Lyrikmappe - Carl Friedrich von Weizsäcker

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Lyrikmappe - Carl Friedrich von Weizsäcker
CARL FRIEDRICH VON WEIZSÄCKER-GYMNASIUM (RATINGEN)
Lyrikmappe
Projekt Deutsch: „Lyrikmappe“
Romantik/Expressionismus D GK Q2.2 Wgt
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
08.03.2015
Projekt Deutsch: „Lyrikmappe“ Romantik/Expressionismus D GK Q2.2 Wgt (Januar/Februar 2015)
Inhaltsverzeichnis
1. Romantik
Seite 3
1.01: Epochenüberblick
Seite 3
1.02: Thema Heimat
Seite 10
1.03: Farbsymbolik in der Romantik
Seite 11
1.04: Heinrich Heine
Seite 13
1.05: Joseph von Eichendorff
Seite 16
1.06: Erster Eindruck „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff
Seite 17
1.07: Innerer Monolog zu „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff
Seite 19
1.08: Gebrüder Grimm
Seite 20
1.09: Erster Eindruck: „ Wenn die Sonne weggegangen (1803)“ von Clemens
Seite 22
Brentano
1.10: Gedichtsanalyse „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff
Seite 23
2. Expressionismus
Seite 27
2.01: Epochenüberblick
Seite 27
2.02: Georg Trakl
Seite 35
2.03: Erster Eindruck „Verfall“ von Georg Trakl
Seite 37
2.04: Erster Eindruck „Im Winter“ von Georg Trakl
Seite 39
2.05: Gedichtsanalyse: „Grodek“ von Georg Trakl
Seite 40
2.06: Georg Kaiser
Seite 45
2.07: Franz Kafka
Seite 48
2.08: Friedrich Nietzsche
Seite 51
2.09: Bildanalyse „Der Schrei“ von Edward Munch
Seite 53
2.10: Erzählprosa im Expressionismus
Seite 56
2.11: „Verlorene Menschheit (Eigenes Gedicht) + Analyse
Seite 60
2.12: Standbilder
Seite 63
Seite 1
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
3. Anhang
3.1: Literaturverzeichnis
Seite 65
Seite 70
3.2: Arbeitsplan
Einleitung
In dieser Lyrikmappe habe ich mich sehr intensiv mit den zwei Epochen Romantik und
Expressionismus beschäftigt. Ich habe grundlegende Informationen zu den Epochen
herausgearbeitet. Dabei bin ich auf den historischen Kontext, die Weltanschauung und die
Gesellschaft eingegangen. Dann habe ich verschiedene Werke inhaltlich analysiert, sodass ich
zentrale Themen feststellen konnte. Außerdem habe ich mich intensiv mit zentralen Autoren
der Epoche beschäftigt, um den Zeitgeist, die Denkweisen und den Hintergrund zu verstehen.
Um diesen noch mehr zu verstehen, habe ich auch die jeweilige Prosa und auch Kunst
untersucht, sodass ich nach Fertigstellung beide Epochen verstanden habe.
Seite 2
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
1. Romantik
1.01 Epochenüberblick
„Der Begriff Romantik stammt vom altfranzösischen romanz, romant oder roman ab, welche
alle Schriften bezeichneten, die in der Volkssprache verfasst wurden. Romantisch bedeutet
etwas Sinnliches, Abenteuerliches, Wunderbares, Phantastisches, Schauriges, Abwendung
von der Zivilisation und Hingabe zur Natur.
Zeit

Ca. 1795 - 18301
Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Wandel feudalistisch geordneten Gesellschaft
in eine bürgerliche Gesellschaft
Literaturgeschichtlicher Hintergrund
Merkmale2
Themen

Französische Revolution 1789 und Napoleon

Restauration (Wiener Kongress 1814/1815)

Märzrevolution 1848/1849

Frühromantik

Hochromantik

Spätromantik mit „schwarzer Romantik“

Einfache, bildliche und obsolete Sprache

Blaue Blume

Romantische Ironie

Progressive Universalpoesie

Fundamentale Zeitkritik

Vorliebe für das Mittelalter

Sehnsucht (nach Ferne, Jugend etc.)

Heimat und Patriotismus (dazu:
Naturverbundenheit)
Vertreter

Fantastische, Wunderbare Verzauberung

von Eichendorff, Bretano, von Arnim, von
Hardenberg, Uhland, Heine, E.T.A. Hoffmann
1
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 288)
Vgl.: Lobeck, Monika: Schulwissen Kompakt Deutsch. Nachschlagen und verstehen. Gütersloh/München: Brockhaus
Scolaris Verlag, 2012 (S. 221)
2
Seite 3
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
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Die Romantik als Epoche zeichnete sich durch romantisches Denken und romantische Poesie
aus, z. B. Kritik an der Vernunft, Aufhebung der Trennung zwischen Philosophie, Literatur
und Naturwissenschaft, Naturnähe, Erleben des Unbewussten.“3
Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Die Romantik zeichnet sich durch einen großen gesellschaftlichen Prozess aus, den Wandel
der feudalistisch geordneten Gesellschaft in eine bürgerliche Gesellschaft.4
Ludwig der XVI. und Friedrich der I. gelten als die Vertreter der alten Ordnungen, Verfechter
des Absolutismus und der feudalen Ordnung. Die Menschen waren allerdings mit diesem
System unzufrieden, da es breite Bevölkerungsschichten in vielen Bereichen des alltäglichen
Lebens, zum Beispiel im Lebensunterhalt oder im Recht, benachteiligte. Die Folge der daraus
resultierenden Hungersnöte war die Französische Revolution 1789. Die Bauern und ärmeren
Teile der Gesellschaft rechneten mit der feudalistischen Ordnung ab und erhängten,
guillotinierten und ermordeten ihre Unterdrücker.
Die Folge war ein blutiger Bürgerkrieg, aus dem die Jakobiner unter Führung von Jaques
Robbespiere als Sieger hervorgingen. Sie waren radikale Gegner der alten Ordnung und
agierten in einer mehrjährigen Schreckensherrschaft mit unzähligen Toten.
1797 schaffte es – nach dem Tod bedeutender Jakobiner – Napoleon die Macht an sich zu
reißen. Er versprach ein neues System und führte neue Gesetze für Bürgerliche, den Code
Civil, ein. 1804 schlug er sich selbst zum Kaiser. Von 1804 an führte er mehrere Feldzüge in
Europa und kontrollierte 1812 fast ganz Europa (außer Russland).
1806 kam es in Folge zur Auflösung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen und
Napoleon gründete den Rheinbund. Dieser war sein enger Verbündeter und er führte viele
Reformen durch wie zum Beispiel die Preußischen Reformen von 1807-1814 in Preußen.
Diese sorgten beispielsweise für eine neue Verwaltung, Gewerbefreiheit und die Abschaffung
der Lehnsherren.
1812 griff Napoleon Russland an. Er verlor den Angriff allerdings und musste sich
zurückziehen. Auf dem deutschen Gebiet wuchs der Unmut über die fehlende Souveränität,
3
4
http://www.literaturwelt.com/epochen/romantik.html; 06.03.2015 (letzter Zugriff)
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 288)
Seite 4
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sodass es von 1813-1815 die Befreiungskriege gab, in denen Napoleon besiegt wurde und auf
die Insel Elba bzw. Helena verbannt wurde. 1815 war seine letzte große Schlacht (Schlacht
von Waterloo), die er gegen Preußen und Großbritannien verlor.
1814/1815 fand der Wiener Kongress statt, der eine Neuordnung Europas vorsah und die
Restauration einleitete. Die reaktionären Kräfte unterdrückten die nationalliberale Bewegung
mit Gesetzen wie den Karlsbader Beschlüssen 1819. Die nationalliberale Bewegung wehrte
sich mit Massendemonstrationen wie dem Wartburgfest (1817) oder dem Hambacher Fest
(1832).
Die fortschreitende Industrialisierung und die zunehmende Bürgerbewegung sorgten für noch
mehr Unmut und Massenarmut ( Pauperismus), sodass es in den 1840er- Jahren viele
Aufstände gab. So protestierten die schlesischen Weber gegen den Einsatz von Maschinen,
weil sie selbst gar nicht mehr gebraucht wurden und sich in Hungersnöten befanden (1844 
Weberaufstand).
1848-1849 kam es zur Märzrevolution, aus der die Paulskirchenverfassung, die erste
demokratische und liberale Verfassung, hervorging. Die reaktionären Kräfte hielten allerdings
zusammen und konnten auf die Loyalität ihrer Armeen bauen, sodass die Revolution
niedergeschlagen wurde und die Paulskirchenverfassung nie in Kraft trat.
Im historischen Zusammenhang zur Romantik gab es viele Entdeckungen und Erfindungen:
So wurde zum Beispiel 1804 die Dampflokomotive erfunden.
Literaturgeschichtlicher Hintergrund
Die Romantik wird in drei Phasen eingeteilt5:
Die Frühromantik (1789-1804) hatte ihr Zentrum vor allem in Jena. Deswegen wurde sie
auch Jenaer Romantik genannt.6 Als Dreh- und Angelpunkt galten die Brüder Schlegel. In
Jena waren unter anderem auch F. v. Hardenberg (Novalis, 1772 - 1801), Schelling (17751854), Humboldt, Veith und Böhmer tätig.7 Deren Schwerpunkte waren vor allem die
Aufbruchsstimmung, die von der französischen Revolution ausgelöst wurde.8 Außerdem
5
Vgl.: http://www.akg-schwabach.de/unterricht/faecher/deutsch/projekte/Romantik.pdf; 06.03.2015
Vgl.: Rothmann, Kurt: Kleine Geschichte der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag, 1978 (S. 135)
7
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 288)
8
Vgl.: http://www.akg-schwabach.de/unterricht/faecher/deutsch/projekte/Romantik.pdf; 06.03.2015 (letzter Zugriff)
6
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stellten die Künstler erstmals kritische Überlegungen auf und vertrauten auf „die
Realisierbarkeit von Idealen: Glaube an ein künftiges, humaneres, glückliches Zeitalter“9.
Die zweite Phase war die Hochromantik, die überwiegend in Heidelberg stattfand. Die
Schwerpunkte dieser Romantikform waren das Aufzeigen des Alltags in der Lyrik, das
Interesse an der nationalen Identität und generell der Stolz auf die Heimat und das Vaterland
(Patriotismus). Vertreter der Hochromantik sind Clemens Brentano (1778-1842), Joseph von
Eichendorff (178-1857) oder Achim von Arnim (1781-1831).
Joseph von Eichendorff schuf die bekanntesten Gedichte der romantischen Epoche von denen
viele auch vertont wurden. Gemeinsam mit Achim von Arnim (1781-1831) veröffentlichte
Clemens Brentano (1778-1842) die Liedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“, in der sie
alte deutsche Volkslieder zusammentrugen und überarbeiteten.10
Die dritte Phase war die Spätromantik, die vor allem in Stuttgart und Berlin angesiedelt war.
Diese Phase fand ungefähr zwischen dem Wiener Kongress 1814/1815 und dem Hambacher
Fest 1832 statt. Die Schwerpunkte dieser Epoche waren die Darstellungen des Phantastischen,
den Transzendalen und des Wunderbaren. Es gab allerdings auch eine „dämonisierende
Darstellung des Lebens („Schwarze Romantik“)11. Vertreter der Spätromantik waren E.T.A
Hoffmann (1776-1822 / „Schwarze Romantik“), Joseph von Eichendorff und Ludwig Uhland
(1787-1862).12
Merkmale
Die Sprache, die von Romantikern benutzt wird, ist sehr bildhaft. Außerdem ist die Sprache
einfach gehalten und Fachbegriffe werden vermieden.
Es werden viele Begriffe benutzt, die veraltet sind oder aus Märchen stammen. Daher sind
die Wortfelder vor allem Märchen, Nacht, Nebel, Winter, Geist etc. 13.
9
http://www.akg-schwabach.de/unterricht/faecher/deutsch/projekte/Romantik.pdf; 06.03.2015 (letzter Zugriff)
Vgl.: Lobeck, Monika: Schulwissen Kompakt Deutsch. Nachschlagen und verstehen. Gütersloh/München: Brockhaus
Scolaris Verlag, 2012 (S. 128)
11
Vgl.: http://www.akg-schwabach.de/unterricht/faecher/deutsch/projekte/Romantik.pdf; 06.03.2015 (letzter Zugriff)
12
Vgl.: Ebenda
13
Vgl.: http://www.rhetoriksturm.de/romantik.php; 06.03.2015 (letzter Zugriff)
10
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Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
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Die Emotionen spielen die zentrale Rolle. Sie sind wie der rote Faden, der durch das Gedicht
führt. Insbesondere die Sehnsucht ist als Leitmotiv in sehr vielen romantischen Gedichten
vorhanden. Symbolisch dafür steht die Blaue Blume ( Seite 11)..
Ein weiteres Merkmal romantischer Lyrik ist die romantische Ironie. „Die „romantische
Ironie" ist eine eigenständige literaturtheoretische Position der Ironie, die vor allem von
Friedrich Schlegel geprägt wurde. Dabei sollte die Ironie nicht mehr nur ein einzelnes
stilistisches Element im Kunstwerk sein, sondern das Kunstwerk insgesamt prägen. Dies zeigt
sich formal darin, dass es einen unendlichen Wechsel zwischen gegensätzlichen Elementen
gibt, beispielsweise Illusionierung und Desillusionierung. Auch spielte die Selbstreflexion des
Kunstwerks innerhalb des Kunstwerks eine wichtige Rolle. Als Beispiel für die praktische
Umsetzung dieser theoretischen Vorstellungen gilt Der gestiefelte Kater Tiecks. Das
ununterbrochene Wechselspiel zwischen gegensätzlichen Elementen zeigt sich in den
ständigen Unterbrechungen der Bühnenhandlung durch Zuschauer, Schauspieler oder den
Dichter. Selbstreflexive Momente werden von vielen Figuren artikuliert, am deutlichsten z. B.
im Dritten Akt in der Szene "Saal im Palast", in der zwei Figuren über die Qualität des
Stückes Der gestiefelte Kater streiten.“14 Somit ist die romantische Ironie das Phänomen,
wenn sich der Autor über sein Stück stellt und dieses kritisch beleuchtet.
Ein anderes Merkmal ist die progressive Universalpoesie. Dabei geht es darum, dass die
Lyrik keine Grenzen mehr zu anderen poetischen Bereichen wie der Musik oder Kunst
besitzt. Alles geht miteinander über und es ist universell: „Der Künstler wird als
freischaffendes Genie betrachtet. Die Universalpoesie versucht, den Traum und die
Wirklichkeit, Poesie und das wahre Leben in einen Wechselbezug zu setzen. Alle Sinne sollen
angesprochen werden.“15
Literarische Formen sind Bildungs- und Entwicklungsromane, Schauerromane, Volkslieder,
Sagen, Märchen und Kunstmärchen.16
Themen
Die Romantiker üben eine fundamentale Zeitkritik.17 Sie sehen politische, wirtschaftliche
und soziale Entwicklungen als kritisch an. Daher entwickeln sich Kunst und Gesellschaft
14
http://www.literaturwelt.com/epochen/romantik.html#romantische_ironie; 06.03.2015 (letzter Zugriff)
http://www.frustfrei-lernen.de/deutsch/deutsche-literatur-epochen-romantik.html, 08.03.2015 (letzter Zugriff)
16
http://www.literaturwelt.com/epochen/romantik.html#romantische_ironie, 06.03.2015 (letzter Zugriff)
17
http://www.akg-schwabach.de/unterricht/faecher/deutsch/projekte/Romantik.pdf ; 04.03.2015 (letzter Zugriff)
15
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auseinander: „Neben einer kritischen, zum Teil verzweifelten Schar von Künstlern und
Intellektuellen stehen im 19. Jahrhundert schweigende Mehrheiten: die Bürger, die von
Kommerzialisierung und Industrialisierung profitieren, und die stetig anwachsende
Arbeiterschaft, die bei härtester Arbeit ein klägliches Leben fristet.“18
„Die Romantiker greifen Ideen des Sturm und Drangs auf, verzichten dabei aber keineswegs
auf die großen Ideale des klassischen Zeitalters. Neu ist die Vorliebe für das Mittalter, für
Geschichte überhaupt, für das deutsche Volkstum, für Religion, Gefühle, Träume und
Musik.“19
Viele Romantiker beziehen sich häufig auf das Volkstum, da sie erreichen möchten, dass sich
die Kluft zwischen den gebildeten Künstlern und die von diesen verachtete Volkspoesie
verkleinert. Die Kunstdichtung soll nämlich für alle zugängig sein und alle verbinden. Aus
Heidelberg geht eine Strömung aus, die versuchte genau das umzusetzen. Es waren
Dichtungen, wie zum Beispiel die Volksliedsammlungen von Achim von Arnims und
Clemens
Brentanos
oder
die
Märchensammlungen
der
Gebrüder
Grimm.20
Da viele Romantiker einen besonderen Akzent auf Gefühl und Fantasie legen, wenden sich
viele Romantiker zum Religiösen hin (z.B. die Schlussszene von „Die Jungfrau von Orleans“
von Friedrich von Schiller, die er selber als romantische Tragödie bezeichnet).21
In diesem Zusammenhang versuchten die Romantiker ab 1806 das Volkstum zu erweitern,
indem die Romantik national wurde: „Als Preußen 1806 zusammenbricht, schrecken die
Romantiker jäh aus ihrer Traumwelt“22. So zum Beispiel Friedrich von Schiller (1759-1805)
in seinem Drama „Wilhelm Tell“:
II. Akt, 2. Auftritt:
„Rösselmann:
Bei diesem Licht, das uns zuerst begrüßt
Von allen Völkern, die tief unter uns
Schweratmend wohnen in dem Qualm der Städte,
Lasst uns den Eid des neuen Bundes schwören.
18
Wackenroder/Tieck, zit. N. Frühwald, Wolfgang, Die Poesie und der poetische Mensch. Zu Eichendorffs Gedicht
Sehnsucht, in Segebrecht, Wulf (Hg.), Gedichte und Interpretationen Band 3, Stuttgart 1984, S.382
19 Jägel, Wolf-Dietrich: Epochen deutscher Dichtung. Ein Lehr- und Lesebuch. Fünfte Auflage. Paderborn: SchöninghVerlag, 1964 (S. 141)
20 Ebenda (S. 146)
21 Ebenda (S. 143)
22 Ebenda (S. 149)
Seite 8
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– Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,
In keiner Not uns trennen und Gefahr.
Alle sprechen es nach mit erhobenen drei Fingern.
– Wir wollen frei sein wie die Väter waren,
Eher den Tod, als in der Knechtschaft leben.
Wie oben.
– Wir wollen trauen auf den höchsten Gott
Und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.“23
Aber manche Themen bleiben auch nur ein paar Jahre Themen der Romantik.
Hauptschwerpunkt liegt immer noch in der Heimat und in der Natur. Auch die Verzauberung
ist ein wichtiges Thema. E. Th. A. Hoffmann „übersteigert sich die Romantik und wird
phantastisch, grausig und grotesk“24.
Anstelle der Realität flüchten die Romantiker in eine transzendale, übernatürliche und
fantastische Welt, die zugleich unheimlich ist.
Vertreter:
-
Joseph von Eichendorff (178-1857): Aus dem Leben eines Taugenichts (1826) 25
-
Clemens Brentano (1778-1842): „Des Knaben Wanderhorn“ (1805)26
-
Achim von Arnim (1781-1831): „Des Knaben Wanderhorn“ (1805)“27
-
F. v. Hardenberg (Novalis, 1772-1801): „Heinrich von Oefterdingen“
(1802/unvollendet)28
-
Ludwig Uhland (1787-1862): „Die Kapelle“29
-
Heinrich Heine (1797-1856): „Deutschland. Ein Wintermärchen (1843)“30
-
E.T.A Hoffmann (1776-1822): „Die Elixiere des Teufels“ (1815) 31
23
http://www.friedrich-schiller-archiv.de/wilhelm-tell/2-akt-wilhelm-tell/2-aufzug-2-szene/; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
Jägel, Wolf-Dietrich: Epochen deutscher Dichtung. Ein Lehr- und Lesebuch. Fünfte Auflage. Paderborn: SchöninghVerlag, 1964 (S. 159)
25
Vgl.:. http://gutenberg.spiegel.de/autor/joseph-freiherr-von-eichendorff-142; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
26
Vgl.:. http://gutenberg.spiegel.de/autor/clemens-brentano-75; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
27
Vgl.:. http://gutenberg.spiegel.de/autor/achim-von-arnim-20; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
28
Vgl.:. http://gutenberg.spiegel.de/autor/novalis-446; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
29
Vgl.:. http://gutenberg.spiegel.de/autor/ludwig-uhland-601; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
30
Vgl.:. http://www.dieterwunderlich.de/Heine_deutschland.htm; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
24
Seite 9
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1.02 Thema Heimat
Ein weiteres wichtiges Thema der Romantik war die Heimat. Man denkt vor allem an Natur,
das Wandern und diese Unbeschwertheit. Jägel sieht das Thema Heimat als „die reinste und
tiefste Verkörperung deutschen Naturgefühls: einfach, natürlich, sauber, schlicht und rein“.
Dazu passt das Gedicht „Die Heimat“ von Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857):
Die Heimat
An meinen Bruder
Denkst du des Schlosses noch auf stiller Höh?
Das Horn lockt nächtlich dort, als obs dich riefe,
Am Abgrund grast das Reh,
Es rauscht der Wald verwirrend aus der Tiefe –
O stille, wecke nicht, es war als schliefe
Da drunten ein unnennbar Weh.
Kennst du den Garten? – Wenn sich Lenz erneut,
Geht dort ein Mädchen auf den kühlen Gängen
Still durch die Einsamkeit,
Und weckt den leisen Strom von Zauberklängen,
Als ob die Blumen und die Bäume sängen
Rings von der alten schönen Zeit.
Ihr Wipfel und ihr Bronnen rauscht nur zu!
Wohin du auch in wilder Lust magst dringen,
Du findest nirgends Ruh,
Erreichen wird dich das geheime Singen, –
Ach, dieses Bannes zauberischen Ringen
Entfliehn wir nimmer, ich und du!
Joseph Freiherr von Eichendorff
Aus der Sammlung Sängerleben32
31
32
http://gutenberg.spiegel.de/autor/eta-hoffmann-154; 19.02.2015 (letzter Zugriff)
http://gedichte.xbib.de/Eichendorff_gedicht_Die+Heimat.htm 19.02.2015 (letzter Zugriff)
Seite 10
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1.03 Farbsymbolik in der Romantik
Die Farbe Blau steht für die grenzenlosen Dinge im Leben, in der Natur und in der
Gesellschaft. Es sind die Dinge, wo man nicht weiß, wo sie anfangen und wo sie aufhören,
wie zum Beispiel der Himmel oder das Meer.
Daher beziehen sich viele romantische Künstler auf das Wasser als ein reiner, klarer und
erneuerbarer Stoff. In vielen Werken wird der Mensch auf diese Symbolik bezogen: Auch der
Mensch kann sich erneuern und genauso klar und rein werden. Die Forderung der
Entwicklung eines neuen Menschen wird deutlich.
Ein anderer typischer Gegenstand der Romantik ist die blaue Blume ( Gemälde von
Vincent van Gogh33). Die blaue Blume steht wie kein anderes Symbol für die Ideale der
Romantik: die unstillbare Sehnsucht.
(Das Symbol stammt aus „Heinrich von
Oefterdingen“ von Novalis, der inmitten
der anderen Blumen eine blaue Blume
entdeckt, die er aber nicht erreichen
kann.).34
Beispielhaft soll hier das Gedicht „Die
blaue Blume“ von Eichendorff genannt
sein:
"Blaue Blume" von Vincent van Gogh
Die blaue Blume35
Ich suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.
33 https://www.planet-wissen.de/kultur_medien/literatur/literatur_der_romantik/img/wf_romantik_blume_g.jpg; 26.02.15
(letzter Zugriff)
34 Vgl.: http://www.handmann.phantasus.de/h_blaue_blume_ofterdingen.html; 26.02.15 (letzter Zugriff)
35 http://www.balladen.de/web/sites/balladen_gedichte/autoren.php?b05=1&b16=247; 26.02.15 (letzter Zugriff)
Seite 11
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Ich wandre mit meiner Harfe
Durch Länder, Städt und Au'n,
Ob nirgends in der Runde
Die blaue Blume zu schaun.
Ich wandre schon seit lange,
Hab lang gehofft, vertraut,
Doch ach, noch nirgends hab ich
Die blaue Blum geschaut.
Joseph von Eichendorff
(1818)
Die blaue Blume steht somit für eine Sehnsucht, die man nicht stillen kann („Ich suche und
finde sie nie“).
Diese ist nicht rational verständlich wie beispielsweise Liebe.
Es ist etwas Wunderbares und Auserlesenes, das allerdings sehr realitätsfern ist („Mein gutes
Glück mir blüh.“).36
Es sorgt für neue Bewusstseins- und Erlebnishorizonte (vgl. „Wanderungen durch „Länder,
Städt und Au´n“).
36 https://www.planet-wissen.de/kultur_medien/literatur/literatur_der_romantik/wissensfrage_blaue_blume.jsp
Seite 12
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
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1.04 Heinrich Heine
„Heinrich Heine37 {1797 in Düsseldorf – 1856 in Paris}gilt als romantischer Dichter und
zugleich als Überwinder der Romantik. Der politisch engagierte Journalist und Schriftsteller,
der eine elegante deutsche Sprache pflegte, versuchte, Kunst und Realität zur Deckung zu
bringen.“38
Der gebürtige Düsseldorfer ist so berühmt, dass mehrere Institutionen, wie die HeinrichHeine-Universität, stolz seinen Namen tragen: „Seit 1988 trägt die Universität den Namen des
großen Sohnes der Stadt.39
Harry Heine wurde wahrscheinlich 1797 in Düsseldorf geboren. Erst mit der Taufe 1825
erhielt er den Namen Heinrich Heine.40
Er war der älteste von vier Kindern und entstammte einer jüdischen und bürgerlich hoch
angesehenen Familie.41
Seine Kindheit war vor allem durch die Herrschaft Jérome Bonaparte geprägt. Der Bruder des
französischen Kaisers Napoleon Bonaparte regierte die linksrheinischen Gebiete und führte
Erneuerungen, wie den Code Civil, das erste Bürgerliche Gesetzbuch, und andere liberale
Reformen durch. Dadurch entstanden für eine bürgerliche Gesellschaft mehr Chancen.42
Harry Heine besuchte ab 1803 eine jüdische Privatschule, bis er 1804 auf eine so genannte
Normalschule wechselte. Diese war einem Franziskanerkloster angegliedert. Dort besuchte er
auch das Lyzeum.43 Nach dem Schulabschluss fing er bei seinem Onkel Salamon Heine
(1767-1844) eine Bankkaufmannslehre an, brach
diese allerdings nach dem Bankrott des Onkels
ab. Zwischenzeitlich entdeckte er für sich die
Lust am Schreiben von Gedichten.44
1819/1820
versuchte
er
sich
an
einem
Jurastudium in Bonn, brach allerdings auch
Heinrich Heine (1797-1856)
37 http://www.lto.de/uploads/tx_ltoartikel/Heinrich_Heine_473.JPG; 15.02.2015 (letzter Zugriff)
38
http://www.dieterwunderlich.de/Heinrich_Heine.htm; 15.02.2015 (letzter Zugriff)
39
http://www.uni-duesseldorf.de/home/universitaet.html; 26.02.15 (letzter Zugriff)
40
Vgl.: Kortländer, Bernd: Heinrich Heine. Stuttgart: Reclam-Verlag 2003 (S.15)
41
Vgl.: Ebenda
42
Vgl.: Kortländer, Bernd: Heinrich Heine. Stuttgart: Reclam-Verlag 2003 (S.17ff.)
43
Vgl.: Kircher, Hartmut: Heinrich Heine. Marburg: Tectum-Verlag, 2012 (S. 17)
44
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 332)
Seite 13
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
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dieses ab. Er interessierte sich nicht für die Vorlesungen, ging stattdessen lieber zu
Professoren wie Karl Theodor Welcker, Gustav Hugo oder Friedrich von Savigny, die
Vorlesungen über Geschichte, Literatur oder Sprachwissenschaften anboten.45 Er wurde auch
in studentischen Burschenschaften im Zuge der zunehmenden nationalliberalen Bewegung
aktiv.46
1820 verließ er Bonn und immatrikulierte sich in Göttingen. Aufgrund eines Duells wurde er
relegiert und immatrikulierte sich 1821 schließlich in Berlin.47 1825 promovierte er zum Dr.
Jur. und ließ sich taufen.48
Von 1825-1831 reiste er viel und hatte Aufenthalte „auf Norderney, in Lüneburg{der
Wohnsitz seiner Eltern}, Hamburg und München sowie Reisen nach England (1827) und
Italien {1828: Bozen, Trient, Verona, Mailand, Genua, Lucca, Florenz, Venedig49}. {Dann}
kehrte Heinrich Heine wegen des Todes seines Vaters am 2. Dezember 1828 vorübergehend
nach Hamburg zurück.“50 Er schrieb Werke wie „Reisebilder“ (1826-1831) und „Buch der
Lieder“ (1827). Diese „Reisebilder“ verbinden seine Aufenthalte mit gesellschaftlichen
Kritiken. So übt Heine beispielsweise bei den „Nordsee“-Reisebildern scharfe Kritik am
Adel.51
Aufgrund vieler Anfeindungen und auch aufgrund vorheriger Sehnsüchte emigrierte Heinrich
Heine 1831 nach Paris, Frankreich.52 Bis 1841 entstanden hier zahlreiche Werke wie
„Französische Zustände“ (1833, Bezüge auf die Julirevolution in Frankreich), „Die
romantische Schule“ (1836), „Der Rabbi von Bacherach“ (1840) oder „Heinrich Heine über
Ludwig Börne“ (1840).53
45
Vgl.: Marcuse, Ludwig: Heinrich Heine. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Hamburg: Rotwohlt Taschenbuch
Verlag GmbH, 1960 (S.34-43)
46
Vgl.: Kortländer, Bernd: Heinrich Heine. Stuttgart: Reclam-Verlag 2003 (S.25)
47
Vgl.: http://www.dieterwunderlich.de/Heinrich_Heine.htm; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
48
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 332)
49
Vgl.: Kircher, Hartmut: Heinrich Heine. Marburg: Tectum-Verlag, 2012 (S. 19)
50
http://www.dieterwunderlich.de/Heinrich_Heine.htm; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
51
Vgl.: Kortländer, Bernd: Heinrich Heine. Stuttgart: Reclam-Verlag 2003 (S.34)
52
Vgl.: Marcuse, Ludwig: Heinrich Heine. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Hamburg: Rotwohlt Taschenbuch
Verlag GmbH, 1960 (S.80ff.)
53
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 332)
Seite 14
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
1841 heiratete er Mathilde Mirat54, mit der er
schon seit 1834 eine Beziehung führte.55 Es
entstehen neue Werke wie „Atta Troll. Ein
Sommernachtstraum.“
(1843)
oder
„Deutschland. Ein Wintermärchen“56 (1844),
die bei Reisen durch Deutschland entstehen.
Beim „jungen Deutschland“ entsteht nämlich
allmählich der Zwang sich aufgrund von
politischen
und
sozialen
Umwälzungen
(Märzrevolution 1848/1849) der Realität zu
nähern.57
Ein Hörbuch-Cover zu "Deutschland. Ein Wintermärchen"
(1844)
1846 zeigten sich Lähmungserscheinungen als
Symptome eines myatrophischen Muskelschwunds. Er war für seine letzten Jahre ans Bett
gefesselt, an die „Matratzengruft“ wie er sagt. Er schrieb hier seine letzten Werke (zum
Beispiel: „Gedichte 1853“ (1854) oder Lutezia (1854)58).
1856 starb Heinrich Heine in Paris.59
„Henrich Heine (1897-1856) gilt als letzter großer Dichter der Romantik. Da er in seinem
Werk mit der Weltabgewandtheit vieler seiner romantischen Zeitgenossen brach und politisch
Stellung bezog, wird er häufig auch der Zeit des Vormärz zugerechnet.“60
54
Marcuse, Ludwig: Heinrich Heine. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Hamburg: Rotwohlt Taschenbuch Verlag
GmbH, 1960 (S.82)
55
Kortländer, Bernd: Heinrich Heine. Stuttgart: Reclam-Verlag 2003 (S.56ff.)
56
http://img.dooyoo.de/DE_DE/orig/0/5/8/4/1/584109.jpg
57
Jägel, Wolf-Dietrich: Epochen deutscher Dichtung. Ein Lehr- und Lesebuch. Fünfte Auflage. Paderborn: SchöninghVerlag, 1964 (S. 167)
58
Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 332)
59
Kortländer, Bernd: Heinrich Heine. Stuttgart: Reclam-Verlag 2003 (S.72)
60
Lobeck, Monika: Schulwissen Kompakt Deutsch. Nachschlagen und verstehen. Gütersloh/München: Brockhaus Scolaris
Verlag, 2012 (S. 128)
Seite 15
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
1.05 Joseph von Eichendorff
„Joseph
von
Eichendorff
war
einer
der
bedeutendsten Dichter und Schriftsteller der
Romantik.“61
Joseph von Eichendorff62 wurde am 10.3.1788 in
Oberschlesien geboren. Seine Familie war eine
katholische Adelsfamilie.63 Sein Vater war
Offizier beim preußischen Adel.
Eichendorff
bekam
mit
seinen
Brüdern
zusammen vom Pfarrer zuhause Unterricht. Mit
Joseph von Eichendorff (1788 - 1857)
13 Jahren besuchte er in Breslau ein katholisches
Internatsgymnasium, weil seine Heimatstadt Ratibor zu weit von Breslau entfernt liegt.64
Er studierte 1805 in Halle Jura und Geisteswissenschaften und immatrikulierte sich 1812.65
Währenddessen unternahm er eine zweijährige Bildungsreise nach Paris und Wien. Seine
Reisen führten ihn aber auch nach Heidelberg oder Regensburg. Er unterbrach sein Studium
immer wieder, weil er seinem Vater auf dem Gut half.66 Auf seinen Reisen lernte er
romantische Dichter wie Achim von Arnim oder Clemens Bretano kenne. Außerdem traf er
den Philosoph Johann Gottlieb Fichte und den Schriftsteller Johann Joseph von Görres. Er
besuchte sogar Vorlesungen des Dramatikers Kleist.67
1813 wurde er in Folge der Befreiungskriege gegen Napoleon Oberleutnant in der
preußischen Armee.68
1815 heiratete er Luise von Larisch, die selbstverständlich auch aus einer alteingesessen en
Adelsfamilie stammte. Sie bekam in den nächsten Jahren drei Kinder. In dieser Zeit entstand
viel Liebeslyrik wie zum Beispiel „Echte Liebe“69.
61
http://www.inhaltsangabe.de/autoren/eichendorff/; 05.03.2015 (letzter Zugriff)
http://gutenberg.spiegel.de/gutenb/autoren/bilder/eichend2.jpg; 05.03.2015 (letzter Zugriff)
63
Vgl.: http://gutenberg.spiegel.de/autor/joseph-freiherr-von-eichendorff-142; 05.03.2015 (letzter Zugriff)
64
Vgl.: http://www.die-eichendorffschule.de/Biographie%20Eichendorff.pdf; 05.03.2015 (letzter Zugriff)
65
Vgl.: http://www.rhetoriksturm.de/joseph-von-eichendorff.php; 05.03.2015 (letzter Zugriff)
66
Vgl.: http://www.die-eichendorffschule.de/Biographie%20Eichendorff.pdf; 05.03.2015 (letzter Zugriff)
67
Vgl.: http://www.deutsche-biographie.de/sfz12746.html; 05.03.2015 (letzter Zugriff)
68
Vgl.: http://www.rhetoriksturm.de/joseph-von-eichendorff.php; 05.03.2015 (letzter Zugriff)
69
Vgl.: http://www.deutsche-biographie.de/sfz12746.html; 05.03.2015 (letzter Zugriff)
62
Seite 16
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
1818 starb sein Vater und er musste ansehen, wie er seinen gesamten Besitz verlor aufgrund
der enormen Schulden, die sein Vater gemacht hatte. Das Einzige, was Joseph von
Eichendorff noch blieb, war das Schloss Ludowitz und Gut Sedlnitz.
Er trat daraufhin in den preußischen Staatsdienst ein. Der Dichter zog sogar deswegen nach
Berlin und nahm dort am kulturellen Leben teil. Eichendorff lernte sogar den Komponisten F.
Mendelssohn-Bartholdy kennen. Es entstanden Werke wie „Aus dem Leben eines
Taugenichts“ (1826).
70
Er arbeitete für die verschiedenen Ministerien (wie zum Beispiel das
Kulturministerium) und wurde 1841 zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Drei Jahre später
ging er allerdings schon in Pension und widmete sich ganz der Schriftstellerei. Er ging schon
so früh in Pension, weil 1844 eine Lungenentzündung diagnostiziert wurde.71
Seine Frau starb 1855.72
Er starb schließlich 1857 an den Folgen der 1844 diagnostizierten Lungenentzündung.73
1.06 Erster Eindruck „Mondnacht“
von Joseph von Eichendorff
Mondnacht
1 Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.
5 Die Luft ging durch die Felder
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
so sternklar war die Nacht.
70
Vgl.: http://www.deutsche-biographie.de/sfz12746.html; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
Vgl.: http://www.rhetoriksturm.de/joseph-von-eichendorff.php; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
72
Vgl.: Ebenda; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
73
Vgl.: Ebenda; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
71
Seite 17
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Gerrit von Zedlitz-Neukirch
9 Und meine Seele spannte
Weit ihr Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.74
Mein erster Eindruck ist, dass das Gedicht „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff die
wichtigsten romantischen Merkmale beinhaltet: Sehnsucht, Naturverbundenheit, Eskapismus
und das Nacht-Motiv.
Das lyrische Ich zeigt insbesondere seine Naturverbundenheit. Es beschreibt wie die
Umgebung war. Seine Eindrücke stammen aus der Vergangenheit. Diese Eindrücke hat er in
einer Nacht erlebt. Für Romantiker steht die Nacht für eine Schwellensituation in den
transzendalen Bereich. Auch hier zeigt sich der Übergang in das Fantastische, als das lyrische
Ich die Bewegungen seiner Seele beschreibt. Seine Seele wünsche sich nicht weniger als nach
Hause zu fliegen. Auch hier ist das Sehnsuchtsmotiv vorhanden. Das Ziel erscheint schwer
erreichbar und als ob das lyrische Ich schon lange auf der Suche wäre.
Der Eskapismus geschieht, weil sich das lyrische Ich nur von vergangenen Ereignissen redet
und keine Jetzt-Situation anspricht. Es gibt also eine Flucht in die Vergangenheit.
Die Sprache ist allerdings auch sehr romantisch. So ist die Sprache sehr einfach, aber sehr
bildlich gehalten. Die Emotion „Sehnsucht“ leitet wie ein roter Faden durch das Gedicht und
von Eichendorff legt einen Schwerpunkt auf die Leitmotive der Romantik.
74
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=3328; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
Seite 18
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1.07 Innerer Monolog zu „Sehnsucht“ von Joseph von
Eichendorff
Ich versuche zu flüchten. Ich möchte nicht hier leben. Ich kann mich hier nicht entfalten. Ich
habe eine solche Sehnsucht. Diese Sehnsüchte nach diesem fernen Land. Ach… ich glaube,
dass ich von hier weg möchte.
Ich möchte wie in meiner Kindheit wandern. Ich weiß noch, wo wir ganz abgeschieden in
einer Hütte im Wald gelebt haben. Wir sind als Kinder immer die Berge hochgeklettert,
obwohl es gefährlich war. Es war so idyllisch, wenn man an der Spitze angekommen war.
Man konnte das ganze Land überblicken. Es erstreckte sich vor meinen Füßen. Und alles war
so still. Man hörte nur die Bäche rauschen. Von der Bergspitze sind wir meistens weiter
gewandert. Wir sind irgendwann an einen Fluss gekommen. Dessen Wasser war glasklar und
so erquickend. Das war Quellwasser. Wir folgten meistens dem Bach. Dieser ruhige Fluss
wurde nur an einer Stelle in seiner Innigkeit unterbrochen: An der Stelle, wo es die Berge
runter stürzte. Wir kletterten dann meistens neben dem Wasserfall zurück in das Tal.
Ach…ich wünsche mir wieder dort zu sein. Dort fühlte ich mich noch so frei und so
unbeschwert. Ich konnte vor Glück singen. Ich konnte mich von meinen Sorgen befreien.
Jetzt bin in den Normen dieser wandelnden feudalistischen Ordnung gefangen. Ich möchte
von hier weg! Die ganze Wanderung bei Nacht zu machen, war natürlich am Schönsten. Denn
dann kletterte man bei Sonnenaufgang wieder herab. Was für eine prächtige Sommernacht!
Oh…ich will weg von hier!
Ich sehne mich aber auch nach der Ferne. Freunde erzählen mir immer wieder wie schön
Italien ist. Mich faszinierte Italien schon immer mit seiner antiken Geschichten und den
Mythologien. Ich wollte schon immer mal diese Marmorbauten sehen. Und diese pompösen
Bauten und Gärten. Ach…manchmal wünschte ich, dass ich einfach dorthin reisen könnte. So
leicht wie die Vögel. Ich wünschte ich könnte alle diese Erinnerungen und Vorstellungen
realisieren. Ich möchte, dass es Wirklichkeit wird. Mein Herz zerfrisst mich innerlich. Aber
ich kann nicht. Rein körperlich nicht. Stattdessen stehe ich hier am Fenster und sehne mich
nach all diesen Erinnerungen und Vorstellungen. Ich liebe diese Welten. Diese Welten, die
über das Reale hinaus gehen. Ich bin mir trotz meiner Krankheit sicher, dass ich irgendwann
genau diese Ziele erreichen werde. Das würde meine innere Zufriedenheit wiederherstellen.
Seite 19
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
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1.08 Gebrüder Grimm
Die Gebrüder Grimm75 sind Jakob Ludwig
Karl Grimm und Wilhelm Karl Grimm. Jakob
Grimm wurde am 04.01.1785 in Hanau
geboren. Sein Bruder Wilhelm wurde am
24.02.1786 an demselben Ort geboren.76
Die Familie war eine bürgerliche Familie. Der
Vater der Gebrüder Grimm war Jurist.77 Dier
starb allerdings schon 1796.
Die Gebrüder besuchten ab 1798 ein Lyzeum in
Gebrüder Grimm (Jakob Grimm (1785 - 1863) und
Wilhelm Grimm (1786 - 1859)
Kassel. Danach studierten sie beide Rechtwissenschaften an der Universität Marburg. Sie
unternahmen viele Reisen, wie zum Beispiel nach Paris.78
Sie veröffentlichten von 1812 bis 1815 die „Kinder- und Hausmärchen“. Diese Märchen
sammelten sie drei Jahre lang, indem sie einfach die Menschen befragten. Es gab zu der Zeit
noch keine wirklichen schriftlichen Quellen. In diesem ersten Werk waren bereits Märchen
wie Frau Holle, Aschenputtel, Rotkäppchen, die drei Raben oder der gestiefelte Kater.79
Die Gebrüder Grimm durchliefen viele Berufe wie Bibliothekare oder Generalsekretäre. 80
Sie entschlossen sich Professoren zu werden und habilitierten sich 1839 zu Professoren an der
Universität Kassel. Sie schlossen sich den Protesten der „Göttinger Sieben“ an und wurden
des Landes verwiesen:
Die Protestgruppe „Göttinger Sieben“ bestand aus sieben Professoren: Wilhelm Eduard
Albrecht, Friedrich Christoph Dahlmann, Georg Heinrich August Ewald, Georg Gottfried
Gervinus, die Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm und Wilhelm Weber. Sie bezichtigten den
König Ernst August eines Verfassungsbruches, weil dieser 1833 die Verfassung aufgehoben
75
http://www.brueder-grimm-museum.de/p_bg1843.gif; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
Vgl.: http://gutenberg.spiegel.de/autor/br-220; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
77
Vgl.: Ebenda; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
78
Vgl.: http://www.grimms.de/br%C3%BCder_grimm/daten_zeittafel?lang=de; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
79
Vgl.: http://www.grimm2013.nordhessen.de/de/entstehungsgeschichte; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
80
Vgl.: http://www.grimms.de/br%C3%BCder_grimm/daten_zeittafel?lang=de; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
76
Seite 20
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
hatte in Folge der zunehmenden nationalliberalen Bewegungen und Ereignissen wie dem
Hambacher Fest (1832).81
Die Gebrüder Grimm zogen 1840 nach Berlin.
Ab 1843 reiste Jacob Grimm viel nach Dänemark, Italien oder Schweden. Er nahm an vielen
Germanistenversammlungen teil, in Lübeck sogar als Vorsitz.82
1848 wurde Jacob Grimm Abgeordneter im Paulskirchenparlament. Er gab dafür seine
Lehrtätigkeit auf. Genauso tat es ihm Wilhelm Grimm 1852.
„Jakob Grimm starb am 20.9.1863 in Berlin, sein Bruder am 16.12.1859 am gleichen Ort.“83
„Zu ihren gemeinsamen Werken zählen:
- Deutsche Sagen,
- Kinder- und Hausmärchen (z.B.: Rapunzel84,Hänsel und Gretel85 oder Dornrösschen86)
- Deutsches Wörterbuch,
- Deutsche Mythologie,
- Irische Elfenmärchen.“87
Rapunzel
Hänsel und Gretel
Dornrösschen
81
http://www.stadtarchiv.goettingen.de/texte/goettinger_sieben.htm; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
Vgl.: http://www.grimms.de/br%C3%BCder_grimm/daten_zeittafel?lang=de; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
83
Vgl.: http://gutenberg.spiegel.de/autor/br-220; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
84
http://www.maerchenapfel.de/tl_files/images/rapunzel.jpg; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
85
http://www.maerchenapfel.de/tl_files/images/haensel_gretel.jpg; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
86
http://www.maerchenapfel.de/tl_files/images/dornroeschen.jpg; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
87
Vgl.: http://www.was-war-wann.de/personen/gebrueder_grimm.html; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
82
Seite 21
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
1.09 Erster Eindruck: „ Wenn die Sonne weggegangen
(1803)“ von Clemens Brentano
Wenn die Sonne weggegangen,
Kömmt die Dunkelheit heran,
Abendrot hat goldne Wangen,
Und die Nacht hat Trauer an.
5 Seit die Liebe weggegangen,
Bin ich nun ein Mohrenkind,
Und die roten, frohen Wangen,
Dunkel und verloren sind.
Dunkelheit muß tief verschweigen,
10 Alles Wehe, alle Lust,
Aber Mond und Sterne zeigen,
Was ihr wohnet in der Brust.
Wenn die Lippen dir verschweigen
Meines Herzens stille Glut,
15 Müssen Blick und Tränen zeigen,
Wie die Liebe nimmer ruht.88
Das lyrische Ich beschreibt den Moment, wenn die Liebe weg ist. Es sehnt sich danach, dass
so etwas niemals passiert. Es beschreibt, dass dann nur noch Trauer existiere. Das lyrische Ich
wäre dann hoffnungslos und zukunftspessimistisch. Auch die Leidenschaft würde dann weg
sein.
Brentano greift zentrale Themen der Romantik auf, nämlich Liebe und das entfesselte Ich.
Brentano kommt zu dem Fazit, dass die Liebe niemals ruhen wird. Dieser Zustand, von dem
er in den ersten Strophen erzählt, wird also niemals erreicht werden.
88
http://www.lyrik123.de/clemens-brentano-wenn-die-sonne-weggegangen-11655/; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
Seite 22
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
1.10 Gedichtsanalyse 1.10
Joseph von Eichendorff
Sehnsucht (1834)
Es schienen so golden die Sterne,
Am Fenster ich einsam stand
Und hörte aus weiter Ferne
Ein Posthorn im stillen Land.
5
Das Herz mir im Leibe entbrennte,
Da hab ich mir heimlich gedacht:
Ach, wer da mitreisen könnte
In der prächtigen Sommernacht!
Zwei junge Gesellen gingen
10 Vorüber am Bergeshang,
Ich hörte im Wandern sie singen
Die stille Gegend entlang:
Von schwindelnden Felsenschlüften,
Wo die Wälder rauschen so sacht,
15 Von Quellen, die von den Klüften
Sich stürzen in die Waldesnacht.
Sie sangen von Marmorbildern,
Von Gärten, die überm Gestein
In dämmernden Lauben verwildern,
20 Palästen im Mondenschein,
Wo die Mädchen am Fenster lauschen,
Wann der Lauten Klang erwacht,
Und die Brunnen verschlafen rauschen
In der prächtigen Sommernacht.-89
89
http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/romantik/eichend_3.htm
Seite 23
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
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Das romantische Gedicht „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff, erschienen 1834, handelt
von der Sehnsucht des lyrischen Ichs, das sich sowohl in die Ferne als auch in die
Vergangenheit wünscht und sich eine fantastische Traumwelt aufbaut.
Das Thema dieses Gedichts ist das Sehnsuchtsmotiv. Dieses verbindet von Eichendorff
gleichzeitig mit anderen zentralen Themen der Romantik: Naturverbundenheit, die Nacht und
das entfesselte Ich.
Adressat dieses Gedicht sind alle Künstler, die sich in der Realität nicht wohl fühlen und
flüchten möchten. Er möchte zeigen, dass das möglich ist.
Das lyrische Ich beschreibt seine Wahrnehmungen aus der Ich-Perspektive.
Das lyrische Ich steht am Fenster und schaut sich die Umgebung an. Es verfällt in Trance und
stellt sich vor, wie er in der Ferne ein Posthorn hört. Das lyrische Ich verbindet dieses
Geräusch mit früheren Zeiten und wünscht sich in dieser schönen Nacht mitzureisen. Dann
stellt er sich zwei Gesellen vor, die durch die wunderschöne Landschaft wandern: Sie
wandern durch Berge, Wälder und an Wasserfällen vorbei. Diese Gesellen sängen dabei über
die Märchenlandschaften vergangener Zeiten: Von Palästen, Minnesängern und idyllischen
Brunnen.
Das lyrische Ich kann anscheinend nicht flüchten.
Das Gedicht besteht aus drei Strophen. Jede Strophe besitzt acht Verse. Das Gedicht ist in
einer Strophenform verfasst.
Das Reimschema ist ein Kreuzreim (abab):
„Es schienen so golden die Sterne, (a)
Am Fenster ich einsam stand (b)
Und hörte aus weiter Ferne (a)
Ein Posthorn im stillen Land.“ (b)
Es gibt nur einen unreinen Reim, nämlich in Vers 5 + 7.
Das Metrum ist ein unregelmäßiges Metrum. An einigen Stellen ist es ein Daktylus.
Dementsprechend wechseln die Kadenzen auch zufällig (z.B.: Vers 1: weibliche Kadenz).
Zunächst betrachtet das lyrische Ich die Sterne. Die Farbe „Gold“ (vgl. V. 1) symbolisiert die
positiven Seiten des Lebens. „Sterne“ (vgl. V. 1) sind allerdings für Menschen nahezu
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Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
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unerreichbar, aber sie sehnen sich nach solchen. Diese Metapher steht für die positiven Seiten
des Lebens, die ein Mensch nicht erreichen kann. Deswegen steht das lyrische Ich auch
„einsam“ (V.2) am Fenster. Das Fenster ist hier eine Schwellensituation für das entfesselte
Ich. Das lyrische Ich ist abgegrenzt zur Außenwelt, kann aber zugleich alles beobachten, was
in der Außenwelt passiert. Die Schwelle ist die Abgrenzung der Realität zur Traumwelt. Es
fühlt sich einsam, weil keiner diese Werte zu teilen scheint, weil es ja sonst nicht alleine an
diesem metaphorischen Fenster stehen würde.
Das lyrische Ich verfällt in die Traumwelt und malt sich Szenen aus. So meint es, dass es das
Posthorn hört. Das Posthorn gehört zur Postkutsche, die in der alten Zeit Reisen
symbolisierte, weil sie quer durch das Land fuhr (V.3). Das lyrische Ich scheint sich in
vergangene Zeiten zu wünschen und das Land erkunden zu wollen. Das „stille Land“ (V.4)
impliziert die Harmonie und die Innigkeit, die in der weiten Ferne (vgl. V.3) liegen.
Deswegen sehnt es sich nach dieser. Das Enjambement von Vers 3 zu 4 könnte für die
aufkommende Freude stehen, die das lyrische Ich mit solchen Sehnsüchten empfindet, und für
die dadurch verursachtete fehlende Strukturierung in seinem Leben stehen.
Er sehnt sich so sehr nach dieser Ferne, dass das Herz dem lyrischen Ich „im Leib entbrennte“
(V. 5). Diese Metapher illustriert die großen Schmerzen, die das lyrische Ich hat. Es scheint,
als wäre es extrem unzufrieden mit der Realität und als versuche es sich durch solche
Traumwelten abzugrenzen.
Deswegen seufzt es („Ach“ / V. 7) wehleidig, als es realisiert, dass das nicht möglich ist. Das
Wort „Ach“ und der Konjunktiv („könnte“, V.7) könnte man als romantische Ironie erklären,
denn der Autor gibt genau in dem Moment zu, dass alles nicht wahr ist und stellt sich somit
über sein Werk. Dies lässt den Leser nachdenken und die Beschreibung kritisch hinterfragen.
Das lyrische Ich überschlägt sich wieder allein bei dem Gedanken ( Enjambement 
Dynamisierung) und schwärmt von der „prächtigen Sommernacht“ (V.8). Die Sommernacht
ist ein Leitmotiv vieler Romantiker und steht wieder für den Übergang ins Fantastische und
Wunderbare.
In der zweiten Strophe malt sich das lyrische Ich eine andere Szene aus ( Onomatopoesie),
nämlich „zwei Gesellen“ (V. 9), die durch die malerische Landschaft wandern und singen.
Mit dem Aspekt „Musik“ verbindet er dieses Gedicht, sodass die von Schlegel benannte
Seite 25
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
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progressive Universalpoesie entsteht. Das lyrische Ich beschreibt wieder eine „stille Gegend“
(V. 12). Dies führt die Harmonie und die Innigkeit fort.
Das lyrische Ich beschreibt die Situation sehr bildlich. Die zwei Gesellen wandern nämlich
durch die Berge, die übertrieben als schwindelnde Felsenschlüfte dargestellt werden (V.13).
Auf der anderen Seite wandern sie durch harmonisierende rauschende Wälder (V.15) und
kommen an Wasserfällen vorbei (vgl. V. 15-16). Diese Strophe zeigt die große
Naturverbundenheit.
Die dritte Strophe wird immer unrealistischer, denn jetzt beschreibt das lyrische Ich den Text,
den die zwei jungen Gesellen gesungen haben sollen. Die Themen sind märchenschafte und
magische vergangene Zeiten, wo Paläste (vgl. V.20) und Marmorbilder (vgl. V.17) existiert
haben sollen. Diese Aspekte könnten Bezüge zu Italien sein, wo von Eichendorff hinreisen
wollte. Diese Situation wird noch mystischer, denn er beschreibt wie Mädchen an den
Fenstern stehen und ihren Geliebten beim Spielen zuhören. Dieser Brauch war zu der
Entstehungszeit des Gedichts schon lange nicht mehr üblich. Das lyrische Ich scheint sich
wieder in die Vergangenheit zu wünschen.
Die Idylle wird durch die personifizierten schlafenden Brunnen (V.23) ergänzt. Von
Eichendorff schließt sein Gedicht mit dem Parallelismus zum Ende der ersten Strophe mit „In
der prächtigen Sommernacht“ (V.24). Diese Formulierung bildet einen Rahmen zum Anfang
des Gedichts.
Die Sprache, die von Eichendorff verwendet, ist sehr einfach und es werden Fachbegriffe
vermieden. Es gibt allerdings obsolete Begriffe wie „Posthorn“ (V.4), die den Hang zur
Vergangenheit unterstreichen.
Die Empfindung „Sehnsucht“ leitet durch das ganze Gedicht. In der ersten Strophe hat das
lyrische Ich eine Sehnsucht in die Ferne und in die Vergangenheit. In der zweiten Strophe hat
das lyrische Ich eine Sehnsucht nach der Natur und Idylle. Und in der dritten Strophe
entwickelt das lyrische Ich einen Hang zur Vergangenheit und eine fantastischen und
wunderbaren Welt.
Das Gedicht „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff ist ein typisches romantisches Gedicht,
weil es sowohl inhaltliche zentrale Themen der Romantik enthält und sprachliche
Kennzeichen romantischer Lyrik besitzt.
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2. Expressionismus
2.01 Epochenüberblick
Zeit

ca. 1910- ca. 1925
Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Veränderungen auf wissenschaftlicher,
kultureller und gesellschaftlicher Basis
(z.B.: Karl Marx, Charles Darwin
oder Sigmund Freud)
Literaturgeschichtlicher Hintergrund

Industrialisierung

Politische Instabilität

1. Weltkrieg

Zuvor: Naturalismus

Zeitgleich: Symbolismus/
Ästhetizismus, Fin de Siécle
Merkmale90

Expressionismus als neue Form

Radikale Kritik bestehender
Missstände

Apokalypse

Pessimistisches Weltbild /
Zukunftspessimismus
Themen

Simultanstil

Deformation des Menschen

Angst, Verwirrung und
Orientierungslosigkeit
Vertreter

Krieg und Verfall, Ich-Zerfall

Hässliche der Realität/Gesellschaft

Tabuthemen

Else Lasker-Schüler, Georg Heym,
Georg Trakl, Franz Werfel, Franz
Kafka
90
Vgl.: Lobeck, Monika: Schulwissen Kompakt Deutsch. Nachschlagen und verstehen. Gütersloh/München: Brockhaus
Scolaris Verlag, 2012 (S. 222)
Seite 27
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
Der Begriff „Expressionismus (von lat. expressio = Ausdruck, der Begriff wurde 1911 von
Kurt Hiller geprägt91) bezeichnet Literaturströmungen zwischen 1910 und 1925 und ist eine
Gegenbewegung zu Naturalismus, Realismus und Impressionismus. Er strebte die Erneuerung
des Menschen an und befreite die Literatur von der herkömmlichen Ästhetik.“92
Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Die Zeit des Expressionismus war eine Zeit der Veränderungen und Innovationen auf
wissenschaftlicher, kultureller und gesellschaftlicher Basis.93
Zu den obsoleten Denkweisen kamen moderne Veränderungen wie die Theorien von Karl
Marx, Charles Darwin oder Sigmund Freud.94
Karl Marx sah den Mensch als Produkt gesellschaftlicher Verhältnisse, der gleichzeitig von
diesen abhängig ist und diese zu verbessern versuchen sollte.
Charles Darwin sah den Mensch als ein Produkt der Evolution, sich seit Millionen von
Jahren durch Mutation und Selektion verbessernder Mensch.
Sigmund Freud sah den Mensch als Kontrolleur der Psyche, als ein Wesen, das in der Lage
ist seine Gefühle zu steuern.
Der Prozess, der die meisten Veränderungen mit sich brachte, ist in dieser Zeit die
Industrialisierung.
Die Industrialisierung stellte den Beginn des Wirtschaftszeitalters da. 1834 wurde der
Zollverein gegründet und es entwickelten sich – intensiviert durch den deutschen Kohleabbau
– Industrieimperien wie Krupp, Thyssen, Siemens und Bosch, deren Folgegesellschaften
heute noch bestehen.95 Während 1870 noch 60% der Menschen in der Agrarwirtschaft tätig
waren, wohnen 1914 schon mehr als zwei Drittel in großen Städten und waren dort
beschäftigt.
91
Vgl.: Rötzer, Hans Gerd: Geschichte der deutschen Literatur. Bamberg: Buchner-Verlag, 1992. (S.302)
Felgentreu, Simone und Dr. Langemann, Detlef: Duden. Basiswissen Schule. Deutsch. Dudenverlag: 2010
93
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 402ff.)
94
Vgl.: http://www.pearson.ch/download/media/9783894491475_2_SP.pdf; 22.02.2015
95
Vgl.: Matzokowski, Bernd: Das lyrische Schaffen. Georg Trakl. Königs Erläuterungen Spezial. Hollfeld: Bange Verlag,
2010 ( S.15)
92
Seite 28
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
Die Bevölkerungsexpansion zeigte sich
auch in der Großstädten, wie am
Beispiel Berlin: Während 1850 nur
400.000 Menschen in Berlin wohnten,
entwickelte
sich
die
Bevölkerungsanzahl über 2.000.000
(1900) auf fast 4.000.000 Menschen im
Jahr 1919.96
In Deutschland regierte seit 1890
Wilhelm II. (1859-1941)
Wilhelm II.97 als Kaiser in einem
monarchistischen System. Er verlangte einen „Platz an der Sonne“, wie Bernhard von Bülow
in einer Rede 1887 die Forderung nach einer globalen Hegemonialherrschaft betitelte. Die
Folge dieser Politik war das Ende der Bismarckschen Außenpolitik und der Anfang einer
expansiven Aufrüstung und Kolonialpolitik. Deutschland annektierte Gebiete, um dort
Kolonien zu gründen, z.B.: Deutsch-Südwestafrika, das heutige Namibia. Wilhelm II. achtete
nicht auf überkommene Bündnisstrukturen. Als Folge kristallisierten sich ab 1900 klare
Machtblöcke heraus, die immer mehr zu Kontrahenten wurden. Auf der einen Seite gab es
den Dreibund-Vertrag (zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien) und auf der
anderen Seite die Triple Entente (ein Vertrag zwischen England, Frankreich und Russland).
Die Folge war eine politische und europäische Instabilität aufgrund innerer Zerrissenheit auf
nationaler wie auch europäischer Ebene.98
Auf nationaler Ebene prägten sich vor allem Ideologien, wie die des Nationalismus und
Chauvinismus, aus.99
„Das Pulverfass explodierte“
100
schließlich mit der Ermordung Franz Ferdinands,
Thronfolger der KuK-Monarchie Österreich/Ungarn durch einen serbischen Partisanen.
96
Vgl.: Matzokowski, Bernd: Das lyrische Schaffen. Georg Trakl. Königs Erläuterungen Spezial. Hollfeld: Bange Verlag,
2010 ( S.13 ff.)
97
http://www.dsm1918.de/EKTAS_DOWNLOAD/KAISER_WILHELM.jpg; 22.02.2015 (letzter Zugriff)
98
Vgl.: Matzokowski, Bernd: Das lyrische Schaffen. Georg Trakl. Königs Erläuterungen Spezial. Hollfeld: Bange Verlag,
2010 ( S.16)
99
Vgl.: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/17287/chauvinismus; 22.02.2015 (letzter Zugriff
100
http://www.sueddeutsche.de/politik/balkankriege-und-grausame-ouvertuere-des-ersten-weltkriegs-1.1976001-3
Seite 29
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
Aufgrund der Bündnisblöcke erklärte sich eine Nation nach der anderen den Krieg und löste
somit den ersten Weltkrieg (1914-1918) als ersten totalen Krieg aus.101
Totaler Krieg bedeutete eine Kriegsform, die alle „menschlichen und materiellen
Ressourcen“102 benötigte und zum Vernichtungskrieg wurde. Der Vernichtungskrieg führte
das erste Mal zum Einsatz von Giftgas, anderen neuen chemischen Waffen, Flugzeugen,
Panzern und Maschinengewehren.103 Für viele bedeutete das die Apokalypse aufgrund der
weitverbreiteten Angst und Hilflosigkeit.104
Mit der Oktoberrevolution 1917 in Russland und der Novemberrevolution in Deutschland
1918 verschwanden zwar monarchistische Systeme, es verwandelte sich die Nationen zurerst
in Anarchien.105 Aufgrund von politischer und gesellschaftlicher Instabilität wurde die
Etablierung der Demokratie (Weimarer Republik) nach der Novemberrevolution in
Deutschland von Anfang auf unsichere Füße gestellt. Die Opposition wurde zum Beispiel
vielfach in Straßenschlachten angegriffen und ermordet. Es gab viele Putschversuche und
auch immense wirtschaftliche Probleme, die letztendlich in der Hyperinflation von 1923
mündeten.
Literaturgeschichtlicher Hintergrund
Caféhäuser galten anfangs als Treffpunkte der Künstlergeneration, wie beispielweise der
Zirkel „Junges Wien“, der sich seit 1880 in solchen traf.106
Auch typische Vertreter wie Georg Trakl gründeten eigene Künstlerzirkel, wie 1906 den
„Zirkel Minerva“, und trafen sich regelmäßig in Cafés wie im Café Bazar oder im Café
Tomaselli. Sie rezensierten neue Dramen, neue Literatur und diskutierten über
gesellschaftliche Probleme/Zustände und Weltanschauungen.107
101
Vgl.: Matzokowski, Bernd: Das lyrische Schaffen. Georg Trakl. Königs Erläuterungen Spezial. Hollfeld: Bange Verlag,
2010 ( S.21)
102
http://www.preussenchronik.de/begriff_jsp/key=begriff_totaler+krieg.html; 22.02.2015 (letzter Zugriff)
103
Vgl.: Schurf, Bernd und Wagener, Andrea (Hrsg.): Texte, Themen, Strukturen. Berlin: Cornelsen Verlag, 2009 (S.398ff.)
104
Vgl.: Matzokowski, Bernd: Das lyrische Schaffen. Georg Trakl. Königs Erläuterungen Spezial. Hollfeld: Bange Verlag,
2010 ( S.21)
105
Vgl.: http://www.fundus.org/pdf.asp?ID=6623; 25.02.2015 (letzter Zugriff)
106
Vgl.: Matzokowski, Bernd: Das lyrische Schaffen. Georg Trakl. Königs Erläuterungen Spezial. Hollfeld: Bange Verlag,
2010 ( S.23)
107
Vgl.: Ebenda
Seite 30
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
Zuvor herrschte die Epoche Naturalismus (1880-1900), die vor allem beim Bürgertum als
„Klassikerpathos und Heimatliteratur“ galt und bei der Künstler die Kunst als Realität
ansahen, während sie den Alltag als Elend darstellten.
Zeitgleich zum Expressionismus gab es eine weniger radikale Epoche, nämlich die des
Symbolismus/Ästhetizismus
(1890-1920),
in
der
die
Künstler
individuelle
Weltanschauungen in den Fokus setzten und versuchten Imaginationen bezüglich des
Weltbildes hervorzurufen. 108
Es gab allerdings auch schon Ansätze des Expressionismus, wie beispielsweise die
Ästhetisierung der Morbidität und die Angst vor einer Apokalypse.
Im Gegensatz zum Naturalismus und Fin de Siécle vollzogen die Künstler des
Expressionismus
einen
„radikalen
Bruch
mit
den
bisherigen
ästhetischen
Darstellungsweisen“109. Die Realität, die sonst nur imitiert wurde, wurde jetzt visionär
dargestellt. Viele Künstler flüchteten aus dem Alltag in eine philosophische Welt, in der sie
Utopien entwickeln (Eskapismus zur Utopie).110
„Ekstase“ wurde in Folge des Zurückziehens ins Innere zum zentralen Begriff.111
Viele Werke werden durch alle diese Aspekte abstrakter, das heißt realitätsfremde Werke mit
tiefgreifenden Symbolismus und Metaphern, die die Leiden der Menschen unterstreichen. Sie
sind nicht offen für technische Innovationen und verweigern diese. Sie verweigerten
allerdings auch Traditionen und empirische Denkweisen.112
Da der Naturalismus – Glaube an die Allmacht der Naturwissenschaft durchzogen von der
Deckungsgleichheit von Realität und Abbild – grundverschieden zum Expressionismus ist,
kann man auch hier Wandel und Veränderung im Einklang mit den historischen
Hintergründen erkennen.113
108
Vgl.: Brunner, Horst: Literaturwissenschaftliches Lexikon. Grundbegriffe der Germanistik. Berlin: Erich Schmidt Verlag,
1997 (S. 98)
109
Schurf, Bernd und Wagener, Andrea (Hrsg.): Texte, Themen, Strukturen. Berlin: Cornelsen Verlag, 2009 (S.398ff.
110
Vgl.: Brunner, Horst: Literaturwissenschaftliches Lexikon. Grundbegriffe der Germanistik. Berlin: Erich Schmidt Verlag,
1997 (S. 97)
111
Vgl.: http://www.literaturwelt.com/epochen/express.html; 25.02.2015 (letzter Zugriff)
112
Vgl.: http://www.fundus.org/pdf.asp?ID=6623; 25.02.2015 (letzter Zugriff)
113
Vgl.: Jägel, Wolf-Dietrich: Epochen deutscher Dichtung. Ein Lehr- und Lesebuch. Fünfte Auflage. Paderborn: SchöninghVerlag, 1964 (S. 221)
Seite 31
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
Merkmale
„Was war der Expressionismus? Es war eine Rebellion gegen die etablierte kapitalistischbürgerliche Gesellschaft in allen ihren Erscheinungsformen – und eine moralische Bewegung
für die Wiederentdeckung des Menschen als eines Ich, das sich hier und jetzt verwirklichen
will.“114 Expressionistische Lyrik ist vor allem durch eine radikale Kritik bestehender
Missstände, der Gesellschaft und die Warnung einer bevorstehenden Apokalypse
geprägt115. Expressionisten sagten, dass sie ein ausgeprägtes Krisenbewusstsein aufgrund der
vielen bereits erlebten Krisen besäßen und daher ein pessimistisches Weltbild hätten.116
Natürlich sei auch ein Zukunftspessimismus angeraten, der sich auch sprachlich zeige. Dieser
Zukunftspessimismus zeige sich vor allem im Simultanstil.117 Der expressionistische
Simultanstil ist so aufgebaut, dass lauter kurze Hauptsätze aneinander gereiht werden, sodass
es weder semantisch noch syntaktisch (Trennung durch Enjambements beispielsweise) Sinn
ergeben118. Zusätzlich zu dieser Form der Auflösung syntaktischer Strukturen werden viele
Neologismen, Ellipsen und manchmal sogar einzelne Wörter benutzt (Telegrammstil119).
Neuartige und grammatikalische Strukturen werden häufig verwendet. Die Sprache ist an sich
sehr bildlich, deskriptiv mit vielen Metaphern und Vergleichen.120
Der Mensch wird zum Objekt erklärt und für alle Probleme und Katastrophen – auch, wenn es
Naturkatastrophen sind – verantwortlich gemacht (Depersonalisierung). Gegenstände werden
dagegen personalisiert (Anthropomorphisierung).121
Der Mensch wird deformiert dargestellt.
Trotzdem werden traditionelle Versformen benutzt, um den Kontrast zwischen dem
chaotischen Inhalt und der geordneten Form zu verstärken.
Das Drama im Expressionismus zeigt „keine individuellen, psychologisch motiviert
handelnden Figuren, sondern exemplarische Typen in symbolisch verdichteten Situationen.
Die Bühne ist ein Raum der Illusion, die Figuren handeln wie in Trance oder im Traum.122“
114
Rötzer, Hans Gerd: Geschichte der deutschen Literatur. Bamberg: Buchner-Verlag, 1992. (S.302)
Vgl.: Brunner, Horst: Literaturwissenschaftliches Lexikon. Grundbegriffe der Germanistik. Berlin: Erich Schmidt Verlag,
1997 (S. 97)
116
Vgl.: Dr. Müller, Friedrich: Deutsche Dichtung. Kleine Geschichten unserer Literatur- Paderborn: Verlag Ferdinand
Schöningh, 1966 (S.189)
117
Vgl.: Weigandt, Tim-Julian: Arbeitsblatt „Expressionistische Kennzeichen lyrischer Literatur“
118
Vgl.: Ebenda
119
Vgl.: Ebenda
120
Vgl.: Matzokowski, Bernd: Das lyrische Schaffen. Georg Trakl. Königs Erläuterungen Spezial. Hollfeld: Bange Verlag,
2010 (S.27)
121
Vgl.: Weigandt, Tim-Julian: Arbeitsblatt „Expressionistische Kennzeichen lyrischer Literatur“
115
Seite 32
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
Themen
Wie schon erwähnt, war das Leben der meisten Menschen von Angst, Verwirrung und
Orientierungslosigkeit durchsetzt. Sie suchten nach Halt und Orientierung. Stattdessen
gelten Ereignisse, wie das Erscheinen des Halleyschen Kometen (1910) oder der Untergang
der Titanic (1912), als „Vorboten einer nahenden Apokalypse“123
„Die jungen Künstler lehnen Naturalismus, Militarismus und Kapitalismus ab und fordern
Kosmopolitismus, Pazifismus, Sozialismus.“124 Die Expressionisten fürchteten Krieg und
Verfall125: „Georg Trakl (1887-1914) war stark vom französischen Symbolismus beeinflusst.
Er verfasste viele Gedichte, in denen das Lebensgefühl einer resignierten Generation vor dem
Ersten Weltkrieg in düsteren Bildern zum Ausdruck kommt“.126
Sie durchlebten die Probleme der Großstädte und kritisierten daher den Mensch in der Masse,
Isolation, Alkohol und Drogen. „Es war der Versuch, die Selbstentfremdung des Menschen,
seine Verdinglichung, wieder aufzuheben.“127
Es wird das Hässliche der Realität und der Gesellschaft dargestellt: „Vom Expressionismus
scheint in gerader Linie die Dichtung des Absurden und Grotesken zu stammen.“128
Die Expressionisten greifen überwiegend Tabuthemen, wie Krebs, Hinrichtung und
Wahnsinn,
auf
und
konzentrieren
sich
auf
das
Elend
der
Gesellschaft.129
Der Ich-Zerfall im Prozess der Industrialisierung (Erich Heckel, Der Verrückte), „das
Individuum in der Masse“ wird genauso versucht zu verarbeiten wie die anderen
gesellschaftlichen Zustände. Georg Takl beschrieb, wie er versuchte mit Künstlerkollegen die
Missstände zu verarbeiten: „Auf weiten, bis tief in die Nacht ausgedehnten Spaziergängen,
einsam und zu zweit, mit Buschbeck oder Bruckbauer oder Minnich, wurde meditiert oder
122
Vgl.: Lobeck, Monika: Schulwissen Kompakt Deutsch. Nachschlagen und verstehen. Gütersloh/München: Brockhaus
Scolaris Verlag, 2012 (S. 223)
123
Vgl.: Schurf, Bernd und Wagener, Andrea (Hrsg.): Texte, Themen, Strukturen. Berlin: Cornelsen Verlag, 2009 (S.398ff.)
124
http://www.fundus.org/pdf.asp?ID=6623; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
125
Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 405)
126
Vgl.: Lobeck, Monika: Schulwissen Kompakt Deutsch. Nachschlagen und verstehen. Gütersloh/München: Brockhaus
Scolaris Verlag, 2012 (S. 129)
127
Rötzer, Hans Gerd: Geschichte der deutschen Literatur. Bamberg: Buchner-Verlag, 1992. (S.302)
128
Jägel, Wolf-Dietrich: Epochen deutscher Dichtung. Ein Lehr- und Lesebuch. Fünfte Auflage. Paderborn: SchöninghVerlag, 1964 (S. 225)
129
Vgl.: Matzokowski, Bernd: Das lyrische Schaffen. Georg Trakl. Königs Erläuterungen Spezial. Hollfeld: Bange Verlag,
2010 ( S.27)
Seite 33
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
fanatisch gestritten. Über weltanschauliche Probleme, über die damals modernste
Literatur.“130
Zentral steht die Forderung nach einem neuen Menschen. Die zeigt sich zum Beispiel im
Schauspiel „Die Bürger von Calais“ von Georg Kaiser (1878-1945): Forderung „eines
Menschen, der bereit ist, sich in grenzenlosem Sichtverschenken für andere aufzuopfern“131.
Die Künstler versuchen aus der realen Welt zu
flüchten (Eskapismus  vgl. „Der Verrückte“
von Heckel132), indem sie ihre Probleme mit den
Problemen, die sie in ihren Werken kritisieren, zu
kompensieren versuchen, wie beispielsweise
Alkohol und Drogen. Andere wollten nur noch
auswandern, aus der Gesellschaft fliehen. Die Art
der Realitätsflucht ist unterschiedlich.
Erich Heckel, Der Verrückte (1914)
Vertreter

Else Lasker-Schüler (1869-1945): Gedichtzyklen, Schauspiel „Die Wupper“
(1909), „Weltende“ (TTS. S.399)

August Stramm; (1874-1915), in Russland gefallen; Gedichte (1915)133

Georg Benn (1886-1956), in beiden Weltkriegen Militärarzt: Gedicht-Zyklen,
Prosa, u. a. Gehirne, „Die Eroberung" (1915)134

Georg Heym (1887-1912), „Ophelia I“ (TTS S.407), „Die Irren“, „Die Vorstadt“,
„Der Krieg I“

Georg Trakl (1887-1914), „Grodek“ (TTS S.400), „Verfall“, „Vorstadt im Föhn“

Franz Werfel (1890-1945), Beziehungen zu Kafka und Max Brod; vor allem
Gedichte und Romane („Der Abituriententag", 1928)135

Franz Kafka (1887-1914), „Die Verwandlung“
130
Basil, Otto: Georg Trakl. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch Verlag,
2010
131
Jägel, Wolf-Dietrich: Epochen deutscher Dichtung. Ein Lehr- und Lesebuch. Fünfte Auflage. Paderborn: SchöninghVerlag, 1964 (S. 215)
132
http://www.aerztezeitung.de/docs/2005/03/23/053a1901-4.jpg; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
133
Vgl.: http://www.fundus.org/pdf.asp?ID=6623; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
134
Vgl.: Ebenda; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
135
Vgl.: Ebenda; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
Seite 34
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
2.02 Georg Trakl
Georg Trakl (1887-1914) ist „einer der größten österreichischen
Lyriker des 20. Jahrhunderts“136 und gilt als zentraler Vertreter des
Expressionismus.137
Georg Trakl138 wurde am 03. Februar 1887 in Salzburg
geboren.139 Seine Eltern stammten aus bürgerlichen Verhältnissen.
Sein Vater war ein Eisenhändler und unterhielt – direkt unter der
Wohnung – einen kleinen Laden. Trakl war das vierte von
insgesamt sechs Kindern.
Georg Trakl (1887-1914)
Wie früher bei stattlichen Familien üblich, wird er mit seinen Brüdern und seinen Schwestern
von einer Gouvernante, Marie Boring, erzogen.140
1897, im Alter von 10 Jahren, ging er auf das Staatsgymnasium in Salzburg. 1901 musste er
aufgrund von schlechten Noten die vierte Gymnasialklasse wiederholen. Er interessierte sich
mehr für Lyrik und versuchte bekannten Vertretern des Realismus, wie Hofmannsthal oder
George, nachzueifern.141
1904 gründet er sogar einen eigenen Dichterverein, den „Apollo“. Wie im Expressionismus
üblich, war dieser Dichterverein ein Zirkel von Künstlern, die neue Dramen / die neue
Literatur rezensieren und über Weltanschauungen diskutierten.
1905 verließ er das Gymnasium ohne sein Abitur gemacht zu haben. Ihm reicht die mittlere
Reife und er begann eine Ausbildung als Apotheker. In dieser Zeit versucht er sich das erste
Mal als Dramatiker.
1906 wurde der Einakter „Totentag“ uraufgeführt und sein Gedicht „Traumland“ in der
Wochenzeitung „Salzburger Volksblatt“ publiziert.
1907 machte er im Rahmen seiner Ausbildung als Apotheker Experimente mit Rauschgift,
also Opium, Morphium, Kokain etc.. Es wird ihm nachgesagt, dass er es selbst ab diesem
136
http://www.georgtrakl.de/index.html; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
Vgl.: Dr. Müller, Friedrich: Deutsche Dichtung. Kleine Geschichten unserer Literatur- Paderborn: Verlag Ferdinand
Schöningh, 1966 (S.187)
138
http://www.kulturvereinigung.com/typo3temp/pics/b3e6304c51.jpg; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
139
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 405)
140
Vgl.: Matzokowski, Bernd: Das lyrische Schaffen. Georg Trakl. Königs Erläuterungen Spezial. Hollfeld: Bange Verlag,
2010 ( S.8-12)
141
Vgl.: Ebenda
137
Seite 35
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
Zeitpunkt konsumierte. Er trieb sich auch viel in Bordellen um, da er frustriert in der Liebe
war. Keine einzige feste Beziehung ist bis zu seinem Tod überliefert. Er verfällt also schon
früh den „Elenden der Gesellschaft“, die er in seiner Lyrik kritisiert und zu verarbeiten
versucht.
1908
nahm
er
ein
Pharmaziestudium
auf
und
publizierte
weitere
Werke.
1910 starb sein Vater. Die Familie kam in finanzielle Schwierigkeiten. Georg Trakl konnte
den Tod seines Vaters, seines Vorbilds, nicht verarbeiten und verfiel in Depressionen (
Eskapismus). Er versuchte dieses Gefühl mit Alkohol zu kompensieren, schaffte es aber
weiterhin nicht, diesen Rückschlag zu verarbeiten.142
1911 trat er beim Militär als Freiwilliger an, beendete aber schon 1911 seine militärische
Laufbahn. Zuvor hatte er das Pharmaziestudium abgebrochen. Er zog drei Mal mit seiner
Familie hin und her: Nach Wien, nach Innsbruck und nach Salzburg. Er publizierte weiter
Werke, wie das Gedicht „Traum der Bösen“, indem er seine pessimistische Lebenseinstellung
und die Erwartung einer bevorstehenden Apokalypse offenbarte.143
1913 trat er erneut ins Militär ein. Er musste allerdings im selben Jahr noch einen Rückschlag
einstecken, denn seine Schwester Grete wurde schwer krank
und hatte eine Fehlgeburt. Die Depressionen verschlimmerten
sich und er verfasste weitere Werke.
1914 traf er auf Else Lasker-Schüler144 (1869-1945), eine
bedeutende / expressionistische / deutsch-jüdische Dichterin.
Auch sie „trug schwer an der dunklen Zeit und beschwor, sich
und vielen Freunden zum Trost, die glühende Traum- und
Bilderwelt“145. Er hatte allerdings weiterhin Depressionen und
Else Lasker-Schülerin (1869-1945)
suchte nach Wegen diesem Leben zu entfliehen. Noch im
selben Jahr entwarf er Auswanderungspläne nach Holländisch-Indien, musste diese allerdings
wegen des Ausbruchs des 1. Weltkriegs verwerfen. Da er 1913 ins Militär eingetreten war,
musste er als Militärapotheker mit auf die Schlachtfelder. Diese wurden für ihn zu
traumatischen Erlebnissen. So zum Beispiel die Schlacht von Grodek (Ostgalizien, Ungarn),
142
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 405)
Vgl.: Ebenda
144
http://images.zeit.de/kultur/literatur/2009-11/else-lasker-schueler/else-lasker-schueler-540x540.jpg; 08.03.2015 (letzter
Zugriff)
145
Dr. Müller, Friedrich: Deutsche Dichtung. Kleine Geschichten unserer Literatur- Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh,
1966 (S.187-188)
143
Seite 36
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
in der er beobachten musste, wie die rote Armee hemmungslos überlegen war und ein blutiges
Gemetzel veranstaltete. Er konnte fliehen und versuchte sich nach der Schlacht umzubringen,
scheiterte allerdings. Er wurde daraufhin in die psychiatrische Abteilung des Krakauer
Garnisionshospitals eingewiesen und wurde bis zum Ende seines Lebens nicht mehr
entlassen. Er verfasste seine letzten zwei Gedichte „Grodek“ und „Klage“ am 27.Oktober
1914 und versuchte damit, seine traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Ludwig von Ficker,
ein bedeutender Schriftsteller und Verleger, besuchte ihn als einen Freund und nimmt die
Gedichte an sich, um sie für Trakl zu publizieren.146
Eine Woche später, am 03. November 1914, starb Georg Trakl im Alter von 27 Jahren an
einer Überdosis Kokain. Er versuchte wieder seine Probleme mit Drogen zu verarbeiten, aber
es gelingt ihm nicht. Also begann er mit einer Überdosis Suizid.147
In den nächsten beiden Jahren veröffentlichte Ludwig von Ficker weitere Gedichtbände. Die
Schwester von Georg Trakl, Grete, begann im Jahr 1917 ebenfalls Selbstmord, weil sie
psychisch nicht mit den Rückschlägen in ihrem Leben abschließen konnte.
2.03 Erster Eindruck: „Verfall“ von Georg Trakl
Verfall von Georg Trakl
Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.
Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
Träum ich nach ihren helleren Geschicken
Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
So folg ich über Wolken ihren Fahrten.
146
147
Vgl.: Rothmann, Kurt: Kleine Geschichte der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag, 1978 (S.230ff.)
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 405)
Seite 37
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Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,
Indes wie blasser Kinder Todesreigen
Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,
Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.148
Das Gedicht „Verfall“ wirkt auf mich wie ein typisch expressionistisches Gedicht, weil es
zentrale Themen des Expressionismus beinhaltet und auch sprachliche Kennzeichen
expressionistischer Lyrik enthält.
Das Gedicht beschreibt vor allem den Verfall des Menschen und der Gesellschaft. Das
Lyrische Ich möchte eine Abkehr von der bürgerlichen Gesellschaft und ahnt die Apokalypse.
Deswegen versucht er aus der Gesellschaft zu flüchten und wie die Vögel zu den schönen
Seiten des Lebens aufzubrechen. Er geht davon aus, dass die Apokalypse nicht abwendbar ist
und selbst die nächste Generation geschadet wird.
Sprachliche Kennzeichen expressionistischer Lyrik ist die traditionelle Versform, nämlich ein
Sonnet, das im Kontrast zum inhaltlichen Chaos steht. Außerdem ist die Sprache sehr bildlich
gehalten, die gebräuchliche Grammatik wird variiert, Enjambements benutzt und
Sprachverkappung wird benutzt.
Für meinen ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie ein typisches expressionistisches Gedicht.
148
http://www.antikoerperchen.de/material/11/gedichtinterpretation-georg-trakl-verfall-expressionismus.html; 07.03.2015
(letzter Zugriff)
Seite 38
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Gerrit von Zedlitz-Neukirch
2.04 Erster Eindruck: „Im Winter“ von Georg Trakl
Im Winter von Georg Trakl
1 Der Acker leuchtet weiß und kalt.
2 Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
3 Dohlen kreisen über dem Weiher
4 Und Jäger steigen nieder vom Wald.
5 Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
6 Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.
7 Bisweilen schellt sehr fern ein Schlitten
8 Und langsam steigt der graue Mond.
9 Ein Wild verblutet sanft am Rain
10 Und Raben plätschern in blutigen Gossen.
11 Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
12 Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.149
Mein erster Eindruck ist, dass sich das lyrische Ich in einer kalten Umgebung befindet. Diese
Umgebung ist nicht sehr lebensfreundlich und wandelt sich zu einer Schreckenslandschaft.
Die Grausamkeit der Natur verdrängt die Idylle. So verblutet beispielsweise ein Wild und
Raben fressen das Tier auf. Der Tod ist allgegenwärtig. Das Leben an sich scheint
ausgestorben zu sein, weil die Äcker und der Himmel ohne Tiere sind. Die Menschen
scheinen sich zurückgezogen haben und machen in ihren Hütten Feuer. Auch die Bedrohung
scheint allgegenwärtig zu sein.
Ich denke, dass das Gedicht metaphorisch für die Menschheit steht, die bedroht wird und
keine Zukunft hat. Diese wird bestimmt von Themen wie Tod und Grausamkeit.
Dieses Gedicht enthält viele sprachliche expressionistische Kennzeichen wie den Simultanstil.
In dem Gedicht bindet der Autor Hauptsatz an Hauptsatz. Die Hauptsätze haben weder einen
semantischen noch einen syntaktischen Zusammenhang. Außerdem ist die Sprache verkappt
und wieder sehr bildlich.
149
http://www.antikoerperchen.de/material/130/gedichtinterpretation-georg-trakl-im-winter-expressionismus.html;
07.03.2015 (letzter Zugriff)
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2.05 Gedichtsanalyse: „Grodek“ von Georg Trakl (1914)
1 Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
2 Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen
3 Und blauen Seen, darüber die Sonne
4 Düstrer hinrollt; umfängt die Nacht
5 Sterbende Krieger, die wilde Klage
6 Ihrer zerbrochenen Münder.
7 Doch stille sammelt im Weidengrund
8 Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt
9 Das vergoßne Blut sich, mondne Kühle;
10 Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
11 Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
12 Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain1,
13 Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
14 Und leise tönen im Rohr die dunklen Flöten des Herbstes.
15 O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre
16 Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
17 Die ungebornen Enkel.150
Das Gedicht „Grodek“ von Georg Trakl, erschienen 1914, schildert die traumatischen
Erlebnisse von Georg Trakl als Sanitäter bzw. Militärapotheker in der Schlacht von Grodek 151
(Ostgalizien, Ungarn). Die noch vorhandene Hoffnung sehnt sich nach einem Ende der
Schlacht.
Exkurs: Die Schlacht von Grodek war eine „Entscheidungsschlacht zwischen dem
Russischen Reich und Österreich-Ungarn während der Frühphase des Ersten Weltkrieges
1914, in welcher die k.u.k. 3. Armee von der russischen 3. Armee unter General Nikolai
Russki in mehreren Kämpfen empfindlich geschlagen wurde“1 Das Ergebnis waren allein
152
190.000 Tote und 130.000 in Kriegsgefangenschaft geratene Soldaten auf österreichungarischer Seite. Grodek ist eine Stadt im heutigen Ungarn.
Georg Trakl musste allein 100 Schwerverletzte im Lazarett verarzten, konnte aber wegen
fehlender Medikamente kaum jemanden helfen. Stattdessen musste er 2 Tage und Nächte
durcharbeiten und den leidenden Soldaten beim Sterben zusehen.
150
Vgl.: http://umija.org/roxanne%3Astudium%3Aold01; 27.02.2015 (letzter Zugriff)
Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Lemberg ; 27.02.2015 (letzter Zugriff, Informationen für Exkurs)
152
Rothmann, Kurt: Kleine Geschichte der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag, 1978 (S.232)
151
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Das Gedicht „Grodek“ von Georg Trakl, erschienen 1914, schildert die traumatischen
Erlebnisse von Georg Trakl als Sanitäter bzw. Militärapotheker in der Schlacht von Grodek
(Ostgalizien, Ungarn). Die noch vorhandene Hoffnung sehnt sich nach einem Ende der
Schlacht.
Georg Trakl versuchte mit diesem Werk seine traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und
mit diesem Lebensabschnitt abzuschließen.
Zusätzlich wollte er den Leser – den Adressaten – überzeugen, dass Kriege und Verfall
Gesellschaften zerstören.
Das Gedicht ist in 17 unterschiedlich langen Versen aufgebaut. Es gibt keine konkrete
Stropheneinteilung und kein Reimschema. Das Metrum ist ein freier Rhythmus. Das Gedicht
beinhaltet in diesem formalen Kriterium kein Kennzeichen expressionistischer Lyrik: Laut
dem Arbeitsblatt „Kennzeichen expressionistischer Lyrik“ soll es traditionelle Versformen
wie Sonette geben, die einen Kontrast zum Chaos des Inhalts bilden. Die fehlende Struktur
könnte auf eine fehlende Struktur beim Denken des lyrischen Ichs zurückgeführt werden. Es
könnte die Orientierungslosigkeit und das Scheitern des systematischen Verarbeitens von
Neurosen und schwerwiegenden Belastungen beim lyrischen Ich widerspiegeln. Das lyrische
Ich weist auf Georg Trakl hin. Diese Hypothese zeigt sich im Versuch eines Suizids kurz nach
der Schlacht von Grodek.
Das Gedicht ist vor allem von bildlicher Sprache durchzogen, um den Leser die Atmosphäre
besser spüren zu lassen.
Das gesamte Gedicht wirkt klar strukturiert, inhaltlich ist es aber sehr chaotisch. Es entsteht
ein Kontrast zum Chaos des Inhalts.
Im ersten Vers „Am Abend tönen die herbstlichen Wälder“ führt Georg Trakl in das
Geschehen ein und stellt sowohl die Zeit als auch den Ort dar.153 Der erste Eindruck ist der
eines panoramatischen Abend. Es wirkt, als befände sich der Sprecher in der unberührten
Natur. Umso stärker wirkt der folgende Vers „Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen“.
Durch das Enjambement wird der Satz sinngemäß zu Ende geführt. Auffallend ist hier sie
antithetische Struktur. Die unberührte Natur wird durch von Menschenhand hervorgerufene
Katastrophen, hier den Krieg, gestört. Der Mensch wirkt als Störenfried. Auch die Variation
153
Vgl.: Matzokowski, Bernd: Das lyrische Schaffen. Georg Trakl. Königs Erläuterungen Spezial. Hollfeld: Bange Verlag,
2010 ( S.104)
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in der Grammatik sorgt für diesen Kontrast. […] „Die goldnen Ebenen“ (V.2) bezeichnen den
Sonnenuntergang. Der Sprecher verbinde schon in den ersten beiden Versen die visuelle
(Wälder, Ebenen) mit der auditiven Dimension (Tönende Waffen etc.). 154 Trotzdem bleibt ein
wenig Idylle durch die „goldnen Ebenen“ aufgrund der positiven Farbsymbolik erhalten. Das
führt Georg Trakl in Vers 3 weiter, indem er von „blauen Seen“ (V.3) erzählt, die sicherlich
übertrieben dargestellt sind. Ein Meeresblau ist nur in exotischen Regionen, wie in der
Karibik, anzutreffen. Dieser Vers bildet wieder einen Kontrast, aber diesmal zu Vers 2.
Durch ein Enjambement ändert sich wieder die Satzbedeutung („Darüber die Sonne / Düster
hinrollt;“), sodass die Idylle wieder von bedrohlichen und gefährlichen Zügen überschattet
wird.155 Es verursacht den Eindruck, dass eine Apokalypse unmittelbar bevorstehe. Trakl
benutzt wieder Verben, die im Kontext von Dynamisierung benutzt werden ( Kennzeichen
expressionistischer Lyrik). Das Schema der Kontrastierung durch Enjambements wiederholt
sich in den nächsten vier Versen („Umfängt die Nacht /Sterbende Krieger, die wilde Klage /
Ihrer zerbrochenen Münder. / Doch stille sammelt im Weidengrund / Rotes Gewölk…“). In
diesen Passagen nutzt Trakl zudem noch den Simultanstil, also die Aneinanderreihung kurzer
Hauptsätze, die weder syntaktisch noch logisch miteinander verbunden sind. Dies ist ein
weiteres Merkmal expressionistischer Lyrik.
Der Begriff „Sterbende Krieger“ (V.5) macht klar, dass der Verwesungsprozess im Gange ist.
Der Tod ist also nicht eingetreten, die Krieger haben große Schmerzen, die an Wahnsinn
grenzen, „die wilde Klage ihrer zerbrochenen Münder“ (V. 5-6). Diese Darstellung von
Tabuthemen, also der Todeskampf156 und das dem Tod Geweihte, ist ein weiteres
Kennzeichen expressionistischer Lyrik. Die Expression „Ihrer zerbrochenen Münder“
verdeutlicht noch einmal den Wahnsinn, der hinter dem Todeskampf steckt. Der Mensch wird
deformiert dargestellt, er wird entmenschlicht, also zum Objekt (Depersonalisierung).
Die Bezeichnung „Rotes Gewölk“ (V. 8) bezieht sich auf das Blut, das sich langsam auf dem
Boden sammelt. Georg Trakl stellt bewusst die hässlichen Seiten des Lebens dar: Verwesung,
Verfall, Krieg usw. In dem Blut wohne ein wütender Gott, fährt Trakl fort und bezieht sich
auf den Kriegsgott Mars, der allerdings auch gleichzeitig der Gott der Toten und der
Unterwelt ist.157 (Oder: ein der Welt immanenter Gott, der Zerstörung bringt) Diese
154
Vgl.: Matzokowski, Bernd: Das lyrische Schaffen. Georg Trakl. Königs Erläuterungen Spezial. Hollfeld: Bange Verlag,
2010 ( S.105)
155
Vgl.: http://www.antikoerperchen.de/material/18/gedichtinterpretation-georg-trakl-grodek-expressionismus.html
156
Vgl.: Ebenda; 27.02.2015 (letzter Zugriff)
157
Vgl.: Ebenda; 27.02.2015 (letzter Zugriff)
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Übertreibung soll die nahende Apokalypse realistischer gestalten. Um diesen Vers besonders
hervorzuheben, benutzt Trakl ein Hyperbaton, indem er den Vers einfach einschiebt.
In Vers 9 stellt Trakl einen erneuten Bezug zur Umgebung dar. Inzwischen ist die Sonne
untergegangen und es herrscht „mondne Kühle“ (V. 9). An dieser Stelle lässt sich diese
Beschreibung mit Elend, emotionaler Kälte und Wahnsinn gleichsetzen.
Der folgende Vers „Alle Straßen münden in schwarze Verwesung“ ist die Hauptaussage des
Gedichts. Trakl erklärt, dass es keinen Ausweg gibt, die Menschen bereits dem Tode geweiht
seien und jegliche Hoffnung aufgeben können.
Gegensätzlich dazu beschreibt er in Vers 11 wieder die Idylle der Nacht, indem er erneut per
Farbsymbolik die Farbe „Gold“ nennt, die als Rückbezug zu Vers 2 mit positiven Ereignissen,
nämlich der harmlos dargestellten Natur, verbunden wird.
Im darauffolgenden Vers benutzt Georg Trakl das erste Mal einen transzendalen Hintergrund.
Er erzeugt das Bild von Untoten („der Schwester Schatten“), die als nicht mehr
funktionierende Menschen (Deformation) nicht mehr normal gehen können, sondern nur noch
schwanken. Die Natur ist zum ersten Mal bedächtig still ( schweigender Hain). Die
Alliteration („schwankt“, „Schwester“, „Schatten“, „schweigendenen“) verleiht diesem Vers
eine besondere Bedeutung. Dieser Vers ist wahrscheinlich auf Trakls Zeit im Lazarett
bezogen, wo er aufgrund mangelnder Materialien nur mit ansehen konnte, wie sich seine
Patienten deformieren und anfangen zu sterben ( „Sterbende Krieger“ (V.5) als Prozess der
Verwesung).
Er führt das Bild einer Totenwelt (aufgrund des Bezugs auf Mars vermutlich an die römische
Mythologie angelehnt) weiter und beschreibt, wie die Untoten begrüßt werden. Dies soll den
Respekt vor und die Achtung für gefallener Kameraden ausdrücken.
Georg Trakl könnte es allerdings auch ironisch gemeint haben, weil er sich selbst –
autobiografisch belegt – gegen den Krieg ausgesprochen hat und eine solche Zeremonie
vielleicht als lächerlich empfunden hätte.
Das Totenreich selbst wirkt als Erlösung für die gefallenen Kameraden
Zu der Stille setzt eine Flöte ein, ein traditionelles Instrument in kulturell-religiösen Bezügen
als Symbol für Magisches und Märchenhaftes. Dazu noch ist die Flöte eine des Herbstes, also
im Einklang mit der Natur. Der Verwesungsprozess scheint abgeschlossen zu sein.
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In den letzten drei Versen bezieht sich Trakl auf die nachkommende Generation, die es
eventuell
aufgrund
der
Apokalypse
(könnte
man
auch
als
Abschluss
des
Verwesungsprozesses sehen) nicht gibt. Im Telegramstil ruft er „O stolzere Trauer! Ihr
ehernen Altäre“ aus. Mit dieser Metapher „wird eine bildliche Darstellung der Gräber der "für
die Ehre des Vaterlands" Gestorbenen gezeichnet“.158
In Vers 16 fasst er noch einmal zusammen, welches zerstörerische Ausmaß diese Schlacht auf
die Menschen hatte, sowohl im Diesseits („Heute“) als auch im Jenseits („Die ungeborenen
Enkel“). Wie eben schon angedeutet, sieht er Folgen für die nächste Generation: Entweder hat
er die Vision, dass die ganze Menschheit untergehen wird, weil keine Enkel mehr geboren
werden können, oder die Überlebenden aus dem Krieg wieder zurückkehren, aber ihre
traumatischen Erlebnisse nie verarbeiten werden können und daher nie richtig in die
Gesellschaft integriert werden können, sodass diese nie Enkel haben werden.
Wie mehrmals beschrieben ist das Gedicht
von Kennzeichen expressionistischer Lyrik
durchsetzt.
dynamisierte
Es
gibt
einen
Simultanstil,
Sprache,
Variation
der
gebräuchlichen Grammatik, einen Telegrammstil, Sprachverkappung, Ironie, der
Mensch wird zum Objekt, das Hässliche
und Tabuthemen werden dargestellt, es
überwiegt ein inhaltliches Chaos, menschliche Gewalten werden personifiziert (Der
Krieg), Enjambements benutzt und deformierte Menschen gezeigt..
Das Gedicht „Grodek“ ist demnach ein Exempel expressionistischer Lyrik, denn Georg Trakl
benutzt hierfür dafür typische sprachliche und inhaltliche Elemente.
Wie bereits am Anfang vermutet, will Georg Trakl den Leser davon überzeugen, dass ein
Krieg schändlich für das Individuum, die Gesellschaft und auch die Natur ist. Dieser bewirkt
nur Elend, Verwesung, Chaos, Tod und die Apokalypse.
158
Vgl.: http://umija.org/roxanne%3Astudium%3Aold01; 27.02.2015 (letzter Zugriff)
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2.06 Georg Kaiser
„Er
gilt
als
meistgespielter
Dramatiker
des
Expressionismus.“159
Georg Kaiser (1878-1945) wurde am 25.11.1878 in
Magdeburg geboren. Er war der fünfte von sechs
Söhnen einer angesehenen Kaufmannsfamilie. Seine
mittlere Reife schloss er auf dem Kloster „Unser Lieben
Georg Kaiser (1878-1945)
Frauen“ ab. Nach einer abgebrochenen Lehre arbeitete er als Buchhändler in einem Ex- und
Importgeschäft.
1895 versuchte er sich das erste Mal literarisch und gründete den Leseverein „Sappho“, der
naturalistisch gesinnt war. Er fand allerdings, dass der Naturalismus die Wirklichkeit
kaschiere. So wandte er sich ab und arbeitete für die nächsten Jahre als Kohlentrimmer auf
einem Frachtschiff nach Argentinien. Auch diese Arbeit erfüllte ihn nicht und ließ ihn nicht
die „Wirklichkeit“ spüren.
So fing er in Buenos Aires in einem Büro der AEG (ein deutsches Unternehmen, Allgemeine
Elektricitäts-Gesellschaft160) an und arbeitete dort von 1898-1901.161
Er erkrankte an Malaria und musste nach Deutschland zurückkehren. „1906 begann er mit der
literarischen Arbeit.“162 Mit seinem Werk „Die Heirat“ (1908) hatte er sogar auf finanzieller
Ebene Erfolg.163
1908 heiratete er Margarethe Habenicht, die beiden kauften ein Haus und Georg Kaiser
konzentrierte sich voll und ganz auf seine Dramen, Prosawerke und Gedichte. Doch der
Erfolg in der Öffentlichkeit blieb aus. Aus der Ehe mit Margarethe Habe ging ein Kind
hervor. Georg Kaiser distanzierte sich aber im Laufe der Jahre immer mehr von seiner Familie
und fing jede Menge Affären an.
1912 entstand das erste gesellschaftskritische Werk: „Von morgens bis mitternachts“: Es
handelt von einem Kassierer, der daran scheitert, gesellschaftliche Konventionen zu brechen
und sich selbst zu verwirklichen. Zum ersten Mal stehen die Sehnsucht nach einem „neuen
159
http://www.literaturkritik.de/buch/buchh/neu/themen/expressionismus/autor_kaiser.php; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
Vgl.: www.aeg-haustechnik.de/unternehmen/ueber-uns/geschichte/geschichte/; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
161
Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 406)
162
http://www.literaturkritik.de/buch/buchh/neu/themen/expressionismus/autor_kaiser.php; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
163
Vgl.: http://oregonstate.edu/instruct/ger342/kaiser.htm; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
160
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Menschen“ und der Ich-Zerfall im Vordergrund. Als Kritik fasst er die „Entpersönlichung der
Industriearbeiter“164 und erklärt seine Abneigung gegen Krieg und Verfall165. Er kritisiert
somit radikal die Missstände in der Gesellschaft. Um Gerechtigkeit zu schaffen lege, auch in
diesem Werk „das Gerechtigkeitsgefühl zugrunde, schreibt er 1926 („Wie ein Theaterstück
entsteht“)“166 Schon ab diesem Zeitpunkt sind viele expressionistischen Denkweisen
vertreten.
1917 gelingt ihm mit dem in Frankfurt am Main aufgeführten Drama „Die Bürger von Calais“
(1912/1913) den Durchbruch. Auch dieses Werk ist gesellschaftskritisch zu sehen und
konzentriert sich wieder auf die Forderung nach einem neuen Menschen.167 Der Mensch soll
„Opferbereitschaft und Selbstaufgabe des einzelnen zum Wohl einer größeren Einheit“168 vor
Eigennutz und Egozentrismus stellen. Dieses abstrakte Werk wird von vielen Kritikern als
eines der Klassiker des Expressionismus deklariert.169
Georg Kaiser liebte die hedonistische Gesellschaft und den Luxus. Er kaufte sich Eigentum,
bis er 1918 insolvent ging. Aus der Zahlungsunfähigkeit und dem anschließenden
Unterschlagen von Geld resultierte eine Verhaftung und schließlich 1921 die Verurteilung.
Sein Verleger Kiepenheuer musste für ihn bürgen.
Die Zeit von 1921-1933 waren seine erfolgreichsten Jahre170: „Er unterhielt Kontakte zu Ernst
Toller, Kurt Weill, Lotte Lenya und Bertolt Brecht. Kaiser war zwischen 1921 und 1933 der
meistgespielte Dramatiker in Deutschland. Seine Stücke wurden darüber hinaus unter
anderem auch in New York, London und Rom aufgeführt.“171
Das Ende seines Erfolges war der Nationalsozialismus 1933. Als Georg Kaiser am 18.
Februar 1933 sein Stück „Der Silbersee“ in Erfurt, Magdeburg und Leipzig aufführen wollte,
wurden die Aufführungen von der SA boykottiert. Georg Kaiser, ein Systemkritiker und
Gesellschaftskritiker, als problematischer Künstler. Seine Werke landeten auf dem Index und
wurden mit den Bücherverbrennungen 1933-38 mit verbrannt.
164
http://www.deutsche-biographie.de/sfz39533.html; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
Vgl.: http://das-blaettchen.de/2011/10/dramatiker-von-rang-und-lebemann-8271.html; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
166
http://www.deutsche-biographie.de/sfz39533.html; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
167
Vgl.: Rothmann, Kurt: Kleine Geschichte der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag, 1978 (S.237)
168
http://www.deutsche-biographie.de/sfz39533.html; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
169
Vgl.: Ebenda; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
170
Vgl.: https://www.munzinger.de/search/portrait/Georg+Kaiser/0/1006.html; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
171
http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Kaiser; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
165
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Kaiser ging für kurze Zeit in den Widerstand und schrieb an Flugblättern mit. Als die
GESTAPO ihm 1938 auf die Schliche kam, ging er über Antwerpen in die Schweiz ins Exil.
Er ließ seine Familie zuhause.
In der Schweiz führte er ein Leben mit Maria von Mühlfeld. Er zeugte eine uneheliche
Tochter, namens Olivia. In der Schweiz lebte er nicht in Emigrantenlagern aufgrund seiner
reichen Kontakte.
Um 1940 wurde das Stück „Der Soldat Tanaka“, Gesellschaftskritik am japanischen
Militarismus (unter Kaiser Hirohito), in Zürich uraufgeführt, wurde aber schon nach zwei
Aufführungen abgesetzt, weil sich eine japanische Delegation öffentlich beschwert hatte.
Georg Kaiser starb am 4. Juni 1945 in Ascona an einer Embolie.172
Sein Freund Julius Marx veröffentlichte noch weitere Dramen und sicherte dem verstorbenen
Kaiser die Rechte an all seinen Stücken.173
Insgesamt schrieb er ca. 70 Dramen, 140 Gedichte und einige Prosawerke.174
172
Vgl.: https://www.munzinger.de/search/portrait/Georg+Kaiser/0/1006.html; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Kaiser; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
174
Vgl.: http://www.deutsche-biographie.de/sfz39533.html; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
173
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2.07 Franz Kafka
Franz Kafka (03.07.1883 – 03.06. 1924) gilt als einer der
bekanntesten Schriftsteller des
Expressionismus
und
schrieb Werke, wie „Der Prozess“, „Das Urteil“ (1913)
oder „Die Verwandlung“ (1915).
Franz Kafka175 wurde am 03. Juli 1883 in Prag geboren.
Seine Eltern waren Herrmann und Julie Kafka. Herrmann
Kafka war ein jüdischer Geschäftsmann, der in Prag mit
seiner Familie lebte. Er war das älteste Kind von sechs
Franz Kafka (1883-1924)
Kindern. Seine beiden Brüder starben schon im Säuglingsalter. Kafka wuchs deswegen nur
mit seinen drei jüngeren Schwestern auf: Elli (ähnliche Persönlichkeit), Valli (ähnlich zur
Persönlichkeit seiner Mutter) und Ottla, die als einzige gegen die „elterliche Bevormundung
rebellierte“.176
Seine Kindheit wurde durch Dienstmädchen bestimmt, da die Eltern keine Zeit für ihren
Sohn, den Erstgeborenen, fanden. Er empfand seinen Vater als einen autoritären Choleriker,
der auch vor Gewalt nicht zurückschreckte.177 Sein Verhalten – durchzogen von jähzorniger
Rechthaberei, Ironie, Drohungen und Selbstbeklagungen – „hätten als Vergewaltigung des
Kindes gewirkt, das besser ermuntert und bestätigt worden wäre“.178 Er erlebt traumatische
Kindheitserlebnisse, die er in späteren Romanen und dem 1919 entstandenen „Brief an den
Vater“ verarbeiten zu versucht. Er wurde beispielsweise einmal grundlos die ganze Nacht auf
dem Balkon ausgesperrt. Dieser Erfahrungen, die Isolation, kommt in späteren Werken, wie
„Die Verwandlung“, zum Ausdruck.179
Franz Kafka wird auf Deutsch erzogen und besucht deshalb von 1889 bis 1993 die „Deutsche
Knabenschule am Fleischmarkt“ und danach von 1893 bis 1901 das Altstädter
Staatsgymnasium. In humanistischen Fächern soll er sehr gut gewesen sein. In diesen Jahren
sah er sich selbst als Darwinist und distanzierte sich vom jüdischen Glauben.
Von 1901-1906 studierte er Germanistik für zwei Semester, brach dieses Studium allerdings
175
http://de.academic.ru/pictures/dewiki/75/Kafka1906_cropped.jpg; 03.02.2015 (letzter Zugriff)
http://www.deutsche-biographie.de/register_pnd118559230.html; 03.02.2015 (letzter Zugriff)
177
Vgl.: Diekhans, Johannes (Hrsg.): Die Verwandlung. Brief an den Vater und weitere Werke von Franz Kafka. Paderborn:
Schöningh Verlag, 2013 (S.61ff.)
178
http://www.deutsche-biographie.de/register_pnd118559230.html; 03.02.2015 (letzter Zugriff)
179
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 415)
176
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ab, fing dafür Jura an und beendete dieses schließlich 1906 mit einem juristischen
Doktorgrad.180
1908 arbeitete Franz Kafka – nach einem vorgeschriebenen Gerichtspraktikum – kurz für die
Versicherungsgesellschaft Assicuazioni Generali in Prag. Danach arbeitete er bei der
halbverstaatlichen Prager Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt Böhmen. Die in den
folgenden Jahren mit dem Freund Max Brod (1884-1968) erlebten Urlaube zeigen sich in
seinen literarischen Werken. In „Die erste lange Eisenbahnfahrt“ schildert er Erlebnisse.181
Im Jahr 1913 veröffentlichte er in einer Zeitschrift „Hyperion“ (1908), das Fragmente aus
„Betrachtung“, „Das Urteil“ und „Der Heizer“ enthält. Kafka selbst sagte, dass er den Roman
„das Urteil“ in der Nacht vom 22. Zum 23. September 1912 „von zehn Uhr abends bis sechs
Uhr früh in einem Zug geschrieben“182 habe.
Im Jahr 1914 wurde er nicht zum Militärdienst im Zuge des Ausbruchs des ersten Weltkriegs
eingezogen, weil seine berufliche Tätigkeit essentiell für die Administration Böhmens war. Er
verlobte sich mit Felice Bauer, mit der er schon seit Jahren einen intensiven Briefwechsel
pflegt. Diese Beziehung stellte den Anfang von Kafkas komplizierten Frauenbeziehungen dar.
Franz Kafka hatte Angst sich einem anderen Menschen zu öffnen und befürchtete dadurch
sein eigenes Ich zu verlieren, das seit seiner Kindheit – so reflektierte er in seinen
Tagebüchern – eine Entwicklung durchgemacht hat.183
Er flüchtete mehrmals in Sanatorien und beendete die Beziehung aufgrund seiner bestehenden
Angst vor einer Vereinigung. 1917 kam es zwar zu einer erneuten Verlobung, wird aber
wieder von Kafka gebrochen.
1916 veröffentlichte
Kafka „Die Verwandlung“. Es thematisiert die Rebellion „gegen
Familie und Beruf und zugleich der Entlarvung der Unmenschlichkeit, die sich hinter der
kleinbürgerlichen Fassade versteckt“184. In den Folgenden drei Jahren folgen die Werke „In
der Strafkolonie“, „ein Landarzt“ und „kleine Erzählungen“.
180
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 414)
Ebenda
182
Ebenda
183
Diekhans, Johannes (Hrsg.): Die Verwandlung. Brief an den Vater und weitere Werke von Franz Kafka. Paderborn:
Schöningh Verlag, 2013 (S.142ff.)
184
Ebenda
181
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1922 wurde er wegen einer 1917 ausgebrochenen und nun immer weiter fortschreitenden
Tuberkulose pensioniert.185
Er lebte bis März 1924 bei Dora Diamant, mit der er 1923 eine Beziehung einging, in Berlin.
Am 3. Juni 1924 starb Kafka in Keiling bei Klosterneuburg während
eines Sanatoriumsaufenthalts. Kurz zuvor veröffentlichte er sein letztes
von ihm publiziertes Werk: „Ein Hungerkünstler. Vier Geschichten“.186
Ab 1925 beginnt Max Brod187 mit den Veröffentlichungen aus seinem
Nachlass. Dazu zählen drei unvollendete Romane, die Kafka für
missglückt hält, aber als Meilensteine der Literaturgeschichte gelten:
„Der Prozess“ (1925), „Das Schloss“ (1926) und „Amerika“ (Max Brods
Bezeichnung) bzw. „Der Verschollene“ (1927).188
Max Brod (1884-1968)
Kafka erlangte in den 30er und 40er Jahren internationale Bekanntheit aufgrund seiner
Werke aus dem Nachlass.
Er gilt neben Thomas Mann als bekanntester Vertreter der deutschsprachigen Literatur im 20.
Jahrhundert. Es gibt sogar eine nach ihm benannte Wortneuschöpfung: „Kafkaesk“. Es steht
für „bizarr-schockierende und alogisch-makabre Gestaltungen und Situationen“189.
185
Vgl.: Diekhans, Johannes (Hrsg.): Die Verwandlung. Brief an den Vater und weitere Werke von Franz Kafka. Paderborn:
Schöningh Verlag, 2013 (S.148ff.)
186
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 414)
187
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/81000086/original/Bild.jpg; 03.02.2015 (letzter Zugriff)
188
Vgl.: Diekhans, Johannes (Hrsg.): Die Verwandlung. Brief an den Vater und weitere Werke von Franz Kafka. Paderborn:
Schöningh Verlag, 2013 (S.150)
189
Vgl.: http://www.deutsche-biographie.de/register_pnd118559230.html; 03.02.2015 (letzter Zugriff)
Seite 50
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
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2.08 Friedrich Nietzsche
Friedrich Nietzsche (1844-1900) „gehört zu den einflussreichsten
Autoren des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Das gilt für die Geschichte
der Philosophie ebenso wie für die Literatur.“190
Er wurde 1844 in Röcken (Sachsen) geboren und machte 1864 sein
Abitur in Naumburg. Daraufhin studierte er Theologie und Philosophie
in Bonn und Leipzig (1864-1869) und habilitierte 1869 zum Professor
für Altphilosophie in Basel.191
Friedrich Nietzsche (1844-1900)
Friedrich Nietzsche veröffentlicht Werke wie „Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der
Musik“, „Unzeitgemäße Betrachtungen“, „Menschliches, Allzumenschliches“ und „Parsifal“,
allesamt Gesellschaftskritiken.192
1879 wird er aus Gesundheitsgründen frühzeitig pensioniert und lebt weiter als freier
Schriftsteller. Er verfasst weitere Werke, wie „Also sprach Zarathustra“, „Jenseits von Gut
und Böse“ oder „Der Fall Wagner“.
1890 Friedrich Nietzsche bricht zusammen und muss in eine Irrenanstalt in Basel. Die
Diagnose lautet progressive Paralyse. Er wird aber entlassen und zeiht erst zu seiner Mutter
nach Naumburg und dann, als die Mutter stirbt, 1897 nach Weimar zu seiner Schwester.193
Er stirbt schließlich am 25. August 1900 in Weimar.
Friedrich Nietzsche vertrat wie viele expressionistische Künstler die Ansicht, dass das
Individuum von der Masse getrennt werden müsse. Er befürchtete einen Ich-Zerfall.
Nietzsche sprach Tabuthemen an und zerstörte beispielsweise die „Tabus der Vätermoral“.194
Nietzsche war der Meinung, dass der individuelle Wille die Gestaltungskraft einer
Gesellschaft sein solle.195 Dazu wollte er einen Menschen, der frei seine eigene „Welt und
190
Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 380)
Vgl.: Ebenda
192
Vgl.: https://www.dhm.de/lemo/biografie/friedrich-nietzsche; 03.03.2015 (letzter Zugriff)
193
Vgl.: Ebenda; 03.03.2015 (letzter Zugriff)
194
Vgl.: Rötzer, Hans Gerd: Geschichte der deutschen Literatur. Bamberg: Buchner-Verlag, 1992. S.304
195
Vgl.: Ebenda
191
Seite 51
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seine Weltordnung schaffen“ solle.196 Er wollte überhaupt eine Umwertung aller Werte. Mit
den alten Werten könne nur die Apokalypse kommen (Forderung eines neuen Menschen).197
Sprachlich gesehen benutzte er auch die ekstatische Sprache der Künstler. Wie bereits
beschrieben, galt bei den Expressionisten Ekstase als zentraler Begriff. Dagegen kritisierte er
die „Bildungsphilister“ und kritisierte genauso die Sprache an sich (Sprachskepsis).198
Insgesamt kann man sehen, dass Friedrich Nietzsche199 wie viele Expressionisten dachte.
Friedrich Nietsche in Naumberg/Saale
196
Vgl.: Rötzer, Hans Gerd: Geschichte der deutschen Literatur. Bamberg: Buchner-Verlag, 1992. S.304
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 381)
198
Vgl.: Ebenda
199
http://2.bp.blogspot.com/_swEy8a1Mcw8/TRxbJzVl3CI/AAAAAAAADzI/oc9EmEmr6ts/s1600/image003.jpg;
03.03.2015 (letzter Zugriff)
197
Seite 52
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2.09 Edward Munch: Der Schrei (1893)200
„Edvard Munch [1863-1944]gilt als einer der berühmtesten Maler der
Kunstgeschichte der Moderne. Vor allem wird er dafür bekannt, als
Wegbereiter des Expressionismus zu wirken.“201
Er war ein norwegischer Grafiker und Maler, der unter einem labilen
Gemütszustand und Phobien litt. Sehr berühmte Gemälde sind:
"Sommernacht", "Der Kuss", "Der Schrei", "Angst", "Vampyr",
"Madonna", "Der Tod im Krankenzimmer" sowie "Lebenstanz"202
Edward Munch (1863-1944)
200
http://grenzgaenge.files.wordpress.com/2010/08/skrik.jpg; 27.01.2015 (letzter Zugriff)
http://www.kunst-zeiten.de/Edward_Munch-Leben; 27.01.2015 (letzter Zugriff)
202
Vgl.: http://www.munch-edvard.de/; 27.01.2015 (letzter Zugriff)
201
Seite 53
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
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Bildanalyse zu „Der Schrei“ (1893) von Edward Munch
Das Gemälde „Der Schrei“ von Edward Munch wurde 1893 veröffentlicht, also in der Zeit
zwischen den literarischen Epochen Symbolismus und Expressionismus. Es gilt als
Wegbereiter des deutschen literarischen Expressionismus.
Für das Werk hat er Pastellfarbe benutzt und das Gemälde hat eine Größe von 75cm x
57cm.203
Mein erster Eindruck ist, dass das Bild abstrakt und sehr furchteinflößend ist. Insbesondere
die verwirrte Frau mit ihrem offenen Mund wirkt angsterfüllt. Der Hintergrund ist sehr
verschwommen.
Beim zweiten Eindruck fallen mir die Farben auf, die im Gemälde verwendet wurden: Helle
und positiv besetzte Farben. Außerdem allen die zwei Personen im Hintergrund auf dem Steg
auf. Es deutet nichts mehr auf etwas Übernatürliches hin, sondern vielleicht sogar eine
alltägliche Situation. Es wirkt nun nicht mehr so furchteinflößend.
Die Betonung liegt auf der dunkel gekleideten Person im Vordergrund. Sie wird nur bis zur
Hüfte dargestellt.204 Die Augen sind weitaufgerissen und die Person hält die Hände an den
Kopf. Der Mund ist o-förmig aufgerissen. Die Person hat eine Glatze und keine Augenbrauen.
Das Gesicht ist wie der Körper sehr schmal und wellenförmig dargestellt.
Die Person steht auf einer Brücke, die etwas Blaues überbrückt. Hinter der Person verläuft die
Brücke – per Fluchtperspektive – quer in die linke obere Ecke des Bildes. Etwas weiter weg
sind zwei weitere Personen angedeutet. Man sieht keine konkreten Personen, sondern nur
Silhouetten. Sie sind antiproportional zur im Vordergrund stehenden Person dargestellt.
Die Brücke scheint auf ein weißes Areal zu führen, das gleich an das Blaue anschließt. Das
weiße Areal könnte ein Strand sein und das blaue Areal könnte ein Fluss oder Meer sein. Auf
dem Fluss oder Meer befinden sich zwei Boote.
Über dem Areal erstreckt sich ein rot-orange gefärbter Himmel, wie ein Sonnenaufgang bzw.
Sonnenuntergang.
Sowohl Strand, Fluss/Meer und Himmel sind wellenförmig und miteinander verschlungen
dargestellt: „Das Bild wurde in angehend runder Form gezeichnet, die erkennt man an den
203
204
Vgl.: http://www.lerntippsammlung.de/Bildanalyse-_-2-.-Version.html/; 27.01.2015 (letzter Zugriff)
Vgl.: http://www.tagesthemen24.de/bildanalyse-der-schrei-teil-2//; 27.01.2015 (letzter Zugriff)
Seite 54
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vielen Wellen Formen die Edvard Munch in 3/4 des Bildes verwendet“205. Es scheint, als
wolle der Künstler die Aufmerksamkeit auf die im Vordergrund stehende Person lenken.
Das Gemälde ist recht abstrakt gehalten und lässt nicht viele Details zu.
„Im Großen und Ganzen sind zwei größere Farbtrennungen zu beobachten, wobei die
warmen Farben etwas überwiegen. Es werden fast ausschließlich die Farben Rot, Blau, Grün
und Gelb genutzt.“206 Die dunklen Farben, wie Blau und Schwarz, verwendet er bei der
Darstellung der Personen und des Meers.
Das Gemälde „Der Schrei“ zeigt im Vordergrund eine angsterfüllte und schreiende Person.
Sie ist entsetzt von einem Ereignis, das vor ihr passiert. Sie ist sehr abstrakt (
Expressionismus) dargestellt und verliert ihre menschlichen Eigenschaften Sie ähnelt fast
schon einem Totenkopf.207 Die Person scheint seelisch labil ( Expressionismus) zu sein und
scheint auf Hilfe zu hoffen. Der Auslöser für diesen Schrei könnte eine bevorstehende
Katastrophe, ja sogar Apokalypse ( Expressionismus) sein, oder etwas Banales, wie dass
ein Mensch von der Brücke ins Wasser gefallen ist.
Die Apokalypse scheint sich zu nähern, weil der Himmel sich blutrot – wie Feuer – färbt.
Diese Situation könnte man auf die Gesellschaft beziehen. Dieses Gemälde könnte man als
Kritik an der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft ( Expressionismus) sehen. Es
könnte der Verfall (Ich-Verfall), die Orientierungslosigkeit, die Verwirrtheit und die
Angst der Menschen darstellen ( Expressionismus). Diese Person könnte eine isolierte
Person in der Gesellschaft darstellen, die nicht wieder akzeptiert wird, weil sie sich nicht der
Umgebung anpasst. Die Umgebung ist nämlich ruhig und unberührt dargestellt.
Dazu passen auch die beiden Silhouetten hinter der Person, die der Person nicht helfen,
sondern einfach weiterlaufen. Sie könnten als Kritik für die Menschen stehen, die nichts
gegen Missstände sagen und – nach Meinung des Autors – alles über sich ergehen lassen.
„Auf jeden steht der Schrei aber für die seelische Not des verzweifelten Menschens.“208
Ich habe „Der Schrei“ ausgewählt, weil es als bekanntestes expressionistisches Gemälde gilt.
205
http://www.lerntippsammlung.de/Bildanalyse-_-2-.-Version.html/; 27.01.2015 (letzter Zugriff)
http://www.tagesthemen24.de/bildanalyse-der-schrei-teil-2//; 27.01.2015 (letzter Zugriff)
207
Vgl.: http://www.lerntippsammlung.de/Bildanalyse-_-2-.-Version.html/; 27.01.2015 (letzter Zugriff)
208
http://www.lerntippsammlung.de/Bildanalyse-_-2-.-Version.html/; 27.01.2015 (letzter Zugriff)
206
Seite 55
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2.10 Erzählprosa im
Expressionismus
Alfred Döblin209 als Autor
„Zu den wichtigsten Prosaautoren gehörte Alfred
Döblin“210 (1878-1957).
Alfred Döblin studierte von 1900-1905 Medizin.
Alfred Döblin (1878-1957)
Während des Studiums spezialisierte er sich auf Neurologie und Psychiatrie. 1911 eröffnete er
nach mehreren Anstellungen seine eigene Kassenarztpraxis in Berlin.211
In den Folgejahren entstanden Werke, wie „Wallenstein“ (1920) oder „Berlin Alexanderplatz“
(1929).
1933 emigrierte er nach Frankreich wegen der gefährlich werdenden Verhältnisse in
Deutschland durch die Machtergreifung Hitlers 1933. Er bekam noch im selben Jahr die
französische Staatsbürgerschaft. Von 1939-1940 arbeitete er für das französische
Informationsministerium. In dieser Zeit entstanden Werke, wie „Pardon wird nicht gegeben“
(1935) oder „Das Land ohne Tod“ (1937).212
Aufgrund des deutschen Einmarschs im Zuge des zweiten Weltkrieg (01.09.1939-08.05.1945)
flüchtete er über Spanien und Portugal in die Vereinigten Staaten. Dort ließ er sich im
künstlerreichen Hollywood nieder.213
1945 kehrte er nach Deutschland zurück, zog aber schon 8 Jahre später (1953) nach
Frankreich, weil er 1. zutiefst von der deutschen Nachkriegsentwicklung enttäuscht war und
2. seine Werke nicht die gewünschte Beachtung finden.214
Er starb 1957 in Emmendingen an Altersschwäche. 215
209
https://www.dhm.de/lemo/bestand/objekt/ba009833; 22.02.2015 (letzter Zugriff)
http://www.literaturwelt.com/epochen/express.html/; 22.02.2015 (letzter Zugriff)
211
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 420)
212
Vgl.: https://www.dhm.de/lemo/biografie/alfred-doeblin; 22.02.2015 (letzter Zugriff)
213
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 421)
214
Vgl.: https://www.dhm.de/lemo/biografie/alfred-doeblin; 22.02.2015 (letzter Zugriff)
215
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 421)
210
Seite 56
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Die Ermordung einer Butterblume (1904)
Die Ermordung einer Butterblume ist eine von Alfred Döblin 1904 veröffentlichte Erzählung,
die aufgrund des modernen Stils und surreale Einfälle als „Expressionisten-Klassiker“216 gilt.
Die Erzählung handelt von einem Kaufmann, Michael Fischer, der eines Tages spazieren geht
und mit seinem Spazierstock durch Herumgefuchtel einer Butterblume den Kopf abschlägt. Er
kümmert sich in der Folgezeit um die Butterblume. Er richtet ihr ein Konto ein und pflegt
andere Butterblumen. Er betrügt sie trotzdem immer wieder durch kaufmännische Tricks, wie
beispielsweise Kontoabrechnungen zu Gunsten Fischers. Irgendwann fühlt er sich, dass er
alles wieder gut gemacht hat bis die Putzfrau die Blume komplett wieder zerschlägt.217
Themen
Die Erzählung thematisiert vor allem das Schuldgefühl des Menschen, das der Mensch
versucht zu kompensieren. Dabei ist die Natur gar nicht abwendbar oder zu besänftigen. Der
Mensch ist dagegen ein untergeordnetes Glied (expressionistischer Gedanke  Mensch als
Objekt). Der Mensch versucht alles, um die Apokalypse, das schlimmstmögliche Ereignis,
abzuwenden.
Es thematisiert auch den Realitätsverlust beim Menschen. Anstatt sich auf sozialeinterhumane – Beziehungen einzulassen, werden Pflanzen – Dinge – vermenschlicht
(Anthropomorphisierung). Bürokratie und Rechnungswesen wurden beispielsweise auf Dinge
angewandt. Durch den Namen „Michael Fischer“, ein Allerweltsname, zeigt Döblin schon,
dass er generelle Veränderungen der Gesellschaft möchte und sich nicht auf ein konkretes
Individuum beziehen möchte.
Alfred Döblin impliziert, dass er einen neuen Menschen fordert. Er möchte einen
realitätsnahen und schuldbewussten Menschen. Die Abstraktheit dieser Erzählung lässt sich
auf die Illusion der Realisierung der Forderung zurückzuführen.
216
217
http://www.leixoletti.de/interpretationen/dieermordungeinerbutterblume.htm; 22.02.2015 (letzter Zugriff)
Vgl.: Rothmann, Kurt: Kleine Geschichte der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag, 1978 (S.241ff.)
Seite 57
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
Berlin Alexanderplatz (1929)218
Der Roman „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin,
erschienen 1929, handelt von Franz Biberkopfs Problemen
im Großstadtleben Berlins. Berlin gelte als realer
mythischer
Moloch
und
ein
apokalyptisches
Pandämonium.219
Der Roman ist eine Mischung aus Elementen des
Expressionismus und der Großstadtlyrik.220
Franz Biberkopf ist vier Jahre lang im Gefängnis gewesen.
Als er entlassen wird, verbündet er sich wieder an einen
Kriminellen, namens Reinhold. Er hat zuvor neue Vorsätze
gefasst, um sein Leben zu verändert. Doch bald wird ihm klar, dass er
Berlin Alexanderplatz (1929)
diese nicht einhält.
Kurz darauf wird Biberkopf wegen angeblichen Mordes an seiner Geliebte Mieze wieder
verhaftet. In Wirklichkeit ist es allerdings Reinhold gewesen. Vom Gericht wird Biberkopf
freigesprochen. Nun verspricht sich Biberkopf ein neuer Mensch zu werden. Franz Biberkopf
nimmt wenig später eine Stelle als Hilfsportier an und beginnt ein neues Leben.
Themen: Expressionismus oder Großstadtlyrik?
Der Roman thematisiert den Ich-Zerfall und die Forderung nach einem neuen Menschen. Es
wird ein Mensch ohne Verderben, ohne ein pessimistisches Weltbild und ohne Deformation
gefordert. Der Mensch soll seine Vernunft benutzen gemäß der Parole: „Dem Mensch ist
gegeben die Vernunft, die Ochsen bilden stattdessen die Zunft“.221
Der Roman sei eine „radikale Abkehr vom bürgerlich-psychologischen Roman. Hier wurde
kein Einzelschicksal analysiert.“222 Der Autor fügt zudem noch regelmäßig seine eigene
Gesellschaftskritik ein:
218
http://www.lbi.org/wp-content/uploads/2011/02/salter-alexanderplatz.jpg; 22.02.2015 (letzter Zugriff)
Vgl.: http://www.buceriuskunstforum.de/veranstaltungen/alfred-doeblin-berlin-alexanderplatz/; 22.02.2015 (letzter
Zugriff)
220
Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 420)
221
Ebenda
222
http://www.dtv.de/_pdf/blickinsbuch/295.pdf; 22.02.2015 (letzter Zugriff)
219
Seite 58
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
„Franz ist ein Mann von Format, er weiß, was er sich schuldig ist.“223 Döblin appelliert an
seine moralischen Werte und Normen, von denen er geprägt ist. Er weist noch einmal darauf
hin. Er fürchtet, wie in „Die Ermordung einer Butterblume“, dass viele ihr Schuldgefühl
vernachlässigen.
„Franz Biberkopf geht auf die Suche, man muss Geld verdienen, ohne Geld kann der Mensch
nicht leben.“224 An dieser Stelle kritisiert er die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft, die
von Geld kontrolliert wird. Frühere Statussymbole spielen nur noch eine untergeordnete
Rolle, genauso wie der Mensch. Der Mensch ist nur noch das Objekt.
Sprachlich
benutzt
Döblin
den
Telegrammstil
(z.B.
S.388),
wie
er
häufig
in
expressionistischen Werken zu finden ist.
Diese Deformation, die Kritik und die kritisierte Desillusion sind ebenfalls in der simultan
stattfindenden Großstadtlyrik zu finden.225
Das Besondere
Der Roman besteht aus eindrucksvollen Sequenzen, die vor allem durch die bildliche Sprache
geschaffen werden.
Alfred Döblin benutzt viele Zitatmontagen, wie sie erst später in der Nachkriegszeit wieder
aufgegriffen werden.
„Berlin Alexanderplatz“ zeichnet sich durch seine Beispiellosigkeit aus. Kaum ein deutscher
Roman wurde noch 50 Jahre später wieder verfilmt.226
223
Döblin, Alfred: Berlin Alexanderplatz. DTV. 1929 (i.d. Fassung 2000), S. 88
Döblin, Alfred: Berlin Alexanderplatz. DTV. 1929 (i.d. Fassung 2000), S. 59
225
Vgl.: Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag 2004 (S. 420)
226
Vgl.: Ebenda (S. 421)
224
Seite 59
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2.11 „Verlorene Menschheit“ (Eigenes Gedicht)
Verlorene Menschheit (2015)
von Gerrit von Zedlitz
1 Verlorene Menschheit auf dem Weg zum jüngsten Gericht,
2 Verlorene Menschen, entstellte Körper ohne Gesicht:
3 Das Blut spritzt aus dem explodierten Pulverfass,
4 Gemüte entbrennen voller Groll, Extreme und Hass,
5 Angst spiegelt sich wider in herausquellenden Augen,
6 Mensch beginnt zu verfaulen und
7 Natur jedes Leben auszusaugen.
8 Das Pulver in den Gewehren rettet Menschen und schützt
9 nicht vor nahendem Ende der Welt,
10 Wahnsinn ist Natur, Natur der klare Held.
11 Hinrichtung geht weiter.
12 Gevatter wird heiter.
13 Eiserne Reiter.
14 Und DER KRIEG macht sich zum Leiter.
15 Charon fährt die Toten durch enge Gassen,
16 deformierte Menschen, die Apokalypse hinter sich lassen.
17 Tartaros, die Welt der Schatten,
18 eine schlitternde Gesellschaft,
19 wie im Mittelalter – voller stinkender Ratten.
20 Krieg reguliert Mensch!
21 Mensch reguliert nicht Krieg!
22 Denn es ist sinnlos
23 herausquellende Augen sehn kein‘ Sieg.
Seite 60
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Analyse:
V1: Einleitung, Wiederholung der Überschrift, Anapher „Verlorene Mensch..“,
Sprachverkappung („Verlorene Menschheit“), „Jüngstes Gericht“ als allerletzter Ausweg
(eher ironisch gemeint), Dynamisierung
V2: Einleitung, Anapher „Verlorene Mensch..“, Sprachverkappung („Verlorene
Menschheit“), deformierte Menschen
V3: deformierte Menschen, Ich-Zerfall (Thema), „Pulverfass“ als Metapher für den
menschlichen Körper und den Ausbruch des ersten Weltkriegs, „Blut“ als Symbol für Tod &
Verwesung
V4: Sprachverkappung „Gemüte“, Numeration („Groll, Extreme und Hass“),
Anthropomorphisierung, Tabuthemen
V5: Angst (Thema), Sprachverkappung, deformierte Menschen, Ich-Zerfall (Thema),
V6: Enjambement zu V. 7, Sprachverkappung, deformierte Menschen, Tabuthemen,
Darstellung eines Paradoxon
V7: Enjambement von V. 6, Sprachverkappung, deformierte Menschen, Tabuthemen, Natur
als Katastrophe
V8: Enjambement zu V. 9 (Kontrastierung), Versuch Menschheit zu retten
V9: Enjambement von V. 8, Darstellung des Hässlichen, Apokalypse (Thema), Versuch
Menschheit zu retten scheitert
V10: Sprachverkappung, Ich-Zerfall (Thema), Darstellung des Hässlichen, Tabuthemen,
V11: Simultanstil (V. 11-14), Telegrammstil, Tabuthemen, Darstellung des Hässlichen,
Dynamisierung
V12: Simultanstil (V. 11-14), Telegrammstil, Tabuthemen, Darstellung des Hässlichen,
Allgegenwärtigkeit des Tods in Form des Sensenmanns (Gevatter)
V13: Simultanstil (V. 11-14), Telegrammstil, Metapher für Panzer und schwere Geschütze
V14: Simultanstil (V. 11-14), Telegrammstil, Anthropomorphisierung, Personifizierung von
Naturgewalten, Ich-Zerfall (Thema)
V15: Tabuthemen, Apokalypse (Thema), Anlehnung an griechische Mythologie,
Dynamisierung
V16: deformierte Menschen, Apokalypse (Thema)
V17: Tabuthemen, Apokalypse (Thema), Anlehnung an griechische Mythologie,
Pessimistisches Weltbild / Zukunftspessimismus (Thema)
V18: Simultanstil, Darstellung des Hässlichen, Apokalypse (Thema), Wir-Zerfall (Thema),
Seite 61
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Dynamisierung
V19: deformierte Menschen, Tabuthemen, Darstellung des Hässlichen
V20: Sprachverkappung, Anthropomorphisierung, Variation zu V.21
V21: Simultanstil (V. 21-22), Telegrammstil, Sprachverkappung, Ich-Zerfall (Thema),
Variation zu V.20
V22: Schluss, Simultanstil (V. 21-22), Telegrammstil, Enjambement zu V.23, Pessimistisches
Weltbild / Zukunftspessimismus / Aufgeben als Thema
V23: Schluss, Enjambement von V.22, Sprachverkappung, deformierte Menschen,
Darstellung des Hässlichen, Apokalypse (Thema), Ich-Zerfall (Thema), Pessimistisches
Weltbild / Zukunftspessimismus (Thema)
Seite 62
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2.12 Standbilder
Svenja Kochwatsch und ich haben Standbilder zu den Themen des Expressionismus gemacht
(siehe: Epochenüberblick Expressionismus Themen):
Alkohol als Eskapismus
Apokalypse als einziger Ausweg
Angst
Drogen als Eskapismus
Wahnsinn
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Seite 63
Orientierungslosigkeit
Pessimistisches Weltbild / Hoffnungslosigkeit und
Isolation
Krieg
Deformation des Menschen und der Mensch,
der Katastrophen auslöst
Hinrichtung als Tabuthema und Deformation des Menschen
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Seite 64
3. Anhang
3.1 Literaturverzeichnis
Monographien:
1. Basil, Otto: Georg Trakl. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei
Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch Verlag, 2010
2. Brunner, Horst: Literaturwissenschaftliches Lexikon. Grundbegriffe der Germanistik.
Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997
3. Diekhans, Johannes (Hrsg.): Die Verwandlung. Brief an den Vater und weitere Werke
von Franz Kafka. Paderborn: Schöningh Verlag, 2013
4. Döblin, Alfred: Berlin Alexanderplatz. DTV. 1929 (i.d. Fassung 2000)
5. Dr. Müller, Friedrich: Deutsche Dichtung. Kleine Geschichten unserer LiteraturPaderborn: Verlag Ferdinand Schöningh, 1966
6. Felgentreu, Simone und Dr. Langemann, Detlef: Duden. Basiswissen Schule. Deutsch.
Dudenverlag, 2010
7. Jägel, Wolf-Dietrich: Epochen deutscher Dichtung. Ein Lehr- und Lesebuch. Fünfte
Auflage. Paderborn: Schöningh-Verlag, 1964
8. Kircher, Hartmut: Heinrich Heine. Marburg: Tectum-Verlag, 2012
9. Kortländer, Bernd: Heinrich Heine. Stuttgart: Reclam-Verlag, 2003
10. Lobeck, Monika: Schulwissen Kompakt Deutsch. Nachschlagen und verstehen.
Gütersloh/München: Brockhaus Scolaris Verlag, 2012
11. Marcuse, Ludwig: Heinrich Heine. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten.
Hamburg: Rotwohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1960
12. Matzokowski, Bernd: Das lyrische Schaffen. Georg Trakl. Königs Erläuterungen
Spezial. Hollfeld: Bange Verlag, 2007
13. Meid, Volker: Das Reclam Buch der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag,
2004
14. Rothmann, Kurt: Kleine Geschichte der deutschen Literatur. Stuttgart: Reclam-Verlag,
1978
15. Rötzer, Hans Gerd: Geschichte der deutschen Literatur. Bamberg: Buchner-Verlag,
1992
Seite 65
Lyrikmappe D GK Q2.2: Expressionismus und Romantik
Gerrit von Zedlitz-Neukirch
16. Schurf, Bernd und Wagener, Andrea (Hrsg.): Texte, Themen, Strukturen. Berlin:
Cornelsen Verlag, 2009
17. Wackenroder/Tieck, zit. N. Frühwald, Wolfgang, Die Poesie und der poetische
Mensch. Zu Eichendorffs Gedicht Sehnsucht, in Segebrecht, Wulf (Hg.), Gedichte und
Interpretationen Band 3, Stuttgart 1984
18. Weigandt, Tim-Julian: Arbeitsblatt „Expressionistische Kennzeichen lyrischer
Literatur“
Internetquellen:
1. http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Kaiser; 24.02.2015 (letzter Zugriff)
2. http://das-blaettchen.de/2011/10/dramatiker-von-rang-und-lebemann-8271.html;
24.02.2015 (letzter Zugriff)
3. http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Lemberg ; 27.02.2015 (letzter Zugriff)
4. http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/81000086/original/Bild.jpg;
03.02.2015 (letzter Zugriff)
5. http://gedichte.xbib.de/Eichendorff_gedicht_Die+Heimat.htm; 27.02.2015 (letzter
Zugriff)
6. http://gutenberg.spiegel.de/autor/br-220; 08.03.2015 (letzter Zugriff)
7. http://gutenberg.spiegel.de/autor/eta-hoffmann-154; 27.02.2015 (letzter Zugriff)
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3.2 Arbeitsplan
14.01.2015
15.01.2015
18.01.2015
19.01.2015
20.01.2015
21.01.2015
22.01.2015
23.01.2015
25.01.2015
26.01.2015
28.01.2015
01.02.2015
02.02.2015
04.02.2015
06.02.2015
09.02.2015
10.02.2015
11.02.2015
17.02.2015
18.02.2015
19.02.2015
20.02.2015
21.02.2015
22.02.2015
23.02.2015
25.02.2015
27.02.2015
04.03.2015
05.03.2015
06.03.2015
07.03.2015
08.03.2015
Gliederung der Themen (Welche Pflicht- und Zusatzaufgaben?)
Ausleihen von Büchern in der Stadtbibliothek
1. Quellensuche im Internet und Mindmap Expressionismus
Epochenüberblick Expressionismus
Epochenüberblick Expressionismus
Georg Trakl
Paket mit Büchern von Großeltern
Erster Eindruck "Im Winter" von Georg Trakl + Gedichtsanalyse "Grodek"
2. Quellensuche im Internet
Georg Kaiser und Franz Kafka
Gedichtsanalyse "Grodek"
3. Quellensuche im Internet
Franz Kafka
Friedrich Nietzsche und Bildanalyse "Der Schrei"
Erste Zwischenkorrektur bei Eltern
Bildanalyse "Der Schrei"
Erzählprosa im Expressionismus + eigenes Gedicht
Eigenes Gedicht und Analyse + Ausleihen von Büchern in der
Stadtbibliothek
Zweite Zwischenkorrektur bei Großeltern
Standbilder
Epochenüberblick Romantik, Farbsymbolik in der Romantik
Erster Eindruck "Mondnacht" + Erster Eindruck "Wenn die Sonne
weggegangen"
Epochenüberblick Romantik + Thema Heimat
4. Quellensuche im Internet
Gebrüder Grimm, innerer Monolog zu "Sehnsucht"
Heinrich Heine, Joseph von Eichendorff
Bildersuche im Internet
Erster Eindruck "Verfall" von Georg Trakl + Gedichtsanalyse "Sehnsucht"
Erstellen des Literaturverzeichnisses
Inhaltliche Überarbeitung
Formale Überarbeitung
Kleine Änderungen und Erstellen des Arbeitsplans
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