KTM Scarp 27 Elite Kompromisslose Rennmaschine

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KTM Scarp 27 Elite Kompromisslose Rennmaschine
KTM Scarp 27 Elite
Kompromisslose Rennmaschine
UVP: 2999€
Gewicht:
12,2kg
Rahmenmaterial: Carbon/Alu
Laufradgröße: 27,5“
Federweg vorn/hinten: 100/105mm
Bauteil
Modell
Gabel
RockShox Reba RL 27 Solo Air 15mm
Dämpfer
RockShox Monarch RL
Laufräder
Mavic Crossride 27.5
Reifen
Schwalbe Rocket Ron Evo
Bremse
Shimano SLX M675
Bremsscheiben
Shimano RT66 180/180
Schaltwerk
Shimano XT M786 Shadow Plus
Umwerfer
Shimano SLX M676-D 2-fach
Schalthebel
Shimano SLX M670
Kurbel
Shimano SLX 671 40-30-22
Kassette
Shimano HG50-10 11-36
Vorbau
Ritchey Comp 4-axis 6° 100mm
Maß
S
M
L
Lenker
Ritchye Comp 2X flat 710mm
Oberrohr Waagrecht
570mm
588mm
605mm
Sattelstütze
Ritchey Comp 2b 400/30.9
Sitzrohrlänge
430mm
480mm
530mm
Sattel
Selle Italia SL Flow
Sitzwinkel
74,7
74,7
74,7
Lenkwinkel
69,7
69,7
69,7
Steuerrohrlänge
120mm
125mm
137mm
Kettenstrebenlänge
435mm
435mm
435mm
Radstand
1092mm
1111mm
1129mm
Stack
584mm
588mm
599mm
Reach
410mm
427mm
441mm
Test: Der österreichische Hersteller KTM hat für 2015 einmal mehr seine gesamte
Produktpalette überarbeitet. Auch das im letzten Jahr eingeführte KTM Scarp 27 Elite
bekam ein kleines Facelifting mit neuen Lackierungen und Komponentenupdates. Im
Test überzeugt das 12,2kg leichte Bike aus Carbon und Aluminium als kompromisslose
Rennmaschine mit wenigen Schwächen.
Rahmen und Geometrie
Das Scarp 27 Elite ist der günstigste
Vertreter unter den Carbonmodellen
der Scarp-Reihe. Im Gegensatz zu seinen
teureren Geschwistern besteht beim
Elite aber lediglich der Hauptrahmen
aus Carbon, beim Hinterbau setzen
die Österreicher auf Aluminium – ein
durchaus cleverer Schachzug, der die
Kosten drückt und sich beim Gewicht
nur marginal niederschlägt. Optisch
fallen die beiden unterschiedlichen
Rahmenmaterialien ohnehin nicht auf.
Das Scarp 27 Elite kommt in der KTM-typischen Farbkombination aus Schwarz
und Orange. Das matte Finish wirkt
hochwertig und ist weniger empfindlich
als glänzende Oberflächen.
Die Verarbeitung des Rahmens ist
durchweg gelungen und bietet keinerlei Grund zur Kritik. Ein schönes Detail
ist der integrierte Rahmenschutz im
Bereich des Unterrohrs – so können
hochgeschleuderte Steine dem Carbon
nichts anhaben. Apropos Unterrohr: Dieses bietet sowohl im Rahmendreieck als
auch unterhalb des Rohrs die Möglichkeit einen Flaschenhalter anzubringen,
darüber dürften sich insbesondere die
Racer und Marathonfahrer freuen. Die
Formgebung des Scarp 27 ist signifikant
und dadurch sicherlich auch nicht jedermanns Geschmack; gerade der massive
Bereich um das Steuerrohr dürfte polarisieren. Ansonsten dominieren weiche
Kanten und klare Linien, die von den
orangenen Decals schön aufgegriffen
werden. Die interne Kabelführung sorgt
für eine aufgeräumte Optik.
Beim Hinterbau des KTM Scarp 27 Elite
handelt es sich um einen abgestützten
Eingelenker – eine Anlenkung, die sich
schon seit vielen Jahren bewährt hat.
Das Heck bietet dem Fahrer 105mm
Federweg für genügend Reserven auf
Cross Country- und Marathonstrecken.
Für gute Steifigkeitswerte und einfachen
Radein- und Ausbau sorgt die 142x12mm
Steckachse. Die 180mm Postmount-Aufnahme spart zwar einen Adapter, wer al-
lerdings lieber eine 160mm Bremsscheibe am Hinterrad fährt, schaut in die
Röhre.
Die Geometrie des Scarp stellt unmissverständlich klar, dass es sich hier um ein
reinrassiges Racebike handelt. Mit einem
recht steilen Lenkwinkel von knapp 70°
und fast 75° Sitzwinkel sollte auch bei
steilen Anstiegen mehr als genügend
Druck auf die Pedale kommen. Die
Kettenstreben sind mit 435mm ein sehr
schöner Kompromiss zwischen Agilität und Laufruhe. Ansonsten liegt die
Geometrie im Zeitgeist: das eher kurze
Sitzrohr und der recht weitere Reach
sorgen für eine sportliche Sitzposition.
Ausstattung
Beim Antrieb setzt KTM wie gewohnt
auf Komponenten von Shimano. Das
Scarp 27 Elite kommt mit der kompletten
670er SLX Antriebsgruppe, lediglich das
Schaltwerk kommt aus der XT-Reihe.
Letzteres wird als Shadow Plus Version
verbaut – mit Shadow Plus bezeichnet
Shimano die Schaltwerksdämpfung, die
Kettenschlagen und Abwürfe erheblich
reduziert. Auch die Bremsen stammen
aus der SLX Reihe und fügen sich somit
optisch wie technisch sehr schön zum
Rest.
Das Fahrwerk der schwarz-orangenen
Rennmaschine stammt aus dem Hause
RockShox, genauer gesagt sorgen eine
Reba Federgabel mit 100mm an der
Front und ein Monarch RL Dämpfer am
Heck für Komfort und Kontrolle. Beide
Federelemente bieten einen Lockout –
die Reba lässt sich per Pushlock direkt
vom Lenker sperren, beim Monarch muss
ein Hebel am Dämpfer umgelegt werden. Dieser ist aber auch während der
Fahrt gut und einfach zu erreichen.
Bei den Laufrädern vertraut KTM auf
das langjährige Know-How von Mavic
und verbaut am Scarp 27 Elite die sehr
beliebten Crossride Laufräder. Diese
wissen durch gute Steifigkeitswerte und
langlebige Naben zu überzeugen, die
Felgen sind mit lediglich 19mm Innen-
weite aber recht schmal und mit etwas
über 1900g gehört der Laufradsatz auch
nicht unbedingt zu den Leichtgewichten.
Die Bereifung kommt von Schwalbe –
die Rocket Ron Evo Reifen bieten einen
guten Kompromiss zwischen Grip und
Leichtlauf.
Bei den Anbauteilen, also Vorbau,
Lenker und Sattelstütze verbauen die
Österreicher Teile aus der Comp-Linie
von Ritchey. Diese doch eher günstigen Bauteile wollen nicht so recht zur
ansonsten durchweg höherwertigen
Ausstattung passen. Allerdings hat
bezüglich Lenkerbreite, Vorbaulänge und
Stützensetback ohnehin jeder Fahrer
andere Ansprüche. Auffällig ist der mit
100mm recht lange Vorbau an unserem
Testrad. Dieser sorgt zwar für ordentlich
Druck auf dem Vorderrad an steilen
Rampen, geht es allerdings einmal steil
nach unten, vermissen wir ein direkteres
Lenkgefühl und es machen sich recht
schnell Überschlagsgefühle breit. Nach
einem Tausch auf einen 20mm kürzeren
Vorbau verbesserte sich das Handling
spürbar.
Auf dem Trail
Vom ersten Antritt an wird deutlich:
Das KTM Scarp 27 Elite möchte schnell
gefahren werden. Durch den steilen
Sitzwinkel landet die Power direkt auf
dem Waldboden, die 12,5kg unseres
Testaufbaus sind in wenigen Umdrehungen auf Geschwindigkeit. Mit
etwas leichteren Laufrädern wäre hier
sicherlich noch ein Plus an Spritzigkeit
drin, doch auch der Mavic Laufradsatz
bremst nicht merklich. Wir verzichten
bei Gabel und Dämpfer bewusst auf den
Lockout, um das Fahrwerk auf die Probe
zu stellen. Der Hinterbau zeigt sich hier
erfreulich Antriebsneutral – wenngleich
der Dämpfer natürlich etwas nachgibt,
lässt sich weder Wippen noch Pedalrückschlag verzeichnen.
Der Antrieb funktioniert wie erwartet
gut – die SLX Komponenten bieten
das Shimano-typische geschmeidige
Schaltverhalten und das Shadow Plus
Schaltwerk sorgt durch das effektive
Verhindern von Kettenschlagen für einen sehr leisen Antrieb. Die SLX Bremsen
quietschen anfangs etwas unangenehm,
nach einer kurzen Einfahrphase gibt sich
das allerdings und wir kommen jederzeit
mit einem Finger zum Stehen.
Steile Rampen meistert das KTM spielerisch – Gabel und Hinterbau bleiben
neutral, im äußersten Notfall kann man
auch auf den Lockout zurückgreifen. Wir
verzichten im Test allerdings meistens
darauf, da das Fahrwerk auch im offenen
Zustand sehr effizient arbeitet. Wir
scheuchen das Scarp über eine typischen
Cross Country Strecke – schnell, eng,
verwinkelt, mal hoch und mal hinunter. Gerade in den engen, verwinkelten
Passagen gefallen die im Cross Country
Bereich fast exotischen 27,5“ Laufräder
im Gegensatz zu den sonst üblichen 29“.
Sie bieten doch ein spürbares Plus an
Agilität und verringern den Wendekreis.
Das KTM Scarp 27 Elite ist ein
wirklich rassiges Racebike.
Die Nachteile machen sich dann hingegen vor allem im technischen Uphill bemerkbar, wo Wurzeln und größere Steine
die kleineren Räder doch merklich mehr
bremsen als ihre größeren Pendants. Die
Laufradfrage bleibt nach wie vor von den
persönlichen Vorlieben und der Strecke
abhängig.
Geht es einmal etwas steiler bergab,
stößt das KTM allerdings recht schnell
an seine Grenzen. Wir haben hier vor allem mit drei Problemen zu kämpfen: Der
Rocket Ron Reifen am Vorderrad verliert
recht schnell an Grip wenn das gesamte
Rad mitsamt Fahrer schiebt – das ist
dem Reifen auch gar nicht unbedingt
anzulasten, weil er dafür nicht gemacht
ist. Weitaus schwerer wiegt das nervöse
Handling des Scarp, das vor allem im
steilen Lenkwinkel und dem langen Vorbau seine Ursachen hat. Nachdem wir
den Vorbau gegen eine kürzere Version
getauscht hatten, verbesserte sich das
Handling bergab spürbar.
Fazit
Das KTM Scarp 27 Elite ist ein wirklich
rassiges Racebike, das auf dem Trail sehr
viel Spaß macht. Das Fahrwerk ist straff,
arbeitet effizient und auch die Ausstattung überzeugt bis auf ganz wenige
Ausnahmen. Lediglich bei längeren
Passagen bergab offenbart das KTM einige Schwächen, die aber angesichts des
ansonsten starken Eindrucks nur wenig
ins Gewicht fallen. Die 12,2kg schwere österreichische Rennmaschine ist deshalb
gerade für Racer und Marathonfreunde
eine Empfehlung wert.
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