manila paparazzi

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26 SPORT
KURIER
SONNTAG, 7. JUNI 2009
Eine Audienz
Aufschlag für den Rekordjäger
Tennis – Federer geht als Favorit ins heutige Paris-Finale
Beachvolleyball –Montagnolli/Hansel überraschen in Baden
APA / HELMUT FOHRINGER
Keine Rede vom schwa- schung. Der des neu for- die norwegischen Vizeeuchen Geschlecht. Beim Aus- mierten Duos Montagnolli/ ropameister) durch. Und
trian Masters in Baden hal- Hansel schon. Sie kämpften das, obwohl die Tirolerin
ten die Damen Österreich sich über den Loser-Pool und die Salzburgerin erst
im Rennen. Während alle mit zwei Siegen (u.a. gegen seit drei Monaten gemeinsame Sache machen.
drei Herren-Teams
„Was uns fehlt, ist die
am Freitag ausgeKonstanz“, sagt Monschieden waren, durftagnolli. „Und mir ein
ten die Schwaigerbisschen SelbstverSchwestern und Montrauen“, ergänzt Hantagnolli/Hansel sich
sel. „Aber das wird von
auch am Samstag im
Sieg zu Sieg besser.“
Strandbad vergnügen.
Der Semifinaleinzug
Und wie sie das tain Baden ist jedenfalls
ten. Der Semifinaleinder größte gemeinsazug von Doris und
me Erfolg. Und macht
Steffi Schwaiger war
Mut für die Zukunft.
keine große Überra- Vorwärts: Hansel (li.)/Montagnolli glänzen
Ü B E R B L I C K
Fußball: Rapid-Tickets
werden bereits knapp
Der Vorverkauf für die Jubiläumsspiele von Rapid gegen Schalke (11. Juli) und
Liverpool (19. Juli) läuft auf
Hochtouren. 1000 Tickets
sind noch für das SchalkeSpiel im Hanappi-Stadion
erhältlich. Für Liverpool im
Happel-Stadion sind noch
9500 der 49.500 Plätze frei.
Boxen: Klitschko
gegen Tschagajew
Wladimir Klitschko hat einen Ersatzgegner gefunden
für seine geplante Titelverteidigung am 20. Juni in der
Schalker
Arena.
Der
Schwergewichtler aus der
Ukraine trifft auf den Usbe-
ken Ruslan Tschagajew,
nachdem der Brite David
Hayne abgesagt hatte.
Football: Abschied
gegen die Giants
Im April unterlagen die
Raiffeisen Vikings den Giants aus Graz noch gigantisch mit 12:37. Im letzten
Heimspiel der Saison (15.00
Uhr, Hohe Warte) brennen
die Wiener auf Revanche. In
den letzten sechs Spielen
gingen die Vikings jeweils
als Verlierer vom Platz.
Tischtennis: Keine
Chance für Habesohn
Wie befürchtet nichts zu
holen, war für den Wiener
Daniel Habesohn bei den
AP / ANDREAS SCHAAD
Zielsicher: Die Kärntnerin wurde Dritte, war aber enttäuscht
Billard: WM-Bronze für Ouschan in Manila
Jasmin Ouschan hat bei der Damen-WM in Manila auf
den Philippinen in der Poolbillard-Disziplin 10er Ball
Bronze gewonnen. Da die 23-jährige Kärntnerin auch
schon bei der Herren-WM 2008 in New York Dritte wurde, konnte sich die Nummer 1 der Damen-Weltrangliste
nicht wirklich freuen. „Im ersten Moment bin ich enttäuscht, weil die Chance auf das Finale da war“, sagte
die 19-fache Europameisterin Ouschan nach der 6:9Niederlage gegen die Taiwanesin Shin-Mei Liu.
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China Open gegen den Chinesen Wang Liqin im Achtelfinale. Der 22-jährige unterlag dem dreifachen ExWeltmeister 0:4, holte dabei
nur insgesamt 19 Punkte.
Karate: Die Weltklasse
zu Gast in Wien
290 Wettkämpfer aus 11
Nationen treten heute bei
den Kyokushin Karate Austrian Open in Wien an (ab
10.00, 22-Lieblgasse 6).
Darunter Jianu Raluca
(Rum), Weltmeisterin in
Kata (partnerlose Kampfkunst) und Elena Vrobyeva
(Rus), Weltmeisterin in Kumite (Kampf).
Rallye: Schnelles Aus
für Baumschlager
Serienmeister
Raimund
Baumschlager musste bei
der Judenburg-Pölstal-Rallye bereits nach der siebenten Sonderprüfung aufgeben. Der Oberösterreicher
blieb in seinem Skoda Fabia
S2000 mit dem Fuß zwischen Gas- und Bremspedal hängen, musste reversieren und fuhr unerlaubt
30 bis 40 Meter gegen die
Fahrtrichtung. In Führung
liegt Hermann Gassner.
Trauer: Sekundentod
eines Sportreporters
Walter Hoyer, der sich mit
Aufdecker-Stories
beim
KURIER sowie später bei
Basta, News, Ganze Woche,
Profil einen Namen gemacht hatte, ist im 68. Lebensjahr in Gablitz (Niederösterreich) völlig unerwartet verstorben.
FELIX LILL (3)
Junge Teams und große Erfolge
i Heißer Empfang
Der KURIER traf
Sprintstar Usain
Bolt in dessen
Heimat Jamaika.
Der schnellste
Mann der Welt
erzählt von
Helden, Drogen,
und Legenden.
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VON FELIX LILL
KINGSTON/JAMAIKA
A
ls „Lightning Bolt“ einige Längen auf dem
schlecht
gemähten
Platz gelaufen ist, verlässt er
den Acker und steigt die kleine Tribüne am Fuß der Anlage hinauf. Oberschenkel und
Waden lässt er sich massieren. In der Zwischenzeit
läuft sein jüngerer Bruder
Sadeeki weiter und übt sich
in Sprints. Am Ende der Trainingseinheit wird es ein brüderliches Kräftemessen geben. Eine ganz normale Angelegenheit. Und doch so
besonders. Usain Bolt ist 22
Jahre
jung
und
der
schnellste Mann aller Zeiten.
Der Superstar der Olympischen Spiele von Peking, der
Weltrekordmann über die
100 Meter.
Lichtgestalt Bolt hat in Jamaika einen ähnlichen Status
wie Bob Marley. Sein Land
liebt ihn. Durch den Musiker
Marley hatte die von der britischen Kolonialherrschaft
geprügelte Insel in den Sechziger Jahren ein Gesicht bekommen, das nicht weiß
war. 28 Jahre nach Marleys
Tod gibt es endlich wieder
eine Lichtgestalt.
Sein provokant-genialer
Auftritt von Peking (die letzten Meter lief er gemütlich
aus) sorgte für Kopfschütteln und Staunen. „Ich hätte
schneller laufen können als
9,69“, sagt Bolt, der schon als
Kind erahnen ließ, welch gigantisches Potenzial in ihm
schlummerte.
Feldversuch: So bodenständig schaut die Vorbereitung des
dreifachen Olympia-Siegers auf die Welmeisterschaft in Berlin aus
2002 errannte Bolt als 15
Jähriger seinen ersten WMTitel als Junior – 200 Meter in
20,58 Sekunden. 2003 war er
um weitere 33 Hundertstel
schneller. Weltrekord.
an der University of Technology ein um Business zu studieren. Doch er erkannte,
dass er in der Umkleidekabine bessere Figur machte als
im Hörsaal.
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Rekordlust: Der Blitz aus Trelawny Parish
Zur Person Usain Bolt wurde
am 21. 8.1986 im Trelawny
Parish auf der Karibikinsel
Jamaika geboren. Er misst 1,96
Meter und wiegt 86 Kilo.
REUTERS / KAI PFAFFENBACH (2)
auf Sand“, freut sich Söderling auf das Duell mit Federer. „Ich wollte schon nach
dem Achtelfinalsieg gegen
Nadal mehr, und das ist
noch immer der Fall.“
Federer will sich aber in
seinem 201. Match bei einem Grand-Slam-Turnier
eine große Chance nicht entgehen lassen. Als erster
Spieler seit Andre
Agassi kann er den
Grand-Slam holen. Mit
Ivan Lendl hat er einen
Topmann mit seinem
19. Major-Finale bereits eingeholt. Und
mit Pete Sampras, der
insgesamt bei 14
Grand-Slam-Turnieren triumphierte, kann
er heute gleichziehen.
Karriere Der Sprinter krönte
sich 2008 zum König der Olympischen Spiele von Peking,
gewann dort sowohl über 100
Meter (oberes Bild), als auch
über 200 Meter (Mitte) und mit
der 4 x 100-Meter-Staffel (unten). Jeweils in Weltrekordzeit,
was insofern bemerkenswert
war, als er über 100 m bereits
20 Meter vor dem Ziel jubelnd
auslief und über 200 m auf der
Zielgeraden Gegenwind von 0,9
Meter pro Sekunde hatte.
APA / KAY NIETFELD
APA / CHRISTOPHE KARABA
„Es ist unglaublich, dass nalist in Paris seit 2000
ich zurückgekommen bin“, (Magnus Norman, heute
sagt Roger Federer. Dabei Söderling-Coach) schlug
hat er am Freitag nur das Fernando Gonzalez 6:3, 7:5,
gemacht, was ihm in den 5:7, 4:6, 6:4 und kann heute
drei Jahren zuvor auch ge- sein erstes Sandplatz-Turlungen ist: Das Finale der nier gewinnen. „Es ist ein
tolles Gefühl, bei einem der
French Open erreicht.
Aber: Erstens war der größten Turniere im Finale
letzte Weg dorthin heuer zu stehen – und noch dazu
beschwerlicher (3:67:6-2:6-6:1-6:4-Sieg
über den Argentinier
Juan Martin del Potro), zweitens ist er im
Endspiel klarer Favorit. Dort wartet auch
ein Herr, der im Halbfinale über fünf Sätze
gehen musste: Robin
Söderling. Der Überraschungsmann und
erste schwedische Fi- Power: Federer schlägt sich bravourös
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Und als Bolt 2003 seinen
zweiten Junioren-WM-Titel
holte, lief er als erster Junior
eine Zeit von unter 20 Sekunden. Mit seinen Leistungen hätte der Sohn aus einfachen Verhältnissen aus dem
jamaikanischen Hinterland
an jeder US-Eliteuniversität
mit Stipendium studieren
können, zog es aber vor, daheim zu bleiben.
Nach dem High-SchoolAbschluss schrieb Bolt sich
2008 war der 1,96 MeterMann kein Geheimtipp
mehr: Nach Silber hinter Tyson Gay und einer weiteren
in der 4x100-Meter-Staffel
bei der WM 2007 in Osaka
unterbot Bolt den Weltrekord über 100 Meter mit
9,72. Das passierte im Mai
2008 in New York. Und dann
kam Peking. Drei Mal Gold,
drei Mal Weltrekord.
Bolt war plötzlich ein Megastar, Volksheld der
!
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i Geldmaschine Bolt
Ein Werbeträger für Sechs- bis Sechzigjährige
A
uch auf dem Sponsorsektor hat der junge
Usain Bolt mächtig abgeräumt. Der erste Vertrag
wurde 2002 mit Puma abgeschlossen, damals ging es
noch um Ausrüstung für
Training und Wettkämpfe.
Seit 2004 ist Bolt Profi und
finanziert sein Leben aus
Werbeverträgen und Preisgeldern. Zu den Olympischen Spielen 2008 brachte
Puma den Schuh „Cell Mio“
mit Bolts Unterschrift an der
Seite heraus. Nach Peking
bekam der Fan flotter Autos
einen BMW M3 geschenkt.
Den hat er zwar Ende April
dieses Jahres zu Schrott gefahren, aber Puma wird es
ihm verzeihen. Die Schram-
men am linken Fuß haben
seiner Sprintstärke offensichtlich keinen Abbruch getan, Mitte Mai unterbot Bolt
auf einem Straßenrennen in
Manchester einen 25 Jahre
alten Weltrekord über die
150 Meter um mehr als vier
Zehntelsekunden.
Europa im Visier Das erfreute
auch Digicel, großer Mobilfunkanbieter im Lateinamerikanischen Raum, der den
seit 2005 laufenden Vertrag
mit dem Sprinter kurz vor
den Spielen in Peking um
drei Jahre verlängert hat.
Schon damals mit dem Attribut „The World’s Fastest
Man“. Nach den Erfolgen in
China bekundete der Souve-
nir-Hersteller Sun Island Jamaica Interesse. Ende 2008
wurde ein Vertrag abgeschlossen, Bolts Gesicht und
Name dürfen benutzt werden. So will das Unternehmen den europäischen
Markt erschließen – mit patriotischen, trendigen sowie
Shirts und Mützen sollen
sechs- bis sechzigjährige potenzielle Kunden angesprochen werden.
Der Vertrag zwischen Sun
Island Jamaica und Bolt ist
allerdings nicht exklusiv.
Das biete Raum für weitere
Verträge, sagt Manager Peart, der mit dem Managementteam von Bolt auch die
Startgelder bei Meetings
aushandelt.
SPORT 27
KURIER
SONNTAG, 7. JUNI 2009
beim rasenden Feldarbeiter
ner von Bolts Bodyguards. Usain Bolt selbst
sieht die Aufregung um
seine Person gelassen. Er
will in Jamaika bleiben.
Hier hat er Familie, Freunde
und Freundin. „Die Trainingsbedingungen mögen
anderswo besser sein, aber
für Weltrekorde reicht es
hier“, sagt er und grinst.
Jamaikaner. Die gebürtigen
Jamaikaner Ben Johnson
und Donovan Bailey waren
für die USA bzw. Kanada gestartet, Linford Christie für
die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien.
Bolt hingegen blieb auf
seiner Insel. Das schätzen
die Fans, sie wissen, dass er
schon früh hätte auswandern können. „Ich laufe für
das Land, das mir meine Jugend geschenkt hat, damit
ich diesem Land etwas zurückgeben kann“, sagt Bolt
in schwarzer, knielanger Pumahose mit jamaikanischer
Flagge an den Seiten und mit
breit gezogenem Englisch
am Rand des Trainings.
Marihuana und Bier Die
meisten Einheiten in
der Woche trainiert
Bolt auf einem Rasenfeld. „Tartan nur,
wenn es sein muss. Bei
Wettkämpfen und so.“ Man
hat den Eindruck, Sport ist
für Bolt bloße Routine. Er
denkt nicht viel nach, er
funktioniert. Die Seele arbeitet abseits des Sports.
Der Sport, wie schon in
seiner Kindheit, als er Cricket und Fußball spielte, dominiert den Tagesablauf.
Sein Leben neben der
Leichtathletik nennt Bolt
sein „jamaikanisches. Seit
Bob Marley hat in Jamaika
jeder einmal an einem Joint
gezogen“, sagt er. Behauptete er von sich das Gegenteil,
würde ihm in Zukunft niemand mehr ein Wort glauben. Wenn Bolt ausgeht um
zu tanzen, gehen auch „hin
und wieder ein paar Bier“,
sagt er, wischt sich den
Schweiß vom T-Shirt, öffnet
seine Spikes, streift sein TShirt ab. Sein Brustkorb vibriert noch vom letzten 400Meter-Sprint.
Abschirmung Sein Trainer
Glen Mills sieht es nicht
gern, wenn Journalisten die
Sportanlage von Kingstons
University of the West Indies
besuchen, um Bolt beim
Training aufzulauern.
Einfach ist es generell
nicht, mit Bolt zu sprechen.
Konkurrenz Gerade hat er seinen hoch motivierten, maximal sprintenden Bruder Sadeeki auf der Zielgeraden
überholt und mit rund vier
Metern Vorsprung geschlagen. Die anderen Athleten
auf der Tribüne sahen jubelnd zu, hofften, der kleine
Hautnah am Star: Das Gespräch
mit dem Sprint-Ass in Kingston
Seine demonstrative Coolness mündet in Wortkargheit, außerdem ist er seit Peking 2008 von zwei Bodyguards bewacht. „Im letzten
Jahr hat die Anzahl der Medienanfragen so sehr zugenommen, dass Usain vor
Werbe- und Medienterminen fast nicht mehr zum
Trainieren kommt. Manchmal geht ihm schon etwas
Lockerheit verloren“, sagt
Manager Norman Peart.
Zurückhaltung
„Paparazzi
und aufdringliche Fans sind
häufig geworden, so dass wir
uns um Usains Privatsphäre
sorgen müssen. Er bemüht
sich, jedem Fan seinen
Wunsch zu erfüllen, aber er
weiß selbst, dass er sich zurückhalten muss, damit er
noch ein eigenes Leben führen kann“, sagt der ehemalige Polizist Patrae Rowe, ei-
Bruder würde das Rennen
machen. So richtig dran geglaubt hat aber niemand.
Zurzeit bereitet sich Bolt
auf die WM in Berlin im August vor. Da wird die 2,8-Millionen-Insel wieder aus dem
Häuschen sein. Alfred Francis, Organisator des „Reggae
Marathon“ in der westjamaikanischen Touristenstadt
Negril, stellt klar, dass Erfolg
und Stellenwert von Bolt mit
jenem von Bob Marley
durchaus zu vergleichen sei.
„Dann hat mein Land jetzt
zwei
Aushängeschilder“,
sagt Usain Bolt, der Patriot.
Dann nimmt er eine Trinkflasche in die Hand und geht
halbnackt mit langen Schritten Richtung Kabine.
In Kingston gibt es übrigens standesgemäß ein BobMarley-Museum. Ein UsainBolt-Museum? Ist wohl nur
eine Frage der Zeit.
APA / GERO BRELOER
Sicher ist sicher: Bodyguards passen im Training auf Bolt (M.) auf
Der Goldjunge: Usain Bolt überstrahlte bei den Spielen in Peking alle anderen und sorgte im Olympiastadion für die magischen Momente