Tourismuskonzept - Gemeinde Zingst

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Tourismuskonzept - Gemeinde Zingst
Tourismuskonzept
für das Ostseeheilbad
Zingst
Zwischenbericht
(Stand: SWOT-Analyse)
Berlin, im Juni 2014
Tourismuskonzept für das
Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht (Stand: SWOT-Analyse)
Inhalt
I.
Einleitung ............................................................................................................................................ - 3 -
II.
Angebot und Nachfrage im Zingst-Tourismus ...................................................................... - 4 1.
2.
3.
III.
Rahmenbedingungen für den Tourismus..............................................................................- 12 1.
2.
3.
4.
IV.
Entwicklung und Struktur der touristischen Nachfrage .......................................................... - 5 Entwicklung und Struktur des Beherbergungsangebotes ..................................................... - 7 Qualität der Beherbergungsbetriebe .......................................................................................... - 10 Erreichbarkeit und Mobilität vor Ort ........................................................................................... - 12 Ortsbild (inkl. Einzelhandel) ............................................................................................................ - 14 Gastronomisches Angebot ............................................................................................................. - 16 Touristischer Arbeitsmarkt.............................................................................................................. - 18 -
Tourismusmarketing und -förderung im Zingst-Tourismus ............................................- 19 1.
2.
Organisationsstruktur ....................................................................................................................... - 20 Innen- und Außenmarketing ......................................................................................................... - 22 -
V.
Zwischenfazit 1: Zentrale Stärken und Schwächen im Zingst-Tourismus .................- 25 -
VI.
Mögliche Profilierungsthemen ..................................................................................................- 26 1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
VII.
Strategischer Rahmen: Landes- und regionsweite Tourismuskonzepte ....................... - 26 Fotografie .............................................................................................................................................. - 29 Naturtourismus ................................................................................................................................... - 31 Gesundheitstourismus ..................................................................................................................... - 34 Wellnesstourismus ............................................................................................................................. - 37 Sommer und Baden........................................................................................................................... - 38 Maritimer Tourismus ......................................................................................................................... - 39 Kunst und Kultur ................................................................................................................................. - 42 Aktivtourismus .................................................................................................................................... - 44 -
Zwischenfazit 2: Zusammenfassende Bewertung möglicher
Profilierungsthemen für den Zingst-Tourismus ..................................................................- 46 -
-1-
Projektbearbeitung:
dwif-Consulting GmbH
Marienstraße 19/20
10117 Berlin
Prof. Dr. Mathias Feige
Maike Berndt
Dajana Szkorupa
Kontakt:
030-757 94 90
[email protected]
www.dwif.de
Im Auftrag von:
Zingster Fremdenverkehrsbetrieb
Seestraße 56/57
18374 Ostseeheilbad Zingst
Berlin, 30. Juni 2014
-2-
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
I.
Einleitung
Das Ostseeheilbad Zingst zählt zu den bedeutendsten Tourismusorten an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns. In den vergangenen Jahren ist viel erreicht worden: Die Zahl der Übernachtungen stieg von rund 1 Millionen im Jahre 2000 auf fast 1,6 Millionen im Jahr 2013.1 Damit
vereint die Gemeinde mehr als ein Drittel der gesamten touristischen Nachfrage auf FischlandDarß-Zingst auf sich.2 Hinzukommen rund 300.000 Tagesgäste pro Jahr. Die wirtschaftlichen Effekte aus dem Tourismus belaufen sich auf einen Bruttoumsatz rund fast 130 Millionen Euro.3
Ein Tourismuskonzept für die Gemeinde liegt allerdings bislang nicht vor. Zwar wurde im Jahr
2005 ein Gutachten erarbeitet, in dem touristische Stärken und Schwächen benannt sind. Diesem
fehlt aber eine strategische Richtungsweisung; vielmehr wird die Erstellung einer touristischen
uristischen Segmente
4
Zudem sieht sich die Tourismusbranche in Zingst, in Mecklenburg-Vorpommern und Deutschland
zunehmend mit immer größeren Herausforderungen konfrontiert. Einerseits verändert sich das
Gästeverhalten grundlegend: Höhere Flexibiltät, kürzere Aufenthalte, die zunehemde Digitalisie
rung sowie stark gestiegene Ansprüche an die Service- und Angebotsqualität sind nur einige
Trends, an denen sich touristische Leistungsträger künftig messen lassen müssen. Andererseits
verstärkt sich der Konkurrenzdruck sowohl zwischen Tourismusdestinationen als auch einzelnen
touristischen Angeboten. Nur durch eine zukunftsfähige Profilierung sowie deren konsequente
Überführung in Produktentwicklung und Kommunikation lassen sich klare Signale an den Markt
aussenden und damit letztendlich Wettbewerbsvorteile erzielen.
Auch die Rahmenbedingen für den Tourismus werden schwieriger. Aufgrund der knapper
werdenen öffentlichen Haushalte und dem Status des Tourismus als freiwillige Aufgabe rücken
vielerorts alternative und partizipative Organisations- und Finanzierungsmodelle in den Fokus. Die
Lage auf dem touristischen Arbeitsmarkt verschärft sich zusehends: Durch den demografischen
Wandel einerseits, aber auch wegen des schlechten Images der Branche, wird es für die Betriebe
zunehmend schwerer, geeignete Nachwuchs- und Fachkräfte zu akquirieren. Nachhaltigkeit wird
somit nicht nur in Bezug auf die Ökologie, sondern auch auf der ökonomischen und sozialen Ebene
zu einem zentralen Erfolgsfaktor.
In Anbetracht der hohen Bedeutung des Tourismus für das Ostseeheilbad Zingst sowie der
zahlreichen Herausforderungen ist ein fundierter Leitfaden für die weitere Tourismusarbeit
dringend erforderlich. Das hat den Zingster Fremdenverkehrsbetrieb dazu veranlasst, die dwifConsulting GmbH mit der Erarbeitung eines Tourismuskonzeptes zu beauftragen.
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1
2
3
4
Die Angeben beziehen sich auf gewerbliche und nicht gewerbliche Übernachtungen (siehe dazu auch Kapitel II).
Die Angeben beziehen sich nur auf gewerbliche Übernachtungen (siehe dazu auch Kapitel II).
Die Angaben zu den Tagesgästen und wirtschaftlichen Effekten beziehen sich auf das Jahr 2010; die Berechnungen
führte das dwif 2011 durch. Eine Aktualisierung ist im Rahmen des Tourismuskonzeptes vorgesehen und erfolgt nach
Beendigung der Gästebefragung voraussichtlich im November 2014.
TricB 2005: Tourismusgutachten für die Gemeinde Ostseeheilbad Zingst
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Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Im November 2013 hat das dwif die Arbeiten aufgenommen. Seitdem sind zahlreiche Analysen zur
Erfassung und Bewertung des aktuellen Entwicklungsstandes durchgeführt worden, die nun
im Rahmen dieses Zwischenberichtes dokumentiert sind. Dabei waren auch eine umfassende VorOrt-Präsenz (Ortsbildanalysen, Qualitätstests, etc.) sowie eine breite Beteiligung der touristischen
Akteure vor Ort (Befragung von Leistungsträgern, Einzelgespräche, öffentliche Gesprächsrunden,
etc.) von entscheidender Bedeutung. Die Zwischenergebnisse wurden zudem im Rahmen einer
Bürgerversammlung am 12. Juni der Zingster Öffentlichkeit vorgestellt. Damit sind Phase 1 und 2
des Tourismuskonzeptes abgeschlossen.
Abb. 1:
Übersicht über den inhaltlichen und zeitlichen Projektablauf
Phase 1:
Status Quo-Analyse
Phase 2:
SWOT-Analyse
2013
Nov
Dez
Phase 3:
Strategie und Konzeption
2014
Jan
Feb
Mrz
Apr
Phase 1
Mai
Jun
2015
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Jan
Feb
Mrz
Apr
Öffentliches Forum
Gesprächsrunden
Phase 2
Endbericht
Phase 3
Zwischenbericht
Abschlusspräsentation
Umsetzung
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014
Ausblick: In den nächsten Monaten wird das dwif gemeinsam mit der Gemeinde, der Kur und Tourismus GmbH sowie allen interessierten Zingster Touristikern und Bürgern weiterarbeiten. Der
Schwerpunkt der Phase 3 liegt auf der Ausarbeitung der strategischen Ausrichtung für das Ostseeheilbad mit einem zeitlichen Horizont bis 2030. Darauf aufbauend werden konkrete umsetzungsorientierte Schlüsselmaßnahmen sowie weitere Handlungsempfehlungen und benannt. Parallel
wird noch bis Oktober 2014 eine Gästebefragung vor Ort durchgeführt, deren Ergebnisse in die
Konzeption einfließen und in einer separaten Dokumentation veröffentlicht werden. Der Endbericht wird voraussichtlich im Februar 2015 vorliegen und im Rahmen einer Abschlussveranstaltung
präsentiert.
II.
Angebot und Nachfrage im Zingst-Tourismus
Das Ostseeheilbad Zingst zählt zu den bedeutendsten Tourismusorten in MecklenburgVorpommern. Die Gemeinde vereint rund 2 Prozent aller gewerblichen Übernachtungen landesweit auf sich. Zudem stellt Zingst mehr als ein Drittel (36 Prozent) der touristischen Nachfrage auf
der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst.
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Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Wichtige Segmente im gewerblichen Beherbergungsmarkt5 sind die insgesamt 15 Hotels (garnis), die 32 gewerblichen Ferienwohnungsanbieter sowie die drei Zingster Campingplätze. Hinzukommen drei Gasthöfe, zwei Kliniken, eine Jugendherberge sowie ein Erholungsheim, die im Folf6
fällig ist die hohe Bedeutung der Privatquartiere für den Zingst-Tourismus: Fast jede zweite
Übernachtung wird in einem Betrieb mit weniger als 10 Betten getätigt.
Abb. 2:
Strukturen im Zingster Beherbergungsmarkt 2013
Verteilung der Übernachtungen
Verteilung der Kapazitäten
8%
16%
15%
11%
47%
49%
14%
22%
12%
Hotels und Hotels garnis
Gewerbliche Ferienhäuser/-wohnungen
6%
Campingplätze
Sonstige Betriebstypen
Nicht-gewerbliche Unterkünfte
bzw. Privatquartiere (< 10 Betten)
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
1.
dwif 2014, Daten statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, Kur- und Tourismus
GmbH sowie eigene Berechnungen
Entwicklung und Struktur der touristischen Nachfrage
Eckdaten:
 2013 wurden im Ostseeheilbad Zingst 1.574.591 Übernachtungen getätigt,
davon 53 Prozent in gewerblichen Beherbergungsbetrieben und 47 Prozent in
Privatquartieren.
 Die Zahl der Übernachtungen ist seit 2000 um rund 50 Prozent angestiegen,
stagniert jedoch seit 2009 weitgehend.
 Die Aufenthaltsdauer der Übernachtungsgäste ist mit 6,1 Tagen überdurchschnittlich hoch allerdings mit rückläufiger Tendenz.
 Die Saisonalität ist weiterhin sehr hoch: 48 Prozent aller Übernachtungen werden in den drei Sommermonaten getätigt.
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5
6
Gewerbliche Beherbergungsbetriebe = Unterkünfte mit 10 und mehr Betten (bis 2011 mit 9 und mehr Betten)
Privatquartiere = Unterkünfte mit weniger als 10 Betten; Privatquartiere werden nicht von der amtlichen Statistik
erfasst, sodass für dieses Segment keine Vergleichswerte für andere Orte oder Regionen vorliegen.
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Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Dynamik lässt seit Jahren stark nach
Die Nachfrage in Zingst hat sich seit Anfang der 2000er Jahre zunächst sehr positiv entwickelt. Die
Zahl der Gäste stieg in den Jahren zwischen 2000 und 2009 um fast 90 Prozent, die Zahl der Übernachtungen um rund 50 Prozent. Seitdem hat allerdings eine deutliche Stagnation eingesetzt:
Zwar hat sich die Nachfrage nach den heftigen Einbußen im Schlechtwetterjahr 2011 wieder erholt,
das Übernachtungsniveau von 2009 wurde im vergangenen Jahr aber noch nicht wieder erreicht.
Dieser Trend zieht sich durch nahezu sämtliche Beherbergungssegmente. Immerhin scheint es
Zingst besser zu ergehen als vielen Nachbarorten auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, die fast
allesamt eine rückläufige Tourismusnachfrage verzeichnen.
Abb. 3:
Entwicklung der Übernachtungsnachfrage in Zingst (Index 2009 = 100)
Regionaler Vergleich
Betriebstypen in Zingst
nur gewerbliche Beherbergungsbetriebe
120
110
110
100
100
90
90
80
80
70
2009
2010
2011
2012
Deutschland
Mecklenburg-Vorpommern
Fischland-Darß-Zingst
Zingst
2013
alle Beherbergungsbetriebe
120
70
2009
2010
Insgesamt
Hotels und Hotels garnis
gewerbliche Ferienwohnungen und -häuser
2011
2012
2013
Campingplätze
Sonstige gewerbliche
Beherbergungsbetriebe
Privatquartiere
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014, Daten statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, Kur- und Tourismus
GmbH sowie eigene Berechnungen
Hohe, aber sinkende Aufenthaltsdauer
Die Länge der Gästeaufenthalte vor Ort sank in den vergangenen Jahren um fast 2 Tage: 2000 lag
sie bei 8,0 Tagen; 2013 nur noch bei 6,1 Tagen. Allerdings verweilen die Zingst-Gäste damit noch
immer überdurchschnittlich lange vor Ort. Zudem fallen zwischen den Betriebstypen große Unterschiede auf:
 Am längsten bleiben die Gäste in den sonstigen Beherbergungsbetrieben (fast 10 Tage); hier
schlagen vor allem die zwei Kliniken zu Buche.
 Auf den Campingplätzen beträgt die Aufenthaltsdauer 7,7 Tage Zingst liegt damit deutlich
über dem Landesdurchschnitt (MV: 4,5 Tage).
 In gewerblichen Ferienwohnungen sowie in Privatquartieren sind Aufenthalte zwischen 6,5
und 7 Tagen die Regel.
 Deutlich kürzer sind die Hotelgäste vor Ort. Mit durchschnittlich rund 3,5 Tagen ist die Verweildauer aber auch hier länger als in anderen Teilen des Landes (MV: 2,9 Tage).
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Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Noch immer ausgeprägte Saisonalität
Trotz zahlreicher Aktivitäten zur Belebung der Vor- und Nachsaison hat sich an der hohen Konzentration im Sommer wenig geändert. Knapp die Hälfe aller gewerblichen Übernachtungen entfielen
2013 auf die drei Top-Monate Juni, Juli und August der gleiche Anteil wie schon 2009. In der Nebensaison von November bis Februar werden hingegen nur rund 13 Prozent der Übernachtungen
generiert. Dennoch ist Zingst in Sachen Saisonverlängerung der Vorreiter in der Region Fischland-Darß-Zingst (Anteil der 3 Top-Monate: 57 Prozent).
Hinweis:
Zur Gästestruktur im Ostseeheilbad Zingst liegen derzeit keine Daten vor. Im Rahmen des Tourismuskonzeptes wird allerdings zwischen Ende 2013 und Oktober 2014
eine umfangreiche Befragung der Gäste vor Ort durchgeführt, die Aufschluss über
soziodemografische Merkmale sowie die Motive und Zufriedenheit der Zingst-Gäste
geben wird. Die Ergebnisse der Befragung werden voraussichtlich Ende des Jahres
im Rahmen eines separaten Berichts veröffentlicht.
2.
Entwicklung und Struktur des Beherbergungsangebotes
Eckdaten:
 Das Beherbergungsangebot in Zingst zählte 2013 14.461 Schlafgelegenheiten,
davon entfielen 51 Prozent auf den gewerblichen Markt und 49 Prozent auf die
Privatquartiere.
 Besorgniserregend ist der starke Kapazitätsausbau, der trotz stagnierender
Nachfrage ungehindert anhält. Seit 2000 ist die Zahl der Schlafgelegenheit in
Zingst um rund 60 Prozent angestiegen, davon allein 15 Prozent seit 2009.
 Dadurch ist die Belegungsrate deutlich zurückgegangen und liegt nun nur
noch bei 29,9 Prozent mit großen Unterschieden hinsichtlich der einzelnen
Unterkunftssegmente.
Bis 2009: Moderater Kapazitätsausbau mit steigendem Auslastungsniveau
Zwischen 2000 und 2009 wurde noch durchaus moderat in das Beherbergungsangebot investiert:
Während die Übernachtungszahlen um mehr als 50 Prozent anstiegen, kamen nur rund 38 Prozent
neue Schlafgelegenheiten hinzu. Ein besonderer Fokus lag in diesem Zeitraum auf der Schaffung
neuer Hotelkapazitäten: Fast jährlich kamen neue Unterkünfte in diesem Segment hinzu; die Bettenzahl verdoppelte sich. Die Entwicklung hatte positive Auswirkungen auf die Auslastungssituation im Ort: Die Belegungsrate ist von 31,9 Prozent (2000) auf 34,8 (2009) angestiegen.
Seit 2009: Ungehinderter Kapazitätsausbau, Sinkflug bei der Auslastung
Allerdings hat sich das Blatt ab 2009 gewendet: trotz der stagnierenden bzw. teilweise sogar rückläufigen Nachfrageentwicklung, wurden die Angebotskapazitäten in hohem Maße ausgebaut. Zwischen 2009 und 2013 stieg die Zahl der Schlafgelegenheiten um 15 Prozent; Wachstumstreiber in
dieser Zeit waren allerdings nicht die gewerblichen Betriebe, sondern in erster Linie die Privat-7-
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Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
vermieter (+36 Prozent Bettenwachstum; das entspricht mehr als 450 zusätzlichen Betten pro
Jahr). Damit hat die Investitionstätigkeit ein besorgniserregendes Niveau erreicht: Die Auslastung
der Privatquartieren sank innerhalb von fünf Jahren um fast 10 Prozentpunkte, hochgerechnet auf
den gesamten Beherbergungsmarkt um 5 Prozentpunkte.
Abb. 4:
Entwicklung der Kapazitäten und Auslastung in Zingst (Index 2009 = 100)
140
130
Auslastung 2009
120
Auslastung 2013
34%
33%
Gewerbliche Beherbergungsbetriebe
Übernachtungen
110
36%
27%
Betten
Privatquartiere (< 10 Betten)
Übernachtungen
100
Betten
90
80
2009
2010
2011
2012
2013
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014, Daten statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, Kur- und Tourismus
GmbH sowie eigene Berechnungen
Große strukturelle Unterschiede nach Betriebstypen
Beim Blick auf die einzelnen Unterkunftssegmente wird schnell klar: Neben einigen erfolgreichen
Anbietern gibt es auch zahlreiche Problemfälle mit dringendem Handlungsbedarf.
 Die Hotels und Hotels garnis zählen mehrheitlich zu den Vorzeigebetrieben und fallen
durch eine äußerst wettbewerbsfähige Struktur (hohe Professionalität, vergleichsweise große Betriebseinheiten, weit überdurchschnittliche Auslastung) auf. Das Preisgefüge in der
Zingster Hotellerie ist mit einem durchschnittlichen Übernachtungspreis von 72 Euro im
Vergleich zu anderen Orten in Mecklenburg-Vorpommern recht hoch.7 Aufgrund zahlreicher
Zusatzangebote (v. a. Wellness) sind sie gegenüber anderen Betriebstypen auch für die Nebensaison attraktiv. Allerdings stagnieren Angebot und Nachfrage in diesem Segment seit
2007 weitgehend.
 Zudem fallen die drei Campingplätze auf dem Gemeindegebiet als sehr professionelle Leistungsträger auf. Zwar hat ihnen der Schlechtwettersommer 2011 stark zugesetzt, mittlerweile haben sie sich aber wieder erholt. Zudem haben sie gegenüber 2009 die Aufenthaltsdauer
ihrer Gäste und damit auch die Auslastung steigern können. Mit einer durchschnittlichen Belegung pro Schlafgelegenheit8 von fast 20 Prozent liegen die Zingster Betriebe weit über
dem MV-Durchschnitt. Zudem sind die Strukturen sehr großteilig: Die Campingplätze in
Zingst sind mit rund 1.000 Schlafgelegenheiten fast doppelt so groß wie ihre landesweite
Konkurrenz. Zudem wird die Attraktivität der Anlagen durch eine Vielzahl an Ergänzungsan__________________________________________________________________________
7
8
dwif 2013; zum Vergleich: in Kühlungsborn und Boltenhagen liegt er bei rund 62 Euro.
Ein Stellplatz wird rechnerisch mit vier Schlafgelegenheiten in der Statistik geführt.
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Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
geboten (z. B. Schwimmbad, Wellnesseinrichtungen, Gastronomie, Kinderanimation, Aktivangeboten, etc.) aufgewertet.
 Der gewerbliche Ferienwohnungsmarkt in Zingst ist durch starke Schwankungen gekennzeichnet. Sowohl die Bettenkapazität als auch die Übernachtungsnachfrage ist aber in der
Tendenz seit Anfang der 2000er Jahre gleich geblieben. Die 23 Anbieter verfügen im Schnitt
über rund 70 Betten. Sie sind damit zwar deutlich größer als ein durchschnittlicher Ferienwohnungsanbieter in MV, die Kapazitäten sind allerdings vergleichsweise gering ausgelastet.
Abb. 5:
Entwicklung von Angebot und Nachfrage in ausgewählten Betriebstypen (Index
2003 = 100)
Hotels und Hotels garnis
Ferienhäuser/-wohnungen
200%
200%
180%
180%
160%
160%
140%
140%
120%
120%
Auslastung 2013
100%
Auslastung 2013
80%
60%
2003
Zingst
62%
M-V
44%
2013
Zingst
Übernachtungen
Betten
Zingst
23%
M-V
26%
100%
80%
60%
M-V
2003
2013
Übernachtungen
Betten
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014, Daten statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, Kur- und Tourismus
GmbH sowie eigene Berechnungen
 Das größte Problemsegment sind die Zingster Privatvermieter. Wie bereits ausgeführt hat
der ungehinderte Kapazitätsausbau bei ausbleibendem Nachfragezuwachs hier zu einer
kontinuierlich sinkenden Belegungsrate geführt. Erschwerend hinzukommt, dass dieses
Segment fast die Hälfte des gesamten Bettenangebotes in der Gemeinde ausmacht und die
Professionalität aufgrund äußerst kleinteiliger Strukturen kaum den Markterfordernissen gerecht wird. Hier ist dringend Handlungs- und Qualifizierungsbedarf geboten.
 Die Segmente Kliniken, Gasthöfe, Erholungs- und Ferienheime sowie Jugendherbergen
können aus Datenschutzgründen nicht einzeln ausgewiesen werden.
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Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
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3.
Qualität der Beherbergungsbetriebe
Eckdaten:
 Qualität wird im Tourismus und speziell im Beherbergungsgewerbe immer
wichtiger. Dabei rücken sowohl die Angebots- als auch die Servicequalität in
den Fokus.
 Die Qualitäts- und Zielgruppenorientierung im Zingster Beherbergungsgewerbe ist allerdings noch stark ausbaufähig. Das trifft in erster Linie auf das Ferienwohnungssegment, aber auch die Hotellerie zu.
Im Beherbergungsbereich können Gäste heutzutage auf eine umfassende Reiseerfahrung zurückgreifen und erwarten dementsprechend eine hohe Angebots- und Servicequalität. Mit der zunehmenden Bedeutung von Internetbewertungen wird der Faktor Qualität zudem zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für jeden Beherbergungsbetrieb. Im Fokus stehen hochwertige und zielgruppenspezifische Angebote, ein schneller und freundlicher Service sowie zeitgemäße, flexible Buchungs- und Anreisebedingungen. Durch Klassifizierungen (z. B. Hotelsterne) und Themenlabel
(z. B. Bett&Bike) wird der umfangreiche Markt übersichtlicher und transparenter. Zudem haben sich
mittlerweile zahlreiche Qualitätsmanagementsysteme am Markt etabliert. Für touristische Anbieter
steht beispielsweise das Instrument ServiceQualität Deutschland zur Verfügung, mit dem die Qualität eines Betriebes nach innen (Mitarbeiterzufriedenheit) und außen (Kundenbindung) erhöht
werden kann.
Abb. 6:
Qualitätssignale im Zingster Beherbergungsgewerbe
Angebotsqualität
Zertifizierungssysteme/Themenlabel
Klassifizierungssysteme
Ferienwohnungen/-häuser
Hotels und
Hotels garnis
481 (von rund 3.000)
5.236
3
(von 15)
315
Pensionen
und Gasthöfe
Campingplätze
0
12
(von 3)
2
(von 3)
36
Servicequalität
ServiceQualität
Deutschland
0
48*
Klassifizierte
bzw. zertifizierte
Betriebe in
Radfahrerfreundlichkeit
3
260
Kinder- und
Jugendreisen
2
63
Familienfreundlichkeit
1
61*
Barrierefreiheit
0
32*
Hoher Wellnessstandard
1
20
Zingst
MV
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Quelle:
dwif 2014, Daten Zertifizierungsanbieter sowie Kur und Tourismus GmbH; Stand Februar bzw.
Juni 2014; * von den zertifizierten Anbietern sind hier nur Beherbergungsbetriebe aufgeführt
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Qualitätssignale ausbaufähig
Die Teilnahme der Zingster Beherbergungsbetriebe an Klassifizierungs- und Zertifizierungssystemen lässt in vielen Bereichen noch zu wünschen übrig. So ist weniger als jeder fünfte Betrieb mit
Sternen ausgezeichnet besonders niedrig ist diese Quote im Ferienwohnungssegment und in der
Hotellerie. Allerdings nehmen 2 der 3 Campingplätze an der Sterneklassifizierung des deutschen
Campingverbandes teil. Auch im Hinblick auf die zielgruppenorientierten Themenlabel ist noch
einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten: zwar geht die Kur und Tourismus GmbH mit gutem Beispiel voran (z. B. Zertifizierung als familienfreundlicher Tourismusort, Zertifikat für Barrierefreiheit),
bei den Leistungsträgern sind diese Instrumente allerdings kaum verbreitet. Die Möglichkeiten, die
das Qualitätsmanagementsystem ServiceQualität Deutschland bietet, nutzt darüber hinaus derzeit
kein Anbieter aus Zingst.
Angebot und Nachfrage im Beherbergungsmarkt
Stärken und Chancen
Schwächen und Herausforderungen
Zingst als einer der Top-Urlaubsorte an der
Ostsee; hoher Bekanntheitsgrad
Nachlassende Nachfragedynamik bei stark
steigendem Bettenangebot
Hohes Nachfragevolumen, vergleichsweise
lange Aufenthalte
Hohe Saisonalität (trotz erfolgreicher Ansätze zur Saisonverlängerung) führt zu
Überlastungserscheinungen innerhalb sowie geringer Auslastung außerhalb der Saison
Tourismus als bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Gemeinde
Große Vielfalt im Beherbergungsangebot
Einzelne sehr professionelle Beherber
gungsanbieter, vor allem Hotels und
Campingbetriebe (z. B. in Bezug auf
Qualität, Zusatzangebote, Auslastung,
Marketing)
Geringe Qualität und Zielgruppenorientierung bei einer Mehrheit der Betriebe
Ausgeprägte Dominanz der Ferienwohnungen und Privatvermieter mit häufig geringer Wettbewerbsfähigkeit (z. B. in Bezug
auf fehlende Professionalität, niedrige Auslastung, unzeitgemäße Ausstattung, ausbaufähige Gästeorientierung, unzeitgemäße Marketing- und Vertriebsaktivitäten);
zudem negative Auswirkungen auf Mobilität (Bündelung Anreisetage) und Ortsbild
(Flächenverdichtung)
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III. Rahmenbedingungen für den Tourismus
Eckdaten:
 Die verkehrliche Anbindung, das Ortsbild und die Gastronomie stellen seit jeher wichtige Rahmenbedingungen für den Tourismus dar. Hier ist die Orientierung an Gästewünschen ebenso wichtig wie im Beherbergungsgewerbe
Qualität, Komfort, Flexibilität und innovative Angebote sind gefragt.
 Zunehmend stellt aber auch der demografische Wandel die Branche vor große
Herausforderungen. Die Gewinnung qualifizierter Nachwuchs- und Fachkräfte
wird zu einem zentralen Erfolgsfaktor für die Gewährleistung einer hohen Servicequalität im Tourismus.
1.
Erreichbarkeit und Mobilität vor Ort
Eine gute Erreichbarkeit sowohl mit dem eigenen PKW als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist
für viele Gäste ein zentrales Entscheidungskriterium für den Besuch einer Region. Zudem rücken
nachhaltige Konzepte für die Mobilität vor Ort für Tourismusdestinationen und insbesondere für
Nationalparkregionen immer stärker in den Fokus.
Abb. 7:
Anreise nach Zingst
Schienennetz
Regionalbusnetz
Zingst
Zingst
Straßennetz
Zingst
Saisonal sehr
hohes Verkehrsaufkommen
Mittleres Verkehrsaufkommen
Geringes Verkehrsaufkommen
(mögliche Ausweichrouten)
A20
A19
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Quelle:
dwif 2014; Abbildungen DB Vertrieb GmbH, Verkehrsgemeinschaft Nordvorpommern, Tourismusverband F-D-Z/Herr Jennert
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Dabei gibt es zahlreiche Argumente, die für die Notwendigkeit von alternativen und dennoch flexiblen Mobilitätsangeboten sprechen. Zum einen verfügen immer weniger Menschen über einen
eigenen Pkw und weichen auf Mobilitätsalternativen (neben dem Öffentlichen Verkehr auch immer häufiger auf das Carsharing) aus. Diese Entwicklung wird sich aller Voraussicht nach auch künftig weiter verstärken. Zum anderen spielen Nachhaltigkeitsaspekte im Urlaub und auf Tagesausflügen eine immer wichtigere Rolle. Nachhaltige Mobilitätskonzepte können damit deutlich zur
Angebotsaufwertung und Erhöhung der Gästezufriedenheit beitragen.
Die Gemeinde Zingst ist nicht an das überregionale Schienennetz angeschlossen. Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich in Barth und Ribnitz-Damgarten, von wo aus regelmäßig Busse der
Verkehrsgemeinschaft Nordvorpommern (VGN; Linie 210) nach Zingst verkehren. Die Anreise mit
öffentlichen Verkehrsmitteln ist sowohl aus Richtung Berlin als auch aus Richtung Hamburg mit
einem mehrmaligen Umsteigen und verhältnismäßig langen Reisezeiten verbunden. Damit hat
Zingst einen deutlichen Wettbewerbsnachteil gegenüber vielen anderen Urlaubsorten an der Ostseeküste, die größtenteils direkt (entweder ganzjährig oder saisonal) mit der Bahn erreichbar sind.
Exkurs:
Ein Mobilitätskonzept für die Region wird seit langem diskutiert. Hintergrund ist
vor allem die hohe Verkehrsbelastung in der Hauptsaison. Der Tourismusverband
Fischland-Darß-Zingst hat dazu im Rahmen des OZ-Forums Verkehr und Tourismus
am 19. November 2013 zahlreiche Maßnahmenvorschläge aufgestellt. Im Fokus steht
eine bessere Anbindung an das Schienennetz der Bahn; die Planungen für eine Wiederherstellung der Darßbahn-Strecke zwischen Barth und Zingst bzw. Prerow laufen
seit Jahren. Aber auch weitere Mobilitätsaspekte und mögliche Alternativen, die
teilweise auch unabhängig von einer Realisierung der Schienenanbindung umgesetzt werden können, sind benannt. Sämtliche Vorschläge werden im Rahmen des
Konzeptes geprüft.
Erreichbarkeit und Mobilität vor Ort
Stärken und Chancen
Schwächen und Herausforderungen
Erste Angebote für alternative Mobilitätsangebote vorhanden:
 regelmäßiger Busverkehr in Richtung
Barth
und
Ribnitz-Damgarten;
Transportmöglichkeiten für Fahrräder in
den Bussen; spezielle Touristentickets
 zahlreiche Schiffsverbindungen
Linienverkehr
im
 Angebotskombinationen
vereinzelt
möglich, z. B. Schiff-Rad-Bus
Lange Anfahrtszeiten
sowohl mit dem
PKW (keine direkte Anbindung an die Autobahn) als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln (fehlende Bahnanbindung;
häufiges Umsteigen, teilweise schlecht abgestimmte Taktung von Bus und Bahn)
Regelmäßige Überlastungserscheinungen
der gesamten Verkehrsinfrastruktur vor allem in der Hauptsaison; sowohl bei der Anreise (Nadelöhr Meiningenbrücke) als auch
innerhalb der Gemeinde (Straßen, Geh-und
- 13 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Radwege, Parkplätze)
Kaum alternative Mobilitätsangebote abseits des ÖPNV (Shuttle, Elektroautos, FunMobile, E-Bikes, etc.)
2.
Ortsbild (inkl. Einzelhandel)
Gerade in stark frequentierten Urlaubsregionen setzen viele Gäste Sauberkeit und eine ansprechende Gestaltung des Ortsbildes voraus. Attraktive Einzelhandelsbetriebe, Grünanlagen, barrierearme Fortbewegungsmöglichkeiten, verkehrsberuhigte Flanierzonen und ein besucherfreundliches Beschilderungssystem bilden wichtige Grundpfeiler für die Zufriedenheit der Gäste. Darüber
hinaus trägt attraktives Ortsbild zu einer hohen Identifikation der Einheimischen mit ihrer Heimat
bei.
Zingst überzeugt durch ein gepflegtes, auffallend sauberes Ortsbild. Allerdings fallen vereinzelt
auch Bauruinen bzw. unordentliche Grundstücke auf sowohl in direkter Innenstadtlage als auch
in den Randbereichen der Gemeinde. Eine große Schwäche gegenüber vielen anderen Ostseebädern ist jedoch die geringe Authentizität
iSo gibt es Zingst weder hochklassige Bäderarchitektur (wie beispielsweise in Binz oder den Usedomer Kaiserbädern) noch ist das originale Fischerdorf-Flair erlebbar (wie beispielsweise in vielen
Nachbarorten auf der Halbinsel).
Nur wenige Plätze laden zum Verweilen ein. Zwar ist die Aufenthaltsqualität an ausgewählten
zentralen Standorten (z. B. Seebrücke, Hafen) durch ansprechende Gestaltung, Sitzmöglichkeiten,
Außengastronomie, Grünbereiche, etc. angemessen hoch. Viele innerörtliche Bereiche wirken aber
(z. B. Seestraße, Fischmarkt, Hafenstraße). Andere zum Teil sehr attraktive Plätze und Straßenzüge (z. B. Kurpark, Postplatz, Störtebeckerstraße)
sind schwer auffindbar und somit unzureichend in das Zingster Ortszentrum eingebunden. Ein
einheitliches Gestaltungskonzept gibt es nicht; vielmehr sind an verschiedenen Standorten zum
Teil sehr unterschiedliche Schilder, Informationstafeln, Parkbänke, usw. aufgestellt.
Exkurs:
2014 wurde im Auftrag der Gemeinde Zingst ein Einzelhandelsgutachten9 erarbeitet. Die Analysen bescheinigen dem Ort eine überdurchschnittliche Versorgungsfunktion. Zudem ist der Einzelhandel in hohem Maße auf den Tourismus ausgerichtet und stellt gerade für Tagesausflügler ein bedeutendes Besuchsmotiv dar.
Dadurch erhält die gemeinde deutliche Kaufkraftzuflüsse von außen. Allerdings ist
das Preisniveau im Zingster Einzelhandel vergleichsweise hoch, was zu einer sehr
niedrige Kaufkraftbindung der eigenen Bevölkerung führt.
__________________________________________________________________________
9
CIMA GmbH 2014: Einzelhandelskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
- 14 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Abb. 8:
Stärken und Schwächen: Ortsbild
Aufenthaltsqualität
Einzelhandel
Leit- und Informationssystem
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014; eigene Fotos
Ortsbild (inkl. Einzelhandel)
Stärken und Chancen
Äußerst gepflegter Gesamtzustand des
Ortes/Sauberkeit
Hohe Aufenthaltsqualität an zentralen
Standorten (Fokus: Seebrücke und Hafen);
einzelne Grünanlagen
Attraktives Einzelhandelsangebot; überdurchschnittlich gute Versorgungsfunktion
Weitgehende Verkehrsberuhigung im
Ortskern (Fokus: Kloster-, Hafen- und
Strandstraße)
Zingst ist einer von sieben barrierefreien
Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern
(Zertifizierung nach Label QMB)
Rechtsverbindlicher städtebaulicher Rahmenplan für das gesamte Gemeindegebiet
liegt seit 2012 vor; B-Pläne für einzelne
Schwächen und Herausforderungen
Geringer Charakter eines typischen Ostseebades (geringe Authentizität;
sischerdorf)
Nur wenige Flanierbereiche, geringe Aufenthaltsqualität an der Uferpromenade,
keine durchgehende Fußgängerzone/Fla
niermeile von der Seebrücke zum Hafen
Beschilderungs- und Informationssystem
vorhanden, allerdings wenig einheitlich;
keine Wegweisung zu Unterkünften
Einzelne Bauruinen bzw. unansehnliche
Grundstücke sowohl im als auch außerhalb
des Zentrums
ehender Ferienwohnen sowie Schließung
- 15 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Straßenzüge sollen sukzessive folgen
saisonal betriebener Einrichtungen in der
Nebensaison
Starke Bautätigkeit im Ort (v. a. Ferienwohnungen/-häuser); zunehmende Flächenverdichtung und Gestaltungswildwuchs
3.
Gastronomisches Angebot
Gäste möchten auch die kulinarische Seite ihres Reiseziels entdecken und schätzen eine regionale,
authentische Küche. Viele Orte und Regionen haben bei entsprechender Qualität daher mit
ihrem gastronomischen Angebot große Erfolge. Konzepte, die regionaltypische Produkte mit innovativer und leichter Küche kombinieren, finden bei den Gästen besonderen Anklang. Entscheidend
ist aber nicht nur die Speisekarte und ein guter Service, sondern auch eine besondere Atmosphäre
der Einrichtung. Hier können z. B. Gastronomiebetriebe in einem ansprechendem Umfeld und einem ebenso attraktiven Außenbereich punkten.
Abb. 9:
Stärken und Schwächen: Gastronomie
Einzelne Vorzeigebetriebe
Varta
Geringe Spezialisierung
Schlemmer Atlas
Außengastronomie
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014; eigene Fotos und Internetseiten der Gastronomiebetriebe
In Zingst gibt es ein vergleichsweise umfangreiches gastronomisches Angebot. Allerdings sind
darunter nur wenige Top-Betriebe mit ausgezeichneter (Spitzen-)Küche und/oder klarer Spezialisierung zu finden.
- 16 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Vielmehr ist die Qualität der meisten Einrichtungen deutlich ausbaufähig: Die Speisekarten sind
häufig austauschbar und überaus umfangreich, die Verwendung von frischen, saisonalen und regionalen Produkten die Ausnahme. Zudem komme es häufig zu Defiziten bei der Servicequalität, vor
allem aufgrund der starken Überlastsituation in der Hauptsaison. Das bestätigen auch Analysen in
verschiedenen Bewertungsportalen.
Gastronomisches Angebot
Stärken und Chancen
Breites gastronomisches Angebot
 rund 60 gastronomische Einrichtungen,
vor allem in der der Seestraße und den
Fußgängerbereichen zwischen Seebrücke und Hafen
 darunter zahlreiche Restaurants, Cafés,
Bistros, Kneipen, etc.
 einzelne Vorzeigebetriebe
 teilweise attraktive Außengastronomie
Einzelne regionale Angebote vorhanden
(z. B. Räuchertag und Biomarkt am Museumshof sowie einzelne gastronomische
Betriebe, die überwiegend regionale Zutaten aus biologischem Anbau verwenden)
Chance: Das Thema Kulinarik spielt im regionsweiten Marketing eine große Rolle;
hier ist bereits ein umfangreiches Angebot
vorhanden (z. B. Direktvermarkter, Hofläden, Events wie Kulinarische Wochen, etc.)
Schwächen und Herausforderungen
Geringe Spezialisierung der Betreibe, das
Speisenangebot ist häufig austauschbar
Schieflage im Preis-Leistungs-Verhältnis,
vor allem aufgrund hoher Preise bei mangelnder Qualität; weit verbreitet: Tiefkühlware statt frischer Zutaten
Starke saisonale Unterschiede:
 Überlastungserscheinungen in der
Hauptsaison; überfüllte Restaurants, vor
allem zu den Stoßzeiten mittags und
abends; in Folge dessen: Qualitätseinbußen und häufig mangelnder Service
 Wenige Gäste in den Wintermonaten;
die Folge: zahlreiche Einrichtungen haben geschlossen bzw. bieten nur verkürzte Öffnungszeiten
weitgehend fehlende Spitzengastronomie;
lediglich ein Betrieb mit 2-Varta-Diaman
ten und 2 Kochlöffeln im Schlemmer-Atlas;
keine Betriebe mit Gaullt-Millau-Hauben
oder Michelin-Sternen
Servicequalität ausbaufähig (kein ServiceQ11
Betrieb10,
ausgezeichnet); teilweise mangelhaftes Beschwerdemanagement
Kaum kulinarische Events bzw. sehr geringe Bereitschaft zur Teilnahme auf Seiten
der Gastronomen
Nur wenige noch aktive Fischer in Ort und
__________________________________________________________________________
1010
11
www.servicequalitaet-deutschland.de
www.service-oase-deutschland.de
- 17 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Region tätig; daher steht häufig frischer
Fisch in nicht ausreichender Menge für die
Verwendung in der Gastronomie zur Verfügung
4.
Touristischer Arbeitsmarkt
Der gesamte Arbeitsmarkt ist durch den demografischen Wandel bereits heute von einem starken
Umbruch gekennzeichnet, eine Tendenz, die sich künftig noch verstärken wird. Der dadurch verursachte Nachwuchs- und Fachkräftemangel wird zu einer zentralen Herausforderung für die Wettbewerbsfähigkeit von Branchen und Standorten. Die schlechte Nachricht dabei: Die Tourismusbranche und gerade Mecklenburg-Vorpommern trifft es dabei besonders hart.
Exkurs:
Der touristische Arbeitsmarkt wurde im Rahmen eines Branchenthemas des Sparkassen-Tourismusbarometers Ostdeutschland 2012 12 untersucht. Dabei wurde
deutlich: Rund ein Viertel der angebotenen Ausbildungsstellen im Gastgewerbe in
Mecklenburg-Vorpommern bleibt unbesetzt Tendenz deutlich steigend. Zudem ist
ein Job in der Branche hier vergleichsweise unattraktiv: Nur 15 Prozent der Jugendlichen in Mecklenburg-Vorpommern können sich vorstellen im Gastgewerbe zu arbeiten, was nicht zuletzt an den Arbeitsbedingungen (geringe Gehälter, unattraktive
Arbeitszeiten, etc.) liegt.
Abb. 10:
Planungen: Wohnpark Zingst
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014; Entwurf WIRO Rostock im Auftrag der Gemeinde Zingst und eigenes Foto
Diese Entwicklung macht auch vor Zingst nicht halt. Im Rahmen verschiedener Gespräche wurde
der Mangel an geeigneten Fachkräften als großes Problem benannt. Dabei spielt auch die Attraktivität des Ortes für potenzielle Arbeitskräfte eine wichtige Rolle. Vor großen Herausforderungen steht die Gemeinde vor allem im Hinblick auf bezahlbaren Wohnraum für die einheimische
__________________________________________________________________________
12
Ostdeutscher Sparkassenverband 2012: Tourismusbarometer Jahresbericht 2012; teilweise Sonderauswertungen
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Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Bevölkerung und damit auch für Mitarbeiter der Tourismusbranche. 3 von 10 Wohneinheiten sind
laut einer aktuellen Studie13 dem Ferien- und Freizeitwohnungsmarkt zuzuordnen und stehen
demnach nicht für die einheimische Bevölkerung zur Verfügung. Derzeit plant die Gemeinde den
Bau von 56 Wohneinheiten in der Hanshäger Straße.
Touristischer Arbeitsmarkt
Stärken und Chancen
Der Tourismus sorgt für Beschäftigung in
Zingst und ist einer der Hauptarbeitgeber
im Ort und in der Region
Zingst verfügt bereits über einzelne attraktive Arbeitgeber in der Tourismusbranche
sowohl im Gastgewerbe als auch in der
Kur und Tourismus GmbH (siehe auch Kapitel Organisationsstrukturen)
Schwächen und Herausforderungen
Große Herausforderung für die gesamte
Tourismusbranche:
 zunehmende Schwierigkeiten bei der
Mitarbeiterakquise und der Besetzung
von Lehrstellen; vor allem aufgrund der
geringen Attraktivität der Arbeitsbedingungen
 hoher Bedarf an Saisonkräften und damit Qualitätsverluste
 oft geringer finanzieller Spielraum für
personalpolitische Maßnahmen auf einzelbetrieblicher Ebene
Problem speziell in Zingst: fehlende Attraktivität als Wohnstandort; vor allem aufgrund des Fehlens bezahlbaren Wohnraums
IV. Tourismusmarketing und -förderung im Zingst-Tourismus
Eckdaten:
 Eine schlagkräftige Organisationsstruktur stellt die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche touristische Entwicklung dar. Die vielfältigen Infrastruktur- und
Marketingaufgaben benötigen ausreichende Ressourcen sowohl personell
als auch finanziell.
 Dabei umfasst das Aufgabenspektrum einer Tourismusdestination nicht nur
die Vermarktung nach außen. Vielmehr rücken auch innen gerichtete Aktivitäten immer stärker in den Fokus.
__________________________________________________________________________
13
Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern 2013: Die Auswirkungen von Ferienhäusern und Ferienwohngen auf die Regionalentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern
- 19 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
1.
Organisationsstruktur
Für die Tourismusförderung im Ostseeheilbad Zingst ist der Zingster Fremdenverkehrsbetrieb
als Eigenbetrieb der Gemeinde verantwortlich. Er betreibt verschiedene touristische Einrichtungen
im Ort, beispielsweise Touristinformationen und Zimmervermittlung, Freizeiteinrichtungen wie das
Experimentarium und den Museumshof oder gastgewerbliche Einrichtungen wie das Kurhausrestaurant und das Haus 54. Aber auch branchenferne Betriebseinheiten sind unter dem Dach des
Fremdenverkehrsbetriebes vereint (Bauhof, Sportpark, etc.). Damit liegen neben reinen Vermarktungsaufgaben auch zahlreiche infrastrukturelle Aufgaben beim Zingster Fremdenverkehrsbetrieb, was eine zentrale Steuerung und damit ganzheitliche Tourismusförderung im Ort ermöglicht.
Abb. 11:
Organigramm: Zingster Fremdenverkehrsbetrieb/Kur und Tourismus GmbH
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
Zingster Fremdenverkehrsbetrieb/Kur und Tourismus GmbH
Die Vermarktung und den Gästeservice vor Ort übernimmt die Kur und Tourismus GmbH, die als
privatwirtschaftliche Organisation unter dem Dach des Fremdenverkehrsbetriebes betrieben wird.
Marketing AG 1 (drei Mitarbeiter) um die Vermarkung aller dem Tourismus zugeordneten Themen
kümmert, kommt der AG 2 (sechs festangestellte Mitarbeiter, zwei freie Mitarbeiter; inklusive Fotoschule, Ausstellungsbetreuung und Printlabor) in erster Linie die Aufgabe der Vermarktung der
Erlebniswelt Fotografie zu. Auch räumlich wurde eine deutlich Trennung der beiden Bereiche vollzogen (AG 1: Sitz im Kurhaus; AG 2: Sitz im Max-Hünten-Haus). Die oft nicht eindeutige Aufgabenteilung zwischen den Abteilungen führt nicht selten zu Reibungsverlusten aufgrund von Doppelarbeiten oder Abstimmungsproblemen.
- 20 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Das zur Verfügung stehende Budget der Kur und Tourismus GmbH beläuft sich auf rund 800.000
Euro pro Jahr. Damit steht dem Ostseeheilbad Zingst eine deutlich geringere Finanzkraft für das
touristische Marketing zur Verfügung als vergleichbaren anderen Orten im Land MecklenburgVorpommern und dass obwohl die personelle Ausstattung mit 135 Mitarbeitern weit überdurchschnittlich ist. Somit machen die Personalkosten mehr als die Hälfte des Gesamtbudgets aus.
Auffällig sind der hohe Anteil eigenerwirtschafteter Mittel und damit die hohe Unabhängigkeit
von öffentlichen Zuschüssen und Fördermitteln. Immerhin 70 Prozent stammen aus Umsatzerlösen
der Kur und Tourismus GmbH, beispielsweise aus der Strandkorbvermietung, der Gastronomie im
Kurhaus, der Zimmervermittlung, Merchandising-, Miet- und Pachteinnahmen, Fotoworkshops und
-druck. Nicht zu vernachlässigen sind jed
ogenen Verträgen für Aufgaben im kommunalen Bereich sowie den mit dem Zingster Fremdenverkehrsbetrieb geschlossenen Dienstleistungsverträgen, die hier als Umsatzerlöse deklariert sind.
Abb. 12:
Finanzielle und personelle Ausstattung des Zingster Fremdenverkehrsbetriebes
im Vergleich mit anderen Tourismusorten in Mecklenburg-Vorpommern
Ostseeheilbad Zingst
Durchschnitt: Tourismusorte in
Mecklenburg-Vorpommern
Finanzielle Ausstattung
Gesamtbudget (Ø in Tsd. Euro)
800
1.128
Erwirtschaftete Eigenmittel
70
35
Öffentliche Zuschüsse/Fördermittel
0
12
Mitgliedsbeiträge
0
1
Kurtaxe/Fremdenverkehrsabgabe
30
49
Mittelherkunft (Anteil in Prozent)
Personelle Ausstattung
Mitarbeiter
135
22
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014; Ergebnisse einer Onlinebefragung im Rahmen des Tourismusbarometers 2011
(Sparkassenverband Ostdeutschland 2011: Tourismusbarometer Jahresbericht 2011)
Organisationsstruktur
Stärken und Chancen
Hohe Professionalität; schlagkräftige Organisationstruktur (hinsichtlich Finanzausstattung, Mitarbeiterzahl, Liquidität, etc.)
Strategische und ganzheitliche Tourismusförderung durch Bündelung der Aufgaben
in einer Organisation
Schwächen und Herausforderungen
Reibungs
k(AG 1 Tourismusmarketing und AG 2
Fotografie); vor allem im Hinblick auf Marketing und interne Kommunikation
Starke Ungleichverteilung bei der Mitarbeiterausstattung zwischen AG 1 und AG 2
- 21 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
2.
Innen- und Außenmarketing
Nach innen gerichtete Marketingaktivitäten sind für die Tourismusentwicklung genauso wichtig
wie die Kommunikation nach außen. Denn nur wenn alle am Tourismus Beteiligten in einer Gemeinschaft verbunden sind, hat die Region im Verdrängungswettbewerb eine Chance. Als Leitsatz
gilt: Ohne Innenmarketing kein Außenmarketing, ohne Außenmarketing kein Profil.
Exkurs:
Der wichtigste Vorteil eines funktionierenden Innenmarketings ist die Schaffung
von Synergieeffekten in Form von

-
,

Kreativpotenzial durch Informationsaustausch,

Förderung einer Leitbildentwicklung,

abgestimmter und vernetzter Produktentwicklung,

hoher Qualität und

erhöhter Investitionsbereitschaft privater und öffentlicher Akteure.14
Im Aufgabenspektrum der Kur und Tourismus GmbH ist derzeit keine Zuständigkeit für Innenmarketing vorgesehen. Darüber hinaus sind in Zingst auch keine weiteren (privaten) Strukturen
vorhanden, die diese Aufgabe übernehmen könnten. So fehlt es beispielsweise an einem handlungsfähigen Gewerbeverein, einem Wirtestammtisch oder Ähnlichem. Das hat zur Folge, dass es
sowohl seitens der Gemeinde/Kur und Tourismus GmbH als auch in der Bevölkerung/unter den
touristischen Leistungsträger zu einem Unmut über fehlenden Erfahrungsaustausch, mangelnde
Zusammenarbeit sowie intransparente Entscheidungen kommt. Auch die eng mit dem Innenmarketing verbundenen Aktivitäten in den Bereichen Qualitätsverbesserung und Produktentwicklung werden aufgrund der fehlenden Aufgabenzuweisung bislang nur rudimentär bearbeitet.
Vielmehr liegt der Fokus auf dem Außenmarketing bzw. der Kommunikation der touristischen
Leistungen. Dieser Bereich wird mit großer Professionalität betrieben. Sowohl im Print- als auch
im Onlinebereich fällt Zingst mit einem attraktiven Design in Anlehnung an das landesweite Corporate Design des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern e. V. auf. Zudem setzt die Kur
und Tourismus GmbH bereits sehr erfolgreich auf neue Medien und bedient verschiedene soziale
Netzwerke (Facebook, Google+, YouTube, etc.).
Allerdings lässt sich durch die bisherigen Marketingaktivitäten kein klares Profil ausmachen. Damit bleiben für den (potenziellen) Gast wichtige markenrelevante Fragen offen:
 Wofür steht Zingst? Was macht den Ort einmalig? Warum sollte ich mich für Zingst und nicht
für einen anderen Tourismusort an der Ostsee entscheiden?
 Für welche Zielgruppen ist ein Aufenthalt in Zingst am ehesten geeignet? Welche Themen
und Aktivitäten kann Zingst besonders gut bedienen?
__________________________________________________________________________
14
in Anlehnung an Linkenbach, Renate 2003: Innenmarketing im Tourismus
- 22 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Exkurs:
Eine stringente Profilierung und Markenbildung ist für Tourismusdestinationen in
Zeiten des härter werdenden Wettbewerbs von entscheidender Bedeutung. Zudem
gibt es zu viele austauschbare (Urlaubs-)Angebote. Wo Überfluss den Mangel abgelöst und sich der Verkäufermarkt zu einem Käufermarkt entwickelt hat, können Marken für Orientierung sorgen: Sie reduzieren die Komplexität des Marktes und eines
Produktes auf ein erträgliches Maß. Kurz: Marken sind Leistungsspeicher.
Die Empfehlung der Experten lautet daher: Bieten Sie wenig, aber das besser
als alle anderen. Setzen Sie auf Spitzenleistungen und reduzieren Sie Ihre Botschaften. Denn nur Konsequenz sorgt für Wiedererkennbarkeit.15
Abb. 13:
Markenauftritt des Ostseeheilbades Zingst
Imagebroschüre
Logo und Website
Tourismus allgemein
Logo und Website
Fotografie
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
www.zingst.de und www.erlebnisweltfotografie-zingst.de
Das Imageprospekt sowie der touristische Webauftritt des Ostseeheilbades Zingst spiegeln die
breite Themen- und Zielgruppenvielfalt anschaulich wider. Nahezu das gesamte mögliche Angebotsspektrum einer touristischen Destination wird beworben; eine Gewichtung bzw. Schwerpunktsetzung ist nicht erkennbar.
Problematisch ist zudem der uneinheitliche Markenauftritt der Themen Tourismus und Fotografie.
dazu auch Kapitel Organisationsstruktur). Für Tourismusmarketing und Fotografie existieren zwei
Designs (inkl. Logo, Farbwelt, Bildsprache, etc.) parallel nebeneinander, ohne zueinander in Bezug
__________________________________________________________________________
15
in Anlehnung an Brand Trust GmbH
- 23 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
zu stehen oder eine Wiedererkennbarkeit für den Gast zu ermöglichen. Damit werden sehr unterschiedliche Signale in den Markt gesendet wer bereits mit dem (enorm reichweitenstarken) Logo
des Umweltfotofestivals in Berührung gekommen ist, hat beim Betrachten des touristischen
Zingst-Logos höchstwahrscheinlich keinen Wiedererkennungseffekt.
Wenig optimal ist in dieser Hinsicht zudem die deutliche Trennung der Onlineangebote: Das
Thema Fotografie von der Tourismuswebsite (www.zingst.de) zwar aufgegriffen, hier erfolgt aber
die Weiterleitung auf die externe Fotografie-Website www.erlebniswelt--fotografie-zingst.de. Das
macht zwar ggf. für eine bestimmte Klientel (z. B. im B2B-Marketing) Sinn, nicht jedoch für den
Endverbraucher, d. h. den Zingst-Gast. In anderen Bereichen der Kur und Tourismus GmbH, wo
ebenfalls strukturelle Trennungen bestehen (z. B. Experimentarium, Haus 54), wäre ein separate
Website deutlich sinnvoller, da sie klar abgrenzbare Leistungsangebote darstellen, die nicht Grundlage für das örtliche Tourismusmarketing sind. Allerdings sind diese Einrichtungen im Gegensatz
zum möglichen Profilthema Fotografie (siehe dazu auch das folgende Kapitel) auf der Tourismuswebsite integriert.
Der Vertrieb beschränkt sich in erster Linie auf die Vermittlung von Unterkünften über die zentrale
Zimmervermittlung der Kur und Tourismus GmbH. Die Angebote sind vor Ort (Büro im Alten
Bahnhof), über das Gastgeberverzeichnis der Region Fischland-Darß-Zingst sowie über das Gastgeberverzeichnis-online auf www.zingst.de
bieten zwölf weitere Zimmervermittlungen Unterkünfte an, die nur teilweise auch auf den zentralen Plattformen zu finden sind. Somit ist es für den Zingst-Gast schwer, einen Überblick über das
gesamte Angebot vor Ort zu erhalten. Vielmehr muss er sich auf verschiedenen Websites informieren bzw. unterschiedliche Büros kontaktieren. Zudem variieren die Angebote und Vermittlungsbüros zum Teil stark hinsichtlich Professionalität und Qualität.
Abb. 14:
Touristinformationen in Zingst
Kurhaus
Alter Bahnhof/
Zimmervermittlung
Max Hünten Haus
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014; Kartengrundlage Kur und Tourismus GmbH
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Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt im Marketing ist die Betreuung der Gäste vor Ort. Die Kur und
Tourismus GmbH betriebt drei Informationsstellen in der Gemeinde: Neben der zentralen Anlaufstelle im Kurhaus befinden sich jeweils eine Touristinformation im Max Hünten Haus sowie im Alten Bahnhof (gekoppelt an die Zimmervermittlung). Alle drei Einrichtungen tragen das rote i und
stehen damit für eine hohe Servicequalität. Allerdings ergibt sich durch die Besetzung von drei
Gästeinformationen ein enormer Personalbedarf; zumal die eher dezentral gelegenen Standorte
vergleichsweise gering frequentiert werden.
Innen- und Außenmarketing
Stärken und Chancen
Professionelles Außenmarketing mit attraktivem Design und zeitgemäßem Kommunikationsmix (online/offline)
Konsequente Ausrichtung am landesweiten Markenauftritt/Corporate Design
Umfassender und professioneller Gästeservice vor Ort
Schwächen und Herausforderungen
Unklares Profil durch breites Themen- und
Zielgruppenspektrum
-Design im Außenauftritt; dadurch
mangelnde Wiedererkennbarkeit
Zuständigkeit für Innenmarketing ungeklärt; rudimentäre Produktentwicklung
Optimierungsbedarf im Vertrieb: Zahlreiche Zimmervermittlungen mit sehr unterschiedlichem Professionalisierungsgrad
V. Zwischenfazit 1:
Zentrale Stärken und Schwächen im Zingst-Tourismus
Zusammenfassend kristallisieren sich einerseits die wesentlichen touristischen Stärken heraus, mit
denen Zingst bereits heute punkten kann und sollte; andererseits lassen sich aber auch die Hauptaufgaben und Herausforderungen für die Zukunft ableiten.
Stärken und Chancen Hiermit kann Zingst punkten:
 Eine professionelle und schlagkräftige Organisationsstruktur, durch die eine
ganzheitliche Tourismusförderung ermöglicht wird;
 Eine hohe Bekanntheit sowie ein positives Image bei einer breiten Nachfrageklientel;
 Ein attraktives und gepflegtes Ortsbild mit überdurchschnittlich gutem Einzelhandelsangebot;
 Ein umfassendes und ganzjährig attraktives Spektrum an Freizeit- und Kulturangeboten;
 Zahlreiche professionelle und innovative Leistungsträger.
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Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Probleme und Handlungserfordernisse Hier muss etwas passieren:
 Das fehlende Profil im Marketing nach innen und außen, das zu einer Verwässerung der touristischen Botschaft und damit der Markenstärke führt;
 Die mangelhafte Qualität und Zielgruppenorientierung sowohl im Beherbergungsgewerbe als auch in der Gastronomie;
 Die Defizite in der Beherbergungsstruktur sowie die anhaltende Schaffung von
Überkapazitäten vor allem im Bereich der Privatquartiere;
 Die schwierige Mobilitätssituation im Hinblick auf die öffentlichen Verkehrsmittel sowohl bei der Anreise als auch vor Ort;
 Die zunehmende Flächenverdichtung im Ort durch den Ferienwohnungsbau
sowie das Fehlen attraktiven Wohnraums für die einheimische Bevölkerung;
 Die fehlende Zuständigkeit für das Innenmarketing und damit in weiten Teilen
Resignation und Desinteresse seitens der Leistungsträger;
 Die damit einhergehende unzureichende Vernetzung der Anbieter und weitgehend fehlende Produktentwicklung;
 Die trotz zahlreicher Ansätze zur Saisonverlängerung noch immer starke Übernachtungskonzentration auf die Sommermonate.
VI. Mögliche Profilierungsthemen
Eckdaten:
 Die strategische Ausrichtung einer Destination hängt in hohem Maße von der
Angebotsstruktur vor Ort ab. Da eine erfolgreiche Marke nur mit Spitzenleistungen punkten kann, sollten sich die Schwerpunktthemen eines Ortes nur auf
qualitativ hochwertige Produkte, die eine breite Akzeptanz finden, stützen.
 Allerdings muss sich die Profilierung auch am Wettbewerb messen lassen und
möglichst auf ein Alleinstellungsmerkmal (bzw. ein in seinen Ausprägungen alleinstellungsfähiges Produkt) setzen.
 Um auch überregional wahrgenommen zu werden, ist es zudem förderlich,
sich in den Kontext landes- und regionsweiter Strategien einzugliedern und
dort passende Themen zu besetzen und mitzugestalten.
1.
Strategischer Rahmen: Landes- und regionsweite Tourismuskonzepte
Landesweite Tourismusstrategie
Im Rahmen der aktuellen Landestourismuskonzeption für Mecklenburg-Vorpommern werden
die klaren Themenschwerpunkte für die Positionierung der landesweiten Tourismusmarke benannt:
Hauptmärkte und damit absolute Schwerpunktthemen im Landesmarketing sind demnach der
Sommer- und Badetourismus (vor allem an der Ostsee), aber auch die Aktivthemen Wasser, Rad
und Wandern (sowohl an der Küste als auch zur Stärkung des Binnenlandes). Zudem sind die
- 26 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Themen Camping, Wellness und Tagesausflüge auf Hauptmärkte aufgeführt. Auffällig ist die besondere Rolle, die der Naturtourismus einnimmt. Er dient bei der gesamten Themenausrichtung
stets als verbindendes, integratives Element.
Weitere für Zingst wichtige Segmente sind als Potenzialmärkte benannt. Sie sind nicht flächendeckend, sondern nur für ausgewählte Top-Angebote und -Orte relevant. Zu nennen sind der Gesundheitstourismus (Fokus: Kurorte und Heilbäder) sowie der Kulturtourismus (Fokus: Backsteingotik, Bäderarchitektur, Schlösser, Parks und Herrenhäuser, Städtetourismus sowie Festspiele
und Events).
Aus der Fortschreibung der Landestourismuskonzeption Mecklenburg-Vorpommerns ging das
Kommunikations-und Markenkonzept 2022 hervor, das die Grundlage für die künftige Vermarktung des Landes darstellt. Im Mittelpunkt stehen die vier Urlaubswelten:
 Aktiv in der Natur,
 Genuss und Kultur,
 Familienurlaub sowie
 Fun und Action.
enburg-Vorpommern
bietet
Zentrale
Wünsche:
wollen
Regionen
und Leistungsträger
entscheiden
selbst,Nachfrager
in welcher Urlaubswelt
sie sich mit Angeboten
• Sich
erholenkönnen in den
möchten. Dabei• sind
Übergänge fließend und einzelnen
Themen
• Kultureinbringen
und Architektur
Naturdie
erleben
• Gesund sein
vier Urlaubswelten in unterschiedlichster
Weise
inszeniert werden.
• Ambiente/Flair
• Aktiv/Sportlich
sein
• Genießen
• Städte/Kultur erleben
Abb. 15: Strategische Themenausrichtung im MV-Tourismus • Spaß haben
• Aus dem Alltag ausbrechen
Landestourismuskonzeption
Mecklenburg-Vorpommern 2010
ppen
Themen
elgruppen von
orgen
Junge
Erwachsene
Jugendliche
Hauptmärkte
Potenzialmärkte
• Sommer/Baden
• Gesundheit
• Wasser
• Kultur
• Radfahren
• Reiten
• Wandern
• Golfen
• Camping
• Landurlaub
• Wellness
• MICE
• Tagesauflüge
Naturtourismus als
integratives Element
Themenwelten im Rahmen des
Kommunikationskonzepts des TMV
Quellmärkte
Top-Markt: Deutschland
A-Märkte: Skandinavien, Schweiz,
Niederlande
B-Märkte: Polen, Österreich,
Großbritannien/Irland
Schwellenmärkte:
Russland, USA
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014; Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern 2010: Fortschreibung LandesMecklenburg-Vorpom
mern e. V.: Kommunikations-und Markenkonzept 2022
alität: Servicequalität, Angebotsqualität,
Barrierefreiheit, Prozessqualität
tourismuskonzeption Mecklenburg-Vorpommern,
Tourismusverband
dprinzip für die Erfüllung der Kundenwünsche in Mecklenburg-Vorpommern
- 27 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Regionale Tourismusstrategie
Für die Region Fischland-Darß-Zingst liegt kein aktuelles touristisches Konzept vor.16 Daher wurden für die Identifikation der Schwerpunktthemen im regionalen Marketing Printmedien und der
Internetauftritt des regionalen Tourismusverbandes herangezogen.
In erster Linie setzt die Region Fischland-Darß-Zingst auf die Themen
 Radtourismus,
 Naturtourismus (Kranich!) und
 Wassertourismus (Fokus: maritime Atmosphäre, Zeesboote, Fahrgastschifffahrt).
Zingst ist bei allen drei Themen mit seinen Angeboten vertreten, die allerdings nicht als regionale
Highlights herausgestellt sind. Als weitere Themen, die auch für das Ostseeheilbad Zingst von Relevanz sind, vermarktet der Tourismusverband den Familientourismus (einzelne Unterkünfte und
Einrichtungen aus Zingst), Kunst- und Kultur (Top-Thema ist Kunst in Ahrenshoop, aber auch Fotografie in Zingst) sowie den Gesundheitstourismus (keine konkreten Angebote; nur Benennung der
Kurorte).
Abb. 16:
Themenmarketing des Tourismusverbandes Fischland-Darß-Zingst e.V.
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014; Screenshot www.fischland-darss-zingst.de
__________________________________________________________________________
16
Das letzte Tourismuskonzept stammt aus dem Jahr 1997. Derzeit wird parallel zum Tourismuskonzept Zingst eine
Regionale touristische Entwicklungskonzeption erarbeitet, die sich unter anderem an den hier aufgeführten Ergebnissen orientiert.
- 28 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
2.
Fotografie
Nachfrage- und Marktpotenzial17:
 Deutsche fotografieren gern, vor allem im Urlaub: Über ein Drittel der
deutschen Bevölkerung fotografiert regelmäßig im Alltag. Auf Reisen halten
sogar 93 Prozent aller Deutschen ihre Urlaubseindrücke auf Fotos fest. Auffällig ist, dass alle Altersklassen gleichermaßen häufig im Urlaub fotografieren.
Die beliebtesten Motive für Urlaubsfotos sind dabei mit Abstand Landschaftsund Naturaufnahmen.
 Nutzung mobiler Endgeräte im Trend: Die Digitalisierung erfasst auch die
Fotografie. Bereits 25 Prozent der deutschen Fotografen greifen für ihre Bilder auf die Kamera in ihrem Mobiltelefon zurück. Vor allem bei jungen Menschen unter 30 Jahren ist dieser Trend zu beobachten; hier fotografiert bereits
mehr als jeder zweite mit der Handykamera.
 Fotografie als soziales und interaktives Erlebnis: Die zitierte Umfrage zeigt
zudem den zunehmenden Einfluss von Social Media für die Fotografie. Immer
häufiger laden Nutzer ihre Fotos online hoch. Dort werden sie insbesondere
von jungen Deutschen in soziale Netzwerke eingestellt, geteilt, geliked und
kommentiert. Auch spezielle Fotoportale (z. B. flickr, instagram, pinterest) erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Mittlerweile gibt es zahlreiche interaktive Fotoevents, bei denen es unter anderem darum geht, die Bilder in Echtzeit
online mit anderen Nutzern zu teilen (Beispiel: Photowalking).
 Mehr aus den Fotos machen: Fotografen möchten ihre (zumeist digitalen)
Urlaubsfotos nicht nur auf dem Rechner ansehen. Vielmehr erfreuen sich professionelle Fotodrucke, aber auch Fotobücher und andere Souvenirs mit eigenen Bildern zunehmender Beliebtheit.
Entwicklungsstand in Zingst:
Das Thema Fotografie ist ein zentrales Schwerpunktthema für das Ostseeheilbad
Highlight mit überregionaler Ausstrahlung. Allerdings sind die Aktivitäten nur unzureichend in das örtliche Tourismusmarketing eingebunden, der Zingst-Bezug sowie
eine breite Zielgruppenansprache stark ausbaufähig.
Alleinstellungsfähigkeit:
Deutschlandweit profiliert sich derzeit keine Tourismusregion/kein Tourismusort als
Fotodestination, wenngleich es mehrere Orte gibt, die sehr ähnliche Angebote wie
Zingst (Fotofestivals, Workshops, Ausstellungen, etc.) im Portfolio haben. Eine hohe
Alleinstellung ist demnach nur bei einer ganzheitlichen Ausrichtung auf das Thema
gewährleistet.
__________________________________________________________________________
17
CEWE 2014: Die Deutschen und ihre Urlaubsfotos; forsa-Umfrage im Auftrag von CEWE
- 29 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Passfähigkeit mit landes-/regionsweiten Tourismusstrategien:
Fotografie bildet eine Schnittstelle zu verschiedenen Themen im landesweiten Marketing, ist allerdings nicht explizit und vor allem in Kombination mit dem Thema
Natur imageprägend. Regionsweit ist eine sehr hohe Passfähigkeit zu attestieren,
hier vor allem gemeinsam mit Ahrenshoop (Thema Kunst), aber auch dem Nationalpark (Thema Natur).
Abb. 17:
Beliebtheit der Fotografie bei der deutschen Bevölkerung
Wie viele Deutsche fotografieren?
Womit fotografieren die Deutschen?
Was fotografieren die Deutschen am liebsten im Urlaub?
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014; CEWE 2014: Die Deutschen und ihre Urlaubsfotos
Fotografie
Stärken und Chancen
Zentrales Schwerpunktthema im ZingstMarketing; umfangreiche finanzielle und
personelle Ressourcen
Max Hünten Haus als zentrale Informationseinrichtung zum Thema Fotografie mit
Fotodruckerei, Verleih von Fotoausrüstung,
Fotobibliothek und wechselnden Ausstellungen
jährlich stattfindendes Event-Highlight
(rund 32.000 Besucher, Tendenz deutlich
Schwächen und Herausforderungen
Thema wird vor allem durch die Kur und
Tourismus GmbH vorangetrieben; dahingegen identifizieren sich nur sehr wenige
Leistungsträger mit dem Thema Fotografie
Geringer Zingst-Bezug bei Fotoausstellungen und -workshops
Fotografie nicht als Alleinstellungsmerkmal
im Tourismusmarketing für Zingst erkennbar, Vermarktung der Erlebniswelt Fotografie als singuläre Parallelmarke ohne
Verwendung des Corporate Designs des
- 30 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
steigend); zahlreiche weitere Events und
Wettbewerbe zum Thema Fotografie
Fotoschule mit rund 150 Workshops pro
Jahr für verschiedene Zielgruppen und zu
verschiedenen Themen
Zahlreiche weitere Ausstellungsorte und
Fotogalerien in Zingst
Enge Kooperationen mit nahezu allen führenden Fotounternehmen (z. B. Leica,
Canon, Kodak, Olympus) sowie zahlreichen
Fotografen
Ostseeheilbades Zingst; damit sehr gezielte Ansprache einer fotointeressierten Nischenzielgruppe
Kaum Vermarktung des Themas für die
breite Masse bzw. die klassischen ZingstGäste
Merchandising und damit Erschließung
zusätzlicher Einnahmequellen zum Thema
Fotografie ausbaufähig
Verknüpfungsmöglichkeiten mit dem
Thema Naturtourismus, derzeit bereits v. a.
im Rahmen des Umweltfotofestivals »horizonte zingst« und bei verschiedenen Fotoworkshops/-exkursionen
Fotografie passt optimal zum regionsweiten Thema Kunst; starker Partner: Ahrenshoop mit Alleinstellungsmerkmal Malerei/Kunstmuseum
3.
Naturtourismus
Nachfrage- und Marktpotenzial18:
 Natur als Kulisse: Für 84 Prozent der Deutschen ist die intakte Natur/Umwelt
ein zentrales Reisemotiv, knapp 80 Prozent legen zudem großen Wert auf Naturerlebnisse im Urlaub
 Natururlaub als ein Motiv von vielen: In den letzten Jahren ist vor allem die
-Natururlauben gestiegen. Es zählen also vermehrt
Kombinationen mit anderen Aktivitäten. Besonders beliebt sind sportliche Aktivitäten wie Radfahren, Wandern, Reiten, Kanufahren, etc.; aber auch Wellnessanwendungen mit natürlichen Heilmitteln. Vor allem Angebote mit hohem Erlebnisfaktor und bequem konsumierbare Naturerlebnisse, die den Zugang zur Natur erleichtern, liegen im Trend: (Beispiele: Baumkronenpfad,
Baumhäuser, trockene Bohlenwege, Barfußpfad, Experimentierstationen, etc.)
 Nachhaltigkeit nicht vergessen: Laut der aktuellen FUR-Reisanalyse legen
mittlerweile 4 von 10 Deutsche Wert darauf, dass ihr Urlaub ökologisch verträglich, ressourcenschonend und umweltfreundlich ist. Für ganze 46 Prozent
__________________________________________________________________________
18
FUR-Reiseanalysen 2009 bis 2013; Sparkassen-Tourismusbarometer Deutschland 2010; Sparkassen-Tourismus
barometer Schleswig-Holstein 2014
- 31 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
ist es wichtig, einen sozial verträglichen Urlaub zu machen. Künftig möchten
36 Mio. Personen ihre Urlaubsreise gerne nachhaltig gestalten.
 Authentizität ist wichtig: Dabei kommt es beim Thema Natur und Nachhaltigkeit auf die Authentizität entlang der gesamten Servicekette an: Neben Aktivitäten in einer intakten Natur zählt dazu auch die Nachhaltigkeit der Komplementärangebote (umweltschonende Anreise und Mobilität vor Ort, Energieeffizienz im Gastgewerbe, biologische und regionale Küche, etc.).
Entwicklungsstand in Zingst:
Das Thema Natur- und Nationalparktourismus nimmt einen großen Stellenwert im
Zingst-Marketing ein. Allerdings mangelt es in hohem Maße an der Erlebbarkeit des
Themas sowie an attraktiven Highlight-Angeboten.
Alleinstellungsfähigkeit:
Mit Nationalpark und Kranich sind zwei Zugpferde vorhanden, die in Kombination
mit den Themen Ostsee/Strand und Fotografie eine vergleichsweise hohe Alleinstellungsfähigkeit aufweisen.
Passfähigkeit mit landes-/regionsweiten Tourismusstrategien:
Naturtourismus ist als integratives Element ein Querschnittsthema im landesweiten
Tourismusmarketing. Zudem spielen die Zugpferde Nationalpark und Kranisch auch
im regionalen Marketing eine wichtige Rolle (Kranichland).
Abb. 18:
Eindrücke aus dem Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
Eingangssituationen in den Bereichen
Sundische Wiese und Müggenburg
Informationszentrum
Sundische Wiese
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014; eigene Fotos
- 32 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Naturtourismus
Stärken und Chancen
Schwächen und Herausforderungen
Zingst liegt inmitten des Nationalparkes
(NLP) Vorpommersche Boddenlandschaft
Kranichrast (Frühjahr und Herbst) als naturtouristisches Highlight; Kranich wird über
das Zingst-Logo bereits jetzt aktiv als
Imageträger eingesetzt
Einzelne Investitionen in die naturtouristiche Infrastruktur sind in den vergangenen
Jahren getätigt worden, z. B. Radweg
Zingst-Pramort, Aussichtspunkte, Unterstände/Schutzhütten
Zahlreiche naturtouristische Angebote in
Kombination mit anderen Themen, z. B.
Rad-/Wanderexkursionen in den Nationalpark (insbesondere zur Kranichrast),
Schiffsausflüge mit Naturführern, Fotoworkshops in der Natur
Verschiedene Events mit Naturbezug, z. B.
Nationalparktage, Umweltfotofestival »horizonte zingst«
Hoher Anteil an Naturtouristen vor allem in
der Nebensaison; hoher Beitrag zur Saisonverlängerung
Ostseeheilbad Zingst ist als einzige Gemeinde Nationalparkpartner (NLP Vorpommersche Boddenlandschaft); zudem
ein weiterer NLP-Partner auf einzelbetrieblicher Ebene (Jugendherberge Zingst)
rpunktthemen im landesweiten Marketing
Geringe touristische Attraktivität des Nationalparks auf Zingster Gemeindegebiet,
vor allem aufgrund fehlender Erlebnismöglichkeiten (Themenwege, Infopunkte, Ausstellungen, etc.)
Unzureichende Einbindung des Nationalparks in die Ortsentwicklung (Wegweisung, Einbindung in Themenrouten vom
Ortszentrum aus, unattraktive Eingangssituation im Bereich Müggenburg durch fehlende Willkommensschilder, Bauruinen,
Straßenschäden, etc.)
Informationszentrum an der Sundische
Wiese in Trägerschaft des Nationalparks
mit sehr geringer touristischer Attraktivität,
kaum Spielraum für Investitionen vorhanden; starke Konkurrenz durch die Besucherzentren in den Nachbarorten 19 , aber
auch auf dem Festland20
Wenige ausgebildete Naturführer, daher
Ausbau des Tourenangebotes nur schwer
möglich
Geringe Zielgruppenorientierung der naturtouristischen Angebote (z. B. Angebote
für Kinder)
Fehlende Ausrichtung der Angebote an
Nachhaltigkeits- bzw. ökologischen Kriterien, vor allem bei den privaten Leistungsträgern (z. B. Nationalparkpartnerschaften,
Energieeffizienz, Verwendung regionaler
und ökologischer Produkte)
Hohes Verkehrsaufkommen und fehlende
alternative Mobilitätskonzepte stehen einer nachhaltigen Tourismusentwicklung
entgegen
__________________________________________________________________________
19
20
z. B. Darßer Arche Wieck, Natureum Darßer Ort Born
z. B. Kranich-Informationszentrum Groß Mohrdorf, Vogelpark Marlow
- 33 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
4.
Gesundheitstourismus
Nachfrage- und Marktpotenzial21:
 Gesundheit als wichtiges Reisemotiv:
Und der
Trend zeigt nach oben: Der demografische Wandel und ein zunehmendes Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung sorgen für einen deutlichen Aufwärtstrend im Gesundheitstourismus, der dadurch zu den dynamischsten
Marktsegmenten in der gesamten Tourismusbranche zählt.
 Selbstzahlerangebote sind gefragt: Die größten Erfolgsaussichten haben
dabei nicht die klassischen Kurleistungen, sondern attraktive Angebote für
selbstzahlende Gesundheitstouristen; v. a. im Bereich des Medical Wellness,
das heißt einer Kombination aus medizin-therapeutischen Anwendungen und
Wellness. Hier gewinnt zudem die vorbeugende Gesundheitsprävention zunehmend an Bedeutung. Im Vordergrund steht die nachhaltige Verbesserung
der Lebensqualität und des subjektiven Gesundheitsempfindens.
 Qualität als wichtigste Voraussetzung: (Selbstzahlende) Gesundheitstouristen stellen sowohl an die Gesundheitsanagebote als auch an weitere touristische Dienstleistungen höchste Qualitätsansprüche. Sie erwarten neben einem
-um-Pakete, die die
therapeutischen Leistungen mit hochwertigen Unterkünften, gehobener und
gesunder Gastronomie, Aktivangeboten in intakter Natur sowie einem umfangreichen Freizeit- und Kulturangebot verbinden. Immer wichtiger werden
integrierte Angebote unter einem Dach, sodass lange Wege zwischen Unterkunft und Therapie entfallen.
Entwicklungsstand in Zingst:
Zingst verfügt mit dem Prädikat Ostseeheilbad über das höchste kurörtliche Zertifikat. Eine hohe Kompetenz wird dem Ort allerdings in erster Linie durch die ortsgebundenen Heilmittel (Meerwasser, Luft) sowie dem guten Freizeitangebot zugeschrieben. Die medizinisch-therapeutischen Leistungen sind im Hinblick auf den
Gesundheitstourismus hingegen nur rudimentär entwickelt; attraktive und zukunftsfähige Produkte fehlen weitgehend.
Alleinstellungsfähigkeit:
Nicht nur die Nachfrage zeigt sich hochdynamisch, auch das gesundheitstouristische
Angebot entwickelt sich stetig weiter. Entsprechend groß ist der Konkurrenzdruck
für einzelne Destinationen. Neben den mehr als 350 Heilbädern und Kurorten in
Deutschland bieten mittlerweile auch nicht zertifizierte Orte (auch in den Nachbar__________________________________________________________________________
21
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2011: Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland; Zukunftsinstitut 2012: Healthness
Die nächste Stufe des Megatrends Gesundheit; trendscope 2013: Jahrbuch
Healthcare Marketing 2013; Rulle 2010: Erfolgsstrategien im Gesundheitstourismus; Institut für Freizeitwirtschaft 2008:
Der Gesundheitstourismus der Deutschen bis 2020
- 34 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
ländern) sowie zahlreiche weitere Leistungsträger Gesundheitsdienstleistungen auf
höchstem Niveau an. Alleinstellungsmerkmale können daher nur durch eine konsequente Spezialisierung sowie wettbewerbsfähige Angebote entstehen, nicht durch
den Heilbad-Status an sich.
Passfähigkeit mit landes-/regionsweiten Tourismusstrategien:
Gesundheitstourismus ist ein Potenzialthema für Mecklenburg-Vorpommern und
steht demnach nicht im Fokus der Tourismuswerbung. Im regionalen Kontext wird
das Thema noch immer stark mit der klassischen Kur verbunden.
Abb. 19:
Exkurs: Medical Wellness
Wellness beinhaltet gesundheitswissenschaftlich begleitete Maßnahmen zur nachhaltigen Verbesserung der
Lebensqualität und des subjektiven Gesundheits-empfindens durch eigenverantwortliche Prävention und
Gesundheitsförderung sowie der Motivation zu einem gesundheitsbewussten
(Definition Deutscher Medical Wellness Verband)
Medizinisch fundierter Gesundheitstourismus
Tourismus mit Wellness-Ausrichtung
Therapeutische
Leistungen
Medizinische
Leistungen
Komplementärmedizinische
Leistungen
Medical
Wellness
Sport
und
Fitness
Therapeutische
Leistungen
Kranker Patient
Wellness
Gesunder Gast
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014; Deutscher Medical Wellness Verband unter www.dmwv.de; Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern 2012: Praxisleitfaden für Gesundheitstourismus in Mecklenburg-Vorpommern
Abb. 20:
Exkurs: Erfolgsfaktoren für einen innovativen Gesundheitstourismus
Klare Positionierung
Spezialisierung, unverwechselbares Profil mit Alleinstellungscharakter
Indikationsorientiert bzw. auf das örtliche Heilmittel abgestimmt
Netzwerke
Kooperationen zwischen Touristikern, Gesundheitsdienstleistern, Hotellerie, Fitnessanbietern, Ärzten, etc.
Service
Konsequente Qualitäts- und Kundenorientierung entlang
der gesamten Dienstleistungskette
Angebote und Infrastruktur
Berücksichtigung höchster touristischer und
medizinisch-therapeutischer Qualitätsstandards
Marketing
Neue, zielgruppenspezifische Wege bei
Kundenansprache und Vertrieb
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014; Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2011: Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland
- 35 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Gesundheitstourismus
Stärken und Chancen
Prädikat Ostseeheilbad
Schwächen und Herausforderungen
Vorhandensein natürlicher ortsgebundener Heilmittel: Meerwasser und Luft
Fehlende Tradition als Kurort im Vergleich
zu vielen Konkurrenzdestinationen (Zingst
ist das jüngste Seeheilbad Deutschlands)
Indikationen v.a. Atemweg- und Hauterkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates und, Stoffwechselstörungen, Psychosomatik
Kurmittelcentrum in privater Betreiberschaft, dadurch geringe Gestaltungsspielräume durch die Gemeinde hinsichtlich
Ausrichtung und Qualität der Angebote
Zingst wird in diversen Studien22 eine hohe
kurörtliche Kompetenz zugeschrieben, vor
allem jedoch aufgrund der Lage (Ostsee)
sowie des guten Freizeitangebotes
Hohe Kosten, die durch die Einhaltung der
Prädikatisierungsauflagen entstehen (v. a.
Meerwasseraufbereitung)
Zwei Kurkliniken mit klarer Ausrichtung auf
die Zielgruppe Familien (Eltern- KindKuren)
Kurmittelcentrum als zentrale kurörtliche
Einrichtung, rund 500 ambulante Vorsorgekuren pro Jahr sowie zahlreiche selbstzahlende Gesundheitstouristen
Hohe Zahl an privaten Gesundheitsanbietern, dadurch breite Palette möglicher attraktiver Angebotsbausteine für Medical
Wellness Angebote vorhanden (Fokus: Alternative Heilmethoden, Bewegung, Outdoor); hoher Anteil an Zingst-Gästen unter
den Kunden
Gesundheitstourismus bietet gute Möglichkeiten für die Saisonverlängerung
Keine klare Spezialisierung auf Grundlage
der Indikationen/Heilmittel erkennbar; geringe Zielgruppenansprache
Starke Einzelakteure, kaum Bereitschaft zur
gemeinsamen Produktentwicklung
Geringe Einbindung der Kurkliniken in die
örtliche Angebotsstruktur
Fehlende Produktentwicklung, keine attraktiven Selbstzahlerpauschalen, keine
Bedienung von Trendthemen wie Medical
Wellness
Unzureichende Bündelung der Informationen zu verfügbaren Angeboten, wenige
Transparenz
Häufig unklare Abgrenzung zwischen den
Themen Gesundheit und Wellness
Jährlich stattfindender Gesundheitstag
__________________________________________________________________________
22
Project M 2014: Kompetenzanalyse der Heilbäder und Kurorte in Deutschland Modul I, Auswertungsband für das
Ostseeheilbad Zingst; Europäisches Tourismus Institut ETI 2009: Vergleichende Qualitätsbewertung von Heilbädern
und Kurorten aus (gesundheits-)touristischer Sicht; Sonderauswertung für das Ostseeheilbad Zingst
- 36 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
5.
Wellnesstourismus
Nachfrage- und Marktpotenzial23:
 Wellness ist gefragt: Der Anteil von Wellnessreisen am gesamten
Tourismusmarkt nimmt stetig zu und lag 2012 bei rund 5 Prozent.
Wellnessbehandlungen ein wichtiges Zusatzmotiv für eine Reise sind. Die Prognosen für die
weitere Marktentwicklung zeugen von hohem Potenzial, vor allem in der Altersgruppe 30 bis 50 Jahre.
 Treue, aber anspruchsvolle Gäste: Über zwei Drittel der Wellnessgäste machen mehr als ein mal pro Jahr Wellnessurlaub, am liebsten als Kurz- oder Wochenendtrip sowie zu zweit mit dem Partner. Vor allem Massagen und Beautybehandlungen werden nachgefragt. Ein guter Service ist Wellnessgästen am
wichtigsten, aber auch die Ausstattung des Hotels (moderne, gemütliche und
stilvolle Einrichtung und Wellnessanlagen) sind buchungsentscheidend.
 Hohe Dynamik: Gerade aufgrund der großen Erfahrung und der hohen
Ansprüche der Gäste ist es wichtig auf neue Trends und Innovationen zu
setzen, z. B. Wellness in und aus der Natur, regionale Produkte und autentische
Ausstattung, Nachhaltigkeit/Green Spa, Spa-Rituals, Familienangebote,
Floating, etc.
Entwicklungsstand in Zingst:
Vor allem in der Nebensaison ist Wellness ein wesentliches Besuchsmotiv der ZingstGäste. Verschiedene Anbieter haben sich mit hochwertigen Anlagen und Angeboten
darauf eingestellt. Ausbaufähig sind die Qualitäts- und Zielgruppenorientierung.
Alleinstellungsfähigkeit:
Wellness wird zunehmend zu einem Standardangebot (Must-Have) und eignet sich
damit immer weniger als alleinstellungsfähiges Profilierungsthema für eine Destination. In Deutschland und Österreich werben mittlerweile über 2.400 Hotels mit Wellnessangeboten.24
Passfähigkeit mit landes-/regionsweiten Tourismusstrategien:
Im Wellnesssegment hat sich Mecklenburg-Vorpommern durch hohe Qualität eine
sehr gute Marktposition erarbeitet. Diese soll künftig noch stärker ausgebaut werden, Wellness steht dazu vor allem in der Nebensaison schwerpunktmäßig auf der
Marketing-Agenda.
__________________________________________________________________________
23
24
beauty 24/Wellness-Hotels & Resorts/GfK: Studien Wellness Trends 2012-2014; Deutscher Wellnessverband: SpaTrends 2012/2013
beauty 24/Wellness-Hotels & Resorts/GfK: Wellness Trends 2014
- 37 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Wellnesstourismus
Stärken und Chancen
Attraktive Wellnessangebote in zahlreichen Beherbergungsbetrieben (sogar auf
den Campingplätzen) sowie im Kurmittelcentrum, teilweise auch für Tagesgäste
nutzbar
Teilweise innovative Outdoor-Angebote,
z. B. Massagen am Strand
Schwächen und Herausforderungen
Keine zertifizierten Wellnessanbieter (Ausnahme: Hotel Meerlust mit PremiumZertifikat des Deutschen Wellnessverbandes)
Geringe Spezialisierung und Zielgruppen
orientierung
Wichtiger Angebotsaspekt für Buchungsentscheidungen in der Neben- und Nach-
6.
Sommer und Baden
Nachfrage- und Marktpotenzial25:
 Beliebteste Urlaubsart der Deutschen: Rund jede vierte Inlandsreise wird als
Strand-/Bade-/Sonnenurlaub unternommen. Für das Küstenland MecklenburgVorpommern hat der Badeurlaub eine besonders hohe Bedeutung.
 Hohe Saisonalität: Während 40 Prozent der Sommer-Gäste ihren Urlaub in
Mecklenburg-Vorpommern als Bade-Urlaub bezeichnen, sind es in den Wintermonaten deutlich weniger (22 Prozent).
Entwicklungsstand in Zingst:
Der Badetourismus im Sommer ist traditionell die Top-Urlaubsaktivität der ZingstGäste. Der Strand und die Erholung am Meer zählen sowohl zu den bedeutendsten
Motiven für einen Besuch als auch zu den größten Stärken des Urlaubsortes Zingst.
Einerseits wird
sorgt das hohe Besucheraufkommen für starke Überlastungserscheinungen.
Alleinstellungsfähigkeit:
Gerade im maritim geprägten Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern verfügt nahezu jeder Küstenort über ausgedehnte und saubere Strände und damit die Möglichkeit zum Baden. Die Alleinstellungsfähigkeit ist damit im regionalen Kontext gering.
Passfähigkeit mit landes-/regionsweiten Tourismusstrategien:
Der Sommer- und Badeurlaub ist unangefochten das wichtigste Segment für den
Tourismus in Land und Region. Im Marketing steht er daher vor allem in der Hauptsaison im Vordergrund.
__________________________________________________________________________
25
FUR-Reiseanalyse; Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2012: Wassertourismus in Deutschland; Sonderauswertung Qualitätsmonitor Deutschland-Tourismus
- 38 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Sommer und Baden
Stärken und Chancen
Strand und Meer als Hauptanlass für einen
Zingst-Urlaub; Strandurlaub als die TopUrlaubsaktivität im Sommer (in Zingst, der
Region und Mecklenburg-Vorpommern)
Segment ist auch ohne Vermarktung nahezu ein
Schwächen und Herausforderungen
Sehr stark ausgeprägte Saisonalität;
Strandurlauber kommen in der Regel nur
in der Hochsaison
Hohes Besucheraufkommen in der Hauptsaison erzeugt temporäre starke Überlastungserscheinungen
Hohe Wasserqualität; Auszeichnung des
Strandabschnittes am Kurhaus mit dem
Umw
Strand dient als Location für zahlreiche
Aktivitäten (siehe maritime Atmosphäre)
7.
Maritimer Tourismus
Nachfrage- und Marktpotenzial26:
 Hohe wirtschaftliche Bedeutung: Der maritime Tourismus generiert in Mecklenburg-Vorpommern Umsätze in Höhe von rund 475 Millionen Euro; Tendenz
deutlich steigend. Zu den umsatzstärksten zählen der Bootstourismus (inkl.
Marinas und Wassersport) sowie die Fähr-und Fahrgastschifffahrt.
 Breites Spektrum der möglichen Aktivitäten: Wasser ist als Kulisse im Urlaub von hoher Bedeutung. Rund 60 Prozent der Deutschen haben in den letzten fünf Jahren mindestens eine wasserbezogene Aktivität unternommen.
Fahrgastschifffahrten sind mit Abstand die am häufigsten unternommenen
Aktivitäten (38 Prozent der Deutschen in den letzten fünf Jahren). Bei den
Wassersportaktivitäten stehen besonders Angeln (17 Prozent), Rudern (16 Prozent), Kanu (13 Prozent), Motorboot fahren (13 Prozent) und Tauchen (11 Prozent) hoch im Kurs. Wind- und Kitesurfen sind derzeit hingen nur für eine kleine Nischenzielgruppe relevant.
 Zukunftspotenzial unsicher: Laut Reiseanalyse planten 2011 fast 80 Prozent
verschiedenen Wasseraktivitäten. Allerdings stimmt die rasant abnehmende
Zahl der Bootseigner pessimistisch und trübt die Prognosen für einen weiteren
Aufwärtstrend der wassertouristischen Nachfrage. Deutliche Potenziale bestehen allerdings für leicht zugängliche maritime Angebote, z. B. Schiffsfahrten,
führerscheinfreie Boote, Mitsegelangebote, geführte Kajaktouren, SUP-Surfen.
__________________________________________________________________________
26
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2012: Wassertourismus in Deutschland; Ministerium für Wirtschaft,
Bau und Tourismus 2010: Entwicklungschancen des maritimen Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern; dwif/EGOH
2012: Potenzialanalyse für den Wassertourismus an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins
- 39 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Auch das Erleben maritimer Atmosphäre vom Land aus wird gerade für Küstenorte zunehmend wichtiger.
Entwicklungsstand in Zingst:
Zingst weist auf Grund der natürlichen Gegebenheiten und seiner Lage zwischen
Bodden und Ostsee gute Voraussetzungen für den maritimen Tourismus auf. Allerdings gibt es abgesehen von der gut entwickelten Fahrgastschifffahrt kaum Wassersportangebote, die sich für eine breite Zielgruppenansprache eignen. Die maritime Atmosphäre ist landseitig nur punktuell (räumlich wie zeitlich) erlebbar.
Alleinstellungsfähigkeit:
Aufgrund des Wasserreichtums in Mecklenburg-Vorpommern sowie der dynamischen Nachfrage hat sich in den vergangenen Jahren ein umfangreiches und flächendeckendes Wassertourismusangebot entwickelt. Die Möglichkeit, sich mit speziellen Produkten oder Teilsegmenten von der Konkurrenz abzuheben, ist demnach
gering.
Passfähigkeit mit landes-/regionsweiten Tourismusstrategien:
Der maritime bzw. Wassertourismus hat für das Landesmarketing neben dem Badetourismus höchste Priorität. Sowohl für die Küste als auch das Binnenland liegen
mittlerweile Entwicklungskonzeptionen vor, mit denen das Segment gestärkt werden soll. Auf regionaler Ebene spielt das Thema hingegen eine weniger stark ausgeprägte Rolle, vor allem aufgrund der fehlenden Angebots- und Infrastruktur.
Maritimer Tourismus
Stärken und Chancen
Schwächen und Herausforderungen
Maritime Atmosphäre
attraktive natürliche Standortfaktoren:
Lage zwischen Ostsee und Bodden, sowohl
klassischer Sandstrand als auch Hafenatmosphäre am Bodden
Boddenhafen mit maritimer Atmosphäre
Seebrücke; Planungen für eine attraktive
Flaniermeile auf der Düne (zwischen Seebrücke und Experimentarium)
Einzelne Angebote und Veranstaltungen
am Wasser
 am Strand z. B. Umweltfotofestival mit
Ausstellungen am Strand, Strandkino,
Sportangebote, Wellness
Maritime Atmosphäre ist hafenseitig eher
erlebbar als seeseitig
Fehlender Außenhafen und damit nur wenige Segelboote vom Strand aus beobachtbar
Seeseitig keine Gastronomie direkt am
Wasser/am Strand/auf der Seebrücke
Kein klassischer Fischereibetrieb mit Räucherei und Verkauf am Hafen
Maritime Veranstaltungen und Angebote
mit Wasserbezug (siehe Stärken-Seite) finden nur sehr vereinzelt statt und sind nicht
regelmäßig für Zingst-Gäste erlebbar
- 40 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
 am Hafen z. B. Hafenfest mit Zeesbootregatta Konzerte und Lesungen, Gastronomie
Fahrgastschifffahrt
breites Angebotsspektrum vorhanden,
mehrere Reedereien bieten Linien- und
Ausflugsfahrten ab Zingst an
Linienfahrten: Verbindungen zum Nachbarorten, nach Hiddensee und auf das
Festland/nach Barth; Transportmöglichkeiten für Fahrräder
Ausflugsfahrten: Attraktive Thementouren,
z. B. Naturfahrten, Abendfahrten
Fehlende zielgruppenspezifische Angebote, z. B. für Familien mit Kindern
Geringe Verknüpfung mit weiteren Themen wie Gesundheit, Fotografie
Schiffsausflüge auf traditionellen Zeesbooten finden nur unregelmäßig/auf Anfrage
für Gruppen statt
Saisonabhängigkeit: kuam Angebote im
Winter bzw. sehr unregelmäßige Fahrpläne
Kooperation der Reedereien auf FischlandDarß-Zingst, dadurch Abstimmung der
Fahrpläne sowie gemeinsame Marketingaktivitäten und Produktentwicklung möglich
Bootstourismus
Möglichkeiten für Bootscharter (v. a. Tagescharter; kleine Segel- und Motorboote
bzw. Ruderboote und Kanadier)
Anlegestelle für Gastlieger im Boddenhafen vorhanden
Fehlender Außenhafen auf Fischland-DarßZingst als Lückenschluss zwischen RostockWarnemünde und Rügen; somit fehlende
Attraktivität für den Bootstourismus entlang der Außenküste
Fehlende Anbindung des Boddenhafens
für den Bootstouristen (Sackgassensituation); bislang fehlende Umsetzung einer regionalen Lösung (z. B. über einen Durchstich zur Außenküste)
Keine geführten Bootstouren (z. B. Segeltörns, Kajaktouren) ab Zingst
Wassersport
Professionelle Wassersportschule mit
VDWS-Zertifizierung in Zingst ansässig
Hohe Saisonalität, sehr kurze Saison von
Mai bis September
breites Wassersportangebot: Wind- und
Kitesurfen, Katamaran- und Jollensegeln,
Stand Up Paddling
Keine Möglichkeiten für alternative Angebote in der Nebensaison oder Saisonverlängerung aufgrund fester Schließzeiten
der Wassersportschule
Verleih von Wassersportmaterial; regelmäßige Kurse für Einsteiger und Fortgeschrit-
Starker Konkurrenzdruck; ähnliche Ange- 41 -
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
tene, Segel- und Surfcamps
Verjüngungseffekt durch moderne und
zielgruppenspezifische Angebote für Jugendliche/junge Erwachsene
8.
bote in nahezu allen Nachbargemeinden
sowie entlang der der gesamten Ostseeküste
Potenzielle Zielgruppenkonflikte zwischen
Wassersportlern und anderen Gästen (v.a.
Badegäste, Naturtouristen)
Kunst und Kultur
Nachfrage- und Marktpotenzial27:
 Kultur in der Regel als Ergänzungsangebot: Rund 20 Prozent aller Reisen in
nternommen. 77 Prozent der deutschen Urlauber besuchen zumindest gelegentlich kulturelle Einrichtungen. Die nachfragestärksten Teilsegmente sind
die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten sowie Museums-/ Ausstellungsbesuche.
 Breites Nachfrage- und Angebotsspektrum: Zunehmend erschließt sich der
Kulturtourismus Nischen abseits der klassischen Angebotssegmente der
efragt von Industriekultur über Veranstaltungen an ungewöhnlichen Locations hin zu gelebtem Brauchtum und Traditionen.
 Wachsende Erlebnisorientierung: Kultureinrichtungen entwickeln sich zunehmend zu Erlebniszentren, denen Edutainment-Konzepte zugrunde liegen.
Damit wird versucht, klassische Bildungsaufgaben (education) mit Unterhaltungselementen (entertainment) zu verknüpfen. Zentrale Bausteine dieser Ausstellungsdidaktik sind eine ganzheitliche Themenorientierung mit einem konsowie Interaktivität und Emotionalität bei der Wissensvermittlung. Zudem sind
Angebotskombinationen mit anderen Segmenten (z. B. Aktiv- oder Natururlaub) erfolgversprechend.
Entwicklungsstand in Zingst:
In Zingst gibt es das gesamte Jahr hindurch ein umfangreiches Kulturprogramm für
verschiedene Zielgruppen, vereinzelt auch hochkarätige, überregionale Events. Allerdings fehlt es an einer klaren Fokussierung auf Themen und Zielgruppen sowie
einer breiten Beteiligung der ortsansässigen Leistungsträger bei den Veranstaltungen.
__________________________________________________________________________
27
FUR-Reiseanalyse 2010; Qualitätsmonitor Deutschland-Tourismus; Ministerium für Wissenschaft, Forschung und
Kultur des Landes Brandenburg 2013: Leitfaden Kulturtourismus in Brandenburg
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Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Alleinstellungsfähigkeit:
Kunst- und Kulturangebote gibt es in nahezu jeder touristischen Destination. Um
hier eine alleinstellungsfähige Profilierung erreichen zu können, reicht ein Standardangebot nicht aus. Vielmehr lassen sich nur aus regelmäßigen Highlights mit überregionaler Ausstrahlung und einzigartiger Ausrichtung Alleinstellungsmerkmale
ableiten.
Passfähigkeit mit landes-/regionsweiten Tourismusstrategien:
Kulturtourismus wird in der Landestourismusstrategie für Mecklenburg-Vorpom
k, Bäderarchitektur, Schlösser/Gärten/Herrenhäu
ser oder der Städtetourismus im Fokus. Im regionalen Tourismusmarketing ist das
Thema in erster Linie mit dem Künstlerort Ahrenshoop, aber auch der Erlebniswelt
Fotografie Zingst verknüpft.
Kunst und Kultur
Stärken und Chancen
Schwächen und Herausforderungen
Zahlreiche Kulturveranstaltungen; darunter auch hochkarätige, überregionale
Events (v. a. Fotografie; siehe dort) und
Musikevents wie Zingster Klaviertage, Jazzund Bluestage, Konzertreihen, etc.)
Keine Themen- oder Zielgruppenfokussierung aufgrund der breiten Angebotspalette erkennbar
Langjährige Veranstaltungsreihen durch
Kooperationen mit Künstlern
Die Angebote gehen in der Regel auf die
Initiative der Kur und Tourismus GmbH zurück, nur sehr selten engagieren sich ortsansässige Leistungsträger
Angebote für verschiedene Zielgruppen,
auch für Familien mit Kindern (z. B. Rumpelstil Festwochen)
In der Nebensaison häufig geringe Auslastung der Angebote/Veranstaltungen
Attraktiver Museumshof mit neugestaltetem und erweitertem Heimatmuseum
Einzelne Galerien (v. a. Fotografie; siehe
dort) und Werkstätten (z. B. Bernsteinwerkstatt)
Belebung der Vor- und Nachsaison durch
wetterunabhängige Kulturangebote; regelmäßiges Veranstaltungsprogramm über
das gesamte Jahr hinweg
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Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
9.
Aktivtourismus
Nachfrage- und Marktpotenzial28:
 Radfahren und Wandern als beliebte Urlaubs- und Freizeitaktivitäten:
Sowohl der Rad- als auch der Wandertourismus zählen zu den BoomSegmenten im Tourismus. 20 Prozent der Deutschen fahren im Urlaub Rad;
mehr als die Hälfte der Deutschen können als aktive Wanderer bezeichnet
werden.
 Zunehmende Zielgruppendifferenzierung: Aktivouristen sind eine sehr heterogene Zielgruppe mit teils sehr unterschiedlichen Motiven und Ansprüchen, denn: Nahezu alle Bevölkerungsschichten und Altersklassen radeln oder
wandern. Die Motive variieren vom sportlichen Anspruch über das Erleben der
Natur oder Kultur einer Region per Rad/zu Fuß bis hin zu gesundheitlichen Aspekten.
 Qualitätsorientierung: Immer stärker in den Fokus rücken zielgruppengerechte Angebote: wander- und radfahrerfreundliche Gastgeber sowie eine
qualitativ hochwertige Infrastruktur sind Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche aktivtouristische Vermarktung.
 Innovative und kreative Angebote: Mit zunehmender Digitalisierung rücken
neue Technologien in den Fokus: Tourenplaner und GPS-Navigation über Internet und Smartphone ermöglichen eine den individuellen Wünschen angepasste Tourenplanung und begeistern sogar junge Zielgruppen. Kombiangebote sowie eine Anreicherung aktivtouristischer Angebote um emotionale Aspekte versprechen neue Möglichkeiten. Besondere Potenziale bieten beispielsweise das Gesundheitswandern, Themen- und Erlebniswege, geführte
Touren oder die Ergänzung um kulturelle oder kulinarische Angebote.
Entwicklungsstand in Zingst:
Radfahren und Wandern sind für die Zingst-Gäste wichtige Urlaubsaktivitäten vor
Ort. Allerdings stellen sie eher Ergänzungsangebote als originäre Reiseanlässe dar.
Zudem ist die Angebots- und Infrastruktur vor dem Hintergrund der hohen Ansprü-
Alleinstellungsfähigkeit:
Aktivtouristische Angebote sind in den meisten Regionen Deutschlands vorhanden.
Radfahren und Wandern kann man heutzutage überall ob im Gebirge oder im
Flachland. Als Profilierungsthema eignet sich der Aktivtourismus daher nur im Falle
einer konsequenten Qualitäts- und Zielgruppenorientierung.
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28
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2009: Grundlagenuntersuchung Fahrradtourismus in Deutschland; Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2010: Grundlagenuntersuchung Freizeit- und Urlaubsmarkt
Wandern
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Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Passfähigkeit mit landes-/regionsweiten Tourismusstrategien:
Sowohl der Rad- als auch der Wandertourismus werden auf Landesebene als Hauptthemen bearbeitet, vor allem im Sinne einer Verlängerung der Saison. Auch Fischland-Darß-Zingst profiliert sich zunehmend als rad- (und wander-)freundliche Region.
Aktivtourismus
Stärken und Chancen
Schwächen und Herausforderungen
Radtourismus
Einzelne Radwege in Zingst und der Region vorhanden; vor allem entlang der Küste
und des Boddens
Teilweise attraktive Verweilplätze und Beobachtungsstellen entlang der Radwege
im Nationalpark
Zahlreiche Möglichkeiten, Fahrräder auszuleihen (mindestens 16 Verleihstationen allein in Zingst)
Enge Verbindung mit dem Nationalpark;
regelmäßige Radexkursionen in den Nationalpark
Oneway-Touren sind möglich, da Fahrräder mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus,
Schiff) transportiert werden können
Radtourismus spielt eine große Rolle im
Tourismus auf der Halbinsel; es werden regelmäßige Radverkehrszählungen durchgeführt; Fischland-Darß-Zingst ist seit kur-
Saisonal teilweise starke Überlastung des
Radwegenetzes; der Abschnitt zwischen
Prerow und Zingst zählt zu den am stärksten frequentierten deutschlandweit
Qualität und Dichte des Radwegenetzes
deutlich ausbaufähig, vor allem innerorts
sowie im Osterwald
Geringe Professionalität der Fahrradanbieter; in der Regel wird der Verleih als Nebenerwerb betrieben
Ausbaufähig: E-Bike-Verleih, zielgruppenspezifische Unterkünfte (derzeit nur drei
Bett+Bike-Betriebe in Zingst)
Kaum attraktive Angebote und Produkte
zum Thema Rad, z. B. geführte Touren,
Kombiangebote, Themenrouten, Radpauschalen mit Gepäcktransport
Starker Preiswettbewerb und damit geringe Gestaltungsspielräume für Investitionen
und Produktentwicklung auf Seiten der
Anbieter
Fehlende Zusammenarbeit der Anbieter,
z. B. im Rahmen eines Verleihnetzwerkes
Wandern (und Walken)
Nationalpark mit ausgewiesenen Wanderund Spazierwegen
Nur wenige attraktive Rundtouren für
Wanderer in Zingst möglich
Verschiedene Terrainkurwege in Zingst;
geführte Nordic Walking Touren
Keine aktive Vermarktung des Themas
über Zingst oder die Region
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Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Zwischenbericht *** Stand: SWOT-Analyse *** Juni 2014
Weitere Aktivitäten
Zahlreiche weitere Freizeitaktivitäten, z. B.
Reiten, Minigolf, Tennis, Skaten, Nordic
Walking etc.
Keine Themen- oder Zielgruppenfokussierung aufgrund der breiten Angebotspalette erkennbar
Einzelne Indoorangebote vorhanden
VII. Zwischenfazit 2: Zusammenfassende Bewertung möglicher Profilierungsthemen für den Zingst-Tourismus
Damit sind die Weichen für die künftige Profilierung des Ostseeheilbades Zingst gestellt. Wie im
folgenden Überblick dargestellt, eigenen sich aus gutachterlicher Sicht in erster Linie drei Themen
für eine alleinstellungsfähige Profilierung des Zingst-Tourismus: Künftig wird es darauf ankommen, einen sinnvollen Dreiklang aus den Segmenten Fotografie, Natur und Gesundheit zu komponieren. Dieser muss als Grundlage für die Markenbildung, die Produktentwicklung sowie die
Kommunikation nach innen und außen dienen.
Abb. 21:
Mögliche Profilierungsthemen für Zingst
Entwicklungsstand in Zingst
Passfähigkeit zu
landes-/regionsweiten Strategien
Nachfrageund Marktpotenzial
Alleinstellungsfähigkeit
Fotografie
Naturtourismus
Gesundheitstourismus
Wellnesstourismus
Sommer und Baden
Maritimer Tourismus
Kunst und Kultur
Aktivtourismus
Tourismuskonzept für das Ostseeheilbad Zingst
Quelle:
dwif 2014
Wie genau das funktionieren kann, wird uns gemeinsam mit den Zingster Touristikern und Bürgern
im weiteren Verlauf der Erarbeitung des Tourismuskonzeptes beschäftigen. Doch nicht nur die
Profilierung steht im Mittelpunkt, vielmehr geht es darum, für sämtliche in Kapitel V benannten
Handlungsfelder konkrete Maßnahmen und Umsetzungsempfehlungen zu erarbeiten, um den
Zingst-Tourismus auch künftig erfolgreich und wettbewerbsfähig weiterzuentwickeln.
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