei den Aufführungen zu sitzen. das Gegenteil erreicht: Mit der Videoübertragung konnten wir eine neue Besuchergruppe ansprechen“, sagt Sebestyen. Insofern findet sie es schade, dass nicht noch mehr Produktionen aufgezeichnet werden: „Denn eigentlich sind wir das der Nachwelt schuldig. So großartige Produktionen sind ja sonst nie wieder zu sehen.“ 50 Kultur Spezial KSS_TVundBAll_c_gh.indd 50 14.05.2012 17:03:10