Das ist Hartmetall

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Das ist Hartmetall
Das ist
Hartmetall
S A N D V I K
H A R D
M A T E R I A L S
Der Werkstoff mit
Ausdauer
Die wertvollste Eigenschaft des Hartmetalls liegt in der Möglichkeit, eines
der schwierigsten Probleme, mit dem die
Ingenieure zu kämpfen haben, sicherer
und verläßlicher als mit irgendeinem
anderen bekannten Werkstoff zu lösen,
nämlich das Problem der Zuverlässigkeit.
Zuverlässigkeit hat oft mit Verschleiß zu tun. Und Verschleißfestigkeit ist das herausragendste Merkmal
des Hartmetalls. Falls der Werkstoff
auch Deformation, Schlag, schwere
Belastung, hohen Druck, Korrosion
und hohe Temperatur vertragen muß,
ist Hartmetall meistens der einzige
Werkstoff, der diesen Anforderungen
einwandfrei entspricht.
Es ist schon lange bekannt, daß
die Verwendung von Hartmetall eine
optimale Lösung bei Werkzeugen zur
Metallbearbeitung und zum Gesteinsbohren ist. Inzwischen haben Hartmetalle auch in vielen anderen Werkzeug- und Konstruktionsbereichen ihre
Überlegenheit bewiesen.
Bei Industrieanlagen und Verbrauchsgütern sind Störungen häufig
auf den Ausfall eines einzigen Teils oder
Geräts zurückzuführen. Die Lösung
kann der Einsatz eines hochwertigen
Hartmetallteils sein.
Erfahrungsgemäß ergeben sich
Konstruktionslösungen aus der engen
Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren
aus dem Anwendungsbereich und aus der
Hartmetalltechnik. Die besten Ergebnisse
werden erzielt, wenn diese Kontakte in
einem frühen Stadium des Entwicklungsprojekts geknüpft wurden, wenn
es noch möglich ist, die Konstruktion
zu ändern und die Vorteile des Hartmetalls voll zu nutzen.
Diese Schrift soll als Leitfaden zur
Wahl und Anwendung von Hartmetall
dienen.
Die Angaben und Diagramme enthalten typische Werte aus Laborversuchen.
Die Empfehlung von Hartmetallsorten für bestimmte Anwendungsbereiche fußt auf Laborversuchen und
Erfahrungen; Sie kann nur als Empfehlung
für ähnliche Anwendungen dienen.
Härte, HV
Diamant
Kubisches Bornitrid
Keramik (KIC 2-8 MN/m3/2)
Hartmetall (KIC 5-25MN/m3/2)
Schnellstahl
(KIC 5-25MN/m3/2)
Biegebruchfestigkeit, N/mm2
2
Der Begriff
"Hartwerkstoffe" steht für
Materialien, die an Härte
die festesten Stähle
übertreffen. Die
Härteabstufung geht vom
Diamanten (härtester
Werkstoff) über Bornitride
und Keramik bis zum
Hartmetall, dem heute
wichtigsten Hartwerkstoff,
der eine breite Palette von
Härte- und Zähigkeitskombinationen abdeckt.
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Hartmetallarten
Hartmetalle sind eine Reihe von
Compositstoffen, bestehend aus harten
Karbidteilchen, die durch ein metallisches Bindemittel gebunden sind. Der
Anteil der Karbidphase liegt gewöhnlich
zwischen 70 und 97% des Gesamtgewichts des Composits und die Korngröße
ist durchschnittlich 0,4 bis 10 µm.
Wolframkarbid (WC), die harte
Phase, bildet zusammen mit Kobalt
mensetzungen gibt es Hartmetalle mit
verschiedenen Anteilen von Titankarbid
(TiC), Tantalkarbid (TaC) und Niobkarbid (NbC). Diese Karbide können
sowohl gegenseitige Verbindungen
eingehen als auch einen hohen Anteil
an Wolframkarbid binden. Es werden
auch Hartmetalle hergestellt, bei denen
die Kobaltbindephase mit anderen
Metallen legiert oder durch andere
einzelnen Phasen. Metallurgisch wird
die Wolframkarbidphase (WC) als Phase (Alpha) bezeichnet, die Bindephase (Co, Ni usw.) als -Phase (Beta)
und jede weitere einzelne oder kombinierte Karbidphase (TiC, Ta/NbC usw.)
als -Phase (Gamma).
Außer für Metallbearbeitungszwecke gibt es keine international festgelegte Klassifizierung der Hartmetalle.
(Co), der Bindephase, das Hartmetallgrundgefüge, aus dem andere Hartmetallarten entwickelt wurden. Außer den
reinen Wolframkarbid-Kobalt-Zusam-
Metalle ersetzt ist, z. B. Eisen (Fe),
Chrom (Cr), Nickel (Ni), Molybdän (Mo)
oder Legierungen dieser Elemente.
Hartmetall besteht somit aus drei
Die von Sandvik entwickelten Hartmetallsorten werden jedoch in vier
Hauptgruppen eingeteilt, wie auf der
nächsten Seite beschrieben.
WC-Korngröße, µm
Schlagende Bergbauwerkzeuge
Bergbau- und
Tiefbauwerkzeuge
Mauer- und Steinbearbeitungswerkzeuge
Die Anwendungsbereiche
für reines Hartmetall.
Walzen zum
Warmwalzen
800
Kaltformwerkzeuge
Holzbearbeitungswerkzeuge
Ziehwerkzeuge
Metallbearbeitungswerkzeuge
Werkzeuge zur
Bearbeitung von
Compositstoffen
2000
Titelseite:
Mikrostruktur des extra
grobkörnigen WC-CoHartmetalls nach
elektrolytischem Ätzen.
Vergrößerung: 1500fach.
1200
1400
1600
1800
1000
V
te, H
Här
30
2200
Kobaltgehalt, Gewichts%
3
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WC-CoMetalle
Korrosionsfeste
Metalle
Diese Gruppe enthält nur WC und Co
(d. h. zwei Phasen) und einige Spurenelemente. Die Metalle werden nach
Kobaltgehalt und WC-Korngröße
klassifiziert.
Die Metalle mit 10 bis 20
Gewichts% Bindemittel und WC-Korngrößen zwischen 1 und 5 µm haben
eine hohe Festigkeit und Zähigkeit in
Verbindung mit guter Verschleißfestigkeit.
Die Metalle mit 3 bis 15 Gewichts%
Bindemittel und Korngrößen unter 1 µm
haben eine große Härte und Druckfestigkeit in Verbindung mit außerordentlich
hoher Verschleißfestigkeit.
Das Sandvik-Programm umfaßt
auch WC-Co-Metalle mit einer Reihe
von ultrafeinen WC-Korngrößen (<0,5
µm). Mit einer so feinen, gleichmäßigen
Korngröße wird eine einzigartige
Kombination von Härte, Verschleißfestigkeit und Zähigkeit erzielt.
Diese Gruppe besteht aus Hartmetallsorten, bei denen die Bindephase
besonders für eine Korrossionsfestigkeit
ausgelegt ist, die höher liegt, als bei
den Metallen, die nur Kobalt enthalten.
Erreicht wird das durch Legierung
der Kobalt-Bindephase mit Elementen
wie Nickel und Chrom oder durch eine
noch korrosionsfestere Legierung
anstelle dieser.
Metalle mit DoppelEigenschaft (DP)
Diese Gruppe besteht aus Metallen, bei
denen die Verteilung der Bindephase
so geändert ist, daß die Oberflächenzone
des Werkstoffs andere Eigenschaften
hat als die Masse.
Dieses von Sandvik entwickelte,
völlig neue Konzept gestattet die Herstellung von Teilen mit scharf abgegrenzten Mikrostrukturzonen, deren
Bindemittelgehalt jeweils verschieden
ist. Jede Zone hat somit verschiedene
Eigenschaften – daher der Begriff
"Doppel-Eigenschaft".
Mehr Information über DP-Hartmetall steht auf Seite 17.
Metalle mit
kubischen Karbiden
Diese Gruppe besteht aus Metallen mit
einem bedeutenden Anteil -Phase (Ti,
Ta, Nb)C neben dem WC und Co
(Dreiphasenwerkstoffe).
Die Hauptmerkmale der -Phase
sind gute thermische Stabilität, geringes
Kornwachstum und Oxydationsbeständigkeit.
Diese Metalle wurden so ausgelegt,
daß sich eine gute Abstimmung von
Verschleißfestigkeit und Zähigkeit in
den Anwendungsbereichen ergibt, wo
ein enger Kontakt mit eisenhaltigen
Werkstoffen vorkommt und hohe
Temperaturen auftreten. Das geschieht
typisch bei der Metallbearbeitung und
an Hochdruck-Gleitstellen unter Heißlauf- und Freßgefahr.
5 µm
Mikrostruktur eines WC-Co-Metalls
4
Mikrostruktur eines -Phasen-Metalls
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Korngrößenklassifizierung
Sandvik Hard Materials arbeitet mit folgender Korngrößenklassifizierung bei allen Standardsorten:
Ultrafein
< 0,5 µm
Extrafein
0,5 - 0,9 µm
Fein
1,0 - 1,3 µm
Mittel
1,4 - 2,0 µm
Mittelgrob
2,1 - 3,4 µm
Grob
3,5 - 5,0 µm
Extragrob
> 5,0 µm
5 µm
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Werkstoffeigenschaften
Verschleißfestigkeit
Die wichtigste Eigenschaft des Hartmetalls ist die Verschleißfestigkeit.
Diese Eigenschaft, oder richtiger diese
Kombination von Eigenschaften, bezieht
sich auf Oberflächenerscheinungen.
Wenn zwei Flächen aneinander
reiben, verlieren beide Material. Bei
geringer Belastung geschieht dieser
Verlust durch die Abtragung einzelner
Körnchen oder Partikel. Dieser Vorgang
wird normalerweise Abrieb genannt.
Bei größerer Belastung geschieht
der Verlust durch die Abtragung von
Körnchenklumpen. Dieser Vorgang
wird Abrasion genannt.
Beide Vorgänge, bei denen Ober-
cm-3
F
flächenmaterial abgetragen wird, tragen
zum Verschleiß bei. In der Praxis wird
die Materialabtragung oft auch durch
die Umgebung beeinflußt, besonders
wenn es sich um Korrosion oder Oxydation handelt.
Der Begriff Verschleiß ist sehr
komplex, und Verschleißwerte sind von
vielen Variablen abhängig. Vergleichsangaben sind kritisch zu betrachten.
Die Verschleißfestigkeit kann jedoch im
Labor unter einheitlichen Bedingungen
festgestellt werden. Solche Bewertungen
gelten jedoch nur für das Verhalten der
geprüften Werkstoffe unter diesen
speziellen Bedingungen.
cm-3
Verschleißfestigkeit
Stahlscheibe
Prüfstück
Umrührer
Schmirgelbrei
Bei der Prüfung nach ASTM
B611-85 wird das Prüfstück an
den Rand einer rotierenden
Scheibe gepreßt, die teilweise in
einen Brei aus Aluminiumteilchen
(Al2O3) und Wasser taucht. Die
Abriebfestigkeit richtet sich nach
dem Kobaltgehalt und der
Wolframkarbidkorngröße, wie aus
den Diagrammen hervorgeht.
Verschleißfestigkeit
Extrafein
Extrafein
Mittel
Mittelgrob
Mittel
Mittelgrob
Vickershärte
Gewichts% Co
Verschleißfestigkeit als Funktion des Co-Gehalts bei
verschiedenen WC-Korngrößen nach der Prüfmethode
ASTM B611-85.
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Verschleißfestigkeit als Funktion der Härte
(ASTM B611-85).
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Zähigkeit
Wenn ein Teil äußeren Belastungen ausgesetzt ist, statischen oder dynamischen,
entstehen mechanische Spannungen im
Werkstoff. Die mechanische Festigkeit
und Verformbarkeit des Werkstoffs ist
daher wichtig. In vielen Fällen, besonders
bei Stoßlasten, müssen diese beiden
Eigenschaften gleichzeitig beachtet
werden. Das sind die Grundlagen des
Begriffs "Zähigkeit", der als "Fähigkeit,
einen Bruch zu vermeiden" definiert
werden kann. Bruch ist eine vollständige
Trennung in mindestens zwei Teile.
Es gibt viele Möglichkeiten, Zähigkeit zu definieren und zu bestimmen. Bei
obiger Definition wird das integrierte
Produkt aus Kraft und Verformung bis
zum Bruch als Zähigkeitswert benutzt.
Zur Bestimmung der Zähigkeit
von Hartmetall ist die Palmqvist-
Methode gebräuchlich. Hier wird die
Bruchzähigkeit des Werkstoffs durch
den kritischen Spannungsintensitätsfaktor KIC dargestellt.
Die Ergebnisse von Zähigkeitsprüfungen zeigen, daß diese Eigenschaft
mit steigendem Bindemittelgehalt und
steigender WC-Korngröße zunimmt.
Im Vergleich zu anderen metallischen Werkstoffen liegt Hartmetall im
unteren Teil der Zähigkeitsskala, etwa
gleichwertig mit gehärtetem Stahl.
Der Definition nach und bestätigt
durch die Untersuchung von Bruchflächen muß Hartmetall als spröder
Werkstoff bezeichnet werden, da vor
dem Bruch praktisch keine plastische
Verformung stattfindet. Verschiedene
Hartmetalle weisen jedoch große Unterschiede im Zähigkeitsverhalten auf. Das
KIC, MN/m3/2
L2
läßt sich am besten durch einen Blick
auf die Mikrostruktur erläutern. Die
auftretenden Brucharten sind Spaltungsbrüche in Hartmetallkörnchen, Korngrenzbrüche zwischen Hartmetallkörnchen und Scherbrüche im Bindemittel. Generell steigt die Zahl der
Spaltungsbrüche mit zunehmer Korngröße und die Zahl der Scherbrüche
mit zunehmendem Bindemittelgehalt.
In Bruchenergie ausgedrückt kommt
der Hauptbeitrag zur Zähigkeit von
letzterem, nämlich dem Rißweg durch
das Bindemittel.
Die moderne Bruchmechanik bietet
ein Mittel zur Erklärung der Zähigkeit,
da sie sich mit den Bedingungen der
Rißbildung und -ausbreitung in nicht
homogenen Werkstoffen unter Spannung befaßt.
Bruchzähigkeit
Grob
L3
Mittel
Extrafein
L1
L4
Ultrafein
Gewichts% Co
Die Palmqvist-Methode benutzt die Eckrißlänge einer
Vickershärte-Eindrückung zur Herleitung der Bruchzähigkeit. Der kritische Spannungsintensitätsfaktor ist
definiert als:
KIC = 6,2
(HV50
L )
1/2
Bruchzähigkeit als Funktion des Co-Gehalts bei
verschiedenen WC-Korngrößen.
in MN/m3/2
7
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Härte
Verschleißfestigkeit und Zähigkeit
sind zwei komplexe Eigenschaften, die
bei einem Werkstoff dafür sorgen, der
Zerstörung entgegenzuwirken. Eine hohe
Verscheißfestigkeit ist nur möglich,
wenn die Forderung nach hoher Zähigkeit gesenkt wird und umgekehrt. Eine
hohe Verschleißfestigkeit und eine hohe
Zähigkeit können jedoch gleichzeitig
erzielt werden, wenn es gelingt, diese
Eigenschaften neu zu verteilen. Es gibt
da zwei Möglichkeiten: DP-Hartmetall
oder dünne Beschichtung mit verschleißfestem Werkstoff. Die Kombinationsmöglichkeiten sind zahlreich, folglich
wird nachstehend nur homogenes,
herkömmliches Hartmetall behandelt.
HV30
Die Härte wird normalerweise nach
dem Vickers-Eindruckverfahren gemäß
EN 23 878 (ISO 3878) ermittelt. Dieses
Verfahren gestattet eine Reihe von
Lasten, HV30 ist jedoch üblich. Die
Kraft eines Gewichts von 30 kg, 294 N,
wird benutzt, um einen meßbaren Eindruck mit möglichst geringen Rissen
an den Ecken zu erzeugen. Bei den
härtesten Sorten beeinträchtigt die
Größe des Eindrucks und der Risse die
Genauigkeit.
Ein anderes Verfahren ist das
Rockwell A (ISO 3738). Es ähnelt dem
Vickersverfahren, arbeitet jedoch mit
einem Diamantkegel, und die Eindringtiefe ist das Maß für die Härte. Es gibt
keine theoretische Grundlage für eine
Umwandlung zwischen den zwei Verfahren. Für Vergleiche muß jeweils eine
entsprechende Prüfung vorgenommen
werden.
Die Härte steigt mit sinkendem
Bindemittelgehalt und sinkender Korngröße. Der Härtebereich erstreckt sich
von der Werkzeugstahlhärte 700 HV30
bis zu 2200 HV30.
Die Härte sinkt mit steigender
Temperatur infolge steigender Plastizität.
F0
F1
x
y
Beim Vickersverfahren wird eine
Diamantpyramide in die polierte
Hartmetalloberfläche eingedrückt. Die
Härte ist umgekehrt proportional zur
Größe der Eindruckfläche.
Härte
Ultrafein
%
Relative Härte
Extrafein
Mittel
Extragrob
Mittelgrob
Gewichts% Co
Härte als Funktion des Co-Gehalts bei verschiedenen
WC-Korngrößen.
8
Temperatur, °C
Relative Härte bei verschiedenen Temperaturen.
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Mechanische
Festigkeit
Jeder Werkstoff hat einige Defekte, wie
Poren, Einschlüsse und Mikrorisse. Diese
Defekte führen zu einer verringerten
mechanischen Festigkeit.
Bei verformbaren Werkstoffen
(Kupfer, Flußstahl usw.) sind Zahl und
mittlere Größe der Defekte wichtige
Faktoren, während die Zahl über einer
bestimmten Größe bei spröden Werkstoffen (z. B. gehärteter Stahl und Hartmetall) die Festigkeit begrenzt. Infolge
letzterer Erscheinung ist die mechanische
Festigkeit volumenabhängig, da die
Wahrscheinlichkeit, einen großen Defekt
zu finden, mit steigendem Werkstoffvolumen zunimmt.
Weibull hat die Volumenabhängigkeit kritischer Defekte in einem Werkstoff auf die mechanische Festigkeit
bezogen. Nach der Weibullschen
Theorie läßt sich das Verhältnis mit
folgender Formel beschreiben:
2 = V1
V2
1
1/m
( )
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wobei 1 und 2 die Bruchspannungen
sind, die den Volumen V1 bzw. V2
entsprechen und m ein Faktor ist, der von
der Streubreite in der Bruchspannung
des Werkstoffs abgeleitet ist.
Modernes, qualitativ hochwertiges
Hartmetall hat einen m-Wert von etwa
9. Hohe m-Werte bedeuten kleine
Schwankungen der Bruchspannung
und ein weniger volumenabhängiger
Werkstoff.
In der Praxis ist die Spannungsverteilung komplex, und die Weibullsche
Theorie liefert nur eine unvollständige
Beschreibung. Die Berechnung der
Bruchwahrscheinlichkeit bei einem
gewissen Hartmetallvolumen mit einer
bekannten Spannungsverteilung ist
jedoch möglich.
Ein qualitativ hochwertiges Hartmetall wird normalerweise als außerordentlich defektfreier Werkstoff
verstanden.
Bearbeitungsverfahren wie
Schleifen und Funkenerosion können
jedoch zur Bildung von großen Oberflächendefekten führen und somit die
Festigkeit des fertigen Produkts beeinträchtigen.
Die Verwendung von qualitativ
minderwertigem Hartmetall, in dem
bereits Defekte vorhanden sind, erhöht
die Gefahr von frühen Ausfällen und
Leistungsschwankungen.
Biegebruchfestigkeit
Die Biegebruchfestigkeitsprüfung ist
das einfachste und gebräuchlichste Verfahren zur Ermittlung der mechanischen
Festigkeit von Hartmetall. Nach dem
genormten Verfahren EN 23 327 (ISO
3327) wird eine Probe bestimmter
Länge mit angefastem, rechteckigen
Querschnitt auf zwei Auflager gelegt
und in der Mitte bis zum Bruch belastet.
Die Biegebruchfestigkeit (TRS)
ist der Medianwert mehrerer Versuche.
Der Höchstwert wird bei einem Kobaltgehalt von etwa 15 Gewichts% und
mittlerer bis grober WC-Korngröße
erreicht.
Der geringe Umfang plastischer
Deformation wird im allgemeinen nicht
beachtet, da sie nur bei den zähesten
Hartmetallen auftritt.
Die Probestücke müssen formgesintert oder geschliffen sein.
F
h
b
V1
V2
Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines großen
Defekts ist bei einem großen Volumen größer.
L
Die Biegebruchfestigkeit wird als Bruchspannung in der
Oberflächenzone ermittelt:
Rbm = 3FLk2
2bh
k = Anfasungsberichtigungsfaktor
(normalerweise 1,00-1,02)
9
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Vorsichtiges Schleifen, ohne die
Verursachung von Rissen oder Oberflächendefekten, erhöht die Biegebruchfestigkeitswerte im Vergleich zu Werten,
die mit formgesinterten Proben erzielt
werden.
Die Hersteller von drehenden
Hartmetallwerkzeugen haben sich auf
eine geänderte Biegebruchfestigkeitsprüfung geeinigt, die sich mehr nach der
Geometrie von massiven Hartmetall-
Rbm2/Rbm1
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werkzeugen richtet und ein schnelles
Prüfverfahren gestattet.
Für diese Prüfung wird anstelle des
nach EN 23 327 (ISO 3327) genormten
Prüfstücks ein runder Stab Ø 3,25x38
mm benutzt. Diese geänderte Prüfung
ist Industrienorm und als ISO-Norm
vorgeschlagen. Mit dem runden Probestück wird die Kantenwirkung der rechteckigen Probe vermieden.
Bei der Prüfung mit dem runden
Probestück werden folglich höhere
Biegebruchfestigkeitswerte erzielt als mit
dem rechteckigen Probestück, typisch
etwa 20% höher. Bei Vergleichen ist
daher Vorsicht angebracht.
Die Biegebruchfestigkeit sinkt mit
steigender Temperatur. Bei längeren
Belastungszeiten und hohen Temperaturen weisen die Hartmetalle Kriechwerte auf.
Relative Biegebruchfestigkeit
Volumenverhältnis V2/V1
Volumenabhängigkeit der Biegebruchfestigkeit.
%
Relative Biegebruchfestigkeit
N/mm2
Biegebruchfestigkeit
Mittel
Einfacher
Bruch
Temperatur, °C
Relative Biegebruchfestigkeit als Funktion der
Temperatur für ein Hartmetall mit 11% Co und
mittlerer WC-Korngröße.
10
Komplexer
Bruch
Gewichts% Co
Biegebruchfestigkeit als Funktion des Co-Gehalts.
Über 20% wird das Verhältnis durch die Einwirkung
anderer Bruchvorgänge gestört.
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Zugfestigkeit
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spruchung, die viel höher ist als die
reine Scherfestigkeit.
Ein geeignetes Verfahren zur
Ermittlung der Druckfestigkeit steht in
der EN 24 506 (ISO 4506). Zur Erzielung von genauen Werten bei Hartmetall
muß die Probengeometrie geändert
werden, damit die Kanten- und Kontaktwirkungen ausgeschaltet werden, die bei
einem einfachen zylindrischen Probestück auftreten.
Wenn die Last angesetzt wird, entsteht zuerst eine elastische Deformation,
vor dem Bruch ergibt sich jedoch auch
eine gewisse plastische Deformation.
Die Spannungs/Beanspruchungskurve
läßt sich in normaler Weise beschreiben,
mit der Neigung vom Ursprung an
Die Prüfung der Zugfestigkeit von
spröden Werkstoffen ist schwierig. Ein
präzises Testergebnis ist extern abhängig
von sowohl der Probenvorbereitung
(die Oberfläche muß “perfekt” sein)
als auch von überlagerten Belastungen
an den Halterungen, aus denen sich
komplexe zusätzliche Spannungen
ergeben.
Durch Anwendung der Weibullschen Theorie läßt sich die Zugfestigkeit
jedoch von dem Biegebruchfestigkeitswert ableiten. Bei m=9 ist die Zugfestigkeit 56% des Biegebruchfestigkeitswerts.
Druckfestigkeit
Eine der wichtigsten Eigenschaften der
Hartmetalle ist die äußerst hohe Druckfestigkeit unter einachsigen Belastungen.
Die Beanspruchung führt bei dieser
Belastungsart nicht direkt zum "Druckbruch", sondern eher zu einer Art
Scherbruch. Die Scherbeanspruchung
beim Bruch der zusammengedrückten
Probe ist etwa die Hälfte der Druckbean-
F
(Elastizitätsmodul), einem oder mehreren
Restspannungswerten und der Bruchspannung. Der Grad der plastischen
Deformation sinkt mit steigender Druckfestigkeit.
Die Druckfestigkeit steigt mit
sinkendem Bindemittelgehalt und sinkender Korngröße. Eine Hartmetallsorte
mit kleiner WC-Korngröße und niedrigem Bindemittelgehalt hat eine
typische Druckfestigkeit von fast 7000
N/mm2.
Die Druckfestigkeit sinkt mit
steigender Temperatur. Der Grad der
plastischen Deformation steigt erheblich
mit der Temperatur, somit wird die
Probe vor dem Bruch tonnenförmig,
was die Ergebnisse unsicher macht.
Scherfestigkeit
Die Durchführung reiner Scherversuche
ist schwierig. Die Untersuchung von
Bruchstücken zeigt jedoch, daß die
Scherfestigkeit ebenso hoch ist wie die
Druckfestigkeit oder etwas höher.
F
%
N/mm2
Relative Druckfestigkeit
Druckfestigkeit
Extrafein
Mittel
Extragrob
Mittelgrob
Gewichts% Co
Druckfestigkeit als Funktion des Co-Gehalts für
verschiedene WC-Korngrößen.
Temperatur, °C
Druckfestigkeit als Funktion der Temperatur für
Hartmetall mit 13% Co und grober WC-Korngröße.
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Dauerfestigkeit
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N/mm2
Die Dauerfestigkeit des Hartmetalls
unter pulsierender Druckbelastung ist
normalerweise 65-85% der statischen
Druckfestigkeit bei 2x106 Lastspielen.
Dauerdruckfestigkeit
Ultrafein, 6 Gewichts% Co
Fein, 6 Gewichts% Co
Es wurde keine Dauerfestigkeitsgrenze
festgestellt, was wie bei Stahl und
anderen Metallen einer Dauerstandfestigkeit entspricht.
Die Dauerfestigkeit steigt mit
sinkender WC-Korngröße und sinkendem Bindemittelgehalt.
Grob, 8 Gewichts% Co
Grob, 15 Gewichts% Co
Zahl der Lastspiele
Wöhler-Kurve von Dauerdruckfestigkeitsversuchen mit
vershiedenen Hartmetallen. Die untere Lastgrenze ist
250 N/mm2.
Elastizitätsmodul, Gleitmodul
und Querzahl
Hartmetall ist ein sehr steifer Werkstoff. Der Elastizitätsmodul (E) ist 2-3mal
höher als bei Stahl und steigt linear mit
sinkendem Bindemittelgehalt. Zusätze
von -Phase verringern den Elastizitätsmodul. Genaue Messungen sind schwierig,
wenn nur Spannungs/Belastungskurven
zur Verfügung stehen. Für zuverlässigere
Ergebnisse werden somit Resonanzmessungen von Quer- oder Längswellen
vorgenommen. Der Elastizitätsmodul
wird nach EN 23 312 (ISO 3312)
bestimmt.
Der Gleitmodul (G) wird am
besten in ähnlicher Weise mit Hilfe
von Torsionswellen bestimmt. Die
Werte für Hartmetall liegen zwischen
180 und 270 kN/mm2.
Mit den E- und G-Werten kann
die Querzahl (Poissonsche Konstante) nach folgender Formel berechnet
werden:
= E -1
2G
12
kN/mm2
Elastizitätsmodul und Querzahl
E
Gewichts% Co
Elastizitätsmodul und Querzahl als Funktion des CoGehalts.
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Dichte
Die Dichte wird nach der Norm EN
23 369 (ISO 3369) bestimmt. Die großen
Unterschiede in der Dichte der Hartmetallbestandteile (WC = 15,7 g/cm3,
Co = 8,9 g/cm3, TaC = 13,2 g/cm3 und
TiC = 4,9 g/cm3) führen zu großen
Unterschieden in der Hartmetalldichte,
je nach der Zusammensetzung.
Typisch ist die Hartmetalldichte
50-100% größer als die Dichte von
Stahl. Das ist ein wichtiger Faktor, wenn
das Gewicht bei der Konstruktion
kritisch ist.
g/cm3
Dichte
Gewichts% Co
Dichte als Funktion des Co-Gehalts.
(Nur WC-Co-Hartmetalle).
Wärmeverhalten
Längsdehnungszahl
Da Wolframkarbid eine sehr niedrige
Längsdehnungszahl hat, sind die Werte
der WC-Co-Hartmetalle nur etwa halb
so groß wie die von ferritischem und
martensitischem Stahl, gegenüber austenitischem Stahl ist das Verhältnis
etwa 1:3.
Falls Titankarbid beigegeben ist,
sind die Werte etwas höher als bei reinen
WC-Co-Hartmetallen.
10-6/°C
Längsdehnungszahl
20-800 °C
20-400 °C
Gewichts% Co
Wärmedehnung als Funktion des Co-Gehalts für zwei
verschiedene Temperaturintervalle.
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Wärmeleitfähigkeit
Die Wärmeleitfähigkeit von WC-CoHartmetallen ist etwa doppelt so hoch
wie die von unlegiertem Stahl und etwa
ein Drittel so hoch wie die von Kupfer.
Die Wolframkarbidkorngröße hat einen
geringen Einfluß, eine vorhandene Phase senkt jedoch die Wärmeleitfähigkeit erheblich.
W/(m • °C)
Wärmeleitfähigkeit
Grob
Mittel
Fein
Niedriger -Phasen-Gehalt
Hoher -Phasen-Gehalt
Spezifische Wärmekapazität
Bei Zimmertemperatur ist die spezifische
Wärmekapazität von reinen WC-CoHartmetallen etwa 150-350 J/(kg•°C),
das ist etwa die Hälfte des Wertes von
unlegiertem Stahl.
Temperatur, °C
Wärmeleitfähigkeit als Funktion der Temperatur,
verschiedener Mikrostrukturen und WC-Korngrößen.
Elektrisches und
magnetisches
Verhalten
Widerstand
Permeabilität
WC-Co-Hartmetalle haben einen niedrigen Widerstand, ein typischer Wert
ist 20 µ cm. Hartmetalle mit -Phase
haben einen höheren Widerstand.
Da die Bindephase Kobalt (und
Nickel) enthält, weisen die Hartmetalle
bei Zimmertemperatur ferromagnetische
Eigenschaften auf.
Leitfähigkeit
Curietemperatur
Infolge des niedrigen Widerstands sind
die WC-Co-Hartmetalle gute Leiter mit
einem Wert von etwa 10% des Kupferwertes. Die Legierung mit eine -Phase
bildenden Karbiden, z. B. Titankarbid,
senkt diesen Wert erheblich.
Der Übergang der Kobaltbindephase
vom ferromagnetischen zum paramagnetischen Zustand erfolgt in einem Temperaturbereich von etwa 950 bis 1050 °C,
je nach der Legierungszusammensetzung.
14
Obwohl WC-Co-Hartmetalle eine ferromagnetische Bindephase enthalten,
haben sie gewöhnlich eine niedrige
magnetische Permeabilität. Sie steigt mit
dem Kobaltgehalt, und der typische
Wertebereich ist 2 bis etwa 12, wenn
der Vakuumwert gleich 1 ist.
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Korrosionsfestigkeit
Die Korrosion bewirkt bei Hartmetall
im allgemeinen eine Oberflächenverarmung der Bindephase, somit verbleibt
an der Oberfläche nur ein Karbidskelett.
Die Bindung zwischen benachbarten
Karbidkörnchen ist ziemlich schwach,
und die Zerstörungsrate nimmt entsprechend zu. Bei niedrigem Bindephasengehalt ist das Karbidskelett mehr
ausgebildet, folglich haben solche Hartmetallsorten eine etwas höhere kombinierte Verschleiß- und Korrosionsfestigkeit als entsprechende Metalle
mit höherem Bindephasengehalt.
In der Praxis reicht diese Wirkung
jedoch nicht aus, um die Lebensdauer
signifikant zu verlängern. Wegen der
begrenzten Korrosionsfestigkeit sind
reine WC-Co-Metalle in Anwendungsbereichen mit schwierigen Korrosionsbedingungen oft ungeeignet. Für diese
Bereiche hat Sandvik eine Reihe von
sehr korrosionsfesten Metallen entwickelt.
Wie aus dem Diagramm hervorgeht, sind reine WC-Co-Metalle bis
herab zu pH 7 beständig. Das gilt auch
für WC-Co-Metalle mit kubischen
Karbiden wie TiC, TaC und NbC. Die
höchste Korrosionsfestigkeit erreichen
gewisse auf TiC-Ni-Basis legierte
Metalle, die bis herab zu etwa pH 1
beständig sind. Im Vergleich zu reinen
WC-Co-Metallen sind sie jedoch spröde
und haben eine geringere Wärmeleitfähigkeit. Sie haben auch den Nachteil,
daß das Schleifen und Löten schwieriger
ist, und werden daher nur für bestimmte
Zwecke benutzt, wenn die Forderungen
in bezug auf Korrosions- und Verschleißfestigkeit hoch sind, die mechanische
Festigkeit und der Wärmestoßwiderstand jedoch eine weniger wichtige
Rolle spielen.
In den meisten Fällen sind die
speziell legierten WC-Ni-Metalle in
bezug auf Korrosion und Verschleiß
die bessere Wahl, sie sind bis herab zu
pH 2-3 beständig. Auch in gewissen
Lösungen mit pH-Werten unter 2 haben
sie sich als korrosionsfest erwiesen. Da
sie WC als harten Grundstoff haben und
Ni und Co in fast jeder Hinsicht ähnliche
Metalle sind, ist ihr mechanisches und
thermisches Verhalten mit dem der
reinen WC-Co-Metalle vergleichbar.
Der pH-Wert ist einer der wichtigsten Parameter zur Bestimmung der
Korrosivität eines Mittels, andere
Faktoren haben jedoch auch großen
Einfluß, z. B. die Temperatur und die
elektrische Leitfähigkeit des Mittels.
Letztere richtet sich nach der Ionenkonzentration, d. h. der Menge der in der
Lösung gelösten Salze. Die Korrosivität
eines Mittels läßt sich daher nicht so
einfach definieren, folglich gibt es keine
allgemein gültigen Regeln. Einen ersten
Hinweis auf die Korrosionsfestigkeit
von Hartmetallen gibt das Sandvik
Datenblatt "Korrosionsfestigkeit bei der
Hartmetallwahl", aus dem hervorgeht,
wie sich verschiedene Hartmetalle
gegenüber einigen gewöhnlichen Mitteln
verhalten.
Für die sichere Wahl empfehlen
wir Versuche mit dem betreffenden
Mittel oder zur Orientierung mindestens
eine Analyse des Mittels.
Korrosionsrate
mm/Jahr
Nicht korrosionsfest
Reine
WC-CoMetalle
Wenig korrosionsfest
Legierte
WC-NiMetalle
Korrosionsfest
Legierte
TiC-NiMetalle
Sehr korrosionsfest
Korrosionsrate als Funktion des pH-Werts für verschiedene Hartmetallsorten,
geprüft in gepufferten Lösungen. Diese Versuche endeten mit einer Oberflächenbehandlung, damit sich ein echter Wert für die Tiefe der korrodierten
Oberflächenzone ergibt.
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S A N D V I K
H A R D
M A T E R I A L S
Gradient und
Verbundwerkstoffe
Bei vielen Produkten unterscheiden sich
die im Inneren erforderlichen Werkstoffeigenschaften oft von den in der Oberflächenzone oder an der Oberfläche
des fertigen Teils geforderten.
Ein steifer und stabiler Körper kann
aus mechanischen Gründen notwendig
sein, ebenso wichtig können jedoch
hohe Verschleiß- und Korrosionsfestigkeitswerte des Bauteils sein. Werkstoffe,
die diesen unterschiedlichen Forderungen
gerecht werden, brauchen nicht im
ganzen Körper die gleiche Zusammensetzung und Mikrostruktur haben.
Verbundstahl ist zum Beispiel ein
Werkstoff, der seit langer Zeit benutzt
wird, um billige und feste Massenwerkstoffe mit hochlegierten und teueren
korrosionsfesten Oberflächenwerkstoffen
zu kombinieren. Ähnliche Werkstoffe
Oberflächenzone mit
einem großen Anteil
Hartphase (WC) und
einem kleinen Anteil
Bindephase (Co), damit
die Verschleißfestigkeit
hoch ist. Druckspannungen sorgen für
erhöhte Festigkeit.
wurden auch für Schneidwerkzeuge
entwickelt, bei denen eine dünne Schicht
für die Verschleißfestigkeit sorgt und
ein Hartmetall für die im Schwereinsatz
erforderliche mechanische Festigkeit.
Bei Verschleißteilen ist die Lage oft
ähnlich. Die Oberfläche eines Dorns
muß sehr verschleißfest sein, gleichzeitig
sind Zähigkeit und mechanische Festigkeit für den Träger der Oberflächenzone notwendig. Damit sich Bergbauund Straßenbauwerkzeuge nicht so
stark abnutzen, müssen sie sehr hart
sein, aber Zähigkeit ist auch wichtig,
damit sie Stoßbelastungen aushalten.
Aus einem umfangreichen
Forschungs- und Entwicklungsprogramm
hat Sandvik Hard Materials zwei Produktkonzepte eingeführt, um solche
Probleme zu lösen. Diese Lösungen
Zwischenzone mit
Co-Bindephase angereichert, damit die
Zähigkeit hoch ist.
Ziehdorn aus DP-Hartmetall
16
bieten einzigartige Eigenschaften, die
mit einem homogenen Werkstoff nicht
erreicht werden.
Die eine Gruppe basiert auf dem
Sandvik DP-Hartmetall, bei dem die
Oberfläche und das Innere verschiedene
Mengen harter Bestandteile haben, um
eine optimale Kombination von Härte,
Verschleißfestigkeit und Zähigkeit zu
erzielen.
Die andere Gruppe besteht aus
einem Verbundwerkstoff – Sandvik
Cast-in Carbide. Dieser Werkstoff ist
aus zwei verschiedenen Werkstoffen
zusammengesetzt, einem steifen und
verschleißfesten Hartmetall und einem
zähen Gußeisen als Träger, das nicht
so teuer ist und sich leichter bearbeiten
läßt.
Kern mit einem CoBindephasengehalt, der
zwischen dem der beiden
äußeren Zonen liegt.
S A N D V I K
Sandvik DPHartmetall
Bei herkömmlichem Hartmetall sind
Verschleißfestigkeit und Zähigkeit so
voneinander abhängig, daß die Verbesserung der einen Eigenschaft zu
einer Beeinträchtigung der anderen
führt.
Sandvik hat eine völlig neue WCCo-Hartmetallart entwickelt, bei der
die Verschleißfestigkeit und Zähigkeit
unabhängig voneinander verbessert
werden können. Durch eine gesteuerte
Umverteilung der Kobaltbindephase
können jetzt Hartmetallteile hergestellt
werden, die drei abgegrenzte Mikrostrukturzonen mit jeweils verschiedenen
Eigenschaften haben. Diese Gradiente
verteilen zusammen mit den Wärmedehnungsunterschieden die inneren
Spannungen. Es kann beispielsweise
eine sehr harte und verschleißfeste
Oberflächenschicht gebildet werden,
die mit Druckspannungen vorgespannt
ist, um die Bildung und Ausbreitung
von Rissen zu verhindern.
Ein Hartmetall mit dieser Verteilung
von Eigenschaften hat an der Oberfläche
H A R D
M A T E R I A L S
eine hohe Verschleißfestigkeit, während
der Kern zäh ist. Solche Werkstoffe
tragen daher die Bezeichnung DP –
Doppel-Eigenschaft. Ursprünglich wurden
sie zum Gesteinsbohren eingesetzt. Sie
haben sich auch in anderen Bereichen
bewährt, wie bei Ziehwerkzeugen für
Rohre und Draht sowie bei Kaltstauchformen.
Das DP-Konzept ist durch SandvikPatente geschützt.
SANCIC –
Sandvik Cast-in
Carbide
Durch die Verstärkung der Gußeisenoberfläche mit Hartmetallkörnchen
oder -plättchen wurde eine neue
Generation von Verbundwerkstoffen
entwickelt. Die hohe Verschleißfestigkeit des Hartmetalls wurde mit der
Festigkeit und Zähigkeit des Gußeisens
kombiniert.
Beim Gießen entsteht eine starke
metallurgische Bindung zwischen dem
Hartmetall und Eisen. Körnchen
Hartmetallkörnchen
werden hauptsächlich bei Prudukten
verwendet, die durch Schläge stark
beansprucht werden. Plättchen werden
an stark erosionsgefährdeten Stellen
oder zur Bildung von scharfen Schneiden
und Kanten verwendet. Körnchen und
Plättchen können selbstverständlich
am gleichen Produkt gemischt werden.
Die Körnchen machen etwa 50%
des Compositzonenvolumens aus und
haben eine durchschnittliche Größe
von 1-6 mm.
Ein typisches SANCIC-Produkt
erreicht fast die Verschleißfestigkeit
des massiven Hartmetalls und hat 8090% der Festigkeit des reinen Sphärogusses. Die Zähigkeit liegt in dem von
herkömmlichem Konstruktionsstahl
erwarteten Bereich, so daß hochlegierter
Chrom- oder Nickelstahl weit übertroffen
wird.
Die Verschleißfestigkeit der
SANCIC-Produkte liegt typisch 3-15mal
höher als bei herkömmlichen Konstruktionen aus Stahl, Gußeisen und mit Auftragsschweißungen oder keramischen
Werkstoffen. SANCIC eignet sich für
fast alle Bauteilformen und -größen.
Hartmetallplättchen
Sphäroguß
SANCIC wird als Composit oder Plattierung hergestellt. Beim Composit
werden Hartmetallkörnchen in Sphäroguß eingegossen. Bei der
Plattierung werden Hartmetallplättchen in die Oberflächenzone des
Grundwerkstoffs eingebettet. Das in beiden Fällen angewandte
Gußverfahren bewirkt eine metallurgische Bindung zwischen dem
Hartmetall und dem Grundwerkstoff.
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S A N D V I K
H A R D
M A T E R I A L S
Hartmetall im Vergleich
mit anderen Werkstoffen
Die Gestaltung und Konstruktion von
Teilen für schwierige technische Aufgaben erfordert oft Werkstoffe mit einzigartigen Kombinationen von Eigenschaften. Die optimale Lösung zu finden,
ist nicht leicht, und der Ingenieur muß
viele verschiedene Werkstoffgruppen
genau kennen. Hartmetalle haben eine
einzigartige Kombination von Eigenschaften und bieten in vielen Fällen
die optimale Lösung.
Zur Erleichterung Ihrer Wahl
können die nachstehenden Diagramme
dienen, in denen die Eigenschaften von
WC-Co-Hartmetallen mit denen anderer
Werkstoffe verglichen werden.
Härte
HV50
Beachten Sie beispielsweise die
interessante Kombination von hoher
Druckfestigkeit, Steifigkeit, Härte und
geringer Wärmedehnung sowie die
hohe elektrische und thermische
Leitfähigkeit der WC-Co-Hartmetalle.
Zähigkeit
MN/m3/2
Stahl
WC-Co
SiC
Al2O3
Stellit
Gußeisen
Stellit
Gußeisen
WC-Co
Stahl
SiC
Druckfestigkeit
N/mm2
kN/mm2
Al2O3
Elastizitätsmodul
WC-Co
WC-Co
SiC
Al2O3
SiC
Gußeisen
Al2O3
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Si3N4
Stellit
Stellit
Stahl
Gußeisen
S A N D V I K
Querzahl
H A R D
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Dichte
g/cm3
WC-Co
Al2O3
WC-Co
Stellit Gußeisen Stahl
SiC
Stellit
Stahl
Gußeisen
Al2O3
SiC
10-6/°C
Längsdehnungszahl
W/(m•°C)
Wärmeleitfähigkeit
SiC
WC-Co
Stellit
Gußeisen
Al2O3
WC-Co
Stahl
Stahl
Gußeisen
Al2O3
SiC
Stellit
µcm
Elektrischer Widerstand
Stahl
Stellit
Gußeisen
WC-Co
Cu
Angaben über Eigenschaften und Empfehlungen
Die in dieser Broschüre aufgeführten Eigenschaften und Daten sind
Durchschnittswerte aus Laborversuchen des Herstellers. Sie gelten nur
für die bei solchen Versuchen erzielten Ergebnisse und sind nicht als
garantierte Werte zu betrachten. Alle Angaben in dieser Broschüre
bezüglich der Verwendung einer speziellen Legierung für einen
bestimmten Zweck oder bezüglich der Verwendung unserer Produkte
sind nur Empfehlungen aufgrund von Herstellerversuchen oder
Erfahrungen. Solche Angaben erfolgen daher ohne Gewähr. Unsere
Produkte und alle empfohlenen Verfahren müssen vom Benutzer unter
den betreffenden Einsatzbedingungen geprüft werden, um festzustellen,
ob sie für den vorliegenden Zweck geeignet sind.
Al
19
Sandvik Hard Materials
kurzgefaßt
Die 1862 gegründete Sandvik-Gruppe ist eines der größten Exportunternehmen Schwedens. Die
Hauptverwaltung in Sandviken hat über 200 Tochtergesellschaften und Vertretungen in 90 Ländern.
Die Gruppe beschäftigt 30 000 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von 30 Milliarden SEK. Über
90% werden außerhalb Schwedens abgesetzt. Forschung wird bei Sandvik großgeschrieben. Etwa 1
Milliarde SEK wird jährlich für die Forschung und Entwicklung neuer Produkte und Verfahren
ausgegeben.
INTERNATIONAL FÜHREND IN HARTMETALL
Die Sandvik-Gruppe besteht aus sechs separaten Geschäftsbereichen, drei davon entwickeln und
produzieren Hartmetallprodukte. Außer Sandvik Hard Materials sind das Sandvik Tooling (Sandvik
Coromant, CTT Tools und Sandvik Automation) sowie Sandvik Rock Tools. Diese drei Geschäftsbereiche erzielen zusammen die Hälfte des Gruppenumsatzes.
Die Hartmetallprodukte des breiten Lieferprogramms von Sandvik Hard Materials werden in
über zehn Werken weltweit hergestellt.
ROHLINGE FÜR WERKZEUGHERSTELLER
Ein wichtiger Bereich ist die Lieferung von Rohlingen oder Halbzeugen für die Herstellung von
Werkzeugen zum Schneiden und Bearbeiten von Metall, Compositstoffen, Holz, Ziegeln, Beton und
Gestein. Werkzeugrohlinge gibt es in Form von Stangen, Sägezähnen, Bohrerspitzen, Scheiben und
Einsätzen, deren Ausführung und Größe sich nach den Industriestandards richten.
KONSTRUKTIONSTEILE
Hartmetall ist oft der einzige Werkstoff, der auch bei Deformation, Schlag, starker Belastung, hohem
Druck, Korrosion und hoher Temperatur ausreichend verschleißfest ist. In diesem Bereich beliefern
wir die Industrie mit Hartmetallteilen wie Dichtungen, Lagern, Kolben, Ventilen und Düsen.
NICHT NUR HARTMETALL
Die Tätigkeit von Sandvik Hard Materials umfaßt auch die Herstellung von Produkten aus neuen
Hartwerkstoffen wie PKD (Polykristalldiamant) und CBN (polykristallines kubisches Bornitrid).
• Argentinien: Buenos Aires 01-484 32 41 • Australien: Newcastle 049-24 21 00 • Belgien: Brüssel 02-702 98 00 • Brasilien: Sao Paulo 011-525 26 11
• Chile: Santiago 2-623 54 43 • China: Beijing 10-6501 31 40 • Dänemark: Espergærde 49-17 49 00 • Deutschland: Düsseldorf 0211-502 75 57 • Finnland: Vanda 09-87 06 61
• Frankreich: Epinouze 04 75 31 38 00 • Großbritannien: Coventry 01203-85 69 00 • Indien: Poona 0212-77 64 91 • Indonesien: Jakarta 021-830 84 11
• Irland: Dublin 01-295 20 52 • Italien: Mailand 02-30 70 51 • Japan: Kobe 078-992 09 92 • Kanada: (Warren, MI) 800-533-6067 • Korea: Seoul 02-785 17 61
• Malaysia: Kuala Lumpur 03-756 21 36 • Mexiko: Tlalnepantla 05-729 39 00 • Neuseeland: Pakuranga 9-274 62 00 • Österreich: Wien 1-277 37
• Philippinen: Manila 02-807 63 72 • Polen: Warschau 22 43 21 51 • Schweden: Örebro 019-611 96 90 • Schweiz: Spreitenbach 056-417 61 11 • Singapur: Singapur 265 22 77
• Slowakei: Bratislava 02 73 54 86 • Spanien: Barcelona 93-862 94 00 • Südafrika: Benoni 011-914 34 00 • Taiwan: Chung Li 03-452 31 72 • Thailand: Bangkok 02-379 44 61
• Tschechien: Prag 02 2425 33 11 • Ungarn: Budapest 1 269 63 91 • USA: Warren, MI 810-755 20 00 • Venezuela: Caracas 02-93 09 22
H-9100-GER
Schmidt&Magnusson/Larsherberts Offset
WALZEN FÜR DIE STAHLINDUSTRIE
Sandvik Hard Materials hat seit langem eine führende Stellung als Lieferant von massiven
Hartmetallwalzen für die Stahlindustrie. Compositwalzen aus Hartmetall und Sphäroguß sind eine
neue Spezialität auf diesem Gebiet.