Leistungssteigerung und Wissenstransfer in virtueller Teamarbeit
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Leistungssteigerung und Wissenstransfer in virtueller Teamarbeit
Leistungssteigerung und Wissenstransfer in virtueller Teamarbeit – Zusammenarbeit im 21. Jahrhundert Impressum RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e. V. Kompetenzzentrum Düsseldorfer straße 40, 65760 eschborn www.rkw-kompetenzzentrum.de redaktion: Bruno pusch Layout: Claudia Weinhold /Christopher Dürr Druck: printgroup GmbH & Co.KG, sennfeld eschborn, Juli 2011 Inhalt Vorwort 4 I einführung 6 II Virtuelle Teamarbeit: Überwindung von Zeit, raum und physischer präsenz 8 1 2 einsatzgebiete und Nutzen virtueller Teamarbeit Herausforderungen und risiken virtueller Teamarbeit 9 14 III Virtuelle Teams effizient gestalten 18 1 2 Die erfolgsfaktoren mensch – Organisation – Technik im Zusammenspiel Virtuelle Teams gestalten 18 21 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 Erfolgsfaktor Technik Die Tools Vorgehensweise bei der Auswahl sicherheit 23 23 24 27 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.2.4 Erfolgsfaktor Organisation Organisation von Arbeit und Führung in virtuellen Teams empfehlungen zur Gestaltung der Führungs- und Kontrollstrukturen empfehlungen zur Gestaltung der Arbeitsprozesse rahmenbedingungen und supportstrukturen 28 30 30 32 34 2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 Erfolgsfaktor Mensch Das Team vorbereiten Führungskräfte vorbereiten Förderliche unternehmenskultur für virtuelle Teamarbeit 37 38 43 49 3 3.1 3.2 Wissenstransfer in virtuellen Teams sicherstellen Wissensmanagement: Wissensverteilung/-transparenz Fachgruppe oder „Community Of practice“ 50 52 53 IV Fazit 54 V Literatur 56 VI Die praxisgemeinschaft Wissensmanagement 58 www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 3 Vorwort Das rKW Kompetenzzentrum beschäftigt seit langem die Bedeutungszunahme immaterieller ressourcen wie das Wissen und die Kompetenzen der Beschäftigten. Diese Bedeutungszunahme wird verständlich, wenn man sich vor Augen führt, dass heute in vielen unternehmen Verbesserungen durch Automatisierung und rationalisierung an ihre Grenzen stoßen (mertins 2010) und der Wettbewerb künftig weniger über maschinen oder Anlagen als vielmehr durch das management immaterieller erfolgsfaktoren wie Wissen, Kompetenzen oder Kooperationsfähigkeit entschieden wird. Der bewusste umgang mit Wissen und anderen immateriellen ressourcen ist in erster Linie eine Führungs- und managementaufgabe. Gleichzeitig ergeben sich für die Verantwortlichen zusätzlich erschwerende rahmenbedingungen, die durch den demografischen Wandel und den vielerorts wahrnehmbaren mangel an Fachkräften entstehen. Zugespitzt formuliert: sowohl das altersbedingte Ausscheiden als auch das Fehlen von Fachkräften können letzten endes erfolg und Liquidität eines unternehmens bedrohen. In diesem Zusammenhang erarbeitet das rKW in dem Arbeitskreis Wissensmanagement – in zwei unterschiedlichen Formaten – Lösungen für mittelständische unternehmen. 4 In den Werkstätten Wissensmanagement arbeitet das rKW in enger Zusammenarbeit mit unternehmen Lösungswege für deren problemstellungen aus, die im umgang mit Wissen entstehen. Im mittelpunkt dieser Arbeit steht dabei immer wieder das erfahrungswissen von Fachkräften und die betriebliche Notwendigkeit, dieses Wissen weiterzugeben und im unternehmen zu verteilen. Die potenziellen Know-how-Verluste, die durch das Ausscheiden von Fachkräften und schlüsselmitarbeitern entstehen, können jedoch durch einen bewussten umgang mit Wissen abgewendet werden. Dabei ist wichtig zu bedenken, dass der bewusste umgang mit Wissen vielfach auch potenziale zur steigerung der produktivität und zur entlastung von Fachkräften beinhaltet. Wird Wissen dort angeboten, wo es benötigt wird, können Doppelarbeiten und langes suchen vermieden und dadurch Zeit eingespart werden. Die unternehmenswerkstätten sind mittlerweile abgeschlossen, so dass die ergebnisse der Werkstattarbeit für die Anwendung in mittelständischen unternehmen aufbereitet und noch 2011 veröffentlicht werden können. praxisgemeinschaft Wissensmanagement Neben der engen Arbeit mit einzelnen unternehmen sucht das rKW auch bewusst den Austausch mit experten, um betriebliche Fragestellungen gemeinsam aus dem „Helikopter“ zu betrachten. Die Praxisgemeinschaft Wissensmanagement (PGWM) hat die vorliegende publikation erstellt und ist eines mehrerer rKW-Formate, welche die expertise und die perspektiven der Teilnehmer auf einzelne Themengebiete bündeln. Die entwicklungen der vergangenen Jahre erfordern von immer mehr unternehmen, dass sie die ergebnisorientierte Zusammenarbeit räumlich voneinander getrennter menschen – in Form virtueller Teamarbeit – beherrschen. Die vorliegende publikation „Leistungssteigerung und Wissenstransfer in virtueller Teamarbeit – Zusammenarbeit im 21. Jahrhundert“ beschreibt die vielfältigen einsatzmöglichkeiten dieser Arbeitsform und bietet konkrete empfehlungen zur Gestaltung der Zusammenarbeit, der Führung sowie für den umgang mit Wissen in virtuellen Teams. dels und des Fachkräftemangels: Betroffene unternehmen können beispielsweise den Vorteil nutzen, (jederzeit und weltweit) standortübergreifend experten in virtuellen Teams zu vereinigen. ebenso kann aber bereits der Verzicht auf übermäßiges reisen von schlüsselmitarbeitern mehr Freiraum für wertschöpfende Tätigkeiten schaffen und Belastungen reduzieren helfen – die Kommunikationstechnologien bieten hierfür viele möglichkeiten. schließlich wird es auch für viele unternehmen noch interessanter werden, mitarbeitern verstärkt die Arbeit vom Home-Office zu ermöglichen, sei es, um die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen oder um Ausfälle zu vermeiden und sie weiterhin für das unternehmen tätig sein zu lassen. Wir wünschen viel spaß bei der Lektüre und viele Anregungen für die Arbeit. Ihr rKW Kompetenzzentrum Virtuelle Zusammenarbeit bietet auch Flexibilitätsvorteile für die Bewältigung des demografischen Wan- www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 5 I einführung Im mittelpunkt dieser Broschüre steht virtuelle Teamarbeit. Das Angebot richtet sich an alle unternehmen, die die Vorteile ergebnisorientierter Zusammenarbeit räumlich voneinander getrennter mitarbeiter nutzbringend realisieren wollen. Virtuell über die Firmengrenzen hinweg zu arbeiten, zu kooperieren und wertschöpfend tätig zu sein ist schon lange keine Ausnahme mehr. Bereits im Jahr 2002 verrichteten ungefähr 9 millionen Beschäftigte in den mitgliedsstaaten der europäischen union ihre Arbeit telekooperativ (vgl. Konradt/Hertel 2002). Diese Arbeitsform betrifft menschen, die vom Home-Office aus für das unternehmen in der Nähe arbeiten, ebenso wie menschen, die verteilt auf dem erdball an projekten zusammenarbeiten und komplexe produkte herstellen. Beflügelt durch die Internationalisierung und die technischen entwicklungen der vergangenen Jahre haben sich in vielen unternehmen neue möglichkeiten für Zusammenarbeit und Kooperation und damit auch veränderte Formen der Wertschöpfung etabliert. Heute ist virtuelle Zusammenarbeit für viele unternehmen überwiegend wegen der potenziale zur Kostensenkung und Flexibilitätssteigerung attraktiv. Jedoch arbeiten immer mehr unternehmen erfolgreich mit verschie- 6 denen Kooperationspartnern zusammen, integrieren Kunden in wichtige interne prozesse oder nutzen Netzwerke und Communitys aktiv. einige beginnen bereits, mit social-media-Anwendungen – beispielsweise in den Bereichen marketing, public relations oder personalrekrutierung – zu experimentieren. Insgesamt stehen wir trotz dieser rasanten Veränderungen eher am Anfang als am ende dieser entwicklungen, und die mit dieser Arbeitsform verbundenen potenziale sind sicherlich noch nicht ausgeschöpft. Auf unternehmensseite steht die Herausforderung, die mit diesen entwicklungen verbundenen potenziale auch effektiv zu nutzen. Verantwortliche berichten davon, dass virtuelle projektarbeit negative Auswirkungen auf die Qualität habe, da der informelle Austausch fehle. effektive und zielgerichtete Zusammenarbeit in virtuellen strukturen ist also kein selbstläufer. Wenn man berücksichtigt, dass die Teamleistung Bestandteil der unternehmensleistung und damit des Geschäftserfolgs ist, wird deutlich, dass die ergebnisorientierte Gestaltung der Zusammenarbeit räumlich getrennter Mitarbeiter eine wichtige Führungsaufgabe ist. praxisgemeinschaft Wissensmanagement Die möglichkeiten, die durch die heutige Technik prinzipiell gegeben sind, können dazu verführen, die nötige Abstimmung und Balance zwischen den erfolgsfaktoren Technik, Organisation und Mensch zu vergessen. Wie zahlreiche Beispiele belegen, muss zielgerichtetes und auf Kooperation angewiesenes Arbeiten mittels IT-gestützter Arbeits- und Kommunikations-Tools von vielen menschen und unternehmen erst (neu) erlernt werden. Gewohnte Formen der Zusammenarbeit – die auf Anweisung, Kontrolle und klassischen Hierarchien beruhen – müssen in diesen Zusammenhängen hinterfragt und neu arrangiert werden. Die vorliegende Broschüre ist auf der plattform des rKW Kompetenzzentrums unter Beteiligung verschiedener experten entstanden und ist die erste Veröffentlichung der reihe praxisgemeinschaft Wissensmanagement. Das rKW arbeitet seit 1921 an der sammlung und Verbreitung von methoden und Instrumenten zur steigerung der Wirtschaftlichkeit. In dieser Tradition bietet die vorliegende publikation umfangreiche empfehlungen und praktische Gestaltungshinweise. Der dazugehörige Downloadbereich im Internet (www.rkw-kompetenzzentrum.de/ pgwm) bietet zusätzlich verschiedene Checklisten und Grundlagen für die Anwendung in mittelständischen unternehmen. Das folgende symbol verweist auf passende Checklisten und Grundlagen, die kostenfrei im Downloadbereich bezogen werden können. Das rKW Kompetenzzentrum und die praxisgemeinschaft Wissensmanagement bedanken sich für Ihr Interesse und stehen als Ansprechpartner für betriebliche Fragestellungen zur Verfügung. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 7 II Virtuelle Teamarbeit: Überwindung von Zeit, raum und physischer präsenz Aus dem Alltag eines virtuellen Teams: „Das Team trifft sich mittels Webkonferenz pünktlich um 17 uhr mitteleuropäischer Zeit. Auf ihren pCs sehen sie alle dieselbe präsentation. Außerdem haben sie sich in ein Telefonkonferenzsystem eingewählt. Im moment präsentiert gerade entwicklungschefin priya in mumbai den status der produktentwicklung. es ist 21:30 uhr bei ihr und sie ist müde nach einem langen Arbeitstag. Greg in London und Lise in stockholm machen sich in einem privat-Chat lustig über ihr schlechtes englisch. Thorsten im Homeoffice in Bad Kreuznach hat sein mikrofon auf stumm geschaltet, weil sein einjähriger sohn hingefallen ist und er ihn trösten muss. Nelly in Lyon surft parallel zur Konferenz im Internet nach dem Kinoprogramm für den heutigen Abend. Der Teamleiter Frank in Boston freut sich auf die Auswertung der Überwachungssoftware, die er allen Teammitgliedern heimlich auf deren rechner hat installieren lassen, da er ende des monats das Team um zwei mitglieder verkleinern muss. er ahnt nicht, dass er großen Ärger mit der deutschen Niederlassung bekommen wird, da diese software ohne Zustimmung des Betriebsrats installiert wurde ...“ 8 Zugegeben, dies ist ein negatives Beispiel für die Arbeit von virtuellen Teams – aber ein Beispiel aus der praxis. Ausgelöst durch standortverlagerungen, Zukäufe und globale Vernetzung von unternehmen, besteht für mehr und mehr Teams die Notwendigkeit, virtuell zusammenzuarbeiten. Oft wird diese Form der Zusammenarbeit unbewusst und ohne ausreichende unterstützung in unternehmen eingeführt, was häufig zu einer zusätzlichen Belastung für die Betroffenen werden kann. Dabei bietet die Arbeit in virtuellen Teams viele Vorteile und Chancen und ist aus der globalisierten Welt in vielen unternehmen nicht mehr wegzudenken. Wie man die Arbeit in solchen Teams richtig vorbereitet und führt – und wie man die im obigen Beispiel erwähnten effekte vermeidet – ,ist Inhalt dieser Broschüre. praxisgemeinschaft Wissensmanagement Wirklichkeit lässt sich nicht zu einer subjektiv gestalteten, virtuellen Realität reduzieren. – Bazon Brock – Die Herausforderungen in der virtuellen projektarbeit ergeben sich aus der einschränkung der Teamkommunikation auf wenige, technische medien. Dies hat unmittelbaren einfluss auf wichtige projektprozesse wie ◼ ◼ ◼ Teambildung (Kennenlernen, Vertrauensaufbau, Zusammenarbeit, …), Fachlichen Erfahrungsaustausch mit Kollegen zu projektproblemen, Kommunikation mit/in der Organisation (medien, …). Die typischen Formen der Zusammenarbeit, die mitarbeiter üblicherweise gut beherrschen, funktionieren im virtuellen Kontext nur bedingt. Daher müssen neue Verhaltensformen, regeln und Technologien parallel zu herausfordernden projektaufgaben erlernt werden. Hier einige wesentliche Aspekte, die es zu berücksichtigen gilt: ◼ ◼ ◼ ◼ Arbeitsumfeld: Arbeitsplatzgestaltung, unterstützende Technologie, … Zusammenarbeit: Kommunikation, Teamregeln Führung: rollen und Verantwortungen, … Wissensaustausch: Zugriff auf unternehmenswissen in virtuellen strukturen www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 1 einsatzgebiete und Nutzen virtueller Teamarbeit Letzten Endes kann man alle wirtschaftlichen Vorgänge auf drei Worte reduzieren: Menschen, Produkte und Profite. Die Menschen stehen an erster Stelle. Wenn man kein gutes Team hat, kann man mit den beiden anderen nicht viel anfangen. – Lee Iacocca – Das Arbeiten in virtuellen Teams ist nichts Neues. Allerdings erlebte die virtuelle Arbeit in den vergangenen Jahren einen weiteren Boom. Neben vielen Gründen war die weiter fortschreitende Globalisierung der Hauptgrund. Kosteneinsparungen von unternehmen in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten der letzten beiden Jahre und die damit einhergehenden Kürzungen bei den reisebudgets waren ebenso bedeutend. Ferner sind für den Boom die Weiterentwicklung der Tools zur unterstützung von Arbeit in virtuellen Teams und die immer bessere technische Infrastruktur (z.B. schnelle InternetVerbindungen) mitverantwortlich. Große Hersteller wie microsoft oder IBm haben ihre Applikationen um Funktionalitäten zum social Networking und zur virtuellen Teamarbeit ergänzt oder diese perfektioniert. Videokonferenzen – die früher oft mit ruckeligen Bildern und systemabstürzen nervten – sind heute bequem auch mit mehreren Teilnehmern über mehrere Kontinente verteilt möglich. 9 Doch die immer bessere Technik ist nur die eine seite. Inzwischen gibt es ausreichend erfahrungswerte über die Organisation der Arbeit in virtuellen Teams und was dabei zu beachten ist. Außerdem gibt es immer mehr erfolgsberichte. so ist für Lynda Gratton, professorin an der London Business school, die entwicklung von Linux in virtuellen Teams – von denen sich die meisten Teilnehmer noch nie persönlich begegnet sind – ein Beweis dafür, wie gut und vor allem auch wie motiviert in solchen Teams gearbeitet werden kann (vgl. Gratton, FT vom 5.2.2009). An einer Vielzahl von Open-source-projekten ist in den vergangenen Jahren unternehmensübergreifend in virtuellen Teams auf der ganzen Welt gearbeitet worden. Wie bei der entwicklung von Linux haben sich die entwickler selten oder nie persönlich getroffen und haben doch Applikationen geschaffen, die heute überall auf der Welt von millionen von Nutzern eingesetzt werden, wie etwa OpenOffice. ◼ ◼ ◼ Neben der einsparung von Kosten bietet virtuelle Teamarbeit noch weitere Vorteile: ◼ ◼ ◼ Bessere Abstimmung zwischen unternehmenszentralen und Niederlassungen in kurzen, regelmäßigen Zeitabständen. Anstatt nur e-mails auszutauschen, können sich Teams regelmäßig treffen und lokale ergebnisse diskutieren und bewerten. Dezentralisierung von Managementteams, die – lokal in den Hauptmärkten angesiedelt – besser die Bedürfnisse lokaler märkte erkennen und reagieren, aber dennoch als Team zusammenarbeiten können. so verteilte ein Internet-Dienstleister, marktführer in seiner Branche, sein managementteam in den wichtigsten europäischen Niederlassungen, um die lokalen Bedürfnisse schneller zu erkennen und zu befriedigen. Das Team traf sich zweimal im Quartal an einem Ort in europa, aber tauschte sich wöchentlich über Web- und Videokonferenzen aus. mitglieder in virtuellen Teams können an meetings teilnehmen, auch wenn sie geschäftlich unterwegs sind. Geschäftsführer, die oft auf messen und Kundenbesu- 10 ◼ ◼ chen sind, bleiben so mit ihren Managementteams besser in Kontakt. schnellere entwicklung von neuen produkten durch Ausnutzung verschiedener Zeitzonen (Follow-thesun-entwicklung). In vielen Branchen wird der Konkurrenzdruck immer größer. Als Konsequenz müssen neue produkte in immer kürzeren Abständen marktreife erreichen. eine schnellere entwicklung kann durch die Zusammenarbeit von virtuellen Teams in verschiedenen Zeitzonen (z.B. Westküste usA, Indien, europa) gefördert werden, da es möglich ist, praktisch 24 stunden am Tag am entsprechenden produkt zu arbeiten. Bessere produkte durch einbringung neuer Ideen aus verschiedenen Kulturkreisen. Die Zusammenarbeit von mitarbeitern aus verschiedenen Kulturkreisen erhöht die Anzahl an Verknüpfungen und setzt dabei neue Innovationen und Ideen frei, die in die produktentwicklung einfließen können. positive Beiträge zur Nachhaltigkeitsbilanz des unternehmens. Durch die vermehrte Nutzung von virtuellen medien für meetings wird die Anzahl der reisen mit Auto, Bahn oder Flugzeug deutlich reduziert. Flexibilisierung der Arbeitszeiten und einsatzorte von mitarbeitern (z.B. die Arbeit im Homeoffice). Dadurch kann beispielsweise das Zusammenspiel von Familie und Beruf für eltern besser organisiert werden. Dies erhöht die Zufriedenheit der mitarbeiter und bindet sie länger an die unternehmen. einbindung von seltenem Expertenwissen in verschiedene Teams. Durch die schnell fortschreitende entwicklung in vielen Branchen wird das expertentum immer stärker gefördert. Oft sind diese experten stark belastet und müssen an mehreren projekten gleichzeitig mitarbeiten. Durch die Teilnahme an virtuellen Teams wird ihre Arbeitsbelastung verringert, da zeitaufwendige reisen minimiert werden. Gleichzeitig kann ein unternehmen das Wissen dieser experten optimal in verschiedenen projekten einsetzen. Längeres Halten und Anwerben von Experten und Outperformern in unternehmen, da lange Anfahrtswege zur Arbeit und umzüge zu unternehmensstandorten wegfallen. praxisgemeinschaft Wissensmanagement ◼ Auf kostspielige und aufwendige Auslandsentsendungen verzichten. Zum Thema Virtualität haben wir einige grundsätzliche Ausführungen gemacht (siehe „Wie entsteht Virtualität?“ auf seite 12 ). In diesem Artikel legen wir die Definition der Arbeits- und Organisationspsychologen udo Konradt und Guido Hertel (2002) zugrunde: ◼ Als virtuelle Teams werden flexible Gruppen standortverteilter und ortsunabhängiger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezeichnet, die auf der Grundlage von gemeinsamen Zielen bzw. Arbeitsaufträgen ergebnisorientiert geschaffen werden und informationstechnisch vernetzt sind. Wir wollen den Begriff allerdings nicht auf mitarbeiter innerhalb eines unternehmens begrenzen. Virtuellen Gruppen können auch mitarbeiter verschiedener unternehmen oder auch privatpersonen angehören, beispielsweise bei sogenannten „user Groups“. es gibt folgende verschiedene Arten von Zusammenarbeit in virtuellen Teams: ◼ ◼ ◼ ◼ Virtuelle Teams innerhalb eines Unternehmens (räumlich verteilte Abteilungen, interdisziplinäre projekte). mitarbeiter einer Abteilung, die räumlich verteilt sind, können in einem virtuellen Team zusammenarbeiten. Aber auch mitarbeiter aus unterschiedlichen Teams können sich für die gemeinsame Arbeit an einem projekt in einem virtuellen Team zusammenfinden. Unternehmensübergreifende virtuelle Teams (z.B. für gemeinsame entwicklung eines produkts). Hier arbeiten mitarbeiter von verschiedenen unternehmen in einem virtuellen Team zusammen. Oft entwickeln Zulieferer mit produzierenden unternehmen produkte gemeinsam. ein Beispiel aus der Automobilindustrie ist die entwicklung neuer Automatikgetriebe, deren software von Zulieferunternehmen entwickelt und mit den Automobilunternehmen zusammen an die verschiedenen motoren angepasst wird. Zulieferer und Automobilunternehmen greifen www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm auf eine gemeinsame Datenbasis und auf simulationsprogramme zu, bevor in einem relativ späten stadium die software an realen Automotoren und Getrieben getestet wird. Virtuelle Teams zwischen Unternehmen und Kunden (z.B. für user Groups, Trainings, produktvorstellungen). Für die Weiterentwicklung eigener produkte lädt ein unternehmen einige Kunden weltweit ein, um Konzept- und Betaversionen zu testen. Die schulung erfolgt über sogenannte Webinars. Durch ein frühes Feedback können Fehlentwicklungen vermieden werden. Zudem kommen entwickler in den Kontakt mit internationalen Kunden und lernen so, ihre Bedürfnisse besser zu verstehen und in ihren produkten umzusetzen. Zudem können Kunden besser an die unternehmen gebunden werden. Virtuelle Fachgruppen (Communities of practice) innerhalb eines unternehmens oder auch über Firmengrenzen hinweg. mitarbeiter mit gemeinsamem fachlichem schwerpunkt oder Berufsbild (z.B. projektmanager) tauschen sich regelmäßig aus und helfen einander. Das Ziel ist die Nutzung und Weiterentwicklung des gemeinsamen Wissens. Weitere Formen (Gremien, Verbände, Open-sourceentwicklungen etc.). Die gemeinsame entwicklung von Normen und richtlinien kann zum Beispiel durch die virtuelle Zusammenarbeit intensiviert und beschleunigt werden. In Zeiten des Internets und der Verbreitung von vielen Freeware-Tools steht die Arbeit in virtuellen Teams jedem offen, der über einen schnellen Internet-Zugang (zumindest zeitweise) verfügt. es gibt hier kaum mehr Grenzen. 11 Wie entsteht Virtualität? In Wirklichkeit sieht alles anders aus, als es wirklich war. – Stanislaw Jerzy Lec – Aus einem Gespräch mit einem Technischen Betriebsleiter: „Es ist unglaublich, was ich inzwischen mit unseren Auszubildenden erlebe. Wie oft sind die auf der Arbeit gar nicht mehr bei der Sache. Die sind mit dem Kopf nur noch in den virtuellen Welten ihrer PCs zuhause. Wo soll das mal enden? ...“ Eine gute Frage – sie gehört aber zu diesem Thema, denn sie verdeutlicht, dass man bei der Verwendung des Begriffes Virtualität auch für Klarheit sorgen muss. Denn die Welt, die den Technischen Betriebsleiter so unruhig macht, ist die einer virtuellen Realität. Das Thema dieser Schrift ist aber die reale Virtualität. Das hört sich spitzfindig an, macht aber einen wesentlichen Unterschied. Virtualität ist eine Eigenschaft, deren wesentliches Merkmal es ist, dass „etwas“ nicht in der Form existiert, in der es zu existieren scheint. In der realen Virtualität gleicht sie dann einer existierenden Sache. Dies bedeutet, dass bei allen Beteiligten realer Virtualität Bilder entstehen: Bilder von anderen Menschen, Prozessen und Zielen. Die Kooperationen in diesem Kontext erfordern hohe Emotionalität – gleichzeitig werden Kommunikationspartner nach den durch Sozialisation erlernten Kriterien auch im virtuellen Raum eingeordnet. Es entstehen zeitgleich neue virtuelle Handlungsräume, und die Grundlagen einer möglichen Zusammenarbeit verändern sich. Die wichtigsten Kräftefelder ergeben sich im Umfeld des institutionellen und technologischen Wandels: ◼◼ Deregulierung ◼◼ Kommerzialisierung und Globalisierung ◼◼ Digitalisierung und Konvergenz von Technologien ◼◼ Neuordnungen von Unternehmen und Märkten durch Unternehmenszusammenschlüsse, Fusionen und Konzentrationsprozesse Begriffe wie Outsourcing, dezentrale Organisation und Workflow sind in aller Munde. Spricht man über die Zukunft, dann gehören virtuelle Unternehmen, globale Städte und virtuelle Communitys dazu. Dabei wird vergessen, dass Virtualität eng mit der eigenen Vorstellungskraft verknüpft ist. 12 Praxisgemeinschaft Wissensmanagement Zusätzlich nimmt die Kapazität der Rechner, welche Simulationen erzeugen können, und die Vielfalt von Diensten und Medieninnovationen zu. Es entstehen neue Kommunikationsforen und damit eine neue Konstitution des räumlichen Nebeneinanders. Netze dehnen sich in ihrer räumlichen Reichweite aus – Raum entsteht aus der Verknüpfung. Die Grade der Virtualisierung werden sich deshalb noch weiter verändern. Für die betrieblichen Herausforderungen, die sich daraus ergeben, sind folgende Besonderheiten wichtig: ◼◼ Virtuelle Handlungsräume sind verknüpft mit realen Handlungsräumen bei allen ökonomischen Aktivitäten. ◼◼ Virtuelle Konzepte führen in allen Märkten dazu, dass Wettbewerber von heute sich morgen in Netzwerken als Partner wiederfinden – mit einem Paradigmenwechsel hin zu einer allgemeinen Kommunikations- und Koalitionsfähigkeit. ◼◼ Haptische Erlebnisse werden durch die Vorstellung des denkbaren Erlebnisses ersetzt. ◼ ◼ Nur durch Gemeinschaft ergibt sich der Geschäftsgegenstand. ◼◼ Persönliche Flexibilität ist die Grundvoraussetzung der Arbeit. ◼◼ Neue Tools sind lebensnotwendig für Netzwerkprozesse und müssen sehr viel früher Irritationen oder Abweichungen melden. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm ◼◼ ◼◼ ◼◼ ◼◼ ◼◼ Delokalisierung von Kommunikation. Stete Präsenz in unterschiedlichen Kommunikationsströmen bei einer gleichzeitig hohen Anzahl von Interaktionen. Räumliche Verknüpfung bei Aufhebung des Raumes. Der kulturelle Kontext gewinnt an Bedeutung. Zeitliche Verknüpfung. Komplexe Veränderungen sind absehbar, denn auch das Lernen und der Wissenstransfer in diesem Umfeld stehen vor großen Herausforderungen. Da ist es vielleicht ein Trost, dass die Arbeitskräfte von morgen viele der notwendigen Fähigkeiten in der virtuellen Realität der Computerspiele und InternetCommunitys gut trainieren. Die Aufgabe für die heutigen Führungskräfte besteht darin, in diesem neuen Umfeld die Verbindung zwischen Unternehmensstrategie und Tagesgeschäft herzustellen. Noch anspruchsvollere Zielsetzungen sind zu bewältigen, komplexe – manchmal unübersehbare – Entscheidungen werden zu treffen sein und veränderte Bedürfnisse – vor allem in der Kommunikation – aller Beteiligten sind zu berücksichtigen. 13 2 Herausforderungen und risiken virtueller Teamarbeit Alles Gelingen hat sein Geheimnis, alles Misslingen seine Gründe. – Joachim Kaiser – Vergleicht man die Zusammenarbeit, das Arbeitsumfeld und den Wissensaustausch von präsenz- bzw. virtuellen Teams, so ergeben sich eine reihe von wichtigen Charakteristika, die es insbesondere beim Wechsel zwischen den Teamarten zu beachten gilt. Wie stark sich der unterschied auf die Zusammenarbeit in Teams auswirkt, hängt sehr vom unternehmen und dem bisher üblichen Arbeitsverhalten ab. Für mitarbeiter, die gleichzeitig in beiden „Welten“ mitarbeiten, sind die Herausforderung und die spannungsfelder erfahrungsgemäß besonders groß. Das Arbeitsumfeld von mitgliedern eines präsenzteams ist üblicherweise sehr ähnlich. man arbeitet in räumlicher Nähe, Arbeitsmittel und Infrastruktur sind nahezu gleich und man hat kurze Wege zueinander. Organisationsstrukturen, prozesse und regeln sind gleich und allen bekannt. Auch die sozialen Kontakte im Team lassen sich bei kleinen ritualen, wie Kaffeepausen, mittagessen oder gemeinsamen unternehmungen, vertiefen. Die Kommunikation untereinander läuft über viele Kanäle, und vieles wird nicht formell dokumentiert oder geregelt, da „es ja alle wissen und sich sowieso daran halten“. Ganz anders beim virtuellen Team. Dort finden sich die unterschiedlichsten Arbeitsmittel, Organisationsstrukturen, Vorgaben, rituale und Infrastrukturen. Je nach Distanz kommen noch verschiedene Zeitzonen, sprachen und Kulturen hinzu. Die üblichen regeln und Annahmen, die jedes einzelne Teammitglied in die neue Form der Zusammenarbeit einbringt, decken sich auf einmal nicht mehr oder sind sogar widersprüchlich. 14 praxisgemeinschaft Wissensmanagement Die kleinsten gemeinsamen Nenner für die Kommunikation sind oft nur das Telefon und eventuell weitere technische Hilfsmittel, soweit sie einheitlich vorhanden sind. zumindest die, die wissen, wo man suchen kann. Der Wissensaustausch geht recht reibungslos, da sich Kollegen üblicherweise untereinander helfen. Ausnahmen gibt es bei Wettbewerbssituationen unter Kollegen und bei persönlichen Abneigungen. Für die Zusammenarbeit in präsenzteams stellen unternehmen in der regel eine adäquate Infrastruktur zur Verfügung. räume sind für Besprechungen, Gruppenarbeit oder einzelarbeit ausgestattet und den Teammitgliedern bekannt. „Wir treffen uns zur statusbesprechung ab 15:00 uhr im raum 6“ ist eine ausreichende Information für mitglieder eines präsenzteams. Bei virtuellen Teams können sich im Idealfall die einzelnen Netzwerke der mitarbeiter ergänzen. Häufiger tauchen aber Fragen auf wie: „Wer könnte das wissen und wo ist er im unternehmen?“ oder „Haben wir im unternehmen so ein projekt schon mal in ähnlicher Form gemacht?“ In einem neuen, virtuellen Team hingegen wirft solch ein satz viele Fragen auf und hat potenzial für missverständnisse. Angefangen vom Ort, dem Gebäude, der eventuell nötigen Anreise bis hin zur erwarteten Vorbereitung für eine statusbesprechung, ist viel spielraum für Interpretationen. Bei einführung oder Verbesserung der virtuellen Teamarbeit hat man es also, mit Ausnahme der Technologie, nicht mit wirklich neuen Themen zu tun. Die Herausforderung liegt hier in der gezielten Anwendung und Neuregelung von bekannten Themen wie Kommunikation, Teambildung, Führung und Vertrauen. Bezogen auf projektarbeit gelten in präsenzteams oft seit längerem die gleichen prozesse und regeln. Die Anwendung dieser regeln und die Konsequenz bei Abweichungen sind aus erfahrung bekannt. entsprechende regeln und erfahrungen bringen zwar auch die mitarbeiter für virtuelle Teams mit, jedoch aus völlig unterschiedlichen Hintergründen. Zusätzlich ergibt sich durch die oft uneinheitlichen und ad hoc eingeführten Technologien eine weitere Herausforderung. Hier gilt es, Akzeptanz beim Nutzer, gute organisatorische einbettung und effektiven Betrieb sicherzustellen. Für die Führung der Teams ergeben sich die unterschiede durch die schwierigere Kommunikation und die längere Feedbackschleife zwischen Teamleiter und jeweiligem Vorgesetzten. Hier gilt leider oft: „aus den Augen, aus dem sinn“. Dieser entstehende Freiraum wird selten durch Teamleiter ausgefüllt, da deren Führungskompetenz oft nur auf der fachlichen ebene ausgeprägt ist und sie selten auf die Besonderheiten beim Führen virtueller Teams vorbereitet werden. Bei der Abwägung der Chancen und risiken aus virtueller Teamarbeit sollten zusätzlich die strategischen unternehmensziele herangezogen werden. Diese Abwägung sichert eine gute Ausrichtung und die richtige Wahl der prioritäten. Die folgende Tabelle umreißt hierzu die wichtigsten Themen in einer Gegenüberstellung. Beim Wissensaustausch kann ein präsenzteam sowohl untereinander als auch mit fachlichen Kollegen vor Ort auf die gewachsenen Netzwerke zum Austausch bauen. Formelle und informelle Kontakte und Quellen werden genutzt. man kennt die experten oder www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 15 Chancen … … und Risiken virtueller Teams Optimale Besetzung von Teams mit erforderlicher expertise. Der Wunsch und Drang, immer nur die „Besten“ für ein Team zu bekommen, führt bei den vermeintlich Besten zur Überlast, fördert „Diva-Verhalten“ und behindert den Aufbau der „zweiten und dritten riege“. Kritisches expertenwissen kann in mehreren projekten eingesetzt werden. Überlast beim mitarbeiter. Besonders dann, wenn zwei oder mehr projekte gleichzeitig mehr Bandbreite abfordern, um Termine zu halten oder probleme zu lösen. Flexible Arbeitszeitgestaltung – insbesondere bei internationalen Teams möglich. motivierte mitarbeiter leisten (zu) viele „extrameilen“ und brennen aus. Fehlendes Vertrauen der Teamleiter/Führungskräfte führt zu kontraproduktiven Kontrollversuchen. Bestehende Arbeitszeitregelungen passen (noch) nicht auf die neuen Verfahren. Teammitglieder kommen in Konflikte. schnellere entscheidungen/umsetzungen durch geringere reisetätigkeiten und fokussierte prozesse und projekte. schlechtere und langsamere entscheidungen bei unzureichender einführung und unterstützung der virtuellen Arbeit. Wo möglich: Nutzung der Zeitzonen für kontinuierliche Bearbeitung kritischer Bereiche wie z.B. eine Hotline. Akzeptanz von mitarbeiter und Kunde bezüglich der Bearbeitung (Datenschutz, Vertrauen, Kultur, sprache). schneller Zugang zu aktuellstem Wissen im unternehmen durch virtuelle Vernetzung der Fachgruppen. Aktuelle systeme sind (noch) nicht für standortübergreifende Nutzung geeignet (z.B. nach einer Übernahme). Zielkonflikte zwischen Team und unternehmen, wenn ein mitarbeiter mit spezialwissen kurzfristig abgezogen wird, eigentlich aber für das Team arbeiten soll. sichtbare, positive Außenwirkung der unternehmenskompetenz bei guter virtueller Vernetzung der Fachgruppen in die äquivalenten Gruppen in der Industrie. Gute mitarbeiter werden nach außen hin sichtbar und eventuell von der Konkurrenz abgeworben. Bessere mitarbeiterbindung und Zufriedenheit durch gelungenes etablieren moderner Formen der Zusammenarbeit. unterschätzen der Auswirkungen auf mitarbeiterzufriedenheit durch mangelhafte einführung virtueller Teamarbeit. Die angespannte Wirtschaftslage trägt hier zu einer Verzögerung der Konsequenzen bei (mitarbeiterbindung). 16 praxisgemeinschaft Wissensmanagement Virtuelle Teams werden dann erfolgreich und effizient zusammenarbeiten können, wenn die oben angesprochenen Herausforderungen unter Abwägung der bestehenden Chancen und risiken im sinne der unternehmensziele bei den organisatorischen Veränderungen beachtet werden. Tipp es ist jedoch ein großer Irrglaube, davon auszugehen, dass die vielfältigen technischen möglichkeiten (die es heute gibt) der alleinige Garant für die erfolgreiche Arbeit in virtuellen Teams sind. Wir möchten daher die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Vorgehens bei der planung, Gestaltung und Führung virtueller Teams hervorheben. unsere Anregungen und Vorschläge hierzu finden sie im folgenden Teil. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 17 III Virtuelle Teams effizient gestalten 1 Die Erfolgsfaktoren Mensch – Organisation – Technik im Zusammenspiel Wenn du wenig Zeit hast, nimm dir am Anfang viel davon. – Ruth Cohn – Vier „Momentaufnahmen“ aus dem Alltag virtueller Teams … … Ein virtuelles Team mit Mitarbeitern aus verschiedenen Unternehmen arbeitet an einem Projekt zusammen. Die Dokumente, die sie bearbeiten, liegen in einem Dokumenten-Management-System, auf das alle Teammitglieder Zugriff haben. Einige spezielle Dokumente können allerdings nicht verändert werden. Nur die Projektleiterin kann neue Versionen speichern. Ein Projektplan, der von allen beteiligten Unternehmen genehmigt werden muss, konvertiert sie nach der Erstellung in ein Dokument im pdf-Format um. Sie schickt das Dokument an alle beteiligten Unternehmen, die es mithilfe der Software Adobe Acrobat signieren und an sie zurückschicken. Die Signatur ist wie eine Unterschrift und bindend. Die signierten Dokumente werden im DokumentenManagement-System gespeichert. … Die Systemadministratoren in einem großen, multinationalen Unternehmen arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr an verschiedenen Standorten. Als Information für die nächste Schicht und zu Dokumentationszwecken trägt die aktuelle Schicht alle Patches, Updates und andere Tätigkeiten in einen Blog ein. Jeder Blogeintrag wird mit standardisierten Schlüsselwörtern versehen, so dass später sehr leicht die Historie für bestimmte Tätigkeiten nachvollzogen werden kann. Der Blog ist auf einem firmeneigenen Server installiert, nur die kleine Gruppe der Systemadministratoren hat darauf Zugriff. … Wissenschaftler von verschiedenen Forschungsinstituten arbeiten an einem gemeinsamen Projekt. Die Ergebnisse schreiben sie gemeinsam in ein spezielles Wiki, welches für dieses Projekt erstellt wurde. Es ist frei im Internet verfügbar. Da es sich um ein öffentliches Projekt handelt, kann sich jeder registrieren, Artikel schreiben oder redigieren. Allerdings gibt es eine kleine Gruppe, die alle Neueinträge überwacht und eingreift, wenn z.B. zwei 18 Praxisgemeinschaft Wissensmanagement Forschergruppen mit unterschiedlichen Meinungen Artikel vor und zurück ändern. In diesem Fall wird die Diskussion in ein Forum verschoben, indem sich die Teilnehmer „austoben“ können, bis ein Konsens gefunden wird. … Mitarbeiter in einem Unternehmen haben auf ihren Arbeitsplatz-Rechnern oder Notebooks ein Chat-Programm installiert. Sie können sich mit ihrem eindeutigen Benutzernamen und Kennwort in das Programm einloggen. Die Unternehmensleitung unterstützt das „Chatten“ von Mitarbeitern, da sie die Kommunikation zwischen Mitarbeitern aus verschiedenen Abteilungen fördert. So können z.B. Mitarbeiter im Telesales, während sie längere Verkaufsgespräche mit Kunden am Telefon führen, Fragen via Chat von Service-Kollegen beantworten lassen und diese Informationen gleich an die Kunden weitergeben. Vorgesetzte, die schwer verfügbar sind, können kurze Fragen schnell beantworten. Aber auch für die private Kommunikation wie die Verabredung zum Mittagessen in der Kantine wird das Chat-Programm ausgiebig genutzt. Aus Sicherheitsgründen wurde die Chat-Applikation auf einem firmeneigenen Server installiert. Nur Mitarbeiter, die sich in das Firmennetz eingeloggt haben, können es verwenden. Andere Chat-Programme sind nicht gestattet. Die IT-Abteilung ist ständig dabei, neue Schlupflöcher zu stopfen, um eine Verwendung anderer Programme zu unterbinden. Die Benutzung des Chat-Programms ist freiwillig. Eine Betriebsvereinbarung, die mit dem Betriebsrat abgeschlossen wurde, regelt die Freiwilligkeit und unterbindet jegliche Auswertung von Daten über das Ein- und Ausloggen von Mitarbeitern. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 19 Wie die Beispiele verdeutlichen, sind sowohl die Führung als auch die Arbeit in virtuellen Teams für die Beteiligten anspruchsvoll. Die Beispiele verdeutlichen ferner, dass die passende Technik alleine noch nicht zum Ziel führt. Die technische Infrastruktur ist lediglich einer von drei erfolgsfaktoren, die es für leistungsstarke virtuelle Teams zu gestalten gilt. Die praxisgemeinschaft Wissensmanagement setzt daher auf ein ganzheitliches Zusammenspiel der drei erfolgsfaktoren Mensch, Organisation und Technik. Dahinter steht die Überzeugung, dass die Faktoren voneinander abhängig sind und sich wechselseitig beeinflussen. effizienz und Leistungsfähigkeit der Teams hängen maßgeblich davon ab, inwieweit es gelingt, alle drei Gestaltungsebenen auf das gesetzte Ziel der virtuellen Teamarbeit auszurichten. Die Führung von menschen im direkten Kontakt in präsenzteams ist bereits voraussetzungsvoll. Arbeiten menschen räumlich voneinander getrennt an einem projekt und kommunizieren dafür (fast ausschließlich) über elektronische medien, entstehen veränderte Anforderungen an die Organisation und Führung der Teams. Wie können in diesem Zusammenhang Zielerreichung, Kooperation und ein Teamgefühl entstehen? Wie können kommunikationsbedingte missverständnisse aufgefangen werden, wenn menschen unterschiedlicher Kulturen zusammenarbeiten und lediglich digital kommunizieren? und wie kann unter diesen Bedingungen Leistung erbracht werden? schließlich ist bei alledem auch die mitbestimmung des Betriebsrates nicht zu vergessen. Verantwortliche (die Neuland betreten) können beispielsweise mit folgenden Fragen konfrontiert werden: Bietet die Technik die benötigten Funktionen, sind diese im Bedarfsfall erweiterbar? Genügt die Technik den erforderlichen sicherheitsstandards? Welche möglichkeiten bietet die Technik, damit die Teammitglieder im Bedarfsfall schnell miteinander Kontakt aufnehmen und ihr Wissen austauschen können? Wie kann die Technik die zwischenmenschliche Kommunikation und die Zusammenarbeit ermöglichen? steht die Technik, ist immer noch nicht sicher, ob die menschen gelernt haben, die Tools effizient einzusetzen, oder sie überhaupt in der Lage sind, alleine und voneinander räumlich getrennt zu arbeiten. Zumeist bringen neue Technologien auch klare Veränderungen für die Organisation der Arbeitsabläufe und -prozesse im Team mit sich. Wie soll zusammengearbeitet werden? Wie sollen schnelle Absprachen ermöglicht und organisiert werden? Allein die einführung einer neuen software im unternehmen kann bereits erhebliche umwälzungen der Arbeitsorganisation mit sich bringen. Für virtuelle Teams kommt hinzu, dass die Abläufe auch unterschiedliche Zeitzonen auffangen müssen. ebenso sollte auch die Vernetzung der Teams und der menschen mit den jeweiligen unternehmensstrukturen organisiert werden. 20 praxisgemeinschaft Wissensmanagement 2 Virtuelle Teams gestalten Es gibt das Risiko, etwas zu tun, genauso aber auch das Risiko, etwas nicht zu tun. – Fredmund Malik – Da es die „typische“ Art von Zusammenarbeit in virtuellen Teams nicht gibt, fallen die Antworten auf diese Fragen für jedes unternehmen und teilweise für jedes virtuelle Team anders aus. Dafür sind die Anforderungen zu verschieden. Das modell (Mensch – Organisation – Technik) lässt sich als Gestaltungsinstrument für die praxis nutzen. Anhand der drei ebenen können die relevanten punkte für jedes virtuelle Team herausgearbeitet und daraus die benötigten maßnahmen abgeleitet werden. Im Vorfeld müssen jedoch zwei Ausgangspunkte für die Arbeit mit dem modell festgelegt werden: 1. 2. strategie, Vision und das konkrete Ziel der Teams sowie die Bedeutung von Wissen und der praktische umgang damit. Beides hängt miteinander zusammen und muss gemeinsam, je nachdem, welches Ziel erreicht werden soll, zeitnah beantwortet werden. steht beispielsweise die einsparung von reisekosten für meetings im Vordergrund, sind sichere und stabile Videokonferenzen sowie die Bereitstellung der für die Teilnehmer im Vorfeld benötigten Dokumente zentral. sollen hingegen komplexe entwicklungsprojekte, vielleicht sogar mit mehreren unternehmen gemeinsam, realisiert werden, sind auf technischer seite die gemeinsame Arbeitsplattform, die Dokumentation von Teilergebnissen oder der rückgriff auf bestehende projektdatenbanken wesentlich. Für ein anderes projekt kann wiederum die Zusammenführung und Bündelung weltweit verstreuter expertise zentrales Ziel virtueller Teamarbeit sein. Hierfür müssen die zu entwickelnden Lösungen beispielsweise die Arbeit über verschiedene Zeitzonen hinweg integrieren und den Teammitgliedern einen Überblick www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm über sämtliche experten anbieten, damit sie jederzeit und schnell die passenden Ansprechpartner innerhalb der Teams oder des unternehmens finden. Für dieses Ziel können beispielsweise ein „Gelbe-seiten-system“ und die schulung der mitarbeiter im umgang mit den interkulturellen unterschieden zentral sein. Im Folgenden werden empfehlungen und Gestaltungsmöglichkeiten für die drei erfolgsfaktoren Mensch – Organisation – Technik ausführlich dargestellt. Aufbauend auf dem konkreten Ziel („Welches Businessproblem soll gelöst werden?“) und dem daraus resultierenden umgang mit Wissen („Wie soll die Aufnahme, sicherung und Verteilung von Wissen organisiert werden?), können einzelne empfehlungen der drei erfolgsfaktoren hinzugezogen und daraus entsprechende maßnahmen abgeleitet werden. Dabei können einzelne empfehlungen der folgenden drei erfolgsfaktoren wichtiger und andere vielleicht auch unwichtig sein. erfolgskritisch ist jedoch, dass grundsätzlich das Zusammenspiel aller drei erfolgsfaktoren erfolgt, damit die mit dieser Arbeitsform verbundenen risiken minimiert und die potenziale realisiert werden. Bei größeren unternehmen, die mit vielen virtuellen Teams arbeiten (wollen), bietet sich an, eine Begleitung in der Organisations- oder personalabteilung zu etablieren, die die Teams unterstützen kann. Bei kleineren unternehmen oder für die ersten schritte mit virtuellen Teams kann eine professionelle externe Begleitung sinnvollsein. Diese kann probleme frühzeitig erkennen und zusammen mit den Verantwortlichen angehen. 21 Mensch ( S.37 ) Kompetenzen, Führung, Kultur Technik ( S.23 ) Infrastruktur, Instrumente Organisation ( S.28 ) Abläufe, Regelungen, Rollen, Anbindung an Unternhemen, ... Strategie/Ziel >>> Umgang mit Wissen Abb. 1: Ganzheitliche Gestaltung virtueller Teams. Betriebsvereinbarungen Wenn vorhanden, ist die frühe einbeziehung des lokalen Betriebsrats in die Vorbereitungen und Konzeptionen aller drei Gestaltungsfelder von virtuellen Teams zu berücksichtigen. Nicht nur, da der Betriebsrat in vielen Fällen über ein mitbestimmungsrecht verfügt, sondern auch, um die Akzeptanz der mitarbeiter zu erhöhen und sorgen und stimmungen der Belegschaft schneller erkennen und diese integrieren zu können. Beispielsweise muss, bevor systeme und Tools zur unterstützung von virtueller Teamarbeit in Betrieb genommen werden, geprüft werden, ob ein mitbestimmungsrecht des Betriebsrats besteht. In § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG (Betriebsverfassungsgesetz) wird 22 dem Betriebsrat ein mitbestimmungsrecht eingeräumt bei der „einführung und Anwendung von technischen einrichtungen, die dazu bestimmt sind, das Verhalten oder die Leistung der Arbeitnehmer zu überwachen“. Dies kann schon bei einem einfachen Chat-programm der Fall sein, wenn ein Arbeitgeber auswertet, ob und wann ein Arbeitnehmer sich in das Tool eingeloggt hat und wie oft es verwendet wurde. Bei e-mail-systemen kann ausgewertet werden, wie lange es gedauert hat, bis eine e-mail gelesen und bearbeitet wurde (dies ist z.B. in serviceCentern eine wichtige Information). eine personenbezogene Auswertung ist also sehr oft möglich, auch wenn es nicht im ersten Augenblick ersichtlich ist (vgl. strunk 2010). praxisgemeinschaft Wissensmanagement TeCHNIK Zuerst formen wir unsere Werkzeuge, danach formen sie uns. – Marshall Mc Luhan – 2.1 Erfolgsfaktor Technik 2.1.1 Die Tools Für die Arbeit mit virtuellen Teams gibt es eine Vielzahl von Tools und systemen. Zudem werden bestehende programme mit immer mehr Funktionalitäten für die Arbeit mit virtuellen Teams ergänzt. Zunächst betrachten wir die Gruppierung von Tools in drei Kategorien, wie sie üblicherweise in der Literatur vorkommt. In der praxis überschneiden sich die Funktionalitäten zwischen den Gruppierungen allerdings immer mehr. synchrone und asynchrone Kommunikationssysteme (Communication Tools) Hiermit sind Applikationen oder systeme zum direkten oder indirekten Austausch im Team oder zwischen einzelnen Teammitgliedern gemeint. Typische Anwendungen sind: ◼ Telefonie: Klassisch, Voice over Ip oder Telefonieren über das Internet (z.B. skype). ◼ Videokonferenzen – mittels spezieller Anlagen oder über Arbeitsplatzrechner und Notebooks. ◼ Virtuelle meetingräume – mit unterstützung von Dialog, Brainstorming und moderation. ◼ Webkonferenzen – mit einer Vielzahl von Funktionen (Aufzeichnung von Besprechungen, einbindung von Webcams, Chat-Funktionalitäten etc.). ◼ Besprechungsforen, wie sie schon lange bekannt sind. ◼ Chat und Chatrooms. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm Collaboration Tools (Groupware) Collaboration Tools – auch Groupware genannt – sind Applikationen, die virtuelle Teams bei der Zusammenarbeit unterstützen, indem sie ihnen die notwendige Arbeitsumgebung und die nötigen Funktionalitäten zur Verfügung stellen. so wage der Begriff, so groß sind die unterschiede in der Funktionalität, die die elektronischen systeme bieten. Alle großen player der software-Industrie bieten umfangreiche Lösungen, zum Beispiel microsoft (sharepoint), IBm (Lotus), Oracle (BeA), Novell (Groupwise) oder sAp (NetWeaver). Aber auch viele kleinere Anbieter tummeln sich auf dem markt. Die Hersteller integrieren laufend neue Tools zur unterstützung von virtuellen Teams (und Web 2.0 generell) in ihre programmsuiten. eine Abgrenzung ist schwierig. Im Grunde sind schon File-server mit gemeinsamem Zugriff einfache Collaboration Tools. Typische Funktionalitäten für Collaboration Tools sind: projektmanagement-Tools: Gemeinsame Bearbeitung von projektplänen und Ablaufsteuerung. ◼ Wissensmanagement-Funktionalität: sammlung, Organisation und Zugriff auf unterschiedliche Formen und Inhalte von Wissen. ◼ elektronischer Gruppenkalender zur gemeinsamen Zeitplanung. ◼ 23 ◼ ◼ ◼ Workflow-management: Gemeinsame strukturierung und steuerung von Workflows. extranet-systeme: schaffung einer gemeinsamen Kommunikationsplattform für virtuelle Organisationen (im stil eines Intranets). e-mail-Funktionalität. 2.1.2 Vorgehensweise bei der Auswahl Am Anfang steht die strategie für die Arbeit mit virtuellen Teams. Dabei geht es um Fragen wie beispielsweise: ◼ ◼ social software (social Networking Tools) social software ermöglicht und gestaltet die Beziehungen zwischen personen und personengruppen, also zwischen den sogenannten Akteuren. Diese Akteure nutzen unter Zuhilfenahme der sozialen software die potenziale und Beiträge eines sozialen Netzwerks von Teilnehmern (vgl. Back, Gronau, Tochtermann 2009). sie dient dazu, Gemeinschaften und Netzwerke aufzubauen und zu pflegen. Für virtuelle Teams soll sie dazu dienen, die Homogenität des Teams zu unterstützen, den Austausch untereinander zu fördern und dabei die Gefahr der Isolation einzelner mitglieder zu minimieren. Neben den Features von Kommunikationssystemen können für diesen Zweck folgende Funktionalitäten sinnvoll sein: ◼ ◼ ◼ ◼ Vorstellung von personen und personensuchmaschine. Hier können sich die mitglieder von virtuellen Teams vorstellen und präsentieren. Neben beruflichen Informationen können sie auch private Interessen angeben. eine suchmaschine unterstützt das Auffinden von personen mit bestimmten Interessen (soziales Netzwerk). Wikis, Blogs, Foren für private Themen. multiplayer Online Games – zum gemeinsamen spielen im Team. marktplatz- und pinnwand-Funktionalitäten (wie z.B. in Facebook). Wie erwähnt, ist der Übergang zwischen den Kategorien fließend, in der praxis decken viele Tools Funktionalitäten mehrerer Kategorien ab. einen guten Überblick über Tools kleinerer Anbieter auf dem markt findet man beispielsweise auf der Website der Computerwoche. 24 ◼ ◼ Ist eine großflächige einführung von Arbeit in virtuellen Teams geplant? soll die methodik erst einmal in einem kleinen Team ausprobiert werden, eventuell in einem Arbeitsfeld außerhalb der Kernkompetenzen? sind virtuelle Teams mit mitarbeitern anderer unternehmen, Kunden oder weiteren externen personen geplant? Wie wichtig sind soziale Tools? Die Antworten auf diese Fragen entscheiden mit, wie man bei der Auswahl der Tools vorgeht. Zum Ausprobieren für weniger wichtige Themen kann man mit Freeware-Tools im Internet starten. Bei einer unternehmensweiten einführung spielen die punkte sicherheit, Verfügbarkeit und großer Funktionalitätsumfang eine wichtige rolle. Danach sind Workflows und prozesse grob für die Arbeit in den Teams zu definieren (z.B. ob Dokumente gemeinsam bearbeitet werden sollen etc.). sind die Anforderungen grob klar, sollte man evaluieren, was möglich ist! Oft kommen dabei noch mehr Ideen, wie eine Zusammenarbeit aussehen könnte, zustande. Dabei können durchaus auch verschiedene Tools ausprobiert werden. Dafür eignen sich kostenlose Varianten oder Trial-Versionen zum Ausprobieren, die es mittlerweile von allen Arten der vorgestellten Tools im Netz zu finden gibt (wenn auch oft mit eingeschränkter Qualität) – gerade bei Wikis, Foren- und Blogsoftware gibt es eine große Auswahl von Anbietern. praxisgemeinschaft Wissensmanagement TeCHNIK Für die Auswahl und das Testen der Tools empfiehlt es sich, vorhandenes expertenwissen im unternehmen zu nutzen. Viele Innovationen für die Zusammenarbeit kommen aus dem privaten Bereich. Gerade jüngere, IT-affine mitarbeiter kennen sich mit solchen Tools sehr gut aus. Ihr Wissen sollte genutzt und bei der Auswahl miteinbezogen werden – bessere experten findet man nicht! schließlich sollte man auch evaluieren, welche Tools gegebenenfalls schon im unternehmen eingesetzt werden. so werden zum Beispiel schon oft Tools für Webkonferenzen eingesetzt. moderne Telefonanlagen haben in der regel Funktionen für Telefonkonferenzen, sind Ip-Telefonanlagen im einsatz, sind Telefonkonferenzen global kostengünstig möglich. Auch Videokonferenzanlagen sind häufig in Betrieb oder zumindest vorhanden. Vor einer Anschaffung sollte die IT-Abteilung auch prüfen, ob in bestehenden IT-rahmenverträgen vielleicht schon Tools für virtuelle Arbeit mit enthalten sind, die noch nicht genutzt werden. eine weitere möglichkeit könnte die kostengünstige erweiterung von rahmenverträgen sein. Konzerntöchter sollten zudem prüfen, welche rahmenverträge die Konzernzentralen mit software-Herstellern abgeschlossen haben. Lassen sich vielleicht solche Verträge nutzen? www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm Weitere Tipps zur Auswahl: ◼ ◼ ◼ ◼ Der Funktionalitätsrahmen der Tools sollte nicht zu eng begrenzt werden. Bei erfolg der Teamarbeit kommen eventuell weitere Teams dazu, die möglicherweise weitergehende Funktionalitäten benötigen. Auf die rechteverwaltung der Tools achten. Können rechte für Teilbereiche vergeben werden (z.B. wenn in Teilprojekten mit Außenstehenden oder größeren Gruppen zusammengearbeitet wird) oder nur für die Applikation insgesamt? Können rechte an Teilnehmer außerhalb des unternehmens vergeben werden? Kann die rechteverwaltung in die rechteverwaltung des unternehmens eingebunden werden (single-sign-On)? Welche Geräte sollen eingesetzt werden? Die diesjährige Ces – die weltweit größte Fachmesse für unterhaltungselektronik in Las Vegas – hat eindrücklich bewiesen, dass immer mehr Applikationen auf mobile Devices wie smartphones portiert werden – die ihrerseits immer leistungsfähiger und bald das Niveau von Arbeitsplatz-pCs erreichen werden. In vielen unternehmen sind Geräte wie etwa Blackberrys schon lange im einsatz, Geräte wie ipads kommen hinzu. Diesem Trend sollte bei der Auswahl rechnung getragen werden. ein weiterer, wichtiger punkt ist es, Wildwuchs zu vermeiden. unterschiedliche Funktionalitäten bieten heute viele Tools an. Wichtig ist, sich auf die absolut notwendige Anzahl von Tools zu konzentrieren – dies erleichtert die Wartung und pflege, die rechteverwaltung und die sicherheit. Zudem verwirrt es weniger die Benutzer (in welchem Chat-programm ist der Kollege eigentlich online) und verringert den schulungsaufwand. 25 Checkliste: Auswahl/Beurteilung der IT-Tools Weitere Checklisten, Empfehlungen und Leitfäden finden Sie kostenfrei auf www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm strategie ◼ Ist eine großflächige einführung von Arbeit in virtuellen Teams geplant? ◼ soll die methodik erst einmal in einem kleinen Team ausprobiert werden, eventuell in einem Arbeitsfeld außerhalb der Kernkompetenzen? ◼ sind virtuelle Teams mit mitarbeitern anderer unternehmen, Kunden oder weiteren externen personen geplant? ◼ Wie wichtig sind soziale Tools? Wer sollte an der Auswahl der Tools beteiligt sein? ◼ IT ◼ Beteiligte Fachbereiche ◼ „Geeks“ (experten in social Networking, Web 2.0 etc.) Welche Tools werden benötigt? ◼ synchrone und asynchrone Kommunikationssysteme (Communication Tools): — Telefonie — Videokonferenzen — Webkonferenzen — etc. ◼ Collaboration Tools (Groupware) — projektmanagement-Tools: Gemeinsame Bearbeitung von projektplänen und Ablaufsteuerung — Wissensmanagement-Tools — elektronischer Gruppenkalender — Workflow-management-Tools — extranet-systeme — etc. ◼ social software/social Networking Tools — Tools zur Vorstellung von personen und personensuchmaschine — Wikis, Blogs, Foren für private Themen — marktplatz- und pinnwand-Funktionalitäten (wie z.B. in Facebook) — .... — .... — .... Die komplette Checkliste finden sie im Internet unter: www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 26 praxisgemeinschaft Wissensmanagement TeCHNIK Verfügbarkeit, Arbeitsumgebung und support Abhängig von der Bedeutung und der Dringlichkeit der Arbeit des virtuellen Teams sind entsprechende service Level Agreements über die Verfügbarkeit zu vereinbaren – unabhängig davon, ob die Anwendungen intern oder extern betrieben werden. Weiterhin ist darauf zu achten, dass den beteiligten mitarbeitern eine stabile und den Ansprüchen angepasste InternetVerbindung zur Verfügung steht (die ggf. auch für Videokonferenzen ausreichend ist). es ist zu überprüfen, ob Firewalls und andere Beschränkungen (z.B. Zugang zu Internetseiten) die Arbeit mit virtuellen Teams nicht behindern. Außerdem sollte in allen Ländern der Teammitglieder ein support – am besten in der Landessprache – vorhanden sein, insbesondere für Teams, die nicht aus IT-spezialisten bestehen. 2.1.3 sicherheit Das Thema sicherheit ist vielfältig. es soll hier nur angerissen werden, um eine sensibilität für das Thema zu schaffen. Für einen tiefergehenden einblick gibt es eine Vielzahl von publikationen, auf welche hier hingewiesen werden soll. Für die Arbeit mit virtuellen Teams gliedert sich das Thema (Daten-)sicherheit in die Themen: ◼ sicherheit der Datenspeicherung ◼ rollen- und rechteverwaltung ◼ Datenschutz sicherheit der Datenspeicherung Falls die Tools innerhalb eines unternehmens installiert und verwaltet werden, greifen die allgemeinen maßnahmen zur Datensicherheit des unternehmens. In vielen unternehmen gibt es schon Zugänge von außen, zum Beispiel für Vertriebsmitarbeiter im Außendienst oder für Heimarbeitsplätze. In solchen Fällen können diese Zugänge auch für virtuelle Teams verwendet werden. Gibt es solche Zugänge noch nicht, ist über ein geeignetes Konzept nachzudenken (z.B. die errichtung eines virtuellen, privaten Netzwerkes). Nehmen am virtuellen Team auch personen anderer unternehmen www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm teil, ist zu prüfen, wie ein Zugriff nur auf die Teilbereiche des internen Netzwerks zu realisieren ist. Bei der Verwendung von Tools und systemen, die bei externen Dienstleistern betrieben oder gespeichert werden, sind sicherheitsanalysen wie etwa beim sogenannten Cloud Computing erforderlich: ◼ Wo werden die Daten gespeichert (innerhalb/außerhalb der eu)? ◼ Wie erfolgt der Zugriff auf die Daten von den mitgliedern des virtuellen Teams (z.B. über ein virtuelles Netzwerk, verschlüsselt etc.)? ◼ Ist es erforderlich und gewährleistet, dass auch systemadministratoren des Dienstleisters keinen unverschlüsselten Zugriff auf Daten haben? ◼ Vergibt der Dienstleister Aufträge an subunternehmen? ◼ Welche maßnahmen verwendet der Dienstleister, um unbefugte Zugriffe auf die Daten abzuwehren (z.B. durch Angriffe von außen)? Daneben sind bei der Auswahl die Kriterien zu beachten, die auch sonst für die Auswahl von IT-providern gelten: Wie lange ist das unternehmen auf dem markt, wie stabil ist das unternehmen, wo ist der sitz des unternehmens, welche sLA (service Level Agreement) für die Verfügbarkeit der Daten gibt es etc. eine gute einführung in das Thema sicherheit bei Cloud Computing bietet das im Internet kostenlos zu downloadende e-Book „Cloud Computing“, welches Beiträge der BITKOm, des Fraunhofer Instituts und von Herstellern aus dem Bereich sicherheit enthält. rollen- und rechteverwaltung Viele unternehmen haben in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, um eine einheitliche, standardisierte rollen- und rechteverwaltung einzuführen (single-sign-On). Dies war nicht nur für die Datensicherheit erforderlich, sondern auch, um unterschiedliche rechtliche Vorschriften zu erfüllen. Bei der einführung neuer Tools für virtuelle Arbeit sollte vermieden werden, hier neuen Wildwuchs entstehen zu lassen – speziell bei der Verwendung von externen Tools. 27 Diese Gefahr ist insbesondere gegeben, wenn die Tools von Fachabteilungen eingeführt und verwaltet werden und nicht von der zentralen IT-Abteilung. Die speicherung von sensiblen Daten in solchen Tools mit Zugriffsrechten für personen, die das unternehmen schon lange verlassen haben, kommt in der praxis leider allzu oft vor. Wenn externe Tools verwendet werden sollen, sollte immer die IT-Abteilung hinzugezogen werden – auch wenn es schwerfällt. es sollten so wenige Tools wie möglich verwendet werden. Bei der evaluation von passenden Tools ist darauf zu achten, dass der Hersteller viele Funktionalitäten abdeckt, die benötigt werden. Dies vermindert den Aufwand für die Administration – das ist wichtig, wenn virtuelle Teamarbeit in großen und/oder vielen Teams eingesetzt wird. Datenschutz Datenschutz bezeichnet den schutz des einzelnen vor dem missbrauch personenbezogener Daten. personenbezogene Daten sind Angaben über eine bestimmte oder eine bestimmbare person. so definiert es das Datenschutzgesetz. Werden im rahmen der Arbeit von virtuellen Teams personenbezogene Daten gespeichert, so sind die Datenschutzgesetze der staaten, aus denen die mitarbeiter stammen, zu beachten. Dies kann bei Teams mit mitgliedern aus vielen Ländern oder Teams, in denen mitarbeiter rasch wechseln, problematisch werden. Für die europäische union gibt es die sogenannte eG-Datenschutzrichtlinie (richtlinie 95/46/eG), die mindeststandards für den Datenschutz der mitgliedsstaaten festgeschrieben hat und in nationales recht umgesetzt wurde. Für andere Länder gibt es keine oder sehr unterschiedliche regelungen. es ist daher in jedem Fall individuell zu prüfen, welche Auswirkungen die jeweilig gültigen regelungen auf die Arbeit von virtuellen Teams haben. Generell lässt sich sagen, dass persönliche Daten in jedem Fall nur nach einer individuellen einverständniserklärung gespeichert werden sollen. Die Teilnahme an Tools wie sozialen Netzwerken sollte in jedem Fall freiwillig sein und ohne Druck erfolgen. Außerdem ist zu prüfen, in welchem Land die personenbezogenen Daten gespeichert werden – insbesondere wenn externe Dienstleister damit betraut werden. 28 2.2 Erfolgsfaktor Organisation Abläufe festlegen, Strukturen schaffen, Verantwortlichkeiten klären und Wissensflüsse steuern. Der organisatorische Aspekt virtueller Teamarbeit wird in der Fachliteratur als ein unterpunkt bei der einführung neuer Organisationsformen in unternehmen angeführt, um wandlungsfähige, international vernetzte strukturen zu schaffen (vgl. Bullinger, Warnecke, Westkämper 2008). Dort finden sich auch weitere strategieempfehlungen, die weit über die einführung virtueller Arbeit hinausgehen. Wer in der situation ist, den schritt in die virtuelle Welt von der unternehmensstrategie und Vision her zu beginnen, sollte dies unter einbeziehung weiterer strukturmodernisierungen tun. In Bezug auf virtuelle Teamarbeit können beispielsweise Kennzahlen und Zeiträume vorgegeben werden (z.B. 40 prozent der entwicklungsteams und 60 prozent der Beraterteams arbeiten 2015 virtuell). Klare Aussagen zu standorten und der Konzentration bestimmter unternehmensbereiche an diesen standorten gehören auch dazu. Als weitere Grundlage müssen auch die Art und das Ziel der (geplanten) virtuellen Zusammenarbeit herangezogen werden, wie es im Kapitel „Die erfolgsfaktoren mensch – Organisation – Technik im Zusammenspiel“ beschrieben wurde. Auf dieser Basis lassen sich dann passend dimensionierte Organisationsveränderungen aufsetzen und über alle Organisationsbereiche (personal, Organisation, IT-Abteilung, ...) hinweg abgestimmt durchführen. personalabteilungen sind gefragt, neue personalentwicklungs- und Qualifikationsmodelle für virtuelle Arbeit zu entwickeln oder die bestehenden modelle entsprechend anzupassen. Führungsmodelle, Führungsverhalten und die Qualifizierung von einigen schlüsselrollen in virtuellen Teams müssen entsprechend verändert werden. Auch die Arbeitsprozesse, die bisher die Arbeit effektiv unterstützt haben, müssen auf ihre eignung hin hinterfragt und gegebenenfalls an die erfordernisse virtueller Zusammenarbeit angepasst werden. Aktives „Vorleben“ der gewünschten Veränderung und gutes sponsoring der einzelnen maßnahmen durch Geschäftsleitung und management leisten hier wichtige Beiträge zur erfolgreichen einführung. praxisgemeinschaft Wissensmanagement ORGANISATION Das folgende Beispiel verdeutlicht, wie weit die Anpassung bisher funktionaler Abläufe für eine effektive Zusammenarbeit in virtuellen Teams gehen kann: Virtuelle Teams profitieren sehr stark von einer Einführung unternehmensweiter Kalenderund Terminplanung. Durch klare organisatorische Vorgaben und unterstützende Prozesse bei der Einführung kann hierbei eine gute Basis gelegt werden. Große Wirkung kann auch durch Feinabstimmung von Standardprozessen in Fertiglösungen erreicht werden. Outlook-Sklaven Da die Standardeinstellung bei Outlook-Terminen immer die volle Stunde ist, hatten wir oft das Problem, schnell von einem virtuellen Meeting zum nächsten zu wechseln. Als Teilnehmer war es „nur“ das Problem des schnellen Wechselns bzw. des früheren Abmeldens, um zwischen den Telefonaten auch mal einen Kaffee zu holen. Als Leiter einer nachfolgenden Konferenz ist man typischerweise fünf Minuten mit Setup und Einstimmen beschäftigt und möchte früher raus. Der Leiter des aktuellen Meetings möchte natürlich die Beteiligten so lange wie vereinbart dabei haben. Eine Zeitlang hat folgender Lösungsansatz gut funktioniert: Virtuelle Meetings fangen möglichst fünf Minuten nach der vollen Stunde an und sind fünf Minuten vor der vollen Stunde zu Ende. Die so gewonnene Zeit zum Wechseln hatte den Vorteil, dass die Teilnehmer wesentlich konzentrierter dabei waren. Der Aufwand bei allen Tools, die fünf Minuten zu konfigurieren, war allerdings nicht unerheblich. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 29 2.2.1 Organisation von Arbeit und Führung in virtuellen Teams Die Leistungsfähigkeit virtueller Teams hängt wesentlich davon ab, wie sorgfältig Arbeitsabläufe und Führungsstrukturen an die veränderten Gegebenheiten und die speziellen erfordernisse virtueller Teams angepasst werden. Diese Anpassungen erfolgen durch regelungen und Vorkehrungen. Die Arbeitsorganisation hebt für die Gestaltung der Arbeit folgende punkte hervor: die Arbeitsaufgaben, deren Aufteilung und die eingesetzten Betriebsmittel, die Zusammenarbeit (im Team), die Führung, die Kommunikations- und Informationsflüsse, die Arbeitszeit sowie Anreiz- und entgeltsysteme. Je nach Art und Zielsetzung der virtuellen Teams kann es sinn machen, mittels dieser Gestaltungspunkte, einen rahmen (neu) zu definieren, der die Leistungserbringung bestmöglich unterstützt. Für die Organisation der Arbeits- und Führungsstrukturen in virtuellen Teams ist jedoch ein zentraler unterschied zu beachten: Die räumliche Trennung und die mangelnden Face-to-FaceKontakte erfordern erfahrungsgemäß deutlich präzisere und klarere regelungen, als wir es aus dem Alltag von präsenzteams kennen. Im Alltag von präsenzteams können die Arbeit betreffende Kurskorrekturen, entscheidungen, spontane Fragen und die kurzfristige Abstimmung von ergebnissen oder missverständnissen beinahe nebenher, in meetings, aber auch in der Kaffeepause oder beim gemeinsamen essen, erfolgen. Diese Fähigkeit der selbstorganisation gleicht mögliche Versäumnisse bei der Festlegung der Arbeitsabläufe sowie der Führung der präsenzteams im Alltag aus. In virtuellen Teams kann sich die Fähigkeit der selbstorganisation von Teams – aufgrund der räumlichen Trennung – nicht in gewohnter Weise entfalten. Ähnliches gilt für das Führen auf Distanz. Führungskräfte von präsenzteams haben im Alltag viele Gelegenheiten, sich einen eindruck über die mitarbeiter, deren Leistung und Bedürfnisse zu verschaffen. Zudem können missverständnisse zwischen Führungskraft und mitar- 30 beiter durch die räumliche Nähe besser geklärt werden. Die Bedeutung dieser vielfältigen Abstimmungsprozesse im Alltag wird jedoch kaum wahrgenommen. probleme werden zumeist dann sichtbar, wenn die gewohnte Abstimmung zwischen Büro, Kaffeeküche und Besprechungsraum fehlt. Führung auf Distanz muss daher Vorkehrungen treffen, damit mangelnde Kommunikation und mangelnde Führung die Gruppeneffektivität nicht negativ beeinflussen und das sprichwort „Aus dem Auge, aus dem sinn“ nicht zur realität wird. Für eine gute performanz virtueller Teams sind daher sowohl klare und verlässliche Arbeitsabläufe als auch fest geregelte Führungs- und Kontrollstrukturen notwendig. 2.2.2 empfehlungen zur Gestaltung der Führungsund Kontrollstrukturen regelungen zur sicherung der Arbeitsergebnisse Das Arbeiten in virtuellen Organisationsstrukturen erfordert ein hohes maß an Kooperationsbereitschaft und -fähigkeit aller an dem Geschäftsprozess Beteiligten. Die Zusammenarbeit erfolgt überwiegend in Abläufen mit projektcharakter. Daher müssen Leiter virtueller Teams, die ihre mitarbeiter auf Distanz führen und unter diesen Bedingungen den projekterfolg sicherstellen wollen, gängige und eingeübte Führungsmethoden revidieren beziehungsweise an die Anforderungen virtueller Zusammenarbeit anpassen. Da mitglieder virtueller Teams oft alleine und über verschiedene standorte verteilt arbeiten, ist die regelmäßige Kontrolle der Arbeitsergebnisse erforderlich. Dies kann zum Beispiel durch verkleinerte Arbeitspakete oder Aufträge geschehen. Dadurch können Fehler aufgedeckt und behoben werden, ehe sie schaden anrichten. Gleichzeitig sind engmaschige Überprüfungen schwierig zu realisieren, da über die entfernung weniger Kontroll- und disziplinarische Durchsetzungsmöglichkeiten bestehen. praxisgemeinschaft Wissensmanagement OrGANIsATION Daher sind für die virtuelle Zusammenarbeit insbesondere die Delegation von Arbeitsaufträgen, aber auch ergebnisorientierte Verfahren wie Zielvereinbarungen empfehlenswert – beides erfordert jedoch gegenseitiges Vertrauen und sorgfalt bei der Verteilung der Arbeit. Arbeitsaufträge und Zielvereinbarung Das Aufteilen eines komplexen projektes in eine virtuelle struktur findet üblicherweise über das einrichten von Teilprojekten und die Zuteilung von Arbeitspaketen statt. Da für Führungskräfte über die Distanz weniger einfluss- und Kontrollmöglichkeiten bestehen, ist die Abstimmung der Arbeitsaufträge und Zielvereinbarungen ein erfolgskritischer stellhebel. Hinzu kommt, dass die „Orchestrierung“ der jeweiligen Arbeitspakete und die Abstimmung der zu erbringenden einzelleistungen zwei der wenigen – effektiven – einflussmöglichkeiten für Führungskräfte virtueller Teams überhaupt darstellen. Hier sollte gelten: ◼ Jedes Teilprojekt hat nur einen Verantwortlichen – den Teilprojektleiter. ◼ Durch das „schneiden“ des Gesamtprojektes in einzelthemen sollte jedes Teilprojekt unabhängig von den anderen bearbeitet werden können. Dennoch muss jedem Teilprojektleiter die Verzahnung seiner Teilergebnisse mit dem Gesamtprojekt präsent sein. ◼ Für jedes Teilprojekt sind Zielsetzung, Zeitrahmen, meilensteine und Budget festgelegt. ◼ Alle Vereinbarungen zur Abwicklung der Teilprojekte sollten gemeinsam mit dem Teilprojektleiter schriftlich in einem projektplan vereinbart werden. ◼ Der umfang der Verantwortung muss dem Teilprojektleiter bewusst sein, um eigenständige entscheidungen treffen zu können. Insbesondere der entscheidungsspielraum für eigenständige Abstimmung mit anderen Teilprojektleitern muss geregelt sein. ◼ Arbeitsaufträge und Ziele müssen so festgelegt werden, dass sie den Teammitgliedern als klare „Handlungsrichtlinien“ dienlich sind und dadurch die eigenständige Arbeit ermöglichen. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm Würdigung individueller motivationen (Anreizsysteme) Das Arbeiten in virtuellen Teams erfordert ein hohes maß an eigenständigkeit und eigenverantwortung, die auch mit entbehrungen für den mitarbeiter verbunden sein können. Die Kombination aus projektorientiertem Arbeiten und räumlicher Distanz zu der Führungskraft kann auch zu der Befürchtung führen, die eigene Leistung nicht im entsprechenden umfang anerkannt zu bekommen. Das einbringen der individuellen Leistung in ein projektgesamtergebnis honoriert nicht zwangsläufig die einzelleistung. Neben der Würdigung der Leistung durch die Führungskraft und der Anerkennung durch das Team sind daher Vereinbarungen zur individuellen beruflichen entwicklung oder auch zusätzliche Leistungsentgelte positiv wirksam und daher empfehlenswert. Bilaterale Kommunikation festlegen mangelnde oder eingeschränkte Kommunikation ist eines der größten probleme virtueller Teams. Führungskräfte und mitarbeiter verlieren sich im wahrsten sinne des Wortes aus den Augen. Daher ist hier wichtig, ausreichend Gelegenheiten zum persönlichen Austausch zwischen Führungskraft und mitarbeiter über die gesamte Dauer des projektes hinweg zu schaffen (beispielsweise einmal pro Woche via Telefon). Dies ist nicht nur die Basis für direkte rückmeldungen zur Qualität von Zwischenergebnissen durch die Führungskraft und für das gemeinsame Definieren von erfolgsfaktoren für den weiteren projektverlauf. Hier können auch schwierigkeiten und Befindlichkeiten, etwaige ressourcenfragen und vieles mehr besprochen werden. Diese Form der Kontaktpflege ist für die Führung virtueller Teams essentiell. strukturelle spannungsfelder berücksichtigen Auch wenn die wenigsten Teammitglieder immer vom Homeoffice aus arbeiten, sondern die meisten in lokalen Organisationen eingebettet sind, gibt es die Gefahr der Isolation, da ein Face-to-Face-Kontakt mit dem Team fehlt. Weitaus häufiger allerdings drohen Interessenskonflikte zwischen lokaler Organisation und virtuellem Team – ähnlich wie sie oft in matrixorganisationen vorkommen. mitarbeiter arbeiten in den seltensten 31 Fällen ausschließlich nur für das virtuelle Team, sondern haben meist noch lokale Aufgaben. Da der lokale Vorgesetzte vor Ort ist, besteht die Gefahr, dass lokale Aufgaben vorrangig erledigt werden – zum Nachtteil der Arbeiten für das virtuelle Team. Dies erfordert ein hohes maß an selbstorganisation der Teammitglieder – und auch ein gehöriges maß an selbstbewusstsein oder „standing“, um dem lokalen Druck standhalten zu können. Damit die in den strukturen angelegten spannungsfelder nicht ausschließlich durch den mitarbeiter „aufgefangen“ werden, müssen die Anteile der Arbeitsleistung für das virtuelle Team und für das lokale Team im Vorfeld festgelegt und beiden Teamverantwortlichen transparent gemacht werden. Auch wenn dies im Alltag schwer einzuhalten und zu überwachen ist, bietet es für den problemfall immer eine abgesprochene regelung, auf welche sich die Beteiligten beziehen können. Auswahl und Zusammenstellung der Teams Generell haben sich einige Grundsätze für die Zusammenstellung virtueller Teams bewährt: ◼ Je selbständiger, eigenverantwortlicher und zielorientierter ein mitarbeiter ist, desto besser ist er für die virtuelle Teamarbeit geeignet. ◼ Für längerfristige mitarbeit in virtuellen Teams ist ein gutes maß an selbstdisziplin und selbstmanagement erforderlich. ◼ Vorgesetzten von mitarbeitern in virtuellen Teams kommt eine besondere Fürsorgepflicht bezüglich folgender punkte zu: ◼ lokaler Integration am standort, ◼ Kontrolle eines ausgewogenen selbstmanagements des mitarbeiters, ◼ Teleworker: einbindung in standortaktivitäten, regelmäßige prüfung der Teleworker-Voraussetzungen. Hinweis: Weitere Empfehlungen für die Zusammenstellung der Teams sind im Abschnitt „Funktionen in Teams“ zu finden. 32 2.2.3 empfehlungen zur Gestaltung der Arbeitsprozesse Grundsätzlich unterscheiden sich Arbeitsprozesse in beiden Teamarten nicht wesentlich voneinander. Der unterschied besteht mehr in der Auswirkung von Fehlern wie nicht abgestimmten regeln, unklaren Zielvorgaben oder Vereinbarungen. präsenzteams gleichen diese Fehler in der täglichen Zusammenarbeit leicht aus. In virtuellen Teams kann es lange dauern, bis ein solches problem erkannt wird. Die Auswirkungen sind entsprechend gravierender. Ganz anders bei den unausgesprochenen Annahmen: In präsenzteams werden viele Abläufe ganz selbstverständlich in einer bestimmten Art und Weise („das ist hier so üblich“) durchgeführt. Bei einem start eines neuen Teams wird vieles implizit vorausgesetzt und nicht erneut hinterfragt oder vereinbart. Treffen im Team menschen zusammen, die bisher noch nicht zusammengearbeitet haben oder sogar aus einem anderen Kulturkreis kommen, bringt jeder seine eigenen Annahmen mit. Für eine effektive Zusammenarbeit in virtuellen Teams sollte daher die Aufmerksamkeit auf das Hinterfragen der vielen impliziten Abläufe gerichtet werden. Je bewusster und disziplinierter ein virtuelles Team die regeln zur Zusammenarbeit gemeinsam aufstellt und sein Kommunikationsverhalten vereinbart, desto größer sind die Chancen, eine gute Zusammenarbeit zu erreichen. Wichtig ist, dass dabei die tatsächlichen entscheidungsspielräume offengelegt werden, damit das Team nicht dem Glauben verfällt, regeln aufstellen zu können, die gar nicht zur Disposition stehen. Die experten für Teamentwicklung Gellert und Nowak schlagen vor, dass Teams zu folgenden eckpfeilern der Teamarbeit gemeinsam regeln oder „Verträge“ vereinbaren: praxisgemeinschaft Wissensmanagement OrGANIsATION Ziele und Aufgaben definieren: Aufgaben und Ziele müssen allen Beteiligten klar sein, sie müssen wissen, was eigentlich zu tun ist. Ziele sind immer dann sinnvoll, wenn der Weg vom Ist zum soll (noch) unklar ist. Aufgaben sind hingegen angebracht, wenn dieser Weg bekannt ist. Rollen festlegen und Tätigkeiten beschreiben: Auch in virtuellen Teams ist es sinnvoll, die unterschiedlichen Fähigkeiten der mitglieder zu nutzen. In diesem Zusammenhang können auch zusätzliche rollen, wie die eines moderators für virtuelle meetings oder eines Wissensbrokers (Zuständiger für Aufnahme und Verteilung von relevantem Wissen im Team), verteilt werden. Die rollen, deren Aufgaben und Befugnisse müssen allen im Team bekannt sein, um spätere rollenkonflikte zu vermeiden. Entscheidungsabläufe und Kompetenzen festlegen: Für virtuelle Teams sind transparente entscheidungen bedeutend, um Frustration und den innerlichen rückzug der mitarbeiter bei unklaren entscheidungen vorzubeugen. es ist daher ratsam, sich als Team gemeinsam auf ein entscheidungsverfahren zu einigen. Kontrollen regeln, Feedback geben: Welche Verfahren und welches maß an Kontrolle sind für das Team sinnvoll? Auch hier ist eine gemeinsame Abstimmung empfehlenswert, damit die regelungen von den mitarbeitern getragen werden. Tipp Im sinne eines „kontinuierlichen Verbesserungsprozesses“ sollten schließlich auch die Feinabstimmung oder Korrektur der beschlossenen regeln durch das Team von vornherein fest eingeplant werden. Häufig sind gute Vorsätze im projektalltag nur bedingt realisierbar und sollten zeitnah an aktuelle erfordernisse angepasst und neu geregelt werden, damit das Team die regeln und Vereinbarungen als sinnvoll erlebt. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 33 2.2.4 rahmenbedingungen und supportstrukturen Wesentlich für die Leistungsfähigkeit sowohl virtueller Teams als auch ihrer einzelnen mitglieder sind die gute Anbindung an alle benötigten ressourcen im unternehmen und die optimale Vernetzung in die unternehmensstrukturen. Gute rahmenbedingungen sowie Ausbildungs- und supportstruktur für effektive Teamarbeit in präsenzteams vorausgesetzt, ergeben sich folgende zusätzliche Aspekte für virtuelle Teamarbeit: Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten Teamleiter, projektleiter und Vorgesetzte sind die primäre Zielgruppe für neue Ausbildungsangebote wie „effektive moderation virtueller Teams“, „Führung virtueller Teams“, „Virtuelle projektarbeit – die weichen Faktoren“. module wie „Ziel- und Auftragsklärung aus mitarbeitersicht“, „Zusammenarbeit mit mehreren Kulturen“ oder zur effizienten Nutzung der neuen Technologien im Arbeitsalltag gehören ins Angebot für alle mitarbeiter. Auch das Thema Fremdsprachen sollte bei Bedarf erweitert oder gefördert werden. Als wichtiges Angebotselement zum Transfer des neu erlernten stoffs bieten sich programme zur kollegialen Begleitung (Coaching) in wichtigen situationen an. Hierzu zählen beispielsweise die Vorbereitung, planung und Durchführung von startphasen neuer Teams. Hinweis: Weitere Anregungen für geeignete Weiterbildungsinhalte können dem Abschnitt „Erfolgsfaktor Mensch“ entnommen werden. stellenbeschreibungen, Karrierepfade und Anforderungsprofile Anpassungen bestehender Beschreibungen und Konzepte sind notwendig, um gewünschte/benötigte Fähigkeiten im umgang mit oder bei der Führung von virtuellen Teams sicherzustellen. Auch die benötigten 34 erfahrungen in virtueller Teamarbeit für bestimmte Karriereschritte sollten definiert werden. Hier liegt der schwerpunkt auf schlüsselrollen wie projekt-/Teamleiter und Führungskräften. Feedbackprozesse Leiter virtueller Teams sind oftmals nicht die disziplinarisch Vorgesetzten. Daher sollten bisherige regelungen für mitarbeiterbezogenes Feedback – die selten die formale einbeziehung Dritter beinhalten – angepasst werden. Hier sollte besonderes Augenmerk auf gut abgestimmte regelungen und klare rollenverteilung gelegt werden. Insbesondere der Teamleiter muss eingebunden sein, denn je mehr ein mitarbeiter in virtuellen Teams arbeitet, desto weniger Chancen hat der disziplinarisch Vorgesetzte, einblick in die Arbeitsqualität zu bekommen, ohne den Teamleiter/projektleiter einzubinden. prozedurale Vorgaben sind wichtig, um teamübergreifende Qualitätsmaßstäbe sicherzustellen. einbetten der neuen Technologien in die tägliche Arbeit Nicht nur die reine Funktionalität der neuen Technologien ist im Blickfeld zu behalten, sondern auch auf organisatorische Anpassungen der Arbeitsabläufe ist zu achten. Je früher hier die richtigen Anforderungen formuliert und gegebenenfalls gemeinsam mit der IT pilotiert, aufeinander abgestimmt und verbessert werden, desto höher ist die effektive Nutzbarkeit und Akzeptanz. Für folgende Bereiche haben sich gut aufgesetzte, teilautomatisierte prozesse für die unterstützung von Teamarbeit und Koordination besonders bewährt: ◼ Ansetzen eines meetings mit Buchung der Telefonkonferenz, des benötigten virtuellen Besprechungsraums, erstellen der Kalendereinträge und Nutzen der statusverfolgung, Bereitstellen von unternehmensspezifischen Agendavorlagen und aller einwahlinformationen und Links zu benötigten ressourcen in einer einladungs-e-mail an alle Beteiligten. ◼ Häufig wiederkehrende projekttypen und meetings (statusmeeting, Jour Fixe mit Kunden oder partnern praxisgemeinschaft Wissensmanagement OrGANIsATION ◼ …) in der startphase durch strukturvorgaben, Vorlagen und anpassbare Beispiele unterstützen. entscheidungshilfen für die aufgabenspezifische Konfiguration und intensive Nutzung der gegebenenfalls bereitstehenden Collaboration Tools. Die Vielzahl von Nutzungsvariationen sollte auf eine unternehmenstypische Auswahl beschränkt werden. Arbeitszeitregelungen und modelle Je internationaler ein Team aufgestellt ist, desto häufiger kommt es vor, dass ein mitarbeiter auch mal zu unüblichen Zeiten mit Kollegen kommunizieren muss. Hierzu sind vorab folgende Fragenkomplexe zu klären und zu regeln: ◼ Zugang zu Firmengelände/Gebäude/Arbeitsplatz zu unüblichen Zeiten. ◼ Welche Zeiten sind möglich, wie wird vergütet, was geht nicht? ◼ Kann diese Tätigkeit auf Wunsch des mitarbeiters von zuhause ausgeführt werden? und wenn ja, welche regeln und rahmenbedingungen gelten bezüglich des Zugangs zum Firmennetz, der Gebührenverrechnung, ...? rollenbezogene Arbeitsplatzgestaltung Auch in der Arbeitsplatzgestaltung und -ausstattung sind rollenbezogene Anpassungen notwendig. Dies beginnt bei der regelung der Beschaffung von Kommunikationstechnik wie Headset und Webcam, setzt sich über die räumliche umgestaltung des Arbeitsplatzes (Akustik, Dauernutzung Bildschirm, ergonomie, ...) fort und betrifft auch die Art und Ausstattung des pCs oder Laptops sowie den Zugang zu zusätzlich benötigten ressourcen und Tools im Firmennetz. Die schnelle Weiterentwicklung fordert hier eine regelmäßige Anpassung der organisatorischen Vorgaben an neue erkenntnisse aus den Teams und an neue Technologien. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm mitarbeiterplanung – ressourcenmanagement Zur bedarfsgerechten, optimalen Zusammenstellung virtueller Teams ist ein standortübergreifendes ressourcenmanagement unerlässlich. Wünschenswert als Basis ist eine Art „Gelbe-seiten-system“ (Yellow pages), das neben den typischen Informationen eines mitarbeiterverzeichnisses auch die Kompetenzen, erfahrungen und Fähigkeiten der mitarbeiter auflistet. In neuen Ansätzen kann hier die Datenpflege sogar durch die mitarbeiter vorgenommen werden. Damit lässt sich dann sowohl das Zusammenstellen neuer Teams als auch das Auffinden von experten für Wissensaustausch schnell lösen. Für diesen Bereich ist, je nach Firmenkultur und Historie, eine unternehmensspezifische Vorgehensweise zu wählen, um Themen wie Datenschutz und privatsphäre im sinne aller Beteiligten zu adressieren. Telearbeitsplatz (Home-Office) Diese sonderform der Arbeitsplatzgestaltung verlangt besonderes Augenmerk, denn hier ist der mitarbeiter neben seiner virtuellen Arbeit in den Teams auch noch virtuell an das unternehmen angebunden. Technologien und regelungen zur Anbindung gibt es genug. Die Herausforderungen liegen hier bei der Zusammenstellung sorgfältiger Auswahlkriterien für die in Frage kommenden mitarbeiter und der regelmäßigen Überprüfung des modells hinsichtlich des Bedarfs aus unternehmenssicht, der Verträglichkeit für den mitarbeiter sowie der Auswirkungen auf Beruf und privates umfeld. 35 Checkliste: rahmenbedingungen und supportstrukturen (Auszug) Weitere Checklisten, Empfehlungen und Leitfäden finden Sie kostenfrei auf www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm eine gute Ausbildungs- und supportstruktur für effektive Teamarbeit (präsenzteams) vorausgesetzt, ergeben sich folgende, zusätzliche Aspekte für virtuelle Teams: > > personal/personalentwicklung ◼ Ausbildungs-Kurrikulum ergänzen durch module zur: — effektiven moderation virtueller Teams (Teamleiter, Vorgesetzte) — Führung virtueller Teams (Teamleiter, Vorgesetzte) — Ziel- und Auftragsklärung in virtuellen Teams — Zusammenarbeit (virtuell) mit mehreren Kulturen ◼ unterstützung/Coaching von Teamleitern und ihren Teams bei — dem starten neuer Teams (Vorbereitung, planung) — der standortbestimmung bestehender Teams (Was läuft gut, was ändern?) ◼ Formalisieren von Feedbackprozessen Teamleiter/Führungskraft/mitarbeiter. ◼ ergänzung von definierten Fähigkeits-profilen bzw. Ausbildungspfaden und für ausgewählte rollen (projektleiter, …) im unternehmen. ◼ Initiieren eines aktiven „management of Change programms“ zur einführung: — managementbeteiligung/sponsoring — einbinden der Belegschaft (+Betriebsrat) in Konzeption — Koordination aller nötigen Veränderungsmaßnahmen — Intensivbetreuung von pilotteams — Kommunikation an Belegschaft — Transfer in den Arbeitsalltag (Coaching, unterstützung, ...) IT Abteilung ◼ Auswahl geeigneter Tools zur unterstützung der virtuellen Arbeit ◼ .... ◼ .... ◼ .... Die komplette Checkliste finden sie im Internet unter: www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 36 praxisgemeinschaft Wissensmanagement meNsCH 2.3 Erfolgsfaktor Mensch Motivation erhalten und Leistungsfähigkeit steigern. Die persönlichen und methodischen Kompetenzen der Führungskräfte und der Teammitglieder haben bei der Zusammenarbeit über die Grenzen der Abteilung, des unternehmens oder auch über Landesgrenzen hinweg eine außerordentliche Bedeutung. Darüber hinaus muss es Ziel sein, gerade in globalen und virtuellen Teams eine hohe motivation und ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen zu lassen und durch die kooperative Zusammenarbeit der experten die Grundlage für gemeinsame hochwertige projektergebnisse zu schaffen. Dafür ist es hilfreich, dass alle Beteiligten Kenntnisse und Fähigkeiten zu folgenden punkten aufweisen: 1. 2. 3. 4. Kenntnis und Berücksichtigung der Kommunikation mit digitalen medien sowie deren reichweite und Grenzen. Kenntnis interkultureller Unterschiede in international zusammengesetzten Teams. Gemeinsame Kenntnis einer Sprache. Kompetenz in der Anwendung der IT-Tools. Führungskräfte oder Teamleiter virtueller Teams sollten zusätzlich ihre Aufmerksamkeit auf folgende punkte richten: 5. Virtuelle Teams begleiten und Fördern: Funktionen und Entwicklungsphasen von Teams. 6. Aufbau und pflege von Vertrauen. 7. Bewusste Nutzung der Führungsinstrumente Beurteilung und Feedback unter den Bedingungen virtueller Teamarbeit. 8. Firmenkulturelle Komponente – Wertschätzung. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 37 2.3.1 Das Team vorbereiten Kommunikation und Virtualität Ich weiß nicht, was ich gesagt habe, bevor ich die Antwort meines Gegenübers gehört habe. – Paul Watzlawick – Die räumliche Distanz und die übergreifende Zusammenarbeit stellen besondere Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeiten aller Beteiligten. ein großer Teil der Informationsweitergabe, der Absprache von projektschritten und übergreifender Kommunikation erfolgt erfahrungsgemäß über Telefonkonferenzen und schriftlich per e-mail oder projektblog. In der Kommunikation können vielfältige missverständnisse und Fehlinterpretationen auftreten, die sowohl die stimmung im Team als auch die Leistungserbringung erheblich beeinträchtigen können. „Gelingende“ Kommunikation ist bereits im Face-to-FaceKontakt anspruchsvoll. Via Telefon gestaltet es sich erfahrungsgemäß schwieriger, und erfolgt die Kommunikation ausschließlich schriftlich (z.B. via e-mail), werden missverständnisse oder Fehlinterpretationen noch wahrscheinlicher. Woran liegt das? Im Kommunikationsprozess werden deutlich mehr signale ausgetauscht, als oftmals bewusst ist. Die signale enthalten zusätzliche Hinweise, die zur Interpretation notwendig sind und ein gegenseitiges Verstehen wahrscheinlicher werden lassen. Diese Fülle an signalen liegt zwar zumeist jenseits der bewussten einflussnahme, trotzdem geben sie dem Gesprächspartner wertvolle Hinweise, die für Interpretation der mitteilungen wichtig sind. Beispielsweise werden in jedem Face-toFace-Gespräch (unbewusst) Hinweise über die Beziehungsebene („Wie steht der andere zu mir?“) oder das Befinden des Gegenübers („Dem Kollegen geht es heute nicht so gut, daher hat er es vielleicht nicht so gemeint.“) vermittelt. Die signale dienen im Wesentlichen der „Ver- 38 vollständigung“ der erhaltenen Informationen auf der sachebene sowie dem „Zwischen-den-Zeilen-Lesen“, was die Wahrscheinlichkeit des gegenseitigen Verstehens deutlich erhöht. Im virtuellen (Arbeits-)raum verringern sich die zwischenmenschlichen Ausdrucksformen, wie in der folgenden Abbildung verdeutlicht wird. Je weniger signale für die Interpretation zur Verfügung stehen, desto höher kann das risiko der Fehlinterpretation sein. Bei einfachen Tätigkeiten, die klar strukturiert sind, kann dies tolerierbar sein. Je komplexer die Tätigkeit und die erforderlichen Abstimmungsprozesse der Beteiligten sind, desto stärker rücken die Qualität der Kommunikation und damit die Bedeutung von sozialen und emotionalen signalen in den Vordergrund. Diese probleme verstärken sich erfahrungsgemäß, wenn sich die Teammitglieder (noch) nicht kennen oder aus verschiedenen Kulturen kommen. Im Gegensatz dazu können Teams, die sich länger kennen und einen vertrauensvollen umgang kultiviert haben, mit diesen Kommunikationsschwierigkeiten deutlich souveräner umgehen. Für virtuelle Teamarbeit ist es daher für alle Beteiligten wichtig, ein Gefühl für die „Tragweite“ (möglichkeiten und Grenzen) der eingesetzten Kommunikations- und Arbeitstechnologien zu gewinnen und die medienwahl situativ anzupassen: Geht es darum, alle an einem gemeinsamen Thema Beteiligten in kurzer Zeit auf einen einheitlichen Informationsstand zu bringen? Oder soll in einem projektteam eine wichtige strategische Botschaft platziert werden? Oder geht es um einen schnellen Überblick über den gemeinsamen Arbeitsstand eines verteilten Teams? In all diesen situationen ließe sich auch e-mail einsetzen. Aber gerade wenn es darum geht, „zwischen den Zeilen zu lesen“, ein besseres Gefühl zu haben, dass die persönlichen Botschaften auch bei den empfängern ankommen, und die Wirkung der Botschaft zu „spüren“, sollten andere Kommunikationswege gewählt werden. praxisgemeinschaft Wissensmanagement meNsCH ANALOG Unbewusst (viele bis alle WAHRNEHMUNG Sinneskanäle) DIGITAL Bewusst (wenig Sinneskanäle) Face-to-Face Videokonferenz Telefonkonferenz E-Mail/ Projektblog Abb. 2: „Filterwirkung“ verschiedener Kommunikationsmedien. Interkulturelle unterschiede Es geht nicht darum, Grenzen zu verschieben, sondern ihnen den trennenden Charakter für die Menschen zu nehmen. – Richard von Weizsäcker – Verschiedene Kulturen treffen nicht nur in virtuellen Teams aufeinander. Der marketingexperte, der an IT-projekten mitarbeitet, oder der Buchhalter, der an Vertriebstreffen teilnimmt, sieht sich menschen fremder Kulturen gegenüber, deren Verhalten für ihn oftmals schwer verständlich ist. Kommen zu den unterschiedlichen Fach- auch noch Landeskulturen hinzu, werden alle Kommunikationsteilnehmer zusätzlich gefordert. Aus redaktionellen Gründen beschränken wir uns in diesem Absatz auf die Herausforderungen, die sich aus unterschiedlichen Landeskulturen ergeben. Dennoch gelten alle Aussagen – mindestens sinngemäß – für jede Art von interkultureller Herausforderung. Dazu ein Beispiel: www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm Der Vertriebsmanager eines deutschen elektrounternehmens kehrte zufrieden von seinem ersten Besuch in China zurück. Die Verhandlungen mit den dortigen Gesprächspartnern waren besser gelaufen als erwartet. selbst bei den Verhandlungspunkten, bei denen er schwierigkeiten vermutete, hatte er nickende Zustimmung und Freundlichkeit erhalten. Die erwarteten Vertragsabschlüsse blieben aber aus. erst in einer anschließenden Analyse mit asienerfahrenen Geschäftsleuten wurde ihm klar, dass er sich unhöflich und kontraproduktiv verhalten hatte – vor allem aber, dass er sich unzureichend auf die situation vorbereitet hatte. Diese situation ist typisch, es wird immer wieder unterschätzt, welche unterschiede es zwischen verschiedenen Landeskulturen gibt. Was man für eigentlich selbstverständlich hält, ist es in anderen Ländern nie. Die folgende mindmap fasst die Bereiche zusammen, in denen Irritationen möglich sind: 39 Symbole und Rituale Bild der Welt Bedeutung des Menschen Verwendung Was kontrolliert uns? Was wir? Sitten und Gebräuche Werte und Glauben Umgang mit Zeit Denken Umgang mit Anderen Nähe Interkulturelle Herausforderungen Distanz Wahrnehmung Bewertung Verhalten Verhaltensmuster Rollen Geschäftsgebaren des Staates des Unternehmens des Einzelnen Kommunikation Verbal Nonverbal der Gemeinschaft Abb. 3: Mindmap möglicher Aspekte interkultureller Irritationen. Bei virtuellen Teams, die international agieren, treffen oft mitglieder aus verschiedenen Kulturkreisen zusammen. Fast jeder kennt eine Vielzahl von Geschichten und Anekdoten über missverständnisse bei der Zusammenarbeit von menschen aus verschiedenen Kulturen. solche Geschichten mögen in Kaffeepausen für Heiterkeit sorgen, in der täglichen Teamarbeit sind sie ein ernstes problem. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit müssen sich Führungskräfte und Teammitglieder daher ◼ ◼ ◼ der Differenzen bewusst werden und darauf vorbereitet sein. Denn die schwierigkeiten in puncto Kommunikation und Kooperation, die durch die räumliche Trennung gegeben sind, potenzieren sich bei interkulturell zusammengesetzten Teams: Hinzu kommen noch die aufgeführten Herausforderungen. Führungskräfte sollten diesen Aspekten besondere Aufmerksamkeit widmen. Folgende empfehlungen sind dabei hilfreich: Die empfehlung kann hier zunächst einmal lauten: Informieren sie sich über das Land, in dem sie aktiv werden wollen. machen sie sich vertraut mit dem lokalen rahmen, sprechen sie mit menschen, die dort erfahrungen gemacht haben, nutzen sie die möglichkeiten des Internets und vor allem: Nehmen sie sich am Anfang einer Aktivität Zeit zu lernen und agieren sie mit Augenmaß – besonders dann, wenn es um Veränderungen geht. schaffen sie im Team eine sensibilität für die verschiedenen Kulturkreise. Kommunizieren sie offen darüber und gestatten sie keine Überlegenheitsgefühle von mitarbeitern eines Kulturkreises gegenüber anderen Kulturkreisen. Letztendlich sollte eine Teamkultur entstehen, in der sich die mitarbeiter frei und sicher bewegen können. sollten im Laufe der Zeit neue mitglieder zum Team stoßen, ist ihnen diese Kultur am Anfang ihrer mitarbeit zu vermitteln. Auch wenn alle die gleiche Verkehrssprache sprechen (im Allgemeinen wird das englisch sein): Gehen sie davon aus, dass sprachkompetenz und sprachgewohnheiten (Wortwahl!) sich in verschiedenen Kulturen unterscheiden. Insbesondere zu Beginn einer virtuellen Zusammenarbeit in einem Team mit mitgliedern aus verschiedenen Kulturen und sprachkreisen gilt: — Langsames sprechen dient der Verständlichkeit! — Auch das platzieren von pausen ermöglicht dem Gegenüber ein besseres Verstehen! — unter umständen bietet es sich an, wichtige Aussagen durch den Gesprächspartner wiederholen zu lassen. Dadurch kann überprüft werden, was verstanden wurde (vgl. „kontrollierter Dialog“). 40 praxisgemeinschaft Wissensmanagement meNsCH ◼ ◼ Die umgangsformen im Geschäftsleben sind in anderen Kulturen oft sehr anders als unsere deutschen. Achten sie darauf: — wie Ihre Gesprächspartner den Kontakt aufbauen. Oft wird zunächst über alles andere als die sachlichen Themen gesprochen: die Familie, Fußball etc. respektieren sie Ihre Gesprächspartner, indem sie mitmachen. Investieren sie die Zeit dafür – Ihr Anliegen wird sich umso leichter lösen lassen, je besser der Beziehungsaufbau gelungen ist. — welche Höflichkeitsformeln Ihre Gesprächspartner gebrauchen. In vielen Kulturen ist eine ausgeprägteHöflichkeit üblich, die sich zum Beispiel in der Anrede, in Formulierungen und im Vermeiden direkter Verneinungen ausdrückt. Chancen von Teams mit mitarbeitern aus verschiedenen Kulturkreisen sollte man erkennen und nutzen. schon zu Beginn des Artikels wurde über die Vorteile von interkulturellen Teams gesprochen. Kommunizieren sie diese Vorteile im Team und weisen sie bei Diskussionen gelegentlich auf erfolge durch kulturelle Vielfalt hin. Gerade die Faktoren Virtualität und Internationalität beeinflussen sich in hohem maß und fordern einen gekonnten umgang. Aus dieser situation heraus empfiehlt es sich deshalb zu vereinfachen. Basierend auf den Forschungen zu kultureller Diversität des Instituts Hampden-Trompenaars (Niederlande), ist deshalb ein modell entstanden, mit dem die Orientierung in verschiedenen Kulturkreisen transparenter und besser beherrschbar wird. Gemeinsame Kenntnis einer sprache Für eine gemeinsame Verständigung (nicht nur) in virtuellen Teams ist die Kenntnis einer gemeinsamen sprache unerlässlich. es gehört zu den mythen der modernen Arbeitswelt, dass alle Arbeitnehmer die englische sprache gut beherrschen. Wenn man allerdings Artikel zur Arbeit in virtuellen Teams liest oder Trainingsprogramme von Anbietern zu diesem Thema studiert, wird das Thema sprache oft nicht behandelt. Die realität sieht anders aus – nicht nur in Deutschland und auch bei jüngeren mitarbeitern. Aber selbst wenn alle Teilnehmer eine natürliche sprache gut beherrschen, heißt dies noch nicht, dass sie auch eine „gemeinsame sprache“ sprechen. Durch die Verwendung vieler Fachtermini wird eine unterhaltung für Fachfremde oft schwer verständlich (marketingexperten in IT-Teams und umgekehrt werden dies kennen). Die Folge ist, dass sich manche mitarbeiter nicht „trauen“, Beiträge vorzutragen, weil sie vermeintlichoder tatsächlich die Teamsprache nicht gut genug beherrschen – insbesondere wenn muttersprachler oder Fachexperten im Team vertreten sind. sie haben Hemmungen, mitzudiskutieren, und man muss ihre Kommentare explizit „abholen“. Dies verlangsamt den Fortschritt bei projekten, und es besteht die Gefahr, dass Teilaspekte unberücksichtigt bleiben. Kennen sich die Teammitglieder nicht, verstärken sich diese effekte in der regel. ◼ ◼ Hier eine Vorgehensweise, wie sich solche schwierigkeiten vermeiden lassen: Einigen Sie sich auf eine gemeinsame Sprache für das Team (bei internationalen Teams wird dies oft die englische sprache sein, aber auch andere sprachen wie Französisch, spanisch oder Deutsch sollten in Betracht gezogen werden). eine evaluation der sprachkenntnisse für jedes einzelne Teammitglied ist notwendig. Prüfen Sie, welche Fachtermini den Teilnehmern bekannt sind. Bei Diskussionen sollte ein Diskussionsleiter darauf achten, dass nur Begriffe verwendet werden, die allen Teammitgliedern bekannt sind. Bei Zweifeln sollte offen im Team nachgefragt werden. Das Team sollte zu ehrlichen Antworten und Nachfragen ermuntert werden („es gibt keine dummen Fragen …“). Abhängig davon, aus welchem Kulturkreis ein mitarbeiter stammt, darf nicht erwartet werden, dass bei Nichtverständnis nachgefragt wird. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 41 ◼ Kommunizieren Sie offen über das Sprachverständnis jedes Mitgliedes. Gerade bei neu zusammengesetzten Teams soll es keine schande darstellen, wenn noch nicht alle mitglieder die gemeinsame sprache gut beherrschen. Wichtig ist aber, dass im täglichen umgang darauf rücksicht genommen wird. Dies kann zum Beispiel folgendermaßen geschehen: — einfügen von sprachlichen redundanzen bei Diskussionen, um die Verständigung zu erleichtern. — Gefasste Beschlüsse und Ziele jedes meetings am ende nochmal zusammenfassen. — sind sprachdefizite vorhanden, kann es weiterhelfen, mehr Kommunikation auf die schriftliche ebene zu verlegen oder das Gesprochene immer zu dokumentieren (z.B. e-mails oder gemeinsam gepflegte Dokumente etc.). Dies gibt mitarbeitern Zeit, Dinge in ruhe zu formulieren oder Dokumente genau zu verstehen. — muttersprachler oder Teilnehmer, die die sprache sehr gut beherrschen, sollen von Diskussionsleitern öfters daran erinnert werden, langsam und verständlich zu sprechen. Jeder Art von Überheblichkeit sollte sofort einhalt geboten werden. — Im Laufe der Zeit kann ein Glossar mit verwendeten Fachtermini angelegt werden. Dies erleichtert neuen Teammitgliedern den eintritt in ein bestehendesTeam (welches vielleicht schon seit langer Zeit zusammenarbeitet). — Teammitglieder, die nicht ersetzbar sind, aber die sprache nicht beherrschen, können anfangs Dolmetscher zur Verfügung gestellt werden (in der regel lokale Teamkollegen). Dies kann aber nur eine Übergangslösung sein. — Fördern und Fordern: mittelfristig muss das gute Verständnis der gemeinsamen sprache Ziel für jedes Teammitglied sein. es muss klar sein, dass ein suboptimales Verständnis einer gemeinsamen sprache den Fortschritt in Teams hemmt und verlangsamt. Am Team beteiligte unternehmen sollten daher durch ein Angebot von sprachkursen den mitgliedern die möglichkeit geben, ihre Kenntnisse zu verbessern – aber auch darauf dringen (z.B. durch Zielvereinbarungen), dass diese Angebote auch wahrgenommen werden. Kommunikations- und Arbeits-Tools bedienen lernen es gibt menschen, die sind technisch versiert. Ihnen macht die Arbeit mit neuen Tools spaß, sie probieren neue Tools proaktiv aus und finden sich schnell in neuen technischen umgebungen zurecht. Dann wiederum gibt es menschen, die weniger technisch gebildet sind oder denen der umgang mit programmen und Tools schlicht keinen spaß macht. Bei der Arbeit in virtuellen Teams ist allerdings der umgang mit technischen Tools unerlässlich. Je nach Art der Arbeit im Team werden ständig Dokumente gemeinsam bearbeitet, sich über Videomeetings, Webkonferenzen und Chatrooms ausgetauscht und Terminkalender und projektpläne gemeinsam bearbeitet. Das Training für solche Tools geschieht immer häufiger mithilfe von e-Learning-programmen. Alleine die Aufzählung der Begriffe ist für manche menschen ein Graus. Daher muss auch hier mit Bedacht vorgegangen werden: 42 ◼ ◼ ◼ ◼ ◼ evaluieren sie die technischen Kenntnisse der betroffenen mitarbeiter und deren Bereitschaft, sich auf neue Tools einzulassen. Überprüfen sie, welche Trainings und e-Learningprogramme für diese Tools zur Verfügung stehen. Wenn möglich, stellen sie einen lokalen support zur Verfügung. Ist dies nicht möglich, kann ein Telefonsupport weiterhelfen (am besten in der jeweiligen muttersprache). Bieten sie in der einführungsphase eine wöchentliche virtuelle „sprechstunde“ an, in der Tipps und Tricks vermittelt und Fragen beantwortet werden. eventuell können sie eine „spielwiese“ schaffen, wo Tools ausprobiert werden können, ohne schaden anzurichten. Vereinbaren sie individuelle Ausbildungspläne mit jedem mitarbeiter und überwachen sie den Fortschritt. praxisgemeinschaft Wissensmanagement meNsCH 2.3.2 Führungskräfte vorbereiten schon bei der Führung von präsenzteams sind bei einer Führungskraft sozialkompetenzen wie Teamund Kontaktfähigkeit, Kommunikationskompetenz, Kritik- und Konfliktfähigkeit, Führungskompetenz und Kundenorientierung gefordert (vgl. Wirth 2007). sind diese bei der Führungskraft vorhanden, sind auch beste Voraussetzungen für die erfolgreiche Leitung eines virtuellen Teams gegeben. manchmal jedoch fehlen diese Kompetenzen in der praxis teilweise oder ganz. Bei präsenzteams kann viel durch den permanenten Kontakt zwischen Team und Führungskraft ausgeglichen werden. Zudem bemerken manchmal andere personen wie Vorgesetzte oder mitarbeiter der personalabteilung schwierigkeiten und können eingreifen, aber in der regel fallen probleme Außenstehenden spät oder gar nicht auf. Die mitarbeit in virtuellen Teams bringt allerdings zusätzlich einige Besonderheiten mit sich, mit denen ein Teamleiter bewusst umgehen und sich ihrer annehmen sollte. Virtuelle Teams begleiten und fördern – Teams entwickeln Für Führungskräfte ist es sinnvoll, die Teamdynamik im Auge zu behalten sowie die entwicklung des Teams zu begleiten und aktiv zu fördern. Hilfreich dafür ist es zum einen, einen Blick für wichtige Funktionen und positionen in Teams zu haben, zum anderen die entwicklungsphasen der Teams zu kennen und aktiv zu unterstützen. Funktionen in Teams menschen arbeiten in Teams gut zusammen, weil jeder eine Funktion hat und durch deren Zusammenspiel die Teamleistung entsteht. Wissenschaftliche studien haben ergeben, dass man acht Arbeitsfunktionen in Teams unterscheiden kann (vgl. magerison und mcCann mit ihrem „Team-Design-modell“). In der regel bevorzugt jede person ein bis drei dieser Funktionen, die auch ihrer persönlichen Neigung entsprechen. ein Team erbringt Höchstleistung, wenn es gelingt, die mitarbeiter ihren stärken nach alle diese Arbeitsfunktionen wahrnehmen zu lassen und diese zu bündeln. Im umkehrschluss www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm bedeutet das allerdings auch: Fehlt eine der Arbeitsfunktionen, dann wird das Team nicht in vollem umfang arbeitsfähig sein. Grundsätzlich gelten bei der Zusammensetzung virtueller Teams die gleichen regeln wie bei statischen Teams. Der Verantwortliche des Teams macht sich im ersten schritt Gedanken bei der erstbesetzung. Gerne ist man geneigt, in der Gründungsphase das Kriterium des fachlichen Know-hows in den Vordergrund zu stellen. Damit entsteht das risiko, Aspekte individueller motivationen, persönlicher Treiber und der besonderen Begabung der Teammitglieder außer Acht zu lassen. Hierfür empfiehlt sich ein sowohl-als-auch-Vorgehen. Das heißt, dass sowohl die fachlichen und sozialen Kriterien als auch die individuellen motivationsprofile der mitarbeiter in Hochleistungsteams berücksichtigt und integriert werden. Führungskräfte, die dies im Auge behalten, können so bereits zu Beginn der Zusammenarbeit wichtige Weichen für den späteren erfolg stellen. entwicklungsphasen von Teams Jedes Team – unabhängig ob virtuell oder Face-to-Face – durchläuft eine reihe von entwicklungsphasen in der Zusammenarbeit, die sich unmittelbar auf die produktivität und motivation des Teams oder einzelner mitglieder auswirkt. Die Fachliteratur der personalentwickler hält hier mehrere phasenmodelle und passende Handlungsempfehlungen bereit. probate mittel, ein Team möglichst zügig bis in die optimale „performing“-phase zu führen, gibt es seit langem im Bereich der personalentwicklung (z.B. Workshop zur Teamentwicklung, …). Teams, die nur unzureichend durch die Aufbauphasen geführt wurden, erreichen selten mehr als die stufe „Norming“. Durch äußere einflüsse oder Änderungen im Team können schnell auch rückfälle in „Forming“ oder „storming“ verzeichnet werden. Konflikte, missverständnisse, Frustration und geringe produktivität sind die Folge. 43 Motivation und Produktivität in den Teamentwicklungsphasen Warming Orientierung Transparenz Storming Abgrenzung Norming Kultur Performing Leistung Performenz Informing Vernetzung Sichtbarkeit Ending Beurteilen Würdigen hoch niedrig Motivation (Engagement) Entwicklung Produktivität (Ergebnisse) Abb. 4: Motivation und Produktivität in verschiedenen Teamphasen. In präsenzteams werden diese Folgen deutlich schneller erkannt als in virtuellen Teams, da viele Verhaltensweisen und signale direkt sichtbar sind. Genau diese möglichkeiten des Feedbacks fehlen aber bei virtuellen Teams und genau das macht sie bezüglich Teamentwicklung so „fragil“. Will man aber die optimale produktivität eines virtuellen Teams in der „performing“phase erreichen, so muss man den restriktionen in der Kommunikation eines virtuellen Teams im Durchlaufen der entwicklungsphasen besondere Aufmerksamkeit schenken. Die Verantwortung hierzu liegt beim Teamleiter; sei es durch eigenes Führen und moderieren des Teams oder durch Hinzuziehen von unterstützungsleistungen (moderierter Team-Kick-Off). Tipp Teamleiter sollten ein Gespür für ihr Team und die jeweilige entwicklungsphase entwickeln, um zu entscheiden, was das Team derzeit benötigt. Auch Konflikt- oder problemfälle haben oft ihre ursache in nicht gut durchlaufenen phasen. 44 Der Teamleiter hat die möglichkeit, den Teambildungsprozess in jeder einzelnen phase unterstützend zu begleiten. Dabei ist es wichtig, dass der Teamleiter sich seiner eigenen rolle und seiner jeweiligen möglichkeiten sehr genau bewusst ist. Insbesondere dann, wenn der Teamleiter nicht mit disziplinarischer macht ausgestattet ist, also in der klassischen projektleiter-Funktion, stellen sich zwei weitere Fragen: ◼ Akzeptieren die Teammitglieder die gewählte rolle? ◼ Gelingt es, die rolle in jeder Teamphase durchzuhalten? Bei jeder der Teamphasen stellt sich für den Teamleiter die Frage: ◼ Was ist meine Aufgabe während dieser phase? ◼ Wie kann ich den Teambildungsprozess positiv unterstützen? ◼ Was erwarten die Teammitglieder von mir/meiner rolle? praxisgemeinschaft Wissensmanagement meNsCH Ausgleich der Defizite virtueller Arbeit: Aufbau und pflege von Vertrauen Vertrauen nimmt für die minderung der mit dieser Arbeitsform verbundenen risiken und damit auch für die Leistungsfähigkeit und performanz virtueller Teams eine herausragende rolle ein. Gerade weil der permanente persönliche Kontakt fehlt und man nicht sieht, was die Kollegen so „treiben“, die Arbeiten weitgehend selbstverantwortlich und alleine durchgeführt werden, die „gefilterte“ Kommunikation missverständnisse wahrscheinlicher werden lässt und engmaschige Kontrollen in virtuellen Teams wenig wirksam sind, müssen Teamleiter lernen, Vertrauen zwischen sich und den Kollegen, aber auch zwischen den Kollegen untereinander zu schaffen. Vertrauen wirkt für alle Beteiligten in diesen komplexen und anspruchsvollen Arbeitsstrukturen komplexitätsreduzierend und unterstützt diese in ihrer Leistungserbringung. Daher ist es von besonderer Bedeutung, dass in virtuellen Teams eine Atmosphäre des Vertrauens herrscht. Der irische Wirtschaftsphilosoph und managementvordenker John Handy antwortete mal auf die Frage: „How do you manage people whom you do not see?“ mit „The simple answer is, by trusting them“. Gerade weil die gewohnten selbstverständlichkeiten der Zusammenarbeit und der Kontrolle aufgrund der entfernung nicht mehr wirksam sind, müssen Führungskräfte lernen, sich in der virtuellen Zusammenarbeit um Industrielle Fließbandarbeit den Aufbau einer neuen Balance zwischen Vertrauen und Kontrolle zu bemühen. Vertrauen dient den Beteiligten dann zur Komplexitätsreduzierung, wenn Verlässlichkeit und Vorhersagbarkeit gewährleistet werden. Vertrauen kann für die Beteiligten insbesondere durch regelungen, die die Arbeitssituation „berechenbar“ für die Teammitglieder machen, entstehen. Die folgenden maßnahmen helfen dabei: ◼ Regeln für Zusammenarbeit festlegen: In der Anfangsphase der Teamarbeit sind klare regeln festzulegen, wie das neue Team zusammenarbeiten soll (siehe Abschnitt empfehlungen zur Gestaltung von Arbeitsprozessen). Führungskräfte oder Teamleiter haben auf die einhaltung der regeln zu achten. Jedes Teammitglied soll sich darauf verlassen können. Verlässlichkeit schafft zum einen Vertrauen in das Team und garantiert zum anderen den Arbeitsfortschritt in einem gegebenen Zeitrahmen. ◼ Präsenzmeetings: Von Zeit zu Zeit sollten sich virtuelle Teams zu präsenzmeetings zusammenfinden. Hier kann man persönlichen Kontakt und Vertrauen untereinander am besten aufbauen. Wie oft präsenzmeetings sinnvoll sind, ist pauschal schwer zu sagen. ein bis zwei meetings pro Jahr sollten es aber schon sein, in der Anfangsphase eher öfter. Dabei ist zu beachten, dass bei den präsenztreffen virtueller Teams andere Ziele im Vordergrund stehen als bei den herkömmlichen Teammeetings eines unternehmens. präsenzteamarbeit Kontrolle Virtuelle Teamarbeit Vertrauen Abb. 5: Balance zwischen Kontrolle und Vertrauen bei verschiedenen Arbeitsformen. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 45 ◼ ◼ Soziale Kommunikation: Will man Vertrauen im Team aufbauen, ist es wichtig, nicht nur über die gemeinsame Arbeit zu reden, sondern auch über andere Dinge. Der berühmte smalltalk bekommt hier eine neue, wichtige Bedeutung. Denn das private Gespräch bei einer Tasse Kaffee, in der Kantine oder in der Zigarettenpause fällt weg. Vorgesetzte sollten sich daher Zeit nehmen, in virtuellen meetings oder auch am Telefon über Themen abseits der Arbeit zu sprechen. Zudem sollten die mitarbeiter einen raum bekommen, wo sie sich persönlich vorstellen und austauschen können (Welche KommunikationsTools dies fördern können, ist im Abschnitt „erfolgsfaktor Technik“ aufgeführt). Führungskräfte gehen erfahrungsgemäß am besten mit gutem Beispiel voran und stellen sich ausführlich mittels Benutzung der Tools vor. Dies ist die beste motivation für die mitarbeiter, dies auch zu tun (Zwang ist hier eher kontraproduktiv). Daneben sollten Führungskräfte im persönlichen Gespräch Interesse für ihre mitarbeiter zeigen. Dabei hilft die Frage: „Was weiß ich eigentlich über meine mitarbeiter?“ weiter. Andere Fragen, die eine Führungskraft sich selbst stellen könnte, wären etwa: „Kenne ich alle Geburtstage meiner mitarbeiter?“, „Welche Hobbys und Interessen haben sie?“ oder „Welches sind die Triebfedern bei ihrer Arbeit?“ etc. Dabei ist auf kulturelle Besonderheiten unbedingt rücksicht zu nehmen. Der Vorgesetzte muss vorher wissen, was man besser nicht erfragt. Unterstützung anbieten: Wie oben beschrieben, stehen mitarbeiter – aber auch die Teamleiter – in virtuellen Teams oft einigen Herausforderungen gegenüber: spannungsfeldern zwischen lokalen Anforderungen und der Arbeit für das virtuelle Team, mangelnder Kommunikation, mangelnder lokaler unterstützung und anderen. Auf ein hohes maß an selbstorganisation für die Arbeit in einem virtuellen Team wurde bereits hingewiesen; dieser Aspekt darf nicht vergessen werden. Führungskräfte sollten daher solche probleme proaktiv und regelmäßig ansprechen und unterstützung anbieten (z.B. Gespräche mit lokalen Vorgesetzten). Zudem ist ein 46 regelmäßiger Austausch zwischen mitarbeiter und Teamleiter/Führungskraft wichtig. Beispielsweise können in regelmäßigen Telefonaten Themen und Anliegen besprochen werden, die in den regulären virtuellen meetings keine Zeit finden. Teammitglieder fühlen sich dadurch „verstanden“ und wissen, dass sie nicht „alleingelassen“ werden. In der praxis werden die Führungskräfte/Teamleiter allerdings selbst unterstützung durch die Geschäftsleitung benötigen (beispielsweise durch die Bereitstellung von Coaching-einheiten). Diese unterstützung sollte bereits zu Beginn konzeptionell berücksichtigt werden. Führungsinstrumente: Beurteilung und Feedback Beurteilung und Feedback sind auch in virtuellen Teams wichtige Führungsinstrumente. mitarbeiterbeurteilungen richten wie auch Feedback den Blick in die Vergangenheit. Der unterschied liegt aber in dem beabsichtigten Zweck. Beurteilungen sind sinnvoll und notwendig, wenn die Leistung der mitarbeiter als solche eingeschätzt werden muss, um entscheidungen zu treffen. Beurteilungen können demnach Grundlage für Auswahl und einsatz der mitarbeiter, das Festlegen variabler Vergütungsbestandteile oder der Bestimmung von Weiterbildungsmaßnahmen sein. sie sind aber auch dienlich beim sammeln von Daten für spätere Assessments des mitarbeiters. Feedback dient im Gegensatz dazu, dem mitarbeiter Hinweise zu geben, die es ihm ermöglichen, seine Arbeitsergebnisse zu verbessern und sein Verhalten anzupassen. Feedbacks zu Leistung und Verhalten haben eine zentrale Funktion für die Leistungsfähigkeit des menschen, denn sie unterstützen ihn dabei, das eigene Verhalten an die relevanten Anforderungen der umgebung anzupassen. Damit steht die Qualität der Arbeitsleistung auch mit der Qualität des Feedbacks im unternehmen in Verbindung. Hierüber kann dann auch der Blick in die Zukunft erfolgen, wenn gemeinsam mögliche entwicklungsmaßnahmen aus dem Feedback abgeleitet werden. praxisgemeinschaft Wissensmanagement meNsCH eine entwickelte Feedbackkultur im unternehmen ist notwendig, um die guten Absichten, die mit Feedback verfolgt werden, verwirklichen zu können. erlaubt es die Kultur, ist es empfehlenswert, auch den mitarbeitern zu ermöglichen, ihrer Führungskraft Feedback zu geben. Dies wiederum ermöglicht es der Führungskraft – genauso wie den mitarbeitern –, das eigene Verhalten an die gegebenen erfordernisse anzupassen. Feedback und Beurteilung ohne disziplinarische Verantwortung Der „Ausbüchser“: ein phänomen bei etwas weniger straff geführten Teams und Feedbackschleifen ist der „Ausbüchser“. ein mitarbeiter (voll ausgelastet) kommt unvorbereitet und eventuell ohne vereinbarte ergebnisse ins meeting. Die entschuldigungen sind glaubhaft und verschmerzbar, also lässt der Teamleiter es einmal durchgehen. Ist jemand nun in drei bis vier Teams beteiligt, ist die Versuchung groß, die Vorgehensweise in allen Teams hin und wieder zu wiederholen. Wenn nun noch die möglichkeit des projektwechsels/Teamwechsels vor erledigung aller ausstehenden Aufgaben besteht (weil sich z.B. der lokale Vorgesetzte wenige Infos aus dem projekt holt), kann ein mitarbeiter auf diese Weise die ungeliebten Aufgaben unerledigt und folgenlos für ihn hinter sich lassen. Gutes, straffes Meetingmanagement und zeitnahes Feedback zwischen Teamleiter und Vorgesetztem lassen keinen Raum für solche Versuchungen. Auch wenn die meisten mitarbeiter in der regel weit entfernt von dem „Ausbüchser“ sind, veranschaulicht dieses Beispiel, dass Führung auf Distanz eines umdenkens bedarf. Gerade wenn die disziplinarische Verantwortung nicht bei dem Leiter des virtuellen Teams beziehungsweise dem Teilprojektleiter liegt, ist ein erhöhter Abstimmungsbedarf zwischen diesen Funktionen wichtig. ein gut abgestimmter Feedbackprozess mit klaren rollen und Verantwortlichkeiten für die einbindung der Teamleiter (projektleiter) sowie gegebenenfalls der Teilprojektleiter stellt eine notwendige Basis für gute Beurteilung dar. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm sind disziplinarische Verantwortung und Teamleitungsfunktion auf verschiedene personen verteilt, kann folgende Aufteilung der Verantwortlichkeiten die Beurteilungs- und Feedbackprozesse unterstützen, um unzureichende Informationsgrundlagen auszugleichen: Die Führungskraft: Der disziplinarisch Vorgesetzte mit Weisungsbefugnis. ◼ sollte mitarbeiter auf Arbeit in virtuellen Teams vorbereiten und gegebenenfalls in der Anfangsphase Coaching sicherstellen. ◼ sollte sich über regelmäßiges Feedback vom Teamleiter über den Leistungsstand seiner mitarbeiter informieren (auch, um diese später beurteilen zu können). Der Teamleiter (Projektleiter): Aufgabenbezogene Führungsaufgabe, gegebenenfalls auch mit gewisser Weisungsbefugnis für die Dauer des projektes. ◼ liefert den jeweiligen Vorgesetzten regelmäßiges Feedback zu mitarbeitern (bei Anfrage), sonst ist eine Anfrage eventuell anzustoßen. ◼ gibt Feedback zu projektergebnissen und Arbeitsorganisation/-abläufen und holt Feedbacks zur mitarbeiterzufriedenheit ein. ◼ holt gegebenenfalls zusätzliches Feedback vom Teilprojektleiter ein. ◼ soll eskalationen vorausschauend vermeiden – beispielsweise durch gemeinsame Gespräche mit Führungskraft und mitarbeiter. Der Teilprojektleiter: Führungsaufgabe bezüglich eines Teilprojektes und damit in der regel auch eines Teils des projektteams. ◼ Je nach Teamgröße und Dauer der Aufgabe sollte hier das Feedback mit dem Team- oder projektleiter besprochen und so kumuliert werden. In streng hierarchisch geführten unternehmen liegt hier auch ein mögliches Konfliktpotenzial, da die gewohnten Anweisungs- und Kontrollinstrumente nicht mehr gut greifen. 47 Feedback als steuerungsinstrument für (virtuelle) Teams Anders als die Leistungsbeurteilung eines mitarbeiters zielt ein Feedback darauf ab, Leistungen, Verhalten oder auch prozesse zu verbessern. ein gut formuliertes Feedback enthält dafür konkrete Hinweise und motiviert den Feedbackempfänger gleichzeitig, diese umzusetzen. Dies gelingt umso eher, als der Feedbackgeber es versteht, den verbesserungswürdigen sachverhalt oder die erwünschte Veränderung einfach, klar und konkret zu formulieren – und gleichzeitig die persönlichkeit des Feedbacknehmers zu respektieren. „Trennung von Verhalten und persönlichkeit“ ist hierfür der zentrale erfolgsgarant. ebenso beide Fragen schriftlich beantworten lassen und stellt den Teilnehmenden die aggregierten ergebnisse beim nächsten Treffen vor – idealerweise gleich mit konkreten Vorschlägen zur Optimierung der Zusammenarbeit, die er aus den rückmeldungen abgeleitet hat. Dieses Vorgehen wahrt die Anonymität der Feedbackgeber untereinander (nur nicht gegenüber dem Teamleiter) und bietet dadurch mehr schutz. In Teams mit mitgliedern aus kulturell nicht feedbackaffinen Kulturen kann dies ein Vorteil sein. mit diesem Format „prozessfeedback“ kann es gelingen, dass ein virtuelles Team seine selbststeuerung in kurzer Zeit optimiert. Verhaltensfeedback Verhaltensfeedback kann in zwei richtungen gegeben werden: ◼ Grundsätzlich gelten beim virtuellen Feedback die gleichen regeln wie beim präsenzfeedback. es kommen jedoch zusätzliche Herausforderungen hinzu. In der virtuellen Zusammenarbeit, in der mehrere Kommunikationskanäle ausgeblendet sind, ist ein behutsames Vorgehen beim Feedbackgeben von herausragender Bedeutung. Für die Beobachtung der Wirkungen seines Feedbacks stehen dem Geber wichtige nonverbale reaktionen des empfängers nicht zur Verfügung; umso mehr muss er also auf Nuancen der stimmlage, des Tonfalls und der Formulierungen beim empfänger achten. Feedbackformate – unter besonderer Berücksichtigung ihrer eignung für die virtuelle Kommunikation. prozessfeedback eine praktikable und zielführende möglichkeit, den prozess der (virtuellen) Zusammenarbeit zu verbessern, ist ein prozessfeedback am ende eines (virtuellen) meetings. Dazu stellt der Teamleiter zwei Fragen an alle Teilnehmenden: — Was war heute aus Deiner/Ihrer sicht gut, was sollten wir wieder genauso machen? — Was könnten wir anders/besser machen? 1. von den Teammitgliedern an den Leiter des virtuellen Teams. Dann haben die rückmeldungen zum Ziel, das steuerungsverhalten des Teamleiters zu verbessern. Dazu kann der Teamleiter zum ende jedes (virtuellen) meetings die Teilnehmenden fragen: — — Was war heute gut an unserem Arbeitsprozess, was sollten wir genau so weitermachen? Was sollte ich genau so weitermachen? Was könnte ich mehr/weniger/anders tun, um die Arbeit der Gruppe durch meine steuerung noch besser zu unterstützen? ◼ ein solches Feedback kann reihum mündlich eingeholt werden (was mit etwas Übung immer schneller und zielführender gelingt). Der Teamleiter kann allerdings 48 Der Teamleiter wertet die Antworten für sich aus und gibt zu Beginn des nächsten meetings eine kurze rückmeldung an die Teilnehmenden, was er aus dem Feedback gelernt hat (er entscheidet, welche der erhaltenen rückmeldungen er aufnimmt und in Verhaltensänderungen umsetzt!). 2. vom Leiter des virtuellen Teams an die Teammitglieder. Die rückmeldung des Teamleiters hat zum Ziel, das Verhalten eines oder mehrerer Teammitglieder zu verbessern. Wichtig ist die einhaltung der Feedbackregeln. ein solches praxisgemeinschaft Wissensmanagement meNsCH Verhaltensfeedback sollte nur gegeben werden, wenn der Teamleiter dazu die formelle Autorität besitzt und dadurch zum Feedbackgeben legitimiert ist. In jedem Fall soll viel sorgfalt darauf verwendet werden, um sicherzustellen, dass der Feedbacknehmer offen ist für eine konstruktive rückmeldung. Leistungsfeedback Für ein Leistungsfeedback gilt dies in noch höherem maße, da rückmeldungen zur eigenen Leistung oft direkt auf das selbstwertgefühl des Feedbackempfängers wirken. ein Leistungsfeedback steht nur dem Teamleiter zu, und wenn dieser nicht der disziplinarische Vorgesetzte ist, sollte er zumindest von diesem dafür legitimiert sein. soll ein kritisches Leistungsfeedback die erwünschte Wirkung entfalten, ist es unabdingbar, gleichzeitig gegenüber der persönlichkeit des Feedbackempfängers Wertschätzung auszudrücken. Dies kann beispielsweise dadurch geschehen, dass der Feedbackgeber sein Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Teammitglieds ausdrückt, dass er auf gute Leistungsbeiträge in anderen situationen hinweist oder dass er die rolle des mitglieds für das (virtuelle) Team würdigt. Beim Leistungsfeedback gilt ganz besonders: eine lobende Anerkennung für eine sehr konkret formulierte Leistung ist der beste motivator! Der Wunsch nach „mehr davon“ findet dann gerne Gehör! Beispiele: 1. „Hier wird nicht lang telefoniert, hier wird richtig geschafft!“ 2. „ein toll engagierter mitarbeiter, so spät noch in der Firma (19 uhr)“ 3. „Der surft jetzt schon seit einer stunde im Internet – hat der nichts zu tun?“ ◼ 2.3.3 Förderliche unternehmenskultur für virtuelle Teamarbeit Firmenkulturelle Komponente – Wertschätzung Dieser Abschnitt konzentriert sich auf Anmerkungen zur gelebten Wertschätzung innerhalb der Firmenkultur. Gemeint sind damit die vielen Aktivitäten und Verhaltensmuster, mit denen ein mitarbeiter in der täglichen Arbeit Wertschätzung erlangen kann. Die Bewertung des sichtbar gezeigten Verhaltens ist von unternehmen zu unternehmen sehr unterschiedlich und in den seltensten Fällen dokumentiert. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm Wie sich leicht erkennen lässt, hat im ersten Beispiel ein mitarbeiter in virtuellen Teams mit zwei bis drei langen Telefonaten pro Tag einen schlechten stand – egal wie gut er wirklich arbeitet. Im zweiten Beispiel könnte ein mitarbeiter sehr positiv eingeschätzt werden, bloß weil er an einer späten Telefonkonferenz teilnimmt. Tools zur virtuellen Teamarbeit sind bei oberflächlicher Betrachtung nicht leicht von allgemeinen Internetseiten zu unterscheiden. Im dritten Beispiel könnte also ein eifriger mitarbeiter völlig zu unrecht als „Internet-surfer“ eingestuft werden. um Fehlinterpretationen vorzubeugen, sollte ein unternehmen genau prüfen, welche gelebten Kulturelemente bei ihnen zu einer ungewollten „Bremse“ bei der einführung von virtueller Teamarbeit werden könnten. Tipp In diesem Zusammenhang kann beispielsweise im rahmen der regelkommunikation – oder auch zu anderen Anlässen – das Thema lokal aufbereitet werden. Beispielsweise können die mitarbeiter, die in virtuellen Teams arbeiten, den Kollegen vor Ort von der Arbeit und der Arbeitsweise berichten, um größeres Verständnis/Commitment zu erzeugen. 49 3 Wissenstransfer in virtuellen Teams sicherstellen Der Kluge häuft das Wissen, der Weise sortiert es. – Albert Moravia – In präsenzteams wissen die mitarbeiter, wer zu welchem Thema Auskunft und Hilfestellung geben kann oder wer in der Vergangenheit an welchen projekten beteiligt war. entstehen Fragen im Arbeitsprozess, können diese kurzfristig zumeist auch über ein persönliches Gespräch gestellt und beantwortet werden. Dieser Austausch von Wissen und erfahrung ist wichtig für die produktivität und Innovationsfähigkeit der Teams. Nutzen und Anreichern von sind die mitarbeiter räumlich an unterschiedlichen standorten im einsatz, muss bereits bei der planung berücksichtigt werden, wie die Wissensflüsse oder der Wissenstransfer angelegt werden sollen. Auch für die „perspektive“ Wissenstransfer bietet sich die Berücksichtigung der drei Gestaltungsdimensionen Mensch, Organisation und Technik an. soll beispielsweise ein globaler Zugriff auf alle produkt-, projekt- und prozessdaten ermöglicht werden, muss neben der geeigneten Technologie auch die rollenspezifische Bereitstellung von Funktionalitäten und (Zugriffs-/Bearbeitungs-)rechten geregelt werden. Wissensfluss sicherstellen Austausch zwischen Team, Partner Wissensbasierenden Systemen und Kunde – je nach Vereinbarung im Unternehmen — Betreiben einer Anlage — Zwischenergebnisse — Erfahrungen aus ähnlichen Vorhaben — Wiederverwendbare Unternehmensquellen Kunde, Partner — Vorbereitung für Übergabe —… Lösungskomponenten — Expertenverzeichnisse (Yellow Pages) —… Austausch mit Teams mit zeitgleicher, Austausch zwischen Team- ähnlicher Aufgabenstellung — Erfahrungen — Kooperation bei Lösungskomponenten parallele Teams Virtuelles Team mitgliedern und ihrer jeweiligen Community of Practice Fachgruppe (CoP) — Erkenntnisse — Arbeitsergebnisse — Expertenwissen — Neue Vorgehensweisen —… —… Abb. 6: Wissensfluss sicherstellen. 50 praxisgemeinschaft Wissensmanagement Arbeiten experten virtuell zusammen, muss berücksichtigt werden, wie deren Fachwissen in das Team und in das projekt integriert werden können. Im prozess der virtuellen Team- und projektarbeit entsteht auch neues geschäftsrelevantes Wissen. Teile davon werden in Datenbanken gesichert oder (automatisch) durch die verwendeten Arbeits- und Kommunikationstechnologien dokumentiert. erfahrungsgemäß entsteht zusätzliches (wertvolles) Wissen bei den Teammitgliedern im projektverlauf. Daher sollten projektbegleitend – spätestens zum ende – gezielt maßnahmen zur Bewertung, sicherung und Weitergabe des Wissens durchgeführt werden. Aus der sicht eines virtuellen Teams ergeben sich vier wichtige Aspekte der Vernetzung des Teams und der sicherstellung von Wissensfluss (s. Abb. 6). 1. Wissensfluss zwischen unternehmen und Team Je nach Zusammensetzung des virtuellen Teams ist hier auf guten Wissensfluss vom unternehmen ins Team (und zurück) zu achten. einige Beispiele: ◼ ◼ 3. Wissensfluss zwischen Team und parallel arbeitenden Teams sollten im unternehmen weitere Teams an ähnlichen Themen arbeiten, so kann Wissenstransfer zu erheblichen Zeit- und Kosteneinsparungen führen. Beispielsweise ergeben sich durch regelmäßigen Ideenaustausch, Warnung bei auftretenden problemen und gemeinsamer erstellung von Lösungsansätzen hier sowohl für den Kunden als auch für das Team und das unternehmen positive effekte. 4. Wissensfluss zwischen Teammitgliedern und ihrer jeweiligen Fachgruppe (Cop) Insbesondere in innovativen Industriezweigen kann dies ein kritischer erfolgsfaktor für den Teamerfolg werden. Je besser die einzelnen experten des Teams auf das aktuellste Wissen ihrer jeweiligen Fachgruppe (innerhalb und ggf. außerhalb des unternehmens) zugreifen können, desto schneller und einfacher lassen sich Lösungen entwickeln, probleme lösen oder sogar günstigere Lösungsansätze während der projektarbeit einarbeiten. rekrutierung des Teams unter Berücksichtigung der vorhandenen erfahrung und Kenntnisse beziehungsweise der aufzubauenden erfahrung und Kenntnisse. Identifizieren und aktives Nutzen der wichtigen Wissenssysteme und expertenkontakte im unternehmen. 2. Wissensfluss zwischen Team, partnerfirma und Kunde Je nachdem, wer der Kunde oder Nutzer des Teamergebnisses ist, besteht in der regel Bedarf an Wissenstransfer aus dem Team an den Kunden, um beispielsweise den Betrieb einer erstellten Anlage sicherzustellen. umgekehrt kann auch der gezielte Wissenstransfer vom Kunden zum Team zu Beginn eines Vorhabens wichtig sein. sei es verfahrensbezogenes Wissen, um mit innovativen Ansätzen bessere ergebnisse zu erzielen, oder auch ausgewähltes unternehmenswissen, das im Team so nicht vorhanden ist. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 51 3.1 Wissensmanagement: Wissensverteilung/-transparenz Wer weiß was, wer kann was, wo ist er? Je verteilter ein unternehmen aufgestellt ist, desto schwieriger wird es, den passenden experten für eine Aufgabe zu finden. Insbesondere nach Fusionen und Zukäufen von neuen unternehmensbereichen ist eine bereichsübergreifende Antwort auf solche Fragen eine echte Herausforderung. Dies ist aber genau das umfeld, in dem vermehrt virtuelle Teams benötigt und gebildet werden. Gelbe seiten für mitarbeiter um also bei der Zusammenstellung eines virtuellen Teams möglichst optimal passende mitarbeiter auszuwählen (siehe Beispiel 1), werden systeme wie „Gelbe Seiten“ beziehungsweise „Yellow Pages“ oder auch „Expert Locator“ benötigt. sie können (gute Datenpflege vorausgesetzt) schnell Antwort über vorhandene experten im unternehmen geben. Abhängig vom system lassen sich je mitarbeiter zum Beispiel das Fachwissen, seine Ausbildung sowie die erfahrung oder die Teilnahme an projekten speichern. Idealerweise sind diese systeme an unternehmensweite elektronische Telefonbücher mit Zusatzinformationen zur Organisationsstruktur gekoppelt. Die einführung solcher systeme hat ihre größte Herausforderung in der Art der Datenerfassung und pflege sowie des Datenschutzes. projektregister In stark projektorientierten unternehmen empfiehlt es sich, neben den bisher genannten systemen zusätzlich ein gut zugängliches Projektregister mit umfangreichen suchfunktionen anzulegen. Damit lassen sich dann auch ähnliche projekte, wichtige Teammitglieder sowie die dazugehörigen wiederverwendbaren materialien und unterlagen innerhalb des unternehmens identifizieren. Fertige systeme sind hier eher selten. Die einzellösung wird oft durch die existierende systemlandschaft zur projektabwicklung bestimmt. 52 eine bei Hewlett-packard zum ende der 1990er Jahre implementierte Lösung eines weltweiten projektregisters für Beratungsprojekte wird nach wie vor intensiv genutzt, um bei projektstart Kontakte zu finden und deren erfahrungen sowie weiterverwendbares material zu nutzen. Die suchmöglichkeiten wurden so vorkategorisiert, dass projekte leicht über Technische Lösung, Industrie und Kundensegment selektiert werden konnten. Die Verantwortlichkeit für die eingaben in das system wurde an vorhandene standardprozesse gekoppelt, um einen regelmäßigen Zufluss an neuen projektinformationen sicherzustellen. Lessons Learned Wie für alle projektteams, ist eine rückblickende Zusammenfassung der wichtigsten erkenntnisse und „gelernten Lektionen“ auch für virtuelle Teams von großem Nutzen. Da diese rückblicke (auch After Action reviews, Lessons Learned meetings, ...) auch für virtuelle Teams am optimalsten in einem präsenzmeeting erarbeitet werden können, bietet es sich an, dies frühzeitig anzustreben und einzuplanen. Oft lassen die rahmenbedingungen aber auch hierfür nur eine virtuelle Form zu. Damit auch in der virtuellen Form gute ergebnisse erarbeitet werden können, ist eine spezielle abgestimmte Vorgehensweise und ein neutraler moderator empfehlenswert. so können durch Nutzung von umfragefunktionen in virtuellen meetingräumen ad hoc stimmungsergebnisse zu verschiedenen Aspekten der Teamarbeit erfasst werden. ein präsenzteam würde ähnliche ergebnisse zum Beispiel an einem radarchart mit verschiedenen Achsen durch Kleben von punkten erreichen. Die Bereiche, in denen sich die größten Abweichungen ergeben, sind die besten Diskussionspunkte für die erarbeitung von Lessons Learned (z.B. bewertet die Teamleitung die projektkommunikation mit „gut“, das Team jedoch findet sie überwiegend „ausreichend“). praxisgemeinschaft Wissensmanagement Im Grunde geht es bei dieser Art von meetings um die durch eine neutrale person moderierte erarbeitung der folgenden Fragen: ◼ Was hat gut funktioniert und sollte weiter so gemacht werden? ◼ Was würde man beim nächsten mal anders machen (um auch die Verbesserungsideen bei weniger Gelungenem mit aufzunehmen)? ◼ Welche empfehlungen gibt es an die Organisation? ◼ Welche wiederverwendbaren unterlagen oder Teile sind verfügbar und wo? ◼ Wer waren die schlüsselpersonen im projekt – falls noch Fragen sind? ◼ Welche „Nebenprodukte“ die im projektverlauf entstanden sind, können möglicherweise für andere projekte verwendet werden? Infrastruktur, regeln und Tools können also für beide Fälle gleich sein. Aus mitarbeitersicht kann demnach die aktive Teilnahme in einer virtuellen Fachgruppe auch eine Vorstufe (Lernstufe) für virtuelle Teamarbeit darstellen. Gleichzeitig kann er sich mit seinen Fachkollegen über neue Kommunikationsmedien vernetzen, lernen und Beiträge leisten: eine weitere Voraussetzung für erfolgreiche virtuelle Teamarbeit. Die erfahrung zeigt weiterhin, dass für einen aktiven Austausch und die Bereitstellung von Wissen in den Fachgruppen zu strikte regelungen und Vorgaben eher kontraproduktiv sind. Hier sollte der Fähigkeit zur selbstorganisation Vertrauen geschenkt werden. 3.2 Fachgruppe oder „Community Of practice“ Gute Fachliteratur zu Fachgruppen (auch Communities of practice) als bewährtes Instrument für Wissensmanagement ist seit langem verfügbar und soll daher hier nicht vertieft werden. Nimmt man für Fachgruppen aber das gleiche szenario wie im Kapitel zu Yellow pages, so sind erfolgversprechende Fachgruppen nur in Form von virtuellen Teams möglich. Nur so lässt sich eine übergreifende, unternehmensweite Abdeckung erreichen. Für die einführung virtueller Teamarbeit stellen Fachgruppen somit gute Kandidaten für pilotprojekte dar. Je nach unternehmenshistorie wurden in einigen Fachgruppen auch bereits erfahrungen in virtueller Teamarbeit gesammelt. ein wertschätzender Nutzen dieses erfahrungspotenzials sollte bereits bei der einführungsplanung kommuniziert und berücksichtigt werden. Die Anforderungen für virtuelle Fachgruppen gleichen denen von projektorientierten Teams. Lediglich das mengengerüst bezüglich der Konferenzschaltungen oder des speicherplatzes für Fachgruppendokumente sind abweichend. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 53 IV Fazit Virtualität ist heute fester Bestandteil unseres Alltags – im privaten und für viele menschen mittlerweile auch im Beruf. Die heutigen Leistungsträger und die jüngeren „Digital Natives“ bewegen sich wie selbstverständlich in und zwischen den Welten und nutzen die vielfältigen möglichkeiten spielerisch und professionell. Dessen ungeachtet, sieht man heute auch eine Vielzahl an menschen jenseits der 50, die sich sicher in virtuellen Welten bewegen. Aktuell wird auch von „Digital residents“ gesprochen, die unabhängig ihres Alters eine hohe Nutzungsintensität und Kompetenz im Netz aufweisen. Für die virtuelle Zusammenarbeit sind dies bereits gute Voraussetzungen, da der umgang mit Virtualität bereits zum Bestandteil unserer Kulturtechniken geworden ist. Jedoch verbringen wir die meiste Zeit und sammeln die meisten wichtigen erfahrungen unseres Lebens (noch) in „realen“ Welten. so hat beispielsweise jeder im Laufe seines Lebens sein eigenes repertoire im umgang mit Konflikten oder seine eigenen strategien für die erfolgreiche Zusammenarbeit im Team entwickelt, welche nur bedingt in virtuelle Arbeitszusammenhänge übertragen werden können. 54 ein wesentliches merkmal erfolgreicher Arbeit – ob in physischen oder virtuellen Arbeitsrealitäten – ist Kooperation. Die Qualität der Zusammenarbeit und die der Kooperation sind in Zeiten, in denen immaterielle ressourcen wie Wissen und Kreativität die zentralen Wettbewerbsunterschiede ausmachen, wichtige produktivitätsstellschrauben. Die eingangs erwähnten Beispiele von OpenOffice oder Linux veranschaulichen eindrucksvoll, dass aufwendige produkte kooperativ und auf virtueller Basis hergestellt werden können. Für unternehmen ist dieses Beispiel jedoch nur ein eingeschränkt brauchbarer Orientierungspunkt, da betriebliche projekte selten unter denselben Bedingungen durchgeführt werden, wie es bei diesen Beispielen der Fall war. Beschäftigt man sich mit der Arbeit in virtuellen Teams, fällt auf, dass die Ansatzpunkte und empfehlungen für die erfolgsfaktoren mensch und Organisation zwischen präsenz- und virtuellen Teams eigentlich sehr ähnlich sind. einer der größten unterschiede liegt jedoch darin begründet, dass präsenzteams durch die Face-toFace-Kontakte deutlich toleranter gegenüber Fehlern und Versäumnissen sind. Dieser unterschied erfordert von vielen von uns ein umdenken. präsenzteams korrigieren über die beschriebenen Abstimmungs- und Koordinationsmöglichkeiten planungs- und Führungsfehler im Alltag gut aus – ohne dass es von uns wirklich wahrgenommen wird. mit Technik allein lässt sich dies nicht kompensieren – auch wenn es bereits interessante Forschungsprojekte dazu gibt. Da diese prozesse wesentlichen einfluss auf produktivität und Leistung der Teams haben, sollten die Teams und die verantwortlichen Teamleiter dies ebenso verinnerlichen, wie dies bereits bei der planung virtueller Arbeit berücksichtigt werden sollte. praxisgemeinschaft Wissensmanagement Zum schluss wünschen wir uns, dass die immensen Vorteile, die mit virtueller Teamarbeit verbunden sein können, deutlich wurden. Denn sie reichen von der einbindung der benötigten expertise einer einzelnen Fachkraft bis hin zu kompletten Geschäftsmodellen oder Organisationsformen, die ausschließlich virtuell existieren. Insbesondere für die Integration von Fachleuten, die räumlich verteilt sind, oder für den strategischen Bedarf, auf vielen märkten gleichzeitig präsent zu sein, bietet virtuelle Arbeit in multikulturellen Teams viele Vorteile gegenüber herkömmlicher Arbeit. Dieses potenzial haben viele unternehmen noch nicht ausgeschöpft. schließlich wünschen wir uns, dass deutlich wurde, mit welcher sorgfalt virtuelle Arbeit vorbereitet und betreut werden muss, damit die damit verbundenen Chancen überhaupt genutzt werden können und die Teams nicht den beschriebenen risiken erliegen. mit der Bereitstellung neuer Arbeits- und KommunikationsTools ist es nicht getan. Der erfolg liegt im Zusammenspiel der drei erfolgsfaktoren mensch, Organisation und Technik – die es für jedes unternehmen und Team aufeinander abzustimmen gilt. Ihre rKW praxisgemeinschaft Wissensmanagement Der zunehmende Flexibilisierungsdruck, der immer spürbarer auf den unternehmen lastet, wird der Verbreitung virtueller Arbeitsformen zusätzlichen Aufwind geben. Jedoch sollte durch die verantwortlichen entscheider immer strategisch überlegt sein, welches maß für das unternehmen und die mitarbeiter sinnvoll und auf Dauer wirtschaftlich ist. Beispielsweise birgt das ohne spielregeln stattfindende Arbeiten „zwischendurch“ mit den mobilen Webanwendungen hohe Belastungsrisiken und fördert stressbedingte erkrankungen. Oder es stellt sich die Frage, welche strategien im Hinblick auf Loyalität und Know-how-Verlust entwickelt werden müssen, wenn in Zukunft immer mehr mitarbeiter nur projektweise und über virtuelle Arbeit an unternehmen gebunden werden? Die vorliegende Veröffentlichung wurde zu einem großen Teil in virtueller Teamarbeit erstellt. Die technische Basis stellte ein Online-Projektmanagement-Tool dar. Neben dem Einstellen der Dokumente und dem Anlegen von Arbeitspaketen und Meilensteinen sowie deren Terminierung war die Projekt-Blog-Funktion ein wichtiges und wertvolles Kommunikations-Tool. Im Rahmen der Web- und Telefonkonferenzen wurde eine zusätzliche Applikation zur gemeinsamen simultanen Bearbeitung von Dokumenten eingesetzt. Neben mehreren Telefonkonferenzen konnte sich die Praxisgemeinschaft Wissensmanagement auch den „Luxus“ mehrerer Präsenztreffen leisten, was das Durchlaufen der Teamentwicklungsphasen gefördert hat. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 55 V Literatur Andrea Back, Norbert Gronau, Klaus Tochtermann (Hg.): Web 2.0 in der unternehmenspraxis: Grundlagen, Fallstudien und Trends zum einsatz von social software, Oldenbourg 2009. Hans-Jörg Bullinger, Hans J. Warnecke, Engelbert Westkämper: Neue Organisationsformen in unternehmen, 2. Auflage, springer 2008. Manfred Gellert, Claus Nowak: Teamarbeit, Teamentwicklung, Teamberatung – ein praxishandbuch in und mit Teams, Verlag Christa Limmer 2007. Rolf Grap: Neue Formen der Arbeitsorganisation für die stahlindustrie, Augustinus 1992. Lynda Gratton: The time is ripe for fresh ideas, in: Financial Times, 5.2.2009. John Handy: Trust and the virtual organization: how do you manage people whom you do not see? In: Harvard Business review, 73 (1995), 40–48. Udo Konradt, Guido Hertel: management virtueller Teams, Beltz 2002. Kai Mertins: Wissensstandort Deutschland – Deutsche unternehmen auf dem Weg in die wissensbasierte Gesellschaft. In: m. Bentle et al.: Tagungsband 12. Kongress zum IT-gestützten Wissensmanagement, KnowTech 2010. Jan A. Strunk: mitbestimmung bei der Nutzung betrieblicher Informations- und Kommunikationstechnik – eine einführung, in: Computer und Arbeit, 7–8/2010. Judith C. Wirth: sozialkompetenzen gezielt fördern, Orell Füssli 2007. 56 praxisgemeinschaft Wissensmanagement Checklisten 1 einführung virtueller Teamarbeit 2 Auswahl der IT-Tools 3 effektive Teamarbeit 4 supportstrukturen 5 präsenzmeetings mit virtuellen Teams 6 Lessons Learned Workshop Grundlagen 1 Funktionen in Teams 2 Grundlagen für Telefonkonferenzen 3 Orientierung in Kulturkreisen 4 Teamphasen erkennen und begleiten 5 Feedback Grundregeln Auf www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm finde sie folgende Checklisten und Grundlagen kostenfrei zum download www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm 57 VI Die praxisgemeinschaft Wissensmanagement Die RKW Praxisgemeinschaft Wissensmanagement hat im Sommer 2010 die Arbeit aufgenommen und trifft sich seitdem regelmäßig im RKW Kompetenzzentrum. Im Zentrum der gemeinsamen Arbeit stehen die Bearbeitung und Reflexion aktueller betrieblicher Fragestellungen im Umgang mit Wissen. Die Arbeit der Praxisgemeinschaft Wissensmanagement zeichnet sich durch die Bündelung der interdisziplinären Teilnehmerexpertise, die langjährige Erfahrung der Teilnehmer und der Freiheit aus, gemeinsam über den Tellerrand schauen zu können. Die Teilnehmer bringen ihr Know-how ehrenamtlich ein und sind bei der Erstellung der Veröffentlichungen aktiv beteiligt. Das RKW bietet neben der eigenen Expertise den passenden Rahmen und die Plattform. Marcus Funke ist Diplom-Ingenieur, zertifizierter projektmanager (pmp) und hat eine Ausbildung als systemischer Berater absolviert. er hat den größten Teil seiner beruflichen Laufbahn bei Hp verbracht. Zuletzt war er in einer weltweiten Wissensmanagementfunktion bei Hp services beschäftigt. Aufbauend auf seiner langjährigen erfahrung aus der Leitung großer projekte beziehungsweise projektportfolios im Hp-Telecom-sektor, hat er maßgeblich an der einführung von projektmanagementmethoden und pmO-strukturen mitgewirkt. er hat Coaching-programme etabliert und Wissensmanagementaspekte in die projektarbeit bei Hp eingebracht. seit kurzem ist er als freiberuflicher Berater in den Bereichen projekt- und Wissensmanagement tätig. 58 Sascha Hertling ist Diplom-soziologe, ausgebildeter Trainer, systemischer Berater und moderiert die praxisgemeinschaft Wissensmanagement. seit 2007 bearbeitet er die Themen personalmanagement und Wissensmanagement im rKW Kompetenzzentrum. Herr Hertling leitet zudem Werkstätten für mittelständische unternehmen, die gemeinsam an der einführung individueller Lösungen im umgang mit Wissen arbeiten. Weitere schwerpunkte liegen in den Bereichen Fachkräftesicherung und demografischer Wandel. praxisgemeinschaft Wissensmanagement Eckhard Hübner ist Diplom-Informatiker und seit über 25 Jahren in der IT-, software- und Internet-Branche tätig. In dieser Zeit hat er umfangreiches internationales Wissen in verschiedenen Industriezweigen und speziell im Online- und e-Commerce-Business aufbauen können. Herr Hübner hat in Konzernen, aber auch bei startups und bei stark wachsenden unternehmen vielfältige erfahrungen in den Bereichen IT, produkt- und projektmanagement sowie Business Operations erworben. Zu seinen Kompetenzen zählt zudem die ganzheitliche steuerung und Leitung interdisziplinärer projekte in Zusammenarbeit mit internen Abteilungen und externen Dienstleistern. er hat mehrere virtuelle multikulturelle und globale Teams aufgebaut und erfolgreich geführt. seine Führungskompetenz hat Herr Hübner durch eine Weiterbildung für systemisches Coaching und Teamentwicklung noch vertieft. eckhard Hübner ist seit 2008 als selbständiger Berater tätig. Ursula Lauterbach, Diplom-psychologin, Diplompädagogin, Trainerin, ist für die GIZ im personalbereich tätig. sie hat mehrere Jahre die Führungskräfteentwicklung geleitet und Beratung (inhouse und extern) für Change-management durchgeführt. Ferner ist sie moderatorin, Trainerin und Business-Coach mit schwerpunkt Führung, selbstmanagement und Burn-out-prophylaxe. www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm Jörg Müller ist Diplom-Betriebswirt (BA), systemischer Coach und bei T-systems experte für personal- und Teamentwicklung. er verfügt über langjährige erfahrung als projektleiter für die einführung von Führungsinstrumenten (Deutschland und international). Weitere fachliche schwerpunkte liegen bei mitarbeiterentwicklungsgesprächen, Karrieremodellen für Fachexperten sowie potenzialträgern und dem Nachfolgemanagement. Jörg Westphal, master Coaching IsB, ist international erfahrener personalexperte, Organisations- und unternehmensentwickler. Nach einer über 30-jährigen Karriere in verschiedenen mittelständischen unternehmen ist er heute als managementberater und Business-Coach tätig. seine Kernkompetenzen umfassen die Bereiche strategische personal- und Nachfolgeplanung, Veränderungsprozesse, Begleitung von m&A-prozessen, Aufbau neuer Organisationseinheiten und standorte, kollegiales Lernen und Feedbacksysteme. Jörg Westphal ist auch mitglied im Arbeitskreis Wissensbilanz und Kooperationspartner des Bundesverbands der personalmanager. 59 www.rkw-kompetenzzentrum.de/pgwm