Ladies first
Transcription
Ladies first
Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Aktuelle News, Tourdaten und Neuerscheinungen jeden Mittwoch neu unter http://www.jazzecho.de Herbst 2006 „Wer kann James Brown mit Gustav Mahler verschmelzen?“ Tomasz Stanko sucht noch Musiker. Weitere Qualifikationen im Porträt auf Seite 9. world’s best-sounding newspaper Hörproben und mehr auf www.jazzecho.de: Einfach die JazzLinks ins kleine Kästchen auf der Homepage eintippen. Keith Jarrett kann auch anders Seite 3 „In der Kürze liegt die Würze“: Keith Jarrett hat sich auf seiner neuen CD die Binsenweisheit zu Herzen genommen. Teddy Thompson fällt nicht weit vom Stamm Teddy Thompson ist ironisch. Seite 12 Branford Marsalis braucht keinen Pop mehr Seite 3 Ladies first Seele, Sinnlichkeit und Stimmkraft sind die drei S der modernen Frau. Diana Krall, Madeleine Peyroux und Rebekka Bakken zeigen, wie’s geht. W Zeitleiste JAZZLADIES Jenseits von Eva. Neue Weiblichkeit mit Rebekka Bakken, Diana Krall und Madeleine Peyroux 1923 1933 1960 1985 2001 2006 Mit dem „Downhearted John Hammond entdeckt Abbey Lincolns Schreie Cassandra Wilson, die Zehn Jahre nach Ella Wie lebendig die Welt der Blues“ wird Bessie Smith, Billie Holiday und auf der „Freedom Now Stimme des „M-Base Fitzgeralds letztem singenden Jazzladies ist, die „Empress of the Blues“, produziert ihre ersten Suite“ und „The Modern Collective“ um Steve öffentlichen Auftritt und zeigen die so faszinierenden wie unterschied- nicht nur die erste große, Aufnahmen mit Benny Sound Of Betty Carter“ Coleman, nimmt ihr Natalie Coles „Unforgett- auf Platte aufgenommene Goodman. Die Swing-Ära manifestieren eine neue, Debütalbum mit wesent- able“ wird Diana Krall mit lichen Veröffentlichungen Jazz- und Bluessängerin, floriert auch mit Ella freiere und wütendere lich mehr Standards als einem Grammy für „The von Diana Krall, Rebekka sondern bleibt lange Zeit Fitzgerald, Sarah Vaughan Phase im modernen Jazz. Eigenkompositionen auf. Look Of Love“ zur First Bakken und Madeleine auch die erfolgreichste. und Anita O’Day. Lady des Jazz gekrönt. Peyroux. Soundcheck Meine erste Jazzplatte Mein Vater war – und ist – vom Jazz besessen. Vor allem vom Free Jazz. Als ich ungefähr drei war, haben meine Mutter und er mich immer zu Konzerten mitgenommen. Ich erinnere mich: Es war sehr aufregend, ich habe mich auf der Erde gerollt und auf den Sitzen getanzt. Zum großen Erstaunen meiner Schwester, die diese Musik schwer zugänglich fand. Ich mochte die Konzertatmosphäre, die Freiheit. Han Bennink war mein Lieblingsmusiker. Ich mochte sei- ne Fantasie. Meine Mutter erzählt, dass ich einmal auf die Bühne geklettert bin, um einen seiner Drumsticks zu klauen. Ich erinnere mich nicht daran. Für mich ist der Drumstick zu mir gekommen, durch die Luft, mit Kraft von Han Bennink zu mir geworfen. Ich habe ihn aufgefangen und in meinem Zimmer aufbewahrt wie einen Schatz. Ich nehme an, dass der Drumstick immer noch irgendwo ist, auf einem Dachboden oder in einem Keller in Brüssel, zwischen meinen Teddybären und den Martine-Büchern. Als Erwachsene habe ich dem Jazz abgeschworen. Er war die „Musik meiner Eltern” geworden. Als Ausdruck des Protests habe ich es also mit Pop versucht. Ich habe Diana Ross entdeckt, Blondie, Françoise Hardy und das Yeah-Yeah. Ich hatte das Gefühl, mit dieser Musik ein Sakrileg zu begehen. Meinem Vater missfiel sie, wie mir schien, wegen ihrer Ungezwungenheit. Offensichtlich habe ich mich geirrt, aber ich glaubte, mich zu emanzipieren, mich seinem Einfluss zu entziehen. Erst mit dreißig Jahren, als ich meine portugiesischen Wurzeln zu akzeptieren begann, ist der Jazz zu mir zurückgekommen wie eine Selbstverständlichkeit. Er hatte sich in den vergangenen zehn Jahren über Billie Holiday an mich herangeschlichen und über die Schauspielerinnen aus Hollywood, über Julie London. Aber ich glaubte mich noch unempfänglich für den Stil. Und dann entdeckte ich Bill Evans, der auf großer Tour war. Ich habe mich gleich in die Platte verliebt, wegen ihres Covers, dort in den Rega- as haben Frauen im Jazz zu suchen? Einiges, vielleicht alles. Nur, dass sie es dort jahrzehntelang einfach nicht finden konnten. Allgemeine Ungleichberechtigung und der ganz spezielle Sexismus der Männerwelten von Bebop bis Free Jazz haben ihnen weniger den Weg verstellt, als dass sie ihnen bereits den Einstieg vermiest haben. „A woman is a woman, but a cigar is a smoke“, wie es Rudyard Kipling so bezeichnend wie kryptisch formulierte. Doch seit einigen Jahren tut sich was in Sachen Frauen und Jazz. Mittlerweile, nach einer FußballWM, die Frauen nicht nur interessierte, sondern sogar dazu brachte, Panini-Bilder zu sammeln und Wetten abzuschließen (und, noch schlimmer, zu gewinnen!), rückt eine weibliche Vorherrschaft, die im Pop spätestens mit Madonna und Shakira vollzogen wurde, auch im Jazzgeschäft in immer greifbarere Nähe. „Sind Frauen mit den Männern in der Jazzwelt gleichberechtigt?“, fragte der amerikanische Journalist Tim Pulice Diana Krall, die gerade hochschwanger ihr neues Swingalbum „From This Moment On“ promotete. „Ich glaube, dass Frauen in vielerlei Hinsicht nicht gleichberechtigt sind“, kam die Antwort der 41-jährigen Kanadierin. „Meine Freundinnen sind Anwältinnen und Ärztinnen und auch das sind in einigen Fachbereichen noch extreme Männerdomänen … Ich denke aber schon, dass es eher Frauen sind, die andere Frauen im Jazz unterstützen.“ Jetzt kommt’s: „Es ist dabei sehr wichtig, dass Frauen sich nicht dafür entschuldigen müssen, dass sie gut aussehen.“ Ist das vielleicht der Knackpunkt? Sitzen die Vorurteile wirklich so tief? „Frauen haben so viel zu sagen“, gibt Natalie Cole zu Protokoll, deren neues Album „Leavin’“ im Januar erscheinen soll. „Ich würde es gerne sehen, dass Frauen mehr Songs für Männer schreiben. Schließlich schreiben Männer ständig für Frauen. Aber wie wäre es wohl, wenn eine Frau Lieder für einen Mann schreiben würde? Sie würde ihn alles Mögliche singen lassen, aber sicher nicht ‚Du erinnerst mich an mein Auto’“ (eine Anspielung an R. Kellys „You Remind Me Of Something“) „Ich will Gleichberechtigung und trotzdem meine Weiblichkeit ausleben“, erklärt Rebekka Bakken, die oft mehr als unterschwellig für ihre ansprechenden Albumcoverfotos angefeindet wird. „Es ist mir wichtig, die Kontrolle zu behalten – über die optische Präsentation genauso wie über die Musik.“ „I Keep My Cool“ heißt das neue, dritte Album der len eines großen Schallplattenladens. Bill Evans mit Paul Chambers und Philly Joe Jones: On Green Dolphin Street. Ich bin nach Hause gegangen, und während ich die Platte hörte, kam etwas aus meiner Kindheit zurück, etwas Weiches wie ein alter verlorener Freund. Ein Vater. Nach diesem Fund habe ich weitergemacht. Gut, ich bin keine große Kennerin geworden wie mein Vater. Aber ich liebe Chet Baker, Jimmy Scott, Duke Ellington, Thelonious Monk, Herbie Hancock, Coltrane, Jarrett und die anderen. norwegischen Sängerin und Songwriterin. Ein leidenschaftliches, intimes Werk voll glücklicher, dramatischer, einsamer, trauriger, abgeklärter und immer wieder hoffnungsschimmernder Liebesgeschichten aus Frauensicht – die sie, bis auf eine einsame Ausnahme, selbst komponiert, getextet und produziert hat. Mit dieser eindeutig weiblichen Musik wissen auch Männer etwas anzufangen. „Ich bin eine Frau, aber ich definiere mich nicht über mein Geschlecht oder mein Aussehen, sondern über meine Musik“, meint Madeleine Peyroux kurz vor der Veröffentlichung ihres Albums „Half The Perfect World“, auf dem sie neben dem Titelsong von Leonard Cohen und Serge Gainsbourgs „La Javanaise“ auch „I’m All Right“ singt, ihre Kollaboration mit dem Produzenten Larry Klein und Walter Becker von Steely Dan. „Für mich ist das Singen wie eine Fremdsprache”, meint sie weiter. „Wenn man eine andere Sprache fließend spricht und beginnt, sogar in dieser Sprache zu denken, kann man sich gewisse Freiheiten nehmen und Dinge in dieser Sprache erschaffen, die einem aus der Zwickmühle helfen. Singen löst meine Probleme.“ So verschieden diese drei Frauen in Aussehen und Ansichten sein mögen, so unterschiedlich ist auch ihre Musik. Diana Krall zieht es jetzt wieder zum klassischen Swing, Rebekka Bakken schreibt und singt immer eigener über ihre Liebeserfahrungen, Madeleine Peyroux wirkt nach wie vor wie eine in schönster Modernität wiedergeborene Blueslady. Eines haben sie mit Sicherheit gemein: Sie haben ihren Weg gefunden – jenseits von Jazz, Pop oder anderen Kategorien, in ihrer individuellen und originellen Musik. JazzLinks: bakken, krall, peyroux Madeleine Peyroux Half The Perfect World Emarcy 06025 170 3279 Rebekka Bakken I Keep My Cool Emarcy 06024 985 9256 Diana Krall From This Moment On Verve 06025 170 5042 (limited Edition) Erscheint am 08.09.2006 Helenas neues Album auf Seite 12. Seite 2 Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Intro Eine Nacht mit Frank Zwischen Schönberg und Art Tatum Hübsch, jung, talentiert: Erin Boheme zeigt, was sie von Frank, Billie, Peggy und Dean gelernt hat. STEFANO bollani lässt sich beeinflussen Arnold Schönberg hat recht behalten, als er sagte: „Es gibt noch viel gute Musik, die in C-Dur geschrieben werden kann.” Das findet auch der italienische Pianist Stefano Bollani, der kürzlich sein Solodebüt „Piano Solo” bei ECM veröffentlicht hat. Der Mittdreißiger aus Mailand studierte am Konservatorium in Florenz. Er begleitete Luciano Pavarotti und Italo-Rapper Jovanotti. Aus dem Bann von Klassik-Light und Pop zog Bollani schließlich der italienische ÜberTrompeter Enrico Rava und brachte ihn zu seiner wahren Passion: dem Jazz. Mit seinem Mentor Rava hat der vielseitige Sideman Bollani zwölf CDs eingespielt und sich auf dieser Plattform als eigen- williger, impulsiver Virtuose etabliert. Hervorstechend ist Bollani auf Enrico Ravas jüngsten Alben „Easy Living” und „Tati”. Kollegen verglichen ihn mit Art Tatum. In Zusammenarbeit mit ECM-Chef Manfred Eicher sortierte der junge Pianist seine Ideen fürs Solodebüt. Eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Quellen strömt dort nun in eine Suite aus 16 Miniaturen: Prokofieff („Für mich die Essenz der modernen Musik”, erklärt Bollani), Scott Joplin und der italienische Gassenhauer „Antonia” gaben dem Album Impulse und dann auch ein Song der Beach Boys („Don’t Talk” vom Album „Pet Sounds”). Dieses Material lugt immer mal wieder aus Bollanis freier Improvisation hervor. „Solche Vexierspiele sind wichtig für mich”, sagt er dazu. Dem Feuerwerk von Effekten, Kunststückchen und Überraschungen, das ihn immer wieder so fasziniert hat, erlag Bollani am Ende jedoch nicht. Auf „Piano Solo” agiert er lyrisch und gesammelt – ein beeindruckendes Kräftespiel auf einfachen Harmonien. JazzLink: bollani STEFANO bollani Piano Solo ECM 06024 987 7372 my.jazz.space Catching Thongs Seit Tom Jones misst sich der Erfolg männlicher Popstars an der Anzahl auf die Bühne geworfener Damenunterhöschen. Jetzt hält diese schöne Tradition auch Einzug in die Jazzwelt. Jamie Cullum brachte es Anfang August in Hamburg immerhin auf sechs. In rot und rosa flogen die Reizfetzen in Richtung Mikrophonständer, und das schon beim vierten Song. Dabei war der 26-Jährige bis dahin weder aufs Klavier gehüpft noch hatte er Pharell, Paul Simon oder die Pussycat Dolls gecovert. Er war einfach nur er selbst: Ein zotteliger Wirbelwind am Piano, der wie eine Mischung aus Mick Jagger und Eddie Jefferson singt. Die paar Tausend Zuhörer, die ihre Unterwäsche das ganze Konzert über anbehielten, dankten ihm seinen Einsatz mit Chorgesängen und Applausattacken. Dass ihn sogar die meist mitgebrachten (und derweil abgeschriebenen) Männer mochten, spricht für die entwaffnende Art des Jazzpopmonsters in T-Shirt und Turnschuhen. Das verteilte die Slips an die Bandmitglieder und meinte, einen letzten in der Hand wendend: „Eigentlich mag ich es ja lieber, wenn ich die Unterwäsche einer Frau erst nach dem ersten Date zu sehen bekomme... Götz Bühler, Musikjournalist, war kein Mitgebrachter und blieb angezogen. The Jazzing Stones Es gibt Dinge, die kann man kaum glauben: Etwa wenn ein Jazzsaxophonist, der erst drei eigene Alben auf kleinen Independent-Labels herausgebracht hat, für die vierte CD nicht nur Jazz-Cracks wie Bill Frisell, John Scofield, Larry Goldings, John Patitucci und Brian Blade ins Studio lockt, sondern auch Pop- und Rockstars wie Sheryl Crow, Norah Jones und gleich drei prominente Mitglieder der Rolling Stones: Keith Richards, Charlie Watts und Ron Woods. Tim Ries, der seit 1999 der Bläsersektion von Mick Jaggers unverwüstlicher Rockband angehört, hat dieses einmalige Kunststück vollbracht. Für sein „The Rolling Stones Project“ arrangierte er Klassiker wie „Satisfaction“, „Honky Tonk Women“, „Ruby Tuesday“ und „Gimme Shelter“, aber auch weniger geläufige Stones-Nummern in jazziger Weise um und spielte diese dann nach und nach mit den genannten Größen ein. Das wohl wertvollste Lob erhielt Ries von Keith Richards: „Ich fand es ganz erstaunlich, was Tim da aufgenommen hatte, und ich beneide ihn sogar ein bisschen. Als wir diese Stücke schrieben, standen wir unter enormem Druck, sie für den Single-Markt so kurz wie nur möglich zu halten. Tim hat bei dem, was er macht, den Luxus, die Melodien strecken und in verschiedenen Tonarten und mit anderen Harmonien spielen zu können. Während wir damals im Grunde nur grobe Skizzen der Stücke aufgenommen haben, wirken Tims Versionen sehr viel mehr wie vollkommen fertige Songs. Und sie sind auch wundervoll gespielt.“ Erin Boheme: Zu jung, zu hübsch? E in Blick genügt: Erin Boheme ist zu jung, zu hübsch und zu blond, um Jazz zu singen. Der Cameron-DiazBlick, die Lolita-Lippen, die engen Jeans, die tief ausgeschnittenen Abendkleider – alles spricht gegen sie. Wenn man allerdings für einen Moment die Augen schließt, die Ohren öffnet und die unterschwelligen Vorurteile bändigt, könnte man zu einem anderen Schluss kommen. Vielleicht initiiert man seinen Meinungswandel am besten mit „Anything”, einer streichersanften Ballade, die Erin Boheme mit 15 geschrieben hat, als Schülerin im Provinznest Oshkosh, Wisconsin. Während sie ihrem Märchenprinzen anbietet, alles für seine Liebe zu geben, klettert Erins Bohemes Sopranstimme so neu- gierig und sicher über die Oktaven, dass einem fast das Herz stehen bleibt. Und wenn man davon noch nicht überzeugt sein sollte, kommt gleich im Anschluss ihre anregende Version von Eric Claptons „Change The World”, sanft groovend und gesanglich subtiler. Schon ist man bereit für ihre Interpretationen von „Let’s Do It” und „Teach Me Tonight” oder ihre selbst komponierte Ode an Sinatra „One Night With Frank”. „Frank war ein Geschichtenerzähler. Er hat einen emotional berührt“, meint Patrick Williams, ein Sinatra-Alumnus, der jetzt auch auf dem Debütalbum von Erin Boheme den Dirigentenstab schwingt. „Und das hat Erin auch, meiner Meinung nach. Sie erzählt einem etwas, das sie fühlt.” Die Songs auf „What Love Is” bilden eine gelungene Mischung aus alten und neuen Lieblingsliedern und Boheme-Originalen, eingespielt mit Stars wie Tom Scott oder David Foster. Und sie überzeugen eben nicht nur durch Erin Bohemes Stimme, sondern vor allem durch ihre Interpretation. Zu jung? Zu hübsch? Zu blond? Von wegen. Erin Boheme ist allenfalls zu gut, um wahr zu sein. JazzLink: boheme tim ries The Rolling Stones Project erin boheme What Love Is Concord 00134 312 2862 Erscheint am 29.09.2006 TIM RIes, ein Stones-Mann Concord 08880 723 0039 Seite Ausgabe 3 • Jahrgang 9 3 Intro Musik über und zu Filmen In der Kürze liegt die Würze Selten kam Keith Jarrett so schnell und gut gelaunt auf den Punkt wie auf seinem neuen Album „The Carnegie Hall Concert“. E inen singulären Platz in der Jazzgeschichte sicherte sich Keith Jarrett in den 70er Jahren, als er mit fantasievollen Soloimprovisationen von epischer Länge die Auditorien in aller Welt fesselte. Sein Meisterwerk in dieser Kategorie entstand 1975: Das legendäre „Köln Concert“ avancierte zum wohl bestverkauf- ten Piano-Solo-Album aller Zeiten und bereichert selbst Plattensammlungen, in denen Jazz ansonsten gänzlich fehlt. Ein Sprichwort indes besagt: In der Kürze liegt die Würze. Und dies muss auch dem amerikanischen Pianisten zu Ohren gekommen sein. Denn in letzter Zeit vollzog er die Wandlung vom impro- visierenden Marathonmann zum Mittelund Kurzstreckenläufer. Der Prozess, der sich auf der CD „Radiance“ und der DVD „Tokyo Live“ abzeichnete, wurde auf „The Carnegie Hall Concert“ vollendet. Selten hat man Jarrett in solch ausgelassener Spiellaune erlebt wie bei seinem Auftritt in New Yorks feinster Musikadresse. Als Jarrett letztes Jahr im Isaac Stern Auditorium der Carnegie Hall gastierte, war dies sein erstes Solokonzert auf heimischem Boden in zehn Jahren! Nie zuvor auch hatte sich der Pianist mit einer solchen stilistischen Bandbreite präsentiert. Das Programm wirkt wie ein Streifzug durch die amerikanische Musikgeschichte. Es enthält Boogie-Woogie, Gospel, Blues, Funk, Country, elegische Hymnen. Es ist ein Wechselbad der Stimmungen, mal intensiv lyrisch oder eher klassisch-impressionistisch, dann wieder zupackend funky oder tonal völlig frei. Für viele Kritiker stand nach dem Konzert fest, dass sie der Entstehung eines neuen Albumklassikers beigewohnt hatten, der – obwohl gänzlich anders – den Vergleich mit dem fabelhaften „Köln Concert“ nicht zu scheuen braucht. Wie exzellent Keith Jarrett an diesem Abend aufgelegt war, zeigen nicht zuletzt die fünf gespielten Zugaben: darunter eine wunderbare Version von „Paint My Heart Red“, eine Interpretation des Standards „Time On My Hands“ und ein Remake von „My Song“, jenem traumhaften Ohrwurm, den der Pianist 1974 mit seinem skandinavischen Quartett für das Album „Belonging“ aufgenommen hatte. JazzLink: jarrett keith jarrett The Carnegie Hall Concert ECM 06024 985 6224 Erscheint am 22.09.2006 FranÇois Couturier (2. von rechts) ist ein Cineast Zwei neue CDs aus dem Hause ECM kann man vor und nach dem Kinobesuch hören. N ostalghia – Song For Tarkovsky“ ist das bislang persönlichste Album des französischen Pianisten François Couturier und eine Hommage an den 1986 verstorbenen sowjetischen Regisseur Andrej Tarkowsky. Couturier nennt Tarkowskys Filme „lange Gedichte, hypnotisch in ihrer Langsamkeit und durchdrungen von Spiritualität“. Als hypnotisch kann man guten Gewissens auch die treibende Kammermusik von „Nostalghia“ bezeichnen, die wie ein kraftvoll klingendes Kompendium zum Werk des Regisseurs wirkt. Dennoch enthält das Album keine Filmmusik, sondern eine intensiv lyrische Musik, die Emotionen sondiert, die mit Tarkowskys Filmen in Verbindung stehen und einiges mit deren geheimnisvoller Aura gemein haben. Aufgenommen hat Couturier sie mit dem Akkordeonisten Jean-Louis Matinier, der Cellistin Anja Lechner und dem Sopransaxophonisten Jean-Marc Larché. Die griechische Komponistin und Pianistin Eleni Karaindrou dagegen schreibt zwar Filmscores und Theatermusik, macht dies aber so kunstvoll, dass ihre Kompositionen auch ohne die bewegten Bilder ihre Wirkung entfalten. In Athen trat sie mit einem Orchester, großem Chor und ihrem eigentlichen Begleitensemble an drei Abenden vor ausverkauftem Haus in der Konzerthalle auf. Aufgeführt wurden vor allem Stücke der beiden Alben „The Weeping Meadow“ und „Trojan Women“, aber auch aus ihrem restlichen ECM-Œuvre, darunter viele Kompositionen, die sie für Filme des Cineasten Theo Angelopoulos („Der große Alexander“) fertigte. Ihre DoppelCD „Elegy Of The Uprooting“ enthält außerdem noch einige auf ECM bisher nicht erschienene Titel. JazzLinks: couturier, karaindrou Exclusive Showcases sponsored by ExklusivE showcasEs: François Couturier Nostalghia – Song For Tarkovsky D BRANFORD marsalis ist kein Angeber The Outlaws From Burning Paris STAGETIME 23:30 UHR Nähere informationen unter: www.verveclub.de keith jarrett fasst sich kurz Auf „Braggtown” spielt der Saxophonist Branford Marsalis mit seinem Quartett intensivsten Jazz – inspiriert von Wagner, Purcell, Godzilla und einem Pornostar. war er für die Franzosen und den Befürwortern des Irak-Kriegs gibt er einen chinesischen Fluch mit auf den Kriegspfad: „Mögen all eure Träume wahr werden”. Auch musikalisch ist er wesentlich weltoffener, als es seine Reaktionen auf die „Europe Invades!”-Titelgeschichte über e.s.t. im „Downbeat” annehmen ließen. „Ich brauche keine Kategorien. Das ist nur etwas für… na ja, für die, die sie eben brauchen”, lacht er. „Ich habe viel Wagner gehört und aus einem seiner Leitmotive meine Komposition ‚Fate‘ entwickelt. ‚O Solitude‘ von Henry Purcell haben wir, bis auf eine kleine Änderung – und natürlich das, was Tain am Schlagzeug macht –, Sweet Sounds From Swinging London / STAGETIME 22:00 UHR verve club Der club des legendären Jazzlabels Der Verve Club steht für Jazz und Artverwandtes. Immer aus erster Hand. Von Herbie Hancock bis Sergio Mendes, von Jamie Cullum bis „Verve Remixed“. Donnerstag, 21.09.2006 Reeperbahn Festival, Mandarin kasino Reeperbahn 1, 20359 Hamburg ELENI KARAINDROU Elegy Of The Uprooting Porno und Purcell ie Klimaanlage ist mir auch zu kalt”, bestätigt Branford Marsalis mit einem breiten Grinsen die Befürchtungen der Promoterin. „Ich hab’ dir doch gesagt, dass ich nicht ganz so amerikanisch bin.” Der älteste Spross der Marsalis-Familie aus New Orleans ist sogar noch unamerikanischer: Bei der Fußball-WM Dillinger Girl & Baby Face Nelson ( F ) Mittwoch, 20.09.2006 Popkomm Festival 103 club, Falckensteinstr. 47, 10997 Berlin ECM 06024 987 7379 ECM 00289 476 5278 Erscheint am 15.09.2006 The Puppini sisters ( UK ) für diese neue CD genau nach Noten gespielt. Jetzt ist es ein wenig wie eine Modern-Jazz-Quartet-Nummer. Und neben dem Quartett arbeite ich auch wieder an einem Album mit Buckshot Le Fonque. Doch das wird dauern.” Schon weil ihm das Musizieren mit Pianist Joey Calderazzo, Bassist Eric Revis und Drummer Jeff „Tain” Watts so viel Spaß macht. „Diese Band wird einfach immer besser”, meint er. „Und das hat vor allem damit zu tun, dass wir alle uns immer weiterentwickeln. Es stimmt, wir spielen sehr anspruchsvolle Musik. Wir wollen Musik machen, der man zuhört und auf die man sich konzentrieren muss. Wer zu uns kommt, um sich zu unterhalten oder berieseln zu lassen, liegt falsch. Unsere Musik liebt man oder man hasst sie. Dazwischen gibt es nichts.” Tatsächlich erfordern perfekte Powerpakete wie „Blakzilla” oder das fast viertelstündige „Jack Baker”, ein Kommentar zu uninspiriert tonleiternden Coltrane-Epigonen, den Marsalis nach einem schwarzen Pornostar benannt hat, höchste musikalische Aufmerksamkeit. Selbst die Balladen auf „Braggtown” zwingen mit ihren Spannungsbögen mehr zum Zuhören, als dass sie zum Zurücklehnen verleiten. „Es gibt immer wieder Leute, die mich fragen, ob ich mal wieder ‚mit anderen Künstlern‘ zusammenarbeiten werde”, erzählt Branford Marsalis. „Sie sagen nicht ‚Popstars’, weil es ihnen peinlich ist, wie verdammt oberflächlich sie sind. Dann nenne ich Charlie Haden oder David Sánchez. „Was ist mit Leuten, die … kommerzieller sind?” – „Ach, Sie meinen Popstars? Oder Rockstars? Nein. Diese Ära ist für mich vorbei. Das Songwriting hat sich verändert. Gitarrenmusik ist anders als Klaviermusik. Und da ist weder Raum noch Notwendigkeit für ein Saxophon.” Trotzdem hat er eine knappe Woche vor dem „Marsalis Music“-Wochenende beim North Sea Jazz Festival, direkt nach den Aufnahmen für ein Album mit seinem Klarinettenlehrer Alvin Battiste für die „Marsalis Music Honors Series”, mit den Allman Brothers gespielt. „Wenn man heute Rockband sagt, kann man nicht die Allman Brothers meinen”, sagt Marsalis. „Nicht nur, weil sie alt sind. Denn Derek Trucks ist nicht alt. Aber man kann das, was Derek Trucks macht, nicht mit dem vergleichen, was etwa Tool machen. Derek ist so ein vielseitiger Musiker und Tool sind … es nicht.” Er grinst. Und beim Herausgehen dreht er die Klima anlage noch ein paar Grad wärmer. JazzLink: marsalis Branford Marsalis Braggtown Marsalis Music 08749 460 0042 Erscheint am 15.09.2006 Seite 4 Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Classics Feuer und Flamme Lady is blue Kaum jemand ist so heiß auf Rare Grooves wie der britische Musikimpresario Gilles Peterson, das beweist er seit 20 Jahren immer wieder. Jetzt erscheint mit „Fire” eine Sammlung seiner liebsten Impulse-Raritäten. D ass er ein feines Spürnäschen für ausgefallenere Songs und Interpreten besitzt, hat der britische DJ, Produzent, LabelChef und Radiomoderator Gilles Peterson in den letzten zwanzig Jahren eigentlich permanent bewiesen. Tracks von Impulse-Künstlern wie John Coltrane, Pharoah Sanders, Archie Shepp und Yusef Lateef gehörten schon fest zu seiner DJ-Setlist, als er Ende der 80er Jahre im Londoner Dingwall’s seine „Talkin’ Loud – Sayin’ Something“-Abende zelebrierte. Und schon damals – also lange bevor auch nur jemand davon träumte, klassische Impulse-Aufnahmen remixen zu lassen – kombinierte er diese jazz avantgardistischen Sounds mit Hip-Hop und modernen Grooves. Wenn sich Gilles Peterson nun also durch seine unermessliche Vinylsammlung gearbeitet hat, um Material für eine Compilation namens „Fire – A Gilles Peterson Impulse Collection“ herauszufiltern, kann man davon Motown hat einen Schatz gehoben: Diana Ross’ „Blue” ist das bisher unveröffentlichte, zart swingende Jazz-Juwel der damals 27-jährigen Soulprinzessin. ausgehen, dass er dabei so manche Überraschung in petto hat. Das Repertoire reicht von John Coltranes „Wise One“ über Milt Jackson und Ray Browns „Enchanted Lady“, Max Roach und Abbey Lincolns „Lonesome Lover“, Art Blakeys „Alamode“, Oliver Nelsons „Patterns“, McCoy Tyners „Three Flowers“ und Archie Shepps „I Got It Bad“ bis hin zu „See You Later“ von Dave MacKay und Vicky Hamilton. In seinen Liner Notes schwärmt Peterson: „Impulse Records – nur ein Traum, mustergültige Musik mit Form und Anspruch.“ Nicht weniger mustergültig, formvollendet und anspruchsvoll ist allerdings auch diese Kollektion des britischen Jazzschatzgräbers. Various Artists Fire – A Gilles Peterson Impulse Collection Impulse 06025 170 4437 Erscheint am 19.09.2006 diana ross veröffentlicht endlich ihr Jazzalbum G espenstisch!”, fand MotownMogul Berry Gordy das, was Diana Ross im Herbst 1971 in Vorbereitung auf ihre Filmrolle als Billie Holiday in „Lady Sings The Blues” eingesungen hatte. „Ich sagte [dem Produzenten] Gil [Askey], er solle sie ein bisschen von Billie Holiday zurücknehmen und etwas mehr Diana Ross dazugeben”, erinnert sich Gordy in seiner Autobiografie, „denn ihre Zukunft wird weit über diesen Film hinausgehen.” Natürlich behielt der sagenumwobene Strippenzieher recht. Diana Ross, die für ihre Darstellung mit einer Oscar-Nominierung belohnt wurde, liebte Jazz – und besonders „Lady Day”. Ihre Karriere sah allerdings nicht die Wende von der Frontfrau der Supremes zur Jazzinterpretin vor, sondern hin zum glamourösen Solostar. Konsequenz: Das Album verschwand im Archiv. 35 Jahre später werden Diana Ross’ Jazzaufnahmen jetzt – endlich – erstmals veröffentlicht. Und „Blue” ist eine echte Entdeckung; weil die Veteranen in der begleitenden Big Band so saftig swingen und Dianas zarte, manchmal sanft raspelnde Stimmbänder so köstlich klingen. Die damals 27-Jährige konnte „I Love Ya Porgy”, „What A Difference A Day Makes” oder „Smile” etwas ganz Eigenes, alles andere als Gespenstisch-Billieeskes abgewinnen. Bei allmusic.com erkennt man deshalb sehr richtig, dass dieses Album ein ebensolches künstlerisches Statement ist, wie die zeitgleichen Veröffentlichungen ihrer Kollegen Marvin Gaye und Stevie Wonder. In einer Hinsicht ist „Blue” den Alben „What’s Going On” und „Where I’m Coming From” auf jeden Fall ebenbürtig: Es ist ein Klassiker, den man wieder und wieder und nie genug wird hören können. diana ross Blue Motown 06025 170 2352 Die frühen Kreuzzüge Es war einmal, in den Zeiten der Kreuzzüge. Die Swinging Sixties hatten sich verabschiedet und mit ihnen der Jazz, zumindest aus dem Bandnamen der Crusaders. N eues Spiel, neues Glück, schien die Devise der anbrechenden 70er, als die texanischen Kreuzritter Joe, Wilton, Wayne und Stix ihre Band in Crusaders umbenannten und mit Hilfe ihres Produzenten Stewart Levine darangingen, ihren Jazz-Funk-Kollegen zu zeigen, was ein Groove ist. Kurzerhand stöpselten sie ihre Instrumente ein, spielten etwa Fender Rhodes statt Piano oder E- statt Kontrabass. Dazu kamen drei Gitarristen: funky Bluesmann Arthur gilles peterson sammelt Seltenes Adams, Rhythmusheld David T. Walker und natürlich Wunderkind Larry Carlton. Diese Neuerfindung der Band, ziemlich genau zehn Jahre nach Gründung der Jazz Crusaders, war schon auf dem Doppelalbum „1” erfolgreich: Joe Samples „Put It Where You Want It”, Wilton Felders „That’s How I Feel”, Wayne Hendersons „Mystique Blues” und die fast 13 Minuten lange Version von Carole Kings „So Far Away” sind noch heute Klassiker des Genres. Im Jahr darauf machten sie sich an die „2nd Crusade”. Die einzige Veränderung im Line-up : Saxophonist Wilton Felder ersetzte Chuck Rainey am Bass, und zwar bravourös. (Marimba und BassMarimba spielte er auch noch.) Die dreizehn Tracks dieser Doppel-LP, darunter Hendersons „Take It Or Leave It”, Samples „Don’t Let It Get You Down”, Hoopers „Journey From Within” und Felders „Look Beyond The Hill“, betonen wieder deutlich die zweite Silbe von Jazz-Funk, ohne die erste irgendwie zu vernuscheln. Besser als das JazzEcho ist nur das Ja, im Gratis-Abo. ich möchte das JazzEcho gratis frei Haus! Vorname, Name __________________________________________________ Straße, Nr. _______________________________________________________ PLZ, Ort _________________________________________________________ E-Mail ________________________________________ Geburtsjahr _______ Lieblingskünstler _________________________________________________ Ich höre gern: ECM Progressive/Modern Jazz Jazz Weltmusik Soul, Dance, Pop/Jazz (Zutreffendes bitte ankreuzen) JazzEcho A-Nr.: 5285 Postfach 90 06 41 06058 Halle Bestellen Sie jetzt Ihr JazzEcho-Abo, und Sie bekommen nicht nur die neuesten Nachrichten, sondern auch exklusive Vorabinfos, interessante Aktionen und limitierte Sondereditionen viermal im Jahr gratis ins Haus. Einfach den Coupon einsenden oder im Internet Ihre Adresse unter www.jazzecho.de in der Rubrik „Newsabo” eintragen. Wenn Sie eine E-Mail an [email protected] senden, dann erhalten Sie ab sofort den wöchentlichen JazzEcho-Newsletter per E-Mail. Dieses Angebot gilt nur innerhalb Deutschlands The crusaders Crusaders 1 Blue Thumb 06025 170 4066 The crusaders 2nd Crusade Blue Thumb 06025 170 4067 Seite Ausgabe 3 • Jahrgang 9 5 Classics jazzecho/Tropical Gipfeltreffen der Halbgötter Top Ten Er selbst steht in vielen Lieblings plattenlisten, aber nur eine trägt seine Signatur: die, die er fürs Jazz Echo geschrieben hat. Weltexklu siv: Branford Marsalis’ Top Ten. 1. JElly Roll Morton Library Of Congress Box 13:41 Uhr Seite 1 WE PLAY IT ! 2. Lester Young Lester Young Trio 3. Miles Davis Nefertiti Mehr als je eine Silbe braucht es nicht, um ihre Bedeutung zu subsumieren: Jetzt erscheinen die gemeinsamen Riverside-Aufnahmen von Monk und Trane auf einer Doppel-CD. 4. Sidney Bechet Box Set – Prosper 5. Duke Ellington The Blanton-Webster Band 6. Wayne shorter Ju Ju 7.Charlie Parker With Strings D ie Vorstellung, Thelonious Monk und John Coltrane – den Mentor und seinen neun Jahre jüngeren Kompagnon – auf einer Bühne oder im selben Tonstudio zu erleben, ließ Jazzfans in den 50ern mit der Zunge schnalzen. Tatsächlich kreuzten sich die Wege der beiden musikalischen Halbgötter dort leider nur wenige Male. 1957 traten Monk und Coltrane eine Zeit lang täglich mit einem gemeinsamen Quartett im New Yorker Five Spot Café auf. Zwischen April und Juli nahmen sie (unter anderen mit Coleman Hawkins und Art Blakey) für Riverside im Studio die atemberaubende Musik auf, die man nun erstmals komplett auf der DoppelCD „The Complete 1957 Riverside Recordings“ vorliegen hat. Coltrane hatte 19.07.2006 8.Ornette Coleman The Shape Of Jazz To Come 9. Keith Jarrett Belonging Bossa Cabana 10.Sonny Rollins Our Man in Jazz 50 Years of Eternal Music THELONIOUS MONK brachte John Coltrane zum Aufblühen gerade eine durch Alkohol- und Heroinkonsum bedingte Tiefphase überwunden und blühte im Zusammenspiel mit dem brillanten Pianisten und Komponisten Monk zu neuem Leben auf. In einem „Down Beat”-Interview bezeichnete der Saxophonist Monk als einen „musikalischen Architekten höchsten Ranges“ und gestand: „Ich habe von ihm in jeglicher Beziehung gelernt.“ An Monks Seite ent- wickelte Coltrane beispielsweise seinen harmonischen Scharfsinn. Durch dessen einzigartiges Akkordspiel dazu ermuntert, erforschte er musikalisches Terrain, das ihm bis dahin unbekannt gewesen war, und fand so zu seiner transzendentalen Spielweise. Besonders interessant sind zwei bislang unveröffentlichte Tracks: eine alternative Version der Monk-Ballade „Crepuscule With Nellie“ und ein zweiter Take von „Abide With Me“, interpretiert nur von den drei Saxophonisten Coltrane, Hawkins und Gigi Gryce. Various Artists CD "Bossa Cabana" Best.-Nr. 916.88542 Die Klassiker der Bossa Nova mit Roberto Menescal, Macos Valle, Os Cariocals, Danilo Caymmi u.v.a Thelonious Monk & John Coltrane The Complete 1957 Riverside Recordings Concord 08880 723 0027 Bebop don’t stop Sonny Stitts Verdienst um den Bebop ist nie richtig gewürdigt worden. Mit der Veröffentlichung seiner „Bebop Recordings 1949–1952” soll sich das ändern. Ein schwarzer Diamant: Ilene Barnes CD „Yesterday Comes“ Best.-Nr. 916.885.52 VÖ: 08.09.06 Das neue Studioalbum der amerikanischen Songwriterin produziert von Jimmy Hoyson EUGEN cicero brachte die Klassik zum Swingen Schwarzwalddimensionen Auf MPS erscheinen dieser Tage neue CDs von so unterschiedlichen Künstlern wie den Singers Unlimited und Eugen Cicero. sonny stitt wird immer noch missverstanden W ann bekommt Sonny Stitt endlich die verdiente Anerkennung?” Eine berechtigte Frage, mit der Harvey Pekar, der Kollektor-Kauz von „American Splendour”, seine Liner Notes zu „Stitt’s Bits: The Bebop Recordings 1949–1952” eröffnet. „Er war einer der Begründer des Bebop, aber zu seinen Lebzeiten und in gewissem Maße tut man ihn noch immer als technisch versierten CharlieParker-Kopisten ab. Ich glaube, seine Kritiker interpretieren sein Vermächtnis falsch. Stitt hat dem Jazzvokabular viele eigene Ideen zukommen lassen.” Tatsächlich hört man auf den 76 Stücken dieses fabelhaften 3-CD-Sets, wie viel gute Musik Sonny Stitt schon in den frühen Jahren seiner Karriere gemacht hat. Am Bariton, am Tenor oder am Altsaxophon, mit Gene Ammons, J.J. Johnson, Bud Powell, John Lewis, Max Roach, Junior Mance, Kenny Drew, Duke Jordan oder Art Blakey. Die erste Aufnahme von John Lewis’ „Afternoon In Paris” begeistert hier ebenso wie „Gravy” (das bei Miles Davis, in dessen Quintett Stitt 1960 John Coltrane ersetzen sollte, „Walkin’” hieß) oder die vielen anderen Bebop-, Latin-, Jump-Blues- und sogar Novelty-Tracks dieses Sets. „Es gibt vielleicht nicht gerade eine internationale Verschwörung gegen ihn, aber viel böses Blut gegen Stitt hängt damit zusammen, dass er als unehrenhaft galt”, schreibt Harvey Pekar weiter. „Es stimmt, er war drogen- und alkoholabhängig und dafür sogar eine Zeit lang im Gefängnis. (…) Aber auch Charlie Parker hatte seine Drogenprobleme und er wird immer noch verehrt.” Es ist zu hoffen, dass Sonny Stitt jetzt endlich die verdiente Anerkennung bekommt. Allein schon, damit Prestige, Verve und Cadet bald auch seine übrigen Schätze heben. Cover lag bei Druck nicht vor. Sonny Stitt Stitt’s Bits: The Bebop Recordings 1949–1952 Concord 08880 723 0043 D ie A-cappella-Aufnahmen der Singers Unlimited haben mit Eugen Ciceros Klassik-Jazz eigentlich wenig gemeinsam. Immerhin, die amerikanischen Harmoniestars und der rumänische Pianist nahmen beide für MPS auf und bescherten dem Label einige seiner größten Erfolge. Die entscheidende Übereinstimmung dürfte jedoch sein, dass sie allein dafür immer wieder, völlig unqualifiziert und vernichtend, kritisiert werden. Ciceros Jazzversionen der Kompositionen von Bach, Liszt, Chopin oder Tschaikowsky, die er zwischen 1965 und 1970 im Trio mit Peter Witte am Bass und seinem Entdecker Charly Antolini am Schlagzeug im Schwarzwald aufnahm, zeugen nicht nur von einer extremen Verinnerlichung der klassischen Originale, sondern vor allem von einem sagenhaften Swingfeeling. Carl Philipp Emanuel Bachs „Solfeggio c-Moll”, das erste Stück der ersten CD der neuen 3-CD-Box „Swinging The Classics on MPS”, begeistert schon in der enorm versierten und rasanten Eröffnung, bei der der Pianist notengetreu über die Tasten flitzt, doch der improvisierte Swingpart ist kein bisschen weniger begeisternd. Auch die übrigen 35 Klassikswinger des Trios zeugen von ebenso viel Talent wie Spaß. Letzteres trifft zweifellos auch auf die „Complete A Cappella Sessions” der Singers Unlimited zu. Unerreicht in Ton und Gemeinklang, singen hier die sanfte Sopranistin Bonnie Herman, der Bass Len Dresslar und die Tenöre Don Shelton und Gene Puerling (Leiter des Ensembles und verantwortlich für seine legendären Arrangements) feenhaft schwebende Versionen von SixtiesHits wie „Girl Talk” oder „Fool On The Hill” sowie Standards aus den Songbooks von Kurt Weill, Charles Trenet oder Antônio Carlos Jobim. JazzLink: cicero The Singers Unlimited The Complete A Cappella Sessions MPS 06024 982 5421 Choro in Rio Brasileirinho Original Soundtrack CD „Brasileirinho“ Best.-Nr. 916.885.32 Der Soundtrack zu dem wunderbaren Film von Mika Kaurismäki Neuer Katalog online oder per Post bei: Tropical Music GmbH, Postfach 2230, D-35010 Marburg Fax 06421-21791, Fon 26333 / [email protected] www.tropical-music.com Alle CDs im Vertrieb von SONY BMG Music Entertainment Eugen Cicero Swinging The Classics On MPS MPS 00289 476 2788 Seite 6 Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Feedback Dolle Dinger Roy Hargrove Der New Waver in New Quintet vs. RH Factor Orleans In den 80ern machte sich Elvis Costello in der britischen New-Wave-Szene einen Namen. Und nach vielen anderen Exkursionen jetzt gemeinsame Sache mit Allen Toussaint. Klaus Doldinger wurde 70, und alle gratulierten, auch wenn Puristen ihm vermeintliche Jugendsünden immer noch nicht verziehen haben. D ROy hargrove beim Doppelschlag Nicht ohne Risiko war Roy Hargroves Entscheidung, parallel zwei sehr unterschiedliche CDs zu veröffentlichen: Zum einen das reine Jazz-Quintett-Opus „Nothing Serious“, zum anderen das mit der Neo-Soul-Jazz-Funk-Posse RH Factor eingespielte Album „Distractions“. So setzte er sich einem direkten Vergleich mit sich selbst aus, aus dem nach dem Presseurteil als knapper Sieger der traditionsbewusste Jazzer hervorging: „Der Trompeter Roy Hargrove kann alles“, schrieb zum Beispiel „Audio”. „Er zeigt in der Ballade ‚Trust‘ romantische Gefühle, und ‚Camaraderie‘ eröffnet er mit Free-Anklängen. In Titeln mit vergnügtem Latin- und Karibik-Touch bläst er aberwitzige Soli. Das realistisch und ohne Effekte eingefangene Quintett swingt teuflisch.“ Das „JazzPodium” urteilte: „Hargrove demonstriert eindrucksvoll, dass er den klassischen Hardbop noch immer exzellent beherrscht.“ Aber es gab auch einige Rezensenten, die „Distractions“ den Vorzug gaben: „Das neue Album von Roy Hargroves Blackmusic- und Vocal-Projekt The RH Factor überzeugt auf der ganzen Linie“, meinte etwa die „Musikwoche”. „Der Trompeter, der mit ‚Nothing Serious‘ gleichzeitig auch eine Hardbop-Platte auf den Markt wirft, überbrückt auf dem dritten Teil seiner RH-Factor-Serie wie gewohnt spielend alle stilistischen Grenzen zwischen Soul, Jazz, Blues und HipHop.“ er Ex-New-Waver Elvis Costello hat in den letzten Jahren ein Faible für ungewöhnliche musikalische Begegnungen entwickelt: So nahm er 1998 mit Burt Bacharach, einem der erfolgreichsten Pop-Songwriter der 60er Jahre, „Painted From Memory“ auf, 2001 mit der schwedischen Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter „On The Stars“ und schrieb 2004 mit Diana Krall eine Reihe von Songs für deren Album „The Girl In The Other Room“. Darüber hinaus kooperierte er mit der Mingus Big Band, Paul McCartney, Bill Frisell, dem Brodsky Quartet, Roy Nathanson (The Jazz Passengers) und T-Bone Burnett. Nun hat Costello, den der „All Music Guide“ einen der „innovativsten, einflussreichsten und besten Songwriter seit Bob Dylan“ nennt, ein neues aufregendes Projekt mit der New Orleanser Rhythm’n’Blues- und Funk-Legende Allen Toussaint realisiert. Im „Musikexpress” schrieb Peter Felkel darüber: „Zwei alte Kämpen machen endlich auf Albumlänge gemeinsame Sache: Elvis Costello, genialischer Songwriter anglo-irischer Abstammung, begnadeter Grenzgänger und unermüdlicher Kollaborateur, und der legendäre Allen Toussaint, Doyen und guter Geist der einstmals brodelnden, sich D Allen Toussaint und Elvis Costello kamen beim Katrina-Benefiz ins Gespräch ständig erneuernden und Impulse in alle Ecken der Pop- und Jazz-Welt sendenden Szene von New Orleans, arbeiteten erstmals 1983 zusammen, als der Mann aus dem ‚Big Easy‘ eine ziemlich abgefahrene Attractions-Version von Yoko Onos Song ‚Walking On Thin Ice‘ produzierte. Acht Jahre später ließen Toussaints Arrangement und Piano-Spiel ‚Deep Dark Truthful Mirror‘ zu einem der Highlights auf Elvis Costellos charmantem Krautund-Rüben-Longplayer ‚Spike‘ werden. Zuletzt traf man sich bei zwei Benefizkonzerten für die Opfer des Hurrikans Katrina (der auch Mr. Toussaint ums Haus Elvis costello & Allen Toussaint The River In Reverse Verve 06024 985 6057 Dhafer Youssefs Album „Divine Shadows” klingt magisch und macht süchtig, fand das „Jazz-Podium”. N Verve 06024 988 8507 Verve 06024 988 8506 Tears, And More Tears’, ‚Wonder Woman’) sowie einigen gemeinsam geschriebenen Songs, von denen das hymnisch-gospelnde ‚The Sharpest Thorn‘ hier nur als Erster unter Gleichen genannt sei. Denn egal, ob hitziger Funk oder balladeskes Beben: Dieser ‚Clash der Kulturen‘ ist unwiderstehlich – cool, calm, collected.“ Tunesischer Klangteppichhändler Roy Hargrove Nothing Serious The RH Factor Distractions und beinahe um die Existenz brachte), gedachte alter, besserer Zeiten – et voilà: Die Idee ward geboren, mal zusammen ein richtig großes Projekt aufzuziehen. Allen Toussaint brachte seinen Gitarristen Anthony Brown und seine vierköpfige Bläsersection mit, Elvis Costello die Imposters um Tastenmann Steve Nieve, und unter Aufsicht des mittlerweile eher als Produzenten denn als performing artist zu Ruhm gelangten Joe Henry wurde ‚The River In Reverse‘ eingespielt: mit einer Setlist aus bekannten (‚On The Way Down’) und weniger bekannten, gleichwohl klassischen Toussaint-Tracks (‚Tears, ass in Deutschland die Grenzen zwischen U- und E-Musik nicht überschritten werden dürfen, hat der Saxophonist Klaus Doldinger, der kürzlich seinen 70. Geburtstag feierte, schon lange vor anderen stilistischen Gelegenheitsfremdgängern (wie etwa Till Brönner) erfahren müssen. Bei Jazzpuristen genießt Doldinger wegen diverser erfolgreicher Ausflüge in die Film-, Fernseh- und Popmusik einen nicht unbefleckten Ruf. Gerade rücken können diese ihr Bild von ihm nun mit der Box „Early Doldinger – The Complete Philips Sessions“, die vor allem, wenn auch nicht ausschließlich, den Vollblutjazzer Doldinger präsentiert. „Am 12. Mai feierte Klaus Doldinger seinen 70. Geburtstag. Dieses kalendarische Ereignis zeitigte auch in seinem Fall die gewohnten Erinnerungsaktivitäten, doch womit das Boutique-Label aus dem Göttliche Schatten: Dhafer Youssef eben Rabih Abou-Khalil und Anouar Brahem hat sich der Tunesier Dhafer Youssef in den letzten fünf Jahren als weiterer großer Oud-Spieler etablieren können, der einen musikalischen Mittelweg zwischen der traditionellen arabischen Musik und der westlichen Improvisationsmusik sucht, bei seiner Experimentierlust aber noch weitergeht und in seine Musik moderne Grooves sowie elektronische Klangelemente integriert. Eine besondere Affinität entwickelte Youssef zuletzt zu den Protagonisten der norwegischen Nu-Jazz-Szene. Wie sehr sich seine Bindungen zu diesen vertieft haben, machte sein sechstes Soloalbum „Divine Shadows“ deutlich, das er mit Gitarrist Eivind Aarset, Trompeter Arve Henriksen, E-Bassist Auden Erlien, Schlagzeuger Rune Arnesen und anderen eingespielt hat. „Erstaunlich homogen verweben Dhafer Youssef und sein nordisches Ensemble arabische Themen, minimalisti- sche Electronic Grooves und sphärische Ambient-Sounds zu einem Klangteppich, der kunstvoll, organisch und spannungsreich traditionelle östliche und moderne westliche Klangkultur verbindet“, hieß es im „Schallplattenmann”. „Trotz vielfach eingesetzter elektronischer Elemente und vornehmlich ruhiger Grundstimmung besteht über die gesamte Spieldauer niemals die leiseste Gefahr, in banale Nu-Jazz- oder World-Lounge-Muster zu verfallen.“ Ulrich Steinmetzger schwärmte im „JazzPodium” von „berückenden Momenten von betörender Magie, ohne lange seinen immensen Drive einzubüßen. Mythische Clubmusik ist das – mit hohem Suchtpotenzial“. Dhafer youssef Divine Shadows Emarcy 06024 987 7224 KlaUs Doldinger hat noch Puste 5 Fragen an … Wirbel um … Götz Alsmann Was wären Sie geworden, wenn nicht Musiker? Archäologe oder Buchbinder. Das Leben könnte so schön sein, wenn … ... noch Gummibäume vor den Lautsprechern stünden und der Bühnen rand durch Stiefmütterchen gekennzeichnet wäre. Es gibt nichts Schlimmeres als … … gut gelaunte Frühstücks-TV-Moderatoren. Der perfekte Song ist … … bereits viel häufiger geschrieben worden, als man glaubt. Nicht ohne meine … … brokatene Schlafmaske! … den langen Schwanz Kürzlich rief Chris Anderson, Chefredakteur des US-amerikanischen Technologie-Magazins „Wired“, das Ende des Blockbusters aus. In seinem Buch „The Long Tail“ (Hyperion) beschreibt Anderson die Folgen der Atomisierung der (musikalischen) Geschmäcker durch Internet und iTunes. „The Long Tail“ ist gerade das meistdiskutierte US-Wirtschaftsbuch. Andersons Prinzip des „langen Schwanzes“ basiert auf der Statistik: Demnach hat eine gewöhnliche Nachfragekurve erst einen hohen Wert und flacht dann langsam ab. Im flacheren Teil der Kurve verkümmerten früher musikalische Nischenprodukte, nur die Stars sorg- ten für den geschäftsträchtigen ersten hohen Ausschlag. Das Internet hat diese Regeln gründlich verändert. Mit unendlicher Kapazität bedient es heute jeden Sonderwunsch, und eine Massenkultur ist nicht mehr so leicht auszumachen. Auch für Jazzfans ist das eine willkommene Entwicklung. Vorbei sind die Zeiten, als man sich für Jazzalben jenseits des Mainstreams Sonntag morgens auf Plattenbörsen die Finger wund wühlen musste. Bei Redaktionsschluss musste sich Andersons Buch an der Theorie des Autors messen lassen: Es war gerade in die Top Ten der „New York Times“ vorgedrungen. Hause Universal jetzt aufwartet, ist schon von besonderer Klasse“, lobt Thomas Fitterling in „Rondo”. „In einem vorbildlich dokumentierten 4-CD-Set macht es all die frühen Philips-Aufnahmen wieder zugänglich, die einst den Ruhm Doldingers als modernen Tenorsaxophonisten begründeten, und führt damit auch zu den Anfängen einer anderen Jazzlegende, denen des Produzenten Siggi Loch. […] Hier misst sich der überragende Musikant Doldinger mit so herausragenden Titanen wie Kenny Clarke, Rolf Kühn, George Gruntz und sogar Albert Mangelsdorff und macht immer die beste Figur. ‚Early Doldinger‘ ist wahrlich ein wunderbares Geburtstagsgeschenk für den Jubilar – und eines des Jubilars an die Nachgeborenen.“ Klaus doldinger Early Doldinger – The Complete Philips Sessions Boutique 06024 987 7999 Seite Ausgabe 3 • Jahrgang 9 7 Shortcuts Kurz angespielt Das JazzEcho präsentiert eine brandneue Rubrik mit Kurzrezensionen. Noch nie passte so viel auf so wenig Seiten. Neue CDs Barbara Dennerlein Best Of Dennerlein Barbara Dennerleins Liaison mit Verve währte nur wenige Jahre und drei Alben lang. Doch in dieser Zeit konnte die international bekannteste deutsche Jazzmusikerin Aufnahmen machen, die sie mit ihren eigenen kleinen Plattenfirma Bebab Records kaum hätte verwirklichen können. Nun hat die ebenso sympathische wie virtuose Hammond-Organistin aus „Take Off!“, „Junkanoo“ und „Outhipped“ für die Compilation „Best Of Dennerlein“ ihre persönlichen Favoriten ausgewählt und mit einem Begleittext versehen. Die elf Nummern, die Jazz in allen möglichen Schattierungen (sowie ein RollingStones-Cover) bieten, spielte die Münchnerin zwischen 1995 und 1999 mit Größen wie Roy Hargrove, Randy Brecker, David Murray, David Sánchez, Ray Anderson, Dennis Chambers, Jeff „Tain“ Watts und Don Alias in New York ein. Auf ihre drei Verve-Alben blickt Dennerlein mit großer Zufriedenheit zurück, da sie auf ihnen ihre in den Liner Notes dargelegte Philosophie verwirklichen konnte. OM A Retrospective Das 1972 im schweizerischen Luzern gegründete Quartett OM (bestehend aus Saxophonist Urs Leimgruber, Gitarrist Christy Doran, Bassist Bobby Burri und Drummer Fredy Studer) bezog genauso viel Inspiration aus der Rockmusik eines Jimi Hendrix wie aus dem improvisierten Jazz eines John Coltrane. Das Motto der Band lautete: „Elektrischer Jazz – freie Musik“. Wie Peter Rüedi in den Liner Notes dieser fantastischen Retrospektive schreibt, war OM „eine wirkliche Band und nicht eine Allianz von vier Einzelkämpfern. Es war eine Gruppe, die im Laufe ihrer zehnjährigen Geschichte immer enger zusammenwuchs und bei der jedes einzelne Bandmitglied sein Ego an kurzer Leine führte. Sie taten dies, indem sie Routiniertheit (inklusive der damals fast schon obligatorischen endlosen Soli) vermieden und sabotierten. Dank dieses erstaunlichen Mangels an Eitelkeit, dank des Wagemuts, der Energie und Vitalität dieser vier Musiker klingen die Werke von OM – das damals eines der führenden Jazzensembles Europas war – auch heute noch bemerkenswert frisch“. Auf „OM – A Retrospective“ liegt die Musik dieses Ensembles nun erstmals auf CD (mit einer Laufzeit von über 80 Minuten!) vor. Jazz Club „Jazz Club“ ist der Titel einer preiswerten neuen Compilation-Reihe von Verve, die all das präsentiert, was Jazz so attraktiv und zeitlos macht. Von historischen Aufnahmen, über klassischen Jazz der 50er und 60er Jahre bis hin zu aktuellen Club-Trends. Unterteilt ist die „Jazz Club“-Serie in vier Segmente, die einem die inhaltliche Orientierung innerhalb der Reihe leicht machen: Die CDs der „Jazz Club Legends“ sind Zusammenstellungen von Aufnahmen eines bekannten Künstlers, die „Jazz Club Highlights“ sind jeweils einem populären Genre gewidmet, sogenannte LifestyleCompilations bietet das Segment „Jazz Club Moods“ und die aktuellen Club- und Retro-Trends reflektieren schließlich die Zusammenstellungen der „Jazz Club Trends“. Die zehn neuen Compilations der Serie featuren zum einen Quincy Jones, Billie Holiday und George Shearing, zum anderen „The Greatest Jazz Hits“, „Cool Jazz“, „The Cole Porter Song book“, „Saxophone Ballads“, „Summer Jazz“, „Jazz For Dining“ und „Jazz Swings Pop“. Taylor Eigsti Lucky To Be Me Dass der 21-jährige Pianist Taylor Eigsti, wie der Titel seines fünften Albums verkündet, „glücklich ist, er selbst zu sein“, glaubt man ihm gerne: Mit 13 Jahren jammte Taylor schon mit der Jazzlegende Dave Brubeck, mit 14 nahm er sein erstes Album auf. Nun will er nach den USA auch die Welt erobern. „‚Lucky To Be Me‘ ist das reife, temperamentvolle und überraschende Album eines Talents, das noch am Anfang seiner Karriere steht, dabei aber schon über alles verfügt, was einen arrivierten Künstler ausmacht“, schwärmte der „All Music Guide”. Belegt wird dies durch ebenso brillante wie verblüffende Interpretationen von eigenen Kompositionen und Jazzstandards. Die größte Überraschung gelingt dem jungen Überflieger aber mit einer Popnummer von Björk und einer klassischen Komposition von Mussorgsky. Dabei sekundieren ihm zwei erstklassige Rhythmusteams: mal Christian McBride und Lewis Nash, dann James Genus und Billy Kilson. Einen hervorragenden Eindruck hinterlässt auch der erst 17-jährige Gitarrist Julian Lage, der als Gast in Erscheinung tritt. zu einer der beeindruckendsten Jazzsängerinnen der Gegenwart gemausert. Oft wird ihr Name in einem Atemzug mit denen von Diana Krall, Holly Cole und Susannah McCorkle genannt. Ihre letzten drei Alben waren jeweils für einen Grammy nominiert. Für „Footprints“ vertonte sie nun dreizehn klassische Instrumentalnummern der 50er und 60er Jahre: Allein drei Stücke stammen von Cannonball Adderley, zwei von John Coltrane, je eines von Dizzy Gillespie, Horace Silver, Duke Jordan, Hank Mobley, Oscar Brown Jr., Lambert, Hendricks & Ross und der Titelsong natürlich von Wayne Shorter. Einige der Songs nahm Karrin Allyson im Duett mit Vocalese-Legende Jon Hendricks oder Nancy King oder mit der Unterstützung des ehemaligen Count-Basie-Saxophonisten Frank Wess auf. Ein ambitioniertes und rundum gelungenes Projekt! Christian Scott Rewind That Concord 00134 312 2442 ..................................... Karrin Allyson Footprints Alle Titel und Details zu dieser Serie finden Sie unter www.jazzecho.de. Concord 00134 312 2912 ..................................... Taylor Eigsti Lucky To Be Me Barbara Dennerlein Best Of Concord 00134 312 2992 ..................................... Verve 06025 170 3375 ..................................... Jazz Echo_Ausgabe_09.06 OM A Retrospective Various Artists Cole Porter Songbook (Jazz Club) ECM 06024 985 7452 Verve 06024 984 1790 ..................................... ..................................... 21.07.2006 9:08 Uhr Karrin Allyson Footprints Seit sie 1992 ihr Debütalbum bei Concord Jazz vorlegte, hat sich Karrin Allyson ersten Album unter eigenem Namen mit einem smarten und fantastisch groovenden Repertoire, das bis auf zwei Ausnahmen (den bluesigen Miles-Davis-Klassiker „So What“ und Donald Harrisons „Paradise Found“) aus selbst komponierten Stücken besteht, und einem elektrischen und zugleich elektrisierenden Sextett, zu dem sich bei vier Stücken als Gast außerdem der Altsaxophonist Donald Harrison gesellt. Den mittlerweile in New York lebenden Berklee-Absolventen darf man getrost als das größte Trompetentalent seit Roy Hargrove bezeichnen. Christian Scott Rewind That Der 22-jährige Christian Scott präsentiert beim Label Concord Jazz mit „Rewind That“ ein Debütalbum, das die ganze Szene – von Musikerkollegen, über Journalisten bis hin zu den Jazzfans – aufhorchen lassen wird. Statt, wie es so viele sogenannte junge Löwen seit den frühen 90er Jahren tun, die Spielweisen des Bebop neu aufzuwärmen, überrascht der Trompeter aus New Orleans auf seinem Charlie Parker Dinah Washington … For Lovers In die Jazzgeschichte ist Charlie Parker als heißblütiger Bebopper eingegangen, der auf seinem Altsaxophon schwindelerregend schnell durch sämtliche Skalen jagte und die jazzige Improvisation in neue Dimensionen führte. Doch auch als Interpret von Balladen machte sich Bird einen Namen, nicht zuletzt durch die Aufnahmen für das Album „Charlie Parker With Strings“, das bei seiner Fangemeinde zunächst Verunsicherung und dann Begeisterung auslöste. Die Tracks für diese Compilation zeigen Parker von seiner poetischsten Seite, mal in Begleitung von Streichern und mal nur mit einem kleinen Ensemble. Ein amerikanischer Kritiker be- Seite 1 VISION S OF JA ZZ WOLLNY / KRUSE / SCHAEFER LARS DANIELSSON Michael Wollny - piano, Eva Kruse - bass, Eric Schaefer -drums „Dieses Trio setzt ein selbstbewusstes, eigenständiges Statement einer jungen deutschen Szene, die sich ernsthaft der internationalen Konkurrenz stellt.“ SZ „ein Klaviertrio, das aus dem konventionellen Format unkonventionelle Klänge herauskitzelt.“ STEREO [em] II ACT 9655-2 JOACHIM KÜHN / MICHAEL GIBBS Lars Danielsson - cello, bass, Bugge Wesseltoft - piano Nils Petter Molvaer - trumpet, Eivind Aarset - guitar Jon Christensen + Xavier Desandre Navarre - drums, percussion Jan Bang - samples Caecilie Norby - voices, Copenhagen Concert Orchestra Joachim Kühn - piano, Albert Mangelsdorff - trombone Klaus Doldinger + Christof Lauer - saxophone Markus Stockhausen - trumpet, Richard Galliano - accordion Django Bates - horn, Douglas Boyd - oboe Radio Philharmonie Hannover NDR dirigiert von Michael Gibbs Mélange Bleu - die Kunst der vielfältigen Klangfarbenmischung Europeana, die Jazzphony von Michael Gibbs für Orchester und Jazzsolisten. Welturaufführung am 10. 09. in Hamburg. MÉLANGE BLEU EUROPEANA - JAZZPHONY NO. 1 ACT 9604-2 ACTSACD 9804-2 MICHAEL SCHIEFEL Michael Schiefel - vocals You will hear vocals only! „Michael Schiefel ist sein eigenes Genre unter den Jazzsängern... Seine Musik beweist einen hoch entwickelten Sinn für die Statik der Klänge und die Lust daran, aus ihnen komplizierte Gebilde zu kneten.“ WELT AM SONNTAG DON’T TOUCH MY ANIMALS ACT 9711-2 IN CONCERT EUROPEANA: Welturaufführung 10. September, Hamburg, Musikhalle, Benefizkonzert 20 Jahre Phönikks [em]: 11.09. Hamburg - Fabrik 14.09. Osnabrück - Blue Note 15.09. München - Unterfahrt 17.09. Regensburg - Leerer Beutel 18.09. Freiburg - JazzGipfel 16.10. Wien - Porgy & Bess 19.10. Frankfurt - Romanfabrik 21.10. Heilbronn - Cave 61 27.10. Bielefeld - Bunker Ulmenwall 9.11. Berlin – WdK 17.11. Köln - Pfandhaus 19.11. Nürnberg - Tafelhalle 21.11. München - Prinzregententheater LARS DANIELSSON: 24.09. Freiburg - JazzGipfel 9.10. Nürnberg - Tafelhalle 10.10. München - Unterfahrt 11.10. Zürich - Moods 12.10. Allensbach - Jazz am See 13.10. Heidelberg - Enjoy Festival 14.10. Darmstadt - Centralstation 15.10. Wien - Porgy & Bess MICHAEL SCHIEFEL: 11.9. Hamburg - Fabrik 22.9. Berlin - A-Trane 4.10. München - Unterfahrt 21.11. München - Prinzregententheater 23.11. Essen - Katakomben Vertrieb: edel Contraire (D), edel Musica (A), Musikvertrieb (CH) www.actmusic.com e-mail: [email protected] Seite 8 Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Shortcuts schrieb Parkers balladeske Episoden einst als „das perfekte Gegenmittel, wenn man sich an Jazzplatten, die undisziplinierte Bläserorgien featuren, überfressen hat“. Die Liebe thematisierte die Sängerin Dinah Washington in Plattentiteln wie „Music For A First Love“, „I Concentrate On You“, „Two Of Us“, „In Love“ und „I Wanna Be Loved“ immer wieder. Mal besang sie dabei auf sehr persönliche Art die positiven Seiten der Liebe, dann wieder die zahlreichen Schattierungen des Herzschmerzes und unerwiderten Verlangens. Diese Compilation spiegelt diese Zerrissenheit der Gefühle hervorragend wider. Mehr als nur kompetente instrumentale Unterstützung erhielt sie bei der Aufnahme dieser Liebeslieder von den hochkarätig besetzten Orchestern von Quincy Jones, Hal Mooney und Belford Hendricks und Solisten wie dem Trompeter Clifford Brown. Dinah Washington Dinah Washington For Lovers Verve 06024 985 7028 ..................................... Oscar Peterson Exclusively For My Friends 1992 bereits einmal erfolgreich in einer 4-CD-Box wiederveröffentlicht, bilden die sechs Alben der Serie „Exclusively For My Friends“ das Herzstück fast jeder OscarPeterson-Sammlung. Der „All Music Guide” gab der Box damals die Höchstwertung von fünf Sternen und schrieb: „Oscar Peterson hat gesagt, dass er seine MPS-Einspielungen für seine besten Aufnahmen hält. Das ist schon eine ziemlich gewichtige Aussage, wenn man bedenkt, welche enorme Menge an Platten der Pianist im Laufe der letzten 50 Jahre veröffentlicht hat.“ Dokumentiert sind auf den nun wieder einzeln erhältlichen und mit den original Liner Notes ausgestatteten CDs die Hauskonzerte, die Oscar Peterson zwischen 1963 und 1968 in der Villa des Toningenieurs und Produzenten Hans Georg Brunner-Schwer machte. Neben seltenen Soloeinspielungen Oscar Petersons enthalten die CDs hochkalibrige Trio-Sessions mit den Bassisten Sam Jones und Ray Brown sowie den Schlagzeugern Bobby Durham, Ed Thigpen und Louis Hayes. OSCAR PETERSON Travelin’ On (Exclusively For My Friends Vol. VI) Etta Jones Don’t Go To Strangers (RVG Series) Oliver Nelson Screamin’ The Blues (RVG Series) Coleman Hawkins The Hawk Relaxes (RVG Series) Kenny Dorham Quiet Kenny (RVG Series) MPS 06025 170 2373 Concord 08880 723 0007 Concord 08880 723 0013 Concord 00252 188 1062 Concord 00252 188 1082 Jack M c Duff The Honeydripper (RVG Series) Richard „Groove“ Holmes Soul Message (RVG Series) Eric Dolphy Out There (RVG Series) Miles Davis Relaxin’ With The Miles Davis Quintet (RVG Series) Concord 08880 723 0035 Concord 08880 723 0014 Concord 00252 188 1012 Concord 00252 188 1042 ..................................... RVG Series „Ich kann mich noch gut an die Sessions erinnern”, schreibt Rudy Van Gelder, der legendäre Tonmeister aus Hackensack, New Jersey, in einem Grußwort seiner neuen „Remasters” für Prestige. „Ich erinnere mich, wie die Musiker klingen wollten, und ich erinnere mich an ihre Reaktionen auf die Playbacks. Heute habe ich das deutliche Gefühl, ihr Botschafter zu sein.” Im Januar 1954, knapp ein Jahr, nachdem ihn Alfred Lion für Blue Note „entdeckte”, nahm der gelernte Optiker seine erste Session für Bob Weinstocks Label Prestige auf. Nachdem viele seiner legendären Aufnahmen für Prestige lange Zeit nur als eher lieblose CD-Überspielungen erhältlich waren, nimmt sich ihrer Van Gelder jetzt persönlich an. In seinem perfekt ausgerüsteten Digitalstudio in Englewood Cliffs bereitet er Klassiker von Miles Davis, John Coltrane, Sonny Rollins, Eric Dolphy, Red Garland, Coleman Hawkins oder dem Modern Jazz Quartet so auf, wie sie authentischer und besser nicht klingen können. Getreu seiner Maxime: „Qualität ist meine Motivation.” Cover lag bei Druck nicht vor. John Coltrane Soultrane (RVG Series) Sonny Stitt Stitt’s Bitt (RVG Series – 3 CD Box Set) Gene Ammons Boss Tenor (RVG Series) Red Garland Red Garland’s Piano (RVG Series) Concord 08880 723 0006 Concord 08880 723 0043 Concord 00252 188 1022 Concord 00252 188 1092 Miles Davis Walkin’ (RVG Series) Yusef Lateef Eastern Sounds (RVG Series) John Coltrane Lush Life (RVG Series) Sonny Rollins Saxophone Colossus (RVG Series) Concord 08880 723 0008 Concord 08880 723 0012 Concord 00252 188 1032 Concord 00252 188 1052 Mose Allison Mose Allison Sings (RVG Series) Thelonious Monk & Sonny Rollins Thelonious Monk & Sonny Rollins (RVG Series) Kenny Burrell & John Coltrane Kenny Burrell & John Coltrane (RVG Series) The Modern Jazz Quartet Django (RVG Series) Concord 08880 723 0010 Concord 00252 188 1072 Concord 00252 188 1102 Eddie „Lockjaw“ Davis Cookbook Vol. 1 (RVG Series) Concord 08880 723 0009 ..................................... Concord 08880 723 0011 OSCAR PETERSON Girl Talk (Exclusively For My Friends Vol. II) MPS 06025 170 2353 Tu felix Oscar In den 60er Jahren war Oscar Peterson Dauergast im Schwarzwald, wo er in Hans-Georg Brunner-Schwers Wohnzimmer einige der besten Jazzalben überhaupt aufnahm – siehe links. OSCAR PETERSON The Way I Really Play (Exclusively For My Friends Vol. III) MPS 06025 170 2354 Oscar Peterson Action (Exclusively For My Friends Vol. I) MPS 06025 170 2352 OSCAR PETERSON My Favorite Instrument (Exclusively For My Friends Vol. IV) MPS 06025 170 2358 OSCAR PETERSON Mellow Mood (Exclusively For My Friends Vol. V) MPS 06025 170 2371 Spielte im Schwarzwald nur im kleinsten Kreis: Oscar Peterson Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Seite 9 Porträt 11.07.1942: Tomasz Stanko kommt in Rzesow/Polen zur Welt. 1962: Stankos Band The Jazz Darings gehört zu den ersten FreeJazz-Ensembles in Europa. 1965: Im Quintett des Pianisten und Komponisten Krzysztof Komeda spielt Stanko einen Meilenstein osteuropäischen Jazz ein, die LP „Astigmatic”. 1973–1980: Stanko arbeitet mit Drummer Edward Vesala, Pianist Cecil Taylor, Bassist Gary Peacock und nimmt eine Solo-LP im indischen Taj Mahal auf. 1990er: Stanko spielt auf verschiede- nen ECM-Alben von Bobo Stenson, Tony Oxley, John Surman und Terje Rypdal. 2002: Mit dem aus Teenagern bestehenden Simple Acoustic Trio begeistert Stanko auf seinem neo-cooljazzigen Album „The Soul Of Things”. 2005: An der Seite von Jan Garbarek spielt Stanko auf Manu Katchés zweitem Soloalbum „Neighbourhood”. 2006: Das neue Album „Lontano”, eingespielt mit dem Simple Acoustic Trio, bringt die Quintessenz von Stankos Karriere auf die Länge von 77 Minuten. Trickste den Zensor aus: TomasZ Stanko Der Pate aus Polen Für viele ist Tomasz Stanko der Pate des modernen polnischen Jazz. Fürs JazzEcho greift diese Bezeichnung zu kurz. V iele Leute aus meiner Generation werden nicht müde zu wiederholen, dass ‚früher alles besser war’”, grinst Tomasz Stanko. Doch erst, nachdem sich der Eiserne Vorhang über seiner Heimat Polen hob, wurde bei ihm persönlich alles besser. „Vielen Menschen aus meiner Generation geht es heute nicht so gut in Polen”, sagt der 64-jährige Trompeter. „Sie hatten gelernt, sich mit einem Regime zu arrangieren, das ihnen soufflierte: ‚Mach nur das Notwendigste. Mach nicht zu viel’”, beschreibt er. Dafür gab es ein kleines, aber sicheres Leben. „Jetzt haben diese Menschen nichts mehr und keiner hat ihnen je beigebracht, was Eigeninitiative ist.” Starke Emigration ins westliche Europa, nutzlose populistische Parteien und postsozialistisches Trauma schwächen das Land, sagt Stanko. „Die junge Generation aber ist Polens größte Hoffnung. Sie lamentiert nicht, sie sitzt nicht herum und säuft. Die jungen Leute wissen genau, dass ihnen niemand helfen wird, kein patriotischer Politiker oder sonst jemand, und sie machen es alleine.” Als Tomasz Stanko selbst jung war, schwamm er mit genau dieser Haltung gegen den Strom. „Ich habe nie darauf gewartet, dass irgendwas passiert. Ich wollte einfach frei sein, das hat mich ständig angetrieben. Manfred [Eicher] hat mal gesagt: ‚Wenn mir niemand mehr hilft, dann bin ich wirklich frei.‘ Und das beschreibt meine frühe Karriere ganz genau.” Viele sehen in Stanko heute den Paten des modernen polnischen Jazz. Stanko begann seine Karriere in den 60ern. „Wir hatten damals natürlich wenig Kontakt zum Westen. Trotzdem bekamen wir einige Jazzplatten sofort. Ich lernte die Musik von John Coltrane und Ornette Coleman ohne Zeitverzögerung kennen. Die Zensur funktionierte, das muss man sagen, wie eine Art Filter, es kam so gut wie kein Müll an unsere Ohren. Gary Peacock fragte mich einmal, wie wir überhaupt mit Jazz in Kontakt treten konnten. Es war aber nicht so schwer, jemand, der im Westen auf dem Land lebte, ist da viel schwieriger herangekommen.” Osteuropäischer Jazz hatte damals etwas Mythisches, im Ostblock gab es brillante Musiker. „In Polen haben sich die Behörden aber nicht wirklich sehr für Jazz interessiert, er war ihnen zu abstrakt. Und dann erzählten wir ihnen, er wäre die Musik der revolutionären Schwarzen in den USA, das funktionierte. Bis auf die ständigen Visa-Probleme blieben wir ziemlich unbehelligt”, schildert Stanko mit einnehmend schwerem slawischen Akzent. Einzigartige Musikkulturen Auch in anderen hermetischen Staatssystemen sind einzigartige Musikkulturen erblüht, so ironisch das am Ende ist. In Brasilien florierte die Bossa-Nova- und MPB-Bewegung innerhalb einer Diktatur. „Auch dort hatte Musik damals etwas Revolutionäres”, nickt Stanko. „Die Idee von Revolution gibt es aber heute kaum noch in der Kunst. Das Wort Revolution bekommt immer mehr eine falsche Bedeutung. So viele große Ideen sind gescheitert. Man muss heute nicht mehr versuchen, jede Idee direkt umzusetzen. Free Jazz ist die beste Musik – wenn man sie nicht spielt”, sagt er und lacht. „Das klingt paradox. Ich gebe dir ein Beispiel: Cecil Taylor ist für mich ein Gigant! Er ist so konsequent, er geht immer den schwierigeren Weg. Er ist ein Katalysator von Ideen, dabei ist ihm egal, was aus diesen Ideen am Ende wird. In der Zeit, in der ich bei ihm spielte, schrieb er so viele unglaubliche Stücke. Ich erinnere mich an eins, es hieß ‚Wombwater‘ [Fruchtwasser], ein heftiger Titel. Irgendwann fragte ich ihn, ob er mir die Komposition geben könne, aber sie war weg, er hatte keine Ahnung mehr davon. Es war ihm egal. Ich dachte: Mein Gott, was für ein Künstler! Er schreibt unglaubliches Zeug und schmeißt es dann weg. Das ist, was ich mit ‚Idee‘ meine. Am Ende kommt es nicht so sehr auf sie selbst an, sondern auf den Prozess, damit umzugehen. Ein besserer Musiker, ein besserer Mensch zu werden.” Stanko befindet sich seit über 40 Jahren in diesem Prozess. „Es war manchmal sehr anstrengend, ich hatte manchmal keine Lust mehr und wollte aufhören. Musiker zu sein, fordert eine starke Entscheidung, es gibt in diesem Beruf keine Sicherheiten. Aber ich hatte Glück, ich konnte mit den Besten zusammenarbeiten, mit Komeda und danach mit so vielen anderen, das war fantastisch.” Krysztof Komeda ist womöglich der Pate von Tomasz Stankos Sound. Komeda kennen vielleicht (unbewusst) mehr Cineasten als Jazzfans, denn zwischen 1958 und 1968 schrieb er die Soundtracks für Roman Polanskis Filme, wie „Das Messer im Wasser”, „Tanz der Vampire” und Tomasz Stanko.......„Rosemary’s Baby”. Nach den Dreharbeiten von „Rosemary’s Baby” hatte Komeda in Los Angeles einen Autounfall und starb wenige Monate nach seiner Rückkehr nach Polen an den Folgen seiner schweren Kopfverletzungen. „International ist er relativ unbekannt geblieben, weil er so jung starb. Zu viele Polen lebten nach der Maxime „Mach nur das Notwendigste“. Seine Kompositionen aber sind zeitlos”, resümiert Stanko, der auf seinem neuen Album „Lontano” eine neue Version von Komedas „Kattorna” eingespielt hat. Der Titel erschien 1965 auf der legendären LP „Astigmatic”, auf der Stanko in Komedas Band zu hören ist. „Genau wie ich war Komeda einerseits stark in der Tradition geerdet und hatte eine avantgardistische Seele”, beschreibt Stanko. „Ich erinnere mich, wie wir 1964 in Kopenhagen im Montmartre-Club spielten und Don Cherry jede Nacht vorbeikam und einstieg.” Komedas Musik war, obwohl modern, meilenweit von Free Jazz entfernt. Besonders Komedas melodische Patterns sollten Stanko für immer prägen. „Für mich ist es sehr schwer, jemandem meine Melodien zu erklären, ich denke nicht bewusst über sie nach”, tastet sich Stanko an das Thema heran. „Möglicherweise haben meine Melodien etwas mit dem Licht zu tun, das wir hier in Polen haben. Es ist ein spezielles Licht, ein nordöstliches Licht. Ich vergleiche immer Melodien mit Licht. Ich glaube auch, dass skandinavische Musik klingt, wie sie klingt ,wegen des Lichts. Warum klingt italienische Musik so anders? Dabei muss helleres Licht gar nicht unbedingt mehr Fröhlichkeit bedeuten, es ist schon komplexer. Fado zum Beispiel oder Bossa kommen ja aus südlichen Ländern.” Noch mehr als für die Avantgarde begeisterte Stanko sich vom Anfang seiner Karriere an für den Cool Jazz und Hard Bop von Miles und Trane, die Blue-Note-LPs der frühen 60er. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust”, bekennt er. Auch „Lontano” klingt stark an diesen Sound an. Dennoch stellt Stanko klar, dass er sich an keine Retrowelle zu hängen braucht, dafür habe er viel zu sehr seinen eigenen Sound, seine eigene Harmonik und sein eigenes Vokabular. „Mir geht es in meiner Arbeitsweise mehr um Prinzipien wie Zitat und Collage.” Dabei meint Stanko nicht so sehr das musikalische Patchwork als eine Art von Synergie. „Mit Collage meine ich die Art, wie ich die Dinge, die mich beeinflussen, interpretiere. Die Erzählweise von William Faulkner in seinen Büchern oder die von Michail Scholochows ‚Der stille Don‘. Ein Bild von Modigliani. Wie irgendwann mal ein Club in Krakau gerochen hat. Auf einmal erinnert man sich daran und setzt es um, wie genau kann ich dir nicht erklären.” So dunkel seine Trompete auch klingt, Stanko hat überhaupt kein Problem damit, auch mal popkompatiblen Jazz zu machen. „Ich hatte einen Riesenspaß auf dem letzten Album von Manu Katché”, betont er zufrieden. Kreative Unfälle Er hat die Literatur und Kunst des 20. Jahrhunderts verinnerlicht, was macht Tomasz Stanko im digitalen Zeitalter? „Ich würde liebend gern digitale Technologie in meiner Musik verwenden, aber ich finde keine Musiker, die das so können, wie ich es brauche”, zuckt Stanko mit den Schultern. „Die meiste elektronische Musik klingt für mich weniger interessant. Theoretisch liebe ich Sampling, das ist Collage, das ist die Zukunft. Aber ich habe noch nicht den Musiker gefunden, der meine Ideen umsetzen, der James Brown mit Gustav Mahler verschmelzen könnte. Ich denke viel darüber nach.” Stankos Informationsquellen sind immer noch vorwiegend analog, er liest mehr Zeitung, als dass er im Internet surft, und er ist ein Improvisator, auch im Leben. „Ich plane nicht so viel. Wenn man voller Pläne und Projektionen ist, dann entgehen einem die kleinen Details am Wegesrand. Viel von Improvisation hat mit kreativen Unfällen zu tun. Meine Band ist da großartig, ich betone es immer wieder. Sie ist offen für alles Neue, aber tief verwurzelt und versiert in der Tradition.” Als Stanko vor zehn Jahren das Quartett zusammenstellte, mit dem er nun auch „Lontano” eingespielt hat, war der Schlagzeuger Michal Miskiewicz gerade mal 16. Der junge Michal spielte mit Slawomir Kurkiewicz am Kontrabass und Pianist Marcin Wasilewski, die ihn dazu überredeten, Tomasz Stanko zu überreden, sie auch in sein neues Quartett aufzunehmen. 2005 begeisterten Miskiewicz, Kurkiewicz und Wasilewski mit ihrem eigenen „Trio”-Album. „Lontano“ ist das dritte und kühnste der drei Alben, die Tomasz Stanko mit dem Simple Acoustic Trio aufgenommen hat. „Es ist eine Art Quintessenz meines künstlerischen Lebens”, sagt Stanko. „Auch wenn ich das nicht bewusst angestrebt habe. Als wir ins Studio gingen, war ich mehr als vorbereitet. Ich habe über ein Jahr an dem Album gearbeitet, wir haben viele der Stücke auf unserer USA-Tournee gespielt. Als wir dann im Studio waren, löschte ich alle diese Vorarbeit, dekonstruierte sie, um wieder intuitiv mit dem Material umzugehen.” Wichtiger Partner dabei war ECM-Chef Manfred Eicher, der das Album produzierte. „Ich liebe es, mit Manfred zu arbeiten”, begeistert sich Stanko. „Er schafft eine tiefe, ganz spezielle sensible Atmosphäre, seine Kommentare und Vorschläge sind immer wieder erstaunlich, aufregend, nett und dann gar nicht mehr nett und knallhart. Wenn man stark genug ist, diese Intensität auszuhalten, gibt es keinen besseren Produzenten. Marcin Wasilewski fiel am Abend des ersten Aufnahmetags fast vom Stuhl, so erschöpft war er”, lacht Stanko. „‚Lontano‘ war sehr heftig.” JazzLink: stanko Tomasz stanko Quartet Lontano ECM 06024 987 7380 Seite 10 Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Call & Response Das Wohlfühlduo Mit „Street Life” landeten die Sängerin Randy Crawford und der CrusadersPianist Joe Sample 1978 einen Welthit. Mit ihrer aktuellen CD „Feeling Good” modernisieren sie das Konzept – Soul und Jazz fühlten sich einander selten so nah. Joe Sample Joe Sample, Randy Crawford JazzEcho: Sie haben schon Mitte der 70er Jahre zusammen Musik gemacht. Wie haben Sie sich kennen gelernt? Joe Sample: Ich bekam einen Anruf von Randys Produzent Stewart Levine. Randy hatte ihm anscheinend gesagt: „Ich mag diese Crusaders.” Denn Randys Liebesaffäre mit den Crusaders ging sogar noch weiter zurück. Auf jeden Fall war ich bei ihren ersten beiden Sessions für Warner Brothers dabei. Und da habe ich mich in Randys Stimme verliebt. Das muss 1976 gewesen sein, bei ihrem Debütalbum „Everything Must Change”. Randy Crawford: Ich erinnere mich noch sehr gut an unsere ersten Aufnahmen. Da gab es immer Süßkartoffelkuchen. Lecker. JazzEcho: Können Sie sich erinnern, wann Sie die Crusaders zum ersten Mal gehört haben? Crawford: Ja, das war dieser Song: (singt) Sample: „Way Back Home“! Crawford: (sie singt eine andere Melodie) Sample: Das ist jetzt „Put It Where You Want It”. Als du uns das erste Mal gehört hast, lebtest du da noch in Cincinnati? JazzEcho: Und haben Sie da schon in der Band mit Bootsy Collins gespielt? Sample: Moment, du hast mit Bootsy in einer Band gespielt? Crawford: Mit Bootsy und seinem Bruder Phelps. Aber wir haben keine eigenen Stücke gespielt, sondern nur Coverversionen. „Respect” und so was. JazzEcho: Und dann kamen Auftritte im Vorprogramm von George Benson, das Album „Big Man” mit Cannonball Adderley und eine Single für Columbia, die Johnny Bristol produzierte … Crawford: Genau. Ich glaube, der Song mit Johnny Bristol hieß „Don’t Get Caught In Love’s Triangle”. Sample: Johnny Bristol war damals als Produzent sehr populär. Ich habe sicher auch mal mit ihm gearbeitet, Anfang der 70er. Aber ich habe seinen Namen schon so lange nicht mehr gehört. Und an Songtitel kann ich mich ohnehin kaum noch erinnern … Was ich von damals noch im Kopf habe, ist, dass das Label absolut verliebt in Randy war. Sie liebten sie, als Künstlerin und als Sängerin. Diese Unterstützung, diese Hingabe, machte den Unterschied. Ich konnte das fühlen und das konnte man auch auf den Aufnahmen spüren. Heute gibt es das nicht mehr. Die Plattenfirmen nehmen vielleicht mal einen Song mit einem auf und warten dann ab, ob es ein Hit wird. Damals fühlten sie sich den Künstlern gegenüber verpflichtet. Ich denke mal, dass sie dich damals ganz gut behandelt haben, Randy, oder? Crawford: Na ja, ich war zu denen auch 1939 Am 01.02. kommt Joe Sample in Houston, Texas, zur Welt. 1956 Mit seinen Schulfreunden Wilton Felder, Stix Hooper und Wayne Henderson bildet er die Nite Hawks. 1961 The Jazz Crusaders, seit drei Jahren erfolgreich in Los Angeles, nehmen ihr Debütalbum für Pacific Jazz auf. 1971 Mit „1”, gerade auf CD wieder veröffentlicht, präsentieren sich die Crusaders erstmals mit neuem Namen und Jazz-Funk-Sound. 1978 Der Erfolg von „Rainbow Seeker” gründet sich auch auf den Song „In All My Wildest Dreams”, der später von 2pac gesamplet wird. 1997 „Sample This” enthält aktualisier te Versionen seiner größten Instrumentalhits zum Samplen. 2006 Für „Feeling Good”, das gemein same Album mit Randy Crawford, hat Joe Sample alle Arrangements geschrieben – und natürlich Piano und Keyboard gespielt. ziemlich sweet. Aber ich habe auch danach immer weitergemacht, meinen Kopf hochgehalten und versucht, ihn über Wasser zu halten. JazzEcho: Auf dem neuen Album setzen Sie, Herr Sample, Ihr Klavier oft wie eine zweite Stimme ein. Sie antworten Randy, die wiederum auf Sie reagiert … Sample: Als wir diese Stücke aufnahmen, achtete ich sehr genau darauf, wie Randy ihre Phrasen beendete. Ich wartete, bis sie die letzte Silbe beendet hatte, und fing erst dann an zu spielen. Ich wollte nie über ihren Gesang spielen, allein schon, weil er so einzigartig ist. Ich liebe die großen Sänger dafür, wie sie einen Text rüberbringen können. Und dabei hat es mich immer gestört, wenn ein Pianist im Hintergrund ständig um sie herum- und über sie hinwegspielt. Bei diesem Album wollte ich das anders machen. Ich habe nur um sie herumgespielt, wenn es nötig war. Crawford: Das hat mir sehr gut getan. Als ich euch hörte, hat es mich angestachelt, noch besser zu singen. Ohne euch wäre das alles längst nicht so gut geworden. JazzEcho: „Feeling Good” hat nicht nur viel Raum, sondern auch jede Menge Inspiration. Vieles klingt so, als wäre es beim ersten Take passiert. Sample: Stimmt, es ging alles sehr Randy Crawford 1956 gründete der Pianist Joe Sample, geboren am 01.02.1939 in Houston, Texas, mit seinen Schulfreunden Wilton Felder, Stix Hooper und Wayne Henderson die Nite Hawks. Zwei Jahre später, nach dem Umzug des Soul-Jazz-Quartetts nach Los Angeles, mischen sie als The Jazz Crusaders die Westküste auf. 1971, sechs Jahre nach ihrem Instrumentalhit mit Stevie Wonders „Uptight”, verbannen sie das Wort Jazz aus dem Bandnamen und werden fast umgehend zu einer der erfolgreichsten Jazz-Funk-Bands der USA. Auch im Studio sind Sample und seine Kollegen gefragt, etwa bei Sessions mit Marvin Gaye, B.B. King oder Quincy Jones. Seit 1978 ist Joe Sample auch solo erfolgreich, unter anderem mit der mittlerweile viel gesampleten Ballade „In All My Wildest Dreams”. Neben Randy Crawford, mit der Sample bereits auf ihrem Debütalbum 1976 zu hören war, hat der Pianist auch mit Sängern wie Joe Cocker, Lalah Hathaway oder Phyllis Hyman aufgenommen. schnell. Ich bin immer zuerst ins Studio gegangen und habe mich mit der Musik beschäftigt. Das Wichtigste war dabei das Tempo. Und wenn ich mal nicht weiterwusste, hörte ich Steve Gadd in meinen Kopfhörern und dann fing Randy auch schon zu singen an. Ich dachte nur: „Oh Boy, wir müssen jetzt ganz schnell die Bandmaschine mitlaufen lassen.” Es klingt so fantastisch! Aber dann rief Randy schon: „Wo ist Christian?” McBride kam nämlich immer zu spät. Crawford: Ja. Aber das war okay. Er ist ein toller Bassist! Obwohl ich manchmal schon mehr als bereit war und dann noch auf Christian warten musste. Sample: Ich glaube, das meiste auf dem Album sind „First Takes”. Zumindest Randys Gesang. Ich selbst musste manchmal etwas ausbessern. Irgendwann fiel mir auf, dass der Klavierstimmer die Saiten nicht fest genug angezogen hatte und mitten im Song ein C langsam unsauber wurde. Also versuchte ich, diese Note nicht zu spielen … Crawford: Ich habe es auch gemerkt, und dachte nur: „Jetzt bloß nicht auch noch unsauber singen!” Sample: Also versuchte ich, bloß nicht diese Note zu spielen. Das passierte in zwei Songs. Am nächsten Tag habe ich das dem Klavierstimmer gesagt und wir haben alles ausgebessert. Auf jeden Fall 1952 Am 18.02. kommt Veronica „Randy” Crawford in Macon, Georgia, zur Welt. 1967 Am Klavier vom Vater begleitet, bringt sie ihr Gesangstalent aus dem Kirchenchor in die Jazzclubs. 1975 Kurz vor Cannonball Adderleys Tod gibt sie ihr Studiodebüt auf dessen Album „Big Man”. 1976 Debütalbum mit Instrumental unterstützung der Crusaders: „Everything Must Change”. 1979 „Street Life” aus dem Soundtrack von Burt Reynolds’ „Sharky und seine Profis”, wird ein Welthit. 1998 Mit „Every Kind Of Mood: Randy, Randi, Randee” gelingt Randy Crawford ihr höchster US-Chart einstieg (Platz 2 von „Billboards“ „Contemporary Jazz Charts”). 2006 Fünf Jahre nach ihrem letzten Solo album begeistert sie an der Seite von Joe Sample, live und auf dem gemeinsamen Album. haben wir vierzehn Stücke in dreieinhalb Tagen aufgenommen. Wir haben mittags angefangen und waren immer am frühen Abend fertig. Es war sehr entspannt. Wir waren uns alle sicher, dass wir es im ersten Take schaffen. Die Musiker waren alle sehr gut, das hat mich beruhigt. Das Wichtigste war schließlich, dass Randy im Vordergrund steht. Wir sind immer gleich nach einem Take rausgegangen und haben ihn uns angehört. Vielleicht haben wir dann zwei oder drei Mal noch einen Take aufgenommen. Aber genommen haben wir, glaube ich, immer den ersten Take. Crawford: Ich hatte ein kleines Problem mit „The Late, Late Show”. Das war für mich immer ein seltsamer Song. Ich hatte Angst davor. Und auch der klappte im ersten Take. Nachher war ich stolz auf mich. Aber auch wütend, weil ich vorher solche Angst davor gehabt hatte. Sample: Du warst dir mit allen Songs immer sehr sicher. Bis auf „The Late, Late Show”. Und den hast du echt auf den Punkt gesungen. Wie gesagt, Randy war vorbereitet. Heute erlebt man selten Sänger, die so gut vorbereitet ins Studio kommen. JazzEcho: Das hört man auf der CD. Sample: Wir alle spürten diese Grooves. Wir hatten ja ursprünglich 24 Songs ausgesucht. Ich sagte immer wieder, und „One Day I’ll Fly Away”, „Rainy Night In Georgia” und natürlich „Street Life” haben die süßliche Sopranstimme von Veronica „Randy” Crawford weltbekannt gemacht. Am 18.02.1952 in Macon, Georgia, geboren, wächst sie in Cincinnati, Ohio, auf. Mit 15 singt sie erstmals in Clubs, von ihrem Vater am Klavier begleitet. Nach einigen Jahren als Leadsängerin einer Coverband, in der auch der Bassist Bootsy Collins spielt, geht sie 1972 auf US-Tour mit dem Gitarristen George Benson. Erste Aufnahmen mit Cannonball Adderley für das Album „Big Man” folgen, bald sogar eine Single für Columbia. 1976 nimmt sie ihr erstes Soloalbum für Warner Brothers auf. Zwei Jahre später gelingt ihr der Durchbruch – mit ihrem dritten Album „Raw Silk” und dem Soundtrack-Song „Street Life” mit den Crusaders. Vor allem in Europa und England ist Randy Crawford noch heute, zwölf Alben und fast zwanzig Jahre nach ihrem Debüt, ein gern gehörter Star – live und im Radio (siehe oben). immer öfter: „Entscheidet euch endlich. Ich werde doch keine 24 Arrangements schreiben!” Als ich dann nach Japan kam, wo ich zusammen mit George Duke im Blue Note in Tokio auftrat, standen die Songs fest. Wir wussten, dass wir von den 14 immer noch vier weglassen könnten. Aber unsere Instinkte waren richtig: Alle Songs sind auf dem Album. Und in sehr guten neuen Versionen, Lichtjahre von den Originalen entfernt. Crawford: Ich war allerdings erst glücklich mit den Aufnahmen, als Joe wieder aus dem Krankenhaus herauskam! Sample: Mir passierte da etwas am unteren Teil der Wirbelsäule, direkt nachdem wir mit unserer Europatour im letzten Jahr fertig waren, im August. Als wir alle Tracks aufgenommen hatten, bin ich gleich ins Krankenhaus gegangen. Es war nichts, was mich umgebracht hätte. Aber es hat mir jede Menge Schmerzen bereitet. Seit den Aufnahmen, seit der zweiten Dezemberwoche in New York, bin ich immer wieder untersucht worden. Vor einer Woche erst habe ich mich einer Prozedur unterzogen, durch die ich fast keine Schmerzen mehr habe. Ich fand es viel schlimmer, dass Randy etwa zur selben Zeit ihren Bruder verlor. Crawford: Ich musste eben auch schon an ihn denken, als du Johnny Bristol erwähnt hast. Mein Bruder hieß nämlich auch Johnny. Er starb, kurz nachdem ich ihn im Krankenhaus besucht hatte und ihm die Rough Mixes dieses Albums vorgespielt hatte. Sample: Das hat ihn so gefreut! Es ging ihm sichtlich besser danach, hast du erzählt. Auch wegen all der unguten Erfahrungen im Vorwege sind wir wirklich sehr froh, jetzt hier zu sein. Und ich weiß, dass Randy sich schon auf unsere Tour freut, weil sie immer zu mir meinte: „Wann fangen wir endlich an zu arbeiten?” JazzEcho: Wie sind Sie auf die ursprünglichen 24 Songs gekommen? Sample: Mit einigen kam Randy, etwa ihren eigenen Songs „Danceland” und „Rio De Janeiro Blues”, die sie dringend noch mal mit uns aufnehmen wollte. Die anderen Stücke hat größtenteils Tommy LiPuma ausgesucht. Ich meinte zu Tommy, er solle sich mal das Nina-Simone-Songbook durchsehen. Weil da bestimmt ein paar Killer-Songs sind, die Randy lieben würde. Wie viele Nina-Simone-Songs haben wir schließlich aufgenommen, Randy? Mindestens drei, die man mit ihr in Verbindung bringt, oder? Crawford: Stimmt. „See Line Woman”, „The End Of The Line“ und „Feeling Good“. Oh Mann, wie ich die liebe! JazzEcho: Denken Sie eigentlich manchmal noch an „Street Life” zurück? Crawford: Oh ja, das ist mein Song! Und ich bin immer froh, wenn ich ihn noch mal singen darf. Sample: Ich habe drei Erinnerungen an „Street Life”. Zuerst sind wir in einer kleinen Bar, in der Randy auftritt. Ich hatte eine Kassette mit dem Song dabei. Die hörte sich Randy in der Pause an und meinte, der Song gefiele ihr. Das zweite Mal saßen wir in Randys Appartement zusammen und sie sang den Song, während ich sie auf einem winzigen Keyboard begleitete. Die dritte und letzte Erinnerung ist, dass ich im Studio mit Wilton Felder und den anderen bin und Wilton einfach nicht diese Bassline spielen will, die ich ihm auf dem Klavier vorspiele! Das sei keine Bassline, sondern ein Klavierpart, sagte er wieder und wieder. Irgendwann, nach elf Stunden, gab er sich geschlagen und spielte endlich das, was ich die ganze Zeit mit der linken Hand vorgespielt hatte – und es funktionierte. Ich hatte wirklich schon gedacht, wir schaffen es nicht mehr. JazzLink: feelinggood Randy Crawford & Joe Sample Feeling Good Emarcy 06025 170 1163 Seite Ausgabe 3 • Jahrgang 9 11 Planet Jazz Der Charlie Parker der Prosa Heinrich Heine: Kein anderer deutscher Dichter wurde von derart unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen vor den eigenen Karren gespannt – oder vehement abgelehnt. Das Heine-Jahr feiert den Dichter und Denker nun vor allem als Paten des modernen europäischen Feuilletons. Zu Lebzeiten musste sich Heine immerhin anhören, dass seine Gedichte schwer zu vertonen seien. Trotzdem versuchten sich zahlreiche moderne Komponisten an ihm: Alban Berg, Béla Bartók, Hugo Wolf gehören dazu, und auch, man staune: Richard Wagner. Ein wahres Juwel im bunten Reigen der Heine-Adaptionen ist die Langspielplatte „Heinrich Heine Lyrik und Jazz“. Sie erschien 1966 und entstand nach einer zweitägigen Session im Schwunge einer gesamtdeutschen Jazz+Lyrik-Szene – die Antwort auf die amerikanischen BeatnikAutoren Jack Kerouac, Leroy Jones und Langston Hughes, die bereits in den 50er Jahren „Poetry Sessions“ mit dem New York Art Quintet oder Charles Mingus abgehalten hatten. Sowohl auf dem DDR-Label Amiga als auch auf dem Philips-Label Twen erschienen damals jazzige Lyrikplatten verschiedener Couleur. Einerseits wurden dort zeitgenössische Autoren wie Hans Christian Kirsch und Wolf Biermann rezitiert, dann aber vor allem auch Bewährtes von Kurt Tucholsky, Christian Morgenstern und natürlich Heinrich Heine. Im April 1964 NuJoik, NuJoik organisierte Jazzpapst Joachim Ernst Berendt eine Studiosession mit dem damals blutjungen Sprecher Gert Westphal und dem Atilla Zoller Quartett. Heines Geist erschien dort als junger Intellektueller im schwarzen Rollkragenpullover, seine Nähe zum Weltbild der 1960er ist erstaunlich. Die Musik hatte Zoller speziell um HeineGedichte wie „Nachtgedanken“ oder „Was aber die Liebe ist“ herum skizziert und arrangiert. Am Ende improvisierte das Ensemble live mit Westphal im Studio und streute dabei fleißig Zitate aus dem Melodiefundus des Jazz ein: Bei „Was aber die Liebe ist“ hört man deutlich die Melodie von „What Is This Thing Called Love“. Aus der Obskurität erblickt hier ein ausgesprochener Glücksfall des Jazz- und Lyrik-Genres erneut das Licht der Welt. Heines zeitloser Zeitgeist, seine absolut epochenresistente Modernität, seine pointierten Attacken und vor allem seine Menschlichkeit: Ppackend vermittelt sie der begnadete Sprecher Gert Westphal, cool und geschmackvoll unterlegt von Attila Zoller und seinem Quartett. Lange war diese LP hoffnungslos vergriffen. AtTila Zoller Quartett Heinrich Heine Lyrik und Jazz Philips 9876 629 mari boine bricht auf zu neuen Ufern Mit ihrem neuen Album zeigt die samische Sängerin Mari Boine eine neue Seite. V ier Jahre sind verstrichen, seit die samische Sängerin Mari Boine ihr letztes Album „Eight Seasons/ Gávcci Jahkejuogo“ veröffentlichte. Seit sie 1989 auf Peter Gabriels Label Real World ihr zweites Album „Gula Gula“ herausbrachte und den internationalen Durchbruch schaffte, hat Boine beharrlich ihren eigenen musikalischen Weg beschritten, ohne sich je um modische Trends zu scheren. Erst nach einem Zusammentreffen mit Bugge Wesseltoft, der 2001 einige ihrer Songs für ein Album remixen ließ, öffnete sie sich – auf allerdings sehr dezente Weise – auch moderneren musikalischen Einflüssen. Auf ihrem neuen Album, das den englischen Titel „In The Hand Of The Night“ trägt, setzt sie die Öffnung nun fort. „In The Hand Of The Night“ (Originaltitel: „Idjagiedas“) zeigt Mari Boine gleich in mehrfacher Hinsicht von einer neuen Seite. Sie hat sich sehr nach außen geöffnet und wagt auch, völlig neue musikalische Elemente zu verwenden, um eine andere Grundstimmung zu schaffen. Erlaubt ist alles, solange es ihre Identität als Künstlerin positiv beeinflusst. Während bei ihren früheren Werken der Schwerpunkt auf atmosphärischen Klängen lag, stehen diesmal die wunderbaren Melodien und Maris Stimme im Mittelpunkt. Außerdem wurden neben traditionellen akustischen Instrumenten aus aller Welt auch moderne elektronische Mittel eingesetzt, die hier in einem reizvollen Kontrast zu Maris archaischen Joik-Gesängen stehen. Für frische Ideen sorgten außerdem der neue Gitarrist Georg Buljo, der drei der Stücke schrieb, und Trompeter Ole Jørn Myklebust. mari boine Idjagiedas – In The Hand Of The Night Emarcy 06024 985 5486 (K)eine Dutzendware Stephan Micus sammelt Instrumente, die vom Aussterben bedroht sind Save the Hné! Stephan Micus reist durch die Welt und rettet nicht nur Stile, sondern ganze Instrumente. Reisen wir ein Stück mit. A lle drei Monate verschwindet ein Instrument aus der Welt. Da im Zuge der zunehmend globalisierten „Weltmusik“ auch immer mehr Musiker in Afrika und Asien elektronische Instrumente spielen, vollzieht sich seit einigen Jahren ein regelrechtes Artensterben. Wie eine Arche Noah für bedrohte Instrumente wirkt da Stephan Micus’ Studio im Osten Mallorcas. Allein in einem Raum stehen Dutzende verschiedener Gongs. Seit fast 35 Jahren zieht der 53-Jährige in die Welt hinaus, um bei lokalen Musikern zu lernen, nach Indien, Burma und Japan, nach Ghana oder in den Jemen. Mit seinem Instrumentarium verbindet der unorthodoxe Musiker die Welt und mit seiner Arbeitsweise schweißt er zwei Seelen in seiner Brust zusammen: die des weltoffenen Nomaden und die des zurückgezogenen Sesshaften. Wie man seine Musik am Ende nennt, ist für Micus irrelevant, lieber nicht „New Age“. Er imitiert nicht, er transformiert die Inspirationen seiner Reisen in einen eigenen Sound, den die Zeitschrift „Rolling Stone“ mit „sehnsuchtsvollen, melancholischen Melodien, warm glühenden Harmonien, Schatten, die zu Klängen werden ...“, skizzierte. Er ist frei vom falschen Anspruch, ein „ethnisches“ Instrument perfekt „nachzuspielen“: „Mir geht es aber vor allem darum, die Instrumente aus ihrem ursprünglichen Kontext zu lösen und eine ganz neue Klangwelt für sie zu schaffen“, sagt der Musiker. Wer Stephan Micus verstehen will, sollte vielleicht ein bisschen wie er selbst sein: offen und reiselustig, sowohl äußerlich als auch innerlich. Gerade hat der Multiinstrumentalist und Klangforscher sein 17. Album bei ECM veröffentlicht. Seine Hauptinstrumente dort sind die chinesische Sattar, das aus dem Irak stammende Mudbedsh und die burmesische Hné, von der er sagt: „Die Hné ist ein sehr kraftvolles und durchdringendes Instrument, das vor allem im Freien benutzt wird. Jedes Mal, wenn ich in Burma war, habe ich Unterricht bei Hné-Spielern genommen, deshalb war es mir so wichtig, die Hné nun endlich einmal in eine Komposition zu integrieren.“ Wieder drei Instrumente von der Liste der bedrohten Arten gestrichen! B ossa-Nova-Compilations gibt es wie Sand am Meer. Oft gleichen sie sich wie ein Ei dem anderen und „beglücken“ immer wieder mit denselben Songs derselben Künstler. Aus der Flut der Bossa-CDs ragte in den letzten Jahren vor allem die von Arnaldo DeSouteiro produzierte Reihe „A Trip To Brazil“ heraus, die in die Tiefe ging und viele Raritäten enthielt. Eine Ausnahme ist auch die kürzlich erschienene Zusammenstellung „Bossa Nova – The Sound From Ipanema“, für die Ruy Castro verantwortlich zeichnete. Ein Glücksfall sind für Freunde der wahren Bossa nun die zwölf zum Mid-Price erhältlichen CDs der Reihe „Pure Bossa Nova“. Auf je einer CD bieten sie historische Aufnahmen von Lúcio Alves, Os Cariocas, Tom Jobim, Nara Leão, Carlos Lyra, Sérgio Mendes, Roberto Menescal, Vinícius de Moraes, dem Tamba Trio, Sylvia Telles und Walter Wanderley. Die CD von Sérgio Mendes präsentiert zum Beispiel ausschließlich Instrumentalaufnahmen, die der Pianist noch vor seinem immensen Erfolg in den USA und dem Rest der Welt gemacht hatte. Das Album des Poeten Vinícius de Moraes enthält auch Interpretationen seiner Songs von Caetano Veloso, Chico Buarque, Alcione und Toquinho. Abgerundet wird die Serie durch eine „Best Of“-Compilation, auf der sich neben Tracks von bereits genannten Stars zudem Aufnahmen von Stan Getz & João Gilberto, Doris Monteiro, Leila Pinheiro, João Donato und Leny Andrade befinden. Wer die wahre Bossa Nova und ihre Protagonisten besser kennen lernen möchte, wird mit diesen zwölf CDs hervorragend bedient. 12 neue Bossa-NovaSampler beweisen, dass der Ausdruck „Im Dutzend billiger“ keine Qualitätsaussage bedeuten muss. Various Artists The Best Of Pure Bossa Nova Emarcy 06025 170 1401 Stephan Micus On The Wing ECM 06024 985 4516 Sérgio Mendes hat schon seit vielen Jahren gut lachen Seite 12 Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Mix Der Tenor und die Klassik Der JazzEcho-Konzertführer Alle Angaben ohne Gewähr. Aktuelle Tournews freitags unter www.jazzecho.de Susanne Abbuehl 05.11. Heidelberg, Enjoy Jazz Festival Jimi Tenor, musikalisches Chamäleon, hat sich für die zweite Ausgabe der „ReComposed“-Serie Seelenverwandte ausgesucht. Monty Alexander with John Clayton and Jeff Hamilton 15.11. Köln, Philharmonie Misha Alperin 16.09. Bonn, Harmonie Jan Garbarek & Hilliard Ensemble 28.09. Tübingen, Stiftskirche Jan Garbarek & Manu Katché 26.10. Oldenburg, Staatstheater 27.10. Potsdam, Nikolaisaal Edgard Varèses Skandalstück „Désert” inszeniert er zu einem beklemmenden Hörspiel. „Répons” von Pierre Boulez wird zum Krimisoundtrack. Saties „Vexations” verbrämt er mit Minimal-Techno-Elementen. Am Ende scheint Tenor auf listige Art ein eigenes neues experimentelles Album gemacht zu haben. Sein witziger Umgang mit popmusikalischen Klischees, seine käsigen Synthies aus dem Supermarkt, die Drumsounds, mit denen er auf seinen Alben bei Warp das 80er-Revival markier- te: Alles das zieht sich (auch) durch diese CD. Tenor bleibt mit sich selbst identisch, wenn er auf seinen Bearbeitungen in das Material eindringt, im Material selbst arbeitet und arrangiert, anstatt sich lediglich seiner zu bedienen. Tenor umtastet, umspielt die von ihm gewählten Originale, er collagiert behutsam, aber nie, ohne seinen eigenen Sound dabei zu verlieren. Damit nimmt Tenor die von ihm bearbeiteten Komponisten ernst, aber eben nicht bierernst. Hätten Varèse, Satie oder Bou- lez heute selbst so geschrieben? Wenn sich beim Hören der CD diese Frage aufdrängt, muss an ihr (der CD) etwas dran sein. Wir erwarteten das Unerwartete. Danke, Jimi! JazzLink: tenor Jimi Tenor Deutsche Grammophon ReComposed by Jimi Tenor Deutsche Grammophon 476 567 6 Ausbruch zum Durchbruch „Der Unterschied zu unseren bisherigen Alben“, meint Neal Evans, „ist, dass wir bei ‚Break Out‘ zum ersten Mal mehr als fünf Tage für die Aufnahmen hatten.” Der Organist und Keyboarder von Soulive, der die Band 1999 mit seinem Bruder Alan, dem besten modernen Funkdrummer neben Questlove, und Gitarrist Eric Krasno gründete, kann stolz auf das Ergebnis von fast drei Jahren Studioarbeit sein. Mit „Break Out”, dem Concord-Debüt der Band, die wegen ihrer Aufnahmen mit Dave Matthews, Meshell Ndegeocello, Black Thought, Talib Kweli oder Chali 2na als „Funk Brothers des 21. Jahrhunderts” gilt, ist Soulive womöglich der Ausbruch zum Durchbruch gelungen. Um einige Gäste bereichert, von einer Hornsection bis zu Stars wie Ivan Neville, Corey Glover (ehem. Living Colour) und Souldiva Chaka Khan, lebt sich das „junge, hungrige und grooven- de Trio” („Downbeat”) auf diesem Album mal so richtig aus. König Funk regiert, schwingt den Szepter aber auch mal in Richtung Latin („Cachaça”) oder HipHop („Got Soul”) und verneigt sich mit „Crosstown Traffic” vor Jimi Hendrix. Für alle, die Soulive live verpassen (sie treten dieses Jahr bei Lollapalooza und im Vorprogramm von Aretha Franklin auf), ist dieses Album ein Segen – der allerdings jetzt schon heiß auf den nächsten Streich macht. „Vielleicht”, lacht Evans, „gelingt uns ja bei den nächsten Aufnahmen ein guter Mittelweg zwischen fünf Tagen und drei Jahren.“ JazzLink: soulive Soulive Break Out Concord 00134 312 3022 Erscheint am 12.09.2006 Familienbande Gefährlich: Dillinger Girl ANd „Baby face“ Nelson gesucht hatte: burschikose, ganz einfache Songs, die Tom Waits und Nick Drake hätten singen können, die ganz zufällig in die Kerbe von New Folk schlugen. Sie nahmen „Bang!“ in Tucson, Arizona, auf, so wie man eine Bank überfällt: ohne Gerede, ohne großen Plan. Produzent Jim Waters (Primal Scream) hatte im Studio nicht viel zu tun. Das Motto von „Bang!“ drängte sich im ehemaligen Gangsternest Tucson geradezu auf. Eine Generation nach Faye Dunaway und Warren Beatty passen Noguerra und Pellegrini nun perfekt in die Kostüme von Bonnie & Clyde. „Es war alles irgendwie Zufall“, sagt Helena, deren charmantes Lächeln über rote Ampeln fährt. JazzLink: dillinger dillinger Girl & „Baby face“ Nelson Bang! Universal Music France 006024 983 7679 Erscheint am 22.09.2006 Im Opener seines neuen Albums will Teddy Thompson „ein großer Star sein, der in Hotelbars rumhängt, und mittags im Zimmer von jemand anderem aufwacht”. Das ist ironisch gemeint. Stellt man sich das lyrische Ich dieses Albums vor, so erscheint ein intelligenter, schüchterner junger Mann, der auf Partys zu Mobiliar mutiert, während sein Freund Rufus Wainwright jeden verfügbaren Milliliter Sauerstoff aufsaugt. „Als ich sah, dass meine Plattenfirma eine Anzeige geschaltet hatte: ‚Featuring Rufus and Martha Wainwright and Richard and Linda Thompson’, ärgerte mich das etwas”, erklärte der in New York lebende Thompson in der „Times”. Sein Album sei vor allem persönlich. In seinen Songs sticht eine skeptische lyrische Unentschiedenheit zwischen emotionaler Tiefe und Sarkasmus hervor, verblüffen melodische Sensibilität und mühelos-organische Arrangements. Der Sohn der Britfolk-Ikonen Richard und Linda Thompson gehört zur neuen Generation des Genres. Neben den Thompsons und den Wainwrights wirkten auf „Separate Ways” Jenni Muldaur (Maria Muldaurs Tochter) und an den Drums Richard Thompsons früherer Fairport-Convention-Kollege Dave Mattacks mit, der Bluegrass-Banjoist Tony Trischka und Garth Hudson, der Keyboarder von The Band. Thompson steuerte dem Soundtrack zum Film „Brokeback Mountain” zwei Songs bei, die sich nicht auf seinem neuen Album befinden. JazzLink: thompson Gonzales 13.09. Potsdam, Jazzfestival, Schinkelhalle Rebekka Bakken 06.10. A-Judenburg, Festsaal 07.10. A-Graz, Orpheum 08.10. A-Linz, Brucknerhaus 10.10. A-Wien, Gasometer 12.10. Osnabrück, Rosenhof 13.10. Lübeck, Schuppen 14.10. Hamburg, Laeiszhalle 25.10. A-Salzburg, Republic 28.10. Neunkirchen, Bürgerhaus 29.10. Köln, Gloria 31.10. Aachen, Ludwigforum 03.11. Mainz, Phönixhalle 04.11. Neuwied, Festival 05.11. Düsseldorf, ZAKK 09.11. Essen, Zollverein 10.11. Hannover, Raschplatz Klassik-Remixe zum Bauklötzestaunen: jimi tenor Mit ihrem neuen Bandprojekt hat HELENA die Faye Dunaway in sich entdeckt. E Torun Eriksen 15.10. Remchingen, Kulturhalle 17.10. Erlangen, E-Werk 18.10. Osnabrück, Lagerhalle 19.10. Bornheim, Alter Dorfsaal 21.10. Dortmund, Domicil 22.10. Leipzig, Moritzbastei Nik Bärtsch‘s Ronin 04.11. Berlin, Jazz Festival 09.11. Heidelberg, Enjoy Jazz Festival Verbrechen lohnt sich wieder s war ein kreativer Unfall. „Früher glaubte ich, dass mich das Publikum nur liebt, wenn ich hübsch und süß bin“, bekennt Helena Noguerra. „Ich wollte ein weiblicher Crooner sein: glamourös. Heute mache ich, was ich will.“ Eigentlich hatte die portugiesisch-belgische Chanteuse, Ehefrau des Produzenten Philippe Katerine (und Schwester der „Nina Hagen Frankreichs“, Lio) an einem eigenen, ihrem vierten Album gearbeitet. Katerine hatte schon länger gesagt: „Helena, mach mal was anderes, ich kenne dich, du bist anders.“ Dann gab ihr Federico Pellegrini, ein Freund des Ehemanns, ein Demo: burschikose Songs mit akustischer Gitarrenbegleitung. Helena sollte das Material für sich umschreiben. Pellegrini (er schrieb unter anderem die Musik des VanessaParadis-Films „Atomik Circus“) plante, eine Band anzuheuern. Die schöne Helena wollte aber alles so lassen: die Arrangements, die Texte, die Instrumentierung. Auf einmal war da nämlich, wonach sie Paco de Lucia 09.11. Leverkusen, Forum 11.11. Berlin, Tempodrom Götz Alsmann 12.09. Neuss, Rheinisches Landestheater 17.09. Bad Salzuflen, Kurtheater 18.09. Braunschweig, Kulturzelt 22.09. Arnsberg, Stadthalle 04./05.10.Darmstadt, Centralstation 06./07.10.Mainz, Kammerspiele 08.10. Ransbach-Baumbach, Stadthalle 14.10. Bremen, Glocke 15.10. Stade, Stadeum 20.10. Chemnitz, Stadthalle 21.10. Dresden, Alter Schlachthof 28.10. Neustadt, Saalbau 29.–31.10.München, Lustspielhaus 01.11. Oberursel, Stadthalle W as für eine Gratwanderung ist der Klassik-Remix? Auf der einen Seite steht der Bildersturm, auf der anderen Seite die Banalität. Auf der Seite der Banalität steht ein Publikum mit zu kurzer Aufmerksamkeitsspanne; auf der anderen Seite klammern dann wieder Musikverlage mit eisernem langem Arm an den Autorenrechten. Kein leichtes Terrain. Nur Mut, hätte man ihm noch vor knapp einem Jahr sagen können, als das Internet den finnischen Funk-Exzentriker Jimi Tenor bereits als Kandidaten der zweiten Ausgabe von „ReComposed” ausrief. „Anscheinend sind die meisten Leute in der Welt der Klassik nicht wirklich offen für Bearbeitungen ihrer Musik”, erklärte Tenor, „dieses Projekt zieht sich hin.” Nun ist das Album da: „ReComposed by Jimi Tenor” geht von einem ganz anderen Blickwinkel aus als die „ReComposed”-Ausgabe 1 von Matthias Arfmann. Hoch anzurechnen ist den Kuratoren der Reihe, dass sie gerade Tenor ihren goldenen Backkatalog anvertraut haben: Tenor, dem musikalischen Chamäleon. Tenor, dem Enfant terrible des elektronischen Sophisticated Pop der 90er. Aus dem Archiv der Deutschen Grammophon wählte Jimi Tenor sich Seelenverwandte, nämlich solche Musiker, die zu Lebzeiten mit ihren Werken irritierten, schockierten und polarisierten. Im Albumopener verdubbt er Steve Reichs „Music For Mallet Instruments”. Jamie Cullum 17.11. Freiburg, Konzerthaus 19.11. Stuttgart, Theaterhaus 20.11. München, Philhamonie 21.11. Köln, Palladium 23.11. Berlin, Tempodrom 25.11. Offenbach, Capitol Tord Gustavsen Trio 02.09. Neuhardenberg, Schinkelkirche 04.11. Bad Grönenbach, Festival 05.11. Mainz, Frankfurter Hof 06.11. Landsberg Jazzland Community 06.11. Hamburg, Fabrik 07.11. Dortmund, Domicil 08./09.11.Köln, Stadtgarten 10.11. Heidelberg, Karlstorbahnhof Maria João & Mário Laginha 08.11. Leverkusen Branford Marsalis 19.10. Mannheim, Alte Feuerwache 20.10. Düsseldorf, Tonhalle 21.10. Berlin, Quasimodo Mari Boine 27.10. Nürnberg, Karstadt Kultur-Café 30.10. Freiburg, Konzerthaus 01.11. Kaiserslautern, Kammgarn 02.11. Karlsruhe, Tollhaus 04.11. Stuttgart, Theaterhaus 05.11. Plauen, Malzhaus 07.11. Leverkusen, Forum/Jazzfestival 08.11. Berlin, Passionskirche (tbc) 09.11. Hamburg, Fabrik 11.11. Marburg, KFZ Mojo Club – The Original Jazz Rockers 02.09. Bielefeld, Kamp 15.09. Köln, Stadtgarten 30.09. Darmstadt, Stella 20.10. Köln, Stadtgarten Enrico Rava & Eberhard Weber 22.09. Ravensburg 23.09. Villingen Stefano Bollani 17.09. Coesfeld, WBK Dino Saluzzi 07./08.09.Hamburg (w/ Marcio Doctor) 27.09. Berlin, Kammermusiksaal (w/ Anja Lechner) Richard Bona 26.10. Ludwigshafen, BASF Gesellschaftshaus Anouar Brahem 06.10. Hamburg, Jazztage 07.10. Leipzig, Jazztage Trygve Seim 05.11. Berlin, JazzFest Till Brönner 03.09. Braunschweig, Classix Festival 30.10. Leipzig, Gewandhaus 31.10. Göttingen, Stadthalle 02.11. Lörrach, Burghof 03.11. Aalen, Ramada Treff Hotel 04.11. Ingolstadt, Hotel Ambassador 05.11. Berlin, Philharmonie 07.11. Darmstadt, Centralstation 09.11. München, Prinzregententheater 10.11. Hamburg, Laeiszhalle 11.11. Düsseldorf, Tonhalle 12.11. Bielefeld, Oetkerhalle 13.11. Hannover, Theater Am Aegi 14.11. Mannheim, Feuerwache 16.11. Saarbrücken, Garage Simply Acoustic Trio 02./03.11.Hamburg, NDR Studio 10 Tomasz Stanko 09.09. Neuhardenberg, Schinkelkirche 19.09. Hamburg, Fabrik 21.09. Darmstadt, Centralstation 23.09. Stuttgart, Theaterhaus Ralph Towner 08.10. Wetzlar, Musikschule 06.11. Leverkusen Ralph Towner w/ Oregon 03.11. Darmstadt, Centralstation 04.11. Göppingen Frank Chastenier Trio 17.09. Übach-Palenberg Gianluigi Trovesi & Gianni Coscia 19.09. Altenkirchen, Spiegelzelt 24.10. Köln 03.11. Göttingen, Theater 04.11. Coesfeld, Evangelische Kirche Frank Chastenier & WDR Big Band 31.08. Essen, Aalto Theater 01.09. Münster, Theater 02.09. Aachen, Stadttheater 03.09. Bielefeld, Ringlokschuppen 06.09. Düsseldorf, Robert Schumann Saal 07.09. Dortmund, Opernhaus 09.09. Siegen, Siegerlandhalle 10.09. Wuppertal, Schauspielhaus 22.09. Viersen, Jazzfest 23.09. Köln, Philharmonie 28.10. Köln, Klaus von Bismarck Saal 11.11. Leverkusen Gianluigi Trovesi – Ottetto 01.09. Ulm 08.11. Karlsruhe, Tollhaus 10.11. München, Theater am Gärtnerplatz 11.11. Gschwend, Stadthalle Philipp Weiss 05.10. Heilbronn, Jazzfestival 11.11. Mülheim, Jazzfestival Randy Crawford & Joe Sample 07.10. Stuttgart, Theaterhaus 10.10. Frankfurt, Alte Oper 11.10. Köln, Philharmonie 12.10. München, Circus Krone 14.10. Hannover, Theater am Aegi 15.10. Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal 16.10. Berlin, Philharmonie 18.10. Dortmund, Konzerthaus Dhafer Youssef 10.09. Bremen, Musikfest 01.10. Essen, Philharmonie 25.10. Oldenburg, Kulturzentrum PFL 26.10. Berlin, Quasimodo 27.10. Köln 30.10. München, Unterfahrt 31.10. Frankfurt, Brotfabrik Nach Redaktionsschluss +++ Concord hebt ab: Parallel zur VerveToday-Reihe überfliegt nun auch das Concord-Label sein aktuelles Repertoire und präsentiert 12 Tracks aus brandneuen und bald erscheinenden Alben auf der Compilation „This Is Concord“. Für Schnelleinsteiger und zum Budgetpreis +++ Gute Nachricht für Fans von Till Brönner: Der Trompeter und Sänger hat einen Nachschlag zu seinem Erfolgsalbum „Oceana“ aufgenommen: jazzige Versionen der Burt-BacharachKlassiker „This Guy’s In Love With You“ und „I’ll Never Fall In Love Again“. Beide Titel produzierte (wie auch das Album) Larry Klein. Die beiden spätsommerlichen Balladen erscheinen Ende September als Single und auf einer Special Edition von „Oceana“ +++ Film Noir aus dem Schwarzwald: Liebevoll und vielschichtig hat Elke Baurs das MPS-Label und seinen Gründer Hans Georg Brunner-Schwer in ihrer DVD-Doku „MPS – Jazzin The Black Forest“ porträtiert. Großzügig unterfüttert Baurs die Story von „Deutschlands Blue-Note-Label“ mit Interviews mit Musikern und Angestellten, Archivdokumenten und alten Livemitschnitten, die einen Insider-Einblick in das Nest des „Most Perfect Sound“ bieten +++ Impressum Herausgeber UNIVERSAL MUSIC JAZZ, Berlin Konzept und Gestaltung TEQUILA\ GmbH, Hamburg Litho RAWA Print und neue Medien GmbH, Hamburg Druck Axel Springer AG, Ahrensburg FOTOS: Mark Seliger, Ian Gittler, Neil Gavin, Torkil Gudnason, Roberto Masotti, Wolfgang Krebs, Caroline Forbes, Jessica Chaney, Vincent Knapp u.a. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers: Fax: (030) 52007-2597, E-Mail: [email protected] Ihre Adresse hat sich geändert? Dann schicken Sie bitte eine Postkarte mit alter und neuer Adresse und unter der Angabe Ihrer Kundennummer (die Sie im Anschreiben über Ihrem Namen finden) an: JazzEcho, A-Nr. 5285, Postfach 90 06 41, 06058 Halle. Teddy Thompson UNIVERSAL MUSIC JAZZ, StRalauer Allee 1, 10245 Berlin Teddy Thompson Separate Ways Verve Forecast 00750 210 3991 Komplette Händlerliste unter http://www.jazzecho.de