Zum - Berlin – Hauptstadt für die Wissenschaft 2010
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Zum - Berlin – Hauptstadt für die Wissenschaft 2010
BERLIN – Hauptstadt für die Wissenschaft Rückblick Eine Publikation im Rahmen des Berliner Wissenschaftsjahres 2010 herausgegeben von der Kulturprojekte Berlin GmbH Inhalt Grußwort 06 Rückblick und Ausblick 08 I. Das Wissenschaftsjahr aus Sicht der Jubilare J 01 »Wäre doch jedes Jahr ein Wissenschaftsjahr« 14 J 02 Charité 300 – zwischen Chance, Anspruch und Auftrag 16 J 03 wer »die Ermunterungen der Wissenschaften im geringsten verabsäumte« 18 J 04 HU 200 – das moderne Original 20 J 05 Museum für Naturkunde reloaded 22 J 06 Komplementarität, nicht Konkurrenz 24 II. Veranstaltungen des Jahres– eine Auswahl V 01 »Hauptstadt der Forscher... Flötentöne am Gendarmenmarkt« 32 V 02 »Flucht vor dem Staunen« 34 V 03 »Treffpunkt WissensWerte« 36 V 04 Humboldtzyklus im Centre Bagatelle 38 Streiflicht 01: Dr. Anke Lünsmann 40 V 05 Charité: 300 Jahre Medizin in Berlin 42 V 06 Körperräume im frühen Film 46 V 07 »Business needs Science« 47 V 08 Mittendrin– Eine Universität macht Geschichte 48 V 09 Pflanzliche Vielfalt erforschen, erleben und erhalten 50 V 10 Humboldt unterwegs: Die Stadt als Campus 52 V 11 Wissenschaftstage im Berliner Südwesten 53 Streiflicht 02: Catarina Pietschmann 56 V 12 Die klügste Nacht des Jahres 60 V 13 Robert Schumann zwischen Wort und Ton 62 V 14 Otto-Lilienthal-Papierfliegerwettbewerb 64 V 15 Bucher Wissenschaftssommer 68 V 16 Die Charité zwischen Ost und West (1945-1992) 70 V 17 Tour de Charité 72 V 18 Zeitreise Charité 73 V 19 Klasse, Ordnung, Art 74 Streiflicht 03: Dagmar Reim 76 V 20 WeltWissen 78 V 21 Wissenschaft in Verben 81 V 22 Drei Jubiliare feiern gemeinsam 84 Streiflicht 04: Sabine Kacunko 88 V 23 300 Jahre Charité – Evolution der Medizin 92 V 24 Humboldt Streitgespräche 94 V 25 Stiften, Schenken, Prägen 95 V 26 Dialoge über die Berliner Wissenschaften 96 V 27 Rudolf Virchow 98 V 28 Ein Vordenker des Vereinten Europa Streiflicht 05: Prof. Dr. Christoph Markschies 99 100 III. Anhang A 01 Publikationen 104 A 02 Pressespiegel 108 A 03 115 Institutionen – über 1.000 Veranstaltungen 112 A 04 Das Team 116 A 05 Bildquellen 118 A 06 Impressum 119 Grußwort Die vorliegende Broschüre lässt das Berliner Wissenschaftsjahr ligung so vieler wissenschaftlicher Einrichtungen sowie deren noch einmal Revue passieren. Sie zeigt, was als Idee und Wirk- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Vorbereitung und Durch- lichkeit mit dem Jahr verbunden ist und zugleich über das Jahr führung von fast 1000 Veranstaltungen. Ganz zu schweigen von hinausweist, sowohl nach innen, in die Berliner Wissenschaft hi- der Wirkung: Mehr als eine halbe Million Menschen hat sich im nein, wie nach außen, in die Berliner Öffentlichkeit. Im Bewusst- Verlauf des Jahres mit der Geschichte und Gegenwart der Berliner sein der vielen Veranstaltungen und Ereignisse möchte dieser Wissenschaften auf unterschiedlichste Weise auseinandergesetzt. Rückblick Eindrücke und Erinnerungen dieses Jahres wach hal- Ein inspirierender Dialog zwischen Forschung sowie Bürgerinnen ten, bevor sie im Alltag des kommenden Jahres verblassen. Diese und Bürgern ist in Gang gekommen. Den gilt es fortzusetzen. Broschüre soll aber nicht nur zeigen, wie anregend, erfolgreich Dass dies möglich war, dafür danke ich allen Teilnehmerinnen und zukunftsweisend die vielen Veranstaltungen im Zeichen der und Teilnehmern, allen Unterstützern und Berichterstattern. Die Wissenschaft waren. Sie will auch daran erinnern, was in diesem Gewinner sind die Wissenschaften wie die Öffentlichkeit in Berlin Jahr alles möglich wurde. und darüber hinaus. Das Berliner Wissenschaftsjahr: Das war nicht nur die große Feier unserer renommierten Wissenschaftseinrichtungen, die sich Klaus Wowereit der Stadt öffneten und Berlinerinnen und Berliner zu Dialog und Regierender Bürgermeister von Berlin Diskussion einluden. Zum Wissenschaftsjahr gehörte auch, dass der reguläre Betrieb in den Instituten und Seminaren weiterlief, 6 dass Ausbildungen fortgesetzt, Abschlüsse getätigt, Forschungs- Eröffnung der WeltWissen- ziele verfolgt, Gutachten geschrieben und Forschungsergebnisse Ausstellung am 23. 09. 2010 im publiziert wurden. Umso beeindruckender erscheint die Betei- Martin-Gropius-Bau. Rückblick und Ausblick 8 Bereits im Herbst 2009 hatten die Charité-Universitätsmedizin war die einhellige Meinung: Die Berliner Wissenschaften sollten Berlin und die Humboldt-Universität zu Berlin mit ihrem Jubilä- sich in ihrer ganzen Vielfalt, in ihrer Bedeutung für die Stadt und umsjahr begonnen. Das eigentliche Berliner Wissenschaftsjahr darüber hinaus, nicht nur in Vergangenheit und Gegenwart, son- aber eröffnete am 22. Januar 2010 der Regierende Bürgermeister dern auch mit ihren Plänen für die Zukunft der Berliner Bevölke- von Berlin zusammen mit der Verleihung des Berliner Wissen- rung und ihren Gästen vorstellen. schaftspreises 2009 im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Das Es wurde zur Aufgabe der Geschäftsstelle, die unterschied- Jahr endet am 10. Januar 2011 mit der Verleihung des Berliner lichen Angebote der wissenschaftlichen Institutionen, die sich an Wissenschaftspreises 2010 in der Ausstellung WeltWissen im diesem Jahr beteiligten, nicht nur zusammenzufassen, sondern Martin-Gropius-Bau. Zu diesem Ereignis erscheint dieser Rück- auch aufeinander zu beziehen. Dies verlangte neben den Ange- blick auf das Berliner Wissenschaftsjahr. boten der einzelnen Wissenschaftsinstitutionen auch eigene Als im Frühjahr 2008 die Kulturprojekte Berlin die Geschäfts- Ereignisse und Produkte zu schaffen, um das Berliner Wissen- stelle für das Berliner Wissenschaftsjahres 2010 übernahm, wa- schaftsjahr als stadtübergreifendes Projekt in die Öffentlichkeit ren die Vorbereitungen für dieses Jahr schon in vollem Gange. Die zu tragen. In zwei Programmbüchern wurde die Berliner Wissen- fünf großen Berliner Wissenschaftseinrichtungen, die im Jahr schaftslandschaft dargestellt und möglichst alle Veranstaltungen 2010 ihre Jubiläen feierten, hatten sich bereits entschieden, dies in diesem Jahr zusammengefasst. Daneben wurden zwei Image- zusammen mit möglichst vielen wissenschaftlichen Institutionen flyer und drei Quartalsbooklets produziert. Die Wanderausstellung der Stadt gemeinsam zu tun. Das Berliner Wissenschaftsjahr 2010 »Köpfe der Berliner Wissenschaften« wurde in verschiedenen Ein- war geboren. kaufszentren sowie anderen Veranstaltungsorten in Berlin und Auf die Frage an die Präsidenten und Direktoren der Jubiläum- Potsdam gezeigt. Sie machte an ungewöhnlichen Orten auf Ge- seinrichtungen, was sie von diesem Wissenschaftsjahr erwarten, schichte und Gegenwart der Berliner Wissenschaften aufmerksam. Auf dem Potsdamer Platz wurde von Juni bis September mit ei- Zivilgesellschaft geführt haben. Neben den eigenen Projekten ner Infotreppe eine zentrale Anlaufstelle für die Öffentlichkeit gab es gemeinsame Höhepunkte: Die Eröffnung des Wissen- für Informationen zum Wissenschaftsjahr geschaffen. Das allen schaftsjahres im Januar 2010, die Ausstellung »WeltWissen« (24. Gemeinsame in diesem Jahr fand seinen Ausdruck in einer Far- September bis 9. Januar 2011), die Jubiläumswoche von Charité, be und in einem Buchstaben: ein blaues W mit der Zahl 2010. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften und der Ergänzt wurde dieses Zeichen durch den Berliner Bären mit Ge- Humboldt-Universität im Oktober. lehrtenbrille, der mit dem W spielt. Das Motto des Jahres war: »Berlin – Hauptstadt für die Wissenschaft«. Auf diese Weise gelang es, der Wissenschaft in der Stadt gleich in mehrfacher Hinsicht ein Gesicht zu geben. Der Zugang zu ihr erfolgte dann auf vierfache Weise: 1. Zusammen feiern 2. Sich zeigen Da Berlin nicht nur eine große Tradition als Wissenschaftsstandort hat, sondern sich ebenso in Gegenwart und Zukunft als bedeutender und vielfältiger Wissenschaftsstandort von regionaler, nationaler wie internationaler Bedeutung sieht, waren alle wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt und des Umlandes eingela- Jeder der Jubilare feierte für sich und gemeinsam mit den Gästen den, sich auch mit eigenen Veranstaltungen an diesem Jahr zu seine Vergangenheit und Gegenwart. Mit den Begriffen »Freiheit beteiligen. Sie und ihre Veranstaltungen sollten weithin erkenn- und Verantwortung in den Wissenschaften« wurde an die beson- bar sein: Ihre Vorstellung erfolgte durch eigene und gemeinsame deren Voraussetzungen erinnert, die die Entwicklung der Berli- Projekte wie den Wissenschaftstagen im Berliner Südwesten, ner Wissenschaften bestimmen und die mit neuen Erkenntnis- der Langen Nacht der Wissenschaften und dem Bucher Wissen- sen und in ihrer Anwendung zum Wohlstand unserer heutigen schaftssommer. Die Medien waren eingeladen, mehr als sonst 9 über Institutionen und Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung tungen sowohl innerhalb wissenschaftlicher Disziplinen wie den in der Stadt zu berichten. Zusätzliche Ereignisse waren Aktionen Wissensarchiven und Forschungsvorhaben, aber auch zwischen wie der Tag der Energie oder das Festival of Lights. Spezialisten und Laien in der Dialogreihe über die Berliner Wissenschaften. Auch Grenzen zu anderen kulturellen Sparten wur- 3. Miteinander diskutieren Im Jahr 2010 ging es nicht nur um eine Darstellung Berlins als Wissenschaftsstandort in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, es ging auch um die Schaffung eines Bewusstseins von Wissenschaft außerhalb ihrer Grenzen. Eine moderne Gesellschaft ist ohne Wissenschaft nicht zu denken. In diesem Jahr kam es daher auch besonders darauf an, mit der Berliner Bevölkerung und mit den Gästen der Stadt über die Bedeutung der den überwunden: Anlässlich der Grünen Woche wurde in einer Messehalle die Wissenschaft einer modernen Landwirtschaft vom Wissenschaftsministerium und vom Bauernverband dargestellt, Schulklassen haben mit Professoren und Landwirten diskutiert. Solche Veranstaltungen, Projekte und Ereignisse wären ohne die großartige Unterstützung aller Beteiligten und ohne die Begleitung der öffentlichen Medien nicht möglich gewesen. 4. Gemeinsam lernen Wissenschaften in unserem Leben und Zusammenleben in einen 10 Dialog zu treten. In vielen Veranstaltungen wurde die Rolle der Neugier, kritisches Denken und Wissenschaft sind Teil allgemei- Wissenschaften in einer modernen Gesellschaft für und mit der ner Bildung. In vielen Veranstaltungen suchte das Wissenschafts- Bevölkerung thematisiert. In unterschiedlichen Formaten fanden jahr die Auseinandersetzung mit Wissenschaft auf allen gesell- Auseinandersetzungen mit den Wissenschaften und ihren Er- schaftlichen Ebenen, im Kindergarten, in der Vorschule, in Schule, kenntnissen auch über die Wissenschaften hinaus und von außen im Beruf sowie nach dem Berufsleben, in allen gesellschaftsrele- in die Wissenschaften hinein statt. Es kam zu Grenzüberschrei- vanten Bereichen wie Gesundheit, Klima, Umwelt, Sprache, Her- kunft und Zukunft. Kinder und Jugendliche untersuchten sowohl kunft ihrer Institutionen, sowie auf die Entwicklungen, die das in wie außerhalb der Schule mit wissenschaftlichen Methoden Berliner Wissenschaftsjahr deutlich gemacht hat. ihre eigene Umwelt, stellten Fragen und versuchten, Lösungen Allen Autoren danken wir für ihre Beiträge, allen Fotografen für aus ihrer Sicht zu finden. Sie gewannen Einblicke in aktuelle For- ihre Abbildungen, allen Mitarbeitern für das enthusiastische En- schungen, vor allem aber in die Methoden der unterschiedlichen gagement im Wissenschaftsjahr Berlin 2010. Wissenschaften. Ziel war es, in jedem Alter und in allen Berufsgruppen wissenschaftliches Denken und Handeln anschaulich Prof. Dr. Detlev Ganten, Moritz van Dülmen werden zu lassen. Wissenschaftliche Auseinandersetzungen wie Diskussion, Disput und Kontroverse sind dabei auch demokratische Umgangsformen. Hier verbindet sich unabhängiges und kritisches Denken mit Neugier und Systematik. Neben Labors und Forschergärten bot vor allem die Ausstellung WeltWissen eine Vielzahl unterschiedlicher Bildungsveranstaltungen für alle Gesellschaftsschichten an. Den hier erwähnten Veranstaltungen, Projekten und Ereignissen entsprechen exemplarisch die Texte und Abbildungen in diesem Buch. Sie können nur eine Auswahl an Meinungen, Eindrücken und Erfahrungen wiedergeben. Mit der Sicht der Präsidenten und Direktoren der Jubiläumseinrichtungen auf ihr Jahr erweitert sich der Blick noch einmal auf die Geschichte, Gegenwart und Zu- 11 12 BERLIN FEIERT SEINE WISSENSCHAFTEN Das Berliner wissenschaftsjahr aus sicht der jubilare BERLIN FEIERT SEINE WISSENSCHAFTEN 13 J 01 »Wäre doch jedes Jahr ein Wissenschaftsjahr« Barbara Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin 14 Das strahlend blaue W wurde uns in wenigen Stunden zu einem schriften von Johann Sebastian Bach, von Beethoven und Mozart. zusätzlichen Markenzeichen, das uns durch das gesamte Jahr So weit, so gut – doch alle paar Wochen erlebe ich im Gespräch 2010 begleitete. Überall prangte der Schriftzug »Berlin – Haupt- auch mit den kulturversiertesten Vollprofis: Viel zu wenige wissen stadt für die Wissenschaft«: auf unseren elektronischen ebenso von diesen wunderbaren Autographen. wie auf unseren gedruckten Publikationen; und wer von unseren Wie sehr wir uns auch bemühen, unsere Schätze für For- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mochte, packte sich das leuch- schung und Kultur bekanntzumachen – durch Ausstellungen, tende Logo als stolze Visitenkarte in den Fuß jeder versendeten Publikationen und Vorträge – es ist für die Staatsbibliothek, wie E-Mail. Vielfältig wie die Wissenschaft selbst auch das Angebot für alle Bibliotheken weltweit, mitunter nicht leicht, das Interesse selbst: Wem das W zu abstrakt war, der griff zum zaudernd und auf sich zu lenken. Menschen jenseits unser schrift- und buchaf- zagend blickenden Berliner Wissenschaftsbärchen mit der Intel- finen Kernklientel in eine Bibliothek zu locken, verwöhnte Men- lektuellenbrille für Kurzsichtige. In alle Welt haben wir Berlin als schen also, die in einer Kulturweltstadt wie Berlin alles, wirklich Hauptstadt der Wissenschaft gemeinsam exportiert – und es hat alles schon einmal gesehen haben und entsprechend schwer für sich für uns alle gelohnt. Flachware zu begeistern sind, ist aufwendig – zumal vor dem Hin- Um diesen kaum quantifizierbaren Gewinn dieser konzer- tergrund der täglichen harten Konkurrenz, der man sich im po- tierten Wissenschaftsaktion für die Sichtbarmachung und – da- lyphonen Konzert der Kultureinrichtungen ausgesetzt sieht. Wer raus resultierend – die Sichtbarkeit der Staatsbibliothek erkennen eine Einladung der Staatsbibliothek erhält, kann am selben Abend zu können, muß anhand eines Beispiels ein wenig erläuternd aus- in aller Regel auch zu drei anderen, kaum weniger attraktiven geholt werden. Die Staatsbibliothek zu Berlin besitzt drei der kost- Verni- oder Finissagen, Lesungen und Happenings gehen. Wohl barsten Schätze weltweit im Bereich des schriftlichen Kulturerbes: dem also, dem eine stadtbekannte Dachmarke zu gesteigerter Auf- jeweils mehr als drei Viertel aller erhaltenen Original-Musikhand- merksamkeit verhilft. Das blaue W kam genau zur rechten Zeit. Exakt ein Jahr vor dem h.c. mult. Wolfgang Frühwald am 30. März im Ausstellungsraum 350. Jubiläum der Gründung der Churfürstlichen Bibliothek zu des Hauses Potsdamer Straße einen Vortrag mit dem Titel »Ein Cölln an der Spree und heutigen Staatsbibliothek zu Berlin, bot Preis für den Frieden der Welt«, in dem er sich mit der gesell- sich uns die Chance, voll integriert mitzusegeln in der Armada schaftlichen Relevanz des Friedenspreises und seiner Preisträger der Berliner Wissenschafts-Schlachtschiffe. Ob mit streng aka- beschäftigte. – Und zu der fulminanten WeltWissen-Ausstellung demischem Anspruch oder mit Ausrichtung auf ein eher breites steuerte die Staatsbibliothek ein Zehntel aller Exponatleihgaben Publikum: die Resonanz auf unsere Angebote war erfreulich, in und aller Rednerinnen und Redner bei. spürbarer Weise erfreulich höher als sonst. Weiten wir abschließend den Blick, weg von der Staatsbiblio- Blicken wir kurz auf einige W-Events zurück! Die vom Bör- thek, hin zu allen W-Teilnehmern. Der Berliner Wissenschaft ist senverein des Deutschen Buchhandels ausgerichtete Wander- es vortrefflich gelungen, sich unaufdringlich, aber nachdrücklich ausstellung »Widerreden – 60 Jahre Friedenspreis des Deutschen in Szene zu setzen. Wieviel Wissenschaft seit Jahrhunderten Tag Buchhandels« war im Frühjahr in der Eingangshalle des Hauses für Tag von neuem hier in dieser Stadt allein von den fünf Jubi- Potsdamer Straße der Staatsbibliothek zu Berlin zu sehen. Am larinnen und Jubilaren produziert wird, haben wir gemeinsam Abend des 22. März eröffneten der Friedenspreisträger des Jahres überzeugend bewiesen. Im Verbund mit all jenen, denen 2010 1993, Dr. h.c. Friedrich Schorlemmer, und der zweimalige Laudator kein runder Geburtstag vergönnt war, die jedoch nicht minder des Friedenspreises, Bundestagsvizepräsident Dr. h.c. Wolfgang bedeutende universitäre und außeruniversitäre akademische Thierse, die Ausstellung mit einem Gespräch über »Die Bedeu- Höchstleitungen bringen, hat sich Berlin den selbstgewählten Ti- tung des Friedens heute.« Im Rahmen der Ausstellung »Widerre- tel »Hauptstadt für die Wissenschaft« wohl redlich verdient. den – 60 Jahre Friedenspreis des Deutschen Buchhandels« hielt der Literaturwissenschaftler und Wissenschaftsmanager Prof. Dr. 15 J 02 »Charité300« – zwischen Chance, Anspruch und Auftrag Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, Vorstandesvorsitzender der Charité – Universitätsmedizin Berlin 16 Nach einer Vielzahl von Fusionen der universitätsmedizinischen Das Fazit fällt heute, bei allen finanziellen Schwierigkeiten, die Einrichtungen der Stadt unter dem Dach der ehrwürdigen Charité die Charité auch in diesem Jahr begleitet haben, durchweg positiv stellt das 300 jährige Charité-Jubiläum einen Meilenstein dar, der aus. nicht nur von außen wahrgenommen wird, sondern auch für die Ω Zum Geist des Jubiläums: Wir haben in unseren großen Aus- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein besonderes Ereignis ist. stellungen im Medizinhistorischen Museum der Charité und im So haben wir das Jubiläum gleichermaßen als Chance, als Berliner Abgeordnetenhaus die anspruchsvolle Geschichte der Anspruch und als Auftrag verstanden! Die Anforderungen waren Charité mit all ihren Brüchen gezeigt, unseren sozialen und wis- hoch und bestanden aus den folgenden drei Punkten: senschaftlichen Auftrag dargestellt und sind diesem mit der Ver- Ω die Geschichte der Charité, ihre Verpflichtung zur Barmher- leihung der Ehrenpromotionen an die Obdachlosenärztin Jenny zigkeit und zur Erfüllung eines sozialen Auftrages, verbunden mit de la Torré und den ehemaligen Wissenschaftssenator Erhardt im der Tradition, weltweit anerkannter wissenschaftlicher Leistungen Rahmen des zentralen akademischen Festaktes gerecht geworden. zum Wohle der Menschen als Geist des Jubiläumsjahres spüren Charité 300, die traditionelle Universitätsmedizin Berlin, sieht zu lassen, sich heute als ein modernes Unternehmen, nämlich: fürsorglich, Ω ein ganzes Jahr vom 15. Oktober 2009 bis Ende 2010, das Jubilä- wissenschaftlich und unternehmerisch. um »Charité 300« mit einer Fülle von Veranstaltungen internatio- Ω Zur Dramaturgie eines langen Jubiläumsjahres: Wir waren nal, in der Stadt und für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit zwei World Health Summits zum Anfang und am Ende des sichtbar zu machen und Jubiläums und weiteren hochkarätigen Kongressen auf höchster Ω das singuläre Charité-Jubiläum in Kooperation mit anderen internationaler Ebene aktiv und waren mit langfristigen Ringvor- Jubilaren, aber auch der Stadtgesellschaft von Kultur, Wirtschaft lesungen, Kunst- und Schulprojekten in der Stadt vertreten. Mit und Politik zu präsentieren! einer Fahrradsternfahrt von allen drei Außencampi zum histo- rischen Campus der Charité in Mitte und einem anschließenden Wenn im November diesen Jahres am Ende des Jubiläums unsere Fest haben wir mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Charité von der Berliner Politik als »ein Juwel der Stadt« charakte- den Geburtstag der Charité gefeiert. In der eigentlichen Festwo- risiert wird, dann zeigt das eins: Wir sind auf dem richtigen Weg! che im Oktober 2010 gab es Abschlussveranstaltungen der Jubiläumsprojekte, einen Tag der Pflege, einen Tag der offenen Tür, ein großes Charité-Alumnitreffen sowie gemeinsame Festakte mit der Humboldt-Universität und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Ω Zu Identifikation und Kooperation: Das Jubiläumsjahr hat zum einen für eine größere innere Identifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrer Charité gesorgt, aber auch – und dies war in vielen Veranstaltungen zu hören – für eine gewachsene Identifikation der Berlinerinnen und Berliner mit ihrer Charité. Letztendlich waren und sind gerade die vielfältigen Kooperationen mit Theatern und der Universität der Künste, mit den Schulen im Rahmen des Schulprojektes »Zeitreise Charité«, mit der Wirtschaft zum Thema Charité als Wirtschaftsfaktor der Stadt und im Rahmen von Workshops und Ausstellungen mit dem Berliner Abgeordnetenhaus ausschlaggebend für eine hohe Vernetzung und Akzeptanz in der Stadt. 17 J 03 wer »die Ermunterungen der Wissenschaften im geringsten verabsäumte …« Prof. Dr. Dr. h. c. Günter Stock, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Friedrich II., den wir auch gern den Großen nennen, war sich der bestehende Interaktion nahm. Mit ihren Wissenschafts- und For- Bedeutung der Wissenschaften sehr bewusst und stellte in seinen schungseinrichtungen bot die Metropolenregion Berlin ein aus- »Philosophischen Schriften« fest: »In unseren Tagen ist es soweit gezeichnetes Umfeld zur Schaffung und Umsetzung wichtiger gekommen, dass eine Regierung in Europa, die die Ermunterung Industrieprojekte. Die großen Unternehmen waren Teil des Wis- der Wissenschaften im geringsten verabsäumte, binnen kurzem senschaftssystems und einer immer stärker global agierenden in- um ein Jahrhundert hinter ihren Nachbarn zurückstehen würde« dustriellen Welt. – ein Satz, der in seiner Einfachheit und Logik die Jahrhunderte überdauert. 18 Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur in der prosperierenden Metropole wurden von großem bürgerlichen Engagement getragen. Die Jubiläumsinstitutionen des Jahres 2010/2011 dokumentie- Die Metropole war geistig rege, weltoffen und tolerant. Andersden- ren die über Jahrhunderte gewachsene Beziehung zwischen Wis- kende, Andersgläubige waren von Anfang an hochwillkommen senschaft und Staat. Ihren Gründungen lagen hoheitliche Akte und trugen wesentlich zum Aufstieg dieser Stadt bei. Berlin wäre und strategische wissenschaftspolitische Entscheidungen zu- ohne Migration und ohne Migranten nicht zu dem geworden, was grunde, die in ihren Folgen und ihrer Bedeutung kaum zu unter- es über viele Jahrzehnte blieb – ein besonderes Experimentier- und schätzen sind – strategische Entscheidungen, die gerade im Falle Betätigungsfeld für ein Bürgertum, das sich imbesten zivilgesell- der Gründung unserer Akademie von der Wissenschaft betrieben schaftlichen Sinne engagierte und als großzügiger Mäzen Wis- wurden. senschaft und Kultur in einzigartiger Weise unterstützt. Nur, wer Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und ihrer Abhän- sich dies bewusst macht, kann ermessen, wie tief und nachhaltig gigkeit von wissenschaftlichen Erkenntnissen kam die Wirtschaft die Zäsur durch die NS-Diktatur war. Die kriegsbedingte Teilung als weiterer Faktor und Akteur hinzu, der fortan auch einen nicht Berlins schließlich hat dazu beigetragen, dass wir erst nach 1990 unerheblichen Einfluss auf die zwischen Politik und Wissenschaft einen wirklichen Neuanfang wagen konnten. Die Erfolgsrezepte und Erfahrungen der Vergangenheit sind die onale, bundesweite und internationale Aufmerksamkeit auf Ber- Erfolgsrezepte für die Zukunft, die es uns ermöglichen, unsere lin als Hauptstadt für die Wissenschaft zu lenken – eine Idee, die Region wieder zu einem international führenden Wissenschafts- wiederum aus der Wissenschaft kam, die Unterstützung durch und – eines Tages auch – Wirtschaftszentrum zu machen: Hierzu die Politik fand und die schließlich als gemeinsame Initiative mit gehören eine klare Hinwendung zur Kultur, also Wissenschaft zahllosen Partnern aus Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und Poli- und Kunst, exzellente Forschungseinrichtungen, optimale Lehr- tik in die Tat umgesetzt wurde. Konkurrierende Ideen und frucht- und Ausbildungsbedingungen, das richtige Maß von Kompetition bringender Disput über Konzepte bestimmten die Planungsphase und Kooperation aller beteiligten Akteure, personelle und insti- ebenso wie die Suche nach und die Erprobung von adäquaten Ar- tutionelle Netzwerkbildung, der Versuch, die besten Köpfe dauer- beitsstrukturen. Institutionelle Interessen waren in die übergrei- haft in die Stadt zu holen und – nicht zuletzt – die Unterstützung fende Vision des gemeinsamen Projekts zu integrieren - ein nicht durch ein engagiertes, zukunftsorientiertes Bürgertum, das ganz immer leichtes Unterfangen. Wir haben Lehrgeld gezahlt, aber vor im Sinne Friedrichs des Großen genau weiß, dass wer „die Er- allem wertvolle Erfahrungen gemacht und wunderbare Arbeits- munterung der Wissenschaften im geringsten verabsäumt“, bin- kontakte geknüpft. Wir haben die Chance genutzt. nen kurzem den Anschluss an die Zukunft verliert. Man ist versucht zu unterstellen, dass Friedrichs Worte die Initiatoren des Berliner Wissenschaftsjahres 2010 umtrieben, als im Dezember 2006 in einem Gespräch der Präsidenten bzw. des Vorstandes von Akademie, Charité und Humboldt-Universität mit dem Regierenden Bürgermeister der Entschluss gefasst wurde, die Jubiläen des Jahres 2010 als Chance zu nutzen, um die regi- 19 2010 war nicht nur für die Humboldt-Universität ein besonderes gerade wieder hergestellt wird, als auch in Gemeinschaftspro- Jahr. Als ich im Juni 2010 zum Präsidenten der Universität ge- jekten exzellenter Forschung und Lehre kann an die große Wis- wählt wurde, war das Festjahr der Berliner Wissenschaft längst senschaftstradition des Ortes angeknüpft werden. »Bildung durch im Gange, und ich konnte bereits hier und dort erste Ergebnisse Wissenschaft«, das aus der Gründungsgeschichte der HU abge- bewundern. Das größte Staunen jedoch sollte erst noch begin- leitete Motto, unter dem ich das Präsidentenamt im Oktober 2010 nen. Mit der Eröffnung der Ausstellung WeltWissen bot sich der angetreten habe, ist in dieser Ausstellung verwirklicht und soll in Berliner Öffentlichkeit und den zahlreichen Gästen der Stadt auf Zukunft auf allen Ebenen fortgeschrieben werden. dichtem Raum die ganze historische und aktuelle Vielfalt einer Als vor 200 Jahren die heutige Humboldt-Universität ge- einmaligen Wissenschaftskultur dar. In prachtvoller Fülle und gründet wurde, geschah dies auf dem Fundament eines Ideals, mit kluger Präsentation haben die drei Hauptpartner des Projekts, das die deutsche Universität von Grund auf reformiert hat: Mit die HU, die Charité und die BBAW, im Gropius-Bau eine »Wun- dem Bildungsprinzip der Wissenschaft, dem Zusammenspiel der derkammer« des Wissens errichtet, die ihres gleichen sucht. 20 universitären Disziplinen in der universitas litterarum, der inne- WeltWissen ist nicht nur eine Schau, in der anhand von spek- ren Verbindung von Forschung und Lehre sowie dem Freiheits- takulären Erfindungen, Modellen, Präparaten oder originellen anspruch für die Institution liefert es bis heute die aufgeklärten, Gerätschaften aus der Berliner Wissenschaftsgeschichte der gan- auf Wissenschaft als Quelle von Erkenntnis und Humanität ge- ze Facettenreichtum der Forschung in dieser Stadt gezeigt wird, richteten Ausgangspunkte auch für aktuelle Reformdiskussionen. sondern zugleich ein guter Ansporn, diese Zusammenarbeit über Das Geheimnis der fortbestehenden Gültigkeit dieses Ideals liegt alle Institutionen und Disziplinen hinweg auch für die Zukunft wohl darin, dass es im umfassenden Sinn nie Realität wurde – es fruchtbar zu machen. Sowohl in übergreifenden Ausstellungen steht in einem ständigen Spannungsverhältnis zur akademischen wie in der HumboldtBox oder in unserem Trichinentempel, der Wirklichkeit. J 04 HU 200 – Das moderne Original Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin Gewiss stand die Universität vor 200 Jahren vor anderen Heraus- Selbstgestaltungsspielräume, sei es im Hinblick auf die Organi- forderungen als heute. Für Wilhelm von Humboldt und seine sation exzellenter Forschung, die Qualität der Lehre oder die wie- Zeitgenossen konnten die Bedingungen einer zugangsoffenen, derzufindende Einheit zwischen Medizinischer Fakultät und den demokratischen »Massenuniversität« des 21. Jahrhunderts mit übrigen Universitätsfakultäten. entsprechenden Erwartungen an exzellente Forschung, an prak- In einer neuen Runde der Exzellenzinitiative von Bund und tische Nutzanwendung und vor allem an eine wissenschaftlich Ländern stellen wir uns diesen und weiteren Modernisierungsan- fundierte akademische Ausbildung für eine Vielzahl an Berufen sprüchen und werden die Humboldt-Universität weiter profilieren noch keine relevante Prämisse sein. Mit ihrer öffentlichen Rolle – mit Kooperationsprojekten der Spitzenforschung, mit disziplin- im Schnittpunkt von Wissenschaft, Bildung und Ausbildung ist übergreifenden Clustern, einer exzellenten Lehre und vielfältigen die Universität heute zudem ein herausragender Ort gesellschaft- internationalen Partnerschaften und Begegnungen. licher Reflexion und Verantwortung. Mit ihren Mitteln leistet sie Das Jubiläumsjahr 2010 ist in meinen Augen von enormer Be- einen Beitrag zur Entwicklung einer modernen, demokratischen deutung für die Berliner Wissenschaft gewesen – es hat alle Be- und offenen Wissensgesellschaft. Die Humboldt-Universität zu teiligten in ihrer Selbstgewissheit gestärkt und uns die Kraft vor Berlin steht bei allen historischen Brüchen und Irrwegen in einer Augen geführt, die aus geschickt miteinander verbundenen Poten- konzeptionellen Kontinuität wie kaum eine andere deutsche Uni- zialen erwächst. Zugleich hat es neue Kontakte entstehen lassen versität. Das ist ihre Stärke, und das haben wir gefeiert. Nun gilt es, und weiterführende Gemeinschaftsprojekte inspiriert. Schließ- Humboldts Modell auch für die Zukunft als Referenz, als Maßstab lich haben die Feierlichkeiten dazu beigetragen, die Wissenschaft zu erhalten, zu erneuern und zu stärken. zu öffnen und einem breiten Publikum den Sinn und Nutzen der Es gibt eine Menge zu tun, sei es im Hinblick auf einen neuen Zuschnitt der Fakultäten mit einer deutlichen Stärkung ihrer Förderung von Bildung und Wissenschaft nicht nur in Berlin vor Augen geführt. 21 J 05 Museum für Naturkunde reloaded Prof. Dr. Reinhold Leinfelder, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin Die Krönung der bisher durchgeführten Renovierungen des Mu- Besonders erfreut sind wir darüber, dass neben unseren deutsch- seums für Naturkunde Berlin war die Eröffnung des wieder aufge- landweiten und internationalen Kooperationen nun gerade auch bauten Ostflügels. Unser Wissensvermittlungskonzept »Bildung unsere sehr enge Vernetzung mit allen Berliner Universitäten, durch Forschung« wurde unterstrichen durch die Einbindung der mit weiteren Berliner Leibniz-Einrichtungen, aber auch mit Max- »Alkohol«-Forschungssammlung in den Ausstellungsrundgang. Planck- und Helmholtz-Instituten, Berliner Museen, der Berlin- Die hohe Relevanz unserer Sammlungen und Forschungen für Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und weiteren die Gesellschaft wurde vielfältigst betont: wissenschaftlichen Einrichtungen in Berlin vielleicht noch besser Ω durch unsere entsprechende Retrospektive in der Jubiläumsaus- sichtbar wurde. stellung »Klasse, Ordnung, Art – 200 Jahre Museum für Naturkunde« denn Haupt- und Nebenjubilar sei - diese unnötige Unterschei- Ω durch unsere starke Beteiligung an der WeltWissen-Ausstellung dung konnte im zweiten Halbjahr erfolgreich beseitigt werden. So im Gropius-Bau besteht das Museum für Naturkunde seit 200 Jahren, war aber Ω durch die internationale Eröffnung des UN-Jahres der Biodiver- über 198 Jahre lang Teil der Berliner Universität bzw. der Hum- sität 2010 durch die Bundeskanzlerin bei uns im Museum, boldt-Universität und ist erst seit 2009 unabhängige öffentlich- Ω durch den Start des auch von uns wesentlich gestalteten Forums rechtliche Stiftung in der Leibniz-Gemeinschaft. Das ergab ge- und Netzwerks Biodiversitätsforschung in Deutschland (www.bio- wisse Darstellungsschwierigkeiten, die aber während des Jahres diversity.de) im selben Jahr, gelöst wurden. Das Hauptziel wurde in beeindruckender Weise Ω sowie durch unseren kleinen Beitrag am Erfolg der UN-Biodiver- erreicht: Berlin wurde als einer der wichtigsten Wissenschafts- sitätskonferenz in Nagoya, an denen zwei Mitarbeiter in offizieller standorte Deutschlands und der Welt weithin wahrgenommen. Mission teilnahmen. 22 Anfänglich gab es vielleicht ein paar Missverständnisse, wer Noch zu arbeiten gilt es an einer gemeinsamen Zukunftsvi- sion sowie an der Betonung und Entwicklung der Relevanz der Motto: »Wissen macht Sinn«. Spannend wäre auch eine berlinwei- wissenschaftlich vibrierenden Stadt Berlin für eine nachhaltige te, wissenschaftsbasierte In- und Outdoor-Ausstellung, etwa unter und wissensbasierte Zukunftsgestaltung unserer gleichermaßen dem Motto: »Das Anthropozän - Kultur, Technik und Natur für globalisierten wie regionalisierten Welt. Zukunftsfragen können die neue Menschenzeit« Hier könnten, vielleicht in Tempelhof heute nicht mehr nur monodisziplinär angegangen werden. sowie unter Einbeziehung und entsprechender Gestaltung einer Um die Berliner Wissenschaften in Zukunft angemessen in Internationalen Bauausstellung sowie einer Internationalen Gar- der Öffentlichkeit zu zeigen, könnte alle fünf Jahre ein Zukunfts- ten- und Ackerbauausstellung, Zukunftsvisionen für neue, nach- symposium gestaltet werden, welches in Ergänzung zur »Falling haltige und ressourcenschonende Lebensweisen und Kulturtech- Walls« Konferenz die Möglichkeiten und Chancen einer Welt von niken visionär dargestellt und Berlin gleichermaßen Motor und morgen für die breite Öffentlichkeit thematisiert. Bei dem generell Beispiel für eine entsprechende Entwicklung werden. sehr gut gefüllten kulturellen Programm Berlins wurden im Berliner Wissenschaftsjahr vielleicht zu viele Veranstaltungen angeboten, möglicherweise hätte manches stärker konzentriert werden können. Manche Projekte waren vielleicht etwas zu eventartig. In Zukunft könnten noch mehr partizipative Projekte, also wissenschaftliche Projekte unter der Beteiligung der Gesellschaft, seien es Schulen, Firmen, Ehrenamtliche, Praktikanten etc. durchgeführt werden. Außerdem könnte eine transdisziplinäre und transformative Form des Wissenschaftsjahres fest in einer Institution etabliert werden, etwa im Humboldt-Forum, vielleicht unter dem 23 J 06 Komplementarität, nicht Konkurrenz Prof. Dr. Jürgen Renn, Direktor des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte 24 Für die Max-Planck-Gesellschaft bot das Berliner Wissenschafts- tragen. Ich bin überzeugt, dass diese Kooperationen im Bereich jahr die Gelegenheit, ihre besondere Rolle bei der institutionellen der Öffentlichkeitsarbeit auch positive Rückwirkung auf die wis- Förderung der interdisziplinären Grundlagenforschung darzustel- senschaftliche Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen len und aktuelle Forschungsthemen allgemeinverständlich und Institutionen hat. Für die Max-Planck-Gesellschaft bedeutete das interessant zu präsentieren. Besonders gefreut hat es mich, dass Jubiläumsjahr zugleich eine Rückbesinnung auf ihre Ursprünge diese Präsentation im Konzert mit anderen Wissenschaftseinrich- in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und damit auch auf das im- tungen die Arbeitsteiligkeit der Forschungsförderung deutlich mer wieder notwendige mühevolle Ringen um die Autonomie der machen konnte. Der Akzent lag durchweg auf Komplementarität Forschung. und nicht auf Konkurrenz. Nur so konnte es gelingen, ein Groß- Für mich bot sich nach dem Einsteinjahr 2005 noch einmal event wie die WeltWissen-Ausstellung, aber auch die Intensität und die Möglichkeit, die Bedeutung der Wissenschaftsgeschichte bei Qualität von Veranstaltungen wie den Wissenschaftstagen im Ber- der Vermittlung von Forschung für eine breitere Öffentlichkeit liner Südwesten sowie die uns besonders wichtigen Kinder- und zu unterstreichen. Insbesondere die Chance, gemeinsam mit an- Jugendprogramme zu realisieren. Die Zusammenarbeit mit ganz deren Berliner Wissenschaftlern an einem großen Ausstellungs- unterschiedlichen Institutionen hat dazu geführt, dass übergrei- projekt mitwirken zu können, habe ich sehr genossen und viel fende Themen und Zusammenhänge in den Blick genommen dabei gelernt. Ich hätte mir allerdings gewünscht – gerade auch wurden und nicht nur einzelne Fächer und ihr Expertenwissen. nach den Erfahrungen im Einsteinjahr – dass das Problem der Zugleich hat diese Zusammenarbeit aller Beteiligten das Bewusst- Nachhaltigkeit diesmal stärker erkannt worden wäre. Bisher hat sein dafür geschärft, dass öffentlich geförderte Institutionen es kaum Strategien gegeben, die vielen kreativen Ideen zu neuen in der Verantwortung stehen, mit der Gesellschaft in Dialog zu Veranstaltungsformaten und Publikationsformen zu verstetigen treten und zu einer öffentlichen Kultur der Wissenschaft beizu- und in eine langfristig wirksame Verbesserung der Institutionen übergreifenden Wissenschaftskommunikation in Berlin umzuset- andere Hoffnungen auf Nachhaltigkeit erfüllen lassen, hängt wie zen. Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass es gelingt, mindestens immer von Geld und gutem Willen ab. einige der vielen Initiativen in dieser Hinsicht aufzugreifen und eine dem einzigartigen Wissenschaftsstandort Berlin angemessene Infrastruktur für die öffentliche Vermittlung von Wissenschaft zu schaffen. Für die Max-Planck-Gesellschaft selbst kann ich sagen, dass wir einige der Initiativen aus dem Berliner Wissenschaftsjahr auch in Zukunft fortsetzen werden, z.B. die sehr erfolgreichen wissenschaftshistorischen »Dahlemer Spaziergänge«, fortlaufenden Angebote der »Werkstatt des Wissens« gemeinsam mit dem Comenius-Garten Berlin-Neukölln, Schulklassenführungen und die öffentlichen Vortragsreihen zu aktuellen und wissenschaftshistorischen Themen. Wir hatten von Anfang an gehofft, dass es gelingen möge, die einzigartigen wissenschaftshistorischen Zeugnisse, die in der WeltWissen-Ausstellung versammelt wurden, dauerhaft für Forscher und Öffentlichkeit verfügbar zu machen. Dies könnte z.B. dadurch geschehen, dass die Ausstellung wie die EinsteinAusstellung als virtuelle Ausstellung fortlebt. Ob sich solche und 25 26 veranstaltungen des Jahres – eine Auswahl 27 zusammen feiern 28 sich zeigen 29 miteinander reden 30 gemeinsam lernen 31 32 »Hauptstadt der Forscher… Flötentöne am Gendarmenmarkt« Auftaktveranstaltung [22.01.] Als am 22. Januar 2010 der Regierende Bürgermeister von Ber- ländischen Akademie der Wissenschaften, Robbert Dijkgraaf. lin, Klaus Wowereit, über den blauen Teppich die Freitreppe des Alles andere als wissenschaftlich allerdings waren die musi- Konzerthauses empor schritt und sich neben den Präsidenten der kalischen Beiträge der vierzehn Berliner Flötisten. Kompositionen großen Berliner Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen von Friedrich dem Großen, über Katchaturian bis zu Bernstein einreihte, lagen zwei Jahre Vorbereitungszeit hinter dem Team des sorgten für lockere Unterhaltung. Worüber sich das Publikum Wissenschaftsjahres. aber wirklich den Kopf zerbrach, war das ungewöhnliche Instru- 1.250 Jahre Wissenschaftsgeschichte haben die Einrichtungen mentarium. Ob Molekularbiologe, Stochastiker oder Gewässer- gemeinsam auf dem »Buckel«, deren runde Jubiläen Anlass des ökologe, niemandem gelang es, die riesige Metallskulptur einer Berliner Wissenschaftsjahres waren. Klaus Wowereit betonte in Spezies zuzuordnen – die Subkontrabassflöte. seinem Grußwort: »Kein anderer Forschungsstandort weltweit Immer präsent: das blaue W. Auf der Bühne, an den Revers der kann sich neben der aktuellen Spitzenforschung mit einer derart Damen und Herren, auf tausenden Fotos, die Berlinerinnen und reichen Wissenschaftstradition schmücken wie Berlin. Das ist Berliner mit dem W zeigen und die in einer Slideshow die Veran- ein Alleinstellungsmerkmal. Und wir wollen die lange Erfolgsge- staltung bebilderten. Fotos, die den Alltag der Menschen zeigen schichte in der Zukunft fortschreiben.« und sie über die Wissenschaft in ihrem Leben und in ihrer Stadt Für gewöhnlich erwartet das Publikum in einer Veranstaltung, in nachdenken lassen. der sich die Wissenschaft feiert, trockene Reden zu hören. Alles »Wir brauchen einen lebendigen und offenen Dialog zwischen andere als zugeknöpft waren jedoch die Wortbeiträge des Regie- Wissenschaft und Gesellschaft. Diesen Dialog in beide Rich- renden Bürgermeisters, der Präsidenten Stock und Markschies tungen anzustoßen, ist die Chance des Wissenschaftsjahres Berlin und des Vertreters des Stifterverbandes Oetker. Geradezu unter- 2010«, so Klaus Wowereit. haltsam dann die Festrede des Präsidenten der Königlich-Nieder- 33 V 02 Salon Sophie Charlotte »Flucht vor dem Staunen« Veranstaltung im Akademiegebäude am Gendarmenmarkt [23. 01.] 34 »Der Fortgang der wissenschaftlichen Entwicklung ist im End- Anlass zum Staunen gab schon zum Auftakt Voltaires Schrift Aka- effekt eine ständige Flucht vor dem Staunen«. Dieses Zitat Albert kia, über die Akademiemitglied Dieter Simon berichtete. Mit die- Einsteins, des berühmtesten Akademiemitglieds, war das Motto sem Text versuchte Voltaire den damaligen Präsidenten der Berliner des »Salon Sophie Charlotte 2010«. Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Pierre-Louis Moreau de Maupertuis, Akademie der Wissenschaften (BBAW) in Zusammenarbeit mit satirisch zu demontieren. Friedrich der Große jedoch stellte sich der Jungen Akademie von BBAW und der Deutschen Akademie hinter Maupertuis und ließ Voltaires Schrift 1753 demonstrativ auf der Naturforscher Leopoldina lud ein, gleich nach der Eröffnung dem Gendarmenmarkt verbrennen. Ausgehend von dieser rabiaten des Jubiläumsjahres ihren 300. Geburtstag mitzufeiern und wür- Geschichte wurden im Salon historische Mitglieder der Akademie digte damit zugleich das Wissenschaftsjahr des Bundesministeri- präsentiert, die Wissenschaftsgeschichte geschrieben und weit über ums für Bildung und Forschung, das der »Zukunft der Energie« Berlin hinausgewirkt haben: Adolf von Harnack oder der Historiker gewidmet war. Rund 1500 Besucher kamen bei klirrender Kälte Theodor Mommsen, der 1902 den Nobelpreis erhielt, Lise Meitner, in das Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, das vom Keller die als erste Wissenschaftlerin Akademiemitglied wurde, die Phy- bis zum Dach multimedial und erlebnisreich mit künstlerisch- siker Albert Einstein und Max Planck, die Brüder Humboldt, mit wissenschaftlichen Beiträgen bespielt wurde. deren Werk sich die Akademie heute noch beschäftigt, oder die Brü- Akademiepräsident Günter Stock erinnerte in seiner Eröff- der Grimm, die das große Wörterbuch auf den Weg brachten. Häu- nung im überfüllten Leibniz-Saal an den Anlass des Jubiläums: fig von Schauspielern begleitet, präsentierten zeitgenössische Aka- Zwar wurde die Sozietät schon 1700 gegründet, aber erst 1710 er- demiemitglieder wie Hermann Parzinger, Christoph Markschies, hielt sie ihr erstes Statut und im selben Jahr erschien auch der Eberhard Knobloch, Julia Fischer und viele andere zentrale Episoden erste Band der von Leibniz gegründeten wissenschaftlichen Publi- und Figuren aus der 300-jährigen Geschichte. Doch der Blick zielte kationsreihe Miscellanea Berolinensia. nicht nur auf die Vergangenheit. »Man muss auch im Garten sitzen und in die Luft starren kön- dank einer Kooperation mit dem Maxim Gorki Theater Berlin auf nen«, sagte Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard in Forschungsexpedition durch das Akademiegebäude begeben. Aus- einer Gesprächsrunde, die herauszufinden versuchte, wie heute gestattet mit Kopflampe und den notwendigen Forschungswerk- das Neue in die Wissenschaften kommt. Zwischen Vorträgen und zeugen spürten sie Altes, Neues und längst Vergessenes auf und Inszenierungen konnten Besucher die auf fünf Etagen verteilten analysierten, dokumentierten und archivierten anschließend ihre Forschungsstellen aufsuchen. Das Spektrum reichte vom Gentech- Fundstücke. In ihrer Neugierde und ihrem Forscherdrang stan- nologiebericht über die Marx-Engels-Gesamtausgabe bis zur Leibniz- den sie den großen Wissenschaftlern in nichts nach. Edition. Sie alle hatten ihre Türen geöffnet und offenbarten, wie viel Forschertrieb in die tagtägliche Arbeit fließt. In unterschiedlicher Weise ging es überall im Akademiegebäude um Forschungs-Energien, die im Alltag der Wissenschaften freigesetzt werden und zu neuen Erkenntnissen führen: sei es in einer violett angestrahlten Zitatinstallation, die als zentraler Blickfang in der Rotunde des Treppenhauses hing oder im jugendlichforschen »Chor der Forschungsenergien«, der von Studenten der Universität der Künste präsentiert wurde. In der 2. Etage erlaubte eine performative Inszenierung der Jungen Akademie zum Thema »theoria cum praxi – anwendungsorientierte Anfänge der Akademie« den Erwachsenen, mitzuspielen und in eine historische Rolle zu schlüpfen. Und selbst ganz junge Besucher konnten sich 35 Neujahrsempfang zum Wissenschaftsjahr auf dem Campus Berlin-Buch 36 Streiflicht 01 Mein Rückblick auf das Berliner Wissenschaftsjahr Rückblickend war das Themenjahr »Berlin – Hauptstadt für die mete sie sich der vielfältigen Rolle von Museen, Bibliotheken und Wissenschaft«, mit dem Berlin die Jubiläen fünf großer und re- Archiven, die an der Schnittstelle von Wissensproduktion und nommierter Wissenschaftseinrichtungen feierte, aus meiner Sicht Wissenszirkulation stehen. Im Mittelpunkt stand die Überlegung, ein großer Erfolg. War es doch zugleich auch Anlass für zahlreiche mit welchen Strategien Wissensarchive auch in Zukunft aktiv an weitere wissenschaftliche Institutionen der Stadt mitzumachen. der Forschung, der Gestaltung moderner Informationssysteme, Die Fülle und Vielfalt an Einrichtungen und Aktivitäten, die dabei der Wissensvermittlung und am kulturellen Leben mitwirken gebündelt wurden, ist beeindruckend. Von Mitmachkursen im La- können. bor, Geisteswanderungen in der Mitte Berlins, Fachtagungen und Die Bilanz des Wissenschaftsjahres besteht aber nicht nur aus Ausstellungen, KinderUni, Familienrallyes im Botanischen Garten, zahlreichen Veranstaltungen und der Erinnerung an die visuelle Kunstprojekten wie »VWS – DER FINDLING« in der Versuchsan- Präsenz des cyanblauen Themenjahres in der Stadt. Nachhaltig stalt für Wasserbau und Schiff bau (ein Erlebnis der ganz besonde- wirken werden sicher die Verknüpfungen, die sich aus den Tref- ren Art!) bis zum Digitalen Mathe-Adventskalender war eigentlich fen »hinter den Kulissen« entwickelt haben. Der bei den Kultur- für jeden etwas dabei. Das Themenjahr regte dazu an, nicht nur die projekten angesiedelten Geschäftsstelle des Wissenschaftsjahres Hauptplayer im Wissenschaftsbetrieb wahrzunehmen. gilt mein, gilt unser herzlicher Dank für ihre Unterstützung und Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die unter ihrem Dach ihr Engagement bei dem Zusammenhalten der vielen beteiligten Museen, Bibliotheken, Archive und Forschungsinstitute vereint, Partner, was mitunter der Koordinierung eines Sacks Flöhe gleich- stellte mit der Staatsbibliothek zu Berlin nicht nur den ältesten der gekommen sein muss. fünf Jubilare, sondern beteiligte sich mit all ihren Einrichtungen am Programm des Wissenschaftsjahres. Mit ihrer Tagung »Wissensarchive im Dialog mit Wissenschaft und Gesellschaft« wid- Dr. Anke Lünsmann, Wissenschaftliche Referentin des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz 37 V 03 Treffpunkt WissensWerte Veranstaltungen von TSB und Inforadio [23. 1./ 25.02./29.04./15.06./09.09./20.10./22.11.] »Wie das neue in die wissenschaft kommt…« Die Frage beschäftigte schon Gottfried Wilhelm Leibniz, der im war Thema der Veranstaltung im Februar in der Charité – Univer- 17. Jahrhundert von der Leipziger Universität in die Welt zog, sitätsmedizin Berlin. Neben den großen Chancen, die die Zukunft »…brennend vor Begierde, größeren Ruhm in den Wissenschaften bietet, warnte Prof. Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der zu erwerben und die Welt kennenzulernen.« Jahrzehnte später be- Charité: »Medizin wird immer teurer werden, die Innovationszy- gründete er die Kurfürstlich Brandenburgische Sozietät der Wis- klen werden immer schneller.« Die Frage ist, ob allen Patienten al- senschaften, deren Nachfolgerin, die Berlin-Brandenburgische les ermöglicht werden kann. »Wir geraten in eine Innovationsfalle. Akademie der Wissenschaften, im Januar Partnerin und Gastge- Für zehn Prozent mehr Innovation müssen wir 300 Prozent mehr berin des ersten »Treffpunkt WissensWerte« zur Eröffnung des Kosten zahlen. Aber Innovation ist nicht immer bezahlbar. Dieser Wissenschaftsjahres war. Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein- Diskussion dürfen wir auch nicht ausweichen.« Volhard und der Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, Bei weiteren Veranstaltungen wurde über das Handwerkszeug Helmut Schwarz, gaben Auskunft über ihre Orte des Erkenntnis- der Wissenschaft für die Berliner Museen unter dem Titel »Sau- gewinns. Für Nüsslein-Volhard kann der heimische Gartenteich rier, Mumien und andere Schönheiten« diskutiert. Beim Treff- in Tübingen Ort der Inspiration sein, für den Berliner Chemiepro- punkt »Magier und Magister« stand die Frage im Mittelpunkt, fessor Schwarz ein langweiliges Konzert der Philharmoniker, das wie naturwissenschaftlich-technisches Interesse bei Kindern und ihm die Lösung eines wissenschaftlichen Problems bringt. Jugendlichen gefördert werden kann. Schließlich war im Oktober In insgesamt sieben Veranstaltungen, die die TSB Technolo- im Martin-Gropius-Bau der Wissenschaftsstandort Berlin Thema. giestiftung Berlin gemeinsam mit dem rbb Inforadio 2010 durch- Dabei stand der Titel der Ausstellung für die Veranstaltung Pate: führte, stand die Frage nach dem Neuen und nach der Zukunft in WeltWissen. Denn das ist erforderlich, damit Berlin auch in Zu- der Wissenschaft insbesondere für die Berliner Region immer wie- kunft ein Standort der Exzellenz sein kann. Der Mathematiker der im Mittelpunkt. »Vom Wir zum Ich – personalisierte Medizin« Günter Ziegler definiert dabei Wissenschaft in Berlin durch Köpfe, 3 Kooperationen und Katalysatoren, gleichsam als Formel W in B = K . Als Katalysatoren sieht er dabei Förderer wie die TSB, die Akademie der Wissenschaften oder die Einstein Stiftung Berlin, die sich für die Wissenschaft einsetzen. Für TSB-Chef Norbert Quinkert ist »… Wissenschaft in Berlin eine unerschöpfliche Quelle und ein Vorrat für den Transfer in die Technologie.« Und Detlev Ganten, der Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Charité, formuliert zur Wissenschaft in Berlin: »Sie muss frech sein, neugierig, vorurteilsfrei, kritisch, aber auch selbstkritisch…« V 04 Humboldtzyklus im Centre Bagatelle Vortragsreihe [21.01. /18.02. /17.03./18.04. /19.05. /10.06. /08.07. /21.08. /16.09. /04.10. /06.11. /09.12.] Das Kulturhaus Centre Bagatelle in Frohnau konnte in Zusammenarbeit mit namhaften Autoren, Künstlern und Wissenschaftlern im Berliner Wissenschaftsjahr und dem Reinickendorfer Humboldtjahr 2010 einen Veranstaltungszyklus anbieten, in dessen Rahmen in jedem Monat ein Vortrag, eine Lesung, eine Podiumsdiskussion oder ein musikalischer Salon stattfand; gut besuchte Veranstaltungen, die interessante Perspektiven auf das ereignisreiche Leben der Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt und ihre bleibende Bedeutung für unsere Kultur richteten. Der Auftakt im Januar bot bereits einen Höhepunkt der Reihe: Manfred Geier, Autor einer neuen Biographie beider Humboldts, sprach über »Auf klärung und Bildungstrieb«. Ihm folgte im Februar der ehemalige Leiter des Humboldt-Gymnasiums in BerlinTegel, Hinrich Lühmann, mit der Analyse »Zeitgemäßes in Wilhelm von Humboldts Bildungsideal«. Eine Podiumsdiskusssion zum Thema »Wie viel Humboldt steckt noch in unserer Bildung?« versammelte im März Bildungspraktiker und Bildungspolitiker auf Landesebene unter der Leitung von Gerd Appenzeller (Der Tagesspiegel), Sascha Steuer, MdA (CDU), Mieke Senftleben, MdA. (FDP), Reinhard Naumann (SPD), Bezirksstadtrat für Bildung, 40 Charlottenburg-Wilmersdorf, Wolfgang Harnischfeger (GEW), Ulrich Päßler über »Mein zweites Vaterland – ein preußischer ehemaliger Leiter des Beethoven-Gymnasium und erneut Hinrich Kosmopolit in Paris«. Lühmann. »Berlin und die schöne Müllerin« hieß ein Salon Anfang No- Die Historikerin Beate Neubauer, Autorin des Buches »Schön- vember, in dem der Musikwissenschaftler Elmar Budde mit So- heit, Grazie und Geist, die Frauen der Familie Humboldt« hielt ei- listen des Rias Kammerchores und Julia Haußner am Klavier den nen spannenden Vortrag zu diesem Thema und im Mai berichtete Berliner Ursprüngen und Vorläufern des Liederzyklus von Franz die Amerikanistin Ursula Thiemer-Sachse von ihrer Reise auf den Schubert nachging. Die erfolgreiche Veranstaltungsreihe endete Spuren Alexander von Humboldts. Im Juni sprach der Direktor am Berliner Botanischen Garten und Museum, Hans Werner Lack, über »Alexander von Humboldt mit einem weiteren Höhepunkt, den Betrachtungen der Literaturwissenschaftlerin Gisela Brude-Firnau zum Verhältnis Alexander von Humboldts zu Goethe unter dem Titel »Auf dem Vesuv«. und die botanische Erforschung Südamerikas«, im Juli berichtete Der große Zuspruch, den dieser Zyklus bei den zahlreichen der Autor Klaus Pegler über Alexander von Humboldts Reise nach Besuchern fand , hat das Centre Bagatelle bewogen, auch das kom- Russland, und im August richtete der Kunstverein Centre Baga- mende Jahr einem Thema zu widmen. Unser Nachbarland Polen telle sein Sommerfest ganz unter dem Motto »Fiesta am Chimbo- wird dann im Mittelpunkt stehen. razo: mit Humboldt in Südamerika« aus. Im September las Hazel Rosenstrauch aus ihrem Buch »Wahl- Einige der Vorträge können als pdf-Datei von folgender Internetseite herunter geladen werden: www.centre-bagatelle.de verwandt und ebenbürtig« über die Ehe Wilhelm und Caroline von Humboldts. Über die langen Jahre Alexander von Humboldts in Paris und seine Bedeutung als wissenschaftlicher Mittler sprach im Oktober der Historiker und Politikwissenschaftler 41 V 05 Charité. 300 Jahre Medizin in Berlin Ausstellung [26. 03. 2010–27. 02. 2011] und Vortragsreihe [WS 09 /SS 10] 42 Die Ausstellung stellt im Rückblick die Frage, wie die Charité zu Bei der Ausstellung handelt es sich um eine Produktion des Ber- dem geworden ist, was sie heute darstellt. Sie zeigt das Kranken- liner Medizinhistorischen Museums der Charité, finanziert durch haus eingebettet in die Entwicklung Berlins als Stadt und medi- Mittel des Museums und der Fakultät der Charité – Universitäts- zinischer Kosmos. Sie zeigt, wie die Einrichtung auf die großen medizin Berlin. Rund 80.000 Gäste (vor allem Schülerinnen und medizinischen Herausforderungen reagierte. Sie ruft Persönlich- Schüler höherer Jahrgangsstufen) besuchten bis Jahresende das keiten wie Christoph Wilhelm Hufeland, Rudolf Virchow, Robert Museum und bekamen durch Sonder- und Dauerausstellung ei- Koch, Rahel Hirsch oder Ferdinand Sauerbruch in Erinnerung, nen intensiven Einblick in die Geschichte der Charité. In allen die an der Charité und darüber hinaus in Berlin die Medizin vor- Medien (Presse, Rundfunk, Fernsehen und Internet) erzielte die angebracht haben. Zugleich benennt sie aber auch individuelle Ausstellung eine große lokale und überregionale Resonanz. Abwege und Verfehlungen. Die Ausstellung mündet in ein dichtes Unter dem Titel »Charité Geschichte(n)« organisierten das Geflecht aktueller Fragen, auf die die Charité mit Blick auf die Medizinhistorische Museum sowie das Institut für Geschichte der Medizin von morgen Antworten sucht. Charité eine gemeinschaftliche Vortragsreihe. An 15 Vortragsa- Zusammen mit der Dauerausstellung in den Stockwerken benden richteten 20 Referentinnen und Referenten den Blick auf darüber führt das Medizinhistorische Museum bewusst mehrere die Charité und vom Berliner Krankenhaus ausgehend über 10 Male durch 300 faszinierende Jahre Berliner Medizin. Stets wan- Monate hinweg auf die Medizin in Berlin und in der Welt. 300 Jah- delt sich der Blick. So spiegelt sich die Entwicklung der Charité in re Charité bedeutet über zehn Generationen Krankenversorgung, der Geschichte der Krankheiten und Persönlichkeiten, des Sezier- medizinische Begleitung in Freud und Leid, Verhandlungen mit saals und Labors, und – darin rechtfertigt sich jedes medizinische Staat und Stadt, Konkurrenz zu anderen Krankenhäusern und Streben – in der fachgerechten Reaktion auf die Bedürfnisse der überdies vor allem auch medizinische Forschung und Lehre. Die Kranken am Krankenbett. Vorträge gingen auf die besonderen Beziehungen der Charité zur Berliner Universität, zur Stadt und ihren weiteren medizinischen Einrichtungen ein. Sie stellten Fragen, wie: Was zeichnete das Projekt Charité aus und wer hat es geprägt – Ärzte, Wissenschaftler, Patienten, Pfleger Verwaltungsmitarbeiter? Wie hielt die Charité in unterschiedlichen politischen Systemen die Balance zwischen Krankenvorsorge, Ausbildung des medizinischen Personals und der klinischen Forschung? Insgesamt kamen zu den Vorträgen rund 1000 Besucherinnen und Besucher. Eine Publikation der Beiträge in einem Sammelband ist für den Herbst 2011 in Arbeit. Weitere Publikationen: Petra Lennig: Die Berliner Charité. Schlaglichter aus 3 Jahrhunderten. Berlin 2010. Isabel Atzl: Persönlichkeiten aus drei Jahrhunderten Berliner Medizin. Berlin 2010. Thomas Schnalke und Isabel Atzl (Hg.): Dem Leben auf der Spur im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité. München 2010 43 »Köpfe der Berliner Wissenschaften« Wanderausstellung im Steglitzer Schlossturm [16.05.–04.06.] 44 45 Körperräume in frühen Filmen Filmreihe [Januar– April 2010] Kulturfilme und die charité, 1895-1948 An sieben Abenden wurden im Berliner Medizinhistorischen Museum Filme mit einführenden Vorträgen gezeigt. Sieben auswärtige Referentinnen und Referenten leiteten in frühe Filme oder Filmausschnitte ein, die in vielfacher Hinsicht mit der Geschichte der Charité und der Berliner Medizin verknüpft sind. So gehörte etwa der um 1900 gedrehte Film »Unterschenkelamputation« des Universitätschirurgen Ernst von Bergmann zu einem der ersten medizinischen Filme überhaupt, die große überregionale Aufmerksamkeit erfuhren. Die jeweils in Ausschnitten oder auch komplett gezeigten Filme – manche stumm, manche mit Ton – belegten eindrucksvoll die Vielfalt der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstandenen medizinischen Filme. Zu sehen waren bekanntere und unbekannte, dokumentarische und auch fiktionale Produktionen. Sie berührten unter anderem Themen wie körperliche Behinderung, Sexualität, Geschlechts- und Infektionskrankheiten und Abtreibung. Zu den Filmabenden kamen insgesamt rund 600 Besucherinnen und Besucher. 46 V 07 Business needs Science Veranstaltungsreihe [13.04. /19. 05. /05.06. /16.09. /29. 09. /27. 10. /02. 11. /24. 11.] Im Rahmen des Festjahres Berlin – Hauptstadt für die Wissenschaft, das Gropius-Bau, passend zur aktuellen Ausstellung WeltWissen – 300 unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters Klaus Jahre Wissenschaft in Berlin. Die Veranstaltungen fokussierten sich Wowereit stand, initiierte die Berlin Partner GmbH die Veranstal- auf aktuelle Projekte und Tätigkeitsfelder der Unternehmen. Von tungsreihe Business needs Science. der Präsentation des neuen Personalausweises, über Telekommuni- Welche Chancen bieten Kooperationen den Berliner Unterneh- kationslösungen, bis hin zur molekularen Bildgebung wurden wirt- men mit wissenschaftlichen Einrichtungen? Die Reihe Business needs schafts- und wissenschaftsrelevante Themen präsentiert. Sowohl Science der Berlin Partner GmbH gab Antworten auf diese Frage und Gäste als auch Gastgeber waren zum Dialog und regen Austausch zeigte Beispiele für den gelungenen Brückenschlag zwischen Wissen- aufgefordert. Anschließenden wurden Führungen durch Show- schaft und Wirtschaft. rooms oder Arbeitsstätten der jeweiligen Unternehmen angeboten. Technologieorientierte, auf Innovationen angewiesene Unterneh- Die Zusammenarbeit mit den Wissenschafts- und Wirtschaftspart- men unter anderem aus den Bereichen Energie, Informations- und nern haben wir als erfolgreich und gelungen erlebt. Ebenso die sehr Kommunikationstechnologie, Life Sciences und Sicherheit gaben Ein- gute Kooperation mit Kulturprojekte Berlin. Dieses Resumée veran- blicke in ihre Kooperationserfahrungen. Mit dabei waren die Aastra lasst uns, die Reihe Business needs Science im kommenden Jahr fort- Deutschland, Bayer Schering Pharma, die Bundesdruckerei, Cor- zuführen. nelsen, die Deutsche Telekom Laboratories und der Energieversorger Vattenfall Europe. Im Fokus stand die Sichtbarmachung von Wissenschaft als Wirtschaftsfaktor und die Förderung dieser Vernetzung. Die Veranstaltungen fanden in regelmäßigen Abständen bei den Wissenschaftspartnern, sowie in exklusiven Berliner Einrichtungen statt, wie beispielsweise auf Wunsch von Cornelsen im Martin- 47 V 08 Mittendrin. Eine Universität macht Geschichte Bibliothekseröffnung [19. 11. 2009] Ausstellung [15. 04.–15. 08. 2010] Bewiesen ist: In Berlin bedarf es nicht zwangsläufig der Fashion Aber nicht nur zum Lesen kamen im vergangenen Jahr Gäste in Week am Bebelplatz, damit über 5.000 Menschen an einen Ort die Bibliothek: Vom 15. April bis Ende August lud hier die Ausstel- strömen. Es bedarf einfach nur einer neuen Bibliothek, die diese lung »Mittendrin. Eine Universität macht Geschichte« zu einer Ent- Anzahl von Menschen sogar täglich anzieht. Die Nachfrage nach deckungstour durch die wechselhafte Geschichte der HU. einem kostenlosen Zugang zu Büchern und Bildung ist immens. Seit Beginn des Wintersemesters 2009 ist das hochmoderne Erdgeschoss. In dem ungewöhnlichen Ausstellungsraum bewegte Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum für alle Interessierten ko- sich der Besucher von Insel zu Insel, durch die Jubiläumskultur, stenlos zugänglich. Sieben Tage in der Woche geöffnet, montags die Geschichten der Lehrenden, Studierenden und Disziplinen. bis freitags sogar bis 24 Uhr. Mit mehr als 2, 5 Mio. Büchern ist das Die Ausstellungsarchitektur nahm die Raumstruktur auf und ge- neue Haus die größte Freihandbibliothek im deutschsprachigen staltete zur Ausstellungspräsentation über 30 rote Kuben in sieben Raum. verschiedenen Größen. Herzstück des Gebäudes sind die Leseterrassen. Von einem Die Besucher waren von dem Konzept der Ausstellung be- Glasdach überspannt, ermöglichen die knapp 200 Leseplätze den geistert, da sie auf verständliche und ansprechende Weise die Hö- Nutzern die Aussicht in den Himmel ebenso wie den Blick auf hen und Tiefen der langjährigen Humboldt-Universitätsgeschichte die anderen Leser. Die Terrassen bilden einen zentralen, konzen- erzählte. trierten Raum, der gleichzeitig Zugang zu den fachlich geordneten Freihandbeständen bietet. Im gesamten Gebäude gibt es mehr als 1.000 Arbeitsplätze für Einzelleser und Kleingruppen und sogar für Eltern mit Kindern. 48 Inmitten des Lesebetriebs präsentierte sich die Ausstellung im 49 V 09 Pflanzliche Vielfalt erforschen, erleben und erhalten Ausstellung [24.04. 2010 – 31.01.2011] 100 Jahren Botanischer Garten und Botanisches Museum in Dahlem 50 Im Jahr 2010 feierten der Botanische Garten und das Botanische waren Tagebücher und Feldbuch noch nie. Zur Eröffnung kamen Museum ein ganz besonderes Ereignis ihrer über 330 Jahre zäh- über 300 Gäste aus Politik, Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und lenden Geschichte: Genau vor 100 Jahren, am 24. und 25. Mai Gesellschaft. 1910, war der Umzug des 1679 gegründeten Gartens von Schöne- Die Ausstellung zeigt, wie »Humboldts botanische Erben« berg nach Dahlem abgeschlossen. Dieses Jubiläum gab vielfältig auf allen fünf Kontinenten weitergearbeitet haben und schildert Anlass, auf die Geschichte der Einrichtung zurückzublicken, aber schwerpunktmäßig das Jahrhundert 1910 bis 2010 in Dahlem. Sie auch die aktuelle Arbeit, Rolle und Aufgabe vorzustellen. Kernbe- vermittelt nicht nur einen Einblick in die wissenschaftliche Ar- standteil bildete die Sonderausstellung: »Humboldts Grüne Erben beit, sondern auch die Höhen und Tiefen, Brüche und Neuanfän- – Der Botanische Garten und das Botanische Museum in Dahlem ge der sich wandelnden öffentlichen Wahrnehmung und das sich 1910 bis 2010«. Die Ausstellung war zugleich Bestandteil des Ber- rasch verändernde Umfeld innerhalb der letzten 100 Jahre. Zur liner Wissenschaftsjahres 2010 und ein Beitrag für das von der Ausstellung ist ein reich illustrierter Katalog erschienen, in dem UNESCO initiierte Internationale Jahr der biologischen Vielfalt. alle Ausstellungstexte abgedruckt sind. Die Eröffnung der Ausstellung war für das Wissenschaftsjahr Ein reichhaltiges Rahmenprogramm aus Führungen, Vor- ein kräftiger Paukenschlag, denn es war gelungen, hochkarätige trägen und Kinderworkshops begleitete die Sonderausstellung in Spitzenstücke aus dem Nachlass von Alexander von Humboldt diesem Jahr. In der Langen Nacht der Wissenschaften öffnete der auszuleihen: Drei Tagebücher der amerikanischen Reise und ein drittgrößte botanische Garten und eines der größten botanischen Feldbuch. Die handschriftlich verfassten Bücher begleiteten Ale- Forschungszentren der Welt seine Türen und bot spannende Ein- xander von Humboldt bei seiner Reise auf dem Orinoko und der blicke in die aktuelle Arbeit von »Humboldts Grünen Erben«. In Besteigung des Chimborazo. Sie zählen zu den bedeutendsten Workshops lernten Kinder Pflanzen bestimmen und eine Pflan- Dokumenten seiner amerikanischen Reise. Öffentlich ausgestellt zenpresse anlegen: allesamt Arbeitstechniken, die schon Alexan- der von Humboldt anwendete. Ein Publikumsmagnet waren auch die vielfältigen Beiträge von »Humboldts Grünen Erben« während der »Botanischen Nacht« im Sommer. Die zahlreichen Besucher konnten den Werkzeugkasten eines Botanikers untersuchen und mit seinen Werkzeugen experimentieren. Bei einem Expeditionsspiel durchlebten große wie kleine Forscher die Erfolge, Niederlagen, Strapazen und Probleme einer botanischen Sammelreise auf amüsante Weise. Ein »Grüner-Erben-Pfad« leitete zu den Pflanzen und Pflanzengruppen im Botanischen Garten. 51 Humboldt unterwegs: Die Stadt als Campus Vorträge und Workshops [15. 05. /20.05. /22.05. /27. 05. /29. 05. /03. 06.] Explosionen in der Feuerwache und Spurensuche im Grünen – ein Die Humboldt-Bühne stand mitten im Sony Center und bot ein Programm für einen Adventure-Urlaub? Nein, das war Humboldt abwechslungsreiches Programm unter dem Motto Vision und Be- unterwegs, eines der schönsten Projekte des 200-jährigen Hum- wegung. boldt-Jubiläums. An sechs Tagen gingen Lehrende und Studieren- Passend zum Marheinekeplatz fragten Lehrende: »Alles Bio de der HU hinaus in die Stadt und machten sie zum Campus. Auf oder was?« und diskutierten über Vielfalt und Norm zwischen sechs verschiedenen Plätzen präsentierten sie der Öffentlichkeit Schleiermacher und Markthalle. spannende Forschungs- und Wissenschaftsthemen. Am 15. Mai eröffnete Senator Zöllner am Alexanderplatz die Veranstaltungsreihe. Unter dem Motto Glanz und Krise gab es Antworten auf Fragen wie: Woher weiß die Anzeige, wann die Tram fährt? Wie funktioniert die Rechnungslegung im Zeichen der Krise? Die Humboldtianer zogen weiter an den Helmholtzplatz. Trend und Wandel war hier das Thema. Diskutiert wurde über die Mietenexplosion im Prenzlauer Berg und warum Seifenblasen schillern. Der Breitscheidplatz stand im Zeichen von Tradition und Moderne. Religionsformen der Gegenwart wurden ebenso diskutiert wie die Stadtplanung in Berlins Westen. In der geheimen Operation Honigbiene ließen Lehrende der kognitiven Robotik auf dem Potsdamer Platz Quadrokopter fliegen. 52 Und schließlich wurde am Hermannplatz über Mythos und Gegenwart gesprochen. Hermann der Cherusker stand ebenso auf dem Programm wie das islamische Banksystem. Sechs Tage, 65 Veranstaltungen und eine begeisterte Öffentlichkeit, das war Humboldt unterwegs. Mit dem Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft konnte die HU zeigen, wie eng Forschung zum Alltag eines jeden gehört. V 11 Wissenschaftstage im Berliner Südwesten Veranstaltungen [16. 05. –05. 06] Auch zwei Dahlemer Institutionen begehen Jubiläen: Die Max- zu lernen, Blicke hinter die Kulissen wissenschaftlichen Schaf- Planck-Gesellschaft erinnert im Jubiläumsjahr 2010/2011 an fens zu werfen und neueste Erkenntnisse aus erster Hand zu er- die Gründung ihrer Vorgängerorganisation Kaiser-Wilhelm- fahren – auch, um zu zeigen, dass aktuelle Forschung oft gar nicht Gesellschaft im Jahre 1911 und der Botanische Garten und das so weit vom Alltag entfernt ist. Botanische Museum befinden sich nunmehr seit 100 Jahren am Zu den Initiatoren und Mitwirkenden des Programms gehörten Standort Dahlem. Die Wissenschaft im Südwesten Berlins nahm der Botanische Garten und das Botanische Museum der Freien dies zum Anlass, ein gemeinsames Programm für die städtische Universität Berlin, die Bundesanstalt für Materialforschung und Öffentlichkeit zu gestalten. -prüfung, das Deutsche Archäologische Institut, die Freie Univer- Als Forschungsstandort von besonderer Tradition und inter- sität Berlin, das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, nationalem Rang ist der Berliner Südwesten lang etabliert: Bereits die Gesellschaft für Erdkunde, das Helmholtz-Zentrum Berlin für im frühen 20. Jahrhundert entwickelte sich in Dahlem ein preu- Materialien und Energie, die Max-Planck-Gesellschaft, die Staat- ßisches Oxford mit einer großen Vielfalt von Fachrichtungen und lichen Museen Berlin – Museen in Dahlem und die Technische Disziplinen und einem Spektrum wissenschaftlicher Tätigkeiten, Universität Berlin. das von der Grundlagenforschung bis zur Lehre und Anwendung Unterstützt wurden die wissenschaftlichen Institutionen dabei reicht. Heute ist der Berliner Südwesten einer der größten deut- vom Bezirk, von Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing sowie schen Universitätsstandorte und Heimat vieler Forschungsein- von Einkaufszentren und Einzelhändlern. richtungen; neben der internationalen Bedeutung spielt die For- Zwei Wissenschaftsmärkte in Steglitz brachten die Forschung schung vor Ort auch wirtschaftlich eine gewichtige Rolle. direkt in den Alltag der Berliner und machten viele begeisterte Die Wissenschaftstage im Südwesten luden im Mai und Juni 2010 Besucher auf das dreiwöchige Programm aufmerksam: Zum Auf- dazu ein, die Forschungsvielfalt im Berliner Südwesten kennen takt der Reihe fand am 16. Mai bei einem verkaufsoffenen Sonntag 53 das Schloss-Labor im Einkaufszentrum Das Schloss statt, bei dem tische Filme und widmete sich der Berliner Hochschulgeschichte. sich Forschungsstände der Freien Universität Berlin, des Deut- Das Geheime Staatsarchiv PK ermöglichte Interessierten mit 14 schen Archäologischen Instituts, des Max-Planck-Institutes für Archiv-Workshops den Streifzug durch die brandenburgisch-preu- Bildungsforschung, der TU Berlin, der Gesellschaft für Erdkunde ßische Geschichte. Mit Stadtspaziergängen im wissenschaftlichen und des Botanischen Gartens präsentierten. Parallel dazu gab es Dahlem, einer Foto-Ausstellung und vielen weiteren Angeboten auch an anderen Stellen der Steglitzer Schloßstraße zahlreiche schufen die Institute der Max-Planck-Gesellschaft Gelegenheiten, wissenschaftliche Angebote vom Forschungsfilm-Programm bis die Orte der historischen und aktuellen Forschung sowie die zur Experimentierwerkstatt für Kinder. Themen der Max-Planck-Institute kennen zu lernen. Besondere Während der folgenden drei Wochen fand an fünf Nachmitta- Führungen zur asiatischen Kunst, zur Ethnologie und zu euro- gen ein ForscherMarkt auf dem Hermann-Ehlers-Platz statt, für päischen Kulturen boten die Museen Dahlem der Staatlichen Mu- den sich neben der BAM Bundesanstalt für Materialforschung seen Berlin an, auch für Kinder und Jugendliche. und -prüfung und dem Helmholtz-Zentrum Berlin für Materi- Zahlreiche interessierte Besucher aus der ganzen Stadt alien und Energie auch wissenschaftliche Firmen, eine Klinik und nutzten die Gelegenheit, die Forschungsvielfalt des Südwestens weitere Institute aus der Umgebung engagierten. live zu erfahren. Mit Tagesangeboten und Abendprogrammen setzten sich die Wissenschaftstage fort: Das Deutsche Archäologische Institut präsentierte seine internationalen Forschungsprojekte gemeinsam mit Outdoor-Experten, das Botanische Museum zeigt im Biodiversitätsjahr 2010 die Sonderausstellung Humboldts Grüne Erben. Die Freie Universität stellte Roms Grenzen vor, mathema- 54 55 Streiflicht 02 Unterwegs in Butenandts Götterhimmel Auf den Spuren des deutschen Oxfords Tief und grau hängen die Wolken über Dahlem. Wäre nicht Mai gebracht. Der frühere Tierstall im Hof wurde zum Roten Café – in und alles frischgrün, man würde an November denken. Windböen den 1968ern eine äußerst aktive Keimzelle revolutionärer Ideen. lassen Kastanienblüten tänzeln, während sich zwölf Spazierwillige Den Henry-Ford-Bau, das erste Hauptgebäude der 1948 ge- vor dem Harnack-Haus einfinden. Wir wollen in die Geschichte gründeten Freien Universität, im Rücken, gleitet der Blick über eintauchen, in die Faszination des »deutschen Oxford«, das hier die Garystraße. Eine guter Ort, um über das »Harnack-Prinzip« vor 100 Jahren auf Feldern der königlichen Domäne Dahlem ent- zu sprechen. Die KWG baute ihre Institute um herausragende stand. Eine Villenkolonie im Grünen, in der Forscher von Welt- Wissenschaftler herum und gab ihnen Mitspracherecht bei der rang arbeiteten und wohnten. 56 Gestaltung. Der Staat gab die Grundstücke, Stiftungen das Geld. 1911 wurde die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) gegründet Im Fall des KWI für Zellphysiologie (auch des für Physik) war dies und Harnack war ihr erster Präsident. Ein Jahr später weihte man hauptsächlich die Rockefeller Foundation. Architekt Carl Sattler bereits die ersten beiden Institute ein, entworfen von Ernst von Ihne, war für »moderne Sachlichkeit« – Institutsdirektor Otto Heinrich Architekt des Bode- Museums. Details erfahren wir, windgeschützt, Warburg nicht! Und so musste Sattler ihm widerwillig die Kopie drinnen im Harnack-Haus (1929 eingeweiht). Nach 1945 wurde das eines Herrensitzes bei Werder in die Garystraße setzen. Warburg, Areal zum amerikanischen Offizierskasino. Seit 2000 nutzt die einer der ersten Krebsforscher, erhielt 1931 den Nobelpreis für die Max-Planck-Gesellschaft es wieder im ursprünglichen Sinne. Entdeckung der Zellatmung. Heute beherbergt das Gebäude das Im benachbarten KWI für Anthropologie (1926 gegründet), MPG-Archiv. Direkt dahinter, in der Boltzmannstraße, liegt das versuchten Forscher im Dritten Reich die Rassengesetze genetisch KWI für Physik, (eröffnet 1938). Im mittelalterlich anmutenden zu untermauern. Die verhängnisvolle Verstrickung der Forschung »Turm der Blitze« stand ein Kaskadenbeschleuniger für die Teil- mit NS-Ideologie ist wohl das unrühmlichste Kapitel der Wissen- chenphysik. Für Arbeiten am absoluten Nullpunkt verflüssigte schaft. Heute ist das Otto-Suhr-Institut der FU Berlin hier unter- man selbst Wasserstoff, Stickstoff und Helium. Nächste Station: das KWI für Biologie (1915). Wir erfahren, dass Giftgase. Kurz nachdem diese zum Einsatz kamen nahm sich sei- alle Institute eine klare Nord-Süd-Ausrichtung hatten, dunkle Dä- ne Frau, selbst Chemikerin, das Leben. Ein Gedenkstein im Gar- cher und hellen Putz, innen wie außen, um neutrales Licht zu ten der benachbarten Haber-Villa erinnert daran. gewährleisten, damit man wie hier im Haus die Pflanzenfarben Schlusspunkt des Rundganges ist die Willstätter-Villa in der (oder im KWI für Chemie Farbänderungen im Reagenzglas) or- Hittorfstraße – heute ein Gästehaus. Wir sind wirklich angekom- dentlich erkennen konnte. Balkone und offene Lodgen für Frei- men im deutschen Oxford. In einem idyllischer Park, der nun von versuche mit übelriechenden Chemikalien gab’s auch fast überall. Erweiterungsbauten des Fritz-Haber-Instituts umgeben ist. Welch Richard Willstätter untersuchte am KWI für Chemie Pflanzenfar- unglaublichen Charme die Idee vom Forschen und Wohnen im ben. Pflanzen füllten nicht nur diverse Gewächshäuser. Sehr zur Grünen doch hat! Freude von Lise Meitner gab es auch ein Blumenfeld mit Tulpen, Ein Tipp für Lesefreudige: »Dahlem – Domäne der Wissen- Chrysanthemen, Kornblumen und Dahlien. Diese Pracht konnte schaft. Ein Spaziergang zu den Berliner Instituten der Kaiser- sie von ihrem Labor im KWI für Chemie (eröffnet 1912) bis 1938 Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft im deutschen Oxford« heißt aus bewundern, als sie sich gezwungen sah, nach Stockholm zu die vierte, erweiterte und aktualisierte Auflage der Veröffentli- emigrieren. chungen aus dem Archiv der Max-Planck-Gesellschaft 16/I (2009) Noch ein kurzer Schwenk zum KWI für Biochemie, 1913 eröff- von Eckart Henning und Marion Kazemi. Der Band ist auch auf net, das später Adolf Butenandt unterstand. Mit seinen bahnbre- englisch erhältlich und kann beim Archiv bestellt werden (www. chenden Arbeiten über die menschlichen Sexualhormone schuf archiv-berlin.mpg.de). er die Basis für die »Pille« und erhielt 1939, erst 36-jährig, den Nobelpreis für Chemie. Rückblickend erinnerte er sich an diese Catarina Pietschmann, Journalistin Zeit in Dahlem – für ihn der »Götterhimmel der Wissenschaft.« Anschließend gehen wir quer über den Rasen des Otto-HahnBaus zum Fritz-Haber-Institut (gegründet 1912). Derzeit wird der »Kaiser-Eingang« des Ihne-Baus freigelegt, der nach der pompösen Eröffnung durch Seine Majestät zugemauert worden war. Haber gehört zu den umstrittensten Figuren der KWG. Er war glühender Nationalist und entwickelte im Ersten Weltkrieg Sprengstoffe und 57 Eine Treppe für das Wissenschaftsjahr Infotreppe [02.06.–31.08.] Als am 2. Juni die Blaue Info-Treppe von den Präsidenten aller Jubiläumseinrichtungen eröffnet wurde, dankte der Wissenschaftssenator Prof. Zöllner den Einrichtungen aber auch der Hauptstadtkampagne be Berlin und der Einstein Stiftung für die Errichtung der Treppe als zentrale Anlaufstelle für Informationen und Angebote des Berliner Wissenschaftsjahres. Über drei Monate machte die Treppe die Besucher des Potsdamer Platzes aufmerksam und neugierig. 58 59 V 12 Die klügste Nacht des Jahres Veranstaltungen [05.06.] Zehn jahre lange nacht der wissenschaften in berlin und potsdam 60 Die einzigartige Dichte und Vielfalt wissenschaftlicher Einrich- So sollte die Lange Nacht der Wissenschaften – und damit verbunden tungen in unserer Region wird einmal jährlich zum Erlebnis, auch der Wissenschaftsstandort – im Berliner Wissenschaftsjahr wenn Universitäten, Fachhochschulen, Forschungsinstitute und eine besondere öffentliche Sichtbarkeit erhalten: mit der großen forschende Unternehmen gemeinsam ihre Türen öffnen zur Klüg- zentralen Eröffnungsveranstaltung im Sony Center am Potsdamer sten Nacht des Jahres. In der Langen Nacht der Wissenschaften können Platz. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener interessierte Bürgerinnen und Bürger hinter die Kulissen von Wis- Einrichtungen ließen Luftschiffe steigen, erläuterten die Emotions- senschaft und Forschung blicken und Informationen über aktuelle äußerungen von Affen und Menschen und demonstrierten Phä- Forschungsfragen aus erster Hand erhalten. Kinder sammeln erste nomene rund um den Luftdruck. Schülerinnen und Schüler aus wissenschaftliche Erfahrungen, Jugendliche und junge Erwachsene dem Weddinger Projekt Zauberhafte Physik experimentierten mit erfahren mehr über Ausbildungs- und Berufsperspektiven in Wis- Unterstützung des Berliner Senators für Bildung, Wissenschaft und senschaft und Forschung. Die Wissenschaftsnacht war im Berliner Forschung, Prof. Dr. Jürgen Zöllner, sowie dem Staatssekretär im Wissenschaftsjahr 2010 ein Höhepunkt mit außerordentlich hoher Brandenburger Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kul- Publikumsresonanz: Über 36.000 Besucherinnen und Besucher tur, Martin Gorholt. Im Anschluss gab der Regierende Bürgermei- gingen am 5. Juni 2010 auf nächtliche Entdeckungsreise durch die ster von Berlin, Klaus Wowereit, den offiziellen Startschuss für die Wissenschaftslandschaft. Klügste Nacht des Jahres. Alljährlich zeigt die Lange Nacht der Wissen- In diesem Jahr war die Lange Nacht der Wissenschaften für uns im schaften, dass der Reichtum an wissenschaftlichen Einrichtungen doppelten Sinne ein herausragendes Ereignis: Mit dem Berliner Wis- für die zukunftsfähige Entwicklung Berlins und Brandenburgs senschaftsjahr stand sie in einem besonderen Rahmen, gleichzeitig von zentraler Bedeutung ist. Es freut uns außerordentlich, dass die feierte die Klügste Nacht des Jahres selbst ihr zehnjähriges Jubiläum. große Eröffnungsveranstaltung dies, gerade auch durch die Beteili- Besser konnte es gar nicht zusammen kommen. gung der Landespolitiker, besonders unterstreichen konnte. Hervorheben möchten wir das außerordentliche Engagement der wis- Selbstverständlich werden wir auch nach dem Berliner Wissen- senschaftlichen Einrichtungen, die das Programmangebot der Lan- schaftsjahr weiter aktiv sein, um Wissenschaft und Forschung im gen Nacht der Wissenschaften gestalten. So zeichnete sich die Wissen- wahrsten Sinne des Wortes für die Öffentlichkeit »zugänglich« zu schaftsnacht im Jubiläumsjahr durch eine besonders große Vielfalt machen, und starten – nun unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Wal- und Fülle aus: Insgesamt 70 wissenschaftliche und wissenschafts- ter Rosenthal vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin nahe Einrichtungen aus der Region beteiligten sich an der Großveran- Berlin-Buch – mit Schwung zur Vorbereitung der elften Langen staltung. Sie präsentierten ein spannendes und abwechslungsreiches Nacht der Wissenschaften am 28. Mai 2011. Programm: von Astronomie bis Zoologie, von Altertums- bis Materialwissenschaft, von getanzter Mathematik bis Tango. Nicht zuletzt aufgrund des großen Engagements der mitwir- Prof. Dr. Reinhard Thümer bis September 2010 Vorsitzender des LNDW e.V. kenden Wissenschaftler und Studierenden ist die Ausrichtung der Wissenschaftsnacht immer eine große Freude und eine beeindruckende persönliche Erfahrung. Die wissenschaftlichen Einrichtungen ziehen für diese gemeinsame Aktion an einem Strang. Dafür steht, dass mit dem Verein Lange Nacht der Wissenschaften e.V. (LNDW e.V.) ein Zusammenschluss wissenschaftlicher Einrichtungen für die Veranstaltung verantwortlich zeichnet. Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle auch für die Unterstützung unserer lokalen Partner, die ebenfalls wesentlich zum Erfolg der Klügsten Nacht des Jahres beitragen. 61 V 13 Robert Schumann zwischen Wort und Ton Ausstellung [16. 06.–19. 06] »Es war als hätt‘ der Himmel die Erde still geküßt« – mit diesem drucke der Werke, Briefe und Haushaltsbücher sowie Porträts und Bild beginnt eines der schönsten deutschen Gedichte: die Mond- Gegenstände aus dem Nachlass. Auch von diesen waren Stücke in nacht von Joseph von Eichendorff. Das Gedicht verdankt seine der Ausstellung zu bewundern – unter anderem die Tabakspfeife Bekanntheit nicht zuletzt der kongenialen Vertonung von Robert des Künstlers. Schumann aus dem Jahr 1840. Beides, das Autograph des Ge- Eröffnet wurde die Präsentation am 15. Juni mit einem Vor- dichtes von Eichendorff, aber hier vor allem das Autograph des trags- und Konzertabend. Nach der Begrüßung durch die Gene- Liedes von Schumanns Hand, wird von der Staatsbibliothek zu raldirektorin der Staatsbibliothek, Barbara Schneider-Kempf, die Berlin – Preußischer Kulturbesitz verwahrt. tennachlässe an der Staatsbibliothek einordnete, führte die Leite- Jahr. Zu seinem 200. Geburtstag ehrte die Staatsbibliothek den rin der Musikabteilung, Dr. Martina Rebmann, in das Werk des Künstler mit einer Ausstellung. Unter dem Titel »Ton ist über- Künstlers ein. Höhepunkt des Abends war der Liedvortrag von haupt componirtes Wort« – so Schumann in einem Brief vom Rainer Scheerer (Bassbariton), am Klavier begleitet von Professo- 5. August 1828 - wurden die kostbaren Autographen präsentiert rin Anita Keller. Der Nachwuchssänger intonierte den Liederkreis – aus konservatorischen Gründen nur an vier Tagen vom 16. bis op. 39 mit Wehmut und Zartheit und entließ die über 400 Gäste 19. Juni. schließlich inspiriert in die Berliner Mondnacht. Die Ausstellung zeigte einen Querschnitt der in Berlin gehüteten 39 Musikhandschriften des Künstlers, darunter so prominente Werke wie das Violinkonzert, die Symphonien 3 und 4, die Oper »Genoveva« und das Oratorium »Das Paradies und die Peri«. Daneben besitzt die Staatsbibliothek aber auch Abschriften, Erst- 62 den Schumann-Nachlass in den Kontext der großen Komponis- 2010 war nicht nur ein W-Jahr, 2010 war auch das Schumann- 63 64 Aus 6 Meter Höhe, ein Blick über die Berliner Wissenschaften Infotreppe [02.06.–31.08.] Auf der obersten Plattform der Infotreppe konnte man auf einer Panoramatafel die Lage zahlreicher Wissenschaftsstandorte und die jeweilige Entfernung vom Potsdamer Platz erkennen. Im Inneren der Treppe stand den Besuchern Informationsmaterial der Partnereinrichtungen zur Verfügung. Geschultes Personal beantwortete nahezu alle Fragen zum Themenjahr. 65 Otto-LilienthalPapierfliegerwettbewerb Wettbewerb [07.08.] Anfang August 2010 fand auf dem Potsdamer Platz ein ganz be- cher hatten viel Spaß beim Otto-Lilienthal-Papierfliegerwettbewerb sonderer Wettbewerb im Berliner Wissenschaftsjahr statt. Anlass im Berliner Wissenschaftsjahr. war der erste in Bildern dokumentierte Flug Otto Lilienthals am 7. August 1892, für den sich der begeisterte Flugpionier eigens eine heit – ist einer der »Köpfe der Berliner Wissenschaften«, die in der Kiesgrube in Steglitz-Südende - damals noch bei Berlin - hatte auf- Wanderausstellung zum Wissenschaftsjahr vorgestellt wurden. schütten lassen. Das Berliner Wissenschaftsjahr lud deshalb klei- Lilienthal folgte zeitlebens dem uralten Menschheitstraum, sich ne und große Fliegerbegeisterte ein, zusammen mit dem amtie- wie ein Vogel in die Lüfte zu erheben. Er veröffentlichte 1889 sein renden Deutschen Meister im Papierflieger-Werfen, Kai Wicke, am epochales Buch »Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst«. Otto-Lilienthal-Papierfliegerwettbewerb teilzunehmen. Der gelernte Erst danach machte sich der Unternehmer und Erfinder an den Luft- und Raumfahrttechniker erklärte in mehreren Workshops Bau von Gleitflugzeugen und begann mit eigenen Flugversuchen. die Kunst des Faltens und Fliegens. Die selbstgebauten kleinen Er flog mit seinen selbstgebauten Fluggeräten über Distanzen von Flugzeuge wurden dann von der blauen Info-Treppe des Wissen- bis zu 250 Metern. Seine Ideen zum Fliegen wurden von den Ge- schaftsjahres gestartet und die Flugweite gemessen. Angefeuert brüdern Wright weiterentwickelt. Die Visionen des Flugpioniers von den Zuschauern, war der Ehrgeiz groß und die Wetterverhält- aus Berlin bereiteten den Weg für die Entwicklung des Fliegens. nisse optimal. Die Siegerinnen und Sieger erhielten bunte Flugdrachen und Freikarten für die Jubiläumsausstellung WeltWissen im Martin-Gropius Bau. Als prominenter Überraschungsgast tauchte am Nachmittag das Sandmännchen vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) auf. Über 100 Kinder und zahlreiche Besu- 66 Otto Lilienthal (1848 – 1896) – der erste Flieger der Mensch- 67 V 15 Bucher Wissenschaftssommer Veranstaltungen [21. 08.–02. 09.] 68 Zum Bucher Wissenschaftssommer hatten die Campuseinrich- für die den Forschern ein Labor mit einer Spezialkammer zur tungen im August und September mit weiteren Akteuren der Verfügung steht. In dieser Kammer können sich Probanden bei Gesundheitsregion Berlin-Buch eingeladen. Ein Konzert auf dem einigem Komfort (Radio, TV, Hometrainer) bis zu 24 Stunden Künstlerhof, bei dem der Sänger Udo Lindenberg (Double) und auf halten, während eine indirekte Kalorienmessung durch Ana- die Lehrerband des Robert-Havemann-Gymnasiums auftraten, er- lyse ihrer Atemluft erfolgt (indirekte Respirationskalorimetrie). öffneten die Veranstaltungen in der historischen Mitte von Buch. »Wir suchen nach Zusammenhängen zwischen Stoffwechselstö- Das HELIOS Klinikum Berlin-Buch und RENAFAN ServiceLeben rungen, Herz-Kreislauf- und neurologischen Erkrankungen«, so LudwigPark boten Führungen durch ihre Einrichtungen an, wäh- Dr. Boschmann. Hierfür bietet das Experimental and Clinical rend die kommunale Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE vor Research Center (ECRC), welches das Max-Delbrück-Centrum für Ort über ihre Angebote informierte. Molekulare Medizin (MDC) und die Charité – Universitätsmedi- Der Wissenschafts- und Biotechnologiecampus Berlin-Buch zin seit 2007 gemeinsam betreiben, optimale Bedingungen. Ziel zog zahlreiche Besucher mit Führungen an, die über die High- ist es, die Ergebnisse der molekularen Forschung für die Verbesse- lights der Forschung von MDC, FMP und Charité informierten. rung der Diagnose, Prävention und Therapie von Herz-Kreislauf- Vorgestellt wurden die Berlin Ultrahigh Field Facility mit einem und Stoffwechselerkrankungen, Krebs sowie neurologischen Er- der weltweit stärksten Magnet-Resonanz-Tomografen (MRT) für krankungen zu nutzen. Untersuchungen am Menschen, die Methode der Laser-Scanning- Das Gläserne Labor und der Forschergarten präsentierten Mikroskopie und die klinische Forschung im Clinical Research sich im Foyer des Max Delbrück Communications Centers mit Center (CRC). Dr. med. Michael Boschmann, wissenschaftlicher Experimentierständen für Kinder. Die kleinen Besucher konnten Mitarbeiter der Abteilung für Nephrologie und Bluthochdruck unter anderem ihre eigenen Fingerabdrücke untersuchen, Wein- im CRC, erläuterte Methoden der Stoffwechseluntersuchung, bergschnecken beim gefahrlosen Überwinden scharf kantiger Scheiben beobachten und Insekten unter dem Mikroskop betrachten. Mit ca. 400 Besuchern fand der unterhaltsame Vortrag des bekannten Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke: »Dem Täter auf der Spur – forensische Entomologie und genetische Fingerabdrücke« besonders große Resonanz. Anhand einer Vielzahl von realen Fällen – zumeist tragischen, aber auch kuriosen – erfuhren die Zuhörer, welche Überlegungen am Tatort oder in Bezug auf Beweisstücke zum Aufgabengebiet der Biologen gehören, welche Informationen das genetische Pendant des herkömmlichen Fingerabdrucks preisgibt und wann ein genetischer Fingerabdruck zur Ermittlung des Täters führen kann. Nach der großen Veranstaltung folgte im September das Hörspielkino unterm Campushimmel. Science Fiction- und Krimifans konnten sich auf das Stück »Das Wittgenstein-Programm«nach dem Roman von Philip Kerr freuen. Leider musste diese Veranstaltung wetterbedingt in einen Hörsaal verlegt werden. 69 V 16 Die Charité zwischen Ost und West (1945-1992) Ausstellung [02. 09.–31. 10.] Zeitzeugen erinnern sich In der Ausstellung im Abgeordnetenhaus von Berlin wurde die schung und Lehre im Vordergrund. Außerdem wurden die Folgen jüngere Vergangenheit der Charité in den Blick genommen: Kri- der geografischen Lage der Charité an der Berliner Mauer und das tische Aufarbeitung und Dokumentation der DDR-Geschichte Überwachungsinteresse durch das Ministerium für Staatssicher- sind auch zwanzig Jahre nach dem Mauerfall für Institutionen heit dargestellt. wie die Charité nicht selbstverständlich. Für eine Kooperation konnte die Universität der Künste und mit ProtagonistInnen aus den verschiedenen Bereichen des Mitar- das Abgeordnetenhaus von Berlin gewonnen werden, dessen beiterspektrums der Charité, mit Archivalien diverser Provenienz Präsident, Walter Momper, Schirmherr war. Gefördert wurde sowie mit persönlichen Fotos und Dokumenten konnten jene poli- das Projekt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED- tisch brisanten Aspekte in acht thematischen Stationen vermittelt Diktatur. In der Ausstellung galt es, am Beispiel des Berliner Uni- werden. versitätsklinikums vielfältige DDR-spezifische Wirkungsfelder in 70 Mittels Passagen aus aufgezeichneten Zeitzeugeninterviews Unter Anleitung von Professoren der Universität der Künste ihren Dimensionen und Verflechtungen aufzuzeigen, schließlich haben StudentInnen ein innovatives Ausstellungskonzept ent- bestimmten sie den Alltag der Charité-MitarbeiterInnen. wickelt, das den Besonderheiten des Ausstellungsgegenstandes, Die Charité ist durch ihre exponierte Stellung besonders ge- den Zeitzeugeninterviews, gestalterisch in Form atmosphärischer eignet, um das Ineinandergreifen der verschiedenen politischen Hörräume, eleganter Ausstellungstafeln und einer an die Baustelle Ebenen in der DDR herauszuarbeiten. Der Arbeitsalltag der For- Charité anknüpfenden Ausstellungsarchitektur Rechnung trug. scherInnen, ÄrztInnen, KrankenpflegerInnen, TechnikerInnen, Mit einem Experten-Workshop zum Thema Ministerium für Verwaltungsangestellten und StudentInnen war daher Austra- Staatssicherheit und Charité am 14. Oktober 2010 konnten ein er- gungsebene unterschiedlichster gesellschaftspolitischer Sachver- stes Zwischenresümee gezogen und Impulse für die weitere For- halte. In der Ausstellung standen die Bereiche Versorgung, For- schungen gegeben werden. Bereits zur Eröffnung konnten mehr als 700 Gäste begrüßt werden. Im Fernsehen, im Hörfunk und in der lokalen sowie überregionalen Presse fand sie ein breites Echo. Ausführliche Beiträge erschienen im Berliner Ärzteblatt, der Deutschen Ärztezeitung, im Tagesspiegel, der Berliner Zeitung, in der Neuen Züricher Zeitung, in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und im Spiegel. Die Kuratoren Laura Hottenrott und Rainer Herrn führten über 20 Sonderführungen für Charité-MitarbeiterInnen und interessierte Gäste durch. Publikation: Rainer Herrn und Laura Hottenrott (Hrsg.): »Die Charité zwischen Ost und West (1945-1992) Zeitzeugen erinnern sich.« Bebra-Verlag, Berlin 2010 71 V 17 Tour de Charité Sternfahrt [04. 09.] Über 650 Radlerinnen und Radler starteten am Samstag, den 4. September 2010, zur Tour de Charité. Los ging es vom CBB um 11 Uhr mit dem Vorsitzenden der Stiftung Charité, Prof. Detlev Ganten, vom CBF um 12 Uhr mit dem Direktor des Klinikums, Matthias Scheller, und vom CVK um 13 Uhr mit dem Vorstandsvorsitzenden, Prof. Karl Max Einhäupl, an der Spitze. Die Ankunft der drei Teams erfolgte gegen 14 Uhr am Standort der Charité in Mitte vor der Anatomie. Für die Stärkung unterwegs wurde auf den beiden längeren Strecken im Pankower Bürgerpark und auf dem Bayerischen Platz gesorgt. Die kürzere Tour vom Campus Virchow-Klinikum war besonders für Kinder geeignet. Sie verlief entlang des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals und querte nur zweimal eine befahrene Straße. Direkt nach der Sternfahrt begann ab 14 Uhr das Mitarbeiterfest am Campus Charité Mitte auf den Wiesen vor der Anatomie, Eingang Philippstraße 12-13. Alle Beschäftigten der Charité und der CFM, deren Familienangehörige und Freunde sowie unsere Studierenden waren dazu herzlich eingeladen. 72 Zeitreise Charité Ein Schülerprojekt Ein Schulprojekt, in dem Berliner Gymnasien anhand historischer Gebäude und Epochen die Geschichte der Charité an allen vier Campi vorstellten. Die besten Arbeiten, die als 5. Prüfungskomponente der Abiturjahrgänge 2009 und 2010 anerkannt waren, wurden am 13. Oktober in der Festwoche im Rahmen der AbschlussRingvorlesung prämiert. Die Charité wollte der Öffentlichkeit, insbesondere der Berliner Bevölkerung, ihre wechselvolle Geschichte nahe bringen. Gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Bildung und Wissenschaft wurden daher Schüler motiviert, sich mit der Thematik der Geschichte der Charité zu beschäftigen. Sie stellte zu diesem Zweck einen Themenpool zur Verfügung, der als Grundlage für Seminarkurs-Arbeiten, z.B. in den Fächern Politikwissenschaft, Geschichte, Biologie, Geographie oder Physik und als 5. Prüfungskomponente genutzt werden konnte. 73 Klasse, Ordnung, Art Ausstellung [ab 14. 09. 2010–27. 02. 2011] 200 Jahre Wissenschaft im Museum für Naturkunde – ein (Wissen- Das Jubiläum war nicht nur eine Gelegenheit, mit einem breit gefä- schafts-)Jahr zum Jubeln. Solch ein Geburtstag verpflichtet. Sam- cherten Veranstaltungsangebot freudig an die Öffentlichkeit zu ge- meln verpflichtet. Immerhin haben sich in unserem Haus in den hen und den Besuchern etwas ganz besonderes zu bieten. Vielmehr letzten zwei Jahrhunderten über 30 Millionen Objekte aufgetürmt war dieser Termin bereits weit im Vorfeld Anlass für uns, sich als – Basis für Forschung, Lehre und Öffentliche Bildung. In einer moderne Forschungsinstitution Ziele zu stecken und auch Motivati- großen Jubiläumsausstellung präsentieren wir stolz die spannende on, diese fristgerecht umzusetzen. Aufgeregt und stolz haben wir ei- und bewegte Historie des Museums anhand einer kleinen Auswahl nen spektakulären, neu errichteten Sammlungsflügel bezogen und der bedeutendsten Originalobjekte und mittels historischer Do- eingeweiht. Über eine Million wertvolle Objekte der zoologischen kumente. Bedeutende Sammlungen, Reisen und Wissenschaftler- Sammlungen sind hier nun so sicher untergebracht wie nie zuvor Schicksale werden vorgestellt und gleichermaßen im Spiegel der und stehen damit auch künftigen Generationen von Wissenschaft- jeweiligen Zeit, der jeweiligen gesellschaftlichen und politischen lern zur Verfügung. Überschwängliches Lob erhielten wir für den Umstände und Strömungen betrachtet. Vorträge zu Historie und neu gestalteten Besucherrundgang in diesem neuen Gebäudeteil: aktueller Forschung, Lesungen, eine Filmpräsentation, ein Konzert, Darwins Kaaba, Schatzkammer, Gedächtnis des Lebens – um nur we- Kinderforscher-Sonntage und eine Jubiläumspublikation greifen die nige dieser Hymnen zu zitieren. Nicht nur die Besucher, Objekte unterschiedlichen Aspekte des Museums auf und laden ein, diese und die Wissenschaftler haben profitiert, mit der Einrichtung mo- zu vertiefen. Die positive Resonanz der Besucher und der Medien, dernster Präparationswerkstätten und Labore im neuen Sammlungs- das Interesse der BerlinerInnen und ihrer Gäste ist nach wie vor flügel wurden weitere Grundlagen zur Erforschung von Biodiversität überwältigend. Gästebuch und Besucherzahlen geben darüber Aus- und Evolution auf Spitzenniveau sichergestellt – was übrigens auch kunft. Im Wissenschaftsjahr 2010 zählen wir bislang rund 15.000 für die öffentliche Präsentation unserer Ergebnisse gilt. Besucher mehr als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. 74 Das Jubiläumsjahr des Museums für Naturkunde stand ganz im Zeichen des Ausstellungstitels: Klasse ... fühlt es sich an, wenn unsere großen und kleinen Besucher mit strahlenden Augen nach Hause gehen. Ordnung ... herrscht nun endlich in unseren Nass-Sammlungen. Mit dem im II. Weltkrieg zerstörten, als eine der weltweit modernsten Sammlungsbauten wieder errichteten Ostflügel haben wir ein neues Kapitel aufgeschlagen. Art... envielfalt in allen Formen ist uns am liebsten – ob als Jubiläums-Sonderbriefmarke für Philatelisten, als Besuchervielfalt bei unserem Jubiläumswochenende mit rund 16.000 Besuchern oder bei der Eröffnung des Internationalen Jahres der Biodiversität 2010 in unserem Haus mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. 75 Wissenschaft lebt Streiflicht 03 »Je mehr wir wissen, desto phantastischer erscheint uns die Rubrik im Wissenschaftsjahr unter dem Titel: »quod erat demon- Welt und desto unergründlicher die Dunkelheit um uns herum«, strandum«. schrieb der Utopist Aldous Huxley. Demnach muss uns nach drei Zur Langen Nacht der Museen blickten das rbb Fernsehen und Jahrhunderten Forschung in Berlin die Wissenschaftslandschaft Radioeins in der »Nacht der Pathologie« hinter die Kulissen des hier noch immer phantastisch und geheimnisvoll erscheinen. Das gleichnamigen Instituts. In Reportagen und Dokumentationen Wissenschaftsjahr 2010 hat die Dunkelheit beleuchtet und die haben wir zum Beispiel das Leben Wilhelm von Humboldts ge- großen Jubiläen der Berliner Einrichtungen ins Bewusstsein der zeigt und die Charité als geheimnisvollen Ort vorgestellt. Berlinerinnen und Brandenburger gerückt. Im Sommer, als die Ausstellung WeltWissen öffnete, haben Eine der Hauptattraktionen war für mich die Ausstellung unsere Programme eine ganze Wissenschaftswoche veranstaltet. WeltWissen im Martin-Gropius-Bau, bei der der Rundfunk Berlin- radioBerlin 88,8 und das rbb Fernsehen sendeten einen Tag lang Brandenburg Medienpartner war. Zu Beginn des Rundgangs im aus der Charité. Lichthof stand ein überdimensionales Regal – eine Installation Das Wissenschaftsjahr 2010 hat den Menschen in Berlin und des Künstlers Mark Dion. Hunderte von Exponaten aus Museen Brandenburg gezeigt: Wissenschaft lebt. Sie verändert sich jeden und Archiven waren versammelt. Ähnlich wie dieses Regal hat Tag, und sie verändert unser Leben jeden Tag ein kleines Stück. auch der Rundfunk Berlin-Brandenburg sein Programm im Wis- Vor allem aber hat es gezeigt: Die Berliner Wissenschaftlerinnen senschaftsjahr 2010 gestaltet. Hunderte von Beiträgen haben wir in die einzelnen Fächer un- und Wissenschaftler sorgen dafür, dass die Welt für uns alle ein phantastischer Ort bleibt. seres Programmschemas gesetzt: Fernseh- und Radiosendungen, darüber hinaus eine eigene Seite zum Wissenschaftsjahr auf unserer Homepage. Unser Inforadio hatte sogar eine eigene tägliche 76 Dagmar Reim, Intendantin Rundfunk Berlin-Brandenburg V 20 WeltWissen Ausstellung [24. 09. 2010 – 09. 01. 2011] Die Berliner Zeitung befand, dass in der Ausstellung »für jeden Berlin, den Staatlichen Museen und dem Museum für Naturkun- etwas dabei« sei, die Süddeutsche Zeitung sah sie »mit Geschick de. Während der Laufzeit der Ausstellung wurde die Ausstellung und Witz inszeniert«, die Frankfurter Rundschau urteilte »groß- zum Treffpunkt von Wissenschaft, Öffentlichkeit, Politik und artig«. Und wenn man der Bild-Zeitung Glauben schenken mag, Medien. So bauten beispielsweise Die Profis von Radioeins (rbb) sah man sich dem »schlausten Regal der Welt« gegenüber. Das gleich am ersten Samstag ihr mobiles Tonstudio im Lichthof des renommierte Magazin Nature sah die Qualität der Ausstellung gar Gropius-Baus auf und übertrugen drei Stunden live aus der Aus- als Ausdruck des intellektuellen Reichtums der Stadt und das Sci- stellung. Audio-Geschichten, die für die Ausstellung produziert ence-Magazin befand in seiner großen Rezension, dass zu dieser worden waren, wurden direkt in die Sender eingespeist, Experten Ausstellung gar nicht genug gratuliert werden könne – dies sind plauderten aus dem Nähkästchen und gaben Hintergrundinfor- nur einige Schlaglichter aus den zahlreichen Beiträgen der loka- mationen. Schon bei der Eröffnung hatte zwei Tage zuvor arte als len, nationalen und internationalen Presse, die angetan von der weiterer Medienpartner Prominenten entlocken können, welche Ausstellung WeltWissen. 300 Jahre Wissenschaften in Berlin berich- Erfindungen sie sich durch die Wissenschaft noch wünschen tete. Als zentrales Gemeinschaftsprojekt des Wissenschaftsjahres würden: von Tricks zur Haushaltskonsolidierung bis zu Durch- war sie vom 24.9. 2010 bis zum 09. 01. 2011 im Martin-Gropius- brüchen in der Medizin gingen die Wünsche, die arte in seinem Bau zu sehen. Wissenschaftsformat x:enius dann ausstrahlte. Schon in der Vorbereitung arbeiteten die Humboldt-Universi- Und natürlich diente die Ausstellung auch als Bühne für die tät, die Charité – Universitätsmedizin Berlin, die Berlin-Branden- große Politik: Den Antrittsbesuch des Bundespräsidenten Chri- burgische Akademie der Wissenschaften und die Max-Planck-Ge- stian Wulff beim Land Berlin nutzte der Regierende Bürgermei- sellschaft Hand in Hand mit den Partnern der Freien Universität ster Klaus Wowereit, seinem Gast den Wissenschaftsstandort und der Technischen Universität Berlin, der Staatsbibliothek zu Berlin mit der Ausstellung zu präsentieren. An dem Modell zur 77 78 Entwicklung der Berliner Wissenschaftstopografie schauten sie vermittelte, dass sich dieses Kugelsegment nach unten in die Tiefe ganz genau hin und stutzten für einen Augenblick: was wohl die fortsetzen würde, staunten die jüngsten Besucher: So wurde der Pépinière sei, die ab 1795 mitten in Berlin verzeichnet war? Eine Ausruf »Das geht aber tief runter!« schnell gekontert mit dem Anstalt zur Ausbildung von Militärärzten, war die Antwort, die Hinweis »Das ist doch ein Spiegel!« und wiederum kommentiert nach kurzem Grübeln gefunden wurde. Auch Botschaftsange- mit der nachdenklichen Überlegung: »Ich finde, das sieht aus hörige und Parlamentarier informierten sich in der Ausstellung, wie ein Fluss«. Die Assoziationen und Phantasien der Kinder lö- Veranstalter und Partner nutzten vor allem die Fläche vor dem sten ein, was die Ausstellungsmacher sich vorgenommen hatten: Großregal im Lichthof für Veranstaltungen. Raumbilder zu entwerfen, die zu Deutungen anregten, die Spaß Doch bei all diesen herausgehobenen Besuchern und Veran- machten und gleichzeitig zur nachdenklichen Reflexion einluden. staltungen standen natürlich Tag für Tag die Besucherinnen und So konnte die Ausstellung auf ganz vielfältige Art erschlossen und Besucher aus Berlin und die Gäste der Stadt im Mittelpunkt. Dabei rezipiert werden: Familien mit Kindern machten von Entdecker- startete jeder Tag eine viertel Stunde vor der eigentlichen Öffnung bögen und Audio-Guide gebrauch, Architekturklassen der UdK, um 10:00 Uhr stürmisch: Zwei Gruppen mit 4- bis 7-jährigen Kin- aus Dessau oder Braunschweig nahmen die Gestaltung in den dern eroberten im Rahmen des frühpädagogischen Programms, Blick, Universitätsgruppen aus den Fachdidaktiken schauten auf das von der Stiftung Sozialpädagogisches Institut Berlin (SPI) ent- die Form der Vermittlung. Die einen Besucher favorisierten die wickelt worden war, zunächst den Lichthof. Schon die Eingangs- sechs historischen Räume mit einer Chronologie von 300 Jahren inszenierung, die Rückwand eines Großregals im Lichthof, auf Wissenschaften in Berlin, während andere Besucher den komple- der sich 200 Objekte zunächst als Schatten andeuteten, wirkte mentären Zugang in den Wissenswegen – Räumen zu Themen wie wie ein Magnet auf die möglichen Forscher von morgen. Da das Experimentieren, Reisen, Kooperieren oder Rechnen – für sich Regal gewölbt war und ein Spiegel auf dem Boden den Eindruck persönlich am spannendsten fanden. Weitere Formate des Veranstaltungsprogramms, das zum großen schaftsprojektes, das die Berliner Wissenschaftseinrichtungen Teil mitten in der Ausstellung, aber auch im Kinosaal des Gropi- gemeinsam in Angriff genommen haben und das hoffentlich den us-Baus stattfand, waren beispielsweise das Schülerlabor der Ber- Weg bereitet haben dürfte für weitere Kooperationen in der kom- lin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, die Werk- menden Zeit, um die Identität der Berliner Wissenschaft weithin statt des Wissens des Comenius-Gartens Neukölln in Kooperation sichtbar zu machen. mit der Max-Planck-Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte oder auch Filmabende in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Kinemathek. Etwas ganz Besonderes war sicherlich, dass jeder der sieben Veranstalter und Partner im 14-tägigen Turnus die Programmgestaltung an einem Donnerstag übernahm und dass sich darüber hinaus auch andere Berliner Wissenschaftseinrichtungen am Programm beteiligten. Besucherinformation im Foyer als auch Führungen für allgemeine Gruppen und Schulklassen lagen bei der Kulturprojekte Berlin GmbH und dem zugehörigen FührungsNetz sowie bei dem Team vom Martin-Gropius-Bau in routinierter und engagierter Hand. So ist bei vielen Beteiligten die Organisation des Abbaus und die Planung der Nachnutzung mit Wehmut verbunden, doch neben den schönen Erlebnissen bei den Besuchern von Ausstellung und Begleitprogramm bleibt auch bei den Beteiligten die Erfahrung eines gelungenen Gemein- 79 80 Wissenschaft in Verben Begleitprogramm des Schülerlabors Geisteswissenschaften der Akademie zur Ausstellung WeltWissen Die Vorstellungsrunde führt gleich ins Zentrum: »Gibt es etwas, des Schülerlabors Geisteswissenschaften, die von der Berlin-Branden- das Sie sammeln?« und »Wohin würden Sie gerne einmal reisen?«, burgischen Akademie der Wissenschaften angeboten wurden und möchten Isabel Atzl und Lotte Lund, Leiterinnen des Workshops an Räume im zweiten Ausstellungsteil anknüpften. Das Schülerla- Reisen und Sammeln, von den 16 Schülerinnen und Schülern der bor Rechnen klärte über mathematische Prozesse im Inneren der Berliner Leonardo da Vinci-Oberschule wissen, die an einem No- im gleichnamigen Raum versammelten Computer auf, Visualisieren vembernachmittag in den Schülerlabor-Raum im Südflügel des darüber, dass Bilder und Modelle in der Forschung jenseits der Gropius-Baus gekommen sind. Anhand von Leitfragen erkunden rein abbildenden Funktion Wissen oft überhaupt erst generieren. die Jugendlichen die Ausstellung selbst, um sich später der Aus- Versuche gemacht hatten sie alle schon in der Schule; was ein Ex- wertung zweier fingierter Forscher-Nachlässe, verstaut in lederbe- periment aber ist und warum es sich zur naturwissenschaftlichen zogenen Schrankkoffern, zu widmen. Ganz nebenbei üben sie sich Leitmethode entwickelt hat, diesem Problem gingen die Teilneh- in der Entzifferung der Sütterlin-Schrift und in der behutsamen mer erstmalig im Workshop Experimentieren nach. Das Schülerla- (handschuhbewehrten!) Handhabung authentischer Sammlungs- bor Interpretieren schließlich machte bewusst, dass das Auslegen objekte. Bei der Diskussion der Ergebnisse wird deutlich, dass von Texten nicht bloß Aufsatzthema, sondern – z.B. in Religion einige Überzeugungen für die Schüler ihre bisherige Selbstver- und Recht – existenzielle Herausforderung, gar Tätigkeit auf Leben ständlichkeit verloren haben: Wissensordnungen, Klassifikations- und Tod sein kann. systeme, wie sie auch Schulbüchern zugrunde liegen, gelten nur Rund 900 Schülerinnen und Schüler aus Berlin und Branden- beschränkt, sie unterliegen dem historischen Wandel, dem diszi- burg haben in Begleitung ihrer Lehrkräfte an dem mit den Mitteln plinären Fortschritt. der Schering Stiftung geförderten Programm teilgenommen. Das Ziel, eine Reflexion über grundlegende wissenschaftliche Tätigkeiten anzuregen, verfolgten auch die weiteren vier Staffeln 81 Wissenschaftsjahr Berlin 2010 am Tag der Energie Veranstaltung [25.09.] Am 25. September trafen sich das bundesweite und das Berliner Wissenschaftsjahr, um gemeinsam eines der wichtigsten Themenfelder der Wissenschaft zu beleuchten. Als Botschafter des Berliner Jahres machten sich Stelzenläufer auf den Weg und luden die Besucher des Potsdamer Platzes in die Ausstellung WeltWissen ein. Über das »Energiequiz« konnten die Mitspieler freien Eintritt in die Schau über 300 Jahre Wissenschaften im Martin-GropiusBau gewinnen. 82 83 V 22 Drei Jubilare feiern gemeinsam Festwoche [06. 10.–15.10.] Jubiläumsfestwoche von Akademie, Charité und Humboldt-Universität zu Berlin Drei Jubiläen, drei Jubilare, drei Institutionen mit ihrer eigenen Frage »Ob uns die Berliner Universitätsgeschichte eine Verpflich- Geschichte, ihren eigenen Aufgaben, Plänen und Visionen sowie tung ist« und schloss mit den Worten: »Für das dritte Jahrhundert ihren eigenen Vorstellungen des Umgangs mit ihrer Geschichte der Universität zu Berlin soll man den Berliner akademischen Ein- und ihrem Jubiläum. Grund genug für drei mehr oder weniger richtungen wünschen, dass sie sich selbst neu entdecken als Orte umfängliche eigene Programme für das Jubiläumsjahr 2010. gemeinsamer Gegenwart und belebender intellektueller Kraft.« – Gleichwohl waren sich alle drei von Anbeginn ihrer Verbundenheit in Vergangenheit, Gegenwart und auch Zukunft bewusst Mehrfach fand das enge Miteinander von Kunst und Wis- und somit entschlossen, diese Verbundenheit auch im Jubiläums- senschaft in der Festwoche seine Manifestation. Im Rahmen des jahr zu dokumentieren. Derart motiviert entstand der Plan zu einer künstlerischen Programms der Festsitzung im Konzerthaus ver- gemeinsamen Festwoche – eröffnet durch einen Festakt im Kon- anschaulichte Professor Martin Puttke mit den Tänzerinnen und zerthaus am Gendarmenmarkt, mit gemeinsamen sowie jeweils Tänzern des Weltklasse-Ensembles Staatsballett Berlin Ergebnisse eigenen Angeboten an ein breites Publikum und unterschiedliche seiner Forschungen, die Prozesse im Gehirn mit Bewegung und Zielgruppen und einem Abschlussfest als Dank an alle Akteure Kybernetik und damit Kunst und Wissenschaft eindrücklich und Partner. verknüpfen – ein Auftritt, der mit dem Duett aus dem Ballett Mehr als 1200 Gäste folgten der Einladung zum Auftakt am 84 auch hier unübersehbar der Aufruf zur Gemeinsamkeit. Caravaggio seinen beeindruckenden Höhepunkt fand. Am Abend 6. Oktober, unter ihnen der jüngst ins Amt berufene Bundesprä- des 6. Oktober führten die Orchester und Chöre der HU in der sident, Christian Wulff, der in seinem Grußwort auch seinerseits Berliner Philharmonie vor 2000 Gästen die eigens zum Jubiläum den gemeinsamen Festakt der Drei als bemerkenswert hervor hob, der Universität komponierte Kosmos-Symphonie von Walter Stef- sowie der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit. fens und die 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven auf. Und Hans Ulrich Gumbrecht befasste sich in seinem Festvortrag mit der zum Abschluss der Jubiläumsfestwoche überraschte das Maxim- 85 Gorki-Theater mit einer szenischen Lesung von Texten aus drei Thema aufgenommen. Auch die Alumni wurden zur Hauptfest- Jahrhunderten über, um und für die Wissenschaft als Gratulation woche geladen, 80 ehemalige internationale Studierende kamen an die Jubilare. zu einer wissenschaftlichen Weiterbildung an die HU und zum In einem Ökumenischen Festgottesdienst in der Marienkirche, Ehemaligentreffen folgten mehr als 600 Alumni dem Ruf ihrer in der Landesbischof Markus Dröge über Geist und Barmherzigkeit ehemaligen alma mater. Aber auch die Kooperation mit Schule, predigte, wurde in Anwesenheit des Berliner Kardinals Georg Ster- Wirtschaft und Politik stand ebenso im Fokus der Festwoche wie zinsky über die Verbindung von Kirche, Gesellschaft und Wissen- die Öffnung der Wissenschaft für das breite Publikum der Berline- schaft nachgedacht. rinnen und Berliner. So fanden an den Kooperations-Thementagen Zum Abschluss der Festwoche luden die Jubilare in das Mensa- der Charité Kongresse zur Zukunfts- und Gesundheitswirtschaft zelt der Humboldt-Universität zu einem Abend mit »heißem Rock« statt, Schulprojekte und Workshops über die jüngste Vergangen- der Band Die Echten Ärzte und einem DJ ein. heit der Jubiläumseinrichtungen, öffentliche Ringvorlesungen So facettenreich wie das gemeinsame Rahmenprogramm waren und ein Tag der offenen Tür an der Charité. Große internationale auch die jeweils eigenen Veranstaltungen und Projekte der drei Aufmerksamkeit erzielte der 2. world health summit und die 21. Eu- Jubilare. Das Spektrum reichte von Diskussionen in der Akademie ropäische Studentenkonferenz. über Motive, Formen und Folgen zivilgesellschaftlicher Wissenschaftsförderung. Die Humboldt-Universität lud zur Konferenz Humboldt’s Model ein, in der von führenden Wissenschaftlern und Wissenschaftsmanagern aus der ganzen Welt über die Zukunft der Forschungsuniversität nachgedacht wurde. Im letzten HumboldtStreitgespräch in Kooperation mit der Stiftung Mercator wurde das 86 Ein Fazit: Die Entscheidung zur Gemeinsamkeit hat sich gelohnt – für die drei Jubilare ebenso wie für deren Gäste. Szenische Lesung im Maxim-Gorki-Theater 87 Wissenschaft und Umwelt Streiflicht 04 Das Berliner Wissenschaftsjahr 2010 hatte nicht nur die Intention Anlass des Berliner Wissenschaftsjahres verschiedenen Themen- retrospektiv auf wichtige Positionen der Wissenschaft aufmerk- feldern geöffnet haben. Ich selbst war bei der Dialogveranstaltung sam zu machen, sondern auch deren gegenwärtige bzw. zukünf- Energie und Umwelt als Teilnehmer zu Gast. Die Veranstaltung tige Entwicklungen in den Fokus der Aufmerksamkeit zu stellen. zeichnete sich nicht nur durch eine gute Moderation und interes- Aufgrund der Vielfalt an Veranstaltungen zu diesen Themen be- sante Beiträge aus, sondern bestätigte, wie wichtig der persönliche stand die Möglichkeit, verborgene Wissensschätze für sich zu ent- Ausstauch ist. decken. Das Wissenschaftsjahr kann als ein Versuch gesehen werden, von Berlin als Wissenschaftsstandort in Vergangenheit, Gegen- das Interesse des Rezipienten zu wecken und dadurch neue Denk- wart und Zukunft, sondern es beinhaltet ebenso die Schaffung anstöße zu mobilisieren – ganz im Sinne einer Freisetzung von eines interdisziplinären Bewusstseins. brachliegenden Energieressourcen, die sich zu neuen Kreisläufen zusammensetzen können. 88 Das Wissenschaftsjahr ist damit nicht nur eine Darstellung In der Interdisziplinarität wurde einstmals eine Wissenschaftsformel gesehen und später jedoch zum modischen Schlag- Diese Bewegung stellt eine Notwendigkeit dar für die kultu- wort degradiert. Die Interdisziplinarität führe zur Oberflächlich- rellen Herausforderungen bezüglich der Globalisierungsprozesse keit, lautete die Kritik aus den Reihen der Wissenschaft. Für den unserer Zeit. Wissenschaft und Umwelt stehen im Dialog. Der wissenschaftlichen Fortschritt ist die Spezialisierung eine Not- sich daraus ergebende Diskurs ist wesentlicher Bestandteil einer wendigkeit, wobei somit gleichsam die Aufgabe entsteht, sie zu Entwicklungsphase, welche prägend ist für die Nachhaltigkeit der überwinden. Da setzt die Forderung nach Interdisziplinarität ein; Gesellschaft. verstanden als Wille zum Wissens-, Gedanken- und Erfahrungs- Einen Anstoß für diesen Diskurs gab es meines Erachtens austausch zwischen verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen. in den diesjährigen Tagen des Interkulturellen Dialogs, die sich aus Umweltprobleme globalen Ausmaßes beschäftigt heute die Wis- senschaft. Probleme, die das lineare und eindimensionale Denken disziplinärer Wissenschaft nicht mehr bewältigen kann. Fragen nach der Bedeutung von Wechselwirkungen und der Möglichkeit einer Steuerung von Entwicklungen stehen im Vordergrund und fordern disziplinübergreifendes Denken und Handeln. Umweltfragen sind auch ein sehr wichtiger Themenschwerpunkt in meiner Arbeit. Die aktuelle Berliner Aktion BootschaftLife Flag/ News from Everywhere http://www.lifeflag.info/ reflektiert das sensible ökologische, politische und ökonomische Gleichgewicht und die damit involvierten Aktivitäten des Menschen. Im Fokus des Projektes stehen nicht zuletzt die Bemühungen um eine Synthese aus Wirtschaftswachstum und Umweltschutz als Herausforderung für das 21. Jahrhundert und die Besinnung auf die humanistischen Werte, auf die sich unsere Gesellschaft stützt. Bootschaft ist ein multimedial und global angelegtes Projekt, das Objekte im öffentlichen Raum mit einem besonderen kulturellen oder ökologischen Hintergrund in den Fokus der Aufmerksamkeit stellt. In der Zeit der allgemeinen Globalisierung wird es immer wichtiger, individuelle Oberflächen und Inhalte zu beleuchten und sichtbar zu machen. Das Berliner Wissenschaftsjahr 2010 wünsche ich mir als Ausgangspunkt für einen dynamischen Prozess, der in seiner positiven Entwicklung noch ganz am Anfang steht. Sabine Kacunko, freie Künstlerin 89 90 Festival of Lights Veranstaltungen [13.10.–24.10.] Das Festival of Lights ist alljährlich im Herbst ein touristisches Highlight in Berlin. Millionen Besucher betrachten die erleuchteten Gebäude und erfreuen sich an den Lichtspektakeln. Unterstützt durch die Hauptstadtkampagne be Berlin wurden in diesem Jahr auf dem wichtigsten Wahrzeichen der Stadt auf das Berliner Wissenschaftsjahr hingewesen. Über zehn Tage erstrahlte am Pariser Platz das Brandenburger Tor in Rot und Cyanblau! 91 V 23 300 Jahre Charité– Evolution der Medizin Ringvorlesung [05. 2009–13. 10. 2010] Die zentrale Ringvorlesung des Jubiläumsjahres 300 Jahre Charité – Evolution der Medizin, die sich über drei Semester erstreckte, präsentierte die wissenschaftlichen Schwerpunkte der Charité in ihrer Exzellenz und reflektierte gleichzeitig auch deren lebenswissenschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung. In 11 Veranstaltungen von Mai 2009 bis Oktober 2010 wurden durch hochkarätige WissenschaftlerInnen medizinische Fragen im Kontext gesamtgesellschaftlicher Betrachtung, philosophischethischer Bewertung und auch im Bezug auf wirtschaftliche und finanzielle Konsequenzen referiert und durch ein interessiertes Berliner Publikum (im Schnitt 100 BesucherInnen pro Abend) diskutiert. V 24 Humboldt– Streitgespräche Streitgespräche [03. 12. 2009/ 29. 04. 2010/ 08. 07./14. 10.] Wo soll es hingehen? Wie sollen wir arbeiten? Wer darf studieren? »Wer darf studieren?« - diese Frage stellte man am 8. Juli 2010 Wie werden wir besser? Vier zentrale Fragen, denen 19 Köpfe aus den Podiumsgästen Regine Reinhardt, Lehrerin am Gymnasium Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft auf den Grund gingen. in Trittau, Sascha Spoun von der Leuphana Universität Lüneburg, Zusammen mit der Stiftung Mercator lud die HU Gäste und die Öf- Ben Stotz von Die Linke. SDS – Sozialistisch-demokratischer Stu- fentlichkeit ein, an der hochschulpolitischen Debatte teilzunehmen. dierendenverband, Gerhard Teufel von der Studienstiftung des Im ersten Streitgespräch am 3. Dezember 2009 diskutierten Deutschen Volkes, der Präsidentin der Hochschulrektorenkonfe- Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, renz Margret Wintermantel und dem Senator für Bildung, Wissen- die Journalistin Tissy Bruns vom Tagesspiegel, aus der Freien Uni- schaft und Forschung Jürgen Zöllner. versität Winfried Menninghaus, Shalini Randeria von der Universi- Bei der finalen Veranstaltung am 14. Oktober 2010 ging es tät Zürich und Horst Bredekamp aus der Humboldt-Universität zu um die Frage: »Wie werden wir besser?« Zu Gast waren Stephan Berlin darüber, »Wo es mit der Universität hingehen soll«. A. Jansen von der Zeppelin University, Amélie Mummendey von Im zweiten Streitgespräch wurde die Arbeitsweise an den der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Präsidentin des Euro- Hochschulen hinterfragt. In einer hitzigen Diskussion am 29. päischen Forschungsrates Helga Nowotny und Wolfgang Rohe von April 2010 sprachen Jutta Allmendinger vom Wissenschaftszen- der Stiftung Mercator. trum Berlin für Sozialforschung, Ulrich Herbert aus der AlbertLudwigs-Universität Freiburg, Georg Schütte aus dem Bundesmi- Auf all die Fragen gab es keine finalen Antworten, dafür aber Ansätze und Anstöße zu weiteren Diskussionen. nisterium für Bildung und Forschung, Peter Wippermann vom Trendbüro, der Beratungsagentur für gesellschaftlichen Wandel, und Anton Zeilinger vom Institut für Quantenoptik und Quanteninformation. 93 V 25 Stiften, Schenken, Prägen Internationale Tagung im Akademiegebäude am Gendarmenmarkt [14.–15. 10.] Motive, formen und folgen zivilgesellschaftlicher wissenschaftsförderung Wissenschaftler, Mitarbeiter von Stiftungen, Mäzene und Menschen Initiiert wurde sie von Jürgen Kocka, Historiker und Vizepräsident der aus der bürgerlichen Mitte der Gesellschaft waren zu dieser interna- Akademie, der selbst an der Freien Universität eine von der Stiftung tionalen Tagung gekommen, um sich über historische und aktuelle Preußische Seehandlung finanzierte Stiftungsprofessur inne hatte. Entwicklungen der zivilgesellschaftlichen Wissenschaftsförderung – Zu den kritischen Stimmen gehörte unter anderem der Soziologe zwischen Staat und Markt – zu informieren. Wohlhabende Persönlich- Frank Adloff, der die Intransparenz des deutschen Stiftungswesens keiten, Familien und Unternehmen haben mit ihrem Vermögen mitt- monierte. In zahlreichen Beiträgen wurden von Historikern und lerweile in Deutschland rund siebzehntausend Stiftungen gegründet. Sozialwissenschaftlern, von Stiftungsexperten und Mäzenen die Immer mehr sind der Wissenschaft gewidmet. Grosse Stiftungen Bedingungen und Erfolge, aber auch die Rückschläge privater Wis- beeinflussen die Wissenschaftspolitik. Und die Zahl der Stiftungs- senschaftsförderung beleuchtet. Man brauche mehr Anerkennung, lehrstühle an den Hochschulen wächst, derzeit sind es rund sieben- Nachfrage und Spielraum für nicht-staatliche Initiativen war das Fazit hundert. Doch dieser Trend ist nicht unumstritten: Heftig diskutiert des Literaturwissenschaftlers und Stiftungsbegründers Jan Philipp wurde zwei Tage lang, ob sich darin wachsendes bürgerschaftliches Reemtsma, nachdem intensiv darüber diskutiert worden war, wie Engagement zeige, das private Vermögen gemeinnützigen Zwecken hierzulande mehr private Wissenschaftsförderung zu erreichen sei. zuführt, oder doch eher ein staatliches Defizit bei der Wahrnehmung von Bildungsverantwortung, womöglich mit Gefahren für die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre und der Folge der Privilegierung privater Interessen in einem öffentlichen Bereich. Die Akademie konnte bedeutende Partner für diese Veranstaltung gewinnen: den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, den Bundesverband Deutscher Stiftungen und die VolkswagenStiftung. 94 V 26 Dialoge über die Berliner Wissenschaften Dialogreihe [03. 11. /10. 11. /17.11. /24.11.] Mit vier Veranstaltungen zu Themen der Berliner Wissenschaften sich ein Kommunikationsgeflecht, das von jedem einzelnen mit beteiligte sich Kulturprojekte Berlin in Kooperation mit ARiC an bestimmt war. Es gab kein vorausdefiniertes Ergebnis. Die zehn den diesjährigen Tagen des Interkulturellen Dialogs. Ihr Motto lau- bis zwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestimmten selbst tete: »Umdenken fordern – Partizipation fördern«. Es ging um die Möglichkeiten der gemeinsamen Verständigung und waren da- Veränderungen, Teilhabe und Verantwortung – Begriffe, die eine mit auch verantwortlich für das, was die Dialogrunden zu Stande enge Beziehung auch zu den Wissenschaften haben. Es lag also brachten. Die Dialogbegleitung aller Veranstaltungen lag bei dem nahe, im Jahr der Berliner Wissenschaften dieses Motto aufzugrei- bekannten Wissenschaftsjournalisten von Inforadio (rbb), Thomas fen und danach zu fragen: Inwieweit fordern die Erkenntnisse der Prinzler. Das gemeinsam Erarbeitete wurde als Botschaften der Di- Wissenschaften ein Umdenken, inwieweit fördern sie gesellschaft- alogrunden auf der Abschlussveranstaltung der Tage des Interkul- liche Partizipation? turellen Dialogs am 30. November im Podewil vorgestellt. Die vier Dialogrunden waren orientiert an den Themenfeldern der Berliner Wissenschaften: Medizin und Gesundheit, Energie und Umwelt, Sprachen und Kommunikation, sowie Bildung und Wissenschaftsgesellschaft. Alle vier Abende unterschieden sich wesentlich von den sonst üblichen Wissenschaftsgesprächen: Nicht Fachleute tragen vor, diskutieren miteinander und stellen sich anschließend den Fragen des Publikums, sondern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer treten mit ihren Vorstellungen und Fragen sofort in das Gespräch ein – jeder ist sein eigener Fachmann. Aus der Vielzahl der unterschiedlichen Meinungen entwickelte 95 V 27 Rudolf Virchow Ausstellung [15. 07.–11. 11.] Rudolf Virchow als Anthropologe und Prähistoriker Zum ihrem 150. Jubiläum zeigte die Berliner Medizinische Gesell- und einigen Originalexponaten zeigte die kleine Ausstellung diese schaft im Zusammenwirken mit der Berliner Gesellschaft für Anthro- bislang wenig bekannten Aspekte von Virchows vielschichtigem pologie, Ethnologie und Urgeschichte und dem Museum für Vor- und Schaffen und Wirken. Frühgeschichte erstmals eine gemeinsame Ausstellung über das Wirken von Rudolf Virchow als Anthropologe und Prähistoriker. Die Ausstellung war im Langenbeck-Virchow-Haus zu sehen. Sie zeigte, dass Rudolf Virchow (1821 – 1902) nicht nur Pathologe von Weltruf, weitsichtiger Sozialhygieniker und engagierter Politiker war, sondern dass sein wissenschaftliches Interesse Zeit seines Lebens gleichermaßen der Anthropologie und der prähistorischen Archäologie galt. Der um die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Aufschwung der Naturwissenschaften gab auch der prähistorischen und anthropologischen Forschung einen entscheidenden Impuls. Untersuchungsmethoden, allen voran Darwins Evolutionstheorie, wurden in die Gesellschaftswissenschaften hineingetragen. Mit der von Virchow und Adolf Bastian 1869 initiierten Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte wurde die preußische Hauptstadt binnen weniger Jahre zu einem Zentrum dieser Forschungsdisziplinen in Europa. Anhand von Quellenmaterialen 96 V 28 Ein Vordenker des Vereinten Europa Festveranstaltung und Ausstellungseröffnung im Berliner Dom [25. 11. 2010] zum 350. geburtstag von daniel ernst jablonski Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften fei- Jahre alten akademischen Jablonski-Forschung noch viele offene erte im Wissenschaftsjahr 2010 ein Jubiläum, das sogar über ihre Fragen gibt. Joachim Bahlcke von der Jablonski-Forschungsstelle eigene Geschichte hinausreicht. Es war der 350. Geburtstag von der Universität Stuttgart rühmte Jablonski »als Brückenbauer in Daniel Ernst Jablonski, eines Mannes, der für die Auf klärung in Europa«, dessen Handeln auch in unserer Gegenwart nicht an Fas- Deutschland von großer Bedeutung und zugleich einer der Wegbe- zinationskraft verloren hat. Im Mittelpunkt der Diskussion stand reiter der Berliner Wissenschaftsakademie war. die Aktualität Jablonskis und seine extreme Vielseitigkeit - er emp- Der Festakt begann auf ungewöhnliche Weise: mit einer Vesper fand sich als Pole, aber auch als loyaler Preuße, er war Organisator, im Berliner Dom, abgehalten von Christoph Markschies, Sekretär Diplomat, Politiker, Wissenschaftsförderer, aber auch Seelsorger der geisteswissenschaftlichen Klasse der Akademie, und Alexan- und vielleicht in erster Linie, so das weitgehend einhellige Votum, der Höner, Entsendungspfarrer am Berliner Dom. Würdevoll und ein bibelfrommer Mensch. unangestrengt wurde hier Jablonskis Aktualität unter Beweis ge- Wer die vielen Facetten des Daniel Ernst Jablonski vertiefen stellt, indem eine seiner Predigten vorgetragen wurde, die er als will, kann dies in der Ausstellung tun, die im Berliner Dom bis reformierter Hofprediger in Berlin-Preußen und als Brüderbischof Ende Februar zu sehen ist. Sie wird von vielen Institutionen, auch in Polen-Litauen gehalten hatte. aus Tschechien und Polen, getragen und steht unter der Über- Danach stieg das Festpublikum zwei Etagen hoch in den Sophie-Charlotte-Saal des Doms, wo nach mehreren Grußworten schrift: »Brückenschläge – Daniel Ernst Jablonski im Europa der Frühauf klärung«. zwei Festvorträge folgten. Wolfgang Neugebauer, Historiker und Akademiemitglied, beleuchtete kritisch die Handlungsmöglichkeiten von Jablonski als Hofprediger in Preußen um 1700 und kam zu dem Ergebnis, dass es trotz einer mehr als einhundert 97 98 »Köpfe der Berliner Wissenschaften« Wanderausstellung in der Urania [08.11.–08.12.] 99 Streiflicht 05 100 Nachlese Nachlese zu halten fällt schwer – denn noch steht die wunderbare laren die Humboldt-Universität für eine zweihundertjährige Ge- Ausstellung WeltWissen im Gropiusbau, teilt Mark Dions riesen- schichte der zentralen neuzeitlichen europäischen Reformuniver- großer Setzkasten den notorisch schwierig zu bespielenden In- sität mit höchsten Höhen und tiefsten Tiefen steht, blieb im Blick, nenhof des Baus wie das Segment einer Weltkugel. Noch steht die auch wenn wir uns zugleich an die dreihundertjährige Erfolgsge- Ausstellung und nahezu jede Woche darf ich irgendeine Gruppe schichte der Medizin in Berlin erinnert haben oder an die Tatsa- prominenter und weniger prominenter Zeitgenossen durch die che, dass Leibnizens Akademieprojekt erst vor dreihundert Jahren Schau führen. Aber natürlich liegt die Einladung zur Finissage Fahrt aufnahm (übrigens nicht zuletzt durch einen Theologen, den schon in der Mappe der »Wiedervorlage Termine« und selbstver- Dom- und Hofprediger Daniel Ernst Jablonski, dessen dreihun- ständlich gilt auch hier die alte Lebensregel, dass alles Schöne ein- dertfünfzigsten Geburtstag wir vor kurzem gefeiert haben). Die mal ein Ende hat. Wenn ich Rückschau halten soll, erfüllt mich Ausstellung, die im Gropius-Bau eröffnet wurde, war zwar nicht zunächst einmal Dankbarkeit. Dankbarkeit nicht nur für ein reich die Schau, die wir uns vorstellten, als wir die Idee auf brachten, gefülltes Jahr, sondern schon für die Vorbereitungsrunden: Ich aber man kann den Kuratoren unter Jochen Hennigs Leitung nur denke an die allerersten Gespräche mit Detlev Ganten und Günter dankbar sein, dass sie eigene Ideen der Präsentation entwickelten. Stock, bei denen gleich klar war, dass wir nicht diverse Jubiläen in Außerdem waren sie so freundlich, den ursprünglichen Titel nicht Konkurrenz feiern wollten, sondern gemeinsam und auch schon zu ändern und orientierten sich an der anfänglichen Idee, weder eine Ausstellung unter dem Titel WeltWissen als das Zentrum vor eine Schau gegenwärtiger wissenschaftlicher Höchstleistungen in Augen hatten. Gegen die vielen klugen Ratschlage von hüben und der Art der »Grünen Woche« noch eine reine historische Ausstel- drüben, ein gemeinsames Jubiläum lasse die einzelnen Instituti- lung zu inszenieren. Und dankbar erinnere ich mich auch noch an onen weniger hell strahlen, haben wir eisern an unserem Konzept die Vorbereitungssitzungen mit den Verantwortlichen für das Wis- festgehalten – und ganz recht daran getan. Dass unter den Jubi- senschaftsjahr von Charité, Berlin-Brandenburgischer Akademie und Humboldt-Universität, sehr früh am Morgen, aber immer mit in die Hand nehmen, kreative Köpfe einspannen wie beispielswei- gutem Frühstück. Vor allem aber an die Vorbereitungsrunden für se die herausragende Agentur, die Humboldts Slogan »Das mo- WeltWissen gemeinsam mit Horst Bredekamp, Jürgen Renn und derne Original« mit dem geöffneten Buch illustrierte, das sich als Thomas Schnalke und den Kuratoren der Ausstellung. Computertastatur entpuppte. Meine Universität musste auch erst Wenn ich weiter Rückschau halten soll, erinnere ich mich an überzeugt werden, sie zu verpflichten. Weniger problematisch war die Fülle unterschiedlichster Veranstaltungen: Musik in der Phil- es dagegen, die diversen Institutionen zu gemeinsamen Handeln harmonie, Festakte im Schauspielhaus mit Ballett, das sogar noch zu bringen – als zu Beginn einer festgelegte Quadratmeterzahlen in einen klugen wissenschaftlichen Rahmen gestellt wurde, die für seine Einrichtung im Gropiusbau forderte, musterten ihn alle, Granden der Stadt auf einer Holztreppe Papierflieger auf den Pots- amüsiert oder abschätzig. Daher halte ich die Überwindung des in damer Platz werfend und sich im pfeifenden Wind des Platzes an Berlin stark ausgeprägten Eigensinnes der Institutionen für eines Kaffeebechern festhaltend, ein Consilium von Medizinern in wis- der großen Pfunde dieses Wissenschaftsjahres, mit dem nun ge- senschaftsleitenden Positionen vor dem wirbelsäulenverkrümmten wuchert werden kann (und muß). Regierender Bürgermeister und »Langen Kerl« in der Ausstellung WeltWissen, begeisterte Politiker Senator setzten sich energisch für das Projekt ein, die diversen (»so spannend kann Wissenschaft sein«), strahlende Kinderau- Präsidenten und Vizepräsidenten kooperierten und die Wissen- gen im Schülerlabor der Berlin-Brandenburgischen Akademie der schaftlerinnen und Wissenschaftler erst recht. Wissenschaften, Menschen, die ihren Wochenendeinkauf auf dem Wie könnte das alles nachhaltig gestellt werden? Ich äußere Marheinekeplatz unterbrechen, um auf dem Koffer-Podium von schüchtern eine Idee. Wie wäre es mit einem »Haus der Berliner »Humboldt-Unterwegs« irgendeinem Wissenschaftler zuzuhören. Wissenschaft«? Einer Etage mit ein paar Stücken aus WeltWissen Wenn ich auch kritische Rückschau halten soll, dann hätte und neuesten Ergebnissen aus den Berliner Institutionen? Entwe- ich mir noch mehr Geld für die Werbung gewünscht: Werbung der auf neu-tralem Boden, beispielsweise in einem gemeinsam für WeltWissen auf dem Trafalgar Square; Hinweise auf die Wis- angemieteten Erdgeschoss Unter den Linden oder am Gendar- senschaftsmeile Südwest an der Steglitzer Schlossstraße auch in menmarkt in den Erdgeschossräumen der Akademie, kombiniert Stuttgart (»Nett hier, aber waren Sie schon mal in Berlin?«). Die ge- mit einem Kaffee, oder auch in der Humboldt-Universität oder meinsame Werbung für die herausragende Berliner Wissenschaft der Staatsbibliothek. Nur gemeinsam sollte es sein, damit wir die war – von unvergesslichen Höhepunkten einmal abgesehen: Det- Standards dieses Wissenschaftsjahres 2010 nicht unterschreiten. lev Ganten misst den Blutdruck einer Gipsfigur – bislang nicht sehr überzeugend. Da müssen wir in Zukunft deutlich mehr Geld Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Markschies 101 102 Anhang 103 104 A 01 Publikationen 105 S. 104 Plakatierung Januar 2010 und Plakatierung April 2010 S. 105 Programmbuch 1 und 2 | Einladung zur Auftaktveranstaltung am 22.01.2010 | Programm zur Auftaktveranstaltung am 22.01.2010 | W-Pin zum Anstecken Linke Seite Imageflyer Deutsch und Englisch | be Berlin Broschüre | Image-Postkarte Januar 2010 Rechte Seite Quartalsbooklet Winter 09 / Frühjahr 10 | Quartalsbooklet Sommer 2010 | Quartalsbooklet Herbst / Winter 2010 | Otto-Lilienthal-Papierfliegerwettbewerb-Flyer | Image-Postkarte April 2010 | Postkarten „Fragen zu Wissenschaft“ | „Köpfe der Berliner Wissenschaften“ Wanderausstellungs-Flyer 106 107 A 02 Pressespiegel 108 109 110 Pressestimmen zum Berliner Wissenschaftsjahr 2010 ARTE-Magazin | be berlin-Broschüre „the place to be for science“ | Be IN Berlin | Berlin Friedrichstraße | Berlin maximal | Berlin Programm | Berliner Abendblatt | Berliner Kurier | Berliner Lokalnachrichten | Berliner Morgenpost | Berliner Wirtschaft | Berliner Woche | Berliner Zeitung | Bild BerlinBrandenburg | Blickpunkt, B.Z. | Der Tagesspiegel | Die Stadtteilzeitung Schöneberg - Friednau - Steglitz | die tageszeitung | Die Welt | extra tour | Festival of Lights Magazin | Ludwigsburger Kreiszeitung | magazin deutschland .de | Märkische Allgemeine | Märkische Oderzeitung | Marktplatz Bildung (Berliner Zeitung) | Neues Deutschland | new business | New in the City Berlin | Punkt 3 | Rhein-Neckar-Zeitung | Süddeutsche Zeitung | tip Berlin | Welt kompakt | WeltWissen-Ausstellungsmagazin | Westdeutsche Allgemeine Zeitung | ZEIT-Verlag Sonderbeilage 111 A 03 115 Institutionen – über 1.000 Veranstaltungen Partner und Unterstützer Kuratorium Dr. Eric Schweitzer (IHK Berlin) Vorsitzender: Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit Prof. Dr. Günter Stock (BBAW) Stellv. Vorsitzender: Senator Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner Moritz van Dülmen (Kulturprojekte Berlin GmbH) Prof. Dr. Detlev Ganten (Senatsbeauftragter für das Wissen- Prof. Dr. Gerold Wefer (Wissenschaft im Dialog) schaftsjahr Berlin 2010) Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker (European Research Council) Prof. Dr. Karl Max Einhäupl (Charité) 112 Prof. Dr. Luca Giuliani (Wissenschaftskolleg zu Berlin) Beirat Prof. Dr. Peter Gruss (Max-Planck-Gesellschaft) Vorsitzender: Prof. Dr. Detlev Ganten | Prof. Jutta Allmendinger René Gurka (Berlin Partner GmbH) | Dr. Toni Bernhart | Dr. Ulrich Bleyer | Prof. Dr. Dirk Böndel | Prof. Dr. Matthias Kleiner (DFG) Prof. Dr. Ralph Bock | Prof. Dr. Andreas Busch | Jan Eder | Prof. Prof. Dr. Kurt Kutzler (TU Berlin) Dr. Karl Max Einhäupl | Dr. Michael Eissenhauer | Prof. Dr. Rolf Prof. Dr. Dieter Lenzen (FU Berlin) Emmermann | Prof. Christoph Gengnagel | René Gurka | Prof. Dr. Prof. Dr. Christoph Markschies (HU Berlin) Jörg Hinrich Hacker | Prof. Dr. Helmut Hahn | Volker Hassemer Prof. Dr. Jürgen Mlynek (Helmholtz-Gemeinschaft) | Claudia Henne | Prof. Dr. Reinhard F. Hüttl | Adalbert E. Kienle Prof. Dr. Frieder Meyer-Krahmer (BMBF) | Prof. Dr. Jürgen Kocka | Prof. Dr. Kurt Kutzler | Prof. Dr. Rein- Dr. Arend Oetker (Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft) hold Leinfelder | Prof. Dr. Dieter Lenzen | Prof. Dr. Wolf Lepenies Prof. Dr. Hermann Parzinger (SPK) | Prof. Dr. Christoph Markschies | Prof. Dr. Jürgen Mlynek | Dr. Dagmar Reim (Rundfunk Berlin-Brandenburg) Herbert Münder | Almuth Nehring-Venus | Prof. Dr. Hans Otto- Prof. Dr. Ernst Rietschel (Leibniz-Gemeinschaft) meyer | Prof. Dr. Dr. Hermann Parzinger | Dagmar Reim | Prof. Prof. Martin Rennert (UdK Berlin) Dr. Sabine Kunst | Prof. Dr. Jürgen Renn | Prof. Dr. Ernst | Riet- schel | Prof. Dr. Walter Rosenthal | Dr. Ulrich Scheller | Dr. Bernd Organisationskomitee Arbeit M. Scherer | Volker Schlöndorff | Hardy Rudolf Schmitz | Barbara Vorsitzender: Prof. Dr. Christoph Markschies (HU Berlin) Schneider-Kempf | Prof. Dr. Gesine Schwan | Stephan Schwarz | Stellv. Vorsitzender: Moritz van Dülmen (Kulturprojekte Berlin Dr. Eric Schweitzer | Dr. Rudolf Steinke | Dr. Eva-Maria Streier | GmbH) Prof. Dr. Günter Stock | Prof. Dr. Reinhard Thümer | Dr. Reinhard Dr. Angela Bittner (Helmholtz-Gemeinschaft) | Dr. Kathrin Buch- Uppenkamp | Prof. Dr. Werner Väth | Prof. Dr. Gerold Wefer | Prof. holz (Beuth-Hochschule Berlin) | Reiner Felsberg (Charité) | Ellen Dr. Sigrid Weigel | Dr. Hildegard Westphal | Senator Harald Wolf Fröhlich (FU Berlin) | Joachim Grupp (Berlin Partner GmbH) | | Senator Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner Jochen Hennig (WeltWissen) | Martina Hoffmann (SenBWF) | Anna Lena Joisten (Berlin Partner GmbH) | Willy Kausch (K.I.T. Organisationskomitee Leitung Group) | Wolf Kühnelt (Kulturprojekte Berlin GmbH) | Jeanette Vorsitzender: Senator Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner Lamble (Staatsbibliothek zu Berlin) | Michael Leu (Senatskanzlei) Stellv. Vorsitzender: Prof. Dr. Christoph Markschies (HU Berlin) | Renate Nickel (BBAW) | Constanze Richter (HU Berlin) | Simo- Prof. Dr. Karl Max Einhäupl (Charité) | Prof. Dr. Detlev Ganten ne Rieger (MPG) | Dr. Peter Strunk (Wista Management ) | Prof. (Senatsbeauftragter für das Wissenschaftsjahr Berlin 2010) | René Werner Väth (FU Berlin) | Dr. Kristina Zerges (TU Berlin) Gurka (Berlin Partner GmbH) | Prof. Dr. Kurt Kutzler (TU Berlin) | Prof. Dr. Dieter Lenzen (FU Berlin) | Prof. Dr. Jürgen Renn (MPG) | Barbara Schneider-Kempf (Staatsbibliothek zu Berlin) | Prof. Dr. Günter Stock (BBAW) | Prof. Dr. Reinhard Thümer (Beuth-Hochschule) | Moritz van Dülmen (Kulturprojekte Berlin GmbH) 113 Akademie der Künste | Astrophysikalisches Institut Potsdam | Bayer Schering Pharma AG | Berlin Partner GmbH | Berlin.Südwest Koordin schaft | Berliner Wissenschaftspreis des Regierenden Bürgermeisters | Berliner Wirtschaftsgespräche e.V. | Beuth Hochschule für Technik Ber für Materialforschung und –prüfung | Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften | Bundesministerium für Bildung und Forsch | Deutsches Archäologisches Institut | Deutscher Bauernverband | Deutsche Forschungsgemeinschaft | Deutsches GeoForschungsZentrum P senschaften | Deutsches Historisches Museum | Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen | Deutsches Zentrum für Luft- und Die Junge Akademie | Museum für Naturkunde | Ernst-Litfaß-Schule | Exploratorium Potsdam e.V. | Falling Walls Foundation gGmbH | FEZ-B abteilung | Förderverein BASS2010 e.V. | ForschungsVerbund Erneuerbare Energien | Freie Universität Berlin | Charité – Universitätsmediz Berlin | Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin | GFZ Helmholtz Zentrum Potsdam | Gläsernes Labor | Gsta Geheimes Staatsarchiv | Handwerk | Heimatmuseum Reinickendorf | Helmholtz Gemeinschaft | Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ | Hochschule für Technik | Ibero-Amerikanisches Institut | ICWE | Japanisch Deutsches Zentrum Berlin | Institut für Gemüse- und ZierpflanzenLeopoldina – Nationale Akademie der Wis| Kulturhaus Centre Bagatelle e.V. | MathePflanzenphysiologie | Max-Planck-Institut | Staatsbibliothek zu Berlin | NABU Berlin GmbH | Über 1 Million Besuche tenburg | OPER DYNAMO WEST | Physika- Labsaal-L bau | Lei senschaf on | Max für Wiss | Naturku lisch-Tech für Cultural Entrepreneurship | pro Wissen Potsdam e.V. | Robert Koch Institut | SchulKinoWochen Berlin und Brandenburg | Science on Wirtschaft, Technologie und Frauen | Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Bildung | Spree-Athen e.V. | Stattreisen | Botanische Museen zu Berlin | Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft | Stiftung Deutsches Technikmuseum | Stiftung Preussischer Kulturbesit Berlin-Brandenburg | Stiftung Zukunft Berlin | Theater an der Parkaue, Junges Staatstheater Berlin | Theodor-Fontane-Archiv Potsdam | TU Ber Bildungsinstitut Berlin-Brandenburg e.V. | Universität Potsdam | Universität der Künste Berlin | Humboldt-Universität zu Berlin | Urania e.V. | dorf | WeltWissen | Wikimedia Deutschland e.V. | Wissenschaft im Dialog | Wissenschaftsjahr 2010 – Die Zukunft der Energie | Wissenschaftsze Health Summit 2010 | Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft | Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin | Zentrum Moderner O Potsdam e.V. | D Radio Wissen | Der Tagesspiegel | Inforadio (rbb) | rbb | Zeit-Verlag | Zitty | 3-point concepts GmbH. Partner des Berliner Wissenschaftsjahres 2010 114 nierungsgruppe | Berliner Medizinische Gesell- Du rlin | Bezirksamt Reinickendorf | Bundesanstalt & Ic h hung | Campus Berlin-Buch | De Gruyter Verlag Potsdam | Deutsche Gesellschaft für Sprachwis- d Raumfahrt – Institut für Planetenforschung | Berlin | Französische Botschaft – Wissenschafts- zin Berlin | Geisteswissenschaftliche Zentren Fa Anteil der Zielgruppen an den Veranstaltungen des Berliner Wissenschaftsjahres 69% p ch li ub ku m 16% d un e e r li c h d n d K i uge n J 15% kskammer Berlin | Haus der Kulturen der Welt e e nt im per Ex Fe zen op s re n ten | Lette-Verein Berlin | Literaturhaus Berlin ellung nf e ibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung | Aus s t Ko Lübars e.V. | Leibniz-Gemeinschaft | Leibniz ksh Wor IGAFA | Max-Planck-Gesellschaft | IHK Berlin Sonstige en und Wirtschaft Berlin | Humboldt-Oberschule ste x-Delbrück-Centrum | Max-Planck-Institut für Fü hnische-Bundesanstalt Berlin | Privates Institut ng en er e at T h lm e Fi n s s i on e D is ku senschaftsgeschichte | Mori Ogai Gedenkstätte undemuseum Potsdam | NAVI Berlin Charlot- u hr Vor träg e Stage Deutschland e.V. | Senatsverwaltung für un un g e Vorl es Veranstaltungsformate des Berliner Wissenschaftsjahres n ng Ko Orient | Zentrum für Zeithistorische Forschung ns t a lt u nge n n sse Me or L ab Im entrum Berlin | World Doctors Orchestra | World g Ta Ver a ge n sse Volksfilm GmbH | Volkshochschule Reinicken- tz | Stiftung Preussische Schlösser und Gärten re rlin | TSB Technologiestiftung Berlin | TÜDESB L esungen r te K o nz e en s po i Sy m er Garten und Botanisches Museum | Staatliche 115 A 04 Das Team 116 117 A 05 Bildquellen Umschlag 2 1 Sergej Horovitz | Seite 2, 3 1 Sergej Horovitz | Seite 4, 5 1 Sergej Horovitz | Seite 6, 7 1 Eberle / Eisfeld, Berlin | Seite 14, 15 1 Sergej Horovitz, 2 Jan Sobottka | Seite 16, 17 1 Jan Sobottka, 2 Sergej Horovitz | Seite 18, 19 1 Sergej Horovitz, 2 Jan Sobottka | Seite 20, 21 1 Sergej Horovitz, 2 Humboldt-Universität zu Berlin | Seite 22, 23 1, 2 Sergej Horovitz | Seite 24, 25 1 Jan Sobottka, 2 Sergej Horovitz | Seite 28, 29 1 Eberle / Eisfeld, Berlin, 2 Sergej Horovitz | Seite 30, 31 1 Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, 2 Michael Matthes | Seite 32,33 1 Michael Matthes, 2 Jan Sobottka | Seite 34, 35 1 Mathias Königschulte (gespiegelt) | Seite 36, 37 1 David Außerhofer | Seite 38, 39 1, 2 Agentur Bildschön | Seite 40, 41 1 Ulrich Kockelkorn | Seite 42, 43 1 Julia Volkmar | Seite 44, 45 1 Sergej Horovitz | Seite 46, 47 1 Bundesdruckerei GmbH | Seite 48, 49 1, 2 Sergej Horovitz | Seite 50,51 1 Sergej Horovitz, 2 I.Haas / Botanischer Garten und Botanisches Museum | Seite 52, 53 1 Michael Matthes | Seite 54, 55 1, 2 Sergej Horovitz | Seite 58, 59 1 Jens Jeske | Seite 60, 61 1 David Ausserhofer / LNDW e.V. | Seite 62, 63 1, 2 Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz | Seite 64, 65 1 Sergej Horovitz | Seite 66, 67 1 Georg von Wilcken | Seite 68, 69 1 Peter Himsel / Campus Berlin-Buch | Seite 70, 71 1 Clemens Winkler | Seite 72, 73 1 Viktoria Schirazi-Rad | Seite 74, 75 1, 2 Museum für Naturkunde | Seite 78, 79 1 Brigida Gonzàlez | Seite 80, 81 1 pika media | Seite 82, 83 1 Jens Jeske | Seite 84, 85 1, 2 Matthias Heyde | Seite 86, 87 1 Michael Matthes | Seite 90, 91 1 Berlin Partner GmbH / Fernando Miceli 2010 | Seite 92, 93 1 Sergej Horovitz | Seite 94, 95 1 Michael Matthes | Seite 98, 99 1 Michael Matthes | Seite 104, 105 1 Sergej Horovitz | Seite 116, 117 Sergej Horovitz, Jens Jeske, Michael Matthes, Jan Sobottka | Seite 120 1 Michael Matthes | Umschlag 3 1 Michael Matthes. 118 A 06 Impressum Das Berliner Wissenschaftsjahr 2010 hat anlässlich der Jubiläen Der Rückblick ist eine Publikation der Kulturprojekte Berlin GmbH der Staatsbibliothek zu Berlin, der Charité – Universitätsmedi- und erscheint anlässlich des Berliner Wissenschaftsjahres 2010 zin Berlin, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissen- Berlin – Hauptstadt für die Wissenschaft. schaften, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Max-PlanckGesellschaft, des Museums für Naturkunde sowie des Botanischen Redaktionsschluss: 10. Dezember 2010 Gartens und des Botanischen Museums stattgefunden. Das Wissenschaftsjahr war eine Gemeinschaftsveranstaltung der Berliner Redaktion und Potsdamer Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen Dr. Michael Matthes sowie der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Bildung in Zusammenarbeit mit der Kulturprojekte Berlin GmbH. Für die großartige Unterstützung unserer Medienpartner im Berli- Koordination Beate Tast-Kasper sowie Bianca Boettig ner Wissenschaftsjahr danken wir sehr herzlich: D Radio Wissen, Gestaltung Der Tagesspiegel, INFOradio (rbb), RBB, Zeitverlag und Zitty! Martin Kaumanns sowie Sissi Coppe und Ulrike Riemann © 2010 by Kulturprojekte Berlin GmbH Klosterstraße 68 | D-10179 Berlin Geschäftsführer Moritz van Dülmen Art Direction Georg von Wilcken Kommunikation Susanne Kumar-Sinner 119 120