Metalworking World 1/2008

Transcription

Metalworking World 1/2008
MARKEN MACHEN SINN
DER SOUND VON
MARKENERFOLG
DAS
WIRTSCHAFTSUND TECHNOLOGIEMAGAZIN
VON SANDVIK
COROMANT
A BUSINESS
AND TECHNOLOGY
MAGAZINE FROM SANDVIK
COROMANT
#1/2008
Cinzia Parolin und
Georgette Bile
Mala Assamoi,
Mitarbeiterinnen
beim italienischen
Fertigungsunternehmen
Bifrangi
DOOSAN INFRACORE
– EINE FESSELNDE GESCHICHTE
GRÜNERE INDUSTRIE
– MACHEN SIE MIT!
HAL GANZ OBEN:
LUFTFAHRTOFFENBARUNGEN
BIFRANGI IM GESCHÄFT:
WARMSCHMIEDE-PROFIS
EDITORIAL
LEIDENSCHAFT UND FACHWISSEN
SIND MOTOREN DER ENTWICKLUNG
MEHR ALS 100 JAHRE ist es her, seit Orville
Wright das erste Flugzeug über einen Sandstrand in North Carolina flog. Bei diesem ersten Flug der Geschichte wurden in etwa zwölf
Sekunden 40 Meter in rund sechs Metern
Höhe zurückgelegt. Die vergleichsweise kurze
Strecke markiert den Anfang einer neuen
Ära und sicherte Orville und seinem Bruder
Wilbur einen Platz in den Geschichtsbüchern.
Ohne den lebenslangen Einsatz für die Sache
wäre der Flug zudem nie zustande gekommen.
DAS FLIEGEN nehmen wir heute als Selbstver-
FOTO: MATS JONHOLT
ständlichkeit hin. Flugzeughersteller bringen
ständig neue, treibstoffeffizientere Flugzeuge
auf den Markt, die Hunderte von Passagieren
über tausende Kilometer transportieren und
vielfältige Transportbedürfnisse stillen. Mit
zunehmender Globalisierung und steigenden Militärausgaben wächst und gedeiht die
Luft- und Raumfahrtindustrie. Doch wie in
allen anderen Fertigungssektoren warten auch
hier Herausforderungen. Die Konkurrenz ist
härter geworden, und um Treibstoffkosten zu
senken, werden große Anstrengungen in die
Verwendung neuer Werkstoffe für leichtere
Flugzeige investiert. Für unsere Forschungsund Entwicklungsleute heißt das, Werkzeuge
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METALWORKING WORLD
zur Bearbeitung dieser neuen, oft komplizierten Materialien zu entwickeln.
Die Luft- und Raumfahrtindustrie ist ein
Kunde mit hohen technischen Ansprüchen.
In dieser Ausgabe der „Metalworking World“
lesen Sie über die Partnerschaft von Sandvik
Coromant mit der Hindustan Aeronautics Ltd.
umfasst Triebwerke für Flugzeuge, Hubschrauber sowie
Luft- und Raumfahrteinsätze. Auch beim
indischen Raumfahrtprogramm spielt HAL
eine wichtige Rolle. Allerdings kann sich in
einem globalen Geschäft wie der Luft- und
Raumfahrtbranche niemand auf seinen Lorbeeren ausruhen. V. Sadagopan, Geschäftsführer für den Bereich Planung und Projekte für
Triebwerke bei HAL formuliert es so: „Was
wir voriges Jahr taten, ist heute veraltet. Alle
großen Fertigungsunternehmen fordern eine
stetige Senkung von Materialverbrauch und
Kosten. Sandvik Coromant hat neben vielen
Verbesserungen die Einführung unseres Qualitätssteuerungskonzepts zur Kostensenkung
unterstützt.“
Wir begrüßen solche Herausforderungen!
Diese Ausgabe der „Metalworking World“
berichtet außerdem über Unternehmen in
Südkorea und Italien, sowie darüber, wie
Sandvik Coromant dem Maschinenhersteller
Doosan Infracore und dem Automobilkomponenten-Zulieferer Bifrangi Kosten sparen und
Produktivität verbessern helfen konnte. Leidenschaft und Fachkenntnisse stehen hinter
der Entwicklung.
Ich hoffe, Sie finden in dieser Ausgabe der
„Metalworking World“ wertvolle Anregungen
für Ihr Unternehmen.
DIE PRODUKTPALETTE VON HAL
KENNETH V. SUNDH
PRÄSIDENT SANDVIK COROMANT
FOTO: KYOUNG WOOK YOON/GETTY IMAGES
INHALT
METALWORKING WORLD #1/2008
TECHNIK
11 KURBELWELLE – EIN WERKSTÜCK
MIT ANSPRÜCHEN
18 DRUCK AUSÜBEN
CoroTurn HP — ein System für HochdruckKühlschmierstoff — ist ein neues Standardhilfsmittel für die Bearbeitung anspruchsvoller Werkstückstoffe, sowohl in Bezug auf
die Bearbeitbarkeit als auch Spankontrolle. Es
eignet sich besonders für Anwendungen auf
Multi-Task- und Vertikaldrehmaschinen sowie
für Drehzentren.
26 SORTEN ERSTER WAHL
Besseres Verständnis für die Bedingungen,
unter denen Wendeplatten arbeiten, hat zur
Entwicklung von Sorten einer neuen
Generation geführt. Wie kann die Produktivität weiter erhöht werden – ohne Kompromisse bei der Bearbeitungssicherheit? Eine neue
Generation von Sorten wird die Leistung der
Wendeplatten in allen Anwendungsbereichen
erweitern und zugleich Sicherheit und hohe
Produktivität bieten.
30 CLEVER UND VARIABEL
Bei Fräsoperationen gilt es, die Qualität von
Bauteil und Oberfläche zu bewahren und
gleichzeitig die Bearbeitungskosten zu senken.
Ein neues Werkzeug, Coromill 490, verändert
das Eckfräsen durch mehr Schneiden.
Kim Woong Bum,
Executive Vice
President, Doosan
Infracore Machine
Tools BG
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4
6
METALWORKING NEWS
BIFRANGI IN ITALIEN:
MANCHE MÖGEN‘S HEISS
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MASCHINENHERSTELLER
SETZT AUF IT
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HAL IN INDIEN:
ÜBER DEN WOLKEN
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METALWORKING NEWS
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DAS REICH DER SINNE
UMWELTBEWUSSTSEIN
ZAHLT SICH AUS
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FOTO: MAHESH BHAT/GETTY IMAGES
Kein Bauteil erfordert so viele Bearbeitungsschritte wie die Kurbelwelle. Das Sandvik
Coromant-Kompetenzzentrum für Kurbel- und
Nockenwellen entwickelt und optimiert
gemeinsam mit Industrie und Maschinenherstellern Prozesse und Werkzeuge.
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METALWORKING WORLD ist ein Wirtschafts- und Technologiemagazin von AB Sandvik Coromant,
811 81 Sandviken, Schweden. Tel: +46 (26) 26 60 00. „Metalworking World“ erscheint drei Mal jährlich in 18 Sprachen.
Sandvik Coromant-Kunden in aller Welt beziehen das Magazin kostenlos. Herausgegeben von Spoon Publishing in Stockholm,
Schweden. ISSN 1652-5825.
Chefredakteurin und verantwortlich im Sinne des schwedischen Presserechts: Pernilla Eriksson. Kontakterin:
Christina Hoffmann. Redaktionsleitung: Lisa Lundqvist. Redakteur: Johan Andersson. Art Director: Erik Westin.
Bildredakteur: Christer Jansson. Technikredakteur: Christer Richt. Deutsche Sprachredaktion: Luise Steinberger, Anne
Rentzsch. Koordination: Monica Åslund. Sprachkoordination: Sergio Tenconi, Karolina Tullberg.
Prepress: Markus Dahlstedt. Coverfoto: Maurizio Camagna.
Unangeforderte Manuskripte werden nicht akzeptiert. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Anfragen bitte an die
Verantwortlichen der „Metalworking World“. In Artikeln vertretene Meinungen und Ansichten werden nicht notwendigerweise
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Zuschriften erbitten wir an: „Metalworking World“, Spoon Publishing AB, Kungstensgatan 21B, 113 57 Stockholm, Schweden.
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Vertriebsanfragen: Monica Åslund, Sandvik Coromant. Tel: +46 (26) 26 60 14. E-mail: [email protected]
Druck: Sandvikens Tryckeri. Gedruckt auf MultiArt Matt 115 g/m2 und MultiArt Gss 200 g/m2 von
Papyrus AB, zertifiziert nach ISO 14001 und EMAS-registriert. Coromant Capto, CoroMill, CoroCut, CoroPlex, CoroTurn,
CoroThread, CoroDrill, CoroBore, CoroGrip, AutoTAS, GC und iLock sind von Sandvik Coromant eingetragene Warenzeichen.
Vijaya Kumar,
leitender
Angestellter in
der Triebwerksfertigung von
HAL
„Metalworking World“ wird zu Informationszwecken herausgegeben.
Die gegebene Information ist von allgemeiner Natur und sollte
nicht als Beratung betrachtet oder als Grundlage für Beschlüsse
oder spezifische Anwendungen benutzt werden. Die Nutzung
dieser Information geschieht auf eigenes Risiko des Benutzers.
Sandvik Coromant kann für direkte,
zufällige Folgeschäden, die aus solcher
Anwendung von Informationen aus dieser
Publikation entstehen, nicht haftbar
gemacht werden.
METALWORKING WORLD
3
NEWS
Die 12 000 Plätze der
Spodek-Halle waren
völlig ausverkauft
IN POLEN AM BALL
Als die brasilianische Nationalmannschaft Russland im Endspiel der
diesjährigen Volleyball-WM am 15. Juli
in Katowice in Polen besiegte, war
dies der fünfte WM-Titel, den das
Team in Folge holte.
Volleyball ist in Polen extrem
beliebt und das WM-Endspiel war
ausverkauft. Sandvik Coromant Polen
entschloss sich, Teil des Ereignisses
zu sein. „Bei jedem der zehn
Endspiele waren unser Logo und ein
Gruß an unsere Kunden an der Bande
zu sehen“, sagt Alfred Zachwiej,
Sandvik Coromant-Geschäftsführer in
Polen. Bei fast allen Spielen waren
sämtliche12 000-Plätze der SpodekHalle belegt und das GoldmedaillenFinale konnten 1,1 Milliarden Fernsehzuschauer in 110 Ländern verfolgen.
„Sandvik Coromant Polen hatte
500 Kunden, autorisierte Vertragshändler und deren Kunden zu ,Lunch
und Spielen‘ eingeladen“, erzählt
MESSEN 2008
SANDVIK COROMANT FÜR MARKANTE
KOSTENEINSPARUNGEN GEEHRT
Die Region Nordost der Industrial Distribution Group (IDG) in
den USA überreichte Sandvik Coromant den 2006 Platinum
Supplier Award (Lieferantenpreis in Platin) für die signifikanten
Kosteneinsparungen, die das Unternehmen im letzten Jahr für
IDG-Kunden erzielt hat.
IDG untersucht im Auftrag von mehr als 100 strategischen
Zuwachspartnern Aufträge, Logistik sowie die Einheitlichkeit
von Produkten. Ausgeführte Serviceleistungen und erzielte
Einsparungen werden dokumentiert. Zum Ende eines jeden
Jahres zollt IDG den drei Besten mit einem Preis-Diner Respekt.
Der Leiter des Produktivitätsteams, Kevin McCall, und die
Verkaufsmanager Toby Grove, Mark Grimes, James Spengler
und Dave Lewandowski von der Region Ost von Sandvik
Coromant nahmen den Preis entgegen.
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METALWORKING WORLD
• Technishow,
11.—15. März,
Utrecht, Niederlande
• METAV,
31. März—4. April,
Düsseldorf
• MACH 2008,
21.—25. April,
Birmingham, Großbritannien
• EMEX,
6.—8. Mai, Neuseeland
• SIAMS,
20.—24. Mai,
Moutier, Schweiz
• Farnborough Air Show,
14.—20. Juli , Großbritannien
• Norden AB,
6.—9. September,
Göteborg, Schweden
• ITF Plovdiv,
24.—29. September, Bulgarien
• IMTS ,
8.—13. September,
Chicago, USA
• Vienna Tec ,
7.—13. Oktober,
Wien, Österreich
• PRODEX,
18.—21. November,
Basel, Schweiz
Zachwiej. „Da es sehr schwierig war,
WM-Karten zu bekommen, brachte
uns das einen enormen Zuspruch“,
sagt er. „Einige unserer Gäste kamen
aus 700 Kilometern Entfernung
angereist. Jeder bekam ein persönliches T-Shirt der polnischen
Nationalmannschaft.“
Wussten s
…dass San ie schon…
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weltweit Nie oromant
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lassungen er130 Lände in
rn hat
SHANGHAI UND
STUTTGART
Im Oktober eröffnete Sandvik
Coromant zwei neue Applicationcenter. Eines, in Shanghai, China, ist auf
den Formen- und Gesenkbau
spezialisiert, das andere, bei Stuttgart,
auf die Automobilbranche.
Sandvik Coromant-Applicationcenter haben zum Ziel, Lösungen
zu entwickeln, die Produktivität und
Kosteneffizienz bei den Kunden fördern.
Das erste Zentrum, etabliert im
schwedischen Sandviken, ist auf Luftund Raumfahrttechnik sowie den
Formen- und Gesenkbau spezialisiert.
DER FRÄSER, MIT DEM
BOHREN SPASS MACHT
DAS WERKZEUG, DAS GEWINDE DREHT
2008 bringt Sandvik Coromant ein
neues Werkzeugkonzept auf den
Markt: CoroThread für die produktive
Fertigung von Gewinden. „Gewindedrehen kommt bei vielen Anwendungen vor und CoroThread 266 wurde
entwickelt, um die Kundenanforderungen an wiederholte Stabilität bei
hoher Präzision und kürzeren
Durchlaufzeiten zu erfüllen“, sagt
Tomas Sjöberg, Leiter des Projekts
CoroThread 266. Das Werkzeug
verfügt über eine fest aufgespannte
Wendeplatte mit extrem hoher
Präzision, die hohe Prozessqualität
sichert. Es wurde speziell für
Anwendungen in der Öl- und Gassowie der Luft- und Raumfahrtindustrie entwickelt, wo SchnittkräfteVariationen Probleme verursachen
können und ist auch für Anwendungen in der allgemeinen mechanischen
Industrie und der Massenfertigung
optimiert. CoroThread 266 ist mit
iLock-Schnittstelle versehen, einem
„breiten Schnittstellen-Konzept für
Werkzeuge für Anwendungen, bei
denen keine Mikrobewegungen
auftreten dürfen“, so Sjöberg. Die
Spannkonstruktion ist einzigartig und
je Werkzeugkonzept verschieden. Die
Wendeplatte wird präzise im
Plattensitz platziert, jegliche
Bewegung ist ausgeschlossen.
Die Schneidkante wird mit hoher
Stabilität gestützt. Zwei Typen von
Wendeplatten werden für verschiedene
Anwendungen erhältlich sein: NormalWendeplatten (M-Toleranzen) für
allgemeines Gewindedrehen sowie
Präzisions-Wendeplatten (E-Toleranzen)
für Anwendungen im Öl-, Gas- sowie
Luft- und Raumfahrtbereich. „Wir
denken, CoroThread wird für die
Gewinde-Fertigung die erste Wahl sein,
besonders für Kunden, die Teile in
engen Toleranzen fertigen“, so
Sjöberg.
Aufbauend auf dem Erfolg des
Schaftfräsers CoroMill 390 wird
Sandvik Coromant Anfang 2008 den
CoroMill 490 auf den Markt bringen.
„Der neue Fräser ist in der Lage,
die Kosten für das Plan- und
,Square‘-Schulter-Fräsen drastisch
zu senken“, sagt Produktspezialist
Hans Lindberg von Sandvik
Coromant. „Er folgt dem Trend hin
zu kleineren Spindeln, kleinen und
mittleren Fertigungslosen und
speziellen Komponentenanforderungen mit reduzierter Schnitttiefe. Der
CoroMill 490“, erläutert er weiter,
„ist mit einer einzigartigen
Wendeplattengeometrie ausgestattet, die Komponenten von hoher
Qualität und produktive, zuverlässige und voraussagbare Leistung
garantiert.“ Seine Vorteile sind
vielfältig: Planfräsen mit exzellenter
Oberflächengüte, Schultern ohne
Schritte und die Tatsache, dass mit
dem Werkzeug auch gebohrt
werden kann. „Sehr anwenderfreundlich und er folgt unserem
Konzept CoroKey“, so Lindberg. Der
Kunde kann die Lagerhaltung
reduzieren und Magazinplätze
freisetzen. Die Vier-SchneidenKonstruktion macht das Werkzeug,
zusammen mit der Empfehlung
höherer Schnittdaten, höchst
kosteneffizient.
Der CoroMill 490 steht für eine
neue Generation WendeplattenFrässorten für alle WerkstoffGruppen – P, M, K, N und S. Jedes
Werkzeug ist mit integrierter
Kühlmittelversorgung und vielen
Steigungen ausgestattet. Die
maximale Schnitttiefe beträgt 5,7
mm bei Durchmessern zwischen 20
mm und 125 mm.
Weitere Informationen in der
nächsten Ausgabe der
„Metalworking World“.
CLEVER KOSTEN SENKEN
Fertigungsunternehmen
war gewählt worden, um
stehen ständig unter
Synergien mit der EMO in
Kostendruck. Das
Hannover zu erzielen. Sie
bedeutet: Wer langfristig
wendeten sich an kleine
überleben will, muss heute
und mittlere Unternehmen
Kosten senken.
aus Italien, Schweden,
Deshalb richtete Sandvik
Tschechien, Slowakien,
Coromant gemeinsam mit
Ungarn, Polen, Spanien
dem japanischen
und Portugal. „Unsere
Mike Nicholson
Maschinenhersteller
Absicht war es, ein
Yamazaki Mazak und dem britischen
Gesamtbild dessen zu vermitteln, was
Software-Entwickler Pathrace eine
möglich ist, um mit einer Investition
Seminarreihe aus, bei der es vor allem
die besten Ergebnisse zu erzielen.
darum ging, wie Wettbewerbsfähigkeit
Und wir wollten zeigen, wie wichtig
mit Investitionen in die richtige
durchdachte Investitionen sind, wenn
Maschinenausstattung gesteigert
man langfristig wettbewerbsfähig
werden kann.
bleiben möchte“, sagt Mike Nicholson
Die Seminare fanden während
von Sandvik Coromant. „Diese Fragen
dreier Wochen im September/
sind für diese Art von Unternehmen in
Oktober 2007 statt. Dieser Zeitpunkt
Europa besonders wichtig.“
Seine Konstruktion
und die Empfehlung
höherer Schnittdaten machen den
CoroMill 490
kosteneffizient
METALWORKING WORLD
5
FOTO: MAURIZIO CAMAGNA
Links: Francesco
Biasion, Präsident und
Gründer von Bifrangi,
mit Produktionsleiter
Roberto Biasion
MANCHE MÖGEN‘S HEISS
Der Standort, die Kleinstadt Mussolente in der italienischen Provinz
Vicenza, mag Low Profile signalisieren. Aber dieser Schein trügt bei Bifrangi,
einem lokalen Zulieferer mit globalem Image. Effiziente Prozesse und
einheitliche Qualität sind die Grundlagen dieser italienischen Erfolgsstory
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METALWORKING WORLD
FOTO: MAURIZIO CAMAGNA
Geschmiedete
Radnaben, noch
glühend heiß
WARMSCHMIEDEN und mechanische Verfahren
sind die Geschäftsidee von Bifrangi. Man
stellt fertige Teile und Rohlinge her, so
Spurkränze, Zahnräder und Radnaben für
verschiedene Industrien. Etwa 40 Prozent der
Produktion sind eigene Produkte – StandardSpurkränze, die nationalen und internationalen
Spezifikationen wie ANSI, DIN, ISO und UNI
entsprechen. 60 Prozent sind Rohlinge und
fertige Teile, die in Auftragsarbeit gefertigt
werden.
Dank seiner hohen Produktionsqualität hat
Bifrangi wichtige Aufträge erhalten. „Kürzlich“, sagt Francesco Biasion, Präsident und
Gründer des Unternehmens, „haben wir fünf
hochautomatisierte Produktionslinien in
Betrieb genommen. Auf ihnen drehen, bohren
und fräsen wir Radnaben für Komponentenzulieferer der Automobilindustrie. Die Bediener
müssen nur Teile auf- und abladen, Werkzeuge
wechseln und die Produktionsqualität
kontrollieren. Eine weitere Produktionslinie
wird demnächst in Betrieb gehen.“
schlüsselfertig im
Rahmen eines Liefervertrags gekauft, der
Werkzeuge und Wendeplatten eines Mitbewerbers von Sandvik Coromant einschloss.
Werkzeuge und Wendeplatten waren rund um
die Uhr in Betrieb. „Nach einem BetriebsmoDIE LINIEN WURDEN
Georgette Bile Mala Assamoi
arbeitet bei Bifrangi in
Mussolente
„Dank ihrer Arbeit
können wir allen
Besuchern unsere
Pforten öffnen –
insbesondere unseren
Kunden. Sandvik
Coromant hat uns
auch geholfen,
Zertifizierungen zu
erlangen und zu
behalten“
nat hatten wir nicht die erwarteten Ergebnisse
erreicht“, sagt Roberto Biasion, Produktionsleiter bei Bifrangi. „Zwar arbeiteten die neuen
Famar-Produktionslinien sehr gut und die
Qualität erreichte unsere Ziele, aber wir
mussten die Maschinen zu oft für Werkzeugwechsel anhalten, und es war schwierig, diese
Stopps vorauszuplanen. Jede Linie hat drei
oder vier Zerspanphasen, und hier traten die
Probleme auf: Es gab plötzlichen Werkzeugbruch, die Abmessungstoleranzen waren
wegen schlechter Spanabfuhr schwer
kontrollierbar und die Werkzeugstandzeiten
❯❯
METALWORKING WORLD
7
„Die Werkzeuge bieten
eine ideale Spanabfuhr
und erleichtern die
Aufspannung des
Werkstücks, weshalb
wir unsere Methoden
für die Qualitätskontrolle radikal ändern
konnten“
8
METALWORKING WORLD
❯❯ unmöglich vorauszusagen.“ Bifrangi bat
Sandvik Coromant um Hilfe. Sandvik
Coromant-Techniker sind es gewohnt,
kritische Situationen zu analysieren, mögliche
Verbesserungen auszuwerten und ihre
Implementierung dann zu begleiten. Sie
verfügen über das nötige Wissen um Produkte
und Prozesse, und für die Auswertung von
Problemsituationen stehen ihnen effiziente
Instrumente zur Verfügung, wie das „Production Improvement Programme“ (PIP) und der
„Productivity Analyzer“ (PA).
auf
denen Bifrangi Radnaben für wichtige Kunden
wie NSK fertigte, mussten zuverlässig und
voraussagbar sein und die Maschinen mussten
wiederholbare Ergebnisse bringen. Ab
September 2006 wurden 15 Produktionsschritte analysiert. Bediener und zwei Sandvik
Coromant-Techniker, Paolo Comis und Diego
Moretto, verbrachten an die 200 Stunden mit
der Analyse dessen, was in der Produktionslinie passiert. „Jede Schicht an jeder Linie wird
von zwei Bedienern gefahren“, sagt Comis,
DIE STANDZEITEN AUF DEN FAMAR-LINIEN,
der als Bindeglied zwischen Sandvik
Coromant und Bifrangi fungiert. „Die
Personalfluktuation ist hoch. Die Arbeiter
haben zumeist wenig Erfahrung mit den
Phasen, in denen Späne produziert werden,
daher hielten wir im Anschluss an die
Schichten oft noch Training ab. Und wir
verbrachten viel Zeit damit, die Arbeiter
während der Schicht zu choachen.“
Die Techniker vermittelten den Bedienern
ein besseres Verständnis der Prozesse und
dafür, wie wichtig es ist, jeden Schritt korrekt
auszuführen. Während die Kompetenz der
Arbeiter wuchs, sammelten die Techniker
selbst wichtige Informationen über die
Prozessabläufe und wo die wichtigsten Probleme auftauchten. Diese Informationen setzten
sie in Verbesserungsvorschläge um. Technikern wie Bedienern wurde klar, dass der
Mensch nie auslernt und dass jeder dem
anderen etwas beibringen kann.
Im November war die Analysephase
beendet, und die zweite Phase des PIP begann,
diesmal mit dem Fokus auf Optimierung und
Kontrolle. Verschiedene Lösungen wurden
❯❯
FOTO: MAURIZIO CAMAGNA
FOTO: MAURIZIO CAMAGNA
Fahrräder erleichtern
das Leben in der
Fabrik von Bifrangi
Warmpressen vom
Feinsten. Oben: ein
Bifrangi-Arbeiter
überwacht eine
Maschine am Display
FOTO: MAURIZIO CAMAGNA
BIFRANGI: ENORME KRÄFTE
Die Wurzeln des italienischen
Zulieferers Bifrangi reichen bis ins 19.
Jahrhundert zurück. In den 1960erJahren entwickelte sich das Familienunternehmen dank Francesco Biasion
und seinem Bruder Gino zu einem
Industriebetrieb. Der Name „Bifrangi“
wurde aus Baision, Francesco und
Gino gebildet. 1967 als Gesellschaft
mit unbeschränkter Haftung gebildet,
entwickelte sich das Unternehmen
nach und nach zur heutigen
Aktiengesellschaft. Das 1980
errichtete Werk in Italien ist – sogar
nach heutigem Maßstab – ungewöhnlich umweltbewusst: Gebäude sind von
Bäumen und Büschen umgeben;
Kühlwasser fließt durch mit Karpfen
und Krabben bevölkerte Teiche, und
die Kantinenköche verwenden
vorrangig Gemüse, Obst und Fleisch
von Bauernhöfen, die sich im Besitz
des Unternehmens befinden.
Anfangs war Bifrangi eine
Warmschmiede, die ausschließlich
Auftragsarbeiten ausführte. Im Lauf
der Jahre wurden Zerspanmaschinen
eingeführt, um den Kunden Gesamtprozesse anbieten zu können. Viele
Anlagen wurden von Bifrangi selbst
gebaut oder modifiziert. Das Unternehmen hält mehrere Patente für
Produktionsanlagen und verkauft auch
Anlagen.
Vor einigen Jahren orderte Bifrangi
die größte Schmiedepresse der Welt,
der in wenigen Jahren die Arbeit
aufnehmen wird. Auch die größte
Horizontalmaschine für das
Warmpressen, die anstatt des jetzigen
Rekordes von 1 800 Tonnen 4 000
Tonnen bearbeiten kann, wird
demnächst in Betrieb gehen. „Die
Struktur ist komplett geschmiedet. Wir
haben sie zum Pressen von maximal
6 000 Tonnen konzipiert, aber die
Ausmaße sind dieselben wie die der
1 800-Tonnen-Presse“, erklärt
Präsident und Gründer Francesco
Biasion. Bifrangi kooperiert regelmäßig
mit Mitbewerbern. „Oft treffen wir
Techniker und Unternehmer aus
Asien“, erklärt Biasion, „oder wir
liefern Ersatzteile an unsere
Konkurrenten dort.“
Im Werk Mussolente stellt Bifrangi
Spurkränze und mechanische
Komponenten, vor allem Radnaben für
Autos, Lastkraftwagen und Baumaschinen, her. Zu den Kunden zählen
BMW, Caterpillar, Cummins,
DaimlerChrysler, Deutz, Getrag, John
Deere, NSK, SKF, Volkswagen und
verschiedene Zulieferer der mechanischen Industrie (vor allem aus
Spanien) sowie Spurkranzhändler aus
aller Welt. Kürzlich sind auch Aufträge
von Windkraftwerksherstellern
eingegangen. Hier wird die neue
Presse zum Einsatz kommen. Zwei
britische Bifrangi-Werke stellen
Kurbelwellen für Motoren zwischen
300 und 4 000 kW her. Zu den Kunden
zählen hier Case New Holland,
Cummins, Iveco und John Deere.
Bifrangi beschäftigt 800 Mitarbeiter:
370 in Mussolente und 430 in
Großbritannien. Der konsolidierte
Jahresumsatz liegt bei 145 Millionen
Euro.
METALWORKING WORLD
9
beim Kunden verankert werden. Mit den
Ergebnissen war Bifrangi sehr zufrieden. „Das
PIP war im Januar 2007 abgeschlossen, und die
neue Produktionsstruktur wurde in ihre
endgültige Form gebracht. Jetzt liegen Studien
für weitere Verbesserungen vor; sie werden
bald ausgewertet“, sagt Comis.
NACHDEM die Produktionsprozesse modifiziert
Dank der neuen
Prozesse konnte
Bifrangi das
Produktionsniveau
beibehalten, ohne eine
weitere Produktionslinie zu installieren
❯❯ ausgewertet, ehe man sich für eine entschied.
Eine zunächst erwogene Alternative beinhaltete, Schnittdaten zu ändern und die Teile
anzupassen. Bald wurde jedoch klar, dass so
keine ausreichenden Werkzeug- und Wendeplattenstandzeiten garantiert werden konnten.
„Jede Entscheidung für eine bestimmte
Lösung hängt stark von der Art Maschine und
der Werkzeugwahl ab, und das muss mit dem
Kunden besprochen werden“, sagt Comis. Aus
diesem Grund hat der PIP-Prozess eine dritte
Phase, in der die geplanten Verbesserungen
waren, analysierte man die wirtschaftlichen
Verbesserungen. Die Ergebnisse waren sehr
gut: Etwa 2 750 Arbeitsstunden wurden eingespart, das entspricht 372 872 Euro. Der neue
Prozess erlaubt es Bifrangi, sein Produktionsniveau beizubehalten, ohne eine zusätzliche
Produktionslinie anschaffen zu müssen.
Außerdem entstand ein Produktionszyklushandbuch, das von Bifrangi-Arbeitern nun als
Erstes konsultiert wird, wenn eine Linie nicht
richtig arbeitet. Auch die Führungskräfte
schätzen das Handbuch, weil es einen
Trainingsabschnitt enthält, der neuen Arbeitern
ein grundlegendes Verständnis der Prozesse
vermittelt.
Die Verbesserungen, die die Sandvik
Coromant-Techniker vornahmen, seien sofort
spürbar gewesen, sagt Biasion. „Die Werkzeuge bieten eine ideale Spanabfuhr und erleichtern die Aufspannung des Werkstücks, weshalb
wir unsere Methoden für die Qualitätskontrolle
radikal ändern konnten“, sagt er. „Wir machen
nun Stichprobenkontrollen, statt die Produktion
zu 100 Prozent zu kontrollieren.“ Das spart Zeit
und Geld. „Unsere Analyse zeigte, dass unsere
Qualitätsprobleme vielfach aus einer mangelhaften Reinigung der Teile erwuchsen“, so
Biasion. „Wir lösten dieses Problem mit neuen
Luft- und Wasserzufuhren und mit neuen
Werkzeugen und Wendeplatten, die es uns
erlauben, die Spanformation zu kontrollieren.“
Laut Biasion erwägt Bifrangi den Kauf
weiterer Werkzeuge von Sandvik Coromant.
Das Unternehmen verwendet nun hauptsächlich Sandvik Coromant-Werkzeuge zum
Drehen und für die Formenherstellung; das
reduziert die Zahl der Lieferanten und somit die
Kosten für Administration und Bürokratie.
„Sandvik Coromant beliefert uns mit
Werkzeugen und Wendeplatten bester
Qualität“, so Biasion. „Für uns bedeutet TopQualität, den Erwartungen unserer Kunden
gerecht zu werden. Besonders in der Automobilinudstrie sind Lieferzeiten ebenso wichtig wie
Qualität. Deshalb brauchen wir zuverlässige
Produktionsmittel und eine perfekte Arbeitsorganisation. Sandvik Coromant hat uns bei der
Festlegung unserer Produktionszyklen sehr
geholfen. Ihre Techniker sind wirklich Profis.“
Zusammenfassend sagt Biasion: „Unsere
Partnerschaft war viel mehr als der Verkauf von
Produkten. Dank ihrer Arbeit können wir allen
Besuchern unsere Pforten öffnen – insbesondere unseren Kunden. Sandvik Coromant hat uns
auch geholfen, Zertifizierungen zu erlangen
und zu behalten.“
MASSIMO CONDOLO
EINE PRODUKTIVE PARTNERSCHAFT
Das erste bei der Analyse entdeckte
Problem war eine falsche Werkzeuganordnung, erklärt Sandvik
Coromant-Techniker Diego Moretto.
„Dieser wesentliche Punkt wird oft
unterschätzt“, sagt er. „Der Einfluss
auf den Produktionsablauf ist
enorm.“ Um solche Fehler zu
vermeiden, schlug Sandvik Coromant
vor, die Werkzeuge als Teil der jeweiligen Operation auszuwählen — mit
Coromant Capto und der damit
verbundenen schnellen, genauen
Positionierung ist das möglich.
Die Voreinstellung wird im
Werkzeugraum vorgenommen.
Die Produktionslinien ziehen
Offsets“ — Dimensionscharakteristika
von Werkzeugen und Wendeplatten –
aus dem digitalen Kontrollarchiv. So
erfüllen die Toleranzen vom ersten
produzierten Teil an perfekt die Qualitätsstandards, Produktionswiederaufnahmen bedürfen keiner neuen
Stellzeiten und die Werkzeugwechsel
10
METALWORKING WORLD
gehen deutlich schneller.
pro Maschine
Außerdem schlug
durchschnittlich 20
Sandvik Coromant vor,
Minuten. Neben der
eine Person zu beauftraeingesparten Zeit
gen, den Werkzeugfluss
reduziert dies auch die
entlang der ProduktionsliToleranzrisiken. Bei
nien zu überwachen und
jedem Neustart einer
Wendeplattenwechsel
Maschine besteht ein
und -voreinstellungen zu
hohes Risiko, dass der
kontrollieren. Diese
menschliche Faktor zu
Person würde das PotenProduktionen außerzial und den Verschleiß- Diego Moretto, Sandvik
halb des ToleranzbereiCoromant-Techniker
zustand eines jeden
ches führt. Mit weniger
Werkzeuges kennen. Zugleich sollte
Neustarts wird dieses Risiko
jeder Bediener mehrere Werkzeugsreduziert. Sandvik Coromants
erien zur Verfügung haben und jede
Analyse führte zu einem vollständiWerkzeugfamilie in bestimmten
gen Austausch der vorher benutzen
Intervallen wechseln, um zeitrauSchneidwerkzeuge. Andere
bende Verschleißkontrollen überHartmetallwendeplatten in einer
flüssig zu machen und so NebenzeiVielzahl an Sorten wurden
ten zu vermeiden. Die Einführung
eingeführt, darunter GC3210,
dieser neuen Arbeitsmethoden hat
GC4005, GC4015 und GC4225.
die Nebenzeiten für den WerkzeugSandvik Coromant-Techniker
und Wendeplattenwechsel deutlich
Paolo Comis erinnert sich, dass es
reduziert. Heute dauert der Wechsel
lange dauerte, die besten Sorten
und Geometrien festzulegen.
Verglichen mit den vorher verwendeten Schneidplatten garantieren
die Sandvik Coromant-Wendeplatten, insbesondere die der neuen
Generation, längere Standzeiten
und bieten kontrollierten, vorhersagbaren Verschleiß. „Neue HMSorten ermöglichten den Einsatz
von Wendeplattenserien mit
einheitlichen Standzeiten in der
gesamten Linie“, sagt Comis. „In
nur 20 Minuten wird die gesamte
Werkzeugserie gewechselt, dann
kann die Produktion bis zum
nächsten geplanten Stopp wieder
laufen. Nicht zuletzt brachte die
Umstellung auf Coromant Capto
eine deutliche Verbesserung“,
betont er. „Durch den Einsatz von
Wendeplatten der neuen Generation
verbesserten wir die Zuverlässigkeit
und optimierten die Spankontrolle –
ein Schwachpunkt der vorher
benutzten Werkzeuge.“
TECHNIK
VON CHRISTER RICHT
Die Kurbelwelle ist einzigartig
— keine andere Komponente
erfordert in der Herstellung so
viele verschiedene Prozesse
DIE KURBELWELLE
EIN ANSPRUCHSVOLLES WERKSTÜCK
HERAUSFORDERUNG: WELTKLASSE-KOMPETENZ ZUR FERTIGUNG VON KURBELWELLEN BIETEN
LÖSUNG: DAS KOMPETENZZENTRUM FÜR DIE FERTIGUNG VON KURBEL- UND NOCKENWELLEN
DIE KURBELWELLE ist in der Herstellung
eines der anspruchsvollsten Werkstücke
überhaupt. Sie ist extrem unsymmetrisch,
lang und relativ schlank; sie wird aus
schwer zu bearbeitenden Werkstückstoffen
gefertigt, mit engen Qualitätsrahmen und in
hartem Wettbewerb.
Als zentraler Bestandteil aller Verbrennungsmotoren gibt es Kurbelwellen in
vielen Formen und Größen – von klein, in
Zweitaktmotoren für Gartengeräte bis hin
zu riesig, in Dieselmotoren für Schiffe.
Auch die Kurbelwellen in Automobilmotoren sind jeweils für ihren Motorentyp und
Hersteller einzigartig.
Als Massenbauteile müssen Fahrzeugkurbelwellen kosteneffizient gefertigt
werden. Konstruktion, Material und
Fertigung haben enorme Entwicklungen
durchlaufen. Mit höheren Anforderungen
an Umweltverträglichkeit, Leistung und
kosteneffiziente Fertigung setzt sich dieser
Trend im Motorenbau fort.
UMWELTANFORDERUNGEN machen die
Herstellung von Kurbelwellen schwieriger.
Motoren werden kleiner und mit Turbolader oder Kompressoren kombiniert.
Emissionen sollen reduziert, Kraftverluste
minimiert werden. LKW-Motoren von
heute laufen bereits sauberer als Kleinwagenmotoren aus den frühen 1990er-Jahren,
und ihr Wirkungsgrad ist deutlich höher.
Zusätzlich haben bessere Fertigungsprozesse zu Präzisionskurbelwellen geführt, bei
gleich bleibenden Stückkosten. Einige
Industriestandards illustrieren den
Erwartungshorizont: Der maximale
Rundlauffehler eines Fräswerkzeuges für
Automobil-Kurbelwellen beträgt typischerweise etwa 0,02 Millimeter. Standzeiten
müssen lang und voraussagbar sein, um
Produktionspläne zu erfüllen. Schneidkanten müssen zuverlässig bis zu 8 000
Kurbelwellen fertigen. Taktzeiten werden
sekundengenau optimiert, um Herstellungsvolumen zu garantieren. Werkstückstoffe
werden immer zäher: Verwendet werden
heute Schmiedestähle mit höherer
Zugfestigkeit, Kugelgraphitguss und
zunehmend ADI-Gusseisen. Diese
Werkstückstoffe sind jedoch schwierig zu
bearbeiten. Um die Leistung zu optimieren,
müssen für jedes Kurbelwellenmodell in
enger Zusammenarbeit zwischen Kurbelwellenfertiger, Maschinenhersteller und
Schneidwerkzeuglieferant individuelle
Bearbeitungslösungen entwickelt werden.
IM KOMPETENZZENTRUM für Kurbel- und
Nockenwellen schöpfen Günter Wermeister und sein Team aus einem langen
❯❯
Erfahrungsschatz mit weltweit fast 900
METALWORKING WORLD
11
Außenfräsen einer Kurbelwelle
❯❯ installierten Werkzeugen. Die Kurbelwel-
lenherstellung ist für Sandvik Coromant
kein Neuland; schon in den 1970er-Jahren
brachte das Unternehmen SonderFräswerkzeuge auf den Markt. Doch erst in
den frühen 1990er-Jahren wurde aufgrund
zunehmender Nachfrage aus der Automobilindustrie eine starke Kapazität und
Kompetenz aufgebaut. Eine weitere
Spezialität des Zentrums ist das Drehfräsen.
Heute, angesichts einer Automobilproduktion von jährlich mehr als 60 Millionen
Fahrzeugen und der Anforderung an
Motoren Emissionen und Gewicht zu
verringern sowie Treibstoff- und Leistungseffizienz zu verbessern, sind Lösungen für
die Kurbelwellenfertigung gefragter denn
je. „Die Entwicklung der Kurbelwellen
geht weiter“, sagt Günter Wermeister.
„Erfolgreiche Bearbeitungslösungen fußen
auf der sorgfältigen Analyse von Faktoren
wie Produktionsvolumen, Taktlaufzeit,
Ausrüstungsanforderungen, Bearbeitungsumfang, Qualitätsniveaus und Werkzeugwechsel-Intervallen. Eine Lösung für alle
Standards gibt es nicht.“ Alle Prozesse
müssen für ihre jeweilige Anwendung maßgeschneidert werden. Kurbelwellen werden
in mehreren Bearbeitungsschritten gefertigt, und geschmiedete oder gegossene
Rohlinge sind verschieden. Über die
Zufriedenheit des Herstellers mit dem
Prozess entscheiden letztlich Produktionskosten pro Kurbelwelle, Taktzeiten und
Investitionskosten. „Eine Kurbelwelle, die
12
METALWORKING WORLD
Innenfräsen einer Kurbelwelle
von Lagern in einem Motor gehalten wird,
ist ein starkes, stabiles mechanisches
Element, als Werkstück aber höchst
undankbar“, fährt er fort. „Nicht zuletzt
deshalb werden Kurbelwellen auf
verschiedenste Weise hergestellt, insbesondere die für die Automobilindustrie. „Mit
Blick auf die individuellen Anforderungen
hat Sandvik Coromant Werkzeugkonzepte,
Wendeplattengeometrien und Sorten über
Durchlaufzeiten und einheitliche Qualität.“
Das stellt die Entwicklung und Konstruktion von Fräswerkzeugen und Wendeplatten
sowie das Anwendungs-Know-how vor
riesige Herausforderungen. „Es gilt,
Scheidkanten optimal anzuordnen, um
ausgewogene Schnittkräfte zu erzielen, und
hohe Schnittdaten zu etablieren– optimiert
für jede Art der Oberfläche –, um glatte,
vibrationsfreie Schnitte zu erlangen.“
Das Sandvik Coromant-Kompetenzzentrum in Deutschland bietet konkrete Lösungen und Support
für Hersteller von Kurbel- und Nockenwellen. Unterstützt wird das Zentrum ganz Sandvik
Coromant weltweit. Man hat Zugang zu den Schneidwerkzeugen der F&E-Abteilung. Das Team von
links: Michael Herting, Günter Wermeister, Uwe Schiemann, Stefan Knecht and Michael Kopp.
viele Jahre hinweg entwickelt. „Die
Kurbelwelle selbst ist das schwächste
Glied im System Maschine-WerkstückWerkzeug“, sagt Wermeister. „Die Instabilität des Werkstückes beeinträchtigt
Als ernst zu nehmender Akteur im
Bereich Kurbelwellen-Bearbeitung braucht
man laut Wermeister den richtigen
Hintergrund sowie die passenden Fähigkeiten und Ressourcen. „Das war der
Dreh-Drehräumen einer Kurbelwelle
gedankliche Ausgangspunkt für das
Kompetenzzentrum und seine zentrale
Platzierung in Deutschland, mitten in
Europa. Wir kooperieren eng sowohl mit
Kurbelwellen-Herstellern als auch mit der
relativ kleinen Zahl von Herstellern von
Bearbeitungsmaschinen für diesen
Bereich.“
DAS DREHEN IST EINE FLEXIBLE Methode, die
vor allem zur Fertigung der konzentrischen
Teile der Kurbelwelle angewandt wird.
Bisweilen werden so auch die Hubzapfen
gefertigt. Dann erfordert die unwuchtige,
exzentrische Spannposition besondere
Spannfutter mit Ausgleichgewichten.
Gedreht wird auf speziellen KurbelwellenMaschinen und auf Standard-Drehmaschinen mit maßgeschneiderten Revolvern.
Auskragungen und Vibrationstendenzen
stellen enorme Anforderungen an die Werkzeuge.
In begrenztem Ausmaß und bei einigen
Installationen wird das Drehräumen
angewandt. Dabei handelt es sich um einen
Räumprozess, entweder lineares Drehräumen mit einer konventionellen geraden
Räumnadel, die tangential gegen die
rotierende Kurbelwelle geschoben wird,
oder ein weiterer Drehräumprozess mit
kreisförmigen oder spiralförmigen
Werkzeugen. Obgleich effizient, hat die
Methode wegen mangelnder Flexibilität bei
unterschiedlichen Kurbelwellen-Konfigurationen nur wenig Verbreitung gefunden.
Das Dreh-Drehräumen ist eine
Kurbelwellenfräser können 350 Wendeplatten auf einem
Fräserdurchmesser von 700 Millimetern aufnehmen. Die
Wendeplatten werden in Segmenten aufgespannt und
können so rasch und akkurat gewechselt werden
Kombination aus Drehen und Drehräumen,
wobei die Dreh- und die DrehräumWerkzeuge radial auf einen Scheibenrevolver montiert werden, der sich in die
Kurbelwelle hinein und an Lagern sowie
Zapfen entlang bewegt und diese bearbeitet, während die Kurbelwelle rotiert. Diese
Methode wird für die meisten Kurbelwellentypen verwendet. Ausgeführte Drehoperationen sind vor allem Schruppen mit
einem stehenden Revolver und der
Schneidkante auf der Zentrumslinie des
Werkstücks. Die Drehräum-Werkzeuge
führen die Schlichtschnitte aus, indem sie
sich tangential durch einen langsam
rotierenden Revolver gegen die Lageroberfläche der rotierenden Kurbelwelle
bewegen. Ein Vorteil dieser Methode ist,
dass die optimale Zahl von Schwesterwerkzeuge in dem Revolver verwendet werden
kann.
Das Innenfräsen oder Wirbeln ist für
schwere Bearbeitungen über längere
Schnittzeiten hin konzipiert. Der Fräser
formt einen Ring, durch den die Kurbelwelle hindurchgeführt wird. Die Wendeplatten
sind am inneren Kreisumfang positioniert,
um Lager, Zapfen und Wangen-Oberflächen zu bearbeiten. Verwendet wird dieses
sehr stabile Bearbeitungssystem zumeist
für größere Kurbelwellen und wenn viel
Werkstückstoff zerspant werden muss. Das
Außenfräsen wird vorrangig für große Lose
kleinerer bis mittelgroßer Kurbelwellen für
die Automobilindustrie verwendet. Ein
schnell rotierender, eng geteilter Scheiben-
fräser bearbeitet die Oberfläche während
die Kurbelwelle in einer kombinierten
Bewegung rotiert. Charakteristisch für
diese Methode, die kurze Taktzeiten bietet,
sind hohe Zerspanraten und rasches
Positionieren der Schnitte. Ein typischer
Fräser kann bis zu 350 Wendeplatten in
Segmenten auf einem Fräserdurchmesser
von 700 Millimetern aufnehmen und
bearbeitet Lager, Zapfen und die Außendurchmesser der Kurbelwellenwangen.
❯❯ WEITERE INFORMATIONEN: bei Ihrer
örtlichen Sandvik Coromant-Vertretung
ZUSAMMENFASSUNG
An moderne Verbrennungsmotoren
werden zunehmend höhere Anforderungen bei Emissionen, Leistung
und Zuverlässigkeit sowie Herstellungskosten gestellt. Entsprechend
werden Kurbelwellen, die einen integralen Bestandteil der Motoren ausmachen, kontinuierlich entwickelt,
ebenso wie die Methoden zu ihrer
Herstellung. Kurbelwellen gehören zu
den Werkstücken, die die Fertigung
vor die größten Herausforderungen
stellen. Deshalb kooperiert das
Sandvik Coromant-Kompetenzzentrum für Kurbel- und Nockenwellen mit
der Industrie und den Maschinenherstellern, um optimale Prozesse und
Werkzeuge zu entwickeln.
METALWORKING WORLD
13
MASCHINENHERSTELLER
ERSTER GÜTE
Der südkoreanische Maschinenhersteller Doosan Infracore weiß genau,
was er will – sich als Maschinenhersteller der Spitzenklasse etablieren
geschäftsführender Direktor
des F&E-Zentrums von Doosan Infracore
Machine Tools, empfängt „MWW“ in seinem
Büro im Werk Changwon, einer Industriestadt
nahe Busan in Südkorea. Der Raum ist mit
Preisen für technologische Innovationen
geschmückt. Lee erklärt, wie das Werkzeughalterungssystem Coromant Capto von
Sandvik Coromant vor fünf Jahren eine
JEONG KEUN LEE,
14
METALWORKING WORLD
Schlüsselrolle in der neuen Generation MultiTask-Maschinen seines Unternehmens bekam.
„Wir werteten drei Anbieter aus, darunter
Coromant Capto“, sagt er. Einfach ausgedrückt ist eine Maschine ein elektronisch
gesteuerter Gegenstand, der zur Formung von
Metallkomponenten verwendet wird, indem
Metall zerspant wird. Ende der 1980er-Jahre
erlebte die Industrie durch die Entwicklung
der computerisierten numerischen Steuerung
(CNC) eine Revolution: Maschinen konnten
nun in einer Aufspannung fertigen, wofür
vorher drei Aufspannungen in drei verschiedenen Maschinen benötigt wurden. Technologieführer waren zwei japanische Unternehmen.
Laut Sang Taek Kim, Geschäftsführer des
Bereichs Übersee, hat sich Doosan Infracore
zum Ziel gesetzt, diese beiden nach und nach
DOOSAN INFRACORE: UNTER DEN TOP FÜNF WELTWEIT
FOTO: KYOUNG WOOK YOON/GETTY IMAGES
Gegründet1896, ist Doosan die
älsteste und neuntgrößte Firma in
Korea. 2005 übernahm Doosan
Daewoo Heavy Industries &
Machinery, und der Unternehmensname wurde in Doosan Infracore Co
Ltd. geändert.
Die Maschinensparte rief Doosan
1976 ins Leben und entwickelte
Hauptprodukte wie beispielsweise
Drehzentren in den 1980er-Jahren
und Bearbeitungszentren, CNCBohrmaschinen sowie Ultrapräzisionsmaschinen für nicht-sphärische
Oberflächen. Heute ist das
Unternehmen weltweit führend in der
Bearbeitungsindustrie.
Im Januar 2007 übernahm Doosan
Infracore das Maschinengeschäft von
Doosan Mecatec, das wegen
umfangreicher Auftragssteigerungen
dringend neue Fertigungsanlagen
brauchte. Die Akquisition sicherte ein
drittes Werk mit einer monatlichen
Produktionskapazität von1 440
Einheiten.
durch „bessere
Produktivität und
ausgeweitete
F&E“ zu überholen. Das erste
Ergebnis dieser
Entscheidung
wurde 2003 auf der
vierten Doosan
International
Maschinenmesse
Jeong Keun Lee, Vorstand,
präsentiert, einer
Doosan Infracore
unabhängig
gesponserten Ausstellung, die alle zwei Jahre
in Doosan Infracores Werk Changwon
stattfindet. Die PUMA MX2500ST, eine 9Achsen-Multi-Task-Maschine, wurde mit
Coromant Capto-Kupplungen von Sandvik
Coromant ausgerüstet.
Kim erklärt: „Als Spätstarter im MultiTask-Markt musste Doosan Infracore die
Rüstkosten der Kunden durch die Verwendung
von hochkompatiblen Werkzeugen senken.
Wir wählten Coromant Capto, weil dies der
Marktführer bei den Werkzeugen im MultiTask-Maschinenmarkt ist.“ In den 1990erJahren hatte Doosan Infracore laut Entwicklungschef Lee „keine komplexen Maschinen.
Uns wurde klar, dass sich die entwickelten
Märkte in Europa und den USA hin zu
Maschinen bewegten, die mit Zusatznutzen
ausgestattet waren. 1998 entschieden wir, dass
wir 2010 die Massenproduktion von MultiTask-Maschinen aufgenommen haben
würden.“
Für Kim war das die natürliche Strategie.
Nach dem Vorbild der Automobilindustrie,
einem wichtigen Markt für Maschinenhersteller, hätten amerkanische und europäische
Hersteller sich auf Produktionsverlagerungen
nach Übersee verlagert, sagt er, nicht nur um
Kosten zu sparen, sondern auch, um sich
entwickelnde Märkte zu versorgen, wo die
Fertigung heute stattfindet. „Die Kunden
müssen die Fertigungskosten reduzieren, die
Produktiviät steigern und die Rüstkosten
senken“, erklärt Kim. „Dafür brauchen sie
einen Werkzeughersteller, der diese Anforderungen erfüllt – sprich, angepasste Werkzeuglösungen liefern kann.“
Mit etwa 25 Prozent der
Mitarbeiter in der Forschung ist
Doosan Infracore ein extrem auf
Forschung ausgerichtetes Unternehmen. 1997 entwickelte das
Unternehmen mehr als 26 verschiedenen Dreh- und Bearbeitungszentren. 2005 waren es 55, und in
diesem Jahr wird man 58 auf den
Markt bringen. Diese Strategie ist Teil
des Plans, die Produktion schrittweise von niedrigen und mittleren
Maschinen auf Multi-Task-Maschinen
mit hohem Zusatznutzen umzustellen. Der Anteil der hoch entwickelten
Multi-Task-Maschinen soll bis 2010
von derzeit 25 Prozent auf 40 Prozent
steigen.
Doosan Infracore unterhält
weltweit 46 große Vertriebsnetzwerke und gehört zu den fünf führenden
Maschinenherstellern. Sein
Maschinen-Export macht derzeit 70
Prozent des südkoreanischen
Maschinenexportes und etwa 6
Prozent des Weltmarktes aus.
„Die Kunden müssen die
Fertigungskosten
reduzieren, die
Produktivität steigern
und die Rüstkosten
senken“
IM DOOSAN INFRACORE-Maschinenlabor in
Changwon ist die Werkstatt vollgestellt mit
matt-metallic-grauen, weißen und violetten
Maschinen in Telefonhäuschen-Größe, die
sich in variierenden Stadien der Montage oder
der Tests befinden. Die meisten Einheiten sind
Drehzentren der Serien Lynx oder PUMA oder ❯❯
METALWORKING WORLD
15
FOTO: KYOUNG WOOK YOON/GETTY IMAGES
„Videos zeigen, wie Sandvik
Coromant zerspant und die
Maschine testet, das beruhigt
die Kunden“
16
METALWORKING WORLD
HM, die den Löwenanteil des Jahresumsatzes
von etwa 10 000 Maschinen ausmachen. Es
gibt aber auch eine kleine Auswahl PUMA
MX mit Coromant Capto, die meisten davon
gerade fertig, um auf der EMO 2007 gezeigt
zu werden.
Die Serie MX wird weiterhin in kleinem
Umfang hergestellt, aber das liegt laut Lee
daran, dass die MX-Serie für Doosan
Infracore noch immer eine Technologie der
ersten Generation ist. „Auf manchen Märkten
sind wir immer noch Nachzügler“, räumt er
ein. „Mit Coromant Capto haben wir jedoch
eine Schwierigkeit beseitigt.“
führt Sandvik Coromant das letzte
Schleifen der Kupplungen in den MXMaschinen noch selbst aus, was, so betont
Lee, „die Kunden glücklich macht. Wir haben
Videos, die zeigen, wie Sandvik Coromant
zerspant und die Maschine testet, und das
beruhigt die Kunden.“ Wenn die zweite
Generation MX Multi-Task-Maschinen im
nächsten Jahr in Produktion geht, wird die
DERZEIT
monatliche Anzahl der Einheiten steigen, und
2009 oder 2010 wird Doosan Infracore laut
Lee die dritte Generation herstellen. Dann, so
der Plan, wird das Unternehmen auf Lizenz
eigene Coromant Capto-Kupplungen
herstellen. „Dieser schrittweise Ansatz wurde
nicht nur gewählt, weil unsere SpätstarterPosition dies erforderte“, sagt Doosan
Infracore-Vorstand Woong Bum Kim,
„sondern er ist auch eine Antwort auf die
globale Nachfrage.“
Laut Kim wird die Nachfrage nach
Maschinen der mittleren und der Spitzenklasse
in den Schwellenländern auf absehbare Zeit
stark sein. Das Doosan-Werk Yantai in der
Shandong-Provinz in China ist auf diese
wichtige Nachfrage mit einer Fertigung von
etwa 1 000 Einheiten dieses Jahr und der
doppelten Menge im nächsten Jahr ausgelegt.
Und mit der dritten Generation Maschinen,
so Kims Voraussage, wird Doosan Infracore
dann einen Platz unter den führenden
Herstellern von Multi-Task-Maschinen
einnehmen.
FOTO: KYOUNG WOOK YOON/GETTY IMAGES
❯❯ Bearbeitungszentren der Serien Mynx, HP und
„In den Schwellenländern wird die Nachfrage nach
Maschinen der mittleren und der Spitzenklasse auf
absehbare Zeit stark sein“, sieht Woong Bum Kim,
Geschäftsführer der Doosan Infracore Machine
Tools BG, voraus
CHRIS TAYLOR
Chang Hun Son, Senior-OTS-Ingenieur
bei Sandvik Coromant, beschreibt
Coromant Capto als „ein Werkzeugwechselsystem, das eine Maschine
und ein Werkzeug verbindet“. Diese
Verbindung richtig herzustellen, ist
bei der Hochgeschwindigkeits- und
Multi-Task-Bearbeitung mit Spindelgeschwindigkeiten von 6 000 bis 60 000
U/min (bei Mikrobearbeitungen)
ausschlaggebend. Traditionell wurde
die Spannkraft mit Spanneinheiten
durch eine Kombination von
Tellerfedern erzielt. Doch bei hohen
Geschwindigkeiten expandieren
Spindeln, wodurch der Kontakt
zwischen Werkzeughalter und Spindel
reduziert wird; das kann zu mangelnder Stabilität und Unwucht führen
Die Lösung ist eine Kupplung mit
dualer Auflage. „Coromant Capto ist
eine Kupplung mit zwei Kontaktflächen“, sagt Son.
Als Doosan Infracore 2002 die
Entwicklung von Multi-TaskMaschinen (die MX-Serie) beschloss,
die sowohl rotierende als auch
stehende Werkzeuge enthalten
sollten, hatte man die Wahl.
„Coromant Capto war nur eine
Systemlösung von mehreren“, sagt
Son. „Um im Vergleich mit anderen
Herstellers zu bestehen, wählte
Doosan Infracore Coromant Capto als
Standard. Dadurch konnte man eine
Maschine mit höherer Leistung zu
einem Standard-Preis anbieten.“
Son sieht in Coromant Capto den
Dreh- und Angelpunkt in einem MultiTask-Roboter, der die zwei traditionellen Bemannungsschichten pro Tag in
der Herstellung überflüssig macht.
Tatsächlich, sagt er, seien die MXMaschinen für Bediener nicht so
einfach, weil die Arbeit mit so vielen
Achsen das Programmieren zu einer
äußerst komplexen Aufgabe mache.
Im Multiprocessing-Zentrum von
Doosan Infracore sind Forscher
fortlaufend mit der Anpassung des
EdgeCAM Software-Systems an die
MX-Maschinen befasst. EdgeCAM ist
ein Programm, das automatisches
Programmieren auf der Basis von 3DCAD-Zeichungen ermöglicht.
„Alles, was über die zwei Achsen in
traditionellen Drehzentren hinausgeht, ist für menschliche Bediener zu
schwierig“, sagt Son. Seiner Überzeugung nach bietet Coromant Capto
mehr Flexibilität als andere Systeme.
Demnächst plant Doosan Infracore
FOTO: KYOUNG WOOK YOON/GETTY IMAGES
WAS IST COROMANT CAPTO?
Links: Yang Bae
Kim, Doosan
Infracore, mit
Chang Hun Son,
Sandvik Coromant
eigene Kupplungen in Lizenz herstellen. Solange jedoch die Stückzahlen niedrig sind wird Sandvik
Coromant die Kupplungen zusammen
mit CAD-Daten liefern. „In einer Welt,
in der die Kosten für Arbeitskraft der
entscheidende Faktor für die
Herstellung immer billigerer
Maschinen sind, sind Multi-TaskMaschinen die Zukunft“, sagt Son.
„Ohne die MX-Serie könnte Doosan
Infracore auch weiterhin Geschäfte
machen, aber die MX-Serie ist ganz
gewiss unsere Zukunft.“
METALWORKING WORLD
17
TECHNIK
VON CHRISTER RICHT
DRUCK AUSÜBEN
HERAUSFORDERUNG: DAS DREHEN ANSPRUCHSVOLLER WERKSTÜCKSTOFFE
VERBESSERN, UM PRODUKTIVITÄT UND FERTIGUNGSSICHERHEIT ZU STEIGERN
LÖSUNG: BESSERE SPANFORMATION DURCH DIE VERWENDUNG INTEGRIERTER
HOCHDRUCK-KÜHLSCHMIERSTOFFE IM SCHNEIDWERKZUG
– bei hohem
Druck gezielt eingesetzt – beeinflusst die
Temperaturverteilung, die Spanformung,
den Grad der Aufbauschneidenbildung
und den Verschleiß. Dies wirkt sich
direkt auf die Standzeit des Werkzeugs
aus, auf die Spankontrolle, die Qualität
der Bauteile und die Produktivität – also
auf Schlüsselfaktoren der Wettbewerbsfähigkeit jedes Fertigungsunternehmens.
Das gilt generell für das Drehen, ist aber
bei der Bearbeitung anspruchsvoller
Materialien besonders wichtig.
Für die meisten Anwendungen
benötigen die heutigen Wendeplatten
keine Kühlung, da sie den in der
Bearbeitungszone entstehenden Temperaturen standhalten. In Spezialfällen, bei
denen Kühlung nötig ist, ist es dennoch
beim modernen Drehen nicht akzeptabel,
Kühlschmierstoff undosiert einzusetzen.
Viele Faktoren müssen bedacht werden,
darunter Staub bei der Bearbeitung von
Grauguss und die Spanabfuhr beim
Bohren. Kühlschmierstoffe erfüllen ihre
Funktion, wenn sie in der richtigen
Menge, zielgerichtet und mit hohem
Druck appliziert werden. Jahrelange
Entwicklung und der industrielle Einsatz
EIN KÜHLSCHMIERSTOFF
CoroTurn HP mit
UltrahochdruckKühlschmierstoffZufuhr
Hochdruck-Kühlschmierstoffe
wirken sich auf die Produktivität aus, besonders bei der
Bearbeitung anspruchsvoller
Materialien
18
METALWORKING WORLD
von Ultrahochdruck-Kühlschmierstoffen
beim Drehen haben deren Vorteile
bewiesen. Diese Art der Kühlung wird
nun in Standardwerkzeuge für alle
Maschinen integriert: die Coromant
Capto-Werkzeuge CoroTurn HP.
und Titanlegierungen stellen
außergewöhnliche Anforderungen an die
Standzeit der Werkzeuge und an deren
Potenzial, zufrieden stellenden Spanbruch zu liefern. Besonders schwierig
sind auch rostfreier Stahl und Stahl mit
niedrigem Kohlenstoffgehalt. Diese
Bearbeitungsfaktoren haben stetig an
Bedeutung gewonnen, um MaschinenStopps zu vermeiden und mannarmen
Betriebsablauf zu ermöglichen. Der
Spielarum bei Qualität und Kontinuität
ist enger geworden, zugleich muss aber
schneller produziert werden. Daraus ist
VIELE SUPER-
die Notwendigkeit erwachsen, die
Wendeplatten leistungsfähiger zu
machen.
Multi-Task-Maschinen haben die
Vorteile des Drehens unter Verwendung
von Hochdruck-Kühlschmierstoffen
deutlich gemacht. Störungen durch
Spänestau müssen beseitigt werden, da
diese Maschinen zunehmend von
Herstellern eingesetzt werden, die
Komponenten für die Luft- und Raumfahrt-, die Ölindustrie und für Kugellagerhersteller produzieren. Genau hierfür
eignen sich die Werkzeuge mit integrierten Hochdruck-Kühlschmierstoffen, denn
sie bringen einen Flüssigkeitskeil in die
Bearbeitungszone.
❯❯ WEITERE INFORMATIONEN bei Ihrer
örtlichen Sandvik Coromant-Vertretung.
COROTURN HP – EIN NEUER STANDARD MIT 70 BAR
CoroTurn HP – ein neues System für
Hochdruck-Kühlschmierstoffe – ist ein
neues Standardhilfsmittel zum Drehen von
Materialien, die sowohl in Bezug auf
Bearbeitbarkeit als auch Spankontrolle
anspruchsvoll sind. Es eignet sich besonders für Anwendungen auf Multi-TaskMaschinen, in Vertikaldrehzentren und
Drehzentren. In Kombination mit
Coromant Capto wird es zu einem einzigartigen Werkzeug, das den Durchfluss des
Kühlschmiermittels durch die Spindel
ermöglicht. Der Schneidkopf ist mit
mehreren Düsen ausgestattet, aus denen
das Kühlmittel bei hohem Druck strahlt.
Positionierung und Richtung werden je
nach Werkzeugtyp, Anwendung und
Schnittdaten eingestellt. Aus der
Maschine oder einer externen Pumpe wird
das Sys-tem mit Kühlmittel bei einem
Druck von etwa 70 bar versorgt. Dies ist
heute überall möglich. Obgleich der Druck
nicht extrem hoch ist, reicht er aus, um
Leistung und Ergebnisse zu verbessern
und die Mög-lichkeiten der Maschine
auszuschöpfen.
Exakt in die
Bearbeitungszone
gerichtete Strahlen
sorgen für eine
gute Spankontrolle
CoroTurn HP ist mit mehreren Düsen
ausgestattet, aus denen das
Kühlmittel mit hohem Druck auf die
Schneidkante gerichtet wird
HOCHDRUCKKÜHLUNG
– DER HINTERGRUND
In den 1990er-Jahren entwickelte
Sandvik Coromant das Jet BreakHochdruck-Kühlsystem. Kühlschmierstoff wird in präzis ausgerichteten
Strahlen bei hohem Druck (100 bis
1 000 bar) eingesetzt. Das System
wurde in Schneidwerkzeugen für
Materialien genutzt, die hinsichtlich der
Bearbeitbarkeit und der Spankontrolle
schwierig zu handhaben waren. Die
Kühlmittel-Strahlen bahnen sich ihren
Weg, indem sie sich keilförmig zwischen
Span und Schneidkante zwängen. Der
Kontakt wird verkürzt, und die
Temperatur in der Bearbeitungszone
sinkt; zudem verändert sich die Art, in
der sich der Span rollt. Das verbessert
die Spankontrolle, führte in einigen
Fällen aber auch zu Spanbruch.
Jet Break wurde in einer begrenzten
Anzahl von Spezialwerkzeug-Anwendungen eingesetzt, besonders zum Drehen
von Titan und HRSA-Legierungen sowie
rostfreiem Stahl und Stahl mit niedrigem
Kohlenstoffgehalt. Man lernte viel über
die Verteilung von Kühlschmierstoff und
Druck sowie die Größe der Düsen. In
Einzelfällen, vorrangig in der Ölförderungs-, Luft- und Raumfahrt- und
Kugellagerindustrie, wurde die Lösung
als Problemlöser benutzt.
ZUSAMMENFASSUNG
Langjährige Entwicklungsarbeit und
die industrielle Anwendung von
Hochdruck-Kühlschmierstoffen haben
wertvolle Erfahrungen erbracht.
Insbesondere bei der Bearbeitung
anspruchsvoller Materialien können
enorme Leistungsverbesserungen
erzielt werden.
Nachteilig war lange die Notwendigkeit besonderer Kühlschmiermittel-Ausrüstung. Das ist heute jedoch
anders. Viele Standard-CNCBearbeitungszentren haben
Hochdruck-Kühlung als Standard oder
Zusatzausrüstung. Und das
Wichtigste, um die Vorteile des
Hochdruck-Kühlens beim Drehen zu
nutzen: Das Standard-Werkzeug
CoroTurn HP ist verfügbar und leicht
zu applizieren.
METALWORKING WORLD
19
ÜBER DEN WOLKEN
Ein Zweig des staatlichen indischen Firmenimperiums HAL führt
Aufträge für globale Großanbieter und Spezialisten in der Luftund Raumfahrtindustrie aus – ein Geschäft im Aufschwung. Die
Bauteile und Triebwerke werden mit Sandvik CoromantLösungen produziert
20
METALWORKING WORLD
NUR WENIGE REISENDE wissen bei der Landung
ter beschäftigt“, sagt V. Sadagopan, stellvertretender Geschäftsführer für den Bereich
Projekte und Planung bei HAL. Sadagopan
und sein Kollege A. L. Vijaya Kumar,
Produktionsleiter für die Adour CNCBearbeitung, sind seit mehr als 20 Jahren bei
HAL. Beide blicken auf eine Zeit zurück, in
der sich HAL einen Namen unter den zehn
wichtigsten Lieferanten der Luft- und
Raumfahrtindustrie machte.
Was ist das Geheimnis hinter den HALTriebwerken? „Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit und Qualität. Sonst könnten wir auf dem
Weltmarkt nicht bestehen“, sagt Kumar. Um
diese Kriterien zu sichern, verwendet HAL
Werkzeuglösungen von Sandvik Coromant.
in Bangalore, dem „Silicon Valley“ Indiens,
dass der dortige Flughafen der Hindustan
Aeronautics Ltd. (HAL) gehört. Die Produktpalette von HAL umfasst Flugzeuge, Hubschrauber, Flugzeugtriebwerke, Zubehör und
Luftfahrtelektronik. Auch im indischen
Raumfahrtprogramm spielt HAL als einer der
Hersteller von Trägerraketen eine wichtige
Rolle. Außerdem werden Turbinen für
Industrie und Schifffahrt gebaut. Auf HAL,
einen Stützpfeiler der öffentlichen Unternehmen des Landes, ist jeder Inder stolz.
In der 25 Hektar großen, weitläufigen
Triebwerksfertigung in der Nähe des Flughafens von Bangalore herrscht aufgeräumte
Stimmung, und rund um die Adour CNCProduktion surrt es von Aktivität. „In der
Triebwerksabteilung sind rund 1 800 Mitarbei-
DIE PARTNERSCHAFT zwischen HAL und
Sandvik Coromant begann vor mehr als 20
Jahren. Damals, 1985, war Sadagopan
Betriebsingenieur. „Als das Konzept der
Wendeplatten eingeführt wurde, begannen wir
mit Schneidwerkzeugen von Sandvik
Coromant“, erzählt er.
„Der Sandvik Coromant-Außendienstler in
Indien war en ehemaliger HAL-Mann. Als er
mit den Wendeplatten ankam, die bis dahin
nicht erhältlich gewesen waren, dachten wir
uns: Warum nicht?“
Für das neue Produkt sprach unter anderem
die Tatsache, dass die Beschaffung der bislang
verwendeten Werkzeuge aufgrund von
Devisenbeschränkungen schwierig war. „Nach
der Bestellung mussten wir auf grünes Licht
von der Reserve Bank of India warten; erst
dann konnten wir den Auftrag losschicken“,
sagt er.
Der junge Ingenieur entschied, das neue
❯❯
FOTO: MAHESH BHAT/GETTY IMAGF
FOTO: MAHESH BHAT/GETTY IMAGES
V. Sadagopan,
stellvertretender
Geschäftsführer
für Projekte und
Planung der
Abteilung
Triebwerke
bei HAL
Die High-Tech-Luftund Raumfahrtgruppe HAL
unterstützt das
indische Raumfahrtprogramm und
besitzt den
Flughafen von
Bangalore
METALWORKING WORLD
21
A. L. Vijaya Kumar,
leitender Angestellter in
der Motorendivision von
HAL
FOTO: MAHESH BHAT/GETTY IMAGES
Die vor 20 Jahren eingeleitete
Partnerschaft zwischen HAL
und Sandvik Coromant hat
Bestand gezeigt, ebenso wie
das Konzept der Wendeplatten
❯❯ Produkt zu testen. So wurde der H13A von
Sandvik Coromant bei HAL eingeführt. „Der
Wechsel brachte uns enorme Erleichterungen“,
erklärt Sadagopan. „Obgleich es eine Weile
dauerte, die Bearbeitung zu stabilisieren,
konnten wir weiterarbeiten.“ Im Lauf der Jahre
ist das Verhältnis zwischen HAL und Sandvik
Coromant immer besser geworden: So
unterzeichnete die indische Luftwaffe im März
2004 einen Kaufvertrag über 66 HawkFlugzeuge – die ersten 24 wurden von BAE
(British Aerospace) in Großbritannien gebaut,
die restlichen 42 in Lizenz von HAL.
HAWK 200 wird von Adour 871-Triebwerken von Rolls Royce angetrieben, für die
einige Bauteile in der HAL-Triebwerksabteilung gefertigt werden. Die erste HALgefertigte Hawk soll 2008 flugfertig sein, daher
laufen die Herstellung von Teilen und
Ausrüstung ebenso wie die Aktivitäten zur
Fertigungsausstattung, unter anderem mit
Werkzeugen, und zivile Arbeiten in allen
HAL-Werken Indiens auf Hochtouren. Im
März 2007, als das HAL-Triebwerksteam eine
der Komponenten für die Turbinenscheibe aus
Inconel 718 bearbeitete, tauchten Probleme mit
der Oberflächengüte auf. Der kleinste Makel
kann hier die Leistung des gesamten Triebwerkes zunichte machen. Da das Problem mit der
Metallbearbeitung zu tun hatte, wandte sich
HAL an Sandvik Coromant.
GEMEINSAM begannen HAL und Sandvik
Coromant die Suche nach einer Lösung. Sehr
hilfreich war das Vertrauen, das die HALIngenieure beim regelmäßigen Training im
Sandvik Coromant-Produktivitätszentrum in
Pune für Sandvik Coromant bekommen hatten.
Eine Kombination aus Trainings- und
22
METALWORKING WORLD
„Wir beginnen mit der
Herstellung von
Bauteilen für große
LuftfahrtUnternehmen“
Werkzeuglösungen führte zu „Produktivitätsverbesserungen. Durch die Änderung von
Schnittgeschwindigkeiten konnten Vorschübe
und Produktionszeiten verbessert werden“, so
Kumar.
„Heute fragen meine Leute nach den
neuesten Werkzeugen. Sie sagen, damit könne
die Produktivität verbessert und Zeit gespart
werden. Also geben wir ihnen die Werkzeuge.“
M. S. Dinesh, stellvertretender Leiter CNC,
hat den dreitätigen Kurs ebenfalls besucht und
preist dessen Wert. „Wir schicken jeden, der an
einer Maschine arbeitet, ins Sandvik Coromant-Produktivitätszentrum, da dort sehr gute
Werkzeuglösungen für die Bearbeitung harter
Werkstückstoffe gezeigt werden. Wir finden
den Kurs so nützlich, dass wir gebeten haben,
ihn um zwei Tage zu verlängern!“
Für Sandvik Coromant India ist HAL ein
wichtiger Kunde mit Prestige in der indischen
Luft- und Raumfahrtindustrie, der für die
nächsten Jahre weitere Geschäfte verspricht,
da neue Exportprojekte in Aussicht stehen.
„Exportprojekte sind ein Bereich, in dem
wir in Zukunft mehr zusammenarbeiten
können“, sagt Sadagopan. „Demnächst
beginnen wir mit der Herstellung von Bauteilen für große Firmen des Luftfahrtbereiches
wie Pratt and Whitney, Honeywell und GE.“
Die HAL-Partnerschaft mit Rolls-Royce
besteht seit mehr als 50 Jahren, und das
Unternehmen ist in die globale Lieferantenkette von Rolls-Royce aufgenommen geworden. ❯❯
DER HÖHENFLUG VON HAL
Flugzeuge überall auf der Welt zum
Fliegen zu bringen“, erklärt der
stellvertretende Geschäftsführer für
den Bereich Projekte und Planung, V.
Sadagopan. Im Gespräch mit
Mitarbeitern unterstrich HALVorstandchef Ashok K. Baweja die
Notwendigkeit der Verbesserung von
Arbeitsumwelt und -kultur.
„Veränderungswille ist eine Qualität,
die wir von der westlichen Welt
übernehmen sollten.“
Ashok Nayak, Geschäftsführer,
HAL fügt hinzu: „Die Auftragslage
des Unternehmens ist erstklassig,
und unser grundlegendes Ziel ist es,
diese Aufträge effizient zu erfüllen.
In der Fertigung haben wir in Sandvik
Coromant einen guten Partner, und
zusammen haben wir viele Tests in
der Produktioln durchgeführt, um
kundengerechte Lösungen für die
Herstellung von Bauteilen zu
entwickeln. Wir möchten in allen
Bereichen der Luft- und Raumfahrts-
technolgoie kompetent sein.“
Sadagopan und Kumar konkretisieren die von Nayak gesetzten Ziele.
„Unternehmen konzentrieren sich
in der Regel auf einen oder zwei
Kerntätigkeitsbereiche“, erklärt
Sadagopan. „Unsere Vision ist die
Selbstversorgung.“ HAL-Konstrukteure arbeiten ständig an Systemen
für verschiedenste Flugzeugteile –
Triebwerke, Luftfahrt- und herkömmliche Elektronik sowie Software. 16
Fertigungseinheiten sind in die
Fertigung von Turbinen, Luftfahrtelektornik, Zubehör für Flugzeuge
sowie Triebwerke involviert, manche
in Kooperationsprojekten.
HAL strebt nach erstklassiger
Leistung und Spitzentechnologie.
Mit Stolz sagt Kumar: „Ich habe im
Lauf der Jahre sehr gute Jobangebote von Privatunternehmen bekommen, aber die Technologie ist hier
viel besser. Ich habe einen
spannenden Job, der ständig Neues
bietet und gleichzeitig trage ich zur
Verteidigungskraft Indiens bei.“
Auch Indiens scheidender
Präsident, A. P. J. Abdul Kalam, hat
für HAL eine Vision. Im nächsten
Jahrzehnt, sagte er kürzlich in einer
Zeitschrift von HAL, sollte das
Unternehmen „ein Gesamtkonzept
für Konstruktion, Entwicklung,
Fertigung und Marketing eines
einheimischen Flugzeugsystems
fertig haben ... und sich an Konstruktion, Entwicklung, Fertigung und
Markteing eines Passagier-Jets mit
200 Plätzen, allein oder in einem
Joint-Venture, wagen.“
Sadagopan hält es für möglich,
dass HAL eines der zehn weltweit
führenden Flugindustrieunternehmen wird. „Wir können das
erreichen. Aber wir müssen eigene
Produkte haben“, sagt er. „Eines
Tages werden die Menschen über
unsere Produkte sprechen, die
überall auf der Welt fliegen.“
FOTO: MAHESH BHAT/GETTY IMAGES
Hindustan Aeronautics Ltd. entstand
durch das Zusammengehen von
Hindustan Aircraft Ltd (gegründet
1940 von dem Unternehmer Seth
Hirachand Walchand und dem
Bundesstaat Mysore) mit Aeronautics India und Aircraft Manufacturing
Depot. Das Unternehmen beschäftigt
heute rund 29 000 Mitarbeiter in 16
Produktionseinheiten und neun
Forschungs- und Konstruktionszentren in sieben indischen Städten.
Zunächst führte das Unternehmen
Wartung und Reparaturen an
Flugzeugen aus. Später nahm man
die Lizenzfertigung von Flugzeugen
auf, bis man schließlich eigene
einheimisch konstruierte und
entwickelte Flugzeuge und
Komponenten auf den Markt brachte.
„Wir sind ein Staatsunternehmen
und die Policy ist, langsam von
Importflugzeugen auf eigene
Konstruktion und Herstellung
umzusteigen, um indisch produzierte
HAL führt beachtliche Tests in
seiner Werkstatt durch, zugleich
gelingt es, die Aufträge im
ständig wachsenden Auftragsbuch effizient auszuführen
METALWORKING WORLD
23
❯❯ HAL, das in Indien seit jeher eine Rolle spielt,
FOTO: MAHESH BHAT/GETTY IMAGES
ist zum wichtigen Unterlieferanten für globale
Luft- und Raumfahrtunternehmen geworden,
für die man Triebwerke und Turbinenkomponenten fertigt.
„Wir können wahrscheinlich gemeinsam
mit Sandvik Coromant ein System oder eine
Fertigungsanlage für Gesamtlösungen
aufbauen“, sagt Sadagopan. „Das beinhaltet
allerdings auch Herausforderungen. Ein
Produkt, das von Sandvik Coromant in
Österreich oder Frankreich getestet wird, sollte
schon in der darauf folgenden Woche in Indien
ausprobiert werden. Und wenn unsere
Mitbewerber für eine Bearbeitung zwei
Stunden brauchen, möchten wir, dass Sandvik
Coromant uns eine Lösung anbietet, mit der
wir innerhalb einer Stunde fertigen können.“
„Formulieren Sie ein
praktisches Problem,
und Sie bekommen
eine praktische
Lösung“
Bei Exportaufträgen sei Qualitätssteuerung die
Norm. „Was wir letztes Jahr noch machten, ist
dieses Jahr veraltet“, sagt er. „Materialverbrauch und Kosten müssen sinken. Das fordern
alle großen Fertigunsunternehmen. Wir
möchten, dass Sandvik Coromant diesen Weg
mit uns geht und hochwertige Konzepte
einführt, um Fertigungskosten zu senken.“
Qualitätssteuerung ist
ausschlaggebend. „Die
Kosten sollten stetig
sinken“, erklärt
V. Sadagopan
HAL hat mit Testaufträgen für Pratt and
Whitney-Turbinenbauteile begonnen und wird
für diese Aufträge exklusiv eine neue
Produktionslinie installieren. Mit expandierenden Kapazitäten ist der Verkaufsumsatz 2006
auf umgerechnet 1,3 Milliarden Euro (75,05
Milliarden INR) angestiegen, und mit vielen
bereits gesicherten Aufträgen sieht die Zukunft
rosig aus. Im März 2007 verzeichnete man ein
nie zuvor dagewesenes Auftragshoch mit mehr
als 6,5 Milliarden Euro (400 Milliarden INR).
Zu den Vorteilen der Beziehung zu Sandvik
Coromant sagt Sadagopan: „Das Wichtigste:
Es gibt immer eine Lösung, und Schnelligkeit
und kurzfristige Hilfe zeichnen Sandvik
Coromant aus. Wir werden weiterhin nach
wirtschaftlichen Lösungen streben.“
R. F. MAMOOWALA
Die Zukunft sieht positiv
aus für HAL, bietet aber
auch Herausforderungen
„WIR BRAUCHEN LÖSUNGEN DER SPITZENKLASSE“
„Formulieren Sie ein praktisches
Problem, und Sie bekommen eine
praktische Lösung.“ Dieses Kompliment macht V. Sadogapan,
Geschäftsführer für den Bereich
Projekte und Planung, HAL, Sandvik
Coromant India. A. L. Vijaya Kumar,
Leiter des Adour CNC-Werks, erklärt:
„Wir verwenden exotische
Materialien wie Inconel und Titan, und
herkömmliche Bearbeitungsmethoden bringen nicht die gewünschte
Oberflächengüte. Wir verwendeten
Hartmetallschneiden, waren aber mit
den erzielten Oberflächen unzufrieden. Daher luden wir Sandvik
Coromant für eine Demonstration
ein.“ Sein Stellvertreter M. S. Dinesh,
ergänzt: „Die Oberflächengüte ist
wichtig, denn die Turbinenscheibe
24
METALWORKING WORLD
rotiert bei hoher Geschwindigkeit und
darf daher keinerlei Makel aufweisen.
Eine schlechte Oberfläche kann zu
Rissbildungen führen und damit die
Leistung des ganzen Triebwerks
beeinträchtigen.“ Nikhil Dasari,
Ingenieur für Produktivitätsentwicklung bei Sandvik Coromant India,
erklärt, wie die gewünschte
Oberflächengüte erzielt wurde: „Luftund Raumfahrt-Kunden wie HAL
verlangen Spitzenlösungen für
hochwertige Werkstückstoffe wie
Inconel, eine Legierung mit hohem
Nickelanteil, die hochspezialisierte
Werkzeuge erfordert“, betont er.
Nachdem die Schmiedeteile der
Turbinenscheibe auf die erforderten
Abmessungen bearbeitet worden
sind, gehen sie zum Räumen und
nachfolgenden Bearbeitungen. „Die
Turbinenscheibe ist eine rotierende
Komponente, die geräumt wird, und
dann werden die Schaufeln
angebracht“, erkärt Dasari. „Danach
wird der Rotor in die Turbine montiert.
Diese Scheibe hält alle Schaufeln und
muss daher extrem stabil und völlig
fehlerfrei sein. HAL verwendete
Keramikwendeplatten, die wir durch
Vollhartmetallwendeplatten
ersetzten.“ Das Problem wurde
diskutiert und eine Liste mit
möglichen Sandvik CoromantWerkzeugen erstellt. „Wir überdachten das gesamte Werkzeugkonzept
für das Bauteil – Längs- und
Plandrehen sowie Axialeinstechen“,
sagt Dasari, der praktisch zehn Tage
auf dem HAL-Werksgelände
verbrachte, um die nötigen Bearbeitungsparameter und technischen
Details zu sammeln. HAL bekam die
gewünschte Oberflächengüte, und die
Umsetzung der Lösung hat begonnen.
„In diesem Spezialfall ist die Sandvik
Coromant-Schneide viel besser“, sagt
Kumar.
„Die Lösung funktioniert, die
Produktivität stieg und wir haben
mehrere Werkzeugsets bestellt. Nicht
nur die Lösungen sind gut, sondern
auch der Service – man ruft an und
sie sind umgehend da. Wir haben eine
angenehme und profitable Partnerschaft.“ Für Sandvik Coromant sei sie
ein Druchbruch, sagt Dasari.
„Ausgehend von diesem Erfolg
können wir die Marktanteile bei
diesem Kunden steigern.“
NEWS
Ukraine
Ungarn
Timisoara
Moldawien
Rumänien
100 km
Bulgarien
EIN RUMÄNISCHES ZENTRUM
FÜR GANZ EUROPA
Ein neu eröffnetes Produktivitätszentrum in Rumänien bietet Fertigungsunternehmen in Mittel- und Osteuropa
mehr Möglichkeiten, effiziente
Produktion zu trainieren.
Im Juni öffnete das 19. Produktivitätszentrum von Sandvik Coromant in
Timisoara im Westen Rumäniens seine
Pforten. Das Zentrum steht Kunden
aus elf europäischen Ländern offen. Es
ist nach Wien das zweite in diesem Teil
Europas. Mit den Produktivitätszentren kann Sandvik Coromant
Metallbearbeitungsunternehmen bei
der Steigerung ihrer Effizienz und der
Verbesserung ihrer Produktionspro-
zesse helfen. „Sie sind eine Art
Demonstrations-Werkstätten. Hier
können wir den Leuten ganz praktisch
zeigen, wie sie ihre Produktivität
erhöhen können“, sagt Katarina Dahl,
Marketing-KommunikationsManagerin. In den Zentren liege der
Fokus auf der besten Lösung, nicht
auf den verwendeten Produkten.
„Und die Lage des neuen Zentrums
genau in der Mitte Europas macht es
vielen Unternehmen zugänglich, die
effektiver produzieren müssen.“ 2006
verzeichneten die Sandvik CoromantProduktivitätszentren insgesamt
13 000 Besucher.
WENN JEDE MINUTE ZÄHLT
Endlich können Hersteller von
Massenprodukten im Bereich der
Präzisionskomponenten mit dem
neuen Schnellwechselsystem QS
von Sandvik Coromant Nebenzeiten
vermeiden. Einleitende Feldversuche mit Wendeplattenwechsel
und Einstellung für neue Bauteile
wurden erfolgreich abgeschlossen.
Der erste Feldversuch fand bei
Söderlunds Metall AB, einem auf
automatisches Drehen spezialisierten Zulieferer der Automobilindustrie im schwedischen Gnosjö statt.
„Wir nutzen unsere Maschinen
sehr intensiv, daher zählt jede
Minute“, sagt Produktionstechniker
Björn Söderlund, Sohn eines der
fünf Brüder, die den Betrieb1943
gründeten.
Den ersten Kontakt mit QS hatte
Söderlunds Metall vor rund einem
Jahr. „Wir nahmen an einer
Demonstration unseres Werkzeughändlers Tools Sohlberg in Värnamo
teil. Dort war das System
ausgestellt“, sagt Söderlund. „ Es
sah einfach und zugleich funktional
aus – wir waren sofort interessiert.“
Das neue System war noch nicht
auf dem Markt, und das Unternehmen offerierte damit eine gute
Gelegenheit für einen Feldversuch.
Dank der Kooperation zwischen
Sandvik Coromant, Söderlunds
Metall, Vertragshändler Tools
Sohlberg und dem Maschinenhersteller Citizen war der Test bald in
Gang. „Dieses System ist einfach zu
hantieren“, sagt Söderlund. „Wir
mussten keinerlei Veränderungen
vornehmen, nicht in zusätzliche
Ausrüstung investieren. Wir konnten
einfach anfangen zu arbeiten.“
Söderlunds Metall verwendet QS
auf allen externen Positionen für die
Profilbearbeitung auf Citizen
Langdrehautomaten. Die markanten Zeiteinsparungen beeindrucken.
„Der Wendeplattenwechsel
dauert jetzt halb so lange“, sagt
Björn Söderlund. „Wir sind
Zulieferer und fertigen viele
verschiedene Produkte mit vielen
Wendeplatten. Zeiteinsparungen
sind uns sehr wichtig.“
Das Schnellwechselsystem aus
Werkzeughalter,
Spannkeil und
Anschlag maximiert die
effektive Produktionszeit
COROTURN TR IN KÜRZE
Das QS-SchnellwechselSystem aus Werkzeughalter,
Spannkeil und Anschlag ist zur
Maximierung der effektiven
Produktionszeit auf Langdrehautomaten entwickelt worden.
Das System wird in für
spezifische Maschinentypen
und -modelle optimierten
Paketen angeboten. Werkzeugaufspannungen und Schneidplattenwechsel sind ganz
einfach durchzuführen, die
Positionierung im Werkzeughalter ist äußerst sicher. Die
Kompatibilität mit vielen
Maschinen sorgt für große
Flexibilität.
METALWORKING WORLD
25
TECHNIK
VON ELAINE McCLARENCE
SORTEN ERSTER WAHL
MODERNE WENDEPLATTENSORTEN BRINGEN
PRODUKTIVITÄTSGEWINNE
HERAUSFORDERUNG: DIE PRODUKTIVITÄT OHNE KOMPROMISSE BEI DER FERTIGUNGSSICHERHEIT STEIGERN
LÖSUNG: DIE NEUEN HOCHLEISTUNGS-WENDEPLATTENSORTEN
dabei, Wendeplattensorten einer neuen Generation
einzuführen, die alle bisherigen Leistungsgrenzen sprengen. Entsprechend dem
industriellen Trend hin zu höherer
Produktivität müssen auch die Schneidstoffe gezielt weiterentwickelt werden.
Um höhere Zerspanleistung bei besserer
Bearbeitungssicherheit zu erreichen,
wurde jeder einzelne Schritt bei Wendeplattenkonstruktion und -herstellung
genau analysiert.
Bei der Sortenentwicklung müssen
außerordentlich viele Faktoren bedacht
werden, von den Trends in der Industrie
und bei der jeweils zu bearbeitenden
Komponente bis hin zur innersten Struktur
der Wendeplatte selbst: also ihr Aufbau,
wie sie hergestellt, beschichtet und
behandelt worden ist. Letztlich geht es
darum, eine Schneidkante zu entwickeln,
die Temperaturen bis zu 1 200 Grad
Celsius verträgt und Druck bis zu einem
Gewicht aushält, das etwa 200 Autos
entspricht. Die neuen Wendeplattensorten
sind von einem Spezialistenteam von
Sandvik Coromant entwickelt worden.
Obgleich Wendeplatten normalerweise
SANDVIK COROMANT IST
26
METALWORKING WORLD
aus Hartmetall gemacht sind, das ihnen
ihre Grundcharakteristika verleiht, sind es
die Details, die jede Sorte auf ihren
spezifischen Verwendungszweck hin
optimieren. Die Substratentwicklung ist
sehr komplex: Die Größe jedes einzelnen
Korns und Anordnung in der Matrix des
VORTEILE
• Hohe Produktivität
• Größerer Anwendungsbereich
• Sichere und stabile Prozesse
• Mannarme Produktion möglich
TECHNISCHE FAKTEN
Neue Generation VollhartmetallWendeplatten Frässorten
für Stahl: GC4220, GC4230, GC4240
und GC1030
für Guss:
GC3220 und GC1020
Drehsorten:
GC4215, GC4225 und GC4235
Compounds aus Wolfram-Karbid und
Kobalt werden kontrolliert, um höchste
Verschleißfestigkeit und Bruchsicherheit
zu gewährleisten.
Sandvik Coromant ist führend bei der
Entwicklung von CVD- und PVDBeschichtungsprozessen. Mikro Layersmit verschiedenen Funktionen wie etwa
Verschleißfestigkeit, Schneidkantenzähigkeit und Fertigungssicherheit, können auf
das Substrat aufgebracht werden.
Schließlich werden die neuen Sorten mit
verschiedenen Techniken nachbehandelt,
um die Wendeplattenbeschichtungen glatt
und spannungsarm zu gestalten sowie
Kühlrisse und Eigenspannungen zu
minimieren. Da Sandvik Coromant schon
zuvor die besten Hartmetallsorten der
jeweiligen Klasse hergestellt hatte, galt es
für die nächste Generation, die Markterwartungen noch zu übertreffen. Tests
haben nicht nur eine überlegene Leistung
spezifischer Sorten bewiesen, sondern
auch gezeigt, dass diese breiter einsetzbar
sind.
❯❯ WEITERE INFORMATIONEN bei Ihrer
örtlichen Sandvik Coromant-Vertretung.
Eine clevere Kombination aus
Substrat, Beschichtung, Mikround Makrogeometrie bestimmt
das Leistungsnivau der
Wendeplatte.
Hier zum Beispiel GC1020 - die
erste Wahl für das Fräsen von
Gusseisen
FALLSTUDIEN
HÖHERE PRODUKTIVITÄT
BEIM TROCKENFRÄSEN
Für diesen Test wurde eine Komponente
eines Turbochargers aus Ni-RESIT mit
einem CoroMill 290 und GC1020 trocken
gefräst. Verglichen wurde mit Werkzeugen
von Mittbewerbern, die Nassfräsen
erfordern. Der durch GC1020 mögliche
größere Vorschub führte zu einer
Produktivitätssteigerung. Es konnten 50
Werkstücke gefräst werden, verglichen mit
nur 30 bei der anderen Lösung. Das
entspricht Kosteneinsparungen von 93 072
Euro pro Jahr und 655 gesparten
Produktionsstunden. Zusätzlich bringt das
Trockenfräsen Einsparungen infolge
geringerer Umweltauswirkungen und des
Wegfalls der Kühlmittel.
BESSERE OBERFLÄCHE UND
ND
FINANZIELLE EINSPARUNGEN
BEIM AUFBOHREN MIT GC4225
Bei diesem Einsatz zur Bearbeitung eines
Zylinderblocks wurde die neue GC4225 mit
einer Sorte eines Mitbewerbers verglichen.
Die Ergebnisse waren eindeutig. GC4225
produzierte 440 Prozent mehr Teile als die
andere Wendeplatte, 54 anstelle von zehn.
Insgesamt brachte diese Lösung
Kosteneinsparungen von14 372 Euro pro
Jahr. Zudem war eine Verbesserung der
Oberflächengüte festzustellen, da weniger
entgratet werden musste.
Bei modernen Beschichtungen bietet jede Schicht
auf ihre spezifische Art
Schutz vor Verschleiß.
Jede der maßgeschneiderten Schichten ist wichtig
ZUSAMMENFASSUNG
Das genaue Verständnis der
Anforderungen in der Dreh- und
Fräsbearbeitung hat zur Entwicklung
von Sorten einer neuen Generation
geführt, die Zerspanoperationen
optimieren. Sandvik Coromant stellt
fortlaufend neue Sorten vor, die
Wendeplattenleistungen für alle
Anwendungs-bereiche verbessern
und zugleich Prozesssicherheit und
hohe Produktivität bieten.
METALWORKING WORLD
27
RECYCLING MACHT
GESCHÄFTLICH SINN
In Zeiten wachsenden Umweltbewusstseins macht es geschäftlich
absolut Sinn, „grüne“ Initiativen zu ergreifen. Das Coromant
Recyclingkonzept ist ein globaler Recyclingservice und eine Möglichkeit,
bei Partnern und Kunden in aller Welt präsent zu sein
Umweltbewusstsein
setzt Unternehmen unter Druck, ihre Prozesse
im Hinblick auf deren Auswirkungen auf die
Natur zu überdenken. Verantwortungsvolles
und umweltbewusstes Verhalten kann ein
Wettbewerbsvorteil sein. „Umweltdenken wird
immer wichtiger, und von Unternehmen
erwartet man mittlerweile Initiativen für den
Umweltschutz“, sagt Lennart Lindgren,
Vorstand für den Bereich Marketing bei
Sandvik Coromant. „Das gilt auch für unsere
Kunden. Umweltfragen sind ein wichtiger
Aspekt des Geschäfts. Wir müssen zeigen,
dass wir unser Möglichstes tun, um Abfälle zu
minimieren und die Umweltfolgen unserer
Tätigkeit zu mindern.“
ten wegzuwerfen, recyceln wir sie und
verwenden den Rohstoff noch einmal. Das hat
im Grunde nur Vorteile.“
Die besten Programme sind diejenigen, die
genutzt werden. Daher wurde viel Mühe in die
anwenderfreundliche Gestaltung des CRC
investiert. Sandvik Coromant liefert Sammelund Transportboxen direkt in die Fabrik des
Kunden. Wenn eine Sammelbox voll ist, füllt
der Kunde den Inhalt in die Transportbox um,
die dann an eine der Recyclinganlagen von
Sandvik Coromant geschickt wird. Alle
Wendeplatten, gleich welcher Marke werden
gesammelt, und dem Kunden wird der
Marktpreis für das Material gezahlt.
ist das Coromant
Recyclingkonzept (CRC), ein globaler
Recyclingservice für gebrauchte Hartmetallwendeplatten und Vollhartmetallwerkzeuge.
Das Programm spiegelt die zunehmende Sorge
über den globalen Verbrauch nicht-erneuerbarer Rohstoffe wider. „Wir arbeiten mit
endlichen Rohstoffen, und Recycling ist ein
Weg, die nicht-erneuerbaren Ressourcen zu
managen und nachhaltige Entwicklungen zu
fördern“, sagt Lindgren. „Anstatt Wendeplat-
Hartmetallwendeplatten, verzeichnet aber
neuerdings einen deutlichen Anstieg der
gesammelten Materialmengen. „Wir haben das
Recycling sehr aktiv ermuntert“, sagt
Lindgren. „Außerdem haben wir die Logistik
des Programms verbessert, um den Kunden die
Teilnahme noch leichter zu machen, ganz
gleich, wo sie sich befinden.“
Sandvik Coromant ist nicht der einzige
Anbieter eines Recyclingprogramms.
Tatsächlich hat der Markt für gebrauchte
EIN IMMER STÄRKERES
EINE SOLCHE INITIATIVE
Lennart Lindgren
28
METALWORKING WORLD
SANDVIK COROMANT recycelt seit zehn Jahren
WIE WIRD RECYCELT?
1. Der Kunde bestellt Sammelund Transportboxen bei
Sandvik Coromant. In der
Fabrik werden RecyclingTonnen aufgestellt.
2. Gebrauchte Wendeplatten
werden in der RecyclingTonne gesammelt.
3. Der Inhalt voller Tonnen wird
in die Transportbox umgefüllt
(20 Kilogramm pro Box).
Sandvik Coromant
recycelt seit
zehn Jahren
Wendeplatten
„Wir möchten, dass Recycling so
selbstverständlich wird, dass all unsere Kunden,
die in all unseren Märkten eine Wendeplatte
kaufen, sie benutzen und dann recyceln“
Rohstoffe in den letzten Jahren infolge
steigender Rohstoffpreise stark expandiert.
Der Preis für Wolfram, das für die Hartmetallherstellung verwendet wird, hat sich verdreifacht, daher sind Gebraucht-Rohstoffe gefragt.
Dies bedeutet auch, dass Recycling nicht nur
aus Umweltgesichtspunkten, sondern auch
betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. „Auf dem
Gebraucht-Rohstoffmarkt tauchen dauernd
neue Akteure auf. Daher müssen wir kontinuierlich besser werden“, sagt Lindgren.
Sandvik Coromant hat in sein Recycling-
Angebot viel investiert, um alle Prozesse
sicher zu gestalten. Das Programm ist auf
allen Ebenen nach dem Umweltstandard ISO
14001 zertifiziert. CRC ist überall auf der Welt
erhältlich, und überall auf der Welt nimmt das
Recycling zu. „Wir möchten, dass Recycling
so selbstverständlich wird, dass all unsere
Kunden, die in all unseren Märkten eine
Wendeplatte kaufen, sie benutzen und dann
recyceln“, meint Lindgren. „Das haben wir
noch nicht ganz erreicht, aber das ist das Ziel.“
4. Der Kunde schickt die Box an
seinen örtlichen Sandvik
Coromant-Kontakt, von wo
aus sie an eine Sammelstation weitergeleitet wird. Die
leere Box geht zurück an den
Kunden.
5. Das gebrauchte Material wird
in der Sandvik CoromantRecyclinganlage umweltgerecht recycelt.
WOLFRAM IN KÜRZE
Wolfram, ein einzigartiges Material mit
Hochtemperatur-Eigenschaften und
außergewöhnlich hoher Dichte, wird häufig in
Hartmetallen verwendet. Weltweit werden
die Wolframvorkommen auf sieben Millionen
Tonnen geschätzt. Beim einem unveränderten jährlichen Verbrauch reichen diese
Reserven 100 Jahre. Die mit Abstand größten
Vorkommen befinden sich in China. Das Land
ist auch größter Lieferant von primärem
Wolfram. Andere große Produzenten sind
Österreich, Bolivien, Kanada, Portugal und
Thailand.
Der Gebrauchtmarkt ist ein wichtiger
Faktor in der globalen Wolframversorgung,
und es wird geschätzt, dass rückgewonnener
Wolfram bis zu 30 Prozent des Jahresverbrauches deckt.
Quelle: International Tungsten Industry
Association
CAROLINA JOHANSSON
METALWORKING WORLD
29
TECHNIK
VON ELAINE McCLARENCE & ULF WIMAN
CLEVER UND VARIABEL
– VIELSEITIGKEIT BEIM ECKFRÄSEN
HERAUSFORDERUNG DIE KOSTEN FÜR FRÄSBEARBEITUNGEN
HERAUSFORDERUNG:
REDUZIEREN
LÖSUNG: DIE VIELSEITIGKEIT DER ECKFRÄSER NUTZEN
LÖSUNG
IN DER METALL VERARBEITENDEN Industrie
werden zunehmend flexible Eckfräslösungen notwendig. Ein Grund dafür ist, dass
Unternehmen aus Platzgründen in kleinere
Maschinen mit Steilkegelaufnahme SK40/
HSK63 investieren. Da die Qualität der
Bauteile beim Gießen und Schmieden
besser wird, geht der Trend auch hin zu
geringerer Schnitttiefe und der Verwendung kleinerer Werkzeugdurchmesser.
Vielen Unternehmen wird heute klar,
dass sie mehr Magazinplätze in ihren
Maschinen brauchen, da die zu bearbeitenden Lose generell kleiner werden. Für eine
VORTEILE
Der CoroMill 490, der
erste Fräser im neuen
Fräserkonzept, das 2008
auf den Markt kommt
30
METALWORKING WORLD
• bessere Komponentenqualität
• Vielfalt für viele Operationen
• Lagerreduktion
• höhere Wirtschaftlichkeit
• einfache Anwendung
• verbessere Sicherheit
höhere Flexibilität sind deshalb auch mehr
Standard-Werkzeuglösungen gefragt. Bei
50 bis 60 Prozent aller Fräsbearbeitungen
handelt es sich um Eckfräsoperationen.
Sandvik Coromant bietet dafür ein
umfassendes CoroMill-Schaftfräsprogramm an. So werden flexible Lösungen
für viele Situationen möglich. Das
Programm mit vielseitigen Verlängerungswerkzeugen ermöglicht die
Bearbeitung komplexer Werkstücke mit
tiefen Taschen. Der neue Eckfräser R490
ermöglicht aber auch die Erzeugung
qualitativ hochwertiger Oberflächen,
sodass insbesondere bei schwer zugänglichen Bereichen auch Planfräswerkzeuge
ersetzt werden können.
muss beim SchulterFräsen vor allem bedacht werden, dass das
Schneidwerkzeug radial zum Werkstück
steht; übermäßige radiale Schnittkräfte
müssen vermieden werden. Andernfalls
können unerwünschte Abdrängungen
zwischen Werkzeug und Werkstück auftreten, was die Gesamtqualität der KompoIN DIESEM KONTEXT
Typisches „SquareSchulter-Fräsen mit
dem CoroMill 390
nente und die Oberflächengüte beeinträchtigt. Darüber hinaus kann die
Nichtbeachtung dieses Grundsatzes die
Produktivität mindern, da aufgrund von
Vibrationen die Prozessparameter gesenkt
werden müssen.
WEIL ECKFRÄSEN immer mehr zum Einsatz
kommt, steht die Verbesserung der
Gesamtwirtschaftlichkeit dieser Operation
im Fokus. Heute bietet Sandvik Coromant
den CoroMill 390 an, der in Sachen
Wendeplattensicherheit und Werkstückqualität neue Leistungsstandards gesetzt
hat. Die Grundlage seines Erfolges ist sein
extrem breit gefächerter Anwendungsbereich, kombiniert mit guter wirtschaftlicher Leistung. Daher sorgt er in vielen
Situationen für sehr gute Produktivität.
Zusammen mit der NIG kann der
CoroMill R 390 von Sandvik Coromant
mit höheren Schnittgeschwindigkeiten
und verbesserter Produktivität eingesetzt
werden und so die Bearbeitungskosten für
die Bauteile mindern. Als Nachfolger des
erfolgreichen CoroMill 390 wird Sandvik
Coromant 2008 den CoroMill 490 auf den
Markt bringen. Er wird die Möglichkeiten
und Vorteile seines Vorgängers noch
übertreffen. Der neue Eckfräser wird für
die meisten Anwendungen die erste Wahl
sein, wenn auch für einige Operationen
der CoroMill 390 weiterhin Standard
bleiben wird. Mehr daüber in der nächsten
Ausgabe der „Metalworking World“.
ZUSAMMENFASSUNG
Mit dem heutigen Trend hin zu
kleineren Maschinen sowie
besserer Qualität bei Guss- und
Schmiederohlingen gewinnt das
Eckfräsen an Popularität. Dies ist
in vielen Situationen eine flexible
und vorteilhafte Lösung, die
beispielsweise tiefere Kavitäten
zulässt, sowie komplizierte enge
Nuten und die Anwendung
überlanger Werkzeugkombinationen erlaubt. So wird das
Werkzeuglager für Eck- und
Planfräsoperationen reduziert.
❯❯ WEITERE INFORMATIONEN bei Ihrer
örtlichen Sandvik Coromant-Vertretung.
METALWORKING WORLD
31
DAS REICH
DER SINNE
„Sensorisches Marketing“ ist derzeit in. Dabei geht es darum, die Sinne
des Menschen anzuregen – das Sehen, das Hören und Schmecken und
nicht zuletzt den stärksten: den Geruchssinn. Manche Unternehmen, wie
beispielsweise Singapore Airlines, bauen ihr gesamtes Marketing auf dem
Konzept auf
akribisch an unsere Umgebung
angepasst. Ursprünglich ein Gefahrenwarnsystem, halten
sie uns Menschen gesund, denn sie bewahren uns
beispielsweise vor dem Verzehr von Ungenießbarem. Aber
nachdem das Leben für den Homo Sapiens nach und nach
einfacher wurde, lernten wir auch die Freuden kennen, die
die Sinne uns bringen. Die Betonung liegt auf „kennen
lernen“. Es besteht ein riesiger Unterschied zwischen
instinktiven Reaktionen auf Geräusche, Geschmäcke und
Gerüche und persönlichen Vorlieben, die durch Erfahrung
entstehen.
Darin liegt das Magische – und das Dilemma dessen, was
„Sensorisches Marketing“ genannt wird: der Appell an
unsere Sinne, um Verkauf und Markenloyalität anzukurbeln.
Menschen wenden sich allem zu, was ihre Sinne anregt. Aber
ebenso schnell wenden sie sich wieder ab, wenn der
Sinneseindruck nicht inspiriert oder wenn er zu bekannt ist.
Der Guru des sensorischen Brandings, Martin Lindstrom, Autor des 2005 erschienenen Buches Brand Sense,
hat die kommerziellen Vorteile untersucht, die die
Anregung der Sinne bringen kann, um Bande zwischen
Mensch und Marke zu knüpfen. „Die Sinne sind eine
Gabe, der wir nicht entkommen können, und sie interpretieren mühelos die Welt für uns“, erklärt er. „Unsere Sinne
bestimmen unsere Ansichten, ohne dass wir uns dessen
überhaupt bewusst sind. Meine weltweite Forschung über
UNSERE SINNE SIND
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METALWORKING WORLD
WUSSTEN SIE DAS?
• Nach einem Jahr erinnern sich Menschen noch zu 65
Prozent korrekt an Gerüche – zu vergleichen mit
visuellen Erinnerungen an Fotos. Diese sind bereits nach
drei Monaten auf 50 Prozent gesunken.
• Tests haben bewiesen, dass Menschen wirklich glauben,
Reinigungsmittel mit frischem Duft seien wirkungsvoller.
• 2006 lancierte die britische Käserei Stilton Cheese
Makers Association den Duft „Eau de Stilton“. Der
Knethersteller Play-Doh brachte zur Feier seines 50.
Geschäftsjubiläums eine limitierte Auflage seines
charakteristischen Knet-Duftes heraus.
• Etwa 80 Prozent aller jungen Mütter können ihr zwei Tage
altes Baby am Geruch erkennen.
Marken und Sinne, durchgeführt in einem Zeitraum von zwei
Jahren mit Hilfe der Forschungsagentur Millward Brown,
zeigte einige sehr interessante Kulturunterschiede.So ist der
Geruchssinn bei Japanern viel ausgeprägter als bei Amerikanern. In Indien ist Geschmack wichtiger als in den USA. Und
in Großbritannien scheinen generell alle Sinne weniger stark
ausgeprägt zu sein als anderswo.“ Alle Marken könnten die
Stärke des sensorischen Branding ausschöpfen, meint
PETTER LÖNEGÅRD
„Die Offline-Verbrauchererfahrung schlägt zurück.
Die Leute wollen fühlen, schmecken, riechen, hören und sehen“
Lindstrom. „Die Frage ist allerdings, was es jeweils bringt.
Wie bei allen anderen Aspekten des Brandings muss auch
eine sensorische Strategie mit den Markenwerten konform
gehen. Unsere Erfahrung zeigt allerdings: Auch wenn eine
Marke nur wenige Sinne ansprechen kann, ist deren Potenzial
selten vollständig ausgeschöpft.Weder Amazon noch eBay
haben Töne auf ihrer Website – weder navigationsbegleitend
noch markenbezogen.“ Lindstrom nennt einige Beispiele, bei
denen Unternehmen Sinne ansprechen, die sonst nicht mit
ihrer Art von Geschäft verbunden werden. Eine große
Anwaltskanzlei stattete einst ihren Briefkopf mit Ledergeruch aus; darüber wird heute noch geredet. Intel hat ein
Audio-Logo und Bang and Olufsen eine Fernbedienung mit
Öffnen- und Schließ-Geräusch.
kassischen Erfolgsstories sagt Lindstrom:
„Singapore Airlines ist beim sensorischen Branding
eindeutig führend. Von einem patentierten Duft, der die
GEFRAGT NACH
❯❯
METALWORKING WORLD
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„Unser Geruchssinn hat einen viel
stärkeren Einfluss als das Sehen
und Hören, weil er Gefühle und
Erinnerungen in Gang setzt“
❯❯ Kabine und die warmen Handtücher erfüllt, bis hin zu
speziellem Make-up der Flugbegleiterinnen ist Singapore
Airlines ein elegantes Beispiel für sensorisches Branding
in ganzheitlicher und experimenteller Form.“
Lindstrom nennt auch Harley Davidsons „potato-potatopotato“-Geräusch (Kartoffel, Kartoffel), das das Unternehmen erfolglos zu patentieren suchte. „Es macht
immerhin etwa 42 Prozent des gesamten Markenwertes aus.“
die Nokia-Melodie,
die laut Lindstrom 42 Prozent aller
Menschen auf der Welt kennen.
Allerdings hätten die
Kommunikationstechnologien eine
UND DANN IST DA
Die Nokia-Melodie ist
der Klingelton aller
fabrikneuen NokiaHandys
paradoxale Kombination aus Intimität und Distanz
zwischen Verbrauchern und Marken mit sich geführt.
„Ironischer Weise erinnert die Welt, online wie offline,
Markenschöpfer an die intimsten Verbindungen – die der
Sinne. Das Hören und Sehen kann online stimuliert
werden, aber um in Sachen Geruch, Geschmack und
Berührung stimuliert zu werden, muss man sich in der
realen Welt befinden. Die Offline-Verbrauchererfahrung
schlägt zurück. Die Leute wollen fühlen, schmecken,
riechen, hören und sehen. Das ist menschlich“, sagt er.
Graham Frost von der British Society of Audiology
erklärt, wie es funktionieren kann, eine Marke zu „hören“
– oder auch nicht. „Man hört eine tickende Uhr nicht, und
wenn man eine im Haus hat, die regelmäßig schlägt, dann
nimmt man auch das nicht wahr. Besucher hören die Uhr“,
sagt Frost. „Die Geräuschwahrnehmung ist subjektiv. Ein
großer Teil des Effektes wird vom jeweiligen Gemütszustand und der Umwelt bestimmt.“ Er nennt ein sehr frühes
Beispiel für eine Marke, die ein Geräusch nutzte: „Die
Türklingel von Avon. Sagt man, vor allem zu etwas älteren
Leuten ,ding, dong‘, dann sagen sie: ,Avon-Beraterin‘.
Einige Geschmacksrichtungen mögen etwa 90 Prozent der
Bevölkerung – Süße zum Beispiel. Mit Tönen und
bestimmten Tonqualitäten ist es genauso.“
JANE GARNER
GERUCH IST GLAUBE
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METALWORKING WORLD
verarbeitet, während alle anderen
Sinneseindrücke durch mehrere
Schichten gefiltert werden, bevor
sie die emotionalen Zentren
erreichen.“ Unsere Reaktionen auf
CORBIS
Rachel S. Herz gehört zu den
bekanntesten Experten und
Forschern im Bereich der Effekte
von Gerüchen. Ihr Buch „The Scent
of Desire: Discovering Our
Enigmatic Sense of Smell“ (Der Duft
des Begehrens: Die Entdeckung
unseres rätselhaften Geruchssinns)
erschien Anfang Oktober.
Die Gastprofessorin am Institut
für Psychiatrie und menschliches
Verhalten an der Brown University
Medical School in Providence,
Rhode Island, sagt: „Unser
Geruchssinn hat einen viel
stärkeren Einfluss als das Sehen
oder Hören, weil er Gefühle und
Erinnerungen in Gang setzt. Dies
kann Kundeninteresse und Loyalität
anregen.“ Herz fährt fort: „Gerüche
lösen gefühlsmäßige Reaktionen
aus, in gewissem Sinne fast vorbewusster Art. Die erste Reaktion
kommt vor dem Gedanken. Düfte
werden umgehend emotional
bestimmte Gerüche basieren auf
Erfahrung und Kultur, so Herz. Wir
lernen unser Leben lang, „gute“ von
„schlechten“ Gerüchen zu trennen;
unsere Herkunft beeinflusst unsere
Vorlieben. Käsegeruch ist im
Westen beliebt, gilt in Asien jedoch
als abscheulich. Wintergrün-Duft ist
in den USA beliebt, kommt aber in
Großbritannien, wo man nicht die
gleichen positiven Dinge damit
verbindet, weniger gut an.Der
Geruchssinn kann so manchen zu
Lustkäufen verleiten. So locken
Chocolate-Chip-Kekse im
Einkaufszentrum: „Die Kekse
werden nicht einmal an Ort und
Stelle gebacken“, sagt Herz. „Sie
werden in Kästen geliefert, und ihr
Aroma wird in die Luft geblasen. Es
wirkt trotzdem.“ Allerdings gibt es
auch Stolpersteine im Marketing.
Victoria’s Secret und Sony haben
erfolgreich spezielle Düfte in ihren
Läden versprüht; der allzu exzessive
Gebrauch zahlreicher Düften in
einem Einkaufszentrum führt
jedoch zum Backlash. „Raffinesse
ist wichtig. Vor allem muss der Duft
zur Ware passen“, sagt Herz.
„Unser Geruchssinn ist an
Assoziazionen gekoppelt. Das kann
eine Person stark an ein Produkt
binden. Und wenn eine starke
Bindung besteht, wird das Objekt
besser wahrgenommen. Man kann
etwas riechen und fühlen, ohne eine
Ahnung zu haben, warum.“
Während Parfumeure seit Jahren
nach diesen Prinzipien arbeiten und
clevere Chemiker alle Gerüche der
Welt erschaffen können, sind beim
Geruchsmarketing einige Ziele noch
unerreicht. Eines davon, sagt Herz,
„wäre, eine Art Feromon zu
entdecken, das Parfums zugesetzt
werden könnte, um bei Frauen
beispielsweise eine generell
positive Einstellung gegenüber
Männern zu erzeugen.“
STRATEGIEN, DIE SINN MACHEN
KELLOGG
Es ist gesagt worden, die Farbe (und das
Geräusch) von Kellogg’s Cornflakes sei so speziell, dass man eine Flocke selbst dann
erkennt, wenn sie in einer Glasschale mit
Flakes anderer Hersteller liegt. Genauso ist
das „Knuspern und Knispern“ von Kellogg’s
Rice Krispies ein klassisches Beispiel für eine
Marke, die einen Geräuschreiz zur Markenbindung nutzt – obwohl die Originalidee
eigentlich war, die Kinder zu ermuntern, Milch
auf ihre Flocken zu gießen.
UPM
Der finnische Papierhersteller UPM führte
über zwei Jahre ein Projekt zu den Reaktionen
von Menschen auf die visuelle Erscheinung,
die Geräusche und den Geruch von Papier
durch. In einer multimedialen Welt müssen
Zeitungen und Magazine in harter Konkurrenz
neben elektronischen Publikationen bestehen;
da ist der physische Kontakt zum Verbraucher
ein wichtiger Vorteil. „Die Studie zeigt das
Potenzial, das in der Entwicklung von
Papiersorten liegt, die in höherem Grad
sensorisch ansprechend sind,“ erklärt ein
UPM-Experte.
ROLLS-ROYCE
Vor einigen Jahren hieß es, der LuxuswagenHersteller Rolls-Royce habe einen NeuwagenGeruch kreiert, der zur Verkaufsförderung in
die Neuwagen gesprüht werden solle. Der
Legende nach soll das unglaublich gut
funktioniert haben. Auf die Bitte um
Marken, die viele Sinne
stimulieren, sind
erfolgreicher als solche,
die sich auf einen oder
zwei Sinne konzentrieren
Bestätigung sagt Rolls-Royce, man sei von der
urbanen Legende entzückt, die auf mehr als
einem Körnchen Wahrheit basiere. Der
berühmte Neuwagen-Geruch wurde von den
Originalgerüchen von Klassikern wie RollsRoyce und Austin Healey-Wagen inspiriert, die
Lederpolster von Conolly verwendeten. Die
Sinn ansprechen sollen. Farben können heute
duften; wichtiger ist aber: Sie können
Publikationen und Verpackungen Struktur
geben. Barry Ferne, Geschäftsentwicklungsleiter der Verpackungsdivision in Großbritannien, erklärt, diese Innovationen seien
zur Jahrhundertwende aus der
Notwendigkeit entstanden, sich
Farben können
heute duften; vor
allem aber können
sie Publikationen
und Verpackungen
Struktur geben
Art der Behandlung verlieh diesem Leder
einen besonderen Geruch und seine
besondere Art der Rissbildung im Alter.
Ein Rolls-Royce-Sprecher erklärte MWW,
die Wagen hätten bei der Auslieferung einen
bestimmten Geruch, der aber eine Kombination verschiedener Elemente sei, darunter der
Ledersitze, die heute aus nahezu unbehandeldem Leder gefertigt werden.
SUN CHEMICAL INKS
SunChemical Inks hat zahlreiche Farben und
Methoden entwickelt, die unseren optischen
von anderen Marken abzuheben. Auch das
Auftauchen der Flaschen-Manschetten von
beispielsweise Alkopops habe eine Rolle
gespielt. „Mit ihnen erhält man eine 360-GradWerbefläche“, sagt er.
„Sie können einen matten Effekt auf einem
unglaublich glänzenden Oberfläche erzeugen.
Nach einigen Jahren verlangten alle
Verpackungen spezielle Effekte.“ Laut Ferne
wenden sich Hersteller heute mit aller Art
neuen – und geheimen – sensorischen Ideen
an SunChemical. „Wir bieten ein unterschwelliges Marketing-Werkzeug. Wir können Farben
und Lacke liefern, die Struktur und mehr
machen. Ständig suchen wir nach neuen
Materialien, die eine neue Art des Eindrucks
kreieren können, und mischen Wissen aus
verschiedenen Disziplinen.“
So half SunChemical Inks beispielsweise
bei der Entwicklung einer Brotverpackung mit
einem weicheren Finish, mit dem Verbraucher
den frisch gebackenen Laib assoziieren.
Allerdings, so Ferne, müsse das Brot im
Supermarkt frisch gebacken werden; den Duft
frischen Brotes könne man synthetisch nicht
herstellen.
COURTESY OF ROLLS-ROYCE
GUERLAIN
Bei den Gerüchen geht natürlich die
Parfumindustrie voran. Der Parfumhersteller
Guerlain versah seinen Duft Insolence! aber
zusätzlich mit einer Audio-Signatur. Der Song
„Hysteria“ von Muse wird sowohl in der
Verbraucherwerbung als auch in der zur
Einführung verschickten Pressemappe
verwendet.
METALWORKING WORLD
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Print n:o C-5000:523GER
© AB Sandvik Coromant 2008:1
Helden der Industrie
Stellen Sie sich vor, es ist Ihr Job, eine Technologie zu verbessern, die bereits die beste auf dem Markt ist.
Eine beängstigende Aufgabe, sagen Sie sicher.
Aber genau das wird von Konstrukteuren in aller Welt
verlangt: etwas, was bereits das Beste ist, noch besser zu
machen. Das können Autos sein, Flugzeuge oder mp3- Player.
Oder Sorten.
In unserem Fall bestand die Herausforderung darin, unsere
marktführenden Wendeplatten zur Metallbearbeitung zu noch
besseren Leistungen zu bringen.
Kompromisse waren nicht erlaubt.
Unsere neue Generation von Wendeplatten musste schneller,
sicherer, voraussagbarer sein. Und haltbarer obendrein.
Das sind sie, rechts.
Und links sehen Sie einen von denen, die es geschafft haben,
eine Technologie zu verbessern, die bereits die beste auf dem
Markt war.
Ein Held der Industrie, ganz einfach.
Möchten Sie die neue Generation von Wendeplatten anschauen? Besuchen Sie www.coromant.sandvik.com
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