Ausgabe 01/2013 als Leseprobe
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Ausgabe 01/2013 als Leseprobe
1/2013 DIVI Mitgliederzeitschrift der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) März 2013 – www.divi-org.de Schluckstörungen auf der Intensivstation Einsatzbereitschaft von Klinik-Mitarbeitern unter Eigenrisiko Palliativmedizin und Sterben auf der Intensivstation Postpylorische Ernährungssonden zur enteralen Ernährung DIVI © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ DP AG Postvertriebsstück – Entgelt bezahlt – 18226 – Heft 1/2013 Deutscher Ärzte-Verlag GmbH – Postfach 40 02 65 – 50832 Köln This Journal is regularly listed in CCMED/MEDPILOT. Neonatologie D I E N Ä C H S T E G E N E R AT I O N . B E AT M U N G Philips V60 Homecare Anästhesie Schlafdiagnostik Pneumologie Service Patientenbetreuung Mit dem neuen Philips V60 Beatmungsgerät zur nicht-invasiven und invasiven Beatmung präsentiert Ihnen Heinen + Löwenstein den Nachfolger des legendären BiPAP Vision. 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Bei der Komplexität der Intensivbehandlung erscheint es mir eminent wichtig, dass alle an der Behandlung Beteiligten die grundsätzlichen Strategien der jeweils anderen Behandlungsgruppen verstehen und einschätzen können. Ohne dieses gegenseitige Verständnis für die Tätigkeiten der Anderen bleibt die Behandlung das Stückwerk einzelner Arbeitsgruppen. Erst mit dem Verständnis für das Ganze kann die Intensivbehandlung nach einem Gesamtkonzept aufgebaut werden. Der beste Weg für guten Erfolg! Und diesem Ziel sind wir jetzt etwas näher gekommen: Künftig werden wir unsere Zeitschrift auf allen Intensivstationen in deutschen Krankenhäusern mit jeweils einem Belegexemplar kostenfrei anbieten. Wir hoffen, dass diese Belegexemplare gut und fleißig genutzt werden. Sie sind Ausdruck dieser Idee eines gemeinsamen Forums! Sie sollen alle anregen, sich am intensivmedizinischen Leben zu beteiligen, sollen neue Erkenntnisse verbreiten und sollen Diskussionen anstoßen. Wir hoffen jetzt alle, dass dieser doch erhebliche Aufwand auf fruchtbaren Boden fällt. Der Stellenwert relevanter Fragen unserer Intensivpflegekräfte für uns wird auch dadurch unterstrichen, dass diesem Heft ein Fragebogen zur Weiterbildung der Fachkrankenpflege beigefügt ist. Wir bitten alle Pflegekräfte auf den Intensivstationen diesen Fragebogen auszufüllen und damit ein möglichst breites Meinungsbild zur Bereitschaft für fachliche Weiterbildung und zur Weiterentwicklung der beruflicher Qualifikation zu liefern. Um den Wirkungsbereich der Zeitschrift zu verbreitern, haben wir noch weitere Mit-Herausgeber gewinnen können; sie werden in diesem Heft einzeln vorgestellt. Die für die Intensivmedizin so wichtige Physiotherapie war bislang nicht vertreten. Wir haben jetzt mit Frau Filipovic aus Marburg eine in Intensivmedizin erfahrene Physiotherapeutin gewinnen können. Wir hoffen, dass damit der Beitrag der Physiotherapie für die Intensivmedizin allen augenscheinlich gemacht werden kann. Zusätzlich haben wir den Neurologen, Herrn Dr. Rainer Kollmar, als weiteren neurologischen Mitherausgeber gewinnen können. Hiermit soll die besondere Bedeutung der NeuroFächer in der Intensivmedizin unterstrichen werden. Herr Prof. Dr. Martin Krause aus der Pädiatrischen Universitätsklinik in Kiel musste leider aus Gründen der AufgabenÜberlastung seine Mit-Herausgeberschaft abgeben. Wir danken ihm für seine bisherige erfolgreiche Arbeit. Für ihn kommt Herr Dr. Christoph Härtl aus Lübeck, den wir in unserem Kreis herzlich begrüßen. Ich danke allen Mit-Herausgebern für ihre Mitwirkung an dem vergangenen Jahrgang der Zeitschrift. Wir alle wünschen uns, dass der neue Jahrgang mit den wichtigen Innovationen, von den Lesern – den bisherigen wie den neuen – mit Freude aufgenommen wird. Hilmar Burchardi Hauptherausgeber © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ 2 INHALTSANGABE / TABLE OF CONTENTS EDITORIAL / EDITORIAL............................................... 1 H. C. Müller-Busch GESELLSCHAFT / SOCIETY Palliativmedizin und Sterben auf der Intensivstation – kein Widerspruch Palliative care and dying in intensive care – no contradiction............................................................ 22 S. Schröder, O. Schroeder, A. Hohn MITTEILUNGEN AUS DER GESELLSCHAFT / NEWS OF THE SOCIETY A. Markewitz Postpylorische Ernähurngssonden zur enteralen Ernährung bei Intensivpatienten mit erhöhtem gastralen Reflux Post-pyloric nutritional tubes for enteral nutrition in intensive care patients with increased gastric reflux.......... 28 Nachrichten aus der Gesellschaft........................................ 3 R. Röhrig, Ch. Wrede Die Verbindung von Medizinprodukten mit IT-Netzen – Nutzen und Risiken sollten bedacht werden.................... 6 PRAXIS / PRACTICE Interdisziplinarität zum Wohle des Patienten .................. 36 DAS TEAM UNTER DER LUPE / FOCUS TEAMWORK Zuwachs in der Mitherausgeberschaft der DIVI-Zeitschrift............................................................ 38 W. Fleischer Intensivierung der Zusammenarbeit gibt Sicherheit und senkt die Kosten......................................................... 34 TAGUNGSKALENDER / MEETINGS.............................. 21 MEDIEN / MEDIA Buchbesprechungen / Book Reviews..........................27, 35 WISSENSCHAFT / RESEARCH Buchneuzugänge / New Publications............................... 37 ÜBERSICHT / REVIEW INDUSTRIE UND HANDEL / INDUSTRY AND TRADE................................................ 37 R. Nusser-Müller-Busch Schluckstörungen auf der Intensivstation: Atmen und Schlucken – eine vitale Beziehung Swallowing disorders in the ICU: Breathing and swallowing – a vital relationship.................................. 7 IMPRESSUM / IMPRINT................................................ 40 P. Gretenkort, P. Thomas Einsatzbereitschaft von Klinik-Mitarbeitern unter Eigenrisiko Willigness of hospital staff to report to work in personal risk situations................................................. 15 Befragung von Intensivpflegekräften zur Weiterentwicklung der Fachkrankenpflege in Deutschland Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, im Innenteil der DIVI finden Sie einen Fragebogen, in dem Ihre Vorstellungen und Wünschen zur beruflichen Qualifizierung für die Intensivpflege abgefragt werden. Ziel der Umfrage ist es, ein Meinungsbild aus der Intensivpflege darüber zu erhalten, ob und wie die Weiterbildung in der Intensivpflege verändert werden sollte und ob und welche anderen Gesundheitsberufe und Spezialisierungen neben der Fachpflegekraft für Intensivmedizin sinnvoll sein könnten. Wir freuen uns auf Ihren ausgefüllten Fragebogen! ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) Titelbild: Dominik Pietsch GESELLSCHAFT / SOCIETY DIVI / DIVI 3 Nachrichten aus der Gesellschaft 1. Aktuelles 1.1 Wahlen zum Präsidium Auf der Mitgliederversammlung der DIVI am 06.12.2012 wurden Wahlen mit dem folgenden Ergebnissen durchgeführt: • Wahl zum Präsident Elect (Präsident für die Amtsperiode 2015/16): Herr Prof. Dr. Gerhard Jorch aus Magdeburg • Wahl zum Kongresspräsidenten 2014: Herr Prof. Dr. Andreas Unterberg, Heidelberg Der aktuelle Vorstand hat damit folgende Zusammensetzung: Präsidentin: Frau Prof. Dr. Elke Muhl Past Präsident: Herr Prof. Dr. Michael Quintel Präsident elect: Herr Prof. Dr. Gerhard Jorch 1.2 Satzungsänderung Weiter wurde auf der Mitgliederversammlung eine Satzungsänderung verabschiedet, die den englischen Namen der DIVI betrifft. Dieser lautet nunmehr: „German Interdisciplinary Association of Critical Care and Emergency Medicine” 1.3 Änderung der Mitgliedsbeiträge Schließlich verabschiedete die Mitgliederversammlung eine neue Beitragsordnung. Die neuen Beiträge wurden im einzelnen wie folgt beschlossen: • Division – MG – Ärzte • Für ordentliche Mitglieder beträgt der Beitrag 150,00 € im Jahr, bei Mitgliedschaft in einer DIVI-FB Fachgesellschaft 100,00 €, außerordentliche Mitglieder zahlen 75,00 € im Jahr, bei Mitgliedschaft in einer DIVI-FB Fachgesellschaft 50,00 €. • Division – MG – Nichtärzte • Der Beitrag für Mitglieder der Division-MG-Nichtärzte beträgt 25,00 € im Jahr. Mitglieder der Division – MG – Nichtärzte erhalten ab dem Jahr 2009 auf die Kongressregistrierung eine Ermäßigung. • Fördernde Mitglieder • Der Jahresbeitrag für Fördernde Mitglieder beträgt mindestens 800,00 € pro Jahr. • Pensionierte oder berentete Mitglieder werden auf Antrag vom Beitrag freigestellt. Die Zusendung der Zeitschrift sowie die Rabattierung auf die Kongressgebühr entfallen dann. Die Zeitschrift kann weiter Online gelesen werden. In diesem Zusammenhang sei auf das neue Verfahren der Rechnungsstellung hingewiesen: Im Rahmen der Neustrukturierung der Mitglieder-Datenbank auf ein DIVI-eigenes System wird auch das Rechnungssystem neu gestaltet. Alle Mitglieder erhalten im März eine Rechnung der DIVI. Der Rechnung wird ein Mitgliedsausweis beigefügt sein. • • • • • 1.4 DIVI Kongress 2012 1.4.1 Allgemeines Der Kongress war mit über 4.500 Teilnehmern gut besucht. Neben zahlreichen positiven Rückmeldungen wurden die teilweise sehr kurzfristigen Absagen und damit die ersatzlose Streichung von im Programm ausgedruckten Vorträgen bemängelt. Der letztgenannte Punkt war bereits im Vorjahr Anlass zur Kritik. Das DIVIPräsidium hat daher beschlossen, bei kurzfristigen Absagen die jeweiligen Redner für den Ablauf von 3 Jahren nicht mehr anzufragen. • • • 1.4.2 Preise und Stipendien • Else Kröner Memorial Award • Dieser mit 25.000 € dotierte Preis wurde im Jahre 2012 geteilt und an Herrn Dr. Dirk Schädler aus Kiel für seine Arbeit „Automatic control of pressure • support for ventilator weaning in surgical intensive care patients“ sowie an Herrn PD Dr. Alexander Zarbock für seine Arbeit „Crucial role of SLP-76 and ADAP for neutrophil recruitment in mouse kidney ischemia-reperfusion injury“ verliehen. Best Teacher Award Dieser Preis in Höhe von 1.000 € für den am besten bewerteten Fortbildungsvortrag ging an Frau Dr. Geraldine de Heer aus Hamburg für ihren Vortrag zur Ulcusprophylaxe. Forschungspreise DIVI 2012 Der 1. Preis in Höhe von 2.000,00 € ging an Herrn Dr. Julian Bösel aus Heidelberg für seine Arbeit „Frühtracheotomie beim zerebrovaskulären Intensivpatienten ist machbar, sicher und reduziert den Analgosedierungsbedarf: Ergebnisse der randomisierten Pilotstudie SETPOINT (Stroke-related Early Tracheostomy vs. Prolonged Orotracheal Intubation in Neurocritical care Trial)“. Der 2. Preis in Höhe von 1.500,00 € wurde Frau Marlena Messer aus München für ihre Arbeit „Welche Patienten wünschen lebensverlängernde Maßnahmen und Intensivmedizin? Eine prospektive Studie mit 1021 Patienten“ verliehen. Den 3. Preis in Höhe von 1.000,00 € erhielt Herr PD Dr. Christoph Härtel aus Lübeck für seine Arbeit „Nosokomiale Sepsis bei sehr kleinen Frühgeborenen: Risikofaktoren, epidemische Mikrocluster und aktuelle Diskussion um präventive Maßnahmen“. Der 4.–8. Preis in Höhe von jeweils 500,00 € ging an die folgenden Kollegen: Herrn Dr. Klemens König aus Tübingen für seine Arbeit „Die funktionelle Blockade des Plexin C1 Rezeptors beeinflusst den hepatischen IschämieReperfusionsschaden“ Herrn Dr. Björn Hußmann aus Essen für seine Arbeit „Einfluss der präklinischen Volumengabe bei schwerstverletzten Kindern mit - hämorrhagischen Schock – eine matched pairs © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ 4 • • • • DIVI / DIVI Analyse von 62 Patienten des TraumaRegisters der DGU“ Herrn Dr. Matthias Weuster aus Kiel für seine Arbeit „Effects of Therapeutic Hypothermia on Hemodynamics in a New Porcine Polytrauma Model – Combination of Severe Chest and Abdominal Trauma with Hemorrhagic Shock“ Herrn Dr. Stephan Braune aus Hamburg für seine Arbeit „Extrakorporale CO -Elimination zur Intubationsver2 meidung bei hyperkapnischen Patienten mit NIV-Versagen“ Herrn Falko Harm aus Basel für seine Arbeit „In-hospital Cardiac Arrest after Leaving a Monitored Bed – Do we Transfer Patients Too Early?“ Das Förderstipendium der DIVIStiftung in Höhe von 3.000,00 € wurde Herrn Dr. Christian Jung aus Jena für seine Arbeit „Pathophysiologische Relevanz des Enzyms Arginase für die Veränderung der Mikrozirkulation im kardiogenen Schock: Evaluation eines potenziellen therapeutischen Ansatzes“ zuerkannt. 1.5 DIVI Mitglieder aus der Industrie Das DIVI-Präsidium hat auf seiner Sitzung vom 24.11.2012 vor dem Hintergrund von vereinzelten Missverständnissen durch und zwischen DIVI-Mitgliedern folgendes beschlossen: Vertreter aus der Industrie können • jederzeit Mitglied von DIVI Sektionen werden, sein oder bleiben, sofern sie DIVI-Mitglied sind • keine Ämter oder Funktionen in der DIVI wahrnehmen • keinen Vorsitz oder Vortrag im wissenschaftlichen Teil eines DIVI-Kongresses übernehmen 1.6 Interessenkonflikt Das DIVI-Präsidium hat auf seiner Sitzung vom 24.11.2012 zur Verbesserung der Transparenz bei wissenschaftlichen Präsentationen folgendes beschlossen: • ein evtl. vorhandener bzw. ein nicht vorhandener Interessenkonflikt wird von jedem Vortragenden auf einem DIVI-Kongress in einer einleitenden Folie dargelegt. Dies Vorgehen ist ab dem DIVI 2013 verpflichtend. ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) 2. Mitglieder Ende des Jahres 2012 hatte die DIVI insgesamt 1.876 Mitglieder. Im Einzelnen handelt es sich neben den 11 Ehrenmitgliedern der DIVI um • 1.069 ordentliche und • 504 außerordentliche ärztliche Mitglieder sowie um • 291 nicht-ärztliche Mitglieder Bei den ärztlichen Mitgliedern stellen die Anästhesisten mit 1.142 die größte Gruppe, gefolgt von den Internisten mit 434, den Chirurgen mit 291, den Neuromedizinern mit 130 und den Kinder- und Jugendmedizinern mit 87. (aufgrund der Möglichkeit von Mehrfachnennungen entsprechen diese Zahlen in der Summe nicht der Mitgliederzahl). Fünf Institutionen sind bislang als fördernde Mitglieder der DIVI aufgenommen (Details unter: http://www. divi-org.de/Foerdernde-Mitglieder. 170.0.html). GESELLSCHAFT / SOCIETY • 7. Pädiatrische Intensivmedizin • 8. Sepsis • 9. Technik und Monitoring 10. Pflegeforschung und Pflegequa• lität in der Intensivmedizin 3.2 Neuaufgenommene Sektionen Es wurden zwei neue IAG unter der Sektion Notfallmedizin aufgenommen: • Hyberbare-O Therapie 2 • Angewandte Pharmakologie in der Notfall- und Intensivmedizin 3.3 Themen ohne Bearbeitung von Sektionen oder einer ihrer Gruppen • • • • Endokrinologie Nephrologie Infektiologie Perioperative Intensivmedizin 4. Aktuelle Projekte 3. Sektionen 4.1 Fort- und Weiterbildung Details zur Zusammensetzung und Führung der einzelnen Sektionen sind dem Interessierten jederzeit unter http://www.divi-org.de/Sektionen.13.0. html zugänglich. 4.1.1 Fortbildungssitzungen auf dem DIVI Kongress 2013 3.1 Änderungen der Struktur bei den Sektionen Um die Struktur der Sektionen an die europäischen Vorbilder (ESICM) anzugleichen, wurde auf dem DIVI-Kongress mit den Sektionssprechern eine neue Struktur konsentiert, die die Zusammenfassung der momentan 21 Sektionen in 10 Sektionen mit zahlenmäßig unterschiedlichen Teileinheiten beinhaltet. Die bisherigen Sektionen bleiben auf Arbeitsebene bestehen, weitere Details sowie die neue Geschäftsordnung für Sektionen und ihrer Teileinheiten werden derzeit von einer ad-hoc-Gruppe geklärt. Die 10 Sektionen der neuen Struktur sind: 1. Ethik • 2. Hirn und Nervensystem • 3. Kreislauf • 4. Lunge • 5. Notfallmedizin • 6. Organversagen – Ersatztherapie • – Transplantation Auf dem DIVI 2013 werden erneut 24 Themen aus dem Fortbildungscurriculum Gegenstand von Fortbildungssitzungen sein. Die Kerninhalte der einzelnen Fortbildungsvorträge werden zudem als Übersichtarbeiten in Buchform veröffentlicht werden, wobei das Buch zum Zeitpunkt des Kongresses vorliegen wird. 4.2 Qualitätsmanagement auf der Intensivstation 4.2.1 Peer Review auf Intensivstationen Bei diesem Verfahren geht es darum, dass Teams aus Intensivmedizinern und intensivmedizinischen Fachpflegekräfte sich auf ihren jeweiligen Intensivstationen gegenseitig visitieren, um anhand definierter Kriterien zu evaluieren, ob und wenn ja, was noch besser gemacht werden kann. Details hierzu sind im Internet verfügbar (http://www.anaesthe sieintensivmedizin-charite.de/nequi/ index.php). Für das Verfahren werden ausgebildete Peer Reviewer benötigt, so dass an GESELLSCHAFT / SOCIETY dieser Stelle zur aktiven Mitarbeit konkret zur Ausbildung zum Peer Reviewer aufgerufen wird. DIVI / DIVI unserer Gesellschaft demnächst unter folgender web-Adresse: www.DIVI.de. 6. Termine 5. Sonstiges 5.1 Neue Homepage Die neue DIVI-Homepage ist kurz vor der Fertigstellung. Sie finden alle Inhalte Die Veranstaltungen, auf die wir Ihr Augenmerk richten wollen, finden Sie unter http://www.divi.de/veranstaltungendritte.html 5 Korrespondenzadresse OTA Prof. Dr. Andreas Markewitz Generalsekretär der DIVI Direktor der Abt. XVII – Klinik für Herzund Gefäßchirurgie Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacher Str. 170 56072 Koblenz Tel.: 0261 2813701 Fax: 0261 2813702 [email protected] AnchorFast Eine Hollister Technologie Fixierung für orale Endotrachealtuben Sicherheit und Komfort für Patient und Pflege Die richtige Wahl: • Die richtige Wahl zur Fixierung oraler Endotrachealtuben • Die richtige Wahl zur Optimierung der täglichen Mundpflege • Die richtige Wahl zur Unterstützung eines gesunden Hautzustandes Hollister Incorporated · Niederlassung Deutschland · Riesstraße 25 · 80992 München · Beratung für Fachpersonal: Telefon 0 800 / 36 38 400 – gebührenfrei · www.hollister.de 6 DIVI / DIVI GESELLSCHAFT / SOCIETY Die Verbindung von Medizinprodukten mit IT-Netzen – Nutzen und Risiken sollten bedacht werden Ein gemeinsames Positionspapier von DIVI, DGBMT und VDE zu einer Norm zum Risikomanagement von Medizinischen IT-Netzen (DIN EN 80001–1 / IEC 80001–1) erschienen Ob Vitaldatenmonitor, Beatmungsgerät, Spritzenpumpe, Hämofiltration, Endoskopie oder Ultraschall: Heute gibt es kaum noch ein aktives Medizinprodukt, welches nicht über eine Schnittstelle verfügt, um an ein Computernetzwerk angeschlossen zu werden. Die Mehrwerte einer solchen Anbindung sind meist offensichtlich: Eine bessere Verfügbarkeit von Informationen, eine verbesserte Dokumentation, um Therapieentscheidungen und Behandlungsverlauf nachvollziehbar zu machen, einen Leistungsnachweis bei Prüfungen durch den MDK oder im Schadensfall, Effizienz in der Wartung der Medizinprodukte oder die Möglichkeit einer späteren Auswertung für wissenschaftliche Fragestellungen (Sekundärdatenanalyse, Versorgungsforschung, klinische Studien). Doch die Verbindung von Medizinprodukten mit IT-Netzwerken bringt eine neue Komplexität und damit verbunden neue Risiken in die Krankenhäuser: Was passiert, wenn das Netzwerk aus- fällt oder Fehlfunktionen aufweist? Was passiert, wenn der Virenscanner wichtige Informationen „schluckt“? Was passiert, wenn eine Schadsoftware (Viren, Trojaner, etc.) ein Medzinprodukt (Endoskopieturm, Monitoringzentrale) befällt? Die Krankenhäuser müssen lernen, diese Risiken zu erkennen, zu bewerten und zu beherrschen. Dies setzt eine enge Zusammenarbeit von Herstellern, Krankenhaus-IT, Medizintechnik und vor allem den klinisch tätigen Anwendern voraus. Eine „Best-Practice-Lösung“ bietet die Norm DIN EN 80001–1 (bzw. IEC 80001–1) „Anwendung des Risikomanagements für IT-Netzwerke mit Medizinprodukten“. Basierend auf einem Expertenworkshop hat die DIVI-Sektion IT&MT und die Deutsche Gesellschaft für Biomedizinische Technik (DGBMT) im Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) ein Positionspapier zur Umsetzung der IEC 80001–1 in der Intensiv- und Notfallmedizin erarbeitet [1]. Das Positions- papier soll die Motivation der Norm, ihre Ziele und Inhalte, sowie Möglichkeiten zur Umsetzung in den Kliniken aufzeigen. Korrespondenzadressen Dr. med. Rainer Röhrig Leiter der Sektion Medizinische Informatik Universitätsklinikum Standort Gießen Anästhesie und operative Intensivmedizin Rudolf-Buchheim-Str. 7 35392 Gießen Tel.: 0641 985 44494 Fax: 0641 985 44499 [email protected] PD Dr. med. Christian Wrede Chefarzt des Notfallzentrums mit Rettungsstelle Helios-Kliniken Berlin Schwanebecker Chaussee 50 13125 Berlin Tel.: 030 9401 54700 [email protected] Literatur 1. Ahlbrandt J, Dehm J, Röhrig R, Imhoff M, Wrede C: Risikomanagement für medizinische Netzwerke in der Intensivund Notfallmedizin – Gemeinsames Postitionspapier zur Norm ISO 80001–1 von der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik (DGBMT) im VDE e.V. und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI) unter Beteiligung des Bundesverbandes Gesund- ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) heits-IT (BVITG), der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege (DGF) und der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE) im DIN und VDE. VDE Frankfurt. 2012. ISBN 978–3–925512–33–9. Online Verfügbar unter https://www.vde. com/de/InfoCenter/Studien-Reports/ Seiten/Positionspapiere.aspx Reprint (leicht verändert): Ahlbrandt J, Röhrig R, Dehm J, Wrede C., Imhoff M, DIVI, Deutsche Gesellschaft für Biomedizinische Technik (DGBMT) im VDE e.V.. Risikomanagement für medizinische Netzwerke in der Intensiv- und Notfallmedizin. Gemeinsames Positionspapier zur Norm IEC 80001–1. GMS Med Inform Biom Epidemiol. 2013;9(1) –online Verfügbar unter: http://www.egms.de/dynamic/en/ journals/mibe/volume9.htm 8 R. Nusser-Müller-Busch: Schluckstörungen auf der Intensivstation: Atmen und Schlucken – eine vitale Beziehung Swallowing disorders in the ICU: Breathing and swallowing – a vital relationship Einleitung Eine Dysphagie ist keine Erkrankung, sondern ein Symptomkomplex, aus dem Dehydratation, Mangelernährung und Aspirationsrisiken resultieren können. Während Hydratation und Ernährung heutzutage gesichert werden können, muss das Augenmerk auf Aspirationen (von Speichel, Sekret oder Nahrung) gelenkt werden, die auch „still“ ablaufen können, d. h. ohne rechtzeitigen Einsatz oder bei Fehlen von Schutzreaktionen. Schluckstörungen – allgemeine Aspekte Zahlreiche Erkrankungen verschiedener Genese sind mit Dysphagien assoziiert (Tab. 1). Um das Schluckvermögen wieder herzustellen und durch eine Dysphagie hervorgerufene Komplikationen zu vermeiden, kommen therapeutisch restituierende, kompensatorische und / oder adaptive Verfahren zum Einsatz [1, 2, 3]. Dysphagien erfordern je nach Ätiologie die Expertise und die Zusammenarbeit mehrerer Berufsgruppen, u. a. der Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten, Neurologen, HNO-Ärzte sowie Gastroenterologen. Zur Identifizierung von Schluckstörungen existieren verschiedene Screeningverfahren, v. a. als Wasserschlucktests, deren Zuverlässigkeit aber unbefriedigend ist [4]. Selten können schluckgestörte Patienten Wasser schluckweise oder gar 90 ml Wasser aus einem Glas [5] „auf ex“ austrinken. Oft kommt es zu Verschluckszenarien, zum Abbruch des Tests mit der Folge der Anordnung einer oralen Nahrungskarenz, obwohl der Patient andere, im Screening nicht geprüfte Nahrungskonsistenzen (wie etwa passierte Kost) eventuell bewältigen könnte. Besonders verlangsamt reagierende Patienten versagen häufig im Wasserschlucktest. Wasser mit seiner hohen Fließgeschwindigkeit läuft schnell durch den Schlucktrakt und die Luftwege müssen dabei prompt verschlossen werden. Breiige, pürierte Konsistenz fließt langsamer. Das verbessert die Chance, dass die Atem-Schluck-Koordination (s. u.) gelingt und der Bolus sicher geschluckt wird. ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) Ätiologie der Dysphagie (Beispielhaft) strukturell bedingt Erkrankungen / Traumen / Operationen / Bestrahlungen im HalsKopfbereich, der HWS, im oberen Aerodigestivtrakt, Thoraxbereich. Entzündungen, Nekrosen, Verätzungen im Mund- Rachenraum, Trachea, Ösophagus neurogen bedingt Insulte, Schädel-Hirn-Traumen, ALS, Parkinson, Demenzerkrankungen, MS, Enzephalitis, Poliomyelitis, Tumore, Intoxikationen, Medikamentennebenwirkungen, Guillain-Barré-Syndrom, Neuropathien muskulär bedingt Dermatomyositis, Polymyositis, endokrine / metabolische Myopathien, Myotonien, Muskeldystrophien psychogen bedingt Phagophobie, Essstörungen Tabelle 1 Beispielhafte Ätiologien der Dysphagie Erst seit 5 Jahren sind klinische Tests verfügbar, die zuerst das Schlucken von Speichel und im Anschluss das Schlucken breiiger Konsistenz prüfen. Ihnen liegt die Idee zugrunde, nicht nur die Störung zu diagnostizieren, sondern auch Ansatzpunkte für das therapeutische Vorgehen und für eine diätetisch veränderte Ernährung zu erhalten. Hierzu gehören insbesondere das Gugging Swallow Screen (GUSS) [6], das für StrokePatienten entwickelt wurde, sowie der Berliner Schlucktest (BST) [7]. Zur Aktivierung von Schluckreaktionen, Aufmerksamkeit und Wachheit wird beim BST die taktile Mundstimulation nach der Facio-Orale Trakt Therapie (F.O.T.T.) eingesetzt [8]. Dabei werden strukturiert Reize in der Mundhöhle, an Zahnfleisch, Zunge und Gaumen gesetzt, wenn die Zunge nicht aktiv sein kann. Ziel ist es, reaktiv orale – und Schluckbewegungen auszulösen und therapeutisch zu nutzen. Die entstehenden Fragen und Hypothesen zum Störungsmechanismus der Dysphagie müssen ggf. durch bildgebende Verfahren geklärt werden. Auf der Intensivstation eignet sich die „fiberoptic endoscopic evaluation of swallowing“ (FEES), da sie im Gegensatz zur Röntgenuntersuchung mit dem transportablen Equipment vor Ort erfolgen kann und auch Patienten mit eingeschränkter Vigilanz untersucht werden können [9, 10, 11, 12]. Von außen nicht sichtbare Paresen, der Aufstau und Umgang mit Speichel im Pharynx oder Kehlkopf sowie die Bewegung des Kehlkopfes beim Schlucken können beurteilt werden. Sekundär erworbene Schluckstörungen Intensivmedizinische Maßnahmen und Begleitumstände, die die Vigilanz, das Schlucken von Speichel / Nahrung und die pharyngeale / tracheale Schutzreaktionen beeinträchtigen, können nosokomial sekundäre Dysphagien erzeugen. Im Vordergrund stehen hierbei insbesondere der invasive Atemwegszugang, eine liegende Ernährungssonde, Medikamentennebenwirkungen, ein reduzierter Allgemeinzustand mit evtl. Multimorbidität, gastroösophageale Probleme oder ein Delir. Es bedarf einer erhöhten Aufmerksamkeit bei allen Beteiligten des intensivmedizinischen Teams, entstehende sekundäre Probleme frühzeitig zu erkennen. Einige Problemstellungen werden in diesem Abschnitt besprochen. Fremdkörper Nasogastrale Magensonden, Endotrachealtuben, Trachealkanülen und / oder Cervikalorthesen sind therapeutisch notwendige Medizinprodukte, die – jedes für sich – einen normalen Schluckablauf mechanisch beeinträchtigen können. Fallbeispiel Herr F., 78 Jahre, Z. n. operativen Abdominaleingriff und Langzeitbeatmung, ist mit einer Magensonde versorgt. Beim Kostaufbau treten zunehmend Schluckprobleme R. Nusser-Müller-Busch: Schluckstörungen auf der Intensivstation: Atmen und Schlucken – eine vitale Beziehung Swallowing disorders in the ICU: Breathing and swallowing – a vital relationship auf, er nimmt kaum Nahrung zu sich. In der logopädischen Eingangsuntersuchung des wachen, geschwächten Patienten zeigen sich verlangsamte, nicht komplette Kehlkopfbewegungen. Die Schluckfrequenz ist reduziert. Herr F. bejaht die Frage der Logopädin, ob er Schmerzen beim Schlucken habe. Sie vermutet eine mechanische Irritation durch die Magensonde. Im Schluckkonsil mit dem HNO-Arzt wird diese Hypothese endoskopisch bestätigt. Die Magensonde reibt beim Schlucken am rechten Aryknorpel, dieser ist gerötet und ödematös. Schmerzbedingt vermeidet Herr F. das Schlucken. Der Speichel läuft an der Magensonde entlang direkt in den Kehlkopf. Damit Schlucken wieder möglich wird, muss aus Sicht der Untersucher die Magensonde entfernt werden, um die fortgesetzte mechanische Reizung an den laryngealen Strukturen zu unterbinden und deren Abschwellen zu ermöglichen. Dies erfordert eine alternative Ernährungsform für die nächsten Tage, da Herr F. aufgrund der Kraftminderung und noch bestehender Vigilanzschwankungen nicht sofort vollständig oral ernährt werden kann. Wie so oft besteht beim symptomorientierten Lösen von Problemen (hier: Ernährung via Magensonde) die Gefahr, dass sich neue bzw. zusätzliche Probleme entwickeln (Schwellung des Aryknorpels). Einen Ausweg gibt es erst dann, wenn es gelingt, kausale Zusammenhänge zu identifizieren und sie an einer Stelle zu durchbrechen. Nach einer ersten Reaktion („Aber er braucht die Magensonde noch …“) ergibt die Beratung aller Beteiligten folgende kreative Zwischenlösung: Vorübergehende parenterale Ernährung, parallel dazu Schlucktraining und das häufige Anreichen kleiner Mengen hochkalorischer passierter Kost. Sind mehrere dieser therapeutischen Hilfsmittel gleichzeitig im Einsatz, entsteht ein hohes Problempotenzial für eine suffiziente Schluckfähigkeit. So wird z. B. bei Halsmarkverletzungen die HWS operativ in einer Position stabilisiert, in der der Bewegungsspielraum für die zum Schlucken notwendige hochzervikale Flexion der Kopfgelenke eingeschränkt oder unmöglich wird. In Kombination mit einer Cervikalorthese (Miami J Collar), einer Magensonde und u. U. einer geblockten Trachealkanüle kann das Schlucken und somit der Transport durch den Rachenraum in seiner Geschwindigkeit gestört werden. Schafft es der Patient nicht, sich an die Situation zu adaptieren und entsprechend zu kompensieren, landet das Fehlgeleitete in den Luftwegen statt in der Speiseröhre. 9 Pharynx sichtbar werden. Sedativa und Neuroleptika können Einfluss auf die Reaktionsfähigkeit und die Bewegungsfähigkeit (auch) der am Schlucken beteiligten Muskulatur haben. Folgen erschwerter Mundhygiene Intubation und Trachealkanülen Skoretz et al. [13] fanden in ihrem Review eine große Variationsbreite der Inzidenz für Dysphagien nach endotrachealer Intubation (3–83 %). El Solh et al. [14] konnten mit einer FEES-Untersuchungen (2, 5, 9, und 14 Tage danach) zeigen, dass Patienten aller Altersstufen in diesem Zeitraum Speichel aspirierten (52 % der Patientengruppe > 65 Jahre vs. 36 % der unter 65-Jährigen). Bei 13 % der älteren Patientengruppe persistieren die Schluckprobleme über 2 Wochen. Nur der funktionelle Status vor Beginn der Intensivbehandlung bei den untersuchten Patienten war die einzig signifikante Determinante, die die Rückbildung der Schluckstörungen nach Intubation zu beeinflussen schien. Die Autoren empfehlen daher die FEES-Untersuchung besonders für ältere Intensivpatienten. Durch Endotrachealtuben und / oder Trachealkanülen verursachte Schäden an der Trachea (Knorpeleinbrüche, tracheo-laryngeale Fisteln etc.) können zu schwerwiegenden respiratorischen Komplikationen, zum Scheitern einer Extubation und permanenter stiller Aspiration führen [15, 16]. Das Verständnis für den Umgang mit Trachealkanülen in Kombination mit Schluckstörungen, die dadurch bedingten funktionellen Auswirkungen und Einschränkungen sind nach Ansicht von Seidl et al. [17] noch nicht weit verbreitet. Medikamentennebenwirkungen Medikamente können den Speichelfluss minimieren (z. B. Psychopharmaka) oder erhöhen (z. B. Haloperidol). Bei Delir schränken therapeutisch eingesetzte Medikamente, wie Haloperidol, die Vigilanz und somit die Schluckfähigkeit und -frequenz weiter ein. Endoskopisch können dabei massive Speichelmengen im Bei geschwächten, hospitalisierten Patienten mit neurogenen und stressbedingten Störungen der Kieferöffnung, Beißreaktionen oder Störungen des Mundschlusses ist die Mundhygiene erschwert und wird täglich zu einer Herausforderung [8, 18]. Liegt eine Schluckstörung vor, können pathogene orale Mikroorganismen und Zungenbelag mit Speichel vermengt in die unteren Atemwege aspiriert werden und pulmonale Komplikationen auslösen. Teambasiertes Vorgehen auf der ITS Herkömmliche logopädische Untersuchungs- und Therapieansätze [1], die die kognitive und aktive Mitarbeit des Patienten erfordern, sind auf der Intensivstation nur bedingt einsatzfähig. Strukturen in der Mundhöhle und Bewegungsabläufe können oft nicht beurteilt werden, wenn z. B. der Patient nicht wach genug ist und / oder auf Aufforderung den Mund nicht öffnen kann. Für ITS-Patienten bietet sich die Therapie des Facio-Oralen Trakts (F.O.T.T. ) an, ein ursprünglich für neurologische Patienten entwickelter alltagsorientierte Ansatz, bei dem die Patienten nicht wach sein und / oder verstehen können müssen. Die F.O.T.T. ist nicht nur auf die Behandlung der Dysphagie, sondern auf die fazio-oralen Funktionsstörungen ausgerichtet. Diese werden durch Faktoren wie Vigilanz, gesamtkörperliche Bewegungsfähigkeit, Atmung, Stellung des Schultergürtels, der Nacken- und Kopfstellung beeinflusst und verursachen Probleme beim Kauen, Essen, Trinken, Schlucken, Sprechen und bei der Mundhygiene. Das Vorgehen wird an den Bedürfnissen des Patienten ausgerichtet. Die mit ihm arbeitenden Berufsgruppen, wie Pflege, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden etc., steuern ihre Expertise zur Verbesserung seiner Aktivitäten © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ 10 R. Nusser-Müller-Busch: Schluckstörungen auf der Intensivstation: Atmen und Schlucken – eine vitale Beziehung Swallowing disorders in the ICU: Breathing and swallowing – a vital relationship des täglichen Lebens bei. Auch ein Trachealkanülen-Management (TKM) wird hier einbezogen. Der therapeutisch begleitete Prozess der Entwöhnung von der Kanüle ist nicht nur auf die Anpassung der Atmung ausgerichtet, sondern auch auf die Verbesserung der Schluckund Sprechfähigkeit [19, 20, 21, 22]. Der klinischen, alltagsorientierten Untersuchung im Rahmen der F.O.T.T. geht immer ein Gespräch mit den Pflegenden voraus, die aufgrund des kontinuierlichen Kontakts zum Patienten für die Therapie zielführende Informationen weitergeben können. In der klinischen Befunderhebung werden mit „hands on“ nicht nur die Probleme, sondern auch die Fähigkeiten und das Potenzial des Patienten ermittelt. Die Hände des Therapeuten werden gezielt eingesetzt, um Stabilität z. B. für den Rumpf oder den Kiefer zu geben und / oder Arm- und Handbewegungen zu führen. Aufgrund des reduzierten Allgemeinzustandes und der oft multiplen medizinischen Probleme der Intensivund Akutpatienten ist das Schlucken von Nahrung oft noch gar nicht möglich, obwohl diese Fragestellung sehr häufig an die Schlucktherapeuten herangetragen wird. Bevor das Schlucken von Nahrung geprüft werden kann, muss die dringlichste Frage geklärt werden: Wie sicher ist das Schlucken von Speichel (Qualität) und über welchen Zeitraum (Quantität)? Aspirationen können „still“ ablaufen. Sie werden nicht von Hustenreaktionen begleitet und sind klinisch nur an den Atemirritationen zu bemerken. Das Augenmerk richtet sich immer auch auf die Beurteilung der Qualität (Vollständigkeit und zeitliches Zusammenspiel) der von außen sichtbaren Bewegungen beim Schluckvorgang, auf die Quantität (Frequenz / Minute) und auf die Atem-Schluck-Koordination (s. u.). Verändern sich Atmung und Stimme nach dem Schlucken? Klingt die Stimme feucht / gurgelig, weil Speichel, Sekret oder Nahrung auf den Stimmbändern liegt? Um diese Fragen beim Patienten beurteilen zu können, müssen die Teammitglieder sich differenziert mit dem Schluck- und Atemvorgang auseinandersetzen und sich selbst und andere beobachten (Selbsterfahrung als Methode). ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) Das Normale kennen Wir schlucken in ruhigen, wachen Phasen 1–2mal / Minute automatisiert unseren Speichel. Bei Nahrungsaufnahme steigt die Frequenz. Die Angaben in der Literatur schwanken zwischen 580–2000mal / 24 Stunden [1]. Im Schlaf sind schluckfreie Phasen von 20 Minuten bekannt [23]. Ohne Speichel ist Schlucken kaum möglich. Voraussetzung ist, dass das zentrale Nervensystem intakt ist und keine schwerwiegenden organischen Probleme, wie Paresen oder Resektionen an der Zunge, im Pharynx oder Larynx vorliegen. Ein Mindestmaß an Situationsverständnis, an Bewegung und Koordination im Schlucktrakt müssen für die willentliche Steuerung der präoralen und oralen Phase gegeben sein. Im Alter kann unter anderem durch den Elastizitätsverlust der Strukturen die Schluckfähigkeit nachlassen (Presbyphagie) [24]. „Schlucken ist das Ergebnis kombinierter Kräfte, die den Bolus in den Magen befördern und ihn dabei aus den Luftwegen heraushalten.“ [9] Dieses Schluckmodell betont das Zusammenspiel von Atmung und Schlucken. Schlucken ist bei intakten Strukturen nur dann erfolgreich, wenn Bewegung und Atmung zeitlich sowie ausreichend schnell koordiniert werden können. Schlucken ist nicht alleine die Bewegung, die den Bolus in den Magen befördert. Erst mittels des dabei auftretenden Atemstopps, bei dem sich die Stimmbänder annähern oder schließen, und der dadurch entstehenden Druckveränderungen im Mund- und laryngo-pharyngealen Raum wird der Bolus über den gesenkten Kehldeckel, der sich schützend über den Kehlkopfeingang legt, in Richtung Ösophagus gelenkt. Im Rahmen der Dysphagietherapie können daher auch atemtherapeutische Maßnahmen (z. B. die Elastizitätsförderung des Diaphragmas und der Atemhilfsmuskulatur [25]) dazu beitragen, die Ausatmung zu verlängern und Pausen zu ermöglichen, in denen das Schlucken suffizient ablaufen kann. steuerte Atem-Schluck-Koordination wird flankiert von körpereigenen Schutzmechanismen, die bei Verschlucken z. B. von Nahrung durch Husten und Räuspern die oberen Atemwege reinigen. Das Expektorat wird danach geschluckt oder ausgespuckt [26]. Der Organismus muss also in der Lage sein, die Atmung während des Schluckens ausreichend lang unterbrechen zu können. Ist dies nicht möglich, kommt es zu Dyspnoen, zu einer Vernachlässigung des Schluckens zugunsten der wichtigsten Vitalfunktion, dem Atmen. Speichel kann dabei unkontrolliert in die geöffneten Atemwege laufen und aspiriert werden. Störungen der Atem-Schluck-Koordination Patienten mit neurogenen Schluckstörungen zeigen häufig eine Störung der Atem-Schluck-Koordination mit einem Einatmen nach dem Schlucken [27]. Der dabei entstehende Sog zieht fehlgeleitete Nahrungsreste und v. a. Speichel in die unteren Atemwege. Bei (langzeit)beatmeten Patienten wird die Atmung unter Ausschaltung des Rachens und des Kehlkopfes über die Trachealkanüle umgeleitet. Die von der Medulla oblongata gesteuerte Atem-Schluck-Koordination ist dadurch verändert. Die künstliche Atemluft nimmt einen anderen als den physiologischen Weg; die Beatmungsdrücke und Rhythmen sind nicht körpereigen angepasst, sondern von außen vorgegeben. Es kommt zu einer Beeinträchtigung der Sensibilität im Larynx, der Schluckauslösung und der Schutzmechanismen [28]. Patienten nach tumorbedingten Resektionen im Pharynx oder Larynx, z. B. nach horizontalen Teilresektionen mit Entfernung der Epiglottis, zeigen postoperativ ebenfalls zum Teil ein ausgeprägtes Aspirationsrisiko. Hier ist der Grund nicht in der zentralen Koordinationsstörung zu suchen, sondern vielmehr in der operativen Entfernung eines Teils des Zungengrundes, der normalerweise den Bolus in Richtung Speiseröhre drückt und die Epiglottis über den Larynx kippt. Atem-Schluck-Koordination Schlucken unterbricht die Atmung. Der Atempause folgt bei den meisten gesunden Menschen reflektorisch ein Ausatmen. Die in der Medulla oblongata ge- Fazio-orale Sequenzen beobachten lernen In der Beobachtung und Beurteilung des Schluckvermögens ist es sinnvoll, nicht R. Nusser-Müller-Busch: Schluckstörungen auf der Intensivstation: Atmen und Schlucken – eine vitale Beziehung Swallowing disorders in the ICU: Breathing and swallowing – a vital relationship 11 vom „Schluckakt“ auszugehen, sondern vielmehr die fazio-oralen Aktivitäten als Sequenzen zu analysieren, die sich im Laufe eines Tages hinweg abwechseln. Diese Aktivitäten werden unterbrochen durch die vitalen Funktionen Atmen und Speichelschlucken (Abb. 1). Viele Sequenzen können beobachtet werden: Schlucken nach Husten / Räuspern, Niesen, Gähnen, Ausspucken, in Sprechund Singpausen und beim Zähneputzen, beim Gehen, etc. …. Es gilt herauszufinden, wann der Patient in seinem aktuellen Alltag schluckt oder versucht zu schlucken. Nach diesen zu erwartenden Bewegungsreaktionen (oder ihrem Ausbleiben) kann gezielt gesucht werden, um sie zu analysieren und zu fördern. Weiteres Vorgehen Die eingeschränkten Möglichkeiten des Patienten zur physiologischen „Selbststimulation“ können zu sensorischer Deprivation im fazio-oralen Trakt und zu einer Reduktion von Bewegungen oder aber zu Überreaktionen wie festem Kieferschluss und Beißreaktionen führen. In basalen Alltagssituationen werden mit Stimulationstechniken fazioorale Bewegungen angebahnt, gefördert und Schluckhilfen eingesetzt, die Bewegungsantworten des Patienten elizitieren (= hervorlocken) und fazilitieren (= erleichtern) können. Umlagern, Drehen, Aufsetzen eines Patienten bieten hervorragende Möglichkeiten, orale Reaktionen auszulösen und sie therapeutisch zu nutzen. Während der Bewegungen verändert auch der in der Wange gesammelte, nicht geschluckte und inzwischen nicht mehr gespürte Speichel seine Position. Er wird dadurch wieder wahrgenommen und löst orale Reaktionen aus, die therapeutisch mit einer manuellen Hilfe in ein Schlucken überführt werden können. Diverse internationale Studien weisen auf die Notwendigkeit einer adäquaten Mundhygiene zur Pneumonieprophylaxe hin [29, 30]. In der F.O.T.T. dient die Mundhygiene auch zur Problemanalyse und zur Anbahnung physiologischer Bewegungsabläufe, wie Schlucken und Ausspucken von Wasser etc. [8]. Im weiteren Verlauf werden zur Anbahnung und Verbesserung von Kiefer-, Abbildung 1 Die fazio-oralen Funktionen: Die fazio-oralen Funktionen wechseln sich koordiniert ab (Pfeile). Sie passen sich kontextabhängig an die jeweilige Aktivität und an. (Entnommen aus [26], mit freundlicher Genehmigung des Springer-Verlages GmbH) Zungen- und Schluckbewegungen vorerst kleine Nahrungsmengen, z. B. kleinste Mengen Obstmus (1/3 Teelöffel / Tag) angereicht. Kauen kann zu gegebener Zeit mit Apfelstückchen in feuchter Gaze angebahnt werden. In Gaze deshalb, damit die zerbissenen Teile wieder kontrolliert aus dem Mund geholt werden können anstatt verschluckt zu werden. Das Wegschlucken des im Mund verbliebenen Saftes kann dann mit einer taktilen Schluckhilfe, z. B. am Mundboden, unterstützt werden. Kann der Patient die Transport- und Schluckbewegungen in der Therapie wieder abrufen, wird im Team geklärt, wie oft im Tagesverlauf kleine Nahrungsmengen mit nun sicher zu bewältigenden passierter Konsistenz freigegeben werden. Das mehrmalige Anbieten kleiner Mengen im Laufe des Tages fußt auf therapeutischen Überlegungen: Die einsetzenden Schluckbewegungen werden dabei in Bewegungsausmaß und Ausdauer wiederholt trainiert. Dadurch kann auch mehrmals am Tag die Aufmerksamkeit und die Motivation des Patienten gefördert werden. Eine FEES sollte bei Bedarf und im Idealfall gemeinsam von einem HNOArzt, einem Schlucktherapeuten und im Beisein eines zuständigen Pflegenden durchgeführt werden. Strukturelle Schädigungen und Funktionsstörungen im Oropharynx, Larynx und besonders der intrapharyngeale Umgang mit Speichel und Residuen können elektronisch aufgezeichnet und ausgewertet werden. Die Schlussfolgerungen werden dann gemeinsam diskutiert. Ziel der Untersuchung ist es, Aspirationen (oder Tumore) auszuschließen und den Pathomechanismus der Schluckstörung zu verstehen. Dann kann das Ernährungsmanagement eingeleitet und das weitere therapeutische Vorgehen (auch über den Intensivaufenthalt hinaus) beschlossen werden. Im Anschluss müssen die Frage „orale Nahrungszufuhr vs. orale Nahrungskarenz“ (nihil per os [NPO]) oder eine vorläufige, diätetisch angepasste Ernährungsform gemeinsam mit den Ärzten und Pflegenden der Intensivstation besprochen werden, damit die Empfehlung des Konsiliardienstes nicht mit an© Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ 12 R. Nusser-Müller-Busch: Schluckstörungen auf der Intensivstation: Atmen und Schlucken – eine vitale Beziehung Swallowing disorders in the ICU: Breathing and swallowing – a vital relationship deren aktuellen medizinischen / pflegerischen Konstellationen kollidieren. Zwischen den Polen „oral“ und „NPO“ sind Zwischenstufen hilfreich: • Welche Konsistenzen können – in welcher Menge, wie oft am Tag – sicher bewältigt werden? Ein diätetisch angepasstes Kostangebot kann initial einen Einstieg ermöglichen [31]. Erfahrungsgemäß ist bei Intensivpatienten zu Beginn breiige Kost oft das Mittel der Wahl. Passierte Kost fließt langsamer als Flüssigkeiten und ist leichter zu bewältigen. Im Gegensatz zum Kauen mit seinem komplexen Zusammenspiel rotierender Kiefer- und Zungenbewegungen erfordert das Schlucken passierter Kost „nur“ die Rückwärtsbewegung der Zunge (ähnlich der Zungenbewegung beim Speichelschlucken oder wenn wir „n-ga“ sagen). Flüssigkeiten können mit Geliermitteln angedickt werden, die auf der Intensivstation vorrätig sein sollten ebenso wie verschiedene breiige Speisen z. B. Joghurts, Obstmus, Pudding und Götterspeise, so dass unterschiedliche Vorlieben bedient werden können. Oft bringen Angehörige zu gegebener Zeit auch gerne Suppen oder Lieblingsspeisen mit; gibt es ihnen doch das Gefühl, einen aktiven Beitrag zur Genesung beitragen zu können. Schluckprotokolle ermöglichen eine Einschätzung über einen zurückliegenden Zeitraum, die dann zu Änderungen im Therapieregime führen können [32]. Voraussetzungen für orale Nahrungsgaben werden in Tabelle 2 dargestellt. Trachealkanülen – Schlucken und Schutz Der Ausatem ist Wächter und Initiator der Schluckreaktion. Mit dem Ausatmen werden Residuen und Essensreste im Rachen oder Kehlkopf aufgespürt und anschließend weggeschluckt oder ausgespuckt. Damit der Patient wieder Alltagsund Kommunikationskompetenz aufbauen kann, werden in der F.O.T.T. als wichtigste Ziele in den Phase A und B (Frührehabilitation) das Anbahnen und Wiederherstellen des sicheren Speichelschluckens als Voraussetzung für die Dekanülierung bei stabiler Atemsituation gesehen. In der Langzeit- und Dauerbeatmung erleichtern Trachealkanülen das ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) Voraussetzungen für orale Nahrungsgaben Wachheit Situationsverständnis orale – und Kehlkopfbewegungen (von außen sichtbar) Speichel wird sicher geschluckt vorhandene Stimmproduktion / klarer Stimmklang vorhandene Reinigungsmechanismen (Husten / Räuspern) mit produktivem Sekrettransport und Nachschlucken möglichst aufrechte Sitzposition (ggf. unterstützt) Tabelle 2 Voraussetzungen für orale Nahrungsgaben Weaning und die Bronchialtoilette; sie sind notwendig bei Dysphagien mit fortgesetzter Aspiration. Die Auswahl des Tracheotomieverfahrens (chirurgisch oder dilatativ) kann das weitere Atemwegsmanagement und die Schluckrehabilitation maßgeblich beeinflussen [16]. Bei vorliegender oder vermuteter Schluckstörung, aber auch bei prognostisch langwierigen Verläufen, ist die Anlage einer Dilatationstracheotomie nicht sinnvoll [17]. Inwieweit die Blockung einer Trachealkanüle Einfluss auf die Schluckfrequenz hat, wird kontrovers diskutiert. In der F.O.T.T. wird durch das Entblocken und den Einsatz eines Sprechaufsatzes die Exspiration wieder physiologisch über den Larynx und Rachen geleitet. Dadurch wird u. a. die Sensibilität wieder hergestellt, die Schluckantworten ermöglicht und somit die Kontrolle beim Schlucken verbessert. Eine Erhöhung der Schluckfrequenz kann die Folge sein [33]. Das erste Entblocken sollte von erfahrenen Teammitgliedern übernommen werden. Bei Patienten mit qualitativ und quantitativ eingeschränkten Schluckbewegungen sollte dies gemeinsam mit einem Schlucktherapeuten erfolgen. Mit einem Sprechaufsatz wird der Ausatemweg wieder physiologisch über Kehlkopf und Rachen geleitet und kann Fehlgeleitetes aufspüren und eine Schluck- oder Hustenreaktion einleiten, die therapeutisch unterstützt werden können. Ziel ist, dass sich das Speichelschlucken automatisiert und sich gleichzeitig die Atemmechanik an den nun wieder physiologischen, aber längeren Atemweg langsam adaptieren kann. CAVE: Bei Einsatz des Sprechaufsatzes muss immer sichergestellt werden, dass die Ausatmung über den Rachen, Mund (und Nase) nicht behindert ist! • Es kann zu einem lebensbedrohlichen Ausatemstau kommen, wenn Sekret, Granulationen oder eine zu große Kanüle die Trachea und den Ausatemweg verlegen. • Das Auftreten von Schluckreaktionen heißt per se nicht, dass das Schlucken sicher abläuft! Diverse Störungen, wie Zungen-, Pharynxoder Stimmbandparesen oder eine Störung der Atem-Schluck-Koordination, können zu Aspirationen führen. • Treten während des Entblockens keine Schluckreaktionen auf, sind die Atemwege ungeschützt. Es besteht Aspirationsgefahr. • Erst wenn Schluckreaktionen regelmäßig und anhaltend beobachtet werden, können die Intervalle einer entblockten Trachealkanüle ausgedehnt werden. Frank et al. [34] konnten zeigen, dass seit der Einführung des interdisziplinären F.O.T.T.-Trachealkanülen-Management im Rehab Basel (Zentrum für Querschnittgelähmte und Hirnverletzte, Schweizerisches Paraplegikerzentrum Basel) die schwer schädelhirnverletzten Frührehabilitations-Patienten R. Nusser-Müller-Busch: Schluckstörungen auf der Intensivstation: Atmen und Schlucken – eine vitale Beziehung Swallowing disorders in the ICU: Breathing and swallowing – a vital relationship 13 signifikant schneller von den Kanülen entwöhnt werden konnten als im Zeitraum vor deren Einführung. Essen mit geblockter / ungeblockter Kanüle – eine ewige Streitfrage? Aspiration bezeichnet das Eindringen von Fremdmaterial (Speichel, Nahrung, Magensaft, Kontrastmittel oder Fremdkörper) unterhalb der Stimmbänder in die unteren Atemwege. Auf dem Cuff liegendes Sekret oder Nahrungsreste sind also bereits fehlgeleitet und aspiriert! Damit der Patient wieder das Normale einüben kann, sollten nach dem F.O.T.T.-Verständnis erste orale Gaben bei nicht geblockter Trachealkanüle mit Sprechaufsatz durchgeführt werden (vgl. Tab. 2); nur so können Aspirationen und Atemturbulenzen sofort vom Therapeuten oder Essensgeber bemerkt werden. Er kann aufhören, Essen zu reichen, die Situation analysieren und seine Hilfen anpassen: z. B. die Lagerung des Patienten oder die Konsistenz der Nahrung ändern und / oder längere Pausen zwischen den einzelnen Anreichungen einhalten. Dekanülierung – überlegt und strukturiert Eine Dekanülierung wird nicht erfolgreich sein, solange die Schluck- und Schutzreaktionen, die Atem-SchluckKoordination und die Atemzugmechanik noch nicht suffizient sind. Das Modell „Schutz der unteren Atemwege“ ermöglicht dem Team, die notwendigen Faktoren und ihr Zusammenspiel gemeinsam abzuwägen (Abb. 2). Die Schluckfähigkeit setzt sich zusammen aus einer zeitgerechten Auslösung des Schluckens und dem erfolgreichen Ankommen des Bolus im Magen. Die Abwehrmaßnahmen wie Husten, Räuspern und der Sekrettransport Abbildung 2 Modell: Schutz der unteren Atemwege (Modifiziert nach [17], mit freundlicher Genehmigung des Springer-Verlages GmbH) aus den unteren Atemwegen müssen effizient sein. Ein erfolgreiches Zusammenspiel erfolgt nur auf der Basis eines suffizienten Allgemeinzustandes, bei ausreichender Vigilanz, Koordinationsfähigkeit und situativer Anpassungsfähigkeit der Atmung, des Tonus und der Haltung. Besonders bewährt hat sich das Modell für Entscheidungsprozesse zur Dekanülierung bei Patienten mit Hirnschädigungen und hohen Querschnittverletzungen [35, 36]. Bei Patienten mit kompletten Halsmarklähmungen sind das produktive Abhusten und die zum Husten notwendige Bauchpresse aufgrund der Thoraxlähmung nicht ausreichend. Viele Tetraplegiker brauchen deshalb lebenslang einen Zugang zum Absaugen, der zwar nur gelegentlich, dann aber umso dringender gebraucht wird, wenn die manuelle Sekretmobilisation versagt [37]. nagement und die Bereitschaft, Neues zu lernen. In Bezug auf die fazio-oralen Sequenzen ergeben sich im Laufe des Tages viele interdisziplinäre Schnittstellen. In gemeinsamen Schulungen und im gemeinsamen Tun können individuelle atem- und schluckfördernde Lagerungen und Alltagshilfen für den Patienten entwickelt werden. Diese sollten dann zu jeder Zeit therapeutisch von allen Beteiligten (ggf. auch von den Angehörigen) eingesetzt werden, bis die Patienten sie im Laufe der Zeit wieder selbstständig mit der nötigen Kraft, Ausdauer und Frequenz ausführen können. Auch das von Nydahl et al. [39] ausgegebene Motto „Wake up, breath, mobilize“ könnte kreativ um einen wichtigen Punkt ergänzt werden: „Wake up, breath, mobilise and swallow”! Denn auch beim Gehen muss man schlucken! Gemeinsam vorgehen Interessenkonflikt: Die Autorin Frau Nusser-Müller-Busch erklärt, dass keine Interessenkonflikte bestehen. Da standardisierte Vorgehensweisen zur Dysphagie bei Intensivpatienten fehlen, schlägt Heffner [38] ein teambasiertes Vorgehen vor (Plan-Do-Study-Act), ein projektbezogenes, reflektiertes Lernen aus Erfahrung. Das erfordert den Willen zur Kommunikation, Planung, Zeitma- Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf den Internetseiten www.formatt.org, www.schlucksprechstunde.de, www.manuelle-schlucktherapie.de Literatur 1. Bartolome G, Schröter-Morasch H: Schluckstörungen. Diagnostik und Rehabilitation. München: Elsevier/Urban & Fischer, 2010 2. Nusser-Müller-Busch R: Konsensusempfehlungen zur Facio-Oralen Trakt Therapie (F.O.T.T.). Neuro Rehabil 2008;14:275–281 3. Nusser-Müller-Busch R, Horst R: Die Manuelle Schlucktherapie – Reset the brain. FORUM Logopädie 2011;25: 6–13 © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ R. 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Peter Gretenkort ist Facharzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und spezielle Schmerztherapie. Er ist Chefarzt am Allgemeinen Krankenhaus Viersen und Mitglied der Sektion Ethik der DIVI. In Katastrophensituationen mit angenommenem oder tatsächlich bestehendem Eigenrisiko gibt es ernst zu nehmende Beweggründe, welche Klinik-Mitarbeiter aller Berufsgruppen potenziell vom Dienst abhalten. Die differenzierte Bewertung von Einflussgrößen und Motiven eröffnet Potenziale, die Bereitschaft der Mitarbeiter zu steigern, um im Einsatzfall mit einer breiten Personaldecke arbeiten zu können. Zu den möglichen Schritten zählen Sicherheitsmaßnahmen für Mitarbeiter und deren Angehörige, aber vor allem auch die Verbesserung von Ausbildungs- und Trainingsstand und die Entwicklung der ethischen Grundhaltung von Mitarbeitern und Führungskräften. Eine frühzeitige und nach verschiedenen möglichen Szenarien differenzierte Vorbereitung ist erforderlich. Foto: Privat Hospital staff may have serious reasons for not reporting to work under personal risk conditions during a catastrophe. The assessment of the determining factors of staff motivations can lead to measures that will increase willingness to report into work. This is vital in order to provide full staffing in a critical situation. One such measure would be the improvement of personal security for employees and their relatives. But on the front line, the development of issue-related education, skills training and strong ethics in coworkers and executives is key. Robust preparations which are differentiated for a variety of different scenarios should be implemented at an early stage. Keywords: pandemic preparedness; duty to care; willingness to report; ethical issues Schlüsselwörter: Pandemieplanung; Behandlungspflicht; Arbeitsbereitschaft; ethische Aspekte Zitierweise Gretenkort P, Thomas P: Einsatzbereitschaft von Klinik-Mitarbeitern unter Eigenrisiko. DIVI 2013;4:15-20. DOI 10.3238/DIVI.2013.0015-0020 “If I can’t work in such situations, what am I here for? Answering e-mails, going to cocktail parties and pushing paper?” (Carlo Urbani 1956–2003)3 1 2 3 Institut für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Allgemeines Krankenhaus Viersen GmbH Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin, Medizinisches Zentrum Städteregion Aachen GmbH Dr. Urbani arbeitete als Epidemiologe für die WHO in Vietnam, von wo aus er im Februar 2003 die WHO über ein neuartiges Krankheitsbild mit noch unbekanntem Erreger und schweren Verläufen informierte. Nur einen Monat später starb er selbst an dieser Erkrankung, die inzwischen den Namen SARS erhalten hatte. © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ 16 Einleitung Zu den besonderen Herausforderungen für die Gesundheitsversorgung einer Region gehören saisonal typische Umweltereignisse wie tropische Wirbelstürme, Schneestürme und Überschwemmungen, aber auch technische Großschadenslagen und die Auswirkungen terroristischer Anschläge oder militärischer Übergriffe. Diesen unterschiedlichen Szenarien ist gemeinsam, dass die Infrastruktur der stationären und ambulanten Versorgung beeinträchtigt sowie die Sicherheit der Mitarbeiter gefährdet sein kann. Die Gesundheitssysteme Mitteleuropas haben in den letzten Jahrzehnten nur punktuelle und umschriebene Erfahrungen in Krisensituationen machen müssen. Meist war die Gesundheitsversorgung der direkt Betroffenen wie auch der Gesamtbevölkerung nicht über längere Zeit in Frage gestellt. Erst in jüngerer Zeit wird anhand von vorhergesagten Epidemie- und Pandemie-Szenarien deutlich, dass auch hier die Auseinandersetzung mit Situationen stattfinden muss, in denen lokale und regionale Behandlungsressourcen wie auch ethische Auffassungen an ihre Grenzen geführt werden können. In Planungen für Großschadenslagen und Katastrophen wird angenommen, dass es möglich sei, die personelle Besetzung von Krankenhäusern kurzfristig zu erweitern. Es gibt jedoch seit langem Hinweise darauf, dass in Abhängigkeit vom angenommenen oder tatsächlichen persönlichen Risiko des eingesetzten Personals eine Rekrutierung im Krisenfall nicht selbstverständlich ist. Die Beweggründe, welche Mitarbeiter potenziell vom Dienst abhalten, sind durchaus ernst zu nehmen. Für die Krankenhäuser ergibt sich die Aufgabe, mögliche Hinderungsgründe zu erkennen und womöglich zu beseitigen, damit im Einsatzfall mit voller Belegschaft gearbeitet werden kann. Erkenntnisse über die Bereitschaft von Mitarbeitern des Krankenhauses zur Arbeit unter Eigenrisiko wurden in den vergangenen Jahrzehnten durch Befragungen von potenziell betroffenen Mitarbeitern des Gesundheitswesens im zeitlichen Kontext von realen Bedrohungen gewonnen. Es lassen sich dabei verschiedene Phasen unterscheiden. ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) P. Gretenkort, P. Thomas: Einsatzbereitschaft von Klinik-Mitarbeitern unter Eigenrisiko Willingness of hospital staff to report to work in personal risk situations Episodische Erkenntnisse vor „9–11“ Bereits im Jahr 1991 wurde in Israel eine landesweite Befragung von Krankenhaus-Mitarbeitern durchgeführt, in deren Fokus die Dienstbereitschaft bei einem Raketenangriff stand. Das Land lag während des zweiten Golfkriegs mehrere Wochen unter Raketenbeschuss. Es zeigte sich, dass unter dem vorgestellten Szenario ohne weitere Vorkehrungen nur weniger als die Hälfte der Antwortenden ihren Dienst aufnehmen würden, während unter der Gewährleistung zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen diese Rate auf fast 90 % hätte gesteigert werden können. Als dienstbereit beschrieben sich überwiegend Männer, Personen mit Führungsaufgaben sowie Eltern von Kindern über 14 Jahren. Zwischen den zehn befragten Krankenhäusern wurden erhebliche Unterschiede deutlich, woraus die Notwendigkeit abgleitet wurde, die Mitarbeiterbereitschaft in jedem Haus vor der Erstellung von Alarmplänen differenziert zu erfassen [1]. Eine amerikanische Untersuchung, durchgeführt unter dem Eindruck von Hurricane „Floyd“ (1999), einem der folgenreichsten Wirbelstürme der letzten Jahrzehnte, zeigte auf, dass die Mitarbeiter sich neben der eigenen Sicherheit am Arbeitsplatz vor allem auch um die Sicherheit ihrer Familien und ihrer Haustiere sorgten. Auch hier gab es große Unterschiede innerhalb der Belegschaft bei der Bereitschaft, in einer Katastrophensituation zur Arbeit zu kommen. Die Teilnehmer der Befragung erwarteten neben einer arbeitsvertraglichen Berücksichtigung des erhöhten Risikos vor allem auch direkte Unterstützung für Versorgung und Sicherheit der Familie durch das Krankenhaus [2]. Systematische Untersuchungen nach „9–11“ Nach dem 11. September 2001 zielten Untersuchungen zur Mitarbeiterbereitschaft zunächst auf den Vergleich verschiedener Katastrophenszenarien. Die angegebene Einsatzbereitschaft der Befragten war deutlich größer bei einer Naturkatastrophe als bei einem terroristischen Anschlag [3]. 90 % der Befragten gaben mindestens einen Hinderungsgrund an. Am häufigsten genannt wur- den die häusliche Verantwortung für Kinder bzw. Eltern, fehlende Transportmöglichkeiten sowie persönliche gesundheitliche Gründe [4]. Individuelle Motivation und Einschränkungen wurden deutlicher, als in weiteren Befragungen zwischen der objektiven Möglichkeit sowie der subjektiven Bereitschaft der Mitarbeiter bei verschiedenen Katastrophen-Szenarien differenziert wurde, darunter Großschadens- und Anschlagszenarien, Umweltereignisse sowie Epidemien übertragbarer Erkrankungen. Die objektiven Möglichkeiten wurden durch die bereits genannten Kriterien eingeschränkt, während die subjektive Bereitschaft zusätzlich durch eigene Ängste sowie Sorgen um die Familie beeinträchtigt war. Die Relation von objektiver Möglichkeit und subjektiver Bereitschaft war von Szenario zu Szenario unterschiedlich, wobei die subjektive Bereitschaft mit zunehmender Ungewissheit über die Sicherheitslage abnahm. Bei einem angenommenen SARS-Ausbruch betrug die Bereitschaft lediglich 48 %. Demgegenüber war die objektive Möglichkeit am deutlichsten bei einem angenommenen Schneesturm eingeschränkt: Nur 49 % der befragten Krankenhausmitarbeiter wären überhaupt in der Lage gewesen, in einer solchen Situation zur Arbeit zu kommen. Bei einem Massenanfall von Verletzten lagen dagegen sowohl subjektive Bereitschaft als auch objektive Möglichkeit deutlich über 80 % [5]. Die Ergebnisse wurden sinngemäß in einer weiteren Befragung reproduziert. Die Bereitschaft zur Arbeit bei Umweltkatastrophen reichte je nach vorgestelltem Szenario von 75 bis 83 %, während sie bei biologisch-chemisch-radiologischen Einsatzlagen unter 60 % lag. Ein bemerkenswertes Teilergebnis war in dieser Befragung, dass 21 % der Mitarbeiter eine gleichzeitige weitere Verpflichtung im Rahmen des Katastrophenschutzes angaben [6]. In einer jüngeren, an frühere Untersuchungen angelehnten Befragung war die subjektive Bereitschaft bei einer radiologischen Gefahrenlage am geringsten, während wiederum die objektiven Möglichkeiten bei einer angenommenen Naturkatastrophe am meisten eingeschränkt waren. Je nach Szenario waren Bereitschaft und / oder Möglichkeit bei bis zu 30 % der Mitarbeiter nicht gegeben [7]. P. Gretenkort, P. Thomas: Einsatzbereitschaft von Klinik-Mitarbeitern unter Eigenrisiko Willingness of hospital staff to report to work in personal risk situations Unter dem Eindruck einer Serie von Milzbrand-Anschlägen im Jahre 2001 fokussierten einzelne Untersuchungen zur Mitarbeiterbereitschaft auf bioterroristische Bedrohungslagen. Unter Mitarbeitern im Bereich der ambulanten Versorgung wurde für diese Sondersituation übereinstimmend ein schlechter Ausbildungs- und Kenntnisstand festgestellt, der sich neben anderen Faktoren negativ auf die Arbeitsbereitschaft im Einsatzfall auswirkte [8, 9]. An dem weiteren Spezialfall eines angenommenen „dirty bomb“-Szenarios wurden Haltungen und Überzeugungen der Mitarbeiter mit der individuellen Dienstbereitschaft korreliert. Mehrere Aspekte wurden deutlich: Mitarbeiter, die auch im Regelfall keine Überstunden leisten (können), wiesen geringere Dienstbereitschaft im Einsatzfall auf, ebenso wie Mitarbeiter, die davon ausgingen, dass auch ihre Kollegen keine Einsatzbereitschaft zeigen, sowie diejenigen Mitarbeiter, die nicht von der Wichtigkeit ihrer persönlichen Funktion im Einsatz überzeugt waren [10]. Erkenntnisse vor dem Hintergrund von Epidemien und Pandemien Im zurückliegenden Jahrzehnt prägten der SARS-Ausbruch 2003 sowie Ausbrüche der Vogelgrippe A/H5N1 in 1997 und 2003 / 2004 und die weltweit mit höchster Warnstufe der WHO belegte „Neue Grippe“-Pandemie A/H1N1 in 2009 / 2010 die Diskussion zur Vorbereitung der Krankenhäuser auf hochvirulente übertragbare Erkrankungen. Mehrere Arbeitsgruppen beschäftigten sich unter quantitativen Aspekten mit der Frage der Dienstbereitschaft unter dem Risiko einer Übertragung gefährlicher Infektionen. Zwischen 20 und 50 % der Beschäftigten würden womöglich in einer Pandemie-Situation nicht zum Dienst kommen [11, 12, 13, 14]. Auch hier zeigen Mitarbeiter, die bereits unter Regelbedingungen keine außerplanmäßigen Dienste übernehmen (können), eine um den Faktor 17 geringere Bereitschaft in der Risikosituation gegenüber der Vergleichsgruppe [14]. Die Bereitschaft war insgesamt bei Ärzten höher als bei Pflegepersonal sowie bei Männern größer als bei Frauen. Ein wichtiger Aspekt für Mitarbeiter, die sich bei der Entscheidung unsicher sind, ist die Frage, ob das Krankenhaus in der Lage ist, seine Mitarbeiter ausreichend zu schützen, während eine höhere Entlohnung offenbar nur für wenige Mitarbeiter einen Anreiz darstellen würde [12]. In einer neueren Untersuchung zeigten sich 16 % der Mitarbeiter nicht bereit, bei einer Influenza-Pandemie den Dienst aufzunehmen, unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung. Je nach Überzeugung vom Ernst der Lage einerseits und vom Wirkungsgrad der eigenen Möglichkeiten andererseits variierte die Rate der Dienstbereiten innerhalb der auf diese Weise darstellbaren Untergruppen um den Faktor 30 [15]. Auch in einer japanischen Befragung, die einen Monat nach dem Gipfel eines regionalen A/H1N1-Ausbruchs abgeschlossen wurde, fand sich ein Anteil von 15 % der Mitarbeiter mit ausgeprägter Zurückhaltung gegenüber einer Arbeitsaufnahme unter Pandemiebedingungen. Zu den Faktoren, bei denen sich die nach ihrer Antwort gruppierten Mitarbeiter bezüglich Motivation bzw. Zurückhaltung am deutlichsten unterschieden, zählte die Einschätzung, wie effektiv sie von der Politik bzw. vom Krankenhaus geschützt werden. Bemerkenswert ist, dass eine positive Einschätzung zu diesem Aspekt nur bei 5,7 bzw. 20 % der Mitarbeiter vorlag [16]. Ein Viertel der Ärzte und Pflegekräfte eines deutschen Universitätsklinikums zeigten Verständnis dafür, dass Mitarbeiter in Gesundheitsberufen ihren Arbeitsplatz verlassen, um sich und ihre Familien zu schützen. Ein ähnlicher Anteil vertrat die Ansicht, dass die Mitarbeiter selbst darüber entscheiden sollten, ob sie zur Arbeit kommen oder nicht. Jedoch waren fast 80 % dagegen, dass Mitarbeiter, die der Arbeit fern bleiben, entlassen werden sollten. Nur ein kleiner Teil der Befragten stimmte dem Vorschlag zu, dass während einer Pandemie in erster Linie Mitarbeiter ohne Kinder zum Dienst herangezogen werden sollten [17]. In einem anderen deutschen Universitätsklinikum lehnten 14,3 % der Mitarbeiter (6,1 % der Ärzte, 17,2 % der Pflegekräfte und 23,7 % der Verwaltungsmitarbeiter) den Arbeitseinsatz während einer Pandemie ab. Hinzugerechnet diejenigen Mitarbeiter, die 17 aufgrund versorgungspflichtiger Angehöriger oder fehlender Transportmöglichkeiten (bei angenommenem Ausfall öffentlicher Verkehrsmittel) nicht in der Lage wären zu kommen, würden 36,2 % der Mitarbeiter womöglich nicht zum Dienst erscheinen. Eine ethische Verpflichtung zum Einsatz auch unter Inkaufnahme eines persönlichen Risikos empfanden 55,5 % aller Befragten und 66,6 % der befragten Ärzte [18]. Aussagekraft bisheriger Untersuchungen Episodische Presseberichte belegen, dass Krankenhaus-Mitarbeiter in Risikosituationen den Dienst verweigern und die Organisation der Patientenversorgung dadurch beeinträchtigt wird (New York Times, 21.03.2003: „Asian Medics Stay Home, Imperiling Respiratory Patients“; Associated Press, 09.09.2004: „Nurses Fired for Not Working Hurricane“). Ob es möglich ist, das tatsächliche Verhalten von Mitarbeitern des Gesundheitswesens in einer zukünftig zu erwartenden, mit individueller Gefährdung verbundenen Krisensituation durch einen Fragebogen quantitativ zu erfassen, muss zunächst offen bleiben. Nicht zu bestreiten sind jedoch objektive Hinderungsgründe und vielfache Faktoren, die die Entscheidung von Mitarbeitern in die eine oder andere Richtung beeinflussen können. Viele der bisher durchgeführten Befragungen beanspruchen Repräsentativität aufgrund multizentrischer Anordnung und großer Zahl der befragten Mitarbeiter. Statistische Aufarbeitung und Analyse gehen in neueren Arbeiten über die rein deskriptive Darstellung der Ergebnisse hinaus. Bei der Erstellung der Fragenprofile wie auch bei der Auswertung wurden entwickelte verhaltenspsychologische Modelle berücksichtigt [10, 19]. Die subjektive Perspektive der Mitarbeiter Die Untersuchungen zu den Motiven von Krankenhausmitarbeitern zur Dienstaufnahme bzw. Dienstverweigerung in Risikosituationen zeigen ein breites Spektrum unterschiedlicher Einflussfaktoren. Es wird deutlich, dass es auch bei ausgeprägtem moralischen © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ 18 Pflichtbewusstsein von Mitarbeitern ernst zu nehmende Gründe geben kann, die den Einzelnen von der Dienstaufnahme abhalten können. Diese reichen von einfachen Transportproblemen (tatsächlicher oder zu befürchtender Ausfall des öffentlichen Personenverkehrs) bis zu konkurrierenden Pflichten von gleicher Wertigkeit, beispielsweise häusliche Betreuung von Angehörigen oder nebenamtliche Aufgaben im Katastrophenschutz. Darüber hinaus führen Ängste vor negativen Folgen für die eigene Gesundheit oder für die Gesundheit der Familie zu schweren Entscheidungskonflikten. Auch Ängste vor sozialer Ächtung im Wohnumfeld sind nicht unbegründet, wenn beispielsweise dort bekannt ist, dass jemand beruflichen Kontakt zu Patienten mit einer hochansteckenden Krankheit hat [20]. Aus verhaltenspsychologischer Sicht sind in einer angstbesetzten Situation sowohl die Wahrnehmung einer Bedrohung als auch die Erwartung der Selbstwirksamkeit (i. e. das Vertrauen, in einer bestimmten Situation die eigenen Fähigkeiten und verfügbare Mittel auf dem Hintergrund bisheriger Erfahrungen erfolgreich einsetzen zu können) motivierende Faktoren für eigene Handlungsintentionen. Beide Faktoren müssen ein gewisses Ausmaß erreichen, damit spezifische Reaktionen ausgelöst werden. Auf diesem Konzept basieren Befragungen durch eine Arbeitsgruppe, die unter verschiedenen Bedingungen auf die Arbeitsbereitschaft von Klinikpersonal angewendet wurden. Es zeigte sich dabei, dass die Selbstwirksamkeitserwartung eine deutlich höhere Auswirkung auf die Arbeitsbereitschaft ausübt als das Ausmaß der wahrgenommenen Bedrohung. Annahmen zu den eigenen Fähigkeiten und zum situationsbezogenen Ausbildungsstand wirkten sich weniger deutlich auf die Arbeitsbereitschaft aus [10, 14, 15]. Der Begriff der Selbstwirksamkeit spielt auch in der Theorie des geplanten Verhaltens [21] eine Rolle und stellt dort neben Fachwissen und strukturell verfügbaren Ressourcen einen Baustein der empfundenen Verhaltenskontrolle dar, welche gemeinsam mit individuellen Haltungen und sozialen Normen die Intention zu einem bestimmten Verhalten definiert. Die messbaren Faktoren dieses Konzeptes wurden in einer Studie mit der freiwilligen Bereitschaft zur Pflege von SARS-Patienten korreliert, wobei ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) P. Gretenkort, P. Thomas: Einsatzbereitschaft von Klinik-Mitarbeitern unter Eigenrisiko Willingness of hospital staff to report to work in personal risk situations sich in der Regressionsanalyse die Selbstwirksamkeit vor der Verfügbarkeit sächlicher Ressourcen als wichtigste unabhängige Variable der Intention zur Arbeitsaufnahme zeigte. Der Faktor „vorbestehende Kenntnisse“ spielte hier für die Arbeitsbereitschaft nur eine nachgeordnete Rolle [19]. Bei der Anforderung, in Risikosituationen im Krankenhaus zu arbeiten, handelt es sich nicht nur um eine individuelle, sondern auch um eine kollektive und durch soziale Normen mitbestimmte Entscheidungssituation. Die Entscheidung des Einzelnen ist in vorderer Linie geprägt durch das Verhalten der Kollegen und durch die empfundene Rollenzuteilung und Kompetenz im Kontext des Teams. Die Annahme, dass sich zugleich auch Kollegen und Vorgesetzte zum Dienst in einer Risikosituation bereit erklären, führte zu einer 10bis 17-fach höheren Bereitschaft bei den Befragten selbst [10, 14]. Die Überzeugung von der Wichtigkeit der eigenen Rolle im Team erhöhte die Bereitschaft um ein Vielfaches [11, 14, 15]. Die ethische Verpflichtung zur Hilfeleistung leitet sich zwar auch aus expliziten Vereinbarungen (arbeitsvertragliche Regelung der Arbeitszeiten) und impliziten Übereinkünften (Tätigkeit analog der Alltagspflichten) ab. Jedoch werden andere Aspekte als Grundlage für einen individuellen ethischen Standpunkt höher bewertet. Hierzu zählen das im Beruf erworbene Fachwissen und die fachliche Spezialisierung, die den Mitarbeitern im Krankenhaus eine Alleinstellung in der Patientenbehandlung und gleichzeitig eine zusätzliche Sicherheit verleihen, um sich im Umgang mit den Risiken persönlich schützen zu können. Die Aufgaben in Risikosituationen solidarisch mit Mitarbeitern und Kollegen der eigenen und anderer Berufsgruppen fachgerecht auszuüben, führt zu einer Verteilung der Risiken und damit zu einer Reduktion des Risikos für jeden einzelnen Beschäftigten. Nach dem Prinzip der Gegenseitigkeit besteht eine ethische Begründung zur Hilfeleistung auch darin, dass Ausbildung und Tätigkeit in der Gesundheitsversorgung unter üblichen Bedingungen ein Privileg darstellen, welches die Gesellschaft dem einzelnen Mitarbeiter bietet. Dies gilt insbesondere, wenn durch ein eingetretenes Ereignis Auswirkungen auf die Funktion der gesamten Gesellschaft zu erwarten sind. Es besteht die hohe Erwartung der Öffentlichkeit, dass Ärzte und Pflegekräfte in der Lage sein werden, Risikosituationen einzugrenzen und dem einzelnen Betroffenen die Hilfe zu leisten, die er benötigt [22]. Die ethische Haltung der Führungskräfte Die ethischen Grundsätze der Individualmedizin (Autonomie, Nicht-Schaden, Fürsorge, Gerechtigkeit, nach Beauchamp und Childress 1977) sind mit den ethischen Prinzipien des öffentlichen Gesundheitsdienstes (Gegenseitigkeit, öffentliches Vertrauen, Fundamentalität, Gerechtigkeit) nicht deckungsgleich [23]. Medizinische Behandlungen werden nicht mehr nur bestimmt im individuellen Arzt-Patient-Verhältnis, sondern auch und vielleicht vorwiegend durch behördliche Entscheidungen. Die Nichtbeachtung von ethischen Prinzipien bei Führungsentscheidungen birgt in einer solchen Situation sowohl die Gefahr eines Vertrauensverlustes der Öffentlichkeit als auch einer nachlassenden Arbeitsmoral der Mitarbeiter. Wichtige ethische Prozesse sind Verlässlichkeit, Einbeziehung der Mitarbeiter in Entscheidungen, von denen sie betroffen sind, Offenheit und Transparenz sowie Kritikfähigkeit. Ethische Werte als Grundlage für Entscheidungen sind unter anderen Gerechtigkeit, Verhältnismäßigkeit, Gegenseitigkeit, Solidarität, Verantwortung und Vertrauen [24, 25]. Insbesondere zum Aspekt der Gegenseitigkeit bestehen vielfältige Aufgaben, die der Klinikträger wie auch Vorgesetzte innerhalb des Hauses zu erledigen haben: exakte Kommunikation der zugedachten Aufgaben und Schutzmöglichkeiten; angemessene Unterstützung der klinischen Tätigkeiten; Bereitstellung ausreichender Ressourcen; Trainingsmöglichkeiten; sichere Arbeitsumgebung und Unterbringung; Kommunikationsmittel; medizinische Betreuung; Beratung und psychologische Unterstützung; Sicherheit vor äußeren Übergriffen; Bereitstellung von Medikamenten und Impfstoffen. Eine RisikoKompensation durch Gehaltszuschläge wird aufgrund realer Erfahrungen kontrovers diskutiert, indem dadurch möglicherweise solidarisches Verhalten und Team-Zusammenhalt gestört werden können [26]. P. Gretenkort, P. Thomas: Einsatzbereitschaft von Klinik-Mitarbeitern unter Eigenrisiko Willingness of hospital staff to report to work in personal risk situations Zur Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems kann es erforderlich sein, die Behandlungspflicht von Mitarbeitern einzufordern, wenn eine Dienstplanung auf freiwilliger Basis nicht ausreicht. Grenzen der Behandlungspflicht sind jedoch dort zu akzeptieren, wo beim einzelnen Mitarbeiter andere Pflichten von gleicher Wichtigkeit interferieren. Darüber hinaus reicht die Pflicht zur Inkaufnahme eines persönlichen Risikos nicht bis zu jedem Ausmaß an Risiko. Bei der Diensteinteilung zu potenziell vital bedrohlichen Tätigkeiten muss außerdem berücksichtigt werden, dass Mitarbeiter im Gesundheitswesen keine unerschöpfliche Ressource darstellen, so dass sich auch hieraus Grenzen der Behandlungspflicht ergeben können [22]. Lösungsansätze Bereits anlässlich erster Befragungen zur Mitarbeiterbereitschaft in Risikosituationen wurden Lösungsvorschläge gemacht, die sich an die Adresse der Krankenhausträger wenden. Viele der Bedingungen, die die Bereitschaft der Mitarbeiter potenziell verringern, sind beeinflussbar, wenn sie frühzeitig im Vor- feld einer zu erwartenden Risikosituation angegangen werden [1, 5, 7, 15]. Die strukturelle Verbesserung der Sicherheit am Arbeitsplatz, je nach Situation z. B. durch konsequente präklinische Dekontamination von Patienten, Bereitstellung geeigneter Schutzausrüstung oder frühzeitiger Impfung der Mitarbeiter, ist jedoch, wie sich zeigt, nur ein vordergründiger Teilaspekt. Die Kompensation des Risikos durch Gehaltszuschläge wirkt sich nur bedingt positiv auf die Mitarbeiterbereitschaft aus. Von besonderer Wichtigkeit sind die nachhaltige Versorgung und der Schutz von Angehörigen (meist Kindern) für die Zeit der Abwesenheit der in Überstunden oder Zusatzschicht arbeitenden Eltern sowie deren Schutz vor direkten gesundheitlichen Schäden wie z. B. Infektionsübertragung. In der Konsequenz muss auf die Schaffung bzw. Ausweitung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten und / oder Übernachtungsmöglichkeiten für Familienmitglieder im Bereich des Krankenhauses hingearbeitet werden. In ähnlicher Weise muss eine Betreuung bei erforderlicher häuslicher Quarantäne bedacht werden. Zur Vorbereitung auf Risikosituationen ist die frühzeitige Vermittlung von Grundlagenwissen (Welche konkreten 19 Gefahren drohen? Welche Schutzmöglichkeiten bestehen?) wie auch das Training spezieller Skills (Welche konkreten Verhaltensweisen zum Eigenschutz sind möglich und erforderlich? Wie werden vorhandene Ressourcen richtig eingesetzt? Nach welchen Kriterien erfolgt die Triage?) unerlässlich [5, 10]. Darüber hinaus muss es aber in problembezogenen Fortbildungsprojekten auch darum gehen, subjektive Normen und ethische Standpunkte zu vermitteln und zu entwickeln [10]. In der Einsatzsituation müssen die Mitarbeiter davon ausgehen können, dass sie und ggfs. auch ihre Familien zu den bevorzugten Empfängern bei der Zuteilung von Medikamenten oder Impfstoffen gehören und dass sie im Erkrankungsfall eine effektive Behandlung erfahren. Vorgesetzte haben die Aufgabe, ihre Mitarbeiter bestmöglich zu schützen, und sie haben die Möglichkeit, die Arbeitsbereitschaft ihrer Mitarbeiter durch nachhaltige und verantwortungsvolle Dienstplanung und transparente Kommunikation hoch zu halten. Interessenkonflikt: Die Autoren geben an, dass keine Interessenkonflikte bestehen. Literatur 1. 2. 3. 4. 5. 6. Shapira Y, Marganitt B, Roziner I et al.: Willingness of staff to report to their hospital duties following an unconventional missile attack: a state-wide survey. 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Eur Respir J 2009;34:303–309 Peter Thomas Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin Medizinisches Zentrum Städteregion Aachen GmbH Mauerfeldchen 25, 52146 Würselen Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin German Interdisciplinary Association of Critical Care - and Emergency Medicine DIVI www.divi-org.de Geschäftsstelle der DIVI Luisenstraße 45 10117 Berlin Rücksendung per FAX: 0049 30 400 5637 Befragung von Intensivpflegekräften zur Weiterentwicklung der Fachkrankenpflege in Deutschland Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, wir fragen Sie nach Ihren Vorstellungen und Wünschen zur beruflichen Qualifizierung für die Intensivpflege. Ziel der Umfrage ist es, ein Meinungsbild aus der Intensivpflege darüber zu erhalten, ob und wie die Weiterbildung in der Intensivpflege verändert werden sollte und ob und welche anderen Gesundheitsberufe und Spezialisierungen neben der Fachpflegekraft für Intensivmedizin sinnvoll sein könnten. Weitere Fragebögen für Ihre Kollegien und Kollegen finden Sie auf der Homepage der DIVI zum herunterladen: www.divi-org.de Vielen Dank, dass Sie an der wichtigen Umfrage teilnehmen. Bitte füllen Sie den Fragenbogen in Ruhe und vollständig aus. Die Auswertung erfolgt anonym. Die Daten werden ausschließlich in zusammengefasster Form veröffentlicht. Die DIVI garantiert, dass externe Stellen weder Personen noch Krankenhäuser identifizieren können. © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ DIVI Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin German Interdisciplinary Association of Critical Care - and Emergency Medicine www.divi-org.de 1. Fragen zur Ihrer Person und beruflichen Situation (Mehrfachnennung erlaubt): Mein Alter: Geschlecht: □ unter 30 Jahre □ weiblich □ 31–55 Jahre □ männlich □ 56 Jahre oder älter □ Ich habe ein Examen Gesundheits- und Krankenpflege □ Ich habe ein Examen Weiterbildung Intensivpflege □ Die Zeit zwischen Krankenpflegexamen und Beginn Weiterbildung Intensivpflege betrug _______ Jahre □ Ich habe studiert: Fach / Abschluss __________________________________ □ Ich arbeite derzeit auf einer Intensivstation mit □ weniger als 5 Bettplätze □ 6–10 Bettplätze □ 11 bis 15 Bettplätze □ 16 Bettplätze und mehr □ Ich habe mehr als 5 Jahre Intensivpflegeerfahrung □ Ich bin in leitender Funktion tätig völlig zufrieden Teilweise zufrieden trifft eher nicht zu trifft gar nicht zu Keine Angabe □ Ich bin derzeit in einem anderen Bereich tätig: ____________________________ Es gibt für mich gute berufliche Entwicklungsmöglichkeiten □ □ □ □ □ Die Arbeit in der Intensivpflege ermöglicht es mir, immer neue Arbeitsfelder kennen zu lernen □ □ □ □ □ Mein Fachwissen und meine Kompetenzen kann ich im Rahmen der Intensivpflege voll umfänglich einsetzen □ □ □ □ □ Neue Aufgabenverteilungen führen zu Konflikten im interprofessionellen Team □ □ □ □ □ Begründetes, wissenschaftlich evaluiertes Fachwissen in der Pflege verbessert die Patientenversorgung □ □ □ □ □ Die Zusammenarbeit und Akzeptanz im therapeutischen Team bezeichne ich als sehr gut □ □ □ □ □ Mit meinem Gehalt bin ich zufrieden □ □ □ □ □ Die gesellschaftliche Wertschätzung meines Berufs finde ich hoch □ □ □ □ □ 2. Arbeiten als Intensivpflegekraft trifft zu trifft nicht zu Keine Angabe 3. Rahmenbedingungen der Weiterbildung zur Intensivpflegekraft □ □ □ Ich muss für die Qualifizierung Freizeit einsetzen. □ □ □ Ich muss eine Verpflichtungserklärung bei meinem Arbeitgeber unterzeichen, □ □ □ Es gibt Wartezeiten bei der Qualifizierung zur Intensivpflegekraft □ □ □ Arbeitgeber übernimmt alles □ □ □ Mein Arbeitgeber bezahlt die Qualifizierung nicht bzw. ich muss Weiterbildungsgebühren selbst bezahlen Wenn zutreffend, wie hoch war die Selbstbeteiligung in Euro: _____ ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) DIVI Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin German Interdisciplinary Association of Critical Care - and Emergency Medicine trifft voll zu trifft eher zu trifft eher nicht zu trifft gar nicht zu Keine Angabe www.divi-org.de Die Weiterbildung vermittelt die notwendigen Kompetenzen □ □ □ □ □ Die Weiterbildung könnte besser modular aufgebaut werden (z.B. Anästhesie getrennt von der Intensivpflege) □ □ □ □ □ Die Aus- und Weiterbildungszeit bis zur Fachkrankenpflegekraft dauert zu lange (6–7 Jahre). □ □ □ □ □ Eine staatliche Anerkennung für meinen Abschluss Intensivpflege ist mir wichtig. □ □ □ □ □ Eine bundesweite Vergleichbarkeit der Qualifikation als Intensivpflegekraft ist wichtig. □ □ □ □ □ Eine europaweite Vergleichbarkeit der Qualifikation als Intensivpflegekraft ist wichtig. □ □ □ □ □ Ein pflegebezogenes berufsbegleitendes Studium der Intensivpflege ist die richtige, zukünftige Art der Qualifizierung □ □ □ □ □ Diese Qualifizierung sollte dann die Übernahme bislang ärztlicher Tätigkeiten erlauben □ □ □ □ □ Eine Weiterbildung im klassischen Stil ist die richtige, zukünftige Art der Qualifizierung □ □ □ □ □ Theorie-Praxis Verknüpfung ist sehr wichtig in der Qualifizierung für eine Intensivpflegekraft □ □ □ □ □ Ziel einer Qualifizierung ist es, meine Aufgaben besser bewältigen zu können □ □ □ □ □ Der Weiterbildungsabschluss sollte einem akademischen Abschluss entsprechen □ □ □ □ □ 4. Qualifizierung zur Intensivpflegekraft 5. Eine Qualifizierungsmaßnahme für die Intensivpflege sollte zu folgenden Handlungskompetenzen führen… (Zutreffendes bitte ankreuzen und ergänzen, Mehrfachnennung möglich) □ Pflegediagnostik und Pflegeplanung □ Prävention und Prophylaktische Pflegeinterventionen □ Kommunikation / Gesprächsführung □ Umgang mit dem Patientenumfeld (Psychosoziale Aspekte) □ Angewandte Pflegewissenschaften (Anwendung evidenzbasierten Pflegehandelns) □ Forschung (Fragestellungen entwickeln, untersuchen und Ergebnisse publizieren) □ Organersatzverfahren □ Beatmungstherapie (invasiv – non invasiv) □ Ernährungs- und Flüssigkeitstherapie □ Sedierung und Schmerztherapie □ Notfall- und Akutbehandlung □ Intra- und Interhospitaltransporte □ Diagnostik, erweitertes Monitoring und Befundinterpretation (z.B. EKG) □ Erweiterte invasive Maßnahmen (Notfallintubation, ZVK, art. Kanüle…) □ Sicheres, reflektiertes handeln in ethischen Grenzsituationen © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ DIVI Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin German Interdisciplinary Association of Critical Care - and Emergency Medicine völlig zufrieden Teilweise zufrieden trifft eher nicht zu trifft gar nicht zu Keine Angabe www.divi-org.de Ich möchte meine berufliche Position verbessern (Aufstieg) □ □ □ □ □ Ich möchte mehr Verantwortung übernehmen □ □ □ □ □ Ich möchte mehr und umfassenderes Wissen zur Pflege □ □ □ □ □ Ich möchte meine Aufgaben besser bewältigen können □ □ □ □ □ Ich möchte mehr Geld verdienen □ □ □ □ □ Ich möchte mich beruflich innerhalb der Pflege neu orientieren □ □ □ □ □ Ich möchte nicht mehr direkt am Patienten arbeiten □ □ □ □ □ Ich möchte nicht mehr im Schichtdienst arbeiten □ □ □ □ □ 6. Meine Motivation zur Weiterbildung/Studium zur Intensivpflegekraft (Mehrfachnennungen möglich) 7. Vorstellungen zu zusätzlichen Qualifizierungen 7 a. Es sollte über die Weiterbildung in der Intensivpflege hinaus bundesweit anerkannte Weiterbildungen geben mit einer engeren Spezialisierung für bestimmten Aufgabengebieten (Zutreffendes bitte ankreuzen und evtl. ergänzen, Mehrfachnennung möglich) □ für Beatmungstherapie □ für Nierenersatztherapie □ für Kardiotechnik □ für Schmerztherapie □ für Ernährungsmanagement □ für Frühmobilisation □ für Wundmanagement □ für psychologische Betreuung / Krisenintervention 7 b. Es sollte solche zusätzlich spezialisierende Weiterbildungen für Berufsbilder innerhalb der Intensivmedizin geben (Zutreffendes bitte ankreuzen und ergänzen, Mehrfachnennung möglich) □ weil man dann ausschließlich in dem Spezialisierungsfeld tätig sein könnte □ weil ich dann weniger Grundpflege machen muss □ weil ich dann evtl. keinen Schichtdienst mehr machen muss □ weil ich dann erweiterte Kompetenzen habe □ weil ich dann zusätzliche Tätigkeiten in der Schnittstelle Medizin / Pflege übernehmen kann ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) TAGUNGSKALENDER / MEETINGS L i t e r a t u r, S t u d i e n ,Ve r o r d n u ng s vo r d r u c ke u n t e r : w w w.ox yc a re - gmbh .de MÄRZ 14. – 16.03.2013, Wendisch Rietz Grundlagen der Intensivmedizin Info: http://www.ai-online.info/aionline/Kongress-Kalender 15.03.2013, Dresden 6. Dresdner Tracheotomie-Tag Info: http://www.khdf.de ie te n Auch M ! Der EverFlo h m ö g li c – der leise, kleine Sauerstoffkonzentrator mit 1-5 l/min Dauerflow ® Der SimplyGo ® nur 4,5 kg – der kleinste mobile O2-Konzentrator mit Dauerflow bis 2 l/min. Der LifeChoice® nur 2,2 kg 15. – 16.03.2013, Baden-Baden Notfallmedizinische Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Notärzte e.V. Info: http://www.agswn.de 16.03.2013, Offenbach Ultraschallkurs Notfallsonographie Info: www.notfallsono.de 17. – 18.03.2013, Bad Krozingen 40-stündiger TEE-Kurs für Anästhesisten nach den Richtlinien der DGAI Info: http://www.ai-online.info/aionline/Kongress-Kalender 19. – 22.03.2013, Brüssel 33rd International Symposium on Intensive Care and Emergency Medicine Info: http://www.intensive.org 20. – 23.03.2013, Hannover 54. DGP-Kongress Info: http://www1.pneumologie.de getriggert bis Stufe 3, äquiv. z. kont. Flow Diab. Fuß • Amputationsvermeidung Thromboseprophylaxe • Schmerzlinderung Geschwollene Beine • Chronische Wunden pAVK • Schaufensterkrankheit Gemäß S3-Leitlinie der DGP: intermittierende, pneumatische Kompression (IPK oder AIK) ie te n Auch M ! h c m ö g li A-V Impulse System TM mit FIT-Technik (Forcierte Impuls Therapie) durch einen pneumatischen Hochleistungs-Impuls (FITTechnik) aktiviert. Effekt wie z.B. beim Gehen, nur wesentlich höher. Durch diesen Impuls wird der venöse Rückfluss angeregt und massiv gesteigert, bis zu 250 %. Wirkung: die Förderung der Wundheilung um bis zu 30%, durch die schon oben erwähnten Effekte. In den betroffenen Regionen sollte eine Restfunktion vorhanden sein und /oder sich alternative Shunts, Kollaterale bilden. SCD 700TM System mit VRD-Technik (Vascular Refill Detection) APRIL 06. – 09.04.2013, Wiesbaden Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) Info: http://dgim2013.de 11. – 12.04.2013, Frankfurt a.M. Symposium SOCRATES Info: http://www.orthopaedische-uniklinik.de 15. – 16.04.2013, Wendisch Rietz Grundlagen der Intensivmedizin Kinder I Info: http://www.ai-online.info/aionline/Kongress-Kalender 18. – 20.04.2013, Lübeck-Travemünde 9. Notfallsymposium der AGNN Info: www.agnn.de 20. – 22.04.2013, Nürnberg Deutscher Anästhesiecongress Info: http://www.dac2013.de 30.04. – 03.05.2013, München 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie Info: http://www.chirurgie2013.de Es handelt sich um ein intermittierendes MehrkammerKompressionsgerät mit Bein- und Fußmanschette. Das Besondere ist die Erfassung der Venenrückfüllzeit durch die einzigartige VRD-Technik. Damit wird auch der venöse Rückfluss erfasst sowie der optimale Blut/Lymphfluss erzielt. OP / Chirurgie / Intensiv Allgemein / Stationär Reha / Pflegeheim Ambulant / Zuhause Topische O2 -Wundoxygenierung mit dem O2 -TopiCare-System Als weitere supportive Therapiemaßnahme sollte auch die „Topische O 2 -Wundversorgung“ angedacht werden. Bei der Zuführung von topischem O2 kann der Gewebs- und Arteriensauerstoffpartialdruck um ein vielfaches angehobern werden. (Studien siehe www.oxycare-gmbh.de Pulsoxymeter MD 300 C19 Suchwort: „TopiCare“) nur 39,95 € inkl. MwSt. OXY CARE GmbH· Holzweide 6· 28307 Bremen © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ Fon 0421-48 996-6· Fax 0421-48 996-99 E-Mail [email protected]· www.oxycare.eu 22 Übersicht / Review WISSENSCHAFT / RESEARCH H. C. Müller-Busch Palliativmedizin und Sterben auf der Intensivstation – kein Widerspruch Palliative care and dying in intensive care – no contradiction H. C. Müller-Busch war bis 2008 Ltd. Arzt der Abteilung für Anästhesiologie, Palliativmedizin und Schmerztherapie am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Berlin. Von 2006–2010 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP). Foto: Privat Intensivstationen gehören zu den Bereichen, wo in Krankenhäusern besonders häufig und oft wiederholt die letzte Lebenszeit verbracht wird. Die hohe Morbidität und Mortalität dieser Intensivpatienten bedeutet auch, dass bei fast allen palliative Bedürfnisse bestehen. Zwischen 2 und mehr als 10 % aller Sterbenden befinden sich bis zum Tod in intensivmedizinischer Behandlung und sterben auf der Intensivstation. Lebensqualität und die Bestimmung von Behandlungszielen sind Fragen, die im Spannungsfeld von medizinischen Möglichkeiten, sozialen Interessen, gesellschaftlichen Prioritäten und individuellen Erwartungen bzw. Vorstellungen zunehmend bedeutsamer werden. Im Grenzbereich zwischen Leben und Sterben bestehen häufig Probleme und Konflikte, die Orientierung benötigen: Es geht darum zu entscheiden, welche Prioritäten im Hinblick auf Lebensqualität und Lebensverlängerung gesetzt werden oder aber, den Tod zuzulassen und das Sterben würdig zu gestalten. Die frühzeitige Integration palliativer Prinzipien in die Notfall- und Intensivmedizin kann nicht nur zu einer verbesserten Lebensqualität und Zufriedenheit von Betroffenen und Angehörigen beitragen; sie senkt auch die Gesundheitskosten, ohne dass die Lebenszeit verringert wird oder die Mortalität steigt. Schlüsselwörter: Intensivbehandlung; Palliativmedizin; Entscheidungen am Lebensende; Therapiebegrenzung; Therapiezieländerung; Lebensqualität Zitierweise Müller-Busch HC: Palliativmedizin und Sterben auf der Intensivstation – kein Widerspruch. DIVI 2013;4:22-27. DOI 10.3238/DIVI.2013.0022-0027 ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) Intensive care units (ICU) are the places of care in hospital where the last time in life is spent most often and repeatedly. The high mortality and morbidity of these patients also means that in nearly all palliative needs must be considered. Between 2 and more than 10 % of all deaths occur in intensive care. Quality of life and the determination of treatment goals are questions which become increasingly more important in an area of conflict between medical possibilities, social interests, social priorities and individual expectations. In the border line between life and death often problems and conflicts arise where more orientation is needed. Medical decision making in intensive end of life care should be based on effective communication considering the clinical condition, personal values and biographical aspects of the patient in the ICU. Early integration of palliative principles can contribute not only to an improved quality of life and satisfaction of patients and proxies confronted with life limiting illnesses in intensive care. It also reduces health care costs without increasing mortality. Keywords: intensive care; palliative treatment; end-of-life decisions; withdrawing life support; quality of life H. C. Müller-Busch: Palliativmedizin und Sterben auf der Intensivstation – kein Widerspruch Palliative care and dying in intensive care – no contradiction Einleitung Das „medizinisch Machbare“ bestimmt immer noch weitgehend die Orientierung in der Intensivmedizin. Es ist das besondere Problem der modernen Medizin und vor allem der Intensivmedizin, dass sie sich bislang zu wenig darum gekümmert hat, wie ein Mensch wieder zum Subjekt seines eigenen Lebens auch in der Sterbesituation wird [1]. Neben den unbestreitbaren Möglichkeiten hochtechnisierter Medizin muss auch der Bereich der „ungesehenen oder unbeabsichtigten Nebenfolgen“ stärker in das Bewusstsein gebracht werden. Solche Nebenfolgen sind z. B. die Fortführung der eingeschlagenen Behandlungswege, selbst wenn nach kritischem Abwägen die Aussichten auf Erfolg im Verhältnis zu den Belastungen denkbar gering sind. Hier müssen wir lernen, umzudenken. Das individuelle Wohl des Patienten muss als oberster Wertmesser der Behandlung angesetzt werden. Technik kann die Effektivität ärztlichen Handelns enorm steigern, aber sie kann natürlich auch zu Missbrauch verführen. Besonders in der Intensivmedizin zeigt sich, dass Technik auch eine faszinierende Form von Macht ist [2]. Der Einsatz von High-Tech- und Apparatemedizin hat nichts daran geändert, dass das Leben des Menschen trotz der Beeinflussbarkeit einer Unzahl von Parametern letztlich unberechenbar bleibt. So genießt die differenzierte Linderung und Begleitung individuellen Leidens in der spezialisierten Welt der Medizin viel weniger Anerkennung als der hochspezialisierte Kampf gegen die Krankheit. Während Intensivmedizin die Möglichkeiten der Hochleistungsmedizin symbolisiert, verdeutlicht Palliativmedizin die Grenzen dieser Möglichkeiten, aber auch die Zuwendung zu individuellem Leid. Die Rettung eines früher vom sicheren Tode bedrohten Lebens durch intensivtherapeutische Maßnahmen, durch eine Herz- oder Knochenmarktransplantation, durch künstlichen Lungen- oder Leberersatz oder aggressive Immun- und Kreislaufunterstützung ist heute ein großartiger Erfolg. Vielerorts werden allerdings risikoreiche oder sogar experimentelle Verfahren in Situationen mit minimaler Hoffnung auf Erfolg und ohne ausreichende wissenschaftliche Evidenz durchgeführt – und das mit dem Argument medizinischer Notwendigkeit! Das hat die Angst geschürt vor einer Medizin, der man in Situationen des Sterbenskrankseins hilflos und ohne eigene Entscheidungsmöglichkeit ausgeliefert ist. Ein „schneller“ Tod wird heute von vielen Menschen als weniger bedrohlich angesehen als ein Überleben mit eingeschränkter Kommunikation, Behinderung und Belastung anderer. Die Angst vor der Medizin hat die Angst vor dem Tod verdrängt. Eine Untersuchung in den USA zeigte, dass sinnlose medizinische Maßnahmen bzw. Komplikationen medizinischer Behandlungen nach Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs als dritthäufigste Todesursache angesehen werden [3]. Die Anzahl der Menschen, die in den USA an vermeidbaren Nebenwirkungen und Fehlern medizinischer Behandlungen in Krankenhäusern sterben, wird auf ca. 100.000 geschätzt [4]. Das ist sicher in Deutschland nicht wesentlich anders. Die Betreuung des lebensbedrohlich oder unheilbar erkrankten Menschen wird zwar allgemein als wichtiger und nicht zu vernachlässigender Bereich anerkannt. Doch zur Frage, welche Prioritäten bei Krankheiten mit minimalen Erfolgschancen der Heilung gesetzt werden, gibt es bisher auch in Fachkreisen noch keinen Konsens. Ist es die aufwändige palliative Begleitung oder die experimentelle und eher unwahrscheinliche Chance auf eine Lebensverlängerung? Seit 2 Monaten liegt Herr P, ein 48-jähriger Kameramann nach einem schweren Schlaganfall mit andauernder Bewusstlosigkeit auf der Intensivstation. Im CT wurden ausgedehnte inoperable, zerebrale Gefäßmissbildungen festgestellt. Infauste, aussichtslose Prognose. Zunächst dachte man, dass Herr P nur wenige Tage überleben würde, aber nun hat er sich doch etwas „stabilisiert“, wie die Ärzte so schön sagen. Seit einigen Tagen berichten die Pflegenden der Intensivstation und auch die Ehefrau, die jeden Tag stundenlang am Bett sitzt, dass Herr P etwas reagiert: seine Mimik verändert sich auf Ansprache. Es ist nicht festzustellen, was er zum Ausdruck bringen möchte: Erstaunen, Schmerz, Einsamkeit, Entschlossenheit, eine Aufforderung zum Weitermachen oder endlich in Ruhe gelassen zu werden. Vielleicht ist es auch nur eine Reaktion aus weiter Ferne in einer unerreichbaren Eigenwelt ohne Emotion, ohne 23 Wille, ohne Ziel? Über seinen mutmaßlichen Willen lässt sich nur spekulieren. Aktuell steht die Entscheidung an, ob Herr P wegen zunehmendem Nierenversagen erneut dialysiert werden soll. Bis vor einigen Tagen noch wollten sich die Ärzte von der intensivmedizinischen Behandlung zurückziehen, aber nun überlegen sie, ob Herr P. nicht doch wegen einer zunehmenden Niereninsuffizienz dialysiert werden soll. Frau P wurde zur Betreuerin bestellt, Herr P. hat sich wiederholt dahingehend geäußert, dass er kein Pflegefall werden möchte. Wer übernimmt die Verantwortung für das weitere Vorgehen. Wo befindet sich der Patient? Sterben auf der Intensivstation Die Frage nach dem Bedarf an Intensivmedizin am Ende des Lebens und welche Maßnahme wann sinnvoll sind, wird sehr stark bestimmt von den Perspektiven, den Wertvorstellungen und Interessen der an der medizinischen Versorgung Beteiligten. Dabei spielen sicherlich auch kulturelle Normen und Traditionen eine Rolle. So werden z. B. in den skandinavischen Ländern intensivmedizinische Maßnahmen bei Patienten häufiger begonnen, jedoch früher abgebrochen, wenn das angestrebte Behandlungsziel mit den Intensivmaßnahmen nicht erreicht werden kann. Demgegenüber wird im Süden Europas mit dem Beginn von Intensivmaßnahmen oft gewartet, dann aber werden sie – wenn sie eingesetzt werden – meist länger fortgeführt [5]. Am Beispiel Japans lässt sich dies weiter verdeutlichen: Intensivmedizin und Organersatz werden bei alten Menschen hier eher zurückhaltend eingesetzt; die Lebenserwartung ist aber deutlich höher als in den USA oder Westeuropa. Obwohl in Japan prozentual mehr hochaltrige Menschen als in allen andern Ländern der Erde leben, liegt der Anteil der Patienten mit einem Alter über 85 Jahre, die in Japan am Ende des Lebens intensivmedizinisch behandelt werden, nur bei 1,2 %. Dagegen beträgt in den USA und Europa der Anteil der über 85-jährigen Menschen, die zuletzt auf einer Intensivstation behandelt werden, bis zu 5,3 % [6]. Es gibt keine genauen statistischen Erhebungen zur Sterberate auf Intensivstationen in Deutschland; je nach Aus© Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ 24 H. C. Müller-Busch: Palliativmedizin und Sterben auf der Intensivstation – kein Widerspruch Palliative care and dying in intensive care – no contradiction Abbildung 1 Gesundheitskosten bei palliativmedizinischer Beratung. (nach Morrison RS et al. und persönlicher Mitteilung Diane Meier [10]) richtung ist sie unterschiedlich [7]. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass ca. 10–20 % der in Krankenhäusern verstorbenen Patienten zuletzt auf einer Intensivstationen waren, das sind etwa 5–10 % aller Todesfälle. Die Intensivstation ist damit in vielen Krankenhäusern der Ort, wo die meisten Menschen sterben. In den USA sterben ca. 540.000 Menschen jährlich auf Intensivstationen oder unmittelbar nach Beendigung einer intensivmedizinischen Behandlung, das sind ca. 22 % aller Verstorbenen [8]. In den letzten Jahren konnte jedoch gezeigt werden, dass die frühe Integration palliativer Gesichtspunkte bei schwerstkranken Menschen zu einer verbesserten Lebensqualität ohne Veränderung der Mortalität bzw. der Entlassungsrate führte. Darüber hinaus wurden auch die Aufenthaltszeiten auf der Intensivstation und damit die Gesamtfallkosten reduziert. So konnten durch Palliativberatung die durchschnittliche Verweildauer der Patienten auf der Intensivstation von 16 auf 9 Tage gesenkt werden [9]. Die Arbeitsgruppe um Diane ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) Meier zeigte eindrucksvoll, dass in Krankenhäusern mit palliativmedizinischen Konsiliardiensten die „Gesundheitskosten“ z. B. durch aufwändige Diagnostik, interventionelle Maßnahmen und Intensivbehandlungen wirksam reduziert wurden; bei unveränderter Mortalität der matched pairs starben darüber hinaus im Durchschnitt nur 4 % der Patienten auf der Intensivstation, in der Vergleichsgruppe jedoch 18 % [10] (Abb. 1). In der Intensivmedizin geht es darum, lebensbedrohliche Entwicklungen zu bekämpfen, während die Palliativmedizin in der Regel davon ausgeht, dass eine lebenslimitierende Erkrankungssituation eingetreten ist. Die Übergänge sind manchmal schwierig festzustellen. Es ist immer besonders schwierig zu akzeptieren, dass alle Anstrengungen ein Menschleben zu retten, nicht zum Erfolg führen. Die Möglichkeiten der Intensivmedizin haben zweifellos großartige Erfolge in Erkrankungssituationen erzielt, die früher mit Sicherheit zum Tode geführt hätten. Gleichzeitig ist aber auch der Zeitpunkt des Todes in der Intensivsituation in besonderer Weise zu einer Variablen in der Hand der Ärzte geworden ist. Begrenzungsentscheidungen, die das Sterben zulassen, sind schwierig in Situationen, in denen alle Aktivitäten daraufhin ausgerichtet sind, Lebenszeit zu verlängern. Noch belastender sind diese, je jünger die Betroffenen sind – das gilt insbesondere für die neonatologische und pädiatrische Intensivmedizin. In der Intensivsituation hat die „Wiederbelebung“ in Grenzsituationen eine zentrale Bedeutung und ist Ausdruck des Anspruchs Leben zu erhalten. Demgegenüber wird in der Palliativsituation der „Verzicht auf Reanimation“ und die würdige Begleitung des Sterbenden und Erleichterung im Sterben als wichtigste Aufgabe angesehen. Bei beiden hat Interdisziplinarität, Teamarbeit und Multiprofessionalität einen hohen Stellenwert [11]. Diagnostik, invasive Überwachung der Vitalfunktionen, belastende Eingriffe haben in der Intensivmedizin eine weitaus größere Bedeutung als in der H. C. Müller-Busch: Palliativmedizin und Sterben auf der Intensivstation – kein Widerspruch Palliative care and dying in intensive care – no contradiction Palliativmedizin. Umgekehrt sind die Berücksichtigung von Basis- und Komfortmaßnahmen z. B. durch Lagerung, von individuellen Wünschen und auch der bewusste Verzicht auf belastende Maßnahmen ein besonderes Anliegen der Palliativbetreuung. Dabei bekommt das Prinzip des Nicht-Schadens im Rahmen des sog. Bioethischen Quartetts von Beauchamps und Childress [12] eine stärker gewichtete Bedeutung für die ethische Beurteilung von möglichen Maßnahmen in Grenzsituationen des Lebens. Dies setzt eine bedürfnisorientierte und weniger diagnoseorientierte Herangehensweise voraus. Das kann aber nur gelingen, wenn über Behandlungsoptionen effektiv kommuniziert wird und darauf basierend reflektiertes und für alle Beteiligten nachvollziehbares und transparentes Entscheiden erfolgt [13]. Sterben diagnostizieren In der Intensivmedizin ist es besonders schwierig zu beurteilen, ab wann ein Mensch ein Sterbender ist, oder ob und weshalb in fortgeschrittenen Erkrankungssituationen eine Lebensverlängerung durch medizinische Maßnahmen angestrebt werden soll oder nicht. Die Kommunikation hierzu erfordert nicht nur die Kenntnis typischer Verlaufsformen bei unterschiedlichen Erkrankungen, sondern auch die Berücksichtigung, dass gerade in der Intensivmedizin häufig für das Unwahrscheinliche ein therapeutischer Optimismus gefordert wird. Dieser an sich lobenswerte therapeutische Optimismus sollte allerdings auch kritisch in Relation zur prognostischen Unsicherheit überprüft werden; er kann im Einzelfall zu riskanten und den Bedürfnissen des Patienten kaum entsprechenden Entscheidungen verführen. So müssen die Ergebnisse der bekannten Multicenterstudie von Lynn aus dem Jahre 1997 nachdenklich stimmen, nach der bei 45–51 % der Intensivpatienten eine Woche vor dem tatsächlich eingetretenen Tod noch ein Überleben von mehr als 2 Monaten prognostiziert wurde; am Tag vor dem tatsächlichen Tod wurde sogar noch bei 14–17 % eine Überlebenszeit von über 2 Monaten angenommen [14]. Ein Grund für diese er- schreckende Diskrepanz liegt in der Tatsache, dass Prognosescore-Systeme die Überlebenswahrscheinlichkeit von Gruppen berechnen, nicht aber für die Prognose von Individuen vorgesehen sind. Dies zeigt aber gleichzeitig, wie schwer es im Einzelfall sein kann, den Tod tatsächlich mit einer gewissen Sicherheit vorauszusehen. Diese Schwierigkeiten, Beginn und Dauer des Sterbens im Einzelfall zu bestimmen und das Handeln daran adäquat zu orientieren, führt zu Unsicherheiten, wenn es darum geht, in Grenzsituationen zu Entscheidungen zu gelangen, die der besonderen Würde dieser letzten von der Natur gegebenen Gewissheit gerecht werden. Suchen wir nicht immer noch den Tod der Natur zu entreißen? Werden wir durch die Entwicklung der medizinischen Möglichkeiten nicht zunehmend dazu gezwungen? Jahrtausende hat die Menschheit gegen den Widerstand der Natur gekämpft, nun ist er scheinbar in wichtigen Dingen weggefallen. Nicht mehr die Natur setzt die Grenzen, sondern der Mensch muss sich selbst Grenzen setzen. Ein Beispiel wie der biologische Vorgang des Sterbens hinausgezögert wurde und wie sich Interessenskonflikte entwickeln können, ist der Fall des sog. Erlanger Baby. Hier wurde der nach gesicherten Regeln festgestellte klinische Tod seiner eigentlichen Bedeutung enthoben [15]: die Mutter wurde zwar als tot, als Leiche angesehen, war aber dennoch imstande, durch Aufrechterhaltung des Kreislaufs und funktionierender Hormonproduktion den Fetus zu ernähren. Auch für potenzielle Organspender gilt ja, dass der Mensch als Individuum für tot erklärt wird, aber sein Organismus noch bis zur Entnahme „lebensfrischer“ Organe für eine Transplantation funktionieren muss. Der Beginn des Sterbens wird in der heutigen Medizin nur noch selten von einer natürlichen Autonomie bestimmt. Es wird begründet durch die Irreversibilität einer Krankheit und des Zusammenbruchs der Grundfunktionen, der Verengung der Behandlungsmöglichkeiten, von der Unzumutbarkeit intensiver Maßnahmen, ist aber trotzdem oft von physiologisch nicht nachvollziehbaren, für den Patienten nutzlosen Therapieoptionen ohne klinischen Erfolgsnachweis begleitet. 25 In der Intensivmedizin wurde die in der Palliativmedizin handlungsleitende Frage des „Lebenswertes“ und der „Lebensqualität“ im Kampf gegen den Tod lange Zeit verdrängt. Erst in den letzten Jahren werden Entscheidungen zur Therapiebegrenzung bzw. Therapiezieländerung notwendigerweise auch unter dem Gesichtspunkt einer qualitativen Beurteilung einer verbleibenden Lebensperspektive bzw. einer angestrebten Lebenszeitverlängerung diskutiert und getroffen. Dabei ist die Bewertung eines anderen, fremden Lebens und die Beurteilung, weshalb und wann eine belastende Situation als nicht oder nicht mehr „lebenswert“ angesehen wird, immer auch eine Herausforderung an das eigene Selbstverständnis. Die Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung [16], aber auch Leitlinien und Empfehlungen zur Therapiezieländerung [17, 18, 19], stellen hier eine wichtige Orientierungshilfe dar. Auf die Praxis der Intensivmedizin abgestimmt ist das neue Positionspapier der DIVI [20]. Diese Entscheidungshilfen werden allerdings vielerorts immer noch nicht ausreichend beachtet, so dass Entscheidungen am Ende des Lebens häufig intuitiv bzw. hierarchisch gefällt werden und weder medizinisch-rational, noch juristisch einwandfrei oder nachvollziehbar ethisch begründet und für alle Beteiligten stimmig sind. Die Bestimmung des Sterbe- und Todeszeitpunkts ist jedoch nicht nur abhängig von Wissen, Erfahrung und Einfühlungsvermögen, sondern bedeutet immer auch Verantwortungsübernahme – sogar mit der Möglichkeit des Irrtums. Wir erleben ja die paradoxe Situation, dass sich die Medizin in ihrer rasanten Entwicklung einerseits immer mehr vom Sterbenden abgewendet hat – der würdelose Tod im Krankenhaus ist von Aries sehr treffend beschrieben worden [21]; andererseits muss der hirntote Organspender durchaus auch intensivmedizinisch betreut werden bis seine Organe explantiert sind. In solchen Fällen tut sich die Medizin gelegentlich schwer mit der Beachtung der Würde des Sterbenden. Auch in der Palliativmedizin ist es bei der Betreuung von Menschen mit lebenslimitierenden Erkrankungen keineswegs immer so, dass die Bereitschaft, das Sterben anzunehmen und © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ 26 den Tod zu zulassen, eine im Krankheitsverlauf konstante und sich vielleicht verfestigende Entscheidung darstellt. So ist oft festzustellen, dass Lebenswille und die Bereitschaft zu riskanten und belastenden Therapiemöglichkeiten in todesnahen Situationen zuzunehmen scheint. Das kann durchaus mit Konflikten verbunden sein, wenn z. B. eine lebensverlängernde Behandlung aus medizinischer Sicht nicht mehr als sinnvoll angesehen wird, sondern diese nur noch das Sterben verzögert, der Sterbende und seine Angehörigen aber alles einfordern, „was noch getan werden kann“. Integration palliativer Ansätze in die Intensivmedizin Welche Möglichkeiten der Veränderung gibt es? Durch die oben erwähnten Untersuchungen in den USA ist die Bedeutung palliativer Gesichtspunkte für die Intensivmedizin eindrucksvoll belegt worden. So wurde nicht nur die Lebensqualität schwerstkranker Menschen in lebensbedrohlichen Situationen verbessert, sondern es konnten in einem bedeutsamen Rahmen auch Kosten reduziert werden [22]. In den USA hat man berechnet, dass durch die Etablierung palliativmedizinischer Konsile die Behandlungskosten von etwa 10–12 Mrd. Dollar für die letzten Lebenswochen eingespart werden könnten. Insofern sind der pal- H. C. Müller-Busch: Palliativmedizin und Sterben auf der Intensivstation – kein Widerspruch Palliative care and dying in intensive care – no contradiction liative Ansatz und die Einbeziehung palliativer Möglichkeiten eigentlich ein unverzichtbarer Teil einer guten, am Menschen orientierten Intensivmedizin. Warum könnte es nicht in jedem Krankenhaus in Deutschland ähnlich wie einen Hygienebeauftragten auch einen Palliativbeauftragten geben, der für die Integration palliativer Gesichtspunkte in den verschiedensten Bereichen zuständig ist? Wichtig scheint zu sein, dass die Integration palliativer Aspekte auch in der Intensivmedizin frühzeitig erfolgt und nicht erst am Ende als Alternative aussichtsloser intensivmedizinischer Betreuung. Palliativmedizin und Intensivmedizin schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Sie sind wie zwei Seiten einer Medaille! Palliativmedizinische Beratung im Rahmen der intensivmedizinischen Behandlung sollte sich auf folgende Aspekte konzentrieren: 1. Diagnose und Therapie belastender • körperlicher und psychischer Symptome sowie Beachtung spiritueller Probleme 2. Frühzeitige Kommunikation über • Prognose und Behandlungsaspekte trotz aller Unsicherheiten mit Betroffenen und Angehörigen sowie mit dem Behandlungsteam 3. Realistische und angemessene Be• handlungszielsetzung unter Berücksichtigung des aktuellen biologischen Krankseins, der biographischen Le- benssituation und der Werte des Patienten 4. Bedürfnisorientierte gemeinsame Ver• sorgungsplanung mit Dokumentation der Behandlungsprioritäten im Falle von Komplikationen 5. Unterstützung der Angehörigen • 6. Beratung und Unterstützung des in• tensivmedizinischen Behandlungsteams bei schwierigen medizinischen, ethischen und emotional belastenden Maßnahmen. Durch die Nähe zu Sterben und Tod haben fast alle Intensivpatienten auch palliative Bedürfnisse. Die frühzeitige Integration palliativer Prinzipien ist eine wichtige Herausforderung für die Intensivmedizin. Trotz aller technischen Möglichkeiten, lebensbedrohliche Situationen zu beherrschen und Lebenszeit zu verlängern, müssen wir auch die Endlichkeit im Blick zu haben und ein Sterben unter würdigen Bedingungen zulassen. Der Intensivmediziner ist nicht nur für die heilenden Erfolge seiner Behandlung verantwortlich. Er hat sich ebenso zu verantworten für die Misserfolge und Fehleinschätzungen, die ein unzumutbares Verlängern des Leidens und Sterbens mit sich bringt. Der gute Intensivmediziner sorgt sich auch um ein Sterben unter würdigen Bedingungen! Interessenkonflikt: Der Autor gibt an, dass keine Interessenkonflikte bestehen. Literatur 1. Wachinger L: Angetastet und Gerettet werden. Süddeutsche Zeit. 28./29.3.1992. Zitiert n. Beck-Gernsheim E: Im Zeitalter des medizintechnischen Fortschritts. In: Beck-Gernsheim E Hrsg). In welche Gesundheit wollen wir? Frankfurt/M: Suhrkamp, 1995:7–24 2. Bender HJ: Intensivmedizin zwischen Faszination und Wirklichkeit. In: Bauer AW (Hrsg). Medizinische Ethik am Beginn des 21. Jahrhunderts. Heidelberg: JA Barth, 1998: 102–113 3. Starfield B: Is US health really the best in the world? JAMA 2000;284:483–485 4. Brennan TA, Leape LL, Laird NM et al.: Incidence of adverse effects and negligence in hospitalised patients. NEJM 1991;324:370–376 5. Vincent JL: Ethical principles in end-oflife decisions in different European countries. Swiss Med Wkly 2004;134: 65–68 ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) 6. Sirio CA, Tajimi K, Taenaka N et al.: A cross-cultural comparison of critical care delivery: Japan and the United States. Chest 2002;121:539–48 7. Schuster HP: Outcome nach Intensivtherapie. Med Klin 1998: 91–98 8. Angus DC, Barnato AE, Linde-Zwirble WT et al.: Use of intensive care at the end of life in the United States. Crit Care Med 2004;32:638–643 9. Norton S, Hogan L, Holloway RG et al.: Proactive palliative care in the medical intensive care unit: Effects on length of stay for selected high-risk patients. Critical Care Medicine 2007;35: 1530–1535 10. Morrison RS, Dietrich J, Ladwig S et al.: Palliative care consultation teams cut hospital costs for Medicaid beneficiaries. Health Aff 2011;30:454–463 11. Kettler D, Beck D, Rathgeber J: Palliativund Intensivmedizin – Unterschiede und Gemeinsamkeiten. In: Aulbert E, 12. 13. 14. 15. 16. 17. Klaschik E, Pichlmaier H (Hrsg). Palliativmedizin – Verpflichtung zur Interdisziplinarität Stuttgart: Schattauer, 2000 Beauchamp, TL. Childress JF: Principles of Biomedical Ethics. Oxford University Press, New York 1994 Ferrell BR: Overview of the domains of variables relevant to end-of-life care. J Pall Med 2005;8:22–29 Lynn J, Harrell F, Cohn F et al.: Prognoses of seriously ill hospitalized patients on the days before death: Implications for patient care and public policy. New Horizons 1997;5:56–61 Tolmein O: Der Mensch ist dem Menschen ein Gegenstand. Frankfurt: Mabuse-Verlag, 1998;112 Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung 2011; 108:A346–A348 Konsensuspapier der Intensivmedizinischen Gesellschaften Österreichs. Emp- 28 Übersicht / Review 1 1 S. Schröder , O. Schroeder , A. Hohn WISSENSCHAFT / RESEARCH 1 Postpylorische Ernährungssonden zur enteralen Ernährung bei Intensivpatienten mit erhöhtem gastralen Reflux Prof. Dr. med. Stefan Schröder Post-pyloric nutritional tubes for enteral nutrition in intensive care patients with increased gastric reflux Intensivpatienten scheinen von einer frühen enteralen Ernährung zu profitieren. Die Zufuhr enteraler Ernährungslösungen erfolgt dabei in der klinischen Praxis am häufigsten über gastrale Ernährungssonden. Bei prolongierter gastraler Atonie, wie sie beim Intensivpatienten häufig anzutreffen ist, kann Sondenkost auch über postpylorische Ernährungssonden zugeführt werden. Diese können intraoperativ als Jejunalfisteln, bettseitig ohne technische Hilfsmittel oder im Rahmen einer Endoskopie platziert werden. Alternativ besteht die Möglichkeit, minimalinvasiv mit einer elektromagnetischen Methode Corflo-Tube-Sonden zu legen. Dabei handelt es sich um ein in Deutschland neuartiges System zur bettseitigen Platzierung von postpylorischen Ernährungssonden ohne Endoskopie: die Platzierung erfolgt mit Unterstützung eines Detektors und Monitors, auf dem der Verlauf der magnetisierten Spitze vom Mandrin beim Vorschieben mit dem Ziel der postpylorischen Positionierung abgebildet wird. Durch ihre einfache Handhabung und schnelle Verfügbarkeit stellen die Corflo-Tube-Sonden eine Alternative zu aufwändigeren Verfahren dar und haben auch als Versuch bei fehlender Möglichkeit der endoskopischen Anlage postpylorischer Sonden, z.B. am Wochenende oder bei logistischen Engpässen, eine gerechtfertigte Indikation. Krankenhaus Düren gGmbH Foto: Christoph Lammertz Keywords: Postpyloric feeding; self-propelling feeding tube; gastrointestinal atonia; bedside placement; intensive care patients Zitierweise: Schröder S, Schroeder O, Hohn A: Postpylorische Ernährungssonden zur enteralen Ernährung bei Intensivpatienten mit erhöhtem gastralen Reflux. DIVI 2013;1/28-33. DOI 10.3238/ DIVI.2013.0028-0033 Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Krankenhaus Düren gem. GmbH ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) rative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Intensive care patients apparently benefit from early enteral nutrition. In clinical practice, enteral nutrition mostly is administered through gastral tubes. However, increased gastral reflux and atonia can make gastral feeding impossible. In these cases, enteral feeding can take place through post-pyloric feeding tubes. These can be positioned intraoperatively as jejunal fistulas, at the bedside without technical assistance or in the course of endoscopy. On the other hand, the electromagnetic method with Corflo tube probes offers a minimally invasive procedure for inserting a nutritional probe, which is novel in Germany. This system permits bedside positioning of nutritional probes without endoscopy, using a detector and a monitor, which maps the path of the magnetic tip of the mandrin as it is pushed forward towards its post-pyloric position. As it is easy to handle and rapidly available, the Corflo tube probe offers an alternative to more tedious procedures. It is also justified to attempt this procedure if endoscopic insertion of a post-pyloric probe is impossible, for example, during the weekend or when there are logistic bottlenecks. Schlüsselwörter: postpylorische Ernährung; selbstwandernde Ernährungssonden; Magen-Darmatonie; bettseitige Platzierung; Intensivpatienten 1 Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, ope- S. Schröder et al.: Postpylorische Ernährungssonden zur enteralen Ernährung bei Intensivpatienten mit erhöhtem gastralen Reflux Post-pyloric nutritional tubes for enteral nutrition in intensive care patients with increased gastric reflux 29 Einleitung Bei vielen Intensivpatienten besteht eine Magen-Darm-Atonie, z. B. postoperativ, traumatisch oder septisch bedingt, von der die einzelnen Abschnitte des Gastrointestinaltrakts unterschiedlich lange betroffen sein können. Im Durchschnitt bestehen gastrale Paresen 24–48 Stunden, Atonien des Dünndarms bis zu 24 Stunden und des Dickdarms 3–5 Tage [1]. Mit der Atonie ist der gastrale Reflux assoziiert. In einer Untersuchung von Mentec hatten Patienten, die eine enterale Ernährung über eine nasogastrale Sonde erhielten und in 2 aufeinander folgenden Messungen Refluxmengen zwischen 150 und 500 ml aufwiesen, höhere Aspirations- und Pneumonieraten als die Vergleichsgruppe mit nasojejunalen Ernährungssonden. Die Verweildauer und Sterblichkeit auf der Intensivstation waren in der Gruppe mit dem erhöhten Reflux ebenfalls erhöht [2]. Insgesamt scheinen Patienten die jejunale Zufuhr von Sondennahrung besser zu vertragen als die gastrale Ernährung [3]. Eine andere Untersuchung konnte zeigen, dass Patienten mit postpylorischer Nahrungszufuhr seltener unter Regurgitationen und damit verbundenen Mikroaspirationen litten als Patienten mit gastraler Ernährung [4]. Aus diesen Erkenntnissen lässt sich schlussfolgern, dass die enterale Nahrungszufuhr über Ernährungssonden trotz Atonie und gastralem Reflux zwar möglich ist, eine effiziente Ernährung für diese Patienten aber den postpylorischen Zugang erfordert. Dies liegt möglicherweise daran, dass jejunale Darmabschnitte eine Atonie schneller überwinden. Abbildung 1 Freka Trelumina (Fa. Fresenius): Die Sonde kann entweder endoskopisch oder bei Oberbaucheingriffen in Zusammenarbeit mit dem Chirurgen und Anästhesisten postpylorisch platziert werden. Sie besitzt neben dem distalen (intestinalen) Lumen zur postpylorischen Ernährung zwei weitere Lumina zur gastralen Entlastung und Belüftung beim Absaugen. Applikationswege und Sonden zur enteralen Ernährung Grundsätzlich sollte die Magensonde der primäre Zugangsweg sein, wenn eine orale Kostaufnahme unmöglich ist, da dies der physiologischen Nahrungsaufnahme am ehesten entspricht. Patienten mit ausgeprägter Gastroparese sind durch Regurgitation und Mikroaspiration gefährdet, sodass in diesen Fällen die Anlage einer postpylorischen Ernährungssonde empfohlen wird [5]. Bei Oberbaucheingriffen kann bei zu er- Abbildung 2 Bengmark-Sonde (Fa. Pfrimmer Nutricia): Die Sonde wird in den Magen vorgeschoben. Die endständige Spiralform wird zur Anlage mit einem Führungsdraht in die Gerade gestreckt. Nach dem Entfernen des Führungsdrahts soll sie sich mithilfe der Restperistaltik in routierenden Bewegungen in das Jejunum vorarbeiten. Distal finden sich 2 seitliche Ausgänge für den Austritt von Nahrung und Medikamenten. wartender prolongierter Magen-Darmatonie eine Ernährungssonde, z. B. Freka Trelumina (Fa. Fresenius), in Zusam- menarbeit zwischen Chirurg und Anästhesist postpylorisch platziert werden (Abb. 1). © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ 30 S. Schröder et al.: Postpylorische Ernährungssonden zur enteralen Ernährung bei Intensivpatienten mit erhöhtem gastralen Reflux Post-pyloric nutritional tubes for enteral nutrition in intensive care patients with increased gastric reflux Eine Übersichtsarbeit von Haslam aus dem Jahr 2006 konnte keinen Goldstandard zur Anlage nasoenteraler Ernährungssonden aus den Veröffentlichungen der letzten Jahre definieren. Das liegt vor allem an den fehlenden prospektiven Studien mit großen Patientenkollektiven, die Standard- und neuere Methoden miteinander vergleichen. Der Autor folgert, dass gut sei, was technisch und logistisch auf einer Station umsetzbar ist [6]. Eine der wenigen randomisierten Studien zum Methodenvergleich ist eine Untersuchung von Foote an 43 Patienten, die zeigte, dass die endoskopische Anlage postpylorischer Sonden eine über 90%ige Erfolgsrate hat und im Durchschnitt nach ca. 15 Minuten eine erfolgreiche Sondenanlage ermöglicht. Damit ist sie ebenso erfolgreich wie die fluoroskopische Sondenanlage [7]. Allerdings hat nicht jede Intensivstation die logistischen Möglichkeiten, eine Endoskopie innerhalb von 24 Stunden nach Aufnahme durchzuführen, um die Bedingungen für eine frühe enterale Ernährung erfüllen zu können. Die frühe enterale Nahrungszufuhr über Ernährungssonden gilt als Ernährungsform der Wahl bei Intensivpatienten, die nicht innerhalb von 3 Tagen in der Lage sind, ausreichende Kalorien per oral aufzunehmen [8]. Die Stabilisierung der Darmmukosa und damit eine Reduktion von nosokomialen Infektionen, Krankenhausverweildauer und Mortalität auf der Intensivstation sowie eine hieraus folgende Kostenreduktion, sind einige Vorteile der enteralen Ernährung gegenüber einer rein parenteralen [9, 10]. Bettseitige Anlage postpylorischer Ernährungssonden Berger und Kollegen konnten zeigen, dass die bettseitige Anlage selbst-wandernder jejunaler Ernährungssonden beim schwerkranken Intensivpatienten möglich ist. Verwendet wurden Bengmark-Sonden (Abb. 2), die durch ihr „schweineschwanzartig“ aufgerolltes Ende eine Vorwärtsbewegung im Magen-Darm-Trakt unterstützen sollen. Bei 128 Versuchen waren 49 % (63/128) der verwendeten Bengmark-Sonden nach 3 Tagen in korrekter Position, ein Großteil ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) Abbildung 3 Tiger-Tube-Sonde (Fa. Cook): Nachdem die Sonde (a) in den Magen vorgeschoben wurde, kann diese Bauart bedingt mit Hilfe von seitlichen „Flaps“ am Sondenende (b) nicht invasiv durch eine geringe Restperistaltik über den Pylorus in das Jejunum wandern. Die Sonde hat distal seitliche Löcher für den Durchtritt von Nahrung und Medikamenten. a b davon lag bereits nach 24 Stunden jejunal. Dabei war die Progressionsrate der Sonden abhängig von der hämodynamischen Stabilität bzw. dem Analgosedativa- und Katecholaminbedarf der Patienten. Allerdings geschah die Anlage der Sonden nicht im Rahmen der frühen enteralen Ernährung; die Erfolgsraten waren erwartungsgemäß höher, je länger ein Patient schon auf der Intensivstation behandelt wurde, da einige Patienten die Darmatonie zu diesem Zeitpunkt wohl bereits überwunden hatten [11]. In einer Studie von Lai wurden 30 Patienten untersucht, von denen aber nur 14 eine Magen-Darmatonie aufwiesen. Die Patienten erhielten randomisiert entweder die Bengmark-Sonde oder eine gerade jejunale Ernährungssonde. Innerhalb von 24 Stunden lagen bei den Patienten ohne Darmmotilitätsstörung 78 % der Bengmark-Sonden im Jejunum, bei den Patienten mit Atonie aller- dings nur 57 %. Die gerade Sonde hatte eine Erfolgsrate von 14 % bzw. 0 % in der Atoniegruppe [12]. Eine weitere Untersuchung belegt die geringere Erfolgsrate der korrekten Platzierung der Bengmark-Sonde bei nachgewiesener Darmatonie [13]. Dabei wurde die Bengmark-Sonde mit der Tiger-Tube-Sonde (Abb. 3) verglichen, beides Sondentypen, die aufgrund ihrer Bauart und mithilfe vorhandener Restperistaltik im Magen-/ Dünndarmbereich selbstständig vom Magen in jejunale Abschnitte wandern sollen. Insgesamt wurden 28 Intensivpatienten in die Untersuchung aufgenommen, 16 erhielten eine Tiger-Tube-Sonde, 12 Patienten eine Bengmark-Sonde. Spätestens nach Ablauf des 72-stündigen Beobachtungszeitraumes wurden durch konventionelle Röntgenaufnahmen 14 von 16 verwendeten Tiger-Tubes in korrekter Lage nachgewiesen (87,5 %), während dies nur für 2 von 12 Bengmark-Sonden S. Schröder et al.: Postpylorische Ernährungssonden zur enteralen Ernährung bei Intensivpatienten mit erhöhtem gastralen Reflux Post-pyloric nutritional tubes for enteral nutrition in intensive care patients with increased gastric reflux gelang (16,6 %). Die Platzierungsdauer wurde für die Tiger-Tube-Sonde im Median mit 18,5 Stunden (Spannweite 2–68) und für die Bengmark-Sonde mit 36,5 Stunden (Spannweite 28–45) bestimmt. Die Autoren diskutieren, dass dies möglicherweise an der Bauart der Tiger-Tube-Sonde liegt, die sich mit den seitlichen Widerhaken auch bei nachgewiesener Darmatonie besser vorarbeiten kann, während die Restperistaltik für den Mechanismus der Bengmark-Sonde nicht auszureichen scheint. Erste Erfahrungen mit elektromagnetischer Führung zur postpylorischen Sondenanlage wurden 1997 von Gabriel und Kollegen publiziert [14]. Bei 35 Patienten erzielten sie eine Erfolgsrate für eine korrekte postpylorische Lage in 88 % und benötigten ca. 15 Minuten (Spannweite 10–45 Minuten) zur erfolgreichen Anlage. Es kam zu keinen Komplikationen. Eine prospektive Multicenterstudie [15] untersuchte 156 Sondenanlagen und kam ebenfalls zu dem Schluss, dass mithilfe elektromagnetischer Führung Ernährungssonden komplikationslos postpylorisch platziert gelegt werden können, die Erfolgsrate betrug aber nur 60 %. Auch konnte keine Lernkurve bei den Anwendern festgestellt werden, vielmehr lag die Erfolgsquote am Geschick des Einzelnen. Eine weitere Untersuchung von Gabriel und Kollegen mit nahezu identischem Studiendesign zu der 1997 publizierten Arbeit erzielte bei 329 gelegten Sonden eine Erfolgsrate von 89 % [16]. 31 Mandrin Anschluß für Monitor Corflo-Tube-Sonde a b Abbildung 4 Corflo-Tube-Sonde (Fa. Corpak Medsystems): Die Anlage der Sonde (a) erfolgt mit Unterstützung eines Detektors und Monitors auf dem der Verlauf der magnetisierten Spitze vom Mandrin beim Vorschieben mit dem Ziel der postpylorischen Positionierung abgebildet wird (b). Der blaue Detektor liegt über dem Xiphoid des Patienten, so dass dieser Signale des elektromagnetischen Senders an der Spitze des Mandrins empfangen kann, während die CorfloTube-Sonde mit dem Mandrin durch den Anwender im Gastrointestinaltrakt des Patienten be- Elektromagnetisch unterstützte Anlage postpylorischer Ernährungssonden Ergebnisse neuerer Untersuchungen mit einer elektromagnetisch unterstützten Sondenanlage erscheinen erfolgversprechend [17, 18]. Dafür wird das CortrakSystem, ein Monitor mit Computertechnologie, verwendet, um die Platzierung der Corflo-Tube-Sonde (Abb. 4) und die Lage der Sondenspitze beim aktiven Vorschieben durch den Gastrointestinaltrakt in Echtzeit wiederzugeben. An der Spitze des Mandrins der Corflo-Tube-Sonde befindet sich ein elektromagnetischer Sender. Ein Detektor über dem Xiphoid des Patienten empfängt die Signale des Führungsdrahtes während die Corflo-Tube-Sonde mit dem Mandrin wegt wird und der Sondenverlauf in Echtzeit auf dem blauen Monitor wiedergegeben wird. Die Sonde hat eine distale Öffnung für den Austritt von Nahrung und Medikamenten. Abbildungen 1–4: Christoph Lammertz, Unternehmenskommunikation; Krankenhaus Düren gem.GmbH durch den Anwender im Gastrointestinaltrakt des Patienten bewegt wird. Bei erfolgreicher postpylorischer Anlage zeigt sich der typische bogenförmige Verlauf im duodenalen C in der Vorderansicht in Kombination mit einem in die Tiefe verlaufenden Mandrin in Richtung Treitzsches Band in der Querschnittsansicht auf dem Monitor. Der Rat des Herstellers bezüglich Kontraindikationen geht dahin, das CortrakSystem nicht bei Patienten anzuwenden, die ein implantiertes medizinisches Gerät tragen, das durch ein elektromag- netisches Feld irritiert werden kann. Entgegen dieser Herstellerempfehlung wird die Anwendung des Cortrak-Systems nach Kompatibilitätstestungen der Firmen Medtronic und St. Jude Medical mit Schrittmachern und implantierbaren Kardiovertern / Defibrillatoren als sicher eingestuft [19]. Die Ernährungssonde ist laut Herstellerinformation aus Polyurethan hergestellt und kann im Rahmen von Untersuchungen in der Magnetresonanztomographie belassen werden, nur der Mandrin muss vorher entfernt worden sein. © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ 32 S. Schröder et al.: Postpylorische Ernährungssonden zur enteralen Ernährung bei Intensivpatienten mit erhöhtem gastralen Reflux Post-pyloric nutritional tubes for enteral nutrition in intensive care patients with increased gastric reflux In der Untersuchung von Schröder [17] konnten 45 von 50 Corflo-TubeSonden (90 %) im Median innerhalb von 15 Minuten mit einer Spannweite von 1–150 Minuten erfolgreich platziert werden, wobei diese Zeit nicht der Bindungszeit des Anwenders am Patienten entsprechen musste, da bei einem Stocken der Anlage durchaus die Möglichkeit einer Pause mit der Übernahme anderer Tätigkeiten bestand. Komplikationen bei der Anlage und beim Entfernen der Sonden traten nicht auf. Ein vergleichbares Ergebnis fand sich auch in der Untersuchung von Holzinger [20]. Hier wurde in 91 % der Fälle die CorfloTube-Sonde erfolgreich platziert. Durch die einfache Handhabung und schnelle Verfügbarkeit ist dieses in Deutschland neuartige System zur bettseitigen Platzierung von postpylorischen Ernährungssonden ohne Endoskopie eine gute Alternative zu aufwändigeren Verfahren. Die Technik wird nicht nur bei Erwachsenen erfolgreich angewendet. Eine prospektive Studie an 107 kritisch kranken Kindern verglich die Sondenanlage mit Hilfe elektromagnetischer Führung mit der Anlage ohne Visualisierung des Sondenvorschubs. Mit Hilfe elektromagnetischer Führung konnten Sonden in 82 % der Fälle erfolgreich platziert werden, in der Kontrollgruppe nur in 38 %. Die durchschnittliche Zeit bis zur korrekten Lage lag in der Kontrollgruppe bei 21 Stunden und in der Gruppe mit elektromagnetischer Führung der Sonden bei 1,7 Stunden [21]. gleich der Kosten für die beiden Methoden ist schwierig. Prozess- und Kostenanalysen aus der Endoskopieabteilung eines großen deutschen Versorgungskrankenhauses ergaben für einfache endoskopische Prozeduren Kosten zwischen 70,00 und 140,00 € [22]. Zusätzlich müssen die Kosten für die postpylorische Ernährungssonde berücksichtigt werden. Die Corflo-Tube-Sonden können von erfahrenen Fachpflegekräften für Intensivmedizin nach Anordnung und unter Aufsicht der Intensivärzte platziert werden, wie es durchaus auch in anderen Kliniken praktiziert wird, weil es sich um eine einfach umsetzbare und sichere Methode handelt [23]. Die Fachpflegekräfte können die Sondenanlage in ihren Arbeitsablauf am Patientenbett integrieren und haben die Möglichkeit der Übernahme anderer Tätigkeiten beim Stocken der Sondenanlage. Deshalb wird die eindeutige Zuordnung der anteiligen Kosten für den Arbeitsaufwand der Sondenanlage schwierig bis unmöglich. In einer kürzlich publizierten Studie aus Großbritannien wurden die durchschnittlichen Kosten für eine postpylorische Sondenanlage mit dem elektromagnetisch Bild gebenden System mit 131,40 € beziffert [24]. Die Autoren dieser und Autoren zweier weiterer Studien beschreiben verminderte Kosten durch Vermeidung von Röntgenuntersuchungen, endoskopischen Anlagen, Komplikationen sowie der Verschreibung parenteraler Ernährungssubstrate [24, 25, 26]. als Versuch bei fehlender Möglichkeit der endoskopischen Anlage postpylorischer Sonden, z. B. am Wochenende oder bei logistischen Engpässen, eine gerechtfertigte Indikation darstellen. Der Zeitaufwand für eine erfolgreiche Positionierung der Sonden wird in der Literatur sehr unterschiedlich gefunden, Zeitspannen von wenigen Minuten bis mehrere Stunden werden genannt. Dabei wird eine radiologische Lagekontrolle empfohlen, die beim Cortrak-System mit der Corflo-Tube-Sonde entfallen kann, wenn sich die erfolgreiche postpylorische Anlage durch den typischen bogenförmigen Verlauf im duodenalen C in der Vorderansicht in Kombination mit einem in die Tiefe verlaufenden Mandrin in Richtung Treitzsches Band in der Querschnittsansicht auf dem Monitor zeigt. Im Fall der korrekten postpylorischen Lage sollte die Anlage einer zusätzlichen Magensonde zur gastralen Entlastung, bzw. zur Kontrolle eines gastralen Refluxes erfolgen. Vielversprechend ist das CortrakSystem mit der Corflo-Tube-Sonde mit einer hohen Erfolgsrate der korrekten postpylorischen Platzierung und der Möglichkeit der zügigen Applikation enteraler Ernährung. Im Rahmen einer Betrachtung des Prozessablaufs ist diese neuartige Technik auch eine interessante Alternative im Hinblick auf mögliche Kosteneinsparungen. Dennoch werden randomisierte prospektive Studien mit großen Patientenkollektiven benötigt, um einen Goldstandard für die Anlage von Ernährungssonden formulieren zu können. Schlussfolgerungen Zusammenfassend ist die postpylorische Ernährung bei Intensivpatienten mit erhöhtem gastralen Reflux ein sinnvolles und erfolgversprechendes Konzept. Dafür stehen neben der endoskopischen Anlage bettseitig anzulegende Ernährungssonden zur Verfügung, die auch Interessenkonflikt: Der Autor Prof. Dr. Stefan Schröder gibt folgende mögliche Interessenkonflikte an: Vortragshonorare und Reisekosten der Fimen B/Braun, Fresenius Healthcare, Thermofischer sowie die Entrichtung von Standgebühren von Symposien der Firmen Baxter, B/Braun, Abbott, Fresenius Healthcare, Nestle, Nutricia, Porta Medical. enteral nutrition in critically ill patients: Frequency, risk factors, and complications. Crit Care Med 2001;29: 1955–1961 3. Davies AR, Froomes P, French CJ et al: Randomised comparison of nasojeju- nal and nasogastric feeding in critically ill patients. Crit Care Med 2002;30: 586–590 4. Heyland DK, Drover JW, MacDonald S: Effect of postpyloric feeding on gastroesophageal regurgitation and pul- Prozess- und Kostenanalysen Der Vergleich mit den Daten von Foote [7] zur endoskopischen Anlage postpylorischer Sonden zeigt, dass die Ergebnisse zur Erfolgsrate und Platzierungsdauer der Corflo-Tube-Sonden bei Erwachsenen vergleichbar sind. Ein Ver- Literatur 1. Haug K, Brügger L, von Flüe M: Neue Aspekte in der Behandlung der postoperativen Darmatonie. Schweiz Med Forum 2004;4:108–114 2. Mentec H, Dupont H, Bocchetti M et al.: Upper digestive intolerance during ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) S. Schröder et al.: Postpylorische Ernährungssonden zur enteralen Ernährung bei Intensivpatienten mit erhöhtem gastralen Reflux Post-pyloric nutritional tubes for enteral nutrition in intensive care patients with increased gastric reflux 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. monary micro-aspiration: results of a randomized controlled trial. Crit Care Med 2001;29:1495–1501 Berger MM, Soguel L: Feed the ICU patient 'gastric' first, and go post-pyloric only in case of failure. Critical Care 2010;14:123 Haslam D, Fanq J: Enteral access for nutrition in the intensive care unit. Curr Opin Clin Nutr Metab Care 2006;9: 155–159 Foote JA: A randomised trial of endoscopic and fluoroscopic placement of postpyloric feeding tubes in critically ill patients. J Parenter Enteral Nutr 2004;8:54–157 Kreymann KG, Berger MM, Deutz NE et al: ESPEN guidelines on enteral nutrition. Intensive care. Clin Nutr 2006;25: 210–223 Marik PE, Zaloga GP: Early enteral nutrition in acutely ill patients: A systematic review. 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Holzinger U, Brunner R, Miehsler W et al: Jejunal tube placement in critically ill patients: A prospective, randomized trial comparing the endoscopic techni- Zitierweise: Schröder S, Schroeder O, Hohn A: Postpylorische Ernährungssonden zur enteralen Ernährung bei Intensivpatienten mit erhöhtem gastralen Reflux. DIVI 2013;1/28-33. DOI 10.3238/ DIVI.2013.0028-0033 21. 22. 23. 24. 25. 26. 33 que with the electromagnetically visualized method. Crit Care Med 2011;39: 73–77 October TW, Hardart GE: Successful placement of postpyloric enteral tubes using electromagnetical guidance in critically ill children. Pediatr Crit Care Med 2009;10:196–200 Peters M, Uebach S, Grundmann S et al.: „Was kostet die Endoskopie?“ Ergebnisse einer Prozess- und Kostenanalyse in der Endoskopieabteilung eines Versorgungskrankenhauses. Z Gastroenterol 2007;45:P159 Mathus-Vliegen EM, Duflou A, Spanier MB et al.: Nasoenteral feeding tube placement by nurses using an electromagnetic guidance system (with video). 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GmbH Roonstraße 30, 52351 Düren 02421 30–1369 02421 30–191370 [email protected] © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ 34 DAS TEAM UNTER DER LUPE / FOCUS TEAMWORK Intensivierung der Zusammenarbeit gibt Sicherheit und senkt die Kosten Unter dem zunehmenden Kostendruck ist es für Kliniken und Krankenhäuser unverzichtbar, die Möglichkeiten zur Verbesserung der Ablauforganisation optimal auszuschöpfen. Das gilt selbstverständlich auch für die Intensivstationen, schließlich gehören sie aufgrund ihrer hohen Vorhaltungskosten hinsichtlich Personal und Ausstattung zu den kostenintensivsten Bereichen einer Klinik. Auch vor diesem Hintergrund sind möglichst kurze Liegezeiten der Patienten ein erstrebenswertes Ziel. Aber noch finden sich auf vielen Intensivstationen – insbesondere in Häusern der Grundversorgung – Organisationsstrukturen, die unnötig viel Zeit und damit Geld kosten. Sie lassen sich mit einfachen Maßnahmen optimieren, ohne die Patientensicherheit zu gefährden oder die Personalbelastung zu erhöhen – im Gegenteil. Im Vordergrund steht dabei die Intensivierung der interdisziplinären und der berufsgruppenübergreifenden Zusammenarbeit. Gerade auf der Intensivstation spielt sie eine wichtige Rolle und je besser sie funktioniert, um so reibungsloser und sicherer sind die Abläufe. Ein wichtiger Grundstein dafür ist der partnerschaftliche Dialog zwischen allen an der Patientenversorgung beteiligten Berufsgruppen sowie mit den Kollegen* anderer Stationen. ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) Dieser partnerschaftliche Dialog ist die Basis für folgende Maßnahmen: • Eine multimodale Intensiv-Visite, die nach im Vorfeld vereinbarten Regeln verläuft, wird eingeführt. An ihr nehmen Ärzte und Pflegekräfte teil. Sie findet in einem verbindlich festgelegten Zeitraum statt und wird von allen Beteiligten eingehalten. Lediglich Notfälle rechtfertigen den verspäteten Beginn oder Unterbrechungen. • Der Behandlungsverlauf wird transparent und nachvollziehbar dokumentiert. Bei Rück- oder Weiterverlegungen des Patienten erhält der nachverantwortliche Arzt einen Arztbrief inklusive Behandlungsregime. Dieser wird vom ersten Tag an geschrieben und täglich ergänzt. • Alle relevanten Informationen, insbesondere die ärztlichen Anordnungen, aus der vorherigen Schicht werden schriftlich und mündlich übergeben. Zusätzlich werden diese Schichtübergaben genutzt, um im Ärzte-Team über Möglichkeiten und Strategien der Behandlung zu sprechen. • Die Zusammenarbeit mit der Pflege erfolgt eng abgestimmt, sodass sich die ärztliche und die pflegerische Arbeit optimal ergänzen. Die Verantwortlichkeiten sind gut verzahnt und spiegeln sich auch in den Entscheidungsstrukturen wieder. Das medika- mentöse Therapieregime bleibt dabei selbstverständlich im Verantwortungsbereich des Arztes. Jedoch legen zum Beispiel bei der Entwöhnung von der Beatmung Arzt und Pflegekraft gemeinsam einen Therapieplan fest. Bei der Dekubitusprophylaxe hingegen baut der Arzt auf die Kompetenz der Pflege. Auf kaum einer anderen Station bieten sich so viele Möglichkeiten zur berufsgruppenübergreifenden Teamarbeit wie auf der Intensivstation. Dieses Potenzial zu nutzen, gibt Sicherheit: den behandelnden Ärzten, den Pflegekräften, den Patienten und ihren Angehörigen und letztlich auch der Klinikleitung. Denn ein gut eingespieltes Team arbeitet nicht nur wesentlich effizienter, es trägt auch maßgeblich zur Patientenzufriedenheit und damit zum Renommee der Klinik bei. Werner Fleischer * Die im Text verwendete maskuline Schreibweise dient ausschließlich der besseren Lesbarkeit. Korrespondenzadresse Dipl.-Päd. Werner Fleischer Beratung, Coaching, Moderation Freschenhausener Weg 2a 21220 Seevetal 04105 668052 04105 668053 [email protected] www.ihrcoach www.ihrcoach.com 36 DIVI / DIVI GESELLSCHAFT / SOCIETY Interdisziplinarität zum Wohle des Patienten Das Motto des Kongresses der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) vom 5. bis 7. Dezember 2013 im Congress Center Hamburg (CCH) lautete „Erfolg durch Interdisziplinarität“. Der Kongresspräsident Prof. Dr. Tobias Welte betonte auf der Pressekonferenz, die anlässlich des Kongresses stattfand: „Die Intensiv- und Notfallmedizin ist traditionell ein Bereich, in dem die Kooperation verschiedener Berufsgruppen einen herausragenden Stellenwert hat.“ Für den Patienten ist es wichtig, dass durch optimale Vernetzung der verschiedenen Berufsgruppen eine schnelle Diagnose gestellt wird, um die richtige Therapie einzuleiten. Um die Qualität der medizinischen Versorgung in der Intensivmedizin aufrecht zu erhalten und weiter zu verbes- Knapp 1000 Teilnehmer nutzten die Hands-on-Kurse. sern, wird die DIVI innovative Konzepte erarbeiten. Der demografische Wandel wird dazu führen, dass die Zahl der Menschen, die eine intensivmedizinische Betreuung benötigen, steigen wird. ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) Für Fragen offen: Prof. Dr. Tobias Welte, Prof. Dr. Elke Muhl, Prof. Dr. Gerhard Sybrecht (v.l.n.r.). Fotos: DIVI „Doch die Zahl der Ärzte und Pflegekräfte, die in diesem hochanspruchsvollen Bereich arbeiten wollen, sinkt und auch aufgrund struktureller Probleme ist es nicht einfach, neue Fachkräfte zu rekrutieren,“ prophezeite Prof. Dr. Michael Quintel, Leiter der Anästhesiologie am Universitätsklinikum Göttingen. Um die Kernkompetenzen für die Pflegenden neben den bereits existierenden Kernkompetenzen der Ärzte in der Intensivmedizin zu definieren, wurde inzwischen ein Fragebogen formuliert, der ein Meinungsbild zur Weiterbildung abfragen soll. Eine weiterführende Qualifizierung für motivierte Intensivpflegende mit klar definierten Perspektiven kann nach der Auswertung angepasst bzw. verändert werden. Der Fragebogen ist in diesem Heft mit eingebunden. Die neue DIVI-Präsidentin Prof. Dr. Elke Muhl vom Universitätsklinikum Lübeck erklärte, dass die Intensivpflegekräfte ihre eigene Professionalität hätten und schon längst nicht mehr nur ausführendes Organ ärztlicher Weisungen seien. Die Kooperation auf Augenhöhe mit den intensivmedizinischen Ärzten sei ihr sehr wichtig. Das Thema Sepsis war u.a. ein wichtiger Bestandteil des DIVI-Kongesses 2012. Täglich sterben 162 Patienten an einer Sepsis und trotzdem spielt diese Krankheit im Bewusstsein der Menschen kaum eine Rolle. „Wir wollen versuchen neue Wege zu finden, um sowohl Ärzte als auch die Bevölkerung für diese so dramatisch unterschätzte Krankheit zu sensibilisieren, sie früher zu erkennen und gezielter zu behandeln,“ forderte Prof. Welte. Ein weiterer sehr wichtiger Faktor sind die Kosten, die auch gesenkt werden können, ohne dass die medizinische Qualität leidet. Prof. Dr. Gerhard Sybrecht, der ehemalige Präsident der DIVI, sagte dazu „Bei Patienten mit einer Sepsis, bei denen jede Behandlungsminute zählt, kann eine optimal koordinierte Therapie mit geballtem Expertenwissen durchaus über Leben und Tod entscheiden. Aber auch Patienten, die beatmet werden müssen, können davon nur profitieren.“ Hochkarätige Referenten hielten neben dem Thema Sepsis u. a. Vorträge zu aktuellen Themen wie zur Situation der Organspende, den internationalen Konzepten zum Hirntod oder zu Notfällen im Kindesalter. Die Hands-on-Kurse wurden von knapp 1.000 Teilnehmern genutzt und sollen in 2013 in Leipzig auf die Wünsche, Bedürfnisse und Interessen der Kursteilnehmer zugeschnitten werden. Prof. Dr. Andreas Markewitz, OFA, DIVIGeneralsekretär, hält den jährlichen Kongressturnus der DIVI für unabdingbar. Nur so kann die DIVI den an der Intensivmedizin beteiligten Fachgruppen gerecht werden, um dem ständigen Fortschritt im medizinischen Wissen und die zunehmende Arbeitsverdichtung mit einem kompakten Fortbildungsprogramm zu begegnen. G. Schubert, Köln PRAXIS / PRACTICE Buchneuzugänge / Publications 37 Buchneuzugänge Hinkelbein, J.; Genzwürker, H.: Formeln und Scores in Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie Berechnung, Bewertung, klinische Anwendung. MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 1. Auflage, 2012. 462 Seiten, broschiert. ISBN 978–3–941468–97–9. EUR 54,95 Wie in keinem anderen Fachgebiet kommen in der Anästhesiologie tagtäglich Formeln und Scores bei der Beurteilung des Patientenstatus, zur Berechnung von spezifischen Therapieparametern und Dosierungen oder zur Auswahl und Einstellung von Instrumenten und Geräten zum Einsatz. Dieses einmalige Handbuch präsentiert nahezu alle Formeln und Scores für dieses breite Fachgebiet PRAXIS / PRACTICE und liefert neben Informationen zur exakten Berechnung auch Hintergrundinformationen zum Gebrauch und zur klinischen Relevanz der Formeln. Braun, J.; Preuss, R.: Klinikleitfaden Intensivmedizin Mit Zugang zum Elsevier-Portal. Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, 8. Auflage, 2013. 798 Seiten, 83 Abb., Taschenbuch. ISBN 978–3–437–23762–1. EUR 44,99 Für mehr Routine und Sicherheit auf der Intensivstation: Der Klinikleitfaden Intensivmedizin bringt das komplette Wissen für die Arbeit auf der ICU kompakt auf den Punkt – umfassend und leitlinienbasiert. Das ideale Werk zum schnellen Nachschlagen im Stationsalltag. Pfeiffer, P.; Reuchsel, C.: AINS in Frage und Antwort Fragen und Fallgeschichten – mit Zugang zum Elsevier-Portal. Urban & Fischer in Elsevier, 1. Auflage, 2012. 240 Seiten, 35 Abb., Taschenbuch. ISBN 978–3–437–41724–5. EUR 24,99 Die „In Frage und Antwort“-Reihe steht für die effiziente Vorbereitung auf mündliche Prüfungen während des Semesters und im Examen. Lebensechte Prüfungsfragen mit mustergültigen Antworten und anschaulichen Kommentaren zum Selbststudium und zum gegenseitigen Abfragen in der Lerngruppe. Die Auswahl der Fragen basiert streng auf der Auswertung von Prüfungsprotokollen. Industrie und Handel / Industry and Trade OxyCare GmbH Vermeidung von Amputationen (Diab. Fußsyndrom) durch IPK (Intermittierende Pneumatische Kompressionsmaßnahmen) mit dem A-V Impuls- oder SCD 700 Kompressionssystem Nach langjährig bestehendem Diabetes mellitus kann sich das diabetische Fußsyndrom (DFS) entwickeln. In Deutschland kommt es in der Folge zu schätzungsweise jährlich 40.000 bis 50.000 1 Amputationen* . Um den Blutfluss und damit die Mikround Makrozirkulation als auch die Lymphaktivität zu fördern, können moderne Technologien wie die forcierte Impuls-Therapie (A-V Impulse System) und Vascular Refill Detection (SCD 700 Kompressionssystem) das Risiko für Amputationen und Thrombosen verringern. Mit der forcierten Impuls-Therapie (A-V Impulse System) wird der Blutrückfluss mittels eines Impulses gegen die Fußsohle beachtlich gesteigert. Der Impuls regt den venösen Rückfluss an und erhöht diesen bis zu 250 %. Durch das A-V Impulse System wird u. a. der natürliche Vorgang des Gehens imitiert, während der Betroffene liegt oder sitzt. Es wird vermehrt Stickoxid (NO) freigesetzt, die Durchblutung und die lokale Sauerstoffversorgungs- und Stoffwechselsituation wird verbessert. Das A-V Impulse System und das SCD 700 Kompressionssystem können auch sehr gut in Kombination angewendet werden: • Therapie von venös und arteriell bedingten Ulcera cruris, diabetischem Fußsyndrom sowie bei pAVK-Symptomatik, • schnelle und effektive Therapie bei Ödemen und Schwellungen der oberen und unteren Extremität, • effektive Prophylaxe von venenösen Thromboembolien mit gleich hoher Wirksamkeit wie niedermolekulares Heparin bei einer Anwendung von > 15 Stunden pro Tag, • keine unerwünschten Nebenwirkungen, • auch bei leichten Stufen von arteriellen Erkrankungen anwendbar, • prä-, intra- und postoperativ einsetzbar, • selbst bei externer Fixatur, OP-Wunden oder Gips einsetzbar, da nur der Fuß/die Hand benötigt wird. Diese Therapien gehören zu den physikalischen Maßnahmen und sind unter dem Begriff: intermittierende pneumatische Kompressionsmaßnahmen (IPK) oder AIK (apparative intermittierende Kompressionstherapie) medizinisch anerkannt und in den Leitlinien S2 (Phlebologie 2005; 3:176 – 180) und S3 (AWMF-Register Nr. 003–001, Stand 1.5.2010) empfohlen. Die Anwendung ist einfach durchzuführen, nach GOÄ abrechenbar und nicht budgetrelevant. *1 DDB (Homepage 2013) OxyCare GmbH Holzweide 6, 28307 Bremen Tel.: 0421 48996–6, Fax: 0421 48996–99 [email protected]; www.oxycaregmbh.de; www.oxycare.eu © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ 38 DIVI / DIVI GESELLSCHAFT / SOCIETY Zuwachs in der Mitherausgeberschaft der DIVI-Zeitschrift Silke Filipovic BSc. Physiotherapeutin mit Schwerpunkt Intensivmedizin und Abteilungsleiterin der Abteilung Physiotherapie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH am Standort Marburg Silke Filipovic, Jahrgang 1980, hat nach ihrem Abitur im Jahr 2000 eine Physiotherapieausbildung in Marburg absolviert. Direkt im Anschluss begann sie mit ihrer physiotherapeutischen Laufbahn an der Uniklinik in Marburg. Silke Filipovic sammelte Erfahrungen als Physiotherapeutin in Marburg und anderen kleineren Häusern auf den Intensivstationen. Sehr zeitnah orientierte sie sich um und begann Physiotherapie an der Hochschule Fulda in Kooperation mit der Universität Marburg zu studieren. Praktisch arbeitete Silke Filipovic im Bereich Orthopädie und Sport und nahm an größeren Events als Physiotherapeutin teil, z. B. der Leichtathletik Weltmeisterschaft in Berlin. Mit ihrem Examen und der Bachelor-Arbeit 2009 ergriff die Physiotherapeutin abermals das Thema „Intensivmedizin“ und legte den Grundstein für ihre jetzige intensiv- Silke Filipovic BSc. Foto: privat medizinische Arbeit, indem sie „Die Rolle der Physiotherapie im Weaningprozess“ genauer analysierte. Mit Rückkehr an die Universitätsklinik Marburg erhielt sie bald die leitende Position der Abteilung Physiotherapie. Der praktische Schwerpunkt lag im Bereich der herzchirurgischen Intensivstation. Die PD Dr. med. Christoph Härtel Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Lübeck PD Dr. med. Christoph Härtel ist seit 2009 als Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Lübeck mit den Schwerpunkten Neonatologie/Pädiatrische Intensivmedizin sowie Pädiatrische Hämatologie/Onkologie tätig. Zudem betreut er die Spezialambulanz für Pädiatrische Immunologie, Infektiologie und Rheumatologie. Verschiedene Auslandsaufenthalte haben die Kompetenzen in seinem jetzigen Tätigkeitsbereich gestärkt: Fulbright-Stipendiat an der Graduate School for Molecular Genetics, Bioche- ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) PD Dr. med. Christoph Härtel Foto: Hatje Arbeit untermauerte die ehrgeizige Physiotherapeutin mit diversen Vorträgen auf nationalen Kongressen (DIVI, DGP, HAI) sowie Symposien und Veröffentlichungen. Mit ihrem Team entwickelte sie das „Das Marburger Stufenkonzept“. Mit dem Netzwerk „Frühmobilisierung“, deren Sprecherin sie ist, findet ein reger Austausch von Ideen, Konzepten, Visionen und Möglichkeiten zwischen verschiedenen Berufsgruppen statt. Inzwischen ist die engagierte Physiotherapeutin Mutter einer kleinen Tochter und freut sich als Mitherausgeberin im Kreise der DIVI ihre Kenntnisse weiter auszugestalten und für die Physiotherapie auf der Intensivstation werben zu können. Korrespondenzadresse Silke Filipovic Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Abteilung Physiotherapie Baldinger Straße 35033 Marburg [email protected] mistry and Immunology der University of Cincinnati, USA, Forschungsaufenthalt Harvard Medical School, Boston, USA, DIVI-Traveller Stipendium 2004 (Aufenthalt am Karolinska Hospital Stockholm, Schweden), Fellow in der Abteilung Neonatologie am Royal Prince Alfred Hospital Sydney und in den Abteilungen Pädiatrische Onkologie bzw. Neonatologie des Children’s Hospital Westmead, Australien. Dr. Härtel hat ein Graduiertenstipendium sowie mehrere Vortragspreise erhalten und kann umfangreiche Publikationen sowohl national als auch international vorweisen. Dr. Härtel arbeitet außerdem in dem seit 2009 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförder- GESELLSCHAFT / SOCIETY ten bundesweiten Deutschen Frühgeborenen-Netzwerk (German Neonatal Network, Leiter: Prof. Wolfgang Göpel), das auf Initiative der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein gegründet wurde. Der Intensivmediziner ist in Rostock geboren, 39 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. DIVI / DIVI Korrespondenzadresse PD Dr. med. Christoph Härtel Oberarzt Neonatologie/Pädiatrische Intensivmedizin Pädiatrische Hämatologie/Onkologie Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Lübeck Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck Tel. +49–451–500–2685/2546 Fax. +49–451–500–6222 [email protected] PD Dr. med. Rainer Kollmar Direktor der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie am Klinikum Darmstadt PD Dr. Kollmar ist seit Juli 2012 Direktor der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie am Klinikum Darmstadt. Zuvor war er leitender Oberarzt der Neurologischen Klinik am Universitätsklinikum Erlangen und absolvierte dort seine Facharztausbildung für Neurologie sowie Weiterbildung für neurologische Intensivmedizin und Geriatrie. Von 1999 bis 2006 war Dr. Kollmar Assistenzarzt der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg. Wissenschaftliche und klinische Schwerpunkte liegen in der experimentellen und klinischen Schlaganfalltherapie sowie der neurologischen Intensivmedizin. Dabei beschäftigt sich Dr. Kollmar insbesondere mit therapeutischer Hypothermie beim ischämischen Schlaganfall, intrazerebraler Blutung sowie Subarachnoidalblutung. 39 Schlaganfall (Eurohyp-1) sowie PI mehrerer klinischer Phase II Studien. Berufsbegleitend absolvierte er das Studium „Master of Medical Education/MME“. Dr. Kollmar publizierte bisher über 80 peer-gereviewte Artikel, über 25 Buchkapitel sowie 3 Bücher als Herausgeber, darunter eines zum Thema Pflege auf der Stroke-Unit. Dr. Kollmar ist verheiratet, 41 Jahre alt, in Heilbronn am Neckar aufgewachsen und hat zwei Kinder. Korrespondenzadresse PD Dr. med. Rainer Kollmar Foto: privat Der Neurologe ist Mitantragsteller einer großen Phase III Studie zur therapeutischen Hypothermie beim ischämischen PD Dr. med. Rainer Kollmar Direktor der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie Grafenstraße 9, 64283 Darmstadt Tel.: 06151 107 4501 Fax: 06151 107 4599 [email protected] © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ 40 IMPRESSUM / IMPRINT DIVI Organschaft / Affiliation Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. c/o Volker Parvu DIVI-Geschäftsstelle Luisenstr. 45 10117 Berlin Tel.: +49 30 40005607 Fax: +49 30 40005637 E-Mail: [email protected] Präsident / President Prof. Dr. med. Elke Muhl Hauptherausgeber / Editor in Chief Prof. Dr. med. Hilmar Burchardi, FRCA Kiefernweg 2, 37120 Bovenden Tel.: +49 551 3813678 Fax: +49 551 3813313 E-Mail: [email protected] Mitherausgeber / Editorial Board Prof. Dr. med. Hans Anton Adams Interdisziplinäre Notfall- und Katastrophenmedizin Medizinische Hochschule Hannover E-Mail: [email protected] Rolf Dubb, Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege E-Mail: [email protected] Silke Filipovic Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Abteilung Physiotherapie Baldinger Straße, 35033 Marburg E-Mail: [email protected] Prof. Dr. med. Thorsten Steiner, MME Chefarzt Abtl. Neurologie Klinikum Frankfurt Höchst GmbH E-Mail: thorsten.steiner@ med.uni-heidelberg.de Verlag / Publisher Deutscher Ärzte-Verlag GmbH Dieselstr. 2, 50859 Köln Postfach 40 02 65, 50832 Köln Tel.: +49 2234 7011-0 Fax: +49 2234 7011-224 www.aerzteverlag.de Geschäftsführung / Management of the Company Jürgen Führer, Norbert Froitzheim Leiter Geschäftsbereich / Leader Operational Division: Rüdiger Sprunkel Herstellung / Production Department Deutscher Ärzte-Verlag GmbH, Köln, Vitus Graf, Tel.: +49 2234 7011-270 E-Mail: [email protected], Alexander Krauth, E-Mail: [email protected] Vertrieb und Abonnement / Distribution and Subscription Tel.: +49 2234 7011-467 E-Mail: [email protected] Tilmann Müller-Wolff Wissenschaftlicher Mitarbeiter Akademie der Kreiskliniken Reutlingen GmbH E-Mail: [email protected] Oliver Rothaug, Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege E-Mail: [email protected] ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) Langenbachweg 2, 79215 Biederbach Telefon 07682 9265020 Telefax 07682 9265022 Mobil: +49 178 8749013 Redaktionelle Koordination / Editorial Office Dipl. oec. troph. Gabriele Schubert Tel.: +49 2234 7011-241 Fax: +49 2234 7011-6241 E-Mail: [email protected] PD Dr. med. Christoph Härtel Oberarzt Neonatologie/Pädiatrische Intensivmedizin Pädiatrische Hämatologie/Onkologie Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Lübeck, Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck E-Mail: [email protected] PD Dr. Konstantin Mayer Medizinische Klinik II und Poliklinik, Innere Medizin/Pneumologie Universitätsklinik Gießen und Marburg GmbH E-Mail: konstantin.mayer@ innere.med.uni-giessen.de Verlagsgebiet Süd Peter Ocklenburg E-Mail: [email protected] Prof. Dr. med. Wolfgang Hartl Chirurgische Klinik und Poliklinik, Klinikum Großhadern der LMU München E-Mail: wolfgang.hartl@ med.uni-muenchen.de Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx Direktor Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care Universitätsklinikum der RWTH Aachen E-Mail: [email protected] Verlagsgebiet West Eric Le Gall Königsberger Str.11 51469 Bergisch Gladbach Telefon: +49 2202 9649510 Fax: +49 2202 9649509 Mobil: +49 172 2575333 E-Mail: [email protected] Leiterin Produktbereich / Leader Product Division: Katrin Groos Produktmanagement / Product Management Sabine Bosch Tel.: +49 2234 7011-386 Fax: +49 2234 7011-6386 E-Mail: [email protected] PD Dr. med. Rainer Kollmar Direktor der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie Grafenstraße 9, 64283 Darmstadt E-Mail: [email protected] Verlagsrepräsentanten Industrieanzeigen Verlagsgebiete Nord / Ost Götz Kneiseler Uhlandstraße 161, 10719 Berlin Telefon: +49 30 88682873 Fax: +49 30 88682874 Mobil: +49 172 3103383 E-Mail: [email protected] Erscheinungsweise / Frequency Die Zeitschrift erscheint 4 x jährlich Jahresbezugspreis Inland: 118,00 € Ermäßigter Preis für Studenten jährlich: 70,00 € Jahresbezugspreis Ausland: 123,12 € Ermäßigter Preis für Studenten jährlich Ausland: 75,12 € Einzelheftpreis: 29,50 € Einzelheftpreis Ausland: 30,78 € Preise inkl. Porto und 7 % MwSt. Die Kündigungsfrist beträgt 6 Wochen zum Ende des Kalenderjahres. Gerichtsstand Köln. Für Mitglieder der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten. Leiter Kunden Center / Leader Customer Service: Michael Heinrich, Tel. +49 2234 7011–233 E-Mail: [email protected] Leiterin Anzeigenmanagement verantwortlich für den Anzeigenteil / Advertising Coordinator Marga Pinsdorf, Tel.: +49 2234 7011-243, E-Mail: [email protected] Datenübermittlung Anzeigen / Data Transfer Advertisement E-Mail: [email protected] Layout / Layout Stephanie Schmitz Druckerei / Printery Rademann, Lüdinghausen Konten / Account Deutsche Apotheker- und Ärztebank, Köln, Kto. 010 1107410 (BLZ 370 606 15), Postbank Köln 192 50–506 (BLZ 370 100 50) Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 4, gültig ab 1.1.2013 Druckauflage: 4000 Ex. Der Verlag ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft LA-MED Kommunikationsforschung im Gesundheitswesen e.V. 4. Jahrgang; ISSN print 1869–716X ISSN online 2190–801X Urheber- und Verlagsrecht / Copyright and Right of Publication Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Annahme des Manuskriptes gehen das Recht der Veröffentlichung sowie die Rechte zur Übersetzung, zur Vergabe von Nachdruckrechten, zur elektronischen Speicherung in Datenbanken, zur Herstellung von Sonderdrucken, Fotokopien und Mikrokopien an den Verlag über. Jede Verwertung außerhalb der durch das Urheberrechtsgesetz festgelegten Grenzen ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. © Copyright by Deutscher Ärzte-Verlag GmbH, Köln 13. Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin Innovation trifft Kompetenz 05.–07.12.2012 04.–06.12.2013 CCH – Congress Center Hamburg CCL – Congress Center Leipzig www.divi2012.de Das ganze Spektrum der Intensiv- und Notfallmedizin! Registrierungsdeadlines: · 130 wissenschaftliche Symposien · Durchgehendes Pflegeprogramm 15.01.2013 · 14 Pro/Contra Debatten · Clinical Documentation Challenge Beginn Registrierung Frühbucher · 36 Praktische Workshops · Tele-Intensivmedizin live · Fortbildungskurs mit 72 „State of the Art“ · TED Sitzungen Vorträgen · Posterwettbewerb/Posterpräsentation · Durchgehender notfallmedizinischer Strang · Neu: Managementkurse · Sonderveranstaltungen/Hot Topics Kongresspräsident Univ. Prof. Dr. Gernot Marx Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care Universitätsklinikum der RWTH Aachen Pauwelsstraße 30 52074 Aachen E-Mail: [email protected] 01.05.2013 Beginn Registrierung Standardbucher 16.09.2013 Beginn Registrierung Spätbucher Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. Geschäftsstelle Luisenstraße 45 10117 Berlin E-Mail: [email protected] www.divi-org.de Veranstalter K.I.T. Group GmbH Association & Conference Management Kurfürstendamm 71 10709 Berlin E-Mail: [email protected] 2 Call for Abstracts bis 01. August 2013 www.divi2013.de © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) ■ Medizintechnik für die klinische Beatmung Beatmungsgerät der neuesten Generation Revolutionäre Bedienung, beste Beatmungsperformance und integrierte Diagnosemöglichkeiten machen bellavista zum neuen Standard. Einsatzbereiche sind die invasive und nicht-invasive Beatmung für: • Intensivstation • Weaning- und Beatmungsstation • Aufwachraum Vertrieb durch: ResMed Medizintechnik GmbH · Große Bauerngasse 58 · 91315 Höchstadt a.d. Aisch · Telefon 09193 6331-0 ■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DIVI | 2013; 4 (1) Medizin ·Technologie · Management www.resmed.de © 2012 ResMed GmbH & Co. KG · Obj.-ID C92053 © 2013 ResMed GmbH & Co. KG · Obj.-ID C120988 · 1 · 03 13 • Intermediate Care