Sondenarten - Nutrison Flocare
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Sondenarten - Nutrison Flocare
Information für medizinisches Fachpersonal Praxis der Ernährungstherapie mit Trink- und Sondennahrung Ein Leitfaden Praxis der Ernährungstherapie mit Trink- und Sondennahrung Autorin Dipl. Ern.wiss. S. Paulus überarbeitet von Apothekerin S. Porzel, Medical Advisor Unter Mitarbeit von Arbeitsgruppe etp®, examinierte Krankenschwestern/-pfleger Dipl. Oec.troph. Gabi Kunert, Projectmanager Public Healthcare Angela Landauer, Marketing Support Manager Dr. Inken Jobse, Dipl.-Ernährungswissenschaftlerin Stand: April 2014 Für eventuelle Druckfehler wird keine Haftung übernommen. 3 Inhalt Inhaltsverzeichnis 3 Einleitung 5 Enterale Ernährung 6 Indikationen und Kontraindikationen – Wann sollte enteral ernährt werden? 6 Abgrenzung zur parenteralen Ernährung 7 Erfassung des Ernährungsstatus 8 Erfassung von Mangelernährung 8 Erfassung des Ernährungsstatus zur Verlaufskontrolle 8 • Anamnese, äußeres Erscheinungsbild 8 • Anthropometrie 9 • Essprotokolle 10 • Körperzusammensetzung: Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) 10 Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffzufuhr 11 Erwachsene 11 Pädiatrie (Kinder von 0 bis 15 Jahre) 13 Nahrungsarten 16 Selbst gefertigte Sondenkost oder industriell hergestellte bilanzierte Diäten? 16 Industriell hergestellte Trink- und Sondennahrungen 16 • Auswahlkriterien und Einteilung bilanzierter Diäten 16 Trinknahrung 18 Einsatzmöglichkeiten und Vorteile 18 Praktische Hinweise und Tipps 18 Sondenernährung 20 Sondenarten 20 •T ransnasale Magen-, Duodenal- und Jejunalsonden 20 •P erkutane endoskopische Gastrostomie (PEG und PEG/J) 21 • Austauschsonden 22 Kontrolle der korrekten Lage von Sonden 23 Pflegerische Maßnahmen 24 • Mund- und Zahnpflege 24 • Nasenpflege (bei transnasalen Sonden) 25 • Spülen von Ernährungssonden 25 • Verbandwechsel bei einer PEG bzw. PEG/J 27 • Pflege von Austauschsonden 30 4 Inhalt Gabe von Nahrung und Flüssigkeit über die Sonde 31 • Applikationsmodus: Bolusgabe oder kontinuierliche Nahrungszufuhr 31 • Applikationstechnik: Schwerkraft- oder Pumpenapplikation 32 • Durchführung der Nahrungsapplikation 33 - Verabreichung der Sondennahrung mittels Schwerkraft 33 - Verabreichung der Sondennahrung mittels Ernährungspumpe 34 • Aspirationskontrolle35 • Nahrungsaufbau und Flüssigkeitsgabe 36 Medikamentengabe bei sondenernährten Patienten 38 • Grundsätze für die Applikation von Arzneimitteln 38 • Durchführung der Arzneimittelapplikation (Flüssigkeiten/gemörserte feste Formen) 39 Komplikationen – Ursachen, Prophylaxe und Therapie 39 • Verschleiß-/Ersatzteile 39 • Sondenverfärbung 39 • Sondenverstopfung (Okklusion) 39 • Veränderung der Sondenlage (Dislokation) 40 • Herausfallen der Austauschsonde 40 • Probleme bei der Nahrungsapplikation 40 • Gastrointestinale Probleme: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Obstipation 41 • Gastro-ösophagealer Reflux (GÖR) und Aspiration 42 • Lokale Wundinfektion 42 • Hypergranulationsgewebe („Wildes Fleisch“) 43 • Einwachsen der inneren Halteplatte (Burried-Bumper-Syndrom) 43 Hygienemaßnahmen 44 Lagerhaltung 44 Angebrochene Trink- und Sondennahrung 44 Hygienemaßnahmen bei Applikationshilfen 44 Entsorgung von Verpackungen und Applikationshilfen 44 Rücknahmebedingungen der Nutricia GmbH 45 Empfehlungen zur Reinigung und Desinfektion von Ernährungspumpen 45 MEHRnährungsexperten und MEHRnährungsexperten junior – die Ernährungsteams der Nutricia GmbH 46 Literatur 47 5 Einleitung Ernährung ist mehr als ein wichtiges Grundbedürfnis des Menschen und rückt zunehmend in den gesellschaftlichen Blickpunkt. Während „falsche“ Ernährung meist mit dem offensichtlichen Problem des Übergewichts und der Adipositas assoziiert wird, fällt der Begriff Mangelernährung eher in Bezug auf die Ernährungssituation in Entwicklungsländern. Dabei stellt die krankheitsbedingte Unter- oder Mangel ernährung bei Pflegeheimbewohnern und Klinikpatienten auch in industrialisierten Ländern ein zunehmendes Problem dar, nicht zuletzt aufgrund der erheblichen klinischen und finanziellen Folgen. Nach heutigem Wissensstand gehen die Auswirkungen einer Mangelernährung deutlich über ein verschlechtertes Allgemeinbefinden und eine verminderte Lebensqualität hinaus: Mögliche Folgen sind eine Verringerung der körpereigenen Abwehrkräfte und dadurch bedingt erhöhte Infektions- und Komplikationsraten. Diese sind wiederum mit einer schlechteren Therapietoleranz und Prognose sowie letztlich einem erhöhten Sterberisiko verbunden. In Deutschland verursacht die krankheitsbedingte Mangel ernährung jährlich zusätzliche Kosten von 9 Milliarden Euro, davon im Pflegebereich 2,6 Milliarden Euro. Ernährung dient also nicht nur dem Stillen des Hungers, sondern ist ein – wenn nicht gar das wichtigste – Element zum Erhalt von Gesundheit, Lebensqualität und Lebensfreude. Die Ernährung mit Trink- und Sondennahrung ermöglicht vielen Heimbewohnern und Patienten aller Altersklassen eine bedarfsgerechte, hochwertige Nahrungsaufnahme und bietet ihnen dadurch die Chance, ein qualitativ annehmbares Leben zu führen. Dazu tragen Sonden- und Trinknahrung sowie die zugehörige Applikationstechnik durch die ständige Weiterentwicklung und Verbesserung der Nahrung und der Applikationstechnik maßgeblich bei. Unter optimalen Bedingungen wird dem Patienten bzw. Heimbewohner gemeinsam und interdisziplinär eine umfassende Ernährungstherapie angeboten: unter Beteiligung von Ärzten aller Fachabteilungen, der Ernährungsschwes-tern/-pfleger, Diätassistenten und des Pflegepersonals. Das Pflegepersonal ist hier von zentraler Bedeutung, da es die Hauptverantwortung für die Durchführung der angeordneten Ernährungstherapie hat. Dieser Leitfaden für die Praxis hat daher zum Ziel, basierend auf aktuellen Lehrbüchern und Leitlinien die Möglichkeiten und die praktische Handhabung der enteralen Ernährung (EE) mit Sondennahrung (SN) und oralen Nahrungssupplementen (ONS) in der Pflege aufzuzeigen und zu begleiten. 6 Enterale Ernährung mit Sondennahrung und orale Nahrungssupplementation Enterale Ernährung (EE) ist eine Form der klinischen Ernährung und steht für die Sondenernährung (Abb. 1). Orale Nahrungssupplementation (ONS) bezeichnet die Therapie mit Trinknahrung. Im Gegensatz zur parenteralen Ernährung erfolgt ihre Applikation unter Einbeziehung des Gastrointestinaltraktes. Die verschiedenen Formen der klinischen Ernährung sind bei Bedarf untereinander kombinierbar und schließen sich nicht gegenseitig aus. Häufig ist eine Kombinationstherapie möglich und sogar sinnvoll. Rechtlich gesehen sind Trink- und Sondennahrungen diätetische Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke, so genannte bilanzierte Diäten. Sie unterliegen den Bestimmungen der Diät-Verordnung und haben den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu entsprechen (z.B. Empfehlungen der ernährungsmedizinischen Fachgesellschaften). Trink- und Sondennahrungen fallen unter bestimmten Voraussetzungen unter die Erstattungsfähigkeit durch die gesetzlichen Krankenversicherungen (SGB V). Die Einzelheiten sind durch die jeweils gültige Arzneimittelrichtlinie geregelt. Indikationen – Wann sollte mit Trink- und Sondennahrung ernährt werden? Immer dann, wenn die Nährstoffversorgung durch übliche Nahrungsmittel nicht gesichert werden kann, kommen Trink- und Sondennahrungen zum Einsatz. Dabei muss der Gastrointestinaltrakt funktionsfähig und zugänglich sein und es darf keine Kontraindikation vorliegen. Bei sicherer oraler Nahrungsaufnahme empfiehlt sich die Ergänzung der Nahrung mit bilanzierter Trinknahrung. Diese enthält Energie und alle essentiellen Nährstoffe in konzentrierter Form und kann so zur Deckung des Energie- und Nährstoffbedarfs beitragen und damit den Ernährungszustand verbessern. Ist es dem Patienten/Heimbewohner nicht möglich, ohne erheblichen Aufwand und/oder Risiko ausreichende Mengen an Energie und Nährstoffen mit der normalen Nahrung und/oder Trinknahrungen aufzunehmen, ist eine ergänzende oder ausschließliche Nährstoffgabe über eine Ernährungssonde erforderlich. Klinische Ernährung Vollkost / Normalkost / Krankenhauskost Speisenanreicherung Künstliche Ernährung Parenterale Ernährung (PE) Enterale Ernährung (EE) = Sondenernährung (SN) Orale Nahrungssupplementation (ONS) Abb. 1: n ach L. Valentini et al. DGEM-Terminologie in der klinischen Ernährung. Aktuel Ernahrungsmed 2013; 38 : 97-111 7 Indikationen, bei denen häufig eine Ernährungstherapie erfolgt Abgrenzung zur parenteralen Ernährung • Mangelernährung, quantitativ und qualitativ Bei der parenteralen Ernährung werden die Nährstoffe zentral- oder periphervenös gegeben. • Neurologische Erkrankungen, insbesondere wenn diese mit Schluckstörungen (Dysphagie) verbunden sind • Erkrankungen im HNO-Bereich • Onkologische Erkrankungen mit erhöhtem Energiebedarf und/oder Inappetenz • Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts, z.B. postoperativ, bei Malassimilationssyndrom (Störungen der Verdauung und Resorption, z.B. bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Pankreatitis, Kurzdarm) • Zystische Fibrose (Mukoviszidose) • Nephrologische Erkrankungen • Intensivmedizin, z.B. prä- und postoperativ, bei Sepsis, Verbrennungen • Dekubitus • Wasting-Syndrom bei AIDS-Patienten • Gedeihstörung bei Kindern • Schwerste Mehrfachbehinderungen Kontraindikationen • Darmobstruktion oder Ileus • Intestinale Ischämie • Intestinale Perforation • Akutes Abdomen, Peritonitis • Akute gastrointestinale Blutung Die Ernährung mit Trink- und Sondennahrung ist im Vergleich zur parenteralen Ernährung wesentlich physiologischer, weist zahlreiche Vorteile auf und ist für den Patienten mit deutlich geringeren Risiken verbunden. Daher sollte eine parenterale Ernährung nur dann zum Einsatz kommen, wenn klare Kontraindikationen für die enterale Ernährung und ONS bestehen oder wenn normales Essen, die orale Nahrungssupplementation und enterale Ernährung nicht ausreichen, um den Energie- und Nährstoffbedarf zu decken. 8 Erfassung des Ernährungsstatus Die Erfassung des Ernährungsstatus ist notwendig, um eine Mangelernährung oder ein Risiko dafür möglichst früh zu erkennen. Ebenso sollte der Ernährungsstatus im Rahmen einer Ernährungstherapie regelmäßig überprüft werden, um die Behandlung im Verlauf beurteilen zu können. Erfassung von Mangelernährung Erfassung des Ernährungsstatus zur Verlaufskontrolle Zur Beurteilung des Ernährungszustands eines Menschen gibt es keine einzelne „Standardmessgröße“. Es müssen immer verschiedene Einzelmerkmale zur Beurteilung herangezogen werden: • Anamnese, äußeres Erscheinungsbild Zur Erfassung einer Mangelernährung werden meist so genannte Ernährungsscores herangezogen, die zahlreiche Einzelfaktoren zusammenfassend werten. Es stehen verschiedene Instrumente zur Beurteilung des Ernährungszustands und zur Identifizierung einer Mangelernährung zur Verfügung, die an die unterschiedlichen Gegebenheiten in der Klinik oder im Pflegeheim angepasst sind. • Anthropometrie: Gewicht, Body-Mass-Index (BMI), Pädiatrie: Perzentilkurven statt BMI, Umfangsmessungen und Hautfaltendicke In Pflegeheimen wird entweder der PEMU (Pflegerische Erfassung von Mangelernährung und deren Ursachen) oder der MNA (Mini Nutritional Assessment) bzw. der MNA-SF (Kurzversion des MNA) empfohlen, um das Vorliegen einer Mangelernährung oder eines Risikos dafür festzustellen. Für den ambulanten Bereich empfehlen die Fachgesellschaften die Anwendung des MUST-Bogens (Malnutrition universal screening tool). In der Klinik steht z.B. das NRS zur Verfügung: Nutritional Risk Screening („Screening auf ein ernährungsbedingtes Risiko“). Im Bereich der Pädiatrie gibt es derzeit keine einheitlichen Empfehlungen der Fachgesellschaften zur Verwendung bestimmter Screening-Instrumente. Anamnese, äußeres Erscheinungsbild Die verschiedenen Scores erfassen Faktoren wie z.B. Body-Mass-Index, Gewichtsverlauf, Mobilität, Erkrankungen und Essverhalten, und das Gesamtrisiko für das Vorliegen einer Mangelernährung wird in einem Punktwert ausgedrückt. Bei Risiko-Patienten sollte dann eine eingehende Untersuchung erfolgen. Jeder Patient/Heimbewohner sollte bei seiner Einweisung und auch im Lauf seines Aufenthalts regelmäßig gescreent werden, um eine Mangelernährung so früh wie möglich erfassen und entsprechend behandeln zu können! • Essprotokolle • Körperzusammensetzung: Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) Ein wichtiges Merkmal zur Erfassung des Ernährungsstatus ist die Vorgeschichte des Betroffenen. Dazu sollten z.B. Appetitveränderungen und Ernährungsgewohnheiten ebenso erfasst werden wie ein unbeabsichtigter Gewichtsverlust in den letzten Wochen/Monaten. Man spricht von einem auffälligen Gewichtsverlust, wenn der Patient/Heimbewohner von seinem ursprünglichen Körpergewicht • > 5 % in 3 Monaten oder • > 10 % in 6 Monaten verloren hat. Bei Kindern ist nicht erst ein Gewichtsverlust, sondern bereits eine mangelnde Gewichtszunahme oder ein nicht altersgerechtes Wachstum ein Zeichen für eine nicht ausreichende Nährstoffzufuhr und Gedeihstörung. 9 Im äußeren Erscheinungsbild zeigt sich eine unzureichende Ernährung z.B. in Form von: • deutlich reduziertem Unterhautfettgewebe • spitzen Schultern, hervorstehenden Schlüsselbeinen oder Schulterblättern • deutlich sichtbaren Rippen • Muskelatrophie (Arm, Hand, oberhalb des Knies) • eingefallenen Schläfen, eingesunkenen Augen Bei einem ausgeprägten Proteinmangel können Ödeme auftreten, bei Flüssigkeitsmangel ist häufig ein geringer Hautturgor festzustellen. Anthropometrie Gewicht und Body-Mass-Index (BMI) Der BMI errechnet sich aus Körpergewicht und Körpergröße: BMI = Gewicht in kg / (Körpergröße in m x Körpergröße in m) Nach Definition der Weltgesundheitsorganisation spricht man von Normalgewicht, wenn der BMI zwischen 18,5 und 24,9 liegt. Menschen mit einem niedrigeren BMI sind demnach untergewichtig bzw. mangelernährt. Bei Senioren über 65 Jahren spricht man aufgrund altersbedingter Veränderungen dagegen von Unter- bzw. Mangelernährung, wenn der BMI unter 20 liegt. In dieser Patientengruppe kann bereits ein Wert unter 20 mit negativen Auswirkungen verbunden sein, ein BMI von 21-24 ist im Alter mit einem Risiko für Mangelernährung verbunden. Bei der Berechnung des BMI ist auf folgende Besonderheiten zu achten: • Bettlägerige Patienten: Bestimmung der Körpergröße ist durch Messung der Kniehöhe möglich • Amputationen: Berücksichtigung mittels Referenztabellen. Neben BMI und dem absoluten Körpergewicht ist auch der Gewichtsverlauf, also die Gewichtsentwicklung, ein entscheidender Faktor zur Beurteilung des Ernährungszustands. Dieser sollte sorgfältig dokumentiert werden. Energie- und Nährstoffbedarf eines Patienten/Heimbewohners müssen nochmals neu berechnet und korrigiert werden, wenn er nicht an Gewicht zunimmt oder sogar (weiter) Gewicht verliert. Pädiatrie: Perzentilkurven statt BMI Bei Kindern ist der BMI kein geeigneter Parameter zur Beurteilung des Ernährungszustands, da er die unterschiedlichen Wachstumsschübe bei Kindern nicht berücksichtigt. Daher werden in der Pädiatrie zur Erfassung des Ernährungszustands die so genannten Perzentilkurven verwendet. In diesen Kurven können Gewicht, Körpergröße und Kopfumfang mit den Durchschnittswerten einer jeweils gleichaltrigen Gruppe von Kindern verglichen werden. Zudem wird auch das Geschlecht der Kinder berücksichtigt. Durch den Vergleich können Rückschlüsse auf Wachstum und Entwicklung des einzelnen Kindes gezogen werden. Aufgrund der unterschiedlichen Wachstumsschübe bei Kindern ist es jedoch wichtig, die Werte im zeitlichen Verlauf zu beurteilen. Ein einzelner Messwert erlaubt noch keine Aussage über den Ernährungszustand eines Kindes! 10 Umfangsmessungen und Hautfaltendicke Zur Beurteilung des Ernährungszustands können Messungen des Oberarm- und Wadenumfangs oder eine Bestimmung der Hautfaltendicke an Schulterblättern oder am Trizeps durchgeführt werden. Diese Messwerte können in Übersichtstabellen mit Durchschnittswerten verglichen und so Rückschlüsse auf den Zustand des Unterhautfettgewebes gezogen werden. Essprotokolle Der Erfolg einer Ernährungstherapie hängt ganz wesentlich davon ab, ob der Patient/Heimbewohner die berechneten Mengen an Energie, Nährstoffen und Flüssigkeit tatsächlich zu sich nimmt! Daher ist es sinnvoll, zur Ermittlung der tatsächlichen Nahrungsaufnahme eines Patienten/Heimbewohners die wirklich verzehrten Mengen in einem Essprotokoll zu registrieren. Durch die variierende tägliche Nahrungszufuhr sollten mehrere (3-5) Tage erfasst werden. Zur groben Abschätzung der aufgenommenen Nährstoffmengen haben sich in der Praxis sogenannte „Tellerdiagramme“ bewährt. Hier werden die Verzehrmengen in Viertelportionen erfasst und darauf basierend die Zufuhrmengen bestimmt. Dabei sollte nicht nur die laut Speiseplan der Einrichtung vorgesehene Nahrung und Flüssigkeit berücksichtigt werden, sondern auch das sonstige Angebot z.B. an Trinknahrung. Durch einen Vergleich mit dem errechneten Energie-, Nährstoff- und Flüssigkeitsbedarf können so eventuelle Defizite festgestellt und korrigiert werden. Es bietet sich an, dabei auch eventuelle Beeinträchtigungen des Patienten/Heimbewohners mit zu erfassen: •P robleme bei der Nahrungsaufnahme, z.B. durch schlecht sitzendes Gebiss •B egleiterkrankungen, bei denen die Nahrungsaufnahme durch Kau- und Schluckstörungen oder Bewusstseinseintrübungen beeinträchtigt sein könnte Auch bei Sonden- oder parenteraler Ernährung sollte kontrolliert und dokumentiert werden, welche Nahrungs- und Flüssigkeitsmengen tatsächlich verabreicht wurden (Abschätzung der Restmengen in Beutel/Flasche/Container). Körperzusammensetzung: Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) BMI, Körpergewicht und Gewichtsverlauf ergeben nicht immer verlässliche Aussagen über den Ernährungsstatus eines Patienten/Heimbewohners. So kann es z.B. durch einen ausgeprägten Proteinmangel zu Wassereinlagerungen (Ödemen) kommen, die sich auf das Körpergewicht auswirken. Entscheidend für die Beurteilung des Erfolgs einer Ernährungstherapie ist also, nicht nur das Gewicht, sondern auch die Körperzusammensetzung zu beurteilen. Aufschluss über die Körperzusammensetzung kann die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) geben. Sie ist eine einfache elektrische Widerstandsmessung des Körpers, anhand derer man Aussagen über die Anteile des Körpers an Körperwasser, -fett und fettfreier Masse erhält. Die Methode ist weniger für Einzelmessungen geeignet. Bei regelmäßigen Messungen (z.B. einmal monatlich) erhält man jedoch zuverlässige Ergebnisse zur Verlaufskontrolle einer Ernährungstherapie. 11 Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffzufuhr Erwachsene Wichtiger Hinweis Richtwerte für den Grundumsatz • 20-30 Jahre 25 kcal/kg KG und Tag • 30-70 Jahre 22,5 kcal/kg KG und Tag Alle Bedarfsberechnungen sind Schätzungen und stellen lediglich Orientierungshilfen dar. Sie können vom tatsächlichen Bedarf des Patienten/Heimbewohners mehr oder weniger stark abweichen. Quelle: Kreymann et al, 2007 Eine individuelle Überprüfung der Bedarfsdeckung ist in jedem Fall erforderlich, gegebenenfalls ist eine Korrektur der Zufuhrmengen vorzunehmen. • Männer: GU (kcal/Tag) = 239 x [0,0491 x KG + 2,46] Die Maßnahmen im Rahmen der Ernährungstherapie sind mit dem betreuenden Arzt abzusprechen und in den Patientenunterlagen zu dokumentieren, inklusive der einzelnen Schritte und der regelmäßigen Kontrolle des Ernährungsstatus! Energiebedarf Der Energiebedarf einer Person setzt sich aus dem Grundumsatz (Energiebedarf in Ruhe) und dem Energieverbrauch für körperliche Aktivität bzw. Krankheitsprozesse zusammen und kann ausgehend vom Körpergewicht (KG) näherungsweise berechnet werden. Da der Energiebedarf in Abhängigkeit von der körperlichen Aktivität und von Art und Schweregrad der Erkrankung variiert, werden diese Faktoren ebenfalls in die Berechnung mit einbezogen. Darüber hinaus wird der Energiebedarf von den Therapiemaßnahmen und vom Ernährungszustand des Patienten/Heimbewohners mitbestimmt. Entscheidender Kontrollparameter für die Anpassung der Energiemenge an die individuellen Bedürfnisse ist das Körpergewicht (siehe Kap. Erfassung des Ernährungsstatus). Bei Abweichungen vom Normalgewicht (stark übergewichtige oder kachektische Patienten/Heimbewohner) sind Korrekturen nach unten bzw. oben erforderlich: • Adipöse Patienten (BMI > 30): Es sollte vom Soll-Gewicht ausgegangen werden. • Extrem kachektische Patienten (BMI < 16): Der Ernährungsaufbau muss sehr langsam erfolgen (Beginn mit maximal 50 % der nach Ist-Gewicht berechneten Menge). • > 70 Jahre 20 kcal/kg KG und Tag Berechnung nach FAO/WHO/UNU für Über-60-jährige (Empfehlung des MDS: Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen e.V.) • Frauen: GU (kcal/Tag) = 239 x [0,0377 x KG + 2,75] Gesamtenergiebedarf Der tägliche Gesamtenergiebedarf von Erwachsenen kann nach folgender Formel abgeschätzt werden: Energiebedarf = Grundumsatz x Aktivitäts-/Stressfaktor Je nachdem, ob die körperliche Aktivität oder die Belastung durch die Erkrankung im Vordergrund steht, wird der Grundumsatz mit dem Aktivitätsfaktor oder mit dem Stressfaktor multipliziert. Bei mehreren umsatzsteigernden Einflüssen wird jeweils der führende (größere) Faktor zur Berechnung des Energiebedarfs herangezogen. Aktivitätsfaktoren • Immobil 1,2 • Leichte Aktivität 1,5 • Mittlere Aktivität 1,75 • Schwere Aktivität 2,0 (Empfehlung des MDS: Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen e.V.) Der Richtwert für die tägliche Aufnahme an Energie liegt bei älteren Menschen bei ca. 30 kcal pro kg Körpergewicht (Volkert D et al. DGEM-Leitlinie Geriatrie, 2013) 12 Flüssigkeitsbedarf Stressfaktoren Die folgenden Stressfaktoren können als Richtwerte zur Schätzung des Gesamtenergiebedarfs bei bestimmten Krankheiten dienen: kein Stress keine akute Krankheit, stabile Stoffwechsellage 1,0 leichter Stress chronische Krankheiten mit Komplikationen (Leberzirrhose, COPD, Diabetes, Krebsleiden), leichtes Fieber (bis 39 °C), Rekonvaleszenz nach großem operativem Eingriff (z.B. Schenkelhalsfraktur) 1,1 - 1,3 große, tiefe Wunden (Dekubitus), schwere Infektionen, schweres Fieber (40 °C), Polytrauma mit septischen Komplikationen 1,4 - 1,6 Schädel-Hirn-Trauma, Knochenmarkstransplantation, intensivpflichtige Patienten, schwere Verbrennungen 1,7 - 2,0 mäßiger Stress schwerer Stress Für die tägliche Zufuhr von Wasser gelten für gesunde Erwachsene bei bedarfsgerechter Ernährung und durchschnittlichen Lebensbedingungen folgende Richtwerte: • 15 bis 18 Jahre: 40 ml/kg KG • 19 bis 50 Jahre: 35 ml/kg KG • > 50 Jahre: 30 ml/kg KG Quelle: DGE: Deutsche Gesellschaft für Ernährung/D-A-CH, 2008; Volkert D et al, 2013 Die täglich benötigte Gesamt-Flüssigkeitsmenge für Über65-Jährige lässt sich auch wie folgt abschätzen (Empfehlung des MDS: Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen e.V.): Quelle: AKE: Arbeitsgemeinschaft klinische Ernährung, 2005/2006 100 ml pro kg für die ersten 10 kg KG + 50 ml pro kg für die zweiten 10 kg KG Proteinbedarf + 15 ml pro kg für jedes weitere kg KG Der tägliche Proteinbedarf von gesunden Jugendlichen (> 15 Jahre) und Erwachsenen kann nach folgender Formel abgeschätzt werden: Proteinbedarf = 0,8 g x kg Körpergewicht Quelle: DGE: Deutsche Gesellschaft für Ernährung/D-A-CH, 2008 Für ältere Menschen (> 65 Jahre) empfiehlt die aktuelle DGEM-Leitlinie eine tägliche Zufuhrmenge von ca. 1,0 g/kg KG und Tag. Quelle: Volkert et al, 2013 Bei bestimmten Erkrankungen ist der Proteinbedarf verändert. Zur Orientierung können die folgenden Werte dienen (Angaben in g/kg KG und Tag): erniedrigt z.B. chron. Niereninsuffizienz, Prä-Dialyse 0,6 - 0,8 normal stabile Stoffwechsellage 0,8 - 1,0 leicht erhöht z.B. oberflächliche Wunden (z.B. Dekubitus Grad II), leichte Infektion, kleinere Operation Niereninsuffizienz & Hämodialyse Niereninsuffizienz & Peritonealdialyse 1,1 - 1,2 z.B. tiefere Wunden (z.B. Dekubitus Grad III), größere Operationen, schwere Skelettmuskelverletzungen ca. 1,5 z.B. sehr große, tiefe Wunden (z.B. Dekubitus Grad IV), Rehabilitation nach Unterernährung bis zu 2,0 mäßig erhöht stark erhöht Quelle: AKE: Arbeitsgemeinschaft klinische Ernährung, 2005/2006 1,2 - 1,4 1,2 - 1,5 Daraus ergibt sich folgende Formel zur Berechnung des täglichen Flüssigkeitsbedarfs: Flüssigkeitsbedarf [ml] = 1500 + 15 x (KG – 20) Absicht dieser Formel ist, stark Untergewichtige nicht unterzuversorgen und Übergewichtige nicht überzuversorgen. Die Gesamtwasserzufuhr stammt bei oraler Ernährung teilweise aus fester Nahrung (ca. 1/3) und teilweise aus Getränken (ca. 2/3). Feste Nahrung hat im Durchschnitt einen Wassergehalt von ca. 0,33 ml/kcal. Die Trinkmenge pro Tag lässt sich daher wie folgt abschätzen: = Gesamtwasserzufuhr – 0,33 ml je aufgenommener kcal (Empfehlung des MDS: Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen e.V.) oder = ca. 2/3 der Gesamtwasserzufuhr (Empfehlung nach DGE: Deutsche Gesellschaft für Ernährung/D-A-CH) Bei sondenernährten Personen ist ein Teil der benötigten Flüssigkeitsmenge in der Sondennahrung enthalten: meist 75-85 ml Wasser pro 100 ml. Dieser Wassergehalt der Sondennahrung wird in der Flüssigkeitsbilanz berücksichtigt, ebenso wie die Flüssigkeit, die zum Spülen der Sonde 13 verwendet wird. Die fehlende Flüssigkeitsmenge (Differenz zum errechneten Bedarf) muss separat zugeführt werden. Ein erhöhter Bedarf besteht bei vermehrten Flüssigkeitsverlusten (Fieber, anhaltendes Erbrechen, starke Durchfälle, starkes Schwitzen, Sommerhitze, hohe Kochsalzaufnahme, hohe Proteinzufuhr, große offene Wunden) und muss durch zusätzliche Zufuhr ausgeglichen werden! Bei bestimmten Krankheiten (z.B. Niereninsuffizienz ohne Dialyse, Herzinsuffizienz) kann eine Reduktion der Flüssigkeitsmenge erforderlich sein. Zur Beurteilung der Flüssigkeitsversorgung ist auf klinische Zeichen – z.B. dunkler Urin, trockene Schleimhäute – zu achten, gegebenenfalls sind Laborparameter zur Beurteilung hinzuzuziehen. Ernährung in der Pädiatrie (Kinder von 0 bis 14 Jahre) Energiebedarf Der tägliche Gesamtenergiebedarf von Kindern kann nach folgender Formel abgeschätzt werden: Energiebedarf = kcal/kg KG x Körpergewicht x Energiefaktor Dabei gelten bei mittlerer körperlicher Aktivität folgende Richtwerte: kcal/kg Körpergewicht Säuglinge Kinder m w 0 - < 4 Monate 94 91 4 - < 12 Monate 90 91 1 - < 4 Jahre 91 88 4 - < 7 Jahre 82 78 7 - < 10 Jahre 75 68 10 - < 13 Jahre 64 55 13 - < 15 Jahre 56 47 Quelle: DGE: Deutsche Gesellschaft für Ernährung/D-A-CH, 2013 Wichtiger Hinweis Da der Energiebedarf in Abhängigkeit von Art und Schweregrad der Erkrankung variiert, wird ein entsprechender „Energiefaktor“ in die Berechnung mit einbezogen. Alle Bedarfsberechnungen sind Schätzungen und stellen lediglich Orientierungshilfen dar. Sie können vom tatsächlichen Bedarf der Kinder mehr oder weniger stark abweichen. Als Orientierungshilfe zur Abschätzung des veränderten Energiebedarfs bei Erkrankungen können die folgenden Faktoren zur Multiplikation verwendet werden: Energiefaktor Eine individuelle Überprüfung der Bedarfsdeckung ist in jedem Fall erforderlich, gegebenenfalls ist eine Korrektur der Zufuhrmengen vorzunehmen. Die Maßnahmen im Rahmen der Ernährungstherapie sind mit dem betreuenden Arzt abzusprechen und in den Patientenunterlagen zu dokumentieren, inklusive der einzelnen Schritte und der regelmäßigen Kontrolle des Ernährungsstatus! Kinder haben andere Nährstoffbedürfnisse als Erwachsene. Ein großer Anteil der zugeführten Nährstoffe muss für Wachstum und Entwicklung aufgewendet werden, zudem existieren noch keine oder nur sehr geringe Nährstoffspeicher. Je nach Alter und Entwicklungsstufe ist eine unterschiedliche Nährstoffzufuhr erforderlich. Da Energie- und Nährstoffdefizite zu irreversiblen Schäden führen können, ist eine alters- und bedarfsgerechte Ernährung im Kindesalter essentiell. Grundsätzlich muss bei der Ernährung von Kindern berücksichtigt werden, dass sie im Vergleich zu Erwachsenen einen wesentlich höheren Energie- und Flüssigkeitsumsatz pro kg Körpergewicht haben. Gesundes Kind Normale Population 1,0 Leichter Stress z.B. Anämie, Fieber, leichte Infektion, elektive kleinere Operationen 1,0 - 1,2 Mittlerer Stress z.B. Skeletttraumata, schwächende chronische Erkrankungen 1,2 - 1,4 Großer Stress z.B. Sepsis, schwere Skelettmuskeltraumata, größere Operationen 1,4 - 1,7 Bedrohlicher Stress z.B. nach Verbrennungen, schneller Aufbau nach Unterernährung 1,7 - 2,0 Quelle: Uauy, Koletzko, 1993 14 Bei behinderten Kindern mit eingeschränkter körperlicher Aktivität ist jedoch auch der Energiebedarf erniedrigt. Er kann entweder anhand von Formeln errechnet oder anhand der Körpergröße abgeschätzt werden. Es kann mit folgenden Schätzwerten gerechnet werden: Da der Proteinbedarf in Abhängigkeit von Art und Schweregrad der Erkrankung variiert, wird ein entsprechender „Proteinfaktor“ in die Berechnung mit einbezogen. Als Orientierungshilfe zur Abschätzung des veränderten Proteinbedarfs bei Erkrankungen können die folgenden Faktoren zur Multiplikation verwendet werden: kcal/cm Körpergröße Mobiles Kind, 5-12 Jahre Nicht-mobiles Kind, 5-12 Jahre ca. 11 Kind mit Cerebralparesie, stark eingeschränkte Mobilität 5-10 Kind mit Cerebralparesie, leichte bis mittlere Mobilität ca. 15 Kind mit M. Down, 5-12 Jahre, männlich ca. 16 Kind mit M. Down, 5-12 Jahre, weiblich ca. 14 Quelle: Puelzl Quinn, 2000 Proteinbedarf Der Proteinbedarf von gesunden Kindern kann nach folgender Formel abgeschätzt werden: Proteinbedarf = g/kg KG x Körpergewicht x Proteinfaktor g/kg Körpergewicht Kinder 0 - < 1 Monate 2,7 1 - < 2 Monate 2,0 2 - < 4 Monate 1,5 4 - < 6 Monate 1,3 6 - < 12 Monate 1,1 1 - < 4 Jahre 1,0 4 - < 7 Jahre 0,9 7 - < 10 Jahre 0,9 10 - < 13 Jahre 0,9 13 - < 15 Jahre 0,9 Quelle: DGE: Deutsche Gesellschaft für Ernährung/D-A-CH, 2013 Gesundes Kind Normale Population 1,0 Leichter Stress z.B. Anämie, Fieber, leichte Infektion, elektive kleinere Operationen 1,5 - 1,8 Mittlerer Stress z.B. Skeletttraumata, schwächende chronische Erkrankungen 2,0 - 2,5 Großer Stress z.B. Sepsis, schwere Skelettmuskeltraumata, größere Operationen 2,5 - 3,0 Bedrohlicher Stress z.B. nach Verbrennungen, schneller Aufbau nach Unterernährung 3,0 - 4,0 Quelle: Uauy, Koletzko, 1993 Dabei gelten folgende Richtwerte: Säuglinge Proteinfaktor ca. 14 15 Flüssigkeitsbedarf Die Höhe der erforderlichen täglichen Flüssigkeitszufuhr durch Getränke und feste Nahrung bei gesunden Kindern kann nach folgender Formel abgeschätzt werden: Flüssigkeitsbedarf = ml/kg KG x Körpergewicht Dabei gelten folgende Richtwerte: ml/kg Körpergewicht Säuglinge Kinder 0 - < 4 Monate 130 4 - < 12 Monate 110 1 - < 4 Jahre 95 4 - < 7 Jahre 75 7 - < 10 Jahre 60 10 - < 13 Jahre 50 13 - < 15 Jahre 40 Quelle: DGE: Deutsche Gesellschaft für Ernährung/D-A-CH, 2008 Diese Richtwerte gelten für gesunde Kinder. Bei mangelernährten Kindern mit zu geringem Gewicht kann deren Flüssigkeitsbedarf bei Berechnung anhand dieser Richtwerte daher leicht unterschätzt werden. Basierend auf Erfahrungswerten bietet sich für mangelernährte Kinder oder Kinder mit Gedeihstörung die Berechnung des täglichen Flüssigkeitsbedarfs nach folgender Formel an: 100 ml pro kg für die ersten 10 kg KG + 50 ml pro kg für die zweiten 10 kg KG + 20-30 ml pro kg für jedes weitere kg KG Beispiel: Kind mit 25 kg KG Flüssigkeitsbedarf: 1650 ml/Tag Die Gesamtwasserzufuhr stammt bei oraler Ernährung teilweise aus fester Nahrung (ca. 1/3) und teilweise aus Getränken (ca. 2/3). Die Trinkflüssigkeitsmenge pro Tag lässt sich daher wie folgt abschätzen: = ca. 2/3 der Gesamtwasserzufuhr (Empfehlung nach DGE: Deutsche Gesellschaft für Ernährung/D-A-CH) Bei sondenernährten Kindern ist ein Teil der benötigten Flüssigkeitsmenge in der Sondennahrung enthalten: meist 75-85 ml Wasser pro 100 ml. Dieser Wassergehalt der Sondennahrung wird in der Flüssigkeitsbilanz berücksichtigt, ebenso wie die Flüssigkeit, die zum Spülen der Sonde verwendet wird. Die fehlende Flüssigkeitsmenge (Differenz zum errechneten Bedarf) muss separat zugeführt werden. Ein erhöhter Bedarf besteht bei vermehrten Flüssigkeitsverlusten (Fieber, anhaltendes Erbrechen, starke Durchfälle, starkes Schwitzen, Sommerhitze, hohe Kochsalzaufnahme, hohe Proteinzufuhr, große offene Wunden) und muss durch zusätzliche Zufuhr ausgeglichen werden! Bei bestimmten Krankheiten (z.B. Niereninsuffizienz ohne Dialyse, Herzinsuffizienz) kann eine Reduktion der Flüssigkeitsmenge erforderlich sein. Zur Beurteilung der Flüssigkeitsversorgung ist auf klinische Zeichen – z.B. dunkler Urin, trockene Schleimhäute – zu achten, gegebenenfalls sind Laborparameter zur Beurteilung hinzuzuziehen. 16 Nahrungsarten Selbst gefertigte Sondenkost oder industriell hergestellte bilanzierte Diäten? Aufgrund des Kostendrucks im Gesundheitswesen ist die Verwendung selbst hergestellter, durch Homogenisierung üblicher Küchenkost gewonnener Diäten gebräuchlich. Diese Nahrungen sind aus wissenschaftlicher Sicht jedoch fragwürdig und in ihrer praktischen Anwendung nicht unbedenklich. Eine adäquate Sondennahrung muss absolut partikelfrei sein und gute Fließeigenschaften aufweisen (nicht zu dickflüssig), um die Gefahr einer Sondenverstopfung zu vermeiden. Gerade bei kranken Menschen ist es unabdingbar, dass die Nahrung hygienisch einwandfrei ist und somit schwerwiegende gastrointestinale Infektionen vermieden werden. Zudem muss eine adäquate enterale Ernährung die Zufuhr aller essentiellen Nährstoffe ohne Einschränkung gewährleisten. Industriell gefertigte Nahrungen werden diesen Ansprüchen gerecht und bieten zudem eine einfache praktische Handhabung. Dagegen ist selbst hergestellte Sondenkost in den allermeisten Fällen nicht nährstoffdefiniert und bilanziert und damit für eine bedarfsdeckende Langzeiternährung ungeeignet. Meist haben diese Produkte eine hohe Viskosität und erfordern daher eine dicklumige Sonde, die bei transnasaler Lage für den Patienten unangenehm und komplikationsträchtig sein kann. Bei unsachgemäßer Lagerung und bei Verwendung von hygienisch nicht einwandfreien Ausgangsprodukten kann es rasch zu bakteriellen Kontaminationen mit entsprechenden klinischen Komplikationen kommen. Die häufig zu hohe Osmolarität selbst gefertigter Sondenkost kann zu Verträglichkeitsproblemen (z.B. Diarrhö) und damit auch zu Nährstoffdefiziten führen. Bei zu starker Verdünnung der Sondennahrung ist zudem eine Flüssigkeitsüberlastung zu befürchten. Insbesondere bei Kindern im Wachstum kann es sich negativ auswirken, wenn eine adäquate Nährstoffversorgung und eine ausreichende Energie- und Proteindichte nicht gewährleistet sind. Auch in den Leitlinien der DGEM (Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin) wird die Verwendung selbst hergestellter Sondennahrungen aus folgenden Gründen abgelehnt: • hygienisch inakzeptabel, • nicht bilanziert/nicht bedarfsdeckend, • nicht überprüfbar, • nicht über 24 h verfügbar, •h oher Arbeitsaufwand, technologisch anspruchsvoll (Hygiene!), d.h. teuer, • hohe Flüssigkeitsbelastung. Industriell hergestellte Trink- und Sondennahrungen Grundsätzlich lassen sich Trink- und Sondennahrungen in voll- und teilbilanzierte Diäten unterscheiden. Vollbilanzierte Diäten sind zur ausschließlichen Ernährung geeignet und müssen hinsichtlich des Energie- und Nährstoffgehalts (Proteine, Kohlenhydrate, Fette/Fett säuren, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente) bedarfsdeckend sein. Teilbilanzierte Diäten (auch: ergänzende bilanzierte Diäten), die zur Verwendung als ergänzende Nahrung bestimmt sind (meist Trinknahrungen), dürfen in einer Tagesverzehrsmenge vorgegebene Höchstmengen für Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente nicht überschreiten. Grundlage für die Zusammensetzung sowohl voll- als auch teilbilanzierter Diäten sind insbesondere die DGE/ D-A-CH-Referenzwerte und die Diätverordnung. Auswahlkriterien bilanzierter Diäten Die Bewertung und Auswahl von Trink- und Sondennahrungen erfolgt nach verschiedenen grundlegenden charakteristischen Merkmalen: • Energiegehalt und Energiedichte • Art und Anteil der Makronährstoffe (Proteine, Kohlenhydrate, Fette), insbesondere der Proteingehalt • Ballaststoffgehalt • Osmolarität Hochkalorische Nahrungen (> 1,2 kcal/ml) eignen sich für Patienten mit relativ hohem Energiebedarf und/oder Flüssigkeitsrestriktion (z.B. bei chronischen konsumierenden Erkrankungen, großen, tiefen Wunden, nach größeren Operationen, Wasting bei HIV-Infektion). 17 Eiweißreiche Nahrungen (≥ 20 En% Eiweiß) empfehlen sich für Patienten mit Proteinmangel (z.B. bei Mangelernährung) und bei erhöhtem Proteinbedarf (z.B. nach größeren Operationen, Verbrennungen, bei schweren Infektionen, Intensivpatienten, Kindern mit Gedeihstörung). Altersadaptierte Trink- und Sondennahrungen ermöglichen durch eine den unterschiedlichen Altersabschnitten angepasste Zusammensetzung eine bedarfsgerechte Ernährung von Kindern, auch wenn sich deren Bedürfnisse im Wachstum verändern. Hochmolekulare Trinkund Sondennahrungen Hochmolekulare Nahrungen liefern komplexe Nährstoffe wie z.B. intakte Proteine, Fette in Form von Triglyceriden mit langkettigen Fettsäuren und Kohlenhydrate wie Maltodextrin. Ihre Verwertung erfordert ein weitgehend funktionsfähiges Verdauungssystem mit intakter Verdauungs- und Resorptionsleistung. Hochmolekulare Nahrungen sind für den Großteil der Patienten/Heimbewohner geeignet und in verschiedenen Varianten verfügbar: • Normokalorisch mit /ohne Ballaststoffe • Normokalorisch, eiweißreich, mit/ohne Ballaststoffe • Hochkalorisch mit /ohne Ballaststoffe • Hochkalorisch, eiweißreich, mit/ohne Ballaststoffe • Konsistenzadaptierte Trinknahrungen bei Schluckstörungen (Dysphagie) unterschiedlicher Ursache Niedermolekulare Trinkund Sondennahrungen Niedermolekulare Trink- und Sondennahrungen liefern Energie und Nährstoffe in Form schnell verwertbarer, „vorgespaltener“ (hydrolysierter) Bausteine. Sie enthalten z.B. Eiweiß als Aminosäuren, Kohlenhydrate überwiegend als Mono- und Disaccharide sowie Fett als Triglyceride mit mittelkettigen Fettsäuren. Damit wird eine effektive Verwertung auch bei eingeschränkter Verdauungs- und Resorptionsleistung gewährleistet. Niedermolekulare Nahrungen eignen sich daher insbesondere für Patienten mit Fettverwertungsstörungen, Kuhmilcheiweißallergie und -unverträglichkeit oder Malassimilationssyndrom, z.B. bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Kurzdarm, Strahlenenteritis oder schwere akute Pankreatitis. Krankheitsspezifische/stoffwechseladaptierte Trink- und Sondennahrung Für Patienten mit bestimmten Erkrankungen wurden spezielle Produkte entwickelt, um auf ihre veränderten Ernährungsbedürfnisse optimal eingehen zu können, z.B.: • Niereninsuffizienz, prädialytisch bzw. unter Dialyse: reduzierter Elektrolytgehalt, für Prädialyse Proteingehalt reduziert • Dekubitus: hoher Proteingehalt, reich an Arginin, Zink, Antioxidantien • Kuhmilcheiweißallergie und -unverträglichkeit: Protein auf Sojabasis • Diabetes mellitus: Kohlenhydrate mit einem niedrigen glykämischen Index • Onkologische Erkrankungen: hoher Proteingehalt, reich an Omega-3-Fettsäuren • Dysphagie: amylaseresistent angedickte Produkte für ein sichereres Schlucken • Malassimilationssyndrom: Aufgespaltenes Eiweiß/freie Aminosäuren, Verwendung von MCT-Fetten 18 Medizinische Trinknahrung Einsatzmöglichkeiten Medizinische Trinknahrungen sind für Patienten bestimmt, deren normale Ernährung nicht zur Deckung ihres Bedarfs und zur Erhaltung ihres Ernährungszustands ausreicht, obwohl eine orale Nahrungszufuhr möglich ist. Sie können individuell in den täglichen Speiseplan integriert werden, ergänzend zu den üblichen Mahlzeiten. Mit Hilfe von Trinknahrungen kann die Nahrungsaufnahme ohne nennenswerte Einschränkungen der regulären Kost gesteigert werden. Dadurch lassen sich gezielt die Ernährungssituation und damit auch der Krankheitsverlauf des Patienten/Heimbewohners positiv beeinflussen. Aufgrund der Produktvielfalt kann die Trinknahrung optimal auf die Bedürfnisse und Geschmackspräferenzen des einzelnen Patienten/Heimbewohners abgestimmt werden. Bei Bedarf können auch Kombinationen aus verschiedenen Trinknahrungen angeboten werden. Wichtig ist dabei, die Trinknahrung mit zeitlichem Abstand zur normalen oralen Kost, also zwischen den Mahlzeiten zu reichen. Vorteile von Trinknahrung • Bilanziert – enthält alle lebensnotwendigen Nährstoffe in ausgewogenem Verhältnis • Zahlreiche Produktvarianten – zur ausschließlichen oder zur ergänzenden Ernährung geeignete Produkte – energiereich / eiweißreich / mit Ballaststoffen – unterschiedliche Energiedichte und Volumina – konsistenzadaptierte Produkte für Patienten mit Schluckstörung – spezielle Produkte für bestimmte Erkrankungen (z.B. Niereninsuffizienz) – spezielle altersadaptierte Produkte für Kinder – alle Produkte in zahlreichen Geschmacksrichtungen • Praktische Aspekte – verzehrfertig – kein Zubereitungsaufwand – lange Haltbarkeit – wieder verschließbare Trinkflaschen, individuelle Dosierung Praktische Hinweise und Tipps Trinknahrungen werden überwiegend verzehrfertig in Trinkflaschen oder Portionspackungen mit Trinkhalm angeboten und benötigen daher keine weitere Zubereitung. Sie können mit dem Trinkhalm direkt aus der Flasche oder aus einem geeigneten Trinkgefäß (Glas oder Becher) angereicht werden. Trinknahrungen können, je nach individuellen Ansprüchen, Geschmacksvorlieben und Verträglichkeiten des Patienten/ Heimbewohners, bei Zimmertemperatur, erwärmt oder gekühlt angeboten und getrunken werden. Das Anreichen muss gegebenenfalls durch die Pflegekraft unterstützt werden: Die Patienten/Heimbewohner sollten immer wieder zum Trinken aufgefordert werden. Die Vorgehensweise beim Anreichen orientiert sich immer an der individuellen Situation des Patienten/Heimbewohners. Im Einzelfall kann es zu Beginn einer Ernährung mit Trinknahrung erforderlich sein, schrittweise anzufangen und kleinere Portionen über den Tag verteilt anzubieten. Bis die gewünschte Gesamttrinkmenge erreicht ist, können mehrere Tage vergehen. 19 Bei einer ausschließlichen Ernährung muss die benötigte Menge Trinknahrung individuell berechnet werden (siehe Kap. Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffzufuhr). Bei einer ergänzenden Ernährung zusätzlich zur normalen Kost werden erfahrungsgemäß 2 Portionen Trinknahrung getrunken: Am Vormittag als Zwischenmahlzeit sowie nachmittags oder als Spätmahlzeit, auch über einen längeren Zeitraum, z.B. über mehrere Wochen. Bei Problemen mit größeren Verzehrsmengen können Produktvarianten mit einer höheren Energiedichte in kleinerem Volumen gewählt werden, um die erforderliche Trinkmenge zu reduzieren. Zubereitung von Trinknahrung aus Trockenprodukten mit Flüssigkeit Werden Trinknahrungen vor dem Verzehr aus Pulver zubereitet, sind die Hinweise der Hersteller zu beachten. Hinsichtlich der hygienischen Anforderungen ist auf größte Sorgfalt zu achten und jegliche Kontamination auszuschließen. Die Zubereitung sollte daher immer frisch und portionsweise erfolgen. Angebrochene Packungen von Trockenprodukten sind stets luftdicht verschlossen an trockenen und sauberen Orten zu lagern. Auch hier sind die Hinweise der Hersteller zu beachten. Weitere Hinweise für den Einsatz von Trinknahrung • Menge nach Bedarf und Verträglichkeit • Trinknahrung zwischen den Mahlzeiten anbieten (nicht zu den Mahlzeiten) • Den Patienten zum Verzehr ermuntern, auffordern – ggf. unterstützen • Geschmackliche Varianten nutzen • Trinknahrung am besten gekühlt anbieten • Angebrochene Trinkflaschen maximal 24 h im Kühlschrank aufbewahren • Geschmacksrichtungen Cappuccino, Schokolade, Kakao und Karamel evtl. warm anbieten und mit einem „Schuss“ Kaffee oder Sahne abschmecken (Trinknahrung in Tasse gießen und in der Mikrowelle kurz erwärmen) • Zubereitung von pikanten Zwischenmahlzeiten oder Desserts mit Trinknahrung; hier bieten sich insbesondere neutrale Produktvarianten an. Rezeptvorschläge finden Sie unter www.kochen-mit-trinknahrung.de 20 Sondenernährung Sondenarten Nach der Indikationsstellung zur Sondenernährung folgt die Auswahl des Sondierungsverfahrens. Für die Wahl des Sondierungsverfahrens sind entscheidend: • Dauer der Ernährungstherapie • Allgemein- und Ernährungszustand des Patienten Die Sonde wird durch die Nase über die Speiseröhre in den Magen geführt und die Sondenspitze je nach angestrebter Lage gegebenenfalls bis ins Duodenum oder Jejunum vorgeschoben. Nasojejunale Sonden werden meist endoskopisch und unter radiologischer Kontrolle platziert. Die gastrale Lage ist die Standardplatzierung bei normaler Magenmotilität, also bei ungestörter Magenentleerung. • Anatomische Besonderheiten Duodenal- oder Jejunalsonden sind bei Patienten mit erhöhter Aspirationsgefahr angebracht, insbesondere bei Patienten mit Magenentleerungsstörungen. Zur Verfügung stehen transnasale oder perkutane Sonden: Für transnasale Sonden gelten folgende Qualitätsanforderungen: • Transnasale Magen-, Duodenal- und Jejunalsonden •A traumatische Spitze für möglichst geringes Verletzungsrisiko • Perkutane Sonden – Perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG, PEG/J) – Austauschsonden (Gastrotube, Button) – Perkutane, operative Ernährungssonden (meist Feinnadelkatheterjejunostomie (FKJ)) • Knickstabilität: schnell und sicher zu legen • Sichtbarkeit im Röntgenbild: mit Röntgenkontraststreifen •P atientengerecht: aus gewebefreundlichem Material und dauerhaft flexibel Zur Charakterisierung von Ernährungssonden werden meist zwei Merkmale angegeben: • Außendurchmesser der Ernährungssonde: Angabe in Charrière oder French (1 CH/Fr = 0,33 mm) • Länge der Ernährungssonde: (für transnasale Sonden, Button und FKJ) unterscheidet sich je nach gastraler oder jejunaler Lage bzw. zwischen Erwachsenen und Kindern Transnasale Magen-, Duodenalund Jejunalsonden Transnasale Sonden kommen bei einer kurz- bis mittelfristigen Ernährungstherapie zum Einsatz, die bis zu 6-8 Wochen dauern kann. Der Einsatz einer transnasalen Sonde ist auch dann erforderlich, wenn die Anlage einer perkutanen Ernährungssonde kontraindiziert oder technisch nicht möglich ist, z.B. bei schweren Gerinnungsstörungen. Abb. 2: T ransnasale Ernährungssonde 21 Die Verwendung von Sonden aus gewebefreundlichem Material ist insbesondere für den Tragekomfort und damit für die Kooperation des Patienten wesentlich. Für Ernährungszwecke sollten heutzutage ausschließlich Spezialsonden aus Silikon oder Polyurethan verwendet werden. Diese Materialien gewährleisten ein geringes Fremdkörpergefühl. Sie sind auch ohne chemische Weichmacher dauerhaft flexibel und daher gewebefreundlich. Damit bieten sie auch bei längeren Liegezeiten einen sehr guten Patientenkomfort. Dabei wird unter endoskopischer Kontrolle durch die Bauchwand ein direkter Zugang zum Magen hergestellt. Durch das Stoma wird eine Ernährungssonde gelegt, die den Zugang zum GI-Trakt für die Ernährungstherapie sichert. Meist liegt die Sonde gastral (PEG), es besteht jedoch auch die Möglichkeit, durch den Zugang eine dünnere Sonde bis in den Dünndarm zu legen (PEG/J). PVC, wie es bei Magenablaufsonden Verwendung findet, ist als Material für Ernährungssonden nicht geeignet. PVC enthält chemische Weichmacher, die sich nach ca. 24 Stunden aus dem Sondenmaterial lösen. Das Sondenmaterial härtet aus, die Sonde wird starr und spröde und es besteht die Gefahr von frühzeitigen Drucknekrosen. Zudem werden die Weichmacher im Darm absorbiert, bei Aufnahme in größeren Mengen können sie gesundheitsschädlich sein. •S chluckstörungen mit Aspirationsgefahr, z.B. nach Apoplex, Schädel-Hirn-Trauma, apallischem Syndrom Unterschiede zu perkutanen Sonden Typische Indikationen für eine PEG sind: • Tumore im Mund- und Halsbereich sowie Gastrointestinaltrakt • Ösophagusstenosen, -fisteln •S icherung des Ernährungsweges vor Bestrahlungstherapien, Operationen oder bei multimorbiden Patienten mit Demenz •M angelernährung im Zusammenhang mit Morbus Crohn, Kurzdarmsyndrom, HIV-Infektionen/AIDS, Mukoviszidose und anderen konsumierenden Erkrankungen Abb. 3: PEG Perkutane Sonden weisen einige Vorteile gegenüber transnasalen Sonden auf: • Sicherer und direkter Magenzugang • Keine Schleimhautreizungen/Drucknekrosen im Nasen-Rachen-Raum • Bessere Fixierung der Sonde/weniger Dislokation • Keine Beeinträchtigung einer gleichzeitigen oralen Nahrungs- oder Flüssigkeitszufuhr • Kosmetisch unauffällig • Einfache Pflege • Meist bessere Akzeptanz bei Patienten Perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG und PEG/J) Grundsätzlich wird die perkutane endoskopische Gastrostomie für die enterale Langzeiternährung eingesetzt, wenn also absehbar ist, dass der Patient länger als 2-3 Wochen enteral ernährt werden muss oder wenn eine Kontraindikation für eine transnasale Sonde besteht. Typische Indikationen für eine PEG/J sind: • Magenausgangs- oder Pylorusstenose • Stark eingeschränkte Magenmotilität •A uftreten eines signifikanten gaströsophagealen Refluxes mit Aspiration oder hoher Aspirationsgefahr und/oder pulmonaler Infektion 22 Austauschsonden Voraussetzung für den Einsatz von Austauschsonden ist ein komplett ausgebildetes, absolut reizloses Magenstoma. Die gängigsten Austauschsonden sind Gastrotube und Button. Ein Austausch bietet sich an bei mobilen Patienten/Heimbewohnern, bei geistig behinderten Patienten/Heimbewohnern (weniger Manipulationsmöglichkeiten), insbesondere aber bei Kindern (geringere Stigmatisierung). Dabei weist der Button zahlreiche Vorteile auf: Er bietet die größtmögliche Bewegungsfreiheit und ermöglicht somit bewegungstherapeutische Maßnahmen. Er ist unauffällig unter der Kleidung zu tragen, kann ohne erneute Gastroskopie ausgetauscht werden, ist einfach zu pflegen und erlaubt problemloses Baden und Duschen. Abb. 4: Gastrotube und Button 23 Kontrolle der korrekten Lage von Sonden Die korrekte Position einer Ernährungssonde wird erstmals unmittelbar nach ihrer Platzierung kontrolliert, damit die Sondennahrung sicher in den Magen bzw. Darm verabreicht wird. Zur Vermeidung einer Aspiration der Sondennahrung muss die Lage der Sonde zudem vor jeder Nahrungsgabe kontrolliert werden. Absaugen von Magensaft (bei gastraler Lage) Das Absaugen von Magensaft und die Messung seines pH-Wertes ist in der Routine das verlässlichste und praktikabelste Testverfahren. Benötigtes Material astrale Lage: Rotfärbung des Papiers, G saure Reaktion (pH-Wert < 5,5) • Duodenale/jejunale Lage: Blaufärbung des Papiers, basische Reaktion (pH-Wert > 9) • 3 Nachsorge • Sonde mit Wasser spülen (siehe Kap. Spülen von Ernährungssonden), dazu Klemme öffnen •Ü berleitgerät zur Sondennahrung anschließen oder Sonde verschließen • Material entsorgen, Handschuhe ausziehen • Maßnahme dokumentieren Auskultation (bei gastraler Lage) Benötigtes Material • Hautdesinfektionsmittel • Hautdesinfektionsmittel • Einmalhandschuhe • Einmalhandschuhe • Enteraler Dispenser • Enteraler Dispenser • Stethoskop • Nierenschale • Klemme • Indikatorpapier • Klemme 1 Vorbereitungen • Bereitlegen des Materials 1 Vorbereitungen • Bereitlegen des Materials • Patient/Heimbewohner informieren, Oberkörper hochlagern oder sitzende Position einnehmen lassen • Patient/Heimbewohner informieren, Oberkörper hochlagern oder sitzende Position einnehmen lassen • Hände desinfizieren und Einmalhandschuhe anziehen • Hände desinfizieren und Einmalhandschuhe anziehen 2 Durchführung 2 Durchführung • Sonde mit einer übergezogenen Klemme abklemmen, Sondenverschluss/-konnektor öffnen • Dispenser zur Hälfte mit Luft aufziehen • Sonde mit einer übergezogenen Klemme abklemmen, Sondenverschluss/-konnektor öffnen • Luftgefüllten Dispenser aufsetzen •Dispenser aufsetzen, die Klemme öffnen, Sekret aspirieren/ansaugen • Stethoskop unterhalb der Brustbeinspitze auf dem Oberbauch aufsetzen • Klemme schließen, Dispenser entfernen • Klemme öffnen, Luft aus dem Dispenser zügig in den Magen spritzen • Überprüfung des pH-Werts – Mehrere Tropfen des Dispenserinhalts auf das Indikatorpapier geben: • Bei gastraler Sondenlage hört man über das Stethoskop die Luft einströmen, ein typisches „Gluckern“ im Magen 24 3 Nachsorge • Sonde abklemmen, Dispenser abnehmen Bei Patienten/Heimbewohnern, die auf Hilfe angewiesen sind: • Überleitgerät zur Sondennahrung anschließen oder Sonde verschließen Benötigtes Material • Material entsorgen, Handschuhe ausziehen • Prothesenschale • Maßnahme dokumentieren • Prothesenreiniger Radiologische Kontrolle Mit einer Röntgenaufnahme kann die korrekte Lage der Ernährungssonde sowohl bei gastraler als auch bei duodenaler/jejunaler Lage sicher festgestellt und dokumentiert werden. Sie wird jedoch in der Regel nur bei einer Sondenneuanlage oder bei auftretenden Problemen auf ärztliche Anordnung hin durchgeführt. Die Lage von Dünndarmsonden kann nur radiologisch überprüft werden. Bei einer Langzeiternährung sollte die Sondenlage etwa alle drei Monate kontrolliert werden. Zu diesem Zweck sind die Sonden mit einem Röntgenkontraststreifen versehen. Die Gabe von Kontrastmittel wird damit vermieden. • Einmalhandschuhe • Mundspatel • Tupfer • Becher mit Wasser oder Mundspüllösung • Weiche Zahnbürste und Zahnpasta • Nierenschale • Lippensalbe • Abwurfbeutel/-behälter 1 Vorbereitungen • Bereitlegen des Materials •P atient/Heimbewohner informieren, Oberkörper hochlagern oder sitzende Position einnehmen lassen • Hände waschen, Einmalhandschuhe anziehen Pflegerische Maßnahmen Mund- und Zahnpflege Eine regelmäßige gründliche Mund- und Zahnpflege ist auch bei Sondenernährung erforderlich. Sie trägt dazu bei, Zähne, Zahnfleisch, Zunge und Mundschleimhaut gesund zu erhalten. Sie fördert das Wohlbefinden und sorgt für einen frischen Atem. Wenn möglich, sollte die Mund- und Zahnpflege vom Patienten/Heimbewohner selbst 2-3-mal täglich durchgeführt werden. Die Zähne bzw. Prothesen können mit weicher Zahnbürste und Zahnpasta gepflegt werden. Zusätzlich können Mundspülungen vorgenommen werden. Es sollten jedoch keine alkoholhaltigen Mundpflegemittel verwendet werden. Patienten/Heimbewohner mit Immunsuppression sollten sterile Lösungen zur Mundspülung benutzen. 2 Durchführung •Z ahnersatz herausnehmen und reinigen (mit Zahnbürste oder Prothesenreinigungsmittel) • Mund inspizieren • Eigene Zähne mit Zahnbürste und Zahnpasta putzen •M und ausspülen lassen oder mit Spüllösung und Tupfern auswischen (Aspirationsgefahr bei bewusstlosen Patienten) •B orken und Beläge vorsichtig mit einem Tupfer von der Zunge und der Mundschleimhaut lösen • Mund mit Spüllösung benetzen • Lippen eincremen 3 Nachsorge • Zahnersatz wieder einsetzen • Handschuhe ausziehen, Material wegräumen • Maßnahme dokumentieren 25 Nasenpflege (bei transnasalen Sonden) 3 Nachsorge Die Nasenpflege ist im Rahmen der täglichen Grundpflege unerlässlich, um die Nasenflora zu erhalten und Infektionen sowie Druckulzera im Nasen-Rachen-Raum zu vermeiden. •S onde in Höhe der Markierung mit dem Fixierpflaster erneut fixieren (Abb. 6) • Material entsorgen/aufräumen, Handschuhe ausziehen • Maßnahme dokumentieren Benötigtes Material • Hautdesinfektionsmittel • Einmalhandschuhe • Tupfer • Watteträger • Wasser • Fixierpflaster/Schere • Nasensalbe (z.B. Panthenolsalbe) Abb. 6: Optimale Fixierung der Nasensonde • Abwurfbehälter 1 Vorbereitungen • Bereitlegen des Materials • Patient/Heimbewohner informieren •H ände waschen und desinfizieren, Einmalhandschuhe anziehen 2 Durchführung •M it einem Filzstift eine Markierung an der Sonde direkt nach der Nasenöffnung anbringen •F ixierpflaster entfernen, die Sonde dabei gut festhalten, Pflaster in den Abwurfbehälter entsorgen •N ase mit den in Wasser getränkten Tupfern reinigen, Nasenöffnung mit den feuchten Watteträgern säubern, Material in den Abwurfbehälter entsorgen • Pflasterreste an Haut und Sonde ablösen • Hautareale abtrocknen •N asensalbe mit einem Watteträger auf den Nasenschleimhäuten und Nasenöffnungen verteilen Wichtige Hinweise •D ie Sonde soll nicht abgeknickt werden und nicht in der Nase scheuern. •E ine gute Fixierung der Sonde verhindert eine Lageveränderung (Dislokation); hilfreich ist dabei, eine Kontrollmarkierung an der Sonde anzubringen. •B ei Veränderungen der Schleimhäute (Rötung, Blutung, Entzündung) oder anderen Auffälligkeiten ist der Arzt zu informieren. • Beim Wechsel/Austausch der transnasalen Sonde sollte das jeweils andere Nasenloch verwendet werden. Spülen von Ernährungssonden Bei der Applikation von Sondenkost können sich Beläge an der Innenwand der Sonde bilden und letztlich zur Okklusion (Verstopfung) der Sonde führen. Dies kann durch regelmäßiges Spülen der Sonde weitgehend vermieden werden. Das Spülen dient also dem Erhalt der Sondengängigkeit sowie der hygienischen Sicherheit durch Vorbeugung von Fäulnis- und Gärungsprozessen. 26 Häufigkeit des Spülens 2 Durchführung • Nach der Nachtruhe, vor der ersten Nahrungsgabe • Bei Sonden mit Ritsch-Ratsch-Klemme: Klemme schließen • Vor und nach jeder Nahrungsapplikation • Dispenser mit 20-40 ml Flüssigkeit befüllen • Bei kontinuierlicher Applikation: bei jedem Wechsel des Packs/der Flasche •S onde öffnen und Dispenser auf Sondenkonnektor aufsetzen • Vor und nach jeder Medikamentengabe • Bei Sonden mit Ritsch-Ratsch-Klemme: Klemme öffnen • Bei längerem Nichtgebrauch der Sonde diese in der Regel 2-mal täglich spülen. •D ispenserinhalt langsam und gleichmäßig eingeben, evtl. den Vorgang wiederholen Spülflüssigkeit und -menge • Bei Sonden mit Ritsch-Ratsch-Klemme: Klemme schließen Als Spülmenge sollten mindestens 20 ml, besser 40 ml körperwarme Flüssigkeit verwendet werden. Die Spülflüssigkeit ist in der Flüssigkeitsbilanz zu erfassen. Als Spülflüssigkeit eignet sich steriles Wasser oder stilles Mineralwasser, ebenso frisches oder frisch abgekochtes, abgekühltes Trinkwasser. 3 Nachsorge • Dispenser von Sondenkonnektor entfernen • Sondenkonnektor verschließen, Klemme öffnen • Maßnahme dokumentieren Wichtige Hinweise Nicht geeignet sind dagegen schwarzer oder grüner Tee, Früchtetee und Obstsäfte. Aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe und Fruchtsäuren kann es in direktem Kontakt mit dem Nahrungssubstrat zu Eiweißausfällungen und in der Folge zu einer Verstopfung der Sonde kommen. Zudem können starke Verfärbungen des Sondenmaterials auftreten. Kräutertees eignen sich ebenfalls nicht als Spülflüssigkeit aufgrund der enthaltenen ätherischen Öle. Zum Spülen keine Spritzen/Dispenser mit einem Volumen unter 10 ml verwenden. Sie erzeugen einen zu hohen Druck, der zu Verletzungen beim Patienten und /oder Sondenschäden führen könnte. Benötigtes Material • Händedesinfektionsmittel Spülen der Sonde am Überleitgerät mit Y-Zuspritzschenkel 1 Vorbereitungen • Bereitlegen des Materials • Patient/Heimbewohner informieren • Hände waschen und desinfizieren • ggf. Unterlage unter die Sonde legen 2 Durchführung • Bei Sonden mit Ritsch-Ratsch-Klemme: Klemme schließen • Dispenser mit 20-40 ml Flüssigkeit befüllen • Rollenklemme am Überleitgerät zudrehen • Enteraler Dispenser • Verschlusskappe am Y-Schenkel des Überleitgerätes entfernen • Spülflüssigkeit • Dispenser auf Y-Schenkel aufsetzen • ggf. Unterlage •B ei Sonden mit Ritsch-Ratsch-Klemme: ggf. Klemme öffnen Spülen der Sonde am Sondenkonnektor • Dispenserinhalt langsam und gleichmäßig eingeben, evtl. den Vorgang wiederholen 1 Vorbereitungen • Bereitlegen des Materials • Patient/Heimbewohner informieren • Hände waschen und desinfizieren • ggf. Unterlage unter die Sonde legen • Bei Sonden mit Ritsch-Ratsch-Klemme: Klemme schließen 3 Nachsorge • Dispenser entfernen • Verschlusskappe auf den Y-Schenkel aufschrauben 27 • Nahrungsgabe fortführen oder Ernährungspause einlegen • Maßnahme dokumentieren Spülen der Sonde am Überleitgerät mit 2- oder 3-Wege-Hahn 1 Vorbereitungen • Bereitlegen des Materials • Patient/Heimbewohner informieren • Hände waschen und desinfizieren • ggf. Unterlage unter die Sonde legen 2 Durchführung • Dispenser mit 20-40 ml Flüssigkeit befüllen • Kontrolle, ob der Zuspritzschenkel versperrt ist • Verschlusskappe am 2-Wege-/3-Wege-Hahn entfernen • Dispenser aufsetzen • 2-Wege-/3-Wege-Hahn so drehen, dass das Überleitgerät zum Nahrungsbeutel hin verschlossen und zur Sonde geöffnet ist •Dispenserinhalt langsam und gleichmäßig eingeben, evtl. den Vorgang wiederholen (Abb. 7) • 2-Wege-/3-Wege-Hahn wieder in die Ausgangsstellung bringen Abb. 7 3 Nachsorge •Dispenser entfernen, Verschlusskappe auf den 2-Wege-/3-Wege-Hahn aufschrauben • Ernährung wie gewohnt fortsetzen oder Ernährungspumpe einlegen •Maßnahme dokumentieren Verbandwechsel bei einer PEG bzw. PEG/J Häufigkeit des Verbandwechsels • In der ersten Woche nach Neuanlage einer PEG ist ein steriler Verbandwechsel am Morgen nach der Platzierung erforderlich, danach mindestens einmal täglich, bei Bedarf auch häufiger. Dies ist notwendig, um eine möglichst schnelle Wundheilung zu gewährleisten und eine Wundinfektion zu verhindern. • Nach 7-10 Tagen bei reizlosen Wundverhältnissen (nach Abheilung) sollte der Verband alle 2-3 Tage gewechselt werden. Im Anschluss an die Wundpflege und den Verbandwechsel ist die Fixierung der Sonde stets erforderlich, um eine Dislokation durch Gleiten der Sonde durch die Halteplatte zu vermeiden. Wichtige Hinweise Bei der Flocare® PEG-Sonde (Nutricia) ist die Fixierung mit der blauen Sicherheitsklammer durchzuführen. Auch bei der Wundpflege und beim Verbandwechsel muss die Sicherheitsklammer immer fest in ihrer Position an der Sonde belassen werden, um sicherzustellen, dass Sonde und äußere Halteplatte anschließend wieder in ihre ursprüngliche Position gebracht werden können! Desinfektionsmittel, die den Polyvidon-Iod-Komplex oder Octenidindihydrochlorid-Phenoxyethanol enthalten (z.B. Betaisodona®, Braunol® bzw. Octenisept®), dürfen nicht verwendet werden, weil sie das Material der Sonde schädigen könnten! Zur Reinigung werden daher Polyhexanid-haltige Lösungen empfohlen, wie z.B. Prontosan® oder Prontosan® C. Die Y-Kompressen sollten nicht selbst geschnitten werden, da Verbandstoffpartikel in den Sondenkanal gelangen können und zudem eine sterile Schere erforderlich wäre. 28 Benötigtes Material • Hautdesinfektionsmittel (siehe Hinweis!) • Händedesinfektionsmittel • Einmalhandschuhe • Schlitz-/Y-Kompresse • Mullkompresse • Sterile Kompresse oder Kugeltupfer Abb. 9 • Fixier-/Stretchpflaster • Abwurfbehälter • Abschließend die Unterseite der Halteplatte säubern Steriler Verbandwechsel • Etwas Desinfektionsmittel auf die Einstichstelle sprühen/ träufeln und vollständig trocknen lassen 1 Vorbereitungen • Mobilisierung der Sonde: Sonde im Einstichkanal vorsichtig und leicht auf und ab bewegen (ca. 1,5 cm) und täglich einmal 180° (halbe Drehung) um ihre Achse drehen (Verhinderung des Einwachsens der inneren Halteplatte) • Bereitlegen des Materials • Patient/Heimbewohner informieren • Hände waschen und desinfizieren, Einmalhandschuhe anziehen Wichtiger Hinweis 2 Durchführung • Alten Verband komplett entfernen, in den Abwurfbehälter entsorgen, ebenso die Einmalhandschuhe • Hände erneut desinfizieren, frische Einmalhandschuhe anziehen • Sonde aus der Halteplatte lösen und vom Körper wegschieben; Inkrustierungen/Verklebungen der Kompressen lassen sich mit NaCl 0,9 % lösen (Abb. 8) Abb. 8 • Sterile Kompresse/Kugeltupfer mit Desinfektionsmittel tränken, Kompresse/Kugeltupfer dabei von oben greifen • Mit der noch sterilen Seite der Kompresse/des Kugeltupfers die Einstichstelle von innen nach außen reinigen, bei Verwendung von Kugeltupfern gegebenenfalls mit neuem Tupfer wiederholen (Abb. 9) Bei einer PEG/J mit Lage der Sondenspitze im Jejunum darf die Sonde im Stoma nicht gedreht werden, da sonst der jejunale Schenkel seine Lage verändern könnte! • Sonde wieder zurückziehen, bis ein leichter Widerstand durch die innere Halteplatte spürbar wird, Schlitzkompresse zwischen Haut und Halteplatte legen (Abb. 10) Abb. 10 •H alteplatte in die ursprüngliche Position zurückschieben und Sonde fixieren, dabei muss zwischen Halteplatte/ Schlitzkompresse und Haut ein Spielraum von mindestens 5 mm eingehalten werden; die Halteplatte liegt flach auf und steht nicht unter Spannung 29 • Halteplatte mit einer sterilen Mullkompresse abdecken und mit Stretchpflaster fixieren (Abb. 11), eventuell das Pflaster einschneiden und dort die Sonde aus dem Verband ausleiten • Kompresse/Kugeltupfer mit Desinfektionsmittel tränken, damit die Einstichstelle von innen nach außen reinigen, bei Verwendung von Kugeltupfern gegebenenfalls mit neuem Tupfer wiederholen • Abschließend die Unterseite der Halteplatte säubern • Mobilisierung der Sonde: Sonde im Einstichkanal vorsichtig und leicht auf und ab bewegen (ca. 1,5 cm) und täglich einmal 180° (halbe Drehung) um ihre Achse drehen (Verhinderung des Einwachsens der inneren Halteplatte) Abb. 11 • Distalen Schenkel der Sonde mit normalem Pflaster auf der Bauchhaut fixieren 3 Nachsorge • Material entsorgen, Hände waschen und desinfizieren • Dokumentation des Verbandwechsels mit Wundbeschreibung im Wundversorgungsbogen in der Patientenakte Verbandwechsel bei reizlosen Wundverhältnissen Bei reizlosen Hautverhältnissen an der Einstichstelle muss diese nicht verbunden werden. Sollte doch ein Verband gewünscht werden, gehen Sie wie nachfolgend beschrieben vor. Die Mobilisierung der PEG ist jedoch täglich durchzuführen. Wichtiger Hinweis Bei einer PEG/J mit Lage der Sondenspitze im Jejunum darf die Sonde im Stoma nicht gedreht werden, da sonst der jejunale Schenkel seine Lage verändern könnte! • Sonde wieder zurückziehen, bis ein leichter Widerstand durch die innere Halteplatte spürbar wird, Schlitzkompresse zwischen Haut und Halteplatte legen • Halteplatte in die ursprüngliche Position zurückschieben und Sonde fixieren, dabei muss zwischen Halteplatte/ Schlitzkompresse und Haut ein Spielraum von mindestens 5 mm eingehalten werden; die Halteplatte liegt flach auf und steht nicht unter Spannung • Halteplatte mit einer Mullkompresse abdecken und mit Stretchpflaster fixieren, eventuell das Pflaster einschneiden und dort die Sonde aus dem Verband ausleiten • Distalen Schenkel der Sonde mit normalem Pflaster auf der Bauchhaut fixieren 3 Nachsorge • Material entsorgen, Hände waschen und desinfizieren 1 Vorbereitungen • Bereitlegen des Materials • Patient/Heimbewohner informieren • Hände waschen und desinfizieren, Einmalhandschuhe anziehen 2 Durchführung • Alten Verband komplett entfernen, in den Abwurfbehälter entsorgen • Sonde aus der Halteplatte lösen und vom Körper wegschieben • Dokumentation des Verbandwechsels mit Wundbeschreibung im Wundversorgungsbogen in der Patientenakte Wichtige Hinweise Auch nach Abheilung der Einstichstelle ist eine regelmäßige, tägliche Kontrolle des Stomas erforderlich, um Veränderungen im Wundbereich frühzeitig zu erkennen und so die Erhaltung der intakten Haut zu gewährleisten. Folgende deutliche Veränderungen sollten dem behandelnden Arzt mitgeteilt werden: 30 • Infektionszeichen wie Hautrötungen (leichte Rötung nach Neuanlage ist jedoch normal), verstärkte Wundsekretion • Spülen vor und nach jeder Nahrungsapplikation sowie vor und nach jeder Medikamentengabe und nach längeren Nahrungspausen • Nachblutungen • Das Duschen, Baden und Schwimmen ist mit dem Button problemlos möglich, dazu den Button mit einem Pflaster abkleben, die Haut danach gut abtrocknen lassen. • Patient klagt über Druck- oder Bauchschmerzen • Veränderungen an der Sonde: Verfärbung, feine Risse, Undichtigkeiten Sowohl Duschen, Baden als auch Schwimmen ist nach kompletter Wundheilung möglich. Dazu kann der Verband mit einem wasserfesten Transparentpflaster abgeklebt werden. Nach dem Baden wird nach sorgfältigem Trocknen der Haut im Sondenbereich ein neuer Verband angelegt, ebenso wenn der Verband nass geworden sein sollte – ein nasser Verband darf niemals auf der Haut belassen werden! Pflege von Austauschsonden Ein Gastrotube wird in ein ausgeheiltes Stoma platziert (ca. 4 Wochen nach PEG-Anlage). Bei reizlosen Hautverhältnissen an der Einstichstelle muss diese nicht verbunden werden. Sollte doch ein Verband gewünscht werden, gilt die gleiche Vorgehensweise wie bei PEG-Sonden. Die Mobilisierung ist wie bei der PEG täglich durchzuführen. Ein Button wird ebenfalls in ein ausgeheiltes Stoma platziert. Er ist mit einer speziellen äußeren Halteplatte ausgestattet und benötigt daher bei reizlosen Hautverhältnissen keinen Verband. Er muss jedoch täglich im Stoma bewegt und gedreht werden. Pflegehinweise • Stoma täglich auf Rötungen, Schwellungen, Entzündungen kontrollieren • Tägliche Hautpflege mit Wasser und milder Seife • Button an externer Halteplatte 1 x täglich im Stoma drehen (1/4 Drehung) • Ballonvolumen 1 x wöchentlich kontrollieren: Dazu noch im Ballon enthaltenes Wasser komplett abziehen und mit sterilem Wasser neu blocken. Ballon nicht überfüllen! • Niemals mit Luft blocken! Die Luft entweicht schnell aus dem Ballon, und die Austauschsonde kann ihre Lage verändern. Wichtiger Hinweis Bei Ballondefekt und Herausfallen der Austauschsonde sollte diese möglichst schnell wieder eingesetzt und mittels Pflasterfixierung im Stoma gehalten werden! Dies sollte umgehend erfolgen, da sich das Stoma sonst innerhalb weniger Stunden verschließen kann! Daher ist es sinnvoll, immer einen Ersatzbutton bzw. -gastrotube vorrätig zu haben, der bei einem Defekt schnell eingesetzt werden kann. Sollte die Austauschsonde noch intakt sein (z.B. Herausfallen aufgrund ungenügender Wassermenge zum Blocken), kann sie selbstverständlich wieder verwendet werden. 31 Gabe von Nahrung und Flüssigkeit über die Sonde Applikationsmodus Grundsätzlich stehen für die Langzeiternährung über enterale Sondensysteme zwei Möglichkeiten der Sondenkostapplikation zur Verfügung: • Bolusgabe: Aufteilung der Sondenkost in mehrere Boli, Applikation mit Nahrungspausen über den Tag verteilt, z.B. über eine Blasenspritze, mittels Schwerkraft oder über ein Pumpensystem • Kontinuierlich: Dauerhafte, gleichmäßige Verabreichung der Sondenkost über einen individuell definierten Zeitraum per Schwerkraft oder über ein Pumpensystem Die Wahl des Applikationsmodus zur Verabreichung der Sondenkost ist von verschiedenen Faktoren abhängig: • Sondenlage: gastral oder duodenal/jejunal • Grunderkrankung des Patienten/Heimbewohners: Verdauungs-/ Resorptionsleistung, Stoffwechselsituation, gastrointestinale Motilität Die gewählte Applikationsart beeinflusst wesentlich die Verträglichkeit der Sondenernährung. Grundsätzlich gilt: Je tiefer die Sonde im Gastrointestinaltrakt platziert ist, desto langsamer und kontrollierter muss die Applikation erfolgen. Bolusgabe Für den Magen stellt die Bolusgabe die physiologische Form der Nahrungszufuhr dar. Sie ist ausschließlich bei gastraler Sondenlage möglich, da der Magen als Speicher- und Transportorgan benötigt wird. Diese Art der Nahrungsapplikation ist vor allem für mobile Patienten/Heimbewohner sinnvoll. Viele Patienten/Heimbewohner weisen jedoch eine veränderte Nahrungspassage auf und reagieren auf größere Nahrungsboli mit Übelkeit, Erbrechen und Diarrhö. Dies tritt z.B. bei Malassimilationssyndrom bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen auf oder bei Diabetikern, wenn es, bedingt durch Neuropathien, zu einer Gastroparese kommt. Vorteile der Bolusapplikation: •W eitgehender Erhalt der Mobilität/Bewegungsfreiheit der Patienten/Heimbewohner •B ei Applikation mittels Blasenspritze – Geringer Materialbedarf – Geringe Kosten – Einfache Handhabung, rasch zu erlernende Technik Nachteile der Bolusapplikation: • Häufige Nahrungsgabe und damit hoher Zeitaufwand •S ehr häufig Unverträglichkeitsprobleme wie Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö; außerdem kann ein erhöhtes Aspirationsrisiko entstehen •B ei Applikation mittels Blasenspritze: hohe Kontaminationsgefahr bei unsachgemäßer Handhabung Kontinuierliche Nahrungszufuhr Eine kontinuierliche Nahrungszufuhr ist bei gastraler Sondenlage möglich, bei transpylorischer (duodenaler/ jejunaler) Sondenlage zwingend erforderlich. Für den Dünndarm stellt dies die physiologische Form der Nahrungszufuhr dar, da er keine Speichermöglichkeit hat, sondern als Ort der Nährstoffverdauung und -resorption auf eine langsame Zufuhr von Nährstoffen angewiesen ist. Bei gastraler Sondenlage können durch eine kontinuierliche Nahrungszufuhr gastrointestinale Nebenwirkungen weitgehend vermieden werden. Ebenso wird bei einer beeinträchtigten Magenmotilität das Risiko für gastroösophagealen Reflux und Aspiration verringert. Diese Art der Nahrungsapplikation bietet sich auch für weitgehend immobile Patienten/Heimbewohner bei enteraler Langzeiternährung an. Meist wird über 12-18 Stunden kontinuierlich ernährt und anschließend eine mehrstündige nächtliche Nahrungspause eingehalten. Der für die Applikation notwendige Zeitraum und die erforderliche Fließgeschwindigkeit müssen für jeden Patienten individuell festgelegt werden, in Abhängigkeit von der benötigten Sondenkostmenge und der individuellen Verträglichkeit. 32 Vorteile der kontinuierlichen Applikation: Pumpenapplikation • Physiologische Applikation bei transpylorischer Sondenlage Eine Ernährungspumpe erlaubt sowohl die Bolusgabe als auch die kontinuierliche Zufuhr einer festgelegten Menge an Sondennahrung innerhalb eines festgelegten Zeitraums. Die Pumpen garantieren eine exakte Zulaufgeschwindigkeit und verfügen meist über zahlreiche optische und akustische Warnsignale, die für zusätzliche Sicherheit sorgen. Durch Akkubetrieb der Ernährungspumpen ist die Mobilität der Patienten/Heimbewohner für mehrere Stunden gewährleistet. Es ist jedoch eine ausführliche Einweisung und Schulung von Patient/Heimbewohner und betreuenden Personen erforderlich. • Einfache Handhabung, insgesamt geringerer Zeitaufwand • Höhere Sicherheit bei Pumpenapplikation • Langsamer, kontrollierter Kostaufbau möglich • Meist höhere Energiezufuhr möglich • Weitgehende Vermeidung gastrointestinaler Nebenwirkungen • Geringe Kontaminationsgefahr: geschlossene Systeme bei Schwerkraft- oder Pumpenapplikation Nachteile der kontinuierlichen Applikation: • Höherer Materialaufwand • Höhere Kosten • Regelmäßige Kontrollen notwendig, v.a. bei Schwerkraftapplikation • Bei Pumpenapplikation: Einweisung und Schulung notwendig Einsatz von Schwerkraftoder Pumpenapplikation Generell sollte die Verabreichung der Sondennahrung immer dann mit Ernährungspumpe erfolgen, wenn die Nahrung/Flüssigkeit möglichst langsam, konstant und sicher verabreicht werden soll. Im Allgemeinen gilt bei folgenden Indikationen der Einsatz einer Ernährungspumpe als erforderlich: Applikationstechnik • Zwingend erforderlich: Intestinale Sondenlage Neben der manuellen Verabreichung der Sondenkost mit Hilfe einer Blasenspritze können zwei verschiedene Systeme zur Nahrungsapplikation genutzt werden. • Hohes Aspirationsrisiko bei bestehendem oder hohem Risiko für gastro-ösophagealen Reflux, z.B. bei apallischem Syndrom • Schwerkraftapplikation • Bei langfristiger nächtlicher Ernährung, z.B. bei Patienten mit Mukoviszidose • Pumpengesteuerte Applikation Schwerkraftapplikation Durch den Höhenunterschied zwischen dem System und der Ernährungssonde entsteht ein Gefälle; diesem Gefälle und der Schwerkraft folgend fließt die Sondennahrung über ein Schlauchsystem (Überleitgerät) und die Ernährungssonde in den Gastrointestinaltrakt des Patienten/ Heimbewohners. Über eine Rollenklemme am Überleitgerät kann die Zulaufgeschwindigkeit individuell reguliert werden. Die Applikation per Schwerkraft muss jedoch kontinuierlich überwacht werden, insbesondere um das Risiko eines „Free-Flow“ zu minimieren (Free-Flow: Nahrung läuft bei geöffneter Rollenklemme ungebremst durch das System). • Zum Kostaufbau nach längerer Nahrungskarenz oder parenteraler Ernährung • Generell bei Kindern, insbesondere wenn eine der oben genannten Indikationen vorliegt Eine individuelle Entscheidung je nach Situation und Bedürfnissen des Patienten/Heimbewohners sollte bei folgenden Erkrankungen getroffen werden: • Langzeiternährung nach größeren gastrointestinalen Resektionen • Malassimilationssyndrom, z.B. bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Kurzdarmsyndrom oder Zustand nach größeren gastrointestinalen Resektionen • Starke Blutzuckerschwankungen bei schwer zu führendem Diabetes mellitus 33 Bei sonstigen Indikationen kann die Applikation der Nahrung mittels Schwerkraft erfolgen. Dabei ist jedoch stets den ärztlichen Anordnungen Folge zu leisten. Im Allgemeinen wird die Schwerkraftapplikation insbesondere bei gastraler Sondenlage eingesetzt, bei stabilen Patienten/Heimbewohnern mit normaler Magenentleerung sowie normalen Schutzreflexen und die nicht aspirationsgefährdet sind. Bei Kindern sollte dabei als Alternative zur Ernährungspumpe ausschließlich eine Applikation mit Blasenspritze erfolgen, nicht mittels Schwerkraft! Verabreichung der Sondennahrung mittels Schwerkraft Benötigtes Material • Händedesinfektionsmittel • Sondennahrung (Zimmertemperatur) im Beutelsystem oder in der Flasche • Dispenser zum Spülen der Sonde • Schwerkraftüberleitgerät für Beutelsystem oder Flasche • Infusionsständer • Spülflüssigkeit • ggf. Unterlage Durchführung der Nahrungsapplikation Wichtige Hinweise • Ein täglicher Wechsel des Überleitgeräts ist aus hygienischen Gründen erforderlich, um eine Kontamination der Nahrung mit Bakterien zu vermeiden. • Angebrochene Sondennahrung muss im Kühlschrank gelagert werden, möglichst mit angeschlossenem und verschlossenem Überleitgerät. Sie muss innerhalb von 24 Std. verbraucht werden. • Bei transnasalen Sonden mit gastraler Lage muss vor jeder Nahrungsgabe die Sondenlage überprüft werden. (siehe Kap. Kontrolle der korrekten Lage von Sonden) • Während der Nahrungszufuhr und eine Stunde im Anschluss sollte der Patient/Heimbewohner mit dem Oberkörper hochgelagert werden (etwa 30-45°). 1 Vorbereitungen • Bereitlegen des Materials • Patient/Heimbewohner informieren, Oberkörper hochlagern • Hände waschen und desinfizieren • ggf. Unterlage unter die Sonde legen 30-45° 2 Durchführung • Beutelsystem bzw. Flasche gut schütteln • Verpackung des Überleitgeräts öffnen • Überprüfen der Magenentleerung (siehe Kap. Aspirationskontrolle) • Ein Lufteintritt ins Sondensystem/Überleitgerät soll vermieden werden, da sonst Blähungen und /oder Aufstoßen auftreten können. • Rollenklemme schließen • Überleitgerät aus der Packung nehmen und fest auf den Pack/Flasche aufschrauben. Anschließend Pack bzw. Flasche an den Tisch-/Infusionsständer hängen 34 3 Nachsorge • Material aufräumen • Maßnahme dokumentieren • Tropfgeschwindigkeit regelmäßig kontrollieren • Patientenbeobachtung: Kontrolle auf Unverträglichkeiten Wichtiger Hinweis Die korrekte Flussgeschwindigkeit ist von zahlreichen Faktoren abhängig. Werden Veränderungen der Laufrate festgestellt, sollten folgende Punkte kontrolliert werden: •T ropfkammer durch Drücken zur Hälfte mit Nahrung befüllen • Höhe des Nahrungsbehältnisses im Verhältnis zum Kranken • Rollenklemme wieder schließen • Druckänderung im Nahrungsbehältnis durch die Volumenabnahme • Spülen der Sonde • Viskosität des Substrates • Überleitgerät mit der Ernährungssonde verbinden • Durchgängigkeit und Durchmesser der Sonde • Überleitgerät durch Öffnen der Rollenklemme entlüften • Störung der Belüftung • Unkontrolliertes Öffnen der Rollenklemme durch den Patienten/Heimbewohner Verabreichung der Sondennahrung mittels Ernährungspumpe Benötigtes Material • Händedesinfektionsmittel • Bei Sonden mit Ritsch-Ratsch-Klemme: Klemme öffnen • Rollenklemme öffnen, Tropfgeschwindigkeit einstellen Zahl der Tropfen pro Minute x 3 = ml pro Stunde ml pro Stunde / 3 = Zahl der Tropfen pro Minute Tropfen pro Minute ml pro Stunde 20 60 8:20 16:40 30 90 5:35 11:10 40 120 4:10 8:20 50 150 3:20 6:40 60 180 2:45 5:30 70 210 2:20 4:40 80 240 2:05 4:10 90 270 1:50 3:40 100 300 1:40 3:20 Infusionszeit für Infusionszeit für 500 ml (Stunden) 1000 ml (Stunden) • Sondennahrung (Zimmertemperatur) im Beutelsystem oder in der Flasche • Dispenser zum Spülen der Sonde • Spülflüssigkeit • Überleitgerät mit Pumpsegment für Beutelsystem oder Flasche • Ernährungspumpe • Infusionsständer • ggf. Unterlage 35 1 Vorbereitungen • Bereitlegen des Materials • Patient/Heimbewohner informieren, Oberkörper hochlagern • Hände waschen und desinfizieren • ggf. Unterlage unter die Sonde legen 2 Durchführung • Beutelsystem bzw. Flasche gut schütteln • Verpackung des Überleitgerätes öffnen • Überleitgerät aus der Packung nehmen und fest auf den Pack/Flasche aufschrauben. Anschließend Pack bzw. Flasche an den Tisch-/Infusionsständer hängen •E rnährungspumpe entsprechend den Bedürfnissen des Patienten/Heimbewohners programmieren • Ernährungspumpe starten 3 Nachsorge • Material aufräumen • Maßnahme dokumentieren • Patientenbeobachtung: Kontrolle auf Unverträglichkeiten Aspirationskontrolle Die Aspirationskontrolle dient der Überprüfung der Magenmotilität, um Erbrechen oder Aspiration von Nahrung und daraus eventuell folgende Pneumonien zu vermeiden. Eine Aspirationskontrolle wird vor einer Nahrungsgabe sowie 1 Stunde nach der letzten Nahrungsgabe durchgeführt, unabhängig davon, ob das Substrat im Bolus oder per Dauertropf verabreicht worden ist. Lässt sich mehr als die Hälfte der letzten Nahrungsportion abziehen, kann noch keine neue Nahrungsportion verabreicht werden. Benötigtes Material • Pumpsegment des Überleitgerätes in die Pumpe einlegen • Händedesinfektionsmittel • 20-ml-Dispenser oder Blasenspritze • Gefäß • Spülflüssigkeit (siehe Kap. Spülen von Ernährungssonden) 1 Vorbereitungen • Bereitlegen des Materials • Patient/Heimbewohner informieren • Hände waschen und desinfizieren •T ropfkammer durch Drücken zur Hälfte mit Nahrung befüllen 2 Durchführung • Überleitgerät mit Hilfe der Pumpe entlüften • Bei Sonden mit Ritsch-Ratsch-Klemme: Klemme schließen • Spülen der Sonde • Leeren Dispenser auf Sondenkonnektor aufsetzen • Überleitgerät mit der Ernährungssonde verbinden • Bei Sonden mit Ritsch-Ratsch-Klemme: Klemme öffnen • Bei Sonden mit Ritsch-Ratsch-Klemme: Klemme öffnen • Mageninhalt mit dem Dispenser ansaugen 36 • Magensaft im Gefäß sammeln und eventuell Vorgang wiederholen, bis sich kein Magensaft mehr ansaugen lässt durch zahlreiche Alarmfunktionen, falls ein Fehler bei der Applikation auftritt. • Sonde spülen Der Kostaufbau sollte sich über einen Zeitraum von wenigstens 3-5 Tagen bis zu 10 Tagen erstrecken. Von • Bei Sonden mit Ritsch-Ratsch-Klemme: Klemme schließen • Dispenser von Sondenkonnektor abziehen, Sonden konnektor verschließen • Je nach Restmenge kann ein neuer Nahrungsbolus gegeben werden oder die kontinuierliche Applikation mit kleinerer Laufrate begonnen werden ODER • Bei Aspirationskontrolle nach letzter Nahrungsgabe am Tag: Nach etwa einer Stunde nochmals eine Kontrolle durchführen; lässt sich wieder mehr als die Hälfte der letzten Nahrungsportion abziehen, den Arzt verständigen. 3 Nachsorge • Maßnahme dokumentieren Nahrungsaufbau und Flüssigkeitsgabe Nach Anlage einer Ernährungssonde sollte im Sinne einer möglichst guten Verträglichkeit der Nahrung der enterale Kostaufbau langsam erfolgen (Einschleichen), zur Vorbeugung von Komplikationen wie Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Aspiration. Insbesondere nach längerer Nahrungskarenz oder längerer parenteraler Ernährung kann der Gastrointestinaltrakt keine größeren Nahrungsmengen verdauen und resorbieren. Die Darmschleimhaut, die für die Aufnahme der Nährstoffe aus der Nahrung verantwortlich ist, muss sich erst wieder langsam aufbauen. Hier kann eine Kombination aus enteraler und parenteraler Ernährung angebracht sein. Bei Patienten/Heimbewohnern, die eine nasogastrale Sonde haben oder vor Anlage der perkutanen Sonde mit ausreichend oraler Nahrung ernährt wurden, wird kein langsamer Kostaufbau benötigt. Das individuelle Gesamtvolumen der enteralen Ernährung kann bereits kurz nach der Sondenanlage appliziert werden. Grundsätzlich ist der Nahrungsaufbau mit einer Ernährungspumpe der Schwerkraftapplikation oder der Gabe per Blasenspritze vorzuziehen. Eine Pumpe bietet die nötige Konstanz des Nahrungsflusses und gibt Sicherheit Tag zu Tag werden die Nahrungsmenge und/oder die Applikationsgeschwindigkeit stufenweise erhöht. Treten im Verlauf eines enteralen Kostaufbaus gastrointestinale Unverträglichkeiten auf, so sollte auf die zuletzt gut vertragene Dosierung (z.B. vom Vortag) zurückgegangen werden. Dies sollte nicht als Scheitern der Ernährungstherapie betrachtet werden, sondern lediglich als individuell verlängerter Adaptionsmechanismus. Vor und nach der Applikation von Sondennahrung ist die Sonde immer mit mindestens 20 ml, besser 40 ml Flüssigkeit durchzuspülen. Es ist nicht möglich, ein universelles Einschleichschema zu entwickeln, das für alle Patienten/Heimbewohner gleichermaßen „passt“. Es muss immer individuell auf den Bedarf des Patienten/Heimbewohners, seine Erkrankung sowie die Sondenlage abgestimmt werden. Liegt die Sonde im Magen, kann das Einschleichen kontinuierlich, evtl. aber auch per Bolus (intermittierend) erfolgen. Bei einer im Dünndarm liegenden Sonde erfolgt die Nahrungszufuhr grundsätzlich nur kontinuierlich per Ernährungspumpe (Dauertropf). Wichtige Hinweise •D ie Nahrungszufuhr kann nur dann weiter erhöht werden, wenn die jeweilige Bolusgröße bzw. die Laufrate gut vertragen wird bzw. die Gabe ohne Komplikationen verläuft. •B ei einer Nahrungsgabe in den Dünndarm (ausschließlich Pumpe) sollte eine maximale Flussrate von 150 ml/h aus Verträglichkeitsgründen nicht überschritten werden! 37 • Aus physiologischen Gründen wird meist eine nächtliche Nahrungspause von 6-8 Stunden eingehalten. Die Flüssigkeitsgabe kann im Allgemeinen bereits 1-3 Stunden nach Sondenanlage begonnen werden. Bei Patienten/Heimbewohnern ohne längere Nahrungskarenz oder ohne vorherige parenterale Ernährung kann mit 250 ml Flüssigkeit pro Tag begonnen und im Lauf von 3-4 Tagen auf 1500 ml tägliche Flüssigkeitsgabe gesteigert werden. Bei Patienten mit längerer Nahrungskarenz bzw. bisheriger parenteraler Ernährung sollte mit etwa 100 ml Flüssigkeit täglich begonnen und die Zufuhr langsam gesteigert werden (je nach Verträglichkeit etwa 1000 ml an Tag 4, individuell weiter steigern). Der Wassergehalt der Sondennahrung – durchschnittlich 75-85 ml pro 100 ml Nahrung – muss bei der Flüssigkeitsgabe berücksichtigt werden. Kostaufbau bei Kindern 1 Magensonde: 1.1. Intermittierende Nahrungszufuhr: Dosierungsbeispiel für den Kostaufbau bei enteraler Ernährung unter Verwendung einer Ernährungspumpe Säuglinge von 0-12 Monaten Stufe Gesamtmenge Sondennahrung (ml) 1 50 Anzahl und Größe der Boli 5 x 10 ml 2 100 10 x 10 ml 3 200 10 x 20 ml 4 300 10 x 30 ml 5 400 10 x 40 ml 6 500 10 x 50 ml 7 600 10 x 60 ml 8 700 10 x 70 ml Kinder mit 8-20 kg Körpergewicht Stufe Gesamtmenge Sondennahrung (ml) Anzahl und Größe der Boli 1 100 10 x 10 ml Kostaufbau bei Erwachsenen 2 200 10 x 20 ml 3 400 10 x 40 ml Dosierungsbeispiel für den Kostaufbau bei enteraler Ernährung (intermittierende Nahrungszufuhr) unter Verwendung einer Ernährungspumpe: 4 630 9 x 70 ml 5 900 9 x 100 ml 6 1.080 9 x 120 ml 7 1.260 9 x 140 ml 8 1.280 8 x 160 ml 9 1.440 8 x 180 ml Tag Gesamtmenge Sondennahrung (ml/Tag) Anzahl und Größe der Boli Intervall (Stunden) 1 500 5 x 100 ml 3 2 980 7 x 140 ml 2 3 1020 6 x 170 ml 2 4 1470 7 x 210 ml 2 5 1920 8 x 240 ml 2 1.2. Kontinuierliche Nahrungszufuhr: Dosierungsbeispiel für den Kostaufbau bei enteraler Ernährung unter Verwendung einer Ernährungspumpe Säuglinge von 0-12 Monaten Dosierungsbeispiel für den Kostaufbau bei enteraler Ernährung (kontinuierliche Nahrungszufuhr) unter Verwendung einer Ernährungspumpe: Tag Gesamtmenge Sondennahrung (ml/Tag) Laufrate (ml/Stunde) Applikationsdauer (Stunden) Stufe Gesamtmenge Sondennahrung (ml/Tag) Laufrate (ml/Stunde) Applikationsdauer (Stunden) 1 60 5 12 2 120 10 12 3 240 20 12 4 360 30 12 1 500 50 10 5 480 40 12 2 1000 80 12,5 6 600 50 12 7 720 60 12 3 1000 100 10 4 1500 120 12,5 5 2000 180 11,1 Bei Maldigestion/Malabsorption oder nach langer Nahrungskarenz (z.B. langer parenteraler Ernährung) sollte mit 25 ml pro Stunde begonnen und täglich um 25 ml gesteigert werden. 38 Kinder mit 8-20 kg Körpergewicht Stufe Gesamtmenge Sondennahrung (ml/Tag) 1 Laufrate (ml/Stunde) Applikationsdauer (Stunden) 10 10 100 2 200 20 10 3 400 40 10 4 600 60 10 5 800 80 10 6 1.000 100 10 7 1.200 120 10 8 1.400 140 10 9 1.600 160 10 2 Duodenalsonde – kontinuierliche Nahrungszufuhr: Dosierungsbeispiel für den Kostaufbau bei enteraler Ernährung unter Verwendung einer Ernährungspumpe Anzustrebende maximale Laufrate Alter Dauer des Kostaufbaus 1-3 Jahre 3-6 Tage ca. 40-60 ml/h 4-6 Jahre 3-6 Tage ca. 60-80 ml/h 7-9 Jahre 3-6 Tage ca. 80-100 ml/h 10-12 Jahre 3-6 Tage ca. 100-125 ml/h Medikamentengabe bei sondenernährten Patienten Grundsätze für die Applikation von Arzneimitteln Wichtiger Hinweis Die Informationen zur Medikamentengabe sind ein zusätzlicher Service von Nutricia. Die Dienstleis tung der Medikamentengabe darf aus rechtlichen und handlungsrechtlichen Gründen nicht Teil des Leistungsumfanges von Nutricia sein. Für die enterale Verabreichung von Arzneimitteln sollte dem Pflegepersonal eine entsprechende Anweisung des Arztes vorliegen. Dabei sollte sich die Gabe von Arzneimitteln über eine Sonde auf das Notwendigste beschränken. Folgende Aspekte müssen vor einer Arzneimittelgabe über die Sonde berücksichtigt werden: • Gibt es alternative Applikationsformen (z.B. transdermal, rektal, parenteral)? • Sind die Medikamente sondengängig? •S timmt der Applikationsort (Lage der Sondenspitze) mit dem Resorptionsort des Arzneimittels überein? •H aben die Medikamente eine Wirkung auf die intestinale Motilität, so dass Komplikationen begünstigt werden könnten? •F ührt eine Zerkleinerung der Arzneimittel zu einem Wirkverlust? Wichtiger Hinweis Arzneimittel mit Retard-Galenik (verzögerte Wirkstofffreisetzung) sowie Tabletten mit magensaftresistentem Überzug (Lacktabletten) eignen sich nicht für die Sondenapplikation, da durch Zerkleinern die spezielle Zubereitung zerstört wird und es in der Folge zu Überdosierung und/oder Nebenwirkungen kommen kann. Im Zweifelsfall sollte immer Rücksprache mit dem Arzt oder einem Apotheker gehalten werden. Alle Arzneimittel müssen ausnahmslos getrennt appliziert werden, d.h. dass die festen Arzneiformen getrennt gemörsert, vollständig in Flüssigkeit aufgenommen und getrennt appliziert werden. Genauso dürfen flüssige Medikamente, eventuell nach Verdünnung, nur einzeln über die Sonde verabreicht werden. Bei Gabe mehrerer Arzneimittel muss immer gründlich zwischengespült werden. Nach Applikation von flüssigen Medikamenten mit hohen Alkoholkonzentrationen sowie von Arzneimitteln mit pH < 4 sollte die Sonde besonders intensiv vor- und nachgespült werden! Medikamente sind keinesfalls gleichzeitig oder sogar gemischt mit der Sondennahrung zu applizieren, da es zu Wechselwirkungen zwischen den Wirkstoffen des Arzneimittels und den Nährstoffen der bilanzierten Diät kommen kann, die zu einer Sondenverstopfung führen können! Daher sollte die Ernährung unterbrochen werden, die Sonde gespült und anschließend die Medikamente direkt in die Ernährungssonde gegeben werden. Nach erneutem Spülen kann dann die Ernährung wieder angeschlossen werden. Zur Vermeidung von Wechselwirkungen sollte vor und nach der Applikation von Arzneimitteln immer nur Wasser als Spülflüssigkeit verwendet werden! Die zum Spülen verwendete Flüssigkeitsmenge ist in die Flüssigkeitsbilanzierung mit einzubeziehen. 39 Ausführliche Informationen und Übersichtstabellen zur Arzneimittelapplikation über Ernährungssonden sind zu finden: • Internetseite der Universitätsapotheke Tübingen: www.pharmatrix.de (Zugang über www.doccheck.de beantragen) • Warlich, Dörje, Brüngel: Lila Reihe – Medikamentenapplikation bei Sondenernährung (über Nutricia GmbH) Durchführung der Arzneimittelapplikation (Flüssigkeiten/gemörserte feste Formen) Benötigtes Material • Händedesinfektionsmittel • 20 ml Dispenser • Wasser als Spülflüssigkeit • Arzneimittel: – Flüssig – eventuell mit etwas Wasser verdünnen – Fest – sehr fein mörsern und mit ca. 40 ml Flüssigkeit je Tablette/Dragee/Kapsel lösen • ggf. Unterlage 1 Vorbereitungen • Bereitlegen des Materials • Patient/Heimbewohner informieren • Hände waschen und desinfizieren • ggf. Unterlage unter die Sonde legen 2 Durchführung • Sonde spülen • Jedes Medikament einzeln in den Dispenser aufziehen und verabreichen • Zwischen den Medikamentengaben gründlich mit Wasser spülen • Sonde nach letzter Applikation gründlich spülen 3 Nachsorge • Ernährung wieder beginnen oder Ernährungspause einlegen • Material aufräumen • Maßnahme dokumentieren Komplikationen – Ursachen, Prophylaxe und Therapie Verschleiß-/Ersatzteile Verschleißteile können bei Bedarf erneuert werden. Die Sondenhersteller bieten hierzu entsprechende Ersatzteile an (z.B. Ritsch-Ratsch-Klemmen, Halteplatten, Sondenkonnektoren). Die Sonde sollte regelmäßig auf Defekte, Knickstellen, Ausbuchtungen und Leckagen überprüft werden. Ein tägliches Verschieben der Ritsch-Ratsch-Klemme verhindert Knickstellen an der Sonde. Sondenverfärbung Verfärbungen des Sondenmaterials sind meist bedingt durch die Verwendung von schwarzem Tee, Früchtetees oder Obstsäften als Spülflüssigkeit. Als Spülflüssigkeit eignet sich daher stilles Mineralwasser am besten, ebenso frisch abgekochtes Trinkwasser. Bei diesen Flüssigkeiten ist keine Verfärbung des Sondenmaterials zu befürchten. Sondenverstopfung (Okklusion) In erster Linie sind Verstopfungen der Sonde abhängig von Durchmesser und Pflege der Sonde. Verstopfungen sind die häufigste mechanische Komplikation in der pflegerischen Routine. Ursache für eine Okklusion sind meist Nahrungsreste, die in der Sonde verbleiben, oder Nahrung, die nicht kontinuierlich einfließt, austrocknet und dadurch die Sonde verstopft. Über die Sonde applizierte Arzneimittel können durch Wechselwirkungen mit den Nährstoffen der Sondenkost eine Verstopfung begünstigen, ebenso ungenügendes Spülen vor und nach Gabe von Nahrung oder Medikamenten. Die Haltbarkeit der Sonde ist primär von der Sorgfalt der Pflege abhängig. Die Verstopfungsrate kann durch konsequentes, regelmäßiges Spülen vor und nach jeder Gabe von Sondennahrungen und/oder Arzneimitteln deutlich verringert werden. 40 Zur Beseitigung einer Verstopfung sollte versucht werden, zunächst die Flüssigkeit oberhalb der blockierten Stelle abzuziehen und anschließend die Sonde mit einer 20 mlDispenser mit lauwarmem Wasser zu spülen. Dies sollte vorsichtig erfolgen. Bei zu starkem Druck kann die Sonde platzen! Wenn sich die Blockade nicht löst, kann die Sonde zusätzlich zwischen den Fingern gedrückt und leicht geknetet werden (bei Verstopfung an zugänglicher Stelle). In der Literatur wird teilweise auch das Einbringen von kohlensäurehaltigem Mineralwasser, Cola, aufgelösten Vitamin C-Brausetabletten oder Pepsinwein in die verstopfte Sonde empfohlen. Nach kurzem Einwirken könnte erneut versucht werden, die Sonde freizuspülen. Durch die genannten Substanzen kann es jedoch möglicherweise zu Schäden an der Sonde kommen. Wichtiger Hinweis Niemals mit Mandrins (Führungsdraht) oder anderen spitzen Gegenständen an der Sonde manipulieren! Dies kann zur Beschädigung/Perforation der Sonde und zur Verletzung innerer Organe führen! Veränderung der Sondenlage (Dislokation) Transnasale Ernährungssonden können schon durch schwache Zugwirkung herausgezogen oder in ihrer Lage verändert werden. Damit muss nach starkem Husten, nach Lagerungsmaßnahmen sowie bei verwirrten und unruhigen Patienten gerechnet werden. Die häufigste Ursache für eine Dislokation ist allerdings die Entfernung durch den Patienten selbst. Bei transpylorischer Lage der Sonde kann diese durch Bewegungen des Dünndarms umschlagen oder abknicken. Zur Vermeidung einer Dislokation ist es daher sinnvoll, nach dem Legen der Sonde eine Positionsmarkierung am Nasenloch anzubringen und die Sonde richtig zu fixieren. (siehe Kap. Sondenpflege) Anzeichen für eine Lageveränderung der Sonde: • Aspiration von Magen- oder Dünndarmsekret nicht möglich • Sonde hat sich im Mund aufgerollt • Positionsmarkierung an der Sonde nicht in korrekter Position • Nahrungszufuhr nicht oder nur mit hohem Druck möglich Bei dislozierter Sonde besteht Aspirationsgefahr! Daher sollte die richtige Sondenlage vor jeder Nahrungsapplikation überprüft werden bzw. bei Verdacht auf eine Lageveränderung die Nahrungszufuhr unterbrochen werden. Herausfallen der Austauschsonde Bei nicht ausreichender Wassermenge im Ballon oder Ballondefekt kann eine Austauschsonde aus dem Stoma herausfallen. Daher sollte die korrekte Blockung des Ballons 1x wöchentlich kontrolliert werden. Dazu wird das gesamte Wasser aus dem Ballon abgezogen und mit der erforderlichen Menge sterilen Wassers neu geblockt. Wenn die Austauschsonde aus dem Stoma herausgefallen ist, sollte sie umgehend wieder eingesetzt werden, da sich das Stoma sonst innerhalb weniger Stunden verschließt! Sollte die Austauschsonde noch intakt sein (z.B. Herausfallen aufgrund ungenügender Wassermenge im Ballon), kann sie wieder verwendet werden. Bei einem Ballondefekt sollte die defekte Sonde möglichst schnell wieder eingesetzt und mittels Pflasterfixierung im Stoma gehalten werden, bis sie durch eine neue Sonde ersetzt werden kann. Es ist daher sinnvoll, immer einen Ersatzbutton bzw. -gastrotube vorrätig zu haben, der bei einem Defekt schnell eingesetzt werden kann. Probleme bei der Nahrungsapplikation Sondennahrung tropft bei Schwerkraftapplikation langsamer als eingestellt: • Überleitsystem nicht fachgerecht am Beutelsystem angeschlossen: Vorgang bei geschlossener Rollenklemme wiederholen • Patient liegt auf Überleitsystem • Überleitsystem abgeknickt • Höhe des Infusionsständers nicht ausreichend •B ei dünnlumiger Sonde: Ernährungspumpe zwischenschalten 41 Sondennahrung tropft nicht: Tab. 1: Gastrointestinale Probleme bei enteraler Ernährung: Ursachen und Maßnahmen • Klemmen nicht geöffnet Ursache Maßnahmen • Sondenokklusion Mangelnde Aufbauphase Langsam mit enteraler Ernährung beginnen • Ernährungspumpe nicht eingeschaltet Bolusgabe Übergang auf kontinuierliche Zufuhr Substrat kalt Vor Gabe auf Raumtemperatur bringen (Erwärmung im Wasserbad, nicht in der Mikrowelle!) Ballaststoffmangel Substrat mit Ballaststoffen wählen Osmolarität zu hoch Auf Nahrung mit physiologischer Osmolarität achten Intestinale Sondenlage Zufuhrgeschwindigkeit reduzieren: max. 120-150 ml/h Bakterielle Kontamination Überleitgerät wechseln, Nahrung verwerfen, Sonde durchspülen, Zugänge pflegen, beim Anrühren, Umfüllen, Anhängen Adapter regelmäßig wechseln • Sonde/Überleitsystem abgeknickt Ernährungspumpe fördert nicht: • Keine Netzverbindung, Akkubetrieb prüfen • Schlauchsegment falsch eingelegt • Alarmanzeige: Überleitsystem abgeknickt, verstopft, Luft im System etc. Sonde lässt sich nicht spülen: • Sonde abgeknickt • Klemmen nicht geöffnet Bakterielle Fehlbesiedelung Grunderkrankung z.B. entzündliche Darmerkrankungen, Pankreasinsuffizienz, Darmresektionen: Einsatz von niedermolekularer Sondennahrung Chemo-/Strahlentherapie Eventuell Einsatz niedermolekularer Sondennahrung Medikamente Alternativen prüfen, z.B. bei Antibiotika, Magnesium-Präparaten, Antimykotika • Sondenokklusion Gastrointestinale Probleme: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Obstipation Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle können ernährungsbedingte, arzneimittelbedingte oder erkrankungsbedingte Ursachen haben. Wenn sie in der Anfangsphase der enteralen Ernährung auftreten, liegt dies häufig an zu großen oder zu schnell applizierten Nahrungsmengen oder Nahrung mit zu hoher Osmolarität. Durchfälle treten zudem oft als Nebenwirkung medikamentöser Therapien auf, z.B. bei Antibiose, durch Magnesium-Präparate, Antacida, Sorbit-haltige Arzneimittel. Schließlich können gastrointestinale Erkrankungen oder Infektionen zu Diarrhöen führen. Mögliche Ursachen für gastrointestinale Probleme (Durchfälle) in Zusammenhang mit enteraler Ernährung und Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Therapie dieser Komplikationen sind in Tabelle 1 dargestellt. Probiotika erwägen Quelle: Dormann et al, 2003 Mögliche Ursachen für Verstopfung (Obstipation) sind eine ungenügende Flüssigkeitsaufnahme, Immobilisation, ballaststoffarme Kost, gestörte Magen-Darm-Motilität und häufig auch der Einfluss von Arzneimitteln. Zur Vermeidung bzw. Therapie der Obstipation können folgende Maßnahmen getroffen werden. •A usreichend Flüssigkeit zuführen (täglich 1,5-2 l, gilt für Erwachsene) •2 0-30 g Ballaststoffe täglich einsetzen bzw. Sondennahrung mit Ballaststoffen verwenden (gilt für Erwachsene) •W enn möglich, Patienten/Heimbewohner regelmäßig mobilisieren • Mild wirkendes, pflanzliches Abführmittel verabreichen • Eventuell motilitätssteigernde Arzneimittel einsetzen Abführ- oder sonstige Arzneimittel nur nach ärztlicher Anordnung einsetzen! 42 Gastro-ösophagealer Reflux (GÖR) und Aspiration Bei einer Aspiration gelangt während des Einatmens Sondenkost in die Atemwege. Die Aspiration führt häufig zu Komplikationen wie Erstickungsreaktionen oder Folgeschäden wie z.B. Lungenentzündung (Aspirationspulmonie). Damit ist die Aspiration eine ernste und potentiell lebensbedrohliche Komplikation. Die Auswirkungen werden von der Häufigkeit und der Menge aspirierten Mageninhalts, dessen pH-Wert und einer eventuellen bakteriellen Verunreinigung beeinflusst. Aber auch der individuelle Gesundheits- und Immunstatus des Patienten spielen eine wichtige Rolle. Eine Aspiration von Sondenkost wird häufig durch Magenentleerungsstörungen und/oder einen gastroösophagealen Reflux begünstigt. Die Ursachen von Magenentleerungsstörungen sind vielfältig und komplex. Die Folge dieser Transporteinschränkung ist letztlich ein erhöhtes Restvolumen an Sondenkost im Magen. Dies erhöht das Risiko für einen Rückfluss von Sondennahrung vom Magen in die Speiseröhre (gastro-ösophagealer Reflux). Auch die Einschränkung oder der Ausfall des Schluckoder Hustenreflexes ist ein Risikofaktor für die Aspiration. Eine Aspiration von Sondennahrung macht sich durch folgende Symptome bemerkbar: • Rasselnde Atemgeräusche • Luftnot • Abhusten von Sondennahrung Folgende Maßnahmen sollten zur Prophylaxe der Aspiration getroffen werden: •W ährend und nach der Nahrungsapplikation Oberkörper um 30-45° hochlagern: Speiseröhre liegt damit über dem Niveau des Magens • Nahrung möglichst kontinuierlich applizieren oder kleinere Nahrungsvolumina verabreichen • Bei Patienten mit Schluckstörung Schlucktraining durchführen • Regelmäßige Aspirationskontrolle • Jejunale Sondenlage bei Reflux-gefährdeten Patienten bevorzugen • Eventuell Arzneimittel zur Förderung der Magen-DarmMotilität (Prokinetika) einsetzen Bei Auftreten einer Aspiration ist ein Arzt hinzuzuziehen! Lokale Wundinfektion Bei operativ eingesetzten Ernährungssonden kann es zu Wundinfektionen kommen. Eine lokale Wundinfektion erkennt man an einer kreisförmigen Rötung an der Sondenaustrittsstelle. Zusätzlich sind meist eine Überwärmung der Haut, eine starke Wundsekretion sowie eventuell Fieber und Schmerzen festzustellen. Beim Auftreten dieser Symptome ist ein Arzt zu verständigen, der weiterführende Maßnahmen anordnet. Die bei einer PEG-Neuanlage auftretende zirkuläre Rötung mit seröser Sekretbildung ist sehr häufig, heilt meist in den ersten Tagen spontan ab und ist nicht mit der lokalen Wundinfektion zu verwechseln. Zur Vermeidung einer lokalen Wundinfektion ist in den ersten 7-10 Tagen nach einer PEG-Anlage ein täglicher steriler und trockener Verbandwechsel erforderlich. Bei starkem Sekretfluss muss der Verband eventuell mehrmals täglich gewechselt werden. Dadurch ist für trockene und keimarme Wundverhältnisse gesorgt, die ein Bakterienwachstum verhindern. Der Nutzen bzw. die Wirkung vielfach noch verwendeter Antibiotikasalben ist dagegen nicht erwiesen. 43 Hypergranulationsgewebe („Wildes Fleisch“) Einwachsen der inneren Halteplatte (Burried-Bumper-Syndrom) Als Hypergranulationsgewebe bezeichnet man kragenförmig um den Stomakanal wachsendes, rotes, feucht glänzendes und leicht verletzliches Gewebe. Es kann sich nach längerem Liegen einer PEG bilden. Das Einwachsen der inneren Halteplatte einer PEG beruht meist auf mangelnder Pflege, unzureichender Mobilisation der Sonde und zu starkem Zug auf den Haltemechanismus. Der übermäßige Zug führt zu einer Störung der Mikrozirkulation, zu Drucknekrosen mit Blutungsgefahr und schließlich zu einem Überwachsen des Haltemechanismus durch die Magenschleimhaut. Dies stellt eine ungefährliche Komplikation dar. Eine Entfernung ist nur bei Beschwerden wie z.B. Schmerzen oder Blutungen oder aus ästhetischen Gründen auf Wunsch des Patienten notwendig. Zur Wahl stehen der Ätzstift, chirurgische Maßnahmen oder eine Laserung. Die Entfernung des Hypergranulationsgewebes ist durch den Arzt vorzunehmen! Bei Verwendung eines Ätzstiftes muss darauf geachtet werden, die Sonde nicht zu berühren, da es sonst zur Schädigung des Sondenmaterials kommen kann! Bei adäquater Pflege kann das Burried-Bumper-Syndrom weitgehend vermieden werden. Zur Prophylaxe ist die regelmäßige, tägliche Mobilisierung durch Lockerung, leichtes Drehen sowie in das Magenlumen Hineinschieben und wieder Herausziehen sehr wichtig. Beim Verband darf kein zu starker Zug auf die innere Halteplatte ausgeübt werden! Wenn das Hypergranulationsgewebe keine Probleme beim Patienten verursacht, kann es auch verbleiben und wird am besten mit nichthaftenden Schlitzkompressen abgedeckt. Sollte es dennoch zu einem Einwachsen der Halteplatte kommen, sind chirurgische Maßnahmen zum Lösen und Entfernen der Halteplatte bzw. PEG notwendig. Nach Austausch der PEG gegen ein Buttonsystem kommt es häufig zum Abheilen des Gewebes, da durch den Button ein geringerer Druck auf das Stoma besteht. 44 Hygienemaßnahmen Hinsichtlich der Hygienemaßnahmen unterliegen Trink- und Sondennahrung sowie Applikationshilfen den allgemeinen Hygienerichtlinien (z.B. des Robert-Koch-Instituts) und den einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen (z.B. Infektionsschutzgesetz). Ebenso sollten die Herstellerangaben berücksichtigt werden. Lagerhaltung Es sollte eine regelmäßige Prüfung der Bestände auf Mindesthaltbarkeit und eventuell beschädigte (Ver-)Packungen durchgeführt werden. Nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums werden die erforderlichen Qualitätsstandards durch die Hersteller nicht mehr gewährleistet. Trink- und Sondennahrungen können vor Anbruch bei 5-25 °C gelagert werden. Die Produkte sollten nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein. Der Lagerort sollte trocken, frei von Schädlingen und weiteren unerwünschten Fremdeinflüssen (z.B. geruchsintensive bzw. giftige Stoffe, Benzin, Lösungsmittel o. ä.) gehalten werden. Die Ware sollte nicht direkt auf dem Boden stehen, sondern mindestens 10 cm Abstand dazu haben (Regal oder Palette). Bei einer längeren Lagerung (über 5 Monate) über 30 °C kann es zu einer Verminderung der Vitamingehalte kommen. Unbedingt zu vermeiden ist ein Absinken der Lagertemperatur unter 3 °C, da sonst eine Beeinträchtigung der Emulsionsstabilität möglich ist. Bei Trink- und Sondennahrungen beeinträchtigen Luftfeuchtigkeiten über 70 % über einen längeren Zeitraum die Stabilität der Verpackungen. Zeigen sich Verklumpungen oder Ausflockungen, muss die Nahrung gegebenenfalls auch vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums verworfen werden. Pulvernahrung darf nur mit hygienisch einwandfreiem, z.B. frisch abgekochtem Wasser und möglichst nur portionsweise vorbereitet werden. Grundsätzlich sollte die Zeit zwischen Zubereitung und Applikation dabei möglichst kurz gehalten werden. Bei Säuglingsnahrung sollten Reste jedoch generell verworfen werden! In Pflegeeinrichtungen und auf Stationen im Krankenhaus empfiehlt es sich, die Bestandsführung, Lagerhaltung sowie die Bestellung von Trink- und Sondennahrung von einer verantwortlichen Stelle aus zu organisieren und durchzuführen. Angebrochene Trinknahrung/ Sondennahrung Trink- und Sondennahrungen im Pack können bei aseptischer Handhabung nach Anbruch bis zu 24 Stunden verwendet werden, bei länger andauernden Nahrungspausen (über 4 Stunden) sind die Packungen verschlossen im Kühlschrank zu lagern, S ondennahrungsflaschen ohne Kühllagerung max. 8 Stunden. Es empfiehlt sich, Beutel mit Sondennahrung und Trinknahrungsflaschen mit Namen des Patienten/Heimbewohners, Datum und Uhrzeit zu versehen. Die Sondennahrung sollte dabei möglichst mit angeschlossenem und verschlossenem Überleitgerät aufbewahrt werden. Vor der nächsten Nahrungsapplikation sollte die Nahrung wieder Zimmertemperatur erreicht haben. Hygienemaßnahmen bei Applikationshilfen Grundsätzlich sind alle Artikel zur Applikation von Sondennahrung und Flüssigkeiten Einmalartikel, nur für eine Person bestimmt und spätestens nach 24 Stunden zu verwerfen. Plastikflaschen können nach Applikation der Sondennahrung zur zusätzlichen Gabe von Wasser verwendet werden.* Lediglich Flocare® Container zur Flüssigkeitssubstitution dürfen bei reiner Wassergabe mehrere Tage verwendet werden. Dazu müssen sie jedoch täglich bei 55-65 °C in der Spülmaschine gereinigt werden. Hier ist der Anwender für die Einhaltung von Hygienemaßnahmen verantwortlich. Bei infizierten Patienten (mit MRSA, ESBL oder ähnlichen Keimen) ist unabhängig von der applizierten Flüssigkeit ein täglicher Containerwechsel erforderlich. Entsorgung von Verpackungen und Applikationshilfen Trinknahrungsflaschen und Sondennahrungsbeutel können über das Duale System Deutschland (Gelbe/r Tonne/ Sack etc.), Glasflaschen über den Glascontainer entsorgt werden. Einmalprodukte wie Überleitgeräte, Top-Beutel, Blasenbzw. Einmalspritzen und Sonden können nicht recycelt werden und müssen über den Restmüll entsorgt werden. * unter Beachtung der empfohlenen Vorgehensweise für die Reinigung und Wiederbefüllung zur zusätzlichen Wassergabe 45 Rücknahmebedingungen der Nutricia GmbH Empfehlung zur Reinigung und Desinfektion von Ernährungspumpen Unter bestimmten Voraussetzungen wird Ware durch Nutricia zurückgenommen. Dazu muss sich die Ware in einem verkaufsfähigen Zustand befinden und den o. g. Empfehlungen entsprechend gelagert bzw. transportiert werden. Nur Ware in ungeöffneten und unbeschädigten Kartons kann zurückgenommen werden. Weitere Details ergeben sich aus den Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Wichtiger Hinweis Es empfiehlt sich, Originalkartons von Nahrung, Applikationshilfen und Ernährungspumpen hygienesicher außerhalb von Patienten-/Bewohnerzimmern aufzubewahren. • Schutzbrille Wir bitten um Verständnis, dass wir keine Nahrung oder Überleitgeräte von Patienten mit einer meldepflichtigen Infektionskrankheit und den folgenden Erkrankungen zurücknehmen können: Gilt ausschließlich für Flocare® Infinity Ernährungspumpen von Nutricia Benötigtes Material • Einmalhandschuhe • Einweg-Reinigungsschwamm • Evtl. Wattestäbchen • Klinisch zugelassenes, VAH*-gelistetes Schnelldesinfektionsmittel auf Basis von Alkohol (z.B. Antifect® N Liquid) • Fusselfreie Einwegtücher - Borkenflechte • VAH*-gelistetes Händedesinfektionsmittel (z.B. Desmanol N) - Borreliose 1 Vorbereitung - Campylobacter (infektiöse Gastroenteritis) • Bereitlegen des Materials - Dellwarzen - Filzläuse • Hände waschen, Einmalhandschuhe anziehen und Schutzbrille anlegen - Flöhe • Ladegerät von der Ernährungspumpe abstecken - Gürtelrose 2 Durchführung - Alle Arten von Hepatitis - Keratokonjunktivitis epidemica (infektiöse Bindehautentzündung) - Kinderlähmung - Kopfläuse - Krätze - Magen-Darm-Entzündungen durch Viren - Masern - MRSA / ORSA / ESBL - Mumps - jegliche Art von Noroviren bzw. Norwalk-Viren - Pertussis (Keuchhusten) - Ringelröteln - Rotaviren (infektiöse Gastroenteritis) - Salmonellose - Scharlach - Shigellen - Windpocken *VAH: Verbund für angewandte Hygiene, www.vah-online.de •R einigen Sie alle Oberflächen der Pumpe (inkl. Rotorund Sensorbereich) unter fließendem, lauwarmem Wasser gründlich mit einem Reinigungsschwamm und entfernen Sie alle Nahrungsreste. Verwenden Sie eine milde, verdünnte Reinigungslösung. •T rocknen Sie die Ernährungspumpe mit fusselfreien Einwegtüchern. •S prühen Sie das Desinfektionsmittel auf ein trockenes Einwegtuch und wischen Sie die Oberflächen damit ab. Die Einwirkzeit des Desinfektionsmittels darf maximal 5 Minuten betragen, d.h. sollten nach 5 Minuten die Oberflächen der Ernährungspumpe noch feucht sein, so trocknen Sie diese mit den Einwegtüchern ab. • Reinigen Sie das Ladegerät und die Halterung ebenfalls nach diesen Anweisungen. Das Ladegerät jedoch nicht unter fließendes Wasser halten, sondern nur mit dem feuchten Reinigungsschwamm reinigen! 3 Nachsorge • Einmalhandschuhe ausziehen, entsorgen • Hände desinfizieren, Material wegräumen 46 Literatur Adolph M et al: Der Energiebedarf operierter, verletzter, septischer Patienten. Infusionstherapie 1990; 17: 5-16. 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