Das Wunder „Geburt“
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Das Wunder „Geburt“
Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Geburt Gefühle die man nicht beschreiben kann. Liebe, die in Erfüllung gegangen ist. Gewissheit, das Wertvollste dieser Erde in den Armen zu halten. Das Wunder „Geburt“ Joham Hermine Seite 1 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Inhaltsverzeichnis: Persönliches: Meine Beweggründe zur Ausbildung der Dipl. Familienmentorin Warum ich mich für das Thema Geburt entschieden habe Seite 3 4/5/6/7 Fachliches: Das Baby macht sich auf den Weg 8/ 9 Am Entbindungsort angekommen 10 Die Phasen der Geburt Die Geburt 11/ 12 13 Was leistet ein Kind beim Durchtritt durch den Geburtskanal 14/ 15 Geburtspositionen- Umgang mit dem Wehenschmerz 16/ 17 Wie kann der Partner die Frau unterstützen 17 Geburtsarten und Komplikationen 18 Psychische Auswirkungen geburtshilflicher Eingriffe 19/20/21 „Bonding“: Wo gehört ein Baby nach der Geburt hin 22 Wie möchte ich Eltern in Zukunft unterstützen und begleiten 23 Mein Ziel in der Elternarbeit 24/25 Geburtswunschplan 26 Literaturliste 27 Joham Hermine Seite 2 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Persönliches: Meine Beweggründe zur Ausbildung der Dipl. Familienmentorin Seit 12 Jahren bin ich als Pädagogin im Kleinkindbereich tätig. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder, Michael 27Jahre, Silvia 24 Jahre und Lisa 13 Jahre. Als ich mit Lisa in Karenz war, stellte sich irgendwann die Frage, was, wie und wo ich nach der Karenzzeit arbeiten werde. Durch ein Zeitungsinserat wurde ich auf die Ausbildung der Dipl. Tagesmutter und Dipl. Kleinkinderzieherin aufmerksam. Mit Freude habe ich mich entschieden Tagesmutter zu werden. Kinder ein Stück ihres Weges zum Erwachsen werden zu begleiten, sie zu fördern, sie zu stärken und ihnen einen Platz der Geborgenheit im kleinen familiären Kreis zu geben, liegt mir sehr am Herzen. Im Laufe der Jahre wurde mir immer mehr bewußt, wie oft die Eltern Unterstützung von mir benötigen. Für Fragen über Erziehung, Krankheit, Entwicklung, usw. bin ich stets die erste Ansprechpartnerin. Eltern brauchen in unserer rasanten Zeit immer mehr Hilfe und vor allem dann, wenn es irgendwelche Auffälligkeiten bei ihren Kindern gibt. Schon die Trotzphase kann zur Herausforderung werden und die Eltern kommen oft an ihre Grenzen. Obwohl ich ein fundiertes pädagogisches Fachwissen besitze, hatte ich immer das Gefühl, mir fehlt noch etwas. Als ich voriges Jahr den Folder der Dipl. Familienmentorin in der Hand hielt, wußte ich sofort, diese Ausbildung ist das fehlende Puzzleteil. Damit habe ich die Möglichkeit, mit neuen Werkzeugen, erlernten Methoden und erworbenen Kompetenzen die Eltern und deren Kinder noch professioneller zu unterstützen und zu begleiten. Ich bin mir sicher ich habe die richtige Entscheidung getroffen. Joham Hermine Seite 3 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Warum ich mich für das Thema Geburt entschieden habe Bei meinen drei Kindern erlebte ich ganz unterschiedliche Geburten. Leider waren auch traumatische Erlebnisse dabei. Während meiner Ausbildung zur Dipl. Familienmentorin konnte ich diese Erlebnisse aufarbeiten, verstehen, akzeptieren und lösen. Bei der Geburt von Michael erlebte ich viele traumatische Erfahrungen während 11 Wehenstunden, Einlauf, Einleitung mit Wehentropf Dammschnitt und und Vaginaltabletten, einer Hebamme, die Blasensprengung, mich leider nicht einfühlsam begleitete. Ich hätte dies besonders bei der ersten Geburt gebraucht. Anstatt Mitgefühl wurde mir gesagt, ich soll mich nicht so anstellen. Ich freute mich so auf mein Baby, aber ich fühlte mich so hilflos. Ich verbrachte die Stunden angeschlossen am Wehenschreiber im Bett. Es war meine erste Geburt, ich war unerfahren, zu der Zeit gab es noch keine Schwangerschaftsvorbereitung mit Treffen usw. Als zufällig nach elf Stunden ein Arzt in den Kreissaal kam und mich mit Sauerstoffmaske bereits in den Presswehen, im Bett liegen sah, erkannte dieser sofort, dass er handeln musste. Er kniete auf meinem Bauch und drückte das Baby in den Geburtskanal. Hört sich schlimm an, war es aber nicht. So half er meinem Sohn binnen einiger Minuten das Licht der Welt zu erblicken. Die Lage war sehr ernst, Michael war dunkelblau, das Fruchtwasser erbsengrün und ich fast ohnmächtig. Ich war dem Arzt unendlich dankbar. Die Hebamme wurde noch im selben Jahr entlassen, es hat danach noch einige unverzeihliche Vorfälle gegeben. Es war nicht ihre Berufung Babys auf die Welt zu helfen. Joham Hermine Seite 4 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Als ich dreieinhalb Jahre später meine Tochter Silvia zur Welt brachte, war ich um einiges an Erfahrung reicher. Als um 01.00 Uhr in der Nacht die Wehen einsetzten, war ich ganz entspannt. Ich hatte mir vorgenommen, zu Hause zu bleiben bis sie in kurzen regelmäßigen Abständen zu spüren sind. Durch den intuitiven Wechsel meiner Positionen umgehen. Erst um 05.30 konnte Uhr ich bin gut ich mit im den Wehen Krankenhaus angekommen. Eine nette mütterliche Hebamme nahm mich herzlich in Empfang. Die Herztöne und die Wehen mittels CTG wurden kontrolliert. Nach dem 06.00 Uhr dauerte, Aufnahmeprozedere, das ca. bis (denn damals wurden die ganzen Formalitäten erst am Entbindungstag aufgenommen), bekam ich doch wieder einen Einlauf. Um 06.30 verspürte ich den Drang auf die Toilette zu gehen, aber schon nach wenigen Minuten hatte ich das Gefühl mein Baby kommt. Ich rief die Hebamme und sagte ihr, dass ich ihre Hilfe benötige. Sie lächelte mich freundlich an und sagte.“ Aber Mama, das dauert schon noch ein bisserl“. Dann ging alles ganz schnell, die Presswehen setzten ein und um 07.04 war mein Baby geboren. Überglücklich konnte ich Silvia sofort nach der Geburt an meiner Brust in dieser Welt willkommen heißen. Ich werde diesen Augenblick nie vergessen. Damals wußte ich noch nicht, wie wichtig diese Zeit für die Bindung zwischen uns ist. Ja, so hatte ich mir die Geburt in Träumen oft vorgestellt. Ich bin überzeugt, viele Faktoren sind für dieses schöne Erlebnis verantwortlich gewesen. Meine eigene Einstellung und die Hebamme, die mir ein Gefühl von Geborgenheit und Ruhe vermittelte und freundlich und mitfühlend Anweisungen gab. Natürlich auch Silvia, die es sehr eilig hatte. Trotzdem gab es keine Hektik und wir brauchten keine ärztliche Hilfe. Wir haben es alleine geschafft! Joham Hermine Seite 5 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Bei meiner jüngsten Tochter Lisa, setzten die Wehen eine Woche nach dem errechneten Geburtstermin ein. Ich war ganz zuversichtlich und freute mich, da mich diesmal mein Partner bei der Geburt begleitete. Er wurde zum ersten Mal Papa und war sicherlich sehr aufgeregt. Nach den ersten Untersuchungen im Kreissaal, bot mir die Hebamme an, zur Entspannung während der Wehen zu baden. Die Wehen kamen schon in kürzeren Abständen und ich sagte zu meinen Mann, ich glaube es wird nicht mehr allzu lange dauern. Ich spielte mit dem Gedanken einer Wassergeburt. Leider verbrachte ich nur ca. eine halbe Stunde in der Wanne, dann forderte uns die Hebamme auf, in den Kreissaal zurück zu kommen. Es war uns irgendwie unverständlich, denn ich fühlte mich im Wasser sehr wohl, aber wir kamen der Aufforderung nach und gingen in den Kreissaal zurück. Als wir die Türe öffneten, telefonierte die Hebamme und wir mußten leider noch mithören was sie sagte: „Ich brauche einen Arzt, wir erwarten ein Riesenbaby!“ In diesem Augenblick versperrte sich mein Körper, die Wehen setzten aus und ich verspürte große Verzweiflung und Angst. Als sie uns erblickte erklärte sie uns, dass es möglich ist ein großes Baby zu erwarten, mit einen großen Kopfumfang, da mein Mann und ich einen großen Kopf hätten. Wir beide waren sehr verunsichert und wußten nicht was uns erwartet. Die Wehen setzten irgendwann wieder ein und ein mir bekannter Arzt war fast ständig im Kreissaal. Er beruhigte mich und ich vertraute ihm. Mit der Hebamme war die Stimmung nicht perfekt. Zum Glück war um sieben Uhr Schichtwechsel, worüber ich echt froh war. Die zweite Hebamme hat mir immer wieder Mut zugesprochen. Aber leider ging die Geburt nicht voran. Mein Partner war mit der ganzen Joham Hermine Seite 6 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Situation ziemlich überfordert. Er konnte mir nicht helfen und stand eigentlich die meiste Zeit hilflos bei der Sprossenwand, denn irgendwie war er dem Personal immer im Weg. Nach ca. 8 Stunden versammelte sich eine ganze Scharr an Ärzten im Kreissaal und der Primar versuchte das Baby zu drehen. Er erklärte uns, sollte das Baby in der nächsten halben Stunde den Geburtsweg nicht finden, so müsste ein Kaiserschnitt gemacht werden. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich war so froh, das endlich ein Ende absehbar war, ob mit Kaiserschnitt oder normaler Geburt. Gleichzeitig war ich enttäuscht, dass ich meinen Mann, mir und unseren Baby den wundervollsten Augenblick der Geburt nicht schenken konnte. Ich hätte unser Baby so gerne mit meinem Mann zugleich auf dieser Welt begrüßt. So habe ich mir den Geburtsverlauf nicht gewünscht, aber in diesem Moment mußte ich den Ärzten und ihren Fähigkeiten vertrauen. Mir war klar, wenn Gefahr für mich oder meinem Baby besteht, muss ich das Bild eines schönen Geburtsprozesses loslassen und mich für den sicheren Weg zugunsten eines gesunden Babys entscheiden. Der Kaiserschnitt wurde mit Vollnarkose durchgeführt. Lisa wog 4000g, war 52cm groß und der Kopfumfang war 36 cm. Als erstes sah mein Mann unser Baby, leider schon fertig angezogen und ich erst viele Stunden später. (Kein Bonding möglich gewesen!) Das waren meine Geburtserfahrungen in Kurzform. Heute bin ich in der Lage diese Erlebnisse von vielen verschiedenen Perspektiven zu betrachten und ich stelle das Positive in den Vordergrund. Die Geburt ist ein Wunder und wird immer ein Wunder bleiben! Sie kann zu einem schönen unvergeßlichen Erlebnis für Frau, Partner und Baby werden, sofern es keine besonderen Vorkommnisse oder unvorhersehbare Komplikationen gibt. Joham Hermine Seite 7 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Fachliches: Das Baby macht sich auf den Weg In den Tagen und Wochen vor der Geburt des Babys kann der Körper Signale aussenden. Vor allem bei der ersten Geburt können diese Signale schon Wochen vor dem eigentlichen Geburtsbeginn wahrgenommen werden. Das Köpfchen oder der Po schiebt sich tiefer ins Becken. Dieser Vorgang wird von sogenannten Senkwehen begleitet. Hormonell bedingt werden die Gelenke und Bänder im Becken weicher und der Beckenboden entspannt sich. Dadurch entsteht ein Raum, indem sich das Baby hineinschiebt. Es hat nun eine wunderbare Startposition gefunden. Während dieser einmaligen Umgebung in der Reise verläßt Gebärmutter das und Baby die basiert vertraute dann den Beckenkanal, um in einer vollkommen neuen Welt aufzutauchen. Der Geburtsbeginn und seine Vorzeichen: Zeichnen: Damit ist der Abgang des Schleimpfropfes gemeint, der während der gesamten Schwangerschaft schützend vor dem Muttermund liegt. Während der Muttermund reift und sich zu weiten beginnt, kann sich der Schleimpfropf lösen und als Scheidenausfluss sichtbar werden. Er sieht aus wie ein Pfropf aus Hühnereiweiß, der mit etwas Blut vermischt ist. Obwohl das ein Zeichen ist, das der Muttermund sich langsam öffnet, heißt das nicht, dass die Geburt sofort losgeht. Es ist von Frau zu Frau verschieden. Joham Hermine Seite 8 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Wehen: Es kann durchaus sein, dass die ersten Wehen nur als Härterwerden des Bauches und leichten Kreuzschmerzen verspürt werden. Die Wehen verkürzen den Gebärmutterhals und öffnen somit den Muttermund. Die Lage und Festigkeit des Gebärmutterhalses (Zervix) verändert sich ca. ab der 36.SSW. Während der Schwangerschaft war er ein 3 bis 4cm langer Zapfen aus festem Gewebe, der sich nach hinten Richtung Kreuzbein neigte. Hatte die Mama gegen Ende der Schwangerschaft schon kräftige Wehen, so ist ihr Gebärmutterhals schon verstrichen und der Muttermund leicht geöffnet, so wird die Eröffnungsphase nicht allzu lange dauern. Ist der Muttermund aber noch vollständig verschlossen können noch viele Stunden bis zur Geburt des Babys vergehen. Blasensprung: Die Fruchtblase platzt in den meisten Fällen zu irgendeinen Zeitpunkt während der Geburt. Aber bei 10 bis 15 Prozent der Frauen auch bevor die Geburtswehen eingesetzt haben. Die größte Befürchtung bei einem Blasensprung ist die Möglichkeit eines Nabelschnurvorfalls. Wenn sich der Kopf des Kindes noch zu weit im mütterlichen Becken befindet und nicht vollständig abdichtet, besteht die Gefahr, dass die Nabelschnur zwischen Kopf und Muttermund rutscht. Durch den ständigen Druck des Köpfchens auf die Nabelschnur kann die Versorgung des Kindes unterbrochen werden. Aus diesem Grund raten die Ärzte den Frauen sich nach einem Blasensprung sofort hinzulegen und sich nur liegend in die Klinik transportieren zu lassen. Joham Hermine Seite 9 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Am Entbindungsort angekommen Die Aufnahmeprozeduren verlaufen unterschiedlich. Aber es sollte immer eine Hebamme die erste Ansprechpartnerin für die werdende Mutter sein. Optimal wäre es, wenn noch genügend Zeit für die Besprechung der Wünsche während des Geburtsablaufes vorhanden ist und auch die Hebamme ein offenes Ohr dafür hat. „Ich werde noch tiefer auf dieses Thema in meiner Diplomarbeit eingehen.“ Den folgenden Ablauf bestimmt der Fortschritt der Geburt. Die Herztöne des Kindes werden mit dem CTG überprüft. Ebenfalls werden die Wehen mittels CTG aufgezeichnet. Temperatur, Puls und Blutdruck werden gemessen. Bei der vaginalen Untersuchung wird die Weite und Beschaffenheit des Muttermundes ertastet, damit kann die Hebamme beurteilen in welcher Höhe und wie sich das Köpfchen des Babys im Becken befindet. In manchen Kliniken werden noch routinemäßig die Rasur der Schamhaare und der Einlauf zur Darmentleerung gemacht. Kommt aber nicht mehr allzuoft vor. Oftmals kann es sein, dass die bisher kräftigen und regelmäßigen Wehen kaum in der Klinik angekommen, deutlich nachlassen oder ganz verschwinden. Die Ursache kann die neue Situation und Umgebung sein. Nach einem Spaziergang kommen sie meistens wieder regelmäßig. Joham Hermine Seite 10 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Die Phasen der Geburt Die Eröffnungsperiode ist die erste und längste Phase der Geburt. Sie beinhaltet das Öffnen des Muttermundes von 0 auf 10 cm. In der ersten Phase wird der Muttermund vollständig weich und weitert sich die ersten 4cm. Während dieser Zeit sind die Wehen noch meist schwach und selten. In der aktiven Phase weitert sich der Muttermund von 4 auf 10 cm, jetzt sind die Wehen stärker, dauern länger und sind häufiger. Wehen sind in der Regel harte Arbeit, die die Mutter bis an ihre Grenzen und vielleicht darüber hinaus fordern wird. Gefühle während der Wehen: Die Mutter durchlebt viele Stimmungen und Gefühle. Es können Momente der Verzweiflung, Angst, Panik, Mutlosigkeit, Gereiztheit und Schwäche aufkommen. Sie kann aber auch überflutet werden von intimen Gefühlen ihren Partner gegenüber, die sie glücklich machen. Sie ist voller Vorfreude auf die Geburt ihres Kindes. Den Frauen ist es ein Bedürfnis diese Gefühle laut auszudrücken, durch Schreien, Stöhnen oder Lachen. Manchmal müssen Frauen sich auch übergeben, dafür braucht man sich nicht zu schämen. Dies lockert die Spannung und meistens geht es den Frauen nachher besser. Es ist auch möglich das Frauen ihre Partner anschreien und ihn für alles was sie während der Geburt erleben verantwortlich machen. Die Männer sollten das aber nicht persönlich nehmen. Dafür verantwortlich sind die vom Körper erzeugten Stresshormone wie z.B. Adrealin. Joham Hermine Seite 11 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Was erlebt das Kind: Das Kind ist auf die Wehen gut vorbereitet, da es die Kontraktionen in den vorhergehenden Monaten schon erlebt hat. Sauerstoff und Nährstoffe erhält es während der Eröffnungsperiode über die Plazenta. Sind die Wehen stärker spürt das Kind die regelmäßige Massage seines Körpers und den Druck des sich öffnenden Muttermundes auf seinen Kopf, der nun langsam durch den Geburtskanal nach unten sinkt. Die Austreibungsperiode beginnt, wenn der Muttermund ganz erweitert ist und endet mit der Geburt des Kindes. Diese Phase kann ein paar Minuten oder auch ein paar Stunden dauern. Die Dauer hängt von vielen Faktoren ab, von Größe, Form und Lage des kindlichen Kopfes. Auch von der Stärke der Wehen und der Größe des Beckens der Frau. Ist der Muttermund vollständig eröffnet, darf die Frau pressen. Diesen Moment empfinden viele Frauen als große Erleichterung. Endlich können sie aktiv mithelfen ihr Kind hinauszuschieben. Der Körper der Frau und auch der des Babys sind in der Lage sich der letzten Geburtsphase anzupassen. Der Schädelknochen des Babys kann sich noch etwas verformen und verschieben. Bei der Frau geben die bindegewebigen Verbindungen der Beckenknochen nach, das bedeutet, der Durchmesser des Beckens kann um ca. 2 cm variieren. Das Abwärtsgleiten des Babys können die Frauen unterstützen, indem sie sich bewegen. Sie können sich im Stehen an einem Seil festhalten und ihr Becken langsam kreisen lassen. Die beste Unterstützung für die Austreibungsperiode ist eine aufrechte Position, in der das Becken der Frau offen und der Beckenboden entspannt ist. Durch die Schwerkraft wird das Herabsinken des Kindes optimal unterstützt. Joham Hermine Seite 12 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Die Geburt Das Baby ist geboren! Zu dem Gefühl der großen Erleichterung stellt sich nun auch ein bisher nicht gekanntes Glücksgefühl ein. Nach neun langen Monaten können die Eltern endlich ihr Baby sehen, fühlen, riechen und in den Armen nehmen. (Auf das Bonding gehe ich eigens am Schluß meiner Arbeit ein). Babys haben einen besonderen Duft, der die Eltern verzaubert. Alles was sie während der Geburt erlebt haben, ob die Geburt glatt verlief oder auch schwierig war, lange dauerte oder nicht, diese Erinnerungen werden in diesen Moment nicht mehr im Vordergrund stehen. Eine Flut intensiver Gefühle wird die Eltern überwältigen. Manche Paare weinen und lachen zur gleichen Zeit. Viele Männer wundern sich über ihre heftigen Gefühle. Frauen können nach der Geburt auch oft stark zittern, da sie von der Geburt sehr erschöpft sind. Es kommt auch vor, das Frauen ein bißchen benommen oder erschrocken sind und nicht gleich den Zugang zu ihren Gefühlen haben. Sie brauchen sich aber keine Sorgen zu machen, wenn sie etwas ausgeruht und erholt sind, werden die Gefühle für ihr Baby gleich auftauchen. Die Hormonausschüttung ist gewaltig. Oxytocin ist das Hormon der Liebe, es hat eine besonders große Bedeutung in der Bondingphase. Prolaktin wird als Mütterlichkeitshormon bezeichnet, es macht die Mutter sensibler für die kindlichen Bedürfnisse. Auch das Baby ist nach der Geburt erschöpft und braucht jetzt die Nähe und Berührungen der Eltern. Der Hautkontakt und die körperliche Nähe sind unendlich wichtig für alle Babys. Mit dem Durchtrennen der Nabelschnur hat es keine Eile. Es kann in Ruhe gewartet werden, bis die Nabelschnur auspulsiert ist. Joham Hermine Seite 13 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Was leistet ein Kind beim Durchtritt durch den Geburtskanal: Die Geburt verläuft aus mechanischer Sicht folgendermaßen. 1.Eintrittsmechanismus: Eintreten des Kopfes in das kleine Becken. Da der Beckeneingang queroval verläuft, stellt sich der Kopf ebenfalls quer ein. Das kindliche Gesicht schaut also nach rechts oder nach links. 2.Durchtrittsmechanismus: Der Kopf tritt tiefer in die Beckenhöhle und führt passiv eine Beugung (Flexion) durch. Die sogenannte kleine Fontanelle, die am Hinterhaupt des Kindes liegt, kommt nach vorne in die Führungslinie. Der Kopf gelangt nun in die Beckenenge und muss entsprechend deren Form eine 90° Drehung vollziehen, um das Hinterhaupt nach vorne zu legen. Dieser Vorgang wird durch den mütterlichen Levatormuskel unterstützt. Das Gesicht weist jetzt nach hinten und der Kopf gelangt nun an den Beckenausgang. Der Kopf muß nun durch einen Knick im Geburtskanal treten. Dazu stemmt er sich am Symphysenrand an und gelangt so in eine Streckhaltung. Das Hinterhaupt erscheint unter der Symphyse. Beim sogenannten Einschneiden treten Scheitel, Stirn und Kopf durch den Damm. 3.Austrittsmechanismus: Nachdem der Kopf geboren wurde, folgen die Schultern. Da diese im Gegensatz zum Kopf breiter als tief sind, muss das Kind erneut eine 90° Drehung vollziehen. Das kindliche Gesicht weist am Ende in die gleiche Richtung wie es beim Eintritt in das Becken gewiesen hat. Es folgt die Vollendung des Geburtsverlaufes durch den Austritt des Rumpfes. Dieser Vorgang erfolgt ohne Spannung. Joham Hermine Seite 14 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Plazentaperiode: Sobald das Baby geboren ist, arbeitet die Gebärmutter mit Kontraktionen kräftig weiter, sie beginnt sich zusammen zuziehen, um die Plazenta zur Welt zu bringen. Die Plazenta löst sich ca. 10 bis 30 min. nach der Geburt von der Gebärmutterwand, sie wiegt ca. 500 Gramm und ähnelt einen großen Stück Leber. Vielleicht wollen sich die Eltern das merkwürdige Organ anschauen, welches ihr Baby während der ganzen Schwangerschaft ernährt hat. Außerdem war die Plazenta das erste Liebesobjekt ihres Babys. In vielen Kulturen wird die Plazenta als sehr wichtig angesehen, sie wird vergraben oder begraben durch ein Begräbnis. Gelegentlich verzögert sich der Ausstoß der ganzen Plazenta oder eines Teils, dann ist für ihre Entbindung ein Eingriff erforderlich. Medizinische Versorgung der Mutter: Falls ein Dammschnitt nötig war, wird dieser jetzt genäht. Durch eine lokale Betäubung erfolgt dies schmerzlos. Ein Dammschnitt ist erforderlich wenn der Kopf des Kindes zu groß ist. wenn das Kind aufgrund schlechter Herztöne möglichst schnell geboren werden muß. im Falle einer Frühgeburt. bei operativen Entbindungen, wie Zangengeburt. Früher wurde routinemäßig ein Dammschnitt durchgeführt, vor allem bei Erstgeburten, um das Baby zu schützen und Risse zu verhindern. Risse heilen jedoch im Allgemeinen besser und sind weniger schmerzhaft als Dammschnitte. Beim Gebären in aufrechter Stellung ist ein Dammschnitt nur selten nötig. Joham Hermine Seite 15 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Geburtspositionen – Umgang mit dem Wehenschmerz Die werdende Mutter sollte eine Position wählen, die für sie während der Wehen am angenehmsten ist. Instinktiv spürt sie, was ihr gut tut. Sie sollte sich viel bewegen und ihre Position immer wieder wechseln. Die Schwerkraft unterstützt die Wehen. Daher sind die Wehen in aufrechter Stellung am wirksamsten, in der liegenden Stellung muß die Frau gegen die Schwerkraft arbeiten. Die Geburt eines Babys ist mit großer Anstrengung verbunden. Die Schmerztoleranz ist individuell sehr unterschiedlich. Hat die werdende Mutter große Angst, kann das ihr Schmerzempfinden vergrößern. Die Angst führt zu Stress und Anspannung, die wiederum das Schmerzempfinden steigern und ihre Angst noch vergrößern. Viele Ängste vor der Geburt kommen vom Hörensagen. Diese können am besten überwunden werden, wenn sich die Frauen schon in der Schwangerschaft über die physiologischen Abläufe während der Geburt informieren und vorbereiten. Dehnübungen und Geburtpositionsübungen können dabei helfen. Wenn ihr Körper locker und offen ist, werden sie ein wachsendes Vertrauen in ihre instinktive Fähigkeit zum Gebären entwickeln und größere Zuversicht gewinnen. Zum Gebären gehören verschiedene Empfindungen – die erfreulichen wie auch die schmerzlichen. Den Schmerz kann eine Frau auch leichter ertragen, wenn sie weiß, dass ihrem Baby die Nebenwirkungen der schmerzlindernden Mittel erspart bleiben. Es ist aber auch in Ordnung, wenn eine Frau im Bedarfsfall Schmerzmittel in Anspruch nimmt. Die Entscheidung für ein Schmerzmittel kann auch eine Hilfe sein, um die Geburt zu einer positiven Erfahrung werden zu lassen. Denn wie oben erwähnt, gibt es verschiedene Joham Hermine Seite 16 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Schmerzgrenzen. Eine positive Einstellung hat großen Einfluss darauf, wie gut eine Frau mit den Wehen umgehen kann. Je positiver sie die Wehen annehmen kann, desto leichter werden diese erträglich sein. Folgende Sätze könnten der Frau dabei als Mantra dienen: Starke Wehen sind gute Wehen, sie erledigen eine Menge Arbeit! Jede Wehe öffnet den Muttermund ein wenig und gibt Raum für mein Baby! Jede Wehe, die ich zu Ende gebracht habe, bringt mich näher zu meinem Kind! Wie kann der Partner die Frau unterstützen Am wichtigsten ist es, einfach für die Frau da zu sein. Sie zu fragen, was sie im Moment benötigt und wie er sie unterstützen kann. Eine Massage am schmerzenden Rücken könnte angenehm sein, falls sie Berührungen zulässt. Die Druckmassage am Kreuzund Steißbeinbereich wird von den meisten Frauen als angenehm und schmerzlindernd empfunden. Der Partner sollte die Frau so oft es geht loben und ihr sagen wie tapfer sie ist! Lob hilft beim Durchhalten. Während einer Wehe sollte er sie abstützen und ihr helfen die Position zu verändern. In den Wehenpausen kann er versuchen sie in einen entspannten Zustand zu begleiten, z.B. über schöne gemeinsame Erlebnisse zu sprechen. Weiters kann er die Partnerin immer wieder daran erinnern, einen ganz tiefen Atemzug in den Bauch zum Baby zu schicken und mit ihm zu sprechen, sich innerlich mit dem Baby verbinden und ihm auch Mut zuzusprechen. Wir schaffen das! Joham Hermine Seite 17 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Geburtsarten und Komplikationen Leider verlaufen nicht alle Geburten so, wie es sich jede Frau für sich und ihr Baby wünschen würde. Es kann zu Komplikationen während der Geburt kommen, wie zum Beispiel: Der Muttermund öffnet sich nicht. Die Herztöne des Kindes verschlechtern sich. (Gefahr Nabelschnur um den Hals) Das kindliche Köpfchen dreht sich nicht richtig ins mütterliche Becken. Die Wehen sind unregelmäßig oder werden schwächer. Beckenendlage - Steißlage Plazentakomplikationen – Nabelschnurvorfall Die Mutter verliert zu viel Blut, z.B. durch eine vorzeitige Ablösung der Plazenta oder einen Riss in der Gebärmutterwand. Die Plazenta wird nicht vollständig ausgestoßen. Die Geburt wird bei Notwendigkeit mit Saugglocke, Zange oder Kaiserschnitt beendet. Natürlich wünscht sich jede Frau einen Geburtsverlauf ohne Komplikationen. Aber es ist ganz wichtig, wenn Gefahr für sie oder das Baby besteht, den Ärzten und Hebammen zu vertrauen. Sie wissen warum diese Entscheidung im Moment Priorität hat. Es ist in den Phasen der Geburt sicherlich nicht immer verständlich und sofort nachvollziehbar, denn viele Gefühle wie Angst, Verzweiflung, Ohnmacht, Enttäuschung oder Wut kommen hoch. Warum gerade bei mir? Ich hätte es so gerne geschafft! Joham Hermine Seite 18 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Psychische Auswirkungen geburtshilflicher Eingriffe Während meiner Ausbildung zur Familienmentorin habe ich auch gelernt, welche geburtshilflichen traumatischen psychischen Eingriffe für Erfahrungen das begleiten Auswirkungen die Baby Die die haben. Kinder bis ins Erwachsenenalter. Durch dieses neue Wissen konnte ich für mich einige offene Fragen bezüglich der Geburten meiner drei Kinder und ihrer traumatischen Erfahrungen beantworten. Narkose: Durch deren Einsatz ergibt sich eine klare Störung der Mutter-Kind-Bindung. Die Dosis der Mittel richtet sich ja nach dem Körpergewicht der Mutter – das Kind erlebt ein Gefühl der Betäubung, was wiederum den Wunsch und die Fähigkeit der Kontaktaufnahme Veränderungen mit und der Mutter Folgen beeinträchtigt. können manchmal Folgende erst im Erwachsenenalter auftreten. Schreckschock – das heißt Schrecken, Angst und Überwältigung durch plötzlich auftretende Körpergefühle unbekannten Ursprungs, Kontrollverlust. Verletzung des wahrgenommenen Selbstwertsystems, damit ist gemeint: “Es war alles in Ordnung, ich hätte es selbst geschafft!“ Plötzlicher und allmählicher Verlust der Bewusstheit und Aufmerksamkeit – „high werden“. Wird manchmal im späteren Leben wieder „ge-Sucht“. Plötzlicher Verlust der Kontrolle, führt zu Panik! Plötzlicher oder allmählicher Verlust des Bewusstseins, Todesangst! Generell gilt, dass das Maß der Traumatisierung mit der Anzahl der Erfahrungen steigt. Jedoch, wenn das Baby in ernsthafter Gefahr ist, überwiegen die Gefühle von Rettung, Sicherheit und Schutz, gegenüber der Störung! Joham Hermine Seite 19 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Geburtseinleitung und Wehenbeschleunigung: Wird meist mit der Gabe von Oxytocin oder Pitocin in Gang gesetzt. Beim Kind entstehen ähnliche Gefühle wie bei der Narkose, vor allem verspürt das Kind das „Ausgeliefert – sein“. Normalerweise wird da Tempo und der Rhythmus durch die Struktur und Biologie des Kindes vorgegeben. Ich führe einige Symptome an. Gefühl der Dringlichkeit (Adrealin- Junkies) Groll, Auflehnung gegen Autoritäten, ein Gefühl verraten worden zu sein und Wut Zunahme von übereilten, nicht persönlichkeitsgerechten Entscheidungen Kontroll- und Machtverlust mit anschließenden Panikgefühlen Saugglocken- oder Zangenschock: Das Kind erlebt beim Einsatz von Saugglocke oder Zange einen überraschenden Aufprall von Metall oder Gummi. Es erlebt einen schmerzhaften Druck im und am Kopf. Spätere Symptome können sein: Punktueller Kopfschmerz Angst, Ohnmachtsgefühle – „sich nicht mehr bewegen können“ Gefühl, nicht mehr klar denken oder handeln zu können Dem Kind kann mit Hilfe der Osteopathie oder Cranio–sacrale– Osteopathie geholfen werden. Kaiserschnitt: Dabei erlebt das Kind leider gleich zwei Traumen. Ein nicht bestätigtes Trauma – Spiegelung durch die Mutter nicht möglich (Narkose) und die taktile Abwehr. Die Berührungen während der OP werden vom Kind als psychischer Schmerz empfunden (Lösung aus dem Becken, heraushebeln, ziehen, unpersönliche kalte Berührungen durch Ärzte und Schwestern im Vergleich zu den Eltern, schmerzhafte Tests usw). Joham Hermine Seite 20 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Die Kinder sind in ihren bewussten Einstellungen noch zärtlich, wehren aber unbewusst Berührungen ab. Sie entziehen sich auf subtile Weise Berührungen und Umarmungen und leisten sogar Widerstand. Kaiserschnittbabys werden zwangsläufig in raschester Folge gedreht, hochgehoben, geschoben, abgesaugt und untersucht. Die Bindung zur Mutter ist logischerweise unterbrochen (Aufgrund der Narkose und OP). Sie kann das Kind nicht am Körper ankommen lassen. Der erste Augenkontakt ist selten möglich oder zu kurz. Kein perfektes Bonding möglich! Symptome beim Kind: Zusammenziehen des Körpers, sich versteifen bei Berührungen, verkrampfen Die Arme greifen weit um sich in der postnatalen Phase Schreck und Angst, der Eingriff dauert in der Regel 1 Minute Die Babys reagieren auch später noch auf das plötzliche Auftauchen von Händen, kalter Luft, psychische Manipulation Meine Hilfsangebote für das Kind und die Eltern Als Familienmentorin möchte ich Eltern und Babys unterstützen und begleiten, damit sie die erlebten Traumatisierungen verarbeiten und lösen können. Einige meiner Werkzeuge dafür: Visualisierungen – Kinesiologie – Bachblüten Schmetterlingsmassage – Heilende Geschichten - Sichere Stelle Bauchatmung - Bindung stärken - Gespräche über die Geburt Rucksackgeschichten Joham Hermine Seite 21 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 „Bonding“: Wo gehört ein Baby nach der Geburt hin Ein Neugeborenes gehört zu seiner Mutter. Es soll in warme Tücher gehüllt, auf den Bauch oder an die Brust der Mama gelegt werden. Die körperliche Nähe und der Hautkontakt sind unendlich wichtig für alle Babys. Die erste Stunde nach der Geburt ist etwas ganz besonderes, die Eltern sollen diese Zeit mit dem Baby ungestört verbringen und genießen können. Das ist der Moment wo alle anderen Gefühle verdrängt werden und nur der Augenblick zählt, indem sie in der Liebe zu ihrem Kind verschmelzen. Der erste Blickkontakt mit dem Baby löst eine Flut von Glücksgefühlen und Empfindungen aus. Endlich können die Eltern ihr Baby sehen, riechen, fühlen und in die Arme schließen. Durch diese unbeschreibliche, sensible und fantastische Phase voller Emotionen bekommt das Neugeborene die Chance in dieser neuen fremden Welt sicher anzukommen. Durch eine sichere Bindung (Bonding) hat das Kind einen Schatz an Erfahrung für sein Leben erhalten. An der Brust der Mama verspürt es den vertrauten Herzschlag, die vertraute Stimme und erlebt die liebevollen Berührungen, so kann es sich von den Strapazen der Geburt erholen. Mit den Untersuchungen des Babys und der medizinischen Versorgung der Mutter hat es im Normalfall keine Eile. Genauso wenig wie mit dem Abnabeln. Auch im Notfall, wie zum Beispiel bei Kaiserschnitt kann mit der Erstversorgung des Babys gewartet werden. (Bei Vollnarkose kann diese wichtige Phase „des Ankommens“ der Vater Selbstverantwortung übernehmen.) übernehmen und Die Eltern darum bitten müssen ihren Wunsch zu respektieren, falls der Arzt oder die Hebamme zuwenig Zeit dafür bietet. Wünsche für das Bonding sollten schon bei der Aufnahme besprochen werden. Auch der automatische Saugreflex wird während dieser Bondingphase angeregt. Neugeborene haben die Fähigkeit mit eigener Kraft zur Brustwarze zu gelangen. Das erste Saugen stimuliert die Zirbeldrüse der Frau, dadurch wird Oxytocin ausgeschüttet, welches den Milchfluss anregt. Die Gebärmutter beginnt sich zusammenzuziehen und die Plazenta wird ausgestoßen. Der natürliche Kreislauf hat sich geschlossen. Ich möchte die zukünftigen Eltern soweit vorbereiten, damit sie ein unvergeßliches Bonding mit ihren Babys erleben können! Joham Hermine Seite 22 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Wie möchte ich Eltern in Zukunft unterstützen und begleiten Ich habe am Anfang meiner Diplomarbeit viel Persönliches über meine Geburtserlebnisse geschrieben. Die Phasen vom Entstehen bis zur Geburt eines Kindes faszinieren mich. Daher möchte in Zukunft meinen Schwerpunkt als Familienmentorin hier ansetzen. Es ist mir ein großes Anliegen für Frauen in der Schwangerschaft da zu sein, sie über die pränatale Zeit aufzuklären und zusammen das „Wunder Geburt“ zu planen. Ich möchte die Selbstverantwortung den Eltern näher bringen und ihnen vermitteln, dass sie die Möglichkeiten und Wünsche der Geburt äußern dürfen und sollen. Ich sprach während dieser Ausbildung mit vielen Frauen, die in letzter Zeit entbunden haben, es ist noch immer nicht selbstverständlich, das auf die Wünsche der Eltern eingegangen wird. Eine Mutter berichtete mir, das ihr beim Aufnahmegespräch sehr wohl mitgeteilt wurde, das sie gerne eine CD ihrer Wahl zur Entbindung mitbringen kann, wenn es Musik gibt die sie entspannt. Am Tag der Entbindung hatte aber eine andere Hebamme im gleichen Krankenhaus, kein offenes Ohr für diesen Wunsch. Genau in so einem Fall möchte ich die Eltern bestärken, damit sie den Mut aufbringen ihre Wünsche mit Nachdruck zu fordern. Natürlich nicht überall, aber oft ist es eben noch so. Ich möchte auch versuchen, dass die werdenden Eltern die Schwangerschaft und Geburt wieder als ein normales Ereignis betrachten und nicht Wunschkaiserschnitte ständig bringen nur mich verunsichert auch schon sind. lange Die zum Nachdenken. Zu viele Ultraschalluntersuchungen, oft nur um das Baby zu sehen, würde eine Mutter gewiß nicht machen, würde man ihr erklären, das der Schall 100 Dezibel beträgt. Talstation hat im Vergleich 60 Dezibel). einschneidendes Erlebnis (Ein Lift in der Die Geburt ist für jede Frau ein und da braucht sie ein kompetentes, verständnisvolles und ruhiges Umfeld. Jedoch keine Routine! Es ist auch nicht selbstverständlich, das sich heute alle werdenden Eltern gleich auf die künftige Geburt vorbereiten können oder wollen. Es ist nach den jeweiligen sozialen Begebenheiten unterschiedlich. (Wie ist das Netz der Schwangeren? Hat sie Kontakte zu anderen Schwangeren? Sind Eltern zur Unterstützung vorhanden? Freut sie sich auf das Baby? Braucht sie Hilfe und möchte sie Hilfe annehmen?) Joham Hermine Seite 23 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Mein Ziel in der Elternarbeit Als Familienmentorin möchte ich für die werdenden Eltern Informationsabende in Kleingruppen anbieten. Wie schon in meiner Arbeit beschrieben, möchte ich Eltern perfekt auf die Geburt und die Zeit danach vorzubereiten. Den Schwerpunkt verlege ich auf das Bonding. Es ist für mich nicht nachvollziehbar und akzeptierbar, wenn aus irgendeinem nichtigen Grund, Babys und Eltern nicht die Chance bekommen, den Bindungsprozess sofort nach der Geburt zu erleben. Oftmals wird darauf keine Rücksicht genommen, weil im Krankenhaus schnell wieder Routine einkehrt. Die Eltern sind während und nach einer Geburt in einem Ausnahmezustand und können ihre eigentlichen Wünsche oft nicht äußern. Auch ist es nicht selbstverständlich, dass alle Mütter gleich gut vorbereitet zur Geburt kommen. Mein Angebot wäre ein Geburtswunschplan. Die wichtigsten Punkte und Wünsche des Geburtsablaufes werden hier dokumentiert. Dieses unterschriebene Dokument wird der Hebamme bei der Aufnahme übergegeben. Die Eltern übernehmen somit Selbstverantwortung. Ich denke auch für die Hebamme sind diese Informationen im Vorfeld hilfreich. Mit dem Geburtsplan weiß sie ganz genau, was sich die Eltern wünschen und den Eltern gibt der Geburtsplan Sicherheit. Das ist mein persönliches Bestreben und Ziel in meiner Begleitung als Familienmentorin. Ein Fallbeispiel: Frühgeburt in der 34. SSW – erste Geburt Ab der 18.SSW Blutungen und Wehen, ab diesen Zeitpunkt Bettruhe. Blasensprung zu Hause in der 34. SSW, 8 Stunden später Spontangeburt im LKH, davon ca. 2,5 Std. Wehen, Geburt ging sehr schnell. Den Eltern war die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt bewusst, aber das überraschende Ereignis versetzte sie dann doch in einem Ausnahmezustand. Die Mutter berichtete mir, dass sie während der Geburt das Personal nicht wahrnahm. Ihr Partner war für sie Mentor. Sie fühlte sich als ob sie nicht anwesend sei, irgendwie aus der Ferne erlebte sie die rasche Geburt. Die Mutter hat sich auf die Geburt gut vorbereitet und wußte ihre Wünsche sehr genau, aber im Vorhinein deponiert wurden sie nicht. Auch der Partner war überfordert. Schade, mein Geburtswunschplan hätte geholfen. Das Baby wog 2000g und benötigte keinen Brutkasten. Leider wurde es sofort nach der Geburt Joham Hermine Seite 24 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 untersucht, gebadet und angezogen. Der Dammschnitt wurde medizinisch versorgt. Für ein Bonding hätte es keine Einwände gegeben. Der Vater bekam das Baby fertig angezogen zu sehen und die Mutter leider erst viel später. Zuvor brachte man ihr noch ein Bild vom Baby mit dem Fußabdruck. Sie wollte den Fußabdruck und das Bild nicht, sie wollte endlich ihr Baby in den Armen halten. Es sehen, fühlen, riechen und auf dieser Welt begrüßen. Das Bonding sofort nach der Geburt hatten sie versäumt. Aber wie schon erwähnt, die Geburt versetzt Eltern in einem Ausnahmezustand. Auch bei einer planmäßigen Geburt kann auf vieles vergessen werden, wenn auch noch so oft mit dem Partner im Vorfeld über den Ablauf gesprochen wurde. Damit dies nicht geschieht, gibt es für zukünftige Eltern, die ich als Familienmentorin begleite meinen Geburtswunschplan. “Bonding“ Joham Hermine Seite 25 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Geburtswunschplan Name der Mutter: XXXX XXXX Name der Begleitperson: Mein Partner begleitet mich bei der Geburt, ich möchte, dass er immer anwesend ist. Verabreichung von Schmerzmittel oder Wehenmittel: Ich möchte eigentlich keine Schmerzmittel verabreicht bekommen, sollte ich aber am Ende der Geburt das Gefühl bekommen nicht mehr klar zu kommen, möchte ich eine Epiduralanästhesie in Erwägung ziehen. Ich möchte die Geburt nicht beschleunigen, sondern auf den Rhythmus meines Babys eingehen. Positionen während der Wehen: Ich möchte meine Position während der Wehen so oft wechseln, wie es für mich angenehm ist. Aus diesem Grund möchte ich auch nicht am Herzton-Wehenüberwacher angeschlossen sein. Medizinische Routineeingriffe: Ich möchte keinen Dammschnitt, bin aber natürlich offen für ärztlichen Rat. Geburtsstellungen: Ich möchte mich so viel wie möglich bewegen und nicht im Bett liegen. Die Geburt: Ich habe bei der Kontaktaufnahme die verschiedenen Möglichkeiten der Entbindung kennengelernt. Ich möchte gerne hockend mein Baby gebären. Das Bonding: Mein Wunsch ist, mein Baby sofort nach der Geburt auf meine Brust zu bekommen. Ich möchte nicht, dass es vorher gewaschen wird. Ich bitte um eine ruhige, ungestörte Bondingphase von mindestens einer Stunde. Unvorhergesehene auftauchen, ist nach Probleme: mir mein Sollten Mann für unvorhersehbare Entscheidungen Probleme der erste Ansprechpartner. Bei einem Notkaiserschnitt möchte ich das mein Mann das Baby haltet, bis ich wieder zu Bewusstsein komme. Ich lege großen Wert auf das Bonding. Stillen: Ich möchte mein Baby stillen. In der Bondingphase möchte ich es anlegen. Stationäre Geburt/Ambulante Geburt: Wenn die Geburt ohne besondere Probleme verlaufen ist, möchte ich das Krankenhaus noch am selben Tag verlassen. Ich bedanke mich im Voraus für Ihre professionelle Begleitung! Unterschrift: Joham Hermine Seite 26 Diplomarbeit - Familienmentorin - Lehrgang 2011 - 2012 Literaturliste Skripten: Modul 1 - Modul 2 - Dr. Martin Sourek Hebamme und Familienmentorin Agnes Internet: Geburtsverlauf de.wikipedia.org/wiki/Geburtsmechanik Bücher: Schwangerschaft und Geburt von Janet Balaskas und Yehudi Gordon Hebammen Gesundheitswissen von Silvia Höfer und Nora Szasz Schwangerschaft und Geburt von Ines Albrecht-Engel und Dr. Med. Manfred Albrecht Bilder auf der Titelseite und Seite 25: Meine beiden Enkelkinder Marie und Hannah Bonding - Meine Tochter Silvia mit Hannah Joham Hermine Seite 27