Personalmarketing - Universität Zürich
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Personalmarketing - Universität Zürich
Institut für Betriebswirtschaftslehre / Lehrstuhl Human Resource Management Vorlesung 2: Gewinnung Prof. Dr. Bruno Staffelbach, 21. September 2015 1. Problemspektrum (1/2) ∅ Beschäftigtenzahl Zahl ausscheidender Personen Fluktuationsrate Wiederbeschaffungskosten je ausscheidender Person Fluktuationskosten 07.09.2015 A B 100 100 25 5 25% 5% 1850.- 107‘500.- 46‘250.- 537‘500.- Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 2 1. Problemspektrum (2/2) Arbeitsmarkt Personalmarketing Bewerber/-innenPool Auswahl (intern, extern) Rekrutierte Später 07.09.2015 (Des-)Integration • neu Beschäftigte • neu Promovierte • neu Entsandte • neu in Position… Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 3 Arbeitsmarkt Arbeitsmarkt Arbeitsmarkt Strategie Struktur Kultur Führung Belohnung Arbeitsorganisation Entwicklung Arbeitsmarkt Beschäftigung Gewinnung Managementsystem Arbeitsmarkt Humanressourcen Arbeitsmarkt 07.09.2015 Arbeitsmarkt Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 4 Vorlesung 2: Gewinnung 1. Problemspektrum 2. Personalmarketing 2.1 Ausgangslage: Lehrbuch S. 224-227 2.2 Was bestimmt die Wahl des Arbeitgebers 2.3 Marketing im HRM: Vergleich der Ansätze 3. Personalauswahl 3.1 Ausgangslage: Lehrbuch S. 228-231 3.2 Welche Anforderungen stellen sich an die Personalauswahl? 4. Retention und Desintegration 4.1 Worum geht es? 4.2 Formen der Desintegration 4.3 Ursachen 5. 07.09.2015 Tipps für Uni-Absolventinnen und -Absolventen Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 5 Ziele der heutigen Vorlesung • Verschiedene Ansätze des Marketings im Human Resource Management unterscheiden • Psychologische, ökonomische und ethische Bedingungen guter Personalauswahl kennen • Formen der Desintegration beurteilen und mögliche Ursachen kennen 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 6 Ausgewählte Fragen der heutigen Vorlesung • Was bedeutet Personalmarketing? Was wird „vermarktet“? • Auswahl: Wer wählt wen aus – Unternehmen die Bewerber und/oder Bewerber die Unternehmen? • Personalauswahl als Filterprozess: In welchen Schritten und mit welchen Mitteln erfolgt dieses Ausfiltern? • Was sagen Ökonomie und Psychologie zur Effizienz und Effektivität verschiedener Methoden der Personalauswahl? • Wann sind Selektionsprozesse fair? • Welche Formen der (Früh-)Fluktuation und Desintegration gibt es? Wie kann man sie erklären? • Worauf soll ich als Absolvent/Absolventin einer Universität auf dem Arbeitsmarkt achten? 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 7 2. Personalmarketing Arbeitsmarkt Personalmarketing Bewerber/-innenPool Auswahl (intern, extern) Rekrutierte Später 07.09.2015 (Des-)Integration • neu Beschäftigte • neu Promovierte • neu Entsandte • neu in Position… Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 8 2.1 Ausgangslage: Lehrbuch S. 224-227 Worum geht es? • Deckung des Personalbedarfs • Verschiedene Arten der Personalbeschaffung Interne Personalbeschaffung • Beschaffungsort: interner Arbeitsmarkt z. B. durch interne Ausschreibung, TZ VZ, Ausbildung, Entwicklung, Beförderung • Vorteile: u.a. geringe Kosten, tiefes Risiko, Motivation • Nachteile: u.a. Verlagerung von Vakanzen, Betriebsblindheit, interne Enttäuschungen und Spannungen (Turnier) Externe Personalbeschaffung • Beschaffungsort: externe Arbeitsmärkte • Über direkte oder indirekte Massnahmen • Vorteile: evtl. grössere Auswahl, neues Wissen/Können, Akzeptanz • Nachteile: u.a. Kosten, Risiken, Einarbeitung (on-boarding). 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 9 2.1 Arbeitgeberwahl: Entscheidungslogik (1/2) Treuhandfirma A U‘Beratung B KMU C Grossbank D Einschätzung x Bedeutung= Einschätzung x Bedeutung= Einschätzung x Bedeutung= Einschätzung x Bedeutung= Entwicklungsmöglichkeiten 0.8 x 4 = 3.2 0.9 x 4 = 3.6 0.4 x 4 = 1.6 0.8 x 4 = 3.2 Interessante Arbeit 0.7 x 5 = 3.5 1.0 x 5 = 5.0 0.3 x 5 = 1.5 0.7 x 5 = 3.5 Karriere 0.4 x 3 = 1.2 0.7 x 3 = 2.1 0.4 x 3 = 1.2 0.9 x 3 = 2.7 Hoher Lohn 0.6 x 2 = 1.2 0.5 x 2 = 1 1.0 x 2 = 2 0.2 x 2 = 0.4 Nähe zum Wohnort 0.7 x 1 = 0.7 0.2 x 1 = 0.2 0.7 x 1 = 0.7 0.7 x 1 = 0.7 11.9 7.0 Präferenzen Total Attraktivität 07.09.2015 9.8 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 10.5 10 2.2 Arbeitgeberwahl: Entscheidungslogik (2/2) Motivationskomponenten Organisation Attraktivität der Organisation Anstellungswahrscheinlichkeit (Erwartung) Motivation Treuhandfirma A 9.8 x 0.8 = 7.64 U‘beratung B 11.9 x 0.2 = 2.38 KMU C 7.0 x 1.0 = 7.0 Grossbank D 10.5 x 0.6 = 6.3 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 11 2.2 Arbeitgeberwahl: Theorie und Empirie Kernfrage: Was macht es aus, dass Bewerber/-innen bestimmte Arbeitgeber wählen? Psychologische Antworten, z.B.: • Instrumentalitätstheorie von Vroom (1964): Attraktivität (von Job, Firma, Branche, Standort) und Einstellungswahrscheinlichkeit • Drei-Faktoren-Theorie von Behling /Labovitz/Gainer (1968): objektive und subjektive Faktoren, Kontakt mit Arbeitgeberrepräsentanten Ökonomische Antworten, z.B.: • Job-Search-Theorie von Stigler (1962): Suchkosten • Matching-Theorie von Johnson (1978): Erfahrung • Signaling-Theorie von Spence (1972): Glaubhafte Information Empirische Antworten, z.B.: • Absolventenbarometer (NZZ): Individuelle Präferenzen im Zielmarkt 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 12 2.2 Arbeitgeberwahl: Präferenzen in Zielmärkten Quelle: Universum Student Survey Switzerland, 2012 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 13 2.2 Arbeitgeberwahl: Theorie und Empirie Kernfrage: Was macht es aus, dass Bewerber/-innen bestimmte Arbeitgeber wählen? Psychologische Antworten, z.B.: • Instrumentalitätstheorie von Vroom (1964): Attraktivität (von Job, Firma, Branche, Standort) und Einstellungswahrscheinlichkeit • Drei-Faktoren-Theorie von Behling /Labovitz/Gainer (1968): objektive und subjektive Faktoren, Kontakt mit Arbeitgeberrepräsentanten Ökonomische Antworten, z.B.: • Job-Search-Theorie von Stigler (1962): Suchkosten • Matching-Theorie von Johnson (1978): Erfahrung • Signaling-Theorie von Spence (1972): Glaubhafte Information Empirische Antworten, z.B.: • Absolventenbarometer (NZZ): Individuelle Präferenzen im Zielmarkt • Schweizer Human Relations Barometer 2009 (Grote/Staffelbach): Arbeitsplatzsicherheit, Klima, Perspektiven, Arbeitsinhalt 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 14 2.2 Arbeitgeberwahl: Empirie Schweiz (Quelle: Grote, G. & Staffelbach, B. (2009). Schweizer HR Barometer 2009. Zürich: NZZ, S. 61) 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 15 2.3 Marketing im HRM: Ausgangslage (Quelle: Mölleney, M. (2014). Future of Work. Referat Universität Zürich) 07.09.2015 Marketing Personalmarketing Den Kunden verstehen Die Zielgruppen definieren und kennenlernen Mehrwert für den Kunden schaffen Die Arbeitgebermarke entwickeln und stärken Den Kunden den Mehrwert kommunizieren Die Arbeitgebermarke über relevante Kanäle positionieren Den Kunden den Zugang zum Produkt erleichtern Die Zielgruppen dort abholen, wo sie sich aufhalten Eine langfristige Kundenbeziehung aufbauen Retention Programme und Recruiting Netzwerke Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 16 2.3 Marketing im HRM: Vergleich der Ansätze (Quelle: Staffelbach, B. (1995). Strategisches Personalmarketing, in: Scholz, Ch. & Djarrahzadeh (Hrsg.), Strategisches Personalmanagement. Stuttgart: Schäffer-Poeschel, S. 155) Personalwerbung Personal-Marketing-Mix Wettbewerbsposition auf Arbeitsmärkten Kernanliegen Personalsuche und Anwerbung im Rahmen von Personalbeschaffungsaktivitäten Mitarbeiterorientierte Gestaltung des personalpolitischen Instrumentariums Entwicklung einer kompetitiven Attraktivität als Arbeitgeber Fokus Rekrutierung Personalpolitik (personalpolitisches Instrumentarium) Unternehmen (Kultur, Erscheinen, Image) Hauptfunktion Akquisition Motivation, Akquisition Positionierung/ Profilierung, Motivation, Akquisition Handlungsinhalte/ Gegenstände Werbebotschaft, Werbegestaltung, Werbemedien Personalpolitik Nachhaltige verteidigbare Beschäftigungsvorteile Kommunikation Schwergewichte Arbeitsinhalte und Arbeitsbedingungen Anreize, Beschaffungswege Unternehmenskultur und Unternehmenserscheinung Wichtige Informationsbasen Stellenplanung, Informationsverhalten im anvisierten Segment Personalforschung und Arbeitsmarktforschung Kultur- und Imageforschung/ Imageprofile von Konkurrenten und des eigenen Unternehmens Effizienzmassnahmen Spezialisierungsvorteile, Selbstselektion, höhere Basisrate Koordinationsvorteile, Motivationsvorteile, Selbstselektion, höhere Basisrate Vorteile akquisitorischen Potentials, tiefere Fluktuationsund Rekrutierungskosten, Selbstselektion, höhere Basisrate 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 17 2.3 Marketing im HRM: Employer Brand (Quelle: Staffelbach, B. (1995). Strategisches Personalmarketing, in: Scholz, Ch. & Djarrahzadeh (Hrsg.), Strategisches Personalmanagement. Stuttgart: Schäffer-Poeschel, S. 155) Wettbewerbsposition auf Arbeitsmärkten Entwicklung einer kompetitiven Attraktivität als Arbeitgeber Unternehmen (Kultur, Erscheinen, Image) Positionierung/ Profilierung, Motivation, Akquisition Nachhaltige verteidigbare Beschäftigungsvorteile Unternehmenskultur und Unternehmenserscheinung Kultur- und Imageforschung/ Imageprofile von Konkurrenten und des eigenen Unternehmens Lehrbuch S. 360-366 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management Vorteile akquisitorischen Potentials, tiefere Fluktuationsund Rekrutierungskosten, Selbstselektion, höhere Basisrate 18 2.3 Marketing im HRM: Vergleich der Ansätze (Quelle: Staffelbach, B. (1995). Strategisches Personalmarketing, in: Scholz, Ch. & Djarrahzadeh (Hrsg.), Strategisches Personalmanagement. Stuttgart: Schäffer-Poeschel, S. 155) Personalwerbung Personal-Marketing-Mix Wettbewerbsposition auf Arbeitsmärkten Kernanliegen Personalsuche und Anwerbung im Rahmen von Personalbeschaffungsaktivitäten Mitarbeiterorientierte Gestaltung des personalpolitischen Instrumentariums Entwicklung einer kompetitiven Attraktivität als Arbeitgeber Fokus Rekrutierung Personalpolitik (personalpolitisches Instrumentarium) Unternehmen (Kultur, Erscheinen, Image) Hauptfunktion Akquisition Motivation, Akquisition Positionierung/ Profilierung, Motivation, Akquisition Handlungsinhalte/ Gegenstände Werbebotschaft, Werbegestaltung, Werbemedien Personalpolitik Nachhaltige verteidigbare Beschäftigungsvorteile Kommunikation Schwergewichte Arbeitsinhalte und Arbeitsbedingungen Anreize, Beschaffungswege Unternehmenskultur und Unternehmenserscheinung Wichtige Informationsbasen Stellenplanung, Informationsverhalten im anvisierten Segment Personalforschung und Arbeitsmarktforschung Kultur- und Imageforschung/ Imageprofile von Konkurrenten und des eigenen Unternehmens Effizienzmassnahmen Spezialisierungsvorteile, Selbstselektion, höhere Basisrate Koordinationsvorteile, Motivationsvorteile, Selbstselektion, höhere Basisrate Vorteile akquisitorischen Potentials, tiefere Fluktuationsund Rekrutierungskosten, Selbstselektion, höhere Basisrate 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 19 2.3 Marketing im HRM: Instrumente (1/2) Product, z.B. Sortiment Qualität Zusatznutzen Gestaltung / Präsentation Arbeitsplätze: technisch, kaufmännisch... Arbeitsinhalt, Autonomie, Qualifikation... Entwicklungsmöglichkeiten... Kultur, Führung... Place, z.B. Kanäle Standorte direkte, indirekte Rekrutierungen... Arbeitsorte... Price, z.B. Lohn: Klarheit, Berechenbarkeit... Bedingungen Markt, Erfolg, Leistung... Kalkulation Zusatzleistungen Fringe Benefits... Promotion, z.B. Auftritt Werbung Betreuung 07.09.2015 Erscheinungsbild... Zielsegmentorientiert... Beratung... Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 20 07.09.2015 Sinn Respekt Führung Perspektiven Belohnung Entwicklung Zugehörigkeit Arbeitsorganisation Beschäftigung 2.3 Marketing im HRM: Instrumente (2/2) Erfolge Humanressourcen Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 21 3. Personalauswahl Arbeitsmarkt Personalmarketing Bewerber/-innenPool Auswahl (intern, extern) Rekrutierte Später 07.09.2015 (Des-)Integration • neu Beschäftigte • neu Promovierte • neu Entsandte • neu in Position… Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 22 3.1 Ausgangslage: Lehrbuch S. 228-231 Worum geht es? Treffen der richtigen Personalauswahl aus einem Pool von Bewerberinnen und Bewerbern. Diagnoseinstrumente für die Beurteilung der Bewerberqualität: • Analyse der Bewerbungsunterlagen • Einstellungstests / Assessment Centers • Vorstellungsgespräche Kritik: Eine gute Personalauswahl setzt Kenntnis der Anforderungen voraus. Es geht also um eine Entscheidungsprognose auf der Grundlage einer Diagnostik von Stellen und Bewerbern/-innen. 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 23 3.2 Anforderung Effektivität Abbildungsvalidität: Konstruktvalidität: Inhaltsvalidität: Prognosevalidität: 07.09.2015 Stelle Anforderungen Konzernplanung Abstraktionsvermögen? Anforderungen Kriterium Abstraktionsverm. mathemat.-logisches Denken? Test Kriterium Kopfrechnen mathemat.-logisches Denken? Instrument Vorhersage AC gross Passfoto klein Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 24 3.2 Anforderung Effizienz: Fremdselektion Qualität Bewerberpool: Grösse Bewerberpool: Grundquote (%, welche Eignungsvoraussetzungen ex ante erfüllen) Auswahlquote (Zahl der Ausgewählten in % zum Pool) Pool Prognosevalidität Qualität (Grundquote) Grösse Erfolg der (Auswahlquote) Selektion qualifiziert und gross .10 (Interview) 80% 20% 84% schlecht und klein .50 (AC) 20% 80% 24% Durch entsprechende HR-Aktivitäten kann die Basisrate erhöht werden (potentiell geeignete Kandidaten), was eine Reduktion der Selektionsrate (als geeignet evaluierte Personen) zur Folge hat. Dies führt dazu, dass die Trefferquote der Personalauswahl und somit der Erfolg der Selektion erhöht wird. Je mehr potentiell geeignete Kandidaten in der Bewerbergruppe sind, desto weniger Fehler werden bei der Auswahl gemacht, wobei auch die Validität des Verfahrens bzw. des Tests ausschlaggebend ist. 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 25 3.2 Anforderung Effizienz: Selbstselektion Problem: Informationsasymmetrie Lösung: Prinzip: Arrangement zur Informationsaufdeckung Lohn A B Bleibedauer X1 Praxis: 07.09.2015 X2 Image (Employer Brand) Arbeitgeberwahl Selbsttests zu Präferenzen + Kompetenzen Personalauswahl Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 26 3.2 Anforderung: Fairness Allgemeine Aspekte: • Prozedural: Überzeugung dass Auswahlprozess fair; • Informational: Informationen und Erklärungen zu Position und Diagnostik werden als fair eingeschätzt; • Interaktional: wie die Kandidaten die Diagnostiker erleben; • Distributiv: das Entscheidungsergebnis wird als fair empfunden. Bezogen auf Selektionsprozess: • Realistisches Anforderungsprofil; • Transparenz darüber, was, wann, vom wem beurteilt wird; • Nachvollziehbare, standardisierte Beurteilung, Kontrolle der Subjektivität durch Mehraugenprinzip; • Chancengleichheit; • Persönlichkeits- und Datenschutz; • Behandlung der Kandidatinnen und Kandidaten so wie man selber auch behandelt werden möchte. 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 27 4. Retention und Desintegration Arbeitsmarkt Personalmarketing Bewerber/-innenPool Auswahl (intern, extern) Rekrutierte Später 07.09.2015 (Des-)Integration • neu Beschäftigte • neu Promovierte • neu Entsandte • neu in Position… Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 28 4.1 Worum geht es? Beobachtete Frühfluktuation von 30 bis 60 Prozent im ersten halben Jahr zwingen, sich dem on-boarding besonders anzunehmen. • Über verschiedene Phasen sollen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens mit ihren Aufgaben, mit ihrer Umgebung und mit dem „Geist und Stil des Hauses“ vertraut gemacht werden: − − − − • 07.09.2015 Vor-Eintrittsphase Vorbereitungs- und Entscheidungsphase Konfrontationsphase Einarbeitungs- und Integrationsphase. Dazu dienen verschiedene „Instrumente“: Einführungsschriften, Checklisten, Seminare, Patenkonzepte, Mentoring, Mitarbeiterführung. Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 29 4.2 Formen der Desintegration (Quelle: Hilb, M. (1992). Innere Kündigung. Zürich: Industrielle Organisation, S. 9.) Subjektiver Vergleich Negatives Ergebnis SOLL > IST = Defizit Positives Ergebnis SOLL ≤ IST = Fit Ausmass der Situationskontrolle Geringe Situationskontrolle Resignative Erschöpfung „Burnout“ 07.09.2015 Hohe Situationskontrolle Bewusster Handhabungsverzicht Formale Kündigung Innere Kündigung Fluktuation Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management Gezielte Verbesserungsaktion ReEngagement 30 4.3 Ursache: Psychologischer Vertrag - Idee Zeit Anstrengung Wissen + Können ... 07.09.2015 Bezahlungen Sicherheiten Perspektiven ... Arbeitsvertrag Rechtlich § Fokus explizit implizit Zeit fixiert offen Stabilität statisch dynamisch Sicht eng breit Relevanz öffentlich subjektiv Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management Psychologisch 31 4.3 Ursache: Psychologischer Vertrag - Beispiel 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 32 4.3 Ursache: Persönliche Faktoren Beruflich (Quelle: Yukl, G. (2006). Leadership in Organizations (6th edition). New Jersey: Prentice Hall, pp.187-188) • Unbeherrscht, Emotionen nicht unter Kontrolle halten können • Nicht zu den eigenen Fehlern stehen können • Zu hohe Ansprüche zu Lasten anderer bzw. zu Lasten Ehrlichkeit, nicht integer • Gefühllos und/oder rücksichtslos im persönlichen Umgang • Fachlich und methodisch inkompetent Malmendier, U. & Tate, G. (2005). CEO Overconfidence and Corporate Investment. The Journal of Finance 60(6). 2661-2699 Privat • Gesundheit • Familie, Freunde • Persönliche Lebensführung 07.09.2015 Buch S. 392-398 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 33 4.3 Ursache: Überforderung „Beförderung macht krank (nach drei Jahren)“ Johnston, D. & Wang-Sheng, L. (2012). Extra Status and Extra Stress: Are Promotions Good for Us? IZA Discussion Paper 6675. • • • Unmittelbar nach Beförderung: positive Anreize sind wirksam, weil höherer Lohn, sicherer Job, höherer sozialer Status, mehr Verantwortung und Einfluss; Anschliessend: zunehmende Erfahrung der damit verbundenen Belastungen Konsequenz: Selektionskriterium, Unterstützung „Einsatz bis zum Absturz (in 40%)“ • • • • 07.09.2015 Fachliche Überforderung durch neue Komplexität mit Flucht zu Faustregeln und ins Selbermachen (mangelnde Delegation) Soziale Überforderung Persönliche Überforderung Konsequenz: Selektionskriterien, Ausbildung Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 34 5. Tipps für Uni-Absolventen/-innen Ziel / Ergebnis • Gross oder klein? • Stab oder Linie? • Welche Branche, welches Unternehmen? • Ausland? • Fachbereich? Prozess • Eigene Kompetenzen kennen • Stufenweise vorgehen • Gespräche nutzen • Start: 2 Jahre! • Sich selber treu bleiben 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 35 Fazit der heutigen Vorlesung 1. Mit einer schlechten Planung der Anforderungsprofile verliert man mehr als man mit der besten Personalauswahl wettmachen kann. 2. Die Effizienz der Personalauswahl wird bestimmt durch selbstselektive Effekte, durch die Grösse und die Qualität des Bewerberpools, durch die Validität der Eignungsdiagnostik und durch faire Prozesse. 3. Psychologische Verträge sind implizite Verträge, welche die wechselseitigen Erwartungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer beschreiben. Sie ergänzen die juristischen Arbeitsverträge. 4. Desintegration führt zu Fluktuation, aber nicht jede Fluktuation gründet in Desintegration. 07.09.2015 Principles in Human Resorce Management © Lehrstuhl Human Resource Management 36