es ist wie ich bin
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es ist wie ich bin
Ausgabe 1 Jahrgang 10 Frühling 2007 „Es gibt Momente, in denen ich mich wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde fühle.“ Kaum jemand war so vielseitig – und so selbstkritisch wie Michael Brecker. Porträt auf Seite 10. Aktuelle News, Tourdaten und Neuerscheinungen jeden Mittwoch neu unter www.jazzecho.de world’s best-sounding newspaper Hörproben und mehr auf www.jazzecho.de: Einfach die JazzLinks ins kleine Kästchen auf der Homepage tippen. Seite 3 Neu im Jazz: Thomas Quasthoff Sonny Rollins im Gespräch mit Ashley Kahn: Seite 9 Der Bassbariton Thomas Quasthoff hat ein echtes Jazzalbum aufgenommen – das verspricht schon der Produzent Till Brönner. Im DoppelInterview: Sonny Rollins Auf Spurensuche in Afrika: Dee Dee Bridgewater Seite 11 Es ist wie ich bin Neue Band, neues Glück – auf „Darkness Out Of Blue“ macht die norwegische Sängerin und Songwriterin Silje Nergaard vieles anders. V ielen Dank für die Schlüsselkarte. Ich werde sie bestimmt verlieren“, lacht Silje Nergaard und befördert das Plastikding schwungvoll in ihre Handtasche. Die Hotelangestellte, die es ihr eben mit den Worten „Das ist unser Generalschlüssel“ überreicht hat, guckt irritiert. „Keine Sorge“, meint Silje Nergaard mit einem Blick, der gleichzeitig vertrauenerweckend und beschwichtigend wirken soll. „Ich verliere ständig Schlüssel. Aber hier kann er ja nicht weit kommen, oder?“ Die Hotelfrau muss lachen, noch nicht ganz erleichtert, aber offensichtlich beeindruckt. Auch im Interview wartet Silje Nergaard mit charmanten Kostproben ihrer Wesensart auf. Die 40-jährige Norwegerin kann – im überraschenden Wechsel – abgeklärt und naiv, höflich und schroff, herzlich und reserviert sein. Dabei ist sie immer ehrlich und direkt. Nichts was sie tut oder sagt wirkt geplant oder effekthascherisch. „Ich bin froh, dass ich so schnell gelangweilt bin“, behauptet sie, als es um ihre rundum erneuerte Band, den veränderten Sound und die hörbar offeneren Strukturen ihrer Songs geht. Im ersten Moment könnte das wie ein alles erklärender, einstudierter Standardsatz klingen. Wären da nicht dieses unschuldige Lächeln, die gekräuselte Stirn und die Nachfrage: „Kann man das so sagen?“ Tatsächlich probiert sich Silje Nergaard auch im Interview aus, sucht nach Formulierungen und Erklärungen, denkt laut nach oder korrigiert sich selbst mitten im Satz. „Menschen wie ich brauchen die Herausforderung des Neuen. Sobald wir anfangen, uns zu langweilen, muss sich etwas verändern – am besten schnell und viel.“ Sie zögert. „Das kommt nicht immer von innen. Manchmal muss man es von außen beschleunigen.“ Sie lässt den Satz im Raum stehen, trinkt einen Schluck Kaffee, und erklärt dann: „Wenn man zum Beispiel immer dieselben Leute um sich hat, bleiben einige Dinge in einem selbst für immer im Verborgenen. Und ich musste einfach Neues in mir wecken.“ Mit ihrem aktuellen Album „Darkness Out Of Blue“ schlägt Silje Nergaard ein spannendes, neues Kapitel auf – und bleibt sich trotzdem treu. Die Lehrertochter aus der Fjordstadt Steinkjer, deren Karriere 1982 mit einem spontanen Auftritt beim internationalen Jazzfestival in Molde begann, sitzt seit jeher bequem zwischen den musikalischen Stühlen. Anfangs, gefördert von Pat Metheny, singt sie eigene, sehr amerikanisch klingende Popsongs. Mitte der 90er-Jahre wird sie mit Alben wie „Brevet“ und „Hjemmefra“ deutlich norwegisch. Pünktlich zur Jahr- tausendwende präsentiert sie dann „Port Of Call“ – ihr erstes, international gefeiertes Jazzalbum an der Seite des Tord Gustavsen Trios. Dass sie dieses „Erfolgsrezept“, das ihr vor allem in Deutschland und Japan haufenweise Fans, Verkäufe und Preise beschert hat, jetzt überarbeitet hat, ist mutig. Und konsequent. „Ich habe immer gedacht, dass ich ohne meinen Pianisten Tord Gustavsen nichts mehr bin“, gesteht sie. „Aber das stimmt natürlich nicht: Wenn man eine Tür schließt, öffnet sich eine neue. Und alles passiert aus gutem Grund. Es war wunderbar, mit Tord und dem Trio zu spielen. Es war ein wichtiger Teil unser aller Leben und wir haben gemeinsam einen einzigartigen Sound entwickelt. Aber es kam zum Ende. Musikalisch. Ganz natürlich.“ Schon Anfang 2006 findet Silje Nergaard „in einer dunklen Ecke von Oslo“ den vollbärtigen Pianisten Helge Lien, Jahrgang 1975, der auch schon mit Beady Belle und Marilyn Mazur zu hören war. „Ein sehr guter Mann und ein noch besser Musiker“, schwärmt sie. „Obwohl er nicht meinen Stil spielte, hoffte ich natürlich, dass er sich mir und meinen musikalischen Ideen anpasst.“ Helge Lien brachte den Bassisten Finn Guttormsen (Trygve Seims „The Source“, Farmers Market) mit, der sich auf Anhieb mit Siljes Schlagzeuger Jarle Vespestad und dem Pedal-Steel-Guitar-Spieler Bjørn Charles Dreyer verstand. Die ersten Songs wurden zunächst einmal live erprobt. „Es ist mir wichtig, neues Material live zu spielen“, betont Silje Nergaard. „Nicht, damit ich am Applaus messen kann, was gut und was nicht so gut ankommt. Vor Publikum konzentriert man sich einfach mehr. Und natürlich ist auch mehr Adrenalin im Spiel. Man entwickelt Dinge schneller und echter – live gibt es einfach keinen zweiten Take.“ Direkt nach der Tour begaben sich Silje und ihre neue Band mit dem schwedischen Produzenten Pål Svenre ins legendäre Rainbow Studio in Oslo. Als i-Tüpfelchen gönnte sich Silje noch für zwei der Songs Streicherkompositionen von ihrem (und Joni Mitchells) Lieblingsarrangeur Vince Mendoza. Das Resultat kann sich hören lassen. Die zwölf Songs des neunten Nergaard- Albums „Darkness Out Of Blue“ klingen deutlich reifer und gelassener, sind dadurch oft wirkungsvoller und melodisch zwingender denn je. „Ich habe die Qualität der Pausen und der Stille beibehalten“, meint Silje Nergaard. „Mein Produzent war sehr irritiert, dass wir am Ende so viel wieder weggelassen haben. Aber wir haben schließlich nur das behalten, was wir wirklich brauchen.“ Kein Zweifel: Wenn es um ihre Musik geht, weiß Silje Nergaard genau, was sie will. Die elegischen „Paper Boats“ führen sanft und sinnlich in ihre Musikwelt ein. Auch der Titelsong „Darkness Out Of Blue“ lässt es ruhig angehen, bevor er sich vom Uptempo-Jazz in hymnische Regionen steigert. Ein tieftrauriges „Wasteland“, der optimistische Groove von „When Judy Falls“, sogar „Aren’t You Cured Yet“, ein Abgesang ans Jammern, und die bewegende Ballade „Let Me Be Troubled“ (zugunsten eines SOSKinderdorfs in Malawi) können sich anschließend bestens entfalten. Selbst das countryeske „Before You Called Me Yours“, das volksliedhafte „What Might Have Been“, das poppige „The Diner“ und das brasilianisch bezaubernde „Who Goes There“ (mit Márcio Faraco) wirken in diesem Zusammenhang herrlich und absolut schlüssig. „Man merkt, dass es da eine große Bandbreite gibt“, meint Silje Nergaard selbst. „Das Album heißt zwar ‚Darkness Out Of Blue‘, aber es ist nicht komplett traurig. Als Sängerin und als Mensch habe ich viel Positives in mir, kann aber auch leiden oder verängstigt sein – und das ist alles in der Musik. Man kann nicht nur glücklich oder nur traurig sein und deshalb wäre es falsch, ein ‚glückliches‘ Album zu machen oder eben das Gegenteil.“ Sie denkt einen Moment nach, legt den Kopf schief und sagt: „Ich bin, wie ich bin. Und meine Musik ist genau so: Wie sie ist und wie ich bin.“ Sie lacht. „Das kann man doch so sagen, oder?“ JazzLink: nergaard Silje Nergaard Darkness Out Of Blue Universal 06025 172 0429 Lebenslinie Silje NergAard 1966 1982 1990 2000 2005 2007 Am 19.06. kommt Silje Beim Jazzfestival in Molde Protegiert von Pat Metheny Nach einer vierjährigen Ihre erste Live-DVD produ- Mit neuer Band, neuem Nergaard im norwegischen wird Pat Metheny auf die und produziert von Richard Babypause veröffentlicht ziert Silje Nergaard in Köln; Produzenten und neuen Steinkjer zur Welt. 16-Jährige aufmerksam, als Niles: Silje Nergaards Debüt sie „Port Of Call“, das erste ein deutliches Zeichen Songs präsentiert sich Silje sie das Publikum bei einer von drei enorm erfolg- ihres Erfolges in Deutsch- Nergaard auf ihrem bisher Session mit ehemaligen Going“ ist ein Riesenerfolg reichen Vocaljazzalben mit land und ihrer Liebe zum reifsten und vielseitigsten Musikern von Jaco Pastorius in England, Norwegen und dem Tord Gustavsen Trio. hiesigen Publikum. Album „Darkness Out Of begeistert. Japan. Soundcheck Meine erste Jazzplatte von Denzal Sinclaire In meinem dritten oder vierten Jahr an der High School in Toronto hatte ich einen sehr dynamischen und inspirierenden Gentleman namens Cefyn (Kevin) Gauden als Kunstlehrer. Er stammte aus dem englischen Seebad Brighton und war über ein Lehreraustauschprogramm an unsere Schule gelangt. Er malte nicht nur, sondern war auch Jazz-Perkussionist, und wir freundeten uns sofort an, als wir unsere gemeinsame Leidenschaft für die Musik entdeckten. Einer von Cefyns erklärten Lieblings musiker war zu der Zeit Pat Metheny. Ich selbst hatte damals noch nichts von ihm gehört und war überhaupt noch ziemlich unbeschlagen, was den Jazz anging. Also lieh mir Cefyn, um mich erst einmal an die Materie heranzuführen, Pat Methenys Doppelalbum „Travels“. Es war 1982 bei einer Reihe von Konzerten aufgezeichnet worden. Und die Gruppe bestand aus Pat Metheny an Gitarre und Gitarrensynthesizer, Lyle Mays an Piano, Orgel und Synthesizern, Dan Gottlieb am Schlag- zeug und Steve Rodby am Bass. Naná Vasconcelos steuerte schließlich Perkussion und Gesang bei. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, was ich empfand, nachdem ich die ersten paar Takte Musik und den Applaus des Publikums gehört hatte. Der Beifall zeigte, dass der Opener eines der absoluten Lieblingsstücke der Leute war. Es war atemberaubend! Ich spielte die erste Nummer „Are You Going With Me“ gleich mehrmals hintereinander ab, bevor ich mir den Rest des Albums an- „Tell Me Where You’re hörte. Mich faszinierte, wie das Stück begann, mit einem einfachen melodischen und rhythmischen Motiv. Ich konnte einfach nicht genug davon bekommen. Aber irgendwann hörte ich mir schließlich doch den Rest der Platte an und freute mich mächtig, als ich entdeckte, dass mich all die anderen Songs genauso begeisterten. Ich hatte das Gefühl, als würde mich die Musik an einen anderen Ort und in eine andere Zeit transportieren – wahrscheinlich dorthin, wo die Songs aufgenommen worden waren … Es war Blue“. eine üppige und wunderschöne Klanglandschaft. Etwas Vergleichbares hatte ich noch nie zuvor gehört. Das war wirklich magische Musik. Natürlich kaufte ich mir schon bald mein eigenes Exemplar von diesem Doppelalbum und hörte es mir wieder und wieder an. Bis heute bin ich ein großer Fan von Pat Metheny und Lyle Mays. Mehr zu Denzal Sinclaires neuem eigenen Album auf Seite 3. 2 Seite Ausgabe 1 • Jahrgang 10 Intro E in guter Freund fragte mich, warum ich nicht mal ein Album mit Coverversionen aufnehme“, erinnert sich Natalie Cole. „Ich meinte nur: ‚Das mache ich doch die ganze Zeit!‘ Er reagierte schnell: ‚Keine Jazzstandards, sondern Popsongs.‘ Die Idee fand ich so gut, dass wir schließlich ein ganzes Album mit diesen ‚Standards‘ meiner Generation aufgenommen haben.“ Aus vierhundert möglichen Originalen haben Natalie Cole und ihr Produzent Dallas Austin, ein Hitmaker für Janet Jackson, Madonna und andere, elf sehr unterschiedliche, markante Popsongs ausgesiebt. Was einst Fiona Apple oder Shelby Lynne in die Charts sangen und was Neil Young, Sting, Kate Bush, Etta James und die Isley Brothers zu Klassikern machten, wird in diesen so direkten wie unterschiedlichen Interpretationen zu neuem musikalischen Leben erweckt. „Es war sehr erfrischend“, sagt die eben 57Jährige über die Arbeit an ihrem zwanzigsten Studioalbum. „Wir haben die Essenz behalten, die Songs aber so verändert, dass sie meine eigenen wurden. Es macht keinen Sinn, ein Stück genau so zu machen wie das Original. Man muss etwas Neues einbringen, es sich aneignen.“ Tatsächlich ist die Musik auf „Leavin’“ einerseits eindeutig erkennbar, andererseits aber wie verwandelt. Stings „If I Ever Lose My Faith In You“ bekommt ein ansteckend inspiriertes Gospel-Feeling, Shelby Lynnes „Leavin“ wird zur eindringlichen Soulballade und Aretha Gelassen verlassen Drogen, Sex, Skandale – Natalie Cole hat alles getan, um dem Schatten ihres Vaters Nat „King“ Cole zu entkommen. Mit ihrem neuen Album „Leavin’“ gelingt es ihr auf die bestmögliche Art und Weise: musikalisch. Endlich emanzipiert: natalie cole Grunge’n’Grooves Natalie Cole Leavin’ Verve 06024 985 0958 Wirbel um … das Urheberrecht Alice Coltrane 27.08.1937 *† 12.01.2007 Franklins „Day Dreaming“ wird mit entspannten Beats und Breaks modernisiert. „Aretha war mein musikalischer Mentor“, gesteht Natalie. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen ihrer Songs singen würde – zumindest nicht öffentlich. Aber ich bin glücklich damit. Und ich hoffe, ihr gefällt er auch.“ Sicher ist, dass das Stück der „Grammy“-Kommission gefiel, die es in der Kategorie „Best Female R’n’B Vocal Performance“ nominierte. „5 Minutes Away“, der einzige neue Song des Albums, entstand spät, aber spontan. „Es war drei Uhr morgens und wir kamen einfach nicht auf den Punkt“, erinnert sich Natalie Cole. „Also beschloss ich, meine Sachen zu packen und zu meinem Freund zu fahren. Schließlich wohnt der nur fünf Minuten vom Studio entfernt. Als ich das sagte, bekam Dallas ein Leuchten in den Augen und meinte: ‚Alles klar, das ist unser Song!‘ Am nächsten Tag war er im Kasten.“ Natalie Cole strahlt wie ein Teenager, wenn sie über ihr neues Album spricht. „‚Leavin‘ ist wie ein Mantra für mich“, sagt sie abschließend. „Vor allem, weil es diese Vorwärtsbewegung signalisiert. Hin zu einer neuen Musik. Da, wo ich mich wohl fühle“. JazzLink: cole alice coltrane D er Tod von Alice Coltrane mit 69 Jahren war im Januar ein Schock für die Jazzwelt. Ihre Impulse-Alben der frühen 70er-Jahre sind unverzichtbare Kapitel der Jazzgeschichte. Vor vierzig Jahren, nach dem Ableben ihres Mannes John Coltrane, war sie in bis dato ungehörte meditative Klanglandschaften vorgedrungen. Die Pianistin und Harfenistin pilgerte nach Indien, suchte die transzendentale Grenzerfahrung – das Meilensteinalbum „Journey In Satchidananda“ widmete sie ihrem Guru. Alice Coltrane verblüffte vor zwei Jahren mit ihrem Comeback-Album „Translinear Light“. Noch im vergangenen Juli erschien die Jazz-Yogini bei einer Präsentation des Ashley Kahn-Buches „The House That Trane Built“ (siehe auch Seite 9). Groß und aufrecht, fast majestätisch stand sie auf dem Podium, mit langem, zurückgekämmtem Haar und leuchtenden Augen, von Kopf bis Fuß im heiligen Orange der Hindus. Möge Alice Coltrane glorreich wiedergeboren werden! Sie feinden sich an, die beiden ITRiesen: Der Software-Gigant Microsoft attackiert den Suchmaschinenprimus Google wegen angeblicher Verletzung des Urheberrechts. Googles neues Scan-Projekt „Google Book“ würde Profit auf dem Rücken der Buchverlage und Autoren machen. „Unternehmen, die selbst keine eigenen Inhalte kreieren und nur Geld mit dem Content anderer Autoren und Verleger machen, kratzen Milliarden umsätze mit Werbung und Börsengängen zusammen“, sagt Tom Rubin, Chefsyndikus im Hause Microsoft, das Google mit einem eigenen, ähnlichen Vorhaben die Stirn bieten will. Google gibt sich – noch – gelassen. Man bewege sich im Rahmen des gesetzlich Erlaubten und handle nach dem so genannten „Fair-use“-Prinzip, so das Unternehmen. Die Grauzone ist groß, denn das bestehende Copyright ist von Land zu Land unterschiedlich. Und es geht von veralteten Voraussetzungen aus. 80 % der Weltliteratur sind angeblich nicht mehr lieferbar, denn mögliche Neuauflagen verirren sich im Paragraphendschungel. Amerikanische TV-Serien und mexikanische Telenovelas dürfen erst in Deutschland gesehen werden, wenn irgendein Privatsender sie schließlich ausstrahlt – und vorher oft erbärmlich synchronisiert hat. Kein Wunder, dass sich YouTube und die neue FilmPlattform Veoh ungebremster Beliebtheit erfreuen. Man sieht: Das Thema Urheberrecht betrifft heute keinesfalls mehr allein die Musikbranche. Neue Karten: Medeski, Martin, Wood und Scofield Beinahe zehn Jahre sind verstrichen, seit John Scofield, John Medeski, Billy Martin und Chris Wood erstmals gemeinsam die Jazzwelt elektrisierten. Das unter Scofields Namen erschienene Album „A Go Go“ galt sofort als moderner Klassiker des Jazz. Nun haben sich die vier Musiker erneut zusammengetan, um ein noch verrückteres Improvisationsalbum einzuspielen und klanglich in neue Sphären vorzustoßen. Beim ersten Treffen gab es noch eine klare Rollenverteilung: Scofield war der Leader, von dem sämtliche Stücke stammten, und Medeski, Martin & Wood agierten als groovendes Begleittrio. Bei „Out Louder“ werden die Karten neu gemischt. Die Musik ist nun ein wahres Gemeinschaftsprodukt, offener gestaltet und stilistisch weitaus vielschichtiger. Die Aufnahmen, die in MMWs berüchtigtem Brooklyner Shacklyn-Studio gemacht wurden, waren in wenigen Tagen unter Dach und Fach (die meisten Stücke entstanden spontan während der Sessions) Medeski, Scofield, Martin & Wood Out Louder Emarcy 06025 172 0439 Ab 2 EAR TREAT 0. Ap music 07 im ril 20 M TERS U B AL OMPE Hand EDESTR EU N AS und versprühen einiges vom spröden Charme des verlotterten Kellerstudios. „Die Leute sprechen vor allem auf Grooves und Funk an, also auf Sachen, die sie im Bauch spüren“, sagt John Medeski. „Wir kennen uns mit komplexen Harmonien aus, aber letztendlich wissen wir auch, dass man nicht allzu viele Noten spielen sollte, wenn man die Leute erreichen will. Der Groove und der Geist der Musik sind es, die eine direkte Verbindung zum Publikum herstellen.“ Und dies ist dem Quartett auf „Out Louder“ prächtig gelungen, am eindrucksvollsten vielleicht mit den überraschenden Coverversionen vom Beatles-Song „Julia“ und von Peter Toshs Kiffer-Hymne „Legalize It“. Erscheint am 20.04.2007 JazzLink: louder 202 M el. ET D en en neu hat ein d n la h tsc r.« Jazzsta Deu achen. : »Aufw Totland T L E W rd und Heine DIE r, Silje Nergaa ille M ic in m ial Guests Do oup feat. Spec Nils Wülker Gr Hörbeispiele unter www.myspace.com/nilswuelker Konzerttermine unter www.nilsw uelker.com Ende Jazz, alles gut Soulstar gladys knight singt schon seit der High School Jazz. Doch jetzt, auf ihrem Album „Before Me“, zum ersten Mal im Studio – mit beispielhaft gutem Resultat. I st das wirklich David ‚Fathead‘ Newman?“, fragte Gladys Knight eines schönen Studiotages im letzten Sommer ihren Produzenten Tommy LiPuma. Der schnurrbärtige Veteran bejahte. „Und er ist hier, um auf deinem Album zu spielen!“ Spätestens an diesem Punkt, so die 62-jährige Soulsängerin aus Atlanta, Georgia, habe sie gemerkt, dass es ernst wird mit ihrem Jazzalbum. „Ich hatte immer davon geträumt, mein ganzes Leben lang. Und Lloyd Terry, der Leiter meiner High-School-Bigband, hatte mich auch immer wieder dazu angehalten. Aber bei Motown und Buddah wollte man davon natürlich überhaupt nichts wissen.“ Gladys Knight lacht. Um alte Erinnerungen zu übertönen und weil es schluss endlich doch noch gelungen ist, den Traum wahr werden zu lassen. „Schon als junges Mädchen habe ich Billie Holiday, Dinah Washington, Ella Fitzgerald, Nina Simone und Sarah Vaughan verehrt. Und bis auf Billie habe ich sie später auch alle kennen gelernt. Aber erst jetzt bin ich wirklich so weit, ihre Geschichten auf meine Art und Weise zu erzählen – ehrlich und authentisch.“ Gemeinsam mit allerhand Allstars – neben „Fathead“ sind auch Joe Sample, Chris Botti, Roy Hargrove und Anthony Wilson dabei – gelingt es Gladys Knight, zwölf große Standards in selten gehörter Emotionalität vorzutragen. Sicherlich haben auch die Arrangements von John Clayton und Billy Childs ihren Anteil am Erfolg von „Before Me“ – das zentrale Element ist allerdings die überragende Qualität ihres Gesangs. Die legendäre Stimme trägt besser denn je, berauscht mit rauer Süße und emotionaler Eleganz, jenseits von Las-Vegas-Drama und „Superstar“-Gewese. Tatsächlich hat die gläubige Mormonin, die in vierter Ehe mit einem dreizehn Jahre jüngeren Anlageberater verheiratet ist, in den letzten Jahren in den USA vor allem als Attraktion im „Flamingo“ in Vegas und als Jurorin der US-„DSDS“-Version „American Idol“ von sich reden gemacht. „Ich bin von der alten Schule“, gesteht sie. „Ich habe noch nie etwas gemacht, woran ich nicht geglaubt habe. Von meinen frühen Singles bis zum James-Bond-Song „License To Kill“ kann ich hinter allem stehen, was ich je gesungen habe. Denn das ist der Schlüssel: Ich kann einen Song nur singen, wenn ich ihn mir persönlich zu Eigen mache. Wenn ich es selbst nicht glaube, kann ich es auch nicht so singen, dass du es glaubst.“ Wer das wiederum nicht glauben will, muss nur ein paar Takte ihres neuen Albums hören – von „The Man I Love“ vielleicht oder „Someone To Watch Over Me“. Das Einzige, was daran unglaublich ist, ist diese natürliche und energische Seele in der Stimme. Und natürlich die Tatsache, dass es fast fünfzig Jahre gedauert hat, bis Gladys Knight eines der besten Alben ihrer Karriere aufnehmen durfte. JazzLink: knight Vom „Bondgirl“ zur Jazzdiva: gladys knight gladys knight Before Me Verve 06024 985 0961 Seite Ausgabe 1 • Jahrgang 10 3 Intro „Ein kleines Experiment“ Der Bariton Thomas Quasthoff und der Trompeter und Produzent Till Brönner haben die CD „Watch What Happens“ realisiert und sind bei der musikalischen Einordnung stur. „Dies ist kein Crossover, sondern Jazz“ sagt Thomas Quasthoff über seine neue CD „The Jazz Album – Watch What Happens“, die er zusammen mit dem Jazztrompeter und Produzenten Till Brönner aufgenommen hat. Es ist nicht das erste Mal, dass der grammydekorierte Sänger das Fach wechselt. Schon in seiner Jugend sang Quasthoff in der Band seines Bruders Jazz-Standards. Wie es zur erneuten Liaison des klassischen Baritons mit dem vermeintlich leichten Jazz kam, erzählen Thomas Quasthoff und Till Brönner im JazzEcho-Interview. JazzEcho: Herr Quasthoff, wann haben Sie Ihr Faible für den Jazz entdeckt? Thomas Quasthoff: Früh, so mit zwölf, 13 Jahren. Ich habe mit elf das „Nasobem“ von Christian Morgenstern vertont – mit einer Jazzcombo. Ich kann sogar noch die Melodie, singe ich jetzt aber nicht (lacht). Mit der damaligen Band meines Bruders habe ich noch im legendären „Onkel Pö“ gespielt. Ich habe also schon einiges probiert. JazzEcho: Wie kam es schließlich dazu, das Projekt eines Jazz-Albums in Angriff zu nehmen? Quasthoff: Das Ding ist, dass ich das immer wieder zwischendurch gemacht habe. Unter anderem in Eugene, Oregon, was in dem Film „The Dreamer“ auch festgehalten wurde, den Michael Hader gedreht hat. Das war ein Vormittagskonzert vor 3.000 Leuten, und die sind wirklich ausgeflippt. Da war einfach ein Punkt, wo ich spürte: Es ist erstaunlich, dass ich mit dieser Art von Musik eine andere Sorte von Zuhörern, vielleicht auch ein größeres Publikum erreichen kann. Und das fand ich sehr spannend. JazzEcho: Herr Brönner, wann haben Sie entdeckt, dass Thomas Quasthoff nicht nur ein erfolgreicher klassischer, sondern auch ein talentierter Jazz-Sänger ist? Till Brönner: Ich bin schon früher in den Genuss gekommen, mir durch Aufnahmen und nicht zuletzt aus bloßer Neugier, zu merken, dass dieser Mann wirklich etwas hat, was sich lohnt herauszuarbeiten. Es hat unglaublichen Spaß gemacht, während der Produkti- „Kein Crossover!“: Till Brönner & Thomas QuasthofF on genau diese Momente zu aktivieren. Was wir hier getan haben, ist ja schon ein kleines Experiment. Wir haben beide, glaube ich, gespürt, dass es an der Zeit war, dieses Projekt umzusetzen. JazzEcho: Wie würden Sie Ihren Anspruch als Produzent beschreiben? Brönner: Als Produzent ist man von vornherein nicht nur verpflichtet, sondern auch wirklich auf der Suche danach, das Beste im Künstler herauszuarbeiten. Und das Beste ist manchmal viel mehr, als man sich anfangs vorstellen kann. Dafür muss man sehr, sehr flexibel sein, jegliche Stimmungsschwankung und Tagesform jedes Beteiligten – gar nicht mal nur auf Thomas bezogen – mit einbeziehen. Es ist wichtig, das man jedwede Entwicklung und alle Umstände im Studio kreativ umsetzen kann. JazzEcho: Wie haben Sie die Stücke für diese CD ausgewählt? Quasthoff: Ich glaube, wir haben eine ganz gute Mischung gefunden. Ich warne jeden davor, zu glauben, dass das so einfach ist, dass das jeder kann. So einfach ist es nicht! Aber es war eine der schönsten Arbeiten, die ich in den letzten Jahren Ein Bariton und Gentleman denzal sinclaire lernt ständig „Alles, was man braucht, steckt in diesen Songs“, meint Denzal Sinclaire. „Man muss es nur suchen.“ Der Kanadier, der sich selbst als „ständig lernenden“ Pianisten bezeichnet, dessen Qualitäten als Sänger allerdings zu offensichtlich für Bescheidenheit sind, wächst auf „My One And Only Love“ über sich und die Konkurrenz hinaus. Den entscheidenden Unterschied machen dabei nicht nur die Songs, sondern vor allem das, was Denzal darin findet. Den Titelstandard etwa, seine Hommage an Shirley Horn, interpretiert er so sanft wie sinnvoll – ohne störende Spuren von Sentimentalität. Die eher obskure Gershwin-Komposition „For You, For Me, For Evermore“ erfüllt er mit zeitloser Zuneigung. Sogar „Stardust“ wirkt dank Denzals begnadetem Bariton gleichzeitig klassisch wie modern. Besonders gelungen sind allerdings ein paar überraschende „Songfindungen“ aus der Popwelt. Stevie Wonders „Happier Than The Morning Sun“, Willie Nelsons „Always On My Mind“, Johnny Nashs „I Can See Clearly Now” und vor allem den Genesis-Hit „Follow You, Follow Me” macht er sich so zu Eigen, dass sie nicht nur unerhört gut, sondern auch wie neugeboren klingen. Gemeinsam mit jungen Jazzlöwen wie dem Gitarristen Russell Malone, dem Saxophonisten Seamus Blake und Brad Turner an Trompete und Flügelhorn spielt der Gentleman mit der schlauen Hornbrille auf diesem dritten Album den vielleicht elegantesten Vocaljazz unserer Zeit. Wer Geschmack und Gefühl sucht, wird hier fündig. Emarcy 06024 987 9694 an eine Frau denkt und auch in trauriger Weise an eine Frau denkt, die er vielleicht noch liebt oder mal sehr geliebt hat? Das sind Gefühle, wenn man sie denn erlebt, die sehr dazu beitragen, die Tiefe zu finden, die Musik braucht. JazzLink: jazzalbum Thomas Quasthoff The Jazz Album – Watch What Happens Deutsche Grammophon 00289 477 6644 Zeit ohne Wiederkehr Jung im Herzen: marK murphy Mark Murphy ist 74 – ein Alter, in dem andere über die eigene Endlichkeit nachdenken. Er jedoch lebt im Heute und blickt ins Morgen. H fessor Longhair und Nick LaRocca, vier Säulenheiligen der Musikszene von New Orleans. Und wie schon auf den beiden ersten Alben, die bei Marsalis Music in der Reihe „Connick On Piano“ erschienen, konzentriert sich Harry ganz aufs Pianospielen und Arrangieren, das Singen überlässt er auf „Chanson du Vieux Carré“ zwei Bandmitgliedern: dem Posaunisten Lucien Barbarin und dem Trompeter Leroy Jones. Die Bigband, in der etwas vom Geist der legendären Jazz orchester der 30er- und 40er-Jahre weiterlebt, war so hervorragend eingespielt, dass sie selbst für neue Arrangements lediglich zwei Takes brauchte, um sie für das Album zu meistern. Harry Connick Jr. Chanson du Vieux Carré Marsalis Music 08749 460 0062 immer ganz einfach waren, und jetzt in einer Lebensphase sind, die ich – wenn man sie denn benennen müsste – als schlicht und ergreifend glücklich bezeichnen würde, dann spürt man das auch in seiner Kunst. Ich glaube, die große Kunst eines Künstlers – ich rede nicht vom Sänger, sondern von einem wirklichen Künstler, und ich hoffe, dass ich mich als ein solcher bezeichnen darf – ist, diese Gefühle abrufbar zu machen: Wie ist jemand, der melancholisch ist? Wie ist jemand, der sich zurückerinnert? Wie ist jemand, der Denzal Sinclaire My One And Only Love Jeune Homme dans le Vieux Carré Für Menschen, die wie Harry Connick Jr. in New Orleans aufgewachsen sind, ist die so genannte Crescent City nicht einfach eine Stadt, sondern Ausdruck eines ganz bestimmten, unveränderlichen Spirits, dessen Herz und Seele man im Vieux Carré (oder French Quarter) findet. In den letzten Jahren schrieb Connick eigene Songs über New Orleans und arrangierte auch einige traditionelle NewOrleans-Stücke, um seiner Band immer wieder neue Musik vorsetzen zu können. Aus diesem Material entstand nun „Chanson du Vieux Carré“. Das Album, das er mit seiner Bigband noch vor dem Wirbelsturm Katrina aufnahm, entstand als Hommage an Connicks Stadt, die nicht nur als offizielle Wiege des Jazz gilt, sondern darüber hinaus eine einzigartige, schillernde Musikszene besitzt. Neben drei selbst geschriebenen Songs präsentiert Connick hier unter anderem Klassiker von Louis Armstrong, Sidney Bechet, Pro- gemacht habe. Wenn uns jemand bei der Arbeit beobachtet hätte, hätte er bemerkt: Wir haben uns gefreut, gelacht und uns amüsiert – geschimpft miteinander haben wir überhaupt nicht. Keine Sekunde. JazzEcho: Es sind viele melancholische und introvertierte Songs auf der CD. Was sagt das über den Sänger Quasthoff? Quasthoff: Das kann ich ihnen ganz einfach beantworten: Wenn Sie 47 Jahre mit einer Schwerbehinderung leben, und in diesen 47 Jahren nicht nur diese Behinderung bewältigen, sondern Beziehungen und auch Beziehungskrisen, die nicht Zwei Takes: harry connick Jr. aben Sie Zeit? Können Sie uns Geschichten aus Ihrem Leben erzählen? Schwierig, so ad hoc? Die Zeit rast eben an einem vorbei und man kann nichts dagegen tun. Wir alle sind ihr ausgeliefert. „In meinem Alter bist du geradezu davon besessen, wie die Zeit deine Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit beeinflusst“, sagt Mark Murphy. Doch immer noch lebt der 74jährige Jazzsänger in der Gegenwart und blickt in die Zukunft – man hört es auf dem neuen Album „Love Is What Stays“, seinem zweiten bei Verve. Viele aus Murphys Generation, viele seiner Kollegen blicken nur noch zurück, manche im Zorn, manche nostalgisch und wehmütig. Doch der Altmeister hat sich seine Leidenschaft bewahrt. Er ist im Herzen jung geblieben. Manche Konflikte seiner lyrischen Ichs wären denen von Erstsemesterstudenten würdig. Spätestens beim zweiten Hören von „Love Is What Stays“ spürt man aber die Tiefe des besten weißen Jazzsängers. 50 Jahre Musikkarriere sind eine lange Zeit, dabei ist es erstaunlich, wie sich der ewige Geheimtipp Murphy gehalten hat, der einst auf Augenhöhe stand mit Ella Fitzgerald, Frank Sinatra und Peggy Lee. Verblüffend, wie jung seine Stimme heute noch klingt. Sie renoviert auf dem neuen Album sogar den Coldplay-Song „What If“. Die Zeit hat es gut gemeint mit seiner eleganten, nonchalanten und elegischen Stimme, die verdammt pathetisch werden kann, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren – die aus der schummerigen Bar eines Robert-Mitchum-Films kommen könnte oder von einer mit Bank im Central Park, die im Herbstlaub fast verschwindet. „Love Is What Stays“ ist das zweite von Trompeter Till Brönner produzierte MarkMurphy-Album und es spinnt den Faden des Vorgängers „Once To Every Heart“ konsequent weiter. Murphy pendelt zwischen schmelzenden Balladen und rauen Midtempos, neben dem ColdplayCover überrascht der Scatvirtuose mit einer Version des Johnny-Cash-Klassikers „So Doggone Lonesome“. Eigenkompositionen sind der Titeltrack und der spontane Spoken-Word-Beitrag „The Interview“. Neben Brönner solieren auf „Love Is What Stays“ auch die Altsaxophon-Legende Lee Konitz, Pianist Frank Chastenier und Keyboarder Don Grusin, vor cinematographisch arrangierten Klangkulissen mit dem Deutschen Symphonie Orchester Berlin. Leitmotiv des neuen Albums ist der einstige MarkMurphy-Hit „Stolen Moments“. Ein Liebespaar stiehlt sich dort ein paar unbeobachtete Momente aus dem reißenden Strom der Zeit, und Murphy nimmt sich auf Albumlänge die Zeit für unerschöpfliche Geschichten. JazzLink: murphy marK murphy Love Is What Stays Verve CD 06025 171 4489 LP 06025 172 1090 Seite 4 Ausgabe 1 • Jahrgang 10 Classics Pablo Peterson Top Ten nenen Compilation „Perfect Peterson“. Die Doppel-CD vereint einige der besten Aufnahmen, die Oscar Peterson für die Labels Pablo und Telarc eingespielt hat. Auf der ersten CD sind Pablo-Aufnahmen aus den Jahren 1953 bis 1986, die zweite lässt Petersons Telarc-Œuvre der 90erJahre Revue passieren. Einfühlungsvermögen, Innovationsgeist und Originalität beweist Peterson zum Beispiel in einer 1976 mit dem Akustikgitarristen Joe Pass gemachten Duo-Aufnahme von George Gershwins „Summertime“, bei der er das klassische Klavichord zu einem veritablen Bluesinstrument umfunktioniert. Zu bewundern gibt es auf „Perfect Peterson“ aber auch technische Kabinettstückchen, bei denen der Pianist sich alles abverlangte und die den Zuhörer atemlos werden lassen: etwa das rasante Duett mit Dizzy Gillespie, das einem Ellingtons „Caravan“ in Überschallgeschwindigkeit durch die Gehörgänge jagt. Der perfekte Peterson eben. Eine Doppel-CD mit seinen besten Aufnahmen auf Pablo und Telarc zeigt noch einmal das ganze Genie Oscar Petersons. A ls 1956 der geniale Art Tatum verstarb, hatte die Jazzkritik in dem aus Toronto stammenden, damals 31-jährigen Pianisten Oscar Peterson längst dessen Thronfolger ausgemacht. Man mag nun einwenden, dass Petersons Zeitgenossen Bud Powell und Bill Evans einen größeren Einfluss auf die Entwicklung des Jazzpianos ausgeübt hätten, doch gab es nach Tatums Tod lange Zeit keinen Pianisten, der mit mehr Feuer, Rasanz, swingender Kraft, Akkuratesse und schierer Virtuosität als Peterson zu spielen verstand. Freilich boten gerade diese Qualitäten bald auch Anlass für Kritik. Da hieß es dann etwa, Peterson spiele zu viele Noten, gäbe technischer Brillanz den Vorzug vor musikalischer Tiefe und sei insgesamt wenig innovativ. Wie sehr diese Vorwürfe jeglicher Grundlage entbehren, zeigen einige Beispiele auf der jetzt erschie- Spielte mehr als nur viele Noten: oscar Peterson Jenseits vom Kleingedruckten A Prestige 08880 723 0157 my.jazz.space Vom Wahren, Schönen, Erlaubten Nebenan gibts Ärger. William Barrington-Coupe, Musikproduzent und Menschenfreund, wollte seiner im vergangenen Jahr verstorbenen Ehefrau Joyce Hatto etwas Gutes tun. Als erfolgreiche Klassik-Pianistin musste sie in den 70ern wegen einer Krebserkrankung ihre Karriere aufgeben. Der treue Gefährte konnte das nicht mit ansehen und so begann er, ihre Aufnahmen mit Einspielungen großer Kollegen zu verschneiden, um der Leidenden und der Welt hehre Kunst vorzugaukeln. Resultat: Die britische Presse jubelte Hatto als Jahrhundertmusikerin in den Himmel, bis unlängst das Identifikationsprogramm eines Musikportals ihre Interpretationen anderen Pianisten zuordnete. Katzenjammer und Empörung! Barrington gab die Fälschungen zu, ein rund hundert CD-Titel umfassendes Gesamtwerk ist plötzlich wertlos. Sagen die Puristen. Schließlich sind Authentizität und Originalität bislang Letztwerte des Künstlerdaseins, die den Stürmen der Postmoderne und der Globalisierung trotzen. Bis der Tabubruch der Hatto-Affäre die romantische Norm relativierte. Denn jahrzehntelang hörten Fans und Journalisten in den Fakes das Geniale der Musik, auch wenn sie deren Urheber gar nicht identifizierten. Mehr noch: Barrington schuf mit seinen Kombinationen eine Art Künstler-Konzentrat, wie es der leistungsbetonten Kulturbürgerlichkeit seit zwei Jahrhunderten als Ideal vorschwebt. „Best of Piano“ in einer Person, die ultimative, unangreifbare Interpretation, weil sie im Kollektiv entstand. Was für ein Glück, dass Jazz nur von eindeutig unterscheidbaren Individuen und Stilisten gespielt wird. Obwohl, wer weiß … Ralf Dombrowski, Jazzkenner und Autor der „Basis-Diskothek Jazz“ (Reclam) 2. Miles Davis My Funny Valentine 3. John Coltrane Impressions 4. John Coltrane One Down, One Up: Live At The Half Note 5. Bill Evans Sunday At The Village Vanguard 6. Sly And The Family Stone Stand! 7.Robert Johnson 1st Recordings (1936) 8.Jimi Hendrix Are You Experienced? 9.Take 6 Take 6 10.Glenn Gould Bach: Goldberg-Variationen (1955) Zwei legendäre LPs des Bassisten und Komponisten Charles Mingus sind jetzt auf CD erschienen. I dass ihn sein Vertrag mit Prestige noch zu vier weiteren Alben verpflichtete. Ohne mit der Wimper zu zucken, spielte der Meister sie mit seiner phänomenalen Band in zwei Tagen ein, am 11.05. und 26.10.1956: „Cookin’“, „Relaxin’“, „Steamin’“ und „Workin’“ heißen sie. Um es kurz zu machen: „Cookin’ With The Miles Davis Quintet“ ist eines der besten Jazzalben aller Zeiten. Es steht auf der Schwelle zwischen Hardbop und Cool. Es lässt das Genie des jungen John Coltrane erahnen. Paul Chambers und Philly Joe Jones waren nie „tighter“ als auf diesem Album. Auch wenn es damals ihr Ende war, auf „Cookin’“ hört man noch heute wie gut sie waren! Miles Davis Cookin’ (Rudy van Gelder Remaster) Pablo 08880 723 0078 1. Miles Davis Kind Of Blue ParisSessions Eines der besten Jazzalben aller Zeiten nahm das Miles Davis Quintett auf, weil es musste, nicht weil es wollte. ll good things must come to an end“ lamentierte Ira Gitler in den Linernotes des Albums „Cookin’“. Die gute Sache, die Gitler meinte, fand im Frühling 1957 ihr Ende, und zwar als sich das Miles Davis Quintett auflöste: mit John Coltrane, Red Garland, Paul Chambers und Philly Joe Jones – es war die damals beste kleine Combo im Modern Jazz. Miles Davis hatte es kurz davor eilig mit einem ganz anderen Ende: dem seines Plattenvertrages mit seinem damaligen Label Prestige. Keine so gute Sache war der für ihn persönlich gewesen. Bereits 1951 hatte er dort unterschrieben, Miles war damals ein Junkie. In seiner Autobiographie schreibt er, Prestige war schnelles Geld für süchtige Jazzmusiker, und von denen gab es viele in den 50er-Jahren. Nachdem er den Dämon Heroin besiegt hatte, setzte Davis andere Prioritäten und wechselte umgehend zu Columbia. Ohne dabei zu beachten, Oscar Peterson Perfect Peterson: The Best Of The Pablo And Telarc Recordings John McLaughlin gilt als der technisch versierteste und einflussreichste Gitarrist – nicht nur im Jazz. So überrascht es wenig, dass seine Liste der zehn wichtigsten Jazzalben aller Zeiten nicht immer der klassischen Jazzdefinition entspricht. Ausgekocht: miles davis rgendwann im Oktober 1970 flog Charles Mingus von New York nach Paris, machte an einem Tag eine monumentale Aufnahmesession und fuhr dann sofort wieder nach Hause, wo sich die Dinge für ihn gerade wieder zum Besseren wandten. Das Label America veröffentlichte jenes erstaunliche Material der „Paris Sessions“ auf zwei LPs. Jetzt erscheint es mit umfangreichem Bonusmaterial aus unveröffentlichten Alternativversionen als Doppel-CD: es sind einige der besten Aufnahmen des späten Mingus. Seinen Solisten (etwa Jaki Byard am Piano) ließ er auf den langen Versionen von „Reincarnation Of A Lovebird“ oder „Pithecanthropus Erectus“ hörbar freie Hand, sie holten die Mingus’sche Intensität der Liveauftritte ins Studio, und ihr Zusammenspiel erinnert dabei mehr an den Drive der 50er-Jahre. Herrlich vergleichen lässt sich das Material mit einem fünf Jahre älteren, ehemals verschollenen Livemitschnitt des Bassisten und Bandleaders: „Charles Mingus At UCLA“, ein komplettes Kon- Ein kritischer Patriot am Telefon: charles Mingus zert vom September 1965 von ihm mit einem Oktett. Die Stücke hatte er eigentlich zuvor beim Monterey Jazz Festival aufführen wollen, wozu es damals aber nicht kam. Der Komponist ließ später ein paar Hundert Schallplatten davon pressen und zerstörte dann, wahnsinnig wie er war, das Masterband. Seine Witwe, Sue Mingus, machte die Aufnahme der Öffentlichkeit wieder zugänglich. Der Gott der Avantgarde auf zweien seiner kreativen Höhenflüge. Der Soundtrack zum Weltuntergang Himmel, Donner, AbbeY lincoln. Ihr großartiges Verve-Debüt erscheint in neuer Auflage. E inen apokalyptisch anmutenden Titel wählte Abbey Lincoln 1990 für ihr erstes Verve-Album: „The World Is Falling Down“. Auch das Cover, auf dem sich die stets engagierte Sängerin den gedankenschweren Kopf hält, verhieß nichts Gutes. In Wirklichkeit hatte Abbey Lincoln damals allen Grund zu frohlocken. Zwanzig Jahre lang hatte sie nur wenige Alben unter eigenem Namen herausgebracht, und von denen lösten lediglich zwei (die Billie-HolidayTribute für Enja Records) Resonanz bei der Jazzpresse aus und fanden größere Verbreitung. Mit „The World Is Falling Down“ stand Abbey dann plötzlich im internationalen Scheinwerferlicht. Hervorragend unterstützt von Cracks wie Charlie Haden, Jackie McLean, Clark Terry, Alain Jean-Marie, Ron Carter und Billy Higgins bewies Abbey, dass sie ungeachtet ihrer 60 Jahre noch eine Menge Feuer besaß. Tatsächlich hätte sie dem Album auch den Titel eines anderen ihrer selbst geschriebenen Songs auf „The World Is Falling Down“ geben können: „I Got Thunder“, denn mit einem musikalischen Donnerschlag meldete sie sich zurück! Weitere Aufnahmen mit so illustren Stargästen wie Stan Getz, Pat Metheny, Steve Coleman, Roy Hargrove, Stanley Turrentine, Hank Jones, J.J. Johnson, Lucky Peterson und den Staples Singers sollten folgen und Abbeys Ruf, eine der größten und eigenwilligsten Jazzdiven der 90er-Jahre zu sein, konsolidieren. JazzLink: lincoln Abbey Lincoln The World Is Falling Down Emarcy 06024 984 2433 Engagiert: abbey Lincoln charles mingus In Paris – The Complete America Sessions Emarcy 06024 984 2958 (2 CDs) charles mingus Charles Mingus At UCLA Emarcy 06024 984 2759 Ausgabe 1 • Jahrgang 10 Seite 5 Feedback Freibier für alle! Die Luft flimmert Hat keith jarrett mit seinem Konzert in der Carnegie Hall das legendäre in Köln noch überflügelt? Entdeckte das Fragment: keith jarrett 1975 nahm Manfred Eicher für sein junges Label ECM ein Konzert von Keith Jarrett auf, das seitdem Maßstab für jeden als Solist auftretenden Jazzpianisten ist: „The Köln Concert“. Selbst Jarretts spätere Soloeinspielungen wurden, auch wenn der Pianist sein musikalisches Konzept kontinuierlich wandelte, immer wieder in Relation zu diesem epochalen Album gesetzt. Jetzt ist ihm, finden Kritiker und Fans, mit der Doppel-CD „The Carnegie Hall Concert“ das Kunststück gelungen, das „Köln Concert“ noch zu überflügeln. „Die Luft flimmert, das Publikum flippt aus, johlt, pfeift, trampelt minutenlang wie beim Auftritt einer Teenieband“, berichtet „Jazzthing“. „Jarrett spielt fünf Auf dem Bundespresseball geht es weniger steif zu, wenn jamie cullum für die Unterhaltung sorgt. (!) Zugaben, wahrscheinlich grinsend, innerlich absolut mit sich im Reinen; wunderschöne Balladen, farbigen, verschnörkelten Blues, Standards, sogar Boogie-Woogie. Wohlgemerkt: Wir sprechen nicht vom ‚Köln Concert‘, jenem orkanähnlichen Outcoming eines damals noch unbekannten, jungen Klavierspielers 1975, sondern von der musikalischen Autobiografie des vielleicht größten lebenden Pianisten, die im September 2005 in der altehrwürdigen New Yorker Carnegie Hall sperrangelweite Münder und wund geklatschte Hände hinterließ. Ein Jahrzehnt lang war der heute 60Jährige nicht mehr solo in seiner amerikanischen Heimat aufgetreten. Dazwischen lagen eine schwere Krankheit, die D O Minikonzert, bei dem er den Flügel nicht nur als Tasteninstrument benutzte, sondern auch als Schlagzeug. Er spielte sehr charismatisch ‚I Get A Kick Out Of You‘ und ‚Photograph‘ und erzählte ein bisschen was aus seinem Leben. Zweimal hat er schon für die Queen gespielt. Einmal stand er neben Eric Clapton, als sie sich näherte und ihn fragte, was er denn so mache im Leben. Als er es ihr sagte, antwortete sie: ‚Very nice.‘ Jamie fand die Königin sehr cool. Drei ausverkaufte Tourneen in seiner britischen Heimat und Auftritte in den wichtigsten US-Talkshows markieren außerdem den stürmischen Karriereauftakt des bemerkenswert allürenfreien Pop-Jazzers, der schon früh ein obsessives Interesse für alle Arten von Musik entwickelte und über Miles Davis zum Jazz geraten ist, den er spielerisch mit Popelementen verflüssigt. Er freue sich auf den Abend, sagte er unbefangen. ‚Es gibt ja auch Freibier.‘ Und, nein, es mache ihm gar nichts aus, auf einem Ball zu spielen. ‚Ich mag Partys, und diese hört sich an, als könne man da eine Menge Spaß bei haben.‘“ jamie cullum Catching Tales Emarcy 06024 987 3771 Trio-Trip: The Puppini sisters b der Karrierestart der kessen Puppini Sisters ohne die frechen Flunkereien von Marcella Puppinis Ehemann genauso furios verlaufen wäre, weiß niemand. Dass Mr. Puppini einen gewissen Anteil am überwältigenden Erfolg des erfrischenden Gesangstrios hat, ist aber kaum von der Hand zu weisen. Schließlich tischte er Veranstaltern, deren Interesse er wecken wollte, auf, das Trio habe in seinem Repertoire aus swingenden 40er-Jahre-Klassikern auch so exquisite Ausreißernummern wie Kate Bushs „Wuthering Heights“ und „Panic“ von The Smiths. Den Puppini Sisters blieb es dann überlassen, diese wahrlich nicht leicht zu meisternden Stücke in Windeseile bis zum Auftritt perfekt einzustudieren. Gerade mit ihnen eroberten sie aber das Londoner Publikum im Sturm. Zu finden sind die Titel auch auf dem brillanten Verve-Debütalbum „Betcha Bottom Dollar“, das von der deutschen Kritik mit ebenso großem Jubel begrüßt wurde wie die Konzerte, etwa im Hamburger Club Uebel & Gefährlich. „Die Welt“ schrieb darüber: „Die Italospanierin Marcella Puppini verkörpert den Typ feurig-heisere Brünette mit tragischen Eheproblemen. Die Britin Kate Mullins ist eher so der Typ burschikose Blonde, die vorlauten Exemplaren der Gattung Mann kurzerhand den Arm hinterm Rücken umbiegen würde. Stephanie O’Brian ist der Typ schlanker Sopran, ein wenig Marilyn Monroe in irisch-rothaarig, bei der jeder Mann kurz träumt, er wäre JFK und es gäbe kein Dallas. Als The Puppini Sisters gastierten die drei im Gratis-Abo. ich möchte das JazzEcho gratis frei Haus! Vorname, Name ________________________________________________________ Straße, Nr. ______________________________________________________________ PLZ, Ort ________________________________________________________________ E-Mail _____________________________________________ Geburtsjahr _ ______ Lieblingskünstler _______________________________________________________ Ich höre gern: ECM Progressive/Modern Jazz Jazz Weltmusik keith jarrett The Carnegie Hall Concert ECM 06024 985 6224 Wenn es um die Kunst geht, darf man es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, wissen die Puppini Sisters. Besser als das JazzEcho ist nur das Ja, Dagegen besitzen die zehn Themen aus dem ‚Carnegie Hall Concert‘ die knisternde Spannung von in sich geschlossenen Kapiteln, das Konzert die Qualität einer Suite oder eines guten Buches. Der Dichter bleibt dabei freilich immer derselbe lyrische, kantige, chaotische, melancholische, eigenwillige, geniale Kauz. Nur 30 Jahre nach Köln noch ein Stück altersweiser und deshalb noch ein Quäntchen faszinierender.“ JazzLink: jarrett Drei falsche Schwestern und ein flunkernder Ehemann „Very nice“ findet die Queen jamie cullum ass der aus Essex stammende Jamie Cullum mit Leib und Seele Musiker ist, weiß jeder, der einmal ein Konzert des so gar nicht britischkühlen Künstlers erleben durfte. Jamie ist, ganz im Gegenteil, ein kaum zu zähmendes Temperamentbündel. Die Pianos, auf denen er spielt, traktiert er mit einer solchen Vehemenz, als wolle er die berufliche Zukunft der Klavierstimmer dieser Welt im Alleingang sichern. Seit er im Herbst 2005 sein letztes Album „Catching Tales“ herausgebracht hat, jettet Jamie um die Welt, um das zu machen, was er am liebsten tut: vor ausverkauften Häusern Piano zu spielen, Klavierstimmern neue Arbeit zu verschaffen und zu singen. Im November 2006 machte er auch in Deutschland Zwischenstation, um sechs öffentliche Konzerte zu geben und die gediegene Behäbigkeit des Bundespresseballs im Berliner Hotel Interconti mit einigen fetzig interpretierten Jazz- und Popnummern ein wenig aufzumischen. Im „Tagesspiegel“ konnte man dazu lesen: „Ganz besonders stolz sind sie [gemeint sind die Programmmacher des Bundespresseballs] darauf, mit Jamie Cullum einen neuen Star des populären Jazz gewonnen zu haben, dessen erstes Album sich vor drei Jahren innerhalb von wenigen Monaten allein 2,5 Millionen Mal verkauft hat. Der 25-jährige Brite mit dem wildschönen Gesicht gab gestern schon mal ein temperamentvolles Neuausrichtung seines Trios, das keineswegs unumstrittene ‚Radiance‘ sowie die DVD ‚Tokyo Solo‘. Nun räumt Jarrett, so scheint es, mit seinem Leben auf. Er erzählt, schwelgt, träumt, gestikuliert, analysiert mit einem nach allen Seiten offenen Spektrum und gertenschlanken, bündigen Improvisationen. Er nehme sich jetzt die Freiheit, einer musikalischen Idee exakt jenen Raum zu geben, den sie benötige. Nicht mehr und nicht weniger. ‚Wenn ich das Gefühl habe, ein Stück ist nach anderthalb Minuten vorbei, dann höre ich einfach auf damit.‘ Eine wichtige Erkenntnis. Seine manisch exzessive Art, Motive bis zum Gehtnichtmehr auszuwalzen, brachte den Tastenzauberer früher oft selbst arg in die Bredouille. Soul, Dance, Pop/Jazz (Zutreffendes bitte ankreuzen) JazzEcho A-Nr.: 5285 Postfach 90 06 41 06058 Halle Bestellen Sie jetzt Ihr JazzEcho-Abo, und Sie bekommen nicht nur die neuesten Nachrichten, sondern auch exklusive Vorabinfos, interessante Aktionen und limitierte Sondereditionen viermal im Jahr gratis ins Haus. Einfach den Coupon einsenden oder im Internet Ihre Adresse unter www.jazzecho.de in der Rubrik „Newsabo” eintragen. Wenn Sie eine E-Mail an [email protected] senden, dann erhalten Sie ab sofort den wöchentlichen JazzEcho-Newsletter per E-Mail. Dieses Angebot gilt nur innerhalb Deutschlands. klassisch ausgebildeten Sängerinnen am Donnerstagabend im freundlich gefüllten Uebel & Gefährlich. Stilsicher in Outfit, Auftreten und Terzettharmoniegesang, intonieren sie Swing-Klassiker wie ‚Bei mir bist du schön‘ der Andrew Sisters oder ‚Mr. Sandman‘ der Chordettes und ‚Heebie Jeebies‘ der Bowell Sisters. Ein Trip die Memory Lane entlang. Während sich der Vokalklang weitestgehend an den Vorbildern orientiert, haben die Puppinis das Swing-Repertoire um halbwegs junge Pop-, New-Wave- und Discohits erweitert. Sie gurren Kate Bushs ‚Wuthering Heights‘, Blondies ‚Heart Of Glass‘, Gloria Gaynors ‚I Will Survive‘ und ‚Panic‘ der Band The Smiths, dem Inbegriff britischer Teenagerdepressionsmusik. Im Uebel & Gefährlich vereinen die Lust am Swing und die Puppinis zwei Generationen von Musikhörern, ein Publikum von 25 bis 60. Kaum sind die lockergeswingt, verabschieden sich die Puppinis in die Pause: ‚Mal kurz das Näschen nachpudern.‘ Die Untertreibung des Abends: Dem schwarzen Cocktailkleid-Chic entronnen, erscheinen sie nun in freizügig geschnittenen, roten Knuffelkleidern, wie in zarte Rosenblätter gehüllt. ‚Diese Kleider werden nur vom Willen Gottes gehalten‘, charmiert Kate. Und weil demnächst Weihnachten ist, spurten sie durch ein furioses ‚Jingle Bells‘. Süßer die Glocken nie swingen.“ JazzLink: puppinis The puppini sisters Betcha Bottom Dollar Verve 06025 170 6227 Seite 6 Ausgabe 1 • Jahrgang 10 Shortcuts Kurz angespielt In der Kürze liegt die Würze: Drei Dutzend Rezensionen auf drei Seiten. Neuveröffentlichungen Joey DeFrancesco Live: The Authorised Bootleg (feat. George Coleman) Als die Hammond-B-3-Legende Jimmy Smith 2005 verstarb, stand für die Jazzwelt fest, dass als Thronnachfolger nur Joey DeFrancesco in Frage kommen würde. Wie der Pionier der HammondOrgel versteht es Joey, gerade bei seinen Konzerten alle Register seines Könnens und natürlich seines Instruments zu ziehen. Und genau dies tut er auf „Live: The Authorised Bootleg“, seinem achten Album bei Concord, das im bekannten Club Yoshi’s in Oakland mitgeschnitten wurde. Zu Joey DeFrancescos Trio mit Gitarrist Jake Langley und Drummer Byron Landham stieß als Ehrengast der formidable Tenorsaxophonist George Coleman. Bei der Ballade „I’m In The Mood For Love“ ist außerdem die junge Sängerin Colleen McNabb zu hören. Live Maria Circuit Songs In Norwegen schätzt man Live Maria Roggen bereits seit gut zehn Jahren als Interpretin von Jazzstandards, aber auch als Sängerin brasilianischer oder afrikanischer Musik und improvisierende Vokalistin. Außerhalb ihrer Heimat wurde sie vor allem durch die Zusammenarbeit mit der Band Wibutee bekannt. Jetzt legt die 36-Jährige mit „Circuit Songs“ endlich ihr Debütalbum vor. Darauf befinden sich neun von Live Maria und Mitgliedern ihrer Band (darunter Maria Kannegaard und Thomas Strønen) verfasste Songs. Live Marias Musik besitzt teilweise einen ähnlich spröden Charme wie die ihrer Landsfrau Sidsel Endresen, offenbart andererseits aber auch immer wieder Pop-Qualitäten. Ihre „Circuit Songs“ betrachtet sie als Fortführung des musikalischen Konzepts von Wibutee. hen. Und aus diesem Anlass veröffentlicht das vom Schweizer Komponisten und Arrangeur Mathias Rüegg geleitete und multinational besetzte Orchester eine Box mit drei CDs, auf denen sich drei neue aufregende Projekte befinden: Die ersten beiden CDs enthalten musikalische Portraits von 13 weiblichen amerikanischen Hollywood- Ikonen („American Dreams“) beziehungsweise 13 männlichen europäischen Visionären („European Visionaries“). Auf der dritten CD („Visionaries & Dreams“) kommt es schließlich zur Begegnung zwischen Sinnlichkeit und Abstraktion, amerikanischer und europäischer Ästhetik sowie amerikanischem und europäischem Jazz. Emarcy 06025 172 2879 Live Maria Circuit Songs ..................................... Jazzland 06025 171 5519 Various Artists ..................................... Concord 08880 723 0123 ..................................... Ola Kvernberg Trio Night Driver Jazzviolinisten sind eine seltene Spezies. Wachsen hin und wieder Talente nach, fällt jedes neue Gesicht sofort auf. In Person des 26-jährigen Norwegers Ola Kvernberg, der sich erste Sporen in der Gypsy-Swing-Band Hot Club de Norvège verdiente, gibt es nun eine atemberaubende, neue Stimme auf der Jazzgeige zu entdecken. Der virtuose Techniker verbindet auf einzigartige Weise den Swing, den man traditionell mit der Geige im Jazz verbindet, mit einem sehr modernen Jazzvokabular, das er auch um Elemente diverser ethnischer Musikstile erweitert. Exzellente Trio-Partner fand er in Bassist Steinar Raknes und dem schwedischen Schlagzeuger Erik Nylander. Christina Bjordal Brighter Days In Norwegen scheinen gute Sängerinnen und Songschreiberinnen wie Pilze aus dem Boden zu schießen. Silje Nergaard, Beate S. Lech (Beady Belle), Rebekka Bakken und Torun Eriksen haben längst den Sprung auf die großen internationalen Bühnen geschafft. Den versucht mit „Brighter Days“ nun auch die 26jährige Christina Bjordal, die ihre Songs größtenteils mit den Musikern ihres Trios schreibt. Eine kleine Hilfestellung erhielt sie bei zwei Nummern allerdings auch von einem sehr bekannten norwegischen Songwriter-Gespann: Silje Nergaard und Mike McGurk. Für die Aufnahmen von „Brighter Days“ konnte Bjordal zudem prominente Gastmusiker gewinnen: den New Yorker Vibraphonisten Mike Mainieri, den Saxophonisten Bendik Hofseth und das Cikada String Quartet. Verve Today 2007 Längst ein Klassiker unter den Jazz-Compilations in Deutschland, bietet „Verve Today“ auch dieses Jahr wieder einen bunten und kompetent zusammengestellten Querschnitt der aktuellen und kommenden Jazzveröffentlichungen von Universal Music: Das Programm bestreiten diesmal Vienna Teng, Mark Murphy, Dee Dee Bridgewater, Natalie Cole, Christina Bjordal, Denzal Sinclaire, Silje Nergaard, Mario Laginha, Punkt feat. Sidsel Endresen, Meshell Ndegeocello, Medeski Scofield Martin & Wood, die Brazilian Girls, G-Swing feat. Jimi Bazzooka, Thomas Quasthoff, Molly Johnson und – als ExtraBonbon – Johnny Liebling. Und wie stets gibt es zur Musik auch ein Booklet mit Bob French Ella Fitzgerald Marsalis Music Honors Bob French Ella Fitzgerald With Friends For Lovers Alvin Batiste Various Artists Verve Today 2007 Verve 06024 984 6840 ..................................... Paul Brown Vienna Art Orchestra 3 Joey DeFrancesco Live: The Authorised Bootleg (feat. George Coleman) biographischen Kurzvorstellungen sämtlicher Künstler und Bands. White Sand In Anspielung auf den erfolgreichen Rhythm’n’Blues- und Pop-Produzenten und -Star Kenneth „Babyface“ Edmonds wird Paul Brown „Babyface des SmoothJazz“ genannt. Bevor der Gitarrist 2004 sein erstes eigenes Album aufnahm, hatte er schon als Produzent oder Toningenieur mit George Benson, Al Jarreau, Luther Vandross, Larry Carlton, Patti Austin, Earth, Wind & Fire, J.J. Cale, Aretha Franklin, David Sanborn und vielen anderen gearbeitet. Für „White Sand“ lud Brown prominente Gäste wie Al Jarreau, Bobby Caldwell, Boney James, David Benoit, Euge Groove und Rick Braun ein, um mit ihnen eigene Songs und Klassiker wie Joe Zawinuls „Mercy, Mercy, Mercy“, Stephen Stills „For What It’s Worth“ und Burt Bacharachs „I Say A Little Prayer“ auf smooth-jazzige Weise einzuspielen. Marsalis Music Honors Alvin Batiste Vor einem Jahr lancierte Branford Marsalis auf seinem Label die Veröffentlichungsserie „Marsalis Music Honors“, die Musiker ins Scheinwerferlicht rücken soll, die zwar schon seit langem in der Jazzszene präsent sind, aber nie die Anerkennung erhielten, die sie eigentlich verdienten. Nach den beiden Schlagzeugern Jimmy Cobb und Michael Carvin gibt Marsalis diesmal zwei aus seiner Heimatstadt New Orleans stammenden Legenden Gelegenheit, sich und ihre Musik zu präsentieren: dem Klarinettisten Alvin Batiste und dem Schlagzeuger Bob French. Während der 70-jährige Batiste sich einen Namen als Avantgardist machte, ist French, der momentan die legendäre Original Tuxedo Jazz Band leitet, eher ein für New Orleans typischer Traditionalist. Marsalis Music 08749 460 0082 Alvin Batiste Marsalis Music Honors Alvin Batiste Marsalis Music 08749 460 0072 Paul Brown White Sand Wieder und wieder Das erste Mal auf einem Album zusammengespielt haben Schlagzeuger Paul Motian, Tenorsaxophonist Joe Lovano und Gitarrist Bill Frisell 1981, als Motian mit einem Quintett „Psalm“ aufnahm. Drei Jahre später traten sie erstmals als Trio in Erscheinung und nahmen für ECM das Album „It Should Have Happened A Long Time Ago“ auf. Und als solches spielen sie seitdem immer wieder und wieder zusammen, um zeitlos schöne Alben wie nun „Time And Time Again“ mit Standards und Eigenem einzuspielen. Was dieses Trio von etlichen anderen unterscheidet, ist, dass sich die Musiker auch nach so vielen Jahren des Zusammenspiels noch selbst zu überraschen verstehen. Davon profitieren nicht zuletzt auch die Hörer. ..................................... Jef Neve Trio Stan Getz & Antônio Carlos Jobim Their Greatest Hits Ohne den einen wäre die Bossa Nova wahrscheinlich gar nicht erst entstanden und ohne den anderen vielleicht nie in der ganzen Welt so populär geworden. Antônio Carlos „Tom“ Jobim schuf die meisten Klassiker dieses Genres, seine Hits eroberten die Welt und erfreuen sich auch nach Jahrzehnten noch ungebrochener Popularität. Und zu dieser wiederum trugen maßgeblich die Einspielungen des Tenorsaxophonisten Stan Getz bei, der sich in den frühen 60ern mit seinen Bossa-Alben und -Singles mehrfach in den Popcharts platzieren konnte. Diese Compilation mit den größten Bossa-Hits der beiden in den 90er-Jahren verstorbenen Legenden lässt einen das Bossa-Nova-Fieber der frühen 60er-Jahre noch einmal nacherleben. Nobody Is Illegal Die europäische Jazzszene ist heute lebendiger und vielfältiger denn je: Beispiele dafür sind das Tord Gustaven Trio (Norwegen), das Simple Acoustic Trio (Polen), das Esbjörn Svensson Trio (Schweden) sowie die Pianisten Michel Borstlap (Niederlande) und Stefano Bollani (Italien). Nun gesellt sich mit dem Trio des 30-jährigen, in Jazz und Klassik gleichermaßen bewanderten Pianisten Jef Neve auch ein Ensemble aus dem flämischen Teil Belgiens zu den jungen Speerspitzen des zeitgenössischen europäischen Jazz. Auf seinem Major-Label-Debütalbum „Nobody Is Illegal“ schöpft das Trio (manchmal durch ein Bläserensemble verstärkt) gekonnt aus dem stilistischen Reichtum des europäischen Jazz und der Klassik. Jef Neve Trio Nobody Is Illegal Emarcy 06025 171 6747 ..................................... Stan Getz & Antônio Carlos Jobim Their Greatest Hits Verve 06024 984 5401 Vienna Art Orchestra 3 Eine der schillerndsten, versiertesten und international geachtetsten Bigbands Europas feiert dieses Jahr ihr 30-jähriges Beste- Antônio Carlos Jobim Antônio Carlos Jobim For Lovers Verve 06024 984 5484 Peak 08880 723 0147 Jazzland 06025 171 2498 ..................................... Ella Fitzgerald Ella Fitzgerald With Friends For Lovers Verve 06025 171 7043 Emarcy 06024 985 6684 Ola Kvernberg Trio Night Driver Antônio Carlos Jobim For Lovers Mit ihrem natürlichen Charme verzauberte Ella Fitzgerald ihr Publikum, die Kritiker und alle, die beruflich mit ihr zu tun hatten. So wurden viele ihrer musikalischen Partner auch zu engen Freunden. Einige der prominentesten sind auf „Ella Fitzgerald With Friends For Lovers“ mit ihr zu hören: Louis Armstrong, Oscar Peterson, Duke Ellington, Count Basie, Ben Webster, Nelson Riddle, Stan Getz, Benny Carter, Billy May und andere. Die Compilation „Antônio Carlos Jobim For Lovers“ wiederum präsentiert an der Seite des legendären Komponisten, Pianisten, Gitarristen und gelegentlichen Sängers Tom Jobim Partner wie die große Elis Regina und Edu Lobo. Liebhaber sanfter, jazzverwandter Klänge kommen bei diesen Bossa- und Samba-Klassikern voll auf ihre Kosten. Bob French Marsalis Music Honors Bob French Drei Headliner, ein Trio: Paul Motian, Bill Frisell und Joe Lovano treffen sich ab und zu, um zeitlos schöne Alben aufzunehmen. Christina Bjordal Brighter Days Antônio Carlos Jobim Paul Motian Time And Time Again ECM 06025 170 1137 Sein Trio versteht es auch noch nach Jahren, sich gegenseitig zu überraschen: Paul MotiAn (Mitte) Seite Ausgabe 1 • Jahrgang 10 7 Shortcuts neueanzeigen 27.02.2007 14:09 Uhr Seite 5 C Anat Fort A Long Story Obwohl die israelische Pianistin Anat Fort Bill Evans, Keith Jarrett und Paul Bley (und „viel von der Musik, die bei ECM erschienen ist“) zu ihren Haupteinflüssen zählt, ist ihre Musik auf ebenso subtile wie auch unverkennbare Weise von ihrer geographischen Herkunft geprägt. „A Long Story“ ist ihr internationales Debütalbum, das sie gemeinsam mit drei exzeptionellen Improvisateuren aufnehmen konnte: Avantgarde-Klarinettist Perry Robinson, Bassist Ed Schuller und Schlagzeuger Paul Motian. Letzterer hatte zunächst nicht an den Sessions teilnehmen wollen, war dann aber so sehr vom „nahöstlichen Flair“ der Musik begeistert, dass er ECM dieses Album von Anat Fort ans Herz legte. Für die Pianistin wurden da gleich mehrere Träume wahr. Anat Fort A Long Story ECM 06025 170 1416 ..................................... Louis Sclavis L’imperfait des langues Als Louis Sclavis 2005 einen Kompositionsauftrag für ein neues Projekt erhielt, suchte er neue Herausforderungen. Um unvorhersehbare Elemente in das Improvisationsspiel einbauen und eine „neue Syntax“ in seine musikalische Sprache zu bringen, bildete der französische Saxophonist und Klarinettist ein Ensemble mit jungen Musikern: Altsaxophonist Marc Baron, Keyboarder Paul Brousseau und Gitarrist Maxim Delpierre, zu denen noch Schlagzeuger François Merville stieß. So vielseitig wie die Musiker, die schon in den unterschiedlichsten Kontexten arbeiteten, ist auch die Musik von „L’imparfait des langues“ geworden – das Spektrum umfasst experimentelle, elektronische und improvisierte Musik ebenso wie rockige Klänge. Louis Sclavis L’imperfait des langues ECM 06024 987 7897 ..................................... Gianluigi Trovesi, Umberto Petrin & Fulvio Maras Vaghissimo Ritratto Einer einzigartigen Reise durch die westliche Kunstmusik mehrer Jahrhunderte gleicht das neue Album des italienischen Klarinettisten Gianluigi Trovesi. „Vaghissimo Ritratto“ hat er im Trio mit dem Pianisten Umberto Petrin sowie dem Perkussionisten und Elektroniker Fulvio Maras aufgenommen. Das Repertoire enthält neben Eigenkompositionen der drei Musiker auch wundervolle Bearbeitungen von Stücken von Palestrina, Orlando di Lasso, Monteverdi, Josquin Des Prés, Jacques Brel und dem italienischen Popsänger Luigi Tenco, der sich 1967 das Leben nahm, nachdem eines seiner Lieder beim Songfestival in San Remo durchgefallen war. Trovesi, der schon immer ein Meister des melodienseligen Spiels war, übertrifft sich hier selbst. Gianluigi Trovesi, Umberto Petrin & Fulvio Maras Vaghissimo Ritratto ECM 06025 170 9774 ..................................... musikalische Linie fort, die er bereits auf seinen letzten beiden ECM-Alben „Sofienberg Variations“ und „A Year From Easter“ verfolgte. Das Quartett mit Trompeter Arve Henriksen und Schlagzeuger Per Oddvar Johansen wurde durch Cellistin Tanja Orning und die Barockharfenistin Giovanna Pessi zum Sextett erweitert, Violinist Nils Økland durch Gjermund Larsen ersetzt. In seinen detailreichen Kompositionen schmiedet Wallumrød aus Einflüssen von Barockmusik, Folklore, zeitgenössischer Komposition, asiatischer Musik und Jazz eine hoch originelle Ensemblemusik. Frode Haltli Passing Images Auf ECM-Einspielungen konnte man Frode Haltli bisher schon als brillanten Interpreten zeitgenössischer Kompositionsmusik wie auch als Improvisierer von Format hören. Für sein erstes Soloalbum „Looking On Darkness“ nahm er Stücke von Bent Sørensen, Magnus Lindberg, Maja Ratkje und anderen auf. Improvisierend war er zudem an zwei Alben des Saxophonisten Trygve Seim beteiligt. Auf „Passing Images“ zeigt sich der norwegische Akkordeonspieler nun von noch einer anderen Seite. Darauf unterzog er mit Trompeter Arve Henriksen, Violaspieler Garth Knox und Sängerin Maja Ratkje die Musik, die ihn in jungen Jahren inspirierte, einer Revision und warf einen entschieden „traditionsfreien Blick“ auf die Geschichte der norwegischen Volksmusik. Frode Haltli Passing Images ECM 06024 985 6022 ..................................... Various Artists Last King Of Scotland (Original Soundtrack) Junger schottischer Mediziner wird Leibarzt des ugandischen Diktators Idi Amin – diese ungewöhnliche Geschichte verlangt einen passenden Soundtrack. Der britische Filmkomponist Alex Heffes hat einen klassisch orchestrierten Score mit (bisher auf CD praktisch nicht erhältlichem) tanzbarem Funk aus Uganda zusammengebracht – was dabei herauskam, ist laut MTV ein „eklektischer Mix, wie eine Reise durch den afrikanischen Kontinent“, während der Kritiker der „Los Angeles Daily News“ einfach fand, „Der letzte König von Schottland“ habe „den besten und seltsamsten Soundtrack, den ich in diesem Jahr gehört habe.“ Anspieltipp: Angela Kalules Afroversion von „Me And Bobby McGee“ und „Kasongo“ (bringt übrigens heute noch die Tanzflächen von Kampala zum Kochen) von der Afrigo Band, einer der Lieblingsbands von Idi Amin selbst. Various Artists Last King Of Scotland (Original Soundtrack) Decca 475 8488 ..................................... Christian Wallumrød Ensemble The Zoo Is Far ECM 06025 171 7820 ..................................... Roscoe Mitchell & The Transatlantic Art Ensemble Composition/Improvisation Zehn Jahre nach seinem letzten ECMAlbum „Nine To Get Ready“ meldet sich der aus Chicago stammende Saxophonist Roscoe Mitchell mit einem neuen Album zurück: „Composition/Improvisation Nos. 1, 2 And 3“ wurde 2004 bei einem Konzert in der Münchner Muffathalle aufgezeichnet. Bei dieser Gelegenheit präsentierte der Mitbegründer des legendären Art Ensemble of Chicago erstmals das vierzehnköpfige, mit amerikanischen und britischen Musikern besetzte Transatlantic Art Ensemble. In dieser aufregenden Großformation, die sowohl notiertes Material als auch freie Improvisationen spielt, kam es zu einer spannenden Fusion von Mitgliedern aus Mitchells Band The Note Factory und Evan Parkers Electro-Acoustic Ensemble. Roscoe Mitchell & The Transatlantic Art Ensemble Composition/Improvisation Nos. 1, 2 And 3 ECM 06025 171 6989 ..................................... John Abercrombie The Third Quartet Seit nunmehr sieben Jahren spielt das John Abercrombie Quartet in der Besetzung mit Violinist Mark Feldman, Bassist Marc Johnson und Drummer Joey Baron zusammen. „The Third Quartet“ ist nach „Cat’n’Mouse“ (2000) und „Class Trip“ (2003) das dritte Album des immer geschlossener agierenden Ensembles und bei ECM bereits Abercrombies 25. Album als Leader. Mit geradezu traumwandlerischer Leichtigkeit wechselt das Quartett des Gitarristen zwischen Jazz und eher kammermusikalischen Klängen und hält die Musik mit ebenso eleganten wie agilen Improvisationen in ständiger Bewegung. Neben acht Stücken aus der Feder Abercrombies interpretiert die Band diesmal auch Bill Evans’ „Epilogue“ und Ornette Colemans „Round Trip“. John Abercrombie The Third Quartet ECM 06025 170 9776 ..................................... Dino Saluzzi & Anja Lechner Ojos Negros Vor fünf Jahren nahm der argentinische Bandoneon-Virtuose Dino Saluzzi mit dem sehr einfühlsamen norwegischen Schlagzeuger Jon Christensen das ebenso überraschende wie faszinierende Duo-Album „Senderos“ auf. Auf „Ojos Negros“ kommt es nun zu einem weiteren intimen musikalischen Zusammentreffen: Diesmal ist Saluzzis Duo-Partnerin die deutsche Cellistin Anja Lechner, die als Mitglied des Rosamunde Quartetts schon 1996 auf dem von der Kritik enthusiastisch bejubelten Album „Kultrum“ mit dem Argentinier spielte. „Ojos Negros“ kombiniert auf betörende Weise argentinischen Tango und andine Volksmusik mit europäisch geprägter Kammermusik. Dino Saluzzi & Anja Lechner Ojos Negros ECM 06025 170 9757 ..................................... Rudy Van Gelder Remasters Series Der Toningenieur Rudy Van Gelder gehört zu jenen Leuten, die wenig im Rampenlicht stehen und dafür hinter den Kulissen zahlreiche Klassiker des modernen Jazz mitgeprägt haben. In der nach ihm benannten „Rudy Van Gelder Remasters Series“ präsentiert er nun viele „seiner“ legendären Prestige-Alben erstmals in von ihm selbst für CD neu gemasterten Versionen. Herausgebracht werden aktuell das Album „4, 5 & 6“, das 1956 dem gerade 24 Jahre alt gewordenen Altsaxophonisten Jackie McLean zum Durchbruch verhalf, „El Hombre“, das 1967 entstandene soul-jazzige Solodebüt des damals 22-jährigen brillanten Gitarristen Pat Martino, und „Traneing In“, ein früher Klassiker des jungen John Coltrane, 1957 aufgenommen mit dem Trio des Pianisten Red Garland. Jackie McLean 4, 5, and 6 Prestige 08880 723 0155 Christian Wallumrød The Zoo Is Far Auf „The Zoo Is Far“ führt der Pianist und Komponist Christian Wallumrød die Fünf Fragen an Mark Murphy John Coltrane With The Red Garland Trio Traneing In Prestige 08880 723 0156 Was wären Sie geworden, wenn nicht Musiker? Chiropraktiker oder Archäologe. Das Leben könnte so schön sein … ... wenn ich 500.000 Dollar hätte, ja wenn … Es kann mir nichts Schlimmes passieren … ... wenn mein Garten gut aussieht. Der perfekte Song ist … ... fast jeder von Cole Porter. Pat Martino El Hombre Prestige 08880 723 0158 ..................................... Nicht ohne mein … ... eigenes Mikrofon, mein eigenes Trio und den besten Agenten der Welt. Probedruck M Y CM MY CY CMY K Seite 8 Ausgabe 1 • Jahrgang 10 Shortcuts Jazz Club nighthawks Wes Montgomery Die stilbildende Band zwischen Electro Jazz und Ambient Pop! Selten ist der Grat zwischen Jazz und Lounge so schmal, das Balancieren darauf aber so erfolgreich wie bei den Nighthawks. (Stereo, 03/07) Mit großstädtisch - loungigem Jazzpop segeln die deutschen Nighthawks seit 1998 auf Erfolgskurs. (Audio, 03/07) Kennen Sie schon Indie Jazz? TRIBAND Bumpin’ On Sunset Musiker: Wes Montgomery: guitars / Herbie Hancock, Roger Kellaway, Wynton Kelly & Bobby Scott: pianos / Jimmy Smith: Hammond B-3 organ / George Devens, Jack Jennings & Mike Mainieri: vibes / Al Casamenti & Bucky Pizzarelli: guitars / Ron Carter, Paul Chambers, Bob Cranshaw & Richard Davis: basses / Jimmy Cobb & Grady Tate: drums / Ray Barretto, Willie Bobo, Candido Camero, Jack Jennings, Bobby Rosengarden & Joe Wohletz: percussion / Ray Beckenstein, Phil Bodner, Walter Kane, Hubert Laws, George Marge, Romeo Penque, Jerome Richardson, Joe Soldo & Stan Webb: woodwinds / Mel Davis, Bernie Glow, Jimmy Nottingham, Ernie Royal, Clark Terry & Snooky Young: trumpets / Wayne Andre, Jimmy Cleveland, Urbie Green, Quentin Jackson, John Messner, Bill Watrous & Chauncey Welsh: trombones / Don Butterfield & Harvey Phillips: tubas / Jay Alonge & James Buffington: French horns / Margaret Ross: harp / Oliver Nelson, Claus Ogerman, Johnny Pate & Don Sebesky: arrangements & conduction Songs: A Day In The Life / The Shadow Of Your Smile / Up And At It / Bumpin’ On Sunset / The Joker / Movin’ Wes / Impressions / Milestones / The Surrey With The Fringe On Top / Angel / Sunny / OGD (Road Song) / Tequila / 13 (Death March) / Caravan / The Other Man’s Grass Is Always Greener / What The World Needs Now Is Love chestra: Stompin’ At The Savoy / Count Basie & His Orchestra: Honeysuckle Rose / Lionel Hampton & His Orchestra: Flyin’ Home / Jimmy Lunceford & His Orchestra: Stomp It Off Various The Swinging Big Bands Verve 06024 984 3867 Hallo, kleines Fräulein Musiker: Max Greger & sein Orchester Songs: Hallo, kleines Fräulein / Du, du, du / Zwei in einer großen Stadt / Sie will nicht Blumen und nicht Schokolade/ Bei mir bist du schön / Das hab’ ich in Paris gelernt / Das Pfennig-Lied / Das war in Schöneberg / Du hast so wunderschöne blaue Augen / Kauf dir einen bunten Luftballon / Es ist nur die Liebe / Durch dich wird diese Welt erst schön / Unter einem Regenschirm am Abend / Ich hab so Heimweh nach dem Kurfürstendamm / Nachts ging das Telefon / Gern hab’ ich die Frau’n geküsst / Vilja-Lied / Wien, du Stadt meiner Träume / Schwarze Augen / Bei dir war es immer so schön / Warum müssen Jahre vergehen / Wenn der weiße Flieder wieder blüht / Es leuchten die Sterne / Erst wenn’s aus wird sein Various Artists Swinging Jazz Violin Interpreten/Songs: Stéphane Grappelli: Minor Swing / Stuff Smith: April In Paris / Svend Asmussen: Präludium II / Csaba Deseö: Makin’ Whoopee / Stéphane Grappelli & George Shearing: I’m Coming, Virginia / Jean-Luc Ponty: Sunday Walk / Joe Venuti: After You’ve Gone / Svend Asmussen: Prelude For Svend / Stéphane Grappelli: Tangerine / Don “Sugarcane” Harris: Third Time Suspicious / Stuff Smith: Ain’t She Sweet? / The Gypsy Jazz Violin Summit (Zipflo Reinhardt, Schmitto Kling, Nipso Brantner & Hannes Beckmann): Satin Doll / Ray Nance: Some Of These Days / Stéphane Grappelli & George Shearing: Star Eyes / Jean-Luc Ponty: Cat Coach / Didier Lockwood: ADGC / Zipflo Reinhardt: Light Of The Future Aufnahmejahre: 1965 bis 1980 „Erstklassiges Songwriting, hinterlegt mit prallen semi-akustischen Grooves, die mitreißend anders und dabei so originell sind, dass man seinen Ohren kaum traut. Diese Band sollte man kennen.“ Volker Doberstein (Jazz Podium) Verve 06024 984 5996 Max Greger I Got Rhythm Musiker: Helmut Zacharias, Helga Wille, Die Nicolets, Renée Franke, Kurt Edelhagen & His Orchestra, Günter Schnittjer Songs: Swing 48 / Mister Moneymaker / Schwarze Augen / Little White Lies / Ich küsse Ihre Hand, Madame / The Man I Love / Kosakenpatrouille / You Made Me Love You / Mob-Mob / Whispering / 12th Street Rag / Embraceable You / What Is This Thing Called Love? / Das fröhliche Karussell / Mi-No-Mei-Oh / How High The Moon? / C Jam Blues / Blue Moon / I Got Rhythm / Mr. Callaghan / Boogie für Geige / Fiddler’s Boogie / Smoky / Minne-Minne Ha Ha ..................................... Aufnahmejahre: 1964 bis 1968 Wes Montgomery Bumpin’ On Sunset Helmut Zacharias Helmut Zacharias I Got Rhythm Boutique 06024 984 3558 ..................................... Max Greger Hallo, kleines Fräulein Horst Winter Boutique 06024 984 5696 Ich mache alles mit Musik Musiker: Horst Winter Songs: Ich mache alles mit Musik / Für eine Nacht voller Seligkeit / Komm doch in meine Arme / Carlton / Mein kleiner Teddybär / Traum, hülle mich ein / Fräulein Madeleine / Amorcito mio / So schön wie heut’, so müsst es bleiben / Unter dem Tropenhimmel / Peter, Peter, wo warst du heute Nacht? / Ja, das ist meine Melodie / Ti-Pi-Tin / Du und ich im Mondschein / Pampas / Melodie In Moll / Congo / Ich nenne alle Frauen Baby / Ich hab dich und du hast mich / Urwaldmelodie / Studie in F / Du und ich / Frauen sind keine Engel / Heut’ sehnt sich mein Herz nach dir Various Artists Swinging Jazz Violin ..................................... Fritz Schulz-Reichel Midnight Piano Musiker: Fritz Schulz-Reichel: piano / u.a. Songs: I Fall In Love With You Every Day / Goody Goody / Auf dem Dach der Welt / Exactly Like You / How Deep Is The Ocean? / Deep Purple / Cheek To Cheek / Wrap Your Troubles In Dreams / Sur le pont d’Avignon / Wenn die kleinen Veilchen blühen / Rain / For Sentimental Reasons / Unter einem Regenschirm am Abend / I Can’t Give You Anything But Love / Küss mich, bitte bitte küss mich / Because Of You / In The Blue Of Evening / S’Wonderful / Merci, mon ami / Just Another Day Wasted Away / Sonny Boy / Who’s Sorry Now? / Scusami / Bon soir MPS 06025 171 9095 ..................................... ..................................... The Singers Unlimited in store: 20. April on tour 24.04. Aschaffenburg Colos-Saal (support Mezzoforte) • 25.04. Köln Stadtgarten • 27.04. Fulda Cafe Ideal • 28.04. Wiesbaden Walhalla • 29.04. Pforzheim Domicile • 1.05. München Unterfahrt • 2.05. A. Wien Porgy & Bess • 4.05. Bayreuth Jazzforum • 5.05. Ravensburg City Jazznight • 6.05. Karlsruhe Tempel • 7.05. Duisburg Hundertmeister • 8.05. Mannheim Feuerwache • 9.05. Kassel Theaterstübchen • 10.05. Leipzig Moritzbastei •11.05. Berlin ATrane Feelings Musiker: Len Dresslar, Bonnie Herman, Don Shelton & Gene Puerling: vocals / Don Shelton: alto sax & flute / Eugene Amaro, Moe Koffmann, Gary Morgan, Jerry Toth & Rick Wilkins: reeds / Guido Basso, Bruce Cassidy, Sam Noto & Erich Traugott: trumpets / Bobby Lewis: cornet / Ron Hughes, Bob Livingston & Dave McMurdo: trombones / James Dale & Roger Kellaway: pianos / Ed Bickert, Pat Ferreri & Sigi Schwab: acoustic guitars / Heribert Thusek: vibes / Art Van Damme: accordion / Edgar Lustgarten: cello / Jim Atlas, Chuck Demanico, Don Thompson & Eberhard Weber: double basses / Charlie Antolini, Terry Clarke, Jerry Coleman & Joe Porcaro: drums / Marty Morell & Emil Richards: percussion / orchestras arranged & conducted by Les Hooper, Rob McConnell & Pat Williams Songs: Sleep Loved / We Could Be Flying / I’m Shadowing You / Where Or When? / Feelings / Impossible / Wave / So Many Stars / Ecstasy / She Was Too Good To Me / Look Around / Invitation / You’ve Got A Friend / The Trouble With Hello Is Goodbye / Laura / Where Is The Love? / Eventide / We’ve Only Just Begun JEFF CASCARO Die Soul Gesangsentdeckung The Singers Unlimited Feelings MPS 06025 171 7737 ..................................... Various Artists ...an Professionalität lässt sein Debütalbum jedenfalls nichts zu wünschen übrig. (Fono Forum 6/06) www.nighthawks.eu Jazzecho NH&Tri 2 1 www.triband-music.de www.jeffcascaro.com www.herzogrecords.de 26.02.2007, 16:37:44 Uhr The Swinging Big Bands Interpreten/Songs: Artie Shaw & His Orchestra: The Continental / Charlie Barnet & His Orchestra: Skyliner / Andy Kirk & His Twelve Clouds Of Joy: Walkin’ And Swingin’ / Fletcher Henderson & His Orchestra: Down South Camp Meetin’ / Lionel Hampton & His Orchestra: Air Mail Special / Earl Hines & His Orchestra: Rock And Rye / Count Basie & His Orchestra: Jumpin’ At The Woodside / Chick Webb & His Orchestra: Harlem Congo / Jimmy Lunceford & His Orchestra: For Dancers Only / Charlie Barnet & His Orchestra: Things Aren’t What They Used To Be / Jimmy Dorsey & His Orchestra: King Porter Stomp / Benny Goodman & His Orchestra: One O’Clock Jump / Artie Shaw & His Orchestra: I Get A Kick Out Of You / Chick Webb & His Orchestra: Don’t Be That Way / Jimmy Dorsey & His Or- Various Artists Jazz For Meditation Interpreten/Songs: Alice Coltrane: Blue Nile / Dewan Motihar Trio: Yaad / Joe Harriott-John Mayer Double Quintet: Song Before Sunrise / John Handy & Ali Akbar Khan: Karuna Supreme / Amancio D’Silva: Integration / Randy Weston: The Shang / Yusef Lateef: Bamboo Flute Blues / Dorothy Ashby: For Some We Loved / Tony Scott: Hare Krishna – Hail Krishna Various Artists Jazz For Meditation Horst Winter Ich mache alles mit Musik Boutique 06025 170 9307 ..................................... Fritz Schulz-Reichel Midnight Piano Boutique 06024 984 5640 Freddie Brocksieper Die Trommel und ihr Rhythmus Musiker: Freddie Brocksieper: drums / u.a. Songs: Die Trommel und ihr Rhythmus / Ich wüsst’ so gern, was du dir denkst / Rip-Tip-Tap / So ist es / Ernst und heiter / Kosende Hände / Mir ist’s so leicht / Leise klingt’s über’s Wasser / Rampenlicht / Peinlich / Marys Traum / Improvisation / Ewig denke ich an dich / Verrückte Beine / Excentric / Barcarole / Harmonie / Sicherlich / Taktik / Globetrotter / Melodie / Cymbal-Promenade / Romanze / Kein Problem Verve 06024 984 3727 ..................................... ..................................... Werner Müller Keep Smiling Musiker: Werner Müller, RIAS-Tanzorchester & Rita Paul Songs: Auftakt / Bobby, back einen Kuchen / Promenade / Dinah / Dob’s Boogie / All The Things You Are / Sport und Musik / Küssen, küssen, küssen / How High The Moon? / Keep Smiling / Bouncing In Bavaria / Cherokee / Trumpet Blues / Leap Frog / Trumpet Boogie / I Only Have Eyes For You / Musik für Mizzi / Derby Boogie / Blende auf / Night And Day / Siboney / Lullaby Of Broadway / Katharina / Dob’s Dixie Various Artists Coffee Time Jazz Interpreten/Songs: Ella Fitzgerald: Black Coffee / Noro Morales & His Orchestra: Isla Verde / Paul Desmond: El condor pasa / Lalo Schifrin: Rapaz de bem / Joe Henderson: Boto / Les McCann: Guantanamera / Cal Tjader: It Didn’t End / Kenyon Hopkins: Hard Latin / Baja Marimba Band: Flyin’ High / Chico O’Farrill: A Man And A Woman / Luiz Henrique: A Trip To Brazil / Walter Wanderley: Amazonas / Oscar Brown Jr. & Luiz Henrique: Barra limpa / El Chicano: Señor Blues / Daniel Salinas: Baião / Ramsey Lewis Trio: Bold And Black / Shirley Scott: Blue Bongo / Rotary Connection feat. Minnie Ripperton: I Am The Black Gold Of The Sun Aufnahmejahre: 1949 bis 1994 Freddie Brocksieper Die Trommel und ihr Rhythmus Boutique 06024 985 8394 ..................................... Werner Müller Keep Smiling Bar-Trio Boutique 06024 985 8512 Immer vergnügt Musiker: Bar-Trio Songs: Some Of These Days / Caravan / Limehouse Blues / Tiger Rag / The Snake Charmer / Flat Foot Floogie / A-Tisket, A-Tasket / Whistle While You Work / The Chestnut Tree / Penny Serenade / Wenn ich wüsst’, wen ich geküsst / Bei Kerzenlicht sieht alles so romantisch aus / Ti-PiTin / Hallo Benny / Liebling, was wird nun aus uns beiden / Lieber Sonnenschein / Mit der Liebe spielt man nicht / Dein goldenes Herz / Ich spiel mit dir / Immer vergnügt / Bleib immer bei mir / Auf dem spiegelblanken Parkett / Ja, ja, dreimal ja / Was eine Frau im Frühling träumt Various Artists Coffee Time Jazz Verve 06024 984 5734 Bar-Trio Immer vergnügt Boutique 06024 985 8396 ..................................... Ausgabe 1 • Jahrgang 10 Seite 9 Call & Response Coltranes Knie zitterten Der „Saxophone Colossus“ Sonny Rollins, 76, hat drei seiner bemerkenswertesten Alben für Impulse! eingespielt. Mit Ashley Kahn, 43, der gerade ein Buch über „das Label, das Coltrane erschuf“ verfasst hat, sprach er exklusiv für JazzEcho – auch über „Anzugträger“ im Musikgeschäft, Jazz im Weißen Haus, sein neues Label Doxy Records – und natürlich Impulse!. JazzEcho: Sonny Rollins, haben sie selbst ein Lieblingsalbum aus ihrer Impulse!Zeit? Sonny Rollins: Schwer zu sagen. Ich mag die meisten meiner alten Aufnahmen nicht so gern. Ich bin kein besonders guter Zuhörer, wenn es um meine eigene Musik geht. „Alfie“ schien damals etwas Aufmerksamkeit zu bekommen … aber ich kann Ihre Frage nicht wirklich ehrlich beantworten. Ashley Kahn: Die drei Alben, die Sie bei Impulse! aufgenommen haben – also die drei im Studio, vor dem Livealbum – sind ja enorm unterschiedlich. Es gibt eins mit ihrer aktuellen Band, dann den Soundtrack zu „Alfie“ und natürlich „East Broadway Run Down“ mit Elvin Jones und Jimmy Garrison, meinen Favoriten. Rollins: Ich bin sicherlich ein sehr vielseitiger Musiker. Das hat manchmal gegen mich gearbeitet. Es ist vorgekommen, dass die Leute enttäuscht waren, weil sie erwartet hatten, dass ich nur die Musik meines letzten Albums spiele. Ich kann mich noch erinnern, dass ich mal ashley kahn 1960 Ashley Kahn kommt in Cincinnati, Ohio, zur Welt. 1976Obwohl er eigentlich auf The Clash und The Sex Pistols steht, begeistert er sich für „Mingus, Mingus, Mingus“ – und bald auch „A Love Supreme“. 1984Nach dem Journalismusstudium arbeitet er als Tourmanager für Paul Simon, Peter Gabriel und andere. 1989 „Einmal, für etwa 21 oder 23 Sekunden in den späten 80ern, in einem schwach beleuchteten, Moment hinter der Bühne, bekundete ich hastig einem vorbeilaufenden Miles, wie viel mir seine Musik bedeutet und streckte ihm meine Hand entgegen. Er sah mich an, nahm meine Hand und schüttelte sie. Dann ging er weiter.“ 2001 Aus einem „New York Times“Artikel über Miles Davis’ „Kind Of Blue“ entsteht sein erfolgreiches Buchdebüt „Kind of Blue – Die Entstehung eines Meisterwerks“ (R&B, 2002). Der amerikanische Journalist und Schriftsteller Ashley Kahn hatte schon immer mit Musik zu tun. Anfangs als Fan zwischen Costello und Coltrane, während des Studiums dann als Radiomoderator und freier Journalist, später als Musikredakteur für VH-1, Autor für den „Rolling Stone Jazz & Blues Guide“ und Roadmanager, zum Beispiel für Cassandra Wilson oder Ladysmith Black Mambazo. Auf Tour mit Britney Spears verfasst er einen Artikel über Miles Davis’ „Kind Of Blue“, den er später zu einem Buch über die Entstehungsgeschichte dieses meistverkauften Albums der Jazzgeschichte ausarbeitet. Nach einem weiteren „Ein-AlbumBuch“ über John Coltranes „A Love Supreme“ erscheint dieser Tage sein Porträt über „Impulse! Das Label, das Coltrane schuf“, ebenfalls auf Deutsch bei Rogner & Bernhard. Ashley Kahn, der auch für „The New York Times“, „Mojo“, das japanische „GQ“ und „Jazz Times“ schreibt, lebt in New Jersey. 2002 Auch Kahns Abhandlung über „A Love Supreme – John Coltranes legendäres Album“ ist ein internationaler Erfolg. 2007 „Impulse! Das Label, das Coltrane erschuf“ ist Ashley Kahns „fesselnde Dokumentation des aufregendsten Jazzlabels in der Ära des Rock“ (Pressetext). ASHLEY KAHN Impulse! Das Label, das Coltrane erschuf Rogner & Bernhard ISBN 978-3-8077-1026-6 in einem Club war und ein Mädchen zu ihrem Freund an der Bar sagte, als ich gerade von der Bühne kam: „Schade, ich wollte doch ‚Way Out West‘ hören!“ Das habe ich nie vergessen. („Way Out West“ erschien 1957 – Red.) Aber ich kann nichts dagegen tun. So bin ich eben. Kahn: Das geht wohl vielen Musikern so. Ich habe in einem John-Coltrane-Interview gelesen, dass er sich damals Sorgen gemacht hat, seine Entwicklung könne vielleicht zu schnell für sein Publikum fortschreiten. Aber hat ihn das aufgehalten? Rollins: Ich glaube, es wäre gar nicht möglich gewesen, dass ihn das aufhält. Er konnte an seiner Musik nicht anderen zuliebe herumdoktern. Dafür war er ein viel zu aufrichtiger Musiker. JazzEcho: Wie war Ihre Beziehung zu John Coltrane, Herr Rollins? Im Impulse!Buch werden sie als der Tenorsaxophonist bezeichnet, der Coltranes „Knie zum Zittern brachte“. Rollins: Das klingt sehr schmeichelhaft. Die Tradition verlangt es wohl, dass jede Generation zwei Musiker hat, die als Rivalen gegeneinander gesetzt werden. Aber abseits der Bühne waren wir eng miteinander befreundet. Kahn: Die Tatsache, dass Coltrane ein Stück namens „Like Sonny“ gespielt hat, sagt ja eigentlich alles… Rollins: Das stimmt. Und ich war sehr froh und gleichzeitig beschämt darüber. Meine Gefühle für ihn sind grenzenlos. Es war ein Privileg, zur selben Zeit mit ihm auf dem Planeten zu sein. Und nicht nur seine Musik zu erfahren, sondern ihn wirklich kennen zu dürfen. JazzEcho: War sein Erfolg bei Impulse! ein Grund für sie, auch für das Label aufnehmen zu wollen? Rollins: Nein. Impulse! war damals nur eine von vielen Firmen. Tatsächlich hatte ich anfangs schlechte Erfahrungen mit Impulse!. Später, als Bob Thiele mich persönlich für ein paar Sachen engagierte, war es besser. Aber bei „Alfie“ zu Beispiel war er noch nicht so sehr im Vordergrund wie später. Ich musste mich mit einigen dieser „Anzugträger“, diesen Managern, herumschlagen und das hat bei mir einen schlechten Nachgeschmack hinterlassen. Aber so ist das Geschäft. Das ist es, was auf der anderen Seite der Musik passiert. Es ist ein kontinuierlicher Kampf, auch für Musiker wie John und mich – wir müssen ja auch Geld zum Leben verdienen. Es ist ein nie endender Kampf. Kahn: Ich denke, dass es in jedem Geschäft, bei dem es auf der einen Seite künstlerisches Talent gibt und auf der anderen Unternehmer, die es als zu verkaufende Ware behandeln, immer dieses Tauziehen geben wird. Aber besonders damals, als Sonny bei Impulse! war, gelang es Bob Thiele eine Art kreativer Luftblase zu schaffen, in der die Musiker relativ unabhängig von Marketinginteressen schaffen konnten, was sie wirklich erschaffen wollten. Rollins: Stimmt. Bob Thiele war ein feiner Mensch. Ich bin ihm immer noch dankbar. Kahn: Ich denke, das ging vielen Musikern so. Alice Coltrane, die ja neulich erst gestorben ist … Rollins: Was für ein Schock das war! Kahn: Total überraschend. Sie war ja nicht mal krank. Auf jeden Fall hatte sie – und mit ihr auch Labelkollegen wie Archie Shepp oder Chico Hamilton – gro ßen Respekt vor Bob Thiele. Gleichzeitig meinten sie: „Aber man musste auf die ‚Anzugträger‘ aufpassen!“ In meinem Buch versuche ich ja, auch das zu vermitteln. JazzEcho: In der Einleitung schreiben sie: „Seit der erste Musiker seine Unterschrift unter einen Vertrag gesetzt hat, wird die Musikbranche argwöhnisch beäugt. Insgesamt betrachtet, hat sie sich ihren Ruf durchaus verdient.“ Rollins: Dem kann ich nur zustimmen. Kahn: Das beste an dieser Geschichte ist doch, dass Sonny jetzt sein eigenes Label hat. Glückwunsch, Sonny. Rollins: Nun, ich habe ja nicht vor, hier eine richtige Plattenfirma aufzuziehen. Ich werde da nur meine eigenen Sachen veröffentlichen. Kahn: Wenn man Ihre Produktivität bedenkt, ist das an sich ja auch schon eine echte Aufgabe. Rollins: Stimmt. Aber Leute wie Gary Bartz oder so, die ihre eigenen Label haben, müssen sich auch mit diesem ganzen Buchhaltungskram abgeben. Lizenzabrechungen und so. Einige sehr bekannte Musiker, deren Namen ich jetzt nicht nennen will, haben das vor Jahren versucht und bekamen am Ende viel Ärger mit den Musikern, die sie unter Vertrag hatten. Das will ich vermeiden. Ich will nie im Leben „Hauswirt“ sein. Auf Doxy Records werden nur Sonny-RollinsAlben erscheinen. Kahn: John Coltrane dachte ja kurz vor seinem Tod darüber nach, sein eigenes Label zu gründen: Coltrane Records. Das erste Album auf diesem Label sollte „Cosmic Music“ sein. Nach Johns Tod machte Impulse! Alice Coltrane ein sehr gutes Angebot, diese Musik auf Impulse! zu veröffentlichen. Das führte schließlich auch zu ihrer eigenen Plattenkarriere. Rollins: Das wusste ich nicht. Hatte Bob Thiele etwas damit zu tun? Kahn: Absolut. Rollins: Das dachte ich mir. Gut. JazzEcho: Als Sie Ihr Label „Doxy“ genannt haben, haben sie da auch an den Song gedacht, auf dessen Akkordwechsel Sie Ihre Komposition „Doxy“ aufgebaut haben? Immerhin hieß er „How Come You Do Me Like You Do?” (Deutsch: „Wieso behandelst du mich so, wie du es tust?“ – Red.) Rollins: (lacht) Nicht wirklich. Aber ich denke es passt… JazzEcho: Irgendwo im Impulse!-Buch findet sich ja auch die Anmerkung, dass schon auf der alten Creed-Taylor-Produktion „The Sound Of New York“ das Foto eines Pornokinos an der 42nd Street zu sehen ist, auf dessen Markise der Film „Impulse“ beworben wird … Kahn: Ich glaube aber nicht wirklich, dass der Name daher kommt. Creed Taylor wollte das Label ursprünglich Pulse nennen. Als er herausfand, dass es schon ein Label mit diesem Namen gab, nannte er es eben Impulse!. Auch die Idee mit dem kleinen i und dem Ausrufezeichen am Ende kam von ihm. JazzEcho: Herr Rollins, mit einigen Titeln auf Ihrem aktuellen Album sind offenbar direkte Erinnerungen verknüpft. „Remembering Tommy“ haben sie für Tommy Flanagan geschrieben und in „Park Palace Parade“ geht es um einen längst geschlossenen Club in Harlem. Dabei verknüpfen sie ja musikalisch die Vergangenheit und die Zukunft. Rollins: Danke, genau das will ich erreichen. Aber im Grunde genommen sind ja die Vergangenheit und die Zukunft ein und dasselbe. Trotzdem gefällt es mir natürlich, dass ihnen das Album gefällt. JazzEcho: Woran erinnern Sie sich noch besonders vom Park Palace? Mir gefällt besonders die Trillerpfeife bei dem Song. Rollins: Park Palace war ein Club, eher sogar eine Tanzhalle in Spanish Harlem an der 110. Straße, also Central Park North. Viele der karibischen und lateinamerikanischen Musiker sind dort aufgetreten. Später fand ich heraus, dass Thelonious Monk öfter dort gespielt hat. Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter oft gemeinsam mit mir daran vorbeigegangen ist – besonders, wenn die zur Karnevalszeit von dort aus ihre Paraden organisiert haben. Die „Tröte“ auf dem Song soll daran erinnern. Kahn: Als jemand, der über alle möglichen Arten von Musik geschrieben hat, muss ich sagen, dass die Jazztradition einige sehr besondere Eigenschaften hat. Eine ist die Erinnerung: Jazzfans und -Musiker sind sich der Tradition sehr bewusst, sie legen viel Wert darauf, woher die Musik kommt. Außerdem ist Jazz sicherlich eine der „porösesten“ Musikrichtungen. Andere Musikstile können so offen und leicht wie nirgends sonst den Jazz beeinflussen oder zumindest in ihn eindringen. Puristen mag das stören, aber allein die Musik gibt da den Takt an. Die Neugier, die im Jazz steckt, gegenüber allen möglichen Klängen, macht diese Musik so einzigartig und gut. Rollins: Ich finde, es ist die großartigste Musik aller Zeiten! Und dabei mag ich andere Musiken – von Calypso bis Tschaikowsky. Aber Jazz ist die offenste „Keine Musikrichtung ist so porös wie der Jazz – das macht ihn so einzigartig.“ und kreativste Musik, die wir haben. Kein Zweifel, Jazz ist das Ding! Es ist einfach so. Es ist die Musik. Jazz transzendiert alle Stile! Sonny Rollins 1930 Am 09.09. kommt Theodore Walter Rollins in New York zur Welt. 1954 Sonny Rollins zählt zu den Innovatoren des Bebop; oft spielt er an der Seite von Miles Davis, mit dem er auch seine Kompositionen „Oleo“, „Doxy“ und „Airegin“ vorstellt. 1959 Im August zieht sich Rollins, der als talentiertester und innovativster Tenorsaxophonist der späten 50er gilt, zurück; seine nächtlichen Proben auf der Williamsburg Bridge aus dieser Zeit sind legendär. 1966Nach dem Quartett-Date „On Impulse“ und dem Soundtrack für „Alfie“ ist das Free-Jazz-Album „East Broadway Run Down“ das dritte Album bei Impulse – anschließend zieht er sich erneut, diesmal für 6 Jahre, von der Musikszene zurück. 1972 Mit „Next Album“, auf dem er erstmals Sopransaxophon spielt und elektronische Instrumente in seiner Band zu hören sind, feiert Sonny Rollins sein Comeback. Sonny Rollins hört auf etliche Namen – seine Eltern tauften ihn Theodore Walter, Mitschüler und Kollegen nannten ihn, wegen der Ähnlichkeit zum Baseballspieler Don Newcombe, Newk. Für Jazzfans ist und bleibt der inzwischen 76-Jährige der „Saxophone Colossus“. Schon aufgrund seiner frühen Bebop-Aufnahmen – etwa mit Bud Powell, Thelonious Monk, Miles Davis, Max Roach oder Clifford Brown – galt Sonny Rollins als Bindeglied zwischen Charlie Parker und John Coltrane. Heute ist er, der seine Heroinsucht überwunden und mindestens drei mehrjährige Rückzüge aus dem öffentlichen Musik-leben gut verkraftet hat, der letzte der großen Modern-Jazz-Mohikaner (obwohl er frisurenmäßig eher als Irokese bekannt war). Anstatt sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, tourt der weißhaarige Gigant nach wie vor regelmäßig und weltweit. Sein aktuelles Albums „Sonny, Please“ (Doxy Records) entstand direkt nach einer Japantour. Sonny Rollins lebt in Upstate New York. 2001 Für „This Is What I Do“ erhält Sonny Rollins, fünfzig Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Albums unter eigenem Namen, zum ersten Mal einen Grammy. 2007 Kurz nach Veröffentlichung von „Sonny, Please“ auf seinem eigenen Label Doxy Records wird ihm der „Polar Prize“ in Schweden verliehen. Es ist die beste Musik, die wir haben. JazzEcho: Auf www.sonnyrollins.com ist ein Video-Podcast, in dem berichtet wird, dass sie immer noch mindestens eine Stunde proben, bevor sie überhaupt zum Soundcheck vor einem Konzert gehen. Rollins: Oh ja, ich bin nach wie vor vom Üben überzeugt. Ich übe jeden Tag und versuche immer noch, es irgendwann mal richtig hinzukriegen. Ich habe noch viel zu lernen. Ich bin bescheiden, ganz wie John. Und bin natürlich glücklich, dass den Leuten meine Musik gefällt. Höher kann man auf dieser Erde nicht hinaus. Außerdem freue ich mich, dass es Autoren wie Ashley Kahn gibt, die den Leuten vermitteln können, dass Jazz die Musik des Planeten ist. Die beste, die wir haben. Kahn: Wenn es mir gelingen sollte, mit derselben Bescheidenheit zu vermitteln, Sonny rollins Sonny, Please Emarcy 06025 170 8620 wie mich Jazz berührt hat – eben nicht nur als Unterhaltung, sondern in Bezug auf meine Sicht der Dinge und der Welt – wäre ich froh. Ich bin mir sicher, dass wir uns in einer besseren Lage befinden würden, wenn man im Weißen Haus bessere Musik hören würde. Rollins: Man sollte es hoffen. Ich für meinen Teil hoffe es jedenfalls. Dabei sollte ich mich da nicht einmischen, weil ich es nicht weiß. Aber ich bin schon davon überzeugt: Wenn diese Leute, die all diese furchtbaren Dinge tun, Jazz hören würden, würden sie gar nicht erst auf diese Ideen kommen. Aber ich weiß nicht, was da zuerst kommt. Ich denke nicht, dass Menschen, die sich mit Jazz beschäftigen, in solche politischen Fiaskos involviert würden. Aber ich weiß es nicht. Schwer zu sagen. JazzLink: rollins Seite 10 Ausgabe 1 • Jahrgang 10 Porträt 1949 Am 29.03. wird Michael Brecker in Philadelphia, Pennsylvania geboren. 1970 Nach dem Studium an der University of Indiana Umzug nach New York, wo sich Brecker mit seinem vier Jahre älteren Bruder Randy Billy Cobhams Band Dreams anschließt. 1974 Formierung der Brecker Brothers. 1979 Gründung von Steps Ahead gemeinsam mit Mike Mainieri. 1981 endgültige Manifestation seines Tons auf Pat Methenys Album „80/81“. 1987 Plattendebüt als Leader mit „Michael Brecker“. 1992 Reunion der Brecker Brothers. 2006 Der schwerkranke Saxophonist spielt mit Pat Metheny, Chick Corea, Jack DeJohnette und John Patitucci sein letztes Album ein. 2007 Wenige Wochen nach seinem Tod erhält Brecker posthum seinen insgesamt zwölften Grammy. Im Mai erscheint „Pilgrimage“, sein letztes Album. Schrieb und spielte mit einem runden Dutzend eigener Alben Musikgeschichte: michael brecker Zeit ist die Essenz Sein früher Tod hat uns einen der wichtigsten Musiker überhaupt genommen. michael brecker war mehr als ein Saxophonist, viel mehr als ein Jazzer. M ichael Brecker war ein Phänomen. Über drei Jahrzehnte gehörte er zu den meistbeschäftigten Jazzmusikern der Welt. Die Zahl der Produktionen, denen er seinen unaufdringlichen Stempel aufdrückte, geht sicher in den vierstelligen Bereich. In einem Interview erinnerte er sich einmal: „Ich weiß noch, wie uns ein Produzent an einem Tag für fünf verschiedene Platten buchte.“ Egal, ob man Frank Sinatra hörte, Diana Ross, Lou Reed, Paul Simon oder Aerosmith: Michael Brecker war einfach immer da. Er war so omnipräsent, dass man sich weder bewusst auf ihn einlassen noch über ihn nachdenken musste. Wenn man sich jedoch auch nur oberflächlich mit Musik – und damit ist keineswegs nur Jazz gemeint – beschäftigte, führte einfach kein Weg an Brecker vorbei. Wenn man sich gezielt auf ihn einließ, Ton für Ton seinen wuchernden Saxophonläufen folgte und in seinem vollen, warmen Ton badete – welche Offenbarung erlebte man dann, technisch wie musikalisch! Sein langjähriger Weggefährte Pat Metheny beschreibt es so: „Sein Sound ist die eine Sache. Du kannst drei Tenorsaxophonisten in einen Raum stellen, egal wen, und er wird immer noch doppelt so laut sein. Er hat einen riesigen Sound. Das bereitet ihm sogar Probleme mit seinem Hals, weil er einfach derartig viel Luft in sein Horn presst. Ein Gigant. Schon das unterscheidet ihn von allen anderen. Aber auch in harmonischer Hinsicht ist er eine Ausnahmeerscheinung. Ich kenne keinen anderen Musiker, egal auf welchem Instrument, der so viele Wege kennt, um von A nach B zu kommen. Sein harmonisches Wissen ist geradezu enzyklopädisch. Das kommt natürlich von Coltranes Idee, so viel neues Material wie möglich zwischen zwei Akkorde zu packen und somit die bloße Substitution zu überwinden. Er findet stets logische Verbindungen zwischen völlig unterschiedlichen Dingen. Es ist, als würde er Teppiche weben.“ Und weiter: „Eine spezielle Eigenschaft ist sein Sinn für Zeit. Sein Rhythmusgefühl ist so ausgeprägt, wie ich es noch nie erlebt habe. Er groovt unglaublich. Er kann ganz alleine spielen, und es rockt. Da ist so viel Bewegung in der Musik: Setz ihn an ein Schlagzeug, und er wird sich den Arsch aufreißen. Michael ist ein fantastischer Drummer. Er ist ein Motherf***er. Er klingt wie Elvin Jones.“ Im Dienst der musikalischen Idee Treffender kann man Michael Breckers musikalische Leistung kaum beschreiben. Gemeinsam mit seinem Bruder Randy bildete er Mitte der 70er-Jahre den Kern der Brecker Brothers, einer der stilbildenden Jazzrock-Gruppen. Schon jetzt hätte der Saxophonist zum Star aufsteigen können, doch er zeichnete sich zeitlebens durch ein Höchstmaß an menschlicher Bescheidenheit aus. So holte er selbst bei den Brecker Brothers niemals ganz und gar aus sich heraus, was in ihm steckte, sondern stellte sein ganzes Können stets in den Dienst der musikalischen Idee. Erst Pat Metheny war es, der Brecker 1981 auf seinem Album „80/81“ wachküsste Pat Metheny und ihm ein Maximum an spielerischer Freiheit einräumte. Plötzlich war für alle Welt unüberhörbar, dass Brecker der wichtigste weiße Nachfahre John Coltranes war. Erst viel später sollte er auf McCoy Tyners Album „Infinity“ mit Coltranes langjährigem Pianisten und auf „Time Is Of The Essence“ mit dessen Drummer Elvin Jones zusammentreffen. Für Brecker selbst schloss sich damit ein logischer Kreis. „Ich komme ja selbst so sehr von Coltranes Spiel. Ich bin geradezu daraus erwachsen. Er ist mein Haupteinfluss. Es war nur natürlich, dass die Chemie mit Elvin und McCoy funktionieren würde. Ich versuche ständig, über Coltrane zu lernen, zum Beispiel, indem ich Bücher über sein Leben lese. So war es interessant, im Spiel mit den beiden zu erfahren, wie Trane sich mit seiner gewaltigen Kraft in diesem immensen Raum gefühlt haben muss. Elvins Space und Beat sind ein weites, offenes Feld. Da ist viel Raum zu bespielen.“ Für einen Musiker wie Brecker, der selbst an so unglaublich vielen Fremdproduktionen beteiligt war, ist es seltsam, dass er unter eigenem Namen nicht einmal ein Dutzend Alben veröffentlicht hat. Brecker hielt sich nie für einen großen Songschreiber. Er improvisierte lieber oder arbeitete an seinem Ton. Die Errichtung von Denkmälern überließ er anderen. Erst 1986 brachte er sein erstes Album unter eigener Regie heraus. Mit dabei natürlich Pat Metheny. Doch was bedeutete diesem Musiker, der sich stets im Moment auslebte, ein Album? „Es ist nicht nur ein Dokument. Es ist eher ein Fenster in einem größeren Prozess, aber nie der ganze Prozess. Manche Musiker bezeichnen Platten als Sampler. Aber der Begriff Sampler degradiert die Bedeutung einer Platte ein wenig. Für mich ist sie die Kombination großer Mengen von Gedan- Am Schlagzeug ist Michael ein Motherf***er. Da klingt er wie Elvin Jones! ken und Strukturen. Wir schaffen im Studio eine Umgebung, indem wir schreiben und den Dingen einen abstrakten Zusammenhang geben. Dann drücken wir einen Knopf, und das Abstrakte erwacht zum Leben. Dieses Erblühen zu beobachten, ist total aufregend. Nach diesem Prozess spielst du die Musik live, und sie blüht erneut auf und entwickelt sich weiter. Oft bis zu einem Punkt, an dem du die Platte nochmal machen willst. Insofern verstehe ich auch die Leute, die sagen, eine Platte ist nur ein kleiner Sampler. Für mich selbst ist sie aber viel mehr.“ Vergleicht man Breckers eigene Platten mit denen, die er mit den Brecker Brothers einerseits und mit seiner anderen Band, Steps Ahead, andererseits gemacht hat, so ergibt sich ein frappanter Unterschied. In seinen Fusion-Bands versuchte er stets, freundlich, verbindlich, reibungslos zu klingen. Auf seinen Solowerken das komplette Gegenteil: Der Reibungswiderstand war so groß wie möglich. Metheny findet diesen Vergleich ungerecht, denn die Platten zeigen uns heute nur eine Seite der Brecker Brothers. „Er war niemals wirklich sanft. Er war immer ein Roughhouser. Zur Zeit der Brecker Brothers gab es ja dieses Wort Fusion überhaupt noch nicht. Für uns, die wir aus jener Zeit kommen, ist es ziemlich ironisch, dass der Terminus Fusion vor Mitte der 80er überhaupt keine Rolle spielte. Der Begriff, den wir damals benutzten und der diese Musik viel besser beschrieb, war doch eher Jazzrock. Die Brecker Brothers waren wie das Mahavishnu Orchestra. Die erste Platte der Brecker Brothers war Funk, pure Energie. Wenn sie live spielten, waren sie laut und rockig.“ Brecker selbst sah das ein wenig anders. Er fühlte durchaus zwei Herzen in seiner Brust schlagen. „Es gibt Momente, in denen ich mich wie Dr. Jekyll & Mr. Hyde fühle. Ich bin jedoch in vielen verschie- denen Kontexten aufgewachsen, und es gehörte auch immer zu meiner Persönlichkeit, in unterschiedlichen Arenen zuhause zu sein. Ich versuche immer, mich selbst einzubringen, aber die stilistische Spannweite ist sehr groß. Ich bin in Philadelphia aufgewachsen, wo ich viel Rock, Funk und R’n’B, aber auch Jazz hörte. Für mich war es nie ein Problem, in mehr als einem Kontext zu spielen, denn es gibt zwischen den Genres einfach viele Berührungspunkte, viele Ähnlichkeiten. Aber je tiefer ich in den Jazz-Kontext eindringe, desto öfter passiert es mir, dass ich mir eine meiner früheren Platten anhöre und denke, ‚Wow, wer ist das?‘. Manchmal ist es interessant. Andererseits fühle ich mich nie komplett, wenn ich mich nur in einer der beiden Welten bewege. Sie beide machen mich aus. Ich bin jahrelang zwischen den beiden Stilen hin und her geschwankt. Ebenso zwischen elektronischem und akustischem Spiel sowie den vielfältigen Kombinationen beider.“ Ein Drummer, zwei Drummer, drei … Unter Breckers zu Lebzeiten veröffentlichten Platten sind wahrscheinlich „Tales From The Hudson“ von 1996 und „Time Is Of The Essence“ von 1999 jene, auf denen er am vehementesten seine komplette Persönlichkeit manifestiert. Auf letzterer bewegt er sich mit drei verschiedenen Drummern auf drei Zeitebenen. „Die Platte hat sich gewissermaßen entfaltet. Ihr Charakter kristallisierte sich nicht in einem einzelnen Moment. Ich bereitete mich lange darauf vor. Ich wusste, dass ich die Platte im wesentlichen mit einem Orgel-Trio mit Larry Goldings, der in dieser Zeit zu meinen Lieblingsmusikern gehörte, einspielen würde. Erst als ich angefangen hatte, die Musik zu schreiben, kam mir die Idee, mit Zeit zu spielen und mit unterschiedlichen Drummern zu Michael Brecker Nearness Of You Michael Brecker Tales From The Hudson Michael Brecker Time Is Of Essence Michael Brecker Two Blocks From The Edge Michael Brecker Wide Angles Verve 07314 549 7052 Verve 951 1912 Verve 07314 547 8442 Verve 951 2612 Verve 00440 079 1422 arbeiten. Anfangs sollten es nicht drei, sondern zwei sein: Bill Stewart und Elvin Jones. Bill gehörte zu den interessantesten jungen Drummern, die ich kannte. Elvin war nicht verfügbar. Ich war total enttäuscht und fragte Jeff ‚Tain‘ Watts, mit dem ich eine ganz bestimmte Chemie habe. Am Ende musste ich aber die Session verlegen, und dann stand Elvin doch wieder zur Verfügung. Plötzlich hatte ich also drei Schlagzeuger. Ich war total aufgeregt, mit Elvin Jones zu spielen. Ursprünglich basierte mein Album auf einer Platte mit dem Titel ‚Unity‘. Eine LarryYoung-Platte, die in den 60er-Jahren zu meinen Lieblingsscheiben gehörte. Elvin spielte darauf. Er hat immer schon einen immensen Einfluss auf mich gehabt. Als ich darüber nachdachte, wie ich welches Stück für welchen Drummer schreiben sollte, rückte der Zeitaspekt immer mehr in den Vordergrund. Vor allem die individuellen Zugänge zur Zeit.“ Am zweiten Januar-Wochenende 2007 starb Michael Brecker an Leukämie, jener heimtückischen Krankheit, unter der er seit langem litt. Doch er hinterließ der Welt Material für mindestens zwei Alben. Kurz vor seinem Tod noch war er mit Pat Metheny, Chick Corea, Jack DeJohnette und John Patitucci im Studio. „Diese Session war wirklich unglaublich“, erinnert sich Metheny. „Brecker hatte noch die volle spielerische Kraft, die ihn über all die Jahre ausgezeichnet hatte. Doch da kam eben noch dieses besondere Moment hinzu. Dieses Wissen, diese Ahnung … Wir alle spürten, dass das keine normale Session war. Es war ein magischer Moment.“ Ahnung ist eine Kategorie, die über Breckers gesamtem Schaffen stehen könnte. Vielleicht werden wir jetzt erst herausfinden, wer Michael Brecker wirklich war. JazzLink: brecker Breckers letztes Album „Pilgrimage“ erscheint am 21.05. und wird im nächsten JazzEcho ausführlich vorgestellt. Seite Ausgabe 1 • Jahrgang 10 11 Planet Jazz Mama Africa Zu den „eigentlichen Wurzeln des Jazz und Blues“ sowie ihrer eigenen Geschichte als Afro-Amerikanerin dringt die Sängerin Dee Dee Bridgewater auf ihrem Album „Red Earth“ vor. S eit Yusef Lateef, John Coltrane, Pharoah Sanders, Leon Thomas und Randy Weston in den 60er-Jahren anfingen, nach ihren afrikanischen Wurzeln und einer neuen kulturellen Identität zu forschen, haben vor allem Jazzmusiker immer wieder musikalische Ausflüge nach Afrika unternommen. Zwei gelungene Beispiele der jüngeren Vergangenheit waren die Alben „Sarala“ (1995) des Pianisten Hank Jones und „MALIcool“ (2003) des Posaunisten Roswell Rudd. Beide entstanden in enger Zusammenarbeit mit Musikern aus Mali und auf beiden wurden auch Elemente der dortigen Popmusik einbezogen. Der Keyboarder Cheick Tidiane-Seck, der bereits das „Sarala“-Album von Jones koproduziert hatte, stand nun auch der Sängerin Dee Dee Bridgewater bei ihrem „Red Earth“-Projekt in Mali zur Seite. „Seit ein paar Jahren spüre ich tief in meinem Innersten, dass ich meine afrikanischen Wurzeln finden muss“, erzählt Dee Dee Bridgewater. „Also hörte ich mir Musiken aus verschiedenen schwarzafrikanischen Ländern an, in der Hoffnung, dass mich eine von ihnen mit einer besonderen spirituellen Kraft ansprechen würde. Und genau das tat die Musik aus Mali.“ Die Bevölkerung Malis setzt sich aus rund dreißig verschiedenen Ethnien zusammen, und diese kulturelle Vielfalt spiegelt sich natürlich in der Musik des Landes wider, das eine ganze Reihe international bekannter Musiker und Musikerinnen hervorgebracht hat: etwa Salif Keïta, Ali Farka Touré, Kanté Manfila, Oumou Sangaré, Mamani Keïta, Toumani Diabaté, Habib Koité und Boubacar Traoré. Gerade in den letzten Jahren zog das Land deshalb auch immer wieder experimentierfreudige westliche Pop-, Rock- und Bluesstars wie Ry Cooder, Taj Mahal, Bonnie Raitt, Bruce Cockburn, Corey Harris und Damon Albarn (Blur & Gorillaz) an. Und nun also Dee Dee Bridgewater. Im vergangenen Oktober ging Dee Dee Bridgewater für vier Tage in Bamako ins Bogolan Studio (das dem im März 2006 verstorbenen Ali Farka Touré gehörte), um dort „Red Earth“ aufzuneh- men. Gemeinsam mit Cheick TidianeSeck adaptierte Dee Dee zum einen traditionelle Mandingo-Stücke, „afrikanisierte“ aber auch Jazzklassiker wie Mongo Santamarias „Afro Blue“, Nina Simones „Four Women“, Wayne Shorters „Footprints“ und den durch Les McCann und Eddie Harris bekannt gewordenen Song „Compared To What“. Zu Dee Dees eigenem Trio (Pianist Edsel Gomez, Bassist Ira Coleman und Schlagzeuger Minino Garay) gesellten sich etliche Stars der malischen Szene wie die einzigartige Sängerin Oumou Sangaré und der Gitarrist Vieux Touré, Sohn des 2006 verstorbenen Ali Farka Touré. Herausgekommen ist dabei eine wirklich einmalige Fusion aus traditioneller malischer Musik und Jazz. JazzLink: bridgewater Dee dee bridgewater Red Earth Emarcy 06025 172 2829 Marlango: Alejandro Pelayo, Leonor Watling und Oscar Ybarra Spain is different Filmfans kennen Leonor Watling als Schauspielerin aus Pedro Almodóvars Filmen. Aber ganz Spanien kennt sie und ihre Band Marlango. Jetzt soll die Welt sie kennen lernen. L ange war Marlango in Spanien erst einmal „die Band von Leonor Watling“, denn die Schauspielerin kennt jeder Iberer. Ohne einen Finger zu rühren erreichte die 31-Jährige Weltruhm – als komatöse Balletttänzerin in Pedro Almodóvars „Sprich mit ihr“. Kürzlich war Watling in „Paris je t’aime“ zu sehen. Doch während in Frankreich die Begriffe Schauspielerin und Popsängerin fast schon Synonyme sind (Brigitte Bardot, Vanessa Paradis, Charlotte Gainsbourg), möchte Marlango diese Quer- verbindung gar nicht erst vertiefen. Mit seinem zweiten Album hat sich das Trio emanzipiert. Auch wenn sie sich (bereits 1998) in Madrid gründete, hat die Band mit Latin Pop nichts am Sombrero. Marlangos musikalische Welt befindet sich irgendwo zwischen Everything But The Girl, den Doors, Calexico, Radiohead und Tom Waits (immerhin ist der Bandname einem Waits-Song entlehnt). Pianist Alejandro Pelayo kommt von der Klassik, und Oscar Ybarra, Meister der gestopften Trompete, ist aus Chicago. Leonor Wat- ling, Tochter einer englischen Mutter, singt vorwiegend in ihrer Muttersprache. „Automatic Imperfection“, erschienen auf dem Indie-Label Subterfudge, wurde in Spanien vergoldet. Ihr nachtschwärmender Pop soll nun auch bei uns triumphieren. marlango Automatic Imperfection Emarcy 84360 033 9391 Die Träume der Frau Sudoku In den USA mag man die SingerSongwriterin Vienna Teng für ihre zwiespältigen Zwischentöne. Ihr neues Album „Dreaming Through The Noise“ bringt auch uns zum Schwärmen. M DEE DEE Bridgewater: die rote Erde des schwarzen Kontinents Mit seinem neuen Quintett-Album „The Words And The Days“ knüpft der italienische Trompeter Enrico Rava an sein 2003 veröffentlichtes Opus „Easy Living“ an, mit dem er seine Rückkehr zu ECM einläutete. Das Album unterstrich, dass Rava, der seinen lyrischen Trompeten-Sound seit jeher gerne mit freieren Formen kontrastiert, nach wie vor eine der markantesten Stimmen des europäischen Jazz besitzt und ein ebenso phantasievoller wie elegant phrasierender Musiker ist. Das Ensemble, mit dem er „Easy Living“ aufgenommen hatte, spielte zu diesem Zeitpunkt schon vier Jahre zusammen und verstand sich na- hezu blind. Vor der Aufnahme von „The Words And The Days“ gab es nun eine Umbesetzung: Für den virtuosen Solisten Stefano Bollani holte Rava den eher ensembledienlich spielenden Pianisten Andrea Pozza in sein Quintett. Die Band wirkt dadurch noch geschlossener und versteht es hervorragend, in den improvisierten Passagen sofort auf Ravas Stimmungswechsel zu reagieren. Nicht zuletzt bedingt durch das Ausscheiden Bollanis aus dem Quintett erhält diesmal Posaunist Gianluca Petrella mehr Spielraum, sich in Szene zu setzen. Das Repertoire besteht vornehmlich aus neuen Stücken von Rava, Schlagzeuger Roberto Gatto anchmal wünsche ich mir, Gedankengänge so klar aufzeichnen zu können, wie Ian McEwan, etwa in seinem Buch ‚Saturday‘“, meint Vienna Teng auf die Frage nach den Initialzündungen ihrer verzweigten Verse. „Aber dafür müsste ich wohl erstmal so klare Gedankengänge haben wie er. Oder wenigstens etwas weniger vor mich hinträumen“, fügt die 27-Jährige lachend hinzu. Das wirkt bescheiden bis bedauerlich, käme es nicht von einer Frau, die so präzise und poetisch wie kaum eine andere Singer-Songwriterin ihrer Generation Gefühle und Befindlichkeiten in Songs ummünzt. Auf ihrem aktuellen, von Stimmungswechsel Freiere Formen: Enrico Rava und Quintett Gefühle und Befindlichkeiten: vienna teng Larry Klein produzierten Album „Dreaming Through The Noise“ singt die einstige Programmiererin aus San Francisco über gescheiterte Beziehungen („Whatever You Want“), nächtliche Telefonate („Transcontinental, 1:30 A.M.“ – mit Lee Thornburg) oder die Hurrikankatastrophe von New Orleans („Pontchartrain“). Ihre ruhige Stimme zu diesen klaren Harmonien – immer poppig, manchmal jazzy, oft, wie sie es nennt, „kammermusikalischer Folk“ – wirkt gerade so distanziert und involviert, dass es glaubhaft klingt. „Begegnungen, Anekdoten, Frustrationen – all das packe ich in Musik. Nicht immer eins zu eins, aber immer ehrlich“, meint Vienna Teng. „Wer weiß: Vielleicht singe ich eines Tages einen Song über die se betrunkenen Typen, die mich gestern in der Berliner U-Bahn auf Deutsch angemacht haben. Als sie nicht weiterkamen, nannten sie mich ‚Frau Sudoku‘. Seitdem interessiere ich mich für diese Rätsel. Schon seltsam, wie die Dinge manchmal funktionieren.“ JazzLink: teng vienna teng Dreaming Through The Noise Emarcy 06025 171 2694 und Bassist Rosario Bonaccorso. Darüber hinaus unterzieht Rava seine Kompositionen „Dr. Ra And Mr. Va“ und „Serpent“, die er schon auf früheren Alben eingespielt hat, einer erfrischenden Revision. Ganz gleich wie „frei“ der musikalische Kontext ist, Enrico Rava erweist sich hier stets als melodischer, „singender“ Trompeter. JazzLink: rava Enrico rava The Words And The Days ECM 06025 170 9773 Seite 12 Ausgabe 1 • Jahrgang 10 Mix Elektro-Knistern Albumgast: Sidsel Endresen Punctum: „Norwegen hat es erneut geschafft“, schrieb das Musikmagazin der BBC und wählte das „Punkt“-Festival, das seit 2005 in Kristiansand an der „norwegischen Riviera“ stattfindet, zum innovativsten Event jenes Jahres. Die Kuratoren von „Punkt“ – der Produzent Jan Bang und der Schriftsteller Erik Honoré – veröffentlichen ausgehend von dem Projekt Ende April auch eine eigene CD. Dreh- und Angelpunkt von „Crime Scenes“ ist eine Sammlung kürzerer Texte Erik Honorés, die er mit Bang und diversen Albumgästen zu 13 punkt genauen Soundskizzen verarbeitet hat. „Crime Scenes“ featuret internationale Festivalteilnehmer wie David Sylvian, vor allem aber die norwegische Szene Doktor Seltsam mit Nils Petter Molvær, Sidsel Endresen, Arve Henriksen, Audun Kleive und Eivind Aarset. Ihre Version heutiger Elektronik punktet mit Weltmusik, Techno und Spoken Word. Puristen mögen meckern, meinte „All About Jazz“, aber Bangs und Honorés Sound werde langsam eine Marke. Der springende Punkt: ein Klangkonzept, das trotz Experimenten nie den Boden unter den Füßen verliert. „Crime Scenes“ erscheint pünktlich am 23.04. punkt Crime Scenes Verve 06025 1713389 Band mit Bein: brazilian girls Komplett furchtlos: Amy WInehouse Acht Jahre Karneval Fast zehn Jahre mardi graS.BB werden gefeiert: Eine neue CD und eine Konzertfilm-DVD verkürzen das Warten bis zum runden Geburtstag. A ls Mardi Gras.bb sich 1999 zusammentat, um mit ihrem heißen musikalischen Gumbo aus Jazz, Delta-Blues, Rock’n’Roll, Cajun, Funk und anderen Köstlichkeiten die deutsche (sowie internationale) Musikszene durcheinander zu wirbeln, hat wohl kaum einer geglaubt, dass die elfköpfige Band sich lange über Wasser hält. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Sensationelle Erfolge feierte das Ensemble nicht nur in heimischen Gefilden, sondern auch im Rest Europas und in den USA, wo man die Mannheimer sogar zum „Teutonic Phenomenon“ adelte. Jetzt kann die von dem Sänger und gelegentlichen Gitarristen Doc Wenz in brazilian girls Talk To La Bomb Verve 06024 985 0960 Alle Angaben ohne Gewähr. Aktuelle Tournews freitags unter www.jazzecho.de. Misha Alperin 29.04. Coesfeld 15.06. Passau, Festspiele 06.05. Berlin, Kino Babylon 07.05. München, Ampere 09.05. Stuttgart, Theaterhaus 10.05. Köln, Altes Pfandhaus Nik Bärtsch & Pierre Favre 09.04. Stuttgart, Theaterhaus, Jazztage Amy Winehouse singt von Entziehungskuren und schafft es damit an die Spitze der englischen Charts: Qualität setzt sich durch, wenn man sie mit brutaler Offenheit einsetzt. T Jesse Murphy (John Scofield) und Schlagzeuger Aaron Johnston (Omar Sosa, Pete Escovedo, Harry Belafonte) halten das Gesamtkunstwerk zusammen. So seltsam, so sexy und so eigensinnig führen Brazilian Girls die Tradition von New Yorker Über-Bands wie Talking Heads und Deee-Lite in unser Jahrhundert. Passende Unterstützung haben sie in ihren zwei Koproduktionen gefunden: Mark Plati (David Bowie, The Cure, Deee-Lite) und The Cars-Sänger Ric Ocasek. Der JazzEcho-Konzertführer Wildes Kind aumelnd im Spannungsfeld zwischen Talent, Überflieger-Karriere und Exzessen für die Regenbogenpresse – Amy Winehouse schreibt den Mythos des Popstars für 2007 weiter. Wo Kolleginnen sich die Haare blondieren und harmlose Textschablonen trällern, tätowiert sich die 23-jährige Londonerin nackte Frauen auf den Oberarm und singt davon, dass sie nicht zur Entziehungskur will: und wie sie das tut! Die Single „Rehab“ aus Winehouses zweitem Album „Back To Black“ ist ein Gospel, der jede Baptistenkirchenwand wackeln lässt. „Catchy wie Outkasts ‚Hey Ya”, schrieb „News Of The World“. Amy Winehouse ist komplett furchtlos. Auch wenn die neue CD der jungen Frau jüdischer Abstammung an die R’n’B-Girl-Group-Alben der späten 50erJahre und an Northern Soul anknüpft, Brazilian Girls sind keine Band, die sich irgendwie definieren ließe – eher eine verspielte Angelegenheit, die eine Hand voll kosmopolitischer Individualisten aus New York angezettelt hat. Aus dem charismatischen Kontinuum ihres zweiten Albums „Talk To La Bomb“ (aufgenommen in Jimi Hendrix’ legendären Electric Lady Studios) gibt es kein Entrinnen: Trance, Dub und Tango, Neue Deutsche Welle, Brazil, Prog-Jazz und Punk bringen sich dort gegenseitig zur Ekstase. Darüber mäandert das Esperanto der in München und Nizza aufgewachsenen Sängerin Sabina Sciubba, die Französisch, Englisch, Spanisch sowie Deutsch singt, und das manchmal in einer einzigen Textzeile – Wann platzt hier die Bombe? Doch nein, Keyboarder Didi Gutman (Bebel Gilberto, Roy Ayers, Lil’ Louie Vega), Bassist auch wenn Winehouse klingen kann wie Sarah Vaughan, in keinem Moment kommt Retro-Feeling auf. Dafür sind ihre drei- bis vierminütigen Geschichten viel zu modern. In England ging „Back To Black“ auf Platz eins der Charts, „Rehab“ stieg allein aus Downloadverkäufen auf Platz 19 ein. Gar nicht überraschend gewann Amy Winehouse im Februar auch noch den Brit Award 2007 in der Kategorie „British Female Solo Artist“. Bei Redaktionsschluss stand das Album mit 900.000 verkauften Exemplaren kurz vor Tripel-Platin. Amy Winehouse Back To Black Island 06025 171 4211 Swing in the House einer Mischung aus Genie und Wahnsinn geleitete Mardi Gras.bb gleich mit zwei Veröffentlichungen glänzen: Auf der Compilation „Pentalogy“ wird zum einen das Beste aus den ersten fünf Alben der Band vorgelegt und mit „The Exile Itch“ gibt es parallel auch gleich ein neues Album mit ganz frischen Songs und – besonders schön – einer beigepackten DVD mit 90-minütigem Konzertfilm. Urs Leimgruber/OM 06.04. Stuttgart, Theaterhaus, Jazztage George Benson & Al Jarreau 26.06. München , Tollwood 27.06. Mainz, Zeltfestival 29.06. Kempten, bigBOX Johnny Liebling 10.05. Bremen, Römer 11.05. Hannover, Indiego Glocksee 24.05. Hamburg, Knust 25.05. Kiel, Orange Club Stefano Bollani 19./20.04.Hamburg, NDR Studio 10 (Quintett) 22.04. Schwäbisch Hall 29.04. CH-Basel, Schauspielhaus BRanford Marsalis 27.03. Hamburg, Deutsches Schauspielhaus Dee Dee Bridgewater 21.04. Gronau, Bürgerhalle 29.04. CH-Basel, Stadtcasino Frank Chastenier & WDR Big Band 31.03. Köln, Philharmonie 06.05. Köln, Philharmonie 19.05. Köln, Philharmonie 27.05. Düsseldorf 15.06. Köln, Kleiner Sendesaal (Soloprogramm) De-Phazz 24.04. Heidelberg, Karlstorbahnhof 25.04. Hamburg, Große Freiheit 27.04. Dresden, Schlachthof 28.04. Köln, E-Werk 29.04. Darmstadt, Centralstation 30.04. München, Muffathalle 06.05. Karlsruhe, Tollhaus 15.05. Essen, Weststadthalle 17.05. Bremen, Modernes 18.05. Berlin, Postbahnhof Silje Nergaard 24.09. Berlin, Kammermusiksaal 25.09. Dortmund, Konzerthaus 26.09. Karlsruhe, Tollhaus 28.09. Darmstadt, Centralstation 29.09. Kaiserslautern, Kammgarn 30.09. Stuttgart, Theaterhaus 02.10. Bremen, Glocke 03.10. Hamburg, Laeiszhalle 04.10. Kiel, Schloss 07.10. Bielefeld, Ringlokschuppen 08.10. Düsseldorf, Tonhalle 09.10. München Jef Neve 16.05. Berlin, Quasimodo Barbara Dennerlein 13.04. CH-Unterengstringen, Musik Günthart 17.04. A-Wien, Jazzland 18.04. A-Wien, Jazzland 19.04. A-Wien, Jazzland 20.04. A-Wien, Jazzland 21.04. A-Wien, Jazzland 27.04. Würzburg, Augustinerkirche 30.04. Kempten, St. Lorenz Basilika 13.05. Chemnitz, Lutherkirche 20.05. Böblingen, Marienkirche 25.05. CH-Bollingen, Reberhaus Ralph Towner 23.05. Neustadt bei Hannover Vienna Art Orchestra 04.05. CH-Luzern, KKL 05.05. CH-Luzern, KKL 06.05. CH-Luzern, KKL 07.05. A-Wien, Gasometer 08.05. A-Wien, Gasometer 09.05. A-Wien, Gasometer 10.05. A-Innsbruck, Treibhaus 11.05. A-Innsbruck, Treibhaus 16.05. A-Waidhofen, Schlosscenter 17.05. München, Volkstheater 18.05. A-St.Veit, Burgkultur 25.05. CH-Neuchâtel, Korbak Festival 26.05. A-Kremsmünster, Gulda Festival 01.06. Essen, Philharmonie 02.06. Essen, Philharmonie 03.06. Essen, Philharmonie 04.06. A-Graz, GMD 05.06. A-Graz, GMD 06.06. A-Graz, GMD 07.06. A-Dornbirn, Spielboden 08.06. A-Dornbirn, Spielboden 09.06. A-Dornbirn, Spielboden 10.06. A-St. Johann Jan Garbarek 21.04. Bielefeld, Oetkerhalle 22.04. Gronau, Jazzfest (Bürgerhalle) 23.04. Berlin, Philharmonie 24.04. Lübeck, Musik- und Kongresshalle 02.05. Lörrach, Burghof 03.05. Friedrichshafen, Graf-Zeppelin-Haus 04.05. Stuttgart, Theaterhaus 05.05. Kempten, Kornhaus 11.05. A-Wien, Konzerthaus 23.06. St. Ingbert, Alte Schmelze 27.06. München, Tollwood 28.06. Nürnberg, Serenadenhof 29.06. Karlsruhe, Zeltival Tord Gustavsen 03.05. Hamburg, Stage Club 04.05. Koblenz, Café Hahn 05.05. Darmstadt, Centralstation Nach Redaktionsschluss +++ Hamburgs interessanteste Band kehrt zurück. Alles, aber „Nur nicht nach Haus“ wollen Johnny Liebling auf ihrem neuen Album, das Anfang Mai in den Handel kommt +++ Jazz soll angeblich die Lernfähigkeit steigern – das hat eine SoftwareFirma herausbekommen und bringt nun Fremdsprachenkurse mit Jazzkulisse heraus, von wegen: Mit Musik geht alles besser +++ mardi gras.BB Pentalogy Emarcy 06025 172 5910 Wer selbst mehr über den Jazz an sich lernen und wissen möchte, dem sei ebenfalls ab Anfang Mai das neue Lexikon-Hörbuch „99x Jazz“ empfohlen. Jazzmusiker wie Branford Marsalis und Joe Sample erklären dort auf 99 Tracks „straight ahead“, den Swing und das Saxophon +++ G-Swinger: Etienne Mignard und Romain Bno Impressum Mit Gumbo im Studio: mardi gras.BB Auf den ersten Blick mögen traditionelle Swing- und moderne House-Musik nichts miteinander gemein haben. Aber wenn man etwas genauer hinsieht, wird man feststellen, dass der hedonistische Swing in gewisser Weise die ClubbingWelle des House vorwegnahm. So ist es auch kein Wunder, dass in der HouseMusic (der Club-Stil erblickte übrigens ebenfalls in der ehemaligen SwingHochburg Chicago das Licht der Welt) schon seit langem Samples von Jazz- und Swingaufnahmen verwendet werden. Nun entführt das DJ-, Produzentenund Musikerkollektiv G-Swing uns in die Frühzeit des Jazz. Auf dem Album „Swing For Modern Clubbing“ brillieren DJ Brame, Le Major Melon, Jimi Bazooka und andere mit ungemein gewitzten Bearbeitungen von Swing-Klassikern. Den Originalen von der jungen Ella Fitzgerald, Chick Webb, Louis Jordan, Benny Goodman, Fats Waller, Duke Ellington und Nina Simone verpassen G-Swing housige Beats und moderne Sounds. Dabei gingen sie jedoch so respektvoll und musikalisch vor, dass selbst Swing-Puristen an den Bearbeitungen Spaß haben werden. G-Swing Swing For Modern Clubbing Emarcy 06024 984 2213 Herausgeber UNIVERSAL MUSIC JAZZ, Berlin Konzept und Gestaltung G9 Design GmbH, Hamburg Litho RAWA Print und neue Medien GmbH, Hamburg Druck Axel Springer AG, Ahrensburg Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers: Fax: (030) 52007-2597, E-Mail: [email protected] Ihre Adresse hat sich geändert? Dann schicken Sie bitte eine Postkarte mit alter und neuer Adresse und unter der Angabe Ihrer Kundennummer (die Sie im Anschreiben über Ihrem Namen finden) an: JazzEcho, A-Nr. 5285, Postfach 90 06 41, 06058 Halle. 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