Getreide Brot - Sachunterricht Petersen

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Getreide Brot - Sachunterricht Petersen
Unterrichtsvorbereitung für die zweite
Lehrprobe zur zweiten Staatsprüfung für das Lehramt an Volks- und Realschulen
Melanie Wedemann
Fach: Sachunterricht Klasse: 2c
Thema der Unterrichtseinheit:
Vom Brot zum Korn
Stundenfrage:
Wo kommt das Korn her?
1. Einbettung der Stunde in die Unterrichtseinheit
- „Wo kommt das Brot her?“: Strophe 1 des „Brotliedes“ (-> s. Anhang). Wir fühlen,
riechen und betrachten einen Brotlaib; Erfahrungen und Fragen werden mithilfe einer
Ideensonne festgehalten. Soziales Lernziel / Aufbau von Methodenkompetenz: Regeln im
Sitzkreis
- Wir untersuchen verschiedene Brotsorten: Diverse Brotscheiben werden betrachtet,
abgezeichnet, gegessen. Die verschiedenen Geschmacksrichtungen und Eigenschaften
werden verglichen. Die S. erfinden Phantasienamen (die zum Aussehen der Brote passen,
z.B. „Nasenbrot“, „Viereckbrot“). Wahl des „witzigsten“ Brotnamens. Soziales Lernziel /
Aufbau von Methodenkompetenz: Regeln zum „Betrachten“ und „Abzeichnen“ werden
wiederholt
- „Was macht der Bäcker in den Brotteig?“: Wir finden den Hauptbestandteil von Brot
heraus (Strophe 2 des „Brotliedes“; S. stellen Vermutungen an, was alles in Brot drin ist;
S. finden die Bestandteile von Brot anhand eines Rezeptes heraus, wiegen diese ab und
erkennen, dass Mehl der Hauptbestandteil ist (Überleitung zum Thema Getreide));
Backen eines Brotes in der Klasse mit der Brotbackmaschine
- „Wo kommt das Mehl her?“: Strophe 3 des „Brotliedes“; S. erhalten Getreidekorn,
betrachten, probieren und zerstoßen dieses („Da ist ja Mehl drin“); im Sitzkreis wird das
Korn mithilfe einer Handgetreidemühle und einer elektrischen Mühle gemahlen; S.
erhalten kleine Portionen dieses Mehls, vergleichen es mit weißem Mehl und sieben es
durch Teesiebe durch -> weißes Mehl entsteht
- „Wo kommt das Korn her?“: Strophe 4 des „Brotliedes“. Indem die Schüler sich auf
vielfältige Weise mit den Teilen einer Roggenpflanze beschäftigen, entdecken sie,
dass Korn an einer Pflanze wächst. Soziales Lernziel / Aufbau von
Methodenkompetenz: Regeln zum Aufräumen
- Weiterarbeit an den Zeichnungen und Aufgaben der vorherigen Stunde. Festigung: Die S.
zerteilen ihre Getreidepflanze, beschriften die Teile und sortieren sie in die jeweiligen
Kästchen der „Wortschatzkiste“
- Weitere Getreidepflanzen / Unterschiede der vier Hauptgetreidearten (Die S. erhalten
Getreidesträußchen mit je 2 bis 3 Gersten-, Roggen-, Hafer- und Weizenpflanzen. Diese
werden genau betrachtet und von den S. in Partnerarbeit sortiert; Besprechung der
Unterschiede mithilfe der in der vorherigen Stunde gelernten Fachbegriffe im Sitzkreis;
Namen der Getreidearten. Soziales Lernziel / Aufbau von Methodenkompetenz:
Partnerarbeit)
- Wir setzen Keimversuche mit Weizenkörnern an (Langzeitversuch). Soziales Lernziel /
Aufbau von Methodenkompetenz: Gespräch und Übungen zum Thema „Dokumentation“
- Zum Abschluss der Einheit: Herstellung von Brotteig und Ausflug in die Haupt- und
Realschule Sinstorf, die über ein altes Backhaus mit Steinofen verfügt; gemeinsames
Backen und Essen von Broten (Die S. vollziehen noch einmal in einer handelnden Weise
1
-
die einzelnen Arbeitsabläufe in ihrer Gesamtheit nach: von der Getreidepflanze zum
Korn, vom Korn zum Mehl, vom Mehl zum Brotteig, vom Brotteig zum Brot)
Gemeinsame Gestaltung der Klassenausstellung & Führerschein-Verleihung1 bzw.
Stempelvergabe (in feierlicher Atmosphäre mit klassischer Musik, Brothäppchen und
„Gratulationen“)
Folgende Unterrichtsstunden zum Thema „Vom Brot zum Korn“ werde / habe ich parallel zum
Sachunterricht in anderen Fächern der Klasse 2c unterrichtet (Ansatz eines fächerübergreifenden
Unterrichts):
- Mathe: Wie viele Körner braucht man für das Backen von 1 kg Brot? (Körner zählen,
Höhenstände in Gefäßen vergleichen etc.)
- Deutsch: „Lesetagebücher“ erstellen (Bücherkiste „Getreide“)
- Musik: Herstellung einer Kornrassel (mit Motiven aus der Einheit beklebte Filmdosen;
mit Körnern gefüllt)
2. Überlegungen zur Lerngruppe
Die Klasse 2c besteht aus 21 Schülerinnen und Schülern (11 Jungen, 10 Mädchen2). Die Schüler
kommen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen (12 Schüler aus der Türkei, aber auch aus
Albanien, Afghanistan und Portugal). Zwei Schüler sind Roma, ebenso viele Kinder sind
deutscher Herkunft. In der Schule Fährstraße gilt deshalb die Devise, dass jede Unterrichtsstunde
immer auch gleichzeitig Deutschunterricht sein sollte. Aus diesem Grunde lege ich den
Sachunterricht – auch in der Stunde vom 12.09. – gerne so an, dass die Schüler neue
(Fach)Begriffe kennen und schreiben lernen.
Die Klasse hat sich für eine Anfang-zweite Klasse – auch aufgrund diverser, gemeinsamer
Ausflüge – sehr schnell als Gruppe gefunden. Vor allem Schüler wie Mizgin, Sevim, Dehar und
Albion fallen mir häufig durch ihre sozialen Kompetenzen auf. Sie helfen gerne als Experten
ihren Mitschülern. Mizgin verfügt über hohe diplomatische Fähigkeiten, Sevim hat eine große
Frustrationstoleranz und kann – begrenzt eingesetzt – auch mit schwierigen Schülern
zusammenarbeiten, indem sie Konflikte auszugleichen versucht.
Ich habe von Beginn der ersten Klasse an großen Wert auf „Feedbackkultur“ gelegt, da ich
gemerkt habe, dass es den Schülern sehr schwer fällt, eigenes Verhalten wahrzunehmen und
einzuschätzen. Anfänglich war es noch die Stabpuppe „Ameise Heidi“, die den Schülern am
Ende der Stunde ihr Verhalten rückgemeldet hat, doch langsam haben die Schüler diese Aufgabe
übernommen, „Heidi“ wurde überflüssig. Mittlerweile bewerten die Schüler ihr Arbeitsverhalten,
indem sie sich eine, zwei oder drei Perlen zuteilen (wenn das Perlenglas bis zum Rand gefüllt ist,
gestalten wir eine „besondere“ Schulstunde). Einige Schüler haben es im Laufe eines Jahres
geschafft, sich und ihr Verhalten sehr gut wahrzunehmen. Da ich dabei Wert auf eine offene,
ehrliche und konstruktive Atmosphäre lege und die Schüler von mir gewöhnt sind, dass auch ich
mit gemachten Fehlern ihnen gegenüber offen umgehe, freue ich mich immer wieder sehr, wenn
Schüler wie z.B. Dehar ganz offen rückmelden „Heute gebe ich nur eine Perle, ich habe nämlich
zu viel mit meinem Nachbarn geredet.“
Leider kamen in den letzten Monaten vermehrt Streit und gewaltvolle Auseinandersetzungen in
den großen Pausen vor. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es diesen Schülern sehr hilft, wenn
wir – nach einer ersten Klärung – in solchen Situationen das gemeinsame Singen zu
Stundenbeginn verlängern (oder ich den Schülern vor unserem gemeinsamen Lied erst einmal ein
1
Das Erlernen zentraler Methodenkompetenzen wird – über die Einheiten hinweg – in einem „ForscherFührerschein“ dokumentiert.
2
Ein Mädchen wird zurzeit bei Verwandten beschult, da der Vater, der das Sorgerecht für das Mädchen hat, zu Zeit
im Gefängnis ist.
2
beruhigendes Lied mit Gitarre vorsinge). Durch das Singen werden sie innerlich ruhiger und
können sich dann meist auf den Unterricht einlassen.
Es ist mir ein großes Anliegen, die Schüler zu mehr Selbstständigkeit zu befähigen. Zu Beginn
des Schuljahres fragten die Schüler mich bei jedem einzelnen Arbeitsschritt „Was soll ich nun
machen?“, „Darf ich jetzt den nächsten Schritt beginnen?“ etc. Deswegen habe ich in den letzten
Monaten gemeinsam mit den Schülern ein Symbolsystem entwickelt, das den Schülern die
Abfolge der jeweiligen Arbeitsschritte vor Augen führt. Sie können sich so jederzeit an der Tafel
orientieren, was sie als nächstes machen sollen.3 Dies stiftet Sicherheit und fördert die
Selbstständigkeit der Schüler. In kürzeren Phasen gelingt ihnen dies schon gut, doch sobald eine
größere Anzahl von Arbeitsschritten aufeinander folgt, verlieren viele Schüler die Symbole aus
den Augen. Bei entsprechenden Fragen verweise ich die Schüler deshalb immer wieder auf die
Symbole an der Tafel.
Die zwei Roma Kinder kommen – bedingt durch ihren kulturell-familiären Hintergrund bzw. aus
gesundheitlichen Gründen– nicht häufig zur Schule. Sie verpassen deshalb sehr viel Stoff und
kennen neu eingeführte Regeln, Methoden und Rituale oft nicht. (Von der bisherigen Einheit
haben sie noch keine Stunde mitbekommen). Deshalb werde ich im Rahmen der Einzelarbeit
vermehrt darauf achten, ob sie meine Hilfe brauchen (auch wenn sie das ihnen evt. noch immer
nicht genügend vertraute Kartensystem nicht nutzen).
Vor allem vier Schüler sind in meinem Unterricht häufig unruhig. Sidney redet seit den
Sommerferien vermehrt in Unterrichtsgespräche rein, ohne sich zu melden. …
Seit Beginn der ersten Klasse habe ich bei der Formulierung meiner Stundenziele in besonderem
Maße soziale Lernziele berücksichtigt und auf den Aufbau zentraler Methodenkompetenzen
(durch diverse „Methodenworkshops“) Wert gelegt. An folgende Arbeitsformen und ritualisierte
Handlungsabläufe habe ich die Schüler bereits herangeführt:
-
-
-
Visualisierung des Stundenablaufs und Vorstellung durch das „Kind-mit-Durchblick“
„Startklar“-Zeichen zu Beginn der Stunde (-> das Stimmen der Gitarre)
Bewegungs- und Singspiele zu Stundenbeginn
Einführung von Lautstärke-Punkten (gelb = Mauselautstärke; rot = Fischlautstärke) und
Erinnerung an die geltenden Lautstärkeregelungen mithilfe eines audiovisuellen Zeichens
(Schlagen der Klangschale). Den Schülern fällt es noch immer sehr schwer, sich in
selbstständigen Arbeitsphasen an den gelben Punkt zu halten
Ruhiges Bilden eines Sitzkreises
Time-out-Karte: Wenn ein Schüler – aus verschiedenen Gründen – eine Auszeit braucht,
kann er ein rotes Kärtchen, das im Raum hängt, ziehen. Dieses berechtigt ihn zum
unkommentierten Rausgehen in den Gruppenraum. Der Schüler entscheidet, wann er
wieder weiterarbeiten kann. Auch der Lehrer kann bei massiven Störungen diese Karte
verteilen
Gegenseitiges Drannehmen der Schüler im Rahmen eines Unterrichtsgespräches; Lehrer
protokolliert und fasst zusammen
Tischausstellung mit „Bewertungssteinchen“ (die Schüler legen auf gelungene Arbeiten
eine Perle, was einem genaueren Betrachten und der gegenseitigen Wertschätzung dient)
Stundenfeedback mithilfe des Perlenglases
Nonverbales Spiegeln mithilfe einer Tischskizze (* Verteilung an der Tafel)
Folgende von den Klassenlehrerinnen eingeführte Rituale habe ich übernommen:
3
Auch die Einführung eines Helfersystems (erst selber nachdenken -> Nachbarn fragen -> Expertenkind fragen
(dieses ist meist durch einen „Expertenorden“ zu erkennen) -> erst dann Lehrer mithilfe eines Kartensystems fragen)
zielte in diese Richtung.
3
-
Gesprächsregeln und „Erzähl-Kugel“ im Sitzkreis
Drehen des Rainmakers bzw. „Schwupps“: Die Schüler legen alles aus der Hand und
schauen nach vorne
u. a.
3. Didaktische Begründungen
Eine Einheit zum Thema „Vom Brot zum Korn“ eignet sich hervorragend, um verschiedene, im
Rahmenplan Sachunterricht Grundschule genannte Rahmenthemen zu bearbeiten. Mögliche
Anknüpfungspunkte sind z.B.: „Ich und mein Körper – gesunde Ernährung“ (Lernfeld 1/2-2);
„Das Leben der Menschen im Wandel – Arbeit, Ernte, Mahlen und Backen früher und heute“
(Lernfeld 1/2-8); „Nutzen von Gebrauchsgegenständen – Haushaltsgeräte wie Getreidemühle,
Küchenmaschine, Brotbackmaschine kennen und nutzen lernen“ (Lernfeld 1/2-7); „Arbeitswelten
– Erkundung des Arbeitsplatzes Bäcker und Bauer“ (Lernfeld 1/2-8). Da der Stoffverteilungsplan
der Schule Fährstraße für Klasse 2 die Bearbeitung des Themas „Aufbau von Pflanzen“ vorsieht
(Lernfeld 1/2-6), habe ich bei der Konzeption der Einheit den Schwerpunkt auf die Vermittlung
botanischer Grundkenntnisse gelegt. Die Schüler sollen botanische Grundkenntnisse erlangen,
indem sie Getreidepflanzen betrachten, abzeichnen, erforschen, zerteilen bzw. Keimversuche
anlegen und den Wachstum der Keime dokumentieren.
Ich möchte die Einheit aber auch noch für ein weiteres, mir wichtiges Anliegen nutzen. Brot und
Brötchen gehören als Grundnahrungsmittel wie selbstverständlich zum Alltag der Kinder
(Schülerorientierung, Alltagsbezug)4. Brot wird aber von den meisten Kindern als fertiges
Produkt erfahren, als Ware aus der Bäckerei. Die Herkunft des Brotes wird dabei häufig auf den
Supermarkt reduziert. Der arbeitsreiche, langwierige Werdegang des Brotes bleibt ihnen
verborgen. Mit dieser Unterrichtseinheit will ich den Schülern den komplexen Zusammenhang –
vom Saatkorn über die Getreidepflanze und das Korn über das Mehl, den Brotteig bis hin zum
Brot – durchschaubar machen. Indem die Schüler über den Ursprung von Brot (Mehl, Korn)
nachdenken, bekommen sie langsam ein Gefühl für das zeitliche Werden von Alltagsprodukten,
für Abfolgen, Arbeitsschritte, für Ursprünge und Weiterverarbeitung5 (siehe Lernfeld 1/2-5
„Zeit“ und 1/2-7 „Die technisch gestaltete Welt“). Um diesem genetischen Aspekt meiner Einheit
Rechnung zu tragen, habe ich einen Liedtext geschrieben, der die Frage nach dem „Woher“
aufgreift (siehe Anhang). Die jeweilige Stundenfrage „Woher kommt das Brot?“, „Woher kommt
das Mehl?“ etc. wurde jedes Mal in Form einer neuen Strophe zu Stundenbeginn gelesen und am
Ende der Stunde von den Schülern singend beantwortet.
Beide Grundanliegen der Einheit, der genetische Aspekt und die Erlangung wichtiger
Grundkenntnisse über Pflanzen, spiegeln sich direkt in den Lernzielen der Stunde vom 12.09.
wieder. Die Schüler sollen entdecken, dass – die in der vorherigen Stunde untersuchten und
gemahlenen Körner – an einer Getreidepflanze wachsen. Das letzte „Puzzlestück“ im komplexen
Zusammenhang von Getreidepflanze –> Korn –> Mehl –> Brotteig –> Brot wird erschlossen
(genetischer Aspekt).6 Dies geschieht, indem die Schüler sich intensiv mit dem Aussehen einer
Getreidepflanze auseinandersetzen, die Teile einer solchen entdecken und mit den Fachbegriffen
„Wurzel“, „Ähre“, „Blatt“, „Halm“, „Granne“ und „Korn“ benennen (botanischer Aspekt).7
Bei der Behandlung der Thematik war mir besonders wichtig, dass die Kinder den Ursprung des
Korns mit allen Sinnen, in einer anschaulichen Weise erfassen. Ihnen sollen originale
4
Ich habe deshalb als Ausgangspunkt der Einheit bewusst ein Brot gewählt und die Einheit „Vom Brot zum Korn“
genannt, damit die Schüler „an ihre konkreten Erfahrungen anknüpfen und so den Zusammenhängen leichter auf die
Spur kommen können.“ Hannemann, G.: Vom Brot zum Korn. Handreichung für den Sachunterricht in der
Grundschule, Hamburg 2000, S. 5.
5
Vgl. Kaiser, A.: Praxisbuch handelnder Sachunterricht, Band 2, Hohengehren 1998, S,92.
6
Dieser Entstehungsprozess wurde kontinuierlich über die Einheit hinweg an der Seitenwand mithilfe von Bildern
visualisiert und wird in dieser Stunde durch das Bild einer Getreidepflanze vervollständigt.
4
Erfahrungen ermöglicht werden, indem sie echte Getreidepflanzen betrachten, untersuchen,
fühlen, an ihnen riechen, ggf. die Körner probieren. Durch die Auseinandersetzung mit den
einzelnen Teilen der Pflanze, durch das spätere Zerteilen und durch das Abzeichnen8 setzen sie
sich intensiv, in einer handelnden, ganzheitlichen Weise mit der Getreidepflanze auseinander und
machen vielfältige Erfahrungen, die die Erkenntnis, dass Körner an einer Getreidepflanzen
wachsen, festigen. Einigen Schülern wird vielleicht schon beim ersten Betrachten der
Getreidepflanze der Ursprung von Korn deutlich, andere Schüler werden vielleicht erst beim
letzten Handlungsschritt, dem Beschriften der „Körner“ eben mit diesem Fachbegriff, diesen
Ursprung erfassen.
Darüber hinaus war mir wichtig, dass die Schüler die Fachbegriffe nicht durch einen frontalen
Lehrervortrag o. ä. erlernen, sondern sich die Begriffe in einer praktischen Phase selbstständig
und aktiv, ihrem Lerntempo gemäß, erschließen (-> „Wortschatzkiste“ und Begriffskärtchen).
4. Sachinformationen
Getreide gehört seit Jahrtausenden zur Nahrungsgrundlage der Menschheit. Für dreiviertel der
Weltbevölkerung sind Kornfrüchte die wichtigste Nahrungsenergiequelle.9 Bereits die Jäger und
Sammler der Urzeit ernteten Getreide von Wildgräsern. Aus den wild wachsenden Grassorten
wurden seit der Jungsteinzeit verschiedene Getreidesorten kultiviert. Getreide unterscheidet sich
von Wildgräsern dadurch, dass es größere Früchte ausbildet und sich die Körner leichter von der
Spelze trennen lassen. Durch Züchtung erhielt man im Laufe der Zeit größere Körner und
ertragreichere Ähren. Die Halme wurden kürzer und standfester, die Pflanzen wurden
widerstandsfähiger gegen Schädlinge wie Pilze.10 Zu den wichtigsten Getreidearten zählen
Weizen, Hafer, Gerste, Mais, Reis und Roggen (Secale cereale).
Aus einem Roggenkorn wächst ein etwa 1,5m – 2m langer Halm11, der hohl, durch Querwände
(Halmknoten) unterteilt ist und dadurch an Stabilität gewinnt. Die Blätter sind bandförmig mit
parallelen Blattnerven. Sie entspringen an den Halmknoten. Am oberen Ende des Halmes sitzt die
Frucht. Sie enthält 40-60 Körner. Die Blütenstände von Roggen (sowie Weizen und Gerste) sind
Ähren12 (Hafer und Reis sind Rispengewächse, d.h. ihr Blütenstand ist eine Rispe). Im
Unterschied zum Weizen hat Roggen (wie auch Gerste) Grannen. Die Grannen des Roggens sind
nur halb so lang wie die abgeflachte Ähre selbst. Roggen hat einen extrem hohen Wuchs. Seine
spitzen und länglichen Körner sind grünlich-grau. Roggen ist unser wichtigstes Brotgetreide.13
5. Lernziele
Die Schüler sollen in kognitiver Hinsicht
den Ursprung von Getreidekörnern kennen lernen, entdecken, dass Körner an einer Pflanze
wachsen. Sie sollen exemplarisch eine Roggenpflanze als „Herkunftsort“ der – in der
vorherigen Stunde thematisierten – Körner kennen lernen.
Dies geschieht, indem sie
a) die Teile einer Roggenpflanze intensiv betrachten (anfassen, riechen);
b) diese abzeichnen.
8
Zur Methode des Zeichnens im Sachunterricht siehe Kaiser, A.: Basis Sachunterricht, Band 5, Unterrichtsplanung
und Methoden, Hohengehren 2005, S.98. Das Zeichnen – so Kaiser – hilft den Kindern beim Verarbeiten sinnlicher
Erfahrungen. Sie können durch das Zeichnen von Gegenständen ihre Vorstellungen und ihr Wissen besser
strukturieren.
9
Drechsler-Köhler, B. (Hrsg.): Bausteine Sachunterricht 3, Kommentare und Kopiervorlagen, Braunschweig 2005,
S.46.
10
Mutschler, D. (Hrsg.): Bausteine Sachunterricht 3, Kommentare und Kopiervorlagen, Frankfurt a. M.1997, S. 18.
11
Baumbusch, H.: Getreide. Kopiervorlagen und Materialien, Berlin 1999, S. 12.
12
Weymar, H.: Lernt Pflanzen kennen. Exkursionsführer zum Bestimmen mitteleuropäischer Pflanzen, Leipzig
1988, S.412.
13
Schlesiger, G.: Vom Korn zum Brot. Kopiervorlagen für einen handlungsorientierten und fächerverbindenden
Sachunterricht in der Grundschule, Donauswörth 2000, S. 9.
5
c) Die vom Lehrer zerlegten Teile einer Roggenpflanze an ihrer Pflanze und in ihrer
Zeichnung suchen und ihre Zeichnung mithilfe von Fachvokabular beschriften.
(c) = zusätzliches Lernziel für leistungsstärkere Schüler, wird nicht von allen Schülern
vollständig erreicht werden).
Die Schüler sollen in fachmethodischer Hinsicht
1. das genaue, entdeckende Betrachten und Untersuchen eines Gegenstandes;
2. das sachgemäße, form- und farbgenaue Abzeichnen eines Gegenstandes;
3. und das Beschriften einer Zeichnung üben.
Die Schüler sollen in sozialer Hinsicht vor allem
ihre Fähigkeit trainieren, ohne Streit, in angemessener Zeit ihren Platz aufzuräumen,
indem sie
a) zu Beginn die von ihnen aufgestellten Regeln für eine zufrieden stellende Aufräumphase
wiederholen;
b) ihr Verhalten am Ende der Aufräumphase auf die aufgestellten Regeln hin reflektieren.
6. Ausführliche Planung der Stunde
Dauer
Lehreraktivitäten / Impulse
(45
Min)
- Begrüßung
- Vorstellung des Besuchs
- Vorstellung des Ablaufs & Themas;
Vorstellung des sozialen Lernziels durch das
„Kind-mit-Durchblick“
- Warming-up / Einstimmung auf die
Thematik / Wiederholung vergangener
Stunden: Singen des „Brotliedes“ (Tafelbild 1)
- Vorstellung der Stundenfrage / Vorwissen der
Schüler
- L. zeigt auf Fragezeichen (-> Übersicht über die
Einheit in Bildern neben der Tür)
- „Heute beschäftigt uns eine neue Frage: Das
Korn, das wir letzte Stunde gemahlen haben (L.
zeigt Korn hoch), wo kommt das denn her?
Ich habe eine neue „Schwindel-Strophe“. Zweimal
sage ich etwas Falsches, nur einmal sage ich etwas
Richtiges.“
- L. klappt Tafel auf (Tafelbild 2):
„Hagelt das Korn aus den Wolken…? Oder fischt
man es im Meer…? Oder wächst Korn an einer
Pflanze…?“
- S. sollen ihre Vermutungen mithilfe von
Wortmeldungen äußern: „Wer glaubt, dass Korn
vom Himmel hagelt? Wer glaubt, dass man es im
Meer fischt? Wer glaubt, dass es an einer Pflanze
wächst?“
Schülerbezogene
Überlegungen/
Schüleraktivitäten
(Lerngruppe und
individuelle S.)
S. beantworten die
Begrüßung
S. stellt Ablauf vor
S. singen Strophe 1-3 des
„Brotliedes“
Sozialformen
& Medien
Gruppentische
Skizze der
Tische an
Tafel
Förderpläne
Nizametdin,
Alwin
Ablauf und
Stundenfrage
an Tafel
Gitarre,
Gitarrenständer
Kornschale
S. lesen 4. Strophe an Tafel
mit, denken über den
Ursprung von Korn nach
Übersicht über
die Einheit in
Bildern neben
der Klassentür;
Fragezeichen
am Bild
„Korn“
visualisierte
Strophe 4 an
Tafel
S. melden sich
Blauer Button
mit sozialem
Lernziel
Rainmaker
- L. notiert Anzahl der Meldungen hinter der
jeweiligen Liedzeile
Roter Punkt
Didaktisch-methodischer Kommentar:
Das selbstständige Erlesen des Stundenprogramms (mithilfe von bekannten Symbolen) stiftet Transparenz über
8’
6
Ablauf und Aufgaben. Dadurch erhöht sich die Verbindlichkeit und die Schüler werden im Umgang mit dem
Stundenverlauf sicherer. Auch das soziale Lernziel wird vorgestellt. Es wird also offen gelegt, welches
erwünschte Zielverhalten schwerpunktmäßig in dieser Stunde geübt werden soll und im Rahmen des
Stundenfeedbacks besprochen wird. Dies soll die Schüler schrittweise dafür sensibilisieren, dass es in jeder
Stunde neben inhaltlichen, auch soziale Lernziele gibt, die fächerübergreifend für sie wichtig sind, weil sie zu
einem selbstständigen, intensiven Lernen und Arbeiten befähigen.
Ich arbeite in meinem Unterricht allgemein sehr viel mit Visualisierungen (-> Symbole im Ablauf, auf
Regelplakaten, aber auch Bilder für Darstellung der vierten Strophe des Brotliedes, Darstellung der Einheit
neben der Tür etc.). So wird neben dem auditiven auch der visuelle Kanal bedient. Vielen Schülern hilft dies,
trotz großer Sprachschwierigkeiten den Unterricht aktiv mitverfolgen zu können.
Das Singen eines Liedes macht den Schülern immer sehr viel Spaß und schafft Lernlaune. Da die Schüler
mithilfe der ersten drei Strophen des „Brotliedes“ die Inhalte der bisherigen Einheit in einer spielerischen Weise
wiederholen, werden sie gleichzeitig auf die Thematik der Einheit eingestimmt. Ich denke deshalb, dass das
Singen dieses Liedes den Schülern sehr hilft, sich gedanklich auf den Unterricht (inhaltlich) und die Lerngruppe
(sozial) einzulassen.
Die Schüler werden auf die Stundenfrage eingestimmt, indem sie eine neue „Schwindel-Strophe“ des
„Brotliedes“ präsentiert bekommen. Es macht den Schülern immer sehr viel Spaß, wenn ich ihnen zwei falsche
Berichte und eine richtige Begebenheit vorstelle und sie die richtige herausbekommen sollen. Dabei dient die
„Schwindel-Strophe“ nicht nur als lustiger Aufhänger / witzige Einstimmung auf die Stunde. Die vergangenen
„Schwindel-Strophen“ haben gezeigt, dass viele Schüler durchaus ins Nachdenken kommen (ob es z.B. einen
„Brotbaum“ gibt) und sich so intensiv auf die Frage der Stunde gedanklich einlassen.
Arbeitsauftrag:
- „Ich gebe dir jetzt etwas (L. zeigt
Roggenpflanze hoch), das du gut erforschen
sollst. Wenn du diese Forscher-Aufgaben (L.
zeigt an Symbole für Aufgabe) gelöst hast, kannst
du die Frage, wo das Korn herkommt, am Ende
der Stunde beantworten.“
S. hören zu
Gruppentische
Roter Punkt
Roggenpflanze
Visualisierter
Arbeitsauftrag
- „Hier kannst du sehen, wie dein ForscherAuftrag aussieht. Wer sagt einmal, was du als
erstes tun sollst?“
S. stellt Aufgabenschritte
vor:
1. Genau betrachten
2. Abzeichnen
3. Beschriften mithilfe der
„Wortschatzkiste“
4. Kontrolle an der
Selbstkontrollstation
5. Neuen Auftrag an
„Sonne“ holen
- Hinweis auf Methodenplakate zum „Betrachten“,
„Abzeichnen“, „Beschriften“ an der hinteren
Glaswand
- „Das, was du erforschst, ist sehr lang, pass auf,
dass du deinen Nachbarn damit nicht störst.“
- Fragen klären
- „Du deckst gleich bei 1-2-3 das Tuch auf. 1-2-3“
(L. zeigt auf erstes Symbol des Arbeitsauftrages)
S. hören zu
S. stellen ggf. Fragen
S. decken Material auf
- L. hängt Helfersystem an (Tafelbild 3)
S. werden erst langsam
- L. hängt erst nach erwarteter unruhiger
Arbeitslautstärke „gelber
Anfangsphase gelben Punkt auf und schlägt erst
Punkt“ einnehmen
dann die Klangschale, wenn die gröbsten Fragen
7’
und Probleme geklärt sind
Didaktisch-methodischer Kommentar:
Mir ist bewusst, dass die Schüler in dieser Phase sehr lange zuhören müssen. Da den Schülern der Ablauf mit
der „Wortschatzkiste“ noch nicht sehr vertraut ist und die Schüler mehrere Arbeitsaufträge hintereinander
bearbeiten sollen, ist dies an dieser Stelle aber unumgänglich. In Zukunft – wenn die Schüler häufiger diese
Arbeitsabläufe angewandt haben –kann ich ohne viel Reden von einem sachgerechten Umgang mit den
Begriffskärtchen etc. ausgehen.
Im Wissen um dieses Problem (langes Zuhören) habe ich die Stunde so konzipiert, dass der rote Punkt nur sehr
7
selten an der Tafel hängt (und auch nur dann, wenn ein Einhalten „absoluter Ruhe“ für mich und die Schüler
„umsetzbar“ ist -> dieses Symbol soll durch Inkonsequenz nicht an Wirkung verlieren). Den allergrößten Teil
der Stunde dürfen die Schüler leise mit ihrem Tischnachbarn reden (gelber Punkt). Außerdem habe ich die
Stunde so geplant, dass alle Schüler in möglichst vielen Phasen selbst aktiv werden (Lied zu Beginn; lange
selbstständige Arbeitsphase, in der die Schüler ihrem Lerntempo gemäß entdeckend und handelnd arbeiten
können; „Tischausstellung mit Musik“; Feedback; Aufräumspiel). Auch habe ich immer wieder Phasen mit
Bewegung eingebaut (Gang zur „Wortschatzkiste“ / „Sonne“ / „Selbstkontrollstation“; „Tischausstellung mit
Musik“; Aufräumspiel) und einen häufigen Methodenwechsel angestrebt. Ich denke, dass aus den genannten
Gründen diese Phase des langen Zuhörens den Schülern zumutbar ist.
Einzelarbeit
Selbstständige Arbeitsphase (und Aufräumen): S. betrachten, befühlen,
untersuchen ihre
- Der Lehrer steht den Schülern als Lernbegleiter
Visualisierter
Getreidepflanze mit einer
beiseite und hilft, wenn S. ihr Namenskärtchen
Arbeitsauftrag
Lupe
anhängen bzw. auch ohne Karten, wenn große
Probleme auftauchen. Evt. bittet Lehrer den
Arbeitsblatt,
S. zeichnen ihre
„Experten“ (zur Zeit Dehar) ihm bei den
Bleistift,
Getreidepflanze ab
Namenskärtchen zu helfen
Buntstifte,
Radiergummi,
S. nehmen die vom L.
- L. beobachtet die Schüler
Spitzer
zerlegten Teile einer
a) Ogulcan (ob er das Blatt mit den Symbolen der
Getreidepflanze aus der
Arbeitsschritte richtig verwendet und ob es ihm
Roggenpflanzen
„Wortschatzkiste“ heraus,
hilft)
suchen diese Teile an ihrer
b) Marsylia und Federico (die das ihnen nicht
Pflanze und in ihrer
genügend vertraute Kartensystem evt. nicht
NamensZeichnung, ergänzen ihre
nutzen)
kärtchen für
Zeichnung ggf. um fehlende
c) Alwin, Nizametdin in Bezug auf ihr
Helfersystem
Teile
Sozialverhalten
S. beschriften ihre
HelfersystemZeichnung
Plakat an Tafel
S. kontrollieren ihre
Zeichnung an der
„Selbstkontrollstation“,
verbessern sie ggf. und
haken danach ihr Bild mit
dem „Zauberstift“ ab
S. holen sich einen neuen
Auftrag an der „Sonne“:
-> S. schätzen die Anzahl
der Körner in der Ähre,
zählen diese und tragen das
Ergebnis ein
-> Getreidemandala
16’
Nach 16 Min.: - L. nimmt Helfersystem ab
- Rainmaker, * auf Tischskizze
- „Da wir gleich eine Tischausstellung machen
(L. zeigt auf Ablauf), müssen wir bei 1-2-3
ordentlich aufräumen. Mal sehen, wie schnell wir
es heute schaffen (L. zeigt auf Zeittabelle
„Aufräumen“). Wer sagt noch einmal die
Spielregeln, die ihr für das Aufräumen letztes
Mal aufgestellt habt?“
1’
- Hinweis: „Wenn du vergessen hast, wo was hin
kommt, hier (L. zeigt an Tafel) kannst du
nachgucken.“ -> Getreidepflanze auf
„Wortschatzkiste“
2’
- „1-2-3“
- Keine * auf Tischskizze durch L.!
S. legen Stifte aus der Hand
S. nennt Regeln
Lupen
„Wortschatzkiste“ mit vom
Lehrer
zerlegten Teilen
der
Roggenpflanze,
Begriffskärtchen
Gelber Punkt
„Selbstkontrollstation“
mit
Lösungsblatt
und
„Zauberstift“
„Sonne“ mit
Auftrag
„Körner
zählen“ &
Mandala
Methodenplakate an
Glaswand
S. räumen auf
Aufräumregeln
und „Wo
kommt was
hin?“ an Tafel
- „Wie hat das Aufräumen geklappt? Wie viele
8
Perlen gibst du dir?“
S. reflektieren
Stoppuhr,
1’
Aufräumphase
Zeittabelle
Didaktisch-methodischer Kommentar:
Diese Phase spiegelt das methodische Vorgehen der gesamten Einheit wider, in der das Prinzip „Erkunden
durch Selbsttätigkeit“ im Zentrum steht. Im Sinne eines handlungsorientierten Unterrichts sollen die Schüler
anhand diverser Primärerfahrungen möglichst viel selber entdecken, erkunden und praktisch tun. Sie sollen sich
in dieser Phase auf vielfältige Weise mit ihrer Kornpflanze beschäftigen.
Da die Schüler in der Stunde vom 12.09. u. a. den Begriff „Grannen“ kennen lernen sollen, standen Gerstenoder Roggenpflanzen für mich als Anschauungsobjekte zur Auswahl. Da Roggen das wichtigste Brotgetreide ist
und das Brot Dreh- und Angelpunkt meiner Einheit ist, habe ich mich schließlich für Roggen entschieden.
Diese Phase verlangt sehr viel von den Schülern (Anfang (!) 2. Klasse). Die Schüler sollen mehrere
Arbeitsschritte hintereinander selbstständig ausführen. In der Zeit der selbstständigen Arbeitsphase habe ich als
Lehrkraft wenig Einfluss auf den Arbeitsprozess der Schüler. Diese „Freiheit“ kann schnell zu Chaos führen.
Damit die Schüler in solchen sehr freien, selbsttätigen Phasen keine negativen Erfahrungen machen
(Überforderung, Streit mit Nachbarn, nicht zufrieden stellendes Ergebnis etc.) versuche ich solche Phasen im
Vorwege immer intensiv durch Methodenworkshops vorzubereiten bzw. führe diverse ritualisierte
Handlungsabläufe ein, die den Schülern bei aller Selbstständigkeit einen Rahmen, Sicherheit und Orientierung
bieten (-> Wissen, wann tue ich was wie!). Da ich leider aus gesundheitlichen Gründen in den letzten Wochen
nicht so intensiv mit den Schülern arbeiten konnte, wie mir lieb gewesen wäre, und die Schüler längere Zeit
nicht mit meinem Ritual- und Symbolsystem gearbeitet haben, habe ich etwas Sorge, dass diese Phase etwas
„chaotischer“ verläuft, als dies nach intensiverer Vorbereitung gewesen wäre. Aus diesen Gründen kann es sein,
dass ich öfter in Bereiche eingreifen muss bzw. Schülern auch dann Anweisung geben werde, wenn sie mich
nicht durch ihr Namenskärtchen gerufen haben (was ich sonst nicht tue).
Normalerweise ist es mir im Sachunterricht wichtig, dass die Schüler den Namen des Gegenstandes / Tieres /
der Pflanze zum Zeitpunkt der Untersuchung kennen, also wissen, was sie da genau untersuchen. In diesem
Falle erschien mir dies aber aus mehreren Gründen nicht sinnvoll: 1. Die Menge der Arbeitsaufträge wäre zu
groß geworden, das Lernarrangement wäre unübersichtlich geworden. Deshalb habe ich mich bei der
Konzeption bzw. Formulierung der Aufträge auf die drei Schwerpunktlernziele konzentriert (Korn wächst an
einer Pflanze; Aufbau dieser Pflanze; Fachbegriffe der Pflanzenteile).
2. In der Stunde vom 12.09. sollen die Schüler in einem ersten Schritt erst einmal „nur“ die Erkenntnis haben,
dass Korn an einer Pflanze wächst. Diese Erkenntnis soll erst in der nächsten Stunde differenziert werden. Die
Schüler sollen erst dann sehen, dass Korn nicht nur an einer Pflanze wächst, sondern dass es verschiedene
Kornarten und Getreidepflanzen gibt, die sich im Aussehen unterscheiden. Es macht mehr Sinn, dann die
Namen der Getreidepflanzen intensiv zu behandeln, wenn den Schülern klar ist, dass es mehrere Getreidesorten
gibt.
Die Arbeitsaufträge sind so konzipiert, dass sie genügend Raum zur Differenzierung bieten. Alle Schüler
können intensiv arbeiten. Die Schüler können selbst wählen, ob sie bei der Bearbeitung einen Schwerpunkt auf
das genaue Betrachten, Zeichnen oder Schreiben legen. Die Schüler können ihren bevorzugten Lern- bzw.
Denkwegen nachgehen. Einige Schüler werden das Korn vielleicht schon beim genauen Betrachten in der Ähre
entdecken, bei anderen Schülern wird evt. erst das Zeichnen eine intensivere Auseinandersetzung mit der
Roggenpflanze auslösen, wieder andere werden vielleicht erst beim Beschriften (u. a. mit dem Fachbegriff
„Korn“) den Rückschluss zur Stundenfrage ziehen. Die Schüler, die mit dem Abzeichnen und Beschriften fertig
sind, dürfen sich einen neuen Arbeitsauftrag an der „Sonne“ abholen, der die Erkenntnis, dass Korn an einer
Pflanze wächst, vertieft (-> Schätzen der Körneranzahl; Zählen der Körner und Dokumentation des
Ergebnisses).
Einige Schüler haben noch Probleme damit, sich im Gebrauch von Arbeitsmaterialien wie Lupen oder
Anschauungsobjekten (wie der Getreidepflanze) abzuwechseln. Einige Schüler haben bei Partnerarbeit immer
wieder das Nachsehen und können wenig aktiv werden. Ich habe mich deshalb in dieser Stunde bewusst für
Einzelarbeit entschieden, da mir das Einüben zentraler Methodenkompetenzen in dieser Stunde ein großes
Anliegen ist. Jeder Schüler soll Erfahrungen mit der Lupe, dem Abzeichnen, Wiederfinden einzelner
Pflanzenteile und Beschriften machen. Die Aufträge dieser Stunde wären darüber hinaus nicht wirklich
geeignet, Partnerarbeit einzuüben, da sich das gemeinsame Abzeichnen einer Pflanze sehr schwierig
bewerkstelligen ließe. Andere Stunden dieser Einheit eignen sich besser, um die Sozialkompetenzen der Schüler
im Rahmen von Partnerarbeit zu stärken (siehe Übersicht über die Einheit).
In den vergangenen Stunden schafften es die Schüler in meinem Fachunterricht selten, ohne Streit und in
angemessener Zeit ihre Tische aufzuräumen. Im Rahmen dieser Stunde möchte ich deshalb diesen Aspekt mit
den Schülern üben. Sie haben sich bereits in der vorherigen Stunde Gedanken gemacht, wie die Aufräumphase
optimiert werden kann (im Erstellen von angemessenen Regeln sind sie sehr gut!). Nach dem Aufräumen sollen
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sie ihr Verhalten in diesem Sinne reflektieren. Um dem Ganzen einen kindgerechten, fröhlichen Rahmen zu
geben, bette ich dies in ein „Zeitstopp-Spiel“ ein.
Arbeitsblätter
- Sicherung (Lernziel „Teile der Pflanze“ &
auf Tischen
„Fachsprache“ / botanischer Aspekt)
S. hören zu
- „Tischausstellung mit Musik“:
Gitarre
„Wir machen jetzt eine Tischausstellung mit
Musik. Stell dich bitte hinter deinen Stuhl.
Strophe 4 des
Bereit?“
„Brotliedes“
und Bild für
- L. spielt Gitarre, stoppt insgesamt dreimal, dabei S. gehen im Raum umher.
Sie bleiben stehen, wenn die Seitenwand,
gibt er folgende Aufträge: „Schaue dir die
Bild von Ähre
Zeichnung genau an… &
Musik aufhört und
1. „…zeige bei der Zeichnung auf die Wurzel“
- suchen an der jeweiligen
Perlenglas,
Zeichnung
2. „…zeige bei der Zeichnung auf die Körner“
Perlen
- die Wurzel
3. „…zähle die gemalten Körner. Wenn du fertig
- das Korn
bist, flüstere deinem Nachbarn ins Ohr, wie viele
- zählen die Körner der
Körner du gezählt hast“
Zeichnung
4’
- „Setz dich bitte wieder“
Beantwortung der Stundenfrage (Sicherung
Lernziel „Korn wächst an einer Pflanze“ /
genetischer Aspekt):
- L. klappt Tafel mit der 4. Strophe des
„Brotliedes“ auf (Tafelbild 2) und sagt:
„x Schüler haben vorhin vermutet, dass Korn…
(Ergebnis der Vermutungsphase). Nun hast du
geforscht, bist ein Experte und weißt es ganz
genau: Sag, wo kommt das Korn wohl her?“
S. setzen sich
- „Wer sieht das auch wie…? Dann melde dich!“
(L. notiert in anderer Kreidefarbe)
- Alle Schüler geben
Handzeichen
- L.: „Ja, Korn wächst an einer Pflanze. Dieses
Bild (-> Bild von Pflanze ohne Ähre) müssen wir
also an die Glasscheibe hängen.
Aber was fehlt an diesem Bild?“
S.: Ähre, Körner
2-3 Schüler kommen dran
mit der vermutlichen
Antwort: „Korn wächst an
einer Pflanze“
- L. hängt fehlende Teile (Ähre) an (falls aus
Zeitgründen die Tischausstellung wegfallen muss,
würden hier noch einmal weitere Teile der Pflanze
benannt werden)
- „So sieht also die Pflanze aus, an der die Körner
wachsen. Sie heißt Getreidepflanze.“
- L. hängt Bild der Pflanze an Seite (-> Übersicht
über die Einheit in Bildern)
- „Die Körner nimmt man – heutzutage mit
Maschinen – aus der Ähre heraus. Und was
passiert dann mit den Körnern?“
- L. klappt Tafel auf (Tafelbild 1)
„Kind-mit-Durchblick“ erhebt Feedback: „Wie
haben wir heute gearbeitet? Wie viele Perlen gibst
du dir? Warum 3 (2, 1)?“
S. wiederholen
„Getreidepflanze“
1 S. sagt: Man mahlt die
Körner zu Mehl, daraus
macht man Teig und den
backt man zu Brot.
S. geben sich Perlen und
begründen ihre Wahl
- Hinweis: Arbeitsblätter auf Tisch lassen
6’
- Wenn möglich: Strophe 4 des „Brotliedes“
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Didaktisch-methodischer Kommentar:
Auch wenn die Konzentration der Schüler am Ende der Stunde nachlässt, möchte ich auf eine Würdigung der
Ergebnisse nicht verzichten. Die Schüler sollen sich im Rahmen einer „Tischausstellung“ (-> weniger
anstrengend als eine frontal vorgetragene Präsentation; hohe Schüleraktivierung; Bewegungsmöglichkeit;
Musik) einen Überblick über die Ergebnisse der anderen machen können (wobei ich erwarte, dass die Schüler
nur die drei Zeichnungen genauer betrachten, vor denen sie stehen bleiben. In Zeiten, in denen die Gitarre
spielt, steht nämlich – nach der anstrengenden Arbeitsphase – die Bewegung, das Tanzen im Vordergrund). Um
die Schüleraktivierung zu steigern, erhalten die Schüler diverse Beobachtungsaufträge, die gleichzeitig der
Ergebnissicherung dienen. Die Schüler wenden ihr erlerntes Wissen an, indem sie – bei ihnen fremden
Zeichnungen –Wurzel, Körner (evt. Halm) suchen (Lernziel „Teile der Pflanze“ & Lernziel „Fachsprache“).
Die letzten zwei Beobachtungsaufträge der Tischausstellung rücken das Korn ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Das Lernziel „Korn wächst an einer Pflanze“ wird zusätzlich noch einmal gesichert, indem die vierte Strophe
des „Brotliedes“ beantwortet wird und das Bild der Getreidepflanze um die Ähre / Körner ergänzt wird. Ein
Schüler stellt schließlich mithilfe der Bilder (neben der Tür) den Zusammenhang zwischen Getreidepflanze,
Korn, Mehl, Teig und Brot her. Auch durch das Singen der vierten Strophe werden so noch einmal die
einzelnen Aspekte der Stunde überblickartig zusammengefasst.
Sinn des Stundenfeedbacks ist es, dass die Schüler langsam ein Gefühl für ihr eigenes Verhalten und Lernen
aufbauen. Sie sollen lernen, sich und ihr Arbeitsverhalten wahrzunehmen und im nächsten Schritt sehen, dass
die Artikulation ihrer Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit mit dem Unterricht ernst genommen wird.
8. Literaturverzeichnis
Baumbusch, H.: Getreide. Kopiervorlagen und Materialien, Berlin 1999.
Drechsler-Köhler, B. (Hrsg.): Bausteine Sachunterricht 3, Kommentare und Kopiervorlagen,
Braunschweig 2005.
Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Bildung und Sport (Hrsg.): Rahmenplan
Sachunterricht. Bildungsplan Grundschule, Hamburg 2003.
Hannemann, G.: Vom Brot zum Korn. Handreichung für den Sachunterricht in der Grundschule,
Hamburg 2000.
Kaiser, A.: Basis Sachunterricht, Band 5, Unterrichtsplanung und Methoden, Hohengehren 2005.
Kaiser, A.: Praxisbuch handelnder Sachunterricht, Band 2, Hohengehren 1998.
Mutschler, D. (Hrsg.): Bausteine Sachunterricht 3, Kommentare und Kopiervorlagen, Frankfurt
a. M.1997.
Schlesiger, G.: Vom Korn zum Brot. Kopiervorlagen für einen handlungsorientierten und
fächerverbindenden Sachunterricht in der Grundschule, Donauswörth 2000.
Weymar, H.: Lernt Pflanzen kennen. Exkursionsführer zum Bestimmen mitteleuropäischer
Pflanzen, Leipzig 1988.
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