chemie polymer rohstoff bindemittel harz
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chemie polymer rohstoff bindemittel harz
Siliconharze und Silicone enthaltende Kombinationsharze I. Einführung in die Chemie der Silicone I. 1. Einleitung Nirgendwo ist die Vielseitigkeit der Silicone beeindruckender als in der Lackindustrie. Ihr Einsatz reicht von Additiven für alle Arten von Lacken über Bindemittel für hochtemperaturbeständige Lacke bis zu Isolierlacken in der Elektroindustrie. Einige Einsatzgebiete sind für Siliconharze in Abb.1 Siliconharze - Bindemittel für temperaturbeständige Schutzlacke und Korrosionsschutzsysteme - Hydrophobierende Schutzlacke in der Elektroindustrie - Laminierharze in der Elektroindustrie - Abhäsivbeschichtungen - Zusatz für witterungsresistente Fassadenbeschichtungs - Systeme - Hydrophobiermittel für Druckfarben - Hydrophobierender Bautenschutz - Trennharz in der Kunststoffverarbeitung Abb. 1 und für Kombinationsharze in Abb.2 zusammengestellt. Siliconkombinationsharze - Bindemittel für hochglänzende, thermostabile Einbrennlacke - Bindemittel für Elektroisolierlacke - Bindemittel für hochwetterfeste COIL - COATING - Lacke - Bindemittel für Korrosionsschutzbeschichtungen (zum Beispiel im Schiffsbau) Abb. 2 I. 2. Entwicklungsgeschichte der Silicone. Page 02 Die ersten Siliziumorganischen Verbindungen wurden schon 1863 hergestellt. Kurz danach fand man die ersten Siliconpolymere. Der technische Einsatz erfolgte jedoch erst in den 40er Jahren unseres Jahrhunderts. Ursache war die Entdeckung der Direktsynthese der Methylsilane durch Rochow. Damit zusammen fiel ein wachsender Bedarf an Ölen, Harzen und Elastomeren, die extremen Temperaturund Witterungsbelastungen gewachsen sind. Seit den 50er Jahren nahmen die Silicone einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung. Der Umsatz auf dem WeltSiliconmarkt betrug 2000 über 5 Milliarden US-Dollar. Der Anteil der Siliconharze beläuft sich auf etwa 10% des Gesamtumsatzes, mit wachsendem Anteil. Hieraus ist ersichtlich, daß dieser Teilbereich für die Hersteller von Siliconprodukten immer interessanter wird. I. 3. Chemischer Aufbau Am Anfang steht die Frage: Was ist ein SILICON? Silicone lassen sich vom chemischen Aufbau von Quarz und den Silikaten ableiten. Durch partielle Substitution der Sauerstoffatome des Quarzgitters durch organische Reste wird das Gitter in den Siliconen soweit modifiziert, daß sie einerseits wie organische Polymere verarbeitet werden können, andererseits jedoch aufgrund ihrer Eigenschaften die Verwandtschaft mit dem Quarz nicht verleugnen können. Silicone werden definiert als Siliziumorganische Polymere mit Si - O - Si und Si - C Bindungen. Aus der Vierwertigkeit des Siliziums ergibt sich als Formel für den Grundbaustein der polymeren Silicone für die Siloxaneinheit:(Abb.3) R n Si O 4 - n 2 n = 1, 2, 3 R = organische Gruppe Abb. 3 Aus der Formel für die Siloxaneinheit lassen sich zwei Variationsmöglichkeiten bei der Siliconherstellung erkennen, nämlich die Variation der Art (R) und die Anzahl (n) der organischen Reste in der Grundeinheit. Dies führt zu einer Vielzahl von Materialien, für die alle der Oberbegriff Silicone gilt. Die Silicone bilden heute schon durch die Vielzahl der Möglichkeiten eine sehr heterogene Gruppe von Stoffen mit den unterschiedlichsten Eigenschaften, die für ihre speziellen Anwendungen maßgeschneidert sind. Die monomeren Ausgangsstoffe für die polymeren Silicone sind die Silane. Meist verwendet man für die Harzsynthese die direkt aus Ferrosilizium und Methylchlorid, Chlorbenzol oder Ethylchlorid großtechnisch durch die Direktsynthese nach Rochow zugänglichen Organo-Halogen-Silane.(Abb.4) Rochow – Synthese: Methylchlorid Staubpartikel Rohsilangemisch Rückführung Rohsilangemisch CH 3HSiCl 2 "MeH" (CH 3)3SiCl "Mono" CH 3SiCl 3 "Tri" (CH 3)2SiCl 2 "Di" Wärmetauscher Kontaktmasse (Si-Pulver und Cu-Katalysator) Kontinuierliche Befüllung Filter Methylchlorid Abb.4 Page 03 Die den Polysiloxanen zugrunde liegenden monomeren Silane sind: (Abb.5) Page 04 Monomere Siloxan-Komponenten (Silane) R R R X Si R X R M Si X D X R X X Si X T X X Si X Q R = org. Rest , X = Halogen Abb. 5 Als Ausgangsstoffe für die Harzherstellung verwendet man ausschließlich Chlorsilane. Diese reagieren heftig mit Wasser unter Abspaltung von Chlorwasserstoff zu Silanolen, die als monomere Produkte nicht beständig sind und wiederum unter Wasserabspaltung zu polymeren Siloxanen weiter reagieren. Diese Umsetzung mit Wasser wird als Hydrolyse bezeichnet.(Abb.6) Hydrolyse von Silanen 2 Si X + H2O Si O Si + 2 HX Abb. 6 Für die Harzsynthese können neben den trifunktionellen T - Einheiten auch Q -, D und M - Einheiten verwendet werden. Während die tetrafunktionellen Q - Einheiten zu hochvernetzten SiO -ähnlichen Strukturen führen, sind die T - Einheiten, die 2 einen Organorest tragen, die eigentlichen Strukturelemente der Siliconharze. Sie führen zu vernetzenden Strukturen, während die D - Einheiten mit zwei Organoresten zur Molekülkettenverlängerung eingesetzt werden. Die mit drei Organoresten substituierten M -Einheiten schließlich sind nicht mehr zur Bildung von Kettenmolekülen fähig. Sie befinden sich stets an den Kettenenden, das heißt sie werden immer als Kettenstopper eingesetzt. Mit abnehmender Größe und Zahl der Si - C gebundenen organischen Reste steigen sowohl die Reaktivität der Si - C - Bindung bei der Hydrolyse als auch die Reaktivität der entstandenen Silanolgruppen stark an. Deshalb muß die Hydrolyse immer unter einer strengen Kontrolle durchgeführt werden. Man unterscheidet zwei Verfahren, die nach der Reihenfolge in der das Hydrolysemedium einerseits und die Silane andererseits zugegeben werden, benannt werden: 1. die direkte Hydrolyse; das Hydrolysemedium wird vorgelegt und das Silangemisch zugegeben. 2. die umgekehrte Hydrolyse; das Silangemisch wird vorgelegt und das Hydrolysemedium zugetropft. Unter bestimmten Bedingungen ist es möglich, durch Anwendung dieser Hydrolyseverfahren aus Chlorsilanen verzweigte aber noch lösliche Polysiloxane herzustellen, die noch freie, zur Reaktion befähigte SiOH - Gruppen aufweisen. Eine andere Gruppe von Zwischenprodukten sind Polysiloxane mit SiOR Gruppen, welche ebenfalls durch Hydrolyse unter Mitverwendung von Alkoholen(R-OH) erhalten werden. Die SiOH - wie auch die SiOR - Gruppen sind in unterschiedlicher Weise reaktionsfähig. Bei der Vernetzungsreaktion der OH - funktionellen Siliconharzbausteine tritt Wasser als Reaktionsprodukt aus. Diese Reaktion ist stark pH - abhängig und wird sowohl sauer als auch alkalisch katalysiert, vor allem aber auch durch bestimmte Metallkatalysatoren, wie organische Zn -, Sn -, Pb -, und Ti - Verbindungen. Die Kondensationsreaktion ist schwer zu steuern. Es kommt daher sehr leicht zu vorzeitiger Vernetzung(Vergelung). Wesentlich stabiler und dennoch nicht weniger reaktiv sind Siliconharze mit Si - OR - Funktionen, in denen der Rest(R) ein Alkylrest mit niedriger Kettenlänge ist. In diesem Fall ist Alkohol das Reaktionsprodukt. Da sich Siliconpolymere generell durch niedrige zwischenmolekulare Kräfte auszeichnen, ist zur Erzielung der für Harze charakteristischen Härte eine hohe Vernetzungsdichte notwendig. Es gibt Siliconharze die ausschließlich aus T Einheiten aufgebaut sind, doch haben die meisten zur Erhöhung der Flexibilität einen Anteil von etwa 5 bis 40 Prozent D - Einheiten, während Q - und M - Einheiten nur selten eingesetzt werden. Nachfolgend eine etwas idealisierte Strukturformel:(Abb.7) Page 05 Struktur eines Siliconharzes (idealisiert) Abb. 7 I. 4. Eigenschaften Aus der Strukturformel lassen sich bereits einige allgemeine Eigenschaften von Siliconharzen ableiten. a) Das Si - O - Si - Grundgerüst ist oxidativ, thermisch oder durch Strahlung praktisch nicht abbaubar und verleiht damit den Siliconen hohe Temperatur -, UV und Bewitterungs-beständigkeit. b) Silizium geht keine Doppelbindungen ein. Silicone sind daher also absolut vergilbungsresistent. c) Die Festigkeit der Siliconharze hängt von der Vernetzung ab. Die zwischenmolekularen Kräfte sind gering. Das bedingt, daß die gewünschte Kombination von hoher Härte und hoher Elastizität von Siliconharzen sehr unvollständig erreicht wird. d) Weitere typische Siliconeigenschaften sind: Hydrophobie, physiologische Unbedenklichkeit, gutes Isoliervermögen sowie gute Trenneigenschaften. e) Einen entscheidenden Einfluß auf die Eigenschaften hat der organische Rest. Von vielen möglichen Resten(R) haben nur ganz wenige praktische Bedeutung. Der Grund hierfür ist, daß die Vorteile der Silicone hohe Temperatur - und Bewitterungsbeständigkeit sind, die beim Einbau größerer organischer Bestandteile schnell verlorengehen. So ist die Halbwertzeit des Restes(R) von RSiO bei 250°C in Stunden:(Abb.8) 3/2 Page 06 Halbwertzeit von organischen Resten C6H5 CH3 C2H5 C3H7 C2H3 < 100000 Stunden < 10000 Stunden 6 Stunden 2 Stunden 101 Stunden Abb. 8 Wie man aus dieser Tabelle ersehen kann, sind für Siliconharze daher die Methyl - und die Phenylgruppen von höchster Wichtigkeit. I. 5. Reine Siliconharze Aus der großen Anzahl möglicher Verbindungen haben bis heute im wesentlichen folgende Gruppen Marktbedeutung erlangt: a) Methylsiliconharze b) Phenylmethylsiliconharze c) Siliconharze die neben Methyl- und Phenylgruppen siliziumgebundene Propyloder Vinylgruppen tragen. I. 5. 1. Methylsiliconharze Alle Reste(R) sind Methyl. Harzfilme aus Methylsiliconharzen trocknen physikalisch klebfrei aus. Die vollständige Aushärtung erfordert jedoch Temperaturen von 180 250°C. Das Eigenschaftsbild ergibt sich aus der hohen Vernetzungsdichte und dem von allen Siliconharzen geringsten Anteil an organischen Gruppen. Sie haben hohe Oberflächenhärte, geringe Thermoplastizität, aber auch geringe Elastizität und geringes Pigmentaufnahmevermögen. Die Verträglichkeit mit organischen Harzen ist sehr stark begrenzt. Die Wärmebeständigkeit von unpigmentierten oder mit anorganischen Buntpigmenten pigmentierten Methylharzen reicht nicht wesentlich über 200°C. Aluminiumpigmentierte Lacke können bis zu Temperaturen von 600°C eingesetzt werden. Von 300°C an werden die Methylgruppen rasch und fast rauchfrei abgebaut. Dieser rasch und sauber vor sich gehende Abbau macht Methylsiliconharze zu geeigneten Bindemitteln für Schicht - und Preßstoffe aus anorganischen Rohstoffen, wie Glimmer, hochtemperaturfesten Oxiden, Glasfasern und Steinwolle. Wegen ihres ausgeprägten wasserabstoßenden Verhaltens werden sie häufig als Hydrophobiermittel für Baustoffe eingesetzt. Die extrem hydrophobierende Wirkung ergibt stark wasserabweisende Überzüge, die jedoch die Atmungsfähigkeit des Mauerwerks nicht beeinträchtigen. Page 07 I. 5. 2. Phenylmethylsiliconharze Bei den Phenylmethylsiliconharzen werden neben den Methylsilanen zur Herstellung Phenyltrichlorsilan, Diphenyldichlorsilan und Phenylmethyldichlorsilan verwendet. Die Einführung der Phenylgruppe bringt neben der Verbesserung der Verträglichkeit mit organischen Harzen eine wesentliche Verbesserung der Hitzebeständigkeit, aber auch eine Zunahme der Thermoplastizität der Harzfilme gegenüber reinen Methylsiliconharzen. Eine physikalische Trocknung tritt bei diesen Harzen meistens nicht ein. Sie ist nur durch einen hohen Pigmentierungsgrad zu erreichen. Die vollständige Härtung muß durch Wärmezufuhr erfolgen. Die Phenylmethylsiliconharze sind besser als Methylharze pigmentierbar und in ihrer Hitzebeständigkeit allen herkömmlichen organischen Bindemitteln weit überlegen. Die Wärmebeständigkeit von unpigmentierten sowie mit anorganischen Buntpigmenten pigmentierten Lackfilmen reicht bis zu 350°C. Metallisch oder mit plättchenförmigen anorganischen Pigmenten pigmentierte Korrosionsschutzbeschichtungen erreichen extreme Wärmebeständigkeiten. Beschichtungen dieser Art können wiederholt von 600°C mit kaltem Wasser abgeschreckt werden, ohne daß eine Beschädigung des Farbfilms eintritt. I. 5. 3. Vinyl- und Propylgruppenhaltige Siliconharze Vinylhaltige Siliconharze werden als lösungsmittelfreie Gießharze zum Vergießen von elektrischen und elektronischen Bauteilen sowie für die Herstellung von Siliconlaminaten im drucklosen Verfahren eingesetzt. Bei der Härtung dieser Produkte entstehen keine Spaltprodukte, da die Vernetzung durch Anlagerung von Siliziumgebundenem Wasserstoff an die Vinylgruppen unter Platin-Katalyse erfolgt. Propylgruppenhaltige Siliconharze werden wegen ihrer guten Stabilität gegen alkalische Medien im Bautenschutz als Imprägniermittel eingesetzt. I. 6. Siliconkombinationsharze Zur Herstellung der Siliconkombinationsharze werden Polysiloxane mit organischen Polymeren kondensiert. Die Umsetzung kann auf verschiedene Art, nämlich durch Lösemittelrückflußverkochung sowie auch in der Schmelze vorgenommen werden. Hydroxy - oder Alkoxygruppen enthaltende Polysiloxane reagieren in der Wärme unter Abspaltung von Wasser bzw. Alkohol mit hydroxygruppenhaltigen organischen Polymeren.(Abb.9) Page 08 Kondensation von Siliconkombinationsharzen : Abb. 9 Durch die Copolymerisation mit organischen Bindemitteln wird der Einsatzbereich der Siliconharze wesentlich erweitert. Ein Vorteil gegenüber Siliconharzen ist in folgenden Eigenschaften erreichbar: bessere mechanische Eigenschaften leichtere Aushärtung geringere Thermoplastizität bessere Lösemittelbeständigkeit bessere Pigmentbenetzung Gegenüber den organischen Harzen werden folgende Vorteile erzielt: Verbesserung der Hitzebeständigkeit Verbesserung der Kreidungsbeständigkeit Verbesserung der Wetterbeständigkeit Verbesserung der Fleckbeständigkeit Verbesserung der Wasserbeständigkeit I. 6. 1. Siliconpolyester Die wirtschaftlich bedeutendsten Silicon - Kombinationsharze sind die Siliconpolyester. Für wärmebeständige Harze muß der eingesetzte Polyester möglichst vergilbungsfrei sein. Phthalsäuren, Trimethylolpropan und Neopentylglykol sind die wichtigsten Bestandteile. Der Siliconanteil variiert zwischen 50-85 Prozent. Für wetterbeständige Bindemittel enthält der Siliconpolyester zusätzlich eine lineare Dicarbonsäure wie zum Beispiel Adipinsäure zur Flexibilisierung. Der Siliconanteil beträgt hier nur zwischen15-50 Prozent. Die Vernetzung kann durch Zusatz von geringen Mengen Hexamethoximethylmelaminharzen beschleunigt werden. Wichtigste Anwendung sind Lacke für die COIL-COATING-Applikation. Page 09 I. 6. 2. Siliconalkyde Lufttrocknende, lang - bis mittelölige Alkydharze mit 15 - 30 Prozent Siliconanteil werden in Europa nur sehr wenig eingesetzt, sind aber durch Festschreibung in einigen Militärspezifikationen und als besonders gute Heimwerker - Holzlacke in den USA weit verbreitet. Wegen der geforderten Benzinverträglichkeit werden überwiegend hydroxyfunktionelle Silicon - Intermediates verwendet. Verarbeitung und Sikkativierung erfolgt wie bei den siliconfreien Alkydbindemitteln. Erreicht wird eine deutliche Verbesserung der Licht - und Wetterbeständigkeit. I. 6. 3. Siliconacrylate Die Herstellung erfolgt analog zu den Siliconpolyestern. Da diese Produkte gegenüber den Siliconpolyestern keine signifikanten Vorteile bieten, hat dieser Harztyp bis heute keine wirtschaftliche Bedeutung erlangt. I. 6. 4. Siliconepoxide Die Kombination von Siliconen mit Epoxidharzen ist eine besonders interessante Klasse von Copolymeren, die eine hervorragende Chemikalien- und Lösemittelbeständigkeit, sehr gute Haftung auf Metallen, ausgezeichnete Glanzhaltung und sehr gute Temperaturbeständigkeit aufweist. Da diese Harze eine leichte Tendenz zur Vergilbung zeigen, sollte durch entsprechende Einsatzgebiete oder stärkerer Einfärbung dieser Eigenschaft Rechnung getragen werden. In jüngster Zeit hat diese Kombination bei 2-Komponentenlacken eine besondere Bedeutung erlangt. Bei den Silcon-Epoxid-Hybrid Harzen werden die hervorragenden Beständigkeitseigenschaften der Epoxidharze mit den sehr guten Bewitterungseigenschaften von Siliconen genutzt. II. Anwendung Die Anwendungen lassen sich in drei Temperaturbereiche und das für diese Temperaturen charakteristische Verhalten einteilen. Anwendungen bei Temperaturen über 300°C Anwendungen bei Temperaturen bis etwa 250°C Anwendungen bei normalen Temperaturen II. 1. Hitzebeständige Beschichtungen für Temperaturen über 300°C. Die Kombination von Wärme - und Bewitterungsbeständigkeit sind ideale Voraussetzungen für die Formulierung von Korrosionsschutzbeschichtungen. Außer Methyl - und Phenylmethylpolysiloxanharzen die als alleiniges Bindemittel eingesetzt werden, werden wegen der guten Verträglichkeit der Phenylmethylsiliconharze, diese mit oft mit organischen Harzen kalt abgemischt. Durch die Abmischung mit organischen Bindemitteln werden folgende Eigenschaften der Beschichtungen beeinflußt: Page 10 bessere Haftung auf metallischen Untergründen Herabsetzung der Einbrennbedingungen Erhöhung der mechanischen Belastbarkeit Verminderung der Bindemittelkosten Natürlich müssen auch die eingesetzten Pigmente verträglich mit Siliconharzen sein und dürfen sich nicht bei den hohen Gebrauchstemperaturen zersetzen. Des weiteren müssen sie über den gesamten Temperaturbereich farbstabil sein, dem die Beschichtung ausgesetzt ist. Folgende Pigmente haben sich für den Einsatz in Beschichtungen basierend auf Silicon- und siliconmodifizierten Harzen bewährt: · Weiß Titandioxid · Gelb Nickeltitangelb, Chromtitangelb · Rot Eisenoxidrot · Grün Chromoxidgrün, Kobaltgrün · Blau Ultramarinblau, Kobaltblau · Schwarz Spinellschwarz, Eisenoxidschwarz und bedingt Ruß Grundvoraussetzung für die Beständigkeit von Korrosionsschutzbeschichtungen ist jedoch eine einwandfreie Untergrundvorbehandlung. Die zu beschichtenden Oberflächen müssen fett - und staubfrei sein. Für Stahl ist Sandstrahlen die bevorzugte Methode. Die Rauhtiefe sollte zwischen 15 - 30 µm liegen. Die Gesamtschichtdicke eines Korrosionsschutzsystems ist abhängig von der Gebrauchstemperatur. Für Temperaturen unter 500°C sollte sie etwa 80 - 120 µm betragen. Oberhalb dieses Bereiches sollte die Gesamtschichtdicke nicht über 60 µm liegen. Warum ? Bei Temperaturen über 350°C werden die organischen Gruppen der Siliconharze in Gegenwart von Luftsauerstoff oxidativ abgebaut. Der oxidative Abbau betrifft jedoch nur die organischen, seitenständigen Gruppen, nicht jedoch das Siloxan Grundgerüst. Bei diesem Abbau bildet sich ein hochvernetztes Kieselsäuregerüst(Matrix), daß dem kristallinen Aufbau von Quarz entspricht. (Abb.10) Page 11 Matrix : Page 12 Abb.10 Zusammen mit plättchenförmigen Pigment- oder Füllstoffen bildet die Matrix durch Sintervorgänge einen neues anorganisches Verbundsystem, welches folgende Eigenschaften hat: sehr hohe Härte dadurch hohe mechanische Stabilität unlöslich in Lösemitteln sehr spröde dadurch geringe Beweglichkeit Dies bedeutet in der Praxis, je höher die Temperatur desto niedriger muß die Gesamtschichtdicke eines Systems gewählt werden. Durch Verschneiden mit organischen Harzen ist eine Verbesserung der Beweglichkeit zu erreichen. Im sonst hohen Verbund der Matrix führen die durch die vollständige Oxidation des organischen Harzes entstandenen Fehlstellen dazu, daß das gesamte System beweglicher wird. Nachfolgend die schematische Darstellung einer solchen Matrix: (Abb.11) Cold Blend Matrix : Abb. 11 Als Nachteil dieser Methode ergibt sich eine weitere Einschränkung der Korrosionsbeständigkeit, die aber in Ermangelung von anderen thermostabilen Alternativen akzeptiert wird. Bei Temperaturen über 700°C können als Pigment sogenannte Fritten, das sind keramische Pulver, eingesetzt werden. Beim Erhitzen über den Schmelzpunkt ergeben sich zusammen mit dem Siloxangerüst sehr fest haftende, emailleähnliche Überzüge. Diese Beschichtungen können aber nur dort eingesetzt werden wo die gesamte beschichtete Fläche über den Schmelzpunkt hinaus erhitzt wird. II. 2. 1. Hitzebeständige, dekorative Beschichtungen für Temperaturen bis 250°C. Kombinationsharze mit Silicongehalten von 50 Prozent und mehr eignen sich hervorragend zur Herstellung thermostabiler Lacke für Belastungstemperaturen bis zu etwa 250°C. Ganz besonders haben sich hier Siliconpolyester bewährt. Durch den Siliconanteil wird die Wärmebeständigkeit nicht nur deutlich erhöht, sondern offensichtlich ist der Polysiloxananteil auch in der Lage, den organischen Anteil so zu stabilisieren, daß die Thermostabilität der Siliconpolyester in die Nähe der Siliconharze rückt. Die Vergilbungsbeständigkeit, als Maß für die Wärmebeständigkeit, ist abhängig von der Höhe des Siliconanteils. Während ein Polyesterlack bei thermischer Belastung sehr stark vergilbt, sind die Unterschiede in der Farbtonveränderung bei Siliconpolyestern mit Ø 50 Prozent Siliconanteil nur noch sehr gering.(Abb.12) Page 13 Vergilbung von Siliconpolyestern nach 3 Stunden bei 300°C Abb. 12 Hauptsächlich werden die Siliconpolyester eingesetzt für die Beschichtung von wärmebelasteten Haushaltsgeräten und Industrieanlagen. II. 2. 2. Anwendungen bei normalen Temperaturen Bis hierher wurden nur Anwendungen behandelt, welche die überragende Wärmebeständigkeit der Siliconharzprodukte berücksichtigt. Bei Anwendungen im normalen Bereich, dies bedeutet bei Temperaturen bis zu 100°C, wird die hervorragende Wetterbeständigkeit und Hydrophobie genutzt. Page 14 Siliconharze werden als Hydrophobiermittel zum Schutz gegen Feuchtigkeit in den verschiedensten Bereichen, wie z.B. in der Pharmazie als wasserabweisende Ausrüstung für hochwertige Präparate, eingesetzt. Der wichtigste Einsatz erfolgt jedoch im Bautenschutzbereich. Wasser ist einer der wichtigsten Feinde von Bauwerken. Durch die Imprägnierung von mineralischen Baustoffen mit Siliconharzen werden die Poren an der Oberfläche hydrophobiert. Hierdurch kann Wasser nicht mehr in den Baustoff eindringen und Schäden wie Lösen von Salzen aus dem Baumaterial, oder Absprengen von Stücken beim Gefrieren, verursachen. Außerdem wird durch Siliconharze auf Grund der hohen Wasserdampfdurchlässigkeit die Atmungsaktivität des Baustoffes nicht beeinflußt. Siliconharze sind zwar fast unbegrenzt wetterbeständig, werden jedoch wegen ihres hohen Preises, geringer Härte, schwieriger Pigmentbenetzbarkeit und hoher Einbrenntemperaturen nicht eingesetzt. Da durch Siliconkombinationsharze mit Siliconanteilen zwischen 20 - 50 Prozent die Bewitterungsfähigkeit von organischen Harzen deutlich in Richtung der Siliconharze verbessert wird, führte dies zu einer starken Verbreitung dieser qualitativ hochwertigen Beschichtungen. Siliconalkyde und vor allem Siliconpolyester ergeben nicht kreidende Beschichtungen mit ausgezeichneter Glanzhaltung und geringer Schmutzanfälligkeit bei jedem Klima. Speziell bei Fassadenelementen, die meist aus bandbeschichteten Blechen (COIL-COATING) gefertigt werden, ist die Haltbarkeit der Beschichtung oberstes Gebot. Hier werden siliconmodifizierte Polyester nur von den wesentlich teureren Polyvinylidenfluoriden übertroffen. Höchste Aktualität hat in jüngster Zeit eine Anwendung gefunden, die sowohl die gute Beständigkeit gegen UV - Strahlung als auch die Hydrophobie der Siliconharze nutzt. Bauwerke müssen gegen das Eindringen von Feuchtigkeit geschützt werden. Dieses geschieht häufig durch Beschichten mit einem deckenden Anstrich. Sowohl mit einem wasserdampfdurchlässigem System auf Basis einer Dispersionssilikatfarbe, als auch mit einer wasserdampfdichten Dispersionsfarbe können nicht alle Anforderungen an ein Beschichtungssystem für mineralische Baustoffe erfüllt werden. Erst der Einsatz von Siliconharzemulsionen als Co - Bindemittel in Verbindung mit Acrylatdispersionen führt zu modernen, alle wichtigen Anforderungen abdeckenden Fassadenbeschichtungssystemen. Diese sogenannten Siliconharzfarben besitzen gegenüber den Dispersions- und Silikatfarben entscheidende Vorteile: Sie sind optimal wasserdicht, aber voll atmungsaktiv. Außerdem lassen sie sich nach den gebräuchlichen Methoden verarbeiten und besitzen die Beständigkeit von Siliconen. Page 15 Literaturquellen: Page 16 1. Brown, L.H.: Silicones in Protective Coatings, in Treatise on Coatings Vol. III, New York, Verlag R.R.Meyers, M.Dekker, (1972) 530 2. Schamberg, E. et al.:Goldschmidt informiert 56, 1982. S.10-18 3. Noll, W.:Chemie und Technologie der Silicone, 1968 4. Schamberg, E. et al.:Goldschmidt informiert 4/84, Nr. 63, S.49-56 5. Fritsch, H. et al.: Die wasserabweisende Ausrüstung von Dispersionssilikatfarben, Grundlagen zur Formulierung von Dispersions Silikat - Farben, 1988