13(2002)1 - Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
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13(2002)1 - Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
Mitteilungsblatt des Förderkreises Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung e. V. 13 (2002) 1 Impressum Herausgeber: Redaktion. Förderkreis Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung e.V. Christian Ritzi Redaktionsschluss für diese Ausgabe: 22. Februar 2002 Geschäftsstelle: Prof. Dr. Hanno Schmitt, Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung, PF 17 11 38, D-10203 Berlin Tel.: (030) 29 33 60 - 0 Inhalt Seite Was getan, was geplant ist 1 Deutsch lernen in Fraktur. Plain Children: eine Ausstellung über Erziehung und Bildung der Amish People 5 Die Bibliothek der "Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens" ... 7 Von Johann Carl Daniel Curio, Peter Breiß, der "Gesellschaft der Freunde" und ihrer Bibliothek 10 Ansprache anlässlich der Übergabe der GEW-Bibliothek an die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung 15 Der Pestalozzi-Fröbel-Verband und sein Archiv 18 Lesefrüchte aus dem Bestand der BBF Einige Überlegungen und Anmerkungen zu Bertha von Marenholtz-Bülow (1816 - 1893) 29 Anton Friedrich Büschings, Königl. Preußi. Oberconsistorialraths Beschreibung seiner Reise von Berlin über Potsdam nach Rekahn unweit Brandenburg, ... 33 Die "Deutsche Volkserziehung" als Quelle für das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht im Nationalsozialismus 36 1 Was getan – was geplant ist Kaum sind die Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen der BBF ausgeklungen, wird bereits der zehnte Geburtstag vorbereitet. Wer nun befürchtet, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BBF beklagenswerte Exempel der in der PISA-Studie ermittelten Mathematikschwäche vorstellen, kann beruhigt werden. Stand das Jahr 2001 im Zeichen der Gründung der Institution im Jahr 1876, so wird dieses Jahr der Neugründung im Jahr 1992 unter dem Namen Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung gedacht. Welche Konzeptionen diesem Schritt zugrunde lagen, welche Schwierigkeiten es zu meistern galt und welche Persönlichkeiten in die Entscheidungsprozesse involviert waren, hat Ulrich Wiegmann in einem Beitrag dargestellt.1 In der diesem Beitrag folgenden Diskussion während der Tagung anlässlich des 125. Geburtstages der BBF ergaben sich Fragen, die das Bedürfnis weckten, die schriftliche Überlieferung durch die Erinnerung der damaligen Entscheidungsträger zu ergänzen. Im November 2002 findet deshalb ein Zeitzeugengespräch statt, das zu weiteren Aufschlüssen führen wird. Was gibt es sonst zu berichten? Bestandszugänge Ende November 2001 wurde der Vorlass von Prof. Dr. Hans Scheuerl in die BBF verlagert. Ausgangspunkt für diese Bestandsübernahme war eine Veranstaltung, zu der die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) und die BBF im Juli 2000 alle ehemaligen Vorsitzenden bzw. stellvertretenden Vorsitzenden eingeladen hatten. Ziel der Gesprächsrunde war eine Annäherung an die Geschichte der Fachgesellschaft, soweit sie sich aus der Erinnerung der Teilnehmer ermitteln lässt. Unter den Zeitzeugen befand sich auch Hans Scheuerl, Mitbegründer der DGfE und von 1968-72 ihr Vorsitzender. Prof. Scheuerl entschloss sich damals, unterstützt durch seine Familie, seine beruflichen Unterlagen an die BBF abzugeben. Mit diesem Bestand entfaltet sich ein reicher Einblick in die Entwicklung der erziehungswissenschaftlichen Disziplin der Bundesrepublik seit den 1950er Jahren. Seit 1998 wird die BBF von der DFG durch einen bedeutenden Zuschuss beim Bestandsaufbau unterstützt. Sie gehört damit zu jenem kooperativen System leistungsfähiger wissenschaftlicher Bibliotheken in Deutschland, das sich die Erwerbung der neu erscheinenden Literatur entsprechend den 1 Wiegmann, U.: Von der Pädagogischen Zentralbibliothek (PZB) zur Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF) 1989-1991. In: Ritzi, C./Geißler, G. (Hrsg.): Wege des Wissens. Berlin 2001, S. 186-215. 2 zugeordneten fachlichen oder regionalen Schwerpunkten aufteilt. Um Doppelanschaffungen zu vermeiden, haben sich die im Bereich der Bildungsforschung beteiligten Bibliotheken, die UB Erlangen und die BBF, miteinander verständigt. Die BBF deckt entsprechend dieser Übereinkunft die deutschsprachige Bildungsgeschichte von den Anfängen bis 1989 ab und ist für den Ankauf von pädagogischen Altbeständen zuständig. Projekte In der vorhergehenden Nummer konnte der Start des Projektes CLIOOnline mitgeteilt werden, der nach der Genehmigung eines Antrags zur finanziellen Unterstützung durch die DFG möglich wurde. Auch in diesem Heft kann ein Projektbeginn vermeldet werden, nämlich die Erarbeitung einer fünfbändigen kommentierten Werkausgabe der pädagogischen Schriften Adolf Reichweins. Nachdem eine Expertenrunde in mehreren Sitzungen über das Vorhaben beraten hat, wurde im Juli 2001 von der BBF und vom Adolf-Reichwein-Verein ein Antrag an die Deutsche Forschungsgemeinschaft gestellt, der am 8.1.2002 genehmigt wurde. Zusätzlich zu dem durch die DFG genehmigten Budget für die wissenschaftliche Erarbeitung der Ausgabe wird derzeit nach Sponsoren für die Druckkosten gesucht. Der gedruckten Ausgabe soll eine in digitalisierter Form auf CD-ROM beigefügt werden, wobei für die Textaufbereitung das unter Philologen verbreitete Auszeichnungssystem der Text Encoding Initiative (TEI) verwendet wird. Mit diesem auf SGML basierenden Standard wird gewährleistet, dass die elektronische Edition unabhängig von bestimmten Programmen und Betriebssystemen dauerhaft erhalten bleibt. Sie wird mit jedem XML-fähigen Browser nutzbar sein und kann damit prinzipiell auch über das Internet zugänglich gemacht werden. Tagungen Vom 20. bis 22. Juni 2002 findet in der BBF das 4. Internationale FröbelSymposion statt. Veranstalter sind neben der BBF die FröbelForschungsstelle der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg sowie die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, Fachkommission Sozialpädagogik, Sektion 'Pädagogik der frühen Kindheit'. Wissenschaftlicher Leiter der Tagung ist Prof. Dr. Helmut Heiland. 3 Programm: Donnerstag, 20. Juni 2002 13.00-13.15 Eröffnung der Tagung (Prof. Dr. Lutz H. Eckensberger/Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung; Christian Ritzi/Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung; Prof. Dr. Helmut Heiland/Universität Duisburg Grußwort (Prof. Dr. Ludwig Liegle/DGfE-Kommission Sozialpädagogik, "Pädagogik der frühen Kindheit" 13.15-14.00 Prof. Dr. Helmut Heiland: Duisburger Fröbelforschung – Eine Bilanz 14.00-15.00 Prof. Dr. Michio Ogasawara: Imitation, Kritik, Vertiefung – Typen des Fröbelverständnisses in Japan 15.00-16.00 Kaffeepause / Führung durch die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung 16.00-17.00 Prof. Dr. Heinz Stübig: Die Autobiographie als pädagogische Quelle 17.00-18.00 Prof. Dr. Michel Soëtard: Fröbelrezeption in Frankreich Freitag, 21. Juni 2002 09.00-10.00 Prof. Dr. Ann T. Allen: "Fröbel ist nicht tot, sondern lebt noch in Amerika". Die amerikanischen Fröbelianerinnen 10.00-11.00 Prof. Dr. Yoichi Kiuchi: Friedrich Fröbel und der Orientalismus 11.00-11.30 Kaffeepause 11.30-12.30 Dr. Wolfgang Eichler: Aspekte marxistischer Fröbel-Interpretation 12.30-13.30 Mittagspause 13.30-14.30 Dr. Elisabeth Gutjahr: Die "Mutter- und Koselieder" Fröbels als Erziehung der Sinne 14.30-15.30 Dr. Rosemarie Boldt: Die Spieltheorie Heerwarts im Kontext Fröbels 15.30-16.00 Kaffeepause 16.00-17.00 Dr. Michael Gebel: Begegnungen mit Fröbel – das Bild Fröbels in Berichten von Zeitgenossen 17.00-18.00 Naoko Matsumura: Geschichte der Fröbel-Forschung an der Universität Hiroshima bis 1945 18.00 Empfang, Präsentation der Fröbel-Briefedition und Eröffnung der Ausstellung "Fröbel im Denkmal" 4 Samstag, 22. Juni 2002 09.00-10.00 Dr. Toshiko Ito: Der dichotomische Begriff "Ahnung" in der Pädagogik Fröbels 10.00-11.00 Dr. Michèle Schärer: Fröbelrezeption in der französischen Schweiz im 19. Jahrhundert 11.00-11.30 Kaffeepause 11.30-12.30 Prof. Reiko Sakai: Seko Kurohashi als Beispiel der Fröbel-Rezeption im Zeitalter der "neuen Erziehung" der Taisho-Ära 12.30-13.30 Prof. Dr. Sigrid von den Steinen: Der Begriff der Bildung bei Fröbel 13.30-14.00 Schlussdiskussion 14.00 Ende der Tagung Während das Programm des Fröbel-Symposions schon im Detail feststeht, sind die Planungen für die in der zweiten Jahreshälfte vorgesehene Tagung noch im Gange. Inhaltlich werden sich die Referentinnen und Referenten am 22. November 2002 mit Reformpädagoginnen beschäftigen, für die das Jahr 1933 zum gravierenden Einschnitt ihres beruflichen und persönlichen Lebenslaufs wurde. Wissenschaftliche Leiterin der Veranstaltung ist PD Dr. Inge Hansen-Schaberg. Ausstellungen Am 28. Februar 2002 wurde eine im Rahmen der bisherigen Aktivitäten der BBF eher ungewöhnliche Ausstellung eröffnet. Unter dem Titel 'Plain Children. Bildung und Erziehung der Amish People' ist bis zum 31. Mai ein Einblick in die Lebensweise der nicht zuletzt aufgrund eines sehenswerten Filmes bekannten Sekte möglich (vgl. den Abdruck des Berichts über die Ausstellungseröffnung aus der Berliner Zeitung auf S. 5). Ölbergchor singt amisches Lied zur Eröffnung der Ausstellung 'Plain Children' 5 Anlässlich des 150. Todestages von Friedrich Fröbel wird ab 21. Juni – seinem Todestag – eine Ausstellung mit historischen und aktuellen Abbildungen von einigen Fröbel-Denkmälern in Thüringen zu sehen sein. Die Ausstellungseröffnung findet im Rahmen des oben bereits erwähnten 4. Internationalen Fröbel-Symposions statt. Die letzte für dieses Jahr geplante Ausstellung wird am 22. November eröffnet. Sie wird sich dem Leben und vor allem der pädagogischen Arbeit Clara Grunwalds (1877-1943) widmen. Grunwald war eine engagierte Förderin der Montessori-Pädagogik in Deutschland. Obgleich sich Mitte der 1920er Jahre eine Entfremdung zu der berühmten italienischen Pädagogin und Ärztin einstellte, blieb sie dem Konzept treu. Das am 7.4.1933 erlassene 'Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums' traf sie gleich in zweifacher Weise, als Jüdin und als Sozialistin. 1943 wurde sie gemeinsam mit jenen Kindern in Auschwitz ermordet, die ihr auf dem landwirtschaftlichen 'Umschulungsgut' für Juden anvertraut worden waren. Christian Ritzi ********** Deutsch lernen in Fraktur Plain Children: eine Ausstellung über Erziehung und Bildung der Amish People Das Image des deutschen Bildungssystems ist wirklich angeschlagen. Jetzt sollen wir gar von christlichen Fundamentalisten lernen. "Erziehung und Bildung der Amish People" heißt eine Ausstellung, die zurzeit in der Berliner Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung zu sehen ist. "Ein Blick über die Grenzen hinweg", so rät uns der Bibliotheksleiter in der Begleit-Broschüre, könne angesichts der Pisa-Ergebnisse "hilfreich" sein. Lassen wir also den Blick über den atlantischen Ozean hinweg nach Nordamerika wandern. Dort wohnen auf über 1 100 Gemeindebezirke verstreut rund 170 000 Amish People, zu deutsch: Amische. Sie eint, dass sie die Kindstaufe verteufeln und auf viele Errungenschaften des 20. Jahrhunderts verzichten – wie Jeans, Autos und Strom aus der Steckdose. Stattdessen tragen sie Trachten und fahren mit Kutschen. Ihre Lebensweise scheint derart exotisch, dass sie zur Touristenattraktion avancierte. Nur acht Jahre Schule Doch was sollen wir von Menschen in punkto Bildung lernen, deren Kinder lediglich acht Jahre zur Schule gehen dürfen? Die Begründung der Eltern: Der Nachwuchs würde ohnehin später in der Landwirtschaft oder in einem handwerklichen Beruf arbeiten. Außerdem entfremde zu viel Bildung sie von der traditionellen Lebensweise ihrer Eltern. 6 Bei einem Rundgang durch die Ausstellung stellen sich schnell Zweifel ein, ob das amische Bildungssystem als Vorbild für unsere Gesellschaft taugt. Interessant ist jedoch, wie es den Amischen gelingt, ihr eigenes Bildungsziel zu verwirklichen und die Kinder auf das traditionelle Leben in der Gemeinschaft vorzubereiten. In einem Nebenraum der Bibliothek werden Ausmal- und Schulbücher, Kleidungsstücke und Spielzeug gezeigt. Und obwohl größtenteils frisch produziert, wirken sie, als kämen sie vom Kostümverleih, aus dem Antiquariat oder vom Trödel. Die Frage nach Schuluniformen erledigt sich bei einem Blick in die Vitrinen von selbst. Die Jungs tragen die gleichen Anzughosen mit Hosenträgern wie ihre Väter, die Mädchen die gleichen schlichten Schürzen und Hauben wie ihre Mütter. Selbst die Puppen sind so angezogen. Sie haben kein Gesicht, weil die Darstellung von Menschen bei den Amischen verpönt ist. In den Malbüchern sind deshalb kaum Menschen zu sehen, sondern Kühe, Sauerkrautfässer oder Wohnzimmereinrichtungen. Ausrisse davon hängen an den Wänden, thematisch passende Fotos darüber. Sie gewähren Einblick in die amische Kultur, auch in ihre Bildungseinrichtungen. In der Regel betreiben sechs Familien eine Schule. Dank des amischen Kinderreichtums kommen da leicht 25 Schüler zusammen, meist in der alten Dorfschule der Gemeinde. Von der ersten bis zur achten Klasse werden alle Schüler gemeinsam unterrichtet. Während sechs Klassen still an ihren Tischen pauken, stehen zwei Klassen vorne an der Tafel und lösen dort Aufgaben. Das System sei erstaunlich effektiv, sagt die Ausstellungsmacherin Gisinda Eggers. "In ihrer Schulzeit hören die Kinder den Stoff schließlich achtmal." Eggers, die Religion an einem Gymnasium in Berlin-Buckow unterrichtet, hat in den Ferien bereits an sechs verschiedenen amischen Schulen hospitiert. Dabei musste sie ein wenig neidisch feststellen: "Die amischen Schüler können sich viel besser konzentrieren als deutsche." Dennoch klagten Lehrer über Disziplinprobleme. Diese bestehen etwa darin, dass ein Schüler ein Tierbuch unter der Bank studiert. "Ich würde meine Schüler küssen, wenn sie heimlich lesen", sagt Eggers. Leben ohne Nintendos, Handys und Fernseher hat offensichtlich Vorteile. Ein paar Zugeständnisse an ihre moderne Umwelt haben die Amish People aber in punkto Erziehung machen müssen: Die Unterrichtssprache ist Englisch. Umgangssprache ist dagegen "Pennsylvania Dutch", ein Dialekt, der auf der pfälzischen Mundart des 18. Jahrhunderts basiert. Gepredigt wird in altmodischem Deutsch, das deshalb auch in der Schule gelehrt wird – mit Fibeln in Frakturschrift. Die trilingual erzogenen Kinder schnitten in Tests im Vergleich zu amerikanischen Altersgenossen hervorragend ab, erzählt Eggers. Auch das wichtigste amische Bildungsziel erreicht die Schule: 85 Prozent der Kinder entscheiden sich, in der Religionsgemeinschaft zu bleiben. 7 Alles oder nichts Eins bleibt bei der Ausbildung auf der Strecke: Kreativität. Schließlich bergen frische Ideen die Gefahr der Veränderung. Bei uns gilt Kreativität dagegen als eine wichtige Befähigung für das moderne Berufsleben. Tradition und Moderne scheinen unvereinbar. Für ihren eigenen Unterricht habe Eggers zumindest nichts lernen können: "Entweder man übernimmt alles oder nichts", sagt sie. Doch bevor hier jemand den Strom abstellt, werden wohl noch viele PisaStudien erhoben werden. Brenda Strohmaier in der Berliner Zeitung vom 8. März 2002 ********** Die Bibliothek der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schulund Erziehungswesens wird übernommen Am Donnerstag, dem 11. Oktober 2001 um 18.30, Uhr fand die Übergabe der einstigen Bibliothek der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens, später GEW-Bibliothek, an die BBF statt unter Anwesenheit des Direktors des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung, Prof. Dr. Lutz H. Eckensberger, der mit Christian Ritzi, dem Leiter der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung, die begrüßenden Worte sprach. Eckensberger wählte als Anrede an die Gäste "Liebe DIPFlinge, liebe BBFler", die an den 125-jährigen Geburtstag der BBF im Mai 2001 erinnerte, als es darum ging, die gute Beziehung der BBF zum 'Mutterinstitut' hervorzuheben. Die Bereitschaft zur Übernahme einer Bibliothek mit 85 000 Bänden, mehr als 10 Prozent dessen, was die BBF schon zu ihren Beständen zählt, war wegen der Kosten keine leichte Entscheidung. "Arbeit und Sorge, Elan und Freude", führte Eckensberger aus, standen am Anfang der Übernahmeverhandlungen. Er bedankte sich bei Frau Dr. Ulrike Michalowsky, der Direktorin der Universitätsbibliothek Lüneburg, und bei Dr. Peter Göbel, dem Geschäftsführer der GEW, Landesverband Hamburg, für Zutrauen und Vertrauen in die BBF. Nach ihm sprach Christian Ritzi von der außerordentlichen Bereicherung, die die BBF durch die Übernahme der GEW-Bibliothek erfahren habe, und erläuterte anhand der Entwicklungsgeschichte beider Bibliotheken, dass es bereits in den 1940er Jahren gemeinsame Kontakte zum Austausch von Dubletten gab – Dubletten, die jetzt, als Kuriosum am Rande erwähnt, wieder zurückkehrten. In der Tat habe die BBF "unserer 'Mutter' herzlich zu danken" und umschrieb damit die Bereitschaft des Deutschen Instituts für Internationale 8 Ulrike Michalowsky Pädagogische Forschung, eine Fahrregalanlage zur Unterbringung des Bestandes zu finanzieren. Dies war eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die GEW-Bibliothek als Ganzes übernommen werden und in originaler Aufstellung erhalten bleiben konnte. Schließlich sei der Universität Lüneburg zu danken, die 50 Prozent der Umzugskosten übernommen habe. Der Bestand – bislang nur über einen traditionellen Zettelkatalog erschlossen – ist ab sofort benutzbar. Die Konversion des Katalogs in die Online-Datenbank werde zügig in die Wege geleitet. Ulrike Michalowsky sprach von der Mühe, die ihre Amtsvorgängerin, Frau Dr. Müller, für eine der letzten Lehrerbibliotheken des Landes aufgewendet habe. Es sei ein kostbarer Bestand, jedoch seien die Mittel in Lüneburg nicht vorhanden, um ihn zu erschließen. In der BBF habe sie ihren eigentlichen Standort gefunden. Sie war "überwältigt von der Qualität der BBF" und dankte dem DIPF und Dr. Peter Göbel für die Realisierung der Übernahme. Peter Göbel dankte für die freundlichen Worte, die GEW-Bibliothek habe in der BBF eine "neue und richtige Heimat gefunden". Damit habe ein schwieriger und gelegentlich quälender Prozess ein gutes Ende gefunden (vgl. den Beitrag Peter Göbels in diesem Heft). Prof. Dr. Hanno Schmitt, Universität Potsdam, Vorsitzender des Förderkreises der BBF, erinnerte in seinem Grußwort an die Übernahme des Vieweg-Verlagsarchivs im vergangenen Jahr, an dessen Anfang die Schulbuchhandlung in Wolfenbüttel, später in Braunschweig, gestanden 9 hatte, die von Joachim Heinrich Campe (1746-1818) ins Leben gerufen worden war und zu den Anfängen einer modernen Bildungsreform im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel gehörte. Johann Carl Daniel Curio (1754-1815), der Begründer der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens, und Joachim Heinrich Campe kannten sich gut und waren zeitweise an der damaligen Universität Helmstedt Weggefährten. Die erste moderne Schulreform Campes wurde von Curio publizistisch unterstützt und Campe selber von ihm gegen eine Campe diffamierende Schrift verteidigt. Curio schrieb zum Schutze von Campe von einem "Gassenbuben, der versteckt gegen Vorübergehende mit Kot wirft". Nach seiner Übersiedlung nach Hamburg im Jahr 1795 habe Curio Campe nie mehr gesehen – heute träfen sich ihre Bibliotheken wieder. Schmitt dankte allen Beteiligten, die nach dem "richtigen und dauerhaften Ort" gesucht haben. Anstelle des verhinderten Prof. Dr. Franklin Kopitzsch verlas Dr. Stefan Cramme von der BBF dessen Vortrag (s. nachfolgenden Beitrag). Am Curio-Haus in Hamburg, in dem bis zur Abgabe des Bestandes an die UB Lüneburg die GEW-Bibliothek untergebracht war, erinnert ein Porträtrelief an den Namensgeber. Curio hatte zusammen mit Peter Breiß, einem Bauernsohn aus dem hamburgischen Landgebiet, der sich zum Lehrer ausgebildet hatte, entscheidenden Anteil an der Begründung der Bibliothek. Beide fühlten sich der Patriotischen Gesellschaft von 1765 verbunden, der sie nacheinander beitraten. So versteht sich nahezu von selbst, dass zu den von ihnen gesammelten Büchern die Werke der Aufklärer gehörten, die sich der Volksbildung besonders verpflichtet fühlten. Am Rande sei erwähnt, dass auch Publikationen Friedrich Eberhard von Rochows gesammelt worden sind, von Reckahn aus bestanden seinerseits Verbindungen nach Hamburg und Lübeck. "'Vorarbeit' übernehmen, Pionierarbeit leisten", so war Curio 1981 in einer Rede zur 175-Jahrfeier der GEW Hamburg gewürdigt worden. Aber auch die Nachfolger sind bei den Ankäufen und Erwerbungen für die Bestände der Bibliothek der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schulund Erziehungswesens diesen Grundsätzen Curios treu geblieben. So sei hier zum Schluss des Berichts angemerkt, dass der Wert des Neuerwerbs dieser Bibliothek für die BBF nicht nur in den Rara besteht, sondern auch in der breit gefächerten Literatur der Bildungsreformdiskussion der 60er und 70er Jahre der Bundesrepublik Deutschland. Diese Sammlung ist ebenfalls beeindruckend und wäre einen Forschungsauftrag wert zur Bestandsbeschreibung und wissenschaftlichen Nutzung für die Erfassung der Fassetten einer optimistischen Reformdiskussion, die in den 6oer Jahren, als sich Lehrer selber publizistisch daran beteiligten, methodische Fragen des Unterrichts nicht klein redete, sondern in den Mittelpunkt der anstrengenden Arbeit der Lehrer stellte. 10 Wir heißen die Bibliothek der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens in den Räumen der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung willkommen und freuen uns darüber, dass sie jetzt zu "uns" gehört. Dr. Gabriele Gehlen Förderkreis der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung ********** Von Johann Carl Daniel Curio, Peter Breiß, der "Gesellschaft der Freunde" und ihrer Bibliothek Ich erinnere mich gern an die Hamburger GEW-Bibliothek im Curiohaus, dem steinernen Zeugnis des Selbstbewusstseins und des reformerischen Geistes der hansestädtischen Volksschullehrerschaft aus den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. Oft half die Bibliothek, wenn die Staats- und Universitätsbibliothek oder die Seminarbibliotheken "ausgeliehen" meldeten, oft fanden sich wertvolle Werke und nicht zuletzt viele kleine Schriften nur an der Rothenbaumchaussee. Großzügig überließ man dort dem jungen Aufklärungsforscher auch die eine oder andere Doublette, später gerne genutzt beim Aufbau der Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte und beim Redigieren des "Hamburg-Lexikons". Allerdings – Besucher waren selten in der Bücherei der GEW. Dennoch haben viele bedauert, dass dieser Bücherschatz – von ca. 85.000 Bänden und 100 laufend gehaltenen Zeitschriftentiteln ist im "Führer durch die Hamburger Bibliotheken", 5. Auflage von 1987, die Rede –, dass diese Sammlung nicht in Hamburg gehalten werden konnte. Nun ist sie über Lüneburg, Hamburgs nächstgelegene Nachbar-Universität, nach Berlin gelangt, in die Obhut der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung. Ich wüsste in ganz Deutschland keinen besseren Ort für die dauerhafte Bewahrung und die fachkundige Erschließung als diesen. Der wissenschaftlichen Nutzung dieses in Größenordnung und Qualität wohl einzigartigen, in Selbsthilfe entstandenen und gepflegten Bestandes eröffnen sich nun ganz neue Möglichkeiten. Vom Curiohaus – "ein Lehrerhaus als Kulturdenkmal" hat es Joist Grolle in einer Rede vor fast genau zehn Jahren genannt –, vom Curiohaus also haben Sie schon gehört. Im Torweg des eindrucksvollen Baues von 1910/11 erinnert ein Porträtrelief an den Namengeber. Wer war Johann Carl Daniel Curio? Der am 3. November 1754 in Helmstedt geborene Curio, ein uneheliches Kind, wuchs im dortigen Waisenhaus auf und besuchte von 1769 bis 1772 die städtische Lateinschule. 1772 wechselte er, möglicherweise von Helmstedter Lehrern empfohlen, auf die Gelehrtenschule des Johanneums nach 11 Hamburg und absolvierte ab 1775 das Akademische Gymnasium in der Kaufmannsrepublik an Elbe und Alster. Mit Johann Arnold Günther und Friedrich Johann Lorenz Meyer, später wesentliche Träger der hamburgischen Aufklärung und Motoren der Patriotischen Gesellschaft von 1765, gehörte er einem Schülerverein an, der freundschaftlichen literarischen Gesellschaft. Seit dieser Zeit war Curio auch schriftstellerisch tätig. In Helmstedt studierte er von 1775 bis 1779 Theologie und Philologie. Anschließend war er als Haus- und Privatlehrer engagiert. Bevor er 1780 als Feldprediger für die braunschweigischen Truppen in Kanada eingesetzt werden konnte, erhielt er ein Lehramt am Gymnasium Matineum in Braunschweig, der Residenzstadt seines Heimatlandes. Aus noch immer nicht eindeutig geklärten Gründen wurde er 1793 seines Amtes enthoben. Möglicherweise stand diese Entlassung im Zusammenhang mit dem Scheitern der groß angelegten, von Johann Carl Daniel Curio Hanno Schmitt eingehend untersuchten Schulreform von Joachim Heinrich Campe und seinen Mitstreitern im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel. Curio wurde 1795 Schulgehilfe der Fahrenkrögerschen Pensionsanstalt, einer bekannten Hamburger Privatschule. 1804 konnte er dann eine eigene Lehr- und Erziehungsanstalt für Knaben etablieren. In Hamburg war Curio schriftstellerisch und publizistisch besonders aktiv, insbesondere für die von ihm seit 1805 herausgegebene Zeitschrift "Hamburg und Altona", die von 1801 bis 1807 erschien, über aktuelle Themen aus beiden Städten berichtete und ein Forum für vielfältige Reformvorschläge im Geiste der Aufklärung war. Viel zitiert werden bis heute Curios Äußerungen, dass es in Hamburg vom Bürgermeister bis zum geringsten Diener nur einen Bürgerstand gebe, dass in der Stadt kein Adel, keine Sklaven und Untertanen lebten, alle wirklichen Hamburger nur den Bürgerstand kennen würden. Mit dieser Meinung, die er 1803 äußerte, gab Curio, der selbst das Bürgerrecht nicht erwarb, einem Idealbild, nicht der Realität Ausdruck. Dass 1805 die Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens gegründet wurde, daran hatte Curio entscheidenden Anteil. Den Anstoß hatte in der Zeitschrift "Hamburg und Altona" Peter 12 Breiß gegeben, ein Bauernsohn aus Allermöhe im hamburgischen Landgebiet, der sich, gefördert vom örtlichen Pastor, zum Lehrer ausgebildet hatte und 1789 – mit neunzehn Jahren – seine erste Stelle in Billwerder übernahm. Noch im selben Jahr wechselte er nach Reitbrook im benachbarten Kirchspiel Moorfleet über. Dort kam es über den Religionsunterricht 1797 zu einem Konflikt mit dem Ortsgeistlichen und einem Teil der Elternschaft. Durch Vermittlung einer privaten Gesellschaft zur Vermehrung der Vaterlandsliebe, in der sich Kaufleute, Handwerker und Akademiker – Juristen, Mediziner, Geistliche – zur Diskussion patriotischgemeinnütziger Themen zusammengefunden hatten, wurde Breiß als Lehrer an die neu gegründete vorstädtische Dammtorschule berufen. Ein 1810 an ihn ergangenes Angebot, als "Erziehungsrath" nach Arnstadt in den thüringischen Kleinstaat Schwarzburg-Sonderhausen zu gehen, ließ sich nicht realisieren. Als die Franzosen, damals die Herren Hamburgs, 1813 zur Verteidigung der Stadt mit den vor dem Dammtor gelegenen Häusern auch die Schule zerstörten, verlor Breiß seine Lehrerstelle und war anschließend achtzehn Jahre lang als Privatlehrer tätig. Erst 1831 konnte er sein altes Amt in der neuen Dammtorschule wieder antreten, das er bis 1840 bekleidete. Er starb 1846. Der Patriotischen Gesellschaft von 1765 gehörte er seit 1805 an. Später wurde er mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Breiß verkörpert in Hamburg den Typus des von der Aufklärung, vom Philanthropismus geprägten Volksschullehrers. Mit der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens – in Hamburg auch als "Genitivverein" bekannt – begann 1805 eine neue Epoche in der Geschichte der Lehrervereine. Am Beginn standen im 18. Jahrhundert Selbsthilfeeinrichtungen wie Sterbe-, Witwenund Waisenkassen. Dann folgten, mitunter mit Anleitung und Führung durch Amtsträger und Geistliche, Lehrerkonferenzen und Lesegesellschaften. Mit der Gesellschaft der Freunde von 1805 und dem Lübecker Lehrerverein von 1809 setzt dann der Weg zur eigenständigen Berufs- und Interessenvertretung ein. Beide Vereine – inzwischen Landes- bzw. Kreisvorstand der GEW – sind die ältesten noch bestehenden deutschen Lehrerorganisationen. In ihnen ging es anfangs auch um Fragen der materiellen Sicherung und der beruflichen Fortbildung, doch sahen Curio, Breiß und ihre frühen Mitstreiter darüber hinaus auch die Aufgabe der Verbreitung aufklärerischer Ideen und Verhaltensweisen und der Beeinflussung der öffentlichen Meinung zugunsten grundlegender Schulreformen. Dabei war anfangs auch eine Verbindung zur Patriotischen Gesellschaft von 1765 gegeben, der nach Breiß auch Curio beitrat. Dem Zwecke der Fortbildung dienten ein Lesezirkel, der erst 1903 aufgelöst wurde, und eine Bibliothek, deren erster gedruckter Katalog 1828 erschien. Er verzeichnet neben Schul-, Predigt- und Andachtbüchern – letztere belegen, welche Bedeutung dem Religionsunterricht damals in Stadt und Land noch zukam – die gesammelten Schriften Friedrich des Großen, Johann Gottfried Herders und Johann Heinrich Pestalozzis. Wichtige Pädagogen der Aufklärung wa- 13 ren mit ihren Werken vertreten: Johann Bernhard Basedow, Rudolph Zacharias Becker, Joachim Heinrich Campe, der Franzose de La Chalotais, Gustav Friedrich Dinter, Martin Ehlers, Friedrich Gedike, Johann Christian Friedrich GutsMuths, Bernhard Christoph Ludwig Natorp, Friedrich Eberhard von Rochow – von Reckahn aus bestanden Verbindungen nach Hamburg und Lübeck –, Christian Gotthilf Salzmann und Johann Ferdinand Schlez. Auch Autoren der Volksaufklärung waren demnach gut vertreten. Es fanden sich auch Schriften zur jüdischen Gottesdienst- und Schulreform, die von dem 1817 gegründeten Hamburger Tempel begonnen wurde. Wie Kataloge von Bibliotheken, privater wie öffentlicher Sammlungen überhaupt, so ist auch dieses frühe Verzeichnis ein Spiegel geistiger Einflüsse und Bewegungen, lokaler, regionaler und überregionaler Kontakte. "'Vorarbeit' übernehmen, Pionierarbeit leisten", darin hat Joist Grolle 1981 in seiner Rede zur 175-Jahrfeier der GEW Hamburg die Gesinnung Curios und seiner Mitstreiter erkannt und gewürdigt. Dieser Geist blieb in der Gesellschaft der Freunde – erst seit 1976 firmiert sie als GEW Landesverband Hamburg – lebendig. Sie blieb freilich im 19. Jahrhundert nicht ohne Konkurrenz. Als 1824 die Schulgehilfen von der angestrebten Mitwirkung ausgeschlossen blieben, gründeten sie den Schulwissenschaftlichen Bildungsverein. 1873 entstand ein Verein Hamburger Volksschullehrer, der sich für eine fortschrittliche Schulpolitik einsetzte. Nach seiner Auflösung 1894 und dem Übertritt seiner Mitglieder wurde die Gesellschaft der Freunde endgültig zum führenden Lehrerverein der Stadt und hatte maßgeblichen und dauerhaften Anteil an der Erneuerung des Schulwesens in Hamburg. In der Gesellschaft wurde auch die im Verein Hamburger Volksschullehrer 1888 begonnene Arbeit für das pädagogisch und künstlerisch wertvolle Jugendbuch fortgesetzt. Enge Verbindungen bestanden zur Reform der Kunsterziehung, erste Kontakte – meist noch verdeckt – zur in Hamburg starken Arbeiterbewegung, die auch eine Bildungs- und Kulturbewegung war. Die kritische Stellungnahme der Gesellschaft zur gegen die Sozialdemokratie gerichteten Wahlrechtsverschlechterung von 1906 führte zu Konflikten mit der Oberschulbehörde und dem Senat, auch zu inneren Auseinandersetzungen. Erheblich war der Anteil der Gesellschaft an den Schulreformen der Weimarer Republik, auch an den Innovationen in der Sozialpädagogik und dem Volkshochschulwesen. Bis 1933 hielt die Gesellschaft an demokratischen und republikanischen Überzeugungen fest, dann wurde sie gleichgeschaltet. Repräsentanten der Gesellschaft aus der Weimarer Zeit, die unbelastet waren, bauten den Lehrerverein 1945 wieder auf und waren aktiv an der Entstehung der Lehrergewerkschaft GEW beteiligt. Aus Hamburg kamen mit Max Traeger und Dieter Wunder Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Die Bibliothek hat diese Prozesse begleitet und befördert. 1905, hundert Jahre nach der Gründung, zählte sie 5.160 Bände und eine Zeitschriftensammlung von 497 Bänden. 1904 wurden bei 2.012 aktiven Mitgliedern 14 7.105 Entleihungen gezählt. Mehrfach, so 1872 und 1966, wurden ältere Bestände ausgeschieden oder veräußert. Das Archiv der Gesellschaft befindet sich inzwischen im Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg, die Bibliothek nun in der BBF. Damit stehen der Forschung wertvolle, erst ansatzweise ausgeschöpfte Quellen zur Erziehungs- und Bildungsgeschichte zur Verfügung. Zum Schluss möge noch einmal einer der "Vorarbeiter" das Wort erhalten: Peter Breiß mit seinem 1797 verfassten Gedicht "An die mit mir vereinigten Schullehrer", gerichtet an die Lehrer eines der "Hamburgischen Marschländer", die er dort in einer Konferenz, einem Vorläufer der Gesellschaft der Freunde, organisiert hatte: "Willkommen Brüder, hier im Kreise, Wo Alle nur Ein Geist beseelt! Ein Geist, der, auf der Lebensreise, Der Menschheit Wohl zum Ziele wählt! Was lockt uns her? – Sind Bürgerkronen, Sind Säckel unser Heiligthum? – Soll uns der Menge Beifall lohnen? – Ein Monument? – Ein später Ruhm? – Wer dieses sucht, wählt keine Schule; Wählt sie den aber: schläft er ein; Sanft hingelehnt im Polsterstuhle, Wird er sich seines Lebens freun. 15 Und wacht er auf – o weh' ihr Kinder! Ich seh' ihn schon von Grimm entbrannt! – Er donnert auf die kleinen Sünder, Und – zieht sie groß fürs Vaterland. Ein Schauder dringt bei diesem Bilde Durch guter Lehrer Mark und Bein. Wir wollen, wie die Väter, milde Und unsrer Schüler Freunde seyn! Der Liebe Geist, in unsern Lehrern, Weih' immer mehr der Schüler Sinn; Durch ihn nur kann sich Tugend mehren, Dem Vaterlande zum Gewinn. O schönes Ziel! – dich zu erringen Hat jeder Einzelne sein Pfund! Durch Alle muß es mehr gelingen, Dies heiligt unsern Bruderbund! Hier, in dem so geweihten Kreise, Strahl' lieblich jedes Bruders Licht! Dann kehr jeder Bruder weise Heim, zur Erfüllung seiner Pflicht". Prof. Dr. Franklin Kopitzsch Universität Bremen ********** Ansprache anlässlich der Übergabe der GEW-Bibliothek an die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung Ich bedanke mich für die freundlichen Worte zur Begrüßung und die nicht minder freundlichen Worte über die Bibliothek der GEW, deren Übergabe an die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung wir heute feiern. Sie machen es mir leicht, mich herzlich dafür zu bedanken, dass die Bibliothek der GEW in diesem Hause eine neue und – wie ich finde – die richtige Heimat gefunden hat. Für die GEW Hamburg findet mit der Aufnahme ihrer Bibliothek in die BBF ein schwieriger, gelegentlich quälender und schmerzlicher Prozess ein gutes Ende. Wir hatten uns schließlich von einem wertvollen Erbstück zu trennen. Aber so ist es wohl, wenn die Ursprünge des eigenen Verbandes annähernd 200 Jahre zurückreichen: Es sammelt sich nicht nur Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen als Erbe, es sammeln sich auch sehr 16 handfeste Erbstücke, mit denen umzugehen – verantwortungsbewusst umzugehen – nicht immer leicht ist. Zu diesem Erbe der Hamburger GEW gehört bzw. gehörte insbesondere die Bibliothek, weiterhin die mit Gründung der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens ins Leben gerufene so genannte soziale Kasse zur Unterstützung von Witwen und Waisen der Mitglieder und natürlich das 1911 als Lehrervereinshaus eingeweihte Curiohaus. Im Hinblick auf das Curiohaus bin ich zuversichtlich, dass wir trotz der bereits bestehenden und sich weiter ausbreitenden virtuellen Gewerkschaftshäuser auf dieses sehr reale Gebäude nicht werden verzichten können. Die über 150 Jahre bestehenden sozialen Kassen wurden Ende der 60er Jahre aufgelöst – sie waren dank der den Pädagogen inzwischen zustehenden Versorgung des öffentlichen Dienstes ihres ursprünglichen Curiohaus Zweckes beraubt. Aus dem verbliebenen Vermögen wurde in der Nähe von Hagenbeks Tierpark ein Altenheim mit 110 Appartements errichtet, das den Namen Diesterweg Stiftung trägt. Für die schöne Diesterweg Plastik, die ich in Ihrem Haus gesehen habe, hätten wir also auch Verwendung! Schwieriger als in diesen Fällen war die Entscheidung über die Zukunft unserer Bibliothek. Selbstverständlich können Bücher, kann eine so wertvolle und in Teilen einmalige Sammlung nicht bedeutungslos werden. Sie kann aber – wie wir über Jahre beobachten mussten – ihre ursprüngliche Bedeutung verlieren. Diese lag in ihrer Funktion als Selbsthilfeeinrichtung der Hamburger Lehrerschaft, die der eigenen Bildung und Weiterbildung 17 dienen sollte. Und diese Funktion hat sie über viele Jahrzehnte erfüllt und ist damit nicht nur zu einer eindrucksvollen Sammlung gewachsen, sondern in Gänze zu einem historischen Dokument geworden. Einem Dokument, das Auskunft darüber gibt, was die Hamburger Lehrerschaft selbst als Inhalt ihrer Weiterbildung definiert, was sie professionell zur Kenntnis genommen hat. Allerdings war diese Lehrerschaft immer weniger auf ihre Selbsthilfeeinrichtung angewiesen. Die Fortbildung wurde mehr und mehr von der staatlichen Schulaufsicht übernommen, Bücher füllten den heimischen Bücherschrank und der Unterrichtsvorbereitung dienten mehr und mehr die einschlägigen, möglichst kopierfähigen Materialien. Die Folgen waren an den Nutzerzahlen der GEW-Bibliothek abzulesen. Immer weniger Mitglieder kamen wegen der Bibliothek ins Curiohaus. Daran konnte auch der 1975 unternommene Versuch, durch Umwandlung der Bücherei in eine Stiftung und ihre Ausstattung mit einem Stiftungskapital, aus dessen Erträgen eine wenn auch nur bescheidene Aktualisierung des Bestandes finanziert werden sollte, nichts ändern. Die Personalkosten und die laufenden Betriebskosten wurden weiterhin aus dem Haushalt der GEW finanziert. Wahrscheinlich hätte dies alleine nicht gereicht, innerhalb der GEW eine ernsthafte Diskussion um die Zukunft der Bücherei in Gang zu bringen. Zwei weitere Gründe kamen hinzu. Der eine war die Tatsache, dass die Bibliothek nur zu einem Teil in den als Thekenbibliothek ausgebauten Räumen im Curiohaus untergebracht war, während sich große Teile, insbesondere der ältere Bestand, in Räumen befand, deren Klima sich als zunehmend problematisch erwies. Der Einsatz verschiedener Hilfsmittel konnte den schwerwiegenden Nachteil der Unterbringung in Kellermagazinen mit schwankenden Temperaturen und nicht immer trockenen Wänden nicht ausgleichen. Schimmelbefall musste laufend bekämpft werden. Die Substanz der Bücher drohte ernsten Schaden zu nehmen. Der zweite aktuelle Grund war die seit Anfang der 90er Jahre wachsende Sorge um die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit der GEW Hamburg. Dazu gaben zum einen sinkende Mitgliederzahlen einen objektiven Anlass. Zum anderen scheint diese Sorge aber – allem äußeren Glanz zum Trotz – ein wiederkehrendes Leitmotiv in der Gesellschaft der Freunde und ihrer Nachfolgerin zu sein. Dem hat bereits ein Mitglied der mit Planung und Bauleitung des Curiohauses beauftragten Kommission unter Bezug auf den Sitz des Curiohauses an der Rothenbaumchaussee beredt Ausdruck verliehen mit dem Stoßseufzer: "Wie sollen wir auf einen grünen Zweig kommen, wenn wir auf dem roten Baume sitzen?" Aus dieser Gemengelage von Gründen beschloss der Landesvorstand der Hamburger GEW nach kontroversen Diskussionen im Juni 1996, die Bibliothek zum Jahresende zu schließen und nach einem neuen Träger zu su- 18 chen. Die zum Zeitpunkt dieses Beschlusses noch vorhandene Hoffnung, in Hamburg einen neuen Standort zu finden, erwies sich bald als Illusion. Sie scheiterte vor allem an der Bedingung, den Bestand der Bibliothek als Ganzes zu erhalten. Denn natürlich waren eine Reihe von Hamburger Bibliotheken nachhaltig daran interessiert, Teile des Bestandes zu übernehmen. Es gab aber in Hamburg keine einzige Institution, die sich in der Lage sah, den gesamten Bestand zu übernehmen und seine Erhaltung zu garantieren. Übernahmeangebote für die Bibliothek lagen indessen vor von der Christian Albrechts Universität zu Kiel und der Universität Lüneburg, die schließlich den Vorzug erhielt. Dafür waren eine Reihe von Gründen ausschlaggebend. Ich weiß, dass dieser Entschluss in Lüneburg nicht leicht gefallen ist. Umso mehr möchte ich bei dieser Gelegenheit Frau Dr. Michalowsky danken für den Mut und die Entschlossenheit, eine Korrektur der Entscheidung der verantwortlichen Gremien herbeizuführen und gleichzeitig im Kontakt mit der BBF eine dauerhafte Perspektive zu finden. In der Einladung zur heutigen Veranstaltung schreiben Sie: "Mitte 2001 wurde die Sammlung von der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung übernommen." Und dann folgt der entscheidende Halbsatz: "..wo sie dauerhaft verbleibt." So sei es. Dr. Peter Göbel Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Landesverband Hamburg ********** Der Pestalozzi-Fröbel-Verband und sein Archiv Seit Mitte 2001 befinden sich die bis dahin in der Bundesgeschäftsstelle des Pestalozzi-Fröbel-Verbandes in Berlin aufbewahrten und gesammelten Archivbestände und die Bibliothek des Verbandes in der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung. Es handelt sich dabei um – allerdings unvollständige – Unterlagen aus der Zeit des zwischen 1873 bis 1938 bestehenden Deutschen Fröbelverbandes (DFV, auch DtFV) sowie um Verwaltungsakten und sonstige Sammlungen des 1948 gegründeten Pestalozzi-Fröbel-Verbandes (PFV). Mit den nachfolgenden Informationen wird beabsichtigt, den Bestand zu erläutern. Das geschieht auf der Grundlage der insbesondere im letzten Jahrzehnt durch den Vorstand des PFV geförderten Aufarbeitung zur Ge- 19 schichte des Verbandes.1 Nach wie vor bieten der Gegenstand und die Materialien ein nach vielen Seiten hin "offenes" und zu erschließendes Forschungspotential an. Aus diesem Grund werden die bisher zur Geschichte des Verbandes vorliegenden Veröffentlichungen als Bestandteil dieses Textes in Form eines kommentierten Literaturverzeichnisses eingefügt. Pestalozzi-Fröbel-Verband und Deutscher Fröbelverband Der Pestalozzi-Fröbel-Verband ist ein sozialpädagogischer, weltanschaulich unabhängiger Fachverband. Die Mitglieder bringen unterschiedliche berufliche Kompetenzen und Einbindungen mit und vertreten die Fachszene rund um Kinder und kindbezogene Berufe. Das sind insbesondere: sozialpädagogische Fachkräfte, in der Aus- und Fortbildung Tätige, Vertreterinnen und Vertreter anderer Fachverbände, der Bundes- und Länderministerien, aus Jugendämtern der kommunalen und der Länderebene, aus Universitäten und Forschungsinstituten sowie Freischaffende aus den Bereichen von Wissenschaft, Fortbildung und Beratung. Der Pestalozzi-Fröbel-Verband wurde am 23. März 1948 gegründet. Seine Gründungsmitglieder sahen sich – wenn auch mit veränderten Ansprüchen und in einem veränderten Umfeld – in der Tradition des Deutschen Fröbel-Verbandes. Der Deutsche Fröbel-Verband war 75 Jahre zuvor – 1873 – entstanden und hatte in den nachfolgenden Jahrzehnten in der Geschichte der Kleinkind- und Sozialpädagogik in Deutschland eine wesentliche Rolle gespielt. Diese Aufgabe nahm der PFV erneut auf. Das bedeutet: Hinter seinem heutigen Wirken im Rahmen von Vereinen und Verbänden liegt die nunmehr über fünfzigjährige Geschichte des PFV sowie die Geschichte des Deutschen Fröbel-Verbandes als die des traditionsbildenden und konstituierenden "Vorläufers". Diese in das 19. Jahrhundert zurückreichende Verbandsgeschichte verlief keineswegs kontinuierlich und bruchlos. Der Deutsche Fröbel-Verband entstand 1873 auf Initiative eines Teils der Fröbelbewegung, entscheidenden Anteil an der Gründung hatten sowohl der Allgemeine Fröbel-Verein in Weimar als auch die Fröbelvereine in Berlin. Als allgemeines und verbindendes Ziel sollte ein breites Bündnis für die neuen Ideen in der Kleinkindererziehung entstehen. Es ging demzufolge nicht nur um die Fröbelbewegung, sondern um alle Richtungen auf dem "Gebiete der Pflege und Erziehung des vorschulpflichtigen Kindesalters" und insbesondere um die Ausbildung von Kindergärtnerinnen. 1 Die Darstellung nutzt die abschließend empfohlene Literatur. Die besondere Beachtung der Verbandsgeschichte gehörte zu meinem Aufgabenbereich als Mitglied des gewählten Vorstandes (1992 bis 2001) 20 Die Gründung ging nicht ohne Ambivalenzen und Befindlichkeiten unter den Protagonisten vonstatten, die sich aus dem Profil der verschiedenen Familien-, Fröbel- und Kindergartenvereine ergaben. Zwei Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gründungsversammlung waren übrigens Frauen, in den geschäftsführenden Vorstand und zum Vorsitzenden wurden jedoch ausschließlich Männer gewählt. Das änderte sich erst im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Zwischen 1907 und 1918 wurde der Verband von Marta Back (1866 - 1932) geleitet, ihr folgte Helene Luise Klostermann (1858 - 1935) bis 1923 – sie war insbesondere auch an der Einrichtung des Fröbelmuseums in Bad Blankenburg beteiligt –, und bis 1934 Lili Droescher (1871 - 1944). Wie die Geschichte der vielen Verbände, Vereine und Gesellschaften, die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entstanden waren, volkserzieherische Ambitionen vertraten und erfolgreich zur Publizierung und Institutionalisierung ihrer Anliegen beigetragen hatten, endete auch jene des Deutschen Fröbel-Verbandes im Nationalsozialismus. Seine Mitglieder wurden, wie die der anderen Verbände, seit 1934 systematisch "gleichgeschaltet" oder ausgegrenzt. Versuche, den Verband durch Anpassung zu retten, scheiterten. 1938 löste er sich durch den Beschluss einer außerordentlichen Mitgliederversammlung nach 65-jähriger Existenz auf. Das geschah auf Initiative des Vorstandes und wurde seitens der Mitglieder ohne Widerstand hingenommen. Der Nationalsozialistische Lehrerbund, die "große Erziehergemeinschaft Deutschlands", sei bereit, die Aufgaben des Deutschen Fröbel-Verbandes "im Sinne des Führers und Fröbels zu übernehmen", was "der Lösung dieser Aufgaben nur zum Segen gereichen" könne.2 Im Dezember 1939 wurde der Deutsche Fröbel-Verband im Verbandsregister des Amtsgerichts Berlin gestrichen. Wie bei allen vergleichbaren Verbänden, die nach 1945 mit der Absicht wieder begründet wurden, die ursprünglichen Grundanliegen erneut aufzugreifen und an Entwicklungen anzuknüpfen, die sich im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts vollzogen hatten oder eingeleitet worden waren, war die Wiederbelebung der Verbandsarbeit eine ambivalente Angelegenheit. Einerseits ging es darum, noch immer ungelöste Fragestellungen und Problemkonstellationen für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts erneut zu thematisieren. Andererseits konnte nicht nahtlos am Arbeitsstand der zwanziger Jahre angeknüpft werden, da sich die Bedingungen, der Kreis der Interessenten und die potentiellen Mitglieder völlig verändert hatten. 2 Vgl. dazu die entsprechenden Mitteilungen in der Zeitschrift "Kindergarten", H. 10 und 12/1938. Walter Thorun teilt in seiner verdienstvollen Chronologie "125 Jahre Sozialpädagogischer Fachverband", Hamburg 1997, S. 120 f. (Manuskriptdruck) mit, dass der Auflösungsbeschluss einstimmig erfolgte, und teils wehmütig aufgenommen wurde, da damit eine Form alter Verbundenheit verschwand, teils jedoch auch als Ende der belastenden Gleichschaltung begrüßt wurde. 21 Demnach war nach 1945 von den ehemaligen Mitgliedern des Deutschen Fröbel-Verbandes über Wieder- oder Neugründung zu entscheiden, zu berücksichtigen waren die Folgen und Erfahrungen von Krieg und Nationalsozialismus, zu verarbeiten waren Traditionsbilder und Wirkungsweise einer Vergangenheit zwischen volkerzieherischem Aufbruch am Ende des 19. Jahrhunderts und dem – wie auch immer gearteten – Abbruch durch den Nationalsozialismus in den dreißiger Jahren. Das Ende des Deutschen Fröbel-Verbandes 1938 zwischen Anpassung, Resignation, Selbstaufgabe und Rückzug auf sich selbst warf Fragen nach dem Traditionsbild auf. Ob das Datum der Gründung des Pestalozzi-Fröbel-Verbandes im Jahre 1948 zufällig war oder bewusst gewählt wurde, ist im Einzelnen nicht mehr nachzuvollziehen. Aus der allgemeinen Lage resultierte ein dringender Bedarf nach sozialpädagogischem Engagement. Als die Alliierten entsprechende Zusammenschlüsse in den von ihnen besetzten Gebieten wieder zuließen, entschieden sich ehemalige Mitglieder des Deutschen Fröbel-Verbandes für eine Neugründung – zehn Jahre nach der Auflösung des Deutschen Fröbel-Verbandes, drei Jahre nach Kriegsende und dem Zusammenbruch des Hitlerreiches, zwei Jahre nach der 200. Wiederkehr des Geburtstages von Johann Heinrich Pestalozzi (1746 - 1827) und vier Jahre vor dem 100. Todestag von Friedrich Fröbel (1782 - 1852). An deren Vorbereitung waren – neben Lehrerinnen aus ehemaligen und neuen Kindergärtnerinnen- und Jugendleiterinnenseminaren, Vertreterinnen aus Behörden, Jugendheimen und Kindertageseinrichtungen – auch Herman Nohl und Eduard Spranger maßgeblich beteiligt. Die Gründungsversammlung tagte an der Universität Göttingen und war von Herman Nohl und Luise Besser, bis 1958 die Vorsitzende des neu gegründeten Verbandes, einberufen worden. Als Bezeichnung für den Verband wählten die Gründungsmitglieder nicht mehr nur die bisher im Namen des DFV festgeschriebene Beziehung zu Fröbel, sondern erweiterten sie mit dem Blick auf "die Größe und Schwere der Gegenwartsaufgaben"3 um die zu Pestalozzi. Zur übergreifenden Programmatik, verbunden mit den Namen Fröbels und Pestalozzis, wurden Volkserziehung, Menschenerziehung, soziales Verantwortungsbewusstsein und sozialpädagogisches Wollen erklärt, damit Anliegen des Deutschen Fröbel-Verbandes aufgegriffen und der notwendigen Lösung aktueller Probleme zugeordnet. In diesem Sinne stand der neue PFV durchaus in der Tradition des Deutschen Fröbel-Verbandes, zumal neben den Gründungsmitgliedern auch weitere ehemalige Mitglieder des Deutschen Fröbel-Verbandes dem PFV beitraten. Die Mitarbeit im Verband diente vor allem zur Verständigung über und zur gemeinsamen Durchsetzung spezifischer sozialpädagogischer Anliegen des beruflichen Alltags, hatte also in diesem Sinne eine vorwiegend "rückwirkende" Funktion auf das berufliche Arbeitsfeld. Daraus resultiert, 3 Verlautbarung des PFV Göttingen, 24. 3. 1948. Zit. bei Walter Thorun, a.a.O., S. 126. 22 dass die "basisdemokratische" Arbeit des Verbandes nur in den Protokollen der Mitgliederversammlungen und Wortmeldungen in den Publikationsorganen dokumentiert wurde, sich das "Verbandsleben" vorwiegend in der Verbandszeitschrift und in Erinnerungen widerspiegelt und das Engagement einzelner Verbands- und Vorstandsmitglieder vorwiegend im Rahmen berufsbiographischer Untersuchungen beschrieben wird, deren Hauptthema nicht der PFV bzw. der Deutsche Fröbel-Verband ist. Würdigende und kritische (Selbst-)Besichtigungen der Verbandsarbeit sind vorwiegend aus den Programmatiken und Rechenschaftslegungen der jeweiligen Vorstände aus Anlass von Vorstandswahlen herauszulesen, darüber hinaus jedoch erscheinen sie an anderen Stellen: eingebettet in biographische Reflexionen und Untersuchungen oder der Verband – sowohl der Deutsche Fröbel-Verband als auch der Pestalozzi-FröbelVerband – wird in historischen Untersuchungen zur Vorschul- und Sozialpädagogik als eine Erscheinungsform erwähnt. Dementsprechend ist auch die Aktenlage. Mehr als Fröbel und Sozialpädagogik Es ist eine irrige Vorstellung, die bis heute durch die Namensgebung gestützt wird, dass das Werk und Wirken von Pestalozzi und Fröbel sowohl im DFV wie auch im PFV eine zentrale Rolle gespielt haben und spielen. Tatsächlich war das Aufgabenfeld zu allen Zeiten vorwiegend auf aktuelle sozialpädagogische Problemlagen konzentriert. Wenn historisch reflektiert wurde, geschah das anhand solcher Probleme, die sich aus den gestellten Aufgaben entwickelten. Das betraf demzufolge dann auch Fröbel und seine Kindergartenpädagogik, die Geschichte des Kindergartens, die Geschichte des Berufs der Erzieherin, die Geschichte der Kindheit, die Geschichte einzelner Kindereinrichtungen und Ausbildungsstätten usw. 4 Die erste umfassendere und überblickende Arbeit zur Verbandsgeschichte wurde 1998 aus Anlass der 125 Jahre zurückliegenden Gründung des Deutschen Fröbel-Verbandes und des 50-jährigen Bestehens des Pestalozzi-Fröbel-Verbandes vorgelegt.5 Sie stützte sich auf Ausarbeitungen und Aussagen verdienstvoller älterer Mitglieder des PFV, dazu gehören zahlreiche Arbeiten von Walter Thorun (Hamburg). Umfassendes Material wurde durch die in Erinnerung an Erika Hoffmann (1902 - 1995) vom PFV herausgegebene Gedenkschrift "bilden – erziehen – betreuen" er- 4 5 Partielle Einblicke in die Verbandsgeschichte wurden auch 1961 und 1973 vorgelegt. Vgl. die abschließend referierte Literatur. Pestalozzi-Fröbel-Verband (Hrsg.): Die Geschichte des Pestalozzi-Fröbel-Verbandes. Ein Beitrag zur Entwicklung der Kleinkind- und Sozialpädagogik in Deutschland. Freiburg i. Breisgau 1998. 23 schlossen.6 Die Befragung von Zeitzeugen half, Zusammenhänge zu finden und Engagement zu verdeutlichen, dazu gehörten Interviews u.a. mit Sigrid Ebert (Berlin), Renate Combé (Köln), Dr. Gisela Hundertmarck (Poppenhausen), Gertraud Lorenz (Neuwied), Gertrud Meister (Aachen), Dr. Helga Merker (Köln), Schwester Maria Martha Nickel (Kempten), Gisela Petersen (Rotenberg), Rita Rudzinski (Berlin), Dr. Elisabeth Siebenmorgen (Köln), Prof. Dr. Thea Sprey-Wessing (Münster), Walter Thorun (Hamburg) und Renata von Ungern-Sternberg (Bremen). Eine entscheidende Materialgrundlage kam aus dem in der Berliner Geschäftsstelle des PFV vorhandenen und dort betreuten Verbandsarchiv. Genutzt wurden weitere erreichbare Literatur und zeitgenössische Dokumente, insbesondere auch aus dem Fröbel-Museum in Bad Blankenburg und aus dem Archiv der Berliner sozialpädagogischen Ausbildungsstätte, dem "PestalozziFröbel-Haus". Was in diesen Zusammenhängen deutlich wurde, gilt auch für das in den Archivbeständen des PFV gleichsam "schlummernde" Forschungspotential. Die Bestände dokumentieren demzufolge – wenn auch fragmentarisch und in spezifischen Facetten – mindestens die Entwicklung in den nachfolgend genannten drei Bereichen: erstens alle für Kinder und ihre Eltern existentiellen politischen, sozialen, kulturellen und pädagogischen Probleme des 20. Jahrhunderts; zweitens die Verbandsgeschichte als Bestandteil der Fröbelbewegung, der Kindergartenbewegung, der Frauenbewegung, der Geschichte sozialpädagogischer Berufe und der Bestrebungen um Volkserziehung und Menschenbildung. Je nach Bedürfnislage wurden Schwerpunkte gesetzt, nach denen sich auch das Engagement des Verbandes richtete: auf die Kindergärten, auf die Erziehung, auf die Ausbildung, auf vorschulpädagogische Konzepte, auf die Lösung sozialer Probleme, auf das Verhältnis von Familien und Einrichtungen usw. drittens die Verbandsgeschichte als Bestandteil allgemeiner Vereinsgeschichte, die Geschichte ehrenamtlicher Arbeit und die sich wandelnde Funktion von Vereinen und Verbänden in der Öffentlichkeit. Zur Komplexität des Zusammenwirkens von Vereinen und Verbänden auf volkserzieherischem Gebiet Dass die Wirkungsabsichten und -möglichkeiten sowie die Wechselwirkungen von Vereinen, Verbänden und Gesellschaften nur andeutungsweise erfasst sind, ist ein deutliches Manko. Die spezifische Artikulation gesell6 Sigrid Ebert / Christine Lost (Hg.): bilden – erziehen – betreuen. In Erinnerung an Erika Hoffmann. München 1996. 24 schaftlicher Bedürfnisse und die Komplexität des Zusammenwirkens auch auf volkserzieherischem Gebiet, die Fülle der Neugründungen und der Zustrom neuer Mitglieder in Um- und Aufbruchszeiten sind ein Phänomen der deutschen Vereinsgeschichte, das sich nach der Gründungswelle im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts sowohl nach 1945 als auch nach 1989/90 wiederholt hat. Über den Bestand solcher Zusammenschlüsse entscheiden offensichtlich das gemeinsame Anliegen und die gemeinsame Wirkungsabsicht, das Verbandsprofil sowie die Anzahl, vor allem aber das Engagement der Mitglieder, Kriterien, die auch auf den PFV zutreffen. Die Geschichte dieses Potentials ist nur indirekt erfassbar, für die Wirksamkeit des Verbandes, den Erfolg seiner Arbeit und seiner andauernden Lebensfähigkeit jedoch von entscheidender Bedeutung. "Vereine", "Gesellschaften" und "Verbände" gehörten in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zu den wichtigsten Formen, um gleichgerichtete Interessen programmatisch vertreten und durchsetzen zu können. Im letzten Drittel des Jahrhunderts entstanden unter anderen drei solcher Zusammenschlüsse Gleichgesinnter, deren Besonderheit darin bestand, dass sie, teilweise inhaltlich und personell verflochten, an historisch-pädagogischem Gedankengut anknüpften und im Sinne einer allgemeinen "Volkserziehung", ihrer Pflege und Praktizierung, ein entsprechendes pädagogisches Handeln zu konzipieren und zu praktizieren versuchten. Es handelte sich dabei um den 1873 gegründeten Deutschen FröbelVerband, um die 1890 entstandene Gesellschaft für deutsche Erziehungsund Schulgeschichte und um die 1891 konstituierte Berliner internationale Comenius-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft und Volkserziehung. Alle drei Verbände stellten zwischen 1934 und 1938 ihre Tätigkeit ein und wurden nach 1945 wiederbelebt, das heißt reaktiviert oder neu gegründet. Das geschah in allen Fällen mit einem modifizierten Programm und den veränderten Bedürfnissen und Bedingungen angepasst. Der PestalozziFröbel-Verband entstand 1948 als "politisch und konfessionell unabhängiger sozialpädagogischer Fachverband" in den westlichen Besatzungszonen in Tradition des Deutschen Fröbel-Verbandes, die Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte hatte die Kommission für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte als Nachfolgerin, sie wurde 1956 (bis 1990) als Herausgebergremium in der DDR eingerichtet, und die Deutsche Comenius-Gesellschaft entstand 1992 im wiedervereinten Deutschland in Hinblick auf die "alte" Comenius-Gesellschaft von 1891. Alle drei Gremien waren Ende des 19. Jahrhunderts mit der Absicht entstanden, Beiträge zur Verbesserung der Volksbildung in einer Zeit sozialer Umbrüche und Verunsicherungen zu leisten. Sie bezogen sich dabei auf pädagogische Konzepte der Vergangenheit, deren Gehalt allgemein zu erschließen und für dessen Realisierung einzutreten sei. Der Deutsche Fröbel-Verband und die Comenius-Gesellschaft repräsentierten diese Absicht 25 bereits mit dem für die jeweilige Vereinigung gewählten Namen. Im Gründungsaufruf der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte hieß es: "Gerade jetzt, da die Fragen der Erziehung und des Unterrichts in den Vordergrund des öffentlichen Interesses getreten sind, da wir vielleicht an einem Wendepunkt in der Entwicklung des nationalen Erziehungswesens stehen, erscheint es geboten, der Gegenwart aus der Vergangenheit die Zukunft zu erhellen."7 Die drei Vereinigungen waren miteinander verflochten. Mitglieder der Comenius-Gesellschaft publizierten in der Reihe "Monumenta Paedagogica Germaniae" der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte. In deren Beständen wiederum befand sich ein Teil des FröbelNachlasses, mit dem sich Erika Hoffmann (1902-1992), eines der Gründungsmitglieder des Pestalozzi-Fröbel-Verbandes von 1948, besonders intensiv befasste. Henriette Schrader-Breymann, die Gründerin und Leiterin des Pestalozzi-Fröbel-Hauses in Berlin, auch Eleonore Heerwart, die Vorsitzende des Allgemeinen Kindergärtnerinnen-Vereins und Leiterin des Friedrich-Fröbel-Hauses in Bad Blankenburg waren Mitglieder der Comenius-Gesellschaft, nicht zuletzt deshalb, weil diese Gesellschaft unter Berufung auf Comenius "auf dem Gebiet der Volkserziehung die Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts" betont habe.8 Der Direktor des Köllnischen Gymnasiums in Berlin, Dr. Eugen Pappenheim, verehrte Comenius und Fröbel. 1893 wurde er zum Vorsitzenden des Deutschen Fröbel-Verbandes gewählt, desgleichen später Friedrich Zimmer. In Bonn entstand ein Comeniusseminar, in dem gleichzeitig Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen ausgebildet wurden. Obwohl die Entwicklung seit 1945 dazu geführt hat, dass sich die relativ engen Verbindungen zwischen den Vereinen aufgelöst haben und sich die Aufgabenbereiche zunehmend – manchmal in wechselseitiger Konkurrenz – spezialisieren, bestimmen nach wie vor die verschiedenen Formen der Zusammenarbeit die erfolgreiche Arbeit mit. Die integrative, koordinierende, gleichsam "basisdemokratische" Funktion der Verbände, die durch ihre Mitglieder und einen gewählten Vorstand funktionieren und sich selbst organisieren, haben im volkserzieherischen 7 8 Abläufe und Zitate aus der Geschichte der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte wurden entnommen bei: Christine Lost: Die Kommission für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte 1990 Personen, Probleme, Bilanzen. In Jahrbuch für Pädagogik 1992 (Erziehungswissenschaft im deutsch-deutschen Vereinigungsprozess. Frankfurt a. M. / Bern / Berlin / New York / Paris / Wien 1992, S. 119 - 133. Abläufe und Zitate aus der Geschichte der Comenius-Gesellschaft wurden entnommen bei: Werner Korthaase: Die Berliner internationale Comenius-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft und Volkserziehung (1891 - 1934). Hrsg. vom ComeniusZentrum. Berlin 1993 (Hefte zur Lebensbildung 4). 26 und sozialpädagogischen Bereich eine außerordentliche Rolle gespielt und die entsprechenden Entwicklungen in diesem Jahrhundert mitbestimmt. Anhand der Geschichte und Vorgeschichte des PFV ist nicht nur diese Bedeutung abzulesen, sondern sind auch jene Bedingungen und Voraussetzungen zu erkennen, die Verbandsarbeit erst wirksam machen. Dafür bieten sich die nun im Archiv der BBF befindenden Bestände an. Die Periodika des DFV und PFV Die Akten und Unterlagen werden durch die periodischen Publikationen des DFV und des PFV ergänzt. Ihre Geschichte hat vor eineinhalb Jahrhunderten begonnen. 1860 erschien der 1. Jahrgang der vom FröbelFreundeskreis herausgegebenen Zeitschrift "Kinder-Garten und Elementar-Klasse". Der DFV übernahm mit seiner Gründung 1873 das Periodikum und nutzte es als Verbandszeitschrift. Unter dem Titel "Kindergarten" existierte die Zeitschrift bis 1944. Mit der Auflösung des DFV 1938 hatte sie jedoch ihren ursprünglichen Charakter verloren. Sie wurde vom Nationalsozialistischen Lehrerbund übernommen und für dessen Zwecke genutzt. Die Umwertung und Entstellung der Zeitschrift, aber auch das über den Kindergarten hinausreichende Programm des PFV führte 1948/49 zu der Entscheidung, für die geplante Verbandszeitschrift einen anderen Titel zu wählen. Um die Ziele und den Aufgabenbereich des PFV zu assoziieren und das inhaltliche Programm der neuen, als Monatszeitschrift projektierten Veröffentlichung zu umreißen, griff man auf den anspruchsvollen, mit Fröbel und Pestalozzi in Verbindung zu bringenden Titel "Die Menschenerziehung. Zeitschrift für soziale Pädagogik. Organ des Pestalozzi-FröbelVerbandes e. V." zurück. Die erste Nummer des ersten Jahrgangs, zugleich auch die einzige unter diesem Titel, erschien im März 1949. Knappe Ressourcen und wohl auch der Bedarf weniger an theoretischen Erörterungen, die der gewählte Titel signalisierte, als vielmehr an einem raschen, unkomplizierten, die aktuelle Praxis beachtenden und unterstützenden Informationsfluss zwischen dem Vorstand und den Mitgliedern, führten zu einer Umbenennung der Zeitschrift. Der gedankliche Rückgriff auf den von Fröbel genutzten Begriff der "Menschenerziehung" wurde neu akzentuiert. Die Zeitschrift hieß nunmehr "Blätter des Pestalozzi-FröbelVerbandes". Mit dem Zusatz im Titel "Neue Folge der 1860 gegründeten Zeitschrift 'Kindergarten'" und der Wahl des Verlages, nämlich Quelle & Meyer in Heidelberg, der bereits zwischen 1921 und 1938 die Zeitschrift "Der Kindergarten" verlegt hatte, wurde auf die spezifische und langjährige Tradition aufmerksam gemacht und sie für die veränderten Bedingungen zu öffnen versucht. Beeinflusst durch die bildungspolitischen Entwicklungen seit Beginn der 1970er Jahre wandelte sich 1976 der Titel der Zeitschrift erneut, nunmehr in "Sozialpädagogische Blätter". Als Zusatz wurde gewählt: ehem. "Blätter 27 des Pestalozzi-Fröbel-Verbandes", Neue Folge der Zeitschrift "Kindergarten". Eine weitere Wandlung erfuhr die Verbandszeitschrift 1989. Mit der Bindung an einen neuen Verlag, bewirkt durch die prekäre Abonnentensituation, wurden die Anliegen und Informationen des PFV nunmehr Teil einer Fachzeitschrift unter dem Titel "Kinderzeit – Sozialpädagogische Blätter". In Weiterführung der "Sozialpädagogischen Blätter" begann 1996/97 die Herausgabe eines Jahrbuches mit der Absicht, die Tätigkeit des PFV geschlossener zu dokumentieren. Die Jahrbücher enthalten die Beiträge und wichtigsten Ergebnisse von Fachtagungen. Durch die themenzentrierte Anlage der Jahrbücher werden akute sozialpädagogische Fragestellungen zur Lage der Kinder, zu den Institutionen für Kinder, zur professionellen pädagogischen Arbeit mit Kindern, zur Ausbildung und zum Beruf der Erzieherin bzw. des Erziehers usw. aufgegriffen. Jedes Jahrbuch hat ein Thema und ist unter diesem Thema zugleich ein Fachbuch, indem es aktuelle Aufsätze namhafter Fachvertreter aus Theorie, Praxis und Verwaltung vereint. Es wird durch einen mehrfach im Jahr erscheinenden "Mitgliederrundbrief" ergänzt, der die direkte Information der Mitglieder ermöglicht und die Kommunikation zwischen den Mitgliedern, dem gewählten Vorstand und der Geschäftsstelle des PFV in Berlin unterstützt. Literaturhinweise: Die voranstehenden Ausführungen beziehen sich, wenn nicht anders vermerkt, auf die Ergebnisse des Jubiläumsprojekts des Pestalozzi-FröbelVerbandes (PFV) aus Anlass seines 50-jährigen bzw. 125-jährigen Bestehens. Als grundlegend wird empfohlen: Pestalozzi-Fröbel-Verband (Hrsg.): Die Geschichte des Pestalozzi-FröbelVerbandes. Ein Beitrag zur Kleinkind- und Sozialpädagogik in Deutschland. Freiburg im Breisgau 1998. In dieser Buchpublikation wird die Geschichte des PFV (und des DFV) erstmals und umfassend dargestellt. Partielle Einblicke in die Verbandsgeschichte wurden 1973 aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Gründung des Deutschen Fröbel-Verbandes vorgelegt. Luise Besser veröffentlichte bereits 1961 einen Beitrag über die Arbeit des PFV seit 1948 in: Beiträge zur Sozialpädagogik. Heidelberg 1961, S. 194 ff. Die beiden letztgenannten Veröffentlichungen von 1973 bzw. 1961 gehen jedoch über allgemeine Mitteilungen bzw. Bilanzen nicht wesentlich hinaus. In Ergänzung und zur Stützung eines Überblicks ist eine ebenfalls aus Anlass des Jubiläums von 1998 erschienene Chronologie zu nennen: Walter Thorun: 125 Jahre sozialpädagogischer Fachverband / Chronologie. Hamburg 1998 [Mskpt.-Druck]. 28 Die nachfolgenden, chronologisch aufgeführten Veröffentlichungen greifen einzelne Aspekte der Geschichte des PFV (und des DFV) auf: Christine Lost: Die Wissenschaftlerin Erika Hoffmann: Zu Lebensleistung und Jahrhundertproblematik. In Ebert, S./Lost, C. (Hrsg.): bilden – erziehen – betreuen. In Erinnerung an Erika Hoffmann. München 1996, S. 17 - 38. Dies.: Mitmenschlichkeit und Zusammenarbeit. Zu Persönlichkeit und Lebensleistung von Prof. Dr. Gisela Hundertmarck (1930 - 1997). In Auernheimer, R. (Hrsg.): Erzieherinnen für die Zukunft. Berufsrealität und Berufsprofil im Wandel. Jahrbuch 3 des Pestalozzi-Fröbel-Verbandes. Baltmannsweiler 1999, S. 69 - 82. Dies.: Zu den vom Pestalozzi-Fröbel-Verband herausgegebenen Jahrbüchern 1 u. 2. Ein rückblickender Überblick. In: ebd., S. 155- 158. Christine Lost/Rita Wolters: Fröbel in der Geschichte des PestalozziFröbel-Verbandes. In: Heiland, H./Neumann, K./Gebel, M. (Hrsg.): Friedrich Fröbel. Aspekte internationaler vergleichender Historiographie. Weinheim 1999, S. 203 - 215. Dies.: Fröbel und Pestalozzi – Leitbild, Programm, Etikett? Aus der Geschichte des Pestalozzi-Fröbel-Verbandes. In: Lost, C./Oberhuemer, P. (Hrsg.): Auch Kinder sind Bürger. Kindergarten- und Kinderpolitik in Deutschland (Jahrbuch 4 des PFV). Baltmannsweiler 1999, S. 102 116. Prof. Dr. Christine Lost Erziehungswissenschaftl. Inst., Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ********** Lesefrüchte aus dem Bestand der BBF Einige Überlegungen und Anmerkungen zu Bertha von Marenholtz-Bülow (1816 - 1893) Das 4. Internationale Fröbel-Symposion vom 20.-22. Juni 2002 in Berlin mit dem Titel "Fröbels Pädagogik. Verstehen. Interpretieren. Weiterführen." ist Anlass, sich der wichtigsten und erfolgreichsten Verbreiterin von Fröbels Ideen zuzuwenden. Bertha von Marenholtz-Bülow begegnete Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852) in seinen letzten Lebensjahren im Dienste der kleinen Kinder Ende Mai des Jahres 1849 und sprach ihn mit dem Satz an: "Sie scheinen sich mit Volkserziehung zu beschäftigen?" (Marenholtz-Bülow 1876, S. 1). Ihrem Einsatz und Einfluss ist es hauptsächlich zu verdanken, dass das Verbot der Kindergärten in Preußen von 1851, das Fröbel kurz 29 vor seinem Tod noch selbst erlebte, neun Jahre später wieder aufgehoben wurde (Müller 1928. S. 56). In der "Festschrift zur hundertjährigen Geburtstagsfeier" (Festschrift 1882, S. 20) von Friedrich Fröbel zum 21. April 1882 wird ein anderes Begegnungsdatum zwischen den beiden genannt. Es wird berichtet, dass sich Adolph Diesterweg, Johanna Goldschmidt und Bertha von Marenholtz zu Fröbel begeben haben, Diesterweg und Marenholtz-Bülow gemeinsam am Unterricht Fröbels teilnahmen und sich Gedanken über die Verbreitung von Fröbels Sicht zur Veränderung und Verbesserung der Sorge für die kleinen Kinder machten. Hier zeigt sich beispielhaft ein Problem der Überlieferung und der Forschungslage, wenn es um die Klärung des Verhältnisses zwischen von Marenholtz-Bülow und Fröbel geht. Die persönlichen Angaben sind widersprüchlich im Detail und gegensätzlich in der Interpretation, die Quellenlage zur Klärung praktischer und theoretischer Sachverhalte ist verstreut und lückenhaft oder durch historische Umstände unvollständig geworden (Heiland 1992, S. 27-115, insbesondere S. 49 ff.). Bei den Zeitgenossen der Fröbelbewegung gibt es eine unstreitige und hohe Anerkennung für das erfolgreiche Wirken von Bertha von Marenholtz-Bülow für die Kindergartenbewegung im In- und Ausland. In der Festschrift wird ausführlich aus den "Erinnerungen an Friedrich Fröbel" zitiert, die MarenholtzBülow 1876 veröffentlichte. Von späteren Kritikern wird ihr vorgeworfen, dass sie sich durch ihre eigenständige Verknüpfung von Fröbels Grundauffassungen mit der sozialen Frage, wie sie von der für soziale Veränderungen äußerst aufmerksamen Bertha von Marenholtz-Bülow wahrgenommen wurde, von Fröbels Substanz entfernt habe (Ballauff/ Schaller, S. 205-213, insbesondere S. 212). Neben der Erarbeitung praktischer Materialien für die neu gegründeten Kindergärten, etwa "Die erste Erziehung durch die Mutter nach Fr. Fröbels Grundsätzen" von 1854 und "Die Arbeit und die neue Erziehung nach Fröbels Methode" von 1875, engagierte sie sich ebenso über ihre persönlichen Kräfte hinaus für die Gründung von Kindergärten und von Ausbildungsstätten für Kindergärtnerin- 30 nen. Weiterhin bemühte sie sich im In- und Ausland um die Verbreitung von Fröbels Grundauffassung, dass die Versorgung der nichtschulpflichtigen Kinder dreifach durchdacht werden müsse (Allgemeine Deutsche Biographie 1878. Bd. 8. S. 123). Auf der ersten Stufe sei sie als Pflege des Kindes durch seine Mutter zu gestalten, auf der zweiten – zwischen dem dritten und dem sechsten Lebensjahr – durch seine Erziehung durch bildendes Spiel in einem Kindergarten. Die dritte Stufe diene der vorbereitenden Erziehung des schulischen Lernens und zwar durch Spiele, die Gemüt, Sinne und Wahrnehmungsfähigkeit ansprechen und zum produktiven Tun überleiten sollen. Auf dieser letzten Stufe dürften die meisten Differenzen zu Fröbel festzustellen sein. Eine Gesamtausgabe der gedruckten Texte Fröbels und des umfangreichen handschriftlichen Nachlasses lag den damaligen Zeitgenossen nicht vor und steht auch in der Gegenwart nicht zur Verfügung. Inwieweit die Verbreiter der Kindergartenidee theoretische Auseinandersetzungen mit Fröbels Werk leisteten, ist eine eigenständige wissenschaftliche Fragestellung, die eine theoretische historische Komponente aufzuweisen hat und eine praktische zur Erfassung für die veränderte Zeitsituation, in der die Kindergartenbewegung hohe Erfolge hatte. Für alle wissenschaftlichen Fragestellungen bietet die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung Arbeitsgrundlagen. Inzwischen ist sie zum bleibenden Dach für verschiedene erziehungswissenschaftliche Bibliotheken geworden, die nach ihren eigenen Sammlungsperspektiven vorgegangen sind (vgl. dazu die Berichte zur Übernahme anderer Bibliotheken, Archive und Nachlässe im Mitteilungsblatt des Förderkreises der BBF, insbesondere im Bertha von Marenholtz-Bülow gegenwärtigen Mitteilungsblatt den Bericht von Christine Lost). Das bedeutet für die Publikationen von Bertha von Marenholtz-Bülow, dass es eine eigenständige wissenschaftliche und bibliothekarische Aufgabe geworden ist, die Fülle der Materialien in verschiedenen Beständen zu sichten. Da es eine spezifische Quellenlage gibt, die sich aus dem praktischen und theoretischen Engagement der Autorin ergibt (vgl. dazu Heiland 1992), erfordert das besondere bibliothekarische Feinarbeit. Die Ergebnisse der momentan die schulpolitische öffentliche Diskussion beherrschenden Studie der OECD, kurz PISA (Programme for International Student Assessment) genannt, bieten für unsere Zusammenhänge die Erkenntnis, dass den Auffassungen Fröbels, Diesterwegs, von MarenholtzBülows und anderer Protagonisten der Kindergartenbewegung, den Kindergarten als Grundlage des Schulwesens zu betrachten und einzurichten, beizupflichten ist als eine unabdingbare Voraussetzung für erfolgreiche Schulkarrieren. 31 Der Förderkreis der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung wünscht dem 4. Internationalen Fröbel-Symposion vom 20.-22. Juni 2002 sowohl wissenschaftliche als auch praktische Erfolge bei der Erinnerung an die Anfänge und an die internationale Verbreitung einer großen Idee, deren erste Verbreiter von Fröbel inspiriert wurden und aus seinem Geiste heraus für die Verbesserung der Lage der kleinen Kinder arbeiteten. Literaturangaben: 1. Primärliteratur Friedrich Fröbel. Festschrift zur hundertjährigen Geburtstagsfeier von Lina Morgenstern. Berlin 1882. Die Fröbel'schen Bildungsanstalten. Denkschrift dem Königlich Preußischen Staatsminister und Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten, Ritter höchster Orden Herrn Dr. Falk Excellenz überreicht vom leitenden Ausschuß des Deutschen FröbelVerbandes. Berlin 1876. Goldschmidt, Henriette: Was ich von Fröbel lernte und lehrte. Versuch einer kulturgeschichtlichen Begründung der Fröbel'schen Erziehungslehre. Leipzig 1909. Marenholtz-Bülow, Bertha von: Die erste Erziehung durch die Mutter nach Fr. Fröbels Grundsätzen. Leipzig 1854. Marenholtz-Bülow, Bertha von: Die Arbeit und die neue Erziehung nach Fröbels Methode. Hrsg. zum Besten der Fröbelstiftung. 2. Aufl. Cassel, Göttingen 1875. Marenholtz-Bülow, Bertha von: Erinnerungen an Friedrich Fröbel. Kassel 1876 (Gesammelte Beiträge zum Verständnis der Fröbel'schen Erziehungsidee. Bd. 1). Marenholtz-Bülow, Bertha: Das Kind und sein Wesen. Beiträge zum Verständnis der Fröbel'schen Erziehungslehre. 2. unveränd. Aufl. Cassel 1878. 2. Sekundärliteratur Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 8. Leipzig 1878. Deutsche Biographische Enzyklopädie. Bd. 3., Bd. 8. München 1997. Neue Deutsche Biographie. Bd. 5. Berlin 1961. Ballauff, Theodor/Schaller, Klaus: Pädagogik. Eine Geschichte der Bildung und Erziehung. Bd. III. 19./20. Jahrhundert. München, Freiburg 1973. Heiland, Helmut: Fröbelbewegung und Fröbelforschung. Bedeutende Persönlichkeiten der Fröbelbewegung im 19. und 20. Jahrhundert. Hildesheim, Zürich, New York 1992 (Beiträge zur Fröbelforschung. Bd. 3). Jäger, Georg/Tenorth, Heinz-Elmar: Pädagogisches Denken. In: Jeismann, K. -E./Lundgreen, P. (Hrsg.): Handbuch der deutschen Bildungsge- 32 schichte. Bd. III. 1800-1870. Von der Neuordnung Deutschlands bis zur Gründung des Deutschen Reiches. München 1987, S. 71-102. Müller, Maria: Frauen im Dienste Fröbels. (Wilhelmine Hoffmeister, Bertha von Marenholtz-Bülow, Henriette Schrader-Breymann, Henriette Goldschmidt). Leipzig 1928 (Forschungen zur Geschichte der Philosophie und der Pädagogik. II. Bd. H.3). Dr. Gabriele Gehlen Förderkreis der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung ********** Anton Friedrich Büschings, Königl. Preußi. Oberconsistorialraths Beschreibung seiner Reise von Berlin über Potsdam nach Rekahn unweit Brandenburg, welche er vom dritten bis achten Junius 1775 gethan hat. Mit Landcharten und anderen Kupferstichen. Leipzig 1775, gedruckt bey Friedrich Gotthold Jacobäern, im Verlag der Haude und Spenerschen Buchhandlung zu Berlin Reisen sind nicht meine Sache; sie kosten zu viel Zeit, und diese habe ich nicht übrig. Mit diesen Worten beginnt Anton Friedrich Büsching (1724-1793), seit 1766 Oberkonsistorialrat und Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster, seinen Bericht über die gemeinsam mit Frau und Kindern durchgeführte Reise von Berlin nach Reckahn bei Brandenburg/Havel. Auf über 320 Seiten schildert der in Stadthagen (Schaumburg-Lippe) geborene Theologe und Geograph anschließend die mehrtägige Reise, die er im Juni 1775 unternahm. Erklärtes Ziel seiner Expedition war die Besichtigung des von dem Reformer des Landschulwesens Friedrich Eberhard von Rochow (1734-1805) ins Leben gerufenen Schulversuchs, der seit dem Preußenjahr 2001 in einer vorzüglich arrangierten Ausstellung im Rochowschen Gutshaus zu Reckahn und in einem von Hanno Schmitt und Frank Tosch prächtig ausgestatteten Sammelband umfassend dokumentiert ist (Schmitt/ Tosch 2001). Nur für Reckahn war Büsching bereit, sechs Tage zu opfern: "Ich würde also auch die kleine Reise, welche ich heute antrete, nicht unternehmen, wenn nicht Rekahn, dahin sie gerichtet ist, wegen des Herrn Domherrn von Rochow und deßelben Frau Gemalin, einer geborenen von Bosen, ein Ort wäre, der mehr als hundert andere besucht zu werden verdient, ja wenn nicht das von 33 seiner Vortrefflichkeit, würdig wäre, besichtiget, gepriesen und nachgeahmet zu werden." (Büsching, S. 1) Umso erstaunlicher ist es auf den ersten Blick, dass er nahezu zwei Drittel seines Buches auf die Beschreibung des ersten Reisetages verwendet, der nach 20 Stunden mit der Ankunft in Reckahn abends um 11 Uhr endet. Heute bewältigt man diese Strecke über die Autobahn in ca. 45 Minuten, lässt dabei jedoch auch viele der von Büsching besuchten bzw. gestreiften Ortschaften am Rande liegen. Ausführliche Skizzen widmet er u. a. der Leipziger und Potsdamer Straße, dem 'Königlichen Bau in Berlin', der Bevölkerungsstruktur Berlins, der 'Teltowschen Kreisverfassung', der 'BilderGallerie zu Sans-Souci' oder der Geschichte der Stadt Potsdam. Wir erfahren u. a., dass Berlin 1709 49.855 Einwohner zählte, 1747 84.898 und 1774 104.874, darunter 5.381 Franzosen, 1.162 Böhmen und 3.958 Juden. Von den 1774 gezählten Bewohnern waren 20.225 Männer, 25.136 Frauen und Witwen, 18.265 Söhne und unverheiratete Mannspersonen, 21.106 Töchter, 4.915 Gesellen, 2.299 Lehrer, 2.894 männliche Bedienstete und 10.024 weibliche Bedienstete (ebd., S. 38). Derartige statistische Angaben liefert Büsching auch für viele kleine Dörfer, die auf seiner Reisestrecke lagen, so z. B. für Glindow, Plötzin, Göhlsdorf oder Netzen (ebd., S. 206 ff.). Dieses Erstaunen relativiert sich allerdings sofort, wenn man bedenkt, dass Büschings wissenschaftliches Hauptwerk die "Neue Erdbeschreibung" war, von der er zwischen 1754 und 1792 die Teile 1 bis 11 (Europa und Teile Asiens) selbst bearbeitete und die nach seinem Tode von anderen fortgeführt wurde. Es ist, wie Wilhelm Michel in der 'Neuen Deutschen Biographie' schreibt, sein Verdienst, "die Erdbeschreibung auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt zu haben. Wenn er sie auch nur politisch-statistisch erfasste, ohne sie physikalisch zu behandeln, also von der historischen und nicht von der naturwissenschaftlichen Seite, so bleibt seine Arbeit doch eine große Anton Friedrich Büsching Leistung." (Michel 1957, S. 3). Auch die 'Beschreibung seiner Reise von Berlin über Potsdam nach Reckahn unweit Brandenburg' trägt über weite Teile eindeutig Züge dieser 'politisch-statistischen', mithin deskriptiven Methode. Büsching betrat damit Neuland. Wenngleich spätere Kritiker die "endlose Reihung von Tabellen" kritisierten, so betont Peter Hoffmann dagegen, dass "gerade dieses Werk in seiner Zeit etwas unerhört Neues" war, auch wenn sich Büschings Methode schnell überlebte. Nicht von ungefähr sei eine zweite Auflage erschienen (Hoffmann 2000, S. 182). 34 Der Darstellung der Rochowschen Familiengeschichte und der Beschreibung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse des zu ihrem Besitz gehörenden Dorfes Reckahn inklusive einer ausführlichen Schilderung des Pfingstgottesdienstes sind weitere knapp 13 Seiten gewidmet. Erst danach wendet sich Büsching den 'Schulsachen' zu. Er betont den "patriotischen und klugen Eifer, mit welchem sich der Herr Domherr des Schulwesens zu desselben Verbesserung annimmt" und kontrastiert dies mit dem Befund, dass "die gemeinen Leute beyderley Geschlechts, welche in den Städten und auf dem platten Lande leben, [...] bisher an den meisten Orten ganz unverantwortlich vernachläßiget, und fast thiermäßig erzogen worden" seien (Büsching 1775, S. 230). Zur Illustration dieses Befundes zitiert er ein Beispiel aus Russland mit der Bemerkung, dass dies "keineswegs das einzige Land" sei, "wo man so denkt." (ebd., S. 231). Als Ausweis des Rochowschen Erfolges betrachtet er dessen 'Versuch eines Schulbuches für die Kinder der Landleute' (1772) sowie den 'Baurenfreund' (1773), "welches künftig der 'Kinderfreund' heißen wird" und das in zwei Teilen 1776 und 1779 als 'Der Kinderfreund, ein Lesebuch zum Gebrauch in Landschulen' erschien (ebd., S. 234, vgl. Bautz 1975). Schließlich nimmt er Rochows Ausführungen zu den Qualifikationen und Qualitäten, über die ein Lehrer verfügen sollte, zum Anlass, auch hier "das Beyspiel des Herrn Domherrn sehr musterhaft" zu nennen (Büsching 1775, S. 239). Neben Reckahn besucht er anschließend noch die Schulen in Göttin und Krahne; beide Orte gehörten ebenfalls zum Besitz der von Rochows. Wiederum beginnt Büsching seine Schilderung der Schulverhältnisse – wie wir heute sagen würden – mit einer Skizze der Sozial- und Wirtschaftsstruktur der Dörfer (ebd., S. 241 ff.). Insgesamt drängt sich bei der Lektüre der Schrift der Eindruck auf, dass ihr Autor an den wirtschaftlichen, sozialen und demographischen Verhältnissen der Orte, die er bei seiner Reise nach Reckahn durchquerte, mindestens ebenso interessiert war wie an den Fortschritten der von Rochow ins 35 Leben gerufenen Schulen. Büschings Interesse an den 'politischstatistischen' Verhältnissen wurde offensichtlich schon während seines ersten Russland-Aufenthaltes im Jahre 1749 geweckt. Zu dieser Zeit diente er dem dänischen Gesandten in St. Petersburg. Der zu Recht als ein erfolgreicher Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster in die Schulgeschichte eingegangene Büsching verfügte offenbar über viele Talente (vgl. Schachinger, S. 20 ff.). Insgesamt umfasst sein Werk mehr als 100 Schriften zu den unterschiedlichsten Themen, z. B. kunsthistorischen, kirchenhistorischen, pädagogischen oder geographischen (vgl. Hoffmann, S. 271 ff.). Man kann dies einerseits als "unstätig" abtun, wie es der Verfasser des Artikels in der 'Allgemeinen Deutschen Biographie' getan hat (Löwenberg 1876, S. 644). Andererseits aber vermitteln Büschings Ausführungen ein lebendiges Bild von den wirtschaftlichen, sozialen und schulischen Zuständen in der Kurmark zu Beginn des letzten Viertels des 18. Jahrhunderts. Literatur: Bautz, Friedrich Wilhelm: Artikel Büsching, Anton Friedrich. In: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 1. Herzberg 1975 (http://www.bautz.de/bbkl/b/buesching_a_f.shtml). Büsching, Anton Friedrich: Beschreibung seiner Reise von Berlin über Potsdam nach Rekahn unweit Brandenburg, welche er vom dritten bis achten Junius 1775 gethan hat : Mit Landcharten und anderen Kupferstichen. Leipzig 1775. Hoffmann, Peter: Anton Friedrich Büsching (1724-1793): Ein Leben im Zeitalter der Aufklärung. Berlin 2000. Löwenberg: Artikel Anton Friedrich Büsching. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 3. Leipzig 1876, S. 644-645. Michel, Wilhelm: Artikel Anton Friedrich Büsching. In: Neue Deutsche Biographie. Bd. 3. Berlin 1957, S. 3-4. Schachinger, Erika: Abriß der Schulgeschichte. In: Scholtz, Harald: Gymnasium zum Grauen Kloster 1874-1974: Bewährungsproben einer Berliner Gymnasialtradition in ihrem vierten Jahrhundert. Weinheim 1998, S. 13-32. Schmitt, Hanno/Tosch, Frank (Hrsg.): Vernunft fürs Volk: Friedrich Eberhard von Rochow im Aufbruch Preußens. Berlin 2001. Dr. Johannes Thomassen Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Jahresberichte für Deutsche Geschichte Förderkreis der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung ********** 36 Die "Deutsche Volkserziehung" als Quelle für das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht im Nationalsozialismus Das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht (ZI) gehörte sicherlich zu den bedeutendsten pädagogischen Institutionen in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. 1915 war es als Vermittlungsinstanz zwischen staatlicher Schulverwaltung und pädagogischer Praxis gegründet worden und bestand bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Seine Bedeutung erlangte das ZI einerseits durch seine Nähe zur pädagogischen Praxis seiner Zeit und andererseits durch seine enge Zusammenarbeit und personelle Verzahnung zunächst mit dem preußischen Kultusministerium und ab 1934 mit dem Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (Reichserziehungsministerium, REM). 1943 wurde es von seinem damaligen Leiter Rudolf Benze sogar als eine der 'Außenstellen' des REM bezeichnet, obwohl das ZI nach wie vor formal von einer Stiftung getragen wurde (Benze 1943, S. 22). In der Weimarer Republik wurde das ZI zu der wohl wichtigsten Institution in der Verbreitung besonders reformpädagogischer Konzepte: So wird gerne das Wort Herman Nohls zitiert, wonach man die Reformpädagogik leicht an Hand der Veranstaltungen des ZI darstellen könne (Böhme 1971, S. 189f), eine Meinung, die sogar noch im Jahre 1940 vertreten wurde (Benze 1940, S. 346). Wer sich für die Geschichte und Aktivitäten des ZI interessiert, stößt aber auf ein Problem: Für das ZI ist keine Aktenüberlieferung verfügbar. Als während des Zweiten Weltkrieges die Institutsarbeit und mit ihr auch Unterlagen und Akten aus dem von Bombenangriffen bedrohten Berlin in die Schulungsstätte Rankenheim bei Gross-Köris, etwa 50 Kilometer südöstlich von Berlin, ausgelagert worden waren, verliert sich kurz nach Kriegsende die Spur dieser Quellen. Auch wenn dieser Umstand sehr bedauerlich ist und kaum ausgeglichen werden kann, ist es dennoch möglich, die Arbeit des ZI während der Zeit des Nationalsozialismus zu untersuchen. Den Publikationen des ZI kommt hierfür Bedeutung zu: In der pädagogischen Presse sind immer wieder Berichte über die Arbeit, Aktivitäten und Veranstaltungen des ZI erschienen. Eine weitere Möglichkeit bieten die 37 vom ZI und seinen Mitarbeitern verfassten oder herausgegebenen gedruckten Quellen. Neben den einmalig erschienenen Arbeiten wie beispielsweise zum 10-jährigen Jubiläum oder zu einzelnen Tagungen (vgl. exemplarisch Zehn Jahre Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht 1915-1925) sind hier vor allem die periodischen Veröffentlichungen des ZI zu nennen: das 'Pädagogische Zentralblatt' mit seiner Nachfolgerin, der 'Deutschen Volkserziehung' und den unter wechselnden Titeln erschienenen Jahrbüchern des ZI. In diesen Periodika sind oft auch Tätigkeitsberichte des ZI erschienen, die einen Überblick über seine Aktivitäten erlauben: 38 § Pädagogisches Zentralblatt. Herausgegeben vom Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht. Langensalza 10-13 (1930-1933) [BBF: 02 A 1816] § Deutsche Volkserziehung. Schriftenfolge für die deutsche Erziehung. Neue Folge des Pädagogischen Zentralblattes. Herausgegeben vom Deutschen Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht. Frankfurt a. M. 1-5 (1934-1938/39) § Jahrbuch des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht. Berlin 2-5 (1920-1925) § Das Deutsche Schulwesen. Jahrbuch des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht. Jahrgänge 1927-1930/32 Berlin 1928-1933 § Deutsche Schulerziehung. Jahrbuch des Deutschen Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht. Berlin 1940 und 1943 Die vom ZI seit 1934 herausgegebene 'Deutsche Volkserziehung' (DVE), die in den Beständen der BBF vollständig greifbar ist, markiert die nationalsozialistische Machtübernahme in der Institutsarbeit. Denn 1933 wurde auch das ZI 'gleichgeschaltet': Vorsitzender der Trägerstiftung wurde der spätere Reichserziehungsminister Rust, formeller Gesamtleiter blieb bis zum 31.07.1938 Ludwig Pallat, der dann von Rudolf Benze abgelöst wurde. Pallats Tätigkeit als Gesamtleiter wurde 1933 für etwa ein Jahr durch die Tätigkeit Ernst Bargheers unterbrochen, ohne dass Pallat die Leitung aufgegeben hätte (Böhme 1971, S. 93, S. 183). Möglich war dies, da Pallat, der in Halle tätig war, bereits seit 1931 von Franz Hilker als "geschäftsführendem Gesamtleiter" vertreten wurde. Am 17.05.1933 wurde Hilker beurlaubt und durch Bargheer ersetzt, dessen Ausscheiden zwischen April und Dezember 1934 datiert (Böhme 1971, S. 183 f.). Fortan war Alfred Pudelko als Leiter der Pädagogischen Abteilung und stellvertretender Leiter der 'zweite Mann' im ZI. Einen guten Überblick über personelle und inhaltliche Veränderungen bietet der Artikel "Aus der Arbeit des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht" in der DVE 1934, S. 3032. Neben dieser personellen Gleichschaltung ging natürlich aber auch eine inhaltliche Gleichschaltung einher. Rudolf Benze bemerkte 1940 dazu: "Auch die Arbeitsgebiete sind nach 1933 im ganzen bestehen geblieben. Um so gewaltiger aber war der innere Wandel dadurch, daß nun die Mitarbeiter und alle Arbeiten scharf auf die nationalsozialistischen Grundsätze umgestellt wurden. Diese Arbeit führte der neue Leiter der pädagogischen Abteilung, Schulrat A. Pudelko, tatkräftig durch, so daß das Zentralinstitut zu einer Stätte unbeirrbarer nationalsozialistischer Arbeit wurde. Innerhalb der Aufgaben verschob sich das Schwergewicht, und auch die Arbeitsformen erfuhren eine wesentliche Änderung." (Benze 1940, S. 101 f.) Wie in dem Zitat dargelegt, veränderten sich parallel zur personellen Gleichschaltung sowohl die Arbeitsgebiete als auch die Arbeitsformen des ZI. Insofern ist auch Rudolf Benze Recht zu geben, der in einem anderen Artikel von 1940 die Meinung vertrat, dass sich jede wesentliche pädagogische Erscheinung in der Arbeit des ZI niedergeschlagen habe. In Bezug 39 auf die nationalsozialistische Machtübernahme nennt er dann folgende Arbeitsgebiete des ZI (Benze 1940, S. 348-352): Planung, Vorbereitung und erste Durchführung des ersten Landjahres, Reichslesebuch für die Volksschule und andere Lesebücher, Lehr- und Lernmittelprüfung, Auskunfterteilung, Auslandsarbeit, Ausstellungen. Die DVE spiegelt diese inhaltliche Veränderung der Aktivitäten des ZI und soll daher im Folgenden etwas genauer vorgestellt werden. Die Aktivitäten des ZI im Spiegel der DVE nach 1933 Das erste Heft der DVE erschien 1934, bis zum Einstellen dieser "Schriftenfolge für die deutsche Erziehung" im Jahr 1939 waren es insgesamt 26 Hefte, davon eines kurioserweise doppelt (H. 4 1936 und H. 5 1938/39). Doch davon später mehr. Im Einzelnen waren dies folgende Hefte (vgl. zu den einzelnen Heften auch Benze 1940, S. 352): Jahrgang 1 (1934) Heft 1: Einführungsheft Heft 2: Rassenkunde Heft 3: Volkskunde Heft 4: Landjahr Heft 5: Volkslied Heft 6: Deutsches Land und deutsche Geschichte Jahrgang 2 (1935) Heft 1: Schule und Luftschutz Heft 2: Geopolitik Heft 3: Deutsche Vorgeschichte Heft 4: Das Lager Heft 5: Nordisches Land - nordischer Gedanke Heft 6: Rasse und Geschichte I Jahrgang 3 (1936) Heft 1/2: Das Lesebuch für das 5. und 6. Schuljahr Heft 3: Rasse und Geschichte II Heft 4: Englisch und nationalpolitische Erziehung Heft 5: Fragen der dreijährigen Frauenschule Heft 6: Altgermanische Dichtung Jahrgang 4 (1937) Heft 1/2: Lehrerbildung im Dritten Reich Heft 3: Rasse und Geschichte III Heft 4: Die Lesebücher für die Grundschule Heft 5/6: Wehrerziehung im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht Jahrgang 5 (1938/39) Heft 1: Fragen des neuen Erdkundeunterrichts 40 Heft 2: Vom Lebenswert der Seelenkunde Heft 3: Gesamtdeutsche Geschichtsauffassung Heft 4: Beiträge zum neuen Deutschunterricht Heft 5: Englisch und nationalpolitische Erziehung Was fällt bei dem Überblick die Themen und Hefte auf? Zunächst bestätigt sich, was Rudolf Benze 1940 über das Konzept der DVE gesagt hatte: "Schon 1934 erwies es sich als erwünscht, gewisse Schulerziehungsfragen von grundlegender Bedeutung in Kurzbeiträgen von Zeit zu Zeit zusammenfassend darzustellen. So entstand die vom Leiter der Pädagogischen Abteilung des Zentralinstituts betreute Schriftenreihe 'Deutsche Volkserziehung' [...], deren rote Hefte seitdem zu einem unentbehrlichen Bestandteil in der Bücherei des aufgeschlossenen Schulerziehers geworden sind" (Benze 1940, S. 352). Das ZI verfolgte mit der DVE also vor allem das Ziel, nach der nationalsozialistischen Machtübernahme besonders im Hinblick auf die Schulerziehung wichtig erscheinende Themen und Aktivitäten komprimiert darzustellen. Insofern sind die einzelnen Hefte der DVE auch ein Spiegelbild der Aktivitäten der nationalsozialistischen Schulerziehung und der nationalsozialistischen Erziehung allgemein. Es fallen weitere Aspekte ins Auge. Mit den Themenheften dokumentierte sich auch die enge Zusammenarbeit des ZI zunächst mit dem Preußischen Kultusministerium und dann dem REM. Wichtige administrative Entscheidungen der Bildungsverwaltung fanden in den Themenheften der DVE ihren Niederschlag. Dies gilt zum Beispiel für die Schaffung des Landjahres oder der Hochschulen für Lehrerbildung einerseits, wie auch für einzelne Erlasse oder die nationalsozialistischen inhaltlichen Akzentsetzungen in der Schulerziehung, wie den Erlassen über "Vererbungslehre und Rassenkunde in den Schulen" vom 13.09.1933 und dem speziell auf die Lehrerschulung in diesen Themen zielenden Erlass über "Lehrgänge in Vererbungslehre, Rassenkunde usw." vom 15.12.1933, die bereits im zweiten Heft ausführlich thematisiert wurden. In diesem Heft erfolgte zum Beispiel eine genaue und praktisch orientierte didaktisch-methodische Anleitung über die "Grundlagen für rassenkundliche Schulung" (DVE 1934, S. 66-80). Über die Rassenkunde wurde hier gesagt: "Es handelt sich hier nicht um irgend eine kleine Arbeitsmethode oder um neue Fächer, die es verstandesmäßig zu gestalten gilt, sondern um die grundsätzliche Aufgabe einer rationalistischen Lebensauffassung zugunsten einer bewußt organischen Weltanschauung" (DVE 1934, S. 67). Abgeschlossen wurde dieser Abschnitt von einer umfangreichen Literaturliste, die es den Lesern ermöglichte, sich schnell über das nun in Mode gekommene 'Schrifttum' zu orientieren. Darüber hinaus wurde die DVE in den folgenden Jahren auch zum Spiegel der engen auch personellen Verzahnung von ursprünglich preußischer Bildungsverwaltung und ZI: Die beiden Leiter des ZI, nach 1933 Ernst Bargheer und Rudolf Benze, waren ursprünglich im KM und REM tätig gewesen, genau wie der erste Leiter des ZI, Ludwig Pallat. 41 Auffällig an den Heften der DVE ist weiter ihre sehr praktische Anlage: Durch dem Abdruck von Erlassen und immer wieder ausführlichen Literaturlisten zu einzelnen Themen können die Hefte der DVE durchaus auch als Nachschlagewerk zu einzelnen Aspekten der nationalsozialistischen Erziehung genutzt werden. Folgende Beispiele belegen dies: § Amtliche Erlasse zur Einordnung der Rassenkunde in die Schule (DVE 1934, S. 80-87) § Verzeichnis der neu eingeführten Fibeln (DVE 1936, S. 68-70) § Amtliche Veröffentlichungen über die Hochschulen für Lehrerbildung seit 30. 1. 1933 (DVE 1937, S. 34-36) § Beispiel eines Arbeitsplanes einer Hochschule für Lehrerbildung, Hirschberg (Schlesien), Winterhalbjahr 1936/37 (DVE 1937, S. 4348) § Schrifttum zur Frage der Lehrerbildung im Dritten Reich (DVE 1937, S. 49-55) Ein weiterer Aspekt wird deutlich: Das von den Nazis als 'das nationalsozialistische Erziehungsmittel' propagierte 'Lager' nimmt in der DVE nicht nur in einzelnen Heften, sondern konstant einen breiten Raum ein. Neben den Heften über das Landjahr (H. 4 1934) und "Das Lager" (H. 4 1935), in denen auch programmatische Artikel zur nationalsozialistischen Lagererziehung erschienen (vgl. Alfred Pudelko über "Das Lager als Erziehungsform" in DVE 1935, S. 111-113), werden in anderen Heften immer wieder Artikel und Erlebnisberichte aus den nationalsozialistischen Lehrerlagern abgedruckt, zum Beispiel in Heft 5 1935, S. 244-253 die "Teilnehmerbericht[e] zu Art und Arbeit des Singlagers" oder "Teilnehmer berichten über Lager und Fahrt" (DVE 1935, S. 130-142). Einzelne Hefte dokumentieren Vorträge, die in den Lehrerlagern des ZI gehalten wurden, während umgekehrt diese Hefte die inhaltliche Grundlage für die Schulungsarbeit in einzelnen Lagern des ZI bildeten. Dies gilt für das Heft über die "Beiträge zum neuen Deutschunterricht" (DVE Heft 4 1938/39) oder das Heft "Rasse und Geschichte II" (DVE H. 3 1936), besonders aber für das Heft 4 1936 über "Englisch und nationalpolitische Erziehung", das gleich zweimal erschien (auch als Heft 5 1938/39). Beide Hefte waren vollkommen identisch. Dies weist darauf hin, dass die Hefte der DVE auch als Schulungsmaterial dienten: Da das ZI 1939 besonders viele "Schulungslager für Englisch" in seinen Schulungsstätten Kettwig und Rankenheim durchführte, liegt der Verdacht nahe, dass das erste Heft von 1936 nicht mehr verfügbar war und noch einmal gedruckt wurde. Darüber hinaus spiegeln sich selbstverständlich auch die allgemeinen Aktivitäten des ZI in der DVE wieder, besonders auch die vielen Ausstellungen, die das ZI auch nach 1933 durchführte (vgl. dazu die Liste der Ausstellungen bei Benze 1940, S. 351). Die Tätigkeitsberichte des ZI, insbesondere in der DVE 42 Die DVE ist aber noch aus einem anderen Grund interessant und bedeutsam für diejenigen, die sich für die Arbeit des ZI im Nationalsozialismus interessieren: Es handelt sich hierbei um die Tätigkeitsberichte des ZI. Das ZI hatte seit 1920 seine Arbeit und Aktivitäten durch so genannte Arbeits- und Tätigkeitsberichte (TB) dokumentiert und in seinen Periodika veröffentlicht. Von 1920 bis 1926 erschienen diese im "Jahrbuch des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht". Im Einzelnen waren dies: § Arbeitsbericht 1915 bis 1918. In: Jahrbuch des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht 2 (1920). Berlin, S. 1-60 § Arbeitsbericht für die Jahre 1919 bis 1921. In: Jahrbuch des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht 3 (1921). Berlin, S. 168-231 § Arbeitsbericht für das Jahr 1922. In: Jahrbuch des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht 4 (1922). Berlin, S. 174-194 § Arbeitsbericht für die Jahre 1923/24. In: Jahrbuch des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht 5 (1925). Berlin, S. 110-155 In den Jahren 1930 und 1931 erschienen diese Arbeitsberichte für die Jahre 1925-1930 nun im neuen Jahrbuch des ZI "Das deutsche Schulwesen": § Arbeitsbericht für die Zeit vom 1. April 1925 bis 1. April 1929. In: Das Deutsche Schulwesen. Jahrbuch des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht 1928/29. Berlin, S. 167-213 § Arbeitsbericht für die Zeit vom 11. April 1929 bis 31. März 1930. In: Das Deutsche Schulwesen. Jahrbuch 1929/30. Berlin, S. 185-209 Von 1930 bis 1933 erschienen keine Tätigkeitsberichte. Von 1933 bis 1939 erschien der "Tätigkeitsbericht des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht" zunächst in der DVE, allerdings mit zwei Ausnahmen: Im Anfangs- und Schlussjahrgang der DVE (1934 und 1939) wurden die TB als Sonderdrucke beigelegt und waren dementsprechend nicht Teil der Zeitschrift. Aus diesem Grund sind sie heute nur noch schwer greifbar und in den in der Zeitschriftendatenbank gemeldeten Exemplaren der DVE aus deutschen Bibliotheken nicht nachweisbar bzw. überliefert. Die Ausnahme von dieser Regel bildet der Bestand der DVE in der BBF. In ihm befinden sich sowohl der TB für das Jahr 1933/34 als auch der für das Jahr 1938/39. Letzterer wurde, nachdem er im Hauptstaatsarchiv Hannover in einer Akte aufgefunden werden konnte, dem Bestand hinzugefügt und eingebunden, so dass der Bestand der DVE in der BBF der wohl einzige zumindestens in Deutschland verfügbare ist, der alle TB des ZI der Jahre 1933-1939 beinhaltet. Im Einzelnen handelt es sich um folgende TB: § Tätigkeitsbericht 1933/34: Tätigkeitsbericht des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht für das Rechnungsjahr 1933/34 (ab 17. Juli 1933). In: DVE 1934, Heft 4 [Beilage zum Juliheft] § Tätigkeitsbericht 1934/35: Tätigkeitsbericht des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht für die Zeit vom 1.4.1934 bis 1.4. 1935. In: DVE 1935, S. 102-107 § Tätigkeitsbericht 1935/36: Tätigkeitsbericht des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht für die Zeit vom 1. April 1935 bis 31. März 1936. In: DVE 1936, S. 107-114 43 § Tätigkeitsbericht 1936/37: Tätigkeitsbericht des Deutschen Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht für die Zeit vom 1. April 1936 bis 31. März 1937. In: DVE 1937, S. 89-94 § Tätigkeitsbericht 1937/38: Tätigkeitsbericht des Deutschen Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht für die Zeit vom 1. April 1937 bis 31. März 1938. In: DVE 1938/39, S. 51-56 § Tätigkeitsbericht 1938/39: Tätigkeitsbericht des Deutschen Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht für die Zeit vom 1. April 1938 bis 31. März 1939. o. O. [Sonderdruck] Für die Jahre 1933-1939 und 1940-1942 erschienen dann weitere Zusammenfassungen der Arbeit des ZI als Teil der Arbeiten von Benze (Benze 1940 und Benze 1943) in der deutschen Schulerziehung. Besonders die relativ ausführlichen TB in der DVE erlauben einen guten Überblick über die Aktivitäten des ZI während der Zeit des Nationalsozialismus. Aufgeteilt nach den Aktivitäten der einzelnen Abteilungen (Pädagogische Abteilung, Auslandsabteilung, Musikstelle, Kunstabteilung, Ausstellungsabteilung, Hauptstelle für Volkshochschulen) des ZI dokumentieren sie deren Aktivitäten. Seit 1936 nahmen genaue Aufstellungen der vom ZI in der Regel im Auftrag des REM durchgeführten Schulungslager für Lehrer in ihnen breiten Raum ein. Ergänzt wurden sie durch Informationen über Veröffentlichungen des ZI, die Bücherei und den Lesesaal des ZI wie zum Beispiel die Anzahl ihrer Besucher. Vervollständigt wurden sie durch Listen der haupt- und nebenamtlichen Mitarbeiter des ZI. Sie bilden damit für eine systematische Beschäftigung mit den Aktivitäten des ZI in der Zeit des Nationalsozialismus eine wichtige, vielleicht sogar unentbehrliche Grundlage. 44 Gedruckte Quellen und Literatur: Amlung, Ullrich: Ludwig Pallat (1867 - 1946): Leiter des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht in Berlin von 1915 bis 1938. In: "Etwas erzählen": die lebensgeschichtliche Dimension in der Pädagogik. Bruno Schonig zum 60. Geburtstag / Hrsg.: Hansen-Schaberg, Inge. Baltmannsweiler 1997, S. 142-153 [BBF: 97.1210]. Benze, Rudolf (1940): Das Deutsche Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht. In: Benze, Rudolf (Hrsg.): Deutsche Schulerziehung. Jahrbuch des Deutschen Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht 1940. Bericht über die Entwicklung der deutschen Schule 1933-1939. Berlin, S. 345-354 [BBF: 2 A 525]. Benze, Rudolf (1943): Das Deutsche Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht. In: Benze, Rudolf (Hrsg.): Deutsche Schulerziehung. Jahrbuch des Deutschen Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht 1941/42. Berlin, S. 289-301 [BBF: 2 A 525]. Böhme, Günther: Das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht und seine Leiter. Zur Pädagogik zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus. Neuburgweier/Karlsruhe 1971 [BBF: 77.2530]. Das Deutsche Schulwesen. Jahrbuch des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht. Berlin 1928-1933 [BBF: LS C.02.1 JAH]. Deutsche Volkserziehung: Schriftenfolge für die deutsche Erziehung. Neue Folge des Pädagogischen Zentralblattes. Herausgegeben vom Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht. Frankfurt a. M. 1-5 19341938/39 [BBF: 2 A 2642]. Jahrbuch des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht. Berlin 19201925 [BBF: LS C.02.1. JAH]. Tenorth, Heinz-Elmar: Das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht: außeruniversitäre Erziehungswissenschaft zwischen Politik, Pädagogik und Forschung. In: Außeruniversitäre Erziehungswissenschaft in Deutschland: Versuch einer historischen Bestandsaufnahme/ Hrsg.: Geißler, Gert. Köln [u.a.] 1996, S. 113-135 (Studien und Dokumentationen zur vergleichenden Bildungsforschung, 65). [BBF: 96.802]. Zehn Jahre Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht 1915-1925. Berlin (o. J. [ca. 1925]). Andreas Kraas Förderkreis der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung ********** 45 Jahrbuch für Historische Bildungsforschung Herausgegeben von der Sektion Historische Bildungsforschung in der DGfE und der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung Redaktion: Peter Dudek, Hanno Schmitt, Heinz-Elmar Tenorth 1999. 368 S., Pappband. Inhalt von Band 7 I. Reformpädagogik in Diktaturen Johannes Bilstein: Jugendstil, Kommunismus, Reformpädagogik. Zur Analogie künstlerischer und pädagogischer Motive bei Heinrich Vogeler Christine Lost: Reformpädagogik als Staatspädagogik? Zur Konstruktion der "Sowjetpädagogik" vor 1917 Karlheinz König: Nur angepaßt oder überzeugter Nationalsozialist? Alfred Andreesen und die Landerziehungsheime im Nationalsozialismus. Zur Revision eines pädagogischen Mythos II. Abhandlungen Nicole Saathoff: Der Hessische Wolfsjunge und die mittelalterliche Wahrnehmung eines 'Wilden Kindes' Friedrich-Franz Mentzel: Kirche, Schule, Mission. Die Wirksamkeit von Pietisten in Berlin (1701-1713) Jens Bruning: Evangelische Geistlichkeit und pädagogische Praxis. Bemerkungen zur Rolle einer privilegierten Statusgruppe in der ständischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts Andrea Meissner: "Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen". Nationalismus im Geschichtsunterricht der Volksschulen Preußens, Bayerns und Österreichs 1918-1933/1938 Andreas Pehnke: Die Bernsdorfer Schule in Chemnitz. Reformpädagogische Versuchsarbeit von 1912 bis 1933 Gabriele Kremer: Am Ende der "Erziehungsweisheit". Die pädagogischpsychiatrische Behandlung 'psychopathischer' Fürsorge-zöglinge in der Weimarer Republik am Beispiel des "Heims für weibliche Psychopathen" in Hadamar Dorle Klika: "Wir sind die Positiven". "Die Stunde Nohl" – Herman Nohl und die Göttinger Pädagogik 1945 III. Kritik und Diskussion 46 Matthias Asche: Humanistische Distanz gegenüber dem "Konfessionalisierungsparadigma". Kritische Bemerkungen aus der Sicht der deutschen Bildungs- und Universitätsgeschichte IV. Quelle und Kommentar Quelle: Herzogliches Staatsministerium. Abteilung für Kirchen- und Schulsachen. An die Leitung der Freien Schulgemeinde Wickersdorf Peter Dudek: "... dass Unterricht und Erziehung von dem Geist einer ungesunden Kritik beherrscht werden." Gustav Wynekens Konflikt mit der Staatsregierung Sachsen-Meiningens 1909 V. Erinnerung und Reflexion Jun Yamana: Behält Hiroshima den Zweiten Weltkrieg im Gedächtnis? Zur Raumanalyse des Friedensparks in Hiroshima Klaus-Peter Horn: Authentizität und Symbolisierung, Gedenken und Lernen. Gedenkstätten in Deutschland und ihre Pädagogiken Als Mitherausgeberin kann die BBF den Mitgliedern ihres Förderkreises das Jahrbuch zum vergünstigten Preis anbieten: 20,35 € Die Bände 5 (1999) und 6 (2000) sind für je 5,– € erhältlich Zu beziehen: · · · · Direkt in der BBF Bestellen per Telefon: 030/29 33 60 33 (Frau Heinicke) Bestellen per Fax: 030/29 33 60 25 Bestellen per E-Mail: [email protected] 47 Veröffentlichungen der BBF Preis in € Bestandsverzeichnisse zur Bildungsgeschichte (2) Lehrpläne der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) 1945 - 1990 - Allgemeinbildendes Schul-wesen (1994) 1,– (4) Teil 1 Archiv (1996) 1,– (4) Teil 2 Archivbestände der ehemaligen Deutschen Lehrerbücherei und der Pädagogischen Zentralbibliothek (1996) 1,– (5) Friedrich Wilhelm Dörpfeld - ein thematisches Bestandsverzeichnis - Auswahl - (1994) 1,– (6) Sekundärliteratur zur Reformpädagogik - ein thematisches Bestandsverzeichnis - Auswahl - (1994) 1,– (7) Zeitschriften / Zeitungen 1739 bis 1932 - Verzeichnis der Bestände der ehemaligen deutschen Lehrer-Büchereien Comenius-Bücherei, Leipzig; Deutsche Lehrerbücherei, Berlin; Süddeutsche Lehrerbücherei, München (1998) 9,– (8) Verzeichnis bildungshistorisch relevanter Bestände in Archiven Berlins und des Landes Brandenburg (1999) 4,– (9) Marko Demantowsky: Das Geschichtsbewußtsein in der SBZ und DDR. Historisch-didaktisches Denken und sein geistiges Bezugsfeld (unter besonderer Berücksichtigung der Sowjetpädagogik) - Bibliographie und Bestandsverzeichnis 1946-1973 7,50 Quellentexte aus der BBF Verfassungsurkunde für den Preußischen Staat und allerhöchste Botschaft vom 31. Januar 1850: nebst der Ansprache Sr. Majestät des Königs und dem Protokoll vom 6. Februar über die feierliche Beeidigung. – 2. Aufl. – Berlin: Verl. der Deckerschen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, 1850. – 25. S. (Heft 2, 1996) 1,50 Katalog der Historischen Ausstellung von Bilderbüchern und Illustrierten Jugendschriften in der Kunsthalle / Deutsche Lehrerversammlung Hamburg 1896. – Hamburg: Dietrich, 1896. – 95 S. (Heft 3, 1996) 2,50 Bibliographie Bildungsgeschichte 1994/95; 1995/96; 1996/97; 1997/98 (38,50 €) 1998/99; 1999/2000 (43,60 €); 2000/2001 (47,20 €) (Bestellungen richten Sie bitte an den Schneider Verlag Hohengehren, Wilhelmstr. 13, 73666 Baltmannsweiler.) Jahrbuch für Historische Bildungsforschung Band 5, 1999 Band 6, 2000 Band 7, 2001 5,– 5,– 20,35 Tagungsbände (Bestellungen richten Sie bitte an den Schneider Verlag Hohengehren, Wilhelmstr. 13, 73666 Baltmannsweiler.) Christian Ritzi/Ulrich Wiegmann (Hrsg.): Zwischen Kunst und Pädagogik. Zur Geschichte des Schulwandbildes in der Schweiz und in Deutschland. Baltmannsweiler. Schneider Verlag Hohengehren, 1998 Heidemarie Kemnitz/Hans Jürgen Apel/Christian Ritzi (Hrsg.): Bildungsideen und Schulalltag im Revolutionsjahr 1848. Baltmannsweiler. Schneider Verlag Hohengehren, 1999 48 Rudolf W. Keck/Christian Ritzi (Hrsg.): Geschichte und Gegenwart des Lehrplans. Josef Dolchs „Lehrplan des Abendlandes“ als aktuelle Herausforderung. Baltmannsweiler. Schneider Verlag Hohengehren, 2000 Sonja Häder/Christian Ritzi/Uwe Sandfuchs (Hrsg.): Schule und Jugend im Umbruch. Analysen und Reflexionen von Wandlungsprozessen zwischen DDR und Bundesrepublik. Baltmannsweiler. Schneider Verlag Hohengehren, 2001 Klaus-Peter Horn/Christian Ritzi (Hrsg.): Klassiker und Außenseiter. Pädagogische Veröffentlichungen des 20. Jahrhunderts. Baltmannsweiler. Schneider Verlag Hohengehren, 2001 Christian Ritzi/Gert Geißler (Hrsg.): Wege des Wissens. 125 Jahre Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung. Berlin. WEIDLER Buchverlag Berlin, 2001 Ausstellungskataloge Nachrichten aus dem Archiv der BBF Aus Nachlässen des Archivs der BBF (Katalog zur Ausstellung vom 13.9.1995 - 16.11.1995) kostenlos 2,– Wie das Kind sein soll. Kinderbücher als Quelle bildungsgeschichtlicher Forschung (Katalog zur Ausstellung vom 10.9.1996 - 8.11.1996) 1,50 „Selbst verändern müssen wir“ – Leserbriefe an die „Junge Welt“ (Katalog zur Ausstellung vom 10.11.1999 - 28.1.2000) 1,50 „Bilanz in Büchern“ – Pädagogisch wichtige Veröffentlichungen im 20. Jahrhundert (Katalog zur Ausstellung vom 6.10.2000 - 5.1.2001) 3,50 WissensWege. Von der Lehrerbücherei zur Forschungsbibliothek - 125 Jahre Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung. (Katalog zur Ausstellung vom 21.5.2001 - 15.9.2001) 3,50 Plain Children. Erziehung und Bildung der Amish People (Katalog zur Ausstellung vom 1.3.2002 - 31.5.2002) 3,50 Findbücher (die fett gedruckten Titel sind lieferbar) Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg Friedrich Wilhelm August Fröbel Prof. Dr. Karl Hoffmann Prof. Hans Löffler Berthold Otto Prof. Leo Regener Carl Hermann Rössger Prof. Dr. Gertrud Rosenow Prof. Dr. Richard Seyfert Prof. Dr. h. c. mult. Hans Siebert Prof. Karl Trinks 5,– 1,50 6,50 5,– 2,50 1,50 5,– 2,50 Mitteilungsblatt des Förderkreises der BBF 6(1995)2; 7(1996 1; 8(1997)1; 9(1998)1; 10(1999)1; 11(2000)1; 12(2000)2; 12(2001)1; 13(2002)1 kostenlos kostenlos