Laden Sie sich den Führer herunter!
Transcription
Laden Sie sich den Führer herunter!
Einleitung Im italienischen in Borgo Panigale, dem Stammstitz von Ducati, ist die große Historie der Traditionsmarke auf über 1.000 Quadratmetern hautnah erlebbar. Im Rahmen der ersten World Ducati Week (WDW) 1998 wurde das Konzept eines Ducati Museums erstmals öffentlich präsentiert. Wenige Monate später, am 16. Oktober 1998, war es dann so weit: Das offizielle Ducati Museum eröffnete am Firmensitz in Borgo Panigale, einem Ortsteil von Bologona. Die Besucher erleben dort über ein halbes Jahrhundert Firmengeschichte und Rennsport Historie. Von der Firmengründung durch die Brüder Antonio und Bruno Cavalieri Ducati im Jahr 1962 bis hin zu den neuesten Werksrennern aus der MotoGP oder Superbike-WM sind alle Meilensteine der Firmengeschicht ausgestellt. Vom Cucciolo bis zur Desmosedici – die Exponate werden in einem ebenso speziellen wie originellen Ambiente präsentiert. Die 33 legendärsten Ausstellungsstücke stehen auf einer beleuchteten „Rennstrecke“ die kreisrund um einen großen roten Helm führt. Die Ausstellung wurde vom Museumsdirektor Marco Montemaggi und Kurator Livio Lodi gestaltet und in sieben multimediale Themenräume unterteilt. Jeder Raum erweckt die großen Emotionen vergangener Tag wieder zum Leben. Historische Filmdokumente, originale Zubehörteile, viele Raritäten sowie natürlich die Motorräder erwecken die Geschichte zum Leben. Als „eine wahrhaftige Zeitmaschine”, beschreibt Livio Lodi die Sammlung. „Die ältere Fangemeinde wird sich an viele, bereits in Vergessenheit geratene Zeiten, zurückversetzt fühlen. Jüngere Fans unserer Marke erfahren, wie weitreichend, umfassend und bedeutungsvoll die Ducati-Geschichte ist. Für alle Liebhaber der ‚Roten aus Borgo Panigale’ geht ein großer Traum in Erfüllung“. Der gestalterische Entwurf des Museums wurde den in einem Gemeinschaftsbüro tätigen Architekten Pietrogrande und Martera anvertraut. Die Umsetzung der Entwürfe übernahm ICET. Besuchen Sie uns und entdecken Sie die glorreiche Vergangenheit von Ducati. Lassen Sie sich von der Tradition, den technischen Innovationen, dem unvergleichlichen italienischen Stil und den unvergesslichen Momenten im Rennsport verzaubern, seit der Firmengründung im Jahr 1926. Einleitung 1 Das konzept des Ducati Museums Kurator Livio Lodi erklärt die Idee, die dem Museum seine Struktur verlieh. Diese Dauerausstellung ist der Entwicklung des Unternehmens aus Borgo Panigale in sportlicher Hinsicht gewidmet und rekonstruiert, Schritt für Schritt, die bedeutendsten Momente dieser Geschichte. Der Museumsbesucher betritt die Ausstellung durch einen Raum, der die Ducati Produkte zeigt, die vor der Gründung des eigentlichen Motorradunternehmens hergestellt wurden. Ein breites Produktspektrum aus den 30er Jahren, das der Zeit Tribut zollt, in der das Unternehmen von den Brüdern Bruno, Marcello und Adriano Cavalieri Ducati gegründet wurde. Die eigentliche Geschichte beginnt 1946 mit dem Cucciolo, dem ersten von Ducati produzierten Motor und der Start der Motorradproduktion. Die nächste Station ist der Ära Taglioni gewidmet. Dem legendären Ingenieur ist u.a. die berühmte desmodromische Ventilsteuerung zuzuschreiben, die bis heute jeden Ducati Motor auszeichnet. Auf das Konto Taglionis gingen auch die bekannten „Mariannas” - die 100 und die 125 Gran Sport. Die Mitte der 50er Jahre im Rahmen des „Motogiro d’Italia“ erfolgreich starteten. Anschließend führt die Tour zu einer Gruppe von Motorrädern, welche die Geschichte einer extrem kurzen, dafür aber umso intensiveren Saison prägten: Die Rennmaschinen mit ZweizylinderReihenmotoren und drei Nockenwellen. Mit diesen Motorrädern begann die große Zeit des legendären Piloten Mike Hailwood™. Von hier aus führt der Weg wieder zurück zu den von einer Serienproduktion abgeleiteten Einzylindern, die Ducati bedeutende Erfolge einbrachten. Die nächste Etappe beschäftigt sich mit der Einführung der Zweizylinder-90°-V-Königswellenmotoren. Rennsport Idole wie Paul Smart, Gewinner der „200 Meilen von Imola“ im Jahr 1972, und Mike Hailwood™, Sieger der „Tourist Trophy” 1978, schrieben auf diesen Bikes Rennsportgeschichte. Die Geschichte geht mit der Einführung einer bekannten Zweizylinder-Maschine, der Pantah, weiter. Das Motorrad mit einem neu entwickelten „Zahnriemenmotor“, das Ende der 70er Jahre erstmals gebaut wurde, diente als Vorlage für die vielfach siegreichen Rennmaschinen TT2 und 750F1. Die Erfolgsgeschichte geht 1986 mit der Einführung des revolutionären und nach wie vor aktuellen Desmo-V4-Motors weiter. Sein Urvater ist der Mann, dessen Name von je her mit dem Markenzeichen Ducati eng verbunden ist – Gian Luigi „Gigi“ Mengoli. Mit diesem neuen und extrem leistungsstarken Motor verzeichnet Ducati seit 1990 in der harten Superbike-Meisterschaft einen Erfolg nach dem anderen: zunächst mit der 851, die zur 888 weiterentwickelt wurde und später mit der legendären 916, bis heute mit den aktuellen Rennmotorrädern. Die Reise durch die Ducati Motorsportgeschichte endet schließlich direkt im „Paradies“. Hier können die Ducati Fans den neusten Geniestreich der Ducati Ingenieure bestaunen: die Ducati Desmosedici. Im Jahr 2003 ging mit ihr die aktuelle Generation an Rennmaschinen aus Borgo Panigale an den Start. Das konzept des Ducati Museums 2 Die Struktur des Ducati Museums bietet den Besuchern zwei Besichtigungsansätze: der erste Besichtigungsweg führt an den in chronologischer Folge auf einem Rundparcours ausgestellten Motorrädern entlang, während der zweite Weg parallel hierzu in sieben thematisch, unterteilten Räumen die neun bereits erwähnten Themen vertieft. Umgesetzt werden konnte dieses Museumsprojekt hauptsächlich dank des großen Engagements von Sammlern, Piloten, Fans und des gesamten Mitarbeiterstabs der Ducati Motor Holding, die alle großzügig ihre „Schätze“ zur Verfügung stellten. Das Ducati Museum ist all denen gewidmet, die seit 1926 ihr Wissen, ihren Einsatz und ihre Leidenschaft in dieses einzigartige, ambitionierte Projekt gesteckt haben. Livio Lodi Nachfolgend einige Texte aus der Feder von Menschen, die den Motorradsport über ihre Leidenschaft hinaus auch zum Beruf machten. Journalisten, die mit ihren Erzählungen große Emotionen erweckten und einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Erhalt der außergewöhnlichen Geschichte von Ducati leisteten. Das konzept des Ducati Museums 3 Raum 1 Der Cucciolo, der Urvater „Fahr mit mir auf dem Cucciolo. Der Motor ist zwar klein, doch schlägt er schnell wie mein Herz“. Der zweite Weltkrieg war zu Ende und alle strebten nach Mobilität. Leider war das Geld knapp. Die Markteinführung dieses besonders wirtschaftlichen Mikromotors im Jahr 1946 traf den Nerv der Zeit. Der eingehende Slogan der Radiowerbung verbreitete die Kunde des neuen Motors wie ein Lauffeuer und der Beitrag zur Motorisierung bescherte Ducati einen großen Erfolg. Noch während der Kriegszeiten wurde das Cucciolo von zwei treuen Mitarbeitern, dem Anwalt Aldo Farinelli und seinem Bruder, dem Ingenieur Enzo Furio, der Zeitschrift „Motociclismo“, entwickelte. Dank der Zweigangschaltung konnte das Gefährt mühelos zwei Personen transportieren und auch die mitunter steilen Sträßchen Italiens hielten das Gefährt nicht auf. Da es sich um ein Viertakter-Modell handelte (mit im Zylinderkopf, also oben liegenden Ventilen!) konnte man ganze hundert Kilometer mit einem Liter Benzin zurücklegen und die Zündkerzen blieben dabei auch noch sauber. Damalige Kleinmotoren waren ansonsten praktisch alle Zweitakter, die einen höheren Verbrauch hatten und eine häufige Reinigung der Zündkerzen erforderten. Das Cucciolo wurde von 1946 bis 1958 produziert und ständig verbessert. Insgesamt gab es sechs Versionen. Bruno Ducati, einer der drei Gründerbrüder des Unternehmens, erinnert sich, dass zusammen mit den in Lizenz im Ausland pProduzierten Modellen fast eine Million „Cuccioli“ vom Band liefen - ein Rekord. Das Cucciolo ging aber nicht nur als Gebrauchsgegenstand in die Geschichte ein, auch im Rennsport war das Gefährt erfolgreich: 1946 beim „18.000 km Langstreckenrennen ParisTokio”, 1950 Geschwindigkeitsrekorde in Monza, viele weiter Siege während der 50er Jahre u.a. Rennstreckensiege in Zitelli sowie die Teilnahme an den „Sechs internationalen Offroad-Tagen“ im Jahr 1951 mit Tamarozzi, bezeugten das große Potenzial des Cucciolo. Mit dem Cucciolo war der Grundstein für das Engagement von Ducati im Motorradrennsport gelegt. Carlo Perelli Raum 1 - Der Cucciolo, der Urvater 4 Raum 2 Die familie Marianna Die Ducati 100 und die 125 Gran Sport waren Meilensteinen in der Geschichte von Ducati, sowohl aus sportlicher als auch aus kommerzieller Sicht. Tatsächlich gelang es Ducati mit der Gran Sport – von jeher liebevoll Marianna genannt – die Rennerfolge zu mehren. Ducati wurde zum Synonym für Zuverlässigkeit im Rennsport. Die Gran Sport wurden speziell für die Teilnahme an den langen „Gran Fondo“-Rennen, dem „Giro d’Italia“ und der „Mailand - Taranto“ konzipiert. Auf diesen tausend Kilometer langen, strapaziösen Rennen blieb keine dieser Maschinen je aufgrund mechanischer Probleme auf der Strecke. Seither steht Ducati auch für Robustheit und Zuverlässigkeit. Die Mariannas waren so wettkampftauglich, dass sie bereits mit minimalen Änderungen auf den Rennstrecken der Welt konkurrenzfähig waren. Damit wurde sie zum Rückgrat dieser Epoche bei den Rennen der 125er-Klasse in Italien sowie zu „dem“ Motorrad aller ambitionierten Privatfahrer. Ein weiterer Verdienst, war der meisterhafte Entwurf der Desmodromik von Ingenieur Fabio Taglioni. Diese Entwicklung diente als Grundlage für Ducatis „Grand Prix“ Version der Gran Sport. Den 125er Desmos blieb nur aufgrund von großem Pech der Sieg der Weltmeisterschaft 1958 versagt. Die erstmals bei den 125ccm Modellen eingesetzte desmodromische Ventilsteuerung ist heute noch das Ass eines jeden Ducati Motors. Diese mechanische Besonderheit hebt Ducati von der weltweiten Konkurrenz ab und sichert eine technische Überlegenheit, die nach wie vor für Spitzenplätze sorgt. Die Mariannas waren auch die Grundlage für die ersten, im Handel äußerst erfolgreichen Straßenmodelle des Hauses. Die Serie der Einzylinder-Versionen mit oben liegender Nockenwelle in unterschiedlichen Hubraumgrößen wurden über Jahre hinweg von Motorradfahrern aus aller Welt geschätzt. Insbesondere muss an dieser Stelle auch an die Scrambler-Modelle erinnert werden, das erste sowohl straßen- als auch offroad-taugliche Motorrad. Wie auch die berühmten, ersten DesmoStraßenmodelle, werden Scrambler auch heute noch von Kennern gesucht und geliebt. Die Marianna brachte zahllose Champions hervor. An dieser Stelle soll nur an einige erinnert werden, um den Rahmen nicht zu sprengen: Allen voran Gianni Degli Antoni (der Ducati sein Leben opferte), Bruno Spaggiari, Alberto Gandossi, Luigi Taveri, Francesco Villa, Romolo Ferri, Franco Farné, Giuliano Maoggi, Giuseppe Mandolini – allesamt standen mit Ihren Ducatis ganz oben auf dem Siegertreppchen. Der Dank für diese wunderbaren Erfolge geht an die Marianna, Ingenieur und Konstrukteur Taglioni, die Techniker und Mechaniker der großen Ducati Familie, die sie bauten und im Verlauf der Rennen begleiteten, sowie an alle Piloten, die sie zu ihren Triumphen fuhren. Giovanni Perrone Raum 2 - Die familie Marianna 5 Raum 2 Ducati “Siluro 100”: 46 Weltrekorde In den 50er Jahren herrschte großer Arbeitseifer bei den Herstellern. Man erkannte, dass Titel und Rekorde ein hilfreiches Instrument für die Steigerung der Verkaufszahlen von Serienmotorrädern waren. Angespornt von dieser Erkenntnis wurde hart gearbeitet und entwickelt um möglichste viele Rekorde aufzustellen. Am 30. November 1956 gingen auf der Rennstrecke in Monza die Piloten Mario Carini und Santo Ciceri mit einer „Siluro“ mit Marianna-Motor und 98ccm Hubraum sowie der Ventilsteuerung über eine Nockenwelle an den Start. Der Motor war derselbe, der auch bei der Gran Sport für Rennstrecken- und Straßenrennen eingesetzt wurde. Am Ende dieser Saison konnten die beiden ganze 46 Weltrekorde verzeichnen, nicht nur in der 100ccm Klasse, sondern auch in den Klassen 125ccm, 175ccm und sogar in der 250ccm. Die Marianna wurde mit nur wenigen mechanischen Veränderungen in eine Rekordmaschine verwandelt. Die größte Umbaumaßnahme war der Einsatz eines Dell’Orto SS Vergasers mit 25 mm Lufttrichter, anstelle des standardmäßigen, mit einem Durchmesser von 20 mm. Auffälliger war hier hingegen die von Ingenieur Nardi entwickelte, extrem profilierte Verkleidung aus Leichtaluminium (handgeschlagen), welche die bestmögliche Aerodynamik gewährleisten sollte. Die Verkleidung wurde mit einem dünnen Gitterrohrrahmen über SilentBlocks am Fahrgestell befestigt, was eine Beschädigung der Verkleidung durch Schwingungen verhinderte. Die Höchstleistung dieses Bikes wurde auf circa 12 PS bei 10.000 Umdrehungen geschätzt. Heute erscheint das nicht gerade viel, doch die „Siluro“ Ducati erzielte in ihrer schnellsten Runde einen Durchschnittswert von 171,910 km/h. Diese unglaubliche Leistung unterstrichen die Top Platzierungen bei Langstrecken Rennen wie „50 Kilometer“ Läufen oder „Sechs Stunden“ Rennen, bei denen es in erster Linie auf die Zuverlässigkeit und Haltbarkeit ankam. Die kleinen Motoren waren stundenlangen Extrembelastungen ausgesetzt. Die zwei Rekordfahrer, Ciceri und Carini, bereiteten das Fahrzeug mithilfe von Ducati vor. Beide waren zwar keine Spitzenpiloten, jedoch äußerst talentierte Fahrer. Ciceri hatte seine Profilaufbahn erst begonnen, während Carini bereits von seinen Erfahrung auf der Rennstrecke sowie bei Regelmäßigkeitsprüfungen profitieren konnte. An der Rennstrecke waren Ingenieur Fabio Taglioni und der damals an der Unternehmensspitze stehende Dr. Cosimo Calcanile stets mit dabei. Marco Masetti Raum 2 - Ducati “Siluro 100”: 46 Weltrekorde 6 Raum 3 Die ein - und zweizylinder-reihenmotoren mit drei nockenwellen Die Modelle der Serie mit „breitem Gehäuse“ waren die Speerspitze der Entwicklung der Einzylindermotoren mit Ventilsteuerung über eine Nockenwelle, die von einer Königswelle angetrieben wurde. Die direkte Weiterentwicklung der Vorgängerfamilie mit „schmalem Gehäuse“ ging im Frühjahr 1968 mit den 250er- und 350er-Versionen in die Produktion, ein Jahr später folgte die 450er. Sie zogen dank ihrer Leistung und der raffinierten Technik, auf Anhieb die Aufmerksamkeit der Motorradgemeinde auf sich. Besonders bekannt und ein Meilenstein der Firmengeschichte war die Scrambler, von der mehrere Zehntausende Exemplare verkauft wurden. Das schnelle und schlanke Sportmodell Mark 3, zu dem sich innerhalb kürzester Zeit die Mark 3D hinzugesellte, wurde mit einer desmodromischer Ventilsteuerung produziert. Mit diesem Motorrad avancierte Ducati weltweit zum ersten Unternehmen, das Motoren mit desmodromischer Ventilsteuerungen für Serienmodelle verwendete. Das System mit einer oben liegenden Nockenwelle, zwei Öffnungsschlepphebeln und zwei Schließkipphebeln wird auch heute noch an den Zweiventil Motoren eingesetzt. Im Jahr 1971 avancierte die Mark 3D zum berühmten, mit „Desmo“ bezeichneten Modell, das ebenfalls in drei Ausführungen (250, 350 und 450) produziert wurde. Die letzten „Desmos“ wurden sogar schon mit einer Scheibenbremse am Vorderrad ausgestattet. Weitere heute noch bekannte Modelle waren die 450 T/S und die 450 RT. Die Einzylinder mit „breitem Gehäuse“, deren Produktion Ende 1974 eingestellt wurde, eigneten sich hervorragend zum Tunen. Neben den wenigen, direkt aus der Rennabteilung des Unternehmens stammenden Exemplaren, die von Piloten wie Bruno Spaggiari und Roberto Gallina bewegt wurden, haben auch Serienfahrzeuge, die von fähigen Tunern in Rennmaschinen umgewandelt wurden, große Erfolge auf Rennstrecken und bei Bergrennen erzielt. Ducati ist weltweit für seine Ein- und Zweizylindermotoren in 90°-V-Anordnung bekannt. Nicht zu vergessen sind jedoch auch die wunderschönen Rennmaschinen der 50er und 60er Jahre, die mit Zweizylinder-Reihenmotoren ausgestattet waren. Beginnend mit der „125 Gran Premio“ aus dem Jahr 1958. Ihr großes Potential brachte den Reihen-Zweizylindermotoren im Renngeschehen den Ruf der ernst zu nehmenden Konkurrenz ein. Das faszinierendste Beispiel dieser „Gattung” ist zweifellos die von Hailwood™ gefahrene 250er. Sie ist praktisch das Ergebnis einer Verbindung von zwei 125er GP Motoren. Dieser wunderschöne Desmo-Zweizylinder war auch in dem Motorrad verbaut, das in Italien von Francesco Villa gefahren wurde. Massimo Clarke Raum 3 - Die ein - und zweizylinder-reihenmotoren mit drei nockenwellen 7 Raum 4 Ducati motoren mit ventilsteuerung über königswelle Die Fertigstellung des ersten Mehrzylindermotors für die Serienproduktion erfolgte Anfang der 70er Jahre. Basis war der innovative Entwurf für einen Zweizylindermotor in 90°-V-Anordnung mit Königswellensteuerung von Ingenieur Taglioni. Diese technische Entwicklung war ein Meilenstein, der Ducati den Weg zur heutigen Vormachtstellung bei der Konstruktion von Sportmotorrädern ebnete. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Ducati Motorrad mit dem größten Hubraum eine 450ccm Einzylindermaschine. Die Einführung der Zweizylindermotoren in 90°-V-Anordnung mit 750ccm, die auf dem 1971 im Rennsport erfolgreichen Grand Prix Prototypen mit 500 ccm basierten, stärkten das Ansehen von Ducati als Hersteller von Motorrädern der großen Hubraumklasse. Sie brachten aber auch weitere technische Innovationen mit sich. Angeregt durch den ersten Desmo-Mehrzylindermotor, waren die neue 750 SS und ihre mit zwangsgesteuerten Ventilen ausgestatteten Schwestern die ersten Motorräder auf dem Markt mit zwei Zylindern in 90°-V-Anordnung und querliegender Kurbelwelle. Diese Bauweise reduzierte die Vibrationen dank der perfekten Primärauswuchtung und dem schmalen Frontzuschnitt, der das Design charakterisierte. Taglioni beharrte auf die kostspieligere aber technisch hochwertigere Bauweise, die eine stehende Königswelle und oben liegende Nockenwellen vorsah. Ducati bot den Kunden somit ein Triebwerk, das einem GP-Motorrad in nichts nachstand. Dieser Motor und das Chassis, dessen Design auf die legendäre britische Rahmenherstellerschule zurückging, setzten neue Maßstäbe für ein herausragendes und sportliches Straßenmotorrad. Den Beweis dafür lieferten die Piloten Paul Smart und Bruno Spaggiari 1972 beim „200 Meilen”Rennen in Imola. Mit ihren für den Renneinsatz modifizierten 750 SS Straßenmaschinen dominierten sie die Konkurrenz und belegten am Ende Platz eins und zwei. Ein Jahr später, beim aufreibenden 24-Stunden-Rennen, „24 Horas“, auf der in der Innenstadt von Barcelona gelegenen Rennstrecke Montjuic, gewann die 864 ccm Version des Königswellenmotors das erste richtige Rennen. Pilotiert wurde sie dabei von Benjamin Grau und Salvador Canellas. 1975 wurde der Sieg wiederholt, diesmal mit der der 900 SS, dem Nachfolgemodell. Einem Motorrad, dessen Kundenversion die leistungsstärksten japanischen Mehrzylinder in die Knie zwang und 1977, dank Cook Neilson, die Superbike-Meisterschaft in Daytona gewann. 1978 kam es dann zum ersten Sieg in der V-Twin-Familie. Mike Hailwood™ wählte für seine Rückkehr in das Motorradsportgeschehen auf der Isle of Man eine Ducati, mit der er das HondaTeam besiegte und die Formel 1 TT auf einer der härtesten Strecken mit Rekordzeit gewann. Dies war die perfekte Krönung des Erfolgs des „klassischen“ Ducati V-Zweizylindermotors. Der weitsichtige Ingenieur Taglioni arbeitete aber bereits eifrig an dessen Nachfolger mit Riemenantrieb, dem Pantah…. Alan Cathcart Raum 4 - Ducati motoren mit ventilsteuerung über königswelle 8 Raum 5 Die familie Pantah Der 1979 in der Pantah 500 eingeführte Motor wurde von Ingenieur Fabio Taglioni und Gian Luigi Mengoli entwickelt. Er bildete in den frühen 80er Jahren die Grundlage für Ducati, sowohl in der Serienproduktion, als auch im Rennsport. Das Design war so avantgardistisch, dass es noch über viele Jahre hinweg in der Produktion blieb. Der Pantah – ein Zweiventiler mit oben liegender Nockenwelle – setzte auf einen Zahnriemenantrieb der Nockenwelle anstelle der bisher verwendeten Königswelle. Weitere technische Neuerungen beim Pantah Motor waren der aus dem Rennsport stammende Ventilüberschneidungswinkel von 60 Grad und die in einem Stück gegossene Kurbelwelle. Diese Merkmale gewährleisteten mehr Zuverlässigkeit und verliehen dem Design echten Renncharakter. Die erste Produktionsausführung war die Version 500 SL, 1981 mauserte sich der Pantah Motor mit dem Modell 600 SL zu einer 581 ccm Version. Dank dieser Hubraumgröße konnte die Pantah an der TT Formel 2-Weltmeisterschaft teilnehmen, aus der der englische Pilot Tony Rutter vier Mal in Folge - von 1981 bis 1984 – als Sieger hervorging. 1982 bekam der Motor eine Hubraumgröße von 597ccm und wurde in einen spezifischen Rennrahmen gehängt. So entstand die klassische TT2, die in den Händen von Massimo Broccoli und Walter Cussigh 1981 und 1982 die italienische Meisterschaft der Formel 2 gewann. Der kompakte und in einem TT2 Gitterrohrrahmen aus Stahl mit Federbein verbaute Pantah Motor wurde von diesem Moment an über viele Jahre hinweg zum Kennzeichen der sportlich ausgelegten Ducati Straßenmotorräder. Trotzdem erwies er sich als ausbaufähig und präsentierte sich 1983 mit der Bezeichnung 650 SL. Die jüngeren Rennausführungen hatten alle einen 750er Motor und erzielten beachtliche Siege in Montjuich mit Benjamin Grau, Enrique de Juan sowie Luis Reyes und bei den Italienischen Formel 1-Meisterschaften mit Virginio Ferrari. 1986 siegte Marco Lucchinelli mit der TT1 750 in Daytona, Laguna Seca und Misano. 1985 kamen mit der F1 750 die Straßenausführungen der TT1 auf den Markt, die 1989 mit der 900er Supersport eine weitere Ausbaustufe erfuhren. Nachdem der Pantah nicht mehr länger als Grundlage des offiziellen Rennprogramms diente, wurde er zur Basis für gleich drei Modellfamilien: Monster, ST2 und Supersport. In der Geschichte Ducatis erwies sich das Pantah Design als eines der gelungensten und langlebigsten. Ian Falloon Raum 5 - Die familie Pantah 9 Raum 6 Die Ducati und die Superbike-weltmeisterschaft Die Ducati-Geschichte war schon immer stark mit der Superbike-Weltmeisterschaft verknüpft. Ohne Ducati hätte es vermutlich nie eine Superbike-WM gegeben. Tatsächlich war Ducati im Startschussjahr 1988 vitaler Bestandteil der brandneuen Weltmeisterschaft und einer der zwei europäischen Konstrukteure, die sich der japanischen Supermacht stellten. Außerdem war stellte Ducati das einzige Zweizylinder-Motorrad. „Dabei sein ist alles“, war keinesfalls das Motto von Ducati. In den Adern des italienischen Unternehmens zirkulierte seit jeher echtes Rennsport Blut und man strebte von Anfang an nach dem Sieg. Die perfekten Werkzeuge lagen dazu bereit: die formidable 851 mit 4 Ventilen pro Zylinder und als Pilot kein geringerer als der Ex-Weltmeister der 500er Klasse, Marco Lucchinelli, der sie sofort zur Erfolgsmaschine machte. Die 851 und das Nachfolgermodell 888 zeichneten sich durch herausragende technische Innovationen aus. Die Desmo-Zylinderköpfe mit vier Ventilen und Einspritzsystem sowie der Gitterrohrrahmen machten die Bikes so besonders. Als die Konkurrenz ausschließlich Einschleifenrahmen aus Aluminium verwendete, setzte sich Ducati diesem Trend entgegen und bewies, dass ein gut entworfener Gitterrohrrahmen ebenso gut, wenn nicht sogar besser ist. Der ehemalige Endurance-Weltmeister und GP-Star, der Franzose Raymond Roche, startete seine Laufbahn bei Ducati 1989 und gewann fünf Rennen. Vier der Rennen fanden auf Kursen statt, die zu schnellsten der Saison zählten. Roche zeigte allen, dass eine Zweizylindermaschine durchaus ernstzunehmende Konkurrenz für die Vierzylindermaschinen war. 1990 begann schließlich die Vorherrschaft von Ducati. Die Motorräder waren zuverlässig und schnell – so schnell, dass sie bald als die „Bolidi Bolognesi“ (die Flitzer aus Bologna) bezeichnet wurden. Roche und Ducati gewannen einen Titel nach den anderen. In 16 von 26 Rennen stand er auf dem Podium und erkämpfte sich acht erste Plätze. Die neue Ducati war dabei. 1991 und 1992 gewann Ducati erneut die Superbike-Weltmeisterschaft mit dem Amerikaner Doug Polen und mit Roche, der in beiden Jahren Zweiter wurde. Die Überlegenheit der 888 wurde damit ein weiteres Mal unterstrichen. Raum 6 - Die Ducati und die Superbike-weltmeisterschaft 10 1993 verzeichnete Ducati einen erneuten Sieg, wenn auch nur in der Herstellerwertung. Diesmal startete der Engländer Carl Fogarty. Aber er musste nicht lange warten, um auch den Titel in der Fahrerwertung zu erobern. Zu Beginn der Saison 1994 zündete Ducati bei der WM eine wahrhaftige Bombe: Die komplett neu konzipierte 916. Sie galt damals als das sexieste Motorrad der Welt. Nie zuvor hatte man etwas Vergleichbares gesehen – die 916 war aus jedem Blickwinkel einfach traumhaft. Kritikern gingen die Adjektive aus, wenn sie die Qualitäten dieses „Flitzers” beschreiben sollten. Obwohl die Form des 90°-V-Twin-Motors der Marke Ducati und der Gitterrohrrahmen beibehalten wurden, war die 916 etwas rundum Neues. Vom technischen Standpunkt aus war sie derart avantgardistisch, dass die Konkurrenz noch vier Jahre nach ihrem ersten Auftritt versuchte etwas vergleichbares auf die „Räder“ zu stellen. Entsprechend wunderte es auch niemanden, dass sich die 916 ad hoc sowohl auf der Rennstrecke als auch auf der Straße als Riesenerfolg erwies. Wenn die 851 und die 888 Meilensteine in der Ducati-Erfolgsgeschichte waren und in nicht geringem Ausmaß zur weltweiten Wiederbelebung des Markenzeichens beitrugen, so repräsentierte die 916 das Nonplusultra in Sachen Stil, Funktionalität und Leistung. Ducatis gewannen erneut drei Jahre in Folge den Titel (zwei Mal mit Fogarty und einmal mit dem Australier Troy Corser) und behaupteten sich somit als Motorräder der absoluten Spitzenklasse. Außer von den Gewinnern des Weltmeistertitels Raymond Roche (1990), Doug Polen (1991, 1992), Carl Fogarty (1994, 1995, 1998, 1999), Troy Corser (1996), Troy Bayliss (2001) und Neil Hodgson (2003) schworen im Verlauf dieser Jahre noch viele weitere bekannte Piloten auf Ducati. Die Liste beinhaltet die wichtigsten Größen des Renngeschehens und nachfolgende Namen sind nur einige, die in den Genuss des großen Erfolges kamen: Marco Lucchinelli, Pier Francesco Chili, John Kocinski, Baldassarre Monti, Giancarlo Falappa, Davide Tardozzi, Juan Garriga, Carlos Cardus, Jamie James, Stéphane Martens, Mauro Lucchiari, Virginio Ferrari, Fabrizio Pirovano, Andy Meklau, Jamie Whitham, Ben Bostrom, Ruben Xaus und andere. Ihr Platz in der Geschichte des Motorradrennsports ist den Piloten ebenso sicher wie Ducati. Kel Edge Raum 6 - Die Ducati und die Superbike-weltmeisterschaft 11 Raum 7 Die Desmosedici und die rückkehr zum MotoGP Fast surreal anmutend, wie ein wahr gewordener Traum – die Ducati Desmosedici. Der Star der MotoGP eroberte die Herzen alter und neuer Ducati Fans gleichermaßen. Heute steht sie in dem neuen Ausstellungsraum des Museums, der während der World Ducati Week 2004 eingeweiht wurde Dieses nahezu legendäre Comeback in die MotoGP war zweifellos die aufwendigste und schwierigste Herausforderung, der sich Ducati Corse stellte. Seit dem letzten start einer Ducati in der Motorradweltmeisterschaft waren ganze dreißig Jahre verstrichen. Jahre, in denen die eingesetzte Technik immer weiter entwickelt wurde und die Fahrzeuge in wahre Raketen auf zwei Rädern verwandelte. Ducati ließ sich von diesen Tatsachen nicht einschüchtern. Innerhalb eines Jahres nach Ankündigung des Comebacks in die Königsklasse gelang es, eines der leistungsstärksten Motorräder, die je auf einer Rennstrecke gesehen wurden, zu bauen. Seit 2003 erzielt Ducati mit diesem Motorrad unglaubliche Ergebnisse. Der wichtigste Sieg war bisher zweifellos der Weltmeistertitel in der MotoGP, den Casey Stoner auf der Desmosedici GP7 am 23. September 2007 in Motegi nach Hause fuhr. Die Ducati-Geschichte wird fortwährend weitergeschrieben … Livio Lodi Raum 7 - Die Desmosedici und die rückkehr zum MotoGP 12