thema - Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien

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thema - Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien
derPlan
DIE ZEITSCHRIFT DER KAMMER DER ARCHITEKTEN UND INGENIEURKONSULENTEN
FÜR WIEN, NIEDERÖSTERREICH UND BURGENLAND
No. 2 / Juli 2006
Interview: Bundeskanzler Wolfgang Schüssel erstmals im Gespräch mit „derPlan“
Service: Umsatzsteuer-Regelungen in Europa – der Überblick
Kammerwahlen: Die Programme der neu gewählten Standesvertreter
HERAUSFORDERUNG EUROPA
T I T E LG E S C H I C H T E Chancen und Hürden. Ein Wegweiser für den Weg in die EU.
Aus dem Inhalt
STEUER: ALLES ÜBER DIE UST
Die Umsatzsteuer ist ein Quell
ewiger Unklarheit, vor allem
dann, wenn es um Leistungen
geht, die nicht zu Hause am Computer erbracht werden – etwa im
Ausland oder ganz einfach vor Ort
auf einer Baustelle. Lesen Sie,
wann die Ust fällig ist und vor allem in welcher Höhe. Ein steuerrechtlicher Wegweiser durch
9
Europa.
RECHT: STOLPERSTEIN § 1170a
ILLUSTRATION: THOMAS KUSSIN
2/06 Ausgabe Juli 2006
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien GZ 02Z030155 M
Rund 50.000 Architektenund Ziviltechnikerbüros, die
mehr als zwei Millionen
Menschen beschäftigen,
ringen in der Europäischen
Union um Aufträge und
Jobs. Lesen Sie, wie man
sich in diesem Dschungel
zurechtfindet.
Am 30. Juni dieses Jahres
hat Österreich den EU-Vorsitz
an Finnland übergeben. Der
wahrscheinlich wichtigste Erfolg der diesbezüglichen Ära
Schüssel war – zumindest wars
die Branche der Architekten
und Ingenieurkonsulenten betrifft – die Verhandlung der
Dienstleistungsrichtlinie. Deren
Regeln erleichtern, wenigstens
auf dem Papier, das europa-
weite Agieren aller heimischen
Ziviltechniker über Österreichs
Grenzen hinaus.
Wie gesagt, auf dem Papier:
Denn in Wahrheit versuchen
alle nationalen, ja sogar lokalen
Märkte in Europa, ihre eigenen
Leute, so gut es geht, zu schützen – trotz der prinzipiellen
EU-Freiheit der Niederlassung
oder der Dienstleistung.
Die Hürden und Hindernisse
für Architekten und Ingenieurkonsulenten auf dem Weg nach
Europa sind mannigfaltig – sie
beginnen bei bürokratischen
Zulassungsbestimmungen, gehen weiter mit kaum durchschaubaren lokalen Bauregeln
und reichen bis hin zu Fragen
der Korruption.
„derPlan“ bietet diesmal einen Wegweiser zum Erfolgsziel
Europa.
Ab Seite 3
Eigentlich soll der neue § 1170a
des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches, der ab 2007 in Kraft
tritt, Auftragnehmer am Bau vor
der Insolvenz des Bauherrn schützen. Tut er aber nicht immer.
Denn in der Realität fallen zu
hohe Kosten für die (Ab)sicherung an, die kaum einer tragen
will. Resultat: gut gemeint, aber
10
nicht gut gemacht.
AKADEMIE:
DIE NEUEN ANGEBOTE
Alles über die aktuellen Kurse und
Lehrgänge. Diesmal ausführlich
im Programm: der Holzbau-Lehrgang.
14
KURZ & BÜNDIG
Kommentar: Christian Klausner
Die staatliche Ausbildungsförderung kann einen ganzen Haufen
Vorteile und steuerliche Erspar11
nisse bringen.
Kammer-intern
Die aktuellen Berichte aus den
Sektionen und Ausschüssen. 14
Kammerwahlen 2006: Alle Ergebnisse im Detail
A
m 2. Juni dieses Jahres fanden die internen Wahlen der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien,
Niederösterreich und Burgenland statt. Ihr
Hauptergebnis: Andreas Gobiet ist neuer
Kammerpräsident und löst damit Ortfried
Friedreich in dieser Position ab.
43,5 Prozent der Kammermitglieder beteiligten sich an dieser Wahl, die auch den Ar-
chitekten Peter Pircher zum Vizepräsidenten
der Kammer kürte. Er folgt in dieser Position
Rudolf Rollwagen nach.
Der Sektionsvorstand der Architekten
wählte den Wiener Architekten Georg
Driendl zum Vorsitzenden und Werner Neiger zu seinem Stellvertreter. In der vergangenen Funktionsperiode bekleideten Raoul
Proché und Peter Pircher diese Funktionen.
Bei den Ingenieurkonsulenten wurde der
Neunkirchner Vermessungsingenieur Hans
Polly einstimmig zum Vorsitzenden und der
Wiener Bauingenieur Erich Klein zum Stellvertreter gewählt. Sie folgen in diesen Funktionen Thomas Müller-Hartburg und Johanna Fuchs-Stolitzka nach.
Alle Details zu den Wahlen und die StateSeite 13
ments der neuen Funktionäre ab
Report
Die Kolosseen der Neuzeit: ein
Überblick über die schönsten Stadien der eben zu Ende gegangenen
15
Fußball-Weltmeisterschaft.
Kolumne: Ute Woltron
Über die Wichtigkeit der Kammer
der Architekten und Ingenieurkonsulenten und die Unfähigkeit
mancher Mitglieder, mit einer
Zunge zu sprechen.
16
Besuchen Sie unsere Websites: wien.arching.at und archingakademie.at
derPlan
intern
Kammerwahlen 2006: Unser Auftrag für die Zukunft
2
No. 2 / Juli 2006
BILD: KAMMER
A
Hans Staudinger,
Kammerdirektor
m 2. Juni 2006 fanden die Wahlen der
Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich
und Burgenland statt. Im Anschluss daran konstituierten sich am 23.6.2006 der neue Kammervorstand sowie die Sektionsvorstände der
Architekten und der Ingenieurkonsulenten, die
an diesem Tag auch die Spitzenorgane der Kammer wählten.
Andreas Gobiet, Zivilingenieur in Wien, wurde
einstimmig zum Präsidenten, Peter Pircher, Architekt in Wien wurde – ebenfalls einstimmig zum Vizepräsidenten gewählt. Gemeinsam mit
dem neu gewählten Sektionsvorsitzenden der Architekten, Georg Driendl und seinem Stellvertreter Werner Neiger sowie mit dem neuen Sektionsvorsitzenden der Ingenieurkonsulenten, dem
Neunkirchner Vermessungsingenieur Hans Polly
und seinem Stellvertreter Erich Kern, bilden sie
die neue, für vier Jahre gewählte Kammerspitze.
Alle Details dieser Wahl sowie einen „Brief“ des
neuen Präsidenten und der neuen Sektionsvorsitzenden finden Sie ab Seite 15.
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Kammer betrachten dieses Wahlergebnis als
Auftrag, engagiert für die Interessen des Berufsstandes zu arbeiten und das Dienstleistungsni-
veau weiter zu steigern. Dazu gehört auch ein
qualifizierter und fundierter Informationsfluss
zu den Mitgliedern unserer Kammer.
Wir hoffen, mit der aktuellen Ausgabe von
„derPlan“ diesem Ziel wieder einen Schritt näher
zu kommen. Im Mittelpunkt der diesmaligen Berichterstattung steht – auch wegen der österreichischen EU-Präsidentschaft in den vorigen
sechs Monaten – das Großthema „Herausforderung Europa“. Nicht ohne Stolz dürfen wir auf
ein Interview mit dem österreichischen Bundeskanzler und bisherigen EU-Präsidenten Wolfgang Schüssel hinweisen (Seite 7).
Natürlich ist Europa keine Einbahnstraße.
Die Herausforderungen und Hürden, in diesem
riesigen Markt mit mehr als 400 Millionen Einwohnern und einer Konkurrenz im Bereich der
Architekten und Ingenieurkonsulenten von europaweit rund 50.000 Anbietern weitgehend
vergleichbarer Leistungen, Erfolg zu haben, sind
enorm. Doch dieser Markt wächst immer mehr
zusammen: Kollegen aus Deutschland drängen
nach Österreich, heimische Architekten und Ziviltechniker erobern aber gleichzeitig mehr und
mehr Märkte in Osteuropa, ja sogar in China
und im Fernen Osten. Die vorliegende Titelgeschichte „Herausforderung EU“ will eine Orien-
LESERBRIEFE
ERRATUM
Aufgrund eines EDV-Problems ist in der gedruckten Ausgabe des ZT-Verzeichnisses
2006 die „Regional Consulting ZT GmbH“ nicht aufgeschienen. Wir bedauern diesen
Fehler und halten fest, dass die „Regional Consulting ZT GmbH“ weiterhin aufrechtes
Mitglied mit der Befugnis „Ingenieurkonsulent für Bauingenieurwesen“ mit Sitz in
1050 Wien, Schloßgasse 11, Telefon 544 07 80, Fax 548 49 56, [email protected],
www.regcon.co.at, unserer Kammer ist.
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S T E U E R F L U C H T I N D I E S L O WA K E I ?
Die freien Berufe sind in Österreich steuerlich
besonders benachteiligt: Die begünstigte
Besteuerung nicht entnommener Gewinne ist
nicht möglich, für Dienstgeber als auch Dienstnehmer sind hohe Sozialabgaben zu leisten,
etc. Die meisten Freiberufler zahlen Einkommensteuer im Ausmaß der Höchstprogression
von 50%. Es liegt daher nahe, einen Blick ins
benachbarte
Steuerparadies
Slowakei
zu
werfen. Um die dortige Flat-Tax von 19%
genießen zu können, reicht aber nicht nur ein
Steuerberater
Briefkasten in der Innenstadt von Bratislava.
Mag. Johann Lehner
Der österreichische Gesetzgeber hat einige
Steuerberater
Werkzeuge zum Schutz vor Steuerflüchtigen.
Mag. Martin Baumgartner
Entscheidend für eine wirkliche Steuerersparnis sind unter anderem die richtige Rechtsform,
die nötige Büroinfrastruktur, Behördenkontakte und ein geeigneter Standort. Von einer
Gründung im Ausland zum alleinigen Zweck
einer Steuerersparnis ist trotzdem abzuraten –
versuchen Sie besser in einem florierenden
neuen EU-Mitgliedstaat auch geschäftlich Fuß
zu fassen!
Für all jene, die lieber doch in Österreich bleiben wollen, berichten wir in unserer nächsten
Ausgabe von DerPlan über die Möglichkeiten
und Vorteile einer "Ziviltechniker GmbH".
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tierungshilfe und hoffentlich handfesten Service
geben. Sie beschreibt detailliert die Möglichkeiten und Barrieren, mit denen in den einzelnen
europäischen Märkten zu rechnen ist.
Im zweiten Buch von „derPlan“ finden Sie die
gewohnten Service-Informationen aus den Bereichen Recht, Steuer, Fort- und Weiterbildung
sowie sonstige Kammer-News. In diesem Zusammenhang möchte ich abermals auf einen
Beitrag unseres Steuer-Experten Christian
Klausner hinweisen: Lassen Sie sich von ihm
gratis das optimale Geschäftsführergehalt ausrechnen (siehe Seite 11). Diesmal geht dieses
Service noch weiter: „derPlan“ und Christian
Klausner, Chef der HFP-Steuer- und Wirtschaftstreuhand-Kanzlei berechnen für Sie auch
die aus steuerlicher Hinsicht idealen Varianten
für Firmenautos – kostenlos und selbstverständlich anonym.
Abermals möchte ich mich für die vielen eingegangen Reaktionen auf die vorige Ausgabe von
„derPlan“ bedanken. Bitte sagen Sie uns weiterhin Ihre Meinung: nur so können wir besser
werden oder gut bleiben, je nachdem, wie Sie befinden. In diesem Sinne: Viel Spaß mit dem aktuellen „derPlan“ und natürlich einen schönen
Sommer.
Brief von Dr. Alois Mayrhofer, Direktor der
Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Oberösterreich und Salzburg, an
Herrn Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Pesendorfer,
Vizepräsident des Verwaltungsgerichtshofes
Sehr geehrter Herr Präsident,
lieber Wolfgang!
In der Zeitung der Ziviltechnikerkammer
Wien, „derPlan“, ist eine Diskussion über
das neue Bundesvergabegesetz, an der auch
Du teilgenommen hast, wiedergegeben.
In dieser Diskussion wurde das Gesetz
heftig kritisiert, Du hast Dich bemüht, die
Kritik zurückzuweisen, und gemeint, man
müsse das Gesetz eben lesen (können).
Lieber Wolfgang, so einfach sehe ich die
Sache auch nicht. Ein Gesetz, das nur von
ein paar wenigen selbst ernannten Experten verstanden wird, ist sicherlich nicht
optimal.
Es ist das BVergG aber nicht nur aus legistisch formaler Sicht problematisch. Entgegen Deiner Ansicht ist die Flucht aus
dem Anwendungsbereich – Du nennst es
„schummeln“ – sehr wohl möglich und wird
zum Sport mancher kreativer Juristen
(siehe LDZ Linz und andere Beispiele).
Aus meiner Sicht und Erfahrung gilt für
das BVergG „summum jus, summa injuria“
ganz besonders.
Mir ist natürlich bewusst, dass das Vergaberecht eine EU-Vorgabe ist. Dass man
es aber auch anders machen könnte, speziell für geistige Dienstleistungen, haben
uns die Deutschen gezeigt.
Aber jetzt müssen wir mit unserem Gesetz leben und hoffen, dass es auch die Anwender – richtig – lesen.
Mit freundlichen Grüßen
Dein Alois Mayrhofer
Sehr geehrter Herr Kammeramtsdirektor,
lieber Freund!
Dass es bei neuen Gesetzesvorhaben (gesetzliche Regelungen über das Vergaberecht gibt es erst seit knapp zehn Jahren)
im Vollzug Anlaufschwierigkeiten gibt, ist
eine Binsenweisheit: Auch bei der Gewer-
beordnung, die immerhin im Kern auf das
Jahr 1859 zurückgeht, kann man eigentlich
erst heute sagen, dass der Vollzug „läuft“; es
ist nämlich durch die jahrhundertelange
Weiterentwicklung vom Gesetzgeber nunmehr „fertig gestellt“; die Judikatur – vor
allem der Höchstgerichte – hat sie (die Gewerbeordnung) „ausjudiziert“.
Dies alles fehlt – naturgemäß bei einem so
jungen Gesetz – im Vergaberecht noch. Der
Standard hinsichtlich Lesbarkeit, Systematik und Vollzugstauglichkeit ist trotzdem
bereits erstaunlich hoch und ermöglicht einen Zugang zum Recht beinahe für jedermann und nicht nur für ein „paar wenige
selbst ernannte Experten“.
Beantworte mir bitte, wenn es Dir möglich
ist, folgende Fragen:
1. Wen meinst Du mit den „ein paar wenigen selbst ernannten Experten“? Ich kenne
mehr als eine Hundertschaft von hochqualifizierten JuristInnen, die sich mit dem
Vergaberecht beschäftigen, weiters zahlreiche Richterinnen und Richter, die dasselbe
mit Erfolg tun. Alle sind nicht selbst ernannt, sondern von Berufs wegen tätig und
von ihren Klienten beauftragt bzw. wie ich
als Richter und als Vorsitzender des Vergaberechtssenats im VwGH vom Bundespräsidenten ernannt.
2. Auch heute noch ist selbst bei der Gewerbeordnung ein „Schummeln“ noch
möglich, also eine Flucht aus dem Anwendungsbereich; das wird sich auch beim Vergaberecht niemals verhindern lassen.
3. Gott sei Dank – aus der Sicht des Rechtsstaates formuliert – ist das Vergaberecht
eine EU-Vorgabe, weil wir das national
nicht geschafft hätten, unser eigenes
Rechtsstaatsprinzip der Bundesverfassung
in Österreich zu verwirklichen.
Meine Frage: Was haben die Deutschen wo
und speziell für geistige Dienstleistungen
besser gemacht? Auch sie sind doch an die
einschlägigen EU-Richtlinien gebunden,
die den Mitgliedstaaten der EU vereinheitlichte Vorgaben für ganz Europa mit äußerst geringem nationalem Gestaltungsspielraum überbinden.
Mit den besten Grüßen
Dein Wolfgang Pesendorfer
IMPRESSUM
WIRTSCHAFTSTREUHÄNDER
WIEN . STOCKERAU . KORNEUBURG
MEDIENINHABER & HERAUSGEBER Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland,
A-1040 Wien, Karlsgasse 9, wien.arching.at KONZEPTION & REDAKTION Rainer Himmelfreundpointner GRAFIK Rainer Dempf, Nina
Danklmaier/derapparat MITARBEITER TEXT Horst Fössl, Birgit Jung, Hans Haugeneder, Christian Klausner, Harry Miltner, Sebastian Kurat, Johannes
Oberhuber, Kurt Puchinger, Hermann Wedenig, Ute Woltron VERLAG Verlagsbüro HFP/Wien DRUCK Landesverlag Druckservice GmbH, 4602 Wels
derPlan
No. 2 / Juli 2006
thema
3
DER STEILE WEG NACH EUROPA
Die Chancen, die die EU für Architekten und Ingenieurkonsulenten bietet, sind enorm. Aber wer sie
nützen will, muss sich durch ein Dickicht an bürokratischen Hürden, nationalen Barrieren und juristischen Feinheiten kämpfen. V O N R A I N E R H I M M E L F R E U N D P O I N T N E R
wie Heitkamp oder Wolfmüller sind gefährdet. Bei den wenigen Projekten, die inzwischen noch durchgezogen werden, wollen
alle dabei sein. Daher existieren in diesem
Markt kaum Chancen für heimische Ingenieure oder Architekten.“
Abgesehen von der jeweils aktuellen
Wirtschaftslage können die Herausforderungen, die der EU-Markt für österreichische Architekten und Ingenieurkonsulenten parat hat, in drei große Bereiche gegliedert werden. Deren Tückenreichtum lässt die Odyssee allerdings
wie eine Spazierfahrt erscheinen. Es
sind dies:
➤ Die verschiedenen Regelungen
und Richtlinien in Sachen
Berufsanerken-
DER EUROPÄISCHE MARKT
Zum besseren Verständnis zuerst ein
paar wesentliche Eckdaten über den
europäischen ZiviltechnikerMarkt: Laut Eurostat bieten
in der EU mehr als
50.000 Architekturund Ingenieurbüros
ihre Planungen an.
Sie erzielen damit
eine Wert-
schöpfung
von knapp 100
Milliarden Euro, also
etwa 17 Prozent aller in der
EU erbrachten Dienstleistungen
(Stand 2001). „Die Daten zur Beschäftigungs-
DIE EUROPÄISCHEN RICHTLINIEN
DER EUROPÄISCHE KREUZWEG
Tatsächlich ist der Weg nach
Europa für weniger bekannte Architekten/Ingenieurkonsulenten aus
Österreich trotz prinzipieller EU-Freiheiten wie jener der Niederlassung oder der Dienstleistungserbringung extrem
steinig. Und er
ist schmerzhaft gepflastert mit
tiefen
Schlaglöchern, unerwarteten Hürden, hinterlistigen Barrieren, bürokratischen Hemmnissen, juristischen Fallstricken und nationalkulturellen Eigenheiten.
Von konjunkturellen Rahmenbedingungen ganz zu schweigen. Nur ein Beispiel: In
Deutschland etwa sind die Bauvolumina in
den vergangenen fünf Jahren um fast 50
Prozent zurückgegangen. „Große Bauunternehmen wie Holtzmann oder Walterbau
mussten Konkurs anmelden“, erinnert
Bernd Gaiswinkler, Vorstand des österreichischen Baukonzerns Porr. „Und andere
Märkte vorwagt, braucht zuerst einmal einen Stempel. Im
Klartext: Er muss sich im Zielland
als ausgewiesener Architekt oder Ingenieurkonsulent registrieren
lassen. Wie das geht, regelt
die EU-Berufsanerkennungsrichtlinie. Sie
wurde im Oktober
2005 beschlossen
und muss von allen Mitgliedern bis Oktober 2007 in
nationales Recht
gegossen werden. In
dieser Richtlinie sind die
EU-weiten Bedingungen für
Fragen der Niederlassung sowie Dienstleistungserbringung festgelegt.
Da sie jedoch von den meisten Ländern
noch nicht umgesetzt ist, gelten nach wie
vor nationale Spielarten. „Prinzipiell lässt
sich sagen“, so Christoph Tanzer, Rechtsexperte der Kammer der Architekten und
Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland, „dass die nördlichen EU-Staaten eher liberalere, die mittelund osteuropäischen Länder eher strengere
Vorschriften haben.“
nung,
Dienstleistungserbringung oder
Niederlassung. Sie sollten
zwar europaweit einheitlich
geregelt sein, variieren aber
im Detail von Land zu
Land.
größenklasse
zeigen, dass dieser Sektor
von kleinen Unternehmen dominiert
wird“, so der Eurostat-Bericht. „Auf Kleinstunternehmen entfiel beinahe ein Drittel
der Wertschöpfung (31,8 Prozent) der Architektur- und Ingenieurbüros ... und beinahe die Hälfte der Beschäftigten (49,2
Prozent).“ Insgesamt wurden vor dem Beitritt der neuen Mitgliedsländer in den EU15 von Architektur- und Ingenieurbüros
etwa 1,9 Millionen Leute beschäftigt. Inzwischen dürften es weit mehr
Kernstück der Richtlinie ist eine Auflistung
der jeweiligen Universitäten und Hochschulen in den Mitgliedstaaten, an denen
ein mindestens vierjähriges einschlägiges
Architektur- bzw. Ziviltechnik-Studium
angeboten und gegenseitig
anerkannt wird, beispielsweise etwa an
der Technischen
Universität
Wien.
Bereits in dieser eher rudimentären Phase hat jedes Land die Möglichkeit, neue Mitbewerber abzublocken. Und
zwar dann, wenn eines
der Länder einen Studienplan ändert oder
ein Institut ein neues
Studium – etwa einen
Master-Degree einer
Fachhochschule – anbietet.
Dies muss an die EU-Kommission gemeldet werden. Die setzt dann einen beratenden Ausschuss ein, und der prüft und prüft
und prüft. „Pro Jahr werden etwa 20 bis 30
neue Diplome verhandelt und beeinsprucht“, berichtet der Wiener Architekt
Alexander Runser, Mitglied dieses Ausschusses.
Wer indes über ein anerkanntes Diplom
verfügt, kann sich jedenfalls
••• 5
➤ Die lokalen Bauordnungen, die mannigfaltigen Geschäftsusancen sowie die oft
kaum zu überwindenden Sprachprobleme.
➤ Hand in Hand damit gehen rechtliche
und steuertechnische Fragen – beginnend
bei der Haftpflichtversicherung über
grundbücherliche Skurrilitäten bis hin zu
Copyright-Auseinandersetzungen. Auch
nationale Gesetze hinsichtlich Bestechung
und Korruption sollten nicht ganz vergessen werden.
als zwei Millionen
sein, die laut aktuellen Schätzungen zwischen 25 und 30 Milliarden Euro an Planungshonoraren umsetzen. Das sollte in Relation zu einem
Bauvolumen von rund 1.000 Milliarden
Euro in all diesen Ländern ungefähr
stimmen (siehe Tabellen und Kästen).
Wer sich von Österreich aus in
einen dieser umkämpften EU-
DER EUROPÄISCHE MARATHON
Der Weg zum Erfolg in Europa
ist kurvenreich und gepflastert mit
vielen Hürden. Aber auch voller
Chancen und Möglichkeiten.
ILLUSTRATION: THOMAS KUSSIN
A
rchitekten und Ingenieurkonsulenten haben schon immer eine große
Mobilität bewiesen und lassen sich
nicht durch nationale Grenzen aufhalten.
Sie agieren als Europäer, nicht nur in
Europa, sondern weltweit“, meint der österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel im aktuellen Interview mit „derPlan“
(Seite 7). Schüssel weiter: „Der niederländische Architekt Rem Koolhaas hat einmal
gesagt: ‚Der interessanteste Aspekt der Architektur ist der Aufbruch in neue Welten,
statt in alten zu verharren‘.“ Daher die Botschaft des bisherigen österreichischen EUVorsitzenden an alle Architekten und Ingenieurkonsulenten: Auf in die Europäische
Union, stellt euch den Herausforderungen,
die Chancen sind gewaltig.
Tatsächlich sieht es auf den ersten Blick
so aus, als würde diese Berufsgruppe verstärkt international arbeiten, sich mehr und
mehr über nationale Grenzen hinaus europaweit orientieren: Rem Koolhaas baut in
Portugal und Deutschland, die Britin Zaha
Hadid zeichnet für deutsche, italienische
und österreichische Projekte verantwortlich, der Franzose Jean Nouvel hinterlässt
seine Spuren in Madrid, Barcelona und
nun auch in Wien. Coop Himmelb(l)au
machen mit Projekten in Dänemark
(House of Music, Kopenhagen),
Frankreich (Musée de Confluence,
Lyon) oder Deutschland (Neubau der
Europäischen Zentralbank, Frankfurt, sowie BMW-Welt, München) Furore.
„Natürlich sind solche Aufträge viel
spannender, als im lokalen Fett zu schmoren“, sagt Dieter Dreibholz, geschäftsführender Partner bei Coop Himmelb(l)au.
„Aber man muss wissen, dass all diese
Leute in der Champions League spielen.
Selbst auf dieser Ebene, wo viele Auftraggeber vor allem das Renommee des berühmten Namens suchen, ist es ziemlich
schwer, sich europaweit oder gar international durchzusetzen.“
thema
4
PLAN WISSEN
FÖRDERUNGEN
Hier gibt’s Geld
Die wichtigsten Förderungen
für den Export geistiger
Leistungen und wo man sie
bekommt.
derPlan
No. 2 / Juli 2006
EU-LÄNDER: DIE CHANCEN, DIE HÜRDEN
PORTUGAL
FRANKREICH
BENELUX-LÄNDER
SKANDINAVIEN
VO N WO L FG A N G A U G ST E N
D
ie Erschließung neuer
Märkte kostet viel Geld und
birgt Risiken. Bund und Länder
bieten zahlreiche Förderaktionen
und Unterstützungsmaßnahmen
an, um österreichische Unternehmen auf ihrem Weg in Drittstaaten zu unterstützen. Viele UnternehmerInnen schrecken jedoch
vor einem Förderantrag zurück
mit der Befürchtung, sich im Förderdschungel zu verlieren. Diese
Angst ist meist unbegründet. Die
Projektanträge sind zumeist verständlich. Ein Leitfaden sowie Begleitdokumente helfen bei Projektantrag und -abrechnung.
Verlangt wird allerdings, dass
das Unternehmen ein klares Konzept samt Kostenvoranschlag bzw.
Budgetplan vorlegt. Wichtig ist,
dass Sie mit Ihrem Projekt eine
dauerhafte Marktpräsenz aufbauen oder eine langfristige Kooperation mit einem lokalen Partner anstreben. Die Teilnahme an
einer Ausschreibung oder die einmalige Planung und Durchführung eines Projekts im Ausland
wird nicht für eine Förderung
ausreichen. Die Förderungen gelten zumeist für alle Märkte in und
außerhalb Europas.
Mit der Initiative „Go International“ hat das Wirtschaftsministerium (BMWA) gemeinsam mit
der Bundeswirtschaftskammer
(WKO) 2004 ein Paket geschnürt,
mit dem bis Ende 2006 insgesamt
200 Millionen Euro speziell für
kleine und mittlere Unternehmen
zur Verfügung gestellt werden.
Für ZT-Büros interessant ist die
Förderung von Erschließungsund Beratungskosten bei Direktinvestitionen im Ausland, beispielsweise die Verstärkung des
Vertriebsnetzes für Dienstleistungen. Diese Förderung beträgt
3.000 Euro für Europa und 5.000
Euro für Übersee pro Jahr und
pro Projekt.
Weiters können Unternehmen,
die Studenten oder Absolventen
im ersten Jahr nach deren Studium in ihre Betriebsniederlassung im Ausland entsenden, für
maximal sechs Monate einen Zuschuss von 500 Euro monatlich
erhalten. Einen guten Gesamtüberblick mit einem Link zu den
zuständigen Stellen und Ansprechpersonen bietet:
http://www.go-international.at/
Ebenso interessant für Wiener
ZT-Büros ist die Internationalisierungsförderung, die über den
Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF) abgewickelt wird.
Mit dieser Aktion werden bereits
die ersten Schritte, die zur Internationalisierung notwendig sind,
gefördert. Nur einige Beispiele:
Sie adaptieren Ihre Homepage für
einen internationalen Kundenkreis, Ihre Firmenbroschüren
müssen übersetzt werden, Sie
brauchen die Expertise eines ••• 5
Einwohner
BIP pro Kopf
Anzahl der Architektur- & ZT-Firmen
Anzahl der Beschäftigten
Umsatz in Millionen Euro
10.531.039
13.926 Euro
160
1988
190
Einwohner
BIP pro Kopf
Anzahl der Architektur- & ZT-Firmen
Anzahl der Beschäftigten
Umsatz in Millionen Euro
60.656.178
35.727 Euro
1.035
21.623
3.673
Einwohner
10.445.852
Norwegen
4.640.219
16.334.378
Schweden
9.067.049
Finnland
5.249.034
Die Hürden
Die Hürden
Niederlande
Wichtigstes Hindernis ist die
Sprache. Man muss außerdem bedenken, dass die Zentren der Bauund Planungstätigkeit die Metropolen Lissabon und Porto sind. In
beiden gelten strenge Denkmalschutzbestimmungen.
Ein extrem geschlossener Markt,
der sich gerne als „Grande Nation“
sieht. Er wird beherrscht schon
mächtigen Bauunternehmen wie
„Vinci“ oder „Bouget“. Ohne lokalen Partner ist es fast unmöglich,
Fuß zu fassen. Auf jeden Fall die
Sprache lernen und Termine am
Nachmittag nie vor 14.00 Uhr
vereinbaren (Sommerzeit).
Luxemburg
Die Chancen
Belgien
Einschlägige Gesetze für den Bau
sind in Frankreich viel einfacher
als in Österreich. Es wird auch
weniger Wert auf ausgeklügelte
Technik gelegt. Die Dinge müssen
einfach funktionieren. Der hohe
Standard, der in Mitteleuropa vor
allem in Fragen der Hygiene-Einrichtungen gilt, hat in Frankreich
weniger Bedeutung. Viel wichtiger
sind dort Fragen des Designs.
Niederlande
Die Chancen
In Portugal gibt es sehr viel herausragende internationale Architektur. Also ist das Land offen für
gute Ideen. Achtung auf das
Klima: Es ist fast mediterran, ja
nahezu afrikanisch. Daher wird
im Gegensatz zu zentral- oder
nordeuropäischen Landern weniger Wert auf den Energieverbrauch in den Gebäuden gelegt.
SPANIEN
GROSSBRITANNIEN & IRLAND
Einwohner
BIP pro Kopf
Anzahl der Architektur- & ZT-Firmen
Anzahl der Beschäftigten
Umsatz in Millionen Euro
44.108.530
20.826 Euro
234
17.611
1.238
Einwohner
Die Hürden
Großbritannien
Größtes Hindernis ist die Sprache. Vor allem ist zu bedenken,
dass Katalonien inzwischen größere Autonomie erlangt hat. Daher sollten kleine linguistische
Feinheiten verinnerlicht werden:
vor allem das „X“ anstelle des „J“.
Außerdem ist bei jedem Auftrag
in Spanien die Bestätigung („Adler“) eines lokalen Partners nötig.
Irland
Die Chancen
Umsatz in Millionen Euro
Spanien hat ein riesiges Trinkwasserproblem, weil das Land in den
vergangenen Jahren sehr wenig
Niederschläge zu verzeichnen
hatte. Auch ist das nationale Wasserleitungssystem veraltet, die
Wasserversorgung der Bevölkerung braucht endlos lange Trinkwasserleitungen aus den Pyrenäen.
Außerdem sind die Spanier bis
jetzt sehr sorglos mit Trinkwasser
umgegangen. Innovative Ingenieur- bzw. Architekturleistungen
werden in Zukunft in Spanien die
größten Chancen über Ideen zur
Verbesserung der Trinkwasserversorgung haben.
Großbritannien
60.441.457
4.130.000
BIP pro Kopf
Großbritannien
29.306 Euro
Irland
38.670 Euro
Anzahl der Architektur- & ZT-Firmen
Großbritannien
560
Irland
106
Anzahl der Beschäftigten
Großbritannien
Irland
Irland
32.348
2.173
4.650
131
Die Hürden
In Großbritannien herrscht eine
stark ausgeprägte Kultur der Generalplaner – also der Praxis, dass
große Planungsfirmen (wie jene
von Sir Norman Foster mit rund
1.800 Mitarbeitern) das Sagen
haben. Das sind Dimensionen,
die es in Mitteleuropa nicht gibt.
Aber solche Firmen habe die besten Verbindungen in die Wirtschaftsräume ihrer ehemaligen
Kolonien.
Die Chancen
Sehr gering, da im Moment die
Baulust weitgehend eingeschlafen
ist. Chancen: entweder ein Spezialprodukt anbieten oder über einen
österreichischen Industriebetrieb,
der dort bereits tätig ist, versuchen, Fuß zu fassen.
Einwohner
Belgien
462.690
BIP pro Kopf
BIP pro Kopf
Belgien
18.358 Euro
Norwegen
Niederlande
18.750 Euro
Schweden
32.610 Euro
Luxemburg
66.821 Euro
Finnland
23.790 Euro
Anzahl der Architektur- & ZT-Firmen
47.579 Euro
Anzahl der Architektur- & ZT-Firmen
Belgien
105
Norwegen
keine Angabe
Niederlande
220
Schweden
345
Luxemburg
98
Finnland
249
Anzahl der Beschäftigten
Luxemburg
Anzahl der Beschäftigten
4.250
Norwegen
keine Angabe
20.000
Schweden
9.900
Finnland
9.250
1.264
Umsatz in Millionen Euro
Belgien
Niederlande
Luxemburg
Umsatz in Millionen Euro
250
Norwegen
keine Angabe
3.800
Schweden
862
Finnland
700
74
Die Hürden
Die Hürden
In fast all diesen Ländern ist die
Bautätigkeit in den vergangenen
Jahren rapide zurückgegangen –
übrigens so wie in Deutschland.
Daher ist der Markt unheimlich
umkämpft: Um wenig Geld und
ebenso wenig Aufträge rittern
viele internationale Büros. In
Brüssel, der EU-Hauptstadt, ist
die Konkurrenz wahrscheinlich
am stärksten, obwohl dort vielleicht noch am meisten zu holen
ist. Vorteil: Bürokratische Hürden
gibt es kaum.
Extrem hochwertiger technischer
Einsatz im Bauwesen. Außerdem
entwickelte sich durch die rauen
Klimabedingungen eine andere
Baukultur. Vor allem in Hinsicht
auf Heizungsfragen. Aber dort
uns sind auch Isoliertechniken,
Wärmedämmungsmethoden und
Energierückgewinnungssysteme
um 10 bis 15 Jahre voraus. Damals
hat das bei uns noch kein Mensch
gewusst, dass es das überhaupt
gibt.
Die Chancen
In Skandinavien ist es völlig klar,
dass andere gebäudephysikalische
Herausforderungen herrschen als
in Mitteleuropa, allein schon wegen der Temperaturen. In Schweden gibt es zum Beispiel eine sehr
lange Tradition, Niedrigenergiehäuser zu bauen. Die Energieeffizienz in allen skandinavischen
Ländern ist beispielhaft. Daher
können sie wiederum Strom als
Heizmittel einsetzen, weil sie eigentlich nur sehr wenig davon
brauchen. Somit gibt es in Schweden auch viele Elektroheizungen
und etliche Atomkraftwerke (ähnlich wie in Frankreich). Wer da
neue Ideen hat, wird reüssieren.
Genauso wie in den skandinavischen Ländern sind Auftraggeber
aus den Benelux-Staaten für alle
möglichen Energiesparprojekte
offen. Man darf auch nicht die
Nähe zum Atlantik vergessen –
jede diesbezügliche Idee, vor allem
in Fragen geologischer Sicherheit,
ist dort willkommen.
Die Chancen
thema
derPlan
No. 2 / Juli 2006
BALTIKUM
TSCHECHISCHE REPUBLIK
& SLOWAKEI
SLOWENIEN
5.400.000
Tschechische Republik
12.151 Euro
Die Hürden
Die Hürden
Slowakei
3.021 Euro
In Slowenien wird zwischen ZTZulassungen für „schwierige Projekte“ (alle, die höher als zehn Meter sind und mehr als 5.000 Kubikmeter Bauvolumen haben) und
weniger schwierige unterschieden.
Benchmark: Fünf bzw. drei Jahre
Praxisnachweis.
In südlicheren Regionen empfiehlt es sich ausreichend Cash dabeihaben. Ansonsten siehe Spanien.
Tschechische Republik
Slowakei
Lettland
2.300.000
BIP pro Kopf
Litauen
3.450.000
Estland
1.360.000
BIP pro Kopf
Lettland
10.300.000
Anzahl der Architektur- & ZT-Firmen
3.915 Euro
Tschechische Republik
Litauen
4.673 Euro
Slowakei
Estland
6.044 Euro
Anzahl der Beschäftigten
Anzahl der Architektur- & ZT-Firmen
Tschechische Republik
keine Angaben
Slowakei
Anzahl der Beschäftigten
Umsatz in Millionen Euro
keine Angaben
Tschechische Republik
Umsatz in Millionen Euro
Slowakei
keine Angaben
Die Hürden
Die Hürden
Sprachschwierigkeiten. Starker
skandinavischer Einfluss. Weggebrochener russischer Investitionsund Konsummarkt.
Die Chancen
Sprachen lernen. Pioniergeist zeigen. Aus Sicht der heimischen Architekten und Ingenieurkonsulenten ist das Baltikum jedoch eine
Terra incognita.
51
k.A.
1.527
k.A.
74
k.A.
Die meisten Bauordnungen stammen noch aus sowjetischer Zeit
und sind inzwischen völlig undurchschaubar novelliert worden
(bis zu 60 Einzelbewilligungen
nötig). In beiden Ländern herrschen sehr strenge Brandschutzregeln. Unbedingt Partner bzw.
Kontakte zu örtlichen Bürgermeistern suchen. Achtung: Im Fall
von Korruption drohen auch dem
Geber bis zu zehn Jahre Haft.
Die Chancen
Zwei sehr dynamische Märkte, vor
allem für österreichische Planer
sehr viel versprechend, weil auch
der Zugang aufgrund der geografischen Nähe leicht ist. Außerdem
sind die Bauherren und Auftraggeber im Allgemeinen fair und
zahlen auch rechtzeitig.
POLEN
Einwohner
BIP pro Kopf
Anzahl der Architektur- & ZT-Firmen
Anzahl der Beschäftigten
Umsatz in Millionen Euro
38.557.984
6.217 Euro
19
400
16
UNGARN
Die Hürden
Erstens: strengste Arbeitnehmerschutz-Gesetzgebung. Zweitens:
das Gesetz des „Verifikators“.
Ohne einen polnischen Partner
kann ein ausländischer Planer
nichts machen. Jeder ausländische Plan muss von einem polnischen Kollegen geprüft und freigegeben werden. Und oft haben
diese Kollegen auch die Copyrights.
ITALIEN
Einwohner
BIP pro Kopf
Anzahl der Architektur- & ZT-Firmen
Anzahl der Beschäftigten
Umsatz in Millionen Euro
Einwohner
Einwohner
5
Einwohner
BIP pro Kopf
Anzahl der Architektur- & ZT-Firmen
Anzahl der Beschäftigten
Umsatz in Millionen Euro
10.200.000
5.857 Euro
71
1.679
23
Die Chancen
Die Hürden
Relativ gering für österreichische
Architekten und Ingenieurkonsulenten. Der Markt ist nahezu vollständig in Händen deutscher Kollegen.
Ohne lokalen Partner – der vor allem die Feinheiten der ungarischen Sprache beherrscht – hat
man kaum Chancen. Achtung:
Alle Übersetzungen müssen vom
„Hungarian Office for Translation
and Attestion“ (www.offi.hu) beglaubigt sein. Außerdem sind im
Nachbarland die ZT-Prüfungen
nicht personen-, sondern projektbezogen, und deren Gültigkeit ist
auf ein Jahr beschränkt. Danach:
Wiederholung.
Die Chancen
Sehr dynamischer Markt, vor allem für österreichische Planer
sehr viel versprechend, weil auch
der Zugang aufgrund der geografischen Nähe leicht ist. Außerdem
sind die Bauherren und Auftraggeber im Allgemeinen fair und
zahlen auch rechtzeitig.
Quellen: Eurostat, WKO, Länderstatistiken, Reuters, Bloomberg
2.000.000
12.208 Euro
Die Chancen
Gute nachbarschaftliche Beziehungen, relativ stabiles Wirtschaftswachstum. Best Try.
12
431
12
Einwohner
BIP pro Kopf
Anzahl der Architektur- & ZT-Firmen
Anzahl der Beschäftigten
Umsatz in Millionen Euro
58.679.441
PLAN WISSEN
24.519 Euro
380
12.845
4.671
Die Chancen
Großartig. Wer die Sprache versteht und auch kann, ist willkommen. Inzwischen funktionieren
auch Post-Berlusconi-Projekte.
Aber Achtung: Immer ein Back-up
– sei es nun über einen lokalen
Auftraggeber oder über eine Bank
– schaffen. Denn man weiß ja nie.
4 ••• Steuerberaters oder Rechtsanwalts oder Sie beschließen, Ihr
Know-how auf einer internationalen Fachmesse zu präsentieren.
All diese Kosten werden mit 20
bis 50 Prozent gefördert. Auch bei
dieser Förderung gilt, dass diese
Maßnahmen in ein Gesamtkonzept verpackt werden müssen und
nur jene Aktivitäten unterstützt
werden, die nach dem Projektantrag erfolgen. Die Förderung beträgt maximal 10.000 Euro pro
Unternehmen und Kalenderjahr
und ist unter
http://www.wwff.gv.at/ genauer
beschrieben. Ähnliche Förderungen werden auch von Niederösterreich und Burgenland angeboten,
wobei beide Länder vom Antragsteller immer noch eine Gewerbeberechtigung verlangen. Mehr Infos unter: http://www.wirtschaftsfoerderung.at/fs_markt.htm
DER LANGE WEG NACH EUROPA
3 •••
bei den zuständigen Behörden registrieren und offiziell „Architekt“ nennen lassen. Im Prinzip. Denn ob
man damit auch anderswo seine Planungsleistungen
anbieten oder sich auf dieser Basis gar niederlassen
darf, ist von Land zu Land unterschiedlich geregelt.
„Die liberalste Handhabung findet in den Niederlanden statt. Jeder Europäer, der über ein anerkanntes Diplom verfügt, kann sich im dortigen ‚StichtingBüro‘ online für 40 Euro registrieren lassen. Und
schon gilt er am Markt als Architekt“, sagt Christoph
Tanzer. „Damit umgehen diese ‚fliegenden Holländer‘
aber die nationale Kammermitgliedschaft und allenfalls eine nötige Ziviltechnikerprüfung.“
Derzeit sind beim Stichting-Büro in Den Haag
etwa 390 Österreicher als Architekten registriert, obwohl „diese Personen ihrer Architektentätigkeit ausschließlich in Österreich nachgehen“, so ein Positionspapier der Kammer Wien, „und in der Regel auch
nicht in der Lage sind, nachzuweisen, dass sie die betreffende Tätigkeit in den Niederlanden ausüben
oder über eine dortige Niederlassung verfügen“. Im
Klartext: Eigentlich wären all diese Planer gar nicht
berechtigt, in Österreich selbstständig Architekturleistungen anzubieten.
Denn hierzulande gelten für die Erbringung von
solchen Dienstleistungen strengere Regeln, die sich
noch nach der alten EWG-Richtlinie 85/384 richten,
als in Holland. Wer in Österreich seine Dienste offerieren will (von einer Niederlassung ist noch gar
nicht die Rede), hat bei der zuständigen Kammer,
wie in den meisten EU-Ländern auch, nahezu einen
Offenbarungseid zu leisten:
➤ Es muss nachgewiesen werden, dass „die betreffende Tätigkeit in einem anderen Mitgliedstaat rechtmäßig ausgeübt wird und eine Niederlassung besteht“.
➤ Es braucht eine Bescheinigung, „aus der hervorgeht, dass der Begünstigte ein Diplom, Prüfungszeugnis oder einen sonstigen Befähigungsnachweis
besitzt“ (ein Äquivalent zur österreichischen Ziviltechnikerprüfung).
➤ „Eine von der zuständigen Stelle des Heimat- oder
Herkunftsmitgliedstaates ausgestellte Bescheinigung
über den Erwerb praktischer Erfahrungen in der
Mindestdauer von drei Jahren“ muss sich ebenfalls
im Akt befinden.
➤ Genauso wie „eine Bescheinigung über die Konkursfreiheit innerhalb der letzten fünf Jahre und eine
„Strafregisterbescheinigung, die jeweils nicht älter als
drei Monate sein dürfen“.
➤ Und schließlich ist noch ein gültiger Staatsbürgerschaftsnachweis nötig.
Dazu Tanzer: „Das Zulassungsniveau in Österreich
ist sicherlich strenger als in anderen EU-Ländern.
Aber dafür haben es alle heimischen Architekten
oder Ingenieure mit Ziviltechnikerprüfung in jedem
EU-Mitgliedstaat viel leichter, sämtliche Bestätigungen bis zur obersten Sprosse – der Niederlassung, die
über projektbezogene, zeitlich begrenzte Dienstleistungen hinausgeht – problemlos zu bekommen.“
DIE NATIONALEN HÜRDEN
Es sei denn, er oder sie stolpert über lästige bürokratische Hürden, deren protektionistischer Charakter
kaum zu verleugnen ist. Zum Beispiel:
➤ In Ungarn müssen alle Dokumente – egal, ob es sich
nun um Registrierungsunterlagen oder Wettbewerbsentwürfe handelt – ausnahmslos in der Übersetzung
und Beglaubigung des „Hungarian Office for Translation and Attestation“ (www.offi.hu) eingereicht werden.
➤ In Slowenien wiederum wird zwischen „verantwortlichem Planer“ für schwierige Objekte (Bedingung: Universitätsabschluss und fünf Jahre Berufserfahrung) und weniger schwierige Bauvorhaben (Diplom plus drei Jahre Berufserfahrung) unterschieden. Schwierig sind dort Bauwerke, „die höher als
zehn Meter sind oder ein größeres Volumen als
5.000 Kubikmeter aufweisen“.
➤ Wer sich in der Slowakei niederlassen will, muss drei
Jahre Praxis im Land nachweisen können und auch die
dortige Ziviltechnikerprüfung ablegen, und zwar in der
Landessprache. Derzeit sind in der Slowakei nur fünf
Anträge von ausländischen Ziviltechnikern/Architekten
in Bearbeitung, davon zwei aus Österreich.
„Natürlich sind das alles bürokratische Hürden.
Aber man muss auch verstehen, dass jedes Land die
EU-Richtlinien anders interpretiert“, sagt Raimund
Schüller, Europarechtsexperte der Bundeskammer.
„Aber die Gefahr, dass man dadurch wichtige Fristen
versäumt, ist groß.“ Derartige tödliche kleine Finessen lauern in jedem EU-Land. Vor allem in Ungarn:
Während in Österreich die Ziviltechnikerprüfung
personenbezogen ist, wird sie im Nachbarland auftragsbezogen interpretiert. Dort ist ihre Gültigkeit
auf ein Jahr beschränkt. Wer in Ungarn weiterarbeiten will, muss abermals einen Antrag auf Prüfung
stellen und diese auch absolvieren.
„Leider kommt es deswegen oft vor, dass Einreichungstermine versäumt werden“, sagt Richard Neuwirth von der Rechtsanwaltskanzlei Lansky, Ganzger
& Partner. „Aber das kriegt man schnell in den Griff.
Schwieriger wird es – vor allem in osteuropäischen
Ländern, wenn Eigentums- oder Grundverkehrsrechte ins Spiel kommen.“ Aus diesem Grund hat die
Kanzlei Lansky, Ganzger & Partner seit kurzem einen
Rechtsexperten für osteuropäische Länder engagiert.
Er heißt Stefan Holy, stammt aus Bratislava und
plaudert für „derPlan“ aus dem Nähkästchen: „Man
darf nicht vergessen, dass in den meisten osteuropäischen Ländern noch die Rechtsnormen aus sowjetischer Zeit bestehen. Zum Beispiel sind im Osten Architektur- oder Ingenieurplanungen sinnlos, wenn
••• 6
thema
6
5 •••
man die entsprechende Liegenschaft nicht besitzt oder wenigstens einen Mietvertrag dafür
hat. Sonst gibt es keinen Eintrag in das Grundbuch. Ein Haus auf fremdem Grund zu planen
und zu errichten, wie das in Österreich in der
Form eines ‚Superädifikats‘ möglich ist, geht im
Osten nicht so einfach.“
Ähnliche Erfahrungen haben auch große
internationale Baukonzerne wie etwa die deutsche „Hoch-Tief“ gemacht. Dennoch meint Michael Ferchland, Chef der Hoch-Tief in Österreich, dass österreichische Architekten und Ingenieurkonsulenten in den mittel- und osteuropäischen Ländern aus historischen Gründen chancenreicher seien: „Das hängt mit der Gleichschaltung der Verwaltungseinheiten zusammen, die
auf die Zeiten von Maria Theresia (1740–1780)
Mitte des 18. Jahrhunderts zurückgeht. Die MA
36 in Wien zum Beispiel ist auch die Magistratsabteilung 36 in Prag oder Budapest. Wer sich da
auskennt, hat sicherlich einen Vorsprung.“
Peter Maitz, Vorstand der UBM Realitätenentwicklungs AG, die in ganz Osteuropa Projekte realisiert (von der „Andel City“ in Prag bis
zum Hotel InterContinental in Warschau), ortet
hingegen zwar historisch bedingte, aber juristisch schärfere Minenfelder: „Jeder Planer, aber
auch alle Baufirmen stehen im Osten vor dem
Problem, dass es bis vor kurzem noch keinen
freien Grundverkehr gegeben hat. Also ist man
fast immer auf die guten Beziehungen zum ört-
DIE TOP-10-INGENIEURBÜROS IN EUROPA
Firma
WS Atkins pls
Altran Technologies
Fugro N.V.
Arcadis Group
Mott MacDonald Group
ARUP Group
Grontmji Group
Jaajjo Pöyrö Group
Groupe Egis
WSP Group plc
Land
Großbritannien
Finnland
Niederlande
Niederlande
Großbritannien
Großbritannien
Niederlande
Finnland
Frankreich
Großbritannien
Beschäftigte zirka
15.000
16.651
6.523
7.619
5.325
6.250
4.013
4.584
3.700
5.000
Umsatz in Mio. Euro
1.326
1.309
924
809
582
527
519
438
380
379
Quelle: Swedish Federation of Consulting Engineers and Architects, November 2002
lichen Stadtarchitekten oder anderen lokalen
Beamten angewiesen, um Projekte durchsetzen
zu können.“
Manchmal können wohlfeile Unterstützungen für die lokale Gemeinde – vom örtlichen
Brunnen bis zum Sponsoring des Bezirksmuseums – hilfreich sein, um ein Projekt umzusetzen. Aber diese haarfeine Grenze zwischen Hilfestellung und Bestechung sollte besser nicht
überschritten werden. Rechtsexperte Holy:
derPlan
No. 2 / Juli 2006
„Von Schmiergeld würde ich dringend abraten.
Während in Österreich nur das Nehmen strafbar ist, wird etwa in der Slowakei auch das Geben mit bis zu zehn Jahren Gefängnis geahndet.“
Nicht umsonst agieren deswegen etliche Bauund Ziviltechnikunternehmer nach einem sogenannten „Code of Conduct“, wie etwa HochTief. Dazu Ferchland: „Wir legen Wert darauf,
dass es keine Absprachen gibt, richten uns auch
nach dem Korruptionsindex oder nach der Zuverlässigkeit der Auftraggeber.“
DIE NOTWENDIGKEIT LOKALER PARTNER
Um all diesen Hindernissen und Unbilden begegnen zu können, gibt’s für Architekten und Ingenieurkonsulenten nur eins: Ein lokaler Partner
muss gefunden werden. „Ohne einen Partner vor
Ort geht meist gar nichts“, sagt Architekt Alexander Runser. „Ich glaube nicht, dass man große
Überlebenschancen hat, wenn man einfach in
Paris, Madrid oder Prag ohne Kooperationspartner ein Büro eröffnet.“ Der Sinn solcher Partnerschaften liegt auf der Hand: Einerseits sind lokale Kollegen mit Sprache, Kultur und einschlägigen Normen und Gesetzen viel besser vertraut.
Andererseits ist für die Teilnahme an vielen
Wettbewerben und Ausschreibungen die Bestätigung eines im Land gebürtigen, anerkannten Experten zwingend notwendig.
Praktisch alle Ziviltechniker, die europaweit
oder international tätig sind, bestätigen dies.
Stellvertretend dazu Wolfdieter Dreibholz von
Coop Himmelb(l)au: „Wir arbeiten immer mit
Partnerarchitekten zusammen, denn wir sind gar
nicht in der Lage, alle örtlichen Normen und
Vorschriften zu lernen. Die Partnersuche selbst
ist jedoch oft schwierig. Es braucht eine FactFinding-Mission und manchmal auch einen
Beautycontest. Wir wollen ja, dass man qualitativ
und auch von der Chemie her zusammenpasst.“
Abgesehen von fachlichem Wissen und atmosphärischer Attraktion sind indes noch ein
paar handfeste Kriterien für die richtige Partnerwahl ausschlaggebend:
➤ Die entsprechenden EDV-Systeme: Sollten
die Computerprogramme nicht kompatibel
oder auf dem gleichen Systemstand sein, ergibt
eine Kooperation wenig Sinn. UBM-Chef Peter
Maitz kann davon ein Lied singen: „In manchen Ländern, wie etwa in der Schweiz, werden
bereits bei Ausschreibungen spezielle Programme verlangt. Das hat uns in einem Fall
gleich 3.500 Euro gekostet, nur damit wir teilnehmen konnten.“
➤ Die Versicherungsfrage: Ein Partner-Büro
sollte in der Lage sein, sich die (Haftpflicht-)
Versicherungen, deren Prämien je nach Projektgröße ziemlich saftig werden, auch leisten
zu können. Meist werden diese Versicherungen
von Projekt zu Projekt ausgehandelt. Am Beispiel Coop Himmelb(l)au sieht das so aus: Die
Basis-Haftpflichtversicherung pro Projekt beläuft sich auf drei Millionen Euro. Beim Projekt
Europäische Zentralbank waren indes weitere
Prämien für eine Personenversicherung in der
Höhe von 30 Millionen und für eine Sachschadenversicherung über 20 Millionen Euro fällig.
Dreibholz: „Wenn aufgrund eines Planungsfehlers irgendwas passiert, wird das schlagend. Der
Partner muss bei den Prämien mithalten können. Außerdem sind die Architekten oft die
Letzten, die die Hunde beißen, und sie werden
im Falle des Falles haftbar gemacht. Dann kann
man bei einer Baufirma regressieren, die es
zum Schluss gar nicht mehr gibt.“
➤ Die Copyright-Bestimmungen: Vor allem
wenn es sich um projektbezogene Dienstleistungen eines heimischen Planers handelt, werden in den meisten europäischen Ländern diverse Pläne und Unterlagen nur dann akzeptiert, wenn sie den offiziellen nationalen Stempel (entspricht in etwa dem österreichischen
„Adler“) tragen. Damit verfügt der Partner auch
über das Copyright an diesen Planungen.
„Wer das Projekt vor Ort vertritt“, so UBMChef Maitz, „ist nicht nur dafür verantwortlich,
es gehört ihm auch.“ Das bestätigt auch PorrVorstand Bernd Gaiswinkler: „Wir brauchen für
jede Planung den Stempel eines örtlichen Architekten oder Ingenieurs. Der verfügt dann über
die Autorenrechte an diesen Planungen, selbst
bei jeder noch so kleinen Anpassung. Den wird
man nicht mehr los.“ Knut Drugowitsch, Geschäftsführer des Welser Ziviltechnik-Großunternehmens „Delta“, schlägt in die gleiche Kerbe:
„Wir haben das oft erlebt. Wenn ein lokaler Partner einen Plan von uns abgestempelt hat, bringen
wir den nie wieder raus. Es sei denn, er verzichtet
vorher schriftlich auf seine Rechte.“ Porr-Vorstand Gaiswinkler: „Man ist gut beraten, genau
zu wissen, mit wem man sich verheiratet. Denn
wie in jeder Partnerschaft dauern Scheidungen
sehr lange und sind meist ziemlich teuer.“
So also sehen die Herausforderungen und
Hürden, die der Weg in die EU so mit sich bringt,
grob geschildert aus. Coop-Himmelb(l)au-Partner Dreibholz: „Alle österreichischen Kollegen
müssen sich über eins klar sein: Die Welt, in
der wir leben, ist nicht die Welt, in der die anderen leben.“
Mag sein, dass viele Architekten und Ingenieurkonsulenten all diese Hürden scheuen.
Mag aber auch sein, dass Wolfgang Schüssel im
Interview mit „derPlan“ Recht hat: „Ich denke,
dass wir uns angesichts der sehr lebendigen Architekturszene keine Sorgen um die Zukunft
Österreichs machen müssen.“
•••
„DAS INTERNATIONALE MODELL IST BESSER“
Hans Haugeneder, Eigentümer des international tätigen Gebäudetechnik-Unternehmens „Altherm“, über seine Erfahrungen mit
Geschäften im Ausland. Es sind Lehrbeispiele für Architekten und Ziviltechniker.
D
er wichtigste Faktor für eine internationale Tätigkeit ist der Aufbau von Netzwerken. Ohne Partner
ist man aufgeschmissen. Nur lokale Experten wissen, wie breit eine Stiege sein darf, wo die Fluchtwege oder
die Brandabschnitte sein müssen, eine Sprinkleranlage hingehört. All diese Dinge bestimmen ganz wesentlich die Baukosten. Wenn Sie in Frankreich ein Restaurant oder ein Hotel planen, brauchen Sie nur halb so viel sanitäre
Einrichtungen wie in Österreich. Wenn man dort
keinen lokalen Partner hat oder nicht in einem dort
ansässigen Büro arbeitet, kann man das nicht wissen.
Außerdem muss man unterscheiden: Entweder
man lässt sich in einem anderen Land nieder, oder man
nimmt von Österreich aus an einem Wettbewerb teil, gewinnt im Idealfall und richtet nur für dieses Projekt ein
Büro ein. Das ist der Unterschied zwischen Niederlassung
und Dienstleistung. Ich empfehle dringend die Variante
Dienstleistung. Im Prinzip ist es so: Sobald ein österreichischer Architekt oder Planer international tätig wird, muss
er sich daran gewöhnen, dass er dem Ausführenden mehr
Freiheit in der Umsetzung seiner Pläne gewähren muss,
aber gleichzeitig die Position des Supervisors hat. Und dafür kriegt er auch gutes Geld bezahlt.
Aus meiner Sicht ist das internationale Modell besser: Im
Durchschnitt machen alle Planungshonora zwischen 10 und
17 Prozent der Herstellungskosten aus. Dafür aber die Ver-
antwortung für 100 Prozent der Kosten zu übernehmen, also
das durchführende Unternehmen aus diesem Risiko zu entlassen, ist sicher der falsche Weg. Denn das kann sich ja kein
Planer leisten. Inzwischen sind die Haftpflichtversicherungen für Planer so teuer, dass die Kollegen oft die Prämien
nicht mehr zahlen können. Damit entsteht nach dem österreichischen Modell eine irrsinnige Schere: Einerseits stehen
chend gestalten sich die Prämien. Und oft gibt’s später die
ausführende Firma gar nicht mehr.
Daher gibt es für österreichische Architekten und Planer,
die in Europa oder auch international tätig werden wollen,
nur eine Chance: Sie müssen sich über die internationalen
Usancen am Baumarkt kundig machen und ihre Position
im Ausland richtig beurteilen, dann haben sie die Riesenchance, aus der Kostenschere in Österreich auszubrechen. Denn sie kriegen im Ausland ein besseres Honorar, haben weniger Risiko, mehr Letztentscheidung, und sie werden noch dazu von den ausführenden Firmen als die letzte Instanz geachtet. Vorausgesetzt, sie sind gut. Wer nicht gut ist, wird mit Bomben und
Granaten verjagt. Das heißt: Wettbewerbe gewinnen oder
wenigstens an zweiter Stelle liegen, und viel abwickeln,
auch als „Auftragnehmer“ im Schlepptau großer Architekturbüros, das ist so was wie Nachwuchsbildung. Alles in allem kann ich nur raten:
➤ mit österreichischen Kollegen, die bereits im Ausland tätig sind, einzelne Projekte ab wickeln und dann versuchen,
behutsam ein eigenes Netzwerk aufzubauen.
➤ langen Atem haben: Das dauert 20 bis 30 Jahre. Immer
eine aktuelle Dokumentation an der Hand haben. Selbst die
Doku von realisierten Projekten sollte nicht länger als fünf
bis zehn Jahre her sein, denn in der Branche ändert sich der
Geschmack sehr schnell.
•••
„Ich kann nur jedem Kollegen raten, sich ein europäisches
Netzwerk an Partenern aufzubauen.“
Planer unter extremem Konkurrenzdruck durch den
Wunsch des Auftraggebers, beim Honorar nachzulassen, haben aber gleichzeitig höhere Unkosten als ausländische Mitbewerber wegen der hier notwendigen Versicherungsprämien, die für internationale Mitbewerber aufgrund des Herkunftsprinzips nicht in ähnlicher Höhe schlagend werden.
Wenn irgendwelche Fehler passieren, was am Bau fast
unvermeidbar ist, beschuldigen einander Planer und Ausführende mehr und mehr gegenseitig. Juristisch gesehen
sind Planungsfehler so genannte „versteckte Mängel“ und
daher besteht für Planer eine 30-jährige Haftung, während
die ausführende Firma nur 36 Monate haften muss. So ist
das Risiko der Haftpflichtversicherung für den Planer wesentlich höher als für eine ausführende Firma. Dementspre-
derPlan
No. 2 / Juli 2006
thema/interview
7
WOLFGANG SCHÜSSEL: „THINK SMALL FIRST“
Der österreichische Bundeskanzler und bisherige EU-Vorsitzende über die Chancen heimischer Architekten und Ingenieurkonsulenten im gemeinsamen europäischen Markt. Sein Credo: „Wir sind kreativ genug. Europa ist voller Chancen. Nutzt sie.“
Herr Bundeskanzler, welche Bilanz können Sie nach sechs
Monaten österreichischer EU-Präsidentschaft ziehen? Vor allem in
Hinsicht auf Ingenieure und Architekten?
SCHÜSSEL Als Gesamtbild kann
man sagen, dass Europa besser
dasteht als vor einem Jahr, als wir
nach den gescheiterten Verfassungsreferenden und dem Budgetkrach in eine sehr schwierige
Situation geraten waren. Wir haben versucht, Stil und Substanz zu
verbinden. Gleichzeitig haben wir
konkrete europäische Projekte
weitergebracht, etwa das EUBudget, die Dienstleistungsrichtlinie, eine europäische Energiestrategie begonnen und ambitionierte Arbeitsmarktziele festgelegt.
DER PLAN Die inzwischen beschlossene Dienstleistungsrichtlinie betrifft auch Ingenieure und Architekten. Welche Vorteile bringt sie?
SCHÜSSEL Die Dienstleistungsrichtlinie ist ein wesentlicher
Aspekt des freien Binnenmarktes
und ein wichtiges Element der europäischen Strategie für WachsDER PLAN
tum und Beschäftigung. Mit dem
jetzigen Beschluss ist eine kluge
Balance gelungen: Der Dienstleistungsmarkt wird in weiten Teilen
Europas geöffnet. Das bringt
Rechtssicherheit und vor allem
bürokratische Erleichterungen für
die Unternehmen. Diese Lösung
ist ein tragfähiger Kompromiss,
der die Zustimmung von EU-Parlament, EU-Kommission und den
Mitgliedstaaten gefunden hat.
DER PLAN Nach wie vor – trotz einheitlicher Niederlassungs- und
Dienstleistungsbestimmungen –
existieren in vielen Märkten der
EU vielfältige Barrieren, die den
freien Wettbewerb hemmen. Was
tun?
SCHÜSSEL Europa darf sich nicht
zu weit von seinen Bürgern entfernen. Dazu gehört auch, dass regionale Besonderheiten ebenso
Raum haben im gemeinsamen
Europa wie eben auch EU-weite
Regelungen. Ein Teil der bestehenden Kritik der Bürger an der
EU ist darauf zurückzuführen,
dass kein Verständnis für EU-Regelungen besteht und dass der
Mehrwert dieser Regelungen
nicht nachvollziehbar ist. Auf der
anderen Seite haben wir heute einen Grad der Integration erreicht,
den wir uns vor 10, 15 Jahren
noch nicht erträumt hätten.
Europa ist „work in progress“.
DER PLAN Eine kleine Gruppe
österreichischer Architekten und
Ingenieurkonsulenten spielt in der
europäischen Oberliga. Der Großteil dieser Berufsvertreter hat bisher nur wenige Spuren im europäischen Wettbewerb hinterlassen.
Sind die selber schuld? Oder kann
es auch daran liegen, dass die meisten kleine KMU sind, denen es an
Unterstützung mangelt?
SCHÜSSEL Österreich hat ein großes kreatives Potenzial. Gerade die
kleinen und mittleren Unternehmen bilden das Rückgrat der
österreichischen Wirtschaft. Vor
wenigen Wochen haben wir ein
Maßnahmenpaket für die KMU
im Umfang von knapp 200 Millionen Euro beschlossen. Wir waren
auch die Ersten, die das Thema
KMU auf die europäische Agenda
gesetzt haben. „Think small first“
ist nun auch das Motto der EUKommission geworden, die unseren Ansatz voll unterstützt.
DER PLAN Vorausgesetzt, die europäische Integration wird in absehbarer Zeit – auch für Architekten
und Ingenieurkonsulenten – ohne
nationale, lokale oder sonstige
Barrieren Realität: Wie würden
Sie sich Wien oder Linz, Budapest
oder Paris in diesem Zusammenhang wünschen?
SCHÜSSEL Architekten haben
schon immer eine große Mobilität
bewiesen und lassen sich nicht
durch nationale Grenzen aufhalten. Sie agieren als Europäer,
nicht nur in Europa, sondern
weltweit. Der niederländische Architekt Rem Koolhaas hat einmal
gesagt: „Der interessanteste
Aspekt der Architektur ist der
Aufbruch in neue Welten, statt in
alten zu verharren.“ Rem Koolhaas ist ein perfektes Beispiel eines modernen europäischen Architekten, der sich sehr intensiv
mit der europäischen Identität
auseinander gesetzt hat. Von ihm
stammt auch das österreichische
Präsidentschaftslogo. Dieses Logo
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UST
erzählt eine wunderbare Geschichte: Es reiht die Farben der
Nationalflaggen aller EU-Mitgliedstaaten aneinander und
schafft so ein neues, buntes Bild –
den so genannten Barcode. Koolhaas hat dieses Logo ursprünglich
2001 als neues EU-Logo für die
Kommission entworfen. Österreich war das erste Vorsitzland,
das diesen Barcode offiziell eingesetzt hat. Die Österreicher und
auch die europäischen Kollegen
haben dieses fröhliche Symbol
sehr positiv angenommen.
DER PLAN Identitäten ganzer
Städte oder Regionen werden oft
durch herausragende Architekturund Ingenieurleistungen definiert
und erleben dadurch einen immensen Wirtschaftsaufschwung.
Österreich scheint nachzuhinken.
SCHÜSSEL Wenn auch das Guggenheim-Museum in Salzburg nicht in
der ursprünglichen Form realisiert
wurde: Mit dem Museumsneubau
auf dem Mönchsberg konnte ein
städtebaulicher Akzent gesetzt
werden, der den Ruf von Salzburg
als Museumsstadt deutlich unter
Beweis gestellt hat. Es gibt auch
viele andere Projekte, die durchaus
zukunftsweisend sind und neue Dimensionen erfahrbar machen. Ich
denke, dass wir uns angesichts der
sehr lebendigen Architekturszene
keine Sorgen um die Zukunft
Österreichs machen müssen.
•••
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meinung
8
derPlan
No. 2 / Juli 2006
WIR MÜSSEN UNS NOCH VIEL MEHR EINFALLEN LASSEN
G A S T K O M M E N TA R Stadtplanungsexperte Kurt Puchinger über die Chancen und Herausforderungen
für Ziviltechniker im Rahmen der Wiener Stadtentwicklung.
V
or gut einem Jahr wurde der Wiener
Stadtentwicklungsplan (STEP) vom
Gemeinderat als Leitlinie für sämtliche
Planungs- und Bauaktivitäten im Zusammenhang mit der Entwicklung der Hauptstadt abgesegnet. In diese herausfordernde Aufgabe sind bereits
jetzt viele Architekten und InDI Dr. Kurt Puchingenieurkonsulenten intensiv
ger ist seit 2006
eingebunden, allein in der
Leiter der
Stadt- und Verkehrsplanung
Gruppe Planung
sind es weit über hundert.
in der MagisAber es sollten noch viel mehr
tratsdirektion
sein, denn es geht um die erder Stadt Wien. Davor war er Gefolgreiche Verwirklichung von
schäftsführer der Regional Condrei ernsthaft großen Zielen:
sulting ZTGmbH mit Schwerpunkt
• Die noch bessere PositionieRaumplanung und Raumordnung.
rung des Standortes Wien im
Konzert der internationalen
Metropolen. Für jede Idee, die Wien für Investments attraktiver macht, die Arbeitsplätze schafft und sichert, die Forschung &
Entwicklung vorantreibt, die den Verkehr
entlastet oder optimiert sowie geeignet ist,
die Qualität des touristischen Angebots der
Stadt zu steigern, sind wir dankbar und werden Unterstützung leisten, wo es geht.
• Der zweite Punkt ist die regionale Postitionierung der Stadt im Rahmen des „CentropeProzesses“. Hier steht vor allem das „TwinCity“-Konzept Wien-Bratislava im Vordergrund.
• Und schließlich geht es um die Frage: Was
passiert in Wien selbst? Denn wenn die Lebensqualität für alle Bewohner nicht gewährleistet ist, fehlt eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Herzeigbarkeit der Stadt.
Um diesen Zielen näher zu kommen, sind be-
THOMAS KUSSIN — DER PLAN B
Solche Themen gibt es zuhauf: Wie begegreits etliche Großprojekte im Gange: etwa der
net eine Stadt wie Wien der klimatischen
Bau des Bahnhofs „Wien-Europa-Mitte“ auf
Frage, nämlich dass es im Wesentlichen acht
dem Gelände des Südbahnhofs, um eine
Monate kalt und grau, maximal vier Monate
Lücke in der Verbindung West–Ost zu schlieheiß und sommerlich ist, in architektonischer
ßen. Oder die Entwicklung von „Neu ErdHinsicht? Wie kann man durch geschicktes
berg-St. Marx“, wo eine völlig neue Stadt in
„Diversity Management“ klug auf die wachder Stadt entsteht, mit dem Vienna Biotech
sende ethnische Vielfalt in der Stadt reagieCenter im Mittelpunkt. Zu erwähnen sind
ren? Welche Projekte und Ideen sind dazu
auch die Fertigstellung der Donau-City oder
angetan, die gründerzeitliche Struktur Wiens
die Weiterentwicklung des Nord- bzw. Nordmodernen – auch gewerberechtlichen – Erwestbahnhofes.
fordernissen anzupassen?
All diese Anstrengungen würden aber in
Man sieht also: Damit die Stadt Wien auch
der Luft verpuffen, würde die Stadt nicht parallel dazu ihr Verkehrsnetz ständig erweitern. in Zukunft europäische Benchmarks setzen
kann, ist sehr viel Kreativität gefordert. Das
Die Verlängerungen der U1 und der U2 – obist meine Grußadresse an alle Architekten
wohl schwierig zu finanzieren, denn U-Bahund Ingenieurkonsulenten, aber auch an alle
nen sind die teuersten Verkehrsmittel – ste•••
Bürger, denen Wien am Herzen liegt.
hen dabei im Mittelpunkt, um all die neuen
Entwicklungsgebiete miteinander zu verbinden. Das sichert nicht nur Arbeitsplätze und
Wachstum mit Qualität, sondern dürfte auch
den Anteil aller Fahrten mit öffentlichen Wiener Verkehrsmitteln von derzeit 34 Prozent
auf hoffentlich 40 Prozent erhöhen.
Ein besonderes Anliegen bei dieser Vielzahl von Projekten ist der Stadt Wien dabei
die Auseinandersetzung mit öffentlichen
Räumen. Da gibt es noch viel zu verbessern.
Man denke nur an die so genannte „Erdgeschoßzone“ – jeder Architekt und IngenieurTHE INSIDER’S VOICE
konsulent weiß, was mit diesem
Fachkürzel gemeint ist: Müllraum-Fassaden, lieblos gestaltete Eingänge, DutzendwareMaterialien. Da können sich ArIn den 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts ging die Stadt Linz ein ehrchitekten, Planer und Techniker
geiziges Projekt an – Solar-City Linz. Bei Pichling wurde ein rund 60
noch viel einfallen lassen.
Hektar großes Grundstück als Wohngebiet gewidmet (immerhin waren
damals etwa 12.000 Linzer auf Wohnungssuche). Ein Städtebauwettbewerb gab die Richtung vor: 1.300 Wohnungen sollten entstehen, ergänzt
durch Kindergarten, Schule, Gemeindezentrum, optimale Verkehrsanbindung, modernste Energienutzung, kurzum: eine kleine Stadt der Zukunft,
Solar-City eben. Kosten: rund 190 Millionen Euro. Eröffnung: 2005.
Für jedes dieser Einzelvorhaben wurden internationale Architekturwettbewerbe ausgeschrieben, die Beteiligungen waren enorm, die Resultate
beeindruckend, alles in allem eine vorbildliche Vorgangsweise für ein stolzes Projekt. Bis Sir Norman Foster kam. Der Superstar der internationalen Architekturszene konnte gemeinsam mit anderen Architekturgrößen
wie Richard Roger oder Thomas Herzog zur Mitarbeit gewonnen werden.
Fosters Beitrag war – unter anderem – die Planung eines Wohnkomplexes
mit rund 240 Appartements. Die Stadtväter von Linz – stolz auf diesen
berühmten Namen – beschlossen, das Projekt unbedingt durchzuziehen. Und der
Der Insider ist ein
selbstbewusste Foster stellte eine BedinExperte aus der
gung, die sich alle anderen Architekten
heimischen Baunicht einmal auszusprechen trauten. Er
branche. Hier bewollte nicht gemäß den üblichen Planungsschreibt er Hinterhonorarrichtlinien entlohnt werden, songründe aktueller
dern nach seinen Spezialtarifen, und ver- Projekte. Diesmal: was heimische
langte ein Honorar in der Höhe von rund Planer von Architekturstar Sir Norman Foster lernen können.
436.000 Euro, in etwa das Doppelte der
gültigen Honorarsätze.
Das ist natürlich legitim, und wenn die Stadt Linz einen Superstar haben will, muss sie auch tiefer in die Tasche greifen. Das Problem ist nur:
Alle anderen Planer wurden nach den üblichen Honorarrichtlinien bezahlt. Außer Foster. Da es ein öffentlicher Auftrag war, scheute sich die
Stadt Linz nicht, Fosters Sondervertrag sogar in einer Gemeinderatssitzung absegnen zu lassen. Ich behaupte: Hätte dies ein österreichischer Architekt versucht, hätte er den Weisel bekommen. Was lernen wir daraus?
Wenn heimische Architekten in der internationalen Liga mitspielen wollen, müssen sie nicht nur hervorragende Entwürfe liefern, sondern auch
auf der beinharten wirtschaftlichen Klaviatur spielen lernen.
Eines der wichtigsten Ziele der Stadtplanung in
Wien ist es, den Anteil von öffentlichen
Verkehrsmitteln an allen Fahrten von derzeit
34 auf 40 Prozent zu erhöhen.
Lernen von Sir Norman
derPlan service
No. 2 / Juli 2006
Kammerwahlen: Alle Resultate im Detail.
Steuer: Fiskus belohnt Weiterbildung.
DIE ZEITUNG DER KAMMER DER ARCHITEKTEN UND INGENIEURKONSULENTEN
FÜR WIEN, NIEDERÖSTERREICH UND BURGENLAND
Recht: Fragwürdige neue Insolvenzregel.
NIE WIEDER FRUST MIT DER UST
D
Alles, was Architekten und
Ingenieurkonsulenten zum
Thema Umsatzsteuer
wissen sollten. Es ist eine
ganze Menge.
VON CHRISTIAN
KLAUSNER UND
JOHANNES
OBERHUBER
ie Umsätze aus der selbständig ausgeübten
Tätigkeit von Ziviltechnikern (kein Dienstverhältnis) unterliegen in Österreich dem
Normalsteuersatz von 20 Prozent. Das bedeutet, dass
die Leistungen mit Umsatzsteuer in Rechnung gestellt werden. Diese muss bis zum 15. des zweitfolgenden Monats (nach dem Zufließen) an das Finanzamt abgeführt werden. Andererseits können bei
sämtlichen Ausgaben, insbesondere bei Investitionen, die im Kaufpreis enthaltene Vorsteuer vom
Finanzamt zurückgefordert werden (Gegenverrechnung mit Umsatzsteuerschuld).
Wenn die Umsätze 22.000 Euro p. a. (ab 2007
30.000 Euro) netto nicht übersteigen, so können die
Umsätze unecht steuerbefreit behandelt werden
(Kleinunternehmerregelung). Das heißt: In diesem
Fall darf bei den Leistungen keine Umsatzsteuer in
Rechnung gestellt werden, jedoch steht für Investitionen etc. auch kein Vorsteuerabzug zu. Es ist indes
möglich, durch Abgabe eines Antrages auf Regelbesteuerung zu optieren, um den Vorsteuerabzug zu erhalten (nur sinnvoll, wenn die Vorsteuern höher sind
als die auf die Leistungen entfallende Umsatzsteuer
bzw. wenn die Leistungen hauptsächlich für vorsteuerabzugsfähige Unternehmen erbracht werden).
Ab Oktober 2002 kam es in der Bauwirtschaft
zum Übergang der Steuerschuld auf den Empfänger
Bundesland aktuell
OBERÖSTERREICH
UND SALZBURG
der Leistung (der Leistungserbringer stellt eine
Rechnung ohne Umsatzsteuer aus; der Leistungsempfänger muss für den Leistungserbringer 20 Prozent Umsatzsteuer an das Finanzamt abführen, kann
sich diese aber, falls die Voraussetzungen für den Vorsteuerabzug vorliegen, als Vorsteuer wieder abziehen),
wenn Bauleistungen an einen Unternehmer erbracht
werden, der seinerseits mit der Erbringung dieser
Bauleistungen beauftragt ist oder der seinerseits üblicherweise Bauleistungen erbringt. Die ausschließlich
planerischen Leistungen von Ziviltechnikern sind jedoch keine Bauleistungen. Für diese Leistungen
kommt es deshalb nicht zu einem automatischen
Übergang der Steuerschuld.
„Transposition – Wie öffentlich ist öffentlicher Raum“. Dieser Frage geht das „afo architekturforum oberösterreich“ im
Rahmen eines großen Ausstellungsprojektes (6. bis 30 Juli
2006) nach. Im Zuge dieser
„Transposition“ wird ein öffentlicher Raum am Donauufer temporär privatisiert und die die
Ausstellungsräume des afo verlagert. In der audiovisuellen Rekonstruktion werden private
Räume in der Öffentlichkeit dokumentiert. Initiert wurde die
Aktion von der Künstlergruppe
„Manipulation“ (das sind: Dominique Dinies, Architekt; Michèle
Dinies, Biologin; Sigrid MüllerWelt, Architektin und Sebastian
Walter, Künstler, Biologe). Ihre
Botschaft: „Menschen sind territoriale Wesen. Nach Rousseau
war der Erbauer des ersten Zaunes der Begründer der menschlichen Zivilisation. Private Räume
zu schaffen, ist ein in der Natur
verbreitetes Prinzip: Es sichert
Organismen einen bestimmten
Lebensraaum und Zufluchtstätten. Auch beim Menschen beschränkt sich der private Raum
nicht auf die eigene Wohnung.
Menschen belegen im Stammlokal, am Arbeitsplatz, im Park
oder am Badestrand ‘ihren’ Platz,
der durch persönliche Dinge
markiert wird. Diese Orte des öffentlichen Raums werden so von
Individuen oder Gruppen vorübergehend besetzt, privatisiert.“
Transposition will Formen
von Privatisierungen des öffentlichen Raums zeigen und Territorialität als grundlegendes Verhalten von Lebewesen erfahrbar
machen. Infos bei: afo architekturforum oberösterreich, Prunerstraße 12, 4020 Linz.
ORT DER SONSTIGEN LEISTUNGEN VON ZIVILTECHNIKERN
Der Umsatzsteuer unterliegen die Lieferungen und
sonstigen Leistungen, die ein Unternehmer im Inland (Ort der sonstigen Leistung) gegen Entgelt im
Rahmen seines Unternehmens ausführt. Die Anwendung dieses Territorialprinzips setzt genauere Regelungen über den Leistungsort voraus.
Im Umsatzsteuergesetz ist als Grundsatz nicht das
Tätigkeitsortprinzip, sondern das Unternehmensortprinzip verankert. Daneben gibt es aber eine Reihe
von Sonderregelungen, welche Vorrang gegenüber
dem Unternehmensortprinzip haben und
••• 11
Wiener Bauordnung: Die neueste Novelle
Strategische Umweltprüfung nach EU-Normen und eine neue „Hochhaus“-Definition.
A
m 15. August 2006 tritt eine
Novelle zur Bauordnung für
Wien (BO) in Kraft (LGBl.
10/2006). Diese Novelle hat zwei
Schwerpunkte: zum einen die Umsetzung der EU-Richtlinie über die
strategische Umweltprüfung (SUP)
in der BO und zum anderen die
Neudefinition des Begriffs „Hochhaus“ und die Neuregelung von
„Gebäuden mit besonderen brandschutztechnischen Anforderungen“.
Ziel der EU-Richtlinie
2001/42/EG ist, dass Umwelterwägungen bei der Ausarbeitung
und Annahme von Plänen und
Programmen einbezogen und
diese einer „Umweltprüfung“ unterzogen werden. Demnach war
in Wien eine Änderung der Bestimmungen der BO betreffend
die Ausarbeitung der Flächenwidmungs- und Bebauungspläne erforderlich. Darüber hinaus hat
Von Hermann Wedenig
auch die EU-Richtlinie
2003/105/EG, mit der die „Seveso-II-Richtlinie“ (96/82/EG)
geändert wurde, eine Änderung
der raumordnungsrechtlichen Bestimmungen der BO erforderlich
gemacht.
Novellierungsbedarf hat sich
auch beim Thema Hochhäuser
ergeben. Einerseits, weil die BO
mit § 120 derzeit Hochhäuser als
Gebäude mit einer
••• 10
WM-Stadien: Die Kolosseen der Neuzeit
STEIERMARK
UND KÄRNTEN
V O N H A R R Y M I LT N E R
D
••• 15
F O T O : G E PA
ie Blicke der Sportwelt sind
im Sommer 2006 auf
Deutschland gerichtet, genauer gesagt, ins Innere von zwölf
Fußballstadien. Die Arenen dienen als
Bühne für die Weltmeisterschaft und
prägen das Bild Deutschlands in der
Welt. Die großen Gefühle und Mythen, die der Fußball kreiert, dringen
in die Architektur ein, durchwirken
den Beton, den Stahl und das Glas der
Fußballarenen. Sie werden zu Denkmälern von Erinnerungen.
Ästhetisch hat sich das Stadion in
den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls stark entwickelt, vom unwirtlichen Betonkäfig zum luxuriösen,
skulpturalen Wahrzeichen der Städte.
Stararchitekten wie Norman Foster,
Herzog & de Meuron, Kisho Kurokawa oder Renzo Piano reißen sich
um solche Aufträge, denn sie haben
deren Prestigewert längst erkannt.
Die Allianz Arena in München kostete 340 Millionen Euro und bietet Platz für 66.000 Fußball-Fans.
Vom 28. September bis 2. Oktober 2006 veranstaltet das Grazer Ziviltechniker-Forum eine
Fachexkursion nach Italien, genauer gesagt, nach Mailand, Turin und Genua. Auf dem Programm stehen Besuche von architektonischen und ziviltechnischen Highlights: Etwa das Bulgari Hotel (Mailand, Antonio
Citterio), die Mailänder Messe
(Foster, Gehry, Moneo, Zucchi),
der Kleidermarkt Porta Palazzo
(Turin, Massimiliano Fuksas)
oder das größte Aquarium
Europas (Genua, Renzo Piano).
Nähere Infos: Mag. Pia Frühwirt; Tel.: 0316-811802-28 oder
E-Mail: [email protected]. Anmeldeschluss ist der
7. Juli 2006. Kosten: Zwischen
875 und 1265 Euro pro Person.
recht
10
derPlan
No. 2 / Juli 2006
BUNDESVERGABEGESETZ 2006: DIE ERSTE BILANZ
Seit 1. Februar ist das neue BVergG in Kraft. Bei der täglichen Anwendung treten jedoch Probleme auf.
E
in Fortschritt des BVergG
2006 aus Auftraggebersicht liegt in der weitgehenden Zurückdrängung der Zusammenrechnungsbestimmungen im
neuen BVergG 2006, die ein weitreichendes Auftragssplitting ermöglicht. Gerade Bauaufträge im
Unterschwellenbereich können
leicht so lange zerstückelt werden,
bis die Auftragswerte der einzelnen
Gewerke und Teilleistungen die
Durchführung von Verhandlungsverfahren, nicht offenen Verfahren
ohne Bekanntmachung oder Direktvergaben erlauben. Auftraggeber erhalten damit umfassende
Dispositionsfreiheit bei der Vergabe von Bauaufträgen im Unter-
schwellenbereich, was eine transparente und den Grundsätzen des
Wettbewerbs entsprechende Auftragsvergabe gefährdet.
Einfluss auf die Arbeit von Architekten und Ingenieurkonsulenten haben insbesondere auch die
Bestimmungen über die Zulässigkeit und Ausgestaltung funktionaler Leistungsbeschreibungen. Sie
führen dazu, dass der Auftraggeber dem Bieter umfangreiche
Projektarbeit abfordern kann. Die
Verlockung, Auftraggeberarbeiten
auf die Bieter überzuwälzen, ist
deshalb groß.
Eine der großen Neuerungen
im BVergG 2006 ist die Erleichterung des Widerrufs. Der Auftrag-
KOLUMNE: INSOLVENZRECHT
Das Bauherren-Risiko
B
auunternehmer sind dem Insolvenzrisiko des Vertragspartners
besonders ausgesetzt. Dies deshalb, da der Eigentümer eines
Grundstücks (in der Regel der Bauherr) unabhängig davon,
ob er das Entgelt für dieses Bauwerk entrichtet, zum Eigentümer der
auf diesem Grundstück errichteten Bauten wird. Diesem Risiko will
der Gesetzgeber mit der Einführung des § 1170b ABGB begegnen, der
mit 1. Jänner 2007 in Kraft treten soll. Ab dann soll ein Bauunternehmer, der den Auftrag für ein Bauwerk, eine Außenanlage zu
einem Bauwerk oder für einen Teil davon erhält (z. B. die Installierung der Heizungsanlage), vom Werkbesteller eine Sicherheitsleistung für den ihm zustehenden Werklohn verlangen können. Die
Höhe dieser Sicherstellung ist zweifach limitiert: mit der Höhe des
noch ausstehenden Entgelts und mit einer absoluten Höchstgrenze
von 20 Prozent des vereinbarten Entgelts für den Auftrag.
Verweigert der Werkbesteller die Sicherheitsleistung, soll der
Unternehmer seine Leistung verweigern und unter Setzung einer
Nachfrist die Aufhebung des Werkvertrags erklären können. Der
Werkunternehmer bliebe trotz Aufhebung des Werkvertrags berechtigt, das vereinbarte Entgelt zu verlangen. Er müsste sich nur anrechnen lassen, was er sich infolge des Unterbleibens der Ausführung erspart oder durch andere Verwendung erworben bzw. zu erwerben verabsäumt hat. § 1170b ABGB gilt nicht, wenn der Bauherr
ein Konsument oder eine juristische Person des öffentlichen Rechts
ist. Für private Unternehmen, ausgegliederte Rechtsträger und z. B.
Sektorenauftraggeber soll § 1170b ABGB hingegen zwingend gelten.
So weit zu den Vorteilen dieser Regelung. Sicherstellungen bergen
für den Sichernden (im Regelfall eine Bank) ein Risiko, das abzugelten ist. Sicherstellungen kosten
Mag. Horst Fössl ist also nach der Konzeption des
Rechtsanwalt und § 1170b ABGB maximal zwei Prozent
Partner der Singer der besicherten Summe, die der BauFössl Rechtsanunternehmer zu tragen hat. Beabwälte OEG (Konsichtigt der Bauherr also, die gesetztakt: www.sfr.at).
liche Sicherstellung in Anspruch zu
Er war u. a. wissenschaftlicher Mitnehmen, hat er mit diesen Kosten zu
arbeiter des Verwaltungsgerichtsrechnen. Kann der Bauunternehmer
hofs und ist Experte für Vergabediese Kosten in seinem angebotenen
recht und öffentliches Beschaffungswesen, Baurecht, Privatisie- Preis unterbringen, verteuert sich
rungen und Ausgliederungen, PPP die Bauleistung für den Bauherrn
und öffentliches Wirtschaftsrecht. entsprechend. Ist der Unternehmer
einem hohen Marktdruck ausgesetzt,
muss er diese Kosten selbst tragen. Auch auf die Solvenz des Bauherrn hat die Bestimmung des § 1170b ABGB nachteilige Auswirkungen, muss er doch zusätzliche Sicherheiten aufbieten. Dies gerade in der Phase der Bauausführung, die ohnehin erhebliche Belastungen mit sich bringt. Außerdem hat der Bauherr alle über den Betrag von zwei Prozent der Sicherstellungssumme hinausgehenden
Sicherstellungskosten zu tragen. § 1170b ABGB führt damit zu einer
Verschlechterung der Solvenz gerade desjenigen, vor dessen Insolvenz er schützen soll. Grundsätzlich sind Maßnahmen zur Verminderung des Insolvenzrisikos in der Baubranche zu begrüßen. Die
derzeit dafür in Aussicht genommene Regelung scheint dazu allerdings nur bedingt geeignet zu sein. Letztendlich stellt sich trotz der
hinter dieser Regelung stehenden guten Absicht des Gesetzgebers die
Frage, ob nicht gut gemeint das Gegenteil von gut ist.
geber kann ein Vergabeverfahren
nunmehr immer widerrufen,
wenn sachliche Gründe dafür bestehen. Dies gilt auch für Widerrufsgründe, deren Eintreten der
Auftraggeber selbst schuldhaft
verursacht hat. Im Gegenzug haben die Bewerber/Bieter selbst im
Fall eines begründeten Widerrufs
Schadenersatzansprüche, auch
wenn der Auftraggeber den Widerruf schuldhaft verursacht hat.
Die Wahrung dieser Schadenersatzansprüche setzt aber die Beachtung der alle Bieter treffenden
Obliegenheit der rechtzeitigen
Rüge von Ausschreibungsmängeln voraus. Diese Obliegenheit
reicht bis zur verpflichtenden
Anfechtung der Ausschreibungsunterlagen. Diese Regelung bringt
Bieter in einen schwer zu lösenden Interessenkonflikt, da sie den
Auftraggeber noch vor Kenntnis
ihrer (Best-?)Bieterposition mit
einem Nachprüfungsantrag „belästigen“ müssten. Die Geltendmachung dieser Schadenersatzansprüche wird daher in der Praxis
oft am Fehlen der rechtzeitigen
Rüge der Ausschreibungsmängel
scheitern.
Im Zusammenhang mit dem
Widerruf ergibt sich in der Praxis
auch ein weiteres Rechtsschutzproblem, wenn der Auftraggeber
alle Angebote bis auf eines ausscheidet und dann das Vergabeverfahren widerruft, weil lediglich
ein Angebot im Vergabeverfahren
verblieben ist. Ein solcher Widerruf kann nur binnen sieben Tagen
ab Bekanntgabe der Widerrufsentscheidung bekämpft werden,
die Anfechtungsfrist hinsichtlich
des Ausscheidens der Angebote
beträgt aber 14 Tage. Bleibt die
Widerrufsentscheidung unbekämpft, erfolgt der Widerruf binnen sieben Tagen rechtmäßig.
Ficht danach ein ausgeschiedener
Bieter die Ausscheidung seines
Angebots noch fristgemäß binnen
14 Tagen an, fällt der Widerrufsgrund nachträglich weg. Der Auftraggeber hat den Widerruf im
Nachhinein betrachtet rechtswidrig vorgenommen. Aufgrund der
Ansicht des BVA, dass ein einmal
erfolgter Widerruf unwiderruflich
ist, ist zu befürchten, dass der
rechtswidrig erfolgte Widerruf
dennoch aufrecht bleibt.
Horst Fössl
Die aktuelle Novelle zur Wiener Bauordnung
9 ••• Gebäudehöhe von mehr
als 26 m definiert, obwohl als
sicherheitstechnisch relevantes
Maß nicht die Gebäudehöhe, sondern die Höhe des Fußbodens des
höchstgelegenen Aufenthaltsraumes über dem angrenzenden Gelände anzusehen ist. Im Hinblick
auf das Gefährdungsbild und die
Einsatzmöglichkeiten der Feuerwehr ist ein Aufenthaltsraumniveau von 22 m als maßgeblich zu
betrachten (s. ON-Regel 22000;
Brandschutz in Hochhäusern).
Andererseits hat Wien mit dem
vom Gemeinderat im Jahr 2001
beschlossenen Hochhauskonzept
„Ausschluss- und Eignungszonen“
für Hochhäuser festgelegt, wobei
man dabei Gebäude bis zu einer
Gesamthöhe von 35 m nicht als
Hochhäuser betrachtet hat.
Mit der vorliegenden BO-Novelle werden also die genannten
EU-Richtlinien in Wien umgesetzt (§§ 1 und 2 BO), und es wird
der Begriff des (stadtbildrelevanten) Hochhauses neu definiert (§§
5 und 7f BO) und durch Neufassung des § 120 BO von den
brandschutztechnischen Bestimmungen abgekoppelt.
Der gesamte Text dieser BO-Novelle ist unter folgendem
Link abrufbar: http://www.wien.gv.at/recht/
landesrecht-wien/landesgesetzblatt/index-2006.htm
KURZ&BÜNDIG
Z U S A M M E N G E S T E L LT V O N H O R S T F Ö S S L U N D S E B A S T I A N K U R A T
Vergabepraxis I
Vergabepraxis III
Wiener Bauordnung II
Verfassungswidrige Pauschalgebühren
Wertsteigerung bei Mängelbehebung
Berechnung des Gebäudeumrisses
Die bisherige Regelung des Bundesvergabegesetzes 2002 über die
für Feststellungsanträge zu leistende Pauschalgebühr ist gleichheitswidrig. Die Kumulierung
und Multiplizierung der hohen
Gebühren infolge verschiedenartiger Anträge ist sachlich nicht
gerechtfertigt. Sie behindert die
Effizienz des Rechtsschutzes
(VfGH 4. März 2006, G154/05).
Anmerkung: Die Gebührenregelung im BVergG 2006 ist nahezu
ident gestaltet. Von deren Verfassungswidrigkeit ist auszugehen.
Ein Widerspruch des Angebots zu
den Ausschreibungsunterlagen ist
nicht zwingend ein unbehebbarer
Angebotsmangel. Es liegt aber ein
unbehebbarer Angebotsmangel
vor, wenn die Mängelbehebung
den Wert der angebotenen Leistung bei gleich bleibendem Preis
erhöht. (BVA 26.8.2005, 16 N
74/05-41)
Aufzugstriebwerksräume und
Stiegenhäuser im unbedingt notwendigen Ausmaß dürfen nur mit
den als raumbildende Dachaufbauten zu wertenden Teilen bei
der Berechnung des Gebäudeumrisses nach § 81 Abs. 2 Wr. BauO
außer Betracht bleiben (VwGH
31.1.2006, 2004/05/0251).
Vergabepraxis II
Kosten der Ausschreibungsanfechtung
Kosten im Zusammenhang mit
dem Nichtigerklärungsverfahren
zu einer vergaberechtswidrigen
Ausschreibung sind materiellrechtliche Schadenersatzforderungen und deshalb selbständig
einklagbar (OGH 10.5.2005, 1
Ob 85/05i).
Berufsrecht
Zuständigkeit Bezirks-Bauausschuss
HOB europarechts- und
wettbewerbswidrig
Liegt keine unwesentliche Abweichung vom Bebauungsplan vor,
sondern eine wesentliche, so ist
für eine Entscheidung des Bauausschusses der jeweiligen Bezirksvertretung gemäß § 69 Abs. 1
lit m BauO für Wien kein Raum
mehr. Es ist dann insbesondere
auch unerheblich, ob die Abweichung positiven oder negativen
Einfluss auf das Stadtbild hätte
(VwGH 21. Juli 2005,
2004/05/0017).
Die auf dem Markt für Baumeisterleistungen erzielbaren Honorare liegen deutlich unter den sich
aus der HOB ergebenden Honoraren. Beschluss, Ausgabe und
Aufrechterhaltung der HOB verletzen daher Art. 81 Abs. 1 EG
(OGH 20.12.2005, 16 Ok 45/05).
Die Bundesinnung Bau hatte daher ihre HOB – Honorarordnung
der Baumeister 2000 in allen Fassungen binnen 14 Tagen zu widerrufen.
Wiener Bauordnung I
steuer
derPlan
No. 2 / Juli 2006
11
NIE WIEDER FRUST MIT DER UST
9 ••• zunächst in nachfolgender
Reihenfolge untersucht werden
müssen:
➤ Grundstücksortprinzip,
➤ Tätigkeitsortprinzip,
➤ Empfängerortprinzip.
Teil tätig wird. Die Tätigkeiten eines Ziviltechnikers z. B. als Vortragender oder Gutachter werden
somit dort ausgeführt, wo der Tätigkeitsort ist.
EMPFÄNGERORTPRINZIP
GRUNDSTÜCKSORTPRINZIP
Für Ziviltechnikerleistungen, welche im Zusammenhang mit einem
Grundstück stehen, ist für den Ort
der Ziviltechnikerleistung die
Lage des Grundstücks entscheidend. Die sonstige Leistung muss
in einem engen Zusammenhang
mit einem Grundstück stehen. Ein
enger Zusammenhang ist gegeben, wenn sich die sonstige Leistung nach den tatsächlichen Umständen überwiegend auf die Bebauung, Verwertung, Nutzung
oder Unterhaltung des Grundstücks selbst bezieht.
Zu den sonstigen Leistungen
zur Vorbereitung oder zur Koordinierung von Bauleistungen gehören z. B. die Leistungen der Architekten, Bauaufsichtsbüros, Bauingenieure, Vermessungsingenieure,
Bauträgergesellschaften, Sanierungsträger sowie der Unternehmer, die Abbruch- und Erdarbeiten
ausführen. Der Grundstücksort
als Leistungsort gilt auch für
Ziviltechniker, die als Subunternehmer den Auftrag von einem
anderen Unternehmer (z. B. Generalunternehmer) oder einem
anderen Ziviltechniker erhalten
haben. Das Grundstücksortprinzip
hat Vorrang vor den nachfolgenden
Vorschriften.
TÄTIGKEITSORTPRINZIP
Dieses ist auf künstlerische, wissenschaftliche, unterrichtende,
sportliche, unterhaltende oder
ähnliche Leistungen, auf Arbeiten
an beweglichen körperlichen Gegenständen und die Begutachtung
dieser Gegenstände anzuwenden.
Der Leistungsort ist hier jener
Ort, wo der Unternehmer ausschließlich oder zum wesentlichen
Bei bestimmten im Umsatzsteuergesetz aufgezählten Leistungen
richtet sich der Leistungsort nach
den Verhältnissen des Empfängers. Ist der Empfänger der sonstigen Leistungen ein Unternehmer, so wird die sonstige Leistung
dort ausgeführt, wo der Empfänger sein Unternehmen betreibt;
ist er kein Unternehmer und hat
er keinen Wohnsitz im EU-Gemeinschaftsgebiet, so wird die
sonstige Leistung im Drittlandsgebiet ausgeführt; ist der Empfänger kein Unternehmer und hat er
seinen Wohnsitz im EU-Gemeinschaftsgebiet, so wird die sonstige
Leistung dort ausgeführt, wo der
leistende Unternehmer sein Unternehmen betreibt.
LEISTUNGSORT IM AUSLAND (EU 25)
Liegt der Ort der Leistungen im
Ausland, so sind die umsatzsteuerlichen Regelungen des jeweiligen Landes zu beachten. Eine
umsatzsteuerliche Registrierung
im Ausland ist in folgenden Fällen erforderlich:
➤ Ein Unternehmer ist im Ausland ansässig oder hat dort eine
feste Niederlassung (Betriebsstätte), von der aus er Dienstleistungen erbringt oder Gegenstände
liefert.
➤ Ein ausländischer Unternehmer erbringt im jeweiligen Inland
steuerpflichtige Leistungen (Lieferungen von Gegenständen und
Dienstleistungen) an Nichtunternehmer.
Werden im Ausland Leistungen
an Unternehmer erbracht und gibt
es in diesem Land eine gesetzliche
Regelung für den Übergang der
Steuerschuld auf den Leistungsempfänger (Reverse Charge) für
diese Leistungen, ist eine umsatzsteuerliche Registrierung im Ausland nicht verpflichtend.
Der leistende Unternehmer ist
trotz des Übergangs der Steuerschuld verpflichtet, über die Leistung eine Rechnung auszustellen.
In diesen Rechnungen darf keine
Umsatzsteuer ausgewiesen werden (ansonsten Umsatzsteuerschuld kraft Rechnungslegung),
ist die Umsatzsteueridentifikationsnummer des Leistungsempfängers (bei Drittlandsunternehmern entfällt diese Verpflichtung) anzugeben und auf die
Steuerschuldnerschaft des Leistungsempfängers hinzuweisen.
Der Leistungsempfänger ist
Steuerschuldner der zu entrichtenden Umsatzsteuer. Der Leistungsempfänger hat die Umsatzsteuerschuld selbst zu ermitteln
und an das zuständige Finanzamt
abzuführen. Diese ist aber zugleich im Regelfall als Vorsteuer
abziehbar, wodurch bei zum vollen Vorsteuerabzug berechtigten
Unternehmern die Überbindung
der Steuerschuld keine belastungsmäßige Bedeutung hat. Den
leistenden Unternehmer trifft
keine Steuerschuld, wohl aber
eine Haftung für die übergegangene Steuerschuld.
Da die Reverse-Charge-Bestimmungen in den einzelnen Mitgliedsstaaten in Bezug auf Grundstücksleistungen teilweise unterschiedlich geregelt sind, sollten im
Zuge der Auftragsannahme die jeweiligen gesetzlichen Regelungen
in dem Land überprüft werden.
Werden im Ausland aber auch
Leistungen mit ausländischer
Umsatzsteuer bezogen, ist abhängig von der Höhe der ausländischen Vorsteuern eine umsatzsteuerliche Registrierung im Ausland empfehlenswert, da die ausländischen Vorsteuern ansonsten
nur über ein langwieriges Verfahren rückerstattet werden können.
Ein Vorsteuervergütungsverfah-
FIRMENAUTO STATT
GEHALTSERHÖHUNG
Der Pkw-Sachbezug eröffnet erhebliches Sparpotenzial: Sich anstelle einer anstehenden Gehaltserhöhung auf einen
Dienstwagen zu einigen kann für Arbeitnehmer und Arbeitgeber vorteilhaft sein. Aber auch Gesellschafter-Geschäftsführer
sollten die Möglichkeit in Erwägung ziehen, das Privatauto durch die eigene Gesellschaft finanzieren zu lassen.
Ü
berlässt der Dienstgeber seinem
Dienstnehmer ein Kfz für private
Zwecke, unterliegt dieser Vorteil aus
dem Dienstverhältnis – wie andere Bezugsbestandteile auch – grundsätzlich der Einkommensteuer (sog. Sachbezug). Gleiches
gilt für den Geschäftsführer, der von seiner
Gesellschaft für seine Geschäftsführungstätigkeit einen Dienstwagen zum privaten
Gebrauch zur Verfügung gestellt bekommt.
Entscheidend für die steuerliche Behandlung ist allerdings nicht allein die sachliche Steuerpflicht der erlangten Vorteile,
sondern auch deren Bewertung. Solange
die Bewertung des Vorteils beim Vorteilsempfänger zumindest den durch die Zuwendung des Vorteils verursachten Kosten
entspricht, ist die Vorteilsgewährung aus
dem Gesichtspunkt der Abgabenminimie-
rung uninteressant. Sobald allerdings der
Vorteil unter den tatsächlich angefallenen
Kosten anzusetzen ist, eröffnet die Variante
„Sachbezug“ mitunter erhebliche Steuervorteile.
derPlan Gratis-Service
HFP Steuerberater berechnet für Sie kostenlos und anonym die in Ihrer konkreten Situation realisierbare Steuerersparnis. Schicken Sie dazu einfach ein kurzes Mail an
[email protected] mit gewünschter Leasinggestaltung (vgl.
beispielsweise den Pkw Leasing Kalkulator auf
http://www.ba-ca-leasing.com) und Angaben zur persönlichen Einkommenssituation (laufender Monatsbezug,
weitere Einkünfte).
USt-Regeln für ZT-Leistungen in der EU
BELGIEN
DÄNEMARK
21 %
25 %
MALTA
NIEDERLANDE
DEUTSCHLAND
16 %
ÖSTERREICH
ESTLAND
18 %
POLEN
FINNLAND
FRANKREICH
GRIECHENLAND
22 %
19,6 %
19 %
17,5 %
19 %
20 %
22 % 2
PORTUGAL
21 %
SCHWEDEN
25 %
SLOWAKEI
19 %
SLOWENIEN
GROSSBRITANNIEN
UND NORDIRLAND
18 %
20 %
SPANIEN
16 %
TSCHECHISCHE REPUBLIK
19 %
IRLAND
21 %
ITALIEN
20 %
UNGARN
20 %
LETTLAND
18 %
ZYPERN
15 %
LITAUEN
18 %
LUXEMBURG
Stand: 1. Februar 2006
12 % 1
1 Reduzierter Steuersatz von 12 % für intellektuelle (insbesondere Architekten, planende
Ingenieure), allgemeiner Steuersatz von 15 % für sonstige Dienstleistungen in Luxemburg.
2 Unter bestimmten Voraussetzungen kann für Architekturleistungen, Projektplanung etc.
in Polen ein niedriger Steuersatz zur Anwendung kommen.
ren ist ausgeschlossen, wenn im
jeweiligen Mitgliedsstaat Gegenstände geliefert werden bzw. Erwerbsteuerpflicht eintritt.
VORSTEUERPAUSCHALIERUNG
Wenn der Vorjahresumsatz nicht
mehr als 220.000 Euro betragen
hat, können anstelle der tatsächlich angefallenen Vorsteuern 1,8
Prozent des Gesamtumsatzes mit
Ausnahme der Umsätze aus Hilfsgeschäften als Vorsteuerpauschale
abgezogen werden. Bei Betriebseröffnung kann die Vorsteuerpauschalierung angewendet werden,
wenn im ersten Jahr die Umsatzgrenze voraussichtlich nicht über-
schritten wird. Wurde die Tätigkeit im Vorjahr nicht das ganze
Jahr hindurch ausgeübt, ist bei
der Pauschalierung keine Umrechnung auf das volle Jahr vorzunehmen. Zusätzlich können noch
Vorsteuern geltend gemacht werden für:
➤ abnutzbare Wirtschaftsgüter
des Anlagevermögens mit Anschaffungs-/Herstellungskosten
von mehr als 1.100 Euro;
➤ Vorsteuerbeträge für die Lieferung von Waren, Rohstoffen,
Halberzeugnissen, Hilfsstoffen,
Zutaten;
➤ Vorsteuern für Fremdleistungen.
KOLUMNE: AUSBILDUNGSFÖRDERUNG
Wissen spart Steuern
Investitionen in die Ausbildung der eigenen Mitarbeiter sind nicht
nur wertvoll für die Zukunft des Unternehmens, sondern wurden
auch vom Gesetzgeber als besonders förderungswürdig erkannt.
Durch Inanspruchnahme der vorhandenen Förderungsmaßnahmen kann der Staat an den entstandenen Fortbildungskosten beteiligt werden. Es ist daher auch aus steuerlichen Gesichtspunkten attraktiv, etwas für die Ausbildung der eigenen Mitarbeiter zu tun.
Grundsätzlich sind FortbildungsMag. Christian
kosten als Betriebsausgabe steuerKlausner ist gelich abzugsfähig. Darüber hinaus
schäftsführender
steht ein Bildungsfreibetrag für 20
Gesellschafter
Prozent der im betrieblichen Interder HFP Steueresse für Arbeitnehmer geleisteten
berater. Er ist stuAufwendungen für Aus- und Fortdierter Betriebsbildungsmaßnahmen zu, soweit wirt, seit 1988 Steuerberater und
diese von einer so genannten Aus- seit 1995 Wirtschaftsprüfer. Die
bzw. Fortbildungseinrichtung in Beratung von Freiberuflern sowie
Rechnung gestellt werden. Der Bil- die Branchen Bauträger und Baudungsfreibetrag mindert als Be- gewerbe gehören zu seinen Spetriebsausgabe die steuerliche Bemes- zialgebieten.
sungsgrundlage. Für dieselben Aufwendungen kann alternativ die Bildungsprämie in Anspruch genommen werden. Bei Geltendmachung der Bildungsprämie werden
sechs Prozent der geleisteten Aus- und Fortbildungsaufwendungen
im Wege einer Steuergutschrift erstattet. Mit der Senkung des Körperschaftsteuersatzes auf 25 Prozent im Zuge der Steuerreform 2005
wurde gleichzeitig die Inanspruchnahme des Bildungsfreibetrags
für Körperschaften uninteressant, da durch die Tarifsenkung die
Steuerentlastung durch den Bildungsfreibetrag von 6,8 auf fünf
Prozent der Aufwendungen gedrückt wurde.
Aber auch abseits des Steuerrechts können Förderungsmaßnahmen genutzt werden. So fördert beispielsweise der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff) 50 Prozent der Aus- und Weiterbildungskosten bis zu einem Maximalbetrag von 40.000 Euro pro
Unternehmen. Voraussetzung ist die Bildung eines so genannten
Qualifizierungsverbunds aus mindestens drei voneinander unabhängigen Unternehmen.T
steuer
12
derPlan
No. 2 / Juli 2006
KURZ&BÜNDIG
Z U S A M M E N G E S T E L LT
VON CHRISTIAN KLAUSNER
Kilometergeld I
Erhöhung und Aufrundung
Mit 28. Oktober 2005 wurde das
Kilometergeld von 0,356 auf
0,376 Euro pro gefahrenen Kilometer erhöht. In der Lohnverrechnung konnte das Kilometergeld auf volle Cent aufgerundet
werden, bei der Geltendmachung
als Werbungskosten war dies hingegen ausgeschlossen. Jetzt lässt
die Finanzverwaltung aber auch
hier die Aufrundung zu. Die neue
Verwaltungspraxis ist nach Auskunft des Finanzministeriums
auch für die Vergangenheit anwendbar. Das bedeutet, dass auch
in den Steuererklärungen für vergangene Jahre das jeweils gültige
amtliche Kilometergeld bei der
Geltendmachung als Werbungskosten auf volle Cent aufgerundet
werden kann.
nach der Konkursordnung, aus
gerichtlichen Ausgleichen nach
der Ausgleichsordnung und aus
Privatkonkursen entstehen.
„Stille“ Ausgleiche – also außergerichtliche Einigungen – sind nach
wie vor nicht begünstigt. Die Festsetzung der Steuer erfolgt wie
bisher: Zunächst wird der Unterschiedsbetrag ermittelt, der sich
aus dem Vergleich der Steuerlast
mit und ohne Hinzurechnung der
Gewinne aus dem Schuldenerlass
zum Einkommen ergibt. Zu versteuern ist der Gewinn einschließlich des Sanierungsgewinns, aber
abzüglich der Nachlassquote auf
den Differenzbetrag. Je geringer
die Ausgleichsquote, also je weniger das Unternehmen an die
Gläubiger leisten kann, desto höher ist auch der Nachlass vom Finanzamt.
Kilometergeld II
Bilanzierung I
Änderung der Lohnsteuerrichtlinien
Verlustverrechnungs- und Verlustvortragsgrenze
Durch die Änderung der Lohnsteuerrichtlinien hat das Kilometergeld aber auch eine Begrenzung
erfahren. Es ist nur mehr bis zu einer maximalen jährlichen Kilometerleistung von 30.000 km lohnsteuerfrei, es sei denn, es wird aufgrund einer lohngestaltenden Vorschrift (wie eines Kollektivvertrags) an den Arbeitnehmer bezahlt. In diesem Fall sind Kilometergelder auch für mehr als
30.000 Kilometer jährlich lohnsteuerfrei. Die Zulässigkeit dieser
Ausnahmeregelung wird allerdings vom Verfassungsgerichtshof
einer Prüfung unterzogen. Das Ergebnis bleibt abzuwarten.
KMU-Fördergesetz 2006
Neue Hilfe für Klein- und Mittelunternehmen
Gemäß Initiativantrag zum
KMU-Fördergesetz 2006 sollen
Einnahmen-Ausgaben-Rechner
einen Freibetrag in Höhe von 10%
des Gewinns bei Investitionen
geltend machen können. Weiters
ist vorgesehen, dass EinnahmenAusgaben-Rechner ihre Anlaufverluste aus den ersten sieben
Jahren geltend machen können.
Ferner ist eine Anhebung der
Kleinunternehmerregelung nach
§ 6 Abs. 1 Z 27 UStG auf 30.000
Euro geplant. Alle Gesetzesänderungen sollen ab 2007 in Kraft treten. Es kann daher im Einzelfall
sinnvoll sein, etwaige Investitionen als auch Umsätze in das Jahr
2007 zu „verschieben“. Die endgültige Gesetzwerdung des Initiativantrages ist abzuwarten.
Insolvenzrecht
Die Finanz lässt nach
Die neue „Steuerfestsetzung bei
Schulderlass im Rahmen eines Insolvenzverfahrens“ erfasst jede in
einem gerichtlichen Ausgleich erfolgte endgültige Entschuldung
des Steuerpflichtigen – also auch
Privatkonkurse. Eine Unternehmensfortführung wird nicht mehr
verlangt. Jetzt sind im Insolvenzsteuerrecht all jene Gewinne erfasst, die aus Zwangausgleichen
Eine Neuerung gab es auch im
Bereich der Verlustverrechnungsund Verlustvortragsgrenze: Unternehmen in der Krise können
nun Verlustvorträge voll nutzen
und sind so in schwierigen Situationen nicht gezwungen, Steuern
zu bezahlen und vorhandene Verlustvorträge für spätere Zeitpunkte „aufzuheben“. Zudem sind
Nachzahlungen an Arbeitnehmer
im Insolvenzverfahren von nun an
in jenem Jahr zu versteuern, in
dem die entsprechende Arbeitsleistung erbracht wurde. Unangenehme Nachzahlungen im Folgejahr entfallen damit. Andererseits
ergeben sich auch keine positiven
Steuereffekte, falls im Jahr der
Nachzahlung aus dem Insolvenzverfahren weniger oder kein anderes Einkommen erzielt wird
und daher weniger oder gar keine
Steuer zu bezahlen wäre.
Bilanzierung II
Pauschalierung für Einnahmen-Ausgaben-Rechner jetzt noch attraktiver
Viele Freiberufler und Selbstständige führen ihre Aufzeichnungen
in Form einer Einnahmen-Ausgaben-Rechnung. Vereinfachend
könnten sie eine Pauschale in
Höhe von 12% der Einnahmen
von der Steuer absetzen und sich
das Sammeln der Belege ersparen. Reisekostenersätze sind nun
sogar steuerneutral. Freiberuflich
und selbständig tätige Einnahmen-Ausgaben-Rechner ersparen
sich dann das Sammeln der Ausgabenbelege. Sinn hat die Pauschalierung, wenn die tatsächlichen Aufwendungen niedriger
sind als die Ausgabenpauschale.
Für bestimmte Tätigkeiten kann
allerdings nur ein sechsprozentiges Pauschale in Anspruch genommen werden. Neu ist nun,
dass Reisekostenersätze einschließlich der Kfz-Nutzung als
durchlaufende Posten – und damit steuerneutral – behandelt
werden dürfen, sofern dem Kostenersatz Betriebsausgaben in
gleicher Höhe gegenüberstehen.
Die private Nutzung des arbeitgebereigenen Kfz ist per Verordnung monatlich mit
1,5 Prozent der tatsächlichen Anschaffungskosten des Kraftfahrzeugs, maximal jedoch
600 Euro, zu bewerten. Dies gilt unabhängig vom tatsächlichen Ausmaß der Privatnutzung – also auch für vollständig privat
genutzte Kfz. Kann der Nachweis erbracht
werden, dass für private Zwecke jährlich
nicht mehr als 6000 km zurückgelegt
werden, ist der Sachbezugswert mit dem
halben Betrag (0,75 Prozent der tatsächlichen Anschaffungskosten) anzusetzen
(diesfalls wird ein Fahrtenbuch zu führen
sein). Mit dem Sachbezug sind alle Vorteile,
die mit der Nutzung des arbeitgebereigenen
Kfz üblicherweise verbunden sind, abgegolten. Davon umfasst sind u. a. auch Treibstoffkosten, Service- und Reparaturkosten,
Zusatzausrüstung wie Winterreifen und
Autoradio, die Autobahnvignette sowie Versicherungen aller Art.
Da die Sachbezugsbewertung mit 1,5
Prozent der tatsächlichen Anschaffungskosten in aller Regel deutlich unter jenen
Kosten liegt, die dem Arbeitgeber durch die
Bereitstellung eines Dienstwagens entstehen, ist der Ersatz von regulären Bezugsbestandteilen durch einen (zur Privatnutzung
vorgesehenen) Dienstwagen für beide Seiten steuerlich attraktiv. Dies gilt unabhängig von der gewählten Finanzierungsform.
Besonders transparent wird der Kostenvorteil jedoch bei Finanzierung des Dienstwagens durch Abschluss eines Full-ServiceLeasingvertrags (inklusive Versicherung,
Wartung, Treibstoff usw.). Dies soll im
nachfolgenden Beispiel dargestellt werden:
BEISPIEL:
Eine Leasinggesellschaft vermietet den
BMW 320d im Full-Service-Leasing für
monatlich 1.174,87 Euro. Der Berechnung
der Leasingrate liegen Anschaffungskosten
in Höhe von 33.990 Euro, ein Restwert von
14.500 Euro, eine Vertragslaufzeit von 48
Monaten sowie eine jährliche Kilometerleistung von 20.000 km zugrunde. Die
monatliche Leasingrate setzt sich zusammen aus 504,04 Euro eigentliches Mietentgelt, 89,77 Euro für Wartung und Reifen,
Variante 1: Privatleasing
Nettogehaltserhöhung = Kfz-Kosten pro Monat
Zusatzbelastung LSt
Zusatzbelastung Sozialversicherung Dienstnehmer
Bruttogehaltserhöhung pro Monat
Lohnnebenkosten
Vom Arbeitgeber zu tragende Kosten vor KöSt pro Monat
Variante 2: Dienstwagen
Nettogehaltserhöhung pro Monat
Zusatzbelastung LSt
Zusatzbelastung Sozialversicherung Dienstnehmer
Bruttogehaltserhöhung pro Monat
Lohnnebenkosten
Kfz-Kosten pro Monat
Vom Arbeitgeber zu tragende Kosten vor KöSt pro Monat
272,98 Euro Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung, 58,08 Euro für die motorbezogene Versicherungssteuer sowie 250 Euro
für Treibstoffkosten.
Ausgangspunkt der nachfolgenden Betrachtung ist die Frage, welche Kosten vom
Arbeitgeber zu tragen sind, um dem Arbeitnehmer die Nutzung des Kfz zu ermöglichen. Einander gegenüberzustellen sind
dabei die beiden Gestaltungsvarianten „Privatleasing“ und „Dienstwagen“.
In der Variante „Privatleasing“ wird die
monatliche Leasingrate vom Dienstnehmer
aus dem versteuerten Einkommen getragen. Der Dienstgeber muss daher eine
Netto-Gehaltserhöhung in Höhe der monatlichen Leasingrate finanzieren. Die monatliche Netto-Gehaltserhöhung ergibt sich
als Durchschnittswert der jährlichen Bezugserhöhung nach Steuern und Sozialversicherung inklusive Sonderzahlungen.
In der Variante „Dienstwagen“ wird die
monatliche Leasingrate vom Dienstgeber
getragen. Zur Wahrung der Vergleichbarkeit ist eine Gehaltserhöhung zur Abdeckung der durch die Sachbezugsbesteuerung verursachten Belastung zu berücksichtigen. Übersteigen die Anschaffungskosten
des gewählten Dienstwagens die Angemessenheitsgrenze (40.000 Euro), ist die Frage
des Betriebsausgabenabzugs auf Ebene des
Dienstgebers in die Vorteilhaftigkeitsbetrachtung einzubeziehen. Im hier gewählten Beispiel ist dies nicht erforderlich.
Die Vorteilhaftigkeit der Variante
„Dienstwagen“ wird nachfolgend für einen
Dienstnehmer mit laufendem Bezug vor
Gehaltserhöhung von 3.500 bzw. 7.000
Euro rechnerisch dargestellt. Annahmegemäß fallen weder Werbungskosten zu den
Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit
an, noch werden sonstige, der Tarifbesteuerung unterliegende Einkünfte erzielt.
Für Gesellschafter-Geschäftsführer besteht in Zukunft übrigens ebenfalls die
Möglichkeit, die Schätzung des geldwerten
Vorteils aus der Kfz-Überlassung entsprechend dem in der Sachbezugsverordnung
festgelegten Wert vorzunehmen.
Christian Klausner
Variante 3.500 Euro
1.174,87
755,18
52,08
1.982,13
250,58
2.232,71
Variante 7.000 Euro
1.174,87
912,46
0,00
2.087,33
196,84
2.284,17
Variante 3.500 Euro
0,00
359,60
52,08
411,68
150,57
1.174,87
1.737,12
Variante 7.000 Euro
0,00
452,91
0,00
452,91
90,79
1.174,87
1.718,57
In diesem Beispiel eröffnet die Variante „Dienstwagen“ ein monatliches Sparpotenzial in Höhe von 495,59 Euro (Variante laufender
Bezug = 3.500 Euro) bzw. 565,59 Euro (Variante laufender Bezug = 7.000 Euro).
kammer
derPlan
No. 2 / Juli 2006
13
DIE ERGEBNISSE DER KAMMERWAHLEN 2006
Andreas Gobiet ist neuer Kammer-Präsident. Hans Polly ist Vorsitzender der Sektion Ingenieurkonsulenten und Georg Driendl
Vorsitzender der Sektion Architekten. Hier ihre Programme für die nächsten vier Jahre. Plus: Alle Wahldaten im Detail.
GOBIET: EINE NEUE DYNAMIK
SEHR GEEHRTE FRAU KOLLEGIN,
SEHR GEEHRTER HERR KOLLEGE!
Zu allererst darf ich mich bei allen
Wählerinnen und Wählern – auch
bei jenen, die nicht unsere Liste
gewählt haben – für die Wahrnehmung ihres Wahlrechts bedanken.
Sie haben damit eine aktive demokratische Haltung zum Ausdruck gebracht, die für die Ausübung unserer Arbeit von grundlegender Bedeutung ist.
Wir, die Architekten und Ingenieurkonsulenten, befinden uns in
einem dynamischen Berufsumfeld. Ich meine, wir sollten diese
Situation aktiv annehmen und die
daraus resultierenden Chancen
nutzen.
Die tägliche Auseinandersetzung im beruflichen Wettbewerb
erfordert ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft und Flexibilität
unserer Mitglieder, wodurch eine
faire und anerkennende Wertschätzung unserer Arbeit mehr als
gerechtfertigt erscheint. Im Zuge
meiner künftigen Gespräche mit
den Vertretern von Politik, Verwaltung und institutionellen Auftraggebern werde ich mich bemühen, dieses Credo zu vermitteln.
Selbstverständlich haben wir
auch in der Kammer einige Hausaufgaben zu erledigen.
Wir müssen den Berufszugang
neu strukturieren, ihn an die Befugnisgruppen anpassen und den
Neueinsteigern einen attraktiven
Berufsbeginn ermöglichen.
Gleichzeitig ist es notwendig,
moderne Unternehmens- und Beteiligungsstrukturen zu entwikkeln, um den wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen entsprechen
zu können. Wir werden aber auch
bemüht sein müssen, die Qualität
unserer Leistungen nicht nur weiter zu verbessern sondern vielmehr auch zu einem Regulativ zu
machen, welches das Ziviltechnikersiegel zu einem Unikat in
Europa werden lässt.
Hiefür wird es auch notwendig
sein, das Ausbildungsangebot weiter zu verbessern und möglicherweise auch mit anderen freien Berufsgruppen abzustimmen, um einen breiten Wissensstand zu etablieren.
Die Neufassung einfacher und
transparenter Leistungsordnungen als Nachfolgesystem für die
von der Wettbewerbsbehörde und
dem Bundeskartellanwalt bekämpften Honorarordnungen
bzw. Honorarrichtlinien hat höchste Priorität für die Kalkulierbarkeit und Nachvollziehbarkeit unserer Leistungen.
Das von vielen als große Belastung empfundene System der Al-
WAHLERGEBNISSE: ARCHITEKTEN
SEKTIONSVORSTAND ARCHITEKTEN
STIMMEN
PROZENT
MANDATE
POLLY: DAS IMAGE DER ZIVILTECHNIKER MUSS AUFGEWERTET WERDEN
tersversorgung
muss in dieser Legislaturperiode einer wirtschaftlich
attraktiven und für
alle Generationen
gleich wertvollen
Andreas Gobiet,
Lösung zugeführt
Präsident
werden.
Die Kammerstrukturen sollen erheblich vereinfacht werden, um Doppelgleisigkeiten zu vermeiden, rasch und
effektiv agieren zu können und
unseren Mitgliedern eine effiziente Beratung bieten zu können.
Ein wesentliches Thema
scheint mir auch die Zusammenführung und Restrukturierung
der Öffentlichkeitsarbeit an einer
zentralen Stelle, welche österreichweit das Image und die Leistungskapazität der österreichischen Architekten und Ingenieure
transportieren soll - dies ergänzt
durch einen elektronischen
Newsletter.
Für all diese Vorhaben brauchen wir Ihre aktive Unterstützung, weil jeder einzelne von Ihnen das Bild des Architekten und
des Ingenieurs nach Außen trägt.
DI Andreas Gobiet, Präsident
P.S.: Ich freue mich auf Ihre
Kommentare unter der Adresse
[email protected]
SEHR GEEHRTE KOLLEGINNEN
UND KOLLEGEN !
Als neuer Sektionsvorsitzender
möchte ich für die Unterstützung
und das Vertrauen danken, die zu
meiner Wahl geführt haben und
versichern, mich nach besten Wissen und Gewissen zu bemühen,
der damit verbundenen Verantwortung gerecht zu werden.
Den größten und dringendsten
Handlungsbedarf sehe ich in der
nachhaltigen Aufwertung unseres
Images als Ziviltechniker und damit gleichermaßen in einer deutlichen Stärkung unserer Positionierung als Ingenieure in der Gesellschaft – einer Positionierung, die
unseren Leistungen für die Volkswirtschaft entspricht.
Voraussetzung dafür ist ein akkordiertes Auftreten der Spitzenfunktionäre, um mit abgestimmten Statements zu allen relevanten
tagespolitischen Themen und Anlässen den Ziviltechniker im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu
verankern. Und für diese Geschlossenheit und Medienpräsenz
der Kammerführung werde ich
mich stets einsetzen. Denn nur
dann, wenn es uns gelingt die Bedeutung und den Wert der Ingenieurleistungen umfassend zu
kommunizieren, werden wir auch
im Bemühen um angemessene
WAHLERGEBNISSE: INGENIEURKONSULENTEN
MANDATARE
SEKTIONSVORSTAND INGENIEURKONSULENTEN
PROZENT
MANDATE
MANDATARE
703
Liste 3 - Forum ZT (Rollwagen)
209
29,73
5
Rollwagen, Hayde, Proché,
Frank, Simlinger
Liste 1 - Brennpunkt Ingenieurleistungen/Liste Friedreich
Liste 2 - Ingenieur - Initiative Gobiet-Polly-Robl
109
217
19,46
38,75
3
6
Liste 4 -Interessensvertretung Architektur/
Liste Pircher
Liste 5 – Alternative Liste Architektur (Driendl)
Friedreich, Haferl, Lechner
Gobiet, Polly, Nadler, Drexler,
Porsch, Jobst
187
228
26,60
32,43
4
5
79
11,24
1
Pircher, Neiger, Kraus, Kempf
Driendl, Kratschmer, Lichtblau,
Janowetz, Zacek
Tomes
Liste 3 - Ing4Ing - Ingenieure für Ingenieure
(Krapfenbauer/Neukirchen)
Liste 4 - Z I P - Ziviltechniker in Progress (Kern)
Liste 5 - Starke Kammer (Dr. Mikura)
92
99
43
16,43
17,68
7,68
2
3
1
Krapfenbauer, Fuchs-Stolitzka
Kern, Groh, Ragoßnig-Angst
Mikura
Liste 6 - Transparent (Tomes)
GÜLTIGE STIMMEN
STIMMEN
GÜLTIGE STIMMEN
560
und faire Honorare Erfolge verzeichnen können.
Einen weiteren
wichtigen Eckpfeiler für die Stärkung der IngeHans Polly, Vornieure stellt für
sitzender Ingemich die Einbinnieurkonsulenten dung der einzelnen Fachgruppen
und Arbeitsausschüsse in die Entscheidungsprozesse der Sektion
dar, sollen doch die Anliegen und
Bedürfnisse aller Ingenieurbefugnisse mitgetragen und gleichzeitig
die Kommunikation zwischen
Kollegenschaft und Funktionären
deutlich intensiviert werden.
Schlussendlich sollten wir auch
unsere Chancen als Urkundspersonen nützen, vor allem dort wo
sich die öffentliche Hand unter
dem Druck knapper Budgetmittel
aus Teilbereichen der Verwaltung
zurückzieht und private Initiative
bei der Übernahme hoheitlicher
Tätigkeiten gefragt ist. Hier ist die
Kreativität jedes einzelnen Ziviltechnikers gefordert.
Weil diese Ziele sicher nicht
von einigen Funktionären allein
zu erreichen sind, werde ich mich
um eine breite Mitarbeit der Kollegenschaft bemühen. In diesem
Sinn bitte ich vorweg alle KollegInnen um Ihre Anregungen und
auch um Ihre (konstruktive) Kritik, damit wir – Ihre Interessenvertreter – authentisch erfahren,
wo überall „der Schuh drückt“,
was anders und vor allem besser
gemacht werden kann. Unter
[email protected] erreicht
mich Ihre Nachricht direkt.
Ihr Hans Polly
Vorsitzender der Sektion
Ingenieurkonsulenten
DRIENDL: DIESER
BUNDESSEKTION ARCHITEKTEN
BUNDESSEKTION INGENIEURKONSULENTEN
GÜLTIGE STIMMEN
749
Liste 1 - Die Aktiven Senioren (Schlöss)
Liste 2 - IG-Architektur (Aulinger)
Liste 3 - Forum ZT (Rollwagen)
Liste 4 - iva /Liste Pircher
Liste 5 - Alternative Liste Architektur (Driendl)
Liste 6 - Transparent (Tomes)
218
144
102
115
121
49
GÜLTIGE STIMMEN
29,11
19,23
13,62
15,35
16,15
6,54
1
1
0
1
1
0
Schlöss
Aulinger
Pircher
Stelzhammer
DISZIPLINARAUSSCHUSS
TEXT FOLGT AM
560
Liste 1 - Brennpunkt Ingenieurleistungen / Liste Friedreich
Liste 2 - Ingenieur - Initiative Gobiet-Polly-Robl
Liste 3 - Ing4Ing - Ingenieure für Ingenieure
(Krapfenbauer/Neukirchen)
Liste 4 - Z I P - Ziviltechniker in Progress (Kern)
Liste 5 - Starke Kammer (Dr. Mikura)
112
216
20,00
38,57
1
2
Friedreich
Robl, Gobiet
89
99
44
15,89
17,68
7,86
0
0
0
117
215
20,89
38,39
1
2
Cate
Kugler, Merkl
81
102
45
14,46
18,21
8,04
0
1
0
Ersatzmandat: Meixner
Eckharter
DISZIPLINARAUSSCHUSS
GÜLTIGE STIMMEN
698
Liste 3 - Forum ZT (Rollwagen)
Liste 4 - iva /Liste Pircher
Liste 5 - Alternative Liste Architektur (Driendl)
Liste 6 - Transparent (Tomes)
209
178
214
97
GÜLTIGE STIMMEN
29,94
25,50
30,66
13,90
1
1
2
0
Hayde, Ersatzmandat: Podsedensek
Kempf
Kratschmer, Reinhold
Die Mandatsverteilung 2006
KAMMERVORSTAND
Liste Forum ZT (Rollwagen)
Liste iva /Liste Pircher
Liste Alternative Liste Architektur (Driendl)
Liste Transparent (Tomes)
Liste Brennpunkt Ingenieurleistungen / Liste Friedreich
Liste Ingenieure - Initiative Gobiet-Polly-Robl
Liste Ing4Ing - Ingenieure für Ingenieure (Krapfenbauer/Neukirchen)
Liste Z I P - Ziviltechniker in Progress (Kern)
MANDATE
2
2
2
1
2
3
1
1
MANDATARE
Rollwagen, Hayde
Pircher, Neiger
Driendl, Kratschmer
Tomes
Friedreich, Haferl
Gobiet, Polly, Nadler
Krapfenbauer
Kern
560
Liste 1 - Brennpunkt Ingenieurleistungen / Liste Friedreich
Liste 2 - Ingenieur - Initiative Gobiet-Polly-Robl
Liste 3 - Ing4Ing - Ingenieure für Ingenieure
(Krapfenbauer/Neukirchen)
Liste 4 - Z I P - Ziviltechniker in Progress (Kern)
Liste 5 - Starke Kammer (Dr. Mikura)
Die Wahlbeteiligung 2006
WAHLBERECHTIGT:
1 .745 (57, 46%) ARCHITEKTEN
1.292 (42,54%) INGENIEURKONSULENTEN
3.037 100,00% GESAMT
WAHLBETEILIGUNG:
758 (43,44%) ARCHITEKTEN
563 (43,58%) INGENIEURKONSULENTEN
1.321 43,50% GESAMT
MONTAG !!!!
One poison
laughed, and the
pawnbrokers
partly cleverly
fights one fountain, then umpteen
schizophrenic subGeorg Driendl,
ways tickled the teVorsitzender
levisions.
Architekten
Two cats abused
five angst-ridden
subways, yet umpteen lampstands
tickled two putrid Macintoshes.
One bourgeois mat towed five putrid tickets, then Mercury fights
Mark. Umpteen silly trailers grew
up. One television auctioned off
two Klingons. One angst-ridden
lampstand tastes Batman, but the
extremely putrid botulism quickly
fights umpteen pawnbrokers. Five
Jabberwockies telephoned one
mostly quixotic television. Umpteen wart hogs untangles five trai-
kammer/akademie
14
derPlan
No. 2 / Juli 2006
PLAN WISSEN: BAUOBERBEHÖRDE
lers, then botulisms lamely perused Dan, however five partly progressive dogs fights dwarves, then
one silly chrysanthemum auctioned off obese fountains, yet five
elephants abused wart hogs. The
orifices auctioned off one almost
irascible dwarf. The bureaux bese
fountains, yet five elephants abused wart hogs. The orifices auctioned off one almost irascible dwarf.
The bureaux laughed. One very
obese orifice tastes the quite silly
dogs. Speedy fountains annoyin-
gly perused umpteen almost silly
botulisms.
Two lampstands very noisily tickled one speedy aardvark.
Five putrid televisions grbese
fountains, yet five elephants abused wart hogs. The orifices auctioned off one almost irascible dwarf.
The bureaux laughed. One very
obese orifice tastes the quite silly
dogs. Speedy fountains annoyingly perused umpteen almost silly
botulisms.
Two lampstands very noi-
sily tickled one speedy aardvark.
Five putrid televisions grlaughed.
One very obese orifice tastes the
quite silly dogs. Speedy fountains
annoyingly perused umpteen almost silly botulisms.
Two lampstands very noisily tickled one speedy aardvark.
Five putrid televisions grew up
easily. Kermit sacrificed two poisons, because mats ran away extremely drunkenly, even though
Paul comfortably bought five
speedy fountains.
WETTBEWERBE: Die Experten der Kammer im Einsatz
Für folgende Verfahren wurde die Kammer um Kooperation und Benennung
von Fachpreisrichtern ersucht.
Zubau HTBVLA Spengergasse; Arch. Bulant-Kamen/Arch.
Fröch, Arch. Schöffauer/Arch. Ablinger
Renovierung Amtsgebäude Dampfschiffstraße;
Arch. Jacqueline Kaufmann/Arch. Bernhard Brus
Neubau Bautruppareal Baden; Arch. Gerhard Lindner/Arch.
Franz Denk
Neubau Schaltwarte der Hauptschaltleitung Verbund – Austrian Power Grid; Arch. Georg Schönfeld/Arch. Marlies Breuss
Parkhaus Wurstelprater; Wettbewerb vom Auslober abgesagt
Messecarree Nord; Arch. Ernst Mayr/Arch. Gernot Humer
BG/BRG Stockerau; Arch. Wolfgang Tschapeller/Arch. Nikolaus
Westhausser, Arch. Hubert Hermann/Arch. Johannes Zeininger
FAIR Wohnen; Arch. Alfred Schluder/Arch. Fritz Oettl, Arch. Kiskan-Kaufmann/Arch. Brigitte Löcker
BG Bernoullistraße; Arch. Oliver Kaufmann/Arch. Marlies
Breuss, Arch. Patricia Zacek/Arch. Anton Mayerhofer
Seitenhafenbrücke; noch in Bearbeitung
Insitut für forensische Medizin; noch in Bearbeitung
Krankenhaus WienNord; noch in Bearbeitung
BHAG BHAS Wiener Neustadt; noch in Bearbeitung
Nachfolgende Verfahren wurden an die Kammer von
Dritten herangetragen, bzw. die Kammer hat direkt
mit den Auslobern Kontakt aufgenommen, um diesen
Beratung bzw. Verfahrenskritik zur Kenntnis zu bringen mit dem Ziel, die Verfahrensbedingungen zu optimieren und anschließend zu kooperieren.
Polizeisportvereinigung, bfi NÖ, Landeskliniken NÖ, UFT
Tulln, Therme und Hotel Oberlaa, Feuerwehrschule Tulln,
VS Gumpoldskirchen, Energybase/Wien, Große Tulln, Kindergarten Brunn am Gebirge
… also sprach BOB!
Aktuelle Entscheidungen der Wiener Bauoberbehörde: was jeder
Architekt und Ingenieurkonsulent wissen sollte. Zusammengestellt
von Hermann Wedenig
ad gekuppelte Bauweise, § 76 Abs. 4 und 7 BO, § 134 BO
Eine ( früher) erteilte Zustimmung eines Nachbarn zur gekuppelten Bauweise gilt auch für (künftige) Neubauten oder Zubauten; d. h. es ist
(dann) eine neuerliche Zustimmung nicht mehr erforderlich.
(BOB – B/2005/XIV/222)
ad Dachgauben, § 81 Abs. 6 BO
Nachbarn haben hinsichtlich der „Drittel-Regel“ des § 81 Abs. 6 BO betreffend Dachgauben kein subjektiv-öffentliches Anrainerrecht; es handelt sich dabei (nur) um StadtbildfraDipl.-Ing. Hermann
gen, die generell keine Anrainerrechte
Wedenig ist Mitarbeiter in
darstellen. (BOB – B/2004/VII/592 und
der Magistratsdirektion der
593)
ad Schwimmbecken, anschließendes Geländeniveau,
§ 60 Abs. 1 lit. g BO, § 62a Abs. 1 Z 16 und 22 BO, § 79
Abs. 6 BO
Stadt Wien, Geschäftsbereich Bauten und Technik,
Gruppe Baubehördliche
Angelegenheiten und Umwelttechnik und Ersatzmitglied der Bauoberbehörde für Wien
(Bewilligungsfreie) Schwimmbecken
müssen nicht (niveaugleich) „eingegraben“ werden. Anschüttungen in der gärtnerisch auszugestaltenden Fläche
(„G“) – im konkreten Fall etwa 1 m hoch, etwa 50 cm von der Grundgrenze entfernt – sind grundsätzlich zulässig und verletzen keine subjektiv-öffentlichen Nachbarrechte. (BOB – B/2004/XIII/250)
ad Vorgarten, Lüftungsschächte, § 79 Abs. 6 BO, § 61 BO
Lüftungsschächte (z. B. für die Luftzufuhr in die Garage und die Brandrauchentlüftung) dürfen im unbedingt notwendigen Ausmaß grundsätzlich auch im Vorgarten errichtet werden. (BOB – B/2002/XVIII/30)
Details siehe unter dem Link (zum jeweils angeführten Stichwort):
http://wien.gv.at/recht/landesrecht-wien/bauoberbehoerde/index.htm
AKADEMIE: DIE WICHTIGSTEN HERBST-ANGEBOTE
Der zweite Universitätslehrgang „überholz“ startet im Herbst 2006
gemeinsam mit der Arch+Ing Akademie. V O N R O L A N D G R U B E R
I
m Oktober 2005 ging der
erste berufsbegleitende überholz-Universitätslehrgang für
Holzbaukultur an der Kunstuniversität Linz nach einem Jahr Studium und 28 Ausbildungstagen
erfolgreich zu Ende. Vierzehn AbsolventInnen haben den europaweit einzigartigen Lehrgang, der
auf bereits bestehendem Fachwissen der TeilnehmerInnen aufbaut,
abgeschlossen. Ziel von überholz
ist es, die vorhandene Wissensbasis mit den modernsten Erkenntnissen aus Wissenschaft, Kunst,
Technik und Handwerk zu verknüpfen und aufgrund der Erfahrung, dass neue, hochwertige und
faszinierende Holzbauten nur im
engen Zusammenwirken von ArchitektInnen, BauingenieurInnen
und Ausführenden entstehen, die
Zusammenarbeit dieser drei Berufsgruppen zu üben.
überholz ist eine Antwort auf
„überholz“ ist eine Antwort auf den sich vollziehenden Strukturwandel in der
Branche. Architekten und Bauingenieure müssen sich auch
nach dem Studium weiterbilden und Spezialwissen generieren.
Universitätslehrgang „überholz“
STUDIENSTRUKTUR
Der Lehrgang dauert von Oktober 2006 bis Oktober 2007 und wird geblockt
in Form von neun Modulen, jeweils von Donnerstag bis Samstag, einmal im
den sich vollziehenden Strukturwandel in der Branche. Die ArchitektInnen und BauingenieurInnen
müssen sich auch nach dem Studium regelmäßig weiterbilden und
Spezialwissen generieren. Der
Lehrgang geht auf eine Initiative
von Univ.-Prof. Roland Gnaiger
zurück und wurde gemeinsam mit
der Wirtschaft, Interessenorganisationen, der Zimmererinnung,
dem Fachverband der Holzindustrie, pro:Holz und Vertretern der
Lehre und Forschung entwickelt.
Im Rahmen des Lehrganges, für
den sich auch der Vorarlberger
Architekt Wolfgang Ritsch als
wissenschaftlicher Leiter stark engagierte, gab sich die deutschsprachige Holzbauszene in Linz ein
Der aktuelle ZT-Kurs
Der zweiwöchige Kurs im September vermittelt den Teilnehmern wieder
einen sehr intensiven Input an aktuellem Wissen. Das Programm beschränkt sich nicht auf die Prüfungsvorbereitung - Ziel ist die optimale
Vorbereitung für die tägliche Berufspraxis. Der nächste Kurs findet vom
18. bis zum 30. September 2006 statt. Die Anmeldung über die Website
www.archingakademie.at ist bis Mitte Juli möglich.
Stelldichein und arbeitete gemeinsam mit den TeilnehmerInnen an
zukunftsträchtigen Projekten.
Zu diesen zählen u. a. die Entwicklung eines Passivhauskindergartens in Holzbauweise, der
demnächst realisiert wird, oder
einer Lärmschutzeinhausung für
Autobahnen aus Holz, die viel
wirtschaftliches Potenzial enthält
und auch nach dem Studienabschluss weiterentwickelt wird.
Die TeilnehmerInnen haben sehr
schnell begriffen, dass der Lehrgang eine Reihe an Möglichkeiten
bietet. Den wichtigen kreativen,
spielerischen Zugang zu erkennen
und in den beruflichen Alltag zu
integrieren ist als eines der Ziele
des Lehrgangs gelungen.
Der zweite Lehrgang wird gemeinsam mit den neuen Ausbildungspartnern Arch+Ing Akademie und Möbel- und HolzbauCluster durchgeführt. Durch eine
verstärkt internationale Ausrichtung werden Spitzenreferenten
aus ganz Europa ab kommendem
Oktober nach Linz kommen. Weitere Infos und Anmeldeformular
unter www.archingakademie.at
bzw. www.ueberholz.ufg.ac.at
Monat durchgeführt.
KOSTEN
Die Gesamtkosten für den Lehrgang 2006/2007 betragen 5.400 Euro
(ohne Übernachtung und Verpflegung) zzgl. 20 Prozent USt.
ZEITPLAN
Modul 1: 19.–21. Oktober 2006
Modul 2: 16.–18. November 2006
Modul 3: 18.–20. Jänner 2007
Modul 4: 15.–17. Februar 2007
Modul 6: 14.–18. Mai 2007
Modul 7: 21.–23. Juni 2007
Modul 8: 6.–7. September 2007
Modul 9: 18.–19. Oktober 2007
AUSBILDUNGSORTE
Die Ausbildung findet zum überwiegenden Teil in den Räumlichkeiten der
Kunstuniversität Linz statt. Ein Modul wird extern in der Hösshalle in Hinterstoder (OÖ Holzbaupreis) und eines in der Gemeinde Bizau (Holzbauzentrum)
in Vorarlberg ausgerichtet.
ANMELDUNG
Nützen Sie den 10-Euro-Online-Bucher-Bonus und melden Sie sich noch
heute unter www.archingakademie.at an, wir senden Ihnen dann umgehend
eine Teilnahmebestätigung zu. Anmeldefrist ist bis 5. September 2006.
INFO
Gerne helfen wir Ihnen bei Fragen weiter, bitte kontaktieren Sie Petra Pesak,
Arch+Ing Akademie, Tel. 01/505 17 81-10, E-Mail: [email protected]
oder überholz-Universitätslehrgang für Holzbaukultur an der Kunstuniversität
Linz, Tel. 070/789 82 83, E-Mail: [email protected]
Besuchen Sie uns doch auch im Internet: www.archingakademie.at
report/preise/bücher
derPlan
No. 2 / Juli 2006
15
WM-Stadien: Die Kolosseen der Neuzeit
Olympiastadion, Berlin
Das Berliner Olympiastadion ist eine historische Sehenswürdigkeit mit einem High-TechKern: außen Vergangenheit, innen Zukunft.
Der Charakter des Baus und die Außenfassade
lassen noch immer die Herrschaftsarchitektur
der Nationalsozialisten erkennen, die die
Arena für die Olympischen Sommerspiele 1936
bauen ließen. Der monumentale Bau von NaziArchitekt Albert Speer mit seiner klaren Geometrie und der schnörkellosen Außenfassade
aus fränkischem Muschelkalk beeindruckt bis
heute die Besucher. Bei der Modernisierung
wurde der gesamte denkmalgeschützte Bau saniert, das Spielfeld um fast drei Meter abgesenkt und ein lichtdurchlässiges Dach mon-
tiert, das zum Marathontor hin offen ist.
Am 9. Juli wird das Stadion erneut Geschichte
schreiben, wenn weit über eine Milliarde
Menschen das Finale der WM 2006 am Fernseher und 74.400 Fans in der nun komplett
überdachten Arena verfolgen werden. 1936 gewann der US-Amerikaner Jesse Owens hier
vier Goldmedaillen. Seinen Namen trägt heute
nicht nur eine zum Stadion führende Allee,
sondern auch eine VIP-Lounge. Nach dem 250
Millionen Euro teuren Umbau gibt es in den
Katakomben unter den Tribünen eine Leichtathletikhalle mit 100-m-Bahn und eine Polizeistation mit Arrestzellen sowie eine 140
Quadratmeter große Videowand für die Fans.
Allianz Arena, München
Fußball-Geschichte wird in Gelsenkirchen mit drei Stadien in Verbindung gebracht: Die Königsblauen
kickten vier Jahrzehnte in der
Glückauf-Kampfbahn. Von 1973 bis
2001 trugen sie im Parkstadion ihre
Heimspiele aus und nun wagte man
den Sprung in die Moderne.
Die Arena AufSchalke ist in Deutschland ein bislang einzigartiger Fußball-Tempel. Unter der Haupttribüne kommen gläubige Fußballer in
der Kapelle zum Gebet zusammen,
können sich Fans trauen lassen. Die
technische Ausstattung des wohl modernsten Stadion Europas gilt als
richtungweisend für den Stadionbau: von der heraus fahrbaren Rasenfläche über einen gewaltigen Videowürfel und die elektronische Zugangskontrolle bis zum verschließbaren Dach. Bei der Eröffnung im
Sommer 2001 hatte die Arena das
modernste Sicherheitskonzept der
Welt: 88 Kameras überwachen die
Ränge. „Wir könnten von jedem der
gut 60.000 Besucher ein Passbild
anfertigen“, sagt ein Sprecher von
Schalke 04. Bemerkenswertes Detail
ist auch, dass für das 191 Millionen
Euro teure Projekt kein Cent öffentlicher Gelder ausgegeben wurde.
NEUE BÜCHER VOM BAU
Zwei Buchtipps für Kinder und Profis:
Tolle Häuser, spannende Stories für die Kids.
F O T O S : G E PA
Arena AufSchalke, Gelsenkirchen
Zentralstadion, Leipzig
Das Zentralstadion war zu DDR-Zeiten eine internationale Top-Adresse.
Mehr als 100.000 Zuschauer verfolgten die Spiele von Lok Leipzig, deren Erfolgsgeschichte bis zur Teilnahme am Europapokalfinale reicht. Heute spielt
der Nachfolgeverein in der Oberliga, hält aber mit mehr als 12.000 Zuschauern
den Weltrekord für diese Klasse. Das ehemalige „Stadion der Hunderttausend“
ist durch den Neubau auf knapp die Hälfte geschrumpft, hat aber an architektonischer Attraktivität gewonnen: Die reine Fußballarena ist in den Wall des
alten Zentralstadions eingebettet, also eine „Schüssel in der Schüssel“. Für den
offenen Charakter des neuen Zentralstadions sorgt eine geschwungene, transparente Dachkonstruktion. Über Brücken gelangen die Besucher zu den überdachten Sitzplätzen. Optisches Highlight ist die spektakuläre Dachkonstruktion mit der integrierten Flutlichtanlage. Die perfekt abgestimmte Tonanlage
sorgt für eine überragende Akustik. Ein innovatives Fluchtwegesystem sorgt
zusätzlich für die Sicherheit der Zuschauer.
Die Geschichte des Stadions beginnt
schon Anfang der 70er Jahre mit
dem Bau des Olympiastadions. Architektonisch einzigartig, aber mit
einer Laufbahn ausgestattet machte
es den FC Bayern und den TSV 1860
Ende der 90er Jahre immer unglücklicher. Bei einer Volksabstimmung
2001 stimmten 65 Prozent für einen
Neubau im Münchner Norden. Das
Münchner WM-Stadion ist die erste
und bislang einzige dreigeschossige
Arena in Deutschland. Die Schweizer
Architekten Jacques Herzog und
Pierre de Meuron hielten sich an einen sehr schlichten Stil, nichts sollte
von der Faszination des Fußballs ablenken. „Wir wollten so radikal wie
noch nie das Spiel an sich ins Zentrum stellen“, sagt Herzog.
Schlicht und steil – das Oval ist innen nüchtern in Silber und Grau
gehalten, doch der extrem hohe Neigungswinkel der Tribünen soll für
Hexenkessel-Atmosphäre sorgen.
Schon Ende April 2005 konnten die
Arbeiten am sieben Stockwerke hohen Stadion abgeschlossen werden.
Insgesamt wurden 120.000 Kubikmeter Beton und 22.000 Tonnen
Stahl verbaut. Die spektakulär ausschauende Fassade besteht aus 2.874
EFTE-(Ethylen-Tetrafluorethylen)
Folienkissen. Ventilatoren blasen die
nichtbrennbaren, hitze- und kältebeständigen und selbstreinigenden
Kissen mit einem dauerhaften Druck
von 350 Pascal auf. Jedes Kissen
kann separat in Weiß, Blau oder Rot
erstrahlen, was nachts für eine atemberaubende Kulisse sorgt. Das Licht
darf nicht öfter als alle zwei Minuten wechseln, um den vorbeifließenden Verkehr nicht zu gefährden. Der
340 Millionen Euro teure Bau
brauchte für seine 66.000 Zuschauer
auch Europas größtes Parkhaus mit
9800 Stellplätzen.
PREISE
Die besten Häuser des Jahres 2006 –
Die Dokumentation zum Preis
Das Autorenduo Bettina
Hintze/Gert Kähler hat nun eine
dicke Dokumentation zum Architekturwettbewerb „Haus des Jahres 2006“, den die Zeitschrift
„Häuser“ gemeinsam mit der
Firma „Schüco“ und dem Verband
Privater Bauherren ausgeschrieben hat vorgelegt. 30 Häuser anschaulich beschreiben, mehr als
350 Bilder. ISBN 3-7667-1662-X.
Von Pinsel, Paula und
den plaudernden Häusern
„Wiener Architektur für kleine
und größere Menschen“ – so der
Subtitel eines entzückenden Buches dreier Architekturstudenten,
durch das Kinder auf spielerische
Weise Architektur erfahren lernen. Der Plot: Der kleine Pinsel
kann Häuser sprechen hören und
erfährt mit seiner Freundin Paula
dern Geschichte. Erhältlich im
gut sortierten Buchhandel.
Aktuelle Auszeichnungen und neue Ausschreibungen.
Titel
Text
Titel
Text
plan pause
16
derPlan
No. 2 / Juli 2006
VIEL FEIND — VIEL EHR?
K O L U M N E Ute Woltron über die Bedeutung der Kammer für den Berufsstand der Architekten und
Ingenieurkonsulenten und das Unvermögen Einzelner, Einigkeit und Stärke zu demonstrieren.
A
R O B E RT N E WA L D
rchitekten und Ingenieurkonsulenten
haben ihre Standesvertreter gewählt.
Eine Vielzahl von Listen stand zur Auswahl – wie immer eigentlich zu viele für eine
kleine Kammer wie diese –, was natürlich zur
Folge hatte, dass fast alle irgendwie gewonnen
haben. Da in den einzelnen „Fraktionen“ allerdings jeweils kluge Köpfe auszumachen sind,
spielt das vordergründig keine
große Rolle, weil ohnehin alle
Ute Woltron hat an der Technischen
an einem Strang ziehen sollten.
Universität Wien
Von der Beschaffenheit dieArchitektur stuser
Stranges und von der Richdiert. Sie gilt als
tung,
in welche gezogen wird,
Österreichs fühwird mehr abhängen, als viele
rende Architekder chronisch kammerkritisch
turjournalistin
eingestellten Mitglieder vermuund publiziert ihre Kritiken und
ten. Die Kammer ist die direkte
Beiträge vorwiegend in der TaStandesvertretung eines in seigeszeitung „Der Standard“. Und
ner Wichtigkeit seitens der Ponun auch in „derPlan“.
litik noch immer sträflich verkannten Standes. Sie ist dringend dazu angehalten, die Interessen all ihrer
Mitglieder präzise zu definieren, unter ein gemeinsames Dach zu bringen und mit kräftigen
Signalen mit einer gemeinsamen Stimme nach
außen zu transportieren.
Nach innen kann, ja muss natürlich debattiert werden. Nach außen allerdings ist Einigkeit zu demonstrieren, und zwar mit genauen
Zielen und durchkalkulierten Lösungsvorschlägen.
Doch bedauerlicherweise neigen zumal die
Architekten zu öffentlich in entrüstetem Ton
ausgetragenen und damit völlig kontraproduktiven Kleinscharmützeln, welchselbige ihr
klägliches Unvermögen, gemeinsam stark zu
werden, möglichst laut und deutlich allen Außenstehenden vermitteln. Wie unnötig!
Wenn ein übelriechender Furz – wie neulich
in Sachen Architektenausbildung – durch die
Gazetten dröhnt, echot die Gegenfraktion sofort in blinder Ereiferung ebenfalls öffentlich
zurück. Und auch wenn die in der Sache teils
Recht haben mag, so wählt sie doch die falsche
Medizin gegen die Flatulenz: weil niemand
einen so offen seine Uneinigkeit demonstrierenden
Haufen von Schnellschießern
ernst
nehmen wird.
Mit dem Wahlspruch „Viel Feind
– viel Ehr“ hat es schon Georg von Frundsberg
(1473–1528) nicht sonderlich weit gebracht,
obwohl der hauptberufliche Kriegsführer das
Geschäft des Scharmützels wohl verstand.
Doch seine Karriere endete, als er seine eigenen Truppen nicht davon abhalten konnte, im
Mai 1527 Rom zu plündern und die Hälfte der
damaligen Einwohnerschaft niederzumetzeln,
woran er selbst zerbrach und starb.
Wenn das Scharmützel zum Selbstzweck
wird, erübrigt sich ein Konstrukt wie die Kammer, und sie täte gut daran, ihre Vertreter zur
Besonnenheit aufzurufen und streng zu ahnden, wenn der eigene Berufsstand von den eigenen Vertretern über die Medien verunglimpft wird. In der Folge sollte dann genug
Kraft und Zeit dafür sein, die tatsächlichen
Missstände intern und mit der nötigen Besonnenheit zu beseitigen.
Bedauerlicherweise neigen Architekten zu öffentlichen und
völlig kontraproduktiven Kleinscharmützeln und demonstrieren
damit Uneinigkeit, wo sie stark sein sollten. Wie unnötig!
VERANSTALTUNG DES MONATS: ARCHITEKTURTAGE 2006
„Architektur von innen“: Ein Erfolgsrezept, das anzieht
U
nter dem Motto „Architektur von
innen“ konnten auch heuer wieder
in ganz Wien rund siebzig Bauten
besichtigt und rund 100 Architekturbüros
besucht werden. Dies wurde nicht nur von
Wienerinnen und Wienern begeistert aufgenommen, sondern auch von Nachbarn
und Nachbarinnen aus der Slowakei sowie
Wien-Gästen. In allen Bezirken waren unterschiedlichste Bauwerke bzw. Raumgestaltungen zu sehen: vom Jugendstilhaus
über den Klassiker der Nachkriegsmoderne
bis zur Großbaustelle, von der Kirche bis
zur Unternehmensberatung, von der Produktionshalle bis zur Arztpraxis, vom
Kleingartenhaus bis zur Revitalisierung
eines mittelalterlichen Stadthauses.
Je nach Bekanntheitsgrad der Gebäude
fanden sich bis zu 200 Personen bei den
Treffpunkten ein – dieses Maximum erreichte die Tour im sechsten Wiener Bezirk,
gefolgt von der Tour rund um den Stephansplatz mit rund 100 BesucherInnen. Wer sich
für eine Tour mit weniger bekannten, aber
architektonisch ebenso interessanten Gebäuden entschied, durfte das Gefühl genießen, Geheimtipps zu entdecken. Regen Zuspruch erhielten auch diesmal wieder die
Dachbodenausbauten – ob von außen
kaum sichtbare private Refugien oder spektakuläre Zeichen in der Wiener Skyline. Besuche in den Ateliers der Architektinnen
und Architekten rundeten die Besichtigungstouren ab. Dort wurde manchmal
noch bis Mitternacht spontan geplaudert,
gefeiert, gegessen, getrunken und musiziert. Geschätzt wurde nicht nur die exklusive Möglichkeit, Räumlichkeiten von in-
nen zu erleben, die sonst nur einem kleinen
Personenkreis zugänglich sind; vor allem
auch das direkte Gespräch mit Architekten
und Nutzern machte für die Teilnehmenden die besondere Qualität von „Architektur von innen“ aus.
Zwölf Grätzel-Spaziergänge gaben Einblick in die Entwicklung der Bezirke mit
ihren spezifischen Aspekten und konnten
auch noch Alteingesessene mit neuen Entdeckungen überraschen. Architekturinteressierte Laien und Fachleute trafen sich hier
mit Anrainern zu fruchtbaren Gesprächen.
Diese zwanglose Atmosphäre, aber auch die
Verführung durch verschiedenste kulinarische und akustische Genüsse waren die Erfolgsrezepte der rund hundert Architekturateliers, die während der zwei Tage ihre Türen für alle Interessierten öffneten und mit
Projektpräsentationen, Cocktailempfängen,
rauschenden Festen oder Kinder-Workshops unterschiedlichste Programme anboten. Beim Auftaktfest ARCHITEKTUR.
FEST.EUROPA feierten allein um die 1500
Architekturinteressierte im Hof des Architekturzentrums Wien. Zu einem der großen
Treffpunkte entwickelte sich am Samstagabend als Ausklang der Architekturtage bei
sommerlichen Temperaturen das „schottenROCK“-Fest in der Schottenfeldgasse 72.
Die Fülle und die Offenheit des Angebots – kostenlos und zum größten Teil ohne
Voranmeldung – ermöglichte den Besuchern spontane, intensive Begegnungen mit
zeitgenössischer Architektur und ihren Protagonisten, was oft ganztägig oder sogar das
ganze Wochenende genutzt wurde.
der nächste Plan
Titelgeschichte Risk-Management. Kammer Alle Leistungen, alle Infos. Service Neue Tipps für Rechts-, Steuer- und Fortbildungsfragen.