Cockpit, OP, Siloah St. Trudpert Klinik Pforzheim, SmartPilot View
Transcription
Cockpit, OP, Siloah St. Trudpert Klinik Pforzheim, SmartPilot View
Cockpit im OP Damit seine Patienten schnell wieder gesund werden zieht Dr. rené gust, Chefarzt der Siloah St. trudpert Klinik in Pforzheim, konsequent alle möglichkeiten moderner medizintechnik. Den SmartPilOt View hat er dabei als alltagstaugliche entscheidungshilfe schätzen gelernt. M it allgemeinen Standards gibt sich Dr. René Gust selten zufrieden. Seine Facharztprüfung wertete er durch ein Diplom an der Europäischen Akademie für Anästhesie auf. Mit seiner Habilitationsschrift qualifizierte er sich nicht nur zum Privatdozenten, sondern gewann damit auch einen renommierten Preis der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin. Und obwohl er seit mehreren Jahren als Chefarzt der Anästhesie arbeitet, nimmt er sich regelmäßig die Zeit, an der Universität in Heidelberg Vorlesungen zu halten. Da wundert es wenig, dass er auch 20 seine Mitarbeiter zu Höchstleistungen anspornt. „Wir wollen unsere Patienten möglichst fit und früh in ihren Alltag entlassen“, sagt der 47-Jährige. „Dafür benötigen wir gut organisierte Abläufe und Hightech-Medizin.“ Ohne Beatmung auf „intensiv“ Die Dynamik des Krankenhausalltags zeigt sich dem Mediziner derzeit schon beim Blick aus seinem Bürofenster. Dort, wo Gerüste in die Höhe wachsen, wird gebaut, und zwar kräftig. Schließlich will die Pforzheimer Klinik – mit knapp 500 Betten eine der größten Häuser für die Regelversorgung in Baden-Württemberg – die einst eigenständigen Kliniken Siloah und St. Trudpert bis August 2011 auch räumlich unter einem Dach zusammenführen. Für die rund 80 Mitarbeiter der Anästhesie, die jährlich rund 12.000 Narkosen durchführen, werden sich die Wege verkürzen – und neue Möglichkeiten bieten, die hohen Qualitätsansprüche noch effizienter umzusetzen. Um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, hat Dr. Gust in den vergangenen Jahren gezielt in die technische Ausrüstung investiert. Beispielsweise ließ er alle Anästhesie-Arbeitsplätze Drägerheft 386.1 | November 2010 A s si st e n z- syst e m e Übersichtliche Displays reduzieren die komplexen Zusammenhänge von pharmakokinetik und pharmakodynamik. fotos: sebAstiAn berger Dr. René Gust kann als Chefarzt seine Arbeitsweise im Smartpilot View wiederfinden. mit dem Anästhesiesystem Zeus ausstatten, weil das geschlossene System präzise Dosierungen erlaubt und die höheren Investitionen durch niedrigere Verbrauchskosten bei den modernen Inhalationsanästhetika kompensiert werden. Zudem greift das Anästhesie-Team verstärkt auf Larynx-Masken anstelle der klassischen endotrachealen Intubation zurück, um unter Anästhesie den Körper nicht zusätzlich durch muskelrelaxierende Medikamente zu belasten. Schließlich wird durch ein modernes Thermomanagement die Körpertemperatur der Patienten stabil gehalten, damit die Anästhetika auch bei längeren Eingriffen ihre Wirkung optimal entfalten und die Narkose besser steuerbar wird. Den Erfolg dieser Maßnahmen macht der Chefarzt an der Belegung im Aufwachraum fest: „Bei uns gibt es heute fast keine Patienten mehr, die wir beatmet auf die Intensivstation schicken müssen.“ Drägerheft 386.1 | november 2010 R ep o R t Weitere Fortschritte verspricht sich Dr. René Gust nun vom SmartPilot View (SPV). Das neue Dräger-System besteht aus einer Software und einem TouchscreenMonitor, der beispielsweise an ein ZeusAnästhesiesystem mit Spritzenpumpen angedockt werden kann. Die behandelnden Ärzte können den aktuellen Narkoselevel des Patienten in Echtzeit kontrollieren und sich eine Vorschau anzeigen lassen – ohne dafür in die theoretischen Tiefen der Pharmakokinetik und Pharmakodynamik hinabzusteigen. Denn die Software des neuen Dräger-Systems ist in der Lage, die Kombinationswirkung, die mehrere flüssige und gasförmige Anästhetika im menschlichen Körper erzielen, in Abhängigkeit von Parametern wie Alter, Gewicht und Geschlecht des Patienten zu berechnen und auf einen Blick darzustellen (siehe auch Drägerheft 382.1, S. 18 f.). Bessere orientierung Dräger hat sich beim SPV gezielt das Flugzeug-Cockpit zum Vorbild genommen. Dort zeigen Flight-Management-Systeme den Piloten nicht nur Lage und Position ihrer Flugzeuge, sondern blicken auch in die Zukunft und warnen etwa vor gefährlichen Hindernissen. Damit sorgen diese vorausschauenden Assistenz-Systeme nicht nur für Orientierung, sondern tragen auch zur Sicherheit bei. Anästhesisten stehen bei der Patientenüberwachung vor ähnlichen Herausforderungen, denn die Medikamentenkonzentration darf während der Narkose nicht so stark abfallen, dass der Patient erwacht, bevor der chirurgische Eingriff beendet ist. Ebenso wenig sollte er in eine zu tiefe Narkose geschickt werden, die die Aufwachphase über das vernünftige Maß hinaus verlängert. „Der SmartPilot View unterstützt dabei, den Narkoselevel punktgenau anzusteuern und das Ergebnis unserer Arbeit zu verbessern“, schildert Dr. Gust die Vorteile dieser Methodik. In den allermeisten Fällen biete das System eine bessere Orientierung als die eigene Erfahrung. „Gleichzeitig entlässt es den Arzt aber nicht aus seiner Verantwortung, die Narkose zu steuern.“ In den restlichen Fällen sei der Arzt genauer, da er – je nach Behandlungsfall – weitere Komponenten in Betracht ziehen müsse. Neben der zuverlässigen Technik hat der Chefarzt vor allem die leichte Bedienbarkeit des Gerätes, das seit Januar 2010 auf dem Markt ist, schätzen gelernt. Diese Eigenschaft habe die Akzeptanz im Team deutlich erhöht und sei auch auf die Bereitschaft des Herstellers zurückzuführen, die Verbesserungsvorschläge der Anwender ernst zu nehmen. Beispielsweise wurde die neue Farbcodierung für Anästhetika schon kurz nach ihrer Verabschiedung übernommen. „Ich kann mich in dem Produkt wiederfinden“, urteilt Dr. René Gust. Das sei bei Kontrollsystemen anderer Hersteller, die er getestet hat, nicht der Fall gewesen. Was er sich an weiteren Verbesserungen vorstellen kann? „Die direkte Integration in das Anästhesiegerät.“ Doch das sei heute noch Zukunftsmusik. „Ich bin mir aber sicher, dass ich das und weitere Entwicklungsschritte noch erleben werde“, sagt er mit einem Schmunzeln, „Denn ich habe noch einige Jahre vor mir, bevor ich in Rente gehe.“ Frank Grünberg 21