SchriftgeStalterin.
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SchriftgeStalterin.
Gestatten, S c h r i f tg e s ta lt e r in . michael rosenlehner Gestatten, S c hr if tg e s ta lt e r in . 4 8 20 72 86 100 106 114 intro drucken und setzen musterbeispiele mehr gestalten und arbeiten um schrift herum a–z Impressum 3 One step forward Five steps back Feminists, We’re calling you: Please report To the front desk! Let’s name This phenomenon.* chaparr al pro italic carol twombly *FYR le tigre ›Feminist Sweepstakes‹ 4 4 5 in t r o Während eines Kurses an der Fachhochschule Potsdam, in dem es darum ging, Pokerchips neu zu gestalten, kam ich zum ersten Mal mit der von Fontshop herausgegebenen Liste der ›100 besten Schriften‹ in Berührung. Ich gestaltete damals Typo-Pokerchips und der Wert der Chips mass sich an der Beliebtheit bzw. dem Verkaufswert der Schriften. Die Auswahl war dabei zwar beschränkt auf den Bestand meiner eigenen Schriftsammlung, allerdings fiel mir auf, dass in der Liste nur wenige Schriftgestalterinnen genannt wurden. Lediglich acht von hundert Schriften waren von Frauen gestaltet. Für fünf von ihnen zeigte sich Zuzana Licko verantwortlich. Zwei weitere waren in Zusammenarbeit mit männlichen Partnern entstanden. Im weiteren Verlauf meines Studiums nahm ich mir vor, die GestalterInnen der von mir gewählten Schriften zu recherchieren und in meinen Arbeiten zu nennen. In Büchern und Magazinen findet man im Impressum nur selten Hinweise auf die verwendeten Schriften. Die GestalterInnnen selbst werden so gut wie nie genannt. Ich wollte dem etwas entgegenhalten. Hierbei stellte ich fest, dass ich ausschliesslich Schriften von Männern benutzte. Woran lag das? An mangelndem Wissen über Schriften von Frauen, an der mangelnden Präsenz von Schriften, die von Frauen gestaltet sind? Oder an einem Mangel an guten – hier ist gemeint lesbaren, für den jeweiligen Zweck einsetzbaren – oder gar schönen – Schriften von Frauen? Das Magazin Slanted widmete die Herbst/Winter-Ausgabe 2010 unter dem Titel ›Beat that if you can‹ Frauen und ihren Arbeiten. Von Typografie, Type- und Grafikdesign bis hin zur Fotografie und Interviews – ein ganzes Heft fast ausschließlich von Frauen. Aber durchaus nicht nur für Frauen. Es schien fast so, als gäbe es Bedarf, sich dem Thema zu widmen. Ohne die Ausgabe gelesen zu haben, beschloss ich, ein wenig zu recherchieren und stolperte über einen Aufruf der Designerin Verena Gerlach, die die – auf den ersten Blick durchaus berechtigte – Frage stellte: »Where are the Women in Type Design?«1 Sie meint darin, dass es schwer sei, Kolleginnen zu finden, mit denen man Erfahrungen und Wissen austauschen könne. Der Artikel, den ich in dieser Arbeit immer wieder zitieren werde, brachte mich zum Nachdenken. Gerlachs Engagement gefiel mir und machte mich neugierig. Ich wollte wissen, ob es wirklich so wenig Frauen gab, die sich den nerdigen, detailversessenen, zeitaufwendigen und scheinbar niemals enden wollenden Prozessen der Schriftgestaltung verschrieben haben. Mich mit dem Thema ›Frauen im Typedesign‹ zu beschäftigen, hat noch einen anderen Grund: Meine Affinität zu Frauen in Kunst, Literatur und vor allem in der Musik. Seit ich denken kann, ist mir Musik, die von Frauen gemacht wird, näher als die von Männern. Meine Begegnung mit der Musik von Kathleen Hanna und anderen riotgrrrls, einer Musikrichtung der 1990er Jahre, hat mich wacher werden lassen, wenn es um Gleichberechtigung oder frauenbzw. genderspezifische Themen wie Diskriminierung aufgrund von geschlechtlicher Identität geht. Eher weiblich und homosexuell sozialisiert kann ich, wenn auch nicht unmittelbar betroffen, den Ruf nach Anerkennung und Raum, den feministische Frauen oder Gruppen fordern, gut nachvollziehen. Für mich als Gestalter, interessiert an Typografie und Schriftdesign, ist diese Arbeit eine Möglichkeit, aktiv einen Beitrag zu leisten. Dabei habe ich nicht den Anspruch eine auf feministischen oder queeren Theorien basierte Arbeit zu schreiben, sondern eine Art Bestandsaufnahme zu verfassen. In erster Linie geht es mir um das Sichtbarmachen von Schriften, die von Frauen gestaltet sind – und von Frauen, die Schriften gestalten. Auch wenn die vorliegende Arbeit Schriftgestalterinnen zum Fokus hat, möchte ich ein Kapitel vorweg stellen, dass sich mit Frauen im Druckbereich beschäftigt. Eigentlich sollte sich das erste Kapitel mit der Geschichte der Schriftschneiderinnen beschäftigen. Leider habe ich in der Zeit, die ich für diese Arbeit recherchierte, nur zwei Frauen gefunden, die sich vor 1900 für den Schnitt, also den Entwurf und die Produktion, einer Schrift verantwortlich zeigten. Deswegen beschloss ich, die Berufsgruppe zu porträtieren, die am meisten mit Schrift zu tun hat, bevor ein Druckerzeugnis die Öffentlichkeit erreicht. Im zweiten Teil meiner Arbeit ›Musterbeispiele‹ möchte ich einen Überblick über Schriften von Frauen gewähren. Beginnend im Jahre 1912, also lange vor der Einführung digitaler Fontprogramme, bis in die Gegenwart hinein porträtiere ich anhand von Schriftbeispielen und Kurzbiografien erfolgreiche aber auch weniger bekannte Schriftgestalterinnen. Am Ende dieses Kapitels lasse ich Stimmen aus der Typoszene zu Wort kommen, untersuche die Präsenz von Frauen an beispielhaften Universitäten und auf Typo-Veranstaltungen der letzten Jahre. Im letzten Teil ›Um Schrift herum‹ möchte ich noch die Frauen erwähnen, die nicht unbedingt Schriften gestalten, sich aber dem Thema ›Schrift‹ verschrieben haben bzw. zum Thema ›Frauen und Design‹ einen wichtigen Beitrag leisteten bzw. leisten. 6 6 7 I’ll just tell you now, You may have made your mark. But I’m still here today. Knowing who you are!* 1 Verena Gerlach, »Where are the Women in TypeDesign« http://typographica.org/on-typography/where-are-the-women-in- iwona Małgorzata Budyta typedesign/Verena Gerlach on February 22, 2011 *tell you now le tigre ›Feminist Sweepstakes‹ 8 9 dr u c k e n u n d s e t z e n Wie ein Beispiel aus längst vergangenen Tagen beweist, sind Frauen in der Gestaltung und Herstellung von Schriften und Druckerzeugnissen keine Erscheinung der Gegenwart. Dafür muss ich im Italien des 15. Jahrhunderts ansetzen. Bei meiner Recherche zu der vorliegenden Arbeit begegnete ich der Internetseite Unseen Hands der Universitätsbibliothek Princeton1, die sich mit Frauen im Druck- und Buchbindegewerbe sowie der Buchgestaltung beschäftigt. Im florentinischen Konvent San Jacopo di Ripoli wurde ein, dem Jahre 1476 zugeschriebenes, Dokument entdeckt, dass von den dort lebenden Nonnen gedruckt und gebunden wurde. Es ist eines der ersten Werke, das beweist, dass Frauen bereits in der Frührenaissance an der Produktion von Druckerzeugnissen beteiligt waren. »Die Frauen waren begabte und akkurate – wenngleich keine kunstvollen – Schriftsetzerinnen«2, heisst es in dem Begleittext zu dem Satzbeispiel The Conspiracy of Cataline des römischen Historikers Sallust (86–34 v. Chr.). Das vorliegende Impressum zeigt allerdings, dass die Nonnen sich selbst keine Anerkennung für diese Arbeit zollen. Die Historikerin Melissa Moreton der History University of Iowa untersucht in ihrer Arbeit die Rolle von religiösen Frauen in der Produktion von Manuskripten und Büchern aus dem Mittelalter und der Renaissance. In ihrem Beitrag auf dem Blog Guild of Book Workers 3 betont sie, dass die Nonnen des dominikanischen Konvents San Jacopo di Ripoli beides beherrschten – die Herstellung von Manuskripten und das Drucken. So stellten sie liturgische Handschriften her, setzten aber auch säkulare Werke, beispielsweise Pulci’s Morgante. In acht aktiven Jahren entstanden in Florenz’ zweiter Druckerei, die mit Hilfe des ebenfalls dominikanischen Männerklosters am anderen Ende der Stadt, eingerichtet und geführt wurde, über hundert Titel, Broschüren und Einzelblätter. Das Manuskript kann einer Schwester Angela um 1500 zugeschrieben werden. Die Tätigkeiten der Frauen, die an der Gestaltung und Herstellung von Manuskripten, Büchern und Broschüren, beteiligt sind, umfasst neben der Buchbemalung und Illustration vor allem den Druck. Unseen Hands benennt mindestens eine Frau pro Jahrhundert als Druckerin. Die meisten von ihnen haben das Handwerk von ihren Vätern, Brüdern oder Ehemännern gelernt. Yolande Bonhomme beispielsweise, Tochter des Druckers Pasquier Bonhomme – der als erster ein Buch in französischer Sprache druckte – und Witwe von Thielman Kerver – deutscher Buchhändler und Drucker, geboren The Conspiracy of Cataline, Impressum, Florenz, San Jacopo di Ripoli, 1478. http://libweb2.princeton.edu/rbsc2/ga/unseenhands/ Princeton Kolophon zur Identifizierung der schreibenden Nonne Schwester Angela, Manuscript, ca. 1500 http://guildofbookworkers.org 10 Acts and Laws of Rhode-Island, Druckerzeugnis von Ann Smith Franklin http://libweb2.princeton.edu/rbsc2/ga/unseenhands/ Princeton 11 1497 – hat nach dessen Tod 1522 bis zum Jahr 1556 in ihrem ›Witwenbetrieb‹ liturgische Bücher gedruckt. Elizabeth Pickering war nachweislich die erste druckende Frau in England. Bereits zu Lebzeiten ihres Mannes Robert Redman, der einer der Nachfolger William Caxtons – dem ersten englischen Buchdrucker – war, druckte sie Bücher, die sie mit einer eigenen Druckmarke kennzeichnete. Nachdem ihr Mann 1540 verstorben war, führte sie die Druckerei bis zu ihrer Wiederverheiratung alleine weiter.4 Die Schwägerin von Benjamin Franklin, Ann Smith Franklin nahm im Jahre 1745, zehn Jahre nach dem Tod ihres Mannes, dem Drucker James Franklin, ihren größten Auftrag an und fertigte 500 Kopien der Ausgabe Acts and Laws of Rhode Island.5 Helga Hofmann-Weinberger, die sich in ihrer Arbeit Die Witwen oder: Frauen im (österreichischen) Buchdruck darum bemüht, insbesondere Österreicherinnen, die im Druck beschäftigt waren, der Vergessenheit zu entreissen, meint folgendes: »Drucker-Witwen fügten sich häufig schlecht oder recht in das ihnen auferlegte Schicksal, neben ihren familiären Verpflichtungen das Geschäft ihres verstorbenen Mannes betreiben zu müssen. Es gibt aber auch Fälle, wo sie echtes Interesse und ein beachtenswertes Talent für das Metier entwickelten.«6 Nach dem Tode ihres Mannes Anton Pichler führte Elisabeth Pichler ab 1823 den Druckereibetrieb in Wien-Margareten fort. 1833 richtete sie sogar eine eigene Betriebsschriftgießerei ein und interessierte sich für neue Verfahrensweisen, wie sie beispielsweise im Landkartendruck aufkamen. Pichler galt zudem als berufspolitisch engagiert. Sie sympathisierte mit der freiheitlichen Bewegung im Revolutionsjahr 1848 und unterstützte ideell und finanziell den damaligen Unterstützungsverein für erkrankte Buchdrucker und Schriftgießer, der als Vorläufer der heutigen österreichischen Gewerkschaft Druck und Papier gilt. Den Druck, der auf den Witwen lastete, die nicht Pichlers Energie und Geschäftstüchtigkeit mitbrachten beschreibt Hofmann-Weinberger wie folgt: »Frauen waren gezwungen, die Betriebe ihrer verstorbenen Männer zu übernehmen und zu führen, um sie – im Falle von unmündigen Nachkommen – für die Familie zu erhalten. (…) Auch wenn sie sich der Hilfe eines Geschäftsführers bedienten, waren große Umsicht und Verständnis für das Gewerbe, aber auch innovatives Denken und politisches Geschick erforderlich. Viele verheirateten sich deshalb rasch wieder mit einem Drucker, der in der Mehrzahl der 12 Fälle als Faktor oder Geselle bereits im Familienbetrieb gearbeitet hatte. Es gab aber auch nicht wenige, die unverheiratet blieben. Sie waren dann mit privilegienrechtlichen Problemen konfrontiert und mußten sich in einer männlich dominierten Zunft behaupten (…) «.7 Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die ersten technischen Neuerungen mit Einführung von Rotationsmaschinen und Schnellpressen in den Druckereien Einzug gehalten. Im Satz galt allerdings immer noch das GutenbergPrinzip. Buchsetzer, überdurchschnittlich gebildet und hoch qualifiziert, waren eine selbstbewusste Berufsgruppe und durchwegs männlich. Vereinzelt gab es zwar weibliche Familienangehörige, die im Satz tätig waren, aber in der Öffentlichkeit war dies kein Thema. Der Pianotyp, die erste Setzmaschine, wurde 1840 in England zum Patent angemeldet. In den darauffolgenden Jahren war die Fortentwicklung dieser Technologie immer wieder Thema in Fachzeitschriften jener Zeit. Abbildungen beweisen, dass gerade in der Erprobungsphase Frauen diejenigen waren, die Setzmaschinen bedienen sollten. Die Arbeit an den Maschinen ähnelte dem Klavierspiel und »wenn Frauen und Mädchen, zumal solche aus höheren Schichten, aus ökonomischen Gründen arbeiten mussten oder wollten – und im Interesse der Maschinenerfinder und Unternehmer auch sollten –, dann mussten im Arbeitsplatzambiente Bedingungen geschaffen werden, die den häuslichen ähnlich waren, und die Maschinen mussten so aussehen, als seien sie Instrumente zur Zerstreuung höherer Töchter.«8 Frauen, zumal unerfahren galten nicht zuletzt aufgrund ihrer speziellen ›Fingerfertigkeiten‹ als billigere Arbeitskräfte. In London wurde 1860 von Emily Faithfull die Victoria-Press gegründet. Eine Druckerei mit ausschließlich weiblichem Personal. Der Lette-Verein in Berlin richtete in Zusammenarbeit mit der Berliner Buchdruckerei AG eine Setzerinnen-Schule ein. Und in Frankreich war es Firmen Didot, der in seiner Druckerei in Mesner-sur-l’Estrée unter dem Namen Théotiste Lefèvre Frauen ausbilden ließ. 1853 erschien in der New York Times ein Artikel, der die Gründung von The Ladies Paper begrüßte. Obwohl das Management und das Editorial weiterhin in Männerhand blieben, wurden Frauen angestellt, um das Journal zu setzen. Der Journalist, der dieses Arrangement lobte, betonte in seinem Artikel, dass es Frauen weiter bringen würde, ihnen tatsächlich bezahlte Jobs anzubieten, als über »hochtrabende Konzepte von Frauenrechten« oder die »Intellektuelle Gleichberechtigung« der Geschlechter zu diskutieren.9 13 Setzmaschine von Tschulik, Illustrirte Zeitung 1846 Brigitte Robak: Vom Pianotyp zur Zeilensetzmaschine, Setzmaschinenentwicklung und Geschlechterverhältnis 1840–1900, Jonas Verlag, Marburg, 1996. S. 33 Setzerinnen-Schule des Berliner Lette-Vereins, Illustrirte Zeitung 1876 Brigitte Robak, ebenda, S. 85 14 The Revolution, herausgegeben von Elizabeth Cady Stanton Parker Pillsbury; Susan B. Anthony Satz: Augusta Lewis Troup, Ausgabe 1, New York, January 8, 1868. http://libweb2.princeton.edu/rbsc2/ga/unseenhands/ Princeton Typographica, Specimen der Village Foundry, Fred und Bertha Goudy, New York, 1927 http://libweb2.princeton.edu/rbsc2/ga/unseenhands/ Princeton 15 Als Setzerinnen benennt Unseen Hands lediglich zwei Amerikanerinnen: Augusta Lewis Troup (1848–1920), die Susan B. Anthony und Elizabeth Cady Stanton bei der Gründung der Zeitung The Revolution unterstützte, arbeitete dafür sowohl journalistisch als auch im Satz. Später setzte sie auch für die New York Era und die New York World. 1869 wurde Lewis Troup zur Präsidentin der Women’s Typographical Union. Ihre erfolgreichen Versuche innerhalb der ITU Typografinnen und Typografen gleichzustellen, führten allerdings zur Auflösung der Women’s Typographical Union. Bertha M. Sprinks Goudy (1869–1935), die 1958 posthum als ›First Lady of Printing‹ bezeichnet wurde, war mit dem berühmten Schriftdesigner Frederic Goudy verheiratet. Sie selbst schnitt beispielsweise Goudys 24 pt Deepdene italic. Außerdem setzte sie das meiste, das in der – zusammen mit dem Designer und Typografen Will Ransom 1903 gegründeten Village Press in Park Ridge, Illinois – produziert wurde. Auf Wikipedia findet sich unter dem Begriff ›Setzerinnen‹ folgender Eintrag: »Während in den USA bereits vor 1900 auch Frauen in diesem Beruf arbeiteten, hatte es bis Mitte der 1960er-Jahre und später gedauert, bis auch in Österreich, in der Schweiz und in Westdeutschland Setzerinnen arbeiteten. Ausnahmen waren bis dahin nur für Prinzipalstöchter möglich. In der DDR hingegen gab es spätestens seit den Fünfziger Jahren Frauen in diesem Beruf. Der Beruf des Setzers war für Frauen lange Zeit und in vielen Ländern einer der bestbezahlten zugänglichen Berufe und deshalb sehr begehrt«.10 Um 1900 wurden in Deutschland die Zeilensetzmaschinen Typograph und Linotype eingeführt. Damit, und mit der Einführung des Nachtarbeitsverbots für Frauen im Jahre 1900, wurde der Beruf der Setzerin für viele Frauen unattraktiv. Die Herstellung der Zeilenmatrizen war verbunden mit Hitze, Lärm und Maschinenöl. Die Arbeit an der Setzmaschine bekam einen industriellen Charakter, die eher Männern zukam. Die bürgerliche Frauenbewegung, die noch 30 Jahre zuvor für die Öffnung von bestimmten Berufen, u. a. dem des Setzers für Frauen eintrat, sah in dem neuen Bild des Berufes eher einen sozialen Abstieg, zumal viele der Setzerinnen aus mittleren oder höheren Schichten stammten. Von den Druckereien wurden die Frauen zwar weiterhin als billigere, aber auch wesentlich unqualifizierte Arbeitskräfte angesehen. Ein Artikel mit dem Titel Frauen in Männerberufen; Beruf: Schriftsetzerin, der Berliner Frauenzeitung Courage aus dem Jahre 1977 aus dem Archiv der Friedrich Ebert Stiftung besagt, dass es in Berlin mit Stand vom 31.12.1976 insgesamt 1 554 SetzerInnen gab. Davon waren 29 Frauen. 16 Der Artikel wurde von Frauen verfasst, die Facharbeiterinnen oder in einer Ausbildung im Druckbereich waren. Neben einer dem Artikel deutlich entnehmbaren Missstimmung über die Unmöglichkeit, in dem Beruf der Setzerin selbst kreativ zu sein, schilderten die Autorinnen ihre Arbeitsbedingungen folgendermaßen: »Du stehst den ganzen Tag! Du hast dauernd dreckige Finger! Du atmest Bleistaub ein (früher gab es aus diesem Grunde einen halben Liter Milch täglich umsonst.) Je nach Betrieb bist du auch einem starken Lärm der Setz- und Druckmaschinen ausgesetzt. Im Zeitungsbetrieb, gegebenenfalls auch in anderen Betrieben, bist du gezwungen, Schicht zu arbeiten, auch samstags und sonntags.«11 Die Frauen beklagen in ihrem Bericht auch die damals anstehenden Rationalisierungsmaßnahmen, die durch die Einführung und Verbreitung des Fotosatzes begründet waren und verweisen darauf, dass seit Beginn der 1970er Jahre 35 000 Arbeitsplätze in der Druckindustrie wegrationalisiert wurden. Die Arbeit im Fotosatz – bis Ende der 1980er Jahre – war zwar sauberer, verlangte aber ein Höchstmaß an Konzentration. Die Montage der Filmstreifen am Leuchttisch strengte außerdem die Augen an. Für die Frauen war die Arbeit im Fotosatz eine »Dequalifikation, da sich (durch die Technisierung) die Arbeitsgänge verein-fach(t)en.«12 Sie nennen auch ›Argumente‹ gegen Frauen in Druckereien: dass es beispielsweise keine Umkleideräume für weibliches Personal gäbe. Auch würde eine ›gewisse Unruhe‹ in der Setzerei befürchtet, wenn da plötzlich eine Frau auftaucht. Weiterhin wird mit körperlicher Schwäche und Schwangerschaft gegenargumentiert. Die Autorinnen verweisen zudem auf geschlechterbedingte Konkurrenz und schreiben, dass sie intensiver beobachtet werden als männliche Kollegen und für ›typisch‹ weibliche Tätigkeiten eingesetzt werden, wo ihre Qualifikation verkümmert, etwa als »Tasterin am Perforator, wo sie mit ›ihren flinken Fingern‹ Lochstreifen tippen«.13 Berufe im Spiegel der Statistik benennt für das Jahr 1999 insgesamt 24 753 SchriftsetzerInnen, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Der Frauenanteil betrug damals 34.9 %. Für 2010 wird ein Frauenanteil von 43,4 % angegeben. Insgesamt gibt es jedoch nur noch 13 930 Beschäftigte. Etwa 43 % der Stellen sind in einem Zeitraum von zehn Jahren weggefallen.14 Die Einführung von Computern und Layoutprogrammen wie QuarkXPress (1987 für Macintosh) und Adobe InDesign (1999) hat den Zugang zur Arbeit und den Umgang mit Schrift und Satz vereinfacht. Die Arbeitsbedin gungen am Rechner sind nicht mehr vergleichbar mit denen am Satzregal 17 oder an den Maschinen einer Druckwerkstatt. Die fortschreitende Digitalisierung brachte aber auch eine Tätigkeitsverschiebung mit sich. Das Internet verlangt zudem nach Satz für den Bildschirm. Als Nachfolge der traditionsreichen Berufe SchriftsetzerIn, ReprografIn oder NotenstecherIn gilt der Beruf MediengestalterIn Digital und Print. Über die Hälfte der Auszubildenden sind hier weiblich15, dies ist wohl als Zeichen dafür zu sehen, dass junge Frauen weder Angst vor, noch Schwierigkeiten mit den technischen Anforderungen, die der von ihnen gewählte Beruf mit sich bringt, haben bzw. diese erfolgreich überwinden können. Im Bereich Design an den Hochschulen sieht es ähnlich aus. Auch hier ist der Anteil an Studentinnen, vor allem im Bereich ›Kommunikationsdesign‹, größer als der der männlichen Studierenden. Den möglichen Gründen warum Designerinnen – wenigstens bis heute – dennoch weniger bekannt, vielleicht auch weniger berühmt sind, als ihre männlichen Kollegen, werde ich mich an einer anderen Stelle dieser Arbeit genauer widmen. 18 19 Raise your hand. Raise your voice. Look who’s here. Well well well. Guess it’s time. For show and tell.* 1 Unseen hands: University Library, Graphic Arts Collection Rebecca W. Davidson, Curator of Graphic Arts http://libweb2.princeton.edu/rbsc2/ga/unseenhands/ Princeton 2 Unseen hands: ebenda 3 http://guildofbookworkers.org/_wp/?p=271 4 Helga Hofmann-Weinberger: Die Witwen oder: Frauen im (österreichischen) Buchdruck http://www.onb.ac.at/files/buchdruck.pdf 5 Unseen hands: ebenda 6 Helga Hofmann-Weinberger: ebenda, S. 7. 7 Helga Hofmann-Weinberger: ebenda, S. 7. 8 Brigitte Robak: Vom Pianotyp zur Zeilensetzmaschine, Setzmaschinenentwicklung und Geschlechterverhältnis 1840–1900, Jonas Verlag, Marburg, 1996. S 36 9 Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.), Jovis, März 2012, S.67 10 http://de.wikipedia.org/wiki/Schriftsetzer 11 Frauen in Männerberufen. Beruf: Schriftsetzerin, aus: Courage, 1977, Berlin, S. 13 http://library.fes.de/cgi-bin/populo/cour.pl?f_HEF=197703&t_heft=x, 12 Frauen in Männerberufen Beruf: Schriftsetzerin, ebenda S. 14 13 Frauen in Männerberufen Beruf: Schriftsetzerin, ebenda S. 15 14 http://bisds.infosys.iab.de/bisds/data/seite_171_ kreon bold julia petretta 15 http://www.bvdm-online.de/Bildung/ausbildung/mediengestalter.php *well well well le tigre ›Feminist Sweepstakes‹ 20 21 m u s t e r be i spi e l e Auf den folgenden Seiten wird ein Querschnitt von Schriften gezeigt, die von Frauen gestaltet sind. Angefangen von Hildegard Hennings Belladonna aus dem Jahr 1912 – die meines Wissens noch nicht digitalisiert wurde – bis hin zu aktuellen und beliebten Schriften von Designerinnen wie Laura Worthington oder Alice Savoie. Die Auswahl ist gleichzeitig bewusst und spontan geschehen. Bewusst, weil ich einen Verlauf zeigen wollte, der etwas über die Entwicklung der Schriftgestaltung – vor allem aus gestalterischen Gesichtspunkten – aussagen soll. Aber auch etwas über die Zeit erzählen kann, in der die jeweilige Schrift entstanden ist. Spontan, weil ich bei meinen Recherchen Schriften entdeckt habe, die ich aus unterschiedlichen Gründen – formalen, historischen oder ästhetischen – sofort ansprechend fand und etwas mehr über die Gestalterin dahinter erfahren wollte. So entstand ein kleiner Überblick, der – vor allem im Bereich der neueren Schriften – die wahrscheinlich wichtigsten Vertreterinnen der Schriftgestaltung zeigt. Das Schriftmaterial besteht zum einen aus Fonts, zum anderen aus Bildmaterialien unterschiedlicher Quellen. Die Schriftmuster aus dem Netz lagen häufig nur in geringer Auflösung vor. 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 75 75 76 76 77 77 77 78 78 79 79 81 81 81 82 82 83 Hildegard Henning Elisabeth colwell Elizabeth Friedländer ilse schüle Gudrun Zapf-von hesse Margaret Calvert Gret Mengelt-Mergenthaler rosmarie tissi freda sack susan Kare kris holmes fiona G. Ross Carol twombly Zuzana licko Rosemary Sassoon Verena Gerlach Andrea Tinnes Sibylle Hagmann elena albertoni Veronika Burian Laura Worthington Alexandra Korolkova Alice savoie Marian Bantjes ulrike wilhelm Anna Simons Anna Maria Schildbach Patricia Saunders Hildegard Korger MaŁgorzata Budyta Geraldine Wade Veronika Elsner Clotilde olyff Klara Kvizova Nataliya Vasilyeva Nadine Chahine laura meseguer Jessica Hische Julia Sysmäläinen Winnie Tan Yvonne Schüttler Anna Giedryś 22 23 Hilde g a r d he nnin g Die Kartenschrift Belladonna wird dem Jahre 1912 zugeschrieben. Ihre Entwerferin war Hildegard Henning, vermutlich die erste Schriftdesignerin Deutschlands. All meine Internetrecherchen, mehr über Henning zu erfahren, blieben leider erfolglos. http://www.klingspor-museum.de/KlingsporKuenstler/ Schriftdesigner/Henning/HHenning.pdf Bell adonna http://wlt.typography.netdna-cdn.com belladonna Kartenschrift 1912 24 25 Paris was a woman Frauenwahlrecht Emanzipation feminismus E l iza be t h Colw e l l Elizabeth Colwell (1881–1954) war amerikanische Künstlerin, die Landschaften und florale Stilleben als Aquarelle und Pastellkreidezeichnungen anfertigte. Sie hatte mehrere Ausstellungen und war Mitglied der Chicago Society of Artists sowie Society of Independent Artists. Colwell Handletter ist die einzige Schrift, die ihr zuzuschreiben ist. Sie könnte allerdings, so wird vermutet, auch von jemand anderem auf Grundlage von Colwells Werk gestaltet worden sein, so Luc Devroye. Der Schriftgestalter Nick Curtis interpretierte 2002 Colwell auf seine Weise mit der McKenna Handletter, herausgegeben von Nick’s Fonts.* * Vgl. http://luc.devroye.org/fonts-51178.html Rosa Luxemburg · Clara Zetkin · Emma Goldman Getrude Stein · Alice B. Toklas · Colette Virginia Woolf · Vita Sackville-West · Djuna Barnes & 1.234 567 890 other female voters ! ¶ abcdefghijklmnopqrstuvwxyz abcdefghi j kl m n op q rs tu v w x yz { � � � † ‡ } ( þ ƒ ¼ ½ ¾ ) Colwell Handletter 36/30/18/14/12 pt Freefont von Apostrophe Font (Fleisch & Apostrophe, 2000) Colwell Handletter 1916/17 26 27 Elisabeth Friedländer E l iza be t h F r ie dl ä nde r 1903 in Berlin geboren, studierte Elizabeth Friedländer bei Emil R. Weiß an der Berliner Akademie. Nachdem sie 1936 nach Geboren am 10. Oktober 1903 in Berlin, gestorben 1984 in Summercove, Italien und 1939 nach England ging, verstarb sie 1984 in Irland. Studium an der Berliner Akademie bei Emil R. Weiß. 1936 ging Summercove, Irland. Neben ornamentalen Einfassungen für Linotype und Monotype sie nach italien und 1939 nach England. Sie entwarf auch Einfassungen war sie u. a. als Grafikdesignerin für das Ullstein Journal für Linotype und Monotype. Die Dame sowie als freischaffende Designerin für Werbefirmen und den Penguin Verlag tätig. Der elegante Font Elizabeth wurde von Georg Hartmann, seinerzeit Seniorchef der Bauerschen Giesserei, als ›einer der schönsten, der je produziert wurde‹*, bezeichnet. 1999 erschien bei Beatty Type die Version Elizabeth F. Elisabeth Antiqua 1936 Bauersche Gießerei Neufville 2005 wurde Elizabeth ND von Andreu Balius um die Kursive erweitert. Elisabeth Friedländer * http://www.neufville.com Elisabeth 1937 Bauersche Gießerei Geboren Kursiv am 10. Oktober 1903 in Berlin, gestorben 1984Neufville in Summercove, Irland. Studium an der Berliner Akademie bei Emil R. Weiß. 1936 ging sie nach italien und 1939 nach England. Sie entwarf auch Einfassungen 2005 digitalisiert durch Andreu Balius für Linotype und Monotype. Elisabeth Antiqua 1936 Bauersche Gießerei Neufville Elisabeth Kursiv 1937 Bauersche Gießerei Neufville 2005 digitalisiert durch Andreu Balius Elizabeth ND / Elizabeth NDLiteratur: kursiv http://luc.devroye.org/fonts-37298.html http://www.klingspor-museum.de Hudson-Wiedenmann, Ursula/Schmeichel-Falkenberg, Beate (Hrsg.): Grenzen überschreiten. Frauen, Kunst und Exil. Würzburg 2005 Paucker, Pauline: New Borders: The Working Life of Elizabeth Friedlander. Oldham 1998. http://www.klingspor-museum.de Elizabeth elizabeth 1938 | Bauersche Giesserei & kursiv ND Andreu Balius 2005 | Neufville Digital 28 29 Wirtschaftswunder der 50er Jahre: | Gebrochenes ’Schwarzwaldmädel’ il se s c hül e Die Rhapsodie wird zur Gattung der Bastarda, eine Spätform der Texturschriften, gezählt. Die Zierschrift, die Merkmale der spätgotischen Kursive aufweist, ist bis heute als Bleisatzschrift erhältlich. Ilse Schüle, geboren am 17. Juni 1903 in Vaihingen an der Enz; gestorben am 4. Dezember 1997 in Schwäbisch Hall (gebürtige Bentel) studierte bei Prof. Friedrich Hermann Ernst Schneidler Schriftgestaltung und Gebrauchsgrafik. Sie arbeitete von 1925–29 als dessen Mitarbeiterin und Dozentin an der Kunstgewerbeschule Stuttgart und entwarf u. a. Bucheinbände für die Deutsche-Verlags-Anstalt Stuttgart. Ihre Arbeiten fanden international Anerkennung. Vgl. http://www.fraktur.de/schriftkuenstler/ischuele/index.htm oder „Die Sünderin” mit der einzigartigen Hildegard Knef [\] abcdefghijklmnopqrstuvwxyzäöüß à á â ãäåæçèéêëìíîïı"#$%&’(!)*,-./:;±≤≥ñòóôõöøùúûü∏œ∫ÿ ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZÄÖÜ 198 754 320 ◊ Sie haben die Wahl, verehrte Damen! Rhapsodie 42/30/24/12pt Font: Dan X. Solo, 1998, Dover Publication Inc., New York rhapsodie 1951 | Ludwig & Mayer 30 31 Die Fünfziger Jahre doris day & audrey hepburn burschikose Eleganz und grazile Gelassenheit diotima sieht es so: abcdefghijklmnopqrstuvwxyz ,.-1234567890ß;:_ abcd e fg hijklmnopq r st u v w x y z !"§$&/()=? und kombiniert die Italic mit den Initialen der Ariadne Gudr un Za pf-von he ss e Der Name Zapf ruft wohl in jeder Person, die sich mit Schrift beschäftigt, sofort Bilder hervor. Gudrun Zapf-von Hesse, Ehefrau von Hermann Zapf, entwarf für die Stempel AG mehrere Schriften. Als Werk- und Akzidenzschrift erschien 1953 die Diotima, die 1955 als Kursive im Handschnitt ausgeführt wird. 1954 der Fachwelt auf der drupa* erstmals präsentiert, wird die Diotima-Gruppe im gleichen Jahr um die Ariadne-Initialen erweitert. Die gelernte Buchbinderin erhielt 1991 den Frederic W. Goudy Award, die höchste amerikanische Auszeichnung auf dem Gebiet der Schrift- und Buchkunst. http://www.schreibwerkstatt-klingspor.de/index.php/ lebendiges-archiv/vitae/34-gudrun-zapf * früher auch DRUPA,(…) weltgrößte Messe der Printmedien, (…) findet seit 1951 alle drei bis fünf Jahre in Düsseldorf statt. http://de.wikipedia.org/wiki/Drupa Und die Achtziger? Madonna, Ki m Wild e & J e n n i f e r B e a l s lauter Stil und mutige Auftritte Car mina liefert diese Schönheiten: abcdefghijklmnopqrstuvwxyz ,.-1234567890ss;:_ abcdefghi jk l mnopqr s t u vw x y z !"§$&/()=? und kommt in black, black italic, bold, bold italic, medium, medium italic, light, light italic Diotima & Ariadne Initialen 30/23/14 /11 pt Carmina 24/16/ 14/11 pt Diotima 1952/53 | Stempel AG, Linotype Smaragd 1953 | Stempel AG, Linotype Ariadne 1954 | Stempel AG, Linotype Shakespeare 1968 | Linotype Carmina 1986 | Bitstream Nofret 1986 | Bertgold AG, Linotype Alcui 1991 | Linotype Christiana 1991 | Linotype Colombine 1991 | URW, Linotype 32 33 M a r g a r e t C a lv e r t Margarete Calvert prägt mit ihrer Gestaltung ein ganzes Land. Zusammen mit ihrem Kollegen, dem Designer Jock Kinneir entwarf die 1936 in Südafrika geborene Absolventin des Chelsea College of Art die Schriften Transport font und Rail Alphabet. Die Transport ist eine Variante der Akzidenz Gortesk, die für den Einsatz an britischen Informations- und Straßen schildern optimiert wurde und dadurch auch aus großer Entfernung gut lesbar ist. Calvert unterrichtete auch am Royal College of Art in London. 2011 überarbeitete sie gemeinsam mit ihrem ehemaligen Studenten Henrik Kubel die Schriften Transport und Rail Alphabet. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 416 http://designmuseum.org/design/jock-kinneir-margaret-calvert New R ail http://colt-rane.com/wp-content/uploads/nra-type-1.gif Tr ansport font http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/49/Transport_font.png http://www.designcouncil.org.uk Transport Font mit Jock Kinneir 1963 Rail Alphabet 1965 Calvert 1980 | Monotype Linotype New Rail Alphabet mit Henrik Kubel 2009 | newrailalphabet.co.uk 34 35 G r e t Me n g e lt-Me r g e n t ha l e r Die schweizerische Gestalterin Gret Mengelt-Mergenthaler entwarf 1963 in Zusammenarbeit mit dem EXPO -Designteam Martin Ballmer für die Schweizerische Landesausstellung EXPO 1964 die Kapitalschrift TEXPO. Die Schrift musste mittels einfachen Schablonen auf verschiedene Materialien appliziert werden und diente zur Beschriftung der Sektoren ›Bank, Versicherung und Handel‹. Weiterhin gestaltete sie mit dem Atelier Christian im Jahre 1977 Zeichen und Symbole für schweizerische Hotelführer, die auch in 10 pt lesbar sein mussten. Die Internetseite swisstypedesign.ch nennt neben MengeltMergenthaler unter den insgesamt 44 SchriftgestalterInnen nur vier weitere Frauen. Vgl. http://www.swisstypedesign.ch texpo http://www.mengelt-blauen.ch/Typefaces/texpo.html (Ausschnitte) Texpo 1963 36 ABBA came from SWEDEN to become DISCOQUEEN this font was made in switzerland Sinaloa / Sinaloa Initials 48 pt 37 r o sm a r ie t i ssi Geboren am 13. Februar 1937 in Schaffhausen in der Schweiz studierte Rosmarie Tissi an der Kunstgewerbeschule Zürich. Seit 1968 führt sie mit Siegfried Odermatt in Zürich ein eigenes Studio. Die Grafikerinnnen, die für ihre Plakatgestlatung bekannt ist, und deren Arbeiten mehrfach ausgestellt wurde, verwehrte sich der einengenden Strenge des Swiss Style, ohne dabei auf Modernität, Klarhait und Reduktion zu verzichten. Sie lehrte u. a. an der Yale University und gab diverse Workshops. 1974 wurde sie als eine der ersten Frauen in die Alliance Graphique Internationale (AGI ) aufgenommen. http://www.klingspor-museum.de/KlingsporKuenstler/Schriftdesigner/ Tissi/RTissi.pdf Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 573 Sonora 1972 sinaloa 1972 | Letraset, Linotype Mindanao 38 39 Post-Punk Patti Smith • Joan Jett & the Blackhearts The Slits • The Raincoats and jenson old style condensed abcdefghijklmnopqrstuvwxyz ab c d e f g h ij k l mnopqrst uvwxyz 1234567890ß;:_!"§$&/()=?,.- f r e da s ack 1951 in London geboren, arbeitete Freda Sack nach einem Grafik-Design- und Typografie-Studium zunächst bei Letraset International. Danach war sie als Senior Type Designer bei Hardy Williams Design in London im Bereich ›Kampagne und Corporate Type‹ u. a. für die englische Post und Renault tätig. Bei Typographics Systems International arbeitete sie seit 1980 an der Um- und Durchsetzung der Schriftgestaltung mit Hilfe der damals neu entwickelten Ikarus Software. In Zusammenarbeit mit Walter Tracy und Shelley Winter entstand die Headline Schrift für den Daily Telegraph. Sie gründete zwei Type Foundries, 1990 zusammen mit David Quay The Foundry, und zehn Jahre später Foundry Types. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 540 New Wave Blondie • Anne Clark • Alison Moyet Siouxsie and the Banshees and Proteus D light abcdefghijklmnopqrstuvwxyz abc defghijklmno p qrs tuvwxyz 1234567890ß;:_!"§$&/()=?,.- Jenson Old Style Bold Condensed 112/22/14 pt Proteus D Bold 76 pt | Medium 20 pt | Light 12 pt Victorian mit Colin Brignall und Nick Belshaw 1976 | Letraset Paddington 1977 | Linotype Jenson Old Style Bold Cond mit Colin Brignall 1982 | Linotype Proteus 1983 | Linotype Caslon 540 Italic Swashes 1981 | Letraset Orlando 1986 | ITC Stratford mit Adrian Williams | Elsner + Flake Vermont 1987 | ITC Ignatius 1987 | ITC Gillies Gothic Extra Bold 2009 | Letraset 40 41 susan Kare MACINTOSH 1st DISPLAY FONT Chicago abcdefghijklmnopqrstuvwxyz ab cd ef ghi jklmnop qr stuvwx yz 1234567890;:_!"$&/()=?,.- Susan Kare, deren Karriere bei Apple Inc. begann, arbeitete seit 1983 an tausenden von Ions für weltweit führende Softwarefirmen. Das MoMA in New York nennt sie ›a pioneering and influential computer iconographer‹*, da ihre Icons ihre Funktion sofort und einprägsam kommunizieren würden. Kare meint, dass gute Icons eher wie Straßenschilder denn Illustrationen funktionieren sollten. Kare zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie Zeichen mit nur wenigen Pixeln gestaltet, sie verzichtet dabei in erster Linie auf unnötige Details. Der erste Macintosh-Font, entworfen 1983, war Chicago. Kare meint, dazu: ›It was especially enjoyable because the Macintosh was able to display proportional typefaces, leaving behind the tyranny of monospace alphabets with their narrow m’s and wide i’s.‹** Steve Jobs regte Kare und ihren Partner Andy Hertzfeld dazu an, den ersten Macintosh-Fonts Namen von Weltstädten zu geben. So entstanden neben Chicago weitere Bitmap-Fonts wie New York, San Francisco, Venice, London, Athens, Toronto und Geneva. Die TrueType-Versionen von Chicago, Monaco, Geneva und New York wurden allerdings von Charles Bigelow und Kris Holmes weiterentwickelt. * http://kare.com/about/bio.html ** www.folklore.org/StoryView.py?project=Macintosh&story= World_Class_Cities http://www.myfonts.com/person/Susan_Kare/ macintosh-Icons http://kare.com chicago 12 pt k are mini-food / K are dingbats / K are biology http://kare.com chicago 1983 | Apple Computer Geneva 1983 | Apple Computer New York 1983 (?) | Apple Computer Toronto 1983 (?) | Apple Computer Kare five dots / five dots serif (?) | kare.com Kare six dots / six dots serif (?) | kare.com 42 In 1985 you were a material girl while Madonna was Like a Virgin. Katrina & The Waves were Walking On Sunshine* But Sade is in need of a »smooth operator« 43 k r i s hol me s An ihren Schriften kommt niemand vorbei. Kris Holmes studierte Kalligrafie und Modernen Tanz und war in ihrer beruflichen Laufbahn an der Gestaltung und Ent wicklung von etwa 100 Schriften beteiligt. Die bekannteste ist wohl die Familiensippe Lucida, die mit und ohne Serifen, als handgeschriebene und Typewriter-Version erhältlich ist. Die seit 1985 in Zusammenarbeit mit ihrem ehemaligen Kommilitonen Charles Bigelow entwickelte Schrift, die zunächst für niedrig auflösende Laserdrucker konzipiert wurde und nahezu auf jedem Rechner installiert ist, kann auch mit einer Blackletter-Variante aufwarten. Holmes unterrichtete u. a. an der Portland State University Schriftgestaltung. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 477 f. http://www.klingspor-museum.de/KlingsporKuenstler/Schriftdesigner/ Holmes/KrisHolmes.pdf Eurythmics would (never) lie to you ! We [all] belong to Pat Benatar & Cindy Lauper ? {She just wanted to have fun} Lucida Family Sans Typewriter 19 pt | Roman 37 pt | Bold Italic 52 pt | Grande 34 pt Handwrting 23 pt | Sans Typewriter Bold 27 pt | Calligraphy 33 pt | Bold 57 pt Italic 30 pt | Sans 24 pt | Blackletter 48,/28 pt Leviathan 1978 | Arion Press Wingdings 1, 2, 3 1982 | Microsoft Shannon 1982 | Linotype Sierra 1989 | Linotype Isadora 1989 | Linotype Syntax Phonetic mit Hans E. Meier für indianische Sprachen 1991 Monaco 1991 | Apple Computer New York 1991 | Apple Computer Aplle Chicago 1991 | Apple Computer Apple Geneva 1991 | Apple Computer Apple Chancery 1994 | Apple Computer Apple Textile 1998 | Apple computer Lucida Family 1984–1994 | Elsner + Flake, Linotype Kolibri URW++ 44 45 उऊऋऌऍऎए षस����क़ fiona G . R o ss In ihrem Kernteam bei der britischen Linotype, wo sie die erste weibliche Managerin war, beschäftigte sie ausschließlich Frauen. Fiona Ross, die sich auf Non-Latin Type Design spezialisiert hat, studierte Sanskrit und Pali und promovierte in Indischer Paläologie. Seit 2003 lehrt sie an der University of Reading Typografie. Neben zahlreichen Forschungsreisen und Vorträgen setzte sie DTP -Systeme bei indischen Zeitungsherausgebern durch und gestaltete sowohl arabische als auch indische Schriften, wie etwa Devanagari oder Adobe Thai für Linotype. Sie ist außerdem als Beraterin für Firmen wie Adobe oder Apple tätig. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 535 f. ������� Devanagari 36/48/72 pt LT Bengali 1981 | Linotype Devanagari mit Tim Holloway, John Hudson, 2005–2010 | Tiro Typeworks, Adobe adobe thai mit Tim Holloway, John Hudson 2005 | Adobe Adobe Arabic 2005 | Adobe Vodafone Hindi 2007 | DaltonMaag Manorama Rohini mit Georgina Surman Sheeraz mit Tim Holloway | Linotype Araliya mit Georgina Surman, Donna Yandle 46 47 Rhode Island, Los Altos! Mykonos – lesbos. rom & venedig + Just All Over The Whole Wide World ! Mir ar ae Roman | Bold 30 pt Lithos Pro Regular | Black 30 pt Tr ajan Pro Regular | Bold 30 pt Myriad Pro Light Condensed | Condensed Semibold | Condensed Semi Condensed | Light Regular | Semibold | Black SemiExtended 30 pt C a r ol t wombly Während ihres Studiums an der Rhode Island School of Design arbeitete Carol Twombly in der Firma Bigelow & Holmes, lernte von Kris Holmes Schriften zu zeichnen und mit der Ikarus Software zu arbeiten. Ihre erste Schrift Mirarae wurde 1984 ausgezeichnet und von Morisawa vertrieben. Twombly, geboren 1959 in den USA, war Mitglied des Schriftentwicklungsteams bei Adobe. 1994 wurde sie mit dem Prix Charles Peignot ausgezeichnet. Der Preis, der von der ATypI in unregelmäßigen Abständen an herausragende Schriftgestalter vergeben wurde, ging damit erstmals an eine Frau. Twombly taucht in ihren Arbeiten tief in die Schriftgeschichte ein. Lithos und Trajan beispielsweise sind inspiriert von antiken und römischen Schriften. Die Chaparral vereint traditionelle Buchschriften des 16. mit den serifenbetonten des 19. Jahrhunderts. Bei ihren Adaptionen orientiert sie sich sehr nach Originalaufzeichnungen und weniger an Bleisatz- oder Fotosatzvorlagen, bei denen es bereits Abweichungen zu den ursprünglichen Entwürfen geben kann. Die Myriad ist seit vielen Jahren Systemschrift von MacintoshComputern. Die serifenlose Schrift aus dem Jahr 1992, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Adobe-Kollegen Robert Slimbach, war eine der ersten Multiple-Master-Schriften. 1999 zog sich Twombly aus der Schriftgestaltung zurück. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 575 f. mirarae 1984 | Morisawa Bitstream lithos 1989 | Adobe, Linotype trajan 1989 | Adobe, Linotype Charlemagne 1989 | Adobe, Linotype Adobe Caslon 1990 | Adobe, Linotype myriad mit Robert Slimbach 1992 | Adobe, Linotype Viva 1993 | Adobe, Linotype Zebrawood 1994 | Adobe, Linotype NueVa 1994 | Adobe, Linotype Pepperwood 1994 | Adobe, Linotype chaparral 2000 | Adobe, Linotype 48 unconventional & INDEPENDENT [universal] pussy jane was her women—wasn’t she! full frontal experimental UNDERGROUND society technophil aber nie homophob 49 Zuza na l icko Die 1961 in der Tschechei geborene Licko studierte von 1981–1985 an der UC Berkley (USA). Mit dem Programm Font Editor begann sie bald mit Schrift zu experimentieren. Bei Adobe Systems arbeitet sie an der Entwicklung der PostScript-Technologie mit. Zusammen mit ihrem Partner Rudy VanderLans gründete sie das Magazin Emigre, bei dessen Gestaltung ihre Schriften regelmäßig zum Einsatz kamen. Das Magazin ignorierte herkömmliche Vorstellung von Lesbarkeit oder Rasterhaltigkeit. Emigre Fonts, 1985 gegründet, war die Plattform für experimen telle Schriften, die aus den Möglichkeiten der damaligen digitalen Technik entstanden. Licko gestaltete in der Frühphase der Computertechnologie zunächst Pixelfonts. Auch als Antwort auf die Frage nach einer adäquaten Formsprache dieser Zeit. In den 1990er-Jahren interpretierte sie Schriftklassiker wie Baskerville oder Bodoni neu und lieferte mit ihren Schriften Mrs Eaves oder Filosofia zeitgemäße Varianten, die sie um zahlreiche Ligaturen erweiterte. 2010 entstand die Sans-Serif Schrift Mr Eaves. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 501 f. Sarah was her name baskerville not her master and she comes with a lot of ligatures this means she is very suitable for chic events pure elegance & plain Style {very much indeed} Triplex Light | Regular 30 pt || Extrabold / Bold 52 pt Tarzana Narrow Regular | Italic | Bold | Bold Italic 30 pt Lunatix Light 30/38 pt | Bold 38 pt Solex Medium Italic | Regular | Bold | Black Italic 35 pt Mrs Eaves Roman | SC 17 pt | JustLig 14 pt | Medium Italic 27 pt Filosofia Regular | SC | Bold | Italic 35 pt || Unicase 35 pt Lo Res 1985/2001 Modula 1985 oakland 1985/2001 Matrix II 1986 Citizen 1986 Oblong 1988 Senator 1988 Elektrix 1989 Triplex 1989 Variex mit Rudy VanderLans 1988 Tarzana 1989 Journal 1990 Totally Gothic & Glyphic 1990 Tall Pack 1990 Lunatix 1991 Narly 1993 Dogma 1994 Base 9 & 12 1995 Soda Script 1995 filosofia 1996 mrs. eaves 1996 Base Monospace 1997 Solex 2000 mr.Eaves Sans 2009 Base 900 2010 | alle Emigre Fonts 50 51 R o se m a ry S a ss o on lesen, schreiben, malen, zeichnen essen, trinken, ruhen,schlafen kochen, backen, fegen, putzen Schwester, Bruder, Mutter, Vater Tante, Onkel,Oma, Opa Familie, Verwandte, Freunde Kindergarten, Schule Die gelernte Schriftschreiberin und Gestalterin Rosemary Sassoon entwickelte und untersuchte Methoden, die im Zusammenhang mit der Entstehung von Handschriften, bzw. des Schriftschreibens stehen. Als Ergebnis eines Forschungsprojekts von Schreib- und Lesegewohnheiten von Kindern, entstand zwischen den Jahren 1987/88 und 1998 in Zusammenarbeit mit Adrian Williams die Schriftfamilie Sassoon Family. Das Besondere an ihrer Forschung war, dass sie direkt mit Kindern zusammen arbeitete. Die Ergebnisse der Untersuchung, aber vor allem die Urteile und Kommentare der Kinder waren entscheidend für die Gestaltung der Sassoon Primary. Desweiteren setzte sich Sassoon damit auseinander, wie Typo grafie die Informationsaufnahme beeinflussen kann. Ihre Untersuchungen hier bezogen sich vor allem auf den Bereich der modernen Kommunikation, also Bildschirmschriften, ScreenLayout oder die Bild-Text-Beziehungen. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 541 f. Studium, Arbeit Büro, Geschäft sassoon primary 10/12/14/18/28/28/30/40/46 pt Sassoon Family 1987–1998 | Linotype 52 53 v e r e na g e r l ac h Verena Gerlach, die 1971 geboren wurde und in Berlin an der Kunsthochschule Weissensee ›Visuelle Kommunikation‹ studiert hat, eröffnete 1998 unter dem Namen fraugerlach ihr eigenes Studio. Neben Grafikdesign, Typografie und Schriftgestaltung war sie auch als Art-Director für einige Video-Clips zuständig. Von 2003 bis 2009 unterrichtete sie Typedesign an der Designakademie Berlin. Gerlach hält weltweit Vorträge und gibt Workshops zum Thema ›Schriftgestaltung‹. Inspiration für ihre Schriften findet Verena Gerlach im öffentlichen Raum. Ihre Schrift Karbid orientiert sich an Ladenbeschriftungen und Verkehrszeichen des letzten Jahrhunderts. Ihre Schrift Blinkenlights zierte das Haus des Lehrers in Berlin im Winter 2000/2001 als Lichtinstallation. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 451 http://www.fraugerlach.de Let’s keep the Memory alive: save all beautiful typefaces abcdefghij Keep an open mind, heart & Eye Let’s see what happens! EF Ar anea http://www.fraugerlach.de PTL V ielzweck http://www.fraugerlach.de k arbid Normal 30 pt | Normal Caps | Figures | Bold Caps 17 pt | Extra Bold 30 pt LT PIDE NASHI 1996 | Linotype EF ARANEA 1997 | Elsner + Flake FF KARBID 1998 | Fontshop FF CITYSTREET TYPES EAST/west mit Ole Schäfer 2000 | Fontshop BLINKENLIGHTS 2001 | Primetype PTL LORE 2002 | Primetype PTL TOUJA SANS/SLAB 2002 | Primetype PTL TRAFO 2002 | Primetype PTL BUGIS 2004 PTL TEPHE 2002/2006 VICEROY mit Andrea Tinnes 2007 FF CHAMBERS SANS 2008 | Fontshop PTL VIELZWECK 2009 | Primetype FF KARBID PRO 2011 | Fontshop 54 55 A ndr e a T inne s 2004 gründete Andrea Tinnes typecuts. Ziel der Grafik-Designerin, die seit 2007 an der Burg Giebichenstein in Halle als Professorin für Schrift und Typografie arbeitet, war es, unter einem unabhängigen Schrift- und Designlabel ihre eigenen Schriften zu veröffentlichen und zu vertreiben. In ihrem Büro in Berlin arbeitet Tinnes für Klienten, aber auch an selbstinitiierten Projekten. http://www.typecuts.com ptl roletta ›Beat that if you can‹, Slanted 12, S. 46 Volvox 1999–2001 Haircrimes 2000–2001 WeddingSans 2002 DasDeck 2000–2001 Switch 2002 Eastern Columbia 2005 Broadway Hollywood 2005 PTL Skopex Gothic 2000–2006 PTL Skopex Serif 2000–2006 Viceroy mit Verena Gerlach 2007 PTL Roletta Sans 2004–2010 PTL Roletta Slab 2004–2010 | alle typecuts 56 57 Si byl l e Hagm a nn Sie studierte an der School of Design in Basel und machte ihren Master of Arts 1996 am California Instituts of Arts. Bevor Sibylle Hagmann 2000 nach Houston ging, wo sie ein Designbüro unter dem Namen Kontour hat, war sie Direktorin für Grafik Design und Druck an der School of Architecture an der University of Southern California in Los Angeles. 1999 vervollständigte sie ihre Schriftfamilie Cholla, die noch im selben Jahr bei Emigre herausgegeben wurde. Odile erschien 2006 und wurde mit dem Swiss General Design Award ausgezeichnet. Hagmann, die an mehreren südkalifornischen Schulen unterrichtete, präsentiert ihre Arbeiten international auf Typo-Konferenzen und Bildungseinrichtungen. Seit 2002 hat sie eine Professur an der University of Houston, School of Art, Graphik Communications program. 2005 erschien in der Zeitschrift Visual communication unter dem Titel ›Non existent Design: Women and the Creation of Type‹ ein von ihr verfasster Artikel, in dem sie untersucht, warum Frauen in der Schriftentwicklung unterrepräsentiert sind. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 465 Elido ›Beat that if you can‹, Slanted 12, S. 63 Odile http://kontour.com/typefaces_odile cholla 1999 | Emigre Fonts Odile 2006 | Village Elido 2007–2010 | Village 58 59 e l e na a lbe r toni Sie studierte an der École Supérieure d’Art et de Design in Amiens, Frankreich und spezialisierte sich anschließend auf Schriftgestaltung an der Typo at École Estienne in Paris. Die italienische Desgnerin Elena Albertoni arbeitete für Luc(as) de Groot bei LucasFonts und gründete zusammen mit dem Gestalter Fritz Grögel LetterinBerlin. In ihrem Studio widmen sie sich vor allem dem Lettering. Mit dem französischen Designer Pascal Duez führt sie die Typefoundry anatoletype. http://www.anatoletype.net/about acuta ›Beat that if you can‹, Slanted 12, S. 59 scritta http://luc.devroye.org Scritta 2002/2005 | anatoletype Kigara 2003 | anatoletype Dyna 2003/2005 | anatoletype Dolce 2004/2005 | anatoletype Deja Rip 2009 | anatoletype acuta 2010 | anatoletype Novell Vague 2011 | anatoletype 60 Elektro Punk Feminists like Chicks On Speed, the great Hanin Elias or Peaches! 61 V e r onik a B ur i a n 2003 machte sie in Reading ihren Master in Typeface Design. Zuvor hat die 1973 in Prag geborene Veronika Burian in München Industriedesign studiert. 2004 wurde ihre Schrift Maiola von TDC mit dem Certificate of Excellence in Type Design ausgezeichnet. 2006 gründete sie mit dem Argentinier José Scaglione, den sie in Reading kennenlernte, die Type Foundry TypeTogether. Die Schriften der Foundry zeichnen sich durch eine ›saubere Lesbarkeit‹ aber auch ein ›hohes Maß an Persönlichkeit‹* aus. Bis 2007 war Burian bei DaltonMaag in London tätig. * http://www.slanted.de/eintrag/veronika-burian-typografische-kuppelei Lesbians On Ecstasy (oh YEAH) & Le Tigre »Kathleen Hanna + J. D. Samson + Johanna Fateman« go everywhere. birdy 42 pt Maiol a Pro SC Regular | Bold 36 p Italic Regular & Bold 32/50 pt | Regular & Bold 19/60/72 pt FF Maiola 2005/2011 | Fontshop Crete 2007 | Linotype Ronnia 2007/2008 | Linotype Stroudley 2007 | Linotype King’s Caslon mit Ron Carpenter, Marc Weymann 2007 | Linotype tondo 2007 | Dalton Maag, Linotype Karmina mit José Scaglione 2007/2009 | Linotype Athelas mit José Scaglione 2008 | Linotype Bree mit José Scaglione 2008 | Linotype Adelle Light mit José Scaglione 2009 | Linotype Abril Text 2011 | TypeTogether Birdy _ Freefont 62 63 L aur a Wor t hin gton Ein Professor im College zeigte ihr in einem Design-Buch ein Kapitel über Lettering. Ihr Kollege Charles Borges de Oliveira brachte ihr die digitale Gestaltung von Schrift näher. »All letters must work together in a virtually infinite number of combinations« sagt Laura Worthington über Typedesign, und dass sie hunderte von Buchstaben schreibt, bis sie einen Font daraus gestaltet. Ihr Ziel ist es, etwas einzigartiges und gut gestaltetes zu schaffen, und damit eine Nische in dem überfüllten Schriftmarkt zu füllen. Mit ihren Schriften, in denen sich häufig Alternativ-Buchstaben und Ornamente befinden, will sie ihrer Leidenschaft für Schriftgestaltung Ausdruck geben und unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten anbieten. http://www.myfonts.com/foundry/Laura_Worthington/ Tiva Yana L adybird alle: http://www.fontspring.com Grindel Grove 2009 | Linotype Bianca 2010 | Linotype Greeting Cards abc 2010 | Linotype Ladybird 2010 | Linotype Liam 2011 | Linotype Origins 2010 | Linotype Recherche 2010 | Linotype Regina 2010 | Linotype Sepian 2010 | Linotype Sheila 2010 | Linotype Tiva 2010 | Linotype Yana 2010 | Linotype Wallflowers 2011 | MyFonts Alana 2011 | Linotype Shelby 2011 | MyFonts Samantha 2011 | Linotype Nelson 2011 | MyFonts 64 65 A l ex a ndr a Kor olkova Alexandra Korolkova studierte bis 2003 Type Design an der Moscow State University of Printing Arts. Die mehrfach ausgezeichnete Gestalterin unterrichtet auch Schriftgestaltung und Kalligrafie an verschiedenen Designschulen in Moskau. Seit 2007 ist sie Mitglied der Moscow Union of Artists. http://www.myfonts.com/person/Alexandra_Korolkova Gorodets 2009 Circe 2011 | ParaType Airy 2010 | ParaType Leksa Sans / Leksa Serif 2008 | ParaType Blonde Fraktur 2010 | ParaType Cless 2010 PT Sans Pro / Serif Pro Leksa / Leksa Sans http://cdn.ilovetypography.com mit Olga Umpeleva, Vladimir Yefimov 2011 | ParaType 66 67 A l ic e s avoie Der ›Shooting Star‹* (eine Bezeichnung, die erst in jüngerer Zeit auch Frauen tragen) der Typografieszene lebt und arbeitet in Großbritannien. 1984 in Frankreich geboren studierte Alice Savoie in Paris und machte in Reading ihren MA in Typedesign, wo sie die Schrift Capucine entwickelte. Von 2008 bis 2010 arbeitete sie für Monotype Imaging. Seitdem arbeitet Savoie an ihrem PhD in Reading. Die Schrift Ysobel, an der sie mitgearbeitet hat, wurde 2010 vom TDC ausgezeichnet. * Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 543 Capucine http://processtypefoundry.com Rotis II Sans http://typedia.com Ysobel mit Robin Nicholas 2009 | Linotype capucine 2010 | Process Type Foundry Rotis II Sans mit Robin Nicholas 2011 | Linotype 68 69 Marian Bantjes Designerin, Typografin, Autorin, Illustratorin. Marian Bantjes begann 1984 als Setzerin zu arbeiten. Zehn Jahre später eröffnete sie ihr eigenes Studio und beschäftigte dort bis zu 12 Personen. 2003 ließ sie all dies zurück und ging der Liebe statt dem Geld nach: sie fertigte Arbeiten an, die ihrer Meinung nach höchstpersönlich, zwanghaft, manchmal einfach nur bizarr waren In dieser Zeit begann sie auch für den Design weblog Speak Up zu schreiben, und erreichte durch ihre vorlauten, aber durchdachten Artikel bald Anerkennung unter den Bloggern. Bantjes ist bekannt für ihre detaillierten und präzisen Arbeiten, die eine Mischung aus Muster und Ornamenten mit oft handgeschriebener Typo sind. Ihre Arbeiten sind in Magazinen, Anzeigen und speziellen Projekten zu sehen. Zu ihren internationalen Kunden kann sie Saks Fifth Avenue, Penguin Books und die New York Times zählen. http://www.bantjes.com/about-me/bio-and-photo restr aint font »an ornament font which happens to contain letterforms« http://4.bp.blogspot.com Restraint font mit Ross Mills 2010 | Tiro Typeworks 70 71 ulr ik e w ilhe l m LiebeDoni 2008 machte Ulrike Wilhelm mit dem Schwerpunkt Illustration ihren Hochschulabschluss. Ihre Liebe(vollen) Illustration packte sie ein Jahr später ins OpenType-Format und vermarktete sie über ihr eigenes Label LiebeFonts bei MyFonts. 2010 entstand die handgeschriebene LiebeErika, die von MyFonts unter die Top Ten der besten Schriften des Jahres 2010 gewählt wurde. 2011 folgte dann die Hommage an Italien(ische Schriftgestaltung): LiebeDoni. http://liebefonts.com lliebedoni liebeerik a liebetweet alle:http://ulrikewilhelm.de liebemenue Lettering 2010 | LiebeFonts, MyFonts liebeerika 2010 | LiebeFonts, MyFonts liebedoni 2011 | LiebeFonts, MyFonts 72 73 mehr , I ve been waiting for so long to see your face. I tried this one time and there was a huge line , and now we re standing in this very small space.* Nadia Serif Nadia knechtle *tres bien le tigre ›Feminist Sweepstakes‹ 74 75 A nna Simon s Geboren 1871 gehört Anna Simons zu den SchriftkünstlerInnen, die als VertreterInnen der modernen Buchkunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählen. Simons, die an der Preußischen Kunstakademie als Frau nicht zugelassen wurde, begann ihre Karriere in England. Dort studierte sie zwischen 1896 und 1903 am Royal College of Art in London. Sie lernte bei Edward Johnston und übersetzte dessen Buch Writing & Illumination & Lettering 1910 ins Deutsche und kann als Vermittlerin zwischen englischer und deutscher Buchund Schriftkunst gelten. Sie unterrichtete außerdem an den Kunstgewerbeschulen in Düsseldorf (1905) und München (1914), wo sie um 1928 mit der Verleihung des Professorentitels ausgezeichnet wurde. Simons arbeitete ab 1918 für die Bremer Presse. Sie gestaltete Initialen, Titelblätter und Umschlagsentwürfe. Ein Großteil ihrer Arbeiten wurden bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zerstört. 1951 verstarb Simons. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S.552 A nna M a r i a S c hildb ac h In einer Chronik der Stempel AG sind sie und Gudrun Zapfvon Hesse von insgesamt 48 aufgeführten Personen, die für die Stempel AG Schriften gestalteten, die einzigen Frauen. Schildbach wurde 1924 geboren und arbeitete als Grafikerin und später als Lehrerin. 1954 entwarf Anna Maria Schildbach die Montan, eine Kapitalschrift. Meinen Recherchen zufolge nur in einem Boldschnitt erhältlich, der bislang nicht digitalisiert wurde. Geschichte der Schrift (Ausschnitt) Anna Simons Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) http://www.klingspor-museum.de/KlingsporKuenstler/Schriftdesigner/ Jovis, März 2012, S.148 Schildbach/AMSchildbach.pdf 76 77 abcdefghijklmno pqrstuvwxyz abcdefghijklmn opqrstuvwxyz 12334567890 NYC webdings Geraldine Wade (a–z, A–Z, 1–0, NYC) mit Vincent Connare, Sue Lightfoot und Ian Patterson Pat r ic i a S au n de r s Patricia Saunders, die seit 1951 für Monotype arbeitete, war an vielen Schriften beteiligt. Die bekannteste davon ist die Arial, die 1982 in Zusammenarbeit mit Robin Nicholas entstand. Mono Janson, ebenfalls mit Nicholas, Columbus, zusammen mit David Saunders aus dem Jahre 1992, sowie Monotype Corsiva sind weitere Schriften, an denen sie mitarbeitete. http://www.klingspor-museum.de/KlingsporKuenstler/Schriftdesigner/ Saunders/PSaunders.pdf Hi l de g a r d Kor g e r Nach einem Studium an der FH für angewandte Kunst in Heiligendamm und der Hochschule für Graphik und Buchkunst in Leipzig war Hildegard Korger, geboren am 18. Juni 1935 in Reichenberg, als Gebrauchsgrafikerin selbständig. Seit 1965 arbeitete sie an der HGB in unterschiedlichen Positionen. Zunächst als Lehrerin für Schriftgestaltung, später als Dozentin. Seit 1992 hat sie eine Professur inne. Ihre Schriften Kis und Kis kursiv, entwickelt für den Fotosatz, erschienen im VEB Typoart, der Volkseigenen Schriftgiesserei der ehemaligen DDR in Dresden. Digitalisierte Version werden seit 2009 bei Elsner + Flake unter dem Namen Kis Now herausgegeben. In Zusammenarbeit mit Erhard Kaiser in einer überarbeiteten und ergänzten Form. M a Ł gor zata B udy ta Die polnische Schriftgestalterin Małgorzata Budyta, entwickelte die Kurier im Jahre 1975 als Diplomarbeit im Fach Schriftgestaltung unter Roman Tomaszewskt. 2005 digitalisierte Janusz Marian Nowacki die Schrift und erweiterte sie. Ebenso als Freefont erhältlich ist Iwona. http://luc.devroye.org G e r a ldine Wa de Die Typografin und Programm-Managerin von Microsoft war zusammen mit Vincent Connare, Sue Lightfoot und Ian Patterson beteiligt an der Gestaltung der Webdings (1997). In Zusammenarbeit mit John Hudson entstanden auch die Schriften Nyala (2004) und Sylfaen (1998). Letztere auch mit W. Ross Mills. Wade war insgesamt zwölf Jahre für Monotype tätig. http://www.klingspor-museum.de/KlingsporKuenstler/Schriftdesigner/ Wade/GWade.pdf V e r onik a E l s ne r Die Mitgründerin der Foundry Elsner + Flake, finanzierte sich bereits in den 1970er Jahren das Studium an der Fachhochschule für Gestaltung Hamburg mit dem Digitalisieren von Schriften. 2010 umfasste die Schriftbibliothek der 1992 gegründeteten MailOrder-Firma Elsner + Flake rund 2500 Schriften. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) http://www.fonts4ever.com/portrait_typeface.php?id=5 Jovis, März 2012, S. 439 78 79 frutiger Ar abic nadine chahine mit Adrian Frutiger pall ada Nataliya Vasilyeva www.arabictype.com http://www.paratype.ru Cl o t i l de olyf f Die gebürtige Amerikanerin studierte an der École Supérieure des Arts de l’image ›Le 75‹ in Brüssel, wo sie seit 1993 eine Professur hat. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für Schrift zu stärken. Ihre Mittel sind ein verspielter Umgang mit Schriften, die sie eigens dafür gestaltet und in verschiedenen Medien – vom Plakat bis hin zum typografischen Spiel – einsetzt. Nata l iya Va silye va Die aus Russland stammende Natalia Vasilyeva ist Schrift- und Buchgestalterin sowie Kalligrafin. Darüberhinaus arbeitet sie als Verlegerin und Herausgeberin, mit Fotografie und ComputerDesign. Als Typedesignerin arbeitet sie für ParaType und hat mehrere Schriften veröffentlicht, u. a. Adonis, Sans Rounded, Vesna, Hortensia, Margarita, Natali Script, Nat Vignette. Sie war außerdem verantwortlich für den Ausbau des kyrillischen Zeichensatzes der Bitstream Zapf Elliptical 711, Bitstream Mister Earl, Motiv und weiterer Schriften. http://www.myfonts.com/person/Natalia_Vasilyeva/ Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) K l a r a Kvi z ova Tschechische Schriftgestalterin, die auch das Zivel-Magain, eine Plattform für typografische Experimente der tschechischen Schriftgestalter, gegründet hat. Ihre Schriften Hovado und Excholer enstanden 1995. Na dine C hahine Verantwortlich für die arabischen Varianten von Helvetica, Palatino und Frutiger untersuchte die libanesische Schriftgestalterin Nadine Chahine während ihres Studiums an der University of Reading das Verhältnis von arabischer zu lateinischer Schrift. An der American University in Dubai lehrte sie die Gestaltung arabischer Schriften. Seit 2005 ist sie für Linotype tätig. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 494 Jovis, März 2012, S. 420 Jovis, März 2012, S. 524 80 81 l aur a me se gue r Die spanische Designerin, die in Barcelona lebt, studierte in Den Haag am Postgraduiertenkolleg der KABK . Über den Schriftenverlag Type-Ø-Tones, den sie mit Joan Barjau, Enric Jardí und José Manuel Urós 1990 gegründet hat, vertreibt sie ihre und weitere Schriften. 2005 wurde sie mt dem Certificate of Typographic Excellence ausgezeichnet. Sie ist Mitherausgeberin des Typografiemagazins TypoRed und Mitglied der ATypI. Meseguer ist Professorin für Typografie an der Escola d'Art i Dissney. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 514 rumba laura meseguer http://www.fontshop.com Je ssic a Hi s c he Sie zeichnet sich besonders dadurch aus, dass in nahezu all ihren Arbeiten handgezeichnete Schriften zum Einsatz kommen. 2006 schloß Jessica Hische ihr Studium an der Tyler School of Art in Philadelphia ab. Die 1984 geborene Gestalterin zählt Firmen wie Tiffany & Co, American Express, das New York Magazine, Penguin Books oder Random House zu ihren Kunden. Hische arbeitet seit 2009 in Brooklyn, New York selbständig. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 474 Jul i a Sysm ä l ä ine n Seit 2004 unterrichtet die russisch-finnisch aufgewachsene Designerin am Lahti Institute of Design. Sysmäläinen, die zunächst Philologie studiert hat, interessiert sich besonders für Handschriften. Mister K., 2008 erstmals von FontShop International veröffentlicht, basiert auf der Handschrift Franz Kafkas. Bis 2006 führte sie ihr eigenes Büro in Helsinki. Zusätzlich arbeitete sie bei Hasan & Partners und SpiekermannPartners, im Bereich Schriftgestaltung, Infografik und Grafikdesign. mister k. Julia Sysmäläinen oben: http://juliasys.com rechts: https://www.fontfont.com Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 568 82 83 mina yvonne schüttler http://www.ysch.de W i n n i e Ta n Die Schrift und Multimediagestalterin, geboren 1975 in Singapur machte ihren Master in Schriftgestlatung an der Hochschule für Kunst, Architektur und Design (VSU ) in Prag. Die Schrift Rue war dort ihr Abschlußprojekt. Tan arbeitet selbständig in Singapur. Vgl. Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) signik a Anna Giedryś Jovis, März 2012, S. 570 http://ancymonic.com Y von n e S c h ü t t l e r Die gelernte Werbekauffrau studierte an der Frankfurter Akademie für Kommunikation und Design. Die Schrift Mina ist das praktische Ergebnis ihres Mastes of Arts in Typeface Design, das sie aus Reading mitbrachte. Sie arbeitet in den Bereichen Corporate Design, Corporate Type und Editorial Design. A nna Gie dryś Anna Giedryś studierte GrafikDesign und Visuelle Kommunikation an der University of Fine Arts in Poznań, Polen. Zu ihren Leidenschaften zählen Lettering, Kalligrafie und Mustergestaltung. Sie arbeitet freischaffend für mehrere Design-Studios. Signika entstand 2010/11. http://www.ysch.de http://ancymonic.com/Contact.html 84 85 Oh we could rock, or we could bomb, or we could try, like super hard. Or we could come, or we could lose. Or we could totally, totally, totally freak you.* bl ack sirkk a sirrka hammer *let’s run le tigre ›Le Tigre‹ 86 87 g e s ta lt e n un d a r be i t e n Auf die Frage wo die Frauen in der Schriftgestaltung seien, antwortet Verena Gerlach am 22. Februar 2011 im Netz: »Being one of the rare type designers who happen to be female, I occasionally get this question from other (mostly male) designers. It’s difficult to find other female designers with whom to exchange experiences and share knowledge.« 1 Die gängige Erklärung, dass Schriftgestaltung ein ›technischer‹ Beruf sei, lässt die Gestalterin dabei nicht gelten. Obwohl zur Herstellung von Schrift auch Programmierung benötigt wird, meint sie, dass »as a whole, doesn’t type design have much more to do with the patience required by classic female handcrafts, like needlework and knitting?«2 Sie vermutet weiterhin, dass die wahre Antwort auf oben gestellte Frage in der geschlechtsspezifischen Sozialisation, sowohl gesellschaftlich als auch innerhalb der Typoszene, zu finden ist. Was Schriftgestaltung selbst angeht, so meint Gerlach, ist es schwierig, ein Ende zu finden, ein Ergebnis zu erzielen, mit dem man wirklich zufrieden ist. Darüber hinaus würden Frauen immer denken, dass sie, die Erwartungen anderer miteingerechnet, es noch besser hätten machen können. »It’s never enough, they could get judged, they have to please, etc.«3 Sie meint auch, dass es viele Frauen gäbe, die großartige Schriften in ihren Schubladen verbergen und sich nicht trauen würden, sie der Öffentlichkeit zu zeigen.4 Die jüngere Geschichte der Schriftgestaltung läuft parallel zur Geschichte des Satzes oder des Druckes. Die Gestaltung der Zeichen mag mit Feder und Papier beginnen, doch die technische Umsetzung der Lettern war lange Zeit mit körperlicher und ›schmutziger‹ Arbeit, dem Schriftgiessen in Blei oder dem Schnitt in Holz verbunden. Diese Tätigkeit war zumeist Männern vorbehalten. Die zunehmende Technisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte allerdings auch in der Schriftgestaltung dazu, dass die Herstellung von Schriften weniger körperlich anstrengend und ›sauberer‹ wurde. Die Entwicklung der Offset-Lithografie markiert den Beginn des Endes der Metallsatz-Ära. Der Fotosatz aus den 1950ern wurde in den 1980er Jahren von der digitalen Revolution heimgesucht. Und auch die Firma Letraset, gegründet 1959 in London, die Bögen mit Anreibebuchstaben lieferte, musste sich dem Desktop Publishing gegenüber geschlagen geben. Die Gestaltung von Schriften war dank verschiedener Soft- und Hardwareinnovationen seit den 1980er Jahren auf dem Rechner möglich und Bitmap-Fonts waren erst der Anfang. Das PostScriptFormat, 1984 von Adobe veröffentlicht und 1985 mit der Einführung des Apple LaserWriter auch druckfähig, wurde 1991 vom TrueType-Format abgelöst, das von den führenden Softwareherstellern Windows und Adobe jeweils unabhängig voneinander weiterentwickelt wurde. In den späten 1990er Jahren entwickelten beide Firmen gemeinsam das plattformübergreifende Schriftformat OpenType. Zur Gestaltung von digitalen Schriften werden heutzutage Programme wie Fontographer, Fontlab oder Glyphs verwendet. Als Vorstufe arbeiten die meisten GestalterInnen mit Adobe Illustrator. Diese digitalen Einführungen und Weiterentwicklungen, aber auch die Geburt des Internets haben neue Voraussetzungen und Anforderungen für die Ausübung des Berufs DesignerIn und/oder SchriftgestalerIn mit sich gebracht. Linnea Lundquist arbeitete zwölf Jahre bei Adobe in der Produktion. Susan Kare war seit den Anfängen bei Apple verantwortlich für die grafische Erscheinung und hat die erste Macintosh-Schrift Chicago gestaltet. Die Erfahrungen der Frauen, die an diesen Prozessen beteiligt waren, haben sicherlich Einfluss auf die technischen Entwicklungen der Programme und das Design im allgemeinen gehabt. benennen Das Kapitel ›Musterbeispiele‹ beweist, dass es eine Vielzahl von Schriften gibt, die von Frauen gestaltet sind. Frauen gestalten Schriften nach den unterschiedlichsten Herangehensweisen und unterscheiden sich damit nicht von ihren männlichen Kollegen. Sie bedienen sich bei Schriftklassikern, digitalisieren oder interpretieren sie nach bestehenden Entwürfen, Mustern oder Blei- bzw. Fotosatzlettern. Sie entwerfen eigene Schriften – manchmal nur eine einzige, manchmal mehrere Familien – mit und ohne Serifen, Egyptienne-Varianten oder Typewriterschriften. Fraktur- und Schreibschriften gehören ebenso zu ihrem Repertoire wie Pictogramm-Fonts. Sie scheuen weder den zeitlichen noch den technischen Aufwand, um uns immer wieder neue Formsprachen der unterschiedlichen Alphabete anbieten zu können. Die feministische Grafik-Designerin Sheila Levrant de Bretteville antwortet in einem Interview mit Jessica Svendsen, auf die Frage ob es feminine Schriften gibt, zunächst folgendes: »This is a huge question. It sounds like a small question, but this is a huge question.« Svendsen, zum Zeitpunkt des Interviews Kandidatin für den Master of Fine Arts an der Yale University, erzählt daraufhin, dass in einem ihrer Seminare Joanna (Eric Gill, 1937) und Mrs Eaves (Zuzana Licko, 1996) als feminine Schriften bezeichnet wurden, und fragt, ob solche Charakterisierungen geschlechtsspezifische Stereotypen oder Kategorien wie ›weiblich‹ oder ›männlich‹ nicht bekräftigen würden. 88 »It depends heavily on gender stereotypes that I am not interested in fostering«, meint de Bretteville und »I don’t think it serves anyone to do that. I think a better way to describe a typeface would be to talk about its decorative aspects, basic structure, figure/field, how each element relates to another element, how they can be different or the same«. De Bretteville meint auch, dass ihrer Meinung nach eine geschlechtliche Zuordnung von Schriften nicht hilfreich ist, wenn wir in einer demokratischeren Gesellschaft leben wollen, die frei von geschlechterbedingter Hierarchie ist. Deswegen sagt sie: »Hey, make up some more metaphors of your own. Find some other language to describe what you see.« 5 An dieser Stelle sei auch vermerkt, dass »geschwungene, liebliche oder Schriften, (…) die wie gestickt aussehen, (…) genauso häufig von Männern wie von Frauen (stammen)«. Susanne Dechant verneint damit die Frage, ob es eigentlich weibliche Schriften gibt. Sie hat sich in ihrem Projekt Stichprobe Typografin – Type persons who happen to be female mit der Frage befasst, warum es so wenig Frauen in der Schriftgestaltung gibt. Mit der Intention, »weibliche Beiträge und Leistungen in der Typografie zu würdigen und in die Designgeschichte zu integrieren«6, hat sie Schriftgestalterinnen in sechs Gruppen eingeteilt. Zu den ›frühen Pionierinnen der Typografie‹ zählen u. a. Margaret Calvert, Freda Sack, Veronika Elsner, Rosmarie Tissi, Gudrun Zapf-von Hesse und Rosemary Sassoon. Dechant vergleicht beispielsweise die Leistung von Margaret Calvert mit der eines Otl Aicher oder Erik Spiekermann. Allerdings wird Calvert erst seit dem Tod ihres Partners Jock Kinneir für ihre Arbeit an der Schrift Transport, die für die öffentliche Beschilderung in Großbritannien in den 1960er Jahre entworfen wurde, Anerkennung zuteil. Die Gruppe der ›Unsichtbaren‹ benennt diejenigen, die in der Anfangsphase der digitalen Schriftentwicklung zwischen den 1970er und 1980er Jahren bekannt waren, danach aber vergessen wurden. Zu ihnen zählen etwa Linnea Lundquist und die Adobe Mitarbeiterinnen Barbara Lind, Kim Buker und Laurie Szujewska. Wesentlich bekannter sind Fiona Ross und Zuzana Licko, da sie immer noch aktiv sind. Carol Twombly hingegen, die einen großen Einfluß auf die gesamte Schriftentwicklung bei Adobe hatte, hat sich 1999 aus der Schriftgestaltung zurückgezogen. Joan Spiekermann, Cynthia Hollandsworth Batty und Carol Wahler, die mit ihrem Einsatz vor allem männliche Vertreter der Typoszene unterstützen und einige der größten Unternehmen managen, zählen nach Dechant zu der 89 Gruppe der ›Unterstützerinnen‹. Sie gehören derselben Generation an, wie oben genannte ›Unsichtbaren‹. Der nächsten Generation, den ›Erfolgreichen Profis‹, die sich dadurch auszeichnen, dass ihre Schriften beliebt, erfolgreich und mit Preisen versehen sind, wird – leider »zu Unrecht«, wie Dechant hinzufügt – ein unsympathischer Ruf nachgesagt. Sie gelten als übertrieben ehrgeizig und verzichten angeblich »auf harmonische Kollegschaften«7. Sybille Hagmann, Verena Gerlach, Veronika Burian, Andrea Tinnes und Laura Meseguer sind nur einige von ihnen. Dechant bezeichnet die letzte Gruppe als die ›Zukünftige Generation‹, die sich erst noch beweisen muss. Sie meint damit diejenigen, die noch in Ausbildung sind. Ihrer Meinung nach warten hervorstechende Schriftentwürfe und hoch dotierte Diplomprojekte darauf, dem Konkurrenzkampf standzuhalten. lernen, arbeiten und erziehen Ausgehend von einer Liste von DesignerInnen und Foundries von Fontshop, die einen Frauanteil von etwa 16 % aufwies, habe ich eine alphabetische Aufzählung von Schriftgestalterinnen zusammengestellt. Frauen, die zwar genannt wurden, denen ich allerdings keine Schriften zuordnen konnte, habe ich von dieser Liste entfernt. Andere, die mir bei meinen Recherchen begegneten, wurden hinzugefügt. Hierbei war mir eine Liste des Klingspor-Museums ebenso hilfreich, wie das hervorragende Buch Woman in Grafik Design 1890–2012 von Gerda Breuer und Julia Meer. Ich konnte insgesamt 289 Frauen ausfindig machen, die mindestens eine Schrift oder einen Pictogrammfont entwickelt und veröffentlicht haben. Meine Liste findet sich unter ›A–Z‹ ab Seite 106 wieder. Ich erhebe dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit, zumal Susanne Dechant davon spricht, in einer ersten Zusammenstellung auf 400 Schriftgestalterinnen gekommen zu sein.8 Die Tatsache, dass es weniger Frauen als Männer im Bereich Schriftdesign gibt, bleibt aber unbestreitbar. Was Frauen bewegt, sich für Schriftgestaltung als Haupt- oder Nebenbestandteil ihrer Gestalterinnentätigkeit zu entscheiden, mag individuell sein. Auch die Qualität oder die technischen Details (Spacing, Kerning, Hinting) der Schriften variieren. Was sie jedoch nahezu alle als gemeinsamen Nenner haben, ist eine gestalterische Ausbildung. Einige von ihnen haben sich auf Typedesign spezialisiert. Die University of Reading in Großbritannien und die Royal Academy of Arts in Den Haag sind renommierte Schulen, die Masterklassen in Typedesign anbieten. Sie sollen 90 exemplarisch für meine Untersuchung stehen, den Frauenanteil an Studierenden zu ermitteln. 2011 graduierten in Reading acht Frauen von insgesamt 18 Studierenden. 2009 hatte die Class of Type den höchsten Frauenanteil mit neun von 15 Studierenden. 2005 hingegen studierten lediglich fünf Männer dort.9 Für die Royal Academy of Arts in Den Haag konnte ich nur einen Gesamtanteil seit 2003 ermitteln. Der Frauenanteil hier beträgt 21 von insgesamt 64 Studierenden. Allerdings ließ sich feststellen, dass unter den Lehrenden auf der Internetseite 10 keine einzige Frau genannt wird. Für den Bereich ›Bildende Kunst/Grafik‹, zu denen neben Bildenden KünstlerInnen und DesignerInnen auch BildhauerInnen, KunstmalerInnen, FotogravurzeichnerInnen, TextilmustergestalterInnen und RestauratorInnen zählen, liefert Berufe im Spiegel der Statistik Zahlen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Während 1999 von insgesamt 28 707 Beschäftigten 51.5 % Frauen waren, waren es 2010 bei einem Frauenanteil von 51.6 % 39 703 Beschäftigte.11 Diese Zahlen sagen zwar wenig über den Anteil von Frauen im Typedesign aus – zumal sie diejenigen, die selbständig arbeiten nicht miteinschließen – aber sie zeigen, dass etwas mehr als die Hälfte aller Beschäftigten in künstlerischen oder grafischen Berufen Frauen sind. Vielleicht unterstützt dieser Fakt Verena Gerlachs Annahme, dass »viele überqualifizierte Frauen eher für TypeFoundries in der Produktion arbeiten, statt eigene Schriften zu entwerfen, um finanziell sicher ihren Beruf ausüben zu können«.12 Jonathan Hoefler, Leiter von Hoefler & Frere-Jones beantwortet die Frage nach dem Verbleib der Frauen im Typedesign folgendermaßen: »The answer to ›where are the women in type design‹ is ›working in type design‹. Four of H&FJ’ s seven type designers are women (Sara Soskolne, Ksenya Samarskaya, Erin McLaughlin, and Aoife Mooney), and this statistic tracks generally with our company’s staff (9/17ths female.) The majority of the outside developers we work with are women as well.«13 Eine Ausnahme der Regel? Oder die Regel selbst? Einen Grund für Frauen eher als Angestellte zu arbeiten sieht Gerlach u. a. in »unsere(n) sozialen Strukturen«, die »es (…) Frauen zudem immer noch erschweren (würden), Familie und Beruf in Einklang zu bringen.«14 Erik Spiekermann, dem es nicht wichtig ist, welches Geschlecht seine Angestellten haben, sondern dem es darauf ankommt, wie gut diese ihre Arbeit erledigen, verweist in seinem Beitrag zu Gerlachs Aufruf im Netz auf die Schwierigkeiten, die es mit sich bringt, Frauen mit Kindern zu engagieren, Er berichtet davon, 91 dass Frauen nach Beendigung der Elternzeit ihre Arbeitszeit verkürzen oder zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein müssen. Dies würde durchaus dazu führen, dass sie von bestimmten Verantwortlichkeiten, wie das Leiten von komplexen Projekten, bei denen sie auf das Verständnis von Kunden und Zeitplänen angewiesen wären, ausgeschlossen würden. »The decision to raise a family does impact on your career, whether it’s type design or freelance welding (which, incidentally, also suffers from a lack of female participation).«15 Dennoch käme es Spiekermann niemals in den Sinn, Frauen aus diesem Grund zu diskriminieren, denn »– as I said above – we hire talent, not gender.«16 Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erfordert eine effiziente Einteilung von Zeit. Die Designerin Ellen Lupton macht es traurig zu sehen, dass einige talentierte Gestalterinnen in dem Moment ihre Karriere aufgeben, in dem sie Mutter werden. Sie denkt allerdings, »that these women are not career women to begin with. Some justifiably use the arrival of a baby as an excuse to drop an unfulfilling job. Many women enjoy and are fulfilled by parenting their kids. There’s nothing wrong in that.«17 Sollte sich eine Frau jedoch für die Karriere neben der Mutterschaft entscheiden, so kann ein unterstützender Partner oder eine unterstützende Partnerin dabei ebenso helfen, die Situation zu meistern, wie die beispielsweise in Deutschland gesetzlich verankerte Möglichkeit, die Elternzeit untereinander aufzuteilen. Die erfolgreiche Designerin Paula Scher vertritt die Meinung, dass die Mutterschaft auch einen Einfluß auf die Berühmtheit von Designerinnen hat. Frauen, die ihre Kinder versorgen müssen, haben ihrer Meinung nach keine Zeit, auf Konferenzen zu sprechen, denn »Designers get famous by speaking at conferences«.18 weiter arbeiten und veröffentlichen Ob Frauen als Angestellte in einer Typefoundry oder einem anderen Grafikbüro arbeiten, ob sie selbständig oder in einer Kooperation mit einem oder mehreren Partnern arbeiten, ist ebenso unterschiedlich wie bei ihren männlichen Kollegen. Zuzana Licko beispielsweise gründete mit ihrem Partner Rudy VanderLans das Magazin Emigre, das 2005 eingestellt wurde, und den Schriftvertrieb Emigre Fonts. Auf die Frage, wie sie damit umgeht, dass es in der Tradition der Designer-Partnerschaften oft so ist, dass Frauen weniger Anerkennung erhalten als ihre männlichen Partner, antwortete sie folgendes: »As for the gender-biased recognition, I don’t know what the perception is from the outside, but I feel that I do get as much recognition for my type designs as 92 Rudy is getting for the magazine. A bigger problem for me is that type designers in general are under-recognised. For example, it often happens that a graphic designer takes full credit for a logo, even when most of its character came from the typeface. Even other designers tend to forget that there is a high level of creativity in typeface design. So it’s not so much a problem of being a woman in a man’s world, it’s being a type designer in a world that gives little recognition to this art form, and I find this disillusioning.«19 Fiona Ross, spezialisiert auf Non-Latin Type, beschäftigte in ihrem Team bei der britischen Linotype zwischen 1978 und 1989 ausschließlich Frauen. Verena Gerlach ist seit ihrem Abschluss 1998 unter dem Namen fraugerlach selbständig. Sibylle Hagmann gründete 2000 das Design-Studio Kontour in Houston, Texas. Mit ihrem Studio engagiert sie sich u. a. für Projekte von Non-Profit-Organisationen. Veronika Burian gründete zusammen mit José Scaglione 2006 den erfolgreichen Schriftverlag TypeTogether. Die gebürtige Libanesin Nadine Chahine, die u. a. in Zusammenarbeit mit Adrian Frutiger die Univers arabic gestaltet hat und sich im Bereich der arabischen Schriften einen Namen gemacht hat, arbeitet für Linotype in Deutschland. Der berufliche Werdegang einer Schriftdesignerin ist wahrscheinlich ebenso individuell wie ihre Persönlichkeit. Manche von ihnen benötigen den sicheren Rahmen eines Büros, andere entscheiden sich für die Selbständigkeit, vielleicht weil sie weniger kompromissbereit sind, vielleicht weil sie lieber unabhängig sind. Eine genauere Analyse der Gründe wäre interessant, würde aber den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Dennoch: nur wer mit seinen Arbeiten vor die Tür geht, kann gesehen werden. Das Internet ermöglicht es DesignerInnen, die eigenen Arbeiten einer breiteren Öffentlichkeit nahe zu bringen, als dies noch vor seiner Zeit der Fall war. Jede/r GestalterIn, der/die eine Homepage pflegt, wird dort seine/ ihre Schriften präsentieren. Eine weitere Möglichkeit, eigene Schriften zu veröffentlichen sind Foundries. Webseiten von Firmen wie Elsner + Flake oder Fontshop sind heutzutage jedem/r InternetnutzerIn zugänglich. Die Schriften, die dort vertrieben werden, müssen jedoch auch einer qualitativen Überprüfung der Foundry stand halten. Über MyFonts.com (gegründet März 2000) können Foundries und GestalterInnen ihre Schriften anbieten und erhalten 50 % des Verkaufspreises. Dafür bietet MyFonts die Möglichkeit, mit Bildern, PDF s und einer Kurzbeschreibung auf der Seite zu werben, um die eigenen Schriften und sich selbst bekannt zu machen. 93 Alleine bei MyFonts gibt es derzeit über 62 000 Fonts von 600 Foundries. Desweiteren benennen sie 2982 Personen, die mit Typedesign beschäftigt sind.20 Ein Angebot, dass man kaum mehr überblicken kann. Zuzana Licko hat es vielleicht schon auf den Punkt gebracht, wenn sie sagt, dass sie es desillusionierend findet, als Schriftgestalterin in einer Welt zu leben, in der dieser Kunstform wenig Anerkennung zuteil wird. Wer eine Schrift sucht, wird nicht darauf achten, ob diese von einer Frau oder einem Mann gestaltet wurde. Wahrscheinlich ist das auch nicht wichtig. Aber es kann den Bekanntheitsgrad fördern und ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten – sowohl für den/die GestalterIn, als auch für den/die NutzerIn der Schrift – bieten, wenn wir wissen, wer hinter einer Schrift steht. konferieren Verena Gerlach vertritt die Meinung, dass es für die meisten Männer leichter als für Frauen ist, in der Öffentlichkeit zu sprechen. Männer seien gewohnt, alles zu zeigen, was sie produzieren, und dafür belohnt zu werden – und wenn nicht, so sei dies ihrer Meinung nach auch kein Ding.21 Ein Blick auf die weltweite Organisation ATypI (Association Typographique Internationale), die sich seit 1957 Schrift und Typografie widmet, bestätigt die mangelnde Präsenz von Frauen in der Typoszene. Ziel der ATypI ist es, Strukturen für Kommunikation und Information sowie Aktionen innerhalb der internationalen Szene zu schaffen. Der gegenwärtige Vorstand, der auf einer Generalversammlung für jeweils drei Jahre gewählt wird, besteht aus insgesamt 16 Personen, darunter vier Frauen: die amerikanische Schriftgestalterin Cynthia Batty Hollandsworth, die Irin Clare Bell, Typografin, die brasilianische Designerin Marina Chaccur und die tschechische Designerin und Typografin Linda Kudrnovská. Von insgesamt 37 Delegierten, die Berichte zum Stand von Schrift und Typografie in deren Ländern verfassen oder Aktionen mit anderen Mitgliedsländern organisieren, werden derzeit neun Länder (Argentinien, Österreich, Griechenland, Irland, Libanon, Litauen, Schweden, die Vereinigten Arabischen Emirate und das Vereinigte Königreich) von Frauen repräsentiert.22 Ein Überblick über das Verhältnis Sprecherinnen/Sprecher auf den ATypI-Konferenzen der letzten Jahre, sowie anderen Typo-Veranstaltungen, befindet sich auf den Seite 95/96. In den letzten Jahren bildet Dublin mit einem Verhältnis Frauen zu Männern von 1:1,8 eine Ausnahme. In den anderen Jahren sind die SprecherInnen der ATypI durchschnittlich zu 75 % männlich.23 94 95 SPRECHER_ INNEN netzwerken und darstellen Die Typoszene ist eine kleine. Deswegen kennt hier jeder jeden. Aber wie sieht das zwischen jeder und jeder aus? Verena Gerlach fordert in ihrem Aufruf auch die Vernetzung der Frauen untereinander. Sie gründete die Internetplattform typeladies.org, die allerdings bald wieder eingestellt wurde, weil »alle Beteiligten einfach viel zu beschäftigt waren«.24 Was von ihrer Idee geblieben ist, beschreibt sie in einem Interview mit dem Magazin Slanted: »In diesem Netzwerk, das keinen Namen und keine Definition braucht, geht es darum, die anderen zu fördern, und dadurch selbst neue Kontakte zu bekommen. Im Prinzip ist es einfach das, was die Männer schon immer machen, nur dass die Frauen bisher auf Ellenbogen und das eigene Vorankommen durch den Einzelkampf trainiert waren, wenn sie aus dem Hintergrund raus wollten.«25 Laure Boer schreibt in ihrem Essay ›Ready to luck‹, ebenfalls veröffentlicht in der Slanted, ähnliches. Bei der Recherche für ihr Projekt ›The Art of Conversation: London–Berlin‹ (Bank™ & Inventory Studio) fiel es den Beteiligten schwer, engagierte Grafikdesignerinnen zu finden. Daraufhin suchte sie nach weiblichen Gleichgesinnten und stellte fest, »dass wir viele sind – aber nicht wahrgenommen werden.« 26 Frauen teilen weniger über ihre Tätigkeit mit. Erfolg und Reputation entwickeln sich, ganz abgesehen von der Qualität des Designs, vor allem durch die Kommunikation über die eigene Arbeit und durch die sogenannten Connections, meint Boer. Hierzu bedarf es Networking. Sie besuchte den Woman Business Club und die Referentin definierte den Begriff ›Networking‹ folgendermaßen: »Tätigkeit, bei der Kontakte zu anderen Menschen gesucht, Beziehungen gepflegt und längerfristig gestaltet werden. All dies geschieht in der offenen Absicht der gegenseitigen Förderung und des gegenseitigen persönlichen Vorteils.«27 Boer vermutet, dass Frauen »talentierter« sind »in Bezug auf die Pflege von Beziehungen – aber Hintergedanken und persönlicher Profit scheinen in der weiblichen Wahrnehmung negativ behaftet zu sein.« Auch sie ist der Meinung, dass »(es) Frauen (schwerer) fällt (…), sich selbst zu verkaufen«.28 Verena Gerlach schlägt in ihrem Internetaufruf auch vor, dass Frauen sich ihrer Selbstzensur bewusst werden und weniger hart zu sich selbst sein sollen. Außerdem sollen sie sich mit ihren qualitativ hochwertigen Arbeiten nicht länger in ihren Kammern verstecken. Von den Männern würde sie erwarten, dass sie nicht mir nichts dir nichts auf die Bühne springen würden. Ihrer Meinung nach würde dies genügen, die Qualität mancher Typo-Veran staltungen zu verbessern.29 Sie verweist in oben genannten Interview auf die ATypI F M 2005 Helsinki 10–12 September 20 50 2006 Lissabon 10–12 September 14 54 2007 Brighton 10–12 September 11 47 2008 St. Petersburg 10–12 September 11 46 2009 Mexiko 10–12 September 17 74 2010 Dublin 10–12 September 35 56 2011 Reykjavik 10–12 September 14 58 96 97 SPRECHER_ INNEN t yp o be r l i n F 2010 M 19 Vielzahl der Beiträge von Frauen auf der Typo-Konferenz in Dublin 2009 und das dies nur zufällig – aber positiv – auffiel. Slanted merkt allerdings auch an, dass dies von den Organisatorinnen bewusst so geplant war.30 48 resümieren 2011 9 45 2012 16 33 18 28 3 6 Typo tag L on d on 201 Typo tag M ü n c h e n 2011 Der Designer Raban Ruddigkeit meint: »es ist eigentlich komisch, dass man (Frauen und Design) immer noch thematisieren muß.«31 Die Gründe mich dem Thema zu nähern und damit auseinanderzusetzen, habe ich im ›Intro‹ eingehend erläutert. ›Komisch‹ finde ich das Thema dennoch nicht. Ich finde de Brettevilles Idee einer demokratischeren Gesellschaft, die frei von geschlechterbedingter Hierarchie ist, eine gute. Demokratie heißt für mich auch, dass jede/r selbst entscheiden kann, welchen Weg er/sie einschlägt. Das gilt für das persönliche ebenso wie für das berufliche. Die Anzahl von Frauen im Typedesign zu erhöhen, kann niemand forcieren. Zu sehen, dass sie dennoch da sind und gute Arbeiten zu bieten haben, liegt sowohl an jedem einzelnen, als auch an der Gemeinschaft der GestalerInnen. Ich konnte in dieser Arbeit nicht beweisen, dass Männer Frauen Steine in den Weg ihrer Karrieren legen, und das war auch nicht meine Absicht. Aber ich konnte vielleicht zeigen, dass es sich lohnt, sich auch auf dem Schriftmarkt der Gestalterinnen umzusehen. Die Qualität einer Arbeit soll das Entscheidende sein, nicht das Geschlecht der GestalterInnen. Aber wenn es auch nur eine von ihnen gibt, die sich einen anderen Umgang miteinander innerhalb der Szene wünscht, dann sollte dies meiner Meinung nach gehört und überprüft werden. 98 99 1 Verena Gerlach, ›Where are the Women in TypeDesign‹ http://typographica.org/on-typography/where-are-the-women-in-typedesign/ Verena Gerlach on February 22, 2011 2 ebenda 3 ebenda 4 Vgl., ebenda 5 ›Good Design Is Feminist Design‹ An Interview with Sheila de Bretteville by Jessica Svendsen http://broadrecognition.com/arts/good-design-is-feminist-design-an-interview-with- sheila-de-bretteville/ 6 Women in Graphic Design 1890–2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.), Jovis, März 2012, S. 188 7 ebenda, S. 191 8 ebenda, S. 187 9 http://www.typefacedesign.org 10 http://new.typemedia.org/ 11 http://bisds.infosys.iab.de/bisds/result?region=19&beruf=BO833&qualifikation=2 12 Verena Gerlach, ›Where are the Women in TypeDesign‹, ebenda 13 ebenda 14 ebenda 15 ebenda 16 ebenda 17 Women in Graphic Design 1890–2012, ebenda, S. 365 18 ebenda, S. 363 19 Rhonda Rubinstein: ›It’s not a problem of being a woman in a man’s world. It’s being a type designer in a world that gives little recognition to this art form‹ http://www.eyemagazine.com/feature.php?id=62&fid=272 20 http://www.myfonts.de 21 Verena Gerlach, ›Where are the Women in TypeDesign‹, ebenda 22 http://www.atypi.org/ 23 ebenda 24 ›Tatsache ist: Es gibt Unterschiede‹, Interview von Julia Kahl mit Verena Gerlach, Slanted ›Beat that if you can‹, S. 103 25 ebenda 26 Laure Boer, ›Ready to luck‹, Slanted ›Beat that if you can‹, S.9 27 ebenda, Quelleangabe dort: managermagazin 6/2007, S. 10 28 ebenda, S. 10 29 Verena Gerlach, ›Where are the Women in TypeDesign‹, ebenda 30 ›Tatsache ist: Es gibt Unterschiede‹, ebenda, S. 105 boo boo kitty lauren ashpole 31 Raban Ruddigkeit, ›Frauennames illustrated‹, Slanted ›Beat that if you can‹, S.134 *V IZ Le Tigre ›This Island‹ 100 101 um s c h r i f t h e r um Die folgenden Seiten porträtieren eine kleine Auswahl an Frauen, die mir auf meinen Recherchen begegnet sind. Zum einen sind es Personen, zum anderen Einrichtungen oder Internetseiten. Sie alle beschäftigen sich mit dem Thema ›Schrift‹ in einem weiteren Sinne als den der reinen Schriftgestaltung. Unter ihnen sind auch Frauen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie einen feministischen Ansatz in ihrer Arbeit verfolgen und dadurch nachhaltig zu einer Veränderung in der Gesellschaft beigetragen haben, oder hoffentlich beitragen werden. Be at r ic e Wa r de Beatrice Warde glaubte an das gedruckte Wort zur Verteidigung der Freiheit. 1900 als Beatrice Becker in New York geboren, studierte sie am Barnard College, einem unabhängigen College der Freien Künste und Wissenschaften für Frauen in New York. 1923 wurde sie Leiterin der Bibliothek der American Type Founders’ Association (ATF ), wo sie für Öffentlichkeitsarbeit zuständig war. Ein Jahr später ging sie mit ihrem Mann, Frederic Warde, nach England, weil dieser einem Angebot der britischen Firma Monotype folgte. Beatrice Warde verfasste einen Artikel zum Thema ›Kalligrafie‹, der im Monotype Recorder, dem Werbejournal von Monotype veröffentlicht wurde. Unter dem Pseudonym Paul Beaujon schrieb sie über Fournier und die französische Typographie des 18. Jahrhunderts. Besondere Anerkennung fand und findet ihre Forschungsarbeit zur Schrift Garamond. Ihre Ergebnisse bewiesen, dass Jean Jannon (mit)verantwortlich für die der Schrit Entstehung war. 1927/28 wurde sie zur offiziellen Herausgeberin des Monotype Recorder, nachdem sie als Assistentin von Stanley Morison das Magazin erfolgreich mitgestaltete. In ihrer Funktion als Managerin für Öffentlichkeitsarbeit bei Monotype war sie beteiligt an der Herausgabe von Eric Gills Schriften Perpetua und Gill Sans. ›This is a printing office‹, eine Reihe für Specimen von Schriften, ist wohl die bekannteste Arbeit aus dieser Zeit. Warde, die 1928 als erste Frau vor der British Printing Society sprach, nahm eine Rede vor der Society of Typographic Designers in London als Basis für ›The Crystal Goblet‹, veröffentlich in The Fleuron, ihre wohl bekannteste Arbeit. In dem Essay bekennt sie sich zu einer ›kristallklaren‹ Typografie. Sie äußert sich zu ihrem Glauben an die Kraft der klassischen Typografie und meint, u. a. dass die Aussage des Textes über der Persönlichkeit des Künstlers und dessen Ausdruck liegen muss. 1969 starb Beatrice Warde http://stbride.org/friends/conference/twentiethcenturygraphiccommunication/BeatriceWarde.html http://4.bp.blogspot.com 102 Nicol e t e G r ay Die Britin Nicolete Gray, unterrichtete von 1964–81 Schrift(schreiben) an der Central School of Art and Design. 1911 geboren, erforschte sie die viktorianische Typografie und legte während ihrer Lehrtätigkeit ein Archiv mit Fotografien von Schrift im öffentlichen Raum an, um das Verständnis für Harmonie zwischen Architektur und Schrift zu wecken und zu schulen. Grey verfasste zahlreiche Bücher, schrieb Kunstkritiken für Life and Letters, Artikel für die Architectural Review und organisierte Kunst-Ausstellungen. 1997 verstarb sie. 103 Die Amerikanerin Sheila Levrant de Bretteville ist Designerin, Professorin an der Yale University und Feministin. De Bretteville, die seit 1990 als erste Frau das GraduiertenProgramm an der School of Arts der Yale University leitet, verfolgt einen postmodernen feministischen Ansatz in ihren Arbeiten und in ihrer Funktion als Lehrende. Sie versteht sich in ihrer Rolle als Designerin als diejenige, die denen eine Stimme geben kann, die selbst nicht sprechen können. »My work continues to be centered on making a place for who and what is left out, listening to the other person, and being not only receptive to change, but initiating change. I learned this willingness to shift and change through Feminist thinking and activism.«* Zu ihrer sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung als Designerin bekannte sie sich 2000 mit der Unterzeichnung der Wiederauflage des 1964 erstmals veröffentlichten Manifests First Things First. Vgl. Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Women in Graphic Design 1890–2012, Jovis, März 2012 Vgl. Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Women in Graphic Design 1890–2012, http://womansbuilding.org/history.htm Jovis, März 2012 * http://www.sessions.edu/notes-on-design/people/interviews/sheila-debretteville-designer-educator-feminist. C a r ol Wa h l e r Die studierte Kunshistorikerin, gebren 1945, ist seit 1983 Executive Director des TDC. Sie führte den TDC-Newsletter und arbeitet im familieneigenen Unternehmen als Schriftgestalterin. Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Women in Graphic Design 1890–2012, Jovis, März 2012, S. 579 S h e i l a L ev r a n t de Br e t t evil l e 1971 richtete sie das erste Design-Programm für Frauen am California Institute of the Arts ein. Zwei Jahre später gründete sie zusammen mit der Künstlerin Judy Chicago und der Kunsthistorikerin Arlene Raven in Los Angeles die erste unabhängige Schule für Künstlerinnen. Der Feminist Studio Workshop, später umbenannt in Women’s Graphic Center, wurde zu einem Bestandteil des Woman’s Building, das bis zu seiner Schliessung 1991 international als Symbol für kreative Leistungen von Frauen stand. Cy n t hi a Hol l a ndwor t h B at t y Die Amerikanerin, die auch selbst Schriften wie Tiepolo und Hiroshige gestaltete, spielt eine wichtige Rolle bei der Frage um Schriftlizensierung. Als jahrelanges ATypI-Mitglied und Vorsitzende initiierte sie in den 1990er Jahren u. a. die ›Anti-Piracy‹Kampagne. Sie gründete in den 1980er Jahren AlphaOmega Typography, um ihre eigenen Schriften zu vertreiben und Typeface Design Coalition, um den gesetzlichen Schutz von Schriftentwürfen und Software in den USA zu sichern. Ab 1988 arbeitete sie für Agfa Compugraphic wo sie im Entwicklerteam mitverantwortlich war für die firmenweite Einführung der SAP -Software. Hollandsworth war Vizepräsidentin bei Simon & Schuster und als Beraterin für Technology Partners International tätig. Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Women in Graphic Design 1890–2012, Jovis, März 2012, S. 405 104 J oa n Spi e k e r m a nn 1946 in Großbritannien geboren, gründete sie mit ihrem Mann Erik Spiekermann FontShop, die erste deutsche Firma, die internationale Schriften anbot. Zusammen mit dem Gestalter Neville Brody gründeten sie 1990 die unabhängige Schriftenbibliothek FontFont. FontShop International (FSI ) gab von 1990–2000 das experimentelle Typomagazin Fuse heraus, das auch namensgebend für den Vorläufer der Typokonferenz TypoBerlin war. FSI gab 2010 auch als erster Schrifthersteller Webfonts im WOFF -Format heraus. Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Women in Graphic Design 1890–2012, Jovis, März 2012, S. 559 105 Bir dWatc hin g BirdWatching ist eine internationale, sozial engagierte Organisa tion von Frauen mit dem Ziel Grafik Desgin zu einer Plattform für Diversity und Cultural Democracy zu entwickeln. Hier werden Vorträge und Veranstaltungen organisiert, Role models und Mentoren vorgestellt, neue Talente ausfindig gemacht und die Gelegenheit zur Zusammenarbeit, zum Austausch von Wissen und gegenseitiger Anerkennung geschaffen. ›Bird‹ steht im englischen Slang für ›Frau‹. Mit dem Begriff ›Watching‹ beziehen sich die Organisatorinnen zum einen auf ihre Profession als Designerin zum anderen haben sie sich bei Organisationes wie Human Rights Watch bedient, um festzuhalten, dass sie füreinander und ihre gemeinsamen Interessen eintreten. http://www.graphicbirdwatching.com/about/ U n s e e n Ha n ds Women Printers, Binders & Book Designers Die Online-Bibliothek der Graphic Arts Collection der Princeton University sammelt und zeigt Arbeiten von Frauen seit dem 15. bis ins beginnende 20. Jahrhundert. Insbesondere der historische Anteil der Sammlung war mir für diese Arbeit hilfreich. »Much remains to be discovered, documented, and written, though it is likely that many women – particularly those outside the mainstream – will remain forever unknown and ›unseen‹. Each woman featured in this exhibition stands in for thousands of her sisters, known and unknown, who have loved books and printing, and gotten on with the work«, so die Intention und der Auftrag der Bibliothek. http://libweb2.princeton.edu/rbsc2/ga/unseenhands/printers/walltxt.html B u c hs ta be n mu seu m Be r l in Barbara Dechant, verantwortlich für Typografie und visuelle Kommunikation, und Anja Schulze verantwortlich für Presseund Öffentlichkeitsarbeit, sind beide Vorstandsvorsitzende des Buchstabenmuseums in Berlin. Ziel des Museums ist es, die Exponate in einem repräsentativen Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Geplant sind Dauer- und Sonderausstellungen sowie begleitende Aktionen, um weiterhin das Bewusstsein für Typografie und das Interesse für die Sammlung zu wecken. F e minin sm a nd G r a phic De sign Der Blog beschäftigt sich mit grafischen Arbeiten von oder über Frauen. Mehrere Frauen posten Fotos und Links zu Arbeiten, Artikel, oder Events. http://feminismandgraphicdesign.blogspot.de/2012/01/female-factor.html Wom e n’ s De sign + R e se a rc h U ni t Gegründet Mitte der 1990er Jahre, wurde WD + RU von Siân Cook und Teal Triggs ins Leben gerufen, um die Rolle der Frau im Design und insbesondere deren Beziehung zur neueren Technologie, die damals Einzug hielt und den Design-Beruf revolutionieren sollte, zu beleuchten. Auf der FUSE in London 1993, bei denen alle zwanzig Sprecher männlich waren, wies Teal Triggs am Ende der Konferenz auf diesen Umstand hin. Daraufhin entstand infolge einer Einladung von Jon Wozencroft für die FUSE 1994 die Konzept-Schrift Pussy Galore. Teal Triggs schreibt und lehrt über Design seit etwa 30 Jahren in den Vereinigten Staaten und in Grobritannien. Sie hat eine Professur in Graphic Design am College of Communication in London inne. http://www.graphicbirdwatching.com/featuredbird/womens-design- http://www.buchstabenmuseum.de/buchstaben/museum.php research-unit/ 1 0160 6 107 a–z former sandra greiling http://www.ffffonts.com A Karen Ackoff > S. 110 Laure Afchain Rebecca Alaccari Elena Albertoni > S. 58 Daisy Alcock Dee Densmore-Dí Amico Akemi Aoki Kanna Aoki Lauren Ashpole > S. 99 Lara Assouad Constance Blanchard Gail Blumberg Amelie Bonet Anne Boskamp Rachel Botha Arlette Boutros Beverly Bouwsma Lotta Bruhn Małgorzata Budyta Veronika Burian > S. 60 Martie Byrd B c Ray Baker Marina Bakhireva Julia Borisovna Balasheva Martina Balke Johanna Balusikova Marjan Bantjes > S. 68 Galina Bannikova Adela de Bara Annie Bastien Wiebke Becker Sofie Beier Petra Beiße Jill Bell Fryda Berd Sine Bergmann Marta Bernstein Roselyne Besnard Jannine Cabossel Margaret Calvert > S. 32 Patricia Carvalho Genevieve Cerasoli Isabella Chaeva Olga Chaeva Nadine Chahine > S. 79 Ann Chaisson Kim Buker Chansler Margaret Chase Janet Chavis Marian Churchland Sigrid Claessens Elisabeth Colwell > S. 24 Emanuela Conidi Emily Conners Ania Cremer d Kathryn Darnell Lucy Davies Yvonne Diedrich Melle Diete Diane Di Piazza Jenny Doll Claudia Doms Nicole Dotin Valeria Duarte Susanna Dulkinys e Aleksandra Egorova > S. 109 Kelly Ehrgott-Milligan Rachel Ellaway Veronika Elsner Sigrid Engelmann Anja Escherich Jean Evans f Priscila Farias Kristen Faulkner Jana Paula Faust Sarah Faust Diana Fischer Monica Fischer Janice Fishman Brigitte Foissac Manuela Frahm Elisabeth Friedländer > S. 26 Julia Friese Kerstin Fritsche Tuko Fujisaki Val Fullard g Katya Galuyan Lynne Garell Marie-France Garon Anna Maria Geals Verena Gerlach > S. 52 Claire Ghyzel Carolyn Gibbs Anna Giedryś > S. 83 Anja Gindele Rachel Godfrey Holly Goldsmith Amy Greenan Sandra Greiling > S. 107 Victorija Grigorenko Veronika Grüger Glenda de Guzman 108 109 12 r a e l i n g BY e l o ï s e pa r r ac k A X u & à £ • B Y v ( â • ‚ C Z w ) ä ¨  D a x + ã Æ Ê E b y , ç æ Á F c z é ¿ Ë G d 0 . è ¡ È H e 1 : ê « Í I f 2 ; ë » Î J g 3 < í … Ï K h 4 = ì À Ì L i 5 > î Ã Ó M j 6 @ ï Õ Ô N k 7 _ ñ Õ Ò O l 8 ` ó – Ú P m 9 ~ ò — Û Q n ! Ä ô “ R o ? Ç ö ” S p ý É õ ‘ T q − Ñ ú ’ U r × Ö ù ÷ V s ! Ü û ÿ W t $ á ü Ÿ Font includes following glyphes Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit, sed diam nonummy nibh euismod tincidunt ut laoreet dolore magna aliquam erat volutpat. Ut wisi enim ad minim veniam, quis nostrud exerci tation ullamcorper suscipit lobortis nisl ut aliquip ex ea commodo consequat. Duis autem vel eum iriure dolor in hendrerit in vulputate velit esse molestie consequat, vel illum dolore eu feugiat Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit, sed diam nonummy nibh euismod tincidunt ut laoreet dolore magna aliquam erat volutpat. Ut wisi enim ad minim veniam, quis nostrud exerci tation ullamcorper suscipit lobortis nisl ut aliquip 9/12 pt 12/14,5 pt The Quick Brown Fox Jumps Over The Lazy Dog. Sylvia Wagt http://www.volcano-type.de Quick Den Jux Bei Pforzheim. Voyez k Le Brick Geant Que Han Zi Aleksandra Egorova http://render00.fontshop.com r aeling Eloïse Parrack 20/26 pt h Teri Kahan Julia Kahl > S. 111 Nicole Kapitza Susan Kare > S. 40 Olga Karpushina Mariah Kegler Carol Kemp Clare Keogh Nicolien van der Keur Jessie Marion King Mary-Anne King Patty King Lida Lopes Cardozo Kindersley Claudia Kipp Jennifer Kirwin Laura Klamburg Rosemarie Kloos-Rau Barbara Klunder Nadia Knechtle > S. 73 Astrid Koenig Elena Kolesnikova Betsy Kopshina Kelly Kopshina Hildegard Korger > S. 76 Alexandra Korolkova > S. 64 Ekaterina Kulagina Yana Kutyina Klara Kvizova Inga Kwiatkowski This pDF-file has been downloaded from www.volcano-type.de © copyright VolcanoType 2010 Sibylle Hagmann > S. 56 Marianne van Ham Sirrka Hammer > S. 85 Debbie Hanley Ute Harder Nancy Harris Rouemy Hildegard Henning > S. 22 Elke Herrnberger Pat Hickson Jessica Hische > S. 81 Wiebke Höljes Cynthia Hollandsworth Kris Holmes > S. 42 Elizabeth Cory Holzman Nina Hons Teresa Hopkins Jessica Hoppe Miranda Hopper Antonia Huber Cleo Huggins Karin Huschka j Sylvia Janssen Nahib Jaroudi Frau Jenson (Ute Harder) Helga Jörgensen Fonts are also available via www.myfonts.com l Karoline Lach Gabriele Laubinger Isabell Laxa Margaret Layson Sarah Lazarevic Chris Lebeau Ingrid Liche Zuzana Licko > S. 48 Patricia Lillie Barbara Lind Dara O. Lochlainn Sabrina M. Lopez Christine Lord Birte Ludwig Jenny Luigs Linnea Lundquist Tatiana Lyskova m Kristin MacFarlane Jennifer Maestre Daniela Martinez Balut Eva Masoura Merel Matzinger Simone May Nancy Mazzei Laurie McCanna Erin McLaughlin Elisabeth Megnet Barbara Mendelson Gret Mengelt-Mergenthaler > S. 34 Laura Meseguer > S. 81 Lyudmila Mikhailova Stefanie Miller > S. 111 Aoife Mooney Ashley Muir Janet Murphy n Heike Nehl Jana Nikolic Saskia Noll Alisa Nowak > S. 114 o Clotilde Olyff Danila Orlovsky p Lisa von Paczkowski Vivien Palloks EloÏse Parrack > S. 108 Jane Patterson Ronna Penner Kate Peters Julia Petretta > S. 19 Jill Pichotta Leonore Poth Janice Prescott Ekaterina Pulenko 110 111 12 N Y M P H E BY J U L I A R A U S C H A X u % { ’ B Y v & | ÷ Font includ Lorem tuer a my nibh dolore pat. Ut is nost per sus ea com vel eu vulput sequat nulla san et 9/12 Pt The Quick Brown Fox Jumps Over The L Nymphe Julia Kahl Jux Bei Pforzheim. Voyez Le Brick Geant http://volcano-type.de Lorem Ipsum Dolor Sit Amet, Consectetu Russel Oblique Karen Ackoff http://www.azfonts.net r Natasha A. Rethke Fiona Ross > S. 44 Patricia Roesch-Pothin Laurie Rosenwald Miriam Röttgers s Christina Sachse Freda Sack > S. 38 Akane Sakai Jacqueline Sakwa Ksenya Samarskaya Rosemary Sassoon > S. 50 Gayle Sato Patricia Saunders > S. 76 Alice Savoie > S. 66 Anna Maria Schildbach > S. 75 Sibylle Schlaich Elena Schneider Denyse Schmidt Maria Martina Schmitt Christina Schultz Ilse Schüle > S. 28 Yvonne Schüttler > S. 82 Stefanie Schwarz Carla Schweyer Juliet Shen Anna Simonis > S. 75 Elvira Slysh Mirjam Somers Sara Soskolne Olivera Stojadinovic Nina Lee Storm Nina Stössinger Ann Stretton Inka Strotmann Isabelle Stutz Ursula Suess Judith Sutcliffe Julia Sysmäläinen > S. 81 Laurie Szujewska 20/26 Pt This PDF-file has been downloaded from www.volcano-type.de © Copyright Volcano t Margaret Tan Winnie Tan Christine Taylor Pepper Tharp Martina Theisen Andrea Tinnes Rosemarie Tissi > S. 36 Christina Torre Mary Trafton Carol Twombly > S. 46 Yelena Tzaregorodtseva monta stefanie miller http://www.stefaniemiller.de 112 113 esk apade alisa nowak http://typedia.com w u Geraldine Wade > S. 77 Christine Wagner Eva Walter Brenda Walton LisaBeth Weber Renate Weise Dyana Weissman Patty Whack Ulrike Wilhelm > S. 70 Simone Wilkie Gisela Will Renée le Winter Sandra Winter Shelley Winter Priska Wollein Laura Worthington > S. 62 Ayse Ulay Olga Umpeleva y v Rachel Yallop Svetlana Yermolayeva Astrida Valigorsky Laura Varsky > S. 113 Natalya Vasilyeva Christine Voigts Svenja Voss Mira Vucko z Sue Zafarana Emma Zakharova Gudrun Zapf von Hesse > S. 30 Deborah Zemke l ady rené Laura Varsky http://images.veer.com 114 Diese Arbeit entstand im Fach Schriftentwicklung bei Prof. Luc(as) de Groot FH Potsdam Fachbereich Design Dies ist eine studentische Arbeit, die sich mit Frauen im Bereich Schrift bzw. Schriftgestaltung beschäftigt. Alle Abbildungen und Zitate sind mit Quellen versehen. Eine Veröffentlichung ist nicht vorgesehen. Hauptschrift: Chaparral Pro, Carol Twombly Michael Rosenlehner Kommunikationsdesgin, 10. Semester Berlin, Juni 2012 115 116