Im Design- Fieber

Transcription

Im Design- Fieber
Spiele sind
der Renner
Willkommen,
Winter!
Intelligenter
Bergbau
Supernahrung
aus nordischem
Wald
Im Design-
Fieber
LEITARTIKEL UND INHALT • BLICK AUF FINNLAND 2012
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Spiele sind
der Renner
GoldgräberTraum
Alle Welt spielt, und Spielen kennt keine
Grenzen. Im Brennpunkt steht jetzt Finnland,
denn hier ist das Spiele-Business dabei, zu
einem der wichtigsten Wirtschaftszweige
des Landes aufzusteigen.
Finnlands Grundgebirge birgt einen
reichen Schatz an Edelmetallen. Im
Bergbau kommen bahnbrechende
Techniken bereits in der Prospektionsphase zum Einsatz.
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FOTO: VISITFINLAND.COM / KATJA HAGELSTAM-TANTTU
FOTO: VISITFINLAND.COM/ ANTTI SARAJA
FOTO: ANDREAS KARLSSON
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Supernahrung
aus nordischem
Wald
Köstliche und unübertroffen gesundheitsfördernde Beeren und Pilze reifen
unter der Mitternachtssonne heran.
Modellstadt
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26
Wie wird
das Wetter?
Angesichts des globalen Klimawandels
wächst die Bedeutung genauer
Vorhersagen und des Managements
von Wetterrisiken. Finnen stellen
ihre Sachkunde und Instrumente zur
Erfassung verlässlicher Wetterdaten
auch aus dem Weltraum bereit.
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2
Wie werden aus kreativen Gedanken tragbare Objekte?
Drei junge Modeschöpfer berichten.
FOTO: ANTTI KANGASSALO
Im Modefieber
FOTO: JUKKA MALE
Wer meint, Design habe nur mit Aussehen zu tun, muss jetzt umdenken.
Helsinki, Welthauptstadt des Designs
2012, zeigt, dass erst Design Dinge
und ganze Städte zum Funktionieren
bringt.
Innovationen – aber ja
W
as bringt eine Gesellschaft, ein Unternehmen,
eine Nation, die Welt wirklich voran? Letztlich die
Fähigkeit einzelner, gedankliches Neuland zu betreten:
Innovativität.
Wir Finnen mögen an Zahl gering sein, doch denken wir umso
größere Gedanken. Dies führte zu Innovationen in einer für uns
selbst mitunter überraschenden Größenordnung. Jetzt sind wir in
einer der interessantesten Branchen, dem Spiele-Business, mit an
die Spitze gelangt. Dank unseres international anerkannten und
Kreativität fördernden Bildungssystems, das vom frühen Alter an
auch auf die moderne Geschäftswelt vorbereitet, haben wir Startups voller Schwung und Initiative.
Die finnische Natur mit ihrem Grundgebirge, weiten Wäldern
und zehntausenden Seen ist eine unerschöpfliche Quelle für Inspirationen und Wirtschaft. Hochkarätiges Know-how und moderne
Technologien fördern die nachhaltige und innovative Nutzung
unserer reichen Naturressourcen und tragen zu einer effizienten
Binnenwirtschaft und zur Lösung globaler Probleme bei.
Ein OECD-Bericht platzierte Finnland kürzlich in einer
Wohlstands-Rangliste unter den 10 führenden Industrienationen.
Der Zugang zu Grünzonen und eine gesunde Umwelt gelten als
Basisfaktoren der Lebensqualität. Wir finden intellektuelle Kraft
stets in der Natur und freuen uns, unsere Erkenntnisse mit Ihnen
teilen zu können.
Neuigkeiten und Updates
Bessere Welt
Wie man eine Stadt anlegt
Supernahrung für alle
Mode mit Perspektiven
Aus Liebe zum Spiel
Ein Meer von Inseln
Willkommen Winter!
Up, up and away
Heranbildung von Unternehmern der Zukunft
Kolumne
10 Wege, Finne zu werden
Ein Guckloch in die Erdkruste
Gold in den östlichen Bergen
Intelligente Bergbaumaschinen
Städte vom Reißbrett
Einfach und gut
2012
Erkki Virtanen
Staatssekretär
Ministerium für Arbeit und Wirtschaft
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CHEFREDAKTEURIN Nicola Lindertz REDAKTIONSAUSSCHUSS Minna Hakaoja,
Mika Hammaren, Anna-Maija Ikonen, Tiina Kairistola, Elina Kiiski,
Markus Kokko, Mari Lehtonen, Mervi Liukkonen, Peter Marten
SCHRIFTLEITUNG Sanoma Magazines Finland Custom Publishing
PRODUKTION Tytti Mård ART-DIREKTOR Antti Kangassalo
LEITENDER REDAKTEUR Kimmo Holappa ÜBERSETZUNG Käännös-Aazet Oy
TITELFOTO Teemu Kuusimurto DRUCK Libris Oy HERAUSGEBER Ministerium für
auswärtige Angelegenheiten/Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit und Kultur formin.
finland.fi Ministerium für Arbeit und Wirtschaft www.tem.fi
Tekes www.tekes.fi Sitra www.sitra.fi Invest in Finland www.investinfinland.fi
Finnfacts TAT Group www.finnfacts.fi ISSN 1797-3287
Focus – Blick auf Wirtschaft und Technologie erscheint in englischer, chinesischer,
deutscher, japanischer, russischer und spanischer Sprache. Möchten Sie die Zeitschrift
online lesen oder bestellen, besuchen Sie bitte die Focus-Website unter www.
focusmagazine.fi. Wegen Druckexemplaren können Sie sich auch an die nächste
FOTO: ANTTI KANGASSALO
finnische Botschaft wenden.
3
NEUIGKEITEN UND UPDATES • BLICK AUF FINNLAND 2012 • ZUSAMMENGESTELLT VON KATJA PANTZAR
GRÜNE
DIPLOMATIE
D
ie US-Botschaft in
Helsinki plant ein neues
Innovationszentrum, das
energiewirksame Bautechniken
zeigen soll. Im Zuge einer auf 75
Millionen Euro veranschlagten
grundlegenden Renovierung des
Botschaftsgebäudes bis 2014
entsteht mit dem Zentrum die
„grünste“ Botschaft der Welt.
http://finland.usembassy.gov
STARS DER
WISSENSCHAFT
GROSS
IN HOLZ
D
as dritte Millennium Youth Camp bietet talentierten
Mathematikern, Naturwissenschaftlern und Technikern die Chance, in Finnland zusammenzuarbeiten
und Top-Wissenschaftler zu treffen. Das Sommertreffen soll
den jungen Menschen helfen, sich zu vernetzen und eine
wissenschaftliche oder technische Karriere einzuschlagen.
Fast 1.500 Teenager aus 100 Ländern hatten sich 2011 um
die Teilnahme beworben.
Hauptveranstalter sind das Finnish Science Education
Centre LUMA und die Finnische Technologieakademie, die
auch den weltweit höchstdotierten Technologiepreis vergibt.
Der Millennium-Technologiepreis ist eine Anerkennung für
Innovationen, die die Lebensqualität verbessern. Er ist mit
über 1 Million Euro dotiert.
Fast 40 Kandidaten wurden für die Preisverleihung 2012
nominiert. Der 2002 gestiftete Preis wird im Juni 2012 zum
fünften Mal vergeben.
D
4
www.technologyacademy.fi
www.millenniumprize.fi
FOTO: VISITFINLAND.COM / MARKKU JANHONEN
as Finnische Naturzentrum Haltia
(Eröffnung 2013), im Nationalpark
Nuuksio/Espoo rund 25 km vom
Zentrum von Helsinki gelegen,
präsentiert finnische Natur und Artenvielfalt.
Als Beitrag der Stadt Espoo zum Themenjahr
Welthauptstadt des Designs Helsinki 2012
markiert dieses bemerkenswerte Bauwerk
eine neue Ära des Bauens in Finnland, denn
hier werden große vorgefertigte Holzbauteile
in einem öffentlichen Großbau innovativ
eingesetzt.
www.visitespoo.fi
N
ach einem Jahrzehnt Planung und Bauen
eröffnet, wurde die neue Konzerthalle
von Helsinki sogleich von Architekturund Akustikkennern beurteilt.
Andrew Mellor vom Gramophone Magazine,
anwesend bei der Eröffnung Ende August 2011,
lobte „die außergewöhnliche Klarheit, den Raumton und die Klangfarbe“. Laut Christopher Hume,
Architekturkritiker des Toronto Star, „schwingt in
der Konzerthalle in Helsinki ein neues Gefühl der
Harmonie“.
Heimstatt der Sibelius-Akademie, des
Finnischen Rundfunk-Sinfonieorchesters und des
Philharmonischen Orchesters Helsinki, liegt die
Konzerthalle in der innersten City zwischen zwei
anderen Wahrzeichen der Stadt, dem Museum für
zeitgenössische Kunst Kiasma und der FinlandiaHalle von Alvar Aalto. Direkt gegenüber steht das
finnische Parlamentsgebäude.
Zu den Programm-Höhepunkten des Jahres
zählt die gefeierte Geigerin Anne-Sophie Mutter
mit dem Kammerorchester Wien-Berlin.
www.musiikkitalo.fi
KÜHNE
PLÄNE
G
ut möglich, dass
die finnische
Hauptstadt ab 2018
ein Guggenheim-Museum
beheimatet.
Anfang letzten Jahres
beauftragte die Stadt Helsinki
die New Yorker Solomon R.
Guggenheim Foundation mit
einer Machbarkeitsstudie.
„Als Hauptstadt des Landes
und Sitz seiner größten Kunstmuseen ist Helsinki berufen,
Finnlands kulturelle Infrastruktur stetig auszubauen“,
begründet Bürgermeister
Jussi Pajunen.
Das internationale Team
für die Durchführung der
Studie berichtete bereits
erste positive Erkenntnisse:
„Mit einem international
orientierten, weitreichenden
Museumsangebot sowie
länderübergreifenden
Ausstellungen und einem
multinationalen Publikum
könnte Guggenheim den
künstlerischen und intellektuellen Dialog fördern und das
Profil der finnischen Kunst
anheben.“
Die Guggenheim Foundation ist eine renommierte
Institution im Bereich der
Sammlung, Erhaltung und
Erforschung moderner und
zeitgenössischer Kunst.
Guggenheim-Museen gibt es
in New York, Berlin, Bilbao,
Venedig und demnächst in
Abu Dhabi.
FOTO: DAVID M. HEALD
© THE SOLOMON R. GUGGENHEIM
FOUNDATION, NEW YORK
RQHZRUOG
PURSER
S‰de Pilvipouta
www.guggenheim.org
GEFLÜGELTES DESIGN
F
innair erneuert ihren
visuellen Auftritt und ihre
Serviceidentität. „Designed
for you“ kommt in jeder Facette
der Finnair-Kundenerfahrung
zum Tragen, im neuen Logo, in
der Flugzeug-Bemalung (die
gesamte Flotte wird bis 2013
farblich neu gestaltet), den
Kabinen, Servicebereichen und
Uniformen.
„Finnair wächst hauptsächlich
im Europa-Asien-Verkehr“, sagt
Präsident und Generaldirektor
Mika Vehviläinen. „Erfolg im wettbewerbsgeprägten Markt erfordert, sich sowohl im Äußeren
als auch im Leistungsangebot
positiv und mutig abzuheben.“
Mit der Eröffnung einer
Nonstop-Route nach Chongqing/
China bedient Finnair ab Mai
insgesamt elf Destinationen in
Asien.
In einer Leserabstimmung der
amerikanischen Verbraucherzeitschrift
Travel + Leisure kam Finnair 2011 unter
den europäischen Airlines auf Rang 2
und weltweit auf Rang 12.
www.finnair.com
ILLUSTRATION: RITVA-LIISA POHJALAINEN
FOTO: HELSINKI MUSIC CENTRE / ARNO CHAPELLE
NEUE
KONZERT
HALLE
5
BESSERE WELT • BLICK AUF FINNLAND 2012
Ein Abkommen
ist nur der
Anfang
Friedenserhaltung ist
ein globales Anliegen,
urteilt Martti Ahtisaari,
Friedensnobelpreisträger
und ehemaliger finnischer
TEXT PETER MARTEN FOTO SUSANNA KEKKONEN
Staatspräsident.
I
n unserer eng verflochtenen Welt können
Konflikte in einer Region
globale Auswirkungen
haben, und Frieden an
einem Ort findet seinen Widerhall ebenfalls weltweit.
Martti Ahtisaari spielt bei der
Herbeiführung von Friedensabkommen in Konfliktgebieten
eine wichtige Rolle. Er und die
Crisis Management Initiative
(CMI), eine von ihm ins Leben
gerufene gemeinnützige Konfliktschlichtungs-Institution,
betreiben auch Folgearbeit, um
einen dauerhaften Frieden zu
gewährleisten und die notwendigen Unterstützungsstrukturen
aufzubauen. Das Händeschütteln
nach dem Friedensschluss ist nur
der Anfang.
„Aceh ist ein sehr gutes
Beispiel“, meint Ahtisaari.
Das mit seiner Hilfe erreichte
Friedensabkommen zwischen
der indonesischen Regierung
und der Free Aceh Movement
beendete 2005 nach 30 Jahren
einen Konflikt. CMI wurde von
der EU ersucht, den Prozess zur
Friedensbildung zu begleiten.
Ahtisaari besucht Aceh mindestens einmal im Jahr und CMIMitarbeiter sind noch häufiger
dort, um „mit der Regierung und
Vertretern verschiedener Seiten
über den Fortgang der Dinge zu
diskutieren.“
„Wir haben vor Ort unseren
eigenen Vertreter. Wir
kooperieren sehr eng nicht nur
mit der EU, sondern auch mit
den UN-Strukturen sowie der
Weltbank und der gesamten
Entwicklungsgemeinschaft, da
6
wir ein gemeinsames Ziel haben:
die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen.”
Zum bereits Erreichten oder
auf den Weg Gebrachten zählen
in Aceh die Einrichtung eines
Gerichtshofes für Menschenrechte sowie einer Wahrheitsund Versöhnungskommission,
die das Parlament bei seiner
Arbeit unterstützen und den
Bürgern helfen, nach dem
bewaffneten Kampf eine zivile
Existenz aufzubauen.
Ahtisaari merkt an, dass
die Vertragsseiten aufrichtig
gewillt sein müssen, Frieden
zu schließen und zu wahren:
„Wenn ihn weder die Regierung
noch die Bevölkerung wollen,
kann niemand den Prozess
erleichtern.“
Finnen gelten als Partner, die
nicht einfach ihre eigene Agenda
durchsetzen wollen. „Für mich
war es in internationalen Missionen hilfreich, dass ich aus einem
nordischen Land komme“,
berichtet Ahtisaari.
Dieser positive Ruf ist förderlich, wenn man nach innovativen Wegen zur Friedensstiftung
sucht. In Liberia zum Beispiel
hilft CMI gemeinsam mit
dem finnischen MobiltelefonHersteller Nokia und lokalen
Unternehmen und Behörden
bei der Koordinierung eines
Programms zur Geburtenregistrierung. Mit einem Mobilgerät
kann auch der Einwohner einer
ländlichen Region leicht eine
Geburtsurkunde anfordern.
Aber was hat Geburtenregistrierung mit Friedensbildung
zu tun? Wer als nicht-existent
gilt, dem werden u. U. auch die
Bürgerrechte verwehrt. Das
Fehlen solcher Grundrechte
war auch eine Ursache für den
Bürgerkrieg in Liberia. Wer eine
Geburtsurkunde hat, kann sich
einschulen lassen, wählen und
einen Pass erhalten. Das ergibt
mehr Vertrauen zwischen Staat
und Bürgern und hilft, den
Frieden zu wahren.
BESSERE WELT
Frieden beginnt beim Einzelnen
S
oll Frieden herrschen,
müssen alle Menschen eine Chance
erhalten, sich zu
entwickeln und ihren
Platz in der Gesellschaft zu finden, so Eva Biaudet, die finnische
Minderheitenbeauftragte und
Präsidentschaftskandidatin 2012.
Eva Biaudet zufolge glauben
die Finnen oft, eine Gesellschaft
mit Gleichheit und Gerechtigkeit
verstehe sich von selbst.
„Wir konnten ziemlich lange
unseren Wohlstand mehren.
Voraussetzung war, dass jeder die
Chance hatte, über Bildung und
Beschäftigung ein gutes Leben
anzustreben. Die Menschen
fühlen sich verantwortlich
füreinander, und niemand wird
aufgegeben.“
„Ein gutes Beispiel für unsere
Fähigkeit, für das Allgemeinwohl
Opfer zu bringen, war die
Neuansiedlung von 430.000
Flüchtlingen nach dem 2.
Weltkrieg. Im Vergleich dazu
wirkt es schon merkwürdig,
darüber diskutieren zu müssen,
ob wir Familienmitglieder von
Flüchtlingen aus Krisenregionen
aufnehmen können.“
Biaudet merkt an, dass
Vorurteile gegen Minderheiten in
vielen Ländern das Sozialkapital,
auf dem auch der wirtschaftliche
Erfolg basiert, aufzehren. Diese
Tendenz könne in Finnland
vermieden werden.
„Wie wir mit den Schwächsten
umgehen, wirkt sich auf unsere
subjektive Sicherheit aus. Geht
das zwischenmenschliche Vertrauen verloren, so bekommen
wir immer mehr Spannungen
in aller Interaktion und der
Wirtschaft. Die Sorge um den
Nächsten kann nicht durch
Outsourcing erledigt werden.”
Das Außenministerium der USA
zeichnete Biaudet im Juni 2011
für ihr Engagement zur Bekämpfung des Menschenhandels aus.
Der Laudatio zufolge hat die
finnische Berichterstatterin zum
Thema Menschenhandel und ehemalige OSZE-Sonderbeauftragte
und Koordinatorin für die
Bekämpfung des Menschenhandels nicht nur auf die Problematik
aufmerksam gemacht, sondern
auch Bemühungen zur Sensibilisierung von Behörden und zur
Opferhilfe initiiert.
„Bei der Bekämpfung des
Menschenhandels finde ich es
schockierend, dass Prostituierte
sich oft damit abfinden müssen,
als Opfer selbst schwerer Verbrechen nicht denselben Schutz wie
andere zu erhalten. Wer für seine
Rechte nicht selber eintreten
kann, verdient besondere
Aufmerksamkeit.”
„Verschließt die Gesellschaft
ihre Augen vor den Problemen
der Minderheiten, nimmt sie
auch die Erosion einer guten Wertebasis in Kauf“, betont Biaudet.
„In einer globalisierten Welt ist
eine sichere und gute Gesellschaft
keine Selbstverständlichkeit. Wir
alle müssen tagtäglich neu dafür
sorgen, dass jeder ein Recht auf ein
menschenwürdiges Leben hat.“
TEXT JORMA LEPPÄNEN
FOTO MARICA ROSENGÅRD
7
WIE MAN EINE STADT ANLEGT • BLICK AUF FINNLAND 2012
WAS MACHT EINE STADT WIRKLICH ATTRAKTIV? DAS
THEMENJAHR WELTHAUPTSTADT DES DESIGNS BIETET
EINE ANTWORT.
8
TEXT SILJA KUDEL
FOTOS VALTTERI
HIRVONEN, ANTTI
KANGASSALO UND
HELSINKI CITY TOURIST &
CONVENTION BUREAU
ARCHITEKTONISCHE
ILLUSTRATIONEN
ANTTINEN OIVA
ARCHITECTS,
K2S ARCHITECTS
STOPP 2:
KAISA
STOPP 1:
KALASATAMA
„ D
FUNKTIONIEREN
ALS TRADITION
esign
durchdringt
diese Stadt,
und nicht
nur in diesem Jahr“, bekräftigt Pekka
Timonen, Geschäftsführer von
WDC Helsinki 2012. Er lädt die
Focus-Leser zu einer Rundfahrt
ein, um zu zeigen, warum die
finnische Hauptstadt als eine der
lebenswertesten Städte der Welt
gilt. Worin liegt das Geheimnis?
Reibungslos funktionierende Systeme? Das OECD-weit führende
Bildungssystem? Das kosteneffiziente Gesundheitswesen? Saubere
Luft und sauberes Wasser? Die
starke Innovationsszene?
„Alles das und noch mehr.
Unser Geheimnis ist der
gesamtheitliche Design-Ansatz
in unserem städtischen Gefüge.
Er wirkt durchgängig – im
Schneeräumsystem ebenso
wie in anwenderfreundlichen
Fahrkartenautomaten. Es geht
nicht darum, die Dinge nur im
Äußeren gut zu gestalten; Design
ist ein integraler Bestandteil
der Service- und Infrastruktur“,
erläutert Timonen.
SCHRITT 1:
WACHSEN
UND
ERNEUERN
Vom hoch gelegenen
Bahnsteig der U-Bahnstation Kalasatama
überschauen wir einen
pulsierenden neuen
Brennpunkt alternativer Basiskultur.
„Hier fühle ich mich inspiriert, hier sind
die Dinge in Bewegung. Man spürt die
Dynamik unserer Metropole im Wandel“,
begeistert sich Timonen.
Seit dem Abbau der Hafenanlagen erlebt
der alte Fischereihafen eine Metamorphose.
An der östlichen Küstenlinie entsteht eine
lebenssprühende, dorfartige Kommune mit
einem starken Kunstgewerbe, reibungsloser
Infrastruktur und kohlenstoffneutraler
Energieversorgung.
Die Infrastruktur der Hauptstadtregion
Helsinki ändert sich schneller als in irgendeiner anderen europäischen Hauptstadt. Der
ehemalige Güterhafen Jätkäsaari wird in ein
Wohngebiet mit niedrigem CO2-Ausstoß für
16.000 Menschen umgewandelt. Die neue
westliche U-Bahnlinie bringt Pendler zum
Hightech-Cluster Keilalahti in Espoo. In
Suurpelto entsteht auf vormaligem Ackerland eine 325 ha große visionäre Gartenstadt
des digitalen Zeitalters.
„Das sind für eine Stadt dieser Größe
gewaltige Umwälzungen, doch werden
sie in menschen- und bedarfsgerechtem
Umfang durchgeführt“, sagt Timonen.
DIE INFRASTRUKTUR DER
HAUPTSTADTREGION HELSINKI
ÄNDERT SICH SCHNELLER ALS
IN IRGENDEINER ANDEREN
EUROPÄISCHEN HAUPTSTADT.
SCHRITT 2:
PARTNERSCHAFT
Slums gibt es nicht. Bei
der Errichtung eines
neuen Wohngebiets
werden alle Dienstleistungen wie öffentlicher
Nahverkehr, Schulen,
Kliniken und Einkaufszentren unter
Einbeziehung von Firmen, Einwohnern und
Behörden geplant.
„Das ist ein großes Thema. Für einen ganzheitlichen Ansatz braucht man den Beitrag
von Menschen mit unterschiedlichstem
Hintergrund.“
Und dieser holistischen Sicht kommt
zugute, dass die Stadtverordneten von
Helsinki diesen Ansatz weitsichtig mittragen.
„Wir haben eine sehr bürgernahe
Stadtverwaltung. Design und Planung sind
politisch akzeptierte Antriebskräfte unserer
sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen
Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt Timonen.
1800
1875
1931
1935
1937
Aus natürlichen
Materialien gefertigte
Alltagswerkzeuge
legten die
Grundlage für die
funktionalistische
Designsprache
Finnlands.
Die Finnische
Gesellschaft für
Handwerk und
Gestaltung, das heutige
Design Forum Finland,
wird gegründet. Die
Ausbildung finnischer
Designer beginnt.
Der Architekt Alvar
Aalto findet für
seine innovativen
Möbel und
Glaswaren weltweite
Anerkennung.
Aalto & Co. gründen
das Möbelunternehmen
Artek, das sich einer
Synthese von Künsten
und moderner
Lebensumwelt
verschreibt.
Die heute
klassische Vase
Savoy von Alvar
Aalto wird auf
der Pariser
Weltausstellung
vorgestellt.
9
WIE MAN EINE STADT ANLEGT • BLICK AUF FINNLAND 2012
STOPP 3:
MARKTHALLE
HAKANIEMI
Die U-Bahn fährt
fahrplanmäßig
ein. In nur fünf
Minuten bringt
sie uns zur
neuen Universitätsbibliothek „Kaisa”,
deren Eröffnung für den Herbst
vorgesehen ist. Die kühn gewellte
Fassade des Gebäudes bringt Leben
in eine vormals „tote Zone“, doch die
Vorgänge im Innern werden nicht
weniger spannend sein.
Die Universität verlegt nicht einfach
die alten Dienste in ein renoviertes
Gebäude, sondern verfolgt ein
völlig neues Bibliothekskonzept.
Das für jedermann offene und für die
Google-Generation maßgeschneiderte
„Lernzentrum der Zukunft“ setzt
anwenderfreundliche Techniken wie
RFID und intelligente Regale ein, die
wissen, was in ihnen verfügbar ist.
Das dazugehörige Lernzentrum Aleksandria ist rund um die Uhr geöffnet
– wie ein Wissens-Supermarkt mit
Nachtdienst.
SCHRITT 3:
INHALT NEU
ÜBERDENKEN
„EINE DESIGNORIENTIERTE
STADT STELLT DEN
ANWENDER IN DEN
MITTELPUNKT“
10
STOPP 4:
KAMPPI
„Wie an der Bibliothek
„Kaisa“ ersichtlich, ergibt
sich die Wettbewerbsfähigkeit von Helsinki aus
einem breiten DesignVerständnis. Es geht nicht nur um die Schaffung ansprechender Objekte und Architektur,
sondern auch um die Bereitstellung besserer
Serviceleistungen“, bestätigt Timonen.
Service-Design spielt in der Strategie von
Helsinki eine Schlüsselrolle. Die Stadtverwaltung zieht Berater hinzu, um leicht
anwendbare und bedarfsgerechte öffentliche
Serviceleistungen zu entwickeln.
„Es gilt, die Dinge aus der Anwendersicht zu
sehen und anhand von Prototypen optimal
nutzbar zu machen. Service-Design ist ein
Wachstumssektor, in dem wir weltweit
führend werden möchten.“
Das von der Stadt vor drei Jahren initiierte
Projekt Enterprise-Friendly Partner brachte
viele Ideen hervor, u.a. ein einfacheres
Verfahren zur Ausrichtung öffentlicher Veranstaltungen. Berater schufen ein elektronisches
System, in dem die Veranstalter an einer
Stelle ihre Anträge abgeben sowie Zugang zu
allen wichtigen Angaben und Lageplänen der
Veranstaltungsorte haben.
„Service-Design maximiert die Qualität der
Interaktion zwischen Bürgern und Stadt. Eine
designorientierte Stadt stellt den Anwender in
den Mittelpunkt.“
SCHRITT 4:
SERVICEDESIGN
Einer Gruppe
von Eltern mit
Kinderwagen
folgend, besteigen wir eine
Niederflur-Straßenbahn in Richtung
Boheme-Viertel Hakaniemi. In der
Markthalle genehmigen wir uns frisch
gerösteten Kaffee. Verkäufer begrüßen
uns mit Proben aus Bioanbau.
„Das mag ich an Helsinki: die
gemütliche Kleinstadt-Atmosphäre
kombiniert mit allen Leistungen und
dem Kulturangebot einer Metropole.“
Der menschliche Zuschnitt ist in der
Tat ein Charakteristikum der Architektur von Helsinki. Unser nächster Stopp
ist eine interessante Interpretation
dieser Tradition: Die Kapelle der Stille
ist zwar klein, hat aber einen umso größeren Symbolwert. Im Geschäfts- und
Einkaufszentrum von Kamppi gelegen,
bringt diese einzigartige Andachtsstätte
aus Holz Wärme in einen sonst „kühlen“ Teil der Stadt.
„Jeder kann eintreten und einen
Moment ruhiger Besinnung genießen.
Die Kapelle ist auch ein klares Votum
für die kulturelle Integration. Will
eine Stadt gedeihen, muss sie für unterschiedliche Menschen und Kulturen
offen sein.“
SCHRITT 5:
MENSCHLICHER
ZUSCHNITT
1950
1951
1958
1960
1970
Das Goldene Zeitalter des
finnischen Designs: Finnland
gewinnt renommierte Preise
auf der Mailänder Triennale. Die
großen Designer Tapio Wirkkala,
Kaj Franck, Nanny Still, Timo
Sarpaneva, llmari Tapiovaara,
Vuokko Eskolin-Nurmesniemi und
Antti Nurmesniemi lassen sich
von starken kunsthandwerklichen
Traditionen inspirieren.
Armi und Viljo Ratia gründen
das Bekleidungs- und
Textilunternehmen
Marimekko, später bekannt
für seinen farbkräftigen
Textildruck. Getragen von der
Stilikone Jacqueline Kennedy,
erlangte das Mari-Kleid Rang
und Namen in der Geschichte
von Mode und Design.
Die Trinkglas-Serie
Kartio von Kaj
Franck wird
international für
ihre perfekte Form
und Funktionalität
gerühmt.
Ein Jahrzehnt
futuristischen
Weltraum-Designs in
Plastik und Glasfaser:
Eero Aarnio schlägt
mit seinen klassischen
Stühlen Ball und
Pastille Wogen.
Eero Aarnio und
Yrjö Kukkapuro
gewinnen mit
ihrem kurvenreich
geschwungenen
Möbeldesign in
knalligen Farben
Fans in aller Welt.
STOPP 5: FLUGHAFEN
HELSINKI-VANTAA
Der letzte Stopp
unserer Rundfahrt
ist ein weniger
offensichtliches
Mekka des Designs.
„Um die Bedeutung von ‚Design ins Leben einbinden‘
zu verstehen, braucht man nur zum
Flughafen Helsinki zu fahren“, sagt
Timonen.
Sauber und übersichtlich, wirkt
er nicht nur aufgeräumt, sondern
funktioniert auch effizient. Von der
britischen Trend-Zeitschrift Monocle
zum besten Transit-Flughafen der Welt
gewählt, ermöglicht der Flughafen
Helsinki hervorragende Orientierung
und minimiert die Warteschlangen.
Und er schließt nie.
„Selbst bei einem schweren Schneesturm läuft alles wie ein Uhrwerk,
denn wir haben effektive Systeme zur
Räumung der Start- und Landebahnen
und zur Enteisung der Flugzeuge.“
Wie alles in der Stadt ist der Flughafen hervorragend funktionell und doch
auf den Menschen zugeschnitten.
„Das liegt an der Art und Weise, wie
Helsinki angelegt ist.“
SCHRITT
6: DESIGN
INS LEBEN
EINBINDEN
www.helsinki.fi
www.wdchelsinki2012.fi
KLÜGER ARBEITEN, VON 9 BIS 5
GESCHÄFTIG IST NICHT DASSELBE WIE PRODUKTIV. EINE
EXPERTENGRUPPE SETZT DESIGN EIN, UM KLÜGERES ARBEITEN
ZU ERMÖGLICHEN UND DIE FREUDE AM BERUF ZU BELEBEN.
I
n den letzten zwei Jahrzehnten hat
die digitale Revolution den Inhalt der
Arbeit völlig umgewälzt, doch stehen
viele trotzdem den ganzen Tag am
Fließband – einem virtuellen.
„Wir sind noch den Einstellungen des
Industriezeitalters verhaftet. Wir sitzen
von neun bis fünf im Büro, beantworten
E-Mails und eilen von Meeting zu
Meeting. Die Technologie wird smarter,
doch die Menschen arbeiten weiter
unklug”, meint Pekka Pohjakallio, Manager des Projekts Redesigning 925.
Dieses einjährige Embedded-DesignProjekt wurde von der Ideenagentur
Idealist Group mit dem Ziel initiiert, Tools
für eine sinnvollere und effizientere
Büroarbeit zu entwickeln. IBM und andere
finnische Organisationen sind beteiligt.
„Design befasst sich nicht nur mit
schönen Stühlen oder Kaffeetassen. Wir
setzen eine Design-Methodologie ein,
d. h. Beobachtung, Synthese, Lösungsideen, Prototypen und Tests, um Wege
für eine intelligentere Organisation
der Büroroutinen zu finden“, erläutert
Pohjakallio.
„Über das Zeitmanagement hinaus
verfolgen wir einen breiteren Ansatz.
Trifft Telearbeit auf Akzeptanz?
Bekommen die Mitarbeiter genügend
Feedback? Liegen die Werte von
Unternehmen und Mitarbeitern auf
einer Linie?“
Innovative Konferenzarrangements,
Techniken zum Management von
E-Mails und Zeitplanverfahren werden
derzeit in Pilotgruppen getestet.
Es gilt, einen humaneren Rhythmus
zu finden, betont Pohjakallio.
„Die Leute stopfen ihren Terminkalender voll mit Meetings und leisten ihre
eigentliche Arbeit in der Nacht, wenn
die Kinder schlafen. Warum bei Meetings nicht ähnlich wie in der Schule
15-minütige Pausen zum ‚Aufladen
der Batterien‘ vorsehen? Eine kleine
Änderung kann enorm viel ausmachen.”
Das Projekt Redesigning 925 ist
ein Teil des Programms von Helsinki
Welthauptstadt des Designs 2012. Die
Ergebnisse werden am Jahresende in
einem Buch veröffentlicht.
www.925project.com
1980
1990
2000
2004
2005
2012
Stefan Lindfors bringt
mit seinen verspielten
und Barrieren
niederreißenden
Arbeiten neue Energie
ins finnische Design.
Industriedesign spielt in
Produktentwicklung und
Unternehmensstrategie
eine immer wichtigere Rolle.
Globale Marktführer wie
Nokia setzen Design als
Wettbewerbsfaktor ein.
In der Stadtentwicklung
kommt ein
umfassenderes
Designkonzept auf,
das Architektur,
Industriedesign,
Städteplanung und
Service-Design
einschließt.
Harri Koskinen
gewinnt für
seine frischen
Interpretationen der
minimalistischen
skandinavischen
Formsprache den
„Design-Nobelpreis“
Compasso d’Oro.
Mit der
Lancierung des
KreativitätsClusters „Design
District Helsinki“
festigt Helsinki
sein Image als
Stadt des Designs.
Der Titel
Welthauptstadt
des Designs bietet
Helsinki eine
einmalige Chance
zur Präsentation
der Stärken seiner
Designindustrie.
11
SUPERNAHRUNG • BLICK AUF FINNLAND 2012
Supernahrung aus
nordischem Wald
DIE FINNISCHE NATUR IST EINE SCHATZKAMMER FÜR NAHRHAFTE,
GESUNDHEITSFÖRDERNDE LEBENSMITTEL
TEXT LAURA PALOTIE FOTO VISITFINLAND.COM / KATJA HAGELSTAM
TANTTU
ILLUSTRATIONEN ANTTI KANGASSALO
U
nter Kiefern
verborgen, unter der
Oberfläche unserer
Seen lauernd, an
unseren Stiefeln
hängenbleibend,
sind sie gut für unsere Gesundheit.
Mit ihren gesundheitlichen Werten
liegen die Früchte der finnischen
Natur gleichauf mit internationalen
Supernahrungsmitteln wie etwa der
Gojibeere oder dem Rohkakao.
„Vergleicht man den Nährwert
finnischer Beeren und weltweit
vermarkteter ausländischer ‚Supernahrungsmittel‘, so liegen unsere
Beeren an der Spitze“, urteilt Simo
12
Moisio, Direktor von Arctic Flavours,
einer Industrievereinigung für das
Marketing von Lebensmitteln aus der
Wildnis. Wild wachsende Heidelbeeren
enthalten dreimal so viel Anthocyane
wie Kulturheidelbeeren, und in Preiselbeeren ist der Gehalt an nützlichen Proanthocyanidinen genauso hoch wie in
den häufiger verkauften Moosbeeren.
In Finnland ist der Genuss selbstgepflückter Beeren oder das Fangen
einer Seemaräne zum Abendessen kein
Privileg einiger weniger. Gemäß dem
Gesetz über das sog. Jedermannsrecht
sind wild wachsende Naturgaben wie
Pilze, Beeren, Kräuter und mit der Rute
geangelte Fische – unabhängig vom
Grundbesitz – für alle frei verfügbar.
Dieses Recht nützt auch Unternehmern, die Beeren, Pilze und Kräuter
zum Verkauf sammeln können.
„Ohne das Jedermannsrecht gäbe
es keine auf wilde Beeren oder Pilze
spezialisierten Unternehmen und
auch keinen Export dieser Artikel“,
meint Moisio. Im Jahre 2010 erzielten
die Sammler wilder Beeren und Pilze
Einnahmen in Höhe von mehr als 16,5
Millionen Euro. Rund 8,7 Millionen
kg Wildbeeren und Pilze wurden ins
Ausland verkauft. Wertmäßig macht
dieser Export 23,5 Millionen Euro aus.
www.arktisetaromit.fi
www.environment.fi/everymansright
Birke
Xylitol, ein Süßstoff, der Karies
und bei Kindern Ohreninfektionen
entgegenwirkt und in finnischem
Kaugummi Verwendung findet,
wird zu einem Teil aus Birkenfaser
gewonnen. Birkensaft wiederum wirkt
vorbeugend gegen Pollenallergien;
auch wird ihm eine Stimulierung der
Immunabwehr und des Energiesystems
zugeschrieben. Die Birke ist ferner Wirt
des Schiefen Schillerporlings, eines seit
Jahrhunderten in der Volksheilkunde
verwendeten Pilzes. Er enthält Betulin,
das auf eventuelle antitumorale Eigenschaften untersucht worden ist und
international als Nahrungsmittelzusatz
gehandelt wird.
Kräuter
Die Brennnessel, auch im städtischen
Raum weit verbreitet und für ihre Brennhaare bekannt, erweckt unangenehme
Assoziationen. Als Nahrungsmittel ist sie
jedoch mit ihrem Gehalt an Proteinen,
Vitaminen, Ballaststoffen und Kalzium
sehr vielseitig. Sie wirkt harntreibend
und kann – in leichten Fällen – bei einer
Prostatavergrößerung Erleichterung
bringen. Als Gemüse wird sie ähnlich wie
Spinat genossen, und ihre Samen sind
ebenfalls essbar. Löwenzahn wiederum
enthält Kalzium, Eisen und Riboflavin, ein
den Stoffwechsel förderndes Vitamin.
N
aturheilmittel
Heidelbeere
Die Heidelbeere ist die meistgepriesene
und -exportierte finnische Beere. Seit einigen Jahren werden immer größere Mengen
davon nach Fernost geliefert, so etwa
2010 rund 3,1 Millionen kg nach China.
Wilde Heidelbeeren enthalten dreimal so
viel Anthocyane wie Kulturheidelbeeren.
Anthocyanen werden gedächtnisfördernde
und krebsvorbeugende Eigenschaften
nachgesagt, und sie können das Risiko
einer Verschlechterung der Sehkraft
mindern. Ihre oxidationshemmenden
Wirkstoffe sind hilfreich gegen
Kreislaufsymptome und verbessern die
Insulinsensitivität.
Andere
Beeren
Regionale Arten wie die Preisel-,
Molte- und Krähenbeeren
enthalten Vitamine, Ballastund sonstige Nährstoffe, die
hervorragende Bausteine einer
gesunden Ernährung bilden. Die
empfohlene Tagesaufnahme an
Beeren beträgt 100 g. In Tests mit
Tieren wurde die Schrumpfung
von Darmtumoren mit
Preisel- und Moltebeeren in
Verbindung gebracht; Preiselund Moosbeeren sind reich
an Proanthocyanidinen, die
Entzündungen des Harntrakts
entgegenwirken. Angesichts
der wissenschaftlichen Belege
könnten Preiselbeeren neben
Moltebeeren als Nahrungszusatz
für die Gesundheit des Harntraktes vermarktet werden.
Pilze
Besonders im Herbst werden die finnischen
Wälder zum Eldorado der Pilzfreunde. Der
gelbe Pfifferling und der klobige Steinpilz
sind am leichtesten zu erkennen, der aromatische, preislich hoch taxierte Matsutake
zieht speziell japanische Pilzsammler
an. Besonders begehrt ist der Steinpilz in
Italien; letztes Jahr wurden 389 t Steinpilze
bzw. der Hauptteil der kommerziellen
Ernte dorthin exportiert. Neben ihrem
Vitamingehalt bieten Pilze auch Mineralien
und Nährstoffe wie Kalium, Eisen und Zink.
Sie sind arm an Kalorien und Natrium.
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MODE • BLICK AUF FINNLAND 2012
IN DER MODEBRANCHE IST KREATIVITÄT NUR EIN ERFOLGSFAKTOR UNTER
ANDEREN: DREI JUNGE TOPMODESCHÖPFER PLAUDERN AUS DEM NÄHKÄSTCHEN.
TEXT LISSU MOULTON FOTOS TEEMU KUUSIMURTO
M
ode mit
Perspektiven
14
M
it seiner Teilnahme an der TV-Castingshow Project
Runway gelang Antti Asplund 2009 der Durchbruch in die finnische Modeszene; seither gewinnen seine dramatischen Entwürfe von Kleidung
und Accessoires weltweit Aufmerksamkeit. Der
Name seines Geschäfts in Helsinki wechselt je nach
Saison. Früher hieß es Darkroom und Greenhouse,
jetzt heißt es Island. Die bonbonfarbenen Schuhe,
Handschuhe und Schals von Minna Parikka fanden ihren Weg auf die Seiten unzähliger internationaler Modezeitschriften, zuletzt bei Vogue Italien,
die ihre Fußbekleidung als „Schuhe mit einem
Hauch von Glam-Rock-Schrillheit“ beschrieb. Erst
fünf Jahre im Geschäft, wurde Parikka im angesehenen Jungunternehmer-Wettbewerb Timangi
2011 vom finnischen Ministerium für Arbeit und
Wirtschaft ausgezeichnet. In ihr kokettes, feminines und grelles Schuhwerk und ihre Accessoires
schmiegen sich auch die Füße und die Figur von
Sängerinnen wie Lady Gaga.
Mit ihrer Kombination von Rosenholz-Furnier,
Sterling-Silber und Rentierleder fühlen sich die
Schöpfungen von Irene Mikaela Häggkvist fast
an, als wären sie von einem Architekten geschaffen. Zusätzlich zu ihren einzigartigen Taschen,
Gürteln, Korsagen und Kleidern schuf sie für das
finnische Juwelierunternehmen Kultakeskus eine
Schmuckkollektion. Von der Zeitschrift Wallpaper
wurde Häggkvist 2010 als eine Designerin bezeichnet, die man im Auge behalten müsse.
Bei aller Verschiedenheit ihrer Kreationen zeichnen diese drei Designer Erfolgswille, unbedingter
Einsatz sowie Vision und unkonventionelle Inspiration aus. Und sie haben die Fähigkeit, banalen
Alltagsgegenständen eine schöne Form zu verleihen.
WAS INSPIRIERT SIE?
ASPLUND: Finnlands dunkle Wälder
und eiskalte Winter sind für mich wie ein
Spielplatz. Mitunter bekomme ich von der
Dunkelheit ausgefallene Eingebungen.
Momentan arbeite ich an einer Kollektion
von Kimonos, die so steif sein werden,
dass man darin fast wie die Statue einer
Geisha aussieht.
PARIKKA: Ich mache immer irgendetwas,
sei es reisen, neue Menschen treffen,
Sport treiben, Motorrad fahren oder
mit Freunden essen gehen. Eine aktive
Einstellung ohne Scheu vor Neuem ist der
Schlüssel zum Erfolg.
HÄGGKVIST: Als ich in Mailand
Modedesign studierte, wurde ich von
meinen Wurzeln und dem Werk des
verehrten finnischen Architekten Alvar
Aalto inspiriert. Ich verwendete das
für Aaltos Produkte typische weiche,
biegsame Furnier in meinen Kleidern,
Taschen und Schmuckstücken.
Rentierleder nehme ich, weil es
butterweich und ökologisch ist. Rentiere
werden als Fleischvieh gehalten, wandern
aber ihr ganzes Leben frei in Lappland
umher.
WIE WÜRDEN SIE IHREN
SCHAFFENSPROZESS
BESCHREIBEN?
ASPLUND: Am Anfang des
Entwurfsprozesses schreibe ich. Zunächst
schaffe ich die Charaktere, dann entwerfe
ich ihre Kostüme. Durch Dramatisierung
des Alltags bringt man Perspektive in das
graue Einerlei, das die meisten leben. Zum
Beispiel reagierte ich auf die Finanzkrise
von 2008 mit einer Kollektion von
Kleidungsstücken und Accessoires in
leuchtenden Farben, in der die Geschichte
von der „Demokratischen Königin der
Kreditkarten“ dargestellt wurde.
PARIKKA: Kreativer Geist findet sich
überall; das ist mit ein Grund dafür,
dass die meisten Menschen denken,
Kreative seien Spinner. In Finnland ist
es großartig kreativ zu sein, denn wir
sind nur so wenige. Das beflügelt, weil es
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MODE • BLICK AUF FINNLAND 2012
Antti Asplund:
„Finnlands dunkle Wälder und
eiskalte Winter sind für mich
wie ein Spielplatz.”
weniger Wettbewerb gibt. Lebt man in
Modemetropolen wie Paris, London oder
New York, so glaubt man, hinter anderen
herlaufen zu müssen. Hier aber kann
man sein eigenes Universum schaffen
und an seine Vision glauben.
HÄGGKVIST: Ich beginne mit der
Auswahl von Materialien, die man
sonst nicht zusammen sieht. Dinge wie
Rentierhorn und Sterling-Silber in einer
Halskette oder Holz und Kristalle in
einer Abendtasche. Ich nutze Werkstoffe
gerne außerhalb ihres gewohnten
Kontextes.
WAS IST IHRE BISHER
GRÖSSTE LEISTUNG?
ASPLUND: Es ist ein tolles Gefühl, ein
Geschäft aufzumachen – speziell, wenn
sich das nicht wie von selbst ergibt.
Wenn ich ständig nur an Entwürfen
arbeiten würde, brächte ich nie etwas
zustande.
PARIKKA: Die Tatsache, dass ich nach
fünf Jahren mein Geschäft noch habe
und es stetig wächst. Geschäftlich würde
ich nicht da stehen, wo ich jetzt bin,
wenn ich am Anfang nicht buchstäblich
16
Minna Parikka:
„Ich glaube fest daran, dass
Träume Wirklichkeit werden.
Aber man muss sie selbst
verwirklichen.”
von Tür zu Tür gegangen wäre, um
meine Kollektion anzubieten.
HÄGGKVIST: Nach meinem Abschluss
am Istituto Marangoni 2009 gewann
ich im gleichen Jahr den ersten Preis
im Wettbewerb CRYSTALLIZEDTM –
Swarovski Elements. Bis 2010 hatte ich
meine erste Kollektion von Kleidern,
Accessoires und Abendtaschen unter
meiner eigenen Helsinkier Marke „Irene
Mikaela“ entworfen.
WAS FÜR
HERAUSFORDERUNGEN
MUSSTEN SIE ÜBERWINDEN
UND WIE HALF IHNEN
DAS, IHRE VISION IN EIN
GEWINNBRINGENDES
GESCHÄFT UMZUSETZEN?
ASPLUND: Meine größte
Herausforderung ist ohne weiteres das
Geld. Aber das gilt in der Modebranche
für viele. Es ist frustrierend zu wissen,
wie vieles ich mit mehr Geld machen
könnte, aber das hat mich nicht davon
abgehalten zu tun, was ich gerne tue.
Ich habe gelernt, mein Geschäft mit den
mir zur Verfügung stehenden Mitteln
auszubauen.
PARIKKA: Schuhe sind in der Fertigung
das absolut schwierigste Produkt. So
viele Elemente müssen da einfach
perfekt sitzen: Absätze, Sohlen,
Schnallen und Schleifen. Meine Schuhe
werden in Spanien hergestellt, was
auch Herausforderungen mit sich
brachte. In Finnland sind Termintreue
und das Halten von Versprechen
sakrosankt. In Spanien ist man da etwas
„gelassener“. Man muss lernen, wie die
Geschäftspartner arbeiten, und sich mit
ihnen arrangieren.
HÄGGKVIST: Mit Werkstoffen wie Holz
zu arbeiten, ist äußerst anspruchsvoll.
Wende ich mich an einen Schreiner
wegen Hilfe beim Gestalten einer
Abendtasche, schaut er mich in der Regel
an, als wäre ich nicht ganz bei Trost. Er
ist es gewohnt, Gegenstände wie Möbel
zu bauen. Meine Sache ist es dann, ihm
etwas über Mode beizubringen, damit er
meine Vorstellungen umsetzen kann.
WAS IST IHR
ERFOLGSGEHEIMNIS?
ASPLUND: Ich habe eine sehr starke,
furchtlose und dramatische Natur, und
das kommt in meinem Design durch.
Modekreise
G
Irene Mikaela Häggkvist:
„Im Mode-Business zu bestehen,
ist eine mysteriöse Gleichung.“
Außerdem stehe ich gerne auf der
Bühne, was mir bei der Vermarktung
meiner Arbeit und meiner selbst half.
PARIKKA: Mit 15 Jahren las ich einen
Artikel meiner Schwester über den
italienischen Schuh-Designer Andrea
Pfister. Ich war wie vom Blitz getroffen,
denn mir wurde klar, dass ich vom
Schuhe-Gestalten leben könnte.
Ich glaube fest daran, dass Träume
Wirklichkeit werden. Aber man muss
sie selbst verwirklichen. Ich bin fest
entschlossen zu erreichen, was ich will,
und bin bereit, dafür hart zu arbeiten.
HÄGGKVIST: Im Mode-Business zu
bestehen, ist eine mysteriöse Gleichung.
Gefordert sind Perspektive, viel harte
Arbeit und auch pures Glück. Ich habe
versucht, schöne Dinge zu schaffen,
die zugleich brauchbar sind. Sind die
Entwürfe nicht tragbar, kauft sie auch
keiner.
großer Name sein. Auch würde
ich gerne Bücher schreiben,
Musik machen und eine
Perückenserie entwerfen.
PARIKKA: Mein Ziel ist es,
eine bekannte internationale
Schuhmarke für einen
Nischenmarkt aufzubauen. Und
weiterhin Frauen in aller Welt
zu helfen, ihren eigenen Stil von
Grund auf zu entwickeln.
HÄGGKVIST: Sei es Haute
Couture oder Alltagskleidung –
ich hoffe, dass meine Entwürfe
den Ruf haben werden, Schönheit
in den Alltag zu bringen.
Globe Hope stellt Erzeugnisse besonderer Art her.
Ob alte Uniformen oder
ausgediente Heißluftballons: Das Unternehmen
verwandelt Abfall in funktionale, vielseitige
und schöne Produkte zum Anziehen und
zur Verwendung in Heim und Büro.
Das Unternehmen bezieht seine
Ausgangsmaterialien von Firmen und
Haushalten und verspricht, sie in „in etwas
Spannendes umzuarbeiten“. Gibt es aber
auch nicht-wiederverwertbares Material?
Laut Seija Luukkala, Gründerin und
Managerin von Globe Hope, „sind einige
Materialien minderwertig und halten kaum
einen, geschweige denn einen zweiten
Lebenszyklus durch.“
Die neueste Innovation von Globe Hope
ist eine Schultertasche mit Solaraufladung.
Aus alten Segeln und Kfz-Sicherheitsgurten
hergestellt und mit einem PhotovoltaikSystem ausgestattet, ermöglicht sie das
Aufladen von Telefonen, GPS-Geräten,
MP3-Playern, Digitalkameras usw.
Seinem umweltfreundlichen Grundansatz
gemäß stiftet das Unternehmen über
den World Wildlife Fund einen Teil seiner
Einnahmen für den Schutz des Finnischen
Meerbusens.
Alle Produkte werden so nah wie möglich
am Firmensitz in Vihti bei Helsinki gefertigt,
so dass der größte von Globe Hope
hinterlassene Fußabdruck vom amüsanten
und launigen Schuhwerk aus der eigenen
Fertigung stammt.
www.globehope.com
www.anttiasplund.com
www.minnaparikka.com
www.irenemikaela.com
WIE SEHEN SIE DIE
WEITERE ENTWICKLUNG
IHRER MARKEN?
ASPLUND: Ich möchte in allem, von
Alltagskleidung bis Haute Couture, ein
Mit der Solarzellen-Schultertasche von
Globe Hope kann man Handys oder
Kameras unterwegs aufladen.
17
SPIELE • BLICK AUF FINNLAND 2012
18
Spiele sind derzeit in der
Unterhaltungsbranche das Thema Nummer
eins. Unabhängig von Plattform und Typ
sind finnische Unternehmen in diesem
globalen Business an vorderster Front.
TEXT JUHA RUDANKO ALPHABET ANTTI KANGASSALO
S
piele sind jetzt volljährig.
Genau wie die Spieler
selber. In den USA beträgt
das Durchschnittsalter
der Videospieler 37 Jahre,
und fast ein Drittel der
Spieler ist über 50 Jahre alt. Erwachsene
Frauen machen unter den Spielern
einen größeren Anteil aus als Jungen im
Teenageralter.
Mit einem Umsatz, der größer ist als
der Gesamtumsatz mit DVDs und Musik,
sind Spiele in Großbritannien der größte
Sektor der Unterhaltungsindustrie. In
vielen Ländern gibt es mehr Videospieler
als Kinogänger. Echte Renner bringen
mit mehr als einer (1) Milliarde USDollar ebenso viel ein wie monumentale
Hollywood-Filme.
Und die größte Erfolgsstory von
allen ist Angry Birds. Vom finnischen
Medienunternehmen Rovio entwickelt,
wurde Angry Birds zu einem der größten
Phänomene in der Geschichte mobiler
Spiele. Das Spiel schoss sowohl in den
USA als auch in China, wo Rovio kürzlich
ein Büro eröffnete, raketenartig an die
Spitze der Downloads im App Store von
Apple. Für Konsolenspiele wie Max Payne
und Alan Wake von Remedy entschieden
sich Millionen Spieler; neuere und
kleinere finnische Firmen wie Grey Area
mit dem Mobilspiel Shadow Cities setzen
neue Maßstäbe.
Das Spiele-Business ist auf bestem
Wege, zu einem wichtigen Standbein der
finnischen Volkswirtschaft zu werden.
„Unser Erfolg führt in anderen
Unternehmen zur Überlegung: Wenn
die das können, dann wir auch!“,
sagt Rovio-Marketingdirektor Peter
„Mächtiger Adler“ Vesterbacka, der
kürzlich vom Time Magazine als eine
der einflussreichsten Personen der Welt
bezeichnet wurde.
WIE KAM ES DAZU?
Der Blitzstart der finnischen Spieleindustrie in die internationale Szene ging
innerhalb weniger Jahre vor sich. Aber
Experten wissen, dass der Boden bereitet
war. Finnland ist für sein technologisches Know-how weltberühmt, und
der Aufstieg von Nokia in den 1990er
Jahren sicherte eine Spitzenposition in
Mobiltechnologie und Software.
Spiele als kreatives Feld erfordern
mehr als technische Kompetenz. Die
große Mehrheit der Spieleentwickler
begann mit ihren Spielen und Demos
aus purer Begeisterung für das Spielen,
und Leidenschaft bleibt das Hauptmotiv.
KooPee Hiltunen ist Direktor von
Neogames, dem Finnischen Nationalen
Forschungs- und Bildungszentrum für
die Spieleindustrie. Neogames soll ein
geschäftsförderliches Umfeld schaffen
und Unternehmen bei der Suche nach
den richtigen Leuten und Investoren für
Start-ups unterstützen. Laut Hiltunen gilt
es sicherzustellen, dass das kreative Ökosystem auf allen Ebenen gedeiht, und er betont
die Wichtigkeit der Amateurszene. Wenn
Amateure ihrer Passion nachgehen und für
ihre Arbeit bei Veranstaltungen wie Assembly, dem alljährlichen Computer-Festival in
Helsinki, Anerkennung bekommen, macht
man Fortschritte. Auch Rovio entstand bei
einem Assembly-Treffen.
Die ältesten noch aktiven Unternehmen
wurden Mitte der 1990er Jahre gegründet.
Frühe Favoriten wie Habbo Hotel von
Sulake bahnten anderen den Weg.
„Sie stärkten die Überzeugung, dass
wir Erfolgsstorys schaffen können“, sagt
Hiltunen.
Laut Hiltunen und Vesterbacka war die
Kultur ein wichtiger Faktor. Vesterbacka
merkt an, dass die Finnen unter dem
Einfluss der amerikanischen Popularkultur aufgewachsen sind. Hiltunen
stimmt zu, dass die finnischen Spiele
für die Breitenwirkung westlich genug
seien, gleichzeitig aber einen gewissen
nordischen Touch hätten, was sie noch
attraktiver mache.
19
FOTO: TEPPO KOTIRINTA
SPIELE • BLICK AUF FINNLAND 2012
Die Macher von Shadow Cities: Mikko Hämäläinen,
Andreas Karlsson, Ville Vesterinen und Teemu Tuulari
von Grey Area schufen ein innovatives und lukratives
Produkt.
Und als Nächstes?
N
iemand kann den Namen des nächsten
Superhits vorhersagen, doch vielversprechende Kandidaten gibt es schon.
Shadow Cities vom Helsinkier
Start-up Grey Area wurde kürzlich von
der New York Times als die Zukunft des Mobilspielens
gepriesen. Shadow Cities lässt rivalisierende Magierteams um die Herrschaft über eine Stadt kämpfen. Das
Spiel kombiniert Elemente traditioneller Phantasiespiele
mit neuester Mobiltechnologie, denn die Handlung
spielt in der eigenen physischen Umgebung; möglich
wird dies durch die Tracking-Technologie. Shadow
Cities ist auch in seiner Ertragsmethodik innovativ. Das
Spiel kann frei heruntergeladen werden, doch können
die Spieler durch Erwerb von „booster packs“ ihre
magischen Kräfte verbessern.
Trials HD von RedLynx stand weniger im Rampenlicht,
erwies sich jedoch als ein Bestseller. Ursprünglich
ein PC-Spiel, fand es innerhalb weniger Jahre über
eine Million Käufer unter Microsoft-Xbox- Spielern.
Die Spieler können das Spiel direkt an ihren Konsolen
über Xbox Live Arcade kaufen und herunterladen. In
diesem Motorradrennen-Spiel befahren die Spieler
Hindernisbahnen mit steigendem Schwierigkeitsgrad.
Das Spiel ist scheinbar einfach, in Wirklichkeit aber
äußerst schwer zu meistern und lässt einen nicht mehr
los. RedLynx hat auch eine Reihe erfolgreicher Titel für
das iPhone von Apple hervorgebracht.
Das französische Unterhaltungsunternehmen Ubisoft
übernahm RedLynx im letzten November. Ubisoft nennt
das RedLynx-Team Pioniere „außergewöhnlich starker
digitaler Marken, die sich durch ihren hohen Wiederspielwert, Longtail-Umsatz und ihre MultiplattformPositionierung auszeichnen.“
Ein weiteres Unternehmen, das die von neuen
Vertriebswegen gebotenen Chancen nutzt, ist Housemarque. Sein Weltraum-Ballerspiel Super Stardust,
in dem Asteroide zerschossen werden, ist eines der
populärsten Spiele, die im Sony-Playstation-Netz
heruntergeladen werden können. Es ist auch für das
PSP-Handheld erhältlich.
www.greyarealabs.com
www.redlynx.com
www.housemarque.com
20
Die finnische Kultur war für Spiele offen, und Spiele fanden
rasch Akzeptanz als ein Teil der Popularkultur.
AUSSCHAU NACH NEUEN TALENTEN
In Finnland erlebte die Branche Anfang der 2000er Jahre einen
Wachstumsschub. Eine wichtige Anerkennung des Wachstums
auch beim Know-how war die Verlegung der Hauptgeschäftsstelle der European Game Developers Federation nach Helsinki.
Die Spieleindustrie wächst so rasch, dass sie sich intensiv um
Nachwuchstalente bemühen muss. Neogames und die Finnish
Game Developers' Association haben das Programm Gamepro
aufgelegt, das Programmierern und Grafikdesignern die Chance
bietet, konkrete Erfahrungen zur Arbeit für Spieleunternehmen
zu sammeln.
Spiele zu entwickeln ist ein Handwerk, das man durch Machen
erlernt; Erfahrung mit der Entwicklung eigener Spiele ist also für
die, die schließlich professionelle Spieleentwickler werden, von
unschätzbarem Wert. Für die, die im Management arbeiten, ist sie
nicht minder wichtig. Wachstum beginnt an der Basis.
KÜHNHEIT MACHT SICH BEZAHLT
Der Binnenmarkt für Spiele ist klein, doch tatsächlich ist das
ein Vorteil. „Spieleunternehmen zielen direkt auf den globalen
Markt ab“, erläutert Vesterbacka.
Die Art, wie Spiele veröffentlicht und vermarktet werden,
eröffnet einen schnellen Einstieg in den globalen Markt. Ein
paar Enthusiasten können zuhause ein Spiel schaffen und im
App Store oder Android Market ein internationales Publikum
erreichen.
Vesterbacka
DIE SPIELEINDUSTRIE
vergleicht
die finnische
WÄCHST SO RASCH, DASS
Spieleindustrie gerne
SIE SICH INTENSIV UM
mit der schwedischen
NACHWUCHSTALENTE
Musikindustrie, die mit
BEMÜHEN MUSS.
dem ABBA-Phänomen
abhob.
„Es gab keinen zwingenden Grund dafür, dass Schweden in der
Musik so groß herauskam. Aber mit dem Durchbruch von ABBA
entstand um die Gruppe herum eine komplette Infrastruktur,
die es anderen ermöglichte nachzuziehen. Rovio kann für die
Spieleindustrie eine ABBA-Rolle spielen“, sinniert Vesterbacka.
Die Entwicklung von Rovio lehrt uns, welche Bedeutung die
innere Einstellung hat.
„Wir haben gezeigt, dass wir die Besten in der Welt sein können.
Man muss sich hohe Ziele stecken. Vielleicht haben wir nicht die
besten Einzelspieler, aber wir haben das beste Team."
Vesterbacka greift auf einen Vergleich mit dem Sport zurück.
Im Frühjahr 2011 gewann Finnland zum ersten Mal seit 15
Jahren die Eishockey-WM mit einem Team, dem nicht allzu viele
Chancen eingeräumt worden waren.
„Auch wenn man nicht die berühmtesten Spieler hat, kann man
mit einem gut eingespielten Team, das an seine Sache glaubt,
gewinnen.“
Vesterbacka fügt an, dass technische Sachkunde und qualitativ
hochwertige Produkte alleine noch nicht ausreichen.
„Man muss auch etwas dreist sein.
Letzten Sommer kündigten wir als Ziel
100 Millionen Downloads von Angry
Birds an. Niemand glaubte uns. Aber
es geschah schneller, als selbst ich es
geglaubt hätte!“
Angry Birds ist auf verschiedenen
Plattformen über 500 Millionen Mal
heruntergeladen worden. Rovio plant
für 2012 einen Börsengang.
GIBT ES GRENZEN?
Hiltunen sagt, es gebe vielleicht Grenzen
für das Größenwachstum der Industrie,
soweit es die Spiele selber betreffe. Sieht
man letztere jedoch als Teil einer größeren Unterhaltungsdimension, ergibt sich
ein anderes Bild.
„Wie groß ist Disney?“, fragt Hiltunen.
„Sieht man in Spielen die Schaffung von
Unterhaltungs-Warenzeichen, so sind
die Grenzen die Grenzen von Disney
bzw. es gibt gar keine.“
Rovio sieht jedenfalls keine Grenzen
für das Erreichbare. Zusätzlich zur Ausdehnung auf alle Plattformen hat Rovio
die Angry Birds zu einer Marke gemacht.
Ziel ist es, mit Angry Birds die erste
Unterhaltungsmarke der Geschichte zu
werden, die über eine Milliarde aktiver
Fans hat.
„Mehr Spiele, Bücher, Comics, Filme,
Lebensmittel, ein Vergnügungspark“,
nennt Vesterbacka einige der Begleitprodukte und Projekte, an denen das
Unternehmen arbeitet. Auch er verweist
auf Disney.
„Wir möchten mehr Disney gleichen
und weniger Electronic Arts, das ein
eher traditionelles Spieleunternehmen
ist. Es gibt keinen Grund, warum ein
auf Spielen basierendes EntertainmentLabel nicht größer werden kann als
Disney.“
Vesterbacka jedenfalls ist optimistisch
und meint, dass Rovio schon 2012
in China zur führenden Marke der
Unterhaltungsbranche aufsteigen
könnte. Zuversicht ist ansteckend, denn
andere denken ebenfalls in größeren
Dimensionen. Hiltunen glaubt, dass
ES GIBT KEINEN GRUND,
WARUM EIN AUF
SPIELEN BASIERENDES
ENTERTAINMENT
LABEL
NICHT GRÖSSER WERDEN
KANN ALS DISNEY.
Spiele die gesamte Unterhaltungsindustrie inspirieren können. Mit anderen
Worten: Dank der Spiele kann die
finnische Unterhaltungsindustrie zu
neuen Grenzen vorstoßen.
In der Spielebranche wurden bereits
neue Dimensionen erschlossen.
„Wir machten dasselbe wie Nintendo
Wii, nur im größeren Maßstab: Wir
haben den Markt für Menschen erschlossen, die zum ersten Mal spielen“, sagt
Vesterbacka.
Waren die Spieler früher zur Steuerung
auf Knöpfe und Joysticks angewiesen, so
ließ Wii uns die Spiele mit unseren Hän-
den und Füßen steuern. Shadow Cities
von Grey Area führt unter Umständen
einen Paradigmenwechsel ähnlichen
Ausmaßes herbei, denn durch Nutzung
der Ortungsfunktion von Smartphones
macht dieses Spiel die physische Umgebung des Spielers zur Spielumgebung.
Vesterbacka sagte, die Spieleindustrie
müsse ein neues „Nokia“ werden, und
warum sollte dieses Ziel nicht erreichbar
sein? Um Nokia herum entstand ein
industrieller Cluster mit Komponentenherstellern und Softwareschmieden.
Die Spieleindustrie schafft jetzt einen
eigenen Cluster. Finnische Unternehmen zeigten, dass sie sich von kleinen
Anfängen zu globalen Schwergewichten
entwickeln können.
„Nicht jedes Spiel muss zu einem Hit
werden, auch kleinere Erfolge tragen
zum großen Gesamterfolg bei. Selbst
nach Fehlschlägen bleibt das erarbeitete
Know-how bestehen und kann die
Grundlage für neue Erfolgsstorys
bilden“, meint Vesterbacka.
Es ist eine spannende Zeit für Spiele.
Abzuwarten bleibt, was eines Tages
die Kids kreieren, die jetzt Spiele zum
ersten Mal auf ihren Smartphones und
Konsolen entdecken.
www.hermia.fi/neogames
www.egdf.eu
www.rovio.com
www.remedygames.com
www.sulake.com
21
ARCHIPEL • BLICK AUF FINNLAND 2012
Ein Meer von Inseln
E
ines der bestgehüteten
Geheimnisse Finnlands
ist der finnische
Archipel, versteckt im
Südwesten zwischen
dem Festland und den
Åland-Inseln. Der weltgrößte Archipel bietet
unberührte Meeresnatur mit zehntausenden
Schären, die den ersten Meeres-Nationalpark
Europas, einen PAN-Park (Protected Area
Network), bilden. Die Initiative will den
Naturschutz durch nachhaltigen Tourismus
verbessern.
Nopsa Travels, ein von Liisa Jokinen,
Mitbegründerin des Street-Style-Blogs
Hel Looks, und Ulla-Maaria Engeström,
Gründerin von Thinglink, ins Leben gerufenes
virtuelles Reisebüro, empfiehlt hier als
Reiseart das „Schären-Springen“ per Boot.
Zwar kann man bei Nopsa Travels nicht wie
bei einem herkömmlichen Reisebüro buchen,
doch bietet es auf seiner Website viele
Anregungen für „lokales langsames Reisen“
samt interessanten Insider-Tipps.
www.nopsatravels.fi
TEXT KATJA PANTZAR
FOTO HELSINKI CITY TOURIST
& CONVENTION BUREAU /
ESKO JÄMSÄ
22
23
WETTER • BLICK AUF FINNLAND 2012
B
ei einer Winterdauer
von sechs Monaten ist
Finnland von einem
effektiven Schnee- und
Eismanagement
abhängig. Gefordert
sind stete Bereitschaft,
reibungslose Kooperation und exakte
Koordination von Wetterdaten, Knowhow und Ausrüstung.
Als Anfang 2011 viele europäische
und amerikanische Flughäfen durch
Schneestürme lahmgelegt waren, lief
der Flughafenbetrieb in Helsinki normal
weiter; das supereffiziente „Snow-how“
erregte damals in den internationalen
Medien viel Aufmerksamkeit.
rund um die Uhr abrufbereit. Und was
„Wir hatten Besucher von vielen
am wichtigsten ist, wir arbeiten mit
Flughäfen, die sehen wollten, wie
allen zuständigen Stellen zusammen.“
wir das in den Griff bekommen“, sagt
Letztes Jahr richtete Finavia für rund
Heini Noronen-Juhola, Vice President
70 Vertreter europäischer Flughafendes nationalen Flughafenbetreibers
betreiber das erste
Finavia. Nach ihren
Snow-How-Seminar
Worten ist eigentlich
„DIE WETTER
aus; dargestellt wurde
alles einfach: „Wir
VORHERSAGE IST EIN ein breites Spektrum
haben spezielles
Schneeräum- und
SCHLÜSSELELEMENT von Verfahren zur
Aufrechterhaltung
Enteisungsgerät für
VON SNOW
HOW.“
des Flughafenbetriebs
Flughäfen, u. a. gerade
unter schwierigen
für die Start- und
Winterbedingungen. Noronen-Juhola
Landebahnen. Fachkundiges und gut
ausgebildetes Personal arbeitet in Teams, zufolge waren die Teilnehmer am
stärksten von der nahtlosen Kooperation
in der Regel mit einem Fahrzeug oder
der Winterdienstteams und der FlugsiRäumgerät pro Person. Die Teams sind
KLIMAWANDEL UND IMMER HÄUFIGERE EXTREME WETTERLAGEN STEIGERN WELTWEIT
DIE NACHFRAGE NACH BESSERER METEOROLOGISCHER TECHNIK UND KOMPETENZ.
TEXT WIF STENGER FOTO VISITFINLAND.COM ILLUSTRATION ANTTI KANGASSALO
WILLKOMMEN,
WINTER!
24
cherung sowie davon beeindruckt, dass
Starts und Landungen auch während des
Schneeräumens normal weitergehen. Die
Fluglotsen leiten nicht nur die Flugzeuge,
sondern auch die Schneepflüge, um die
Zeitpläne exakt abzustimmen.
Dem Wetter gilt die unablässige
Aufmerksamkeit des Finnischen Meteorologischen Instituts (FMI) und von Vaisala,
einem in Umweltmesstechnologien
weltweit führenden Unternehmen.
„Die Wettervorhersage ist ein Schlüsselelement von Snow-how", sagt NoronenJuhola. „Im Rahmen einer Absprache
versorgt FMI alle Finavia-Flughäfen mit
Wetterinformationen. Und mit VaisalaGerät erfassen wir die Wetterdaten und
deren Entwicklung. Genaue und zuverlässige Wetterangaben sind der Schlüssel
zu einem sicheren Betrieb aller unserer
Flughäfen.“
Tatsächlich kommen in Finnland bei
Wettermessungen und -beobachtungen,
Datenerfassung und -übertragung meist
Instrumente von Vaisala zum Einsatz.
„Im Straßennetz arbeiten 450 StraßenWetterstationen, mit deren Hilfe die lokalen
Behörden über den Einsatz von Schneepflügen und Streumaschinen und über
Warnhinweise für Autofahrer entscheiden“,
sagt Kai Konola, bei Vaisala Executive Vice
President für den Bereich Wetter.
In einem Land mit im Winter vereisenden Häfen ist die winterliche Schifffahrt
ein großes Thema. Eisbrecher, aber auch
eisverstärkte Schiffe und der Eis-Infodienst
von FMI ermöglichen das Befahren
der vereisten See. Den Schiffen werden
Echtzeit-Eiskarten, die auf Satellitenbildern, Radarbildern und Beobachtungen
von Küstenstationen basieren, übermittelt.
Die staatliche Reederei Arena Shipping
hält mit ihren fünf konventionellen und
drei Mehrzweck-Eisbrechern, darunter ein
Ölsammelschiff, die Fahrwasser frei.
WEG MIT
DEM SCHNEE!
MINUTENSCHNELLES SCHNEERÄUMEN
AUF STRASSEN, START UND LANDEBAHNEN?
S
KEIN PROBLEM!
chneestürme verursachen in
Kuopio kein Chaos. Die größte
ostfinnische Stadt verfügt über
drei Schneelader der Marke Arctic
Machine, die in nur einer Minute einen Lkw
mit fast 30 m³ Schnee beladen können.
Zusammen räumen sie innerhalb einer
Stunde 12 Lkw-Ladungen Schnee von den
Straßen.
Die harschen Winter der letzten Jahre
ließen die „Wunderlader“ zu einem Exporthit
werden, vor allem in Skandinavien, im
Baltikum, in Russland und den anderen
GUS-Staaten.
„Wegen der immer größeren anfallenden
Schneemassen halten die Stadtverwaltungen natürlich Ausschau nach wirksameren
Lösungen“, sagt Juha Jääskelä, Geschäftsführer des Familienunternehmens Arctic
Machine in Suonenjoki bei Kuopio. Jääskelä
zitiert Studien, nach denen bei der städtischen Schneeräumung Kosteneinsparungen
von mehr als 60 Prozent erzielt wurden.
„Seit wir um 2000 den Schneelader
einführten, hat sich der Verkauf günstig
entwickelt“, sagt Jääskelä mit Untertreibung,
denn der Umsatz stieg bis 2011 um das
Drei- bis Vierfache.
Eine erfreuliche Steigerung im internationalen Umsatz erlebte auch Vammas PSB,
ein finnischer Flughafen-Schneeräumer,
bei dem Pflug, Kehrgerät und Fräse in einer
Maschine vereint sind. Rund 450 Maschinen
neuester Bauart sind weltweit im Einsatz,
100 davon in Nordamerika.
Diese Mehrzweckmaschinen sparen Zeit,
Personal und Kosten, denn große Flotten
von Maschinen mit nur einer Funktion werden unnötig. Eine PSB-Maschine reinigt drei
Kilometer einer Piste komplett innerhalb
von 10 Minuten; Hochdruckschleudern
entfernen selbst die letzten hartnäckigen
Schneeklumpen von der Pistendecke und
-befeuerung.
Maximal 21 m lang und 8 m breit, wirken
die Maschinen plump, doch sind sie „einfach
anzuwenden, extrem leise und – im Automatikbetrieb – wie ein Pkw zu fahren“, urteilt
Veikko Möttönen, Direktor internationaler
Vertrieb bei Fortbrand Services, dem Inhaber
der Marke Vammas.
www.arcticmachine.fi
www.fortbrand.com
www.finavia.fi
www.arctia.fi
25
WETTER • BLICK AUF FINNLAND 2012
UP
UP, AND AWAY
RADIOSONDEN UNTERSTÜTZEN DIE VORHERSAGE VON SCHNEESTÜRMEN
UND LIEFERN DATEN ÜBER BEVORSTEHENDE WIRBELSTÜRME.
V
TEXT WIF STENGER FOTO JUKKA MALE ILLUSTRATIONEN ANTTI KANGASSALO
aisala ist der weltweit
führende Hersteller
von Radiosonden,
die von Wetterdiensten in mehr
als 140 Ländern für
Messungen in den
oberen Luftschichten eingesetzt werden.
Die leichtgewichtigen Instrumentensätze
erfassen Angaben zu Temperatur, Druck,
Feuchte, Windgeschwindigkeit und
-richtung.
Der größte Absatzmarkt von Vaisala sind
die USA, die immer wieder von tropischen
und atlantischen Wirbelstürmen betroffen sind.
„Die Abwurfsonde von Vaisala ist eines
der besten Mittel zur Erfassung dieser
wichtigen Prognosedaten“, sagt Kai
Konola, Executive Vice President für
den Bereich Wetter. „Die Sonden werden
von speziellen Flugzeugen, die über oder
26
durch einen Hurrikan fliegen, in das
Auge oder die Augenwand des Sturms
und darum herum abgeworfen.
Letztes Jahr lieferte Vaisala in
Partnerschaft mit der World Meteorological Organisation ein Blitzdaten- und
Hurrikan-Beobachtungssystem an Haiti,
nachdem ein Erdbeben die Infrastruktur
des Landes zerstört hatte.
Seit 2010 unterstützt Vaisala die von
Stürmen bedrohte spanische Region
Galicien bei der Errichtung eines
Sturmwarnsystems für Bewohner und
wettersensible Industriebetriebe.
„Das Frühwarnsystem besteht aus
Wetterstationen, Niederschlagsmessern,
Wetterradar, Blitzdetektoren und
Atmosphärensondierungssystem“,
erklärt Konola.
www.vaisala.com
DIE ABWURFSON
DE EIGNET SICH OP
TIMAL ZUR ERFAS
SUNG WICHTIGER
PROGNOSEDATEN.
Stardust
und Solarwinde
D
gen. SOHO, eine weitere NASA-ESA-Sonde,
ie meisten nationalen Wetterdienste
ist mit einem Instrument zur Erfassung
machen Prognosen; das Finnische
der Sonnenwindverteilung und Erstellung
Meteorologische Institut ist auch
10-tägiger Wettervorhersagen ausgerüstet.
in der Raumforschung aktiv und erkundet
Wegen seiner Fachkunde hinsichtlich
technisches Neuland.
extremer Wettererscheinungen und seines
„Wir sind der erste nationale Wetterdienst,
umfassenden Wetterradarnetzes ist das Insder Echtzeit-SMS-Nachrichten über Regentitut ein gefragter globaler und galaktischer
fälle versendet", sagt Ari-Matti Harri, bei FMI
Partner. Bei Verfahren und Anwendungen
Forschungsleiter Radar- und Raumtechnoder Radarmessung liegt FMI seit langem mit
logie. Seit 2007 liefert das Helsinki Testbed,
an der Spitze.
ein dichtes Netz von Wetterstationen, präzise
„Unsere Radarfachleute haben UniversiEchtzeit-Daten.
tätsabschlüsse in Radarmeteorologie oder
Das Renommee des FMI basiert u. a. auf
-technologie“, betont Harri,
dem erwähnten Projekt.
„und unser Team ist bei
Das Helsinki Testbed ist ein „FUNKTIONIERT
EINE FERNER
der Entwicklung neuer
wesentliches Werkzeug
Anwendungen sowie
im Vorhaben Global
KUNDUNGS
operativer Methoden zur
Precipitation Measurement,
METHODE HIER
Qualitätsüberwachung und
einer Kooperation mit
GUT, TUT SIE ES
Korrektur von Messfehlern
der amerikanischen WeltWAHRSCHEINLICH sehr aktiv.“
raumagentur NASA und
ihrem europäischen PenAUCH WELTWEIT.“ Finnland eignet sich ideal
für Tests zur Anwendbarkeit
dant ESA, beide FMI-Partner
von Radar- und Satellitendaten.
bereits seit den 1980er Jahren. FMI wurde
„Starker Schneefall und Vereisung
wegen seiner Kompetenz in der Schnee-,
infolge unterkühlten Regens gehören zum
Schneeregen- und Graupelforschung
finnischen Winter. Schnee und Regen
hinzugezogen.
sind im Radarstrahl in großen Höhen
Die NASA setzt auch auf dem Raumschiff
selbst im Sommer vorhanden, was die
Stardust FMI-Instrumente zum Sammeln
Quantifizierungs- und Abrufmethoden
von Staubproben ein, um so Licht in die
wesentlich erschwert. Die kalten dunklen
Geschichte unseres Sonnensystems zu brinWinternächte bedeuten für die
Fernerkundung mit Satelliten
ganz spezielle Herausforderungen. Funktioniert eine
Fernerkundungsmethode hier
gut, so tut sie es wahrscheinlich
auch weltweit.“
www.ilmatieteenlaitos.fi
Vermeidung
von Weltraummüll
E
in an der Aalto-Universität in
Espoo durchgeführtes Satellitenprojekt kann dazu beitragen, den
stetig zunehmenden Weltraummüll zu
verringern.
„Finnische Institute und Unternehmen
bauen seit 25 Jahren Komponenten für
fast 90 Satellitenmissionen“, sagt Projektkoordinator Jaan Praks. Der 4 kg schwere
Aalto-1 ist jedoch der erste komplett in
finnischer Regie gebaute und gesteuerte
Satellit.
Tragen die meisten Universitätssatelliten
nur ein Instrument, so ist dieses Projekt
mit drei Instrumenten, darunter das vom
Technischen Forschungszentrum von Finnland (VTT) gebaute kleinste bildgebende
Spektrometer der Welt, ehrgeiziger.
Der für die Weltraumindustrie
interessanteste Aspekt ist jedoch die vom
Finnischen Meteorologischen Institut
entwickelte Plasmabremse des Aalto-1.
Entsprechend programmiert, stößt die
Bremse einen ausgedienten Satelliten
aus der Umlaufbahn. „Beim Wiedereintritt
verbrennt der Satellit dann zu Asche“,
erklärt Praks.
Die Arbeit am Prototyp läuft, der Bau
beginnt später in diesem Jahr, der Start ist
für 2013 vorgesehen.
„Der zeitaufwändigste Teil beim
Satellitenbau ist das Testen“, sagt Praks.
„Soll der Satellit im Weltraum, wo er für
Reparaturen nicht mehr zugänglich ist,
funktionieren, so muss alles durchgetestet
werden.“
www.aalto.fi
27
START-UPS • BLICK AUF FINNLAND 2012
HERANBILDUNG
VON UNTERNEHMERN
DER ZUKUNFT
VIELE FINNISCHE WIRTSCHAFTSSTUDENTEN ZIEHEN EINER
FIRMENKARRIERE EINE EIGENE UNTERNEHMENSGRÜNDUNG VOR.
UNABHÄNGIG VON IHRER WAHL ERHALTEN SIE EINE ADÄQUATE
AUSBILDUNG FÜR DIE GESCHÄFTSWELT VON HEUTE.
E
TEXT TIM BIRD GEWERBEDORFABSCHNITT RANDEL WELLS FOTOS ANTTI KANGASSALO
in neues Beispiel bereits
in der Primarstufe ist
das „Gewerbedorf“.
In einem Rollenspiel
wählen Fünft- und
Sechstklässler Berufe,
arbeiten, beziehen
Löhne sowie kaufen
und verkaufen Produkte und Dienstleistungen.
„Wir möchten den Schülern einen Einblick
ins Erwerbsleben geben und die Welt der
Arbeit transparenter machen“, erläutert
Tomi Alakoski, Geschäftsführer des
Gewerbedorfs.
Solch ein Gewerbedorf kann überall
eingerichtet werden, echte Unternehmen
sind ebenfalls beteiligt. Die Lehrer
bekommen eine eintägige Einführung und
für die Schüler einen 10-Lektionen-Plan mit
Bewerbungen und Einstellungsgesprächen.
„Die Idee kam bei den Schülern gut an“,
sagt Juhani Rämö, der an der Gesamtschule
Käpylä in Helsinki unterrichtet. „Es ist auf
jeden Fall nützlich, wenn die Schüler, anstatt
in der Klasse zu sitzen, zum Lernen mal eine
andere Umgebung sehen.“
Gesamtschullehrer
Juhani Rämö:
Neue Ideen für
aufnahmefähige Kinder.
28
ERFAHRUNGEN TEILEN
Das Programm Junior Achievement –Young
Enterprise Finland (JA–YE) steht Schülern
offen, die eine Unternehmerlaufbahn ins
Auge fassen. In den JA–YE-Programmen geben
Vertreter der Wirtschaft ihre Erfahrungen
an Auszubildende weiter; hierzu zeigen sie,
wie man Wohlstand schafft und managt und
auch, wie Unternehmen zum Gemeinwesen
beitragen können.
Aber selbst die besten Programme sind
nur so gut wie die Lehrer, von denen sie
umgesetzt werden. Im von der Stadt Seinäjoki
ausgerichteten OPE-TET-Programm bzw.
der „Lehrereinführung in die Berufswelt“
verbringen Lehrer ein paar Tage in einem
Unternehmen oder einer Organisation. Sie
nutzen ihre Erfahrungen, um die Schüler zu
motivieren.
Wer den Sprung ins Unternehmertum
gewagt hat, kann den Jungunternehmerpreis
Timangi erlangen. Das Ministerium für
Arbeit und Wirtschaft vergibt diese Auszeichnung, deren höchste Stufe mit 50.000 Euro
dotiert ist, an junge Geschäftsleute zwischen
18 und 32.
„Timangi war für uns sehr bedeutend“, sagt
Jaakko Alasaarela, Preisträger 2010 und
Geschäftsführer der Internet-Daten erfassenden und aufbereitenden Firma ZEF Solutions.
„Der Preis vermittelte uns Zuversicht und den
Willen, noch härter zur Verwirklichung unserer Ziele und Träume zu arbeiten. Wettbewerb
gehört zum Unternehmerleben.”
Diese Worte gibt Alasaarela jungen Unternehmensgründern mit auf den Weg:
„Sei immer sorgfältig und ehrlich. Was du
auch tust, tu es mit vollem Einsatz. Suche dir
Mentoren, Rollenmodelle und lies Lebensgeschichten. Engagiere für Extraaufgaben
nur Leute, die besser sind als du. Finde die
Stärken eines jeden Mitarbeiters heraus. Sei
nachsichtig. Und bedenke, dass du alleine
nicht viel schaffst.“
29
START-UPS • BLICK AUF FINNLAND 2012
GETEILTE
in in den Medien, nicht zuletzt in einem gut
platzierten Artikel der New York Times, viel
beachtetes Start-up lässt mit Recht vermuten, dass die Menschen ihre Routinearbeit gerne an
andere abgeben. Bei Microtask stellt man erfreut
fest, dass „einfache und wiederkehrende Routinen
Leute, die Wichtigeres zu tun haben, frustrieren.“
Und so funktioniert das System: Der Kunde schickt
ein umfangreiches Schriftstück oder einen Textverarbeitungsauftrag an Microtask. Mit einer proprietären
Software zerlegt Microtask den Auftrag in kleinere
Aufgaben. Diese kleineren Aufgaben werden in die
ganze Welt an „Microworker“ zur Telebearbeitung
verschickt. Die zurückgesandten fertig bearbeiteten
Teile werden dann wieder zu einem kompletten
Ganzen zusammengesetzt.
„In der Praxis machen wir Textverarbeitung und
-erkennung, doch funktionieren die Lösungen auch
anderweitig“, erklärt Geschäftsführer Ville Miettinen.
„Unser Schwerpunkt ist in den USA, weshalb wir
englischsprachige Mitarbeiter brauchen. Kleine und
einfache Aufgaben vergeben wir zum Beispiel an
Telearbeiter in Südostasien, Indien, Pakistan und
China. Da wir nicht ortsgebunden sind, können wir
die Aufgaben über das Internet weltweit verteilen.”
Microtask erreicht dieses weltweite MillionenTeam über verteilte Anbieter von Arbeitskräften.
Microtask betreibt auch gemeinsam mit der Finnischen Nationalbibliothek ein Projekt, das die OnlineSuche in den Bibliotheksarchiven ermöglichen soll.
„In diesem Fall sind 85.000 ehrenamtlich arbeitende Finnen beteiligt, die helfen, jede in Finnland
jemals gedruckte Zeitung online zugänglich zu
machen“, sagt Miettinen. „Dieser spezielle Texterkennungsjob wäre allein mit der vorhandenen Software
nicht ausführbar.“
www.microtask.com
30
ILLUSTRATIONEN: HARRY SEPPÄLÄ
E
LAST
INSPIRIERENDE TREFFEN
ausgewählter Teams unter dem
Dach der „Garage“ das führende
Die Verknüpfung von Bildungsnordeuropäische Programm zur
system und Arbeitswelt ist stark.
An der Fachhochschule Jyväskylä Startbeschleunigung.
„Die Start-up Sauna hieß ursprüngspornt die „Teamakademie“
lich Bootcamp. Zunächst betreute sie
vom Leistungszentrum für
nur Start-ups in Helsinki, doch bald
Unternehmertum die Studenten
schon wurde klar, dass das Geschäftsan, eigene genossenschaftliche
volumen für das Programm nicht
Unternehmen aufzubauen.
ausreichte. Außerdem meldeten sich
Neben der auf Hochschulebene
bei uns viele internationale Teams,
aktiven Teamakademie der FH
vor allem aus Russland. Wenn die
Jyväskylä gibt es in Finnland
Teams jetzt graduieren, organisieren
noch drei Teamakademien auf
sie regelmäßige Ehemaligentreffen
Sekundarstufenebene. Rund 200
wie jede andere Schulklasse.”
Studenten sind Mitglied in elf
„Den Teams zufolge ist das
Teambetrieben. Fast 40 Prozent
der Studenten gründen innerhalb Programm ausschlaggebend, um
ihr Geschäft auf die nächste Stufe
von zwei Jahren nach ihrem Studienabschluss ein Unternehmen. anzuheben. Nach zwei Jahren läuft
bei uns jetzt die vierte Start-up
In Helsinki betreibt die privat
Sauna. Sie ist ein wertvoller Teil des
finanzierte Aaltoes, die Aalto
unternehmerischen Ökosystems in
Entrepreneurship Society an
Finnland.“
der Aalto-Universität, eine
Seit einiger Zeit fällt Gaudet auf,
„Venture Garage“ und ein Startdass die Begeisterung für Unternehup-Ökosystem, deren Prinzipien
mertum zunimmt
Tätigkeit an der
und das hierarchiBasis, Einzelinitiasche Modell der
tive und schlanke
„WAS DU AUCH
Großunternehmen
Verfahren lauten.
TUST, TU ES MIT
an Beliebtheit
Die Garage hat
VOLLEM EINSATZ.
verliert.
ihren Sitz in der
FINDE DIE STÄRKEN
„Vor 2009 gab
Technischen
EINES JEDEN
es an finnischen
Aalto-Universität
MITARBEITERS
Universitäten
in Espoo. Aaltoes
keine Klubs für
richtet Treffen
HERAUS. SEI
Unternehmertum.
aus, auf denen
NACHSICHTIG.
die im StartBEDENKE, DASS DU Aaltoes war der
up-Ökosystem
ALLEINE NICHT VIEL erste und seither
haben fast alle
Engagierten in
SCHAFFST.“
größeren Universieinem infortäten solche Klubs
mellen Rahmen
geschaffen.“
Erfahrungen
„Früher machte man seine gesamte
austauschen können.
Karriere in einer großen Firma.
„Wir stehen allen offen“,
Von der jetzigen Generation fügen
sagt Natalie Gaudet, die in
sich nicht alle in dieses Schema
der Garage arbeitet. „Man
ein. Und einen Job zu finden ist
braucht nur Begeisterung für
schwierig. Die Studenten möchten
Unternehmertum und Start-ups
daher ihren Berufsweg in die eigene
mitzubringen.“
Hand nehmen und sich selber etwas
FLIEGENDER START
aufbauen.“
Gaudet betreibt als einen Ableger
BESSERES FÜHREN
der Garage auch eine Start-up
Sauna. Laut Eigenbeschreibung ist Trotz dieses Wandels lässt die
die Start-up Sauna mit SchulungsBeliebtheit von Aalto EE, des Fachsitzungen und Intensivkursen
bereichs Managerschulung an der
www.yrityskyla.fi
www.nuoriyrittajyys.fi
www.tiimiakatemia.fi
http://aaltoes.com
www.aaltoee.fi
www.start-upcenter.fi
FOTO: ISTOCKPHOTO
SPORT
MIT SPASS!
„M
an braucht
einen starken
Antrieb und
einen Kopf mit so vielen
Ideen, dass er stets kurz vor
dem Platzen ist.“
So rät Sami Kuusela,
Kreativdirektor und
Mitbegründer von Sofanatics,
einem „virtuellen OnlineStadion für Sportfans sowie
spielbegleitenden Chat-Center
für Fans in aller Welt“, wie
in Wired Magazine in einer
Auflistung „heißer“ Start-ups
nachzulesen ist. Fans von
Fußball und anderen Sportarten können online in einer
virtuellen Kneipe chatten und
scherzen.
„Man braucht viel Ausdauer,
um jeden Tag an seinem
Computer zu sitzen und
monotone Dinge zu tun, weil
man sich keine Hilfskräfte
leisten kann“, fährt er fort.
„Man muss sein Umfeld,
also Kollegen, Investoren und
Medien, von seiner Vision
überzeugen. Gleichzeitig
muss man sehr aufnahmebereit sein und auf seine
Mitmenschen hören, die oft
besser Bescheid wissen. Denn
gerade sie sind dann auch die
ersten User, die einen neuen
Dienst nutzen. Und man
braucht keine Angst zu haben:
Niemand weiß, ob der Erfolg
sich einstellt oder nicht.“
Kuusela zufolge liegt der
Reiz von Sofanatics darin,
dass „wir ein echtes Problem
lösen: Wer schaut schon
gerne alleine Sport? Millionen
und Abermillionen Sportfans
wissen das.“
www.sofanatics.com
FOTO: SOFANATICS
Aalto-Universität, vermuten, dass viele weiterhin
an einer Managerkarriere interessiert sind.
„Wir möchten durch bessere Führung eine
bessere Welt aufbauen“, sagt Vizedekan Pekka
Mattila. „Die Mittel hierzu sind hervorragende
Entwicklungserfahrungen und Ergebnisse auf
individueller und übergeordneter Ebene. Dies
fördert erfolgreiche und sinnvolle Managementkarrieren und ist auch für leistungsstarke und
gesunde Organisationen und deren Betriebskultur
nützlich. Zur Erfüllung unseres Auftrags stellen
wir anspruchsvolle Entwicklungsprogramme
für Manager und Fachleute in Europa und AsienPazifik bereit.“
Die Zentren von Aalto EE in Helsinki und
Singapur sowie die Aktivitäten in Korea, Taiwan,
China und Polen bieten eine internationale
Perspektive und Chancen für Partner, Fakultäten
und Studenten. Von rund 3.900 internationalen
Business Schools haben nur 50 die angesehene
Triple Crown Akkreditierung. „Wir sind glücklich
dazuzugehören.“
Gleich ob die Studenten in ein etabliertes Unternehmen eintreten oder sich selbstständig machen
wollen, die von Aalto EE gelehrten Führungsqualitäten bieten eine solide Ausgangsbasis.
„Führungsqualitäten können gelehrt und erlernt
werden, aber für die Umsetzung und Aufarbeitung
braucht man einen echten Managementkontext.
Der wesentlichste Erfolgsfaktor ist interessanterweise, wie schnell wir Fehler verarbeiten und wie
gut wir auf andere und auf Feedback eingehen.“
Laut Mattila ist die Präsenz von Aalto EE in Korea
eine Erfolgsstory.
„Wir sind dort seit 16 Jahren präsent und haben
einige der hellsten Köpfe in der aufblühenden
asiatischen Wirtschaft ausgebildet. Jahraus,
jahrein laufen zahlreiche Parallelprogramme, und
schon bald werden wir über 4.000 koreanische
‚Ehemalige‘ haben.“
„Gerade jetzt haben wir die einmalige Chance,
eine Art wirklich globaler Führung auf den Weg
zu bringen. Es gilt, unsere guten Verkehrsverbindungen nach Asien zu nutzen. Mangelndes
Markenbewusstsein und der falsche Mythos von
Finnland als einem weit entlegenen Land sind die
Hauptherausforderungen.“
31
OHREN-LICHT • BLICK AUF FINNLAND 2012
EIN
LICHT
AUFSETZEN
32
NOCH NIE WAR DIE ABWEHR DER WINTERDEPRESSION SO LEICHT.
EINFACH FÜR EIN PAAR MINUTEN EIN HEADSET AUFSETZEN.
F
TEXT ROGER NORUM FOTO STUDIO P.S.V. / ONNI KINNUNEN
ür viele steht „Winter“ für schlecht geschlafene
Nächte und ineffektive Tage mit schlechter
Stimmung und übermäßigem Essen. Die Winterdepression (SAD) ist eine schwere Störung,
die besonders in den nördlichen Breiten auftritt:
Bis zu 40 Prozent der Finnen zeigen Symptome.
Verursacht wird die Störung, wenn das Gehirn
infolge des Lichtmangels auf das Gemüt schlagende Hormone
produziert.
Die Lichttherapie ist eine bekannte Behandlungsform für SAD.
Valkee, ein Unternehmen aus Oulu, hat aufgrund neurologischer
Erkenntnisse ein neues Gerät zur Behandlung der Winterdepression entwickelt. Das Valkee Licht-Headset ist ein kleines iPodartiges Gerät, das vollspektrales LED-Licht durch den Gehörgang
direkt in die lichtempfindlichen Regionen des Gehirns überträgt
und so die Effekte natürlichen Lichts simuliert.
Die Lichteinwirkung veranlasst das Gehirn, „die Ausschüttung
verschiedener ‚Wohlfühl‘-Neurotransmitter wie Serotonin
und Dopamin zu steigern“, sagt Valkee-Geschäftsführer Juuso
Nissilä. Während Lampen mit hellem Licht nur jedem zweiten
SAD-Patienten Erleichterung brachten, ergaben die klinischen
Tests mit dem Headset von Valkee bei 90 Prozent der Patienten
nach vier Wochen mit einer Tagesdosis von 8 bis 12 Minuten
eine völlige Besserung.
Mittlerweile nutzen
VOLLSPEKTRALES
Tausende Finnen das
LED
LICHT DURCH
Headset, das bereits
mehrere Jahre an
DEN GEHÖRGANG
der Universität Oulu
SIMULIERT DIE
fachübergreifend
EFFEKTE NATÜRLICHEN neurobiologisch,
LICHTS.
psychiatrisch und
hirnbiologisch
erforscht worden ist. Dabei wurde nachgewiesen, dass Menschen
auch außerhalb des visuellen Systems lichtempfindlich sind.
„Die Studie zeigt, dass wir in den Hirnzellen lichtempfindliche
Proteine haben, die bei direkter Einwirkung auf Licht reagieren
können. Die Ergebnisse sind ermutigend, speziell für die
Lichttherapie mit Lichteinwirkung über den Gehörgang direkt
auf Hirngewebe“, sagt Professor Seppo Saarela, Direktor des
Fachbereichs Biologie und Leiter der Tests in Oulu.
In Valkee haben namhafte Business Angels investiert, darunter
Esther Dyson, bekannt durch ihre Förderung von IT-Start-ups,
und Anssi Vanjoki, ehemaliger Chef von Nokia. In der weiteren
Forschung und Entwicklung soll der Frage nachgegangen
werden, ob das Gerät bei Beschwerden wie Jetlag, Migräne und
anderen Schlaf- und Biorhythmus-Problemen hilfreich ist.
Neues Licht
für Krebspatienten
EINE AN DER UNIVERSITÄT HELSINKI
ENTWICKELTE THERAPIE BRINGT
KREBSPATIENTEN NEUE HOFFNUNG.
DIE PHOTODYNAMISCHE THERAPIE IST
DAS ERSTE VERFAHREN, DAS AUCH
AUF INOPERABLE MIKROSKOPISCHE
METASTASEN WIRKEN KANN.
D
ie Absiedlungen eines Tumors
führen zur schwierigsten Behandlungsphase einer Krebserkrankung
und sind zu 90 Prozent die Todesursache
Krebskranker. Lokale Metastasen werden
chirurgisch entfernt oder mit Strahlentherapie bekämpft, bei Metastasen in mehreren
Organen greift man zur Chemotherapie.
Dr. Tuomas Tammela hat in seiner Arbeit
zur photodynamischen Therapie (PDT) einen
der am wenigsten erforschten Metastasewege, nämlich das lymphatische System,
untersucht. Bei Beleuchtung mit infrarotem
Laserlicht beseitigt Verteporfin, ein lichtaktiviertes zytotoxisches Mittel, unerwünschte
Lymphgefäße, die unsichtbare Tumorzellen
verbreiten.
„Diese Befunde sind neu und spannend“,
meint Tammela. „PDT könnte leicht mit
vorhandenen chirurgischen Techniken
kombiniert werden, um aus dem Tumor
abfließende Lymphgefäße mit ihren
mikroskopischen Tumorzellverbänden zu
zerstören.“
Da sowohl Verteporfin als auch die photodynamische Therapie bereits eingesetzt
werden, ist die behördliche Zulassung des
neuen Anwendungstyps schneller zu erwarten als bei einem völlig neuen Arzneimittel.
www.valkee.com
33
ECHT FINNISCH • BLICK AUF FINNLAND 2012
10
WEGE,
FINNE ZU WERDEN
1
SANOMALEHTI Abonnieren
Sie Ihre eigene Zeitung! Fast 90
Prozent des finnischen Zeitungsverkaufs entfallen auf Abonnements mit
Direktzustellung am frühen Morgen. Es
gibt 200 verschiedene Zeitungen. Acht
von zehn mindestens 12 Jahre alten
Finnen lesen jeden Tag Zeitung, eine
halbe Stunde im Durchschnitt. OnlineAusgaben werden immer beliebter.
www.sanomalehdet.fi
2
KAHVI Gießen Sie sich eine
Tasse Kaffee ein! Und dann noch
eine und ... Die Finnen sind
Weltmeister im Kaffeetrinken. Der
Pro-Kopf-Verbrauch beträgt 10 kg gerösteten Kaffees pro Jahr. Kommen Sie als
Besucher irgendwohin, wird Ihnen mit
Sicherheit zunächst Kaffee angeboten.
Treffen sich zwei Finnen, laden sie
einander „auf einen Kaffee“ ein.
www.paulig.com
3
KESÄMÖKKI Ferien im
Sommerhaus! Die 5,4 Millionen
Finnen haben fast eine halbe Million Sommerhäuser. In der Hochsaison
verdoppeln die Sommerfrischler die Einwohnerzahl einiger Gemeinden. Viele
mieten auch ein Sommerhaus. Auch
Ausländer sind auf den Geschmack
gekommen und genießen es, sich in
stiller Natur an einem entlegenen See
oder an der Küste zu erholen.
www.stat.fi
4
SAUNA Sauna-Genuss pur!
Die Finnen als Erfinder der
Sauna suchen diese wöchentlich,
manche sogar täglich gerne auf. Ja, die
Familie geht zusammen in die Sauna,
sonst wird nach Geschlecht getrennt.
Das ist absolut nicht merkwürdig. In früheren Zeiten diente die Sauna nicht nur
zum Aufwärmen und Waschen, sondern
hier wurden wegen der Hygiene auch
Kinder geboren und Kranke behandelt.
5
JÄÄKIEKKO Lassen Sie sich
vom Eishockey mitreißen! Finnen
sind versessen auf Eishockey,
die beliebteste Sportart des Landes. Die
finnischen Teams, Männer wie Frauen,
sind bei den Eishockey-WM-Turnieren
stets in der Endrunde. 2012 richtet
Finnland die Weltmeisterschaft zum
siebten Mal aus.
6
MURRE Sprechen Sie Dialekt!
Nicht genug damit, dass das
gesprochene Finnisch sich stark
von der Schriftsprache unterscheidet. Es
gibt auch noch Dutzende von Dialekten.
Seit kurzem wieder „in Mode“, tauchen
Dialekte da auf, wo man sie am wenigsten erwartet. Oder wie finden Sie Donald
Duck mit Savo-Mundart?
www.finhockey.fi
www.kotus.fi
www.saunafromfinland.fi
7
YHDISTYS Treten Sie einem
Verein bei! Jeder Finne gehört im
Durchschnitt drei Vereinen an.
Es gibt rund 130.000 eingetragene und
zahllose nicht eingetragene Vereine. Mit
der Eintragung wird Rechtsfähigkeit
erlangt.
www.prh.fi
8
KUORO Werden Sie Mitglied
in einem Chor! Finnen singen aus
Liebe zur Musik in insgesamt
3.000 Chören. Alle Arten der Musik sind
vertreten, auch Heavy Metal.
www.fimic.fi
10
RUISLEIPÄ Essen Sie
Roggenbrot! Das beliebteste
Brot in Finnland ist das
dunkle, säuerliche, feste und relativ trockene, fast unverderbliche Roggenbrot.
Knäckebrot näkkileipä oder das dünnere
Roggen-Knäckebrot hapankorppu sind
fast unbegrenzt haltbar.
www.leipatiedotus.fi
34
9
METSÄ Gehen Sie in den
Wald! 75 Prozent der Landfläche
sind Wald, vorwiegend Kiefern,
Fichten und Birken. Im Wald sammeln
die Finnen Beeren und Pilze, sie jagen,
campen und relaxen dort einfach.
Wussten Sie, dass der Abbau von Stress
in Ihrem Körper schon nach wenigen
Minuten Waldaufenthalt beginnt?
www.metla.fi
TEXT TYTTI MÅRD
FOTOS GORILLA / LAURI ROTKO,
VISITFINLAND.COM UND ISTOCKPHOTO
8
3
6
7
1
5
2
4
9
10
10
WEGE,
FINNE ZU WERDEN
35
BERGBAU • BLICK AUF FINNLAND 2012
EIN
GUCKLOCH
IN DIE
ERDKRUSTE
Wäre es nicht bequem, einfach einen Blick tief in
die Erdkruste werfen zu können, um Edelmetalle zu
TEXT FRAN WEAVER ILLUSTRATION ANTTI KANGASSALO
finden? Jetzt geht das.
36
B
ei der Reflexionsseismik
werden kleine
Erderschütterungen
erzeugt und
dann die von
unterirdischen
geologischen
Formationen
reflektierten
Wellen gemessen. Das Verfahren wird
seit langem bei der Öl- und Gassuche
in Sedimentärgestein eingesetzt.
Geophysiker vom Finnischen
Geologischen Forschungszentrum
(GSF) und von der Universität Helsinki
setzen jetzt ähnliche Techniken ein,
um die Schichten tief in Finnlands
uraltem Grundgebirge „abzutasten“
und potenziell erzreiche Formationen
zu erkunden.
Mächtige Lkws mit schweren
seismischen Rüttelplatten werden auf
den Erdboden abgesenkt und aktiviert,
damit sie bebende Niederfrequenzwellen in die Erdkruste senden. Die
reflektierten Wellen werden mit einer
langen Anordnung von Geophonen,
die in regelmäßigen Abständen an
den Beobachtungslinien in den Grund
eingelassen sind, aufgezeichnet. Die
Anlage ist über ein Kabel mit einer
mobilen Seismikstation verbunden.
„Charakteristika wie Erzadern und
Bruchzonen tief im Grundgestein
reflektieren seismische Wellen
unterschiedlich“, erläutert Professor
Ilmo Kukkonen vom GSF. Nach
Eliminierung des „Rauschens“ von
Hintergrundvibrationen können die
komplexen Datensätze von Messungen entlang einander kreuzender
Transekte verarbeitet werden, um
3D-Modelle mit genauer Ortung der
interessanten Charakteristika zu
erhalten.
„Die Reflexionsseismik ergibt eine
neue Sicht auf die Untergrundforma-
tionen, denn sie ergänzt die Daten
aus herkömmlicheren Schürfungen
mit ihrer Kartierung der Variationen
von Schwerkraft, Magnetismus und
elektrischer Leitfähigkeit“, fügt
Kukkonen an.
im Rahmen des Projekts reflexionsseismische Messungen auf insgesamt 700
km langen Linien an 15 potenziellen
Erzabbauorten gemacht. Einer davon
lag im Erzgang von Outokumpu, dem
historischen Entstehungsort des finnischen Bergbaus, wo in einem anderen
PREISGÜNSTIGE DATEN
Projekt gewonnene Daten aus einer
mit 2,5 km außergewöhnlich tiefen
Das Grundgebirge in ganz Finnland
Bohrung zur Ergänzung der neuen
ist bis zu einer Tiefe von 100 m mit
Daten herangezogen wurden.
konventionellen Verfahren gut
Das Prospektionspersonal und die
erkundet, doch gräbt das „seismische
Anlage zur Erzeugung und AufzeichEcholot“ tiefer.
nung seismischer Wellen für das
„Seismische Messungen bieten
Projekt HIRE wurden vom russischen
zusätzliche Daten über geologische
Strukturen bis zu mehreren Kilometern GSF-Vertragspartner Vniigeofizika
gestellt.
Tiefe und mit einer
Im Rahmen des
Detailgenauigkeit bis
Projekts wurde
hin zu 15 m dicken
auch das GrundgeSchichten“, sagt
„DIE REFLEXIONS
birge bei Olkiluoto
Kukkonen.
SEISMIK ERGIBT EINE an der Westküste
Für die Suche nach
NEUE SICHT AUF
vermessen, wo
Erzvorkommen
derzeit das weltweit
tiefe Bohrlöcher
DIE UNTER GRUND
erste Endlager für
niederzubringen
FORMATIONEN,
hochradioaktiven
ist sehr kostspielig
DENN SIE ERGÄNZT
Atommüll im Bau
und zeitaufwändig.
DIE DATEN AUS
ist. Es sollten die
3D-Modelle zeigen,
wo Probebohrungen
HERKÖMMLICHEREN geologischen Strukturen der Brucham ehesten
MESSUNGEN.“
zonen untersucht
erfolgversprechend
werden, da dort
sind, so dass die
unter Umständen
Unternehmen viel
Grundwasser durch
Zeit und Geld sparen
das Gestein, welches das Endlager
können.
„Eine Bohrung bis in 1 km Tiefe kostet umgibt, herausfließen kann.
„Seismische ‚Echolotmessungen‘
stolze 100.000 Euro. Unsere Messungen
wurden kürzlich in einem Erztagebau,
kosten um 5.000 Euro pro Kilometer
der in Kevitsa (Finnisch-Lappland) im
Messlinie und liefern Daten über viel
Bau ist, zur Erkennung von Schwachausgedehntere Grundgebirgsareale“,
stellen im Gestein durchgeführt.
sagt Kukkonen.
Dadurch können die Planer der Mine
MODELLE VOM ABBAUORT DECKEN
das Erdrutschrisiko besser minimieRISIKEN AUF
ren“, sagt Kukkonen abschließend.
Im Projekt High Resolution Reflection
Seismics for Ore Exploration (HIRE)
bat GSF seine Partner aus dem Bergbau, aussichtsreiche Schürfstellen vorwww.gsf.fi
zuschlagen. Von 2007 bis 2010 wurden
37
BERGBAU • BLICK AUF FINNLAND 2012
EIN NEUES VORKOMMEN DES EDELSTEN
ALLER METALLE WIRD IN FINNISCH
SCHWEDISCHER KOOPERATION IN EINER
ALTEN GESTEINSFORMATION, DER
KARELISCHEN GOLDADER, ABGEBAUT.
TEXT FRAN WEAVER
FOTOS VISITFINLAND.COM / ANTTI SARAJA
UND EIJA IRENE HILTUNEN
Gold in den östlichen Bergen
„Wir haben bereits Pläne, nach 2013
drei kleinere Nebenminen an der
Karelischen Goldader zu eröffnen. Das
Erz wird von dort mit Lkws zu unseren
Verarbeitungsanlagen in Pampalo
transportiert“, erklärt er. „Wir möchten
an diesem Standort Jahrzehnte
schürfen; ähnliche Formationen in
anderen Regionen der Welt wurden
über hundert Jahre lang abgebaut.“
F
innlands fünfte Goldmine, die
sich im Besitz der schwedischen Firma Endomines befindet und in Pampalo/Ilomantsi
nur wenige Kilometer von der finnischrussischen Grenze entfernt gelegen ist,
hat die kommerzielle Produktion im
Februar 2011 aufgenommen. Damals
verließ die erste Lkw-Ladung goldhaltigen Konzentrats die Mine in Richtung
einer Metallhütte in Südwestfinnland,
die zum schwedischen Bergbau- und
Hüttenbetrieb Boliden gehört.
Pampalo soll bis zu 900 kg Gold pro Jahr
produzieren. Werden noch weitere 100
kg erzeugt, steigt Finnland zum größten
europäischen Goldproduzenten auf.
Der Bergbaubetrieb in Pampalo ist
für voraussichtlich mindestens 6 bis
8 Jahre gesichert. Markus Ekberg,
Geschäftsführer von Endomines,
betont jedoch, dass dies im Vorhaben
des Unternehmens, glitzerndes Gold
unter den grünen Wäldern im äußersten Osten Finnlands zu schürfen, erst
den Anfang darstellt.
38
URALTE FORMATIONEN
Die Karelische Goldader ist ein 40 km
langer Abschnitt des viel längeren Grünsteingürtels, der sich entlang der Grenze
von Finnland und Russisch-Karelien von
Ilomantsi bis Kostomukscha erstreckt.
Vor mehr als 2.750 Millionen Jahren
herausgebildet, zählt das Grundgebirge
dieser Region zu den ältesten geologischen Formationen der Welt.
Die Goldvorkommen in Pampalo
treten in Form winziger, mit anderen
Mineralen vermischter Körner in drei
parallelen Erzgängen auf, die sich bis
zu 700 m tief unter der Erdoberfläche
erstrecken.
„Bisher haben wir das Erz durch ein
System mehrere Kilometer langer, bis
zu einer Tiefe von 365 m reichender
Tunnel abgebaut, und wir glauben,
noch beträchtlich tiefer gehen zu
können“, sagt Ekberg.
Heute arbeiten rund 90 Beschäftigte
in Pampalo. Zu den Anlagen zählen
Erzbrecher und -mühlen sowie Flotationszellen, in denen Luftblasen in
einem Schlamm aus feingemahlenem
Erz, Wasser und Chemikalien aktiviert
werden. Dadurch wird ein goldhaltiges
Konzentrat angereichert, das von der aufgeschäumten Oberfläche des Schlamms
abgeschöpft werden kann. Der Abraum
der Goldmine wird in einem 25 ha großen
angrenzenden Gelände gelagert, das
später rekultiviert und aufgeforstet wird
VIELE VERLOCKENDE AUSSICHTEN
Endomines ist auch in anderen Teilen
Finnlands an der Prospektierung abbaufähiger Lagerstätten von Gold und anderen wertvollen Mineralen aktiv beteiligt.
Ekberg glaubt an eine vielversprechende
Zukunft der Bergbauindustrie in
einem Land, das im Bergbau und in
der Bergbautechnik zu den führenden
europäischen Ländern zählt. Mit der
Erweiterung des Bergbaus in Finnland
erlangt die internationale Kooperation
immer mehr an Bedeutung.
„Wir haben davon profitiert, dass
bei uns zusätzlich zu den finnischen
Investitionen schwedisches Kapital
angelegt wurde. Seit Mitte der 1990er
Jahre sind Schürfungen und Bergbau in
Finnland für ausländische Unternehmen
viel offener“, stellt er fest.
Künftige Prospektierungsvorhaben in
Finnland werden eine immer breitere
Palette von Mineralen betreffen, darunter Diamanten, Uran, Metalle der Platingruppe und strategisch wichtige seltene
Erdmetalle für Hightech-Anwendungen.
www.endomines.fi
FOTO: PIXOI LTD. / JARI KIVELÄ
Intelligente Bergbaumaschinen
Automatisierte mobile Maschinen, die unabhängig und intelligent
arbeiten können, sind jetzt im Untertagebergbau und in großen
Steinbrüchen angesagt.
„ D
ie Automatisierung ist
für die Hersteller ein
Topthema und kann
in großindustriellen
Betrieben wie dem Bergbau wesentliche
Sicherheits- und Effizienzvorteile
erbringen“, erläutert Antti Sirén, Generalsekretär des Forum for Intelligent
Machines (FIMA).
Das Forum ist ein Forschungsnetz von
finnischen Herstellern, Entwicklern und
Systemintegratoren mobiler Arbeitsmaschinen. Unter den Mitgliedern sind
zwei bedeutende globale Player der
Bergbaumaschinenindustrie: Metso
mit Produkten wie Brecheranlagen und
anderen Maschinen für den Tagebau
sowie Sandvik Mining and Construction, ein Spezialist für Felsbohrgerät
sowie Erzabbau und -förderung. Sandvik
hat das AutoMine-System entwickelt,
bei dem von einer Leitwarte aus eine
Vielzahl automatisierter Untertagemaschinen ferngesteuert wird.
BASIS IN DER ZWEITGRÖSSTEN
STADT
Wie auch viele seiner Mitglieder aus
dem Bereich Maschinenbau hat das
Netz seinen Hauptsitz in Tampere, der
zweitgrößten Stadt Finnlands.
„Dieses historische Zentrum des finnischen Schwermaschinenbaus und vor
allem mobiler Arbeitsmaschinen aller
Art ist für uns ein natürlicher Standort“,
sagt Sirén. „Aber unserem Netz gehören
auch Hersteller und Zulieferer aus
anderen Landesteilen an.“
Navitec Systems in Espoo zum Beispiel
fertigt Positionierungs-, Routenbestim-
mungs- und Navigationssysteme. Sie
eignen sich für Maschinen, die in komplexen und risikoreichen Umgebungen
wie etwa unter Tage eingesetzt werden.
FIMA arbeitet eng mit dem breiter
angelegten Intelligent Machines Cluster
Programme zusammen, das Finnlands
Rolle als ein führendes Land in der
Entwicklung und Herstellung von
intelligenten Arbeitsmaschinen aller
Art verstärken soll. Ein wichtiger Aspekt
ist die Vernetzung mit internationalen
Partnern.
Sicher
und solide
S
icherheit hat unter Tage
Vorrang. Normet, ein
Hersteller von Tunnelbaugerät und -fahrzeugen in Iisalmi/
Ostfinnland, ist auf Maschinen
spezialisiert, die unterirdische
Tunnel sicher machen sollen.
Die Fahrzeug-Produkte von
Normet reichen von mobilen
Sprengstofflademaschinen
für Tunnelsprengungen über
Beraubefahrzeuge zur Entfernung
loser Steine von den Wänden
nach einer Sprengung bis hin
ROBOTERTECHNIK WEIST DEN WEG
zu Maschinen, die Beton transportieren und zur Stabilisierung
Automatisierungsexperten der Aaltoauf die Tunnelwände
Universität und der Technischen
aufspritzen.
Universität Tampere haben ein
„Unsere Maschinen
Finnisches Leistungszentrum für
MOBILE
werden von Hand
die Forschung auf dem Gebiet von
MASCHINEN
betrieben, doch sind
Generic Intelligent Machines (GIM)
FÜR RISIKO
sie weitgehend motogegründet.
risiert und elektronisch
„Im Bergbausektor gilt unser Haupt- REICHE
gesteuert“, erklärt Maraugenmerk der Automatisierung
UMGE
ketingmanager Jukka
von Hydrauliksystemen und der
BUNGEN.
Pihlava. Hersteller wie
Entwicklung automatischer NavigaNormet suchen bereits
tions- und Wahrnehmungssysteme
nach Wegen zur Robofür ferngesteuerte Fahrzeuge, damit
tisierung ihrer Maschinen. „Rund
diese mit allen schwierigen Hindernissen
95 Prozent unserer Produkte
fertig werden“, sagt Prof. Kalevi Huhtala.
exportieren wir in alle Welt – nach
„In Zukunft könnte es auch möglich sein,
Nord- und Südamerika, Australien
Bergbaumaschinen wie etwa mobiles
und Russland.“
Bohrgerät zu robotisieren.“
Huhtala fügt an, dass man bei der
Entwicklung intelligenter Bergbaumaschinen als weiteres Hauptziel die
www.normet.fi
Senkung des Energieverbrauchs und der
Emissionen verfolge.
www.fima.fi
www.gim.tkk.fi
39
NACHHALTIGKEIT • BLICK AUF FINNLAND 2012
TEXT RANDEL WELLS ILLUSTRATIONEN MIKKO SOINI
S
chätzungen zufolge
werden 400 Millionen Chinesen in den
nächsten 20 Jahren
in Städte ziehen.
Bei diesem Tempo
sind herkömmliche
Ansätze zur
städtischen Entwicklung völlig unzureichend. Die finnische Firma DigiEcoCity
verfolgt einen auf dem nordischen
Lebensstil basierenden neuen Ansatz.
Mauri Tommila, CEO von DigiEcoCity,
hat seine Ideen zur Nachhaltigkeit in den
letzten Jahrzehnten in verschiedenen Pro-
die Stadt flexibler dem sozioökonomischen Wandel folgen kann.
VERWIRKLICHUNG IN CHINA
Die DigiEcoCity Ltd hat zwei bedeutende Verträge über die Errichtung von
Modellstädten in China unterzeichnet
– Gongqing südwestlich von Schanghai
und Danyang westlich von Gongqing.
Nach dem zeremoniellen ersten
Spatenstich in Gongqing begannen die
Bauarbeiten zur Verkehrsinfrastruktur.
Ein neues Joint Venture, von dem
die DigiEcoCity Ltd 60 Prozent und
ein chinesisches Staatsunternehmen
an“, betont Lassila. „Wir haben keine einschränkenden Altlasten, weshalb wir eine viel
bessere integrierte Basis für Waren, Dienste
und Alltagsleben aufbauen können.“
Die Stadtverwaltung und die Wirtschaft
bleiben notwendigerweise an vorhandene
Städte gebunden. Grundsätzlich sind Städte
im DigiEcoCity-Format ideale Satellitenstädte.
Die Digitalisierung wird die Entwicklung eines
starken Dienstleistungssektors fördern. Waren
werden weiterhin extern angeliefert.
„Mit intelligenter Integration in die umgebende Welt können wir die Auswirkungen des
Verbrauchs reduzieren”, fügt Lassila an. „Nachhaltigkeit beginnt mit der Stadtplanung. Wir
STÄDTE
VOM REISSBRETT
EINE NACHHALTIGE STADT GEWÜNSCHT? WIR BAUEN IHNEN EINE.
40 Prozent hält, ist bei den Projekten
jekten umgesetzt. Jetzt sind sie mithilfe
federführend. Das Joint Venture ist
skandinavischer Partner und Experten
Inhaber der Bodennutzungsrechte.
zu einem kompletten Cityformat
„Ein starker lokaler Partner kann die
zusammengeführt worden.
vielen bei einem derartigen Vorhaben
Es gibt drei Basisbausteine für eine
mitwirkenden
DigiEcoCity. Die
lokalen StakeholDigitalisierung nutzt „EIN HAUPTZIEL IST
der zusammenTechnologien, um
ES, KOPIERBARE
Informationssysteme MODELLSTÄDTE ZU BAUEN.“ bringen“, sagt
Heikki Lassila,
zu integrieren
Vice President China bei DigiEcoCity.
und leichten Zugang zu öffentlichen
„Auch können wir Partner aus FinnDienstleistungen, Bildung, Gewerbe,
land und anderen skandinavischen
automatisiertem Verkehr usw. zu ermöglichen. Ökologie steht für Umweltaspekte Ländern hinzuziehen, um spezielle
Sachkunde, Technologie und Lösungen
wie nachhaltiger Energie- und
zu nutzen.“
Wasserverbrauch, Abfallentsorgung
und Emissionskontrolle. Drittens lösen
KOPIEREN ERWÜNSCHT
City-Life-Konzepte Siedlungsfragen wie
Logistik und wachsende Vielfalt, damit
„Wir bauen diese Städte vom Reißbrett
40
möchten die Infrastruktur und Gebäude
so planen, dass sie lange Zeit ihren Zweck
erfüllen.“
Beide Städte sollen in fünf Jahren
fertiggestellt werden. „Wir haben die
Vorhaben in Unterprojekte aufgeteilt, um
die Aktivitäten besser zu managen und mit
fortschreitender Arbeit Spielraum für Lernen und Weiterentwicklung zu gewinnen“,
vermerkt Lassila.
„Ein Hauptziel ist es, kopierbare
Modellstädte zu bauen. Bei dem derzeitigen
Verstädterungstempo in China werden
rund 5.000 DigiEcoCitys benötigt. Je mehr
wir anderen beim Aufbau derartiger Städte
helfen können, desto besser erfüllen wir
unseren Auftrag.”
www.digiecocity.com
41
NEUIGKEITEN UND UPDATES • BLICK AUF FINNLAND 2012 • ZUSAMMENGESTELLT VON SILJA KUDEL
NEUIGKEITEN UND UPDATES
Gourmetspaß
Heiß
gedämpe
Beziehungen
P
op-up-Restaurants sind hipper
denn je. Das Lapin Kulta Solar
Kitchen Restaurant, der große
Renner auf der Milan Design Week im
letzten Jahr, reist derzeit durch Europa
– immer der Sonne hinterher. Antto
Melasniemi, finnischer KulinaristikVisionär, kocht Gourmet-Gerichte nur
mit Sonnenenergie. Scheint die Sonne
nicht, gibt's Salat. Vom katalanischen
Designstar Marti Guixé entworfen, ist
die weltweit gefeierte Solarküche eine
echte Augen- und Gaumenweide.
F
FOTO: VISITFINLAND.COM
FOTOS: INGA KNÖLKE
www.lapinkultasolarkitchenrestaurant.com
innland ist für seine Saunas
weltberühmt, doch spielt die Sauna
auch in der finnischen Diplomatie
eine wichtige Rolle. Fast alle finnischen
Botschaften haben eine Sauna, und mit heißem Dampf schweißen die Diplomaten die
Bande zu den Lokalmatadoren und anderen
Größen zusammen. Für die Förderung der
finnischen Saunakultur verlieh die Finnische
Saunagesellschaft dem Außenministerium
daher ihren diesjährigen Dampfgeist-Preis.
http://formin.finland.fi
Headbangers Paradies
J
amaika hat Reggae, Finnland Heavy Metal. Wer auf
schrille Gitarrenriffs steht,
dem braucht man Kultbands
wie Children of Bodom, HIM,
Nightwish, Apocalyptica, Lordi
nicht extra vorzustellen. Jeden
Sommer strömen mehr als
30.000 Musikfans im LederOutfit nach Helsinki zum Tuska
Open Air Metal Festival, einem
der größten Metalhead-Treffs in
Nordeuropa. Der finnische Festivalkalender ist ein ganzjähriger
Headbangers Ball.
www.tuska-festival.fi
FOTO: TUSKA OPEN AIR METAL FESTIVAL / AKU-AXEL MUUKKA
FOTO: VISITFINLAND.COM / TERHI YLIMÄINEN
42
Ach,
du meine
Kuh!
FOTO: LAURA KARJALAINEN
H
at der Finne keinen Wettbewerb, erfindet er seinen
eigenen: Stiefelweitwerfen,
Frauentragen – alles geht. Bei der
Kiefernzapfenkuh-WM gewinnt, wer
die originellste Zapfenkuh, ein traditionelles Spielzeug aus Zweigen und
Kiefernzapfen, baut. Bei allem Spaß
schwingt hier auch eine Botschaft an
die Spielzeugindustrie mit: Bringt die
gute alte Zeit zurück, da Kinder noch
ihre Phantasie einsetzten!
www.koivuniemenherra.fi
Schlaue Sofas
D
Nachtschwärmer
auf Rädern
I
n Finnland fährt man Rad, und Helsinki hat
jetzt auch ein nächtliches Radfahr-Event. Die
Nacht-Radfahrer von Helsinki sind Fahrradfans, die sich allmonatlich zu einer nächtlichen
Radtour durch Helsinki treffen. Jede Tour hat
eine andere Route und ein eigenes Thema, etwa
Essen, Kunst oder Musik. Alle Radler sind zu
diesem Spaßevent, das ökologisches Leben und
urbanen Entdeckungsgeist fördert, eingeladen.
www.facebook.com/HelsinkiNightBikeRiders
FOTO: SAMELI SIVONEN
FOTO: VERONICA SOLJE
www.beddit.com
www.itnyt.fi
FOTOS ISTOCKPHOTO
J
ederzeit Bescheid wissen über
die älteren Angehörigen?
Intelligente Möbel
machen’s möglich. Das
Technische Forschungszentrum
von Finnland (VTT) hat ein Sofa
entwickelt, das Atmung, Stress und
Herzfrequenz überwacht und diese
Daten an Ihr Mobiltelefon oder Ihren
PC übermittelt. So erfahren Sie als
erster, wenn etwas nicht stimmt.
Ähnliche diskrete Sensoren sind
in die intelligenten Beddit-Betten
eingebaut, die in Zusammenarbeit mit
dem führenden Schlafforscher Markku
Partinen entwickelt wurden. Während
man schläft, übermittelt das Bett die
Schlafdaten an einen Online-Server; so
erhält man Informationen, mit denen
die Schlafqualität verbessert werden
kann. Intelligente Möbel werden bereits
in finnischen Reha-Zentren, Hotels und
Kurorten eingesetzt.
Heilende
Klänge
ie Schallwellentherapie,
bei der Finnland eine
Vorreiterrolle spielte, ist
eine einzigartige Heilmethode.
Der Patient sitzt in einem
verstellbaren Lehnstuhl, der über
Minilautsprecher sinusförmige
Schallwellen aussendet. Das ruft
in den Muskeln und Geweben des
Patienten eine sympathetische
Resonanz hervor, die Schmerz
lindert und den Kreislauf
stimuliert. Die Stühle, die zur
Behandlung von Sportverletzungen hochwirksam sind, werden
im Reha-Zentrum Orton in
Helsinki eingesetzt.
Auch finnische Musiker haben
die stressabbauenden Kräfte
von Niederfrequenz-Schallwellen
entdeckt. Die physioakustischen
Konzerte der Bassistin Henrica
Fagerlund sind so entspannend,
dass sie gekränkt ist, wenn
niemand einschläft.
www.kuntoutusorton.fi
www.aarremusiikki.fi
www.deeprelaxingsounds.blogspot.com
43
FINNLAND IN ZAHLEN
ANZAHL DER SEEN:
188.000
FOTO: VISITFINLAND.COM / PEKKA ANTIKAINEN
FOTO: VISITFINLAND.COM
91 % SPRECHEN FINNISCH,
5 % SCHWEDISCH
MITGLIED DER
EUROPÄISCHEN UNION
SEIT 1995
FOTO: VISITFINLAND.COM / ELINA SIRPARANTA
FOTO: GORILLA / PONTUS CHARLEVILLE
ANZAHL DER
SOMMERHÄUSER (2010):
489.200
SONNE IM HOHEN NORDEN
UNUNTERBROCHEN ÜBER DEM
HORIZONT: 70 TAGE
FOTO: VISITFINLAND.COM
FOTO: VISITFINLAND.COM
FOTO: GORILLA / PETRI ARTTURI ASIKAINEN
BIP PRO KOPF (2010):
33.500 EURO
ANZAHL DER
UNIVERSITÄTEN: 16
FOTO: ISTOCKPHOTO
FOTO: VISITFINLAND.COM
ANTEIL DES
EXPORTS AM
BIP (2010):
40 %
FOTO: GORILLA / ISMO HÖLTTÖ
BEVÖLKERUNG: 5,4 MILLIONEN
1 Million davon in der
Hauptstadtregion Helsinki
SYSTEMATISCHE
BEOBACHTUNG VON
POLARLICHTERN
SEIT 1748