O - Salzburger Festspiele

Transcription

O - Salzburger Festspiele
26. 5. 2012
Salzburger
Festspiele
Stars wie Piotr Beczala auf Entdeckungsreise
durch den FESTSPIEL-SOMMER – Auftakt
zur Ära Alexander Pereira an der Salzach.
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Inhalt
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04
Alexandra Pereira. Der neue Intendant der
Salzburger Festspiele im Gespräch.
20
44
Cover: Ken Howard; F otos: Lu igi Ca pu to (2), APa /schlager, epa/ Ry bczy ns ki
Zubin Mehta. Der Maestro feiert ein rundes
Jubiläum bei den Salzburger Festspielen.
12
Piotr beczala in „LA BohÈme“
Der Tenor als Rodolfo an der Seite
von Anna Netrebko als Mimì in
Puccinis Oper.
16
„Zauberflöte“ und „Labyrinth“
Mozarts „Zauberflöte“, musiziert
mit historischen Instrumenten, und
Peter von Winters Fortsetzung
„Das Labyrinth“.
28
„Der Prinz von Homburg“
Peter Simonischek und August
DiehI als Gegenspieler in einer
Neuinszenierung von Andrea
Breth.
32
Young Directors Project
Vier junge Avantgarde-Theatermacher mit ihren Produktionen
zu Gast bei den Salzburger
Festspielen.
36
Ouverture Spirituelle
Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg und der evangelische Bischof
Michael Bünker im Gespräch.
40
salzburg contemporary
Die neue Konzertreihe widmet
zum Auftakt Heinz Holliger einen
Schwerpunkt.
Sven-Eric Bechtolf. Schauspieler, Regisseur
und neuer Schauspielchef in Salzburg.
35
Helga Rabl-Stadler. Die Präsidentin geht mit
einem guten Gefühl in die neue Saison. „Ich bin überzeugt, dass ein
Festspiel jedes Jahr einmalig
sein sollte.“
Al e x a n d e r P e r e i r a
Auf dem Cover:
Piotr Beczala im
Central Park in New
York, fotografiert von
Ken Howard.
impressum
Frauen in der Oper
Ein Rundblick auf die Opernheldinnen und ihr Schicksal im
Programm der Salzburger
Festspiele.
A u s g a b e 2 6 . 5 . 2 0 1 2
Medieninhaber und Herausgeber: „Die Presse“ Verlags-Ges.m.b.H. & Co KG, 1030 Wien, Hainburger Straße 33, Tel.: 01/514 14-Serie. Geschäftsführung: Reinhold Gmeinbauer, Michael Fleischhacker. Redaktion: Barbara Petsch, Dr. Wilhelm
Sinkovicz, Siobhan Geets, Helmar Dumbs, Mag. Norbert Mayer, Eva Winroither. „Die Presse“ Content Engine Gmbh & Co KG. Redaktion: Dr. Walter Dobner, Mag. Stefan Musil, Walter Weidringer. M.S.C. Medien Service GmbH. Art Direction:
Matthias Eberhart. Produktion/Layout: Thomas Kiener, Christian Stutzig, Patricia Varga. Anzeigen: „Die Presse“ Media GmbH & Co KG. Geschäftsführer: Peter Syrch. Projektleitung: Adelheid Liehr. Koordination: Michaela Sollfrank
Hersteller: Niederösterreichisches Pressehaus,Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., 3100 St. Pölten, Gutenbergstr. 12. Eine Sonderbeilage der „Presse“ Verlags GmbH & Co KG in Kooperation mit den Salzburger Festspielen.
Kultur Spezial 3
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Comeback
für Puccini
Intendant Alexander Pereira über Gott und die
Festspiel-Welt. Er möchte der geistlichen Musik eine
Renaissance bescheren, freut sich über zusätzliche
Sponsorengelder und erzählt, wie er zur Musik gekommen ist. t e x t: B a r ba r a P e t s c h
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Sie waren schon für viele wichtige Kulturpositionen im
Gespräch, in Österreich, aber nicht nur. Freuen Sie sich,
dass Sie zu guter Letzt doch noch Salzburger FestspielIntendant geworden sind? Hat Ihre Zeit als Opernchef in
Zürich Ihre Sicht auf die Festspiele verändert?
Alexander Pereira: Natürlich freue ich mich, in Salzburg zu
sein! Offensichtlich hat mich meine Zeit in Zürich bereit gemacht für diese Aufgabe. Ich bin mir ja immer selbst im Weg
gestanden in den Jahren davor, indem ich immer Forderungen erhoben habe, die für die Salzburger nicht erfüllbar waren. Diesmal habe ich, als man mich gefragt hat, nur gesagt,
ich habe ohnehin keine Chance. Brigitte Fassbaender, die
Vorsitzende der Findungskommission, hat mich gebeten,
wenigstens ein Gespräch zu führen. Dieses fand Anfang Februar 2009 statt. Ich bin danach abgefahren und habe mir
gedacht: Das war eine gute Diskussion. Am 17. Mai 2009 war
ich dann im Dreiervorschlag und am 19. Mai Intendant.
Sie haben das Programm stark erweitert und es ist auch
teurer geworden. Werden Sie das schaffen?
Ich gebe fünf Millionen Euro mehr aus, damit es nur mehr
Neuproduktionen gibt. Das ist notwendig für Salzburg! Es
gibt einen zusätzlichen Hauptsponsor, Rolex, und etliche
weitere Sponsoren, die jeweils 200.000 bis 600.000 Euro bereitstellen. Ich habe 40.000 Karten bzw. 25 Prozent mehr aufgelegt. Der Vorverkauf läuft sehr gut: Mozarts „Zauberflöte“
unter Nikolaus Harnoncourt ist ausverkauft, auch „Das Labyrinth“, die Fortsetzung der „Zauberflöte“, ist faktisch voll,
um nur zwei Beispiele zu nennen. Über die letzten zehn Jahre haben die Subventionsgeber die Tariflohnerhöhungen
(Kollektivvertrag) nur zweimal ausgeglichen, das sind jährlich ca. 500.000 Euro. Die Festspiele waren infolgedessen gezwungen, dieses Geld der Kunst wegzunehmen und haben
daher immer weniger produziert, weil eine Neuproduktion
rund 700.000 bis 800.000 Euro kostet. Wenn wir so weitergemacht hätten, hätten wir demnächst gar nichts mehr Neues produzieren können. Das ist ein Teufelskreis, aus dem
wollte und musste ich ausscheren.
Sie eröffnen die heurigen Festspiele mit einer Reihe
geistlicher Musik. Was ist Ihnen da wichtig?
Salzburg hat eine große geistliche Tradition. Da scheint mir
ein Programm wie die „Ouverture spirituelle“ logisch. Sehr
viele herrliche Werke wurden ursprünglich für die Kirche geschrieben, sie werden aber dort nicht mehr aufgeführt, weil
die Gemeinden das Geld nicht mehr haben, und auch viele
Konzertveranstalter sind in einer schwierigen Lage: Sie sind
heilfroh, wenn sie sich ein Orchester und einen Dirigenten
leisten können, sind aber nicht imstande, auch noch Solisten zu bezahlen. Wenn die Festspiele dieses Signal mit der
„Ouverture spirituelle“ setzen, wird das vielleicht andere
Veranstalter anregen, sich um diesen Bereich wieder stärker
zu kümmern.
Glauben Sie an Gott?
w
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w Ja, ich bin ein alter Jesuitenschüler, ich war in Kalksburg,
aber auch im Akademischen Gymnasium.
Ist Gott ein Trost in schwierigen Lebenslagen?
Ich glaube, es schadet nicht, wenn man diese Vorstellung
mit sich trägt.
Beim „Award Concert Weekend“ Ende April in der Felsenreitschule haben Sie sich auf eine ziemlich selbstironische Weise vorgestellt: „Mein Name ist Alexander
Pereira, ich bin der Vogel, mit dem Sie die nächsten Jahre
auskommen müssen.“ War das Koketterie oder denken
Sie ernsthaft, dass Sie schon jetzt Feinde haben?
Das war nicht kokett gemeint. Ich habe einfach nur gesagt:
Hier bin ich, gebt’s mir eine Chance.
Was können Sie dem Festspiel-Publikum
heuer besonders empfehlen?
Das ist immer die gemeinste Frage, es ist einem
doch jedes einzelne Kind besonders lieb. Ich denke, dass „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss
und Hugo von Hofmannsthal etwas ganz Besonderes ist, was man in dieser Form nur in Salzburg
wird erleben können. Die Urfassung von „Ariadne“ ist nicht das Vorspiel und die Oper, sondern
die Urfassung ist vor der Pause „Bourgeois Gentilhomme“ von Molière in der Hofmannsthal-Bearbeitung bzw. Übersetzung mit Schauspielern,
Tänzern, Sängern. Ein Operndirektor hat keine Schauspieler,
ein Theaterdirektor keine Opernsänger. Hier in Salzburg, wo
die größten Schauspieler und Sänger zusammenkommen,
kann man nun dieses Gesamtkunstwerk erfahren. Dafür
sind Festspiele der ideale Ort.
Sie haben heuer „La Bohème“ im Programm. In einer
Radiosendung haben Sie erwähnt, dass es kaum Puccini
in Salzburg gegeben hat. Warum nicht?
Es gab meines Wissens „Tosca“ und „Turandot“, auf Puccini
liegt bei den Festspielen seit 91 Jahren ein Bann. Gerard
Mortier hat sogar gemeint, Puccini sei ein Komponist, den er
nie aufführen würde. Ich möchte jetzt nichts gegen Mortier
sagen, er kann gern seine Meinung haben, aber ich finde das
grotesk, ich hasse solche Vorverurteilungen.
Mozarts „Zauberflöte“ dagegen wird viel gespielt, jetzt
auch wieder in Salzburg.
Das ist logisch, weil die Festspiele in den letzten Jahren „Don
Giovanni“, „Così fan tutte“ und „Die Hochzeit des Figaro“ gezeigt haben. Ich freue mich, dass ich Nikolaus Harnoncourt
überreden konnte, das erste Mal in seinem Leben eine große
späte Mozartoper auf historischen Instrumenten zu machen.
Was macht diesen besonderen Glamour von Anna
Netrebko aus?
Um die Diven gibt es immer einen besonderen Hype. Anna
Netrebko ist sehr gut, eine wunderbare Sängerin.
Die Festspiele gelten als Hochkulturfestival. Wer kommt
hierher, wie sehen Sie das?
Der Opernbesucher in Zürich ist der normale Arbeiter und
Angestellte, der den schweizerischen Durchschnittslohn
verdient, er macht 65 bis 70 Prozent der Besucher aus. In
Salzburg ist das ähnlich, die Leute leisten sich diese Ausnahmesituation in den Ferien einmal im Jahr. Natürlich gibt es
auch Betuchte, vielleicht ist ihr Prozentsatz ein wenig höher
als in Zürich, aber an der Grundstruktur ändert das nichts.
Wie kommen Sie mit Festspiel-Präsidentin Helga
Rabl-Stadler aus, die ja das Sponsoring aufgebaut hat,
das auch eine Force von Ihnen ist? Gibt es da nicht Rivalitäten?
Wir sind ein Team und versuchen die Festspiele attraktiv zu
machen. Im Übrigen kann sie nichts dagegen haben, wenn
ich Geld auftreibe. Sie ist genauso froh über jeden Euro, der
in die Kasse kommt wie ich, weil das unsere Unabhängigkeit
und unsere Bewegungsfreiheit stärkt.
Was war die erste Oper, die Sie gehört haben?
Das war Wagners „Walküre“.
Zum Abgewöhnen.
Ich weiß es nicht. Meine Mutter ging gern in die Oper und
ich musste mitgehen, weil ich noch zu klein war, um allein
zu Hause zu bleiben.
Wollten Sie nie selbst Musiker werden?
Und ob! Ich habe grauenhaft Klavier gespielt.
Aber was ich wirklich wollte, das war Sänger werden. Es wurde mir dann bedeutet, dass ich erstmal etwas Vernünftiges lernen und einen Beruf
ergreifen soll, um mich zu ernähren. Es hat mich
aber nicht losgelassen. Ich habe zwölf Jahre Gesang studiert, immer in der Hoffnung, ein berühmter Sänger zu werden. Es hat dann eine Weile gedauert, bis ich kapiert habe, dass es offensichtlich einen anderen Grund gegeben hat, dass
ich Gesang studiere. Im Konzerthaus und in der Zürcher
Oper hat mir diese Erfahrung dann sehr genützt.
Waren Sie je verbittert, weil Sie in Wien keine tolle Position bekommen haben, nicht Staatsoperndirektor
geworden sind?
Nein. Immerhin bin ich mit 33 Jahren Konzerthaus-Generalsekretär geworden. Ich kann mich also nicht beschweren.
Ich wurde nur mit 17 zu 16 Stimmen gewählt. Meine Gegner
haben versucht, „Presse“-Musikkritiker Franz Endler (1937–
2002) aufzuhetzen, er hat sich aber nicht einspannen lassen
und gesagt: Ich schaue mir erst einmal an, was der kann.
Nach acht Jahren hat er dann geschrieben: Er hat dem Konzerthaus nicht geschadet. Das war für mich das schönste
Kompliment. e
Alexander Pereira
Für die Festspiele. Schauspielchef
Sven-Eric Bechtolf
und Indentdant
Alexander Pereira.
F otos : Lu igi Ca put o
Ich habe einfach
nur gesagt: Hier
bin ich, gebt’s mir
eine Chance.
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Julia Kleiter singt
die Partie der
Pamina in „Die
Zauberflöte“.
Elena Moşuc (oben) singt die Zerbinetta in
„Ariadne auf Naxos“
Laura Aikin (re) wird
als Marie in „Die
Soldaten“ zu sehen
und zu hören sein.
Emilly Magee wird
die Titelpartie in
„Ariadne auf
Naxos“ singen.
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F otos : Sal zburger Fests piele (3 ), epa/d ed er t, Werner Kmet itsch
Anna Netrebko wird in „La Bohème“
als Mimì auf der
Bühne stehen.
„Ich wollt,
ich wär
ein Mädchen“
Carmen, Ariadne, Mimì, Marie, Cleopatra und Pamina: Ein Rundblick auf die
Opernheldinnen und deren Bühnenschicksale im Salzburger Festspielsommer. te x t: S te fan M u s i l
D
ie süßen Triebe mitzufühlen, ist
dann der Weiber erste Pflicht“,
singt Papageno im Duett mit
Pamina in Mozarts „Zauberflöte“. Ja,
die Liebe – und die Frauen auf der
Opernbühne. Wohl kaum eine singende Frauengestalt, deren Handlungen,
deren Fühlen, deren Schicksal sich
nicht um die Liebe dreht. Doch Achtung: „Bewahret euch vor Weibertücken“, mahnen schon die „Zauberflöten“-Priester. Tamino weiß es noch
genauer: „Sie ist ein Weib, hat Weibersinn!“ Papageno, der hat es verstanden:
„Ich wollt, ich wär ein Mädchen!“
Recht so. Denn schönere als weibliche
Opernrollen gibt es wohl kaum.
Das wusste auch Célestine Galli-Marié.
Die Sängerin war Bizets erste Carmen,
stand dem Komponisten zur Seite bei
der Aufgabe, seine letzte Oper zur Uraufführung zu bringen, regte auch die
Komposition der Habanera an.
F otos : Sal zburger Fests piele (3 ), epa/d ed er t, Werner Kmet itsch
Sie kreierte 1875 eine Frauenrolle, die es
so auf der Opernbühne noch nie gegeben hatte, eine Figur, die das damaligen, bourgeoise Publikum gehörig vor
den Kopf stoßen musste. Schon das
Milieu, in dem „Carmen“ spielt, ist
außergewöhnlich. Figuren aus unteren
und höchstens mittleren sozialen
Schichten bevölkern die Bühne. Arbeiterinnen, Soldaten und Schmuggler.
Und dann noch diese Hauptfigur, ein
zügelloses, selbstbestimmtes Wesen,
das keiner Konvention entsprechen
mag. Sie wählt sich ihre Liebhaber, sie
nutzt ihre erotische Ausstrahlung, indem sie Don José den Kopf verdreht,
um aus dem Polizeigewahrsam zu entkommen. Sie zieht ihn hinab, er deser-
tiert und schließt sich den Schmugglern an. Doch am Ende weist sie ihn
zurück, weil sie einen anderen liebt.
Ein grausames Finale folgt, das keine
Läuterung bringt, sondern Carmen
den Tod und José die Verhaftung. So ist
es auch auf der Bühne des Großen
Festspielhauses zu erleben. Magdalena
Kožená ist die Carmen – und hat in dieser für sie neuen Partie ihr Debüt bereits bei den Osterfestspielen gegeben .
Aus ganz anderem Holz geschnitzt ist die
Mimì in Puccinis „La Bohème“. Arm
sind auch hier die Verhältnisse. Allerdings sind es Künstler aller Richtungen, die die Bühne bevölkern. Puccinis
Textdichter Giuseppe Giacosa und Luigi Illica haben sich dafür beim Roman
„La vie de bohème“ von Henri Murger
bedient und das wohl herrlichste
Opernrührstück geschaffen. „Ja, man
nennt mich Mimì, doch mein Name ist
Lucia“, so tritt die weibliche Hauptfigur
ins Leben des Bohemiens und Dichters
Rodolfo. Eiskalt ist ihr Händchen, es ist
Weihnachten in Paris, und das Stiegensteigen hat sie so angestrengt, dass sie
einen Schwächeanfall erleidet. „Meine
Geschichte ist kurz. Auf Leinen oder
auf Seide sticke ich daheim und auswärts. Ich bin ruhig und heiter und am
liebsten sticke ich Lilien und Rosen“,
erzählt sie. Dass sie den Winter nicht
lange überleben wird, weiß die kleine
Näherin zu diesem Zeitpunkt noch
nicht. Ein wenig Glück darf sie noch erleben. Rodolfo und sie verlieben sich.
Eine kurze Liaison folgt. Rodolfo ist
eifersüchtig und verlässt die schwerkranke Mimì bald wieder, weil er
meint, er könne ihr nicht mehr helfen.
tErmine
„Die Zauberflöte“
von W. A. Mozart
27. 7. 2012 Premiere
in der Felsenreitschule
Vorstellungen: 30. 7.,
2., 4., 6., 11., 13., 17.
und 19. 8. 2012
„Ariadne auf Naxos“
von Richard Strauss
29. 7. 2012 Premiere
im Haus für Mozart
Vorstellungen: 31. 7.,
3., 5., 8., 10. und
15. 8. 2012
„La Bohème“ von
Giacomo Puccini
1. 8. 2012 Premiere
im Großen
Festspielhaus
Vorstellungen: 4., 7.,
10., 13., 15. und
18. 8. 2012
„Das Labyrinth oder
der Kampf mit den
Elementen“ von
Peter von Winter
3. 8. 2012 Premiere
im Residenzhof
Vorstellungen:
9., 14., 16., 21., 24.
und 26. 8. 2012
www.salzburgfestival.at
Schuld daran ist die Tuberkulose, die
„weiße Pest“. Als Mimì am Ende in die
Mansarde der Bohemiens zurückkehrt,
bekommt sie kurz vor ihrem letzten
Atemzug noch den langersehnten
Muff, damit ihre Hände nicht mehr
frieren. Unter der Leitung des großen
Arturo Toscanini starb die erste Mimì
der Geschichte, Cesira Ferrani, 1896 im
Teatro Regio in Turin. Seither gehört
die Mimì zu jenen Partien, an denen
kaum ein Sopran vorbeikann. Das gilt
natürlich auch für Anna Netrebko, die
sich in dieser Rolle längst auf vielen
großen Bühnen bewegt, auf CD und
sogar im Filmstudio verewigt hat. Jetzt
folgt das Große Festspielhaus, in dem
sie an der Seite von Piotr Beczala als
Rodolfo zu erleben sein wird.
Alle seine Personen geraten „unentrinnbar
in eine Zwangssituation, unschuldig
mehr als schuldig, die zu Vergewaltigung, Mord und Selbstmord und letzten Endes in die Vernichtung alles Bestehenden führt“, meinte Bernd Alois
Zimmermann zu seiner 1965 uraufgeführten Oper „Die Soldaten“. Solches
verspricht wenig Gutes für Marie, die
weibliche Hauptperson in diesem Musiktheaterklassiker des 20. Jahrhunderts nach dem gleichnamigen Stück
des Stürmers und Drängers Jakob Michael Reinhold Lenz. Es ist das wohl
grausamste Opernfrauenschicksal der
diesjährigen Festspiele. Marie, Tochter
eines Galanteriehändlers in Lille, ist
zunächst in den Tuchhändler Stolzius
verliebt. Doch auch Baron Desportes
macht ihr Avancen. Der Vater wittert
die Möglichkeit des sozialen Aufstieges. Marie erhört also den Baron, w
Kultur Spezial 9
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. . . Gelegenheiten für Händel, einige der schönsten
Sopranarien der barocken Opernliteratur zu schreiben. w der jedoch nur sexuell an ihr interessiert ist. Ein Verhängnis, das sie immer tiefer ins Verderben reißt, sie zur
„Soldatenhure“ macht und zur Bettlerin, die am Ende nicht einmal mehr
vom eigenen Vater erkannt wird. In der
Regie von Alvis Hermanis und unter
der musikalischen Leitung von Ingo
Metzmacher wird die Sopranistin
Laura Aikin die Marie interpretieren.
Ihrer Kollegin Emily Magee geht es ein-
deutig besser. Sie darf Primadonna und
Prinzessin der griechischen Mythologie sein. Ein Werk der beiden Festspielväter Richard Strauss und Hugo von
Hofmannsthal macht das möglich. Deren „Ariadne auf Naxos“ ist diesmal in
ihrer ursprünglichen Form zu erleben,
nämlich als Kombination von Schauspiel, Oper und Tanz, ohne das später
hinzukomponierte Vorspiel. All das ändert jedoch nichts an der Tatsache,
dass Ariadne die Tochter des kretischen König Midos ist. Sie hilft in der
Sage, Stichwort „Ariadne-Faden“, dem
Königssohn Theseus dabei, Minotaurus zu töten. Auf der Flucht mit Theseus, der ihr die Ehe versprochen hat,
landet sie jedoch auf Naxos. Allein und
ihrem Geliebten nachtrauernd. So begegnet man ihr auch in der Oper, oder
der Primadonna in der Rolle der Ariadne, bei diesem raffinierten „Theater im
Theater“-Spiel. Bis Bacchus erscheint
und sich in sie verliebt. Nur kurz hält
Ariadne den Gott für den Todesboten.
Das Ende ist glücklich.
legenheiten für Händel, um einige der
schönsten Sopranarien der barocken
Opernliteratur zu schreiben, wie geschaffen für die Stimme von Cecilia
Bartoli, die nach Pfingsten auch im
Sommer in diese Rolle schlüpfen wird.
Nicht mythologisch, aber zumindest antik
ist das nächste Rollenschicksal: Cleopatra. Plinius der Ältere nannte sie „Regina meretrix“, also „Königin Hure“. Die
historische Kleopatra VII. regierte im
1. Jahrhundert vor Christus, residierte
in einem Palast in Alexandria und wurde in einer Herbstnacht des Jahres 48
die Geliebte des Julius Caesar. Womit
sich eines der berühmtesten Liebespaare der Geschichte gefunden hätte.
Auf Caesar folgte dann Marcus Antonius, und mit ihrem sagenumwobenen
Selbstmord durch Schlangenbiss ging
sie in die Literatur- und Kunstgeschichte ein.
Georg Friedrich Händels Oper „Giulio
Cesare in Egitto“ greift nur einen kurzen Moment im Leben der Kleopatra
auf, nämlich das Jahr 48 und ihre Begegnung mit Caesar. Die Historie dient
in dem 1724 in London uraufgeführten
Dramma per Muscia dabei nur als Folie, um komplizierte Liebeskonflikte
und höfische Intrigen auf die Bühne zu
bringen. Kleopatra hat unter falschem
Namen das Interesse Caesars geweckt,
ihn in ihren Bann gezogen, bis sie
merkt, dass sie sich tatsächlich verliebt
hat. Schließlich trauert sie um den tot
geglaubten Caesar, jubelt, als er lebendig zurückkehrt und schwört ihm am
Ende ewige Liebe und Treue. Alles Ge-
termine
Pamina ist dann die lichteste, reinste Frau-
Fortsetzung
engestalt im Programm. Mozart und
Schikaneder haben sie mit ihrer „Zauberflöte“ unsterblich gemacht, und
Peter von Winter hat sie in seine Fortsetzung „Das Labyrinth“ übernommen. Nachdem die Tochter der Königin der Nacht im ersten Teil alles auf
sich nimmt, sogar vor Selbstmord nicht
zurückschreckt, um das Herz Taminos
zu gewinnen, geht ihr Kampf um die
Liebe in der Fortsetzung weiter. Jetzt,
da sich das Paar endlich gefunden hat,
versucht die böse Mutter Paminas, die
Königin der Nacht, die Hochzeit der
beiden zu vereiteln. Pamina muss neuerlich Prüfungen bestehen, wird von
ihrer Mutter entführt, kann aber von
Tamino gerettet werden. Am Ende ist
dann das Reich der Finsternis endgültig bezwungen, die Königin der Nacht
an einen Felsen geschmiedet, und Tamino und Pamina sind endlich vereint.
Damit hätte sie also „der Weiber erste
Pflicht“ getan. So wie die anderen
Opernheldinnen auch, die geliebt und
gelitten haben, gestorben oder glücklich geworden sind. Die Salzburger
Festspiele 2012 führen den Beweis. e
„Carmen“
von Georges Bizet
14. 8. 2012 im
Großen Festspielhaus
Vorstellungen: 17.,
19. und 25. 8. 2012
„Die Soldaten“
von Bernd Alois
Zimmermann
20. 8. 2012
Vorstellungen:
22., 24., 26. und
28. 8. 2012
„Giulio Cesare in
Egitto“ von Georg
Friedrich Händel
23. 8. 2012 Premiere
im Haus für Mozart
Vorstellungen:
25., 27., 29. und
31. 8. 2012
www.salzburgfestival.at
F otos : Forster, epa/n eu ba uer
Cecilia Bartoli wird
auch im Sommer in die
Rolle der Cleopatra
schlüpfen.
Carmen 2012. Kostas
Smoriginas (Escamillo)
und Magdalena Kožená
(Carmen)
10 Kultur Spezial
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Die Freude an
den Tönen
Tenor Piotr Beczala singt den Rodolfo in Giacomo Puccinis
„La Bohème“ in der Opernpremiere bei den Salzburger
Festspielen. T e x t: W i l h e l m S i n k o v i c z F oto: Herm ann, C lärchen & Mat thias Bau s
W
ie kommt ein Tenor nach
Salzburg? Das ist eigentlich
eine verrückte Geschichte.
Ich bin eingesprungen. Michael Schade war damals erkrankt und ich sollte
den Tamino singen. Das war 1997. Ich
war ja engagiert, aber als Cover und
nicht für die ,Zauberflöte‘, sondern als
Belmonte in der ,Entführung aus dem
Serail‘. Man musste mich erst überreden, das zu wagen. Und ich werde es
auch nie vergessen: Ich war ganz verrückt, als ich nach einem langen Flug
ankam und mich partout nicht an das
zweite Quintett erinnern konnte. Es
wollte mir nicht einfallen. Ich grübelte
und grübelte, hatte ja keinen Klavierauszug bei mir. Nach einer schlaflosen
Nacht – die Musik fiel mir bis in der
Früh nicht ein – kam ich zur Probe!“
12 Kultur Spezial
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Traumpaar auf den
Opernbühnen. Anna
Netrebko und Piotr
Beczala (hier 2010 in
„Roméo et Juliette“
bei den Salzburger
Festspielen).
miere gehen. Dann ist es aufregend
und macht Spaß.“
Bei Festspielen aufzutreten, sagt Piotr
Beczala, sei für ihn „eine Bedeutungsfrage. Salzburg wird für mich sowieso
immer das wichtigste Festival der Welt
bleiben. Ich bin ja in Wahrheit ein Sänger, der ganz in die Vergangenheit
orientiert ist und die Interpretationsgeschichte von der Perspektive eines
Fritz Wunderlich betrachtet. Deshalb
ist es für mich wichtig, in Salzburg zu
singen und es bedeutet für mich eine
ganz besondere Spannung, wenn ich
die große Geschichte der Festspiele sozusagen im Rücken spüre.“ Wie es im
Fall von Hermann Prey bei Beczalas
Debüt sogar im wahrsten Sinn des
Wortes der Fall war . . .
„Hermann Prey war dann so nett zu
mir. Er hat sogar auf mich gewartet, bis
die Vorstellung zu Ende war, um mir zu
gratulieren. Das war ein Jahr bevor er
starb. Das ist wirklich ein bewegender
Moment in meinem Leben gewesen.“
Was so aufregend anfing, ging mit attraktiven Aufgaben weiter: „Da war der
Jaquino im ,Fidelio‘, dann Konzerte, der
italienische Sänger im ,Rosenkavalier‘
und dann natürlich ,Rusalka‘ und
schließlich der Roméo von Gounod.“
Anna Netrebko, die Julia, kennt Beczala
seit Langem. Bei den Festspielen haben die beiden auch in der konzertanten Wiederabe von Tschaikowskys letzter Oper „Iolanta“ duettiert. Es ist also
ein fast familiäres Wiedersehen, wenn
die beiden zum Auftakt der Ära Pereira
als Mimi und Rodolfo in Puccinis „La
Bohème“ auf der Bühne des Großen
Festspielhauses stehen.
„Ich kann mich glücklich schätzen“, kom-
Dann war die Sache mit der Regie: „Es
war die Inszenierung von Achim Freyer, sehr bunt, sehr aufwendig und
höchst kompliziert. Gott sei Dank habe
ich die gleiche Schuhgröße wie Michael Schade, denn es waren so fantasievolle Kreationen – aus Eisen . . .“
Für Piotr Beczala bedeutet dieser erste
Salzburger Festspielauftritt ein ganzes
Konglomerat aus Erinnerungen: „Es
war damals meine erste Begegnung
mit dem wunderbaren Hermann Prey.
Ich wusste ja nicht, dass er in dieser
Produktion den Sprecher sang. Plötzlich stand er hinter mir, ich konnte ihn
nicht sehen, aber ich erkannte die
Stimme sofort: diese Stimme! Und ich
dachte: Mein Gott, ich! Ich stehe mit
einem meiner Idole auf der Bühne!“
mentiert der sympathisch uneitle Tenor seine bisherige Salzburger Bilanz.
Ob es bei Festspielen mehr Proben gäbe als im gewöhnlichen Opernrepertoirebetrieb?
„Na, schön wär’s, wenn mehr Zeit wäre. Selbst bei meinem Rollendebüt als
Roméo gab es damals weniger Proben,
als mir lieb gewesen wäre, weil ich ja
nicht im ersten Jahr der Produktion gesungen habe, sondern nur bei der Wiederaufnahme. Wenn eine Inszenierung
einmal steht, dann arbeitet man natürlich nicht mehr so ausführlich daran.
Das bedeutet dann für einen Quereinsteiger auch Stress. Wie im normalen
Saisonbetrieb. Andererseits habe ich es
auch gar nicht so gern, wenn eine Inszenierung zu lange probiert wird.
Mehr als fünf Wochen, das habe ich
schon festgestellt, sind nicht gut. Die
Regisseure sind natürlich glücklich,
wenn man ihnen ausführliche Vorbereitungszeit bietet. Aber ehrlich gesagt:
Wenn man gute Partner hat, die alle
positiv eingestellt sind, dann braucht
man nicht so lange. Man sollte doch
immer irgendwie hungrig in die Pre-
tipp
La Bohème
von Giacomo Puccini
1. 8. 2012 Premiere
im Großen
Festspielhaus
Vorstellungen: 4., 7.,
10., 13., 15. und
18. 8. 2012
www.salzburgfestival.at
Mit dem großen Vorbild Wunderlich hat
sich der Tenor seit Langem befasst.
„Ich habe seine Aufnahmen in meinen
ersten Studienjahren entdeckt – und
dann gelesen, dass er wichtige Produktionen in Salzburg gesungen hat. Dann
habe ich auch Meisterkurse bei meiner
geliebten Sena Jurinac absolviert, die
mir viel von ihren Salzburger Erfahrungen erzählt hat. Damals dachte ich, es
würde für mich immer unerreichbar
bleiben, bei den Salzburger Festspielen
engagiert zu werden. Deshalb ist es für
mich so schön, hier auftreten zu dürfen. Deshalb war es auch so eine Riesengeschichte, dass man mich 1997 gebeten hat einzuspringen: ein Pole für
eine Mozart-Oper! In Salzburg!“
Dass Beczala ein weltbekannter Tenor
geworden ist, dass er überhaupt mit
dem Singen begonnen hat, das war
„purer Zufall“, wie er erzählt: „Ich habe
nach meiner technischen Ausbildung
bei einem Chor vorgesungen – und
mich dort mit dem Virus angesteckt:
Das Produzieren von Tönen bereitet
mir einfach ungeheure Freude.“
Er ließ sich Zeit, um vom Chorsänger
zum Solisten zu werden: „Das predige
ich auch meinen jungen Kollegen:
Arbeit und Geduld sind die wichtigsten
Tugenden für einen Sänger.“ e
Kultur Spezial 13
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14.05.2012 15:58:09
Laura Aikin singt
die Partie der
Marie, Wesners
Tochter, in „Die
Soldaten“.
Der Marsch
in den
Abgrund
Bernd Alois Zimmermanns Oper „Die Soldaten“
zählt zu den bedeutendsten und aufwendigsten
Musiktheaterstücken des 20. Jahrhunderts.
t e x t: W a lt e r w e i d r i n g e r
D
er Außenseiter: Bernd Alois
Zimmermann, der sich selbst
einmal als „eine sehr rheinische
Mischung aus Mönch und Dionysos“
charakterisiert hat, hat diese Rolle wie
kaum ein anderer kultiviert – und ist
schließlich doch an ihr zugrunde gegangen: Psychische und gesundheitliche Probleme ließen den lange Zeit
schwer depressiven Zimmermann 1970
mit 52 Jahren den Freitod wählen. In
der Avantgardehochburg Darmstadt
sah er sich zwanzig Jahre zuvor zwischen Stockhausen, Nono, Boulez und
Konsorten als den „Ältesten unter den
jungen Komponisten“ – kein Wunder,
gehörte er doch einer Generation an,
die die Nazis bewusst erlebt hatte und
noch zum Kriegsdienst eingezogen
worden war, dem er durch eine chronische Krankheit entkommen konnte.
Doch nicht nur altersmäßige, auch ästhetische Differenzen trennten ihn von
der Speerspitze der Moderne: Er lehnte
die „Verwechslung von Stil und Kunstmittel“ ab. Er hielt sich mit Arrangements und Unterhaltungsmusik über
Wasser, konnte 1950 etwa mit einem
Violinkonzert nachdrücklich auf sich
aufmerksam machen und fand 1957 bei
einem Studienaufenthalt in Rom den
lang gesuchten Opernstoff: in dem
vom Autor als „Komödie“ bezeichneten bürgerlichen Trauerspiel „Die Soldaten“ des Sturm-und-Drang-Dichters
Jakob Michael Lenz. Darin macht ein
Offizier einer Bürgerstochter den Hof,
wendet sich aber von ihr ab, worauf sie
als Hure gebrandmarkt wird. „Nicht
das Zeitstück, das Klassendrama, nicht
der soziale Aspekt, auch nicht die Kritik
an dem Soldatenstand (zeitlos vorgestern wie übermorgen) bildeten für
mich den unmittelbaren Beziehungspunkt“, erklärte Zimmermann, „sondern der Umstand, wie alle Personen
. . . unentrinnbar in eine Zwangssituation geraten, unschuldig mehr als
Alfred Muff – hier
2003 in „L’Upupa
und der Triumph
der Sohnesliebe“
bei den Festspielen
– übernimmt den
Part des Wesner in
„Die Soldaten“.
termine
„Die Soldaten“
von Bernd Alois
Zimmermann
20. 8. 2012
Premiere in der
Felsenreitschule
Vorstellungen:
22. 24., 26. und
28. 8. 2012
www.salzburgfestival.at
Ingo Metzmacher übernimmt die
musikalische
Leitung.
schuldig, die zu Vergewaltigung, Mord
und Selbstmord und letzten Endes in
die Vernichtung des Bestehenden
führt.“ Die Zahl und die extremen
Schwierigkeiten der Gesangspartien,
die riesige Orchesterbesetzung mit
enormem Schlagzeugarsenal, die von
einem einzigen Dirigenten kaum zu
bewältigenden, komplexen Schichtungen selbstständiger, aber simultan ablaufender Szenen in der Partitur, die
Tonbandzuspielungen (Marschtritte,
Motoren u. a.), vor allem aber die damals unerhörte Zitat- und Collagetechnik der Komposition, die zwar von
einer symmetrischen Allintervallreihe
ausgeht, somit zwölftönig organisiert
ist und barocke Formen verwendet, darüber hinaus aber quer durch alle Stile
Gregorianik, Bach-Choral, Jazz kommentierend in die Gesamtanlage verstrickt – all das ließ die Oper Köln das
Werk vorzeitig als „unspielbar“ ablehnen, wodurch Zimmermann in eine
Krise stürzte.
Erst mit fünf Jahren Verspätung konnte
die höchst erfolgreiche Uraufführung
erfolgen – und die zukunftsweisende
Qualität der „Soldaten“ wurde sofort
erkannt. Das von Zimmermann geprägte, viel zitierte philosophische
Schlagwort von der „Kugelgestalt der
Zeit“ bildet dabei nicht nur die Realität
der Partitur, sondern auch unserer
klingenden Umwelt ab: Die Musik der
Vergangenheit umgibt uns ebenso wie
die der Gegenwart – und die Verknüpfung der in alle Richtungen weisenden
Fäden kann die tiefsten Sinneseindrücke schaffen. Das macht das enorme
emotionale Potenzial der „Soldaten“
aus. Alvis Hermanis inszeniert, es spielen die Wiener Philharmoniker unter
Ingo Metzmacher. e
F otos : APA / Gindl (2), APA/ Meu mayer, APA/Neu bau er
Alvis Hermanis zeichnet für Regie
und Bühne
verantwortlich.
14 Kultur Spezial
KSS_DieSoldaten_c ll.indd 14
14.05.2012 15:55:36
Die Fantasie
wachhalten
G
oethe hat es versucht, und ist
gescheitert. Hugo von Hof­
mannsthal
und
Richard
Strauss haben es versucht – und es ist
die „Frau ohne Schatten“ dabei he­
rausgekommen. Eine „zweite Zauber­
flöte“ ist auch den klügsten und krea­
tivsten Köpfen der Theatergeschichte
nie gelungen. Dennoch gibt es nur we­
nig spannendere Fantasiespiele als je­
nes: Was wird aus Tamino und Pamina,
nachdem sie in den Tempel eingezo­
gen sind? Überleben die Königin der
Nacht und ihr Gefolge; wenn ja, kehren
sie zurück?
Die „Zauberflöte“ gehört zu den gro­
ßen Rätselspielen unserer Kulturge­
schichte. Das hat schon das Wiener
Vorstadtpublikum des Jahres 1791 be­
griffen, das die Uraufführungsproduk­
tion im Theater auf der Wieden stürm­
te. Komponist Mozart erlebte noch, wie
sein Meisterwerk von Reprise zu Repri­
se mehr gefeiert wurde. Textdichter
Emanuel Schikaneder wurde mit der
„Zauberflöte“ zur lebenden Legende –
seinem Ruhm verdanken wir die Ent­
stehung des Theaters an der Wien.
Wenn der geniale Impresario, Dichter
und Schauspieler, der selbst bei der Ur­
aufführung den Papageno verkörperte,
sein Glück später auch wieder verspiel­
te – die „Zauberflöte“ ist nie wieder aus
den Opernspielplänen verschwunden
Michael Schade
übernimmt in der
Inszenierung „Das
Labyrinth“ den Part
des Tamino (hier
2008 als Tamino in
„Die Zauberflöte“
bei den Salzburger
Festspielen).
und gilt als meistgespieltes Werk des
ganzen Musiktheater-Genres.
Und das, obwohl – apropos Rätselspiel
– vom ersten Moment an sich Kritik
regte, obwohl man behauptete, die Au­
toren hätten da ein „Machwerk“
schnell zusammengezimmert, dem es
an innerer Folgerichtigkeit, an drama­
turgischer Stringenz gebricht.
Vielleicht sind es aber gerade diese
scheinbaren Brüche der Handlung, die
unsere Fantasie bis heute wachhalten.
Die Frage, wie es nach dem Schlusstakt
der Mozart-Oper eigentlich weitergeht,
suchte Schikaneder selbst seinem
wissbegierigen Publikum zu beantwor­
ten. Er ließ eine Fortsetzung namens
F otos : Cl ärchen Bau s-Mattar & Matth ia s Bau s,
M arco Borggreve for Sony C las sical
Wenn sich Nikolaus Harnoncourt zu einer
neuen Opernproduktion entschließt, ist ein
Ereignis vorprogrammiert. Zur Festspieleröffnung wird er erstmals ein Spätwerk Mozarts,
„Die Zauberflöte“, in der Felsenreitschule mit
seinem Concentus Musicus Wien aufführen.
text: Wilhelm Sinkovicz
16 Kultur Spezial
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14.05.2012 17:30:20
Was wird aus
Pamina und
Tamino, nachdem
sie in den Palast
eingezogen sind?
„Das Labyrinth“ folgen. Weil Mozart
schon gestorben war, verfasste der damals durchaus erfolgreiche Peter von
Winter die Musik.
Der 200. Todestag Schikaneders liefert
dem frischgebackenen Salzburger
Festspiel-Intendanten, Alexander Pereira, den Anlass, beide „Zauberflöten“,
die originale und das Nachfolgewerk,
ins sommerliche Programm aufzunehmen. Und was erleben die FestspielBesucher da? Die Königin der Nacht,
versteht sich, ist nicht untergegangen,
sondern ficht mit ihren Freischärlern
einen erbitterten Untergrundkampf
gegen Sarastros Macht – und sie ver-
sucht, wie schon im ersten Stück, ihre
Tochter und den nunmehrigen Schwiegersohn mittels erotischer Versuchungen zu entzweien. Auch auf der populären Ebene geht es turbulent zu, denn
auch der „böse Mohr“ Monostatos
treibt nach wie vor sein Unwesen, hat
sich bei Papageno abgeschaut, dass
man im Vogelkostüm Narrenfreiheit
genießt und bringt auf diese Weise alle
durcheinander. Der Weise Sarastro, der
einst den unbotmäßigen Monostatos
bereits verprügeln ließ, obwohl man
doch in den „heiligen Hallen“ seines
Palasts „die Rache nicht kennt“, ist kriegerischer geworden, ruft zur Verteidigung des Vaterlandes auf. Das hatte
seinen Grund. Die Nachwehen der
Französischen Revolution waren in
ganz Europa zu verspüren und mündeten in die Napoleonischen Kriege. Nach
der Uraufführung des „Labyrinths“
sollte es nur noch knapp sieben Jahre
dauern, dass die Franzosen Wien besetzten. Überdies stand das österreichische Heer beständig gegen die Türken
in Alarmbereitschaft. Friedlich ging es
also nicht zu. Da mussten auch die aufklärerischen Galionsfiguren reagieren.
Und das Labyrinth? Es ist das Prüfungs-
gelände für jene Erlösungsaspiranten,
die schon Feuer- und Wasserprobe
siegreich überstanden haben. Im neuen Stück verschlingt Mutter Erde den
Prinzen und die Prinzessin.
Versteht sich, dass am Ende auch bei
Peter von Winter alles gut ausgeht.
Fragen bleiben freilich auch hier offen
– vielleicht schafft es Alexander Pereira
Nikolaus
Harnoncourt wird
mit seinem
Concentus Musicus
Wien Mozarts „Die
Zauberflöte“ auf
historischen
Instrumenten
erarbeiten.
termine
„Die Zauberflöte“
von W. A. Mozart
27. 7. 2012: Premiere
in der Felsenreitschule
Vorstellungen: 30. 7.,
2., 4., 6., 11., 13., 17.,
und 19. 8. 2012
„Das Labyrinth oder
der Kampf mit den
Elementen“ von
Peter von Winter
3. 8. 2012: Premiere
im Residenzhof
Vorstellungen:
9., 14., 16., 21., 24.
und 26. 8. 2012
www.salzburgfestival.at
ja, für eine der kommenden Spielzeiten einen zeitgenössischen Poeten zur
„Zauberflöte III“ zu animieren – und
einen lebenden Komponisten zum
Wagnis, Mozart zu beerben. Diesmal
erleben wir im Residenzhof Schikaneders Zweitversuch, verfasst anno 1798,
geleitet von Dirigent Ivor Bolton und
Regisseurin Alexandra Liedtke. Die
Besetzung liest sich zum Teil wie ein
exquisites Aufgebot zur „echten Zauberflöte“ – mit Christof Fischesser als
Sarastro und Julia Novikova als Königin der Nacht, Michael Schade als Tamino und Malin Hartelius als Pamina.
Dann ist Anton Scharinger mit von der
Partie, der an der Seite von Ute Gfrerer
als alter Papageno in seine angestammte Rolle schlüpft: Die beiden
haben aber, wie bei Mozart duettweise
versprochen, „erst eine kleine Papagena, dann einen kleinen Papageno“ gezeugt, sodass sie nunmehr als eine Art
komödiantisches Philemon-und-Baucis-Pärchen die Streiche ihrer Nachkommen begutachten können. An
künstlerischem Aufwand wird jedenfalls nicht gespart, um der „Zauberflöte“ unter Nikolaus Harnoncourt mit
seinem Concentus Musicus Wien ein
ebenbürtiges Schwesterstück an die
Seite zu stellen. e
Kultur Spezial 17
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15.05.2012 15:06:28
Gipfeltreffen der
Countertenöre
Im Opernprogramm der Salzburger Festspiele buhlen
gleich sechs Countertenöre aus drei „Sänger­
generationen“ um die Gunst des Publikums. t e x t: s t e fa n m u s i l
H
ändel sei dank: Countertenöre
in einer solchen Massierung
wie in diesem Sommer dürften
noch nie bei den Salzburger Festspielen aufgetreten sein. Die in den letzten
Jahren in Mode gekommene Alte Musik macht es möglich. Dort wo früher in
den Opern Händels, Vivaldis, Hasses,
Glucks und auch Mozarts vornehmlich
Kastraten gesungen haben, wird heute
gern mit Countertenören besetzt. Egal,
ob man nun unter anderem Falsettist,
Countertenor, Altus oder Contralto
sagt, es handelt sich um eine Männerstimme, die im Falsett singt.
Was vor gar nicht so langer Zeit noch
als exotisch angesehen wurde, ist heute
nichts Ungewöhnliches mehr, sondern
erlebt geradezu einen Boom. Immer
neue, junge Countertenöre rittern um
die Gunst des Publikums. Die Pioniere
unter ihnen stammen aus England, wo
diese Stimmlage eine weit größere Tradition als auf dem Kontinent hat. Vor
allem Alfred Deller war hier ab Mitte
der 1940er-Jahre ein Wegbereiter, ebenso Russel Oberlin, etwas später dann
auch Paul Esswood.
termine
Giulio Cesare in
Egitto von Georg
Friedrich Händel
23. 8. 2012: Premiere
im Haus für Mozart
Vorstellungen: 25.,
27., 29. und 31. 8.
2012
Tamerlano von Georg
Friedrich Händel
in einer konzertanten
Aufführung
9. + 12. 8. 2012 im
Großen Festspielhaus
www.salzburgfestival.at
Ein früher Star unter den Countertenören ist
Jochen Kowalski, der sich auf seiner
Website als „Altist“ bezeichnet. Er, der
bisher nur einmal, in Monteverdis
„L’Incoronazione di Poppea“ 1993
unter Harnoncourt, in Salzburg auf der
Bühne gestanden ist, kehrt nun für den
Nireno in Händels „Giulio Cesare“
nach Salzburg zurück. Er ist dabei einer
von insgesamt vier Stimmfachkollegen
in dieser Aufführung. In der Titelrolle,
einst für den gefeierten Kastraten Senesio komponiert, ist Andreas Scholl
zu erleben. Der 1967 geborene Scholl
gehört, wenn man so will, der heute
mittleren Generation der Countertenöre an, die schon auf eine stattliche Karriere zurückblicken können. Zur jungen Generation zählt Philippe Jarouss-
ky, der den Sesto gibt – übrigens die
einzige mit Countertenor besetzte Partie, die bei der Uraufführung von Händel nicht für einen Kastraten, sondern
für Margherita Durastanti kreiert wurde. Es war nämlich neben der Besetzung mit Kastraten auch durchaus üblich, Männerrollen für Frauenstimmen
zu schreiben. Jaroussky wurde 1978 in
Frankreich geboren, studierte zunächst
Geige und Klavier, dann Komposition,
Orchesterleitung und Musikpädagogik,
bis er die Sängerlaufbahn einschlug.
Heute zählt er zu den meistgefeierten
unter den jungen Countern. Ein Jahr
jünger ist Christophe Dumaux, der
vierte im Falsett-Bunde beim Salzburger „Giulio Cesare“. Er wird als ägyptischer König Tolomeo zu erleben sein.
Auch in den beiden konzertanten Aufführungen von Händels „Tamerlano“
stehen an der Seite von Plácido Domingo zwei Countertenöre. Der eine ist
Bejun Mehta, der ein Jahr nach Andreas Scholl 1968 in Laurinburg in North
Carolina zur Welt kam. Heute gehört er
so wie Scholl zu den Großen in seinem
Stimmfach und wurde in Salzburg als
Farnace in Mozarts „Mitdridate, re di
Ponto“ und Didymus in Händels
„Theodora“ bejubelt. Mit Franco Fagioli, 1981 in Argentinien geboren, ist
schließlich der jüngste unter den
Countertenören in der Partie des Andronico wiederum auf den Spuren des
großen Senesino unterwegs. e
F oto: SF/ Klau s Lef ebvre
Bejun Mehta
gehört zu den
großen in seinem
Stimmfach (hier als
Farnace in
„Mitridate, re di
Ponto“ 2005 und
2006 bei den
Salzburger
Festspielen).
18 Kultur Spezial
KSS_Händl_c_cs.indd 18
14.05.2012 15:53:19
Der Vielfältige
Sven-Eric Bechtolf ist ein Mann mit
vielen Karrieren: gefeierter Schauspieler,
Regisseur und seit diesem Sommer neuer
Schauspielchef der Festspiele.
te x t: ste fa n m u s i l
Zur Regie hat es ihn bereits am Hambur-
ger Thalia-Theater gezogen. „Das ist so
ein Glücksfall“, meint dazu Rolf Glittenberg, der Bechtolfs Regiekarriere als
Bühnenbildner schon lange begleitet,
und erinnert sich an den Beginn: „Er
kam zu mir und sagte: ,Ich möchte
gern ,Romeo und Julia‘ inszenieren.
Komm doch nach der Vorstellung auf
die Probebühne, ich zeig dir ein paar
Sachen.‘ Die ganze Probebühne war
bedeckt mit Fotos, Zeichnungen, Textausschnitten, mit einem ganzen Storyboard. Ich fand das so beeindruckend,
dass jemand sagt, so stell ich mir das
vor. Das habe ich noch nie erlebt. Ich
war dann am nächsten Tag beim Intendanten Jürgen Flimm und hab das sehr
unterstützt. Flimm hatte ohnehin
schon damit geliebäugelt.“
Weitere Regiearbeiten fürs Sprechtheater folgten, am Wiener Burgtheater
etwa „Cyrano“ und Schnitzlers „Reigen“.
Intendant Alexander Pereira bot ihm dann
seine erste Musiktheaterinszenierung
am Opernhaus Zürich: Bergs „Lulu“. In
Salzburg spielte er u. a. den Teufel im
„Jedermann“ und den Friedrich Hofreiter in Andrea Breths Regie von
Schnitzlers „Das weite Land“. An der
Wiener Staatsoper hat er neben Wagners „Ring“ Richard Strauss’ „Arabella“
und zu­letzt Hindemiths „Cardillac“ inszeniert, 2013 folgt Rossinis „La Cenerentola“.
S
o lesen sich die Fakten zu SvenEric Bechtolf: „Geboren 1957 in
Darmstadt, Schauspieler und
Regisseur. Zahlreiche Theaterarbeiten
an renommierten deutschsprachigen
Bühnen, u. a. am Zürcher Schauspielhaus, am Schauspielhaus Bochum und
am Hamburger Thalia Theater. Von
1999 bis 2006 festes Ensemblemitglied
am Wiener Burgtheater, daneben Engagements bei den Salzburger Festspielen. Zahlreiche Auszeichnungen,
u. a. Nestroy als bester Schauspieler
2001 und 2002.“ Das steht im Klappentext zu dem Buch „Vorabend. Eine An-
eignung“. Geschrieben hat es Sven-Eric
Bechtolf, als literarisches „Nebenprodukt“ zu seiner Inszenierung von Wagners „Ring des Nibelungen“ an der
Wiener Staatsoper.
Mit diesem Sommer kann er sich auch
noch den Schauspielchef bei den Salzburger Festspielen in den Lebenslauf
schreiben. Das ist so etwas wie eine
Rückkehr zu den Wurzeln. Denn am
Salzburger Mozarteum hat er studiert.
Eigentlich könnte er sich auf seinen Erfolgen als Schauspieler ausruhen, sich
seine Rollen aussuchen.
Multitalent. Der
neue Schauspielchef Sven-Eric
Bechtolf (hier als
Teufel im „Jedermann“ 2007).
burg auch gleich sein Debüt als Opernregisseur: „Ariadne auf Naxos“. Diese
Koproduktion mit der Wiener Staatsoper bearbeitet er in der Urfassung,
also anstelle des später hinzu­
komponierten Vorspiels mit dem von
Hofmannsthal übersetzten „Bürger als
Edelmann“. In einer Bearbeitung die
Bechtolf selbst vornimmt. Oper, Schau­
spiel und das Schreiben treffen hier zu­
sammen für den Umtriebigen und
Vielfältigen.
Bleibt zu hoffen, dass er dabei nicht
aufs Schauspielen, auch am Burgtheater, das ihm, wie er sagt, „so etwas wie
Heimat bedeutet“, ver­gisst. Das Publikum wird es ihm dan­ken. e
F oto: Clä rchen Ba us-Matta r & Matthias Ba us
Als neuer Schauspielchef feiert er in Salz-
20 Kultur Spezial
KSS_Bechtolf_c ll.indd 20
15.05.2012 14:12:12
Irina Brook mal
zwei. Bei den
Proben zu „Peer
Gynt“ in Paris mit
Sam Shepard
(oben). Eindrücke
aus „La Tempête“
(l. oben, r. unten).
Ein Antiheld auf
Identitätssuche
E
r ist wohl einer der größten Egomanen der Weltliteratur, ein notorischer Lügner, ein opportunistischer Antiheld, ein Exzentriker auf
Identitätssuche. Auch in Irina Brooks
Neuinszenierung von Henrik Ibsens
Klassiker „Peer Gynt“ hat dieser vor allem eines im Sinn: die Flucht vor der
Realität. Aber wer ist Peer Gynt heute,
im 21. Jahrhundert? „Er ist ein Rockstar“, sagt Brook, denn ein orientierungsloser Musiker sei das passende
moderne Äquivalent für den Bauernsohn aus Ibsens Stück. Als Brook Peer
Gynt als 18-jährige „New Yorker RockChick“ zum ersten Mal las, war sie
überzeugt, dass es ein „unglaubliches
Rockmusical abgeben würde“.
Rund 20 Jahre später suchte sie nach
„etwas Großem“ für die Salzburger
Festspiele. Zuerst dachte sie an Shakespeare, dann aber las sie Peer zum
zweiten Mal, verschlang ihn regelrecht.
„Ich liebe das Ende“, sagt Brook, „es ist
eine Erlösung, wunderschön und
außergewöhnlich, ein Geschenk.“
Für den zweiten Teil des Stückes, das
die Geschichte nach einem Sprung von
etwa zwei Jahrzehnten fortsetzt, hat
Iggy Pop (der „Godfather of Punk“)
einen Song geschrieben. Diesen wird
Peer-Darsteller Ingvar E. Sigurdsson
singen, mit einer „tollen Rock’n’RollStimme“. Unterstützung erhielt Brook
auch vom US-amerikanischen Dramatiker und Schauspieler Sam Shepard:
Er schreibt zwölf Gedichte für Peer
Gynt. Die Geschichte folgt dem Titelhelden von seiner Jugend an bis ins hohe Alter, um die halbe Welt und wieder
zurück nach Hause. Ausgehend von
einer traditionellen norwegischen
Volkserzählung verfasste Ibsen 1867
das dramatische Gedicht. Peers Reisen
erzählen von Irrsinn und Maßlosigkeit,
von Kolonisierung und unternehmerischem Genie, und vom seelenlosen
Individualismus dahinter. Dabei folgt
Ibsens Geschichte keiner chronologischen Reihenfolge und die Szenen
wechseln zwischen Bewusstem und
Unterbewusstem. Dies hat Brook beibehalten: „Es ist der Gedankenstrom
eines Wahnsinnigen, fantastisch! Das
Irina Brook sieht
das Theater als
Erweiterung des
täglichen Lebens.
tipp
Irina Brook
„Peer Gynt“
von Henrik Ibsen
30. 7. 2012 Premiere
auf der Perner-Insel
Vorstellungen:
1.–5. 8., 14., 15., 17.
und 18. 8. 2012
„La Tempête“
nach William
Shakespeare
24. 8. 2012 Premiere
auf der Perner-Insel
Vorstellungen: 25.,
26. und 28. 8. 2012
www.salzburgfestival.at
lässt mir die Möglichkeit, modern zu
sein, lebensnah und nonlinear.“ Derzeit finden die Proben in Paris statt, in
einem „privilegierten Raum, besser als
das echte Leben“. Als Regisseurin sei es
ihre Aufgabe, den Schauspielern eine
gute Atmosphäre zu liefern, sagt Brook.
Für sie sei das Theater eine Erweiterung des täglichen Lebens, sie habe
eine „sehr feminine Art, zu arbeiten“.
„Ich ziehe Kinder und Schauspieler
gleichzeitig groß.“ Das Ensemble ist
multikulturell, die Schauspieler kommen unter anderem aus Frankreich,
Indien, Spanien, Japan, Australien und
Norwegen. „Wir leben in einer facettenreichen Welt“, sagt Brook. „Das
Theater sollte diese Tatsache widerspiegeln.“ Als Tochter des Regisseurs
Peter Brook und der Schauspielerin
Natasha Parry stand Irina Brook zeitlebens in Kontakt mit dem Theater. Ihre
großen Erfolge feierte sie vor allem in
Frankreich, ihre Muttersprache ist aber
Englisch. Bei den Salzburger Festspielen wird Peer Gynt auf Englisch mit
deutschen Übertiteln inszeniert. Um
eine breitere Sicht auf Irina Brooks
Arbeit zu ermöglichen, zeigen die Salzburger Festspiele heuer auch ihre üppig-komische Version von „La Tempête“ (Der Sturm), Shakespeares letztem
großen Stück, die mit Elementen aus
Zirkus, Slapstick und Clownerien
arbeitet und in der nur fünf Schauspieler alle Rollen übernehmen. e
F otos : Patric k Lazic(4 ), Irina Brook Com pagnie
Irina Brook inszeniert
„Peer Gynt“ als egozentrischen Rockstar, der seine
besten Zeiten lange hinter
sich hat. t e x t: S i o b h a n g e e t s
22 Kultur Spezial
KSS_PeerGynt_c ll.indd 22
14.05.2012 15:56:54
Reif für die
Insel und für
großes Theater
Von der Saline zu einem TheaterOrt – die Salzburger Festspiele
feiern 2012 ihre 20-jährige Präsenz auf der
Perner-Insel. t e x t: N o r b e r t m ay e r
F otos : Sal zburger Fests piele/Mon ika Rit tershau s, Sal zburger Fes tsp iel e/ bernd U hl ig
„Libussa“, 1997 auf der Perner-Insel mit
Dörte Lyssewski (l.) in der Titelrolle in einer
Inszenierung von Peter Stein.
24 Kultur Spezial
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14.05.2012 17:06:26
W
oran denken Besucher der
Salzburger Festspiele, wenn
man ihnen das Stichwort
Perner-Insel gibt? Die Umfrage ist vielleicht nicht repräsentativ, aber unter
Kritikern heißt es ziemlich oft:
„Schlachten!“ von Tom Lanoye und
Luk Perceval, das Letzterer 1999 in Hallein inszeniert hat, als deutsche Erstaufführung. Zwölf Stunden inklusive
Pausen dauerte die Vorführung dieser
Melange aus acht Königsdramen William Shakespeares. Und sie ist insofern
typisch, als auf der Perner-Insel seit 20
Jahren das Außergewöhnliche gezeigt
werden soll, wie 1999 in der Spätphase
der Intendanz von Gérard Mortier, als
Frank Baumbauer bis 2001 in Salzburg
fürs Theater verantwortlich war.
Und das Außergewöhnliche gelingt
auch. Wenn zum Beispiel Peter Stein
2010 den „Ödipus auf Kolonos“ des Sophokles inszeniert, mit Klaus Maria
Brandauer in der Titelrolle. Dann sieht
man ein Schauspiel, das mehr bietet
als das gewöhnliche Stadttheater. Und
dafür ist die Perner-Insel genau der
richtige Ort. Begonnen hat dort der Betrieb für die Salzburger Festspiele just
mit Stein, der 1991 bis 1997 Schauspielchef bei Mortier war – ein Glücksfall für
das Festival, denn Hallein prägt seither
die Spiele stark mit, zumindest im Bereich Schauspiel, der damals aufgewertet wurde.
Bis 1989 war die Perner-Insel ein Wahr-
zeichen der Industrie. Dort wurde in
einer großen Halle Salz verarbeitet.
Das Areal ist denkmalgeschützt. Als
dann die Salinenanlage aufgelassen
wurde, nutzte die szene salzburg Teile
davon für Aufführungen. Bald aber
nahmen sich auch die Salzburger Festspiele der großen Sudhalle an und
brauten dort großes Theater. Unter Peter Stein wurde 1992 der regelmäßige
Betrieb im Sommer aufgenommen,
1997 verabschiedete er sich mit seiner
Inszenierung von Grillparzers „Libussa“ und Shakespeares „Othello“ in
einer Koproduktion mit dem Royal National Theatre unter der Regie von Sam
Mendes. Welttheater in Hallein. Die
Perner-Insel war seit jeher für Großereignisse vorgesehen, das ist bis heute
so geblieben. Bis zu 800 Besucher kom-
„Ödipus auf Kolonos“, 2010 auf der
Perner-Insel mit Klaus Maria Brandauer,
ebenfalls in einer Inszenierung von Peter Stein.
men inzwischen pro Aufführung nach
Hallein. Für den Theaterbereich ist die
Perner-Insel wesentlich. Vom Erfolg
der Aufführungen auf der Perner-Insel
hängt maßgeblich ab, wie gut es dem
Schauspiel geht.
Begonnen hat Stein mit einer fantastischen Antikentrilogie aus Stücken von
Seneca, Euripides und Sophokles.
Zweienhalb Jahre nach dem Fall des
Kommunismus und der Liquidierung
des rumänischen Diktators Ceausescu
lud der Schauspielchef den rumänischen Regisseur Andrei Serban zu den
Salzburger Festspielen ein, der mit
dem Nationaltheater Bukarest eine
vierstündige Fassung von „Medea“, den
„Troerinnen“ und „Elektra“ erarbeitet
hat. Das Resultat: eine legendäre Aufführung, ein Markstein. Die Kritiker
der Fachzeitschrift „Theater heute“
wählten die Inszenierung 2000 zur besten des Jahres. Viermal wurde der
Abend damals gegeben.
Inzwischen haben die Theaterchefs auf
der Perner-Insel aufgerüstet, unter
Ivan Nagel, Jürgen Flimm, Martin Kušej
und Thomas Oberender, zumindest
mit mehr Aufführungsterminen und
mehr Plätzen fürs Publikum, aber auch
termine
Perner-Insel, Hallein
„Peer Gynt“
von Henrik Ibsen
30. 7. 2012 Premiere
Vorstellungen: 1.–5.
und 14., 15., 17. und
18. 8. 2012
„Mojo“
von Theater-Rites
9. 8. 2012 Premiere
Vorstellungen:
11. und 12. 8. 2012
„La Tempête“ nach
William Shakespeare
24. 8. 2012 Premiere
Vorstellungen: 25.,
26. und 28. 8. 2012
www.salzburgfestival.at
mit eindrucksvollen Inszenierungen
wie Marlowes „Edward II.“, Grillparzers
„König Ottokar“, Molières „Tartuffe“.
Oder Jan Lauwers intensiver Trilogie
„Sad Face/Happy Face“: Drei volle Stücke wurden da an einem Abend durchgespielt und duchgetanzt. Und auch
wenn es Goethes „Faust“ gab, waren es
gleich Teil I und II am Stück. Um Mitternacht war man da noch lange nicht
im Hotel in Salzburg.
Die Inszenierungen in Hallein sind als
Zugpferd gedacht und deshalb auch als
Höhepunkte für das Festspiel-Theater
angesagt. Das wird auch beim neuen
Theaterdirektor Sven-Eric Bechtolf so
gepflogen, der nun seine erste Saison
vorstellt. Für die Insel sind von ihm insgesamt 18 Aufführungen von drei Stücken geplant. Bei vollem Haus können
dann an die 12.000 Besucher innerhalb
von nur vier Wochen die Aufführungen
genießen.
Die erste Premiere auf der Perner-Insel
unter Theaterchef Bechtolf wird am
30. Juli 2012 Henrik Ibsens Riesendrama „Peer Gynt“ sein, in einer englischen Fassung, die von Irina Brook, der
Tochter des Regisseurs Peter Brook
und der Schauspielerin Natasha Parry,
für die Festspiele neu inszeniert wird.
Das Ensemble: kosmopolitisch.
Vor allem für das junge Publikum sind
dann ab 9. August als leichtes Zwischenspiel die fünf Auftritte von Theatre-Rites mit „Mojo“ gedacht. Unter der
Leitung von Sue Buckmaster hatte das
Spiel ohne Worte im Dezember im Barbican Centre in London Pemiere. Wirklich nur für Kinder? Nein. Dieses sinnliche Theater, das von Musik, Licht und
Bewegung lebt, ist auch für Erwachsene zugelassen. Ab 24. August beschließt dann ein Zauberspiel die Saison der Festspiele in Hallein: „La Tempête“. Wieder inszeniert Irina Brook,
das Gastspiel ihrer Compagnie ist eine
französische Fassung nach William
Shakespeares Spätwerk „Der Sturm“.
Bei Brook ist der Zauberer Prospero Inhaber eines italienischen Restaurants.
Versprochen werden großer Zirkus,
Clownerie und Slapstick. Das hat wohl
auch schon das Publikum unter dem
Stuart-König Jakob so erwartet, und
Verzauberung erhoffen auch jedesmal
die Besucher der Perner-Insel. e
Kultur Spezial 25
KSS_Pernerinsel_c ll.indd 25
14.05.2012 17:06:30
Uraufführung. Brigitte Hobmeier
übernimmt die
Rolle der Kathrin im
neuen Stück von
Händl Klaus.
Salzburgs
fesche
Biene
Schauspielerin Brigitte
Hobmeier gibt ihr Debüt bei
den Salzburger Festspielen.
Für sie ist die Rolle in
Salzburg der vorläufige
Höhepunkt ihrer Karriere.
t e x t: E va W i n r o i t h e r
termine
Brigitte Hobmeier
„Meine Bienen. Eine
Schneise“
von Händl Klaus
23. 8. 2012 Premiere
im Salzburger
Landestheater
Vorstellungen:
25., 27., 29., 30. und
31. 8. 2012
Ein Auftragswerk der
Salzburger
Festspiele.
www.salzburgfestival.at
Interessant wird das Stück in jedem Fall
werden, ist „Meine Bienen. Eine
Schneise“ doch nicht nur ein Theater-,
sondern auch ein Musikstück und damit eines der gewagtesten Projekte in
Salzburg: „Die Band Franui ist gerade
dabei, eine Partitur für das Stück zu
schreiben. Da das ganze Stück einem
einzigen großen Gedicht gleicht, werden viele Passagen, so wurde es mir geschildert, sehr musikalisch gehalten
sein.“ Dass Hobmeier in dem Stück also
vor eine große Herausforderung gestellt wird, ist klar – trotzdem freut sie
sich schon: Auch weil sie ein großer
Fan der Arbeiten von Händl Klaus ist.
„Ich schätze seinen Wahnsinn. Seine
Sprache ist überwältigend. Die schauspielerische Leistung wird bestimmt
mitunter sein, Figuren zu schaffen, die
eben nur so sprechen können“, sagt sie.
Dementsprechend aufgeregt sei sie
schon, gesteht Hobmeier schließlich,
auch wenn ihr die Atmosphäre in Salzburg dann doch schon längst vertraut
sei. „Ich besuche seit Jahren die Salzburger Festspiele als Gast. Ich mag das
Ambiente ungemein, dieses Aufeinandertreffen so vieler Künstler aus den
verschiedensten Sparten legt eine
wunderbare Atmosphäre über die
Stadt.“ Verstecken braucht sich Hobmeier, die sich zwar eher als Stadtkind
bezeichnet, aber im kleinstädtischen
bayerischen Ismaning aufgewachsen
ist, jedenfalls nicht neben österreichischen Kapazundern wie Nicholas
Ofczarek oder Birgit Minichmayr. Hobmeier kann selbst schon auf eine
beachtenswerte schauspielerische Karriere zurückblicken: Einem breiteren
Publikum wurde sie erstmals Anfang
der 2000er-Jahre am Schauspielhaus
Düsseldorf im Ensemble von Peter
Steins Faust-Projekt bekannt. Später
übernahm sie zahlreiche bekannte
Rollen wie die der Lulu oder die der
Viola in Shakespears „Was ihr wollt“.
Ebenso konnte Hobmeier als bodenständige „Geierwally“ brillieren oder
als Warja in Tschechows „Der Kirschgarten“. Auch in für Deutschland eher
schwierigen Rollen, wie die der „Gudrun Ensslin“ in Elfride Jelineks „Ulrike
Maria Stuart“, konnte Hobmeier überzeugen.
Und nicht nur das. Neben ihren Erfolgen
am Theater konnte Hobmeier, die sich
selbst gern als bodenständig bezeichnet, auch das Fernsehen erobern. So
spielte sie unter anderem im Tatort
und machte sich im ZDF-Drama „Die
Hebamme – Auf Leben und Tod“ einen
Namen. Was von anderen Schauspielern oft als schwierig angesehen wird –
die Arbeit beim Film und im Theater
gestaltet sich sehr unterschiedlich –
bringt Hobmeier locker unter einen
Hut. Ihr gefällt es sogar: „Gott sei Dank
löst sich diese Barriere stückweise auf.
Ich bin Schauspielerin und nicht Filmoder Theaterschauspielerin. Dass ich
beides machen darf, ist für mich ein
großes Geschenk“, erzählt sie.
Bleibt ihr dann bei all der Arbeit überhaupt noch Zeit für ein Privatleben? Ja.
Hobmeier ist mit einem Schriftsteller
verheiratet und Mutter eines sechsjährigen Sohnes. Was tut sie mit ihm in
ihrer Freizeit am liebsten? „Da wird
dann gesportelt.“ e
Fotos:Epa/ kalaene
S
ie ist eines der neuen Gesichter
in Salzburg und sicherlich eines
der aufregendsten. Die deutsche Schauspielerin Brigitte Hobmeier
wird in diesem Sommer die Rolle der
Kathrin in Händl Klaus’ Stück „Meine
Bienen. Eine Schneise“ übernehmen –
ein eher kryptisch anmutendes Stück,
in dem Natur und Bienen eine große
Rolle spielen. Für die 36-Jährige sind
die Salzburger Festspiele damit der
vorläufige Höhepunkt ihrer Karriere.
Auch wenn die gebürtige Bayerin noch
gar nicht so genau weiß, worauf sie sich
eingelassen hat. „Ich hatte noch keine
Gelegenheit, mit dem Regisseur über
das Stück zu sprechen. Aber ein HändlKlaus-Stück ist keines von den leichten
und es wird ein Haufen Arbeit auf uns
warten“, sagt sie im Gespräch mit „Kultur Spezial“.
26 Kultur Spezial
KSS_Hobmaier_c ll.indd 26
14.05.2012 15:55:04
August Diehl wird in der Inszenierung von Andrea Breth den Part
des Titelhelden übernehmen.
Der Diehl
mit dem
Simonischek
Der eine fährt das erste Mal hin, der andere kehrt
nach drei Jahren zurück. Peter Simonischek und
August Diehl spielen heuer gemeinsam in Kleists
„Prinz Friedrich von Homburg“. t e x t: e va w i n r o i t h e r
Auch sonst freut sich Simonischek auf
Salzburg, das er vor allem wegen des
Ambientes sehr schätze: „Dort muss
man nicht an einem Vormittag das eine
Stück proben und am Abend ein anderes Stück in der Vorstellung spielen,
sondern kann sich ganz auf eine Rolle
konzentrieren.“ In „Prinz Friedrich von
Homburg“ wird Simonischek den Kurfürsten spielen, einen strengen Mann,
der den Prinzen zum Tode verurteilt,
F otos : Clem ens Fabry, Alexa ndra Kinga Fekete
S
ie haben beide etwas zu feiern.
Der eine, der Ältere, kehrt nach
drei Jahren wieder zu den Salzburger Festspielen zurück; der andere,
der Jüngere, hat dort heuer seinen ersten Auftritt. Die Rede ist von den beiden Schauspielern Peter Simonischek
und August Diehl, die heuer gemeinsam in Kleists Stück „Prinz Friedrich
von Homburg“ unter der Regie von Andrea Breth zu sehen sein werden. „Ich
freu mich sehr, das ist ein tolles Stück,
die Weichen sind so gestellt, dass das
was werden könnte“, sagt Peter Simonischek dann auch prompt im Gespräch
mit „Salzburg Spezial“.
Was wohl auch daran liegen mag, dass
Simonischek und August Diehl mehr
verbindet als die gleiche Profession,
haben sie doch eine gemeinsame Vorgeschichte: Simonischek kennt den
jungen Deutschen nämlich schon, seit
der ein kleiner Junge war. „Mit seinem
Vater (Hans Diehl, Anm.) habe ich viel
gemeinsam gespielt, wir waren ja zusammen an der Schaubühne Berlin“,
erzählt Simonischek und streut dem
jungen Diehl prompt Rosen: „Der August ist ein ganz ein toller Schauspieler.“
28 Kultur Spezial
KSS_Simonicek_Diehl_c_gh.indd 28
14.05.2012 17:07:17
weil der sich nicht an seine Befehle gehalten hat. Insofern gilt der Kurfürst als
eher „böser“ Charakter in dem Stück,
aber ausgerechnet als „böse“ möchte
Simonischek den Kurfürsten nicht verstanden wissen. „Der ist einfach preußisch. Er setzt auf Recht und Ordnung.
Er ist eben ein Soldat“, sagt Simonischek. Und fügt hinzu: „Er lässt sich im
Nachhinein ja auch widerlegen.“ Überhaupt könne man ihn nicht davon
überzeugen, dass der Kurfürst „ein
mieser Vogel“ sei, wie er selbst sagt.
„Und selbst wenn, würde ich alles da­
ran setzen, ihn zu verteidigen.“ Denn
als Schauspieler müsse man seine Rollen lieben, sonst könne man sie ja nicht
spielen.
Lieben wird wohl auch August Diehl sei-
ne Rolle. Der Deutsche spielt den impulsiven Prinz Friedrich von Homburg,
der um sein Leben fürchten muss. Eine
Traumrolle für den 36-Jährigen. Und
eine, die er unbedingt spielen wollte.
Obwohl er früher eigentlich den Graf
Hohenzollern als bessere Rolle empfand, wie Diehl in einem Gespräch mit
Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf zugibt.
Einem breiten Publikum ist Diehl wohl
seit dem Film „Inglourious Basterds“
bekannt, in dem er als SS-Sturmbannführer Dieter Hellstrom an der Seite
von Brad Pitt gespielt hat. Mit dem
Film hat Diehl auch den Grundstein für
seine internationale Filmkarriere gelegt. Bei „Inglourious Basterds“ hat er
Pitts Freund und baldige Ehefrau Angelina Jolie kennengelernt. 2010 war
Diehl dann als Jolies Ehemann in dem
Thriller „Salt“ zu sehen.
Doch August Diehl ist nicht nur Filmschauspieler, er zählt auch zu den bedeutendsten Theaterschauspielern der
jüngeren Generation. Dem Wiener Publikum dürfte er schon länger ein Begriff sein: Das erste Mal war er 1998 in
„Gesäubert“ von Sarah Kane zu sehen.
Die Inszenierung von Peter Zadek an
den Hamburger Kammerspielen war
bei den Wiener Festwochen im Theater
in der Josefstadt zu sehen. Im Jahr 2000
erlebte er wohl einen persönlichen Hö-
Peter Simonischek kehrt mit
der Rolle des Kurfürsten nach
Salzburg zurück.
„Der ist einfach preußisch. Er setzt auf Recht
und Ordnung. Er ist eben ein Soldat.“
P e t e r S i m o n i s c h e k ü b e r s e i n e R o l l e D ES K u r f ü r s t e n
tipp
Prinz Friedrich von
Homburg von
Heinrich von Kleist
28. 7. 2012 Premiere
im Salzburger
Landestheater
Vorstellungen:
30.– 31. 7.; 1., 3., 4.,
5., 7., 8., 9., 11. und
12. 8. 2012
Kleist-Lesungen
29. 7. 2012
mit Ulrich Matthes
6. 8. 2012 mit
Hans-Michael
Rehberg
www.salzburgfestival.at
hepunkt. Er spielte mit Gert Voss, den
er als sein großes schauspielerisches
Vorbild bezeichnet, in Luc Bondys gefeierter Interpretation von Tschechows
„Möwe“ im Akademietheater. Diehl
hatte die Rolle des gescheiterten
Künstlers inne, der den Freitod wählt.
Abgesehen davon, war er in Wien noch
in Bernard Marie Koltés „Roberto Zucco“ im Akademietheater, Zadeks Inszenierung des „Juden von Malta“ als Marlowe oder in „Ödipus auf Kolonos“ an
der Seite von Bruno Ganz im Burgtheater zu sehen.
Sein Talent hat Diehl, der übrigens seit
1999 mit der Schauspielerin Julia Malik
verheiratet ist, zwar sicherlich in die
Wiege gelegt bekommen, sich den
Feinschliff aber auch in der ErnstBusch-Schule in Berlin hart erarbeitet.
Im Gespräch mit Sven-Eric Bechtolf
lobt er den Drill der Schule: „Ich hatte
am Anfang den Eindruck, an einer
Sportschule zu sein: tagaus, tagein Bewegung – Fechten, Akrobatik. Und so
sahen wir irgendwann dann alle auch
dementsprechend aus.“ Auch im Rollenstudium sei es sehr unsentimental
zugegangen. Mit Sätzen wie: „Nicht du
da oben sollst heulen, sondern ich da
unten will heulen.“ „Es wurde einem
klargemacht“, sagt Diehl, „dass der Beruf ein Handwerk ist. Das war auch der
Grund, warum ich dorthin wollte. Ich
wollte keine Esoterik.“ Nun hat er in
Salzburg einmal mehr die Gelegenheit,
sein handwerkliches Können unter Beweis zu stellen. Neben seinem alten
Bekannten Peter Simonischek, aber
auch unter den kritischen Augen der
Besucher und Kritiker. e
Kultur Spezial 29
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14.05.2012 17:07:19
Der Bauer als Kasperl
Thalias Kompagnons bringen mit „Der Bauer als Millionär“ das romantische Zaubermärchen Ferdinand Raimunds als Puppenspiel zu den
Salzburger Festspielen. t e x t: S i o b h a n G e e t s
Thalias Kompagnons bewegen sich
im Grenzbereich
zwischen Schauspiel, Figuren- und
Musiktheater. (Bild
aus der Produktion
„Kafkas Schloss“)
W
ie überträgt man ein Stück
aus der Biedermeierzeit in
die moderne Welt? Am besten mit Puppen, finden Tristan Vogt
und sein Figurentheater „Thalias Kompagnons“. Mit „Das Mädchen aus der
Feenwelt oder der Bauer als Millionär“
erwecken die Nürnberger Puppenspieler ein Stück Ferdinand Raimunds zu
neuem Leben.
„Es ist eine Mischung aus Kasperltheater und großem Ausstattungszauber“,
sagt Vogt. Die Bühne ist minimalistisch: In der Mitte der Bühne wird eine
Leinwand aufgebaut, darauf wird das
Bühnenbild projiziert. Die Bilder entstehen im Moment ihrer Übertragung:
Am Trickfilmtisch, gut sichtbar, stehen
die Puppenspieler. Und über ihnen, in
der inszenierten Welt, schweben die
Figuren – große Puppen aus Pappmaschee, Holz, Stoff und Draht. Dazu
spielen ein Pianist und ein Schlagzeuger „schräge, surreale Musik“. Durch
Darsteller und Spiel ergeben sich mehrere Ebenen, auch die Puppen bewegen sich in mehreren Welten, projiziert
auf die Leinwand, sowie dahinter und
termine
Thalias Kompagnons
Das Mädchen aus
der Feenwelt oder
der Bauer als
Millionär von
Ferdinand Raimund
7. 8. 2012 Premiere
im Schauspielhaus
Salzburg
Vorstellungen: 8., 10.
und 13.–17. 8. 2012
Kafkas Schloss
nach Franz Kafka
19. 8. 2012 Premiere
im Schauspielhaus
Salzburg
Vorstellungen: 20.
und 21. 8. 2012
www.salzburgfestival.at
davor. So können die Bilder zerbröckeln, die Figuren von einer Ebene in
die andere rutschen. In dem steten
Wandel tun sich neue Welten auf, Räume kommen von unten und verschwinden wieder nach oben. „Das
Wichtigste für uns ist aber, dass die
Welt der Menschen eigentlich genauso
Illusion ist wie die andere, auch sie
kann auf einen Schlag verschwinden“,
sagt Vogt. Der Wandel passt gut zu
Bauer Wurzels Geschichte: Zuerst wird
er mit Reichtum überhäuft, dann wird
ihm alles genommen.
Über allem stehen die Feen, sie lenken
das Schicksal der Menschen. Davon
ahnen die Puppen nichts, die Feen geben vor, nur das Beste im Sinn zu haben. In Wahrheit nutzen sie die Menschen als Spielbälle für ihre Intrigen.
„Wir wollen den
traurigen Humor
zeigen, den
Raimund hatte.“
Handpuppen, das klingt nach Kasperltheater. Aber ist es nicht so, dass Raimund sich abgrenzen wollte von den
Satiren und Parodien seiner Zeit, dass
er ein romantisches Märchen schaffen
wollte, ein Zaubermärchen? Die Vorstadtbühnen, auf denen Raimunds
Stücke aufgeführt wurden, kannten die
Tradition des Kasperls, sagt Vogt, „damals war es der Hanswurst“. In der
deutschsprachigen Commedia dell’arte war der Kasperl eine wichtige Figur.
„Und der Bauer trägt in sich Elemente
des Hanswurst“, ist er überzeugt.
Vogt hat nicht vor, Raimund zu demontieren, seine Figuren bleiben erhalten.
„Wir erfinden nichts Neues, sondern
nehmen jene Elemente heraus, die uns
moderne Menschen interessieren.“ So
bleibt das Stück in der Märchenwelt
verankert, diese ist aber keine altmodische, sondern so frisch wie damals,
ausgestattet mit einem modernen Lebensgefühl. „Wir wollen die Ausweglosigkeit des Stückes zeigen, den traurigen Humor, den Raimund hatte.“ In
dem Sinne ist es eine Tragikomödie:
Für die Menschen eine Tragödie, für
die Feen eine Komödie. e
F otos : Tha lias Kompagnon s, Nürnberg
„Der große Vorteil der Puppen“, sagt
Vogt, „ist, dass sie die Figuren sind,
durch und durch“. Denn bei bekannten
Schauspielern sähe man immer auch
die Person hinter der Figur.
Das sei bei Puppen anders, diese könnten besser leiden. „Wenn den Bauern
der Schlag trifft, fliegt er in den Dreck.
Das sind Bilder, die man sonst nicht zu
sehen bekommt.“ Es ist eine andere
Spielweise: Puppen haben eine andere
Körperlichkeit, sie schweben im Raum,
entwickeln ihr Eigenleben. „Wir sind
selbst immer wieder verblüfft und verzaubert zu sehen, was die Puppen können, das Menschen nicht können“,
meint Vogt.
30 Kultur Spezial
KSS_thalia Kompagnonsr_c_gh.indd 30
14.05.2012 17:03:50
S
Verbrechen im Wald. „This Is How You
Will Disappear“ von Gisèle Vienne.
ie sind bestens ausgebildet,
fantasievoll, von postmoderner
Zitierwut beseelt. Sie mischen
Theater mit Tanz, Musik, bildender Kunst und den Erscheinungsformen des Pop. Und sie haben dramatische Power: Beim Young Directors
Project (YDP) in Salzburg stellen sich
junge Avantgardetheatermacher vor.
Weckruf der
Avantgarde!
Künstler aus Südafrika, Korea, Frankreich
und Österreich mischen heuer das young
directors project kräftig auf. t e x t: b a r b a r a p e t s c h Hamlet Cantabile. Der Südkoreaner Bae
Yo-Sup definiert Shakespeare geisterhaft neu.
„Ich wollte meine eigene Theatergruppe, weniger, um mich zu entwickeln, als mein eigenes Empire, mein
Reich zu haben“, sagt etwa die Südafrikanerin Princess Zinzi Mhlongo, die
mit ihrer Company Tick Tock Productions u. a. Sarah Kanes „4.48 Psychosis“
herausgebracht hat. Mhlongos Kreation „Trapped“ ist ein Auftragswerk
F otos : Silveri/St eirisch er Herbs t, Patric ch ih a, privat, gu nda d ittrich, si lvia lel li
Spitzensport. Choreografin Gisèle Vienne
orientiert sich an Eistanz und Hockey.
32 Kultur Spezial
KSS_YDP_c_fro.indd 32
14.05.2012 16:02:37
der Salzburger Festspiele und eine Uraufführung. Es geht darin um das, was
die Südafrikaner nach der langen Zeit
der Apartheid am meisten beschäftigt:
Freiheit – und wie man damit umgeht.
„Es gibt so viel moderne Sklaverei,
unabhängig von Rasse und Hauttfarbe,
die wir gar nicht bemerken“, sagt
Princess Zinzi Mhlongo. „Trapped“, „In
der Falle“, führt Prototypen wie die Diva
oder Mr. Personality vor, die mit den
Ambivalenzen der Freiheit Bekanntschaft machen: Dass man alles tun
kann, heißt noch lange nicht, dass man
alles tun darf, aber auch nicht, dass
man imstande ist, alle Möglichkeiten
auszuschöpfen. Fühlt sich Zinzi Mhlongo, die heuer den „Standard Bank
Young Artist“-Preis für Theater gewonnen hat, angesichts ihrer Erfolge wie in
„Plötzlich Prinzessin“? „Ich war immer
das Gegenteil einer Prinzessin“, lacht
sie. „Ich war viel zu burschikos. Ich
fühlte mich auch keineswegs wie das
hübscheste Mädchen. Darum habe ich
versucht, meine Persönlichkeit zu entwickeln, damit die Leute mich mögen.“
om Dänenprinzen bleibt der Totenkopf.
V
Eines Katastrophenkindes der Literaturgeschichte nimmt sich die Österreicherin Cornelia Rainer an: Jakob
Michael Reinhold Lenz (1751–1792)
war ein Jugendfreund Goethes, der
sich von ihm lossagte; Büchner widmete Lenz eine Novelle, Brecht verschärfte den „Hofmeister“ von Lenz
zur Parabel über das Zerschellen eines
Sturm und Drang. Cornelia Rainer erzählt
vom poetischen Katastrophenkind Lenz.
Plötzlich Prinzessin. Ein Empire für ihre Kunst
wünscht sich Princess Zinzi Mhlongo.
sensiblen Intellektuellen an einer verknöcherten Gesellschaft. Cornelia Rainer, die auch Musikerin ist, will nun
ein vollständiges Bild des Sturm-undDrang-Dichters zeichnen, indem sie
ihn selbst, Büchner, aber auch Johann
Friedrich Oberlin zu Wort kommen
lässt. Der Pfarrer und Sozialpionier
nahm Lenz auf, als dieser an Schizophrenie erkrankte.
bedeutend sind und den Aufführungen
den Charakter eines Rituals verleihen.
Der Südkoreaner Bae Yo-Sup hat sich
einen neuen „Hamlet Cantabile“ gedichtet: Darin findet ein Geisterseher
auf einer einsamen Wanderung einen
Schädel, und es ist nicht Yorick wie bei
Shakespeare, sondern Hamlet selbst,
ein Wiedergänger, der zum Narren
wird, weil er sich nicht von der Welt
lösen kann. In der komischen Tragödie spielen auch Puppen mit. Puppentheater ist heuer ein Schwerpunkt
der Festspiele im ersten Jahr ihres
neuen Schauspieldirektors, Sven-Eric
Bechtolf. Puppen, Masken, Menschen,
die wie Puppen agieren, sind im asiatischen Theater wichtig. Bae Yo-Sups
Truppe Tuida bedient sich der festgelegten Bewegungsabläufe, die für chinesische oder japanische Bühnenkunst
Es gibt heute so
viel Sklaverei,
die wir gar nicht
bemerken!
termine
Young Directors Project
powered by Montblanc
„Trapped“
31. 7. 2012: Premiere
im republic
Vorstellungen:
1.–3. 8. 2012
„Jakob Michael
Reinhold Lenz“
10. 8. 2012: Premiere
im republic
Vorstellungen:
11.–13. 8. 2012
„Éternelle Idole &
This Is How You Will
Disappear“
18. 8. 2012: Premiere
in der Eisarena, im
Volksgarten und im
republic
Vorstellungen: 19., 21.,
22. 8. 2012
„Hamlet Cantabile“
27. 8. 2012: Premiere
im republic
Vorstellungen:
28.–30. 8. 2012
www.salzburgfestival.at
chlittschuhe und Verführung. Wie die
S
Persönlichkeit der Frau mittels Schönheit zum Verschwinden gebracht wird,
beschäftigt den neueren Feminismus
und auch die französisch-österreichische Choreografin Gisèle Vienne,
die heuer mit zwei Kreationen beim
YDP zu Gast ist: „Éternelle Idole“ und
„This Is How You Will Disappear“. Bei
ihrer Arbeit lässt sich Vienne u. a. von
Eiskunstläufern und Hockeyspielern
inspirieren. Es geht um die Schwelle
von der Kindheit zum Erwachsensein
und um Männerfantasien rund um
den Geist einer ermordeten Lolita.
„Éternelle Idole“ und „This Is How You
Will Disappear“ – das klingt fast wie
ein Gedicht: Ewiges Idol, so wirst du
verschwinden, lautet die freie Übersetzung. Vienne will ihr Publikum animieren, seine Leidenschaften kennenzulernen, sich mit Tod, Sex und Gewalt
auseinanderzusetzen, die unter der
schönen Oberfläche lauern. Viennes
Kreationen wirken jedoch nicht offensiv brutal, eher bescheiden und eindringlich. Ihr Stil erinnert von fernher
an die US-Choreografin Meg Stuart,
die ihre Tänzer Menschen als „Damaged Goods“ darstellen lässt. Einen Ausschnitt der Performance „This Is How
You Will Disappear“ kann man auf
YouTube sehen, sieht aus wie ein alter
Horrorfilm, und man denkt an Falcos
skandalumwitterte „Jeanny“. e
Kultur Spezial 33
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14.05.2012 16:02:42
Musik hat
keine Grenzen
2012 feiert Maestro Zubin Mehta ein rundes Jubiläum bei den
Salzburger Festspielen – vor 50 Jahren gab er sein Debüt im
Mozarteum. t e x t: W i l h e l m S i n k o v i c z
F otos : Dim o D imov (2), EPA/ Rybczy nski
E
in besonderes Jubiläum feiert in
diesem Sommer Zubin Mehta:
Seit einem halben Jahrhundert
ist der Maestro ständiger Gast bei den
Salzburger Festspielen, als Operndirigent ebenso wie im Konzert. Schon als
junger Absolvent der Wiener MusikAkademie galt er als herausragendes
Talent, das sogleich den Weg auf die
internationalen Podien fand. Herbert
von Karajan holte ihn zu den Festspielen – Konzerten der Wiener Philharmoniker folgte 1965 die erste Einstudierung einer Oper, Mozarts „Entführung
aus dem Serail“ in der legendären
Inszenierung Giorgio Strehlers.
An sein Debüt im Großen Saal des Mozarteums – es war eine Matinee der
Philharmoniker mit dem Solisten Geza
Anda – erinnert sich Mehta noch sehr
genau: „Es war ein schwieriges Programm, nach Mozarts Prager-Symphonie das sehr heikle Zweite Klavierkon-
34 Kultur Spezial
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14.05.2012 16:01:20
zert von Bartók und Dvořáks Siebente
Symphonie. Mit beiden Werken waren
die Philharmoniker damals nicht vertraut. Und meine Probenerfahrungen
waren ja noch nicht so groß . . .“ Jedenfalls nicht die, die man bei der eigenen
Einstudierungsarbeit machen kann.
Mehta war damals noch begeisterter
Stehplatzbesucher und leidenschaftlicher Probenkiebitz.
„In Wien“, erinnert er sich, „war damals
alles sehr kompakt. Die größten Dirigenten, Sänger, Musiker waren da. Man
konnte auf dem Stehplatz alle wichtigen Künstler erleben. In der Wiener
Oper bin ich nie gesessen. Jetzt stehe
ich ja noch immer . . .“ Nur bei seltenen
Gelegenheiten war Zubin Mehta einmal auf einem Sitzplatz anzutreffen.
„Nathan Milstein hat mich in einer
Probenphase zu einem gemeinsamen
philharmonischen Konzert einmal zu
einer ,Tristan‘-Aufführung unter Karajan eingeladen, das war 1963, also
nach meinem Salzburger Debüt. Das
war tatsächlich das erste Mal, dass ich
in der Staatsoper einen Sitzplatz hatte.
Und es war Milsteins erster ,Tristan‘. Er
hat die Intensität dieser Musik nicht
ausgehalten und ist weggegangen! Ich
bin natürlich geblieben: Birgit Nilsson
und Wolfgang Windgassen haben gesungen. Und das fantastische Orchester unter Karajan . . .“
Zubin Mehta kommt mit dem
Israel Philharmonic
Orchestra zu den
Salzburger
Festspielen .
Als junger Mann am Pult der Philharmo-
„Der Nationalismus in der
Musik gilt nicht.“
z u b i n m e h ta
Das österreichische Musikleben hat sich
Zubin Mehta sozusagen durch die Hintertür erobert. „Als ich das erste Mal in
den Musikverein kam, hatte ich keine
Ahnung von diesem Saal. Ich kam über
die Hintertreppe und schaute durch
das kleine Guckloch jener Tür, durch
die der Dirigent das Podium betritt. Da
erblickte ich Karajan, der gerade dabei
war, mit den Symphonikern die Vierte
Tschaikowsky zu proben. Es war faszinierend. Als ich ihn später fragte, ob
ich bei einer Probe zuhören dürfte, hatte er nur ein Wort für mich: ,Ausgeschlossen‘. In diese Probe bin ich dann
wirklich nicht gegangen. Aber viele andere habe ich erlebt und unendlich viel
dabei gelernt. Ich habe mich in den
oder es sogar spielen lassen muss! Wo
man zuhören muss, um die Ruhe zu
bewahren, die einem erst ermöglicht,
die Spannung aufrechtzuerhalten! Die
langen Pausen zwischen den ersten
Celloeinsätzen im Tristan-Vorspiel . . .“
termine
Zubin Mehta und das
Israel Philharmonic
Orchestra
Sheriff: „Mechaye
Hametim“
24. 7. 2012 in der
Felsenreitschule
25. und 26. 7. 2012
im Großen
Festspielhaus
www.salzburgfestival.at
Sophiensälen versteckt, wenn die Philharmoniker Schallplattenaufnahmen
gemacht haben.“
Nicht nur bei Proben lernt der angehende Orchestererzieher viel. Mehta ist
als begabter junger Student nach Wien
gekommen, um hier in der legendären
Kapellmeisterklasse von Hans Swarowsky zu studieren. „Swarowsky hat
die Meisterwerke genauestens durchleuchtet. Ich habe noch die Partituren
mit den Detailanalysen. Es gab aber
Musik, für die er sich nicht interessiert
hat. Bartóks Konzert für Orchester zum
Beispiel, an dessen Wiener Erstaufführung ich mich noch sehr genau erinnern kann, weil ich Rafael Kubeliks
Probenarbeit begeistert mitverfolgt habe.“ Eine der grundlegenden Lehren,
die Mehta fürs Leben mitgenommen
hat: „Swarowsky war es wichtig, dass
der Dirigent innere Ruhe und die absolute Kontrolle bewahrt. Er hat mich
einmal beobachtet, als ich die Kleine
Nachtmusik dirigierte und danach völlig verschwitzt war. Da hat er mich gefragt: ,Was machen Sie erst, wenn sie
Tristan dirigieren?‘ Über weite Strecken ist es wichtig zu wissen, wo man
das Orchester spielen lassen kann,
niker, bald schon bei den Salzburger
Festspielen, war für Mehta doch nicht
vorherzusehen, dass das Wiener Orchester ihn auch einmal am Neujahrsmorgen ans Pult bitten würde: „Ich
konnte es zuerst gar nicht glauben! Ich
saß ja in der allerersten Probe, die Willi
Boskowsky je für das Neujahrskonzert
geleitet hat. Er hat das Konzert damals
ja von Clemens Krauss übernommen.
Ich erinnere mich noch an seine erste
Worte bei dieser Probe: ,Meine Herren,
ich will nichts übertreiben.‘ Dass meine
Philharmoniker mir dieses Konzert je
anbieten würden! Ich war wirklich gerührt.“
Seinen fünfzigsten Salzburger Festspiel-Geburtstag feiert Mehta im Rahmen der erstmals veranstalteten „Ouverture spirituelle“ – gleich mit drei
Konzerten seines Israel Philharmonic.
Die neue Konzertreihe soll religionsübergreifend metaphysische Kunsterlebnisse bieten. Das ist auch an den
Programmen der Gäste aus Israel abzulesen, deren Spannweite von jüdischen Gebeten in den Fassungen von
Arnold Schönberg und Ernst Bloch bis
zu Anton Bruckners katholischem Gotteslob „Te Deum“ und der „dem lieben
Gott“ gewidmeten Neunten Symphonie reicht. Mehtas Persönlichkeit symbolisiert vielleicht wie die keines anderen Musikers jene geistige Universalität, um die es dem Intendanten,
Alexander Pereira, mit seinem Konzept
für das neue Festspiel-„Vorspiel“ geht:
Geboren als Parse – also Anhänger des
Zoroastrismus in Indien – erzogen ausschließlich in Schulen von Jesuiten,
wurde er Chefdirigent von Israel Philharmonic auf Lebenszeit. „Das ist wohl
ein Signal“, sagt er, „das bedeutet: Musik hat keine Grenzen. Der Nationalismus in der Musik gilt nicht!“. e
Kultur Spezial 35
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Der liebe Gott
hört jeden Tag
etwas anderes
Erstmals bieten die Salzburger Festspiele heuer eine „OUVERTURE SPIRITUELLE“.
Der evangelische Bischof Michael Bünker und Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg
teilten mit Helmar Dumbs ihre Ansichten über das „Heilige“ in der Musik und die
Probleme mit der Johannes-Passion. F o t o s : k at h a r i n a r o SS b o t h
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Kennen Sie den? Ein Musiker kommt in den Himmel
und hofft, dort endlich Antwort auf eine wesentliche
Frage zu bekommen: Hört Gott lieber Bach oder Mozart?
Als er zum Allmächtigen vorgelassen wird, vernimmt
er Mozarts „Musikalischen Spaß“. Er nimmt allen Mut
zusammen und sagt: „Herr, wir dachten immer, Du
würdest sicher Bach hören. Wir haben uns getäuscht.“
Darauf Gott mit nachsichtiger Stimme: „Mein Sohn – ich
BIN Bach.“
Bischof Michael Bünker: Das ist ja sehr evangelisch, es erinnert
mich an den berühmten Theologen Karl Barth. Er war ein
großer Fan von Mozart und hat einmal gemeint, die Engel
im Himmel spielen zu ihrem Vergnügen Mozart, zur Ehre
Gottes aber Bach. Mit „Soli Deo Gloria“ hat Bach ja auch
immer seine Kompositionen signiert.
Musik verbindet.
Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg: Ich würde diesen Witz Bischof Michael
umdrehen und auf die Erde transponieren: Dass Bach sagt: Bünker (links) und
„Ich bin Gott.“
Oberrabbiner Paul
Was hört Gott denn Ihrer Meinung nach? Mozart? Bach? Chaim Eisenberg
(rechts).
Oder vielleicht etwas ganz anderes?
Eisenberg: Ich glaube, der liebe Gott hört jeden Tag etwas
anderes. Er ist ja der Gott der ganzen Welt, also hört er einmal ein bisschen Jazz, dann klassische Sachen. Man soll Gott
nicht auf eine Schiene einschränken, er ist vielseitiger, als
wir manchmal glauben.
Bünker: Jedenfalls wird es nicht europäische klassische
Musik allein sein, sondern World Music oder gar eine Trans
World Music, Gott ist ja jenseits der Welt, von daher müsste
es eine Musik sein, die wir vielleicht noch gar nicht kennen.
Eisenberg: Im israelischen Radio habe ich vor Kurzem eine
verjazzte Mozart-Symphonie gehört . . .
Bünker: Das ist ja das Kennzeichen guter Musik, dass sie auch
in einem anderen Genre noch gute Musik ist.
Darf man das auch mit geistlicher Musik machen?
Bünker: Die Reformation begann ja als Lied-, Sing- und
Musikbewegung, Da wurden ungeniert weltliche Texte umgedichtet, da finden sich Schlagermelodien der damaligen
Zeit in Passionsliedern. „O Haupt voll
Blut und Wunden“ ist nach einem
alten Liebeslied geschrieben. So ungeniert würde ich mir manchmal die
kirchlichen Musiker heute wünschen.
Eisenberg: Die religiöse Musik ist oft mit
der allgemeinen Musik der jeweiligen
Gegend verwandt. Salomon Sulzer,
der erste Kantor von Wien, war eng
mit Franz Schubert befreundet, und in
den alten Klängen der Synagogen hört
oberrabbiner eisenberg
man die Klassik oder Schubert heraus.
Bei der Synagogenmusik der Juden im
arabischen Raum glauben Sie manchmal, Sie sind im Basar.
Man darf die Bereiche nicht so scharf abtrennen, Mozart
und Bach haben sowohl Messen als auch säkulare Dinge
geschrieben, das klingt manchmal ganz ähnlich.
Aber was, wenn man etwa synagogalen Gesang verweltlicht? Ist auch das erlaubt?
Eisenberg: Es gab einige puristische Kantoren, die gesagt
haben: „Wer mich hören will, muss in die Synagoge kommen.“ Aber bei Konzerten, wenn man die Stücke etwas aufbereitet, ohne sie gleich zu verjazzen, kann man sie etwas
lockerer darbringen.
Die religiöse
Musik ist oft mit
der allgemeinen
Musik der jeweiligen
Gegend verwandt.
In der „Ariadne“ heißt es ja, „Musik ist eine heilige
Kunst“. Ist sie das? Und was heiligt sie?
Eisenberg: Mit Musik kann man mehr ausdrücken als mit
Worten. Bei den Chassiden gibt es viele Lieder mit Worten,
aber auch solche ohne Worte. Und die Rabbis haben gesagt,
diejenigen ohne Worte dringen höher hinauf zum lieben
Gott. Musik kann trösten, Musik kann helfen. Man soll bei
uns am Tag eines Begräbnisses keine Musik hören, weil man
noch nicht getröstet werden soll. Musik ist sicher eine ganz
heilige Sache.
Bünker: Da gibt es auch eine Gemeinsamkeit von Judentum
und Protestantismus: Wir sind beide bildfern, das Bild ist
nicht unser Medium, die Religion darzustellen. Wir sind
stärker mit dem Wort beschäftigt. Und mit dem Gesang.
Ist geistliche Musik vor allem eine Dienerin, Ausdeuterin
des Textes, oder kommt da noch etwas dazu? Und kann
reine Instrumentalmusik auch geistlich sein?
Eisenberg: Bei den klassischen Synagogengesängen am
Sabbat und am Feiertag werden keine Instrumente gespielt.
Aber es gibt fast keinen Text, der nicht gesungen wird. Die
wöchentliche Tora-Lesung wird zwar nicht so kunstvoll gestaltet, aber wenn es zu einer dramatischen Stelle kommt,
sind auch die Noten dramatischer. In der Synagoge spricht
nur der Rabbiner während der Predigt – und die Leute sprechen miteinander. Die Melodie ist immer da, sie unterstützt
aber mehr den Text.
Bünker: In der evangelischen Tradition hat die Musik eine
dienende Funktion. Bei Calvin in Genf etwa gab es keine
Orgel in der Kirche. Es durften dort auch nur die Psalmen
gesungen werden, aber sie mussten dafür von allen gesungen werden. Das war der klassische reformierte Gottesdienst. Instrumente allein, das war lange ungewöhnlich.
Etwa, dass Bach eine Kantate seines Weihnachtsoratoriums
mit einer Pastorale beginnt. Wir können uns ja überhaupt
nicht vorstellen, wie herausfordernd Bachs Musik für seine
Zeitgenossen war – und für die Pfarrer. Wir täten uns heute
sehr schwer, wenn wir jeden Sonntag zeitgenössische
Musik im Gottesdienst hätten. Damals war das der Fall. Kriegen wir diesen Zugang wieder? Wir versuchen seit einigen
Jahren, am Karfreitag den Abend mit zeitgenössischer Musik
zu gestalten. Wir freuen uns, dass wir in zwei Jahren auch
einen Kompositionsauftrag vergeben werden. Das ist ungewöhnlich für die Leute: Die einen kommen, weil der Bischof
spricht, und erwarten sich einen Gottesdienst, die anderen
sind mit den Musikern befreundet und erwarten sich ein
Konzert. Das reibt sich dann.
w
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w Wie innovationsfreudig ist da der synagogale Gesang?
Eisenberg: Es ist lockerer, wenn wir nicht direkt in der Synagoge singen. Wir singen ja auch an allen Feiertagen und am
Sabbat bei Tisch. Da sind alte Gesänge dabei, aber auch alte
Texte mit neuen Melodien. Es gibt einige klassische Stücke,
zu denen ich 30 Melodien kenne. Welche man nimmt, hängt
auch davon ab, wer am Tisch sitzt. Der Rabbiner Schlomo
Karlebach hat begonnen, die Ketten zu sprengen, er ist
sogar in Tanzlokale gegangen und hat dort gesungen, mit
unglaublichem Erfolg.
Eine Grenzsprengung findet auch
statt, wenn die großen geistlichen
Werke im Konzertsaal gespielt
werden, was heute ja überwiegend
der Fall ist. Geht dabei nicht etwas
Wesentliches verloren?
Bünker: Ja. Es gibt da eine Stelle in der
Matthäus-Passion, in der es heißt:
„Und Jesus neigte sein Haupt und verschied.“ Es folgt der Choral „Wenn ich
einmal soll scheiden, so scheide nicht
Bischof
von mir“. Was tut das in einem Konzertsaal? Da geht vom Tieferen etwas verloren, Bach hat sich schon etwas dabei gedacht, wenn er das
schneidet wie in einem Film. Potenziell ist es immer mehr
als das, was man im Konzert hört.
Eisenberg: Vielleicht kann man sagen, wir machen aus dem
Konzertsaal eine Kirche?
Bünker: Dann landen wir bei Richard Wagner, das möchte ich
auch nicht. Da ist es mir lieber, wir machen’s!
Aber besteht nicht die Chance, dass jemand, der
zunächst religiös unmusikalisch ist, im Konzert spirituell gepackt wird? Über die Musik zur Religion findet?
Eisenberg: Man kann nicht jede Woche im Sonntagsgottesdienst ein Riesenoratorium spielen. Und das ist gut so. Eine
gewisse Schlichtheit muss bleiben.
Bünker: „Halleluja“ von Leonard Cohen besteht fast nur aus
biblischen Zitaten, das könnte man jederzeit im Gottesdienst aufführen. Da bleibt kein Auge trocken, die Leute
sind bewegt, aber sie haben deswegen im Allgemeinen
keinen neuen Zugang zu Kirche und Religion. Was diesen
Zugang schafft, ist es, selbst Musik zu machen. In Chören
singen auch viele nicht religiöse Menschen mit, und 80 Prozent bleiben es auch nach zehn Jahren Bach-Kantaten. Aber
es gibt immer ein paar, die sagen, sie haben dadurch einen
neuen Zugang zur Botschaft der Religion gefunden.
In Deutschland wurde kürzlich bei einer Aufführung der
Johannes-Passion der Text durch jüdische, islamische,
„Halleluja“ von
Leonard Cohen
besteht fast nur
aus biblischen
Zitaten.
Bünker
hinduistische Texte und Gedichte etwa von Paul Celan
ergänzt. Der Hintergedanke: Unkommentiert grenze das
Werk an Antisemitismus.
Bünker: Grenzt nicht, ist es. Es ist klar, dass wir das nicht mehr
unkommentiert lassen dürfen, auch nicht im Sinne historischer Authentizität. Ob man die Texte austauscht, ist eine
Frage im Umgang mit den Evangelien. Wenn klar, wird, dass
die Kirchen heute anders damit umgehen, ist das, glaube
ich, eine angemessene Form.
Eisenberg: Man kann Evangelientexte nicht austauschen.
Aber viele Passionsspiele kamen aus einer Zeit, in der die
Kirche ungeniert antijüdisch war. Da bin ich sehr dafür, dass
man es überarbeitet.
Sie musizieren in letzter Zeit gelegentlich gemeinsam:
Wie kam es dazu?
Eisenberg: Ich wurde überfallen.
Von Herrn Bünker?
Eisenberg: Nein, von einem Herrn Himmelbauer, der im
interreligiösen Dialog sehr aktiv ist.
Bünker: Und ich wurde erpresst. Es hat geheißen, wenn ich
nicht mitmache, macht der Herr Oberrabbiner nicht mit.
Klingt nach einer ziemlich kriminellen Angelegenheit.
Bünker (lacht): Es geht ja auch um Rockmusik.
Eisenberg: Einige Leute sind schockiert, dass ich da BeatlesSongs singe.
Wieso, darf das ein Oberrabbiner nicht?
Bünker: Wir singen ja nicht „Loosing My Religion“.
Eisenberg (unterbricht ihn singend): „Lucy in the sky with
diamonds.“
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Mit welchem Musiker – lebend oder tot – würden Sie gern einmal musizieren?
Eisenberg: Ich habe viel mit dem Rabbi Karlebach gesungen,
das würde ich gern weiter tun. Wenn nicht hier, dann drüben. Da fällt mir ein Witz ein: Hat ein Musiker gefragt, ob
es auch im Jenseits Musik gibt, und bekam zur Antwort: Es
gebe fantastische symphonische Konzerte. Die schlechte
Nachricht sei, er spiele schon nächste Woche mit.
Wir aber wollen noch hier auf Erden musizieren. e
terminE
„Ouverture spirituelle“
Haydn: „Die Schöpfung“, 20. 7. 2012,
Gr. Festspielhaus
Händel: „Der Messias“, 21., 22. 7. 2012,
24. 7. 2012,
Felsenreitschule
Dvořák: „Messe DDur“, 25. 7. 2012,
Stiftung Mozarteum
Stiftung Mozarteum
Gebots“,
28., 29. 7. 2012,
Stiftung Mozarteum
Schubert: „Messe
Es-Dur“,
28. 7. 2012,
Haus für Mozart
Kollegienkirche
Bloch: „Avodath
Hakodesh“,
25. 7. 2012,
Gr. Festspielhaus
Mozart: „c-MollMesse“, 23. 7. 2012,
St. Peter
Bruckner: „Te Deum“,
26. 7. 2012,
Gr. Festspielhaus
Strawinsky: „Psalmensymphonie“,
29., 30. 7. 2012,
Gr. Festspielhaus
Sheriff: „Mechaye
Hametim“,
Mozart: „Die Schuldigkeit des ersten
„Sacred Enchantment“, 21. 7. 2012,
Mozart: „Litaniae“,
29. 7. 2012, Dom
www.salzburgfestival.at
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14.05.2012 17:05:35
Dem Hagen
Quartett wird ab
Sommer 2012
jährlich ein eigener
Zyklus anvertraut.
„Tanzmacher“ Heinz
Spoerli kommt am
28. 7. mit dem
Zürcher Ballett nach
Salzburg.
meinsam – bei Proben, Konzerten, Plattenaufnahmen. Die übrige Zeit steht
jedem von ihnen zur eigenen Verfügung. Sie nützen sie intensiv: als international gesuchte Lehrer, Kammermusiker und Solisten – bei den weltbesten
Orchestern, versteht sich. Auch als
Quartett suchen die „Hagen“ immer
die Sicht anderer kennenzulernen. Prominente Beispiele sind gemeinsame
Auftritte mit den Pianisten Maurizio
Pollini, Mitsuko Uchida und Krystian
Zimerman, dem Cellisten Heinrich
Schiff oder den Klarinettenvirtuosen
Jörg Widmann und Sabine Meyer.
Wesentliche Impulse. Womit wir auch
Höchste
Kunst des
Miteinander
Das Hagen Quartett bei den Salzburger Festspielen ­– mit einem eigenen Zyklus, mit prominenten
Kollegen und unterstützt von einer Choreografie.
t e x t: W a lt e r d o b n e r
F otos : Haral d Hoffma nn, Peter Schnetz
V
orstellen braucht man es nicht
näher, längst ist das seit über
dreißig Jahren musizierende
Hagen Quartett ein Begriff. Der Vater
Solobratschist im Mozarteumorchester,
die Kinder musikalisch höchst begabt.
Was lag da näher als eine anspruchsvolle Kammermusikformation? Das
war die Geburtsstunde des Hagen
Quartetts, ursprünglich ein reines Familienquartett. Bald tauschte die älteste Schwester, Angelika, das zweite Geigenpult gegen ein Ethnologiestudium.
Annette Bik wurde ein vorzüglicher Ersatz. Aber auch sie hielt es nicht lange,
ihr Faible, und das bis heute, gilt der
zeitgenössischen Musik.
So kam es zum dritten Wechsel: Seit
1987 sitzt Rainer Schmidt am zweiten
Pult, agiert mit den übrigen drei HagenGeschwistern – dem Primgeiger Lukas,
der Bratschistin Veronika und dem Cellisten Clemens – in solch selbstverständlicher Harmonie, dass man auch
in ihm ein Familienmitglied wähnt. Tatsächlich fühlte er sich von Beginn an in
den Familienverband der Hagens eingebunden.
Insgesamt fünf Monate im Jahr verbringen die Mitglieder des Quartetts ge-
termine
Zyklus Hagen Quartett
Tanz & Quartett
28. 7. 2012
Felsenreitschule –
es tanzt das Zürcher
Ballett.
Quartett & Kollegen
31. 7. 2012
Mozarteum –
es dirigiert Daniel
Harding.
Beethoven & Quartett
10. 8. 2012
11. 8. 2012
Mozarteum
www.salzburgfestival.at
schon inmitten der Salzburger Festspielaktivitäten dieses WeltklasseQuartetts sind. Denn mit Sabine Meyer,
mit der sie dieses Werk längst exzellent
eingespielt haben, sind sie am 31. Juli
mit Mozarts Klarinettenquintett zu hören. Nachher werden sie sich mit einer
Reihe anderer prominenter Kollegen
im Großen Saal des Salzburger Mozarteums dem Dirigenten Daniel Harding
anvertrauen – dann sind sie Teil jenes
illustren
Kammerorchesters,
das
Schönbergs 1. Kammersymphonie,
Opus 9, aufführen wird. Hatto Beyerle,
der einstige Bratschist des Alban Berg
Quartetts, Nikolaus Harnoncourt oder
György Ligeti waren jene Musikerpersönlichkeiten, von denen die „Hagen“
im Laufe ihrer seit 1981 professionellen
Karriere immer wieder wesentliche Impulse erhalten haben. Das verrät auch
etwas über deren weiteres interpretatorisches Interesse, das – vorzügliche Aufnahmen beweisen es – vom Barock bis
in die unmittelbare Gegenwart reicht.
Die Quartettklassiker kommen dabei
nie zu kurz, wie auch das Konzert am
28. Juli zeigt – mit dem auch „Intime
Briefe“ genannten, zweiten JanácekQuartett, Schuberts „Der Tod und das
Mädchen“ und dem „Amerikanischen
Streichquartett“ von Dvořák, für die
Heinz Spoerli für das Zürcher Ballett
entsprechende choreografische Lösungen gefunden hat. Was erklärt, warum
dieser Quartett-Abend nicht im kleinen
Ambiente, sondern in der Felsenreitschule stattfindet. e
Kultur Spezial 39
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14.05.2012 15:57:37
Elína Garanča tritt am 31. 7. im Rahmen
von Salzburg contemporary auf.
Mozarts &
Hölderlins
klingende
Schatten
„Salzburg contemporary“. Die
neue Konzertreihe verknüpft einige
thematische Fäden des Festspiel-Sommers – und widmet Heinz Holliger einen
Schwerpunkt. t e x t: W a lt e r w e i d r i n g e r Musik aus allen Epochen vereint auch
„Salzburg contemporary“, führt die
thematischen Linien des FestspielSommers aber prononciert in die
Gegenwart weiter oder umspielt das
Opernprogramm: Die heurige Ausein-
F otos : apa /neubau er, P ris ka Ketterer (2)
U
s däm use het d Musig gredt –
aus dem heraus hat die Musik
gesprochen.“ Das soll ein Besucher jenes Konzerts im schweizerischen Dorf Langenthal (Kanton Bern)
am 20. April 1952 festgestellt haben, in
dem ein 13-jähriger Bub nicht nur als
Sopransolist des Kinderchores zu hören war, sondern auch mit dem obligaten Oboenpart in Bachs Kantate „Was
Gott tut, das ist wohlgetan“. Bis zum
heutigen Tag spricht aus Heinz Holliger
die Musik: ureigene, selbst erhörte
Klänge ebenso wie jene großer Komponistenkollegen aus Vergangenheit
und Gegenwart, für die er sich als
Oboist und Dirigent einsetzt und vielfach aufregend neu deutet. Die Oboe,
zunächst nur über Platten und Radio
hörend erfahren, wurde ihm zum
Schicksal – und Heinz Holliger zu
einem ihrer berühmtesten Interpreten.
Von Anfang an aber erwachsen aus den
charakteristischen Klängen des Instruments auch kompositorische Vorstellungen. Schon während seiner Gymnasialzeit studierte Holliger am Berner
Konservatorium nicht nur bei Émile
Cassagnaud Oboe, sondern auch Komposition bei Sándor Veress. Die Faszination für das „Utopische, Zerrissene,
Experimentelle . . . und die unauflösbare Rätselhaftigkeit“ begleitet ihn von
nun an bei Musik aus allen Epochen.
40 Kultur Spezial
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14.05.2012 17:04:40
andersetzung mit dem Judentum im
Rahmen der „Ouverture spirituelle“
wird von Klassikern wie Mahler und
Schönberg bis zu Musik von Noam
Sheriff geführt, Bernd Alois Zimmermann, dessen Oper „Die Soldaten“ ein
szenisches Zentrum bildet, tritt mit
Bach, aber auch mit Ligeti oder Hanns
Eisler in Beziehung. Dabei sind auch
einige Überraschungen zu erleben:
Denn wer hätte etwa gedacht, dass der
für seine düster-depressiven Werke bekannte Zimmermann auch eine heiter-ironische Wilhelm-Busch-Vertonung geschaffen hat? „Die fromme
Helene“ steht denn auch in einem „Familienkonzert“ im Mittelpunkt, das in
Friedrich Cerhas „1. Keintate“ ihr satirisches Pendant findet – nach den „Wiener Sprüchen“ des Ernst Kein. Und Witold Lutosławski wiederum, dem sich
besonders die Berliner Philharmoniker
unter Simon Rattle und das Cleveland
Orchestra unter Franz Welser-Möst
widmen, ließe sich im westslawischen
Raum als polnischer Vetter jener
Tschechen begreifen, die bei „Über die
Grenze“ im Mittelpunkt stehen: insgesamt eine bunte, rundherum noch
reich garnierte thematische Palette, die
Intendant Pereira mit dem Leiter der
Konzertplanung Matthias Schulz zusammengestellt hat.
Über die Grenzen reichen auch die Inter-
essen von Heinz Holliger, der sich als
Nachfolger von Robert Schumann, als
Vertreter einer „Romantik der Gegenwart“ begreifen lässt. Um schönen
Schein und Realitätsflucht geht es dabei nicht, sondern im Gegenteil um die
Verwirklichung eines kühnen Programms: die Überführung der Kunst in
die Lebenspraxis, das Verwischen der
Gattungsgrenzen und das neu Zusammenführen aller Disziplinen im Sinn
einer „progressiven Universalpoesie“,
wie sie Friedrich Schlegel postuliert
hat, und die man zusammenfassen
könnte im Schlachtruf: „Alle Macht
dem Genie!“ Solcher Emphase ist jedoch das Scheitern von vornherein
miteingeschrieben, denn die Nachtseiten des menschlichen Daseins können
nicht verleugnet und ausgeblendet
werden: Teufelspakte, Wahnsinn, Gespenster, Schuld und Tod zählen zu
den unvermeidlichen dunklen Begleitern auf dem romantischen Weg. Es
sind diese Außenseiterfiguren, mit
denen sich Heinz Holliger, ob nun be-
Heinz Holliger ist bei Salzburg contemporary ein Schwerpunkt gewidmet.
Violonist Thomas Zehetmaier musiziert
am 7., 11. und 12. 8 in Salzburg.
Heinz Holliger lässt sich als
Nachfolger von Robert
Schumann begreifen.
wusst oder unbewusst, immer identifiziert hat. Er sucht und findet sie nicht
nur in der Musik, sondern bei seinem
Faible für Literatur auch in der Dichtkunst: beim Inbegriff der romantischen
Janusköpfigkeit, nämlich Friedrich
Hölderlin, aber auch bei dessen späterem Schweizer Pendant Adolf Wölfli,
bei Robert Walser und anderen. Sie alle
haben als Opfer institutionalisierter
Psychiatrie in Extremsituationen gelebt
– und sie alle haben den Komponisten
Holliger zu großen Werken inspiriert:
etwa zum über Jahrzehnte hin entstandenen „Scardanelli-Zyklus“, der Hölderlins Pseudonym im Titel trägt und
den ewigen Winter der Seele beklemmend in Töne fasst. Dieses vielgestaltige Werk nimmt auch beim diesjährigen
Holliger-Schwerpunkt der Salzburger
Festspiele einen zentralen Platz ein
(5. 8.) – unter der Leitung des Komponisten, der übrigens durch Zufall zum
Dirigieren gekommen war, als er 1962
bei einer Aufführung seines „Himmel
und Erde“ einspringen musste, längst
aber auch in diesem Metier die höheren Weihen empfangen hat. Gemeinsam mit den kammermusikalisch besetzten Wiener Philharmonikern hebt
er eines von zwei neuen Werken aus
der Taufe, die sich beide auf Mozart beziehen und von den Festspielen in Auftrag gegeben wurden: eine Reflexion
der herrlich schwerblütig dunklen
„Gran Partita“ KV 361, die hernach auf
dem Programm steht (21. 8.). Die zweite Uraufführung ist ein Doppelkonzert,
das Mozarts „Sinfonia concertante“
gleichsam umkehrt: „Violine und Bratsche werden räumlich und klanglich
auseinandergerissen. Die Soloinstrumente werden mit je einem kleinen Ensemble umgeben, das sie verstärkt und
zugleich in ein flimmerndes Klangnetz
einbindet . . . Ein kleines Orchester in
der Mitte vermittelt zwischen diesen
beiden Positionen.“ (Roman Brotbeck)
Thomas Zehetmair und Ruth Killius
sind die Solisten, Holliger leitet das
Mozarteumorchester Salzburg (11. und
12. 8.). Während in einem Konzert des
ORF RSO Wien Holliger seinen weiträumig subtilen „Atembogen“ zu Musik von Lutosławski und B. A. Zimmermann in Beziehung setzt (28. 7.), darf in
Salzburg freilich auch der Kammermusiker und Kammermusikkomponist
Heinz Holliger nicht fehlen: Das Zehetmair Quartett spielt etwa sein 2.
Streichquartett, ergänzt u. a. durch das
Oboenquartett des 103-jährigen Elliott
Carter und, wie könnte es anders sein,
ein Werk von Robert Schumann:
Freunde und musikalische Gesinnungsgenossen über Zeit und Raum
hinweg. e
termine
Salzburg contemporary
24. 7. 2012
in der Felsenreitschule
12. 8. 2012
in der Felsenreitschule
28. 7. 2012
in der Kollegienkirche
13. 8. 2012 in der Stiftung
Mozarteum, Großer Saal
31. 7. 2012
in der Kollegienkirche
15. 8. 2012
Familienkonzert in der Großen
Universitätsaula
5. 8. 2012
in der Kollegienkirche
7. 8. 2012 in der
Großen Universitätsaula
10. 8. 2012
in der Kollegienkirche
21. 8. 2012 in der Stiftung
Mozarteum, Großer Saal
Informationen zu Programm
und Künstlern der jeweiligen
Termine unter:
www.salzburgfestival.at
11. + 12. 8. 2012 in der Stiftung
Mozarteum, Großer Saal
Kultur Spezial 41
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14.05.2012 17:04:44
t e x t: E va w i n r o i t h e r
F otos : Su sanne Sc hwier tz, Patrick Ba ld win
Romantik,
nein danke
Action,
ja super
Nicht nur Erwachsene, auch Kinder und Jugendliche können sich auf die Salzburger
Festspiele freuen. Die dürfen im
eigenen Kinderprogramm oft selbst
Teil der Aufführungen werden.
42 Kultur Spezial
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15.05.2012 14:10:33
W
as wären die Salzburger
Festspiele ohne ihre Schauspieler, Sänger, Künstler und
Musiker? Was wären sie ohne Fans und
Besucher, die bei Regen und Hitze zu
den Spielstätten pilgern – und so für
eine Atmosphäre sorgen, die ein bisschen an Hollywood, nur eben in Österreich, erinnert? Aber eine Besuchergruppe geht im Blitzlichtgewitter meist
unter: die Kinder und Jugendlichen.
Dabei bieten die Salzburger Festspiele
auch für diese Gruppe ein vielfältiges
Programm.
So findet heuer zum ersten Mal das Projekt
„Opera viva“, ein Mitspieltheater für
Kinder, statt. Darin haben Kinder zwischen sieben und 14 Jahren die Möglichkeit, selbst Opern wie „Die Zauberflöte“, „La Bohème“ oder „Carmen“
nachzuspielen. Begeisterung brauchen
sie und die Bereitschaft singen, spielen, musizieren und tanzen zu wollen.
„Die Opera viva ist eine Art Improvisationstheater“, sagt Musikerin und Autorin Klaudia Kadlec, die das Konzept
entwickelt hat. „Die Kinder spielen die
Rollen und übernehmen die Musik,
das Tanzen und das Singen. Ich bin
immer überrascht, wie gut das funktioniert“, sagt Kadlec. „Die Kinder glauben
dann tatsächlich, dass sie ihr Leben
lang schon die Rolle verkörpert haben.“
Auch wenn die Zeit mit circa vier Stunden, also einem Nachmittag, relativ
knapp bemessen ist, wird in der Opera
viva eine gesamte Oper, natürlich in
gekürzter Fassung, durchgenommen.
Möglich machen das freilich nur die
gute Ausbildung der Betreuer (ein
Schauspieler, eine Choreografin und
drei bis fünf Musiker) – und das Improvisationstalent der Kinder. Da wird
dann schnell über romantische Szenen
gespielt, weil kaum ein Kind gern Kussszenen spielt und dafür das Sterben auf
der Bühne ausgiebig zelebriert. „Alle
Kinder wollen Leichen sein. Das ist
sehr beliebt“, sagt Kadlec schmunzelnd. Damit alle drankommen, werden häufig Rollen, Noten und Instrumente getauscht. „Jedes Kind kommt
einmal zum Spielen und einmal zum
Singen dran“, sagt Kadlec. „Damit verstehen die Kleinen die erarbeitete Oper
besser.“
Doch es geht auch anders. Kinder, die lie-
ber gleich in die Oper gehen, als sich
selbst daran zu versuchen, können das
in der Aufführung der „Zauberflöte für
Kinder“ unter der Regie von Ulrich Peter tun. Die Solisten des Young Singers
Project (eines Kulturengagements der
Credit Suisse) übernehmen den Gesang, ein elfköpfiges Ensemble der
Philharmonie Salzburg unter der Leitung von Elisabeth Fuchs musiziert.
Wer sich Opern gern auf einer Leinwand ansieht, der kann das heuer auch
wieder beim Siemens-Kinderfestival
machen. Ab 27. Juli wird jeden Samstag- und Sonntagnachmittag eine
Opernvorführung für Kinder auf dem
Kapitelplatz gezeigt, bei freiem Eintritt.
Neu ist, dass die Kinderopern während
der gesamten Festspieldauer übertragen werden. Im Rahmen der Konzertserie „Salzburg contemporary“ können
Familien am 15. August wieder das
Familienkonzert besuchen, bei dem
Bernd Alois Zimmermanns Rondo popolare nach der Bildergeschichte „Die
fromme Helene“ von Wilhelm Busch
gespielt wird. Eine Premiere feiert
heuer auch das Theaterstück „Mojo“
auf der Perner-Insel. Diese Produktion
wurde speziell für Kinder entwickelt.
Die Schauspieler arbeiten daher viel
mit Performance, Licht, Musik und
Puppen. Das Stück handelt vom Erwachsenwerden, von der Aufgabe, das
Besondere in einem selbst zu entdecken – eben das „Mojo“. Für Jugendliche, die sich für die Erwachsenenproduktionen der Salzburger Festspiele
interessieren, gibt es das Jugendabo
mit rund 3000 ermäßigten Karten aus
allen Bereichen für Gäste unter 27 Jahren.
„Mojo“ ist ein
Stück für Kinder
und Erwachsene. Aus London kommt
das Ensemble
Theatre-Rites zu
den Salzburger
Festspielen.
über anmelden. In diesem Jahr wirkt
der Chor u. a. bei den Produktionen
„Carmen“, „La Bohème“ und „Das Labyrinth“ mit. Und dann gibt es noch die
Operncamps, die heuer zum siebten
Mal stattfinden und zu denen mittlerweile sogar Kinder und Jugendliche
aus Ländern wie Mexiko, den USA und
China anreisen. Rund 120 Teilnehmer
erarbeiten gemeinsam mit den Wiener
Philharmonikern eine Woche lang eine
Oper. „Mit den Camps wollen wir junge
Menschen an die Oper heranführen“,
sagt Leiterin Hanne Muthspiel-Payer.
Eine einschlägige Musikausbildung ist
dafür nicht notwendig, auch wenn viele Kinder schon etwas „vorbelastet“ seien, also Erfahrung im Bereich Schauspiel, Gesang oder Musik haben, meint
Muthspiel-Payer und hofft, dass viele
Menschen zur finalen Präsentation am
27. Juli („Ariadne auf Naxos“) und am
3. August („La Bohème“) kommen. Die
Aufführungen finden jeweils um 16
Uhr in der Großen Universitätsaula
statt. Was wäre denn das Kinderprogramm der Salzburger Festspiele ohne
Publikum, das bei jedem Wetter zu den
Spielstätten pilgert, um die kleinen
Künstler ausgiebig zu bewundern? e
terminE
Salzburg für Kinder und Jugendliche
„Carmen“
21.–23. 8. 2012
„Giulio Cesare in
Egitto“
25.–27. 8. 2012
Operncamps
Anmeldung für 2013
unter:
www.salzburgfestival.
at\jugend
Auch der Salzburger-Festspiele- und
„Die Zauberflöte
für Kinder“
28. 7. 2012:
Premiere
Gr. Universitätsaula
Vorstellungen:
29. 7.,1., 2., 16., 17.,
26. 8. 2012
Familienkonzert
15. 8. 2012
Theater-Kinderchor ist ein wichtiger
Teil des Kinderprogramms. Der Chor
wurde 2008 gegründet, um die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen zu unterstützen. So hat der
Chor schon unter Dirigenten wie Riccardo Muti und Christian Thielemann
gesungen. Kinder zwischen sechs und
16 Jahren können sich das ganze Jahr
Opera viva
„Die Zauberflöte“
29.–31. 7 und
3.–5. 8. 2012
„La Bohème“
10.–12. 8. 2012
„Ariadne auf Naxos“
13.–15. 8. 2012
Jugendabos
Anmeldung und
Programm:
0662/80 45-500
www.salzburgfestival.at
SalzburgerFestspiele- und
Theater-Kinderchor
Infos: kinderchor@
salzburgfestival.at
Siemens Kinder>
Festival ab 27. 7. 2012
auf dem Kapitelplatz
www.siemens.at\
kinderfestival
Kultur Spezial 43
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15.05.2012 14:10:36
F otos : Lu igi Ca put o
44 Kultur Spezial
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14.05.2012 17:50:16
„Ich melde
mich zu Wort“
F otos : Lu igi Ca put o, D oris Wild & Team
Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler geht
mit einem guten Gefühl in die neue Saison und lobt
Neointendant Alexander Pereira.
In t e r v i e w : A n n a - M a ri a W a l l n e r
In wenigen Wochen beginnen die Festspiele. Mit welchem Grundgefühl starten Sie in Ihre 18. Saison?
Mit einem sehr guten. Es dürfte ein Rekordjahr werden. Wir
haben offensichtlich das richtige Programm getroffen. Die
Festspielgäste folgen uns begeistert bei einer Kartenzahlerhöhung von 218.000 auf 260.000. Ich war da sehr ängstlich
und freue mich, dass Intendant Alexander Pereira mit seinem Wagemut recht gehabt hat.
Apropos Intendant: Pereira ist der fünfte Intendant Ihrer
Amtszeit, was unterscheidet ihn von seinen Vorgängern?
Ich beschreibe ungern meine Partner, weil ich auch ungern
in der Zeitung lesen möchte, wie diese mich empfinden.
Wir stehen noch am Anfang unserer Zusammenarbeit, und
Paarlauf muss gelernt werden. Pereira war bisher in Zürich
Alleinherrscher und muss sich erst daran gewöhnen, dass er
eine Partnerin hat. Laut Festspielgesetz sind Intendant und
Präsidentin gesamtverantwortlich für Programm und Budget. Das ist vielleicht ein bisschen enervierender, als wenn
man allein vorgehen kann, aber du hast den anderen auch
als Partner, der mit dir die Sachen durchsetzt. Außerdem hat
Pereira, den Ruf ein besonders guter Fundraiser zu sein.
Den Ruf haben Sie aber auch.
Den habe ich auch, ja. Ich habe schon früher, noch nicht
wissend, dass wir je gemeinsam arbeiten werden, immer
gesagt, wir zwei sind die Europameister im Gewinnen von
Sponsoren und Fundraising. Man kann schon jetzt sagen,
dass wir heuer einen Sponsoringrekord erzielen werden.
Wie teilen Sie sich das Fundraising auf?
Jeder nützt sein Netzwerk. Wenn ich nur das Beispiel „Labyrinth“ nehme: Diese Fortsetzung der „Zauberflöte“ im selben Jahr zu spielen wie die „Zauberflöte“ war Pereiras Idee
und er wollte dafür den Festspielort Residenzhof reaktivieren. Dieser brauchte ein neues Dach und eine neue Tribüne.
Das Kuratorium hat gesagt, das geht nicht aus dem Budget.
Daher habe ich das Dach und Pereira die Aufführung mit
privaten Sponsoren ausfinanziert.
Der Residenzhof wurde seit 2006 nicht mehr bespielt.
Die Dachkonstruktion war nicht geglückt, weil zu massiv.
Die Akustik war schlecht. Das neue Dach wird den Regenlärm schlucken und ist innerhalb von zehn Minuten zu öffnen. 700 Plätze gehen sich dort aus, d.h., man braucht einen
Sponsor, um in die schwarzen Zahlen zu kommen.
Darf man wissen, wer das finanziert hat?
Private. Der Trend bringt neben den Sponsoren Mäzene, die
eine Freude an der Kunst haben.
Gerade in Salzburg hat das private Sponsoring schon
länger Tradition.
Das liegt daran, dass man ohne Arroganz sagen kann: Salzburg is the hottest spot for festivals. Im Jänner die MozartWoche, dann kommt Ostern, das ab 2013, viel beneidet von
allen, von Christian Thielemann und der Dresdner Staatskapelle bespielt wird.
Jetzt haben Sie aber elegant umschifft, dass die neue
Ausrichtung zu Ostern entstanden ist aus einer . . .
. . . Krise, ja. Ich gehöre zu jenen, die in der Krise immer die
Chance sehen. Aber ich muss Ostern nicht elegant umschiffen, wie Sie sich ausdrücken, da ich nicht deren Präsidentin
bin. Unsere Festspiele sind Pfingsten und Sommer. Für
Pfingsten hatte Alexander Pereira die
wunderbare Idee, Cecilia Bartoli als Programmverantwortliche zu gewinnen.
Dass das private Sponsoring bei uns so
funktioniert, hat sicher mit so außergewöhnlichen Künstlerpersönlichkeiten
und der Internationalität der Gäste zu
tun. Denn die Leute wollen etwas fördern, was in die Welt ausstrahlt. Ich habe
viel durch die Amerikaner gelernt, etwa, dass man den Mäzen
mit einem tollen Projekt und einem „Matching gift“ locken
muss – das heißt, sie geben dir Geld, wenn du selbst auch
Geld investierst. Ich bin froh, dass ich mit Pereira einen Intendanten habe, der versteht, dass man mit attraktiven Projekten
um Geld werben muss. Es gibt viele Intendanten, die sagen:
„Ums Geld kümmere ich mich nicht, das soll ein anderer tun.“
Wie würden Sie das informelle Motto 2012 benennen:
Alles wird neu?
Alles einmalig. Weil nichts wiederaufgenommen wird.
Aber frischen Wind haben die Festspiele nicht nötig. Denn
jeder Intendant hat neuen Schwung gebracht. Peter Ruzicka ist „Mozart 22“ am besten gelungen. Jürgen Flimm
hatte die Idee, aus den schwächelnden Pfingstfestspielen
mit Riccardo Muti ein Juwel zu machen. Und niemand hat
geglaubt, dass Markus Hinterhäuser in einem Jahr so viel
Wunderbares, Neues zeigen kann.
w
„Wir zwei sind die
Europameister
im Sponsorengewinnen.“
Kultur Spezial 45
KSS_RablStadler-ITV_c_fro.indd 45
15.05.2012 14:11:05
Dennoch gibt es auffallend viele Neuerungen, wie die
Verlängerung der Spielzeit.
Das stimmt. Dennoch muss man sagen, Pereira hat das
Glück, auf besonders erfolgreiche Festspielen aufbauen zu
können. Im Vorjahr wurde Salzburg überall als Beziehungswunder gefeiert.
Warum gerade letztes Jahr?
Weil die Künstler besonders harmoniert haben. Es gab nicht
eine oder einen, der abreisen wollte. Und sicher hat das ganze Haus gespürt, dass der Intendant (Hinterhäuser, Anm.)
und ich besonders harmoniert haben.
Heuer wird auch ein kleines Jubiläum gefeiert: 20 Jahre
Spielstätte Perner-Insel in Hallein.
Peter Stein hatte damals die Idee, die
Perner-Insel als „Schmuddelecke für
die Festspiele“ zu bespielen. Für eine
Schmuddelecke haben wir ganz
schön viel Geld hineingesteckt, aber
es ist ein Experimentierfeld geblieben.
Die Festspiele werden erstmals
mit einem edlen Ball und einem
Galadiner ausklingen. Soll Salzburg mehr glänzen?
Mir glänzt Salzburg genug. Aber mir gefällt die Idee sehr gut,
besinnlicher in die Saison hineinzugehen, mit der „Ouverture spirituelle“, und feiernd zu enden. Und wenn sie unter
Glänzen verstehen, dass die Leute neben dem Kunstgenuss
den Festspielbesuch auch als Gesamtkunstwerk sehen, in
dem sie sich gut anziehen, dann begrüße ich das. Ich leide
immer, wenn ich in den USA in die Oper gehe und die Leute
neben mir während der Ouverture raschelnd den Regelmantel ausziehen und es manchmal riecht wie nach nassen
Hunden.
Der Skandal um die Osterfestspiele ist nun zwei Jahre
her. Wie blicken Sie auf diese ganze Sache zurück?
Dieser Skandal hat einen viel größeren Image- als finanziellen Schaden angerichtet. Wir litten darunter, dass Ostern
und Sommer fälschlicherweise als ein Betrieb missverstanden werden. Plötzlich waren wir für alles Negative mitverantwortlich. Mein größter Kummer ist, dass die Mühlen der
Justiz so langsam mahlen und es zu keiner Anklage kommt
obwohl die Beweislage erdrückend ist. Es weiß niemand,
wie es weitergehen soll. Alle Unterlagen, die wir von unserem Technischen Direktor liefern konnten, haben wir geliefert, das heißt es wäre genügend Material für die Justiz da.
Worin besteht der Imageschaden konkret?
Ich habe den Eindruck, dass sich manche Journalisten mehr
für die Methoden des Rechungswesens der Salzburger Fest-
„Es wird
lächerlich, wenn
einen die anderen
vertreiben
müssen.“
tipp
Salzburger
Festspiele
Pfingsten: 25. bis
28. Mai, erstmals
unter der künstlerischen Leitung von
Cecilia Bartoli
Sommer: erstmals
schon von 20. Juli
bis 2. September,
unter der Intendanz
von Alexander
Pereira
www.salzburgerfestspiele.at
spiele als für das Programm interessieren. Und die Rechnungshofprüfung, die eine logische Folge des Osterfestpsielskandals war, fiel viel aggressiver aus als sonst. Ich bin jetzt
dabei, die größte Organisationsreform in der Geschichte der
Festspiele durchzuführen.
Auch die Kunst ist offenbar nicht vor Korruptionsfällen
gefeit.
Die Gier ist kein Phänomen des Bereichs der Banken, sie hat
die gesamte Gesellschaft erfasst. In der Kunst ist es deshalb
so bedauerlich, weil man sich von ihr, ich will nicht sagen,
eine heile Welt, aber höhere ethische Maßstäbe als in der
Wirtschaft erwartet.
In der Geschichte der Festspiele gab es bisher, außer
Ihnen, kaum Frauen, die etwas zu sagen hatten.
Ja, aber heuer tut sich da etwas: Ich, die Bartoli als Pfingsintendantin und dank Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf
bringt so viele weibliche Regisseure wie noch nie.
Wann kommt die erste Intendantin?
In Salzburg ist sie in Bartoli schon hier. Es ist seltsam, dass
Theater-, Opern- und Konzerthäuser immer nur männliche
Chefs haben, obwohl es so gute weibliche Künstler und Manager gibt
Liegt das an den Künstlerinnen selbst oder an den Gremien, die das entscheiden?
Ich glaube, es liegt an den Gremien. Da sitzt meistens nur
eine oder keine Frau drin. Sicher machen wir Frauen auch
den Fehler, dass wir uns zu wenig zu Wort melden. Oder sagen wir: viele Frauen. Das ist ja eher kein Fehler von mir, ich
melde mich zu Wort, sonst wäre ich nicht geworden was ich
heute bin. Und ich habe sehr viele Frauen im Festspielhaus
nachgezogen, sowohl in der Dramaturgie als auch in der
Presse. Ich kann nicht prophezeien, ob mir eine Frau nachfolgen wird. Ich hoffe jedenfalls, dass das Geschlecht in allen
Spitzenpositionen unerheblich wird.
Ihr Vertrag läuft bis 2014 . . .
. . . und ich werde nicht verlängern, wenn Sie das fragen wollen. Ich werde bis zum letzten Tag mit riesigem Engagement
weiterarbeiten. Aber ich will den Schlusspunkt selbst setzen.
Es wird lächerlich, wenn einen die anderen vertreiben müssen. Bei mir soll man sagen: Schade, die hat‘s so gut gemacht. e
46 Kultur Spezial
KSS_RablStadler-ITV_c_fro.indd 46
14.05.2012 17:50:20
Die Hauptsponsoren der Salzburger Festspiele zum
Aufbruch in eine neue Ära
mit neuem Intendanten.
Peter BrabeckLetmathe. Präsident
des Verwaltungsrats
von Nestlé S. A.
F otos :Nestl e, Aud i, siemens, credit s uiss e, un iqu a
Nestlé
und die Salzburger Festspiele
verbinden seit 21 Jahren nicht
nur die Leidenschaft für
außergewöhnliche Qualität,
sondern auch gemeinsame
Werte. So ist uns, wie auch
den Salzburger Festspielen,
das Engagement für Jugendund Nachwuchsförderung ein
großes Anliegen. Talente aufzuspüren und ihnen Impulse
für die weitere Karriere zu
geben, ist uns besonders
wichtig. Dies, verbunden mit
dem Streben nach Spitzenleistung und dem Bemühen,
Tradition und Innovation zu
kombinieren, sind Grundpfeiler unseres Engagements
bei den Salzburger Festspielen. Vor vier Jahren haben wir
den „Nestlé and Salzburg
Festival Young Conductors
Award“ ins Leben gerufen
und dank Alexander Pereira
konnten wir den Erfolg, den
dieser internationale Nachwuchswettbewerb bis dato
erzielt hat, heuer noch vergrößern. So konnten im Rahmen des „Award Concert
Weekend“ Anfang Mai drei
junge Dirigenten ihr Können
mit renommierten Orchestern
in der Felsenreitschule präsentieren. Es ist mir eine große Freude, dass unter den 91
Bewerbern des diesjährigen
„Nestlé and Salzburg Festival
Young Conductors Award“
eine junge litauische Dirigentin, Mirga Gražinyte-Tyla, die
Jury überzeugen konnte. Die
Preisträgerin wird am 12.
August um 11 Uhr das
Gustav Mahler Jugendorchester in der Felsenreitschule dirigieren. Das vielfältige
Programm von Alexander
Pereira wird 2012 einen facettenreichen Festspielsommer
mit musikalischen Highlights
garantieren und die Verbindung von Tradition und Innovation erfolgreich fortsetzen.
Audi
Aufbruch bedeutet: Bewähr-
tes hinterfragen, Grenzen
überschreiten, vertrautes Terrain verlassen. Persönlichkeiten wie Christoph Kolumbus, Sir Edmund Hillary oder
Neil Armstrong faszinieren
uns, weil sie den ersten
Schritt gewagt haben. Auch
wenn nicht jeder, der Neuland
betritt, gleich einen Platz in
den Geschichtsbüchern findet: Es sind Tatendrang und
Neugier, die unsere Gesellschaft voranbringen. Das gilt
gerade für die Kultur, in der
Querdenker seit jeher prägend waren. Mit Konventionen zu brechen, ist ein Kern
künstlerischen Schaffens.
Andererseits ist die Kultur ein
Feld großer Tradition. Und die
Salzburger Festspiele strahlen
dabei eine besondere Symbolkraft aus. Diese Werte zu
bewahren und die Festspiele
dennoch künstlerisch und
wirtschaftlich in eine zukunftsweisende Richtung zu lenken
– das ist die Aufgabe des
Intendanten. Aus meinem
Metier weiß ich: Ein solcher
Aufbruch ist eine große Aufgabe. Denn auch in der Automobilindustrie vollzieht sich
ein Wandel. Der Schutz der
Umwelt, nachhaltiges Handeln für kommende Generationen, die Endlichkeit fossiler
Brennstoffe, die zunehmende
Urbanisierung und der digitale
Lebensstil unserer Kunden
verändern die Anforderungen
an die Mobilität grundlegend.
Wir bei Audi arbeiten Tag für
Tag daran, diese Zeitenwende
zu prägen, ohne dabei die
Werte unserer Marke aufzugeben. Solche Veränderungen erfordern Mut, Kraft und
Geschick. Das alles wünsche
ich dem neuen Intendanten
Alexander Pereira für einen
erfolgreichen Aufbruch in eine
neue Salzburger Ära.
Rupert Stadler.
Vorsitzender
des
Vorstands der Audi AG.
Siemens
Veränderungen bringen im-
Wolfgang Hesoun.
Generaldirektor
Siemens AG
Österreich.
mer auch Chancen mit sich
– Chancen, sich von Gewohntem zu lösen, Neues zu
entwickeln und vielleicht sogar in eine neue Ära aufzubrechen. Im Oktober 2011
hat bei den Salzburger Festspielen mit dem Intendanten
Alexander Pereira und einem
neuen künstlerischen Führungsteam eine solche Ära
begonnnen. Das stetige Streben nach Weiterentwicklung
und Innovation ist jedoch
nicht nur den Salzburger
Festspielen eigen, sondern
auch Grundlage für den Erfolg
von Siemens. Denn im gleichen Jahr erfolgte die weltweite Neuaufstellung und
Ausrichtung der Siemens AG
mit verstärktem Fokus auf die
Bedürfnissen unserer Kunden
und die Erschließung neuer
Märkte und Wachstumsfelder.
Hinzu kommt eine zunehmende Konzentration auf unser
Kerngeschäft. Trotz aller Veränderungen legt Siemens
stets großen Wert auf Kontinuität. Siemens Österreich
engagiert sich bereits seit
vielen Jahren im Bereich der
Kulturförderung. Ein Beispiel
für unser langjähriges Engagement sind die Salzburger
Festspiele. Bereits seit 1996
haben wir hier eine Partnerschaft, seit 1999 ist Siemens
Hauptsponsor. Durch die jährliche Unterstützung tragen wir
dazu bei, die hohe künstlerische Qualität zu erhalten
und eine kontinuierliche Weiterentwicklung sicherzustellen. Die Siemens Fest>Spiel>
Nächte in der Salzburger Altstadt ermöglicht seit 2002 auf
zentralen Plätzen der Stadt
durch Liveübertragungen von
Opernproduktionen das Festspielerlebnis für jedermann
und tragen dazu bei, Kulturbarrieren abzubauen.
Michael Rüdiger.
CEO Zentraleuropa
Credit Suisse.
Credit Suisse Leidenschaft und Kreativität
ebnen den Boden für Ausnahmeleistungen – das gilt in
der Wirtschaft wie in den
Künsten. Sie bei jungen Talenten zu fördern und gleichzeitig
für das Publikum erlebbar zu
machen, gehört zur unverzichtbaren Aufgabe künstlerischer Nachwuchsförderung. Als Förderprogramm,
das seinen Anspruch an Exzellenz mit Leben füllt, hat sich
das Young Singers Project im
Lauf der letzten Jahre zu
Recht internationales Renommee verschafft. Die Credit
Suisse freut sich, diesen Werdegang als Hauptsponsor der
Salzburger Festspiele auch
2012 begleiten zu dürfen.
Über zwei Monate erhalten
junge Sängerinnen und Sänger durch Rollenstudium,
Schauspielunterricht und
Interpretationsstudien das
Rüstzeug für eine internationale Bühnenkarriere. Wie in
den vergangenen Jahren werden die vier Meisterklassen
von hochkarätigen Dozenten
geleitet: Thomas Hampson,
Christa Ludwig, Helmut
Deutsch und Michael Schade.
In der persönlichen Arbeit mit
ihnen steckt für alle Teilnehmer der Schlüssel zur unmittelbaren Weiterentwicklung
der eigenen Fähigkeiten. Ein
Durchbruch, der in diesem
Kreis nicht wenigen auf großer
Bühne gelingt. Weil nur Früchte tragen kann, was früh gefördert wird, liegt der Fokus in
diesem Jahr erstmals auch
auf dem Nachwuchs im Publikum. Das Mitspieltheater für
Kinder, Opera viva, und eine
spezielle Kinderfassung der
„Zauberflöte“ wecken die
Opernleidenschaft der nächsten Generation. Wir freuen
uns, diesen essenziellen Impuls mit unserem Engagement
mitzutragen.
Andreas
Brandstetter.
CEO
UNIQA
Versicherungen AG.
UNIQA
Heuer erwarten uns beson-
ders spannende Salzburger
Festspiele. Die Festspielleitung setzt neben der bekannt
hohen künstlerischen Qualität
auf neue, frische Impulse. Das
Programm 2012 ist vielfältig
und zeigt Mut für Neues: So
steht erstmals eine eigens für
Kinder gestaltete Veranstaltungsreihe auf dem Spielplan.
Zudem sind die Festspiele
deutlich verlängert worden.
Mit 232 Vorstellungen an
45 Tagen bietet sich noch
mehr Kulturinteressierten die
Möglichkeit zum Besuch.
Ganz besonders freue ich
mich über die Preisgestaltung: Die Hälfte der Karten
befindet sich in einem günstigen Preissegment und ist
damit für ein breites Publikum
erschwinglich. Als größter
heimischer Kunstversicherer,
der seit vielen Jahren ganz
gezielt österreichische Kunst
und Kultur fördert, ist es uns
ein besonders Anliegen, kulturelle Spitzenleistungen
möglichst vielen Menschen zu
fairen Preisen zugänglich zu
machen. Ich habe großen
Respekt vor den künstlerischen und organisatorischen
Anforderungen, die dem gesamten Team der Salzburger
Festspiele jedes Jahr alles
abverlangen und wünsche
ihm dabei weiterhin viel Erfolg!
Kultur Spezial 47
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14.05.2012 16:02:02
Salzburger-Festspiele-Programm
Salzburger-Festspiele-Programm
GroSSeS feStSPielhAUS
GroSSeS feStSPielhAUS
hAUS für MozArt
hAUS für MozArt
Tag
Date
Peter
(d) /(P)
St. Peter
(P)
doM (d) / St.
doM
(d)
(d)
doMPlAtzdoMPlAtz
felSenreitSChUle
StiftUnG MozArteUM
–
felSenreitSChUle
StiftUnG MozArteUM
–
kolleGie
Tag
Date
(r) GroSSer SAAl
(r)
reSidenzhof
GroSSer SAAlrePUbli
reSidenzhof
1 – die Schöpfung
20.30
ouverture 1 –ouverture
die Schöpfung
20.30
fr 20.
fr 20.
20.30
20.30
ouv. 2 – Messias
ouv.
(MM
2 – Messias
1)
(MM
11.00 1)ouv. 3 11.00
– Sacr
SA 21.
SA 21.
20.30
ouv. 2 – Messias
(MM
1)
11.00 1)franui11.00
– Mah
Jedermann (D)
20.30
ouv.
2 – Messias
(MM
So 22.
So 22.
ginas
Kühmeier
· Genia
· Kühmeier · Jedermann (D)
el
hamer
Frenkel
· Rachel
·
Frenkel ·
ouverture 4 – ouverture
c-Moll-Messe
(P)*20.00 Mo(P)*20.00
4 – c-Moll-Messe
23.
Mo 23.
5 – Mechaye
1) 20.30(SC 1) 20.30
franui – frisc
5 – Mechaye
di 24. ouv.di
24. ouv.(SC
ouverture 7 – ouverture
Avodath hakodesh
ouv. 6 – dvořák-Messe
(G 1) 19.30 (G 1) 19.30
7 – Avodath20.30
hakodesh 20.30
ouv. 6 – dvořák-Messe
Mi 25.
Mi 25.
ouverture 8 – ouverture
te deum 8 – te deum
20.30
20.30
do 26.
do 26.
zauberflöte
19.00 über die
19.00
Grenze
über
2 die Grenze 2
19.30
19.30
fr 27. die fr
27. die zauberflöte
lA Garanča lA Garanča
11.00 SA 28.
11.00 SA 28.
ouv. 9 – Schuldigkeit
ouv. 9 –(MM
Schuldigkeit
2) 11.00(MM 2) 11.00
iker
10 – Schubert-Messe
20.30
über
3
16.30
ouverture 10 –ouverture
Schubert-Messe
20.30
über die Grenze
3 die Grenze
16.30
Salzburg con
ernchor
er Staatsopernchor
Wiener Philharmoniker
1 (ouv.
12) 11.0011 –ouverture
11 – litaniae
16.00
3 ouv. 9 15.00
ouv. 9 –(MM
Schuldigkeit
Wiener Philharmoniker
1 (ouv. 12) 11.00
ouverture
litaniae (D)
16.00 (D)
überSo
die Grenze
3 die Grenze
15.00
– Schuldigkeit
2) 11.00(MM 2) 11.00
So 29.
29. über
nderchor
Jedermann (D)
21.00
Ariadne auf naxos
Jedermann (D)
21.00 Ariadne
auf naxos
19.30
19.30
eal,
demMadrid
Teatro Real, Madrid
Wiener Philharmoniker
1 (ouv. 12) 20.30
il 12)
re pastore
20.00 Mo 30.
die Mo
zauberflöte
15.00
Wiener Philharmoniker
1 (ouv.
20.30 (konzertant)
il re pastore (konzertant)
20.00
15.00
30. die zauberflöte
Ariadne-Mat
di 31.
di 31.
12
17.00
17.00
ydP 1 (r)
Jedermann (D)
Jedermann (D)
Sk Schiff
21.00 Ariadne
auf naxos
19.00
kk hagen/Meyer/harding
18.00 Salzburg
con
Sk Schiff
21.00
Ariadne auf naxos
19.00
kk hagen/Meyer/harding
18.00
la bohème la bohème
19.30 il re pastore
19.30 (konzertant)
il re pastore (konzertant)
20.00 Mi 1.
20.00 Mi 1.
lA kožená (GlA
4) kožená (G 4) 19.30 ydP 1 19.30
(r)
West-eastern divan
orchestra
20.00
zauberflöte
18.30 Camerata
– végh
1
ydP 1 16.00
(r)
West-eastern
divan orchestra
20.00
18.30
Camerata
– végh16.00
1
do 2. die do
2. die zauberflöte
Sk zukermanSk zukerman
20.00 Ariadne
auf naxos
19.00 fr
das fr
labyrinth
(R) labyrinth19.00
19.00 kk divan
West-eastern
orch. 19.30
divan orch.
ydP 1 19.30
(r)
20.00
Ariadne auf naxos
19.00
(R) kk West-eastern
3.
3. das
che Übertitel)
und englische Übertitel) Wiener Philharmoniker
2
11.00
zauberflöte
15.00 Mozart-Matinee
3
11.00 Meisterkurs
Wiener Philharmoniker
2
11.00
15.00 Mozart-Matinee
3
11.00 1
SA
4. die SA
4. die zauberflöte
20.00 lA hampson
20.30
über
19.30 2
la bohème la bohème
20.00 lA hampson
20.30
über die Grenze
5 die Grenze 5
19.30 Meisterkurs
· Cornelia
Kallisch ·
llisch
·
Wolfgang
AblingeringerWiener Philharmoniker
2
11.00
Mozart-Matinee
3
11.00 3
Wiener Philharmoniker
2
11.00
Mozart-Matinee
3
11.00 Meisterkurs
So 5.
So 5.
Jedermann (D)
21.00
Ariadne auf naxos
19.00
Jedermann (D)
21.00 Ariadne
auf naxos
19.00
Salzburg con
Moody
· Gabriela
ela
riedl u. a.
Schleswig-holstein
orch./lupu orch./lupu
20.30
zauberflöte
19.00 über die
Grenze
6 die Grenze 6
19.30
Schleswig-holstein
20.30
19.00
über
19.30
Mo 6. die Mo
6. die zauberflöte
di
7.
di
7.
20.00
la bohème la bohème
20.00
Salzburg con
Ariadne-Matinee
– dionysos 11.00
Ariadne-Matinee
– dionysos 11.00
Mi 8.
Mi 8.
Jedermann (D)
20.30 Ariadne
auf naxos
19.00
über die Grenze
7 die Grenze 7
19.30
Jedermann (D)
20.30
Ariadne auf naxos
19.00
über
19.30
iker
tamerlano (konzertant)
19.30
labyrinth
(R) labyrinth19.00
– végh
2
tamerlano (konzertant)
19.30
(R) Camerata
19.00
Camerata
– végh16.00
2
16.00
do 9. das do
9. das
11.30 fr 10.
lA Gerhaher lA Gerhaher
11.30 fr 10.
ydP 2 (r)
la bohème la bohème
19.30 Ariadne
auf naxos
19.00
kk hagen Qu.kk
– beethoven
19.30 Salzburg
con
19.30
Ariadne auf naxos
19.00
hagen Qu.1 – beethoven
1 19.30
12
Mozart-Matinee
4
(SC 7)
11.00
Mozart-Matinee
4 (SC 7)
11.00
SA 11.
SA 11.
Jedermann (D)
21.00
die zauberflöte
18.30Qu.kk
hagen Qu.2 – beethoven
Jedermann (D)
21.00
die zauberflöte
18.30 kk hagen
– beethoven
19.30 ydP2 2 19.30
(r)
Conductors
11.00 Mozart-Matinee
4
(SC 7)
11.00
Award
11.00 Award
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11.00
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20.30
Salzburg contemporary
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tamerlano (konzertant)
20.30
Salzburg contemporary
8 20.00
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20.00
zauberflöte
15.00 Salzburg
contemporary
9
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20.00
15.00
Salzburg contemporary
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19.00
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Carmen
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· Philippe
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Wiener Philharmoniker
3
11.00
Ariadne
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15.00 Mi 15.
Salzburg con
Wiener Philharmoniker
3
11.00
Ariadne auf naxos
15.00 Mi 15.
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17.00
la bohème la bohème
17.00
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1 barenboim 1
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21.00
19.30
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17.00
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17.00
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Wiener Philharmoniker
3
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20.00
Wiener Philharmoniker
3
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Wiener Philharmoniker
3
11.00
15.00
Wiener Philharmoniker
3
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zauberflöte
15.00
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Mozart-Matinee
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15.00
Mozart-Matinee
5
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Carmen
15.00
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5
11.00
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21.00
die zauberflöte
19.30 Abschlusskonzert
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21.00
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19.30 Abschlusskonzert
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Jedermann (D)
17.00
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17.00
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Sk barenboimSk
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21.00
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20.00
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4 (SC
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20.00
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1
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2
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2
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17.00
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21.00
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19.30 2Sommerakad
Wiener Philharmoniker
5
11.00
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15.00 SA 25.
Mozart-Matinee
6
11.00
Wiener Philharmoniker
5
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Mozart-Matinee
6
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Zürich
Carmen
19.30
kk kavakos/Pace
3
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Carmen
19.30
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3
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Jedermann (D)
17.00
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6
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Jedermann (D)
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6
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(SC 12) 21.00
(R)
20.00
berliner Philharmoniker
(SC 12) 21.00
das labyrinthdas
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Wiener Philharmoniker
5
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18.30 Mo 27.
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Wiener Philharmoniker
5
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Jedermann (D)
17.00 lA flórez
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Jedermann (D)
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orchestra
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29.
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und englische Übertitel)
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17.00
Jedermann (D)
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leipzig
21.00
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Amsterdam 20.00
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18.30 fr 31.
Concertgebouworkest
Amsterdam
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11.00
Mozart-Matinee
7
11.00
orchestra
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11.00
Mozart-Matinee
7
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SA
1.
SA
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14.05.2012 16:55:00
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Salzburg contemporary
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19.00
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18.00
Salzburg contemporary
20.30
Prinz von homburg
19.00
Salzburg
contemporary
3
20.303
Prinz von homburg
19.00
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4.
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Meisterkurs
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Prinz von homburg
19.00 Peer Gynt
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Prinz von homburg
19.00
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(A)
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Salzburg contemporary
4
20.304
Prinz von homburg
19.00 Peer Gynt
Salzburg contemporary
20.30
Prinz von homburg
19.00
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Salzburg contemporary
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Salzburg contemporary
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19.30
der bauer(S)
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19.30 (S)
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(A)
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19.30
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19.30
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19.30
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19.30
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11.00 SA 18.
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19.30
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19.30
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19.30
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19.30
11.00
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19.30
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19.30
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20.00
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19.30
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19.30
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11.00
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•
•
•
•
•
•
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Ben Becker
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· Nicholas
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· Elisabeth
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Robin Sondermann
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Reinagl
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· Sascha
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· Sascha
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Leitung:
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Leitung:
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Regie:
Regie:
Bühne /Kostüme:
Bühne
MArlene
/Kostüme: Poley
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Musik:
Musik:
MArkUS zWink
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•
Peer Gynt
19.30
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im Großen Festspielhaus)
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5.,20.,
8., 11.,
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26., 20.,
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30. August
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19.30
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19.30
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19.30
19.30
19.30
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19.30
Peter Simonischek
Peter Simonischek
· Andrea Clausen
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· Hans-Michael
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Rehberg · Roland
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· Elisa
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19.30August Diehl August
AndreA breth
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Regie:
Regie:
19.30
Bühnenbild: Bühnenbild:
MArtin zehetGrUber
MArtin zehetGrUber
Kostüme:
Kostüme:
Moidele biCkel
Moidele biCkel
Musik:
Musik:
bert Wrede
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19.30
Peer Gynt
19.30
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•
•
•
11.00
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•
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•
Stand: 11. Mai 2012
Änderungen vorbehalten
lAndeStheAterPerner-inSel
Perner-inSel
lAndeStheAter
Tag
Date
(S)
(S)
SChAUSPielhAUS
SChAUSPielhAUS
20. Juli bis 2. September 2012
ArteUM
–
kolleGienkirChe
kolleGienkirChe
/ AUlA (A) / AUlA
Tag (A)
Date(e)
rePUbliC
/ eiSArenA
(r) / (e)
eiSArenA
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mit demWien
Burgtheater Wien
KoproduktionKoproduktion
mit dem Burgtheater
landestheater:
landestheater:
28., 30., 31. Juli,
28., 30.,
1., 3.,
31.4.,
Juli,
5., 7.,
1., 8.,
3., 9.,
4., 11.,
5., 7.,
12.8.,Augus
9., 1
•
Mojo 18.00
Mojo
Mojo
Mojo
Mojo
•
18.00
h e n r i k hi e
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A brook
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neuinszenierung
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14.00
18.00
(In englischer Sprache,
(In englischer
deutsche
Sprache,
Übertitel)
deutsche Übertitel)
11.00Ingvar E. Sigurdsson
Ingvar E.· Guillaume
SigurdssonAntonini
· Guillaume
· Froydis
Antonini
Arntzen
· Froydis
Dale Arntzen
·
15.00Helene Arntzen
Helene
· Diego
Arntzen
Asensio
· Diego
· Anne-Emmanuelle
Asensio · Anne-Emmanuelle
Davy · Jerry Di
Davy
Giac
·
Scott KoehlerScott
· Mireille
Koehler
Maalouf
· Mireille
· Roméo
Maalouf
Monteiro
· Roméo
· Christophe
MonteiroRodomist
· Christo
Augustin
· Gen
Ruhabura
Shimaoka
· Gen
· Shantala
Shimaoka
Shivalingappa
· Shantala Shivalingapp
19.30Augustin Ruhabura
irinA brook
irinA brook
Regie:
Regie:
Bühnenbild: Bühnenbild:
noËlle Ginefri
noËlle Ginefri
19.30
Kostüme:
Kostüme:
MAGAli CAStellAn
MAGAli CAStellAn
Musikal.Leitung:
Musikal.Leitung:
GUillAUMe
GUillAUMe
Antonini Antonini
14.00
18.00
11.00
15.00
Peer Gynt
19.30
Peer Gynt
19.30
15., 1
Perner-insel,Perner-insel,
hallein: 30. hallein:
Juli, 1., 2.,
30.3.,Juli,
4., 5.,
1., 14.,
2., 3.,
15.,
4.,17.,
5., 14.,
18. Augu
Peer Gynt
19.30
19.30
Peer Gynt
19.30
19.30
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lA TEMpêTE
lA TEMpêTE
Gastspiel
Gastspiel
(In französischer
(InSprache,
französischer
deutsche
Sprache,
Übertitel)
deutsche Übertitel)
Renato Giuliani
Renato
· Ysmahane
GiulianiYaqini
· Ysmahane
· Bartlomiej
YaqiniSoroczynski
· Bartlomiej· Soroczynski
Scott Koehle
irinA brook
irinA brook
Regie:
Regie:
Bühnenbild: Bühnenbild:
noËlle Ginefri
noËlle Ginefri
Kostüme:
Kostüme:
Sylvie MArtin-hySzkA,
Sylvie MArtin-hySzkA,
•
nAthAlie nAthAlie
SAUlnier SAUlnier
•
la tempête
19.30
•
Gastspiel Compagnie
GastspielIrina
Compagnie
Brook und
Irina Brook und
19.30Maison de la Maison
Culture de
de la
Nevers
Culture
et de la
Nevers
Nièvre
et de la Nièvre
19.30
la tempête
Perner-insel,
25., 26.,2012
28. August 2012
hallein: 24.,hallein:
25., 26., 24.,
28. August
19.30Perner-insel,
19.30
la tempête
19.30
19.30
la tempête
19.30
N U IS IMC U
F R A NFURIA M
B SAINCDBAA
* In Zusammenarbeit mit der Stiftung
mahlerlieder
mahlerlieder
* • MM: Mozart-Matineen
22.
* Juli · Mit22.
Texten
Juli ·von
MitWalter
TextenKappache
von Walt
Mozarteum
frischemit
ware
frische
ware24. JuliSalzburg
· Musik
24.• Juli
für Totengräber
· Musik für Totengräb
dem
Mozarteumorchester
brahmsSC:
volkslieder
brahms
volkslieder
* 14. August
* · 14.
Mit
Texten ·von
MitÖdön
Texten
von
von
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Ö
Salzburg
contemporary
• G: Über
die August
jeweils
jeweils
Uhr,
19.30 Universitätsaula
Uhr, Große Uni
Grenze • LA: Liederabend
• SK:19.30
Solisten
- Große
* Rezitation:
* Rezitation: Sven-eriC
beChtolf beC
konzert • KK: Kammerkonzert
• YSP:Sven-eriC
Detailliertes
Programm
Detailliertes
unter
Programm
unter www.salzburgfestival.at
Young
Singers Project
•www.salzburgfestival.at
YDP: Young
Directors Project
Kultur Spezial 49
Programm_c.indd 49
14.05.2012 16:55:02
Festspielfans und
Debütanten. Sollte
die Dame (links)
kein Glück haben,
würde sich ein
Besuch der
Siemens Festspielnächte am
Kapitelplatz
anbieten, (rechts)
ein Debütantenpaar des ersten
Festspielballs 2012.
Salzburg für jedermann
Es muss ja nicht immer der Domplatz sein. Auch
abseits von angesagten Spielstätten können FestspielFans kulturelle Veranstaltungen genießen.
Viele davon sind gratis. t e x t: e va w i n r o i t h e r
So bieten auch heuer wieder die Siemens
Festspielnächte die Möglichkeit, sich
unzählige Salzburger-Festspiele-Vorführungen zum Teil live, zum Teil Aufnahmen aus den Jahren davor täglich
ab 20 Uhr auf einer Großbildleinwand
am Kapitelplatz in Salzburg anzusehen
– begleitet von gastronomischen Angeboten (ab 17 Uhr) und Musik (ab 18
Uhr). Der Vorführungszeitraum wurde
dafür heuer extra auf die gesamte Festspieldauer (von 20. Juli bis 1. September) ausgeweitet. „Außerdem werden
wir fünf Opern und fünf Konzerte aus
dem Spielplan 2012 live übertragen, anstatt wie bisher nur eine bis drei Vorführungen“, sagt Anna Sebestyen von Siemens Österreich, die für die Siemens
Festspielnächte verantwortlich ist. Welche Aufführungen nun tatsächlich
übertragen werden, kann Sebestyen
noch nicht sagen. „Das steht erst Anfang Juni fest“, aber natürlich hofft sie,
dass große Opern wie Puccinis „La Bohème“ oder Mozarts „Zauberflöte“ dabei sind – schließlich wolle man den
Zusehern einen großartigen Abend bieten.
Und die nehmen das Angebot am Salzburger Kapitelplatz auch gerne an. Sehr
zu Freuden von Sebestyen: „Viele Besucher ziehen sich für den Abend schön
an, gehen vorher essen und genießen
dann die Vorstellung.“ Das war freilich
nicht immer so, gab es doch gerade zu
Beginn der Salzburger Festspielnächte
durchaus kritische Stimmen, die nicht
verstehen konnten, wie ein so wichtiges
kulturelles Event per Videoübertragung
quasi jedermann zugänglich gemacht
werden kann. „Dabei haben wir genau
Wer dann noch immer nicht genug „Fest-
tipp
Festspielball 2012
1. 9. 2012
Galadiner in der
Residenz, im
Anschluss festliche
Eröffnung und Tanz
in der Felsenreitschule.
www.salzburgfestival.at
spielluft“ geatmet hat, der kann sich übrigens zum ersten Mal in der Geschichte der Salzburger Festspiele zum Festspielball wagen. Der findet am ­1.
September, also zum Abschluss der
Festspiele, statt und soll auch in den
kommenden Jahren jeweils am letzten
Samstag der Saison abgehalten werden.
Mit einem erlesenen Programm: Das
Galadiner beginnt um 18 Uhr in der
Fürsterzbischöflichen Residenz. Gemeinsam zieht dann das Ballpublikum
in die Felsenreitschule, wo die Eröffnung durch die Debütanten und ein
Festkonzert mit Festspielstars stattfinden wird. Die barocken Felsarkaden
sollen als Kulisse den Rest dazu beitragen, dass Salzburg für die Festspielballbesucher unvergesslich wird. Auch
wenn sie dafür nicht im Zuschauerbereich einer Aufführung der Salzburger
Festspiele gesessen sind. e
F otos : Sal zburger Fests piele / A ndreas Kol arik, Apa /Gindl
N
ein, nicht jeder kann sich eine
Karte für die Salzburger Festspiele leisten. Und nein, nicht
alle haben das Glück, ihre gewünschten Festspielkarten auch zu bekommen. Das Platzkartenangebot ist immerhin beschränkt. Nun gibt es aber
Alternativen, die es trotzdem erlauben,
bei den Salzburger Festspielen dabei
zu sein, ohne gleich direkt im Zuschauerraum bei den Aufführungen zu sitzen.
das Gegenteil erreicht: Mit der Videoübertragung konnten wir eine neue Besuchergruppe ansprechen“, sagt Sebestyen. Insofern findet sie es schade,
dass nicht noch mehr Produktionen
aufgezeichnet werden: „Denn eigentlich sind wir das der Nachwelt schuldig.
So großartige Produktionen sind ja
sonst nie wieder zu sehen.“
50 Kultur Spezial
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