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www.n-coding.com | 2. Quartal 2007 | gratis
Der subjektive Blick auf Unternehmen, Kultur und Unterhaltung
NC0701
Die vakuumverpackte Kultur
Die Luft in unserer Kulturlandschaft wird immer dünner. Jetzt sind die
Unternehmen gefragt. Über den Zusammenhang von Kultur, Schönheit
und Vernunft. Ein Gedankenanstoß zu Wegen aus dem Vakuum.
Der Sog der Unvernunft
»Schönheit ist keine Frage der Vernunft.« Dieser Slogan der traditionsreichen, französischen Edelmarke »Baccarat« will für Luxus werben und proklamiert damit ungewollt die
Wahrheit über den Status unserer Kultur. Es ist wahr: Schönheit ist schon seit geraumer
Zeit keine Frage der Vernunft mehr. Diesen Sinnzusammenhang haben wir selbst getilgt. Obwohl wir doch eigentlich gar keinen Anlass dazu haben. Im Gegenteil: Alle großen Errungenschaften unserer modernen Zivilisation lassen sich letztlich auf die triumphalste aller Vernunftleistungen zurückführen: Die Aufklärung. Was macht uns trotzdem
so unvernünftig, die Schönheit nicht mehr der Vernunft zu unterstellen?
Kulturgesetze
»Kultur ist das über den Grundbedarf hinausgehende Potential, welches vor allem durch
Nahrungsüberfluss in den Kulturvölkern zu Wissenschaft und Künsten genutzt werden
konnte.« Die freie Enzyklopädie »Wikipedia« erinnert uns in einem Nebensatz daran,
dass Kultur eigentlich ein Luxus ist. Ein Luxus, den man sich erarbeiten kann, wenn der
Grundbedarf gedeckt ist. Wie es aussieht, ist der Bedarf gedeckt und wir haben uns an
den Luxus so sehr gewöhnt, dass wir inzwischen etwas verwechseln. Wir haben das
Schaffen von »Wissenschaft und Künsten« gegen ihre Früchte eingetauscht: Den Ruhm
und die Schönheit.
Der Verlust von Luft
»Der Ruhm der Supermodels ist nicht darauf zurückzuführen, dass die Frauen so unglaublich schön sind. Ihre Bekanntheit begründet sich allein darin, dass im öffentlichen Leben
keine herausragenden Leitbilder mehr zu finden sind.« Das sagt eine Frau, die von Äußerlichkeiten lebt. Vivienne Westwood darf so etwas sagen. Sie gilt als Exzentrikerin. Und
sie hat recht: Supermodels sind unsere kollektiv anerkannten Ersatzstoffe für echten
Inhalt. Wir wollen nicht, dass sie zugrunde gehen. Sie geben uns das gute Gefühl einer
idealen Welt, die uns keine Beschwerden abverlangt. Nicht die Bürde der Arbeit und
nicht die Qual der Vernunft. Dafür garantieren wir ihnen stabile klimatische Bedingungen.
Ein Vakuum, in dem sie und wir überleben können.
Das Wertesystem im Vakuum
Damit das Klima im Vakuum stabil bleibt wird, es konserviert. Im TV sehen wir täglich
wie das funktioniert: Heinz fliegt bei 16.000 EUR raus. Er hat alle Joker verbraucht und
ist an einer einfachen Frage gescheitert. Petra bekommt für ihr Menu im Schnitt nur 7
Punkte, weil sie den anderen Kandidaten ein schlecht gekühltes Dessert serviert hat.
Castingkandidatin Nicole kommt nicht in den nächsten Recall: Sie hat den Text vergessen. Überall geht es um Bewertungen. An die Spitze gelangt nur, wer >>> Seite 2
Inhalt:
Vakuum | 10 Fragen | Doppelnull |
Abgründe | 19% | Figürlicht | Interview: Thomas Oppel | Jungle | Autismus |
Glückauf Fotodesign | Die Ecke | FSM | Stark vereinfacht | City-Guide Jena |
Grauzonentest | Banksy | Telenovelas | Roman
10 Fragen an
»filter NC«
Sag Ja zur Größe Doppelnull
»filter NC« ist eine neue Zeitung für
Kultur – in, aus und über Unternehmen. Herausgegeber ist das »n-coding
Designlabor«. In einer Selbstbefragung
beantworten wir 10 Fragen zu »filter NC«,
die wir als FAQs erwarten:
Berlin. Karl Lagerfeld rief und die Promis folgten.
Der »King of Anorexia« stellte die »Internationale Fashion Show« in Berlin unter das Motto:
»Sag Ja zur Doppelnull!« Die Tickets waren begehrt wie nie! Das prominente Aufgebot kam in
Scharen, um die mageren Zeiten des Catwalks zu
zelebrieren und dem allzu unsinnigen Laufstegverbot von Madrid zu trotzen. Die Eingangsfrage lautete an diesem Abend nicht »Was tragen
Sie?«, sondern »Was trägt Ihre Waage?«. Die
Antwort gaben Persönlichkeiten wie Kidman,
Beckham und Lohan. Alle erschienen in Trendgröße Doppelnull und präsentierten sich
auf dem roten Teppich wie aus einer
Streichholzschachtel entsprungen –
zerbrechlich und atemlos schön. Bei
Gott sei Dank windstillem Wetter
führte Ex-Taff-Moderatorin Giulia
Siegel die Slim-Stars behutsam zu
ihren doppelt gepolsterten Sitzplätzen. Der Höhepunkt der Veranstaltung
war Keira Knightley. Sie wurde zur »Most
thinspiring woman of the year« gekürt
und mit der »Goldenen Kleiderstange«
ausgezeichnet. Im Anschluss an ihre
Dankesrede und einen Weinkrampf im
Paltrow-Stil musste sie von der Leibwache samt Award von der Bühne getragen
werden. (Anm. der Red.: Die Trophäe
wiegt 1.270 g!).
1| Wieso der Name »filter NC«?
Jeder Mensch sucht sich im Leben das
heraus, was für ihn existenziell wichtig
ist. Er filtert. Diesen durchaus subjektiven Filter wenden wir auf unsere Zeitung
an. Das »NC« steht für n-coding.
2 | Warum geben Sie als Werbeagentur eine Zeitung heraus?
In unserer Arbeit haben wir oft Einfälle,
Rechercheergebnisse oder Kontakte, die
wir nicht direkt verwerten können, die
aber interessant sind. Es schien uns zu
schade, das auf Dauer zu unterschlagen.
3 | Welches Konzept, welche Ausrichtung hat das Blatt?
Es ist recht frei, bindet sich aber an Themen aus dem Bereich der Kultur, Gestaltung und Unterhaltung. Mitarbeiter und
Freelancer machen mit und wir binden
Gäste ein: Als Interviewpartner und Autoren.
4 | Wie oft erscheint »filter NC«?
Quartalsweise.
5 | An wen richtet sich »filter NC«?
An Kunden, Interessenten und alle, die an
Corporate Publishing interessiert sind.
6 | Gibt es eine Download-Version?
Nein. Aber Referenzen und Querverweise auf unserer Website.
7 | Kann man »filter NC« auch
abonnieren?
Ja. Melden Sie sich einfach auf unserer
Website an.
8 | Kann man bei »filter NC« mitmachen?
Ja. Wir sind für Anregungen und Beiträge immer offen.
9 | Kann man Anzeigen schalten?
Ja. Am besten rufen Sie einfach an.
10 | Wie kann man auf Beiträge
reagieren?
Mit einer E-Mail oder einem Brief an uns.
n-coding Designlabor
Schildern 15
33098 Paderborn
www.n-coding.com
[email protected]
Nach der grandiosen Show lud Jamie
Oliver ans Buffet. Er reichte mit Prinzessböhnchen ohne Speckmantel aromatisierte Eiswürfel. Verführerisch
leicht, so dass sich nicht jede der
grazilen VIPs zügeln konnte und den
einen oder anderen Würfel gierig in
sich hineinlutschte. Skandalös wurde
es bei der After-Show als die FETA auflief:
Vertreterinnen der internationalen Modelschutzorganisation verteilten demonstrativ
ihre Käsehäppchen und versuchten, das
Konzept des Abends zu kippen. Kurzfristige
Beruhigung brachte zwar die Präsentation
der »Wetthunger-Hilfe«, vorgestellt von
Schirmherrin Paris Hilton, aber zum Eklat
kam es am Ende doch: Verfechterinnen der
bedrohten Kleidergröße 34+ riefen zum Boykott auf. Verona Pooth und Veronica Ferres
wehrten sich lautstark gegen die »Propagierung der Unsichtbarwerdung.«
Insgesamt ein nahezu makelloses Event von
höchstem Rang. Ob Nicole Richie allerdings
tatsächlich für den nächsten Bond in Frage
kommt blieb offen. Insider rechnen ihr magere Chancen aus: James Bond? – 007 ist
eine 7 zuviel! (or)
Seite 2 Vakuum | 19% | Abgründe
bereit ist, seine Individualität zu opfern. Heidi Klum bringt es auf den Punkt, als sie die
erste Kandidatin aus ihrer Model-Show wirft: »Bis jetzt sind alle noch da. Es wird Zeit,
dass jemand geht!«
Der Druckausgleich
Der Kampf um die besten medialen Erfolge als Ausflucht aus dem Vakuum ist ein Ranking
ohne erste Plätze. Wo jeder berühmt ist, wird es ganz schön eng auf dem roten Teppich.
Das ist die Last des Ruhms und die Lehre des Vakuums. Doch: Wohin geht man, wenn
man vom Teppich verdrängt wurde oder es erst gar nicht bis dorthin geschafft hat? Woran
soll man sich orientieren, wenn die Schönheit von der Vernunft abgekoppelt wurde? Die
Antwort ist unbequem und macht ein bisschen Arbeit!
Arbeit als Ventil
Die Physik definiert den Begriff »Arbeit« als Energieübertragung von einem System in ein
anderes. Der Begriff »Vakuum« wird in der Quantenfeldtheorie als niedrigster Energiezustand bewertet. Wenn wir wollen, dass unsere Energie nicht verpufft, brauchen wir die
Arbeit, nicht das Vakuum. Auch dann nicht, wenn es uns die großen Verlockungen verheißt.
Die Arbeit ist der Preis, den wir zahlen müssen, wenn wir eine lebendige Kultur wollen.
Also: Erobern wir die Vernunft zurück und verheiraten sie erneut mit der Schönheit!
Wo neue Kulturen keimen
Das haben schon andere begriffen, die heute beim Ranking weit vorn sind. Unter dem
Stichwort »Web 2.0« laufen viele erfolgreiche Konzepte des Internets. Allen gemeinsam
ist, dass sie Menschen an der Arbeit beteiligen. Bekannte Beispiele sind die Videoplattform »you tube«, die Enzyklopädie »Wikipedia« oder das Foto-Sharingportal »flickr«. Worum es bei »Web 2.0« geht, beschreibt der Kolumnist Steven Johnson für das Online-Wissenschaftsmagazin »Discover«: Er vergleicht die neue Art der Internet-Nutzung mit einem
»Wechsel von einer internationalen verlinkten Bibliothek zu einem Informations-Ökosystem, wo Daten wie Nährstoffe in einem Regenwald zirkulieren.« Am Ende ist dort derjenige am besten platziert, der sich den Luxus leistet, seine eigene Kultur zu formen und sie
mit anderen zu teilen. Vorausgesetzt, man hat sie sich erarbeitet.
Das Loch in der Hülle
Wenn Arbeit der Motor für Kultur ist, steigt die Verantwortung der Unternehmer. Acht
Stunden am Tag reichen schon, um neuer Kultur Spielraum zu bieten. Von »Web 2.0» kann
man dabei lernen. Aktive Unternehmenskultur ist so gesehen eine Entscheidungshilfe: Will
man den Rankings hinterherlaufen oder eigene Standpunkte vertreten? Für Unternehmen
bedeutet das, Arbeit anzubieten, die Menschen nicht ins Vakuum treibt. Das betrifft zum
Beispiel das Betriebsklima, Produkte und Dienstleistungen, Fragen des Marketings und
den Umgang mit den Kunden.
Es geht um ein ebenso neues wie altes Verständnis: Den Grundbedarf decken und dann
Weitermachen mit Kultur! Eine Kultur, die den Namen verdient, weil sie Schönheit mit
Vernunft paart. Die Förderung von Kunst, Sport und Musik oder die Schaffung von Medien?
Was fällt Ihnen dazu ein? Es lohnt sich, ein Loch in die Hülle zu stechen und ein wenig Luft
ans Vakuum zu lassen. Dann können alle besser überleben – und »Baccarat« kann seinen
Slogan ändern, denn dann ist Schönheit wieder eine Frage der Vernunft! (ve)
Abgründe,
Hamster
und
Tapeten
© 2004 Touchstone Home Entertainment
Ein Flugzeugabsturz. Alle Passagiere sind in
extremer Panik. Nur einer nicht: Andrew Largeman. Der erfolglose Hollywoodschauspieler
sitzt wortlos zwischen der aufgebrachten
Menge und rührt sich nicht. Aus der indischen
Begleitmusik zu dieser Auftakt-Szene von
»Garden State« wird ein klingelndes Telefon
und man weiß, die Begebenheit war nur Einbildung. Andrew befindet sich in einem anhaltenden Zustand der Lethargie, hervorgerufen
durch seinen großzügigen Konsum von Lithium-Tabletten. Die hat ihm sein Vater, von Beruf
Psychiater, bereits im Alter von neun Jahren
verschrieben. Damals schubste Andrew seine
Mutter von der Treppe. Seither galt er als aggressiv. Jetzt führt ihn die Beerdigung seiner
querschnittsgelähmten Mutter zurück nach
New Jersey. An den Ort seiner Kindheit und
seiner Traumata, zurück in den »Garden State«.
Hier beginnt eine Geschichte über einen Sonderling, eine notorische Lügnerin und darüber,
wie die Auseinandersetzung mit einer Altlast
ein Leben rettet. Am Ende setzt Andrew die Tabletten ab und wird ein wirklicher »Largeman«,
weil er endlich sein Leben in die Hand nimmt.
selbstgenähtes Hemd verpasst, das ihn nahezu »körperlos« erscheinen lässt. Warum? Die
Tapete trägt »zufällig« das gleiche Muster! Es
gibt Dialoge über die Wohltat des Weinens, einen Hamsterfriedhof, einen Feuerspeerkünstler,
einen Ritterphobiker und viele andere skurrile
Dinge, die beweisen, dass es zur Darstellung
von inneren Entwicklungsprozessen keiner Klischees bedarf.
Zach Braff, der durch die Serie »Scrubs« bekannt wurde, legte mit »Garden State« 2004
sein Regiedebut vor und überzeugt in weiteren
Funktionen: Als Drehbuchautor und als erstklassiger Schauspieler, der in der Lage ist, einen ernsten, einfühlsamen und nachdenklichen
Charakter zu verkörpern. Mit Natalie Portman
(Star Wars, Mars Attacks!) hat Braff auch bei
der Besetzung der weiblichen Hauptrolle einen
guten Griff gemacht. Als Lügnerin Sam ist sie
nicht nur glaubhaft bis zur letzten Minute, sie
bricht auch erfolgreich ihr eigenes Image als
schöne, aber hohle Jungaktrice.
Was ein bisschen wie der Plot eines sentimentalen Feelgood-Movies klingt, ist in Wirklichkeit
ein äußerst gelungener und zu Unrecht ignorierter Low-Budget-Film mit Qualitäten, die man im
US-amerikanischen Kino kaum findet. »Garden
State« kommt mit wenig Aufwand aus und bemüht nur selten Rührseligkeiten. Zugleich zeigt
der Film, dass ein Selbstfindungstrip erstaunlich viel Spaß machen kann.
»Garden State« ist Kino mit einer intelligent und
poetisch konstruierten Geschichte: In seinem
kathartischen Moment nimmt der Film die Eröffnungsszene auf und beschäftigt sich erneut
mit einer paradoxen Bodenlosigkeit. Wie? Das
sollte man sich für einen DVD-Abend aufheben.
Nur so viel sei gesagt: »Garden State« ist ein
Independent-Genuss für die subtilen Momente
des Lebens, in denen man nicht weiß, ob man
vor Melancholie oder vor Freude weinen soll.
Entscheiden Sie selbst! (sh)
»Garden State« überrascht mit lustigen Bildeinfällen wie diesem: Andrew bekommt bei der
Beerdigung seiner Mutter von einer Tante ein
USA 2004 / Touchstone Home Entertainment
OT: Garden State | Regie und Drehbuch: Zach
Braff | Darsteller: Zach Braff, Natalie Portman, Ian
Holm | Genre: Tragikomödie / Auf DVD erhältlich
Jetzt mit 19% mehr Uaaargh!
Ende 2006: Die Torschlusspanik.
Januar 2007: Die Rabattschlacht.
März 2007: Die erste Quartalsruhe.
Ein rotes Monster in Form einer 19 klingelt
bei einer harmlosen Familie. Uaargh! Doch sie
bleibt relaxed. Ihr kann die Mehrwertsteuererhöhung nichts anhaben. Denn die Familie hat
gerade einen tollen Deal gemacht. Zu den alten
Konditionen versteht sich.
Ätsch bätsch! Wer jetzt nicht zugreift, ist doof:
Mit dem Angstfaktor 19% im Gepäck wird monströs geworben und der Verbraucher ist selbst
schuld, wenn er sich die Noch-16% entgehen
lässt. Dabei hat sich das Monster mitsamt der
vorgezogenen Preiserhöhung längst im Supermarkt verschanzt.
Nach wie vor hagelt es Versprechungen: Verzicht auf MwSt., Aufschub bis Februar, eingefrorene Preise ... Auf zur Monsterjagd im
Mogelparadies! Was im letzten Jahr schon
teurer wurde, kann man nun als »unverändert«
einkaufen. Sehr freundlich – Dankeschön! Und
wo der Preis 2006 nicht stieg, schwand mitunter die Füllmenge. Weniger ist mehr! Oder aus
den ungeraden Werten, die sich aus der Steuererhöhung ergeben, wurden schöne, neue und
vor allem aufgerundete Schwellenpreise.
Tja: Im Prozente-Wirrwarr ist schwer nachzuhalten, wo man draufzahlt oder wo man spart.
Das Monster treibt noch immer sein Unwesen.
Und was tun Sie? Rechnen und vergleichen Sie
fleißig? Haben Sie alle MwSt.-Zurück-Coupons
an die Hersteller geschickt und sich Ihre Rabatte
erwürfelt? Haben Sie das Monster weiter gefüttert oder es aus Ihrem Kopf verbannt? Wer sich
nicht gewöhnen will, bewaffne sich mit einem
Taschenrechner oder noch besser: Der erfinde
bitte einen neuen! Am besten mit Anti-MonsterFormel: Mittels einer einzigen Taste erhält man
das, was die Handelsketten, Discounter und
Markenanbieter bis heute nicht hinbekommen:
Faire und transparente Preise! (or)
Figürlicht
Quietschebär, Rusty, Onkel Otto
und Mischa (v.l.n.r.) verabreden
sich jeden dritten Dienstag im
Monat zu einer okkulten Lichtbeschwörung.
CamoBot™, Smorkin‘ Labbit und
der Marshmallow Man konnten
krankheitsbedingt diesmal leider
nicht dabei sein. (st)
Internetseiten zu
aufmüpfigen Designer Toys:
www.vinylabuse.com
www.amostoys.com
www.kidrobot.com
www.plasticandplush.com
Einfallstore für das Subjektive
Thomas Oppel ist Diplom-Psychologe und Marktforscher bei »rheingold« in Köln. Im Interview mit »filter NC« erklärt er die
Vorteile der qualitativen Markforschung und teilt Geheimnisse aus seinem Erfahrungsschatz. Welche Chancen haben Kaugummis in Indien, wie ist das Verhältnis der Deutschen zu Desinfektionsmitteln und warum mögen die Schweden trotz ABBA keine
Glitzeranzüge? Einblicke in die scheinbar selbstverständliche Seele unserer Produkt- und Markenwelten.
Bei »rheingold« wird qualitative Marktforschung betrieben. Wie unterscheidet sie sich von der klassischen, quantitativen Marktforschung? Und
wo gibt es vielleicht auch Schnittmengen?
Ich bin kein Fachmann in quantitativer Marktforschung, aber ganz platt gesagt geht es bei quantitativer Marktforschung zunächst einmal um Quantität. Es geht darum, dass man eine möglichst
große Stichprobe bekommt. Also: »Wenn wir zu einem bestimmten Thema etwas wissen wollen,
wie Verbraucher irgendetwas sehen, was sie für eine Meinung haben, was sie für Präferenzen
und Aversionen haben – um da sichere Aussagen treffen zu können als Grundlage für Marketingentscheidungen, wollen wir eine möglichst repräsentative Datenbasis haben!« Das soll ein Querschnitt sein. Wir fühlen uns umso sicherer, je mehr Leute wir befragen. Möglichst viel Quantität.
Die quantitative Markforschung schiebt dabei ein Bild vor sich her, das sehr naturwissenschaftlich
geprägt ist. So, dass man sagt: »Wenn wir uns jetzt in Gespräche einlassen, dann wird es schwierig, da auf etwas »Objektives« zu kommen«! Deshalb die klassische Fragebogenerstellung: Man
grenzt das Feld der Fragen auf diejenigen ein, von denen man annimmt, dass sie die relevanten sind
und beschränkt außerdem, wie die Befragten darauf antworten können. Auf einer Skala von 1 – 7.
Es geht darum, die Einfallstore für das sogenannte Subjektive zu schließen und einen Zahlenwert
zu bekommen. Das Marketing erhält zum Schluss ein Zahlenwerk und steht vor der Aufgabe, sich
einen Reim darauf zu machen. Denn was bedeuten die Zahlen im Endeffekt? Darüber weiß man
dann wenig. Denn es kann bei der Frage nach der Fruchtigkeit eines Joghurts trotz gleicher Bewertung durchaus unterschiedliche Motivationen geben.
Was liefert die qualitative Marktforschung?
Die qualitative Marktforschung geht da ganz anders vor. Sie kann nicht das Gleiche leisten, weil
sie auch mit ganz anderen Instrumenten arbeitet. Es geht uns bei der qualitativen Marktforschung
nicht darum, mit einem enormen Zahlenwerk zu protzen und auch nicht, im mathematisch-statistischen Sinn, um die 1:1-Abbildung der sogenannten »Grundgesamtheit«. Wir wollen den Sinn und
die Psychologie eines Marktes, eines Produktes, einer Kommunikationsmaßnahme verstehen. Und
um das verstehen zu können, müssen wir die Leute erzählen lassen.
um wir das eine bevorzugen und das andere ablehnen, das hat Gründe. Und um die herauszufinden,
ist es eben die beste Methode, Leute erzählen zu lassen. Wir fürchten uns dann auch nicht vor
Ungenauigkeiten. Die Aussage: »Ich beurteile das mit 3!« wirkt auf Anhieb exakter, als wenn da
jemand ist, der erst eine halbe Stunde lang erzählt, welche Vorlieben er bei Joghurt hat.
Sind die Ergebnisse dieser Interviews dann nicht sehr beliebig?
Man muss sich zutrauen, die Ordnung die in dem Ganzen steckt – und es steckt immer eine Ordnung darin – erkennen zu können. Durch die Analyse. Der Sinn des Ganzen muss rekonstruiert
werden. Bei so einer Studie führen wir 30 Interviews durch, die jeweils 2 Stunden dauern. In diesen
2 Stunden wird viel erzählt. Das Ergebnis sind aber keine wörtlichen Protokolle, sondern Bewertungen der Gespräche durch unsere Interviewer, die alle geschult sind und einem thematischen
Leitfaden folgen.
Wie muss ich mir das konkret vorstellen?
Beispiel Lebensversicherungen: Da hängt immer viel Biografisches dran. Persönliche Entwürfe.
Wie stellt man sich die eigene Zukunft vor? Wo ist man besorgt? ... Diese Geschichten hat man
dann da liegen. Wenn man also bei 30 Interviews 30 mal 2 Stunden lang »Erzählungen« hat, da
muss man sich fragen: Wo ist die Ordnung darin, die mir etwas über die Psychologie des Produktes
verrät? Und wo sind die Variationen? Zum Beispiel ist es immer wieder um einen Konflikt gegangen: Dem Wunsch, total abgesichert zu sein, in der Versicherung eine Art »Übervater« zu finden
und dem Wunsch nach Autonomie. Das ist das Spannungsfeld vom »Fels in der Brandung« und der
»Unabhängigkeit«. Das kreist dann auch um Preise. Der Preis ist das symbolische Opfer, das ich
erbringe. Bei einem Direktversicherer brauche ich keinen direkten Ansprechpartner. Also erbringe
ich auch ein geringeres Opfer. So ein Übervater kann nämlich auch hemmen. Leute erzählen dann,
dass der »Onkel von der Versicherung« wie ein Hausarzt bei allen Lebensetappen dabei war. Dass
sie sich abgestraft fühlen, wenn sie einem Versicherungsvertreter einen Schadensfall berichten
müssen. Die Online-Versicherer profitieren von der psychologischen Ersparnis, diesem väterlichen
Druck auszuweichen.
Wie geht man dabei vor?
Normalerweise wird man ja für so ein Interview auf der Straße angesprochen. Wie werden die Menschen für »rheingold« interviewt?
Wir arbeiten bei »rheingold« mit Tiefeninterviews, die freie Interviews sind. Wo wir die Leute
ermutigen, in eigenen Worten zu beschreiben, was sie an einem Thema bewegt und wie sich ihr
Alltag mit den Produkten darstellt. Denn alle Produkte stehen ja in Alltagszusammenhängen. War-
Wir arbeiten schon seit langem mit professionellen Kontaktern zusammen, die uns die relevanten,
zu befragenden Zielgruppen bringen. Wenn es nicht um eine ganz besondere Fragestellung geht,
bedienen wir uns aus deren Adressdatenbanken und bekommen auch die richtigen Menschen, das
Interview: Thomas Oppel Seite 5
heißt »User« oder »Heavy User«, die die Produkte auch wirklich benutzen. In Köln haben wir ein
eigenes Studio, wo wir die Menschen interviewen. Nur wenn wir entscheiden, dass die eigene
Wohnumgebung für die Fragestellung besonders wichtig ist, besuchen wir die Menschen auch in
ihren vier Wänden. Das hat logistische Vorteile, aber auch methodische Gründe. Oft ist es so, dass
man durch die familiäre Situation beeinträchtigt ist. Dann laufen Kinder herum, dann klingelt das
Telefon, dann kommt der Mann nach Hause. Es ist viel schwieriger, einen Menschen in so einer
Situation wirklich zu stellen, so dass er sich die Zeit nimmt über ein Thema intensiv zu sprechen
und über ein einfaches »Schmeckt mir eben nicht!« hinauszukommen.
Ihre Tätigkeit umfasst ja nicht nur nationale Aufgaben. Welche Entdeckungen machen Sie bei Auslandseinsätzen?
Da geht es oft um die internationale Markenführung. Zum Beispiel: Ein Unternehmen, das bereits
mit einer bestimmten Marke international vertreten ist und eine Neuausrichtung in der Kommunikation sucht, das auch bestimmte Ideen hat und gucken will: »Funktionieren die? Kann ich daraus
eine Kampagne machen, mit der ich international arbeiten kann? Und arbeitet die dann auch in
die gewünschte Richtung?« Dann ist erst einmal die Frage zu klären, ob die Marke in jedem dieser
Länder auch gleich aufgestellt ist und auch psychologisch von den Leuten gleich wahrgenommen
wird, ob sie dasselbe bedeutet.
Entdeckt man dabei auch, dass Märkte im internationalen Vergleich da
unterschiedlich reagieren? Gibt es dafür ein Beispiel?
Mir fällt ein älteres Beispiel eines weltbekannten Unterhaltungselektronikherstellers ein, der seinen Katalog testen lassen wollte. Unter anderem in Deutschland und auch in Schweden. In dem
Katalog kam eine Werbefigur vor, die einen sehr spacigen Silberanzug trug und »striking poses«
machte, fast wie Superman. Schrill irgendwie! In Deutschland kam das gut an. Als wir Gruppendiskussionen in Schweden abhielten, stellten wir fest, dass sie mit dem Katalog gar nicht klar
kamen. Die Einstellung zum Hersteller und zur Marke war überhaupt kein Problem, aber je tiefer wir
drangen, umso mehr kristallisierte sich heraus, dass die ganze Sache sich an der Figur festmachen
ließ. In der Analyse merkten wir, dass es um das Verhältnis des Einzelnen zur Gemeinschaft geht.
In Schweden und in Deutschland ist das sehr unterschiedlich. Die Schweden sehen sich zwar als
Individualisten, aber nicht wie bei uns, wo man durchaus hervorstechen darf – sie sind zurückhaltender in der äußeren Darstellung. Die Gemeinschaft ist extrem wichtig. Jeder soll seinen Platz
haben und auch einnehmen. Und im Umkehrzug: Jeder einzelne ist wichtig mit seiner Individualität.
Aber eben nicht herausragend! Der »Silverman« vertrat ein Bild, was bei den Schweden nicht gut
ankam. Er war in gewisser Weise »unschwedisch«.
Gibt es noch andere Beispiele für solche Unterschiedlichkeiten?
Ja. Gerade bei der momentanen Globalisierung geht es den Unternehmen darum, möglichst übergreifende Produkte zu haben, die überall funktionieren. Also: »Können wir nicht etwas finden, mit
dem wir alle Märkte möglichst optimal bedienen?« Am Beispiel Kaugummi lässt sich zeigen, dass
das eben nicht überall funktioniert. In Indien wird wenig Kaugummi gekaut. Wenn man das mit
USA, Europa oder Russland und China vergleicht, wieso ist Indien so ein Ausfall? Geht es um Konsistenz, Geschmack, schlechte Werbung? Oder geht es um die Kategorie »Kaugummi« an sich?
Inder haben andere Methoden, sich den Atem zu erfrischen. Das Argument zieht bei ihnen nicht.
Also ging es um etwas anderes. Es stellte sich heraus, dass es vor allem um Respekt ging. Wir alle
kennen auch in Deutschland No-Go Situationen für Kaugummi. Das Bewerbungsgespräch zum Beispiel. Oder das erste Rendezvous. Das gehört sich einfach nicht. Man hat den Eindruck: Derjenige,
der da kaut, redet zwar mit mir, ist gleichzeitig aber noch mit etwas anderem beschäftigt. Der hat
noch ein Nebenwerk laufen, er ist nicht 100%ig bei mir! Kaugummikauen ist mangelnder Respekt.
Und in Indien wird das noch viel stärker erlebt. Respekt gegenüber Älteren und Autoritäten ist von
größter Wichtigkeit. Es gibt eine Fülle von Situationen in Indien, wo das zum Tragen kommt. Wo
man es dann macht, ist zu Hause, in den eigenen vier Wänden. Aber auch nur dann, wenn man sich
sicher sein kann, dass man allein ist oder allein unter Gleichen – zum Beispiel unter Kumpels bei
Jugendlichen.
Es geht also auch sehr viel um Mentalitätsforschung?
Ja. Man muss bei solchen Studien immer ein offenes Ohr dafür haben, wie kulturelle Hintergründe
gelagert sind. Aber man muss nicht nach Indien fahren, um unterschiedliche Kulturen zu beobachten. Wie gehen Franzosen im Vergleich zu Deutschen an Food-Produkte heran? Franzosen geben
sehr selbstverständlich viel Geld für Restaurantbesuche aus. In Deutschland geht es um den Preis:
Günstig und viel. Riesenportionen! In Frankreich sieht man alles zusammen: Ambiente, Einrichtung,
Bedienung – Wie war es angerichtet? Auch ist man in Frankreich übrigens beim Kaugummi offener
als in Deutschland. Fast kindlich unbefangen. Fruchtaromen gelten bei uns als Kinderprodukte. In
Frankreich probiert man das gerne aus.
Spielt bei den Mentalitäten auch die Historie eine Rolle?
Ja. Wir hatten vor über 15 Jahren eine Studie zu Desinfektionsmitteln. In Frankreich und UK wurde
das Attribut »antibakteriell« als überaus positiv bewertet – fast wie »Vitamin C«. In Deutschland
war das damals sehr viel kritischer. Im Kern geht es beim Desinfizieren ums Töten und ums Wegmachen. Von irgendetwas was dreckig, infizierend und fremd ist. In Deutschland war das zwiespältig. Die erste Ebene war: Man braucht Keime auch für das Bewähren des Abwehrsystems. Die
Zweite war die der Schuld: Aus unserer nationalsozialistischen Vergangenheit wissen wir noch,
dass »unerwünschte« Bevölkerungsgruppen als »Schädlinge des Volkes« bezeichnet wurden. Dieser Wirkungszusammenhang von Desinfektion und Säuberung kam bei den Desinfektionsmitteln
zum Tragen.
Hat sich das bei einer späteren Untersuchung noch einmal bestätigt?
Nicht direkt. Aber mir fällt dazu der typisch deutsche Umgang mit Bioprodukten ein. Als das in
Deutschland aufkam, ging damit eine gewisse Büßermentalität einher: »Jute statt Plastik«. In Bildern gesprochen, könnte man auch sagen, dass man in Sack und Asche gehen musste, wenn man
mit Bioprodukten in Kontakt kommen wollte. Je schrumpeliger die Möhre aussieht, desto moralisch
einwandfreier ist sie. In anderen Ländern ging das von Anfang an ganz anders. In UK, zum Beispiel,
war das irgendwie »sexier«. Heute präsentiert sich auch in Deutschland die gesamte Szene sehr
viel genussfreudiger und lebensbejahender.
Präsentiert man Deutschen also Produkte grundsätzlich besser, wenn
Moral im Spiel ist?
Kann man so pauschal nicht sagen. Und Brecht sagte doch auch: »Erst kommt das Fressen und dann
kommt die Moral!« Also irgendwie sind wir Menschen doch auch sehr einfach gestrickt. Der erste
Impetus geht bei allen Menschen erst einmal zur Bilderbuchmöhre, statt zur schrumpeligen, aber
politisch korrekten Schwester. Da ist der grüne Oberstudienrat nicht anders als Lieschen Müller.
Haben Sie noch ein Schmankerl zum Schluss?
Vielleicht!? Als Raucher, der ich immer noch bin, dachte ich doch schon alles zu kennen, was man
über das Rauchen so wissen kann. In einer Studie zu dem Thema begegnete ich einem Raucher,
der sich nächtlich seinen Wecker auf 3:30 Uhr stellte. Das fand ich wirklich verrückt. Nur um sich
für den Genuss einer Zigarette wecken zu lassen! Aber auch dafür gab es eine sehr einfache Erklärung: Es ging um Selbstvergewisserung. Quasi eine Überprüfung der eigenen Existenz, hinter der
die Frage steht: »Bin ich noch da?« oder so wie manche Menschen sagen: »Ich bin jetzt weg!«.
Unser Stichwort: Wir sind dann jetzt auch weg!
Und danken für das Gespräch.
Über »rheingold«
ß Institut zur qualitativ-psychologischen Wirkungsforschung
ß Gegründet 1987 von Stephan Grünewald und Jens Lönneker
ß Seit 1994 bietet die »rheingold akademie« einen studien- bzw. berufsbegleitenden
Kompaktstudiengang in morphologischer Markt- und Medienforschung an
ß 50 Angestellte, 140 freie Mitarbeiter
ß Wissenschaftliche Methoden: Morphologische Markt- und Wirkungsanalyse, Psychologische
Gruppendiskussionen, Psychologische Tiefeninterviews, Umfragen mit kleinen Stichproben.
ß Leistungsspektrum:
Mentalitäts- und Lebensweltforschung
Analyse von Märkten und Produkten
Strategische Markenführung durch Wirkungs- und Imageanalysen
Wirkungsanalysen werblicher Kommunikation
Seite 6 | Just Green Doku
»n-coding« inszenierte die Messekommunikation für LEONARDO zur
Ambiente 2007 als Dschungelthema. Hier zeigen wir Bilder vom Shooting,
der Kampagne und der Messe.
Diese Seite: Dschungel auf Stelzen mit vielen Teilnehmern – Stylistin, Florist, Fotograf, Tierbetreuer,
Art Director sowie Frösche, Chamäleons, Schlangen, Gottesanbeterinnen u.v.a.
Rechte Seite oben: Die Ergebnisse – Flora, Fauna und Glas im Zusammenspiel als Inszenierung zum
Messethema »just green«
Rechte Seite unten: Messebesucher betrachten die Produktinszenierung auf dem Stand von LEONARDO
www.n-coding.com/projekte/outtakes.php
Seite 7 | Just Green Doku
Seite 8 Autismus
Celebrate
Neurodiversity
Die Geschichte eines autistischen Künstlers und wie sie zum Anlass
für eine Initiative von »n-coding« wurde. Ein persönlicher Bericht von Volker Elsen.
Als Matthias 1 Jahr alt war und am Timmendorfer Strand die große Laterne an der
Strandpromenade anschrie, wussten seine
Eltern nicht annähernd, was Autismus ist.
Das war 1961.
Als Matthias 7 Jahre alt war, trug er schon
ein Hörgerät. Wenn er von der Schule nach
Hause kam, bestand er auf seine immer
gleich zubereitete Lieblingsspeise: In Quadrate geschnittene Schinkenschnittchen
mit Worcestersauce. Erst dann
begann er damit, 500 Blatt Papier mit Zeichnungen zu füllen.
Seine Familie bekam ansatzweise eine Idee davon, dass die
Behinderung nicht allein »Gehörlosigkeit« sein konnte. Das
war 1967.
Mit 15 nahm Matthias
an einem Berufspraktikum teil. Das Internat für geistig
behinderte Kinder und Jugendliche
verlangte in seinen Regularien, dass die
Teilnehmer dazu »medikamentös eingestellt« wurden. Das Medikament hieß »Ritalin« und war damals noch ungetestet. In
dem Berufspraktikum trainierte Matthias
das Besenbinden. Das war 1975 und Autismus begann ein Thema zu werden.
Eine Chronik der Verkennung
Die Geschichte von Matthias ist die Geschichte meines Bruders, meiner Familie
und zugleich die Geschichte einer Auseinandersetzung mit den Grenzen der Normalität. Was für mich als familiärer Nachzügler
das Normalste von der Welt war, erachtete
die von Nichtbehinderten bestimmte Umgebung als höchst sonderlich.
Ausdruck bahnte: In einer stetig wachsenden Bilderflut.
Matthias gab nicht jedem artig die Hand.
Er fragte nicht lang, wenn ihn etwas interessierte. Denn er konnte es gar nicht. Er
artikulierte sich sprachlich kaum und wenn
doch, dann in mysteriösen Lautmalereien,
denen niemand außer der Familie einen
Sinn abgewinnen konnte. Stattdessen ging
er in fremden Schränken auf Topfsuche (er
liebte Topfschlagen) und bemalte die Wände eines Kellers im Internat mit einer kompletten Waldlandschaft.
Knappe Striche
Die Kunst von Matthias besteht aus einer
schier unzählbaren Sammlung von Zeichnungen, die er als Kind, Jugendlicher und
als erwachsener Mann erstellte. Die vielen
Blätter zeugen von einem reichhaltigen
Innenleben. Von dem Versuch, seine Außenwelt zu fassen, Gesehenes zu verstehen, wiederzugeben oder einzufangen. Das
Ergebnis sind eigenwillige Abstraktionen,
die oft einen skurrilen Humor entfalten.
Die Kunst der Subversion
Meine Eltern förderten Matthias nach
Kräften und gerieten dabei auf eine
Odyssee durch die deutsche Edukationslandschaft. Das kurze Fazit eines
langen Leidensweges: Nirgendwo konnte Matthias korrekt untergebracht
oder unterrichtet werden. Mir selbst blieb
das Befremden darüber, dass Dinge und
Verhaltensweisen, die ich als normal erlebte, für andere irritierend, beängstigend
oder sogar bedrohlich sein konnten. Wie
konnte das Erleben so anders sein? Matthias war für mich kein Sonderling, sondern
mein Bruder und als solcher ein Vorbild!
Sein ungezügeltes Verhalten, seine Beharrlichkeit für Dinge, die ihn brennend
interessierten und seine Unbekümmertheit
über das Urteil der anderen – all das hatte
für mich den Reiz des Subversiven. Zumal
diese Subversion sich ihren ureigenen
Fast ausnahmslos
ist diese Kunst in Serien erstellt. Niemals
gibt es nur ein einziges Bild, sondern immer
mehrere, wenn nicht hunderte. Manche
lesen sich wie Storyboards zu einem Film,
manche ergeben erst im Zusammenspiel
ein Gesamtbild. Der Strich, den Matthias
anwendet, ist eine präzise, auf das Notwendigste beschränkte, grafische Kontur.
In den Serien werden Autobahnstrecken
ersonnen, Wildwestfilme mit Berghütten
und Straßenschildern kombiniert, chemische Formeln zu Worten ungeahnter Bestimmung zusammengefügt und Tiere in
Bewegungssequenzen erfasst. Sie zeigen
eine Welt, wie man sie nur sehen kann,
wenn man sie ungefiltert betrachten muss.
Autisten tun das und schenken uns damit
neue Ansichten über die von uns scheinbar
gelernte Welt. Und hinterfragen damit zugleich unseren Status Quo.
Der Blick nach Innen
Um diese Faszination besser zu verstehen,
lohnt es sich, die neurologischen Fakten
über Autismus zu betrachten. »Damit wir
uns in dieser komplexen Welt zurechtfinden, haben wir in unseren Köpfen vereinfachte Modelle von der Welt
– basierend auf unseren bisherigen Erfahrungen.«, sagt
Professor Allan Snyder von
der Universität Sydney in
der Dokumentation »Expedition ins Gehirn« von Petra
Höfer. »Diese Modelle vereinfachen uns das Leben.
Wenn sich die Welt ein bisschen verändert, kümmert uns das nicht, weil wir nur
das sehen, was wir erwarten. Autistische
Savants haben diese Filter nicht. Sie sehen
die Welt wie sie wirklich ist. Jeden Tag anders.«
Der Balken
»Savants«, das sind mit besonderem Inselwissen ausgestattete Menschen und 50%
dieser »Wissenden« sind Autisten. Die
Quintessenz der heutigen Forschungshypothesen: An diesem für das Alltagsleben
notwendigen Abschottungsprozess sind
Autismus Seite 9
Auszüge aus einer 60-seitigen Bildsequenz, die sich wie ein »Storyboard« liest: Ein Reiter auf seinem Weg durch den wilden Westen.
Gezeichnet mit Edding auf einfachem, grobporigem Papier.
33 Seiten Autobahn auf
DIN A4 Papier. Erst wenn
man die Blätter
zusammenlegt,
ergibt sich die
ganze Strecke.
von Kim Peek. Er ist das
Vorbild für den von Dustin Hoffman dargestellten »Savant« in dem Film »Rain Man«.
Sein Spitzname ist »Kimputer«.
allen voran der »Corpus
Callosum« beteiligt. Der als »Balken« besser bekannte Gehirnteil verbindet die Hirnhälften und ist – so der Forschungsstand –
bei Autisten defekt, blockiert oder gar nicht
vorhanden. Eine Störung dieses Systems
führe zu einer Verstärkung der Hirnbereiche in der Großhirnrinde. Dort können
jetzt beliebig viele Informationen abgerufen werden. Das Gehirn produziert u.a. die
bewunderten Leistungen von »Savants«
wie Stephen Wiltshire, der ganze Stadtsilhouetten aus dem Kopf zeichnen kann.
Oder die enormen Gedächtnisleistungen
Die Kehrseite
Das »Rain Man«-Inselwissen dominiert bis
heute die Vorstellungen der Mehrheit darüber, dass Autisten wundersame Ausnahmetalente sind, die ihre genialen Fähigkeiten
nach Bedarf abspulen können. Wenngleich
diese Seite des Autismus wahrlich faszinierend ist – und auch ich neige dazu,
mich im Staunen zu verlieren, wenn ich
Matthias’ Werk betrachte – verhindert sie
zugleich eine differenziertere Wahrnehmung der Menschen mit einer autistischen
Störung. Denn längst nicht jeder Autist ist
ein »Savant« und die Talente gehen mit
starken Einschränkungen einher: Bei der
Alltagsbewältigung, Kommunikation und
Zwischenmenschlichkeit – zum Beispiel.
Matthias ist 46 Jahre
alt, autistischer Künstler und lebt bei seinen
Eltern in Gelsenkirchen.
Seite 10 Autismus
Kolonnen von Kohlenstoffmolekülen? Viele Bilder von
Matthias sind typografischer
Art oder haben Bezug zu Naturwissenschaften.
Celebrate Neurodiversity
Sofern sie sich explizit äußern können,
geht es heute vielen Autisten darum, die
neurologische Vielfalt mit ihren multiplen Erscheinungsformen in einem breiten
Spektrum anerkannt zu wissen. Nicht ohne
Grund haben die »Aspies«, wie sich die
Asperger-Autisten auf ihrer Internetseite
selbst taufen, 2006 das Motto »Celebrate
Neurodiversity« ausgerufen. Die lebhafte
Auseinandersetzung der Aspies mit ihrem
Selbstbild macht die Beschäftigung mit
dem Thema auch für Außenstehende interessant. Schon ist von »autistic pride« die
Rede und mit der Schaffung des »Autistic
Pride Day« im Jahr 2005 hat die Diskussion über autistische Autonomie weiter
an Fahrt gewonnen. Die Befürworter von
»autistic pride« kritisieren die Vorstellung,
dass alle menschlichen Gehirne identisch
sein sollten. Eine für Nicht-Autisten oder
»Neurologisch Typische« wie wir von Aspies bezeichnet werden, vermutlich eher
fremde Sichtweise. Und doch sind wir es,
die bestimmen, wie das Thema im Mainstream ankommt.
Vom Staunen zum Erfahren
Bei den meisten »Neurologisch Typischen«
herrscht heute immer noch eine unklare
Vorstellung darüber, was »Autismus« eigentlich ist. Trotz einer respektablen Medienpräsenz und einer deutlich verbesserten Forschungslage. Da kommen ein paar
Fakten ganz gelegen: Ca. 80.000 Menschen
in Deutschland sind von der Behinderung
betroffen. Autismus tritt dreimal häufiger
bei Männern auf als bei Frauen. Man unterscheidet zwischen Kanner- und AspergerAutisten. Letztere können sich verbal äußern. Erstere können nicht sprechen. Man
geht heute davon aus, dass sich die Grenzen zwischen beiden Formen verwischen
und dass der Grad der Störung sogar bis
zum normalen neurologischen Bild reicht.
Autismus ist keine Krankheit und somit
auch nicht mit Medikamenten therapieroder gar heilbar. Es gibt jedoch eine ganze
Reihe nicht-pharmazeutischer, psychologischer Therapieformen, die greifen. Nicht
zuletzt die Selbsttherapie. Denn letztlich
therapieren sich viele Autisten dadurch
selbst, dass man ihnen ihre Lebenswelt
und ihren Ausdruck lässt: Beispielsweise
ihre Kunst.
Initiative für autistische Kunst
Seit der Gründung meiner Firma »n-coding«
im Jahr 2000 geht mir ein Projekt im Kopf
umher, das mich nicht mehr loslässt. Wenn
Autisten um ihre berechtigte Anerkennung
kämpfen und »Neurologisch Typische« für
die Publicity zuständig sind, ist es dann
nicht unsere Verantwortung, den passenden Rahmen zu schaffen, damit Autismus
in seiner ganzen Buntheit wahrnehmbar
wird? Anders gesagt: Wenn Matthias mit
seiner Kunst bisher nicht öffentlich geworden war, dann geht es anderen Autisten sicher genauso. Wie wäre es, wenn man das
im Rahmen eines Projektes darstellen
könnte? Wie äußert sich »Autistische
Kunst in Deutschland« heute? Wäre das
nicht eine Möglichkeit, die Welt von Autisten sinnlich erlebbar zu machen? Vielleicht
ließen sich sogar die Irritationen, Ängste
und Stigmata gegenüber Autisten abbauen,
die ich schon so früh erlebte. Wäre nicht
eine Ausstellung der richtige Rahmen dafür, um auch der Kunst gerecht zu werden?
Partnerschaft für die Initiative
Mit dieser Idee wandte ich mich 2006 an
Maria Kaminski. Sie ist die erste Vorsitzende des 1970 als Selbsthilfeverein gegründeten »Autismus Deutschland e.V.« und
organisiert seit Jahrzehnten praktische Lebenshilfe für Eltern und deren autistische
Kinder. Mit meiner Arbeit bei »n-coding«
verfolgen mein Team und ich seit geraumer
Zeit freie Konzepte. Es wäre also nur folgerichtig, die Arbeit für ein autistisches
Kunstprojekt als ehrenamtliches Angebot
an den Verein zu richten. Wir stellten die
Idee vor. Frau Kaminski sowie der Hamburger Geschäftsführer des Vereins, Herr
Frese, waren sofort begeistert.
Die ersten Schritte
Matthias wird ebenfalls begeistert sein.
Das hoffe ich jedenfalls sehr! Denn die
Initiative ist zum Start freigegeben. Bei
»n-coding« beginnen wir bereits mit der
Konzeption. Der wichtigste Schritt ist getan: Einen Rahmen zu schaffen, um den
künstlerischen Ausdruck der neurologischen Vielfalt zu feiern! (ve)
Engagieren Sie sich für die »Initiative Kunst und Autismus«
Zur professionellen Umsetzung ist die Initiative auf Mitstreiter angewiesen. »Autismus
Deutschland e.V.« und »n-coding« geben Unternehmen die Gelegenheit, sich in das Projekt
einzubringen. Druckunterlagen müssen produziert, Informationen verteilt, Webseiten programmiert und Anzeigen geschaltet werden. Wollen Sie zu den Sponsoren gehören, die
finanzielle Unterstützung anbieten? Oder zu den Supportern, die mit Taten helfen? Dann
benötigen Sie diese Kontaktdaten:
Autismus Deutschland e.V.
»Initiative Kunst und Autismus«
Bebelallee 141
22297 Hamburg
0 40 - 51156 04
[email protected]
n-coding Designlabor
»Initiative Kunst und Autismus«
Schildern 15
33098 Paderborn
0 52 51-18 4747
[email protected]
Glückauf Fotodesign Seite 11
Axel Struwe gibt einem »Kumpel«
Anweisungen.
Das Styling übernahm Franziska
Zobel.
Glückauf
Fotodesign
Fotodesigner Axel Struwe
inszeniert »Miner’s Coffee«.
Der modernen und leicht augenzwinkernden Legendenbildung nach wurde sogar der erste »Miner’s
Coffee« von Bergarbeiterinnen verkauft. Entsprechend sollte im Fotoprojekt die verwegene Romantik des harten Industriezeitalters dargestellt werden.
Die Minenarbeiter werden als geknechtetes und
ausgelaugtes Proletariat gezeigt, die mit Stolz und
Von dieser Haltung profitierte der Auftraggeber Anmut ihrem Schicksal trotzen.
»Miner’s Coffee« aus Bielefeld beim Fotoshooting Im Vorfeld zu der Fotoproduktion fand sogar eine Refür seine Kaffeehauskette. Denn »Miner’s Coffee« cherche im Bergbaumuseum von Bochum statt. Alle
stellt sich in einer alten Bergarbeitertradition auf. Darsteller sind übrigens Laien. (ve)
Axel Struwe hat ein Faible für »Vintage«. Er sammelt
alte Volkswagen, benutzt emaillierte Lichtkanonen
aus den Fünfzigern für die »Spezialeffekte« einer bekannten Pizzamarke und vertritt die Meinung, dass
die Vergangenheit ein »fassbareres Bild abgibt als
die Gegenwart«.
Pasta für die Aufklärung
Ein Vater tritt gegen das texanische Schulsystem an. Mit einer subversiven
Strategie. Ein Lehrstück in Zivilcourage.
Als die Kreationisten 2005 in Kansas das »Intelligent Design« als gleichberechtigte Variante zur
Evolutionstheorie auf den naturwissenschaftlichen Lehrplan rufen wollten, ging Bobby Henderson
innerlich auf die Barrikaden. Der junge Physiker ist nicht nur Vater, sondern auch Vollblutwissenschaftler. Er glaubt nicht, er beweist. Und so sehr man auch danach sucht: Für Gott gibt es keinen
wissenschaftlichen Beweis.
Anstatt einen Protest zu organisieren und Unterschriften zu sammeln, griff Henderson auf ein wesentlich effizienteres Mittel zurück: In einem offenen Brief forderte er die Schulbehörde auf, dass
seine Version der Schöpfungsgeschichte ebenfalls auf dem naturwissenschaftlichen Lehrplan zu
erscheinen habe. Und seinem »Glauben« zufolge ist der Schöpfer der Welt ein »Flying Spaghetti Monster« kurz FSM genannt. Was zunächst wie ein schlechter Scherz klingt, ist echte Wissenschaftstheorie. Ein Schöpfer lässt sich wissenschaftlich nicht nachweisen, man muss an ihn glauben.
Also kann der Schöpfer ebenso eine andere Figur sein – und sei es eine metaphysische Portion Pasta.
Das unterscheidet Religion von Physik und deswegen wird die Bibel im Religionsunterricht gelesen.
Touché!
Aus dem Brief wurde bis heute eine sehr fantasiereiche Bewegung gegen jedweden Fundamentalismus. Das eigene Stöbern im Netz lohnt sich und wenn man die teilweise etwas überzogenen Darstellungen des Monsters und seine skurrilen Kulte beiseiteschiebt, finden sich auf der Internetseite
von Henderson ganz prächtige Diskurse über Wissenschaft, Philosophie und Glauben. Courage, von
der man lernen kann und die obendrein noch sehr viel Mehrwert generiert. (ve)
Hier gehts zur Pasta: www.venganza.org
Stark vereinfacht
Wegzappen kann jeder. Mutige genießen die TV-Werbung und steigen ein
in die wichtigsten Fragen des Lebens. Folge 1: Die Rasur.
»Technologie hat Ihren Morgen vereinfacht. Warum nicht auch Ihre Rasur?« Das fragt mich
der Hersteller eines neuartigen Rasiergerätes. Statt einer Antwort wirft der Spot bei mir eine
ganze Reihe weiterer Fragen auf. Zunächst einmal: Hat Technologie meinen Morgen überhaupt vereinfacht? Hmmm. Mal nachdenken. Der Radiowecker, der Wasserkocher, die Dusche.
Ja gut, ok. Technologie hat meinen Morgen im 25-Jahres-Vergleich vielleicht ein klitzekleines bisschen vereinfacht. Jedenfalls hat sie meinen Morgen nicht auf die Art und Weise verändert, wie den
Morgen des jungen Mannes aus der Werbung. Denn bevor er zum Rasierapparat greift, vereinfacht
ihm die Technologie den Morgen dadurch, dass sich wie von Geisterhand ein imaginärer High-TechWandschrank zeitgleich mit allen Fenstern öffnet, die das 35 Quadratmeter große Badezimmer mit
gleißendem Licht überfluten.
Ich verstehe nicht, wie man das als Vereinfachung eines Morgens bezeichnen kann! Ich kann mir
leicht vorstellen, dass die (biometrischen?) Sensoren, die die sensible Geistertechnik steuern, beständig durch Badeschwaden verschmutzen und blockieren, dass die edlen Oberflächen extrem
empfindlich gegen Spritzwasser sind und dass – wenn mal eine Reparatur anfällt – schon allein
die Anfahrt des Spezialbetriebs 250 Euro schluckt. Vielleicht lebt der Mann aber auch auf einem
Raumschiff? In dem Fall will ich gar nicht erst über die Anfahrtkosten nachdenken. Ich empfinde die
von ihm gewählte Technologie jedenfalls eher als eine Erschwerung des Morgens, wenn nicht gar
des ganzen Tages oder sogar des ganzen Lebens!
Na gut! Ich attestiere mal, dass diese Art von Technik den Morgen vereinfacht. Dann ist es aber
doch nicht folgerichtig, sich als nächstes zu fragen: »Warum nicht auch meine Rasur?« Nein! Mit
einem Hauch von Realitätssinn ausgestattet würde man doch wohl eher fragen: »Warum nicht auch
den Rest meines Tages?« Oder? Mal angenommen, man steht wirklich auf die abgedrehte SpookyTechnik aus dem Werbespot, ist es dann nicht logischer, sich die gesamte Wohnung und alles was
einen sonst noch umgibt, damit zu vereinfachen? Vielleicht hat man ja nicht mehr genug Geld übrig,
um sich komplett auszustatten, weil bereits alles Geld bei der Aufrüstung des Badezimmers aufgebraucht war? In diesem Fall tendiert man wahrscheinlich zum »Downsizing«! Alles klar! Ich verstehe:
So ist das also gemeint! Wenn ich mich demnächst rasiere, freue ich mich, dass ich meinen Morgen
nicht mehr als nötig vereinfachen muss und bleibe bei meinem guten alten Nassrasierer. (ve)
< »Die Ecke« (st)
* Die unter dem Label »buyer’s option« vorgestellten Produkte sind von
uns erdachte Wunschprodukte und leider nicht im Handel erhältlich.
Ihr neues Handy!
Würden Sie mit einem Hammer anstreichen, bohren,
schrauben, sägen oder tapezieren?
Eben! Warum verzichten Sie dann nicht auch bei Ihrem Handy auf
überflüssigen Schnickschnack und telefonieren einfach mal wieder?
Das Asketh 1 ist genauso einfach zu handhaben wie ein Hammer. Anrufen, SMS und fertig. Alles was man nicht braucht, haben wir weggelassen. Dafür haben wir über vieles andere nachgedacht, was einem
Handy gut stehen würde: Eine schnelle und schlanke Software, eine
einfache und durchdachte Menüführung, ein ergonomisches Tastendesign und eine ebenso solide wie hochwertige Verarbeitung beim
Gehäuse, Display, Akku und Mikro. Das Asketh 1 hält einfach länger
durch. Ganz einfach: Ein Hammer!
Seite 14 City-Guide Jena
* Jena-Paradies: Der Jenaer Bahnhof ür den Fernverkehr,
benannt nach dem angrenzenden Park.
Auf den ersten Blick ist Jena das Gegenteil vom Paradies. Eine typisch ostdeutsche Stadt mitten in der Provinz: Etwas Altstadt, viele hässliche Plattenbauten und
Gewerbegebiete auf der grünen Wiese. Auf den zweiten Blick überrascht Jena in
vieler Hinsicht. Zum Beispiel durch eine paradiesische Off-Kultur.
Himmlische und irdische Entdeckungen
Paradiesischer Zeitvertreib
Natürlich gibt es auch in Jena die obligatorischen Sehenswürdigkeiten, die jeder Tourist
gesehen haben sollte: Das Rathaus (1), das
Altstadt-Ensemble am Markt, die Reste
der mittelalterlichen Stadtmauer mit dem
Johannistor und dem Pulverturm (2), Schillers Gartenhaus (3), den botanischen Garten (4), das dienstälteste Planetarium (5) der
Welt (ausgestattet mit einer modernen LaserGanzkuppelprojektion) und vieles mehr. Den
wahrscheinlich besten Blick über die Stadt und
die Umgebung hat man von der 128 m hoch gelegenen Aussichtsplattform des JenTower (6)
(umgangssprachlich Uniturm oder gern auch
Keksrolle genannt) – dem Wahrzeichen Jenas.
Schräg gegenüber vom JenTower befindet sich
der zentrale Teil des Campus der FriedrichSchiller-Universität (7). Bei einer Studentenzahl von 20.000 ist die 1558 gegründete Universität in Bezug zur Einwohnerzahl (etwa 100.000)
die größte Deutschlands.
Fernab der touristischen Ziele gibt es das andere
Jena zu entdecken, das dem Paradies schon sehr
nah kommt. So kann man in einem der vielen
netten Cafés und kleinen Kneipen in der Wagnergasse (8) vom anstrengenden Sightseeing
entspannen. In der gemütlichen Atmosphäre des
Café Wagner genießt man vegetarisches und
veganes Essen, Lesungen, Ausstellungen, alternatives Kino und vieles mehr. Im Sommer lässt
es sich auch prima direkt im Paradies (9) relaxen. In diesem an der Saale gelegenen Park trifft
sich die Jenaer Jugend. Man kann dort wunderbar faul in der Sonne liegen und das bunte Treiben der anderen beobachten. Wer dann doch
etwas mehr erleben will, dem sei die Imaginata (10) (vom 29.4. – 30.9.) wärmstens empfohlen. Der Stationenpark im alten Umspannwerk
Jena-Nord ist ein »Experimentarium der Sinne«.
Der Besucher kann physikalische Experimente
selbst ausprobieren und Wahrnehmungsphänomene hautnah erleben. Die Imaginata ist zwar
für Kinder gedacht, aber auch für Erwachsene
sehr spannend.
Vielältige Verlockungen
Auch die »Shopping-Victims« kommen in Jena
voll auf ihre Kosten: Mitten im Zentrum liegt
die Goethe-Galerie (11). In diesem architektonisch durchaus gelungenen Gebäude befinden
sich etwa 80 für Einkaufszentren typische Geschäfte und Restaurants. Ab und zu werden dort
auch Veranstaltungen und kleine Ausstellungen
geboten. Wer nicht unbedingt auf die typische
»Shopping Mall-Atmosphäre« steht, schaut lieber beim m*shi und dem Stoffwechsel (12)
in der Johannisstraße vorbei. Dort gibt es Klamotten angesagter Labels für trendbewusste
Käufer. Im fatplastics recordstore (13) werden Liebhaber des »Schwarzen Goldes« garantiert der Versuchung erliegen. Denn in diesem
kleinen, aber feinen Plattenladen warten liebevoll ausgewählte Perlen aus House, Techno,
Drum’n’bass, Electronica, NuJazz, usw. auf ihre
Rathaus, Altstadt-Ensemble – Markt
mittelalterliche Stadtmauer, Johannistor,
Pulverturm – Johannisstraße
Schillers Gartenhaus – Schillergässchen 2
Botanischer Garten mit GoetheGedenkstätte – Fürstengraben 26
Planetarium – Am Planetarium 5
Käufer. Dort kann man auch die Veröffentlichungen der hauseigenen Plattenlabels »Freude am
Tanzen« und »Musik Krause« erstehen. Mit experimentellen Grooves, humorvollen Samples
und abgefahrenen Instrumenten überraschen
sie immer wieder die geneigten Hörer.
Sündhaft gutes Nachtleben
Am frühen Abend lohnt sich der Besuch einer
Aufführung des Jugendtheaterclubs im Theaterhaus Jena (15). Alle Stücke der Spielzeit
stehen unter dem Motto »Alles aus Liebe«:
Sie setzen sich mit Utopien der Vergangenheit
auseinander, wagen aber auch einen visionären
Blick in die Zukunft. Danach geht es ins Uma
Carlson (14), um bei einem Cocktail in lässiger Strand-Atmosphäre den Sternenhimmel zu
beobachten, auszuruhen und dann richtig ins
Nachtleben zu starten. Wie wäre es mit einem
alternativen Punkrock-Konzert im ältesten Studentenclub der Stadt – dem Rosenkeller (16)?
Oder doch vielleicht eher ein Club-Abend im
Jena Tourist-Information
Johannisstraße 23
Mo – Fr
Sa
So
April – Okt
Nov – März
9.30 – 19.00 Uhr 9.30 – 19.00 Uhr
9.30 – 16.00 Uhr 9.30 – 14.00 Uhr
10.00 – 15.00 Uhr
Telefon
E-Mail
+ 49 (0 )36 41-49 80 50
[email protected]
JenTower – Leutragraben 1
Campus Friedrich-Schiller-Universität –
Ernst-Abbe-Platz
Infos im Internet:
Wagnergasse
www.jena.de
Paradies
www.planetarium-jena.de
www.imaginata.de
Imaginata – Löbstedter Straße 67
www.wagnerverein-jena.de
Goethe-Galerie – Goethestraße 3b
www.uni-jena.de
www.theaterhaus-jena.de
m*shi und Stoffwechsel – Johannisstraße
www.fatplastics.com
fatplastics recordstore – Schillergässchen 5
www.rosenkeller.org
Uma Carlson – Leutragraben 1
www.uma-carlson.com
www.ogs-club.de
Theaterhaus Jena – Schillergässchen 1
www.kassablanca.de
Rosenkeller – Johannisstraße 13
www.freude-am-tanzen.de
OGS – Löbstedter Straße 49
Kassablanca – Felsenkellerstraße 13a
www.musikkrause.de
links oben: Kassablanca, links mitte: Krause Duo,
links unten: Graffiti, rechts oben: Wagnergasse,
rechts unten: Rosenkeller
* »Jena Paradies« ( jeden Mittwoch 20 Uhr,
Capitol ) Ein sympathischer Film über die
alltägliche Suche nach dem Glück.
www.jenaparadies.de
Überwiegend D: Selbstverliebtes Crashtest-Dummy
Geben Sie sich keiner Illusion hin. Auch wenn Sie mit Vollgas durch den Alltag brettern, in Flensburg
punkten und nur noch 6 Sprachkurse von Ihrer Weltreise entfernt sind: Hinter Ihrem bemühten Aktionismus steckt eine ausgewachsene narzisstische Störung! Tricksen Sie sich selber aus und bestellen Sie ein
Pizza-Taxi. Das entlastet ungemein.
Mein Namenstag
Wachgeküsst
Schmetterlinge im Bauch
Sprung aus den Federn
Die Welt geht ohne mich unter
Heißes Outfit
Styling perfekt
Nur Sekt – kein Frühstück!
Auf in den Supermarkt!
Treffe Ex an der Fleischtheke
Weltreise buchen
5 Einladungen, 1 Blind-Date
Mittagessen im Bistro
Über die Börse reden
Joggen im Park
Radarfalle
Sauna
Sprachkurs Finnisch
Tagliatelle beim Italiener
Dancefloor
Falle jedem in die Arme
Überwiegend B: Sinnsuchender Sperrsitzer
Jaja, schon gut! Das Leben zieht trüb an Ihnen vorüber! Heißer Tipp: Betrachten Sie es aus einem
anderen Blickwinkel! Von der Loge aus erkennen Sie viel deutlicher, wie traurig der Film, in dem sie
gerade stecken, wirklich ist. Happy End in Sicht, wenn Sie anstelle Ihrer Guppys ab sofort die Enten
im Park füttern!
D
Überwiegend C: Devoter Schnäppchenjäger
Sie sind auf dem richtigen Weg. Pril-Blumen an den Kacheln ergänzen Ihren zweckoptimistisch zusammengewürfelten Tagesablauf. Verscherbeln Sie die Trostpreise bei ebay und kaufen Sie sich ein Reihenhaus in der Lindenstraße. Muss ja nicht gerade bei den Beimers sein!
Letzter Urlaubstag
Glockengeläut
Krampf im Nacken
Körnerkissen unterlegen
Augen zu und Schlummertaste
Aufwärmtraining
Gewicht konstant
Cholesterinspiegel zu hoch
Werbung im Fernsehen
Finde andere Einkaufsliste
Stadtbummel
3 Verabredungen, 3 Absagen
Picknick im Garten
Übers Wetter reden
Hallenbad
20 Minuten im Stau
Gitarrenstunde
Trostpreis bei Tombola
Pizza-Taxi
Mitternachtsflohmarkt
Falle unangenehm auf
Besondere Tipps:
Überwiegend A: Übermüdeter Überlebenskünstler
Ihr Tagesplan strotzt vor gähnender Leere und Banalität. Nutzen Sie die Pausen dazwischen für ein
klärendes Selbstgespräch und stimulieren Sie Ihren Kreativitätsnerv! Wie wär‘s mit einem Workshop
»Schwarzmalerei für Fortgeschrittene«? Übrigens: Saure Milch ergibt ‘nen prima Joghurt!
Verregneter Sonntag
Defekter Wecker
Restalkohol im Blut
Gerade erst heimgekehrt
Augen zu und durch
Kalte Dusche
Eine Falte mehr
Frühstücksei zu hart
Werbung im Radio
Verliere Einkaufsliste
Hausputz
2 ungebetene Gäste
5 Minuten Terrine im Büro
Fische füttern
Mit Fischen reden
Marmorkuchen backen
Autowaschanlage
Kino in der ersten Reihe
Tiefkühlbaguette
Sudoku auf der Couch
Falle in Tiefschlaf
C
* Cellu l‘art (20. – 24.4.2007, diverse Locations) Die 8. Jenaer Kurzfilmtage mit Filmvorührungen, Workshops, einem OpenAirFestival und vielem mehr; Länderschwerpunkt ist dieses Jahr Australien.
www.cellulart.de
Tristometer
Freitag der 13.
Bauarbeiten im Erdgeschoss
Albtraum im Hinterkopf
Feder springt aus Matratze
Was muss, das muss!
Schüttelfrost
34 Haare weniger
Frühstücksei zu weich
Werbung im Briefkasten
Storno an der Kasse
Wohnungssuche
Einen Anruf erhalten, verwählt
Saure Milch im Kühlschrank
Knopf annähen
Mahnbescheid
Nachbarin klingelt
Über Krankheiten reden
Computervirus
Dosen-Ravioli vom Vortag
DVD und Salzbrezeln
Verfalle in Selbstmitleid
B
* KulturArena (5.7. – 19.8.2007, Theatervorplatz) Ein siebenwöchiges OpenAirFestival mit Konzerten nationaler und
internationaler Künstler, Theaterauführungen, Kinderprogramm, etc.
www.kulturarena.de
Testen Sie die Grenzgänge Ihres Alltags. Finden Sie Ihre
persönliche Grauzone. Einfach von links nach rechts das
zutreffende Szenario abhaken und auszählen. Im Tristometer erfahren Sie die schonungslose Wahrheit. (or)
A
OGS (17)? Hier feiern schöne Menschen (und
solche, die sich dafür halten) zu sexy House- und
Black-Music. Aber der wohl bekannteste und
auch beste Club in Jena ist das Kassablanca (18). Er befindet sich in einem ehemaligen
Lokschuppen am Westbahnhof. Zum Komplex
gehören auch zehn ausrangierte Eisenbahnwaggons, die jungen Graffitikünstlern zur Verfügung
stehen. Das Kassablanca ist weithin berühmtberüchtigt für sein buntgemischtes Publikum und
sein breitgefächertes Spektrum – von Konzerten, DJ-Abenden bis hin zu Kino-, Theater-, und
Gesprächsabenden. Besonders empfehlenswert
für Freunde der elektronischen Tanzmusik sind
die »Schöne Freiheit«, die »Musik Krause Sause« und die »Freude am Tanzen-Partys«. Hier
begeistern national und international bekannte
DJs das Publikum. Es wird immer ausgelassen
getanzt und meist bis in den frühen Morgen
euphorisch gefeiert. Ein großartiger Abschluss
für einen gelungenen Tag mitten im Thüringer
Paradies. (de)
Pessimistencheck:
Der große
Grauzonentest
City-Guide Jena | Grauzonentest Seite 15
Seite 16 Banksy | Telenovelas | Roman
Sintflut des Sinnfreien
zeitung. Ist es das »Märchenschema«, das die fantasielose Kost den unterhaltsamen
dahinter steckt? Geht es um die Erlösung und gut gemachten Serien vorzieht? Veraus der Realität: Graue Maus findet ihr mutlich legen die Produzenten keinen Wert
Glück bei wohlhabendem Mann? Erträumen darauf, nur einen Hauch von Bildungsaufsich die vielen ZuschauerInnen tatsächlich trag wahrzunehmen. Die wahrscheinliche
ein solches Schicksal?
Antwort ist, dass es um Geld geht. Denn da
wo Zuschauer sind, sind auch WerbekonsuMan muss es wohl als Tatsache hinneh- menten. Und die findet man bei denen, die
men, dass bei diesen Formaten eigenstän- viel Zeit haben: Arbeitslose und Menschen,
diges Denken und Fantasie nicht gefordert denen mangels finanzieller Möglichsind. Gemäß einer Studie von TNS Emnid keiten nicht viele andere Wege zur
ist das Bildungsniveau der Zu- Unterhaltung bleiben. Langfrisschauerschaft von Novelas tig wird diese Rechnung aber
wie »Verliebt in Berlin« eher nicht aufgehen. Denn irgering und kritisches Denken gendwann geht es nicht
ist ihnen fremd. Bestätigt mehr dümmer. Und dann
Natürlich kann ich umschalten, aber:
sich hier das von mir schon ist niemand mehr da, der
Was finden die Menschen an diesen Telang gehegte Klischee, dass die noch zusehen will. Ich
lenovelas eigentlich so interessant und Zielgruppen dieser Sendeformate wirklich schalte für heute jeumwerfend? Die Attraktivität kann jeden- stupide zu sein scheinen und nur seichte denfalls erst einmal
falls nicht von den talentfreien Schauspie- Unterhaltung wünschen? Bin ich wirklich ganz ab! (sh)
lern ausgehen. Auch nicht von den unecht ein solcher Rassist?
wirkenden Kulissen oder den platten Drehbüchern. Komisch ist auch, dass auf selt- Wie es scheint, haben Telenovelas ihren
same Weise überwiegend Frauen (und Platz im »Unterschichtenfernsehen« schnell
auch männliche Homosexuelle) jeglichen und passend eingenommen. Doch warum
Alters davon hypnotisiert werden. Sie alle produzieren die verantwortlichen Sender
verschlingen diese Serien jeden Tag mit überhaupt solche Formate? Arbeitet man
mehr Interesse als die morgendliche Tages- vielleicht sogar damit, dass die Zielgruppe
efühlte Folge Nummer 3.251: Das
Finale von »Verliebt in Berlin«. Lisa
Plenske, die mäßig attraktive Frau
von Nebenan, findet endlich ihren Traummann. Genervt zappe ich weg und muss
feststellen, dass auf den meisten anderen
Sendern auch nichts anderes läuft: Telenovelas und kein Ende. Warum nur? Woher
die plötzliche Flut dieser »billigen« Serien
ohne Anspruch? War es nicht schon mehr
als genug, dass die lästigen Soap-Operas
unsere Sehnerven penetrierten? Und
muss ich mich jetzt von dieser Mutation einer noch schlimmeren Stupidität
foltern lassen?
G
»Don‘t hate the players,
hate the game«
Triste Häuserwände, Mauern und Brücken in London, Barcelona, New York und zahllosen weiteren Metropolen dieser Welt
wurden schon mit den Schablonengraffiti des wahrscheinlich
berühmtesten britischen Streetart-Künstlers verziert. Der
Mann, der sich Banksy nennt, verändert bekannte und gelernte
Bilder und gibt so eine kritische Sicht auf politische und gesellschaftliche Themen. Einer breiten Masse wurde er allerdings
erst durch seine aufsehenerregenden und oft umstrittenen Aktionen und Installationen bekannt. So hängt er seine Werke
auch schon mal ungefragt in weltberühmten Museen auf, wie
dem Louvre oder dem New Yorker Museum of Modern Art.
Die Website von Banksy ist auf jeden Fall sehenswert, denn
sie gibt einen Überblick über seine vielfältigen Graffiti- und
Leinwandarbeiten. Kurze Filme und Zeitungsausschnitte zu
seinen Aktionen ergänzen das Portfolio. Als kleines Extra können im sogenannten »shop« einige bekannte Werke kostenlos
zur freien Verwendung heruntergeladen werden. (de)
www.banksy.co.uk/menu.html
Das fein gesponnene Netz
Ein Triviavantgarde-Roman über Computer, Lügen und die Kreisstadt. (st)
Impressum
Herausgeber
Chefredakteur
Redaktion
Verbreitung
Druck
n-coding Designlabor | Volker Elsen
Volker Elsen (ve)
Daniela Elflein (de), Stephan Hilpert (sh),
Oliver Rach (or), Stephan Tyziak (st)
2. Quartal 2007
Industrie- und Werbedruck, Herford
Credits
Rechtl. Hinweise
Foto »Garden State« (S.2): Buena Vista Home
Entertainment. Wir danken Axel Struwe und
»Miner’s Coffee« für die Überlassung der Fotos.
Alle Artworks und sonstige Fotos: n-coding
Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher
Genehmigung von n-coding. Für unverlangt einge-
sandte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen.
V.i.S.d.P.: Volker Elsen
Adresse
n-coding Designlabor
Schildern 15
33098 Paderborn
Tel.: 05251-184747
E-Mail: [email protected]
Internet: www.n-coding.com