Die Republik Südafrika ist ein Staat an der Südspitze Afrikas

Transcription

Die Republik Südafrika ist ein Staat an der Südspitze Afrikas
Südafrika
Zuerst die Apartheid und jetzt AIDS
Material- und Linkhinweise zur Südafrika
Für Unterrichts- und Bildungsarbeit
Inhalt
Das Land
Klima und Vegetation
Provinzen, Städte und Gemeinden
Bevölkerung
Sprachen
Die Geschichte Südafrikas
Apartheid – Entstehung und Entwicklung
Große und Kleine Apartheid
Widerstand der Schwarzen und Unterstützung aus dem Ausland
Das Ende der Apartheid
Verbrechen während der Apartheid
Probleme während und nach der Apartheid
Wirtschaft heute
Kriminalität
Homelands und Townships
Aids
Kultur
Musik
Was man tun kann
Spenden ist nicht alles
Ideenpool
Weiterführende Links zum Globalen Lernen
Texte und Zusammenstellung: Lena Schoemaker
Das Land
Die Republik Südafrika ist ein Staat an der Südspitze Afrikas. Die Hauptstadt ist Pretoria mit 1.160.000
Einwohnern. Im Süden und Südosten grenzt das Land an den Indischen Ozean und im Westen an den
Atlantischen Ozean. Im Norden liegen die Nachbarländer Namibia, Botsuana und Simbabwe, östlich
davon Mosambik und Swasiland. Das Königreich Lesotho ist eine Enklave, wird also vollständig von
Südafrika umschlossen.
Das Land liegt am südlichsten Rand des afrikanischen Kontinents und hat eine Küstenlinie, die an zwei
Ozeanen liegt (der Atlantische und der Indische Ozean). Südafrika hat eine Fläche von 1.219.912 km²,
das entspricht ungefähr dem 3,4-fachen der Fläche Deutschlands. Das Zentralplateau, auch Highveld
genannt, liegt in einer Höhe zwischen 900 und 2.000 Metern. Der zur Küste abfallende Landgürtel wird
Groot Randkant (Große Randstufe) genannt.
Die Drakensberge durchziehen das Land vom Nordosten bis in die Enklave Lesotho im Südosten, wo sie
mit dem Thabana Ntlenyana ihren höchsten Punkt (3.482 m über NN) erreichen. Höchster Berg
Südafrikas ist der Njesuthi mit 3.446 m. Nordwestlich von Bloemfontein erstreckt sich die Kalahari-Wüste
durch Botsuana bis nach Namibia hinein. Am Kap Agulhas, der äußersten Südspitze des Kontinents,
treffen sich Atlantik und Indischer Ozean, westlich davon liegt das Kap der Guten Hoffnung.
Die meisten Flüsse Südafrikas entspringen in den Drakensbergen und fließen nach Osten in Richtung
Indischer Ozean. Der längste Fluss, der Oranje, entspringt auch in den Drakensbergen, fließt aber nach
Westen und mündet in den Atlantischen Ozean. Die Augrabiesfälle am Oranje-Fluss im Nordwesten des
Gordoniadistriktes haben eine Breite von ca. 150 Meter und sind etwa 56 m hoch. Weitere wichtige
Flüsse sind der Limpopo, der als Grenzfluss in Nordostrichtung in den Indischen Ozean mündet, und der
Vaal, ein Nebenfluss des Oranje. Die Wasserstände dieser Flüsse schwanken sehr stark.
Zu Südafrika gehören weiterhin die Prince-Edward-Inseln im südlichen Indischen Ozean.
Klima und Vegetation
Südafrika verfügt über eine große Anzahl von Klimazonen. Von extremer Wüste in der Kalahari an der
Grenze zu Namibia bis zu subtropischem Klima im Südosten und an der Grenze zu Mosambik. Das
allgemeine Klima ist durch die Lage am südlichen Wendekreis überwiegend sonnig und trocken. Schnee
gibt es im Winter meist nur in den Gebirgen. Die über das Jahr verteilten Niederschläge nehmen von
Südosten nach Nordwesten ab, gleichzeitig nehmen die Temperaturen zu.
Durch seine Größe und Faktoren wie Meeresströme und Höhenlage bedingt, variiert das Klima zwischen
den verschiedenen Teilen des Landes: das Klima der Westküste ist durch den Benguelastrom aus der
Antarktis kühler und trockener. An der Ostküste sorgt der Agulhasstrom aus dem Indischen Ozean für ein
eher feuchtes und warmes Klima.
Die Lage auf der Südhalbkugel führt dazu, dass die Jahreszeiten den europäischen entgegengesetzt
sind. Im Winter, zwischen Juni und August, kann in den Drakensbergen, auf dem Highveld und in
Johannesburg und Umgebung Schnee liegen, abends und nachts ist es dann sehr kalt. Tagsüber steigen
die Temperaturen auf etwa 23° C, im Sommer auf 30° C. Im Boland, der Region um Kapstadt, herrscht im
Winter kühles Klima mit Nieselregen. Von November bis März ist es dort warm bis heiß und trocken. In
den Küstengebieten KwaZulu-Natals, u.a. in Durban und entlang der Ostküste ist die Luftfeuchtigkeit
hoch, es weht jedoch meist ein kühlender Wind vom Meer. Die Temperaturen liegen hier ganzjährig etwa
zwischen 25° und 35° C.
Das Plateau im Osten des Landes ist durch warme, aber selten unangenehm heiße Temperaturen
gekennzeichnet. In der Karoo-Halbwüste und der Kalahariwüste kommt es dagegen zu extrem hohen
Temperaturen.
Am Westkap weht eine ständige, frische Brise, die Sommer sind warm und selbst die Winter milde. Die
Südküste ist durch ein gemäßigtes Klima charakterisiert. Es überwiegt eine Trockenvegetation mit
ausgedehnten Savannengebieten, die im Westen in die Kalahariwüste und im Südwesten in die Karoo
übergehen. Geschlossene Waldbestände finden sich nur im regenstarken Osten und Südosten.
Provinzen
Am Ende der Apartheid im Jahr 1994 mussten die ehemaligen unabhängigen und quasi-unabhängigen
Homelands in die politische Struktur Südafrikas integriert werden. Dies führte zur Auflösung der
bisherigen vier Provinzen (Kapprovinz, Natal, Oranje-Freistaat und Transvaal), die durch neun neue
Provinzen ersetzt wurden und die nun das gesamte Staatsgebiet Südafrikas umfassen. Die Provinzen
Südafrikas sind:
N
Ehemalige Homelands und
Hauptstad Fläche Bevölkerung in
Provinz
r.
Provinzen
t
(km²)
Mio. (2001)
Western Cape
1
Kapprovinz
Kapstadt
129.370 4.524.335
(Westkap)
Northern Cape
2
Kapprovinz
Kimberley 361.830 822.726
(Nordkap)
Eastern Cape
3
Kapprovinz, Transkei, Ciskei
Bisho
169.580 6.436.761
(Ostkap)
Pietermarit
4 KwaZulu-Natal Natal, KwaZulu
92.100 9.426.018
zburg
Free State
Bloemfonte
5
Oranje-Freistaat, QwaQwa
129.480 2.706.776
(Freistaat)
in
North West
Transvaal, Kapprovinz,
6
Mafikeng
116.320 3.669.349
(Nordwest)
Bophuthatswana
Johannesb
7 Gauteng
Transvaal
17.010 8.837.172
urg
Transvaal, KwaNdebele, KaNgwane,
8 Mpumalanga
Nelspruit
79.490 3.122.994
Bophuthatswana, Lebowa
9 Limpopo
Transvaal, Venda, Lebowa, Gazankulu Polokwane 123.900 5.273.637
Städte und Gemeinden
In der großen Gemeindereform des Jahres 2000 wurden viele bekannte südafrikanische Städte mit ihren
umliegenden Gemeinden und Townships vereinigt. Einige dieser neu entstandenen MetropolenGemeinden (engl.: Metropolitan Municipality) wurden umbenannt, wobei die neuen Namen meist von
Bantusprachen abgeleitete Bedeutungen haben und so das neue Südafrika repräsentieren sollen. Vier
der zehn größten Städte und Gemeinden des Landes liegen in der kleinsten und am dichtest besiedelten
Provinz Gauteng.
Ran
Gemeinde
Fläche (km²)
Einwohner (2001)
Provinz
g
1
Johannesburg
1.644
3.225.810
Gauteng
2
eThekwini (Durban)
2.292
3.090.117
KwaZulu-Natal
3
Kapstadt
2.499
2.893.251
Westkap
4
Ekurhuleni (East Rand)
1.924
2.480.282
Gauteng
5
Tshwane (Pretoria)
2.198
1.985.984
Gauteng
6
Nelson Mandela (Port Elizabeth)
1.952
1.005.776
Ostkap
7
Buffalo City (East London)
2.516
701.881
Ostkap
8.
Emfuleni (Vereeniging)
987
658.422
Gauteng
9
Mangaung (Bloemfontein)
6.283
645.441
Freistaat
10
Thohoyandou
2.966
584.569
Limpopo
Bevölkerung
Südafrika hat die größte europäisch-stämmige Bevölkerung und die größte Einwohnerzahl indischer
Herkunft in Afrika, was das Land zu einem der ethnisch vielfältigsten Länder des afrikanischen Kontinents
macht und ihm auch den Namen Regenbogennation eingebracht hat. Es ist die Heimat von
verschiedenen afrikanischen Völkern, von niederländischen, deutschen, französischen, asiatischen und
englischen Einwanderern und von so genannten Coloureds (Farbigen). Als Farbige wurden früher die
Nachfahren der Khoisan, der Sklaven aus dem damaligen niederländischen Ostindien sowie Menschen
mit gemischten Vorfahren bezeichnet.
Da die verschiedenen Volksgruppen aber nicht immer konfliktfrei nebeneinander lebten, beherrschten
ethnische Probleme und Unruhen zwischen der weißen Bevölkerungsminderheit und der schwarzen
Mehrheit die Geschichte und Politik des Landes. Die National Party, Partei der niederländisch-stämmigen
Buren, installierte nach ihrem Wahlsieg im Jahr 1948 das weltweit geächtete System der Apartheid, das
jedoch schon vorher unter der politischen Führung der britisch-stämmigen Staatsführung ihren Anfang
nahm und bis kurz nach der Wahl des gemäßigten Präsidenten Frederick Willem de Klerk Bestand hatte.
Die Wende in der Politik im Jahr 1990 wurde durch den jahrelangen Kampf der schwarzen
Bevölkerungsmehrheit unter ihrem politischen Führer Nelson Mandela, der auch 1994 zum ersten
schwarzen Präsidenten des Landes gewählt wurde, Der soziale Aufbau ist ebenfalls sehr vielschichtig. Es
ist ein multikulturelles Land, obwohl immer noch die Spuren der Apartheid zu finden sind und die
Bevölkerungsgruppen häufig getrennt leben.
Bis zum Jahr 1991 teilte die südafrikanische Verfassung die Bevölkerung in vier großen Klassen:
Schwarze (Afrikaner), Weiße, Farbige und Asiaten. Obwohl es diese Einteilung heute nicht mehr gibt,
sehen sich viele Südafrikaner immer noch als Zugehörige einer dieser Klassen. Die schwarzen Afrikaner
stellen etwa 79% der gesamten Bevölkerung und sind wiederum in unterschiedliche ethnische Gruppen
unterteilbar. Die größten dieser Gruppen sind die Zulu, Xhosa, Basotho, Venda, Tswana, Tsonga, Swazi
und Ndebele. Der Anteil der Weißen an der Gesamtbevölkerung beträgt etwa 10 %; hauptsächlich sind
es Nachfahren niederländischer, deutscher, französischer und englischer Einwanderer, die ab dem Ende
des 17. Jahrhunderts nach Südafrika immigrierten. Die so genannten Farbigen sind Einwohner
unterschiedlicher ethnischer Herkunft, meist Nachkommen der ersten europäischen Siedler, deren
Sklaven und der ursprünglich in Südafrika lebenden Völker. Etwa 9% der Bevölkerung sind zu den
Farbigen zu zählen. Die meisten Asiaten sind indischer Herkunft, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts ins
Land geholt wurden, um auf den Zuckerrohrfeldern Natals zu arbeiten oder als Händler in den Städten
lebten. Heute stellen die Inder etwa 3% der Gesamtbevölkerung und leben hauptsächlich in der Provinz
KwaZulu-Natal. Es gibt außerdem eine kleine chinesische Gruppe mit etwa 100.000 Einwohnern.
Im Jahr 2005 lebten etwa 58% der Südafrikaner in den Städten. 30,3% der Einwohner sind 14 Jahre alt
oder jünger, 64,5% zwischen 15 und 64 Jahre und 5,2% älter als 65 Jahre. Das Durchschnittsalter liegt
bei 23,98 Jahren.
Die momentane Lebenserwartung liegt bei Frauen und Männer etwa gleich bei 43 Jahren. Etwa 87% der
über 14jährigen Südafrikaner können lesen und schreiben.
Sprachen
Südafrika hat seit dem Ende der Apartheid elf offizielle Landessprachen: Englisch, Afrikaans, isiZulu,
Siswati, isiNdebele, Sesotho, Nördliches Sotho, Xitsonga, Setswana, Tshivenda und isiXhosa. Das Land
ist damit nach Indien das mit den meisten offiziellen Sprachen der Welt. Daraus resultierend gibt es auch
elf unterschiedliche offizielle Landesnamen. Etwa 0,7% der Schwarzen und 59,1% der Weißen sprechen
Afrikaans als Muttersprache. Englisch wird von 0,5% aller Schwarzen und von 39,3% der Weißen zu
Hause gesprochen. Die restlichen Sprachen werden von der schwarzen Bevölkerung als Muttersprache
gesprochen. Etwa 2,0% sprechen IsiNdebele, 22,3% sprechen IsiXhosa, 30,1% IsiZulu, 11,9% Sepedi,
10,0% der Schwarzen lernen Sesotho als Muttersprache, 10,3% Setswana, 3,4% SiSwati, 2,9%
Tshivenda and 5,6% Xitsonga. Nur etwa 0,3% der schwarzen Bevölkerung und 1,1% der Weißen
sprechen keine der elf offiziellen Landessprachen als Muttersprache.
Neben all diesen Sprachen gibt es in Südafrika weitere nicht-offizielle Sprachen wie beispielsweise
Fanagalo, Lobedu, Nördliches Ndebele, Phuthi, Khoe, Nama und San. Diese Sprachen werden im
offiziellen Amtsgebrauch nur in den Gebieten, in denen sie verbreitet sind, verwendet. Viele dieser nichtoffiziellen Landessprachen der San und Khoikhoi werden auch in den benachbarten nördlichen Ländern
Namibia und Botsuana gesprochen. Diese Völker, die sich deutlich von anderen Afrikanern
unterscheiden, haben ihre eigene kulturelle Identität, da sie traditionelle Jäger- und Sammlervölker sind.
Die Zahl ihrer Angehörigen hat in den letzten Jahrhunderten rapide abgenommen und die Sprachen sind
heutzutage vom Aussterben bedroht.
Viele weiße Südafrikaner sprechen außerdem andere europäische Sprachen, wie Portugiesisch, Deutsch
und Griechisch. Weiterhin werden Sprachen wie Gujarati oder Tamil von Einwohnern indischer oder
asiatischer Herkunft gesprochen.
Obwohl jede der elf Sprachen als offiziell gilt und laut Gesetz alle Sprachen als gleich anzuerkennen sind,
bildet sich die englische Sprache als Führende heraus, da sie im Land über die unterschiedlichen
Volksgruppen hinaus von den meisten Menschen verstanden wird und nicht direkt mit dem ehemaligen
Apartheid-Regime verknüpft ist. Der Einfluss des Afrikaans, das die erste Sprache im Land während der
Apartheid darstellte, sank gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Gründe hier sind, dass das Afrikaans für
viele schwarze Südafrikaner sehr stark mit dem Apartheid-Regime verknüpft ist und während dieser Zeit
Pflichtfach in der Schule war. Weiterhin wurde in den vergangenen Jahren der Einfluss der Buren in der
Gesellschaft durch den politischen Machtverlust reduziert. Afrikaans hängt deshalb der Makel des
"gestrigen" und "provinziellen" an, während die Weltsprache Englisch und die Sprachen der schwarzen
Bevölkerungsmehrheit offiziell anerkannt wurden.
Die Geschichte Südafrikas
Einen detaillierten Überblick der südafrikanischen Geschichte erhalten Sie bei www.wikipedia.de unter
dem Stichwort Südafrika.
Im Folgenden wird das dunkelste Kapitel der südafrikanischen Geschichte beschrieben.
Apartheid – Entstehung und Entwicklung
Der Konflikt der „Rassen“ im südlichen Afrika geht bis in die Anfänge des Kolonialismus zurück und
verschärfte sich nach der britischen Eroberung 1806. Beginnend mit der Diskriminierung beim Anrecht
auf Grund und Boden erfolgten mit der Entdeckung von Diamanten- (1867) und Goldvorkommen (1886)
weitere Beeinträchtigungen der Schwarzen vor allem in der Bewegungsfreiheit.
Von 1903 bis 1905 sollte die South African Native Commission (SANAC) eine gemeinsame Ethnienpolitik
für alle vier südafrikanischen Provinzen (Natal, Kapkolonie, Orange Free State und Transvaal) festlegen.
Die Kommission schlug die Errichtung im Sinne der in Natal herrschenden Praktik der Native
Administration vor. Mit dem Native Administration Act von 1927 wurde diesem Vorschlag Folge geleistet.
Die Native Administration war somit auf die ganze Südafrikanische Union ausgeweitet worden.
1910 wurde die Südafrikanische Union durch den Zusammenschluss der vier Republiken gegründet. Die
Union war von Anfang an in den Händen der weißen Minderheit. Dennoch erhielten Schwarze wie auch
Farbige und Asiaten kein Wahlrecht. Sie waren von der staatlichen Regierung ausgeschlossen. Nur an
den Provinzregierungen durften sie partizipieren. Des Weiteren war jeglicher sexueller Kontakt zwischen
den unterschiedlichen „Rassen“ verboten. Die Segregationspolitik wurde durch die weißen Machthaber
mit einer Vielzahl von Gesetzen untermauert.
1911 wurde durch den Mines and Works Act die ungleiche Behandlung der Weißen und Schwarzen in
der Wirtschaft festgelegt. Das wohl wesentlichste Gesetz der räumlichen Trennung, der Natives Land Act,
wurde 1913 verabschiedet. In der Folge durfte die schwarze Bevölkerung nur noch in den ihnen
zugeschriebenen Reservaten Land erwerben. Rund 7,3 % der gesamten südafrikanischen Fläche wurden
für Schwarze reserviert, die Homelands. Zehn Jahre später vollzog der Natives Urban Areas Act die
räumliche Trennung auch in städtischen Gebieten. Der Native Trust and Land Act von 1936 weitete das
bestehende Gesetz von 1913 aus. Einige Reservatsflächen wurden vergrößert.
Das Jahr 1948 nimmt in der südafrikanischen Geschichte einen bedeutenden Platz ein. Die
niederländischstämmigen Buren waren durch den Kalvinismus geprägt, welcher Martin Luthers
Prädestinationslehre (Die Lehre von der Vorbestimmtheit des menschlichen Schicksals)
weiterentwickelten. Die Buren waren zum damaligen Zeitpunkt überzeugt, korrekt zu handeln. Die Partei
der Afrikaaner Nationalisten gewann die damaligen Wahlen überlegen. Damit kam erstmals eine burische
Partei an die Macht, die sie bis 1989 behielt. Der Sieg der burischen Nationalisten war eng verknüpft mit
dem Zweiten Weltkrieg. Der abtretende Premierminister Jan Christiaan Smuts hatte Südafrika auf
britischer Seite in den Krieg hineingezogen. Die Nationalisten hingegen waren gegen eine Einmischung
in das kriegerische Geschehen und sympathisierten offen mit dem deutschen Nazi-Regime. Das
wahlberechtigte Volk stimmte mehrheitlich mit den Nationalisten überein. Premierminister wurde Daniel
François Malan. Dieser Regierungswechsel stellte für viele Buren, die zuvor unter britischer Herrschaft
kaum Anschluss an die führende Spitze des Landes gefunden hatten, den Ausstieg aus der Armut dar.
Viele zogen in urbane Gebiete und fanden dort in der aufstrebenden Wirtschaft einen guten Job. Die
Nationalisten, welche sich im Übrigen von den Briten abzugrenzen versuchten, lenkten die
Indigenenpolitik in neue Bahnen.
Die Nationalisten verfolgten drei Ziele: Erstens wollten sie die politische Macht konsolidieren, zweitens
ihre Vision der Rassenbeziehungen umsetzen und drittens sollte der Status der Erziehung und der
Ökonomie der Buren angehoben werden.
Vor 1948 waren die Schwarzen meist von der Politik und den guten Positionen in der Wirtschaft
ausgeschlossen. Die Rassenordnung war zum Teil durch das Gesetz und zum Teil durch den inoffiziellen
Brauch gegeben. Die Ordnung war jedoch nicht sehr strikt. Es gab durchaus Farbige, die neben Weißen
wohnten, indische Händler, welche im Stadtzentrum ihre Geschäfte tätigten oder Schwarze, die
außerhalb ihrer Reservate ihre Farmen bewirtschafteten. Diese Löcher in der Rassentrennung stopften
die Nationalisten mit diversen Maßnahmen. Als erstes teilten sie die ganze südafrikanische Bevölkerung
in vier Klassen ein: Weiße, Schwarze, Farbige und Asiaten. Die Zuordnung zu einer dieser Gruppen
geschah nach bestimmten Kriterien. Die Interpretation der Testergebnisse lag oft im Ermessen des
Versuchsleiters. Dies betraf besonders die Einteilung in Schwarze und Farbige. Es kamen dabei
verschiedene Tests zum Einsatz, wie zum Beispiel, ob ein in die Haare gesteckter Stift herunterfällt, wenn
der Proband den Kopf schüttelt. Fiel der Stift heraus, so galt der Proband als Farbiger, blieb der Stift
stecken, galt er als Schwarzer. Dies hatte zur Folge, dass Kurzhaarfrisuren populär wurden.
Die Rassenordnung bestimmte fortan das gesamte Leben. An öffentlichen Orten war eine strikte
Trennung von Weißen und Nicht-Weißen vorgeschrieben. Mischehen waren verboten. Mit dem Group
Areas Act vom 13.6.1950 wurde die Trennung der Wohngebiete festgeschrieben. In städtischen Gebieten
wurden getrennte Wohnbereiche für die verschiedenen Rassen geschaffen; die Ausbildung richtete sich
ebenfalls nach der entsprechenden Rasse. Schwarze mussten außerhalb ihrer Reservate einen Pass
tragen. Damit sollten in städtischen Gebieten nur diejenigen Schwarzen geduldet werden, die dort auch
arbeiteten. Alle übrigen Schwarzen wurden als Ausländer angesehen. Die in den Städten arbeitenden
Schwarzen wurden als Gastarbeiter akzeptiert. Diese Schwarzen lebten in so genannten Townships am
Stadtrand. Nicht städtische Schwarze durften sich gemäß dem Native Laws Amendment Act von 1952
ohne Genehmigung nur 72 Stunden in Städten aufhalten. Die Apartheid war erschaffen. Dennoch war der
Lebensstandard, die Bildungsmöglichkeiten durch Schulen und Universitäten sowie die medizinische
Versorgung und somit die Lebenserwartung der Schwarzen höher als in allen anderen afrikanischen
Ländern, weswegen Südafrika auch während der Apartheid mit illegaler Immigration aus den nördlichen
Anrainerstaaten konfrontiert war.
Große und kleine Apartheid
Die Apartheid unterteilte sich in zwei Aspekte: die kleine Apartheid, auch petty-Apartheid genannt und die
große Apartheid. Die kleine Apartheid beinhaltete die rassische Trennung im Dienstleistungsbereich.
Darunter fielen zum Beispiel das Verbot des Betretens von öffentlichen Parks für Schwarze, die
separaten Abteile in öffentlichen Verkehrsmitteln oder die getrennten Schulen.
Die Apartheidgesetze betrafen nicht nur Schwarze. Auch Farbige und Asiaten litten darunter. Die
Betroffenen separierten sich ebenfalls von der jeweils anderen Gruppe. Farbige hielten, bildlich
beschrieben, den gleichen Abstand zu Schwarzen wie Weiße zu Schwarzen.
Der gesamte Alltag der Nichtweißen wurde von der kleinen Apartheid geprägt. Unmissverständliche
Regelungen wurden durch Schilder erreicht, auf denen, zum Beispiel am Strand, neben einem Verbot für
Hunde, das Verbot für Non-Whites ausgesprochen war. Krankenhäuser, Postgebäude, Rathäuser,
Banken und Toiletten hatten grundsätzlich zwei, durch Schilder gekennzeichnete Eingänge. Viele
Lebensbereiche waren nicht klar definiert. Durch Mundpropaganda wurden Restaurants und Bars unter
Nichtweißen genannt, in denen man bedient wurde oder nicht erwünscht war. Mutige testeten ständig die
Grenzen der Akzeptanz durch die Weißen. Die Vorsichtigen scheuten sich, ihren sicheren Bereich zu
verlassen. Dadurch lebten sie ruhiger und wurden nicht verjagt oder von der Polizei überprüft.
Die große Apartheid meint die räumliche Trennung im großen Maßstab, die eigentliche Segregationsoder Homeland-Politik.
Über die Homeland-Politik hinaus wirkte die Apartheid auch innerhalb Südafrikas. So bedeutete die
gesetzlich verordnete Zugehörigkeit zu einer Rassenkategorie, entsprechend der Hautfarbe (Schwarze,
Farbige/Asiaten):
 getrennte Wohngebiete in jeder Stadt, in jedem Dorf,
 getrennte Schulsysteme mit unterschiedlich qualifizierten Lehrern und
 ausschließliches Wahlrecht für Weiße.
Die Rassenkategorie wurde in die Ausweisdokumente durch Buchstabencodes, zum Beispiel -C- für
Coloureds, eingetragen.
Die Wohngebiete der weißen Bevölkerung, auch Europeans genannt, lagen durchweg in den
geographischen und strukturell angenehmsten Bezirken jeder Ortschaft. Wurden die festgelegten
Bereiche für die Weißen zu eng, mussten die Farbigen, auch Coloureds genannt und Asiaten, Teile ihrer
Wohngebiete räumen und in neu zugewiesenen Bereichen neu bauen. Ein berühmtes Beispiel war die
Räumung des District Six im Herzen von Kapstadt und die Zwangsumsiedlung von etwa 60.000
Menschen in das etwa 30 km entfernt gelegene sandige Khayelitsha. Die schwarze Bevölkerung war in
ihrem abgelegenen Wohngebiet so weit außerhalb der Gemeinden, oft hinter natürlichen oder künstlichen
Hügeln sowie Müllkippen verbannt, dass sie nicht als Teil der Gemeinde angesehen werden konnte.
Die auch inhaltlich unterschiedlichen Schulsysteme, mit jeweils abgestufter Qualifikation des Lehrkörpers
und Ausstattung, waren mit verantwortlich für ungleiche Berufschancen.
Der Ausschluss aller Nichtweißen vom aktiven und passiven Wahlrecht wirkte bis in den kommunalen
Bereich.
Die Apartheid war Ausdruck eines irrationalen Gefühls einer weißen, christlichen Überlegenheit
gegenüber den heidnischen Schwarzen. Dieses Gefühl basierte auf einer tatsächlichen technischzivilisatorischen Überlegenheit. Im Wesentlichen spiegelt die Apartheid das Denken der burischen
Calvinisten wider.
Um die Pfeiler der Apartheid umsetzen zu können, war ein riesiger Verwaltungsapparat notwendig. Rund
vier Millionen Schwarze sollen alleine aufgrund fehlender Aufenthaltsgenehmigungen verhaftet worden
sein; allein dies forderte einen enormen administrativen Aufwand. Des Weiteren mussten Millionen
Schwarze umgesiedelt werden. Rund 3,5 Millionen Schwarze mussten ihre bisherigen Wohnstätten
aufgeben. Dies erfolgte nicht ohne Proteste, die zu unzähligen Verhaftungen führten. Die Regierungen
zerstörten ganze Siedlungen, um so die Schwarzen zur Umsiedlung, welche auf dem Native
Resettlement Act von 1952 basierte, zu zwingen.
Widerstand der Schwarzen
Auch nach der Unterwerfung der Bantu führte die diskriminierende Indigenenpolitik der Weißen zu
massivem Widerstand.
African National Congress
Bereits 1912, nur gerade zwei Jahre nach der Errichtung der Südafrikanischen Union, gründeten der
Anwalt P. Seme, die Geistlichen J. L. Dube, W. Rubusana sowie der Autor Sol Plaatje den African
National Congress (ANC). Obwohl von Männern aus der elitären Gesellschaft gegründet, verstand sich
der ANC durchaus nicht als elitäre Organisation. Er stand grundsätzlich allen offen, egal welcher
Hautfarbe, und akzeptierte sowohl das Christentum wie auch die englische Sprache. Der ANC verstand
sich als schwarze Widerstandspartei, die das volle Bürgertum forderte. Lange Zeit opponierte er
friedfertig durch Boykotte und Streiks. So organisierte er in den 1920er-Jahren Streiks der Minenarbeiter,
um die schlechten Arbeitsbedingungen der Schwarzen zu verbessern.
Der ANC wurde immer mehr zur Massenorganisation. Hunderttausende befolgten die Aufrufe zu
Demonstrationen oder Streiks. Beispielsweise im Jahre 1946, zwei Jahre vor dem Beginn der Apartheid,
streikten rund 70.000 schwarze Minenarbeiter. Insbesondere gegen das Passgesetz, wonach die
städtischen Schwarzen jederzeit einen Pass mit sich tragen mussten, um sich als Arbeitnehmer
ausweisen zu können, protestierte der ANC durch Demonstrationen und durch das Verbrennen der
umstrittenen Pässe. Trotzdem standen keineswegs alle Nicht-Weißen, nicht einmal alle Schwarzen,
hinter dem ANC. Etliche Schwarze sahen die Homeland-Politik der Regierung als Chance, den
Rassismus endlich zu beenden und ihre Traditionen wieder zu leben.
In späteren Jahren sollten diese Meinungsverschiedenheiten insbesondere zwischen städtischen und
ländlichen Schwarzen zu bewaffneten Auseinandersetzungen führen. So forderten Unruhen bei
Pietermaritzburg zwischen 1987 und 1990 rund 4.000 Todesopfer. Bei diesem Konflikt handelte es sich
um Streitigkeiten innerhalb der Zulu. Städtische Zulu vertraten andere Ansichten als die in der Inkatha
Freedom Party vereinigten ländlichen Zulu. In den frühen 1990er-Jahren, also bereits nach dem
offiziellen Ende der Apartheid, wendeten sich die Inkatha-Anhänger dann im Besonderen gegen die
Xhosa. Leute von beiden Seiten verloren dabei ihr Leben.
Die Regierung versuchte, die Menschenrechtskämpfer des ANC immer wieder an ihrer Arbeit zu hindern,
indem sie diese bannten. Gebannte waren eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit, sie durften ein
genau definiertes Territorium nicht verlassen. Des Weiteren löste die Regierung häufig Treffen des ANC
auf.
Militante Widerstandsorganisationen
Einigen Mitgliedern gingen die meist friedlichen Aktionen des ANC nicht weit genug. Sie gründeten 1959
eine weitere Widerstandsorganisation, den Pan Africanist Congress (PAC). Im Gegensatz zum ANC
verwarf der PAC die offene Haltung gegenüber allen Rassen. Er positionierte sich als reine SchwarzenOrganisation und lehnte jegliche Zusammenarbeit mit den Weißen ab. Später gründete auch der ANC
einen bewaffneten Flügel. Nelson Mandela selbst leitete diesen Flügel mit dem Namen Umkonto we
Sizwe, was übersetzt soviel wie Speer der Nation bedeutet. Umkonto we Sizwe tat sich in den folgenden
Jahren insbesondere durch Sabotageakte hervor.
Ein Jahr vor der Gründung des bewaffneten Flügels des ANC endete eine vom PAC organisierte
Demonstration im Township Sharpeville in einem Blutbad, das die in Panik geratenen Polizisten
anrichteten. 69 Afrikaner fanden dabei den Tod. Dieses Ereignis löste nationale Unruhen aus, welche die
südafrikanische Regierung mit eiserner Faust bekämpfte. Rund 20.000 Demonstranten wurden verhaftet.
In der Folge wurden sowohl der PAC wie auch der ANC verboten. Beide Organisationen operierten fortan
aus dem Untergrund. Führende opponierende Köpfe wie Nelson Mandela oder Walter Sisulu wurden
1964 im so genannten Rivonia-Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht warf ihnen vor allem
Beteiligung an Sabotageakten vor.
Mehr über den 27 Jahre inhaftierten Widerstandskämpfer Nelson Mandela findet sich in dem Buch „Der
lange Weg zur Freiheit“ von Nelson Mandela (zu beziehen in jedem Buchhandel). Für Kinder: „Nelson
Mandelas - Meine afrikanischen Lieblingsmärchen“ (ebenfalls in jedem Buchhandel erhältlich).
Weitere Infos zu Nelson Mandela: www.wikipedia.de (Stichwort: Nelson Mandela)
Weitere Buchtipps für den Unterreicht:
„Meine Schwester Sarah“ von Ruth Weiss
Kurzbeschreibung
Südafrika am Ende der vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts: Eine Burenfamilie entschließt sich, eine
deutsche Kriegswaise zu adoptieren. Freudig wird das blonde, blauäugige kleine Mädchen in die Familie
aufgenommen. Doch als Saras Papiere ein halbes Jahr später eintreffen, stellt sich heraus, dass sie
Jüdin ist.
Insbesondere der Familienvater, ganz Patriarch und Mitglied der nationalistischen Apartheidregierung,
entzieht Sara daraufhin seine Liebe. Als Studentin schließt sich Sara, durch den am eigenen Leib
erlebten Rassismus motiviert, dem Widerstand gegen das Apartheidregime an. Sie führt damit auch ihre
in der Tradition verhaftete Familie zu einer zaghaften Auseinandersetzung mit dem politischen System.
Feinfühlig werden die Familienstrukturen dargestellt und die Familienmitglieder vor dem Hintergrund von
Tradition, Erziehung und menschlicher Unzulänglichkeit gezeigt.
Neues Selbstbewusstsein
In den späten 1960er-Jahren entstand in Kirchen und Schulen, beeinflusst durch die Black PowerBewegung in den USA, die so genannte Black Consciousness-Bewegung. Steve Biko gilt als Begründer
dieser Bewegung. Hervorgerufen durch das neue Selbstbewusstsein der Schwarzen sahen sie die Kultur
der Weißen nicht mehr als übermächtig, die zu kopieren sie versucht waren. Vielmehr verdammten sie
die weiße Kultur nun; ihre eigenen Werte hingegen hoben sie heraus. Diverse Künstler engagierten sich
für einen weltweiten Boykott des Apartheid-Regimes. Die Folgen des neuen Bewusstseins waren zum
Teil heftige Studentenunruhen. Am 16. Juni 1976 boykottierten Schüler in Soweto den Unterricht. Dies
stand im Zusammenhang mit der versuchten, zwangsweisen Einführung der bei Schwarzen verhassten
Sprache Afrikaans. Durch brutale Polizeieinsätze verloren in wenigen Tagen 160 bis 1000 Schwarze ihr
Leben und viele Kinder und Jugendliche wurden inhaftiert. Weltbekannt ist das Foto des sterbenden 13jährigen Hector Pieterson in den Armen eines Mitschülers. Danach nahm der bewaffnete Widerstand
sprunghaft zu. Die in den nächsten zwei Jahren folgenden Unruhen verunsicherten das Land. Hunderte
von Schwarzen wurden von der Polizei getötet. Die Studenten fanden Unterstützung bei
Hunderttausenden von schwarzen Arbeitern. Für die südafrikanische Wirtschaft nahm dies verheerende
Ausmaße an. Einige unbedeutendere Gesetze der Apartheid wurden gelockert, um dem Unmut der
Schwarzen zu begegnen.
Einen Bericht über die Widerstandskämpfe sowie ein Video findet sich unter
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,421569,00.html.
Unterstützung aus dem Ausland im Kampf gegen die Apartheid
In vielen Ländern gab es Unterstützung für die Bevölkerungsmehrheit Südafrikas im Kampf gegen die
Apartheid. Sowohl der ANC, die Schwarze Bewusstseins-Bewegung (Black Consciousness Movement)
als auch kirchliche Organisationen hatten viele Kontakte, zum Beispiel zum Weltkirchenrat, den Vereinten
Nationen und kleineren Organisation wie der Anti-Apartheid-Bewegung in Deutschland und der
Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland. Dazu kamen viele lokale Gruppierungen, die oft mit DritteWelt-Läden zusammen arbeiteten.
Um auf die Situation in Südafrika aufmerksam zu machen, wurde insbesondere zum Boykott
südafrikanischer Früchte aufgerufen, aber auch viele Aktionen u. a. auf evangelischen Kirchentagen
durchgeführt. Der Früchteboykott wurde von Südafrikanern angeregt und dann von den lokalen Gruppen
in ihren jeweiligen Ländern propagiert. Neben dem Boykott der Früchte aus Südafrika wurde auch gegen
die die Apartheid unterstützenden Geschäfte deutscher Großbanken protestiert.
Das Ende der Apartheid
U.a. die Proteste der Schwarzen ließen die Apartheid ab 1974 immer mehr bröckeln. Die
Vollversammlung der UN nahm am 2. Dezember 1973 eine Konvention an, nach der die Apartheid
geächtet wurde und sogar als Verbrechen galt. Die burische Regierung näherte sich in langsamen
Schritten den schwarzen Vorstellungen an. Die schwarze Opposition wurde immer stärker, obwohl ihre
bekanntesten Führer im Gefängnis saßen. Höhepunkte des Widerstandes in den 1970er-Jahren waren
Streiks in Natal (1973) sowie der Aufstand in Soweto 1976. Dem schwarzen Widerstand begegnete die
Regierung mit Notmaßnahmen, die allerdings die staatlichen Kapazitäten sprengten. Die Kosten der
Apartheid waren nicht mehr länger tragbar.
Der ANC wurde vom Westen während des Kalten Krieges als revolutionär und prokommunistisch
angesehen. Trotz gewisser Sanktionen - die USA und Westeuropa stützten das weiße Apartheidregime
als Bollwerk gegen den Kommunismus, auch weil Südafrika bedeutende Uranvorkommen hat. Besonders
nachdem die portugiesischen Kolonien Mozambique und Angola unabhängig und zum Schauplatz
blutiger Kriege wurden, erschien die Unterstützung Südafrikas noch wichtiger. Nach dem Kalten Krieg
verlor dieses Element seine Bedeutung und das alte Regime Südafrikas wurde vom Westen fallen
gelassen.
Weiteres Ungemach erfasste Südafrika 1983 mit Beginn des Verfalls des Goldpreises auf dem
Weltmarkt. Die bereits durch die europäischen und amerikanischen Sanktionen geschwächte
ökonomische Situation verschärfte sich somit weiter.
Die zunehmend verbesserte Organisation der nichtweißen Opposition, die in den 80er Jahren faktisch die
Verwaltung der Townships übernahm, führte zur Konfrontation mit dem Regime, die im permanenten
Ausnahmezustand von 1985-90 kulminierte. Ab etwa 1988 begannen zunächst geheim gehaltene
Verhandlungen mit den Führern des ANC im Exil.
1989 trat Frederik Willem de Klerk die Nachfolge von Pieter Willem Botha als südafrikanischer
Staatspräsident an. De Klerk nahm sofort Verhandlungen mit dem noch immer inhaftierten ANC-Führer
Mandela auf. Er stellte Mandela die sofortige Freilassung in Aussicht, wenn dieser gewisse Konditionen,
wie beispielsweise die Abkehr vom bewaffneten Widerstand, annahm, worauf Mandela jedoch nicht
einging. De Klerk ließ Mandela aufgrund des steigenden Druckes zusammen mit den übrigen politischen
Gefangenen im Jahre 1990 frei. Die beiden Widerstandsparteien ANC und PAC wurden wieder
legalisiert.
Aufgrund dieser in ihrer Summe bedeutsamen Faktoren, also des Widerstandes der Schwarzen, des
internationalen Druckes, der ökonomischen Krise, des Wechsels der Regierungsführung von Botha zu de
Klerk sowie der Standhaftigkeit Mandelas bei den Verhandlungen mit de Klerk, brach die weiße Autorität
in den frühen 1990er-Jahren schrittweise zusammen.
Der Protestantische Weltkirchenbund schloss die Niederländisch-Reformierte Kirche Südafrikas aus und
erhöhte so den moralischen Druck auf einen Wandel.
De Klerk hob wesentliche Gesetze auf, die als Pfeiler der Apartheid galten. Darunter war der Population
Registration Act, der Group Areas Act und der Land Act. Die Homelands existierten allerdings weiter;
diesbezüglich änderte sich nur wenig.
Die Übergangsphase von der Apartheid zur Demokratie dauerte von 1990 bis 1994. Während dieser Zeit
wurden die verbliebenen Gesetze der Rassentrennung beseitigt. Alle in Südafrika wohnhaften Menschen
konnten sich frei und ohne Restriktionen bewegen. Viele Schwarze nutzten diese Chance und zogen in
Städte. Des Weiteren war die Übergangsphase geprägt durch blutige Unruhen zwischen Mangosuthu
Buthelezis Inkatha-Partei und dem ANC. Buthelezi, Führer des Homelands KwaZulu und der InkathaPartei, sah durch das neue Staatssystem seine Macht bedroht. Die Unruhen dauerten von 1989 bis 1994
und forderten insgesamt etwa 7.000 Tote. Nebst Buthelezi standen auch Lucas Mangope und Oupa
Gqozo, die Führer der Homelands Bophuthatswana und Ciskei, dem neuen System negativ gegenüber.
Andere Homeland-Verantwortliche kooperierten mit den Plänen des ANC und versuchten, opportunistisch
eine gute Position in den neuen Machtverhältnissen zu ergattern.
Die neue Verfassung sollte 1994 in Kraft treten. Danach würden alle fünf Jahre Regierungswahlen
stattfinden. Dazu sollte das Land in neun statt in vier Provinzen unterteilt werden.
Im letzten Moment schwenkte Buthelezi ein, nachdem ihm eine wichtige Position in der neuen Regierung
zugesagt worden war. So kam es 1994 zu den ersten demokratischen Wahlen Südafrikas. Der ANC
gewann mit 62,6 Prozent überragend, es folgte die National Party (NP) mit 20,4 Prozent und die Inkatha
Freedom Party mit 10,5 Prozent. Mandela wurde zum ersten Präsidenten im neuen System ernannt. Ihm
zur Seite standen zwei populäre Vizepräsidenten, de Klerk von der NP und Thabo Mbeki vom ANC.
Buthelezi wurde Premier der Provinz Kwazulu-Natal, er konnte seine Macht also über die bisherige
Homeland-Grenze ausdehnen.
Verbrechen während der Apartheid
Die Apartheid an sich war bereits ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Hier werden nun noch zwei
der gravierendsten Verbrechen während der Zeit der Apartheid kurz beschrieben.
Trojan Horse Massacre
Im Juni 1985 fuhr in Athlone ein LKW immer die Straßen hinauf und runter. Nach einem Steinwurf stiegen
mehrere schwer bewaffnete Polizisten aus dem Laderaum und erschossen drei Jugendliche. Offiziell
wurde es als eine „Anti-Terror-Aktion“ bezeichnet. Heute erinnert ein fast schon verblichener Spruch
(Remember the Trojan Horse Massacre) auf einer Wand an die Ermordung.
Gugulethu 7
In dem Township Gugulethu wollte eine Gruppe wütender Jugendlicher zu einer Polizeistation gehen. Ein
erwachsenes Mitglied der Gruppe war ein Mitarbeiter der Geheimpolizei. Auf einer Kreuzung wurde die
Gruppe von 25 Polizisten gestellt, die alle sieben Jugendlichen erschossen. Als Erinnerung gibt es heute
ein rotes Band. Ein offizielles, staatliches Denkmal, das die Mütter der Ermordeten gefordert hatten,
lehnte die Regierung ab, da die Täter in einem ersten Prozess freigesprochen wurden.
Zur weiteren Bearbeitung des Themas "Rassismus"
„Respekt statt Rassismus“ ("Vorurteile überwinden. Diskriminierung vermeiden. Menschenrechte
fördern")
Die DVD aus dem Jahr 2005 beinhaltet Kurzfilme mit einer Gesamtlänge von 136 Minuten und ist für
Kinder ab 7 Jahren geeignet. Die Beiträge stammen aus Deutschland, Südafrika, Frankreich und der
Schweiz und eigenen sich zur Thematisierung von Diskriminierung, Menschenrechten, Rassismus und
Vorurteilen
Sehr empfehlenswert ist die Neuauflage des "Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit" vom DGBBildungswerk Thüringen. Mehr Informationen über den Inhalt sowie die Möglichkeit, den Baustein für 12
Euro zu erwerben, finden Sie unter http://baustein.dgb-bwt.de.
Der ca. 400seitige Ordner beinhaltet eine Vielzahl von praktischen Methoden zur näheren
Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus.
Um sich weiter mit dem Thema Rassismus sowie Wegen gegen Rassismus zu beschäftigen, eignet sich
die „Projektkiste: Antirassismus“ aus dem Welthaus Bielefeld. Die Materialsammlung zum Thema
Rassismus, antirassistische Bildungsarbeit enthält Materialien zu den Bereichen einführende Literatur,
methodische Zugänge. Themenbezogenen pädagogischen Aufbereitungen sowie Projekte und
Infomaterialien. Die Kiste ist konzipiert für LehrerInnen der Sek I/II und MultiplikatorInnen der in der
Bildungsarbeit. Eine ausführliche Beschreibung des Kisteninhalts sowie weitere Informationen zum
Thema erhalten Sie in der Mediothek des Welthaus Bielefeld e.V.. August-Bebel-Straße 62, 33602
Bielefeld, 0521-98648-11, www.welthaus.de oder [email protected]. Dort habe Sie auch die
Möglichkeit, die Kiste gegen Gebühr zu entleihen (dies ist auch auf dem Postweg möglich).
Probleme nach der Apartheid
Die neue Regierung sah sich vor große Probleme gestellt. Die vorausgegangenen Unruhen hatten
Südafrika in eine ökonomische Krise gestürzt. Diese brachte eine hohe Verschuldung bei der Weltbank
mit sich. Des Weiteren sollten die Ungleichheiten zwischen den Bevölkerungsgruppen beseitigt werden.
Dies würde unter anderem bessere Schulen und eine bessere Gesundheitsversorgung für Schwarze
bedeuten, beides war jedoch mit hohen Kosten verbunden. Unterschiedlichste Interessen führten zu
verschiedenen Landstreitigkeiten. Schwarze, die während der Apartheid ihr Land aufgeben mussten und
gezwungen worden waren, in die Homelands zu ziehen, forderten ihr Land zurück. Die nun dort
ansässigen Weißen oder Industriebetriebe machten ihre neueren Rechte geltend.
1999 stieg Mbeki vom Vize zum Präsidenten auf. Er intensivierte in der Folge die Privatisierung von
Staatsbetrieben. Dies hat zu Stellenabbau und zu teureren Strom- und Wassertarifen geführt. Immer
mehr schwarze Arbeiter, die vor allem unter diesen Maßnahmen zu leiden haben, werden zunehmend
unzufriedener mit der Politik des ANC. Sie werfen ihm vor, dass der ANC zwar von der linken
Arbeiterklasse gewählt worden sei, dass er jedoch im Interesse der rechten Bourgeoisie regiere.
Mandela und de Klerk erhielten 1993 den Friedensnobelpreis.
In Anlehnung an das südafrikanische Regime wird heute eine systematische Diskriminierung bestimmter
Bevölkerungsgruppen, insbesondere durch einen Regierungsapparat, als Apartheid bezeichnet. Durch
eine UN-Konvention wurde Apartheid 1973 zum Verbrechen gegen die Menschlichkeit erklärt. In Orania
gibt es bis heute eine kleine Gemeinde von Buren, die sich als neue Keimzelle eines südafrikanischen
Burenstaates sehen und offen für die Wiedereinführung der Apartheid einstehen.
Trotz der Aufwärtstendenz in Südafrika seit den Wahlen 1994 gibt es noch immer sehr große soziale
Probleme. So werden Schwarze auch nach dem Ende der Apartheid meist immer noch weitaus
schlechter bezahlt als Weiße. Große Teile der Bevölkerung leben in Townships außerhalb der Städte.
Dabei handelt es sich um Wohnviertel, in denen trotz positiver Entwicklung der Lebensstandard auch
heute noch sehr niedrig ist. Die Spanne zwischen armer und reicher Bevölkerung ist nach wie vor groß.
Während die reichen Einwohner des Landes, vorwiegend Weiße, in abgeschlossenen Wohnsiedlungen
leben, die oft von Zäunen und Sicherheitspersonal umgeben sind, wohnt die Mehrzahl der Armen,
hauptsächlich schwarze Bürger, in den Townships und findet nur schwer Anschluss an die Aus- und
Weiterbildungsmöglichkeiten des südafrikanischen Staates. Aids ist trotz der Bemühungen seitens der
Regierung weiterhin ein Hauptproblem. Ein weiteres großes Problem ist die enorm hohe Kriminalitätsrate
und die Brutalität der Verbrechen, die sich besonders in den großen Städten manifestiert hat.
Wirtschaft heute
Südafrika ist ein wohlhabendes Schwellenland und wird von manchen Beobachtern UN, EU) zur Ersten
Welt gerechnet, während die ländlichen Gebiete in den ehemaligen Homelands eher noch einem
Entwicklungsland ähneln. Das Land ist sehr reich an Bodenschätzen, besonders die großen Vorkommen
an Gold, Diamanten, Kohle, Platin, Chrom und Eisenerz stärkten die wirtschaftliche Situation in den
vergangenen Jahrzehnten.
Obwohl die letzten zehn Jahre vom Wachstum geprägt waren, liegt die Arbeitslosenquote bei etwa 27%
(Stand: Januar 2006), und die Nachwirkungen der Apartheid, vor allem Armut und wirtschaftliche
Benachteiligung der nicht-weißen Bevölkerung, sind noch nicht beseitigt. Weitere Probleme sind eine
hohe Kriminalitätsrate, Korruption und HIVAids. Anfang 2000 kündigte Präsident Thabo Mbeki an, das
Wirtschaftswachstum und die Investitionen durch die Auflockerung des Arbeitsrechts, die Privatisierung
staatlicher Betriebe und die Senkung der Staatsausgaben zu fördern. Diese Bestrebungen stoßen auf
harten Widerstand von Seiten der organisierten Arbeitnehmerschaft. Die Einführung von Mindestlöhnen
führte in Südafrika zu einer vermehrten Entlassung von nicht mehr bezahlbaren Landarbeitern und zu
einer entsprechenden Landflucht und Arbeitslosigkeit.
Ein weiteres Problem der südafrikanischen Wirtschaft ist das fehlende Wissen im Verwaltungsbereich.
Öffentliche Stellen wurden in den vergangenen Jahren oftmals an verdiente, aber manchmal
verwaltungstechnisch leider auch inkompetente, Widerstandskämpfer gegen das Apartheidsregime
vergeben. Diese Praxis wird oftmals in den südafrikanischen Medien als Nepotismus bezeichnet.
Trotz der geschilderten Probleme hat sich Südafrika in den letzten Jahren wirtschaftlich positiv entwickelt.
Obwohl nur 4% des südafrikanischen Bruttosozialprodukts aus der Landwirtschaft stammen, ist das Land
der drittgrößte Exporteur von Agrarprodukten in der Welt. Wichtigste Industriezweige sind
Rohstoffförderung (weltweit größter Förderer von Platin, Gold, Chrom, Diamanten), Metallverarbeitung,
Eisen- und Stahlproduktion, und die Nahrungsmittelproduktion (Getreide, Zuckerrohr, Obst und Gemüse,
Fleisch, Wein). Das Bruttosozialprodukt beträgt knapp 130 Mrd. $ (2926$ pro Einwohner) und ist damit
das höchste aller afrikanischer Staaten.
Kriminalität
Die Kriminalität in Südafrika ist ein sehr großes Problem. Das Land hat eine der höchsten
Verbrechensraten weltweit. Nur in Kolumbien ist die Lage noch drastischer. Nach einer Studie der
Vereinten Nationen für die Jahre 1998 - 2000 ist Südafrika trauriger Spitzenreiter in den Bereichen Mord
durch Feuerwaffen, Totschlag, Vergewaltigung und Körperverletzung. Es belegt außerdem Platz zwei im
Bereich Mord und Platz vier bei Raubüberfällen. Die Gründe für die Kriminalität liegen hauptsächlich an
den großen sozialen Ungleichheiten und den extremen Gegensätzen von armen (meist schwarzen) und
reichen Bürgern in den Städten Südafrikas. Zu Beginn der 2000er Jahre wird die Kriminalitätsrate mit
zunehmendem Erfolg verringert, was hauptsächlich an der immer stärker wachsenden schwarzen
Mittelschicht liegt, durch die sich die Kluft zwischen Reich und Arm nicht weiter vergrößert. Da die
Arbeitslosigkeit in der schwarzen Bevölkerungsgruppe aber immer noch besonders hoch ist und dort oft
extreme Armut herrscht, sind auch überdurchschnittlich viele arme Menschen von Verbrechen betroffen.
Unter dem Apartheidregime existierte eine brutale Polizeibehörde, die das Kriminalitätsproblem mit gegen
die Menschenrechte verstoßenden Methoden zu lösen versuchte. Nach dem Übergang zu einer
demokratisch gewählten Regierung wurde im Polizeiapparat ein Vakuum hinterlassen, das bis heute nicht
gefüllt werden konnte. Seit einigen Jahren wird die Polizei jedoch in allen Bereichen verstärkt und das
aus New York bekannte Zero-Tolerance-Konzept wird auch in Südafrika übernommen. Dies bedeutet,
dass auch kleine Straftaten mit hohen Strafmaßnahmen geahndet werden. Zur Verringerung der
Kriminalität ist die Innenstadt Johannesburgs heute mit Überwachungskameras ausgestattet.
Nach der Kriminalitätsstatistik der südafrikanischen Polizei wurden im Jahr 2005 mehr als 55.000
Vergewaltigungsfälle gemeldet, was einem Zuwachs gegenüber 2001 von 1,5% gleichkommt. Des
Weiteren wurden mehr als 267.000 Fälle von Körperverletzung registriert. Die Anzahl der Morde im Land
konnte zwischen 2001 und 2005 um mehr als 12% reduziert werden und lag 2005 bei etwa 18.000
gemeldeten Fällen. Eine südafrikanische Besonderheit ist das so genannte Carjacking, bei dem das Auto
gewaltsam entführt wird. Sollte der Fahrer Widerstand leisten, wird er häufig erschossen. Auch ohne
Widerstand kann dies jedoch oft passieren, um ihn als Zeugen auszuschalten.
Da das Problem der Kriminalität im südafrikanischen Alltag bis heute präsent ist, hatte dies in der
Vergangenheit zum Teil weit reichende Konsequenzen für das gesellschaftliche Leben. Viele
wohlhabende Südafrikaner zogen in die Vororte, um dort in abgesperrten und bewachten Wohnvierteln
zu leben und die relative Sicherheit in den Vororten genießen zu können. Die Nachwirkungen dieser
Flucht aus der Innenstadt sind heute noch besonders in Johannesburg zu beobachten, wo das
Stadtzentrum nahezu verlassen ist und das Leben sich in die noblen nördlichen Vororte von Sandton
verlagert hat.
Homelands und Townships
Townships dienten während der Apartheid in Südafrika als Wohngegenden für die schwarze, die farbige
(Coloureds) oder die indische Bevölkerung. Sie konnten Ausmaße einer ganzen Stadt annehmen. Ein
typisches Beispiel ist Soweto (South Western Townships), ein Stadtteil von Johannesburg in der Provinz
Gauteng im nordöstlichen Teil des Landes.
Als Homelands wurden während der Apartheid die Stammesgebiete der Schwarzen in Südafrika
bezeichnet, die von den weißen Apartheidführern abwertend Bantustans genannt wurden. Mit der
Homeland-Politik sollten die „Rassentrennung“ der Apartheid unter dem Motto der „separaten
Entwicklung“ auch territorial durchgesetzt werden. Ein großer Teil der Schwarzen wurde aus dem Staat
Südafrika ausgegliedert, nicht zuletzt um einen von Schwarzen beherrschten Einheitsstaat zu verhindern.
Homelands sollten formell unabhängige Staaten werden, deren Bewohnern die (Schein-)Unabhängigkeit
zugestanden werden sollte. Die Homelands waren ökonomisch, finanziell und militärisch jedoch
vollständig von Südafrika abhängig. De facto stellten sie lediglich vom übrigen Staatsgebiet abgetrennte
Reservate dar. Von den zehn Homelands, die während der Apartheid installiert wurden, erhielten nur vier
die Unabhängigkeit. Die Transkei wurde 1976 zuerst für quasi-unabhängig erklärt, ein Jahr später folgte
Bophuthatswana, Venda 1979 und Ciskei 1981. Nach dem Ende des Apartheid-Regimes wurden die
Homelands wieder zu in die Republik Südafrika in die neun neuen und umorganisierten Provinzen
integriert.
Südafrika hat heute noch mit den Auswirkungen dieser getrennten Entwicklung zu kämpfen. Die Gebiete
der ehemaligen Homelands sind am wenigsten entwickelt, haben die größten Bevölkerungsdichten und
das geringste Pro-Kopf-Einkommen. So ist beispielsweise die Provinz Ostkap, in die die größten und
bevölkerungsreichsten Homelands Transkei und Ciskei integriert wurden, die ärmste und
wirtschaftsschwächste Provinz. Durch den niedrigen Lebensstandard in den ehemaligen Homeland und
großen Teilen der Townships ist hier auch das Krankheitsrisiko höher und die Lebenserwartung geringer.
Aids
Aids gilt als die „tickende Zeitbombe“ Südafrikas. Im Jahr 2004 waren offiziellen Schätzungen zufolge
etwa 21,5% der südafrikanischen Bevölkerung mit dem HI-Virus infiziert. Damit liegt die Quote
international auf einem der vorderen Plätze nach Swaziland mit geschätzten 40%. Die offizielle Anzahl
der Infizierten ist mit etwa 5,2 Millionen in Südafrika weltweit am zweithöchsten, direkt nach Indien.
Die meisten Infizierten sind Vertreter afrikanischer Volksgruppen in den ehemaligen Townships mit einer
Infektionsrate von teilweise bis zu 100%. Diese Entwicklung und die weitere Ausbreitung der Krankheit
haben dramatische demografische Folgen für das Land: die Lebenserwartung nahm in den letzten 15
Jahren um rund 20 Jahre ab, von knapp 65 Jahren 1990 auf 43 Jahren 2005.
Die Ursachen für die immer noch stetige Ausbreitung von HIV/Aids liegen gemäß UNAIDS an der frühen
sexuellen Aktivität der Jugendlichen (das Durchschnittsalter beim ersten Geschlechtsverkehr beträgt bei
Männern 16,4 Jahre und bei Frauen 17 Jahre) in Zusammenhang mit schlechter bzw. schlicht nicht
vorhandener Präventionsaufklärung. Bei den Fünfzehn- bis Neunzehnjährigen sind 4,8% infiziert, bei den
Zwanzig- bis Vierundzwanzigjährigen bereits 16,5%. Auch sexuelle Gewalt scheint in Südafrika eine
große Rolle zu spielen: etwa 28% der Frauen geben an, schon mindestens einmal gegen ihren Willen
zum Geschlechtsverkehr gedrängt worden zu sein. Die Südafrikanische Aidsstiftung (engl.: Aids
Foundation of South Africa) prognostiziert, dass innerhalb der nächsten drei Jahre jährlich etwa 250.000
Südafrikaner an Aids sterben werden und diese Zahl bis zum Jahr 2008 um ungefähr 500.000 jährlich
anwachsen wird.
Literaturtipps für den Unterricht:
„Lifetime. Die Kinder vom Nazareth House“ – von Philine Hoffmann. Über das Leben aidskranker Kinder
in Kapstadt/ Südafrika (erhältlich in jedem Buchhandel) Broschiert: 136 Seiten Verlag: Bucher (1999)
ISBN: 3765812544
Zur weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema HIV/Aids eignet sich die DVD „Steps for the future“
„Steps for the future“
("Alltag im südlichen Afrika im Zeichen von HIV/AIDS")
Südafrika, Namibia, Mosambik, Sambia, 2004, f. Kurzfilme, 197 min., geeignet ab 12 Jahren; zu beziehen
über www.ezef.de; dort finden sie eine große Auswahl an anderen südafrikanischen Filmen,
Dokumentationen
Kultur
Südafrika hat aufgrund der historischen Entwicklung und der ethnischen Vielfalt keine einheitliche Kultur,
die Sitten und Gebräuche unterscheiden sich sehr stark je nach Region und Bevölkerungsstruktur.
Südafrika wird deshalb heute oft als Regenbogennation bezeichnet, da nur wenige Länder der Welt
ebenso unterschiedliche Kulturen aus allen Erdteilen beheimaten.
Von der schwarzen Bevölkerungsmehrheit lebt immer noch ein beträchtlicher Anteil in ärmlichen
Verhältnissen in ökonomisch schwachen, ländlichen Gebieten. Besonders von diesen werden heute noch
die traditionellen Riten mit Tanz und Musik gepflegt und am Leben gehalten, da mit der zunehmenden
Verstädterung und Europäisierung Südafrikas und der ursprünglichen Bevölkerung auch traditionelle
Bräuche und Gewohnheiten an Bedeutung verloren.
Die Lebensgewohnheiten der weißen Bevölkerungsminderheit sind in vielen Belangen ähnlich denen, die
auch in Westeuropa, Nordamerika oder Ozeanien zu finden sind. Historische Feindseligkeiten zwischen
Afrikanern und englisch-stämmigen Weißen wurden mittlerweile ausgeräumt und machten den Weg frei
für ein friedliches Miteinander dieser beiden Volksgruppen.
Trotz der Diskriminierung während der Zeit der Apartheid fühlen sich die farbigen Bewohner heute näher
mit der weißen Kultur als mit der schwarzen südafrikanischen Kultur verbunden. Dies ist besonders bei
denjenigen zu beobachten, die Afrikaans als Muttersprache sprechen und die die gleichen oder ähnliche
Religionen wie die Weißen haben. Nur eine kleine Minderheit der farbigen Bevölkerung, die auch als
Kap-Malaien bekannt sind, sind Moslems.
Asiaten, die hauptsächlich indischer Herkunft sind, pflegen ihr eigenes kulturelles Erbe, ihre Sprachen
und Religionen. Die meisten sind Hindi oder sunnitische Moslems und sprechen mittlerweile als
Muttersprache Englisch, während Sprachen wie Tamil oder Gujarati immer seltener in Südafrika
anzutreffen sind.
Musik
Mit der Befreiung Südafrikas von der Apartheid erlangte eine neuer Musikstil Popularität und liegt bis
heute bei den Jugendlichen des Landes im Trend: der Kwaito.
In der Republik Südafrika war die Musikindustrie im Gegensatz zum übrigen Afrika schon lange sehr
ausdifferenziert und auf Zielgruppen orientiert. Andere Musikarten, wie die "jive"-Stile, die Disco-Musik
"mbaqanga", die "isicathamiya" –Tanzwettkämpfe oder wie Reggae und Gospel werden auch weiterhin in
Südafrika gehört. Im Kwaito können die Jugendlichen jetzt offen die gesellschaftlichen Verhältnisse
kritisieren. Früher war dies nur versteckt oder zwischen den Zeilen möglich. Der musikalische Ursprung
des Kwaito ist eine Synthese aus vielen Quellen, darunter R&B, House, Hip-Hop und Ragga. Die genaue
Herkunft des Namens für diesen Musikstil ist nicht geklärt. Es wird vermutet, dass Kwaito für eine
Kombination des Wortes Kwaai, was in Afrikaans so viel wie "voller Ärger" bedeutet, mit der Abkürzung
"To" für Townships steht oder auf eine Band aus den 1950er Jahren, der "Amakwaitos Gang" aus Soweto
anspielt.
Eine ganz andere musikalische Entwicklung ist in vielen afrikanischen Ländern zu beobachten: die neue
akustische Musik. Eine mangelhafte Infrastruktur, eine schlechte Stromversorgung und Geldmangel
bewirkten vielerorts eine Rückbesinnung auf die akustische Musik. Neu an ihr ist, dass häufig
Musikinstrumente in einer noch nie da gewesenen Kombination eingesetzt werden. Aus der großen
Anzahl unterschiedlicher Instrumente einer Musikkultur werden ganze Orchester gebildet.
In Sierra Leone, im Kongo und in Kenia ist dieses Phänomen sehr verbreitet.
Wer sich einen von Afrikas TV-Kanälen mit Musikprogramm (Channel O, Channel 5 East African TV, AIT,
MCM) ansieht, wird von der Vielfalt an attraktiven Videoclips überrascht sein. Regionale Besonderheiten
kommen schon bei der Produktion der Clips zum Tragen. Musikvideos aus dem frankophonen West- und
Zentralafrika werden hauptsächlich in Paris und Brüssel, aber auch auf dem afrikanischen Kontinent
gedreht. Die Videos aus dem lusophonen Sprachraum Afrikas entstehen zu einem großen Teil in
Lissabon. Dagegen produzieren anglophone Musiker ihre Clips vorzugsweise in Nigeria, Ghana, Kenia
oder Tansania – und natürlich in Südafrika. Afrikanische Musik ist fernab von jeder Nostalgie ständig in
Bewegung und bringt immer wieder neue Richtungen hervor.
Für weitere Informationen über Südafrika schauen Sie hier:
www.parliament.gov.za
offizielle Website des südafrikanischen Parlaments
www.auswartiges-amt.de
(Stichwort: Südafrika) Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes
www.suedafrika.org
Website der südafrikanischen Botschaft in Deutschland
www.southafrica-infoweb.com
vielseitige Linkhinweise zu Land, Leuten etc.
www.travelphoto.net
englischsprachige Seite mit vielen Fotos aus Südafrika
www.netzeitung.de
(Stichwort: Südafrika) aktuelle Meldungen aus Südafrika
www.capeargus.co.za
Website von Cape Argus, einer südafrikanischen Zeitung (englisch)
www.thestar.co.za
Website von The Star, einer südafrikanischen Zeitung (englisch)
www.welthungerhilfe.de
www.brot-fuer-die-welt.de
www.tdh.de
http://www.medico.de/projekte/suedafrika/
Projekte in Südafrika, die Kindern und Jugendlichen Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen; außerdem zu
finden: Fallbeispiele
Weitere Materialhinweise zum Thema Eine Welt in Unterricht finden sie hier:
Welthaus Bielefeld u.a. Eine Welt im Unterricht - Sek. I/II. Ausgabe 2006/2007.
Materialien, Medien, Adressen. Broschüre A4, 80 S., Bielefeld 2006. Preis: 2,60 € (plus Versand).
Was man tun kann
wollen Schüler/innen häufig wissen, wenn sie von der Not der Menschen anderer Länder erfahren.
Globales Lernen sollte stets auch Wege aufzeigen, aktiv zu werden. Eine Möglichkeit ist, bestehende
Hilfsprojekte und humanitäre Organisationen durch Spenden und Mitarbeit zu unterstützen. Zum
Spendensammeln gibt es unzählige kreative Möglichkeiten für Schüler/innen und ganze Schulen. Hier
eine Zusammenstellung einiger (z.T. bereits genannter) Webseiten, auf denen man sich über
Hilfsprojekte und Unterstützungsmöglichkeiten für Südafrika informieren kann:
www.tdh.de
(=> Stichwort Südafrika) verschiedene Hilfsprojekte
www.welthungerhilfe.de
(=> Stichwort Südafrika)
www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/
(=> Stichwort: Südafrika)
www.blinde-kuh.de
Kindgerechte Suchmaschine zur Eigenrecherche
www.helles-koepfchen.de
Kindgerechte Suchmaschine zur Eigenrecherche
Spenden ist nicht alles,
denn Menschen in Krisenregionen sind nicht aus eigener Schuld in Not geraten. Sie brauchen keine
Almosen, die nur ihre Abhängigkeit vom „Spendentropf“ fördern, sondern langfristige praktische
Unterstützung, um ihr Leben aus eigener Kraft neu zu organisieren oder um überhaupt zu überleben.
Denn abgesehen von Naturkatastrophen wie Seebeben oder Dürre sind vor allem (inter-)nationale
politische Machtbestrebungen, wirtschaftliche Interessen und Abhängigkeiten, Verteilungskämpfe um
Ressourcen, Misswirtschaft und Korruption verantwortlich für Armut und Hunger. Zusätzlich zur konkreten
Projektunterstützung muss deshalb ein umfassenderes Verständnis weltpolitischer Zusammenhänge und
globaler Prozesse entwickelt werden. Dieses politische Bewusstsein gilt es, auch bei Schüler/innen
anzuregen und ihnen Umsetzungsmöglichkeiten im Alltag und innerhalb der eigenen Gesellschaft zu
zeigen, z.B. in Form von politischem oder sozialem Engagement, als Konsument oder durch Einwirkung
auf Entscheidungsträger/innen.
Ideenpool
Anregungen für thematische Einstiege, Aktionen und Projekte im Unterricht








Informationen, Vorwissen, Assoziationen zum Land abfragen, z.B. durch Brainstorming,
MindMap, Kartenabfrage
Fotos, Filme und Bücher als Gesprächsanlässe auswählen (mit und ohne Vorinformationen)
eine Organisation einladen oder besuchen, die Projekte in Südafrika unterstützt
Schüler/innen recherchieren und erstellen Wandzeitungen, Fotocollagen, Ausstellungen o.ä. zum
Land, zu ausgewählten Themen oder zum Vergleich mit dem Alltag der Jugendlichen in
Deutschland. Jede Menge Zahlen für Ländervergleiche bietet www.welt-in-zahlen.de
Radiosendung produzieren oder Zeitungsartikel (z.B. für Schulzeitung) verfassen
Projekte von Hilfsorganisationen untersuchen, präsentieren, vergleichen und gegebenenfalls
Unterstützungsaktionen organisieren oder mitarbeiten
Schulpartnerschaften suchen und aufbauen
Verkaufsstand organisieren für fair gehandelte Produkte aus Südafrika
Weiterführende Links zum Globalen Lernen:
www.globlern21.de Internetportal zum Globalen Lernen mit vielfältigen Verweisen
www.eine-welt-netz.de Eine Welt im Internet – Einstiegsseite zum Globalen Lernen
www.globales-lernen.de: Webseite vom Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung
www.eine-welt-unterrichtsmaterialien.de Datenbank mit Unterrichtsmaterialien zum Bestellen
www.weltinderschule.uni-bremen.de umfangreiche Unterrichtsmaterialien, kostenlose Ausleihe,
Anregungen für Eine –Welt – Themen im Unterricht vom Projekt „Eine Welt in der Schule", Uni. Bremen
www.learn-line.nrw.de vom NRW - Landesinstitut für Schule mit Recherchemöglichkeit
www.baobab.at österreichische Website mit Literatur, didaktischen Tipps, Praxisbeispielen
Stand: Dezember 2011