Anzeiger für die Seelsorge 3/2006
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Anzeiger für die Seelsorge 3/2006
Anzeiger für die Zeitschrift für Pastoral und Gemeindepraxis 3 2006 www.anzeiger-fuer-die-seelsorge.de SCHWERPUNKTTHEMA Ostern gestalten „Der Gott ist immer größer“ Mit Kindern Ostern begehen Vom „Osterlamm“ zum „Osterhasen“ Österliches Brauchtum als Indikator gelebten religiösen Sinns Frauen gehen Ostern entgegen Plädoyer für eine Sinn-erfüllte Fastenzeit IM BLICK „An Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln“ Gedanken zur Kreuzestheologie Spielen als spirituelles Moment Ein Kreuzweg zum Weltjugendtag 2005 Das theologische Buchereignis des Jahres Lexikon für Theologie und Kirche Sonderausgabe 2006 saktion g n u r e i Reserv .4.2006 bis 30 Außerdem: Informieren: Geschichte und Herausgeber des LThK Recherchieren: Stichworte und Autoren Gewinnen: Monatlich attraktive Preise beim Internet-Quiz Partnerprogramm: Mit Ihrer Website dazuverdienen www.lthk.de Kindergottesdienst Tipps für die Praxis Diana Güntner Diana Güntner Segensfeiern mit Kindern Unser Sonntag Vorschläge für Kindergarten und Gemeinde 192 Seiten, Paperback E 14,90 /SFr 26.80 a[A] 15,40 ISBN 3-451-28588-6 12 Kindergottesdienste durch das Jahr Mit Tipps für die Praxis 160 Seiten, Paperback E 14,90 /SFr 26.80 e[A] 15,40 ISBN 3-451-28363-8 Europreis Österreich [A] = unverbindliche Preisempfehlung · Unsere Bücher erhalten Sie in jeder Buchhandlung ! www.herder.de In diesem Heft Schwerpunktthema Diana Güntner „Der Gott ist immer größer“ Mit Kindern Ostern begehen ....................................................... 5 Verzicht gehört dazu Gedanken zum Titelbild .............................................................. 10 Manfred Becker-Huberti Liebe Leser, es ist still um das Fest der Auferstehung geworden. Zwar feiert die Kirche jährlich Ostern. Und die Geschäfte präsentieren zum Frühlingsanfang eine bunte Schar an Ostereiern und Osterpräsenten. Doch auch wenn das Brauchtum noch gepflegt wird, ist der Kern des Osterfestes allmählich in den Hintergrund getreten. Während der Osterhase das Osterlamm längst aus den Regalen der Supermärkte verdrängt hat und der Osterkurzurlaub immer öfter die Kar- und Ostertage ersetzt, ist es ruhig um die damals wie heute unglaubliche Botschaft der Auferstehung geworden. Kaum ein zeitgenössischer Künstler traut sich heute noch an dieses religiöse Motiv heran, und nur wenige sprachvirtuose Literaten der Gegenwart suchen nach Worten für das Unaussprechliche der Osterbotschaft. Umso wichtiger ist es, dass das zentrale Fest der Kirche in den Gemeinden mit seiner reichen Liturgie sorgfältig gepflegt wird. Die Beiträge in diesem Heft wollen dazu beitragen: Diana Güntner geht in ihrem Beitrag darauf ein, wie Kinder auf das Osterfest vorbreitet werden können. Manfred Becker-Huberti stellt das österliche Brauchtum vor. Andrea Kett gibt Anregungen, wie Frauen eine sinnerfüllte Fastenzeit gestalten. Und Wunibald Müller lädt zu einer Spurensuche ein, wie Seelsorger sich selbst (und andere) mitten in ihrem turbulenten Alltag für die Ostererfahrung öffnen können. Ihnen wünsche ich eine anregende Lektüre und eine gute Vorbereitung auf das Osterfest. Vom „Osterlamm“ zum „Osterhasen“ Österliches Brauchtum als Indikator gelebten religiösen Sinns .............................................................. 11 Andrea Kett Frauen gehen Ostern entgegen Plädoyer für eine Sinn-erfüllte Fastenzeit .................................. 16 Wunibald Müller Auferstehung erleben Von Selbst-Annahme und der Kunst des Staunens .................... 20 Impulse Mitten im Leben: Sie können mich gerne für verrückt erklären… ........................ 24 Fünf-Minuten-Meditation: Ein hörendes Herz ...................................................................... 25 Im Bild: Gottes Wort .................................................................. 26 Persönlich: Werner Eykmann .................................................... 27 Fünf-Minuten-Predigt: Fenster putzen ............................................................................ 28 Im Blick Gunda Werner „Und an Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln“ ............ 29 Gregor Leschig Spielen als spirituelles Moment ................................................ 33 Service Für Sie entdeckt/Für Sie gesurft ................................................ 38 Für Sie gefunden ........................................................................ 39 Für Sie gelesen ............................................................................ 42 Hersteller- und Lieferantenverzeichnis .................................... 46 Leser haben das Wort Sie schreiben uns ........................................................................ 4 Orte diakonischer Pastoral ........................................................ 48 Themenvorschau ........................................................................ 49 Cartoon / Impressum ................................................................ 50 E DITORIAL / I NHALT Auf ein Wort 3 L ESERBRIEFE 4 Sie schreiben uns Das Kirchenjahr zum Anschauen und Anfassen Gerne habe ich das Heft gelesen, in dem auf die Bedeutung des Rückblicks in der Pastoral eingegangen wird. Tatsächlich lässt die Hektik des (Pfarrgemeinde-)Alltags oft vergessen, wie viele besonders gestaltete Gottesdienste, besondere Aktionen und Projekte das Kirchenjahr prägen. Auf Anregung unseres Pfarrgemeinderatvorsitzenden haben sich künstlerisch ambitionierte Frauen des Pfarrgemeinderats bereit erklärt, das Kirchenjahr in Form einer Art Wandvlies darzustellen. An der (leicht erhöhten) Vorderfront des letzten Sitzbankblockes in der Kirche wurden große Stoffbahnen in den liturgischen Farben des Kirchenjahrs aufgezogen, also violett, weiß, grün und rot. Aufgeklebte und aufgesteckte Symbole von Gottesdiensten mit sparsaDie men TextRedaktion zusätfreut sich über zen (z.B. Rose von Jericho als Thema eines Frauenbundgottesdienstes; gekreuzte Blasiuskerzen; Bilder der Palmsonntagsprozession; Geißel und Dornenkrone für Karfreitag) und Aktionen (Sternsinger-Plakat, CaritasSammlung) zeigen sehr anschaulich, was in den vergangenen Monate alles geschehen ist, was Mühe gemacht hat, was besonders gelungen ist. Beim Hinausgehen am Ende eines Gottesdienstes fällt der Blick automatisch auf diese bunte Darstellung – eine wohltuende Ergänzung zu der beinahe gänzlich ‚unbebilderten‘ Pfarrkirche. Pfr. Markus Krell Verlässliche Quellen Mir fehlen in den Beiträgen auch Ihrer Zeitschrift zwei ganz wichtige Quellen für das (kirchliche) Leben, damit auch für die Seelsorge: Das Wort Jesu (und der Bibel u. a.) sowie das Wort des kirchlichen jeden Leserbrief. Lehramtes. Vieles ist inSchreiben Sie uns bitte, teressant, einiges negativ was Ihnen am Anzeiger kritisch, aber wo ist diese gefällt, welche Beiträge Sie besonQuelle von Weisheit, ders ansprechen bzw. worüber Sie sich die unserem Lebeim Lesen ärgern. Auch künftig werden ben Frische, wir Ihre Leserbriefe im Anzeiger veröffentlichen. We i s u n g , Hoffnung schenken kann? Freilich, jeder Autor steht für seinen Beitrag. Doch würde ich an Ihrer Stelle diese Quellen fördern. Ich war letztes Jahr in England, im Süden. Welche Fülle von Heiligen! Wie stark das Zeugnis des ersten Märtyrers, des hl. Alban; wie erschütternd die Viten der 1970 selig (oder heilig) gesprochenen Märtyrer (mich beeindruckt u. a. Margaret Clitherow, eine Metzgerfrau und Mutter, Märtyrerin). Verweilen Sie bitte auf die besten Quellen in Ihrer Zeitschrift, auch auf die Konzilstexte. Das wird mehr und mehr vergessen. Und die Kirche droht zu vertrocknen, weil zu wenig Wasser des Heiligen Geistes sprudelt. Dr. Norbert Timpe, Goppeln Das Konzil ist Schuld. Ich kann diesen Satz schon nicht mehr hören. Und er wird nicht richtiger, wenn Herr Schillerwein ihn immer wieder wiederholt. Es gibt Aussagen von Bischöfen, Pfarrern und aus meinem Bekanntenkreis, dass schon vor dem Konzil und lange nach dem zweiten Weltkrieg die Kirchen leerer Anzeiger für die Seelsorge + Klaus Vellguth + Münsterstraße 319 + 52076 Aachen Fax: 0241 / 1804603 + E-Mail: [email protected] wurden und dass Volkskirche sich verabschiedete. Und dann ist ein Konzil eben nicht dazu da, Neues zu schaffen, sondern Entwicklungen zur Entscheidung zu führen. Ich würde gerne die Ausreden von Herrn Schillerwein hören, wenn der Glaubensschwund stattgefunden hätte ohne Konzil. Denn diese Entwicklung war absehbar, und nur ein „um-somehr“ von dem was schon nicht mehr trägt ist keine Lösung. Der Neuanfang des Konzils war damals schwierig, und viele Hausaufgaben aus dem Konzil sind noch nicht gemacht – auch nicht von unseren Bischöfen. Deshalb: wir brauchen kein weiteres Konzil, wir brauchen Christen, die umsetzen, wozu wir schon lange angefragt sind und was uns ermöglicht wurde durch das Konzil. Pfr. Peter Konetschnyl, Niedereschach Mit Kindern Ostern begehen Kinder erleben das Osterfest häufig als Jahreszeitenfest. Über dieses elementare, naturhafte Erleben hinaus, sind sie aber auch bereit und fähig für die religiöse Erfahrung des Ostergeheimnisses. Es kann sie mit innerer Freude und Zufriedenheit erfüllen. Wie kann Pastoral und religiöse Erziehung Kindern eine solche Erfahrung ermöglichen? Verschiedene Ansätze bietet die liturgische Ordnung des Festkreises. Im Vordergrund stehen dabei die Auswahl der biblischen Texte in der Leseordnung, die großzügig angelegte Zeitstruktur und Umsetzung in den Einzelfeiern. Von Diana Güntner D IANA G ÜNTNER geb. 1965, Dr. theol., Dipl. Sozialpädagogin (FH), ist Dozentin für kath.Theologie/Religionspädagogik an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Rottenbuch (Bayern), Religionslehrerin am Gymnasium und pastorale Mitarbeiterin in der Kinderpastoral. Diana Güntner ist verheiratet und hat drei Kinder. eonhard malt mit großen Strichen das Bild der Arche Noah mit den vielen Tieren und dem greisen Noah aus. Er theologisiert gerne über die Taten Gottes. Jetzt bewegt ihn, wie dieser Gott die Tiere und das Geschick der Welt lenkt. Wie häufig münden seine Betrachtungen in dem Bekenntnis der unvergleichlichen Größe und Stärke Gottes. Der vierjährige Junge ist sichtlich von einer inneren Freu- L de bewegt. Er malt konzentriert an seinem Bild und läuft dann entspannt und heiter zu den anderen Kindern, die sich schon zur gemeinsamen Abschlussrunde versammeln. Die Szene ereignet sich an einem Kinderbibelnachmittag der Pfarrgemeinde während der Karwoche. Ungefähr 30 Kinder im Kindergartenund Grundschulalter erlebten im Rollenspiel die Geschichte der Arche. In Alters- und Interessengrup- S CHWERPUNKTTHEMA „Der Gott ist immer größer“ 5 S CHWERPUNKTTHEMA F AZIT 6 Mit Kindern Ostern begehen, bedeutet, ihnen zu ermöglichen, dem Ostergeheimnis zu begegnen. In regelmäßigen und übergreifend gestalteten Kindergottesdiensten und Bibelveranstaltungen lernen sie im Laufe des gesamten Festkreises die großen Geschichten des Osterglaubens kennen und können die Botschaft von dem starken, rettenden und beschützenden Gott in sich aufnehmen. Sie erfahren, dass die Auferstehung mit ihrem Leben etwas zu tun hat, dass sie ihnen grenzenlose Liebe und Geborgenheit, ungebrochenen Frieden und Freude schenkt. pen konnten sie das Erlebte kreativ vertiefen und für sich wiederholen. Singend und betend schlossen sie den Nachmittag gemeinsam ab. Kinder erleben Ostern Ostereier, Hasenlieder, Frühlingsspiele, Blumendekoration – das erfahren Kinder in den Kindergärten und Familien, wenn es um Ostern geht. In der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag wird rege gesungen, gebastelt und gespielt. In der Woche nach dem Ostersonntag wird dann alles abgenommen und Platz gemacht für andere Themen und Aktionen. Der kulturkritische Blick nimmt hier wahr, was mit Säkularisierung, Ästhetisierung und Emotionalisierung christlicher Feste gemeint ist: Die religiösen Inhalte werden durch andere (Hasen- und Frühlingsgeschichten) ersetzt, die dekorativen Ausdrucksformen und ihr Genuss rücken in den Vordergrund und das Fest spricht das Gefühl und die Stimmungslage an. In der letzten Konsequenz wird das Glaubensfest so zum Jahreszeitenfest. Die Analogie zwischen dem Erwachen in der Natur und dem Ostergeschehen wird gleichgesetzt: Der Frühling weist nicht mehr nur auf das Osterereignis hin, sondern er ist es selbst; die Frühlingsboten stehen im Mittelpunkt und stiften an, Natur und Leben wieder neu zu genießen. Ansätze aus dem liturgischen Festrhythmus Pastoral und religiöse Erziehung bieten in dieser Situation Alternativen an und suchen nach Wegen, Kindern die Möglichkeit zu eröffnen, das zu begehen, was die christliche Tradition das Ostergeheimnis nennt. Ansätze ergeben sich aus dem bibel leben Die neue Reihe geistlicher Schriftlesung „bibel leben“ – Die Botschaft der Bibel entfalten für das Leben heute. Das ist das Ziel der neuen Reihe geistlicher Schriftlesung im Verlag Herder. • Zentrale biblische Texte und Themen aus dem Alten und Neuen Testament • Ausgelegt von bewährten Autorinnen und Autoren • Verständlich erschlossen in jeweils vierzig Abschnitten • Biblische Impulse für das Leben heute • Für die persönliche Lektüre und für das Bibelgespräch Herausgeberin aller Bände von „bibel leben“ ist Andrea Schwarz. Erhältlich in jeder Buchhandlung ! Europreis Österreich [A] = unverbindliche Preisempfehlung www.herder.de 144 Seiten, Paperback Z 9,90 /SFr 18.10 /l[A] 10,20 ISBN 3-451-28742-0 144 Seiten, Paperback Z 9,90 /SFr 18.10 /m[A] 10,20 ISBN 3-451-28954-7 Der Osterfestkreis und seine Feiern Er beginnt mit der Phase der Vorbereitung, der Quadragesima, gipfelt in der Phase des Höhepunktes, dem Triduum Sacrum, und mündet in der Phase der Entfaltung, der Pentecoste. Eng verknüpft mit diesen drei Zeitphasen ist das Geschehen, das erfahrbar wird. Das bedeutet nicht, dass jede Phase neue Inhalte und Aussagen ins Spiel bringt. Im Gegenteil: In den Einzelfeiern des Festkreises vergegenwärtigt die feiernde Gemeinde immer wieder nur dasselbe und eine große Festgeheimnis. Was sich verändert, ist die Weise, in der diese Vergegenwärtigung geschieht. Mit wechselnden Motiven, Geschichten und liturgischen Zeichen feiert die Gemeinde Ostern. Sie bieten den Menschen Zugänge zum Festgeheimnis an. Sie sind die Wege, die das Fest erst begehbar machen und die zur Begegnung mit dem Festgeheimnis, dem neuen Leben in Christus, führen. Die Kinder und der liturgische Festrhythmus Was hat das alles mit Kindern zu tun? 1. Die eine Botschaft und die vielen Geschichten: Der Blick in die liturgische Leseordnung des gesamten Festkreises offenbart die Vielzahl und Vielfalt der österlichen Geschichten. In der liturgischen Hermeneutik verkündet jede einzelne das ganze Ostergeheimnis. Sicherlich gipfelt und konzentriert sich die Osterbotschaft im Evangelium der Osternacht. Die Lesungen des Osterfestkreises variieren jedoch wie in einem vielstimmigen Konzert diese Botschaft und stimmen sie jeweils neu und anders an. Somit verkündet z.B. die Erzählung der Arche Noah (1. Lesung, 1. Fastensonntag, Lesejahr B) die Osterbotschaft vom rettenden und neu schaffenden Gott. Ebenso erzählen die Evangelien von Jesus immer aus der Erfahrung von Ostern und verkünden den auferstandenen Christus. In den biblischen Geschichten spiegelt sich somit vielfältig das Geheimnis der Auferstehung. Wer mit Kindern Ostern begeht, darf aus diesem Reichtum schöpfen und Motive entdecken, die Kindern die Begegnung mit dem Ostergeheimnis ermöglichen. Die Botschaft von der Auferstehung wird dadurch verstehbar und zu einem Geschehen, das in das Leben hineinreicht und wirkt, das Einführungsreisen für Gruppenverantwortliche Lernen Sie bei einer Einführungsreise das Land kennen, in das Sie erstmals mit einer Gruppe reisen wollen! Wir zeigen Ihnen Orte, Landschaften und Unterkünfte und beraten Sie an Ort und Stelle über das besondere Reiseprogramm für Ihre Gruppe. Ägypten 14.09. - 23.09.2006 Griechenland/Festland 08.11. - 15.11.2006 Irland 29.03. - 04.04.2006 Andalusien 08.11. - 14.11.2006 Ägypten/Sinai 04.08. - 12.08.2006 Griechenland/Kykladen 02.05. - 07.05.2006 Irlands Norden 25.09. - 30.09.2006 Nordspanien 11.10. - 18.10.2006 Baltikum 19.09. - 26.09.2006 Hl. Land 27.05. - 03.06.2006 Italien/Rom 24.01. - 28.01.2007 Spanien/Murcia 24.10. - 29.10.2006 Bulgarien 13.05. - 19.05.2006 Hl. Land 08.11. - 15.11.2006 Kampanien/Apulien 17.03. - 24.03.2006 Katalonien 03.03. - 08.03.2007 Kreta 21.10. - 26.10.2006 Südindien 26.04. - 05.05.2006 Sizilien 04.11. - 11.11.2006 Sri Lanka 17.05. - 24.05.2006 Jordanien/Hl. Land 29.05. - 07.06.2006 Syrien 24.02. - 03.03.2007 Jordanien 20.09. - 27.09.2006 Südost-Türkei 25.03. - 01.04.2006 Libanon 13.10. - 20.10.2006 Türkei 09.11. - 18.11.2006 Malta 07.02. - 11.02.2007 Türkei 24.02. - 02.03.2007 Marokko 21.06. - 28.06.2006 Tunesien 18.02. - 25.02.2007 Portugal 19.02. - 25.02.2007 Zypern 14.02. - 19.02.2007 Rumänien 14.05. - 20.05.2006 Änderungen vorbehalten! 2006/07 Einladungen, Reiseprogramme und -bedingungen erhalten Sie von Frau Stratmann unter Tel. 0711/61925-43 oder E-Mail: [email protected] n! Jetzt anmelde Was tun, wenn wir keine Einführungsreise in das Land Ihrer geplanten Gruppenreise anbieten? 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Vorbereiten, aufschwingen und entfalten: Der liturgische Zeitbogen des Osterfestkreises spannt sich über die drei Phasen hinweg von Ascher- mittwoch bis Pfingsten. Diese zeitliche Struktur prägt das Erleben und Erfahren. Die mehr als drei Monate, die der Osterfestkreis dauert, eröffnen einen weiten Zeitraum. Sie ermöglichen ein Verweilen, in dem das Erfahrene wiederholt, ausgekostet und vertieft werden kann. Wird diese zeitliche Struktur verändert oder verkürzt, dann verringert sich auch das inhaltliche Erleben und Erfahren. Das bedeutet: Endet – wie häufig üblich – der Osterfestkreis unvermittelt am Ostersonntag, werden auch keine Motive erfahrbar, die das Ostergeschehen ausdeuten und entfalten. Wer mit Kindern den Fest- kreis begeht, der darf deswegen nicht am Gipfel stehen bleiben, sondern der geht den Weg weiter bis zu seinem Ende, um schließlich dort anzukommen, wo sich die Osterbotschaft noch einmal konzentriert, im Geschenk der Gabe Gottes an den Menschen, den Heiligen Geist. 3. Die Schritte: Wer Ostern begeht, der feiert. Die Schritte auf dem Osterweg sind deswegen zunächst die liturgischen Feiern. Die Kindergottesdienste bekommen in dieser Zeit eine wichtige Bedeutung. In ihnen erleben die Kinder die Osterbotschaft und können in ihren Liedern und Gebeten darauf ant- Mit Kindern das Ostergeheimnis begehen Die Vorbereitung: Sich mit Kindern auf das Osterfest vorzubereiten, ist mehr als der Verzicht auf Süßigkeiten. Wer darüber hinaus den Blick auf die 3-bis 6-Jährigen richtet, erkennt, dass die Vorbereitung auf Ostern bei diesen Kindern etwas ganz anderes heißen muss. Kleine Kinder zu bewusstem Verzicht auffordern, bedeutet ihren Entwicklungsstand und ihre heilsgeschichtliche Stellung zu übersehen. Kleine Kinder hüten und genießen ihre wenigen Schätze, unter denen sich auch Süßigkeiten befinden. Sie sind glücklich und stolz über ein wenig Eigentum und Privates zu verfügen. Sie probieren so ihre eigene Identität und gewonnenen Selbststand aus. Vorbereitung auf Ostern bedeutet für kleine Kinder nicht der Ruf zur Umkehr, denn: Ein Mensch, der – buchstäblich und übertragen – gerade im Begriff ist, seine ersten Schritte im Leben zu tun, kann nicht schon wieder umkehren. Religiöse und moralische Umkehr ist Sache von Menschen, die bereits eine gewisse Wegstrecke unterwegs sind. Schließlich segnet Jesus die Kinder und macht sie zum Vorbild derer, die das Reich Gottes suchen. (Mk 10,13-16). Die Vorbereitung auf Ostern bedeutet für Kinder und vor allem für kleine Kinder deswegen nicht Umkehr, sondern Hinwendung. Die Grundordnung des Kirchenjahres nennt diese Hinwendung „Taufgedächtnis“ (GOKJ 27). Die Kinder sollen in dieser Zeit der Vorbereitung den befreienden Osterglauben, den sie durch die Taufe erworben haben, erfahren können. In den biblischen Lesungen der liturgischen Ordnung finden sich dazu die biblischen Schlüsseltexte: die Verheißungen und der Bund mit Noah, Abraham, Moses, die Propheten Ezechiel und Jeremia, der Auszug aus Ägypten, der Zug durch die Wüste und die Salbung Davids zum König. In den Evangelien begegnet den Kindern ein Jesus, der in der Wüste stark ist und der seinen Weg findet, der sich in der Tempelreinigung gegen Unrecht mutig zur Wehr setzt, der in den Gesprächen mit Nikodemus und der Frau am Jakobsbrunnen von Rettung und lebendigem Wasser spricht, der einem Mann die Augen öffnet, der den toten Lazarus zum Leben erweckt, der das Gleichnis vom Barmherzigen Vater erzählt und der die Frau vor der Steinigung bewahrt. Die deutlichen Hinweise in den Lesungen, die zur Umkehr aufrufen sind an Jugendliche und Erwachsene gerichtet. Aber auch für sie gilt: Umkehr und Buße geschieht nicht um ihrer selbst willen, sondern um frei und bereit zu werden für das Große, das Gott schenkt. Die Voraussetzung ist eine entsprechende Sensibilisierung und Qualifizierung der Mitarbeiterinnen. Darüber hinaus können Bibelnachmittage, Kinderbibeltage, Kinderbibelwochen oder andere Bibelprojekte (z.B. Erarbeitung eines Singspiels) durchgeführt werden, in denen die Kinder den Ostergeschichten begeg- Die Entfaltung: Die Osterzeit entfaltet in acht Sonntagen die Osterbotschaft. Auferstehung bedeutet im Spiegel der Evangelien: die Entmachtung des Todes, das Staunen, der Glaube, der sich auf das Unglaubliche einlässt, und die Freude, die daraus erwächst (1. und 2. Sonntag), das Geschenk des neuen Friedens (2. Sonntag), die neue Gemeinschaft mit dem Auferstandenen (3. Sonntag), die Zusage der Geborgenheit beim Guten Hirten (4. Sonntag), die neue Liebe (5. Sonntag), der neue Frieden (6. Sonntag), die Offenbarung des Namens Gottes in Jesus (7. Sonntag) und die Gabe des Heiligen Geistes (8. Sonntag). Hier wird nicht nur Kindern erfahrbar: Auferstehung ist kein einzelnes und erst recht kein abgeschlossenes Ereignis. Auferstehung schafft neue Realitäten: die Realität einer neuen Freude und Geborgenheit, das Aufbrechen einer neuen Liebe und eines neuen Friedens, die Chance einer neuen Gegenwart Gottes in Jesus und in seinem Heiligen Geist. Was hat das alles mit Kindern zu tun? Ist das nicht viel zu abstrakt und zu kompliziert? Im ersten Blick scheint es so. Kinder können mit abstrakten Begriffen wie Frieden und Gottesnähe nichts anfangen. Bei näherem Hinsehen wird aber sichtbar, dass diese Lesungen für Kinder eine fundamentale Bedeutung haben. Freude und Geborgenheit, Liebe, Frieden und Gottesnähe sind für Kinder, auch für kleine Kinder, keine unbekannten Realitäten, sondern im Gegenteil: Sie nen. Aus der zeitlichen Struktur des Festkreises heraus ist es wünschenswert, dass diese Veranstaltungen nicht nur in der Vorbereitungszeit, der Quadragesima, durchgeführt werden, sondern in den fünf Wochen der eigentlichen Osterzeit zwischen dem Oster- und Pfingstsonntag. drücken die Grundbedürfnisse des kleinen Kindes aus. Im Kindergottesdienst und in der kreativen Bibelarbeit können die Kinder mit diesen Realitäten buchstäblich in Berührung kommen. Allen voran vermag der Kindergottesdienst durch zeichenhafte Symbolhandlungen einen positiven Erfahrungszusammenhang zu schaffen. Das bedeutet: Im Gottesdienst wird nicht über Frieden geredet, sondern es wird eine Friedensgeste vollzogen, der Friedensgruß (6. Sonntag der Osterzeit). Oder: Den Kindern wird nicht erklärt, wer der Heilige Geist ist und was es mit ihm auf sich hat, sondern sie werden hinein genommen in sein Wirken durch die Erzählung der Geschichte und einen umfassenden Lichtritus (z.B. das Entzünden von Lichtern, die Übergabe mit Segenswort und Tanz; Pfingstsonntag). Die Kinder können die Botschaft so mit ihrem inneren Erleben für sich aufschließen und sich Gott und den anderen in der gottesdienstlichen, symbolhaften Kommunikation mitteilen. Die Lesungen der Osterzeit bieten Kindern zudem deren zentrales Gottesbild an: das des Guten Hirten. Seine Bedeutung für das kleine Kind ist nicht zu überschätzen. Zu ihm kann es einen Bezug aufbauen, der ihm bei der Bewältigung seiner zentralen Entwicklungsaufgabe hilft: Vertrauen ins Leben zu fassen. Der Gute Hirte antwortet auf seine Sehnsucht nach Geborgenheit, Liebe und Annahme. 9 S CHWERPUNKTTHEMA worten. Ein regelmäßiger Rhythmus und übergreifende Gestaltungselemente, z. B. österliche Zeichen und Symbole, machen die Einheit der Geschichten erfahrbar. Diese Kindergottesdienste können in unterschiedlicher Weise in der Pfarrgemeinde, in der Schule oder im Kindergarten durchgeführt werden. Verzicht gehört dazu I MPULSE 10 Ich habe auf Alkohol zur Zeit keine Lust, nicht mal auf dem Oktoberfest. Das mag nur eine Kleinigkeit für das große Ziel sein. Aber für alles, für die Ausdauer, die Beweglichkeit, für mentale und psychologische Kraft gehört ab und zu der Verzicht auf die Annehmlichkeiten des Lebens. Titelbild: Lothar Nahler Oliver Kahn Österliches Brauchtum als Indikator gelebten religiösen Sinns „Lumen Christi“ – Drei Mal erschallt in der Liturgie der Osternacht in der durch kein Licht erleuchteten Kirche dieser Ruf, wenn die soeben angezündete und zubereitete Osterkerze vom Eingang der Kirche im Westen zum Altar im Osten getragen wird, wo bald die ersten Sonnenstrahlen zu sehen sein werden. Von Manfred Becker-Huberti M ANFRED B ECKER -H UBERTI geb. 1945, ist Pressesprecher des Erzbistums Köln. Neben dem Studium der Katholischen Theologie (Promotion), Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Philosophie, Kunstgeschichte und Pädagogik in Bonn und Münster war er Stipendiat des Institutes zur Förderung publizistischen Nachwuchses. In Münster hat er am Institut für Religiöse Volkskunde gearbeitet. In mehreren Büchern und verschiedenen Internetauftritten hat er sein Wissen über das religiöse Brauchtum vorgestellt. it den Buchstaben Alpha und Omega und den Wundmalen Christi bezeichnet, symbolisiert die Kerze den misshandelten Leib Christi und die Auferstehung zugleich. Das scheinbare Ende des Gottessohnes, das Omega, wurde zu seinem und unserem Neuanfang, dem Alpha: Das Licht der Kerze erleuchtet die Finsternis und wird an alle weitergegeben, die es empfangen wollen. Der Neubeginn zeigt sich auch deutlich im Eintrag des Jahres auf der Osterkerze, der einmal regional und phasenweise der Beginn des neuen Jahres war. Die Osterkerze spielt bei der Zubereitung des Taufwassers eine entscheidende Rolle, wenn sie in das Wasser eingetaucht M wird: Durch den Tod zum Leben, zum ewigen Leben, heißt die symbolisierte Botschaft, die der Täufling in der Taufe, auch ein Neuanfang, nachvollzieht und die die versammelte Gemeinde in jeder Osternacht memoriert. Die „nox sacratissima“ zu Ostern ist substantiell für das Osterfest, das aus der Nacht des Todes in das Licht des ewigen Lebens führt. Das Gedächtnis der Auferstehung muss in der Nacht beginnen, um die Verheißung in der Natur erleben zu können. Der Aufgang der Sonne, die Morgenröte, ist das natürliche Zeichen der Überwindung des Todes, des Erbfeindes der Menschheit. Nach heutiger mehrheitlich geltender Erkenntnis hat die Morgenröte, S CHWERPUNKTTHEMA Vom „Osterlamm“ zum „Osterhasen“ 11 S CHWERPUNKTTHEMA F AZIT 12 Die Lichtsymbolik kennzeichnet Ostern. Feuer, Kerze und aufgehende Sonne vergegenwärtigen nach der durchwachten Nacht den Auferstandenen und die den Christen durch Christus verheißene Auferstehung. Das außerliturgische österliche Brauchtum nimmt die Lichtsymbolik und den Neuanfang durch die Taufe als Wassersymbolik auf. Im volksfrommen Brauchtum dominiert das Osterei. Als „Ostertier“ hat im allgemeinen Bewusstsein der Osterhase das Osterlamm verdrängt. „aurora“, den Namen „Ostern“ gebildet. Bildlich dargestellt wird der Auferstandene in der Kirche nicht nur durch die Osterkerze, sondern durch eine Plastik, die ihn mit Lendenschurz und Wundmalen zeigt. Während die rechte Hand segnet, hält die linke Hand das Kreuz, das – wie das Feldzeichen siegreicher römischer Soldaten – durch ein Textilband geschmückt ist: Meist ein weißes Band, das am Kreuz herabhängt oder wie eine hängende Fahne angebracht ist. Die Osterfahne ist das Siegeszeichen der Auferstehung und Erlösung. Außerliturgisch hat das religiöse Brauchtum die Symbole von Licht und Wasser übernommen. Osterfeuer, vornehmlich auf den Bergspitzen, vergegenwärtigen die Morgenröte und damit Christus, der die Nacht des Todes besiegt hat. Die Nacht wird gleichsam „verbrannt“. Die Kerze, die in der Ostermette von der Osterkerze entzündet wurde, nahm man mit nach Hause. Oft wird sie heute durch eine der Osterkerze nachempfundene Kerze, die zu Hause aufgestellt wird, ersetzt. Und so, wie das Taufwasser ewiges Leben spendet, bringt im Brauchtum das schweigend geschöpfte, fließende (= „lebendige“) Wasser Heil und Leben. Es soll von Jungfrauen eingeholt werden, durch nichts Schuldhaftes in seiner Wirksamkeit gemindert werden. Und deshalb wurden und werden die Mädchen beim Einholen des Osterwassers, das als „hochheiliges“ Wasser zum Segnen durch das ganze Jahr im Haus aufbewahrt wird, auf die Probe gestellt: Die Mädchen werden unterwegs zur Quelle oder zum Bach überrascht, erschrocken und angesprochen und dürfen doch selbst nicht sprechen. Neben der Licht- und Wassersymbolik hat die Osterfahne Eingang in das volksfromme Brauchtum gefunden. Nicht die Figur des auferstandenen Christus, sondern die des mit ihm im Johannes-Evangelium gleichgesetzten Lamm Gottes, das „agnus dei“, trägt die Osterfahne. Aus Kuchenteig in einer Form gebacken, zierte das Osterlamm mit Osterfahne den österlichen Frühstückstisch. Dadurch, dass jedes Familienmitglied ein Stück des „Ostertieres“ aß, verinnerlichte es das Fest und sein Wesen, der Festgedanke wurde verleiblicht. Das gebackene Osterlamm ist auch heute noch in manchen Familien auf dem Tisch zu finden und kann noch in vielen Bäckereien erworben werden. Als Eisfigur ist es auch zu einem beliebten Dessert geworden, das man z. B. am Weißen Sonntag zum Mittag reicht. Würde man in der Bevölkerung nach dem Symboltier für Ostern fragen, wäre sicherlich statt des Osterlammes der Osterhase die mehrheitliche Antwort. Der Osterhase ist ein säkulares österliches Symboltier, das auf Umwegen in das Brauchtum ge- langt ist. Voraussetzung für ihn waren die Ostereier, die allerdings nicht in einem kirchlichen Zusammenhang standen. Eier als Symbole für das Leben sind in der Menschheitsgeschichte fast überall nachzuweisen. Eier sind vor allem Opfergaben, finden sich in vorchristlichen und auch in christlichen Phasen unterhalb neu errichteter Türschwellen, die in Neues führen. Das Ei als österliches Symbol lässt sich bereits im vierten christlichen Jahrhundert nachweisen. Es hebt sich von vergleichbaren Eiern ab. Eier galten in mittelalterlicher Zeit als „flüssiges Fleisch“ und waren deshalb – wie Fleisch, Fett und alle Laktizinien – in der Fastenzeit als Speise verboten. Weil dies nun ausgerechnet in der Zeit galt, in der die Hühner jahreszeitlich bedingt besonders legefreudig sind, musste man Regelungen treffen, die das Lebensmittel Ei nicht sinnlos der Vernichtung preisgab. Eine Antwort auf das Problem waren die „Fastnachtshühner“, also jene Hühner, die man zur Fastnacht schlachtete und verspeiste, damit sie nicht Eier produzierten, die man innerhalb der Fastenzeit nicht essen konnte. Gelegentlich findet man die „Fastnachtshühner“ noch symbolisch an den Wagen der Rosenmontagszüge angebracht. Ab der Mitte der Fastenzeit konnte man die gelegten Eier aufbewahren. Sie wurden zu Zins-, Pacht-, Beichteiern oder zu Ostereiern, die Schenkeier genannt wurden. Während die Schenkeier durch Kochen haltbar und durch Bemalung oder andere Verzierung kenntlich gemacht wurden, machte man die anderen Eier durch Einlegen haltbar – sie wurden Soleier und nicht geschmückt. Sie wurden in Zeiten vor der Einführung von Geld als Entgelt für die „kleine Pacht“ (für eine Wiese oder ein Ackerstück) benutzt oder nach Ablegung der österlichen Beichte dem Beichtvater geschenkt, der noch nicht durch Anteile an der cher Bedeutung geschmückt. In Österreich ist es Brauch, gefärbte Eier mit einer in Salzsäure getauchten Stahlfeder zu ätzen. Auf diese Weise lässt sich auf den Eiern zeichnen. Berühmt sind die sorbischen Ostereier, die durch Kratz- und Ätztechniken oder durch Batik entstehen. In Mittel- und Ostdeutschland werden Binsenmark-Eier hergestellt, indem man fadendickes Mark der Binsen in Kringeln und Spiralen auf ausgeblasene Eier klebt. In Mähren stellt man Stroh-Eier her. Durch Einweichen von Strohhalmen, die man aufschlitzt und zu Bändern bügelt, gewinnt man das Material, mit dem man die Eier beklebt. Ausgeblasene oder gekochte Eier werden mit Rechtecken und anderen Mustern beklebt. Am Ostersonntag findet nach dem Hochamt in einigen Kirchen der Eiersegen (Ostereierweihe oder Speisenweihe) statt. In festlich hergerichteten Körben (Weihekorb) werden Eier und andere Speisen durch ein Familienmitglied in die Kirche getragen und vom Priester gesegnet (= geweiht). Mit der gesegneten Speise, außer Eiern ein Osterfladen, Osterbutter, ein Stück Schinken oder Speck, Wurst, Meerrettich und Salz, trägt man den österlichen Segen nach Hause. Hier wird die gesegnete Speise zum Frühstück serviert, denn es besteht/bestand der alte (Aber-)Glaube: Geweihtes muß man nüchtern essen, damit der Segen wirkt. Von schlitzohrigen Kindern wird erzählt, dass sie vor der Speisenweihe die Ostereier an beiden Enden anschlagen („anditschen“), „damit die Weihe besser hinein geht.“ Im Mittelalter vergrub manch einer ein solches Ei – oder wenigstens seine Schalen! – auf dem Acker, um auch diesen an dem Segen teilnehmen zu lassen. Die Eier- oder Speisenweihe zu Ostern ist uralt. Im 12. Jahrhundert führte die Kirche die feierliche „Benedictio ovorum“ ein. Einklang Wohltuende Texte für jeden Tag Pierre Stutz Der Stimme des Herzens folgen Jahreslesebuch 400 S., gebunden mit Leseband Z 14,90 /SFr 26,80 /g[A] 15,40 ISBN 3-451-28743-9 Die Gedanken dieses Jahreslesebuchs begeben sich auf die Suche nach dem, was trägt und glücklich macht. Pierre Stutz, mit sich und vielen unterwegs, gibt der Suche Worte und dem Finden wohltuende Impulse. Seine Texte treffen den Ton, weil sie dem Leben abgelauscht sind. Eine zentrale Erfahrung, ein Gedanke von Pierre Stutz für jeden Tag. Innehalten, bei sich selbst zu Hause und im Frieden sein – und die Gewissheit: Im Grunde ist alles ganz einfach, wenn man der Stimme des eigenen Herzens folgt. Europreis Österreich [A] = unverbindliche Preisempfehlung · Unsere Bücher erhalten Sie in jeder Buchhandlung oder bei D+A: Freiburger BuchVersand, Postfach 564, D-79005 Freiburg · CH: Herder AG Basel, Postfach, CH-4133 Pratteln 1 www.herder.de 13 S CHWERPUNKTTHEMA Kirchensteuer seinen Lebensunterhalt bestritt. Das klassische Osterei oder Paschei (von lat. pascha oder hebr. passah), das schon vor dem Ost-WestSchisma (1054) in der Ost- und in der West-Kirche am Ostermorgen als Symbol geschenkt wurde, war ein rot gefärbtes Ei. Es symbolisiert das Grab Jesu. Das Ei ist hart wie ein Stein, tot, leblos und kalt. Und doch beinhaltet es das Leben, das durch die Farbe des Blutes ausgedrückt wird. Die Botschaft des klassischen Ostereis lautet: Christus ist auferstanden und lebt! Er hat Tod und Grab überwunden. Das rot gefärbte Osterei symbolisiert die Macht Gottes über den Tod: Wer die Schale durchbricht wie Frauen am Grab, die den Stein vor der Öffnung wegrollen mussten, trifft auf das Leben. Die Frauen haben als erste die Erfahrung gemacht, Christus ist auferstanden. In Österreich war das rote Osterei noch bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges die Regel. In der Westkirche setzte das Bemalen von Ostereiern im 12./13. Jahrhundert ein. Neben den roten Eiern traten die Farben grün, blau, gelb, schwarz auf, aber auch silber und gold. Die Eier waren bald nicht nur einfarbig, sondern wurden verziert, besprenkelt, ausgekratzt, beschrieben, beklebt, bemalt, ausgeblasen und gefüllt. Einzelne Landschaften haben unterschiedlichen Ostereierschmuck hervorgebracht. In Russland taucht man gekochte Eier in flüssiges Bienenwachs und legt sie dann in Farbbäder. Andere bemalen die Eier mit flüssigem Wachs und färben sie dann. Mehrere Farbbäder hintereinander bringen Schattierungen und Muster hervor. „Pysanka“, die Geschriebene“, wird das mit grafischen Mustern in Batiktechnik kunstvoll verzierte Osterei in der Ukraine genannt. Die Pysanky werden durch Ornamente und Figuren mit früher magischer jetzt christli- S CHWERPUNKTTHEMA 14 Neue Zeiten bringen nicht nur neue Ideen, etwa die, dass man ausgeblasene Eier auch mit einem elektrischen Zahnbohrer perforieren und anschließend bemalen kann, sondern auch die alte Idee, dass man Eier nicht nur mit käuflicher Chemie, sondern mit natürlichen Materialien färben kann. Naturfarben haben aus ökologischen Gründen wieder Interesse gefunden. Im 17./18. Jahrhundert kamen dagegen „reimgefüllte Eier“ in Mode. In ein ausgeblasenes Ei wurde als Längsachse ein Holzstäbchen durchgesteckt, um das ein beschriebener Papierstreifen gewickelt war, den man herausziehen konnte. Auf ihm steht ein Osterglückwunsch oder ein Sinnspruch. Hatte man im 18. Jahrhundert noch Ostereierbildchen als Freundschaftssymbole untereinander ausgetauscht – kleine Klappbildchen, die, geöffnet, den Auferstandenen oder das Lamm Gottes in einem zerbrochenen Ei zeigten – entwickelte sich das Osterei in Frankreich auch zur amourösen Kunst: Ludwig XV. L I T E R AT U R T I P P Manfred Becker-Huberti, Lexikon der Bräuche und Feste, Über 3.000 Stichwörter mit Infos, Tipps und Hintergründen für das ganze Jahr. Verlag Herder, Freiburg 2000. Manfred Becker-Huberti, Feiern – Feste – Jahreszeiten, Lebendige Bräuche im ganzen. Jahr, Geschichte und Geschichten, Bilder und Legenden. Verlag Herder, Freiburg 2001. Jürgen Küster, Wörterbuch der Feste und Bräuche im Jahreslauf, Eine Einführung in den Festkalender. Verlag Herder, Freiburg 1985. Dietz-Rüdiger Moser, Bräuche und Feste im christlichen Jahreslauf, Brauchformen der Gegenwart in kulturgeschichtlichen Zusammenhängen, Graz/Wien/Köln 1993. (1715 - 1774) z. B. beglückte seine Mätresse Madame Dubarry mit einem Osterei, das sich öffnen ließ und anzüglich einen Cupido zeigte. Zar Alexander III. (1881 - 1894) schließlich steigerte eine in adeligen Kreisen Russlands übliche Praxis. Hatte man sich dort untereinander kostbare aus Edelsteinen und Porzellan hergestellte Eier, die mit Rubinen und Diamanten besetzt waren, verschenkt, engagierte er einen Goldschmied, der variantenreiche, höchst bestaunte Spielereien aus kostbarsten Materialien herstellte. Der zum Hofjuwelier avancierte Carl Fabergé zauberte en miniature den Landsitz der Romanows oder das Reiterstandbild Peter des Großen in ein Ei. Die „imperialen Ostereier“, wie man die Fabergé-Eier bald nannte, wurden so berühmt, dass sie 1900 auf der Weltausstellung in Paris gezeigt wurden. Die Hohenzollern ließen sich durch die Fabergé-Eier zu Porzellaneiern anregen, die – versehen mit Porträts Friedrich II. und des Berliner Schlosses – gefüllt mit Weihwasser oder Schnaps, verschlossen durch ein Krönchen, verschenkt wurden. Der Sinn dieser Geschenke war nicht mehr der österliche Auferstehungsglaube. Pierre de Ronsard formuliert ihn in einem seiner Sonetten: „Je vous donne, en donnant un oeuf, tout l’univers“ – Ich gebe Ihnen, indem ich Ihnen ein Ei schenke, das ganze Universum! Säkularisierte Ostereier anderer Art sind Ostereier evangelischer Christen. Da das Osterei eine Folge der Fastenzeit ist, die der evangelischen Theologie obsolet war (ist), weil Fasten als „Werkgerechtigkeit“ gilt/galt, konnte es sich nicht als religiöser Brauch unter evangelischen Christen durchsetzen. Da der Ostereierbrauch offensichtlich aber auch in reformierten Kreisen als attraktiv galt, wurden die „evangelischen“ Ostereier oder auch „Haseneier“ (17. Jh.) auf einem Schleichweg eingeführt – und zwar weit vor der ka- tholisch-evangelischen Brauchvermischung um 1900. Von Johann Wolfgang von Goethe wird in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts berichtet, dass bei ihm auf Gründonnerstag (!) im Garten Ostereier gesucht wurden. Im Gegensatz zum „katholischen“ Osterei, das selbst hergestellt wurde, ließen sich „evangelische“ Ostereier finden, weil sie von einem unsichtbaren Schenker zum Suchen versteckt wurden. Unübersehbar hat sich das Element des unsichtbaren Schenkers von Nikolaus über das Christkind auf den österlichen Schenker übertragen. Als Schenkfigur hat sich heute der „lepus paschalis“, der Osterhase, durchgesetzt. Neben ihm gab es aber auch noch andere, denen das Eierverstecken zugeschrieben wurde: Osterhenne (Tirol), Osterhahn (Oberbayern, Österreich, Thüringen, Schleswig-Holstein), Osterfuchs (Hannover), Ostervogel, Osterkranich (Holl. Grenzland), Osterstorch (Thüringen), Osterkuckuck (Schweiz), Osterlamm (Bayern, selten), Osterglocken auf dem Rückweg von Rom (Vogesen, Kärnten). Um 1900 auf dem katholischen Land noch völlig unbekannt, ist nach einer Befragung der Osterhase 1932 flächendeckend präsent. In manchen der Tradition verbundenen katholischen Familien wird er aber immer noch als eine Art untergeschobener Kretin betrachtet, den man nicht bestellt hat und eigentlich auch nicht abholen möchte. Er ist eher eine unvermeidliche, nicht hinterfragbare Dekoration. In kindgemäßer Holprigkeit belegt ein Spruch zum Osterhasen aus der Moselgegend die Distanz zu der Kunstund Geschenkfigur: „Die Mutter färbt die Eier, der Vater legt sie ins Gras. Dann meinen die dummen Kinder, das wär’ der Osterhas’.“ Überkonfessionelle Verbreitung fand der Osterhase nicht durch ökumenisches Denken. Drei Phänomene haben die Ausbreitung des Osterhasen vorangetrieben: Süßwaren- Johann Wolfgang von Goethe ist mit einem weiteren säkularisierten Osterbrauch verbunden. Durch seinen „Faust“ wurde der „Osterspaziergang“ zu einem festen Bestandteil der klassischen Literatur (»Faust«, 1. Teil, Szene »Vor dem Tor«). Vorbild für diesen Spaziergang ins Grüne ist das „Emmausgehen“ oder der „Emmausgang“ am Ostermontag, in Erinnerung an den Gang der Jünger Jesu nach Emmaus (Lukasevangelium 24, 13-35), die Voraussetzung. Dieser auch heute noch geübte meditative Spaziergang wird meist am Ostermontag durchgeführt. Schweigend und betend geht oft die ganze Familie bis zu einer Kapelle oder einem Wegkreuz. Der alten Tradition nach ist man neu eingekleidet: Wie ein Täufling an Ostern zeigt man sich „unbefleckt“. Als Osterblume gilt heute meist die Narzisse oder Osterglocke, die lichtvoll im Garten oder im Blumenstrauß im Wohnzimmer leuchtet. Die mittelalterliche Tafelmalerei dagegen zeigt als österliche Symbolblume den Löwenzahn, der die Auferstehung dadurch vergegenwärtigt, dass er nach seinem vermeintlichen biologischen Tod über seine Samen weiterlebt. Was heute als „Unkraut“ oder Kindern als „Pusteblume“ gilt, war einmal die Symbolpflanze der Auferstehung. Das volksfromme Brauchtum nimmt zu Ostern den Sinngehalt des Festes sinnlich in Besitz. Die Verdampfung der Religiosität in unserer Gesellschaft lässt sich beim österlichen Brauchtum mit erosierender Wirkung nachweisen. Das „agnus dei“ wurde weitgehend durch den „lepus paschalis“ abgelöst, Ostereier sind Dekorations- und Genussobjekte ohne tieferen Sinn geworden. Diese beispielhaft genannten Defizite bloß als Verluste zu verbuchen wäre ein resignatives Christentum. Hier bietet sich eine Chance für die Pastoral, ungenau Gewusstes wieder mit religiösem Sinn zu füllen. Tiefe Gute Gedanken für die Fasten- und Osterzeit r In große Schrift Ludger Hohn-Morisch (Hg.) Ich schenk mir einen Augenblick Gute Gedanken für alle Tage der Fasten- und Osterzeit Neuausgabe 176 Seiten, gebunden mit Leseband Z 9,90 /SFr 18.10 m[A] 10,20 ISBN 3-451-29022-7 Auf je eigene Weise berühren die Meditationen hochkarätiger geistlicher Autoren wie u. a. Phil Bosmans, Anselm Grün, Henri Nouwen, Johannes Paul II., Pierre Stutz, Andrea Schwarz etwas Tiefes im Menschen Sie bringen zentrale Erfahrungen und Lebensgedanken auf den Punkt. Europreis Österreich [A] = unverbindliche Preisempfehlung · Unsere Bücher erhalten Sie in jeder Buchhandlung oder bei D+A: Freiburger BuchVersand, Postfach 564, D-79005 Freiburg · CH: Herder AG Basel, Postfach, CH-4133 Pratteln 1 www.herder.de 15 S CHWERPUNKTTHEMA industrie, Kinderbücher und Postkarten. Im 19. Jahrhundert, als gerade entdeckt worden war, dass sich aus bestimmten Rüben Zucker gewinnen ließ, bot der Osterhase der Süßwarenindustrie eine neue Absatzmöglichkeit. Hasen in jeder Form, immer aber als Süßigkeit, schufen ein jahreszeitlich bedingtes Produkt, das erst bloß einen neuen Kinderbeschenktag ausstattete, später aber auch die Erwachsenen mit einbezog. In Kinderbüchern begannen vermenschlichte Hasenfamilien literarisch, gezeichnet oder gemalt ein Hasenleben vorzuführen, das ganzjährig von keinem anderen Interesse getrieben schien, als die Produktion von besonders schönen Ostereiern für besonders liebe Kinder. Die Postkarten, die man sich bis nach dem Zweiten Weltkrieg zu Ostern schrieb, die Ostergrüße, verbreiteten nicht nur – den meist kitschig dargestellten – Osterhasen, sie belegen auch den besonderen Charakter dieses Festes: Ein säkulares Fest in bürgerlich-familiärer burgenartiger Abgeschlossenheit, aus dem man Fremde distanziert und förmlich-kühl schriftlich grüßte. Bis in das 17. Jahrhundert war der „risus paschalis“, das Ostermärlein, Ostergelächter oder Osterlachen, fester Bestandteil des volksfrommen Osterfestes. Der Prediger hatte in seiner Osterpredigt etwas einzuflechten, was die Gemeinde zu schallendem Gelächter verleiten musste. „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?”, fragt Paulus (1 Kor 15,55 nach Hos 13,14). Und unsere Vorfahren lachten diesen Tod, der durch die Auferstehung seine Macht verloren hatte, zu Ostern aus. Das Osterlachen blieb natürlich ein „Trotzdem-Lachen”, ein Lachen im Angesicht des absehbaren eigenen Todes. Nicht nur den Reformatoren waren klamaukhafte liturgische „Einlagen“ wie das Osterlachen widersinnig, so dass dieser Brauch abgeschafft wurde. S CHWERPUNKTTHEMA 16 Frauen gehen Ostern entgegen Plädoyer für eine Sinn-erfüllte Fastenzeit Glauben Frauen anders? Diese Frage bewegt die pastoraltheologischen Gemüter seit den Anfängen der feministischen Theologie. Eine Antwort kann und will dieser Beitrag nicht geben, wohl aber über Ostererfahrungen aus Frauensicht berichten, die zu einem anderen Blick auf die Feier der Passion und der Auferstehung Jesu Christi anregen und ermutigen möchten. Von Andrea Kett A NDREA K ETT geb. 1965, verheiratet, 3 Kinder, wohnhaft in Aachen. Studium der katholischen Theologie und Anglistik in Münster und Bangor (Wales); langjährige Tätigkeit in der Schulseelsorge, der kirchlichen Jugend- und Erwachsenenbildung sowie als Übersetzerin für Concilium; ehrenamtlich engagiert in Gemeinde und kfd; seit Mai 2005 erste Geistliche Begleiterin/Leiterin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) auf Bundesebene. rgendwann in meinem Erwachsenenleben muss es einen Bruch gegeben haben. Aus heutiger Sicht würde ich diesen Moment als „Um-Bruch“ oder „Auf-Bruch“ bezeichnen, zum damaligen Zeitpunkt war ich einfach nur erstaunt und irritiert. Plötzlich war nicht mehr Weihnachten für mich das wichtigste Fest im Kirchenjahr sondern Ostern! All die Jahre war ich regelmäßig in die Kirche gegangen, war als Messdienerin und Lektorin nah dran gewesen am liturgischen Geschehen, hatte Theologie studiert und im katholischen Bildungswesen gearbeitet, und doch brauchte ich I ganz wesentliche Lebenserfahrungen, damit sich mir die Unerhörtheit dieses Festes zu erschließen begann. Und zwar Lebenserfahrungen als Frau: ich hatte Leben geschenkt und Verluste erlitten, ich hatte Erfolge gefeiert und das Scheitern lernen müssen, ich hatte einige Antworten gefunden und viele neue Fragen aufgetan. Ich hatte eine Ahnung vom Leben bekommen. Erst da berührte mich das Osterfest wirklich und fundamental in meinem Menschsein und in meinem Frausein. Was waren, was sind die Beziehungspunkte dieses von meinem Frausein geprägten Osterverständnisses? Widerstehende Trauer Die Beschäftigung mit den Osterperikopen scheint diese These zu stützen: die Evangelien berichten übereinstimmend und mehr oder weniger ausführlich davon, wie Frauen Jesus auf seinem Weg in den Tod und darüber hinaus begleiten. Lukas erzählt von den klagenden Frauen, die Jesus auf dem Weg nach Golgatha folgen. Während die Frauen, von denen einige auch namentlich genannt werden, bei Matthäus lediglich als Beobachterinnen der Kreuzigung und der Grablegung Jesu angeführt werden, schreiben ihnen Markus und Lukas eine aktivere Rolle bei der Bestattung zu und berichten von der Zubereitung wohlriechender Öle und Salben. Johannes bezieht die Frauen direkt in die Kreuzigungsszenerie ein, indem er dem „Jünger, den er liebte“ die Verantwortung für die Mutter Jesu überträgt. Für alle vier Passionsberichte lässt sich sagen: als die männlichen Jünger, bis auf den eben erwähnten, schon längst geflohen sind und als handelnde männliche Personen nur bis dahin unbekannte Namen erwähnt werden (Simon von Zyrene, der Hauptmann und die Wachen, Josef von Arimathäa), sind es die Frauen, die stand halten, aushalten, sich im Klagen und Trauern zu Jesus bekennen, trotz der Gefahr, die das öffentliche Beweinen eines Gekreuzigten damals bedeutete. Franz Reike bezeichnet dieses Verhalten der Frauen als „widerstehende Trauer“: „Der Tod ist definitiv. In der Regel gehen die Menschen nach der Beerdigung davon, um im Leben weiterzumachen. Die Jüngerinnen bleiben und halten das Ende aus.“ Die Frauen am Grab ermutigen zur Trauer als Voraussetzung des Widerstandes gegen den Tod: „Werden wir mit den Frauen fähig, den Tod im Leben wahrzunehmen und dagegen bis in die innersten Strukturen unserer Männergesellschaft aufzustehen?“ (Franz Reike) Frauen erleben den Tod Jesu bewusst mit und vollziehen auch die für eine solche Situation vorgesehenen Rituale wie das Klagen und das Salben des Leichnams bewusst. Sie lassen die schrecklichen Ereignisse nah an sich herankommen, reagieren emotional, suchen den direkten Kontakt bis hin zur Berührung des toten Körpers. Typisch weiblich? Auf jeden Fall ganzheitlich und damit konsequent: So wie sich Frauen vom lebenden Jesus ganzheitlich, mit Körper, Geist und Seele, mit allen Sinnen, haben ansprechen lassen, so halten sie es auch mit dem toten Jesus. Sie haben keine Berührungsängste. Auferstehungserfahrung mit allen Sinnen Für Hubert Ritt gewährleisten die so genannten „Frauenlisten“, die namentliche Nennung der anwesenden Frauen, nicht nur die historische Faktizität der Kreuzigung und Grablegung Jesu, sondern sichern auch die Kontinuität zwischen Jesus, dem Gekreuzigten, und Jesus, dem Auferstandenen, indem die als Zeuginnen (Botschaft Jesu vom Anbruch der Gottesherrschaft, Kreuzigung, Grablegung) und als Handlungsträgerinnen (Zubereitung der Salben, Grabbesuch) angeführt werden. Aber nicht nur das; die Frauen werden auch zu den ersten Adressatinnen der Osterbotschaft. „Das historische Faktum vom Grabbesuch der Maria von Magdala und anderer Frauen am Ostermorgen bewirkt innerhalb des Erzählablaufs eine Änderung der Handlungsperspektive: Die Frauen werden zu den Handlungsträgern; dies ist wiederum der Anlass, dass sie auch zu den Adressaten der Osterbotschaft werden.“ (Hubert Ritt, Die Frauen und die Osterbotschaft, in: Die Frau im Urchristentum, hrsg. von Gerhard Dautzenberg, Helmut Merklein, Karlheinz Müller, Freiburg 1983, S. 131.) Eine herausragende Stellung unter diesen ersten Empfängerinnen der Nachricht von der Auferstehung Christi nimmt Maria von Magdala ein. Die drei synoptischen Evangelien erwähnen sie im Zusammenhang mit der Gruppe von Frauen, die am ersten Tag der Woche zum Grab gehen, um den Leichnam zu salben. Im Bericht des Johannesevangeliums, der sich ausschließlich auf Maria von Magdalas Grabbesuch konzentriert, wird der oben gezeichnete Eindruck vom ganzheitlichen Erleben der Frauen aufgegriffen und fortgeschrieben: zum einen hält Maria den Kreuzestod Jesu aus. Sie läuft nicht weg, sondern gibt Zeugnis von der „widerstehenden Trauer“, dem Protest gegen den sinnlosen und scheinbar hoffnungslosen Tod. Zum anderen erlebt Maria die Auferstehungsbotschaft über ihre Sinne: 17 S CHWERPUNKTTHEMA Zum einen sicher die Osterbotschaft selbst: Jesus, der Christus, lebt; die Macht Gottes besiegt den Tod; Auferstehung ist Realität. Zum anderen die Texte der Osterliturgie: die Erinnerung an die göttliche Kraft, die Leben schafft, die aus der Unterdrückung befreit, die mitgeht durch die Geschichte. Aber da war noch etwas anderes: die frische Frühlingsluft, die ich einatmete, wenn ich zur frühmorgendlichen Auferstehungsfeier ging, das Anbrechen der Morgendämmerung, die die Kirchenfenster nach und nach immer heller leuchten ließ, das sprießende Grün der Buchsbaumzweige in der Vase vor der selbstgestalteten Osterkerze, das Kneten des weichen Hefeteigs für das feierliche Osterfrühstück nach dem Gottesdienstbesuch – da war und da ist etwas an diesem Fest, das meine Sinne anspricht, und das mich zu der Behauptung verleitet: Frauen gehen Ostern auf besondere Art, mit allen Sinnen, entgegen. S CHWERPUNKTTHEMA 18 Trauernd und weinend im Garten klagt sie dem vermeintlichen Gärtner ihr Leid. „Erst als Jesus sie bei ihrem Namen nennt, erkennt sie ihn... Der Auferstandene aber ist nicht mehr der zärtlich nahe Jesus. Sein Leib lässt sich nicht mehr zurückholen und festhalten. Die Stimme ist jedoch noch vertraut. Mit allen Fasern ihres Seins begreift Maria das Neue. Im glaubenden Umwenden, Hinhören und Loslassen kann sie den Lebendigen erfahren.“ (Benedikta Hintersberger, Aurelia Spendel, Maria von Magdala, Zeugin für das Leben, in: Mit Frauen der Bibel den Glauben feiern, hrsg. von Aurelia Spendel, Freiburg 2002, S.121.) In der geradezu symbolhaften Umgebung des Gartens, die eine Vielfalt von Sinneseindrücken nahe legt, lässt Maria ihrem Schmerz freien Lauf, sie sieht Jesus, doch erkennt ihn nicht, sie hört seine Stimme, sie will ihn berühren, doch er entzieht sich ihr. „Das muss ihr bis ins Innerste gedrungen sein und sie zutiefst getroffen haben.“ (Marianne Dirks) Sie erlebt sozusagen am eigenen Leib, was Tod und Auferstehung heißt. Und „wider Erwarten ist ihre Beziehung zu Jesus nicht zuende, sondern steht vor einem Neuanfang.“ (Ruth Habermann) Erfahrungsbezogene Pastoral Was kann das für Frauen als „Sympathisantinnen“, als Mit-Leidende, am Grab und als Adressatin- L I T E R AT U R T I P P Herlinde Pissarek-Hudelist (Hg.), Mit allen Sinnen glauben. Feministische Theologie unterwegs. Gütersloh 1991. Peter Müller, Leben spüren. Mein spiritueller Fastenbegleiter, München 1999. nen der Osterbotschaft heute heißen? Ich bin mir bewusst, dass mein persönliches Osterverständnis – auch wenn es sich im weitesten Sinne „exegetisch“ begründen lässt – nicht automatisch auf andere Frauen übertragbar ist, nur weil sie Frauen sind. Allerdings habe ich in meiner pastoralen Arbeit mit Frauen in den verschiedensten Zusammenhängen immer wieder die Erkenntnis gewonnen, wie wichtig es ist, erfahrungsbezogen zu arbeiten, bei der je eigenen Lebenssituation anzusetzen – und da teilen viele Frauen wesentliche Erfahrungen miteinander, eben weil sie Frauen sind. Die Erfahrung von Schwangerschaft und Geburt, die Erfahrung von versagter Mutterschaft, die Erfahrung der Zurücknahme eigener Bedürfnisse zum Wohle anderer, die Erfahrung der Doppel- und Dreifachbelastung durch Erwerbsarbeit, Familienarbeit und Ehrenamt, die Erfahrung der Ausgrenzung von Ämtern und Positionen aufgrund des eigenen Geschlechts... Diese Liste ließe sich noch um viele Punkte erweitern. Auf die Gestaltung der österlichen Festzeit bezogen – und das schließt für mich die Fastenzeit und die Karwoche mit ein – ergibt sich für mich daraus als Konsequenz die Notwendigkeit, Frauen die Passion und die Auferstehung Jesu Christi im wahrsten Sinn des Wortes nahe zu bringen, sie mit allen Sinnen erfahrbar und erlebbar zu machen. Dazu gehört auch, eine gewisse Spannung aufzubauen und mit Polaritäten zu arbeiten: Nur wenn ich die Dunkelheit und Trostlosigkeit eines Karfreitages erlebt habe, kann ich das „Lumen Christi“ am Ostersonntag wirklich feiern. Kreuzzeichen – Lebenszeichen Eine Möglichkeit unter vielen, mit den biblischen Frauen Ostern entgegenzugehen, besteht in der Teilnahme an einer Fastenwoche mit spiritueller Begleitung, wie sie in der kfd-Gruppe meiner Heimatgemeinde seit einigen Jahren angeboten wird. Hier trifft sich zu Beginn der Fastenzeit allabendlich eine Gruppe von 15 bis 20 Frauen, unter ihnen immer wieder auch einige Männer, die eine Woche lang unter Anleitung auf feste Nahrung verzichten wollen, um sich damit einen körperlichen „Erfahrungsfreiraum“ zu schaffen. Die inhaltliche Gestaltung der Fastengruppentreffen unter einem jährlich wechselnden thematischen Schwerpunkt greift die beim Fasten erlebbaren körperlichen Vorgänge auf und transponiert sie gleichsam auf eine spirituelle Ebene. Hierbei gibt es erstaunliche Parallelen zu den bereits mehrfach angesprochenen zutiefst menschlichen und sinnlichen Erfahrungen der biblischen Auferstehungszeuginnen: das Abschiednehmen (von lieb gewordenen Gewohnheiten und Genüssen am Vorabend des Fasten), das Aushalten (des Verzichts) und die Leere (des Magens), die Hinwendung zu Ritualen des Alltags (bei der Zubereitung der „Mahlzeiten“), die Sensibilisierung der Sinneswahrnehmung (Geruch, Geschmack, Gehör, Tastsinn etc.), die Erwartung (des Fastenbrechens). Je nach Bereitschaft der Teilnehmerinnen werden diese Erfahrungen in religiöse Inhalte eingebettet und damit als Schritte auf dem Weg nach Ostern noch deutlicher gemacht. So stand z. B. der zweite Tag der Fastenwoche mit dem Motto „Lebenszeichen“ im Zeichen des Kreuzes. Im Impuls für den Tag wurden die Teilnehmerinnen bereits morgens eingeladen zu versuchen, an diesem Tag ihre persönlichen Grenzen besonders sensibel wahrzunehmen und einzuhalten und auf kleine und große Enttäuschungen des Alltags zu achten. Das abendliche Fastengruppentreffen thematisierte das Kreuz und die vielen Vorbotinnen Ein Aspekt des Themenkomplexes „Frauen und Ostern“ ist bisher unerwähnt geblieben – vielleicht der Aspekt, durch den vor einigen Jahren der oben beschriebenen „Umbruch“ zu meinem Osterverständnis aus Frauensicht initiiert wurde: Frauen gehen Ostern nicht nur ent- gegen, Frauen gehen auch von Ostern aus; Frauen waren und sind nicht nur Adressatinnen, sondern auch Trägerinnen der Osterbotschaft! Bei Matthäus, Markus und Lukas sind es Engel, die den Frauen den Auftrag geben, den Jüngern die Nachricht von der Auferstehung Christi zu überbringen. Im Johannesevangelium richtet der Auferstandene selbst den Auftrag an Maria von Magdala. Mit der Stimme, die ihn als „Rabbuni“, als „lieben Lehrer“, zu erkennen gibt, spricht er sie mit ihrem Namen an und sendet sie mit dem Verkündigungsauftrag zurück zu den Jüngern. Märta Wilhelmsson hat mein damaliges „AhaErlebnis“ in ihrem bekannten Gedicht „Vorbotinnen“ auf eindrücklich Weise formuliert: Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Frauen waren es, die als erste die Osterbotschaft verkündeten -die unglaubliche! Frauen waren es, die zu den Jüngern eilten, die atemlos und verstört die größte aller Nachrichten TIPP Charismen leben – Kirche sein Unter dem Leitwort „Charismen leben – Kirche sein“ lädt die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands Frauen zur Teilnahme an einem Prozess ein, in dessen Verlauf sie sich kritisch fragen und miteinander austauschen sollen, wie sie sich als Frauen in der Kirche erleben, mit ihren Enttäuschungen und Hoffnungen, mit ihren Begrenzungen und Begabungen. Die Überzeugung, dass Frauen wie Männer am ganzen Heilsdienst unserer Kirche Anteil ha-ben sollen und dass Kirche nur leben und überleben kann, wenn alle – Frauen und Männer, Junge und Alte – ihre von Gott geschenkten Gaben und Fähigkeiten entfalten können, findet sich in allen programmatischen Aussagen der kfd. Die Wurzeln für diese Überzeugung liegen nicht zuletzt bei den mutigen Vorbotinnen, den Frauen, die als erste die Osterbotschaft verkündet haben und Vorbilder für uns Frauen heute sein können. weitersagten: Er lebt! Stellt Euch vor, die Frauen hätten in den Kirchen Schweigen bewahrt! Ja, stellt Euch vor, Maria von Magdala, in der frühen Kirche „Apostolin der Apostel“ genannt, da sie als erste Botin des Auferstandenen gilt, und damit – so weit in der jungen Kirche überhaupt von Ämtern und Beauftragungen in unserem heutigen Sinn gesprochen werden kann – als erste weibliche „Amtsträgerin“ zu bezeichnen ist, hätte ihre Botschaft nicht weitergesagt. „Gäbe es ohne Maria aus Magdala, ohne die Frauen keine Osterbotschaft?“, fragt Aurelia Spendel. „Die Antwort darauf ist nicht eindeutig, aber die Vorliebe Jesu für die Frauen besonders am Ostermorgen ist unübersehbar. Unsere Kirche sähe sicher anders aus, wenn sie die Glaubenserfahrung und die Sendung von Maria Magdalena genauso ernst nähme wie die der Jünger. Wir haben das ganze Vermächtnis Jesu weiterzugeben und danach zu leben. Wir sind nicht nur eine Petrus-Kirche, sondern auch eine Maria-Madgalena-Kirche. Männer und Frauen sind berufen, Zeugnis vom Auferstandenen zu geben.“ (Märtha Wilhelmsson) Bemühungen, diese in Gottesebenbildlichkeit, Taufe und Firmung grundgelegte Befähigung und Berechtigung zur verantwortlichen Mitgestaltung von Kirche und Gesellschaft für beide Geschlechter zu verwirklichen, gibt es seit dem Zweiten Vatikanum. Heute, mehr als vierzig Jahre später, scheinen sie nötiger denn je. 19 S CHWERPUNKTTHEMA Kreuze im Leben jeder einzelnen Teilnehmerin mittels einer Ast-Meditation, in deren Verlauf trockene Zweige gebrochen und in Kreuzform wieder miteinander verbunden wurden. Viele leidvolle Erfahrungen brachen an diesem Tag im wahrsten Wortsinn auf und konnten verbunden werden – selten habe ich eine solch dichte Atmosphäre, in der die Trauer und Verzweiflung der Frauen am Grab, der Jünger und Jüngerinnen Jesu in den Tagen zwischen Kreuzigung und Auferstehung anklang, erleben dürfen. Bewusster Verzicht auf feste Nahrung, geistliche Begleitung, Sensibilisierung der Wahrnehmung der eigenen Befindlichkeit und Bedürftigkeit als Vorbereitung auf Ostern – unter dieser Voraussetzung kann Ostern zu einem Fest der Sinne werden. S CHWERPUNKTTHEMA 20 Auferstehung erleben Von Selbst-Annahme und der Kunst des Staunens In einem Lied besingt Reinhard Mey die Rückkehr seiner Freundin. Er vergleicht dabei die Gefühle, die er empfindet mit Ostergefühlen. Wenn man Reinhard Mey zuhört, spürt man jene Gefühle regelrecht. Sein Lied klingt tatsächlich wie ein Alleluja, das der Tiefe des Herzens entströmt. Als ich vor vielen Jahren in Jerusalem studierte, traf unsere Studentengruppe am Morgen des Osterfestes den Orthodoxen P. Johannes Düsing, einen leidenschaftlichen Vermittler zwischen katholischer Kirche und den orthodoxen Kirchen Jerusalems. Er begrüßte uns, die wir noch nicht so richtig ausgeschlafen hatten, mit einem frohen „Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaft auferstanden!“. Da spürte man nicht weniger als bei Reinhard May die tiefe, innere Freude darüber, dass Christus, der tot war, wieder unter uns weilt, zurückgekommen ist. Von Wunibald Müller W UNIBALD M ÜLLER geb. 1950, studierte Theologie und Psychologie. Seit 1991 leitet er das Recollectiohaus der Abtei Münsterschwarzach. Bekannt wurde er als Autor zahlreicher Bücher und Beiträge zu Themen der Spiritualität und Psychotherapie.Wunibald Müller ist verheiratet und hat zwei Kinder. ch bin inzwischen vielen Menschen, unter ihnen vielen Seelsorgern und Priestern begegnet, die Ostern aus ganzem Herzen heraus erleben, die in sich ein großes Glücksgefühl spüren, wenn sie von Freude erfüllt in der Osternacht singen „Alleluja, Jesus lebt, Jesus lebt, Alleluja, Jesus lebt“. Andere wieder bleiben innerlich unberührt. Sie feiern Ostern, als Priester sprechen sie die liturgischen Texte des Tages und I singen die Lieder mit. Allein, es bleibt bei einem äußeren Vollzug. Ihr Herz und ihre Seele schwingen nicht mit. Ein Grund dafür mag sein, dass diese Priester in sich keinen Platz, keinen Raum mehr haben, in dem sich ihre Gefühle ausbreiten und leben können. Sie sind so zugedeckt von der Arbeit, von den auch religiösen Verrichtungen, dass sie einfach froh sind, wenn sie die ‚ganze fühlen aufgehen, doch ihre Gefühle sind ganz absorbiert vom heiligen Vollzug. Im Augenblick scheinen sie ganz erfüllt zu sein von dem frohen Erleben, dass Christus auferstanden ist, doch das Leben davor, daneben und danach hat da wenig Platz. Es riecht bei ihnen, so der verstorbene Pastoraltheologe Josef Goldbrunner, „gefühlsmäßig nach Weihrauch. Das drückt einem die Luft ab. Es geht eine solche Unlust von diesen so genannten Frommen aus, das man meint, der Welt um sie herum fallen langsam die Zähne aus ... Schlechte Laune sei ja auch das Laster der Frommen, sagt C.G. Jung“. Ihre Osterfreude wirkt nicht nach, Sie wirkt sich nicht auf ihre Umwelt und ihren Alltag aus. Sie können sie daher auch nicht auskosten. Ich erinnere mich an einen Priester, der erzählte, wie sehr er an Hochfesten in der Feier der Eucharistie aufgehe, er ganz erfüllt sei von den feierlichen und erhabenen Gefühlen, die dabei in ihm erweckt werden. Es ist für ihn als bewege er sich in dieser Zeit in einer himmlischen Sphäre. Kaum sei er aber nach dem Gottesdienst in der Sakristei, raste er fast aus, wenn Ministranten laut sind und ihn in seiner feierlichen Stimmung störten und schlechte Laune trete an die Stelle der gerade noch so tiefen, feierlichen Gefühle. Dieser Pfarrer hat sich seit dem Aufstehen nur mit Beten befasst, war ständig eingetaucht in die spirituelle Sphäre. Er hat sich kaum Zeit gelassen für das Frühstück, bei dem er seine Haushälterin angeschwiegen hat, geschweige denn, dass er sich erlaubt hätte, für zehn Minuten nach draußen zu gehen, um frische Luft einzuatmen oder ein paar Schritte zu gehen. Will ich Ostern erleben, müssen meine Gefühle mit einbezogen werden. Der Resonanzboden in mir, der Gottesdienst Hinweisschilder Gottesdienste evangelisch So 10 00 St. Nicolai-Str . 1 katholisch Sa 19 00 So 10 00 Elisabethstr . 2 3 mehr als 130 Jahre vertrauensvolle Zusammenarbeit schuf uns eine zufriedene Kundschaft. Bitte fordern Sie unsere Unterlagen an! Den Menschen ein Symbol, der Kirche die Garantie *. * Gesicherte Brenndauer – reines Pflanzenöl – Hülle biologisch abbaubar – www.aeterna-lichte.de 21 S CHWERPUNKTTHEMA Geschichte’ gut über die Bühne bekommen. Unsere Psyche kann nicht ständig in religiösen Gefühlen leben oder schwelgen. Sie verlangt nach Ausgleich. Bei Männern und Frauen, für die die spirituelle Dimension in ihrem Leben besonders wichtig ist, kann die Gefahr bestehen, dass das Religiöse, die Beschäftigung damit, das Eintauchen in religiöse Gefühle so viel Platz in ihrem Leben und in ihrem psychischen Haushalt einnehmen, dass die vorhandenen Kräfte völlig davon aufgebraucht werden und andere lebensnotwendige Bereiche dabei zu kurz kommen. Die Folge davon kann dann sein, dass die Betreffenden zunehmend unausgeglichen, mitunter ungenießbar werden. Sie haben keine Freude und keine Lust mehr an ihrem Dienst, den sie immer mehr nur als Last erleben. Dann gibt es Seelsorger und Priester, die in ihren religiösen Ge- S CHWERPUNKTTHEMA F AZIT 22 Seelsorger und Seelsorgerinnen können Ostern erleben, wenn sie ausgeglichen leben, das heißt ihren physischen und psychischen Bedürfnissen in einer angemessenen Weise Rechnung tragen. Sich auch in seiner Unvollkommenheit anzunehmen, sich der Wirklichkeit des Lebens zu stellen, kann weiter eine Voraussetzung dafür sein, um Ostern erleben zu können. Ganz entscheidend dafür ist aber, immer wieder zu werden wie die Kinder, die staunen können und im Staunen sich selbst vergessen können. für Gefühle empfänglich ist, muss dafür bereitet sein. Er darf nicht zugestellt sein durch zu viel Nachdenken, Analysieren, Theoretisieren. Alles hat seine Zeit, auch das Nachdenken und Analysieren. Hans Küng spricht viel davon, wie wichtig es sei, vernünftig zu glauben. Das bedeutet mir viel. Was uns aber oft fehlt, ist die angemessene Berücksichtigung der Gefühlsseite. Dann findet meine Auferstehung statt Manchmal scheitert das Erfahren von Ostern, weil ich an der Oberfläche bleibe, weil ich den Gang in die Tiefe bisher vermieden habe, weil ich dachte, ich könne den Himmel jetzt schon kosten, ohne den Vorgeschmack der Hölle erfahren zu haben. Es befremdet mich, wenn ich einen bekannten Schlagersänger singen höre, dass er sich nach der Liebe pur sehnt. Ich weiß nicht, was er sich darunter vorstellt. Ich fantasiere aber, dass er die heile Liebe meint, die nur zärtlich, wohltuend, erhaben ist, die Schmerz, Trauer, Enttäuschung, Verzweiflung nicht kennt. Das erinnert mich an Seelsorger oder Psychotherapeuten, die den L I T E R AT U R T I P P Anselm Grün: Die Osterfreude aus- kosten. Münsterschwarzach 2000. Wunibald Müller: Glück ist ein lei- ses Singen der Seele. Die göttliche Weisheit in uns entdecken. MatthiasGrünewald-Verlag, Mainz 2005. Eindruck erwecken, dass ein spiritueller Weg, ein psychotherapeutischer Prozess eine sanfte Angelegenheit sei, bei der man sich die Hände nicht schmutzig macht, wo es möglich ist, direkt, unmittelbar Glückseligkeit zu erfahren oder den Himmel zu erreichen. Menschen, so der amerikanische Philosoph und Psychotherapeut Rollo May, erreichen den Himmel nur über die Hölle. Selbst für einen rein weltlichen Himmel gilt das. Die Agonie, das Erschrecken, die Traurigkeit sind notwendiges Präludium für die Erfahrung von Auferstehung. Ostern geht der Karfreitag voraus, der Erfahrung von Auferstehung geht der Tod, die Erfahrung von Sterben voraus. Schließlich können auch Vollkommenheitsansprüche oder Allmachtsphantasien mich davon abhalten, echte Freude zu empfinden, Ostern wirklich auszukosten. Die felix culpa, die glückliche Schuld, von der im Exultet der Osternacht die Rede ist, gestehe ich mir dann selbst nicht zu. Solange ich mir aber die Annahme meiner selbst verweigere, mich nicht so wie ich bin, anzunehmen vermag, auch in meiner Unvollkommenheit, bleibt etwas in mir tot. Erst wenn ich mich bedingungslos annehmen kann, öffnet sich das Grab, in das ich mich selbst, mein Innerstes, eingesperrt habe. Dann werde ich befreit. Dann findet meine Auferstehung statt. Dann spüre ich, dass ich wertvoll, liebenswert bin. Dann vernehme ich in mir einen vielstimmigen Chor, der mindestens so wunderbar klingt wie Händels Messias. Dann erlebe ich Aufer- stehung, dann erfahre ich Ostern. Es ist ein Gefühl, das jener Schratt, ein alter, geiziger Mann, in der Geschichte Christmas Carol von Charles Dickens erfährt, der sich von der Welt enttäuscht zurückgezogen hat. Alle Versuche, mit ihm Kontakt aufzunehmen, unterbindet er, bis er im Traum Szenen aus seiner Vergangenheit begegnet. Da bricht etwas in ihm auf. Ihm wird schlagartig bewusst, wie sehr er in den letzten Jahren am Leben vorbeigegangen ist. Wie sehr er seine Bedürfnisse nach menschlicher Nähe, Liebe zu erhalten, Liebe zu schenken, unterdrückt hat. Zunächst denkt er, tot zu sein. Doch dann stellt er fest: ich lebe ja noch. In diesem Moment kommt der totale Durchbruch. Er tanzt und springt im Bewusstsein: Jetzt kann ich ja wieder anfangen zu leben. Er geht zu seinen Enkeln und Verwandten und beschenkt sie und lässt sich beschenken. Er hat die Isolation überwunden. Er hat eine innere Auferstehung erlebt, die ihn vor Freude jauchzen und tanzen lässt. Werden wie die Kinder Um Ostern erfahren zu können müssen wir wieder werden wie die Kinder, sonst bleibt uns der Himmel verschlossen, sonst bleibt uns die Erfahrung von Ostern verschlossen. Kinder haben sich noch nicht solche Fettpolster angelegt, die den Zugang zu einer unmittelbaren Erfahrung verhindern. Sie können noch einfach staunen und im Staunen sich selbst vergessen. Im Staunen aber schließen wir uns dem Himmel an, betreten wir eine andere Welt. Mir fällt eine Begebenheit mit unserem Sohn Thomas Morus ein, als er etwa fünf bis sechs Jahre alt war. Thomas klingelt Sturm. Er ist ganz aufgeregt. Er hatte sich auf die Bank vor unserem Haus gesetzt, und da ging, er konnte es nicht fassen – die Oma Käthe am Haus vorbei. Oma Käthe war vor einem halben schichte, in der ein kleines Mädchen die Eltern bat, eine Weile mit ihrem Bruder, der noch ein Baby war, alleine sein zu dürfen. Die Eltern erlaubten es schließlich und fasziniert ob eines solchen Wunsches lauschten sie an der Tür. Das kleine Mädchen sagte zu seinem Bruder: „Erzähl mir, wie Gott ist, ich beginne es zu vergessen.“ Es gibt eine jüdische Tradition, nach der wir Gott im Mutterschoß erkennen, diese Fähigkeit aber uns mit der Zeit wieder abhanden kommt. Bis wir schließlich wieder auf sie stoßen, unsere Sehnsucht danach den Weg in die Tiefe führt, um ihr dort zu begegnen. Oder wir erlauben ihr einfach wieder, sich bemerkbar zu machen, Teil unseres Lebens zu werden. Staunen nur kann ich und staunend mich freuen Wer sich die Fähigkeit zum Staunen erhält, kann die grundsätzlich schönen Dinge des Lebens mit Lust, voller Bewunderung sogar ekstatisch erfahren. Für einen solchen Menschen ist jeder Sonnenuntergang so schön wie der erste, jede Blume von atemberaubender Lieblichkeit, auch, nachdem er eine Million Blumen gesehen hat. Das Staunen kann übergehen in das Ergriffensein bis hin zur Erfahrung von Ekstase, wenn Wunibald Müller Glück ist ein leises Singen der Seele Die göttliche Weisheit in uns entdecken 112 Seiten Paperback $ 14,80 [D] / sfr 25,80 ISBN 3-7867-2543-8 Matthias-Grünewald-Verlag der Schwabenverlag AG Tel. (07 11) 44 06-0 · Fax -177 Weitere Titel von Wunibald Müller finden Sie in unserem Prospekt »Spiritualität und Lebenshilfe«! wir aus uns heraustreten. Das meint ja die deutsche Übersetzung des aus der griechischen Sprache stammenden Begriffes Ekstase. Solche Erfahrungen werden uns geschenkt. Entscheidend wird es sein, dass wir offen sind dafür und das tun, was wir tun können, um für solche Erfahrungen empfänglich zu sein. Ich erinnere mich an eine wunderbare Erfahrung bei einem Aufenthalt in Jerusalem. Bei den syrischen Orthodoxen in Jerusalem bei ihrer Osterliturgie wird an einer Stelle der Bischof samt Stuhl, auf dem er sitzt, unter dem Aufjauchzen der Gottesdienstteilnehmer in die Höhe gehoben, fast geworfen. Das erinnert mich an eine alte Darstellung, auf der Jesus auf einer Schaukel schaukelnd dargestellt wird. Hier wird äußerlich sichtbar, was innerlich geschieht, wenn wir Ostern aus ganzem Herzen heraus erleben und in einem schieren Zustand der Ekstase aus uns heraustreten, können wir es doch kaum fassen, können wir doch nur staunen, „staunen nur kann ich und staunend mich freuen“, betroffen und getroffen von der Erkenntnis und Wahrheit, dass ER auferstanden ist. 23 S CHWERPUNKTTHEMA Jahr gestorben. „Mama, Mama!“, ruft er, „die Oma Käthe lebt. Ich habe sie gesehen!“ Meine Frau bittet ihn ins Haus zu kommen und spricht mit ihm darüber. Sie sagt ihm, dass es nicht Oma Käthe gewesen sein kann. Dass sie gestorben sei. Er hatte sie sicher mit einer anderen Person, die ihr ähnlich sieht, verwechselt. Thomas ist enttäuscht. Er ist nicht bereit, sich mit dieser Auskunft zufrieden zu geben, und hält seiner Mutter entgegen: „Vielleicht ist sie auferstanden.“ „Wenn ihr nicht werdet wir die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen.“ Auch wenn Thomas Oma Käthe nicht gesehen hat, war für einen Augenblick seine Sehnsucht nach ihr erfüllt worden. Er hat für einen Moment geglaubt: Das ist die Oma. Die Oma lebt. Ja, sie ist auferstanden. Er hat wirklich an ihre Auferstehung geglaubt. Er kann an die Auferstehung glauben, darf alle Erfahrungen durchleben, die ich mache, wenn eine Mensch, den ich liebe und den ich verloren habe oder glaubte verloren zu haben, plötzlich wieder da ist. Seine Freude und sein Glückseligkeit entspringen dem gleichen, tiefen, inneren Impuls, wenn wir an Ostern ausrufen können: „Er ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden!“ Der anglikanische Theologe Philipp Newell berichtet von einer Ge- 24 Sie können mich gerne für I MPULSE verrückt ... erklären... aber ich hatte heute die Begegnung der dritten Art. Dazu muss ich ein bisschen was vorneweg erzählen. Vor einem Vierteljahr erschien die erste Ausgabe unserer neuen Pfarreizeitung. Und die Ehrenamtlichen, die die Zeitung verteilt hatten, hatten ziemlich präzise angegeben, wer nicht mehr da wohnte – oder wo Doppellieferungen waren. Und ich hatte mir die Mühe gemacht, all diese Rückmeldungen, ca. 200, in die entsprechende Datei auf der Diskette einzugeben, um zu einer realistischen Auflagenhöhe zu kommen. Morgen soll die zweite Ausgabe adressiert werden. Und dazu brauche ich diese Diskette – denn wir haben die Auflage reduziert. Ich war mir sicher, die Diskette ist irgendwo auf einem der Schreibtische zu finden – aber sie fand sich nicht. Am Anfang war ich noch ziemlich sicher – sie muss irgendwo sein, eine Diskette verschwindet nicht einfach so. Aber sie war nicht da. Zugegeben – auf Außenstehende wirkt mein Büro eher chaotisch. Aber für mich ist dieses Chaos eigentlich sehr gut organisiert, ich weiß, wo ungefähr seit wann was mit welcher Wichtigkeit liegt. Aber diese Diskette war nicht aufzufinden. Ich stellte so ziemlich alles auf den Kopf, suchte dort, wo ich Disketten normalerweise und unnormalerweise möglicherweise hinlegen könnte – aber sie war nicht da. Es wäre ja noch nicht einmal so sehr schade gewesen um die zwei Stunden Arbeit, die ich damals investiert hatte, aber die neue Auflagenhöhe setzte voraus, dass ich diese 200 Adressaufkleber diesmal vorher aussortierte. Und so langsam geriet ich in Panik. Wenn ich diese Diskette nicht finde, dann reicht die Auflage nicht. Irgendwann, nach zwei Stunden Suche, zwischen all den Papieren und den Computern, habe ich mich in meiner Verzweiflung an die „alten Mittel“ erinnert. War das nicht eigentlich der Job vom Hl. Antonius, Verlorenes wieder finden?? Ich sandte ein Stoßgebet nach oben – und suchte weiter. Schließlich erscheint eine Diskette nicht irgendwie irgendwo wieder – sondern man muss dem Heiligen ja auch eine Chance geben, dass man sie finden kann. Ein Freund mailte mir noch was zu – und in meiner Antwort schrieb ich als P.S. „Schick mal ein Gebet zum Antonius – ich brauch’s grad!“ Und – es ist wirklich fast nicht zu glauben – er schickte mir seine „Gebetsbestätigung“ im Sinne von „losgeschickt“ – und eine Minute später (!!!) kam mir eine Idee: Könnte es vielleicht sein, dass diese Diskette noch im Laufwerk des alten Computers steckte, den ich seit einem Vierteljahr nicht mehr benutzte, aber der immer noch in meinem Büro stand? Denn inzwischen war ich im Büro auf Laptop umgestiegen (oder bin nach zwei Jahren beharrlicher Mühe „umgestiegen worden“) – und der hatte kein Diskettenlaufwerk mehr … Mitten im Leben Und genau dort war sie … Nein, erklären kann und will ich es nicht. Man soll Geheimnisse nicht durch Erklärungen entzaubern. Aber ich finde es irgendwie faszinierend, dass sich der Hl. Antonius so erfolgreich auch in die Welt der Computer, Disketten und sonstiger Technik hineinschleicht. Ob ich dran glaube? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Aber erlebt habe ich es heute … Andrea Schwarz Ein Gang durch die biblischen Bücher: Zweites Buch der Chronik Ein hörendes Herz „Verleih mir daher Weisheit und Einsicht, damit ich weiß, wie ich mich vor diesem Volk verhalten soll. Denn wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren? Gott antwortete Salomo: Weil dir das am Herzen liegt, weil du nicht Reichtum, Vermögen und Ehre oder den Tod deiner Feinde, auch nicht um ein langes Leben gebeten hast, sondern um Weisheit und Einsicht gebeten hast, um mein Volk zu regieren, zu dessen König ich dich bestellt habe, sollen dir Weisheit und Einsicht zuteil werden. Aber auch Reichtum, Vermögen und Ehre will ich dir geben, wie sie kein König vor dir erlangt hat und auch nach dir keiner haben wird.“ (2 Chronik 1,10-12) Die ergreifenden Tagebücher einer knapp dreißigjährigen Jüdin, die in Auschwitz ermordert wurde, bewegen mich immer wieder zutiefst. Etty Hillesum nennt ihre Gedanken „das denkende Herz“. Sie beschreibt mit großer Offenheit und Weitsicht, was wirklich trägt im Leben: „Horchen auf das, was in einem selbst quillt. Vieles von dem, was du tust, ist ja doch bloß Nachahmung oder eingebildete Pflicht oder eine falsche Vorstellung darüber, wie ein Mensch sein sollte. Die einzige Gewissheit, wie du leben sollst und was du tun musst, kann nur aus dem Brunnen aufsteigen, der aus deiner eigenen Tiefe quillt ... Mystik muss auf kristallklarer Ehrlichkeit beruhen. Nachdem man zuvor die Dinge bis zur nackten Realität erforscht hat.“ (S. 81,113). Die Spuren zu dieser Gabe der Weisheit finde ich auch bei Salomo. Er bittet um ein „hörendes Herz“ (1 Kö 3,9). Schon im alten Israel ist das Herz nicht primär der Sitz der Gefühle oder der Liebe, sondern vor allem der Sitz der Vernunft und des Verstandes. Heute sprechen wir von emotionaler Intelligenz, die ermutigt der Stimme des Herzens zu folgen. Denn ein echter Weg der Innerlichkeit, der Gegensätze vereint, führt in die Weite. Bei Salomo wird diese Weite sichtbar, indem er mit den Bäumen und Vögeln im Gespräch ist (1 Kö 5,9-14), kritische Fragen stellt – „Wohnt denn Gott wirklich bei den Menschen auf der Erde.“ (2 Chr 6,18) – und Gott bittet, auch das Gebet des Fremden zu erhören: „Fremde werden kommen und in diesem Haus beten. Höre sie dann im Himmel, dem Ort, wo du wohnst, und tu alles, weswegen der Fremde zu dir ruft. Dann werden alle Völker der Erde deinen Namen erkennen.“ (2 Chr 33). Echte Lebensweisheit zeigt sich auch im ehrlichen Umgang mit der Vergangenheit, in der auch die Schattenseiten nicht ausgeklammert werden. Die Vielfalt der biblischen Texte ermutigt uns dazu. Ruth Lapide sagt es kurz und bündig: „Das ist das Schöne an der Bibel: Sie stellt auch die Negativseiten der Menschen dar – selbst die der Helden. Ich glaube, dass Salomo wirklich klug war und auch raffiniert. Ich kann mir gut vorstellen, dass er wie sein Vater dichterisch begabt war. Aber er wird dennoch sehr gerügt in der jüdischen Tradition.“ Ich wünsche mir in unserer Gesellschaft jene Lebensweisheit, die Anerkennung und Kritik fördert, zum Wohle der ganzen Gemeinschaft: Du ermutigst uns jeden Tag einen Weg in die Tiefe zu wagen um Dir begegnen zu können in Selbsterkenntnis und Solidarität Du bestärkst uns immer wieder der Stimme unseres Herzens zu folgen im gemeinsamen Ringen um die Unterscheidung der ‚Geister’ Du führst uns in die Weite zu den suchenden Menschen die dürsten nach deiner Gerechtigkeit die hungern nach deiner Barmherzigkeit Pierre Stutz www.pierrestutz.ch I MPULSE 5-Minuten- Meditation Meditation 25 Gottes Wort „Es werde …“ aus dem Schöpfungsbericht der Bibel kommt mir vor Augen wenn ich das Bild betrachte - wo die Strahlen der aufgehenden Sonne die Erde berühren einen neuen Tag ankünden und eine Möwe zwischen Himmel und Erde Leben zeigt ein Bild ein Stadium eine Momentaufnahme der sich entfaltenden Schöpfung Kosmos, Erde, Welt, Natur Gottes Lebensraum für die Menschen geschaffen werdend auf Vollendung hin bereitet und begleitet durchlebt und durchlitten von dem der als „der Erstgeborene der ganzen Schöpfung“ Gottes Wort und Mensch zugleich in diese Welt - „sein Eigentum“ kam und kommt und kommen wird damit alle durch ihn und mit ihm und in ihm das Leben haben und es in Fülle haben: Christus Schöpfung und Ostern in einem dem einen Wort Gottes Klaus Jäkel Foto: Lothar Nahler I MPULSE 26 Persönlich 27 P ROF. D R . WALTER E YKMANN , M D L ist Mitglied im Fraktionsvorstand der CSU im bayerischen Landtag,Vorsitzender des Aus- I MPULSE schusses für Fragen des öffentlichen Dienstes sowie Bundesvorsitzender der Katholischen Elternschaft Deutschlands. Was wünschen Sie der Kirche? Ausstrahlung, Christusnachfolge. Was wünschen Sie sich von der Kirche? Offenheit, echte Hinwendung zum Menschen ohne Zukunftsängste (wie bei Johannes Paul II.). Was empfinden Sie als Ihre Stärke? Durchsetzungskraft, Offenheit, Geradlinigkeit. In welchen Momenten empfinden Sie tiefes Glück? Was stört Sie an sich selbst? Zu beobachten, wie Kinder, selbst unbeobachtet, mit Inbrunst spielen. Hektik. Welche Eigenschaft schätzen Sie bei anderen Menschen? Wie lautet Ihr Lebensmotto? Ex umbris et imaginibus in veritatem (Newman). Bildung, Herzlichkeit. Für welche Hobbys nehmen Sie sich Zeit? Welche Eigenschaft stört Sie bei anderen Menschen? Lesen und Musik. Unhöflichkeit, Geiz. Wer ist Ihr Lieblingsschriftsteller? Tacitus, Stefan Zweig, Hermann Hesse. Wer hat Sie stark beeinflusst? Mein Jugendkaplan. Welche Musik bevorzugen Sie? Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. Welcher Theologe fasziniert Sie? John Henry Newman, Romano Guardini, Eugen Biser. Von welchem Leben träumen Sie heimlich? Welche Bibelstelle gibt Ihnen heute Kraft? Was möchten Sie im Leben erreichen? „Aus Finsternis soll Licht aufleuchten; … damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi.“ (2 Kor 4,6-12) Abgeklärtheit. Was ärgert Sie an der Kirche? Überbetonung der hierarchischen Strukturen, hier und da mangelnde Dialogfähigkeit innerhalb der Kirche. Botschafter im Vatikan. 5-Minuten- I MPULSE 28 PPredigt redigt Fenster putzen Glasklare Sauberkeit für unsere Fensterscheiben verspricht ein bekanntes Putzmittel mit dem neuen Aktiv-Fettlöser. Glasklare Sauberkeit für unser ganzes Leben wünscht sich Edith Stein, die 1942 von den nationalsozialistischen Machthabern ermordete und 1998 heiliggesprochene Karmelitin: „Du sollst sein“ – schreibt sie einmal – „wie ein Fenster, durch das Gottes Liebe in die Welt hineinleuchten will. Die Scheibe darf nicht stumpf und schmutzig sein, sonst verhinderst du das Leuchten Gottes in der Welt.“ Durch keinen hat Gottes Liebe so klar und hell in die Welt hineingeleuchtet wie durch Jesus von Nazareth. Er war das entscheidende Fenster, durch das Gottes Menschenfreundlichkeit hineingestrahlt hat in das Leben aller, die sich von ihm ansprechen ließen. Heute sind nach Edith Steins Worten wir die Fenster, die anderen einen Blick auf Gottes Wirken in der Welt ermöglichen sollen; Fenster, die leider manchmal stumpf und undurchsichtig sind. Für die Reinigung unseres Lebensfensters bietet die Kirche deshalb seit langem drei wirksame Putzmittel an: Fasten – Almosen – Beten. Gerade in der Zeit vor Ostern legt sie uns diese Mittel besonders ans Herz. Fasten – der kraftvollste Aktiv-Fettlöser für Leib und Seele: Wenn wir uns beim Essen und Trinken, bei unseren Aktivitäten, bei unseren Gedanken und Worten auf das Wesentliche und Notwendige konzentrieren, bekommt unser Leben wieder klare Konturen, ein unverwechselbares Profil. Wir entdecken unsere Stärken und Begabungen, und wir spüren neu, wie Gott gerade durch uns in der Welt wirken will. Wenn wir unser Lebensfenster von unnötigen Fettschichten befreien, können auch andere deutlicher sehen, welche Möglichkeiten Gott ihnen eröffnet. Das zweite Putzmittel: Almosen – das beste Reini- gungsmittel gegen hartnäckigen Egoismus und gegen das „Immer-Mehr-Haben-Wollen“: Wenn wir bereit sind, uns zu öffnen und loszulassen, unseren Überfluss mit anderen zu teilen, werden wir innerlich frei. Wir lösen uns aus dem Kreisen um uns selbst und sehen wieder klarer, wo andere unsere Solidarität und unsere Zuwendung brauchen. Wenn wir durch unsere Großzügigkeit unserem Lebensfenster einen frischen Glanz geben, kann der barmherzige Gott auch durch uns in die Welt hineinstrahlen. Und das dritte Putzmittel: Beten – der wirksamste Schutz gegen Hektik und Oberflächlichkeit: Wenn wir uns bewusst Zeit nehmen fürs Gebet und vor Gott still werden, kommen wir unserem Leben auf den Grund. Wir nehmen die Ziele, die wir uns gesteckt haben, neu in den Blick, und wir lassen uns Kraft schenken für die nächsten Schritte. Wenn wir durch Beten unser manchmal so stumpfes Lebensfenster aufpolieren, kann das Wort Gottes, das Orientierung und Hoffnung gibt, kräftiger in die Welt hineinscheinen. „Du sollst sein“ – schreibt Edith Stein – „wie ein Fenster, durch das Gottes Liebe in die Welt hineinleuchten will. Die Scheibe darf nicht stumpf und schmutzig sein, sonst verhinderst du das Leuchten Gottes in der Welt.“ Fasten – Almosen – Beten: Das sind die drei bewährten Mittel für den jährlichen Frühjahrsputz in unserem Lebenshaus, drei Fensterreiniger, die uns selbst wieder durchblicken lassen, und die helfen, dass die Menschenfreundlichkeit Gottes wieder sichtbar und spürbar wird. Und ich bin überzeugt: Wenn die Gläser unseres Lebensfensters wieder klar und sauber sind – dann klappt’s auch mit dem Nachbarn ... Wolfgang Raible Gedanken zur Kreuzestheologie Die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus ist für die christliche Identität die Mitte des Glaubens. Darin erweist Gott in seinem Heilshandeln seine Treue. Doch erst wenn der Ereigniszusammenhang von Leben, Tod und Auferweckung Jesu als Bedeutungszusammenhang verstanden wird, ist es möglich, das Kreuz Jesu ohne eine Verengung des Gottesbildes zu denken. Denn in Leben, Tod und Auferweckung geschah die Erlösung. Wie unterschiedlich über das Kreuz Jesu gedacht werden kann, zeigt ein Blick in die Geschichte und zugleich die Notwendigkeit einer persönlichen Glaubensentscheidung für das eigene Verständnis vom Tod Jesu und dem Gott, der ihn gesandt hat. Von Gunda Werner nd an Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln“ (Benediktsregel 4, 74). Ausgerechnet diesen Satz setzt der heilige Benedikt von Nursia an das Ende seines benediktinischen „Knigges“, jenes Kapitel nämlich, in dem er minutiös die „Werkzeuge der geistlichen Kunst“ beschreibt. Er kommt auf insgesamt „U G UNDA W ERNER geb. 1971, Dr. theol., arbeitet in der Bildungsabteilung der Missionszentrale der Franziskaner e.V. in Bonn und lebt in Köln. Kontakt: [email protected] 74 Anregungen zum geistlichen Leben, die zum Teil aus der Bibel genommen sind, zum Teil von der tiefen Menschenkenntnis Benedikts sprechen. Den Abschluss dieser Auflistung bildet der Satz: „Und an der Barmherzigkeit Gottes niemals verzweifeln“. Benedikt scheint davon überzeugt gewesen zu sein, dass die Verzweiflung an Gottes Barmherzigkeit jene Sackgasse darstellt, in der der Mönch gänzlich sich selbst und seiner Unfähigkeit, die anderen 73 Werkzeuge vollkommen anzuwenden, überlassen ist. Das menschliche Verzagen und Versagen der Barmherzigkeit Gottes anzuvertrauen, spricht von einem Gott, dem zugetraut wird, dass er die Anfänge voll- endet – und eben barmherzig vollendet. Es bedeutet zugleich, dass Benedikt darauf vertraut, dass er mit und unter der Gnade Gottes leben kann. In diesem Satz zeigt sich ein Glauben, der sich auf das ganze Leben erstreckt. Für Benedikt bedeutete dies, dass ihm ein Leben in Fülle versprochen war. Er stellt deswegen im Prolog seiner Regel die Frage: „Wo ist der Mensch, der das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?“ (Benediktsregel, Prolog, 15). Der Gott, an den Benedikt glaubte, zeigte sich seinem Versprechen treu, dem Versprechen nämlich, sich unbedingt für die Menschen entschieden zu haben. Deswegen ist für Benedikt auch kei- I M B LICK „Und an Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln“ 29 F AZIT ne Verzweiflung an der Barmherzigkeit dieses Gottes denkbar gewesen, wenngleich sich auch für ihn die bange Frage gestellt haben wird, ob Gott in seiner Freiheit nicht auch anders sein könnte als barmherzig. Dennoch würde das bedeuten, von Gott geringer zu denken als von einem Menschen, der einen liebt und bei dem das Vertrauen darauf die Grundlage für die Beziehung ist. Theologiegeschichtliches Streiflicht Die Menschwerdung Gottes nach Anselm von Canterbury: Im Blick auf so manches Kirchenlied und mündlich überlieferte Glaubenssätze stellt sich die Frage, was theologiegeschichtlich seit Benedikt passiert ist. Wie kommt das Bild des Gottes zustande, der um der Gerechtigkeit willen Sühne will. Der seinen Sohn nur sendet, auf das er gekreuzigt werde. Der Bedingungen stellt, um seine Liebe zu zeigen. Wie tief diese Bilder eines zürnenden, strafenden, Bedingungen stellenden Gottes in der Seele von Menschen liegen, wissen alle jene, die in der Kein System integriert sich unauffälliger in die bestehende Architektur des jeweiligen Gotteshauses als unsere seit Jahrzehnten bewährten auf eine Frage zu finden, die nicht nur das Staunen der Gläubigen über das Unerhörte des Heilsgeschehens ausdrückt, sondern in den mittelalterlichen Disputen zwischen Juden, Mohammedanern und Christen auch höchst aktuell war und die Gemüter heftig bewegte“ (Pröpper 1991, 75f.). Anselm wollte die Menschwerdung rational als notwendig erklären und bedient sich des „Ordouniversi“ (Kasper 1981, 260) -Denkens einerseits, das die „Sünde als eine Störung der von Gott gegebenen Ordnung“ denkt, der „germanischen Lehnsvorstellung“ andererseits, „die von einer gegenseitigen Treuebindung zwischen dem Lehnsherren und dem Vasallen ausgeht. Der Vasall erkennt die Ehre des Herrn an und bekommt im Gegenzug die Zusage von Schutz. Wird die Ehre nicht anerkannt, ist die Ordnung gestört und der Frieden bedroht“ (Werner 2005, 49). Angewandt auf die Theologie erscheint der obere Lehnsherr als Gott, dessen Ordnung durch die Sünde des Menschen gestört ist. Die angemessene Genugtuung, die zur Wiederherstellung der Ordnung und damit der Sicherheit nötig ist, muss ein Mensch leisten, da er sie zerstört hat. Da der Mensch aber Gott nichts geben kann, denn Gott ist allmächtig, denn er schuldet ja bereits alles Gott, muss für die Genugtuung ein Mensch gefunden werden, der Gott Größeres geben kann als außerhalb Gottes Seelsorge arbeiten. Wie wichtig ist es da, theologische Gegenpositionen zu haben, um einen Prozess des Umdenkens und -Fühlens zu initiieren. Denn seit den Tagen des irdischen Jesus fragen sich Menschen, wie sein Leben, seine Botschaft, aber vor allem sein Tod zu verstehen ist. Jede Zeit findet dazu ihre Denkform, die mit der geschichtlichen Situation korreliert. Eine strenge systematische Form hat das Erlösungsdenken in der westlichen Theologie erst durch Anselm von Canterbury bekommen. Sein Entwurf hat insofern die Kreuzestheologie nachhaltig beeinflusst, als dass seine Konzentration auf die Sühne und Stellvertretung für evangelische und katholische Theologie in unterschiedlicher Diskussion richtungweisend blieb (vgl. Werbick 1990, 146f.; Kessler 1971, 117-153). „In seiner Schrift „Cur Deus Homo“ stellen die Sünde und die rechtmäßig erforderliche Genugtuung den Ausgangspunkt für den Versuch des Gläubigen dar, die Notwendigkeit der Menschwerdung des Sohnes Gottes und seines Todes einsichtig zu machen und damit eine Antwort Die neuen Liedanzeige-Programme mit modernster Anzeigetechnik, jetzt zu attraktiven Hersteller-Preisen Liedanzeige-Projektoren 10 A257 3-5 1235 3,5 - 12 9 9 4.2 2,3,4,5 258 3+4 Informationen, Beratung, Verkauf und Montage direkt vom Hersteller: AUDIOVISUELLE LAMPE F M I -GLÜ H NI J Garaahre ntie L257 3 - 5,11 Das wohl ausgefeilteste Anzeigesystem vereint alle bisherigen Anzeigemöglichkeiten mit variabler Strophenangabe und zusätzlichen Neuerungen. Liedanzeige-Leuchttafeln AU I M B LICK Gott liebt bedingungslos. Er ist treu in seiner Heilsgeschichte mit den Menschen. Im Tod Jesu am Kreuz hat diese Bedingungslosigkeit seiner Liebe die geschichtliche Gestalt gefunden, die unüberbietbar bleibt. In der Treue zu seiner Sendung ist das Kreuz dann der Ort, an dem Gottes Liebe offenbar wurde in dem, was sie ist: als das offenbare Heil Gottes für die Menschen. N 30 F. R. Eckel GmbH Hauptstraße 19 · 56472 Hahn Telefon (0 26 61) 4 03 94 Telefax (0 26 61) 4 01 10 [email protected] www.eckel-liedanzeige.de Der Entwurf von Anselm Auch wenn der Entwurf von Anselm für seine Zeit als herausragend und darin die Achtung vor der Freiheit des Menschen gesehen werden kann, stellt sich doch die Frage, ob das Sühnemotiv sich in dem Entwurf nicht insofern verselbständigt als dass der Tod des menschgewordenen Gottes nicht „als wirksame Gestalt der Vergebung, sondern als Genugtuung: als Bedingung des Sündennachlasses“ (Pröpper 1991, 79) gedacht wird. Der Zusammenhang zwischen Sünde und Sündefolge und der heilenden Sühne kann in dem Ansatz von Anselm nur nachträglich hergestellt werden. Die Konzentration auf die Schuld des Menschen und die tilgende Tat des Kreuzes verdeckt den Blick. Die Wirkungsgeschichte dieser Verengung der Erlösung auf den Kreuzestod als Sühneleistung lässt den Blick in die biblischen Grundlagen besonders dringlich erscheinen. Denn der Gott, der in Jesu Verkündigung auftaucht, ist keiner, der den Respekt vor der menschlichen Freiheit dadurch bekundet, dass er Verlangen nach Genugtuung zeigt. Die Verkündigung Jesu gipfelt in der Botschaft, dass das Gottesreich nahe ist und so das Heil Wirklichkeit wird. Die Erfahrung der Liebe Gottes, die unbedingt und darin wirklich ohne jede Bedingung begegnet, ermöglicht die Erkenntnis über die eigene Lebenssituation und eröffnet die Umkehr. Die wirkmächtigen Zeichen Jesu, die als Machttaten überliefert werden, sind zugleich in der Auslegung Gottes eigenes Tun. Dass gerade auf dem Hintergrund dieser Erfahrung mit dem irdischen Jesus der Kreuzestod die Glaubenskrise schlechthin bedeutete, ist – noch verstärkt auf dem Hintergrund jüdischen Glaubens vom Fluchtod am Pfahl – zu verstehen. Wenig erstaunlich ist es deswegen, dass schon die ganz frühen Glaubenszeugnisse sich mit diesem Tod auseinandersetzen und ihn deuten. 31 Gottes Liebe ist bedingungslos Wie aber ist sein gewaltsames Ende anders zu verstehen als in der Verengung auf den Sühne- und Opfergedanken? Die Konzentration auf das Kreuz als Erlösung übersieht den Bedeutungszusammenhang zwischen Leben, Tod und Auferweckung. „Denn in all diesen Ereignissen geschah ja unsere Erlösung, erreichte Gottes Heilshandeln seine Endgültigkeit: kam er uns nahe und erwies seine Treue“ (Pröpper 1991, 39). Einerseits erscheint es als Spekulation, sich Gedanken über Jesu eigenes Todesverständnis zu machen, andererseits markiert genau das einen wesentlichen Unterschied: Denn wäre der Märtyrertod etwas, was Jesus selbst nicht als Teil seiner Sendung verstanden hätte, dann wäre durch die Auferweckung zwar seine Verkündigung und sein heilsmittlerischer Anspruch bestätigt worden, der Tod selbst wäre aber nicht als Offenbarungs- und Heilereignis verständlich. In dieser Spekulation liegt die Annahme der Freiheit Jesu begründet, auch den Tod als Kontinuität seiner Sendung und in derselben proexistenten Haltung (Heinz Schürmann), die sein Leben geprägt hat, anzunehmen. Dann, in dieser Freiheit und Kontinuität Jesu, I M B LICK existiert. Das wiederum kann nur Gott erfüllen. Und hier schließt Anselm die Argumentation mit einem für seine Zeit überzeugenden Argument: Da die Genugtuung nur von Gott kommen kann, aber von einem Mensch erfüllt werden muss, musste Gott Mensch werden. Denn die Güte Gottes muss vollenden, was sie begonnen hat, denn der Mensch durfte nicht umsonst erschaffen worden sein. So konnte der menschgewordene Gott als „der Sündlose in den Tod gehen, damit er als Mensch durch die freiwillige und ungeschuldete Hingabe des wegen seiner Gottheit unendlich wertvollen Lebens die der Sünde allein angemessene Genugtuung erbrachte, die Ehre Gottes in seiner Schöpfung wiederherstellte und der Lohn seiner Verdienste, dessen er als der Sohn nicht bedarf, den Sündern zugewandt werden konnte“ (Pröpper 1991, 77). I M B LICK 32 kann das Kreuz die Gestalt sein, „in der Gottes entschiedene und schon im Leben Jesu begegnende Liebe ihre Unbedingtheit bewährt – und also Jesu Hingabe des Lebens nur insofern Bedingung, als ohne sie Gottes Kommen ins Äußerste, seine Zuwendung noch zu den Feinden nicht wirklich und somit die Grund- und Maßlosigkeit seiner Liebe nicht offenbar geworden, d.h. ohne den geschichtlich vollendeten Ausdruck ihrer Unbedingtheit ge- L I T E R AT U R T I P P Essen, Georg, Die Freiheit Jesu. Der neuchalkedonische Enhypostasiebegriff im Horizont neuzeitlicher Subjekt- und Personphilosophie, Regensburg 2001. Kasper, Walter, Jesus der Christus, Leipzig 1981. Kessler, Hans, Die theologische Bedeutung des Todes Jesu. Eine traditionsgeschichtliche Untersuchung, Düsseldorf 1971. Kessler, Hans, Sucht den Lebenden nicht unter den Toten. Die Auferstehung Jesu Christi in biblischer, fundamentaltheologischer und systematischer Sicht. Neuausgabe mit ausführlicher Erörterung der aktuellen Fragen, Würzburg 1995. Luther, Henning, Identität und Fragment. Praktisch-theologische Überlegungen zur Unabschließbarkeit von Bildungsprozessen, in: ders., Religion und Alltag. Bausteine zu einer Praktischen Theologie des Subjekts, Stuttgart 1992. Pröpper, Thomas, Erlösungsglaube und Freiheitsgeschichte. Eine Skizze zur Soteriologie, München 1991. Werbick, Jürgen, Soteriologie. Leitfaden Theologie Bd. 16, Düsseldorf 1990. Werner, Gunda, Macht Glaube glücklich? Freiheit und Bezogensein als Erfahrung persönlicher Heilszusage, Regensburg 2005. blieben wäre“ (Pröpper 1991, 57). Der Bedeutungszusammenhang von Leben, Tod und Auferweckung Jesu eröffnet die Einsicht in die Unbedingtheit der Liebe Gottes, die endgültig gedacht werden kann: sie bleibt auch in der tödlichen Ablehnung noch gültiges Angebot. Aber zurück zu Benedikt einerseits und der Botschaft von Ostern heute andererseits. Gott vollendet meine Fragmentarität des Lebenst Benedikts Satz bekommt im Licht dieser theologischen Reflexionen des Kreuzes eine neue Bedeutung: Der Mensch ist in seiner Fragmentarität in der Barmherzigkeit Gottes angenommen. Dabei verleugnet Benedikt keineswegs, dass das menschliche Leben unvollkommen und sündig ist, oft verstrickt und verworren, manchmal sogar verhärtet. Die Barmherzigkeit Gottes ermöglicht überhaupt erst die Erkenntnis des eigenen Zustandes und soll die Verzweiflung verhindern. Darin ist Benedikt sehr modern. Denn die Botschaft des Kreuzes ermutigt den Menschen dazu, in dem Zustand, in dem das Leben sich befindet, unerschütterlich auf die Treue Gottes zu setzen. Dass es gerade das Fragment ist, das die eigentliche christliche Identität ausmacht, hat der Theologe Henning Luther eindrücklich gezeigt. Er weiß, dass sowohl das Verleugnen der eigenen Fragmentarität als auch das Streben nach vollkommener Ganzheitlichkeit Verluste bedeutet. Denn – so Luther – „volle Identität wäre nur bei Verzicht auf Trauer […], Hoffnung […], Liebe möglich“ (Luther 1992, 170). Für ihn bedeutet menschliches Leben, dass „wir immer zugleich auch gleichsam Ruinen unserer Vergangenheit, Fragmente zerbrochener Hoffnungen, verronnener Lebenswünsche, verworfener Mög- lichkeiten, vertaner und verspielter Chancen“ sind. „ Wir sind Ruinen aufgrund unseres Versagens und unserer Schuld ebenso aufgrund zugefügter und erlittener und widerfahrener Verluste und Niederlagen. Dies ist der Schmerz des Fragments“ (Luther 1992, 168). Gleichzeitig bedeutet das nicht, dass Menschsein im Fragment untergeht, sondern dass jede Identität als fragmentarische zugleich auch eine von Gott gewährte Identität ist (Werner 2005, 217220). Und dann bedeutet der Satz von Benedikt, dass Leben aus dem Glauben bedeutet, mit der Gnade leben zu wollen und aus dem nihilistischen Zirkel der Selbstherstellung herauszutreten. Die Heilsgeschichte Gottes – gültig bis heute Die Heilsgeschichte, wie sie dem Glauben im Kreuz als freiheitlicher und darin bedingungsloser Liebesakt Gottes zugemutet wird, bedeutet dann, im eigenen Leben die Idee Gottes von dieser Welt zu verwirklichen. Gott vollendet, was der Mensch beginnt. Dieses Vertrauen in Gott ist begründet in der heilsgeschichtlichen Erfahrung Gottes mit den Menschen, die den Index seiner Treue markieren. Auf diese Weise kann die Heilszusage Gottes im eigenen Leben erfahren werden: „Der Erlösung zu trauen, zu der Gott sich entschieden hat in seiner Selbstoffenbarung; […] dem Ja Gottes zu sich selbst zu trauen“ (Werner 2005, 227f.). „Und an der Barmherzigkeit Gottes niemals verzweifeln“ – weil die Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk die Gewissheit bietet, der jeder Mensch als gewährte Identität ein Ja Gottes ist. Davon sollte auch die pastorale Praxis ausgehen, die dieses Jahr – wie in jedem Jahr, das Leben, den Tod und die Auferweckung Jesu feiert. I M B LICK Spielen als spirituelles Moment Erfahrungen mit der Erarbeitung eines Kreuzwegs zum Weltjugendtag 2005 Von Gregor Leschig Gregor Leschig hat den Kreuzweg Christi für den Weltjugendtag 2005 mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen bearbeitet. Aus seinen Erfahrungen entwickelt er Anregungen für die seelsorgerische Tätigkeit. G REGOR L ESCHIG geb. 1958 in Berlin. Lehr- und Wanderjahre in den USA. Theaterlehrjahre in Köln und Rom. Theaterleben in Köln und Düsseldorf. Regisseur und Kulturmanager. www.gregorleschig.de in Ziel meiner Arbeit als Theaterregisseur ist es, Wege zu finden, auf denen die Kreativität und die Sichtweisen heute lebender Menschen Eingang in ein entstehendes Kunstwerk finden können. Ähnlich wie Walter Kempowski bei der Schaffung seines Werkes ‚Echolot’ sehe ich mich eher als Sammler und Moderator von persönlichen Sichtweisen und Erfahrungen zu einem bestimmten Thema, einem Ereignis oder zu einer bestimmten Person, denn als ‚klassischer’ Künstler, der in seinem Werk seine Sicht auf das gewählte Sujet auszudrücken sucht. Mit meiner Arbeit versuche ich also die Öffnung eines Kunstwerkes hin zu den Menschen als kreativ Mitgestaltende zu erreichen. Dieser Arbeitsansatz führte dazu, dass mir E 33 von der Weltjugendtags gGmbH die Aufgabe anvertraut wurde, die Bedeutung und Aktualität des Kreuzweges für die Besucher des Weltjugendtages aufzuzeigen und fotografisch darzustellen. Anhand von vierzehn Stationen sollte das Leid und die Hoffnung, die in der Passion Christi liegen, im Alltag junger Menschen aufgespürt und bildlich festgehalten werden. Explizit sollten nicht die historisierenden Wege der Darstellung gewählt werden, wie sie in Toronto 2002 und zuletzt auch vom amerikanischen Regisseur Mel Gibson in seiner Verfilmung der Passion gegangen wurden. Durch eine fotografische Darstellung mit Motiven aus dem aktuellen Leben junger Menschen sollte den Pilgern ein anderer Weg der Identifikation ermöglicht und I M B LICK 34 gezeigt werden, dass der Kreuzweg Jesu auch für die Menschen der nachwachsenden Generationen eine Hoffnungsgeschichte bedeutet. Die gute Annahme des entstandenen Kreuzweges bei den Pilgern des Weltjugendtages und die Möglichkeit der Übertragung meiner Methode auf andere christliche Themen und biblische Inhalte legte es nah, den Prozess und die Anregungen, die sich im Laufe der Umsetzung dieser Aufgabe ergaben, darzustellen und für andere nachvollziehbar zu machen. Öffnung für Jugendliche und junge Erwachsene Die Bilder sollten also junge Menschen ansprechen, diese sollten sich mit ihrer Lebenswirklichkeit darin wieder erkennen können. Wer aber kennt sich besser in den Lebenswelten junger Menschen aus, als diese selbst? Daher entschloss ich mich zusammen mit dem Bereich Liturgie des XX. Weltjugendtages, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit zu geben, bereits bei der Erarbeitung der Bildmotive ihre Ansichten und ihre Erfahrungen mit einzubringen. Um den jungen Menschen die Übertragung der Bedeutung der KreuzwegStationen noch heute zu ermöglichen und damit Raum für Motive aus unserer Zeit zu geben, war es darüber hinaus notwendig, die den einzelnen Stationen innewohnenden Themen herauszufinden und diese von ihrem historischen Kontext abzulösen. Mit den ungefähr 20 jungen Menschen, die an diesem offenen Prozess engagiert teilnahmen, sind wir daher im ersten Schritt jede Station des Kreuzweges durchgegangen und haben sie auf ihr übergeordnetes Thema hin befragt. Bei der ersten Station „Jesus wird zum Tode verurteilt“ einigte sich die Gruppe zum Beispiel auf das Thema „Verurteilung“. Situationen heute Die gesuchte Anknüpfung an die Erlebnis- und Erfahrungswelten der Teilnehmer/innen wurde durch die Umformulierung des Themas in Fragen ermöglicht: Wo erlebst Du Verurteilung? Wo verurteilst Du andere? Durch diese Umformulierung eines gegebenen Bildes erst zu einem Thema und dann zu einer Frage ermöglichten wir lebensnahe Reflexion. Wir konnten sozusagen den „Balken im eigenen Auge“ bearbeiten. Denn die Frage war ja nicht: „Wo wird heute zu Unrecht verurteilt?“, sondern konkret und persönlich: „Wo werde ich (zu Unrecht) verurteilt?“ und mehr noch: „Wo verurteile ich?“ Allein oder in Gruppen suchten die Teilnehmer/innen nach Antworten und benannten dadurch konkrete Situationen. Bei unserem Beispiel wollten die Teilnehmer/innen „Mobbing“ und damit Ausgrenzung im Schulalltag darstellen. Sie erlebten das Thema Verurteilung interessanterweise am intensivsten in der Macht, die sie als Schüler/innen gegenüber einzelnen Lehrern haben. Da unsere Fotografien glaubhaft wirken sollten, mussten wir ein hohes Maß an Authentizität erreichen. Dem Betrachter sollte der Eindruck eines journalistischen Fotos vom Leben junger Menschen vermittelt werden. Der Eindruck von „Inszenierung“, von einem „gestellten Bild“, das ja auch Distanz schafft, sollte vermieden werden. Wie aber konnten wir diese Lebenswirklichkeit erreichen? durch sie ‚verurteilten’ Lehrers zu boykottieren? Wir hatten also einen konkreten Konflikt gefunden, der auf dem Thema ‚Verurteilung’ basierte. Dieser Konflikt war von den Teilnehmer/innen nachvollziehbar, da er an ihre Erfahrungswelten anknüpfte. „Du leidest jetzt“ oder „Jetzt bist Du hoffnungslos!“ sind Regieanweisungen, die auch von professionellen Schauspielern nicht glaubhaft umgesetzt werden können, wenn es die Situation nicht hergibt. Zehn kreative Schüler/innen aber, die in einer Improvisation sich immer neue Gemeinheiten ausdenken, wie sie ihrem Lehrer das Leben schwer machen können, erzeugen auch in der gespielten Situation einen großen Leidensdruck für den Darsteller des Lehrers. Das spielerische Ausagieren eines vertrauten Konfliktes zeitigte eine glaubhafte Darstellung des Themas ‚Verurteilung’. Empathie Das Rollenspiel ist darüber hinaus eine Möglichkeit des Nachempfindens, des sich Hineinfindens in andere. Eine dynamisch ablaufende Situation, eine dramatische Zuspitzung ermöglicht den Zugang in die Gefühlswelt der Teilnehmenden. Mit Hilfe des „Durchspielens“ der innewohnenden Themen und Konflikte wurden den Teilnehmer/innen damit auch die Gefühlswelten der Kreuzwegsstationen näher gebracht. Ausgrenzung und Verurteilung zum Beispiel wurden auf diesem Weg konkret und dadurch sinnlich erfahrbar. Spielen Realisieren / Auswählen Durch die Findung einer konkreten Situation in diesem Fall das Machtverhältnis zwischen Schülern und Lehrer war gleichzeitig auch eine konkrete Spielsituation gegeben. Was können Schüler/innen alles tun, um den Unterricht des In einem Probenraum haben die Teilnehmer/innen dann zunächst die gefundenen Situationen durchgespielt. Diese Improvisationen wurden mit einer Videokamera begleitet wobei wir immer versuch- scher Arbeit fing er die prägnantesten Momente ein. Diese festgehaltenen ‚spirituellen’ Momente, wie sie oftmals von allen Beteiligten empfunden wurden, da sie sich nahe am Thema und damit an der betreffenden Kreuzwegstation fühlten, gaben dann während des Weltjugendtages den Pilgern die Möglichkeit zu Gebet und Vertiefung. Die Wirkung der Bilder wurde verstärkt von den Musiken, die von einer zweiten Gruppe Jugendlicher in einem ähnlich strukturierten Prozess erstellt wurden. Empowerment – Ernstnehmen des Beteiligungsprozesses Es war oftmals überraschend, worin die Teilnehmer/innen die heutige Bedeutung der einzelnen Kreuzwegsstationen sahen. Wie bei allen offenen Beteiligungsprozessen erforderte es auch hier Mut, ihre Ideen und Sichtweisen ernst zu nehmen und sie darin zu bestärken. Gaben uns die Teilnehmer/innen neue Sichtweisen und überraschende Einsichten, so konnten wir sie zu neuen Möglichkeiten des spielerischen Ausdruckes befähigen und ihnen Räume zur Darstellung geben. Belohnt wurden wir alle am Ende mit der gewünschten hohen Authentizität der Bilder. In der Gegenüberstellung mit den Gemälden von Johannes Lange aus dem 19. Jahrhundert bezeugen die Fotografien, dass der Kreuzweg Jesu für die Menschen aller Generationen eine Hoffnungsgeschichte bedeutet. 35 I M B LICK ten, nahe am Geschehen zu sein. Im Anschluss haben sich die Darsteller/innen diesen Mitschnitt angeschaut und versucht, ihre Anliegen zu verifizieren. Kommt in dieser Szene zum Beispiel ‚Verurteilung’ wirklich zum Ausdruck? Wird hier ‚Ausgrenzung’ nachvollziehbar dargestellt? Wenn die Gruppe zu der Überzeugung kam, das ihr dies nicht gelungen war, so wurde erneut über das Thema nachgedacht oder andere Themenvorschläge, die vorher keine Beachtung gefunden hatten, für die Improvisationen aufbereitet und durchgespielt. Erst wenn Einigkeit herrschte, dass die gewählte Situation für das gefundene Thema ausreichend ausdrucksstark war, wurde sie für die spätere fotografische Aufnahme freigegeben. Gleichzeitig entschieden die Teilnehmer/innen, in welcher ‚Location’, d.h. an welchem Ort die Szene später gespielt und fotografiert werden sollte. In einem letzten Schritt wurden dann an den gewählten ‚Locations’ die erarbeiteten Improvisationen durchgespielt. Der Fotograf Bernd Arnold begleitete das Spiel unseres Teams. Mit dem Hintergrund jahrelanger, vor allem auch journalisti- Praxishilfen für die Fasten- und Osterzeit Heriburg Laarmann Petra Focke Erich Schredl Wir feiern das Leben Jesus mitten unter uns Früh- und Spätschichten Gottesdienstmodelle von Aschermittwoch bis Pfingsten 192 Seiten, Paperback Z 14,90 /SFr 26.80 /m[A] 15,40 ISBN 3-451-28965-2 Mit Kindern und Jugendlichen die Fasten- und Osterzeit gestalten 192 Seiten, Paperback Z 14,90 /SFr 26.80 /l[A] 15,40 ISBN 3-451-28963-6 Andachten in der Fasten- und Osterzeit 80 Seiten, Paperback, durchgehend zweifarbige Gestaltung Z 9,90 /SFr 18.10 /k[A] 10,20 ISBN 3-451-28970-9 Anregende Gottesdienstmodelle mit Predigten von einer Autorin, die einen ausgezeichneten Namen hat in Fragen der Liturgie und der pastoralen Praxis. Sie ist den liturgischen Anliegen der Feste verpflichtet und zugleich zutiefst vertraut mit den Sichtweisen, Sorgen und Problemen der Gemeinden. Ein Werkbuch mit Brauchbarkeitsgarantie für die wichtigsten Zeiten und Feste im Kirchenjahr. Ein Werkbuch mit Bibeltexten und lebensnahen Vertiefungen, zeitgemäßen Liedern, leicht umsetzbaren Bastelund Spielanregungen. Zur Gestaltung von Kinder- und Jugendkreuzwegen in der Fastenzeit, Gruppenstunden, Gebetsimpulsen, Liturgischen Abenden mit Jugendlichen und von Wortgottesdiensten in der Karwoche sowie von Jugend- und Familiengottesdiensten zu Ostern und Pfingsten. Erich Schredl bietet leicht umsetzbare Entwürfe für Früh- und Spätschichten für Ehren- und Hauptamtliche in Pfarreien und Gruppen an. Der Schwerpunkt liegt auf frühmorgendlichen und spätabendlichen Gottesdiensten und Lichtfeiern in der Fastenzeit. Komplett ausgearbeitete Liturgien und Anregungen für die Praxis machen das Buch zum wertvollen Begleiter einer lebendigen Gemeinde. Europreis Österreich [A] = unverbindliche Preisempfehlung - Unsere Bücher erhalten Sie in jeder Buchhandlung oder bei D+A: Freiburger BuchVersand, Postfach 564, D-79005 Freiburg CH: Herder AG Basel, Postfach, CH-4133 Pratteln 1 www.herder.de Der Kreuzweg für die Gemeinde M! Mit CD-RO Simone Honecker / Michael Freitag (Hg.) Vor Augen: Das Kreuz Ökumenische Kreuzwege der Jugend 160 Seiten, gebunden, durchgehend vierfarbig, ca. 56 Abbildungen Z 19,90 /SFr 36.80 /l[A] 20,50 ISBN 3-451-28975-X Gemeinsam mit Verlag Haus Altenberg Dieses Buch bietet die acht beliebtesten Jugendkreuzwege der letzten Jahre. Alle Andachten gehen mit Hilfe von jeweils sieben vierfarbigen Bildern auf sehr verschiedene Weise auf das Leiden und Sterben Christi ein. Guido Fuchs Das große Buch der Kreuzwegandachten 192 Seiten, gebunden, mit zahlreichen Abbildungen Z 19,90 /SFr 36.80 /j[A] 20,50 ISBN 3-451-28589-4 Die Andachten sind jeweils auf die Gemeinde als ganze oder auf verschiedene „Zielgruppen“ (z.B. Kinder, Jugendliche, Senioren) zugeschnitten. Eindrucksvolle Bilder und ausdrucksstarke Lieder runden das Werk ab. Eine inhaltliche Bereicherung für jede Gemeinde. M! Mit CD-RO Willibald Bösen Auferweckt gemäß der Schrift Das biblische Fundament des Osterglaubens Mit 128 Grafiken und Schaubildern, gedruckt und digital 256 Seiten, gebunden, X 19,90 /SFr 36.80 /l[A] 20,50 ISBN 3-451-28714-5 Dieses didaktisch aufbereitete Sach- und Studienbuch ermöglicht eine fundierte Auseinandersetzung mit den biblischen Berichten über die Auferstehung Jesu. Robert Fischer Der Prager Osterweg Ein moderner Kreuzweg Illustriert von Karel Stadnik 13,5 x 21,0 cm, 32 Seiten, geheftet, durchgehend vierfarbig Z 3,50 /SFr 6.60 /m[A] 3,60 ISBN 3-451-28962-8 Der Osterweg aus dem Bistum Prag zeigt eindrucksvoll: Christus leidet weiter im Menschen der Geschichte. Die Darstellungen und Texte bilden nicht die „traditionellen“ Kreuzwegstationen ab, sondern greifen Begebenheiten – meist unserer Zeit – auf und bringen sie mit dem Leidensweg Christi in Verbindung. Ein Kreuzweg mit Bildern, die unmittelbar ansprechen, und Texten, die mitnehmen und den Pulsschlag des Lebens fühlen lassen. Günstige Mengenpreise: ab 25 Expl.: Z 3,40 /SFr 6.40 /l[A] 3,50 ab 50 Expl.: Z 3,20 /SFr 6.– /l[A] 3,30 ab 100 Expl.: X 3,– /SFr 5.60 /g[A] 3,10 S ERVICE 38 Fürentdeckt Sie Wilfried Röhrig: Blick zu den Sternen Mit der CD „Blick zu den Sternen“ ist dem Viernheimer Texter und Komponist Wilfried Röhrig eine gefällige Produktion gelungen. Die Musik und der Sound orientieren sich stilistisch an gängiger Rock- und Popmusik. Die Texte der Lieder sind, wie es bei Produktionen aus dem Bereich des Neuen geistlichen Liedes üblich ist, gut verständlich abgemischt. Und diese Texte können sich ebenso wie die Musik hören lassen. Mit schönen, poetischen Bildern und in einer zeitgemäßen Sprache greift Röhrig Themen auf, die Menschen von heute unter den Nägeln brennen: Sinn finden in einer kon- sumorientierten Welt, Selbstbewusstsein gewinnen aus dem unbedingten Angenommensein durch Gott, zur Fülle des Lebens finden, die Frage nach dem woher und wohin ... Theologisch kommen die Lieder eher zögernd, fragend daher. Angesichts mancher „einfach ge- strickter“ religiöser Liedtexte fällt dies angenehm auf und lädt ein, den eigenen Gauben und das eigene Leben zu überdenken. Ein guter Jugendchor bzw. eine gute Jugendband können die meisten der Stücke mithilfe des lieferbaren Notenheftes einstudieren. Für den Gemeindegesang erschienen die meisten Lieder eher zu schwierig. (FR) Bezogen werden können die CD (ISBN 3-933294-22-3) zum Preis von € 17,90 und das Liedheft (ISBN 3933294-06-1) zum Peis von € 5,90 über den Buchhandel. Für Sie gesurft www.brauchtum.de Religiöses Brauchtum im Verlauf der Jahreszeiten stellt die Homepage vor. Und zeigt, wie eng das religiöse Leben mit dem Kreislauf der Natur verbunden ist. www.familie-stark-machen.de Das Forum „Familie stark machen“ ist ein überparteilicher und überkonfessioneller Zusammenschluss von Menschen, die die Zukunft der Familien- und Generationenbeziehungen aktiv gestalten wollen. www.festjahr.de Den Aufbau des kirchlichen Jahreskreises und Informationen zu den Festtagen präsentiert anschaulich die Site des Erzbistums Köln. Eine Homepage für ehrenamtliche Mitarbeiter, Ministranten und alle, die sich einen Einblick in das liturgische Jahr wünschen. www.anzeiger-fuer-dieseelsorge.de Neu im Netz ist das Jahresregister 2005 des Anzeiger für die Seelsorge. Die pdf-Datei kann ausgedruckt werden und bietet Ihnen einen schnellen Überblick über alle Beiträge, die im vergangenen Jahr in Ihrer pastoralen Fachzeitschrift publiziert worden sind. Für Sie 39 gefunden Gebet der Unerlöstheit Unnachgiebig sind die Fesseln, und wenn ich sie zu brechen suche, tut das Herz mir weh. Freiheit ist alles, was ich brauche, doch schäme ich mich, auf sie zu hoffen. Ich weiß zutiefst, dass grenzenloser Reichtum Dein eigen ist, und Du mein bester Freund, und bring es doch nicht über mich, das Flitterwerk herauszufegen, das mein Zimmer füllt. Das Kleid, das mich bedeckt, ist Leichentuch, gewebt aus Staub und Tod. Ich hasse es und halt es dennoch liebend fest. Groß ist die Schuld, und schwer wiegt mein Versagen. Ich schäme mich zutiefst im Herzen. Doch, wenn ich komme, Gutes zu erbitten, so zittre ich vor Furcht, Du könntest mich erhören. Rabindranath Tagore Zweiter Fastensonntag Alltägliche Verklärung Wir sind alle vorbestimmt zur Ekstase alle berufen aus unsern armseligen Machenschaften heraus um Stunde für Stunde in deinen Plan aufzutauchen Nicht sind wir Armselige, die man sich selbst überlässt, immer Glückselige, die berufen wurden, berufen, zu wissen, was dir zu tun gefällt, berufen zu wissen, was du jeden Augenblick von uns willst: Leute, die dir ein bisschen nötig sind, Leute deren Gebärden dir fehlen würden, wenn wir uns weigerten, sie zu tun, Das Knäulchen Stopfgarn, der zu schreibende Brief, S ERVICE Erster Fastensonntag 40 das aufzunehmende Kind, der zu erheiternde Gatte die zu öffnende Tür, der aufzuhebende Hörer, die auszuhaltende Migräne: Lauter Sprungbretter in die Ekstase, lauter Brücken aus unserem armen Leben, unserem Widerwillen, hinüber zum stillen Gestade deines Wohlgefallens. S ERVICE Madeleine Delbrél Der Messias Vielleicht war die Sehnsucht größer als ihre Erscheinung Vielleicht war die Sehnsucht anders als ihre Erscheinung Vielleicht war die Sehnsucht ihre Erscheinung Vielleicht war die Vorstellung größer als ihre Erscheinung Vielleicht ist das große Warten seine Erscheinung Paul Konrad Kurz, Jeschua Jeschua, Gespräche, Psalmen, © 1999 Patmos Verlag GmbH, Benziger Verlag, Düsseldorf und Zürich Dritter Fastensonntag Jeder für sich und Gott für uns alle Madame Plutarque, die Inhaberin der alten Firma Plutarque und Onkel, Schreibwarengeschäft und Andachtsartikel, macht in ihrer Pfarrkirche ihre tägliche Betrachtung vor dem heiligen Sakrament. Sie ist eine sehr fromme Frau. „Liebreicher Sohn des Allmächtigen“, sagt sie und bedient sich eines der rühmlich bekannten Bücher der Verlage Mame oder Poussielgue, „o Du mein süßester Heiland, der in diese Welt gekommen ist, um die Sünde aus ihr zu vertreiben, erbarme Dich derer, die in diesem Jammertal leben und im Todesschatten stöhnen ... Ich bitte Dich auch, uns ein wenig mehr Kunden zu schicken anlässlich des Heiligen Jahres. Jetzt oder nie wäre Gelegenheit, unsere alten wollenen Skapuliere abzusetzen, in die schon die Motten gekommen sind, und Du weißt, dass wir noch einen großen Restposten davon haben ... Makelloses Lamm, das sich für die Sünder mit so viel Liebe opfert, habe Erbarmen mit ihrem Zustand und befreie sie von der Sklaverei des Teufels durch das Verdienst Deiner Opfergabe ... Ich fürchte beinah, ich habe eine zu große Bestellung in Weihwassergefäßen aus Biskuitporzellan gemacht. Einige unserer Kunden beschweren sich, dass sie zu teuer sind. Aber es ist ein vorteilhafter Artikel, der etwas einbringt und den ich nicht billiger ablassen kann. Sonst könnte man ja gleich den Laden zumachen. Glücklicherweise zerbrechen die Dinger leicht, und man braucht immer wieder neue. Die Menge muss es bringen ... Unsere Sünden, o göttlicher Heiland, haben Deinen Henkern die Marterwerkzeuge in die Hand gegeben ... Es ist doch so, Geschäft ist Geschäft, und man kann auf keinen grünen Zweig kommen, wenn man die Ware verschenkt. Dann steht auch noch die tote Zeit vor uns, wo man nicht einen einzigen Katechismus loswerden kann, eine Flasche Tinte oder einen Packen Papier. Wenn man von Zeit zu Zeit mal hier, mal da einen kleinen leichteren Roman, eine kleine schlüpfrige Sache an den Mann bringen kann, ein ganz kleines Spiel Karten mit mehr oder weniger pikanten Bildchen, wenn man sie gegen das Licht hält, mein Gott, das ist doch die Sache der Käufer, nicht wahr? Übrigens mache ich solche Geschäfte, wie Du weißt, nur mit gutgekleideten Herren in gesetztem Alter. Was ist da Schlechtes dabei? Ach, süßer Jesus, mische Dich nicht in mein Geschäft ein! ...“ Lèon Bloy, Jeder für sich und Gott für uns alle Vierter Fastensonntag Beten ist hoffen „Menschen die aus der Hoffnung leben sehen weiter Menschen die aus der Liebe leben sehen tiefer Menschen die aus dem Glauben leben sehen alles in einem anderen Licht.“ Lothar Zenetti Hätte ich den Glauben verloren Ich fühle mich außerstande, vom Weg meiner Vorväter abzuweichen. Ohne diesen Glauben an Gott, dem Glauben meiner Väter und meines Vaters, wäre mein Glaube an Israel und an die Menschheit viel schwächer. Deshalb steht meine Wahl fest: Ich behalte diesen Glauben, der meiner Seele einst Flügel wachsen ließ. Sagte ich, ich habe „eine Wahl“ getroffen? Ehrlich gesagt, handelt es sich nicht wirklich um eine Wahl. Ich wäre nicht der Mann, der ich bin, nicht der Jude, der ich bin, Elie Wiesel, Autobiographie 41 S ERVICE wenn ich das Kind in mir verraten würde, das glaubte, mit Gott, wenn nicht gar für Gott zu leben. In Wirklichkeit habe ich nie aufgehört, an Gott zu glauben. Ich sagte dies immer wieder, denn ich spüre die Notwendigkeit dazu. Ich musste dies bereits früher deutlich machen und komme nun darauf zurück. Selbst im Reich der Finsternis habe ich weiter gebetet. Sicher, mein Glaube war angegriffen, niedergeschmettert, und er ist es heute noch. Es gab Zerreißproben. Und wenn ich in meinem ersten Zeugnis mit dem Bericht über den Tod eines Kindes, das gehängt wurde, auf den Tod Got-tes hinweise, will ich damit zeigen, dass der Mörder mit dem Hängen eines unschuldigen und mutigen Jungen selbst darauf besteht, Gott umzubringen. Dies sage ich jedoch aus meinem Glauben heraus. Anders ausgedrückt: Hätte ich den Glauben verloren, hätte ich mich nicht gegen den Himmel aufgelehnt. Nur weil ich noch an Gott glaube, verlange ich Rechenschaft von ihm. Hat nicht unser Ahnherr Hiob gesagt: „Und wollte Er mich auch töten, ich werde weiterhin all meine Hoffnung auf Ihn setzen.“ Für Sie gelesen S ERVICE 42 Trau dich, 40 Tage anders zu leben Einen außergewöhnlichen Fastenkalender haben Bruder Paulus Terwitte und Marcus C. Leitschuh veröffentlicht. Das bekannte Autorenteam gibt für jeden der 40 Tage der Fastenzeit einen lebensnahen Impuls. Die Anregungen reichen von „Trau dich: Kleiderschrank aufräumen“ (Aschermittwoch) über „Trau dich: Vegetarisch kochen“ bis hin zu „Trau dich: An das Gute glauben“ (Ostermontag). Das besondere dieses Fastenkalenders ist, dass er spirituelle Tiefe fest im Lebensalltag verankert und die österliche Bußzeit so zu einer echten Zeit der Umkehr werden lässt. Gerade weil die Anregungen so lebensnah und einfach umzusetzen sind. Und dazu beitragen, das Leben zu entschlacken. Bruder Paulus Terwitte / Marcus C. Leitschuh,Trau dich, 40 Tage anders zu leben. Der Fastenkalender.Verlag Herder, Freiburg 2006 Früh- und Spätschichten Kurz und prägnant bietet der erfahrene Gemeindepfarrer und Autor Erich Schredl leicht umsetzbare Entwürfe für Früh- und Spätschichten für Ehren- und Hauptamtliche in Pfarreien und Gruppen an. Komplett ausgearbeitete Liturgiefeiern sowie anregende Überlegungen und Hilfen für die Praxis machen das Buch zum wertvollen Begleiter einer lebendigen Gemeinde. Die große Bandbreite von Themen und Zielgruppen verführt zum Nachahmen. Die komplett ausgearbeiteten Andachtsmodelle für die Fasten- und Osterzeit laden dazu ein, den Tag am Morgen bewusst zu beginnen und am Abend mit der Gewissheit abzuschließen, dass die Hektik des Alltags in einen größeren Sinn einfließt. So wird das Tageswerk abgerundet und öffnet die Seele für die Ruhe des Abends. Die unverkrampfte Sprache des Pfarrers und Autors Erich Schredl trägt dazu bei, die Andachtsentwürfe Mitten im Alltag umzusetzen Erich Schredl, Früh- und Spätschichten.Andachten in der Fasten- und Osterzeit.Verlag Herder, Freiburg 2006 Eine Ahnung vom Glück Fast wie ein Vermächtnis wirken die Zeilen des Gründers der Communauté de Taizé. Der im vergangenen Jahr ermordete Roger Schutz schreibt über seinen eigenen Lebensweg, über seine zahlreiche Reisen, die ihn auf alle Kontinente geführt haben, und erinnert sich an prägende Begegnungen in seinem Leben: Mit Mutter Teresa und den Päpsten ebenso wie mit den unbekannten Jugendlichen, die zu den Jugendtreffen auf den Hügel von Taizé gekommen sind. Da- bei beschönigt er nicht, sondern reflektiert die Leiderfahrungen dieser Erde, die für ihn zur existentiellen Herausforderung geworden sind. Beeindrucken ist, dass dabei stets die Hoffnung über das Leid dominiert. So beginnt das Buch beinahe programmatisch mit den Zeilen „Wäre uns bewusst, dass ein glückliches Leben möglich ist, selbst in den dunkelsten Stunden…“. Frère Roger, Eine Ahnung von Glück. Erfahrungen und Begegnungen.Verlag Herder, Freiburg 2006. Jesus mitten unter uns Die Kar- und Osterzeit ist eine der intensivsten Zeiten des Kirchenjahres. Gerade in dieser Zeit finden in der Kinder und Jugendpastoral in vielen Gemeinden zahlreiche Aktivitäten und Gottesdienste statt. Allen, die hier auf der Suche nach guten Ideen sind, kann die Arbeitshilfe von Petra Flocke inspirieren. Die zahlreichen Ideen, die sie in ihrem Buch „Jesus mitten unter uns“ gesammelt hat, auseinander zu setzen. Es finden sich im Buch Kinder und Jugendkreuzwege in der Fastenzeit, Gruppenstunden, Gebetsimpulse, ein liturgischer Abend mit Jugendlichen und Wortgottesdienste in der Karwoche sowie Jugend- und Familiengottesdienste zu Ostern und Pfingsten. Den Ideen und Bausteinen ist anzumerken, dass sie in der Praxis erprobt sind. Die Texte und Gebete sind sprachlich dem jeweiligen Anlass angemessen und gut verständlich. Auch wenn man die ein oder andere Idee schon einmal so oder ähnlich woanders gesehen hat, ist das Buch ein hilfreiche Fundgrube. (FR) eröffnen ansprechende Zugänge zu einem positiven Bild der Gottesmutter, das über die kirchlichen marianischen Dogmen hinausgeht und Bezüge zu unserer heutigen Lebenswelt herstellt: Maria konterkariert bisweilen traditionelle „Bilder“ der Gottesmutter; Maria befreit heutige Geschlechtsgenos- Petra Focke, Jesus mitten unter uns. Mit Kindern und Jugendlichen die Fasten- und Osterzeit gestalten.Verlag Herder, Freiburg 2005. sinnen von überkommenen Klischees; Maria trauert mit um ein verlorenes Kind; Maria verbindet drei Religionen – Christentum, Judentum und Islam; Maria beeinflusst nachhaltig die Lebenswirklichkeit einer modernen Romangestalt; Maria macht vor, wie eine mutige und verantwortungsvolle Lebensentscheidung aussehen kann. Auf gut verständliche Weise werden außergewöhnliche Zugänge zur Gestalt Marias freigelegt. Dazu werden Ausdrucksformen der Bildenden Kunst ebenso einbezogen wie die der modernen Literatur und aktueller Pop-Songs. Maria begegnen Sechs komplett ausgearbeitete Praxisentwürfe für die Gemeindearbeit Michaela Krolla / Daniela Stege-Gast, Maria begegnen. Gottesdienste,Workshops, Mutmachtage.Verlag Herder, Freiburg 2006. 43 S ERVICE laden Kinder und Jugendliche dazu ein, sich aktiv und ganzheitlich mit dem Geschehen der Passion und der Auferstehung Jesu S ERVICE 44 Vor Augen: Das Kreuz Diese Zusammenstellung hat man sich schon lange gewünscht: Der „Ökumenische Kreuzwege der Jugend“ hat eine bewegte Geschichte. Seit 1972 Jahr für Jahr sorgen BDKJ und afj dafür, dass Bilder für sieben Kreuzwegstationen und entsprechende jugendgemäße (und oft auch sozialkritische) Texte gefunden werden, die als „Ökumenische Kreuzwege der Jugend“ herausgebracht werden. Jugendliche in Ost und West in Deutschland, evangelische wie katholische Christen haben diesen Kreuzweg zeitgleich am Freitag vor Palmsonntag gebetet und damit in Zeiten des kalten Krieges ein wichtiges Zeichen der Verbundenheit zum Ausdruck gebracht. Wenn auch die ganz große Zeit des „Ökumenischen Kreuzwegs der Jugend“ vorbei zu sein scheint, so gehört er doch für viele Gemeinden, Dekanate und Jugendverbandsgruppen als wichtiges Element in die Gestaltung der Fastenzeit. Nach wie vor gelingt es, eindrucksvolle Bilder bekannter und un- bekannter Künstler zu finden und in Text, Liedauswahl und Bild qualitativ hochwertige Kreuzwege zu entwickeln. Das belegt eindrucksvoll das von Simone Honecker und Michael Freitag herausgegebene Buch „Vor Augen: das Kreuz“, in dem sich die Jugendkreuzwege von 2002-2006 sowie der Kreuzweg von 1999 mit finden. Sowohl die Texte als auch die Bilder und markante (Neue geistliche) Lieder sind im Buch abgedruckt. Abgerundet wird die Publikation durch eine CD-ROM. Darauf findet sich das Buch als pdf-Datei. Aber auch die Bilder der Kreuzwege sind als Bilddatei dabei. So können die Bilder über PC/ Beamer leicht für die Gestaltung von Gottesdiensten genutzt werden. Eine solche Zusammenstellung hat man sich schon lange gewünscht. Sie ist ästhetisch gut gemacht und bietet durch die CD einen hohen Nutzwert. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich viele durch diese Publikation ermuntert fühlen, in ihren Gemeinden und Jugendgruppen die gelungenen Bilder und Texte in der eigenen Arbeit einzusetzen. (FR) Simone Honecker und Michael Freitag: Vor Augen: Das Kreuz. Ökumenischer Kreuzweg der Jugend,Verlag Herder, Freiburg 2005. Stimmen der Zeit Im Märzheft der STIMMEN DER ZEIT zieht der Münchener Rechtsphilosoph Norbert Brieskorn Vergleiche zwischen der Verletzung menschlicher Grundrechte in der Zeit der Hexenverfolgung und dem heutigen Kampf gegen den Terrorismus. Als älteste Kulturzeitschrift Deutschlands, deren Anfänge auf das Jahr 1871 zurückgehen, spiegeln die STIMMEN DER ZEIT selber ein Kapitel Kirchen- und Zeitgeschichte. Der Kirchengeschichtler Klaus Schatz rekonstruiert in einem Beitrag die Auseinandersetzungen um eine Wende der Zeitschrift von einer apologetisch-defensiven Haltung hin zu einer offenen Auseinandersetzung mit der Moderne vor 80 Jahren. Die Politologin Katharina Hofer befasst sich mit den religiösen Entwicklungen in den Ländern Afrikas südlich der Sahara, wo sich ein militantes, evangelikales Christentum ausbreitet. Sie untersucht dieses Phänomen unter dem Gesichtspunkt seiner Entstehungsgeschichte, seiner Ausbreitung im Kontext gesellschaftlicher, politischer und ökonomischer Wandlungsprozesse sowie seiner Rolle in interreligiösen Konflikten. Der Islamfachmann Christian Troll gibt einen Überblick über eine innerislamische Debatte zur eigenen Identität im geschichtlichen Wandel. Für die progressiven Denker ist eine neue und vorurteilsfreie Lektüre des Koran entscheidend dafür, die Kernwerte des Islam mit den Anforderungen der Moderne in Einklang zu bringen. Vor seiner Wahl zum Papst hat sich Kardinal Joseph Ratzinger in einer programmatischen Predigt entschieden gegen die „Diktatur des Relativismus“ gewandt. Clauß Peter Sajak, Referent für Hochschulen und pädagogische Grundsatzfragen am Bischöflichen Ordinariat Mainz, fragt nach der Rolle von Schule und Religionsunterricht im Umgang mit kulturellen und religiösen Differenzen. In einem Umschau-Beitrag fasst der tschechische Theologe Michal Altrichter die Geschichte der Übersetzungen und des Einflusses der Theologie Karl Rahners im böhmischen Milieu zusammen. (M.M.) Stimmen der Zeit, Heft 3/2006. Einzelheft € 9,95. Probe-Abonnement (2 Ausgaben gratis):Tel. 0761/2717422, E-Mail: [email protected] (bitte ankreuzen) Beleuchtung Bekleidung Akustik Liedanzeiger Reisen Kirchenbänke Tresorbau Hostien Verlage Kirchenorgeln Kerzen Kunsthandwerk Turmuhren Kirchenbedarf Kircheneinrichtungen sonstige: __________________________________ (wird neu aufgenommen) Ja, bitte berücksichtigen Sie meinen Eintrag unter der Rubrik „Hersteller- und Lieferantenverzeichnis“ ab Ausgabe Grundeintrag € 320,(pro Jahr für elf Ausgaben) zzgl. Firmenlogo € 150,(nur im Zusammenhang mit einem Grundeintrag möglich) Firma (bitte geben Sie die exakte Firmierung an) Straße/Hausnummer PLZ/ORT Telefon Telefax E-Mail der en o x a f e Bitt ken an: G m b H 4 c schi H e r d e r e r - S t r . Auftraggeber: rd ag Verl ann-He rg u m r b He 4 Frei 7910 N- INE: L EIGE ANZ ICE-HOT – 2 2 0 7 V 1 SER 27 Ansprechpartner Datum, Unterschrift 1/ 07 6 Anzeigenschluss für Ausgabe 4/2006: 1.3.2006 COUPON m te eit, i lichk hre priva nen g ö i die M ge“ I Sie e n Sie Seelsor . Wenn ch finden rn e b a ge en es Bu t h r die tlich ofor elsor n Ab s eiger fü veröffen vergriffe eren Se . z u nd „An nzeige z chen, ein kt mit a ns richtig a a u u t n s i i n e er riefko Sie be Kl B partn d Reise oder in dann sin n – e n: woll wollen en a k c n i e h tret r sc ode H n e x Gmb e fa n: Bitt Herder er-Str. 4 eige z n d g a r a ein Verl ann-He rg e Kl ivat r Herm4 Freibu p r 7910 se fü hl Prei anza PRIVATE KLEINANZEIGEN Name, Vorname Straße/Hausnummer PLZ/ORT Kreditinstitut BLZ en Zeil n Zeile drei jede n e t s nd er Die € 8,- u 2,50. en eile € t s o k ere Z weit € 8, e l i e ,50 3. Z € 10 eile ,50 4. Z € 12 eile ,5. Z € 15 eile ,50 6. Z € 17 eile 7. Z € 8, ich l 2 20 g ü Zuz 17 – Kontonummer D i e A n z e i g e s o l l u n t e r C h i f f r e e r s c h e i n e n (bitte ankreuzen) Anzeigenschluss für Ausgabe 4/2006: 1. 3. 2006 IG NZE A T -HO VICE ER EN-S : 07 LINE 61/2 7 Faxantwort: 07 61 / 27 17- 4 26 Rubrik HERSTELLER- & LIEFERANTENVERZEICHNIS Faxantwort: 07 61 / 27 17- 4 26 COUPON 46 Akustik VMT Düssel Video-Medien-Technik GmbH Medientechnik/Projektoren Alte Bottroper Straße 92, 45356 Essen Tel. 0201/61302-0 Fax 0201/61302-66 E-Mail: info@vmt-düssel.de Fachbücher Freiburger BuchVersand ▲ Religion · Theologie · Gemeindepraxis ▲ H ERSTELLER - Strässer GmbH & Co. KG Elektroakustik u. Mediensysteme Enzstraße 40 A, 70376 Stuttgart Tel. 0711/896515-0 Fax 0711/896515-66 E-Mail: [email protected] www.straesser.de ▲ ▲ UND L IEFERANTENVERZEICHNIS A.V.E. mbH Markgräflerstraße 2, 70329 Stuttgart Tel. 0711/65402610 Fax 0711/654026110 E-Mail: [email protected] www.ave-stuttgart.de Freiburger BuchVersand Postfach 564, 79005 Freiburg Tel. 0761/2717328 Fax 0761/2717360 E-Mail: [email protected] www.freiburger-buchversand.de Fahnen / Paramente / Kirchenbedarf Kevelaer Fahnen und Paramenten GmbH Kapellenplatz 27, 47623 Kevelaer Tel. 02832/5734 Fax 02832/50075 E-Mail: [email protected] www.kreation-kevelaer.de Hostien Hoch GmbH Hostienbäckerei Postfach, 63884 Miltenberg Tel. 09371/9794-0 Fax 09371/9794-27 E-Mail: [email protected] Paul Stasius, Opferbrote e.K. Rheinhäuserstr. 89, 68165 Mannheim Tel. 0621/441609 Fax 0621/448423 Kerzen AETERNA Lichte Georgswerder Damm 1, 20539 Hamburg Tel. 040/780760-0 Fax 040/780760-66 E-Mail: [email protected] www.aeterna-lichte.de Kirchenbankpolsterung P. R. Havener Postfach 1529, 66715 Saarlouis Tel. 06831/85239 Fax 06831/86526 Meditatio Gesellschaft für Kirchenausstattung mbH & Co. KG Fuldaer Str. 24 a, 36381 Schlüchtern Tel. 06661/916871 Fax 06661/916872 Kirchenorgeln G. Kisselbach – Deutschlands großes Kirchenorgelhaus Lindenallee 9-11, 34225 Baunatal Tel. 0561/94885-0 Fax 0561/94885-20 E-Mail: [email protected] www.kisselbach.de Orgel – Selbstspieleinrichtung Ingenieurbüro Klaus Holzapfel Keltenstr. 19, 89446 Reistingen Tel. 09076/2000 Fax 09076/2307 E-Mail: [email protected] www.organola.de Orgelzentrum Berlin Ltd. & Co.KG. Pariser Straße 20, 10707 Berlin Tel. 030/42105250 Fax 030/42105246 E-Mail: [email protected] www.orgelzentrum-berlin.de Kunsthandwerk Ferdinando Perathoner Holzbildhauer ARS SACRA Romstrasse 77, I-39046 St. Ulrich/Ortisei Tel. 0039 0471/796180 Fax 0039 0471/797361 Lautsprecher Weiland Funktechnik.Tragbare drahtlose Lautsprecheranlagen für draußen & drinnen Verbindung mit stationärer Kirchenanlage möglich Schloßstraße 55, 88353 Kißlegg Tel. 07563/920200 Fax 07563/920208 E-Mail: [email protected] www.weiland-funktechnik.de Leuchten Kusterer-Leuchten GmbH Gögginger Str. 135, 86199 Augsburg Tel. 0821/91324 Fax 0821/994790 Liedanzeiger Fax 07731/63422 E-Mail: [email protected] www.studienreise.org Brandmaier Messen, Steuern, Software Robert-Bosch-Str. 29, 72160 Horb Tel. 07451/8526 Fax 07451/60295 E-Mail: [email protected] www.brandmaier.com ECC-Studienreisen Kirchliches und Kulturelles Reisen Deutschherrnufer 31, 60594 Frankfurt/M. Tel. 069/9218790 Fax 069/92187979 [email protected] www.ecc-studienreisen.de GeProTec e. K. Am Breiten Weg 8, 36088 Hünfeld Tel. 06652/918535 Fax 06652/918536 www.GeProTec.de Henkel Anzeigetechnik Breitzbacher Weg 2 a, 36088 Hünfeld Tel. 06652/2270 Fax 06652/5074 E-Mail: [email protected] www.henkel-anzeigetechnik.de „Urlaub mit Sinn“ SKR Studien-Kontakt-Reisen Kurfürstenallee 5, 53177 Bonn Tel. 0228/93 57 32 0 Fax 0228/93 57 35 0 E-Mail: [email protected] www.skr.de Schaukästen/Schilder Hans Fischer Lichtwerbeanlagen GmbH & Co. KG G.-F.-Steinmeyer-Straße 3, 86732 Oettingen Tel. 09082/9111630 Fax 09082/9111633 E-Mail: [email protected] Jäger GmbH Ortesweg 7, 36043 Fulda Tel. 0661/402222 Fax 0661/402221 E-Mail: [email protected] www.liedanzeiger.de Anzeigetechnik Josef Leibold Breitzbacher Weg 2a, 36088 Hünfeld Tel. 06652/5744 Fax 06652/5074 E-Mail: [email protected] Götsch GmbH Am Siebenstein 12, 63303 Dreieich Tel. 06103/69750-0 Fax 06103/64011 E-Mail: [email protected] Verlage Reif elektronik Postfach 6035, 48222 Warendorf Tel. 02585 / 9311-0 Fax 02585 / 9311-11 E-Mail: [email protected] Verlag Herder GmbH Hermann-Herder-Straße 4, D-79104 Freiburg Tel. 0761/2717440 Fax 0761/2717360 E-Mail: [email protected] www.herder.de Pastorale Praxis Schwabenverlag AG Senefelderstraße 12, 73760 Ostfildern Tel. 0711/4406-0 Fax 0711/4406-177 E-Mail: [email protected] www.schwabenverlag.de www.versacrum.de Video VMT Düssel,Video-Medien-Technik GmbH Medientechnik/Projektoren Alte Bottroper Straße 92, 45356 Essen Tel. 0201/61302-0 Fax 0201/61302-66 E-Mail: info@vmt-düssel.de Reisen Biblische Reisen GmbH Silberburgstr. 121, 70176 Stuttgart Tel. 0711/61925-0 Fax 0711/61925-811 E-Mail: [email protected] www.biblische-reisen.de BlassTravel GmbH Erzbergerstraße 5, 78224 Singen Tel. 07731/87500 Sie interessieren sich für einen Eintrag im Hersteller- und Lieferantenverzeichnis? Dann nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf : Tel. 0761/2717-220 Verlag Herder Fax: 0761/2717-426 Frau Tomasi-Baier Hermann-Herder-Str. 4 E-Mail: [email protected] 79104 Freiburg Anzeigenschluss Ausgabe 4/2006: 1.3.2006 48 Orte diakonischer D IAKONISCHE P ASTORAL Pastoral Betriebsseelsorge … „Wollen Sie sich nicht bei den Betrieben in Ihrer Gemeinde vorstellen?“ Alle Pfarrerinnen und Pfarrer, die in der Region Niedersachsen Süd der ev.-luth. Landeskirche Hannover die Stelle wechseln, bekommen einen solchen Anruf vom zuständigen Industriepfarrer. Er bietet den Seelsorgern an, einen Kontakt zu den ortsansässigen (Industrie-)Betrieben herzustellen und einen Erstbesuch zu organisieren. Meist sind dann auch Mitarbeiter des KDA (Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt) mit zur Stelle, wenn Betriebsrat und Unternehmensleitung zum ersten Mal mit dem neuen Gemeindepfarrer ins Gespräch kommen. Uwe Brinkmann, Initiator dieses Projektes, weiß davon zu berichten, dass dieser Erstkontakt zu Beginn einer Pfarrstelle dazu führen kann, dass Menschen, die im Arbeitsleben stehen, künftig besser mitbedacht werden bei Planung und Durchführung der Gemeindearbeit, dass auf diese Weise aber auch gleichzeitig Kirche für die Menschen im Betrieb wieder ins Blickfeld gekommen sei. „Arbeiterseelsorge“, „Arbeitnehmerseelsorge“, „Arbeiterpastoral“, „Betriebsseelsorge.“ „Betriebsbezogene Arbeit“, „Kirche im Betrieb“. Unter diesen Überschriften firmieren vielfältige kirchliche, meist ökumenisch ausgerichtete Aktivitäten, deren Augenmerk vor allem dem Menschen gelten, der in der (Erwerbs-)Arbeitswelt steht. Dessen Existenz in einer sich dort ständig verändernden Gemengelage und die Überzeugung, es beim Gott Jesu von Nazareth mit einem solidarischen und befreienden Gott zu tun zu haben, befördert das Thema „Kirche und Arbeitnehmerschaft“ in regelmäßigen Abständen auf die Tagesordnung praktisch-theologischer Reflexion. Es gilt als ernst zu nehmendes Feld der Pastoral und dies nicht erst in Folge des gleichnamigen Beschlusses der gemeinsamen Synode der deutschen Bistümer aus dem Jahr 1975 oder seit der Verabschiedung der „Wegbeschreibung“, in der sich 1990 die bundesdeutsche Betriebsseelsorge eine (bis heute „gültige“) theologische Plattform erarbeitet hat. Als Arbeiterseelsorge reicht die Geschichte dieses kirchlichen Tätigkeitsfeldes zurück in das 19. Jahrhundert, in die Zeit der „Sklavennot der Fabrikarbeiterschaft“ (Ru- dolf Eichhorn, 1853-1925). Im Gewand der Betriebsseelsorge ist es Kind einer Zeit mit ganz anderen Arbeitsbedingungen, der Wirtschaftswunderzeit nämlich mit ihrer weitestgehenden Vollbeschäftigung (1966 etwa lag die Arbeitslosenquote gerade einmal bei 0,7 (!) Prozent). Unter der Bezeichnung „Kirche im Betrieb“ fungiert die „Arbeiterpastoral“ seit Ende der 1990er Jahre in einem noch einmal dramatisch veränderten Umfeld, in dem auf die Beschäftigten Mobilitäts- und Flexibilitätsanforderungen in bislang nicht gekanntem Ausmaß zugekommen sind und ein ständig sich erhöhender Leistungsdruck. Zudem hat sich die Struktur der Arbeitsgesellschaft überhaupt signifikant verändert. Inzwischen arbeiten die meisten Menschen in den Industrie(!)ländern nicht mehr in der Industrie sondern im Dienstleistungssektor. In Deutschland etwa spielt die Produktion keine größere Rolle mehr als die Landwirtschaft Ende der 1950er Jahre. Kaum ein Drittel der arbeitenden Bevölkerung stellt hierzulande noch etwas Gegenständliches her, und wo dies geschieht, hat sich die Produktivität, mit der es geschieht, vervielfacht. (Sie stieg allein zwischen 1948 und 1965 um nahezu 300 Prozent und hat sich zwischen 1970 und 1995 noch einmal verdoppelt). Zukünftig sind weitere Produktivitätssteigerungen aber nicht nur in der Industrie zu erwarten. Auch im Dienstleistungssektor geht man von einem hohen Automatisierungspotenzial aus. Allein z.B. im Bankensektor liegt es bei über 60 Prozent und im Handel immerhin noch bei mehr als der Hälfte des gegenwärtigen Beschäftigungsstands. Wenn man davon ausgeht, dass diese Möglichkeiten kontinuierlich weiter ausgeschöpft werden, ist zweierlei abzusehen: Es werden dauerhaft immer weniger Menschen gebraucht, um innerhalb moderner Ökonomie hohe Produktivitätsgewinne zu erwirtschaften. Und es wird sich insbesondere die Zahl der Arbeitsplätze im Bereich der einfachen Tätigkeiten in den nächsten Jahren weiter erheblich verringern. Wo noch gearbeitet wird, werden die Konflikte zunehmen und wird die Anzahl prekärer Beschäftigungsformen steigen, also solcher mit niedrigem, nicht kontinu- LESETIPP schreibung für Arbeiterpastoral. In: Unser Dienst. 24 (1990), 233-250; Schobl, Paul u.a. (Hrsg.): Forschungsbericht „Kirche im Betrieb“. Herzogenrath 2000; brand eins: Themenheft „Arbeit – Nie wieder Vollbeschäftigung“ 7 (2005), Heft 7; Jünemann, Elisabeth u. Werner Wertgen (Hrsg.): Herausforderung Soziale Gerechtigkeit. Paderborn 2005; Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt: http://www.kirchliche-dienste.de/fachgebiete: BSO: http://www.dsp.at/pa_bs/BSOe.html ierlichem Einkommen, unkalkulierbarer Dauer, geringer Karrierechancen usf. Aufgrund der mangelhaften Einbindung in sozial- und arbeitsrechtliche Vorschriften sind diese Arbeitverhältnisse in der Regel dann auch ungenügend geschützt und haben keinen Zugang zu betrieblicher Mitbestimmung. „Mit den Arbeitern im Weinberg, mit den Fischern am See, mit den Frauen am Brunnen, mit den Ausgeschlossenen an einem Tisch ...“ Dieses Leitwort der Betriebsseelsorge nimmt genau jene Unterprivilegierten in Blick, drückt „die Sympathie der Vorschau Vorschau Im nächsten Heft lesen Sie Betriebsseelsorge mit den Benachteiligten der (Arbeits-) Gesellschaft aus und bestimmt auch ihre bevorzugte Zielgruppe: Arbeitslose; ArbeitnehmerInnen die in untergeordneten Positionen beschäftigt sind; Menschen, die wenig verdienen, Lehrlinge, ...“ (BSO) Ob Mobbing-Kontaktstelle oder Sorgentelefon für Fernfahrer, ob Seminare zur Konfliktbewältigung oder zur Unterstützung der betrieblichen Interessenvertretung in Call-Centern, ob Veranstaltungsreihen für Betriebs- und Personalräte unter der Überschrift „Soziale Kompetenz“ oder „Teamentwicklung“, ob als projektorientierte Arbeit vor Ort oder über bundesweite Kampagnen, ob allein oder in Kooperation mit Arbeitnehmerinteressenvertretungen, Gewerkschaften, Bildungseinrichtungen, Selbsthilfegruppen usf., ob von Verbänden (KAB, CAJ etc.) oder Diözesen getragen: die Betriebsseelsorge leistet ihren Beitrag dazu, dass Gerechtigkeit ein Thema bleibt in der Welt der Arbeit und ist gleichzeitig für die Pfarrgemeinden wie für die organisierte Diakonie ein Seismograph für Umbrüche und Erschütterungen, die für die Gesamtgesellschaft nicht ohne Auswirkung bleiben werden. Norbert Schuster Wir freuen uns auf Ihre Themenwünsche, Anregungen, Anfragen oder Kritik. Die SchwerpunktThemen der nächsten Ausgaben: Die Bibel lässt dich nicht mehr los Mit Kindern die Bibel neu entdecken „Warum bestraft der liebe Gott den Mann?“ Mai: Reise und Erholung Biblische Geschichten Kindern erschließen Juni: Fußball Zwischen Kindergarten und Erstkommunion – Fehlanzeige Juli/August: Berufungspastoral Kinderbibeltage September: Communio Pastoral Oktober: Liturgien feiern Erfahren Sie mehr über die Zeitschrift und ihre Autoren im Internet unter: www.anzeiger-fuer-die-seelsorge.de. Außerdem erhalten Sie dort die vollständigen Jahresregister zum Download sowie Einzelhefte zum Online-Kauf. 49 T HEMENVORSCHAU Bundeskommission der Betriebsseelsorge: Eine Wegbe- 50 Das fehlte noch A R T O O N C ARTOON C I MPRESSUM Anzeiger für die Seelsorge 115. Jahrgang Zeitschrift für Pastoral und Gemeindepraxis www.anzeiger-fuer-dieseelsorge.de Verlag: Verlag Herder Hermann-Herder-Str. 4 D-79104 Freiburg Abonnentenservice: D+A: Verlag Herder D-79080 Freiburg Tel.: 0761/2717-422 [email protected] CH: Herder AG Basel, Postfach, CH-4133 Pratteln 1 Schriftleitung: Dr. Klaus Vellguth (verantw.) Münsterstr. 319, 52076 Aachen Tel.: 02 41 / 1 80 46 02 Fax: 02 41 / 1 80 46 03, [email protected] Anzeigenleitung: Sylvie Eismann Verlag Herder Hermann-Herder-Str. 4 D-79104 Freiburg Tel.: 0761/2717-407 Fax: 0761/2717-426, [email protected] Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 45 vom 1. 1. 2006 Layout: Grafikstudio Meike Hürster, Freiburg Satz: SinnOptics – Büro für Werbung und Design, Freiburg Druck: Stiehler Druck & media GmbH, Denzlingen Preise (D): unverbindl. Empf. inkl. Mwst: Jahresabo (11 Hefte) € 28,60 zzgl. € 7,15 Versand. Einzelheft € 3,60 zzgl. € 2,90 Versand. Kündigungsfrist: 6 Wochen zum Ende des Bezugszeitraums Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Diesen Cartoon als E-Card verschicken: www.anzeiger-fuer-die-seelsorge.de Mitarbeiter / innen dieses Heftes: Manfred Becker-Huberti, Diana Güntner, Klaus Jäkel, Andrea Kett, Gregor Leschig, Wunibald Müller, Thomas Plassmann, Wolfgang Raible, Frank Reintgen, Norbert Schuster, Andrea Schwarz, Pierre Stutz, Gunda Werner Titelbild: Lothar Nahler Meditationen Impulse für das geistliche Leben Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.) Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.) Der Kreuzweg unseres Herrn Diener eurer Freude Meditationen 80 Seiten, gebunden mit Leseband, durchgehend vierfarbig, mit 15 Farbbildern Y 9,90 /SFr 18.10 /k[A] 10,20 ISBN 3-451-28893-1 Meditationen über die priesterliche Spiritualität Neuausgabe 112 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag Z 14,90 /SFr 26.80 /l[A] 15,40 ISBN 3-451-28921-0 Am Karfreitag 2005 hat Kardinal Joseph Ratzinger den traditionellen Kreuzweg im Colosseum in Rom geleitet. In Vertretung für den schwer kranken Papst Johannes Paul II. trug er selbstverfasste Meditationen vor, die weltweit beachtet wurden. Der Kreuzweg zeigt den Gott, der selbst mit den Menschen mitleidet und dessen Liebe uns bis in den Tod begleitet. Die Begegnung mit Jesus Christus steht im Mittelpunkt dieser Meditationen. Auch die Nachfolge beginnt mit dem ersten Schritt und will lebendig gehalten werden. Diese Texte machen Mut, die Herausforderung anzunehmen und die Begegnung mit Christus auch heute immer wieder neu zu wagen. Inspirierend nicht nur für Priester und Theologiestudenten, sondern für alle, die ihr Leben aktiv als Christen gestalten wollen. Europreis Österreich [A] = unverbindliche Preisempfehlung·Unsere Bücher erhalten Sie in jeder Buchhandlung oder bei D+A: Freiburger BuchVersand, Postfach 564, D-79005 Freiburg·CH: Herder AG Basel, Postfach, CH-4133 Pratteln 1 www.herder.de www.herder.de Zeitschrift für Pastoral und Gemeindepraxis Verlag Herder Hermann-Herder-Straße 4 D -79104 Freiburg Postvertriebsstück 1339 115. Jahrgang · Heft 3 März 2006 Soziallehre Offizielle Ausgabe Soeben n! erschiene Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden Kompendium der Soziallehre der Kirche Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden Format: 15,4 x 21,0 cm, 544 Seiten, mit Stellen- und Sachregister, Klappenbroschur Z14,90 /SFr 26.80 l[A] 15,40 ISBN 3-451-29078-2 Am 15.10.2004 stellte der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden in Rom die italienische Ausgabe des katholischen Sozialkatechismus vor. Mit dem hier vorgestellten „Kompendium der Soziallehre der Kirche“ liegt nun die Gesamtschau der katholischen Soziallehre erstmals in deutscher Sprache vor. Der Sozialkatechismus wendet sich an Katholiken und an alle, die in einen Dialog um das Wohl des Menschen eintreten wollen. Mit dem Kompendium deklariert die katholische Kirche die Soziallehre als Teil ihres Verkündigungsauftrages und stellt sie gleichrangig neben die Morallehre. KOMPENDIUM DER SOZIALLEHRE Europreis Österreich [A] = unverbindliche Preisempfehlung · Unsere Bücher erhalten Sie in jeder Buchhandlung oder bei D+A: Freiburger BuchVersand, Postfach 564, D-79005 Freiburg · CH: Herder AG Basel, Postfach, CH-4133 Pratteln 1 www.herder.de DER KIRCHE HERDER Verlag Herder, ISSN 0721 - 1937 Anzeiger für die