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Shop in Shop
Was ein Logistik Center heute können muss
– Der Logistik Park Hochrhein
Mit Mut hat auch zu tun, das die Grieshaber Logistik Group
AG in diesen Monaten Investitionen von über 20 Mio. Euro
tätigt, um nahe des Standortes Basel ein Logistik Zentrum für
nationale und internationale Kunden aufzubauen. Hier waren
weitreichende Entscheidungen gefragt, um solch ein wegweisendes Projekt erfolgreich umzusetzen. Mitte 2013 wird der
neue Logistik Park Hochrhein für unsere Kunden der Health
Care- und Industry Branche zur Verfügung stehen.
Über Lizenzen wie der Großhandelserlaubnis oder der Herstellungserlaubnis nach AMG werden verschiedene Value
Added Services wie Konfektionierungstätigkeiten, Displaybau
oder auch Sekundärverpackungen und Umetikettierungen
angeboten werden. Gleichzeitig werden die Voraussetzungen
für eine temperaturkontrollierte Logistik mit verschiedenen
Temperaturzonen geschaffen. Innerhalb der Gebäude werden
unsere Dienstleistungen in räumlich abgegrenzten Bereichen
- im Shop-in-Shop System - durchgeführt werden.
Das Objekt befindet sich in idealer Verkehrslage am Autobahngrenzübergang Deutschland-Schweiz, wenige Minuten
östlich von Basel. Über die direkte Lage an der A 861 besteht
Verbindung zur A5 sowie zum Schweizer Autobahnnetz. Der
konzipierte Logistik Park verfügt über 25.000 qm Logistikund Handling Fläche in der ersten Ausbaustufe.
http://www.grieshaber-group.com/de/standorte/rheinfelden.html
www.grieshaber-group.com
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Grieshaber ǀ motion 06
Editorial
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
vielleicht kennen Sie ja die kleine Geschichte: Es ist der Tag der Abiturprüfung im Fach Deutsch.
Die Aufgabe der Abiturienten ist ein Aufsatz mit dem Thema: „Was ist Mut?“ Die Abiturienten
haben fünf Schulstunden Zeit. Alle Schüler schreiben sich die Finger wund, nur einer nicht.
Der schreibt lediglich „DAS ist Mut!“ Und gibt sein Heft ab. Natürlich bekommt er dafür volle
15 Punkte (eine 1+).
„Der Mut ist
wie ein Regenschirm. Wenn
man ihn am
dringendsten
braucht, fehlt
er einem!“
Dies ist nur ein pointiertes Beispiel von vielen, was Mut ist. Ein anderes ist ganz sicher der waghalsige Sprung eines Menschen aus 39 Kilometern Höhe, der im freien Fall die Schallmauer
durchbricht und der damit seinen Lebenstraum verwirklicht.
Aber auch das ist Mut: Die Geschichte der Malala Yousufzai, einem 14-jährigen afghanischen
Mädchen, das sich beherzt und engagiert für den Frieden in ihrem Land einsetzt und das nun
durch ein Attentat der Taliban um ihr Leben ringen muss. Wir sehen daran, Mut hat viele Gesichter. Er ist aber nicht nur der Bruder der Angst, er ist auch mit dem Glück und der Hoffnung
verwandt. Denn zum Glück oder zur inneren Zufriedenheit kommt nur der, der den Mut hat, so
zu sein, wie er ist. Oder er hofft, mit seinem Handeln die Dinge zum Besseren zu verändern.
Wir haben für Sie versucht, uns dem Mut und seinen vielen Facetten anhand von unterschiedlichsten Geschichten anzunähern. Es ist unsere subjektive Sicht auf das Thema. Da gibt es
beispielsweise einen Unternehmer, der den Mut hat, gegen die Großen in seiner Branche
anzutreten. Sozusagen David gegen Goliath. Oder wir lassen Sie daran teilhaben, wie es sich
anfühlt, zum ersten Mal mit einem Fallschirm aus 3000 Metern Höhe aus einem Flugzeug zu
springen.
Die Rennfahrerlegende Jochen Mass erzählt, was ihn zum Motorsport gebracht hat und die
Partnervermittlerin Maria Klein gibt Tipps, was man beim Flirten lieber sein lassen sollte und
(Fernandel, Schauspieler)
womit man punkten kann. Und wie man in die Mut-Zone kommt – und vieles anderes mehr
wollen wir ihnen auch noch zeigen.
Es braucht gar nicht so viel Mut, sich der Lektüre unseres neuen MOTION zu widmen. Denn
wenn Sie nun mein Editorial lesen, dann sind Sie ja eigentlich schon dabei. Gute Unterhaltung
und viele Erkenntnisse!
Ich wünsche Ihnen ein in allen Bereichen mutiges Jahr 2013!
Herzlichst
Ihr Kurt Grieshaber
www.grieshaber-group.com
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Inhalt
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Inhalt
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Editorial
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Focus
Group
08 - 13 Statements zum Thema Mut
02 - 03 Shop in Shop
14 - 17 „Mut zeigt sich für mich im Alltag“
Dr. Michael Groß im Gespräch
54 - 55 Ein Unternehmer
muss Vorbild sein!
18 - 21 Ein Unternehmer fordert das
Golfschläger-Establishment heraus
Inhalt
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Was ein Logistik Center
heute können muss
Mike Klais im Gespräch
50 Jahre Kurt Grieshaber
22 - 24 Vom Mut seine Träume zu leben
Angelika Gulder im Gespräch
25 - 27 Der Mut zum Ich
Angelika Gulder im Gespräch
28 - 29 Sprung aus den Wolken
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Udo Albrecht im Gespräch
30 - 35 „Ich hatte nie daran gezweifelt,
dass ich das kann!“
Jochen Mass im Gespräch
36 - 37 Das Glück liegt jetzt Down Under
Roswitha Klopfer im Gespräch
38 - 41 „Den klassischen Flirt wird es immer geben!“
Maria Klein im Gespräch
42 - 43 Lernen, mit der Angst umzugehen
Dieter Schiebel im Gespräch
44 - 47 „Mut ist mehrdimensional“
Bea Engelmann im Gespräch
48 - 49 Zitate zum Thema Mut
50 - 53 „Rock your Life!“
Elisabeth Hahnke im Gespräch
www.grieshaber-group.com
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Grieshaber ǀ motion 06
Focus
www.grieshaber-group.com
Focus
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Grieshaber ǀ motion 06
Focus
Focus
Statements zum Thema Mut
Wann waren
Sie
mutig?
Im Sommer 1987 habe ich meinen Vertrag am Stadttheater
Konstanz gekündigt, ich war 40, und nahm mein Leben neu in
die Hand.
So aufregend, abwechslungsreich, erfüllt und fordernd waren
die folgenden Jahre, dass ich nun bereit war, mich für einen
längeren Zeitraum einem ruhigeren Charakter einer „Johanna
Faller“ anzuvertrauen – ein Kreis hat sich geschlossen:
Mit meiner Bäuerin „Antonia“ in „Der Polenweiher“, einer Uraufführung am Stadttheater Konstanz fing die Wegsuche an... und
bekam den entscheidenden Impuls durch die darauffolgende
Verfilmung mit dem SWF – ich wurde als einzige vom Ensemble
in die Filmbesetzung übernommen
Ursula Cantieni
Heute weiß ich, es war meine Eintrittskarte: ich habe den
Sprung gewagt, und 7 Jahre später kam die Anfrage vom
damaligen SWF, ich hätte vor Jahren doch schon mal in einem
Film eine Bäuerin gespielt... glaubhaft –
...wenn alle Kräfte versammelt sind, wenn jede Faser meines
Herzens, meines Kopfes und meines Körpers es will, dann kann
der Schritt ins Freie, ins Ungewisse gelingen – kann...
Johannes King
Mike Klais
Ob und wie viel Mut Du hast, weißt Du nicht im Voraus. Es zeigt
sich erst, wenn Du überraschend herausgefordert wirst und nicht
abhauen kannst. Oder willst.
Ich hatte gerade einmal 17 Sprünge absolviert, als mir zum ersten
(und einzigen) Mal der Fallschirm nicht aufging. Das heißt, er war
schon draußen, aber er konnte sich nicht entfalten. Man nennt
das ein Brötchen. Die Zeit, daran zu arbeiten, ist begrenzt. Klappt
das nicht, kann man sich noch komplett vom Schirm trennen und
geht dann wieder in den freien Fall. Dann gibt es noch eine Chance, den kleinen Rettungsschirm.
Ich habe mich hinterher gewundert, wie kontrolliert und kühl das
alles ablief. Mut zu entschlossenem Handeln war genau dann da,
als er gebraucht wurde.
Geschäftsführer Marken-Golf.de
Mut ist, wenn man seine Gesundheit oder
sein Vermögen für jemand anderen einsetzt
... ohne Gewinnabsicht, ohne Rücksicht auf
sich selbst. Ein Erlebnis, welches ich deshalb als „mutig“ bezeichnen würde, ist
mein Eingreifen als ich beobachtete, wie
ein mir körperlich überlegener Mann eine
Frau am Straßenrand festhielt, offensichtlich im Streit. Man könnte auch Mut durch
Courage ersetzen.
www.grieshaber-group.com
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Mutig war es, mit 28 Jahren - und zwar am 31. Oktober vor
der Entscheidung zu stehen, ab 1. November den damaligen Betrieb – das Restaurant Grand Slam im Berliner
Grunewald zu pachten und alles unter Eigenregie zu führen,
oder ab 1. November mit der ganzen Mannschaft vor verschlossenen Türen zu stehen.
Es war eine schnelle Entscheidung, obwohl damals gerade
unser drittes Kind unterwegs war und durch die Selbständigkeit wesentlich mehr „Nebenarbeiten“ auf mich zukamen. Nicht Augen zu und durch, sondern mit einer guten,
soliden Handwerksgrundlage einen nächsten Schritt zu tun.
Luzia Ellert / Collection Rolf Heyne
Claudius Marx
Johannes King
DAS KOCHBUCH VON
LAND UND MEER
www.collection-rolf-heyne.de
18 Punkte im Gault Millau und einen Michelinstern innerhalb von 3 Jahren waren ein wirklich guter Lohn für den Mut.
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Grieshaber ǀ motion 06
Focus
Focus
Dani Aufdenblatten Pilot
Zum Thema „Mut“ habe ich ein wunderbares Zitat von
William Faulkner gelesen: „Mancher wird erst mutig wenn er
keinen anderen Ausweg mehr sieht“.
Ein kurzes Interview mit Joey Kelly zu seinen extremen sportlichen Leistungen
die er seit Jahren mit starkem Willen, Mut und Ausdauer bewältigt.
Ich glaube in der Rettungsfliegerei kommt dies oft zum Tragen. Es gibt viele Standartsituationen, in denen man „blind“
die Routine und das Training abrufen kann. Aber oft entstehen
Umstände in denen man das Resultat nur schwierig abschätzen kann. Das Unbekannte herauszufordern erfordert Mut,
und das kann auch bedeuten die eigene Angst zu überwinden!
Herr Kelly, Sie laufen ma
l eben so zu Fuß 900 Kilo
meter durch Deutschland
begeben sich mit Marku
,
s Lanz auf einen Wettla
uf
durch die Antarktis oder
nehmen innerhalb von
12 Monaten an acht Iro
nman-Wettbewerben teil
Wie verrückt muss man
.
eigentlich sein, um sich
solchen extremen
Herausforderungen zu
stellen?
Joey Kelly
Dafür muss man nicht
verrückt sein. Ich sehe
es eher als Abenteuer
und sportliche Herausfo
rderungen, die man sic
h vornimmt.
Vielleicht kann man von
„positiv verrückt“ im Sin
ne einer
Leidenschaft sprechen.
Richard Lehner Bergführer und Rettungsspezialist
Als mutig wird man in unserer Gesellschaft meistens
bezeichnet, wenn man sein eigenes Leben riskiert um eine
besondere Leistung zu erbringen oder anderen Menschen zu
helfen. Dabei wir oft vergessen, dass durch gutes Teamwork,
Training und Vertrauen das Erreichen einer Leistung oft unterschätzt wird.
Dieses relativiert das Wort „Mut“ oder anders gesagt
minimiert dass Risiko das man auf sich nimmt bei einem Rettungseinsatz. Nach unserem Rettungseinsatz im Himalaja auf
7000 Meter haben wir viele Preise erhalten für unseren „Mut“.
Als verantwortungsvolle Familienväter nehmen wir sicherlich
nicht leichtsinnig ein Risiko auf uns, dass uns bei unserem
Job das Leben kosten könnte.
Mit einem seriösen Risiko Management und Courage könnte
jedermann /Frau „mutig sein“.
Sie sind Künstler, Manag
er und obendrein auch
noch
Familienvater. Woher neh
men Sie eigentlich die
Kra
ft,
auch noch so viel Extrem
sport zu betreiben?
Der Ausdauersport ist
für mich ein guter Ausgl
eich
zu meinem restlichen
Alltag.
Wie kann man die Willen
skraft trainieren.
Haben Sie da ein paar
Tipps für unsere Leser?
Indem man sich konkre
te Ziele setzt, diese dis
zipliniert
verfolgt und sich für das
Erreichen der Ziele ein
setzt.
Mit der „Kelly-Family“ wa
ren Sie ja früher sehr erf
olgreich.
Was hat Sie denn die dam
alige Zeit im Scheinwerf
erlicht
gelehrt, was auch heute
noch Einfluß auf Ihr Leb
en hat?
Rainer Gottberg
Sylter Kapitän des hochseetauglichen Sportangelschiffes
Wir haben lange Zeit auf
der Straße gelebt und
nach 20 Jahren
mit etwas Glück den Du
rchbruch geschafft. Me
ine
Eltern haben
dabei ein optimales Fu
ndament geschaffen.
Für mich war das dam
alige Leben ein ungew
öhnliches Abenteuer,
das mir immer in Erinn
erung bleiben wird. All
erdings vermisse ich
das Leben von damals
nicht, heute ist es sch
öner.
„Traumfänger“.
Besonders mutig war es nicht mit 19 Jahren der Berliner
Heimat – vorerst - den Rücken zu kehren. Aber als Jungspund (1970) auf die Hebriden zu fahren um als Fischhelfer
auf einen Kabeljautrawler zu gehen, das war schon mutig.
Mittlerweile sind Sie ja
auch als Coach tätig, hab
en Bücher über Ihre
Erfahrungen geschrieb
en und halten sehr erfolg
reic
h Vorträge.
Was geben Sie Ihren Zu
hörern dabei mit auf den
Weg?
Hätte ich gewusst was auf mich zukommt – und damit meine ich die schier unüberwindlichen Wasserberge gegen die
das Schiff regelmäßig ankämpfen musste – hätte ich das
freiwillig nicht getan. Es war die Abenteuerlust, die Chance
Luzia Ellert / Collection Rolf Heyne
auf die schnelle Mark und der gute Vorsatz, das man alles
schaffen kann wenn man nur will. Keine Sekunde bereue
ich diese Zeit.
www.grieshaber-group.com
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Der Begriff „Coach“ ist
falsch, ich sehe mich ehe
r als Referent.
Dabei halte ich Vorträge
für Unternehmen zum
Th
ema „Zielsetzung“
und gehe auf die Paral
lelen zwischen Erfolg
in
ein
em
Unternehmen
und sportlichem Erfolg
ein. Die Ziele aus beiden
Be
rei
chen sind eng
miteinander verknüpft
.
Was ist denn Ihr nächst
Fotos: Thomas Stachelhaus
Kohle & Kotzen war die Devise – beides hat funktioniert.
en Ziel, Ihre nächste ext
reme Herausforderung?
Anfang 2013 werde ich
einen 250 km-Lauf über
den zugefrorenen
Baikalsee in Sibirien abs
olvieren.
Herzlichen Dank Herr Ke
lly für das Interview und
viel Erfolg bei Ihren we
Herausforderungen, in
iteren
allen Bereichen in denen
Sie sich ihnen stellen.
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Grieshaber ǀ motion 06
Focus
Focus
Dr. Michael Groß ist einer der erfolgreichsten Schwimmer aller Zeiten. Dreimal wurde er
Olympiasieger, fünfmal Weltmeister und viermal wurde er zum „Sportler des Jahres“ gewählt.
Neben diesen sportlichen Erfolgen studierte er Germanistik, Politik und Medienwissenschaften
und promovierte 1994 zum Dr. phil. Parallel war er seit Anfang der 90er Jahre zunächst im
Journalismus und in der Kommunikationsbranche tätig. Seit 2001 ist er Inhaber einer Beratung
für Change Management & Talent Management in Unternehmen. Motion sprach mit ihm über den
Mut, Neues auszuprobieren und Dinge zu verändern.
Wie sind Sie mit Fehlern und Niederlagen auf Ihrem
Weg umgegangen ?
Im Sport gibt es hier ja ein starkes Schwarz-Weiß-Denken. Es gibt immer nur einen Gewinner, der Zweite bei den
Olympischen Spielen ist schon nicht mehr so interessant.
Zudem reduzieren sich die Möglichkeiten allein auf die
Wettkampfsituation. Die Arbeitswirklichkeit ist komplexer,
dafür hat man jeden Tag die Möglichkeit, kleine Siege zu
erzielen. Zum Beispiel bei Ausschreibungen mitzumachen.
Zu jeder Niederlage, wie beispielsweise dann den Zuschlag
für ein Projekt nicht zu bekommen, gehört für mich eine gewisse „Trauerarbeit“, eine Nacht darüber zu schlafen. Dann
kann´s wieder weiter gehen.
Herr Dr. Groß, noch während Ihrer sportlichen Karriere haben Sie Germanistik sowie Politik- und Medienwissenschaften studiert, später promoviert und mittlerweile 3 erfolgreiche Unternehmen gegründet. Ihren
beruflichen Alltag prägt heute Ihre Tätigkeit als Berater
mit dem Schwerpunkt Change Management und Talent
Management in Unternehmen. Gibt es Parallelen zwischen persönlichem und unternehmerischem Wandel ?
Aus meiner Sicht sind die Unterschiede größer. Im
Bereich des persönlichen Wandels geht es ja meist
darum, wie jemand seine eigenen Perspektiven am besten
entwickeln kann. Im Bereich Change Management gilt es,
individuelle Perspektiven mit institutionellen Strategien
und Aktivitäten zu verbinden . Der einzelne Mitarbeiter
fragt sich, was bedeutet der Wandel für mich, welche
Chancen habe ich, was ist zu tun? Für Unternehmen ist es
deshalb essentiell, die Veränderung so zu organisieren,
dass die Vorteile für Organisation und Mitarbeiter sowie
der Weg dorthin klar werden.
Herr Dr. Groß, Neues zu wagen und konsequent Ziele
zu verfolgen, ist Ihr Lebensmotto. Wann haben Sie in
Ihrem Leben mutige Entscheidungen getroffen?
Eine beruflich mutige Entscheidung von mir war, das
Unternehmen, das ich jetzt führe, 2001 während der New
Economy Krise zu gründen. Zuvor hatte ich in den Boomzeiten Ende der 90er Jahre nach 5-jähriger Selbständigkeit
mein erstes Unternehmen verlassen, um eine berufliche
Herzenssache, mein jetziges Unternehmen, umzusetzen.
Privat haben wir gleichzeitig unser neues Haus gebaut, was
zu dieser Zeit auch ein hohes Risiko war, da ich beruflich
ja 1,5 Jahre ohne sichere Einkommensquelle alleine unterwegs war. Grundsätzlich ist Mut für mich eine eher alltägliche Sache, nicht an Extremsituationen auszumachen.
Auf welche Ihrer persönlichen Stärken konnten Sie
dabei zurückgreifen ?
Am Ball zu bleiben, wenn eine Entscheidung einmal getroffen wurde, auch wenn Ungewissheit da ist, viele Einflüsse nicht absehbar sind, ich nenne es den Dranbleib-Faktor.
Sicher auch mein Durchsetzungsvermögen und meine Fähigkeit, Prioritäten zu setzen.
In Ihrem Buch „Siegen kann jeder“ schreiben Sie zum
Thema „Neues wagen“: „Erst wer aufbricht, weiß, wie
weit seine Kräfte tragen.“ Sind Sie auch mal Hindernissen begegnet ?
Ja klar, ständig. Der größte Fehler ist aus meiner Sicht,
zu versuchen keine Fehler zu machen. Im Sport waren es
Verletzungen und Unfälle, die es nötig machten, Pläne umzustellen, obwohl der Zeitpunkt für Wettkämpfe ja derselbe
blieb. Im beruflichen Bereich musste ich häufiger umplanen, wenn Produkte den Markttest nicht bestanden oder
Mitarbeiter das Unternehmen verlassen haben.
www.grieshaber-group.com
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Grieshaber ǀ motion 06
Focus
Focus
»Siegen heißt, eine
mutige Entscheidung
zu treffen und diese
zu verfolgen«
Prophet wenig im eigenen Land. Für die Mitarbeiter übernehmen wir dann in schwierigen Situationen auch temporär
eine Vertrauensrolle. Wir sind dann neutraler Ansprechpartner, zum Beispiel im Rahmen einer Sprechstunde, ähnlich
wie beim Arzt. Oder wir moderieren einen „Runden Tisch“ mit
Geschäftsführung und Betriebsrat, bei dem jeder Mitarbeiter
teilnehmen kann, wenn er zuvor eine konkrete Frage eingereicht hat. Die Ergebnisse werden dann an alle Mitarbeiter
kommuniziert.
Sie beschäftigen sich beruflich auch mit dem Thema
Talent Management. Was zeichnet aus Ihrer Sicht ein
unternehmerisches im Vergleich zu einem sportlichen
Talent aus ?
Die Unternehmenswelt ist komplexer als der Sport.
Der Unternehmer unternimmt etwas auch für andere, hat
klare Vorstellungen, was er gemeinsam erreichen möchte.
Er zeigt die große Linie auf und ist in der Lage, Vertrauen
aufzubauen und zu begeistern, auch im Alltag mit seinen
vielen Herausforderungen Die Sportwelt ist eindimensional
auf den Wettkampf mit klaren Regeln fokussiert
An der „Frankfurt School of Finance and Management“
sind Sie außerdem Lehrbeauftragter für Personalführung
und Unternehmenskultur. Was bringen Sie Ihren Studenten über Mitarbeitermotivation bei ?
Niemand kann auf Dauer von außen motiviert werden.
Aber jeder Mitarbeiter möchte grundsätzlich etwas leisten.
Diese Grundhaltung gilt es, zum Leben zu erwecken, die
Motivation der Mitarbeiter freizulegen. Indem man ihnen Perspektiven, ein attraktives Arbeitsumfeld und Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Ganz wichtig ist auch, die Rolle jedes
Einzelnen und den Beitrag für den Gesamterfolg des Unternehmens darzustellen. Es geht darum, Mitarbeiter zu Gewinnern zu machen. Finanzielle Anreize taugen selbst bei relativ
Wie entstehen „mutige“ Veränderungen in Unternehmen?
Durch überzeugte Führungskräfte, denn nur wer brennt,
kann Feuer entfachen. Diese Menschen haben eine Lösung
im Kopf, eine Perspektive, und sie möchten die anderen Mitarbeiter mitnehmen. Dieser Punkt ist ganz wichtig: sie müssen intern auch als Kommunikatoren fungieren. Weiterhin
müssen die notwendigen Ressourcen geschaffen werden für
Veränderung und entsprechende Kompetenzen eingebracht
oder aufgebaut werden.
Wie kann man sich Ihre Rolle als „Veränderer“ in
Unternehmen vorstellen und wie gehen Sie in diesen
Projekten konkret vor ?
Wir übernehmen beispielsweise die Projektleitung, wenn
ein Mittelständler von einem Konzern übernommen wurde.
Meist stehen bei solchen Übernahmen ja die technischen
Themen im Vordergrund. Unsere Aufgabe sind die weichen
Faktoren, sei es den Mitarbeitern die Gründe und die Vorteile
des Zusammenschlusses zu vermitteln, mögliche neue Karrierewege zu erarbeiten oder notwendige Weiterbildungen
zu organisieren. Die Ziele jeder Veränderung kommunizieren
wir im Rahmen einer Master Story, einer kompakten Zusammenfassung für die Mitarbeiter mit allen Themen der Veränderung.
Welche Rolle spielen dabei Manager und Mitarbeiter
in den Unternehmen und wie unterstützen Sie sie, diese
Herausforderungen zu meistern ?
In Workshops und als Sparringspartner in Einzelgesprächen machen wir Führungskräfte fit, zum Beispiel Mitarbeiter-Dialoge richtig zu führen und ihrer Rolle als „Übersetzer“
des Wandels gerecht zu werden, das heißt strategische Entscheidungen in die Sprache der Mitarbeiter zu übersetzen.
Wir geben möglichst Hilfe zur Selbsthilfe. Aber häufig gilt der
www.grieshaber-group.com
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einfachen Tätigkeiten, wie Fließbandarbeit, nur mittelfristig,
bei komplexeren Tätigkeiten, zum Beispiel in der Forschung
und Entwicklung, noch weniger.
Herr Dr. Groß, Ihr 2011 erschienenes Buch trägt den
pointierten Titel „Siegen kann jeder-jeden Tag die richtigen Fragen stellen“. Ist wirklich jeder von uns zum Sieger geboren ? Was ist Ihre Definition von Siegen ?
Siegen heißt nicht, jemand anderen zu besiegen. Sondern beispielsweise eine mutige Entscheidung zu treffen
und diese zu verfolgen. Ein persönlicher Sieg ist es, ein
wichtiges selbstgestecktes Ziel zu verfolgen, gegen alle
Widerstände, nicht allein es zu erreichen.
Sie haben im Schwimmen alles erreicht, was es zu
erreichen gibt. Als dreifacher Olympiasieger und fünffacher Weltmeister sind Sie einer der erfolgreichsten
Schwimmer Deutschlands. Viermal wurden Sie zum
„Sportler des Jahres“ gewählt. Gibt es für Sie noch
persönliche Siege ?
Ein wichtiger persönlicher Sieg ist für mich heute zum
Beispiel, ein Projekt im Job erfolgreich abzuschließen. Dazu
brauche ich keine Medaillen, kein Siegertreppchen, nur das
Bewusstsein für die eigene Leistung.
Herr Dr. Groß, vielen Dank für das Gespräch.
www.gross-cie.com
Das Interview führte Katja Tonne-Grieshaber
Zusammen mit seiner Frau Ilona Groß führt Dr. Michael
Groß seit 2001 die Beratungsgesellschaft Groß & Cie. in
Königstein im Taunus. Die Schwerpunkte seiner Beratung
liegen in den Bereichen Change Management, Coaching
& Events und Talent Management.
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Grieshaber ǀ motion 06
Focus
Focus
Ein Unternehmer
fordert das
GolfschlägerEstablishment heraus
Mike Klais ist gegenwärtig Gründer und Gesellschafter des Unternehmens
Marken Golf.de. Sein Unternehmen bietet Fitting Services für Golfschläger an und
ist mit der Bagger Vance Serie auch mit einer eigenen Marke am Schlägermarkt
vertreten. Mike Klais ist seit seiner Jugend mutiger und kreativer Unternehmer als
auch Querdenker. Das Schubladendenken und der stoische Lehrstoff machten ihn
früh zum Schulabbrecher. Die erste Erfüllung seiner Wissbegierde fand er in der
Lehre als Mechaniker für Rennmotoren bei BMW. Danach machte sich Mike Klais
selbstständig und lernte nebenbei die Berufe Schreiner sowie Metallbau. Durch
seine Faszination für Globetrotter kam es zur Entwicklung von Schlafsäcken und
Zelten für Abenteurer, infolge dessen zum Aufbau einer Näherei und einer Druckerei. Sein Zick-Zack-Kurs durch die Branchen hatte jedoch einen klaren Fokus:
Wissen aufsaugen. Seine technischen Fähigkeiten und seine Erfahrung in der Produktvermarktung bahnten ihm den Weg ins Marketing für große Firmen wie Suzuki,
Buderus oder Seidensticker. Durch einen Zufall entdeckte er die Welt des Golfsports.
Erzähle uns aus Deinem Leben - wie hat es mit Deiner Leidenschaft zum
Golf begonnen und wann wurde für Dich ein ernsthaftes „Business“ daraus?
Hätten da nicht drei alte Eisen (Golfschläger) am Wertstoffhof neben dem Alteisencontainer auf mich gewartet, würde ich heute wahrscheinlich etwas anderes
machen. Der alte Herren Sport „Golf“ kam mir nie positiv in den Sinn. Mit diesen
alten Eisen suchte ich mir ein ruhiges Feld und probierte mich an ein paar Bällen. Es
war tatsächlich der erste Schlag, der wie aus dem Ärmel geschüttelt kam und mir
signalisierte: das ist es! Danach fing in Bezug auf meine golferischen Fähigkeiten
eine lange Durststrecke an. Viel Glauben an anderer Leute Meinung und Wissen,
viel Fehlversuche, viel Frust, zu viel Kraft im Schwung. Dann fing das Denken an
und das Selbstbewusstsein kam durch: Analysen, Hintergründe, Regeln brechen.
Am Ende steht nun ein Unternehmen, dass Golfschläger anders konzipiert.
Was ist an Eurem Konzept der Schlägerentwicklung anders?
Klassische Schlägerhersteller fokussieren ihre Ressourcen auf die Entwicklung
des neuesten Materials und der Vermarktung desselben. Durch das Material lässt
sich aber nicht mehr viel verbessern, der Schlüssel liegt in der Fertigungsgüte
und der Passform. Unser Fokus liegt auf der natürlichen Biometrie und auf der
Gewichtsverteilung eines Schlägers. Ich sehe einen Golfschläger quasi als dritten
Arm eines Spielers, was ein ganz anderes Konzept an sich ist. Wir entwickeln hier
auch verschiedenste Produkte selbst, bis hin zu Mehrkomponentenschäften.
www.grieshaber-group.com
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Mike Klais, Gründer und
Geschäftsführer von
Marken-Golf in Chieming
am Chiemsee.
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Grieshaber ǀ motion 06
Focus
Was erwarten Kunden von ihrem Besuch, wenn sie zu Euch kommen?
Nicht weniger als die Lösung ihrer
Schwungprobleme. Dies klingt bei der
ersten Betrachtung vermessen. Aber
unsere Kunden sind oft frustriert, weil
sie schon alles ohne Erfolg getestet
haben. Hier ist eine wertfreie, leider
oft wenig schmeichelnde Beratung und
Analyse der Einstieg. Aber als echter
Golfer muss man hier durch. Jeder
Focus
kann gut golfen, aber jeder muss individuell behandelt werden.
Wie kam es zur Eigenmarke Bagger
Vance? Und was unterscheidet diese
Schläger vom Rest?
Gute Produkte sind das eine, Marketing das andere. Es gibt endlos
Beispiele von echten Novitäten, die
jahrelang dahin siechten, bis jemand
kam, der die Werbetrommel zu be-
dienen wusste und/oder den Zugang
zum Markt hatte. Den Zugang hatte
ich nicht, aber die Erfahrung in Sachen
Marketing. „Bagger Vance“ klingt jedem
Golfer vertraut. Der gleichnamige Film
(mit Matt Damon und Will Smith, Anm.
d. Redaktion) hat seinen Beitrag dazu
geleistet. Nebenher führen wir noch die
Marken Prowinn, x-mike und Longhitter.
Wieso ist ein individueller, gefitteter
Satz so wichtig? Was für Erfolge hatten Deine Kunden damit?
Bei Schuhen ist jedem klar, dass es
unterschiedlichste Größen geben muss.
Bei Golfschlägern ist nach wie vor der
Stand, dass es die Größe „Herren“ und
„Damen“ gibt. Die Industrie ist bemüht,
diesen Irrglauben aufrecht zu erhalten,
spart er doch jede Menge Geld bei
Logistik und Lagerhaltung. Geht man
der Sache jedoch auf den Grund, findet man ziemlich genau 20% Golfer,
zu denen die Standardlängen passen.
Alle anderen haben dann zu lange oder
zu kurze Golfschläger und müssen im
Schwung dies kompensieren. Der Golfschwung ist nach dem Stabhochsprung
die komplexeste Bewegung, die es gibt.
Wenn man hier auch noch etwas kompensieren muss, wird es richtig kompliziert. Viele Golfer haben erst durch uns
„richtig“ zum Golfsport gefunden. Die
Geißel des Golfers, der Slice, ist oft in
falschen Golfschlägern begründet - ein
für uns weites Feld für zufriedene Kunden.
Besetzt Ihr mit Individualanfertigungen eine Nische, die überwiegend
aus zahlungskräftigen Kunden besteht?
Sicher ist es eine Nische, da der
Markt und auch die Magazine an diesem Punkt ungern rühren. Ich verdamme die Branche nicht, denn dies tut
sie selbst. Alle leben vom Verkauf, aber
große Konzerne leben von Prognosen
und Aktienkursen. Da muss jedes neue
Produkt noch besser sein als das alte,
beim Golfschläger also immer wieder
„einfacher, weiter, besser“ - was technisch nicht geht. Die Schlagweite lässt
www.grieshaber-group.com
20
sich durch kein XY-Material erhöhen,
es handelt sich hier größtenteils um die
klassischen Marketingphrasen.
Dies schafft uns eine Nische der
mündigen Kunden. Dass es hier nur
Besserverdiener gibt, kann ich nicht bestätigen. Unsere Kunden sind allesamt
golfverrückt und -interessiert, das wäre
der gemeinsame Nenner. Sicher gibt
es viele, die nicht auf den Preis sehen
müssen. Aber es gibt ebenso viele, wo
wir vernünftig Kosten kürzen müssen.
Ich bin hier vorbehaltlos auf die Spielverbesserung für den Kunden orientiert - unabhängig vom zu erwartenden
Umsatz - und trimme auch meine Leute darauf. Langfristig ist dies die beste
Strategie.
Kommen Deine Kunden über klassische Werbung zu Euch oder läuft
vieles über Mundpropaganda?
Mundpropaganda ist unser Motor. Daneben sind wir in den wichtigen
Suchmaschinen bestens vertreten und
betreiben auch ein Kundenforum, bei
dem auf uns geschimpft werden darf.
„Lob und Tadel“ sind im Umbruch und
die Hersteller müssen lernen, schlechte
Kritik oder Reklamationen zum Guten
zu wenden. Dies gelingt nicht immer,
aber Transparenz, Ehrlichkeit und Kommunikationskultur werden honoriert.
Wer sind aus Deiner Sicht mutige
Menschen der Gegenwart und auch
der Vergangenheit?
Mutig ist für mich jeder, der sein
Leben lebt, wie er möchte. Ob als Clochard unter der Brücke oder als Karibikinselbesitzer mit Luxusjacht, sofern
diese nicht ererbt oder erschwindelt ist.
Namen kann ich keine nennen, dafür
lese ich zu wenig, denn in den Medien
stehen nur die, die dort stehen sollen.
Mainstream und Gedanken-Take-away.
Es gibt zu wenig mutige Menschen, zu
wenig Rebellen und zu viele Kluge, die
schweigen.
Hast Du einen favorisierten professionellen Golfer auf der PGA oder
European Tour?
Nein, diese Szene verfolge ich auch
nicht, da hier die Werte, die ein Ben
Hogan, Sam Snead oder Henry Cotton (und viele andere) vertreten haben,
nicht mehr Maxime sind.
Gehst Du manchmal noch Cross golfen - und hat sich Deine Einstellung
dazu inzwischen geändert?
Cross golfen gehe ich nicht mehr, da
man auf dem Golfplatz die Bälle leichter findet. Insgesamt sind mir aber die
aktuellen Golfplätze zu breit, zu einfach
und zu stark mit Pestiziden/Fungiziden
behandelt. Nach meinem Geschmack
dürfte alles natürlicher und ruppiger
sein. Wer damit Probleme hat und stattdessen sortenreine Grasflächen als Abschlag benötigt, der hat den tiefen Sinn
des Golfens nicht verstanden.
Glaubst Du, dass sich über die Aufgabe des günstigen Produktionslandes hinaus auch neue Marken aus
den Ländern China oder Indien im
Top Segment etablieren werden?
Nein, dazu ist das Verständnis, wie
hohe Qualität zu definieren ist, zu unterschiedlich.
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Du hast im Leben viel unternommen.
Soll man auf sein Schicksal vertrauen
oder das Leben selbst gestalten?
Ich bin davon überzeugt, dass man
trotz Talenten das Leben so gut gestalten
sollte wie es einem möglich ist. Wichtig ist
auch, Werte zu haben. Heute liegt der Fokus zu sehr auf Konsum.
Wo soll deine Firma in 5 Jahren stehen?
Sie soll weiterhin den Bedarf des
Marktes optimal erfüllen. Ich will aber
immer noch frei tätig sein. Frei im Sinne
eines direkten Führens und Arbeitens,
ohne Systeme und Hierarchien. Eine Ausweitung der Dienstleistungen in artverwandte Leistungen ist natürlich denkbar.
Was willst Du in Deinem Leben noch
erreichen?
Ich bin zwar in dem Alter, wo man
Ruhe geben sollte. Aber mich treibt es
weiter. Die Golfsparte wird sicher bleiben,
da Golf ein endloses Thema ist. Man lernt
im Schwung sich selbst kennen - und seinen Spielpartner. Zuvor muss man aber
lernen, alles wahrzunehmen. Wer hier
„open minded“ einsteigt, steigt so schnell
nicht mehr aus. Aber abgesehen von der
Weltherrschaft und „König von Europa“
beschäftige ich mich noch mit den Themen Energie, Kunst und dem Leben ohne
Supermarkt. www.marken-golf.de
Das Interview führte Andreas Grieshaber
Grieshaber ǀ motion 06
Vom
Mut,
sei ne zu
Träume
leben
Focus
Focus
Tag des Erwachens
Fliegen lernen, auswandern, den Traumjob oder -partner finden, ein Baby bekommen, ein eigenes Haus haben, sich endlich selbstständig machen. Jeder hat Träume. Manche begleiten uns ein halbes Leben, bis sie wahr
werden. Manche entstehen erst im Laufe unserer Entwicklung. Und manche ändern ihr Gesicht, während sich
in unserem die ersten tiefen Falten bilden. Lebensträume sind langfristig wiederkehrende, intensive, hoch positiv besetzte Wünsche, Bedürfnisse und Gedanken in
Bezug auf Personen, Dinge, Lebensumstände und Inhalte.
Sich der eigenen Lebensträume bewusst zu werden und sie
zu erfüllen, ist nichts, was Menschen, die wir im Fernsehen
sehen oder über die wir in der Zeitung lesen vorbehalten ist.
Lebensträume gehen uns alle an. In jedem Leben gibt es
unerfüllte Sehnsüchte, ungelebte Potenziale und geheime
oder gar „verbotene“ Wünsche.
In den ersten Jahren als Coach war ich davon überzeugt,
wer seine Berufung gefunden und den richtigen Job hat, ist
erfüllt und glücklich. Doch dann begegneten mir immer mehr
Menschen, bei denen es um viel mehr ging; die auch vom Haus
am See träumten, einen eigenen Fußballclub haben oder die
höchsten Berge besteigen wollten. Ich verstand: Nicht nur der
Job muss wirklich zu uns passen, sondern auch alles andere.
Jeder Mensch kommt etwa in der Lebensmitte an einen
Punkt, an dem er sein Leben (noch einmal) in Frage stellt.
C.G. Jung nannte diesen Moment den „Zeitpunkt des Erwachens“. Dann ist die „Individuation“ an der Reihe, die
Befreiung unseres wahren Wesenskerns. Das heißt, sich
nicht mehr danach zu richten, was „man sollte“ oder was
„im Allgemeinen“ richtig wäre, sondern seine eigene innere
Wahrheit zu finden. Eines Tages wachen wir auf und realisieren, dass die Hälfte unseres Lebens bereits vorbei ist. Ein
guter Moment, um zu entscheiden, was man mit dem Rest
seines Lebens anfangen will.
Wesenskern und Lebensträume
Der Psychologe und Traumforscher C.G. Jung ging
davon aus, dass in unserem Inneren, unserem Wesenskern,
schon bei der Geburt alles angelegt ist, was wir verwirklichen
können und auch sollen, um ein erfülltes und authentisches
Leben zu führen und glücklich zu sein. Der Wesenskern
beinhaltet unser gesamtes Potenzial. Damit wir uns nicht
gemütlich in unserer Komfortzone einkuscheln, sondern es
tatsächlich leben, sendet das Unterbewusstsein immer wieder Botschaften in Form von Lebensträumen. Wonach wir
uns aus tiefstem Herzen sehnen, können wir auch realisieren. Es ist Teil unseres Lebensplans. Mit Potenzial allein ist
es aber nicht getan. Ich muss auch bereit sein, mich voll
einzusetzen und statt abends auf der Couch zu liegen, die
nötige Fortbildung für meinen Traumjob zu machen oder
den Nebenjob zu finden, um mir den Traum von der Weltreise zusammenzusparen. Die meisten Träume scheitern
nicht, weil sie unerfüllbar sind, sondern weil die Menschen
zu bequem sind und sich ständig sagen, warum etwas sowieso nicht geht, statt sich zu fragen, wie es gehen könnte.
Als Kind träumt man oft noch von einem aufregenden Job,
dem idealen Partner oder davon, ein berühmter Künstler
zu sein, doch je älter man wird, desto mehr übernimmt der
Verstand die Kontrolle. Man ergreift einen „vernünftigen“
Beruf, passt sich den Rahmenbedingungen an und tut, was
alle tun. Das gilt für den Job, aber auch für Partnerschaften,
Wohnorte, Besitz, Freunde und alles andere in unserem Leben.
Wieso schränken wir uns so sehr ein? Heiraten, Kinder haben, die Karriereleiter rauf, ein Häuschen in der Vorstadt. Ist
es wirklich das, was wir wollen?
www.grieshaber-group.com
22
Eigene und übernommene Träume
Wenn Sie heute sterben würden, hätten Sie dann das
Gefühl, wirklich gelebt zu haben? Könnten Sie heute diese Welt verlassen und würden zufrieden auf Ihr Leben
zurückblicken? Haben Sie erfüllt, wovon Sie geträumt
haben? – und waren das wirklich Ihre eigenen Träume?
Menschen machen den Doktortitel, übernehmen die Arztpraxis oder den Bauernhof, auch wenn es in ihnen eine Sehnsucht nach einem ganz anderen Leben gibt. Studieren, weil
die Mutter sich das immer gewünscht hat, obwohl sie lieber Goldschmied geworden wären. Halten die unglückliche
Ehe aufrecht, um den Eltern das Gerede der Nachbarn zu
ersparen. Die Medien tun ihr Übriges, indem sie weismachen, wenn wir jenes Objekt haben oder dieses Aussehen,
dann wird unser Leben glücklich. Und so träumen manche vom Porsche oder dem neuen Busen, ohne dahinter
ihr Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung zu erkennen.
Die Quelle dafür liegt in unserer Kindheit. Wir wollen unsere
Eltern nicht enttäuschen oder möchten etwas wahr machen,
was ihnen nicht möglich war. Oder wir möchten haben, was
alle haben, damit wir dazu gehören und „etwas darstellen“.
Aber niemand ist dafür geschaffen, sein Leben nach einem
äußeren Maßstab, der Gesellschaft oder anderen Menschen
auszurichten. Es geht um unsere eigene Wahrheit. Wir können entscheiden, in welchem Land wir leben, mit wem wir
zusammen sein, was wir beruflich tun und sogar wie wir aussehen wollen. Glück und Sinn im Leben finden wir 23
Grieshaber ǀ motion 06
Focus
aber nicht durch immer mehr materiellen Wohlstand, das
außergewöhnlichste Urlaubsziel oder das schickste Auto,
sondern durch die Realisierung unseres inneren Potenzials.
arbeiten und stellt sich dazu einen Künstlerberuf vor.
Später wird daraus dann ein eigenes Café. Oder man
träumt als Kind vom Haus auf dem Land, als Erwachsener fühlt man sich dann auch in der Eigentumswohnung
mit Garten wohl. Die Grundidee, kreativ zu sein oder im
Eigenheim zu wohnen, bleibt dabei aber immer erhalten.
Unsere Träume sind die große Überschrift, unter der sich
dann viele Facetten des Traums zeigen können und realisiert werden wollen. Hermann Hesse hat das so beschrieben: „Man muss seinen Traum finden, dann wird der Weg
leicht. Aber es gibt keinen immerwährenden Traum, jeden
löst ein neuer ab, und keinen darf man festhalten wollen.“
Fahnden Sie nach den Gemeinsamkeiten in Ihren Träumen.
Worum geht es Ihnen wirklich? Wenn Sie das erkannt haben, können Sie es in überschaubare Ziele übersetzen und
angehen. Wobei, Sie müssen Ihre Träume nicht gleich morgen und auch nicht in Gänze erfüllen. Und auch Scheitern ist
nicht schlimm. Forscher sagen, dass uns nicht am meisten
glücklich macht, ein Ziel tatsächlich zu erreichen, sondern es
überhaupt anzustreben. Darum denken Sie lieber zu groß,
als zu klein. Wieso nur ein Zuhause haben? Wo steht, dass
man nicht zwei oder drei Menschen lieben kann? Wieso
nicht mit fünfzig noch mal zur Uni gehen? Wieso nicht die
Weltreise machen, auch wenn man dafür das Haus verkaufen muss?
Verhinderer des Glücks
Was aber hindert uns daran, unsere wahren Träume und
unser Potenzial zu leben? Die unbewussten hinderlichen
Überzeugungen. Wir erkennen sie daran, dass sie uns ständig weismachen wollen, dass unser Traum unrealistisch ist,
unvernünftig, nicht zu schaffen oder nicht erlaubt. Diese
Überzeugungen entstehen in der Kindheit. Wir lernen, was
„richtig“ und „falsch“ ist, was wir glauben zu können und
was nicht. Wachsen wir in idealen Rahmenbedingungen
auf („Probier das ruhig aus, ich fang Dich auf“ und „Toll, wie
mutig Du bist“), verinnerlichen wir die Überzeugung, dass wir
viel oder gar alles erreichen können. Wir glauben an uns und
leben unsere Träume. Sind die Rahmenbedingungen nicht
ideal („Pass auf, sonst fällst Du da runter“, „Lass das, das
tut man nicht“), verinnerlichen wir Überzeugungen, die uns
glauben lassen, dass wir es sowieso nicht schaffen und die
stehen uns dann bei der Erfüllung unserer Träume im Weg.
Unser Wesenskern, das, was wir wirklich sind, ist unter
vielen Schichten von Konventionen, Gewohnheiten und
Anpassungen verborgen. Unsere Lebensaufgabe ist es,
diese Schichten wieder abzutragen und unsere wahren
Träume zu erkennen. Sonst haben wir keine Orientierung,
keinen Kurs im Leben und keine klaren Ziele. Und ohne eigenen Lebensplan, reagieren wir, statt zu agieren und tun
das, was andere wollen oder von uns erwarten, statt das,
was wir wollen und was wir von uns erwarten.
Mut zum Leben Ihrer Träume
Ein Gespräch mit Diplom-Psychologin Angelika Gulder, Bestsellerautorin und Deutschlands Expertin für Karriere und Berufung, über den
Job und die Lebensumstände, die glücklich und erfolgreich machen.
Lange war sie auf der Suche nach dem richtigen Job
und wechselte Branchen und Funktionen. Heute profitiert Angelika Gulder von all ihren Erfahrungen für die Berufs- und Lebensberatung ihrer Kunden. In einer Phase der
persönlichen Neuorientierung entwickelte sie im Jahr 2000 den
Karriere-Navigator, eine Intensiv-Coaching-Methode zur persönlichen Karriereplanung, die seither Tausenden von Menschen geholfen hat, den Beruf und die Lebensumstände zu
finden, die glücklich machen.
Nach zahlreichen Anwendungen und Erfahrungen entwickelte Sie diese Methode weiter zu einer noch ganzheitlicheren Systematik, dem Lebenstraum-Navigator, dessen Ziel das
Entdecken und Erreichen der eigenen wahren Lebensvision
ist, sei es beruflich, aber auch für andere Lebensbereiche.
Und wir hören auch von ihrem eigenen großen Traum, der
Sie seit ihrer Kindheit begleitet und bis heute nicht losgelassen hat: der Wunsch zu Fliegen.
Sie wollten schon immer eine Katze aus dem Tierheim holen? Sich ehrenamtlich für alte Menschen
engagieren? Sie träumen seit Ihrer Kindheit davon, einmal mit dem Orientexpress zu fahren? Dann tun Sie es.
Tun! Sie! Es! Das Leben ist zu kurz für Kompromisse.
Ob Sie Ihre wahren Träume verwirklichen sollen oder nicht,
die Frage stellt sich übrigens nicht. Sie müssen sie verwirklichen, wenn Sie ein erfülltes Leben führen wollen. Denn die
wichtigste Verabredung, die wir in diesem Leben haben, ist
die mit uns selbst. Oder wie C.G. Jung sagte: „Du musst dich
entscheiden, willst du gut sein oder ganz“.
Angelika Gulder
Den eigenen Weg finden
Wie viel Zeit haben Sie sich in den letzten zwölf Monaten
für die Erfüllung Ihrer Lebensträume genommen? Wissen
Sie, was Lebenstraum-Profis von anderen Menschen unterscheidet? Ein Prozent Begabung und 99% Fleiß. Um den
Schlüssel zu seinen Träumen und seinem Glück zu finden,
muss man sich selbst und seine Träume systematisch und
gründlich kennenlernen und bereit sein, Energie, Zeit und
manchmal auch Geld zu investieren, um sie wahr zu machen.
Doch wie geht das? Als erstes machen Sie sich Ihre Bedürfnisse und Sehnsüchte bewusst. Erinnern Sie sich an die
Träume Ihrer Kindheit. Sie sind es wert, ernst genommen zu
werden, als wertvolle, unverfälschte Impulse aus Ihrem Wesenskern. Was wollten Sie werden, wenn Sie groß sind? Wie
wollten Sie leben und lieben? Wollten Sie einen Job haben,
bei dem Sie viel rumkommen? Abenteuer erleben? Wonach
haben Sie sich gesehnt? Wollten Sie frei sein? In Sicherheit?
Ein ganz und gar verrücktes Leben führen? Und wovon träumen Sie heute? Sehnen Sie sich nach einem anderen Job?
Einem Sabbatical? Wollen Sie sich selbstständig machen?
Auf dem Land leben oder in New York? Wovon träumen Sie oft
in der Nacht? Was ist der Inhalt Ihrer Tagträume? Und welche
Themen begegnen Ihnen und faszinieren Sie immer wieder?
Natürlich können Träume sich mit den Jahren auch verändern. Als Kind träumt man vielleicht davon, kreativ zu
www.grieshaber-group.com
Der
Mut
zum Ich
24
Focus
Frau Gulder, Ihr Lebenslauf liest sich wie der eines bunten
Vogels. Sie haben über 30 verschiedene Jobs ausprobiert.
Wie haben Sie schließlich Ihre eigene Berufung gefunden?
Tatsächlich habe ich in den ersten dreißig Jahren meines Lebens nach der Methode Versuch und Irrtum gelebt. Ich habe einfach alle Jobs ausprobiert, die ich interessant fand und teilweise
auch drei bis vier parallel gehabt. Am Ende habe ich mich dann
entschieden, eine Methode zu entwickeln, um meine eigene Berufung zu finden. Und mich dann damit als Coach selbstständig
gemacht.
Warum ist es für uns Menschen so wichtig, einen erfüllenden
Beruf zu finden?
Die meiste Zeit unseres Lebens verbringen wir nun mal
in unserem Job. Wir arbeiten etwa 75.000 Stunden unseres
Lebens. Eine verdammt lange Zeit, um nicht glücklich zu sein.
Was ist Ihr Verständnis von Karriere und Berufung?
Karriere bedeutet für mich nicht, den Weg die Leiter
hinauf zu machen und immer mehr Macht oder Geld zu
bekommen, sondern es bedeutet, den ganz eigenen Weg zu finden und mit allen Kräften zu gehen. Das kann auch ein Job an der
Spitze sein. Muss es aber nicht.
25
Grieshaber ǀ motion 06
In ihren Vorträgen inspiriert und ermutigt
Angelika Gulder Menschen dazu, ihre Berufung und das Leben ihrer Träume zu finden.
In ihrer ganzheitlichen Coaching-Akademie
Coaching up! bietet Sie Workshops und Ausbildungen zu den Bereichen Berufung und
Persönlichkeitsentwicklung an. Hier hat
Sie in den letzten Jahren mehrere Hundert
ganzheitliche Coaches ausgebildet und ein
Netzwerk von deutschlandweit lizensierten
Karriere-Navigator-Beratern aufgebaut.
Focus
In welchen Lebenslagen ist der KarriereNavigator geeignet und wie funktioniert
diese Methode?
Der Karriere-Navigator ist für jeden
Menschen geeignet, der eine Standortbestimmung machen und herausfinden
möchte, welchen beruflichen Weg er für
den Rest seines Lebens einschlagen will.
Dazu blicken wir zurück in die Vorlieben der
Kindheit, schauen auf Herzenswünsche
und Träume, auf die Dinge, die ein Mensch
nicht nur am besten kann, sondern auch
am liebsten tut, finden die Lebensmotive
heraus, also die Dinge, die uns morgens
wirklich aus dem Bett treiben, und verbinden all diese Aspekte am Ende zu einem
Gesamtbild, der Berufung.
Wenn ich dann meinen Traumberuf theoretisch gefunden habe, was braucht
es zu dessen Verwirklichung?
Auch wenn das vielleicht überraschend
klingt: zur Verwirklichung braucht es in
erster Linie Fleiß. Tatsächlich wissen sehr
viele Menschen, was sie „eigentlich“ tun
müssten, um glücklich zu sein, aber es
ist eben leichter abends mit der Chipstüte
auf dem Sofa vor dem Fernseher zu jammern, als sich um 21 Uhr noch mal an sein
Fernstudium zu setzen. Seine Berufung zu
finden, ist leicht, sie zu leben, ist Fleißarbeit.
Das haben wir dann selbst in der Hand.
Nach der letzten Gallup-Studie hat jeder
vierte Arbeitnehmer bereits innerlich
gekündigt, und das, obwohl die Deutschen arbeiten und etwas leisten wollen.
www.grieshaber-group.com
Nur in Familienunternehmen sieht die
Lage etwas besser aus. Werden die
Mitarbeiter falsch eingesetzt beziehungsweise wird zu wenig nach ihren eigentlichen Stärken und Motivationen
geforscht?
In den meisten Unternehmen wird
nach wie vor auf die klassischen Stärken-/
Schwächen-Analysen gesetzt und die Mitarbeiter bekommen dann Schulungen in
Bereichen, die für den Job zwar nötig sind,
die ihnen aber oft überhaupt keine Freude
machen und in denen sie dann auch nie
wirklich gut sein werden. Dazu kommt, je
größer ein Unternehmen ist und je abstrakter die Aufgabe, desto weniger Sinn empfindet ein Mitarbeiter bei der Ausführung
seines Jobs. Mit Erfüllung hat das dann
nichts mehr zu tun, die Konsequenz ist die
innere Kündigung.
Frau Gulder, vor einiger Zeit haben Sie
mit dem Lebenstraum-Navigator eine
weitere Coaching-Methode entwickelt,
die noch einen Schritt weiter geht und
versucht, die eigene Lebensvision und
die eigenen wahren Lebensträume aufzudecken. Wie kam es zu dieser Weiterentwicklung?
Nach einigen Jahren habe ich in meiner
Coaching-Praxis eine deutliche Entwicklung in Richtung „Ganzheitlichkeit“ gespürt.
Den Menschen ging es nicht mehr nur um
den richtigen Job, sondern um Erfüllung in
allen Bereichen ihres Lebens. Und auch
mir selbst ginge es so, dass ich zwar glück-
26
lich war in meinem Beruf, aber das Gefühl
hatte, dass noch etwas anderes, Entscheidendes fehlt. Darum habe ich den zweiten
„Navigator“ entwickelt. Ein Hilfsmittel, um
unsere innere Stimme wieder zu hören.
Wie gehen Sie beim LebenstraumNavigator vor?
Beim Lebenstraum-Navigator schauen
wir auf die Träume der Kindheit, die Wünsche und Träume von heute und beziehen
mit einer „inneren Reise“, also einer Art
geführter Meditation auch das Unterbewusstsein, die Seele mit ein. Dann schauen
wir auf die Schnittmenge der drei Bereiche
und formulieren daraus klare Ideen und
Ziele, die anschließend mit verschiedenen
Methoden darauf überprüft werden, ob
diese Träume wirklich aus dem eigenen
Inneren stammen oder eher von Familie
oder Gesellschaft übernommen worden
sind. Erstere sollten wir unbedingt erfüllen,
die anderen nicht.
Welche Rolle spielen innere Bilder und
Träume für unsere Psyche und woher
kommen Sie?
Unsere inneren Bilder und Träume sind
Hinweise auf unser noch ungelebtes Potenzial. Wir alle kommen mit ganz eigenen
Anlagen und Wesenszügen zur Welt, verbunden mit dem Plan, unser Bestes zu leben. Doch wir wachsen heran, werden von
unserem Umfeld geprägt und leider nicht
immer bei der Erfüllung unseres Potenzials
unterstützt. Spätestens in der Lebensmitte
zeigt sich dann das Ungelebte in Form von
Focus
wiederkehrenden Träumen. Das, was uns
packt und einfach nicht mehr loslässt, und
wovon wir oft schon als Kinder geträumt
haben, das sollten wir dann noch erfüllen,
damit unser Leben seinen Sinn gehabt hat.
Wir haben heutzutage alle Chancen der
Welt, können an der Erfüllung unserer
Wünsche arbeiten wir nie zuvor – warum
tun sich trotzdem viele von uns so schwer
mit der Realisierung ihrer Träume?
Die meisten von uns haben nicht gelernt, ihren Träumen zu vertrauen. Träume
sind Schäume, Schuster bleib bei Deinen
Leisten, lieber den Spatz in der Hand, als
die Taube auf dem Dach. Das sind die
Sätze, mit denen wir aufwachsen und von
denen wir geprägt werden. Und diese
Sätze wirken in unserem Unterbewusstsein
auch als Erwachsene weiter und stehen
uns bei der Erfüllung unserer Träume oft
im Weg. Als erstes gilt es dann also diese
Sätze in uns aufzudecken und in förderliche innere Überzeugungen zu verändern.
Wie das gelingt, habe ich ausführlich in
meinem neuen Buch beschrieben.
Frau Gulder, Ihr eigener Traum vom Fliegen zieht sich wie ein roter Faden durch
ihr Leben. Wie hat er sich denn bei Ihnen
bemerkbar gemacht?
Schon als kleines Kind träumte ich
davon, Astronaut zu sein und zum Mond zu
fliegen, später wollte ich Pilot werden und
die Welt sehen. Ich war zehn und absolut
fasziniert, als ich im Allgäu zum ersten Mal
einen Drachenflieger sah. Mit 18 Jahren
versuchte ich mit Hilfe eines Anwalts, eine
Zulassung als Pilotin bei der Bundeswehr
zu erwirken. Dort bin ich zwar gescheitert,
aber nur zwei Jahre später wurden die
ersten Frauen bei der Luftwaffe zugelassen. Dann bewarb ich mich bei einer
großen deutschen Airline, leider auch ohne
Erfolg, aber auch hier gab es zwei Jahre
später die ersten Pilotinnen. Für eine private
Flugausbildung, die damals nur in Amerika
möglich war, fehlte das Geld. So begann
ich einen anderen Job in der Touristik,
reiste viel und sah mir die Welt an, aber der
Wunsch, zu fliegen, ließ mich nicht los.
Wie haben Sie auf diesen Ruf geantwortet und hat das Ihr Leben verändert?
Ich probierte es mit Fallschirmspringen,
aber hier waren mir die Flugphasen zu kurz,
informierte mich über Segel- und Drachenfliegen, doch das war zu aufwändig und zu
sehr materialabhängig. Mit 24 Jahren habe
ich dann das Gleitschirmfliegen entdeckt.
Das Gefühl, das ich bei meinem ersten
Schnupper-Flug hatte, werde ich niemals
vergessen. Mehr als dreißig Meter glitt ich
in etwa fünf Meter Höhe durch die Luft den
Berg hinab und auch die unsanfte Landung
konnte mich nicht mehr stoppen, meine
Entscheidung war gefallen: ich wollte Gleitschirmpilot werden. Fast zehn Jahre bin ich
dann von den Bergen dieser Welt geflogen.
Dass ich nicht aufgeben habe, und trotz
Höhenangst den Mut hatte, wirklich fliegen
zu lernen, hat mir später dann auch die
Kraft gegeben, mich als alleinerziehende
Mutter selbstständig zu machen.
Haben Sie denn schon Pläne, wie Sie
diesen Traum in Zukunft realisieren wollen?
Tatsächlich habe ich mich gerade zu
einem Schnupperkurs im Helikopter-Fliegen angemeldet. Eine sehr aufwändige
Ausbildung und eigentlich völlig verrückt,
aber das ist ein weiterer Traum aus meiner
Kindheit, den ich mir vermutlich doch noch
erfüllen werde. Und wenn nicht jetzt, dann
vielleicht in ein paar Jahren. Es ist zum
Glück nie zu spät.
Frau Gulder, vielen Dank für das Gespräch. www.coaching-up.de
Das Interview führte Katja Tonne-Grieshaber
„Finde den Job, der dich glücklich macht“
In ihrem Topseller beschreibt Angelika Gulder
ausführlich ihre eigens entwickelte IntensivCoaching-Methode Karriere-Navigator, bestehend aus mehreren Selbsttests und Übungen,
die persönliche Interessen, Motive und Stärken
ebenso berücksichtigen wie vergessene Vorlieben aus der Kindheit. Es ist in Deutschland
das Standardwerk für Menschen auf der Suche
nach einer sinnstiftenden und erfüllenden Aufgabe und sowohl für Berufsein- und aufsteiger
als auch -umsteiger geeignet. Das Buch war
Testsieger bei Stiftung Warentest und stand
mehrfach auf der Handelsblatt-Bestsellerliste.
27
Lebenslauf
Angelika Gulder wird 1967 in Frankfurt
am Main geboren. Ihre Eltern trennen
sich, als sie 11 Jahre ist, sie wächst beim
Vater auf. Nach dessen Tod ist sie im Alter von 17 Jahren auf sich allein gestellt.
Sie macht Abitur und möchte Pilotin werden, doch scheitert als Frau in der damaligen Zeit mit diesem Berufswunsch.
Nach einer Bankausbildung studiert sie
Psychologie und versucht sich anschließend in vielen verschiedenen Jobs, unter
anderem im Immobilienbereich, als Fotomodel, im Werbebereich und im Weiterbildungssektor. Nach einem Burn-Out
mit Anfang 30 entwickelt sie den KarriereNavigator und macht sich als Coach selbständig. Es folgen ein Bestseller und der
Aufbau der eigenen Coaching-Akademie.
Seit ihrer Kindheit schreibt sie mit Leidenschaft. Ihre Liebe zu Tieren erfüllt sie
sich mit zwei eigenen Hunden und engagiert sich nebenbei für den Tierschutz
und zahlreiche weitere Hilfsorganisationen. Angelika Gulder hat eine erwachsene Tochter und lebt in Hofheim im
Taunus.
„Aufgewacht!
Wie Sie das Leben ihrer Träume finden“
In ihrem neuen Selbstcoaching-Buch erklärt
Angelika Gulder, welche Rolle Träume für
unsere Psyche spielen und woher sie kommen.
Mit Hilfe des Lebenstraum-Navigators können
Menschen Klarheit über ihre Lebensvision ,
ihre Bestimmung und wahren Wünsche gewinnen und erkennen, welche Träume sie unbedingt ernst nehmen und umsetzen und von
welchen sie sich besser verabschieden sollten.
Grieshaber ǀ motion 06
Focus
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28
gelernt. Dreieintausend. Klingt
... so zu zählen habe ich gestern
Einseintausend, zwoeintausend
darum geht es jetzt. Vierund
–
nde
Seku
jede Zahl etwa eine
etwas ungewohnt, dauert aber für
n einem im Gegenzug die
hlte sehr lange Sekunden in dene
eintausend. Lange Sekunden. Gefü
das kleine Flugzeug eben
ich
habe
halb
Kopf schießen. Wes
Gedanken rasend schnell durch den
nken lassen, weiterzählen.
bremst zur Erde zu rasen? Nicht able
freiwillig verlassen, nur um jetzt unge
vorgestellt. Sechseintauell
schn
so
ich mir den freien Fall nicht
Fünf-eintausend. Irgendwie hatte
tun ist, habe ich ebenfalls erst
rm sich nicht öffnet? Was dann zu
send. Was passiert, wenn der Schi
ngen sein, dass ich in jedem
mir so in Fleisch und Blut übergega
gestern gelernt. Und heute soll es
ab.
hängt mein Leben
Fall richtig reagiere – denn davon
m 70sten Geburtstag entder Geschichte. Bei der Feier zu seine
ng
Anfa
zum
wir
men
kom
Aber
usforderung zu stellen –
Hera
en
groß
en
für ihn vermeintlich letzt
schloss sich der Jubilar, sich der
reden. Fallschirmspringen
t ließ ich mich ebenfalls dazu über
einem Fallschirmsprung. Allzu leich
haben. Wenn schon, denn
cht
gebu
hin
der Kurs, den wir darauf
lernen, in zwei Tagen, das versprach
n.
also keinen Tandemsprung absolviere
schon, wollten wir alleine springen,
en ist noch recht kühl. Oder ist es
Morg
der
und
reist
ange
früh
sehr
Samstag. Tag eins. Wir sind
re beiden Kursleiter fällt
eln lässt? Die Begrüßung durch unse
unsere Nervosität, die uns etwas fröst
sofort gewisse Erinnet
weck
militärisch kurz aus, und
auch nicht erwärmend, sondern eher
hmern ebenso zu
teilne
Kurs
ren
ande
den
Scheint aber
rungen an meine Bundeswehrzeit.
konzentriert den
rt
sofo
n
sechzehn Männer und lerne
gehen. Wir sind zwei Frauen und
Unaufmerksamkeine
en
duld
die
denn
zu folgen,
Worten unserer beiden Ausbilder
rte sofort abGehö
das
gewiesen, korrigiert und
keiten. Schulmeisterlich wird zurecht
es aussehen
wie
rn,
Bilde
zehn
sech
Videos und
gefragt. Wir lernen anhand eines
r zeigt den Schirm so,
Bilde
der
eines
Nur
t.
öffne
nicht
kann, wenn der Schirm sich
ht, wie
n geöffnet. Ein klares Ungleichgewic
wie wir es uns alle wünschen – schö
ob der Schirm
en,
könn
zu
teilen
beur
es,
ist
g
ich finde. Ziel dieser Ausbildun
cht
n lässt oder ob wir Plan „B“ in Betra
sich durch eigenes Zutun noch öffne
allschirm zu
Notf
den
und
en
trenn
abzu
rm
ziehen sollten – den ersten Schi
ildungsraum setzen wir am Nachmitziehen. Nach der Schulung im Ausb
die Fallschirmgurte geschnallt, hänIn
tag das Gelernte in der Halle um.
fähr ein bis zwei Meter nach unten
gen wir von der Decke, „fallen“ unge
nblick von unsern Ausbildern
Auge
und bekommen für einen kurzen
Vormittag kennen lernten. Dann
eins der 16 Bilder gezeigt, die wir am
Gesehene zu analysieren und die
heißt es, in Sekundenschnelle das
zu kommunizieren und auszuklar
griffe
Hand
daraus resultierenden
illt, bis alle Teilnehmer die notführen. Wir werden so lange gedr
und fast wie im Schlaf ausführen
n
habe
nt
wendigen Handgriffe präse
fahren wir am Samstagabend
können. Mit gemischten Gefühlen
Erlernte so schnell in der Luft
h
frisc
nach Hause. Lässt sich das
ringen, einen sich nicht öffumsetzen? Wird man den Mut aufb
dann den Rettungsschirm
und
en
nenden Hauptschirm abzutrenn
gen?
sprin
t
haup
über
man
auszulösen? Soll
wie der Samstag geendet
Sonntag. Tag zwei. Dieser beginnt,
repetiert. Nach dem Mittag
hatte. Alles wird wieder und wieder
eingeteilt. Zwei unserer
werden die Flugzeugbesatzungen
wollen nicht springen.
und
r
ziehe
Rück
Mitschüler machen einen
eine Mannschaft.
sind
ich
Mein Freund, ein junges Pärchen und
doppelt konAlles
an.
Helm
und
Overall, Gurtzeug, Fallschirm
ener Reihenfolge
egeb
vorg
In
n.
ilder
Ausb
ren
unse
trolliert von
Maschine eingestiegen, die
wird in die kleine und extrem enge
stigt. Sie werden nach
befe
zeug
Flug
im
en
Reißleinen werd
sen. Dann erhebt sich
auslö
unserem Absprung den Fallschirm
steigen kreisend nach
wir
und
Lüfte
die
in
die Maschine holprig
der offenen Tür und
in
t
pann
oben. Unser „Abwerfer“ steht ents
enfolge ist durch das
Reih
Die
sich.
n
bittet den ersten von uns nebe
en. Wenn sich jetzt einer entEinhängen der Reißleinen vorgegeb
Nachfolgenden auch nicht
die
en
schließt, nicht zu springen, könn
nreihenfolge zu gefährlich
leine
Reiß
der
hseln
Wec
springen, da ein
Abwerfer nach vorne,
dem
n
Nebe
wäre. Als Nächster bin ich dran.
rett, mit den Händen
Trittb
e
klein
das
auf
ßen
dann den Schritt nach drau
ins Gesicht, fast
bläst
Der Fahrtwind
an den Trageholm der Tragfläche.
Situation etwas
der
mit
ich
als
de
Gera
tt.
wie im Cabrio ohne Windscho
das sichere
Höhe
r
prung!“ In diese
vertraut bin, höre ich neben mir: „Abs
ftig. Einen
rnün
unve
k
nblic
Auge
einen
für
Flugzeug loszulassen scheint mir
Sache mit
die
mt
lasse ich los. Jetzt kom
kurzen Moment des Zögerns, dann
Ruck; und
ein
,
nden
Seku
en
dlich
nach unen
dem Zählen. Einseintausend... und
den Kopfhörer
über
ich
mme
beko
e,
blick
oben
noch bevor ich wie gelernt nach
Alles okay.
Boden, dass der Schirm geöffnet ist.
die Info meines Instruktors auf dem
den Steueran
en
Zieh
es
ichtig
vors
h
Durc
an.
h
Was jetzt kommt, fühlt sich gigantisc
Flughafengeauf und fliege gezielt Kreise über dem
leinen nehme ich Geschwindigkeit
entspanne
sam
Lang
ern.
steu
t
selbs
zum
hren, aber
lände. Es hat etwas von Achterbahnfa
vergehen
Flug
im
wie
in die Runde genießen. Wahrlich
ich mich und kann nun die Aussicht
Schritten
ellen
schn
paar
ein
mit
Ende hat einen die Erde
die Minuten am Fallschirm und am
h den Körper. Für
durc
g
hnun
Belo
zur
wie
gen
Men
ahnten
wieder. Adrenalin pur schießt in unge
mich war es ein
Bestandteil seines Hobbys. Für
einen Fallschirmspringer normaler
cht
berauschendes Abenteuer. Udo Albre
29
Focus
ird
hen w
Anzie acht.
s
a
d
w
Schon bilder über
us
vom A
zum
2 Meter über dem Boden hänge ich
,
Helm
mit
dann
,
zeug
Gurt
ersten Mal im
damit man sich daran gewöhnt.
Absprunghaltung auf dem Boden
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Maschine riskieren. Sehr klein, sehr
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Grieshaber ǀ motion 06
Focus
Netzwerk
Focus
„Ich hatte nie daran gezweifelt, dass ich das kann!“
Ein
Gespräch mit der Rennfahrerlegende
Jochen Mass
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Geschwindigkeit spielt im Leben des Jochen Mass eine
ganz besondere Rolle. Der gebürtige Bayer gehörte über Jahrzehnte zu den Besten im internationalen Rennsport und er ist
mittlerweile eine echte Legende geworden. Schnelle Autos
zählen nach wie vor zu seinem Leben, wenn gleich er sich
schon viele Jahre aus dem aktiven Renngeschehen zurückgezogen hat.
Die Biografie des Jochen Mass ist die Geschichte einer
außergewöhnlichen Persönlichkeit. 1946 kam er im Landkreis
Erding zur Welt. 1952 zog die Familie in die Pfalz ins Städtchen Frankenthal. Dort verbrachte der Junge seine Schulzeit.
Kurz vor dem Abitur schmiss er die Schule, denn er wollte
Seefahrer werden. Als Schiffsjunge heuerte er auf dem Frachter „Ahrensburg“ an. Drei Jahre befuhr er die Weltmeere, dann
lockte das Automobil. In Hamburg machte er den Führerschein. Kurz danach kam er mit dem Motorsport in Berührung.
Jochen Mass war ein echtes Naturtalent. Nach den Erfolgen
mit Ford-Tourenwagen wechselte er Anfang der Siebzigerjahre in die Formel 2, in der er 1973 Vize-Europameister wurde.
Im gleichen Jahr folgte der Einstieg in die Königsklasse Formel 1. Von 1973 bis zu seinem offiziellen Ausstieg 1982 startete er in 105 Rennen, gewann dann das 24-Stunden-Rennen
in Le Mans und überquerte im Jahr 1992 in einem Ballon den
Atlantik. Die Überquerung scheiterte und endete mit einer
Notwasserung.
Die Faszination Rennsport hat den 66-Jährigen bis heute nicht losgelassen. Seine besondere Leidenschaft gilt heute den historischen Rennwagen. Auf vielen Oldtimer-Events
ist Jochen Mass ein gern gesehener Ehrengast. Jedes Jahr
nimmt er an der wohl berühmtesten Oldtimer-Rallye – der
Mille Miglia Storico – teil und präsentiert dort automobile
Pretiosen wie den legendären Mercedes 300 SLR, dem Siegerfahrzeug von 1955. Wir wollten von Jochen Mass wissen,
was für ihn die Faszination des Rennsports ausmacht und
wie viel Mut dazu gehört, ans Limit zu gehen.
Können Sie sich noch an Ihr erstes Auto erinnern und
was war das für eins?
Mein erstes Auto war ein kleiner NSU-Prinz. Den hab ich
mir für die wahnsinnige Summe von dreißig Mark gekauft.
Wer hat Ihnen denn das Autofahren beigebracht?
Das habe ich mir selber beigebracht.
Und wie lange brauchten Sie für Ihren Führerschein?
Eine Woche; es waren fünf halbe Fahrstunden und dann
Theorie – das war’s. Außerdem konnte ich schon gut fahren.
Der Fahrlehrer sagte immer: Sie fahren ja gut, aber bitte ein
bissel langsamer.
Apropos Fahren, in jungen Jahren sind Sie zur See
gefahren. Wie kamen Sie dazu?
Ich wollte einfach die Welt sehen. Abgesehen davon hat
mich die Seefahrt immer interessiert. Das lag ein bissl in der
Familie, wir hatten auch Seeleute in der Familie. Mein Großvater war Kapitän, deswegen war das nicht wirklich so weit
entfernt von mir. Mich interessiert die Seefahrt heute noch.
Das war immer was ganz Besonderes.
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Focus
Focus
Formel 2
Oldtimer-Rallye
Alfa 600 GTA
War es das erste große Rennen ganz am Anfang Ihrer
Karriere?
Na ja, das war eine Facette davon. Fährt man jetzt Monopostos oder die anderen Autos? Ich fuhr immer beides weiter, dass war ganz prima. Es war übrigens auch ein Freund,
der mich gefragt hat, ob ich seinen Wagen fahren wollte. Die
Super V war damals ganz neu. Ich bin einen normalen V gefahren, weil der andere Wagen noch nicht fertig war. Es kam
mir dermaßen spaßig vor, dass ich mir gedacht hab, das ist
einfach wunderbar.
Wie ist das Gefühl, wenn man in einem Monoposto
oder in einem Tourenwagen sitzt?
Wie in einem Einbaum, das war wie eine brasilianische Piroge. Da war die Seefahrt wieder gefragt. Im Ernst, das war
kein Problem. Die Autos lassen sich wunderbar fahren, das
ging mir von der Hand, das war toll. Dann kam das erste Rennen und ich habe lange geführt, hab mich aber zum Schluss
nur mangels Erfahrung übertölpeln lassen und wurde knapp
Vierter.
Und wann kamen Sie zur Formel 1?
1973 war das, in einem Surtees. Ich habe ja 1971 angefangen. Die andere Hälfe des Jahres fuhr ich die englische
Formel 3 Meisterschaft, wo ich auch gut abschnitt und dann
hab ich auch meine ersten Rennen gewonnen. 1972 hatte ich
einen Werksvertrag mit March, die mich in der Formel 3 die
Europameisterschaft fahren ließen. Da fing ich parallel schon
an, die ersten Formel 2 Rennen zu fahren. Das erste war auch
wieder in Hockenheim. Da waren der Niki (Lauda) und ich im
gleichen Team.
Sie sind dann aber doch Rennfahrer geworden. Wann
hat das angefangen?
Ich kam durch Zufall in Berührung mit dem Rennsport und
ich hatte nicht wirklich einen Gedanken daran verschwendet.
Aber als es dann irgendwie so vor meiner Nase war, die Gerüche, die diese Autos verströmten, da dachte ich mir spontan,
das machste jetzt. Da habe ich mich dann voll darauf konzentriert.
Wo haben Sie diesen Rennduft zum ersten Mal gerochen?
Bei einem Bergrennen in Eberbach.
Da waren Sie?
Da war ich im Wald als Streckenposten
Streckenposten?
Ja, also meine Freundin war Streckenposten, und ich war
dabei, sagen wir mal so.
Wann und wo haben Sie sich denn zum ersten Mal
in einen Rennwagen hinein gesetzt und sind damit gefahren?
Das war in Hockenheim Anfang 1968. Ich war mit 22 zum
ersten Mal Rennen gefahren, mit 25 fuhr ich meinen ersten
Monoposto. Ich fuhr die Europameisterschaft mit Ford. Das
war auch in Hockenheim in der Super V.
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Yardley McLaren
Tourenwagen
Le Mans
war eben die Routine gefragt. Und natürlich gute Ingenieure.
Wir konnten mit Federn und Dämpfereinstellungen ein bisschen mit der Geometrie rumspielen. Oder wenn man weit vorne stand in der Startaufstellung, sodass man die erste Hälfte
des Rennens richtig flink war, konnte man sich über die Runden retten. Das waren die Möglichkeiten, die man so hatte.
Irgendwie war das dann ganz spannend. Eigentlich spannender als heute.
Wie ist das, wenn man da in seinem Auto vor einem
Motor mit 460 PS sitzt. Wie bereitet man sich darauf vor,
ans Limit zu gehen?
Man gewöhnt sich dran. Man hat ja schon Rennerfahrung
mit dem Fahrzeug und da wächst man mit, logischerweise.
Man muss von vorn herein natürlich Talent haben. Wenn ich
mir das alles so als Neuling antue, dann geht das nicht wirklich
gut. Aber wenn man eben so langsam rein gewachsen ist in
die Geschichte, innerhalb von ein bis zwei Jahren , dann geht
das schon. Also, man kann das schwer vermitteln. So ist der
Rennsport. Ich meine die Leute, die Talent haben für sowas,
die kapieren das schnell.
Sie hatten einen schweren Unfall. Wie gings dann
danach weiter? Wie schnell steigt man wieder in einen
Rennwagen?
Das war gar kein Problem. Ich hab gewusst, dass ein Unfall passieren kann und dann war er passiert. Ich hab überlebt, da dachte ich: Na, prima, ich hatte jetzt meinen Pflichtunfall und jetzt geht’s weiter. Und ich fuhr dann gleich wieder auf
der Strecke. Das war völlig normal. Das war ja alles in einem
Auto passiert, das nicht gut war. Deswegen habe ich mir nur
selber die Schuld geben können, denn wie blöd bin ich, dass
ich so eine Banane fahre? Hätte ich gar nicht machen sollen.
Wenn man eine Übertragung eines Formel 1 Rennens
mitverfolgt, dann sieht man immer in der Startgasse unheimlich viele Leute rumstehen. Kamerateams, Stars
und Starlets, dazwischen die Fahrer, die sich dann irgendwann in ihre Autos setzen und versuchen, sich zu
konzentrieren. Wie haben Sie das damals gemacht? Wie
kann man sich wirklich auf was konzentrieren, wenn da
Tausende von Leuten, hübsche Mädchen und sonst wer
rumläuft?
Der Unterschied zwischen der Formel 1 und der Formel 2 liegt einfach nur in der Motorisierung?
Ja, die Autos sind sich schon sehr ähnlich. In der Formel 2
sind es 300 PS und in der Formel 1 hatten wir 460 PS.
Was muss man als Fahrer da besonders beachten?
Wie lange braucht man, um so ein Fahrzeug zu beherrschen?
Man muss sich erstmal alles ein bisschen zurecht fummeln, auch die Autos bei den entsprechenden Geschwindigkeiten so abstimmen und so einstellen, dass sie für den eigenen Geschmack fahrbar sind. Das ist heute eigentlich auch
noch so. Es braucht gute 1,5 bis 2 Jahre Einarbeitungszeit.
Die man dann aber durch die eigene Routine besser umsetzen
konnte. Ich war ja erst mit 27 in der Formel 1. Eigentlich schon
zu alt. Ich hatte nicht mehr allzu viel Zeit, dass wusste ich
schon. Ich war mit 29, 30 in einem guten Team bei McLaren,
da lief es dann ja auch ganz gut.
Wenn man Formel 1 Übertragungen im Fernsehen
sieht, heißt es oft, der Wagen wär noch nicht richtig eingestellt. Wie muss man sich das als Laie vorstellen?
Sie haben folgende Parameter: vier Reifen, die sie nicht
wechseln können während des Rennens, das heißt, Sie
könnten schon, aber dann verlieren Sie viel Zeit. Nachgetankt
wurde auch nicht. Das Fahrverhalten verändert sich natürlich dadurch. Die Einstellerei war schwierig, denn wir hatten
ja keine telemetrischen Möglichkeiten, das zu überprüfen. Es
musste alles aus dem Gedächtnis gemacht werden und da
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Focus
Focus
Motorsport
Rennsport
Formel 1
24-Stunden-Rennen
Königsklasse
Mille Miglia Storico
Na ja Gott, die Mädels waren die schlimmsten (lacht). Die
Präsenz der Presse war wesentlich geringer als heute. Da
waren nicht ganz so viele Kameras. Aber das war nicht wirklich ablenkend, dass man damit nicht umgehen konnte. Und
irgendwann sagte man halt: Entschuldigung, jetzt hocke ich
mich ins Auto und brauche meine Ruhe. Das reichte.
Wir waren ja mit beiden Seiten irgendwie verwandt. Das
Fahren wie auch das Drumherum. Dass war dann nicht in irgendeiner Weise störend. Das wurde nur in manchen Minuten,
wenn dann einer mit so dummen Fragen ankam, manchmal so
ein bisschen blöd.
Apropos Mädchen: Warum gibt’s denn eigentlich
kaum Frauen als Pilotinnen in der Formel 1?
Jeder kann sich an fünf Fingern abzählen, wie viel Jungs
und wie viel Mädchen sich im Motorsport schon als Kinder
rumtreiben. Das ist bei Mädchen wesentlich weniger der Fall.
Aber das heißt jetzt nicht grundsätzlich, dass die weniger Talent hätten. Früher war das natürlich auch ein sehr kraftfordernder Sport. Aber Mädchen könnten das heute genauso
wie Jungs. Wenn ich jetzt konkret eine Mädchenförderung
aufziehen würde, dann wären viele Eltern dagegen. Die hätten
Angst, ihre Töchter würden alle so maskulin in ihrem Benehmen. Aus diesem Grund passiert da weniger. Aber das liegt im
Auge des Betrachters. Es gibt viele Pilotinnen in den USA, die
recht gut Auto fahren und die in Indianapolis auch immer mit
vorne dabei sind. Gelegentlich klappt das schon. Grundsätzlich haben Frauen es ein bissl schwerer, weil sie einfach auch
weniger gefördert werden. Wenn sie denn mal zeigen, dass sie
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richtig gut sind, dann plötzlich wird es leichter für sie als für
die Jungs, weil einfach der Werbewert einer womöglich auch
noch gut aussehenden Frau im Rennsport eine Ausnahmeerscheinung ist.
Was war für Sie eigentlich anstrengender zu fahren:
Formel 1 Rennen oder ein 24-Stunden-Klassiker wie der
in Le Mans?
Na ja, die 24-Stunden-Rennen sind natürlich mit Abstand
anstrengender, logischerweise. Erstmal waren die Autos sehr
heiß; nach gut drei Stunden da drinnen schlaucht das schon
sehr.
Da ist es dann wahrscheinlich so heiß wie in ner Sauna?
Ja, klar. Die Belastung in der Formel 1 war die Beschleunigung, überhaupt die Beschleunigung, die ging quer und nach
vorne. Die mittelschnellen Kurven waren am anstrengendsten, und das ist sicherlich auch heute noch so. Heute ist der
Kopf ja ein bissl gefangen; man sitzt ganz anders drinnen. Wir
konnten uns da mehr bewegen, was manchmal von Vorteil,
manchmal aber von Nachteil war.
Sie sind ja in den letzen Jahren bei vielen Oldtimerveranstaltungen zu Gast. Bei der berühmten Mille Miglia
fahren Sie immer wieder mit. Was fasziniert Sie an den
Veranstaltungen und den alten Autos?
Die Faszination sind im Grunde die Autos, die ich als Kind
nicht haben konnte. Und die kann ich nun fahren. Wenn man
in so einer privilegierten Position ist, die Autos angeboten zu
bekommen, und die dann auch bei den schönsten Events fahren kann, dann macht das wirklich Freude. Ich liebe diese
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Teile! Die Jungs, die heute groß werden, die haben natürlich
andere Autos. Wobei viele von denen auch an den älteren Autos hängen, weil die einfach schön waren, denn sie haben so
eine andere Ausstrahlung als die moderneren Sportwagen, die
irgendwie brachialer sind.
Haben Sie so das Gefühl, wenn Sie mit dem Siegerfahrzeug von damals die Mille Miglia heute fahren, dass
Sie immer noch diesen Hauch der vergangenen Zeit miterleben?
Ja, selbstverständlich, da geht man schon zurück in der
Zeit, das ist toll. Die jetzige Mille Miglia hat vor allen Dingen
eines: wo wir fahren, ist die Landschaft immer schön. Wenn
ich Traumlandschaften mit entsprechend schönen Fahrzeugen fahre, wie mit dem Mercedes SSK, mit dem ich ja erheblich langsamer fahre, dann macht das einfach noch mehr
Freude, als wenn ich mit dem SLR unterwegs bin, mit dem ich
immer flink fahre. Die Leute wollen ja auch den Motorsound
hören, die wollen den auch gefahren sehen. Das ist ja schon
ne wunderbare Geschichte.
Ganz zum Schluss Herr Mass: Welchen Tipp würden
Sie einem jungen Menschen mit auf den Weg geben, der
jetzt unbedingt Rennfahrer werden will?
Ich würde sagen, der Junge sollte erstmal in sich schauen
und fest davon überzeugt sein, dass er’s hat. Ich hatte, wenn
ich mal von mir aus gehe, da nicht dran gezweifelt, dass ich
das kann, weil es für mich ganz selbstverständlich war. Und
aus diesem festen Wissen heraus fuhr ich dann eben auch. Es
war manchmal besser, manchmal weniger gut, aber ich wusste immer, dass ich schneller war als alle meine Kollegen. Ob’s
denn so war, sei dahingestellt. Deswegen habe ich da nie dran
gezweifelt. Man muss wirklich Hundertprozentig dabei sein.
Ich weiß, ich bin schneller. Basta – Nur so geht das!
Herr Mass, herzlichen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Achim Eickhoff
▼
24,0 x 16,8 cm, Hardcover, 128
Seiten, mit 57 Farbabbildungen
und 28 s/w Abbildungen
ISBN 978-3-7977-0549-5
EUR 18,95 (D) / EUR 19,50 (A)
Verlag Stadler Konstanz
Jochen Mass –
Auf der Ideallinie in die Freiheit (Deutsch)
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Focus
Focus
Das Glück liegt
jetzt Down Under.!
Die Geschichte einer Auswanderung
Jeder dritte Deutsche träumt davon, zwei haben es bereits
vor Jahrzehnten getan. Man schreibt das Jahr 1956. Damals
packte eine junge Familie aus dem Hegau in Süddeutschland
ihre Sachen, um in einem fernen Land ihr Glück zu machen.
Australien hieß das Ziel. In Melbourne fanden sie eine neue
Heimat. Sohn Karl-Heinz, damals 17 Jahre jung, beginnt eine
Ausbildung zum Konditor. Bei einem Schweizer lernt er das
Handwerk. Kurz nach seinem erfolgreichen Abschluss hat
er auch schon eine eigene kleine Bäckerei. Die Jahre gehen
ins Land und Karl-Heinz Klopfer erarbeitet sich mit Fleiß und
Energie einen guten Ruf. Deutsche Backwaren sind in „Down
Under“ begehrt. Karl-Heinz bringt es zu solidem Wohlstand.
Doch wie das Leben manchmal so spielt, kommen die vormals
geordneten Dinge hin und wieder aus dem Lot. Falsche Versprechungen und Ratschläge von einem vertrauten Familienmitglied führen dazu, dass Karl-Heinz sein Geschäft und
Geschäftshaus verkaufte, um seiner Familie kurzfristig finanziell auszuhelfen. Diese Situation gab Karl-Heinz dann die
Chance, in Deutschland seine Fachkenntnisse zu erweitern.
Im Kurhaus in Kirchzarten bei Freiburg suchte man jemanden
für die Sommersaison als Patisseriechef.
Und damit beginnt die Geschichte einer Liebe und einer
großen Sehnsucht.
Und dort im Kurhaus begegnet er Roswitha. Sie arbeitet dort
als Buffetdame. Beide können zu diesem Zeitpunkt nicht
ahnen, welche schicksalhaften Auswirkungen ihre Begegnung
haben wird.
„Ich erinnere mich noch gut an den jungen Mann, der da im
Speisezimmer saß und auf unsere Chefin wartete“, erzählt
Roswitha. „Meine Chefin hatte mir den Auftrag erteilt, ihn
genau zu beobachten,
denn sie wollte wissen,
wie er auf mich wirkt“, fügt
sie schmunzelnd hinzu.
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„Nun, er sah zwar gut aus und machte einen guten Eindruck,
aber wieso sollten wir einen aus Australien bei uns einstellen?
Was steckt denn da wohl bei dem dahinter“, sagt Roswitha
Klopfer und lacht.
Wie dem auch sei, der junge Mann bekam den Job, die beiden freundeten sich an, wurden Kollegen. Recht schnell
wurde dann aus Freundschaft Liebe und vier Jahre später
heirateten sie in Todtmoos. Nebenbei machte Karl-Heinz
übrigens noch die Ausbildung zum Konditormeister. Nun sollte
es also losgehen: Gemeinsam eine eigene Existenz mit einer
Café Konditorei auf die Beine stellen, das war der große
Plan!
Zwei Wochen nach der Vermählung geht es aber erst einmal
auf eine große Hochzeitsreise . Ein Schiff bringt die beiden
nach Melbourne. Karl-Heinz möchte schließlich seine junge
Braut der Familie auf der anderen Seite der Welt vorstellen.
Sie werden aufs Herzlichste empfangen. Roswitha fühlt sich
auf Anhieb wohl. „Es war schön, sie alle kennen zu lernen.
Sie führten auch dort ihre süddeutschen Bräuche fort. Und
sie sprachen auch alle Deutsch. Das machte es mir am Anfang sehr leicht in dem fremden Land“, erinnert sich Roswitha Klopfer.
Eigentlich wollten sie auch nur vorübergehend „Down Under“
bleiben. Schließlich hatten sie Zukunftspläne in Deutschland.
Doch es kam anders, als sie dachten.
1971 stellt sich freudig Nachwuchs ein. Sohn Christian erblickt
die Sonne Australiens. Das junge Elternpaar entscheidet sich
zu bleiben. Sie übernehmen eine kleine Bäckerei mit Haus
und Garten. Mit großem Enthusiasmus wird renoviert und
investiert. Beide sind in ihrem Element. Roswitha steht im
Geschäft , Karl-Heinz in der Backstube. Schon bald stellt
sich der Erfolg ein. Die „German Bakery“ spricht sich rum.
Vor allem Karl-Heinzes Spezialitäten wie Basler Leckerli,
Schwarzwälder Kirsch oder seine Vanillecremeschnitten erfreuen die Gaumen seiner Kunden. Aber der absolute Renner
sind die Laugenbrezel.
Deutsche, Österreicher, Schweizer, Franzosen und natürlich
auch jede Menge Australier geben sich in der Klopfer’schen
Bäckerei die Klinke in
die Hand. Auch die
deutschen Firmen
ordern Backwaren
für ihre diversen
Feste und Veranstaltungen. Und jedes
Jahr zum Oktoberfest (ja, auch so et-
was gibt es in Australien) mussten die Klopfers Sonderschichten einlegen, denn gut 4000 Brezel wurden gebacken. Es lief
wirklich alles wie das sprichwörtliche Brezelbacken. Die Klopfers hatten Erfolg.
1975 kam Tochter Tanya zur Welt. Alles war harmonisch und
schön. Und dennoch bekam Roswitha Heimweh. Sie vermisste ihre alte Heimat, ihre Wurzeln. Die Jahre gingen ins
Land. 1984 gesellte sich die jüngste Tochter Claudia dazu.
Drei Kinder machten nun die Familie rund. Als 1985 ein junger deutscher Konditormeister die Bereitschaft signalisierte,
das Geschäft der beiden vorübergehend zu übernehmen,
konnten sie sich nun endlich den Traum erfüllen, wieder in
die alte Heimat zurückzugehen. Mit dem nötigsten ging’s
wieder in den Schwarzwald. In Badenweiler wartete schon
eine kleine Konditorei mit Pension zur Übernahme auf sie.
Doch auf einmal kamen Zweifel auf. Wollten sie wirklich wieder ganz zurück nach Deutschland? Wieder hier von vorne
anfangen? Eine aufkommende Wirtschaftsflaute tat sich
darüber hinaus auf, der australische Dollar wurde abgewertet. Alles, was sie in Melbourne aufgebaut hatten, war plötzlich bedroht. Und auf einmal war es wieder da: dieses Gefühl
der Sehnsucht nach dem Land auf der anderen Seite der
Erdkugel. Nach der faszinierenden Landschaft, dem Sonnenschein, den vielen Freunden, die sie zurückgelassen
hatten. „Und dann war es schnell klar. Wir gehen für immer
zurück in unsere neue Heimat“, erzählt Roswitha Klopfer.
1986 übersiedelten sie wieder zurück nach Melbourne und
übernahmen wieder ihr beliebtes Geschäft. Kunden und Kinder waren happy! Und das ist bis heute so geblieben. Seit
nunmehr acht Jahren sind Roswitha und Karl-Heinz Klopfer
jetzt im Ruhestand. Das Geschäft ist weiter verpachtet und
läuft nach wie vor gut. Beide können nun die Welt erkunden
und ihren Sehnsüchten nachgehen.
Und welches Fazit ziehen beide nach den Jahrzehnten als
Wanderer zwischen den Welten? „Bei uns schlagen zwei
Herzen in einer Brust“, sagt Roswitha dazu. „Wenn wir in
unserer alten Heimat sind, dann fühlen wir uns, als wären
wir nie weg gewesen. Und unser anderes Herz schlägt für
das wunderbare Land Australien, wo unsere Kinder und Enkel geboren wurden!“
Roswitha Klopfer
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Focus
Focus
Den klassischen Flirt
wird es immer geben!
Ein Gespräch mit der Partnervermittlerin Maria Klein
“Hab Dich im Café gesehen. Wir haben uns angelächelt.
Würde Dich gern wieder sehen. Chiffre“
Solche Texte finden sich häufig im Kleinanzeigenteil der
Tageszeitungen. Es sind die Dokumente so mancher verpassten Chance, den oder die schöne(n) Unbekannte(n)
direkt anzusprechen. Gerade, wenn es ums andere Geschlecht geht, gibt es für viele Menschen ein Problem. Wie
flirtet man richtig? Wie kommt man gut „rüber“? Wie schafft
man es, dass sich das Gegenüber für einen interessiert?
Eine Frau, die weiß, wie so was geht, ist Maria Klein.
Seit rund drei Jahrzehnten leitet sie eine recht erfolgreiche
Partneragentur mit Sitz im schweizerischen Kreuzlingen und
diversen Dependancen in verschiedenen deutschen Großstädten. Mit Herzblut und voller Freude an der „Verkupplung“
zweier Menschen ist das Metier für die gebürtige Westfälin mehr Berufung als Beruf. Sie kennt sich aus mit dem
Anbändeln, weiß, wie Körpersprache funktioniert und was
sie beim anderen auslöst. Nicht nur darüber hat sie Bücher
und Ratgeber geschrieben und ist dazu immer wieder Gast
im Fernsehen und bei Radiosendungen. Auch viele bekannte Zeitungen und Magazine schätzen ihren Expertenrat in
Sachen Partnerwahl und Flirten. Auch wir wollten von der
sympathischen Mittfünfzigerin wissen, warum es eigentlich
so schwer ist, sich zu „trauen“:
Was ist das eigentlich: Flirten? Gibt es dafür eine genaue
Definition?
Es gibt so viele Definitionen für das Wort Flirten dass
man daraus schon erkennt was es eigentlich ist. Ein Spiel
mit Worten, den Augen, Gesten. Flirten ist bezaubernd, anbändeln, Charme versprühen, Lob aussprechen, freundlich
sein, Schäkern, liebäugeln und kokettieren. Flirten ist nicht
nur eine Sache zwischen Mann und Frau mit einem bestimmten Ziel. Flirten kann man mit dem Gemüseverkäufer,
der Verkäuferin, der Dame in der Hotline die man endlich
persönlich erreicht hat und mit allen Menschen denen man
zufällig im Aufzug begegnet.
Mittlerweile gibt es ja Flirtschulen, Flirtkurse und Coaching für das richtige Flirten. Sie sind ja auch eine Expertin auf diesem Gebiet. Kann man richtig Flirten denn
wirklich lernen?
Es gibt wenig Menschen, denen das Flirten schon in die
Wiege gelegt wurde. Und ja, man muss es lernen. Es ist
ganz einfach. Fangen Sie heute damit an, die Menschen,
mit denen Sie in irgendeiner Weise zu tun haben, freundlich
anzusprechen. Ohne irgendwelche Hintergedanken.
Warum tun wir uns denn damit so schwer, auf jemanden
zuzugehen der uns gefällt?
Es ist die Angst vor der Abweisung. Männer sagen mir oft,
dass sie, als sie noch verheiratet waren, ständig mit Frauen
einen Flirt hatten. Unverbindlich, freundlich, liebenswert. In
dem Moment als sie wieder auf der Suche nach einer Frau
waren, hatten sie diese Gabe verloren. In dem Augenblick
wo es ihnen wichtig war, dass sie einer Frau gefallen, hat sie
dann der Mut verloren. Eben, die Angst vor der Abweisung
war plötzlich da.
Was war für Sie die schlimmste/peinlichste Situation,
die Sie mal bei einem Flirt erlebt haben?
Vor Jahren habe ich mal einen wirklich richtig tollen Typ
in einer Bar kennen gelernt. Irgendwann musste ich zur
Toilette und durch die Lobby des Hotels gehen. Als ich zurückkam sah er mich schon freundlich an und ich versuchte,
mit einem lässig lockeren Gang durch diese Hotelhalle zu
schreiten. Ist mir nicht gelungen! Ich rutschte aus und fiel
der Länge nach hin. Nicht nur das. Dabei öffnete sich auch
noch meine Tasche und der gesamte Inhalt, mit allen möglichen und unmöglichen Dingen die Frau in der Tasche hat,
kullerte durch die gesamte Lobby. Ich wäre am liebsten im
Erdboden versunken.
Flirten ältere anders als jüngere Menschen?
Ältere Menschen tun sich bedeutend leichter beim Flirt.
Denken Sie mal darüber nach: Sie stehen irgendwo an
einem Schalter und warten darauf, dass sie drankommen.
Sie können sicher sein, dass ein älterer Mensch mit Ihnen
ein Gespräch anfängt. Schon ist ein kleiner Flirt im Gange.
Wie kommt man dann aus so einer Situation wieder gut
raus?
Da hilft nur eins: so zu tun, als sei das alles kein Problem, Lächeln und die Sachen wieder einsammeln.
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Focus
Focus
Kann man Flirten denn strategisch planen?
Ja, das kann man. Gehen Sie morgens aus dem Haus
und nehmen sich vor, heute mit mindestens drei Menschen
zu Flirten. Ohne Hintergedanken und ohne darauf zu achten, ob das jetzt ein Mensch ist, mit dem sie zusammen sein
wollen oder nicht. Das ist dann die erste Strategie. Flirten zu
planen und zu lernen, dass es funktioniert.
Was sollte man bei einem Erstkontakt tunlichst vermeiden?
Auf keinen Fall dem Objekt der Begierde zu nah“ auf die
Pelle“ rücken. Man merkt sehr schnell, ob der andere Interesse zeigt oder nicht.
Welcher Spruch geht dabei gar nicht? „ Bist du auch
hier? Ich kenne dich doch von irgendwo! Warst Du nicht
mal mit dem oder der zusammen?“
Ja leider, diese Sprüche hören wir sehr oft. Direkt danach
kommt: „wie alt bist du, wo schaffst du, was machst du hier?“
Das geht wirklich gar nicht! Passiert aber leider ständig.
Wer ist so die Kundschaft von Flirtkursen? Sind das eher
Frauen oder Männer?
Eine Freundin von mir ist Deutschlands erfolgreichste
Flirtexpertin. Ich hatte sie eingeladen, einen Kurs in Konstanz zu machen, an dem ich dann natürlich teilgenommen
habe. Ich war total überrascht, wie selbstbewusst und attraktiv die Menschen waren, die an so einem Kurs teilgenommen haben. Aus ihrer Erfahrung weiß ich, dass bei Männern
und Frauen das Bedürfnis gleich groß ist, Flirten zu lernen.
Was kann man dem raten, der gerade seine Traumfrau
oder ihrem Traummann begegnet? Wie kann man möglichst schnell seine Scheu verlieren, damit man sich traut,
ihn oder sie anzusprechen?
Da hilft nur eins: nicht lange überlegen. Je länger man
darüber nachdenkt, umso mehr Hemmungen bekommt man.
Was hat man zu verlieren? Nichts! Und wenn man bei seinem Gegenüber nicht ankommt ist es doch auch nicht dramatisch. Wenigstens muss man sich dann keine Vorwürfe
machen, dass man vielleicht die Chance seines Lebens verpasst hat.
Was kann man denn so alles bei so einem Kurs lernen?
So ein Kurs geht ein ganzes Wochenende. Zuerst lernt
man einmal, die Menschen einzuschätzen, die man trifft.
Anschließend bekommt man das Feedback der anderen
Teilnehmer, wie man selber herüber kommt. Das ist schon
sehr erstaunlich. Menschen die fanden, dass sie eine freundliche und offene Ausstrahlung hatten, kamen bei den Teilnehmern teilweise sogar arrogant rüber. Anschließend lernt
man sehr viele Techniken, um den „inneren Schweinehund“
zu überwinden. Am Abend bekamen wir als Hausaufgabe,
das Gelernte des Tages in die Tat umzusetzen. Es ist übrigens keiner nach Hause gegangen, der es nicht geschafft
hat, einen neuen Menschen kennen zu lernen.
Warum funktionieren im Internet die Kontaktforen, während man im richtigen Leben sich eher damit schwer
tut? Ist es nur die vermeintliche Anonymität, die die Leute
dort mutiger werden lässt als in der Realität?
Das Flirten funktioniert im Internet so gut, weil man eben
anonym ist. Die Erfahrung meiner Klienten zeigt, dass sie
teilweise wunderschöne E-Mail-Kontakte über einen sehr
langen Zeitraum hatten. In dem Augenblick, wo sie diesen
Menschen kennen lernen wollten, zog er sich zurück, um
nicht zu sagen, man wurde gelöscht. Einfach so. Für viele
bricht eine Welt zusammen, weil sie sich praktisch schon in
einer schönen Beziehung sahen.
Und womit kann man beim ersten Augenblick punkten?
Freundliches Lächeln, ein kleines Kompliment: einfach ein
wenig plaudern. Über das Wetter zu reden ist bedeutend besser, als plumpe Fragen zu stellen. Schauen Sie sich die Menschen, den sie ansprechen möchten, genau an. Was ist an
ihm speziell? Die Frisur, die Tasche, die tolle Lederjacke? Und
schon haben Sie ein Thema und ein nettes Kompliment parat.
Was macht einen denn beim anderen Geschlecht unwiderstehlich. Gibt es da ein paar Tipps?
Unwiderstehlich ist immer der Mensch, der lächelt, der
eine offene Körperhaltung hat und über einen gesunden
Humor verfügt. Gut, Humor kann man nicht lernen. Aber ein
freundliches Lächeln bewirkt schon Wunder.
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ten 15 Jahre natürlich sehr viel verändert was das „Balzverhalten“ angeht. Nach dem ersten Hype kommt nun die
Ernüchterung. Es nutzt nichts, mit 20 Menschen und mehr
via Internet zu kommunizieren, wenn man sich entweder nie
trifft, oder wenn man sich trifft und das Gegenüber entspricht
nicht annähernd der Vorstellung, die man von ihm hatte. Der
Wunsch, die Menschen wieder im realen Leben zu treffen,
wird immer größer. www.maria-klein.de
Das Interview führte Achim Eickhoff
Was meinen Sie: Wie wird sich durch das Internet unser
Flirtverhalten in den nächsten dreißig Jahren geändert
haben? Wird es dann den klassischen Flirt überhaupt
noch geben?
Den klassischen Flirt wird es immer geben. Mittlerweile
ist der Markt voll mit Literatur über Flirten, Kurse, die angeboten werden. Sogar Personal Coaching wird dafür in Anspruch genommen. Das allein zeigt schon, dass der Mensch
wieder Flirten möchte. Das Internet hat im Laufe der letz-
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Focus
Focus
Phobien kann man therapieren
Ein kleiner Diskurs zum Thema
Flugangst-Experte Dipl. Ing. Dieter Schiebel
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Ein Gespräch mit der Glücksforscherin Bea Engelmann
Bea Engelmann ist eine bemerkenswerte Frau. Wer mit ihr ins Gespräch
kommt, entdeckt eine ausgeglichene,
sympathische und verbindliche Person, die
sich selbst als glücklich beschreibt. Wen
wundert’s, denn die gebürtige Hanseatin
und studierte Psychologin beschäftigt sich
beruflich mit den Themen Glück und Mut.
Die Positive Psychologie hat sie für sich
entdeckt. Diese betrachtet nämlich nicht
die Defizite eines Menschen, sondern sie
untersucht, womit man sich gut fühlt.
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44
Doch bevor Bea Engelmann nun ihre Berufung gefunden hat, war es ein weiter
Weg. Nach der Schule ließ sich die gebürtige Bremerin zur Schifffahrtskauffrau ausbilden. Nahe liegend für eine Hanseatin. Dass sie danach noch ein Sprachenstudium
und Betriebswirtschaft draufsetzte, spricht für ihre Vielseitigkeit und ihre Energie. Hochschwanger machte sie das Examen und fand danach ihr kleines Glück, wie sie das
selber beschreibt, im Familienleben mit Mann und Kind.
Nach einer längeren Familienphase begann sie dann mit einem Psychologiestudium. Während dieser Zeit begegnete sie der Positiven Psychologie und damit auch den
Themen Glück und Mut. 2008 gründete sie das Institut für Glückspsychologie. Sie ist
Autorin und Coach und kompetenter Gast in TV-Talkshows. Wir wollten von ihr wissen,
was es mit dem Mut so auf sich hat und warum er so wichtig für die Menschen ist.
45
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Focus
Focus
hend lässt sich auch sagen, dass wir uns eben fürchten, wirklich zu uns zu stehen, so wie wir denken, dass wir sind.
Ist Mut eigentlich das Gegenteil von Angst, oder steckt da
mehr dahinter?
Ich denke Mut ist mehrdimensional. Eine Dimension von
Mut ist sicherlich das Gegenteil von Angst, je nachdem wie man
Angst definiert. Mut ist, Risiken einzugehen. Mut ist, zu springen – obwohl Sie nicht wissen, wie Sie landen werden. Also,
Mut hat, wie ich finde, sehr viele unterschiedliche Facetten. Ein
Unternehmer braucht einen anderen Mut als ein Künstler. Aber
jeder braucht auf seine Art und Weise Mut, und, den Weg des
Lebens zu gehen, kostet einfach Mut.
Warum fehlt uns denn häufig der Mut, so zu leben, wie wir
wollen?
Wir alle haben das Bedürfnis nach Beziehungen und
Freundschaften. Und wir möchten im Grunde genommen von
anderen geliebt und anerkannt werden. So haben wir manches
Mal Angst, etwas anderes zu machen, weil uns die Meinung
der anderen daran hindert. Ein anderer wesentlicher Aspekt ist
auch die Angst vor der eigenen Courage.
Nelson Mandela hat mal gesagt, dass wir uns nicht davor
fürchten, zu versagen, sondern am meisten Angst haben wir
davor, dass unsere eigene Kraft zu stark ist. Besonders charismatische oder erfolgreiche Menschen haben diese Angst nicht,
weil die einfach mutig genug sind, ihren Weg zu gehen.
Zugehörig sein – aber sich trotzdem einzigartig zu fühlen,
wieso ist das ein so großer Widerspruch für die meisten Menschen?
Einzigartig zu sein heißt, sei wie Du bist, also in Deiner einzigartigen Schönheit. Und zugehörig meint, sei wie die anderen.
Die Balance zu finden, sei wie alle anderen und sei wie kein
anderer, darum geht es.
Sie haben ein Buch geschrieben, das Mut machen soll.
Es heißt „Willkommen in der Mut-Zone“. Was ist für Sie die
Mut-Zone und wie kommt man dahin?
Engelmann: Da kommt man Schritt für Schritt hin. Die MutZone ist der Bereich, in dem Sie Ihr Leben leben, wie Sie es
möchten. Das ist der Bereich, in dem Sie autonom und trotzdem noch zugehörig zu anderen sind. Das ist auch der Bereich,
in dem Sie Ihr Leben nach Ihrer Fasson leben, ein bisschen so
wie Pippi Langstrumpf.
In Ihrem Buch gibt es eine schöne Übung, die heißt „Living in the Box“. Können Sie uns erklären, wie uns diese
Übung weiterbringt?
Ich arbeite oft mit Menschen, die Angst haben. Wenn Sie
Menschen fragen, wo spüren Sie Ihre Angst, dann antworten
sie meistens im Brustkorb oder im ganzen Körper. Die Angst
scheint fast übermächtig zu sein, wie so ein Flaschengeist, der
den ganzen Raum ausfüllt. Die Übung „Living in the Box“ dient
dafür, zu sagen: Ok, stellen Sie sich vor, dass Sie all die Angst
in eine kleine schöne Box tun könnten. So, und nur für einen
Moment haben Sie Ihre Angst im wahrsten Sinne des Wortes
„handhabbar“ gemacht.
Was sind denn neben der Angst die typischen Mut-Hemmer im Leben eines Menschen?
Frau Engelmann, wann waren Sie das letzte Mal mutig?
Als ich meine Höhenangst überwunden habe.
Sie haben Höhenangst?
Ja, leider.
Wie machte sich die bemerkbar?
Ich bin nicht so gerne in sehr hohen Gebäuden, das kostet
mich wirklich Mut.
Und was haben Sie gemacht?
Ich habe mich ganz doll konzentriert und mich mental darauf vorbereitet, dann schaffe ich das –es kostet mich wirklich
Mut, das war nicht immer so. Aber im Moment ist das so eine
kleine Macke.
Sie beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Mut und
haben auch eine Befragung dazu gemacht. Wen haben Sie
denn befragt und was ist dabei heraus gekommen?
Ich habe mehr als achtzig Menschen, jung und alt, Männer wie Frauen aller Berufskategorien, befragt und dabei raus
gekommen ist – aus meiner Sicht etwas sehr Verblüffendes –
nämlich, dass wir im Grunde genommen den meisten Mut dafür benötigen, so sein zu können, wie wir gerne wären.
Warum ist denn Mut so wichtig für unser Leben? Und
warum kostet Mut so viel Kraft?
Wenn wir mutig sein müssen, hängt das damit zusammen,
dass wir nicht genau wissen, wie es ausgeht. Oftmals ist man
gelähmt von der eigenen Angst, aber ich glaube, noch tiefer ge-
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Mangelndes Selbstbewusstsein. Dass viele Menschen
sich selber schlecht reden und nicht denken, sie könnten etwas schaffen. Ich frage dann, wie Sie mit Freunden umgehen?
Was trauen Sie Freunden zu, wenn die Fehler gemacht haben?
Dann kommt immer so etwas wie: Da hätte ich Verständnis,
da würde ich ihnen Mut zusprechen. Man sollte sich selbst wie
seinen besten Freund behandeln. Im Grunde genommen geht
es darum, das eigene Selbstbild zu korrigieren.
Wie machen Sie Ihren Klienten Mut?
Ich arbeite als klassischer Coach, dass bedeutet, ich unterstütze Sie auf Ihrem Weg. Ich stelle Fragen, sehe mich als Wegbegleiter. Ich halte ihm im Grunde genommen einen Spiegel vor.
Als Vertreterin der Positiven Psychologie ist das aber ein sehr
wohlwollender Spiegel, und das finde ich auch entscheidend.
Also, ich glaube wir könnten alle viel mutiger sein, wenn wir
wohlwollend mit uns und anderen sind
Sie haben das Institut für Glückspsychologie gegründet und
viel über Glück geforscht, wie kam es eigentlich dazu?
Ich bin eigentlich von Haus aus Schifffahrtskauffrau und Betriebswirtin. Dann habe ich – wie das so schön heißt – ein kleines
erfolgreiches Familienunternehmen geführt, dass bedeutet, ich
habe meine Kinder groß gezogen und mir dann mit Ende Dreißig meinen Traum erfüllt. Eigentlich wollte ich aus einem ganz
anderen Grund heraus Psychologie studieren, weil mich auch
sehr Intelligenz und Intelligenzforschung interessiert. Dann bin
ich im wahrsten Sinne des Wortes während des Studiums ins
Glück gestolpert. Und genau dann dachte ich, ich möchte al-
les darüber wissen. Ich bin wirklich sehr begeistert von der
Positiven Psychologie. Deshalb bin ich zu dem Thema Glück
gekommen. Ich dachte, ich möchte das einfach erforschen.
Mein neues Steckenpferd ist Wertschätzung in Unternehmen.
Ich wollte erst wissen, wie kann man glücklich sein. Dann habe
ich gemerkt, man braucht Mut und dann stellte ich fest, ohne
Wertschätzung ist Mut nicht möglich. Sie brauchen Ihre eigene
Wertschätzung für sich und Wertschätzung von anderen, um
mutig agieren zu können, sonst geht das einfach schief.
Wie würde denn eine Gesellschaft, aussehen, in der jeder
Mensch über genügend Mut und auch Wahrhaftigkeit verfügt?
Wäre das eine perfekte und harmonische Gesellschaft? Könnte
man die überhaupt aushalten? Oder würde einem etwas fehlen?
Ich glaube, dass eine Gesellschaft die sich zusammensetzt
aus starken und mutigen Menschen eine schöne Gesellschaft
sein könnte. Nicht im Sinne einer Utopie, sondern ich glaube
tatsächlich, dass es uns Menschen gut tut, Selbstvertrauen zu
haben und mutig agieren zu können. Aber ich glaube, bis es
soweit ist, werden wir beide das wahrscheinlich nicht mehr erleben.
Vielen Dank für das Gespräch
Das Interview führte Achim Eickhoff
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Grieshaber ǀ motion 06
Es gehört oft mehr
Mut dazu, seine
Meinung zu ändern,
als ihr treu zu
bleiben.
Am Ende hat Mut
immer mit Liebe zu
tun.
Mut ist Liebe.
Friedrich Hebbel
Sebastian Junge
Es gibt im Leben
nur eine Sünde, und
die ist: den Mut zu
verlieren.
Manchmal gehört
viel Mut dazu,
Dinge zu tun, die
nicht schon nach
zwei Quartalen
wirksam werden.
Ein Pfund Mut ist
mehr wert als eine
Tonne Glück.
Johannes Mario Simmel
Michael Frenzel
James A. Garfield
Nie entmutigt sein.
Geheimnis meines
Erfolges.
Am Mute hängt
der Erfolg.
Wagen wir, die
Dinge zu sehen,
wie sie sind.
Nicht weil es
schwer ist, wagen
wir‘s nicht, sondern
weil wir‘s nicht
wagen, ist es
schwer.
Ernest Hemingway
Theodor Fontane
Albert Schweitzer
Lucius Annaeus Seneca
Frisch also!
Mutig an‘s Werk!
Stets habe ich so
geredet, daß Mut
zum Handeln und
nicht Verzagtheit
die Folge sein
sollte.
Was wäre das
Leben, hätten wir
nicht den Mut,
etwas zu riskieren?
Friedrich Schiller
Carl Friedrich von Weizsäcker
Vincent van Gogh
Habe den Mut zur
Wahrheit! Das
kostet dich viele
der Freunde, aber
es zeigt dir zugleich, was du an
ihnen verlorst.
Heinrich Leuthold
Der Mut der
Schlechten stammt
aus der Feigheit
der Guten. Seid
mutig - und ihr
werdet sehen, wie
sie die Flügel
hängen lassen.
Don Bosco
Der Mutige
erschrickt nach der
Gefahr, der Furchtsame vor ihr, der
Feigste in ihr.
Wo kämen wir hin,
wenn alle sagten,
wo kämen wir hin,
und niemand ginge,
um zu schauen,
wohin man käme,
wenn man ginge.
Damit das Mögliche
entsteht, muß
immer wieder
das Unmögliche
versucht werden.
Jean Paul
Kurt Marti
Hermann Hesse
Habe Mut, dich
deines eigenen
Verstandes zu
bedienen!
Dem Mutigen
gehört die Welt
Es gibt Leute,
denen sogar der
Mut fehlt, feige
zu sein.
Immanuel Kant
Sprichwort
Markus M. Ronner
MUT
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Mut gebiert
Optimismus.
Winfried M. Bauer
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Grieshaber ǀ motion 06
Focus
Focus
ROCK
YOUR
LIFE!
Der Mut einer
neuen Gründergeneration
Sozialunternehmerin Elisabeth Hahnke gibt mit der Initiative Rock your Life!
Hauptschülern die Möglichkeit für Bildung, die sie im Leben geschenkt bekam
„Sie führt die Gruppen und bringt
Leute zusammen“ stand schon im
Grundschulzeugnis der kleinen Elisabeth.
Dass das Unternehmertum der Rock
Your Life-Gründerin Elisabeth Hahnke
im Blut liegt, war ihr dann spätestens
mit Anfang 20 klar. Der Wunsch, ein
eigenes Unternehmen zu gründen,
wurde immer stärker. Aber eines, das
Sinn machen und Werte schaffen
würde, vielleicht auch dazu beitragen
könnte, ein gesellschaftliches Problem
zu lösen.
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Grieshaber ǀ motion 06
Focus
Focus
Beispiel einer Unternehmenskooperation: Seit Anfang 2011 ist das Hotel Adlon in Berlin finanzieller
und inhaltlicher Förderer von ROCK YOUR LIFE! Berlin e.V.
Aktuelles Coachingpaar:
„Wir sitzen oft minutenlang lachend nebeneinander und mir
wird bewusst, wie ähnlich wir uns
sind. Uns unterscheiden demographische Merkmale. Alles weitere
verbindet uns. In unseren Gesprächen reflektieren wir manchmal
gemeinsam unsere Vorstellungen
der Zukunft. Viele der Fragen, die
wir besprechen, könnte ich selbst
sehr schwierig beantworten. Aber
schon darüber zu sprechen, bringt
oft mehr als gedacht.“ Patrick Lang
ist Coachee und
Daniel Schulte-Hillen ist der Coach.
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Im richtigen Umfeld befand sich die
damalige Kulturmanagement-Studentin
ja schon. Studierte sie doch an der
privaten Zeppelin-Universität in Friedrichshafen am Bodensee, die als erste
deutsche Uni über einen Lehrstuhl für
„Social Entrepreneurship“ verfügte.
Der wichtigste Impuls zum Gründen
kam aber dann über den Austausch mit
einem Professor , der ihr von der immer
dramatischeren Situation an Deutschlands Hauptschulen und der Perspektivenlosigkeit der Schüler erzählte.
Selbst in Hellersdorf, einem Berliner Problembezirk aufgewachsen,
begann Elisabeth Hahnke, sich für die
Entstehung von Bildungsbiografien,
insbesondere von Arbeiterkindern, zu
interessieren. Ihr eigenes, privilegiertes
Aufwachsen mit Musik, Sport und Büchern und die liebevolle Unterstützung
durch ihre Eltern dienten ihr dabei als
positives Vorbild. Obwohl beide Elternteile nicht studiert hatten, ermutigten
sie Elisabeth und ihren Bruder stets darin, das zu tun, was ihnen lag und wo
sie ihre Talente vermuteten.
So hat sie schließlich 2008 auch
den Mut, gemeinsam mit 12 Kommilitonen die Sozialinitiative „Rock your Life“
zu gründen, die Hauptschüler und Studenten im Rahmen einer zweijährigen
Coachingbeziehung zusammenbringt,
um die Berufsperspektiven der Schüler zu verbessern. Das Anfangsteam
hat sich inzwischen auf ein 3er -Team
gesundgeschrumpft, neben Elisabeth
Hahnke zeichnen Christina Veldhoen
und Stefan Schabernak mit verantwortlich. Alle gemeinsam arbeiten sie dafür,
das Selbstwertgefühl und die Noten
der Hauptschüler zu heben und damit
ihre Chancen auf eine Ausbildung zu
steigern. Für die Studenten, die eine
Ausbildung als Coach erhalten, bedeutet das zweijährige Ehrenamt einen
großen Zugewinn an Sozialkompetenz
und die Möglichkeit, weg vom Leistungsdruck der Uni wertvolle menschliche Erfahrungen zu sammeln.
Seit Beginn sind nun über 1000
Coaching-Beziehungen entstanden
und Elisabeth Hahnke hat mit ihrem
Team regionale Strukturen in 29 deut-
Die Rock your Life! – Geschäftsführung: Stefan Schabernak, Elisabeth Hahnke, Christina Veldhoen
schen Städten aufgebaut. Das Ziel der heute 28-jährigen Mutter einer vierjährigen
Tochter ist es, weiter zu wachsen und die regionalen Strukturen zu festigen. Und
Schüler mit Leidenschaft mit den richtigen Unternehmen zusammenzubringen.
Auch hier gibt es bereits erste fruchtbare Kooperationen, beispielsweise mit dem
Hotel Adlon in Berlin.
Als wäre dies nicht genug, befindet sich die umtriebige junge Frau schon wieder in einem neuen Gründungsprozess: eine eigene Akademie soll entstehen, um
all das in den letzten Jahren gesammelte Wissen an Unternehmen, Schulen und
andere Bildungsträger zu vermitteln. Und wo sieht sich Elisabeth Hahnke in 10
Jahren ? „Mein Traum ist es, diesen Geist, den wir über die Arbeit bei Rock your
Life und die Erfolge unserer Schützlinge spüren, auch an die Schulen zu bringen,
notfalls über die Gründung einer eigenen Schule. Denn um wirklich gut lernen zu
können, brauchen junge Menschen das Wissen, dass sie wertvoll sind.“
Katja Tonne-Grieshaber
Das Sozialprojekt Rock your Life! finanziert sich momentan über Sponsoren aus der Wirtschaft und Fundraising.
www.rockyourlife.de
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Grieshaber ǀ motion 06
Group
Group
Ein Unternehmer
muss Vorbild sein!
Kurt Grieshaber musste so manche mutige Entscheidung treffen
Auf ein bewegtes und mitunter bewegendes Arbeitsleben
als Unternehmer kann er zurückblicken: Kurt Grieshaber beging im vergangenen Oktober sein 50-jähriges Jubiläum. Damit ist er seit fünf Jahrzehnten im eigenen Familienunternehmen die treibende Kraft. An seinem Ehrentag saß er mal nicht
an seinem Schreibtisch, sondern schenkte sich und seinem
Team eine Ausfahrt durch die herrliche Alpenlandschaft im
berühmten Glacier-Express. Die Berge haben es Kurt Grieshaber angetan, allen voran das majestätische Matterhorn, mit
4478 Metern einer der höchsten Berge der Alpen.
Vom Matterhorn ist er immer wieder fasziniert. „Manchmal
kommen mir meine Jahre in unserer Firma wie die lange und
beharrliche Besteigung dieses Berges vor“, erzählt mir Kurt
Grieshaber schmunzelnd und erinnert sich dabei an die Zeit,
wie alles begonnen hat.
„Es war der 1. Oktober 1962, ich hatte gerade meine Ausbildung als Speditionskaufmann abgeschlossen und stand an
diesem Oktobermorgen nun in einem karg eingerichteten Büro
in der Wohnung meiner Eltern in Laufenburg. Der Schreibtisch
und der Stuhl stammten von meinen Großvater,“ erinnert er
sich zurück.
Eigentlich wäre Kurt Grieshaber ja gerne weggegangen,
hinaus in die Welt, um die für ihn faszinierende Welt der Logistik kennen zu lernen, vielleicht auch irgendwo zu studieren. Doch daraus wurde nichts. Die Eltern waren dagegen. Ihr
Sohn sollte nun im Familienbetrieb mit anpacken. Genug zu
tun gab es allemal.
Kurt Grieshaber packte kräftig mit an. Er hatte schließlich
auch neben seiner Ausbildung den LKW-Führerschein erworben und damit saß er vom ersten Tag an hinter dem Lenkrad
einer der drei LKWs der damals noch kleinen Speditionsfirma.
Doch dem jungen Mann wurde sehr schnell klar, dass seine berufliche Perspektive nicht auf Dauer im Steuern eines
Lastkraftwagens lag. Er hatte Pläne und Ideen, wie man
das väterliche Unternehmen weiterbringen kann. Doch dazu
brauchte es eine klare Ausrichtung und auch grundlegende
Reformen.
www.grieshaber-group.com
Mit gerade einmal 19 Jahren führte nun er die Verhandlungsgespräche mit den Kunden, den Lieferanten und auch
den Banken. Und er hatte Erfolg. Seine Partner schätzten
die offene und verbindliche Art, die Kurt Grieshaber bis zum
heutigen Tag auszeichnet. Innerhalb weniger Jahre wuchs der
eigene Fuhrpark auf 25 LKWs. Doch das war nur der Anfang.
Er wollte weiter gestalten, wollte etwas Dauerhaftes schaffen,
das Unternehmen weiter voran bringen. Doch er wusste auch,
dass man dafür Risiken eingehen muss und eine gehörige
Portion Mut braucht. Und den bewies er immer wieder. Das
Unternehmen entwickelte sich im Laufe der Jahre prächtig.
Firmen wurden dazu gekauft, Beteiligungen eingegangen und
Auslandsvertretungen in Frankreich und der Schweiz gegründet. Dabei entwickelte sich auch ein eingeschworenes Team
um ihn herum, das zusammen mit Kurt Grieshaber das Unternehmen auf einen erfolgreichen Weg brachte. „Ich brauche
gute Leute um mich herum, sonst klappt es nicht. Und dazu
muss es mir gelingen, sie zu begeistern und zu motivieren.
Wenn alles das gelingt, dann ist man als Unternehmer erfolgreich“, erklärt mir Kurt Grieshaber sein Credo.
Es ist ihm gelungen! Als Vorstandsvorsitzender der Grieshaber Logistics Group AG wird er nicht nur von seinen Mitarbeitern geschätzt und geachtet. In der Region und darüber
hinaus hat er sich einen Namen gemacht. Er steht für Kontinuität und Solidität. Er hat es dabei im Laufe der fünf Jahrzehnte
immer verstanden, sich auf die rasch verändernden Bedingungen des hart umkämpften Logistik-Marktes einzustellen.
Und er hat dabei immer Mut bewiesen, neue Wege zu gehen
und damit auch alte Pfade zu verlassen.
Und welche Bilanz zieht er nach fünfzig Jahren als Unternehmer an der Spitze eines mittelständischen Familienunternehmens? „In jedem Jahrzehnt musste ich Entscheidungen
treffen, damit das Unternehmen sich weiter entwickeln kann.
Es waren zwar nicht alle erfolgreich, aber eine mutige Entscheidung zu treffen, ist immer besser, als gar keine Entscheidung!“
Achim Eickhoff
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„Was immer Du tun kannst
oder träumst es zu können –
fang damit an.
Mut hat Genie, Kraft
und Zauber in sich.
(Johann Wolfgang von Goethe)
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Insights
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Deutschland
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Trottäcker 51
79713 Bad Säckingen
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Redaktion
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Kurt
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Seite 4-5
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Seite 10 Ursula Cantieni, Guido Kasper, Grieshaber Logistics Group AG
Seite 11-12 Johannes King, Luzia Ellert / Collection Rolf Heyne
Seite 12 Richard Lehner, Rainer Gottberg, Luzia Ellert / Collection Rolf HeyneSeite 13 Joey Kelly, Thomas Stachelhaus
Seite 14,17 Dr. Michael Groß
Seite 19, 21 Grieshaber Logistics Group AG
Seite 22-27 Angelika Gulder
Seite 28-29 Udo Albrecht
Seite 30-35 Jochen Mass
Seite 36-37 Roswitha Klopfer
Seite 39-41 Maria Klein
Seite 45-47 Bea Engelmann
Seite 50-53 Rock your Life
Seite 54-55 Grieshaber Logistics Group AG
Seite 2-3, 6-7, 8-9, 14-16, 18, 20-21, 23-27, 32-35, 36-37, 40, 42-44, 48-49, 58-59
Fotos: Fotolia
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Schweiz
Grieshaber AG Transport + Logistik
Althardstrasse 301
8105 Regensdorf/Zürich (Schweiz)
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