DOWNLOAD MAGAZIN Z Ausgabe Mai 2016
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DOWNLOAD MAGAZIN Z Ausgabe Mai 2016
DIE SUBSTANZ DES STILS Interior Design 2016 7 20 24 27 ZU TISCH BESUCH VON CH A RLIE CH A P LIN ZENIT HOL Z IS T HIP DESTINATION DISKOBUCH T, GRÖNL A ND STADT-DESTILLAT T EL AV I V- JA F FA ZEUG GESICH TSM ASK EN HINTERGRUND DIMORE S T UDIO F ÜR F ENDI IM GESPRÄCH PAT RICI A URQUIOL A ZÄSUR MEINUNGEN UND BEOBACH T UNGEN Charakterstücke FA RBV E RL ÄUF E , N Ä H T E , W INK E L UND PROPOR T IONEN – DE TA IL S M ACHEN EIN MÖBE L UN V E R W ECHSE L B A R Seite 2 6 MAI 2016 38 40 44 49 <wm>10CFWLKw6AMBQET_Sa3fdpKZUERxAEX0PQ3F_xcYhNZpLZZWmR8G2a133eWtSolMIgc2OUnJD9IZqlIbMRdAVjpCmU5uV3ESIUQH-bR4TeacIqar24p-s4b0Uqowd1AAAA</wm> DER CHANEL MOMENT www.chanel.com <wm>10CAsNsja1NLU01DU3NDU0NAMAGbd1Fg8AAAA=</wm> p.c. studio - photo tommaso sartori MAXALTO IST EINE MARKE VON B&B ITALIA. KOLLEKTION VON ANTONIO CITTERIO KOORDINIERT. WWW.MAXALTO.IT AGENTUR EINRICHTER MARCO LUTZ - T. +41 44 970 25 10 - [email protected] Z 7 ZEUG Maskiert E I N E G E S I C H T S M A S K E I S T W E I T M E H R A L S N U R E I N S C H N Ö D E S P F L E G E P R O D U K T. S I E I S T E IN E M Ö G L I C H K E I T, D E N A N F O R D E R U N G E N D E R W E LT F Ü R K U R Z E Z E I T Z U E N T R IN N E N Tex t M A L E N A R U D E R N OC H MEHR MASKE Sensai: Die «Cellular Performance Lifting Radiance 3D Mask» pflegt den Hals gleich mit. Nuxe: Pigmentflecken wirkt die «Splendieuse»Maske entgegen. Dior: Entwässern und straffen mit der «Satin Revitalizing Firming Mask». F o t o J O N A S M A R GU E T Die Gesichtsmaske hat innerhalb der breiten Palette an Pflegeprodukten eine besondere Position inne. Mit einer solchen Beauty-Behandlung zieht man sich heraus aus dem Alltag, weil man das Gesicht, das man der Welt sonst zeigt, verdeckt, man verfremdet es, versteckt sich – nicht umsonst ist die mit einer Gesichtsmaske hässlich oder unkenntlich gemachte Frau ein gern anzutreffendes Motiv in genderdiskutablen Film- und Comicproduktionen. Mit traditionellen Quark- und GurkenscheibenAufstrich haben die heutigen Masken nichts mehr Estée Lauder gemein. So erinnert die «Advanced Night Repair Concentrated Recovery Powerfoil Mask» von Estée Lauder viel eher an eine Ritterrüstung denn an etwas, das man zur Not auch essen könnte. Sie ist ein mit Wirkstoffen vollgepumpter Schutzschild für gestresste Frauen, hinter dem sie nach 10 Minuten Einwirkzeit äusserlich verschönert und hoffentlich innerlich erholt wieder auftauchen. «Advanced Night Repair Concentrated Recovery Powerfoil Mask» (vier Stück für 120 Fr.), von Estée Lauder <wm>10CAsNsjY0MDQx0TW2NDayNAEA3PhhdA8AAAA=</wm> <wm>10CFXLqw7DMBBE0S9aa8b76KYLIzMroCo3qYr7_yhKWcBl585Z3vBvH8d7vIqgmeimfbN6ZDYotUjVlgErOKKD8USqI8PstgjhHcC6jMAFsZCiJuDqxvb7fE9flZncdQAAAA==</wm> Escale Time Zone. Z 9 INTERIOR DESIGN INHALT Seite 14, Produkte: Edle Rucksäcke. Seite 44, Destination: Spärliche Zivilisation und überwältigende Natur in Grönland. Seite 24, Im Gespräch: Designerin Patricia Urquiola. 4 4 — DE S T IN AT ION Diskobucht Im Westen Grönlands trifft man auf Gletscher, Fischkutter und Schlittenhunde. Und ab und an auch auf einen der wenigen Insulaner ZÄSUR ZEITGEIST 2 7— BA RBA R A V INK EN / BICE CURIGER 2 8 — RICH A RD K ÄGI / M A L EN A RUDER 2 9 — M AT EO K RIE S / BE T T IN A KÖHL ER 3 0 — SA R A H IL L ENBERGER 4 9 — S TA D T- DE S T IL L AT Tel Aviv-Jaffa Wo einst das Rotlicht und der Drogenhandel zu Hause waren, blüht heute die kreative Szene. Ein Streifzug durch Süd-Tel-Aviv und Jaffa 10 — NEUE S AUS DER SCH W EIZ 13 — NEUE S AUS DER W ELT 14 — PRODUK T E 16 — SCHÖNHEI T 2 0 — HIN T E R GRUND Eklektische Eleganz Das Designer-Duo Dimore Studio mischt bei seinen Interieurs gekonnt Stile, Epochen und Materialien. Ein Besuch im Palazzo Fendi ZUGABE 2 4 — IM GE SP R ÄCH 5 2 — IMPRE SSUM / BE ZUGSQ UEL L EN 5 3 — ZU TAT 5 4 — Z I TAT Patricia Urquiola Die spanische Architektin und Designerin über die italienische Möbelindustrie, seelischen Trost und einen Tag auf dem Sofa Seite 26, Im Bilde: Möbel und Wohnaccessoires (Informationen zum Bild auf Seite 36). 2 6 — IM BIL DE Detailansicht Manche Einrichtungsgegenstände entblössen auf den zweiten Blick ungeahnte Finessen FOTOS: DOUGLAS MANDRY, NICOLE BACHMANN, FRANÇOISE SALAMÍ, PD 3 8 — Z U T ISCH Charlie Chaplin Der Schauspieler liebte den Anblick schwangerer Frauen und zeugte elf Kinder 4 0 — Z E NI T Aus den Wäldern Holz steht für Natürlichkeit und Tradition, ist aber auch ein vielschichtiger Werkstoff mit hohen ästhetischen Qualitäten Seite 20, Hintergrund: Emiliano Salci (links) und Britt Moran sind Dimore Studio. Mai 2016 Seite 40, Zenit: Organische Form, computergesteuerte Verarbeitung – Holzstuhl «Osso» von Ronan und Erwan Bouroullec für Mattiazzi. 10 Z ZEITGEIST NEUES AUS DER SCH W EIZ ACCESSOIRES DESIGN Mach es wie die Orangen Kultureller Austausch Als Kind mögen sich einige so wie die Schreibende gefragt haben, was wohl das Besondere an den mit buntem Papier umwickelten Orangen sein mag. Im Internet findet man heute die Antwort: Ursprünglich sollte die Verpackung Fäulnisansteckung in den Kisten verhindern, bald diente sie aber mehr der Schönheit – und als Sammelobjekt. Die Zürcher Seidendruckerei Fabric Frontline hat nun das Foulard «Tarocco» kreiert, welches den Druck eines solchen Papierchens aufnimmt und so auch Menschen die Chance gibt, sich ebenso hübsch wie die Südfrüchte einzuwickeln. (rud.) Seit 400 Jahren lebt man in der japanischen Stadt Arita von der Porzellanherstellung – jedoch nicht mehr so gut wie noch im 17. Jahrhundert. In den letzten Jahren mussten aufgrund konjunktureller Schwankungen viele Töpfereien ihre Tore schliessen. Um dem Verlust des lokalen Handwerks entgegenzuwirken, hat die zuständige Präfektur ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem 16 internationale Gestalter mit Produzenten aus Arita zusammenarbeiten – unter ihnen auch das Zürcher Duo Kueng Caputo. Die Resultate sind umwerfend und bald auch in der Schweiz erhältlich. (das.) fabricfrontline.ch Gesichtsspray «Rose» (ab 18 Fr.), von Idil Botanicals. BEAUTY Regionale Naturkosmetik Letzigraben 156, Zürich Neben Vintagemöbeln, Heimtextilien und Wohnaccessoires hat der Concept-Store Idil neu auch die vegane Naturkosmetiklinie «Idil Botanicals» im Angebot. Die Öle und Sprays für Gesicht und Körper sowie Masken wurden alle von Ladenbesitzerin Nazan Schnapp kreiert und sind im Shop oder online erhältlich. (rud.) 2016arita.com idilbotanicals.com MODE Foulard «Tarocco», Seiden-Twill (330 Fr.), von Fabric Frontline. Genfer Fingerring mit Uhr, um 1790, an der Basler Schau «Watch This!». AUSSTELLUNG Genfer Uhren am Rhein Museum für Geschichte, Basel, bis 28. August 2016 Das 200-Jahre-Jubiläum des Kantons Genf lässt auch Basel nicht kalt. Eine Ausstellung im Museum für Geschichte huldigt der Rhonestadt zumindest im Kleinen: mit Uhren aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Anhand von 65 Exponaten und an Multimedia-Stationen erfahren Besucher viel über die Kunstfertigkeit in der Zunft, das technische Raffinement und die Formenvielfalt von Uhren vergangener Epochen – eine spannende Zeitreise. (fzo.) hmb.ch/museum-geschichte HOTEL Slow Fashion für den Pool Beitrag von Kueng Caputo zur Kollektion «2016/» von Arita. SHOP The View Via Guidino 29, Lugano Paradiso In alter Frische Bucherer in neuem Kleid Seit der Gründung von Bucherer 1888 steht das Stammhaus des Familienunternehmens am Schwanenplatz. Nach 18 Monaten Rundumerneuerung wird die Schmuck- und Uhrenauswahl, darunter das grösste Rolex-Angebot der Schweiz, jetzt in warmem, hellem Ambiente präsentiert. (rud.) bucherer.com Collier, 18 K Roségold, 3 AkoyaPerlen (950 Fr.), von Bucherer. Neckholder-Badeanzug (270 Fr.), von Nathalie Schweizer. Viele Entwürfe von Schweizer Designern lassen sich in die Kategorie «Slow Fashion» einordnen: Fair produziert in der Region oder im nahen Ausland, zeichnen sie sich durch ihre optische und technische Langlebigkeit aus. Nathalie Schweizers schön gemachte, tragbare Bademode etwa wird in Zürich entworfen und in Italien produziert. In ihr macht man nicht nur in dieser, sondern auch in den nächsten Saisons eine gute Figur. (kid.) nathalieschweizer.ch Das Sprichwort «Was lange währt, wird endlich gut» ist im vorliegenden Fall nicht angebracht. Denn der Sessel «Take a Line for a Walk» von Alfredo Häberli war schon gut, als er ihn 2003 für Moroso entworfen hat. Dennoch lancieren der Schweizer Designer und der italienische Möbelproduzent neue Versionen des Sitzmöbels, die nicht minder überzeugen. (das.) moroso.it Sessel «Take a Line for a Walk», 2016, Alfredo Häberli für Moroso. Mai 2016 Junior-Suite (ab 680 Fr. pro Nacht) mit Aussicht. Hoch über Lugano thront das frisch eröffnete Fünf-Sterne-Hotel The View. Und weil ein schöner Seeblick nur die halbe Miete ist, residiert der Gast in einer von 16 Junior-Suiten (oder Suiten mit Butler-Service), deren Interieurs mit dem Stil einer Luxusjacht spielen. Hier stimmt vieles, 700 Quadratmeter Spa, Mailänder Spitzenküche – nur das puristische Frühstück will dem Ortsteil Paradiso, wo das Hotel liegt, nicht entsprechen. (fzo.) theviewlugano.com FOTOS: ANJA WURM, PD Schwanenplatz 5, Luzern SCHAFFHAUSEN AIR SHOW. Join the conversation on #B_Original. Big Pilot’s Watch TOP GUN. Ref. 5020: Das Können eines Jet-Piloten zeigt sich besonders bei einer Flugshow – während tausende Blicke seine Manöver verfolgen. Gleiches gilt für diese Uhr. Auch sie zeigt bei genauer Betrachtung besondere Qualitäten: Das extrem robuste, 46 Millimeter messende Keramikgehäuse überzeugt mit höchster Kratzfestigkeit, während das aus 311 Komponenten bestehende IWC-Manufakturkaliber 51111 zuverlässig Energie für sieben Tage Gangdauer bereitstellt. So ist diese Uhr ein Ausnahmekönner, der sowohl über den Wolken als auch am Handgelenk mit atemberaubenden Fertigkeiten IWC . E N G I N E E R E D FO R M E N . fasziniert. Mechanisches Uhrwerk, Automatischer Pellaton-Aufzug, Manufakturkaliber 51111, Gangreserve nach Vollaufzug 7 Tage, Stoppvorrichtung, Verschraubte Krone, Saphirglas, gewölbt, Gangreserveanzeige, Datumsanzeige, Zentrumsekunde mit beidseitig entspiegelt, Wasserdicht 6 bar, Durchmesser 46 mm IWC Schaffhausen Boutique Zürich Bahnhofstrasse 61, 8001 Zürich Tel. 044 211 00 55 IWC Schaffhausen Boutique Schaffhausen Baumgartenstrasse 15, 8201 Schaffhausen Tel. 052 630 50 30 iwc.com IWC Schaffhausen Boutique Genève Rue du Rhône 3, 1204 Genève Tél. 022 310 36 86 Home at last. AGENT FOR SWITZERLAND ANDRAX GmbH Sunnehaldenstrasse 12a CH-8311 Bruetten Tel. +41 52 355 00 70 [email protected] SOFT DREAM SECTIONAL SOFA design by Antonio Citterio FLEXFORM www.flexform.it Z 13 ZEITGEIST NEUES AUS DER W ELT Zusammenarbeit mit renommierten Gestaltern wie etwa Patricia Urquiola, Jasper Morrison, Hella Jongerius oder Ronan und Erwan Bouroullec entsteht. Produziert werden deren Entwürfe 45 Kilometer ausserhalb von Barcelona – bei Sonnenschein. (das.) DESIGN Adel verpflichtet HOTEL Generator Mauritskade 57, Amsterdam Fedora «Duke Rix» (etwa 130 Fr.), von Mühlbauer. ACCESSOIRES Genetisch gesehen hatte er keine Wahl: Alessandro Sarfatti, der das junge Leuchten-Label Astep aus der Taufe gehoben hat, ist der Sohn der Gründer von Luceplan und der Enkel von Gino Sarfatti, der als einer der bedeutendsten Lampen-Gestalter überhaupt gilt. Und seine Arbeit überzeugt: Die LED-Leuchte «Candela» von Francisco Gomez Paz wird mit Bioethanol betrieben, wobei aus der Flamme Elektrizität generiert wird. (das.) kettal.com Chinesen von Welt astep.design Eingeweihte nennen sie «Gen»: Die Hostels der Kette «Generator» mit Lokalitäten in Paris, Venedig oder Hamburg und jetzt auch im trendigen Osten Amsterdams. Wobei «Hostel» in diesem Falle klar zu kurz greift. Das Ambiente im hundertjährigen Backsteingebäude, in dem einst das Wissenschaftsdepartement der Uni angesiedelt war, ist unvergleichlich: Der Hörsaal wurde zur Chill-out-Lounge, in der ehemaligen Bibliothek finden neu Privatanlässe statt, und im Heizkeller gibt es eine «geheime» Bar. Die maximal 564 Gäste freut es. (ols.) generatorhostels.com Subtile Extravaganz Die österreichische Hut-Manufaktur Mühlbauer, nach wie vor stationiert in Wiens Innenstadt, versorgt schon seit ihrer Gründung 1903 internationale Köpfe mit klassischen oder ausgefallenen Hüten. Die aktuelle Sommerkollektion «Easy Metal» bedient beide Bedürfnisse, wenn auch extravagantere Gemüter zugegebenermassen nur beim ganz genauen Hinsehen befriedigt werden: Einige der schlicht anmutenden Modelle aus Schilf, Stroh und Jute sind mit leicht metallischem Glanz versehen. (rud.) «Valet», von Stellar Works. Leuchte «Candela», von Francisco Gomez Paz für Astep. Zu Hause ist Stellar Works zwar in Hongkong, aber gearbeitet wird beim Möbelproduzenten sehr international: Zu den Handwerkern aus Schanghai gesellen sich Techniker aus Frankreich und Japan sowie Gestalter aus aller Welt. Für die «Valet Collection» hat man sich mit dem New Yorker Architekten David Rockwell zusammengetan und Mobiliar entworfen, das in Peking wie Paris begeistert. (das.) Fünfzig Jahre an der frischen Luft Dover Street Market Es gibt bestimmt weniger lukrative Märkte für Gartenstühle als Spanien. Doch mit gutem Wetter allein lässt sich noch lange kein Outdoor-MöbelUnternehmen aufbauen und über fünfzig Jahre erfolgreich unterhalten. Vielmehr setzt Kettal seit 1966 auf qualitativ hochwertiges Mobiliar und eine klare Formensprache, die in 18–22 Haymarket, SW1Y 4DG London SCHMUCK Traumfänger FOTOS: PD Der berühmte, in London von der japanischen Marke Comme des Garçons gegründete Concept-Store Dover Street Market ist bekannt für clusterartig angelegte Modewelten, welche Universen spannender Kreateure präsentieren. Nach Ablegern in Tokio, Peking und New York ist das Mutterhaus selbst umgezogen: von der Dover Street in ein grösseres Gebäude im Haymarket-Quartier. (kid.) doverstreetmarket.com Sneaker, Leder (425 Fr.), von Salvatore Ferragamo. Schnürsenkel sind so etwas von 2015 – der eilige Mensch von heute schlüpft in Slip-on-Sneakers. Diese Saison sind die praktischen Schuhe ein grosses Modethema. Besonders edel ist das aus verschiedenfarbigem Leder geflochtene Herren-Modell des Florentiner Traditionshauses Salvatore Ferragamo. (rud.) ferragamo.com SHOP stellarworks.com muehlbauer.at Schnelle Sache Café im Amsterdamer «Gen»-Hostel. «Crystal Jellies», Kristallglas, Silber (je 320 Fr.), von Lobmeyr. Die «Crystal Jellies» von Lobmeyr, edle, von Hand geschliffene und polierte Kristallglas-Anhänger mit kaleidoskopischen Effekten, sind von Lüstern inspiriert und in Zürich etwa bei Limited Stock erhältlich. (kid.) Gartenstuhl «Stampa», von Ronan und Erwan Bouroullec für Kettal. Mai 2016 lobmeyr.at Die Taschenabteilung des neuen Dover Street Market in London. ZEITGEIST 14 Z RÜCKENDECK UNG « S P O R T S W E A R D E L U X E » H AT D E R M Ä N N E R M O D E Z U A N H A LT E N D E M A U F S C H W U N G V E R H O L F E N . IN DE R E DE L-V E R S IO N S IN D NIC H T N U R S N E A K E R S H E I S S B E GE H R T, S ON DE R N A U C H S P O R T I V E R U C K S Ä C K E Re dak tion K I M DA N G F o t o s D O U G L A S M A N DR Y A Gipfelstürmer Das 1896 eingeführte «Monogram»-Canvas von Louis Vuitton in der «Ultralight»Version für Herren, weich und faltbar. Rucksack, Canvas (1960 Fr.), von Louis Vuitton B Streiflicht Seit 2008 kreiert Givenchy-Kreativchef Riccardo Tisci auch Männermode: Edle Streetwear, die von Fans wie etwa Kanye West geliebt wird. «Rider Backpack», Nylon (etwa 1300 Fr.), von Givenchy D Neo-Klassiker Schlicht im Schnitt, aber aus bestem Leder und «made in Italy». C Softie Bei Bottega Veneta zählt das Austüfteln neuer Techniken in der Lederverarbeitung zur Markenkultur. Was hier wie Nylon aussieht, ist echtes Kalbsleder. Rucksack, Hirschleder (1340 Fr.), von Tod’s Rucksack, gequiltetes Kalbsleder (3530 Fr.), von Bottega Veneta Produkte Boutique Jaeger-leCoultre Bahnhofstrasse 32, Zürich Rendez-Vous Moon Carmen Chaplin, Schauspielerin und Regisseu urin Open a whole new world ZEITGEIST 16 Z Äussere Werte In welcher Branche könnte wohl das Aussehen wichtiger sein als in der Kosmetikindustrie? Gerade Parfumflakons sind oft wahre Kunstwerke. Häufig steckt ein bekannter Name hinter dem Design der Flasche Tex t M A L E N A R U D E R 1 Helvetisch Das Kollektiv «Atelier Oï» aus La Neuveville kreierte diese neu interpretierte Amphore. «Le Gemme Imperiali – Splendia», EdP, 350 Fr., von Bulgari 2 Il lus t r a t i o n A L I C E T Y E Vielseitig Industriedesigner Yves Béhar, auch ein Schweizer, schuf neben Flakons die neuen RivellaFlaschen. «Luna Rossa Eau Sport», EdT, ab 96 Fr., von Prada «Deluxe-Gesichtsbehandlung» von Cellcosmet Das Kosmetikangebot in Apotheken nimmt zu, fühlt man sich doch weniger hedonistisch denn gesundheitsbewusst, wenn man ein solches in Anspruch nimmt. Selbst wenn es zwei Stunden dauert – so lange wird man während der «Deluxe-Gesichtsbehandlung» von der Schweizer Marke Cellcosmet verwöhnt. Hauptsächlich zumindest, das Ausreinigen der Haut ist wie immer weniger angenehm. Sonst aber geniesst man das wechselnde Auftragen von auf den Hauttyp abgestimmten Peelings, Tonics, Masken und die Kalt-warm-Kompressen in bester Kneippscher Manier. Besonders hervorzuheben: die Augenbehandlung «Cellective Pro Collagen Eye». In den Einwirk-Pausen gibt es eine Hand- und Fussmassage. Der Lohn dieser «Mühen» ist ein strahlender Teint. Behandlung «Swiss Deluxe» (120 min 290 Fr.), von Cellcosmet, Toppharm-Apotheke am Paradeplatz, Poststrasse 6, Zürich Schönheit 3 Erfolgreich Der Deutsche Peter Schmidt entwarf den Flakon für den HerrenVerkaufsschlager. «Cool Water – Exotic Summer Edition», EdT, 45 Fr., von Davidoff 4 Ikonisch Eine Frau mit Massai-Ketten inspirierte den französischen Designer Hervé van der Straeten. «J’adore – Eau Lumière», EdT, ab 110 Fr., von Dior Wie riecht denn das? «Das macht Appetit auf etwas Süsses.» – «Zuerst sehr schwer. Aber ganz, ganz weit hinten rieche ich auch etwas Frisches. Und Hölzer.» – «Neulich in der Oper.» – «Angel von Thierry Mugler.» – «Zu Besuch in einem Cabaret in St. Petersburg.» – «Vanille und Caramel.» – «Ein Tag auf der Chilbi, und die Zuckerwatte wäre um ein Haar angebrannt.» – «Wenn das eine Blume wäre, dann eine Orchidee.» – «Türkischer Honig und Wassermelonenglace.» «Angel Muse», Eau de Parfum (78 Fr. für 50 ml), Gourmand-Vetiver, Kopfnote: Grapefruit, rote Beeren, Herznote: Haselnusscrème, Basisnote: Vetiver, Patschuli, von Mugler LEGENDS LIVE FOREVER EL PRIMERO I Chronomaster 1969 <wm>10CAsNsjY0MDQx0TW2tDQ3NgAAwPaV4A8AAAA=</wm> www.zenith-watches.com <wm>10CFWLoQ7DMAwFv8jRe7EdJzOcwqqCqjxkGt7_o7VjA4fubtvSC348537OIwmaiY4RiozeC5SapGrpDZZwWAXbg64kWx1_ixBeAay7EbjAFl0uYb6iR_m83l-yec6HdQAAAA==</wm> IM PORTRÄT Z 19 B&B Italia N A C H D E M E R E IN N E U E S P R O D U K T IO N S V E R F A H R E N E N T W I C K E LT H AT T E , G R Ü N D E T E P I E R O A M B R O GI O B U S N E L L I V O R F Ü N F Z I G J A H R E N E IN U N T E R N E H M E N , D A S I N DI E D E S I GN - G E S C H I C H T E E IN GI N G . DAS ENT WICK LUNGSL ABOR IS T SEINEM SOHN ABER EBENSO W ICHTIG W IE DAS FIRMENA RCHIV Tex t DAV I D S T R E I F F C O R T I FIRMENNAME B & B I TA L I A – DA S U N T E R N E H M E N Gr ünder CEO P I E R O A M BR O GI O B U S N E L L I GI O R GI O BU SN E L L I Geschäf t s felder Mar ken M i t ar bei t er 19 6 6 500 DESIGNPRO JEK T E , MÖBEL UND ACCESSOIRES B&B ITAL IA UND M A X ALTO A us zeichnungen Gr ündungsjahr E xpor tquote 78 PROZENT C O M PA S S O D ’O R O (19 7 9 , 19 8 4 , 19 8 7, 19 8 9) M E I S T V E R K A U F T E S P R ODU K T 2 0 15 1972 Sofa «Ray» von Antonio Citterio Der Hauptsitz von B&B Italia in Novedrate wurde 1971 von Renzo Piano und Richard Rogers entworfen. Das spektakuläre Gebäude gilt als lebensgrosser Prototyp und Versuchsanstalt für das Pariser Centre Pompidou, mit dem die beiden Architekten ein paar Jahre später Weltruhm erlangen sollten. Neben dem Streben nach qualitativ hochwertigen, langlebigen und ästhetisch wegweisenden Produkten versucht man bei B&B Italia auch in der Kommunikation Akzente zu setzen – ohne Scheu vor provokativen Werbekampagnen. Für die Lancierung des Sofas «Le Bambole» von Mario Bellini beauf tragte man 1972 beispielsweise den bekannten Modefotografen Oliviero Toscani. Seine Bilder der leicht bekleideten Andy-Warhol-Muse Donna Jordan sorgten für grosses Aufsehen. INNOVATION Das Unternehmen gründet auf einer Innovation: In den sechziger Jahren entwickelte Busnelli eine Spritzgusstechnik, um Sitzmöbel aus kaltgeschäumtem Polyurethan herzustellen. Dies ermöglichte neue Formen und eine auf industriellen Prozessen basierende Produktion – ein Kontrast zur handwerklich geprägten Möbelherstellung Italiens. Gegr ünde t w ur de B & B I t alia 19 6 6 nach einem Tr e f f en z w i schen P ier o A mbr ogio Busnell i (19 2 6 – 2 0 14 ) und C esar e C as si na als C & B I t a l i a . 19 7 3 ü b e r n a h m B u s n e l l i d i e F i r m e n an t e i l e v o n C as s i n a u n d t au f t e die F ir ma um . S cher zend gab er an , das er s t e B s t ehe f ür d i e b e i d e n B an k e n , d i e i h m das G e l d f ü r d i e Ü b e r n a h m e g e l i e h e n haben . Ta t sächl ich s t eh t B & B jedoch f ür Busnelli & Busnelli . Longseller (seit 1997) ist hingegen das Sofa «Charles» von Antonio Citterio. 800 Fachhändler in 79 Ländern BESITZVERHÄLTNISSE Sofa «Lombrico» (1967), von Marco Zanuso. 2015 erzielte B&B Italia einen Umsatz von 170 Mio. €. Nachdem B&B Italia fast 50 Jahre lang mehrheitlich von Piero Ambrogio Busnelli und seinen Söhnen selbst geführt wurde, ging man letztes Jahr eine Partnerschaft mit der auf Designunternehmen spezialisierten italienischen Investmentfirma Investindustrial ein, die nun Mehrheitsgesellschafter des Möbelherstellers ist. Davon erhofft man sich die notwendige Unterstützung, um weltweit weiter zu wachsen und in neue Märkte zu expandieren. CEO bleibt Giorgio Busnelli, der älteste Sohn des Gründers, der selbst bereits seit mehr als vierzig Jahren im Unternehmen tätig ist. Frauenanteil Mitarbeiter 3 5 % Hauptsitz FOTOS: PD JUNGE IKONE: T ISCH «TOBI-ISHI» (2 012) Novedrate 1 2 Produktionsstätten 1 Novedrate (Region Como) Polstermöbel und Ergänzungsteile 2 Misinto (Region Monza und Brianza) Aufbewahrungssysteme Misinto (Region Monza und Brianza) Holzmöbel von Maxalto Mai 2016 Sessel «Husk» (2011), von Patricia Urquiola. HINTERGRUND 20 Z TEXT K I M D A N G Behagliche Grandezza Zeitgenössisch, eklek tisch, zeitlos und bunt – mit diesen At tributen umschreibt Brit t Moran den Stil von Dimore Studio, dem Design-Büro, das er mit seinem Geschäf tspar tner Emiliano Salci 20 0 3 in Mailand gegründet hat. Der blonde Amerikaner sitzt in einem Plüschsessel im Palazzo Privé im Palazzo Fendi in Rom. Das VIP-Apar tment bietet Raum, um besondere Gäste und Freunde des Hauses zu empfangen. Es ist ein luxuriöser Rückzugsor t mit spezieller Atmosphäre. Der frisch renovier te Palast ist das neue Vorzeigeobjek t der italienischen Luxus-Maison Fendi. Nebst der zweigeschossigen Boutique mit dazugehörigem Fell-Atelier, dem eigenen Boutique-Hotel und dem Restaurant Zuma in den oberen Geschossen verbirgt sich im Palazzo Fendi auch das Design-Bijou Palazzo Privé: Im zylindrischen Glaslif t gleitet man von der Boutique eine Etage höher. Angekommen im piano nobile, taucht man in eine andere Welt ein. Während im Store protzige Hochglanzästhetik mit rotem Marmor und Wänden aus Traver tin vorherrscht, empfängt einen beim Betreten des Palazzo Privé eine Atmosphäre von Intimität und Wohnlichkeit. Schlammgraue Wandtäferungen kontrastieren mit dem dunkel lasier ten Fischgrat-Parket t des länglichen Raumes mit ovalem Grundriss. Von der türkisfarbenen Decke hängt eine spek takuläre Lichtskulptur aus Neonröhren; eine römische Statue lädt zum Näher treten ein, hin zu Giò Pontis «Day Bed» aus den siebziger Jahren, das auf einem marokkanischen Teppich in leuchtendem Rot placier t ist. Man fühlt sich ein bisschen wie in ein Filmset versetzt, inspirier t von Kubrick und Visconti: stilisier te Welten mit dem ver trauten Flair vergangener Zeiten. Im geräumigen Wohnzimmer sitzt Moran in einem nierenförmigen «Lady Armchair» von Marco Zanuso und erzählt von der Zusammenarbeit mit Fendi. Der Sohn eines Fussboden-Unternehmers aus Nor th Carolina ist der ruhige Pol des Duos. Nach einem Italienaufenthalt blieb er als Englischlehrer in Mailand hängen. Sein exaltierter Partner Emiliano Salci stammt aus Arezzo in der Toskana OBEN Die beiden Köpfe hinter Dimore Studio, Emiliano Salci (links) und Britt Moran, in der Umkleide von Fendis Palazzo Privé. Paravent und Day-Bed sind Entwürfe des Mailänder Designbüros. Dimore Studio FOTOS: PD Das Designer-Duo Dimore Studio richtet auf der ganzen Welt Häuser, Modeboutiquen, Restaurants und Hotels ein. Sein Markenzeichen sind Interieurs mit einem eklektischen Mix aus Neu und Alt. Im frisch renovier ten Palazzo Fendi haben die Mailänder ein exklusives VIP-Apar tment ausgestat tet Z 21 HINTERGRUND Moran und Salci pflegen eine grosse Vorliebe für Materialien, die aussehen, als hätten sie schon einiges erlebt. und ist ein Modeliebhaber, der sich gerne in Männerröcke oder andere auffällige Kreationen von Comme des Garçons oder Prada kleidet. In jungen Jahren verwandelte Salci das väterliche Möbelgeschäf t in einen Concept-Store mit einer kuratier ten Auswahl von zeitgenössischen Designobjekten. Als Ar t-Director beim Möbelhersteller Cappellini arbeitete er später mit Designergrössen wie Jasper Morrison und Tom Dixon. Durch ein gemeinsames Projekt fanden Moran und Brit t zusammen und beschlossen 2003, fortan beruflich einen gemeinsamen Weg zu gehen. 2006 bezogen sie ein altes, stat tliches Apartment an der Via Solferino 11, das sie als Wohn- und auch Arbeitssitz nutzten. Heute ist die mit tlerweile 27-köpfige Belegschaf t im benachbarten Gebäude untergebracht, das Apartment dient als Showroom der eigenen Möbelgalerie Dimore Gallery. Mit Einrichtungen für Privathäuser sind Moran und Salci gross geworden – ihren heutigen Er folg begründen sie durch die Tatsache, dass Dimore Studio stets viel Glück mit der Presse hat te. Die vielen Publikationen seien die beste Werbung. Derzeit sind rund zwanzig Projek te am Laufen, zwei Drit tel davon Privatresidenzen, darunter auch eine Villa am Zürichsee. Doch es sind Vorzeigeobjek te wie die Shops von Aesop und Cire Trudon in Paris, das Restaurant Pump Room in Ian Schragers Public Hotel in Chicago oder das Hotel Casa Fayet te in Guadalajara, welche den Namen Dimore bekannt gemacht haben. In Mailand, der Heimatstadt des Studios, können Fans gleich mehrere Interieurs des Designer-Duos besuchen: Das neue Geschäf t der Kosmetikmarke Aesop beim Corso Magenta hat mit seinen petrolblauen Kacheln und Vitrinen mit abgerundeten Alu-Rahmen das Flair der dreissiger Jahre. Pompöser ist das «Grand Hotel et de Milan» an der Via Manzoni, zurückhaltender die Boutique von Herrenkonfek tionär Boglioli. Das Roof-Top-Restaurant Ceresio 7 ist nicht nur wegen seiner Aussicht und des Pools einen Besuch wer t, sondern auch wegen der Räumlichkeiten, bis hin zu den schön dekorier ten Toilet ten. Das Fendi-Apar tment sei ein einfacher Job gewesen, sagt Moran. Nicht nur liebe Dimore Studio Projek te mit historischen Hintergründen, auch hät ten die Auf traggeber, Accessoire-Chefin Silvia Fendi und CEO Pietro Beccari, ihnen beim Einrichten prak tisch freie Hand gelassen. Die Zusammenarbeit mit Fendi begann 2014, als Dimore Studio für eine Ausstellung an der «Design Miami» engagier t wurde. Der Auf trag: Möbelstücke für ein fik tives römisches Apar tment zu ent werfen. Mit dieser «Roman Lounge» präsentier te Dimore Studio seine Interpretation des idealen modernen Fendi-Apar tments. In Miami noch auf einer neutralen Ausstellungsfläche präsentier t, haben diese Unikate – viele aus t ypischen Fendi-Materialien wie Leder und Fell – nun ihr gebührendes Zuhause im Palazzo Fendi gefunden: die Lichtskulptur im Entrée oder das von alten, dreieckigen Fendi-Schals inspirier te Büchergestell aus Glas und Metall, das im Salon als Raumtrenner zwischen dem Wohnund Essbereich dient. Liebling vieler Besucher ist aber das Day-Bed, das mit geschorenem Nerz bezogen ist – Tierschützer haben es schwer im Palazzo des weltbesten Pelz-Anbieters. Es thront in der Umkleide, einem kleinen Eckzimmer mit Blick auf die lebhaf te Via Condot ti. Neben Meret Oppenheims «Traccia»-Tisch mit Vogelbeinen, einem seidenbespannten Paravent von Dimore Studio und einem Chinoiserie-Schrank von 18 0 0 unterstreicht es bestens den Esprit der Marke Fendi: luxuriöse Modernität, mit Bezügen in die Vergangenheit. Der grosse Esstisch, auch ein Ent wur f von Moran und Salci für Fendi, wurde von Fratelli Levaggi produzier t. Die Firma stammt aus dem ligurischen Chiavari, der Stadt, die Giò Ponti einst zum Stuhl «Superleggera» inspirier t hat. Ponti zählt zu den Idolen des Designer-Duos, wie weitere berühmte italienische Designer des 20. Jahrhunder ts, et wa Carlo Scarpa oder Carlo Mollino. «Italien hat das grosse Glück, sehr viel gutes Design bieten zu können. Nebst dem of fensichtlichen phantastischen Architek turerbe OBEN LINKS Im Salon mit Blick auf die Via Condotti trennt ein Glasregal von Dimore Studio den Wohn- vom Essbereich. RECHTS Technische Notwendigkeiten wie Heizkörper werden elegant verborgen. Dimore Studio Palazzo Fendi An der Kreuzung von Roms berühmter Luxus-Einkaufsstrasse Via Condotti mit der Via del Corso und der Via Tomacelli erstrahlt seit einigen Monaten der Palazzo Fendi in neuem Kleid. Auf fünf Etagen des Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert beherbergt der einstige Fendi-Hauptsitz nun das grösste Eigengeschäft mit dazugehörigem Pelzatelier, ein VIP-Apartment, um spezielle Kunden zu empfangen, sowie ein Fendi-Boutique-Hotel und das Restaurant Zuma. (kid.) fendi.com HINTERGRUND 22 dieser Nation hat auch das Industriedesign der vierziger und fünfziger Jahre die ganze Welt geprägt», so Moran. Dimore Studio ver wendet gerne Elemente der Vergangenheit und interpretier t diese zusammen mit zeitgenössischem Design, um ein Interieur für heute zu kreieren. «Wir versuchen stets, eine gute Balance zwischen historischen Stücken, VintageMöbeln und Zeitgenössischem zu finden, damit die Einrichtung nicht altmodisch oder museal wirk t», so Moran. Zum Zanuso-Sessel von 1951 gesellt sich et wa ein geometrisches Tischchen aus verschiedenen Marmoren, ein neuer Ent wur f des kanadischen Duos Oeuf fice. Nebst der Fusion eklektischer Fundstücke aus diversen Stilepochen und Ländern – von Antiquitäten aus Afrika über Vintage-Stücke unbekannter Herkunf t bis hin zu Ent würfen von Design-Ikonen des 20. Jahrhunder ts – ist die Spezialität von Dimore Studio eine Farbpalet te, die man am besten mit «Vintage-Töne» beschreiben kann. «Diese Töne vermit teln ein historisches Gefühl», erklär t Moran. «Die Leute scheinen sich gut mit solchen Elementen identifizieren zu können. Sie kommen ihnen ver traut vor.» Die Wandtäferung im Salon des Palazzo Privé ist beispielsweise in einem eigenwilligen Graugrün gestrichen, das an chinesische Seladon-Vasen erinner t. Moran und Salci pflegen auch eine Vorliebe für Materialien, die wirken, als hät ten sie schon einiges erlebt. Die Käfigelemente aus oxidier tem Messing, die technische Apparate wie Heizung oder elek trische Anschlüsse verdecken, wirken wie Bambus-Täferungen aus Metall. Zusammen mit den Palmen verleihen sie dem Raum et was E xotisches. «Mit unserer Vorstellung von vergangenen Epochen versuchen wir Atmosphären zu kreieren», sagt Moran, «auch wenn sie historisch nicht korrek t sind.» Beim VIP-Apar tment von Fendi war es die Phantasie eines Ar t-déco-Interieurs der dreissiger Jahre. Für die eigene Präsentation in den Räumen der Dimore Galler y zum diesjährigen Mailänder Möbelsalon wurden die sechziger und siebziger Jahre auf dramatische Ar t inszenier t und unterlegt mit einem stimmungsvollen Musik teppich, von David Bowie bis hin zu epischen Film-Soundtracks. Emotionale Raumerlebnisse wie diese sind charakteristisch für Dimore Studio. In ihrer Möbelgalerie findet man neben Eigenent wür fen und Objekten anderer zeitgenössischer Designer auch Vintage-Stücke, deren genauer Ursprung unbekannt ist. «Das macht doch gutes Design aus», so Moran. «Es muss nicht mit einem wichtigen Namen verbunden sein. Viel wichtiger als die historische Relevanz eines Stückes sind doch seine Schönheit und Funk tionalität.» Diese Haltung ist t ypisch für Dimore Studio. Die Interieurs von Moran und Salci er wecken trotz einem wilden Stilmix und dem Hang für Mondänes et was Vertrautes, fast Heimeliges. Den Namen ihrer Firma haben die beiden schliesslich nicht von ungefähr ausgewählt: Das italienische Wor t dimora steht für «Wohnsitz» und «Zuhause». «Wir suchen stets eine gute Balance zwischen historischen Stücken, VintageMöbeln und Zeitgenössischem.» Britt Moran Dimore Studio Z OBEN LINKS Besucher werden im Entrée unter anderem von einer römischen Statue und einem «Day Bed» von Giò Ponti begrüsst. OBEN Die NeonlichtSkulptur «Vertical Light» entwarf Dimore Studio für Fendis Ausstellung «Roman Lounge» während der DesignMiami 2014. UNTEN Entwurfsskizze des Regals aus Metall und Glas, das im Salon als Raumtrenner dient. Es steckt kein Geheimnis hinter einer Girard-Perregaux, nur über zwei Jahrhunderte Handwerkskunst und ein klares Bekenntnis zur Perfektion. LAUREATO, STAHL GEHÄUSE, 41 MM LIMITIERTE AUFLAGE VON 225 STÜCK GP 3300 Kaliber Stunden, Minuten, Zentralsekunden und Datum Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: [email protected] +41 32 911 33 30 IM GESPRÄCH 24 Z Patricia Urquiola Die spanische Architektin führt in Mailand ein Studio mit über fünfzig Mitarbeitenden, entwirft Möbel, Produkte sowie Interieurs und ist seit kurzem auch noch Art-Direktorin des italienischen Möbelherstellers Cassina INTERVIEW D AV I D S T R E I F F C O R T I Während über Architektur gewöhnlich im Kulturteil einer Zeitung berichtet wird, landen Designthemen meist im Lifestyle. Halten Sie diese Einordnung für legitim? Bereits die alten Griechen betrachteten die Architektur als wichtigste aller Künste. Dagegen ist Produktdesign eine relativ junge Disziplin. Zwar werden seit Beginn der Menschheitsgeschichte Werkzeuge erfunden, um uns das Leben zu erleichtern, doch akademisch behandelt und gedeutet wird Design erst seit dem Zweiten Weltkrieg. Es gibt einen grossen Graben in der Formalisierung der beiden Disziplinen. In Bezug auf den Entwurf gibt es für mich jedoch keinen Unterschied. Der Prozess ist derselbe. Es ändern sich nur der Massstab und die involvierten Berufsgruppen. Was kann, darf oder muss Design? Design sollte Lösungen für existierende Probleme oder unerwartete Verbesserungen liefern. In welcher Situation ist Farbe unangemessen? Nie, ich bin nicht chromophobisch. Farben bilden eine unendliche Palette, zu der sogar das Fehlen von Farbe beiträgt. Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit bezwecken? Den Menschen einen Dienst erweisen. Sie ein bisschen glücklicher machen und mit seelischem Trost versorgen. Sie sind unglaublich produktiv und scheinen ständig in Bewegung zu sein. Verbringen Sie auch einmal einen ganzen Tag auf dem Sofa und lesen ein Buch? Was muss ein Gebäude, Raum oder Objekt aufweisen, damit es Ihr Interesse weckt? Eine unbeschreibliche Empfindung, die sich aus vielen verschiedenen Elementen ergibt: einem Sinn für den Ort, die Zeit, die Grösse, Proportionen, Empathie und die Gegenwart. FOTOS: PD Ja. Ich bin durchaus fähig, einen Gang runterzuschalten. Und ich habe das Glück, dass viele Dinge, die ich zu meinem persönlichen Vergnügen mache, auch Teil meines beruflichen Alltags sind. IM GESPRÄCH Z 25 An europäischen Designschulen studieren mehr Frauen als Männer. Weshalb stehen so wenige von ihnen danach im Rampenlicht? Vielleicht, weil es mehr männliche Unternehmer, Manager und Techniker gibt. Ich glaube, dies ist eine Sache der Kommunikationsfähigkeit. Jeder muss einen eigenen Weg finden, diese unter Beweis zu stellen. Es hilft, wenn man für Leute und Firmen arbeiten kann, die man mag und denen man sich nahe fühlt. Sie sind Architektin und Designerin. Inwiefern befruchten sich bei Ihnen Architektur- und Designprojekte? Der Lehnsessel «Gender», den Patricia Urquiola für Cassina entworfen hat, wurde am diesjährigen Salone del Mobile vorgestellt. Du denkst vielleicht, dein Entwurf sei perfekt. Aber du weisst erst wirklich, ob er funktioniert, wenn du ihn in einem Lebensraum verwendest. In der italienischen Möbelindustrie spricht man seit Jahren von einer Man kann auf gute Weise Krise. Weshalb blicken Sie dennoch wachsen, wenn man seine Hausaufgaben gut macht. optimistisch in die Zukunft? Aber man darf dabei nicht das kleinste Detail vernachlässigen. Es ist wichtig, dass man sich als global operierendes Unternehmen betrachtet, das in Italien zu Hause ist, und nicht als italienische Marke, die Möbel exportiert. Das sind zwei unterschiedliche Denkweisen. Welche Form der Zusammenarbeit schätzen Sie mehr – eine diplomatisch-harmonische Beziehung oder eine offene Auseinandersetzung? Urquiola hat als neue Art-Direktorin von Cassina gleich das modulare Sofa «Beam» entwickelt. Ich bin sehr direkt. Aber nur zum Wohle des Projekts und meiner Kunden. Welche Impulse braucht ein Unternehmen wie Cassina mit einer neunzigjährigen Geschichte und unzähligen Lizenzen für Möbelklassiker? Es geht darum, kein Risiko zu scheuen. Das ist Teil der DNA von Cassina – ebenso wie Diversität und der starke Forschungsdrang. Wir sollten mit der Reedition der vielen Schätze in unserem Archiv fortfahren, gleichzeitig aber auch neues Terrain beschreiten – wir sind kein Museum! Gewöhnlich werden Sie gelobt und gefeiert. Wie reagieren Sie auf Kritik? Man kann von beiden Ausdrucksformen eine Menge lernen. Wir sind sieben Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich, gleichzeitig aber auch wie ähnlich wir sind. Man kann es nicht allen recht machen, aber es ist wichtig, sich selbst zufriedenzustellen, um auch andere glücklich machen zu können. Patricia Urquiola 26 IM BILDE Detailverliebt FOTOS N I C O L E B A C H M A N N REDAKTION UND STYLING A L E L I L E A L F Ü R S T U DI O L A R D O FOTO-ASSISTENZ P H I L IP L E U T E R T STYLING-ASSISTENZ A N D R I M Ü L L E R F Ü R S T U DIO L A R D O LOCATION Z W I C K Y- S U E D. C H / K R A F T W E R K1 OBEN Sideboard «Mono-Sideboard 640» (2975 fr.) BENJAMIN THUT für THUT MÖBEL bei WOHNBEDARF, Stehleuchte «Tam Tam P3» (688 fr.) FABIEN DUMAS für MARSE T bei NEUMARK T 17, Beistelltisch «Vier» (1019 fr.) PHILIPP MAINZER für E15 bei NEUMARK T 17, Glasvase FOSCARINI ( privatbesitz), Papierobjekt «Uros Origami» (118 fr.) CASSINA bei TEO JAKOB, Sessel «637 Utrecht» (3746 fr.) GERRIT T. RIE T VELD für CASSINA bei NEUMARK T 17 SEITE 31 Vase «Stan» (195 fr .) EDITION NIKOL AS KERL bei NEUMARK T 17, Flasche (240 fr .) TAPIO WIRKK AL A für IIT TAL A bei HOLM, Porzellandose (64 fr .) THERESE MÜLLER bei LIMITED STOCK, Tischleuchte «Lampadina» (98 fr .) ACHILLE CASTIGLIONI für FLOS bei NEUMARK T 17, Teller «Cosmic Diner Moon» (68 fr .) DIESEL LIVING bei TEO JAKOB, Vase «Soap Bubble» (450 fr .) PER LÜTKEN für HOLMEGA ARD bei NORD 3 Design Z ZÄSUR WELTORDNUNG Gartomania Tex t B A R B A R A V I N K E N Il lus t r a t i o n J E A N - M I C H E L T I X I E R Aus einem Trend scheint eine Epidemie zu werden: unbändige Sehnsucht, ja Sucht nach dem Gar ten. Alle Leute, die man gerade trif f t, haben in den Ferien, sei es auf dem Lande, sei es in der Stadt, im Gar ten gearbeitet und dabei alles – den ganzen nervigen, grauen Alltag – in der Erde wühlend hinter sich gelassen. Andere legen stilgerecht ausgerüstet einen Gar ten an oder lassen anlegen. Man stückelt Parkgelände zusammen, fähr t nach London, um Rosen auszusuchen, und überlegt, wo man die Magnolie placier t und wie die Palme über die Mauern hinweg grüsst. Meine eine Nachbarin träumt davon, dem steinigen Trot toir vor dem Stadthaus einen blühenden – und sei er auch nur wenige Zentimeter breit – Vorgar ten mit Malven abzutrotzen. Leuchtende Blumenkissen auf Steinmauern zu zaubern, kostet eine andere den Schlaf. Man kocht sein Ratatouille aus selbstangebautem Gemüse. Das Olivenöl wird aus der eigenen Ernte gepresst, Marmelade aus handverlesenen Früchten des Pflaumenbaumes vor dem Haus eingekocht. Ein Kräutergär tlein blüht auf fast jedem Balkon; Wintergär ten sind die Lieblings-Büroräume, Häuser haben sich tendenziell in Orangerien verwandelt. Parfums heissen «Un jardin sur le Nil», «. . . sur le toit» oder «. . . en méditerranée», Bars verheissen Blumen des Bösen, Baumarktket ten versprechen, die Gär ten der Welt in den Hinterhof zu holen. Mit deck chairs hat man das Aussen bereits seit Jahrzehnten nach innen geholt, nun werden Gar tenmöbel der Belle Epoque zu Wohnzimmermöbeln, und ein Zimmer ohne Hängemat te ist undenkbar. Der Stadtraum ist keine steinige, asphaltgraue Angelegenheit mehr. Man zieht nicht raus ins Grüne, sondern holt es hinein. Das Pariser Musée du quai Branly stellt mit einer phantastisch bewachsenen Fassade allen Steinprunk der Nachbarschaf t in den Schat ten, jede Einkaufspassage, die et was auf sich hält, vermit telt Ahnungen von Dschungel. Auch in Paris ver wandeln sich stillgelegte Viaduk te in wuchernde Promenaden, in New York werden Hochbahn-Trassees zum High-Line-Park. Üppig gedeihen dor t wild ausgesäte Pflanzen zwischen luxuriösen Holzliegen. Und city life findet sowieso auf dem Dachgar ten stat t. Am liebsten sollte die ganze Welt zum Garten werden, überall soll es spriessen, grünen, blühen. Mit ten in Bern hat man die hängenden Gär ten der Semiramis entdeckt. Bei ihr liegt vielleicht ein Schlüssel zur rasenden Gar tenlust vergraben. Soweit man weiss, wurden die babylonischen Gär ten, raf finier t bewässer te Terrassen- und Dachgär ten am Ufer des Euphrat, für die aus dem grünen Persien stammende Gat tin Nebukadnezars II. angelegt. Überliefer t sind die sagenhaf ten Gärten durch die Griechen, die in ihren Städten keine Parks hat ten und deshalb, über wältigt von der grünen Pracht, ein Welt wunder ausmachten. Trösten sollten sie die lustwandelnde Herrscherin in ihrer exotischen Üppigkeit über die Wüste, die sie umgab. So ist die Gar tensucht vielleicht ein Symptom dafür, dass wir einer Wüste, Steinwüste, Alltagswüste des grauen Einerleis und der Langeweile zu ent fliehen suchen. Die Wüste, die Yonville, das todlangweilige Kaf f in der Normandie, für Madame Bovar y war, versuchte Emma mit einem hängenden Ziergär tchen in eine Oase zu ver wandeln. Unsere Gar tenlust lässt auf eine ziemlich wüstenhaf te, ver wüstete Welt schliessen, gegen die wir Gär ten als Gegenor te zum Blühen und Grünen bringen. B A R B A R A V IN K E N is t P r o fes sor in f ür A llgemeine L i t e r a t u r w i s s e n s ch a f t u n d R o m a n i s ch e P hi l o l ogie an der L M U i n M ünchen . E in br ei t es P ub l i ku m er r eich t e sie m i t ihr en Über legungen zur deu t schen F am i lienpol i t ik und zur M ode . AUS DEM AUGENWINK EL Tex t und F o t o gr a f ie BI C E C U R I G E R Schönheit und Wahrheit BI C E C U R I GE R is t k üns t ler ische Dir ek t or in der F onda t ion V incen t van Gogh A r les und C he f r edak t or in der K uns t publ ik a t ion «Par ke t t » . Z u vor w ar sie w ähr end 2 0 Jahr en K ur a t or in am K uns t haus Z ür ich . 27 ZÄSUR Mit der Axt zurück zur Natur Tex t R I C H A R D K Ä G I Il lus t r a t i on G R A F I L U Ein neuer Begriff geistert durch die Nachhaltigkeitsszene: Urban Farming. Unser Autor ist dafür – auch, weil er ein Fan von Ä xten ist Das Beil schwebt einen winzigen Moment fast schwerelos am höchsten Punk t des Schwunges, den mein fester Grif f ihm auf zwingt. Sonnenstrahlen blitzen an der handgeschmiedeten Schneide auf, ich pa cke den per fek t in den Händen liegenden hölzernen Schaf t noch stärker und dresche die Spaltax t mit grösster Wucht auf das hochkant vor mir liegende Stück Buchen stamm. Das keilförmige A x tprofil schneidet in das Holz wie in But ter, krachend und split ternd teilt sich der solide Block in wegfliegende Scheite. Was für ein wunder bares Werkzeug! Die Meisterschmiede der schwedischen Firma Gränsfors Bruk belie fern seit über hunder t Jahren Holzfäller vom Amazonas bis Sibirien. Jedes Beil trägt die Initialen des Schmieds, der es von Hand fer tigte. Repräsentieren Uhrmacher Schweizer Handwerkskunst, dann sind A x tschmiede das skandinavische Pendant. Ich liebe ar tisanal hergestelltes Werk zeug! Und richtiges Handwerk. Ein Begrif f, der genau das meint , wofür er steht. In unserer immer stärker technisier ten Welt mit tler weile ein rarer, of t missbrauchter Begrif f. Meine Recherchen über Holzbe arbeitung führ ten auch zur Beschaf fung einer Jagdax t der schwedischen Manu fak tur Karesuando Kniven. Sie würde sich tref flich dafür eignen, die talentlosen Golf spieler zu skalpieren, die bei schönem Wet ter regelmässig ihre Bälle vom Golf plat z gegenüber an meine Hausfassade und in den Gar ten pfef fern. Of fenbar ist dor t die Plat zreife im Bingo zu gewinnen. Die A x t ist klein und handlich, mit polier ter, messerschar fer Schneide und wunder schönem Stiel aus gemaser tem Birkenholz. Zivilisier tere Anwendungen sind Holz klein hacken für das Campingfeuer, Gar ten büsche stut zen oder Rinderknochen zer hauen für den Kalbsfond. Eigenhändig für das Küchenfeuer Holz spalten ist mein Beitrag zum Urban Far ming – ein Begrif f, der seit kurzem durch die Nachhaltigkeitsszene geister t. Zudem erspar t es mir Kraf tmaschinen aller Ar t , und auch die Dame von gegenüber schaut mir gerne dabei zu. Bienenstöcke oder grunzende PataNegraSchweine im Gar ten würden die mir (noch) wohlgesinnten Nachbarn vermutlich über fordern. Die dar aus resultierende Missstimmung würde bloss weiteren Wirkungsfeldern meiner Ä x tesammlung Tür und Tor öf fnen. Schon länger folge ich – auch ohne HipsterBar t , karier tes Hemd und Hosenträger – dem «Leaf to root»Ansatz, da wird Gemüse und Obst samt Wurzeln und Blät tern ver wer tet , was insbesondere bei Karot ten und Randen sinnvoll ist. Ebenfalls aus Gross britannien schwappte die «Nose to tail» Bewegung auf den Kontinent ; alles wird aufgegessen, von der Zunge und der Backe der Kuh bis hin zum Sauschwänzchen (die ses schmeck t frit tier t übrigens allerköst lichst!). Diese Strömungen verdeutlichen bestens unsere Sehnsucht zurück zum Einfachen und Guten. Und zur Natur, ohne ihr dreinzureden. Denn kaum eine andere Instanz ist so unbeeinflussbar. Dem Hunger, den diese fas t schon philosophischen Gedanken zweifellos her vorrufen, begegne ich mit folgendem, den obens tehenden Erkenntnissen Respek t zollenden Rezept , für das man nichts wei ter braucht als ein grosses S teak , et was Fleur de Sel und natürlich meine Gränsfors Bruk . Und so geht ’s: Im Wald Feuerholz hacken, ein zünf tiges Feuer ent fachen und herunterbrennen lassen. Sobald die Glut mit einer feinen weissgrauen Asche schicht überzogen ist , lege ich mein S teak direk t darauf, drehe es nach einigen Minu ten um und grilliere es fer tig. Keine Ban ge, es bleibt kaum Asche daran haf ten. Et was Fleur de Sel darauf, fer tig. Einen besseren Grilliergeschmack gibt es nicht . Der untenstehende Link führ t Sie zum Feu erVideo und zum Rezept eines köstlichen Brotes, das ebenfalls in der Glut gebacken wird und weder Knetmaschine noch Back stein benötigt . R I C H A R D K Ä GI i s t F ood Scou t bei Globus . A u f der Suche nach dem w ah r ha f t Gu t en r ei s t er f ür d i e Delicatessa um die ganze Wel t . In for mat ionen, A dressen und R e zep t e au f gl obus .ch /de /delica t es sa / f oodscou t STILK RITIK Der geschminkte Mann Tex t M A L E N A R U D E R Schminksachen sind nur für Mädchen, allen Gender diskussionen zum Trotz. Nur das sogenannt schöne Ge schlecht hat anscheinend Musse, sich mit dekorativer Kosmetik den Alltag zu erschweren: Lippenstif t muss ständig kontrolliert werden und hinterlässt Spuren, Na gellack verzeiht keine Aktivitäten, die übers Zehnfinger system hinausgehen. Bis zur Industrialisierung putzen sich auch Männer heraus und kultivieren eine dekora tive Zurschaustellung des Laisserfaire. Erst im 19. Jahr hundert justiert sich das Bild des zurückhaltend geklei deten Mannes, der optische Repräsentationspflichten der aufgerüschten Frau an seiner Seite aufbürdet. Dieses Rollenbild wandelt sich. Ganz vorsichtig wagen sich einige Marken an MännerMakeup, etwa Concealer, die Augenringe und Rötungen mildern sollen. Auch Puder oder Fluids gegen Glanz sind in Ausnahme fällen gesellschaf tlich geduldet, an Hochzeiten zum Bei spiel, wenn das für Bilder veranschlagte Budget es rechtfertigt, der Natur nachzuhelfen. Auch wegen des BilderHypes im Internet verlangen immer mehr Männer nach FotoFiltern fürs echte Leben. Lippenstif t, Lid schat ten und Nagellack bleiben aber fest in Frauenhand. 28 ÜBERTRIEBEN Make-up für Männer ist ein aufkommender Trend. Nagellack samt Zigarette ist dann aber doch ein bisschen viel des Guten. FOTO: @THEMARCJACOBS / INSTAGRAM Modedesigner Marc Jacobs setzt nun mit dem Hashtag #MalePolish auf der OnlinePlat tform Instagram einen Gegentrend, er zeigt mit kurzen, lackierten Nägeln, dass Maskulinität Farbe verträgt. Leider lässt er sich immer mit Zigaret te zwischen den gepflegten Fingern ablich ten – heutzutage eine so rebellische Pose, dass sein Auf trit t ins ParadiesvogelAussenseitertum abgleitet. M A L E N A R U D E R lei t e t das Magaz i n « Z » und schr eib t über M ode , S ch muck und S chönhei t . S ie i n t er es sier t s ich nich t nur f ür das , w as M enschen t r agen , s on der n vor allem da f ür, w ar um s ie e s t un . ZÄSUR M AT E O K R IE S , K uns t his t or iker und Dir ek t or des V i t r a - De sign - M useums in Weil am R hein , beschä f t ig t sich m i t Designge sch ich t e und der ge s t al t e t en Gegen w ar t . Goethes Gestell Tex t M AT E O K R I E S FOTO: MARC EGGIMANN © VITRA Wenn von Design-Ikonen die Rede ist, sind zumeist Stühle gemeint. Die Folge ist, dass kaum eine Homestor y heute noch ohne sorgfältig placier te Vintage-Kunststof fmöbel auskommt, die den immergleichen Räumen einen Anstrich von Historie und Patina verleihen sollen. Ich möchte an dieser Stelle eine Lanze brechen für ein anderes unterschätztes Möbelgenre: das Regal, in der Schweiz auch Gestell genannt. «Gestell» sagt schon alles: Es handelt sich um ein bescheidenes, dienendes Möbel, und gerade darin liegt seine Bedeutung. Man betrachte nur die legendäre Wohnregalwand der Nachkriegszeit – hier wurde der gesamte Hausstand ausgestellt, von Fotoalben über das geerbte Porzellan bis hin zum Röhrenfernseher. Dann kamen Designer und machten aus dem Gestell eine Gestaltungsaufgabe: Charles und Ray Eames bildeten ihr «ESU»-Regal ihrem eigenen, legendären Haus nach, so dass man sich mit dem Regal ein Stück kalifornische Mid-Centur y-Architek tur ins Haus holt. Dieter Rams ent war f mit seinem Regal «6 0 6» ein minimalistisches Wunder werk, auch wenn man sich bei jedem Aufbauversuch Hautquetschungen zuzieht. Das «String»-Regal von Lasse Strinning wiederum besteht aus einfachen Metallleitern, in die man Tablare einhängt – eine Demon- ORDNUNGSHÜTER Das Regal als Abbild unseres Gehirns: Modell «ESU» von Charles und Ray Eames. stration des skandinavischen Pragmatismus. Vor einigen Jahren sah ich eine kleine Ausstellung des Designers Mar tino Gamper in der Londoner Serpentine Galler y, bei der dieser auf verschiedenen bekannten Regalent wür fen unterschiedlichste Sammlungen arrangier t hat te. Er zeigte damit eindrücklich, wie Regale aus den darin bewahr ten Dingen ein Bild machen – und dass es of t erst die Dinge sind, die das Regal zum Leben er wecken. Das Interieur und das schwierige Selbstverständliche gie und zweifelhaf ter Dämmmaterialien. Wir heizen alle Räume stat t zwei oder drei, und wir heizen sie immer, stat t einmal zu sagen: Her mit dem Pullover. Was in der Villa Kunterbunt natürlich selbst verständlich ist. Selbst verständlich. Inszenierungen von Interieurs werden uns durch Websites und Magazine nähergebracht. Als Barometer für heutige Vorstellungen vom Wohnen sind sie vom selbst verständlichen Mix, von der Widersprüchlichkeit unserer Realität of t weit ent fernt. Sie sind, trotz allen Beschwörungen von postindustrieller und lebensstilorientier ter Alltäglichkeit, vor allem eins: sich selbst bespiegelnde, arrangier te Panoramen. Wo sind Komplexität und Widerspruch geblieben, von denen der FOTO: JAN SMAGA & ANETA GRZESZYKOWSKA © ŁUKASZ GORCZYCA & MICHAŁ KACZYNSKI, RASTER GALLERY 2004 Spontan würde man meinen, in einer Villa Kunterbunt zu leben, wünschten sich viele. Und die Mehrzahl träume davon, frei, unbeschwer t und in gewisser Weise naiv, das Haus, die eigene Lebenswelt so einrichten zu können, «wide-wide-wie sie mir gefällt». Vielleicht ist es aber auch ganz anders. Anders. Denn eine Villa Kunterbunt setzt halt voraus, dass man auch für Pferd und Af fe die Tür of fen hält. Ganz abgesehen davon, dass die Villa in ihrer schludrigen Bauweise sehr, sehr weit vom Minergiestandard ent fernt ist. In dieser Hinsicht haben es Pferd und Af fe gut, sie kuscheln sich in ihr Fell! Aber wir, wir haben vergessen, dass es auch andere Möglichkeiten der Wärmeerzeugung gibt ausser durch den euphorischen Verbrauch fremder Ener- «Plan», Jan Smaga, 2003 (mit Aneta Grzeszykowska). 29 Das beeindruckendste E xemplar begegnete mir aber, als ich kürzlich das Goethehaus in Weimar besuchte. Das Regal in Goethes Arbeitszimmer ist eine Kombination aus Lesepult , Ablagefächern und Schubladen und scheint die ganze Komplexität des Goetheschen Denkens in ein Objek t zu bannen. Es sieht aus wie die analoge Version eines Outlook-Ordners, in dessen Fächer der Benut zer jederzeit Dinge verschieben und sor tieren kann. Hier zeigt sich die eigentliche Bedeutung des Regals: Es ist weniger Objek t als Ordnungssystem, es hilf t uns, unser Leben und unsere Gedanken zu sor tieren. Wenn der Stuhl ein Abbild unseres Körpers ist , ist das Regal ein Abbild unseres Gehirns. Es ist eine Architek tur unseres Wissens, aber auch ein Display unserer Identität: Hier zeigen wir, was uns wichtig ist, ob unsere Lektüreliste, gesammelter Krimskrams, Ordnung oder Unordnung. Das Angenehme am Regal ist, dass es hinter dieser Bedeutung of t zurücktrit t. Ich kenne viele sogenannte Kreative, bei denen noch immer das «Billy»-Regal von Ikea an den Wänden herumsteht – weil ihnen das darin Aufbewahr te eben wichtiger ist als das Regal selbst. Architek ten wie Le Corbusier bauten das Regal auch gerne gleich ganz in ihre Gebäude ein, damit die Dinge darin und die Möbel daneben besser zur Geltung kamen. Das Regal ist eben doch nur das, was der Schweizer dazu sagt: ein Gestell. Aber es ist das Gestell unseres Lebens. Tex t BE T T I N A KÖ H L E R «Ich hab ein Haus – ein kunterbuntes Haus, ein Äffchen und ein Pferd, die schauen dort zum Fenster raus» amerikanische Architekt Rober t Venturi in seinem 19 6 6 erstmals erschienenen Buch sprach? Auch die neueren Tendenzen zu dunkler Opulenz, kupfrig schimmernden Lichtquellen, zu Tex til und Farbe, wie sie am letzten Salone del Mobile in Mailand beobachtbar waren, werden in jeweils geschlossene Welten integrier t. Vielleicht existier t ja eine – wie es der deutsche Schrif tsteller und Philosoph Reinhard Knodt nennt – ästhetische Korrespondenz zwischen den technisch ferngesteuer ten, hermetischen Komfor tinseln unserer Wohnungen und den eingefrorenen Bildwelten des Designs. Und insofern, so könnte man nun in einer weiteren Volte schliessen, hat sich die Villa Kunterbunt in den letzten Jahrzehnten in eine Metapher ver wandelt: eine Metapher für den Verlust an «gesellschaf tsbezogenen Utopien des Designs, darunter solche der Beschränkung und Bescheidenheit», so der deutsche Gestaltungstheoretiker Ger t Selle. Ob Rober t Venturi, Reinhard Knodt und Ger t Selle in der Villa Kunterbunt leben wollten, weiss ich nicht. Aber es wäre sicherlich eine lustige WG. B E T T IN A KÖ H L E R , K uns t his t or iker in , spann t in ihr er A r bei t über A rchi t ek t ur, Innenar chi t ek t ur un d M o de eine Br ücke z w ischen t heor e t ischen K on zep t en und pr ak t i scher Vor gehens w eis e . ZÄSUR Tägliches Brot Tex t un d Illus t r a t ion S A R A H I L L E N BE R G E R Über die Nachteile, welche die digitale Unmittelbarkeit für Kreative mit sich bringt Der Alltag ist für viele Künstler ihre wichtigste Inspirationsquelle. Paul Smith hat es in seinem wunderbaren Buch «A to Z» auf den Punk t gebracht: «You can find inspiration in any thing, and if you can’t, look again.» Wie recht er hat! Auch wenn es natürlich hilf t, wenn man seinen Alltag in London, Paris oder Tokio verbringt wie der britische Designer. Während meines Studiums im London der späten neunziger Jahre habe ich mir angewöhnt, das Haus nie ohne eine geladene Kamera zu verlassen. Heute macht jeder mit seinem Handy ständig Schnappschüsse, aber damals war das et was Ungewöhnliches. Mit meiner kleinen schwarzen Minox 35 GT bin ich durch die Stadt gelaufen und habe alles fotografier t, was mir halbwegs interessant vorkam. Beliebte Sujets waren: Schreibfehler auf Schildern («Sorr y, we’re open!»), Hausrat auf Gehwegen, schlafende Menschen in der Underground und charmant verfasste Vermisstenanzeigen auf Pinnwänden in meiner Universität. Of t habe ich erst nach dem Ent wickeln des Films Tage später wirklich entdeck t, was ich fotografier t hat te. Auf einer Serie von Bildern, die ich an einer Strassenecke in Camden Town gemacht hat te, sah ich et wa, dass eines der vorbeifahrenden Fahrzeuge beim Anhalten vor der roten Ampel mit dem komplet ten Rumpf et wa 45 Grad in der Luf t gestanden hat te! Diese Überraschungsmomente beim Durchblät tern der Abzüge vermisse ich heute, in diesen Zeiten der digitalen Unmittelbarkeit. Es muss ja nicht immer gleich ein Mordfall zutage kommen wie in Antonionis Filmklassiker «Blow-Up». Aber über ein paar harmlos-uner war tete Momente würde ich mich auch schon freuen. SA R AH IL L ENBERGER bewegt sich in ihren Werken z w ischen K uns t und Design . O f t se t z t sie A l l t ag s g e g e n s t än d e i n e i n e n ü b e r r as ch e n d e n K on t ex t . Im Magaz i n « Z » gib t die gebür t ige M ünchner in und Wahlber liner in E inb l ick i n ihr e Bil der- und Gedanken w el t . 30 32 IM BILDE OBEN Beistelltisch «Prismatic Table» (422 fr.) ISAMU NOGUCHI bei VITR A , Vase «Ruutu» (279 fr.) RONAN UND ERWAN BOUROULLEC für IIT TAL A bei HOLM, Porzellandose (150 fr.) DEREK WILSON bei LIMITED STOCK , Vase (290 fr.) TORTUS COPENHAGEN bei LIMITED STOCK , Glasschale «8», Vintage von 1958 (2200 fr.) TIMO SARPANE VA für IIT TAL A bei NORD 3 Design Z Z 33 OBEN Stuhl «Wiggle Side Chair» (794 fr.) FR ANK GEHRY für VITR A L INKS Stuhl «Plywood LCW» (1297 fr.) CHARLES UND R AY E AMES bei VITR A UN T EN Sessel «620» (etwa 4125 fr.) DIE TER R AMS für VITSŒ bei VITSŒ, Bürotisch «840 Stadera», Version «Beton» (2976 fr.) FR ANCO ALBINI für CASSINA bei NEUMARK T 17, Teller «Cosmic Diner Sun» (89 fr.) DIESEL LIVING bei TEO JAKOB, Stuhl «Belleville» (660 fr.) RONAN UND ERWAN BOUROULLEC für VITR A , Hocker «Wiggle Stool» (434 fr.) FR ANK GEHRY für VITR A , Tischleuchte «Seam Two» (609 fr.) MARK HOLMES für E15 bei NEUMARK T 17 Design 36 IM BILDE Z VORHERIGE DOPPEL SEIT E Tisch «Oskar» (6482 fr.) VINCENT VAN DUYSEN für B&B ITALIA bei TEO JAKOB, Sessel «Diamond Chair» (2214 fr.) HARRY BERTOIA für KNOLL INTERNATIONAL bei NEUMARK T 17, Stuhl «Tabu Naked Wood» (620 fr.) EUGENI QUITLLE T für ALIAS bei TEO JAKOB, Beistelltisch «Shimmer» (1580 fr.) PATRICIA URQUIOL A für GL AS ITALIA bei ARTIANA , Hocker «Cork Family», Modell «B» (440 fr.) JASPER MORRISON für VITR A bei TEO JAKOB, Tischleuchte, Vintage sechziger Jahre, Schweden (900 fr.) bei NORD 3, Vasen «Soap Bubble» (je 450 fr.) PER LÜTKEN für HOLMEGA ARD bei NORD 3, Glasvase (38 fr.) bei ARTIANA , Flasche (240 fr.) TAPIO WIRKK AL A für IIT TAL A bei HOLM, Glasdose (68 fr.) bei ARTIANA L INKS Schüssel und Schalen 4er-Set «Ultima Thule» (je 60 fr.) TAPIO WIRKK AL A für IIT TAL A bei HOLM, Tischleuchte «Elmetto» (220 fr.) MARTINELLI LUCE bei ARTIANA , Vase «Bel Air Test Tube» (290 fr.) JONATHAN ADLER bei TEO JAKOB, Edelstahldose «Precious Container» (166 fr.) ILSE CR AWFORD für GEORG JENSEN bei HOLM UN T EN Stehleuchte «A805» (1991 fr.) ALVAR A ALTO für ARTEK bei WOHNBEDARF RECH T E SEIT E Stehleuchte «A810» (etwa 2037 fr.) ALVAR A ALTO für ARTEK , Paravent «Screen 100» (2117 fr.) ALVAR A ALTO für ARTEK bei TEO JAKOB, Glasschale, Beistelltisch «Gray» (580 fr.) GERVASONI bei ARTIANA , Liege «Carta Collection» (preis auf anfrage) SHIGERU BAN für WB FORM bei WOHNBEDARF, Drehstuhl «KG001 Rival Chair» (etwa 675 fr.) KONSTANTIN GRCIC für ARTEK , Vase «Bel Air Test Tube» (290 fr.) JONATHAN ADLER bei TEO JAKOB, Vintage von 1958 (2200 fr.) TIMO SARPANE VA für IIT TAL A bei NORD 3, Couchtisch «Flower» (1151 fr.) CHRISTINE SCHWARZER für SWEDESE bei HOLM INHA LTSV ER ZEICHNIS Tischleuchte «Hexx» (500 fr.) DIESEL LIVING bei TEO JAKOB, Teller «Cosmic Diner Venus» (856 fr.) DIESEL LIVING bei TEO JAKOB, Vase «Soap Bubble» (450 fr.) PER LÜTKEN für HOLMEGA ARD bei NORD 3, Glasvase, Vintage von 1958 (2200 fr.) TIMO SARPANE VA für IIT TAL A bei NORD 3, Teller (28 fr.) bei ARTIANA A RCHITONIC Sämtliche Informationen zu den verschiedenen Ausführungen, Grössen, Farben, Preisen und Bezugsquellen der hier gezeigten Möbel und Wohnaccessoires findet man bei Architonic. Die Online-Plattform ist das weltweit führende Recherchewerkzeug für Architektur- und Designprodukte im PremiumSegment. Die Datenbank enthält mehr als 200 000 Produkte von 1500 Marken und über 6000 Designern. 16 Millionen Architekten, Innenarchitekten und Design-Liebhaber verwenden Architonic jährlich als Orientierungshilfe. Seit 2015 ist Architonic Teil der NZZ-Mediengruppe; architonic.com Design Z IM BILDE 37 38 ZU TISCH Z Auf ein Glas mit Charlie Chaplin A B C E D G H F A C B Charles Spencer Chaplin jr., Charlie Chaplin genannt, erblickt am 16. April 1889 das Licht der Welt – vermutlich in London. Fassung aus Bakelit (19 Fr.), bei Edition Populaire Die berühmteste Szene des SlapstickKomikers: Der Tanz mit der Weltkugel in der Nazi-Parodie «Der grosse Diktator» von 1940, seinem ersten Tonfilm. Wolfram-Glühbirne «Globe», Ø 11 cm (21 Fr.), bei Edition Populaire D&E Zwischen 1910 und 1912 geht Chaplin mit einer Gruppe von Pantomimen in Amerika auf Tour. So entdeckt ihn die dortige Filmindustrie. Lupe, um 1940, Horn und Knochen (340 Fr.), bei Two Rooms Chaplins Mutter Hannah Harriet Chaplin ist Tänzerin und Sängerin, sein Vater, Charles Chaplin sr., Sänger und Entertainer. Glasvasen «Josef» (je 68 Fr.), bei Raum 49 F G «Das Zucken einer Augenbraue, und sei es noch so unscheinbar, kann mehr ausdrücken als hundert Worte.» Teller «Base», Porzellan (24 Fr.), von Piet Boon für Serax, bei Edition Populaire H Nach zahlreichen Affären und drei gescheiterten Ehen trifft Chaplin die Schauspielerin Oona O’Neill. Sie heiraten 1944, die Ehe hält bis zu Chaplins Tod 1977. Kerzenhalter (je 60 Fr.), von Jens Quistgaard, bei Raum 49 I Wiederholt muss sich Chaplin gerichtlich gegen Schauspieler wehren, die ihn kopieren. Handgefertigte Glasteller (je 19 Fr.), bei Artiana J Am bekanntesten ist Chaplin als «Tramp» mit überweiten Klamotten, watschelndem Gang – und den Manieren eines Gentlemans. Servicewagen (662 Fr.), von Herbert Hirche, bei Raum 49 1915 wird den Amerikanern vom «Motion Picture Magazine» die Krankheit «Chaplinitis» diagnostiziert. Kerzenhalter, Gusseisen (65 Fr.), von Jens Quistgaard, bei Raum 49 ZU TISCH Z 39 Tex t M A L E N A R U DE R F o t o s N I C O L E B A C H M A N N S t y l i ng A L E L I L E A L F Ü R S T U DI O L A R D O Setzen Sie sich doch, Herr Chaplin, bei einem so umtriebigen Leben kann man schon einmal müde werden. Unzählige Auftritte, fast vierzig Filme, vier Ehen, elf Kinder und seit diesem April auch noch ein eigenes Museum am Genfersee – wir gratulieren! I R J P Q K L M N S O T U K L&M Acht Kinder bekamen Oona und Charlie. «Mama liebte es, Kinder zu haben, und Papa liebte es, sie schwanger zu sehen», so Geraldine Chaplin, eine der Töchter. Teller (35 Fr.), von Wedgwood, bei Globus N&O «Filmemacher sollten bedenken, dass man ihnen am Tag des Jüngsten Gerichts all ihre Filme wieder vorspielen wird.» Aus erster Ehe hat Chaplin zwei Söhne. 1945 erkannte er nach einem Prozess die Vaterschaft einer unehelichen Tochter an. Gabel (Fr. 10.90) und Glas «Amuse Bouche» (Fr. 3.90), beides bei Globus Becher und Schälchen, Keramik aus Japan (ab 45 Fr.), bei Raum 49 P Q Während der McCarthy-Ära wird Chaplin, der in den USA lebt, kommunistischer Machenschaften verdächtigt. 1952 zieht er deshalb nach Europa. Tischleuchte «Elmetto» (220 Fr.), bei Artiana R Chaplins Vater starb 1901 an den Folgen seiner Alkoholsucht, die Mutter wurde psychisch krank – Charlie und sein Halbbruder waren früh auf sich allein gestellt. Rotweinkelch (je Fr. 2.90), bei Globus Charlie Chaplin S Nicht nur als Komiker, auch als Schauspieler, Komponist, Drehbuchautor, Regisseur und Produzent wird Chaplin berühmt. Giesskanne, massives Messing (1500 Fr.), von Werkstätte Carl Auböck U T Den typischen Schnurrbart legt sich Chaplin zu, um älter zu wirken. Um seine Mimik nicht zu verdecken, wählte er einen sehr kleinen Schnauz. Löffel, Porzellan (9 Fr.), bei Edition Populaire «Arbeiten heisst leben, und ich liebe es zu leben!» Grillpfanne «Yakiyaki», Gusseisen (320 Fr.), bei Limited Stock Im Dezember 1952 bezieht die Familie Chaplin das Anwesen Manoir de Ban bei Corsier-sur-Vevey, den heutigen Sitz des Museums «Chaplin’s World». Tischtuch «Ebba» (Fr. 99.90), bei Globus ZENIT 40 Z Der Wald im Wohnzimmer Holz ist heute mindestens so hip wie heimelig – ob in Form eines einfachen Stuhls oder eines ganzen Opernhauses, es nährt die Sehnsucht nach Ursprünglichkeit, Natur und einer ökologischen Lebensweise. Doch Holz ist auch ein Werkstoff mit hohen konstruktiven und ästhetischen Qualitäten, der gerade in der Schweiz auf sehr vielfältige Art und Weise Verwendung findet TEXT D AV I D S T R E I F F C O R T I Es passt in eine Zeit, in der selbst unter Städtern ein buschiger Vollbart mehr gilt als eine glattrasierte Wange, dass ein Werkstoff ins Rampenlicht rückt, den die Pfahlbauer bereits im 5. Jahrtausend vor Christus verwen det haben. Holz ist unprätentiös, urtümlich, ehrlich, sinnlich und aus den gestalterischen Disziplinen nicht mehr wegzudenken. Man sieht es an Möbelmessen schon seit einiger Zeit wieder in unterschiedlichsten Formen und Farben: bald filigran verarbeitet, bald überraschend kom biniert, bald bieder, bald skulptural, derzeit aber vor allem naturbelassen, rau, archaisch. Zusammengenommen kommen so Jahr für Jahr ein paar Kubikmeter Buche, Eiche, Esche, Nuss oder Kirschbaum dazu – und mit den Hölzern eine Reihe von renommierten Gestaltern wie Konstantin Grcic, David Chipperfield oder Ronan und Erwan Bouroullec, die sich mit dem Naturmaterial auseinandersetzen. Sie schwärmen ebenso von dessen vielfältiger Verwendbarkeit wie von den konstruktiven Qualitäten, der eigenständigen Ästhetik und der Wärme, die es ausstrahlt. Die Produkte, die daraus hervorgehen, stillen das Bedürfnis einer wachsenden Kundschaft. Denn Holz beruhigt als klimaneutraler, nachwachsender Rohstoff unser Gewissen und weist Merkmale auf, über die nur wenige andere Materialien verfügen: eine lebendige Benutzer oberfläche, ein haptisches Erlebnis, einen individuellen Ausdruck, einen guten Geruch und nicht zuletzt einen sichtbaren Alterungsprozess, was ihm eine menschliche Dimension verleiht. Holz trifft aber auch deshalb den Nerv der Zeit, weil es oft noch von Hand oder mit Sägezähnen und dem Hobelmesser verarbeitet wird – in Prozessen, die selbst für Laien nachvollziehbar sind und damit einen willkommenen Kontrast zu einer zunehmend digitalisierten, unnahbaren Welt bilden. Wohl kaum jemand verkörpert diese Eigenschaften besser als eine Möbelmanufaktur, die in den Hallen einer ehemaligen Glarner Textil druckerei, umringt von hohen Bergen, seit über hundert Jahren wider standsfähiges Buchenholz aus dem Jura zu hochwertigen, zeitlosen Stüh len verarbeitet – und dies grösstenteils in Handarbeit. Das Klischee der stehengebliebenen Zeit muss man jedoch nicht bedienen, wenn man über Horgenglarus spricht. Denn ausser dem Fabrikgebäude von 1840 ist hier nicht viel stehen geblieben. Man hat nur erhalten, was noch immer funk tioniert. Zum Beispiel Biegemaschinen, die seit Jahrzehnten zuverlässig ihren Dienst verrichten. Oder Schreiner, Ingenieure und Polsterer, die Holz GANZ OBEN Buchenwald in voller Pracht. OBEN Einsatz einer computergesteuerten Maschine in der Möbelmanufaktur von Horgenglarus. RECHTS Die Stühle von Horgenglarus werden in Handarbeit gebeizt. FOTOS: MARTIN RUEGNER / MASTERFILE, PD Z ihr ganzes Produktionswissen einbringen und jüngere Kollegen anleiten, damit jährlich über 24 000 Stühle produziert und in alle Welt verschickt werden können. Mit sichtlichem Stolz und einer beeindruckenden Ruhe inspizieren sie das Holz, schneiden es zu, bedampfen es in einem altertümlichen Ofen, um es dann zu einer Zarge zu biegen, die mit der Sitzfläche verleimt und verpresst wird. Bei der Montage der einzelnen Teile, beim Beizen, Lackieren und Schleifen geht man nicht minder sorgfältig ans Werk – so, wie man es hier bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert getan hat. «Das ist keine Show, kein Ballenberg», sagt Marco Wenger, der Geschäftsführer des Traditionsunternehmens. Von einer Verklärung des Handwerks möchte er nichts wissen. «Wir sind wirtschaftlich im Denken und leisten uns keinen Prozess aus romantischen Gründen», sagt der gelernte Schreiner, Holztechniker und Betriebswirt. Hand angelegt wird nur, wenn es auch Sinn ergibt. Den Rest erledigt eine computergesteuerte Maschine: Computerized Numerical Control (CNC). «Die CNC-Technologie hat die Branche revolutioniert», sagt Wenger. Mit der Präzision und Geschwindigkeit, mit der diese Maschinen sägen, fräsen oder bohren, kann es auch ein erfahrener Handwerker nicht aufnehmen. Zudem schaffen die Geräte es durch ihre Beweglichkeit und die Computerprogramme, die sie mit digitalen Plänen und Informationen füttern, Formen und Radien zu bearbeiten, die am Reissbrett und an der Werkbank kaum zu realisieren wären. Doch längst nicht für jeden Arbeitsschritt ist es sinnvoll, eine CNC-Maschine einzusetzen. Gerade bei einem solch lebendigen Material wie Holz ist es unabdingbar, dass ein menschliches Auge kontrolliert, welche Bretter und Abschnitte sich für welche Verwendung eignen. «Mich fasziniert, dass man aus so etwas Rohem und Natürlichem wie Holz etwas so Präzises und Elegantes wie diese Stühle machen kann», sagt Wenger. Und an genau diesen Eigenschaften liegt ihm viel. Der Tendenz, Holz in immer rudimentäreren Formen, rauerem Ausdruck und gröberen Dimensionen zu präsentieren, möchte er deswegen nicht nachgeben. Bei Horgenglarus wird Holz aufgrund seiner konstruktiven Qualität geschätzt, es ist nicht einfach nur eine Ober- oder Projektionsfläche. So zeigt man die sonst oft in Schwarz gehaltenen Stühle zwar immer öfter auch naturbelassen, doch von Marketingkonzepten wie dem ChaletChic ist man weit entfernt. Vielmehr rüsten sich im Glarnerland Architekten und Gestalter wie Gigon Guyer, Max Dudler oder Frédéric Dedelley mit Mobiliar für ihre Projekte aus. Beständigkeit und schlichte, zeitlose Formen werden einem schnelllebigen Trend deshalb vorgezogen. Schliesslich sitzen nicht nur die Gäste der Zürcher «Kronenhalle» auf Mobiliar aus dem Glarnerland, sondern auch die Vereinigte Bundesversammlung – und dies seit 1902. Wenn Wenger auf Möbelmessen gelobt wird, er habe mit seiner Firma den Zeitgeist getroffen, sei ihm deswegen ein Schmunzeln erlaubt. Im Zusammenhang mit Holz von einem Trend zu sprechen, klingt denn auch tatsächlich etwas eigenartig. Schliesslich wurde das Naturmaterial bereits in der Jungsteinzeit nicht nur als Brennstoff oder zur Herstellung von Werkzeugen, sondern auch als konstruktiver Baustoff verwendet. Die Architektur in den Berggebieten der Schweiz ist bis heute stark von Holzbauten geprägt, und selbst im städtischen Raum erleben wir nicht die erste hölzerne Renaissance seit der Industrialisierung. Der gegenwärtig spürbare Boom für den Werkstoff Holz sei bereits die ZENIT 41 LINKS Radikal – Sessel «Medici» von Konstantin Grcic für Mattiazzi. RECHTS Nur dank Computertechnologie realisierbar: Stuhl «Osso» von Ronan und Erwan Bouroullec für Mattiazzi. UNTEN Konstantin Grcic mit seinem Stuhl «Chair B» von BD Barcelona. zweite Welle in der Schweiz, schreibt etwa Kunsthistorikerin Katrin Künzi in einem Essay für den Sammelband «Holz: Stoff oder Form». Nachdem in den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts einige Anstrengungen unternommen worden seien, mit der Durchführung von technischen Versuchen, Architekturwettbewerben und Publikationen zum Thema die Branche in praktischer und wissenschaftlicher Hinsicht weiterzubringen, sei Holz anlässlich der Landesausstellung 1939 gar zum «Rohstoff der Nation» erhoben worden und in Form von Holzpavillons auch entsprechend zum Einsatz gekommen. Holz Allerdings hielt das Hoch nicht ewig an. Im Design entdeckte man die gestalterischen und produktionstechnischen Möglichkeiten von Kunststoff, was in den siebziger und achtziger Jahren zeitweise in wahre Plastic-Orgien ausartete, die gut in eine Phase passten, die von einer Faszination für die Massenproduktion und einem Geist postmoderner Rebellion geprägt war. In der Baubranche setzte man hingegen immer stärker auf Beton, Stahl und Aluminium, teilweise aus wirtschaftlichen, aber auch aus Gründen eines Imagewandels. «Man sah im Holz ein sperriges, technisch schwer 42 ZENIT Menge des Holzes, das jährlich in Schweizer Wäldern wächst, in Kubikmetern. Der gesamte jährliche Holzverbrauch in der Schweiz beläuft sich auf rund 11 Millionen Kubikmeter (5 Mio. davon stammen aus heimischen Wäldern). Von der Gesamtmenge wird gut die Hälfte als Energieholz genutzt, 20 Prozent entfallen auf Papier und Karton und gut 3 Prozent auf Landwirtschaft und Gartenbau – so dass der stoffliche Holz-Endverbrauch rund 27 Prozent oder 3 047 300 Kubikmeter ausmacht. Steigerung des Holzeinsatzes bei Mehrfamilienhäusern in der Schweiz im Vergleich zu 2009. 31 10 73 PROZENT Holzwaren 5,7% STOFFLICHER HOLZ-ENDVERBRAUCH IN DER SCHWEIZ (2012) Im Überblick Anteil an der gesamten Fläche der Schweiz, der heute mit Wald bedeckt ist. Z MILLIONEN Seit Thonet im 19. Jahrhundert die ersten Bugholzstühle produzierte, haben sich die Möglichkeiten, Holz in den Dienst von Form und Funktion zu stellen, vervielfältigt. Verpackung 14,3% Möbel und Innenausbau 30,7% Quelle: Berner Fachhochschule / Institut für Holzbau, Tragwerke und Architektur PROZENT berechenbares Baumaterial für einfache oder temporäre Bauten ohne architektonische Reprä sentationskraft», schreibt Künzi. Dass dem heute nicht mehr so ist, hat be stimmt ebenso stark mit einem gesteigerten Umweltbewusstsein und einer Sehnsucht nach Urtümlichkeit wie mit einem gewissen Über druss an allzu makellosen und künstlichen Oberflächen zu tun. Doch die neu entflammte Faszination für Holz allein psychologisch oder formalästhetisch zu deuten, greift zu kurz. Vor allem in Bezug auf jene, die damit arbeiten. «Es sind nicht zuletzt die positiven techni schen Eigenschaften, die Holz zu einem vielsei tig eingesetzten Werkstoff machen», sagt Prof. Dr. Heiko Thömen von der Berner Fachhoch schule Architektur, Holz und Bau (BFH-AHB). Diese seien unter anderem seine hohe Trag fähigkeit bei relativ geringem Gewicht oder die guten WärmedämmEigenschaften aufgrund seiner zellulären Mikrostruktur und geringen Dichte. Da sein Potenzial jedoch noch lange nicht ausgeschöpft sei, werde mit Hochdruck an einer Ausweitung der Einsatzmöglichkeiten des natürlichen Rohstoffs gearbeitet, erklärt Thömen. An der BFH in Biel, wo Architekten, Inge nieure und Holztechniker ausgebildet werden, aber auch angewandte Forschung und Entwick lung betrieben wird, zielt man dabei vor allem auf die Optimierung der Holzeigenschaften. «Es gibt beeindruckende Fortschritte, sei es durch gezielte Funktionalisierung von Holz auf chemi scher oder mikroskopischer Ebene oder bezüg lich Verbindungen mit anderen Materialien», sagt Thömen. Funktionalisierung bedeutet nichts anderes, als dass man durch gezielte Ein griffe den inhomogenen Rohstoff Holz homo genisiert, vermeintliche Schwächen ausmerzt und einen Holzwerkstoff schafft, der über neue Eigenschaften verfügt, die dann wiederum com putergestützt berechnet werden können. Holz ist also längst nicht mehr nur einfach jenes warme, grüne und urtümliche Natur material, als das es häufig wahrgenommen wird. Holzmöbel, die massiv aussehen, können heute verblüffend leicht und flexibel sein – scheinbar Fragiles entpuppt sich hingegen nicht selten als hart und solid. Man arbeitet mit der Ver dichtung von Weichholz, Verbindungsteilen, die sich verflüssigen und in die Poren des Holzes eindringen, oder mit Holzwerkstoffen wie MDF und Verbundplatten. Während Fachleute der BFH derzeit versuchen, Holz mit wasserab weisenden und UVbeständigen Eigenschaften auszustatten, beschäftigt man sich an der ETH Zürich schon seit längerer Zeit mit der Entwick lung von magnetischem oder nichtbrennbarem Holz. Manche Möbelhersteller gehen so weit, dass sie Holzpartikel wie Späne und Fasern Holz Bauwesen 46,9% Holz im Aussenbereich 2,4% mit Kunststoff zu sogenanntem WoodPlastic Composites vermischen, um mit einem flüssi gen Ausgangsmaterial arbeiten zu können, das die Anwendung von Gussverfahren erlaubt. Weil die dabei entstehenden Bauteile jedoch bezüglich Haptik und Erscheinung eher den Kunststoffen zuzuordnen seien, hätten solche Verfahren noch keinen signifikanten Einfluss auf das Design von Holzmöbeln, sagt Thömen. Im Gegensatz dazu wirkt sich der technolo gische Fortschritt hinsichtlich der Verarbeitung von Holz durchaus auf die Gestaltung aus. Seit Michael Thonet Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Bugholzstühle produzierte, haben sich die Möglichkeiten, Holz in den Dienst von Form und Funktion zu stellen, vervielfältigt. Neben traditionellen Verfahren wie dem Dampfbiegen oder Schichtverleimen, die auch heute noch ak tuell sind, kommen vor allem computergesteu erte Maschinen zum Einsatz. Die CNCgestütz te Fertigung, die sich mittlerweile über sämtli che Bereiche der möbelproduzierenden Branche erstreckt, hat nicht nur viele Prozesse rationali siert und beschleunigt, sondern auch eine Frei heit hinsichtlich Formgebung und Gestaltung geschaffen, die früher nicht vorstellbar war. Diese Möglichkeiten in Verbindung mit einer handwerklichen Perfektion beflügeln die Phan tasien mancher Gestalter. Die Entwicklung im Umgang mit Holz beschränkt sich allerdings nicht auf Möbel. Mindestens so einschneidend sind die techni schen Fortschritte in Bezug auf die Architektur. Wer einen Blick in Gegenwart und Zukunft des Holzbaus werfen möchte, kann dies in Gossau (SG) tun. Auf dem Erlenhof, etwas ausserhalb der Gemeinde, unterhalten die BlumerLeh mann AG und ihre Schwesterfirmen nicht nur eine Sägerei, eine Produktion für Holzpellets und ein eigenes Kraftwerk, sondern auch eine 60 Meter lange CNC-Maschine, für die eigens eine Halle gebaut werden musste. Auf dem ausladen den Areal fertigt man komplette Schulhäuser aus Holz, die auf der Baustelle innerhalb eines ein zigen Tages passgenau montiert werden können. Grosses Potenzial sieht Katharina Lehmann, die Verwaltungsratspräsidentin des Familienunter OBEN Golfklubhaus «Haesley-Nine Bridges» im südkoreanischen Yeoju von Shigeru Ban mit Blumer-Lehmann. UNTEN Arbeiten am Skelett-Tragwerk des Tamedia-Gebäudes in Zürich von Shigeru Ban und Blumer-Lehmann. Z ZENIT nehmens, zudem bei Mehrfamilienhäusern und ganzen Siedlungen aus Holz, die seit einiger Zeit auch den städtischen Raum zurückerobern. Das liegt nicht nur an den Brandschutzvorschriften, die vor gut zehn Jahren gelockert wurden, wo durch mehrgeschossige Holzbauten überhaupt möglich wurden, sondern ebenso sehr an den konstruktiven und verarbeitungstechnischen Qualitäten des Materials. «Der Holzbau besitzt einen hohen Vorfertigungsgrad, braucht keine Austrocknungszeit, geht schnell voran und verfügt über eine Leichtigkeit, die besonders für Aufstockungen interessant ist», sagt Lehmann. So offenkundig die Vorzüge des Baustoffs sind, grösseres Aufsehen erregen vor allem öffentliche Bauten wie Opernhäuser, Botschaf ten oder Geschäftssitze für grosse Medienkon zerne, die plötzlich in Holz statt Stein daherkom men. Dabei hilft es, wenn hinter dem Entwurf bekannte Architekten wie Herzog & de Meuron, Norman Foster oder Shigeru Ban stecken. Dies lenkt nicht nur die Aufmerksamkeit eines brei ten Publikums auf das sinnliche Baumaterial, sondern verleiht auch jenen wichtige Impulse, die für die Entwicklung der entsprechenden Konstruktionen beziehungsweise die technische Umsetzung der architektonischen Entwürfe zu ständig sind – und dies sind nicht selten und besonders in komplexen Fällen die Ingenieure und Zimmerleute von BlumerLehmann. «Die Auseinandersetzung mit dem Material und den Konstruktionen hat in den letzten Jahren eine grosse Tiefe bekommen», sagt Leh mann. Gerade der japanische Architekt Shigeru Ban geht weit über die formalen Aspekte des Holzbaus hinaus. Bei ihm übernimmt Holz nicht einfach nur eine Hüll oder Schutzfunktion, son dern bildet das Tragwerk. Zudem macht er die Struktur eines Gebäudes zu einem sichtbaren Teil der Architektur, was einerseits spektakuläre Ausdrucksformen schafft, andererseits aber auch die vielfältigen Möglichkeiten von Holz sichtbar macht. Vor allem für freie, organische Formen eigne sich dieses hervorragend, weil man aus Jörg Boner Der Gestalter Jörg Boner (*1968) absolvierte vor seinem Design studium eine Schreinerlehre. Seit 2001 führt er ein eigenes Studio in Zürich und hat bereits zahlreiche Produkte und Projekte in Holz realisiert – u. a. für Atelier Pfister, Dadadum und Wogg. Ausserdem ist Boner in der Jury des Prix Lignum, mit dem der Dachverband der Holz wirtschaft alle drei Jahre den innova tiven, hochwertigen und zukunftswei senden Einsatz von Holz auszeichnet. FOTOS: MILO KELLER, THOMAS ROHNER, ST. GALLEN / LIGNUM, PD joergboner.ch Holz ziemlich schnell und einfach verschiedenste Geometrien herausfräsen könne, während man für dieselben Bauteile in Beton zuerst eine Nega tivform brauche und dieselben Prozesse in Stahl sehr teuer seien, erklärt Lehmann. Shigeru Bans Entscheidung, das Centre Pompidou in Metz oder den neuen Hauptsitz von Swatch in Holz zu bauen, hat demnach mindestens so sehr mit den verarbeitungstechnischen und wirtschaftlichen wie mit den ästhetischen oder umweltbezogenen Qualitäten des Materials zu tun. Die Argumente für den Werkstoff Holz sind die gleichen, ob es um Design oder Architektur geht: «Holz liegt im Trend», sagt Lehmann, «weil es sympathisch, nachhaltig, umweltfreundlich und der einzige Rohstoff ist, über den die Schweiz verfügt.» Ohne die Entwicklung zahl reicher Holzwerkstoffe in den letzten Jahren und den Einzug der EDV in den Produktionsprozess wären Bauprojekte wie jene von Shigeru Ban je doch nicht möglich. Holz wird dadurch homoge ner und berechenbarer, während die Computer technologie es ermöglicht, komplexe dreidimen sionale Strukturen zu zeichnen, zu fräsen, zu fertigen und vorzumontieren – je digitaler die Welt, desto freier der Entwurf, so Lehmann. Doch auch wenn man heute mithilfe einer Software dreidimensionale Pläne anfertigt und Daten direkt an die Holzverarbeitungsmaschine überträgt, kommt ein Gebäude nicht einfach per Knopfdruck aus der Maschine. Neben einer sorgfältigen Planungsarbeit, die beim Holzbau ein sehr umfassendes konstruktives Verständnis voraussetzt, wird auch noch viel Hand angelegt. Dieser Spagat zwischen traditionellem Hand werk und modernster Fertigung fasziniert Mö belproduzenten und Holzbauunternehmen glei chermassen. Und vielleicht ist diese Verbindung der Grund dafür, weshalb Holz seine Sinnlich keit auch im Zeitalter der technischen Repro duzierbarkeit nicht verliert – vorausgesetzt, man kann es bezüglich Aussehen und Haptik noch mit Holz assoziieren, egal ob es als Vollbart oder als rasierte Wange daherkommt. UNTEN Opernhaus aus Holz: Das Kilden Performing Arts Center in Kristiansand, Norwegen, von ALA Architects mit Blumer-Lehmann. Weshalb arbeiten Sie gerne mit Holz? Jörg Boner Holz ist heimtückisch, das gefällt mir an diesem Werkstoff. Es lassen sich nicht einfach allgemeine Datenblätter zu seinen jeweiligen Eigenschaften erstellen. Viel zu stark werden Qualität, Aufbau, physikali sche und farbliche Eigenschaften über klimatische, ortsspezifische und andere Bedingungen gesteuert und beeinflusst. Das zieht sich weiter in die Bearbeitung. Was bei einem Stück funktioniert, muss beim nächsten in keiner Art und Weise funktionieren. Diese Individualität gefällt mir. Holz ist ein launisches Material. Welche Vorteile besitzt Holz gegenüber anderen Werkstoffen aus gestalterischer und konstruktiver Sicht? JB Seine Vielfältigkeit. Es ist beinahe so, dass jede Holzart ein eigenes Mate rial darstellt, das sich sehr klar von anderen Holzarten abgrenzt. Jörg Boner mit dem «Wogg 50». 43 Welche Nachteile weist Holz auf? JB Holz muss man ernten. Es muss wachsen. Man muss es aus dem Wald bringen. Es muss aufgeschnitten werden. Die Prozesse sind lang. Das hat Auswirkungen auf den Preis. Der Holz Kostendruck ist enorm, und man muss sehr erfinderisch sein, wenn man die Holzproduktion, die ja per se regional ist, auch in der Region behalten will. Inwiefern hat sich die Arbeit mit Holz aufgrund neuer Verarbeitungstechnologien und Holzwerkstoffe in den letzten Jahren verändert? JB Da ist ein grosser und vielver sprechender Wandel im Gange. Holz und die digitale Produktion nähern sich einander immer mehr an. Darin liegt viel Potenzial. Welche Technologien und Materialien in Zusammenhang mit Holz sind für Ihre Arbeit von besonderem Interesse? JB Ich mag eine relativ alte Technik sehr gerne, die Verformung durch abgesperrtes Holz. Dazu braucht es Werkzeuge, das heisst Formen. Dieses Vorgehen erinnert an den Kunststoffspritzguss. Wenn sich nun die werkzeugbasierte Fertigung mit neuen holzartigen Komposit Materialien noch näher dem Kunst stoffspritzguss annähert, dann wird es abermals spannender. Hat das auch einen Einfluss auf Ihre Entwurfsprozesse und die Formensprache? JB Auf jeden Fall. Leider muss in der Möbelbranche im Moment alles so aussehen wie in den sechziger und siebziger Jahren. Aber das werden wir auch noch überstehen. Vielleicht wird die Zeit danach einmal reif für eine Formensprache, die wieder etwas mit der Art und Weise der Produktion zu tun hat. Wie erklären Sie sich den nun schon seit einigen Jahren anhaltenden Holz-Boom im Bereich Design und Architektur? JB Holz verspricht Authentizität, es wird mit Wärme assoziiert, und ihm wird ein guter ökologischer Fussab druck attestiert. Offensichtlich sehnt sich die Gesellschaft nach diesen drei Attributen. Alle diese tollen Eigenschaften können jedoch sehr schnell ins Gegenteil kippen. Denn die Sache geht nur auf, wenn Holz regional bleibt. Wenn es also auch dort verarbeitet und genutzt wird, wo es wächst. Interview: David Streiff Corti 44 Z DESTINATION Diskobucht Tex t un d F o t o s F R A N Ç O I S E S A L A M Í I M N AT U R PA R A DI E S G R Ö N L A N D F Ü H LT S I C H D E R M E N S C H W IN Z I G A N G E S I C H T S D E R DI M E N S I O N E N , DI E S I C H I M L A N D U N T E R D E R M I T T E R N A C H T S S O N N E E R Ö F F N E N Kalaallit Nunaat – so nennen die Grönländer ihr Heimatland – bedeutet in der Sprache der Inuit «Land der Menschen». Und doch leben dort auf einer Fläche, so gross wie Westeuropa, weniger Leute als in Lugano. Auf Dänisch wiederum heisst Grönland «grünes Land» – obwohl die grösste Insel der Welt zu 80 Prozent mit Eis bedeckt ist. Ein Land der Widersprüche? Mitnichten. Als Erik der Rote im Jahr 982 die Südspitze Grönlands entdeckte, betrat er tatsächlich üppiges Weideland. Damals ahnten die Wikinger nicht, dass sich Grönland über 24 Breitengrade in den Norden erstreckt. Erst später schafften sie es in die eisige Welt der heutigen Diskobucht nördlich des Polarkreises. Am Ostrand dieser Bucht liegt Ilulissat, die drittgrösste Stadt der Insel mit 4491 Einwohnern und fast so vielen Schlittenhunden. Bunte Häuser aus der Kolonialzeit, zwei markante Öltanks und ein vereister Hafen mit unzähligen Fischkuttern prägen das Ortsbild. Unweit von hier fliesst der Jakobshavn Isbræ mit einer Geschwindigkeit von 14 Kilometern pro Jahr ins Meer. Er ist nicht nur der schnellste, sondern auch der produktivste Eisstrom der Welt: An seiner Gletscherfront bricht jährlich das dreifache Volumen des Aletschgletschers ab. Auf markierten Wanderwegen lässt sich das Reich der Eisberge entlang des Ilulissat-Eisfjords, der 2004 zum Weltnaturerbe der Unesco ernannt wurde, erkunden. Gigantische Eisschlösser, die bekanntlich nur ihre Spitze zeigen, ragen aus dem Meer und bersten zuweilen auseinander. Nur ein Rundflug kann das Erlebte übertreffen: Vom Kleinflugzeug aus eröffnet sich die volle Dimension einer spektakulären Gletscherwelt, die sich in der weissen Unendlichkeit des Inlandeises verliert. Zwischen den Siedlungen gibt es keine Strassen. Ein Weiterkommen ist nur per Flugzeug, Helikopter oder Schiff möglich. Die Bootsfahrt zur hundert Kilometer entfernten Diskoinsel, bekannt für ihre Pflanzenvielfalt, dauert rund vier Stunden. Qeqertarsuaq ist mit 871 Seelen die einzige Stadt auf einer Insel, die so gross ist wie Korsika. Die rötlichen Basaltberge kontrastieren mit der gleissenden Eiskappe, die sie bedeckt. Es ist der einzige Ort in ganz Grönland, wo Touristen auch im Sommer das Abenteuer einer Schlittenhundefahrt erleben können. «Gib mir Schnee, gib mir Hunde, und den Rest kannst du behalten», lautet ein Zitat des Polarforschers Knud Rasmussen, der vor hundert Jahren auf seinen Thule-Expeditionen die Kultur der Polarinuit in Nordgrönland erforschte und in dessen Geburtshaus sich heute das Ilulissat-Museum befindet. Rasmussens Worte vermitteln eindrücklich, wie die Inuit in dieser unwirtlichen, gar menschenfeindlichen Gegend überlebt haben. Und sie belegen, dass Grönland eben doch ein Land für Menschen ist. IN F O R M AT ION L and G R Ö N L A N D (K A L A A L L I T N U N A AT ) L änge 2 6 5 0 K M (5 9 . – 8 3 . BR E I T E N G R A D) B e s t e R eis e zei t J U N – S E PT Nächs t er F lugha f en S pr achen I L U L I S S AT 2 16 6 0 8 6 K M ² ME Z −4 9° C E in w ohner K A L A A L L I S U T, DÄ N IS C H M i t t er nach t s s onne Grönland Temp . Gr ö s se Web s i t e E N DE M A I BIS M I T T E J U L I 55 984 GR E E N L A N D.C O M 46 DESTINATION Z Wenige Touristen verlieren sich auf die Diskoinsel. Wer dennoch hinreist, kann sich ganzjährig von Schlittenhunden in hohem Tempo über das Gelände und über Gletscherspalten ziehen lassen. Die 96-Seelen-Siedlung Ilimanaq an der Diskobucht zählt gar mehr Hunde denn Menschen. Grönland Z DESTINATION In Ilulissat, mit 4491 Einwohnern drittgrösste Stadt Grönlands, machen viele Kreuzfahrtschiffe halt – sofern der Hafen eisbergfrei ist. Und wer im nahegelegenen Hotel Arctic absteigt, dem nördlichsten Viersternehotel der Welt, der geniesst atemberaubende Blicke auf die Diskobucht. Grönland 47 Exklusive Eigentumswohnungen in Davos Perspektivenwechsel Perspektiveninwechseln – Ihrer Eigentumswohnung. Erlebnisse schaffen. Bewegung trifft auf Bewegendes, Spannung auf Entspannung – zu jeder Jahreszeit. Die Vielfalt an Aktivitäten und ihre einzigartige Lage die exklusiven Residenzen in Davos zum Erlebnis. Eben umgeben von Die Schweizer Werten. Dabei Bewegung trifft aufmachen Bewegendes, Spannung auf Entspannung – zu jeder Jahreszeit. Vielfalt an Aktivitäten die grosszügigen 2½-, 3½4½-Zimmer-Eigentumswohnungen mit Davos erstklassigem Ausbau undEben attraktiven und überzeugen ihre einzigartige Lage machen dieund exklusiven Stilli-Park-Residenzen zum Erlebnis. umgeben Optionen. Dank der Hotelanbindung lässt sich die Individualität einer eigenen Wohnung mit dem Service eines internationalen von Schweizer Werten. Dabei überzeugen die grosszügigen 2½-, 3½- und 4½-Zimmer-Eigentumswohnungen Luxushotels kombinieren – auch hier vereint sich das Beste zweier Welten. mit erstklassigem Ausbau und attraktiven Optionen. 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L O K A L E MI T E IN E R P O L I T I S C H E N A GE N D A S IN D S O S E L B S T V E R S TÄ N DL IC H W IE F L Ü C H T L IN GE A L S P E R S ON A L U N D V E G A N E S P E IS E N Tex t und F o t o s M A R T I N A S T R U L 1909 begannen die ersten jüdischen Familien im angrenzenden Sandland des über 3000 Jahre alten Hafens in Jaffa, eine Stadt zu erbauen, die sie Alt-Neuland nannten oder auf Hebräisch: Tel Aviv. Innert Kürze verwandelte sich die Stadt am Mittelmeer zum Zentrum des weltlichen Judentums. Hier gibt es keine offiziellen Stadtbezirke. Man unterteilt lediglich in Nord-, Zentral-, Süd-TelAviv und Jaffa. Waren es einst der Bauhaus-gesäumte Norden und die Stadtmitte, welche die Bohemians Israels anzogen, wurden diese in den letzten Jahren – aufgrund der rasant steigenden Mietpreise – vermehrt nach Süd-Tel-Aviv und Jaffa gedrängt. Durch die Renovierung des alten Hafens in Jaffa wurde rund um den Flohmarkt eine Welle der Gentrifizierung losgetreten, welche den vernachlässigten Süden zwar aufwertet, aber auch da die Mieten rapide ansteigen lässt. Seit der Protestwelle gegen die hohen Lebenskosten im Juli 2011 ist in Süd-Tel-Aviv eine Vielzahl kreativer Freiräume entstanden, die der Weissen Stadt Farbe ins Gesicht zaubert. Noch weiter südlich, auf dem Flohmarkt mitten in der pittoresken Altstadt Jaffas, reihen sich hippe Designershops zwischen die Trouvaillen der Trödelläden, und lauschige Cafés laden zum Verweilen ein. Eine Vielzahl neuer Lokale sorgt für Farbtupfer im lebhaften Wirrwarr aus Alt und Neu. Hier verwandeln sich die Cafés abends in Bars und sorgen dafür, dass diese Gegend auch nachts ein beliebter Treffpunkt bleibt. Bevor der heruntergekommene Charme des Südens ganz der Gentrifizierung zum Opfer fällt, entwickeln sich Jaffa und SüdTel-Aviv weiterhin zu einem einzigartigen Schmelztiegel, der die Agenda der Linken, Palästinenser, Flüchtlinge und derjenigen der LGBT-Szene in Form eines lebhaften Aktivismus nach aussen trägt. Die Stadt verführt zwar noch immer zur Illusion des «als gäbe es kein Morgen», doch die hohen Unterhaltskosten und die Unberechenbarkeit des Nahostkonflikts zwingen die Menschen zu einem Gesinnungswandel. Aus einer Notwendigkeit heraus verbindet Tel Aviv hemmungslosen Hedonismus mit politischem Engagement zu einem Lebensgefühl, das derzeit auf mehr Nachhaltigkeit abzielt und dabei unwiderstehlich inspirierend ist. Süd-Tel-Aviv und Jaffa T EE AS OS N ND BE ET Z BE AS RE NA KH ST HA NI P 05 YEHUD ESSEN 10 A HAYA M RE ET ’A M ST IM A ZA 11 IT STREET S TR EE T 01 – Die Bäckerei Dallal UD GO SD ERO T YER US HA LAY YEH R MA NO 06 STR EET 50 IN ’ IR TR ET RE ST YA RETSIF HA-ALIYA HA -S H NI Strassenszene YA 15 YE FE T 04 EET STR NN FMA QI BB UT Z LU YO TR OA T EE TR ET SR AE LS 09 TRE II TE IV ET SH TRE ET S Y IM ALA USH YER AE ROT 13 SDE TR EE T ET LS IM S TRE TE TIM STR EET AVO DA T IS R A E L S T RE E T SHOPPING 07 SHALMA ROAD 02 D KULTUR 04 – Jaffa Art Salon 04 Galerie Jaffa Art Salon Die Kuratoren des Jaffa Art Salon gehören zu den Pionieren, wenn es darum geht, palästinensische Kunst einer israelischen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der Galerie am Hafen gibt es nebst Kunstwerken auch Malzubehör und Postkarten zu kaufen. 06 Flohmarkt 07 Delikatessen 08 Einkaufen Jaffa Flea Market Perfekt für VintageFreunde und Liebhaber von Kitsch: Angesichts der orientalischen Trödel-Trouvaillen auf dem Flohmarkt von Jaffa nahe der pittoresken Altstadt sitzt Touristen und Einheimischen das Geld locker in der Tasche. Offen Sonntag bis Freitag. Levinsky Market Der Levinsky Market ist das Pendant des bekannteren ShukHaCarmel-Marktes im Zentrum der Stadt. Freitags versüssen sich Süd-Tel-Aviver hier das Wochenende: Gewürze, Datteln, Antipasti und Co. betören Nase und Auge gleichermassen. Ecke HaAliya Street / HaTachana Das lauschige Quartier Neve Tzedek in Strandnähe ist perfekt für einen Shopping-Tag mit Stopp im umgebauten alten Bahnhof von Tel Aviv. Zwischen alten Bahnwagen findet sich eine gute Auswahl an Kleider- und Designläden mit israelischer Handschrift. Olei Zion / Margoza Street Levinsky Street hatachana.co.il «Kuli Alma» jaffaartsalon.com 07 – Levinsky Market CH S IV EET V ST R FLO RE NTIN STREET HASHAH STRE ET GA ENO YA ST RE ET H A A LI STREET 08 DR E R LI Tel Aviv ist eine weltberühmte Partystadt. Im Süden feiert man im «Kuli Alma» (kulialma.com), dem In-Place schlechthin: Hinter einer Metalltüre eröffnet sich ein zweistöckiges Bar-ClubGelände, wo Visuals und Graffiti so selbstverständlich sind wie Kunstausstellungen. Oder in The Block (block-club.com), einem Underground-Club: Hochstehender Sound trifft hier donnerstagnachts auf Electro-freundliche Nachteulen. CHL EZK F. Y EH PRO NEL EET 14 ST RE ET NACHTLEBEN 03 ST RE ET BA IM FFA CH JA MI ZR AH I AR STR ER LI CH ET EET DERE T T STREE SD ERO T YER US HA LAY ST RE ET TRE AI S HA -LE VI R AB AT E LI F E L E ILLUSTRATION: GIULIO MIGLIETTA JAFFA ET UM ST RE YE HU DA ST 01 EIL SÜD-TEL-AVIV N EV A ES EL K AU LI LI EN BL DUDA R Z IL A T DR BA AB EE P IN SH TR V ST RE ET nanuchka-tlv.com facebook.com/AlaRampa S ZI BE N AK HI TU SH dallalcoil.rest-e.co.il 12 YEF Nanuchka Die liebevoll zubereitete georgische Küche begeistert, hier zeigt sich die Vielfalt von Tel Avivs veganem Grossangebot: Jeder Besuch wird hier zum Happening, und nicht selten tanzt jemand auf der Bar. SR A la Rampa Das «A la Rampa», versteckt in einer Seitenstrasse, zelebriert Gemüse und «israelisiert» kulinarische Klassiker: so auch das Tiramisu, das mit Labane (Frischkäse) genauso gut schmeckt wie das Original mit Mascarpone. II Dallal Food-Porn auf Weltklasseniveau: Die Nachspeisen sind unwiderstehlich, genau wie der Hamburger, der im Brioche-Teig serviert und in der hauseigenen Bäckerei um die Ecke gebacken wird. N ST REET 03 Georgisch und vegan RMO 02 Vegetarisch und hip HAA 01 Salzig und süss 05 Theater Nalaga’at Bestechend und innovativ: Im Nalaga’at in Jaffa sorgen taubblinde Schauspieler für unvergessliches Theater, das sein Publikum dank Tourneen über die Landesgrenzen hinaus begeistert. NORD-SÜD-DISKREPANZ Um das Nord-Süd-Gefälle Tel Avivs nachzuempfinden, empfiehlt sich ein Abstecher in den Norden oder eine Bauhaus-Tour durch die sogenannte Weisse Stadt. Auch als Audio-Guide in verschiedenen Sprachen erhältlich; Informationen auf bauhaus-center.com nalagaat.org.il/en Im Viertel Neve Tzedek Süd-Tel-Aviv und Jaffa Z Strassenszene mit Synagoge 06 – Flohmarkt in Jaffa E IN TAG IM L EBE N VON OR LY CHE N , 4 6 , UND E L I E L I YA HU, 3 9 , C A F É- BE SI T Z E R SCHLAFEN 09 Beste Lage in Jaffa Market House Hier schläft man auf den Überresten einer byzantinischen Kapelle aus dem 8. Jahrhundert, in der Lobby lassen sich die Ruinen durch einen Glasboden betrachten. Auf eindrückliche Weise interpretiert das Hotel, das zu Israels bekannter BoutiqueHotel-Kette «Atlas Hotels» gehört, Jaffas gegenwärtigen Zeitgeist im Kontrast zwischen Alt und Neu. 08 – Boutique im HaTachana HILFREICH IN RESTAURANTS empfiehlt es sich, immer zu reservieren. TRINKGELDER sind in Restaurants, Bars und Cafés üblich, 10 bis 20 Prozent gelten als angemessen. IN TAXIS sollte man sich stets vergewissern, dass der Taxameter läuft. Bei Touristen wittern die Fahrer oft leicht verdientes Geld. Im Streitfall die Taxinummer notieren. atlas.co.il/market-house-hotel-tel-aviv-israel/ Street-Art Orly, Gastronomin und Feministin mit syrischjemenitischen Wurzeln, und Eli, gelernter Koch irakischer Abstammung, setzen sich als politische Aktivisten für die Gleichstellung aller Bevölkerungsgruppen ein. Wenn ihr Café Albi, auf Arabisch «mein Herz», um acht Uhr morgens öffnet, haben Orly und Eli bereits das Küchenpersonal instruiert. Stammkunden schlagen ihre Laptops auf oder tratschen über eine bekannte Drag-Queen, die am Tag zuvor hier Gast war. Draussen passiert ein orthodoxer Jude die Vitrine des Lokals, hinter ihm tritt ein Mädchen im Minirock und mit rasierten Schläfen ein. Orly und Eli rauchen und planen einen weiteren langen Arbeitstag, der bis zwölf Uhr nachts dauert. Freizeit kennen sie nicht, denn das «Albi» ist nicht einfach ein Lokal: Es ist eine Herzensangelegenheit. Ein Zufluchtsort für Flüchtlinge, Palästinenser und Obdachlose, die hier gratis verköstigt werden – ein Auffangbecken all jener, die sich gegen die herrschenden Missstände in Israel einsetzen. facebook.com/cafealbi TRINKEN 12 – Hummus 09 – Hotel Market House Café Albi 10 Hafenerlebnis 11 Multifunktional Container Die meisten Restaurants im neuen Hafen Jaffas sind Touristenfallen, der «Container» ist eine Ausnahme. Ein perfekter Ort für einen Apéro bei Sonnenuntergang mit Blick auf die bunten Fischerboote. Eine solide Bistroküche und gelegentliche Jam-Sessions runden das Hafenerlebnis ab. Puaa Eine Institution auf dem Flohmarktgelände: Puaa Ladijensky, einst Blumenverkäuferin, beschloss vor 16 Jahren, nebst Sträussen auch Tee anzubieten. Dank grosser Nachfrage eröffnete sie bald ihr eigenes Geschäft. Heute ist das «Puaa» neben Café und Restaurant vor allem eine beliebte Bar. container.org.il rol.co.il/sites/eng/puaa SPEZIALITÄTEN 12 Der Klassiker 13 Dessert 14 Für Hungrige 15 Mit geheimer Zutat Abu Hassan Seit 1971 wird in diesem arabischen Familienbetrieb hausgemachter Hummus aufgetischt, für viele Einheimische gilt er als der beste der Stadt überhaupt. Das Kichererbsenmus wird traditionsgemäss mit Pita-Brot und Pickles serviert. Motran «Knafeh» ist ein aus dünnen Kadaif-Nudeln (Engelshaarnudeln), Frischkäse und Zuckersirup hergestellte orientalische süsse Spezialität. Israeli sind sich einig: Bei «Motran» in Jaffa schmeckt sie am besten. Dr. Shakshuka Hier wird vom «Dr.» das beliebte israelische Gericht «Shakshuka», pochierte Eier in Tomatensauce, in diversen Variationen serviert. Auch lecker hier: Kebab mit Kalb- oder Geflügelfleisch, in Israel «Shawarma» genannt. Lion Vbanav Die besten «Bureka», Blätterteigtaschen mit diversen Füllungen, gibt es bei «Lion Vbanav» in Jaffa. Der Geheimtipp des beliebten Bureka-Bäckers: Anstelle von Margarine wird hier Rapsöl verwendet. Yefet Street 99 shakshuka.rest.co.il Olei Zion Street 17, Jaffa HaDolphin Street 1 Süd-Tel-Aviv und Jaffa EWIGE BAUSTELLE Letzten Sommer haben in Tel Aviv die Bauarbeiten für das städtische Tramund S-Bahn-Netz Light Rail begonnen. Optimisten rechnen mit einer Fertigstellung im Jahr 2021, Pessimisten prophezeien die Inbetriebnahme erst um 2025. Strandleben ZUGABE 52 Z ZU GEWINNEN Unbeschwer t die Sonne geniessen 1 2 4 3 GE W I N N E N S I E E I N E S V O N 2 2 L A N C A S T E R - S E T S À 2 3 0 F R A N K E N 1 E A U DE T O I L E T T E « L E PA R F U M S OL A I R E », 10 0 M L 2 « I N SHO W E R S E L F TA N L O T I O N », 2 0 0 M L 3 « S U N BE A U T Y DR Y T O U C H O I L S P F 5 0 », 15 0 M L 4 « S U N C O N T RO L F AC E F L U I D SP F 5 0 », 3 0 M L Teilnahme schlus s 2 9 . M A I 2 0 16 zu- gew innen @ nz z .ch Die Marke Lancaster, die 1946 unter der Sonne der franzö sischen Riviera gegründet wur de, feiert dieses Jahr ihren 70. Geburtstag. Seit sieben Jahrzehnten hat sie eine Mis sion: Die Zeit anzuhalten. Um diesen Traum zu verwirkli chen, wird beständig geforscht. Im Bereich des Sonnenschut zes überzeugt Lancaster dieses Jahr mit der Einführung der patentierten «Full-Light-Technologie». Diese zielt auf 100 Prozent des heute bekannten Lichtspektrums ab: UVA, UVB, sichtbares Licht und Infrarot. Verlost wird ein Sonnen-Duftund-Pflege-Set. Es enthält zwei Sonnenschutzprodukte, welche mit der neuen Technologie entwickelt wurden: das «Sun Beauty Dry Touch Oil SPF 50» und das «Sun Control Face Fluid SPF 50». Um vorzu bräunen, empfiehlt sich die «In Shower Self Tan Lotion». Ab gerundet wird das Set durch das neue Eau de Toilette «Le Parfum Solaire», dessen Duft von der legendären Lancaster Sonnenpflege inspiriert ist und das ohne Angst vor Fleckenbildung in der Sonne getragen werden kann. Um zu gewinnen, schicken Sie eine E-Mail mit Ihrem Namen und Ihrer kompletten Adresse an zu[email protected]. Viel Glück! Mi tarbei tende der N Z Z-Mediengruppe sind zur Teilnahme am Wet tbewerb nicht berechtigt . Aus den richtigen Einsendungen werden eine Woche nach Erscheinen des Magazins in der Redak tion die 2 2 L ose gezogen. Die Gewinner werden schrif tlich benachrichtigt . Mit der Teilnahme am Wet tbewerb erklären Sie sich dami t einvers tanden, dass die Neue Zürcher Zei tung AG alle für die Durchführung und A bwicklung des Wet tbewerbs er forderlichen Daten erhebt und diese für den Zei traum des Wet tbewerbs speicher t . Ausserdem erklären Sie sich dami t einvers tanden, dass Ihre Daten für Marketingz wecke, zur Kundenpflege und für personalisier te Werbung ver wendet werden dür fen. Die Daten können zu diesen Zwecken auch innerhalb der NZ Z-Mediengruppe wei tergegeben und ver wendet werden. Die Gewinnerlis ten werden nicht öf fentlich publizier t . Der Recht sweg is t ausgeschlossen, Mehr fachteilnahmen werden gelöscht . Teilnahmeschluss für den Wet tbewerb is t der 2 9 . 5 . 2 016 . Danach eintref fende E-Mails werden nicht mehr berücksicht igt . IMPRESSUM Z – Die Substanz des Stils is t ein Magazin der N Z Z Chefredak tion F elix E . Müller (fem.) Nicole A l thaus (na.) Redak tionelle Leitung Malena Ruder (rud.) Redak tion Rober to Zimmermann (roz.) (Ressor tlei tung S til / Z ) K im Dang (kid.) Chris tina Hubbeling (chu.) A nna Kaminsk y (aky.) Peter Keller (kep.) Oliver Schmuki (ols.) David S treif f Cor ti (das.) F lorian Zobl (fzo.) Autoren Bice Curiger, Sarah Illenberger, Richard Kägi, Bet tina Köhler, Mateo K ries, Manfred Paps t , Françoise Salamí, Mar tina S trul, Barbara V inken Ar t-Direction Claudio Gmür (clg.) L ayout A lexandra Kojic (akc.) Jürg S tur zenegger Produk tionsleitung Eveline Roth (evr.) Bildredak tion A nton J. Erni (aje.) Korrek torat Eva Koenig, Barbara S tuppia Adresse Redak tion N Z Z am Sonntag Pos t fach CH- 8 0 21 Zürich E-Mail: z @ nz z.ch w w w. z.nzz.ch Adresse Verlag N Z Z-Verlag Falkens trasse 11 Pos t fach CH- 8 0 21 Zürich verlag@ nz z.ch Anzeigen Deutschschweiz N Z Z Media Solu tions AG Falkens trasse 11 Pos t fach CH- 8 0 21 Zürich Telefon + 41 4 4 2 5 8 16 9 8 Fax + 41 4 4 2 5 8 13 7 0 inserate @ nz z.ch w w w.nzzmediasolu tions.ch A ntje Pet zold Key-Account-Managerin Telefon + 41 4 4 2 5 8 13 5 7 antje.pet zold@ nz z.ch Anzeigen Westschweiz N Z Z Media Solu tions AG Avenue Mon-Repos 2 2 Case pos tale 7 0 8 2 CH-10 0 2 L ausanne Telefon + 41 21 317 8 8 0 8 Fax + 41 4 4 2 5 8 13 7 0 Inserate @ nzz.ch w w w.nzzmediasolutions.ch Yves Gumy, Key-Account-Manager Telefon + 41 21 317 8 8 0 8 y ves.gumy @ nz z.ch Einzelhef te können zum Preis von Fr. 7. 5 0 unter w w w. z.nz z .ch bezogen werden. BE ZUGSQUEL L EN Lithos S t . Galler Tagblat t AG Druck Prinovis Breslauer S trasse 3 0 0 D- 9 0 471 Nürnberg Konzept und Creative Direction W inkreative w w w.winkreative.com Verbreitete Auflage 2 8 0 0 0 0 E xemplare A lle A r tikel wurden exklusiv für « Z – Die Subs tanz des S t ils» geschrieben. A lle Rechte vorbehal ten. Jede Ver wendung der redak tionellen Tex te (insbesondere deren Ver vielfäl tigung, Verbrei tung, Speicherung und Bearbei tung) bedar f der schrif tlichen Zus timmung durch die Redak tion. F erner is t diese berecht igt , veröf fentlichte Bei träge in eigenen gedruck ten und elek tronischen Produk ten zu ver wenden oder eine Nut zung Dri t ten zu ges tat ten. Für jegliche Ver wendung von Inseraten is t die Zus timmung der Geschäf t slei tung einzuholen. Unternehmensleitung Vei t Dengler (CEO) Projek t verant wor tung S teven Neubauer Projek tleitung L arissa Bieler ISSN 16 6 2 –15 7 3 © 2 016 Neue Zürcher Zei tung AG Mai 2016 Ar tek www.artek.fi Ar tiana www.artiana.ch B & B Italia www.bebitalia.com Bot tega Veneta www.bottegaveneta.com Bulgari www.bulgari.com Cellcosmet www.cellcosmet.com Davidof f www.zinodavidoff.com Dior www.dior.com Edition Populaire www.editionpopulaire.ch Givenchy www.givenchy.com Globus www.globus.ch Holm www.holmsweetholm.com Knoll www.knoll.com Limited Stock www.limited-stock.com Louis Vuit ton www.louisvuitton.com Mugler de.mugler.com Neumark t 17 www.neumarkt17.ch Nord3 www.nord3.ch Prada www.prada.com Raum 4 9 www.raum49.ch Teo Jakob www.teojakob.ch Tod’s www.tods.com Toppharm-Apotheke, Paradeplat z www.toppharm.ch Two Rooms www.tworooms.ch Vitra www.vitra.com Vitsœ www.vitsoe.com Wohnbedarf www.wohnbedarf.com Werkstät te Carl Auböck www.werkstaette-carlauboeck.at Z ZUTAT 53 Granatapfel (P U N I C A G R A N AT U M ) EINE F RUCH T MIT ASK E TISCHEM CHA R A K T ER M ACH T SICH UNEN TBEHRL ICH Tex t C H R I S T I N A H U BB E L I N G F o t o N I C O L E B AC H M A N N S t y l i ng A L E L I L E A L F Ü R S T U DI O L A R D O Il lus t r a t i on P E T E R J A M E S F I E L D Wer die süssen Kerne des Granatapfels kosten will, muss sich zuerst durch eine steinharte Schale kämpfen. In der mittelalterlichen Symbolik stand der Granatapfel daher sinnbildlich für Askese und repräsentierte zugleich die Kirche sowie den Priesterstand. Auch heute hat der Granatapfel mit Verzicht zu tun: Beim Detoxen (Entgiften), der modernen Form von Askese, ist die Frucht für viele dank ihrer gesunden Wirkung auf den Körper unentbehrlich: Sie enthält grössere Mengen von Flavonoiden, wirkt antioxidativ, ist reich an Kalium und verfügt zudem über Vitamin C, Kalzium und Eisen. Aber nicht nur im gesundheitsbewussten Umfeld sind die Kerne des Granatapfels, diese tiefroten, schillernden Perlen, allgegenwärtig: Keine Lifestyle-Cuisine, die derzeit nicht auf die kleinen, knackigen Kerne setzt. Man streut sie über warme oder kalte Gerichte und verleiht diesen damit eine süss-saure, leicht exotische Note. Eine Wissenschaft für sich ist das Herauslösen dieser Kerne. Die einen schwören auf die Wassermethode, bei welcher der Granatapfel halbiert wird und die Kerne in einer mit kaltem Wasser gefüllten Schüssel mithilfe eines spitzen Messers herausgelöst werden. Andere bevorzugen die Klopftechnik. Dabei wird mit einem Holzlöffel sanft auf die Schale des halbierten Apfels geklopft, bis alle Kerne herausgefallen sind. So oder so bleibt der Weg zum Genuss eine diffizile Angelegenheit. Edamame-Granatapfel-Salat Panna cotta mit Granatapfel Zutaten für 4 Personen 25 g Sesamsamen, je 45 g Sonnenblumenund Kürbiskerne, Kerne von 2 Granatäpfeln, 200 g Edamame-Bohnen (TK), 2 Stengel Stangensellerie, in Streifen geschnitten, 1 EL frischer Koriander, abgezupft, Saft von 1–2 Limetten, Salz, Pfeffer Zutaten für 4 Personen 5 dl Vollrahm, 1 dl Milch, 2 EL Zucker, 1 Vanilleschote, 3 Blatt Gelatine, in kaltem Wasser eingeweicht, Kerne von 1 Granatapfel, 1 Handvoll Minze, gehackt Zubereitung Rahm, Milch, Zucker, Vanilleschote und herausgekratztes Mark zehn Minuten köcheln. Durch ein Sieb in eine Schüssel giessen. Gelatine ausdrücken, dazugeben, gut verrühren. In vier Dessertförmchen füllen und zugedeckt mindestens vier Stunden kühl stellen. Vor dem Servieren stürzen, Granatapfelkerne und die Minze darüber verteilen. Zubereitung Samen und Körner in einer beschichteten Pfanne bei mittlerer Hitze rösten. Mit Granatapfelkernen, aufgetauten Edamame-Bohnen, Selleriestreifen und Koriander in einer Schüssel vermischen. Limettensaft darüberträufeln, mit Salz und Pfeffer würzen. Warmer Bohnensalat mit Pesto und Granatapfelkernen Zutaten für 4 Personen. Für das Pesto: 50 g Pinienkerne, 100 g Basilikum, 1 dl Olivenöl, 1 Knoblauchzehe, gepresst, 50 g Parmesan, gerieben, Salz, Pfeffer. Für den Salat: 600 g frischer Spinat, 1 Zwiebel, 3 EL Olivenöl, 800 g weisse Bohnen (Dose), 1 Zitrone, 20 g Kürbiskerne, Kerne von 1 Granatapfel 1. Für die Sauce Pinienkerne rösten, mit klein geschnittenem Basilikum, Öl und Knoblauch in den Cutter geben, fein hacken. Käse untermischen, salzen und pfeffern. 2. Den Spinat waschen, die dicken Stengel entfernen, etwas abtropfen lassen. Die Zwiebel hacken und im Olivenöl andünsten. Den Spinat dazugeben und einfallen lassen. 3. Das Pesto unter den Spinat mischen. Die Dosenbohnen abtropfen lassen, beifügen, alles erwärmen. Nach Belieben mit Salz und Pfeffer abschmecken. 4. Das Spinat-Bohnen-Gericht auf vier Tellern anrichten. Vor dem Servieren die Kürbis- und Granatapfelkerne auf die Portionen verteilen. Mit Reibkäse servieren. 54 Z ZUGABE ZITAT A us ge s uch t un d ko m men t ier t v o n M A N F R E D PA P S T ” AN LEUTE, bei denen eine schöne Handschrift schon DES EIN VORZUG B r i e f e s IS T, sind am schwersten BRIEFE zu schreiben. “ Friedrich Hebbel (1813 – 1863), deutscher Dramatiker Glückliche Menschen sind im Reinen mit sich selber. Nicht ohne Grund sind sie mit ihrer Gestalt vergnügt. Was immer sie tragen: Es steht ihnen. Ihre Stimme gehört so selbstverständlich zu ihnen wie ihre Handschrif t. Anders die Zerrissenen! Ihnen ist jedes Wort peinlich, das sie sagen, und sie schämen sich ihrer Kleidung und Schrif t. Sie wären gerne anders, als sie sind. Zu diesen Zweiflern zählte der Dramatiker und Lyriker Friedrich Hebbel. Seine Tragödien haben Staub angesetzt, aber in seinen aphoristischen Tagebüchern begegnet er uns als moderner Psychologe. Er betrachtet sein Unglück mit Verstand und setzt damit Heiterkeit in uns frei. Meine Welt. Meine Karte. crbasel Das bin ich, Cosmopolit und Besitzer einer Cornèrcard Miles & More. Für alle und alles die passende Karte. cornercard.ch possession.piaget.com Possession Kollektion Piaget Boutique Bahnhofstrasse 38 - Zürich Piaget Boutique Rue du Rhône 40 - Genf Piaget Boutique Grendelstrasse 19 - Luzern