100 Jahre Pferdereiterstaffel_05 05 12

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100 Jahre Pferdereiterstaffel_05 05 12
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Grußwort von Herrn Minister Schünemann
anlässlich des 100 Jährigen Jubiläums
der Reiterstaffel der Polizeidirektion Braunschweig
am 05.05.2012 in Braunschweig
- es gilt das gesprochene Wort! Anrede,
[Ehrengäste: MdL Klaus Peter Bachmann; MdL Almuth von BelowNeufeldt; MdL Heidemarie Mundlos; MdL Frank Oesterhelweg (nur
Nachmittag); MdL Dörthe Weddige-Degenhard; MdL Tanke;
Bezirksbürgermeister Gerhard Stülten; Generalstaatsanwalt Norbert
Wolf; Polizeipräsident ZPD Uwe Lührig; PP Döring, PVP Fladung]
ich freue mich sehr, mit Ihnen heute das 100-jährige Jubiläum
der Polizei Reiterstaffel in Braunschweig zu feiern.
Ihre Einladung, Herr Döring, habe ich gerne angenommen.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei den aktiven und bei den
anwesenden pensionierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
der Reiterstaffel Braunschweig für ihre hervorragende Arbeit
bedanken. Eine Arbeit, die mit viel Freude, einer großen Portion
Idealismus und Genugtuung geleistet wurde und wird!
Ihr großartiges Engagement hat es ermöglicht,
dass die Reiterstaffel Braunschweig heute ihr 100-jähriges
Jubiläum feiern kann.
Vielen Dank! Machen Sie weiter so!
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Anrede,
„Ich glaube an das Pferd. Das Auto halte ich für eine
vorübergehende Modeerscheinung“ - hat einst Wilhelm II.
verkündet.
Ein bisschen hat sich der deutsche Kaiser da schon geirrt.
Aber irgendwo auch Recht behalten: Denn die Pferde sind bis
heute in unserem Leben und in unserer Sprache präsent.
Das Land Niedersachsen ist aus seiner Geschichte und Kultur
heraus den Pferden in besonderer Weise verbunden.
Das springende Ross im Landeswappen macht es deutlich:
Dem Pferd gilt besondere Wertschätzung!
Niedersachsen ist das Pferdeland. 2006 lebten in
Niedersachsen rund 170.000 Pferde. Damit werden etwa 22
Prozent aller Pferde in Deutschland allein in Niedersachsen
gehalten.
Die Pferdezucht hierzulande ist eine der bedeutendsten der
Welt. Denn unsere Niedersächsischen Pferde sind bekannt für
ihren geradlinigen Charakter, ihre Ausgeglichenheit und ihre
Gelehrigkeit.
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Ich bin zwar Laie und habe leider eine Pferdehaarallergie,
aber ich denke, dass die Verantwortlichen der Reiterstaffeln
auch zukünftig auf Pferde niedersächsischer Züchter
zurückgreifen werden.
Ferner hat Niedersachsen in der Forschung rund ums Pferd die
Nase vorn.
So kann man nur hier Pferdewissenschaften studieren.
Die Tierärztliche Hochschule in Hannover hat vor allem wegen
der Pferdeklinik weltweit einen herausragenden Ruf.
Anrede,
die Zeit ist kurzlebig und doch: 100 Jahre sind mehr als eine
kurze Spanne. Mit der Geburtsstunde der berittenen Polizei in
Braunschweig möchte ich einen kleinen Ritt durch die
Geschichte beginnen.
Am 30.April 1912 stellte der 31. ordentliche Landtag des
Herzogtums Braunschweig fest, dass – ich zitiere „die Landesversammlung mit der Einrichtung einer berittenen
Abteilung bei der Herzoglichen Polizeidirektion in Braunschweig
einverstanden ist und der Landesregierung für die
Finanzperiode 1912/14 70450 Mark zur Verfügung stellt.“
ZITATENDE.
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Mit dieser damals stolzen Summe war der Grundstein für die
heutige Reiterstaffel in Braunschweig gelegt.
Die erste Unterbringung der Pferde und Reiter erfolgte auf dem
Gelände des ehemaligen Landgestüts Braunschweig mit der
Bezeichnung St. Leonhard — einem Flecken im Südosten von
Braunschweig mit ehemaliger Schäferei sowie einem
Waisenhaus, einem Krankenhaus und einem Knabenhaus.
Anrede,
die Polizeireiter aus Braunschweig wurden in der „Weimarer
Republik“ überwiegend bei unfriedlichen Demonstrationen und
Massenversammlungen eingesetzt. Zu dieser Zeit lag die
Stärke der berittenen Polizei in Braunschweig bei 12 Pferden.
Nach 1933 waren es zwischen 20 und 30 Pferde, die der
berittenen Polizei in Braunschweig zur Verfügung standen.
Während der Herrschaft der Nationalsozialisten verloren die
berittenen Einheiten an Bedeutung. Öffentliche regimekritische
Versammlungen wurden von vornherein nicht geduldet.
Und im Vorfeld des Krieges wurden kommunale berittene
Polizeieinheiten in die Wehrmacht überführt.
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Nach dem 2. Weltkrieg wurde die berittene Polizeiabteilung in
Braunschweig wieder –im Einvernehmen mit der
Militärregierung und mit dem Polizeiausschuss–
ihren ursprünglichen Aufgaben zugeführt.
Die berittene Polizei wurde hauptsächlich zur Überwachung der
ein- und ausfahrenden Kohlenzüge eingesetzt.
Die Reitstreifen brachten Delikte wie Kartoffeldiebstahl,
Rübendiebstahl, Fischdiebstahl, Plünderung der Kohlenzüge im
Bereich Reichsbahngelände „Nordkurve“ und Schwarzhandel
mit Pferden zur Anzeige.
Auch wenn heute vielleicht darüber geschmunzelt wird,
so bildete dieses spezielle Vorgehen in der persönlichen Not
vieler Menschen der Nachkriegszeit einen wichtigen Ansatz zur
Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung.
Anrede,
bereits im Januar 1948 erfolgte der Einsatz der Reiterstaffel bei
Fußballspielen im Stadion an der Hamburger Straße in
Braunschweig. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
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In den 50er und 60er Jahren weitete sich das Einsatzspektrum
noch mal aus. So erfolgte der Einsatz der Polizeireiter neben
den regulären Streifen für
• Versammlungsschutz
• Schutz von Demonstrationen und Umzügen
• Schutz von Sportveranstaltungen
• Schutz bei besonderen Veranstaltungen in Lauben- und
Gartenkolonien mit Umzügen und Feuerwerken
• Schutz bei Segelflugveranstaltungen auf dem Flugplatz
Waggum
• Schutz von Veranstaltungen sonstiger Art
Und im Jahr 1978 wurde der Umzug der Reiter- und
Diensthundeführerstaffel von der Unterkunft am Leonhardplatz
in die Stallungen der Husarenkaserne am Altewiekring
realisiert. (Diese Liegenschaft war bis 1918 Standort für das
berühmte Husarenregiment Nr. 17).
Anrede,
es ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass ich zu Beginn immer
von Polizeireitern sprach - der Grund ist einfach:
Es gab -noch- keine Polizeireiterinnen.
Die ersten Frauen wurden in der Reiterstaffel Braunschweig
im Jahre 1992 ausgebildet.
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Die vermehrte Einstellung von Polizeivollzugsbeamtinnen in
den zurückliegenden Jahren führte auch in der Reiterstaffel
Braunschweig zu einer erheblichen Erhöhung des
Frauenanteils. Zurzeit versehen 11 Polizeireiterinnen und 9
Polizeireiter hier ihren Dienst.
Anrede,
polizeiliche Arbeit ist auf Dauer nur erfolgreich, wenn die
Rahmenbedingungen stimmen. Daher zog die Reiterstaffel im
Jahre 2000 in die heute genutzte Liegenschaft am „Grünen
Ring“ um.
Hier wurde eine neue, moderne Reithalle errichtet, die optimale
Voraussetzungen für die Ausbildung der Polizeireiter mit ihren
Pferden bietet.
Sogar ein Solarium wurde in der Halle installiert.
Leider nicht für die Reiterinnen und Reiter, sondern für die
Pferde zur Trocknung und Entspannung nach getaner Arbeit.
Anrede,
ein wesentlicher Erfolgsfaktor für eine wirksame Polizeiarbeit ist
die Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
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Dies gilt insbesondere auch für eine Reiterstaffel.
Neben fachlichen Kenntnissen sind persönliche, methodische
und soziale Kompetenzen gefragt.
An die Leistungs- und Innovationsfähigkeit einer Reiterstaffel
werden hohe Anforderungen gestellt.
In harter Arbeit werden Zwei- und Vierbeiner zu professionellen
Teams ausgebildet, die für Einsätze in Niedersachsen – aber
auch im gesamten Bundesgebiet – benötigt werden.
Diese Teams unterstützen überall effektiv und entlasten
dadurch andere Einsatzkräfte.
Die Ausbildung der Pferde ist vom Tierschutzgedanken geprägt
und basiert nicht nur auf wissenschaftlichen Erkenntnissen,
sondern insbesondere auf der Empathie der Reiterinnen und
Reiter.
Keines der häufig lapidar als „Einsatzmittel“ bezeichneten
Pferde muss es bereuen, in den Polizeidienst eingetreten zu
sein. Dennoch ist der Weg zum vierbeinigen „Schutzmann“ kein
einfacher, denn die Pferde haben besondere Aufgaben zu
erfüllen. Um das zu erreichen, ist sowohl für Tier wie Mensch
viel Arbeit notwendig.
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Anrede,
Sie alle wissen: Die Nachwuchsgewinnung ist ein wesentliches
Zukunftsthema für das „Unternehmen Polizei“ - die Polizei
Niedersachsen benötigt auch in den nächsten Jahren
ausreichend viele junge und motivierte Menschen für den
Polizeiberuf. Große Anstrengungen sind unerlässlich.
Damit allerdings der Berufswunsch als Polizeireiterin oder
Polizeireiter in Erfüllung geht, ist eine allgemeine Bewerbung
bei der Polizei Niedersachsen erforderlich.
Nach bestandenem Polizeistudium besteht die Möglichkeit,
sich bei den Niedersächsischen Reiterstaffeln in Braunschweig
und Hannover zu bewerben.
Anrede,
Niedersachsen ist auf einem sehr guten Weg, sich dauerhaft in
der Gruppe der sichersten Bundesländer zu positionieren.
Die „Unternehmenszahlen“ der Polizei für 2011,
allem voran die Spitzen-Aufklärungsquote von über 60%,
bestätigen dies eindrucksvoll.
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Und wir sind stolz darauf, auch im hoch technisierten
21. Jahrhundert wichtige polizeiliche Aufgaben zum Schutz des
Bürgers mit unseren Niedersächsischen Polizeireiterinnen und
Reitern wahrzunehmen. Sie sind ein unverzichtbarer Teil der
polizeilichen Konzepte zur Gewährleistung der Sicherheit in
unserem Land. Das positive Echo aus der Bevölkerung
verstehen wir als Lob und als Motivation für die künftige
Aufgabenerfüllung.
Anrede,
im Jahr 2007 hatte der Landesrechnungshof gefordert, die
Reiterstaffeln Braunschweig und Hannover in Hannover
zusammenzulegen.
Unsere Entscheidung, an der Reiterstaffel hier in Braunschweig
festzuhalten, war richtig.
Kein anderes Einsatzmittel kann unsere Polizeireiterinnen und
Reiter gleichwertig ersetzen.
Die Vorzüge, wie die erhöhte Sitzposition, die Beweglichkeit,
die Schnelligkeit, die Ausdauer und die Geländegängigkeit sind
unverzichtbare einsatztaktische Vorteile.
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Zudem sind die Polizeireiterinnen und -reiter durch den hohen
Einsatzwert ihrer Tiere auch ein wesentlicher Faktor zur
Eigensicherung der übrigen Polizeikräfte.
Schon allein ihre Anwesenheit im Einsatzraum hat eine
deeskalierende Wirkung: Kein Wunder bei 600 kg
Lebendgewicht, das ein Pferd auf die Waage bringt!
Wer möchte sich dieser imposanten Erscheinung in den Weg
stellen?!
Zudem ist das Dienstpferd in der Bevölkerung ein nicht zu
übersehender Sympathieträger – einerseits spricht viele
Menschen das sanft wirkende Wesen des Tieres an und auf der
anderen Seite sind Pferde respekteinflößende und auf Distanz
haltende Geschöpfe.
Anrede,
ihre Aufgaben in der gegenwärtigen Zeit sind sehr umfangreich
geworden. Vorrangig erfolgt der Einsatz der Reiterinnen und
Reiter bei Sportveranstaltungen, Versammlungen,
Demonstrationen, sonstigen Großveranstaltungen und bei der
Einbeziehung in Konzepte zur Kriminalitätsbekämpfung.
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Rund 50-mal allein für die Betreuung der Fußballspiele in
Braunschweig und in Wolfsburg werden die Braunschweiger
Reiter in einer Saison angefordert.
Für die Bewältigung der Einsätze stehen in Braunschweig
derzeit 20 durch Sie hervorragend ausgebildete Pferde in den
Stallungen zur Verfügung.
Unsere Polizeireiterinnen und -reiter haben vielfach
eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass unsere Dienstpferde
die unterschiedlichsten Einsatzsituationen meistern können:
• bei der EXPO 2000 in Hannover,
• bei der Fußball-WM 2006 im eignen Lande,
• beim G-8-Gipfel 2007 in Mecklenburg-Vorpommern,
• bei den sog. Castortransporten nach Gorleben
Und sogar unsere Nachbarländer Bremen und Hamburg greifen
hierfür gern auf die Unterstützung unserer Reiterinnen und
Reiter zurück. Hamburg selbst hat mittlerweile wieder eine
eigene Reiterstaffel mit unserer Unterstützung aufgebaut.
Stets waren unsere Dienstpferde effektive Einsatzmittel, große
Sympathieträger und zugleich ein Aushängeschild der
niedersächsischen Polizei. Auch der heutige „Tag der offenen
Tür“ wird das wieder zeigen.
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Anrede,
Ich habe keinen Zweifel:
Das Auftragsbuch der Reiterstaffel wird weiterhin gut gefüllt sein.
Sie leisten einen wirkungsvollen Beitrag für ein sicheres,
zukunftsfähiges und starkes Niedersachsen!
Die Reiterstaffeln werden weiterhin von ihren Einsätzen leben.
Sie leben aber auch von ihren Menschen und insbesondere von
ihren Pferden.
Und im heutigen hochtechnisierten Zeitalter ist es zweifelsohne ein
seltenes Bild: Pferde bei der täglichen Arbeit, die ansonsten nur
noch einen Sport- oder Freizeitwert haben.
Die Niedersächsische Polizei ist stolz darauf, ein Spiegelbild der
Menschen, der Regionen, ihrer Kultur und Stärken zu sein.
Die Pferdestaffeln in Hannover und Braunschweig gehören zur
Polizei, wie die Pferde zu Niedersachsen.
Auch in Zukunft!
Ich wünsche dem Tag der offenen Tür einen harmonischen Verlauf
und hoffe, dass „der Wettergott“ heute auf unserer Seite ist.
Vielen Dank!
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