Metalworking World 1/2008
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Metalworking World 1/2008
MARKEN MACHEN SINN DER SOUND VON MARKENERFOLG DAS WIRTSCHAFTSUND TECHNOLOGIEMAGAZIN VON SANDVIK COROMANT A BUSINESS AND TECHNOLOGY MAGAZINE FROM SANDVIK COROMANT #1/2008 Cinzia Parolin und Georgette Bile Mala Assamoi, Mitarbeiterinnen beim italienischen Fertigungsunternehmen Bifrangi DOOSAN INFRACORE – EINE FESSELNDE GESCHICHTE GRÜNERE INDUSTRIE – MACHEN SIE MIT! HAL GANZ OBEN: LUFTFAHRTOFFENBARUNGEN BIFRANGI IM GESCHÄFT: WARMSCHMIEDE-PROFIS EDITORIAL LEIDENSCHAFT UND FACHWISSEN SIND MOTOREN DER ENTWICKLUNG MEHR ALS 100 JAHRE ist es her, seit Orville Wright das erste Flugzeug über einen Sandstrand in North Carolina flog. Bei diesem ersten Flug der Geschichte wurden in etwa zwölf Sekunden 40 Meter in rund sechs Metern Höhe zurückgelegt. Die vergleichsweise kurze Strecke markiert den Anfang einer neuen Ära und sicherte Orville und seinem Bruder Wilbur einen Platz in den Geschichtsbüchern. Ohne den lebenslangen Einsatz für die Sache wäre der Flug zudem nie zustande gekommen. DAS FLIEGEN nehmen wir heute als Selbstver- FOTO: MATS JONHOLT ständlichkeit hin. Flugzeughersteller bringen ständig neue, treibstoffeffizientere Flugzeuge auf den Markt, die Hunderte von Passagieren über tausende Kilometer transportieren und vielfältige Transportbedürfnisse stillen. Mit zunehmender Globalisierung und steigenden Militärausgaben wächst und gedeiht die Luft- und Raumfahrtindustrie. Doch wie in allen anderen Fertigungssektoren warten auch hier Herausforderungen. Die Konkurrenz ist härter geworden, und um Treibstoffkosten zu senken, werden große Anstrengungen in die Verwendung neuer Werkstoffe für leichtere Flugzeige investiert. Für unsere Forschungsund Entwicklungsleute heißt das, Werkzeuge 2 METALWORKING WORLD zur Bearbeitung dieser neuen, oft komplizierten Materialien zu entwickeln. Die Luft- und Raumfahrtindustrie ist ein Kunde mit hohen technischen Ansprüchen. In dieser Ausgabe der „Metalworking World“ lesen Sie über die Partnerschaft von Sandvik Coromant mit der Hindustan Aeronautics Ltd. umfasst Triebwerke für Flugzeuge, Hubschrauber sowie Luft- und Raumfahrteinsätze. Auch beim indischen Raumfahrtprogramm spielt HAL eine wichtige Rolle. Allerdings kann sich in einem globalen Geschäft wie der Luft- und Raumfahrtbranche niemand auf seinen Lorbeeren ausruhen. V. Sadagopan, Geschäftsführer für den Bereich Planung und Projekte für Triebwerke bei HAL formuliert es so: „Was wir voriges Jahr taten, ist heute veraltet. Alle großen Fertigungsunternehmen fordern eine stetige Senkung von Materialverbrauch und Kosten. Sandvik Coromant hat neben vielen Verbesserungen die Einführung unseres Qualitätssteuerungskonzepts zur Kostensenkung unterstützt.“ Wir begrüßen solche Herausforderungen! Diese Ausgabe der „Metalworking World“ berichtet außerdem über Unternehmen in Südkorea und Italien, sowie darüber, wie Sandvik Coromant dem Maschinenhersteller Doosan Infracore und dem Automobilkomponenten-Zulieferer Bifrangi Kosten sparen und Produktivität verbessern helfen konnte. Leidenschaft und Fachkenntnisse stehen hinter der Entwicklung. Ich hoffe, Sie finden in dieser Ausgabe der „Metalworking World“ wertvolle Anregungen für Ihr Unternehmen. DIE PRODUKTPALETTE VON HAL KENNETH V. SUNDH PRÄSIDENT SANDVIK COROMANT FOTO: KYOUNG WOOK YOON/GETTY IMAGES INHALT METALWORKING WORLD #1/2008 TECHNIK 11 KURBELWELLE – EIN WERKSTÜCK MIT ANSPRÜCHEN 18 DRUCK AUSÜBEN CoroTurn HP — ein System für HochdruckKühlschmierstoff — ist ein neues Standardhilfsmittel für die Bearbeitung anspruchsvoller Werkstückstoffe, sowohl in Bezug auf die Bearbeitbarkeit als auch Spankontrolle. Es eignet sich besonders für Anwendungen auf Multi-Task- und Vertikaldrehmaschinen sowie für Drehzentren. 26 SORTEN ERSTER WAHL Besseres Verständnis für die Bedingungen, unter denen Wendeplatten arbeiten, hat zur Entwicklung von Sorten einer neuen Generation geführt. Wie kann die Produktivität weiter erhöht werden – ohne Kompromisse bei der Bearbeitungssicherheit? Eine neue Generation von Sorten wird die Leistung der Wendeplatten in allen Anwendungsbereichen erweitern und zugleich Sicherheit und hohe Produktivität bieten. 30 CLEVER UND VARIABEL Bei Fräsoperationen gilt es, die Qualität von Bauteil und Oberfläche zu bewahren und gleichzeitig die Bearbeitungskosten zu senken. Ein neues Werkzeug, Coromill 490, verändert das Eckfräsen durch mehr Schneiden. Kim Woong Bum, Executive Vice President, Doosan Infracore Machine Tools BG 14 4 6 METALWORKING NEWS BIFRANGI IN ITALIEN: MANCHE MÖGEN‘S HEISS 14 MASCHINENHERSTELLER SETZT AUF IT 20 HAL IN INDIEN: ÜBER DEN WOLKEN 25 28 METALWORKING NEWS 32 DAS REICH DER SINNE UMWELTBEWUSSTSEIN ZAHLT SICH AUS 11 FOTO: MAHESH BHAT/GETTY IMAGES Kein Bauteil erfordert so viele Bearbeitungsschritte wie die Kurbelwelle. Das Sandvik Coromant-Kompetenzzentrum für Kurbel- und Nockenwellen entwickelt und optimiert gemeinsam mit Industrie und Maschinenherstellern Prozesse und Werkzeuge. 20 METALWORKING WORLD ist ein Wirtschafts- und Technologiemagazin von AB Sandvik Coromant, 811 81 Sandviken, Schweden. Tel: +46 (26) 26 60 00. „Metalworking World“ erscheint drei Mal jährlich in 18 Sprachen. Sandvik Coromant-Kunden in aller Welt beziehen das Magazin kostenlos. Herausgegeben von Spoon Publishing in Stockholm, Schweden. ISSN 1652-5825. Chefredakteurin und verantwortlich im Sinne des schwedischen Presserechts: Pernilla Eriksson. Kontakterin: Christina Hoffmann. Redaktionsleitung: Lisa Lundqvist. Redakteur: Johan Andersson. Art Director: Erik Westin. Bildredakteur: Christer Jansson. Technikredakteur: Christer Richt. Deutsche Sprachredaktion: Luise Steinberger, Anne Rentzsch. Koordination: Monica Åslund. Sprachkoordination: Sergio Tenconi, Karolina Tullberg. Prepress: Markus Dahlstedt. Coverfoto: Maurizio Camagna. Unangeforderte Manuskripte werden nicht akzeptiert. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Anfragen bitte an die Verantwortlichen der „Metalworking World“. In Artikeln vertretene Meinungen und Ansichten werden nicht notwendigerweise von Sandvik Coromant oder dem Herausgeber mitgetragen. Zuschriften erbitten wir an: „Metalworking World“, Spoon Publishing AB, Kungstensgatan 21B, 113 57 Stockholm, Schweden. Tel: +46 (8) 442 96 20. E-mail: [email protected]. Vertriebsanfragen: Monica Åslund, Sandvik Coromant. Tel: +46 (26) 26 60 14. E-mail: [email protected] Druck: Sandvikens Tryckeri. Gedruckt auf MultiArt Matt 115 g/m2 und MultiArt Gss 200 g/m2 von Papyrus AB, zertifiziert nach ISO 14001 und EMAS-registriert. Coromant Capto, CoroMill, CoroCut, CoroPlex, CoroTurn, CoroThread, CoroDrill, CoroBore, CoroGrip, AutoTAS, GC und iLock sind von Sandvik Coromant eingetragene Warenzeichen. Vijaya Kumar, leitender Angestellter in der Triebwerksfertigung von HAL „Metalworking World“ wird zu Informationszwecken herausgegeben. Die gegebene Information ist von allgemeiner Natur und sollte nicht als Beratung betrachtet oder als Grundlage für Beschlüsse oder spezifische Anwendungen benutzt werden. Die Nutzung dieser Information geschieht auf eigenes Risiko des Benutzers. Sandvik Coromant kann für direkte, zufällige Folgeschäden, die aus solcher Anwendung von Informationen aus dieser Publikation entstehen, nicht haftbar gemacht werden. METALWORKING WORLD 3 NEWS Die 12 000 Plätze der Spodek-Halle waren völlig ausverkauft IN POLEN AM BALL Als die brasilianische Nationalmannschaft Russland im Endspiel der diesjährigen Volleyball-WM am 15. Juli in Katowice in Polen besiegte, war dies der fünfte WM-Titel, den das Team in Folge holte. Volleyball ist in Polen extrem beliebt und das WM-Endspiel war ausverkauft. Sandvik Coromant Polen entschloss sich, Teil des Ereignisses zu sein. „Bei jedem der zehn Endspiele waren unser Logo und ein Gruß an unsere Kunden an der Bande zu sehen“, sagt Alfred Zachwiej, Sandvik Coromant-Geschäftsführer in Polen. Bei fast allen Spielen waren sämtliche12 000-Plätze der SpodekHalle belegt und das GoldmedaillenFinale konnten 1,1 Milliarden Fernsehzuschauer in 110 Ländern verfolgen. „Sandvik Coromant Polen hatte 500 Kunden, autorisierte Vertragshändler und deren Kunden zu ,Lunch und Spielen‘ eingeladen“, erzählt MESSEN 2008 SANDVIK COROMANT FÜR MARKANTE KOSTENEINSPARUNGEN GEEHRT Die Region Nordost der Industrial Distribution Group (IDG) in den USA überreichte Sandvik Coromant den 2006 Platinum Supplier Award (Lieferantenpreis in Platin) für die signifikanten Kosteneinsparungen, die das Unternehmen im letzten Jahr für IDG-Kunden erzielt hat. IDG untersucht im Auftrag von mehr als 100 strategischen Zuwachspartnern Aufträge, Logistik sowie die Einheitlichkeit von Produkten. Ausgeführte Serviceleistungen und erzielte Einsparungen werden dokumentiert. Zum Ende eines jeden Jahres zollt IDG den drei Besten mit einem Preis-Diner Respekt. Der Leiter des Produktivitätsteams, Kevin McCall, und die Verkaufsmanager Toby Grove, Mark Grimes, James Spengler und Dave Lewandowski von der Region Ost von Sandvik Coromant nahmen den Preis entgegen. 4 METALWORKING WORLD • Technishow, 11.—15. März, Utrecht, Niederlande • METAV, 31. März—4. April, Düsseldorf • MACH 2008, 21.—25. April, Birmingham, Großbritannien • EMEX, 6.—8. Mai, Neuseeland • SIAMS, 20.—24. Mai, Moutier, Schweiz • Farnborough Air Show, 14.—20. Juli , Großbritannien • Norden AB, 6.—9. September, Göteborg, Schweden • ITF Plovdiv, 24.—29. September, Bulgarien • IMTS , 8.—13. September, Chicago, USA • Vienna Tec , 7.—13. Oktober, Wien, Österreich • PRODEX, 18.—21. November, Basel, Schweiz Zachwiej. „Da es sehr schwierig war, WM-Karten zu bekommen, brachte uns das einen enormen Zuspruch“, sagt er. „Einige unserer Gäste kamen aus 700 Kilometern Entfernung angereist. Jeder bekam ein persönliches T-Shirt der polnischen Nationalmannschaft.“ Wussten s …dass San ie schon… dvik C weltweit Nie oromant d lassungen er130 Lände in rn hat SHANGHAI UND STUTTGART Im Oktober eröffnete Sandvik Coromant zwei neue Applicationcenter. Eines, in Shanghai, China, ist auf den Formen- und Gesenkbau spezialisiert, das andere, bei Stuttgart, auf die Automobilbranche. Sandvik Coromant-Applicationcenter haben zum Ziel, Lösungen zu entwickeln, die Produktivität und Kosteneffizienz bei den Kunden fördern. Das erste Zentrum, etabliert im schwedischen Sandviken, ist auf Luftund Raumfahrttechnik sowie den Formen- und Gesenkbau spezialisiert. DER FRÄSER, MIT DEM BOHREN SPASS MACHT DAS WERKZEUG, DAS GEWINDE DREHT 2008 bringt Sandvik Coromant ein neues Werkzeugkonzept auf den Markt: CoroThread für die produktive Fertigung von Gewinden. „Gewindedrehen kommt bei vielen Anwendungen vor und CoroThread 266 wurde entwickelt, um die Kundenanforderungen an wiederholte Stabilität bei hoher Präzision und kürzeren Durchlaufzeiten zu erfüllen“, sagt Tomas Sjöberg, Leiter des Projekts CoroThread 266. Das Werkzeug verfügt über eine fest aufgespannte Wendeplatte mit extrem hoher Präzision, die hohe Prozessqualität sichert. Es wurde speziell für Anwendungen in der Öl- und Gassowie der Luft- und Raumfahrtindustrie entwickelt, wo SchnittkräfteVariationen Probleme verursachen können und ist auch für Anwendungen in der allgemeinen mechanischen Industrie und der Massenfertigung optimiert. CoroThread 266 ist mit iLock-Schnittstelle versehen, einem „breiten Schnittstellen-Konzept für Werkzeuge für Anwendungen, bei denen keine Mikrobewegungen auftreten dürfen“, so Sjöberg. Die Spannkonstruktion ist einzigartig und je Werkzeugkonzept verschieden. Die Wendeplatte wird präzise im Plattensitz platziert, jegliche Bewegung ist ausgeschlossen. Die Schneidkante wird mit hoher Stabilität gestützt. Zwei Typen von Wendeplatten werden für verschiedene Anwendungen erhältlich sein: NormalWendeplatten (M-Toleranzen) für allgemeines Gewindedrehen sowie Präzisions-Wendeplatten (E-Toleranzen) für Anwendungen im Öl-, Gas- sowie Luft- und Raumfahrtbereich. „Wir denken, CoroThread wird für die Gewinde-Fertigung die erste Wahl sein, besonders für Kunden, die Teile in engen Toleranzen fertigen“, so Sjöberg. Aufbauend auf dem Erfolg des Schaftfräsers CoroMill 390 wird Sandvik Coromant Anfang 2008 den CoroMill 490 auf den Markt bringen. „Der neue Fräser ist in der Lage, die Kosten für das Plan- und ,Square‘-Schulter-Fräsen drastisch zu senken“, sagt Produktspezialist Hans Lindberg von Sandvik Coromant. „Er folgt dem Trend hin zu kleineren Spindeln, kleinen und mittleren Fertigungslosen und speziellen Komponentenanforderungen mit reduzierter Schnitttiefe. Der CoroMill 490“, erläutert er weiter, „ist mit einer einzigartigen Wendeplattengeometrie ausgestattet, die Komponenten von hoher Qualität und produktive, zuverlässige und voraussagbare Leistung garantiert.“ Seine Vorteile sind vielfältig: Planfräsen mit exzellenter Oberflächengüte, Schultern ohne Schritte und die Tatsache, dass mit dem Werkzeug auch gebohrt werden kann. „Sehr anwenderfreundlich und er folgt unserem Konzept CoroKey“, so Lindberg. Der Kunde kann die Lagerhaltung reduzieren und Magazinplätze freisetzen. Die Vier-SchneidenKonstruktion macht das Werkzeug, zusammen mit der Empfehlung höherer Schnittdaten, höchst kosteneffizient. Der CoroMill 490 steht für eine neue Generation WendeplattenFrässorten für alle WerkstoffGruppen – P, M, K, N und S. Jedes Werkzeug ist mit integrierter Kühlmittelversorgung und vielen Steigungen ausgestattet. Die maximale Schnitttiefe beträgt 5,7 mm bei Durchmessern zwischen 20 mm und 125 mm. Weitere Informationen in der nächsten Ausgabe der „Metalworking World“. CLEVER KOSTEN SENKEN Fertigungsunternehmen war gewählt worden, um stehen ständig unter Synergien mit der EMO in Kostendruck. Das Hannover zu erzielen. Sie bedeutet: Wer langfristig wendeten sich an kleine überleben will, muss heute und mittlere Unternehmen Kosten senken. aus Italien, Schweden, Deshalb richtete Sandvik Tschechien, Slowakien, Coromant gemeinsam mit Ungarn, Polen, Spanien dem japanischen und Portugal. „Unsere Mike Nicholson Maschinenhersteller Absicht war es, ein Yamazaki Mazak und dem britischen Gesamtbild dessen zu vermitteln, was Software-Entwickler Pathrace eine möglich ist, um mit einer Investition Seminarreihe aus, bei der es vor allem die besten Ergebnisse zu erzielen. darum ging, wie Wettbewerbsfähigkeit Und wir wollten zeigen, wie wichtig mit Investitionen in die richtige durchdachte Investitionen sind, wenn Maschinenausstattung gesteigert man langfristig wettbewerbsfähig werden kann. bleiben möchte“, sagt Mike Nicholson Die Seminare fanden während von Sandvik Coromant. „Diese Fragen dreier Wochen im September/ sind für diese Art von Unternehmen in Oktober 2007 statt. Dieser Zeitpunkt Europa besonders wichtig.“ Seine Konstruktion und die Empfehlung höherer Schnittdaten machen den CoroMill 490 kosteneffizient METALWORKING WORLD 5 FOTO: MAURIZIO CAMAGNA Links: Francesco Biasion, Präsident und Gründer von Bifrangi, mit Produktionsleiter Roberto Biasion MANCHE MÖGEN‘S HEISS Der Standort, die Kleinstadt Mussolente in der italienischen Provinz Vicenza, mag Low Profile signalisieren. Aber dieser Schein trügt bei Bifrangi, einem lokalen Zulieferer mit globalem Image. Effiziente Prozesse und einheitliche Qualität sind die Grundlagen dieser italienischen Erfolgsstory 6 METALWORKING WORLD FOTO: MAURIZIO CAMAGNA Geschmiedete Radnaben, noch glühend heiß WARMSCHMIEDEN und mechanische Verfahren sind die Geschäftsidee von Bifrangi. Man stellt fertige Teile und Rohlinge her, so Spurkränze, Zahnräder und Radnaben für verschiedene Industrien. Etwa 40 Prozent der Produktion sind eigene Produkte – StandardSpurkränze, die nationalen und internationalen Spezifikationen wie ANSI, DIN, ISO und UNI entsprechen. 60 Prozent sind Rohlinge und fertige Teile, die in Auftragsarbeit gefertigt werden. Dank seiner hohen Produktionsqualität hat Bifrangi wichtige Aufträge erhalten. „Kürzlich“, sagt Francesco Biasion, Präsident und Gründer des Unternehmens, „haben wir fünf hochautomatisierte Produktionslinien in Betrieb genommen. Auf ihnen drehen, bohren und fräsen wir Radnaben für Komponentenzulieferer der Automobilindustrie. Die Bediener müssen nur Teile auf- und abladen, Werkzeuge wechseln und die Produktionsqualität kontrollieren. Eine weitere Produktionslinie wird demnächst in Betrieb gehen.“ schlüsselfertig im Rahmen eines Liefervertrags gekauft, der Werkzeuge und Wendeplatten eines Mitbewerbers von Sandvik Coromant einschloss. Werkzeuge und Wendeplatten waren rund um die Uhr in Betrieb. „Nach einem BetriebsmoDIE LINIEN WURDEN Georgette Bile Mala Assamoi arbeitet bei Bifrangi in Mussolente „Dank ihrer Arbeit können wir allen Besuchern unsere Pforten öffnen – insbesondere unseren Kunden. Sandvik Coromant hat uns auch geholfen, Zertifizierungen zu erlangen und zu behalten“ nat hatten wir nicht die erwarteten Ergebnisse erreicht“, sagt Roberto Biasion, Produktionsleiter bei Bifrangi. „Zwar arbeiteten die neuen Famar-Produktionslinien sehr gut und die Qualität erreichte unsere Ziele, aber wir mussten die Maschinen zu oft für Werkzeugwechsel anhalten, und es war schwierig, diese Stopps vorauszuplanen. Jede Linie hat drei oder vier Zerspanphasen, und hier traten die Probleme auf: Es gab plötzlichen Werkzeugbruch, die Abmessungstoleranzen waren wegen schlechter Spanabfuhr schwer kontrollierbar und die Werkzeugstandzeiten ❯❯ METALWORKING WORLD 7 „Die Werkzeuge bieten eine ideale Spanabfuhr und erleichtern die Aufspannung des Werkstücks, weshalb wir unsere Methoden für die Qualitätskontrolle radikal ändern konnten“ 8 METALWORKING WORLD ❯❯ unmöglich vorauszusagen.“ Bifrangi bat Sandvik Coromant um Hilfe. Sandvik Coromant-Techniker sind es gewohnt, kritische Situationen zu analysieren, mögliche Verbesserungen auszuwerten und ihre Implementierung dann zu begleiten. Sie verfügen über das nötige Wissen um Produkte und Prozesse, und für die Auswertung von Problemsituationen stehen ihnen effiziente Instrumente zur Verfügung, wie das „Production Improvement Programme“ (PIP) und der „Productivity Analyzer“ (PA). auf denen Bifrangi Radnaben für wichtige Kunden wie NSK fertigte, mussten zuverlässig und voraussagbar sein und die Maschinen mussten wiederholbare Ergebnisse bringen. Ab September 2006 wurden 15 Produktionsschritte analysiert. Bediener und zwei Sandvik Coromant-Techniker, Paolo Comis und Diego Moretto, verbrachten an die 200 Stunden mit der Analyse dessen, was in der Produktionslinie passiert. „Jede Schicht an jeder Linie wird von zwei Bedienern gefahren“, sagt Comis, DIE STANDZEITEN AUF DEN FAMAR-LINIEN, der als Bindeglied zwischen Sandvik Coromant und Bifrangi fungiert. „Die Personalfluktuation ist hoch. Die Arbeiter haben zumeist wenig Erfahrung mit den Phasen, in denen Späne produziert werden, daher hielten wir im Anschluss an die Schichten oft noch Training ab. Und wir verbrachten viel Zeit damit, die Arbeiter während der Schicht zu choachen.“ Die Techniker vermittelten den Bedienern ein besseres Verständnis der Prozesse und dafür, wie wichtig es ist, jeden Schritt korrekt auszuführen. Während die Kompetenz der Arbeiter wuchs, sammelten die Techniker selbst wichtige Informationen über die Prozessabläufe und wo die wichtigsten Probleme auftauchten. Diese Informationen setzten sie in Verbesserungsvorschläge um. Technikern wie Bedienern wurde klar, dass der Mensch nie auslernt und dass jeder dem anderen etwas beibringen kann. Im November war die Analysephase beendet, und die zweite Phase des PIP begann, diesmal mit dem Fokus auf Optimierung und Kontrolle. Verschiedene Lösungen wurden ❯❯ FOTO: MAURIZIO CAMAGNA FOTO: MAURIZIO CAMAGNA Fahrräder erleichtern das Leben in der Fabrik von Bifrangi Warmpressen vom Feinsten. Oben: ein Bifrangi-Arbeiter überwacht eine Maschine am Display FOTO: MAURIZIO CAMAGNA BIFRANGI: ENORME KRÄFTE Die Wurzeln des italienischen Zulieferers Bifrangi reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. In den 1960erJahren entwickelte sich das Familienunternehmen dank Francesco Biasion und seinem Bruder Gino zu einem Industriebetrieb. Der Name „Bifrangi“ wurde aus Baision, Francesco und Gino gebildet. 1967 als Gesellschaft mit unbeschränkter Haftung gebildet, entwickelte sich das Unternehmen nach und nach zur heutigen Aktiengesellschaft. Das 1980 errichtete Werk in Italien ist – sogar nach heutigem Maßstab – ungewöhnlich umweltbewusst: Gebäude sind von Bäumen und Büschen umgeben; Kühlwasser fließt durch mit Karpfen und Krabben bevölkerte Teiche, und die Kantinenköche verwenden vorrangig Gemüse, Obst und Fleisch von Bauernhöfen, die sich im Besitz des Unternehmens befinden. Anfangs war Bifrangi eine Warmschmiede, die ausschließlich Auftragsarbeiten ausführte. Im Lauf der Jahre wurden Zerspanmaschinen eingeführt, um den Kunden Gesamtprozesse anbieten zu können. Viele Anlagen wurden von Bifrangi selbst gebaut oder modifiziert. Das Unternehmen hält mehrere Patente für Produktionsanlagen und verkauft auch Anlagen. Vor einigen Jahren orderte Bifrangi die größte Schmiedepresse der Welt, der in wenigen Jahren die Arbeit aufnehmen wird. Auch die größte Horizontalmaschine für das Warmpressen, die anstatt des jetzigen Rekordes von 1 800 Tonnen 4 000 Tonnen bearbeiten kann, wird demnächst in Betrieb gehen. „Die Struktur ist komplett geschmiedet. Wir haben sie zum Pressen von maximal 6 000 Tonnen konzipiert, aber die Ausmaße sind dieselben wie die der 1 800-Tonnen-Presse“, erklärt Präsident und Gründer Francesco Biasion. Bifrangi kooperiert regelmäßig mit Mitbewerbern. „Oft treffen wir Techniker und Unternehmer aus Asien“, erklärt Biasion, „oder wir liefern Ersatzteile an unsere Konkurrenten dort.“ Im Werk Mussolente stellt Bifrangi Spurkränze und mechanische Komponenten, vor allem Radnaben für Autos, Lastkraftwagen und Baumaschinen, her. Zu den Kunden zählen BMW, Caterpillar, Cummins, DaimlerChrysler, Deutz, Getrag, John Deere, NSK, SKF, Volkswagen und verschiedene Zulieferer der mechanischen Industrie (vor allem aus Spanien) sowie Spurkranzhändler aus aller Welt. Kürzlich sind auch Aufträge von Windkraftwerksherstellern eingegangen. Hier wird die neue Presse zum Einsatz kommen. Zwei britische Bifrangi-Werke stellen Kurbelwellen für Motoren zwischen 300 und 4 000 kW her. Zu den Kunden zählen hier Case New Holland, Cummins, Iveco und John Deere. Bifrangi beschäftigt 800 Mitarbeiter: 370 in Mussolente und 430 in Großbritannien. Der konsolidierte Jahresumsatz liegt bei 145 Millionen Euro. METALWORKING WORLD 9 beim Kunden verankert werden. Mit den Ergebnissen war Bifrangi sehr zufrieden. „Das PIP war im Januar 2007 abgeschlossen, und die neue Produktionsstruktur wurde in ihre endgültige Form gebracht. Jetzt liegen Studien für weitere Verbesserungen vor; sie werden bald ausgewertet“, sagt Comis. NACHDEM die Produktionsprozesse modifiziert Dank der neuen Prozesse konnte Bifrangi das Produktionsniveau beibehalten, ohne eine weitere Produktionslinie zu installieren ❯❯ ausgewertet, ehe man sich für eine entschied. Eine zunächst erwogene Alternative beinhaltete, Schnittdaten zu ändern und die Teile anzupassen. Bald wurde jedoch klar, dass so keine ausreichenden Werkzeug- und Wendeplattenstandzeiten garantiert werden konnten. „Jede Entscheidung für eine bestimmte Lösung hängt stark von der Art Maschine und der Werkzeugwahl ab, und das muss mit dem Kunden besprochen werden“, sagt Comis. Aus diesem Grund hat der PIP-Prozess eine dritte Phase, in der die geplanten Verbesserungen waren, analysierte man die wirtschaftlichen Verbesserungen. Die Ergebnisse waren sehr gut: Etwa 2 750 Arbeitsstunden wurden eingespart, das entspricht 372 872 Euro. Der neue Prozess erlaubt es Bifrangi, sein Produktionsniveau beizubehalten, ohne eine zusätzliche Produktionslinie anschaffen zu müssen. Außerdem entstand ein Produktionszyklushandbuch, das von Bifrangi-Arbeitern nun als Erstes konsultiert wird, wenn eine Linie nicht richtig arbeitet. Auch die Führungskräfte schätzen das Handbuch, weil es einen Trainingsabschnitt enthält, der neuen Arbeitern ein grundlegendes Verständnis der Prozesse vermittelt. Die Verbesserungen, die die Sandvik Coromant-Techniker vornahmen, seien sofort spürbar gewesen, sagt Biasion. „Die Werkzeuge bieten eine ideale Spanabfuhr und erleichtern die Aufspannung des Werkstücks, weshalb wir unsere Methoden für die Qualitätskontrolle radikal ändern konnten“, sagt er. „Wir machen nun Stichprobenkontrollen, statt die Produktion zu 100 Prozent zu kontrollieren.“ Das spart Zeit und Geld. „Unsere Analyse zeigte, dass unsere Qualitätsprobleme vielfach aus einer mangelhaften Reinigung der Teile erwuchsen“, so Biasion. „Wir lösten dieses Problem mit neuen Luft- und Wasserzufuhren und mit neuen Werkzeugen und Wendeplatten, die es uns erlauben, die Spanformation zu kontrollieren.“ Laut Biasion erwägt Bifrangi den Kauf weiterer Werkzeuge von Sandvik Coromant. Das Unternehmen verwendet nun hauptsächlich Sandvik Coromant-Werkzeuge zum Drehen und für die Formenherstellung; das reduziert die Zahl der Lieferanten und somit die Kosten für Administration und Bürokratie. „Sandvik Coromant beliefert uns mit Werkzeugen und Wendeplatten bester Qualität“, so Biasion. „Für uns bedeutet TopQualität, den Erwartungen unserer Kunden gerecht zu werden. Besonders in der Automobilinudstrie sind Lieferzeiten ebenso wichtig wie Qualität. Deshalb brauchen wir zuverlässige Produktionsmittel und eine perfekte Arbeitsorganisation. Sandvik Coromant hat uns bei der Festlegung unserer Produktionszyklen sehr geholfen. Ihre Techniker sind wirklich Profis.“ Zusammenfassend sagt Biasion: „Unsere Partnerschaft war viel mehr als der Verkauf von Produkten. Dank ihrer Arbeit können wir allen Besuchern unsere Pforten öffnen – insbesondere unseren Kunden. Sandvik Coromant hat uns auch geholfen, Zertifizierungen zu erlangen und zu behalten.“ MASSIMO CONDOLO EINE PRODUKTIVE PARTNERSCHAFT Das erste bei der Analyse entdeckte Problem war eine falsche Werkzeuganordnung, erklärt Sandvik Coromant-Techniker Diego Moretto. „Dieser wesentliche Punkt wird oft unterschätzt“, sagt er. „Der Einfluss auf den Produktionsablauf ist enorm.“ Um solche Fehler zu vermeiden, schlug Sandvik Coromant vor, die Werkzeuge als Teil der jeweiligen Operation auszuwählen — mit Coromant Capto und der damit verbundenen schnellen, genauen Positionierung ist das möglich. Die Voreinstellung wird im Werkzeugraum vorgenommen. Die Produktionslinien ziehen Offsets“ — Dimensionscharakteristika von Werkzeugen und Wendeplatten – aus dem digitalen Kontrollarchiv. So erfüllen die Toleranzen vom ersten produzierten Teil an perfekt die Qualitätsstandards, Produktionswiederaufnahmen bedürfen keiner neuen Stellzeiten und die Werkzeugwechsel 10 METALWORKING WORLD gehen deutlich schneller. pro Maschine Außerdem schlug durchschnittlich 20 Sandvik Coromant vor, Minuten. Neben der eine Person zu beauftraeingesparten Zeit gen, den Werkzeugfluss reduziert dies auch die entlang der ProduktionsliToleranzrisiken. Bei nien zu überwachen und jedem Neustart einer Wendeplattenwechsel Maschine besteht ein und -voreinstellungen zu hohes Risiko, dass der kontrollieren. Diese menschliche Faktor zu Person würde das PotenProduktionen außerzial und den Verschleiß- Diego Moretto, Sandvik halb des ToleranzbereiCoromant-Techniker zustand eines jeden ches führt. Mit weniger Werkzeuges kennen. Zugleich sollte Neustarts wird dieses Risiko jeder Bediener mehrere Werkzeugsreduziert. Sandvik Coromants erien zur Verfügung haben und jede Analyse führte zu einem vollständiWerkzeugfamilie in bestimmten gen Austausch der vorher benutzen Intervallen wechseln, um zeitrauSchneidwerkzeuge. Andere bende Verschleißkontrollen überHartmetallwendeplatten in einer flüssig zu machen und so NebenzeiVielzahl an Sorten wurden ten zu vermeiden. Die Einführung eingeführt, darunter GC3210, dieser neuen Arbeitsmethoden hat GC4005, GC4015 und GC4225. die Nebenzeiten für den WerkzeugSandvik Coromant-Techniker und Wendeplattenwechsel deutlich Paolo Comis erinnert sich, dass es reduziert. Heute dauert der Wechsel lange dauerte, die besten Sorten und Geometrien festzulegen. Verglichen mit den vorher verwendeten Schneidplatten garantieren die Sandvik Coromant-Wendeplatten, insbesondere die der neuen Generation, längere Standzeiten und bieten kontrollierten, vorhersagbaren Verschleiß. „Neue HMSorten ermöglichten den Einsatz von Wendeplattenserien mit einheitlichen Standzeiten in der gesamten Linie“, sagt Comis. „In nur 20 Minuten wird die gesamte Werkzeugserie gewechselt, dann kann die Produktion bis zum nächsten geplanten Stopp wieder laufen. Nicht zuletzt brachte die Umstellung auf Coromant Capto eine deutliche Verbesserung“, betont er. „Durch den Einsatz von Wendeplatten der neuen Generation verbesserten wir die Zuverlässigkeit und optimierten die Spankontrolle – ein Schwachpunkt der vorher benutzten Werkzeuge.“ TECHNIK VON CHRISTER RICHT Die Kurbelwelle ist einzigartig — keine andere Komponente erfordert in der Herstellung so viele verschiedene Prozesse DIE KURBELWELLE EIN ANSPRUCHSVOLLES WERKSTÜCK HERAUSFORDERUNG: WELTKLASSE-KOMPETENZ ZUR FERTIGUNG VON KURBELWELLEN BIETEN LÖSUNG: DAS KOMPETENZZENTRUM FÜR DIE FERTIGUNG VON KURBEL- UND NOCKENWELLEN DIE KURBELWELLE ist in der Herstellung eines der anspruchsvollsten Werkstücke überhaupt. Sie ist extrem unsymmetrisch, lang und relativ schlank; sie wird aus schwer zu bearbeitenden Werkstückstoffen gefertigt, mit engen Qualitätsrahmen und in hartem Wettbewerb. Als zentraler Bestandteil aller Verbrennungsmotoren gibt es Kurbelwellen in vielen Formen und Größen – von klein, in Zweitaktmotoren für Gartengeräte bis hin zu riesig, in Dieselmotoren für Schiffe. Auch die Kurbelwellen in Automobilmotoren sind jeweils für ihren Motorentyp und Hersteller einzigartig. Als Massenbauteile müssen Fahrzeugkurbelwellen kosteneffizient gefertigt werden. Konstruktion, Material und Fertigung haben enorme Entwicklungen durchlaufen. Mit höheren Anforderungen an Umweltverträglichkeit, Leistung und kosteneffiziente Fertigung setzt sich dieser Trend im Motorenbau fort. UMWELTANFORDERUNGEN machen die Herstellung von Kurbelwellen schwieriger. Motoren werden kleiner und mit Turbolader oder Kompressoren kombiniert. Emissionen sollen reduziert, Kraftverluste minimiert werden. LKW-Motoren von heute laufen bereits sauberer als Kleinwagenmotoren aus den frühen 1990er-Jahren, und ihr Wirkungsgrad ist deutlich höher. Zusätzlich haben bessere Fertigungsprozesse zu Präzisionskurbelwellen geführt, bei gleich bleibenden Stückkosten. Einige Industriestandards illustrieren den Erwartungshorizont: Der maximale Rundlauffehler eines Fräswerkzeuges für Automobil-Kurbelwellen beträgt typischerweise etwa 0,02 Millimeter. Standzeiten müssen lang und voraussagbar sein, um Produktionspläne zu erfüllen. Schneidkanten müssen zuverlässig bis zu 8 000 Kurbelwellen fertigen. Taktzeiten werden sekundengenau optimiert, um Herstellungsvolumen zu garantieren. Werkstückstoffe werden immer zäher: Verwendet werden heute Schmiedestähle mit höherer Zugfestigkeit, Kugelgraphitguss und zunehmend ADI-Gusseisen. Diese Werkstückstoffe sind jedoch schwierig zu bearbeiten. Um die Leistung zu optimieren, müssen für jedes Kurbelwellenmodell in enger Zusammenarbeit zwischen Kurbelwellenfertiger, Maschinenhersteller und Schneidwerkzeuglieferant individuelle Bearbeitungslösungen entwickelt werden. IM KOMPETENZZENTRUM für Kurbel- und Nockenwellen schöpfen Günter Wermeister und sein Team aus einem langen ❯❯ Erfahrungsschatz mit weltweit fast 900 METALWORKING WORLD 11 Außenfräsen einer Kurbelwelle ❯❯ installierten Werkzeugen. Die Kurbelwel- lenherstellung ist für Sandvik Coromant kein Neuland; schon in den 1970er-Jahren brachte das Unternehmen SonderFräswerkzeuge auf den Markt. Doch erst in den frühen 1990er-Jahren wurde aufgrund zunehmender Nachfrage aus der Automobilindustrie eine starke Kapazität und Kompetenz aufgebaut. Eine weitere Spezialität des Zentrums ist das Drehfräsen. Heute, angesichts einer Automobilproduktion von jährlich mehr als 60 Millionen Fahrzeugen und der Anforderung an Motoren Emissionen und Gewicht zu verringern sowie Treibstoff- und Leistungseffizienz zu verbessern, sind Lösungen für die Kurbelwellenfertigung gefragter denn je. „Die Entwicklung der Kurbelwellen geht weiter“, sagt Günter Wermeister. „Erfolgreiche Bearbeitungslösungen fußen auf der sorgfältigen Analyse von Faktoren wie Produktionsvolumen, Taktlaufzeit, Ausrüstungsanforderungen, Bearbeitungsumfang, Qualitätsniveaus und Werkzeugwechsel-Intervallen. Eine Lösung für alle Standards gibt es nicht.“ Alle Prozesse müssen für ihre jeweilige Anwendung maßgeschneidert werden. Kurbelwellen werden in mehreren Bearbeitungsschritten gefertigt, und geschmiedete oder gegossene Rohlinge sind verschieden. Über die Zufriedenheit des Herstellers mit dem Prozess entscheiden letztlich Produktionskosten pro Kurbelwelle, Taktzeiten und Investitionskosten. „Eine Kurbelwelle, die 12 METALWORKING WORLD Innenfräsen einer Kurbelwelle von Lagern in einem Motor gehalten wird, ist ein starkes, stabiles mechanisches Element, als Werkstück aber höchst undankbar“, fährt er fort. „Nicht zuletzt deshalb werden Kurbelwellen auf verschiedenste Weise hergestellt, insbesondere die für die Automobilindustrie. „Mit Blick auf die individuellen Anforderungen hat Sandvik Coromant Werkzeugkonzepte, Wendeplattengeometrien und Sorten über Durchlaufzeiten und einheitliche Qualität.“ Das stellt die Entwicklung und Konstruktion von Fräswerkzeugen und Wendeplatten sowie das Anwendungs-Know-how vor riesige Herausforderungen. „Es gilt, Scheidkanten optimal anzuordnen, um ausgewogene Schnittkräfte zu erzielen, und hohe Schnittdaten zu etablieren– optimiert für jede Art der Oberfläche –, um glatte, vibrationsfreie Schnitte zu erlangen.“ Das Sandvik Coromant-Kompetenzzentrum in Deutschland bietet konkrete Lösungen und Support für Hersteller von Kurbel- und Nockenwellen. Unterstützt wird das Zentrum ganz Sandvik Coromant weltweit. Man hat Zugang zu den Schneidwerkzeugen der F&E-Abteilung. Das Team von links: Michael Herting, Günter Wermeister, Uwe Schiemann, Stefan Knecht and Michael Kopp. viele Jahre hinweg entwickelt. „Die Kurbelwelle selbst ist das schwächste Glied im System Maschine-WerkstückWerkzeug“, sagt Wermeister. „Die Instabilität des Werkstückes beeinträchtigt Als ernst zu nehmender Akteur im Bereich Kurbelwellen-Bearbeitung braucht man laut Wermeister den richtigen Hintergrund sowie die passenden Fähigkeiten und Ressourcen. „Das war der Dreh-Drehräumen einer Kurbelwelle gedankliche Ausgangspunkt für das Kompetenzzentrum und seine zentrale Platzierung in Deutschland, mitten in Europa. Wir kooperieren eng sowohl mit Kurbelwellen-Herstellern als auch mit der relativ kleinen Zahl von Herstellern von Bearbeitungsmaschinen für diesen Bereich.“ DAS DREHEN IST EINE FLEXIBLE Methode, die vor allem zur Fertigung der konzentrischen Teile der Kurbelwelle angewandt wird. Bisweilen werden so auch die Hubzapfen gefertigt. Dann erfordert die unwuchtige, exzentrische Spannposition besondere Spannfutter mit Ausgleichgewichten. Gedreht wird auf speziellen KurbelwellenMaschinen und auf Standard-Drehmaschinen mit maßgeschneiderten Revolvern. Auskragungen und Vibrationstendenzen stellen enorme Anforderungen an die Werkzeuge. In begrenztem Ausmaß und bei einigen Installationen wird das Drehräumen angewandt. Dabei handelt es sich um einen Räumprozess, entweder lineares Drehräumen mit einer konventionellen geraden Räumnadel, die tangential gegen die rotierende Kurbelwelle geschoben wird, oder ein weiterer Drehräumprozess mit kreisförmigen oder spiralförmigen Werkzeugen. Obgleich effizient, hat die Methode wegen mangelnder Flexibilität bei unterschiedlichen Kurbelwellen-Konfigurationen nur wenig Verbreitung gefunden. Das Dreh-Drehräumen ist eine Kurbelwellenfräser können 350 Wendeplatten auf einem Fräserdurchmesser von 700 Millimetern aufnehmen. Die Wendeplatten werden in Segmenten aufgespannt und können so rasch und akkurat gewechselt werden Kombination aus Drehen und Drehräumen, wobei die Dreh- und die DrehräumWerkzeuge radial auf einen Scheibenrevolver montiert werden, der sich in die Kurbelwelle hinein und an Lagern sowie Zapfen entlang bewegt und diese bearbeitet, während die Kurbelwelle rotiert. Diese Methode wird für die meisten Kurbelwellentypen verwendet. Ausgeführte Drehoperationen sind vor allem Schruppen mit einem stehenden Revolver und der Schneidkante auf der Zentrumslinie des Werkstücks. Die Drehräum-Werkzeuge führen die Schlichtschnitte aus, indem sie sich tangential durch einen langsam rotierenden Revolver gegen die Lageroberfläche der rotierenden Kurbelwelle bewegen. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass die optimale Zahl von Schwesterwerkzeuge in dem Revolver verwendet werden kann. Das Innenfräsen oder Wirbeln ist für schwere Bearbeitungen über längere Schnittzeiten hin konzipiert. Der Fräser formt einen Ring, durch den die Kurbelwelle hindurchgeführt wird. Die Wendeplatten sind am inneren Kreisumfang positioniert, um Lager, Zapfen und Wangen-Oberflächen zu bearbeiten. Verwendet wird dieses sehr stabile Bearbeitungssystem zumeist für größere Kurbelwellen und wenn viel Werkstückstoff zerspant werden muss. Das Außenfräsen wird vorrangig für große Lose kleinerer bis mittelgroßer Kurbelwellen für die Automobilindustrie verwendet. Ein schnell rotierender, eng geteilter Scheiben- fräser bearbeitet die Oberfläche während die Kurbelwelle in einer kombinierten Bewegung rotiert. Charakteristisch für diese Methode, die kurze Taktzeiten bietet, sind hohe Zerspanraten und rasches Positionieren der Schnitte. Ein typischer Fräser kann bis zu 350 Wendeplatten in Segmenten auf einem Fräserdurchmesser von 700 Millimetern aufnehmen und bearbeitet Lager, Zapfen und die Außendurchmesser der Kurbelwellenwangen. ❯❯ WEITERE INFORMATIONEN: bei Ihrer örtlichen Sandvik Coromant-Vertretung ZUSAMMENFASSUNG An moderne Verbrennungsmotoren werden zunehmend höhere Anforderungen bei Emissionen, Leistung und Zuverlässigkeit sowie Herstellungskosten gestellt. Entsprechend werden Kurbelwellen, die einen integralen Bestandteil der Motoren ausmachen, kontinuierlich entwickelt, ebenso wie die Methoden zu ihrer Herstellung. Kurbelwellen gehören zu den Werkstücken, die die Fertigung vor die größten Herausforderungen stellen. Deshalb kooperiert das Sandvik Coromant-Kompetenzzentrum für Kurbel- und Nockenwellen mit der Industrie und den Maschinenherstellern, um optimale Prozesse und Werkzeuge zu entwickeln. METALWORKING WORLD 13 MASCHINENHERSTELLER ERSTER GÜTE Der südkoreanische Maschinenhersteller Doosan Infracore weiß genau, was er will – sich als Maschinenhersteller der Spitzenklasse etablieren geschäftsführender Direktor des F&E-Zentrums von Doosan Infracore Machine Tools, empfängt „MWW“ in seinem Büro im Werk Changwon, einer Industriestadt nahe Busan in Südkorea. Der Raum ist mit Preisen für technologische Innovationen geschmückt. Lee erklärt, wie das Werkzeughalterungssystem Coromant Capto von Sandvik Coromant vor fünf Jahren eine JEONG KEUN LEE, 14 METALWORKING WORLD Schlüsselrolle in der neuen Generation MultiTask-Maschinen seines Unternehmens bekam. „Wir werteten drei Anbieter aus, darunter Coromant Capto“, sagt er. Einfach ausgedrückt ist eine Maschine ein elektronisch gesteuerter Gegenstand, der zur Formung von Metallkomponenten verwendet wird, indem Metall zerspant wird. Ende der 1980er-Jahre erlebte die Industrie durch die Entwicklung der computerisierten numerischen Steuerung (CNC) eine Revolution: Maschinen konnten nun in einer Aufspannung fertigen, wofür vorher drei Aufspannungen in drei verschiedenen Maschinen benötigt wurden. Technologieführer waren zwei japanische Unternehmen. Laut Sang Taek Kim, Geschäftsführer des Bereichs Übersee, hat sich Doosan Infracore zum Ziel gesetzt, diese beiden nach und nach DOOSAN INFRACORE: UNTER DEN TOP FÜNF WELTWEIT FOTO: KYOUNG WOOK YOON/GETTY IMAGES Gegründet1896, ist Doosan die älsteste und neuntgrößte Firma in Korea. 2005 übernahm Doosan Daewoo Heavy Industries & Machinery, und der Unternehmensname wurde in Doosan Infracore Co Ltd. geändert. Die Maschinensparte rief Doosan 1976 ins Leben und entwickelte Hauptprodukte wie beispielsweise Drehzentren in den 1980er-Jahren und Bearbeitungszentren, CNCBohrmaschinen sowie Ultrapräzisionsmaschinen für nicht-sphärische Oberflächen. Heute ist das Unternehmen weltweit führend in der Bearbeitungsindustrie. Im Januar 2007 übernahm Doosan Infracore das Maschinengeschäft von Doosan Mecatec, das wegen umfangreicher Auftragssteigerungen dringend neue Fertigungsanlagen brauchte. Die Akquisition sicherte ein drittes Werk mit einer monatlichen Produktionskapazität von1 440 Einheiten. durch „bessere Produktivität und ausgeweitete F&E“ zu überholen. Das erste Ergebnis dieser Entscheidung wurde 2003 auf der vierten Doosan International Maschinenmesse Jeong Keun Lee, Vorstand, präsentiert, einer Doosan Infracore unabhängig gesponserten Ausstellung, die alle zwei Jahre in Doosan Infracores Werk Changwon stattfindet. Die PUMA MX2500ST, eine 9Achsen-Multi-Task-Maschine, wurde mit Coromant Capto-Kupplungen von Sandvik Coromant ausgerüstet. Kim erklärt: „Als Spätstarter im MultiTask-Markt musste Doosan Infracore die Rüstkosten der Kunden durch die Verwendung von hochkompatiblen Werkzeugen senken. Wir wählten Coromant Capto, weil dies der Marktführer bei den Werkzeugen im MultiTask-Maschinenmarkt ist.“ In den 1990erJahren hatte Doosan Infracore laut Entwicklungschef Lee „keine komplexen Maschinen. Uns wurde klar, dass sich die entwickelten Märkte in Europa und den USA hin zu Maschinen bewegten, die mit Zusatznutzen ausgestattet waren. 1998 entschieden wir, dass wir 2010 die Massenproduktion von MultiTask-Maschinen aufgenommen haben würden.“ Für Kim war das die natürliche Strategie. Nach dem Vorbild der Automobilindustrie, einem wichtigen Markt für Maschinenhersteller, hätten amerkanische und europäische Hersteller sich auf Produktionsverlagerungen nach Übersee verlagert, sagt er, nicht nur um Kosten zu sparen, sondern auch, um sich entwickelnde Märkte zu versorgen, wo die Fertigung heute stattfindet. „Die Kunden müssen die Fertigungskosten reduzieren, die Produktiviät steigern und die Rüstkosten senken“, erklärt Kim. „Dafür brauchen sie einen Werkzeughersteller, der diese Anforderungen erfüllt – sprich, angepasste Werkzeuglösungen liefern kann.“ Mit etwa 25 Prozent der Mitarbeiter in der Forschung ist Doosan Infracore ein extrem auf Forschung ausgerichtetes Unternehmen. 1997 entwickelte das Unternehmen mehr als 26 verschiedenen Dreh- und Bearbeitungszentren. 2005 waren es 55, und in diesem Jahr wird man 58 auf den Markt bringen. Diese Strategie ist Teil des Plans, die Produktion schrittweise von niedrigen und mittleren Maschinen auf Multi-Task-Maschinen mit hohem Zusatznutzen umzustellen. Der Anteil der hoch entwickelten Multi-Task-Maschinen soll bis 2010 von derzeit 25 Prozent auf 40 Prozent steigen. Doosan Infracore unterhält weltweit 46 große Vertriebsnetzwerke und gehört zu den fünf führenden Maschinenherstellern. Sein Maschinen-Export macht derzeit 70 Prozent des südkoreanischen Maschinenexportes und etwa 6 Prozent des Weltmarktes aus. „Die Kunden müssen die Fertigungskosten reduzieren, die Produktivität steigern und die Rüstkosten senken“ IM DOOSAN INFRACORE-Maschinenlabor in Changwon ist die Werkstatt vollgestellt mit matt-metallic-grauen, weißen und violetten Maschinen in Telefonhäuschen-Größe, die sich in variierenden Stadien der Montage oder der Tests befinden. Die meisten Einheiten sind Drehzentren der Serien Lynx oder PUMA oder ❯❯ METALWORKING WORLD 15 FOTO: KYOUNG WOOK YOON/GETTY IMAGES „Videos zeigen, wie Sandvik Coromant zerspant und die Maschine testet, das beruhigt die Kunden“ 16 METALWORKING WORLD HM, die den Löwenanteil des Jahresumsatzes von etwa 10 000 Maschinen ausmachen. Es gibt aber auch eine kleine Auswahl PUMA MX mit Coromant Capto, die meisten davon gerade fertig, um auf der EMO 2007 gezeigt zu werden. Die Serie MX wird weiterhin in kleinem Umfang hergestellt, aber das liegt laut Lee daran, dass die MX-Serie für Doosan Infracore noch immer eine Technologie der ersten Generation ist. „Auf manchen Märkten sind wir immer noch Nachzügler“, räumt er ein. „Mit Coromant Capto haben wir jedoch eine Schwierigkeit beseitigt.“ führt Sandvik Coromant das letzte Schleifen der Kupplungen in den MXMaschinen noch selbst aus, was, so betont Lee, „die Kunden glücklich macht. Wir haben Videos, die zeigen, wie Sandvik Coromant zerspant und die Maschine testet, und das beruhigt die Kunden.“ Wenn die zweite Generation MX Multi-Task-Maschinen im nächsten Jahr in Produktion geht, wird die DERZEIT monatliche Anzahl der Einheiten steigen, und 2009 oder 2010 wird Doosan Infracore laut Lee die dritte Generation herstellen. Dann, so der Plan, wird das Unternehmen auf Lizenz eigene Coromant Capto-Kupplungen herstellen. „Dieser schrittweise Ansatz wurde nicht nur gewählt, weil unsere SpätstarterPosition dies erforderte“, sagt Doosan Infracore-Vorstand Woong Bum Kim, „sondern er ist auch eine Antwort auf die globale Nachfrage.“ Laut Kim wird die Nachfrage nach Maschinen der mittleren und der Spitzenklasse in den Schwellenländern auf absehbare Zeit stark sein. Das Doosan-Werk Yantai in der Shandong-Provinz in China ist auf diese wichtige Nachfrage mit einer Fertigung von etwa 1 000 Einheiten dieses Jahr und der doppelten Menge im nächsten Jahr ausgelegt. Und mit der dritten Generation Maschinen, so Kims Voraussage, wird Doosan Infracore dann einen Platz unter den führenden Herstellern von Multi-Task-Maschinen einnehmen. FOTO: KYOUNG WOOK YOON/GETTY IMAGES ❯❯ Bearbeitungszentren der Serien Mynx, HP und „In den Schwellenländern wird die Nachfrage nach Maschinen der mittleren und der Spitzenklasse auf absehbare Zeit stark sein“, sieht Woong Bum Kim, Geschäftsführer der Doosan Infracore Machine Tools BG, voraus CHRIS TAYLOR Chang Hun Son, Senior-OTS-Ingenieur bei Sandvik Coromant, beschreibt Coromant Capto als „ein Werkzeugwechselsystem, das eine Maschine und ein Werkzeug verbindet“. Diese Verbindung richtig herzustellen, ist bei der Hochgeschwindigkeits- und Multi-Task-Bearbeitung mit Spindelgeschwindigkeiten von 6 000 bis 60 000 U/min (bei Mikrobearbeitungen) ausschlaggebend. Traditionell wurde die Spannkraft mit Spanneinheiten durch eine Kombination von Tellerfedern erzielt. Doch bei hohen Geschwindigkeiten expandieren Spindeln, wodurch der Kontakt zwischen Werkzeughalter und Spindel reduziert wird; das kann zu mangelnder Stabilität und Unwucht führen Die Lösung ist eine Kupplung mit dualer Auflage. „Coromant Capto ist eine Kupplung mit zwei Kontaktflächen“, sagt Son. Als Doosan Infracore 2002 die Entwicklung von Multi-TaskMaschinen (die MX-Serie) beschloss, die sowohl rotierende als auch stehende Werkzeuge enthalten sollten, hatte man die Wahl. „Coromant Capto war nur eine Systemlösung von mehreren“, sagt Son. „Um im Vergleich mit anderen Herstellers zu bestehen, wählte Doosan Infracore Coromant Capto als Standard. Dadurch konnte man eine Maschine mit höherer Leistung zu einem Standard-Preis anbieten.“ Son sieht in Coromant Capto den Dreh- und Angelpunkt in einem MultiTask-Roboter, der die zwei traditionellen Bemannungsschichten pro Tag in der Herstellung überflüssig macht. Tatsächlich, sagt er, seien die MXMaschinen für Bediener nicht so einfach, weil die Arbeit mit so vielen Achsen das Programmieren zu einer äußerst komplexen Aufgabe mache. Im Multiprocessing-Zentrum von Doosan Infracore sind Forscher fortlaufend mit der Anpassung des EdgeCAM Software-Systems an die MX-Maschinen befasst. EdgeCAM ist ein Programm, das automatisches Programmieren auf der Basis von 3DCAD-Zeichungen ermöglicht. „Alles, was über die zwei Achsen in traditionellen Drehzentren hinausgeht, ist für menschliche Bediener zu schwierig“, sagt Son. Seiner Überzeugung nach bietet Coromant Capto mehr Flexibilität als andere Systeme. Demnächst plant Doosan Infracore FOTO: KYOUNG WOOK YOON/GETTY IMAGES WAS IST COROMANT CAPTO? Links: Yang Bae Kim, Doosan Infracore, mit Chang Hun Son, Sandvik Coromant eigene Kupplungen in Lizenz herstellen. Solange jedoch die Stückzahlen niedrig sind wird Sandvik Coromant die Kupplungen zusammen mit CAD-Daten liefern. „In einer Welt, in der die Kosten für Arbeitskraft der entscheidende Faktor für die Herstellung immer billigerer Maschinen sind, sind Multi-TaskMaschinen die Zukunft“, sagt Son. „Ohne die MX-Serie könnte Doosan Infracore auch weiterhin Geschäfte machen, aber die MX-Serie ist ganz gewiss unsere Zukunft.“ METALWORKING WORLD 17 TECHNIK VON CHRISTER RICHT DRUCK AUSÜBEN HERAUSFORDERUNG: DAS DREHEN ANSPRUCHSVOLLER WERKSTÜCKSTOFFE VERBESSERN, UM PRODUKTIVITÄT UND FERTIGUNGSSICHERHEIT ZU STEIGERN LÖSUNG: BESSERE SPANFORMATION DURCH DIE VERWENDUNG INTEGRIERTER HOCHDRUCK-KÜHLSCHMIERSTOFFE IM SCHNEIDWERKZUG – bei hohem Druck gezielt eingesetzt – beeinflusst die Temperaturverteilung, die Spanformung, den Grad der Aufbauschneidenbildung und den Verschleiß. Dies wirkt sich direkt auf die Standzeit des Werkzeugs aus, auf die Spankontrolle, die Qualität der Bauteile und die Produktivität – also auf Schlüsselfaktoren der Wettbewerbsfähigkeit jedes Fertigungsunternehmens. Das gilt generell für das Drehen, ist aber bei der Bearbeitung anspruchsvoller Materialien besonders wichtig. Für die meisten Anwendungen benötigen die heutigen Wendeplatten keine Kühlung, da sie den in der Bearbeitungszone entstehenden Temperaturen standhalten. In Spezialfällen, bei denen Kühlung nötig ist, ist es dennoch beim modernen Drehen nicht akzeptabel, Kühlschmierstoff undosiert einzusetzen. Viele Faktoren müssen bedacht werden, darunter Staub bei der Bearbeitung von Grauguss und die Spanabfuhr beim Bohren. Kühlschmierstoffe erfüllen ihre Funktion, wenn sie in der richtigen Menge, zielgerichtet und mit hohem Druck appliziert werden. Jahrelange Entwicklung und der industrielle Einsatz EIN KÜHLSCHMIERSTOFF CoroTurn HP mit UltrahochdruckKühlschmierstoffZufuhr Hochdruck-Kühlschmierstoffe wirken sich auf die Produktivität aus, besonders bei der Bearbeitung anspruchsvoller Materialien 18 METALWORKING WORLD von Ultrahochdruck-Kühlschmierstoffen beim Drehen haben deren Vorteile bewiesen. Diese Art der Kühlung wird nun in Standardwerkzeuge für alle Maschinen integriert: die Coromant Capto-Werkzeuge CoroTurn HP. und Titanlegierungen stellen außergewöhnliche Anforderungen an die Standzeit der Werkzeuge und an deren Potenzial, zufrieden stellenden Spanbruch zu liefern. Besonders schwierig sind auch rostfreier Stahl und Stahl mit niedrigem Kohlenstoffgehalt. Diese Bearbeitungsfaktoren haben stetig an Bedeutung gewonnen, um MaschinenStopps zu vermeiden und mannarmen Betriebsablauf zu ermöglichen. Der Spielarum bei Qualität und Kontinuität ist enger geworden, zugleich muss aber schneller produziert werden. Daraus ist VIELE SUPER- die Notwendigkeit erwachsen, die Wendeplatten leistungsfähiger zu machen. Multi-Task-Maschinen haben die Vorteile des Drehens unter Verwendung von Hochdruck-Kühlschmierstoffen deutlich gemacht. Störungen durch Spänestau müssen beseitigt werden, da diese Maschinen zunehmend von Herstellern eingesetzt werden, die Komponenten für die Luft- und Raumfahrt-, die Ölindustrie und für Kugellagerhersteller produzieren. Genau hierfür eignen sich die Werkzeuge mit integrierten Hochdruck-Kühlschmierstoffen, denn sie bringen einen Flüssigkeitskeil in die Bearbeitungszone. ❯❯ WEITERE INFORMATIONEN bei Ihrer örtlichen Sandvik Coromant-Vertretung. COROTURN HP – EIN NEUER STANDARD MIT 70 BAR CoroTurn HP – ein neues System für Hochdruck-Kühlschmierstoffe – ist ein neues Standardhilfsmittel zum Drehen von Materialien, die sowohl in Bezug auf Bearbeitbarkeit als auch Spankontrolle anspruchsvoll sind. Es eignet sich besonders für Anwendungen auf Multi-TaskMaschinen, in Vertikaldrehzentren und Drehzentren. In Kombination mit Coromant Capto wird es zu einem einzigartigen Werkzeug, das den Durchfluss des Kühlschmiermittels durch die Spindel ermöglicht. Der Schneidkopf ist mit mehreren Düsen ausgestattet, aus denen das Kühlmittel bei hohem Druck strahlt. Positionierung und Richtung werden je nach Werkzeugtyp, Anwendung und Schnittdaten eingestellt. Aus der Maschine oder einer externen Pumpe wird das Sys-tem mit Kühlmittel bei einem Druck von etwa 70 bar versorgt. Dies ist heute überall möglich. Obgleich der Druck nicht extrem hoch ist, reicht er aus, um Leistung und Ergebnisse zu verbessern und die Mög-lichkeiten der Maschine auszuschöpfen. Exakt in die Bearbeitungszone gerichtete Strahlen sorgen für eine gute Spankontrolle CoroTurn HP ist mit mehreren Düsen ausgestattet, aus denen das Kühlmittel mit hohem Druck auf die Schneidkante gerichtet wird HOCHDRUCKKÜHLUNG – DER HINTERGRUND In den 1990er-Jahren entwickelte Sandvik Coromant das Jet BreakHochdruck-Kühlsystem. Kühlschmierstoff wird in präzis ausgerichteten Strahlen bei hohem Druck (100 bis 1 000 bar) eingesetzt. Das System wurde in Schneidwerkzeugen für Materialien genutzt, die hinsichtlich der Bearbeitbarkeit und der Spankontrolle schwierig zu handhaben waren. Die Kühlmittel-Strahlen bahnen sich ihren Weg, indem sie sich keilförmig zwischen Span und Schneidkante zwängen. Der Kontakt wird verkürzt, und die Temperatur in der Bearbeitungszone sinkt; zudem verändert sich die Art, in der sich der Span rollt. Das verbessert die Spankontrolle, führte in einigen Fällen aber auch zu Spanbruch. Jet Break wurde in einer begrenzten Anzahl von Spezialwerkzeug-Anwendungen eingesetzt, besonders zum Drehen von Titan und HRSA-Legierungen sowie rostfreiem Stahl und Stahl mit niedrigem Kohlenstoffgehalt. Man lernte viel über die Verteilung von Kühlschmierstoff und Druck sowie die Größe der Düsen. In Einzelfällen, vorrangig in der Ölförderungs-, Luft- und Raumfahrt- und Kugellagerindustrie, wurde die Lösung als Problemlöser benutzt. ZUSAMMENFASSUNG Langjährige Entwicklungsarbeit und die industrielle Anwendung von Hochdruck-Kühlschmierstoffen haben wertvolle Erfahrungen erbracht. Insbesondere bei der Bearbeitung anspruchsvoller Materialien können enorme Leistungsverbesserungen erzielt werden. Nachteilig war lange die Notwendigkeit besonderer Kühlschmiermittel-Ausrüstung. Das ist heute jedoch anders. Viele Standard-CNCBearbeitungszentren haben Hochdruck-Kühlung als Standard oder Zusatzausrüstung. Und das Wichtigste, um die Vorteile des Hochdruck-Kühlens beim Drehen zu nutzen: Das Standard-Werkzeug CoroTurn HP ist verfügbar und leicht zu applizieren. METALWORKING WORLD 19 ÜBER DEN WOLKEN Ein Zweig des staatlichen indischen Firmenimperiums HAL führt Aufträge für globale Großanbieter und Spezialisten in der Luftund Raumfahrtindustrie aus – ein Geschäft im Aufschwung. Die Bauteile und Triebwerke werden mit Sandvik CoromantLösungen produziert 20 METALWORKING WORLD NUR WENIGE REISENDE wissen bei der Landung ter beschäftigt“, sagt V. Sadagopan, stellvertretender Geschäftsführer für den Bereich Projekte und Planung bei HAL. Sadagopan und sein Kollege A. L. Vijaya Kumar, Produktionsleiter für die Adour CNCBearbeitung, sind seit mehr als 20 Jahren bei HAL. Beide blicken auf eine Zeit zurück, in der sich HAL einen Namen unter den zehn wichtigsten Lieferanten der Luft- und Raumfahrtindustrie machte. Was ist das Geheimnis hinter den HALTriebwerken? „Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit und Qualität. Sonst könnten wir auf dem Weltmarkt nicht bestehen“, sagt Kumar. Um diese Kriterien zu sichern, verwendet HAL Werkzeuglösungen von Sandvik Coromant. in Bangalore, dem „Silicon Valley“ Indiens, dass der dortige Flughafen der Hindustan Aeronautics Ltd. (HAL) gehört. Die Produktpalette von HAL umfasst Flugzeuge, Hubschrauber, Flugzeugtriebwerke, Zubehör und Luftfahrtelektronik. Auch im indischen Raumfahrtprogramm spielt HAL als einer der Hersteller von Trägerraketen eine wichtige Rolle. Außerdem werden Turbinen für Industrie und Schifffahrt gebaut. Auf HAL, einen Stützpfeiler der öffentlichen Unternehmen des Landes, ist jeder Inder stolz. In der 25 Hektar großen, weitläufigen Triebwerksfertigung in der Nähe des Flughafens von Bangalore herrscht aufgeräumte Stimmung, und rund um die Adour CNCProduktion surrt es von Aktivität. „In der Triebwerksabteilung sind rund 1 800 Mitarbei- DIE PARTNERSCHAFT zwischen HAL und Sandvik Coromant begann vor mehr als 20 Jahren. Damals, 1985, war Sadagopan Betriebsingenieur. „Als das Konzept der Wendeplatten eingeführt wurde, begannen wir mit Schneidwerkzeugen von Sandvik Coromant“, erzählt er. „Der Sandvik Coromant-Außendienstler in Indien war en ehemaliger HAL-Mann. Als er mit den Wendeplatten ankam, die bis dahin nicht erhältlich gewesen waren, dachten wir uns: Warum nicht?“ Für das neue Produkt sprach unter anderem die Tatsache, dass die Beschaffung der bislang verwendeten Werkzeuge aufgrund von Devisenbeschränkungen schwierig war. „Nach der Bestellung mussten wir auf grünes Licht von der Reserve Bank of India warten; erst dann konnten wir den Auftrag losschicken“, sagt er. Der junge Ingenieur entschied, das neue ❯❯ FOTO: MAHESH BHAT/GETTY IMAGF FOTO: MAHESH BHAT/GETTY IMAGES V. Sadagopan, stellvertretender Geschäftsführer für Projekte und Planung der Abteilung Triebwerke bei HAL Die High-Tech-Luftund Raumfahrtgruppe HAL unterstützt das indische Raumfahrtprogramm und besitzt den Flughafen von Bangalore METALWORKING WORLD 21 A. L. Vijaya Kumar, leitender Angestellter in der Motorendivision von HAL FOTO: MAHESH BHAT/GETTY IMAGES Die vor 20 Jahren eingeleitete Partnerschaft zwischen HAL und Sandvik Coromant hat Bestand gezeigt, ebenso wie das Konzept der Wendeplatten ❯❯ Produkt zu testen. So wurde der H13A von Sandvik Coromant bei HAL eingeführt. „Der Wechsel brachte uns enorme Erleichterungen“, erklärt Sadagopan. „Obgleich es eine Weile dauerte, die Bearbeitung zu stabilisieren, konnten wir weiterarbeiten.“ Im Lauf der Jahre ist das Verhältnis zwischen HAL und Sandvik Coromant immer besser geworden: So unterzeichnete die indische Luftwaffe im März 2004 einen Kaufvertrag über 66 HawkFlugzeuge – die ersten 24 wurden von BAE (British Aerospace) in Großbritannien gebaut, die restlichen 42 in Lizenz von HAL. HAWK 200 wird von Adour 871-Triebwerken von Rolls Royce angetrieben, für die einige Bauteile in der HAL-Triebwerksabteilung gefertigt werden. Die erste HALgefertigte Hawk soll 2008 flugfertig sein, daher laufen die Herstellung von Teilen und Ausrüstung ebenso wie die Aktivitäten zur Fertigungsausstattung, unter anderem mit Werkzeugen, und zivile Arbeiten in allen HAL-Werken Indiens auf Hochtouren. Im März 2007, als das HAL-Triebwerksteam eine der Komponenten für die Turbinenscheibe aus Inconel 718 bearbeitete, tauchten Probleme mit der Oberflächengüte auf. Der kleinste Makel kann hier die Leistung des gesamten Triebwerkes zunichte machen. Da das Problem mit der Metallbearbeitung zu tun hatte, wandte sich HAL an Sandvik Coromant. GEMEINSAM begannen HAL und Sandvik Coromant die Suche nach einer Lösung. Sehr hilfreich war das Vertrauen, das die HALIngenieure beim regelmäßigen Training im Sandvik Coromant-Produktivitätszentrum in Pune für Sandvik Coromant bekommen hatten. Eine Kombination aus Trainings- und 22 METALWORKING WORLD „Wir beginnen mit der Herstellung von Bauteilen für große LuftfahrtUnternehmen“ Werkzeuglösungen führte zu „Produktivitätsverbesserungen. Durch die Änderung von Schnittgeschwindigkeiten konnten Vorschübe und Produktionszeiten verbessert werden“, so Kumar. „Heute fragen meine Leute nach den neuesten Werkzeugen. Sie sagen, damit könne die Produktivität verbessert und Zeit gespart werden. Also geben wir ihnen die Werkzeuge.“ M. S. Dinesh, stellvertretender Leiter CNC, hat den dreitätigen Kurs ebenfalls besucht und preist dessen Wert. „Wir schicken jeden, der an einer Maschine arbeitet, ins Sandvik Coromant-Produktivitätszentrum, da dort sehr gute Werkzeuglösungen für die Bearbeitung harter Werkstückstoffe gezeigt werden. Wir finden den Kurs so nützlich, dass wir gebeten haben, ihn um zwei Tage zu verlängern!“ Für Sandvik Coromant India ist HAL ein wichtiger Kunde mit Prestige in der indischen Luft- und Raumfahrtindustrie, der für die nächsten Jahre weitere Geschäfte verspricht, da neue Exportprojekte in Aussicht stehen. „Exportprojekte sind ein Bereich, in dem wir in Zukunft mehr zusammenarbeiten können“, sagt Sadagopan. „Demnächst beginnen wir mit der Herstellung von Bauteilen für große Firmen des Luftfahrtbereiches wie Pratt and Whitney, Honeywell und GE.“ Die HAL-Partnerschaft mit Rolls-Royce besteht seit mehr als 50 Jahren, und das Unternehmen ist in die globale Lieferantenkette von Rolls-Royce aufgenommen geworden. ❯❯ DER HÖHENFLUG VON HAL Flugzeuge überall auf der Welt zum Fliegen zu bringen“, erklärt der stellvertretende Geschäftsführer für den Bereich Projekte und Planung, V. Sadagopan. Im Gespräch mit Mitarbeitern unterstrich HALVorstandchef Ashok K. Baweja die Notwendigkeit der Verbesserung von Arbeitsumwelt und -kultur. „Veränderungswille ist eine Qualität, die wir von der westlichen Welt übernehmen sollten.“ Ashok Nayak, Geschäftsführer, HAL fügt hinzu: „Die Auftragslage des Unternehmens ist erstklassig, und unser grundlegendes Ziel ist es, diese Aufträge effizient zu erfüllen. In der Fertigung haben wir in Sandvik Coromant einen guten Partner, und zusammen haben wir viele Tests in der Produktioln durchgeführt, um kundengerechte Lösungen für die Herstellung von Bauteilen zu entwickeln. Wir möchten in allen Bereichen der Luft- und Raumfahrts- technolgoie kompetent sein.“ Sadagopan und Kumar konkretisieren die von Nayak gesetzten Ziele. „Unternehmen konzentrieren sich in der Regel auf einen oder zwei Kerntätigkeitsbereiche“, erklärt Sadagopan. „Unsere Vision ist die Selbstversorgung.“ HAL-Konstrukteure arbeiten ständig an Systemen für verschiedenste Flugzeugteile – Triebwerke, Luftfahrt- und herkömmliche Elektronik sowie Software. 16 Fertigungseinheiten sind in die Fertigung von Turbinen, Luftfahrtelektornik, Zubehör für Flugzeuge sowie Triebwerke involviert, manche in Kooperationsprojekten. HAL strebt nach erstklassiger Leistung und Spitzentechnologie. Mit Stolz sagt Kumar: „Ich habe im Lauf der Jahre sehr gute Jobangebote von Privatunternehmen bekommen, aber die Technologie ist hier viel besser. Ich habe einen spannenden Job, der ständig Neues bietet und gleichzeitig trage ich zur Verteidigungskraft Indiens bei.“ Auch Indiens scheidender Präsident, A. P. J. Abdul Kalam, hat für HAL eine Vision. Im nächsten Jahrzehnt, sagte er kürzlich in einer Zeitschrift von HAL, sollte das Unternehmen „ein Gesamtkonzept für Konstruktion, Entwicklung, Fertigung und Marketing eines einheimischen Flugzeugsystems fertig haben ... und sich an Konstruktion, Entwicklung, Fertigung und Markteing eines Passagier-Jets mit 200 Plätzen, allein oder in einem Joint-Venture, wagen.“ Sadagopan hält es für möglich, dass HAL eines der zehn weltweit führenden Flugindustrieunternehmen wird. „Wir können das erreichen. Aber wir müssen eigene Produkte haben“, sagt er. „Eines Tages werden die Menschen über unsere Produkte sprechen, die überall auf der Welt fliegen.“ FOTO: MAHESH BHAT/GETTY IMAGES Hindustan Aeronautics Ltd. entstand durch das Zusammengehen von Hindustan Aircraft Ltd (gegründet 1940 von dem Unternehmer Seth Hirachand Walchand und dem Bundesstaat Mysore) mit Aeronautics India und Aircraft Manufacturing Depot. Das Unternehmen beschäftigt heute rund 29 000 Mitarbeiter in 16 Produktionseinheiten und neun Forschungs- und Konstruktionszentren in sieben indischen Städten. Zunächst führte das Unternehmen Wartung und Reparaturen an Flugzeugen aus. Später nahm man die Lizenzfertigung von Flugzeugen auf, bis man schließlich eigene einheimisch konstruierte und entwickelte Flugzeuge und Komponenten auf den Markt brachte. „Wir sind ein Staatsunternehmen und die Policy ist, langsam von Importflugzeugen auf eigene Konstruktion und Herstellung umzusteigen, um indisch produzierte HAL führt beachtliche Tests in seiner Werkstatt durch, zugleich gelingt es, die Aufträge im ständig wachsenden Auftragsbuch effizient auszuführen METALWORKING WORLD 23 ❯❯ HAL, das in Indien seit jeher eine Rolle spielt, FOTO: MAHESH BHAT/GETTY IMAGES ist zum wichtigen Unterlieferanten für globale Luft- und Raumfahrtunternehmen geworden, für die man Triebwerke und Turbinenkomponenten fertigt. „Wir können wahrscheinlich gemeinsam mit Sandvik Coromant ein System oder eine Fertigungsanlage für Gesamtlösungen aufbauen“, sagt Sadagopan. „Das beinhaltet allerdings auch Herausforderungen. Ein Produkt, das von Sandvik Coromant in Österreich oder Frankreich getestet wird, sollte schon in der darauf folgenden Woche in Indien ausprobiert werden. Und wenn unsere Mitbewerber für eine Bearbeitung zwei Stunden brauchen, möchten wir, dass Sandvik Coromant uns eine Lösung anbietet, mit der wir innerhalb einer Stunde fertigen können.“ „Formulieren Sie ein praktisches Problem, und Sie bekommen eine praktische Lösung“ Bei Exportaufträgen sei Qualitätssteuerung die Norm. „Was wir letztes Jahr noch machten, ist dieses Jahr veraltet“, sagt er. „Materialverbrauch und Kosten müssen sinken. Das fordern alle großen Fertigunsunternehmen. Wir möchten, dass Sandvik Coromant diesen Weg mit uns geht und hochwertige Konzepte einführt, um Fertigungskosten zu senken.“ Qualitätssteuerung ist ausschlaggebend. „Die Kosten sollten stetig sinken“, erklärt V. Sadagopan HAL hat mit Testaufträgen für Pratt and Whitney-Turbinenbauteile begonnen und wird für diese Aufträge exklusiv eine neue Produktionslinie installieren. Mit expandierenden Kapazitäten ist der Verkaufsumsatz 2006 auf umgerechnet 1,3 Milliarden Euro (75,05 Milliarden INR) angestiegen, und mit vielen bereits gesicherten Aufträgen sieht die Zukunft rosig aus. Im März 2007 verzeichnete man ein nie zuvor dagewesenes Auftragshoch mit mehr als 6,5 Milliarden Euro (400 Milliarden INR). Zu den Vorteilen der Beziehung zu Sandvik Coromant sagt Sadagopan: „Das Wichtigste: Es gibt immer eine Lösung, und Schnelligkeit und kurzfristige Hilfe zeichnen Sandvik Coromant aus. Wir werden weiterhin nach wirtschaftlichen Lösungen streben.“ R. F. MAMOOWALA Die Zukunft sieht positiv aus für HAL, bietet aber auch Herausforderungen „WIR BRAUCHEN LÖSUNGEN DER SPITZENKLASSE“ „Formulieren Sie ein praktisches Problem, und Sie bekommen eine praktische Lösung.“ Dieses Kompliment macht V. Sadogapan, Geschäftsführer für den Bereich Projekte und Planung, HAL, Sandvik Coromant India. A. L. Vijaya Kumar, Leiter des Adour CNC-Werks, erklärt: „Wir verwenden exotische Materialien wie Inconel und Titan, und herkömmliche Bearbeitungsmethoden bringen nicht die gewünschte Oberflächengüte. Wir verwendeten Hartmetallschneiden, waren aber mit den erzielten Oberflächen unzufrieden. Daher luden wir Sandvik Coromant für eine Demonstration ein.“ Sein Stellvertreter M. S. Dinesh, ergänzt: „Die Oberflächengüte ist wichtig, denn die Turbinenscheibe 24 METALWORKING WORLD rotiert bei hoher Geschwindigkeit und darf daher keinerlei Makel aufweisen. Eine schlechte Oberfläche kann zu Rissbildungen führen und damit die Leistung des ganzen Triebwerks beeinträchtigen.“ Nikhil Dasari, Ingenieur für Produktivitätsentwicklung bei Sandvik Coromant India, erklärt, wie die gewünschte Oberflächengüte erzielt wurde: „Luftund Raumfahrt-Kunden wie HAL verlangen Spitzenlösungen für hochwertige Werkstückstoffe wie Inconel, eine Legierung mit hohem Nickelanteil, die hochspezialisierte Werkzeuge erfordert“, betont er. Nachdem die Schmiedeteile der Turbinenscheibe auf die erforderten Abmessungen bearbeitet worden sind, gehen sie zum Räumen und nachfolgenden Bearbeitungen. „Die Turbinenscheibe ist eine rotierende Komponente, die geräumt wird, und dann werden die Schaufeln angebracht“, erkärt Dasari. „Danach wird der Rotor in die Turbine montiert. Diese Scheibe hält alle Schaufeln und muss daher extrem stabil und völlig fehlerfrei sein. HAL verwendete Keramikwendeplatten, die wir durch Vollhartmetallwendeplatten ersetzten.“ Das Problem wurde diskutiert und eine Liste mit möglichen Sandvik CoromantWerkzeugen erstellt. „Wir überdachten das gesamte Werkzeugkonzept für das Bauteil – Längs- und Plandrehen sowie Axialeinstechen“, sagt Dasari, der praktisch zehn Tage auf dem HAL-Werksgelände verbrachte, um die nötigen Bearbeitungsparameter und technischen Details zu sammeln. HAL bekam die gewünschte Oberflächengüte, und die Umsetzung der Lösung hat begonnen. „In diesem Spezialfall ist die Sandvik Coromant-Schneide viel besser“, sagt Kumar. „Die Lösung funktioniert, die Produktivität stieg und wir haben mehrere Werkzeugsets bestellt. Nicht nur die Lösungen sind gut, sondern auch der Service – man ruft an und sie sind umgehend da. Wir haben eine angenehme und profitable Partnerschaft.“ Für Sandvik Coromant sei sie ein Druchbruch, sagt Dasari. „Ausgehend von diesem Erfolg können wir die Marktanteile bei diesem Kunden steigern.“ NEWS Ukraine Ungarn Timisoara Moldawien Rumänien 100 km Bulgarien EIN RUMÄNISCHES ZENTRUM FÜR GANZ EUROPA Ein neu eröffnetes Produktivitätszentrum in Rumänien bietet Fertigungsunternehmen in Mittel- und Osteuropa mehr Möglichkeiten, effiziente Produktion zu trainieren. Im Juni öffnete das 19. Produktivitätszentrum von Sandvik Coromant in Timisoara im Westen Rumäniens seine Pforten. Das Zentrum steht Kunden aus elf europäischen Ländern offen. Es ist nach Wien das zweite in diesem Teil Europas. Mit den Produktivitätszentren kann Sandvik Coromant Metallbearbeitungsunternehmen bei der Steigerung ihrer Effizienz und der Verbesserung ihrer Produktionspro- zesse helfen. „Sie sind eine Art Demonstrations-Werkstätten. Hier können wir den Leuten ganz praktisch zeigen, wie sie ihre Produktivität erhöhen können“, sagt Katarina Dahl, Marketing-KommunikationsManagerin. In den Zentren liege der Fokus auf der besten Lösung, nicht auf den verwendeten Produkten. „Und die Lage des neuen Zentrums genau in der Mitte Europas macht es vielen Unternehmen zugänglich, die effektiver produzieren müssen.“ 2006 verzeichneten die Sandvik CoromantProduktivitätszentren insgesamt 13 000 Besucher. WENN JEDE MINUTE ZÄHLT Endlich können Hersteller von Massenprodukten im Bereich der Präzisionskomponenten mit dem neuen Schnellwechselsystem QS von Sandvik Coromant Nebenzeiten vermeiden. Einleitende Feldversuche mit Wendeplattenwechsel und Einstellung für neue Bauteile wurden erfolgreich abgeschlossen. Der erste Feldversuch fand bei Söderlunds Metall AB, einem auf automatisches Drehen spezialisierten Zulieferer der Automobilindustrie im schwedischen Gnosjö statt. „Wir nutzen unsere Maschinen sehr intensiv, daher zählt jede Minute“, sagt Produktionstechniker Björn Söderlund, Sohn eines der fünf Brüder, die den Betrieb1943 gründeten. Den ersten Kontakt mit QS hatte Söderlunds Metall vor rund einem Jahr. „Wir nahmen an einer Demonstration unseres Werkzeughändlers Tools Sohlberg in Värnamo teil. Dort war das System ausgestellt“, sagt Söderlund. „ Es sah einfach und zugleich funktional aus – wir waren sofort interessiert.“ Das neue System war noch nicht auf dem Markt, und das Unternehmen offerierte damit eine gute Gelegenheit für einen Feldversuch. Dank der Kooperation zwischen Sandvik Coromant, Söderlunds Metall, Vertragshändler Tools Sohlberg und dem Maschinenhersteller Citizen war der Test bald in Gang. „Dieses System ist einfach zu hantieren“, sagt Söderlund. „Wir mussten keinerlei Veränderungen vornehmen, nicht in zusätzliche Ausrüstung investieren. Wir konnten einfach anfangen zu arbeiten.“ Söderlunds Metall verwendet QS auf allen externen Positionen für die Profilbearbeitung auf Citizen Langdrehautomaten. Die markanten Zeiteinsparungen beeindrucken. „Der Wendeplattenwechsel dauert jetzt halb so lange“, sagt Björn Söderlund. „Wir sind Zulieferer und fertigen viele verschiedene Produkte mit vielen Wendeplatten. Zeiteinsparungen sind uns sehr wichtig.“ Das Schnellwechselsystem aus Werkzeughalter, Spannkeil und Anschlag maximiert die effektive Produktionszeit COROTURN TR IN KÜRZE Das QS-SchnellwechselSystem aus Werkzeughalter, Spannkeil und Anschlag ist zur Maximierung der effektiven Produktionszeit auf Langdrehautomaten entwickelt worden. Das System wird in für spezifische Maschinentypen und -modelle optimierten Paketen angeboten. Werkzeugaufspannungen und Schneidplattenwechsel sind ganz einfach durchzuführen, die Positionierung im Werkzeughalter ist äußerst sicher. Die Kompatibilität mit vielen Maschinen sorgt für große Flexibilität. METALWORKING WORLD 25 TECHNIK VON ELAINE McCLARENCE SORTEN ERSTER WAHL MODERNE WENDEPLATTENSORTEN BRINGEN PRODUKTIVITÄTSGEWINNE HERAUSFORDERUNG: DIE PRODUKTIVITÄT OHNE KOMPROMISSE BEI DER FERTIGUNGSSICHERHEIT STEIGERN LÖSUNG: DIE NEUEN HOCHLEISTUNGS-WENDEPLATTENSORTEN dabei, Wendeplattensorten einer neuen Generation einzuführen, die alle bisherigen Leistungsgrenzen sprengen. Entsprechend dem industriellen Trend hin zu höherer Produktivität müssen auch die Schneidstoffe gezielt weiterentwickelt werden. Um höhere Zerspanleistung bei besserer Bearbeitungssicherheit zu erreichen, wurde jeder einzelne Schritt bei Wendeplattenkonstruktion und -herstellung genau analysiert. Bei der Sortenentwicklung müssen außerordentlich viele Faktoren bedacht werden, von den Trends in der Industrie und bei der jeweils zu bearbeitenden Komponente bis hin zur innersten Struktur der Wendeplatte selbst: also ihr Aufbau, wie sie hergestellt, beschichtet und behandelt worden ist. Letztlich geht es darum, eine Schneidkante zu entwickeln, die Temperaturen bis zu 1 200 Grad Celsius verträgt und Druck bis zu einem Gewicht aushält, das etwa 200 Autos entspricht. Die neuen Wendeplattensorten sind von einem Spezialistenteam von Sandvik Coromant entwickelt worden. Obgleich Wendeplatten normalerweise SANDVIK COROMANT IST 26 METALWORKING WORLD aus Hartmetall gemacht sind, das ihnen ihre Grundcharakteristika verleiht, sind es die Details, die jede Sorte auf ihren spezifischen Verwendungszweck hin optimieren. Die Substratentwicklung ist sehr komplex: Die Größe jedes einzelnen Korns und Anordnung in der Matrix des VORTEILE • Hohe Produktivität • Größerer Anwendungsbereich • Sichere und stabile Prozesse • Mannarme Produktion möglich TECHNISCHE FAKTEN Neue Generation VollhartmetallWendeplatten Frässorten für Stahl: GC4220, GC4230, GC4240 und GC1030 für Guss: GC3220 und GC1020 Drehsorten: GC4215, GC4225 und GC4235 Compounds aus Wolfram-Karbid und Kobalt werden kontrolliert, um höchste Verschleißfestigkeit und Bruchsicherheit zu gewährleisten. Sandvik Coromant ist führend bei der Entwicklung von CVD- und PVDBeschichtungsprozessen. Mikro Layersmit verschiedenen Funktionen wie etwa Verschleißfestigkeit, Schneidkantenzähigkeit und Fertigungssicherheit, können auf das Substrat aufgebracht werden. Schließlich werden die neuen Sorten mit verschiedenen Techniken nachbehandelt, um die Wendeplattenbeschichtungen glatt und spannungsarm zu gestalten sowie Kühlrisse und Eigenspannungen zu minimieren. Da Sandvik Coromant schon zuvor die besten Hartmetallsorten der jeweiligen Klasse hergestellt hatte, galt es für die nächste Generation, die Markterwartungen noch zu übertreffen. Tests haben nicht nur eine überlegene Leistung spezifischer Sorten bewiesen, sondern auch gezeigt, dass diese breiter einsetzbar sind. ❯❯ WEITERE INFORMATIONEN bei Ihrer örtlichen Sandvik Coromant-Vertretung. Eine clevere Kombination aus Substrat, Beschichtung, Mikround Makrogeometrie bestimmt das Leistungsnivau der Wendeplatte. Hier zum Beispiel GC1020 - die erste Wahl für das Fräsen von Gusseisen FALLSTUDIEN HÖHERE PRODUKTIVITÄT BEIM TROCKENFRÄSEN Für diesen Test wurde eine Komponente eines Turbochargers aus Ni-RESIT mit einem CoroMill 290 und GC1020 trocken gefräst. Verglichen wurde mit Werkzeugen von Mittbewerbern, die Nassfräsen erfordern. Der durch GC1020 mögliche größere Vorschub führte zu einer Produktivitätssteigerung. Es konnten 50 Werkstücke gefräst werden, verglichen mit nur 30 bei der anderen Lösung. Das entspricht Kosteneinsparungen von 93 072 Euro pro Jahr und 655 gesparten Produktionsstunden. Zusätzlich bringt das Trockenfräsen Einsparungen infolge geringerer Umweltauswirkungen und des Wegfalls der Kühlmittel. BESSERE OBERFLÄCHE UND ND FINANZIELLE EINSPARUNGEN BEIM AUFBOHREN MIT GC4225 Bei diesem Einsatz zur Bearbeitung eines Zylinderblocks wurde die neue GC4225 mit einer Sorte eines Mitbewerbers verglichen. Die Ergebnisse waren eindeutig. GC4225 produzierte 440 Prozent mehr Teile als die andere Wendeplatte, 54 anstelle von zehn. Insgesamt brachte diese Lösung Kosteneinsparungen von14 372 Euro pro Jahr. Zudem war eine Verbesserung der Oberflächengüte festzustellen, da weniger entgratet werden musste. Bei modernen Beschichtungen bietet jede Schicht auf ihre spezifische Art Schutz vor Verschleiß. Jede der maßgeschneiderten Schichten ist wichtig ZUSAMMENFASSUNG Das genaue Verständnis der Anforderungen in der Dreh- und Fräsbearbeitung hat zur Entwicklung von Sorten einer neuen Generation geführt, die Zerspanoperationen optimieren. Sandvik Coromant stellt fortlaufend neue Sorten vor, die Wendeplattenleistungen für alle Anwendungs-bereiche verbessern und zugleich Prozesssicherheit und hohe Produktivität bieten. METALWORKING WORLD 27 RECYCLING MACHT GESCHÄFTLICH SINN In Zeiten wachsenden Umweltbewusstseins macht es geschäftlich absolut Sinn, „grüne“ Initiativen zu ergreifen. Das Coromant Recyclingkonzept ist ein globaler Recyclingservice und eine Möglichkeit, bei Partnern und Kunden in aller Welt präsent zu sein Umweltbewusstsein setzt Unternehmen unter Druck, ihre Prozesse im Hinblick auf deren Auswirkungen auf die Natur zu überdenken. Verantwortungsvolles und umweltbewusstes Verhalten kann ein Wettbewerbsvorteil sein. „Umweltdenken wird immer wichtiger, und von Unternehmen erwartet man mittlerweile Initiativen für den Umweltschutz“, sagt Lennart Lindgren, Vorstand für den Bereich Marketing bei Sandvik Coromant. „Das gilt auch für unsere Kunden. Umweltfragen sind ein wichtiger Aspekt des Geschäfts. Wir müssen zeigen, dass wir unser Möglichstes tun, um Abfälle zu minimieren und die Umweltfolgen unserer Tätigkeit zu mindern.“ ten wegzuwerfen, recyceln wir sie und verwenden den Rohstoff noch einmal. Das hat im Grunde nur Vorteile.“ Die besten Programme sind diejenigen, die genutzt werden. Daher wurde viel Mühe in die anwenderfreundliche Gestaltung des CRC investiert. Sandvik Coromant liefert Sammelund Transportboxen direkt in die Fabrik des Kunden. Wenn eine Sammelbox voll ist, füllt der Kunde den Inhalt in die Transportbox um, die dann an eine der Recyclinganlagen von Sandvik Coromant geschickt wird. Alle Wendeplatten, gleich welcher Marke werden gesammelt, und dem Kunden wird der Marktpreis für das Material gezahlt. ist das Coromant Recyclingkonzept (CRC), ein globaler Recyclingservice für gebrauchte Hartmetallwendeplatten und Vollhartmetallwerkzeuge. Das Programm spiegelt die zunehmende Sorge über den globalen Verbrauch nicht-erneuerbarer Rohstoffe wider. „Wir arbeiten mit endlichen Rohstoffen, und Recycling ist ein Weg, die nicht-erneuerbaren Ressourcen zu managen und nachhaltige Entwicklungen zu fördern“, sagt Lindgren. „Anstatt Wendeplat- Hartmetallwendeplatten, verzeichnet aber neuerdings einen deutlichen Anstieg der gesammelten Materialmengen. „Wir haben das Recycling sehr aktiv ermuntert“, sagt Lindgren. „Außerdem haben wir die Logistik des Programms verbessert, um den Kunden die Teilnahme noch leichter zu machen, ganz gleich, wo sie sich befinden.“ Sandvik Coromant ist nicht der einzige Anbieter eines Recyclingprogramms. Tatsächlich hat der Markt für gebrauchte EIN IMMER STÄRKERES EINE SOLCHE INITIATIVE Lennart Lindgren 28 METALWORKING WORLD SANDVIK COROMANT recycelt seit zehn Jahren WIE WIRD RECYCELT? 1. Der Kunde bestellt Sammelund Transportboxen bei Sandvik Coromant. In der Fabrik werden RecyclingTonnen aufgestellt. 2. Gebrauchte Wendeplatten werden in der RecyclingTonne gesammelt. 3. Der Inhalt voller Tonnen wird in die Transportbox umgefüllt (20 Kilogramm pro Box). Sandvik Coromant recycelt seit zehn Jahren Wendeplatten „Wir möchten, dass Recycling so selbstverständlich wird, dass all unsere Kunden, die in all unseren Märkten eine Wendeplatte kaufen, sie benutzen und dann recyceln“ Rohstoffe in den letzten Jahren infolge steigender Rohstoffpreise stark expandiert. Der Preis für Wolfram, das für die Hartmetallherstellung verwendet wird, hat sich verdreifacht, daher sind Gebraucht-Rohstoffe gefragt. Dies bedeutet auch, dass Recycling nicht nur aus Umweltgesichtspunkten, sondern auch betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. „Auf dem Gebraucht-Rohstoffmarkt tauchen dauernd neue Akteure auf. Daher müssen wir kontinuierlich besser werden“, sagt Lindgren. Sandvik Coromant hat in sein Recycling- Angebot viel investiert, um alle Prozesse sicher zu gestalten. Das Programm ist auf allen Ebenen nach dem Umweltstandard ISO 14001 zertifiziert. CRC ist überall auf der Welt erhältlich, und überall auf der Welt nimmt das Recycling zu. „Wir möchten, dass Recycling so selbstverständlich wird, dass all unsere Kunden, die in all unseren Märkten eine Wendeplatte kaufen, sie benutzen und dann recyceln“, meint Lindgren. „Das haben wir noch nicht ganz erreicht, aber das ist das Ziel.“ 4. Der Kunde schickt die Box an seinen örtlichen Sandvik Coromant-Kontakt, von wo aus sie an eine Sammelstation weitergeleitet wird. Die leere Box geht zurück an den Kunden. 5. Das gebrauchte Material wird in der Sandvik CoromantRecyclinganlage umweltgerecht recycelt. WOLFRAM IN KÜRZE Wolfram, ein einzigartiges Material mit Hochtemperatur-Eigenschaften und außergewöhnlich hoher Dichte, wird häufig in Hartmetallen verwendet. Weltweit werden die Wolframvorkommen auf sieben Millionen Tonnen geschätzt. Beim einem unveränderten jährlichen Verbrauch reichen diese Reserven 100 Jahre. Die mit Abstand größten Vorkommen befinden sich in China. Das Land ist auch größter Lieferant von primärem Wolfram. Andere große Produzenten sind Österreich, Bolivien, Kanada, Portugal und Thailand. Der Gebrauchtmarkt ist ein wichtiger Faktor in der globalen Wolframversorgung, und es wird geschätzt, dass rückgewonnener Wolfram bis zu 30 Prozent des Jahresverbrauches deckt. Quelle: International Tungsten Industry Association CAROLINA JOHANSSON METALWORKING WORLD 29 TECHNIK VON ELAINE McCLARENCE & ULF WIMAN CLEVER UND VARIABEL – VIELSEITIGKEIT BEIM ECKFRÄSEN HERAUSFORDERUNG DIE KOSTEN FÜR FRÄSBEARBEITUNGEN HERAUSFORDERUNG: REDUZIEREN LÖSUNG: DIE VIELSEITIGKEIT DER ECKFRÄSER NUTZEN LÖSUNG IN DER METALL VERARBEITENDEN Industrie werden zunehmend flexible Eckfräslösungen notwendig. Ein Grund dafür ist, dass Unternehmen aus Platzgründen in kleinere Maschinen mit Steilkegelaufnahme SK40/ HSK63 investieren. Da die Qualität der Bauteile beim Gießen und Schmieden besser wird, geht der Trend auch hin zu geringerer Schnitttiefe und der Verwendung kleinerer Werkzeugdurchmesser. Vielen Unternehmen wird heute klar, dass sie mehr Magazinplätze in ihren Maschinen brauchen, da die zu bearbeitenden Lose generell kleiner werden. Für eine VORTEILE Der CoroMill 490, der erste Fräser im neuen Fräserkonzept, das 2008 auf den Markt kommt 30 METALWORKING WORLD • bessere Komponentenqualität • Vielfalt für viele Operationen • Lagerreduktion • höhere Wirtschaftlichkeit • einfache Anwendung • verbessere Sicherheit höhere Flexibilität sind deshalb auch mehr Standard-Werkzeuglösungen gefragt. Bei 50 bis 60 Prozent aller Fräsbearbeitungen handelt es sich um Eckfräsoperationen. Sandvik Coromant bietet dafür ein umfassendes CoroMill-Schaftfräsprogramm an. So werden flexible Lösungen für viele Situationen möglich. Das Programm mit vielseitigen Verlängerungswerkzeugen ermöglicht die Bearbeitung komplexer Werkstücke mit tiefen Taschen. Der neue Eckfräser R490 ermöglicht aber auch die Erzeugung qualitativ hochwertiger Oberflächen, sodass insbesondere bei schwer zugänglichen Bereichen auch Planfräswerkzeuge ersetzt werden können. muss beim SchulterFräsen vor allem bedacht werden, dass das Schneidwerkzeug radial zum Werkstück steht; übermäßige radiale Schnittkräfte müssen vermieden werden. Andernfalls können unerwünschte Abdrängungen zwischen Werkzeug und Werkstück auftreten, was die Gesamtqualität der KompoIN DIESEM KONTEXT Typisches „SquareSchulter-Fräsen mit dem CoroMill 390 nente und die Oberflächengüte beeinträchtigt. Darüber hinaus kann die Nichtbeachtung dieses Grundsatzes die Produktivität mindern, da aufgrund von Vibrationen die Prozessparameter gesenkt werden müssen. WEIL ECKFRÄSEN immer mehr zum Einsatz kommt, steht die Verbesserung der Gesamtwirtschaftlichkeit dieser Operation im Fokus. Heute bietet Sandvik Coromant den CoroMill 390 an, der in Sachen Wendeplattensicherheit und Werkstückqualität neue Leistungsstandards gesetzt hat. Die Grundlage seines Erfolges ist sein extrem breit gefächerter Anwendungsbereich, kombiniert mit guter wirtschaftlicher Leistung. Daher sorgt er in vielen Situationen für sehr gute Produktivität. Zusammen mit der NIG kann der CoroMill R 390 von Sandvik Coromant mit höheren Schnittgeschwindigkeiten und verbesserter Produktivität eingesetzt werden und so die Bearbeitungskosten für die Bauteile mindern. Als Nachfolger des erfolgreichen CoroMill 390 wird Sandvik Coromant 2008 den CoroMill 490 auf den Markt bringen. Er wird die Möglichkeiten und Vorteile seines Vorgängers noch übertreffen. Der neue Eckfräser wird für die meisten Anwendungen die erste Wahl sein, wenn auch für einige Operationen der CoroMill 390 weiterhin Standard bleiben wird. Mehr daüber in der nächsten Ausgabe der „Metalworking World“. ZUSAMMENFASSUNG Mit dem heutigen Trend hin zu kleineren Maschinen sowie besserer Qualität bei Guss- und Schmiederohlingen gewinnt das Eckfräsen an Popularität. Dies ist in vielen Situationen eine flexible und vorteilhafte Lösung, die beispielsweise tiefere Kavitäten zulässt, sowie komplizierte enge Nuten und die Anwendung überlanger Werkzeugkombinationen erlaubt. So wird das Werkzeuglager für Eck- und Planfräsoperationen reduziert. ❯❯ WEITERE INFORMATIONEN bei Ihrer örtlichen Sandvik Coromant-Vertretung. METALWORKING WORLD 31 DAS REICH DER SINNE „Sensorisches Marketing“ ist derzeit in. Dabei geht es darum, die Sinne des Menschen anzuregen – das Sehen, das Hören und Schmecken und nicht zuletzt den stärksten: den Geruchssinn. Manche Unternehmen, wie beispielsweise Singapore Airlines, bauen ihr gesamtes Marketing auf dem Konzept auf akribisch an unsere Umgebung angepasst. Ursprünglich ein Gefahrenwarnsystem, halten sie uns Menschen gesund, denn sie bewahren uns beispielsweise vor dem Verzehr von Ungenießbarem. Aber nachdem das Leben für den Homo Sapiens nach und nach einfacher wurde, lernten wir auch die Freuden kennen, die die Sinne uns bringen. Die Betonung liegt auf „kennen lernen“. Es besteht ein riesiger Unterschied zwischen instinktiven Reaktionen auf Geräusche, Geschmäcke und Gerüche und persönlichen Vorlieben, die durch Erfahrung entstehen. Darin liegt das Magische – und das Dilemma dessen, was „Sensorisches Marketing“ genannt wird: der Appell an unsere Sinne, um Verkauf und Markenloyalität anzukurbeln. Menschen wenden sich allem zu, was ihre Sinne anregt. Aber ebenso schnell wenden sie sich wieder ab, wenn der Sinneseindruck nicht inspiriert oder wenn er zu bekannt ist. Der Guru des sensorischen Brandings, Martin Lindstrom, Autor des 2005 erschienenen Buches Brand Sense, hat die kommerziellen Vorteile untersucht, die die Anregung der Sinne bringen kann, um Bande zwischen Mensch und Marke zu knüpfen. „Die Sinne sind eine Gabe, der wir nicht entkommen können, und sie interpretieren mühelos die Welt für uns“, erklärt er. „Unsere Sinne bestimmen unsere Ansichten, ohne dass wir uns dessen überhaupt bewusst sind. Meine weltweite Forschung über UNSERE SINNE SIND 32 METALWORKING WORLD WUSSTEN SIE DAS? • Nach einem Jahr erinnern sich Menschen noch zu 65 Prozent korrekt an Gerüche – zu vergleichen mit visuellen Erinnerungen an Fotos. Diese sind bereits nach drei Monaten auf 50 Prozent gesunken. • Tests haben bewiesen, dass Menschen wirklich glauben, Reinigungsmittel mit frischem Duft seien wirkungsvoller. • 2006 lancierte die britische Käserei Stilton Cheese Makers Association den Duft „Eau de Stilton“. Der Knethersteller Play-Doh brachte zur Feier seines 50. Geschäftsjubiläums eine limitierte Auflage seines charakteristischen Knet-Duftes heraus. • Etwa 80 Prozent aller jungen Mütter können ihr zwei Tage altes Baby am Geruch erkennen. Marken und Sinne, durchgeführt in einem Zeitraum von zwei Jahren mit Hilfe der Forschungsagentur Millward Brown, zeigte einige sehr interessante Kulturunterschiede.So ist der Geruchssinn bei Japanern viel ausgeprägter als bei Amerikanern. In Indien ist Geschmack wichtiger als in den USA. Und in Großbritannien scheinen generell alle Sinne weniger stark ausgeprägt zu sein als anderswo.“ Alle Marken könnten die Stärke des sensorischen Branding ausschöpfen, meint PETTER LÖNEGÅRD „Die Offline-Verbrauchererfahrung schlägt zurück. Die Leute wollen fühlen, schmecken, riechen, hören und sehen“ Lindstrom. „Die Frage ist allerdings, was es jeweils bringt. Wie bei allen anderen Aspekten des Brandings muss auch eine sensorische Strategie mit den Markenwerten konform gehen. Unsere Erfahrung zeigt allerdings: Auch wenn eine Marke nur wenige Sinne ansprechen kann, ist deren Potenzial selten vollständig ausgeschöpft.Weder Amazon noch eBay haben Töne auf ihrer Website – weder navigationsbegleitend noch markenbezogen.“ Lindstrom nennt einige Beispiele, bei denen Unternehmen Sinne ansprechen, die sonst nicht mit ihrer Art von Geschäft verbunden werden. Eine große Anwaltskanzlei stattete einst ihren Briefkopf mit Ledergeruch aus; darüber wird heute noch geredet. Intel hat ein Audio-Logo und Bang and Olufsen eine Fernbedienung mit Öffnen- und Schließ-Geräusch. kassischen Erfolgsstories sagt Lindstrom: „Singapore Airlines ist beim sensorischen Branding eindeutig führend. Von einem patentierten Duft, der die GEFRAGT NACH ❯❯ METALWORKING WORLD 33 „Unser Geruchssinn hat einen viel stärkeren Einfluss als das Sehen und Hören, weil er Gefühle und Erinnerungen in Gang setzt“ ❯❯ Kabine und die warmen Handtücher erfüllt, bis hin zu speziellem Make-up der Flugbegleiterinnen ist Singapore Airlines ein elegantes Beispiel für sensorisches Branding in ganzheitlicher und experimenteller Form.“ Lindstrom nennt auch Harley Davidsons „potato-potatopotato“-Geräusch (Kartoffel, Kartoffel), das das Unternehmen erfolglos zu patentieren suchte. „Es macht immerhin etwa 42 Prozent des gesamten Markenwertes aus.“ die Nokia-Melodie, die laut Lindstrom 42 Prozent aller Menschen auf der Welt kennen. Allerdings hätten die Kommunikationstechnologien eine UND DANN IST DA Die Nokia-Melodie ist der Klingelton aller fabrikneuen NokiaHandys paradoxale Kombination aus Intimität und Distanz zwischen Verbrauchern und Marken mit sich geführt. „Ironischer Weise erinnert die Welt, online wie offline, Markenschöpfer an die intimsten Verbindungen – die der Sinne. Das Hören und Sehen kann online stimuliert werden, aber um in Sachen Geruch, Geschmack und Berührung stimuliert zu werden, muss man sich in der realen Welt befinden. Die Offline-Verbrauchererfahrung schlägt zurück. Die Leute wollen fühlen, schmecken, riechen, hören und sehen. Das ist menschlich“, sagt er. Graham Frost von der British Society of Audiology erklärt, wie es funktionieren kann, eine Marke zu „hören“ – oder auch nicht. „Man hört eine tickende Uhr nicht, und wenn man eine im Haus hat, die regelmäßig schlägt, dann nimmt man auch das nicht wahr. Besucher hören die Uhr“, sagt Frost. „Die Geräuschwahrnehmung ist subjektiv. Ein großer Teil des Effektes wird vom jeweiligen Gemütszustand und der Umwelt bestimmt.“ Er nennt ein sehr frühes Beispiel für eine Marke, die ein Geräusch nutzte: „Die Türklingel von Avon. Sagt man, vor allem zu etwas älteren Leuten ,ding, dong‘, dann sagen sie: ,Avon-Beraterin‘. Einige Geschmacksrichtungen mögen etwa 90 Prozent der Bevölkerung – Süße zum Beispiel. Mit Tönen und bestimmten Tonqualitäten ist es genauso.“ JANE GARNER GERUCH IST GLAUBE 34 METALWORKING WORLD verarbeitet, während alle anderen Sinneseindrücke durch mehrere Schichten gefiltert werden, bevor sie die emotionalen Zentren erreichen.“ Unsere Reaktionen auf CORBIS Rachel S. Herz gehört zu den bekanntesten Experten und Forschern im Bereich der Effekte von Gerüchen. Ihr Buch „The Scent of Desire: Discovering Our Enigmatic Sense of Smell“ (Der Duft des Begehrens: Die Entdeckung unseres rätselhaften Geruchssinns) erschien Anfang Oktober. Die Gastprofessorin am Institut für Psychiatrie und menschliches Verhalten an der Brown University Medical School in Providence, Rhode Island, sagt: „Unser Geruchssinn hat einen viel stärkeren Einfluss als das Sehen oder Hören, weil er Gefühle und Erinnerungen in Gang setzt. Dies kann Kundeninteresse und Loyalität anregen.“ Herz fährt fort: „Gerüche lösen gefühlsmäßige Reaktionen aus, in gewissem Sinne fast vorbewusster Art. Die erste Reaktion kommt vor dem Gedanken. Düfte werden umgehend emotional bestimmte Gerüche basieren auf Erfahrung und Kultur, so Herz. Wir lernen unser Leben lang, „gute“ von „schlechten“ Gerüchen zu trennen; unsere Herkunft beeinflusst unsere Vorlieben. Käsegeruch ist im Westen beliebt, gilt in Asien jedoch als abscheulich. Wintergrün-Duft ist in den USA beliebt, kommt aber in Großbritannien, wo man nicht die gleichen positiven Dinge damit verbindet, weniger gut an.Der Geruchssinn kann so manchen zu Lustkäufen verleiten. So locken Chocolate-Chip-Kekse im Einkaufszentrum: „Die Kekse werden nicht einmal an Ort und Stelle gebacken“, sagt Herz. „Sie werden in Kästen geliefert, und ihr Aroma wird in die Luft geblasen. Es wirkt trotzdem.“ Allerdings gibt es auch Stolpersteine im Marketing. Victoria’s Secret und Sony haben erfolgreich spezielle Düfte in ihren Läden versprüht; der allzu exzessive Gebrauch zahlreicher Düften in einem Einkaufszentrum führt jedoch zum Backlash. „Raffinesse ist wichtig. Vor allem muss der Duft zur Ware passen“, sagt Herz. „Unser Geruchssinn ist an Assoziazionen gekoppelt. Das kann eine Person stark an ein Produkt binden. Und wenn eine starke Bindung besteht, wird das Objekt besser wahrgenommen. Man kann etwas riechen und fühlen, ohne eine Ahnung zu haben, warum.“ Während Parfumeure seit Jahren nach diesen Prinzipien arbeiten und clevere Chemiker alle Gerüche der Welt erschaffen können, sind beim Geruchsmarketing einige Ziele noch unerreicht. Eines davon, sagt Herz, „wäre, eine Art Feromon zu entdecken, das Parfums zugesetzt werden könnte, um bei Frauen beispielsweise eine generell positive Einstellung gegenüber Männern zu erzeugen.“ STRATEGIEN, DIE SINN MACHEN KELLOGG Es ist gesagt worden, die Farbe (und das Geräusch) von Kellogg’s Cornflakes sei so speziell, dass man eine Flocke selbst dann erkennt, wenn sie in einer Glasschale mit Flakes anderer Hersteller liegt. Genauso ist das „Knuspern und Knispern“ von Kellogg’s Rice Krispies ein klassisches Beispiel für eine Marke, die einen Geräuschreiz zur Markenbindung nutzt – obwohl die Originalidee eigentlich war, die Kinder zu ermuntern, Milch auf ihre Flocken zu gießen. UPM Der finnische Papierhersteller UPM führte über zwei Jahre ein Projekt zu den Reaktionen von Menschen auf die visuelle Erscheinung, die Geräusche und den Geruch von Papier durch. In einer multimedialen Welt müssen Zeitungen und Magazine in harter Konkurrenz neben elektronischen Publikationen bestehen; da ist der physische Kontakt zum Verbraucher ein wichtiger Vorteil. „Die Studie zeigt das Potenzial, das in der Entwicklung von Papiersorten liegt, die in höherem Grad sensorisch ansprechend sind,“ erklärt ein UPM-Experte. ROLLS-ROYCE Vor einigen Jahren hieß es, der LuxuswagenHersteller Rolls-Royce habe einen NeuwagenGeruch kreiert, der zur Verkaufsförderung in die Neuwagen gesprüht werden solle. Der Legende nach soll das unglaublich gut funktioniert haben. Auf die Bitte um Marken, die viele Sinne stimulieren, sind erfolgreicher als solche, die sich auf einen oder zwei Sinne konzentrieren Bestätigung sagt Rolls-Royce, man sei von der urbanen Legende entzückt, die auf mehr als einem Körnchen Wahrheit basiere. Der berühmte Neuwagen-Geruch wurde von den Originalgerüchen von Klassikern wie RollsRoyce und Austin Healey-Wagen inspiriert, die Lederpolster von Conolly verwendeten. Die Sinn ansprechen sollen. Farben können heute duften; wichtiger ist aber: Sie können Publikationen und Verpackungen Struktur geben. Barry Ferne, Geschäftsentwicklungsleiter der Verpackungsdivision in Großbritannien, erklärt, diese Innovationen seien zur Jahrhundertwende aus der Notwendigkeit entstanden, sich Farben können heute duften; vor allem aber können sie Publikationen und Verpackungen Struktur geben Art der Behandlung verlieh diesem Leder einen besonderen Geruch und seine besondere Art der Rissbildung im Alter. Ein Rolls-Royce-Sprecher erklärte MWW, die Wagen hätten bei der Auslieferung einen bestimmten Geruch, der aber eine Kombination verschiedener Elemente sei, darunter der Ledersitze, die heute aus nahezu unbehandeldem Leder gefertigt werden. SUN CHEMICAL INKS SunChemical Inks hat zahlreiche Farben und Methoden entwickelt, die unseren optischen von anderen Marken abzuheben. Auch das Auftauchen der Flaschen-Manschetten von beispielsweise Alkopops habe eine Rolle gespielt. „Mit ihnen erhält man eine 360-GradWerbefläche“, sagt er. „Sie können einen matten Effekt auf einem unglaublich glänzenden Oberfläche erzeugen. Nach einigen Jahren verlangten alle Verpackungen spezielle Effekte.“ Laut Ferne wenden sich Hersteller heute mit aller Art neuen – und geheimen – sensorischen Ideen an SunChemical. „Wir bieten ein unterschwelliges Marketing-Werkzeug. Wir können Farben und Lacke liefern, die Struktur und mehr machen. Ständig suchen wir nach neuen Materialien, die eine neue Art des Eindrucks kreieren können, und mischen Wissen aus verschiedenen Disziplinen.“ So half SunChemical Inks beispielsweise bei der Entwicklung einer Brotverpackung mit einem weicheren Finish, mit dem Verbraucher den frisch gebackenen Laib assoziieren. Allerdings, so Ferne, müsse das Brot im Supermarkt frisch gebacken werden; den Duft frischen Brotes könne man synthetisch nicht herstellen. COURTESY OF ROLLS-ROYCE GUERLAIN Bei den Gerüchen geht natürlich die Parfumindustrie voran. Der Parfumhersteller Guerlain versah seinen Duft Insolence! aber zusätzlich mit einer Audio-Signatur. Der Song „Hysteria“ von Muse wird sowohl in der Verbraucherwerbung als auch in der zur Einführung verschickten Pressemappe verwendet. METALWORKING WORLD 35 Print n:o C-5000:523GER © AB Sandvik Coromant 2008:1 Helden der Industrie Stellen Sie sich vor, es ist Ihr Job, eine Technologie zu verbessern, die bereits die beste auf dem Markt ist. Eine beängstigende Aufgabe, sagen Sie sicher. Aber genau das wird von Konstrukteuren in aller Welt verlangt: etwas, was bereits das Beste ist, noch besser zu machen. Das können Autos sein, Flugzeuge oder mp3- Player. Oder Sorten. In unserem Fall bestand die Herausforderung darin, unsere marktführenden Wendeplatten zur Metallbearbeitung zu noch besseren Leistungen zu bringen. Kompromisse waren nicht erlaubt. Unsere neue Generation von Wendeplatten musste schneller, sicherer, voraussagbarer sein. Und haltbarer obendrein. Das sind sie, rechts. Und links sehen Sie einen von denen, die es geschafft haben, eine Technologie zu verbessern, die bereits die beste auf dem Markt war. Ein Held der Industrie, ganz einfach. Möchten Sie die neue Generation von Wendeplatten anschauen? Besuchen Sie www.coromant.sandvik.com Your Productivity Partner