hochgenuss am berg - Der Outdoor Guide
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hochgenuss am berg - Der Outdoor Guide
FOTO Dynafit/Garrett Grove FOTO Völkl/Peter Mathis FOTO Christian Penning Richtig ausgerüstet aufs Dach der Alpen HOCHGENUSS AM BERG Imposante Gletscher, lange Tage mit unvergesslichen Erlebnissen fernab der Zivilisation – im Hochgebirge muss auf die Ausrüstung Verlass sein. Wir haben uns bei erfahrenen Bergführern umgehört und stellen passende Requisiten vor, mit denen die Skihochtour zur Königstour wird. 176 Die Luft ist dünn. Die Lungen ringen nach Sauerstoff. Längst liegt die 3000-Meter-Marke weit unten, tief unterhalb der weissen Schönwetterwölkchen, die an der Bergflanke entlangziehen. Es ist ein erhabenes Gefühl, aus eigener Kraft mit Ski aufs Dach der Alpen zu klettern. Der Blick wandert übers Gipfelmeer – und schon sind die Anstrengungen vergessen. Eines ist klar, aus ser der klaren, frischen Luft ist auf einer Skihochtour nichts umsonst. Jeder Meter kostet Kraft. Doch mit der richtigen Taktik und nicht zuletzt mit der richtigen Ausrüstung lassen sich durchaus Körner sparen. Dabei ist Gewicht längst nicht der allein entscheidende Faktor. «Solides, zuverlässiges Material sollte auf Skihochtouren absolute Priorität haben», sagt Roger Christen. Er muss es wissen. Der staatlich geprüfte Bergführer leitet für den Veranstalter «Rock & Powder» regelmässig Touren in Gletscherregionen. «Weit weg von den letzten Dörfern und erschlossenen Skigebieten wird die Qualität des Materials zu einem enorm wichtigen Sicherheitsaspekt. Da musst du dich absolut darauf verlassen können.» Geringes Gewicht ist nicht alles Nach der ersten Abfahrt von der Mönchsjochhütte über das Ewigschneefäld heisst es: Felle aufziehen und weiter aufsteigen. Es ist nicht der einzige Aufstieg an diesem Tag. Nur absolute Kraftprotze wären jetzt nicht dankbar für jedes Gramm, das sie nicht mitschleppen müssen. Doch Roger Christen winkt ab: «Geringes Gewicht ist längst nicht alles!» Vielleicht haben die Nordhänge weiter oben ja den Pulverschnee konserviert. Wer wünscht sich da nicht einen breiten Freeride-Ski? Doch jetzt beim Aufstieg über die immer steiler werdende Gletscherrampe? Nein danke! «Da verlierst du schnell Zeit und Kraft», weiss Roger und rät deshalb zur goldenen Mitte. «Ich habe schon Bergführer gesehen, die ins Tal absteigen mussten, weil ihre superleichten Tourenrennski zwischen den gefrorenen Brocken eines Lawinenkegels geborsten sind. Solide Modelle mit verstärkenden Metalleinlagen um den Skikern zahlen sich also aus. Die verbessern auch die Verwindungssteifigkeit.» Der ideale Hochtourenski sollte stabil sein, genügend Breite mitbringen, um Pulver und weichen Sulz geniessen zu können, aber auch schmal genug sein, um beim Spuren keinen «Tanker» bewegen zu müssen und sich auf harten Steilpassagen sicher zu fühlen. Und noch einen Tipp hat Roger parat: «Ski für Hochtouren darf man ruhig 10 Zentimeter kürzer wählen, als man es normalerweise tun würde.» So spart man auf schlaue Art Gewicht: Der dadurch reduzierte Auftrieb ist vernachlässigbar. Schliesslich ist hüfttiefer Pulverschnee auf Hochtouren ohnehin eher die Ausnahme. Und das Handling in Spitzkehren oder beim Tragen am Rucksack wird spürbar leichter. Ein ähnlicher Gewichtskompromiss wie bei den Ski ist auch bei der Wahl der Skischuhe sinnvoll. «Der Schuh sollte auch beim Fahren mit schwerem Rucksack gute Fahreigenschaften bieten und den Körper ausreichend stabilisieren», erklärt Christen. Je anspruchsvoller das Gelände, desto bedeutender wird dieser Aspekt. «Wichter als 100 Gramm mehr oder weniger ist eine 177 HINTERGRUND Skihochtouren-Ausrüstung Skihochtouren-Ausrüstung HINTERGRUND s MOVEMENT «BOND-X» PREIS CHF 1099.TAILLIERUNG 120 – 84 – 109 mm (177 cm) VERFÜGBARE LÄNGEN 161 – 169 – 177 – 183 cm GEWICHT (Paar) 2300 g (177 cm) BESCHREIBUNG Auf Skihochtouren ist längst nicht jeder Tag mit Pulverschnee gesegnet. Leichte und trotzdem stabile Ski mit gutem Kantengriff, wie der «Bond-X», sind deshalb erste Wahl. Getapte Fasern von North TPT um den leichten Holzkern verleihen dem Ski Dynamik, hohe Torsionssteifigkeit und sorgen für Biss auch auf Hartschnee und in eisigen Passagen. Dank Tipund Tail-Rocker ist der Ski trotzdem wendig. Selbst Bruchharsch verliert seinen Schrecken, und das Gleiten im Powder wird zum Kinderspiel. INFO Wild Duck SA, Tel. 021 925 20 90 WWW movementskis.com SCARPA «MAESTRALE RS» DYNAFIT «TLT RADICAL ST» DYNAFIT «SPEED CRAMPON» COLLTEX «MIX CAMLOCK» LEKI «TOUR STICK VARIO CARBON» PREIS CHF 769.GEWICHT (Paar) 3140 g BESCHREIBUNG Skihochtouren stellen härtere Anforderungen an Tourenskischuhe als Tages- oder Halbtagestouren. Wegen des relativ schweren Rucksacks steigt nicht nur das Gewicht, das der Schuh absorbieren muss, auch die Rotationskräfte werden grösser. Deshalb ist Stabilität gefragt. Der «Maestrale RS» für Freerider und Tourer, die auf gute Abfahrtsperformance Wert legen, zählt zu den leichtesten Vierschnallern am Markt und glänzt trotzdem mit steifer Schale und verstärktem Schaft. Auch als Damenmodell «GEA RS» erhältlich. INFO New Rock SA, Tel. 091 935 14 00 WWW newrocksport.ch PREIS CHF 539.- (mit Stopper) GEWICHT (Paar) 1062 g BESCHREIBUNG Wenn es darum geht, Gewicht zu sparen und bewegte Masse zu reduzieren, sind DynafitBindungen erste Wahl. Bei langen Aufstiegen ist der Gewichtsvorteil konkurrenzlos. Die «Radical ST» mit Auslösewerten von 4-10 (Alternative: «Radical FT»: 5-12) lässt sich darüber hinaus komfortabel bedienen. Die Speed-Step-Steighilfe stellt man ganz einfach per Stock in den nächsten «Aufstiegs-Gang». Seitliche Anschläge an den Vorderbacken sorgen für unkomplizierten, schnellen Einstieg und verbessern den Halt bei seitlichen Schlägen. INFO Salewa Sport AG, Tel. 071 335 09 30 WWW dynafit.com PREIS CHF 89.GEWICHT (Paar) 126 g BESCHREIBUNG Kein Grund mehr, seine Harscheisen aus Platz- und Gewichtsgründen zuhause zu lassen: Die «Speed Crampons» von Dynafit wiegen kaum mehr als eine halbe Tafel Schokolade und haben selbst in Rucksäcken mit wenig Volumen Platz. Ist ihr Einsatz erforderlich, sind sie blitzschnell montiert. Die Haifischzahn-Bauweise sorgt für optimalen Halt auf eisigem Untergrund. Kompatibel ist die Aufstiegshilfe allerdings nur mit Dynafit-Bindungen. INFO Salewa Sport AG, Tel. 071 335 09 30 WWW dynafit.com PREIS CHF 255.- (bis 125 mm Skibreite), CHF 280.- (ab 126 mm) GEWICHT (Paar) 450 g (170 cm) BESCHREIBUNG Speziell auf den Rockershape aktueller Tourenskimodelle abgestimmt ist das «Mix Camlock» von Colltex. Dank schlankem Schnitt an der Skispitze soll kein Schnee mehr zwischen Fell und Spitze eindringen. Wie der Name schon sagt, besteht das Steigfell aus einem strapazierfähigen und extrem abriebfesten Mix mit 65 Prozent Mohair und 35 Prozent Polyamid. Der Colltex Standardkleber hat sich seit 20 Jahren auf Skihochtouren bewährt. Und das Camlock Befestigungssystem eignet sich für alle Skimarken. INFO Colltex AG, Tel. 055 645 60 70 WWW colltex.ch PREIS CHF 199.GEWICHT (Paar) 510 g BESCHREIBUNG Leicht, robust und schnell zu verstellen sollte ein Stock für Skihochtouren sein. Der «Leki Tour Stick Vario Carbon» lässt sich bei Kletterpartien auf das handliche Packmass von 39 Zentimetern schrumpfen. Damit er den Kontakt mit scharfkantigen Felsen oder Skikanten bruchlos wegsteckt, ist die unterste Sektion aus Aluminium gefertigt. Sie ist mit langer Flexspitze und breitem Tourenteller ausgerüstet. Für Stabilität sorgt das im Inneren des Stocks gespannte Kevlarseil. Verstellbereich: 110 bis 130 cm. INFO Lowa Schuhe AG, Tel. 033 828 11 44 WWW leki.de möglichst hohe Beweglichkeit des Schuhschafts im Aufstiegsmodus», ergänzt der Bergführer. Von Vorteil sei zudem eine leichte Sprengung, sprich Aufbiegung des Schuhs an der Schuhspitze. Damit rollt der Fuss beim Gehen besser ab, und beim Klettern steigt das Trittgefühl. Auch beim Verbindungselement zwischen Ski und Schuh, der Bindung, rät Christen zu einem überlegten Kompromiss aus Gewicht, Stabilität und Steifigkeit. Für welches Modell man sich entscheide, sei letztendlich auch abhängig von der eigenen Statur. Grössere und kräftigere Tourengeher könnten ruhig auch mal zum nächstschwereren Ausrüstungsteil greifen. Fangriemen 178 sollte man nur als Telemarker oder in Ausnahmefällen verwenden, wenn tatsächlich ein hohes Risiko besteht, bei Auslösung der Bindung den Ski unwiederbringlich zu verlieren. «Schliesslich», so Christen, «besteht bei Stürzen mit Fangriemen ein hohes Risiko, sich durch den herumwirbelnden Ski zu verletzen.» Sein Tipp: «Wenn schon Fangriemen, dann möglichst kurz. Nicht länger als acht bis zehn Zentimeter.» Nun fehlen für die Grundausstattung noch die Stöcke und Felle. Rein physikalisch sparen ultraleichte CarbonStöcke sicher Kraft. Doch auf Skihochtouren sollte die Stabilität Vorrang haben. Alu ist im Zweifel weniger schlagempfinglich als Carbon. Denn ein gebrochener Stock kann erst recht viel Zeit und Kraft kosten. Erste Wahl sind Verstellmechanismen mit Clip-Bajonett-Verschlüssen. Die sind stabil, schnell einstellbar und lösen sich ungewollt weniger leicht als Drehverschlüsse. Oft unterschätzt wird die Bedeutung der Tourenfelle. Haarige Angelegenheit: Tourenfelle «Wenn das Fell nicht mehr am Ski hält oder bei Neuschnee starke Stollen bildet, kann das am Ende zu völ- liger Erschöpfung führen und Tourer wirklich in Gefahr bringen», warnt Roger Christen. «Wichtig ist deshalb die regelmässige Pflege. Und neue Felle sollte man unbedingt vorher auf ein paar kleineren Touren ausprobieren.» Sie sollten sich unbedingt auch noch aufziehen lassen und am Ski haften, wenn sie schon feucht sind oder Schnee an ihnen haftet. Denn an den meisten Hochtourentagen ist es mit einem Aufstieg und einer Abfahrt nicht getan. Als Material der Wahl für den «Teppich» unter den Füs sen bietet sich ein Nylon-Mohair-Mix an. Reine Mohairfelle gleiten zwar besser, sind bei Felskontakt aber meist weniger widerstandfähig. Reine Nylon- oder Polyester- 179 HINTERGRUND Skihochtouren-Ausrüstung Skihochtouren-Ausrüstung HINTERGRUND s MAMMUT «ELEMENT BARRYVOX» BLACK DIAMOND «DEPLOY SHOVEL 7» ORTOVOX «CARBON PFA» GREGORY «TARGHEE 32» BERGANS «SLOGEN LIGHT INSULATED JACKET» HESTRA «WINTER TOUR» PREIS CHF 390.GEWICHT 210 g (inkl. Batterien) BESCHREIBUNG Warum kompliziert, wenn’s auch einfach geht? Das «Element Barryvox» überzeugte bei mehreren Tests durch einfache Bedienung. Mit etwas Übung steht da einer schnellen und präzisen Ortung im Notfall nichts im Weg. Das digitale 3-Antennen-Gerät erkennt Richtung und Distanz des Verschütteten und ist mit Signalanalyse, Verschüttetenliste und Markierfunktion ausgestattet. Ein Bewegungsdetektor schaltet das Gerät automatisch in den Sendemodus um, falls der Suchende durch eine Nachlawine verschüttet wird. INFO Mammut Sports Group AG, Tel. 062 769 81 81 WWW mammut.ch PREIS CHF 99.90 GEWICHT 700 g BESCHREIBUNG Im Grund wünscht man sich ja, dass man sie zu nichts anderem benötigt, als den Eingang zum Winterraum der Hütte freizuschaufeln oder notfalls eine Schneehöhle zu graben. Doch im Notfall müssen Lawinenschaufeln Leben retten. Und dafür sollten sie möglichst stabil sein und ordentlich was wegarbeiten. Das gelingt mit der «Deploy 7» dank grossem, stabilem Schaufelblatt aus Metall sehr gut. Dank der speziellen Schaftaufnahme ist die Schaufel in Sekundenschnelle einsatzbereit. Als «Deploy 3» auch eine Nummer kleiner erhältlich. INFO Black Diamond Equipment AG, Tel. 061 564 33 33 WWW blackdiamondequipment.com PREIS CHF 109.GEWICHT 200 g BESCHREIBUNG Nicht nur schön leicht und steif, sondern auch ruckzuck einsatzbereit ist die CarbonSonde von Ortovox mit pfa-Schnellspann-System. Mit einem Handgriff ist die 240 Zentimeter lange Sonde gespannt und ebenso schnell wieder entspannt. Eine strapazierfähige Dyneema Reepschnur verbindet die einzelnen Segmente. Die Haltemanschette aus EVA-Schaum sorgt für einen angenehmen Griff. Die Verschüttungstiefe lässt sich an den Markierungen der Segmente ablesen. INFO Sportco AG, Tel. 031 924 15 15 WWW ortovox.de PREIS CHF 179.GEWICHT 1700 g (Grösse M) BESCHREIBUNG Speziell für Ski abfahrten oder Kletterpassagen hat Gregory das Vertflex Tragesystem des neuen Rucksacks «Targhee» entwickelt. Es verleiht vertikal Stabilität und erlaubt gleichzeitig eine hohe Torsionsflexibilität für dynamische Bewegungen. Clevere Details: ein spezielles Fach für Schaufel und Sonde, eine verstaubare Helmhalterung, ein isolierter Kanal für den Trinkschlauch und ein Reissverschlusszugriff über die Rückseite. Als zuverlässiger Hochtourenbegleiter ist der «Targhee» auch mit 45 Liter Volumen erhältlich. INFO Casoar SA, Tel. 021 925 20 85 WWW gregorypacks.com PREIS CHF 310.GEWICHT 455 g (Grösse L) BESCHREIBUNG Eine warme und platzsparende Isolationsjacke sollte bei jeder Skihochtour mit in den Rucksack. Dank Primaloft-Kunstfaserfüllung wärmt die «Slogen light» auch noch, wenn sie feucht wird. Ausgestattet mit einer verlängerten Rückenpartie, einer festen Kapuze, vorgeformten Ellenbogen und elastischen Bündchen hat die Jacke alles, was man auf Tour braucht. Die Pertex-Aussenhülle macht das gute Teil zudem wasserabweisend und winddicht. Erhältlich in den Herrengrössen S-XXL und in den Damengrössen XS-XL. INFO Bergans Outdoor GmbH, Tel. +49 40 325 96 44 50 WWW bergans.de PREIS CHF 59.GEWICHT (Paar) 100 g BESCHREIBUNG Tourenhandschuhe müssen wahre Alleskönner sein. Ein Paar reicht für eine Hochtour nicht. Für Aufstiege empfiehlt sich ein nicht allzu warmer, aber vor Wind schützender Fleece-Handschuh. Der Hestra «Winter Tour» ist dank imprägniertem Ziegenleder an der Handfläche ausserdem robust genug, Kontakte mit Skikanten oder scharfkantigen Felsen schadlos wegzustecken. Für strammen Sitz sorgt ein Klettverschluss. Farben: Rot, Schwarz und Navy. INFO Sport Concept, Tel. 021 802 55 16 WWW hestragloves.com felle dagegen sind zwar robust, gleiten aber schlechter und kosten über den Tag gesehen deutlich mehr Kraft. Ein bisschen Luft im Rucksack Der Aufstieg zum grossen Fiescherhorn wird steiler und steiler. Der Firn des Vortages ist noch nicht aufgetaut, der Untergrund hart wie Beton. Immer wieder rutschen die Ski bei der Querung des Hanges ab. Höchste Zeit, die Harscheisen anzulegen. «Nur wer die Route gut kennt und für alle Fälle Steigeisen im Rucksack hat, kann un- 180 ter Umständen auf sie verzichten», macht Roger klar, wie wichtig dieses Utensil auf Hochtouren ist. «Bei harten Verhältnissen sind Harscheisen ein klares Sicherheits plus.» Wer meint, sie nähmen im Rucksack zu viel Platz weg, sollte sie das nächste Mal mit einem Stück Draht um das Erste-Hilfe-Päckchen schnüren, und schon sind sie aufgeräumt. Apropos Platz: Der hängt natürlich neben der mehr oder weniger grosszügigen Auswahl an Ausrüstung und Proviant von der Grösse des Rucksacks ab. «Unter 30 Liter wird es knapp», weiss Roger aus Erfahrung. «Selbst wenn man perfekt gepackt alles reinkriegt, hat man am Ende Probleme, rasch an die Sachen heranzukommen.» Ein bisschen Luft schadet also nicht. Das Idealvolumen liegt bei 35 bis 40 Liter. Von Rucksäcken über 45 Liter Volumen rät er ab. «Da fühlt man sich wie mit einem Tank am Rücken. Die bewegte Masse mindert nicht nur den Genuss, sie ist auch ein Sicherheitsrisiko. Gerade im steilen Gelände überdreht man dann schnell mal, was zu gefährlichen Stürzen führen kann.» Praktisch ist die Ausstattung des Rucksacks mit Trinkbeutel und Trinkschlauch. Doch Vorsicht: Bei tiefen Temperaturen frieren selbst isolierte Schläuche leicht ein. Zumindest eine kleine Thermoskanne mit warmem Tee sollte des- halb als Backup immer mit in den Rucksack. Endstation! – Nein, die Tour ist noch lange nicht zu Ende. Doch das Steilstück auf den nächsten 100 Metern ist vereist und mit Ski im Anstieg nicht zu bezwingen. Also Ski auf den Rücken, Pickel raus und hoch! Mit 50 bis 55 Zentimetern sollte der nicht zu lange sein. So hat er bei der Anreise auch im Rucksack Platz, und im Falle eines Sturzes trägt man bei der Abfahrt keinen gefährlich langen Spiess am Rücken. Pickel mit Alu-Hauen sind zwar schön leicht, aber im harten Eis fehlt es ihnen an Zug und Schwungkraft. «Wer ein effektives Werkzeug will, greift deshalb zu Stahl», empfiehlt Roger Christen. 181 HINTERGRUND Skihochtouren-Ausrüstung Skihochtouren-Ausrüstung HINTERGRUND s LIGHT & MOTION «SOLITE 250EX» TATONKA «FIRST AID COMPACT» SCOTT «APPROACH» SUUNTO «AMBIT 2S» BLACK DIAMOND «SABRETOOTH CRAMPON» PETZL «SUMMIT» PREIS CHF 199.GEWICHT 149 g BESCHREIBUNG Sehr vielseitig einsetzen lässt sich die «Solite 250EX». Beim Frühstart in der Dämmerung klippt man sie einfach an das rutschfeste Stirnband. Im Biwak oder auf der Hütte wird sie zur Standleuchte oder Taschenlampe – einfach auf dem Akku einrasten, fertig. Mit einer Leuchtkraft von 250 Lumen bringt sie auch für Abfahrten genügend Leuchtkraft mit. Laden lässt sich die Multifunktionslampe per MicroUSB-Anschluss. Leuchtdauer: 4 h (high), 8 h (medium), 30 h (low). INFO bf trading gmbh, Tel. 079 519 48 19 WWW lightandmotion.com PREIS CHF 54.GEWICHT 390 g BESCHREIBUNG Es wird schon nichts passieren ...! Und wenn doch? Dann ist eine Rucksackapotheke samt mobiler Erster-Hilfe-Station unverzichtbar. Tatonka packt die Grundausstattung für Mehrtagestouren kompakt in einen 18 x 12,5 x 5,5 cm kleinen Nylonbeutel. Verbandpäckchen und Kompressen befinden sich darin ebenso wie eine Verbandschere, Pinzette, Vinylhandschuhe, Dreieckstuch, Alkoholtupfer, Erste-Hilfe-Kurzanleitung und eine Rettungsdecke (160 x 210 cm). INFO Tatonka GmbH, Tel. +49 8205 96 020 WWW tatonka.com PREIS ab CHF 139.GEWICHT 33 g (Grösse S) BESCHREIBUNG Dass Sonnenbrillen fürs Hochgebirge durchaus cool aussehen können, zeigt Scott mit der «Approach». Bei den Gläsern kommen aktuellste Technologien zum Einsatz. Ein guter seitlicher Schutz durch die breiten Bügel und ein entfernbarer Brow Bar an der Oberseite bewahren die Augen vor der gefährlich starken Strahlung im Hochgebirge. Das Gestell ist flexibel und leicht, Bügelenden und Nasenauflage sind verstellbar und mit weichem Kunststoffpolster angenehm zu tragen. Mit dazu gibt’s ein thermogeformtes Sportetui. INFO Scott Sports AG, Tel. 026 460 16 16 WWW scott-sports.com PREIS CHF 699.GEWICHT 92 g BESCHREIBUNG Als potenter Gewichtsparer lässt sich die «Ambit 2S» auf Tour einsetzen. Neben den Funktionen als Uhr, Höhenmesser, Kompass, Wetterstation, Herzfrequenz- und Geschwindigkeitsmesser dient sie auch als GPS-Gerät. Zusätzlich steckt in der Uhr ein vollwertiger Sportcomputer zur Erfassung von Trainingsdaten. Je nach GPS-Genauigkeit beträgt die Akkuleistung 16 bis 50 Stunden. Nachteil zu herkömmlichen alpintauglichen GPS-Geräten: Die Bedienung ist mit Handschuhen kaum möglich. INFO Amer Sports SA, Tel. 058 360 06 06 WWW suunto.com PREIS CHF 209.GEWICHT (Paar) 925 g BESCHREIBUNG Wenn es mit Ski oder mit Schuhen alleine nicht mehr geht, kommen die Steigeisen zum Einsatz. Im gewichtsparenden Design aus rostfreiem Stahl ist das «Sabretooth Crampon» von Black Diamond gerfertigt. Das Steigeisen ist widerstandsfähig und mit ABSPlatten ausgerüstet, die das Anstollen von Schnee auf der Unterseite verhindern. Noch gut 100 Gramm mehr sparen lassen sich mit dem Modell «Contact», einem 10-ZackenEisen. INFO Black Diamond Equipment AG, Tel. 061 564 33 33 WWW blackdiamondequipment.com PREIS CHF 170.GEWICHT 495 g BESCHREIBUNG Gut in der Hand liegt der «Summit» dank seines gebogenen Schafts aus leichtem Aluminium mit einer strukturierten Kautschukbeschichtung. Damit bietet er auch in steilem Gelände immer den nötigen Freiraum. Der warmgeschmiedete Kopf und die geschwungene Haue sind aus Chrom-Molybdän-Stahl gefertigt. Kopf und Spitze besitzen breite ovale Öffnungen zum Einhängen eines Karabiners. Die aus Edelstahl gefertigte Spitze sorgt für zuverlässigen Halt im Fels. Länge: 52 cm INFO Petzl Schweiz, Tel. 021 947 46 66 WWW petzl.com Was Warmes für die Pause Nicht minder effektiv müssen beim Aufstieg durch die eisige Rinne die Steigeisen funktionieren. «Die sollten auf jeden Fall aus Stahl sein. Alu-Eisen sind zwar leichter, sie werden aber schon stumpf, wenn sie nur einen Stein sehen», hat der Bergführer selbst immer wieder erfahren müssen. Sein Fazit: «Steigeisen aus Stahl sind zwar schwerer, beissen im harten Eis aber deutlich besser. Und Gewicht lässt sich sparen, wenn man zum Zehnzacker greift, statt zu einem Modell mit zwölf Zacken.» Am Ende der Kletterpassage sind die Handschuhe nass 182 und klamm. Gut, dass noch ein zweites Paar warmer Handschuhe im Rucksack steckt. Am Gipfel des Grossen Fiescherhorns, des ersten Viertausenders der Tour, kommen sie ebenso zum Einsatz wie die warme Primaloft-Jacke. So wird die Gipfelpause trotz Wind am Grat kuschelig warm. Aber die dicke, wärmende Isolationsschicht ist auch aus ganz banalen Sicherheitsgründen ein Muss auf der Packliste. «So lässt sich notfalls auch eine Biwaknacht unter freiem Himmel überstehen», sagt Roger. Daune als Isolationsmaterial liege zwar im Trend, ihre Wärmeleistung lasse aber stark nach, wenn sie feucht oder gar nass werde, falls sie nicht speziell behandelt sei. Und noch zwei Beklei- dungstipps hat Roger parat: «Gerade im Frühjahr sollte die Hose für Aufstiege seitliche Reissverschlüsse zur Belüftung besitzen. Und Gamaschen muten zwar ein bisschen wie ein Relikt aus alten Zeiten an. Bei längeren Kletterpassagen mit Steigeisen sind sie aber durchaus sinnvoll: Sie schützen dann die oft eher weit geschnittenen Hosenbeine.» GPS – Orientierung im Whiteout Wie geht’s weiter? Ein Blick auf das GPS-Gerät zeigt den Verlauf der Strecke bis zur Finsteraarhornhütte. Dank der bereits aufgezeichneten Route liesse sich der Weg selbst bei Nebel finden. «Für mich zählt beim GPS vor allem die Akkuleistung. Die muss auch bei tiefen Temperaturen ausreichen», merkt Roger an. «Smartphones mit GPS-Funktion sind wegen der mangelnden Akkuleistung für Hochtouren ein untaugliches Spielzeug.» Uhren mit GPS-Funktion sparen zwar Gewicht, man muss sich aber auch im Klaren sein, dass sie sich mit Handschuhen nicht bedienen lassen. 16 Stunden später. Es ist noch fast dunkel, als der Aufstieg zum Finsteraarhorn beginnt. Gerade jetzt in der Dämmerung macht sich eine Stirnlampe mit guter 183 HINTERGRUND Skihochtouren-Ausrüstung Skihochtouren-Ausrüstung HINTERGRUND s BLACK DAIMOND «COULOIR HARNESS» PETZL «LASER SPEED LIGHT» MAMMUT «RESCYOU» EDELRID «SWIFT 8,9 MM» SALEWA «PIUMA PRO 230» ULTRASUN «VERY HIGH 50+ FACE» PREIS CHF 71.90 GEWICHT 230 g BESCHREIBUNG Ein leichter, schmaler Sitzgurt mit vollem Funktionsumfang für Ski- und Bergtouren. Das «Couloir Harness» ist aus schnell trocknendem, flachem Nylongurtband gefertigt und besitzt eine traditionelle Schnalle. Zum einfachen An- und Ausziehen sind die Beinschlaufen mit einem QuickRelease ausgestattet. Zusammengefaltet in der Packtasche nimmt der Gurt im Rucksack kaum Platz weg und passt sogar in die Jackentasche. Erhältlich in den Grössen S/M, M/L, L/XL und XL/XXL. INFO Black Diamond Equipment AG, Tel. 061 564 33 33 WWW blackdiamondequipment.com PREIS CHF 90.- bis 92.GEWICHT 91 g (13 cm), 100 g (17 cm), 110 g (21 cm) BESCHREIBUNG Eisschrauben – für Sicherungsmassnahmen im Gletschereis sind sie unentbehrlich. Dank Aluminium-Schaft wiegen die «Laser Speed Light» – Schrauben am Klettergurt oder im Rucksack nicht schwer. Die optimierte Form der Zähne lässt die Eisschraube schon nach einer Vierteldrehung greifen. Die ergonomische Form der Aluminiumlasche und die integrierte umklappbare Kurbel erleichtern das Eindrehen. INFO Petzl Schweiz, Tel. 021 947 46 66 WWW petzl.com PREIS CHF 150.GEWICHT 410 g (inkl. Transportbeutel) BESCHREIBUNG Mal ehrlich, wer beherrscht die Techniken zur Selbstund Kameradenrettung bei Stürzen in Gletscherspalten wirklich sicher? Mit dem RescYou lassen sich Rettungseinsätze deutlich vereinfachen. Mit dem sechsfachen Flaschenzug, der mit zwei Steigklemmen in das Tourenseil eingeklinkt wird, können Tourengeher ohne aufwändige vorherige Installation geborgen werden. Am Sitzgurt eingehängt, ist «Resc You» jederzeit einsatzbereit. Einziger Nachteil: das Mehrgewicht. Denn Karabiner und Schlingen sollten trotzdem mitgeführt werden. INFO Mammut Sports Group AG, Tel. 062 769 81 81 WWW mammut.ch PREIS CHF 190.- (40 m) GEWICHT 52 g pro Meter BESCHREIBUNG Das «Swift 8,9 mm» ist eines der dünnsten Einfachseile am Markt und damit leicht genug, um auch bei langen Touren nicht wie Blei im Rucksack zu liegen. Dank Dry-Shield-Behandlung ist es unempfindlich gegen Staub und Feuchtigkeit. Für Hochtouren, auf denen auch mit grösseren Abseilstellen zu rechnen ist, sollte die Seillänge mindestens 40 Meter betragen. Unbedingt vor der Tour ausreichend Informationen einholen. Verfügbare Längen: 30, 40, 50, 60, 70, 80 und 200 Meter. INFO UB Sports GmbH, Tel 043 244 51 35 WWW edelrid.de PREIS CHF 169.GEWICHT 230 g BESCHREIBUNG Beim Klettern über Felspartien vom Skidepot zum Gipfel kann es schon mal vorkommen, dass Kopf und Felsblock kollidieren – ganz zu schweigen von Steinschlag. Ein Helm ist deshalb nicht nur als Schutz auf Abfahrten sinnvoll. Der auf einer stabilen In-Mould-Konstruktion basierende «Piuma Pro 230» verfügt über seitliche Belüftungsöffnungen und vier Stirnlampen-Clips. Per Verstellrad lässt er sich rasch und exakt an die Kopfgrösse anpassen. Auch zum Alpin- und Sportklettern geeignet. INFO Salewa Sport AG, Tel. 071 335 09 30 WWW salewa.ch PREIS CHF 26.90 INHALT 50 ml BESCHREIBUNG Nicht nur wenn die Kameraden ein ganzes Stück fitter sind, kann man nach einer Skihochtour ziemlich alt aussehen. Die ultraviolette Strahlung dringt in die Haut ein und kann die DNA der Zellen schädigen. Folge: Die Haut altert schneller. Die «very high 50+ face» von Ultrasun kombiniert hohen Lichtschutz und damit Schutz vor gefährlichen, Hautkrebs auslösenden UV-Strahlen mit einer «anti-ageing formula» mit dem natürlichen Wirkstoff Ectoin. Zusätzlich regeneriert und fördert der Radikalfänger SOD die Zellteilung. INFO Ultrasun AG, Tel. 044 946 10 00 WWW ultrasun.ch Leuchtkraft bezahlt. «Je mehr Licht, desto besser treten die Konturen hervor, und auch versteckte Spalten lassen sich erkennen», hat Christen festgestellt. Er empfiehlt mindestens 100 Lumen Leuchtkraft. «Das hilft auch auf den Abfahrten. Je besser die Sicht, desto zügiger lässt sich’s schwingen.» Gegen Mittag hat die Sonne die Südflanken angetaut. Auf halber Strecke der Abfahrt ertönt plötzlich ein dumpfes Poltern. Steine! Nichts wie in Deckung hinter den nächsten Felsen! Gut, jetzt zumindest einen Helm zu tragen. «Dessen Schale sollte stabil genug sein, um vor Steinschlag zu schützen», merkt Roger als Sicherheitstipp an. «Ausserdem sollte er ausreichend 184 belüftet sein. Schliesslich kann es gerade bei Skihochtouren im Frühjahr auch mal heiss hergehen.» Nie ohne Rettungsausrüstung Eine heisse Sache ist auch die Querung des Fieschergletschers am nächsten Morgen. Breite Spalten in Richtung Galmigletscher erfordern hohe Aufmerksamkeit und entsprechende Sicherungsmassnahmen. Ein Klettergurt, der die Bergung im Falle eines Spaltensturzes deutlich erleichtert oder auch an Abseilstellen unverzichtbar ist, ist auf einer Skihochtour ebenso Pflicht wie ein Verschütteten- suchgerät, Lawinenschaufel und Sonde. «Als Klettergurt für Skihochtouren reicht ein einfaches, leichtes Modell ohne üppige Polsterung. Schliesslich kommt es kaum vor, dass man ungebremst mit vollem Gewicht ins Seil fällt», bemerkt Roger. Vorteil: Diese Gurte sind leicht und lassen sich im Rucksack platzsparend verstauen. Zum Einbinden ins Seil in spaltengefährdeten Bereichen empfiehlt er ein dünnes Einfachseil. Um damit auch grössere Abseilstellen meistern zu können, sollte es nicht unter 40 Meter lang sein. Um im Notfall eine Spaltenbergung durchzuführen, seien zudem jeweils zwei bis drei Schraub- und Normalkarabiner nötig, eine Umlenkrolle mit Seilklemme, fünf bis sechs Meter Reepschnur und entsprechend vorbereitete Prusik-Schlingen. «Die blanke Ausrüstung alleine reicht natürlich nicht», mahnt Christen, «man muss auch mit den entsprechenden Sicherungs- und Bergungstechniken vertraut sein.» Wer unsicher ist, sollte sich auf Skihochtouren besser einem erfahrenen Bergführer anvertrauen. ✸ TEXT Christian Penning 185