Missing in America - INTRO — Das Magazin für Pop, Kultur, Life und
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Missing in America - INTRO — Das Magazin für Pop, Kultur, Life und
M.I.A. Missing in America Animal Collective Broken Social Scene presents: Kevin Drew Hard-Fi Gentleman Talib Kweli Thomas Harlan Intro _ Inhalt _ 003 Wort ab Melt! Klar, was anderes kann hier nicht an erster Stelle stehen. Zu gegenwärtig sind noch die Erinnerungen an tolle Auftritte, grandioses Wetter und, gerade wegen euch allen: die super Stimmung. Herzlichen Dank an alle, die ihren Teil dazu beigetragen haben, unser Festival zum Highlight dieses Sommers zu machen. Und da wir das alles geahnt haben, produzierte Steil die Modestrecke diesmal auf dem Gelände. Arbeitstitel: »Flatrate saufen«. Aber da die Protagonisten namhafte Autoren des Hauses sind und somit Vorbildcharakter haben (sollten), sei schnell angemerkt: Bei der Produktion dieser Strecke wurde nur Mineralwasser verabreicht. Alle Models sind hervorragende Schauspieler. Und Alkohol ist generell eh zu meiden... Ansonsten hat uns diesmal nach diversen Specials der Alltag eingeholt. Gut, gut, das ist sehr kokett ausgedrückt, schließlich bringt auch der immer besondere Momente in Pop mit sich. So durfte diesmal Heiko Behr M.I.A. in Chicago treffen, wo diese erste Konzerte zum neuen Album »Kala« gab. Dieses setzt da an, wo der Vorgänger aufhörte: Dancehall-Electro, der von der Prägung seiner Protagonistin zwischen Sri Lanka und United Kingdom zeugt. Und dabei noch ‘ne Spur souveräner und radikaler als das Debüt anmutet. Liebe Grüße aus Köln, die Redaktion Inhalt 004 Monitor 001 Titel 003 Wort ab / Inhalt 004 Aufmacher: Chloé 006 Melt! 008 Monitor: Der Vergnügungspark ganz vorne 010 Impressum 016 Musik 016 Hot Hot Heat 018 You Say Party! We Say Die! 020 Okkervil River 022 Moneybrother 024 Beach House 026 Talib Kweli 028 M.I.A. 032 Der Geist des Kollektivs: Animal Collective / Broken Social Scene presents: Kevin Drew 036 Kunstfreiheit für G-Hot 038 Menomena 040 Hard-Fi 042 The Go! Team 044 Future Dance City Berlin: Boys Noize / Wahoo / Troy Pierce / Modeselektor 046 Tel Aviv 048 Kochen mit Gentleman 050 Steil 050 Mix mir einen Drink 056 Roxy Jam Biarritz 058 Strandgut Clothing / DeinDesign / Nike / Zehnvierdreisieben / Bench / Levi’s / FlyPink / Eastpak 060 Rendez-Vous Hommes Paris 062 Lockengelöt 063 Für dich 065 Und so 065 Urbi Et Orbi – Zur Kunst des Plakatabrisses 066 David Mackenzie / Hallam Foe 068 Thomas Harlan / Wandersplitter 070 Neue Filme 072 Neue DVDs 074 TV-Serien-Special 076 Neue Bücher 080 Flipperautomaten 082 Sam & Max: Season One 084 Neue Spiele 086 Neue Technik 089 Probefahrt Musik 089 Charts 090 Platten vor Gericht 092 Neue Alben und DVDs 114 Heimspiel 120 Das geht 120 Intro empfiehlt 121 Das geht 122 Festivalguide 124 Da geht’s 128 Das ging 130 Textmarker / All The Next 004 _ Intro _ Monitor _ Chloé Text: Thomas Venker _ Interview: Thomas Venker & Susanne Pospischil CHLOÉ. HOMECOMING-SET IN BIARRITZ Intro _ Monitor _ Chloé _ 005 E s ist nicht leicht, an Chloé heranzukommen an diesem lauen Sommerabend. Nicht, da der Rummel um die französische DJ mittlerweile so groß wäre, dass sie sich in einem Strandstädtchen wie Biarritz nicht mehr ungestört bewegen könnte. Es ist ihre persönliche Geschichte mit der Stadt, die für eine vertraute Menschenmenge um sie herum sorgt. Ihre Familie stammt aus Biarritz (ein Onkel lebt hier immer noch): Hier hat sie parallel zu Paris ihre ersten DJ-Schritte gemacht (und legt regelmäßig im nahe gelegenen Spanien auf – »da im spanischen Basken-Hinterland im Gegensatz zu Biarritz eine Technoszene existiert«), und hier hat sie auch das erste Mal in ihrem Leben gesurft. Eine Leidenschaft, die sie noch immer bei jedem Besuch auslebt. Insofern war es geradezu ideal, dass sie zum »Roxy Jam« nebst angeschlossener Longboard-WM der Frauen gebucht wurde. Überhaupt sieht sie Gemeinsamkeiten der Milieus. Sowohl in der Surfals auch in der DJ-Szene haben Frauen einen schweren Stand. Es sind von Männern dominierte Szenen. Als sie zu surfen begann, waren die Jungs noch irritiert: »Klar hatten sie gerne Mädchen am Strand, aber die Wellen, die sollen wir ihnen nicht streitig machen.« Eine ignorante Haltung, die sie auch beim Auflegen erlebt hat. Chloé begegnete ihr, indem sie sich ihr zunächst nicht stellte: Ihr DJ-Coming-out hat- te sie in der lesbischen Clubszene Paris’ rund um den Le Pulp Club. Hier legte sie gemeinsam mit Jennifer Cardini und Ivan Smagghe den Grundstein für das, was wir heute als die Pariser Technoszene kennen. Mittlerweile haben sie und ihre Freunde mit Labels wie Karat, Tigersushi und Katapult den Sound und die Botschaft dieser familiären Szene längst in die Welt getragen – und sich selbst erfolgreich positioniert. Die Clubnacht im Le Pulp hieß übrigens »KillTheDJ«, genauso wie das gemeinsame Label der Clique, auf dem nun auch das Debütalbum Chloés erscheint. Es dürfte keinen wundern, dass ihre Art, mit diesem umzugehen, eine sehr emphatische mit feingliedriger Dramaturgie ist. Ganz wie ihre Freunde vom Dial-Label – bei unserem Treffen erscheint sie passend im Hamburger Bohemian-Look mit Hemd und umgelegtem Pullover, sehr stillvoll, ja, fast schon glamourös, aber eben auf eine dezente, zurückgenommene Art – will sie mehr rüberbringen als nur die klare Botschaft der Bassdrum. Nicht nur, dass sie nicht die Langsamkeit scheut, sich gefühlvoll herantastet, es ist vor allem eine Offenheit für Experimente, die ... Nein, das greift zu kurz, das hier geht darüber hinaus, ist Teil einer Schule des Zuhörens, des sich nicht Wegwendens. Natürlich zieht sie im Verlauf das Tempo an. Natürlich lässt sie auch hier wie in ihren Sets die Bassdrum sprechen. Und natürlich wollen wir das genau so haben. Überhaupt. Genau jetzt wollen wir es haben. Und auch die Freunde warten bereits vorm DJ-Pult, neben dem die Sonne den ihr angedachten Untergang bereits halb performt hat. Die zweite Hälfte wird Chloé mit knarzigem, Acid-angehauchtem Techno begleiten. Schon heftig für einen Cocktail-Empfang. Aber auch hier gilt: Die Handschrift prägt den Sound. Sie bringt so viel Wärme ein, dass alle nur lächelnd mitwippen und gar nicht mitbekommen, wie energisch das Set eigentlich angelegt ist. Bei ihrem zweiten Set des Tages, gegen Mitternacht in einem Etepetete-Club am Stadtstrand von Biarritz, sollten wir aber nicht mit so viel Konsequenz rechnen, warnt sie uns. Sie habe vorhin schon dem Betreiber ihren Sound beschreiben müssen. Das sei eben ein – und dann macht sie eine reibende Handbewegung mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger – Club, in dem es mehr um das Sehen und Gesehen-Werden gehe und um Geld. Das sei überhaupt das Problem in Frankreich: Man könne zwar, wenn man es in Paris geschafft hat, überall spielen, »aber in der Regel haben selbst große Städte wie Bordeaux und Nantes nur einen Laden – und kleine wie Biarritz eigentlich gar keinen«, wo sie ihren Sound auflegen kann. Chloé The Waiting Room CD // Kill The DJ / Nocturne / VÖ 10.10. 006 _ Intro _ Monitor _ Melt 2007 MELT! #10 Du x 16.000 Totenkopf – Rassel. Schick. Deichkind Polarkreis 18 I‘m From Barcelona auf Konfetti Digitalism links, rechts : »Wurst« und »Käse« sin d das »Love« und »Hate«∑ 200 7? Na dann. Dendemann Intro _ Monitor _ Melt 2007 _ 007 Fotos: Arne Sattler Der dicke Zauberer von Deichkind »Ich glaube, ich war nach einem Festival I‘m From Barcelona oben , Jeans Team rechts noch nie so gut gelaunt, sogar jetzt, drei Tage danach, bin ich immer noch glücklich. Ab und zu erwische ich mich sogar Kopfnickend durch die Stadt laufend, ohne dass ich Musik höre oder ein Lied in meinem Kopf habe. Meine Lebenseinstellung hat sich irgendwie geändert. Ich bin total entspannt, nur noch freundlich zu anderen und das Neueste....ich bin geduldig geworden. Hört sich alles vielleicht blöd an. Aber das MELT! war einfach nur das Beste, was ich bis jetzt in meinem ganzen Leben erlebt habe.........Danke an alle netten Leute, die dort waren. Genießt Tocotronic weiterhin euer Leben. Man sieht sich dann nächstes Jahr!!!« saddlecreekfreak 18.07.2007 17:09:59 auf www.intro.de Kelis Auf intro.de: Zahllose Melt-Auftritte im Video-Stream, Video-Interviews mit fast allen Acts und mucho Vorfreude auf 2008. www.meltfestival.de DANKE Lady Sovereign Hot Chip. Auftritt: glatte 1. Brillen: 5 – 6. 008 _ Intro _ Monitor DREI FRAGEN AN OLIVER USCHMANN D u wanderst eine längere Lesetour von Ende August barfuß. Ist das inspiriert von Kerkeling und Andrack – oder bist du nur wahnsinnig? Ich mache quasi die Dreifaltigkeit laufender Humoristen perfekt: Hape pilgerte, Manuel wanderte, und ich wandele. Der Wandeler geht in der Natur auf, vor allem dadurch, dass er barfuß läuft. Außerdem geht er gern querfeldein, er ist Dekonstruktivist, er lässt sich die Kategorie »Weg« nicht vorschreiben. Er ist die kontemplative Version der Parcours-Läufer in den Städten. Du hast tatsächlich deine Festanstellung gekündigt, um dich lieber als (Pop-) Lite- rat durchzuschlagen. Bist du denn so erfolgreich? Oder stimmt am Ende das Buch »Wir nennen es Arbeit«, und Festanstellung und Krankenversicherung sind ein unzeitgemäßer Klotz am Bein? Mein Nachfolger bei Visions sagte einmal so schön: »Ich gehe jetzt nach Hause, im Büro schafft man ja nichts.« So ist das, und das macht einen arbeitssüchtigen Freigeist wahnsinnig. Festanstellung bedeutet heute, 85 % seiner Zeit in einem Negativ-Flow aus unsinnigen Mails, überflüssigen Telefonaten, Flurfunk, Plätzchen und Kaffee zu verbringen. Unterbrechung ist die Regel, Konzentration absolute Ausnahme. Das ist überall so, aber so kann man auf Dauer weder Romane schrei- »Woher kennt ihr denn alle den Text? Wir haben doch gar keine Platten verkauft!« Philipp von Deichkind zum Melt!-Publikum, als dieses bei »Remmi Demmi« sogar die RapParts mitbrüllen kann. So entfesselt hat man das sonst so düstere Dilemma der rückläufigen CD-Käufe noch nie auf den Punkt gebracht bekommen. ben noch sein Leben organisieren. Du hast mit den Figuren »Hartmut und ich« jetzt auch das dritte Buch besetzt. Geht es mit ihnen noch weiter, oder sehnst du dich jetzt langsam mal nach anderen Charakteren? Ach, Nebenschauplätze habe ich ja genug, hier mal eine Geschichte in »Am Erker«, da ein Aufsatz im ersten Band der »Kafka-Gesellschaft«. Die hartmuteske Welt bleibt allerdings der rote Faden. Warum sollte sie schon fertig sein? Fragt ihr auch JJ Abrams, warum er »Lost« auf acht Staffeln angelegt hat? War selbst Kafka nicht recht eintönig? Immer wieder diese Betten, Türschwellen, Türen, Flure. Akt. Buch »Wandelgermanen« (Fischer Verlag) IN DER ZITATHÖLLE Mit Venom »Welcome To Hell« und Vegan »Welcome To Health« (siehe http://vegan-wonderland.de) Intro _ Monitor _ 009 KATZ UND GOLDT: WESTPROPAGANDA-CARTOON ENDLICH ÜBERSETZT Dass sich im Netz ein Intro-Katz-&-Goldt-Beitrag findet, wäre bestimmt kein Erstaunen wert. Aber so schön in Kyrillisch übersetzt, da guckt man gern zweimal hin. Und hofft natürlich, dass der freundliche Sinn gut übertragen wurde und die russische Community uns nun als verschmitzte Aufklärer wahrnimmt. Und nicht etwa als selbstgerechte Verhöhner. Wer’s wieder zurückübersetzen kann, möge Bescheid geben. VERZWEIFELT GESUCHT PHIL DAUB Karriere-Warm up bei Viva: Phil Daub, Heike Makatsch und Niels Bokelberg P hil Daub, Viva-Moderator der ersten Generation of »Metalla«- und »WahWah«-Fame. Der schöne Rokker mit den großen verträumten Dackelaugen, der sexy schnurrenden Stimme. War von 1994 bis 2001 dabei. Nach dem Ausstieg ein kurzes Zwischenspiel im Sakko als Quizshow-Host bei RTL2s famoser Rate- show »Multi-Millionär«. Mittlerweile Produzent elektronischer Musik, zwischen Kaffeehaus-Drum’n’Bass, Goa-Trance und Enigma. Hat zwei Alben raus, »Troponina 1« (2005) und »Light Of Darkness« (2006). Und jetzt? Etwa 40, bezeichnet sich in seinem Tagworld-Profil (www.tagworld.com/phildaub/) als »Human Being«. Nennt auf seiner MySpace-Seite unter anderem Spirits, Chi, Love, Heaven, Wind und sich selbst als Einflüsse. Muss man sich Sorgen machen? Keineswegs: Bei der dänisch-deutsch-französischen Märchen-TV-Serie »Das hässliche Entlein & ich« hat er die Synchronsprech-Rolle von Ratte Nummer #2 an Land gezogen. Und mit »Nettwerk Cölln« eine eigene MySpace-Gruppe aus dem Boden gestampft. Letzter Stand: bereits 124 Mitglieder! Kein Wunder bei solch einer Einladung: »Deshalb lad DU einfach jeden netten Kölner, den DU kennst, in diese Gruppe ein, und Rubbeldiekatz wird’s nett und kuschelig, und es hagelt nette Kölner, und alle freuen sich. Ist das nett?« Äh, ja, natürlich. Till Stoppenhagen PROMO-ITEM DES MONATS STAHLHELM Kollege Felix »ausgemustert« Scharlau behauptet immer noch, in dem Helm wäre vielleicht sein Großonkel gestorben. Andererseits könnte es sich hier aber auch nur um eine Requisite aus dem Deppen-Film »NVA« von Detlev Buck handeln. Wie dem auch sei: Der PromoEffekt hat sich eingestellt. Und dafür mussten die Betreiber des Spiels »Hour Of Victory« nur 50 Euro Porto zahlen und ein Bundeswehr-Depot überfallen. Das ist Einsatz. INTRO INTIM @ POPKOMM 2007 21.09. Trentemøller live in concert, Op:l Bastards, Warren Suicide, Frozen North Special ft. Jussi Pekka u.a. Berlin / Maria ... weitere Highlights geplant ... Update/Info/Ticket: www.intro.de/introducing 010 _ Intro _ Monitor IMPRESSUM Verlag Intro GmbH & Co. KG, Postfach 19 02 43, 50499 Köln Fon (0221) 9 49 93-0, Fax (0221) 9 49 93 99 Mail [email protected], [email protected], www.intro.de Herausgeber Matthias Hörstmann Chefredakteur Thomas Venker Redaktion Peter Flore (Online), Wolfgang Frömberg, Boris Fust, Matthias Hörstmann, Daniel Koch, Susanne Pospischil (Mode & Foto), Felix Scharlau, Linus Volkmann, Kristina Engel (Lektorat) Geschäftsführer Marketing & Online Matthias Fricke Projektmanagement & Personal Rebecca Wast Events Stefan Lehmkuhl (Leitung), Hendryk Martin, Julia Gudzent, Sebastian Siegmund – Büro Berlin, Greifswalder Str. 224, 10405 Berlin, (030) 4 43 18 99-0, [email protected] PraktikantInnen Manuel Czauderna, Philipp Jedicke, Elisa Malzkorn, Andrea Anez, Michael Noll, Nils Wiere News [email protected] Programmierung & Datenbanken Jan Plogmann (Leitung), Oliver Zeyen, Sandro Boege Artdirection Holger Risse (Jürgen und ich) Layout Jörn Osenberg (osi) Vertrieb Niels Kleimann (-41 / Leitung), Thomas Lorber, Sebastian Siegmund (Berlin, Ost) Abo / Administration Johannes Röder, [email protected] Public & Media Relation Dirk Völler Anzeigenleitung & Administration Christian Schlage (-12/ Leitung), Johannes Röder (-14) Fon (0221) 9 49 93-12, Fax (0221) 9 49 93 88, Leonardo (0221) 9 49 93 66 Head of Marketing & Sales Oliver Bresch (-13) Marketing & Sales Martin Lippert (-17), Pete Schiffler (-19), Hendryk Martin (-32), David Winter (-63) Tonträger Matthias Fricke (-15), Matthias Hörstmann (-11) Konzertagenturen Stefan Lehmkuhl (030) 4 43 18 99 18 Regionale Kunden Sebastian Siegmund (030) 4 43 18 99 17 Aktuelle Anzeigenpreisliste Nr. 14 (10/2003) Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G. BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900 AutorInnen Alex Bechberger, Bernd Begemann, Dirk Böhme, Dana Bönisch, Georg Boskamp, Jochen Brandt, Andreas Brüning, Silke Bücker, Lars Bulnheim, Christoph Büscher, Uwe Buschmann, Martin Büsser, Cay Clasen, Calle Claus, Kerstin Cornils, Lina Dinkla, Jürgen Dobelmann, Henrik Drüner, Sonja Eismann, Rasmus Engler, Klaus Fiehe, Holm Friebe, Jens Friebe, Marco Fuchs, Boris Fust, Kerstin Grether, Sandra Grether, Andreas Grüter, Lutz Happel, Lee Hollis, Silke Hohmann, Ulf Imwiehe, Sebastian Ingenhoff, Alexander Jürgs, Jan Kage, Christian Kahrmann, Arnold Kant, Olaf Karnik, Jan Kedves, Kai Klintworth, Felix Klopotek, Felix Knoke, Christoph Koch, Jörg Koch, Hendrik Kröz, Jeffrey Kubiak, Alexander Lazarek, Eric Leimann, Aram Lintzel, Hannes Loh, Jasmin Lütz, Thomas Markus, Oliver Minck, Dörte Miosga, Dirk Mönkemöller, Jörn Morisse, Severin Most, Tobias Mull, Wolfgang A. Müller, Michael Münz, Felix Mutter, Markus Naegele, Tobias Nagl, Jasper Nicolaisen, Ralf Niemczyk, Florian Opitz, Sven Opitz, Rainer Ott, Jan Pehrke, Bernhard Przybilla, Nils Quak, Arno Raffeiner, Andreas Reihse, Anja Reinhardt, T.L. Renzsche, Martin Riemann, Ingo Rieser, Thomas Ritter, Vanessa Romotzky, Gerd Rosenacker, Moritz Sauer, Frank Sawatzki, Joachim Schaake, Max Scharl, Susanne Schmetkamp, Frank Apunkt Schneider, Matthias Schneider, Andreas Schnell, Barbara Schulz, Frank Schuster, Bernd Seidel, Sascha Seiler, Christian Steinbrink, Till Stoppenhagen, Barbara Streidl, Jörg Sundermeier, Klaas Tigchelaar, Markus Tomsche, Thees Uhlmann, Benjamin Walter, Klaus Walter, Matthias Weber, Ralf Weihrauch, Alexandra Welsch, Burkhard Welz, Christian Wessels, Christian Werthschulte, Franzi Widenmann, Gregor Wildermann, Roland Wilhelm, Meike Wolf, Peter Wolff, Vina Yun, Sascha Ziehn FotografInnen Jean Balke, Monika Bender, Lena Böhm, Barbara Donaubauer, Sibylle Fendt, Jonathan Forsythe, Dominik Gigler, Gerrit Hahn, Rainer Holz, Christian Knieps, Miriam Lindthaler, Sebastian Mayer, Elke Meitzel, Ela Mergels, Monica Menez, Majid Moussavi, Reiner Pfisterer, Edzard Piltz, Nadine Preiß, Nils Rodekamp, Claudia Rorarius, Katja Ruge, Arne Sattler, Frank Schuberth, Marc Seebode, Sandra Steh, Sandra Stein, Oliver Tissen, Maxi Uellendahl, Christoph Voy, Justin Winz, Henk Wittinghofer, Oskar Ziemba und Pressefotofreigaben Coverfoto letzte Ausgabe Claudia Rorarius Termine für Nr. 154 / Oktober 2007 Redaktionsschluss 24.08.2007 Termin- & Anzeigenschluss 29.08.2007 Druckunterlagenschluss 04.09.2007 Erscheinungstermin 13.09.2007 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen Geprüfte Verbreitung Intro II. Quartal 07 Druckauflage: 138.690 Verbreitung: 135.566 Vertrieb an 2.019 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet und Ausland, über diverse Mailorder sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, Inhalt aus 100% Altpapier Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos! MEIN PLATTENLADEN MIT HITSVILLE W ann wurde der Laden gegründet? Gegründet unter dem Namen Hitsville wurde der Laden 1986, war praktisch das Nachfolgegeschäft von Pure Freude. Ich habe Hitsville 1994 übernommen. Genres – was ist eure Ausrichtung? Eigentlich alles, was rockt – von den 50ern bis heute, von Gitarre bis Elektronik – alles neu oder gebraucht. Best verkaufte fünf Alben ever (gefühlt)? O.S.T. »Pulp Fiction«, Turbonegro »Apocalypse Dudes«, Social Distortion »White Light White Heat«, Propellerheads »Decksandrumsandrockandroll«, Kassierer »Heiliger Geist«, Oasis »What The Story ...« Aktuelle fünf Top-Seller? Tocotronic »Kapitulation«, White Stripes »Icky Thump«, Editors »An End Has A Start«, QOTSA »Era Vulgaris«, Neurosis »Giving To The Rising« Wie erreicht euch die und wie reagiert ihr auf die Krise des Tonträgerhandels? Auch ich höre immer mehr: »Hab ich mir schon gebrannt oder runtergezogen ...« Oder Leute, die sich vielleicht eine Scheibe im Monat holen, aber dann das komplette Programm präsentiert haben wollen – so funktioniert der ganze Apparat halt nicht. Aber das ist der Zahn der Zeit, totale Reizüberflutung. Was heute in einem Monat an CD/LPs besprochen wird, gab’s früher in dreien nicht. Aber da kann man den Leuten keinen Vorwurf machen, ich versuche, unser Programm zu filtern, mehr Qualität zu bieten und vorwiegend Tonträger anzubieten, wo ich hinterstehe. Das alles gepaart mit Freundlichkeit ... Dann klappt’s auch mit dem Kunden. Hoff’ ich ... Welche anderen Plattenläden deiner Stadt kannst du noch empfehlen? Etwas kommerzieller bzw. konservativer ausgerichtet ist A&O, aber für den Düsseldorfbesucher als Ergänzung zu empfehlen. Gibt es eine witzige Anekdote, die du zu deinem Plattenladen raushauen könntest? Mmh, Antiseen haben im Laden gespielt, danach sah’s aus wie im Männerwohnheim. Und was ich im Nachhinein auch noch ziemlich witzig fand: Eines Tages kam ein Mädel rein, die bekannt dafür war, sich öfter Jungs an Land zu ziehen, die Paul-Weller-Lookalikes sind, und auch diesmal enttäuschte sie nicht, der kam schon nah ran – dachte ich ... Das erste Mal stutzig wurde ich, als er sich höflich auf Englisch verabschiedete. Kurze Zeit später kam ein aufgeregter Kunde: »Paul Weller läuft durch die Stadt!« Sie hatte es tatsächlich geschafft ... Genaue Anschrift plus Webseite Hitsville Records, Wallstraße 21, 40213 Düsseldorf, Mo-Fr 11-19 Uhr, Sa 11-18 Uhr, www. hitsville.de, [email protected] Intro _ Monitor _ 011 » Ich kann mich an nichts erinnern. Einzig und allein an die Überraschung, mit welcher Geschwindigkeit die Mittagshitze auf die Morgendämmerung folgt.« So beginnt Boris Fusts »schönster Melt-Moment«. Seinen und noch viele mehr finden sich auf intro.de FANG DEN HUMMER JAPAN GANZ UNTEN 3 FRAGEN AN PATRICK WATSON L ayer, Layer und dann noch ein Layer – »Close to Paradise« ist ausgesprochen verspielt. Wie viele Lichtjahre musstet ihr euch mit score writing befassen? Ursprünglich haben wir uns als Teil eines Kunstprojekts gegründet. Zwischendurch machen wir zudem Filmmusik. Insofern sind wir geübt in Arbeitsweisen, die eine gewisse Vorausplanung erfordern. Unsere ersten beiden Alben hatten daher ein wenig etwas von einem Soundtrack. Wie viel Raum bleibt dabei für Spontaneität? Inzwischen sind wir ja eine richtige Band, kein Kunstprojekt mehr. Von daher: Jede Menge. Wir stecken lediglich vorher eine Begrenzung ab, um zu entscheiden, zwischen welchen Polen wir uns bewegen wollen. Dazwischen geht dann aber alles. Live geht ja auch alles: Mal spielt ihr großartig, mal ziemlich beschissen. Das ist sehr stark abhängig vom Publikum. Auf Showcases vor Business-Volk fühlen wir uns unwohl Ja, auch wir lieben diese Greifautomaten, bei denen man immer nur dann gewinnt, wenn »gerade niemand zugesehen hat«. Aber da geht es um Plüschtiere oder Fußbälle. Lebende Hummer auf diese Weise zu angeln ist aber mit das Krankeste, das wir seit langem gesehen haben. Bitte stechen Sie den vornehmlich japanischen Aufstellern und Nutzern dieser Automaten bei Gelegenheit die Reifen platt. und spielen auch entsprechend. Wenn wir aber das Gefühl haben, dass man uns zuhört, beflügelt uns das. Und wenn’s dann doch schlecht läuft, schreien wir uns hinterher an. Jedenfalls könnten wir nicht auf die Bühne gehen und einfach unseren Job machen – schon allein deshalb nicht, weil es ein Job mit mieser Bezahlung wäre. Die Fragen stellte Borussia Fust Akt. Album: »Close To Paradise« (V2 / Universal) 012 _ Intro _ Monitor Neu AUF INTRO.DE »Ich kann auch fummeln wie ein Weltmeister. Wo ich hinkomme, wächst kein Gras mehr.« Diese zwei Sätze muss man sich extrem spackig intoniert vorstellen. Dann hat man eine kleine Idee von der Kurzhörspiel-Sammlung »Der Schorf-Opa« mit und von Heinz Strunk. Es gibt reichlich Jingles und hochpointierte Comedy. Fanfreundlich und komisch. Neue Videos und Audiofiles von: Hot Chip, Hard-Fi, Yeah Yeah Yeahs, Smashing Pumpkins, Architecture In Helsinki, M.I.A., Menomena, Tegan And Sara, Caribou, Róisín Murphy, Moneybrother, Kevin Drew, dazu ausgewählte Konzert-Bits von fabchannel.com Akt. Hörspiel »Der Schorf-Opa« (Tacheles / Indigo) Interviews mit: Stars, Portugal.The Man, The Robocop Kraus, José González, Andrew Bird, Ben Weaver sowie Heftstory-Lang-Versionen. The Maccabees: Woher haben die ihren Namen jetzt eigentlich? Aus ihrer Verehrung eines milliardenschweren Ex-Beatles? Oder doch durch zufälliges Blättern in der Bibel. Das und viel mehr über die UK-Hopefuls aus Brighton in unserer exklusiven Online-Story. LogIntro-Party: Die Intro-Community feiert. Am 02.10.07 in der Kölner Kneipe Gottes Grüne Wiese. Das alljährliche Offline-Treffen – mehr dazu im Forum und auf intro.de. Das war das Melt! 2007: Die Retrospektive: Nachberichte , Bildergalerien und teilweise komplette Live-Konzerte mit Hot Chip, Jeans Team, Dendemann, Digitalism, The Rifles und noch vielen mehr! Dazu tonnenweise Videointerviews mit den Melt!-Acts und Eindrücke rund um das Jubiläums-Fest in Ferropolis. Man möchte weinen vor Glück. BlogIntro: Listenwesen, Netz-Nerdism und teilweise recht gelungene Gags, täglich im Blog. www.intro.de/blog Usergalerie-Foto des Monats: Jean Sieseby www.intro.de/galerie/ view/1184890943 Intro aus Bulgarien Hoppla? Können wir die vielleicht verklagen? Oder die uns? Ach, auf keinen Fall. Wer diesen Titel trägt, muss ein gutes Herz haben. Grüße an alle Intros weltweit. ZWEI WIE WIR, DIE DÜRFEN SICH NIE VERLIEREN Mit Dave Gahan und Heinz Strunk (in den 80ern) DAS INTRO-SPUTNIK MAGAZIN Über ein halbes Jahr gibt es unsere Sendung schon, und eine geschätzte Milliarde Podcast-Abonnenten können nicht irren. Da lassen wir doch die Sektkorken mal mit diesen Song-Battles knallen. Aua, mein Auge. 06.09. Ausposaunt – Tocotronic »Let There Be Rock« vs. Europe »The Final Countdown« 13.09. Stars und Sternchen – Stars »The Night Starts Here« vs. Die Sterne »Was hat dich bloß so ruiniert?« 20.09. Ich! Werd!! Bekloppt!!! Ausrufezeichen!!!!! – The Go! Team »Doing It Right« vs. You Say Party! We Say Die! »Downtown Mayors« 27.09. Krieg und Frieden – PeterLicht »Wir werden siegen« vs. Tocotronic »Kapitulation« Das Intro-Sputnik Magazin: jeden Donnerstag und Sonntag 21h bis 22h auf MDR Sputnik. Unter www.intro.de/sputnik auch als Podcast abonnierbar und via Player im Stream zu hören. 014 _ Intro _ Monitor NEUE PROBLEME BUNTE BILDER DISCO AMORE DIE MÄDCHEN Band treffen, Interview mit ihnen machen, Text schreiben. So läuft’s gewöhnlich. Christopher Tauber alias Piwi aus Offenbach zieht die Sache dagegen ganz anders auf. Er hängt mit Künstlern rum, bestaunt sie, trinkt einen mit und zeichnet später Comics drüber. IndieFame erlangte dieses sehr niedlich umgesetzte Prinzip in dem Buch »Inter View« (Ventil, 2002). Jetzt erscheint »Disco Amore«, in dem Piwi diesmal lediglich und dafür ganz ausführlich die Abenteuer von zwei DJ-Mädchen (Disco-Amore eben) festhält. Beide spielen auch in der Band Good Heart Boutique, fürs Vorwort trug Klaus Cornfield von Katze Sorge. Alles also superputzig. Ein Comic wie ein Welpenstreichelgehege. Zu beziehen für acht Euro über www.neue-probleme.de Akt. Buch »Disco Amore« (Zwerchfell Verlag) TOP 7 DAS GEHT AUF KEINE KUHHAUT! F anzine – das bedeutet zumeist Situationismus und Ruin. Bei der Nummer zwei von Neue Probleme setzt man vor allem auf die zweite Komponente, denn das Ding ist nicht auf Bier und mit Klebestift hingeschludert, sondern komplett wertig gemacht. Wie aufmerksam. Der arty Gipfel sind doppelseitige Farbdrucke mit bisschen Kunst für zu Hause. Der 2003 verstorbene Wesley Willis ist mit einem Panaroma-Bild dabei (das auch schon seine »Greatest Hits Vol. 2« schmückte), sowie Matt Furie und Jenny Mörtsell. Zudem viele individuelle Storys, deren Glanz von der Kunstfertigkeit des jeweiligen Autoren abhängt (u. a. Sebastian Ingenhoff, der ohne Scheu über seine erste E auf einem lange vergangenen Introducing berichtet). Besonders schön auch, wie Amélie, Elisabeth und Katharina im Dialog ihr Interview mit Erlend Øye rekonstruieren müssen. Das Skript wurde Letzterer nämlich beim Spanienurlaub geklaut. Und sie musste voll weinen. So was steht da. Wie nett! »Sonnenaufgang am Samstag, Dutzende Versehrter schleppen sich schweigend Richtung See-Ufer. Ihre schwarzen Silhouetten ergeben eine Szene aus ›Dawn Of The Dead‹. Highlights: Bester Tocotronic-Auftritt seit Jahren!« Noch mehr Melt-Momente. Dieser von Felix »Romero« Scharlau. Siehe: www.intro.de 01 You Say Party! We Say Die! myspace.com/yousaypartywesaydie 02 I Love You But I’ve Chosen Darkness myspace.com/chosendarkness 03 And You Will Know Us By The Trail Of Dead myspace.com/trailofdead 04 Casiotone For The Painfully Alone www.myspace.com/cftpa 05 Suburban Kids With Biblical Names myspace.com/suburbankidswithbiblicalnames 06 Someone Still Loves You Boris Yeltsin myspace.com/boris 07 The Presidents Of The United States Of America myspace.com/thepresidentsoftheunitedstatesofamerica Kurz und knapp und immer auf Braut-, äh, Freundesschau: www.myspace.com/intromagazin 37 Backissues unter www.intro.de/heftarchiv INTRO VOR 11 JAHREN Ausgabe #37: September 1996 Titel: Rockers Hi-Fi Interviews mit: Funki Porcini, Gert Wilden, Sebadoh, Ween, Murphy’s Law, The Dirty Three Erster bei Platten vor Gericht: Dimitri From Paris »Sacrebleu« Letzter bei Platten vor Gericht: Hayden »Everything I Long For You« Zitat: »Wir hier im Labor dieses Magazins gehen wie folgt vor: Wir legen die Disc von Caspar Brötzmann und Page Hamilton in einen Player. Nach dem leichten Druck auf den Wiedergabeknopf vernehmen Sie nun eine ohrenbetäubende Kakophonie. Nun neh- men wir zusätzlich einen handelsüblichen Fön in Betrieb und horchen mal, ob sich der Klangeindruck entscheidend verändert.« Zu lesen in der Brötzmann-Kritik. Spektakel: Whirlpool Productions »Dense Music«, Nas »It Was Written«, Tuesday Weld »Tombola Illustrata«, C.O.C. »Wiseblood« Aus den Redaktionscharts: Rockers Hi-Fi »Mish Mash«, Zion Train »Grow Together«, Ween »12 Golden Country Greats« Besondere Vorkommnisse: Zu der Zeit existiert eine Band mit dem Namen Sick For Toys, die begeistert beworben wird mit einer Anzeige folgenden Textes: »End- lich!!! Das Sick-For-Toys-DebütAlbum mit Sänger Tommy – bekannt als deutsche Stimme von Beavis & Butthead, den MTV-Chaoten.« Stimmt, »die MTV-Chaoten« scheiterten ja mal kurzzeitig in einer entsetzlichen SynchroVersion. Verrückte Zeit. Auch im Heft: Boris Fust über Type O Negative. Seine ungeschönten Worte zu den beliebten Vollpfosten zogen großen Streit mit der damaligen Plattenfirma nach sich. Der Artikel endet übrigens mit: »Das Album zeugt von ausgewachsener Muckerlangeweile. Das ist zwar nicht gerade psychopathisch, aber wenigstens autistisch.« ROCK DICH LEER! »Good, you’re up! I have a special anniversary surprise for you. Your favourite song, sung by America’s sweetheart: Whitney Houston.« Whitney: »Come on daddy. I need a fix!« Dad: »First you sing then you get your precious cocaine.« Whitney: [singt] »No matter what they say, they can’t take away my dignity!« Dad [zu seiner Frau]: In der Serie »American Dad« entspinnt sich dieser Dialog, nachdem der bei der CIA arbeitende Vater den eigenen Hochzeitstag vergessen hat und zur Beschwichtigung seiner Frau eine komplett derangierte Whitney Houston anschleppt. So behandelt Cartoon-Hollywood mittlerweile seine Helden ... Akt. DVD: »American Dad – Staffel 1« (2000 Century Fox) T-Mobile begleitet Dich durch den Festivalsommer 2007. 01.–03. Juni Nürburgring Rock am Ring, rnberg Nü , rk Pa Rock im 22.–24. Juni POPDIS HAVE A LITTLE HELP OF THE PROFIS I m letztmonatigen »Mein Label und ich«-Spot kam beim Halbsatzkürzen ja ein ziemlicher Schnitzer raus, selbstverständlich dissen die Jungs vom Sonar Kollektiv nicht ihr eigenes Projekt Popdis. Wieso auch? Aber wenn wir schon mal dabei sind: Popdis, was ist das überhaupt? Thomas Berres: Popdis macht etwas, was wir Labelhosting nennen. Das heißt, wir bieten Labelheads die Möglichkeit, ihr Label mittels einer sehr schlanken Personalstruktur zu führen, sodass sie sich komplett auf die künstlerische Seite konzentrieren können – während Popdis sich auf die technisch/administrativen Aspekte konzentriert. Denn aus unserer Erfah- rung wissen wir, dass Indie-Labelbesitzer eher aus dem künstlerischen Umfeld kommen und sich mit diesen Aspekten oft sehr schwer tun. Popdis-Mitarbeiter sind dagegen Spezialisten auf genau diesen Gebieten und können gewährleisten, dass gute Ideen und Projekte auch zeitnah umgesetzt werden können. Popdis übernimmt solche Aufgaben und geht dabei auch voll ins Risiko – da wir uns aus einer Umsatzbeteiligung finanzieren. Unser Service umfasst also derzeit Teile des Label- und Salesmanagement, Koordination der internationalen Promotion und des Marketings sowie Promotion für Deutschland. More to come. Kunden sind zurzeit Sonar Kollektiv und Tomlab. Kontakt: [email protected] eßel Hurricane, Sche ausen op Eck uh Ne e, id hs ut So 13.–15. Juli Melt, Gräfenhain ichen 17.–19. August e Highfield, Stause furt Er i be n Hohenfelde Lade Dir den kostenlosen T-Mobile Festival Guide sowie coole Klingeltöne, Soundlogos u.v.m. passend zu den Festivals auf Dein T-Mobile Handy. Dazu schicke „Festivals“ an die Kurzwahl 22 22 (Kosten für Standard-SMS und GPRS-Traffic). Weitere Infos unter www.t-mobile.de/festivals 016 _ Intro _ Musik _ Hot Hot Heat Text: Peter Flore Hot Hot Heat. Groß, mächtig und dekadent Als wir von der letzten Tour zurückkamen, habe ich mich von einem nicht kleinen Teil meines persönlichen Besitzes getrennt und bin in ein schäbiges Apartment gezogen. Ein ziemliches Loch, in das ich mich zurückgezogen habe, um ein wenig Inspiration zu finden.« Was geschrieben ein bisschen prätentiös anmutet, klingt aus dem Munde des Hot-Hot-Heat-Sängers und Gitarristen Steve Bays wie ein ganz normaler Prozess. Das Glück, so möchte man fast in Anlehnung an den Albumtitel »Happiness Ltd.« sagen, tritt also erst dann ein, wenn man sich (fast) alles Weltlichen entledigt. Das dritte Album der Kanadier wurde zu fast zwei Dritteln bereits während der Tour zum erfolgreichen letzten Album »Elevator« geschrieben. Zu Hause sei man eh nur abgelenkt vom Alltag, da schreibe es sich besser unterwegs, aus dem Koffer gewissermaßen. So weit, so gut, nur klingt »Happiness Ltd.« nach allem anderen als nach einem direkten, unverfälschten und spontanen Album, trotz seiner Entstehungsgeschichte. Im Gegenteil, der klassische Hot-Hot-Heat-Sound wurde vor allem in die Breite erweitert: »Wir hatten immer einen recht schlanken Sound: Gitarre, Bass, Schlagzeug, ein, zwei Overdubs. Bei diesem Album wählten wir von vornherein einen epischeren Ansatz. Die Songs sollten groß, mächtig und dekadent sein. Beim Track Harmonicas And Tambourines haben wir vier Schlagzeuge übereinandergelegt, diverse Keyboardspuren eingespielt, und den Bass habe ich auch noch mal gedoppelt. Das Ergebnis klingt schon sehr gewaltig, nicht? The big thing we wanted to go for.« In der Tat: Hot Hot Heat klingen versierter und ausgereifter als je zuvor, der Song »Outta Here« besticht durch Bays’ neuerlichen Falsett-Gesang, der vor einem weiblichen Backgroundchor und dem Summen des Theremins Kapriolen schlägt. Man habe mit ungefähr 15 Produzenten gearbeitet und selbst ca. 90 % des Materials koproduziert, erzählt Bays, wohl wissend, dass viele Köche einen Brei nicht zwingend schmackhafter machen. »Es ist in dieser Hinsicht fast ein HipHop-Album«, lacht er. »Nach dem Motto: neuer Track, neuer Produzent.« Dass es dabei eben doch wie aus einem Guss klingt, mag an der Klasse des verpflichteten Personals gelegen haben: GreenDay-Produzent Rob Cavallo oder Tim Palmer, der auch schon Bowie oder U2 betreute, hatten unter anderem ihre Finger mit im Spiel. Große Namen für den großen Sound, der aber gottlob meilenweit von etwaigen StadionrockPlattitüden entfernt ist. Und noch etwas hat sich seit dem letzten Album geändert: Der neue Gitarrist Luke Paquin ersetzte den 2005 aufgrund musikalischer Differenzen ausgestiegenen Dante DeCaro. Man sei jetzt wieder eine Gang, erzählt Bays stolz. Und betont noch einmal, dass eine Band eben mehr sein sollte als eine bloße Ansammlung von Musikern. intro.de: Verlosung, Videoclip zu »Let Me In« Aktuelles Album: Hot Hot Heat Happiness Ltd. CD // Warner / VÖ 07.09. 018 _ Intro _ Musik _ You Say Party! We Say Die! Text: Christine Käppeler _ Foto: Markus Feger You Say Party! We Say Die!. Wer kennt wen? V or dem Lido in Kreuzberg hält ein Taxi. Zwei schlanke Typen mit sorgfältig fixierten Slackerfrisuren und eine Frau in einem getupften Cocktailkleid steigen aus. Die bewusst gestylte Gruppe lässt sich unschwer als Band identifizieren. So weit, so richtig geraten. Die gesuchten Interviewpartner sind sie allerdings nicht, sondern Teil und Anhang der Vorband Humanzi, die aus Dublin kommt. Nun ist es nicht so, dass sie You Say Party! We Say Die! zum Verwechseln ähnlich wären, doch es existieren so viele unterschiedliche Bilder von dieser Band, dass es schwer fällt zu sagen, wie sie definitiv nicht aussieht. Es gibt Fotos, die zeigen Sängerin Becky Ninkovic als veritables PostPunk-Girl in schwarzen Leggings und Streifenshirt, auf einem Promofoto ihres kanadischen Labels Paperbag Records sieht sie mit geglätteten Haaren, Teetasse und einem Silberkettchen sehr sophisticated aus, und das Video zur aktuellen Single lässt sie mit rotem Seidenumhang und bleichem Teint wie die jüngere, unschuldige Schwester von Dita von Teese daherkommen. »Ich verkleide mich gerne«, meint Becky schlicht. »Meistens ist es die Idee der Fotografen. Der Rest der Band steht allerdings nicht so drauf.« Sie sitzt mit Gitarrist Derek Adam und Krista Loewen, die Keyboards spielt, im Backstageraum, ab und an kommt Drummer Devon Clifford auf eine Handvoll Erdnussflips vorbei. Die Band sieht heute eher nach einem gemütlichen Mittag im Skatepark aus und nicht wie Hipster, denen der Boden unter den Füßen brennt. Man mag ihr zweites Album als ein weiteres Hybrid aus Punkrock, Disco und Sozialkritik verstehen, doch schon die offensive Wiederholung der Zeile »This is a test« am Anfang des ersten Songs ist nicht nach außen gerichtet, sondern verweist auf die bandinterne Situation und die Herausforderungen des permanenten Unterwegs-Seins. Ursprünglich kommen sie alle aus Abbotsford, und wenn Derek von dieser wohlhabenden, religiösen Gemeinde in der Nähe von Vancouver erzählt, dann wird schnell klar, dass Kanada sich keinesfalls so sehr von den USA unterscheidet, wie Michael Moore in seinen Filmen gerne glauben macht. »Jeder besitzt dort ein Auto«, erzählt Becky. »Wenn du nachts alleine rumläufst, denken sie, du wärst eine Prostituierte, und werfen mit Flaschen nach dir.« Junge Skater wurden in Abbotsford Mitte der 90er häufig von tumben Sportlertypen verkloppt. Als Gegenbewegung entstand der »PCP«, eine 50-köpfige Gang aus angehenden Pro-Skatern und Künstlertypen, die in zwei besetzten Häusern Konzerte veranstaltete. »Da liegen die Wurzeln unserer Band«, erzählt Becky und grinst. Gerade breitet sich Ferienlagerstimmung aus, da werden sie zum Soundcheck auf die Bühne gerufen. Auf der Treppe dreht sich Becky um: »Wir kennen uns, oder?« – »Dachte ich eben auch«, ergänzt Derek. Obwohl ich mir sicher bin, dass ich niemals in British Columbia gewesen bin, bleibe ich etwas irritiert zurück. intro.de: Verlosung & Video-Live-Clip Aktuelles Album: You Say Party! We Say Die! Lose All Time CD // Pias / Rough Trade 020 _ Intro _ Musik _ Okkervil River Text: Martin Büsser _ Foto: Jonathan Forsythe Okkervil River. Traurig ist vorbei A ufgewachsen in einem kleinen Nest im Bundesstaat New Hampshire, hat Will Sheff eine ähnliche Entwicklung hinter sich wie Conor Oberst. Einerseits ganz im Trend, allerdings auch fast schon zum Klischee geworden, galten Okkervil River lange Zeit als Inbegriff des melancholischen Indie-Folk. Das Image des lebensmüden, verzärtelten Indie-Boys begann Will ebenso zu nerven wie Conor Oberst. Für die Arbeit am neuen Album zog er nach New York und kehrt nun mit einer opulent arrangierten Platte zurück, die alle StimmungsRegister zieht und Americana wie ein großes Medley klingen lässt. »Ich glaube, dass die Umstände, unter denen du deine Stücke schreibst, einen großen Einfluss auf die Musik haben«, erzählt er. »Die Songs zu ›Black Sheep Boy‹ habe ich in einem stickigen Haus auf dem Land geschrieben, während draußen Schnee lag. Die Stücke für das neue Album entstanden in einem hellen Apartment in Brooklyn, ich war gut gelaunt, bin viel ausgegangen. Deshalb ist ›The Stage Names‹ un- sere bislang fröhlichste Platte geworden. Sie spiegelt auch am ehesten meine Person wider, denn eigentlich bin ich ein sehr optimistischer Mensch.« Auch an die Jugendjahre auf dem Land hat Will nur gute Erinnerungen: »Ich lese gerade die Briefe von Van Gogh, aus denen hervorgeht, wie er aus der Isolation heraus einen eigenen Stil ausgebildet hat. Dann kam er nach Paris und sah zum ersten Mal die Bilder der Impressionisten. Das hat sich dann mit seinem Stil vermischt und wiederum etwas total Eigenes ergeben. So ähnlich sehe ich auch meine Entwicklung. Anfangs habe ich ganz aus mir selbst heraus geschöpft, bis mich auch andere Musiker beeinflusst haben. Dieser Weg ist wahrscheinlich besser, als wenn du von Anfang an in einer vorgefertigten Welt aufwächst und gar nicht die Möglichkeit hast, etwas Eigenes auszubilden.« Will arbeitet auch als Musik- und Filmkritiker, kennt also ebenfalls die andere Seite, die über Musik reflektiert und sich darüber bewusst ist, dass das Künstlergenie ein Mythos ist. Der Text zum ersten Song der neuen Platte, »Our Life Is Not A Movie Or Maybe«, ist im Stil einer Filmkritik verfasst. Möglicherweise hat Wills intensive Beschäftigung mit dem Kino dazu beigetragen, dass »The Stage Names« geradezu melodramatische Züge trägt. »Filmische Vorlieben schlagen sich in der Musik nieder. Ich bin ein großer Fan von Stummfilmen, vor allem von Murnau. Wenn man sich seine Filme heute ansieht, haben sie etwas total Irreales, entführen einen in magische Traumwelten. Obwohl das damals wahrscheinlich gar nicht so intendiert war. Mit diesem Effekt spielt auch Guy Maddin, einer meiner Lieblingsregisseure. Er arbeitet das Surreale heraus, das den damaligen Regisseuren noch gar nicht bewusst war. Ich wollte Guy Maddin schon immer dazu gewinnen, ein Video für uns zu drehen. habe mich allerdings noch nicht getraut zu fragen.« Auf intro.de: Verlosung Aktuelles Album: Okkervil River The Stage Names CD // Jagjaguwar / Cargo 022 _ Intro _ Musik _ Moneybrother Text: Martin Riemann _ Foto: Joachim Zimmermann Moneybrother. Fucking Yellow Submarine! N achdem er mit herzzerreißenden Liebeskummer-Hits die Herzen im Sturm erobern konnte, widmet sich Anders Wendin mit »Mount Pleasure« nun den Freuden des Lebens. So dreht sich vieles um gelungene Trinkgelage mit Freunden oder einfach dieses besondere Sommerfeeling. Aber Wendin wäre nicht Moneybrother, wenn nicht auch gute Zeiten bei ihm eher ein melancholisches Gefühl erzeugen würden. Er kann eben nicht aus seiner Haut. Dafür reist er viel in Autos. Im Gegensatz zu »To Die Alone«, das mit seinen Streichersätzen stark Richtung Soul ging, funktioniert »Mount Pleasure« wie ein klassisches Rockalbum. Das ist mein rockigstes Album. Die früheren Sachen beruhten stark auf Sessions. Diesmal wollte ich es anders machen und übte die Stücke mit den Musikern über einen langen Zeitraum ein. Sie sollten die Stücke total verinnerlichen. Dadurch entstand ein völlig anderer Sound. Der ist ja ziemlich episch und ornamen- tal. Es gibt erstaunlich viele Soli, vor allem vom Saxofon. Ja, wir haben es zunächst anders konzipiert, aber Musiker wollen eben im Grunde nur eins: spielen. Und dieses Mal hatte ich mir ja extra Musiker ausgesucht, von denen ich erwarten konnte, dass sie den Songs etwas Eigenes geben würden. Ist das der Grund, warum du die Aufnahmen in Los Angeles abgebrochen hast? Die Musiker in Los Angeles waren großartig. Aber sie waren zu professionell. Ich mag zwar einen cleanen Sound, aber man muss in der Lage sein, den Dreck durchscheinen zu lassen. Für diese Platte hast du dich angeblich vom West-Coast-Rock beeinflussen lassen. Ich habe ein halbes Jahr in L.A. gelebt. Manchmal fuhr ich mit ein paar Bieren intus durch die Gegend. Und da hörte ich plötzlich »Take It Easy« von den Eagles im Radio. Ich hatte diesen Song schon 1000 Mal vorher gehört und mochte ihn nicht mal. Aber in dieser Situation verliebte ich mich in ihn. Eine angetrunkene Autofahrt hat dich zu deinem neuen Album beeinflusst? Die Sache ist in Wirklichkeit so: Ich war in Mexiko und fuhr oft mit einem Auto rum. Dabei fand ich einen Sender, der mexikanische Songs aus den 50ern spielte, diese Conjunto- und Tijuana-Musik. Ich hörte zwei Tage nur diesen Sender, und auf einmal spielten sie ganz unvermittelt »Our House« von Madness. Der Anfang von diesem Stück haute mich einfach um. Das war der exakte Moment, in dem ich wusste, wie mein neues Album klingen sollte. Conjunto beinhaltet vornehmlich schmerzhafte Gefühle, dein neues Album spiegelt aber angeblich die glücklichen Momente deines Lebens wider. Es klingt allerdings doch wieder sehr melancholisch. Man muss das im Verhältnis sehen. Für viele andere Künstler wäre »Mount Pleasure« das dunkle, tragische Album, aber für eine Moneybrother-Platte ist es fucking Yellow Submarine, Mann. intro.de: Verlosung, Videoclip & ganzes Interv. Aktuelles Album: Moneybrother Mount Pleasure CD // Columbia Deutschland / SonyBMG 024 _ Intro _ Musik _ Beach House Text: Sandra Grether _ Foto: Sibylle Fendt Beach House. Der Spuk im Strandhaus H uhu, was wird denn hier alles geboten an Atmosphäre? Was ein verwegener Sound, den uns Victoria Legrand und Alex Scally, die zwei »No Genre, please«-Individualisten aus Baltimore, bescheren. Sie nennen sich Beach House, was nicht gerade ein besonders eigensinniger Name ist – das kommt davon, wenn man alle Genres kategorisch ablehnt. Aber nun gut, so müssen sie ihren Namen halt selbst füllen. Beach House haben auf ihrer Webseite eine Bilder-Staffel erschaffen, um zu zeigen, wie sie sich selbst definieren: »ein Geldstück in einer Tasse mit öligem Wasser«, »Visionen aus einem Raum der Taubheit«, »A diamond’s best girlfriend« oder auch »Twin camels taking a luscious nap in the sahara«. »Wir wollten mit dem Bandnamen einen Ort benennen, an dem unsere Musik existieren kann«, sagt die in Amerika geborene, in Frankreich aufgewachsene Sängerin und Keyboarderin Victoria. Sie spielte zunächst in Paris »experimentelles Theater«, bis sie 2004 nach Baltimore zog, wo sie ihren Mitmusiker Alex kennenlernte. »Es war eine Lebensentscheidung, mich voll auf die Musik zu konzentrieren. Als Schauspieler ist man ein Medium, ich aber wollte selbst den Inhalt vorgeben.« Folgerichtig also, dass die meisten Songs und Texte von ihr sind – Alex arrangiert und spielt Gitarre. Man legt Wert darauf, dass die Beats nicht aus dem Computer kommen, sondern »handgeschlagen« oder Xylofon-veredelt sind. »Manchmal verwenden wir auch einfach einen Beat aus der Orgel«, so Victoria. Oder, um im beseelten Band-Jargon zu sprechen: »Wir nehmen den Puls des Herzens der Orgel.« Victoria: »Der Beat muss nicht eindeutig festgelegt werden, er ist eher wie ein Schatten der Songs.« Schön. Wer sich so viel Mühe gibt, seine angeblich nicht kategorisierbare Musik selbst in Worte zu fassen, der fertigt natürlich auch besonders detailverliebte Songs an. Gitarren, die mit dem Wind heulen, eine Stimme, die mit dunklem Timbre entschieden und gar nicht ätherisch Weisheiten und Wunderliches vorträgt, dicht komponierte Songs voller Ruhe und Zuversicht. Narkotisierend. Fehler im Spiel empfinden sie als Bereicherung, ebenso wie ihren Lo-Fi-Sound. Und das passt zu einer Band, die sich in nichts gerne festlegen lassen möchte. Auch was Fotos betrifft, natürlich. Lieber sich selbst malen, oder malen lassen: Victoria im elegantelegischen Kleid, das genauso türkisfarben ist wie die Gitarre, die Alex um den Hals trägt. »Tokyo Witch«, mein Lieblingslied des selbstbetitelten Debütalbums, ist voll von Gespenstern und Dämonen, hat eine fast psychedelische Aura. Hätte man sich schon denken können, dass es auch spukt im Beach House. »Ein mysteriöses Lied, voll merkwürdiger Visionen«, pflichtet Victoria bei. Will dann aber mehr nicht verraten. »Der Song spricht für sich.« Das wundert mich nun natürlich wenig bei einer Band, die ihre Songs mit »dem hartnäckigsten und schmerzhaftesten Weisheitszahn im Mund« vergleicht. Auf intro.de: Verlosung Aktuelles Album: Beach House Beach House CD // Bella Union / Coop Music / Universal 026 _ Intro _ Musik _ Talib Kweli Text: Martin Riemann _ Foto: Joachim Zimmermann Talib Kweli. Das schwarze Microsoft T alib Kweli gestaltet sich die Promo-Arbeit so angenehm wie möglich. Wenn er schon seine Zeit mit Interviews verplempern muss, dann wenigstens im nobelsten Hotel am Potsdamer Platz. Kwelis offensichtliche Abneigung gegenüber ausgedehnten Pressegesprächen, die dazu führt, dass verschiedene Journalisten sich die Gesprächszeit teilen müssen, sorgt für Unbill in der Interview-Suite des Ritz Carlton. Ein TV-Moderator sieht einen eklatanten Widerspruch zwischen Kwelis mangelndem Schoßhundverhalten gegenüber der Presse und seinem angeblichen Image als Conscious-Rapper, also als Rapper, der sich nicht ausschließlich für Waffen, Sex und Geld interessiert – denn ein solcher hat gefälligst lieb zu sein! Als der Künstler dann die Suite betritt, riecht seine makellose Kleidung angenehm nach frischem Gras. Hungrig greift er zum Telefon: »Ich hätte gerne den Salat mit Croutons und Parmesan, aber ohne das gegrillte Gemüse. Nein, keinen Cesars Salad, die Salatherzen. Und könnte ich noch die Käseauswahl haben? Und den Früchteteller? Ach, und könnten Sie mir noch einen Hummer zum Salat servieren? Und noch einen Eimer mit Eiswürfeln, bitte! Danke, Sir.« Lustig, wie er den Hummer so nebenbei nachschiebt. Vielleicht spürt er, dass es hierzulande Conscious-Rappern streng verboten ist, lebende Tiere in kochendes Wasser schmeißen zu lassen. Dabei macht Kweli auch auf dem neuen Album »Ear Drum« deutlich, dass er mit aufoktroyierten Vehikeln wie Consciousness genauso wenig am Hut hat wie mit Gangstarap. Sein Ansatz ist eher eigennützig, eher poetischer als politischer Natur. Vielleicht beginnt sein neues Album deshalb mit den achselzuckenden Worten: »You can’t please everybody!« »Die Natur eines Künstlers ist zunächst der Wunsch, allen zu gefallen«, antwortet Kweli, während er in seinem Tee rührt, »aber ab einem gewissen Stadium muss man sich von dieser Haltung trennen. Sonst sollte man besser Politiker werden und kein Künstler. Du darfst deinem Publikum niemals erlauben, dir zu diktieren, was du als Nächstes machst.« Kweli ist sein Publikum allerdings nicht egal. Deutlichstes Zeichen: Zuletzt veröffentlichte er »Liberation«, seine gelungene Zusammenarbeit mit Madlib, gratis über das Internet: »Je mehr das Internet ein Teil unseres Lebens wird, umso besser für mich. Was die traditionellen Mechanismen der Musikindustrie angeht – diese Leute agieren wie Hühner, denen man den Kopf abgeschnitten hat. Und das ist gut für mich. In dem Maße, wie es durch die Verbreitung des Internets mit dem Musikbiz abwärts geht, geht es mit meiner Karriere aufwärts.« Zum Schluss noch etwas conscious-gespeiste Politik. Ob er denn HipHop noch immer als das einst von Chuck D ausgerufene Black CNN begreife? »HipHop ist längst mehr als das. Er ist eher ... Black Microsoft!« Und Jean Grae, seine Ko-Rapperin für den Auftritt am Abend in der Maria, fügt grinsend hinzu: »Yeah, Blackrosoft!« Aktuelles Album: Talib Kweli Ear Drum CD // Warner AKTION STAGE FEVER CONTEST 2007 YAHOO! MUSIK UND INTRO SUCHEN DIE STARS VON MORGEN Träume nicht weiter vom großen Gig – hol ihn dir! Pünktlich zur weltweit größten Musikmesse Popkomm starten Yahoo! Musik (www.yahoo.de/musik; offizieller Online-Partner der Popkomm, 19.-21.09.2007) und Intro den ersten »Stage Fever Contest 2007« für den musikalischen Nachwuchs in Deutschland. ewcomer haben dabei die Chance, einen exklusiven Live-Gig im Rahmen der Popkomm in Berlin zu gewinnen und sich dort beim »Intro Intim« am 21. September vor den Größen der Branche und begeisterten Musik-Fans zu präsentieren. Mitmachen ist ganz einfach: Unter www.yahoo.de/popkomm gibt es die Möglichkeit, sich mit einem eigenen Musikvideo zu bewerben. Im Anschluss daran wird der Gewinner des Wettbewerbs über ein zweistufiges Verfahren ermittelt. Zunächst trifft eine hochkarätige Jury aus Branchenkennern von Yahoo! Musik, der Popkomm und der Intro eine Vorauswahl. Die acht besten Acts dürfen sich und ihre Sounds vor knapp einer Million Internetnutzern auf www.yahoo.de/musik präsentieren. Den finalen Sieger des ersten »Stage Fever«Wettbewerbs küren jedoch basisdemo- kratisch und wie es sich gehört die Musikfans selbst. Sie stimmen online für ihre Lieblingskünstler und legen damit vielleicht ja sogar den Grundstein zu einer neuen, großen Karriere. Der Gewinner des OnlineVotings darf am 21. September im Berliner Club »Maria & Josef« (ehemals Maria am Ufer) seine Live-Qualitäten im Rahmen des »Intro Intim« vor vielen Profis aus der Musikbranche unter Beweis stellen. Für den angemessenen »VIP-Status« ist dabei ebenfalls gesorgt: Neben der Hotelunterbringung stellt Yahoo! Musik der Gewinner-Band eine luxuriöse Stretchlimousine als exklusiven »Stage Fever«Star-Shuttle zum Gig zur Verfügung. 028 _ Intro _ Musik _ M.I.A. M.I.A. Missing in America Text + Fotos: Heiko Behr Intro _ Musik _ M.I.A. _ 029 Als die kleine Maya mit ihrer Mutter aus Sri Lanka floh, sehnte sie sich nach nichts mehr als einem sicheren Zuhause. Doch auch in der neuen Wahlheimat London fühlte sie sich nicht willkommen. Nach ihrem besonders in den USA erfolgreichen Debüt »Arular« konzentrierte sie nicht zuletzt deshalb ihre Hoffnungen auf New York – ob es hingehauen hat oder nicht, das sagt uns nun Heiko Behr. »Wer ist eigentlich M.I.A.?« stöhnt der bullige Stiernacken und inhaliert einen tiefen Schluck seines Plastikbiers. »Europäischer HipHop, oder so«, antwortet ihm gähnend der Crewcut und rückt seine verspiegelte Ray-Ban-Sonnenbrille zurecht. Danach einigen sie sich auf ein klares »Whatever« und beginnen eine tief greifende Diskussion über den Vorteil vom Bongrauchen gegenüber dem Komasaufen. Wir befinden uns in Chicago. Genauer gesagt auf dem Gelände des Lollapalooza-Festivals. Mit derlei Reaktionen muss Maya Arulpragasam, die hier heute am späten Nachmittag einen Auftritt ihrer aktuellen Amerikatour durchziehen muss, in diesem Kontext leider rechnen. Hier wartet niemand auf den progressiven Hype aus UK, der sein zweites, so viel sei gleich mal gesagt: großartiges Album, »Kala« betitelt, promoten will – hier wird stattdessen gerade Ben Harper gottgleich abgefeiert. Die 30-Jährige müht sich später auf der fußballfeldgroßen Bühne dennoch ab, stürmt zwischendurch ins Publikum, animiert zum Mitsingen. Kurzum: Sie gibt alles. Und auch ihre Begleit-Tänzerin schwitzt nicht von irgendwoher; lediglich der DJ schaut etwas verloren ins Rund – und erntet indirekt für seine fehlende Professionalität Kritik von der Chefin: »Manchmal wünsch ich mir in solchen Situationen dann doch eine Band«, gibt eine verkaterte und trotzdem (oder gerade deswegen) grinsende Maya am nächsten Tag beim Interview im Hard Rock Cafe zu Protokoll. Überhaupt hat sie ausgeprägte Lust zu reden. Also hören wir doch einfach mal zu: Ich hoffe nicht. Aber sie haben mich gebeten, ihnen einige Crewcut Presse-Artikel zuzuschicken, so wollten sie sich über mich Amerikanischer Slang, steht für informieren. Eine ziemlich faule Art für eine staatliche Or- einen mächtig blöde aussehenden Kerl mit Bürstenhaarschnitt. ganisation. Und das kam dann bei ihnen so an: »M.I.A.! Tochter eines militanten Terroristen! Kommt in die USA!« Tja, und schon war ich auf der Watchlist. Hast du nie gedacht: »Okay, wenn ihr mich nicht wollt, Lollapalooza will ich euch auch nicht!«? Genau mit dieser Einstellung 1991 gründete Perry Farrell, Exhab ich »Kala« gemacht. Wenn ich nicht in die USA reinJane’s-Addiction und -Porno-Forkomm, geh ich in jedes einzelne Anti-USA-Land auf diesem Pyros, dieses Festival als rokkenPlaneten und mach da jedes Mal einen Anti-USA-Song! Da den Wanderzirkus – man tourte durch die USA, um den Leuten bin ich innerhalb von kurzer Zeit bei acht Alben! Und hey, auch abseits der Großstädte das wär okay gewesen. Dann verkauf ich sie halt in China. ein bisschen Popkultur nahezuDann wäre ich eine noch größere Bedrohung. bringen. Mit der Zeit wurden die Aber irgendwie bist du ja drangeblieben an diesem Visum. Bands zwar größer, die Preise allerdings auch höher und die Was fasziniert dich so sehr an den USA? So viele liberale Gedanken kommen doch aus Amerika, progressive, revo- Sponsoren-Präsenz erdrückender – es kam zum Crash. Nach kurlutionäre Gedanken. Das muss man respektieren. Und ich zer Pause findet das Lolla nun gewürde gern meinen Teil dazu beitragen, Informationen ins sundgeschrumpft jährlich in ChiLand hineinzutragen. Ich glaube, die Amerikaner brauchen cago statt. mehr Außenperspektive! Niemand hat in den USA Zeit, sich mal mit einem Thema zu beschäftigen. Schau dir die Nachrichten hier an. Es ist also dringend nötig, dass jemand den Freedom of Speech Amis etwas kulturell Subversives injiziert: Erinnert euch Eigentlich garantiert dieses an Afrika! Kennt ihr eigentlich China? Grundprinzip liberaler DemokraDu hast ja bekanntermaßen den Sri-Lanka-Background, tien die freie Meinungsäußerung hast dann in London gelebt und die letzte Zeit so ziemlich in jedweder Form, in jedem Meüberall und nirgends. Quasi aus dem Koffer. Fühlst du dium. Eigentlich. Zusehends wird dich kulturell zerrissen? Hast du Heimweh? Nein. Ich flie- das Konzept allerdings auf dem Altar grassierender, hilfloser Terge ja manchmal rüber, um ein bisschen zu helfen. Aber ich Ist es nicht schon ein Erfolg, dass du überhaupt in den rorpanik geopfert. Jedes Land könnte dort nicht leben. Letztes Jahr ist meine Großmutter hat seinen Schäuble. USA auftrittst momentan? Ich hörte, du hättest Visuman meinem Geburtstag gestorben. Da hatte ich gerade das Probleme gehabt. Puh. Ich weiß gar nicht, ob ich darüber »Bird Flu«-Video abgedreht. Auf ihrer Beerdigung habe ich reden darf. Mein aktuelles Visum ist nämlich nur auf ein zum ersten Mal seit langer Zeit so eine Art spirituelle VerJahr beschränkt. Also, wenn ich hier Scheiße erzähle, können sie mir das Visum auch schnell wieder wegnehmen. Ich bindung mit dem Land gespürt. Aber in den wenigen Tagen, die ich damals da war, wurden plötzlich alle Schulen gedenke mal, das ist ein Mittel, um Leute unter Kontrolle zu schlossen, alle Kinder nach Hause geschickt. Die Regierung halten. Empfindest du das jetzt als ständige Bedrohung? Eigent- verbreitete Gerüchte, dass die Tamil Tigers damit gedroht hätten, Bomben zu zünden. Die Tigers hingegen sagten, lich nicht. Trotzdem bin ich bei dieser Sache sehr vorsichtig. Und es bestärkt mich noch: Im Grunde muss man in den das sei ein Wahlkampftrick der Regierung vor den Wahlen, USA leben, um hier auch Kritik üben zu können. Wenn man sie hätten dergleichen niemals angedroht. Stell dir das mal vor. Das ist so ein unreifer Scheißdreck, der da abläuft. Dadas von außerhalb tut, nimmt das niemand wahr. Das hat mit will ich einfach im Moment nichts zu tun haben. Dieser hier überhaupt keine Relevanz. Ich teste also gerade noch, Konflikt im Land ist so tief greifend! Wenn ich mich damit wie weit Freedom of Speech hier überhaupt reicht ... beschäftigen würde, müsste ich meine komplette Zeit inGlaubst du, deine Texte haben mit deinen Problemen zu vestieren! Aber dann wäre ich eine von ihnen – und das will tun gehabt? Du hast ja ziemlich radikal von Selbstmordattentätern erzählt, hast die PLO als Referenz gedroppt ... ich nicht. 030 _ Intro _ Musik _ M.I.A. Sri Lanka In Mayas Geburtsland geht der an- und abschwellende Bürgerkrieg bald ins 25. Jahr. Die Tamil Tigers, denen ihr Vater zugerechnet wird, kämpfen als Organisation einer religiösen Minderheit gegen die Regierung und fordern einen separaten Tamilen-Staat im Norden des Landes. Momentan werden sie daher von insgesamt 32 Staaten als Terror-Organisation geführt. Darunter auch von den USA ... Der MySpace-Killer Im englischen Ipswich, Suffolk begann im Dezember des letzten Jahres die Suche nach dem Mörder von insgesamt fünf Prostituierten. Die Medien sprangen schnell auf den Zug auf, unausweichlich wurden sofort Parallelen zu »Jack the Ripper« gezogen. Einer der Verdächtigten hatte, nun ja, eine MySpace-Seite ... Leute, die viel reisen, die ständig unterwegs sind, klagen ja oft über Identitätsprobleme. Weil sie das Gefühl für das »Zuhause« verlieren, auch wenn das nur ein geistiger Ort sein kann. Du bist ja nun ständig unterwegs gewesen, auch weil du in deine bereits gekaufte Wohnung in Brooklyn wegen der Einreiseprobleme nicht einziehen konntest. Wie empfindest du das? Meine Familie ist meine Heimat. Wenn ich es also schaffe, alle an einem Ort zusammenzubringen – dann fühlt sich das nach einem Zuhause an. Als ich damals Sri Lanka verließ, wusste ich, dass das niemals wieder passieren würde. Niemals. Mein Zuhause würde nie, nie, nie, nie wieder so sein, wie es mal war: Meine Schule existiert nicht mehr, meine Straße ist zerstört, alles ist mit Landminen gepflastert. Die Leben dort sind kaputt, die Hoffnungen sind kaputt. Ich weiß genau, selbst wenn ich nach Sri Lanka ziehe und mithelfe, eine Straße, ein Haus wieder aufzubauen, wird es trotzdem anders sein. Also ist es für mich wichtig, einen Platz zu finden, der meinen Irrsinn unterdrückt, der mich ausbalanciert. Ich muss in meinem Leben etwas finden, das mir eine Ruhe verschafft. Zu der Zeit, als ich diese Visum-Probleme hatte, dachten ja alle Leute, ich hätte es geschafft: 200.000 Platten in den USA verkauft, schöne Wohnung in Brooklyn, ich kann überall hinreisen, wohin ich will. Aber ganz so einfach war es dann eben doch nicht. Ich hatte einfach kein Zuhause. Meine Idee war dann, alles so klein zu halten, dass ich mein Zuhause überall mit hinnehmen konnte. Ob das jetzt ein Buch ist oder eine Teetasse, ein Paar Schuhe oder ein Handy. So kann man dann ein bisschen Ruhe finden, in die man sich zurückziehen kann. Inwieweit wird dieser Zustand der Heimatlosigkeit in deinem Album widergespiegelt? Du bist noch hysterischer in einigen Songs als auf »Arular«, noch entgrenzter ... Oh ja, ich bin hysterisch auf der Platte, total. Wenn das also der schlimmste Part von mir ist, dann ist das eben so. War das das Ziel? Die schlechtesten Seiten aus dir rauszuholen? Ich geb dir ein Beispiel. Einen Tag, bevor ich »Bamboo Banga« schrieb, traf ich einen sehr seltsamen Künstler, der hat mir echt Angst gemacht. Ich lernte ihn mit ein paar Freunden kennen, er wollte uns ein bisschen von seiner Arbeit zeigen. Bei ihm zu Hause versuchte er uns dann plötzlich in einen Keller zu schubsen. Er fühlte sich von Geistern verfolgt und dachte, ich sei auf ihn angesetzt worden. Als Killer. Als wir dann Richtung Haustür flüchteten, hielt er mich am Fuß fest. Wir kämpften miteinander. Erst als wir später sicher im Auto saßen, habe ich so richtig Angst bekommen. Das war nämlich am gleichen Tag, als in England dieser MySpace-Killer zuschlug, der innerhalb von einer Woche fünf Prostituierte ermordete ... Am nächsten Tag nahmen wir dann »Bamboo Banga« in einem Take auf, ich höre mich wirklich absolut spooky an auf den Aufnahmen. Da ist meine ganze Panik vom Tag davor in den Track geflossen. Mein Gott, mein Leben ist so bizarr! Intro empfiehlt: Einschub. Gleiche Stadt. Andere Bühne M.I.A. Kala CD // XL Recordings / Beggars Group / Indigo Erwartungsgemäß macht diese dräuende Hysterie am nächsten Tag im lokalen House of Blues, der von Dan Aykroyd mitgegründeten Location-Kette, deutlich mehr Sinn als am Vortag auf dem Lollapalooza. Besonders das eben angesprochene Stück, »Bamboo Banga«, steigert sich an diesem Tag live in einen irrlichternden monotonen Soundirrsinn, kreiert eine körperliche, niemals nachlassende Anspannung – wie sie eben nur auf dunklen, kleineren Bühnen spürbar wird. Man merkt sofort, dass sich Maya hier wohler fühlt. Die Fremdartigkeit der schrägen Samples, die Autosirenen, die flatternden Hühner, die intensiven Tribalbeats, hier werden sie vom Publikum begeistert als neue Erfahrung aufgenommen. So weit draußen kann überwältigende Tanzmusik also heute klingen. Wie ein Trip durch die weißen Flecken der USA-Europa-zentrierten Weltwahrnehmung. Blende zurück. Hard Rock Cafe Eigentlich sollte ja Timbaland dein Album mitproduzieren, der sich auch gern mal quer durch Indien samplet. Letztlich ist es nur ein Song geworden – und der wird auch nur als Bonustrack in den USA erscheinen. Deine Plattenfirma läuft sicher Amok ... Wenn ich diese VisumProbleme nicht gehabt hätte, wär ich ihm einfach ein Jahr quer durch die USA immer hinterhergereist, nur um mit ihm aufzunehmen. Als ich ihn dann in Virginia Beach traf für ein paar kurze Recording-Sessions, merkte ich plötzlich: Eine Zusammenarbeit mit ihm würde einfach ganz weit weg klingen vom Rest des Albums, völlig inkonsistent. Das war mir plötzlich klar, noch bevor die Aufnahmen begannen. Angeblich haut der ja auch mal acht Songs am Tag raus. Klingt nach dem absoluten Gegenteil von deiner Arbeitsweise ... Ich denke, es gibt zwei Arten von Künstlern. Der eine hat diese Sache, die er gern macht, die er immer machen will. Und deswegen ordnet er sein ganzes Leben, alle Leute um sich herum dieser Sache unter. So macht Timbaland das. Wenn er müde ist, schläft er. Dann wacht er auf und ist in einer ganz anderen Stimmung. Er schläft auch, um extra in eine andere Stimmung zu kommen, um Vibes für Songs zu ändern! Es geht also nur um diesen einen Moment im ganzen Leben. Ich hingegen bin das genaue Gegenteil. Ich erschaffe aus dem Chaos heraus, ich muss aber auch mitten im Leben stehen: Hunde kommen ins Studio und zerbeißen meine Mikros, ich verfolge sie die Straße runter, ich stoße mit jemandem zusammen, der sich prügeln will. Dazu sorge ich mich darum, dass meine Mutter aus ihrer Wohnung rausgeschmissen wird. Ich muss mir um alles Sorgen machen, ständig Ärger haben. Bis ich dann irgendwann brülle: »Warum lassen mich nicht einfach alle in Ruhe?« Und dann setze ich mich hin und schreibe einen Song. So und nicht anders können Platten von mir entstehen! Ein letzter, schier endloser Hustenanfall beendet das Interview. In den nächsten Wochen werden garantiert noch weitere folgen, unterbrochen von endlosen Fotoshootings und weiteren Konzerten. M.I.A. steht die Erschöpfung angesichts dieser Zukunftsaussichten ins Gesicht geschrieben. Wahrscheinlich freut sie sich schon jetzt auf ihr Appartment in Brooklyn, in dem sie die nächsten Tage etwas Normalität vortäuschen kann. Viel Zeit für ihr neues Zuhause hat sie allerdings nicht. Denn wenn ihr das Heft in Händen haltet, hat ihre Europatour inklusive Deutschlandbesuch schon begonnen. Wir sehen uns. Auf intro.de: Videoclips zu »Boyz« und »Bird Flu« 032 _ Intro _ Musik _ Animal Collective / Broken Social Scene presents: Kevin Drew Der Geist des Kollektivs Zweimal Animal Collective, kein Kevin Drew Animal Collective / Broken Social Scene presents: Kevin Drew. Text: Martin Büsser _ Foto: Lena Böhm Intro _ Musik _ Animal Collective / Broken Social Scene presents: Kevin Drew _ 033 Der Kollektiv-Gedanke erfährt in der Musik seit einigen Jahren eine Renaissance. Alternative Netzwerke als Basis für einen ästhetischen, politischen und musikalischen Gegentrend zum sonstigen Konsens in der Musikindustrie. Martin Büsser befragte Animal Collective und Kevin Drew von Broken Social Scene anlässlich der neuen Alben für Intro zu ihrem Verhältnis zum Kollektiv. D er Begriff des Kollektivs ist unmittelbar mit 1968 und dessen Folgen verbunden – mit Kommune 1, freier Liebe und dem gemeinsamen Kühlschrank für alle. Mit sozialen Experimenten also, die gemeinhin als gescheitert betrachtet werden. So etwas eignet sich höchstens noch als Stoff für Retro-Filme zum Ablachen oder Kopfschütteln. Wer in der Bachelor-Generation aufwächst und alleine schon aufgrund immenser Semestergebühren dazu gezwungen ist, das Studium innerhalb von zwei Jahren zu beenden, wird schwer nachvollziehen können, dass es einmal eine Generation von Studenten gab, der die Suche nach alternativen Lebenskonzepten wichtiger war, als Scheine zu sammeln. Glaubt man den heutigen Medien und UschiObermayer-Filmchen, war das Kommunarden-Gebaren von einst vor allem eines: unglaublich naiv, pubertär, ja geradezu hysterisch. Am Ende siegte daher fast immer die Vernunft in Form der bürgerlichen Ehe. Abgesehen davon, dass viele Kollektiv-Ansätze tatsächlich daran gescheitert sind, dass sich doch jemand – in den meisten Fällen waren das Männer – als Oberhaupt aufspielen musste, scheint der heutige Reflex des Lächerlich-Machens Methode zu haben: Damit die rigiden, in den meisten Bundesländern bereits durchgesetzten Studienbedingungen nicht für einen kollektiven Aufruhr sorgen, muss die Idee der Gemeinschaft gegenüber dem Einzelkämpfertum permanent diskreditiert werden. Stereotype Witze über endlose »Ey du«-Diskussionen unter filzigen Sozialarbeiter-Typen tragen ihren Teil dazu bei, dem Kollektiv ein uncooles Image zu verpassen. Umso interessanter, dass der Kollektiv-Gedanke in der Musik seit einigen Jahren eine Renaissance erfahren hat. Von Weird-Folk-Gruppen wie The No-Neck Blues Band über Label-Zusammenhänge wie Constellation sind alternative Netzwerke entstanden, die der Musikindustrie ästhetisch wie musikalisch zu trotzen versuchen. Geben solche Kollektive einen Leitfaden für die politische Praxis in die Hand? Werden hier auf dem ästhetischen Feld neue Protestformen ausprobiert, oder entpuppen sich solche Kollektive letzt- lich doch nur als Hippie-Nostalgie und Flucht in die Wälder? Antworten hierauf geben bzw. verweigern Animal Collective (vertreten durch Panda Bear [PB], Avey Tare [AT] und Geologist [G]) und Broken Social Scene (vertreten durch Kevin Drew [KD]), die beide mit einem Kollektiv-Ansatz auftreten oder doch zumindest damit assoziiert werden. Zudem handelt es sich bei beiden Gruppen um einen losen Verbund aus Freunden, der Solo-Aktivitäten und Seitenprojekte nicht ausschließt. Der Einzelne soll sich hier nicht dem Kollektiv unterordnen – kein halbwegs vernünftiger Mensch trauert schließlich Pol-Pot-Strategien oder der Mühl-Kommune nach –, sondern es als Individualist bereichern. 1. Kollektiv Bedeutet der kollektive Ansatz, dass es bei euch keine Hierarchien gibt, keine Stars und keinen Bandleader? AT: Unser Konzept ist nicht total frei. Wir haben sehr wohl verteilte Rollen: Der eine arbeitet mehr am Songwriting, der andere mehr am Sound. Aber Animal Collective weisen keine konventionelle Bandstruktur auf, es ist eher ein Freundeskreis, dessen Besetzung ständig wechselt. Im Moment sind wir gerade drei Leute, für die kommende Platte können es dann auch schon wieder fünf sein. PB: Nun, es gibt verteilte Aufgaben, aber keine personelle Hierarchie. Niemand von uns besteht auf die Urheberschaft einer bestimmten Melodie oder Textzeile. Im Gegenteil, das Starke an dem kollektiven Konzept ist ja, dass sich alles ständig verändert. KD: Broken Social Scene werden immer wieder mit diesem Kollektiv-Gedanken in Verbindung gebracht. Aber wir sind kein Kollektiv und waren es auch nie. Eine Gruppe von zwanzig Leuten braucht auch so etwas wie einen Anführer, der Ordnung in die Sache bringt. Du brauchst jemanden, der sich um die Finanzen kümmert, um Plattenverträge und Konzertauftritte. Zeitweise hat sogar mein Vater solche Aufgaben übernommen. Wir sind nicht einmal musikalisch ein Kollektiv. Ein Großteil des Songwritings steuern Brendan und ich bei. Es gibt also gewisse Hierarchien, Hippie-Waldschrat-Bands Zahlreiche Bands haben in den letzten Jahren die freie Improvisation des Free Jazz auf Folk übertragen. Die Presse hat ihre Musik mit den Etiketten »Weird Folk« und »Free Folk« versehen. Zu diesen Bands, die vor allem in den USA und in Finnland wie psychedelische Pilze aus dem Boden sprießen, zählen unter anderem Sunburned Hand Of The Man, The No-Neck Blues Band, Six Organs Of Admittance und Daveport. Sie musizieren bevorzugt unter freiem Himmel, im Wald und rund ums Lagerfeuer. Wallende Kleider und Bärte sind der neue Dresscode. Das musikalische Experiment wird oft von esoterischen Weltbildern begleitet, die Kollektive weisen bisweilen sektenhafte Strukturen auf. 034 _ Intro _ Musik _ Animal Collective / Broken Social Scene presents: Kevin Drew Terrestial Tones Seitenprojekt von Avey Tare und Eric Copeland (Black Dice). Sie haben bislang zwei Platten veröffentlicht, zuletzt »Dead Drunk« (Paw Tracks, 2006). Die Stücke wurden im gemeinsamen Apartment in Paris aufgenommen und basieren vorwiegend auf Samples. Hierfür wurden jede Menge Flohmarkt-Platten bis zur Unkenntlichkeit gesampelt und durch Effektgeräte gejagt. Die Musik schwankt zwischen Ambient, Lo-Fi-Pop und IndustrialNoise. Projekt mit Kria Brekkan Zusammen mit der ehemaligen Múm-Musikerin Kria Brekkan (Anna Valtysdottir) entstand 2007 die höchst obskure Platte »Pullhair Rubbeye« (Paw Tracks), für die ein Großteil der Aufnahmen rückwärts abgespielt wurde. Satanische Botschaften sind zwar keine zu entnehmen, dafür aber jede Menge bewusstseinserweiternde Klänge, die zusätzlich dadurch verfremdet und verzerrt wurden, dass das Album auf einem billigen Zweispurgerät (Flohmarktpreis: ein Dollar) abgemischt wurde. Spirit If ... ... ist der erste Teil einer Reihe mit dem Titel »Broken Social Scene Presents«, auf der einzelne BSSMusiker ihre Soloarbeiten vorstellen, eingespielt mit BSS-Mitgliedern. Brendan Canning will sein Soloalbum 2008 rausbringen. Es bleibt abzuwarten, ob weitere Platten in der Reihe folgen oder ob sich das »Presents« nur auf die beiden »Köpfe« der Band beschränkt. Aus BSS sind bereits zahlreiche Seitenprojekte wie Apostle Of Hustle hervorgegangen, ohne dass diese unter »BSS Presents« liefen. Intro empfiehlt: Animal Collective Strawberry Jam CD // Domino / Rough Trade / VÖ 07.09. Broken Social Scene presents Kevin Drew Spirit If ... CD // City Slang / Universal / VÖ 14.09. die notwendig sind, um überhaupt halbwegs hörbare Musik zu machen. Inwiefern haben euch die Kollektiv-Ideen der 1960er-Jahre inspiriert, Gruppen wie Amon Düül oder Free Jazz? G: Musikalisch ist das unglaublich wichtig für uns. Aber wir leben anders als zum Beispiel Amon Düül. Wir leben nicht in Kommunen. Animal Collective ist eher ein musikalisches, kein soziales Experiment. AT: Trotzdem soll unsere Musik den Leuten etwas davon vermitteln, wo wir politisch stehen. Dazu benötigen wir keine politischen Texte oder Statements. Allein unsere Sounds und die improvisierte Herangehensweise an Musik sind ein Bekenntnis zur Freiheit und ein Aufruf, mit Konventionen zu brechen. PB: Wir wollen allerdings eine Verklärung der 1960erJahre vermeiden. Wir gehören definitiv nicht zu diesen gerade so angesagten Hippie-Waldschrat-Bands. In die Vergangenheit zu blicken und etwas von früher zu glorifizieren ist nicht unser Ding. Es gibt zwar diese »Tier«-Seite in AC, dieses archaische Element, zugleich ist unsere Musik aber auch sehr urban und futuristisch. Die Bands, die uns beeinflusst haben, waren zu ihrer Blütezeit ebenfalls alles andere als nostalgisch: Can, Pink Floyd, Beach Boys – die blickten alle in die Zukunft! AT: Wir wollen mit unseren Sounds keine Wertungen abgeben. Wenn wir afrikanische Rhythmen benutzen oder archaisch anmutende Klänge, dann ist das keine Aufforderung, zurück in die Wälder zu gehen. G: Unsere Musik klingt wahrscheinlich deswegen so frei und ungewohnt, weil sie nur wenige Anbindungen an Rockmusik hat. Keiner von uns ist ein großer Fan von Rockmusik. Also haben wir von Anfang an mit Rhythmen und Klängen improvisiert, die für Rock völlig untypisch sind. Field Recordings aus Afrika waren für uns sehr wichtig, denn dort hörst du zum Teil Sounds, die du gar keinem Instrument zuordnen kannst. Dieses Prinzip haben wir für unsere Musik übernommen – Klangquellen zu verwischen. Gitarren hören sich bei uns manchmal wie Samples, wie Loops an. KD: Wir haben gar keinen Bezug zu Kollektiven aus den 1960ern. Die Vergangenheit interessiert uns nicht. obwohl alle Stücke von mir stammen. Das liegt daran, dass ich es langweilig finde, nur einen ganz bestimmten Sound zu haben oder mit meiner Musik nur eine ganz bestimmte Stimmung auszudrücken. Als Mensch ändert sich meine Stimmung ja auch stündlich. Entsprechend spontan ist die Entstehung vieler Stücke. Die Texte habe ich oft in einem Rutsch geschrieben, ohne dass ich mir groß Gedanken darüber gemacht habe. Ich habe nicht lange rumgefeilt, sondern sie so genommen, wie sie rausgerutscht sind. Ein Kind veränderst du ja auch nicht nachträglich, nur weil dir seine Augen- oder Haarfarbe nicht passen. 3. Kapital Wie lassen sich Kollektiv-Gedanke, experimentelle Musik und das schnöde Überleben im Kapitalismus zusammenbringen? G: Mit experimenteller Musik kannst du heute nicht mehr so bekannt werden, wie das in den 1970ern vielleicht noch bei Can möglich war. Zum einen, weil sich die sozialen Rahmenbedingungen geändert haben und Experimente gesellschaftlich nicht mehr angesagt sind. Zum anderen, weil die Leute heute nicht mehr bereit sind, Geld für Platten auszugeben. Deshalb musst du ständig auf Tour gehen. Die wenigen Menschen, die noch Platten von Bands wie uns kaufen – und das ist fast ausschließlich ein Vinyl-Publikum –, kannst du an einer Hand abzählen. AT: Aber wir haben diesen Weg ja freiwillig gewählt. Dadurch werden wir vielleicht nicht berühmt, aber wir können überleben. Sogar eine Band wie Wolf Eyes, deren Musik noch viel sperriger ist als unsere, lebt dank ständigem Touren – insofern will ich jetzt gar nicht jammern. Wir wollen unseren Hörern etwas davon vermitteln, dass Selbstbestimmung wichtiger ist als Geld und Erfolg. Zumindest bringt es ein erfülltes Leben. PB: DIY bedeutet für uns, volle Kontrolle über unsere Arbeit zu haben. Es ist schon schlimm genug, dass eine Band wie AC inzwischen erste Kompromisse eingehen muss. G: Genau, es geht nämlich schon los. Obwohl wir auf einem Indie-Level arbeiten, bekommst du den sanften, aber bestimmten Hinweis vom Tour-Management, in dieser oder jener Stadt zu spielen, ganz egal, ob du darauf Lust 2. Individuum hast oder nicht. Oder sie vermitteln dir Interviews mit Zeitschriften, die du ideologisch gar nicht toll findest. Was haSind Bandkollektiv und Soloprojekte nicht ein Widerben AC in einem Lifestyle-Magazin zu suchen? Na ja, wir respruch? agieren meist mit Gelassenheit. AT: Überhaupt nicht. Die Soloarbeiten sind für uns eher KD: Wichtiger als die Idee des Bandkollektivs sind Verein Experimentierfeld. Dort können wir Sachen ausprobienetzungen unter Bands und Labels. Heutzutage musst ren, die wir später eventuell für AC nutzen. Es ist eine Bedu dich vernetzen, um überhaupt noch wahrgenommen reicherung, neben AC auch mit anderen Musikern zu spiezu werden. Nur so hat es die kanadische Indie-Szene gelen, die dem Ganzen neue Facetten hinzufügen. Meine schafft, in den letzten Jahren weltweit wahrgenommen zu Arbeit mit Terrestial Tones hat zum Beispiel zu unglaublichen Soundexperimenten geführt, die ich in dem Maße bei werden. Natürlich gab es auch schon vorher jede Menge InAC nicht hätte ausleben können. Dasselbe gilt für mein Pro- die-Bands aus Kanada, aber sie haben isoliert gearbeitet. jekt mit Kria Brekkan von Múm. Dank all der Indie-Netzwerke, die in den letzten Jahren entKD: Der Unterschied zwischen den Soloprojekten und standen sind, machen die Majors nur noch einen winzigen BSS ist erst einmal nur der, dass die Solomusik entschlack- Teil vom Kuchen aus. Sie stehen draußen und kratzen an ter klingt. Auf »Spirit If ...« sind gerade einmal sechs Musi- der Tür. Langsam merken sie nämlich, dass ihre Superstarker zu hören. Ansonsten unterscheidet es sich gar nicht so Strategie nicht aufgegangen ist. Während die Industrie gesehr. Die Musik von BSS klingt oft wie ein Mixtape, weil so schlafen hat, haben die Indies gelernt, gemeinsame Wege viele verschiedene Charaktere an den Aufnahmen beteiligt zu gehen und das Internet zu ihrer Plattform zu machen. sind, die alle ganz individuelle Einflüsse einbringen. Aber auch »Spirit If ...« ist am Ende wie ein Mixtape geworden, Auf intro.de: Videoclip zu »Fireworks« und eine Verlosung. Intro _ Musik _ Animal Collective / Broken Social Scene presents: Kevin Drew _ 035 1 2 3 1950er/1960er Sun Ra Arkestra (1) Trotz Sun Ras Engagement in der lektiv, dem die Musik des Free Jazz gen wie Electro-Minimalismus und sikalischen Prozess miteinbeziehen Die Mutter aller Kollektive: Der 1914 geborene Herman Blount a.k.a. Sun Ra, der vorgab, vom Planeten Sa- »Black Power«-Bewegung wurde im- zu hierarchisch und determiniert Post-Industrial, unter anderem auf wollte und versuchte, traditionel- mer wieder kritisiert, dass er das Arkestra autoritär geführt habe und war. Während ihrer spontanen, ohne Vorabsprachen aufgeführ- Jim O’Rourke und das Mille-Plateaux-Label. le musikalische Urheberschaft zu überwinden. Konsequenterweise turn zu stammen, benötigte eine der Schritt vom Kollektiv zur Aus- ten Konzerte wurde jegliche kon- ganze Bigband, um seinen opulenten Science-Fiction-Jazz umset- beutung nicht weit gewesen sei. ventionelle musikalische Struktur negiert, das Geräusch trat in den Scratch Orchestra (3) 1986 vom Stockhausen-Schüler Cor- hinterlassen. Cardew musste allerdings ernüchtert feststellen, dass er zen zu können. Die Musikerfamilie AMM (2) Mittelpunkt. Die von John Cage nelius Cardew gegründetes Kollek- mit diesen befreiten Klängen kein lebte unter einem Dach, teilte sich Essen und die meist karge Gage. Von Lou Gare, Eddie Prevost und Keith Rowe 1965 gegründetes Kol- beeinflusste Gruppe hatte großen Einfluss auf spätere »Pop«-Strömun- tiv, das im Sinne der Lehren Mao Tse-tungs das Publikum in den mu- Arbeiterklassen-Publikum erreichen konnte. Magma Französisches, 1969 von Schlagzeu- einem Wohnkollektiv hervor und 4 5 wurden keine offiziellen Tonträger 6 1960er/1970er David Peel & The Lower East Side Der Anarcho-Sänger trat ab Mitte unter Einfluss von Acid. Auf den detes Musiker- und Label-Kollektiv der 1960er auf den Straßen und in den Parks von New York auf, sang gegen den Vietnamkrieg und für »Essener Songtagen« kam es 1968 zum Eklat, weil viele Besucher nicht verstanden, was diese verkifften Sounds auf einem politischen aus L.A., das an den experimentellen Rändern von freier Improvisation, Klang-Collage, Dada-Pop und Noise arbeitete. die Legalisierung von Marihuana. Seinem Gefolge, der Lower East Side, konnte sich jeder anschlie- Festival zu suchen hatten. Wegen musikalischer Differenzen kam es zur Abspaltung von Amon Düül II. Henry Cow (5) Henry Cow waren ein 1968 gegrün- ßen, der nur wollte. Zu den prominentesten im Backing-Chor zählten John Lennon und Yoko Ono. Amon Düül (4) 1967 aus einer Münchener Künstlerkommune hervorgegangen. Die von Velvet Underground beeinflusste Gruppe, der anfangs auch Uschi Obermaier angehörte, spielte lange instrumentale Freak-outs 7 ger Christian Vander gegründetes Bandkollektiv, das in der eigenen Kunstsprache Kobaïanisch sang und vorgab, vom Planeten Kobaïa zu stammen, dessen Ziel es sei, die Erde zu vernichten. detes Rock-Kollektiv auf ImprovisaEmbryo 1969 in München gegründetes tionsbasis, dem u.a. Fred Frith und Chris Cutler angehörten. Sie ver- Ton Steine Scherben Die Gruppe, von der der Song »Al- Kollektiv zwischen Prog Rock und Weltmusik. Ihre Hippie-Reisen im VW-Bus nach Indien wurden 1981 auf der Doppel-LP »Embryos Reise« dokumentiert. banden Rock mit Elementen der Neuen Musik, verarbeiteten Arbeiterkampflieder sowie die Musik von Brecht/Weill und Hanns Eisler. Teil des politischen Konzeptes war, Grenzen der Tonalität zu sprengen und mit musikalischen Hierarchien zu brechen. lein machen sie dich ein« stammt, hatte einen Kollektiv-Ansatz, zumindest jenseits der Bühne. In der Berliner Wohnung stand der Kühlschrank für alle offen. Los Angeles Free Music Society In den frühen Siebzigern gegrün- 8 Crass Die Band ging Ende der 1970er aus weigerte sich, mit der Musikindustrie zu kooperieren. Ihr AnarchoPunk richtete sich gegen Sexismus, Tierversuche und die Politik von Margaret Thatcher. The Ex (6) 1979 aus der Amsterdamer Hausbesetzer-Szene hervorgegangenes Anarcho-Punk-Kollektiv mit musikalisch stets offenem Ansatz. Statt konventionellen Hau-drauf-Punk zu liefern, experimentierte die Band mit freier Improvisation und interpretierte politische Lieder vom britischen Bergarbeiterstreik bis zum spanischen Bürgerkrieg. 9 2000er Polyphonic Spree (7) Mehr als 20-köpfige, in wallenden Gewändern auftretende Band, die nach außen hin wie eine Sekte wirkt und lebensfroh der musikalischen Tradition von Musicals wie »Hair« und »Jesus Christ Superstar« frönt. Sunburned Hand Of The Man 1997 in Massachusetts gegründetes Free-Folk-Kollektiv, das stellvertretend für viele jüngere Psych-Kollektive dieser Art nahe- zu alle internen Regeln des Genres beherrscht. Darunter: 1) Benutze einen langen Bandnamen! 2) Veröffentliche mindestens drei Tonträger pro Quartal! 3) Nimm pro Tonträger mindestens ein Stück von über 20 Minuten Länge auf! ses wohl einzige aus der Anti-FolkSzene hervorgegangene Kollektiv klingt wie eine Mischung aus Monty Python und den Mothers Of Inventions, liebt Dreadlocks, fusselige Bärte und sackähnliche Klamotten. Dufus Aus dem experimentellen Straßentheater hervorgegangenes Kollektiv, das mal in einer Besetzung von zwei und mal in einer Besetzung von über 20 Leuten auftritt. Die- Danielson Famile (8) Als sich die Gruppe 1995 gründete, war das jüngste Bandmitglied gerade mal elf Jahre alt. Die einheitlich in hellblauen Pflegeruniformen auftretende »Familie« aus South Jersey vertraut auf die frohe Botschaft von schräger Popmusik – ihre christlichen Texte sind durchaus ernst gemeint. Für Kirchentage und Zeltmissionen ungeeignet, spaltet die Famile die Popwelt: Vielen Christen sind sie musikalisch zu »weird«, vielen Indie-Hörern zu missionarisch. Godspeed You! Black Emperor (9) Aus der soziokulturellen Künstlerund Hausbesetzerszene von Mon- treal hervorgegangene Band mit wechselnder Besetzung, deren Musiker auch in anderen Projekten wie Thee Silver Mt. Zion und Set Fire To Flames spielen. Dreh- und Angelpunkt der Community ist das hauseigene Constellation-Label, ein Label mit dezidiert politischem DIY-Anspruch. Die Musiker von Godspeed geben keine Interviews und vertrauen ganz darauf, dass der politische Anspruch bereits durch die Community und Vertriebsstrukturen deutlich wird. 036 _ Intro _ Musik _ G-Hot Kunstfreiheit für. G-Hot Gökhan Sensan (a.k.a. G-Hot) setzt das Tabubruch-Prinzip von Aggro Berlin konsequent um. Der von den Lesern des Juice-Magazins zum »Newcomer 2006« gekürte HipHopper hasst mit seinem Stück »Keine Toleranz« auf Schwule ab – und entfaltet damit eine öffentliche Debatte über Meinungsfreiheit im HipHop. Jetzt will sein ehemaliges Label nichts mehr von ihm wissen. Intro _ Musik _ G-Hot _ 037 Text: Hannes Loh R ap ist ein hartes Geschäft. Und Rapper sind raue Gesellen, die unbarmherzig auf ihre Gegner eindreschen. Specter – einer der drei Betreiber des Berliner Labels Aggro Berlin – kann das besonders gut erklären. Er sagt dann Dinge wie »HipHop ist Kampfkultur« oder »HipHop ist Männerauffanglager«. Kunst und Gesellschaft sind Specters Lieblingswörter, die immer dann fallen, wenn Aggro Berlin wieder einmal zu verkaufsfördernden Tabubrüchen Stellung nimmt. Die Rapper Sido und Fler etwa werden gegen Vorwürfe des Sexismus und der Deutschtümelei so in Schutz genommen: »In ihren Texten schildern sie unter Zuhilfenahme von künstlerischen Stilmitteln in einem HipHop-typischen Kontext die Realität, in der sie aufgewachsen sind. Man darf Ursache und Wirkung nicht verwechseln: Die Gesellschaft hat diese Personen und die Welt, in der sie leben, geschaffen. Nicht umgekehrt.« Wer sich damit nicht zufrieden gibt, den erinnert das Label an die »Meinungsfreiheit« und daran, dass man sich »dieses Recht nicht nehmen« lasse. Denn: »Bemühungen, der Kunst Vorschriften zu machen, sie zu instrumentalisieren oder gar zu verbieten, [sind] immer der erste Schritt in Richtung Diktatur und Faschismus.« Erst vor wenigen Wochen musste Aggro Berlin die Meinungsfreiheit wieder gegen Wegbereiter von Diktatur und Faschismus verteidigen: Brothers Keepers e. V., ein Zusammenschluss von primär afrodeutschen Künstlern und Produzenten, kritisierte in einer Petition unter anderem den Titel des aktuellen Albums von Aggro-Rapper B-Tight (»Neger, Neger«) und Zeilen aus dessen Songs (»Wer rammt immer noch seinen Penis in dein Loch, sag mir, wer ist immer straff? Der Neger, der Neger!«). Auch hier fühlt sich Aggro Berlin zu Unrecht angegriffen. Denn was kann B-Tight dafür? Steckt nicht hinter allem die Gesellschaft? Und muss man sich nicht fragen, »warum ein einzelner Künstler am Pranger stehen soll für eine Debatte, bei der es doch um einen gesamtgesellschaftlichen Diskurs gehen soll?« Aggro Berlin fordert deshalb in einer Stellungnahme zur Brothers-Keepers-Petition: »Kunstfreiheit für B-Tight.« Auch die bei Aggro Berlin beschäftigten Rapper haben inzwischen gelernt, wie man sich als Opfer darstellt. Jetzt heißt es trotzig: »Nicht wir versauen die Jugend, wir sind die versaute Jugend!« Oder: »Ihr habt damals eure Kinder vernachlässigt. Das habt ihr jetzt davon!« Mit der stolzen Haltung eines Rebellen reagiert auch B-Tight auf die Vorwürfe von Brothers Keepers: »Ich hab mir noch nie etwas gefallen lassen. Schon gar nicht von solchen Heuchlern.« PR-Sprecher Specter, der seinen Künstlern »professionelle Hilfestellung bei ihrer Selbstreflexion« leistet, gießt das rassistische Stammtisch-Stereotyp »Den Negern geht’s hier doch eh viel zu gut« in eine appetitliche Form: »Er [BThight] analysiert in seinen Songs seine schwarze Seite in einer weißen Gesellschaft und kommt zu dem Schluss: Schwarz sein hat ihm auch sehr geholfen.« Einen bedeutenden Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs leistet aus dieser Perspektive wohl auch G-Hot, von den Lesern des Juice-Magazins zum »Newcomer 2006« gekürt, wenn er in seinem Song »Keine Toleranz« einen Einblick gibt, wie man im prekären Männerbund auf der Straße über Schwule denkt: dass Aids eine Schwuchtel-Epidemie sei, dass Gott Homosexualität verbiete und schwule Liebe überhaupt das Unnatürlichste und Ekelhafteste sei, was man sich vorstellen könne. Mit dieser »Message from the Streets« dürften G-Hot und sein Freund Boss A, mit dem er den Song aufgenommen hat, das Stimmungsbild eines Großteils (nicht nur) der Berliner Rapszene akkurat wiedergegeben haben. Denn wo Frauenfeindlichkeit und Fremdenhass in ihrer Ausgrenzungsdynamik im HipHop-Kosmos zumindest ambivalent sind (Heilige vs. Hure, böser Kanake vs. guter Ausländer), ist man sich doch darüber einig, dass Männer sich nicht küssen sollten. Frauenversteher, Antifa und Multikulti – all das geht. Ein schwuler Rapper? Unmöglich! G-Hots Schwulenhass ist in diesem Sinne ehrlicher und konsequenter als der Sexismus eines B-Tight oder der Nationalismus eines Fler. G-Hot spricht aus, wie man in seinem Umfeld über Homosexuelle denkt und was man von sich gibt; seine Homophobie mündet in der Aufforderung, Schwule zu verfolgen, zu quälen, zu töten. Dass er keine Außenseitermeinung vertritt, zeigt die unverblümte Zustimmung, die sein Song in vielen Kommentaren auf unterschiedlichen Foren im Internet erhält. In diesem Fall fordert Aggro Berlin keineswegs Kunstfreiheit für G-Hot, das Label geht auf Distanz. G-Hot sei nicht mehr Teil »unserer Crew«, jede weitere Zusammenarbeit schließe man aus, und »Mitarbeiter und Künstler distanzieren sich entschieden von den [...] geäußerten Ansichten«. Kein Diskurs über Kunst, Gesellschaft oder Meinungsfreiheit. Mit einem Ankommen im Mainstream, einer Domestizierung des beispiellos erfolgreichen RapLabels durch das große Geschäft hat das nichts zu tun. Aggro Berlin opfert vielmehr seinen ehrlichsten Rapper, um auch in Zukunft Sexismus, Nationalismus und Homophobie seiner Künstler rechtfertigen zu können. G-Hot hat das Tabubruch-Prinzip des Labels ernst genommen – und versäumt, Raum für Interpretationen und Rechtfertigungen zu lassen. Den Rummel um das Bauernopfer G-Hot nutzt Aggro Berlin derweil professionell als PR-Kampagne für seine verbliebenen Rapper – und geriert sich dabei als Opfer einer Verschwörung. Aggro Berlin sei »das einzige Sprachrohr einer sozialen Realität, die große Teile der Gesellschaft nicht wahrhaben wollen«; nicht sexistische und rassistische Klischees würden in Songs wie »In den Mund!!« oder »Neger bums mich« transportiert, sondern »Probleme der Straße (...) reflektiert«, erzählte Specter dem Spiegel. Homosexualität sei zudem kein ghettorelevantes Thema. Specter weiß natürlich sehr gut, dass Schwulenhass im Milieu, das seine Rapper verherrlichen, eine gängige und akzeptierte Haltung ist. Er weiß auch: Mit Klischees und Vorurteilen kann man viel Geld verdienen. Dass er Störfälle im Betriebsablauf seines Unternehmens im Jargon eines Vattenfall-Sprechers schönredet, kann man ihm kaum zum Vorwurf machen. Die direkte Folge der Skandale um BTight und G-Hot zeigt indes deutlicher als sonst, mit welchem Kalkül man bei Aggro Berlin die Öffentlichkeit manipuliert. Im Gegensatz zu Vattenfall ist das Label damit allerdings sehr erfolgreich. »Irgendwie alles nicht so gemeint« – homophobe Lyrics im Deutschrap, eine Auswahl: »Eure Outfits sind lächerlich, eure Bewegungen schwuchtelig.« (Samy Deluxe, 1999) »Vergase Rapper mit Lippglous wie Hitler deine ganze Sippschaft.« (Der Klan, 1999) »Mein Style ist wie Aids und trifft als Allererstes Schwule.« (Kool Savas, 2000) »Kein Respekt für Raptucken, denn ihr seid Nutten, Nutten, Nutten.« (Spezializtz & Hausmarke, 2000) »Du bist anders als wir, du bist schwul, kapiert?« (Die Sekte, 2002) »Es ist Frank Wild, Sonny Black und du bist ‘ne Schwuchtel.« (Aggro Ansage Nr. 1, 2002) »Keiner von euch Homos ist was wert.« (Aggro Ansage Nr. 3, 2004) »Du bist ein schwuler Rapper, der jetzt seine Stimme verliert.« (Bushido, 2005) »Ihr Tunten werdet vergast.« (Bushido, 2006) »Keine Toleranz, wir dulden keine Schwuchteln [...] Nie wieder frei laufende Gays [...] Knechten und schlagen! Nie wieder Regenbogenfarben! [...] Wenn du einen von ihnen siehst, dann box ihn!« (G-Hot und Boss A, 2007) »Dass sich das so eingebürgert hat, ist natürlich nicht cool. Wenn Araber jetzt plötzlich ein Schimpfwort wäre, würde ich auch sagen: Ey Leute! Ihr benutzt Araber als Schimpfwort, ich bin Araber. Wenn die Schwulen sagen: Ich bin schwul, du benutzt schwul unter einem negativen Aspekt, muss ich aber auch sagen: Tut mir leid, ihr müsst akzeptieren, dass es in unserer Szene und auch generell so im Sprachgebrauch verankert wurde.» (Bushido im Interview mit der Netzzeitung) 038 _ Intro _ Musik _ Menomena Menomena. Let there be Widersprüche Intro _ Musik _ Menomena _ 039 Text: Christine Käppeler _ Foto: Sibylle Fendt Diese Band klingt wie eine Mischung aus The Mercury Rev und Flaming Lips. Sagt Christine Käppeler. Und was meint die Band? Brent Knopf: »Wenn wir erst mal anfangen, Drogen zu nehmen ... Wer weiß, vielleicht irgendwann.« Ihre Songs sind anspruchsvoll komponiert und gleichzeitig ziemlich plemplem. Wer sind diese drei Typen, und wo kommen die Widersprüche her? A ls die Lehrerin wissen möchte, wie sich ihre Klasse den Himmel vorstellt, hat der junge Craig Thompson die Vision von einem Ort, an dem er bis in alle Ewigkeit zeichnen kann. Die Szene stammt aus seinem Buch »Blankets«, einem atemberaubend schönen und melancholischen Coming-of-Age-Comicbuch, das die Geschichte einer Jugend und von den Nöten eines Außenseiters im mittleren Westen erzählt. Liest man die Episode als autobiografische Notiz, dann kann man sagen, dass Thompson jetzt, mit Anfang dreißig, dem Paradies ein ganzes Stück näher gekommen ist. Das Artwork, das er für Menomenas zweites Album gezeichnet hat, ist als eine endlose Bildergeschichte angelegt. Brent Knopf, Danny Seim und Justin Harris leben in Portland, Oregon. Eine Stadt, die eben groß genug ist, dass es die jungen kreativen Leute nicht zwingend in die Ferne zieht, und doch so überschaubar, dass man sich innerhalb der Musik- und Kunstszene kennt. Craig Thompson sei ein alter Surfkumpel von Justin, erzählt Brent Knopf, der das Interview alleine führt. Ich stelle mir vor, wie der schmale, blasse Außenseiter aus dem Comic, den die Sportlertypen in der Highschool »Schwuchtel« oder »Mädchen« nennen, mit dem Surfbrett unterm Arm zwischen Bikinigirls und aufgepumpten Machos an der Pazifikküste steht, und wundere mich ein wenig. Auch Justin Harris, der für den fulminanten Showdown im zweiten Teil der Single »Rotten Hell« und für die wuchtigen Arrangements von »The Pelican« verantwortlich ist, hätte man nicht unbedingt als Anhänger Beach-Boys’esker Leichtigkeit im Verdacht. Der Humor der Band ist eher hintergründig, bisweilen absurd. Das zeigt sich auch im amateurhaften Video zum Song »Wet & Rusting«, den ein Freund der Band, der sich im Vorspann als Lance Bangs vorstellt – und der, wenn man Brent Knopf denn Glauben schenkt, tatsächlich so heißt –, gedreht hat. Offensichtlich von Sonic Youth und Beck inspiriert, lässt er die Band in bester Low-Budget-Manier im Proberaum spielen, als der Sensenmann an die Türe klopft und nach ihren letzten Wünschen fragt: Eine Albumproduktion mit KanYe West steht auf Justins Wunschzettel, Danny sehnt sich nach einer Abschiedstour im Zeppelin, und Brent hat ein Perpetuum mobile skizziert, mit dem sich jede Energiekrise lösen lässt. Am Ende entsteht aus Brents spießiger Idee eine Art Trampolin auf Rädern, mit dem die Band durch die Vorgärten hüpft und rollt. Ähnlich verhält es sich mit vielen Dingen im Kosmos der Band: Hinter den komplexen Arrangements versteckt sich meist eine gesunde Portion Quatsch. Und hinter dem Quatsch steckt wiederum oft System, wie etwa der Titel ihrer ersten Platte »I’m The Fun Blame Monster« zeigt, der ein Anagramm von »Menomena’s First Album« ist. Wenn Brent Knopf über Ein Anagramm Menomena spricht, dann fällt auf, dass er selten Worte ... ist ein Buchstabenspiel, im Deutschen wird es manchmal wie »wir« oder »uns« verwendet. »The Pelican« ist Justins auch Letterwechsel genannt. Die Song; in Sachen Website müsse ich mich an Danny weneinzelnen Buchstaben eines Worden, »denn das ist sein Ding«. Obwohl sie seit sieben Jahtes oder Satzes werden dabei so verdreht, dass ein neuer Satz oder ren Freunde und Bandkollegen sind, arbeiten sie sehr unein neues Wort entstehen. Das beterschiedlich und meistens autark. So entsteht dann ein kannteste ist in der deutschen Song wie »Rotten Hell«, der halb von Danny, halb von JusPopmusik sicherlich der Name tin stammt. »Danny und Justin haben unabhängig voneinAnna, ein Anagramm muss jedoch nicht unbedingt »von hinander an dem Song gearbeitet. Beide hatten eine großartiten wie von vorne« lesbar sein. ge fertige Songidee. Für die endgültige Version haben wir dann Dannys abrupten Anfang und Justins langsam anschwellenden Schluss kombiniert.« Diese Arbeitsweise wurde ihnen nicht zuletzt durch das Budget diktiert. Eine gemeinsame Studioarbeit war einfach nicht drin. 800 Dol- Grandaddy ... war eine der einflussreichsten lar hat die Platte alles in allem gekostet: 700 Dollar das amerikanischen Indie-Bands in Mastering, 100 Dollar die eigene Produktion. Sachen Lo-Fi-Gitarrenrock. Mit der Seit ihrer ersten Platte arbeiten sie mit einer von Brent Single »Summer Here Kids« geentwickelten Audiosoftware, die er »The Deeler« nennt und lang der Band aus Modesto, Kalifornien 1997 eine Nummer-einsdie, so hat er eben erfahren, einer Software namens AblePlatzierung in den NME-Charts. ton, die in Berlin hergestellt wird, vergleichbar ist. »Deeler« 2006 veröffentlichte die Band ist ein Audiotool, das auf Loops basiert, auch bei der Entste- um Jason Lytle ihr letztes Album hung von »Friend And Foe« war die Software bereits im Vor- »Just Like The Fambly Cat« und feld der Aufnahmen essenziell. »Sie hilft uns, neue Ideen zu gab kurz darauf ihre Auflösung bekannt. finden«, so Brent. Er scheint der Technik-Freak in der Band zu sein, doch wenn man ihn nach seinen Interessen fragt, schwärmt er von Wanderausflügen in die Natur. Auch privat gehen sie oft getrennte Wege: »Wir haben alle unsere eigenen Interessen und Skills.« Justin geht gerne surfen und ist handwerklich sehr begabt, Danny ist eher der soziale Typ, der gerne unter vielen Menschen ist und in seiner Freizeit meistens mit Musikern abhängt. Neben Menomena betreibt er ein Soloprojekt, und er ist der Drummer der Singer/ Songwriter-Band All Smiles des ehemaligen Grandaddy-Gitarristen Jim Fairchild. Ob es dennoch etwas gäbe, das für Menomena typisch ist? »Wir haben wenig Respekt vor Leuten, die versuchen, komplizierte Dinge immer auf einen einfachen Nenner herunterzubrechen. Das macht für uns keinen Sinn. Das Leben ist widersprüchlich. Wir versuchen nicht zu lügen und lassen Widersprüche stehen.« Wenn man die illustrierte CD in ihrer perforierten Hülle dreht, dann ergibt sich zu jedem Song ein neues Bild. Craig Thompson hat »Friend And Foe« als ein hyperaktives Mons- Intro empfiehlt: teralbum gestaltet. Durch die Körperöffnungen von großen Monstern wuseln kleine Monster, und jedes Mal, wenn man die Platte aus ihrer Hülle nimmt, entdeckt man ein neues merkwürdiges kleines Vieh. Diesem durchgeknallten Biest Menomena von einer Platte wird er damit absolut gerecht. Friend And Foe Auf intro.de: Verlosung, Videoclip zu »Rotten Hell« CD // City Slang / Universal 040 _ Intro _ Musik _ Hard-Fi Hard-Fi. Proll-Styler bei der Arbeit Intro _ Musik _ Hard-Fi _ 041 Text: Till Stoppenhagen _ Foto: Joachim Zimmermann Hard-Fi veröffentlichen mit »Once Upon A Time In The West« ihr zweites Album. Und legen kräftig im Stil ihres Debüts »Stars On CCTV« nach. Hymnen der ungebremsten Ladkultur. Immer mit Seele. Unser Autor Till Stoppenhagen sieht in ihm nicht weniger als die schlichte Eleganz des Northern Soul aufschimmern. Was er sonst noch so denkt über die Band – hier steht es. E s hätte keinen besseren Ort für diese AlbumPremiere geben können: Endlose Schlammwüsten, Horden Lagerbierbecher schwenkender junger Männer, dank Vollsuff und Stiff-upperlip-Mentalität auch nach tagelangem Dauerregen noch bei bester Laune: Glastonbury, dieses süße OpenAir-Inferno, dieser Himmel, für den man durch die Hölle geht. Die Inkarnation britischer Party-Kultur, die selbst in ihren rustikaleren bis prolligeren Auswüchsen immer noch ein Maß an Würde und Stil bewahrt, das man sich in Deutschland so niemals vorstellen könnte. Einer Kultur, die kaum jemand so perfekt auf den Punkt bringt wie Hard-Fi. In diesem Jahr spielten sie zum ersten Mal auf dem legendären Festival. Um ihr neues, zweites Album »Once Upon A Time In The West« erstmals der Weltöffentlichkeit zu Füßen zu legen. Schrängelnde Clash-Gitarren, schwere, klotzige Grooves, schrille Bläser – ein massiver Tanzflächenfüller, der bei aller Bodenständigkeit immer die schlichte Eleganz des Northern Soul bewahrt. Proletarischer Glamour. Aus den tristen Tiefen des Londoner Westens – aus Staines, um genau zu sein – kommen Hard-Fi in die Suite des edlen Berliner Concord-Hotels nahe dem Kurfürstendamm gestapft. Drummer Steven Kemp, Bürstenschnitt, ein hartes Burschengesicht, ist »die hard« Working-Class. Sänger Richard Archer, weich geschnittene Züge, der Einzige in der Band, der Musik studiert hat, kommt aus einer Akademikerfamilie, hat sich in dem grundsoliden Umfeld aber gut assimiliert. Vorstadt-Jungs und stolz darauf. Können sie auch sein mit einem Album wie »Once Upon A Time In The West«. Einem Album, das ohne diesen Background wohl nicht möglich gewesen wäre. Richard: Es ist wieder alles in Staines entstanden, wie unser erstes Album auch. Wir kommen von da, das ist sehr wichtig für uns, und wir sind auch irgendwie stolz darauf. Aber es hat nichts mit dem Ort selbst zu tun. Wir könnten auch aus jedem anderen Ort kommen. Steven: Wir wohnen immer noch gerne da. Trotz des frenetisch bejubelten Glasto-Gigs, trotz fünf aufeinanderfolgenden Konzerten in der Brixton Academy (was nur wenige Bands jemals geschafft haben), trotz doppelter Platin-Auszeichnung in Großbritannien für das Debütalbum »Stars On CCTV« sind Steven, Richard und ihre beiden Kollegen natürlich schön auf dem Teppich geblieben. Staines hilft dabei. Und wie ist es da jetzt als Celebrity auf der Straße? Steven: Es ist ein kleiner Ort. Jeder kennt uns da schon seit Ewigkeiten. Ab und zu werden wir mal angesprochen, vor allem abends im Pub, wenn die Leute besoffen sind, so: »Dieser Track, Cash Machine, der ist verdammt gut. Aber – versteh mich nicht falsch – da hättet ihr noch mehr draus machen können.« Aber ansonsten sind wir da immer noch dieselben Typen, die wir immer waren. Glastonbury Die Mutter aller britischen Open Airs. Eigentlich sollten Hard-Fi dort schon 2005 spielen, mussten aber absagen, da Richards Mutter tödlich erkrankt war. Diesmal Dieses gern zur Schau gestellte Working-Class-Ding – man spielten sie einen sogenannten mag es für Show halten oder nicht – ist nicht nur der Motor Geheim-Gig auf der Leftfield Stage, der erwartungsgemäß gnafür den rotzig kaltschnäuzigen Scheiß-drauf-Hedonismus denlos überrannt wurde. Richard von Songs wie der neuen Single »Suburban Knights« (»Yeah- widmete den Auftritt seiner Mutter, die diesen Erfolg nie erleyeah-yeah-yeeeah, ohohohooo ...!« johlen die vier herrlich ben durfte. prollig im Refrain – und schon sieht man im Geiste wieder die lagerseligen Massen im englischen Schlamm), sondern auch für das unbeirrbare Durchhaltevermögen selbst an einem endlosen Interview-Marathon-Tag wie diesem hier. Staines Die beiden wirken fremd in der stylishen Designer-UmgeIn der extrem unaufregenden bung, scheinen sich darüber zu amüsieren, völlig immun Vorstadt im Londoner Westen hadagegen, sich von dem Glamour vereinnahmen zu lassen. ben Hard-Fi ihr Cherry Lips StuWie die Musikindustrie funktioniert, wissen sie gut gedio. Hier wurde der größte Teil ihnug: Hier muss alles hart verdient werden, geschenkt gibt’s res Debütalbums eingespielt. nichts – auch keinen Zweiseiter im Intro. Es ist zwar schon Gemixt wurde aber auch mal mit dem Laptop auf der Bettkante, in später Nachmittag und das siebte oder achte oder zehnte der Küche. Mangels vernünftiger – so genau weiß es keiner mehr – Gespräch seit heute morStudioboxen wurde jeder Mix auf gen, doch Steven und Richard, beide schon sichtlich leerge- CD gebrannt und im BMW-Autoquatscht und müde, liefern immer noch eisern ab. Muss ja. radio des Managers gehört, zuRichard: In Japan haben wir zwölf Stunden Interviews am Tag gegeben, das war hart. Vor allem, weil du immer einen Dolmetscher dabeihast. Und du sitzt da, während er übersetzt, und er hört überhaupt nicht auf zu lachen, und du fragst dich, was du jetzt so Witziges gesagt hast. Steven: Wir wollen ‘ne große Band sein, und das passiert nun mal nicht über Nacht. Dafür musst du was tun. Richard: Im Endeffekt ist es halt Showbusiness. Wenn du eine massive Präsenz in den Medien hast, ist das ein guter Vorsprung. Den hatten wir nicht, als wir das erste Mal nach Japan und nach Amerika kamen. In Großbritannien hatten wir schon eine Fanbasis. Dort mussten wir noch mal ganz von vorne angefangen. Aber ich mag das, es ist organisch, es hat sich Schritt für Schritt entwickelt. Wir haben die Ochsentour gemacht, waren fast ein ganzes Jahr ununterbrochen auf Tour, haben jeden Abend in einem Club gespielt. Mit Jetlag, manchmal sechs Wochen ohne einen Dayoff. Das ist es, worauf es ankommt. Da stehen vielleicht nur 500 Leute, aber die haben bezahlt, um dich zu sehen. Mit einer Fernsehshow erreichst du vielleicht 500.000 Menschen, weshalb die Labels dich da auch unbedingt unterbringen wollen, aber von denen nimmt dich kaum einer bewusst wahr und kann sich nachher noch an dich erinnern. Auf intro.de: Verlosung, Videoclip zu »Suburban Knights« sammen mit Gwen-Stefani- oder Madonna-Songs als Vergleich. Dieses Mal ging es etwas professioneller, aber genauso hemdsärmelig zur Sache. Aktuelles Album: Hard-Fi Once Upon A Time In The West CD // Warner 042 _ Intro _ Musik _ The Go! Team The Go! Team. Heidi in rosa Latex Intro _ Musik _ The Go! Team _ 043 Text: Sandra Grether _ Foto: Arne Sattler The Go! Team zu hören ist, wie in den späten 80er-Jahren eine John-PeelSendung anzuschalten und sich zu freuen – das alles gibt es also: OldschoolHipHop, summigen Bienchen-Pop, Cheerleader-Fanfaren, Agitprop-Shouting, 70s-Funk, Actionfilm-Samples nebst Heidi-auf-der-Alm-HarmonikaHarmonien, gute Laune und die gehörige Portion verzerrten Gitarrennoise. U nd während man sich noch wundert, dass man das alles damals als wunderbar empfand, geradezu als Ausbruch aus einer spießbürgerlichen Dörflichkeit, fühlt man sich heute irgendwie dörflich berührt. Ob angenehm oder unangenehm ist fast Geschmackssache, wenn The Go! Team aus Brighton und London vier Songs und drei Genres in ein Lied packen. Und sich wenig dafür interessieren, wie sozial codiert ein Musikstil ist oder einmal war. »Es geht um den Sound«, sagt Go!-Team-Rapperin Ninja schlicht. Warum also nicht gleich nur mit (Film-) Samples arbeiten, sich die Musiker (einzeln, nie zwei oder mehr zugleich) ins Studio kommen lassen, die man braucht? Je mehr man das Konzept von Ian Parton, dem Go!-Team-Visionär, akzeptiert und goutiert, desto angezogener kann man sich davon fühlen, selbst dann, wenn es nicht gleich knallt beim Hören. (Was vielleicht schlicht am teilweise gewollt anachronistischen Oldschool-HipHop-Sound liegt.) Denn alles bei The Go! Team sagt: »Warum nicht?« Ja, warum also nicht? Noch ein Bollywood-Sample, noch ein Western-Movie-Motiv – und bitte mit frischer Breakdance-Energie, yeah. Ian Parton war Dokumentar-Filmer, bevor er 2000 die Band gründete, zunächst als Solo-Projekt für einen Soundtrack. Bald aber war The Go! Team auf ein Kollektiv aus sechs Musikern angewachsen, das live mit zwei Schlagzeugen und bunt-aggressiver Energy-Show einen wilden Kontrast zur eher introvertierten Arbeitsweise Partons bildete. 2005 wurden sie für den Mercury Prize nominiert, und ihr verblüffend vielstilsicheres, reichlich experimentelles Debütalbum »Thunder, Lightning, Strike« war zur allgemeinen Überraschung recht erfolgreich. Und man liebt die Engländer dafür, dass sie die Go!-Team-Songs in die Charts kauften. Zumal die mit ihren fröhlich-appelativen Mädchen-Gesängen, den rhythmisch-verschrobenen Spielereien und sloganhaften Refrains stellenweise wie eine HipHopVersion der britischen Wiiija-Riot-(Girl-)Bands der frühen und mittleren Neunziger klangen. Ian Parton und Ninja, die Rapperin, bilden Kern sowie größten Kontrast innerhalb einer Band, die auf Fotos genauso großartig kindisch und chaotisch deplatziert wirkt wie ihre Musik. Zum Beispiel, wenn jedes der sechs Mitglieder einen Buchstaben aus »Go Team« auf dem T-Shirt trägt. Nur für das Ausrufezeichen und das »The« fehlen noch ein paar Körper. Aber das Ausrufezeichen ist bei The Go! Team ein Computer. Und das »The« eine Formalität, denn von der sich konsequent an EINEM Stil, Sound oder Stadtstreich abarbeitenden »The-Band« sind sie Welten entfernt. Ninja, die live besonders viel Energie rauspowert, setzt den ohnehin schon variantenreichen Sample-Songs dann live noch ein neues Krönchen auf. Sie singt nicht die Texte der StudioVersionen, sondern komplett neue Lyrics: »Ian arbeitet ja mit diversen Gesängen und Stimm-Samples. Chuck D rappt zum Beispiel bei einem Song mit. Ich selbst singe nur zwei, drei Songs auf dem neuen Album. Aber ich bin nun mal ein Rapper. Ich bin ich! Und ein Rapper singt seine eigenen Texte. Unsere neue Single Grip Like A Vice z. B. basiert vor allem auf Achtziger-Einflüssen. Deshalb gibt’s live von mir einen Text, wo es um Breakdance geht. Breakdance steht für mich vor allem für einen bestimmen Sound. Und für Kindheitserinnerungen. Darauf spielt auch der Titel unseres neuen Albums Proof Of Youth an.« Ihr seid ja nie alle zugleich im Studio. Wie empfindest du diese Arbeitsweise von Ian Parton, euch nie zeitgleich im Studio einspielen zu lassen, mit dem wohl gewünschten Effekt, dass jedes Bandmitglied nur ein Teil des Puzzles ist und gar nicht weiß, wie das Ganze am Ende klingt, frage ich etwas zaghaft und umständlich. Denn bei aller Sympathie für die Band – man hört ihr dieses Vorgehen natürlich an, und das nicht nur zu ihrem Vorteil. Wenn zu viele Sounds und Spuren übereinandergeschichtet sind, klingen Songteile schon mal etwas zu gebastelt und unkonturiert. Parton hat aber vermutlich genau das beabsichtigt. Und wenn man bedenkt, wie viel Absprache und Inszenierung bei vermeintlich konventionell strukturierten Rockbands am Start ist, dann hat das zappelige Go!-Team-Konzept wiederum auch etwas unvermittelt Naives, was man gemeinhin ja dem »Authentischen« unterstellt usw. In diese Richtung geht auch Ninjas Antwort, wenn sie sagt, dass man ohnehin beim Einsingen oder Einspielen eines Albums noch nicht ganz genau wisse, wie das Stück am Ende dann klingen wird -»Unser neues Album klingt lebendiger, aggressiver und weniger anachronistisch. Es gab ja echt Leute, die Thunder, Lightning, Strike zurück in den Laden brachten, weil sie dachten, die Platte wäre eine Fehlpressung.« The Go! Team verdanken ihren Erfolg also auch ihrer wahnwitzigen Ausrichtung auf DIE geile Live-Show, die sie mit derselben Leidenschaft betreiben wie ihr »Mastermind« die einsame Studio-Bastelei. So stellt sich ein super Ausgleich her, und die Songs gehören wieder allen. Selbstverständlich auch den Leuten vor der Bühne. »Wir wollen unser Publikum wirklich involvieren. Sie sollen Spaß haben und glücklich sein«, erzählt Ninja und wirkt selbst ganz glücklich, während sie das sagt. Schön. Und natürlich wird alles aufgefahren, was auf eine Bühne passt: zwei Schlagzeuge, Harmonika, Spielzeugtiere, ein Style aus rosa Latex-Hosen usw. Das alles mit einer Aggression, die nicht wütend ist, sondern vergnügt Energie ablässt und mitunter schlicht und gefährlich funkelt. »No, you will never stop me« (zweimal wiederholt). »Nobody’s ever gonna« (achtmal wiederholt). Und so weiter. John Peel Der Beitrag des britischen RadioModerators und DJs John Peel (1939-2004) zur modernen Musik und zur Musikkultur gilt als »unermesslich«. Seine einflussreichen, visionären, extremen, avantgardistischen Radiosendungen wurden in vielen Ländern ausgestrahlt, in Deutschland war er via des britischen Soldatensenders BFBS 30 Jahre lang, vor allem im norddeutschen Raum und in Berlin, zu hören. Seine Programmauswahl bot von Metal, Folklore, Riot Girl, Punk bis hin zu Techno, HipHop usw. eine seltene Vielfalt. Chuck D ... ist Gründer, Texter und LeadRapper von Public Enemy, politischer Aktivist und Radio-Moderator. Public Enemy wurden Ende der Achtziger bekannt. Für viele sind sie DIE Rap-Band aller Zeiten. Ihr Hardcore-Rap und ihre radikalen revolutionären Botschaften, vor allem die schwarze Community betreffend, revolutionierten das Genre HipHop – das Chuck D mal als »CNN für Schwarze« bezeichnete – nachhaltig und bis heute. Intro empfiehlt: The Go! Team Proof Of Youth CD // Memphis Industries / intro.de: Verlosung, Audiostream zu »Grip Like A Vice« Cooperative Music / Universal 044 _ Intro _ Musik _ Tel Aviv Tel Aviv. Meschugge Dance Party Was ist dran am Nachtleben von Tel Aviv? 24 Stunden Party auf dem Vulkan, wie es die Medien gern vermelden? Nachdem der vom Libanon-Konflikt 2006 arg gebeutelte IsraelTourismus jüngst mit leichtbekleideten Ex-Soldatinnen vom Stern bis zur Knesset wieder punkten konnte, hat man nun in den zuständigen Ministerien Populär-Musik als Asset entdeckt – den »Sound of Tel Aviv«. Intro _ Musik _ Tel Aviv _ 045 Text & Foto: Stefan Rambow W as macht ein DJ in »der Stadt, die niemals schläft«? »Er hat zwei oder drei andere Tages-Jobs ...«, meint Amir Egozy, der unlängst die Red-BullMusic-Academy-Compilation über den Electro-Underground von Tel Aviv mit Acts wie Kutiman, Kalbata oder Radio Trip zusammengestellt hat. Egozy und sein Partner Nadav Ravid vom Botanika-DJ-Kollektiv freuen sich nach einem ersten Berlin-Trip zum popdeurope-Festival über die aufkeimende Aufmerksamkeit in Europa und übernehmen netterweise die Kaffee-Rechnung, obwohl der Shekel bei ihnen nicht übermäßig rollt: Ein fieser Umtauschkurs zum Pfund hat Vinylkäufe in England heftig verteuert, und die Mieten der In-Viertel wie Neve Zedek haben Münchner Niveau – ohne Gelegenheitsjobs bei Zeitungen oder im Radio geht’s nicht. Nadav, der seine Militärzeit beim Army-Sender GLZ (Galei Tzahal) absolviert hat, springt dort hin und wieder ein. »Auf dieser Welle geht inhaltlich mehr als bei den Privatradios, da herrscht nur formatierte Langeweile ...« Außerhalb Tel Avivs können die Botaniker höchstens im nördlich gelegenen Haifa oder auf der funktionierenden Achse mit Jerusalem auflegen. In die nur eine knappe Auto-Stunde entfernte, in letzter Zeit ein eigenes Nachtleben entwickelnde Hauptstadt fahren manche Partygänger zum Afterhour-Chill-out, in Szene-Treffs wie das Uganda oder in die Bars der Nahalot-Area. Das arabische Umland schließt sich locationwise für die Israelis aus, obwohl Amir und Nadav auch von der sich entwickelnden Beiruter Szene gehört haben. In Europa kriegt man auch so leicht kein Bein auf den Boden: »Zu viele DJs, alle dichter dran als wir. Die Flüge von Israel aus sind einfach zu teuer.« Ein guter Freund der beiden hat diese Sorgen nicht mehr. Guy Gerber ist, seit er von Sven Väth unter dessen CocoonFittiche genommen wurde, innerhalb eines Jahres zum international gefragten Tech-House-DJ avanciert. Ein NewOrder-Remix, sein aktuelles Debütalbum »Late Bloomers« und internationale Auftritte von Sonar bis Greenfield bestimmen neuerdings seinen Terminplan. Aber Guys Ton ist der gleiche wie der seiner Freunde zu Hause: »DJ nur im Nebenjob war für mich nie ‘ne Option, obwohl das in Tel Aviv nicht gerade leicht ist. Lokale DJs bekommen meist kein Geld, oft genug nicht mal gutes Equipment. Ich trete da im Moment kaum mehr auf, obwohl mich viele Clubbesitzer jetzt beknien, dass ich ihnen den Laden voll mache.« Ob es einen »Sound of Tel Aviv« gibt: »Das ist so ein Klischee. Die Szene ist überschaubar: ein paar gute Produzenten mit Labels, die die Fahne hochhalten, eine gute Crowd, die alles mitmacht, die hübschesten Frauen und nette Läden wie Fetish oder Shesek, in denen es wirklich um die Musik geht. Der Sound definiert sich – wie meine Musik – weniger über Stile, sondern über die Leute. Manchmal kocht auch alles etwas im eigenen Saft, aber du kannst alles an Inspirationen aus London, Berlin oder New York ausprobieren, bis es sich gut anfühlt.« Tagsüber am Gordon Beach gibt das Klackern der Matkot-Beach-Tennis-Holzschläger den Takt an. Man kann von Glück sagen, wenn man am Shabbat im Leibermeer nicht einem der Squashball-Geschosse oder einer entfesselt klampfenden Stampede von Israel-Fahnen schwingenden National-Kibbuzniks zum Opfer fällt. Wer kein Hebräisch kann und die potenziell lebensrettenden Kommandos der örtlichen Baywatch-Sheriffs überhört, ist ähnlich verloren wie im Schilderwald der City, wo das hebräische Silbenalphabet regiert. Im geschäftigen Ballungsraum Tel Aviv drängen sich weniger Araber und orthodoxe Juden, dagegen mehr säkulare Israelis als anderswo im Land. Hier leben und arbeiten mehr als eine Million Menschen recht friedlich beieinander, sitzen auf den Basaren der Altstadt Jaffa beim Karaoke, essen beim libyschen Grill-Imbiss oder shoppen auf Hipster-Meilen wie der Sheinkin Street. Viel sauberer und farbiger ist die Stadt geworden. Im Viertel Neve Zedek blühen Boutiquen, Agenturen, Ateliers und Cafés – die letzten Anschläge liegen Jahre zurück. Und am Hafen, der mit seinen Piers zu einem großen Vergnügungsviertel ausgebaut wird, sieht man nicht einmal die sonst gängigen Sicherheitssperren. Dort räkelt sich Nightlife-Impresario Homer Gershon in einem Korbstuhl mit Strandblick: »Es gibt – wegen der Intifada behördlich gewollt – weniger große Diskotheken, die werden in die Vororte gedrängt. Dafür machen buchstäblich jeden Tag neue Bars auf. Es wird persönlicher. Ich möchte nirgendwo anders leben. In die Luft fliegen kannst du schließlich auch auf Bali oder in Berlin. Aber wenn es mich doch treffen sollte, dann habe ich hier wirklich gelebt. Nirgends geht es so ab wie in Tel Aviv, egal, welche Uhrzeit. Die Leute lassen Dampf ab, schnurz, ob sie am Morgen arbeiten müssen oder nicht.« Homer hat sich sichtlich in seiner Seifenblase Tel Aviv eingerichtet, er verlässt die Stadt nur, um ins Ausland zu fliegen. »Tel Aviv ist der einzige progressive Ort in Israel, nur hier stellen die Leute auch mal – anders als die Orthodoxen – die Regierung in Frage oder äußern sich künstlerisch zur Gesellschaft und Krieg«, erzählt Yuval »Tuby« Zolotov von der Surf-Polka-Band Boom Pam, die in der Bandszene der Stadt gerade sehr beliebt ist. Die Band hat – trotz dieser Worte – ebenso wie der bekannte liberale Singer/Songwriter Dudi Levy (»A New Gaza«) ohne zu zögern während des im Ausland als israelischer Angriffskrieg gebrandmarkten Libanon-Kriegs auch in Trainingslagern der Armee gespielt. Dafür wurden sie natürlich kritisiert. Wie auch der mit Abstand erfolgreichste Rapper des Landes Subliminal (a.k.a. Kobi Shimoni), der es mit seinen zum Teil nationalistisch angehauchten Pro-Army-Parolen in der Underground-Szene zum »guy everyone loves to hate« gebracht hat. »Mit dem identifizieren wir uns nicht«, merkt Zolotov an und fügt zur Verteidigung hinzu, dass, »es einfach eine breite Front der Unterstützung gegen diesen Raketenterror gab, egal, ob du religiös, national oder ganz normal unterwegs bist.« Wenn sie nicht gerade im Camp »unterstützen«, spielen Boom Pam oft auf Hochzeiten – so auch heute und als Rahmenprogramm für einen DJ namens Lustigmakher (!), der eine »Meschugge Party« ausgerufen hat, und den Bräutigam, der ein eigens für die Braut geschriebenes Stück zum Besten gibt. Nun ja, diese auch bei säkularen Israelis in der Regel auf Hebräisch und mit Rabbi abgehaltenen Feiern sind eben eine veritable Einnahmequelle. Später nachts landen wir wieder bei Botanika, im Kellerklub Levontin 7, der sich innerhalb kurzer Zeit als der genreübergreifende Veranstaltungsort Tel Avivs etabliert hat. Eine gute Wahl, denn unter Mithilfe der DJ-Kollegen Yogo und Walter Einstein Frog zeigt Amir & Nadavs »Electro Bass-ment Bounce«, wie man hier bis fünf Uhr morgens in rhythmischer Bewegung bleibt, zum »Sound of Tel Aviv«. Bandszene Tel Aviv Beispielhaft für viele andere: die aus Jerusalem zugereisten FunkHipHopper Hadag Nachash, die Bigband Funk’n’Stein, die Psychedelic-Bastler Izabo und der Balkan-Beat-Box-Sänger Tomer Yosef (der israelische Manu Chao). Viele von ihnen berufen sich auf israelische Pop-Wurzeln wie den tragisch abgetretenen »King« der mediterranen Mizrahi-Musik, Zohar Argov, oder den griechischstämmigen 60s-Gitarren-Helden Aris San. Bindeglied zu Electronica-Acts wie Botanika, Kalbata oder Guy Gerber ist Ofer Tal, Mastermind von Radio Trip und den Apples. Tal arbeitet tagsüber im ... Plattenläden ... Black Box, kleiner Secondhand-Eckladen in der Bar Kochva Street. Schräg gegenüber das mehrstöckige The Third Ear, 48 King George Street, www.thirdear.com. Der etablierte MailorderShop Krembo Records liegt direkt auf der Sheinkin Street, Nr. 18, www.kremboshop.com. The Third Ear ist der Arbeitsplatz des Mittzwanzigers Noam, einer der Helden von ... Beirut Auf intro.de findet sich der im Jahresrückblick 2006 gebrachte Beitrag von Thomas Burkhalter zur Musikszene Beiruts nach dem Krieg. The Bubble IL 2006 R: Eytan Fox; Panorama Berlinale und diverse Gay-Festivals Das in Tel Avivs Sheinkin-StreetArea gedrehte sehenswerte Drama um ein israelisch-palästinensisches schwules Paar läuft ab dem 6. September regulär im deutschen Kino. »The Bubble« (bzw. »Ha-Buah«) bezeichnet in der hebräischen Alltagssprache und im restlichen Israel generell das Leben in Tel Aviv. www.profun.de/the-bubble/ & www.imdb. com/title/tt0476643/ 046 _ Intro _ Musik _ Future Dance City. Berlin Boys Noize Texte: Arno Raffeiner _ Fotos: Gerrit Hahn Wahoo Troy Pierce Boys Noize. Hooligan-Rave D as Keyser Soze, ein Café in Berlin-Mitte. Alex Ridha bestellt Latte Macchiato, stilles Wasser und kommt schnell auf Dinge wie seine Talkbox oder analoge Kompressoren zu sprechen. Denn was den smarten jungen Mann hinter den Projekten Kid Alex und Boys Noize am Musikmachen am meisten interessiert, ist der eher nerdige Produktionsaspekt. Feiern geht er eigentlich nur, wenn er selbst hinter den Plattenspielern steht. Angesichts der Partysaumucke von Boys Noize möchte man das kaum glauben: So brachial, Testosteron-geschwängert und schweißtreibend war elektronische Musik schon lange nicht mehr. Zumindest nicht, bis neben Alex auch Typen wie Ed Banger oder Digitalism aufgetaucht sind. Und gerade zu seinen Pariser Freunden Justice passt Boys Noize wie eine Faust in die Magengrube. Der Titel deines Album »Oi Oi Oi« klingt wie ein Hooligan-Schlachtruf. Beziehst du dich damit auf die alten Oi-Punks und Skins? Ich verknüpfe das mit der Art, wie ich mein Label führe und wie ich bisher Musik gemacht habe. Ich ziehe das einfach so durch, wie ich will. Es geht einerseits um diese Haltung, und auf der anderen Seite passt das auch gut zur Musik. Ich habe alle möglichen Plattendeals abgesagt und mache alles selbst. Das ist eben so ein bisschen diese Scheiß-drauf!-Haltung. Warum bist du aus deiner Heimatstadt Hamburg nach Berlin gezogen? Es gibt auf der Welt ja durchaus andere Orte, wo der BoysNoize-Sound besser hinpassen würde. Ich bin meiner Freundin wegen hierher gezogen. Es stimmt schon, hier ist diese Szene nicht so groß. Wenn ich in Deutschland spiele, sagen mir die Leute immer wieder, dass sie solche Musik noch nie gehört haben, was mich total überrascht, denn ich erfinde das Rad ja nicht neu. Aber die finden das super und drehen total durch, als hätten sie noch nie gehört oder vergessen, dass es auch eine andere Art von Techno gibt. Trotzdem: Wie viel Berlin steckt in deiner Musik? Schon so 7 bis 9 %, würde ich sagen. Vor allem das Dreckige, das Harte. Dein liebster Club in Berlin? Ich gehe generell ungern aus und bin ungern zwischen vielen verdrogten Leuten. Das Nachtleben in Berlin interessiert mich wirklich gar nicht, und ich kenne die ganzen Clubs hier auch nicht. Berlin ist ... ... verdrogte Arbeitslosen-Lebenskünstler-Touristen-Afterhour-Party-City. Aktuelles Album: Boys Noize Oi Oi Oi CD // Boys Noize / Rough Trade / VÖ 14.09. Wahoo. Exoten im Radio E in so schlichter wie großzügiger Konferenzraum im Headquarter von Four Music. Steffen Berkhahn (DJ Dixon), mit seinen Innervision-Partys die House-Institution in der Stadt, und Georg Levin, der als elektronischer Songwriter und einfühlsamer Sänger auf dem Sonar Kollektiv zu hören war, machen sich Gedanken über ihren Status als Exoten im Berliner Clubland. Wer weiß, vielleicht ändert sich dieser Status gerade durch das Debütalbum ihres Projekts Wahoo, und zwar nicht nur in der Hauptstadt, denn Angst vor einem möglichen Mainstream-Erfolg ist bestimmt die letzte Sorge der beiden. Im Gegenteil: Mit unverschämtem Popfaktor, Schunkel-Soul und Party-HipHouse wird direkt in Richtung Radioplay gezielt. Aller Vielfältigkeit zum Trotz lässt sich das Wahoo-Album dennoch leicht auf einen Nenner bringen: Ohrwurm. Georg, du hast lange in London gelebt. Warum bist du nach Berlin gekommen? G: Weil ich das Gefühl hatte, hier etwas bewegen zu können. Man ist Teil einer Generation, die eine Stadt mitformt. Berlin ist eine besondere Stadt, die es so eigentlich gar nicht geben dürfte, die aber wegen geschichtlicher und wirtschaftlicher Konstellationen eben so ist, wie sie ist: ein angenehmer Moloch. Wie viel Berlin steckt in eurer Musik? G: Beim ersten Hinhören nicht besonders viel. Wir machen die Musik, die wir vermissen. D: Wir lassen bei dem Projekt außen vor, dass ich Dixon bin, der House macht, und dass Georg mal ein langsames Soul-Album gemacht hat. Bei Wahoo machen wir völlig frei von jeglicher Vergangenheit das, worauf wir Lust haben. Das ist ein Punkt, den wir uns hier in Berlin eben leisten können. Man riskiert Sachen. Wie findet ihr das Nachtleben hier? D: Ich bin nicht mit aller Musik einverstanden, aber ich finde, es ist das progressivste Nachtleben der Welt, weil es in den Händen von Musikenthusiasten ist und nicht von Business-Typen. Meine Lieblingsclubs sind das Weekend und die Panorama Bar, weil sie zwei gegensätzliche Seiten widerspiegeln. Was hasst oder vermisst ihr an Berlin? D: Eigentlich vermisse ich hier nichts, einen großen Flughafen höchstens. G: Das Meer! Berlin ist ... D: ... Future-Dance-City. Was heute hier die Clubs dominiert, findet man ein Jahr später überall. Aktuelles Album: Wahoo (DJ Dixon Project) Take It Personal CD // Fine / Rough Trade / VÖ 07.09. Intro _ Musik _ Future Dance City. Berlin _ 047 Modeselektor FUTURE DANCE CITY. BERLIN Troy Pierce. Geister-Techno Z u Hause in Troy Pierces Maisonette am Prenzlauer Berg. Der Hausherr räumt ein paar Platten aus dem Weg, macht CNN aus. Das sympathische Chaos und die eher spärliche Einrichtung der Wohnung zeigen, dass der amerikanische DJ und Produzent wohl ziemlich selten zu Hause ist. Und so hat er tatsächlich alle Tracks auf seiner Doppel-EP »Gone Astray« on the Road produziert. Die AkteurInnen im globalisierten Techno-Zirkus sind zwar jedes Wochenende woanders, aber irgendwie trotzdem immer zu Hause, speziell, wenn sie wie Troy eingebunden sind in die Minimal-Vorzeigefamilie um Richie Hawtin und dessen Label M_nus. Das Gefühl, dass man dazwischen immer wieder mal verloren gehen kann – und sei es nur in der Musik –, bleibt allerdings, und Troy hat genau dieses Gefühl in der geisterhaften Atmosphäre seiner Sounds eingefangen. Du arbeitest in deinen Tracks viel mit Noise und Reverb. Würdest du sagen, dass das die wichtigsten Elemente deiner Musik sind? Mir geht es weniger um einzelne Elemente als darum, wie am Ende alles zusammenpasst. So eine Art gespenstischer oder unheimlicher Vibe ist mir wichtig, und der entsteht eben manchmal aus weißem Rauschen, aus Reverb und verrückten Soundeffekten oder aus einer Kombination von all diesen Elementen. Warum bist du von New York nach Berlin gezogen? Ich dachte mir: Lass mich nach Berlin gehen, mehr aufs Musikmachen fokussieren und einfach schauen, was passiert! Ich habe in New York zwar an Tracks gearbeitet, aber man wird so leicht abgelenkt, von der Stadt und den vielen Freunden, die immer ausgehen wollen ... Und in Berlin ist das nicht schwierig? Nicht für mich! Als ich hergezogen bin, hatte ich noch nicht so viele Gigs und habe die ganze Zeit nur an Musik gearbeitet. Ich bin auf jeden Fall nicht in die Berliner Rund-um-die-Uhrausgehen-Falle getappt. Dein liebster Club in Berlin? Ich gehe ja fast nie aus hier. Mein liebster Club zum Auflegen ist das Watergate, da war es immer super. Was hasst du an Berlin? Es gibt nur schlechte Zustelldienste! Das war in NYC viel besser. Und die Wohnungen haben keine Klimaanlagen. Berlin ist ... ... überwältigend, und zwar auf eine positive Art. Es gibt so viele Clubs, so viele Möglichkeiten. Du kannst die Dinge einfach nirgends so machen, wie du sie in Berlin machst. Aktuelles Album: Troy Pierce Gone Astray CD // Min_s / Al!ve / MDM Modeselektor. Auffanglager-Step E in traditionsreiches Gasthaus am Prenzlauer Berg. Sebastian Szary und Gernot Bronsert stärken sich hier gerne mit üppigen Fleischrationen und referieren über ihre ModeselektorVersion von »Sausage Music«. Deftige Kost mochten die beiden Berliner Originale ja schon immer, und so servieren sie auch auf ihrem zweiten Album die ganze Palette von Rave-Fanfaren über IDM-Geknurpsel bis zu Dubstep-Grummeln, soundtechnisch extrem verfeinert und garniert mit einer extrafetten Gästeliste von Maximo Park bis zu Thom Yorke. Doch ihr Sausage-Sound kommt hoffentlich nicht nur bei grölenden Biertrinkern an, sondern auch bei Kleinkindern. Denn schließlich ist »Happy Birthday« das perfekte Geschenk für den Nachwuchs, den Szary und Bronsert diesen Herbst fast zeitgleich erwarten. Wie viel Berlin steckt in eurer Musik? B: 115 %, glaub ich. Würden wir in San Francisco leben, würde Modeselektor total nach HiFi-HipHop klingen. S: Viele Sachen sind kleine Mitbringsel von unterwegs, die man dann in den Songs verarbeitet: von HipHop bis schottischem Techno ... B: ... Londoner Dubstep oder Neuköllner Rap. Liebster Club in Berlin? B: Ich mag Off-Locations gerne, wo du kein Stammpublikum und keine Touristen hast und alles ein bisschen Ghetto-mäßiger abläuft. Ey, was meinst du, wie z. B. der Hackesche Markt vor zehn Jahren ausgesehen hat? Das hättest du nicht geglaubt! S: Das war ein Parkplatz. Was hasst ihr an Berlin? S: Die Münchifizierung. B: Die Münchifizierung, das Zerstören von Subkultur durch Immobilienhandel und durch Konsum generell. S: Und dass der Flughafen Tegel schon abends um zehn Uhr zumacht. Minimal Techno, Dubstep oder Old Rave? B: Das alles zusammen, schön durchgeshaket. Ein bisschen mehr Dubstep und mehr Rave vielleicht und ein bisschen weniger Minimal. Obwohl, es gibt echt gute Minimal-Platten! Dan Bell oder Robert Hood haben ja nichts anderes gemacht. Eigentlich hat sich nichts verändert, nur dass jetzt alle ihre Haarschnitte zeigen. Berlin ist ... B: ... wie ‘n extrem großes Uffanglager. Wofür, kann man sich aussuchen, das ist das Schöne an diesem Auffanglager. Aktuelles Album: Modeselektor Happy Birthday! CD // BPitch Control / Rough Trade 048 _ Intro _ Musik _ Kochen mit Gentleman Text: Linus Volkmann _ Interview: Thomas Venker + Linus Volkmann _ Fotos: Rainer Holz Essen mit. Gentleman Wicleff Das zielt auf die Wicleff Straße in Berlin. Dort unterhielt der Großvater eine Bar, die mitunter durch illegale Swingpartys auffiel und in der während der Nazizeit auch Verfolgte Unterschlupf fanden. Zu Ehren des Opas, der vor kurzem 97-jährig verstarb, nannte Christoph sein Lokal daher Wicleff. Rezept Pfifferlinge auf Semmelknödeln: 4 alte Brötchen zerbröseln und mit warmer Milch vermischen. Zwiebel in Würfel schneiden, anbraten und unterheben. Wenn die Masse abgekühlt ist, 2 Eier dazu, mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Daraus Knödel formen und so lange kochen, bis sie an die Oberfläche kommen. Dann noch 15 Min. bei schwacher Hitze ziehen lassen. Die Pfifferlinge mit Zwiebeln in Olivenöl anbraten. Mit Sherry ablöschen, Sahne dazu. Am Ende abschmecken und mit Schnittlauch garnieren. (Rezept von Csaba Hajdu, Küchenchef des Wicleff) K öln hat ja nicht gerade weltberühmte No-GoAreas. Zu harmlos, zu fröhlich, zu provinziell ist man hier für solch brisantes Ornament. Keine marodierenden Clans in Köln-Nippes, keine aufgegebenen Vorstädte bar jeglichen Rechts, die anmuten wie die Kulisse von »Mad Max 4«. Nein, Köln ist sicher. Und dennoch gibt es auch in diesem putzigen rheinischen Puppenhaus ein Ranking der Stadtteile. Neu-Ehrenfeld zum Beispiel, heißt es immer, sei das Letzte. Und wer wären wir, solch halbgares SecondhandWeltwissen zu hinterfragen? Kolumbus? Voltaire? Nö. Kein Fußbreit nach Neu-Ehrenfeld, so handhaben wir das seit Jahren. Bis heute. Denn wir wollen Gentleman treffen. Diesen bärtigen, kumpeligen Toaster, der im ausgehenden letzten Jahrtausend zum Boom von Deutsch-HipHop von Plattenfirmen den Rat erhielt, doch bitte auch in Muttersprache abzuliefern. Gentleman unterließ das – und mit dieser konkreten Standhaf- sowie einer allgemeinen Nachhaltigkeit ist er mittlerweile einer der erfolgreichsten deutschen Künstler im Ausland. Gerade auch in Ländern, in denen keiner je von Grönemeyer, ja noch nicht mal von Rammstein gehört hat. Globales Reisen als Grundmotiv für Gentlemans Karriere. Warum sollten wir für ihn also nicht wenigstens Neu-Ehrenfeld aufsuchen? Ein Kollege gibt uns noch den Hinweis mit, an roten Ampeln immer vor- und zurückzufahren – dann hätten es Gauner schwerer, die Radkappen zu klauen. Neu-Ehrenfeld Lenaplatz. Wenn das ein sozialer Brennpunkt sein soll, dann ist Monaco die Bronx. Ist ja voll hübsch hier! Und an einer der Ecken des Platzes kann man auch schon das Wicleff entdecken. Das ist das Restaurant von Christoph, dem älteren Bruder Gentlemans. Gutbürgerliche Karte mit einigen Spitzen ins Mediterrane, sogar Mexikanische. Ist das schon Fusion-Food? Nee, einfach nur eine undogmatische Küche. Hübscher Hometurf für Mitglieder der Dynastie Gentleman, die Schwester zeichnet hier zum Beispiel für Gemaltes verantwortlich. In diesem Familienverbund heißt Gentleman übrigens auch noch so, wie er getauft wurde, also Tilmann. Und, Frage an den Bruder, hat Tilmann hier eigentlich schon mal kellnern müssen? »Nee, aber wenn er mit der Band in der Stadt ist, treffen sich alle immer hier. Das sind schon oft rauschende Nächte gewesen.« Klingt plausibel. Aber wo ist eigentlich jetzt dieser Gentleman? Die Überfahrt ins unbekannte Stadtviertel hat uns hungrig gemacht. Na also, da kommt er. Schnell mal abgleichen mit dem etwas grotesken Bild, das mir immer in den Sinn kommt, wenn es um Gentleman geht: nämlich das einer pulsierenden Regenrinnen-dicken Halsschlagader, die in die Sprechmuschel eines Oldschool-Telefons singt. Bisschen wie die Musical-Version des Colin-FarrellFilms »Bitte nicht auflegen« – wenn man mir so viel Assoziation verzeihen mag. Profis wissen, mir ist sein Video zu »Superior« von der letzten Platte »Confidence« noch in Erinnerung. In echt sieht Gentleman relaxter aus, der mittlerweile sehr dichte Bart verdeckt dabei ein wenig eine gewisse Erschöpftheit. Kein Wunder: »Another Intensity kommt jetzt in 16 Ländern gleichzeitig raus, also bei Confidence waren es noch drei. Da ist allein schon der Promoaufwand Intro _ Musik _ Kochen mit Gentleman _ 049 immens. Also jetzt nur für Deutschland allein, meine ich. Und wegen Konzerten: Früher konnte man abends manchmal sogar noch heimfahren. Mittlerweile ist es ja nicht nur so, dass man in einem anderen Land wäre, es ist jetzt schon richtiges Kontinenthopping, was abgeht. Weißt du, dann sind wir mit der Band in Surinam, danach Bermuda, über Jamaika dann Gambia und danach Amsterdam. Dann haste mal ein paar Tage Pause, und dann geht’s nach Schweden und Portugal.« Gar nicht so einfach alles. Gentleman hat immerhin Familie: »Und ich habe halt auch keinen Bock, so ein Vater zu sein, der seinem Sohn immer sagt: Ja, ich muss halt jetzt weg, musst du verstehen. Das kenne ich selbst, und das ist nicht schön.« Gentleman bestellt sich einen Salatteller mit Putenstreifen, ich Semmelknödel mit Pfifferlingen in Cognac-Soße, geil, was? Kollege Venker nimmt dasselbe und noch als Deko eine Zucchinisuppe, die er aber stehen lassen wird wie eine unliebsam gewordene Urlaubsflamme. Und wie hält man das nun alles aus, Gentleman? »Das werde ich zuletzt immer öfter gefragt. Aber diese Reisen beinhalten ja nicht nur Stress, sondern die Begeisterung der Leute gibt dir auch so viel Kraft. Wenn 15.000 Surinamesen deine Songs mitsingen können, obwohl du da noch nie vorher aufgetreten bist, die Platte eigentlich nicht zu kaufen ist, dann wiegt das viel von den Momenten auf, wo du denkst: Ich kann jetzt nicht mehr.» Und Letztere gab es tatsächlich. Gentleman erzählt beneidenswert uneitel auch davon. Wie schwer es zum Beispiel fiel, mit Texten für das neue Album auf Kurs zu kommen. »Ich war da echt durch nach der Zweieinhalb-Jahre-Tour. Aber dann habe ich einfach das benutzt: Ich bin leer. Aha, der Song heißt »Emptiness∑«! Ja, das klingt blöd. Aber das war der erste Song, der hat es dann auch nicht aufs Album geschafft, aber so kam ich erst mal wieder an den Punkt. Zum Schluss lief es ganz locker.« Gentleman isst nicht auf, besteht aber darauf, sich den Rest einpacken zu lassen, und trinkt dazu Bionade. Und wir bestehen natürlich noch auf dem Bekenntnis eines so internationalen Reggae-Artists gegen die im Genre weit verbreitete Homophobie. »Also, auf meinen Platten werden Minderheiten unterstützt und nicht gedisst. Und ich kenne viele Jamaikaner, die es auch nervt, wenn es auf deren Festivals immer heißt Put da hands in the air, if you don’t like chichi-man. Aber da hast du wenig Einflussmöglichkeiten, da ist dieses Alttestamentarische der Kultur, da sind auch Frust und Aggression, und die entladen sich an Minderheiten. Und ein Artist, der keine Kreativität hat, der bringt dann Zeilen gegen Schwule. Da haben viele keinen Bock drauf, aber sie kommen irgendwie nicht davon weg – und es traut sich auch keiner.« Auch Gentleman selbst schreibt sich das Brechen des Dancehall-Homophobie-Konsens’ nicht offen auf seine Fahnen, wirbt aber in seinen Stücken für Toleranz. Mehr sei, realistisch betrachtet, nicht drin, erfahren wir. Wie frustrierend. Die ästhetische wie ideologische Marktlücke »schwuler Dancehall« füllen – das wär’s doch! Wäre mein Venker bloß nur nicht so unrhythmisch und latent hetero. Aber das alles soll Gentlemans Sorge nicht sein. Der isst zu Hause auf und fliegt durch die Welt. Viel Spaß dabei. Keine Toleranz für Schwule Das Thema Homophobie in Rap und Dancehall entzündete sich an dem aktuellen Fall von GHot. Der elende Song des Aggro«Künstlers« »Keine Toleranz für Schwule« tauchte im Netz auf. Daraufhin verstieß ihn sein Label, und er wurde wegen Aufruf zur Gewalt angezeigt. Die Karriere von einem Arsch ist so immerhin im Eimer. ... und es traut sich auch keiner Schwierig eben auch, wenn die einflussreichsten Acts wie Buju Banton, Beenie Man oder Sizzla in ihren Texten Schwulenhass voll ausleben. Aktuelles Album: Gentleman Another Intensity CD // Four Music / SonyBMG 051 _ Intro _ Steil _ Mode Fotos: Christoph Voy _ Produktion: Christoph Voy, Linus Volkmann, Susanne Pospischil * * Feeling B »Mix mir einen Drink« Ines _ T-Shirt: H&M _ Hose: Miss Sixty _ _ Sandra _ Rock: adidas _ Schuhe: Nike _ T-Shirt: typotheque.com _ Kapuzenjacke: H&M _ Sonnenbrille: Stüssy _ _ Benjamin _ Jacke: ADD _ T-Shirt: DURKL _ Jeans: Cheap Monday 052 _ Intro _ Steil _ Mode * * Jello Biafra & Mojo Nixon »Drinkin with Jesus« Arne _ Hemd: Humana _ Jacke: Vintage _ Jeans: Diesel 053 _ Intro _ Steil _ Mode * * Dinosaur Jr. »Freak Scene« Sebastian _ Jacke: American Apparel _ Tuch: Cheap Monday _ _ Linus _ Brille: Tom Ford _ T-Shirt: Early Man 054 _ Intro _ Steil _ Mode * * King Rocko Schamoni »Sex, Musik und Prügeleien« Felix _ T-Shirt: 25 Years Touch & Go Records _ Jeans: H&M _ _ Benni _ Schuhe: Gravis _ Jeans: H&M _ Gürtel und Hemd: Levi’s _ Strickjacke und Polohemd: Fred Perry _ Hut: Stüssy _ Uhr: Nixon Brille: Camden Market _ Schal & Hemd: RAdAR h _ T-Shirt: American Apparel _ Hose: Ksubi _ Hut: Camden Market 055 _ Intro _ Steil _ Mode * ** * Lemonheads »Ride with me« ** Boxhamsters »Beende deine Jugend« _ Jacke: _ T-Shirt: Roland American Apparel Delphi Hemd & T-Shirt: Surface to Air, Hose: Ksubi, Schuhe: RAdAR h _ Hose: Carharrt _ Schuhe: Nike _ Uhr: Swatch 056 _ Intro _ Steil _ Roxy Jam Text: Susanne Pospischil _ Interview: Thomas Venker, Susanne Pospischil Roxy Jam. Elegant auf der Welle Es war Kaiserin Eugénie, die das verschlafene Fischerdörfchen Biarritz entdeckt hat – dieser lauschige Fleck eignete sich ideal für ihre Sommerresidenz. Und auch Quiksilver und Roxy erlagen den Reizen der Region und siedelten ihr Firmenimperium ganz in der Nähe von Biarritz an. Und so sind sie wohl bis heute nicht ganz unschuldig am Hype um die Biskaya-Welle. Roxy richtete im Juli zum zweiten Mal die Longboard-Weltmeisterschaft für Frauen in der mittlerweile mondänen Surfhochburg aus. Nicht nur die Stars unter den Surferinnen waren geladen, auch die weibliche französische Independent-Szene glänzte durch Anwesenheit und setzte Zeichen im sonst so Männer-dominierten Business. DJ Chloé eröffnete mit einem packenden Set zum Sonnenuntergang den Roxy Jam, und am nächsten Abend wirbelten Pravda und CSS krachend über die Bühne am Strand. Zwischendurch haben wir einige Surf-Talente und -Koryphäen mit langen Brettern in der Hand zum Interview gebeten: 057 _ Intro _ Steil _ Roxy Jam Candice O’Donnell (GB) Wie ist heute das Meer? Wunderbar, gute Bedingungen für Longboarder, schöne kräftige Wellen und Bilderbuchwetter. Wo ist dein Homespot? Ich bin in Südafrika geboren, lebe aber seit Langem im Südwesten Englands, in Cornwall. Ist das auch dein liebster Ort zum Surfen? Nein, der ist tatsächlich hier in Biarritz, das ist nicht allzu weit, und ich mag die Lebensart und das gute Essen hier. Bist du viel auf Reisen? Ja klar, ich bin oft in Irland, Schottland, Wales, Spanien, Portugal, Südafrika und Australien und ... Wann hast du angefangen zu surfen? Eigentlich schon, als ich ganz klein war, damals habe ich mit dem Bodyboard angefangen und bin dann irgendwann aufs Longboard gekommen. Wie ist die Szene im Vergleich zu den Männern einzuordnen? Das kann man überhaupt nicht vergleichen, das sind unterschiedliche Level. Männer surfen doch sehr hart und progressiv, Frauen dagegen viel eleganter und stylisher in fließenden Bewegungen. Und wie wirkt sich das auf die gesamte Industrie und die Strukturen im Surfsport aus? Die ist bislang sehr Männer-dominiert. Ich komme also gerade zur richtigen Zeit an im Wettkampf, zukünftig wird sich das hoffentlich ändern. Wie alt bist du? 23 Jahre. Welche Platte hörst du im Moment? Schwer zu sagen, doch immer wieder gerne The Cure. Schuyler McFerran (USA) Woher kommst du? Aus San Diego in Kalifornien. Wann hast du angefangen zu surfen, und wer hat dich darauf gebracht? Mit zehn Jahren. Meine Eltern surfen beide, irgendwie bin ich schon in den Wellen aufgewachsen und ihnen auch treu geblieben. Letztes Jahr hast du den Contest gewonnen, ich gehe mal davon aus, du surfst professionell? Ja, das kann ich zum Glück schon seit ich 16 Jahre alt bin, mittlerweile bin ich 20. Warum surfst du Longboard? Zum Spaß surfe ich auch Shortboard, aber mein Herz gehört den langen Brettern, das ist einfach ein sehr anmutiger Sport. Wo betreibst du den am liebsten? Meine Heimatstrände und Australien sind unschlagbar. Wie reagieren deine Freunde und die Jungs aus der Szene auf diesen Wettbewerb? Die sind begeistert und interessieren sich sehr dafür, mehr Aufmerksamkeit für Surferinnen bringt den gesamten Sport weiter. Aber es ist noch ein langer Weg, um die gleiche Aufmerksamkeit und Akzeptanz zu bekommen wie Männer? Ehrlich gesagt haben wir die besseren Sponsoren-Verträge, soweit ich weiß. Mit einem Label wie Roxy im Rücken, das den Sport mit dieser Weltmeisterschaft enorm pusht, sind wir gut aufgestellt. Welche Musik hörst du gerne? Kings Of Convenience und The Weepies. Crystal Dzigas (USA) Seit wann kannst du nicht mehr vom Surfen lassen? Mit 14 Jahren habe ich angefangen, in Waikiki auf Hawaii, seit drei Jahren kann ich ganz gut davon leben, jetzt bin ich 24. Wie fing das alles an, wie wurdest du entdeckt? Ich surfe am North Shore Beach, und da haben mich irgendwann immer mehr Fotografen registriert und für Zeitschriften fotografiert oder Videos gedreht. So kam das ganz von selbst. Vergleiche mal das Meer von Biarritz mit den Wellen vor deiner Haustür. Auf Hawaii sind die Wellen viel kraftvoller und unkalkulierbarer und dadurch auch schwieriger zu surfen. Hier ist es einfacher, macht aber auch Spaß. Kann ich mir die Szene als große Surfer-Familie vorstellen, die um den Globus zieht, oder ist es oft doch recht einsam? Auf Hawaii haben wir ein sehr enges Netzwerk, jeder kennt jeden, und alle sind irgendwie verwandt oder befreundet, sonst habe ich ein paar Leute an den verschiedenen Spots, die ich immer mal wieder treffe. Ist es nicht irre anstrengend, so lange unterwegs zu sein? Ja, z. B., wenn dein Koffer mal wieder nicht angekommen ist. Am meisten vermisse ich ein gutes, gekochtes Essen, und natürlich schlafe ich auch im eigenen Bett am besten. Wie sieht deine Planung aus: Was glaubst du, wie lange du noch professionell surfen wirst? So lange es geht, das ist nämlich doch eine wirklich angenehme Art zu leben. Natürlich geht es gerade bei den Frauen aber nicht nur um Erfolge bei Wettkämpfen, sonder auch darum, wie du aussiehst und wie lange du ins Konzept passt. Welche Musik hörst du am liebsten? Bloc Party, The (International) Noise Conspiracy und Dashboard Confessional. Coline Menard (F) Wo bist du zu Hause? Auf La Réunion, ganz in der Nähe von Madagaskar. Das klingt, als hättest du schon mit drei angefangen zu surfen? Ich war acht Jahre alt, mein Vater ist auch ein Longboarder und hat es mir und meinem Bruder beigebracht. Wie unterschiedlich sind jeweils die Voraussetzungen fürs Surfen? Wie sind die Bedingungen im Indischen Ozean? Ganz anders, etwas extremer, weil ich dort an einem Riff surfe und es z. B. auch Haie gibt. Dann ist das hier ein Kindergeburtstag für dich? Nein, kann man so nicht sagen, hier muss ich mich auf die neuen Bedingungen erst einstellen. Kannst und willst du vom Surfen leben? Ich studiere Biologie, aber ich bin eben doch schon sehr oft unterwegs, weil mir das Surfen im Moment sehr wichtig ist. Welcher Spot hat dich bislang am meisten beeindruckt? Die Wellen in Australien sind ganz besonders toll. Und deine Lieblingsband? Tracy Chapman und Jack Johnson. 058 _ Intro _ Steil _ Paris Text & Fotos: Silke Bücker Paris. Unterwegs auf der Rendez-Vous Hommes Mindestens vier Mal im Jahr ist Paris Nabel der Modewelt, immer dann, wenn die Messe – jeweils separiert nach Männer- und Frauenmode – ihre Tore, Showrooms, Schatzkammern und Laufstege dem begierigen Publikum öffnet. Auch ich bin dabei (dienstreisend als Journalistin und Einkäuferin für den eigenen Laden), immer auf der Suche nach beeindruckenden DesignerInnen und ihren Kollektionen. Donnerstag, 28.06.07 Die Zeit in Paris beginnt anstrengend mit der obligatorischen Stunde Warten aufs Taxi am Gare du Nord – ganz gemäß dem landestypischen Laisser-faire. So verpasse ich die erste Show von Attachment, einem vielversprechenden Label aus Japan. Nicht ärgern und gleich weiter, jetzt aber mit der Metro, rein in den Showroom von A.P.C., der Lieblingsmarke scheinbar aller Franzosen. Dort präsentiert mir ein schmucker junger Mann die Kreationen für das kommende Frühjahr. Drei Stunden und zahlreiche petits Cafés später ist eine kleine, aber feine Selektion getroffen, für Mädchen und Jungs. 19 Uhr, kein Termin mehr für heute, deshalb ist noch ein kurzer Abstecher in das vielleicht schlimmste Kaufhaus drin, die Galeries Lafayette. Was verheißungsvoll klingt und auf den ersten Blick auch so aussieht, ist in Wirklichkeit nicht mehr als ein Bau von beeindruckender Größe, in dem der Konsumterror bizarre Blüten treibt. Die kleinen Shops bekannter Luxuslabels reihen sich wie Glieder einer Kette im Rund der Etagen aneinander. Auf Chanel folgt Marc Jacobs, dann Prada, dazwischen lieblose Wühltische mit Billigware. Hier zeigen die schönen und begehrenswerten Must-Haves der Mode ein anderes Gesicht, das, was von ihrem Glanz übrig bleibt, wenn sie auf das runterreduziert sind, was sie sind: Produkte, die am Ende der Saison zu Dumpingpreisen einfach nur an die Frau oder den Mann müssen. Freitag, 29.06.07 19 Uhr, die Präsentation von Stephan Schneider, einem meiner Lieblingsdesigner aus Antwerpen, beginnt. Vielmehr eine Installation aus Fleisch und Blut. Extrem junge Kerle, die meisten deutlich unter der Volljährigkeit, lümmeln sich betont lässig in den Schneider-Kreationen auf coolen 90er-Jahre-Barhockern, schlürfen Drinks und rauchen. Drinks gibt’s auch für die geladenen Gäste, ein hochprozentig gelungener Start in die Freitagnacht also. Nach einigen Gläsern Schampus geht es leicht beschwipst zur nächsten Station, der Show von Ute Ploier. Auch hier ist der Andrang groß. Der Hype um die Österreicherin ist extrem. Ihre minimalistische Show ernüchtert allerdings. Das sind Momente, in denen ein Fragezeichen stehen bleibt: Was soll toll daran sein, wenn streichholzdürre Jungs im Stechschritt ihre Runde in einem kargen Raum drehen, dazu ein Gesicht ziehen, als hätte ihnen grade jemand fies auf den Fuß getreten, und uninspirierte Kleidung tragen? Samstag, 30.06.07 Gleich am nächsten Morgen geht die Sonne wieder auf, die Show von Veronique Branquinho steht auf dem Programm. Eine tolle Frau, diese belgische Designerin, deren Entwürfen immer ein Hauch Nostalgie anhaftet. Im prunkvollen Saal der Tranoï (einer der Pariser Modemessen in der altehrwürdigen Börse) verheißen bereits die beim Einlass aufgebauten Instrumente, dass eine Band geladen ist, um das Defilee musikalisch zu begleiten. Ganz persönlich gesprochen: Der Erfolg einer Fashion-Show steht und fällt mit der Musikauswahl, damit, wie der Sound die Kollektion trägt und welches Grundgefühl beim Publikum erzeugt wird. Die geladene Band heißt Monky Pussy, alte Kumpels von Mrs Branquinho, die in Kürze ihr erstes Album veröffentlichen. Auch wenn sie mich musikalisch nur mäßig überzeugen, gelingt es ihnen, dem Rundlauf der Models seine archetypische Strenge zu nehmen. Bei der Kollektion fehlt dann aber der rote Faden, die Stringenz, die ihren Look ansonsten auszeichnet. Die Kombinationen sind zum Teil ziemlich abenteuerlich zusammengewürfelt. More Random, less Style, von einer Vision ganz zu schweigen. Pyjamahose zu glänzender Collegejacke mit asiatischer Stickerei am Ärmel? Hinzu kommt, dass die Jungs allesamt Flip-Flops tragen. Das geht, wenn überhaupt, nur am Strand. Nein, bei Jungs geht das eigentlich gar nicht. Außer, sie gehen am Sonntagmorgen mal kurz zum Kiosk, Zeitung, Kaffee und Kippen kaufen. www.rendez-vous-paris.com 060 _ Intro _ Steil _ Short Cuts Texte: Andreas Grüter Strandgut Clothing. Einmal die Welt DeinDesign. Computerkleider Nike. Mehr Schuh weniger Müll Zehnvierdreisieben. Die Kunst des Sitzenbleibens Surfer sind Getriebene, dazu verdammt, den Wellen zu folgen und ihr Leben dem steten Rhythmus von Gezeiten, Winden, Mondphasen und Luftdruckgebieten zu unterwerfen. Strandgut Clothing, 1999 vom Kölner Thorsten Kegler gegründet, ist das Resultat eines solchen endlosen Trips durch alle Facetten des Surferlebens. Mal kopfüber und glücklich in den Brechern des Atlantik oder im Line-up irgendeines Secret Spots mitten im Pazifik, mal gestrandet und ohne Geld auf dem trockenen Festland, fungierte das Label anfangs vor allem als trickreiche Teilzeitalternative zum drögen Nine-to-fiveArbeitstrott, um sich über die Jahre zum festen Bestandteil der aktiven internationalen Surfcommunity zu entwickeln. Neben jeder Menge long- und shortsleeved Shirtdesigns, Sweatern und Hoodies werden im hauseigenen OnlineStore aktuell auch verschiedene Underwear-Styles sowie Kaffeebecher und Schlüsselanhänger angeboten. Enjoy the real thing. www.strandgutclothing.com Hart im Niemandsland zwischen Kunstapproach und Trashgrenze bewegen sich die Klebefolien von DeinDesign. Während Cellphone-Pimp-ups definitiv in Kategorie zwei fallen, fungieren die unikaten Modifizierungselemente für Plattenspieler, Laptops, Spielekonsolen und Organizer richtig kombiniert als durchaus stilvolle Hilfsmotoren auf der Suche nach der vollindividualisierten Produktwelt. Neben verschiedenen Camouflagemustern, Fashionprints und einer erstaunlich breiten Auswahl gelungener grafischer Exkurse in Streetart- und Mangagefilde können zudem eigene Entwürfe eingesandt werden. Die passgenau zugeschnittenen Vinylhüllen schützen dabei nicht nur vor Kratzern und Abrieb, sondern lassen sich aufgrund der speziellen Wabenstruktur auch problemlos und ohne Rückstände entfernen. www.dein-design.com Umweltbewusstsein und gutes Gewissen sell. Auch die Großen der Branche rücken sukzessive von den Prinzipien des reinen MassenkonsumModus ab und setzen mit ausgesuchten Kollektionen auf ökologische Nachhaltigkeit. Jüngstes Beispiel dafür ist Nikes outdoorbeseelte Considered-Footwear-Linie, die bereits 2005 in ersten Kleinserien auf den Markt geworfen wurde und mittlerweile mit einer klug durchdachten Kombination aus technischer Raffinesse, recycelten Gummierungen und extrem minimiertem Produktionsausschuss zur festen Größe im Unternehmensportfolio herangewachsen ist. Die leichten, schnell trocknenden und extrem atmungsaktiven Hybridstyles kommen mal als Sandale oder futuristischer Überzieher, mal im klassischen Sneakerlook und überzeugen nicht zuletzt durch hohen Designapproach und jede Menge ausgeklügelte Funktionaldetails. www.nike.com Der Berliner Industriedesigner Mathias Muchenberger ist ein Mann der behutsamen gestalterischen Metamorphosen. Nachdem er sich in den vergangenen Jahren mit dem Projekt SurfLounger ganz der kontextuellen Neueditierung des traditionellen Custom-made Surfboardbaus vom Sportgerät zum Sitzobjekt verschrieben hatte, steht aktuell mit der b.bank ein weiteres Möbelstück mit Geschichte auf dem Modifizierungsplan. In Form und Format an die klassische DDR-Gartenbank angelehnt, wurde Plaste und Elaste durch robuste handlaminierte und glasfaserverstärkte GFK-Kunststoffqualitäten ersetzt und mit behutsamen Dekorentwürfen veredelt. Der absolut witterungsbeständige und deshalb sowohl für den Innen- als auch den Außenbereich geeignete Zweisitzer kann je nach Kundenwunsch individuell gestaltet werden. Anfragen unter www.zehnvierdreisieben.de. 061 _ Intro _ Steil _ Shortcuts Texte: Susanne Pospischil, Heiko Behr (Fly Pink) Bench. Central Station Design Levi’s. The original Must-Have Eastpak. Rückenbekenntnisse FlyPink. Über den rosa Wolken Die Brüder Matt und Pat Carroll sind zusammen mit Karen Jackson Central Station. In Manchester (er)lebten sie das Glück der Frühgeborenen und waren schon Ende der 1980er-Jahre prägender Teil der Madchester-Szene. Ihr Cousin Shaun Ryder war gerade dabei, einen Plattenvertrag mit Factory Records für seine Band Happy Mondays auszuhandeln, während die drei sich im Bereich Artwork und Cover-Design hohe Ziele steckten: »Wir wollten, dass die Leute fähig sind, eine Mondays-Platte aus 250 Schritten Entfernung inmitten von 500 anderen auf den ersten Blick zu erkennen.« Matt hat nun seine erste nicht-musikalische Arbeit als Hommage an berüchtigte Rave-Zeiten für Bench produziert. Sieben Styles (T-Shirts, Sweatshirts und Trainingsjacken) für Frauen und acht für Männer gibt es diesen Sommer ab sofort und exklusiv bei www.frontlineshop.com/bench. Prada hat es auf High-Fashion-Level vorgemacht, jetzt setzt Levi’s als erstes Jeans-Label im Bereich Spitzentechnologie steile Direktiven. Und legt mit einem Handy los. Das robuste Edelstahlgehäuse des neuen Levi’s Mobile Phone ist in alter Tradition mit Nieten besetzt, um noch besser auszusehen. Unser allerliebstes Accessoire kommt mit einer abnehmbaren Kette, die an passender Hose oder Tasche überzeugend funktional angebracht werden kann. MP3-Player, 2-Mega-Pixel-Kamera und ein integriertes Modem gehören zum hohen Standard, die Ausführungen Chrom, Schwarz und Bronze zum guten Geschmack. Bleibt die Frage, warum vorher noch kein Hersteller auf die Idee gekommen ist, den Screen (wie bei der Edition »Silver Shiny« und »Gold Shiny«) gleichzeitig als Spiegel benutzbar zu machen? eu.levi. com/mobile Stell dir vor, du bist berühmt und/oder begabt und kannst dir deinen eigenen Rucksack entwerfen. The Hives, The Prodigy und Kaiser Chiefs hatten die Ehre bzw. Aufgabe und meisterten sie bravourös. Im Auftrag von Eastpak und der gemeinnützigen Organisation Whatever It Takes gestalteten sie ganz persönliche Rucksäcke, die ab September 2007 in einer Auflage von 3000 Stück in ausgewählten Läden zu ergattern sein werden. Die stylishen Schweden Hives finden ihren Bandnamen Zierde genug, während Liam Howlett & Co., also Prodigy, in New-Rave-Manier unzählige Krabbeltierchen loslassen. Die Leedser Kaiser Chiefs sind ebenfalls tierlieb, stehen aber eher auf lustige Gattungen. Jeder einzelne dieser Eastpak-Klassiker (Padded Pak’r) ist nummeriert und mit signiertem Bandlabel versehen, 10 % des Verkaufspreises (49,99 Euro) kommen einer von den Künstlern ausgewählten wohltätigen Vereinigung zugute. www.e-eastpak.com / www.whateverittakes.org »Oje, ist das öde hier in Liverpool, aber bloß nicht nach London, diese ganzen Posh-Clones da. Lass uns doch nach Paris fliegen. Kurz noch eine kostenlose Maniküre am Gate, dann pinken Champagner trinken, in einem pinken Flugzeug!« So in etwa muss sich das Adam Charles, der Gründer der britischen Fluglinie FlyPink, vorgestellt haben. Er nennt den obskuren Geistesblitz »a boutique airline designed especially for women«. Ab sofort soll vom Liverpooler John Lennon Airport zweimal wöchentlich eine Maschine Richtung Frankreich abheben und später auch die Ziele New York und Mailand anfliegen. Aber kann man Kundinnen tatsächlich allein durch die Farbgestaltung ansprechen? Und was für ein verkürztes, schräges Frauenbild steckt eigentlich hinter dieser Idee? Susi Weaser, Redakteurin der Website Shiny Shiny, erkennt einen Trend: Zunehmend werden pinke Versionen von technischen Geräten angeboten, diese Produkte sorgen bestenfalls für Spaß, nicht aber unbedingt für eine gesteigerte Glaubwürdigkeit.« 062 _ Intro _ Steil _ Lockengelöt Text: Susanne Pospischil Lockengelöt. Gebrauchtwaren-Neuerfinder Vor drei Jahren war eine Idee nicht mehr aufzuhalten: Dennis Schneling, Carsten Jägering und Carsten Trill beschlossen, ihre Jobs als Industrieelektroniker, Feingerätemechaniker und Grafiker an den Nagel zu hängen, um zukünftig lieber stilvoll zu recyceln. In ihrer Kombination aus Werkstatt und Ladenlokal in Hamburg St. Pauli befreien sie seitdem Toploader-Waschmaschinen aus deren klammem Dasein, leisten Aufbauarbeit für frustrierte Staubsauger und lassen zerkratztes Vinyl bestimmt nicht hängen. »Wir versuchen mit Rohstoffen überraschend umzugehen, Sachen anders zu sehen und der Wegwerfgesellschaft geistreich zu begegnen«, erklärt Carsten Trill. So zaubern sie Lampen, Schalen, Schränke, Toilettenpapierhalter und viele andere Besonderheiten und Nützlichkeiten hervor und schenken Ölfässern, Wäschetrommeln oder Trockenhauben ein zweites glamouröses Leben. Sonderanfertigungen und besondere Herausforderungen sind immer erwünscht; wer sich also unmöglich von seinem alten Freund, dem Mac-Monitor, trennen mag, kann ihn hier z. B. zu einer Lampe umbauen lassen – Lötkolben und Schweißbrenner werden die Herausforderung lieben. www.lockengeloet.org _ www.therickykings.com _ www.frauhedi.de Und weil ein besonderes Geschäft auch nach außergewöhnlicher Kundschaft verlangt, laden Dennis und Carsten (der dritte Mitbegründer widmet sich inzwischen wieder anderen Aufgaben) regelmäßig zu besonderen Veranstaltungen. So startet das Clubschiff Frau Hedi am 20. September zur Lockengelöt-Bingo-Butter-Ocean-Explosion-Fahrt. Jeder Kassenbon ist als Einladung zu verstehen und mit entsprechenden Bingozahlen bedruckt, die dann auf rasanter Elbfahrt zum Einsatz kommen. Zur guten Unterhaltung spielen die Lockengelöt-Betreiber dort auch auf als Teil der Tanzkapelle The Ricky Kings. Klingt nach ganzheitlichem Konzept mit persönlicher Rund-um-die-Uhr-Einbindung ohne Kompromisse. Kein Wunder also, dass sie sich schon lange keine bessere Berufung mehr vorstellen können. 0 63 _ Intro _ Steil _ Für Dich Für Dich. Du willst gewinnen? Dann Postkarte mit Gewinnwunsch und Album-Top-10 an: Intro, »Für dich«, PF 19 02 43, 50499 Köln. Oder per E-Mail an [email protected]. Alle Preise findest du auch noch mal unter intro.de/gewinne. Viel Glück. Mit Axe und Durex zum Tauchen nach Hurghada Axe geht mit dem bekannten Kondom-Hersteller Durex ein Stück gemeinsamen Wegs: Ab diesen Monat sind nämlich 1,3 Millionen AxeBodysprays mit jeweils einem Durex-Kondom als Gratiszugabe im Handel erhältlich. Das bedeutet Axe Effect und Safer Sex in einem. Zum Beispiel mit dem gerippten und genoppten Kondom namens »Perlentaucher«. Wir verlosen eine Tauchreise nach Ägypten für zwei Personen. Weitere Infos finden sich unter www.axe-durex.de. Cooldudes Shirts 28 Weeks Later Fanpakete Wir verlosen Shirts des brandneuen Hamburger Labels »cooldudes«. Genauer gesagt 2x das »Psychedelic Sally«-Top für die Dame und 2x »Oh Freedom« für den Herrn. www.sandsbay.com Zum Kinostart von Danny Boyles Zombie-Sequel (30.08., Fox) verlosen wir drei Sets aus Poster, dem Atari-PC-Game »Obscure 2« und einem Nuclear-Blast-T-Shirt. Smokin’ Aces Fanpakete CDS, GAMES, SCHUHE UND SO. Zwei Sets für Fans des cleveren Thrillers inkl. DVD (Universal Pictures), Poster und Soundtrack (Universal Music) mit u.a. The Stooges und Motörhead. Zehn Meter Feldweg: Wir verlosen 3 x das im Juli erschienene Album »Phantom Power« von Zehn Meter Feldweg in einer schicken Kachel-Box (Kurbad St. Pauli / Motor). The Darkness: Zum jüngst erschienenen Adventure-Shooter »The Darkness« verlosen wir ein Hoodie (L), ein Longsleeve (L), ein TShirt (M) und ein signiertes und somit limitiertes Bild im Rahmen. Bitte Item angeben! (Take 2) Trauma Center – Second Opinion: Wir verlosen 3 x den zweiten Teil der Chirurgen-Simulation für Wii. (Nintendo) K-Swiss: Das Sneakerlabel unterstützt in diesem Sommer das Badeschiff an der Arena Berlin. Wir verlosen 1 Paket aus je einem Paar Damen- und Herren-Sneaker der Deckschuh-Kollektion, zwei Liegestühlen und zwei Tageskarten für das Schiff. Sony Ericsson W200i Abenteuer-DVDs im Steelbook Mit dem neuen Xtra-Nonstop-Tarif von T-Mobile telefoniert man rund um die Uhr ab der zweiten Gesprächsminute für null Cent. Passend dazu gibt es derzeit das Prepaid-Package »Fun Edition«, das auch das Walkman-Handy Sony Ericsson W200i enthält (www. t-mobile.de/xtrafriends). Wir verlosen zwei W200i-Handys. Abenteuer zu Lande, zu Wasser und in der Luft: Wir verlosen je ein Mal die Steelbook Special Edition von »Eragon«, »Master & Commander« und »Königreich der Himmel« (Fox), dazu zwei GamerHeadsets »Medusa 5.1 ProGamer Edition – SL-8793« von www. speedlink.de. WeSC Headphones »Street« Magic: The Gathering Einstiegs-Packs Die im High-Tech-Look designten »Street«-Headphones von WeSC bieten die perfekte Mischung aus Passform & Komfort. DJ Steve Aoki ist Namensgeber des WeSC DJ Pro Headphone. Wir verlosen 3 Stk. in Weiß. »Magic: The Gathering« begeistert als erstes strategisches Sammelkartenspiel bereits in der zehnten Edition. Die neuen Einstiegs-Packs erleichtern die ersten Runden. Wir verlosen fünf Mal zwei Sets (www.playmagic.com). Text: Lars Brinkmann Intro _ und so _ Kunst _ Urbi Et Orbi – Zur Kunst des Plakatabrisses _ 065 Und so 09.2007 Urbi Et Orbi – Zur Kunst des Plakatabrisses. Vandalismus mit Überbau E ine beliebige Straßenecke irgendwo in einer Metropole unserer Welt. Um dich herum ein Wald aus Plakaten, überall buhlen sie um Aufmerksamkeit. Vorsichtig geschätzt hat jeder Städter täglich ein paar tausend ungewollte Werbe-Kontakte; in den 90ern sprach man noch von 2.000 bis 5.000, inzwischen dürfte sich diese Zahl vervielfacht haben. Früher oder später stellt sich unweigerlich ein Gefühl von Ohnmacht ein. Und das ist genau der richtige Moment, zurückzuschlagen. Nein, nicht in die Werbung gehen, bloß nicht! Davon ist jedem Menschen nur abzuraten. Lieber an den alten, wahlweise von John Cage, Picassos Mätresse oder Attila dem Hunnenkönig geprägten Wahlspruch denken: You have to destroy to create. Und wer sich weder von den Staatsmächten noch vom Leben für seine Kreation der Zerstörung bestrafen lassen möchte, lese vor dem Schritt zur Tat »Urbi Et Orbi«, denn diese Sammlung von Vernissagen-, Katalog- und Zeitschriftenbeiträgen, die der umtriebige Künstler Jacques Villeglé zwischen 1965 und 1996 geschrieben hat, legitimiert nicht nur, wie es der Klappentext so schön formuliert, »das Werk der Affichisten vor der Kunstgeschichte« (Affiche: frz. für Plakat). Darüber hinaus zeigt das Buch mit dem Untertitel »Zur Kunst des Plakatabrisses« sowohl Streetart-Aktivisten als auch überzeugten Vandalen, wie man seinem Treiben einen zünftigen geistigen Überbau zimmert. Villeglé führt die Ende der 40er von ihm erfundene Form der Decollage auch gern mal auf eine 40.000 Jahre fortwährende Tradition zurück. An anderer Stelle zeigt er die Parallelen zur surrealistischen Technik der écriture automatique, die er als verwandte »spontane Methode des irrationalen Erkennens«, als »Ankämpfen gegen den kontrollierten Ausdruck« versteht. »Urbi Et Orbi« kann als exemplarisches Lehrbuch gelesen werden, aber auch als Kampfbibel oder als ein Stück äußerst gelehrte Kunstgeschichte. Es ist eine Freude, dem 1926 geborenen Villeglé bei seinen hemmungslos ausufernden Re- und Dekontextualisierungen zu folgen. Wer sein Wissen über die Kunst des Plakatabrisses vertiefen möchte und praktische Beispiele braucht, hat noch bis zum 27. Januar 2008 im Hannoveraner Museum Kestner Pro Arte die Gelegenheit, eine umfangreiche Werkschau mit über vierzig Arbeiten von Villeglé zu sehen. Die Stadt, egal welche, wird danach nie mehr dasselbe sein. Jacques Villeglé Urbi Et Orbi – Zur Kunst des Plakatabrisses Edition Nautilus, 256 S., EUR 24 Ausstellung 07. Juli 2007 bis 27. Januar 2008 Hannover, Museum Kestner Pro Arte 066 _ Intro _ und so _ Film _ David Mackenzie / Hallam Foe David Mackenzie / Hallam Foe. Glücklich wie ein Korkenzieher David Mackenzie debütierte 2002 mit »The Last Great Wilderness«. Der Durchbruch als Regisseur gelang ihm kurz darauf mit »Young Adam« und einer Wasserleiche. Wasser taucht auch in seinem neuen Film »Hallam Foe« auf. Hallam, der andere Menschen beobachtet, weil deren Wirklichkeit ihm fremd erscheint, wird gespielt von Jamie Bell (»Billy Elliot«). Er trauert um seine Mutter, mit deren Doppelgängerin er in Edinburgh eine reale Affäre beginnt. Was lauert unter der Oberfläche? Ein Gespräch mit David Mackenzie über die Geister, die ihn rufen. Text: Wolfgang Frömberg / Foto: Elke Meitzel Intro _ und so _ Film _ David Mackenzie / Hallam Foe _ 067 W oher kommt eigentlich deine Obsession für Flüsse und Seen und die Rätsel, die unter ihrer Oberfläche verborgen liegen? Da spielst du nicht nur auf »Hallam Foe«, sondern auch auf »Young Adam« an, wo es einiges unter der Oberfläche zu entdecken gibt und die Metapher sehr stark ausgeprägt ist. In der Tat scheinen Gewässer in meinem Werk ein Eigenleben zu entwickeln. Aber das ist bloß Zufall. Keine Ahnung, warum ich mich in diesen Projekten wiederfinde, in denen Wasser und Dinge, die daraus auftauchen oder darin untergehen, wichtig sind. Ich bin nicht gerade ein besonders guter Schwimmer, vielleicht ist das ein Grund ... Andererseits: Mein Vater war in der Navy, also hatte ich gewissermaßen eine ganze Zeit meines Lebens Wasser um mich herum. Ich habe keine Angst davor, möchte aber auch nicht gerade aufs offene Meer hinaus schwimmen. Nun ja, wir kommen alle daher – Wasser ist ein starkes Bild. Aber ich bin nicht darauf aus, in der Art von John Boorman die Wasserthematik zu entfalten. Wann hast du mit der Arbeit an »Hallam Foe« begonnen? Vor drei oder vier Jahren. Das Buch wurde von Peter Jinks geschrieben. Peter ist ein Freund von mir. Mit der Geschichte bin ich bestens vertraut. Die kannte ich schon, bevor sie aufgeschrieben wurde. Und ich war von Anfang an sehr interessiert daran. Ich wollte schon fragen, wie du an die Romane gerätst, die du dann verfilmst. »Young Adam« fußte auf der Vorlage des schottischen Beat-Autors Alexander Trocchi. Ja, in diesem Fall war es einfach. Normalerweise ist es schwierig, einen passenden Roman zu finden. Es scheint so, dass die Rechte für alle guten Bücher bei Hollywood-Studios liegen. Was hat dich an Peter Jinks’ Romanvorlage interessiert? Vor allem die Hauptfigur. Ich mochte die Vorstellung eines leidgeplagten 17-Jährigen, der sich durch einen Haufen Probleme kämpft. Ich wollte eine Story, die ihn quasi rehabilitiert. Der Soundtrack ist ja gespickt mit Songs von DominoBands, vielleicht kam mir deshalb ein Song von Smog in den Sinn ... Ah! Leider durfte ich die amerikanischen Domino-Bands nicht einsetzen. Da gibt es eine Menge weiterer Acts, die auch im Soundtrack auftauchen könnten, hätte ich diesbezüglich freie Hand gehabt. Trotzdem bin ich sehr glücklich mit der jetzigen Auswahl, auch wenn Bonnie »Prince« Billy oder auch Smog sich ebenfalls gut im Film gemacht hätten ... Es gibt eine hintergründige Zeile von Smog, die lautet: »I want to be of use / Like a horseshoe / Like a corkscrew.« So scheint sich Hallam zu Beginn des Films zu fühlen. Doch er entscheidet sich zunächst, ein Nichtsnutz zu bleiben. Er möchte weiter zu Hause wohnen, um seinen Vater und seine Stiefmutter zu quälen, die er für den Tod seiner leiblichen Mutter verantwortlich macht... Hallams Perspektive auf die »böse Stiefmutter« ist märchenhaft. Sie selbst sieht das ganz anders, möchte Vater und Sohn über deren Trauer hinweghelfen. Hallam verteidigt das Andenken seiner Mutter. Das ist sein Kampf. Er möchte der Toten die Treue halten. Ich sehe es so, dass der Film vor allem davon handelt, sich von dieser Umklammerung zu lösen. Für »Young Adam« komponierte David Byrne den Score. Diesmal setzt du die Songs ein wie auf einem Mixtape. Ich musste an Sofia Coppolas »Marie Antoinette« denken, wo der Soundtrack aus dem Mädchenzimmer die Vorstellung vom Leben als Prinzessin illustriert und dem Genre des Historienfilms eine neue Dimension hinzufügt. Da Hallam im gesamten Film fast nie beim Musikhören zu sehen ist, habe ich mir immer vorgestellt, dass der Soundtrack aus den Songs besteht, die er hören würde. »Marie Antoinette« habe ich leider noch gar nicht gesehen ... Dein Film hat einen exzellent inszenierten TurningPoint. Anfangs sitzt die Familie beim Abendessen. Hallam bezeichnet seine Stiefmutter durch die Blume als Prostituierte. Diese Bemerkung fällt auf besonders irrwitzige Weise auf ihn zurück, als Hallam von seiner Stiefmutter verführt wird. Danach wirft sie ihn eiskalt raus. Später gibt es eine Szene, wo Kate, in die er sich in Edinburgh verliebt, ein Kleid seiner Mutter trägt. Hallam fällt ihr weinend in die Arme. Zwei Fälle von Therapie im Handumdrehen ... Die Sex-Szene zwischen Hallam und seiner Stiefmutter funktioniert so: Die beiden machen nicht Liebe miteinander, sie treiben stattdessen ihren Hass auf John Boorman den Höhepunkt. Hallam muss das Nest verlassen, und er ... wurde 1933 geboren. Der britische Regisseur, Drehbuchautor hätte es nie im Leben freiwillig getan ... und Produzent zeichnet nicht nur Hallam geht nach Edinburgh und nimmt einen Job an in für den enttäuschenden »Excordem Hotel, in dem auch seine »Mutter« – in Gestalt von cist II« verantwortlich, sondern ist berühmt für Klassiker wie »Point Kate, die ihr sehr ähnlich sieht – arbeitet. An seinem ArBlank« und »Hell In The Pacific«. beitsplatz versucht er sich dem Milieu anzupassen, um Nachdem sein Plan scheiterte, die Doppelgängerin nicht zu enttäuschen. Das ist eine Tolkiens »Lord Of The Rings« zu ziemlich komische Wendung. Überhaupt gibt es im Geverfilmen, machte er sich 1981 an die Artus-Legende ran. Preisfrage: gensatz zum düsteren »Young Adam« mehr lustige Momente ... Eigentlich ist »Hallam Foe« eine düstere Geschich- Wo wird das magische Schwert »Excalibur« (so auch der Filmtitel) te. Es gibt ein romantisches und ein erlösendes Element versenkt? darin, außerdem geht es um einen 17-Jährigen. Und wenn du es mit einem 17-Jährigen zu tun hast, kommen die Extreme zum Vorschein – große Freude, tiefe Depression, mächtige Wut. In dem Alter besitzt man noch nicht das emotionale Werkzeug, um all diese Gefühle zu kontrollieren. Du probierst erst mal jeden Weg aus, den du gehen kannst, und das führt natürlich zu sehr komischen Situationen. »Young Adam« plätscherte eher dahin, nahm einen ruhigeren Verlauf, bis es mit der Hauptfigur bergab ging. Auch Hallam scheint am Ende verloren, doch immerhin geht er leichtfüßig ins Ungewisse ... Edinburgh wirkt auf der Leinwand beeindruckend. Wie ist dein Bezug zur Stadt? Ich bin mit 17 Jahren in Edinburgh angekommen und habe im selben Hotel wie Hallam Foe gearbeitet. Man könnte das einen weiteren Zufall nennen ... Jedenfalls liebe ich Edinburgh, das ist ein großartiger Ort. Für dieses leicht realistisch angehauchte Märchen war es die perfekte Kulisse, nicht nur wegen der gotischen Bauten. Die Luft in Edinburgh schmeckt nach Melancholie, die Stadt hat eine gespenstische Aura. Das ist so ein Ort, an dem Geister und Doppelgänger herumschleichen. Hallam kann ein Lied davon singen. Seine Mutter erscheint ihm als eine Art Geist in Kate. Als ich in Edinburgh lebte, verfolgte ich selbst dort meinen Doppelgänger. Nicht zu vergessen: Dr. Jekyll und Mr. Hyde wurden dort erfunden. Der Spirit von Edinburgh passt außerordentlich gut zu mir – und zu Hallam Foe. Hallam Foe This is my story GB 2007 R: David Mackenzie Preview »Hallam Foe – This is my story« am 27.08. im Cinenova, Köln. www.intro.de/previews D: Jamie Bell, Sophia Myles, Claire Forlani; 30.08. 068 _ Intro _ und so _ Film _ Thomas Harlan / Wandersplitter Text: Olaf Möller Thomas Harlan – Wandersplitter. Ein anderes deutsches Leben Gespräche mit Thomas Harlan im Kino und als Buch. Dazu neue Erzählungen des Filmemachers, Schriftstellers und Nazijägers, dessen Vater den Propagandafilm »Jud Süß« verbrochen hat. Eine Würdigung von Olaf Möller. I m September erscheint endlich Thomas Harlans Erzählungenzyklus »Die Stadt Ys«, flankiert von JeanPierre Stephans durch Dokumente, Bilder sowie Archivschätze geweitetem Gesprächsband »Thomas der nationalsozialistischen IdeoHarlan – Das Gesicht deines Feindes. Ein deutsches logie zu diskreditieren. Veit Harlan arbeitete nach dem Krieg Leben«. Derweil startet im Kino Christoph Hübners und weiter als Regisseur. Sein Sohn Gabriele Voss’ »Thomas Harlan – Wandersplitter«; die DVDThomas Harlan dazu: »Wenn du Fassung – halb »Director’s Cut de luxe«, halb interaktives das weißt, dass du einen HamExperiment – soll parallel dazu in den Handel kommen. mer gemacht hast, mit dem man andere totgeschlagen hat, kannst In den meisten Darstellungen, quer durch alle Medien, du nicht mehr ein Hammermaist Thomas Harlan vorrangig der Sohn von Hilde Körber cher sein.« »Jud Süß« darf heute und Veit Harlan, einem der entscheidenden deutschen Filin D-Land nur mit begleitendem memacher der 30er- bis 50er-Jahre. »Jud Süß«, Veit Harlans Kommentar aufgeführt werden. historisch notorischstes Werk, machte ihn zu einem Verfemten des Kinos. Weshalb Thomas Harlans Lebenswerk, all sein Schaffen und Suchen und Werden, meist psychologisch gedeutet wird. Dann gelten seine frühen Stücke aus den 50ern, kulminierend in »Ich selbst und kein Engel – Chronik aus dem Warschauer Ghetto«, seine Jagd auf NaziVerbrecher in den 60er-Jahren, sein schmales, aber reiches Thomas Harlan – filmisches Schaffen in den 70ern und 80ern mit »WundkaWandersplitter nal. Hinrichtung für vier Stimmen«, seine Triumphe als RoD 2006 mancier in den Nullerjahren des dritten Millenniums mit R: Christoph Hübner; 30.08. »Rosa« und »Heldenfriedhof« vor allem als Reaktion auf die moralischen Versäumnisse, Vergehen, Verbrechen des Thomas Harlan Vaters. Das stimmt vielleicht sogar und ist ja auch nicht Die Stadt Ys schlimm. Wichtiger aber wäre es, Harlans Arbeit als KonEichborn, 280 S., EUR 19,95 sequenz von Lern- und Erkenntnisprozessen zu verstehen. Da hat einer sein Unrecht, wie abstrakt es sein bzw. wirken Jean-Pierre Stephan mag, erkannt. Nun versucht er, andere Wege zu begehen. Thomas Harlan Das Gesicht deines Fein- Einige davon müssen erst durch Dickichte gehackt werden. des. Ein deutsches Leben Andere sind unter Sträuchern verborgen, allein die Erinnerung legt sie wieder frei. Eichborn, 280 S., EUR 22,95 Jud Süß ... entstand 1940 unter der Regie von Veit Harlan als Propagandafilm, um das Judentum im Sinne Im Zentrum von Harlans Werk steht die Frage, wie das Leben durch die Biografien vieler anderer zum eigenen wird. »Thomas Harlan – Wandersplitter« ist angelegt als Anti-Biografie und beginnt mit einer Erzählung »ohne ich«, in der es um Zeugenschaft geht. Harlan bezeugt das Leben eines Sowjet-Bürgers, den er zwar nicht kennt, der ihn aber eines Tages in seine Wohnung mitnahm, um ihm alte Zeitungen zu zeigen, die beweisen, dass er in einem entscheidenden Jahr in Deutschland gewesen war. Es geht um historische Solidarität. »Wundkanal. Hinrichtung für vier Stimmen« erzählt davon, wie – Schatten des bewaffneten Kampfes in der Bundesrepublik – ein Nazi so lange drastisch bearbeitet wird, bis er seine Taten wider die Menschlichkeit gesteht. Zwischen der Zeugenschaft und dem Geständnis liegen immer Akten und Beweise. Das Gewebe aus Erzählungen, Perspektiven, Ebenen, Zeiten, Stilen und Brüchen, das Harlans Roman »Heldenfriedhof« ist, wird von Fotos diverser Haupt- und Nebencharaktere der Geschichte geklammert. Das Gefühl des Augenblicks darin ist brutal, übrig bleibt das Dokument. Thomas Harlan wäre es lieber, die Menschen würden einfach die Wahrheit sagen und sich der Gnade ergeben, die in allen Menschen lebt. Im schlimmsten Fall wären dann die Verbrecher geächtet und deshalb allein unter sich. In der Geschichte waren sie immer unter uns. So muss es zwar nicht weitergehen. Aber kann Veränderung ein Ereignis werden zu einer Zeit in einem Land, das einem Versager am Leben wie Günther Grass nicht das Wirken eines Heinz von Cramer oder eben eines Thomas Harlan entgegenhält? Gerade dann. 070 _ Intro _ und so _ neue Filme im Kino Neue Filme im Kino 09.2007 Beim ersten Mal Ostpunk Yella Der US-amerikanische Komödienregisseur Judd Apatow ließ in »Jungfrau (40), männlich sucht ...« die Hauptfigur ein halbes Leben lang warten, ehe die Triebkräfte durchbrechen konnten. In »Knocked Up – Beim ersten Mal« hadern die Protagonisten nach der unproblematischen Triebabfuhr eher mit der Arterhaltung. So schnell sich Ben und Alison (Seth Rogen und Katherine Heigl) nach einem Abend gemeinsam im Bett wiederfinden, so schnell offenbart der Morgen danach die Unterschiede. Hier der sorglos in den Tag hinein lebende Twentysomething, dort die ambitionierte Medienfrau. Doch ein Schwangerschaftstest macht deutlich, dass die Nacht Folgen hat. Und die One-Night-Standler nutzen trotz der Warnungen aus ihren Bekanntenkreisen das knappe Zeitfenster bis zum Ablaufen der biologischen Uhr. Ob vielleicht zusammenwächst, was nicht zusammengehört? Klingt nach dem perfekten Ausgangspunkt für den filmischen Entwicklungsroman über einen Nerd, der sich dem Ernst des Lebens stellt und darüber erwachsen wird. In so feste Tücher will Apatow seine Geschichte jedoch nicht wickeln. Schon in seinem Debüt gewann die Jungfräulichkeit in einer oversexsten und hochkomplexe Geschlechterverhältnisse ausbildenden Gesellschaft zunehmend an Attraktivität. Folgerichtig hat auch der Lifestyle Bens einiges für sich. Wenn Erfolg bedeutet, wie Jessica Simpson zu sein, es zu Beförderungen Diätkurse als Geschenk gibt und der Weg zum Kind über unzählige Gynäkologen-Besuche und Regale von Fachliteratur führt, dann stoßen berufliche und private Underachiever durchaus auf Verständnis. So hält der Regisseur zu seinem Antihelden, zieht ihn eher verstohlen aus seiner Chaos-WG ab und verschafft ihm einen Schreibtisch-Job – sorgsam darauf bedacht, keinen Vorwand für einen Spießigkeitsdiskurs zu liefern. Dem heutzutage gängigsten Familienplanungsmodell des »Projekt-gebundenen Kindes« entspricht der Nerd-Nachwuchs dann ja auch nicht gerade. Ähnlich wie den Filmen der Farrellys und vielen anderen besseren US-Komödien liegt »Beim ersten Mal« ein tiefer Humanismus zugrunde. Dessen Quellen sind allerdings weniger philosophischer, vielmehr ganz profaner Natur: Judd Apatow gehörte zu den Jungen, die beim Sport immer zuletzt in ein Team gewählt wurden. Die Popkultur-bildende Kraft dieser Erfahrung ist nicht zu unterschätzen. Es ist nicht gerade schwer, die Meinung zu vertreten, Punk sei immer und überall gleich. Und zwar: verkürzter Rock, der von seiner Attitüde lebt und sich durch einen gewissen Verweigerungsstyle erkennbar macht. Punkt. Gähn. So ist es. Die ästhetische Starrheit, die bierige und hundige Vereinsmeierei tun ein Übriges. Man muss denken, Punk habe als hedonistischer Nihilismus komplett abgewirtschaftet. Das mag schon so sein, aber es gibt immer noch was zu entdecken. Hey, zum Beispiel Ostpunk. Musikalisch sind die Differenzen zum West-Pendant nicht der Rede wert – viel Geboller, bisschen Avantgarde. Aber durch die Agonie der DDR in den 80ern erfüllte Punk eine ganz andere gesellschaftliche Rolle, war hochgradig dissident und bescherte einer ganzen Generation von Protagonisten ernste Schwierigkeiten. Und solche vereinen auch ausnahmslos die Veteranen des Films »Ostpunk«. Knastaufenthalte für alle. Von so viel Brisanz konnte der harmlose Dorfpunk West nur (schlecht) träumen. Die Regisseure Fiebeler und Boehlke besuchen sechs Charaktere der Zeit mit der Kamera. Sammeln dabei krasse Anekdoten, zeigen alte Wunden, genutzte und verpasste Chancen. Der selbstständige Bauunternehmer, der Reihenhausharmonie genau wie eine Feierabend-Hardcore-Punkband lebt, die alleinerziehende Mutter, die noch an der Vehemenz der damaligen Zeit knabbert, oder Cornelia Schleime, die mittlerweile als etablierte Künstlerin in Paris, Amsterdam und New York ausstellt. Den Geschichten zu folgen ist erwartungsgemäß kurzweilig, und wie gesagt: neben Nostalgie werden auch Erkenntnisgewinne ausgeschüttet. Gerade auch im globalen Zusammenhang mit dem vor kurzem erschienenen Film über Punks in China, »Bejing Bubbles«, der Punk ebenfalls im Kontext von ungleich konsequenterer Lebensführung darstellt. Befremdlich nur, dass die Filmemacher dem Genre Doku nicht wirklich trauen und immer wieder mit technischen Stilmitteln nerven. Formalistischer Quatsch, der wohl als Auflockerung des seriösen Formats zu verstehen ist. Tja, Punk kann man eben leicht missverstehen. In diesem Fall als Aufforderung, eine unkonventionellere, brüchige Bildersprache zu schaffen. Das soll hier aber nur am Rande erwähnt werden, der Power des Films tut es letztlich keinen Abbruch (erwähnenswert auch das dazugehörige Buch, erschienen im Verbrecher Verlag). Der Berliner Filmemacher Christian Petzold ist den meisten VertreterInnen des deutschen zeitgenössischen Kinos gleich mehrere Schritte voraus: Bei ihm sind Film-Genres keine leeren Zitate, sondern glaubhaft belebte Erzählformen. Sujets des Kriminalfilms, des Familienmelodrams oder gar des MysteryThrillers verpflanzt Petzold in eine deutsche Realität, die spezifisch ist und sich nicht an großen generellen Themen, dafür an genauen Figuren und wirklichen Räumen versucht. Auf diese Weise entstand eine der wenigen Autoren-Handschriften, deren Schwung man in diesem Land noch gerne folgt – und das jetzt schon über sieben Filme hinweg, zu denen die kleinen Geniestreiche »Die innere Sicherheit« (2001) und »Gespenster« (2005) gehören. Petzolds Arbeiten sind geprägt von reduzierter Ruhe und einem reflektierten Realismus, der Magie in den getriebenen Figuren der neodeutschen Republik sucht, wenn sie probieren, ihren Platz in zerbröckelnden Gesellschaftsgefügen zu finden. Frauenfiguren gehören zu seinen stärksten Charakteren – so ist es auch bei der Ostdeutschen Yella, die von einer der großen Petzold-Schauspielerinnen, Nina Hoss, gespielt wird. Yella will weg – aus dem Neverland-Dorf Wittenberge, von ihrem anhänglichen Ex-Mann Ben und ihrem hemdsärmelig-liebevollen Vater. Im Westen erhofft sie sich Unabhängigkeit. Doch der Ballast ihres bisherigen Lebens verfolgt sie. Die Firma in Hannover, bei der sie als Buchhalterin auf Probezeit arbeiten soll, ist schon insolvent, als sie ankommt. Glücklicherweise trifft sie Philipp (Devid Striesow), einen Investment-Typen, der um Anteile von Firmen feilscht. Kurz werden die beiden ein Paar, eine Art Bonnie und Clyde des Neoliberalismus. Virtuos ziehen sie bei Meetings die Geschäftspartner über den Tisch. Solche kleinen Thrills kicken Yella und überzeugen sie von dem pragmatischen Philipp. Aber funktioniert das neue, bessere Leben so einfach? Macht es glücklich? Natürlich nicht. Petzold schafft es, dem neuen Markt der immateriellen Anteile konkrete Bilder – und seiner Heldin eine faszinierende Innenwelt darin aufzubauen. Aber wie unangenehme Echos der Vergangenheit Yellas Lebensentwurf bedrohen und schließlich versenken, wie der Traum zerplatzt, lässt sich zwischen unwirklicher Mystery und postrealistischer Erzählung kaum genauer beschreiben. Jan Pehrke Linus Volkmann Tim Stüttgen Beim ersten Mal USA 2007 Ostpunk – Too Much Future D 2007 Yella D 2007 R: Judd Apatow; D: Seth Rogen, R: Carsten Fiebeler, Michael Boehlke; R: Christian Petzold; D: Nina Hoss, Devid Striesow, Katherine Heigl; 23.08. D: Daniel Kaiser, Colonel, Mita Schamal; 23.08. Hinnerk Schönemann; 13.09. Intro _ und so _ neue Filme im Kino _ 071 28 Weeks Later GB 2007 R: Juan Carlos Fresnadillo; D: Robert Carlyle, Rose Byrne, Jeremy Renner; 30.08. Aus Danny Boyles »28 Days Later« kennen wir die wutentbrannten Zombies schon. Auf der Jagd nach dem nächsten Biss wollen sie nicht bloß ihren Hunger stillen. Sie werden getrieben von einem hirnlosen Impuls – von reiner Gier, die keine Sättigung kennt. In Boyles Version waren noch die Insignien einer Kritik der Kosum- und Kontrollgesellschaft angelegt; im zweiten, postapokalyptischen Teil »28 Weeks Later« scheint der zivilisatorische Restbestand vollends auf zerrüttete Familien und ein dysfunktional-militärisches Kontrollregime zusammengeschrumpft zu sein. Das von Juan Carlos Fresnadillo (»Intacto«) inszenierte Sequel setzt ein, als alle Infizierten verhungert sind. Kleinbritannien soll mit einigen Tausend Überlebenden unter der Leitung einer amerikanischen NATO-Einheit im Londoner Distrikt Isle of Dogs wiederaufgebaut werden. Dort empfängt Don Harris (Robert Carlyle) seine zurückkehrenden Kinder Andy (Mackintosh Muggleton) und Tammy (Imogen Poots). Fortan sollen sie in dem sterilen Hochsicherheitstrakt leben. Aber die Kinder stehlen sich an allen Kontrollen und Barrikaden vorbei, um zumindest ein Erinnerungsfoto ihrer geliebten Mutter Alice (Catherine McCormack) zu besorgen. Diese wurde von Don während einer Zombieattacke im Stich gelassen und gilt als tot. Sie lebt aber zu Hause, zwar immun gegen die Krankheit, doch Trägerin des wütenden Virus’. So wird Alice zu Untersuchungszwecken in die Sicherheitszone geführt. Von Schuldgefühlen geplagt, ignoriert nun auch Don alle Vorschriften und gibt seiner Frau einen Kuss mit fatalen Folgen. Die Sicherheitszone verwandelt sich binnen Sekunden in ein Vernichtungslager. Auch hier scheitert das allzu menschliche Kontrollregime. Peter Scheiffele Hippie Masala CH 2006 konstruktion ihrer Heimat. Wunderbar grotesk, dem Schweizer Hanspeter dabei zuzusehen, wie er so bekifft wie ungeschickt an seinem Bergbauernidyll samt protzigem Eigenheim und verbotenen Jagdausflügen baut – und wie seine indische Frau umgekehrt von ihrem Lebenstraum erzählt: weit weg von hier allein sein. Sakuran – Wilde Kirschblüte J 2006 fortgeschrittenen Alters und dem Ekel während der medizinischen Inspektion durch den Besitzer. Wem die japanischen Verhältnisse vertraut sind, mag an die vagabundierenden Mädchen in Tokios jetzigem Vergnügungsviertel Shibuya denken – daran, wie sie sich mit Beauty-One-Night-Stand-Ausstattung auf dem Rücken im Kentucky Fried Chicken vor einem ihrer »kompensierten Dates« für eine Gucci-Tasche neben Burger und Coke die Locken nachdrehen. Fürwahr, die zeitgenössischen Goldfischbecken sind größer geworden. R: Mika Ninagawa; Birgit Binder Arno Raffeiner R: Ulrich Grossenbacher, Damaris Lüthi; 30.08. Indische Bauern vermuteten eine Dürre im Westen als Ursache für die Einwanderung von Millionen junger Menschen in ihr Land in den 60er- und 70er-Jahren. Vielleicht hatten sie damit gar nicht so unrecht, zumindest in mentaler oder spiritueller Hinsicht. Von einem inneren Ausgetrocknet-Sein, vom Hunger nach Erfahrung und Freiheit künden zumindest die Leben jener Personen, die im Dokumentarfilm »Hippie Masala« von einem ebenso zärtlichen wie humorvollen Kamerablick begleitet werden. Etwa der gekrümmte und wie verdörrt wirkende Körper des Asketen Cesare, der sein Herkunftsland Italien in der Hippieära verließ und dann eher zufällig einfach in Indien geblieben ist. Beinahe alle ProtagonistInnen erzählen identische Geschichten von einer wilden Jugend, von Problemen mit Autoritäten, die deshalb abhandengekommenen sind – illegale Migration mal andersrum. Sie erzählen die Geschichte einer Flucht, die wohl auch im Dschungel, in ärmlichen Dörfern und in einer malerischen Landschaft nur oberflächlich besehen ein Ende findet. Denn dass sie im Land ihrer Träume niemals wirklich ankommen können, ist allen bewusst. Und so ziehen sie sich in ihre jeweiligen Reservate zurück: in Kunst und Kleinfamilie, in die Askese oder auch in die Re- D: Anna Tsuchiya, Masanobu Ando; 30.08. Carassius auratus, goldene Fische. Bei Mika Ninagawa tanzen sie im 15Minuten-Takt zu J-Pop im hochpreisigen Kurtisanenmilieu der Edo-Zeit vor den Augen des Publikums. Das Kinodebüt der international renommierten Fotografin provoziert den Vergleich zwischen den leibeigenen Sexarbeiterinnen des Vergnügungsghettos Yoshiwara und der beliebten Karpfenart im Glas. Aber wer mag den androzentrischen Gemeinplatz der sexualisierten Asiatin in der spärlichen Geschichte um die Prostituierte Tomeki monieren, wenn J-Punkstar Anna Tsuchiya als Geisha Kiyoha ihre Kolleginnen verprügelt? Die Adaption des Mangas »Sakuran« würde wohl kaum in Ninagawas Polaroidstil funktionieren, porträtierte sie das Leben eines der wesentlich zahlreicheren, eher unbezahlten »Teemädchen« des 17. Jahrhunderts. Das Dilemma der als Kind verkauften Kiyoha, die auf die Kirschblüte wartet, weil sie damit die Befreiung aus ihrem Gefängnis assoziiert, ist aber durchaus kurzweilig – zwischen bitterbösen Kommentaren über einschläfernde Stammkunden Intro verlost je 2 x 20 Karten für Previews in Berlin (28.08.) und Köln (05.09.). www. intro.de/previews Video Kings D 2007 R: Daniel Acht, Ali Eckert; D: Fabian Busch, Wotan Wilke Möhring, Monica Nancy Wick; 06.09. »Video Kings« ist so ein Film, den man eigentlich auf Anhieb scheiße finden möchte: Da wollen wohl welche zwanghaft auf Kult machen. Und wie immer, wenn man es mit einem voll geil dreckigen und selbst gemachten deutschen Film zu tun hat, ist Til Schweiger in einer Nebenrolle mit dabei. Und Bela B. auch. Klaro. Und der voll auf die Zwölfe gehende Soundtrack kommt von, ähem, Sympathieträgern wie den Beatsteaks, Muff Potter und Elke. Aber für eine deutsche Screwball-Komödie ist »Video Kings« gar nicht mal so übel. Daniel Acht und Ali Eckert inszenieren eine dünne, aber akzeptable Story als Plattform für allerhand Schabernack. Wer also weiß, worauf er sich einlässt, wird hier gut bedient. Oliver Minck 072 _ Intro _ und so _ neue Filme auf DVD Neue Filme auf DVD 09.2007 The Fountain Michael Haneke Box Der letzte König Als »The Fountain« Anfang dieses Jahres ins Kino kam, galt der Film als großes, kaum zu entschlüsselndes Rätsel. Das rief, oberflächlich betrachtet, Parallelen zum anderen großen Rätselfilm des Jahres, David Lynchs »Inland Empire«, auf den Plan. Doch anders als Lynchs Digicam-Kryptogramm, das allerorten – zu Recht – als große Kunst gefeiert wurde, hinterließ Aronofskys Meditation über Leben und Tod eher ratlose, vor allem aber enttäuschte Gesichter. Teilweise verständlich. Irgendwie hatten sich die Zuschauer von Lynchs zirkularem Zeitbegriff ja nichts anderes erhofft als ein nicht betretbares Labyrinth; bei Aronofsky war die Erwartungshaltung eine andere. Sowohl »Pi« als auch »Requiem For A Dream«, beide mittlerweile Klassiker des Independent-Kinos der 90erJahre, waren ebenfalls kryptische, bildgewaltige Rätsel, die sich aber selbst genügten und den Zuschauer nicht vor universalen philosophischen Fragestellungen kapitulieren ließen. Dennoch muss man, gerade auch mit der Möglichkeit, diesen Film jetzt auf DVD zu genießen, konstatieren, dass die negative Rezeption nicht ganz fair war. Aronofsky erzählt drei Geschichten, die den Zeitraum von 1000 Jahren umspannen. Eine spielt in der Vergangenheit, wo ein Mitglied des Stamms der Maya nach dem Baum des Lebens sucht, um seine gefangene Königin zu befreien. In der Gegenwart sucht ein Mediziner anhand von Baumextrakten eine Medizin für seine sterbende Frau. In der Zukunft schließlich versucht ein Astronaut, der mit einem Baum in einer Kapsel reist, sich einem sterbenden Stern zu nähern, um die ewige Liebe zu finden. Nacheinander erzählt, würde hier vielleicht wenigstens noch der »Solaris«Effekt eintreten, doch Aronofsky überlagert seine Geschichten und lässt die Figuren auch noch von den gleichen Schauspielern spielen. Dies deutet dem Zuschauer die Richtung: die Negation linearer Zeit, ja, die Negation von Geschichte als konstituierendem Element und die Bestätigung eines zirkularen Systems, das von zwei Pfeilern getragen wird: Liebe und Leben. Manchmal ist die Suche von Erfolg gekrönt, manchmal nicht, aber es ist eine ewige Suche, die natürlich an Kurt Vonneguts Tralfamadorianer und deren zirkulares Zeitkonzept denken lässt. Und an Borges. Und an Kafka. Ein Film, der dringend neu bewertet werden muss. Die Handschrift des österreichischen Filmemachers Michael Haneke ist unverkennbar. Als Seziertechnik eines Pathologen, der in entfremdete Verhältnisse eingreift, um sie offenzulegen, modellhaft zu verdichten und den Zuschauer zu konfrontieren, ist die Signatur in fast allen seinen Filmen präsent – die vorliegende Box bestätigt dies. In »Code unbekannt« und »Wolfszeit« modelliert Haneke gesellschaftliche Szenarien des Scheiterns der Kommunikation und des fast beiläufigen Einbruchs von Gewalt, dramaturgisch unversöhnlich und mit je unterschiedlichen Konsequenzen für die Protagonisten: Abschiebung oder Verhaftung, Demütigung oder Traumatisierung. Haneke verwendet Mittel, die den psychologischen Realismus des Mainstream stets zu umgehen versuchen. Dem Zuschauer wird keine Möglichkeit gelassen, sich in der Pathologisierung des Einzelfalls aus der Verantwortung zu stehlen. Die Verfilmung von Franz Kafkas »Schloss«-Fragment mag auf den ersten Blick aus der Reihe tanzen: Hölzern wirkt die Erzählstimme aus dem Off, fast theatralisch die Szenerie. Jedoch erkennt man ein Leitmotiv, das Hanekes Werk durchzieht: das Fremdsein in der Welt. Der entfremdende bürokratische Verwaltungsakt, die dezentrale Macht der Agentenschaft erscheinen vollständig in die sozialen Verhältnisse eingelassen, leiten sie an und sind der Rückbindung auf Verantwortlichkeiten entzogen. Doch die Strenge und Klarheit, mit der Haneke die emotionale Vereisung in seinen Filmen herausarbeitet, wird nicht in die Rezipienten hineinverlängert. Indem Haneke konsequent die gewohnten filmischen Techniken der emotionalen Bindung und Identifikation verweigert, eröffnet er auf Seiten der Zuschauer einen Reflexionsraum und löst bisweilen eine Bewegung aus, Ähnlichkeiten mit dem Vorgeführten im eigenen Leben zu suchen. Denn eine Antwort auf die Frage, wer das auf der Leinwand ist und was er mit dem persönlichen Alltag gemein hat, liefert bei Haneke niemals der Film selbst, sondern obliegt stets der Verantwortung der Zuschauer. Wer von der kritischen Haltung Hanekes und von seinem selbstreflexiven Umgang mit den Medien noch mehr erfahren will, als dieser selbst eh schon in seinen Filmen durchblicken lässt, der sei auf das ebenfalls im Paket enthaltene Porträt »24 Wirklichkeiten in der Sekunde« von Nina Kusturica und Eva Testor verwiesen. Wie filmt man Afrika? Wie soll man sich ein adäquates Bild machen von einem derart differenzierten und doch in der Außenwahrnehmung immer wieder zwangshomogenisierten Kontinent? Einen möglichen Weg beschreitet der Dokumentarfilmer Kevin MacDonald mit seinem Spielfilmdebüt »Der letzte König von Schottland«. Der narrative Kniff zum Einstieg ist fast so alt ist wie das Filmemachen selbst: MacDonald schickt einen Protagonisten, der dem Zuschauer vertraut scheint – den übermütigen, abenteuerlustigen schottischen Arzt Nicholas Garrigan –, in eine für ihn fremde Umgebung. Das Publikum nähert sich dem neuen Terrain im Tempo der Filmfigur an. Nur dass der Zuschauer hier dem Jungmediziner einen entscheidenden Schritt voraus ist: Er weiß schon, als welches Scheusal sich der gerne mal als »Kannibale« titulierte ugandische Diktator Idi Amin (Forest Whitaker) entpuppen wird, bevor Garrigans und Amins Wege sich kreuzen. MacDonald schließt den afrikanischen Kampf gegen die Kolonialmächte und das schottische Ringen um Unabhängigkeit kurz – jeweiliger Feind ist das Commonwealth. Außerdem lässt er einen kindlich-naiven Lebensretter auf einen psychotisch-kindlichen Gewaltmenschen prallen. Zwischen den beiden entfaltet sich eine seltsame Ebene voller schulbubenhafter Zoten und feixender Scherze – Arzt und Diktator kommen sich auch menschlich näher. MacDonalds Thriller zeichnet zwei verschiedene Abstiege in ungeahnte Untiefen nach, ohne je eindimensional oder platt zu wirken. Idi Amin werden viele widersprüchliche Facetten zugestanden – am Ende wird sein Wahn doch entlarvt. Forest Whitaker verkörpert eindrucksvoll die Neigung hin zur Paranoia. Garrigan, hervorragend dargestellt von »Shameless«-Star James McAvoy, bewegt sich weg von der kognitiven Dissonanz, hin zur Erkenntnis. Als Höhepunkt dient dem Film Amins legendärer Auftritt auf der Bühne der Weltpolitik: die Flugzeugentführung von Entebbe. Ein Ereignis am Scheideweg. Amin profiliert sich ein letztes Mal, für Garrigan ergibt sich ein Fluchtpunkt im wahrsten Sinne des Wortes. Afrika bleibt zurück. Wie man es in einem Spielfilm mit nicht unproblematischem Thema filmen könnte, zeigt Kevin MacDonald teils eindrucksvoll. Und er offenbart, dass dabei nicht das einheitliche Bild entstehen muss, das viele Europäer erwarten. Sascha Seiler Peter Scheiffele Hias Wrba The Fountain USA 2006 R: Darren Aronofsky; D: Hugh Jackman, Rachel Weisz; Kinowelt Michael Haneke Box Wolfzeit / Das Schloss / Code unbekannt / 24 Wirklichkeiten in der Sekunde; Absolut Medien Der letzte König von Schottland GB/D 2006 R: Kevin MacDonald; D: Forest Whitaker, James McAvoy; Fox Home Entertainment Intro _ und so _ neue Filme auf DVD _ 073 Indianapolis USA 1969 R: James Goldstone; D: Paul Newman, Joanne Woodward, Robert Wagner; Koch Media Im amerikanischen Original trägt dieser Rennwagen-Film einfach den Titel »Winning«, und genau darum geht es auch. Ein noch relativ junger Paul Newman spielt einen aufstrebenden Rennfahrer, dessen großer Traum es ist, einmal die 500 Meilen von Indianapolis zu gewinnen – das prestigeträchtigste Rennen der Welt. Während sein größter Rivale ihm die Ehefrau ausspannen will. James Goldstones Film gelang ein Klassiker im Genre der Rennfahrerfilme, die in den 70er-Jahren äußerst beliebt waren. Sascha Seiler Kippenberger – Der Film D 2006 R: Jörg Kobel; Absolut Medien Wer war Martin Kippenberger? Auch der Dokumentarfilm von Jörg Kobel gibt darauf keine endgültige Antwort. Zum Glück. Die Verweigerungsstrategie war zentraler Bestandteil von Kippenbergers Leben und Arbeit. Für die Neuen Wilden war er zu konzeptuell, für die Concept Art zu ungestüm, für den Kunstbetrieb zu frech, für Punk zu gut angezogen. Kippenberger sei darin erfolgreich gewesen, nicht zu gefallen, heißt es im Verlauf des Films über einen Künstler, der wie kaum ein anderer Widersprüche produktiv gemacht hat und aufgrund einer fundamentalen Skep- sis (nennen wir sie ruhig Punk-Haltung, da sie für den frühen Punk konstitutiv war) jegliche Berechenbarkeit scheute. Wie kein anderer Künstler nach Andy Warhol hat Kippenberger permanent produziert, unentwegt Bücher und Flyer auf den Markt geworfen und so eine eigene kleine Kippenberger-Industrie am Leben erhalten. Ein Privatleben im herkömmlichen Sinne gab es nicht, selbst noch die einsamen Nächte im Hotel verbrachte er damit, das in den Zimmern ausliegende Briefpapier vollzuzeichnen. Die nächtlichen Saufgelage, so sein Assistent, waren ebenfalls nie privat, sondern dienten dazu, neue Themen für die Arbeit zu finden. Kobels Porträt reduziert Kippenberger nicht auf seine Kalauer und Trinkgelage, sondern zeigt auch einen ernsten Menschen, der sich identitären Zuweisungen verweigerte und nirgends dazugehören konnte. »Er brauchte einen Pegel, um die Leute zu ertragen«, kommentiert seine Schwester. Der Film liefert einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Kippenbergers Arbeit, die seit geraumer Zeit der Gefahr ausgesetzt ist, isoliert vom unbequemen »Gesamtkunstwerk« rezipiert zu werden. Martin Büsser Die neun Pforten F 1999 R: Roman Polanski; D: Johnny Depp, Frank Langella, Lena Olin; Kinowelt Bücher, die nicht mehr aufgelegt werden, sind schwer zu beschaffen. Vor allem, wenn der Teufel persönlich der Au- tor ist. Dementsprechend auf eine Odyssee begibt sich der leicht schmierige Buchhändler Dean Corso (Johnny Depp) in Roman Polanskis »Die neun Pforten«. Das erinnert an »Angel Heart« und »Necronomicon«. Mysteriöse Auftraggeber, Intrigen und eine Lektüre, die es wert ist, das eine oder andere Menschenleben für sie zu opfern. Klischierte Rahmenbedingungen, aus denen Polanski einen soliden Thriller bastelt. und Takuya, deren klein gehaltene Welt ein Gruppengeheimnis um Mitschülerin Sayuri zusammenhält. Verlust und geschütteltes Urvertrauen – gekauft. Aber wenn die »böseböse Welt« hereinkommt und den Heldinnen aufgeht, dass ihre Verbündeten keine hehren Absichten haben, werden wohl nur noch Aficionados am Bildschirm kleben. Und eine eigene Erinnerungsleinwand aufspannen, sortieren und archivieren. Hias Wrba Birgit Binder The Place Promised In Our Early Days J 2004 Wie ich zum ersten Mal Selbstmord beging USA 1997 R: Makoto Shinkai; R: Stephen T. Kay; D: Thomas Jane, Rapid Eye Movies Claire Forlani, Keanu Reeves, Der eigenen Überzeugung zufolge hat der Regisseur Makoto Shinkai mit seinem ersten abendfüllenden Anime »The Place Promised In Our Early Days« ein filmzeichnerisches Werk mit Realkino-Ambiente geschaffen, das die kurze Phase der Adoleszenz abbildet. Folgerichtig wühlte er im utopischen Genre der alternate History. Warum nur lässt der anachronistische Blick des Regisseurs aber Brüche und Faltenwürfe während der Übergangsphase seiner Dreierheldinnenbande im Pathos absaufen? So zwingend die Kombination von Pathos – als eines der drei Überzeugungsmittel der (rhetorischen) Rede – und Jugend auch scheinen mag, der Film verschenkt es jovial mit abgeschmackten Monologen, die das erklärte Thema beleidigen. Dies gelingt durch einen hermetischen, aseptischen und asexuellen Blick auf die Schüler Hiroki Gretchen Mol; Kinowelt Für große Sehnsüchte waren die Literatur und der Film stets Projektionsfläche, Ursprung und Ausdrucksmittel zugleich. Wer Holden Caulfield zu seinem Bekanntenkreis zählt und auch der geografisch grenzenlosen Freiheitsliebe in der Hobo-Beatnik-Romantik Jack Kerouacs oder der Poesie Allen Ginsbergs nicht abgeneigt ist, dem sei »Wie ich zum ersten Mal Selbstmord beging – The Last Time I Committed Suicide« schon aus Nostalgiegründen zu empfehlen. Der Film schildert, basierend auf einem Brief Neal Cassadys an Jack Kerouac, einige Episoden aus dem Leben Cassadys, der seinem Studienfreund Kerouac seinerseits u. a. als Vorbild für die Figur des Dean Moriarty in seinem wohl bekanntesten Werk »On The Road« diente. Cay Clasen Tribute: John Waters S eien wir doch mal ehrlich und nennen ihn – einen großen Meister. Schmeißen wir selbstbewusst mit einem Superlativ um uns, der gewöhnlich für ein gelungenes Verhältnis von Form und Inhalt, Handwerk und Anspruch steht. Dass man bei dem mittlerweile 60-jährigen John Waters an solchem Lob oft gespart hat, liegt an seinem spezifischen künstlerischen Schaffen. John Waters macht Camp – für manche Kritiker unzumutbar. Camp ist queere Handwerkskritik und Zerstörung des guten Geschmacks. Es bedeutet Zerstückelung der ästhetischen Totalität und Zerrüttung von Kategorien wie »Geschlossenheit« und »Objektivität«. Camp bezeichnet die schwul genossene Fetischisierung von Nebensachen. Wer will schon falsche Hauptsachen? Das provoziert Zuschreibungen wie »Trash« oder »LoFi«. Es führt zu genervten Zensurbehörden, angeekelten Zuschauern – und ein paar Tausend Kultfans. Kult war John Waters schon immer. Kult war die grandios fettleibige Dragqueen Divine als Hauptdarstellerin seiner Frühwerke »Pink Flamingos«, »Female Trouble« und »Polyester«. Kult war auch die albernkonsequente Verballhornung des amerikanischen Spießeralltags. Kult ist Waters noch heute, nicht nur wegen seines letzten Films »A Dirty Shame«, in dem David Hasselhoff eine Gastrolle für einen Klobesuch hat und ein ganzes Dorf an einer Sexsucht zugrunde geht. Schön, dass in der nun veröffentlichten DVD-Kollektion »Very Crudely Yours, John Waters« (Warner) auch dieses Spätwerk nicht fehlt, wo es schon im vertriebsbehinderten Deutschland keinen Kinostart hatte. Es steht hier in einer Reihe mit »Polyester« und dem 80er-Klassiker »Hairspray«. Dass Camp kein Kitsch und Drag kein Karneval ist, hat Adam Shankmann, der für das bald in die Lichtspielhäuser kommende Feelgood-Musical-Remake von »Hairspray« (Start: 06.09.) verantwortlich ist, offensichtlich nicht kapiert. Mit einer Handvoll prominenter DarstellerInnen wie John Travolta, Queen Latifah, Christopher Walken und Michelle Pfeiffer reduziert er Waters’ Meisterwerk auf eine heftig entqueerte Hab-dich-lieb-Integrationshymne mit Regenbogenfarben und schmierigen Musikeinwürfen. Immer noch okay scheinen kleine dicke Mädchen als Heldinnen zu sein. Vielleicht läuft dieser Film ja irgendwann mal im Nachmittagsprogramm an Heiligabend und ich schaue ihn mir an. Doch für das ästhetisch-inhaltliche Projekt von Waters ist er – eine Zumutung. Tim Stüttgen 074 _ Intro _ und so _ TV-Serien auf DVD C1 TV-Serien-Special MY NAME IS EARL A1 B2 VERONICA MARS Der kesse »Teen Detective« Veronica erspie lte sich, trotz kontinuierlich sinkender Quote n, von Anfang an eine treue Fangemeinde. Den Mix aus Highschool-Setting, Film-noir-St ilmitteln, Staffel-umfassenden Murder-My sterys und episodisch angelegten Fällen , garniert mit schlagfertigen Dialogen und reichhaltigen Pop-Referenzen, ereilte im Mai nach drei Staffeln das endgültige Aus. Bei uns verheizt das ZDF diesen Geheimtipp mit miese r Synchro und mutlosen Sendeplätzen. RM INE DEALS WEEDS – KLE BARN H C A N R E UNT ncy »Hausfrauen« wie Na Wenn verzweifelte ker) zu konkretePar se oui e-L ari (M Botwin tlium sich und die res ren Mitteln greifen, ziellen Ruin zu benan fi dem vor ilie che Fam das Grundgerüst – Vor wahren .... So tacky s an die wohlhaGra lt dea ver mi stadt-Ma unter auch klingen mag, benden Nachbarn – by«-Regisseur Burr »Ig a. u. von ng hru der Fü Beein so zynischer wie Steers wird daraus g versprechender run nde erä nsv sei wusst von Suburbia. HW Reigen der Abgründe Earl Hickey ist ein White-Trash-Sl ac so einigem auf dem Kerbholz. Na ker mit ch einem Unfall plant er, jede einzelne se ine wiedergutzuma r chen – aber die Lis Untaten te nauso lang wie skurril. Neben Sk ist geate fi Jason Lee als Ea r-Prorl Ethan Suplee (»C brilliert insbesondere old herzzerreißende Mountain«) mit seiner n Darstellung vo n Earls infantilem Bruder Randy in diesem brüllend komischen Plä doyer für das Gu te im Menschen. RM USA: SEASON 3 AB 27.09. (NBC) D: OHNE TERMIN , RECHTE BEI RTL USA: SEASON 2 AB 25.09. (FOX) D: OHNE TERMIN A2 13.08. (SHOWTIME) USA: SEASON 3 SEIT H (PROSIEBEN) D: SEASON 2, MI 23:10 H OHNE TERMIN USA: SEASON 3 NOC 8. (SONY) D: SEASON 2 SEIT 09.0 DR. PSYCHO B1 USA: EINGESTELLT D: SEASON 1, FR 00:55 H (ZDF) USA: SEASON 3 AB 23.10. (WARNER) D: OHNE TERMIN DEXTER Der Tag des Serientäters hat 24 Folgen Ein Serienmörder zum Knutschen: Dexte r Morgan (Michael C. Hall, »Six Feet Unde r«) ist Forensiker der Miami Police und Blut-E xperte. Kein Wunder. Der charmante Junggeselle verbirgt einen Killerinstinkt, den er aber nur an jenen auslebt, die es auch verdienen. Klingt auf dem Papier wie ein »CSI«Aufguss-with-a-Twist, ist aber der beste und unterhaltsamste Serienstart 2006. Eine bonbonbunte Film-noir-Variante, basie rend auf der Buchtrilogie von Jeff Lindsay. RM – und jedes Morgengrauen ist ein Cliffhanger. Über 50 TV-Serien-DVDBoxen erscheinen in den nächsten Monaten. Hier die aktuellen VÖs – und ein Blick über den großen Teich: USA: SEASON 2 AB 30.09. (SHOWTIME) D: OHNE TERMIN, RECHTE BEI TMG (RTL II, TELE 5, ATV) USA: SEASON 1 AB 21.08. (PARAMOUNT) D: OHNE TERMIN Was kommt noch auf uns zu? Die gute Nachricht: Es hört nicht auf. Das »Mein neuer Freund« war brillant. Nun wurschtelt sich Christian Ulmen aber nicht mehr durchs Halbdokumentarische, in der Rolle des Dr. Max Munzl wagt er den Sprung in einen ganz und gar fiktionalen Stoff. In den besseren Momenten besticht die Serie durch Ulmen-typische Verschrobenheiten, in den schlechteren verliert sie sich in wirren Plots. Vergönnt war ihr leider bisher nur eine Staffel, dann schaute der Quotensensenmann vorbei. Zukunft ungewiss. HW USA: -D: STAFFEL 1 LIEF AUF PROSIEBEN USA: -D: STAFFEL 1 AB 24.08. (SONYBMG) C2 D2 THE ADDA M S FA M I L Y Charles Addams ’ morbider Hauf en darf als Blaupause gelte n fü funktionalen TV r alle folgenden dys-Fa samen und nicht milien. Vom quirlig seltzu nen Onkel Feste letzt elektrisch gelader bis zu den liebr eizenden Kindlein Wedn esday und Pugs ley. Immer ein wenig düste rer als die konk urrierenden »Munsters« un d mit makabren Scherzen gespickt... Und dy sfunktionale Fa milien, die je ihren eigenen ve rsp Bildschirm ja au rühen, gibt es vor dem ch noch genug ... HW Serien-Special wird fortgesetzt. B3 A3 DEADWOOD UY FA M I LY G getan, vom ons«-Plagiat ab Erst als »Simps ch drei Staffeln na d un t äh hm Sender versc artige Fandurch eine einzig abgesetzt, dann diese animierte – lt ho ge ck rü Kampagne zu ein Zeichen miliensaga hat anarchische Fa ft gesetzt. Kariha sc nd nla rie in der US-Se ische ameily Guy« die typ kiert wird in »Fam t-Spießer-Familie, aufgead rst rikanische Vo zynischen en sprechenden rüstet durch ein mit dem Hirn eines Jaby Ba Hund und ein churken. SaS mes-Bond-Supers AB 23.09. (FOX) ) USA: SEASON 6 H (SAT.1 COMEDY CA. 3X TÄGLIC D: SEASON 3+4 AB 18.09. (FOX) USA: SEASON 5 10.09. (FOX) D: SEASON 3 AB David Milchs hochgelobt es Western-Epos gilt als erste Fernsehserie, die den Wilden Westen abseits aller Gutmen schen-Klischees anders zeigte: rau, erbarmungslos und vor allem bevölkert von pausenlos fluchenden Gestalten. »Deadw ood« erzählt über drei Staffeln die Ges chichte einer Siedlung und steht als Allegori e für die Besiedlung Amerikas als Ganzes. Kein versöhnliches Bild: Es zeigt die häs sliche Fratze des täglichen Kampfs ums Übe rleben. SaS USA: EINGESTELLT D: SEASON 3 AB 24.08. (PREM IERE SERIE) USA: SEASON 3 SEIT JUNI (HBO HOME) D: SEASON 3 SEIT 16.08. (PARAMOUNT) PRIMEVAL – DIE RÜCKKEHR DER URZEITMONSTER Wenn sich das nicht anhört wie feinster Trash: Dinosaurierjäger auf Dinosaurierjagd! Doch die britische Herkunft macht den vermeintlichen Müll, was Cast und Plotlines betrifft, erstaunlich stilsicher – wenn auch nicht in Hinsicht auf alle Effekte. Typisch für die ITV, dass die erste Staffel nur magere sechs Episoden zu bieten hat. Die Story um den Evolutionsbiologen Cutter und sein furchtloses Team ist jedoch inzwischen selbst zum unheimlichen Phänomen geworden. HW USA: 1964-1966 (ABC) D: REGELMÄSS IG SEIT 1970, INZ WISCHEN PRE MIERE USA: SEASON 3 AB 11.09. (FOX) D: SEASON 2 SEI T 13.08. (FOX) D2 GB: SEASON 2 AB 2008 (ITV) D: SEASON 1 LIEF AUF PROSIEBEN GB: SEASON 1 SEIT MÄRZ (2 ENTERTAIN) D: SEASON 1 AB 24.08. (POLYBAND) ER C HI O T le in den iG e l e A N tery-W der nachses IC s i e y nd le zt di ff, der nM roße den u , glän ri der g ntstan gesetzt vinzshe rch sei e g e u u o b Im Z -Jahren ieder a inen Pr allem d teriöse r s 90e taffel w a um e iert, vor ine my n »Akte d m e S ner ere Dra en pakt y und s ruder vo Stil un r t o düs em Bös de Sto terer B thic« in erien, s e, n s o d mit rtlaufe . Als dü rican G ische S -Episod s e o t e ne f osphär te »Am tgenös chtzei aS i S Atm spirier iche ze e eine E innert. s e n X« i k zahlr ielswei hetik er i EET Opt es beisp 24«-Äst STR AL) 13TH gibt ehr an » 6 (CBS) PREMIERE 5 (UNIVERS s F 99 200 CH) U e -1 A T i 5 I T d SE 9. (KO 199 LETZ IES SA: AM U EF ZU 07.0 SER I ETE ES AB D: L MPL E SERI : CO T USA MPLE O C : D Intro _ und so _ TV-Serien auf DVD _ 075 Autorenangabe: RM: Robert Meissner / HW: Hias Wrba / SaS: Sascha Seiler / PF: Paula Fuchs D2 C3 4400 – DIE RÜCKKEHRER THE KING OF QUEENS Ob Ingmar Bergman sich das heimlich angeschaut hat? Was auf den ersten Blick wirkt wie eine generische Sitcom, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Diskurs über den Sinn halbwegs bürgerlicher Exist enzen. Wie schon in den vorangegangenen siebe n Staffeln zeigen Doug und Carrie und die übrigen Schrullen nichts anderes als Szene n einer Ehe. Für Unterhaltung sorgen nicht zuletzt die, u. a. mit Jim-Goad-Intimus Patto n Oswalt, besetzten Nebenrollen. HW hr»4400« steht für 4400 von Aliens entfü te Menschen, die zurückkehren und fortan n übersinnlich bewandert sind. In der dritte ngsStaffel wird zunehmend der Verschwöru zusetheorie-Plot verfolgt. Die Serie gewinnt zu ahhends an Reiz, denn niemand scheint den nen, was die seltsame Gesellschaft um verschollenen Jordan Collier von den 4400 telnwill. Der Zuschauer tappt wie die ermit Puzzden Agenten im Dunkeln und muss das le langsam zusammenfügen. SaS The Sun always shines on TV? N ach dem Erfolg von »24«, »Lost« und anderen »Serials« – also Serien mit Staffelumspannendem Handlungsbogen – buhlten im US-Serienherbst 2006 gleich mehUSA: SEASON 4 LÄUFT GERADE rere Handvoll davon um die Gunst der Zuschauer. Zu BEN) (PROSIE H 20:15 MO 3, D: SEASON viel für die quotenrelevante Masse der Konsumenten, USA: SEASON 4 OHNE TERMIN UNT) (PARAMO 12.07. D: SEASON 3 SEIT die ohnehin ein gesundes Misstrauen gegenüber Sendern entwickelt haben, die bei ausbleibendem Erfolg USA: EINGESTELLT B4 D: MO-FR, 12:15 & 18:15 H (KABEL EINS) schneller den Stecker ziehen, als man, sic!, gucken USA: SEASON 9 AB 25.09. (SONY) kann. So verschwanden eine Menge spannender, gut D: SEASON 8 AB 24.08. (KOCH) umgesetzter Ideen auf halber Strecke im TV-Nirwana – ohne befriedigendes Ende, versteht sich. Darunter z. B. »The Nine« (ABC), das im Stil von Spike Lees »Inside Man« einen Banküberfall über eine Staffel retrospektiv aufrollen wollte, »Day Break« ROM (ABC), eine Art »Und täglich grüßt das Murmeltier« Lieviel mit und egte angel breit , große , D2 Eine ktion meets »Auf der Flucht«, oder die beiden EntführungsProdu HBOnierte insze l Detai be zum konzidramen »Vanished« (Fox) und »Kidnapped« (NBC). die eigentlich als 10-teilige Miniserie in Das gleiche Schicksal ereilte trotz massiver Promotipiert war, wegen des großen Erfolges aber beFA M die zweite Runde ging. »Rom« glänzt mit on auch »Drive« (Fox): Nach vier Episoden war Schluss ndem rrage E – hervo z.B. ln, Mitte HBOen währt CLA mit dem illegalen Autorennen. Immerhin auf eine Die S tlich eigen ja die wird lt erien Erzäh g. S tellin Story S OF va Tanzs Staffel brachte es »Studio 60 On The Sunset Strip«. ohne ings allerd , Roms ichte 1 Gesch chuld riante des nte bekan 982 dem V rama Oscar te ZuProduzent Aaron Sorkin hatte 2006 nach sieben Stafo s Scham oder Rücksicht auf zartbesaite pisch rbild ents von Alan -prämiert GeP e e p feln das brillante Politdrama »The West Wing« beenschauer, was die perfekte Symbiose aus Ruhm 80er-Jahr rechend d arker erzä n SaS e i h schichte und Entertainment garantiert. det. Die hinter den Kulissen einer fiktionalen Live-Cobogen . Getanzte -Hatz nac e epochen lt h t I T medy spielende Satire (»Saturday Night Live« lässt USA: 2005-2007, KEINE 3. SEASON GEPLAN und je , geplatzte ntrigen, au dem groß ye (PREMIERE SERIE) u 20.09. AB n 2 n s SEASON n D: g s d eits efa er nach grüßen) stagnierte, wenn auch auf höchstem Niveau. Soph der Art Sc füllte Träu hrene EllUSA: SEASON 2 SEIT 07.08. (HBO HOME) i floor h D: SEASON 1 SEIT 13.08. (WARNER) Vielleicht aber auch, weil sich das System von innen eben. e Baxter: M ool inklu me diessive. F Diese ten, b urder r le D heraus ungern kritisch beleuchtödlic iben bis h inger, die on the Dan ei e c hes P d tet sieht. Keine der genannten flaste ute ein sta ie Welt be ede r. Rem rk USA: RIE N AUF DVD 19 -SE Serien wird wohl den Sprung zu embe verminte uTV RE ITE D: ZU 82-1987 (N WE s r Lero LETZ T AUF BC) y? HW , Von jeder auf unseren TV-SeriSTAFFEL 5 TELE USA: uns schaffen. S 5 STAFFEL 1 D: SE EASON 2 O ASON H en-Quartett-Karten vorgestellten Columbo Ausgerechnet das derzeit bei 1 SEIT NE TERM Mord ist ihr Hobby IN 8.) 13.08 28.0 al; (Univers . (FOX Serien (ausser Dexter, My Name ) (1.2, Universal; 23.08.) ProSieben ausgestrahlte »Jeons Walt Die Is Earl und Veronica Mars) verlo(Warner; 14.09.) richo« (CBS) hat überlebt. BeSTAFFEL 2 sen wir je drei DVD-Boxen der aktureits eingestellt, rettete eine Medium ell erscheinenden Staffeln. E-Mail an STAFFEL 6 C4 (Paramount; 06.09.) Fankampagne die Serie für [email protected] mit Betreff »TV« CSI: Crime Scene InvesSwitch Classics tigation und Angabe der Wunschserie genügt. ben weitere Folgen. Die Story (Turbine; 30.07.) (6.2, Universum; 03.09.) um eine nach massiven Atonum Mag STAFFEL 3 (Universal; 23.08.) manschlägen auf die USA isoDempsey & Makepeace lierte Gemeinde scheint einen (Koch; 24.08.) STAFFEL 7 e Ärzt A4 Die flieget;nden Nerv zu treffen, obwohl sie geas (Warner; 17.08.) Dall 9.) 07.0 (Kinowel MCLEODS TÖCHTER rade mal Soap-Mittelmaß erGrey’s Anatomy EL 9 STAFF (Buena Vista; 11.09.) reicht und zudem mit dumpPointierte S-Opera um eine Ranch in den Baywatch australischen Outbacks, die von den Schwes(Kinowelt; 03.08.) fem Hurra-Patriotismus STAFFEL 4 tern Claire und Tess nach dem Ableben ihnervt. Wie die kommerzielDie wilden 70er Komplettboxen & Best Ofs: lieum Rund wird. en .) geschmiss res Vaters (Sunfilm; 17.08 len Sender den schmalen Grat Lars von Triers Geister : eibe tsch eine und Mat Teufel ofes sexgeile Ochsen, Kalk beskranke RUDIS LACHARCHIV / arte Edition siker zwischen Quotendruck und Klas iere Faust Prem eigene auf und schuftende mächtig (Koch; 03.08.) Dass Rudi Carrell, jüngst verstorbene Fernse(Turbine; 20.08.) der Frustrationsgrenze des wirtschaftende Frauenbande gibt es auch Peanuts – Complete Zone Dead The hikone, nicht nur ein Star der Samstagabend(Al!ve; 30.08.) Zuschauers beschreiten wolein paar hohle Typen, die sich mehr oder we16.08.) unt; amo (Par Unterhaltung war, sondern sich auch um das niger nachdenklich, romantisch durchtrielen, bleibt abzuwarten. Der einst sehr beliebte Genre der Fernsehsketche ben geben. Seife muss ordentlich in den AuUS-Serienherbst 07 sieht konverdient gemacht hat, beweist diese CompiPF echt. nicht sie ist sonst gen brennen, zeptionell deutlich konservativer aus. Derweil brillielation mit dem Besten aus Rudis Archiv. Die AUS: SEASON 7 (NINE) Sendung lief Anfang der 90er und dokumenren die Kabel- und Pay-TV-Sender FX, Showtime und D: SEASON 5, MO-FR 15:00 H (VOX) tierte mehrere Jahrzehnte deutscher TV-HuAUS: SEASON 6 (SONY) HBO mit hervorragenden Produktionen wie »Dexter« D: SEASON 4.1/4.2 SEIT 03.08. (KOCH) morgeschichte. Nun sind die besten Sketche (siehe links), »John From Cincinnati« oder »Eureka«. zusammengefasst. Nicht nur Nostalgiker Dazu dann mehr, ihr ahnt es, im nächsten Heft. RM werden ihren Spaß damit haben. SaS USA: -D: ZURZEIT NICHT IM TV USA: -D: DAS WITZIGSTE AB 29.08. (STUDIO HAMBURG) TO BE CONTINUED 076 _ Intro _ und so _ Literatur _ Courtney Loves Tagebücher Text: Kerstin Grether Courtney Loves Tagebücher. Studien in Anti-Dämonisierung Subversion, wie sie im Buche steht: romantisch, rebellisch, von der Wirklichkeit erleuchtet. Kerstin Grether hat Courtney Loves Notizen »Dirty Blonde« gelesen und erklärt, warum Courtney keine Pop-Heilige wurde. I Courtney Love Dirty Blonde. Die Tagebücher Kiepenheuer & Witsch 432 S., EUR 14,95 n seinem Artikel über den Simpsons-Film hat Diedrich Diederichsen neulich überzeugend dargelegt, inwiefern die großen Werte der US-amerikanischen 1960er-Jahre – »umfassende Gesellschaftskritik« und »Emanzipation des Körpers« – heute meist zu »asozialem Hedonismus« und »leerem Moralismus« verkommen sind. Den Simpsons attestierte er eine bewundernswerte »skeptizistische Selbstreflexivität«, die nicht zu verwechseln sei mit »Kritik« oder »Subversion«. Von Letzterer findet man hingegen jede Menge in Courtney Loves Tagebüchern »Dirty Blonde«, die u. a. noch mal belegen, wie bittersüß Mainstream-unfreundlich der öffentliche Auftritt dieser beiden anderen Gelben, Kurt und Courtney, wirklich war – zumal in der heißen Simpsons-Grunge-Change-Phase der 90er-Jahre. Was mit dem Selbstmord Kurt Cobains endete, konnte natürlich nicht die Emanzipation des Körpers sein, geschweige denn eine hoffnungsfrohe Gesellschaftskritik begleiten. Sonst wäre Courtney Love längst eine Pop-Heilige wie z. B. Patti Smith. Nichtsdestotrotz: Courtney war asozial hedonistisch und, mit dem ganzen herzhaften Trotz der Hippie-Töchter, Heimkinder und weiblichen Genies ausgestattet, um originelle Aufklärung bemüht! Das dokumentiert z. B. der eigenwillige Gestus der Tagebücher, dieser poetisch-burroughseske, Songtext-vernarrte, romantisch-rebellische Stil ihrer Notizen. So wirklichkeitserleuchtet und vom eigenen Beispiel getrieben, dass man sofort den 98er-Hole-Hit »Celebrity Skin« versteht – Cobains Witwe bezeichnet sich darin sarkastisch als »wandelnde Studie in Dämonologie«. Ihre Tagebücher – in der US-Ausgabe so bunt und special, dass es einer großen Leistung gleichkommt, wie gleichsam spannend die toll übersetzte deutschsprachige s/w-Ausgabe in eigenständiger und doch unverfälschter Anordnung zusammenkomponiert wurde – sind eine Studie in Anti-Dämonisierung: bezaubernd, nachdenklich, klug. Und das in originalhandschriftlichen Dokumenten, die bei aller Privatheit nicht zu intim wirken. Auch weil die Botschaften und Bilder eine sehr seltene Mischung aus Exhibitionismus und Künstlichkeit ausstrahlen, den Flair des Geworden-Seins im Zustand größter Verzweiflung: Bildchen von kaputten Puppen, genialische Songtextzettel, gut informierte Lieblingslisten, die beweisen, dass Courtney schon früh und in Eigenregie die Ästhetik von Hole kreierte. Darüber hinaus dekonstruiert und korrigiert sie stets ihr eigenes Image – lustig, dass dennoch immer alle besser zu wissen glauben, wer sie ist – und das ihrer Helden gleich mit. Sie sieht die größeren Zusammenhänge. Die Drogen, den Exzess, ihre Bad-Girls-Rolle, die Schönheits-OPs und Oscar-Nominierungen, den sarkastischen Verstand – ja, selbst den Selbstmord des Ehemanns hätten sie der stets selbstreflexiven, dauertherapierbaren, humorbereiten Courtney vermutlich längst verziehen. Nur eins nicht: dass sie ausgerechnet auf dem Höhepunkt des Erfolgs ihres suizidalen Ehemanns ein vergleichsweise ähnlich großartiges Album gemacht hat. Kate Moss und Pete Doherty mögen noch so viele Hotelzimmer zerlegen, doofe Bilder von sich knipsen lassen und Rausch als letzte souveräne Rock’n’Roll-moralische Geste gegen und für das Zur-Marke-Werden aufführen: Courtney und Kurt hatten ihre eigene Bilderwelt, hungrig nach dem perfekten Rock-Song, der einzig und allein noch »Kritik und Wahrheit« verkraftete, in einer Phase, in der skeptizistische Selbstreflexivität das Höchste aller Familien-Fernsehseriengefühle war. Es würde jetzt darum gehen, aus der spleenig-klaren Wahrheit von Courtney oder Kurts Tagebüchern das Vitale neu zu schöpfen. 078 _ Intro _ und so _ Literatur Kopftuch und Liposuktion N icht nur in Sofia Coppolas Amerika, auch im osttürkischen Kars nehmen sich junge Mädchen das Leben. Orhan Pamuk erzählt in seinem Roman »Schnee« (Carl Hanser Verlag, 512 S., EUR 25,90) von Frauen, die eher Hand an sich legen, als auf ihr Kopftuch zu verzichten. Als man der Anführerin der rebellischen Turbanmädchen vorschlägt, im Namen aller muslimischen Feministinnen an eine westliche Zeitung zu schreiben, antwortet sie eisig: »Ich möchte niemanden repräsentieren. (...) Ich möchte nur mit meiner eigenen Geschichte, allein, mit allen meinen Sünden und Fehlern den Europäern gegenübertreten.« In Silke Scheuermanns »Stunde zwischen Hund und Wolf« (Schöffling & Co., 172 S., EUR 17,90) trifft eine Frankfurter Journalistin ihre beneidete schöne Schwester wieder. Erinnerungen an die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper unterbinden die Wiedersehensfreude: »Ich war gerade sechzehn Jahre alt geworden. Ich hatte gelesen, alle Teenager in Amerika tun es, und am liebsten hätte ich gleich alles gemacht, hätte am liebsten alle unter dem Fachbegriff Liposuktion aufgezählten Gliedmaßen behandeln lassen, Oberschenkel, Taille, Oberarme.« Pamuks und Scheuermanns literarische Varianten des Weiblichen haben auf den ersten Blick nicht das Geringste gemein. Während sich die eloquente türkische Kopftuchträgerin selbstbewusst gegen die Autorität des laizistischen Staates stellt und über Fragen feministischer Identitätspolitik reflektiert, fühlt sich die Frankfurterin wie »die x-fache Spiegelung eines vor Jahren beendeten Lebens«. Die eine versteckt ihr Haar, die andere pusht ihr Selbstbewusstsein mit kurzen erbsengrünen Röcken. Es hieße, die Möglichkeiten der Literatur überzustrapazieren, fasste man die beiden Romanfiguren als realistische Repräsentantinnen ihrer Herkunftsländer auf – und doch bildet sich in den Frauen die türkische respektive die deutsche Geschlechterordnung ab. In Deutschland fungiert das Kopftuch als leerer Signifikant, der wahlweise mit Unbildung, der Unterdrückung der Frau, islamischer Fortschrittsfeindlichkeit und Terrorismus gleichgesetzt werden kann. Die Kulturwissenschaftlerinnen Christina von Braun und Bettina Mathes warnen in »Verschleierte Wirk- lichkeit. Die Frau, der Islam und der Westen« (Aufbau Verlag, 476 S., EUR 24,95) vor Kurzschlüssen: Eine unter die Burka gezwängte und aus dem Klassenzimmer vertriebene Afghanin ist anders zu bewerten als eine iranische Studentin, die sich einer feministischen Grassroots-Bewegung anschließt. Eine ukrainische Zwangsprostituierte ist nicht unbedingt freier als eine verschleierte muslimische Politikerin. Akribisch zeigen die Autorinnen, dass das westliche Bedürfnis nach Entschleierung von »Orientalinnen« in schwülen kolonialistischen Haremsfantasien wurzelt und eine Ordnung des Blicks reproduziert, die den Mann zum Betrachter, die Frau aber zum Objekt der Betrachtung stempelt. Auch das feministische Engagement gegen den Schleier hat seine Tücken: »Indem die westliche Frau in der Orientalin die kulturell andere erblickt und sich dieser anderen im Gestus der Überlegenheit zuwendet, wird es ihr (...) möglich, die Position des universellen Subjekts zu besetzen.« Mithin lässt die Bemitleidung der Verschleierten die westliche Gleichberechtigung vollkommener erscheinen, als sie ist. Seitdem Delacroix die Französische Revolution als barbusige Barrikadenkämpferin dargestellt hat, fasst man weibliche Nacktheit in Europa als Zeichen der Befreiung auf. Kopftuch und Suizid mögen im Kampf für Geschlechtergleichheit keine probaten Mittel sein, der Bikini ist es auch nicht – Bulimie und Liposuktion dämpfen den Glanz, in dem die Freiheit des Westens erstrahlt. Kerstin Cornils Töpferkurs und Häkeldecke D ie Absage des als Sensation angekündigten Starkochs Ferran Adrià, Wasserschäden in den Aue-Pavillons und ein brachliegendes Reisfeld – die documenta 12 ist vor allem wegen ihrer Pannen in die Schlagzeilen geraten. Das erfreut die »gesunde Volksseele«, der im Zusammenhang mit zeitgenössischer Kunst bloß »Steuergelder« in den Sinn kommen. Allein diese Häme wäre ein Grund, das Kuratorenteam Roger Buergel und Ruth Noack in Schutz zu nehmen – wären nicht das Konzept und die Auswahl der Exponate dieser documenta die eigentliche Panne. Schlagwörter wie »Migration der Form«, »Korrespondenzen« und »ästhetische Querverbindungen« entpuppen sich schnell als esoterisches Blendwerk, das vom Betrachter nicht Analyse, sondern reines Einfühlen und ehrfurchtsvolles Staunen verlangen möchte. Dementsprechend sind kaum Installationen zu sehen. Dafür wird wieder gehäkelt, gestrickt, gestickt, beherzt bunt gemalt und mit Ton modelliert. Die Keramiken von Maria Bartuszova, die Seidentücher von Hu Xiaoyuan und die sich in Seilen windenden Ausdruckstänzer in der Arbeit von Trisha Brown erinnern frappant an das Kunstverständnis von Waldorfschulen, anderes wiederum an Wandbehänge aus dem Eine-Welt-Laden oder an das Ergebnis eines Sparkassen-Malwettbewerbs. Das Naive, Volkstümliche und Kunsthandwerkliche kann einen subversiven Gehalt haben, wie Martin Kippenberger bewies. Doch die hier gezeigten Tendenzen des Naiven lassen weder Bruch noch Ironie erkennen, sondern sind im handwerklich schlechten Sinne Gebasteltes und Geklebtes, das als schön wahrgenommen werden möchte. Dass viele solcher Arbeiten von Frauen aus sogenannten Dritte-Welt-Ländern stammen, macht sie nicht weniger angreifbar. Damit wird vielmehr ein ebenso essenzialistisches wie rückschrittliches Bild von weiblicher wie auch nicht-westlicher Kunst vermittelt. Frauen, kehrt an den Webstuhl zurück! Die feministische Arbeit »Love Songs« der US-amerikanischen Künstlerin Mary Kelley nimmt sich wie ein Fremdkörper aus – einer der wenigen Beiträge, denen man anmerkt, dass die seit den 1960er-Jahren geführten Diskurse in Kunst und Gesellschaft angekommen sind. Gender, Medien, Pop, Subkultur, Urbanismus – all die Fragen, die im Mittel- punkt von Katherine Davids documenta X standen – sind 2007 zugunsten einer fast nur noch auf Sinnlichkeit und Autonomie der Form setzenden Ausstellung ausgeklammert worden. Wo Okuwi Enwzor auf Fragen der Globalisierung mit einer kritischen Kunst aus Afrika und Lateinamerika reagierte, sucht diese documenta die Antworten im Exotismus sowie dem Konstrukt von Volks- und Glaubensgemeinschaften. Identität und Authentizität bilden das reaktionäre Zwiegespann einer Kunstschau, die in der Politik von Israel und den USA das Hauptübel unserer Zeit ausgemacht hat. Der australische Künstler Juan Davila präsentiert die USA-Flagge mit Hakenkreuz, die palästinensische Fotografin Ahlam Shibli sprach gegenüber der Zeitschrift Monopol davon, dass Israel ein Land sei, dessen »Legitimität sie anzweifelt«. Und dann ist noch die Giraffe namens Brownie, das Maskottchen dieser documenta, an Herzversagen gestorben nach dem Einmarsch israelischer Truppen im Westjordanland. So plakativ hat Kunst sich schon lange nicht mehr als Propaganda zu erkennen gegeben. Solche auf einfache Antworten zielenden Arbeiten korrespondieren mit dem nebulösen Geraune der Katalogtexte, die Banales mittels Heidegger-Slang aufzuwerten versuchen und neoromantischen Kitsch als »Wiederverzauberung der Welt« verkaufen. Tröstlich ist da nur, dass diese documenta keinen repräsentativen Querschnitt heutiger Kunst bietet, sondern lediglich eine individuelle Entgleisung. Martin Büsser 080 _ Intro _ und so _ Spiele _ Flipper Reparatur eines Flippers Linus Volkmann hat einen Multiball Text + Fotos: Felix Scharlau Vlnr.: NBA Fastbreak (2x), Scared Stiff, Junk Yard Flipper. Alle Credits verspielt Der Flipper Eigentlich bezeichnet das Wort »Flipper« nur die beiden beweglichen Arme, die nach Gottliebs Pinball-Automaten »Humpty Dumpty« (1947) zum Standard wurden. Zuvor hatte es in der Regel keinerlei Einfluss auf die Bewegung des abgeschossenen Balles gegeben – Flippern war noch reines Glücks-, kein Geschicklichkeitsspiel. Der im Englischen noch gebräuchliche Begriff »Pinball« ist übrigens auf die heutige Zeit bezogen ähnlich unzutreffend. Er referiert auf ebenjene Zeit, als es noch keine Flipper und praktisch keine interessanten Tisch-Aufbauten jenseits von Löchern und Nägeln (engl.: Pins) gab. Ursprünglich lässt sich der Flipper auf die Zeit von Ludwig XIV. zurückverfolgen, als der klassische BillardTisch hin zum Spiel »Bagatelle« verändert wurde. Neben den erwähnten Flipperarmen setzten sich mit der Zeit folgende Standards bei den Tischen durch: Tilt-Mechanismus: ca. 1932 Bumper: 1936 Freispiel: ca. 1945 Multiball: 1956 Extra Ball: 1969 Sprechender Flipper: 1979 Extraball Deutsches Flippermuseum Hermannstr. 9 56564 Neuwied Öffnungszeiten: Sa + So 14-18 Uhr und nach Vereinbarung Zurzeit befinden sich im Museum ca. 70 bespielbare Tische. www.flippermuseum.eu 195 neue Flippertische wurden 2006 nach einer Studie des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in Deutschland verkauft. 1979 waren es 40.000 – Flipper sind vom Aussterben bedroht. Ein sentimentaler Text über die bewegte Geschichte der vielleicht schönsten Spielgeräte der Welt. Über Nachlassverwalter, Filmemacher, leuchtende Augen und darüber, dass es Hoffnung im Privaten gibt. D ie Geschichte des Flippertischs ist lang und ruhmreich – leider aber auch äußerst tragisch. Seit den 1930ern, seit sich allmählich die heutige Form des Flippers herausschälte, feierte das Spiel viele Erfolge, Tiefschläge, Endzeitstimmungen und Revivals. So waren die 1970er zum Beispiel das Flipper-Jahrzehnt schlechthin, die 1980er so gut wie tot, und die 1990er erlebten, zumindest für die Dauer von wenigen Jahren, ein Revival, das unter anderem den mit über 20.000 gebauten Geräten erfolgreichsten Flipper aller Zeiten hervorbrachte: »The Addams Family«. Kein Problem, wird bestimmt schon wieder, könnte man meinen. Leider nicht. 2007 sieht es so aus, als habe die Tradition definitiv einen Point of no Return erreicht. Mit Stern gibt es (abgesehen von der australischen Firma The Pinball Factory, die alte Modelle nachbaut) nur noch einen kommerziellen Flipper-Hersteller weltweit. Der baut in Illinois, seit den 1930ern die amerikanische Flipperwiege, immer weniger neue Modelle pro Jahr in immer geringerer Stückzahl – zuletzt einen »Family Guy«- und einen »Spiderman«Flipper. Der Grund für die Misere: An Orten, wo man vor einigen Jahren noch reihenweise Automaten fand – in Spielhallen, Eckkneipen, Jugendzentren und Discos –, steht heute ein Geldspielautomat, eine Plastikpalme oder nicht selten: gar nichts. Die Gründe dafür sind vielfältig. »Früher wurden Flipper in Spielhallen als Raumfül- ler aufgenommen: Die Lizenz galt immer nur für eine bestimmte Anzahl von Geldspielgeräten, und der Rest musste irgendwie ausgefüllt werden. Durch Billard-Tische, durch Flipper, was weiß ich«, so Harald Fleischhauer vom Flippermuseum »Extraball« in Neuwied. »Dabei nimmt ein Flipper von seiner Standfläche her doppelt so viel Platz ein wie ein Geldspiel- oder Videospielautomat. Und die bringen viel, viel Geld ein, während ein Flipper praktisch keine Einnahmen bedeutet.« Das hat leider seine Gründe: Flipper waren und sind in der Anschaffung teuer und bedürfen einer starken Wartung. Schon beim kleinsten Fehler im Flipperarm verliert der Tisch seinen Reiz, wird nicht mehr gespielt. Ein Handwerker des Aufstellers muss kommen. Eine mühsame und teure Angelegenheit – aber das war schon immer so. Eine besondere Dynamik nach unten brachte erst das letzte Vierteljahrhundert mit sich: Flipper waren vor dem Boom der Videospiele lange Zeit unangefochtene Zukunftstechnik. Die gefeierte Avantgarde des Freizeitspiels sozusagen. Das Herz der Geräte war zunächst rein mechanisch, dann elektro-mechanisch und mit dem Aufkommen der Mikroprozessoren seit den 1970ern elektronisch (die sogenannte Solid-State-Ära). Zu dieser Zeit entstanden einige der schönsten und aufwendigsten Geräte – spätestens seit jetzt gerieten Flipper aber zugleich zu einem Atavismus der Technikgeschichte. Denn während Heim-Videospiele langsam kommerziell zu boomen begannen und mit- Intro _ und so _ Spiele _ Flipper _ 081 Harald Fleischhauer + Axel Hillenbrand im Museum Designer Steve Kordek mit dem letzten Williams-Flipper Szene aus »Tilt« tels Voll-Digitalisierung und -Virtualisierung die Zukunft der Freizeitkultur definierten, war der Flipper nach wie vor der launische Zwitter, der halb aus Mechanik und halb aus Computerchips bestand. Ein aus der Mode gekommener Held vergangener Epochen, der irgendwo zwischen der realen und virtuellen, der mechanischen und digitalen Welt festhing und anfälliger war als alle Videospielsysteme. Harald Fleischhauer und Axel Hillenbrand vom Flippermuseum »Extraball« erleben heute eine entsprechende Wahrnehmungsverschiebung bei den Jugendlichen, wenn jene auf den mittlerweile über 70 sauber restaurierten Exponaten spielen – was in diesem Museum übrigens ausdrücklich erwünscht ist. »Gerade junge Spieler sehen Flipper fälschlicherweise oft in der Tradition der Videospiele. Da sagt das Kind zur Mutter schon mal so was wie: Nein, wir können noch nicht gehen, ich hab noch zwei Leben. Leben anstatt Bällen oder Kugeln, wie man früher sagte. Das ist schon sehr auffällig«, so Hillenbrand, der mit Fleischhauer Ende letzten Jahres das Museum eröffnet hat. Ihre Einrichtung, die aus einer Sammelleidenschaft heraus entstand, die irgendwann auf Öffentlichkeit drang, bildet mit Geräten aus 80 Jahren fast die komplette Geschichte des Genres ab. Was ihnen unter anderem noch fehlt, ist ein Gerät der sogenannten »Pinball 2000«-Serie der Firma Williams aus den 1990er-Jahren. Die 1990er – das war das letzte verheißungsvolle, im Ergebnis aber rabenschwarze Jahrzehnt der Flipper-Geschichte, über das es sogar einen Dokumentarfilm mit dem bezeichnenden Titel »Tilt« gibt. Jener beleuchtet aus der Retrospektive den verzweifelten Kampf der Ingenieure und Programmierer von Williams, in Zeiten sinkender Verkäufe die Zukunftsvision eines Flippers zu entwickeln, um ihre Jobs zu retten. Das gelang mit Hilfe eines integrierten Monitors, der von oben abstrahlte und so virtuelle Figuren auf den Tisch projizierte. Eine technische Meisterleistung. Geholfen hat jene nicht – nach »Revenge From Mars« und »Star Wars – Episode 1« wurde die Division aufgelöst. Der einst so gefeierte Flipperproduzent Williams baut heute zynischerweise nur noch Geldspielautomaten. Greg Maletic, Regisseur des Films, hat die Tragik des Moments und womöglich auch die letzte Niederlage der kommerziellen Flipper-Geschichte eingefangen. Er interviewte weinende Ex-Mitarbeiter des Unternehmens, die zum Teil bis heute nicht verstehen können, warum die Konzernführung trotz gefeierter Technik und passabler Verkäufe so agierte, wie sie es tat. »Mein Plan war ursprünglich, eiDie Top7-Flipper nen Film über Technik-Design und über die Tragik zu dreder Intro-Redaktion hen, wenn technisch hochkomplexe Geräte entworfen und von einem Tag auf den anderen obsolet werden. Pinball Indiana Jones (Williams, 1993) 2000 war dafür ein Paradebeispiel«, sagt er im Intro-Inter- Scared Stiff (Bally, 1996) Junk Yard (Williams, 1996) view. Für die USA konstatiert er, dass Flipper zunehmend Star Wars (Data East, 1987) nur noch in öffentlich gemachten Sammlungen und ausge- White Water (Williams, 1993) Medieval Madness (Will. 1997) wählten Arcades für die Nachwelt überleben werden. The Getaway: High Speed II Ein Zustand, der auch in Deutschland Realität werden (Williams, 1992) dürfte. Denn obwohl es einen großen Privatmarkt für gebrauchte Flipper, Messen, Flipperturniere und sogar eiLinks: nen Ligabetrieb gibt – der Flipper befindet sich massiv auf www.flippern.de: dem Rückzug ins Private, hin zu einem eingeschworenen tolle Metasuchmaschine für Fachpublikum. Es bildet sich einerseits eine treue Checker- Flipperstandorte in Deutschland www.ipdb.org: wichtigste Nichtöffentlichkeit, andererseits bekommt der potenzielInternet-Datenbank für Flipper le Nachwuchs immer weniger Chancen, die Begeisterung www.pingamejournal.com: an Orten seiner Jugend zu teilen. »Derzeit gehe ich davon wichtigstes Flipper-Printmagazin aus, dass Flipper im öffentlichen Bild aussterben werden«, www.sternpinball.com: Stern – so Hillenbrand. »Die Kernfrage ist: Inwieweit kann die Nos- der letzte Flipper-Produzent www.gelsen-flipper.de: talgie unserer Generation die Flipper in die nächste GeneDeutsche Pinball-Convention ration rüberretten?« Und Greg Maletic meint für die USA: »Ein Pinball-Revival ist nicht ausgeschlossen. Aber ich würde sagen, es ist unwahrscheinlich.« Bleibt nur die Bitte: Füttern Sie Flippertische, wo Sie nur können. Und so lange Sie noch können. Es handelt sich um eine vom Aussterben bedrohte Art. Tilt – The Movie USA 2006 Im Blog auf intro.de: Nachlese – Die Intro-Redakteure Volkmann und Scharlau machen eine Sauf-Radtour durch miese Schlagerkneipen – anhand ihrer Recherche-Ergebnisse bei flippern.de. R: Greg Maletic Die DVD mit zahlreichen Extras gibt es hier zu bestellen: www.tilt-movie.com 082 _ Intro _ und so _ Spiele _ Sam & Max: Season One Text: Marc Seebode Sam & Max: Season One. Zeit der Abenteuer Ein kaffeesüchtiger Hase namens Sam und ein Hund namens Max feiern mit dem Spezialgebiet »unnötige Gewaltanwendung« ihr Revival in 3-D. Und haben gleich das Revival des ganzen Adventure-Genres mit im Schlepptau. Sam & Max: Hit The Road ... war 1993 das erste Point&ClickAdventure von LucasArts, dessen Bedienkonzept erstmals auf die bewährten Aktionsverben verzichtete und den kompletten Bildschirm für die Spielegrafik nutzte. Sandra Schwittau Bekanntheit hat Sandra Schwittau vor allem durch die Synchronisation der Figur Bart Simpson (»The Simpsons«) erlangt. Zudem ist sie die deutsche Stimme von Hilary Swank, Milla Jovovich, Helena Bonham Carter, Eva Mendes und Renée Zellweger. Auf intro.de Das komplette Interview mit dem Entwickler Telltale Sam & Max: Season One Telltale Games / CDV Software Entertainment PC Genre: Adventure W ir erinnern uns: Nach dem großen Erfolg von »Sam & Max: Hit The Road« (1993) gab LucasArts Ende 2002 die Entwicklung eines Nachfolgers bekannt. Doch nachdem auf diversen Spielemessen bereits Grafiken und Trailer gezeigt worden waren, wurde das Projekt Anfang 2004 auf Eis gelegt, da LucasArts keinen Markt mehr für Adventures sah. Die bis dato mit der Entwicklung des Spiels betrauten Entwickler Dan Connors und Kevin Bruner glaubten jedoch weiterhin an das Projekt und gründeten die Firma Telltale Games, deren innovatives Geschäftsmodell es vorsieht, Spiele in Episodenform zu veröffentlichen. Nachdem im Mai 2005 LucasArts die Rechte an der Nutzung von »Sam & Max« verlor, begann Telltale Games wenig später zusammen mit Steve Purcell (der geistige Vater von »Sam & Max«), an einem neuen, vom ursprünglichen Projekt unabhängigen Nachfolger zu arbeiten. Der effizienteste, kostengünstigste und im Endeffekt schnellste Veröffentlichungsweg war, die Folgen online zu verkaufen. Deswegen vertrieben Telltale Games seit Herbst 2006 nach und nach die produzierten Episoden ausschließlich als Download. Für die deutsche Version aller sechs Teile, die regulär in die Läden kommt, wurde jetzt wie zuvor Sandra Schwittau als deutsche Stimme von Max engagiert, und auch Hans-Gerd Kilbinger konnte wieder für die Synchronisation von Sam gewonnen werden. Das Hauptaugenmerk von »Sam & Max: Season One« liegt auf den zu lösenden Rätseln und beansprucht gleichermaßen das Zwerchfell des Spielers. Die Dialoge stecken voll satirischer Bemerkungen, wunderbarem Irrsinn und subtilen Andeutungen. Auch außerhalb der Wortgefechte gibt es genügend zu lachen: In der zweiten Episode holen die Schreiber beispielsweise zum Rundumschlag gegen die gesamte Fernsehwelt aus: Neben Koch- und Quizsendungen bekommen auch Casting-Shows und der Todfeind der gelungenen Unterhaltung, die Nachmittags-Talkshow, ihr Fett weg. Mit den liebevollen Charakteren, der dem Comic-Stil angepassten 3-D-Grafik und dem Point&Click-Gameplay könnte »Sam & Max: Season One«, das Ende August als Komplettpaket auf DVD in den Handel kommt, zum spaßigsten PC-Spiel des Jahres werden. Dies hat seine Gründe. »Klassische Games sind wie Spielfilme. Sie erzählen eine lange Geschichte, und um sie gut zu erzählen, bedarf es einer Menge Zeit und Geld. Spiele in Episodenform funktionieren eher wie TV-Serien«, so der Entwickler Telltale im Interview. »Wir verwenden auch viel Mühe darauf, eine gute Geschichte zu erzählen, aber wir können fokussierter und effizienter arbeiten. Außerdem ist es möglich, das Gamer-Feedback auf einzelne Episoden in kommende Episoden einfließen zu lassen.« Alle sechs Episoden stehen so im Ergebnis für sich alleine, sind aber zusätzlich durch eine übergreifende Geschichte verbunden. Der kommerzielle Erfolg von »Sam & Max« bereits in der Download-Variante scheint eines von vielen Indizien für ein Comeback des ganzen Adventure-Genres zu sein. Fakt ist, dass derzeit wieder vermehrt Adventures auf neuen Plattformen (wie zum Beispiel dem Nintendo DS) veröffentlicht werden und beispielsweise das Line-up der diesjährigen Games Convention mit etlichen neuen Adventures aufwartete. Telltale Games setzt zumindest weiterhin auf das Genre und veröffentlichte neben »Sam & Max« unter anderem auch »Bone« oder »Ankh«. Der Erfolg gibt ihnen recht. Deswegen will Telltale Games auch bei der indirekt bestätigten zweiten Staffel von »Sam & Max« dem episodischen Veröffentlichungskonzept treu bleiben. Man darf gespannt sein. 084 _ Intro _ und so _ Neue Spiele Neue Spiele 09.2007 Die Siedler DS Big Brain Academy Wii PaRappa The Rapper Story: Alles beginnt im Hauptquartier. Das alleine klingt als Spielanreiz nicht gerade prickelnd, aber es liegt in der Natur der Sache, dass Aufbau-Simulationen am Anfang immer merkwürdig karg wirken. Also muss man dem Schicksal Beine machen und erst einmal dafür sorgen, dass der Magen gefüllt wird. Fisch, Brot und Fleisch fallen noch nicht einmal in der Bibel vom Himmel, und auch die entsprechenden Häuser müssen erst einmal von Steinmetz und Holzfäller mit Baustoffen errichtet werden. Zuvor hat man aber die Wahl zwischen vier verschiedenen Völkern in der politisch korrekten Mischung aus Wikingern, Römern, Nubiern und Asiaten. Zu den 30 spielbaren Berufsgruppen gesellen sich noch sechs Soldatentypen, die ihrem Gewerbe entsprechend dafür sorgen, dass mühsam erbautes Hab und Gut auch wieder sorgsam vernichtet wird. Handling: Abseits eines anfangs mühsamen Spielverlaufs leiden Aufbau-Simulationen später schnell an einem unübersichtlichen Chaos von Charakteren und Statusmeldungen, die auf den ersten Blick nur von studierten Statistikern verwaltet werden können. Auf dem eher beschränkten Bildschirmplatz des Nintendo DS erleichtert die Stylus-Steuerung der einzelnen Symbole via Touchscreen enorm die Spielbarkeit. Zwei Zoomstufen und Zeitraffer zollen den technischen Gegebenheiten Tribut, was nach kurzer Eingewöhnungszeit dann auch gut funktioniert. Und wer keine Lust darauf hat, allzu zielstrebig zu spielen, kann auch den »Freies Spiel«-Modus wählen. Was bleibt: Diese Siedlervariante basiert auf einem nun schon gut zehn Jahre alten Titel, mit dem das deutsche Entwicklerstudio Blue Byte einen Klassiker des Genres schuf. Das Grundprinzip hat sich bewährt, und eine Portierung auf eine mobile und auch spielerisch reizvolle Plattform war längst fällig, auch wenn man bei der Optik seine Ansprüche tiefer ansiedeln muss. Etwas technischer Feinschliff hätte dem DS-Titel ebenfalls gutgetan, denn ein Mehrspieler-Modus fehlt komplett, und es kommt relativ oft noch zu heftigen Rucklern, was beim Konkurrenzspiel »Anno 1701« auf der gleichen Spielplattform besser gelöst war. Glanzlicht: Ein Kind zeugen, einen Baum pflanzen, einen Kredit platzen lassen oder einen Krieg führen? Es ist einfach zu verlockend, auf so bequeme Weise dem Schicksal einen Schubs geben zu können. Story: Gesellt sich zum nicht abreißenden Schönheitswahn in Medien und Gesellschaft eine Neo-Sexiness des Geistes? Wie hoch soll der Druck auf das Individuum denn noch werden? Wer solche Fragen heute stellt, lebt bekanntlich hinterm Mond. Denn dank IQSpiele-Wahn und der Verwissenschaftlichung des Videospiel-Gameplays ist es bekanntlich längst schon so weit. Überall hagelt es Statistiken über die erworbene Geisteskraft beziehungsweise – viel schlimmer – über deren Verfall seit dem letzten Spiel. »Dr. Kawashima« (dessen Sequel auf der nächsten Seite vorgestellt wird) sei Dank. »Big Brain Academy« ist nun keine ganz neue Variante dieses Booms, immerhin erschien die DS-Version bereits letztes Jahr. Aber erst für Wii macht das Ganze so richtig was her. Handling: Das Menü zeigt das eigene Mii im Gang einer Highschool. Klassenzimmer führen zu den Testdisziplinen aus den Bereichen »Vision«, »Piktura«, »Algebra«, »Memoria« und »Analyse«, wobei die Grenzen recht fließend sind und auch gemischte Tests möglich sind. Die Aufgaben aus diesen Segmenten müssen unter höchstem Zeitdruck durch Zielen auf den Bildschirm gelöst werden. Das Ergebnis wird am Ende in prognostizierter Gehirnmasse verkündet – übrigens ein demütigendes Schauspiel, z. B., wenn das eigene Gehirn nur unter 700 Gramm wiegt. Im Mehrspieler-Modus gibt es dank Splitscreen Aufgaben gegen einander und die Uhr. Das wird gerade bei Fragestellungen, die Orientierung und dreidimensionales Verständnis erfordern, zur absoluten Qual. Was bleibt: Nach einer Stunde ein seltsam angeregtes Gefühl im Oberstübchen. Bin ich klüger? Oder ist mir nur schwindelig? Wahrscheinlich beides. Denn der Stress, der den Reiz und die Spannung dieses Spiels bedingt, ist nicht zu unterschätzen. Spielt man gegeneinander, wird die Konzentration durch die enervierende Musik, den Spielsound des Gegners und das Ticken der Uhr gestört. Und als sei das noch nicht genug, kommentiert eine piepsige Stimme aus dem Lautsprecher der Fernbedienung das eigene Spiel. »Schneller!« »Du bist gleich da!« »Noch ein kleines Stück!« Ein Spiel, hervorragend geeignet zur Abhärtung von Unfallchirurgen und Fluglotsen. Glanzlicht: Die Aufgabe mit den Vogelkäfigen – Bauernfängern besser bekannt als »Das Hütchenspiel«. Darin war ich nämlich ziemlich gut. Story: Was macht man nicht alles, um cool zu sein: Der junge PaRappa hat sich in Sunny Funny verguckt, und um die starke Dame zu beeindrucken, will er als Rapper Eindruck schinden. Wir schreiben das Jahr 1996, und lange, bevor das eigene Genre der Musik- und Rhythmusspiele überhaupt erfunden war, brachte der japanische Entwickler NanaOn-Shi mit »PaRappa The Rapper« ein Spiel, das zunächst als Unikat auffiel. Die bunten zweidimensionalen Figuren von Rodney Greenblat und die schreiend banale Geschichte waren so schlecht, dass es einfach Spaß machen musste. Handling: Eigentlich ist der Begriff des Musikspiels eher irritierend, denn der Spieler an sich macht keine eigene Musik. Die Mischung aus zeitnaher Reaktion und ansteigender Komplexität ist eher ein klassisches Geschicklichkeitsspiel, das, mit Musik kombiniert, auch bis heute in Titeln wie »Guitar Hero« Verwendung findet. Immer, wenn PaRappa die verschiedenen Rap-Texte einstudiert oder vorträgt, leuchten auf der oberen Bildhälfte die Tastatursymbole der PSP in unterschiedlichen Kombinationen auf. Je nach Treffergenauigkeit und eigenem Timing wird die Leistung mit vier Einstufungen bewertet. Das reicht dann von »cool« bis »awful«, wobei auf Eindeutschung verzichtet wurde und nur die Untertiteltexte der jeweiligen Landesprache angepasst wurden. Was bleibt: Man mag sich schnell fragen, warum Sony so lange gebraucht hat, um diesen Klassiker auf die PSP zu bringen. Dazu verwundert ebenfalls, warum lediglich einige neue Instrumentalstücke als Download die einzige wirkliche Neuerung sind, das Spiel aber trotzdem 35 Euro kostet. Ähnliche alte Spiele im gleichen Genre wie zum Beispiel »ToeJam & Earl« von Sega gibt es bei den Wii-Channels schon für acht Euro als Download. Auch die Ad-hoc- sowie die GameSharing-Funktion sind auf der PSP nicht wirklich ein Mehrwert, da man nicht parallel spielen kann. Glanzlicht: In seinen besten Momenten erinnert das Spiel mit dem unschuldigen Rapper und dessen großer orangenen Skimütze an die Zeit des ersten DeLa-Soul-Albums. Statt mit Gangster-Rappern in düsteren Hinterhofszenen rappt man hier zusammen mit einem zwiebelköpfigen (!!) asiatischen Rapmeister namens Chop-Chop in einer bunten und leicht verstrahlten Jim-Avignon-Welt. Und in welchem Spiel heißt der Endgegner schon MC King Kong Mushi? Gregor Wildermann Felix Scharlau Gregor Wildermann Die Siedler Ubisoft Big Brain Academy Nintendo PaRappa The Rapper Sony Nintendo DS Wii PSP Genre: Aufbau-Simulation Genre: Gehirntrainer Genre: Musik-Rhythmusspiel Intro _ und so _ Neue Spiele _ 085 Rote Augen mit Scharlau S teigen wir gleich mit einem Eklat ein: Intro bespricht erst im September, also deutlich nach der Tour de France, den »Radsport Manager Pro 2007« (Crimson Cow; PC)? Seid ihr von Sinnen? Das kann natürlich nur von jemandem kommen, dessen kürzlich generiertes Tour-Feeling noch bis Juli 2008 vorhalten wird. Und das dürfte, Hand aufs Herz, so gut wie niemandem so gehen. Also rauf auf die virtuellen Drahtesel, immerhin stehen 60 Teams und 200 verschiedene Rennen zur Auswahl. Die Dopingmittel der Saison sind ein neuer Prozessor sowie der Epo-Ersatz »Hersteller-Patch« – die PC-Kaufversion ist nämlich mit Bugs leider nur so übersät. Übersät, allerdings mit Blut, sind etliche Level von »Vampire Rain« (AQ Interactive; Xbox 360). Der Hor- ror-Splinter-Cell-Klon bietet streckenweise spannende, aber stark repetitive Schleich-Unterhaltung und weiß auf voller Länge nicht wirklich zu überzeugen. Immerhin ist er als Kompensation für mangelndes Gameplay streckenweise so brutal, dass bei uns die Jugendfreigabe verweigert wurde. Möglicherweise wird das Spiel für seine Klientel ja dadurch interessanter. Mit solchen Problemen hat »G1 Jockey« (Koei; Nintendo Wii) nicht zu kämpfen. Per Fernbedienung und Nunchuk wird gepeitscht und die Sporen gegeben, bis die Mähre vor der Ziellinie fast zusammenbricht. Die gute Nachricht: Im Menü der in der Vergangenheit bereits für PS2 erschienenen Pferderenn-Simulation stehen noch Hunderte anderer Pferde zur Auswahl. Durchdacht kommen die erstaunlich komplexen Steuerungsmechanismen und der Story-Modus daher. Unverständlich ist allerdings, dass nur die Anleitung auf Deutsch, das Spiel jedoch in Englisch gehalten ist. »Call Of Juarez« (Ubisoft; Xbox 360) ist ebenfalls nicht neu, gibt es jetzt aber endlich auch für die Videokonsole. Der Western-Action-Shooter stellt auch in dieser Form eine Ausnahmeerscheinung dar: Perfekte Grafik, eine komplexe Story und stimmungsvolle Musik lassen eine manchmal etwas unausgereifte Steuerung schnell vergessen. Highlight: Man spielt abwechselnd zwei Figuren, darunter Ray, einen ehemaligen Revolverhelden, der dann Prediger wurde. Als Teil seiner Rückbesinnung (Stichwort: Rache üben) knallt er Bösewichte ab und liest zwischendrin plötzlich wie von Sinnen Passagen aus dem Alten Testament vor, während rechts und links neben ihm die Schüsse einschlagen. Auch für den Spieler der Figur eine unheimliche Psychonabelschau. Beklemmend und absolut empfehlenswert. Die – hier allerdings gottlose – Macht des Geistes müssen auch die Gegner in »Harry Potter und der Orden des Phönix« schmecken (EA; diverse Systeme). Ein schönes Spiel. Besonders hervorzuheben: die WiiFassung, bei der der Stab mit der Hand geschwungen und die Zaubersprüche sogar gerufen (!) werden müssen, um zu wirken. Schade nur, dass Harry am Ende nach einer komplizierten Schlüsselbein-Fraktur im Krankenhaus an einer nosokomialen Infektion stirbt. Oder etwa doch nicht? Vor menschlichen Gebrechen sind die Transformers, die derzeit mal wieder über die Kinoleinwände rumpeln, bekanntlich gefeit. Davor und vor so ziemlich allem anderen. »Transformers – The Game« (Activision; PC und alle Konsolen) bietet das erwartbare Actionszenario, bei dem jeder sichtbare Spielgegenstand – Haus, Auto, Baum – zerstört werden kann. Sinnlose Gewalt, eingebettet in Missionen. Beeindruckend: Bei PC und Next-Gen-Konsolen sehen die eigentlichen Spielszenen grafisch bisweilen besser aus als die Zwischensequenzen. »Dr. Kawashima – Mehr Gehirnjogging« (Nintendo; DS) war selbstredend nur eine Frage der Zeit. Als neue Modi müssen unter anderem Musikstücke nachgespielt und »Schnick Schnack Schnuck« zelebriert werden. E3 2007 – Die schlanke Linie … E s ist schon bemerkenswert, wenn im Land der Superlative plötzlich tiefer gestapelt wird. Über Jahre war die Electronic Entertainment Expo (E3) als weltweit wichtigste Videospielmesse in Ausstellerzahl und Flächenquadratmeter gestiegen. Was als Fachmesse gedacht war, wurde jedoch zum bunten Rummelplatz, und wirklich wichtige Titel zeigte man dann doch oft lieber »behind closed Doors«. Also sah man in Los Angeles das »Downsizing« als rettende Lösung – vom großen Convention Center in Downtown zog man in einen kleinen Flugzeughangar sowie in umliegende Hotels in Santa Monica. Bei den Pressekonferenzen blieb man dafür den gewohnten Verhältnissen treu, was in einer Medienwelt von YouTube & Co. für die Berichterstattung wohl auch so bleiben wird. Vielleicht passt die MiniE3 auch besser zur Neuigkeitenlage, denn wirkliche Überraschungen hatte man im Vorfeld nicht erwartet. Bei den großen drei Konsolenherstellern stand eine Bestandsanalyse auf dem Plan. Dabei konnte sich Nintendo besonders entspannt zurücklehnen. Ihre Wii-Konsole geht wie fangfrischer Thunfisch über die Ladentheke, und beim Nachschlag wird konsequent in die gleiche Kerbe geschlagen: Dank einem begehbaren und berührungsempfindlichen Balance Board in Kombination mit »Wii-Fit« verwandelt man selbst eine verrauchte Nerdbude in einen Fitnesstempel. Für den eher klassischen Gamer zeigte Nintendo endlich das finale Design ihres Wii-Zapper, mit dem Shooterspiele endlich auch auf der Wii anständig spielbar werden. Auch die Vorstellungen bei Sony zeigten, dass die Firmen jetzt endlich eine gute Balance zwischen Freizeitspielern und den Dauerdaddlern suchen. Das Supergrafik-Macho-Shooterspiel »Killzone 2« gesellt sich da direkt neben das kindlich verspielte »Little Big Planet«, mit dem Mann und Frau ihre Spielwelten im Baukastenprinzip plus Tim-Burton-Ästhetik selbst basteln können. Die lange eher stiefmütterlich behandelte PSP wurde von Sony auf einige ihrer Schwachpunkte hin verbessert. Das Ergebnis kann sich weniger sehen als fühlen lassen: Der Akku hält länger, die UMD-Discs werden dank größerem Arbeitsspeicher schneller gelesen, und passend zur schlanken Linie wurde das Gesamtgewicht der mobi- len Konsole um rund 30 Prozent verringert. Der Schatten aller alten PlayStation3-Rückschläge war auf der E3 dagegen kaum noch sichtbar, und es scheint nun eher eine konkrete Preisfrage, wie oft das Gerät ins Wohnzimmer einzieht. Auch bei Microsoft konzentrierte man sich abseits der mit HDMI-Anschluss hochgerüsteten Xbox360Elite, einem neuen Controller für Casualgames, und der sehr praktischen, weil direkt ansteckbaren Konsolentastatur Chatpad ganz auf die Software. Während es bei den diesjährigen Blockbustern wie »Halo3« oder den exklusiven Inhalten zu »Grand Theft Auto IV« kaum Neuigkeiten gab, zeigte ein Trailer zu »Project Gotham Racing 4« spektakuläre Motorradsequenzen und Wettereffekte, die selbst im kleinsten Quicktime-Fenster beeindruckend aussehen. Bei den Drittherstellern bekam ElectronicArts für das neue »Simpsons«-Spiel den wohl größten Applaus. Denn bei diesem Titel wirkt es tatsächlich so, als könne man jede Folge nun interaktiv noch mal erleben. Ein Name wurde in Los Angeles in Verbindung mit dem Neuanfang der E3 ebenfalls immer wieder genannt: Leipzig. Längst keine »German Kleinigkeit« mehr, hat sich die Stadt mit ihrer Games Convention (23. – 26.08.) fest bei den Herstellern etabliert. Auch wenn sich dieses Jahr nochmals beweisen dürfte, dass die Messe an ihrem bisherigen Standort in puncto Kapazitäten an ihre Grenzen angelangt ist. Umzug oder Verkleinerung? Leipzig wird hoffentlich eine bessere Antwort als Los Angeles einfallen. Gregor Wildermann 086 _ Intro _ und so _ Neue Technik Neue Technik 09.2007 Live 6 LE Zoom Ex-Z77 Gadget des Monats Wer Nutzer ist und weiß, dass zuletzt mit großer Regelmäßigkeit für den Herbst des jeweiligen Jahres eine neue Version von Abletons Musikproduktionssoftware »Live« angekündigt wurde, wird 2007 möglicherweise traurig sein – alle Rookies dürfen sich allerdings freuen. Denn »Live 6 LE« ist die letztjährige Fassung – aber in einer »Light Edition«. Das heißt: Mehr Verständlichkeit und Übersichtlichkeit für Neueinsteiger, aber nicht viel weniger Funktionen. Aufgenommen wird in bester Qualität (bis zu 32 Bit / 192 kHz) auf maximal 64 Audio- und unbegrenzt vielen MIDI-Spuren. Bearbeitet werden die Spuren anschließend mit über 20 Effekten, wobei bereits vorhandene VST- oder AU-Effekte beziehungsweise –Instrumente unter »Live« eingebunden werden können. Auch die Möglichkeiten des Mixings und Dejayings in Echtzeit unterliegen kaum Einschränkungen im Vergleich zur Vollversion. Hervorzuheben sind die enthaltenen Software-Instrumente Simpler (für Sample-basierte Synthese) und Impulse (für eine bessere Beat-Produktion). Und wem die Software dann irgendwann zu wenig ist, der kann problemlos und voraussichtlich günstig zur Vollversion upgraden. Bettina Gutsohn Im Prinzip ist die neue Casio-Kamera mit dem nicht gerade schmuckvollen Namen »Exilim Zoom ExZ77« eine ganz normale Kamera, bei der zunächst die ganz normalen Eigenschaften einer Digitalkamera ins Auge fallen: 7,2 Megapixel, 6,6-cm- bzw. 2,6Inch-Display, optimale Schärfe durch Gesichtserkennung und Motion-Analyse, elektronischer Verwackelungsschutz und – besonders schön, weil selten bei Kameras dieser Preisklasse – Serienbildaufnahme für bis zu fünf Bilder pro Sekunde. So weit, so normal. Dabei liegt das Besondere hier absurderweise jenseits der fotografischen Eigenschaften. Im Fokus der Entwicklung stand nämlich die sonst meist stiefmütterlich behandelte Videoaufnahme: Ex-Z77 filmt direkt in einem für YouTube optimierten Bildformat unter Verwendung des hocheffizienten Videokompressionsstandards H.264. Dank mitgelieferter Software bedeutet das: vom Set zu YouTube in genau zwei Schritten. Nicht schlecht. Denn außer, es hagelt bei YouTube demnächst umfassende Klagen wegen der zahlreichen Urheberrechtsverletzungen, wird uns die Plattform als Phänomen noch eine ganze Weile erhalten bleiben. Jakob Schramma Spätestens der Flipper-Artikel auf Seite 80 macht deutlich: Wenn der Prophet nicht zur Spielhalle kommt, muss eben doch die Spielhalle zum Propheten gehen – oder so ähnlich. Und vor allem: Sie kann! Apex nennt sich der Arcade-Automat, der fortan unsere Wohnzimmer zieren könnte und den Schwund der Geräte in der Öffentlichkeit halbwegs erträglich macht. Zwar sind 3500 Euro quasi unbezahlbar, aber dafür gibt es auch eine Menge. Nämlich nicht nur den Automaten (90 kg Gewicht, Höhe: 175 cm, Breite: 56 cm, Tiefe: 65 cm) inklusive Joystick und den gängigen Aktionstasten für zwei Spieler, sondern auch jede Menge vorinstallierte Game-Software. Über 140 klassische Arcade-Spiele der Firmen Midway, Taito, Capcom, Namco und natürlich Atari umfasst die Sammlung nämlich. Und sollten der verbaute 19-Zoll-TFTMonitor und der 3-GHz-Rechner mit 160-GB-Festplatte nicht begeistern – spätestens diese wohligen Schatten der Vergangenheit werden es tun: Defender, Joust, Bubble Bobble, Great Swordsman, Jungle Hunt, OperationWolf, Rainbow Islands, Space Invaders, ZooKeeper, Streetfighter, Gunsmoke, 1942, 1943, Pac Man, Asteroids, Battlezone, Pong ... Felix Scharlau Live 6 LE Musikproduktionssoftware Apex Spielautomat Ableton / ca. EUR 129 (Download bei Ableton) Exilim Zoom Ex-Z77 Digitalkamera, optimiert für YouTube bzw. EUR 169 (Handel) Casio / ca. EUR 229 ca. EUR 3.520 z. B. www.gremlinsolutions.co.uk Klangexplosion Live 6 ist da, die neueste Version des von Produzenten, Komponisten, Live-Musikern und DJs gleichermaßen geschätzten Software-Studios. Die neue Library bietet eine umfassende Palette an sofort einsetzbaren Instrumenten und Sounds. Alle wichtigen Klangeigenschaften sind mit einem Griff verfügbar. Nicht nur am Bildschirm, sondern auch vorkonfiguriert für viele gängige Controller-Keyboards. Dabei fehlt es nicht an Tiefe: Lives intuitive Oberfläche macht es leicht, alle Klänge bis ins kleinste Detail zu verstehen, zu bearbeiten oder neu zusammenzusetzen. Mehr Infos, Videos, Artist Stories auf www.ableton.com PROMOTION SEQUEL. GET LIVE! Wie oft hat man sie nicht schon gehört, die alte Leier vom bloß einmal auf »Play« drückenden Laptop-Performer! Dass dem natürlich längst nicht so sein muss, wissen alle, die bei einem spannenden Live-Set eben auch mal von vorne auf den Monitor geguckt haben. Denn da geht so einiges, von exzessivem Effekteinsatz über das Verbiegen einzelner Sounds bis zur Kunst des Live-Remixens. Auch in Steinbergs Sequel wird auf Live-Kompatibilität großen Wert gelegt, und so hält die Software mit Arranger Parts, Live Pads und Chain Play Mode einige effektive und zugleich sehr intuitive Werkzeuge für den Bühneneinsatz bereit. Die zu Hause ausgetüftelten Songs oder Skizzen lassen sich damit im Club komplett umgestalten, wie die dritte und letzte Folge unseres Sequel-Tutorials hiermit kurz demonstrieren wird. Das Wichtigste und Grundlegendste für das Arbeiten mit Sequel im Live-Einsatz ist erst mal, dass die Arranger-Spur ganz oben über den einzelnen Audio- und MIDI-Tracks angezeigt wird. Dafür oben im Menü einfach auf das Symbol mit den vier kleinen Quadraten klicken. Bei gedrückter Alt- bzw. Option-Taste lassen sich nun mit der Maus in dieser Spur einzelne, beliebig lange Teile des Songs markieren. Die dadurch erzeugten einzelnen Arranger Parts können dann intuitiv von den sogenannten automatisch zugeordneten Live Pads angesteuert werden. Damit wird der Song im Handumdrehen komplett neu arrangiert und quasi live geremixt. Sequel bietet für die Live-Performance zwei unterschiedliche Modi, zwischen denen man links oben in der Multi Zone umschalten kann. Im »Live Mode« werden die einzelnen Pads praktisch unmittelbar abgespielt und loopen so lange, bis die nächste Eingabe erfolgt. Das Pad des jeweils aktiven Parts leuchtet bei der Wiedergabe auf, während der nächste sich mit Blinken ankündigt. Der »Chain Play Mode« hingegen erlaubt etwas genaueres Vorausplanen: Hier kann die Reihenfolge der einzelnen Parts über Maus oder Keyboard eingegeben und auch abgespeichert werden. Startet man die Wiedergabe, werden die Parts in der zuvor festgelegten Abfolge in voller Länge abgespielt. Auch unten in der Multi Zone des Sequel-Fensters erscheinen nach einem Klick auf die vier Quadrate die charakteristischen Live Pads. Die Anzahl gleichzeitig benutzbarer Pads ist auf 16 begrenzt – man will ja nicht komplett den Überblick verlieren. Allerdings kann ein Song in bis zu 26 einzelne Arranger Parts zerlegt werden, so viele, wie das Alphabet an Kennbuchstaben zur Verfügung stellt. Über den entsprechenden Buchstaben auf dem Keyboard oder natürlich auch mit einem Mausklick auf das Pad werden die Parts direkt abgefeuert. Der Übersicht halber können sie nach einem Alt-Klick auch genauer benannt werden (Intro, Strophe, Refrain, Bridge etc.). Eine wichtige Feineinstellung im »Live Mode« betrifft natürlich die Frage, wann genau der nächste angewählte Part gestartet werden soll. Hier gibt es sechs mögliche Optionen (von »Now« über »4 Bars / 2 Bars / 1 Bar« bis zu »1 Beat« oder »End«), die sich nach kurzem Ausprobieren von selbst erklären, aber auf das Resultat großen Einfluss haben. Schon in Verbindung mit Sequels einfachsten Mixerfunktionen wie Stumm- oder Soloschalten (ebenfalls ganz leicht über die Tastatur steuerbar) kriegt man mit den Arranger Parts und den Live Pads schnell aufregende Performances hin. Ganz egal, ob der Superstar-DJ also wieder mal abgesagt hat, mit Sequel ist die nächste Party auf jeden Fall gerettet! SEQUEL STEINBERG www.sequel-music.net / Euro 99 Intro Abo + Nur 25 Euro für 11 mal Intro plus Festivalguide-Magazin + Bequem, pünktlich, nie vergriffen: Dein Intro kommt immer genau richtig + 1 Prämie für jeden Abonnenten (siehe Auswahl unten) Bestellung unter www.intro.de/abo oder persönlich: 0221/949930 Die Prämien Melt! Vol.3 M.I.A. Compilation 2CD Kala CD The Fountain Dirty Soundsystem presents DVD Dirty Space Disco CD Broken Social Scene presents: Kevin Drew The Go! Team O.S.T. Proof of Youth CD Hallam Foe CD Junior Senior Patrick Watson Pinback Hey Hey My My Yo Yo CD Close To Paradise CD Autumn Of The Seraphs CD Spirit If ... CD Das Kleingedruckte Es steht ein begrenztes Kontingent an Prämien zur Verfügung. Wir garantieren nicht die Lieferung der Wunschprämie. Der Versand der Prämie erfolgt erst nach dem Veröffentlichungstermin des jeweiligen Tonträgers. Das Abonnement kostet im Inland 25 Euro (inkl. Prämie), im Ausland 30 Euro frei Haus (ohne Prämie). Für den Prämienversand ins Ausland erheben wir zusätzlich 7 Euro (optional). Es handelt sich um eine Jahrespauschale. Eine vorzeitige Kündigung bedingt daher nicht die Rückzahlung eines Restbetrages. Das Abo kann 10 Tage nach Bestellung widerrufen werden. Das Jahresabonnement verlängert sich automatisch, sofern wir keine Kündigung 6 Wochen vor Ablauf der Jahresfrist erhalten. Dieses Angebot gilt bis auf Widerruf, spätere Erhöhungen sind nach Ablauf des einjährigen Abonnements nicht auszuschließen. Bestellung und weitere Informationen unter www.intro.de/abo oder persönlich am Telefon (0221/9499314). Intro _ Probefahrt _ 089 Probefahrt 09.2007 ANIMAL COLLECT IVEAGAI NSTME!D IRTYSOU NDSYSTE MFUNNY VAN DAN NENHAR D-FIPINB ACKSUPE RMAYER Intros liebste neue Platten 01 M.I.A. Kala 02 Hard Fi Once Upon A Time In The West 03 Animal Collective Strawberry Jam 04 Chloe The Waiting Room 05 Talib Kweli Eardrum 06 The Go!Team Proof OF Youth 07 Maccabees Colour It On 08 Hot Hot Heat Happiness Ltd. 09 Broken Social Scene presents Kevin Drew 10 Moneybrother Mount Pleasure 11 The Enemy We’ll Live And Die In These Towns 12 You Say Party! We Say Die! Loose All Time 13 Against Me! New Wave 14 O.S.T. Hallam Foe Domino 15 Swayzak Some Other Country 16 Menomena Friend Or Foe 17 Pinback Autumn For The Seraphs 18 Dirty Soundsystem presents Dirty Space Disco 19 Rilo Kiley Under The Blacklight 20 Nick Drake The Family Tree Ermittelt aus Stimmabgaben von Redakteuren und Autoren. Des Lesers liebste Platten 01 Tocotronic Kapitulation 02 Editors An End Has a Start 03 Justice Cross 04 Interpol Our Love to Admire 05 Diverse MELT! Compilation Vol. 3 06 Queens Of The Stone Age Era Vulgaris 07 The White Stripes Icky Thump 08 Maximo Park Our Earthly Pleasures 09 Feist The Reminder 10 Bloc Party A Weekend In The City 11 Digitalism Idealism 12 Simian Mobile Disco Attack Decay Sustain … 13 Arctic Monkeys Favourite Worst Nightmare 14 Die Fantastischen Vier Fornika 15 The Chemical Brothers We Are the Night 16 Shout Out Louds Our Ill Wills 17 UNKLE War Stories 18 Art Brut It’s a Bit Complicated 19 Turbostaat Vormann Leiss 20 Wir Sind Helden Soundso Sendet eure Top 10 per Postkarte an Intro, PF 19 02 43, 50499 Köln oder Mail an [email protected]. Alle Einsendungen nehmen an den Verlosungen teil. Bitte kommen! Supermayer Save The World Beirut The Flying Club Múm Go Go Smear My Poison Ivy Róisín Murphy Overpowered The Robocop Kraus Blunders And Mistakes Alben für Oktober. Heute schon gehört. Demnächst mehr. 090 _ Intro _ Probefahrt PVG 09.07 Platten vor Gericht Tocotronic Digitalism Malajube Shout Out Louds Jan Müller Isi und Jence Adam und Carl Ø 8,41 Ø 4,00 Julien Mineau, Thomas Augustin und Mathieu Cournoyer Ø 6,00 »Man muss dem bornierten Ernst in der Musik das Genie der Heiterkeit entgegenstellen.« (9) Ist uns zu ruhig und zu soft und so. (2) J: He’s a good friend of ours. Ten! T: Ten. M: I love it. Nice guy. I’m a fan! (10) C: We played with them! A: I like it more on record than live. »Musik ersetzt die Religion.« (9) Bisschen psychedelisch. (3) T: They rip us off. Sounds good. M: I think I will like it once I listen to it more often. (8) A: I like this damaged kind of music. Sounds like the singer of TV On The Radio. (7) »Musik ist die Zuflucht der vom Glück angewiderten Seelen.« (10) Ivan Smagghe hat jetzt einen Moustache, genau wie Metallicas James Hetfield. Schöner Harley-Sound. Aber mehr Harleys mit Elektro-Motor. (7) J: Okay if you’re on lots of cocaine. A French band with an English name? That’s bad. T: I don’t feel anything. Rob Zombie in boring. M: Clubby. (0) A: I like his voice, very dark – but a little bit too dramatic. (5) »Music is the healing force of the universe.« (9) Ist nix für Mutti. Hat was von Booty Techno. (5) J: I don’t like it. Too minimal for me. T: Very disturbing cover. The first song is a rip-off from an ad for a moving company in Québec. Song #16 sounds like a goth song. But it’s good. M: Great cover! (5) C: Feels kind of fresh, I like it a lot. A: The song with Thom Yorke is very beautiful. (6) »Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.« (9) Ist nicht so ganz unser Fall. (2) J: Great drum sound! T: Sounds like a mixture between Sting & Arcade Fire. It’s for the big stage. M: The singer sounds like Robert Smith. (6) C: I like the production. A: This is good, it’s quite intimate. (7) »Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.« (9) Gut fürs Auto zum Durchhören. 60s-angehaucht. (4) J: It’s okay music. It seems to be good, like Sunny Day Real Estate. T: Weird. It sounds like a fairy tale. (7) A: They have beautiful harmonies, I like that. One of the best bands from Denmark. »Die guten Musiker sind alle Einsiedler und außer der Zeit.« (9) Schöner Garagen-Rock’n’Roll! (5) J: He’s too old to play punk rock! Too fat and too bald! But it’s the best so far. T: Weird song title: »Tight Black Rubber«! M: His new old name doesn’t make it better. (7) C: It’s Frank Black! A: I don’t listen much to rock music, but I would love it, when I’m really, really drunk. (6) »Wer tanzen will, muss zu der Musik tanzen, die geboten wird.« (9) Wow, hier müssen die Verzerrer 24 Stunden lang in Betrieb gewesen sein. »This is the first Boys Noize album brought to you by Boys Noize Records.« Club ahoy! (7) J: That is better electronic music than Modeselektor. T: It’s good. I wanna keep that one. M: Must be great when you’re on drugs. It gets on my nerves. (8) A: I’ve listened to a few of their remixes – they are very good. But this is the kind of music you have to listen to closer, so I can’t grade it. (-) »Gerade die Musik leidet und fordert unter allen Künsten am meisten Wiederholung.« (9) Oh, mal was auf Deutsch! Na, das könnte doch was für Fans von den Toten Hosen sein. (3) J: He’s mad at the world! Sounds better than Rammstein. T: They start by singing »Guten Tag!« That’s enthusiastic! M: The voice is annoying. At least they sing in German. (3) A: The German Hives! Probably nice to see live, but it’s not really my cup of tea. It’s hard to grade, because of the language. (-) Genau so stellen wir uns ein Chillout auf einem Festivalgelände mittags in der Sonne vor. (4) Gold Standard Laboratories / Cargo »In der Musik nämlich lassen sich die Menschen gehen, weil sie wähnen, es sei niemand da, der sie selber unter ihrer Musik zu sehen vermöge.« (9) M: Sounds like a Mars Volta album. J: Yeah, that’s a way to maximize profits. T: Sounds like »Gumma Gumma« from Pink Floyd, but the sax is killing it. (8) A: Woodstock! [lacht] I like it because you don’t get this kind of music often. Very psychedelic. But I cannot decide: It could be real good, it could be real bad. (-) The Cribs Men’s Needs, Women’s … »Musik bedarf weniger der Neuheit, ja vielmehr, je älter sie ist, je gewohnter man sie ist, desto mehr wirkt sie.« (9) Mischmasch zwischen The Kooks und Franz Ferdinand. Wobei The Cribs schon vorher da waren. (4) J: Like Hot Hot Heat. M: Sounds like a million bands. But the British love that sound. (-) C: Very energetic. Feels very British. A: Good melodies, but a lot of British bands sound like this today. And I don’t like the sound, they should experiment more. (5) Langweiler. (1) Zum Weghören! (2) T: Great autotune! [lacht] M: Punk rock for 35-year-olds. (4) C: We know a few of these guys, sounds like a good continuing album. A: They are very big in Sweden. Very soulful! (7) Paul McCartney Ram Weakerthans Reconstruction Site Propagandhi Less Talk, More Rock Piebald When Life Hands You Lemons Herbie Hancock Chamaeleon Beach Boys Pet Sounds Yo La Tengo alles Dave Brubeck Take Five Destroyer Thief Håkan Hellström Ett Kolikbarns Bekännelser Patrick Watson Close To Paradise Ø 6,14 V2 / Universal Menomena Friend And Foe City Slang / Universal Black Strobe Burn Your Own Church Playloud / Beggars Group / Indigo Modeselektor Happy Birthday! BPitch Control / Rough Trade Okkervil River The Stage Names Jagjaguwar / Cargo / VÖ 07.09. Figurines When The Deer Wore Blue Pop-U-Loud / Pias / Rough Trade Black Francis Bluefinger Cooking Vinyl / Indigo Boys Noize Oi Oi Oi Boys Noize / Rough Trade / VÖ 14.09. Turbostaat Vormann Leiss Same Same But Different / Warner Omar Rodriguez Lopez Se Dice Bisonte, No Bufalo Warner Moneybrother Mount Pleasure SonyBMG All Time Faves Yanka Dyagileva Ne Polezheno Ingrid Caven Der Abendstern Abwärts Ich seh die Schiffe den Fluss herunterfahren Franz Josef Degenhardt Wenn … Cotzbrocken Jedem das seine _ Intro _ Probefahrt _ 091 Aereogramme Alter Ego Proton Team Intro Campbell McNeil (Bass) und Martin Scott (Drums) Ø 4,59 Jörn Elling Wuttke, Roman Flügel Ø 4,00 Henning, Jens und Thomas Ø 7,23 Peter Flore Durchschnitt M: After hearing two songs I think everybody who is interested in that kind of music should invest lots of time in that album. (9) Postrock mit Folkwurzeln auf den Spuren der Beach Boys. Sehr sympathisch! (9) H: Schöne Sonntagnachmittagsmusik. (8) Dachte erst, das sei Antony Hegarty, weil Timbre und Phrasierung schon übereinstimmend geklaut wurden. Diebstahl hat mich aber noch nie von Lob abgehalten. Schöner Songwriter-Folk. (8) 7,86 M: If I hear any more overachieving American disc – drunk and in charge of an explosive suicide, I’m gonna fucking scream. The songs are nice but under quality. (5,5) In den schlimmsten Augenblicken treffen hier die Beach Boys auf Genesis. Zu den besten Momenten gießt man sich noch schnell einen Erdbeertee ein. (4) H: Teilweise etwas anstrengend, auch die Stimme ist nicht jedermanns Sache, live aber sicherlich der absolute Kracher. (7) J: FestPlatte fürs Feuilleton. (8) T: Nass & rostend. (10) – (~8,3) Mannomann! »I love you all too much«, schreit das kleine Männchen auf dem Cover. Das borge ich mir als Quintessenz dieses tollen Albums: zu viel Liebe für bestimmt viel zu wenige HörerInnen. (9) 6,73 M: This guy sounds like he knows what to do in bed. Could be a fabulous lover. The production is pretty sexy, a little bit of Depeche Mode, some dub pieces. We give that fucker a: (9) Nicht verarbeitete Jugendtraumata einer schon lange anvisierten Rockerkarriere werden hier zwar zeitversetzt, aber offensichtlich endlich ad acta gelegt. Leider zu oberflächlich. (5) H: Heißer Scheiß. T: Rufus Wainwright steht durchgestrichen auf dem Rohling. (10) Düstere Dancefloor-Tracks der beiden Pariser EBM-Wiederentdecker mit einer Stromgitarren-Schlagseite. Damals im Sauerland gab es immer nur Dark-Disco, was mich aber nie nachhaltig prägte. (6) 6,50 S: Seems to be a cool guy. And it’s a dead cool album for his circumstances. (4) Bei so viel Gästen wird auch der eine oder andere Hit für Spiegel online dabei sein. Tolle Platte, weil so viel mehr passiert als bei anderen und Humor nicht zu kurz kommt. Modeselektor bleiben cool. (7) H: Nicht mein Ding. (0) J: Mir reicht die TTC-Koop alleine schon. Gebongt. (10) T: Hier ist fast alles drin. In der Kaufversion dann alles. (10) – (~6,7) Schon wieder Berlin – mit vielen Gästen, die den Brei aber nicht verderben. Extrapunkte gibt es für die Scooter-Adaption, ansonsten lege ich das dann mal beim RedaktionsDJ-Contest auf. (8) 6,34 S: Nice production, good tunes. Vocals sound like Jonathan Richman from The Modern Lovers. (7,5) Immer schwierig, wenn einem der Sänger schon nicht gefällt. Das große Drama der Rockmusik im 21. Jahrhundert bleibt ihre Austauschbarkeit. (3) H: Super Band, super Platte. Die werden noch mal ganz groß. (10) J: Puschen pushen! (10) T: Down by ... (9) – (~9,7) Erst wollte ich schimpfen, dann ist doch wieder einiges hängen geblieben, was man bei mehrmaligem Durchhören ruhig mal mögen kann. Schmeiße ich beim nächsten Vater-Sohn-Abend drauf. (6) 6,28 M: Bands from Denmark have to get over the band Mew to realize that there are more kinds of music. This is the 4th band from Denmark I've heard this year which sounds like Mew. Please, diversify! (4) Schon wieder so ein tiefer Griff ins tiefe Klo der Popmusikgeschichte. Natürlich nicht ungekonnt, aber so gekonnt unspannend. (4) H: Nice Indiepop. (8) Die Dänen machen wieder fast alles richtig, schöner Indie-Pop, phasenweise voller Beach-BoysSeligkeit. Da ich ein Harmonie-bedürftiger Mensch bin, soll mich das durch den Herbst bringen. (7) 6,14 Ø 6,42 MODE- & FOTOREDAKTION/ VOLONTARIAT PRAKTIKUM VERLAG Ab 01. Oktober 2007 Schwarzer Finger, schwarzer Sonntag, Fäulnis allenthalben. Tschüssikovsky! (1) H: Alte Qualität leuchtet zu selten auf. (5) J: Wanna be in Los Angeles. Nostalgiewellen surfende: (10) T: Vorsicht beim Schließen der Türen. (9) – (8) Soll ja angeblich wieder nach Pixies klingen, tut es aber nur bedingt. Rumpelt aber schön. Dazwischen: Engelschöre und ein hyperventilierender Glatzkopf immer noch schlecht gelaunt. (8) 6,00 M: It’s just nothing for me, the Berlin kids probably listen to that while they go fucking crazy and shave their head. Let’s give it a ten. S: Are you weird? One point. (5,5) Electroclash ohne Gesang im Kielwasser von Justice und Erol Alkan. Splendid! (7) H: ??? J: Krass freche KopierschutzPunchline im 30-Sekunden-Takt. Dafür glatte: (0) T: Nicht hörbar. (0) Mmh, dieser Electro-Proll-Haufen kann mich nicht auf seine Seite holen. Allen Berlinerinnen und Berlinern wünsche ich aber beizeiten viel Spaß! (2) 5,50 M: We’ve got problems, we don’t understand German. It could be the same as with Blumfeld. Everybody told us it’s all about the lyrics, otherwise the music is meaningless. So we are undecided. (-) Deutschpunk. Leider zehn Jahre zu spät. Hätte sich damals auch nicht gelohnt ... Auf den Spuren der Boxhamsters. (0) H: Trotz Vorurteilen als gut empfunden. (8) J: Turboomakommandodackel! Superdanke. (9) T: Haubentaucherwelpen. (8) – (~8,3) Schön, klappt also auch beim Major: Auch wenn man höchstens die Hälfte der Texte (akustisch wie inhaltlich) versteht. Hier ist über allen Wipfeln Unruh, und das tut dann eben auch mal wieder gut. (7) 5,05 S: Omar can’t fuck off far enough. He should rehire his old rhythmsection. (0) Stonerrocker, die einen Trip zu viel genommen haben. Die Santana-Gitarre nervt. (1) H: Hippies Hate Water. (3) J: Soundtrack für den Pilzfreunde e. V. bzw. das danach. ‘ne durchdrehende: (8) T: Albert Hofmann ist heuer 101 Jahre alt geworden. (10) Die Mars-Volta-Hälfte kommt hier fast ohne Gesang aus, was es freilich nicht unbedingt leichter macht. Bräuchte man mal eine Woche Urlaub für. Und dann danach am besten noch eine. (5) 4,86 M: The kids are going to love it but I think it sounds piss. (2) Herrje! College-Rabauken. Und jetzt noch schnell eine Stiege Miller Bier (aber bitte Rauchverbot beachten). (2) H: Hab ich schon mal gehört, die Band hieß aber anders. (2) J: Leider die »New Fellas«-Schnoddrigkeit im Hi-Fi-Land versoffen. Im Andenken (5) Halbe bitte. T: Kann mal als Freunde haben. (8) – (5) Die Gebrüder Cribs konnten mich merkwürdigerweise noch nie begeistern. Daran ändern auch das Alex-Kapranos-Namedropping und die deutlichen Strokes-Anleihen nichts. (4) 4,43 H: Erstaunlich frisch! Würde ich mir kaufen. (8) J: Kann mich einfach nicht wehren. Schwelgende (10) Punkte. T: Ane Brune ist dabei. (5) – (~7,7) Richtig Englisch kann er immer noch nicht, trotz L.A.-Aufenthalt. Und er klingt immer noch wie Bruce Springsteen. Alles wie gehabt bei Anders Wendin. Zum Beispiel auch: schöne Songs. (7) 4,21 Nirvana Nevermind The Cure Boys Don’t Cry Duran Duran Duran Duran The Buggles The Age Of Plastic Sonic Youth 1981-2007 R.E.M. Automatic For The People Blumfeld Old Nobody Tocotronic Tocotronic Björk Debut Helloween Keeper Of The Seven Keys Pt. 2 Mark Eitzel Songs Of Love Kate Bush Hounds Of Love David Bowie Low Guns N’ Roses Appetite For Destruction Tom Waits Rain Dogs Wie die Libertines ohne Pete Doherty. Gut abgehangener Pubrock auf den Spuren von The Clash. (5) _ Du arbeitest beim IntroAboservice mit und übernimmst abteilungsübergreifende Aufgaben. PRAKTIKUM PR & TV Ab 15. Oktober 2007 S: It can not be low apart Rocket From The Crypt than like that vocal. The music could be okay but I don’t like his singing. (4) M: That’s really bad. Nothing that makes me want to talk about it unless somebody is holding a tape recorder to my mouth. Nobody likes that. (0) Ab 01. November 2007 Du arbeitest in der Intro- Redaktion und bist eigenverantwortlich für die Steil-Strecke und die Fotoredaktion zuständig. Du unterstützt die PR- Arbeit zu allen Verlagstiteln und Events. Zudem schneidest du Videos für die OnlineVerwendung. PRAKTIKUM REDAKTION BOLZEN Ab 01. Oktober 2007 Zu deinen Aufgaben gehört u.a. die Mithilfe in der Bolzen- Redaktion und bei Turnieren. DETAILS FINDEST DU UNTER INTRO.DE/JOBS. Deine aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen schickst du bitte an: [email protected] oder: Intro Verlag GmbH & Co. KG Personalabteilung Herwarthstr. 12 50672 Köln 092 _ Intro _ Probefahrt Probefahrt 09.2007 3 Normal Beatles We Name It Justice Buback / Indigo Sie spielen auf der Straße und an Orten, wo sie ein Publikum erreichen, das nicht zur herkömmlichen Indie-Peergroup gehört. Die »normalen Beatles«, das sind Klaus Ramcke, Thorsten Seif und Ted Gaier. Wer aufgrund dieser Biografien Agitprop erwartet, liegt nicht mal ganz falsch: Zwischen den Stücken wird gerne lange mit dem Publikum diskutiert (was auch seinen Platz auf die Platte fand), da gibt es Pamphlete und Parabeln, Sinnbilder und Parolen in bester Brecht-Tradition zu hören. Zu der Musik will das auf den ersten Blick gar nicht passen, denn die besteht vorwiegend aus Mittsechziger-Coverversionen – Songs wie »Painterman«, »My Generation« und »Set Me Free«, also Perlen der Mod-, Beat- und Soul-Ära. Das Repertoire der 3 Normal Beatles soll inzwischen mehr als 90 Stücke umfassen, ein knappes Viertel davon hat nun den Weg auf Vinyl gefunden. Das Trio bemüht sich dabei weder um möglichst originalgetreue Wiedergabe noch um spieltechnische Finessen. Es kommt ruppig daher, dem rauen Stil der Straßenmusik angemessen, wo nichts allzu ausgetüftelt sein darf, da man das Publikum sofort packen muss. Eine Spur Nostalgie ist nicht von der Hand zu weisen: Der Furor, mit dem diese Stücke eingespielt wurden, lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass hier Fans am Werk sind. Fans, die womöglich auch der gesellschaftlichen Wirkung nachtrauern, welche Pop und Style in den Sechzigern einmal hatten. Allen an diesem Projekt Beteiligten dürfte allerdings klar sein, dass Popkultur längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Weil der Bürgermeister von Hamburg – frei nach den Goldenen Zitronen – inzwischen Tocotronic hört und der Kampf um linken Vorsprung durch Style erst einmal verloren ist, wird bei den Normal Beatles nicht der Rebell rausgehängt, sondern der Streetworker. Rock’n’Roll als Erziehungsmaßnahme. Nur eine Frage noch zum Thema, um über alles reden zu können. Beatles oder Kinks? Ted Gaier: Beatles oder Kinks? Keine Ahnung, wir machen diese Musik nicht aus Fantum und jugendkultureller Abgrenzung. (Hängen geblieben sein auf Jugendkulturweltbildern mit 42? – Schlimme Vorstellung!) Nein, es geht um Hysterie und eine egalitäre Direktheit – und das Kommunikationsmittel dafür ist diese Musik, die auf archaische Weise funktioniert. Nämlich darüber, dass sie kollektives Wissen oder besser Empfinden antriggert und unmittelbar in die Körper geht. Ge- rade beim Spielen auf der Straße haben wir gemerkt, dass diese Musik auch bei Leuten, die die Songs nicht kennen und sich vielleicht sogar gar nicht wirklich bewusst mit Musik auseinandersetzen, ein familiäres Gefühl herstellt. Zum Klang, zum Rhythmus, der Haltung. Und das gilt für Leute, die mit Elvis und dem Starclub groß geworden sind, gleichermaßen wie für Punk-Sozialisierte und Mojo-Club- oder WMF-Gänger. Und alle, die seit den 50er-Jahren mit irgendwie rebellischer Popkultur in Kontakt kamen, können darin ein Stück eigener Erinnerung wiederfinden. Denn es ist tatsächlich so, dass der Kram trotz des rohen Sounds auch auf bürgerlichen Hochzeiten generationsübergreifend funktioniert. Die Songs sind also pures Rohmaterial für diese Art von Verknüpfung. Welche das dann im Einzelnen sind, ist fast schon egal. Martin Büsser Aesop Rock None Shall Pass Definitive Jux / Rough Trade Spricht in HipHopland eigentlich noch irgendjemand vom next Level, das doch bitteschön dringend erreicht werden müsse? Oder geht es nur noch um das ewige Ausdehnen in die Breite einerseits, die immer tiefere Versenkung ins eigene Material andererseits? Auch wenn Labelboss El-P die Messlatte mit seinem diesjährigen Album hoch gelegt hat, Aesop Rock scheint sich nicht recht von der Stelle zu bewegen. Auch auf seinem fünften regulären Studioalbum ist sein Wordplay exzellent, die komplexen Doppelreime sitzen, der Fremdwörterduden ruht wohl immer noch auf seinen Knien. Noch immer bleibt er den Klischee-Codes fern, er ist idiosynkratisch und ganz höchstpersönlich. Ja, er hat seinen Modus Operandi gefunden. Dieser Ansatz war allerdings auch immer sein Problem: Sein stählerner, stoischer Flow bleibt auf die Dauer allzu einseitig – sogar das Tempo bleibt ähnlich ausgependelt. Kein Hass, keine Wut, kein Enthusiasmus, nur wenig Dynamik. Nirgends. Die Kunst ist es doch, auch den banalsten Quatsch mit einer derartigen Selbstsicherheit vorzutragen, dass sich niemand entziehen kann. So bleibt Aesop Rock ein gewaltiger Hirnfuck. Allein das träge Fleisch bleibt unberührt. Heiko Behr Beatallica Sgt. Hetfield’s Motorbreath Pub Band Oglio / Cargo Lars Ulrich schickt ja schon mal seine Anwälte los. Unlängst dem Vernehmen nach sogar ausnahmsweise mal nicht, um die eigenen Fans in den Kerker wer- fen zu lassen, sondern im Dienste einer guten Sache: Die Quatschcombo Beatallica aus Milwaukee war in Streit mit den Inhabern der Rechte an den BeatlesSongs geraten: Die fanden es ungehörig, dass Beatallica Beatles-Songs mit denen von Metallica verschneiden und »Hey Jude« in »Hey Dude« überführen. Dass das gar nicht verklagenswert, sondern enorm lustig ist, zeigen bereits Songtitel wie »Blackenend The U.S.S.R.«, »Leper Madonna« und »... And Justice For All My Loving«. Im humororientierten Teil des Internets kursierten die Songs schon länger, jetzt durften sie auf CD erscheinen. Jaymz Lennfield, Grg Hammetson, Kliff McBurtney und Ringo Larz gehören natürlich trotzdem verklagt – und zwar von Hetfield wegen übler Nachsingerei. Denn dessen musikalisches Wirken nimmt durch punktgenaue Parodie von Phrasierung und Vokalfärbung ernsten Schaden: Zukünftig wird man sich nicht nur bei Beatallica schrottlachen, sondern auch jedes Mal, wenn man das Original hört. Obwohl, wenn das tatsächlich der Effekt wäre, ist wirklich eine Klage fällig. Boris Fust Blood Red Shoes I’ll Be Your Eyes V2 / Universal England hat eine neue, überaus verlässliche Geschmackspolizei. Die heißt weder NME noch Artrocker Magazine. Sie geht noch zur Schule, treibt sich sonntagnachmittags in den angesagtesten Clubs herum, ist zwischen zehn und achtzehn Jahre alt und nennt sich selbst »Underage«. Die aktuellen Darlings der Szene heißen Blood Red Shoes, kommen aus Brighton und liefern den passenden Soundtrack zu Teenage Angst und Kleinstadtenge. »It’s Getting Boring By The Sea«, singen Steven Ansell und Laura-Mary Carter im Opener und beschwören den adoleszenten Ausbruch aus den Kurorten dieser Welt. Von ähnlich essenzieller Roughness sind auch »You Bring Me Down« und »Try Harder«. Insgesamt gibt uns das Duo auf seiner EP »I’ll Be Your Eyes« die britische Version der White Stripes, nur eben mit vertauschten Rollen, viel viel tighter und in der Tat eben auch ein bisschen authentischer. Und genau das gehört, wie das by the Way formidable Artwork von Sängerin Laura-Mary Carter, zum Gesamtkonzept von Blood Red Shoes. »We don’t want to come off like rock stars or some amazing otherworldly beings – we’re just two people making music and the whole fan and band divide is boring and old now. We’re all part of the same thing«, finden Steven und Laura-Mary. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Band nach einem Gig mit ihren eige- nen Fans verwechselt wird. Ein Türsteher beobachtete Sängerin Laura-Mary beim Weintrinken, hielt sie für »underage« und verfrachtete sie kurzerhand sehr unsanft vor die Tür. Der Legende nach sollen die Kumpels von den Rumble Strips rechtzeitig eingeschritten sein. Well done, kids! Christine Franz Broken Social Scene presents Kevin Drew Spirit If ... Arts & Crafts / City Slang / Universal Okay, ich gebe zu, ich habe das Konzept nicht verstanden: Da nimmt BrokenSocial-Scene-Chef Kevin Drew ein Soloalbum auf und lädt dazu als Musiker, genau, Broken Social Scene ein. Und so klingt das Album dann eben auch wie ein Album seiner Band. Egal. Ist ja doch sehr gut so. Denn meinetwegen könnten BSS jedes Jahr ein Album raushauen. Dieser Überschwang, die Melodien, der Krach, das Sentiment, der Witz, die Arrangements mit Pauken und Trompeten – ein Traum. Aber das weiß ja hoffentlich eh jeder schon. Noch nicht? Dann rufe ich es allen zu, auch wenn es einige die-Buttons-an-ihrer-Cordjacke-polierenden Jünglinge verstört: Nein, das ist kein Indierock. Das ist Popmusik. POPMUSIK. Oder besser noch: Das ist Musik – eingespielt mit ein paar Freunden. (Und mit dem Songtitel des Jahres: »You’re Too Beautiful To Fuck«.) Gemeinsam ist man eben doch weniger allein. Tobias Mull Caribou Andorra City Slang / Universal Vorspiel war gestern. Hier geht es gleich richtig zur Sache. Keine zwei Sekunden dauert es, da hat Dan Snaith schon voll aufgedreht und saugt einen in einer knallbunten Spirale ekstatischer 60s-Psychedelik ein. Treibende Garagen-Drums, wildes Schellenrasseln, ein verzerrter Bass, Hippie-Querflöten, sich förmlich überschlagende Twang-Gitarren und ein völlig abgedrehter Gesang lösen bereits beim Opener »Melody Day« das ein, was der Snaith-Freund Kieran Hebden (Four Tet) mit seinem letzten Albumtitel meinte: »Everything Ecstatic«. Im Info verrät der gebürtige Kanadier, der Anfang des Jahrtausends die Welt noch als Manitoba mit richtungsweisender Folk-Electronica beglückte, dass er sich seine Kicks nach dem Abschluss seiner Mathe-Promotion nun beim TrampolinSpringen und musikalisch u. a. bei den Zombies und cineastisch bei Werner Herzogs 60er-Jahre-Dokumentarfilmen holt. Ein Jahr auf Tour und ein weiteres Intro _ Probefahrt _ 093 Animal Collective Strawberry Jam Domino / Rough Trade in Isolation hat Dan Snaith Zeit gehabt für dieses Album. Dafür sprüht »Andorra« nun nur so vor grandiosen Einfällen, abenteuerlichen Sounds und großartig abgehobenen Melodien. Vom einstigen Elektronik-Gefrickel ist nur noch wenig zu hören, und obwohl Snaith alle Instrumente selbst einspielt, strotzen die Songs nur so vor unmittelbarer Live-Energie. »She’s The One«, eine Kollaboration mit Jeremy Greenspan von den Junior Boys, klingt z. B. so, als hätte Timbaland auf LSD die Beats produziert und dann Brian Wilson die Melodie und das Streicherarrangement überlassen. Bei »Irene« eiern die Synths, dass einem schwindelig wird, und Songs wie »Sandy« oder »Eli« sind sowieso hörbar beeinflusst von Kraut und Psychedelik, und bei »Sundialing« fragt man sich, wie so ein eigenbrötlerisches Vorgehen solch explosive Musik hervorbringen kann. »Andorra« ist ein echtes EinMann-Wunder, bei dem man nach neun Stücken irgendwann wieder verdutzt im Diesseits landet und sich fragt, warum Dan Snaith nicht schon längst von irgendjemandem zum größten Freak auf Erden gewählt worden ist. Bestimmt gab es einmal eine Zeit, in der Musik mehr war als Dudelfunk im Kaufhaus, Dauerbeschallung und omnipräsente Tapete in Aufzügen und U-Bahnhöfen oder Emotionsverstärker in Fußballstadien. In der Musik nicht als ein Produkt unter vielen der puren Reproduktion des ewig Gleichen und Erhaltung des Status quo diente und, um es im Jargon zu sagen, nicht »Thema« war, sondern »Erfahrung« meinte, vielleicht sogar eine kollektiv erlebte. Daran erinnern Animal Collective im Zeitalter der Entmaterialisierung der Musik. Sie erzählen die Geschichte einer Band, die sich live selbst und mitsamt dem Publikum wegtragen lässt, die das klassische Nächstes-Stück-Applaus-Zugaben-Medley aufzulösen scheint, und dabei geschieht etwas, was bei manchen schon mal in epiphanische Zustände münden kann. Die Alben stellen den Versuch dar, den Reifeprozess des Materials abzuschließen, um zum Zeitpunkt der Veröffentlichung schon längst wieder zu neuen Ufern aufgebrochen zu sein. »Neuerfindung« ist das Wort, dabei entwickeln sie sich nur asynchron zum Zirkus und gemäß ihrer eigenen Parameter. Bislang jedenfalls. »Strawberry Jam« speist sich verstärkt aus elektronischen Klangquellen, der Gesang ist weniger verfremdet, weiter nach vorne gemischt, die Produktion deutlich komprimierter und glatter, das Ganze aber detailgespickter und, wie immer: freak-out. Panda Bears Soloalbum »Person Pitch« scheint noch recht nah, der AC-Vorgänger »Feels« auf rein klanglicher Ebene nicht mal mehr in Reichweite. Die Essenz dessen, was diese Band ausmacht, bleibt trotz veränderter Mittel spürbar. Was live Spannungsbögen auf viel ausgedehntere und verspieltere Weise aufbaut, fin- det sich hier konzentriert auf ganze 26 Sekunden wieder, ehe sich die verschwurbelten Rhythmen im Opener »Peacebone« zu einem dichten Strang gebündelt haben. Bei »Reverend Green« oder dem großartigen »Fireworks« entfaltet die rhythmisch-perkussive Vielfalt (der Mittelteil!) eine treibende Sogwirkung, und der bisweilen hymnische Charakter scheint seine Auflösung stets schon mitzutragen. Avey Tares Gesang, Lead- und Backing-Vocals atemlos zusammenpressend und lautmalerisch mit Worten spielend, ist derart demaskiert ein Spiegelbild der Entwicklungsstufe, den die Band erreicht hat: »Strawberry Jam« legt, von »Peacebone« und »Winter Wonder Land« mal abgesehen, all das Wissen um Gitarrenmusik ohne die gängigen Strukturen – auf den letzten Alben mit Gitarren umgesetzt – nun quasi auf elektronischem Weg rückübersetzend frei. Das kommt zunächst in leicht entrückter Popgestalt daher, um mit besagtem »Reverend Green« einen neuen Anlauf in epischere Gefilde zu nehmen und gegen Ende mit dem verstörenden »Cuckoo Cuckoo« und dem besänftigenden »Derek« den Wegbegleiter mit einer Masse an gehörten Eindrücken zurückzulassen. Mit dem mittlerweile achten Album hätten sie es sich bequem machen und das Spielchen einfach mitspielen können. Sinnigerweise findet sich die Auseinandersetzung mit Alternativen in einem Kommentar zu einem Livemitschnitt auf YouTube wieder: »I’m thinking of quitting my job and seeing them in N. Mexico. WTF is money anyway, how long can this go on?« Wer kann das schon wissen? Ihnen noch einen schönen Abend und eine geruhsame Nacht. Joachim Henn Christoph Büscher Cepia Natura Morta Ghostly International / Rough Trade Süße Maschinenmusik, sanfte Melodie-Matrix oder doch sonnig-melancholisches Mysterium? »SMM« lautete das geheimnisvolle Kürzel, mit dem das US-Label Ghostly International vor einiger Zeit auf einer Compilation einen neuen Genrebegriff lanciert hatte. Was genau sich dahinter verbirgt, war nicht so ganz klar, doch zu den verträumten Electronica-Stücken von Huntley Miller alias Cepia, die auf jenem Label-Sampler vertreten waren, schienen diese drei Buchstaben perfekt zu passen. Mit dem ersten Cepia-Album gelingt Miller nun ein weiteres Mal das paradoxe Kunststück, die Uneindeutigkeit von SMM genau auf den Punkt zu bringen. Bei »Natura Morta« geht es grob gesprochen um Atmosphärenmusik, die sich aufgrund ihrer Ruhe und ihrer gleichzeitigen Freude am Melodischen auch mit dem Schlagwort Pop-Ambient fassen ließe. Knistern, Wabern und Dröhnen werden von harmonischer Watte und Weichzeichner-Beats in die zuckersüße Popwelt eingemeindet. Dabei wirken die Texturen von Millers instrumentalen Tracks tatsächlich so, als wären sie in Sepia getaucht worden. Diese Computermusik klingt wie vergilbt und hat in den endlosen digitalen Kreisläufen eine dicke Schicht Patina angesetzt, an die es sich behaglich anschmiegen lässt. Arno Raffeiner Chrome Hoof Pre-Emptive False Rapture Southern / Soulfood Im Zentrum der britischen Spektakelband Chrome Hoof stehen die Brüder Leo und Milo Smee. Der eine spielt nebenbei bei den Doom-Metallern Cathedral, der andere ist Mitbegründer des Tanzrockprojektes 5 Mic Cluster, das auf dem legendären Output-Label von Trevor Jackson mal ein paar Stücke veröffentlicht hat. Doom Metal vs. HipsterDiscopunk also. Die Mission ist eindeutig. Der psychedelische Funkjazz von Sun Ra oder Parliament soll auf ziemlich rockistische Weise fortgeführt bzw. neu interpretiert werden. Teilweise klingt das dann, als würde bei !!! oder Battles ein waschechter muskelbepackter Achtzigerjahre-Metal-Schlagzeuger mit immenser Wut auf die Trommeln dreschen. Weiter vorne auf der Bühne dürfen sich die beiden gebuchten Soulsängerinnen dazu austoben und den Stücken den nötigen Groove einhauchen. Zu den Fans der Band zählen bereits die Klaxons, Sun O)) und Jarvis Cocker, von dem man ja auch nicht gedacht hätte, dass dieser zartbesaitete Schmalhüftler solch viriles Geballer goutiert. Schlussendlich bietet diese Platte nämlich weniger Disco, als der Promozettel noch großspurig versprochen hat. Dafür aber sehr viel Rock. Teilweise klingt das einfach wie Cathedral mit etwas weniger Gitarre, aber drei- mal so viel Schlagzeug. Also um einiges breitbeiniger als beispielsweise der fluffige Funkpunk einer Band wie !!!. Für mich persönlich ist das nichts. Heißt aber nichts. Denn ich habe auch nie wirklich verstanden, warum man Bands wie die Melvins oder die Queens Of The Stone Age interessant finden muss. Demnach ist hier also für viele viel drin. gen Album voller Jingle-Jangle-Sounds sollten The Clientele auch ohne Namedropping ein paar Ohren öffnen können. Sebastian Ingenhoff Wenn Bands von Neuanfängen erzählen, versuchen sie meist, ihre Fans und nicht zuletzt sich selbst davon zu überzeugen, dass das letzte Album doch nicht alles gewesen sein kann, dass da noch mehr geht. Auch Coral-Frontmann James Skelly, gerade zarte 26 Jahre alt, bilanziert melodramatisch: »When you almost lose everything, you don’t take it for granted any more.« Er meint es offensichtlich ernst, er meint den Ausund Einstieg von Gitarrist Bill, Drogenprobleme und den Ausverkauf der eigenen Supersingle »In The Morning«. Für »Roots & Echoes« haben sich die sechs Westengländer wieder zusammengerauft und ihren Graskonsum reduziert: Leichter und zielgerichteter klingen die Aufnahmen, die zum größten Teil in Noel Gallaghers Studio entstanden sind. Wie immer schwingen die 60s, die Doors, die Isley Brothers. Auf einigen Stücken bricht dazu der Northern Soul sehr angenehm durch. »Zeitlos« möchte die Band klingen. Tut sie auch, im besten und unpeinlichsten Sinne. Auch textlich hat Skelly mittlerweile einen guten Mix gefunden, orientiert am rich- The Clientele God Save The Clientele Track And Field / Rough Trade / VÖ 14.09. Auch schon wieder das vierte Album der Band aus London. Im UK so lala, in den USA doch recht erfolgreich und bei uns weiterhin eine »Ferner liefen«Band, was sich vielleicht ändern könnte, wenn der Link zu Lambchop und Bonnie »Prince« Billy gelingt, und zwar über den Produzenten Mark Nevers. Dabei musste er das Rad nicht neu erfinden, denn der traumwandlerisch ins Ohr säuselnde 60s-Pop der vier war auch schon vorher gute Ware, hier aber nun etwas fröhlicher und fokussierter. Abwechslungsreiche, harmlos-schöne Songs mit verehrenden Handzeichen in Richtung The Monkees, Felt, Galaxie 500 und Kings Of Convenience. Die entspannte Grundstimmung und der massive Einsatz von Slide-Gitarren-Akzenten sind musikalisch letztlich die einzige Verbindung zu Kurt Wagner und Bonnie »Prince« Billy, aber mit diesem stimmi- Klaas Tigchelaar The Coral Roots & Echoes Deltasonic / Red Ink / Rough Trade 094 _ Intro _ Probefahrt Against Me! New Wave nicht besser als mit einem ihrer Songtitel zu beschreiben ist: »Hey, September, I’m Glad To See You Again.« Sire / Warner Lutz Happel »New Wave« wurde bereits heiß diskutiert, bevor auch nur einer der Songs das Licht der Welt erblickt hatte. Echt! Denn schließlich handelt es sich dabei, nach drei ziemlich erfolgreichen Indie-Alben, um das Major-Debüt von Against Me!. Denjenigen, die bereits beim Wechsel zu Fat Wreck Chords skeptisch die Brauen hochgezogen hatten, wird dieser Schritt noch weniger geschmeckt haben. Mit der Verpflichtung von Star-Produzent Butch Vig (Garbage) dürften dann wohl einige Hardliner des Genres endgültig die ohnehin gerümpfte Nase voll gehabt haben. Trotzdem scheinen Against Me! keine Band der schnellen Entschlüsse zu sein. Das alles wirkte gut überlegt. Wie als Beweis liest sich da die Zeile »Take some time to think figure out what’s important to you« aus »Stop«. Außerdem sei gesagt, dass trotz MajorLabel die ideologischen Texte nicht zu kurz kommen. Keine sichtbaren Einbußen in der Haltung. Aber ja, die Skeptiker haben recht: »New Wave« ist das bisher poppigste Album von tigen Leben: Er singt über Beziehungen, Einsamkeit und seine Großmutter. Christian Wessels Crescent Little Waves Pias / Fat Cat / Rough Trade Nach vier Jahren Abstinenz kommen die momentan sechs Künstler aus Bristol mit ihrem fünften Longplayer um die Ecke. Die aus der äußerst fruchtbaren Bristol-Postrock-Dynastie der Against Me!. Allerdings ist diese Entwicklung doch mehr als nachvollziehbar: Schon auf »Searching For A Former Clarity« war zu erkennen, dass der reine Folk-Punk der ersten Platten diese Band nur einschränkt. »New Wave« setzt genau dort an, wo der Vorgänger aufhörte: Trotz vermehrtem Pop-Appeal, Discobeats hier und da und mit »Borne On The FM Waves Of The Heart« einer Ballade, die diesmal kein Akustik-Song ist, geht die Punk-Seele auch auf »New Wave« nicht verloren. Beim Titeltrack und »Up The Cuts«, ach was, bei nahezu allen Songs möchte man sich das Shirt runterreißen, die Bierflasche oder Aktentasche hochreißen und lauthals mitgrölen. Nach wie vor besitzen Against Me! nämlich diese einzigartige Energie. Dass sie diese auch in dem einen oder anderen musikalischen Experiment umsetzen können und wollen, macht »New Wave« umso besser. Major-Debatte oder nicht, es dürfte schwer werden, in diesem Jahr eine bessere Punk-Platte zu veröffentlichen. David Winter frühen 90er um Flying Saucer Attack, Movietone, Foehn oder Third Eye Foundation stammenden Crescent verfolgen konsequent den schon auf dem Vorgänger »By The Roads And The Fields« eingeschlagenen Weg der Reduktion, der Drosselung konsequent weiter. Es wird immer ruhiger und trauriger, bleibt jedoch angenehm ungeschliffen. Über dem weitestgehend akustischen Songwriting liegen allerlei seltsame Samplefetzen, Fehler; rhythmische Unstim- migkeiten wurden extra beibehalten, die Aufnahmen stammen nicht nur von zu Hause, sondern auch aus englischen Kinos und Wäldern. Die Tendenz geht zu mehr wankelmütigen Saxofonen, Trompeten und jeder Menge OutdoorRecordings, kurz: hin zur Verschrobenheit. Dem gegenüber stehen die mitunter recht verlebte Stimme Matt Jones’, ein paar Referenzen ganz alter Grammofon-Platten und der Psych- und Folk der 60er. Insgesamt eine Platte, die NEW PORNOGRAPHERS ELVIS PERKINS >> challengers >> ash wednesday The New Pornographers feat. Carl Newman, Dan Bejar, Neko Case „Ash Wednesday“ ist das bewegende Debüt eines Menschen, den Schicksalsschläge nicht zugrunde gerichtet, sondern zu einem Künstler gemacht haben.” Laut.de “Das Konzept der New Pornographers ist einfach wie auch effektiv: Sie repräsentieren die für kanadische Indie-Bands so typische Gelassenheit und treten aktuelle Populär-Konzepte mit Füßen. Dass dabei trotz alledem eine Platte entstanden ist, die vor großen Pop-Hymnen nur so sprudelt, ist eine Tatsache, die wir aus der Vergangenheit nur allzu gut kennen.“ “Ash Wednesday ist ein ausgezeichnetes Singer/ Songwriter-Album, das trotz seiner Tragik auch Platz für erleuchtende Momente zu bieten hat und auch gerade deshalb so wunderbar ehrlich und lebendig klingt.” CD Starts >> Live: 02.10. Berlin www.beggarsgroup.de The Cribs Men’s Needs, Women’s Needs, Whatever Warner Euphorie und Knarz bleiben die Hauptzutaten einer Cribs-Platte. Nur muss man diesmal noch einen Schuss Namedropping addieren. Immerhin stand hier nicht nur Ferdinand Franzens Alex Kapranos als Produzent an den Reglern, sondern auch Lee Ranaldo von Sonic Youth am Mikro. Der raunt bei »Be Safe« ein herrlich mies gelauntes Gedicht vor sich hin, während die Cribs Gitarre und Bass bearbeiten und den gegrölten Refrain beisteuern. Dieser Track ist ihr Meisterwerk, und vielleicht ist es bezeichnend, dass ein außen stehender Künstler den Hauptanteil daran für sich beanspruchen kann. Nicht, dass man die Drillinge aus Wakefield, West Yorkeshire als unoriginell abwatschen sollte. Ihr angetrunkener, zynischer Punkpop ist passgenau geschneidert und reißt einen bei Tanzlaune gleich vom Pub-Hocker. Dennoch verlaufen die Songs zu oft nach Schema Cribs. Schlagzeugpoltern, Gitarrenknarz in tanzbare Melodien gehackt und der Refrain zum Unter-die-ArmeGreifen. Das haben sie drauf, das wis- Neues Album „Kala“ ab 24.08. im Handel www.myspace.com/beggarsgermany Intro _ Probefahrt _ 095 sen wir bei Album Nummer drei. Aber es sind gerade die stilistischen Ausbrüche wie besagtes »Be Safe« oder die Ballade »Shoot The Poets«, die schmerzhaft zeigen: Verdammt, die könnten ja sogar noch mehr! Anyway, ihr Major-Debüt dürfte den Durchbruch klarmachen, und dann heißt’s: Rückgrat zeigen. einiges darüber lernen, wie man erstklassige Musik macht. Das Ganze wird von Musikvideo-Regisseur Jason Goldwatch schnell, unterhaltsam und mit dem gewissen Sinn für unfreiwillige Komik in Szene gesetzt, und das Schöne ist: Diesen ständig breiten Typen wünscht man den Erfolg wirklich von ganzem Herzen. Auf der DVD sind u. a. noch alle Videos der Band, und eine vorwiegend mit Remixen bestückte BonusCD ist auch im Package. Das ist doch mal was Reelles! Daniel Koch Dilated Peoples The Release Party DVD+CD / ABB / Groove Attack Die Dilated Peoples gehören mit Sicherheit zu den verdientesten HipHop-Acts dieses Jahrzehnts, und deshalb macht es durchaus Sinn, ihnen eine abendfüllende Doku zu widmen. Die Back-to-the-Basics-Helden lernen die Tücken der Musikindustrie kennen, ziehen sich am eigenen Schopf aus Knebelverträgen, erzielen in Eigenregie erste Erfolge, werden erneut vom Major geködert und feiern nach Beendigung ihres 5-Record-Deals mit Capitol endlich die namensgebende Befreiungsparty. Gnadenlos gut gekickt haben sie sowieso immer, und hier gewähren sie glücklicherweise einen interessanten Einblick in ihre Zunft. Von niedlichen Aufnahmen des 7-jährigen Babu beim DJing (!) über Evidences Arbeit am Sampler bis zu der Wahl des richtigen Mics und der Zusammenarbeit mit Giganten wie Eric Sermon, B-Real, KanYe West, Guru und DJ Premier kann man Helmar Becker Diverse Goldkante. Das Lolila Familienalbum & Martin Riemann Kombinat Feinripp Probantenstadt Diverse OST – Freigespielt Beide Lolila / Broken Silence Stereo Deluxe / Edel Ach, wie gern haben wir auf den Rängen gesungen: »Mehmet Scholl ist heterosexuell, heterosexuell, heterosexuell!« Und noch viel lieber sahen wir das bayerische Supertalent mit dem türkischen Vornamen spielen. Oft verletzt, gern mal mit Auszeiten auf dem Feld, aber letztlich doch ein richtiger Knaller. Schade, schade, dass er sich jetzt vom aktiven Sport verabschiedet hat. Na, dann bleibt immerhin mehr Zeit für sein zweites Steckenpferd: »sexy aussehen« und sein drittes: Musik. Nach der Compilation auf Blickpunkt Pop vor Jahren nun eine weitere Zusammenstellung nach Gusto des Indie-Kickers. Es gibt bajuwarisch Patriotisches wie Fertig Los!, »Ein Geheim- J JETZTD! nis«, und wie schon auf seiner ersten Nummer die Sporties (mit »Dem Fritz sein Wetter«), aber auch Internationales wie Beirut, Peter Bjorn And John und CocoRosie oder Klassisches wie Velevet Underground (»Sunday Morning«) und »Für mich soll’s rote Rosen regnen« von Hildegard Knef. O H N N Wohlklingende Namen wie Bout D’Chou, Kiesgroup oder Pawnshop Orchestra, die allesamt auf dem fein alliterierenden und seit nun schon zehn Jahren prosperierenden »lovely little label« (lolila) erscheinen, waren mir bisher Synonyme für anstrengende Abenteuer in Lo-Fi, die meine nicht sein sollten. Derart verschlossen hielt ich mich für leise Töne weiterhin an jene Bands, die so dicht aneinander niedergeschrieben an ein Bild aus den Händen eines Dreijährigen erinnern: Busch und Wolke. Zumindest Letztere linken jedoch ein Stück in die Welt des liebenswerten Lilas: Als labelfremde Freunde besuchen sie das »Familienalbum« mit ihrem Klavier-Smasher »Drei Worte«, der sich prima in diesen Querschnitt des gar nicht Y D E P so leisen Clever-Pop einreiht. Entdecker wie ich staunen über den schönen Titel »Urlaub in der Nachbarstadt« oder das absolut unmathematische Gefrickel von Graph und erwerben die Zusammenstellung zum Nichtpreis von vier Euro. Fortgeschrittene schielen auf die Limited Edition, die mit Blattgold, äh ..., Goldprägedruck daherkommt. Zu all dem Glitzerglitzer gibt es zur Feier der Dekade noch Aufkleber, Buttons und so. Was man halt braucht als Fan des lolila-Komplex’. Denn ein solcher wird man mitunter recht flott. Bei mir zündete nach Vorarbeit des Samplers das Ein-Mann-Kombinat Feinripp mit »Probantenstadt«. Wie geil es ist, wenn hier Blumfeld-, Lennonund gar Tracy-Chapman-Verweise die hochmelodiösen, bei tatsächlich jedem Durchgang wachsenden, meist nur behutsam von einem Piano begleiteten Gitarrenstücke dekorieren. Dazu Zeilen wie »Ich liebe dein Gespür für Chatchiness«. Ich, lieber Zloty Vazquez, deines für dieses Album und ganz besonders für »Last Waltz«. Eine gewaltige Platte. Glückwunsch auch dazu. Peter Wittkamp Diverse OST – Hallam Foe Domino / Rough Trade Den beeindruckenden Film von David Mackenzie konnte man via Intro ja gerade als Preview sehen. Genau so lohns- P DIE N EUN PFORTE N V AUF D SPECIAL S P E C I AL E EDITION DITION E EDLES DLES 2 2er er LEDERMEDIABOOK LEDERM MEDIABO OK MIT MIT UMFANGREICHEM BOOKLET RANDVOLL MIT BONUSMATERIAL Kinowelt Home Entertainment GmbH mbH – Ein Unternehmen der Kinowelt Gruppe www.kinowelt.de 096 _ Intro _ Probefahrt Dirty Soundsystem presents Dirty Space Disco EA80 Reise Musikzimmer Tigersushi / Al!ve Freiheit macht arm. Als Musik-Act, der veröffentlicht wird, kann man sich gut und gern auch mal völlig eingeknastet fühlen. Man kann nur Alben rausbringen, muss also stets einen Entwurf mit zehn, zwölf Tracks fertig stellen. Und am besten auch noch eine Hitsingle. Und sich sklavisch an Vö-Daten halten und immer nur auf Tour, wenn gerade was in den Läden steht. Ziemlich tightes Schedule, wenn man bedenkt, wie wenig ein Album nur noch über das Szenario Plattenladen verkauft. Dirty Soundsystem haben sich von Anfang an (und das meint Anfang dieses Jahrtausends) gegen diese Railroad ge- wert in Bezug auf Schauspielskills, Detailfreude, Breitwand-Emo und Weirdness präsentiert sich der Soundtrack. Statt eiskalter abgegriffener Klassiker wird hier fein säuberlich der musikalische Background des Films ausgeleuchtet. Und das fördert richtige Schätze zu Tage. U.a. von King Creosote, Hood, Future Pilot Aka, Franz Ferdinand, Clinic, Orange Juice, Junior Boys. Eine dominolastige Zusammenstellung plus X. Damit kann man doch was anfangen. Kai Klintworth Diverse Nu Juwish Music V2 / Universal / VÖ 07.09. Was unterscheidet »jüdische Musik« von »Musik von Juden«? Folgt man die- wehrt. Hauten Songs, wenn sie fertig waren, schon (weit vor dem MySpace-Boom) einfach auf ihre Webseite, organisierten lieber Partys statt Touren und sammelten Freunde und ähnliche Styler für eigene Compilations ein. Ein solches Disco-Gulasch haben sie nun auch für Tigersushi zusammengestellt. Auf Genre-Schranken ist gekotzt und trotzdem klingt alles wie aus einem Guss. Das muss man erstmal hinkriegen. Heiß, kalt, Fast Forward oder Stop And Go. Alles ist möglich und alles ist auch nötig, wenn man nicht in der Gefälligkeit versumpfen will. Großartiger Entwurf. Helmar Becker sem Sampler, auf dem weder Yo La Tengo noch die Beastie Boys vertreten sind, ist es der Klezmer-Faktor, der jedenfalls nicht unbedeutend ist. Dabei stehen am Anfang und am Ende einer durchaus eklektischen Reise durch Musik, deren Jiddischkeit keineswegs selbstverständlich ist, einfach nur bezaubernde, traumhafte und doch grundverschiedene Songs – zu Beginn ein Track vom kanadischen HipHop-Bastler SoCalled, der in dieser Form auch von den Roots mit Unterstützung durch Erykah Badu hätte kommen können, und mit Yael Naims (auf Hebräisch gesungenem) »Paris« eine zerbrechliche FolkSong-Miniatur am Ende. Was dazwischen zu hören ist, zeigt, dass der Begriff »Klezmer« nicht zwingend allein eine bestimmte Musik-Form bezeichnet, sondern auch eine Einstellung zur Musik, einen Fundus, aus dem diese Musik schöpft. Da bietet diese »Nu Juwish Music« einiges von dem, was auch unbedarfte HörerInnen bei dem Etikett »jüdisch« vielleicht erwarten (Klarinetten und traurige Geigen), und anderes, das eher überrascht. Gerade die vielen orientalischen Klänge zeigen, dass hier eine Kulturvielfalt regiert, die weit entfernt ist von einer MultikultiBeliebigkeit – die Frage, ob auch NichtJuden (Goyim) Klezmer spielen dürfen, wird zwar gestellt, bis auf Weiteres aber auch bejaht. Denn die Mischung, zu der natürlich auch Goyim etwas beitragen können, macht’s noch immer. Mark Swatek-Evenstein Es gibt Bands, die fungieren als Katalysatoren der Negativität. Angst, Wut, Trauer rein, Power raus. EA80 gehören nicht dazu. Denn diese vier Musiker sind nicht dazu da, uns zu dienen und Erleichterung zu verschaffen. Dazu ist ihre ästhetische, geschäftliche und stilistische Verweigerungshaltung viel zu ausgeprägt. Katharsis-Dealer ebenso wenig wie Befindlichkeits-Masturbatoren, beschreibt die seit über 25 Jahren aktive Punkrock-Macht aus Mönchengladbach das Dasein so poetisch wie nüchtern. EA80 evozieren in ihrer Musik auch heute noch Bilder von Tristesse und Schönheit und geben dem Gefühl, im nachmittäglichen Dauerregen in der Bauwagensiedlung zu sitzen und sich zugleich als Beobachter und Verstoßener zu fühlen, eine Stimme. Sie durchdringen, beschwören und fordern auf, versprechen aber nicht, dass alles gut wird, solange die Kids nur ordnungsgemäß united sind und die Regeln einer Szene befolgen, die »Freiheit« sagt und zu weiten Teilen »Lifestyle« meint. Keine Furcht vorm Denken, Pathos zum Kumpel, Trübsal als Motor und die Kraft des Nonkonformismus, der Autonomie – nach wie vor beseelen sie die Songs dieser einzigartigen Band. Zum Verkauf aber steht hier rein gar nichts. Schon gar nicht die Erlösung. Ulf Imwiehe Intro _ Probefahrt _ 097 The Enemy We’ll Live And Die In These Towns Warner Figurines When The Deer Wore Blue Pop-U-Loud / Pias / Rough Trade »Entweder du hängst den ganzen Tag in Pubs rum, oder du gründest eine Band.« Tom Clarke, Sänger und Gitarrist von The Enemy, hat sich für Letzteres entschieden. »Wir wollen gar nicht wie Billy Bragg werden oder politische Statements ablassen, wir wollen die Leute einfach nur aufwecken.« Das scheint zu klappen: Mit zwei Freunden kämpft Clarke seit gut anderthalb Jahren erfolgreich gegen die Langeweile. Die Milchbubis aus Coventry veröffentlichten eine erste Single auf dem wiederbelebten Stiff-Label (The Damned, Elvis Costello), landeten mit »Away From Here« einen Top-Ten-Hit, und zum guten Schluss stieg ihr Debütalbum Mitte Juli an der Spitze der UK-Charts ein. Warum die ganze Aufregung? Nun ... das Trio powerpoppt zwischen Ash, Clash und Maximo Park – ein paar griffige Slogans, überzeugende Hooks, catchy Melodien. Hier und da ein Gitarrenbrett, dazu mitunter die gereckte Faust. Klar, ein bisschen arrogant und größenwahnsinnig ist man auch. Behauptet jedenfalls die Plattenfirma. »Respekt, Jungs«, könnte man das unter dem Strich wohl nennen und sich nicht weiter darum kümmern. Aber man ist ja kein Engländer ... Dass Skandinavier gute Cowboys abgeben, konnte in den letzten Jahren ja erstaunlicherweise immer wieder bewiesen werden. Bisher nicht unbedingt bekannt waren allerdings ihre Qualitäten im Bereich der Surf-Musik. Und doch: Die amerikanische Westcoast ist ab jetzt in Dänemark zu finden, denn was die Figurines auf ihrem dritten Album zelebrieren, würde Brian Wilson vor Neid erblassen lassen. Wie einst die Beach Boys in ihren besten Tagen stehen hier wunderbare Harmoniegesänge neben träumerischen Melodien und ausufernden Arrangements. Klar, zwischendurch ertönt die eine oder andere Indierock-Gitarre – die Band will ihre Herkunft ja auch nicht negieren –, doch ansonsten herrscht Westcoast-Surf-Atmosphäre, die neben den Beach Boys auch an die Zombies oder Love erinnert, allerdings ohne jemals so richtig Retro zu sein, was dem Ganzen einen angenehm unaufdringlichen Aktualitätsnachweis verleiht. Eine Entdeckungsreise, nicht nur für Liebhaber der großen Wellen. Christian Wessels Glaubt man der Promotion, so han- Sascha Seiler Fog Ditherer Lex / Rough Trade delt es sich bei Fog um die künstlerisch wertvollste Rettung der elektrischen Gitarre seit mindestens Radiohead. Aber in der Pop-Verwertungskette sind Manowar ja auch eine authentische Band und Linkin Park radikale Innovateure. Im Falle von Fog aus Minneapolis, USA haben wir es angeblich mit Avantgarde-Rock’n’Roll zu tun. Dabei ist das Trio weder das eine noch das andere. Was hier mit der Worthülse »avantgardistisch« bemüht E-musikalische Weihen erhalten soll, haben Dutzende ähnlich agierende Künstler bereits wesentlich spannender inszeniert. Und so richtig die Rawk-Sau lassen Fog auch nie raus. Dennoch ist ihre Mixtur aus versponnenem Prog, folkigen Grübeleien und zuckerschnutigem Indie-Pop, abgeschmeckt mit mal knispeligen, mal altbackenen ElectronicaEinsprengseln, durchaus gefällig. Gelegentlich gibt man sich zwar betont verstiegen und stellt den gedankenschweren Dichter aus, macht aber nix, solange die Musik so schlau und dabei unauffällig perlt. Schließlich will man ja niemandem wehtun. Ulf Imwiehe se-Papst Guido Lucas. Und so finden sich auch bei dieser Kooperation von Krawalleros aus dem Dunstkreis der Kieler Rock-Bestien Smoke Blow und dem bärtigen Maestro die typisch wavigen Cure’esken Flanger, wehmütigen Gesangslinien und traurig-trotzigen Riffs. So weit, so desensibilisierend gewöhnlich. Genepool geben sich aber nicht mit schnödem Krachgerocke alter Schule ab. Der Knüppel, den sie der auch nicht mehr ganz so drahtigen Mähre Noiserock zwischen die Hufe schmeißen, ist vom Disco-Baum gebrochen und dürfte Tausende Ärsche auf dem Dancefloor zum Wackeln bringen. Da bounct die Bassdrum, da zirpen die Synthesizer, und alles ballert so ziseliert wie hoolig rockend nach vorne, dass sich die Band, käme sie aus England, wohl in kürzester Zeit als das nächste ganz große Wild im Blätterwald wiederfinden könnte. Die perfekte Mischung aus düster-melancholischer Gitarrenwucht und nacktem Hedonismus. Ulf Imwiehe Gentleman Another Intensity Four Music / SonyBMG Genepool Sendung/Signale Noise-o-lution / Indigo Das nennt man wohl Sound-Signatur: Ein Akkord, eine Melodie – und sofort erkennt man die Handschrift von Noi- Reggae ist in erster Linie eine Haltung. Das zeigt auch Gentleman wieder deutlich auf – mit »Another Intensity« legt er nun bereits sein viertes Album vor. Und obwohl er unzählige Konzerte auf allen fünf Kontinenten erfolgreich 098 _ Intro _ Probefahrt absolviert hat, bleiben auch die neuen Songs unverwässert wie an seinem ersten Auftrittstag. Hier wird kein künstliches World-Music-Gebräu destilliert, kein affektiertes Bad-Boy-Image getestet oder werden Riddims vom Computer geknechtet. Wo Gentleman draufsteht, ist auch immer der originäre Gentleman drin: straighter Reggae, mit richtigen Instrumenten in seine klassisch skankende oder steppende Bewegung versetzt, ohne sich als bloßer Roots-Copycat anzubiedern. Gastauftritte gibt’s von Jack Radics & Rings, aber auch Reggae-Maniac Sizzla und der Soulsängerin Diana King. Dabei lohnt sich umso mehr, auf jedes Detail zu achten: Reggae Music war lange nicht mehr so bunt wie hier, ohne sich von den drei Farben der Jah-Truppe zu entfernen. Uwe Buschmann Guy Gerber Late Bloomers Cocoon / Intergroove dgd 15. BIS 22. DEZEMBER 2007 1Woche inkl. 6 Tage Skipass, Apartment & Konzert ab € 222,–* Spätzünder? Das kann man Guy Gerbers Neo-Trance-Pop-Techno eigentlich nicht schimpfen. Denn auch wenn der Produzent aus Tel Aviv die Höhepunkt-Dramaturgie, den DancefloorGesetzen entsprechend, in die Länge zieht und immer schön weiter hinauszögert, so leuchten und glitzern seine Tracks aufgrund ihrer klaren, fetten und eben auch ziemlich edlen Soundästhetik schon vom ersten Moment an. Das funktioniert sogar noch bei Downtempo-Nummern, die verschämt der Space Disco Gute Nacht sagen, oder bei dezentem Acid-House-Gezwitscher. Gerber holt Einflüsse von Samba bis Kraftwerk auf seine Aussichtsplattform und schenkt dort kollektiv gute Laune aus. »Late Bloomers« ist Sekt auf Eis im Musikformat. Genau so muss Balearica eben zu Hype-Zeiten von Minimal Techno klingen. Arno Raffeiner Giardini Di Mirò Dividing Opinions Homesleep Music / Cargo *Geizpreis, solange der Vorrat reicht! www.boarderweek.de +49 221 2610400 [email protected] Wenn Postrock Musik ohne Worte bedeutet, sind Giardini Di Mirò in ihre Post-Postrock-Phase getreten. Die italienische Band hat die Sprache (wieder) gefunden und lässt so viel singen wie selten zuvor. Nur einer der neun Titel auf dem neuen, dritten Album ist instrumental. »July’s Stripes« ist zugleich einer der Höhepunkte: Aus melancholischem Anfangs-Gitarrengezupfe steigt schweres monolithisches Gedröhne auf, das sich zu einem spacigen Outro weiterspannt – Motorpsycho hätten es kaum besser hingekriegt. Doch auch in den gesungenen Titeln sind GDM Meister der Dynamik und Dramatik, nur eben songintegrierter. Als Gastsänger holten sie sich Jonathan Glancy (Settlefish) und Glen Johnson (Piano Magic). Besonders betörend jedoch: Kaye Brewster in der Leise-Nummer »Clairvoyance«. Frank Schuster Richard Hawley Lady’s Bridge Mute / Emi Ich will zurück auf die Straße? Freundchen, gar nicht so leicht in England, wenn du ungeilen und lauten Mist gebaut und einen Platzverweis erhalten hast. Mit dem ASBO (Anti-Social Behaviour Order) fegen Staat und Kommunen die Städte sauber und die Probleme unter den Teppich. »Tonight The Streets Are Ours«, hält eine große, rostige, milde Stimme dagegen, atemberaubend schön umkränzt von Streichern, säuselnden Sirenen und edelstahlglitzernden Gitarrenakkorden. Richard Hawleys Musik klingt immer, als sei er der Welt und der Zeit abhandengekommen. Hingerissen, fortgeschwemmt von einem süßen, dunklen Fluss, entsprungen in der Prä-Beatles-Ära. Doch von den Möglichkeiten, mit ästhetisch überholten Spielweisen umzugehen, wählt der bodenständige Sheffielder Sentimentalist instinktiv eine, die mehr Bedeutung stiftet als Retro-Späßchen oder klangliche Dekonstruktionstricks. Was schon auf »Coles Corner« so altsamten daherkam, spinnt sich in großkalibrigen Metaphern und vor noch breiterer Leinwand um den seit Elvis und Roy umkreisten Kern: die ambivalente Rhythmik und emotionale Komplexität des von sozialem Auf- und Ausbruchsverlangen aufgewühlten Lebens, das gleichzeitig Familie und Herkunft treu ist. Hier die Hobo-Existenz, die auf staubiger »Long Dark Road« zwischen Johnny Cash und Lee Marvin marschiert, dort die Intimität Liebender, natürlich im Dunkeln, in »Our Darkness«. Dazwischen zarte Flirts mit Rockabilly, Ortsgeschichte als Blaupause universeller Erfahrung, herzergreifend erzählt in einem Idiom, das im Brill Building und in den Sun-Studios zu Hause ist. Erzähl doch mal mehr, Richard: »Lady’s Bridge« ist nach der ältesten Brücke in Sheffield benannt. Kommt ganz schön romantisch rüber. Ist es. Mehr noch hat es für mich Symbolgehalt als Kreuzungspunkt im Leben, an dem du von einer Seite auf die andere wechselst. Ich musste einiges zurücklassen, das ich nicht wollte. Es geht ums Weitermachen und Veränderung. Während der Aufnahmen zu »Lady’s Bridge« starb dein Vater, selbst Musiker und dein erster Gitarrenlehrer. Wir wollten beide, dass sich das nicht auf die Platte auswirkt. Natürlich tat es das. Mein Vater hat mich in meinem Leben positiv beeinflusst. Und daran denke ich, an alles, was er mir gab. »Roll River Roll« erinnert an die Opfer der Flut von 1864 in Sheffield. Kurz nachdem du den Titel aufnahmst, stand erst Sheffield und dann halb England unter Wasser. Was zum Teufel ...? Oh, ich fühlte mich sehr seltsam. Ich hätte den Song ja irgendwann in den letzten 20 Jahren schreiben können, doch jetzt war das alles schon sehr bi- Intro _ Probefahrt _ 099 zarr, als die Flutwellen kamen. Fast, als ob ich es herbeigewünscht hätte. Ist totaler Quatsch, aber da soll man nicht nachdenklich werden? Wolfgang A. Müller Heavy Trash Going Way Out With Heavy Trash Nervosität und bluesigen Brachialität aufwarten. Und so kracht, groovt und rifft es hier wie Elvis auf Meskalin. Das schafft Kurzweil, ohne Zweifel. Spannend geht aber anders. Life« ist eine gelungene Hommage an das genreübergreifende, vielleicht sogar weltumspannende Medium Musik. Wer auch immer diese Platte hört, wird Freude finden. Ulf Imwiehe Hendrik Kröz A.J. Holmes The King Of The New Electric Hi-Life Crunchy Frog / Cargo Es ist, als wolle Jon Spencer alles, was er früher genüsslich zertrümmert hat, wiedergutmachen. Denn so vehement, wie der ewige Griffbrett-Hipster dereinst mit seiner Band Pussy Galore populärmusikalische Konventionen zu Klump gehauen hat, so akribisch und liebevoll ergeht er sich seit der Auflösung jenes Krawall-Kunstwerks in der Pflege und Wartung des alten Schnauferl-Rock’n’Roll. Spencer und sein Partner Matt Verta-Ray lassen auf ihrem jüngsten Glaubensbekenntnis den Geist alter pomadiger Crooning-Rebellen wiederauferstehen und versehen alles mit einer diffus diabolischen Aura. Dabei hat das Duo seinen Voodoo-Knarz mit drei verschiedenen Bands in drei verschiedenen Studios in drei verschiedenen Städten aufgenommen. Diese Dreifaltigkeit macht das Resultat nicht revolutionärer, sorgt aber, bei aller dezidierten Simplizität, immerhin für Abwechslung. Jon Spencer wäre nicht er selbst, würde dieses Album nicht auch mit der für ihn typischen flirrenden Pingipung / Kompakt Perfektes Timing! Genau an dem Tag, an dem sich das verpeilte Wetter an seine sommerlichen Pflichten erinnert, landet so eine, nein, genau diese tolle Platte im Briefkasten. Soso, es gibt nun also einen »King of the new electric hilife«, sein Name ist A.J. Holmes a.k.a. Vanishing Breed. Und er hat das Zepter mit Recht in der Hand: An Mother Africa andockend (»Hi-Life« ist dieser fliegende Gitarrenpicking-Stil aus dem Westen des Kontinents: Denken wir an Afrika, ist der Sound sofort im Ohr), begibt sich A.J. Holmes nicht plündernd in die Weltmusik, sondern bleibt auf ganzer Linie Gentleman. Zusammen mit Gästen aus dem Pingipung/Blankrecords-Umfeld und den Ko-Produzenten Anne Laplantine und Sculpture hat der Londoner eine echte Perle eingespielt – eine liebevolle Kollektion internationaler Folk-Popsongs. Selten wurde die schwierige Balance aus Handmade und Elektronik so aus dem Ärmel geschüttelt: »The King Of The New Electric Hi- BMX MINIRAMP & WAKEBOARD CABLE CONTEST THE HIVES OHRBOOTEN MORE ACTS TO BE ANNOUNCED 25.-26.08.07 HAMBURG PINNEBERG, WASSERSKI-ARENA INFOS UND TICKETS UNTER WWW.T-MOBILE-PLAYGROUNDS.DE VVK-STELLEN, WWW.KARTENHAUS.DE ODER 01805-570000(0,14/MIN.) Hot Hot Heat Happiness Ltd. Sire / Warner / 07.09. Den sympathischen Hysterikern aus Kanada drohte mit ihrem Vorgängeralbum der Abstieg in die Liga der austauschbaren Clubhit-Ablieferer: Auf »Elevator« dominierte Refrain-zentrierte Powerpop-Alltagsware, und gleichzeitig fehlte der trotzige Ansatz des Debüts. Aber schon beim Einsteiger und Namensgeber von »Happiness Ltd.« gibt es die erste Überraschung: Die Band lässt sich Zeit. Der Beat kommt nur auf jede vierte Zählzeit, dazu brummt stimmig ein zurückgelehntes Bassriff, am Ende gibt es sogar ein Fade-out. Wann hat man so was zuletzt gehört? Und ähnliche unerwartete Gimmicks finden sich auch später: Immer mehr Songs drängen weg vom fröhlichen Gepolter der Anfangstage hin zu ..., ja, wohin eigentlich? Wahrscheinlich in die großen Hallen. Dafür sprechen die um allerlei Soundeffekte erweiterte Instrumentierung ebenso wie die Auswahl von Produzent Rob Cavallo (u. a. Green Day, Goo Goo Dolls, My Chemical Romance). Breitwandsound, hooray! Doch »Happiness Ltd.« biedert sich trotz seiner ausgefeilten Produktion nicht an. Zwar werden bei Hot Hot Heat nun auch große Gefühle zugelassen, aber ohne dass es dabei cheesy zu muffeln beginnen würde wie bei den oben genannten US-Kollegen. Positiv zu verzeichnen ist auch der wesentlich abwechslungsreichere Gesang, der beim stärksten Song, der SpätsommerHymne »Outta Heart«, gar gecroont und mit viel Kopfstimmen-Einsatz daherkommt. Überhaupt hatte Steve Bays offensichtlich die ewigen Robert-SmithVergleiche satt. So klingt das Album reflektierter als die Vorgänger. Nach wie vor gibt es das eine oder andere Zugeständnis an den mittlerweile von sich selbst gelangweilten Neo-New-WaveHype, diese Stücke sind dann allerdings auch die Schwachstellen des Albums. Die Veränderungen bei Hot Hot Heat mögen zwar nicht fundamental sein, aber deutlich spürbar – und sie tun ihrem Sound ziemlich gut. Philipp Jedicke Inferno Pioneering Work Destiny / SPV Man muss nicht das Deutsch-PunkSuperhirn Jan »Tocotronic« Müller sein, um Inferno zu kennen. In den Achtzigern und bisschen drüber hinaus prügelte man sich durch die Klischees des Genres und landete in den besten BMX STREET/VERT & SKATEBOARD STREET/VERT CONTEST LIVE MUSIC ACTS 12.-13.10.07 BERLIN VELODROM >cigdZbeÒZ]ai%.#%, ?ZYZcBdcVicZj/]^ZgY^Z89"I^eehYZgGZYV`i^dc! Y^ZYZcHi^X`Zg¼Zbe[d]aZckdc>cigd»igV\Zc# B#>#6# 7gd`ZcHdX^VaHXZcZegZhZcih@Zk^c9gZl @VaV He^g^i>[### Cfhhbst0Joejhp Djuz!Tmboh0Vojwfstbm Momente sogar daneben und war dann richtig gut. Gut, dieses Attribut lässt sich beim besten Willen nicht jedem der hier befindlichen 56 Songs verleihen, und in der erschlagenden Gesamtheit ist das auch mit Vorsicht zu genießen. Aber es ist definitiv auch zu genießen. Immerhin brachten Inferno Hardcore in Deutschpunk. »Tod und Zerstörung«, »Birne muss Kanzler bleiben« oder »Linke Sau« wirken immer noch respektabel und sind nicht bloß Sicherheitsnadel-Nostalgie pur. Ach, und für unsere jüngeren Zuschauer: Bei Inferno spielte Archi McMotherfucker of später Terrorgruppen-Fame. Bernd Seidel Jingo De Lunch The Independent Years Rookie / Cargo I]Z<dIZVb 9^ginHdjcYhnhiZbegZhZcih Egdd[d[Ndji] 9^ginHeVXZ9^hXd I^\Zghjh]^ Dppqfsbujwf!Nvtjd0Vojwfstbm Bm"wf I]Z;djciV^c D#H#I# Ljopxfmu!Ipnf!Foufsubjonfou! =VaaVb;dZ 8dbe^aVi^dc Epnjop0Spvhi!Usbef Voufs!Tdibgfo!Sfdpset0Bmjwf BZaiKda#( EaViiZca~YZcZbe[d]aZckdc>cigd =^Zg\^WiZhVjX]YVhV`ijZaaZ>cigd^b6j[hiZaaZg# BBDIFO;!Qmbuufocstf!BOEFSOBDI;!Nvtjlmbefo!BSOTCFSH;!Tdpsf!Sfdpset!BTDIBGGFOCVSH;!Ejtdp!Tipq!BVHTCVSH;! Vohbxb! Sfdpset-! Lboujof-! Nvtjdmboe! CBNCFSH;! Nvtjdmboe-! Sfy! Nfmpejdb! CBVU[FO;! Cfbuipvtf-! Ujuvt! CFOTIFJN;! 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Jubiläum an, und die ganzen ollen Hits sind in einem handlichen, von der Band höchstselbst kompilierten, klanglich für die Gegenwart fitgespritzten Best-of-Package abzugreifen. Das kracht, das macht Spaß, und trotzdem ändert es nichts daran, dass Yvonne Ducksworth zwar eine fantastische Stimme hat, aber oft dermaßen schrecklich neben der Spur singt, bis sich Blutblasen auf den Trommelfellen bilden. Doch genau dies machte Jingo De Lunch ja so einzigartig. Ungeachtet einiger verpupter Dad-Rock-Momente und grauenvoller Soli: ganz gut gealtert, der Scheiß! Ulf Imwiehe Kula Shaker Strangefolk Essential Music / Indigo Seit acht Jahren gab es kein neues Album von Kula Shaker. Die Band hatte sich aufgelöst, Sänger/Gitarrist Crispian Mills den Nachfolger The Jeevas gegründet, nachdem die Erfolgskurve nach unten wies. Dabei hatten die Britpopper 1997 mit ihrem Debüt »K« einen fulminanten Start hingelegt. In einer Zeit, als Oasis und Blur um das Erbe der Beatles und Kinks stritten, traten Kula Shaker in die Fußstapfen der frühen Pink Floyd. Sie hauchten dem Britpop Psychedelia und RäucherstäbchenSpiritualismus ein. Davon ist auf dem Comeback wenig übrig, es setzt eher den Kurs des 1999er-Albums »Peasants, Pigs & Astronauts« fort: kerniger Rock samt bratzelnder Gitarren und pluckernder Hammond-B3-Orgel – gleichwohl komplex arrangiert. Eine gelungene Symbiose aus Cool-Britannia-Pop und Heavy-Prog-Rock. Mal ausnahmsweise kein unnötiges Comeback. Frank Schuster Talib Kweli Ear Drum Blacksmith »HipHop’s not dead, it was on vacation«, ist das Credo dieses ungewöhnlich kompakten und dritten Kweli-Albums. Findet das Genre jetzt wieder zu sich selbst? Wenn man »Ear Drum« und das kommende Common-Album »Finding Forever« in Betracht zieht, scheint jedenfalls eine bemerkenswerte Reduzierung auf die Tugenden Dynamik, pointiert freigelegte Beats und anschubsender Rap zu beobachten zu sein. Dazu passt auch, dass die Singleauskopplung »Listen« vom ehemaligen Stevie-Wonder-Protegé und HipHop-Wunderkind Kwamé produziert wurde und viele Hits mit rein sampleorientierten Producern wie Pete Rock (der mit »Holy Moly« direkt in Richtung Magengrube geht), Madlib und dem erstaunlichen KanYe West angefertigt wurden. Kweli stellt sich hier mit seinen eloquenten Raps ganz in den Dienst des Bewegungsapparates und kommt auf der Suche nach dem perfekten Beat auch mit Giganten wie KRS-One klar. Ob es nun stimmt oder nicht, dass er für den »real HipHop« steht, er behauptet es jedenfalls mit einiger Überzeugungskraft. Martin Riemann Liars Liars Mute / Emi Gute Neuigkeiten für Freunde des Abseitigen: Die Liars machen jetzt wieder Songs! Ja, echt. Offensichtlich ist ihnen ihr letzter monumentaler Schrotthaufen »Drums Not Dead« nach eineinhalbmaligem Hören selbst auf den Wecker gefallen. Im Übrigen habe ich noch nie jemanden getroffen, der die 36 Filmchen, die dieser IrrsinnsProduktion angeheftet waren, alle oder gar zu Ende gesehen hat. Schwamm drüber, mit ihrem vierten Album schaffen sie es, dass man sie wieder lieb hat. Und auch wenn das in ihren Sphären vielleicht beleidigend klingt – »Liars« ist ein richtig hittiges Album geworden. Es gibt richtigen Gesang, Melodien, die man sich merken kann, heilbar gebrochene Rhythmen, Wall-of-SoundZeug und alles, was sonst noch so dazugehört. Äußerst ungewöhnlich für diese lärmigen Leute. Natürlich finden sich trotzdem genug Flashbacks aus der Zeit, als das Trio noch in irgendeinem Evil-Dead-Häuschen im Wald hockte und über den Hexensabbat sinnierte; »Leather Prowler« ist z. B. so ein Stück, das einem den Angstschweiß auf die Stirn zaubern kann. Dafür klingen Intro _ Probefahrt _ 101 sie dann bei »Sailing To Byzantium« wie Klaxons auf Valium. Sogar wunderschöne Surfgitarren haben diese nervenzerfetzenden E-Rock-Styler in ihr bestes Album eingebaut. Klasse. Die aktuelle Platte zum Abkrachen. Martin Riemann ist eines der smartesten Debüts des Jahres aus dem für hitzige Kickstarts bekannten britischen Indiezirkel. Christine Franz Maps We Can Create Mute / Emi Nesola / Four / SonyBMG / 07.09. In der Ruhe liegt die Kraft, in der Simplizität der Reiz und in der Reduktion die Fülle. Daran hat sich auch auf dem zweiten, wieder mal sehr intimen Werk von Laura Lopez Castro nichts geändert. Wunderschöne, fast schon rudimentär runtergestrippte AkustikSongs voller Wärme und Melancholie. Dass das zuerst mal wie ein schales Urlaubsklischee spanischer TouristenMusik klingt, liegt wohl eher an unserer für gewöhnlich wieder viel zu skeptischen Slacker-Wahrnehmung als an der sehr gelassenen, souveränen Umsetzung der Künstlerin und ihres hochmusikalischen Mitstreiters. Muss wohl einfach mal gesagt bzw. geschrieben werden. Und somit ist auch dieses kleine, stille Songwriter-Meisterwerk erneut ganz schlicht über alle peniblen Vergrößerungsglas-Zweifel erhaben. Zeitlos betörendes Originalmaterial sowie einige ausgewählte Coverversionen für den Schaukelstuhl und natürlich den Strand – man merkt den Unterschied gar nicht. Augen zu und wohlfühlen. Glücklich sein und gleichzeitig schwer ums Herz werden, das geht. Ein kleines Glück ist’s fürwahr und deswegen irgendwie ganz groß. Georg Boskamp The Maccabees Colour It In Universal Was für ein Einstieg. Im Land von New Rave und Mainstream-Indie punkteten The Maccabees mit ihrem Debüt »Colour It In« nicht nur auf dem legendären Glastonbury Festival, sondern auch bei ihren Musikerkollegen. So setzte ihnen das Projekt LDN Is A Victim gleich ein musikalisches Denkmal: »At the moment The Klaxons are kinda the shit but I think they are a bit gay I prefer The Maccabees but my mates can’t get enough of it.« Und New Rave sind The Maccabees tatsächlich nicht, eher das, was man im Mutterland des Pop in der Plattenladenrubrik »Artschool« zusammenfasst: Fünf ehemalige Kunststudenten spielen Brit-typische Gitarrenriffs, gepaart mit feingetuneten Alltagsbeobachtungen. Da geht es mal um Küssen nach dem Zähneputzen, mal darum, wie man dem Date mit der Zigarette fast das Kleid abfackelt, und um das örtliche Hallenbad. »No bombing and no heavy petting. Stay in your lanes. Came out of the changing room and absolutely nothing had changed. Latchmere’s got a wave machine.« Tanzen geht gut, zuhören aber fast noch besser. »Colour It In« Das Erstlingswerk von James Chapman ist ein Album voller typischer Nachtmusik. Dabei klingen die 16Spur-Schlafzimmer-Aufnahmen des Engländers keineswegs düster. Doch die Mischung aus elektronischer und psychedelischer Popmusik hat etwas Schwereloses, sehr Schwelgerisches und klingt auf eine besondere Art und Weise entrückt. Denn Chapman schichtet Synthie-Streicher und Gitarren mit elektronischen Klängen zu einem Gesamtsound, der an die besten Momente klassischer Shoegazer-Bands wie Slowdive, Ride oder Lush erinnert – My Bloody Valentine und Spiritualized nicht zu vergessen, die sogar im Info explizit Erwähnung finden. Anders als bei Caribou, dem zweiten großen Psychedelik-Freak dieser Tage, leben Songs wie »Lost My Soul« oder »Don’t Fear« nicht unbedingt von ihrer ungewöhnlichen Instrumentierung, stattdessen begeistern diese Nummern durch eingängige Melodien und ihren Breitwand-Sound. Ein tolles Debüt voller Musik, die hoch aus den Wolken kommt. Christoph Büscher Meat Puppets Rise To Your Knees Side Che / Cargo Mensch, waren die mal gut. Anfang der Achtziger hatten die Meat Puppets Punk und Country auf einen gemeinsamen Nenner gebracht, ohne dabei je in albernen Cow-Punk abzudriften. Für einen kurzen Augenblick waren sie neben Minutemen eine der besten Bands auf SST, was für Frühachtziger-Verhältnisse bedeutete: eine der besten Bands der Welt. So viel Stilsicherheit und gleichzeitige Energie ließ sich natürlich nicht lange halten. Doch im Gegensatz zu Kollegen wie den Replacements, die nach einem glühenden Punk-Debüt ganz schnell den Blinker in Richtung Middle of the Road gesetzt hatten, spielten die Meat Puppets noch für einige Jahre soliden, ja, anspruchsvollen und unpeinlichen SST-Rock-Standard ein. Mit solchem melden sie sich nun wieder zurück – unaufgeregt und ohne den Anspruch, die Mauern von Jericho oder irgendwelche Hörgewohnheiten zu Fall zu bringen. Öde Balladen wie »On The Rise« hätten sie sich zwar ebenso sparen können wie die oft allzu schaumigen Gitarren und eine ausufernde GriffbrettAkrobatik, doch bei mindestens jedem zweiten Song schimmert noch die große SST-Schule durch, die Hardcorepunk einmal aus der Knüppel-Sackgasse geholt hatte. Wer nun behauptet, die Meat Puppets würden inzwischen bloß noch Adult orientated Rock spielen, sollte sich vor Augen halten, dass 80 Prozent ©2007 Home Box Office, Inc. All rights reserved. HBO® and RomeSM are service marks of Home Box Office, Inc. Laura Lopez Castro Y Don Phillipe Inventan El Ser Feliz 102 _ Intro _ Probefahrt Funny Van Dannen Trotzdem danke Für & Wider JKP / Warner Funny Van Dannen erweist sich auf seinem neuen Tonträger »Trotzdem danke« erneut als feinsinniger Alltags-Beobachter, der mit simplen Mitteln Hintergründiges offensichtlich werden lässt. Wäre eine schöne Einleitung. Ist leider gelogen, denn FVD ist endlich irgendwo angekommen: im Schoß der berufsverwuschelten Toten-Hosen-Familie. Sein zehntes Album erscheint beim Hosen-Label JKP, und damit wächst zusammen, was zusammengehört. »Bayern« hieß die Stammtisch-Hymne, bei der die im Laufe der Jahre textlich immer unsinniger werdenden »Ex-Punks« erstmals auf den Berliner Klampfenträger zurückgriffen. Auf ähnlichem Niveau rhabarbert »Trotzdem danke« endlos erscheinende 24 Stücke lang vor sich hin. Die Liebste ist mit einem Chinesen durchgebrannt (»Scheiß Globalisierung«, haha), man hat ja schließlich »Kohl und Cholera« überstanden (Scheiß CDU, na logisch!), und einst wird man – Zwinker! Zwinker! – Bayern-Fan, sich – Öchel! Öchel! – »irgendwann integrieren« und »das Hirn absaugen« lassen. Halt der ganze Quatsch, über den sich der gemeine Zukurzgekommene so seine Gedanken macht und dabei mit Händen und Füßen an den Status des »Outlaws« klammert, obwohl er so simpel mehrheitsfähige Ansichten und Anekdoten dampfplaudert, dass man aus dem Schulterzucken gar nicht mehr rauskommt. Aber er singt nicht nur so, er meint es ernst: »Alleine aus politischen Vernunftgründen sollte man doch einsehen, dass die Hosen einen wichtigen Bereich abdecken. Denn wenn ich sehe, dass die Böhsen Onkelz mit einer Single auf Platz zwei kommen können, kann ich nicht verstehen, dass diese Leute etwas gegen die Toten Hosen haben«, gab er einst dem Interviewer der – natürlich – Toten-Hosen-Homepage mit auf den Weg. »Trotzdem danke«? Nein, nein und nochmals nein. Marco Fuchs Was ist denn hier los? Kaum dreht man den »Kollegen« mal kurz den Rücken, werden alle langfristigen Verträge des Wohlwollens aufgekündigt? Ist schon wieder Hitler-StalinPakt, oder was? Und wer soll es ausbaden laut Hauptmann Fuchs? Funny Van Dannen? Dieser wunderbare Mann, was hat der schon viele tolle Hits geschrieben. Nicht nur so halbtolle, sondern großartige. Gerade so ein androgyner Typ wie Marco Fuchs musste doch sicher in der Schulzeit und in der Arbeitswelt viel von MännerMännern einstecken. Und wie könnte ihn dann ein Song wie »Anita war ein Junge« kalt gelassen haben? Gut, das Stück stammt vom Album »Melody Star«, und das hat schon diverse Jahre auf dem Rücken (aber übrigens auch den Funny-Konsens-Hit »Lobdefizit« drauf). Aber auch seitdem ging noch einiges – vor allem auch die respektable wie unterhaltsame Buchkarriere. Und selbst wenn man meinen wollte, die neue Platte könne den eigenen Kosmos nicht mehr groß erweitern, sondern variiere die bekannten Motive des schön religiösen Familienvaters. Aber wenn das schon ein Grund ist, solche Abnabelungsmails, äh, -rezis zu verschicken, dann läuft bei den ältlichen Indie-Jugendlichen doch was falsch. Und dass Funny den Hosen immer mal zugearbeitet hat und die jetzt seine Platte pressen, ist doch nur konsequent und wäre höchstens noch ein Affront für Hardliner-Zines wie Zap oder Plot. Die gibt’s aber längst nicht mehr. Und daher auch keinen Grund, Funny hier runterlaufen zu lassen. Glaubt nicht Ciao Marco Ciao, sondern mir. »Trotzdem danke« ist eine sehr hübsche Platte. Martina Hergenröther dessen, was SST in der zweiten Hälfte der Achtziger veröffentlicht hat, nichts anderes als Adult orientated Rock war. Darin bestand ja der Trick: Dinge wieder hoffähig und bestenfalls sogar cool zu machen, die Punk einst niedergerissen hatte. Heute mag sich das nicht mehr zwingend im Sinne einer pophistorischen Weichenstellung anhören, doch ein Song wie »Tiny Kingdom« ist immer noch klasse und entschädigt für den bisweilen allzu starken Dire-Straits-Faktor. Dass sich »Tiny Kingdom« fast wie eine Coverversion von Tocotronic anhört, dürfte allerdings Zufall sein. Martin Büsser Menomena Friend And Foe City Slang / Universal In den USA sind Menomena die Entdeckung der Stunde. Dabei klingt das Debüt des Trios aus Portland zunächst etwas sperrig. Der Sound ist ungewöhnlich: Wuchtige Drums – leicht übersteuert – und der Gesang stehen beim Opener »Muscle’n Flo« weit im Vordergrund des Mixes, während Orgeln, Piano und diverse Gitarren sparsame, psychedelisch angehauchte Akzente setzen, bevor das Stück zu einer echten Hymne mutiert. Während die Vocals bei »Air Aid« ein wenig an den frühen Peter Gabriel g(die Genesis-Phase) erinnern und etwas Zeit brauchen, ihre Größe voll zu entfalten, entwickeln sich Intro _ Probefahrt _ 103 andere Stücke – etwa das stärker durch Loops strukturierte »My My« – trotz ihrer gebrochenen Struktur schnell zu brillanten Popsongs. Veredelt durch das Cover-Artwork des Comic-Künstlers Craig Thompson, ist das Album ein Muss für alle Jäger und Sammler. Krautig, kantig und einfach genial. Das unfassbare Zusammentreffen der unterschiedlichsten Einflüsse lässt »Friend And Foe« musikalisch leuchten. Menomena sind mit diesem Album zu Recht schon echte Giganten. verenden. »Volksmusik« im einzig wahren Sinn des Wortes, alles voll Soul. Soul, Alter! Mehr als 70 Minuten Kreativ-Antipausen, schief und schön. Die Autoren? Nie gehört. Will never either. Aber für eine Platte die Schätze heben, die da draußen glänzen. Jenseits von irgendwelchen Jugendzentren, Plattenindustrie-Mechanismen, Schindlers Gästeliste. Eine bezaubernde Gegenwelt, so gänzlich unaufgesetzt und – ja, es muss gesagt und auch so gemeint werden – ehrlich. Christoph Büscher Marco Fuchs Carsten »Erobique« Meyer / Jacques Palminger Songs For Joy Nobistor / Indigo Ein öffentliches Studio im Foyer der Studiobühne des Berliner Maxim Gorki Theaters. Ein Radiojingle und ein paar Zeitungsanzeigen: »Lieben Sie Musik? Singen Sie gerne? Schreiben Sie Gedichte? Schicken Sie uns Ihre Texte!« Was daraus entstand, ist die beste Zeit, die man mit Musik nur haben kann. Das sagen Carsten Meyer und Jacques Palminger, die zusammen mit Christoph Dietermann die Stücke arrangierten und einspielten, die ihnen diese wunderbaren Amateure um die Ohren schmissen. Voller Inbrunst die schlafenden Hunde wecken, die ansonsten als Schattenriss in Studierzimmern MF Doom Mm.. Food sen wird, erhöhen den Unterhaltungswert immens und sind so geschickt in dieses Meisterwerk eingewoben, dass die Skits auch nach dem 50. Hören nie nerven. Wie groß Dooms Geschicklichkeit ist, abstrakte Assoziationsketten in seinen unwiderstehlichen Flow unterzubringen (wie der Titel schon sagt, dreht es sich hier hauptsächlich um Lebensmittel), zeigt die beigelegte DVD, auf der man den Meister auf seiner USTournee für dieses Album begleiten kann. Seine unheimliche Maske zieht er dabei übrigens nie aus, der Bösewicht. Und jetzt bitte, bitte noch »Operation Doomsday« nachlegen, Leute! Mob Polygon jeder der vier Songs hilft eifrig mit beim Bau einer glühenden Distortion-Wand. Stein auf Stein. Durch die Wechsel in Dynamik und Harmonien entstehen Sounds voll bleischwerer Nebelschwaden, aus denen Wortfetzen dringen. Einzelne luftige Zwischenspiele wirken wie Schmetterlinge, die plötzlich von einem 10-Tonner mitgerissen werden. Das kennen und lieben wir auch bei Mogwai, bei der Intensität von Motorpsycho oder frühen Helmet-Platten, wenn alle Instrumente in dieselbe Richtung drücken. Sänger und Gitarrist Morten Haaber reibt sich am Refrain von »Wait For Me« auf, wiederholt die Zeile herzzerreißend oft und unterzieht seine Stimmbänder einer Zerreißprobe. Am Ende verglühen die Feedbackorgien im Off. Zurück bleiben offene Münder. Quartermain / Broken Silence Henrik Drüner Martin Riemann Rhymesayers / Rough Trade Mit der Wiederveröffentlichung von MF Dooms 2004er-Coup »Mm.. Food« erfüllt sich mal ein echter Fall von Angebot und Nachfrage, denn es dürfte nicht wenige gegeben haben, die sauer waren, sich die Preise für die Originalveröffentlichung nicht leisten zu können. Das ist vor allem für diejenigen von Vorteil, denen MF Doom erst durch sein Dangerdoom-Projekt ans Herz gewachsen ist, denn »Mm.. Food« ist die perfekte Ergänzung zu der erfolgreichen Kollaboration mit DJ Dangermouse. Allerdings sind hier sogar noch raffiniertere Happen drauf. Exzessiv gebrauchte uralte Serials und »Fantastic Four«-Hörspiele, in denen ständig die Niederträchtigkeit des Erzfeindes Dr. Doom geprie- Da sind sie wieder, die zwei Charakteristika des dänischen Fünfers Mob: Sie glauben an die Schönheit von Krach und an das moralische Dilemma, das das Streben nach Veränderung bei gleichzeitigem Bedürfnis von Stetigkeit mit sich bringt. Drei Alben haben die Kopenhagener seit 1999 veröffentlicht, zuletzt vor zwei Jahren »We All Repeat The Past«, und unnachahmlich erkunden sie die feinen Unterschiede zwischen musikalischen Stimmungen, erleuchten die Grauzonen von Atmosphäre und Emotionen. »Polygon« ist nur eine EP, vier Stücke, 20 Minuten. Doch Moneybrother Mount Pleasure SonyBMG Intro-Logbucheintrag, Sternzeit August 07: »Hey, wie geil findet ihr eigentlich die neue Moneybrother-Single?« Die Antwort ist doch wohl klar, also fange ich headbangend an zu singen: »Another summer, it’s just another summer, another lover, it’s just another lover!« Ja, toppt das mal. Aber was ist denn hier los? Nur hängende Mundwinkel und allgemein abweisende Fressen. Ich solle vom Schreibtisch runtergehen und die Pa- M@::?<JELKK$ Efik_JkXi;\j\ik\i ;Xj.%8cYldÙEfik_JkXi ;\j\ik\iÈbXeed`k=l^ le[I\Z_kXcj[XjY`j_\i `ek\ej`mjk\N\ib[\j8lj$ eX_d\$Dlj`b\ijY\q\`Z_e\k n\i[\e%;`\j\Jk`dd\# [`\j\D\cf[`\e%DXbXY\i le[_f]]ele^jmfccql^c\`Z_% Q\iYi\Z_c`Z_le[[XY\`[fZ_ fgk`d`jk`jZ_%Nle[\imfcc% :FEJK<CC8K@FE PFLE>>8C8OP$ Pfle^>XcXop <`e_\iqq\ii\`\e[\j# _`e^XY\mfcc\jjkXib\j ;\Ylk[\i9Xe[Xlj MXeZflm\i#[\jj\eJfle[ bXc\`[fjbfg`jZ_#jZ_n\ile[ d`k_pgefk`jZ_\d>\jXe^ Y\^\`jk\ik@e[`\$Gfg[\i^lk Xl]\`e\D`o$:;d`k=cXd`e^ C`gj#D\ki`ZK_\;fm\j gXjj\eni[\% 8IKJ:I8=KJ :8C@=FIE@8JEFNJKFIP$ :cfj\kfk_\FZ\Xe ;`\jZ_fkk`jZ_\9Xe[:Xc`]f$ e`XJefnJkfip`jk\`ee\l\i Jfe^ni`k\i&GFG$Aln\cmfe ;Xm`[Jb`im`e^$[\d >ie[\i>`kXii`jk\e mfe:8D<I8F9J:LI8 <ijZ_\`ekXl][\de\l\e m`\cm\ijgi\Z_\e[\eCXY\c C\kk\iYfo;\iJfle[kiXZb ]i[\eJgkjfdd\i C<KK<I9FO FJK&DFEFD8E>F$ I\mfclZ`feXi`fj JZ_\gg\ie[\>`kXii\e# ki\`Y\e[\le[ifZb\e[\ \c\bkife`jZ_\9\Xkj# if_\i#\e\i^\k`jZ_\iJfle[1 DfefdXe^f_XY\ed`kÙI\$ mfclZ`feXi`fjÈd\_iXcjeli \`e\eJfle[kiXZbqld=`cd Y\i[\eXd\i`bXe`jZ_\e JZ_Xljg`\c\i#Je^\ile[9\$ il]ji\mfclk`fei;\XeI\\[ gif[lq`\ik%ILE;C8L= D8>@:I8PJ$F]]k_\dXg 8l];\lkjZ_cXe[kfli (/%'0%'.=iXeb]lik#;Xj9\kk &(0%'0%'.Bce#9cl\J_\cc& )'%'0%'.9`\c\]\c[#=fild& )(%'0%'.;$?XdYli^#>ie\i A^\i&))%'0%'.9\ic`e#9Xe^ 9Xe^:clY&),%'0%'.BXjj\c# JZ_cXZ_k_f]&)-%'0%'.Jklkk$ ^Xik#Qnc]q\_e&).%'0%'. =i\`Yli^#BXd`bXq\BclY& )/%'0%'.NXc[j_lk#Bfie$ _Xljb\cc\i%><EKC<D<E CFJBLE>$=LDFEB<PJ$ CfjBle^$=lDfeb\pj <`e\-$BgÔ^\?Xdd\i$ JB8$GLEB9Xe[Xlj K`aleXeX&D\o`bfI8E:@; PFLK?9I@>8;<ki\]]\e Xl]G8EK<FEIF:F:F% <`e\\ogcfj`m\D`jZ_le^[`\ qldKXeq\`ec[k ;`\Gfn\i#[`\D\cf[`\e# Jg\\[#[\i;i\Zb% ?\iq#nXjn`ccjk[ld\_i6 |9<IJ<< nnn%Xc`m\$X^%[\ ;\j`^e1Afj\b[\j`^e%Zfd e\nj&&J\gk\dY\i 104 _ Intro _ Probefahrt Hard-Fi Once Upon A Time In The West Warner Wenn ich einen Verriss schreiben wollte, würde ich so starten: Der siebte Track auf Hard-Fis zweitem Album »Can’t Get Along« klingt wie eine Coverversion der furchtbar dummen Smash Mouth. Dann aber würde ich nicht weiter wissen und, um ehrlich zu sein: Ich habe ihnen diesen kleinen Ausrutscher längst verziehen. Weil sie mich davor schon nach Hause gebracht haben, weil allein die ersten drei Tracks mich dazu veranlasst haben, wildfremde Menschen zu küssen und zu merken, dass ich das Jubeln noch nicht verlernt habe. Das geht nämlich so: Selten hat mich das Zweitwerk einer hoff- nungsvoll gestarteten Band so überzeugt. Die erste Single »Suburban Knights« tritt die Tür ein, und nach dem hymnischen Loblied »I Shall Overcome« oder dem Pop-Postulat »We Need Love« habe ich aus dem Fenster gerufen: »Ja! Genau!« Natürlich sind die The-Clash- und Dub-Referenzen auch auf »Once Upon A Time In The West« immer noch allgegenwärtig, aber eingebettet in dieses schillernde Pop-Universum sind es nur zwei von Millionen von Sternen. Konnte man das erwarten? Vielleicht. Aber dankbar bin ich trotzdem. Was für ein schönes Album! Peter Flore gen Pop mit ihren Bah-Bah-Bahs genau das Richtige beisteuern. Die beatlastige Rhythmusgitarre, bei der die Bezeichnung noch Sinn macht, klopft davon und überlässt die Melodieführung ganz den Sängern, den Streichern (Owen Pallett [Final Fantasy, Arcade Fire]) und kleinen orgeligen Dingen, die immer »bing!« machen. Dabei entsteht ein Indiepop-Charme, den gerade die frühen New Pornographers gerne pflegten. Erfrischend überdurchschnittlich. Anne Westphal Northern State Can I Keep This Pen? Ipecac / Soulfood piere aufheben, die ich vor Begeisterung runtergetreten habe. Und, nee, die neue Moneybrother fände man echt nicht so toll. Ey, mit wem arbeite ich denn hier beim Intro? Mit meinen Eltern? Wenn doch nur die beiden größten Moneybrother-Künderinnen noch auf Sendung wären. Namentlich Karl-Otto Roche und Sandra Kuttner. Die hätten mich verstanden. Die neue Moneybrother-Platte ist mehr Boogie und Rock’n’Roll als früher – und das, ohne dass man extra Elvis mögen muss. Und das kann ich getrost sagen, denn ich mag Elvis nicht. »Mount Pleasure« läuft gut und variantenreich durch, und die Single ist einfach der Hit des Jahres. Wer etwas anderes behauptet, lügt mal wieder oder ist bescheuert. Linus Volkmann The New Pornographers Challengers Matador / Beggars / Rough Trade & Immaculate Machines Fables Mint / Broken Silence Der überdurchschnittliche kanadische Musiker hat nicht eine Band, sondern mindestens zwei musikalische Projekte sowie Soloambitionen. Dass daher bezaubernd beharrliche Gruppen wie die seit 1997 musizierenden New Pornographers in der Vielzahl absonderlich guten Outputs unterzugehen scheinen, ist skandalös. Doch das vierte Album »Challengers« überrascht als Synergienbündel der Nebenprojekte der Bandmember. Die folkigen Balladen von Neko Case (»Challengers«), die von Dan Bejar im Sinne seiner Band Destroyer eingespielten rumpeligen Popperlen (»Myriad Harbours«) und den geliebten geistreichen Powerpop der Band gibt es nun alles auf einmal. Sicherlich das abwechslungsreichste, eingängigste und daher wohl auch beste New-Pornographers-Album bisher. Während die Mutterband endlich ihre Trümpfe ausspielt, bringt Keyboarderin Kathryn Calder mit der Side-Band Immaculate Machine »Fables« heraus. Mit bemerkenswertem Understatement werden da schon im ersten Track Alexander Kapranos und The Cribs als nur Backgroundsänger angeheuert, wobei die Gaststars in all dem wirbeli- Als Hesta Prynn, Spero und Sprout einst spaßeshalber auf einer Party beschlossen, eine Rap-Group zu gründen, ahnten sie nicht, dass sie auch noch sieben Jahre später als New Yorks favourite All-White-HipHop-Girl-Band jene Lücke ausfüllen sollten, die Luscious Jackson hinterlassen haben. Mit ihrem dritten Album haben sich Northern State von den Major-Fesseln von Columbia/Sony befreit und erweitern nunmehr das eher männlich-«sicke« Repertoire von Mike Pattons Label Ipecac, indem sie – unterstützt von Chuck Brody von Shitake Monkey und Beastie Boys’ Adam Horowitz – sehr lässig zwischen Oldschool-HipHop, Electro und College-geschulten Rockgitarren pendeln. B-Girl-Feminism, you go! Vina Yun Intro _ Probefahrt _ 105 Pechsaftha Dick in Frisco Tumbleweed / Broken Silence Pechsaftha sind diese Clique aus grafzahl, Junge von EA80 und Martin Büsser, dem Adorno-sicheren Weinkönig der Filterlosen of Zap-Fame. Immer wieder treffen sie sich in einem Häuschen, ich glaube, es liegt im Grenzgebiet zu Holland, kann aber auch wo ganz anders sein. Also, da treffen sie sich und machen Musik. Das Häuschen bzw. dessen Einrichtung sieht man in den Videos (drei davon gibt es hier als Bonus), und die entsetzlich leblose Kleinfamilien-Reihenhaus-Aura des Ortes konterkariert jede Vorstellung, hier handele es sich um ein hippieeskes Happening-Projekt. Nein, der Ort, an dem diese Musik entsteht, ist Selbstbestrafung und damit eine gute Basis für die paranoid düstere Grundstimmung der Songs. Und ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich mich mittlerweile an den regional eingefärbten Sprechgesang von Martin gewöhnt habe, oder ob die Band sich tatsächlich so entwickelt hat, aber mir kommt »Dick in Frisco« weit besser vor als der Vorgänger. Sound und Musik besitzen eine hörbare DIY-Attitüde, es wird mit Rhythmik bis hin zur Kuhglocke experimentiert, aber die Songstrukturen sind dennoch nachvollziehbarer und die Stücke immer auf den Punkt. Textlich ist natürlich viel drin, wäre natürlich auch ein Skandal, wenn nicht. Aber man muss es Büsser und seinen Freunden hoch anrechnen, dass sie sich nicht in Formalismus, Verweigerung oder Abstraktion verschwenden. In »Für immer in Pop« wird erzählt von der Omnipräsenz des coolen Styles, der damit einhergehenden Ökonomie und – da wird es dann richtig ätzend – dem Faustschlag gegen all die kollaborierenden Jammerer, dass, wenn es anders wäre, »wärst du nicht dabei«. Genau. Und ätzend im Sinn von Säure natürlich und nicht im Sinn von schlecht. (Worauf bezieht sich das grammatikalisch?) Selbstkritik und überhaupt das Sichtbar-Machen, dass es in all dem schicken Konsens noch Kritik geben kann, das ist die große Leistung von Martins Texten. Da stört es auch nicht, wenn die Freundin beim Hören der Platte Folgendes zu Protokoll gibt: »Klingt wie das Wort zum Sonntag.« Denn selbst wenn – warum nicht? Sang nicht schon Tilman Rossmy auf einer sehr alten Platte: »Hab gehört, du bist jetzt so ’ne Art Prediger / Find ich ganz normal«? Linus Volkmann Phlatline Club Movement Splash! The Mixtape 2007 Phlatline / Groove Attack Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und auch hintendran. Das HipHop-Festival Splash! beispielswei- se. »Splash! The Mixtape 2007«, die CD zum HipHop-Event, ist eine ungebrochene Ode an phatte Beats & slicke Reime, ist eins a Before- and Afterhour-Material für echte HipHop-Fans. Perfekter Block-Party-Soundtrack – egal, ob als Car-Speaker-Futter auf dem Anreiseweg oder als Ausklangkonserve, um langsam den Kopfnickerkrampf zu lösen. Absolute US-Rap-Stars wie Snoop Dogg, KanYe West, Redman, Swizz Beatz, Dr. Dre, Talib Kweli und The Roots werden gekonnt ineinandergefadet mit einheimischen Mikrofonhelden wie Kool Savas, Nico Suave, Prinz Pi, GBZ oder Olli Banyo. Ein pulsierendes Andenken an den HipHop-Sommer 2007, wenn ich schon mal so weit vorausargumentieren darf. Uwe Buschmann Planetakis Out Of The Club Into The Night Peng Musik / Cargo »Klingt wie Nena on Crack.« Was eine gewagte Selbstbeschreibung, die mit maximalem Nerv-Potenzial kokettiert. Und in diese Nähe reichen die Kölner Planetakis auf Albumlänge dann auch fast heran. In spärlicheren Dosen sind die zwölf Electro-Rock-Bastarde dagegen verträglicher, jedoch nie zwingend, zu oft streiten sich Mutter Dancefloor und Vater Indie um das Sorgerecht. So etwas verstört die Kinder, das weiß man doch von ZDF-Reihen wie »37 Grad«! Und dass ein ähnliches musikalisches Konzept bereits deutlich pointierter und mit zwingenderen Texten auf dem Spillsbury-Debüt »Raus« perfektioniert worden ist, lässt mir das Album leider mitunter reichlich entbehrlich erscheinen. Untergehen aber werden Jenny Fey und Robert Drakogiannakis (ehemals Angelika Express) dank MySpace wohl kaum. Or can 15.000 Planetakis fans be wrong? Peter Wittkamp The Polyphonic Spree The Fragile Army Institute Recordings / Indigo Jetzt also Uniformen. Die wallenden weißen Gewänder, derentwegen man die mehr als 20-köpfige Band The Polyphonic Spree in den USA schon für eine Hippie-Sekte hielt, sind weg. Dafür tragen die Mitglieder nun schwarze Jacken und Hosen. Die Rocksymphoniker um Sänger/Songschreiber Tim DeLaughter marschieren jedoch zum Glück nicht Richtung rechts-martialisch; die im CD-Titel benannte »zerbrechliche Armee« trägt Friedens-Embleme wie ein Herz und ein rotes Kreuz an Hüfte und (linker) Brust. Der OutfitWandel spiegelt zugleich den musikalischen Kurswechsel wider. Zwar dröhnt der Sound immer noch bombastisch prog-rockig, die Songs sind jedoch insgesamt nicht mehr so verspielt, labyrin- Hop mit Buschmann + DJ Explizit M r. J Medeiros »Of Gods And Girls« (Rawkus) – UB: Das US-Label Rawkus war ja mal für fünf Minuten der Mittelpunkt der HipHop-Welt. Doch seine Lyricist-Lounge ist schnell zum Club der toten Dichter mutiert. Diese Platte ist aber echt wieder gut, finde ich. DJ Explizit (Main Concept / 58beats): Das war noch die Zeit, in der man mit Bemusterungen überhäuft wurde, speziell mit Veröffentlichungen dieses Labels. Ich kann wirklich behaupten, fast die komplette Rawkus-Sammlung zu besitzen. Da waren auf jeden Fall ‘ne Menge gute Dinge dabei, wie z. B. Pharoahe Monchs erste Solo-Platte oder auch Big Ls Vermächtnis. Auch Eminem hat auf Rawkus ein paar seiner früheren Sachen rausgebracht. Alles immer sehr DJfreundlich mit Instrumentalplatten und so. Hat mir damals gut gefallen. Ich wusste gar nicht, das Rawkus überhaupt noch als Plattform für amerikanischen Indie-Rap existiert. Diese Platte ist auf jeden Fall im typischen Stil gehalten. Track Nr. 5 find ich ganz fresh. Da macht auch Rez von den Procussions mit, deren zwei letzten Alben einige Perlen zu bieten hatten und sich von der Produktionsweise mit dieser Neuveröffentlichung durchaus vergleichen lassen. Diverse »Essential Dub« (Roir Cat / Cargo) – UB: Gibt es wirklich eine Verwandtschaft zwischen Reggae und HipHop? Und warum gibt es eigentlich keine Dub-Mixe von HipHop-Songs? DJ: Da Kool DJ Herc als Jamaikaner einer der HipHop-Pioniere ist, kann man sicherlich kulturell wie auch technisch (siehe DJ/Selekta-Team) eine Verwandtschaft nicht wegleugnen. Jetzt, wo du’s sagst, fällt mir auf, dass meistens eher versucht wurde, Rap über Reggae zu stülpen (z. B. Mad Lion produziert von KRS-One oder sog. HipHop-Remixe von Bounty Killer oder Red Fox), als andersherum. Mir fallen jetzt auf Anhieb nur die Dub-Mixe von Roots Manuva ein. Zur Compilation: Die gedubbte Version von »Witness Tha Fitness« gefällt mir sogar besser als das Original. Mein absoluter Liebling in Dub ist immer noch Mad Professor, gleich gefolgt von Umberto Echo aus München, der über Enja 19rec. sein Debüt »Dubtrain« veröffentlicht hat. Unbedingt reinhören, es lohnt sich! Psycho Les, Al Tariq & Problemz a.k.a. Big City »The City Never Sleeps« (Nature Sounds) – UB: Fast so etwas wie eine Supergroup. Dass die es einzeln nicht zum ganz großen Stardom gebracht haben, ist schon fast tragisch. DJ: Die Einzigen aus diesem Dunstkreis, die es ein wenig geschafft haben, rauszukommen, waren die Beatnuts als Rap-Crew oder Produzenten (vor allem Psycho Les). Al Tariq hatte sich bei den Nuts ja nur als Gast-MC die Ehre gegeben. Nach seinem Soloalbum, das ihn 1995 sogar bis nach München, auf unsere Livin’Large-HipHop-Jam, brachte, hab ich MCs wie Black Attack oder Problemz für mich entdeckt. Unter Missin’ Linx (produziert damals von DJ Honda) haben die Jungs, noch vor Dr. Dre, David Axelrods »The Edge« gesampelt. Unsere erste 58beats-Veröffentlichung war 1998 ein Collabo-Track mit Problemz, und ich kann mich erinnern, dass wir alle eine gute Zeit im Studio hatten. Nicer Typ, auf jeden. Ob diese neue Platte ihnen zu mehr Ruhm verhelfen wird, speziell in Deutschland, bleibt dahingestellt. Zu wünschen wäre es ihnen. Track Nr. 3 »Stickem Up« ist auf jeden Fall mein Favorit, nicht zuletzt wegen dem Host des Jahrtausends, Greg Nice, und die Tracks Nr. 6 und Nr. 8 gehen auch gut rein. Galactic »From The Corner To The Block« (Anti- / SPV) – UB: Diese HipHop-Fusion-Bands funktionieren ja ganz selten. Hier scheint es aber irgendwie aufzugehen. Die Gitarre ist wunderbar in den 70er-Jahren stekken geblieben. DJ: Schön funky und gute Raps dazu, bin ich immer für zu haben. Da ich selbst auch ein kleiner Hobby-Drummer bin, steh ich auf solche DrumPatterns. Ohne Raps würde das Ganze aber auch ganz gut funktionieren. Das sollte so ‘ne Platte auch ausmachen – sprich, die Musik und Atmosphäre sollten im Vordergrund sein, und wenn die gefeaturten Rapper noch ihr Bestes dazugeben, um das Ganze dann gebührend zu garnieren, auch gut ... Echorausch »Kennst du des« (Piranha / SonyBMG) – UB: Die kommen aus München. Das ist also dein Terrain. Freund oder Feind – das ist hier wohl eine der Fragen? DJ: Definitiv Freund. Man ist sich früher ab und an gegenseitig auf die Füße gestiegen, das ließ sich damals nicht vermeiden. Rap ist ja bekannterweise Competition. Die Situation hat sich aber geändert. Ich hab mich persönlich mit den Jungs zusammengerauft und das Kriegsbeil begraben. Man sieht sich ab und an in meinem Resident-Club Erste Liga und trinkt gemeinsam – in aller Freundschaft. Die Jungs meinen, das hier sei ihr letztes Album, aber das glaube ich noch nicht ganz. Vielleicht ergibt sich ja mal das eine oder andere Feature. Time will tell ... thisch angelegt, sondern stringenter, zugleich härter. Statt Polyphonie mehr Unisono. Das tut dem Ganzen keinen Abbruch. Doch beim nächsten Mal bitte wieder mehr Debussy als Wagner. Frank Schuster Primal Scream Live From London DVD / Rough Trade Es gibt Bands, die implodieren unerwarteterweise. Und es gibt Bands, die implodieren unerwarteterweise nicht. Wie Primal Scream. 25 Jahre haben Bobby Gillespie und die anderen mittlerweile allen Ernstes auf dem Buckel. 25 Jahre »echter«, »dreckiger«, »wahrer« Rock’n’Roll. Was auch immer ihr für Assoziationen habt, sie stimmen und werden sicherlich noch locker getoppt von diesen Profi-Drogenfressern. Auf dieser DVD wird das Jubiläum entsprechend abgefeiert: ein sattes Best-of-Programm einer Show in London (»Jailbird«, »Accelerator«, »Rocks«, »Swastika Eyes« und pipapo). Die ganz großen Brüche im Sound, die sie ja seit Jahren auf ihren Platten pflegen, werden in der Live-Situation allerdings nicht abgeliefert. Das klingt dann oft auch mal nach Boogie-Woogie-Südstaatenrock. Hat hier jemand die Black Crowes ins Spiel gebracht? Gemeinheit. Dankbarerweise illustrieren die zwölf Videos dann doch die unwahrscheinliche Flexibilität, die Primal Scream immer ausgezeichnet hat. Schmankerl: das für mich absolut unübersetzbare Herumalbern von Mani und Bobby im Backstagebereich. Dieser Akzent öffnet Poren. Heiko Behr Rhythm King And Her Friends The Front Of Luxury Kitty-Yo Wer ist denn bei Intro ausgeschieden, dass ich über RKAHF schreiben darf? Mir soll’s recht sein, handelt es sich bei dem Duo Linda und Pauline um einen der hiesigen wie konkurrenzfähigen Electronica’n’Gender-Acts. Kennt komischerweise immer noch nicht jeder, aber wer sich für feministisch geprägte Acts wie Erase Errata, Robots In Disguise oder auch Le Tigre interessiert, weiß natürlich so was von Bescheid. »The Front Of Luxury« ist für Kitty-Yo als Veröffentlichung dabei so wichtig, dass man davon Abstand nimmt, sie nur digital rauszuhauen. Inkonsequent, aber toll. Denn dem neuen Entwurf sollen keine Schranken, sondern offene Münder blühen. So unrockig muss man elektronischen Rock erst mal inszenieren. Pappige Beats, sexy aufgeladene Nicht-Härte – ohne dass Songs wie »No Picture Of The Hero« dann nicht doch knallen würden. Subtilität als Power, danke King Kong, äh, Rhythm King. Ein schönes Referenz-Erleben ist übrigens auch, dass man an die Pop Tarts denken kann. An die Stücke, bei denen die damals die Gitarren im Schrank ließen. So was wie »Kindheit Jugend Sex«. Alles auch hier drinnen. Nur eben nicht fröhlich dilettantisch, sondern checkermäßig und mit vollster Absicht. Wer sich da noch die Zeit mit Jungsbefindlichkeitsrock totschlägt, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Linus Volkmann Rilo Kiley Under The Blacklight Warner Auf ihrem vierten Album haben die Kalifornier mittlerweile das letzte bisschen Saddle-Creek-Verschrobenheit aufgegeben. Rilo Kiley sind zu einem gefälligen, eingängigen und dabei gar nicht belanglosen Pop-Act geworden. Die meisten der neuen Songs stehen der Band und besonders Sängerin Jenny Lewis sogar sehr gut. Das subtilere und dabei buntere Soundgewand lässt deutlich mehr Platz für die außer- ordentlichen Texte der Ex-Schauspielerin. Das stilistische Spektrum wurde dabei neben den bekannten Rock-, Folk- und Country-Anleihen um Funk und Disco, z. B. in »Breakin’ Up«, erweitert. Außerdem steht Lewis mit ihrem Gesang noch präsenter im Mittelpunkt der Platte als zuvor schon. Manche Tracks lassen sogar die Vermutung zu, dass sie als eine Art rothaarige Madonna aufgebaut werden soll. »Under The Blacklight« zeigt wie schon das extravagante Video zur ersten Single »The Moneymaker« zumindest fürs Erste, dass sie dazu durchaus in der Lage ist. Christian Steinbrink Schneller Autos Organisation Noch mehr Hoffung für noch mehr Menschen Dian / Broken Silence Die aktuelle Turbostaat gefällt mir gut. Und – mit Verlaub – von Nagel von Muff Potter habe ich dieses Jahr einen Kuss auf den Mund bekommen – und deren »Steady Fremdkörper« ist doch auch ein Highlight. Halten Sie mich für zurechnungsfähig und diese beiden Aussagen für nachvollziehbar? Na, dann kann’s ja weitergehen. Also so nach dem Motto »Leute, die folgende Platte gekauft bzw. Musiker gestalkt haben, haben auch Folgendes bestellt«. Nieder mit der regulären Kritik, hoch lebe die Relation. Oder ist das schon die Rückkehr der Mengenlehre – mit dem Claim »Schnittmengen finden«? Na, egal. Schneller Autos Organisation kommen jedenfalls aus Hamburg und haben vor Jahren schon mal ein schönes Vinyl-onlyAlbum rausgebracht. Nun geht’s weiter. Sogar auf CD. Musikalisch fällt dabei erst mal auf, dass sich immer noch alles um Punk und Verzweiflung dreht – allerdings haben sich die ästhetischen Ausdrucksmittel verschoben. Die Musik ist nicht mehr so Dackelblut-mäßig verzerrt, aber dafür wirken die Songs in dem entblätterten Modus viel dringlicher, viel aufreibender. Mir fällt der – ja, immer leicht blasphemische – Vergleich mit den frühen Blumfeld ein, gerade beim Opener »Ohne mich (aber auch ohne dich)«. Aber so unangemessen, wie es immer ist, so Mittelstandsmucker wie Schrottgrenze mit dem jungen Distelmeyer in Relation zu bringen, so gut passt es hier. Also als ein Aspekt unter vielen. Ein anderer: Das Gefühl, dass die Musik so aufwühlend rüberkommt, obwohl sie eigentlich ja recht hermetisch und stehend ist, kennt man sonst so nur von The Sea And Cake. Und irgendwie Emo ist das alles auch. Toller Gestus, wenn wieder und wieder wiederholt wird »Armer Junge, armer Punk« – halb verächtlich, halb rührend. Man weiß nicht genau, woran man bei Band und den Texten ist, aber das macht die Spannung aus. Mal nachfragen: Was gleich bei der neuen Platte auffällt, ist, dass die Songs nicht mehr ganz so gitarrenpunkig umgesetzt sind, aber dennoch oder gerade deshalb viel drastischer klingen. Würdet ihr das auch so sehen, wie hat sich das ergeben? Wie immer hat es in den vergangenen Jahren Veränderungen gegeben. Wie bei allen, so auch bei uns. Die Aufnahmen dokumentieren diese Entwicklung, die von Geschmacksveränderungen, persönlichen und personellen Umbrüchen und neuen Erkenntnissen begleitet wurde; es handelt sich um Lieder, die in genau jenem Zeitraum entstanden sind. Dazu kommen Zufall, Tagesform und unbeabsichtigte Nebeneffekte. Natürlich ist nämlich nichts so geworden, wie man es sich vorher vorgestellt hat, und deshalb ist es in Wirklichkeit banal: Wir machen Musik, und wenn uns gemeinsam etwas gefällt, haben wir ein neues Lied. Textlich ist man mitunter angenehm ratlos. Spendet ihr Trost für den »armen Punk« und Co. oder doch eher ein wenig fatalistische Verächtlichkeit für ihn und sein Hamsterrad? Beides bzw. weder noch. Was für die Musik gilt, gilt zunächst einmal auch für die Texte. Sie handeln – weiterhin – von Abschluss und Anfang, von Trennung und Zusammenschluss und von Stillstand und Bewegung, von Prozessen also, die je nach Geschmack und Sichtweise von Autor und Zuhörer sogenannte private oder sogenannte politische Dimensionen haben, traurig stimmen und gleichzeitig aber auch – der Titel der Platte ist ja nicht als bloßer Zufall zu verstehen – das Prinzip Hoffnung herbeizitieren. Das ist unser Resümee der letzten fünf Jahre. Kerngedanke: Die Dinge fliegen durcheinander, die Begriffe verlieren ihre Bedeutung, die Lage ist unbeschreiblich, aber die Menschen hören deshalb ja noch lange nicht auf, Antworten zu suchen und zu finden. Punk, Pop, Demonstration, Liebesbeziehung: Die Ergebnisse sind falsch, die Wirklichkeit ist traurig und der Ton schroff. Und das Schöne ist: Wir sind selbst davon betroffen. Das hilft, nach noch besseren Antworten zu suchen ... Eure erste Platte stammt noch aus 2003 – seht ihr Schneller Autos Organisation eher als Hobbyband, oder versucht ihr euch jetzt auch als Band zu professionalisieren? Nein. Aber das war quasi eine EntwederOder-Frage und die Antwort soll »Nein« sein? Wir haben die Frage verstanden und die Antwort so gemeint. Es ist eine gute Frage und eine gute Antwort. Linus Volkmann Setsubun Bean Unit Setsubun Bean Unit Accidental / Pias / Rough Trade Bohnen gegen das Böse: Die kulturellen Gebräuche des fernen Ostens machen es allen westlichen Weltverbesserern scheinbar wieder mal extra einfach. Setsubun bezeichnet im Japanischen den Wechsel der Jahreszeiten und wird speziell Anfang Februar als großes Winteraustreibungsfest begangen. Bei dem Ritual spielen Sojabohnen, die alle Schlechtheit des vorangegangenen Jahres vergessen machen und generell böse Geister austreiben sollen, eine maßgebliche Rolle. Wenn nun eine Bande, bestehend aus drei Mitgliedern der englischen Weltmusikverwurster Bellowhead mit vier MusikerInnen sowie zwei traditionellen TänzerInnen aus Japan, Setsubun zu ihrem musikalischen Programm erhebt, kann man sich in etwa vorstellen, was zu erwarten ist. Und so plumpst in den Shinto-Schreinen plötzlich der Folklore-Humor in die Echokammer des Dub: Verhallte Offbeat-Gitarrenlicks, quäkende Bläser und Jazz-Jams tanzen gemeinsam zum konstanten Schlagzeugzischen und Elektronikbrummen. Das ist schön lo-fi, unernst und nicht gerade besonders avanciert. Aber der Truppe scheint es sowieso hauptsächlich um den Spaß am gemeinsamen Rumdaddeln zu gehen. Warum also nicht schon mal zu Herbstbeginn präventiv die Wintergeister verschrecken? Das Dschin- derassabum der Setsubun Bean Unit ist dafür bestimmt geeignet. Arno Raffeiner Shantel Disko Partizani! Essay Recordings / Indigo Der selbstbezogene Popmusikdiskurs hat immer noch Berührungsängste mit einer klischeebehafteten »Weltmusik«. Vielleicht ändert sich das mit DJ Shantel, der den Spagat zwischen den divergierenden Gruppen von Rezipienten meistert, während dies den Gipsy-Brassbands wie der Fanfare Ciocãrlia oder den Taraf De Haïdouks weniger gelingt. Vor zehn Jahren ist Shantel in die Heimat seiner Familie nach Bucovina gereist, wo er für sich die Musik der Gipsys entdeckt hat, die Fanfaren und Brassbands, die jedes Konzert in ein trink- und tanzfreudiges Fest verwandeln. Shantel beginnt, ihre Musik in Clubs aufzulegen und mit elektronischen Beats zu unterfüttern. Der Bucovina Club ist geboren, der ihm sogar einen Worldmusic-Award der BBC einbringt. Shantels aktuelles Album besteht trotz des clubverdächtigen Titels »Disko Partizani!« aus Eigenkompositionen, die von Musikern eingespielt wurden. Grandiose Virtuosen verschiedenster Kulturen konnte Shantel für dieses Projekt gewinnen, das ihn zum Manu Chao des Balkan-Pop kürt. Matthias Schneider Shiny Toy Guns We Are Pilots Mercury / Universal Eine Band, zwei Geschichten aus Pop. Oder besser: die gleiche Geschichte aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt. Version #1: Shiny Toy Guns aus L.A. sind eine Band auf dem Weg in den »Pop-Olymp«. Sie machen alles richtig und haben auch noch das nötige Glück gepachtet: Zunächst in kleinem Rahmen vertrieben, machte das Debüt, das Anfang 2005 erschien, gepowert durch MySpace, Fans und A&Rs großer Firmen, seinen Weg durch die Hierarchien der Industrie und Medien. Bis es hier und jetzt auch in Europa und auf einem Major-Label gelandet ist. Spitze, wie im Märchen. Oder? Version #2: Shiny Toy Guns sind eine Band auf dem Weg ins Verderben – die Hybris lässt grüßen. Grund: »We Are Pilots«, also das Europa-Release, stellt die vierte (!) Neuaufnahme des Debütalbums dar, das doch eigentlich schon vor zweieinhalb Jahren veröffentlicht wurde. Zweieinhalb Jahre Wiederkäuen des eigenen Ichs, Ansprüche neu justieren, Chancen abwägen, künstlerisch schon längst Abgeschlossenes neu und zwanghaft noch toller reproduzieren, bis es zu den Ohren rauskommt. Man muss kein Psychologe sein, um zu ahnen: Jeder Künstler mit nur geringem Faible für eigene Entwicklung oder Würde müsste durchdrehen bei solch einem schrecklichen Alltag. Und jeder, der diese Geschichte erfährt und mit genug Häme sowie dem Intro _ Probefahrt _ 109 Pinback Autumn Of The Seraphs 7Ê6, Touch And Go / Soulfood Wer Pinback immer schon mochte, hatte schon länger diesen Eindruck – schöne Musik macht sich bei dieser Band scheinbar wie von selbst. Ein anderes Projekt verfolgen Zach Smith und Rob Crow dagegen viel bewusster: die Zerstörung des eigenen Mythos’. Nicht nur hat Crow unlängst ein Soloalbum veröffentlicht, und das mit den Zuschreibungen des süßen sensitiven Indie-Boys aufräumt, nein, auch das vierte Album seiner Hauptband vermittelt einen ersten optischen Eindruck von martialischer Metal-Symbolkraft und FantasyNerdism. So viel dazu, dass Pinback dünne und bartlose Seitenscheitel in T-Shirts seien – kann man ja so auch nicht stehen lassen. Musikalisch fällt dieses Statement dann aber erwartbar nicht ganz so eindeutig aus: Sicher haben Pinback an ihrer Variabilität und Dynamik, gerade im SchlagzeugPart, gefeilt, trotzdem sind die elf Songs auf »Autumn ...« wieder das Schönste, Leichteste und Erhabenste, was Indierock zu bieten in der Lage ist. Leicht angeschlagene Gitarrenakkorde verdichten sich in jedem Song zu unerhört subtilen Fetisch für Originäres ausgestattet ist, würde sich freuen, wenn hier jetzt auch noch stünde, all die Mühe sei so was von für die Katz gewesen. Denen sage ich: Auch die vierte Version von »We Are Pilots« ist in all ihren redundanten Reminiszenzen an Synthie-Pop, 80er- und Chartspop ganz hervorragend. Auf ästhetischer Ebene nahe bei The Sounds, in phänomenologischer Hinsicht wiederum ziemlich genau dort, wo The Killers jüngst aufhörten. Denn das Zitat bleibt auch hier weitestgehend als Zitat verortbar – wird aber in einem so redundanten Auftreten zum Amalgam eigenständiger Kunst. Pop sowieso und tanzbarer noch dazu. Eine Art gesampeltes Songwriting, das zu Hits, Hits, Hits führt. Deren Oktavbässe und tausendfach gehörter Pathos unterdrücken die potenzielle Wut über so ein Vorgehen mit der Zeit komplett. Eben genau, weil manche der Songs der Kritik so schutzlos gegenüberzustehen scheinen wie ein vertrocknetes Maisfeld einem berstenden Staudamm – bei genauerer Betrachtung aber über jeden Zweifel erhaben sind. »You Are The One«, »Don’t Cry Out« und »Waiting« heißen nur drei Beweise dieses Geniestreichs. Felix Scharlau Slur Boo Noisedeluxe / Broken Silence Zu den unerfreulichen Nebenerscheinungen der Globalisierung gehört auch, dass inzwischen aus allen erdenklichen Ländern Pop-Mittelmaß auf den Markt drängt, das – ohne Schwellenland-Bonus – nur ein Gähnen hervorrufen würde. Kein Mensch braucht Ramones-Klone aus China oder Grunge-Bands aus Malaysia. Gruppen wie die chinesischen Joyside, die hierzulande mit großem Hype eingeführt werden sollten, sich aber beim Publikum nicht wirklich durchsetzen konnten, mögen im eigenen Land durchaus dramatischen Bögen, um im Refrain dann orgiastisch auszubrechen, ohne auch nur einmal unhörbar laut oder mörderisch schnell werden zu müssen. Gerade am Anfang wirkt das Album ungewohnt rockig und rasant, tatsächlich ist es aber genauso wenig verzerrt wie immer, die neue Wahrnehmung ist eigentlich nur durch detailversesseneres und noch mal verbessertes Songwriting zu erklären. Spätestens ab »Good To Sea«, dem dritten Song, singen Zach und Rob dazu wieder mit hellen Stimmen hohe und behände hüpfende Achtelnoten, jedoch darum bemüht, davon nicht die Atmosphäre des ganzen Songs festlegen zu lassen. So schön, dass man noch mal erwähnen muss: Hier, in ihrem Segment, sind Pinback das Beste, was es gibt. Und man schämt sich noch nicht einmal wirklich, wenn man sich daran erinnert, im euphorischen Überschwang mal das tumbe Superlativ von der »besten Band der Welt« gebraucht zu haben. Denn irgendwie passt das hier schon. Christian Steinbrink Sinn und Laune machen – trotzdem darf an dieser Stelle mal die Arroganz des Westens ins Spiel gebracht werden: Die Unbedarftheit, mit der solche Bands Kapitalismus und Pop aufsaugen und in eins setzen, wirkt in unseren alten PopLändern eher befremdlich als belebend. Umso erfreulicher, dass Slur aus Thailand ganz und gar nicht epigonal klingen, sondern britischen Indie-Pop mit einer Spur Ska auf eine ähnliche Weise verformt und zu ihrem eigenen Ding ummodelliert haben wie die Aeronauten. Auch das ist eine der bizarren Folgen der Globalisierung – beim Hören einer thailändischen Band ständig an eine Band aus der Schweiz denken zu müssen. »Boo« hört sich an wie der beschleunigte, beschwingte Nachhall auf The Smiths, sehr britisch, sehr poppig, sehr distinguiert. Gesungen wird in Englisch, mit hörbarem Thai-Akzent, der das Ganze allerdings eher liebenswert als bescheuert macht. Hier wird deutlich, dass es einen hörbaren Unterschied zwischen bloßer Nachahmung und Aneignung gibt. Martin Büsser Sportfreunde Stiller La Bum Universal Die Sportfreunde Stiller müssen mit ihrem ersten regulären Album nach ihrem Ausflug zum Mond, dem WMDing, wieder Indiedisco-Bodenkontakt aufnehmen. Das wird schwer genug. Auch für die Kritiker. Die wissen nämlich, nachdem Sportflo und Kollegen mit Schweini auf der Fanmeile vor Millionen moshten, auch nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht. »You Have To Win Zweikampf«, jenes WM-Album, war mit Verlaub ein arges Verbrechen an Style, Understatement und Coolness. Indie-Fangesänge aus Schüttelreimen und im Fun-Punk-Modus. Und dennoch – wer wüsste es nicht? – wurde diese Platte zum Durchbruch der Band in Proll-Galaxien, die noch kein Immergut-Besucher zuvor je betreten hatte. Was soll man den sympathischen Jungs also wünschen? Dass ihre Platten noch bauernmäßiger werden? Denn das scheint ein wahrer Erfolgsgarant. Oder soll man wünschen, dass sie sich von dem Scum abgrenzen und dementsprechend ein spezielleres Werk verfassen? Keine Ahnung, zum Glück gibt »La Bum« selbst die Antwort: Die Sportfreunde rocken dort null verkrampft ihren Stiefel durch. Mit der gewohnt spitzbübischen Unbedarftheit, die sie zu unbedrohlichen Indie-BubblegumHelden macht, die sie sind und bleiben werden. Musikalisch hat man sich sogar was einfallen lassen: Der ElectroPop von dem Brugger-Brüder-Spaß-Projekt TipTop findet als Versatz seinen Weg in die Hauptband, und auch »englische« Gitarren und Intonationen akuter Insel-Bands wurden eingeschleppt und für den eigenen Stil urbar gemacht. Ziemlich amtlich. Einzig die Texte fungieren, wenn man nicht bereit ist, dauernd über Stilblüten, Hakeliges oder Ungeiles hinwegzuhören, als Stolperstein. Quatsch-Lyrics wie die der ersten Single, die so was bringen wie »Alles Roger! Nee, wer ist denn dieser Roger?«, muss man abkönnen, muss man vielleicht sogar lustig finden. Mir fällt das mehr als schwer. Aber aufgrund der immensen Aufmerksamkeit, die den Sporties mit diesem Album wieder zuteilwerden wird, dürften sich genug finden, die tatsächlich darüber lachen können. Dann passt’s doch. Sandra Brosi Swayzak Some Other Country !K7 / Rough Trade Swayzaks fünftes Album beginnt gleich mit einer Hymne: Eine sich mit weitem Hall ausbreitende Piano-Melodie, eine Vocal-Catchphrase, die sich direkt ins Hirn gräbt, dann donnernde Drums und eine 4/4-Bassdrum, die man mehr spürt als hört – daraus ha- / ""- ",6Ê,6, / iÊ-Ì>}iÊ >iÃÊ*É >}>}ÕÜ>À® *>ÌÌiÊ`iÃÊ>ÌÃÊÊ6Ãà Õ`ÊÕÃiÝ«ÀiÃÃt `i««ÊÛÊiÃÌit ÊLÕ]Ê`>ÃÊÃÊiÀÀ>ÌÃV iÀÕÃÌi ÌÊÜiÊiÊÛiÀÜÕÃV i iÃ]ÊÌÊviÕÊÕ`Ê,iviÀiâi ØLiÀÜÕV iÀÌiÃÊBÀV iÃV ÃÃ°Ê Ê1-8*,-- ," 7 / iÊ- i« iÀ`ÃÊ}Ê É* -ÕLÊ*«® iÊ-V iÌÊLÌâÌÊÊi`iÀ ViÊ>Õv]ÊÃÌÀ> ÌÊ7BÀiÊ>ÕÃÊÕ` iÀiÕV ÌiÌÊÃÊ`iÊÌë BÀi° 1}i>V ÌiÌÊ`iÃÃiÊëiÌÊ," Ê7 Ê>V ÊÜiÊÛÀÊÌÊ`iÀ >ÌÊLi>ÌiÊÕ`ÊÃÊ}iiLÌi <BÀÌV iÌ]ÊÜiÊ>ÊÃiÊÛ iiÊ-Õv>Ê-ÌiÛiÃ]Ê VÊÀ>i Õ`ÊÌÌÊ-Ì ÊiÌ°Ê Ê/" -*" /1,-/" /ÀiiÃÊ"ÕÌÃ`iÊ/ iÊV>`iÞÊ VÃÌ>ÌVÊ*i>Vi® Õvʹ/ÀiiÃÊ"ÕÌÃ`iÊ/ iÊV>`iÞº LiÜiÃÌÊ`iÀÊ-" Ê9"1/ Ì>ÀÀÃÌÊÃiiÊiV ÌiÊ-}ÜÀÌiÀ µÕ>ÌBÌi°Ê1`ÊÜitÊi>Ì°Ê° >ÃVÃ]Ê->>À>ÊÕLiÃ] ÀÃÌ>Ê >ÀÌiÀÊ , -®]Ê`ÀiÜÊ>VÀi}ÀÊ>> "7 ]Ê ÊiÞ -1 1, Ê Ê"Ê/ ®ÊÕ`ÊiÃiÊivviÀ° *À`ÕâiÀÌÊÛÊ Ê}i -" Ê9"1/® Ê6iÀÌÀiLÊÛ ÜÜÜ°V>À}ÀiVÀ`ð`i Das sind alles wir mit Steinbrink l t i va Fes g e l ona bur nati in Ham r e t 1. in lme Das usikfi M für 8. – 0 . 3 2 V 7 200 . 8 0 . 26 Programm und mehr Infos: www.unerhoert-filmfest.de ic Chesnutt »North Star Deserter« (Constellation / Southern / Al!ve) – Oh, schon lange kein Vic-Chesnutt-Album mehr gehört. Fast vergessen, wie schön das ist. Wie gut, dass er mit Constellation endlich wieder eine angemessene, wenn auch stilistisch nicht so richtig passende Heimstatt gefunden hat. Vielleicht können die seine surrende Stimme und diese stumpf klingende Akustikgitarre mal wieder etwas mehr ins öffentliche Interesse hieven. Shels »Sea Of The Dying Dhow« (Undergroove / Indigo) – Wobei dieser Sigur-Rós/Isis-Verschnitt hier noch viel besser zu Constellation passen würde, aber auf Undergroove erscheint. Klingt natürlich hymnisch wie erwartet, wirkt aber trotz beinharter Gitarrennoisewälle hin und wieder eine Spur zu aufgeräumt. Moonbabies »At The Ballroom« (V2 / Rough Trade) – Das ist dagegen doch wieder viel nachvollziehbarer Pop. Und so süß zwischen Klee und Saint Etienne zu verorten, dass er eigentlich nur aus Schweden kommen kann. Songs, so orchestral und romantisch, dass sie an Divine Comedy erinnern, ohne Plattitüden, dafür mit Stil und trotzdem einem Stückchen folkig-bravem Erscheinungsbild. Uphill Racer »You Will Understand« (Normoton / Al!ve) – Komisch, dass man von Oliver Lichtl bisher kaum etwas gehört hat. Denn die Musik, die der Multiinstrumentalist aus München macht, ist gerade im nationalen Vergleich ziemlich einzigartig. Sowohl die schon sehr außergewöhnlich instrumentierten Indietronic-Popsongs, die noch einen leichten BedroomRecording-Charakter haben und mit einer an Thom Yorke erinnernden Stimme besungen sind, als auch die noch breiter und äußerst kreativ arrangierten Ambient-Soundscapes. Eine echte Entdeckung, besonders für Leute, die auf stringente Arrangements gerne zugunsten von ausschweifendem Schönklang und Experimentierfreude verzichten. Sixtoo »Jackals And Vipers In The Envy Of Man« (Ninja Tune / Rough Trade) – Ein Stückchen weit hat Sixtoo die raue Undurchdringlichkeit vom Vorgänger »Chewing On Glass ...« für sein neues Album zurückgeschraubt. Aber nur ein Stückchen, denn Konzeption ist dem Kanadier immer noch lieb. Die einzelnen Tracks sind durchnummeriert und sollen als Ganzes gehört werden. Trotzdem ist »Jackals ...« keine lustige RareGroove-Kiste. Die Beats grollen metallisch, die wenigen Soundelemente drum herum verschleiern die stoische Dynamik der Stücke dieses Mal kaum und blei- ben im Hintergrund, der HipHop-Bezug ist deutlicher denn je. Schönes strenges Album, wäre auch auf Anticon angesichts enttäuschender aktueller Veröffentlichungen sicher ein Schlüsselrelease geworden. The Dragons »BFI« (Ninja Tune / Rough Trade) – Eigentlich ist es für ein kleines Label wie Ninja Tune ja nicht ganz einfach, so viele Releases kurz nacheinander zu stemmen. Aber wenn DJ Food vor Ehrfurcht fast auf die Knie fällt, ist das für die Firmenverantwortlichen wohl ein deutliches Zeichen. Zumal hinter dem Album der Dragons ja so eine romantische Geschichte steckt: Vor 40 Jahren eingespielt, fanden drei Brüder aus Kalifornien für ihre Platte kein Label. Die Mastertapes versackten in der Vergessenheit. Bis Food neue Platten für seine überlebensgroße Sammlung sichtete und auf einen Track auf einem Surf-Sampler stieß. Er war hin und weg und kontaktierte die alt gewordenen Dragons. So kommt »BFI« beim britischen Label für abstrakte Elektronik zu verspäteten Weihen. Drauf ist erstaunlich aufgeräumter Psychedelik-Rock, der ernster als die Doors sein will und doch die Leichtigkeit der Beach Boys ausstrahlt. Könnte auch als entspannte Krautrock-Platte durchgehen. Auf jeden Fall schön, auch wenn die Platte nicht so revolutionär ist, dass man darüber spekulieren müsste, ob Rock bei zeitnaher Veröffentlichung von »BFI« eine gänzlich andere Entwicklung hätte nehmen können. Zeitkratzer feat. Lou Reed »Metal Machine Music« (Asphodel / Al!ve / VÖ 04.09.) – Man könnte jetzt ewig ausholen und über die polarisierende Wirkung des überlebensgroßen 1975er-«MMM«-Opus’ von Lou Reed abledern, die Anekdote von der sogenannten »MMM-Klausel« in Plattenverträgen seit dieser Zeit erzählen oder die Bedeutung des Zeitkratzer-Ensembles für die Bühnendarstellung von experimenteller und Noise-Musik würdigen. Das steht aber schon woanders. Deshalb hier nur kurz: Zeitkratzer brachten »MMM« auf die Bühne der Berliner Festspiele, und am Ende kam auch Reed selbst vorbei. Entstanden ist daraus eine CD+DVD, dickes schwarzes Digipack, markige metallene Typografie, die Feedback-Kakofonie von einst hier neu und mit klassischem Instrumentarium. Fast schon martialisch, auf jeden Fall krasser Scheiß. Dabei darf natürlich nicht fehlen, Reed von Diederichsen d. Ä. zu dem ganzen Brimborium sehr launig und informativ live befragen zu lassen. Ween »The Friends EP« (Schnitzel / Rough Trade) – Nächstes Jahr steht auch mal wieder ein neues WeenAlbum an, hier vorab eine EP nur mit nicht auf dem Album enthaltenen Tracks. »Friends« ist sommerlicher Eurodance und lässt vermuten, dass die Gebrüder ihren Humor mittlerweile vollends in Richtung »Bloodhound Gang« verschoben haben. Immer in anderen Zungen sprechen ist eine große Leistung. California Snow Story »Close To The Ocean« (Letterbox / Al!ve) – Die Schotten Camera Obscura galten immer als Schwellenband: Man glaubte stets, der ganz große Durchbruch zum Indie-Olymp stünde kurz bevor. Aber sie blieben dann doch stets eine Stufe davor stecken. Jetzt werden die Karten aber noch mal gemischt. Denn David Skirving von der Camera orgelt jetzt solo los. Faszinierende Momente, richtig guter Pop, mehr als ein Geheimtipp. Los Kung-Fu Monkeys »Los Kung-Fu Monkeys« (Übersee / Al!ve) – Wenn Namen doch nur sprechen könnten. Ach so, das können sie ja. Dann muss man zu diesem Hybrid aus Ska, Folk und Punk aus Mexiko nicht mehr viel sagen. Der Bierstand im Moshpit. K A R ST E N J A H N K E KO N Z Intro E R T D_I Probefahrt R E KTION _ G111 MBH ben z. B. Underworld früher Klassiker wie »Born Slippy« gezaubert. Hier nun geben James Taylor und David Brown mit dem Track »Quiet Life« – mit Gastvocals der Berliner Produzentin Cassy – dem altbewährten Nebelmaschinen-Laser-Rave wieder einen guten Namen. Im weiteren Verlauf der Platte wird es aber doch minimal und dubbig, wie man es von Swayzak kennt. Gleichfalls zu seinem Recht kommt der Pop-Techno, besonders wegen der Gastauftritte von Richard Davis (»No Sad Goodbyes«) oder der Italiener Les Fauves. Aber auch die deutlich härteren, hypnotischen Instrumental-Tracks wie »By The Rub Of Love« machen nicht nur auf dem Dancefloor, sondern ebenfalls beim Chillen bei 36 Grad im Schatten eine gute Figur. Sollte man mal nachfragen. Was macht euch beim Aufnehmen eines neuen Albums am meisten Spaß? James: Das Mastering. Es ist toll zu hören, was der Engineer macht, wenn er den Sound aus dem Mix herausarbeitet und das ganze Album ausbalanciert! Eine Wissenschaft für sich ... Ach ja, und lange aufzubleiben, wegen des Stress’ ... Du warst ja in den letzten drei Jahren so was wie im Vaterschaftsurlaub. War es schwer, wieder ins Musikbusiness zurückzukehren? Ja, das fand ich schon anstrengend. Ihr sagt selbst, »Some Other Country« sei dunkler und schwerer als das vorherige Album. Was meint ihr damit genau, und was war der Grund? »Dunkel« meint in diesem Fall, die Stimmungen sind dunkler, der Sound ist härter als sonst. Wir hatten das Gefühl, wir müssten so auf diesen ganzen prätentiösen Minimal-Kram antworten ... Natürlich gibt es auch ein paar gute Minimal-Sachen. Und die können auch ganz schön dunkel und hart sein. Reykjavík-Hommage auch an die isländische Band Reykjavík! gedacht hat, die so ganz anders klingt als die Herren mit ihren Plings und Sounds. Die fünf Jungs spielen, nun ja, einfach geilen Schweinerock und haben dabei auf ihrem Debüt einige Momente, die bleiben. Wenn zum Beispiel bei »7-9-13« nach etwas mehr als zwei Minuten die Gitarren plötzlich so excuse-mewhile-I-touch-the-sky-mäßig durchdrehen. Herrlich. »You Always Kill« klingt dann sehr emotional nach den späten At The Drive-In – und ist vielleicht sogar so etwas wie ein Liebeslied. Ach, darum dreht es sich ja eh in der Rockmusik und in der Musik überhaupt: viel zu früh und immer wieder: Liebeslieder. Christoph Büscher Christian Steinbrink Skuli Sverrisson Sería & Jóhann Jóhannsson Dís & Reykjavík! Glacial Landscapes, Religion, Opression & Alcohol Alle 12 Tónar / Cargo Reykjavík. Es mag wie ein Klischee klingen, diese Kolumne isländischer Musik mit dem Namen der Hauptstadt zu beginnen. Aber alle drei Alben drehen sich irgendwie um diese Stadt. Skuli Sverrisson hat dort den Großteil seines »Sería« eingespielt, Jóhann Jóhannsson bezeichnet »Dís« als »my Reykjavík Album«, und Reykjavík! – nun ja. Letztere sind auch sonst eher direkt. Wo Sverrisson und Jóhannsson ästhetischen und ätherischen Sounds nachspüren, schweinerocken Reykjavík! einfach geil. Doch der Reihe nach: »Sería« ist das zweite Album von Sverrisson, und mit Bass, Gitarren und Streichern malt er mal bedrohliche, mal schwerelose, aber immer erhabene Melodien in den Nachthimmel. Manchmal verirrt sich eine sanfte Stimme auf die Tracks. In »One Night Of Swords« sprechsingt dann sogar Laurie Anderson – und ist dabei ähnlich ergreifend wie ihre Liebe Lou Reed am Anfang des Antony-And-The-Johnsons-Stücks »Fistfull Of Love«. Die Musik von Jóhannsson ist ähnlich gelagert. Er setzt mehr auf Keyboards und Komposition, klingt jedoch auch eher kontemplativ – allerdings hier nicht so abgrundtief abgehoben wie auf seinem letztjährigen Werk »IBM 1401 – A Users Manual«. »Dís« stammt bereits aus dem Jahre 2004 und war damals für den Icelandic Music Award nominiert: eine oft an die 80er-Jahre erinnernde Reise durch die Straßen einer Stadt. Keine Ahnung, ob Jóhannsson bei seiner Tobias Mull The Tacticians Some Kind Of Urban Fulfilment Setanta / Rough Trade Das Beste an den Tacticians aus London sind sicherlich und mit Abstand ihre Texte, die die ironisch gebrochene Antirockstar-Haltung Art Bruts nachahmen und im Zuge dessen u. a. von verflossenen Lieben erzählen, die jetzt im Pornobusiness unterwegs sind. Das ist zunächst kein besonders beeindruckendes Qualitätsmerkmal, aber besser wird es einfach nicht. Denn die Musik, die die Brüder spielen, ist willenloser, angerauter Britrock, der so von 1960 bis heute irgendwie immer hätte stattfinden können. Weder die Melodien noch die Arrangements haben großen Widererkennungswert, und der Gesang ist sogar ziemlich schwach. Aber die Tacticians wollen offensichtlich auch nur leicht unterhalten und ein paar lustige Schoten erzählen, und wem das reicht, der kann sich das hier bedenkenlos holen. Aber gerade vom sonst so guten Setanta-Label hätte man eigentlich mehr erwartet. Team Avantgarde Absolut Edit Entertainment / Groove Attack Die Berliner HipHop-Formation Team Avantgarde hat sich einges vorgenommen, z.B. den verrückten Kids eine echte Alternative anzubieten. Reime, die gekonnt den Alltag reflektieren und jenseits aller üblichen Text-Klischees auch über Drogen und Sonnenbänke Tacheles reden. Die Beats bouncen dazu auf beachtlichem Level. Kurz: Mensch, so könnte HipHop doch auch sein – und nicht nur in dieser Ausnahme. Uwe Buschmann This Moment In Black History It Takes A Nation Of Assholes To Hold Us Back INTERPOL 16.11. 17.11. 19.11. 24.11. MÜNCHEN // TONHALLE BERLIN // COLUMBIAHALLE KÖLN // PALLADIUM HAMBURG // DOCKS MÚM 25.11. 30.11. 01.12. 02.12. HAMBURG //MANDARIN KASINO BERLIN // VOLKSBÜHNE KÖLN // GEBÄUDE 9 FRANKFURT // BROTFABRIK Joanna JoannA Newsom 11.09. HAMBURG // KAMPNAGEL - K2 13.09. FRANKFURT // DREIKÖNIGSKIRCHE 18.09. MÜNCHEN // MUFFATHALLE ARCHITECTURE IN HELSINKI 19.09. BIELEFELD // FORUM 22.09. MÜNCHEN // AMPERE 30.09. DÜSSELDORF // ZAKK THE HIVES 19.11. 20.11. 28.11. 30.11. 01.12. HAMBURG // DOCKS BERLIN // COLUMBIAHALLE KÖLN // PALLADIUM WIESBADEN // SCHLACHTHOF MÜNCHEN // ZENITH X-Mist / Broken Silence Willkommen im Schilderwald der Verweise. Der LPTitel von Public Enemy entliehen, das Artwork von Velvet Underground. Doch statt einer Banane ziert eine Aids-Schleife das Cover (abziehbar wie einst beim VUOriginal) – das von Josephine Baker eingeführte und im Laufe der Jahre immer wieder rassistisch konnotierte Symbol für Blackness, Exotismus und Hinterwäldlerei ist vom Symbol für eine Krankheit abgelöst worden, die halb Afrika dahinrafft. Kein Zweifel – TMIBH melden Handlungsbedarf an. Wir haben es nach Jahren wieder einmal mit einer politisch ernst zu nehmenden Hardcore-Band zu tun, deren Message sich nicht auf Anti-Bush-Slogans beschränkt. Das Quartett aus Cleveland, Ohio, dem auch zwei afroamerikanische Musiker angehören, vermittelt Dringlichkeit. Politisches hört sich hier weder nach Style noch nach Attitüde an. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Musik hier nicht zweitrangig als bloßes Sprachrohr der Botschaft fungiert. Die ehemaligen Musiker von Neon King Kong und Bassholes spielen tollen Post-Core, der vom ersten Ton an klarmacht, wo- !!! 25.10. HAMBURG // KNUST 26.10. KÖLN // GEBÄUDE 9 SONIC SEDUCER EDITORS 02.11. 03.11. 07.11. 08.11. HAMBURG // UEBEL & GEFÄHRLICH BERLIN // POSTBAHNHOF MÜNCHEN // ELSER-HALLE KÖLN // LIVE MUSIC HALL KARTEN AN ALLEN BEKANNTEN VORVERKAUFSSTELLEN. Ticketservice: 0 18 05 - 62 62 80 (€ 0,14/Min.) 040 - 413 22 60 (Mo-Fr, 10 -18 Uhr) · www.karsten-jahnke.de 112 _ Intro _ Probefahrt Supermayer Save The World Kompakt / VÖ 17.09. Man kann ihnen einfach nicht böse sein. Einem charmanten Doppel aus Michael Mayer und Superpitcher verzeiht man sogar einen ebenso allerweltsmäßigen wie doofen Projektnamen samt großkotzigem Albumtitel und entsprechender Superheldeninszenierung auf dem Cover-Artwork. Supermayer retten also die Welt. Klar, für Baby Ironie und Mister Größenwahn waren bei diesem Abenteuer von Anfang an zwei Hauptrollen vorgesehen. Das Gute daran: Mit ihrem selbstbewussten Auftreten haben unsere beiden Comic-Helden gar nicht so unrecht, denn tatsächlich versöhnen sie die zickige Popgeschichte mit dem dicken Tanzbeat. Die Songs und Discostampfer auf »Save The World« sind überraschend, quirlig und auf jeden Fall nicht das, was man von einem Kölschen Dreamteam of Schaffeltechno und Neo-Trance, das bis- her er kommt und wohin er will. Black Flag, Fugazi und The Bad Brains – die trotz ihrer Homophobie und religiösen Spinnerei eine Band waren, deren historische Bedeutung man anerkennen muss, wenn auch zähneknirschend – bilden hier die Blaupause für einen musikalisch sehr offenen HC-Ansatz, der von Steve Albini entsprechend schneidend produziert wurde. Das zappelt und lodert, pfeift auf Trends, vermittelt Wut und Aufbegehren und gibt allen, die musikalisch in den 1980ern sozialisiert wurden, das tröstliche Gefühl, dass die HC-Szene doch noch mehr als lebende Schatten ihrer selbst zu bieten hat. Martin Büsser Two Gallants Full Bleed Saddle Creek / Indigo Erst kürzlich, anlässlich der Veröffentlichung der EP »The Scenery Of Farewell«, konnte man den Eindruck gewinnen, dass Two Gallants mittlerweile Spaß daran gefunden haben, ihre Songs endlich mal behutsam und bedächtig zu arrangieren. Diesen Eindruck lässt das nun folgende her fast nur remixend aufgetreten ist, erwartet hätte. Eine quäkende, verdammt nach Jim Avignon klingende Stimme macht auf dem ersten Stück die programmatische Ansage: »The Art Of Letting Go«. Und in der Folge wird mit jedem einzelnen Stück dieser Platte alles an Erwartungshaltungen losgelassen und der Anspruch, den Kompakt an sich selbst stellt und auch gerne nach außen kommuniziert, endlich mal eingelöst, nämlich, schlicht und einfach ein Poplabel zu sein. So vielfältig, zitierfreudig, catchy und glamourös wie Supermayer war Kompakt noch nie und Köln seit Forever Sweet nicht mehr. Und gerade in dieser Offenheit liegt die Qualität der Platte. Techno gerettet, Pop gerettet, Welt gerettet. Dann ist ja wohl alles supermayer! Mehr im nächsten Heft. Arno Raffeiner volle Album wieder ein Stück weit verfliegen. Die beiden Typen haben es einfach nicht übers Herz gebracht, ihren omnipräsenten Dylan-Bezug zurückzudrängen, und knödeln sich wieder voller Lust durch HillbillyGitarren und Mundharmonika-Soli. Das ist zwar wie gewohnt gekonnt und auch stimmungsvoll über die pure Replik hinaus, aber eben doch ziemlich gewohnt. Am schönsten ist die Platte, wenn die Verstärker ausgestöpselt werden und etwas Ruhe und Melancholie einkehrt, wie z. B. in »Trembling Of The Rose«. Ansonsten regt besonders die haargenaue Nachahmung von Bobs Antigesang auf. Dieses Flirren in um Halbtöne schiefen Tonlagen muss man sowieso erlernen, das kann man doch auch gleich bleiben lassen. Klar war und ist: Was die Two Gallants machen, machen sie gut. Dieses Album lässt aber weiterhin die Vermutung zu, dass sie etwas anderes noch viel besser könnten. Was der wieder beruhigtere Schluss mit den Stücken »Fly Low Carrion Crow« und »My Baby’s Gone« auch äußerst hübsch beweist. Christian Steinbrink Patrick Watson Close To Paradise V2 / Universal Uhh, was ist denn das für eine irre Nummer? Eine Stimme irgendwo am Ende der Garage aufgenommen, höhenlastige Folk’n’Banjo’n’Schüttel-Ei-Untermalung und zwischendurch noch Frauenchöre wie in einem Sixties-Popsong. Wer macht denn so was? Augenscheinlich Patrick Watson aus Montreal. Kanada ist das neue Skandinavien, möchte man mal wieder meinen. Zumindest in puncto relevanter PopOutput. Soundmäßig macht er natürlich keine Zugeständnisse an schwedische Perfektionsliebe. Es geht eher um diese leicht hippieeske Detailfreude von Kommunen-Musizieren – wie bei Broken Social Scene. Nur dass Patrick dabei ziemlich verlassen klingt. Und durch den angezerrten Hall auf seiner Stimme verdichtet sich dieses Gefühl von aufgewühlter Vereinzelung nur noch. Das ist Musik von einem Bartträger – wenn man diesen Umstand tatsächlich hören kann, dann hier. Ach, und zuletzt steuerte er seine genauso zarte wie kräftige Stimme bei eini- gen Songs des Cinematic Orchestra bei. Das ist eigentlich nur eine typische Rezi-Information, aber letztlich ja doch auch eine Empfehlung. Trotz der uferlosen und klangvollen Einsamkeit: Alles schön. Alles schön. Christian Kahrmann You Say Party! We Say Die! Lose All Time Pias / Rough Trade »The stars burn so bright, much better than neon lights« – der nächste ultimative Dancefloor-Slogan? Vielleicht. Und der stammt nicht von The Gossip oder Hot Hot Heat, sondern von YSP!WSD! Dass die ehemalige Fahrrad-Gang aus Vancouver Gitarren-Musik für die Tanzfläche macht, hat sie bereits mit ihrem Debüt »Hit The Floor« bewiesen. Auch auf dem Nachfolger schreit, spricht und singt sich Sängerin Becky Ninkovic enervierend durch die Songs, die im Ganzen etwas stringenter ausfallen, aber immer noch vor Feedback-Attacken und rollenden Bässen nur so strotzen. Pretty Girls Make Graves müssen da als Referenz genannt werden. YSP!WSD! ist nicht nur wegen der gleichen Bandkonstellation (zwei Frauen, drei Männer) mit dem SeattleFünfer vergleichbar, sondern auch, weil sie es ebenso verstehen, punkige Passagen neben melancholisch-melodiöse Parts zu setzen. So flechten sie bei »Monster« und »Moon« bittersüße Bontempi-Orgeln absolut komplementär in das Noise-Gewitter. Mit »You’re Almost There« rauscht eine waschechte PianoBallade in das ansonsten laute Soundgefüge, die den Hörer mit ihrer Schwere schlimmer erwischt als damals die Titelmelodie von »Praxis Bülowbogen« im sorgenfreien Vorabendprogramm. Doch lange schwelgen ist nicht die Sache von YSP!WSD!. Die wollen nämlich eigentlich immer nur tanzen. Thomas Markus PRINCE Band Support. Pepe Mula PRINCE hat für Musiker mit Leidenschaft ein großes Herz und deswegen den »PRINCE Band Support« ins Leben gerufen, um ambitionierten Bands unter die Arme zu greifen. Dieses Förderprogramm bietet den Rockstars in spe im Intro regelmäßig die Möglichkeit, sich der Welt vorzustellen. Um also auch mal Schlagzeilen zu machen, einfach eine Mail mit »Band Report« im Betreff an [email protected] schicken und die Post abwarten. Die Gründungsgeschichte von Pepe Mula ist ganz klassisch: Sänger sucht per Anzeige Band, beim ersten Mal im Proberaum merkt man: Man gehört zu- sammen, hier geht einiges. Die fünf Jungs von Pepe Mula eint nicht nur eine große Leidenschaft für The Doors, auch an kontemporären Bands wie The Strokes oder The Vines haben die Musiker einen Narren gefressen. Man versteht sich blind, die Songs schreiben sich von selbst. Doch sind Pepe Mula mehr als nur ein billiger Abklatsch der Großen. Ihre Songs haben einen eigenen Drive und lassen sich nicht so leicht in eine Genre-Schublade stecken: Zwar nölt Sänger Daviel Alonso Garcia genauso schön gelangweilt wie Julian Casablancas, allerdings meint man andernorts – wie im Song »White Light« zum Beispiel – fast Brad Nowell, den legendären Sän- ger der So-Cal-Ska-Punk-Band Sublime, herauszuhören. Die Band nennt ihr Potpourri an Einflüssen selbst gerne »Discopunk mit Guerilla-Pop-Kante« und hat damit vollkommen recht. Dank ihrer eigenwilligen Mischung aus Pop, Ska und Punk haben sich Pepe Mula in Leipzig schon längst einen Namen erspielt. Und inzwischen reicht ihr Ruf auch über die Heimatstadt hinaus: Kurz nach dem Release ihres Debütalbums »Wunderwaffe« teilten sich die Leipziger auf dem bisherigen Höhepunkt ihres Schaffens letzten Sommer auf dem SonneMondSterne-Festival eine Bühne mit Acts wie Mia., den Scissor Sisters und Kraftwerk. Wie gesagt – da geht einiges. Intro _ Probefahrt _ 113 Tanzen mit Venker, Tomsche & Frank Martiniq B oxer wird 50. Und die Compilation zum Fest, »Jubilee« (Boxer / Kompakt), mixt der Kölner DJ und Produzent Frank Martiniq – übrigens mit Vinyl und nicht am Rechner. (»Okay, okay, ein bisschen nachbearbeitet wurde, kostete so schon genug Nerven ...«) Anlass, ihn zum Frühstück einzuladen und dabei die aktuellen Platten durchzuhören. Mark August »Old Joy« (Connaisseur Recordings / Intergroove) – V: Schluck den Bissen runter, wir wollen Kommentare hören. M: Bis zur Hälfte fand ich die ganz gut, dachte zuerst, das wär eine Platte von Gabriel Ananda, aber dazu klangen die Drums dann letztlich zu wenig nach ihm. Was mich an der zweiten Hälfte stört: Da kommt erst noch eine Hookline dazu, dann noch eine Fläche – tja, und dann ist es einfach zu matschig. T: Ich bin geplättet. Das nenn ich mal ‘ne klare Analyse. V: Kennst du Mark August? M: Nee, aber von Connaisseur gab es vor kurzem eine Compilation, die ich nicht so schlecht fand. V: Das klingt aber auch nicht begeistert. M: Na ja, ist halt wie oft bei Compilations: Ein, zwei Tracks sind gut, und das war es dann. V: Hm, zur b müssen wir wohl nicht mehr viel sagen. M: Gefällt mir aber besser als die a. Schöne Melodie. V: Ja, es klingt entspannt und gut, aber mehr ist da doch nicht abzuholen ... Raudive »Zeitgeist EP« (Pokerflat / Word And Sound) – M: Ach so, das ist Oliver Ho. Der hat früher sehr harten Techno gemacht, so Adam-Beyer-Schiene. Wobei ich mir letzte Woche sogar einen Adam-Bey- er-Remix gekauft habe – das hätte ich nie für möglich gehalten. Muss man halt ein bisschen runterpitchen. V: Unspektakulär. So die typische Mischung: düster brabbelnde Stimme, Signalterror und Rumpelbeats. M: Find ich nicht gut. Auch absolute Klischeestrings. Und ja, das Piepen nervt. T: Auf der b sind Remixe von einem Stück namens »Needles«. V: Kennst du das Original? M: Nee. T: Remixt haben das Steve Bug und Head, hm, das ist wohl eher eine Genrezuordnung. V: Also, wenn in den Bug-Mix nicht bald Dynamik reinkommt, dann ... M: Ich find den ganz nett, um ein Set anzufangen. Mikael Jonasson »Twenty Se7en« (Audiomatique / Word And Sound) – M: Das fängt schon mal sehr sympathisch an. Der soll das jetzt bloß nicht ruinieren. Ich hab gerade eine Assoziation: Ich sehe einen Flummi durch die Wohnung hüpfen. V: Klickert mir ein bisschen zu sehr rum. M: Ja. Wo bleiben denn derzeit die schönen Basslinien? Ich habe oft den Eindruck, dass die Leute mehr und mehr Soundschnipsel hinzufügen, um ihre eigene Ideenlosigkeit zu überspielen. V: Die b2 hat ‘ne Basslinie – aber keine überzeugende. Hauptsache anbratzen. M: Ja, warum lässt denn gerade fast keiner die Basslinie mal gerade laufen? Ich wünschte, Leute wie Herbert würden mal wieder »back to the Roots« produzieren. Warm, funky und ohne Bigband bitte schön. Felix Da Housecat »Future Calls The Dawn« (Different / Pias) – M: Das ist Felix Da Housecat? Das müsste doch bei jedem mittlerweile angekommen sein, dass man diesen Cher-Effekt auf der Stimme nicht mehr bringen kann. Demnächst im Duett mit Scooter. V: Ist halt so ‘ne typische Maxi, wo der Produzent einen Hit abliefern will. Ah, jetzt auch noch sein Break mit pseudo-mystischem Gerede. M: Das muss man professionell hören – aber auch dann ist es nicht gut. T: Jetzt die b. M: Das ist so unerwartet bescheuert nach der schlechten a, dass ich einen Pluspunkt verteilen möchte. V: Respekt, dass du dem was abgewinnen kannst. M: Ob ich ihm wohl meine alten Front-242Platten verscherbeln kann? V: Der merkt nichts mehr, der nimmt alles. M: Wobei eher Sigue Sigue Sputnik. T: Da schließt der Trash an. V: Schrecklich, Mix aus Kinderzimmersynthesizer und Porn-Ästhetik. Miss Kittin & The Hacker »Hometown EP« (Good Life / Pias) – M: Ich will ja nicht jede Platte runterkommentieren. Also deswegen mal anders ausgedrückt: Ich mochte Miss Kittin und den Hacker noch nie, aber für Fans sollte das was sein. Irgendjemand hat mal zu Miss Kittins Auflegfähigkeiten »Doppelbasskönigin« gesagt. Ich war es nicht! V: Das ist aber gemein. Ich mochte immer, dass sie über die Tracks, auch über fremde, drübersingt – das hilft natürlich, die – in der Tat – nicht perfekten Skills zu verbergen. Aber mal ehrlich: Wer braucht schon Perfektionismus? – Doch nur Leute ohne Herz. Lawrence »Compulsion« (Dial / Kompakt) – V: So, jetzt wird es gut. Mein Mann Lawrence. Der hat noch nie gepatzt. M: Geile Basslinie. Erinnert mich spontan an Lil’ Louis. Wusste gar nicht, dass er auch so tanzbar produziert. V: Doch, doch, aber eben zugleich sehr stimmungsvoll und auch mit dem richtigen Maß an Experimentierfreudigkeit; allein schon, wie die Beats sich am Anfang einhüpfen. M: Toll, nach all den Lästereien kann ich endlich was abfeiern. T: Ich mach mal die beiden b-Tracks. Ah, wieder so eine tolle Melodie. M: Sehr, sehr schöne Platte. Würde ich mir schon allein wegen der a kaufen. V: Die b2 kontrastiert den klirrenden Oberbau mit dem dubbig-wummrigen Basssound. Hervorragend. Laps »Jolie EP« (Smallville / Kompakt) – M: Schöne Platte. Für mich eine bessere Pokerflat. Ich mag die Sounds und den hypnotischen Touch. V: Kennst du den Plattenladen von denen? Der ist ganz toll. M: Ich habe es leider noch nie hingeschafft. Für mich ist der Julius, einer der Betreiber, der Marc Lansley von Hamburg. Feiert gerne, kennt alle – da macht es Sinn, einen Plattenladen mitzubetreiben, wenn man so ein Kommunikator ist. V: Ich mag das Artwork, das hat so eine Prägnanz, gerade dadurch, dass es sich ästhetisch zurücknimmt, auf wenige, sehr kindlich gezeichnete Linien und Formen beschränkt. M: Die hölzern-rhythmischen Sounds sind klasse. Thomas Anderson »Upwardly Mobile« (BPitch Control / Neuton) – V: Gibt das einem von euch was? M: Der hatte mal eine Gute auf BPitch, aber die? Nee. T: Ich fand das Scheppern im ersten Drittel ganz gut, aber sonst ... Ich mach mal die b. V: Besser als die a. Aber einfach nichts für mich. M: Ja, besser als die a. Aber trotzdem ausmachen. Danke. V: Und Feierabend. Bzw. jetzt darfst du zum Schluss noch die zwei aktuellen Maxis droppen, die auch zum Boxer-Geburtstag rauskommen und auf denen neben dir noch Matzak, Goldfish (remixt von Tadeo), Handycraft, Patrick Chadonney (»50.1«) und Duoteque, Martin Eyerer, Matzak (remixt von Tekel) und Delon (»50.2«) mit dabei sind. M: Oh, Danke, die heißen so: Diverse »50.1« und »50.2« (Boxer / Kompakt) 114 _ Intro _ Probefahrt Heimspiel 09.2007 Ascona This Could Be Your Part To Sing! CD // Day-Glo / Pias Im Hause Ascona weiß man um die eigene Hymnenhaftigkeit. Sonst hätte man sich wohl kaum getraut, das Album »This Could Be Your Part To Sing!« zu nennen. Und tatsächlich gelingt den Reutlingern mit dem Opener »Hands And Feet« aus dem Stand der Sprung in ungeahnte Euphoriehöhen. Glasklare Gitarren, große Melodien, Singalong-Lyrics, ein Refrain wie ein Schulterklopfen – und genau im richtigen Moment der Tritt aufs Effektpedal, der schon auf der Coverfotografie angedeutet wird. Das packt, ist zwar nicht originell, aber weckt angenehme Erinnerungen an die Readymades, Miles’ und Pales, die uns die heimische Musiklandschaft schon beschert hat. Ascona suchen sich die Referenzpunkte natürlich lieber im Ausland und nennen die Shins und die Strokes als Einflüsse. Ersteres geht durchaus klar, Letzteres bleibt ein Rätsel. Statt aufgesetzter NYC-Coolness herrscht hier nämlich die große Gefühlsgeste, die nur ganz selten ins Pathetische kippt, wenn sich Sänger Ronald Russat ein wenig zu sehr ans Mikro wirft. Daran krankt beispielsweise das Titelstück. Aber das bleibt dann auch der einzige Schwachpunkt eines Albums, in dem viel Herzblut steckt und an dem hörbar lange gefeilt wurde. Daniel Koch Diverse Who Put The L In Leipzig CD // Palmo Irgendwas läuft in Leipzig anders. Nicht nur vor der Wende, sondern vor allem im Hier und Jetzt. Man denke an Ilses Erika, Conne Island, das PNG-Fanzine und unsere liebste Indiemesse, (Pop Up, um nur einige zu nennen. Und obwohl oder gerade weil allerorten nach Berlin gezogen oder zumindest ge- schielt wird, bleibt Leipzigs Subkultur so aufregend. Wie spannend Leipzigs Musikszene derzeit vor sich hin werkelt, zeigt die Compilation »Who Put The L In Leipzig«. Herrlich Verqueres steht neben New Wave neben Electrogeplucker neben klassischem Indiepop. Wenn es so etwas wie eine Leipziger Version von New Rave gibt, dann übernehmen das wohl acid.milch&honig und Mirz Brün mit merkwürdigen Texten und zackigen Beats. Gitarrenlastiger, aber nicht weniger tight kommen Woodruff And The Snibble Of Azimuth daher. Großartig auch die Beiträge von Leipzigs augenblicklicher Indiespeerspitze, den von ZickZack gesignten Brockdorff Klang Labor. Das geht textlich gerade so am Popkitsch vorbei, überrascht dann aber immer wieder mit eleganten Wendungen. So unterschiedlich die einzelnen Beiträge auf »Who Put The L In Leipzig« auch sind, von einer Leipziger Schule zu sprechen drängt sich nicht nur auf, sondern ist längst überfällig. Da geht das Kopfnicken in Richtung UK im CompilationTitel also durchaus in Ordnung. Tine Franz Green Empathy Souvenirs CD // Peacelounge / www.peacelounge.com Daniel Voss mag exotische Klänge und fröhliche, eindeutige Harmonien, gerne etwas angekitscht. Er liebt die schönen Seiten des Lebens und irgendwie wohl die ganze Welt in all ihrer Verschiedenheit. Daher macht er als Green Empathy, bei einigen Stücken unterstützt von Bruder Roland Voss, so eine Art Elektronikweltmusik, die sich aber in den fernen Ländern meist in einem Gummischutzanzug versteckt, um ja keine bösen Infektionen mit nach Hause zu nehmen. Ausgerechnet an der im Projektnamen behaupteten Empathie als musikalischem Einfühlungsvermögen fehlt es da ein bisschen, denn die Weltmusikanmutung bleibt gerne im eurozentristischen Harmoniesumpf stecken, in den Klischee-Sounds und den zahlreichen Gesangslinien, die sich Voss von wer weiß woher ausgeliehen hat. So klingen die »Souvenirs«, die Voss von seinen geträumten Reisen mitgebracht hat, ein bisschen so, als würde rasch mal eben die Soundbibliothek namens »Ethnic« durchgehört. Sie lassen Biss und Identität vermissen. Das Album könnte als netter Versuch für das Projekt Völkerverständigung durchgehen oder eben auch als munter zusammengewürfeltes Lounge-Album, das, leise im Hintergrund gespielt, ein bisschen grüne Sehnsuchtstapete an die Wand malt. Arno Raffeiner Karamel Schafft Eisland CD // DevilDuck / Indigo Gänsehaut! Wenn Johann Scheerer manchmal in den Refrains eine Oktave nach oben wechselt und mit verzerrter, sich überschlagender Stimme all seine Verzweiflung hinausschreit – das ist in seiner Emotionalität nicht wenig eindrucksvoll. Überhaupt hat man schon beim ersten Hören dieses Albums den Eindruck, dass hier jemand seine Stimme gefunden hat. Der näselnde Stimmcharakter erinnert zwar an Jens Friebe, die etwas gallige, schwermütige Attitüde und der Flow der deutschen Worte lassen auf eine geistige Nähe zu Clickclickdecker schließen. Und doch hat Scheerer, der zusammen mit seinem Partner Sebastian Nagel das Duo Karamel bildet, etwas unverwechselbar Eigenes. Beinahe könnte man ihn als deutschen Chansonnier bezeichnen: Oft reicht eine gezupfte Gitarre als Begleitung völlig aus, und die Melodiebögen haben etwas sehr Weiches. Die Produktion hingegen bringt schroffe Elemente ins Spiel – Störgeräusche, Übersteuerungen, Fiepsgitarren, rumpelige, verschleppte Schlagzeugrhythmen. Klarer Fall von 90er-Jahre-DepriSchrammel-Rock-Sozialisierung: hängende Schultern, hängende Köpfe. Textlich wird ordentlich im Gefühlseintopf gerührt. Richtig eindeutig wir es zwar an keiner Stelle, trotzdem beschleicht einen bei jedem Song die fröstelnde Ahnung, dass es wohl um heikle Angelegenheiten gehen muss. Oliver Minck The Lazy Lazy In Red CD // www.thelazy.org Atemberaubend, wie gut das ist: wie clever, wie gewitzt, wie smart. Drei Münchener Bohemiens, die ihre Exzentrik offensichtlich gerade noch im Zaum halten können, machen eine Platte ohne stilistische Maßgabe und nennen sich The Lazy. Sie predigen die Ambitionslosigkeit als einzig wahren Ausweg, als Konklusion des Lebens sozusagen. Und das wirkt noch nicht einmal banal. Sie machen, wie im Info richtig geschrieben wird, »harmonische Popsongs und unharmonische Schrottsongs«. Und sowohl die einen wie die anderen sind durchaus gelungen. Es ist so erhebend wie ironisch, wenn sie mit hymnischen Singalongs wie »I’m So Happy Electricity Exists« um die Ecke kommen oder wenn sie ihr Wortspiel »Vom Tellerwäscher zum Militär« ausgiebig und stolz direkt im Song selbst erklären. The Lazy erinnern ab und zu an Rocket Freudenthal, sind aber deutlich schlüssiger. Und wer glaubt, dass Tocotronic mit ihrer Kapitulationsanalogie überzeugend wa- ren – eindeutig wären sie erst gewesen, wenn sie so wie The Lazy »Und wir pressen unsere Ärsche in Gips und alle machen mit« oder »It is ridiculous to wait for better pay« gesungen hätten. Christian Steinbrink Myoni Ohne Worte CD // www.oktobermusik.de Myoni meinen es verdammt ernst. Die Berliner Band um Namensgeber und Sänger Martin Myoni hat es nicht mit Ironie, Humor und szenigem Understatement. Noch nicht mal cool wollen die fünf sein. Da ist nichts mit Verstärker aufreißen und losschrammeln, nein, da werden im Vorfeld Konzepte ausgebrütet – von einem »Dreipunkteplan« ist gar im Info die Rede: Leidenschaft, Zurückhaltung, Ernsthaftigkeit. Das Ergebnis klingt dann auch ganz schön nach Konservatorium: Schreiben Myoni vielleicht erst einmal Partituren, bevor es ins Studio geht? Jeder Gitarrenton scheint auskomponiert – und wenn der Verzerrer doch einmal eingeschaltet wird, dann aber mit Bedacht. Martin Myoni singt in gewundenen, fantasievollen Melodien, mit einer Stimme, die in den Tiefen angenehm sonor klingt. In den Refrains schaltet er oft auf Kopfstimme um, durch die ständigen Harmonisierungen stellt sich ein Chorus-Effekt ein, der an die Münchner Freiheit erinnert. Die deutschen Texte von Myoni sind lyrisch, indirekt und kommen ohne offensichtliche Bedeutung daher. Mag auf den ersten Blick alles ein wenig unlocker wirken – vom allgegenwärtigen Selbstanfeuerungspop der deutschen Major-League ist das hier aber meilenweit entfernt. Da repräsentieren Myoni schon eher das Land der Dichter und Denker. Oliver Minck Rusty Spoon Mixtape Wreckers CD // www.rusty-spoon.de Schrammelgitarre trifft Breakbeat. Country-Akkorde poltern in die Disco. Turntablism sagt »Ja« zur Jazz-Geige. In den seligen 90er-Jahren hieß solcher und ähnlich gearteter musikalischer Zeitvertreib mal Big Beat und beherrschte partytechnisch gesehen die ganze Welt. Wenn zehn Jahre später wieder überall Neonfarben leuchten und lautstark die lustige Beliebigkeit eingefordert wird, kann man sich ja mal am Recyclen des alten Musikspaßes ausprobieren. Das haben sich zumindest Dominik »DJ Nick Narrow« Annies und Mat »ManicMat« Kovacic gedacht und einfach losgelegt. Beim ersten Hinhören klingt das, was die beiden mit ihrem Projekt Rusty Spoon da anrühren, nach einer etwas kruden Mischung. Intro _ Probefahrt _ 115 Marit Fahlander O. T. CD // www.myspace.com/maritfahlander Aber schließlich wollen sie sich auf diesem Album ja auch erklärtermaßen als »Mixtape Wreckers« gerieren. Und das machen sie dann eigentlich ganz ordentlich. Wie viele Musikgenres bei den Scratch- und Sample-Attacken der beiden kaputt gegangen sind, lässt sich nicht mehr so ganz genau ausmachen. Aber egal, die übrig gebliebenen und bunt durcheinandergewürfelten Splitter sind auch so für einige Kurzweil gut und haben mit ihrer Lo-Fi-RockRap-Rumpeligkeit in einigen wenigen Glanzmomenten fast was vom Herrn Beck Hansen. Arno Raffeiner Son Of The Velvet Rat Loss & Love Hach, immer diese Schweden, immer dieser Pop! Marit Fahlander ist auch so eine, mit Wahlheimat Berlin und gerade mal 21 Lenzen auf dem Buckel. Schwedenpop meint ja die gefällige Zusammensetzung von allerlei Ausgeburten der Pophistorie mit Niedlichkeit als Bindemittel, Berlin meint alleine Musik machen und den Rechner als liebstes Instrument wählen. Und 21 Lenze meint noch mehr Unbekümmertheit. Diese Eckdaten erklären aber nicht, dass dazwischen eine Tiefe lauert, die schon mal zu einem ausgeprägten Schwindelgefühl führen kann, wenn man genau hinhört. Plötzlich greifen all diese hintergründig abgemischten Instrumente nach einem und ziehen. Schon mal mit einem Mantel in einen See gefallen? So ungefähr. Da strudeln sie dann leise, die Violinen und Synthies im Hintergrund, während im Vordergrund noch immer Marits Stimme mehr nett und traurig denn verheerend klingt. Und doch stellt sich die Frage, ob Marit Fahlander nicht eine verkappte Sirene ist. Ihre Songs klingen einfach viel zu sehr nach dem musikalischen Äquivalent zu den Klippen, an denen die Schiffe zerschellen. Und blond wie die Lore- ley ist sie auch. Fragen wir doch mal, ob sie sich auch so sieht. In deiner Musik ist auch eine sehr düstere, fast böse Komponente. Was steckt dahinter? Viele Leute finden in meinen Songs nur Traurigkeit. Ich aber bin der Meinung, dass in aller Traurigkeit immer auch Wut und Bosheit versteckt sind. Schön, wenn man das in meinen Songs hören kann. Wie schreibst du deine Songs? Ich schreibe alle auf dem Klavier. Eigentlich habe ich erst wegen des Klaviers zu schreiben angefangen. Vorher habe ich Folk auf der Geige gespielt. Es ist sehr schwer zu singen, wenn man die am Kinn hält, ich kann es jedenfalls nicht. Am Klavier zu sitzen war eine ungeheure Befreiung. Warum trägt das Album keinen Titel? Ich habe die Songs über einen recht langen Zeitraum, über drei Jahre hinweg geschrieben. In gewisser Weise ist so eher eine Songsammlung entstanden als ein richtiges Album. Das nächste soll eher ein Konzept haben und dann auch einen passenden Titel kriegen. Aber vor allem ist mir einfach keiner eingefallen. Mick Schulz CD // Monkey / Broken Silence Es ist keine Sensation, dass »Loss & Love« ein wunderschönes Album ist. Sensationeller ist da schon, woher es kommt. Denn hinter Son Of The Velvet Rat steckt der Grazer Georg Altziebler. Mit seinem zweiten Album ist er endgültig in die uramerikanische Phalanx schöner Folk- und Countryalben eingebrochen. Zumindest aus Mitteleuropa gab es bisher noch keine Platte, die die Alternative-Country-Stimmungen des mittleren Westens so fühlbar nachvollzieht. Altziebler versteht es, Songs zu schreiben, die den amerikanischen Standard übertreffen. Er instrumentiert sie ebenso klassisch wie geschmackvoll und singt dazu mit einer grollenden Stimme von der sehnsüchtigen Qualität eines Tom Waits, die dazu ähnlich unverwechselbar ist wie der Gesang von Will Oldham, Kurt Wagner, William Elliott Whitmore oder Johnny Cash. »Loss & Love« hat spielerische Hillbilly-Rhythmen genauso wie atmosphärisch ernste und in schlichte Countrygewänder gegossene Popsongs. Beides wurde auf der Platte perfekt zusammenmontiert und macht sie wohltuend abwechslungsreich. Zumindest für das Glitterhouse-Label wäre diese Platte eine Zierde gewesen, zumal sogar ExWilco-Drummer Ken Crooner das Talent des jungen Österreichers entdeckt und seine Platte produziert hat. Nicht nur wegen dieser Props kann man sich sicher sein: Mit Son Of The Velvet Rat wird noch einiges passieren. Christian Steinbrink Sorry Gilberto Vs. Brokof Sorry Gilberto Vs. Brokof Split-EP // Goldrausch Vielleicht ist es albern zu behaupten, dass man einer Band ihre musikalische Herzensbildung anhören könne. Aber vielleicht ist es trotzdem so, dass man Liebe zur Musik hören kann. Sowohl Sorry Gilberto als auch Brokof sind zwei solche Bands, bei denen man sich vorstellen kann, wie sie ihre Lieblingsalben unters Kopfkissen legen – um dann selbst solch schöne Songs zu machen. Während Sorry Gilberto unter Verwendung von weiblichen und männlichen Stimmen in bester Singer/Songwriter-Tradition lakonische Geschichten zu Akustikgitarren erzählen und dabei an Herman Düne ohne die schnarrende Stimme erinnern, werfen Brokof ihre Netze etwas weiter aus. Dabei vermögen sie immer, dem Hörer sein wohliges Gefühl zu erhalten und die Klippen der Einfalt zu umschiffen. Da werden die Worte skandiert, wie es ansonsten nur Tom Barman von dEUS vermag, da wird ein Noise veranstaltet, wie man ihn außerdem nur von Karate kennt. »What About You«, das letzte Stück der Sechs-Track-EP, hat gar das Zeug zum Lieblingslied. Man möchte es sich glatt unter das Kopfkissen legen. Vanessa Romotzky Stockholm Demo CD // www.myspace.com/ stockholmelectron Aus Bielefeld – und nicht aus Stockholm – kommt eine junge Frau, die in wirklich Britta heißt. Ihr erstes Demo indes trägt den Namen der schwedischen Hauptstadt und enthält Pop-Entwürfe, changierend zwischen düsteren Schrammelsongs mit Elektronikfundament und chansonesken Gitarrenballaden, die sich durch sehr einprägsame Melodien und facettenreiche Texte auszeichnen. Was es mit dem in den Informationsmaterialien erwähnten Attribut »gender queer« auf sich hat, ist nicht so recht auszumachen. Aber das kann natürlich auch am sympathisch muffeligen Heimstudio-Sound liegen. Da geht so einiges unter. Thematisch deckt Britta in den sechs Songs jeden- CD // Wohnzimmer / tannia der 90er-Jahre stammen. Das ist großartig und nervig zugleich. Man ahnt, dass die Band um Songwriter und Sänger René Mühlberger ein feines Gespür für den ganz großen Pop hat. Und so Mixtape-tauglich Songs wie »Everybody Knows«, »I Will Follow My Heart« und »Stay Don’t Walk« auch sind, insgesamt würde Velojet ein bisschen weniger (Britpop-)Zitat-Versteckspiel ganz gut tun. Aber die Geschichte der Popmusik ist schließlich eine voller Umdeutungen und Zitate. Mal sehen, was als Nächstes passiert. Broken Silence Tine Franz falls Zombies, unerwiderte Liebe, Engel und »Partywracks« ab. Aus der Perspektive Letzterer wird Folgendes berichtet: »Ich hab zu viel getrunken und geraucht hab ich auch / Morgen geht’s mir wieder scheiße wegen Drogengebrauch.« Sind wir nicht alle ein bisschen Partywrack? Zumindest bis zum nächsten Wochenende. Dann ist alles wieder vergessen. Roland Wilhelm Velojet This Quiet Town EAF, DJ Ötzi, Edelweiss und, ach ja, Falco – Österreich immer noch gleichzusetzen mit Austropop und Après-Ski ist ähnlich ignorant, als würde man deutsche Popmusik auf Fury In The Slaughterhouse, die Scorpions und Heinz Rudolf Kunze reduzieren. Don’t mention the war. Zum Glück hat sich die popkulturelle Situation auch im Alpenstaat in den letzten Jahren deutlich entschärft. In Österreich dürfte das mit staatlicher Kulturförderung ebenso zu tun haben wie mit dem formidablen FM4 und der Wiener Club- und Festivalszene. Und neuerdings eben auch mit den Veröffentlichungen und Livequalitäten der Damen und Herren von Velojet aus Wien/Steyr. Die Killers sollen sie im Après-Gig-Suff mal als »beste Band Österreichs« bezeichnet haben. Das kann man einfach so stehen lassen. Velojet haben mit »This Quiet Town« ihr zweites Album aufgenommen. Es handelt von Sehnsucht, der Provinz und neuer und alter Liebe – eben klassischen Popthemen, wie sie von Morrissey bis Mansun schon viele vertont haben. Denn eines ist klar: Velojet sind Stammkunden in der örtlichen Britpopdisco. Denkt man sich den Gesang mal weg, könnten die meisten der eingängigen Melodien auch aus dem Cool Bri- Trost Trost’n’Roll CD // www.trostnroll.de Der bandeigene Humor wird schon auf dem Cover deutlich. Ein Opa in Unterhemd und kurzer Hose heizt mit einem dreirädrigen Elektromobil über eine Landstraße und grinst feist in die Kamera. Darunter steht in altdeutscher Schrift Motörhead-like »Trost’n’Roll«. Musikalisch sollen die so geschürten Erwartungen nach eigener Angabe nicht enttäuscht werden. Laut Booklet wird hier nämlich »gerockt«. Was also ist es, das die vier aus Mönchengladbach zu Rockern werden lässt? Zunächst einmal wurde die Platte im Wohnzimmer des Bassisten aufgenommen, was definitiv schon mal eine gute Voraussetzung für ungetrübten Enthusiasmus für Väterchen Rock ist. Textlich sind Liebesfrust und Wochenendeskapaden die Ideengeber. Hört sich ganz klar nach dem Stoff an, aus dem Rock’n’Roller-Träume gestrickt werden. So weit, so gut – nur hapert es an der Umsetzung. Trost bewegen sich irgendwo zwischen der TKKG-Titelmusik und der Familie Schlegel, hart im Ansatz, aber ein wenig zu oft gehört und erwartbar. Thomas Markus 116 _ Intro _ Probefahrt Heimspiel empfiehlt Heimspiel 09.2007 Sutcliffe Kopfkino CD // www.sutcliffe.de Benannt hat sich die Band aus Nürnberg nach dem jung verstorbenen ExBeatle Stuart Sutcliffe. Eine weitere Referenz an die Pilzköpfe findet sich im Songtitel »Dakota Building« – denn in ebendiesem wohnte John Lennon und wurde vor ihm erschossen. Doch das war es auch schon, keinesfalls gibt es auf »Kopfkino« Merseybeat zu hören. Um diese Platte richtig gern zu haben, sollte man Tequila wenigstens schon mal probiert und nicht gleich wieder ausgespuckt haben. Denn meistens sind die ambitionierten Instrumentalsongs von einem Wüstenflair getragen. Die Vorliebe für moderne Westernbezüge zeigt sich in so machen musikalischen Parts und in dem typischen Gitarrensound. Dann und wann darf es auch mal ein Akkordeon sein. Ausbrüche aus diesem stilistischen Rahmen gibt es, wenngleich sie selten sind. Songtitel wie »The Mexican« verstehen sich natürlich von selbst, Erinnerungen an einen Tarantino-Film mit bekannter Tanzszene kommen auf. Lässig, schwül und bluesig – Sutcliffes Musik schafft vor allem Atmosphäre. Denn sie wissen, was sie tun. Vanessa Romotzky The Verzerrer Schnitzel Club Trottoir CD // www.the verzerrerschnitzel.de Von Konzeptlosigkeit als Konzept, von Rock, der auf geniale Weise dumm ist, und von dadaistischer Provokation liest man im Bandinfo. Das lässt hoffen. Im ersten Song röhrt jemand in bester Motörhead-Roadcrew-Manier ins Mikro, dazu dröhnt ein PrügelrockRiff par excellence aus den Boxen, und obendrüber singt Sänger Gernot Wöltjen über den »Rapper aus dem 1. Stock« und wie uncool der doch eigentlich ist. »Wasser im Schuh«, der zweite Song, erinnert musikalisch an »Die Ärzte früher« und textlich an Superpunk. Auf eine Richtung festlegen will und kann sich das Quartett offensichtlich nicht, denn bei »Sevilla« rumpelt es dilettantisch und erinnert in der Phrasierung an Deichkind-Gerappe, und beim Titel »Prekariat« mit Synthie-Einsatz haben die guten alten Stereo Total Pate gestanden – trashig, collagenartig, parodistisch. Wie eine moderne Version der 80er-Punk-Compilation »Schlachtrufe BRD«, nur dass hier alle Songs von einer Band stammen. Die eigene Unfähigkeit wird zum Konzept erhoben und darf durchaus auch belächelt werden. Das Bandinfo hält, was es verspricht. Chapeau, meine Herren. Thomas Markus Coca-Cola Soundwave: Finale furioso Zum Höhepunkt der Coca-Cola Soundwave Discovery Tour kommt es am 2. und 3. Oktober am Brandenburger Tor in Berlin zu einem Event der MonsterKlasse: Die besten Newcomer des Nachwuchswettbewerbs, die sich bei den zehn regionalen Konzerten durchsetzten und auf den fünf der größten deutschen Festivals spielten, rocken mit etablierten deutschen Top-Acts und einem Special Guest die Crowd. Jene wollen noch geheim bleiben, die Newcomer stehen aber naturgemäß schon fest. Unter anderem werden *aVid, Do You Mind, Fate und Leash dabei sein. Das übrige Teilnehmerfeld gestaltet sich wie folgt: Fathead aus Karlsruhe (Gewinnerband Hamburg, Hurricane) Jenix aus Zittau (Gewinnerband Stuttgart, Hurricane) Joy Became Clear aus Karlsruhe (Gewinnerband München, Hurricane) Pink’s Not Red aus Pforzheim (Gewinnerband Leipzig, Highfield) Still Drift aus Heidelberg (Gewinnerband Hannover, Melt!) Tiebreak aus Dresden (Gewinnerband Dresden, Highfield) *aVid Fate Sie standen schon auf der Bühne des Star-Club-Festivals in Hamburg – genau an der Stelle, wo einst die Beatles erstmalig in Deutschland spielten. Doch das sollte noch keineswegs der legendärste Moment ihrer Karriere sein: In Frankfurt gewannen *aVid aus Wesel bei der Coca-Cola Soundwave Discovery Tour und durften bei Rock am Ring auftreten. Wo sie sich auch hervorragend machten: Ihr energiegeladener Mix aus groovigem Schlagzeug, tightem Bass, treibender Gitarre und melodischem Gesang ballert ordentlich los. Crossover nannte man das früher. Oder Alternative Rock. *aVid selbst haben sich die Bezeichnung »popaddicted Rock Music« dafür ausgedacht. Doch wie das Kind auch heißt – stadiontauglich ist der Sound auf jeden Fall. Fate sind eine der ungewöhnlicheren Bands unserer Tage. Und das ist durchaus ein kleines bisschen paradox, wo sich die Band aus Pforzheim, die sich bei der Coca-Cola Soundwave Discovery Tour in Berlin ihren Gig bei Rock am Ring erspielte, doch eigentlich gar nicht für einen besonders ungewöhnlichen Sound entschieden hat: Die Band fühlt sich dem guten alten Hardrock verpflichtet. Und den – das ist das Erstaunliche – spielen sie verdammt gut und mit durchaus eigener Note. Ihre urwüchsige Power ist absolut zwingend: Alle Amps von Fate gehen bis elf! Leash Los geht’s bereits zur Mittagszeit. Do You Mind Sie haben prominente Fans: Silbermond finden Do You Mind derart knorke, dass sie persönlich darum baten, auf einem ihrer Tourstopps von der Band aus Dülmen supportet zu werden. Das hätte man nicht unbedingt vermutet – denn silbermondige Balladen sind ihre Sache nicht. Die vier Jungs stehen mehr auf Sum 41, Blink-182 und Good Charlotte. Entsprechend haben sie sich auch poppigem Highschool-Punk verschrieben: Weit geschwungene Singalong-Melodien, punktgenaues Drumming und eine satte Bratgitarre überzeugten bei ihrem Auftritt im Coca-Cola Soundwave Tent auf dem Hurricane und werden beim Abschluss-Event vor dem Brandenburger Tor auch die dortige Crowd rocken. Alle Achtung: neue Heimspiel-Anschrift Das Heimspiel wohnt nun in Berlin. Bitte schickt eure Demos und CDs ab jetzt an folgende Adresse: Intro – Redaktion Heimspiel – Greifswalder Str. 224, 10405 Berlin, E-Mail: [email protected] Es ist eine dieser Geschichten, die das Leben eben so schreibt: Leash aus Berlin waren die allererste Band, die im Heimspiel zum Start der Coca-Cola Soundwave Discovery Tour vorgestellt wurde. Man könne, so hieß es damals auf diesen Seiten, sich die Band, die gekonnt zwischen Elektronik und Rock vermittelt, durchaus »auf größeren Bühnen vorstellen«. Lange vorstellen musste man sich das dann nicht: Leash gewannen in Köln und spielten daraufhin beim Melt!-Festival. Und nun geht es sogar auf die ganz große Bühne: Beim Finale sind Leash nämlich selbstverständlich dabei. Coca-Cola Soundwave Compilation Die Songs der Newcomer gibt es ab Anfang September auch für daheim: Auf der Compilation findet sich jeweils ein Song der zehn Gewinnerbands, die am 2. und 3. Oktober auftreten. Die Tracks lassen sich einzeln oder gesammelt bei iTunes herunterladen. Das Geld – Ehrensache – geht dann direkt an die Bands. Alle Infos zur Coca-Cola Soundwave auf www.coke.de 118 _ Intro _ Musik _ Das geht Text: Till Stoppenhagen _ Foto: Marc Seebode Intro Intim @ Splash! Festival Von Puppen und Menschen Jüngst fand erneut unser Lieblings-HipHop-Festival Splash! statt. Erstmals an neuer Location und erstmals bereichert um ein Intro Intim, das mit dem Grenada Tent zudem eine eigene wunderschöne Location erhielt. Wir fragten anwesende Künstler, wie es ihnen gefallen hat. Splash mit Mayor Taylor Du bist ja im normalen Leben der Frontmann von The Jai-Alai Savant. Beim Splash warst du in unserem Zelt als DJ gebucht. Und wenn man dich so sieht, hat man nicht das Gefühl: »Hey, da kommt dieser Typ und hat ein paar alte Sampler dabei.« Das ist ja überaus amtlich. Danke. Ich dejaye als Mayor Taylor schon ziemlich lange. Am Anfang ergab sich das ganz zufällig. Später brachte ich mir das Dejaying bei, wie man ein neues Instrument eben auch lernt. Und irgendwann hatte ich eigene Partys. Mittlerweile ist, was ich auflege, so unglaublich weit weg von dem, womit ich anfing. Roots Reggae oder Dub lege ich zum Beispiel so gut wie nie mehr auf. Und reiner HipHop findet sich auch eher selten in meinen Sets. Und wie hat es dir vor dem Hintergrund auf dem Splash gefallen? Es war großartig. Wirklich. Aber ich war total nervös. Und als ich ankam, spielten gerade Bonde Do Role. Super. Aber das Zelt war nur halb voll, als sie spielten. Und als sie fertig waren, gingen die alle. Ich wollte einen schnellen Übergang, hatte aber technische Probleme und konnte nicht anfangen. Sehr ärgerlich. Also spielte ich 45 Minuten nur vor zwei Leuten und den Securitys, denn direkt gegenüber spielten The Roots. Aber als die fertig waren, kamen immer mehr Leute zu mir, und auf einmal war das Zelt voll! Großartig! Und die restliche Atmosphäre auf dem Festival? Absolut super. Freundeskreis fand ich gut. Das war doch dann auch sicher überhaupt dein erster wirklicher Kontakt zu deutschsprachigem HipHop, oder? Ja, kann man sagen. Und ich finde das auch sehr interessant, ich kann ja mittlerweile auch recht gut Deutsch und verstehe so eine Menge. Aber andererseits komme ich natürlich dorther, wo die Wiege des HipHop liegt. Insofern kann mich auch nicht mehr so viel überraschen. Ich bin überhaupt von HipHop ein wenig gelangweilt, wenn ich ehrlich bin. Fazit: Es ist sehr interessant für mich, HipHop in anderen Sprachen zu hören, aber ich denke mir auch regelmäßig: »It’s just fucking Rap-Music.« Was ich aber an der deutschen Szene mag, ist, dass sie so offen für verschiedene Stile ist. In den USA ist so vieles im HipHop vorformatiert und borniert. Splash mit den Puppetmastaz Und, Puppe? Wie war’s auf dem Splash und bei uns im Grenada Tent? Den Leuten hat unsere Show gefallen. Und wenn du eine ehrliche Antwort haben willst: Wir spielten in diesem Zelt mit unter anderem Wiley. Und das war für mich als Puppe der einzige Platz, an dem ich sein wollte. Der Rest des Festivals verwandelte sich schnell in eine Art Ork-Rave, wenn du weißt, was das ist. Gab es denn einen Act, der dir besonders gut gefallen hat? Ja, Puppetmastaz. Und sonst? Ich habe fünf Minuten Snoop Dogg gesehen, der eine Stunde zu spät kam. Aber obwohl ich natürlich ein Faible für Hunde habe: Stundenlang will ich auf einen auch nicht warten müssen, deshalb bin ich wieder gegangen. Später habe ich Wiley gesehen, der gefiel mir sehr gut. Danke, Puppe. Intro _ Musik _ Das geht _ 119 Intro Intim @ Popkomm Auch zur diesjährigen Popkomm wird Intro die Berliner Nächte wieder tatkräftig mitbefeuern – in den letzten Jahren hat das einfach viel zu viel Spaß gemacht. Diesmal wird voraussichtlich elektronische Musik das Line-up dominieren. »Voraussichtlich« im Sinne von: Da zum Heftschluss das Booking noch im vollen Gange war, dürfte sich im Line-up noch einiges tun, zahlreiche neue Acts hinzukommen. Ein besonderes Highlight des gesamten Popkomm-Festivals dürfte aber, das steht jetzt schon fest, der exklusive Auftritt von Trentemøller sein, der schon einer der absoluten Publikumslieblinge beim diesjährigen Melt!-Festival war. Wer die atemberaubende audiovisuelle Ambient-Reise mit kompletter Band in Ferropolis verpasst hat, sollte seine zweite Chance auf jeden Fall nutzen. Auch geradezu spektakulär: Die Op:l Bastards sind zurück! Schon oft begeisterten die Skandinavier auf Festen aus dem Hause Intro: Erst Introducing und Melt!-Festival – nun machen sie mit einem erneuten INTRO INTIM bestimmt auch die dritte Sause im Bunde unvergesslich! Unten schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf die beiden Abende. Der aktuellste Zwischenstand findet sich wie immer auf intro.de/introintim. Intro Intim @ Popkomm 21.09. Berlin, Maria & Josef mit: Trentemøller live in concert, Op:l Bastards, Warren Suicide, Frozen North Special ft. Jussi Pekka, Roberto Rodriguez ft. The Future Beat Investigators, Amuli Kemppi u.a. sowie: Screening des »Melt! Festival 2007«-Films (Doku) Programm-Updates, alle Infos & Tickets: www.intro.de/introintim Tickethotline: (01805) 9 69 00 08 88 (14ct/min aus dem Festnetz der deutschen Telekom) Trentemøller Verlosung: Freundeskreis Charity-Tickets und DVDs Seit 6. Juli ist das neue Freundeskreis-Album »FK10« mit bekannten Hits, Raritäten und zwei neuen Songs im Handel. Bereichert um eine sechzigminütige Dokumentation auf DVD. Aber auch im sozialen Bereich zeigen sich die Stuttgarter engagiert. Initiiert von MOTOSTYLES, werden auf der anstehenden Freundeskreis-10-Jahre-Jubiläumstour nämlich Spenden für die gemeinnützige Organisation »Innocence in Danger« gesammelt. Gipfeln wird das Engagement gegen Kindesmissbrauch und die zunehmende Kriminalität via Handy und im Internet in einem Charity-Konzert am 16. September in Offenbach, dem Abschluss der Tour, bei dem alte Weggefährten und zahlreiche prominente Gäste Freundeskreis unterstützen. Wir verlosen für die Show 3 x 2 VIP-Tickets inkl. »FK10«-DVDs. 120 _ Intro _ Das geht Intro empfiehlt 09.2007 01 BOTANICA 06 LE POP ON TOUR Paul Wallfisch hat schon bei den grandiosen Firewater in die Tasten gehauen und mit seinem einzigartigen Spiel dafür gesorgt, dass sie klingen, wie sie klingen: düster und romantisch, zerschossen und aufbauend zugleich. Eine Beschreibung, die ebenso auf Botanica zutrifft. Der ehemalige Tippelbruder Wallfisch hat jedenfalls immer noch genug Geschichten für zwanzig weitere Alben und Touren. 20.09. Berlin, Maschinenhaus » 22.09. Norderstedt, 3 Beken » 23.09. Dortmund, FZW » 24.09. Hannover, Chez Heinz » 25.09. Aschaffenburg, Colos-Saal » 26.09. Bonn, Mausefalle » 28.09. Erfurt, Museumskeller » 06.10. Freiburg, Jos Fritz Die Samplerreihe »Le Pop« ist stets ein sicherer Kandidat, wenn es darum geht, ein gemütliches Beisammensein zu beschallen. Selbst Leute, die es nicht so mit Musik haben, kapitulieren da ob der mal süßen, mal abgedrehten, aber immer sehr französischen Klänge. Ähnliche Reaktionen verursachte die dazugehörige Tour, die nun zur dritten »Randonnée« durch Deutschland ansetzt. Dieses Mal mit dem Neo-Chanson-Pop-Ehepaar Pascal Parisot & Fredda und der Band Holden. 07.09. Köln, Stadtgarten » 08.09. Frankfurt, Theater Willy Praml » 09.09. Karlsruhe, Tollhaus » 12.09. Berlin, Kesselhaus » 13.09. Leipzig, Nato » 14.09. Hamburg, Fabrik » 15.09. Trier, Festival » 16.09. Aachen, Jakobshof » 18.09. Düsseldorf, Zakk » 19.09. München, Rote Sonne » 20.09. A-Wien, tba » 21.09. Erlangen, E-Werk 01 02 02 CARIBOU Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz, dass Bands oder Projekte mit Tiernamen keine schlechten Menschen sein können. Dan Snaith, der sonst eher für ausufernde Electro-Psychedelica steht, hat sich unter seinem Moniker Caribou auf dem Album »Andorra« (City Slang / V2) auf die Suche nach dem perfekten Popsong begeben. Natürlich, ohne dabei gänzlich von seinen elektronischen Einflüssen abzurücken. 20.09. Berlin, Postbahnhof » 21.09. Köln, Studio 672 » 22.09. Heidelberg, Karlstorbahnhof » 24.09. München, Orangehouse 03 FIGURINES Als die Figurines aus Dänemark im September 2005 als KoufaxSupport einen Stopp im Hannoveraner Café Glocksee machten, konnte man vor der Bühne einen verwuschelten Mittdreißiger beobachten, der nach jedem Song den Kopf schüttelte und laut brüllte: »Unheimlich sympathische Band! « Dieser wahren Begebenheit ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, außer, dass die neue CD »When The Deer Wore Blue« in Kürze erscheint, 13 Tracks enthält und die Band im September auf Tour geht. 19.09. Münster, Gleis 22 » 20.09. Leipzig, Nato » 21.09. Berlin, Bang Bang Club » 22.09. Magdeburg, Projekt 7 » 23.09. Dresden, Starclub » 24.09. A-Wien, B72 » 25.09. München, Orangehouse » 26.09. Stuttgart, Schocken » 27.09. Köln, Stadtgarten » 28.09. Wiesbaden, Schlachthof » 29.09. Hamburg, Knust 03 04 05 06 07 08 05 LEVI’S® REBELLIOUS GIRLS TOUR Der Name ist hier mal Programm. Levi’s® präsentiert eine Tour, die nicht nur die rebellischsten, sondern auch die innovativsten Vertreterinnen der Musik- und Clubkultur auf die Bühne, ans Mikro, an den Plattenteller bringt. Sei es Peaches, die in Köln mit einem exklusiven DJ-Set antreten wird, oder die süchtig machenden Brazilian Girls oder aber Uffie (Foto), die wieder ihre offensive und vorlaute Show abziehen wird. Außerdem dabei: Gudrun Gut und DJ Maral Salmassi. Infos: www.redtab.com 13.09. München, Erste Liga » 14.09. A-Wien, Fluc » 15.09. Köln, Rheintriadem (ohne Uffie, mit Peaches) » 20.09. Hamburg, Mandarin Casino » 21.09. Berlin, Lido » 22.09. Offenbach, Hafen 2 Zwar versteht man als typischer Durchschnittshasser der französischen Sprache bei den Frankokanadiern Malajube kein Wort von dem, was sie singen, allerdings muss man im Französischkurs auch nicht unbedingt aufgepasst haben, um zu sehen, dass bei Malajube einiges geht: Der Sound der Band verdient die Aufschrift »schön schräg«. Die Band produziert durchgeknallte Popsongs mit frenetisch jagenden Beats, die jeden mitreißen. 10.09. Münster, Gleis 22 » 11.09. Köln, Studio 672 » 16.09. Schorndorf, Manufaktur » 17.09. München, Orangehouse » 18.09. Nürnberg, Muz » 19.09. Hamburg, Uebel & Gefährlich (+ Menomena) » 20.09. Berlin, Postbahnhof (Popkomm) 08 POP AM RHEIN Pop am Rhein: Das ist Intro genauso wie Mouse on Mars, Can, Philipp Schiemann, die »Hauszeitschrift für Moderne Dichtung: Der Gummibaum« (Foto) oder Hans Nieswandt. Das hat das Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf richtig erkannt und organisiert zum Thema eine ganze Veranstaltungsreihe mit Ausstellungen, Tagungen, Lesungen, Filmreihen und vielen Konzerten. ab 19.08. Köln, diverse Locations 09 STARS 04 KRISTOFER ASTRÖM Der schwedische Songwriter hat es im vergangenen Jahr ein paarmal zu oft krachen lassen, deshalb heißt bei ihm ein neues Stück schon mal »Heavy On The Drinks« Auf dem aktuellen Album sind Aströms Songs zwar immer noch überwiegend akustisch gespielter, sehr gelungener Countryfolk, aber in Sachen Zugänglichkeit und Mitschwingfaktor hat er bedeutend zugelegt, was sich auch bei seinen Konzerten widerspiegeln dürfte. 09.09. Berlin, Lido » 10.09. Hamburg, Knust » 11.09. Köln, Prime Club » 12.09. München, Atomic Café 07 MALAJUBE 09 10 Geht man nach ihren Song- und Albumtiteln, könnte man hinter den kanadischen Stars glatt brutale Krachmacher erwarten. Da heißt ein Album schon mal »Set Yourself On Fire« und ein Song »Your Ex-Lover Is Dead«. Auch das neue Album lässt mit dem schönen Titel »In Our Bedroom After The War« Grausames erwarten. Dabei sind Stars wundervoll melancholisch klingende und singende Wanderer zwischen den Indiewelten. 19.09. Hannover, Café Glocksee » 20.09. Berlin, Postbahnhof » 21.09. Dresden, Scheune » 26.09. München, Feierwerk » 27.09. Köln, Gebäude 9 » 28.09. Hamburg, Reeperbahn-Festival 10 THE PIGEON DETECTIVES Die obligatorische MySpace-Einflussliste liest sich bei den Pigeon Detectives wie das Who’s who eines Rock-Lexikons: »The Beatles, The Kinks, The Velvet Underground, Jimi Hendrix, Oasis, Led Zeppelin, The Strokes, Blondie, The Smiths, The Stone Roses, Cream, Elvis Presley, Chuck Berry, Robert Johnson etc.« Die Band aus Leeds hat sich hohe Ziele gesteckt. Allerdings machen sie sich im internationalen Rock-Zirkus momentan wirklich sehr gut: Der UK-New-Wave-Schrammelpunk hat große Momente und ist herrlich mitgrölkompatibel. 20.09. München, Atomic Café » 24.09. Berlin, Lido » 25.09. Köln, Gebäude 9 » 26.09. Bremen, Tower » 27.09. Hamburg, Molotow Intro _ Das geht _ 121 Das geht 09.2007 DAS GEHT AUF DER POPKOMM AL!VE SHOWCASE MIT BOTANICA, BELASCO, JONATHAN INC. 20.09. Berlin Kulturbrauerei CITY SLANG & COOPERATIVE SPIELEN POPKOMM MIT ARCHITECTURE IN HELSINKI, STARS, MALAJUBE, THE GO! TEAM, MENOMENA, CARIBOU, LOS CAMPESINOS 20.09. Berlin Postbahnhof BEATSTEAKS 23.08. Würzburg, Soundpark Ost BERND BEGEMANN & DIE BEFREIUNG 14.09. Hamburg, Knust 15.09. Köln, Blue Shell 16.09. Berlin, White Trash Fast Food 17.09. München, Atomic Café EMPFOHLEN VON INTRO BOTANICA THIS IS NEW ENGLAND MIT THE LODGER, LEO CAN DIVE, THE JACKPOT 20.09. Berlin, Knaak VISIONS AT POPKOMM CARIBOU 20.-24.09. Alle Infos siehe S. 120 EMPFOHLEN VON INTRO ERDMÖBEL 25.08. Bremen, ViertelFest 31.08. Bochum, Bochumer Musiksommer Geht weiter! EMPFOHLEN VON INTRO FIGURINES 19.-25.09. Alle Infos siehe S. 120 ARCADE FIRE MIT ELECTRELANE 22.08. Köln, Palladium EMPFOHLEN VON INTRO KRISTOFER ASTRÖM MOTOSTYLES PRÄSENTIERT FK10 FREUNDESKREIS MIT CHRISTIANE RÖSINGER, JENS FRIEBE, KNARF RELLÖM 10.09. Passau, Biergarten Severinstor 11.09. Würzburg, Oberer Markt vor Stadtbücherei 12.09. Regensburg, Wiese beim Andreastadel 13.09. Augsburg, Wiese vor der Alten Kradhalle 12.09. Flensburg, Volksbad NYLON 24.08. Berlin, Admiralspalast Studio Geht weiter! 10.09. Köln, Prime Club 11.09. Frankfurt, Batschkapp 13.09. Berlin, Maria 14.09. Hamburg, Grünspan KAISER CHIEFS KINDERZIMMER PRODUCTIONS 25.08. Düsseldorf, Open Source 29.08. Ulm, Kradhalle 31.08. Augsburg, Musikkantine 03.09. München, Backstage 05.09. Weinheim, Cafe Central 06.09. Köln, Gebäude 9 07.09. Köln, Gebäude 9 08.09. Bremen, Lila Eule GHOSTS 16.09. München, Atomic Café Geht weiter! GORILLA BISCUITS 04.09. Hamburg, Grünspan 07.09. Essen, Weststadthalle 08.09. Leipzig, Conne Island 10.09. Berlin, SO36 GOSSIP MIT THE WHIP 27.08. Stuttgart, Schocken 28.08. Frankfurt, Cookys 30.08. A-Wien, Arena 31.08. München, Atomic Cafe LEVI’S® REBELLIOUS GIRLS TOUR MIT BRAZILIAN GIRLS, MARAL SALMASSI, UFFIE & DJ FEADZ 13.-22.09. Alle Infos siehe S. 120 EMPFOHLEN VON INTRO 07.-21.09. Alle Infos siehe S. 120 EMPFOHLEN VON INTRO MALAJUBE 10.-20.09. Alle Infos siehe S. 120 ADAM GREEN MIA. 10.09. Bonn, Brückenforum 11.09. Bielefeld, Ringlokschuppen 12.09. Bremen, Modernes 13.09. Potsdam, Schinkelhalle 15.09. Dresden, Schlachthof 16.09. Nürnberg, Löwensaal 17.09. Stuttgart, Theaterhaus 22.08. Rottweil, Kraftwerk 23.08. Köln, Tanzbrunnen 31.08. Hannover, Capitol 07.09. Reichenbach, Jump Arena KERSTIN GRETHER SPARTA PAPER AND IRON FESTIVAL POLARKREIS 18 GUCHA PARTY MUFF POTTER 22.08. Frankfurt, Naxos-Halle 24.08. München, Ampere 25.08. Köln, Atelier Odo Rumpf 13.09. Erfurt, Open Air an der Engelsburg 15.09. Hamburg, Knust 16.09. Berlin, Lido 17.09. Dresden, Groove Station MIT MEWITHOUTYOU 21.08. Berlin, Columbia Club 22.08. München, Backstage EMPFOHLEN VON INTRO MIT YOUNG LOVE 03.09. München, Atomic Café 04.09. Berlin, Lido MIT THE HIVES, OHRBOOTEN, 25.08.-26.07. Pinneberg, Burmeisterallee 2 TOOL 28.08. Bochum, Jahrhunderthalle TRAIL OF DEAD MIT FORGET CASSETTES 28.08. Mannheim, Alte Feuerwache DIE TÜREN 19.-28.09. Alle Infos siehe S. 120 04.09. München, Backstage 05.09. Köln, Tsunami 06.09. Kassel, Arm 08.09. Hamburg, Golden Pudel 14.09. Berlin, Bang Bang Club EMPFOHLEN VON INTRO PAUL WELLER EMPFOHLEN VON INTRO MIT STEVE CRADOCK 16.09. Frankfurt, Mousonturm Geht weiter! POP AM RHEIN Alle Infos siehe S. 120 PORTUGAL. THE MAN 29.08. Erlangen, E-Werk 30.08. München, Ampere 01.09. A-Wien, Flex 02.09. Dresden, Star Club 03.09. Hamburg, Knust 04.09. Berlin, Postbahnhof 05.09. Osnabrück, Kleine Freiheit 06.09. Karlsruhe, Substage 07.09. Konstanz, Kulturladen 09.09. Wiesbaden, Schlachthof 10.09. Köln, Gebäude 9 11.09. Stuttgart, Schocken RADIOKUNST MIT MICHAELA MELIÁN 22.09. Köln, Museum Ludwig MIT NEOANGIN, ALAN BANGS, KLAUS FIEHE u. a. 29.09. Köln, Kleiner Sendesaal des WDR RAZORLIGHT 02.09. Hamburg, Uebel & Gefährlich 04.09. Berlin, Kulturbrauerei 05.09. Köln, Live Music Hall 06.09. Frankfurt / Main, Batschkapp 08.09. Mannheim, Alte Feuerwache EMPFOHLEN VON INTRO TEGAN & SARA 21.08. Hamburg, Molotow 24.08. Berlin, Zapata 25.08. Köln, Studio 672 26.08. München, Ampere TELE MIT LEE BUDDA 30.08. Bochum, Musiksommer 31.08. Hamburg, Stadtpark 01.09. Hamburg, Stadtpark 15.09. Lingen, Rock am Pferdemarkt NOUVELLE VAGUE SDNMT / SEIDENMATT 24.08. Rostock, Kastanienplatz 23.08. Berlin, Lido 01.-12.10. !!! (CHK CHK CHK) 25.-26.10. CINEMATIC ORCHESTRA 04.10.-06.10. DÚNÉ THE CRIBS 29.08. Berlin, Lido 30.08. Köln, Prime Club 12.-19.10. EDITORS 02.-08.11. JENS FRIEBE 10.10.-10.11. LOCAS IN LOVE 11.10.-15.11. POLARKREIS 18 THE DAMNED 04.10.-09.11. 24.08. Hamburg, Markthalle 25.08. Düsseldorf, Zakk STEREO TOTAL THE LOST PATROL BAND 06.09. Hamburg, Fabrik 26.08. Köln, Prime Club 27.08. Berlin, Lido 28.08. München, Ampere BROKEN SOCIAL SCENE 04.09. Marburg, Trauma 05.09. Dresden, Star Club 06.09. Wiesbaden, Schlachthof 07.09. Nürnberg, Musikzentrale 08.09. Freiburg, Swamp 11.09. Münster, Luna Bar 12.09. Bremen, Römer 13.09. Saarbrücken, Sparte 4 15.09. Erfurt, Stadtgarten 07.09. Düsseldorf, Stone im Ratinger Hof 15.09. Bielefeld, AJZ 16.09. Berlin, Lido 17.09. Neubrandenburg, Cafe Zebra RILO KILEY Die kommen, die Touren THE BROKEN BEATS EMPFOHLEN VON INTRO HOT HOT HEAT T-MOBILE EXTREME PLAYGROUNDS SUMMERSESSION STARS 25.08. Lieberose, Waldbühne 31.08. Kaiserslautern, Kammgarn 11.09. Leipzig, Conne Island 14.09. München, Backstage MODEST MOUSE jeweils Kassel, Arm e. V. 23.08. Fotos 06.09. Die Türen 13.09. Kissogram MIT CSS 10.09. Hamburg, Color Line Arena 12.09. München, Olympiahalle 14.09. Berlin, Velodrom 15.09. Köln, Kölnarena MOBB DEEP MIT DOCTORELLA 28.09. Bremen, Junges Theater SIE NANNTEN SIE LÜCKE (KONZERTREIHE ZUR DOCUMENTA) GWEN STEFANI RADIO PEELINGS LE POP ON TOUR EMPFOHLEN VON INTRO EMPFOHLEN VON INTRO EMPFOHLEN VON INTRO EMPFOHLEN VON INTRO 25.08. Berlin, Weinbergspark 09.-12.09. Alle Infos siehe S. 120 BAVARIAN OPEN WORD NO MEANS NO JUSTICE EMPFOHLEN VON INTRO MIT COBRA KILLER, DATSCHA PARTY, FRANK SPILKER BAND, FURCHT UND ELEND TERZETT, JACQUES PALMINGER, JEANS TEAM, ZWANIE JONSON 01.09. Hamburg, Uebel & Gefährlich MIT KOMMODE 24.08. Bielefeld, Forum 24.08. Berlin, Radialsystem V 01.09. Hamburg, Übel & Gefährlich 27.08. Hamburg, Stadtpark GALAO SHOTS FIMFESTIVAL ABSCHAUMPARTY THE WHITEST BOY ALIVE 04.09. Berlin, Cookies 06.09. München, Rote Sonne 08.09. Darmstadt, 603 qm MIT CUT CITY, GET HUSTLE, MENEGUAR, V-TEAM, VORTEX REX, WOODS 07.09. Köln, Neue Werkstatt JEANS TEAM PAUL WELLER ACOUSTIC SHOW MIT ALEC EMPIRE, ARK, BARBARA PREISINGER, DANIEL METEO, DJ COOP, GUDRUN GUT, THE FALL, TOK TOK VS. SOFFY O, T.RAUMSCHMIERE, OLIVER KOLETZKI u. a. 06-07.09. Berlin, Maria DANI SICILIANO MIT ALASDAIR ROBERTS 11.09. Hamburg, Kampnagel 11.09. München, Muffathalle 13.09. Frankfurt, Dreikönigskirche Geht weiter! JACK DANIELS GEBURTSTAGSTOUR MIT STEREOPHONICS 09.09. Frankfurt, Batschkapp 10.09. München, Atomic Café 12.09. Berlin, Lido 13.09. Hamburg, Knust 14.09. Köln, Prime Club 01.09. Berlin, IFA Sommergarten Open Air 07.09. Hamburg, Stadtpark 16.09. Offenbach, Capitol (CharityKonzert »Innocence is Danger«) 9TH ANNIVERSARY MARIA JOANNA NEWSOM EMPFOHLEN VON INTRO MIT WHOMADEWHO 25.08. Berlin, Schaubühne MIT THE ROBOCOP KRAUS, FOTOS, CLICKCLICKDECKER, LAMPSHADE 19.09. Berlin, Kulturbrauerei 20.09. Berlin, Schiller-Theather 13.09. Berlin, Magnet Geht weiter! I LOVE YOU ALL JOSE GONZALES, DOG DAY, RICH & KOOL, BODI BILL, GET WELL SOON, MARISSA NADLER 20.-21.09. Berlin, Bang Bang Club MIT LADYTRON, NITZER EBB, SOMAN u. a. 19.-21.09. Berlin, Kulturbrauerei I AM X EMPFOHLEN VON INTRO HEADQUARTER & 2FTR POPKOMM NIGHTS EXTENDED ELECTRONICS FESTIVAL MIT INTRO DJ-TEAM 25.08. Köln, Pegel Geht weiter! 20.09.-06.10. Infos siehe S. 120 DANISH MUSIC NIGHT MIT BROKEN BEATS, SAYBIA, FIGURINES 19.09. Berlin, Postbahnhof EMPFOHLEN VON INTRO INTRO DJ-TEAM: SCHLANK UND BELIEBT DURCH VOODOO THE PIGEON DETECTIVES 20.-27.09. Alle Infos siehe S. 120 THE TWANG (UK) 07.09. Köln, Prime Club 08.09. Hamburg, Knust 10.09. Berlin, Lido 14.09. München, Atomic Café 05.-28.10. THE ARK 03.-08.10. TICKETS FÜR ALLE(S) INTRO.DE/TICKETS TICKETHOTLINE (01805) 9 69 00 08 88 Für alle von uns präsentierten Tickets verlosen wir 3x2 Tickets. Einfach eine Mail an [email protected] 122 _ Intro _ Das geht Vorfreude des Monats Reeperbahn-Festival rbahn ße und Re a tr s ld e F n e h c Zwis epe Die Live-Musikszene in Hamburg ist ebenso lebhaft wie wichtig. Kaum eine Band verzichtet bei einem Tourquickie durch Deutschland auf den Stopp in der Alsterstadt. Kein Wunder, gibt es dort zwischen Feldstraße und Reeperbahn doch namhafte Clubs galore. Deshalb war ein eigenes Clubfestival die logische Konsequenz. Wir sprachen mit dem Mitorganisator Detlef Schwarte über das zweite Reeperbahn-Festival. W arum, verdammt noch mal, hat das so lange gedauert, bis Hamburg ein solches Festival bekommen hat? Immerhin war und ist die Stadt ziemlich wichtig für die deutsche Musikszene. Seit dem Jahr 2000 haben wir und andere Leute der Hamburger Musikszene mit dem Gedanken gespielt, so ein Festival auf die Beine zu stellen. Es war aber ein Haufen Arbeit, die verschiedenen Leute der Musikbranche dafür zu begeistern – Labels, Clubs, Interessenverbände. Und dann musste das Ganze auch finanziert werden. Hier engagiert sich nun die Stadt sehr stark, wofür wir natürlich sehr dankbar sind. Wie ist die Premiere in Hamburg aufgenommen worden? Die Premiere 2006 ist bei den Festival-Besuchern und den Medien durchweg super aufgenommen worden. Insgesamt kamen aber weniger Menschen, als wir uns erhofft hatten. Deshalb wollen wir dieses Jahr mit einem Indielastigeren und meiner Meinung nach besseren Line-up durchstarten. Auch die Ticketpreise fallen deutlich günstiger aus. Schaut man auf die Gesamtzahl der Acts und Venues, fällt auf, dass ihr euch ein wenig gesundgeschrumpft habt. Ja, das kann man so sagen. Wir wollten wohl ein wenig zu viel für den Anfang. Zu viele Bands, zu viele musikalische Experimente, zu viele Venues, zu hohe Kosten ... Darum haben wir 2007 ein paar Clubs weniger und statt 210 »nur« noch ca. 140 Bands. So können wir halt auch die Tickets viel billiger anbieten. Ich glaube auch, das Konzept kam einfach noch nicht so gut durch. Dass es bei uns nämlich nicht um Headliner geht, sondern um die heißen unbekannten Acts. Welche Kriterien sind euch bei der Auswahl der Locations wichtig? Wir wollen vor allem mit den Clubs zusammenarbeiten, die ein eigenes musikalisches Profil haben und das ganze Jahr über Livemusik in kleinerem oder größerem Rahmen präsentieren. Davon gibt es auf dem Hamburger Kiez zwischen Feldstraße und Reeperbahn halt eine ganze Menge. Von Uebel & Gefährlich und Knust bis Molotow und Mandarin Kasino, von Grünspan und Kaiserkeller bis D-Club und Angie’s Nightclub. Wir beziehen die Clubs auch in die Vorbereitung und beim Booking mit ein, sodass das Festival wirklich die Hamburger Live-Musikszene repräsentiert. Abschließend noch kurz gefragt: Was bedeutet Hamburg persönlich für dich? Na ja, Hamburg ist wahrscheinlich nicht die beste Stadt der Welt, aber die beste, die ich hab. ª 27.-29. September ¡ Hamburg, diverse Locations ∏ Biffy Clyro, Hard-Fi, Juliette & The Licks, Shout Out Louds, Stars, The Ark, The Raveonettes, An Pierle & White Velvet, Coheed And Cambria, Dawn Penn, Die Zimmermänner, Friska Viljor, Ghost Dog, Johnossi, Jonathan Brooke, Leo Can Dive, Logh, Neat Neat Neat, Rooney, Say Hi, Schrottgrenze, Shantel & Bucovina Club, Siva, Sorgente, State Radio, Superpunk, Tele, Ter Haar, The Cribs, The Far Cries, The Kissaway Trail, The Pigeon Detectives, The Sewer Rats, The Sugars, Tunng, Velojet, Wingenfelder, Young Soul Rebels u. v. a. µ VVK: 55,- Euro (Festivalticket); 38,- Euro (2-Tage-Ticket); 26,- Euro (Tagesticket) ∂ www.reeperbahnfestival.com Intro _ Das geht _ 123 Das geht draußen irit Mit bibop auf dem Summer Sp M an kann die Sekunden, in denen der Beat mal stoppt, auf dem Summer Spirit an einer Hand abzählen. Wer mag, kann immer in Bewegung bleiben und den alten Militärflughafen in Niedergörsdorf von vorne bis hinten betanzen. Zugleich gibt’s noch tanzbare Geschichtsstunden, z. B. mit den stilbildenden Green Velvet aus Detroit. Bei diesem Programm sollte man gelegentlich aber auch mal auf die Euphoriebremse treten, damit man nicht irgendwann abklappt. Genau dafür gibt’s das chillige bibop-Wohnzimmer, das z. B. schon auf dem Melt! zur begehrten Ruheoase wurde. Wir verlosen gemeinsam mit bibop 1x2 Tickets, natürlich mit Dauerkarte für das Wohnzimmer. Einfach bis zum 28. August eine Mail mit Namen, Postadresse und dem Stichwort »bibop auf dem Summer Spirit« an [email protected]. ª 31. August – 02. September ¡ Niedergörsdorf, Militärflugplatz ∏ Ada & Metope, DJ Rush, Dole & Kom, Front 242, Green Velvet, Housemeister, Kube 72, Marusha, Octave One, Renato Figoli, Tom Clark, ASP, Chuck, Der Totmacher, Gunjah, Kid La Rock, Miss Mira, Tobi Tobsen, Vinyl D. u. v. a. µ VVK: 25,- Euro / AK: 37,- Euro (Festivalticket); 32,- Euro (Sa); 22,- Euro (Fr) ∂ www.summer-spirit.de Die Festivals im September WINTERTHURER MUSIKFESTWOCHEN Turbonegro, Mardi Gras.bb, Heidi Happy, Yoshihiro Hanno, Jeans Team, A Few Good Men, Paul Camilleri & Friends, Sirqus Alfon u. v. a. 22.08.-02.09. CH-Winterthur AREA 4 +44, Art Brut, Billy Talent, Boozed, Eagles Of Death Metal, From Autumn To Ashes, Juliette & The Licks, Leo Can Dive, Madsen, Mando Diao, Muff Potter, Nofx, Silverchair, Soulfly, Sparta, The 69 Eyes, The Draft, The Films, The Hives, Tool, Turbostaat u. v. a. 23.08.-25.08. Lüdinghausen, Flugplatz Borkenberge 9TO5 - WIR NENNEN ES ARBEIT Mit Ampl:tude, Britta, Chicks On Speed (DJ-Set), Clickclickdecker, Frithjof Bergmann, Jeans Team, Sir Simon Battle, Tom Hodgkinson u. v. a. 23.08.-26.08. Berlin, Radialsystem V HIPHOP KEMP Bahamadia, Boy Better Know, Dendemann, Dilated Peoples, DJ Vadim, EMC, ,Helta Skeltah, Masta Ace, M.O.P., Pal One, Redman, Scorcher, Swollen Members, u. v. a. 24.08.-26.08. CZ-Hradec Kralove MINI-ROCK-FESTIVAL Trail Of Dead, Fotos, Ignite, Trashmonkeys, Che Sudaka, Crime Killing Joker Man, Herr Stilz Seine Freunde, Mad Sin, Psychopunch, She-Male Trouble, Soma, The Busters, Yakuzi 24.08. - 25.08. Horb am Neckar OPEN SOURCE OFT-FESTIVAL Ark, Bene, Kinderzimmer Productions, Mathias Kaden, Nouvelle Vague, Nôze, Orson, The Whitest Boy Alive, To Rococo Rot, Whomadewho 25.08. Düsseldorf, Freibad Löricke J.B.O., Mad Sin, Discipline, Stomper98, Deadline, Born From Pain u. v. a. 06.-09.09. Gräfenhainichen ROCCO DEL SCHLACKO Blumentopf, Kilians, Jenson, The Swindle, DJ Exel Pauly u. v. a. 08.09. Isny Beatsteaks, Das Pop, Millenoclin, Ohrbooten, Roman Fischer, Sportfreunde Stiller, The Films, The Lost Patrol Band, Turbostaat 24.08. - 25.08. Püttlingen, Sauwasen FREE & EASY K.I.Z., Dendemann, Der Tante Renate, Die Türen, Jamaram, Kinderzimmer Productions, Kevin Devine, Bauchklang u. v. a. 26.08.-09.09. München, Backstage SPACK-FESTIVAL The Robocop Kraus, She-Male Trouble, Big D & The Kids Table u. v. a. 31.08.-01.09. Höhr-Grenzhausen ISNYER OPEN-AIR Z um Festival nach England, Frankreich, Belgien, Österreich – ist doch irgendwie langweilig. Wenn schon Ausland, dann ruhig mal exotisch. Was weiß man zum Beispiel über Festivals in den Arabischen Emiraten? Wenig, und das ist eigentlich schade. Deshalb sei an dieser Stelle mal das Desert Rhythm vorgestellt. Im Dubai Country Club werden Ende Oktober z. B. KanYe West, Mika, Ziggy Marley und Madness auftreten, um nur einige zu nennen. In Anbetracht der diesjährigen Regenbilanz des Festivalsommers ist es wahrscheinlich keine schlechte Idee, die eigene Saison bis in den Herbst zu verlängern. Natürlich sollte man direkt im Anschluss gleich einen Urlaub dranhängen, aber das versteht sich ja von selbst. Über Sand in den Schuhen wird man sich beim Desert Rhythm übrigens keine Gedanken machen müssen, denn die Fläche vor der Bühne ist komplett mit Kunstrasen ausgelegt. ª 26.-27. Oktober ¡ Dubai, Country Club ∏ KanYe West, Mika, Ziggy Marley, Madness, Black Violin, Leanne u. v. a. µ VVK: ca. 54 US-Dollar ∂ www.desertrhythmfestival.com Die kommen, die Festivals POLARZOO-FESTIVAL The Ark, The Broken Beats, Wulfgang, The School, Desert Planet u. v. a. 02.-04.10. Berlin, Zürich, Wien ROCK AM PFERDEMARKT Muff Potter, Tele, Trashmonkeys, Chuck Ragan, Monsters Of Liedermaching, Panda u. v. a. 14.-15.09. Lingen KULTFAKTOR SCHULHOF – KLIMANEUTRALES OPEN AIR Donots, Dendemann, Belasco u. v. a. 14.09. Ratingen POPKOMM JUGENDKULTURFESTIVAL BASEL siehe Seite 119 (Intro Intim) und Seite 121 19.-21.09. Berlin And You Will Know Us By The Trail Of Dead, Princess Superstar, Data MC u. v. a. 31.08.-02.09. CH-Basel SWR3 NEW POP FESTIVAL 31.08.-02.09. Alle Infos siehe oben Maria Mena, Ghosts, Feist, Zascha Moktan, Mando Diao, Orishas, John Butler Trio, Ayo u. v. a. 20.-22.09. Baden-Baden KRÜCKAU-FESTIVAL REEPERBAHN-FESTIVAL Muff Potter, The Busters, Smoke Blow u. v. a. 31.08.-01.09. Elmshorn 27.-29.09. Alle Infos siehe links ROCK AM SEE Culcha Candela, Revolverheld, Boundzound, Silbermond u. v. a. 28.09. Pforzheim SUMMER SPIRIT Desert Rhythm in Dubai SÓNAR NITS Carles Santos, Adam Raga, Fibla, Tucker, Àngel Molina, The Vegetable Orchestra, Undo, Cabo San Roque, Matthew Herbert (Foto), DJ2D2, Guillamino, Pedrals, Reac Table, Senor Coconut, The Pinker Tones u. v. a. 10-13.10. Frankfurt am Main, Bockenheimer Depot ICELAND AIRWAVES Bloc Party, !!! (chk chk chk), Múm, GusGus, Bonde Do Role, Chromeo, Lali Puna, Ms. John Soda, Deerhoof, Tied & Tickled Trio u. v. a. 17.-21.10. IS-Reykjavík DUBAI DESERT RHYTHM FESTIVAL 26.-27.10. Alle Infos siehe oben NoFX, Sportfreunde Stiller, Nine Inch Nails, Billy Talent, Razorlight, The Sounds, The Graduate u. v. a. 01.09. Konstanz COCOON’S GREEN & BLUE Sven Väth u. v. a. 02.09. Obertshausen ELECTRICITY 03.11. Saarbrücken DER CAMPUS ROCKT ... PFORZHEIM EUROSONIC / NOORDERSLAG WEEKEND 10.-12.01.2008 NL-Groningen FESTIVALSAISON 2007. Schon bald werden die Tage wieder kürzer, und die Bands ziehen sich in die Clubs zurück. www.festivalguide.de bleibt natürlich trotzdem dran. Und für die Festivalfans gibt es in der OktoberIntro wieder das Festivalguide-Review-Heft. Also: Weiterrocken! DIE TOLLSTE UND ERSTE TEN! MELT!-DOPPEL-CD ALLER ZEI del oder Im gut sortierten Plattenhan . via www.meltfestival.de/shop Bloc Party † Maximo Park Hot Chip ° Deichkind Tocotronic † Scissor Sisters Jan Delay § Hell † Phoenix Wir Sind Helden † The Rifles The Notwist † Digitalism U.V. A. Stereo Total £ Kettcar ¢ Tiga MIT + »DEATH OF A FESTIVAL RAVER«- DJ MIX Freizeitzentrum West 09-10 2007 Club Konzerte Theater Film Dhgs^km^3 )/')2'Dbg]^ksbff^k Ikh]n\mbhgl *)')2'Ihkmn`Ze'Ma^FZg */')2' So 09.09 FZil Do 20.09 UNSANE + FLUID Fr 21.09 MUFF POTTER u.a. So 23.09 BOTANICA Mo 24.09 CISSY + ORIGAMI .1;^Zmlikl^gmb^km *0')2' FZbg<hg\^im% <k^f^?k^la% Ob^kSn>bgl *2')2'NglZg^ +*')2' Do 27.09 KATE MOSH HlmbgZmh +-')2'Dgnm%Fhggh +.')2' Ma^Ib`^hg =^m^\mbo^l +0')2'LmZkl Fr 28.09 TURBOSTAAT 3 % 0 4 % -" % 2 +2')2'DhffZg]h Lhgg^G&Fbe\a <en[[bg`Ab`aeb`aml3 )1')2' Iahgh`^gb\ ]ÌgÌ[fbmli^\bZe`n^lm KZpm^dd!ln[mbme^l" ++')2' @h`h<kZsr fbmli^\bZe`n^lm =CFZchkMZrehk !Ma^CZb&:eZbLZoZgm" HIGH ON FIRE Sa 29.09 POTHEAD So 30.09 FRISKA VILJOR Mo 01.10 DOZER u.a. Do 04.10 KOMMANDO SONNE-NMILCH Sa 06.10 ERDMÖBEL Di 09.10 THIS ET AL Club 30 jeden Mi. ab 19 Uhr, 2 floors Stadt Dortmund Jugendamt Do. 06.09. PORTUGAL.THE MAN Support: COSMIC CASINO So. 09.09. Rotterdam Ska-Jazz Foundation (NL) + RazzleDazzle (D) Mo. 10.09. Malajube (CAN) + Videoclub (D) Fr. 14.09. Dean Dirg (D) Alle Infos: www.gebaeude9.de Vorverkauf: www.kartenhaus.de Freizeitzentrum West www.fzw.de Neuer Graben 167 - 44137 Dortmund fon 0231-17 78 20 Heidelberg / Am Karlstor 1 / Tel. 06221.978911 09/1007 Konzert / Klub / Theater Literatur / Kleinkunst Politik / Kino 1 WWW.KARLSTORBAHNHOF.DE Anna Ternheim MI 12.09. MAIN CONCEPT FR 14.09. JINGO DE LUNCH MI 19.09. TITANIC BOYGROUP FR 21.09. MENOMENA SA 22.09. CARIBOU M0 24.09. SHOUT OUT LOUDS DI 25.09. ANNA TERNHEIM D0 27.09. GURU GURU FR 28.09. DJ CONFERENCE 9 DI 02.10. DJ JAZZY JEFF MI 03.10. BROKEN SOCIAL SCENE SA 06.10. CINEMATIC ORCHESTRA S0 21.10. JASMIN TABATABAI SUP. WILLIAM WHITE SA 27.10. THE ROBOCOP KRAUS und vieles mehr TITO & TARANTULA Tex-Mex-Rock Sa. 08.09. Sa. 15.09. THEY MIGHT BE STARS-FESTIVAL Mit: CRUTCH, YES MA’AM, ASHORE local heroes Sa. 22.09. Menomena (USA) + At The Close Of Every Day(NL) Sa. 22.09. So. 23.09. K.I.Z. (D) + Mach One + Darn + Vork + Massimo Mo. 24.09. Shantel & Bucovina Club Orkestar (D) Mi. 26.09. Bastard Sons Of Johnny Cash (USA) + Randy Burk k (USA) Do. 27.09. Mark Sultan aka BBQ (CAN) + Human Eye (USA) Sa. 29.09. Erdmöbel (D) So. 30.09. Blowfly „The Original Dirty Rapper“(USA) 21:00 Uhr 80`s PARTY Mit: DJ HEIKO Party mit den Kulthits der 80er Jahre Do. 20.09. www.infectious.de Fr. 07.09. Sa. 15.09. Long Distance Calling + Tephra (D) Mo. 17.09. Kristofer Åström (SWE) + The Great Crusades (USA) GEBÄUDE 9 Deutz/Mülheimer Strasse 127–129 51063 Köln Progressive Indie | Veranstalter: Mountcaldera NEGATIVE Support: DAY ELEVEN Gothic Rock Fr. 21.09. NEKTAR Progressive Rock 21:00 Uhr Ü30 PARTY The best of 68er Party, 70`s in Rock, 80er Party & Studio 54 Party | Veranstalter: H2O-Promotions Di. 25.09. 19:00 Uhr THE DECEMBERISTS Support: LAND OF TALK US-Indie | Veranstalter: MTP Do. 27.09. Der Mo nat stip p! BASTARD SONS OF JOHNNY CASH Support: RANDY BURKE Traditional Country Sa. 29.09. ELEVATE Support: MEERA FE Rock made in Germany Preview: 02.10. 05.10. !0.10. 11.10. 12.10. 13.10. 19.10. 23.10. 25.10. 26.10. 27.10. 31.10. 02.11. 08.11. DOKKEN & KINGDOM COME MUFF POTTER NO TE VA GUSTAR PHILLIP BOA & THE VOODOOCLUB VISIONS PARTY (Mit: THE AUDIENCE) SHY GUY AT THE SHOES & MOORANGE WIR SIND HELDEN (Europahalle) CALIBAN, SOILWORK, CHIMAIRA & SONIC SYNDICATE CHE SUDAKA LAZULI HIP HERD SUBWAY TO SALLY (Festhalle Durlach) RANDY HANSEN REVOLVERHELD Einlass: 20 Uhr (falls nicht anders vermerkt) Tel. 0721/37 72 74 · www.substage.de E-Mail: [email protected] GWEN STEFANI + special guest: CSS 15.09.07 · Köln, Kölnarena GRAND AVENUE 18.09.07 · Köln, Theater am Tanzbrunnen SPORTFREUNDE STILLER 17.09.07 · Köln, Studio 672 PAUL WELLER STATE RADIO 28.09.07 · Köln, Underground ERDMÖBEL RILO KILEY Mi. 29.08. • Prime Club • Köln Do. 30.08. • Prime Club • Köln PARAMORE THE CRIBS Mi. 05.09. • Live Music Hall • Köln special guest: DOGS Fr. 07.09. • Prime Club • Köln RAZORLIGHT THE TWANG (UK) Mo. 10.09. • Brückenforum • Bonn Special Solo Performance ADAM GREEN JUSTICE Di. 11.09. • Prime Club • Köln Do. 13.09. • Prime Club • Köln JINGO DE LUNCH So. 16.09. • Prime Club • Köln Mo. 17.09. • Prime Club • Köln special guest: LENA ANDERSSEN special guest: RICKY WARWICK FEIST 05.10.07 Köln, E-Werk ARCHIVE 05.10.07 · Köln, Kulturkirche WIR SIND HELDEN 11.10.07 · Münster, Halle Münsterland 12.10.07 · Köln, Palladium ANI DIFRANCO INTERPOL SCHLACHTHOF WIESBADEN GARTENFELDSTR. 57 65189 WIESBADEN 19.11.07 · Köln, Palladium 19.10.07 · Köln, Kulturkirche 06.09. / BROKEN BEATS SHRINES / 07.09. / KING KHAN & THE ATE REN TE TAN R DE N/ 09.09. / PORTUGAL. THE MA SABOTEUR S 11.09. / MISFITS / U.K. SUB / E VIN DE E VIN KE / 9. 21.0 CHIN UP CHIN UP INT. BRONCO CLUB / 9. 21.0 SO SO MODERN 22.10. / MAXIMO PARK ISE 02.11. / 11 FREUNDE LESERE 08.11. / SERDAR SOMUNCU Mo. 24.09. • Prime Club • Köln Di. 25.09. • Prime Club • Köln ROONEY DIE MANNEQUIN Mi. 26.09. • Stadtgarten • Köln Fr. 28.09. • Prime Club • Köln ANNA TERNHEIM JOHNOSSI Sa. 29.09. • Prime Club • Köln So. 30.09. • Gloria • Köln BIFFY CLYRO COHEED & CAMBRIA So. 30.09. • Prime Club • Köln So. 30.09. • MTC • Köln THE TRAGICALLY HIP THE AUDIENCE Mo. 01.10. • Prime Club • Köln MONEYBROTHER Di. 02.10. E-Werk Köln • Di. 23.10. Weststadthalle Essen special guest: TROY VON BALTHAZAR Mi. 03.10. • Prime Club • Köln Do. 04.10. Zeche Bochum • Fr. 05.10. Gloria Köln THE ARK PHILLIP BOA & THE VOODOOCLUB Sa. 06.10. • Schauspielhaus • Düsseldorf RUFUS WAINWRIGHT So. 07.10. • Prime Club • Köln special guest: FACING NEW YORK Di. 09.10. • Prime Club • Köln Mi. 10.10. • E-Werk • Köln FUNERAL FOR A FRIEND WITHIN TEMPTATION DELAIN Mo. 15.10. • Prime Club • Köln Di. 16.10. • Live Music Hall • Köln CLAWFINGER ENTER SHIKARI Di. 16.10. • Prime Club • Köln THE WATERBOYS Do. 18.10. • Live Music Hall • Köln special guest: CHERRY GHOST Do. 18.10. • Stollwerck • Köln Fr. 19.10. • Prime Club • Köln STEREO TOTAL MATTAFIX Fr. 19.10. • Gebäude 9 • Köln Mo. 22.10. Weststadthalle Essen • Di. 23.10. LMH Köln JUST JACK CULCHA CANDELA Do. 08.11. • Live Music Hall • Köln Do. 15.11. • Gloria • Köln EDITORS KLAXONS THE DECEMBERISTS TOCOTRONIC RX BANDITS special guest: CROWDED HOUSE special guest: HERMAN DUNE ARCADE FIRE Do. 23.08. Open Air am Tanzbrunnen Köln SHOUT OUT LOUDS THE CONCRETES Mi. 22.08. • Palladium • Köln Mi. 19.09. • Palladium • Köln PORTUGAL. THE MAN > 09.09. S XAVIER RUDD So. 23.09. • Live Music Hall • Köln special guest: LAND OF TALK special guest: Mo. 10.09. • Prime Club • Köln KRISTOFER ASTRÖM Di. 18.09. • Prime Club • Köln 04.10.07 · Köln, Gloria BONE 28.09. / FIGURINES / I AM CA 01.10. / TURBOSTAAT / YUC ITS CU BIS LA RIL 02.10. / GO / 16.10. / ROBOCOP KRAUS So. 26.08. • Prime Club • Köln ABWÄRTS KEITH CAPUTO 22.09.07 · Münster, Halle Münsterland – INDIE CLUB NIGHT Do. 23.08. • Prime Club • Köln SPORTFREUNDE STILLER So. 07.10. • Philipshalle • Düsseldorf special guest: SYMPHONY X DREAM THEATER Di. 16.10. • Palladium • Köln special guest: ASH MAXIMO PARK So. 28.10. • Palladium • Köln AMY WINEHOUSE special guest: BLOOD RED SHOES Fr. 23.11. Palladium Köln • So. 09.12. Westfalenhalle 1 Dortmund BEATSTEAKS special guest: TURBOSTAAT So. 25.11. Kölnarena Köln • Sa. 01.12. König-Pilsener-Arena Oberhausen Unser komplette s Programm findet Ihr im Internet www.schlachthof-wiesbaden.de & SPECIAL GUEST Fornika für alle Tour 2007 DIE FANTASTISCHEN VIER TICKET HOTLINE 01805 - 96 2222 (0,14 €/min) DIAL-BOOKING präsentiert: rock amarkt m pferde 14 + 15-09-07 mit CHIN UP CHIN UP (USA) umsonst + draußen TURBOSTAAT THE AUDIENCE Samstag, 29.09. Samstag, 13.10. VISIONS ALL AREAS TEAM KINDERZIMMER PRODUCTIONS Samstag, 27.10. CLAWFINGER /FFENBACHôAMô-AINôWWWHAFENNET Alter Schlachthof Lingen Konrad Adenauer Ring 40 | 49808 Lingen | [email protected] | www.alterschlachthof.de Tickets an allen bekannten VVK-Stellen und unter Hotline 0591/52076 0OLYFON 02.09.07 München – Backstage 03.09.07 Wien – Arena 05.09.07 Winterthur - Gaswerk 18.09.07 Hamburg – Molotow 19.09.07 Berlin – Magnet 20.09.07 Köln – Blue Shell 21.09.07 Wiesbaden – Schlachthof 22.09.07 Würzburg – Cairo 23.09.07 Karlsruhe – Jubez KEVIN DEVINE (USA) 18.09.07 Hamburg – Molotow 19.09.07 Berlin – Magnet 20.09.07 Köln – Blue Shell 21.09.07 Wiesbaden – Schlachthof 22.09.07 Würzburg – Cairo 23.09.07 Karlsruhe – Jubez 24.09.07 München – Feierwerk 25.09.07 Giessen – MuK 26.09.07 Offenbach – Hafen 2 29.09.07 Münster – Amp 02.10.07 Trier – Exhaus JENNY HOYSTON (USA) &2ôôô 7IESENSAUSEô 3/ôô 7Eô!REô9OUôô -EATô7OODô#YRIS &2ôô #OSMICô&UNK 3!ôô -UNCKô*OHNSON $/ôô 3HAUNô2EEVESôô 6ERAô(EINDEL &2ôô ,EVISô2EBELLIOUSô'IRLSô 4OUR 06.09.07 Köln – Tsunami 07.09.07 Berlin – Kastanie THE FLESH & PANTHER (USA) 18.09.07 Heidelberg – Zum Teufel 19.09.07 Berlin – Magnet 20.09.07 München – Feierwerk 21.09.07 Halle/Saale – Hühnermanhatten 24.09.07 Wien – Arena 25.09.07 Würzburg – Cairo 26.09.07 Nürnberg – MUZ-Club 27.09.07 Köln – Tsunami 3!ôô +EVINô$EVINE -)ôô (EIKOô-3/ô2ANDYô&OX &2ôô 3ONICô,IBERALISM 3!ôô Dial-Booking, Winsstr. 57, 10405 Berlin www.dial-booking.de 030-44 32 33 43 www.myspace.com/dialbooking LIVE CLUB SCHWIMMBAD -musik-club.de SEPTEMBER 07 Der Rockpalast im September im WDR Fernsehen 01.09.2007 l 23:15 bis 2:45 30 Jahre Rockpalast »Punkrock« My Generation Der Sound der Revolte 03.09.2007 l 0:45 bis 2:45 Rockpalast Hayseed Dixie, The Answer Rockpalast Bigbang 08.09.2007 l 23:10 bis 2:30 30 Jahre Rockpalast »Crossroads« Crossroads The Blue Van, Dirty Fuzz, Sun Dial 10.09.2007 l 0:15 bis 2:40 Rockpalast The Police, Aufzeichnung von 1980 Rockpalast John Butler Trio, Botanica 15.09.2007 l 23:30 bis 4:00 30 Jahre Rockpalast »Sänger & Songschreiber« Rockpalast Rock am Ring 2007 17.09.2007 l 0:45 bis 2:30 Rockpalast Stone Sour, Papa Roach 22.09.2007 l 23:15 bis 3:15 30 Jahre Rockpalast »Man singt deutsch« Crossroads Beverly Joe Scott, Hugh Cornwell u.a. 23.09.2007 l 00:45 bis 2:15 Rockpalast The Hives, Gogol Bordello 29.09.2007 l 23:15 bis 23:45 30 Jahre Rockpalast »Rockpalast macht Spaß« 31.09.2007 l 0:45 bis 2:45 Rockpalast Wacken Open Air 2007 www.rockpal ast.de Sa. 01. TONEHAT Mi. 05. TITO & TARANTULA Soul · Rock · Funk Do. 06. PLANLOS Fr. 07. DEPECHE MODE PARTY mit DJ Jochen Sa. 08. Fr. 14. Sa. 15. Do. 20. Fr. 21. Punkrock THE FIGHT CLUB Drum’n Bass & Jungle BIG CLOSING DOWN PARTY 15 artists & more guests SKA NIGHT ALASKA UPTOWN SKANKIN’ presented by Jamrock Hifi SHAKE A DEM VS. COSMOHOUSE VS. SOUNDBLESS GLOBAL BATTLE OF THE BANDS SCRUB · THE AIRPUMPS · FEARPHOBIA · BLISS · DEIN EX · CHAOSPHERE BIG FM PARTY NIGHT POLLY Nirvana-Covers Sa. 22. BOPPIN’B Do. 27. STUDI-PARTY Fr. 28. DUST’N BONES Sa. 29. Ü30-PARTY Comedy-Rock’n Roll THE VENUS PULS Indierock Guns’n Roses-Covers KNUTSCHFLECK NDW-Party OPEN AIR DISCO RAUCHEN ERLAUBT! 2 OPENAIR-RAUCHERBEREICHE EXTRA Konzertbeginn wochentags 21 h Wochenende 22 h Einlass Do., Fr. & Sa. 21 h Sonderevents 20 h Telefon 0 62 21 – 47 02 01 Heidelberg – Nähe Zoo 128 _ Intro _ Musik _ Nachlese Foto: Mari Harrala Ruisrock. Lordi-Weingummis am Meer Signal 2 / Streich 4. Die Kunst des Diktierens 06.-08.07. – FIN-Turku Vor mir spielen die Children Of Bodom auf einer mit Amischlitten vollgeparkten Bühne eingängigen Death-Metal. Während ich eines meiner Lordi-Weingummis nasche, laufen links von mir junge Bikini-Mädels ins Meer. Nur wenige Meter vom Land entfernt schippert eine riesige Stena-Line-Fähre vorbei, auf der alte Menschen belustigt winken. Klingt ziemlich abgefahren? Und fühlt sich auch genau so an. Das Ruisrock im finnischen Turku bietet nicht nur eine atemberaubende Location mit Meereslage, es zeigt auch, dass trotz der geringen Entfernung der kulturelle Unterschied ein großer sein kann. Besagte Children Of Bodom zum Beispiel führten wochenlang die Albumcharts an und sind nach Meinung der finnischen Musikbranche die Band, die es am ehesten zur Weltherrschaft bringen kann. Überhaupt ist das Ruisrock das größte Festival Finnlands, weil in erster Linie die heimischen Künstler zum Zug kommen. Zum Beispiel Ismo Alanko Teholla – der »finnische Rio Reiser«. Oder Zen Café, die U2 ins Finnische zu übersetzen scheinen, oder aber die auch in Deutschland bekannten und wunderbaren Husky Rescue. Meistens regiert jedoch der Rock: Marillion, In Flames, Amorphis und Hanoi Rocks in Originalbesetzung, you name it. Sogar eine Yngwie-Malmsteen-Coverband läuft mir hier über den Weg. Weirder geht’s nicht, außer vielleicht bei der Finnlandpremiere der Flaming Lips, die bei Dämmerlicht um Mitternacht ein hochgradig alkoholisiertes Publikum rumkriegen. Ich dachte immer, ich hätte schon vieles gesehen in Sachen Festivals, aber so eins dann doch noch nicht. Ich bin begeistert. 09.-11.07. – Berlin, Sonnenallee Künstler aus verschiedenen Bereichen zu Happenings zu versammeln mag sich vielleicht nicht nach dem heißen Scheiß anhören. Wenn es aber jemand schafft, in dieser Hinsicht dermaßen viel auf die Beine zu stellen wie Sprühgeist Yaneq aus Berlin, darf er sich ruhig Kunstdiktator nennen. Oder sogar Party Arty Diktator, um genau zu sein. Was macht so ein Diktator? In seiner PAA (Party Arty Army) gelingt Künstlern etwas, was sie sonst eher selten schaffen: miteinander klarkommen. Damit ist ihm ein spontanes Kunstfestival namens Signal geglückt, für das er innerhalb kürzester Zeit haufenweise Musiker, Maler, Grafiker etc. zusammentrommeln konnte; eine »Arty Party« startete. Mit Signal 2 stellte der reizende Yaneq nun erneut eine äußerst inspirierende Sache vor. Im Studio der Neuköllner Electro-Rocker Warren Suicide, in dem beispielsweise schon das letzte Kante-Album von dem allgegenwärtigen Moses Schneider produziert worden ist, versammelten sich erneut allerlei Künstler. Diesmal war auch ein Streichquartett anwesend, das über einen Zeitraum von drei Tagen mit so verschiedenen Interpreten wie Dirk von Lowtzow, Gods Of Blitz, T.Raumschmiere, Pitchtuner u. v. a. deren Songs einspielte. Arrangiert wurde das Ganze von Nackt (Warren Suicide), der halbnackt die Streicher dirigierte. Zu viele Namen? Aber es kommen ja noch die ganzen Maler und Grafiker dazu, die gleichzeitig die Cover zu den Aufnahmen gestalteten. Nur der Diktator selbst kann die alle aufzählen. Neben der üblichen Arty Party springt bei der Aktion also noch eine ganze Edition (»Arty Edi«?) heraus. Erhältlich in der Galerie Ihres Vertrauens. Daniel Koch Martin Riemann www.bibop.de Intro _ Musik _ Nachlese _ 129 Schorsch Kamerun. Bei den Kammerspielen München Acht Jahre Berliner Gazette. Sympathisch uncool 13.07. – München, Schauspielhaus Warmes Pils direkt aus dem Kasten auffe Faust. Die Vermutung liegt nahe, dass man sich in der halbwegs schmucken Gastro-Area der Münchner Kammerspiele über das Zielgruppen-Gefüge eines Abends, an dem die knisternd-renitente Eigenart verströmenden Vokabeln »Goldene Zitronen« den Theater-Spielplan des Traditionshauses aufmischen, lediglich oberflächlich Gedanken gemacht hat. Während sich also abends ein gewohnt Genre-adäquates Klientel in Parkett und Logen des Schauspielhauses breitmacht, um ein – wie es heißt – »nicht gerade Greatest-Hits-Set« der Hamburger zu goutieren, fanden sich dort bereits am Nachmittag drei bis vier Handvoll Allgemeininteressierte ein, um an allerlei crazy Spielstätten des Hauses (u. a. Montagehalle, Schreinerei) Aufführungen unter dem Motto »Fürchtet euch nicht!« zu begutachten. Unter die jeweils halbstündigen Film-, Theater- und Vortrags-Darbietungen zum Thema Utopien bzw. der Frage »In welcher Zukunft wollen wir leben?« hat sich mit »Der Logik der Anpassung« auch eine Eigenregie von Schorsch Kamerun, der sich seit einiger Zeit als Theaterregisseur in München verdingt, geschmuggelt. Zu Recht wird das Werk von der Utopisten-Gemeinde (eingeschworen vom Auftakt-Assoziations-Diagesäusel der Miet-Gastgeberin Professor Annett Zinsmeister und ihrem »digitalen Gedächtnisspiel zum Plattenbau und anderen modularen Utopien«) auf ihrem Weg durch den von Headset-verzierten Theatermitarbeitern eskortierten Parcours durchs gesamte Haus mit heiterem Wohlwollen aufgenommen. Jürgen Dobelmann 14.07. – Berlin, Kim Die Berliner Gazette – eine so kulturkritische wie netzaktivistische Kombination aus Newsletter, Internet-Feuilleton und Blog (www. berlinergazette.de) – feierte ihr 8-jähriges Bestehen in der Berliner Kneipe Kim. Mit Wandinstallationen von Mister Ministeck, Videokunst von Florian Thalhofer, Eva Grubinger und anderen, mit einer Lesung mehrerer AutorInnen, unter anderem auch die komplette Redaktion: Susanne Lederle, Magdalena Taube, Krystian Woznicki. Die Eltern des Gazette-Gründers Woznicki waren auch da; der Vater schaute dem Laptop-Musiker Shintaro Miyazaki beim Improvisieren über die Schulter: Ach so, der junge Mann gibt gerade ein Konzert, interessant. Nachwuchsautor Michael Taube trug einen Text über den letzten Schultag vor. Das Ganze erinnerte etwas an einen Tag der offenen Tür, den eifrige Pennäler ausrichten. Sympathisch, dass ein derart unprovinzielles publizistisches Unterfangen wie die Gazette eine so uncoole Party veranstaltet. Ausgehend vom Berliner Kulturleben, betreibt die Gazette eine agile Gegenwartsdiagnostik. Mit dem Projekt »McDeutsch« wurde im letzten Jahr versucht, dem Neo-Nationalismus zu begegnen. Magdalena Taube schrieb: »Sprache ist kein starres Gefüge, sondern ein offenes System.« (Leider nutzen das auch Leute, die sich Wörter wie »JobCenter« ausdenken.) Dieses Jahr widmeten sich im wöchentlichen Rundmail-Feuilleton u. a. Geert Lovink, Harald Fricke, Mona Motakef und Dietmar Dath dem Thema »Zeitgeist«. Im Online-Forum haben persönliche DiskusFrank Geber sionsbeiträge mitunter theoretischen Anspruch. 130 _ Intro _ und so _ Katz & Goldt _ All the next Katz & Goldt All the next No. 154 17.09.2007 Devendra Banhart, Chrome Hoof, Stars, PJ Harvey, Supermayer, Róisín Murphy, Foo Fighters, Beirut