Reise-Inspirationen_Herbst 2015

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Reise-Inspirationen_Herbst 2015
Entdecken – Erleben – Genießen
REISE-INSPIRATIONEN • HERBST 2015
Indonesien
Sulawesi - Tanz auf dem Vulkan
In dieser Ausgabe
Indonesien/Sulawesi
Schweiz: Genfer Seegebiet
Städteziel: Istanbul
Für Leib + Seele: Fisch & Chef,
Gardasee
Bandhav Vilas Dschungellodge
Üb
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Titelthema: Indonesien
Inhalt
Der Norden Sulawesis
gilt als Mekka für Taucher. Generell finden Natur- und Tierfans auf der
Insel ein Paradies vor...
Seite 13
Ausblick: Schleswig-Holstein
Reise-News
Bildergeschichte: Indonesien
Sulawesi: Tanz auf dem Vulkan
Zeitreise in die Vergangenheit: Zu Gast im Tana
Toraja
Mit Hand & Fuß: Bootsführer, Malediven
Hoteltipp: Dschungel Lodge Bandhav Vilas
Nahziel: Genfer Seegebiet
Städteziel: Istanbul
Literaturtipps für Istanbul
Interview mit Johnnes Reck von GetYourGuide
Was Kinder essen: Jordanien
Für Leib + Seele: Fisch & Chef am Gardasee
Flora & Fauna: Braune Muräne
Nachhaltig reisen: Kampf dem Plastik im Meer
Impressum & Redaktion
Nahziel: Genfer Seegebiet
Vom Golferfrust zum Gletscherglück: Zwischen 300
und 3.000 Höhenmetern
liegt eine der vielfältigsten Regionen des Alpenraums ...Seite 27
Städteziel: Istanbul
Das Wort Istanbul ist osmanisch und bedeutet:
Das Tor zum Glück. Lasst
uns hindurch gehen!
...Seite 34
Nachhaltig Reisen: Kampf
dem Plastikmüll im Meer
Jährlich landen ca. zehn
Millionen Tonnen Plastik
als Müll in den Weltmeeren – und später auf unseren Tellern ..Seite 61
2
Titelbild
Indonesien, Sulawesi
© Gerald Nowak
Für Leib + Seele:
Fisch & Chef, Gardasee
Am Gardasee treffen
einmal im Jahr Lustesser und Kochkünstler
aufeinander: Bei „Fish &
Chef“ ...Seite 53
Zeitreisen
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Fernweh? Kennen wir wohl alle zur Genüge! Aber
kennen Sie auch das Gefühl, wenn Sie alte Urlaubsfotos betrachten, dass Sie sich manchmal wünschen,
die Zeit zurückzudrehen? Oder diesen einen Urlaub
noch einmal zu erleben? Genau so ging es mir, als ich
die Bilder für den Artikel über den Totenkult der Toraja auf der indonesischen Insel Sulawesi bearbeitete.
Vor fast 30 Jahren hatte ich die Gelegenheit, dort einer Totenfeier beizuwohnen. Hockte mit den Kindern, die fasziniert von meiner hellen Haut waren,
neben dem Sarg und beobachtete vom Balkon aus
gebannt den Opfergang der Rinder. Berührungsängste? Überhaupt nicht! Massentourismus, „Teilen“
der Bilder auf sämtlichen sozialen Medien? Gab es
damals nicht. Wenn Sie also ein Reisebüro kennen,
das Zeitreisen in die Vergangenheit verkauft: Lassen
Sie es mich wissen – so einen unbeschwerten Urlaub
hätte ich gerne noch einmal!
Auch unsere Städtereise nach Istanbul birgt durchaus
Elemente einer Reise in die Vergangenheit in sich.
Neben Glitz und Glamour hat die Megametropole am
Bosporus nämlich immer noch sehr traditionelle
Ecken zu bieten, an denen die Zeit vermeintlich stehen geblieben ist. Oder an denen der Zahn der Zeit
genüsslich nagt.
Wenn Ihnen der Sinn nach kulinarischen Höhenflügen steht, folgen Sie uns an den
Gardasee, wo das Fisch & Chef
Konzept beeindruckt. Die angefutterten Extra-Kalorien können
Sie gleich „nebenan“ im Genfer
Seegebiet beim Wandern und
Golfen schnell wieder loswerden. Viel Spaß bei der Lektüre!
Herzlichst, Ihre
Herbst 2015 | Inhaltsverzeichnis
Ausblick
Bild & Text : Christoph Hoppe
Er ist knapp 100 Kilometer lang, 162 Meter breit und die meist befahrene künstliche Wasserstraße für Seeschiffe weltweit (im Jahr 2014 passierten ihn rund
32.600 Schiffe): Der Nord-Ostsee-Kanal.
Auf einer der Brücken stehend, kann
man teilweise riesige Schiffe bestaunen,
die man sonst nur in Seehäfen oder auf
dem offenerem Meer sehen kann.
Die Wasserstraße verbindet die Nordsee
(Elbmündung) mit der Ostsee (Kieler
Förde), verkürzt die Fahrstrecke zwischen beiden Gewässern um 250 Seemeilen (circa 460 Kilometer).
Vor der Inbetriebnahme im Jahre 1895
durch Kaiser Wilhelm II. mussten Wasserfahrzeuge um Jütland herum und
durch die gefürchteten Seengebiete
Skagerrak und Kattegat. Der deutsche
Monarch benannte den Kanal zuerst
nach seinem Großvater „Kaiser-Wilhelm-Kanal“, seit 1948 heißt er in
Deutschland Nord-Ostsee-Kanal (NOK;
internationale Bezeichnung: Kiel Canal)
Kamera: Olympus OM-D5, Objektiv: Olympus M.
12 mm F2.0 Verschlusszeit: 1/1000 • Blende: 6,3 •
ISO 500 12mm
3
Herbst 2015 | Ausblick: Schleswig Holstein
+++Für Sie entdeckt+++Reise-News+++Für Sie entdeckt+++Reise-News+++
Berchtesgaden, Deutschland | Kempinski Hotel hat eröffnet
110 Jahre nach der Eröffnung des ersten
Kutschenmuseums im Jahre 1905 freut
sich Lissabon über dessen Eröffnung in
neuen Räumlichkeiten: Ab sofort können Besucher die bemerkenswerten
und weltweit einzigartigen Kutschen
aus den vergangenen Jahrhunderten in
dem eigens dafür erbauten Gebäude in
der Avenida da Índia im Stadtteil Belém
bewundern. Über vier Etagen und auf
insgesamt 6.000 Quadratmetern sind
rund 80 Kutschen und Karossen aus verschiedenen Epochen und Ländern, wie
beispielsweise Portugal, Italien, Frankreich, Spanien und Österreich ausgestellt. Gezeigt werden auch seinerzeit in Preußen
hergestellte einachsige Einspänner, die vornehmlich von der Adelsfamilie Thurn und
Taxis zum öffentlichen Personentransport eingesetzt wurden.
Im Mai eröffnete das Alpinresort als elegantes und gleichzeitig gemütliches Hideaway
auf dem Eckerbichl mit spektakulärer Aussicht auf die bayerischen Alpen und das
Salzburger Land. Mit der Übernahme des
ehemaligen InterContinental Berchtesgaden Resort bietet die älteste Luxushotelgruppe Europas Gästen nun drei alpine Resorts mit ausgezeichneten Kombinationsmöglichkeiten. Das luxuriöse Haus auf
1.000 Meter Höhe ergänzt optimal das Portfolio rund um das Grand Hotel des Bains in
St. Moritz und das Kempinski Hotel Das Tirol bei Kitzbühel. „Unser Ziel ist es, ein
nachhaltiges Lifestyle-Resort mit modernem alpinen Flair zu schaffen in dem sich
Erholungssuchende ebenso wohlfühlen
wie Paare, junge Familien, Kultur- und Bergfreunde“, sagt Axel Ludwig, der als Hoteldirektor des Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski in München mitverantwortlich ist für
das neueste Kempinski-Domizil.
Frankreich | Nomad Hotels
Digitale Nomaden werden sich im neuen Hotelkonzept der französischen Nomad-Gruppe auf Anhieb heimisch fühlen. Das Zimmer lässt sich komplett mit
dem Tablet steuern, statt Flachbildschirm gibt es einen Videoprojektor, an
den man natürlich auch das eigene Gerät anschließen kann und ein schnelles,
kostenloses Internet ist selbstverständlich auch mit dabei. Der schnelle CheckIn erfolgt an eTerminals, Restaurant, Fitnessraum und Arbeitsbereiche sind
rund um die Uhr geöffnet. An die Umwelt wurde auch gedacht, so wird beispielsweise
das Regenwasser aufgefangen, Solarenergie eingesetzt und recycelte Materialien verwendet. Derzeit gibt es zwei Häuser: eines in der Nähe des Flughafens Paris Charles de
Gaulle und eines in der Hafenstadt Le Havre.
+++www.nomad-hotels.com+++
4
Im Restaurant „Le Ciel“, mit Michelin-Stern
ausgezeichnet, bietet Ulrich Heimann eine
regional beeinflusste Küche auf höchstem
Niveau. Es ist das einzige Sterne-Restaurant
im Berchtesgadener Land.
Bei der feierlichen Eröffnung heizte Saxofonspieler „Max the Sax“ den Gästen kräftig
ein, unter anderem wurden Franz Beckenbauer, Verena Pooth und Peyman
Amin gesichtet. Das Tanzparkett brannte
bis in die frühen Morgenstunden. Doch bereits kurze Zeit später waren alle Partyspuren restlos beseitigt und durch ein üppiges
Frühstücksbuffet ersetzt.
© Judith Hoppe
+++www.visitlisboa.com+++
© Judith Hoppe
Lissabon, Portugal | Kutschen und Karossen: Neues Museum
+++www.kempinski.com/de/berchtesgaden+++
Herbst 2015 | Reise-News
+++Für Sie entdeckt+++Reise-News++ In eigener Sache+++In eigener Sache
Grand Daddy Boutique Hotel | Kapstadt, Südafrika
Campingfreunde aufgepasst: Auf der
Dachterrasse des Boutiquehotels Grand
Daddy in Kapstadt kann man in stylish
umgebauten und individuell eingerichteten Vintage-Trailern mit Original USMailbox vor der Tür. übernachten. Zur
Auswahl stehen
sieben Trailer zu
den Themen
Weinland, Goldrausch, Gänseblümchen, Stadtflüge, Karoo Wüste, Strandhaus
und Safari. Zur Bar auf der Dachterrasse gehört auch ein kleines,
überdachtes Open Air Kino, in dem regelmäßig Filmklassiker gezeigt werden – für Gäste des Hauses natürlich kostenlos.
Wer auf geräumigere Unterkünfte steht, bucht einfach eines der
Zimmer oder Suiten in den darunter liegenden Stockwerken.
+++www.granddaddy.co.za+++
Erlebnisgeschenke in 360° Optik
Erlebnisgeschenke sind bei meventi ab
sofort im Vorhinein erlebbar und steigern so die Vorfreude beim Beschenkten. Möglich macht das ein innovatives
Gadget, das auf dem Markt der Erlebnisanbieter einmalig ist. Der ErlebnisGutschein kann optional in Form der
sogenannten „vju.box“ – einer faltbaren
Brille – verschenkt werden. Der Beschenkte scannt mit seinem Smartphone einen QR-Code, legt dann sein
Handy in die Brille und betrachtet durch diese den Bildschirm. Das Erlebnisgeschenk wird
dabei sofort in 360°-Optik erlebbar: Blickt der Betrachter mit der Brille nach oben, unten, links oder rechts, bewegt sich auch das 360°-Bild des Erlebnisses in die entsprechende Richtung und vermittelt so den Eindruck, unmittelbar im Geschehen zu sein.
+++www.meventi.de+++
5
Reise-Inspirationen erweitert Social Media Angebote
Ab sofort können Sie uns bei unseren Recherche-Reisen hautnah über die Schulter
blicken und die schönsten Impressionen als Fotos und Videos direkt auf Ihren Bildschirm holen!
Instagram
Fotos, Fotos und nochmal Fotos! Über das beliebte Netzwerk werden Fotos in quadratischer
Form mittels einer kostenlosen App für Smartphones und Tablets geteilt. Beliebt sind in die
App integrierte Filter zum Verfremden der Bilder.
Sind Sie auch bei Instagram unterwegs? Dann
folgen Sie uns doch und kommentieren eines
unserer Bilder mit dem Hashtag #RiHerbst2015 –
wir folgen Ihnen dann auch, versprochen!
+++http://instagram.com/reiseinspirationen+++
YouTube
Wenn Bilder mehr als 1.000 Worte sagen, dann
dürfte ein Video wohl mehr als 1.000 Bilder sagen. Also haben wir unseren
eigenen YouTube Videokanal
aufgemacht. Den wollen wir
natürlich so schnell wie möglich mit noch mehr Leben und
interessanten Eindrücken füllen.
Passend zum Städteziel im
aktuellen Heft haben wir zum
Beispiel ein paar schöne Impressionen zu Istanbul von
der Wasserseite aus eingefangen. Wir freuen uns natürlich,
wenn Sie den Videokanal
abonnieren oder uns einen Kommentar zu Ihrem Lieblings-Reisefilm hinterlassen!
+++http://www.youtube.com/c/ReiseInspirationenMünchen+++
Herbst 2015 | Reise-News
Indonesien
Vielfältiges Inselparadies im
Indischen Ozean
Indonesien steht für weiße Sandstrände, malerische Reisterrassen, saftig grüne Berghänge und tiefe Dschungel. Das Inselreich
im Indischen Ozean beheimatet eine artenreiche Fauna und Flora,
wie sie sonst kaum auf der Welt zu finden ist. Zu bestaunen gibt
es hier 30.000 Pflanzenarten und über 3.000 Säugetiere, Vögel,
Reptilien und Amphibien.
Text: Judith Hoppe
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Bucht mit Sandstrand auf Flores © Visit Indonesia Tourism Office
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien
Landschaft
Die Vegetation in den verschiedenen Teilen des Archipels variiert je nach Niederschlagsmenge, Boden und Höhe. Auf den feuchteren Inseln Sumatra, Kalimantan
und Papua bedecken dichte Regenwälder große Landflächen.
Auf den Inseln östlich von Bali, die zu der Provinz Nusa Tenggara gehören, beherrschen Savannen das Landschaftsbild. Gleichzeitig können Wanderer auf
Bergspitzen – zum Beispiel im Gede Pangrango Nationalpark auf Java – sogar
Edelweiß entdecken.
7
o.l. und o.r. © Visit Indonesia Tourism Office, u.r. © Visit Indonesia Tourism Office/KIAT
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien
Strände
Bali gilt nach wie vor als das Ziel in Indonesien schlechthin für einen Strandurlaub. Von den bei Surfern beliebten, wellenreichen Stränden bei Kuta im Süden
bis hin zum mit feinen, schwarzem Lavasand-Strand bei Lovina im Norden – die
Auswahl ist riesig. Aber nach Bali kommen auch die meisten Touristen.
Weniger besuchte Inseln wie Lombok, die ihr vorgelagerten Gili-Inseln oder die
Raja Ampat Inseln bieten wunderschöne Strände mit spektakulären Sonnenuntergängen. Oftmals hat man die Buchten ganz für sich alleine...
8
u.l. © Visit Indonesia Tourism Office, o.l. und u.r. © Visit Indonesia Tourism Office /feri latif
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien
Aktivurlaub
Abschlag von einem erloschenen Vulkankrater und Ausblick auf den Indischen
Ozean, heilige Tempel oder malerische Reisterrassen – Indonesiens Greens zählen zu den schönsten und spektakulärsten der Welt. Die mehr als 50 Plätze entsprechen den internationalen Standards und versprechen ein Golferlebnis der
Extraklasse.
Das Archipel ist außerdem ein Paradies für Surfer. Anfänger und Könner finden
hier gleichermaßen die perfekte Welle.
Adrenalin-Junkies kommen beim Paragliding-Flug über die Dächer des Regenwaldes auf ihre Kosten.
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o.l. © Visit Indonesia Tourism Office, o.r. © Ria Bintan Golf Resort, u.r. © Visit Indonesia Tourism Office/Fery Latif
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien
Kultur
Der größte Archipel der Welt birgt einen einzigartigen Reichtum an faszinierender Architektur. Zahlreiche kulturhistorische Schätze sind Zeugen der Entwicklung des Inselstaates sowie den Ursprüngen des Buddhismus und Hinduismus.
Großartige Tempelanlagen und Palastruinen beeindrucken durch indische Architekturelemente, ergänzt durch lokale Baugewohnheiten.
Traditionelle Tänze und Kleidung sieht man nicht nur als Inszenierung für Touristen, sie prägen nach wie vor den Alltag der Indonesier.
10
alle Bilder © Visit Indonesia Tourism Office
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien
Tiere
Dank des ganzjährig gemäßigten Klimas von rund 27°C und der mineralhaltigen,
vulkanischen Böden bilden die Inseln einen idealen Lebensraum für eine große
Anzahl an Tieren und Pflanzen.
Der legendäre Komodo-Waran, eine Riesenechse, beeindruckt Besucher des Komodo-Nationalparks. Es ist die größte Urechsenspezies der Welt. Sie lebt ausschließlich um und auf Komodo. Bis zu drei Meter lang, 170 Kilogramm schwer
und beachtliche 110 Jahre alt können diese Riesenechsen werden.
Nasenaffen, Orang-Utans und Meeresschildkröten sind auf der Insel Kalimantan,
dem indonesischen Teil Borneos, zuhause. Im Tanjang Puting Nationalpark können sich Besucher den Affen, Schlangen und Hornvögeln nähern. In dem über
4.150 Quadratkilometer großen Naturreservat leben rund 6.000 ausgewilderte
Orang-Utans, die man an verschiedenen Stationen zu Fütterungszeiten besonders gut beobachten kann.
11
alle Bilder © Visit Indonesia Tourism Office
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien
Vögel
Papageien, die hauptsächlich in den Tropen und Subtropen leben, fühlen sich
natürlich auch in Indonesien wohl.
Die Mandarinente gehört zur Familie der Entenvögel. Das prachtvolle Gefieder
der Männchen glänzt metallisch. Wie auch bei ihren europäischen Verwandten
ist das Federkleid der graubraunen Weibchen eher unscheinbar.
Paradiesvögel werden von vielen als die schönsten Vögel der Erde beschrieben
und zählen sicherlich zu den prächtigsten und prunkvollsten Tieren in der Familie der Vögel. Paradiesvögel sind endemisch und ausschließlich in Papua zu finden.
12
o.l. © Visit Indonesia Tourism Office/ming, u.l. und o.r. © Visit Indonesia Tourism Office
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien
Sulawesi
Tanz auf dem Vulkan
13
Wasserbüffel © Gerald Nowak
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien/Sulawesi
Die Celebessee ist ein Traumziel für Schnorchler und Taucher
Text & Bilder: Gerald Nowak
Die Silhouette des Manado Tua ist eingehüllt in die Rottöne des frühen Abendlichts, als eine kleine gemischte
Reisegruppe die Fahrt vom Flughafen
zum Resort antritt. Sibylle ist mit vier
Freunden unterwegs, um die Gegend
rund um Manado zu erkunden. Eigentlich sind sie zum Tauchen und Schnorcheln hierher gekommen, doch wollen
sie auch das Hinterland und die Insel
der Region erkunden. Nach knapp einer Stunde sind sie an ihrem Urlaubsziel angelangt. Schon vor langer Zeit
war Sibylle hier in dem kleinen Resort.
Es war eine unvergessliche Erfahrung.
Jetzt möchte sie dieses Erlebnis mit ihren Freundinnen teilen. „Wie ich Euch
versprochen habe, das Resort ist wie
aus einer anderen Welt. Zeit ist hier relativ, der Geist frei in Sekunden“, Sibylle
strahlt übers ganze Gesicht, ihre
Freunde kommen gar nicht aus dem
Staunen heraus. Überall setzen bunte
Blüten Farbtupfer in das üppige Grün.
Ein Bächlein kommt aus einem Seerosenteich und fließt plätschernd unter
einer kleinen Holzbrücke hindurch ins
Meer. Der Strand ist schwarz und so gar
nicht einem Ferienkatalog entsprungen. Überhaupt ist dies alles ist nicht
14 ↑ Der Manado Tua bei Sonnenuntergang
Teil eines luxuriösen Ferienkomplexes
für ausgebrannte Manager, sondern
Bestandteil des einfachen aber liebevoll gestalteten Resorts. Der persönliche Traum des indonesische Arztes Dr.
Hany Batuna, der mit viel Sorgfalt und
Liebe zum Detail in die Palmenhaine
sein „Murex Resort“ erbaut hat.
Sibylle ist begeistert. Aus dem Fenster
ihres Bungalows hat sie einen traumhaften Blick direkt auf den schwarzen
Sandstrand, Vulkanblick inklusive. Die
Insel Manado Tua mit ihrem Vulkan
liegt genau in Blickrichtung zwischen
den Bäumen im Meer. Die Resortanlage
wurde seit ihrem letzten Besuch komplett ausgebaut und renoviert. Sauber
und zweckmäßig sind die kleinen
Holzhütten behutsam in die Parkanlage integriert. Mir ihren Freunden will
sie von hier aus die Gegend erkunden
und einige Tauchgänge an den vorgelagerten Inseln unternehmen. Dr. Batuna war einer der ersten, der die Riffe
rund um Bunaken erkundete und für
Taucher dieses kleine Resort erbaute.
Seit einiger Zeit managen seine Tochter
Angelique und ihr Ehemann Danny die
Anlage. Dr. Batuna hatte vor gut 30
Jahren die perfekte Lage für sein Resort
gefunden. Der Weg in die Stadt ist kurz
und dennoch weit genug entfernt um
nichts von der lärmenden Metropole
mitzubekommen. Mit dem Boot sind
die vorgelagerten Inseln schnell er-
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reicht und Ausflüge in den Urwald
rund um die Vulkanregion einfach
durchzuführen.
Gleich am nächsten Morgen geht es
los. Sibylle, Carmen, Heidrun und die
beiden Jungs packen ihre Rucksäcke.
Der geplante Tagesausflug führt sie
durch tropische Wälder ins Hinterland.
Vorbei an zum Teil noch aktiven Vulkanen, zu deren Füßen Vanille, Muskat
und vor allem Nelken angebaut werden. Dazwischen die unvermeidlichen
Reisterrassen, Indonesiens beliebtestes
Fotomotiv. Mit einem Fahrer plus gemieteten Jeep geht es in Richtung
Tondano See. Er ist 36 Kilometer von
der Provinzhauptstadt Manado entfernt und liegt auf einer Höhe von 600
Metern. Grüne saftige Hügel spiegeln
sich in seiner dunklen Oberfläche, im
Uferbereich leben die Fischer in Pfahlbauten und sehen nur selten Touristen.
Es ist das Land der Minahasa, einem Zusammenschluss verschiedener Volksstämme Nordsulawesis, mit eigener
Sprache und Kultur. Indonesien ist eben ein Vielvölkerstaat, da macht Sulawesi keine Ausnahme. Die Minahasa
sind Christen, doch besonders berühmt ist ihre Architektur. Die Pfahlbauten mit den geschwungenen Dächern haben meist zwei Treppenaufgänge, weil es Unglück bringt, ein Haus
über dieselbe Treppe zu betreten und
wieder zu verlassen, sagen sie. Weiter
geht die Fahrt nach Rurukan, von hier
aus ist ein einstündiger „Spaziergang“
auf den Gunung Mahawu geplant. Unter den Vulkanen Nordsulawesis ist er
15 ↑ Eine Frau vom Stamm der Minahasa
derjenige, der am einfachsten zu besteigen ist. Vorbei an Reisfeldern, geht
es in den kühlen Wald, der den Berg
umgibt. Riesengroße Bäume der Gattung Ficus stehen hier, kein Vergleich
zu ihren meist mickrigen Verwandten
im deutschen Wohnzimmer, zu ihren
Füßen wachsen Farne. Lautes Zirpen
und tropische Vogelstimmen kommen
aus dem Dickicht. Die letzten Meter sind
von Schilf bestanden. Der Aufstieg fällt
nun doch schwer. Heidrun spürt ihre
Füße kaum noch, Carmen wischt sich
den Schweiß von der Stirn. „Ist doch anstrengender als erwartet“, Sibylle atmet
kräftig durch. Doch dann ist der Blick
frei und die Gruppe steht oberhalb eines milchig blauen Vulkansees. Eine
angenehme Brise weht und schafft Erleichterung. Die Kraterwände sind stark
Auch wunderschöne Schmetterlinge sieht man häufig in Indonesien
schwefelhaltig, wie an dem gelben Gestein leicht zu erkennen ist. Überall
steigen Qualmwölkchen auf. An klaren
Tagen kann man von hier aus das Meer
und die umliegenden Vulkane sehen.
Der Abstieg fällt allen leichter und so
schlendern die Freunde noch über den
Markt von Rurukan. Tropische Früchte
wie Rambutan, Lychees und Schlangenfrucht beherrschen das Bild. Die Stinkfrucht Durian fasziniert besonders Dirk.
Er fasst es gar nicht, dass eine Frucht so
stinken kann. Man liebt sie oder man
hasst sie, die Durian duldet kein Mittelmaß. Ihr Aussehen ähnelt einer fußballgroßen Lychee, bei der bereits die
stachelige Schale in Abwehrhaltung
geht. In viele Hotels und Restaurants
darf sie aufgrund ihres penetranten Ge-
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien/Sulawesi
ruchs gar nicht erst mit hinein genommen werden. Der süße, undefinierbare
Geschmack ist eine Mischung aus reifem Camembert, Zwiebeln und Erdbeeren. Es gibt niemanden, der sie einfach
nur „mag“. Dirk ist begeistert davon, hält
sich jedoch mit zwei Fingern die Nase
zu. Die Mädels kriegen sich kaum ein
vor Lachen. Die Fleischauswahl des Minahasa Marktes ist für Europäer eher
gewöhnungsbedürftig. Beliebt sind vor
allem Hunde, die im Stück und zur Konservierung schwarz verkohlt in der Auslage stehen. Auch Fledermäuse und
Ratten sind als Eiweißlieferanten gefragt. Als Tourist muss man jedoch nicht
befürchten, diese Speisen ungefragt
serviert zu bekommen, schließlich
handelt es sich um Spezialitäten.
16 ↑ Steilwand mit Gorgonie
Der nächste Morgen ist der Inselwelt
geweiht. Die der Bucht von Manado
vorgelagerten Inseln Manado Tua, Bunaken und Siladen leuchten in der Morgensonne, das Wasser der Bucht wie
immer spiegelglatt. Manado Tua ist eine Vulkaninsel, wie weitere Inseln, die
sich dahinter aus dem Meer erheben.
Bunaken und Siladen sind flach und von
goldgelbem Strand gesäumt. Alle drei
sind bewohnt und schon auf Tourismus
eingestellt, der auf Sulawesi viel später
als auf Bali oder Java begonnen hat.
Losmen nennt man in Indonesien einfache Unterkünfte, meist kleine Bungalows und für wenig Geld zu mieten.
Hier liegen sie direkt am Strand und
bilden die Barriere zum undurchdringlichen Urwald dahinter. Halb versteckt
Orientalische Süßlippe
vom schützenden Blätterdach der Bäume steht ein kleines Open-Air Restaurant auf Stelzen. Über eine Holztreppe
erreicht man den ersten Stock und genießt die herrliche Aussicht auf das türkis-grüne Meer. Die fünf Freunde packen die Tauchausrüstung und erklimmen das Tauchboot. Die viel beschriebenen und in höchsten Tönen gelobten Steilwände des Bunaken Nationalparks sind das Tagesziel. Die Beschaffenheit der Tauch- und Schnorchelplätze um Bunaken ist jedoch sehr unterschiedlich. An einigen Plätzen wird häufig getaucht und es sind bereits starke
Schädigungen der Hartkorallen zu erkennen, die Ursachen dafür werden,
wie meist, in einer Kombination aus
Tauchern und Umwelteinflüssen be-
Nasenmuräne ➝ Clownfisch, auch bekannt als Nemo
stehen. Auch unachtsame Schnorchler
tragen zur Schädigung bei, indem sie
im flachen Wasser am Riffdach aufstehen. Korallen sind wie filigrane Blumen,
einmal abgebrochen, sterben sie ab. Es
gibt jedoch noch unzählige, fast jungfräulich Plätze rund um die Inselwelt
Manados.
Bereits die Fahrt zu den Inseln ist jedes
Mal aufs Neue ein Genuss, fast täglich
sind Delphine oder Pilotwale zu sehen.
Die Celebessee ist eines der artenreichsten Gewässer dieser Erde. Unter
Wasser recken Drahtspiralen ihre waagerechten Korkenzieherarme gierig ins
klare Blau hinaus, während Adlerrochen majestätisch durch die Weiten
des Meeres gleiten. An der Oberfläche
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien/Sulawesi
schnappen Schildkröten nach Luft oder
paddeln unter Wasser gemächlich am
Riff entlang. Bei allen beliebt sind die
hübschen Anemonenfische, bekannt
geworden durch den Film „Nemo“. Was
während nur einer Stunde vor den
Masken der Taucher auftaucht, ist beeindruckend. Wunderschöne, bunte
Nacktschnecken leben auf und zwischen den unterschiedlichsten Korallenarten, die dicht an dicht die Riffe
bilden. Die Mittagspause zwischen den
Tauchgängen wird auf der Insel Bunaken verbracht. Irgendwo klingt sanft
eine Gitarre, ein schwarzes Schwein
schnüffelt sich durch den Sand. „Jetzt
einen Koffer mit Lektüre herzaubern“,
denkt Sibylle und einfach nie mehr
nach Hause fahren, das wär’s! Nach einer Woche schnorcheln und tauchen
an den fantastischen Riffen der Inseln,
geht die Gruppe noch einmal auf Erlebnisreise. Ein Besuch im Tangkoko Nationalpark ist geplant. Mit etwas Glück
trifft man dort auf wilde Makaken und
die possierlichen nachtaktiven Tarsius,
eine etwa 12 cm große Halbaffenart.
Am Nachmittag geht es mit Ingrid, der
deutschen Reiseleitung zum Tangkoko
Nationalpark. Ingrid lebt schon viele
Jahre in Manado. Unvermittelt packt sie
eine Flasche mit milchiger Flüssigkeit
auf den Tisch. „Damit müsst Ihr Euch
einreiben – wegen der Milben“. Aha. Mit
Milben hatte eigentlich keiner gerechnet. „ Muss das sein“, fragt Sibylle erstaunt. „Musst Du selbst wissen, Milben
sind wirklich ekelhaft. Übrigens, das
Mittel hilft nicht immer! Ich warte hier
auf Euch, Ihr bekommt einen indonesi-
schen Führer“. Tolle Aussichten. Der
Guide legt schon zu Beginn der Wanderung ein gutes Tempo vor und pflügt
in leichtem Trab durch den hügeligen
Urwald. Abrupt stoppt er und deutet in
die Büsche. Tatsächlich, da ist was. In
Dieser Urlaub steht ganz im Zeichen der Entspannung
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ungefähr 50 Metern Entfernung sitzt
eine Gruppe Makaken in den Bäumen,
während sich weit über den Baumwipfeln einige Nashornvögel über die Anwesenheit der Menschen beschweren.
Der Führer deutet ungeduldig auf seine
Uhr. Die Zeit drängt, schließlich ist der
Tarsius ein pünktliches Tier und verlässt
seine Behausung jeden Tag um die gleiche Zeit in der Dämmerung. Weiter
geht’s also im Sturmschritt bergan. Keuchend und mit klopfenden Herzen erreichen die Freunde eine kleine Lichtung, in deren Mitte sich ein von
Schlingpflanzen überwucherter Baum
befindet. Plötzlich sind Stimmen auf
dem Weg zu hören. Weitere Touristen
finden sich ein. Das rechte Urwaldfeeling will da nicht aufkommen. Immer
mehr Grüppchen erscheinen in der
Lichtung. „Ob wir wohl eine Chance auf
die scheuen Tiere haben“, Sibylle flüstert
ihrer Freundin Carmen ins Ohr. „Die
Guides werden schon wissen, was sie
tun“, flüstert diese zurück. Genau in
dem Moment gesellt sich eine laut gackernde Schülergruppe dazu. So hatte
sich die Gruppe das Erlebnis dann doch
nicht vorgestellt. Endlich wird es dunkel und alle starren auf den mächtigen
Baum. Plötzlich sind sie da: winzige Kobolde mit riesigen Augen und Ohren,
ihre langen zierlichen Hände klammern
sich geschickt um die Äste, die Fingerchen sind an den Kuppen zu Saugnäpfen verdickt. Ihren verhältnismäßig
großen Kopf können sie ohne Mühe
um 180 Grad drehen. Kaum vorstellbar,
dass diese drolligen „Gremlins“ bis zu
sechs Meter weit springen können,. Eines trägt sein Junges Huckepack auf
dem Rücken, ängstlich krallt es sich im
rehbraunen Fell der Mutter fest. Fünf
Minuten Glückseligkeit und Blitzlichtgewitter – das war’s. Dann haben auch
die Tarsien genug vom Rummel und
entschwinden auf Futtersuche in der
Nacht. Der Rückweg ist für alle Gruppen der gleiche und erinnert eher an
den Ausklang eines feuchtfröhlichen
Kegelabends, als an die erhoffte Einsamkeit in den Wäldern Nordsulawesis.
Prince John Resort – im Herzen Sulawesis
Zwei Wochen Manado sind schnell rum,
doch die Freunde wollen noch ein paar
Tage ins Herzen Sulawesis. Dort gibt es
18 ↑ Die putzigen Koboldmakis (Tarsiidae) sind nachtaktive Tiere
ein idyllisches Resort, am Strand der
großen Bucht von Palu. Die kleine Stadt
im Nirgendwo. liegt praktisch im Zentrum der Insel Sulawesi. Die Hauptstadt
der indonesischen Provinz Zentralsulawesi wäre für Europäer wohl kaum
von Bedeutung, würde es nicht gut 45
km nordwestlich der Metropole bei
Donggala eine Landzunge geben, die
mit herrlichem Sandstrand und fantastischen Korallenbänken aufwartet. Der
Ort Tanjung Karang ist in der Taucherszene sehr wohl bekannt, dennoch zieht
es nur wenige Individualisten hierher.
Es liegt wohl an der etwas umständlichen Anreise, denn an den unglaublichen Korallenriffen kann es sicherlich
nicht liegen. Die sind vom Feinsten und
können locker mit den Riffen bei Manado konkurrieren. Die Truppe kennt
den Besitzer von der Messe „boot“, wo
er ihnen von seinem Resort erzählte. Da
die Freunde auch noch ins Torajaland
und dessen Totenkult wollen, haben sie
sich entschlossen, ein paar Extratage
einzuplanen und die Schildkröteninsel
Pasoso zu erkunden. Alex bietet einen
Zweitagestrip dorthin an. Mit einem
Auslegerboot geht es Richtung Norden
in das Naturschutzgebiet. Rund um die
Insel sieht man grüne Meeresschildkröten und Karettschildkröten. Übernachtet wird auf dem Boot. Das ist nicht jedermanns Sache, denn es gibt nur ein
paar einfache Matten und kein Bad an
Bord. Für Carmen und Heidrun ist das
kein Problem, haben sie doch früher
schon solch einfach Touren unternommen und immer sehr genossen. Nur Dirk
meckert: „ein wenig mehr Komfort hatte
ich mir schon vorgestellt“. Sibylle schüttelt nur den Kopf: „Luxus kannst Du zuhause wieder haben, hier heißt es Natur
pur“. Die Frauen grinsen, Dirk schnappt
sich die Taucherbrille und springt über
Bord. Nach den Tauchgängen wird in
einer wunderschönen, unberührten
Bucht geankert und an Land von Alex
und seinen Helfern ein opulentes Mahl
aufgebaut. Im Kerzenlicht genießen sie
den Abend. Indonesien hat viele Facetten. Kultur und Abenteuer, heiße Sonnentage und laue Nächte. Sibylle hat
ihren Freunden nicht zu viel versprochen,
als sie ihnen von der Nelkeninsel erzählt
hat und sie für diese Reise gewinnen
konnte. Mal sehen, was das Torajaland
noch für sie bereithält.
Der Fotograf und Reisejournalist Gerald Nowak arbeitet für nationale
und internationale Reise- und
Sportmagazine, schreibt Fachliteratur und versorgt Tageszeitungen mit
Bildern und Informationen.
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien/Sulawesi
Zeitreise in die Vergangenheit
Zu Gast im Tana Toraja
19
Ein Dorf im Toraja-Land © Herbert Brenke
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien/Sulawesi
Das Toraja-Land ist berühmt für seinen einzigartigen Totenkult. Eine absolute Ehre für Besucher
ist es, zu einer Beerdigungsfeier eingeladen zu werden.
Text & Bilder: Herbert Brenke
Im Rahmen einer längeren Asienreise
im Jahr 1988 führt uns die nächste Reiseetappe nach Sulawesi, der ähnlich
einer Orchideenblüte geformten Insel
Indonesiens. Am Flughafen in Ujung
Padang empfängt uns – Dank der guten Organisation vorab – Herman Nari,
ein freundlichen Toraja und kundiger
Reiseführer nebst VW-Bus und Fahrer.
Eine geteerte Straße führt relativ komfortabel in acht Stunden hinauf ins Toraja-Bergland.
Eine wunderschöne offene Landschaft
mit vielen Reisterrassen und ein interessantes Hotel, in dem wir zum Glück
die beiden besten, freistehenden, im
Landesstil erbauten Häuser beziehen
und in denen erfreulicherweise nur einige wenige Kakerlaken zu töten sind.
te von Teilnehmern haben und wo als
Höhepunkt über 100 fetteste Schweine
und 45 Büffel geschlachtet werden.
Der Begräbniszeremonie ist der Tod
schon sehr lange, in unserem Falle
schon drei Jahre, vorausgegangen. Der
Tote liegt in dieser Zeit, gut einbalsamiert, im buntbemalten Sarg im Haus
der Familie. Man spricht mit ihm, stellt
Speisen auf seinen Sarg, hofft auf eine
Wiederkehr des Verblichenen, denn
noch ist seine Seele in ihm, und nutzt
Die Begräbniszeremonie
Das größte Erlebnis eines Besuches im
Torajaland ist sicherlich die Teilnahme
an einer Begräbniszeremonie. Wir haben das Glück, mehr noch, es ist ein
Verwandter von Herman, dessen Beerdigung gefeiert wird, und wir sind als
Gäste gern gesehen. Es handelt sich
um ein Begräbnis der 1. Klasse, eines
Tokapana, eines Adligen, wo die Zeremonien bis zu 14 Tage dauern, Hunder20 Die Familie des Toten diskutiert die Verteilung des Erbes
die Zeit bis zur Beerdigung, um das
Fest zu organisieren und Erbschaftsfragen zu regeln. Nach dem Erbanteil richtet sich die Zahl der Büffel, die der Begünstigte zu opfern hat, und die Aufzucht eines würdigen Büffels dauert
sieben Jahre.
Auf der oberen Ebene steht der Sarg,
um ihn und auf ihm tummeln sich die
Kinder. Sie entwickeln Spaß an Judith,
insbesondere an ihren hellen Haaren
und Haut, und es dauert nicht lange,
bis Judith ebenfalls als Gast auf der „Ehrentribüne“ sitzt.
An zwei Tagen besuchen wir die Festgemeinde. Man hat überall kleine,
temporäre Hütten aufgebaut, um den
vielen, von weither angereisten Gästen
Unterkunft zu bieten. Vor dem Haus
der Toten ist ein zweistöckiger prächtiger Bau für die enge Familie errichtet.
An unserem ersten Besuchstag werden
die Schweine geschlachtet, kurz ins
Feuer geworfen und dann zer- und verteilt: Der Kopf gilt als das Beste, die Haxen sind zweit-, der Bauch drittklassig.
Die Innereien gehen an die Träger und
Schlächter: Sie sind Leibeigene und
Infobox Torajaland
Ujung Padang ist Ausgangspunkt einer der faszinierendsten Ausflüge von
ganz Indonesien, nämlich durch die
abwechslungsreiche Halbinsel Südsulawesis nach Norden in die Berge, ins
Land der Toraja. Die mehrstündige
Fahrt führt über eine gute Straße circa
360 Kilometer an den Orten Maros,
Pangkajene, Sumpang, Pare-Pare,
Rappang, Enrekang vorbei zu den
Ortschaften Makale und Rantepao,
von wo aus man sich zu den einzelnen Stammesdörfern und Grabstätten
der Toraja begibt. Alle sechs Tage finden in beiden Orten interessante
Märkte statt, auf denen der Palmwein
(tuak) in großen Röhren verkauft wird.
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien/Sulawesi
21 ↑↑ Viehmarkt↑ Missionare führten die Trauerfarbe schwarz ein
Ein Schwein wird geliefert
Grabkammer
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien/Sulawesi
müssen mit dem Schlechtesten zufrieden sein. Sulawesi ist überwiegend
streng islamisch: Dass die Torajas den
moslemischen Bekehrungsversuchen
widerstanden, dagegen zum Teil den
christlichen Glauben annahmen, hat
sicher einen Grund in der Abneigung
bzw. Vorliebe der jeweiligen Religionsanhänger zum Verzehr von Schweinefleisch.
Die Opferung der Büffel
Unser zweiter Besuchstag fällt auf den
Höhepunkt der Feierlichkeiten: Erbverteilung und Opferung der Büffel. Die
Familie sitzt in der Platzmitte, singt
lang anhaltende, melodiöse Trauergesänge, verteilt symbolisch mit Körnern
und Beeren das Erbe und zieht dann
singend und den Toten preisend von
Haus zu Haus. Anschließend wird es
spannend. Die ersten Büffel werden auf
den Platz geführt, gebührend ob ihrer
Farbe – weiß ist Spitze – und ihres Körperbaus begutachtet und bewundert
und durch gellende Rufe zu Kämpfen
aufgestachelt.
Die Opferung, besser Schlachtung, ist
eine blutige Angelegenheit. Zur Sicherheit der Anwesenden wird das Opfer mit einem Hinterbein an einen Pfahl
gebunden, und blitzschnell zeiht sein
Treiber sein langes Messer durch Hals
und Schlagader des Büffels. Während
das Opfer sich noch wild aufbäumt,
springen Jungen herbei und versu-
chen, mit Bambusröhren das Blut aufzufangen: sein Verzehr überträgt die
Kraft des bewunderten Tieres.
Die Büffelopfer sichern dem Toten die
Einkehr ins „Puya“, sein neues Reich,
von wo aus er die Familie, sofern sie ihn
würdig und nach den Regeln der Tradition gefeiert hat, in Zukunft beschützen wird.
Besonders eindrucksvoll sind die Grabstätten der Torajas, in denen die bunt
bemalten Särge am Ende der Totenfeiern endlich beigesetzt werden. Sie
werden in schwer zugänglichen Felsnischen, die jeweils einzelnen Familien
gehören, zusammen mit Opfergaben
beigesetzt. Einmal im Jahr, nach den
22 ↑ Die Büffelopferung ist eine blutige Angelegenheit ➝ Hölzerne Grabwächter wachen über die Totenruhe
Erntefesten, werden die Toten aus ihren
Felskammern geholt, man wickelt sie
neu, man spricht zu ihnen und legt sie
mit neuen Opfergaben versehen wieder zurück.
Eindrucksvoll sind die „TAU-TAU“ genannten hölzernen Statuen, die auf
Balkonen neben oder vor den Grabnischen stehen. Diese Figuren mit großen, weißen oder schwarzen Augen
aus Stein, mit Kleidern und Kopfbedeckungen stehen als steife Totenwächter
und starren in die Ferne. Es ist ein Anblick, den man nicht so schnell vergisst
und der bei einer Rückbesinnung auf
den Besuch im Torajaland als erstes
wieder vor Augen steht.
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien/Sulawesi
Infobox Indonesien
und einer Durchschnittstemperatur
von 27°C. In höheren Lagen ist das Klima angenehmer. Im zentralen Bergland Sulawesis gibt es das ganze Jahr
über starke Niederschläge, die jedoch
auch eine üppige Vegetation mit dichtem Regen- und Hochnebelwald mit
sich bringt.
Beste Reisezeit
Von Oktober bis April ist Regenzeit.
Beste Reisezeit ist also unser Sommer.
Kommunikation
Lage
Indonesien ist mit einer Fläche von
1.904.569 km² und 17.508 Inseln das
größte Archipel der Welt. Die Insel
Borneo teilt sich das Land mit Malaysia,
die Insel Neuguinea mit Papua-Neuguinea. Die Hauptstadt Jakarta liegt
auf Java. Der höchste Berg ist der Puncak Jaya auf Papua (4.884 Meter), in
Deutschland auch unter dem Namen
Carstenz-Pyramide bekannt.
Die Insel Sulawesi hieß früher Celebes
und ist vulkanischen Ursprungs.
1
2
3
Zeit
Indonesien hat mehrere Zeitzonen,
UTC +7 bis UTC +9.Für Sulawesi gilt
UTC +8 bzw. MESZ +6.
Klima
Der Äquator verläuft mitten durch Indonesien, von daher ist das Klima tropisch mit einer hohen Luftfeuchtigkeit
23
4
1 - Manado
2 - Palu
3 - Torajaland
4 - Makassar (früher
Ujung Padang)
Sprachen: Bahasia Indonesia. Englisch ist
weit verbreitet.
Telefonvorwahl: 0062.
Roaming ist in Indonesien grundsätzlich
möglich, das Land
liegt allerdings bei
allen deutschen Mobilfunkanbietern in
der teuersten Zone.
Anreise
Ab Deutschland mit
Lufthansa oder Singapore Airlines, jeweils
mit Zwischenstopp.
Ab Amsterdam mit
der indonesischen
Fluggesellschaft Garuda Indonesia, die
auch die Inlandsverbindung nach Sulawesi anbietet. Das
Auswärtige Amt
warnt vor unsicheren lokalen Fluggesellschaften, die in Europa auf der
Schwarzen Liste stehen
(www.eu-info.de/leben-wohnen-eu/sc
hwarze-liste-flugzeugesellschaften).
Ein- & Ausreise
Der Reisepass muss am Tag der Einreise
noch sechs Monate gültig sein. Neuerdings benötigen Urlauber und Geschäftsreisende aus Deutschland,
Schweiz und Österreich für die Einreise
kein Visum mehr. Die Regelung gilt für
Einreisen über die Flughäfen Jakarta,
Medan, Surabaya, Batam und Bali.
Bei Abreise (sowohl national wie international) ist eine Flughafensteuer zu
entrichten. Sie beträgt pro Passagier je
nach Flughafen bis zu 200.000,- IDR.
Seit März 2015 ist diese Steuer meist
schon im Preis für das Flugticket enthalten und muss nicht mehr separat
gezahlt werden. Es wird aber empfohlen, für alle Fälle die Steuer bei Abreise
bereitzuhalten.
Währung
Indonesische Rupiah (IDR)
Wechselkurs: 1.000 Rupiah = 0,06 €.
1,- € = 14.350 Rupiah (Stand Juni 2015).
Banknoten gibt es im Wert von 1.000,
2.000, 5.000, 10.000, 20.000, 50.000 und
100.000 Rupiah sowie Münzen im Wert
von 50, 100, 200, 500 und 1.000 Rupiah.
Wenn Sie 200,- € eintauschen, erhalten
Sie knapp 3 Mio. Rupiah – wechseln Sie
besser häufiger und dafür kleinere Beträge.
Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien/Sulawesi
Infobox Indonesien
Strom
Netzspannung 127 und 230 Volt, 50 Hz.
Stecker sind nicht einheitlich. Die folgenden sind die gängigsten:
•
Reisetipps & -hinweise
• Indonesier begrüßen sich stets höflich mit einem Lächeln und freuen sich
über das „Hello” eines Gastes oder
wenn dieser sogar auf Indonesisch
„Selamat Siang“ grüßt! Denken Sie
auch daran, dass viele muslimische
Frauen es vorziehen, sich Männern
lediglich mit einem Kopfnicken vorzustellen, ohne physischen Kontakt.
• Indonesier sind sehr gastfreundlich.
Sollten Sie in ein Privathaus eingeladen werden, vergessen Sie nicht, Ihre
Schuhe ausziehen. Das gilt auch beim
Betreten von Tempeln und Moscheen.
• Werden Sie eingeladen, sind kleine
Gastgeschenke üblich. Bringen Sie
zum Beispiel Spezialitäten (Obst oder
Kekse) aus der Gegend, die sie gerade
bereist haben, oder Souvenirs aus
Ihrer Heimat mit. Hier gilt: Nicht der
Wert, sondern die Geste zählt.
• Verwenden Sie zum Essen nur die
rechte Hand, die linke gilt als unrein.
Mit ihr sollte nichts übergeben oder
angenommen werden.
• Abseits des Strandes sollten Touristen
darauf achten, Knie und Schultern zu
24
•
•
•
•
•
bedecken. Die islamische oder hinduistische Tradition verbietet das Baden oben ohne oder gar nackt. Um
sich bei Bedarf weiter bedecken zu
können, sollten Frauen einen Sarong
in der Tasche haben, den man sich
um Hüfte oder Schultern binden kann.
Fragen wie „Wo kommst du her?“, „Wo
gehst du hin?“, „Wie alt bist du?“, “Sind
Sie verheiratet?“ werden oft gestellt.
Dies ist ein Ausdruck von Interesse
und ist mit dem deutschen „Wie
geht’s Dir?“ gleichzusetzen.
Berühren Sie nie den Kopf eines Erwachsenen. Es heißt, dass hier die
Seele des Menschen wohnt. Daher ist
der Kopf ein intimer Körperteil.
Deuten Sie nicht mit dem Finger auf
eine Person. Möchte man im Restaurant etwas bestellen, sollte man den
Kellner also nicht mit dem Finger heranwinken, das gilt als sehr unhöflich
Rauschgiftdelikte werden strafrechtlich verfolgt und mit drakonischen
Strafen geahndet. Die Todesstrafe
wird verhängt und auch an Ausländern vollstreckt. Schon der Besitz geringster Drogenmengen wird verfolgt.
Vorsicht beim Verzehr von Alkohol, es
kommen immer wieder Fälle von Methanolvergiftungen vor.
Konsultieren Sie spätestens 6 Wochen
vor der Abreise einen Tropenmediziner, zu welchen Impfungen aktuell
geraten wird und ob ggfs. eine Malaria-Prophylaxe erforderlich ist. Die
medizinische Versorgung im Lande ist
oft unzulänglich, Sie sollten eine Reiserückholversicherung abschließen.
Weitere Infos
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Tel.: +49-69-17 53 71-038
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Herbst 2015 | Titelthema: Indonesien/Sulawesi
Mit Hand und Fuß
Bild & Text : Judith Hoppe
Das Dhoni ist das traditionelle Transportboot der Malediven. Es befördert
Menschen, Lasten – oder wie in diesem
Fall – Taucher zum nächsten Tauchplatz.
Die Boote sind flach gebaut, um Kollisionen mit den oft bis knapp unter die
Wasseroberfläche liegenden Korallenriffen für beide Seiten unbeschadet zu
überstehen. Angetrieben wird das
Dhoni von einem Dieselmotor, die
Steuerung erfolgt nach wie vor über eine einfache Holzstange, die vom Kapitän barfuß und mit Hilfe einer simplen
Schnur bedient wird.
Kamera: Olympus TG-1
Verschlusszeit: 1/200 • Blende: 2,8 • ISO 100
25
Herbst 2015 | Mit Hand & Fuß: Bootskapitän
Dschungel-Lodge Bandhav Vilas: Zu Besuch beim König des Dschungels
Im Nationalpark Bandhavgarh, in
Madhya Pradesh, Indien, kann man auf
„Moglis Pfaden“ einer einzigartigen
Vielfalt von Wildtieren begegnen, die
Rudyard Kipling zu seinem „Dschungelbuch“ inspirierte.
wenigen Orten auf der Erde kann man,
mit etwas Glück, den selten gewordenen Tiger beobachten: Der Nationalpark
Bandhavgarh im indischen Bundesstaat
Madhya Pradesh stellt eines dieser letzten Rückzugsgebiete dar. Und ist zudem Heimat vieler anderer, großer und
kleiner Tiere, die wir in dieser Häufigkeit
und Artenvielfalt lediglich in fiktiven
Romanen zu finden glaubten – allen voran das des englischen Autors Rudyard
Kipling, das hier entstand: Das Dschungelbuch. Dabei gibt es diesen magischen Ort wirklich, wo Mogli bei seinen
Abenteuern auf Bären, Wölfe, Leoparden, Rotwild, Stachel- und Wildschweine und seltene Vogelarten traf.
Wahrhaft royal ist die angrenzende
Lodge Bandhav Vilas, wo Gäste nicht
minder königlich verwöhnt werden: 20
elegant eingerichtete und großzügig
bemessene Villen fügen sich nahtlos in
die Wildnis ein, verzichten muss man
indes auf nichts: 24 Stunden Service
vom wohltuend zurückhaltenden und
immer freundlichen Personal, Pool,
Spa, Yoga, eine exzellente indische, wie
internationale Küche: Luxus in Einklang
mit der Natur. Wohltuende Ruhe unter
zig-tausenden von Sternen am Firmament. Der Tag beginnt in der Dschungel-Lodge Bandhav Vilas um 06.30 Uhr
im Winter, beziehungsweise um 05.30
Uhr im Sommer – jeweils mit einer von
Advertorial
zwei Ausfahrten im Jeep in den Nationalpark, am Nachmittag (15.00 Uhr beziehungsweise 16.00 Uhr) kann man,
vielleicht auf einer anderen Route, eine
weitere Pirschfahrt unternehmen.
Dazwischen und natürlich am Abend
genießt man Gärten und Poollandschaft, wer will oder muss, nutzt den
drahtlosen Internetzugang oder das
Satelliten-TV. Auch Ausfahrten auf hoteleigenen Fahrrädern sind möglich
und seien an dieser Stelle wärmstens
empfohlen, einfacher kommt man mit
Einheimischen sicher nicht in Kontakt.
Denn so erfährt man, dass das Motto
der Bandhav Vilas zutrifft: „Hier gibt es
keine Fremden – nur Freunde, die man
noch nicht kennengelernt hat!“
Wegen des Monsuns bleibt der Nationalpark Bandhavgarh zwischen Juli
und Mitte Oktober geschlossen.
Infobox Bandhav Vilas
Der Bengalische Königstiger ist das vielleicht beachtlichste Raubtier der Welt.
Jeder, der die Chance bekommt, eine
dieser Großkatzen zu Gesicht zu bekommen, ist beeindruckt von der Eleganz ihrer Bewegungen, jede Regung
strahlt Erhabenheit aus, demonstriert
Macht über Leben und Tod. Nur noch an
26
Bandhav Vilas
A lodge by Dholpur Palaces & Lodges
[email protected]
[email protected]
www.bandhavvilas.com
Herbst 2015 | Hoteltipp Bandhavgarh/Indien
Golfen, gipfeln & genießen im
Genfer Seegebiet
27 Lac Retaud, am Südhang des La Palette © Judith Hoppe
Herbst 2015 | Genfer Seegebiet
Vom Golferfrust zum Gletscherglück: Zwischen 300 und 3.000 Höhenmetern verbirgt sich eine
der vielfältigsten Regionen, die der Alpenraum wohl zu bieten hat.
Text + Bilder: Judith Hoppe
„Der Japaner ist immer dabei“, erläutert
Golfpro Gustave Chable, und zeigt
auch gleich, was damit gemeint ist: Er
stellt sich hüftbreit hin, richtet den
Golfball mittig etwa 30 Zentimeter vor
sich aus. Es folgt ein Hüftknick nach
vorne, der wie eine artige, asiatische
Verbeugung bei der Begrüßung aussieht, knickt leicht in den Knien ein.
Dann den Schläger nach rechts oben
schwingen, die Augen fest auf die kleine, weiße Kugel fokussiert, durchschwingen, treffen – und der Ball fliegt
in einer hohen, gleichmäßigen Bahn
über eine Latschenkiefer hinweg in die
mit Alpenblumen übersäte Wiese.
Chable weist Anfänger regelmäßig im
Golfclub von Villars in die Geheimnisse
des Rasensports ein. Touristen, die in
einem der umliegenden Dörfer, Villarssur-Olon, Les Diablerets oder Gryon
übernachten, kommen sogar kostenlos
in den Genuss des Einsteigertrainings,
donnerstags, freitags und sonntags.
Wer schon die Platzreife hat, erhält mit
der Karte einen anständigen Rabatt auf
die Green Fee.
Idyllisch ist es hier. Die Anreise ab Villars erfolgt mit einer Zahnradbahn, die
oberhalb des Greens hält. Ein kleiner,
schmaler Bahnsteig ohne Beschilderung empfängt die Tagesgäste, ein
Schild am Rande des Golfplatzes warnt
nicht wie sonst in Skigebieten vor den
üblichen, alpinen Gefahren wie Lawinen oder Bergrutsch, sondern vor umher fliegenden Golfbällen. Im Winter
28 Der hochalpine Golfclub von Villars-sur-Olon ist von blühenden Almwiesen umgeben
sieht das sicherlich anders aus, denn
dann mutiert der Golfplatz zur Skipiste.
Zu Beginn der Sommersaison weisen
nur ein paar Flecken im ansonsten perfekt manikürtem Rasen darauf hin, dass
dies hier nicht ganzjährig ein Paradies
für Freunde des Kleinballsports ist.
Nach etwa anderthalb Stunden kann
jeder für sich selber entscheiden, ob er
sich dauerhaft den Frust – oder wie
Golfer gerne sagen: der Lektion in Demut und Bescheidenheit – antun
Herbst 2015 | Genfer Seegebiet
möchte, oder es bei der ohne Frage
Spaß machenden Einführungsstunde
belässt. Wer sich mit dem Gedanken
anfreunden kann, in die Welt des Golfsports einzutauchen, ist für die ersten
Schlagversuche im Golf Villars auf jeden
Fall bestens aufgehoben: Herrlich unkompliziert und ohne erhobenen Zeigefinger der andernorts omnipräsenten Golfetikette werden hier das erste
Ballgefühl sowie die wichtigsten Tipps
zur optimalen Ausrüstung vermittelt.
Villars-sur-Olon
Im Osten der Region des Genfer Seegebietes gelegen ist Villars-sur-Olon
Ausgangspunkt für die vielfältigen Angebote der Region, sommers wie winters. In der warmen Jahreszeit steht na-
türlich das Wandern an erster Stelle.
Umgeben von den majestätischen Gipfeln des Mont Blanc und des Matterhorns eröffnen sich bei jeder Wanderung wundervolle Panoramablicke. Von
leichten, knapp einstündigen Wanderungen bis hin zu mehrstündigen, anspruchsvollen Trekkingtouren ist für
jedes Niveau etwas dabei. Die bunten
Blüten der Almwiesen, über die man
läuft, finden sich übrigens häufig als
essbare Dekoration am Tellerrand oder
auf Salaten wieder. Und auch das
Läuten der Kuhglocken verheißt kulinarische Genüsse: Willkommen in
der Hochburg des
Käses! Eine absolute
Spezialität der Ge-
29 ↑ Dieser freundliche Hund ist auch ein Fan des Wanderns
Wandern mit Ausblick ➝ Getrocknete Almblüten verzieren den Salat
Herbst 2015 | Genfer Seegebiet
Sterne an elf Restaurants in der Gegend. Im Gault Millau bringen es 98
Restaurants auf eine Gesamtzahl von
1.368 Punkten. Mit diesen Ergebnissen
platziert sich der Kanton Waadt an der
Spitze der Schweizer Rangliste. Wann
der erste Stern nach Villars-sur-Olon
kommt? Geht es nach dem neuen Managementteam des einzigen FünfSterne-Hotels im Ort, dem Chalet Royalp, lieber früher als später. Die haben
nämlich gerade den Franzosen Alain
Montigny unter Vertrag genommen,
der im Dolce in Chantilly bei Paris seinen ersten Stern erkochte. Eltern und
Verwandte, die ihre Kinder in das noble, internationale „Collège Alpin International Beau Soleil“ schicken, das so
prominente Absolventen wie die däni-
sche Prinzessin Marie Cavallier oder
Prinz Félix von Luxemburg vorweisen
kann, würde es sicherlich freuen.
Les Diablerets
Wer es beschaulicher mag, noch mehr
das absolute Bergidyll sucht, der wird
in Les Diablerets fündig – obwohl der
Name des Ortes eher diabolische Urlaubserfahrungen suggeriert. Dennoch
ist hier hier die Bergwelt noch in Ordnung. Beim Spaziergang durch den Ort
wird man immer wieder freundlich gegrüßt, im kleinen, botanischen Garten
unterhalb der Kirche plätschert ein Gebirgsbach gemütlich vor sich hin, eine
Katze bettelt nach Streicheleinheiten,
gend ist der Vacherin Mont-d‘Or, ein
Weichkäse aus Kuhmilch, dem sogar
der Status einer geschützten Herkunftsbezeichnung zuteil wurde und
der von Kennern bevorzugt warm genossen wird, weil dann erst so richtig
seine zart schmelzende und cremige
Qualität zur Geltung kommt.
Für viele Gaumen mag der Käse allein
schon ausreichen, um glücklich zu sein.
Für alle anderen: Da geht noch mehr!
Die renommierten Gastronomieführer
Michelin und Gault Millau haben die
Gegend des Genfer Seegebietes nämlich mit Punkten, Hauben und Sternen
nur so überschüttet. So vergibt der
Gastronomieführer Guide Michelin in
der aktuellen Ausgabe insgesamt 16
30 ↑ Flüssiges Gold: Vacherin Mont-d‘Or
Noble Karosse ➝ Die Kuhfelloptik im Aufzug des Royalp hat auf jeden Fall einen Stern verdient Herbst 2015 | Genfer Seegebiet
auf den Giebeln der alle in die gleiche
Himmelsrichtung ausgerichteten,
holzverkleideten Fassaden treiben
tagsüber kleine Kobolde und Teufelsillustrationen ihr Unwesen, des Nächtens funkeln einheitlich Glühbirnen an
den Vordächern in den klaren Berghimmel und verzaubern die Gäste. Ruhig ist es hier, ruhig und friedlich.
Von hier aus ist es ein kurzer Weg bis zur
Talstation des Gletschers, der rasch mit
dem Postbus zurückgelegt wird, der
auch den öffentlichen Nahverkehr bedient. Oder wie ein Einheimischer der
Region es so treffend formuliert: „Bei uns
ist wirklich jedes Kuhkaff ganz unkompliziert mit öffentlichen Verkehrsmitteln
mehrmals am Tag erreichbar.“
Gletscher-Glück
Pistenwiesel, das gegen Gebühr die Ausflügler in wenigen Minuten von der TalIngrid und ihr Mann Roland betreiben
station der Gletscher-Sesselbahn zur
eine kleine Schutzhütte, das „Refuge de
hochalpinen Genuss-Stätte befördert.
l‘Espace“, die sich auf 3.000 Meter Höhe
Zum Käsegericht, in das der Koch ein
an den Fuß des Quille du Diable auf
kleines Teufelsgesicht gezaubert hat,
dem Gletscher schmiegt. Je nach Wetwird gerne ein für die Region typischer
terlage ist der Weg zu den herzhaften
leichter, süffiger und fruchtbetonter
Köstlichkeiten, die hier kredenzt werWeißwein gereicht, dessen Rebe hier als
den, mitunter etwas beschwerlich.
Chasselas bezeichnet wird und in
Drohen im Winter Wind oder gar
Deutschland als Gutedel bekannt ist.
Schneestürme den Weg zur heimeligen
Leider ist das Weinanbaugebiet der GeHerberge abzuschneiden, kann man im
gend sehr klein, so dass man nur selten
Frühsommer leicht im schmelin den Genuss dieses Weines
zenden Schnee knöchelaußerhalb des Kantons
tief versinken – jetzt
kommt. Bei gutem Wetter
wird jeder Schritt zur
bietet der Gletscher
Qual. Glücklicherweitaus mehr als kuliweise fährt dann
narische Höhenflüge.
immer noch ein
31 ↑ Chalet mit Kobolden unter dem Dachstuhl
Hüttenwirtin Ingrid Beer
Mit dem „Alpine Coaster“ sausen Wagemutige mitunter laut schreiend über
das kurvenreiche Schienensystem den
Berg hinunter und schwindelfreie Menschen ohne Höhenangst wagen sich
über die stählerne Hängebrückenkonstruktion des Peak Walks. Am anderen
Ende steht postkartentauglich die
Schweizer Flagge im Sedimentgestein,
die sich mit ihrer knallroten Farbe herrlich kontrastreich vom tiefblauen
Himmel abhebt. Oben auf dem Gipfel
stehend, den Blick in die Ferne gerichtet, steigt ein Glücksgefühl die Kehle
hoch, so dass man glatt anfangen will
zu jodeln. Und von hier aus erscheinen
die kleinen, weißen, widerspenstigen
Golfbälle aus Villars-sur-Olon auf einmal auch völlig unbedeutend...
Refuge de l‘Espace ➝ Unsere Redakteurin im Gipfelglück Herbst 2015 | Genfer Seegebiet
32 ↑↑ Weinregion Waadt ↑ Der Peak Walk
Der Quille du Diable
Teuflisch gutes Käsegericht ➝ Der Alpine Coaster
Herbst 2015 | Genfer Seegebiet
Infobox Genfer Seegebiet/Kanton Waadt
Sprache: Die vorherrschende Sprache
im Kanton ist französisch.
Hauptreisezeit:
Die Hochsaison ist im Sommer zwischen Juni und September und im
Winter von Dezember bis März.
Anreise
Mit dem Flugzeug
Mit Lufthansa oder Swiss von verschiedenen Flughäfen in Deutschland nach
Genf.
www.lufthansa.com
www.swiss.com
Mit dem Zug
1
2
1 – Les Diablerets
2 – Villars-sur-Olon/Gryon
Allgemeine Infos
Lage
Das Genfer Seegebiet (d. h. der Kanton
Waadt) grenzt an Frankreich sowie fünf
der sechsundzwanzig Kantone der
Schweiz (Genf, Neuenburg, Freiburg,
Bern und Wallis). Genf selber ist übrigens ein eigener Kanton und gehört
33
nicht zum Waadtland. Der französische
Name des Kantons lautet Vaud. Der
niedrigste Punkt ist der Genfer See mit
372 Metern. Die höchste Erhebung ist
das Diablerets-Massiv mit seinem 3.209
Meter hohen Gipfel. Die Gesamtfläche
beträgt 3.212 km2, auf das Weinanbaugebiet entfallen davon 39 km2 oder
3.856 ha.
Ab Genf Hauptbahnhof mit dem Zug
nach Aigle. Von dort weiter mit dem
Bus nach Villars-sur-Olon oder einer
Regiobahn nach Les Diablerets.
www.sbb.ch
Unterkunft
Chalet RoyAlp Hotel & Spa
Domaine de Rochegrise
CH-1884 Villars-sur-Ollon
Tel.: +41-24-495 90 90
Fax +41-24-495 90 91
[email protected]
http://www.royalp.ch
Eurotel Victoria
1865 Les Diablerets
Tel.: +41-24-492 37 21
Fax: +41-24-492 23 71
[email protected]
www.eurotel-victoria.ch/diablerets
Regionale Anbieter
Golf-Club Villars
Tel.: +41-24 495 42 14
[email protected]
www.golf-villars.com
Gletscher
Glacier 3000
www.glacier3000.ch/de/
Fremdenverkehrsämter
Verkehrsbüro von Villars-sur-Olon
Rue Centrale
CH-1884 Villars-sur-Olon
Tel.: +41-24-495 32 32
[email protected]
www.villars.ch
Verkehrsbüro von Les Diablerets
Chemin du Colège 2
CH-1865 Les Diablerets
Tel.: +41-24-492 00 10
[email protected]
www.diablerets.ch
Tourismusbüro Kanton Waadt
Avenue d´Ouchy 60
CH-1000 Lausanne 6
Tel. +41–21–613 26 26,
www.genferseegebiet.ch
Free Access Card
Die Karte gilt im Sommer vom 30. Mai
bis 25. Oktober und ermöglicht 30 kostenlose Aktivitäten und Bergbahnen.
Zum Angebot gehören u.A. Minigolf,
Bogenschießen, Stand-Up Paddling
und Nutzung von Tennisplätzen.
www.free-access.ch
Herbst 2015 | Genfer Seegebiet
Konstantinopel
[330 n. Chr]
Byzantion
um 660 v. Chr.
34
Istanbul
[Seit 1930]
Blick aus der Sultan-Ahmet-Moschee hinüber auf die Hagia Sophia © Christoph Hoppe
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
Das Wort Istanbul ist osmanisch und bedeutet: Das Tor zum Glück. Lasst uns hindurch gehen!
Text & Bilder : Judith & Christoph Hoppe
Tatsächlich gibt es keine Zweite wie sie.
Kaum eine ist so widersprüchlich,
schön und abstoßend zugleich, fundamental religiös und weltoffen, westlichen (Konsum-)werten verfallen und
osmanischer Sittenstrenge unterworfen. Burka und Minirock stehen selbstverständlich nebeneinander in der
Straßenbahn: Istanbul.
Ihre politische Bedeutung ging mit
dem osmanischen Reich unter, denn
Hauptstadt der Türkei ist Ankara. Und
ist dennoch die bevölkerungsreichste
Stadt der Türkei, deren Zentrum für
Kultur, Handel, Finanzen und Medien.
Mit rund 14,37 Millionen Einwohnern
nahm Istanbul 2014 den 23. Platz unter
den größten Metropol-Regionen der
Welt ein und steht Pate für den orientalischen Zauber eines ganzen Landes.
Keine andere Stadt der Welt verteilt
sich auf zwei Kontinente: Istanbul liegt
am Nordufer des Marmarameeres auf
35 Blick auf Sultanahmet von Kadiköy (asiatische Seite) aus gesehen
beiden Seiten des Bosporus, also sowohl im europäischen Thrakien als
auch im asiatischen Anatolien, ist die
östlichste Stadt Europas und die westlichste Asiens. Ist nicht weder das eine,
noch das andere, sondern sowohl als
auch. Finanztempel aus Glas und Stahl
wechseln sich ab mit sakralen Gebäuden aus Basalt und Sandsein, die berühmten Wasserstraßen sind voll von
hochmodernen Containergiganten und
erbärmlichen Seelenverkäufern des letzten Jahrhunderts. Überall in der Stadt,
in den Straßen und vor Moscheen,
herrscht Konfusion, manchmal Gesetzlosigkeit – die sich dann doch wieder
ordnet. Seit Jahren und noch für einige
Jahre mehr baut und erweitert man in
Istanbul die S- und U-Bahnen, um die
Stadt nicht widerstandslos dem Chaos
zu überlassen. Im Grunde weiß man nie
so genau, wo man gerade ist, Moscheen
eignen sich kaum als Orientierungshilfe – weil es so viele ähnliche gibt. Und
immer wenn man auf Wasser trifft,
fragt man sich, auf welches? Marmarameer, das Goldene Horn oder den
Bosporus? Einen Stadtplan sollte man
also immer in der Tasche haben...
nicht stimmt, denn Byzanz war ein
Reich, keine Ortschaft, in ihm lag die
von Griechen gegründete Siedlung Byzantion – das heutige Istanbul. Als bedeutendes Handelszentrum stieg die
Stadt unter dem Namen Konstantinopel zur Kapitale des oströmisch-byzantinischen Reichs auf – im Mittelalter
war sie die einzige Weltstadt Europas,
nach der osmanischen Eroberung wurde sie auch wieder zur größten Metropole Europas, wuchs und wuchs weiter.
Ein bisschen Geschichte
Griechisch-orthodoxe Christen, syrischorthodoxe Aramäer, armenische Christen, sephardische Juden und so viele
Oft hört oder liest man, Istanbul sei als
Byzanz gegründet worden – was so
Lange Zeit gab es keine fortdauernde
und eindeutige offizielle Namensform
für diese wichtige Metropole, was allmählich zum Problem wurde. Kostantiniyye, Stambul, Constantinople, Dersaâdet – sie alle bezeichneten denselben Ort. 1930 legte man sich auf Istanbul fest. Um die Ernsthaftigkeit dieses
Unterfangens zu untermauern, schickte man, so die Legende, von einem Tag
auf den anderen jeden Brief an den Absender zurück, der einen der vielen anderen Namen auf dem Kuvert geschrieben hatte. Eine Maßnahme, die
der Namensgebung erheblich zur
Durchsetzung verholfen haben soll...
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
brannten in regelmäßigen Abständen
während – durchweg christlich motivierter – Revolten nieder.
Die Hagia Sophia überdauerte so manchen Sturm, am 27. Mai 1453 allerdings
fand dann doch ein letzter gemeinsamer Gottesdienst von orthodoxen und
katholischen Priestern statt. Denn Sultan Mehmed II. stand vor den Toren
und nichts mehr hinderte ihn an der
Eroberung der Stadt. Der neue Herrscher verrichtete sein erstes Gebet an
seinen Gott in der nun ehemaligen und
geplünderten Kathedrale bereits am
29. Mai, also nur zwei Tage später. Anbauten wurden erneuert, vor allem vier
Minarette (Türme, von denen aus der
Muezzin fünfmal am Tag die Gläubigen
Volks- und Religionsgruppen mehr, zogen im Laufe der Zeit mit ihren Armeen, Sitten, Fähigkeiten und Ritualen
über diese Engstelle zwischen Asien
und Europa, formten sie. Viele blieben.
Auch wenn diese oder jene Sekte oder
Volksstamm heute nicht mehr unter
eigenen Namen existieren, so hinterließen sie doch bis heute Spuren. In
den Mauern, Bauwerken, Friedhöfen
und Kirchen, in der Zubereitung von
Speisen, der bildenden Kunst und Musik, den Charakteren der Menschen.
Die Frage, ob die Türkei zu Europa gehört oder nicht, ist schwer zu beantworten, Istanbul jedenfalls ist ein Kosmopolit und hat zweifellos einen gehörigen Anteil am Antlitz des heutigen
zum Gebet ruft) erbaut. Mit dem Fall
Konstantinopels wurde die Hagia Sophia zur Moschee. Übrigens kein Novum, vielmehr gängige Praxis muslimischer Eroberer zu jener Zeit – man
wandelte immer das wichtigstes Gotteshaus der Geschlagenen in eine Moschee.
Und dann machte man aus der Hagia
Sophia ein Museum. 1934 nämlich, auf
Anregung des ersten Präsidenten und
Erneuerers der Türkei, Mustafa Kemal
Atatürk. Die Idee, das Gemeinsame der
großen Glaubenswelten für jedermann
sichtbar und erlebbar zu machen, ist
bis heute Maxime. Jeder darf hinein
und den behutsam wieder hergestellten Kirchenraum bestaunen, gleich-
Europa. Und darum lohnt sich ein
Streifzug durch diese ewig von Menschen übervolle Stadt, um als Tourist zu
besuchen, wovon jeder, der Istanbul je
sah, so gerne spricht:
Die üblichen Verdächtigen
Die Hagia Sophia ist ein gutes Beispiel –
quasi steinernes Monument – dafür,
wie sich Istanbul und mit der Stadt die
Welt wandelt. Die Kuppel-Basilika aus
dem sechsten Jahrhundert liegt mitten
in der Altstadt von Istanbul, in Sultanahmet und ist oder war, je nach dem
wie man das sehen will, eine christliche
Kirche. Als ihr Bau im Jahre 532 begann, war sie bereits der mindestens
dritte Versuch, an dieser Stelle ein Gotteshaus zu errichten, alle Vorläufer
36 ↑↑Blick auf die Hagia Sophia, dahinter das Marmara-Meer ➝ Die Innenrenovierung der Hagia Sophia dauert an
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
wohl wurden nachträglich eingepasste,
muslimische „Umbauten“ weitgehend
erhalten. Das Übertünchen der vier
sechsflügeligen Engelsgesichter in den
Pendentifs durch Muslime beispielsweise, das wurde rückgängig gemacht.
Die 31 Meter breite und 56 Meter hohe
Kuppel beherrscht das 7.770 Quadratmeter messende Hauptschiff.
Die Restaurierungen förderten atemberaubende Verkleidungen von Säulen
und Wänden zutage, für die seltene
Marmorintarsien aus allen Teilen des
Römischen Reiches hierher gebracht
und verbaut wurden. 1.000 kleine Wunder kann man bestaunen. Nur beten
darf hier niemand, Christen nicht, Muslime nicht.
Es passt in unsere heutige, von religiösmotivierten Konflikten bestimmten
Zeit, dass türkische Nationalisten eine
Reaktivierung der Hagia Sophia als Moschee fordern. Und natürlich gibt es
auch christliche Fundamentalisten, die
in ihrem Sinne dasselbe wollen...
Sultan-Ahmet-Moschee (die Blaue)
„Mehmet, mein treuer Untertan, baue
mir eine Moschee!“ sprach im Jahre
1609 Sultan Ahmed I. zu seinem Baumeister Mehmet Ağa, der daraufhin
fleißig Notizen zu den Wünschen seines Herrschers machte. Als sie in ihrer
Konversation zu den Minaretten
kamen, brachte der Sultan
den kostspieligen Wunsch
vor, die üblichen zwei,
quasi
standesgemäß,
mit vergoldeten
Spitzen zu
versehen.
Mehmet Ağa,
Schüler des bedeutendsten osmanischen Architekten Yusuf Sinan jedoch „verhörte“
sich, denn das türkischen Wort für Gold
ist „altın“, Ağa verstand jedoch „altı“ das
Wort für die Zahl sechs: Darum also
gibt es sechs aus Stein, erheblich günstigere Minarette als jene zwei aus
Gold...
37 ↑ Besuchermagnet Blaue Moschee
Zentrum der Hauptkuppel
Seltener Moment der Leere in der Blauen Moschee
Dabei ist sie gar nicht blau, die Blaue,
zumindest nicht von außen, sondern
grau, und steht erhaben nur 500 Meter
von der Hagia Sophia entfernt. Nach
deren Umwandlung in ein Museum,
der so genannten „Säkularisation“,
wurde die Sultan-Ahmet-Moschee zu
einer der wichtigen Moscheen Istanbuls. Ihren Beinamen bekam sie wegen
der blau-weißen, mit traditionellen
Pflanzenmotiven versehenen Fliesen,
die die Kuppel und Teile der Mauern
zieren. Sie ist, das sei erwähnt, ein aktives Gotteshaus, von allen Gästen wird
angemessene Kleidung und angepasstes Verhalten erwartet. Das gilt für alle
der rund 3.000 Moscheen der Stadt.
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
Den Topkapi-Palast, der über vier
Jahrhunderte das Machtzentrum der
Sultane war sowie die Yerebatan-Zisterne sind ebenfalls ein „Muss“. Letztere
ist nicht zuletzt deswegen so berühmt,
weil einige Szenen bekannter Filme hier
gedreht wurden, „Liebesgrüße aus Moskau” mit Sean Connery als James Bond
zum Beispiel. Oder „Spion wider Willen”
mit Jackie Chan. 336 Säulen tragen das
Gewölbe, Fische schwimmen in verschiedenen Becken – solange die empfindlichen Tiere leben, könnte das Wasser auch heute noch gefahrlos vom
Menschen genossen werden...
Und wer will, stellt sich an, um einmal
die Hand an Medusas umgedrehten
Kopf zu legen. Soll Glück bringen...
Glück oder Geduld braucht man eigentlich überall in der Stadt, jeder Sehenswürdigkeit steht eine nicht enden
wollende Warteschlage voran. Schleuser bieten ihre Dienste gegen entsprechend viel Geld an, so könnte kann
man eventuell viel Zeit sparen. Aber:
Natürlich ist das nicht legal, eine Garantie gibt es nicht.
Anders sieht es aus, wenn es darum
geht, einen sachkundigen Führer für
die Besichtigung eines oder mehrerer
„Top-Highlights“ Istanbuls zu buchen.
Herr Sadi Altuna ist einer von ihnen. Er
erleichtert den Besuch aller Sehenswürdigkeiten erheblich. Denn der zertifizierte Reiseleiter kennt sich aus, findet
zielsicher, was man als zahlenden Gast
38 ↑ Medusas Kopf in der Yerebatan Zisterne
Reiseführer Sadi Altuna
sucht. Man kann sich auf die Schönheit
der Dinge konzentrieren, statt ständig
die Nase in ein Buch stecken zu müssen. Der professionelle Reiseführer
kennt aber auch Geschichten aus der
Geschichte, die man nicht auf Anhieb
im Reiseführer findet: Dass die Tulpe
über die Türkei nach Europa gelangte,
dass türkische Frauen lange vor den
Schweizerinnen zur Wahl gehen durften, dass ursprünglich die Verhüllung
der Frau dazu diente, ihre Schmuckstücke zu verbergen...
Und er weiß, wann es genug ist, die
Eindrücke überlaufen und kennt – natürlich – die guten zwischen den unendlich vielen Restaurants. Wie ein alter, lange nicht gesehener Freund wird
er von der Wirtin begrüßt, die Kellner
widmen sich beflissen seiner Entourage.
Die „andere Seite“
In den gängigen Reiseführern wird Istanbul der Einfachheit halber in die europäische und die asiatische Seite unterteilt. Die eine soll modern sein, westlich orientiert und von hippen Clubs
und Restaurants nur so überbordend.
Der asiatische Teil wird hingegen häufig noch als Sammelbecken der anatolischen Landflüchtlinge, als konservativ-islamistisches Zentrum der Langeweile beschrieben, das kaum die Mühe
der Über- oder Unterfahrt des Bosporus lohnen würde. Doch so einfach
macht es uns diese in allem eigenwillige Stadt nicht. Genau genommen sollte man zunächst einmal drei grobe
Stadtbereiche unterteilen: Da ist die
Altstadt um Sultanahmet herum mit
den großen Sehenswürdigkeiten und
dem Großen Bazar. Hier nagt an den
Gebäuden der Zahn der Zeit, Menschen, Menschen mit Handkarren und
Menschen mit überdimensionierten
Einkaufstaschen und Warentransporten
drängen sich aneinander vorbei.
Über die Galata-Brücke hinweg nach
Norden erstrecken sich über das alte
Genuesen-Viertel Galata hinweg moderne Bürotürme und Shopping-Malls,
die so gar nichts mit der türkischen
Basarmentalität gemein haben. Und
dann ist da die asiatische Seite, die jedoch ganz verschiedene Gesichter hat.
Wer diese Seite mit Erzkonservatismus
gleichsetzt, ist über die Anlegestelle
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
der Fähren in Üsküdar wahrscheinlich
nicht weit hinausgekommen. Weiter
südlich, in Kadiköy, fällt beispielsweise
auf, dass viel weniger Frauen ein Kopftuch tragen, als im vermeintlich hippen
Peraviertel. Junge Menschen schlendern hier Händchen haltend im Sonnenuntergang am Flussufer entlang,
sitzen lachend und schwatzend vor internationalen Kaffeehausketten im
Freien oder lassen beim Einsteigen in
schicke, auf Hochglanz polierte Edelkarossen lautstark die Motoren aufheulen. Und von hier aus ist die Silhouette
der europäischen Seite mit Hagia Sophia und Blauer Moschee so schön wie
sonst fast nirgends in der Stadt.
Vom Wasser aus gesehen
Im Sommer, wenn sich die Hitze zwischen den Steinbauten der Stadt so
richtig schön aufbaut, verschafft eine
Flucht aufs Wasser kurzfristig etwas
Abkühlung und Luft zum Durchatmen.
Natürlich gibt es einschlägige Angebote an Rundfahrten mit LautsprecherKommentaren zu den Sehenswürdigkeiten. Günstiger und vielfach auch unterhaltsamer ist es, den regulären Fährservice zu nehmen, der verschiedene
Ortsteile am Ufer ansteuert. Ein Kompromiss ist eine etwa einstündige
Rundfahrt, die in Eminönü ab- und
wieder anlegt, günstig ist und bis weit
hinter die Fatih-Sultan-Mehmet Brücke
entlang an alten, ottomanischen Holzvillen, am In-Club Suada und auf der
asiatischen Seite an prachtvollen Villen,
Parks mit Hochzeitsgesellschaften, die
hier gerade ihr obligatorisches Fotoshooting absolvieren sowie dazwischen immer wieder stolz im Wind flatternden Fahnenmasten mit der türkischen Flagge führt.
Essen & Trinken
Schaut man den Einheimischen beim
alltäglichen Essen zu, gewinnt man den
Eindruck, es fände eine Familienfeier
statt... Nahrung zu sich zu nehmen ist
ein Nebeneffekt, es geht ums Zusam39 ↑↑ + ↑ Straßenleben in Kadiköy
mensein. In Istanbul isst man in erster
Linie Fisch, oft aus dem Bosporus, den
schon die Byzantiner auf ihre Münzen
prägten, aus dem Schwarzen Meer
oder der Ägäis. Manche werden gegrillt, Lüfer (Blaubarsch) und Sardalya
(Sardinen), andere werden, wie Kalkan
(Steinbutt), Barbunya (Meerbarbe) und
Hamsi (Sardinen aus dem Schwarzen
Meer) üblicherweise gebraten.
Schwertfisch heißt hier „Kılıçist“ – am
Spieß gebraten eine Delikatesse! Tintenfische (Ahtapot) und Krabben
(Böcek) finden sich in sehr aromatischen Salaten wieder. Immer wieder
und dazwischen: Olivenöl, Oliven, eingelegtes Gemüse, Salz, frisch gebacke-
Die Fahrt auf dem Bosporus führt am Leanderturm vorbei, Schauplatz eines James-Bond-Films
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
nes Brot (Ekmek) oder geröstet (Kızarmış ekmek). Es gibt aber auch sehr
leckere Eintöpfe, es lohnt sich durchaus, einmal etwas Neues zu probieren.
Oder etwas, von dem man denkt, man
kenne es bereits. Döner zum Beispiel,
schmeckt und sieht anders aus als in
Deutschland. Natürlich schwanken
Qualitäten auch hier am Bosporus, man
ist gut beraten, nicht so sehr auf
Restaurantkritiken zu setzen, vielmehr
darauf zu achten, wo die jungen Türken
gerne sitzen (60% der Einwohner Istanbuls sind unter 30 Jahre alt – und
wissen was gut ist). Ein schönes Beispiel ist das in der Nähe des Großen
Basars gelegene Mardin Kebap Restaurant. Unbeschwerter, schneller, witziger
und freundlicher Service, allen voran
40 ↑ Frisch gegrillt: Kebap
der Inhaber Cemil Dulda. Dezent umgarnt er die Damen am Tisch, weiß, was
Männer gerne essen: Kebap in verschiedenen Varianten, mit Huhn, Rind, Lamm.
Zu einem manchmal Stunden dauernden Mahl trinkt man Efes Pilsener und/
oder Raki, diesen berühmten hochprozentigen Anisschnaps. Wein heißt hier
„şarap“. Desserts werden knall-bunt und
knatsch-süß, mal kalt, mal warm, serviert. Baklava ist weltberühmt – Walnüsse und Pistazien im Blätterteig, verschiedenste Puddings, manchmal auch
einfach nur frisches Obst.
Die westliche Welt verdankt den Türken
den Kaffee, der über Istanbuls Handelsrouten seinen Weg nach Europa und in
die Herzen der Europäer fand – das ers-
te Kaffeehaus der Welt stand 1554
nicht in Wien, sondern in Istanbul! Aber
in der Stadt selbst trinkt man lieber Tee
(çay), schwer, süß, aromatisiert.
Ein Geheimtipp für ein ausgedehntes
und genussreiches Frühstück, der dank
sozialer Netzwerke schon lange keiner
mehr ist, stellt das Privato Café in Galata dar. In Sichtweite des Turms, der
einst höchster Punkt der Stadtbefestigung war, biegt sich der Tisch unter der
Last von Honig, Käse, püriertem Gemüse und vielen anderen Leckereien typisch türkischer Küche: Meze, Honig,
eingelegte Birnen, Paprika-Paste, Oliven, Ei, selbst gemachte Limonaden
und vieles mehr. Die Käsesorten verdienen eine gesonderte Betrachtung.
Frisch aus dem Bosporus: Fisch ➝ Frisch vom Markt: Gegrilltes Gemüse
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
Die meisten sind fettarm und fast alle
sind weiß. Und schmecken, trotz dieser
äußerlichen Ähnlichkeit überraschend
unterschiedlich – und spiegeln die Vielfältigkeit türkischer Käse-Kunst wider.
Karadeniz Tel Peyniri, zum Beispiel, ist
gut zu unterscheiden, er lässt sich mit
dem Fingern in Fäden auseinander ziehen. Er stammt aus der östlichen
Schwarzmeerregion und Ostanatolien,
schmeckt mild, fein würzig. Oder Kars
Gravyeri, der ein wenig wie Emmentaler mundet, stammt aus der Kars Region, wo es weite Weiden und viele Viehzüchtungen gibt. Dieser kräftige
Schnittkäse entsteht aus fettiger
Schafsmilch. Überhaupt sind Salzlakeprodukte aus Kuh-, Schafs- und Ziegenmilch oder eine Mischung der Sor-
ten in der Überzahl. Aber alle sind sehr
lecker, speziell in Kombination mit Honig oder frischen Früchten.
Wichtigste Vokabel: Indirim!
Irgendwo in der Stadt findet immer einer statt: Ein Ausverkauf oder Schlussverkauf, auf türkisch „Indirim“, Rabatt.
Also, nichts wie hinein! Angefangen von
Boutiquen mit junger, türkischer Designer- oder einfach nur günstiger Textilware gibt es in Istanbul wohl nichts,
was man nicht kaufen kann. Das Angebot an bunten, billigen, originellen,
sinnlosen, kunsthandwerklich wertvollen, schönen, wohlriechenden, edlen
und schönen Waren ist – erschlagend!
Nicht weniger erschlagend sind die
lautstarken und mitunter penetranten
Versuche ihrer Anbieter, diese an den
Mann oder an die Frau zu bringen. Dabei sind zwei Dinge bemerkenswert:
Erstens, Türken, die über Fremdsprachenkenntnisse verfügen, haben ein
instinktives Gespür dafür, mit wem sie
es zu tun haben: „Leckeres Turkish Delight – kommen herein und gerne probieren,“ versuchen sie, die deutschen
Touristen in ihre Läden und zum Kaufen zu locken. Zweitens: Wenn eine Geschäftsidee meinem Nachbarn einträgliche Einkünfte beschert, muss das für
mich doch auch funktionieren, scheint
sich hier jeder zu denken. Wie sonst
wäre es zu erklären, dass es ganze
Straßenzüge gibt, in denen sich ein Laden mit nahezu identischem Warenangebot an den anderen reiht? Da gibt es
41 ↑ Das Bauernfrühstück im Privato Café © Anja Rachner
Der Gewürzbasar
die Straße der Brautläden, die Straße
der Haushaltswaren, die Straße der TShirt- und Unterhosenläden... die Liste
ließe sich beliebig fortsetzen. Und auch
die mobilen Straßenverkäufer mit ihren
Mini-Verkaufsständen bilden da keine
Ausnahme, lediglich eine Schamfrist
von wenigen Metern Abstand wird
eingehalten, die einem kurze Pausenabschnitte verschaffen beim höflichen
Ablehnen der auf einen einstürmenden
Verkaufsgespräche.
Kein (Erst-)Besuch in Istanbul ist
vollständig, ohne sich nicht wenigstens
einmal in dem quirligen, unüberschaubaren Gassengewirr des Großen Basars
verloren zu haben. Gefälschte Markenware reiht sich hier dicht an dicht an
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
orientalische Glaslampen, türkische
Gewürze und Süßigkeiten, günstige TShirts, Hamam-Zubehör und zwischendrin immer wieder das Unheil
abwendende „Boncuk“, das berühmte
blaue Auge, das „Nazar“, den bösen
Blick abwenden soll, in sämtlich nur
denkbaren Formen und Varianten als
Schlüsselanhänger, Haarspange, Armband, Halskette oder einfach nur als
große Scheibe, die in türkischen Wohnungen und Häusern meist gegenüber
dem Eingang hängt.
hoch ist, dass man von Gemeinschaft
wahrscheinlich nicht mehr sprechen
kann. Sie alle aber teilen sich die öffentlichen Verkehrsmittel, Fußgängerzonen, eigentlich jeden Zentimeter, der
nicht bebaut oder gerade befahren
wird. Ob dies immer und zu jeder Zeit
in Eintracht passiert, darf bezweifelt
werden, man scheint sich aber arrangiert zu haben. Denn es ist friedlich, es
herrscht eine geschäftige Freundlichkeit vor, indes die Massen von A nach B
oder sonst wohin mäandern. Und dennoch: Spricht man Passanten an und
fragt nach dem Weg, wird eigentlich
immer mit einem Lächeln im Gesicht
geholfen. Und zwar von beiden, dem
jung-dynamischen, modisch gekleideten Dandy ebenso wie dem traditionelle Kleidung tragender Senior, der, während er mit der freien Hand gestikulierend das fehlende Englisch kompensiert, in der anderen die Kugeln seiner
Misbaha in immer währender Zwiesprache mit Allah durch die Finger gleiten lässt.
Handeln gehört hier zum guten Ton dazu und oftmals ist es viel amüsanter, sich
die Argumente anzuhören, warum der
Händler nun gerade wirklich den untersten, machbaren Preis anbietet, oder
wie viel Vorteil er dem Kunden gerade
gibt, als sich über den gerade erzielten –
manchmal nur vermeintlichen – Preisvorteil zu freuen. Doch Vorsicht: Steigt
man auf das Eröffnungsgeplänkel ein
und nennt einen Gegenpreis oder
schlüpft mal eben – wie versprochen
ganz unverbindlich – in die rasch hingehaltene, ach so butterweiche Lederjacke hinein, signalisiert man nach türkischer Auffassung echtes Kaufinteresse und darf sich nicht wundern, wenn
man eine unfreundliche Reaktion erntet, wenn es dann doch nicht zum Abschluss kommt.
Wer sich mit der Zeit im Gedränge unwohl fühlt, findet wenigstens ein bisschen Ruhe in den Gärten der Stadt, den
Friedhöfen am Goldenen Horn, auf
dem Pierre Loti Hügel vielleicht. Und
sei an die Frage eines Mannes erinnert,
der den Propheten fragte: „Oh Gesandter Allahs! Zeige mir eine Tat, die mich
ins Paradies leitet?“ Er erwiderte: „Werde nicht zornig und dir gehört das Paradies“ (Nach einer Überlieferung von
Al-Hakim). Dies ist in der Tat ein guter
Großstadtmenschen
Istanbul ist ein Moloch. Oder positiver
ausgedrückt ein Schmelztiegel. Spiegel
einer Gesellschaft, deren Bandbreite so
42
Beliebter Zeitvertreib: Angeln auf der Galata-Brücke
Gefühlt an jeder Straßenecke wird etwas verkauft
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
Rat... Nicht nur, wenn es wieder einmal
eng wird. Sondern gerade dann, wenn
man auf Istanbuls Schattenseiten trifft.
Hie und da betteln Kinder, bitten, zwischen den Erfolgsverwöhnten, die Verlorenen der Großstadt um Almosen.
Die Seele der Stadt: Fußball!
An einem Samstag Abend lohnt sich
der Weg zurück nach Galata, das zum
Stadtteil Beyoğlu gehört. Um einen
Blick in die Seele der Istanbuler werfen
zu können. Besser gesagt einem Teil
von ihnen. Denn wenn die Spieler des
Fußballclubs Galatasaray den Rasen
betreten, geraten ganze Straßenzüge
des Amüsierviertels außer Rand und
Band. Menschenmassen treiben durch
die Gassen und skandieren Schlachtrufe, singen ihre Lieder. Alle Gasthäuser
liegen offen zur Straße, auf jeder Etage,
Terrasse und in jeder Ecke stehen überdimensionierte Fernsehgeräte. Aber
alle senden den nur einen Kanal: „Lig
TV“. Es gilt, rechtzeitig einen Tisch zu
ergattern, die allesamt so eng beieinander stehen, dass man „Fachgesprächen“ kaum aus dem Weg gehen kann.
Aber wer will das auch? Deutschland ist
Weltmeister und zumindest in dieser
Hinsicht anerkannte Größe am Bosporus. In den ersten Minuten der ersten
Halbzeit bekommt man einen Crashkurs die türkische Liga betreffend, nach
fünf Minuten ist man auf dem Stand
der Dinge, wenigstens aus Sicht der
Galatasaray-Anhänger...
Fans von Tepecikspor, Beşiktaş, Fenerbahçe und all den anderen Ortsvereinen feiern und fachsimpeln in ihren
Vierteln der Stadt. Als Galatasaray in
Führung geht, bebt die Erde des altehrwürdigen Galata, es klingt und sieht
aus, als sei man Weltmeister geworden.
Alles tobt und reißt die Arme in die
Luft, singt und jubelt sich der nicht
mehr fernen Meisterschaft entgegen.
Ein toller Abend wenn der Club gewinnt. Nicht auszudenken, wie es wohl
zugehen würde, wenn der einmal verliert...
Istanbul ist eine vitale, pulsierende Metropole mit allen Attributen einer Weltstadt. Die durchaus polarisiert. In die
man immer wieder oder nie mehr zurückkommen wird.
43 ↑ Auch Kaffeehäuser bieten eine Auszeit vom Trubel
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Die Anhänger des Fußballclubs Galatasaray jubeln über ein Tor
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
traditionell & gläubig
44
Szenen von der Eyüp-Sultan-Moschee. Oben: Gläubige im Gebet, Unten links: Die Beschneidung ist ein wichtiges Fest
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
Jung & Lebensfroh
45 Mobile Kommunikation ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Graffiti und Fotoshootings: Auch in Istanbul ganz normal.
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
Arm & alt
46 Wie jede Metropole hat auch Istanbul ihre Schattenseiten: Obdachlose, bettelnde Kinder beiderseits der Armutsgrenze.
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
bunt & bunter
47 Graues Einerlei? Nicht in Istanbul! Insbesondere die Märkte und Basare verbreiten mit ihren bunten Waren Fröhlichkeit.
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
Infobox Istanbul
Horn liegende Halbinsel mit dem historischen Kern der Stadt. Im Südosten
liegen die zu Istanbul gehörenden
Prinzeninseln. Die Stadt wurde unter
dem Namen Byzantion 660 v. Chr. gegründet. Fast 1.600 Jahre lang war sie
nacheinander Hauptstadt des Römischen, des Byzantinischen und des
Osmanischen Reiches. Als Sitz des ökumenischen Patriarchen war Istanbul
zudem jahrhundertelang ein bedeutendes Zentrum des orthodoxen Christentums. Aufgrund ihrer Einzigartigkeit
wurde die historische Altstadt von der
UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Das Stadtgebiet besitzt eine Ausdehnung von etwa 50 km in Nord-SüdRichtung und rund 100 km in OstWest-Richtung. 2010 war Istanbul Kulturhauptstadt Europas.
Das Goldene Horn
Wegen ihrer weltweit einzigartigen
Transitlage zwischen zwei Kontinenten
und zwei Meeresgebieten, dem
Schwarzen und dem Mittelmeer, verzeichnet Istanbul einen bedeutenden
Schiffsverkehr und ist einer der wichtigsten Knotenpunkte für Verkehr und
Logistik auf internationaler Ebene.
Allgemeine Infos
Lage
Istanbul liegt im Westen der Türkei, am
Nordufer des Marmarameeres auf beiden Seiten des Bosporus, also sowohl
im europäischen Thrakien als auch im
48
asiatischen Anatolien. Das Goldene
Horn, eine nach Westen verlaufende
Bosporusbucht, trennt den europäischen Teil in einen südlichen und nördlichen Bereich. Der südliche Teil ist eine
zwischen Marmarameer und Goldenem
Außerdem liegt die bevölkerungsreichste Stadt der Türkei (ca. 14 Mio.
Einwohner) nördlich der Nordanatolischen Verwerfung, die sich vom nördlichen Anatolien bis zum Marmarameer
erstreckt. Die Anatolische Platte
schiebt sich hier westwärts an der
nördlichen Eurasischen Platte vorbei.
Geologen prognostizieren ein Beben
ab Stärke 7,0 bis 2025.
Anreise
Mit Lufthansa oder Turkish Airlines
nach Istanbul. Es gibt zwei internationale Flughäfen: Der näher zum Stadtzentrum gelegene Flughafen Atatürk
(IST) und der etwas weiter außerhalb
gelegene Sabiha Gokcen Airport (SAW).
Wie man sich vor Ort bewegt
In Istanbul steht man eigentlich fast
immer im Stau. Je nach Lage des Hotels lassen sich aber auch viele Dinge
sehr gut zu Fuß erkunden (bequeme
Schuhe mitnehmen!). Das Straßenbahnund U-Bahn-Netz wird permanent erweitert, ist günstig und einfach zu benutzen. Zu empfehlen ist der Erwerb
einer „IstanbulCard“, die man an den
Stationen aufladen kann. Mit der Karte
werden die Fahrten noch günstiger
(2,15 TL je Fahrt statt 4 TL mit einem
Token). Zwischen den am Meer gelegenen Stadtteilen verkehren Fähren.
Auch hier kann man mit der Karte bezahlen. www.istanbul-ulasim.com.tr/en
Unterkunft
Die Qual der Wahl
Von einfachen, günstigen Hotels bis hin
zu Luxusunterkünften am Flussufer mit
teils spektakulären Ausblicken von
Dach- oder Uferterrassen gibt es in Istanbul eine schier unglaubliche Auswahl. Wichtiger ist hier fast die Frage
nach der Lage. Im Stadtteil Sultanahmet
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
Infobox Istanbul
befinden sich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sowie der Große Basar.
Als hippes Ausgehviertel mit zahlreichen Restaurants und Bars gelten Pera
(Beyoğlu) und Ortaköy, das jedoch etwas weiter außerhalb liegt. Von den
namhaften Luxushotels in Besiktas gibt
es (noch) keine Anbindung mit U-Bahn
oder Straßenbahn, hier ist man auf das
Taxi angewiesen und steht demzufolge
oft im Stau. Bei einer Buchung über
www.booking.com werden die Hotels
übersichtlich auf einer Karte angezeigt.
Mardin
Kepab und Köfte
Molla Fenari Mah, Iskender Bogazu Sok
Geçim Han Nr. 31/16
Kapaliçarsi-Beyazit – Istanbul
Tel.: +90-212-511 97 08
www.mardinkebap.com
Adamar Hotel
Von der Dachterrasse hat man einen
tollen Blick auf Hagia Sophia, Blaue
Moschee und das Goldene Horn.
Yerebatan Cad. (Terrace) No. 37
34110 Sultanahmet – Istanbul
Tel.: +90-212-511 1936
www.adamarhotel.com
Einkaufen
Essen, Trinken & Ausgehen
Privato Café
Opulenter Brunch (Famer‘s Breakfast)
Şahkulu Mh., Galip Dede Cd No:3
34420 Şişhane Beyoğlu
Tel.: +90-212-293 2055
http://privatocafe.com
Reservierungen werden erst zwei Tage
vorher angenommen.
Kadiköy Balikçi Meyhanesi
Fischrestaurant mit Dachterrasse
Yasa Caddesi Nr. 27
Kadiköy – Istanbul
Tel.: +90-216-345 00 54
49
Kadir‘in Yeri
Typisches Meyhane mit Meze & Raki
Balik Pazan, Nevizade Sok Nr. 12/1
Beyoğlu – Istanbul
Tel.: +90-212-243 61 30
www.kadirinyeri.com
Karinca Design
Originelle Wohnaccessoires
Şah Kulu Mahallesi Galip Dede Cad.
Birlik Apt. No:24 Kat:4 Daire:11
Galata/Beyoğlu – Istanbul
Tel.: +90-212-292 7958
www.karincadesign.com
E & E Bag
Qualitativ hochwertige Handtaschen
Feraceciler Sok
Kapaliçarsi (Großer Bazaar)
Beyazit – Istanbul
Tel.: +90-536-684 37 94
Last Ottoman
Tolle Pashmina- & Kaschmir-Schals
Kesciler Cad.
Kapaliçarsi (Großer Bazaar)
Beyazit – Istanbul
Tel.: +90-535-793 31 92
Instagram: markacarsi
Sehenswürdigkeiten
Nützliche Tipps
Hagia Sophia
Straßenbahn-Haltestelle: Sultanahmet
(Linie T1)
Eintritt 30 TL
Täglich geöffnet, im Sommer von
09.00-19.00 h, im Winter von
09.00-17.00 h, letzter Einlass jeweils
eine Stunde vor Ende.
http://ayasofyamuzesi.gov.tr/en
Vorsicht!
• Bestehen Sie bei Taxifahrten darauf,
dass der Zähler (Taksimeter) angestellt wird.
• Einige Taxifahrer versuchen, ihre
Fahrgäste zu betrügen, indem sie
ganz geschickt beim Bezahlen die
Geldscheine austauschen. Statt des
vermeintlichen 100-Lire-Scheins soll
man beispielsweise „aus Versehen“
nur einen 20-Lireschein abgegeben
haben. Achten Sie peinlich genau darauf, was Sie abgeben. Wenn Sie mit
mehreren Leuten unterwegs sind.
sollte immer eine zweite Person genau beobachten, was beim Bezahlen
vor sich geht.
Besuch von Moscheen
• Der Gebetsraum darf während der
Gebetszeiten zur Besichtigung nicht
betreten werden.
• Betende Menschen dürfen nicht fotografiert oder gefilmt werden, ansonsten sind Kameras erlaubt.
• Während der Besichtigung bitte leise
sein.
• Frauen müssen Haare, Schulter und
Knie bedecken. Leggings sind tabu.
Männer müssen die Knie bedecken.
Schuhe sind vor Betreten der Moschee
auszuziehen. Bei der Blauen Moschee
erhält man Plastikbeutel, so dass man
die Schuhe mitnehmen kann.
• Außerdem: Die Besichtigung ist prinzipiell gratis, Spenden jedoch gerne
gesehen.
Blaue Moschee (Sultanahmet Camii)
Straßenbahn-Haltestelle: Sultanahmet
(Linie T1)
Eintritt kostenlos, man muss allerdings
dennoch für die Besichtigung anstehen.
Täglich geöffnet von 08.30-18.30 h.
Während der Gebetszeiten geschlossen (12.30-14.00 h, 16.30-17.30 h), freitags erst ab 14.30 h geöffnet.
Zisterne (Yerebatan Sarnici)
Straßenbahn-Haltestelle: Sultanahmet
(Linie T1)
Eintritt 20 TL
Wer mit einem offiziellen Stadtführer
unterwegs ist, kann einen separaten
Eingang benutzen und so die lange
Warteschlange vermeiden.
http://yerebatan.com/homepage
Halb- und ganztägige Stadtführungen
mit deutschsprachigen Guides können
über die Plattform GetYourGuide gebucht werden: www.getyourguide.de
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
Literaturtipps für Istanbul
Türkei 151 – Ein geschichtsträchtiges
Land und die Mega-City Istanbul in
151 Momentaufnahmen
Viele verbinden die Türkei immer noch
mit dem Klischee aus 1001 Nacht. Tatsächlich erwarten den Besucher
prunkvolle Sultanspaläste, geschäftige
Basare und jahrhundertealte Moscheen, aber auch uralte Klöster, kurdische
Dörfer und die ständig wachsende „InMetropole“ Istanbul mit modernen
Hochhäusern und exklusiven OpenAir-Clubs. Die Türkei ist nicht wie ein
einziges, sondern wie viele Länder, mit
Landschaften, die unterschiedlicher
kaum sein könnten. Begleiten Sie die
Autorin Claudia Steiner und den Fotografen Marden Smith auf ihrer Reise
durch die quirlige Mega-City Istanbul,
an die atemberaubenden Küsten, in
die anatolische Hochebene, auf hohe
Berge und zu den Teeplantagen am
Schwarzen Meer. Erfahren Sie, wie die
Menschen in diesem Land der Gegensätze leben und lieben, was „hüzün“
bedeutet und warum überall kleine
Prinzen herumlaufen. Am Ende werden
Sie um 151 aufregende und erstaunliche Einblicke in dieses fantastische
Land reicher sein. Türkei 151 ist eine
einzigartige Dokumentation über das
Land auf zwei Kontinenten.
Unsere Meinung
Von „A“ wie Aberglaube bis „Z“ wie Zuzug entführen uns die Autorin und der
Fotograf in die bunte, quirlige und
50
bisweilen für Europäer fremde Welt des
doch so spannenden und überaus
gastfreundlichen Urlaubsziels. Als Reisevorbereitung eine sinnvolle Lektüre,
um für die kleinen und großen Überraschungen, die dieses faszinierende
Land bereithält, gewappnet zu sein, als
„Türkeiwehbuch“ für alle Fans ein absolutes Muss!
Autoren: Claudia Steiner, Marden Smith
Verlag: Conbook Verlag
1. Auflage (Mai 2015)
ISBN: 978-3-943176-92-6
Preis: 14,95 € (D), 15,40 € (A), 21,90 SFr
(CH)
www.conbook-verlag.de
Interview mit Autorin Claudia Steiner
Reise-Inspirationen: Wie lange habt Ihr
an dem Buch gearbeitet?
Claudia Steiner: Etwa neun Monate. Ich
habe versucht, jede Woche zwei bis
drei Artikel
zu schreiben.
RI: Was
war bei der
Recherche
die größte
Herausforderung?
Claudia
Steiner:
Die Abstimmung
als der Fo-
tograf, Marden Smith, in der Türkei unterwegs war. Ich hatte ihm eine Themenliste zusammengestellt mit den
Artikeln, die ich schreiben wollte und
er musste die passenden Motive dazu
ausfindig machen.
RI: Was war Euer schönstes Erlebnis
während der Arbeit am Buch?
Claudia Steiner: Wenn wir abends mit
Freunden bei Raki und Meze zusammen saßen und wir gemeinsam überlegt haben, welche Themen noch mit
in das Buch aufgenommen werden
sollten.
RI: Vielen Dank für das Gespräch!
Ich küss dich, Kismet – Eine Deutsche am Bosporus
Für Hatice Akyün ist Deutschland die
Heimat. Doch plötzlich hadert sie mit
damit. Sind
die deutschen Politiker schuld?
Oder ihre
türkische
Familie?
Oder ist es
wieder einmal Kismet?
Nach einem
öffentlichen
Wutausbruch verlässt die
ewige „Quotentürkin“ Berlin Hals über
Kopf und zieht nach Istanbul – auf der
Suche nach ihrem anderen Ich. Die
pulsierende Stadt am Bosporus mit ihrer alten Geschichte ist der Schauplatz
für die Abenteuer, die Akyün nun zu
bestehen hat, die Abenteuer einer
Deutschen, die in die Heimat ihrer Eltern reist, damit sich ein familiärer Kreis
schließen kann. Doch es ist kein Märchen aus 1001 Nacht, dafür hat diese
Metropole einfach keine Zeit. „Hilfe, ich
bin Deutsche, klärt mich hier auf!“, will
sie am liebsten ausrufen, denn die ererbte Wohnung entpuppt sich als stark
renovierungsbedürftig – wie auch ihr
eigenes Äußeres, das meinen zumindest die eleganten Istanbuler Frauen,
und überhaupt: Wie funktioniert das
Leben in diesem umtriebigen Schmelztiegel, in dem Gelassenheit und Hektik
zwei Seiten einer Medaille sind?
Unsere Meinung
Amüsante Urlaubslektüre. Schon nach
wenigen Seiten möchte man mit Hatice
befreundet sein und sie am liebsten
anrufen und ihr sagen: „Komm, lass uns
einen Flug buchen und in Istanbul
Schuhe kaufen gehen!“
Autorin: Hatice Akyün
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
1. Auflage (September 2013)
ISBN: 978-3-462-04568-0
Preis: 14,99 € (D), 15,50 € (A), 21,40 SFr
(CH)
www.kiwi-verlag.de
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
Interview mit Johannes Reck, CEO von Get Your Guide
Bieten Online-Plattformen, die Reiseführer und Ausflüge vor Ort vermitteln,
einen Mehrwert? Wir haben uns für Sie
schlau gemacht!
Was ist das grundlegende Konzept von
Get Your Guide?
GetYourGuide ist eine Online-Buchungsplattform für Touren, Aktivitäten und Attraktionen. Wir arbeiten
weltweit mit Partnern vor Ort zusammen – vom Stadtführer bis hin zum offiziellen Tourismusamt. Deren Angebote werden bei uns gesammelt, so dass
der Kunde auf einen Blick die besten
und interessantesten Aktivitäten in
seiner Urlaubsdestination angezeigt
bekommt.
Warum sollte man über die Plattform
buchen und nicht direkt bei einem Anbieter vor Ort?
Viele sind sich während der Urlaubsplanung noch nicht sicher, welche
Möglichkeiten sie überhaupt vor Ort
haben, beispielsweise welche Vielfalt
an Stadtführungen es gibt. Neben den
typischen Standardführungen gibt es
beispielsweise auch kulinarische Rundgänge, aktive Führungen per Rad oder
Segway oder thematische Touren mit
verkleideten Schauspielern als Guides.
Wer über GetYourGuide bucht, spart
sich die umständliche Suche bei verschiedenen Anbietern und bekommt
51
sofort ein breites Spektrum an Möglichkeiten angezeigt. Aktuell können
Urlauber zwischen über 26.300 Aktivitäten und Attraktionen in über 2.500
Destinationen wählen. Gleichzeitig
läuft der Buchungsprozess komplett
über uns ab. Wer also in Istanbul eine
kulinarische Tour, einen Tourist Pass
und gleichzeitig noch einen privaten
Flughafentransfer buchen möchte, kann
alles bei uns machen – in einem Vorgang inklusive Bezahlung. Die Bestätigung inklusive Kontaktdaten der Anbieter erhält der Kunde ebenfalls direkt
von GetYourGuide. Der komplette Prozess wird somit vereinfacht. Dadurch,
dass wir direkt mit den lokalen Veranstaltern zusammenarbeiten, können
wir deren Preise darüber hinaus einszu-eins an unsere Kunden weitergeben.
Somit zahlen Sie bei GetYourGuide
nicht mehr als beim Partner direkt. Zusätzlich können sich Kunden bei Fragen und Problemen an unseren Kundenservice wenden.
Kann es mir bei einer Buchung über
GetYourGuide passieren, dass ich vom
Tourguide zum Besuch einer Verkaufsveranstaltung genötigt werde, z.B. in
Istanbul einen Teppichhändler besuchen muss?
Wir legen sehr hohen Wert auf Qualität
bei GetYourGuide und arbeiten ausschließlich mit professionellen Anbietern zusammen. Darüber hinaus prüfen
unsere Produktmanager potentielle
Angebote gründlich, bevor wir sie zur
Buchung freigeben. Somit können unsere Kunden erwarten, dass sie das
Angebot bekommen, das sie gebucht
haben.
Wie wird die Qualität der angebotenen
Leistungen/Tourguides vor Ort überprüft? Wie werden „schwarze Schafe“
aussortiert?
Wir reagieren sofort auf Beschwerden
und treten mit den jeweiligen Anbietern in Kontakt zwecks Klärung. Wir sind
hier natürlich auf das Feedback der
Kunden angewiesen. Entsprechend hat
auch jeder Kunde von GetYourGuide
die Möglichkeit, seine Tour oder Aktivität im Nachgang zu bewerten. Dieses
Feedback ist auch online offen sichtbar, so dass sich Kunden an diesen Bewertungen orientieren können.
Gleichzeitig gilt: Je mehr positive Bewertungen ein Angebot hat, umso höher rutscht es bei der Ergebnisübersicht. Daher sind zufriedene Kunden
auch für unsere Partner wichtig. Häufen sich Probleme/Beschwerden, nehmen wir die Angebote von der Seite
und beenden die Zusammenarbeit.
auch private Stadtführungen im Angebot. Diese sind hinsichtlich der Anzahl
der Teilnehmer beschränkt, z.B. buchbar für eine Gruppe von bis zu vier Personen. Dadurch besteht die Möglichkeit, die Route zusammen mit dem
Guide flexibel zu gestalten. Wer keine
Lust hat, in größerer Gruppe und mit
Fremden eine Stadt zu erkunden, liegt
mit diesen Privattouren genau richtig.
Über Get Your Guide
Halb- und ganztägige Stadtführungen
mit deutschsprachigen Guides können
über die Plattform GetYourGuide gebucht werden: www.getyourguide.de
Kann ich auch Sonderwünsche äußern
oder die Inhalte der angebotenen Touren ändern lassen?
Die meisten Touren auf GetYourGuide
beinhalten einen festen Ablauf. Wir
haben für viele Destinationen aber
Herbst 2015 | Städteziel: Istanbul
Was Kinder essen: #10
Was essen Kinder in dieser Welt?
Wir werten nicht. Wir vergleichen. Welche Einsichten dies birgt, bleibt jedem selbst
überlassen.
Das hier jedenfalls ist das Frühstück von Mariam, Omer (der ältere Junge, linkes Bild)
und Jamal Al-Ghouti aus Amman, der Hauptstadt Jordaniens.
Es ist Freitagmorgen (der in Jordanien ja bereits zum Wochenende gehört). Unter der
Woche ist weniger Zeit, aber am Wochenende nimmt sich die Familie immer Zeit für ein
gemeinsames Frühstück.
Hummus, Foul (Bohnengericht, das unter anderem mit Fladenbrot, Salzgurken, gekochten Eiern, Taboulé, Tomatenwürfeln serviert wird), Zatar (Gewürzmischung)
und Oliven. Foul und Hummus werden in Jordanien ganz traditionell zum Frühstück gereicht und sind ein absolutes Muss – egal, ob eine Familie arm oder reich ist.
52 Alle Bilder © Familie Al-Ghouti (mit freundlicher Unterstützung von Lisa Reinshagen, Jordan Tourism Board, c/o Lieb M&B GmbH)
Herbst 2015 | Was Kinder essen...
Das Gourmet-Treffen am Gardasee
53 Das Ostufer des Sees; Fisch in der Schrift: die berühmte Gardaseeforelle (Salmo carpio) © Christoph Hoppe
Herbst 2015 | Für Leib + Seele: Fish & Chef, Gardasee
Am Gardasee treffen einmal im Jahr Lustesser und Kochkünstler aufeinander: Bei „Fish & Chef“
Text und Bilder: Christoph Hoppe
Begonnen hatte das alles vor sechs
Jahren. Von Zeit zu Zeit habe er mit
Kollegen telefoniert, so erzählt mir Leandro Luppi, Chefkoch und Inhaber
des Restaurants Vecchia Malcesine, ebendort in Malcesine, am Ostufer des
zauberhaften Gardasees gelegen. Es
ging um Fachfragen: Wo bekommst Du
dies her, wie bereitest Du das zu, womit
kombinierst Du jenes? Er selbst, der
Sternekoch Luppi, war neugierig, wie
andere Küchenchefs verarbeiten, was
Region und natürlich speziell der See
hergeben.
Und er wollte es schmecken, nicht nur
beschrieben bekommen. Also lud Luppi ein, wen auch immer er für würdig
empfand und lässt sich seither, aber
nicht nur sich selbst, dann und wann
bekochen.
Daraus wurde „Fish & Chef“: Eine jährliche Tournee überwiegend italienischer
Spitzenköche entlang des Gardasees,
die allesamt vor Michelin-Sternen
strotzen. Viele haben einen, manche
zwei.
Zum sechsten Mal fand in diesem Jahr
die stetig wachsende und zunehmend
beliebter werdende Veranstaltung
statt. Unter Mitwirkung von sage und
schreibe 18 Köchen für rund 1.000 Gäste.
Das Set-Up
An sieben Abenden bereiten Spitzenköche in wechselnden Standorten als
„Gastarbeiter“ Menüs zu, die nur eine
Vorgabe erfüllen müssen: Der Fisch
muss aus dem See stammen, alle weiteren Zutaten, soweit möglich, aus der
Region. Wobei die beteiligten Hotels,
die ihre Restaurants und Personal zur
Verfügung stellen, gut gewählt sind.
Die meisten liegen direkt am Wasser.
Die Symphonie des Sees, mit seinen
↑ Die Organisatoren der Veranstaltung Leandro Luppi und Elvira Trimeloni
54 Michelin Star-Koch Marco Sacco
Düften und Geschmäckern, Geräuschen und netten Menschen, deren
Gesichter oft zu sagen scheinen „Bin
ich froh, hier leben zu dürfen“, tun ein
Übriges, um diese Gala-Abende zu
großen Erfolgen zu machen.
Fluch und Segen
Wann hat man schon Gelegenheit, innerhalb weniger Tage Künstler wie
Alessandro Cavagna, Elio Sirone oder
Mareno Cedroni live zu erleben? Eigentlich nur hier am Gardasee.
Luppi mit dem italienischen
Aber: Über 100 Gäste pro Abend, ungewohnte Laufwege und Anordnungen in der fremden Küche, Kommunikationsprobleme zwischen Stammpersonal und Gastkoch... Natürlich macht
das Schwierigkeiten. Und ebenso klar
ist, dass der selbst gesteckte Anspruch
der Küchenmeister auf höchste Qualität zwischen schierer Menge und massivem Zeitdruck zerrieben wird. Auf der
anderen Seite: Sterne-Köche sind natürlich Zugpferde, die mit Leichtigkeit
und in Rekordzeit Tische füllen...
Herbst 2015 | Für Leib + Seele: Fish & Chef, Gardasee
Der Fehler im System „Fish & Chef“
Wirklich glücklich wirkte nämlich keiner der Chefköche, als sie am Ende jeder Veranstaltung den rückhaltlos berechtigten Applaus ihres Publikums
abholten. Im Gegenteil, manche schienen unter der Last ihrer Sterne in die
Knie zu gehen. Denn der Orden gehört
dem Koch, nicht dem Haus, in dem er
eigentlich arbeitet. Also erwartet man,
nicht zu Unrecht, weil man weiß, das
heute ein Zwei-Sterne-Mann am Herd
steht, ein entsprechendes Ergebnis. So
gesehen kann ein solches Gala-Diner
eine Enttäuschung werden. Das ist
zwar ein völlig falscher Gedankengang,
der aber vom Veranstalter geschürt
wird.
Erst wenn man sich von dieser Erwartungshaltung löst, quasi vom SterneWahn befreit und einfach nur genießt,
was im Zwanzig-Minuten-Takt aus der
Küche kommt, hat man großen Spaß
an der Veranstaltung. Die nicht zur kulinarischen Bewusstseinserweiterung
geeignet oder konzipiert ist, sondern
die Lust der Köche an diesen speziellen
Zutaten, die der Gardasee liefert, zur
Brillanz zelebriert. Wer sich nämlich auf
seinen Teller konzentriert, auf Texturen
und Aromen achtet, erlebt Feinsinnigkeit und Harmonie, Zugehörigkeit und
Eigenständigkeit durchaus gängiger
Ingredienzien italienischer Kochkunst –
und kann dann nicht anders, muss es
lieben. Es empfiehlt sich übrigens, dies
ist mein erster Tipp, nicht nur einen
Abend „Fish & Chef“ zu buchen, wer es
sich leisten kann, sollte mehrere einplanen. Denn nur so lassen sich unterschiedliche Ideen der Kochkünstler
vergleichen. Ich durfte an zwei Abendessen teilnehmen.
Marco Sacco
Das erste fand im historischen Zentrum
von Garda statt, im Hotel Regina Adelaide. Nur weniger Schritte vom See
entfernt gelegen, bietet das stilvolle
Haus den passenden Rahmen für Marco Sacco, der eigentlich im Restaurant
Piccolo Lago in Verbania am Lago Mergozzo wirkt und, wie sollte es anders
sein: Zwei Michelin-Sterne sein Eigen
nennt. Zubereitet hatte er unter anderem Sushi vom Salmoniden aus dem
Gardasee , das man auch aus seinem
eigenen Restaurant kennt. Zudem
reichte er ein Stück „Seesaibling (Salvelinus alpinus, manchmal auch Rotforelle genannt), der sich im Wald verirrte“
(Salmeggino alpino smarrito nei
Boschi) – wobei man lediglich das
Stückchen Fisch isst, Rinde und Moos
sind Deko... Und Medaillons aus der
Oberschale von der Färse des Garronese-Rinds mit grünem Apfel und Löwenzahn. Dazwischen Spaghetti, am Ende
Dessert, Café und Schnaps. Alles stimmig und lecker, wenn auch ein wenig
zu sehr auf „Show“ getrimmt. Weinbegleitung kam an diesem Abend aus
dem Hause Azienda Agricola Ronca,
die bekannt dafür sind, autochthone
Rebsorten, wie Corvina und Rondinella,
für die Herstellung von Custoza, Bardolino und Chiaretto zu verarbeiten.
55 Alle Bilder: Kreationen von Marco Sacco
Herbst 2015 | Für Leib + Seele: Fish & Chef, Gardasee
Sechs Gänge für 60,- €! Ein gelungener
Abend!
Dirk Hoberg
Den zweiten Abend verbrachte ich im
Aqualux Hotel, einem modernen Haus,
viel Stahl und Glas, offen, luftig, dafür
mit vielleicht nicht weniger, aber einem
anderen Charme als die Herbergen, die
sich stimmiger in die Architektur der
Region einfügen.
Der Deutsche Dirk Hoberg gab in diesem Rahmen seinen Einstand, sonst
kocht er in Konstanz am Bodensee.
Sein Stammrestaurant ist das Ophelia,
den Besser-Essern unter uns wohl bekannt, weil zwei Michelin-Sterne. Hoberg ist ein junger Mann mit Ambitio-
nen, dem der Ehrgeiz im Gesicht steht.
Und er war, immer die Umstände vor
Augen, richtig gut.
Ich mochte den Weißfisch mit Gurke
und Brunnenkresse sehr, ebenso die
Forelle, Spargel, Radieschen, Erbsen –
insgesamt war die Qualität der Fische
exzellent.
Auch das Dessert, eine Komposition
aus Variationen der Erdbeere mit Getreide empfand ich sowohl geschmacklich als auch handwerklich als wirklich
gute Arbeit. Die Weinkellerei „Gorgo“
lieferte Getränke, unter anderem einen
San Michelin Custoza DOC 2014 und
einen „Ca Nova“ Rosso Veronese IGT
2012. Toller Abend!
56 Alle Bilder: Kreationen von Dirk Hoberg
Herbst 2015 | Für Leib + Seele: Fish & Chef, Gardasee
Zwischen den Dinnern auch einmal
Mittagessen...
Mayer, „weil dieser Teil des Sees noch
immer schwerer als andere zu erreichen ist, deshalb ist es hier stiller.“
Auch das Grand Hotel Fasano nimmt
am „Fish & Chef“-Event teil, hatte an
„seinem Abend“ den Mailänder Elio Sironi vom „Ceresio7“ als Gastkoch im
Hause. Heute allerdings interessiert mich, was Matteo
Felter, Chef des „Il Fagiano“ selbst zustande
bringt.
Journalisten haben nur begrenzt Zeit
und mittags trotzdem Hunger. Die
Kombination aus beiden Tatsachen ergibt meinen zweiten Tipp für diejenigen, die ihre Zeit am Gardasee dem
Kulinarischen widmen wollen: Man
nehme die Veranstaltungsbroschüre
von „Fish & Chef“ und streiche die Events, an denen man teilnimmt. Und
besucht einige andere Restaurants aus
der Liste zur Mittagszeit, kombiniert
mit etwas Sightseeing.
Capitano Paolo Consolini gibt seine
Anweisungen über Verhalten und Etikette an Bord seines Motorbootes, das
äusserlich einer „Riva“ – jenem Hersteller, der ab den 1950er Jahren Symbol
für gehobenen Luxus war – sehr ähnelt.
„Viel zu teuer“, sagt der Senior über das
Original, sein eigenes sei kostspielig
57 ↑ Capitano Paolo Consolini
Das beste Essen
Und das ist erstaunlich. Und vielleicht
der Beweis für meine
eingangs erwähnte These: Felter kreierte für lediglich sechs Gäste in aller Ruhe, was à la carte bestellt wurde. Mit
erstklassigem Ergebnis. In der mauen
Zeit, in der Gäste eh rar sind, zieht der
Mann mit den lustigen, wachen Augen
durch die Lande, lernt von den Großen
der Zunft und bringt frische
Ideen mit zurück an den
Gardasee. Und das sieht
man, riecht man,
schmeckt man.
Ich bin kein großer
Risotto-Freund, seines war das beste,
das ich bisher kosten
und mit 400 Pferdestärken auch stark
genug, um uns stilsicher über den See
zu tragen. Consolini fährt ein Stück am
Ufer entlang, stoppt hie und da, weiß
Geschichten über jene zu erzählen, die
in wunderschönen Villen und Palästen
entlang der Gestade lebten. Dann geht
es Richtung Westen hinüber nach Gardone Riviera, zum traditionsreichen
Grand Hotel Fasano – einem weiteren
Schmuckstück am See. Wunderschöne
Terrassen, zauberhafte Gartenanlagen
und Ruhe. „Hier ist vergleichsweise wenig los, was genau das ist, was unsere
Gäste so sehr schätzen“, erklärt der Inhaber mit deutschen Wurzeln, Patrick
Blick vom Boot über den See
Matteo Felter ➝ Risotto à la Felter
Herbst 2015 | Für Leib + Seele: Fish & Chef, Gardasee
durfte. Luftige Konsistenz, kraftvoll im
Geschmack. Mit Speckwürfeln und zartem Edelfisch. Ein Traum!
Tortellini mit Erbsen, Lamm im krossen
Teigmantel, das Sorbet-Dessert... Frisch,
eigenständig, sauber tarierte Aromen,
sehr gelungen komponiert und immer
auf den Punkt.
Das alles im weichen Sonnenschein des
italienischen Frühsommers auf der Terrasse mit Blick über den See. Herz, was
willst Du mehr? Und bevor ich vergesse, es zu erwähnen: Matteo Felter hat
keinen Stern. Wird wohl nicht mehr
lange dauern.
58 ↑ Sorbet à la Felter.
Fazit
„Fish & Chef“ ist eine rundum gelungene Veranstaltung und sei allen ans Herz
gelegt, die die italienische Küche lieben. Auch das Zeitfenster erscheint mir
gut gewählt, noch herrscht das weiches Licht des Frühlings vor, allmählich
ziehen die Temperaturen auf sommerliche Werte. Vor allem ist es noch nicht
Hauptsaison, was immer man zu unternehmen wünscht, man steht nicht
stundenlang an, bekommt auch ohne
Reservierung schnell einen Tisch. Leandro Luppi hat zwar selbst nirgendwo
gekocht, mit „Fish & Chef“ aber etwas
Gutes für Leib und Seele geschaffen.
Einfach und sehr lecker: Buffett im „Baita dei Forti“ auf der Bergstation des Monte Baldo
Herbst 2015 | Für Leib + Seele: Fish & Chef, Gardasee
Fremdenverkehrsamt Gardasee:
IAT Malcesine
Via Gardesana, 238 - Malcesine (VR)
Tel.: +39-045-740-00 44
Fax: +39-045-74016 33
[email protected]
www.visitgarda.com
und
www.lagodigardaveneto.com
Fish & Chef:
www.fishandchef.it
Kontakt wegen Terminen und Reservierung für 2016:
Restaurant von Leandro Luppi
(Fish & Chef Initiator):
Vecchia Malcesine
Via Pisort, 6
37018 Malcesine
www.vecchiamalcesine.com
Die teilnehmenden Hotels/
Restaurants
Regina Adelaide Hotel
Via S. Francesco d’Assisi, 23
37016 Garda VR
www.regina-adelaide.it
Hotel Bellevue San Lorenzo
Via Gardesana, 164
37018 Malcesine (VR) www.bellevue-sanlorenzo.it
Hotel Aqualux
Via Europa Unita, 24/b
37011 Bardolino (VR) www.aqualuxhotel.com
59
Hotel Lido Palace
Viale Carducci, 10
38066 Riva del Garda TN
www.lido-palace.it
Grand Hotel Fasano
Via Zanardelli, 190
25083 Gardone Riviera
www.ghf.it
La Casa degli Spiriti
Via Monte Baldo, 28
37010 Costermano (VR)
www.casadeglispiriti.it
Aktivitäten in/um Malcesine
Monte Baldo/Restaurant „Baita dei
Forti“ via Seilbahn oder zu Fuß:
www.funiviedelbaldo.it
Castello Scaligero:
Via Castello, 39
Malcesine VR
Tel.: +39-045-657 03 33
Olivenöl-Verkostung
Paolo Bonomelli Azienda Agricola
Olearia | Ca'Rainene
Via per Albisano, 95,
37010 Torri del Benaco
Tel.:+39-045-629-6711
www.paolobonomelli.com
Golf spielen
Chervò Golf Hotel
San Vigilio, 1
25010 Pozzolengo
Tel: +39-030-91 801
Fax: +39-030-91-809 99
[email protected]
www.chervogolfsanvigilio.it
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Infobox „Fish & Chef“, Malcesine, Gardasee, Italien
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Herbst 2015 | Für Leib + Seele: Fish & Chef, Gardasee
Flora & Fauna
Text & Bild : Judith Hoppe
Muränen gehören zur Familie
der aalartigen Knochenfische.
In den tropischen Meeresgebieten sind sie weit verbreitet.
Sie können bis zu vier Meter
lang werden. Nachts verlassen
sie zur Jagd ihren Unterschlupf in Höhlen oder Felsspalten im Korallenriff. Bisswunden von Muränen können
stark schmerzen und heilen
schlecht. Die Blutung kommt
oft nur sehr langsam zum Stillstand. Ursache sind an den
Zähnen befindliche Bakterien,
die in die Wunde gelangen.
Hier im Bild sieht man eine
Braune Muräne (Gymnothorax
unicolor) mit einer Putzergarnele.
Kamera: Olympus TG1
Verschlusszeit: 1/200 • Blende: 6,3 • ISO
200
60
Herbst 2015 | Flora & Fauna: Braune Muräne
Nachhaltiges Reisen:
Kampf dem Plastikmüll im Meer
61
Basstölpel mit Plastiknetz als Nistmaterial © H. Glader
Herbst 2015 | Nachhaltiges Reisen: Plastikmüll im Meer
Von den jährlich weltweit produzierten 300 Millionen Tonnen Plastik landen etwa zehn Millionen Tonnen als Müll in den
Weltmeeren. Dieses Umweltproblem gefährdet nicht nur Meerestiere, es landet auch in unserer Nahrung.
Text: Judith Hoppe
Wie werden zukünftige Generationen –
sofern sie noch einen bewohnbaren
Planeten vorfinden – unser Zeitalter
wohl wissenschaftlich betiteln? Galt die
Steinzeit als „Pleistozän“ und die Bronzezeit als „Holozän“, gilt es demnächst,
eine Bezeichnung für das Plastikzeitalter zu finden, denn in diesem befinden
wir uns gerade. Was einst vermeintlich
als Segen der Zivilisation begann, da
für viele Produkte sowohl Verpackungs-,
Logistik- als auch Haltbarkeitsprobleme
gelöst schienen, mutiert mittlerweile
zu einer der größten Umweltkatastrophen dies es rasch zu bekämpfen gilt.
Folgen Sie mir bitte in das vermeintlich
glasklare, warme Wasser des Pazifischen
Ozeans. Wir befinden uns am südlichen
Ende von Palau, einem Inselstaat im
Pazifik, auf der Insel Angaur. Der Strand
hier hat jedoch so gar nichts paradiesisches an sich. Zum Einen ist er nicht
breit, feinsandig, von Palmen gesäumt,
wie es sonst gerne die Kataloge der
Reiseveranstalter für diese Region ver-
62 Angeschwemmter Müll auf der Pazifikinsel Angaur, Palau © Judith Hoppe
mitteln. Was viel mehr (ver-)stört, sind
die Unmengen an Müll, zumeist aus
Plastik, die sich hier angesammelt haben. Und das liegt nicht etwa an der
lokalen Bevölkerung, im Gegenteil. Die
ist nämlich sehr umweltbewusst und
nicht erfreut darüber, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes mit Müll überflutet wird. Palau ist eines der Opfer des
so genannten „Global Pacific Garbage
Patch“ im Nordpazifik. Dieses Phänomen ist nichts anderes als ein Müllstrudel gigantischen Ausmaßes – ungefähr
der Größe Mitteleuropas – der durch
hydrographische Wirbel konzentriert
wird. Seinen Ursprung hat dieser unappetitliche Haufen weit entfernt, an
Land! Durch illegale Mülldeponien,
schlecht gereinigte Abwässer, die über
die großen Flüsse in die Weltmeere eingebracht werden und auch Menschen,
die ihren Müll sorglos am Strand zurücklassen oder über die Bordkante ihrer
Yachten werfen, landen die Plastikreste
schließlich dort, wo sie am wenigsten
verloren haben. Doch einmal abgese-
Herbst 2015 | Nachhaltiges Reisen: Plastikmüll im Meer
hen von der störenden Optik, was ist
eigentlich so schlimm am Plastikmüll?
Von den jährlich weltweit produzierten
300 Millionen Tonnen Plastik landen
etwa zehn Millionen Tonnen als Müll in
den Weltmeeren. Statistiker mögen
den prozentualen Anteil von „nur drei
Prozent“ als nicht signifikant betiteln,
für die Umwelt hat sie indes verheerende Folgen. Durchschnittlich 18.000
Plastikteile treiben inzwischen auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche. Ganz oben auf der Liste der häufigsten Fundstücke stehen dabei Zigarettenfilter, Plastiktüten und -flaschen,
sowie Reste von Fischernetzen.
Delfine, Meeresschildkröten und zahllose Fische verfangen sich in alten Fischernetzen und Langleinen und kommen jämmerlich um. Seevögel und andere Schildkröten verwechseln immer
wieder Plastik mit ihrer natürlichen Nahrung. Einmal verschluckt, können die
Kunststoffe den Verdauungsapparat
verstopfen und ein ständiges Sättigungsgefühl hervorrufen. Die Tiere
verhungern mit vollem Magen! In einer
der weltgrößten Brutkolonien der Laysan-Albratrosse auf den pazifischen
Midway-Inseln, nahe dem großen Müllwirbel, sterben heute zwei von fünf Küken an den Folgen von Plastikabfällen.
Auf Helgoland bauen Basstölpel mitt-
lerweile ihre Nester schon aus Müll, weil
er häufiger vorkommt als Seetang.
Wenn Sie sich bis hierher immer noch
fragen, was Sie persönlich eigentlich der
unaufgeräumte Strand am anderen
Ende der Welt, den Sie eh wahrscheinlich nie im Leben zu Gesicht bekommen
werden oder das Sterben der Meeresbewohner angeht: Wind, Wellen, Salz
und Sonne zersetzen das Plastik im
Meer in immer kleinere Partikel. Das
Tückische daran: Der Feind löst seine
Gestalt auf und wird unsichtbar. Fische
und filtrierende Organismen wie Muscheln und Korallen reichern nun bei
der Nahrungsaufnahme diese mikro-
skopisch kleinen Plastikpartikel im Verdauungssystem oder Körpergewebe an.
Die Plastikpartikel haben zudem die gefährliche Eigenschaft, in ihren Wasserwirten Umweltgifte wie DDT oder PCB
anzureichern. Und auch typische Inhaltsstoffe des Plastiks wie Bisphenol A
oder Weichmacher stehen im Verdacht,
Hormon- und Fortpflanzungsstörungen auszulösen. Doch noch immer wissen wir viel zu wenig über die Wege
des Plastiks in dem so endlos verzweigten marinen Nahrungsnetz. Allein der
Eintrag über die Donau in das Schwarze Meer wird auf 4,2 Tonnen pro Tag
geschätzt dort gibt es mehr Plastik als
Fakten über Plastik in der Umwelt
• Plastik, das aus Erdöl hergestellt wird,
inzwischen gezeigt, dass Zivilisatiist eine endliche Ressource. Desweonskrankheiten wie Unfruchtbarkeit
gen sollte der Konsum reduziert und
oder Krebs mit dieser Schadstoffbeder Verbrauch von Einwegprodukten
lastung in Zusammenhang stehen.
vermieden werden.
• Über Zusätze in Kosmetikprodukten
• Plastiktüten tragen stark zur Vermülund Haushaltsabwässer gelangen
lung der Ozeane bei.
Milliarden kleinster Plastikpartikel in
• In Alltagsprodukten aus Plastik sind
das Ökosystem Meer. So gelangen
zahlreiche Schadstoffe versteckt.
bei jedem Waschgang fast 2.000 TexWährend des Gebrauchs können sie
tilfasern ins Abwasser und werden
sich herauslösen und so in die Umvon den heutigen Filtersystemen
welt und den menschlichen Körper
nicht zurückgehalten.
gelangen. Die Chemikalien Phthalate • Wenn Abfälle im Meer enden, verlie(Weichmacher) und Bisphenol A werren wir wertvolle Rohstoffe für neue
den im Blut nahezu jedes Menschen
Produkte. Effektive Erfassungssystenachgewiesen. Sie wirken ähnlich wie me und ein Recycling, das alle Abfälle
Hormone und können so das empeinschließt, können einen wichtigen
findliche Hormonsystem durcheiBeitrag leisten und schützen gleichnanderbringen. Besonders Kinder
zeitig wertvolle endliche Ressourcen.
können in ihrer Entwicklung gestört • Plastik hat im Meer eine Haltbarkeit
werden. Zahlreiche Studien haben
von bis zu 450 (!) Jahren.
63 Verendete Jungmöwe ©: NABU/J. Baer
Herbst 2015 | Nachhaltiges Reisen: Plastikmüll im Meer
Fischlarven, und der Gardasee ist ähnlich stark mit Mikroplastik belastet wie
das Mittelmeer, das so unbemerkt auf
Ihrem Teller landet. Wenn Sie die Wahl
hätten: Würden Sie freiwillig ein Löffelchen Nano-Plastikpartikel über Ihre
Spaghetti mit Gambas oder die fangfrische, lecker gegrillte Dorade streuen
wollen? Wohl kaum!
Bislang konnten leider weder Gesetze
noch gesellschaftliche Initiativen den
Müllstrom in die Meere stoppen, dem
jedes Jahr Millionen Meerestiere zum
Opfer fallen. Erschwerend hinzu kommt,
dass das „MARPOL-Abkommen“ der
Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO das Entsorgen von Plastikabfällen auf See untersagt, aber feh-
lende Kontrollen und Sanktionen dazu
führen, dass viele Reeder und Kapitäne
die Ozeane noch immer als Müllkippe
missbrauchen. „Durch die illegale Entsorgung der teilweise geschredderten
Plastikabfälle wollen die Reedereien
oder Kapitäne zusätzliche Entsorgungskosten in den Häfen umgehen“, erklärt
NABU-Meeresschutzexperte Dr. Kim
Detloff. Und das gilt nicht nur für weit
entlegene Gebiete wie den Pazifik. Die
Vermüllung der Meere findet ebenso
vor unserer Haustür, in Nord- und Ostsee, statt. Allein an den Nordseestränden bestehen 75% der angespülten
Abfälle mittlerweile aus Kunststoffen.
Zwar hat Europa 2008 die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie verabschiedet,
die Umweltsäule der zukünftigen
64 Clean-up Day auf dem Darss, Juli 2014 © NABU/F. Paulin
Meerespolitik. Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten erstmalig, auch die negativen Effekte der Abfälle im Meer zu
reduzieren. Aber eines ist klar: Der
Meeresschutz fängt beim Thema Müll
im Meer bereits sowohl zu Hause mit
einer effektiven Mülltrennung als auch
insbesondere im Urlaub, beim eigenen
Konsumverhalten an.
Vom Naturschutzbund Deutschland
(NABU) gibt es ein sinnvolles Projekt:
„Meere ohne Plastik“. Im Zentrum des
Projekts steht die erstmalige Umsetzung einer sogenannten „Fishing for
Litter“-Initiative in Deutschland. In den
Häfen Burgstaaken/Fehmarn und Heiligenhafen beteiligen sich Fischer aktiv
am Meeresschutz. Sie sammeln Abfälle,
die sich beim Fischen in ihren Netzen
verfangen und entsorgen diese umweltgerecht im Hafen. Und auch Sie als
Urlauber können aktiv werden: Wenn
Ihnen beim Strandspaziergang ein
Stück angelandetes Plastik vor die Füße
geschwemmt wird – einfach aufheben
und in die nächste Mülltonne werfen!
Außerdem sind gerade kleine Kunststoffteile neben Plastiktüten die gefährlichsten für die Natur. Flaschendeckel, Zigarettenkippe, Bonbonpapier
und Co. gehören unterwegs in die Hosentasche, nicht in die Landschaft.
Weitere Tipps zur Vermeidung von
Plastikmüll finden Sie auf der Webseite
des Naturschutzbundes Deutschland
unter
www.nabu.de/natur-und-landschaft/m
eere/muellkippe-meer/16794.html
Infobox
Mitmachen! International Coastal
Cleanup Day
Jedes Jahr im September finden Säuberungsaktionen statt, die von der
US-Organisation Ocean Conservancy
ins Leben gerufen wurden. Beim letztjährigen International Coastal Cleanup Day sammelten fast 500.000
Menschen in über 100 Ländern mehr
als 3.300 Tonnen Abfälle von Stränden, aus dem Meer und aus Flüssen.
In diesem Jahr werden an diesen Orten Reinigungsaktionen durchgeführt:
Internationaler Küstenreinigungstag
01067 Dresden
Samstag, 19.09.2015, ab 10:00 Uhr
Säuberung des Elbufer im Ostragehege. Bei schönem Wetter gibt es noch
ein gemütliches Picknick. Bitte Arbeitshandschuhe mitbringen! Treffpunkt: Haltestelle Messe Dresden
Kontaktdaten: Yane Kramer, Tel. 03514716566, [email protected]
Strandreinigung am NSG Bottsand
24235, Wendtorf/Bottsand
Samstag, 19.09.2015, 10:00 Uhr
Sonntag, 20.09.2015, 13:00 Uhr
Treffpunkt: Naturstation Bottsand (auf
der Deichkrone, bei der Marina Wendtorf ). Wichtig: Bitte Handschuhe und
Sammeleimer mitbringen!
Kontaktdaten: Andreas Schneider-Bujack, Tel. 0431-9719635
Weitere Infos & Links
www.meere-ohne-plastik.de
Herbst 2015 | Nachhaltiges Reisen: Plastikmüll im Meer
Impressum
Redaktion Reise-Inspirationen
Schmid-Wildy-Weg 46
81739 München
[email protected]
www.reise-inspirationen.de
Gastautoren in dieser Ausgabe
Gerald Nowak
Konzept, Gestaltung & Layout
Tourism Unlimited, München
Herausgeber
Tourism Unlimited e.P., Hoppe & Partner
Journalisten, PR- und Marketingberater
www.tourism-unlimited.com
Registergericht:
Amtsgericht München, PR 764
USt.-ID: DE259674638
inhaltlich Verantwortlich gemäß § 55 Abs.
2 RStV: Christoph Hoppe (Anschrift wie
vorstehend)
Redaktion
Chefredakteur: Christoph Hoppe (ch),
Herbert Brenke (hb), Judith Hoppe (jb),
Katja Kuremba (kk)
Anzeigenvertrieb
Tourism Unlimited e.P.
Tel.: +49-89-673 78 619
[email protected]
und
mh-sponsoring
Marion Hiermaier
Tel.: +49-8141-3638272
[email protected]
www.mh-sponsoring.de
Mediadaten:
www.reise-inspirationen.de/mediadaten/
Bankverbindung
Rechte
Stadtsparkasse München
Konto-Nr. 1000 276 129
BLZ 701 500 00
IBAN: DE90 7015 0000 1000 2761 29
BIC: SSKMDEMMXXX
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Die nächste
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Ausgabe erscheint
am:
2. November 2015
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